Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kontor von Johannes Ebblwoi zu Riga
Willkommen bei Johannes Ebblwoi in Riga
Wappen der Stadt:
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Eindrücke der Stadt Riga:
http://historic-cities.huji.ac.il/latvia/riga/maps/munster_ger_1550_dccccxxxi_m.jpg
Riga liegt im Gebiet des Deutschen Ordens:
http://www.arge-deutsche-geschichte.de/bilder/simon13a.jpg
Wappenschild des Deutschen Ordens:
http://www.lehnswesen.de/bilder/ritterorden/ritterorden1.jpg
Ritter in Ordenstracht:
http://www.stupormundi.it/images/teutonicweb.jpg
Dies ist das Kontor von Johannes Ebblwoi in Riga:
http://www.vandermeer.de//vermeer/images/gallery/vermeer06.jpg
Flotte:
1 Schnigge "Dicke Anna"
1 Kogge "Stolz der Meere"
Manufakturen:
3 Gehöfte (Getreide)
2 Backstuben (Brot)
2 Sägewerk (Holz)
1 Schafherde (Wolle)
Brauerei Ebblwoi (Bier)
Sonstiges:
1 Lager
Wir handeln mit allem und jedem!
Steckbrief von Johannes Ebblwoi:
Johannes Ebblwoi ist im stolzen Alter von 27 Jahren. Er kommt ursprünglich aus Hessen und versucht nun in Riga sein Glück als Händler. Er ist in allen Bereichen des Händlerlebens zu Hause, er hofft aber seine Neigungen zum Manufakturwesen eines Tages in Form einer eigenen Manufaktur zu festigen.
Der Zarewitsch
30.01.05, 17:31
Ein Herold Michail Zarinskis wird vorstellig:
http://www.diegilde.de/berufe/img/bankier_pic.gif
Seid gegrüßt!
Ich heiße Dimitri Gavrilov.Mein Herr,Michail Zarinski,schickt mich zu Euch.Sein nowgoroder Handelshaus hat kürzlich in Ladoga ein Kontor eröffnet.
Er hofft auf fruchtbare Zusammenarbeit mit Euch und Eurer Kompanie.Sollten Eure Interessen und die meines Herren nicht übereinstimmen,so hofft er zumindest auf ein friedliches Nebeneinander.
Die besonderen Fähigkeiten des Hauses Zarinski liegen in der Navigationskunst(4) und Kampfkraft(4).Heimathafen ist Ladoga.
Johannes Ebblwoi saß gerade über seinen Büchern als der Herold vorstellig wurde. Er lächelte den Herold an und war hocherfreut:
"Richtet Eurem Herren unsere besten Wünsche aus. Wir würden uns freuen mit Ihm in Zukunft Geschäfte zu machen! Wir hörten das der Pelzhandel weiter im Norden sehr lukrativ zu sein scheint?"
Dabei lächelte der Ebblwoi abermals und drückte dem Herold eine Münze in die Hand.
Eine ganze Weile war er durch die Straßen Riga's gestapft. Der Schnee ließ seine Füße frösteln. Endlich aber fand er das Kontor von Johannes Ebblwoi und trat ein. Eine feste Holztüre kündigte ein Arbeitsraum an und VZ klopfte.
*pochpoch*
Der Abgesandte der Parchens Ostseehandelsgesellschaft, Dimitri Kurenko stapfte durch das abendliche Riga, er war dankbar daß er nicht nach Hamburg oder sontwo hingeschickt sondern nach Riga was wenigstens nicht ganz so weit war von Danzig.
Er war auf der Suche nach dem Kontor des Herren Ebblwoi, denn sein Herr wollte den anderen Kontor der im Deutschen Orden lag und dessen Besitzer kennenlernen und begrüßen.
Als er den Kontor fand, schickte er ein kurzes Stoßgebet zum Himmel in dem er bat das der Herr auch und da war und klopfte an...
Johannes saß immer noch über seinen Büchern und war gerade dabei seine Bestellungen endgültig abzufassen, als es an der schweren Holztür seines Kontors klopfte. Ebblwoi, gekleidet bereits in seinem Nachtgewand und mit der klassischen Schlafmütze auf dem Haupt, zog sich seinen Mantel über und ging mit seiner Kerze zur Tür. Er fragte sich, wer bei diesem eisigen Wetter noch so spät in den Straßen unterwegs ist.
Dann öffnete er die Tür einen Spalt und lugte heraus:
"Wer da? Was wünschen Sie?"
"Einen guten Abend wünsche ich, Vassili Zaitsev mein Name und Nachbar mein Zuhause. Auch ich habe seit einiger Zeit ein Geschäft in der Stadt und wollte euch die besten Wünsche mit auf die Fahrt geben. Vielleicht kann man ja in Frieden handeln und wandeln und gemeinsam der Stadt Ryga dienen?"
Johannes lächelte und öffnete die Tür:
"Zaitsev....ja den Namen haben wir schon mal gehört. Man sagt ihr schießt mit scharfen Preisen."
Johannes lächelte freundlich.
"Es freut uns, einen Kollegen aus der Stadt kennenzulernen. Zumal die Hanse doch noch recht spärlich hier vertreten ist. Wir sind uns sicher, daß wir gut miteinander auskommen werden. Schließlich müssen wir in dieser Enklave des Handels zusammenhalten!"
Bei dem letzten Satz kniff Johannes ein Auge zu und bewegte den Ellenbogen ein paar mal nach vorne. Johannes wünschte dem Händler noch eine gute Nacht und verabschiedete sich.
Als er gerade zu Bett gehen wollte, klopfte es abermals an der Tür. Des Nachts schien es in Riga wie in einem Taubenschlag zuzugehen. Ein Glück, so dachte es sich Johannes, habe ich mittlerweile die Bestellungen und Anweisungen für die nächste Woche ausgegeben. Dann öffnete er dieTür abermals einen Spalt und lugt hervor:
"Wer da? Was wünschen Sie?"
"Werter Herr wenn ich mich vorstellen dürfte ich bin Dimitri Kurenko und Abgesandter meines Herren Alexander Parchens. Er hat seinen Kontor in Danzig und erbringt durch mich seine besten Grüße für euch. Er schlägt eine friedliches Nebeneinander vor wenn nicht sogar eine Bündnis der Kontore hier, um den Deutschen Orden in der Hanse mächtiger zu machen."
Johannes lauschte der Botschaft von Dimitri Kurenko und nickte bedächtig. "Wir wären sicherlich zu einem späteren Zeitpunkt an einer solchen Verbindung interessiert, aber zunächst müssen wir unser bescheidenes Kontor zu etwas Wohlstand führen. Wir werden aber Euren Vorschlag im Gedächtnis behalten."
Johannes Ebblwoi war erfreut über sein letztes Geschäft. Er hatte einige Lasten Fisch importiert und dabei einen ordentlichen Gewinn eingefahren. Nun saß er über seinen Tabellen und Büchern und grübelte eine neue gewinnträchtige Route aus.
