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Der Zarewitsch
25.11.04, 09:55
AUGSBURG
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Als Datum der Gründung von Augsburg wird 15 v. Chr. angegeben. Tatsächlich wurde in diesem Jahr etwas außerhalb der antiken und der mittelalterlichen Stadt Augsburg ein Legionslager, später auch ein Nachschubdepot errichtet. Daraus wird das Jahr 15 v. Chr als Zeitpunkt der Stadtgründung abgeleitet. Augsburg ist diesem Gründungsdatum zufolge die nach Kempten zweitälteste Stadt Deutschlands.
In Anlehnung an die vor der Zeitenwende entstandenen Lager bildete sich im ersten Jahrhundert die Siedlung Augusta Vindelicorum, die im Jahr 122 n. Chr. das römische Stadtrecht erhielt. Augsburg war Hauptstadt der römischen Provinz Raetien, die sich bis nach Oberitalien erstreckte. Es ist jedoch umstritten, ab wann dies der Fall war, denn der archäologische Befund deutet darauf hin, dass im ersten Jahrhundert n. Chr. noch Kempten im Allgäu (Cambodunum) die Hauptstadt war. Nach der Teilung der römischen Provinz Raetia im Jahr 294 n. Chr. wurde Augsburg Provinzhauptstadt von Raetia Sekunda. Augusta Vindelicorum wurde im 5. Jahrhundert zerstört.
Schon in der Spätantike war Augsburg Bischofssitz.
Etwas südlich der Bischofsstadt bildete sich im 12. Jahrhundert eine Kaufmannssiedlung. Südlich Augsburgs wurde auf dem Lechfeld 955 Geschichte geschrieben, als Kaiser Otto I. - mit Hilfe von Bischof Ulrich von Augsburg - die westwärts strebenden Ungarn besiegte.
Im Jahr 1156 erhielt Augsburg das Stadtrecht durch Kaiser Friedrich Barbarossa. Ab 1251 ist das Recht der Stadt auf Führung eines Siegels und auf Besteuerung ihrer Bürger belegt. König Rudolf von Habsburg verlieh Bischofsstadt und Kaufmannsstadt 1276 die Reichsfreiheit (Freie Reichsstadt). In der Folge wird Augsburg von den Patriziern beherrscht. 1368 Aufstand der Handwerker und Einführung einer Zunftverfassung. Die Zünfte sind bis 1547 an der Stadtregierung beteiligt.
1379 Beitritt Augsburgs zum Schwäbischen Städtebund (dieser zerfällt 1388).
1469-1478 Zunftdiktatur des Ulrich Schwarz, der 1478 hingerichtet wird.
Danach war Augsburg vom Beginn der Neuzeit bis zum Ende der Renaissance ein bedeutendes Zentrum der Wirtschaft und des Handels. Bekannte Namen aus dieser Zeit sind die Kaufmannsfamilien der Fugger und Welser.
Auf dem Reichstag zu Augsburg 1530 formulierte Philipp Melanchthon mit dem Augsburger Bekenntnis die Bekenntnis- und Gründungsurkunde der Lutherischen Kirche.
Von 1531 bis 1535 waren nur Anhänger Zwinglis als Prediger in der Stadt zugelassen.
In der Stadt Augsburg existierte zwischen 1524 und 1573 auch eine bedeutende Täufergemeinde. Bekannt geworden ist vor allem die Augsburger Märtyrersynode 20. bis 24. August 1527, eine internationale Zusammenkunft von Abgesandten unterschiedlicher Täuferkreise. Die meisten der Synodalen starben später als Märtyrer für ihre Überzeugungen.
Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Augsburg auch von der der schwedischen Armee unter Gustav II. Adolf eingenommen.
Im Jahr 1548 veranlasst Kaiser Karl V. eine neue patrizische Stadtverfassung. Bis 1805 regieren sieben Patrizierfamilien, katholisch und evangelisch, die Stadt. 1784 und 1794 Weberunruhen gegen die Patrizier.
Durch den Friedensvertrag von Preßburg (26. Dezember 1805) verlor Augsburg, das bereits am 21. Dezember von bayerischen Truppen besetzt worden war, die Reichsfreiheit und fiel an Bayern. Ab 1809 erhielt die Stadt einen eigenen Polizeidirektor. Damit unterstand die Stadt direkt der Kreisverwaltung. Später bezeichnete man solche Städte als "kreisfrei".
