Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Die Schweiz - "wir bleiben neutral!" AAR ab 1914
Grützi!
Mein Name ist Urs.
Mehr will ich nicht verraten, denn ich arbeite...
... nun es herrscht Krieg, da verrät man doch nicht jedem seinen Namen, nicht wahr?
Ich bin Korrespondent, ja, für die Zürcher.
Nun, ich spreche Französisch, Deutsch, Englisch, Russisch, das öffnet viele Türen.
Und Schweizer sind gern gesehen, auf allen Seiten der Front.
Vielleicht sollte ich dem geneigten Leser ein wenig erzählen, wie ich zu diesem Beruf kam.
Mich überraschte der Kriegsausbruch, wie die meisten Eidgenossen völlig!
Viele sagen, es sei ihnen genauso ergangen, Franzosen, Briten, Deutsche, Österreicher...
mag schon sein.
Aber im Gegensatz zu uns, hatten diese Völklein schon lange für den Krieg gearbeitet, gerüstet bis zum Abwinken.
Sicher ich hatte von dem Mord in Sarajevo gehört, das war in aller Munde.
Auch die Hektik in den Schweizer Hotels, wo sich immer viele Gesandte der Großmächte aufhielten blieb uns Schweizern nicht verborgen.
Aber Krieg? In so einem Sommer?
Der Schweiz ging es so gut wie lange nicht und selbst James Bryce, der schottische Staatstheoretiker lobte unser Land über den grünen Klee.
Unser Staat hatte das beste System weit und breit,
wir waren sparsam, gut organisiert, unsere Bildung und Wissenschaft war eine der Blüten des Kontinents.
Auch unsere kleine Armee war alles andere als nicht wehrbar – was gingen uns auch die Scharmützel der Großmächte an?
Der Sonderbundskrieg war fast vergessen, die Harmonie war greifbar.
Ah, endlich sind Wir nicht mehr allein mit Unserem Schweizer-AAR.
Was sind Eurer Ziele, werter Enkidu? Neutral bleiben? (das würd ja zu einfach sein, oder?)
Wir wünschen auf jeden Fall viel Erfolg.
Ich werde mal ganz feige neutral bleiben und mich auf einen Bericht der übrigen Kriegsereignisse konzentrieren ;)
Ich weiß das ist feige, aber ich muß erst mal wieder rein finden :P
Ich besuchte die Landesausstellung in Bern, wo ich viele Botschafter und Gesandte kennenlernte.
Diese Kontakte sollten sich als hilfreich in den folgenden Monaten und Jahren erweisen.
Nein, sicher ich spreche vom großen Krieg!
Aber ich habe doch ein paar Schwierigkeiten mich zu erinnern.
Bitte entschuldigen sie mich!
*
zurück in seinem Hotelzimmer kramt Urs nach seinem Tagebuch aus dem Jahr 1914.
Erleichtert schlägt er die Seiten auf, sie sind schon teilweise vergilbt vom Tabakrauch der Kaffeehäuser, ein paar Seiten sind bekleckert mit Mokka oder Wiener Melange.
Er ist weit herum gekommen seit dieser Zeit, doch wieder treten wie dunkle Wolken die Erinnerungen an sein erstes Jahr als Korrespondent vor sein geistiges Auge.
Er überfliegt die Tagebuchaufzeichnungen
*
31. Juli
Jean Jaurès wurde ermordet! Tanja kam mit der Nachricht.
Sie zitterte und war vollkommen schockiert.
Haben Oper abgesagt.
[...]
1. August
Krieg! Die Deutschen haben den Russen den Krieg erklärt.
Das wird ein Gemetzel geben!
Wie wird England sich stellen?
Tanja erzählt mir, daß die Italiener neutral bleiben! Gott sei Dank! Vielleicht gibt es ja Hoffnung!
Wir sitzen gemeinsam auf der Terrasse und sprechen mit einem ihrer Bekannten über die Situation in Russland.
Wladimir hat sehr extreme Ansichten, ich werde mich mal über ihn kundig machen.
[...]
2. August
Die Deutschen haben Luxemburg besetzt!
