Zitat von
Wilhelm Klink
Denn er verdient dadurch harte Währung, gleichzeitig verbieten wir ihm, dafür etwas zu kaufen (Einbruch Importe nach Russland). Also nutzlos für ihn. Er kann maximal den Rubelkurs stützen. Jetzt sind wir kein Finanzexperte. Aber was hilft der Rubelkurs zum Dollar, wenn er hauptsächlich im Inland und in BRICS einkauft. Oder werden die Währungen der BRICS-Länder über Dollar konvertiert? Im Inland kauft er seine Militärtechnik in Rubel ein, halt Stand 70er Jahre, aber kümmert ihn nicht. Was also bringt ein Öl- und Gasembargo? Das bringt nur ihm etwas. Deshalb zittern wir jetzt alle.
Oder sind wir hier völlig auf dem Holzweg?
Stimmt schon so, aber die Lage ist kompliziert. Zur Beruhigung hilft erst mal die Gegenfrage, warum Russland noch exportiert, obwohl der Westen geschlossen gegen Russland steht? Russland beheizt die europäische Stahl- und Rüstungsindustrie, die russische Soldaten und Material zerstört. Man meint hier auf den ersten Blick, dass Russland alle Trümpfe in der Hand hält, und mit dem Gashahn am längeren Hebel sitzt. Aber der Westen passt sich an, kauft Gas in Arabien und den USA ein. Das wird langfristig nur besser, also müssen die Russen eher früher als später agieren. Ein sofortiger Lieferstopp wäre mit maximaler Schockwirkung verheerend für Europa. Wir sind mit niedrigsten Gasspeicherständen ins Jahr gestartet und trotzdem lassen die Russen diese Gelegenheit verstreichen. Warum, warum? Wir meinen, weil sie unser Geld brauchen.
Was ist schon Geld? Rubel können sie drucken. Gold haben sie reichlich gebunkert. Und trotzdem nützt ihnen das alles nicht. Denn Geld beruht letztlich immer auf Vertrauen, das Vertrauen, dafür woanders wieder Waren kaufen zu können. Der Rubel ist im Weltmarkt tot und über Gold russischer Herkunft liegt der Schleier der Sekundärsanktionen. Mit Gold kann man praktisch nur einkaufen, wenn die Gegenseite eine Überschreibung akzeptiert, während das Gold physisch am selben Ort verbleibt (in der Lagerstätte). Gold zu bewegen ist viel zu aufwändig und damit sanktionsanfällig, als dass das jemand haben wollte. Würdet ihr eine Eigentumsüberschreibung auf Gold, das bei der russischen Zentralbank lagert, akzeptieren, zum Nennpreis? Falls ja, viel Glück.
Wenn Russland nun z. B. in Indien einkaufen will, dann mit Währungen, die Indien auch wieder los wird, um seinerseits einzukaufen. Damit landet man zwangsläufig beim Dollar oder Euro. Deshalb braucht Russland Devisen für den externen Gebrauch.
Intern ist das alles ohnehin sinnlos. Würden die Sanktionen sämtliche Importe verhindern, würden die Russen ihr Gas verschenken. Für Dollar kann man in Russland nichts kaufen (bei perfekten Sanktionen wäre es nur Papier). Bei perfekten Sanktionen spielt es keine Rolle, wie viel Geld wir an Russland überweisen. Nun sind die Sanktionen nicht perfekt und Russland kann mit Dollar und Euro in der Welt einkaufen. Deshalb ist es wichtig, unsere Nachfrage zurückzufahren. Umgekehrt spielt es keine Rolle, wie viele Dollar und Euro die russische Zentralbank behauptet, in Rubel zu konvertieren. Intern kann der russische Staat nur einkaufen, was die russische Rüstungsindustrie liefern kann. Mit welcher Währung gerechnet wird, ist egal. Der Staat könnte die Lieferungen auch anordnen.
Alles hängt letztlich an den Sanktionen gegen Russland und deren Sekundärwirkung auf die internationale Wirtschaft. Damit können wir im besten Fall Russland zur Binnenwirtschaft machen. Nicht mehr, nicht weniger.