1862 entstand das Bezirksamt Augsburg, aus dem später der Landkreis Augsburg hervorging, der bei der Kreisreform 1972 seine heutige Ausdehnung erhielt, als die ehemaligen Landkreise Schwabmünchen und Wertingen mit dem Landkreis Augsburg vereinigt wurden. Augsburg blieb Sitz des Landkreises, die Stadt selbst stets kreisfrei.
Bereits 1772 entstand mit der Schüleschen Kattunfabrik die erste Fabrik auf dem europäischen Kontinent. Im 19. Jahrhundert erlangte Augsburg noch einmal Bedeutung als Zentrum der Textilindustrie und des Maschinenbaus (MAN = Maschinenfabrik Augsburg Nürnberg)
Augsburg erlitt im Zweiten Weltkrieg schwere Schäden. Bei einem verheerenden Bombenangriff der Britischen Luftwaffe in der Nacht vom 25. Februar 1944 wurde große Teile der Augsburger Innenstadt zerstört. Bilanz des Bombardements mit 300.000 Brandbomben: 730 Tote und über 1.300 Verletzte. Danach verließ fast die Hälfte der Bevölkerung die Stadt.
Wichtige Jahreszahlen
15 vor Chr. Gründung des römischen Militärlagers "Augusta Vindelicum" im heutigen Stadtteil Oberhausen
304 Der Märtyrertod der Hl. Afra bezeugt das Aufkommen des Christentums
ca. 400 n. Chr. Die Alamannen verdrängen die Römer aus der Provinz Rätien
955 Schlacht auf dem Lechfeld - Bischof Ulrich von Augsburg und Kaiser Otto besiegen die Ungarn
1156 Erstes Augsburger Stadtrecht durch Kaiser Friedrich I. Barbarossa
1276 Erste Niederschrift des Augsburger Stadtrechts
1514 Stiftung der Fuggerei; Augsburger Handelsfamilien der Fugger und Welser
auf dem Höhepunkt ihrer Macht
1530 Confessio Augustana (Augsburger Bekenntnis)
1555 Augsburger Religionsfriede
1620 Fertigstellung des Rathauses durch Stadtbaumeister Elias Holl
1632 König Gustav Adolf von Schweden besetzt die Stadt
1650 Erstes Augsburger Friedensfest
1701 Gründung der Kattunfabrik
1806 Verlust der Reichsfreiheit, Eingliederung in das Königreich Bayern
1893 Entwicklung des Dieselmotors, Augsburg ist wichtiger
Standort für Maschinenbau
1917 Augsburg erhält elektrisches Licht
1933 Bei der Reichstagswahl erhält die NSDAP in Augsburg 32,3 % der Stimmen. Bis Ende des Jahres ist nach Ausschaltung der SPD, KPD und BVP ausschließlich die NSDAP im Stadtrat vertreten.
1941 Die NSDAP hat 39.000 Mitglieder
1945 Einzug der amerikanischen Streitkräfte
1946 Beginn des Wiederaufbaus der stark beschädigten Stadt
1970 Gründung der Universität Augsburg
1972 Münchener Olympiade: Kanu- und Kajak-Wettbewerbe sowie Handball- und Fußballspiele finden in Augsburg statt; Gebietsreform, Eingemeindung der Orte Göggingen, Haunstetten, Inningen und Bergheim
1982 Fertigstellung des Zentralklinikums
1984/85 Restaurierung Rathaus und Goldener Saal (bis 1996)
1985
Anläßlich des 2000jährigen Stadtjubiläums wird erstmals der Preis "Augsburger Friedensfest" zur Förderung interkonfessioneller Gemeinsamkeiten verliehen
1988 Einweihung des neuen Messezentrums
1995 Stiftung des Bert-Brecht-Preises
1997 Bau des Bayerischen Landesamtes für Umweltschutz, einer wichtigen Säule des "Kompetenzzentrums Umwelt Augsburg-Schwaben"
1998 Verabschiedung der amerikanischen Streitkräfte, der US-Standort Augsburg wird aufgelöst
Der Zarewitsch
25.11.04, 09:59
FULDA
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Die Geschichte der Stadt Fulda beginnt mit der Klostergründung. Im Jahre 744 entsendet der Benediktinermönch Bonifatius, der heute als Apostel der Deutschen verehrt wird, seinen Schüler Sturmius an die Stelle des heutigen barocken Doms, um dort ein Kloster zu errichten. Dieses Gebiet wurde Bonifatius vom fränkischen Hausmeier Karlmann geschenkt.