Die Schnigge "Dicke Anna" verließ geheimnisvoll den Hafen von Riga. Ihr niedriger Teifgang schien auf wenig Last hinzudeuten....
Nach erfolgreicher Fahrt lief die Schnigge "Dicke Anna" wieder in den Hafen von Riga ein. Johannes Ebblwoi überwachte persönlich die Löschung der Ladung. Frischer Fisch wurde in Netzen aus dem Bauch des wendigen Schiffes gehoben. Johannes hatte eine Tafel bei sich, bei der er einige Zahlen eintrug. Er hatte für seine Möglichkeiten ordentlich Gewinn eingefahren, aber immer noch nicht genug. Der Ehrgeiz packte Johannes und der brummte vor sich hin. Plötzlich stand eine alte Frau neben ihm. "Johannes Ebblwoi?", fragte sie mit einer krächzenden, zitternden Stimme.
Johannes war etwas erschrocken, woher kam die Frau? Eben war sie noch nicht am Dock gewesen. Dennoch antwortete er ruhig: "Ja! Was können wir für sie tun, altes Weib?"
Die Alte stütze sich auf einen krummen Stock und hatte ein schwarzes Spitzentuch über ihrem Kopf zusammengebunden. Ihr Rücken war zu mit einem Buckel versehen, so daß man meinen konnte, ein zweiter Kopf wüchse aus ihrem Rücken. Ihr Kopf hing schwer auf dem zu kurzen Hals und ihr Gesicht war von den Lebensjahren schwer gezeichnet. Neben vielen Warzen prangte in der Mitte des Gesichts ein übler, langer Zinken, der von behaarten Warzen nur so übersäht war. Jedem betracht mußte der pure Ekel in die Glieder fahren, wenn er die Alte ansah. Das fehlende Gebiß, tat sein übriges.
Johannes würgte es leicht, als er die Alte ansah und versuchte im Hintergrund eine Transportkiste zu fixieren.
Dann krächzte die Alte: "Segen wird Euch zufallen! Segen!"
Johannes rollte die Augen, es mußte sich um eine absolut verstörte und verwirrte Frau handeln.
Dann ächzte sie weiter: "Ihr werdet auf der nächsten Fahrt mit Glück gesegnet sein, wenn hier mir einen Taler gebt!". Dabei blickte sie von unten grinsend zu Johannes herauf.
Johannes kratzte sich am Kopf. Er bewunderte die Art der Bettelei, die ihm hier wiederfuhr, dabei hätte es schon genügt, wenn sie einfach nur Ihr entstelltes Gesicht an der Kirche vorzeigen würde. Dennoch war Johannes insgeheim etwas dem Aberglauben verschrieben und griff daher in seine Gürtelbörse. Er holte einen Taler heraus und gab ihn der Alten. Was konnte es schaden?
Die Alte lächelte: "Segen! Johannes Ebblwoi! Segen für Euch!". Als Johannes kurz zum Schiff blickte, war sie plötzlich wieder verschwunden. Ebblwoi schüttelte den Kopf und vermerkte auf seiner Tafel, daß er einen Taler für "gute Zwecke" aufgebracht hatte.
Johannes stand an der Reling der Schnigge "Dicke Anna". Er wollte diesmal persönlich das Kommando des Schiffes übernehmen und die Route nach Visby segeln. Johannes schaute mit Argusaugen auf die Matrosen, die die Ladung an Bord hievten. Ebblwoi hoffte mit dieser Fahrt wieder etwas Gewinn zu machen. Die Gerüchte von Piraten vor Lübeck machten auch hier tief im Osten die Runde. Die ganze Hanse schien alarmiert zu sein.
Endlich war die Schnigge "Dicke Anna" voll beladen und bereit zum Auslaufen. Die Mannschaft stand an der Reling bereit und wartete auf seinen Kapitän. Johannes kam langsam von seinem Kontor zu seiner Schnigge. Er war in diesem Moment stolz auf sich! Sein prachtvolles Schiff lag bereit, um in die See zu stechen. Die Besatzung wartete gebannt nur auf ihn und ganz Riga wartete auf eine neue Lieferung wichtiger Güter. Das Wetter war gut, etwas Nebel lag über dem Hafen von Riga, aber das scheute in diesem Moment niemanden. Selbst die kleinen Fischerboote liefen aus, um ihren Fang zu machen.
Johannes ging die Planke zum Schiff hinauf. An Deck angekommen tönte schon vom Bootsmannsmaat "Käpt´n an Boooord!". Daraufhin zuckten alle Matrosen zusammen und standen gerade, bis Johannes den Hut liftete. "Alle Mann klar machen zum Auslaufen! Anker lichten! Hißt die Segel, Kurs NordNordwest, auf nach Visby!"
Sofort gab es ein kontrolliertes Chaos an Deck. Der Bootsmannsmaat wiederholte die Befehle und die Männer kletterten in die Wanden und holten den Anker ein. Das Segel füllt sich und langsam nahm die "Dicke Anna" Fahrt auf. Das Schiff lag an einem äußeren Dock und konnte so, ohne von einem Boot aus dem Hafen gezogen zu werden, gleich in See stechen.
Johannes prüfte den Kurs "3 Strich Steuerbord! Wer nichts zu tun hat schrubbt das Deck!" Der Steuermann antwortete "Aye, aye, 3 Strich Steuerbord liegt an!". Der Bootsmannsmaat derweil brüllte einige faule Matrosen zusammen und schmiß einen Putzeimer über das Deck.
Johannes lief derweil achtern auf und ab und betrachtete die See. Dann drehte er sich um und blickte Riga nach, daß langsam unter zunehmender Fahrt kleiner wurde. Eine Brise pfiff über das Deck und blähte die Segel voll auf. Ebblwoi schätzte, daß sie nun etwa 7-8 Knoten liefen. In gut zwei Tagen wären sie in Visby könnten innerhalb eines Tages die Ladung löschen und dann wieder mit voller Kraft in zwei Tagen nach Riga laufen.
Der Wind drehte sich etwas. "2 Strich Backbord, hart am Wind!", gab Johannes dem Steuermann zu hören. "Aye, aye! 2 Strich Backbord liegt an!". Dann übergab Johannes seinem Bootsmannsmaat das Kommando. Der alte Seebär Fritjohf war schon zur See gefahren, als Johannes noch in Hessen bei seinem Vater in der Manufaktur spielte. Fritjohf war in Riga berüchtigt, soll er doch schon mit einigen Piraten gesegelt sein und hatte er schon so einiges erlebt. Wer unter seinem Kommando nicht spurte, wurde schneller Kiel geholt, als er blicken konnte. Aber alle wußten, mit dem Haudegen Fritjohf an Bord, war ihnen das Meer gut gesinnt! Beruhigt ging Johannes unter Deck und setzte sich über sein Logbuch:
Tag1: Sind heute morgen rechtzeitig in See gestochen. Laufen mit 8 Knoten Kurs Nordnordwest Visby an. Alles ruhig. Mannschaft ist gehorsam, Fritjohf hat alles im Griff. Hoffe auf weiterhin gutes Wetter und gute Preise in Visby!
