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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Italienische Kolonialgeschichte in Eritrea



Garde_du_Corps
05.04.05, 19:36
Hi, finde das Thema recht interessant und wollte hiermit einen Gedankenaustausch ins Rollen bringen. Behandelt werden soll hier bevorzugt die Zeit zwischen 1890 und 1918.
Hat jemand genauere Angaben zu Literatur und/ oder der Uniformierung der Weißen und Schwarzen Kolonialtruppen?


Geschichte:

Eritrea befand sich bis 1884 unter ägyptischer Kontrolle. 1884 schlossen die Briten mit Ägypten einen Vertrag durch den Eritrea an Äthiopien kam, die Briten aber die Hafenstadt Massawa besetzten. 1885 brachen die Briten den Vertrag und übertrugen ihre Rechte an Italien, da sie nur Intreresse an der Nilquelle hegten.
Die italienische Armee entsandte eine Streitmacht zur gewaltsamen Eroberung des Gebietes, aber die Truppen aus Äthiopien leisteten ihnen erbitterten Widerstand. Dies führte zum Vertrag von Wechale in dem Kaiser Menelik II. den Italienern den Teil Äthiopiens zusicherte, der heute das Staatsgebiet von Eritrea umfaßt. Im Gegenzug sicherte Italien Äthiopien volle Souveränität zu.

Die italienischen Truppen hielten sich jedoch nicht an den Vertrag - in einer Klausel des unterzeichneten Vertrages war (ohne ihn zu übersetzen) ein Absatz in italienisch eingefügt worden, der Äthiopien als italienisches Protektorat bezeichnete - was im Oktober 1895 zur Schlacht von Adwa führte.
In dieser Schlacht wurden die Italiener aufgerieben und Italien mußte sich fortan mit Eritrea zufrieden geben.

1890 beanspruchten die Italiener Eritrea offiziell als ihre Kolonie
1936 eroberten sie mit Hilfe moderner Waffen (endlich) Äthiopien
1941 wurde Eritrea von den Briten besetzt und am Ende des Krieges von ihnen als Verwaltungsgebiet übernommen...

Der Zarewitsch
05.04.05, 23:08
Soldati d'Africa. Vol. 1: 1885-1896

Erstauflage: ja
Author: R. Catellani - G.C.Stella
Auflage: 1
Seiten: 213
Erscheinungsjahr: 2002
Abmessungen: 21.5 x 28.6 cm
Sprache: Italienisch
Bindung: gebundene Ausgabe


Italien griff die türkische Garnison auf Massaua im südlichen Roten Meer 1885 an. Eritrea, das Hinterland sollte zur italienischen Kolonie entwickelt werden. Zunächst wurden 1885 in mehreren Geleitzügen italienische Truppen (Infantrie, Artillerie und Kavallerie) per Schiff durch den gerade fertigen Suez-Kanal nach Massaua gebracht. In dem Band wird der Einsatz der Truppen - in italienischer Sprache - auf 142 Seiten erzählt. Dazu kommen 42 Seiten mit "Profili": Kurzbiographien von 228 Offizieren und anderen Personen. Dazu treten 56 Farbtafeln: Teils ganzseitige Uniformen der Landungstruppen, dazu Originalfotos von Uniformteilen (aus Museen), Abzeichen, Dienstgradschemata, Helme, Tropenhelme und Mützen, sowie Handfeuerwaffen.

Sicher informativ,allerdings in italiano.

Jens von Schwarzburg
14.04.05, 18:17
Unter Kaiser Menelik II, der die Italiker bei Adwa schlug,
folgte eine Expansion durch einige Kriege an der Südgrenze des Landes, die die Staatsfläche um ca. 200% vergrößerten, aber auch neue ethnische und religiöse Volksgruppen in den Staat brachten.