751 wird dem Kloster das Exemptionsprivileg verliehen, welches die Befreiung des Klosters von der bischöflichen Gerichtsbarkeit und die direkte Unterstellung unter dem Papst bedeutet.
754 wird Bonifatius in Friesland in der Nähe der heutigen Stadt Dokkum ermordet. Seinem letzten Willen zu folge wird er im Fuldaer Kloster beigesetzt.
Eine weitere Stärkung erhält das Kloster 774. Durch Karl den Großen wird es unmittelbar dem König unterstellt (Immunität) und erhält den Status eines Reichsklosters.
Im Jahre 791 beginnt der damalige Mönch und spätere Abt Ratgar mit dem Bau der Ratgarbasilika, die zur damaligen Zeit mit einer Länge von 218m eine der größten Kirchenbauten nördlich der Alpen war und 819 fertiggestellt wurde.
Die erste große Blütezeit Fuldas beginnt unter dem Abt Rhabanus Maurus (822-42). Während seiner Herrschaftszeit wird die Klosterschule erweitert. In dieser Schule werden bedeutende Literatur, wie z. B. das Hildebrandslied, niedergeschrieben und neue Werke geschaffen.
Durch zahlreiche Landschenkungen, die u. a. auch die Stadt Hammelburg, Teile Thüringens und ein Klosterweingut, Johannesberg im Rheingau, umfassen, wird Fulda zu einem der wichtigsten Klöster im damaligen Reich. Außerhalb des Klosters siedeln sich zu dieser Zeit vermehrt Handwerker und Bauern an.
1019 erhält Fulda das Münz-, Markt- und Zollrecht durch Kaiser Heinrich II.
1114 wird Fulda erstmals auf Münzen als "civitas fuldensis (Bürgerschaft, Stadt) bezeichnet und 1134 als Stadt erstmals genannt.
1220 wird der Fuldaer Abt durch König Friedrich II in den Reichfürstenstand mit dem Titel Fürstabt erhoben. Von nun an haben die Fuldaer Fürstäbte die doppelte Staatsgewalt: die geistliche und die weltliche.
Zwischen den Jahren 1294 und 1312 läßt dann der Fürstabt Heinrich von Weilnau an der Stelle des heutigen barocken Schlosses eine Abtsburg errichten und residiert nun als Reichsfürst außerhalb des Klosters. Im beginnenden 17. Jahrhundert wird diese Abtsburg durch den Fürstabt Johann Friedrich von Schwalbach in ein Rennaissanceschloß umgebaut.
Die zweite große Blütezeit Fuldas beginnt dann zu Zeiten des Barocks.
Der Sparsamkeit des Fürstabtes Placidus von Droste ist es zu verdanken, daß sein Nachfolger Adalbert von Schleiffras die finanziellen Mittel zur Erbauung der barocken Gebäude zur Verfügung hat. 1704 beginnt der Bamberger Baumeister Johann Dientzenhofer mit dem Bau des barocken Doms, der nach einer nur achtjährigen Bauzeit 1712 fertiggestellt wird.
1706-1721 wird das Barockschloß errichtet. Die nachfolgenden Fürstäbte errichten während ihrer Herrschaftszeit viele barocke Gebäude und Denkmäler.
1752 werden die Fürstäbte in den Stand von Fürstbischöfen erhoben.
1802 erfolgt die Säkkularisierung und das fuldische Gebiet wird an Friedrich Wilhelm von Oranien, dem späteren König Wilhelm I der Niederlande, gegeben.
1806 erfolgt die Annexion durch Napoleon und wird 1810 ein Teil des Großherzogtums Frankfurt.
1815 wird auf dem Wiener Kongreß die Provinz Fulda aufgelöst und nach einer einjährigen preußischen Verwaltung an Kurhessen abgegeben.
1866 wird Fulda nach dem Deutschen Bruderkrieg preußisch.
Zu Beginn der NS-Zeit 1933 bekommt die NSDAP bei den Wahlen nur knapp 25% der Stimmen.
Während des Zweiten Weltkriegs (1939-45) wird Fulda zu einem Drittel zerstört.
In den nachfolgenden Jahren entwickelt sich Fulda zu einer im religiösen und wirtschaftlichen Sinn bedeutenden Stadt. Diesen Status hat Fulda bis heute beibehalten.