Am nächsten Tag lief die "Dicke Anna" immer noch hart am Wind. Die See war stürmisch und Johannes konnte in der Nacht kaum schlafen. Das karge Frühstück, es gab etwas gepöckelten Fisch und warmes Wasser, war auch nicht gerade bekömmlich. Aber die Schnigge lief gut mit 8 Knoten.
Der Tag schien schnell zu vergehen, denn gegen Mittag konnte man schon die Küste von Gotland und später deutlich die Umrisse der Hansestadt Visby.
Am Abend lief dann die Schnigge geruhsam in den Hafen von Visby ein. Johannes holte tief Luft. Der erste Teil seiner Reise war geschafft. Er notierte in sein Logbuch:
Tag 2: Sind mit 8 Knoten auf Gotland zugelaufen. Harte See, aber keine Zwischenfälle. Haben am Abend Visby erreicht.
Der nächste Tag begann früh. Fritjohf brüllte die Matrosen zusammen. Zwei der Halunken hat sich nachts von Bord geschlichen und im "Klapprigen Klabautermann" mehrere Buddeln Rum zugeführt. Die Strafe folgte auf dem Fuße, Fritjohf ließ die beiden mit den Füßen an einen Lastkran binden und sie ins Hafenbecken tauchen. Schnell versammelten sich zahlreiche Zuschauer. die beiden Matrosen quickten wie Frischlinge, als sie abermals eingetaucht wurden. Johannes kam aus seiner Kajüte und sah die Prozedur. Fritjohf hatte sich die Erlaubnis des Kapitän geben lassen. Die beiden spuckten das salzige Wasser aus und keuchten, als Fritjohf sie abermals eintauchen lassen wollte. Auf dem Kai waren in der Ferne schon die Stadtwachen auf dem Weg zur "Dicken Anna", um zu sehen, was denn hier vor sich ging. Johannes baute sich auf: "Schluß jetzt! Fritjohf das reicht! Abbinden und auf halbe Ration mit den beiden Halunken! Und alle an die Arbeit! Wir haben eine Ladung Salz abzuladen."Sofort herrschte Stille und alles machte sich daran das Salz abzuladen. Die Zuschauer vertreuten sich und im Gemurmel war "harter Hund der Käpt´n" und "unter dem haben die nichts zu schlecken" zu hören. Johannes schwellte die Brust. Gerne galt er doch als harter Geschäftsmann. Dann verließ er das Schiff und ging den Kai entlang. Er war auf der Suche nach einer guten Ladung für die Heimreise. Am Hafen gab es guten Fisch für guten Preis. Aber die Gewinnspanne in Riga wäre zu gering. Also ging er weiter in eine Seitengasse. Da entdeckte er einen alten Seiler, der mit seinem Gesellen gerade ein paar Taue auf die Straße zum Verkauf hievte. Nach einer raschen Prüfung war man sich einig! Am Hafen stockte er die Ladung noch mit ein paar Fässern Fisch auf. Morgen konnte man bereits wieder nach Riga auslaufen. Johannes schrieb ins Logbuch:
Tag 3: Zwei Matrosen, Hubert und Kalle, haben des Nachts verbotenen Landgang genommen und Rum zu sich geführt. Bootsmannsmaat Fritjohf nahm eine Bestrafung vor. Die beiden Halunken wurde auf halbe Ration gesetzt und mehrmals per Lastkahn in den Hafen von Visby getaucht. Habe guten Preis für das Rigaer Salz bekommen und die Ladung mit Seilen, soweit die Börse es zuließ, aufgefrischt. Dazu noch ein paar Fäßer Fisch erworben.
Am nächsten Morgen ging alles rasch. Sofort lief man mit der Flut aus und setzte die Segel. Das Wetter war trügerisch, aber die "Dicke Anna" mußte los. Sie glitt aus dem Hafen von Visby und lief mit stolzen 8 Knoten gen OstSüdost. Riga war das Ziel!
Johannes gab ein paar Korreturbefehle. Die "Dicke Anna" mußte merhmals kreuzten, um wieder Fahrt zu gewinnen. Johannes erinnerte sich an die Alte vom Hafen in Riga. "Segen! Segen!", hatte sich gerufen. Wo ist der Segen jetzt? Kaum ging Johannes diesem Gedanken nach kam eine Böhe auf die die Takelage voll aufblähte und die wendige Schnigge schoß, nein, flog über die Ostsee. Johannes war erleichtert. So könnten sie morgen Riga erreichen! Er zog sich zurück, Fritjohf konnte den Kurs überwachen.
Tag 4: Mit gutem Wind aus Riga ausgelaufen. Hatten einige Male eine Flaute, die aber durch Wunderhand in eine Böh wechselte. Dank an die Alte vom Hafen Riga!
Als Johannes diesen Morgen erwachte, wußte er noch nicht, was ihn erwarten würde. Etwas Brot und ein Matjes zum Frühstück genügten schon, um ihn in schlechte Laune zu versetzten. Als er an Deck kam, war alles wie immer Fritjohf brüllte die Matrosen zusammen und war wieder kurz davor einen Mann Kiel holen zu lassen, kein Wunder, hatte er doch, obwohl auf halbe Ration für den "Landgang" in Visby, sich eine volle Ration genommen.
Johannes ging zum Steuermann und kontrollierte den Kurs. "Bei dem Wind sind wir heute Abend wieder in Riga!". "Aye, aye, Käpt´n!", tönte der gelangweilte Steuermann. Johannes nickte kurz und ging wieder unter Deck. Zwar wurde die See stürmischer, aber spannender war es trotzdem nicht. Johannes war eben doch eher ein Krämer als ein Seemann und machte sich über seine Tabellen und Bücher her.
Später am Abend: Johannes wälzte sich in seiner Koje. Die ganze Nacht war schon das grässliche Abbild der Alten aus dem Hafen von Riga in seinem Kopf. "Segen! Segen!", tönte sie in seinem Traum. "Geh an Deck! Hol Deinen Segen, Johannes Ebblwoi!". Johannes wachte schweißgebadet auf. So einen realen Traum hatte er noch nicht erlebt. Sogar der Mundgeruch der Alten war noch in seiner Nase. Johannes konnte nicht mehr einschlafen. Er zog seine "Allwetterkleidung" an und ging auf Deck.
Alles war ruhig. Die Nachtwache hatte die Laternen entzündet und die Schingge schnitt leise durch die See. Leise? Normalerweise rauschte und stürmte es doch um diese Jahreszeit? Nein! Es war warm. Ungewöhnlich warm. Johannes ging an die Reling. Plötzlich hörte der Wind auf zu blasen und die "Dicke Anna" schien in eine Flaute geraten zu sein. Johannes schaute über Bord und sah grünes Schimmern im Wasser.