Jetzt wird auch Frankreich nicht mehr neutral bleiben können!
Tanja hat mir erzählt, daß Wladimirs Bruder von der Polizei des Zaren gehängt wurde, ich solle Nachsicht haben.
3. August
Frankreich ist im Krieg!
Die Deutschen haben die belgische Neutralität mißachtet und die Grenze überschritten!
Reise nach Stuttgart um die Stimmung in Deutschland zu erfahren!
5. August
Tanja ist nicht mitgekommen, sie fürchtet sich, daß sie als Russin von den Deutschen verhaftet werden könnte.
Ich lerne einen jungen Journalisten kennen. Er scheint recht kritisch eingestellt zum Krieg. Ungewöhnlich, erlebe bei vielen Begeisterung.
Die Briten sind inzwischen im Krieg.
6. August
Sehe doch zwischendurch einige besorgte Mienen, vor allem die Frauen scheinen um ihre Männer zu bangen.
Täglich neue Züge nach Westen.
Tanja kabelt mir, daß ich schnell heim kommen solle!
7. August
Habe meinen Artikel nach Zürich gekabelt.
Angeblich werden solche Dinge überwacht, habe nichts bemerkt.
[...]
13. August
zurück in Zürich, habe mit einem Gesandten Russlands gesprochen, angeblich hat die Schweiz ein Bündnis mit den Russen abgelehnt.
werde dahingehend weiter recherchieren.
Tanja ist sehr aufgebracht von dieser Nachricht.
Sie bangt um ihre Familie.
15. August
das Wetter ist noch sehr schön, verbringen viel Zeit draussen.
Tanja bekommt wieder Farbe.
John erzählt mir von einem Verteidigungsbündnis der Briten mit der Schweiz, ich halte das für abwegig.
16. August
mein Informant im Ministerium bestätigt Johns Aussage, doch die Schweiz habe abgelehnt.
Tanja ist aufs Land gefahren zu meinen Eltern.
19. August
Alle scheinen nur noch von Handel zu sprechen, der vom Krieg bedroht sei.
Ein jeder scheint uneins, ob Schutzzölle oder Freihandel nun besser für uns wären.
22. August
man erzählt sich, daß die Österreicher in Russisch-Polen und in der Ukraina einmarschieren.
Die Deutschen hätten Lüttich erobert, Arlon stünde vor dem Fall.
23. August
Man schickt mich nach Brüssel um zu berichten.
Tanja sorgt sich sehr um mich.
24. August
Fahre durch Deutschland.
Alle Wagen mit Soldaten besetzt.
Werde über die Niederlande nach Belgien müssen.
25. August
sehr müde.
Habe Maastricht erreicht.
26. August
Die Niederländer scheinen sehr besorgt wegen des Krieges.
Viele scheinen mit den Deutschen zu sympathisieren.
Bin mit der Bahn bis Hasselt gefahren.
Viele Belgische Soldaten auf dem Rückzug.
27. August
Unter großen Schwierigkeiten nach Brüssel gelangt.
Die Deutschen rücken weiter vor.
Angeblich sind sie schon vor Wavre.
Arlon ist gefallen!
Namur wird belagert!
Nachrichtenlage verwirrend!
Die Franzosen scheinen nicht zu handeln.
28. August
Erste Geschütze gehört!
Nun scheinen sie nicht mehr weit zu sein.
Belgische Truppen sammeln sich vor Brüssel.
Angeblich 40.000 Mann, ob das reicht?
29. August
Habe es bis zu den Truppen geschafft!
Viele Gespräche mit Soldaten und Offizieren.
Große Angst vor den Deutschen.
Wut über den Überfall.
[...]
Habe erstes Scharmützel miterlebt.
Die Deutschen sind in großer Überzahl, rücken unaufhaltsam vor.
30. August
Ich habe mich nach Brüssel zurückgezogen, die Kanonen, die Bomben, all das Schiessen...
Gott bewahre uns davor!
Vor der Stadt scheint es zur Schlacht gekommen zu sein!
Große Angst unter den Zivilisten!
Versuche nach Zürich zu kabeln.