Der Zarewitsch
25.11.04, 10:17
BAMBERG
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902:
Erste urkundliche Erwähnung eines "Castrum Babenberch" in der Chronik des bedeutenden Geschichtsschreibers Abt Regino von Prühm (840-915) im Zuge der Babenberger Fehde.
1002:
Heinrich II., seit 995 Herzog von Bayern, wird nach dem Tod von Kaiser Otto III. zum deutschen König gewählt. 1024 stirbt Heinrich II. und wird im Bamberger Dom beigesetzt. 1139 wird er heilig gesprochen.
1007:
Das Bistum Bamberg wird von Heinrich II. gegründet. Bamberg wird Zentrum des heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.
1012:
Der erste Heinrichsdom wird von Johannes von Aquileja eingeweiht.
1014:
Papst Benedikt VIII. krönt im Petersdom in Rom Heinrich II. zum Kaiser.
1047:
Papst Clemens II. (zuvor Bischof Suidger von Bamberg) stirbt und wird im Bamberger Dom beigesetzt. Sein Grab ist die einzige Begräbnisstätte eines Papstes nördlich der Alpen.
1093:
Bier wird im Testament des Domherren Oudalricus erstmals urkundlich erwähnt. Er verfügte, dass an seinem Todestag Bier und Speisen an die Armen ausgegeben werden. Noch heute gibt es zehn Privatbrauerreien in der Stadt.
1102:
Otto I. übernimmt das Bistum Bamberg und wird einer der herausragenden Bischöfe Deutschlands. Er führt das Bistum zu neuer Blüte und erwirbt sich große Verdienste in der Reichspolitik. Unter anderem gründete er zahlreiche Klöster und ließ den 1081 ausgebrannten Dom wiederherstellen. Als kenntnisreicher Bauherr enstanden unter Otto I. zahlreiche Kirchbauten und er ließ die aufstrebende Stadt um einige Viertel erweitern. Am 30.06.1139 stirbt Bischof Otto und wird im Kloster St. Michael auf dem Michelsberg beigesetzt. 1189 wird er heilig gesprochen.
1109:
Die Altenburg, auf dem höchsten der sieben Bamberger Hügel gelegen, wird erstmals erwähnt. Sie sichert die Stadt Richtung Westen ab.
1185:
Eine Brandkatastrophe zerstört den Dom ein zweites Mal. 1237 fand die Weihe des wiederaufgebauten und bis heute erhaltenen spätromanisch-frühgotischen Neubaus statt, der mit seinem Reichtum an Bauplastik und Schmuck einen unübertroffenen Höhepunkt deutscher Baukunst der Stauferzeit darstellt.
1230:
Bamberger Reiter. Er ist die erste lebensgroße Reiterskulptur nach der Antike. Noch heute ist nicht sicher, wen der Bamberger Reiter darstellt. Man vermutet, dass es der Heilige Stephan von Ungarn (969-1038) sein könnte.
1386/87:
Bau des ersten Rathauses (heutiges "Altes Rathaus") auf einer künstlichen Insel in der Regnitz. Es befindet sich an auf der Grenze zwischen bischöflicher (Berg-) Stadt und bürgerlicher (Insel-) Stadt.
1632/1634:
Im 30jährigen Krieg bleibt Bamberg trotz zweimaliger Besetzung durch die Schweden im wesentlichen unzerstört.
Kulturelle Höhepunkte, ausgezeichnet durch monumentale Bauten, waren im Hochmittelalter die Regierungsperioden der Bischöfe des Andechs-Meranier-Geschlechts, und im Spätbarock die Amtszeiten der Bischöfe des Schönborn-Geschlechtes.
1633:
Der Bamberger Fürstbischof Johann Georg II., Fuchs von Dornheim stirbt. Unter seiner Regierung erlebte die Hexenverfolgung in Bamberg und Umgebung ihren traurigen Höhepunkt.
1647:
Gründung der Universität. 1803 Aufhebung der Universität. 1972 Wiedergründung als Gesamthochschule; seit 1979 erneut Universität. Seit 1988 führt sie wieder den Namen "Otto-Friedrich-Universität Bamberg".
1693-1746:
"Schönborn-Zeit". Barocke Umgestaltung Bambergs unter den Fürstbischöfen Lothar Franz und später Friedrich Karl von Schönborn. Große Baumeister und Architekten wirkten in der Stadt, unter ihnen Balthasar Neumann, die drei Gebrüder Dientzenhofer, Lucas von Hildebrandt, Maximilian Welsch und Joh. J. Michael Kügel.