Ein breites helles, grünleuchtendes Schimmern schien sich um die Schnigge zu legen. Der Steuermann fiel auf die Knie, als er das Schimmern sah und betete zu sämtlichen Heiligen, die ihm einfielen, daß ihn der Klabautermann nicht hole. Johannes aber war ruhig. Das Band beruhigte ihn auf eine seltsame Art und sein Blick schweifte das Band zu seinem Ursprung nach. Ein kleines Funkeln war an Steuerbord zu erkennen. Ein kleines, gelbes Funkeln. Johannes griff nach einem Enterhaken und stocherte im Wasser. Er erreichte es nicht. Dann sprang er über Bord und schwamm auf das Funkeln zu. Innerlich wurde er zu diesem Sprung gedrängt, er mußte zu dem Funkeln. Der Steuermann rief "Mann über Bord! Der Klabautermann hat unseren Käpt´n! Mann über Bord!".
Doch Johannes schwamm unbehelligt weiter, bis er das Funkeln erreichte. Ein großer, schwerer Baumstamm war es, an dem eine goldenes, reich verzierte Halskette hing. Johannes klammerte sich an den Baum. Er nahm die Kette und in seinen Gedanken waren nur die Worte der Alten: "Segen! Segen!". Er nahm die Kette und versteckte sie in seinem Hemd, dann schwamm er zurück. Fritjohf und die Mannschaft standen mit Laternen auf Deck und riefen nach Johannes. Es war ein wildes Getümmel, als Johannes die Schnigge erreichte. "Hier bin ich! Hier!", rief er so laut er konnte die Bordwand hoch und oben beugte sich Fritjohf herüber.
Schnell warfen die Matrosen ein Seil herunter und zogen Johannes an Deck. Kaum war er an Bord, verschwand das grüne Leuchten im Meer. Eine Böh blies in die Segel und es begann wieder stürmisch zu werden. Johannes umklammerte die Halskette in seinem Hemd und ging wortlos unter Deck. In sein Logbuch schrieb er:
Tag 5: Alles ruhig. "Segen!".
Trotz der nächtlichen "Flaute" erreichte die "Dicke Anna" rechtzeitig Riga. Nichts war seit dem Abend mehr vorgefallen, lediglich die Mannschaft schaute erfürchtig auf Johannes. Am Abend lief die Schnigge ruhig in Riga ein und Johannes schrieb in sein Logbuch:
Tag 6: Haben Riga erreicht. Stürmische See und guter Wind haben uns rechtzeitig heimgebracht. Laufen gegen Abend in Riga ein. Hoffe morgen auf gute Geschäfte.
Der nächste Tag brachte schnellen Handel. Seine Ladung wurde Johannes ohne Mühe los. Die örtliche Werft hatte auf eine Ladung Seile nur gewartet und der Fisch war immer schnell auf dem Markt abgestoßen. Lediglich den Schmuck hatte Johannes noch. Er ging zu seiner Schnigge und begutachtete das Schiff. Sie war noch im guten Zustand und eine weitere Fahrt wäre gut möglich. Johannes ging in sein Kontor und setzte sich an seinen Abreitsplatz. Eigentlich würde er ja jetzt Bücher wälzen und Rechenbeispiele vornehmen, aber er saß einfach nur da und bestaunte den Schmuck. Hatte die Alte ihm doch Glück gebracht? Johannes dachte nach und der 7. Tag verging.
Die nächste Handelsfahrt nach Visby konnte Johannes ebenfalls mit gutem Erfolg verbuchen. Dafür sorgte der Schmuck, den er Dank der Alten erhalten hatte:
Eines Nachts saß Johannes immer noch in seinem kleinen Kontor und grübelte über die Alte und den Schmuck nach. Für Johannes bestand kein Zweifel, daß der Segen der Alten ihm dieses seltsame Schauspiel des Meeres und den Schmuck bescherte. Was sollte er mit dem Kleinod tun? Diese Frage stellte er sich immer wieder, bis er einen Entschluß faßte. Johannes wollte den Schmuck gewinnbringend in Riga verkaufen. War er wirklich durch eine besondere Fügung in seine Hände gelangt, so würde der Schmuck bestimmt irgendwann wieder seine Wege kreuzen. Da war sich Johannes sicher. War er es nicht, dann würde der Gewinn dennoch seinem Unternehmungen einen ordentlichen Aufschub geben, so daß er künftig größere Investitionen wagen konnte.
Gesagt getan! Johannes suchte am nächsten Tag den Juwelier "Moses Kronenjäger" auf. Dieser war wohl einer der angesehensten Schmuckhändler und würde Johannes bestimmt einen angemessenen Preis machen. Johannes zu "beduppen", so nannte man es in seiner Heimat, wenn man über den Tisch gezogen wurde, würde sich der alte Schmuckhändler nicht wagen. Sein Ruf war viel zu angesehen.
Moses betrachtete den Schmuck mit einem Okular und raunte. Er bescheinigte Johannes, daß es sich um die Arbeit eines Meisters handelte und das dies wahrlich ein "Schmuckstück" sei. Schnell war man sich einig, würde ein Fürst für solch ein Prachtstück doch sicherlich Moses den dreifachen Preis zahlen, den Johannes bekam. Aber mehr war für Johannes nicht zu erwarten. Es war ein guter Preis, den er im Hafen sogleich in Ware investierte für die nächste Fahrt nach Visby....
Diese letzte Fahrt nach Visby brachte Johannes Ebblwoi den gewünschten Erfolg. Nun konnte er das verwirklichen, was er von seinem Vater gelernt hatte.
Er konnte eine Manufaktur errichten und endlich sein wahres Können zeigen!
Da bereits Vassili Zaitsev auch eine Baustelle in Riga unterhielt, schienen die gesamten Handwerker aus der Umgebung in die Stadt zu strömen, um an den Manufakturen zu arbeiten.
Vielfach zeigten sich gerade in den ärmen Schichten Rigas die Hoffnung, daß ein Aufschwung durch die neuen Manufakturen Riga erfaßte. Doch davor stand noch ein großes Stück Arbeit. Die Ausschachtungen sollten in den nächsten Tagen beginnen. Der örtliche Architekt Hugo Alstermann war mit den Plänen ins Kontor von Ebblwoi gekommen und stellte seine Entwürfe vor. Es würden bescheidene zweckmäßige Häuser sein mit den typischen roten Ziegeln aus Riga.
Bis lange in die Nacht unterhielten sich die beiden über den Bau. Alstermann würde die Baustelle überwachen, während Ebblwoi auf eine längere Reise ging.
Alstermann: "Vor Visby wurden Piraten gesichtet, so erzählt man sich. Wir hoffen ihr werdet nicht Eure Segel in diese Richtung richten."