Nicht möglich, nur noch für Militär.
31. August
Die Belgischen Truppen vor Brüssel sind geschlagen!
Vereinzelte Grüppchen ziehen sich in die Stadt zurück.
Diese Gesichter!
Schwarz sind sie vom Russ der Schlacht und Angstverzerrt!
Angeblich gab es mehr als 60.000 Tote!
Welch furchtbarer Krieg!
1. September
Ich habe Brüssel verlassen und fahre nun nach Gent!
Von dort werde ich versuchen in die Niederlande zu kommen!
Augustus Rex
13.04.05, 17:13
Sehr schön, edler Herr! Überaus packend, ohne Firlefanz. Ich freu mich schon auf den Bericht, wenn sich Wladimir in den Zug setzen wird.
*
Urs schloß die Augen für einen Moment.
All das Leid, was er in den Jahren gesehen hatte, so furchtbar es auch war, war nichts im Vergleich zu dem, was er in jenen Tagen an Angst durchgestanden hatte.
Einen Moment dachte er an Tanja und seine Augen wurden feucht.
Tanja, seine große Liebe.
Er hätte sein Leben dafür gegeben, wenn sie noch da wäre.
Nur für einen Tag mit ihr.
Er ging wieder hinunter in die Lobby und setzte sich in einen großen bequemen Ohrensessel.
Ein Page kam und reichte ihm eine Zigarre, die er mit einem wehmütigen Lächeln annahm.
Er entlohnte den Burschen mit einem Franken und steckte sich die Zigarre an.
Was waren das nur für Zeiten gewesen, schrecklich und heldenhaft zugleich.
Wieder herrschte Krieg, doch dieses Mal schickte Urs seine Korrespondenten um die Welt.
*
*
Er hatte das Tagebuch mit hinunter genommen.
Ein wenig ungläubig schaute er darauf.
Eigentlich war es nur sein Reisetagebuch.
Seine wirklichen Ängste und Gedanken hatte er woanders notiert, doch die würden den Tresor niemals verlassen, eh er nicht tot war.
Lächelnd öffnete er das schmale Buch und las weiter um seine Erinnerungen aufzufrischen.
*
2. September
Ich habe Ghent erreicht, doch die Stadt ist in großer Aufregung, viele Menschen aus den östlichen Provinzen, aus dem Limburgischen und den Ardennen leben hier auf engen Raum.
Ich habe noch eine Fahrkarte nach Oostende bekommen.
Von dort geht es mit der Fähre nach Dunkerque.
Frankreich ist sicher noch nicht in Gefahr!
*die folgenden Seiten waren fast unleserlich*
13. September
Ich bin endlich in Zürich!
Tanja holte mich vom Bahnhof ab.
Sie wirkte schockiert.
Sieht man mir das Grauen derart an?
14. September
Wladimir erzählt uns, daß die Österreicher Rovno erobert haben und vor Kieliece stehen.
Doch die Russen seien ihrerseits in Österreichisch-Galizien eingefallen und würden vor Brody stehen.
Wo hat er nur immer diese Informationen her?
Er muß doch zum Geheimdienst gehören.
Tanja sagt, ich solle keine Fragen stellen.
interessant!
weiter so! gefällt mir sehr gut, ohne schnörkel und einprägsam
PanWolodyjowski
13.04.05, 18:29
Sehr interessant geschrieben, kurz und einfach!
Was schön wäre: Screens.
Wenigstens zu den Fronten in den 4 Jahreszeiten, am besten mehr ;)
http://home.arcor.de/enkidu78/Schweiz%2021%20Sep%201914%20Fronten.bmp
Ich werde mal ganz feige neutral bleiben und mich auf einen Bericht der übrigen Kriegsereignisse konzentrieren ;)
Ich weiß das ist feige, aber ich muß erst mal wieder rein finden :P
Nana, feige oder nicht, Wir werden Euch sicher nicht zum Kriege mit anderen Ländern zwingen... die Frage ist nur, was Herr Ott (http://www.si-games.com/forum/showthread.php?p=165266) dazu sagen würde? :D ;)
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