1698:
Der Marktbrunnen mit Neptunsfigur, genannt "Gabelmann" (im Volksmund "Goblmoo") erhält seinen Platz am Grünen Markt. Heute ist der Brunnen ein beliebter Treffpunkt für die Jugend.
1707-1713:
Das barocke Böttingerhaus ist wohl das berühmteste Bürgerhaus Bambergs. Es wurde von Johann Ignaz Tobias Böttinger erbaut.
1714-1722:
Wasserschloss Concordia. Aufgrund der unzulänglichen Wohnbedingungen im Böttingerhaus gab Böttinger ein neues Palais in Auftrag, das Wasserschloss Concordia. Als Architekten gewinnt er Johann Dientzenhofer.
1767:
Wolfgang Heller gründet eine Brauerei , das spätere "Schlenkerla", mit der bekannten Bierspezialität, dem Rauchbier.
1802/1803:
Säkularisation. Das Hochstift Bamberg fällt an Bayern. Im Zuge der Säkularisation Zerstörung und Zerschlagung von zahlreichen Kirchen und Klöstern.
1808-1813:
E.T.A. Hoffmann, das romantische Multitalent, wirkt in Bamberg als Theaterkapellmeister, Schriftsteller, Musiklehrer, Bühnenmaler, Dichter, Regisseur und Musikkritiker.
1841:
Mit dem Anschluss an den Ludwig-Donau-Main-Kanal und insbesondere an das Eisenbahnnetz 1844 sowie durch den Ausbau der städtischen Infrastruktur begann eine Phase der wirtschaftlichen Entwicklung. Eine besondere Bedeutung genoss neben dem traditionellen Gartenbau der Hopfenhandel.
1919:
Die "Bamberger Verfassung" entsteht, als die Stadt unter Johannes Hoffmann und seinem Kabinett von April bis August bayerischer Regierungssitz wird, während in München die Räterepublik ein kurzes Zwischenspiel gibt.
1946:
Die Bamberger Symphoniker werden gegründet. Das Orchester formiert sich aus Musikern der "Prager Philharmonie", die gegen Ende des Zweiten Weltkrieges vertrieben wurden und in Bamberg eine neue Heimat fanden.
Den Zweiten Weltkrieg konnte Bamberg fast unbeschadet überstehen. Sein in tausend Jahren gewachsener städtebaulicher Organismus als fränkische Kaiser- und Bischofsstadt wurde in den folgenden Jahren in vorbildlicher Weise restauriert.
1950:
Die erste "Sandkerwa" - heute das größte Altstadtfest in Bamberg – soll an die Weihe der Elisabethenkirche im Sandgebiet erinnern.
1962:
Mit dem Anschluss der Regnitz an den Main–Donau–Kanal wird der neue Bamberger Hafen in Betrieb genommen. Bamberg bemüht sich, trotz des Ausbaus der Stadt zum modernen wirtschaftlichen und industriellen Zentrum das traditionelle Bild der Stadt zu erhalten.
1993:
Ernennung der Altstadt Bamberg zum Weltkulturerbe durch die UNESCO. Mit seinem historischen Stadtbild repräsentiert Bamberg auf einzigartige Weise die Entwicklungsgeschichte einer mitteleuropäischen Stadt.
1998:
Eröffnung des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia, welches Ausstellungen moderner Kunst im öffentlichen Raum initiiert. Der Ankauf moderner Plastiken von Fernando Botero und Igor Mitoraj durch die Bürgerschaft ermöglichte im Juni 2001 den Anfang für den Bamberger Skulpturenweg.
2002:
Die Bayerische Landesausstellung 2002 zur Geschichte Heinrichs II. und seiner Zeit war mit über 205.000 Besuchern ein großer Erfolg.
Vom 9. Juli bis zum 20. Oktober 2002 wurden auf dem Bamberger Domberg an fünf Schauplätzen Besucher in die Zeit des Mittelalters entführt. Ein nachgebautes mittelalterliches Gehöft und Austellungen in der Alten Hofhaltung, der Staatsbibliothek und im Diözesanmuseum zeichneten ein Bild vom Leben und Wirken des Kaisers anhand von ausgewählten Exponaten und Inszenierungen. Der Dom und seine Westkrypta vermitteln nach wie vor ein eindrucksvolles Bild der größten Stiftung des Kaiserpaares.