Ebblwoi: "Diesmal nicht. Wir haben eine andere Route ausgesehen. Diesmal wollen wir nochmal etwas wagen, bevor unsere Schnigge auf die Werft muß. Daher hoffen wir auf Eure Kompetenz beim Bau der Gebäude!"
Alstermann: "Ihr wißt doch, Herr Ebblwoi, daß wir unseren Ruf hier in Riga nicht riskieren werden. Ansonsten brauchen wir ja in keiner Hansestadt mehr unser Können anzubieten."
Ebblwoi: "Und wenn Ihr erfolgreich und gute Arbeit leistet, dann könnt Ihr in Zukunft vielleicht noch mit ein paar Folgeaufträgen rechnen."
Ebblwoi lächelte und schenkte Beiden einen großen Becher hessischen Apfelwein ein. Die beiden schienen sich gut zu verstehen und zechten bis in die Nacht.
Dabei vergaß Ebblwoi endlich die Meuterei am Anfang der Woche. Da war im selbst der alte Fritjohf in den Rücken gefallen. Ebblwoi hatte die Mannschaft immer erst nach der Abrechnung im Kontor bezahlt, weshalb die Mannschaft erst Tage später zechen konnte. Ein Seemann mit Landgang und ohne Bezahlung war gefährlich, daß wußte Ebblwoi jetzt auch. Das nächste Mal werde er daran denken.
Aber heute Abend vergaß er diese Sorgen und plante mit Alstermann seine Zukunft.
Die allgemeine Flaute in der Ostsee nutze Ebblwoi mit der Überwachung des Baus seiner Maufakturen. Er verbrachte viel Zeit mit dem Architekten.
Generell gab er wenig auf die Untergangsstimmung die sich in den Hansestädten auszubreiten schien. Man konnte schon Mönche und andere "erleuchtete" Menschen sehen, die vom Untergang der Welt predigten und auch die Kirchen hatten einen nie dagesehen Zulauf. Der Ablaßhandel blühte auf und die Dirnen saßen tatenlos an den Häfen herum. Einige derbe Schurken, die sonst kein Fest ausließen und gerne Schlägereien anzettelten, waren wie geläutert und selbst die Matrosen wurden brav wie Lämmer vor dem drohenden Weltuntergang.
Aber Johannes glaubte eher an eine vorübergehende Wetterphase, die bald so schnell umschlug, wie sie gekommen war.
Schließlich stand das Osterfest vor der Tür und da war es nur normal, daß die Leute leicht "spirituell" wurden, wie ihm sein Architekt versicherte. Er war weit herumgekommen und meinte, daß selbst bei den Mongolenhorden das Wetter mal schön und schlecht sei, daher könne es wohl kaum an der Religion liegen, wie das Wetter wird, seien doch alle Mongolen Heiden. Der Architekt war sich sicher, daß das Wetter nach reinem Gutdünken wirkte und wohl kaum wirklich von Petrus Hand gemacht sei. Diese Blasphemie hätte ihn in Spanien wohl den Kopf gekostet, aber nicht hier in Riga.
Johannes konzentrierte sich daher auf die Arbeit und dafür waren auch seine Arbeiter dankbar, die so wenigstens auch ihre trüben Gedanken vergessen konnten. Anscheinend lag die Glückseligkeit momentan in der Verrichtung von viel und guter Arbeit.
Der Wind blies wieder auf der Ostsee und vor dem Kontor des Johannes Ebblwoi in Riga standen Arbeiter an, um auf seiner neuen Getreidefarm zu arbeiten.
Johannes hatte mit seinen letzten Fahrten eine neue Einkommensquelle erschlossen, etwas das jeder hier an der Ostsee benötigte: Getreide. Etwas Außerhalb von Riga hatte er etwas Land erstanden und nun suchte er die ersten Arbeiter, die darauf fruchtbares Korn zogen.
Inzwischen waren neben seinem Kontor die Arbeiten an seiner neuen Bäckerei weiter fortgeschritten und würden nächste Woche ihr Ende finden. Dann konnte er das Korn direkt zu Brot verabeiten.
Der Andrang der Arbeiter in vor seinem Kontor war groß, aber noch suchte er lediglich 10 Arbeiter. Mehr waren für den Hof nicht wirtschaftlich. Die Arbeiter fand er schnell. Einige ehemalige Bauern waren in der Hoffnung auf schnellen Reichtum nach Riga gekommen, aber im Handelswesen kläglich gescheitert. Darunter waren seine 10 Arbeiter, die zwar keine Händler, aber dafür gute Bauern abgaben.
Aufgrund des Andrangs und der letzten erfolgreichen Fahrt seiner Schnigge nach Ladoga, entschloss Johannes weiter zu expandieren. Er vergrößerte seine Getreidefarm!
Auch seine nun schon etwas geschundene Schnigge müßte demnächst in die Werft, aber Johannes war sich sicher, daß eine weitere Fahrt nach Ladoga noch ohne Probleme zu meistern sei. Dann würde sie aber vorsichthalber in die Werft kommen. Die Dicke Anna war sein zweites zu Hause, neben dem Kontor. Zukünftig plante er jedoch einen Kapitän anzuheuern, der seine Seereisen unternehmen sollte, schließlich lag sein Geschick in der Manufaktur.
Momentan war Johannes glücklich. In einer Sekunde der Ruhe dachte er an die alte Frau zurück, die ihm einst Segen versprochen hatte. Johannes hoffte der Frau nochmal zu begegenen, um ihr zu danken. Ohne ihr Wünsche, wäre wohl einiges anders verlaufen.
Abgesehen von seinen Unternehmungen dachte Johannes aber noch an Riga selbst. Er verfaßte ein Schreiben an Vassili Zaitsev. Johannes hatte eine Idee....
Ein junger Kerl in einfachem Wamst betrat das Kontor in seinen Händen hielt er einen Fetzen Papier.
"Von meinem Herren, dem Krämer Zaitsev."
"Gott zum Gruße,
Ich las mit Freude eure Zeilen, nun auch mich düngt es zu einer engen Handelspartnerschaft und gern würde ich mit euch diese Dinge besprechen. Ich werde in wenigen Stunden jedoch leider nach Westen aufbrechen, wenn es euch möglich ist, so könnten wir in etwa zwei Wochen besprechen, wie zu verfahren sein wird.
Eine gute Windlage und einen sicheren Kahn wünscht euch,
Vassili Zaitsev"
Johannes Ebblwoi drückte dem Jungen einen Pfennig in die Hand und las den Brief aufmerksam. Er nickte bedächtig und begab sich dann wieder ins Kontor.
Dort saß bereits Hugo Alstermann, der mit Ebblwoi die neuen Pläne für seine Geschäftsexpansion besprach. Johannes plante den Ausbau seiner bisherigen Getreidefarm und der Bäckerei. Außerdem sollte das Lager des Kontors um einige Lasten erweitert werden.
Aber sein neuster Coup war der Bau der "Ebblwoi Brauerei". Hier wollte Ebblwoi als Pionier der Braukunst voranschreiten und aus Hopfen, Malz und Wasser das köstlichste Bier der Ostsee brauen.