Was mir im Kopf rumschwirrt ist die Frage, wie gelang es einem kleinen Land wie Äthopien gegen eine europäische Macht zu bestehen?
Haben die Ital. sie einfach unterschätzt oder wie gelang es?

suo
14.04.05, 18:28
Äthiopien war weder ein kleines Land, noch waffentechnisch unterlegen.
Menelik hat - wie die Japaner - von den europäischen Staaten Waffen gekauft und eine für das späte 19.Jhd. moderne Armee aufgebaut.
Die Bilder von schwarzen Horden, die ungeordnet gegen Heldenhafte Italiener anrennen sind nichts als europäische Propaganda.

Ich zitiere etwa aus "Millenium - die Weltgeschichte unseres Jahrtausends":



Menelik war ein äthiopischer Meiji, der die europäischen Imperialisten mit ihren eigenen Waffen schlug. Er ging aus dem Wettkampf um Afrika mit einem stark vergrößerten schwarzen Reich, dem Ruf der Unbesiegbarkeit und einem Heer von 600.000 Mann, ausgerüstet mit Schnellfeuergewehren, Maschinengewehren und Kanonen, hervor. (...)
Gestärkt durch einen expandierenden Aussenhandel, stellte seine Reform des Systems der öffentlichen Finanzen die Mittel bereit, europäische Technik zu erwerben: Zu dem Zeitpunkt, da er sich mit den italienischen Eindringlingen auseinandersetzen musste, verfügte er über schätzungsweise 100.000 moderne europäische Gewehre.

Jens von Schwarzburg
14.04.05, 19:19
http://www.macalester.edu/courses/geog61/kshively/images/empire.gif


Link (http://images.google.de/imgres?imgurl=http://www.macalester.edu/courses/geog61/kshively/images/empire.gif&imgrefurl=http://www.macalester.edu/courses/geog61/kshively/development.html&h=564&w=432&sz=230&tbnid=wNppqhZSUkUJ:&tbnh=131&tbnw=100&start=49&prev=/images%3Fq%3DMenelik%26start%3D40%26hl%3Dde%26lr%3D%26sa%3DN)


@ Suo.
600.000 Mann mit europäischen Waffen, das erklärt die Niederlage der Ital. und die rasche Ausdehnung Äthopiens.
Bis dato dachte ich immer, die Ital. haben die Ethiopian einfach unterschätzt
ähnlich wie die Briten die Zulus.

Danke für diesen Literaturhinweis: "Millenium - die Weltgeschichte unseres Jahrtausends": :prost:

the general
14.04.05, 19:43
Da haste Recht und das erklärt sicher auch einiges. Denn ich dachte dasselbe wie Jens.

Hm der Faktor das die Äthiopier europäische Gewehre, Maschinengewehre und Kanonen hatten ist natürlich eine Sache die man nicht ausser acht lassen sollte.

Was ich festgestellt habe ist das es in Italien viele, sehr viele Bücher gibt die sich professionell mit solchen Themen ausseinandersetzen und man sehr viel erfährt, wie z.B. über den Faschismus und Nationalsozialismus, die Unterschiede zwischen den beiden Systemen, genauso gibt es Bücher über italienische Divisionen im 2.Weltkrieg und und und.

Leider halt nur in italienisch was ich sehr schade finde, da mich das auch interessieren würde. Also nicht bezüglich des Faschismus und Nationalsozialismus, sondern eher von der Sparte des Militärs aus.

Garde_du_Corps
14.04.05, 20:12
Ich habe hier noch eine Seite gefunden, von der ich selber schon bestellt habe:

http://www.zinnfigur.com/Figure/DE_Figure_All_Set.asp

Dies ist die Seite vom Preußischen Bücher Kabinett Berlin.
Wenn man im Netz nachschaut oder sich den Katalog ordert erhält man eine Auswahl von ca. 20.000 verschiedenen (Heeres-) geschichtlichen Büchern. Die meisten auf deutsch. Es ist viel Kolonialgeschichte sowie Imperialismus vorhanden...

Arminus
14.04.05, 20:25
Was man noch über Äthopien sagen könnte, ist, dass sie Christen waren, was sie wahrscheinlich relativ lange vor den Europäern geschützt hat...