Um eine autarke Brauerei zu ermöglichen plante er noch den Bau eines Sägewerkes in den nahen Wäldern Rigas. Damit war Ebblwoi wohl einer der umtriebigsten Krämer in Riga.
Sein Schifffahrtsgeschäft ließ er dabei nicht außer acht. Die "Dicke Anna" war aber überholungsreif und manch ein Seelenverkäufer machte mehr Fahrt. Daher kam die Schnigge auf die Reede.
Der Bau einer neuen Kogge sollte zudem das Geschäft auf dem Seeweg lukrativer machen.
Ebbelwoi hoffte, daß seine Unternehmungen erfolgreich sein würden. Das würde die nächste Woche zeigen. Denn laut Alstermann wären die Erweiterungsarbeiten bis dahin abgeschlossen.
*Bummbumm*
Mit einem kräftigen Schlag kündigte er sich an und hoffte, das der alte Ebbelwoi nicht auf den Ohren saß.
Johannes war gerade über seinem Kontorbericht eingenickt, die ganzen Manufakturen brachten viel Schreibarbeit mit, als er durch ein schallendes Klopfen geweckt wurde.
Johannes rappelte sich auf, spülte seinen Mund mit einem Becher Ebblwoi und ging zur Tür. Durch das klopfen war auch seine Hausmagd geweckt worden, die mit einem Besen und einer Kerze an der Tür stand:
"Herr, wer mag das zu dieser Stunde sein? Bestimmt die Halunken, die Euch das Getreide und das Brot geraubt haben!", dabei wedelte sie mit dem Besen um die "luftigen" Halunken in die Flucht zu schlagen.
"Nur mit der Ruhe Tilda. Die "Halunken", die unser Brot gestohlen haben, werden es wohl kaum wagen in das Kontor eines Johannes Ebblwoi zu kommen. Mal sehen. Vielleicht ist es ja unser neuer Verwalter, Gerhard Eisenfaust oder der gute Alstermann mit einem neuen Plan für eine Manufaktur.", wobei Ebblwoi müde lächelte. Sein Kopf hämmerte etwas. Er schob es auf den Ebblwoi. Er war wohl auf der Reise von Hessen nach Riga doch etwas zu sehr gegoren.
Dann öffnete Johannes die Tür.....
[...]it der Ruhe Tilda. Die "Halunken", die unser Bot gestohlen haben, werden es wohl kaum wagen in das Kontor eines Johannes Ebblwoi zu kommen.[...]Es wäre mir neu, dass in diesem RPG Bots erlaubt sind. :rot: Ich bitte darum, diesen Cheater sofort zu sperren. :mad:
;)
:D
Man konnte nur ein verdutzes Staunen entdecken, als sich die Tür öffnete und auf der Gasse ein frecher Lausebub diese seltsamen Worte rief. Johannes wunderte sich und fragte sich zugleich, was dieser Lümmel des nächtens auf der Gasse wohl gemeint hat? Die Worte waren ihm nicht geläufig, es mußte sich wohl um einen heidnischen Dialekt aus den tiefen Litauens handeln oder gar noch weiter östlicher bei den Finnen oder Reusen. Irgendein Boot, ein Kater und was ist ein er-peh-geh? Johannes schüttelte diese seltsame Begegnung aus seinem Kopf und die verdutzte Tilda fuchtelte mit dem Besen hinter diesem Lausebuben her.
Dann wandte Johannes sich demjenigen zu, der eigentlich an der Tür geklopft hat.....
"Na Ebblwoi, ich störe doch nicht?" mit einem Grinsen schaute ich auf den Mann, sein Frack hatte eine unplanmäßige Plättung genommen.
"Ah, Herr Zaitsev, Ihr seid es nur. Meine Magd befürchtete schon, daß schlimmste. Kommt herein in die gute Stube."
Johannes deutete auf den Weg durch die Eingangshalle in das Arbeitszimmer. Das Zimmer war recht klein. Die Wände waren teilweise mit Regalen zugestellt, in denen Folianten, Schriftrollen, Karten und allerelei Dinge herumlagen. Die Wand rechts von der Eingangstür besaß einen Kamin, in dem etwas Holz glimmte. Davor lag das Fell eines Bären, dessen ausgestopfter Kopf grimmig in Richtung Tür schaute. Davor standen zwei Sessel mit einem kleinen Tisch dazwischen.
Links war ein Fenster mit dem typischen "Flaschenglasstil". Davor stand ein Schreibtisch auf dem eine Kerze brannte und auf dem Schreibtisch lag ein Wust von Papieren. Ein Federkil lag am Rand des Tisches und tropfte bedächtig auf den Boden. Man hatte das Gefühl, das hier eben noch gearbeitet wurde.
Gegenüber der Tür hing an der Wand ein Poträt eines Mannes in typischer Händlerkleidung. Er ähnelte stark Ebblwoi, doch die Nase des poträtierten Mannes war weitaus klobiger als die von Johannes.
An der Decke hing ein kleines Wagenrad. Er gehörte wohl zu einem kleinen Karren und wurde durch seine Aufhängung und die Kerzen, die an den Speichen enden im Rad angebracht waren, zu einem Kronleuchter umfunktioniert. Dieser brannte aber nicht, so daß eine schummrige Dunkelheit den Raum beherrschte.
Ebblwoi deutete auf die Sessel.
"Setzt Euch, werter Zaitsev. Ich lege rasch etwas Holz nach und zünde die Kerzen an. Tilda wird Euch derweil einen Krug warmen Grog bringen oder bevorzugt Ihr lieber einen echten Ebblwoi?"
Dabei lächelte er verlustigt und ging zum Kamin. Behände packte er etwas Holz von dem Holzstabel neben dem Kamin und warf es hinein. Mit einem gekonnten Kniff mit dem Schürhaken entfachte er ein loderndes Feuer. Dann holte er sich einen kleinen Hocker, der in einer dunklen Ecke gestanden zu haben schien, hüpfte darauf und entzündete den Kronleuchter.
Durch das Kerzenlicht und das lordernde Feuer war der Raum nun etwas erhellt und es herrschte eine gemütliche Atmossphäre. Inzwischen war schon Tilda mit einem Tablett erschienen. Neben zwei Krügen mit dampfendem Grog, der Geruch verriet schon das gute Getränk, lag etwas Brot, Käse und Wurst auf dem Tablett. Tilda stellte es vorsichtig auf das Tischen und verbeugte sich etwas unbeholfen, als sie das Zimmer verließ.
Johannes hatte inzwischen den Hocker wieder weggräumt und setze sich in einen der Sessel.
"Womit kann ich dienen, werter Zaitsev?", er schaute nun etwas ernster und griff nach einem Krug Grog. Dann verschwand ein Stück Käse und ein kleines Stück Brot in seinem Mund.
And der Wand gegenüber
Womit ihr dienen könnt, nun ihr ward es doch, der uns zu einem Gespräch aufforderte. Wie stellt ihr euch die Zukunft vor? Ich habe gehört und gesehen, das ihr einiges in Riga in Auftrag gegeben habt, nun meine Geschicke werden wohl in Zukunft noch mehr auf den Meeren zu finden sein, die Taten als Landratte stehen nur rot in meinen Büchern.
Vielleicht kann man sich da entgegen kommen?"
Genüsslich ließ er einen Schluck Grog durch den Gaumen schwappen, bevor er ihn hinter schluckte.
"Wir haben eine gute Position hier und könnten mit etwas händlerischem Geschick schon bald neue Niederlassungen voran treiben. Leider besitzt Riga nur eine kleine Werft, was die umfangreiche Manufakturenerrichtung etwas bremst oder zumindest die nachfolgende Produktion. Wie sieht es bei euch aus, wo legt ihr euer Kerngeschäft fest?"
"Nun, werter Zaitsev, wir haben uns auf viele Dinge verlagert, sind aber dem Seehandel etwas abgeneigt. Wir sind eben kein guter Kapitän sondern eher eine Landratte", Ebblwoi lächelte und nahm einen Schluck Grog und knabberte an einem Stück Brot.
"Unsere größtes Kerngeschäft dürfte wohl die Getreideproduktion und deren Weiterverarbeitung werden. Wir haben nun einige Gehöfte und unsere Bäckerei wird auch ausgebaut. Hinzu kommt die neue Brauerei. Ihr seht, wir sind in den Manufakturen aufgegangen. Im Bereich der Schiffahrt haben wir lediglich unsere alte Schnigge und eine neue Kogge, die demnächst vom Stapel läuft.
Unsere Häfen die wir mit Vorliebe anlaufen sind Lagoda und Visby. Bezüglich der Werft habt ihr schon recht. Da müßte etwas getan werden. Holz könnten wir aus unseren Sägewerken liefern, sofern die Bierproduktion nicht stockt.
Wir sind uns noch nicht im Klaren wie man am besten eine Kooperation zwischen uns Händlern bewerkstelligen könnte. Wir brauchen jede Woche einiges an Geld, um die Manufakturen am Laufen zu halten. Ganz zu schweigen von unseren Schiffen. Aber wir könnten Euch beispielsweise einen guten Preis für unsere Waren machen. Dann könntet Ihr sie mit mehr Gewinn verkaufen. Im Gegenzug, ja im Gegenzug was hättet Ihr da zu bieten?"
"Im Gegenzug? Nun ihr werdet viel produzieren demnächst. Mit zwei Schiffen sollte es schwierig werden diese Waren fortzubringen. Wir produzieren zur Zeit nur im Textilbereich und mehr wird es auch nicht werden vorerst und zumindest in Riga. Mit den Städten Lagoda und Visby sollte alles gut laufen, denn dort schippere ich weitestgehend vorbei.
Ansich stelle ich mir nur schwierig vor, wie ihr das Bier und Getreide gewinnbringend verkaufen wollt, zu klein die Dividenten sind. Aber nunja ihr seid ja ein erfahrener Mann.
Ihr spracht von Kooperation in eurem letzten Brief, nun ich hatte gehofft ihr hättet da auch schon konkretere Vorschläge.
Was sich für mich uasschließt, ist eine feste Zusage, gewisse Städte überhaupt nicht anzulaufen, da ich mit meinen Routen sehr flexibel bin und gerne dahin fahre, wo ich auch in der geringsten Zeit, die größten Gewinne erwirtschafte, aber das ist wohl unser aller Ansinnen, ihr seit da sicher unserer Meinung."
"Nun, um Euch zu beruhigen. Das Getreide etwa ist notwendig zur Herstellung von Brot und Bier. Daher produziere die Rohstoffe zuer Weiterverabeitung lieber selbst, bevor wir diese noch teuer einkaufen müssen.
Im Übrigen haben wir uns bisher von dem Textilbereich zurückhalten, da Ihr ja schon Ambitionen in dieser Richtung gehegt habt. Wir verzichten dabei schon auf eine gewinnträchtige Sparte, aber um auch uns nicht ein verlustbringendes Konkurrenzgeschäft einzuhandeln. Wir denken, daß Ihr bezüglich unserer Manufakturen genauso denkt. Somit haben wir ja schon mal eine Basis.
Wir können uns somit erstmal darauf beschränken, daß wir einander nicht Konkurrenz machen in der Produktion von Waren und das wir es möglichst unterlassen Waren aus diesen Berufssparten regelmäig einzuführen.
Bezüglich der Handelsrouten bleibt uns da wohl auch keine große Wahl, müssen wir doch im Seehandel auf jeden Taler schauen. Aber an den fremden Märkten dürften wir ja kaum in Rivalität stehen, stehen uns persönlich eben nur 2 Schiffe momentan zur Verfügung.
Was haltet Ihr davon, daß wir eine Handelsgilde über unsere Übereinkünfte ins Leben rufen. Wir regeln dabei die Konkurrenzsituation bei unseren produzierenden Betrieben, lassen aber Regelungen für Handelsrouten zunächst offen.
Auch könnte man in dieser Form Beistandsgesuche bei einer konkreten Piratenbedrohung festhalten und vielleicht über diverse Ausbauten der Stadt Riga nachdenken. Beispielsweise eine Erweiterung der Werft.
Um dabei gewisse Projekte zu finanzieren, könnte man jede Woche einen gewissen Betrag einzahlen.
Was haltet Ihr von unserem Gedanken? Es wäre zumindest eine Grundlage auf der man aufbauen könnte. Ansonsten lohnt es ja nicht über weitere Kooperation zu sprechen, nicht wahr?".
Ebblwoi machte ein nachdenkliches Gesicht und erwartete gespannt eine Antwort von Zaitsev.
"Klingt für mich sehr vernümpftig... und ich glaube wir können dahin gehend einiges tun, die Stadt Riga ist eine sehr lohnende Investition. Nun ich würde sagen, die Gilde ist so gut wie beschlossen, nicht wahr. :D
Hm ich komme aber auch noch mit einem kleinen Anliegen daher, wie sieht es aus? Ihr produziert viel, ich könnte es verschippern? Zudem suche ich einen Käufer für meine zwei Betriebe, vielleicht wollt ihr ja. Ich frage von Geschäftspartner zu Geschäftspartner... ansonsten würde ich irgendwann in nächster Zeit einen Anschlag auf dem Markt machen. Ich bin eben doch mehr der Seemann... ach ja eine Schaffarm und eine Weberei wären dies."
Ebblwoi grübelte etwas. Der Grog, schon inzwischen etwas kalt, kippte er mit einem Zug hinunter:
"Hmm...eine Schaffarm und eine Weberei. Damit hätten wir natürlich eine wichtige Lücke in unserer Produktpalette geschlossen. Einen Moment.."
Ebblwoi stand auf und ging zu dem Schreibpult vor dem Fenster. Er durchforstete ein paar Papiere und nickte dann kurz.
"Wir würden Eure Manufakturen hier in Riga gerne übernehmen. Jedoch ist unsere Finanzplanung für diese Woche schon abgeschlossen. Wir würden dann nächste Woche genügend Raum schaffen, um eine Übernahme zu finanzieren."
Ebblwoi schob ein paar Steine an einem Abacus hin und her.
"Das wird zwar dann für uns alles sehr eng, aber nächste Woche könnten wir es schaffen.
Somit wären die Gilde und die Übernahme Eurer Betriebe beschlossene Sache.
Kommen wir zu Eurem Angebot des Verschipperns."
Ebblwoi lächelte und setzte sich wieder Zaitsev gegenüber:
"Für ein gutes Angebot, könnten wir Euch Waren abgeben oder Ihr verschifft unsere Waren für eine Gebühr, wobei wir dann noch kalkulieren müssten, wie wir beide dabei Gewinn machen könnten.
Habt Ihr da eine konkretere Vorstellung?"
Hm, kaufen zu marktüblichen Preisen hier in Riga, wenn wir einen Weg finden es zu verkaufen... Bier zum Beispiel ist sehr konstant in der Gegend zu erwerben, es wird schwer ohne Konvoi und weite Ausflüge dies zu veräußern, was war es sonst noch, was ihr produziert?
Er nippte am Saft...
"Die Betriebe haben Zeit, ich schickte die Arbeiter heim und bezahle nunmehr die Grundsteuer dafür."
"Wir produzieren noch, Holz, Brot und Getreide."
Er wußte seine Bedenkzeit war lang, aber zumindest genutzt. :D
Nun Herr Ebblwoi wir haben unsere Gedanken geformt, sind zu dem Ergebnis gekommen, das wir nur auf dem Markt der hochwertigen Waren produzieren können, zudem werden unsere Schiffe auch in Zukunft mehr das Geschäftsfeld prägen. Trotzdem werde ich nun einige Taler in die Textilindustrie stecken und würde mich zudem freuen, wenn ihr meine Tuchmacherei übernehmen könntet.
Fragend schaute er zu ihm hinüber ein kleines Grinsen auf dem Gesicht, denn irgendwie widersprach er sich ja so. Aber eben nur ein klein wenig.
"Wir haben werden alles veranlassen, um Eure Weberei zu übernehmen. Wir rechnen damit, sie nächste Woche mit unseren Arbeitern in Betrieb zu nehmen.
Meint Ihr mit Eurem letzten Satz, daß Ihr uns in Zukunft Konkurrenz in der Wollproduktion machen wollt?", Ebblwoi schaute etwas verdutzt, war er doch der Auffassung gewesen, daß sein Gegenüber aus der Produktion aussteigen und sich ganz auf den fliegenden Handel konzentrieren wolle.
"Konkurrenz wäre es doch nur, so wir den Markt von Riga überschwemmen würden. Nein wir tendieren dazu die fremdstädtischen Märkte zu beliefern und den Rigaianern ein gutes, wirtschaftliches Auskommen zu garantieren. Ich spreche also nicht von Konkurrenz, sondern von Kooperation. ;)
Unseren Betrieb dürft ihr gerne kaufen, jedoch möchten wir noch die übrigen Wollbestände verarbeiten, würden wir uns dann auf die nächste Woche einigen können?"
Ebblwoi hob eine Augenbraue:
"Werter Zaitsev,
gerne würden wir Euch weiter entgegenkommen, jedoch produzieren wir bereits Wolle, mit deren Verarbeitung wir nächste Woche bereits kalkuliert haben. Daher hoffen wir, wenn Ihr versteht, daß wir jetzt nicht mehr von unserer Geschäftsvereinbarung abweichen können, zumal Ihr ja selbst in Riga Wolle produzieren wollt.
Unsere Kalkulationen sind bereits derart vorangeschritten, daß wir den Kauf Eures Betriebes miteingerechnet haben.
Wir bitten daher um Euer Verständnis."
"Das ist so nicht ganz richtig, denn wir wollen weder Wolle noch Tuch produzieren, nein unsere Betriebe sollen sich vornehmlich dem Geschäft der Kleidung widmen, evtl. später der Luxuskleidung. ;)
Im Sinne unserer guten Geschäftsverbindung werde ich demnach alles Wichtige in die Wege leiten, was die Übernahme der Tuchfabrikation betrifft."
"Ah, dann haben wir uns mißverstanden. Ihr wollt Euch der Weiterverarbeitung widmen. Dann ist gut. Wir dachten schon an eine erneute Konkurrenz in unseren Bereichen."
Johannes Ebblwoi lächelte wieder. Sein ernster Gesichtsausdruck verflog und nach einem heiteren Geplauder verabschiedete er schließlich seinen Gast höflich, um sich wieder seinen Geschäften zu widmen.
Eine alte Kräuterhexe klopft an die Pforte:
"Tinktur gegen Furunkel. Salbe gegen Syphilis. Klumpfussmassage."
http://www.draconia.de/Historische_Feste/Kunstler/Hexe__Magier/Hexe.jpg
:D
~edit~
Um mich vor weiteren SPAM-Vorwürfen zu schützen, beweise ich hiermit (http://80.237.184.63/forums/showpost.php?p=213569&postcount=11), dass ich dem werten Hesse nur einen Wunsch erfüllte. :D
Johannes Ebblwoi öffnete die Tür und mußte leicht würgen als ihm der süssliche, nach Verwesung stinkende Geruch in die Nase stieg. Mühsam unterdrückte er ein Erbrechen und abermals würgte er heftig als er die hässliche Fratze in der Tür ansah. Mühsam stütze er sich am Türrahmen ab und wendete für kurze Zeit seinen Blick von der Kräuterhexe ab. Der ätzende Geschmack von Galle füllte seinen Mund und er mußte seine ganze Kraft zusammennehmen, um überhaupt ein Wort über seine Lippen kommen zu lassen, ohne daß er der Frau ins Gesicht erbrach.
"Mein Gott, gute Frau", würgte er heraus, "wenn Ihr Euch auf die Kunst der Vertreibung gar hässlicher Auswüchse menschlichen Gebrechens versteht, warum wendet Ihr es nicht in Eurem Gesicht an?". Mühsam schaffte er es der Frau wieder ins Gesicht zu blicken. "Oder ist es gar das Ergebnis Eurer Behandlung?", dann kramte er in seiner Tasche und brachte einen Taler zum Vorschein. "Mein Gesäß plagt mich seit längerem mit einer eitrigen Pustel, so gebt mir eine Salbe, schlimmer kann es nun wirklich nicht werden", abermals wurde er von einem Anfall heftigen Brechreizes übermannt und er bemühte sich mit vorgehaltener Hand den mittaglichen Labskaus bei sich zu behalten.
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