2003:
Im Juli diesen Jahres wurde nach dreijähriger Bauphase die Namensgeberin des Internationalen Künstlerhauses, die Villa Concordia durch den Ministerpräsidenten, Dr. Edmund Stoiber, eröffnet.
Am 3. Oktober wurde die Fertigstellung und Wiedereröffnung des E.T.A.Hoffmann-Theaters gefeiert. Nach umfangreichen Renovierungs- und Erweiterungsarbeiten nach dem Gebäudebrand, der am 27. Juli 2000 die Sanierungsarbeiten unterbrach, kann nun das Ensemble nach einer drei Jahre währenden "Wanderspielzeit" wieder in sein Stammhaus zurückehren.
Der Zarewitsch
25.11.04, 10:22
WÜRZBURG
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Die Geschichte Würzburgs reicht zurück bis ins Jahr 1.000 v. Chr., als auf dem Marienberg die keltische Fliehburg entstand. Der Hl. Bonifatius gründete 742 das Bistum Würzburg und ernannte den Hl. Burkard zum ersten Bischof.
Die Festung Marienberg ist das Wahrzeichen der Stadt. Auf der ursprünglichen Fliehburg entstand um 704 die Marienkirche und zu Beginn des 13. Jahrhunderts - um sie herum - die erste wehrhafte Burg. Diese mittelalterliche Festung war über 500 Jahre Sitz der Fürstbischöfe.
Überall setzten namhafte Künstler wie Riemenschneider, Neumann und Tiepolo mit ihren Werken Zeichen. Allen voran Balthasar Neumann mit seinem barocken Prunkbau, der ehemals fürstbischöflichen Residenz. Sie zählt zu den bedeutendsten Schlössern Europas und wurde als herausragendes Kulturgut in die UNESCO-Liste des "Welterbes" aufgenommen. Sehenswert ist aber auch der St. Kilians-Dom - die viertgrößte romanische Kirche Deutschlands. Künstlerischer Höhepunkt ist hier das von Riemenschneider gefertigte Grabmal für Fürstbischof von Scherenberg.
Kunst und Kultur standen in Würzburg schon immer auf dem Programm. Besonders reich ist das Angebot an klassischen Konzerten wie dem Mozartfest. Darüber hinaus ist Würzburg bekannt als das "Tor zur Romantischen Straße". Es ist die Metropole des sonnigen Mainfrankens, einer Landschaft, deren Weinlagen in aller Welt gerühmt werden. Und der Frankenwein ist es auch, der im Einklang mit barocker Pracht den Besuch Würzburgs immer wieder zum Ereignis werden lässt
Um 1.000 v. Chr. keltische Fliehburg auf dem Marienberg
Um 650 n. Chr. Fränk. Herzogensitz
689 Die iroschottischen Missionare Kilian, Kolonat und Totnan werden in Würzburg ermordet.
704 Würzburg wird erstmals urkundlich erwähnt
706 Weihe der Kirche auf dem Marienberg
742 Gründung des Bistums Würzburg
788 Erster Dombau
1156 Hochzeit Friedrich Barbarossas mit Beatrix von Burgund
1168 Friedrich Barbarossa bestätigt das fränkische Herzogtum
1525 Würzburg stellt sich im Bauernkrieg auf die Seite der Bauern
1573 - 1617 Regentschaft des Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn
1576 Gründung des Juliusspitals
1582 Gründung der Julius-Maximilians-Universität
1631 Eroberung der Stadt durch Gustav Adolf von Schweden
1720 Grundsteinlegung der Residenz
1802 Auflösung des Hochstifts durch die Säkularisation
1814 Würzburg wird bayerisch
1867 Würzburg verliert seine Festungseigenschaft, Anlage des Ringparks
1872 Der Würzburger Universitätsprofessor Dr. J. B. Schwab legt mit der Stiftung seiner Bücher den Grundstock zu einer Stadtbibliothek im Rathaus
1895 Wilhelm Conrad Röntgen entdeckt die nach ihm benannten Strahlen
1905 Max Heim stiftet 157 000 Goldmark zur Errichtung einer Volkslesehalle
1945 neunzigprozentige Zerstörung der Stadt bei einem Luftangriff
1970 Wiederaufbau der Altstadt weitestgehend abgeschlossen
1985 Eröffnung des Congress Centrums Würzburg
1991 Anschluß an das ICE-Netz
2002 Eröffnung des neuen Kunstmuseums im Kulturspeicher
2002 Die Stadtbücherei Würzburg wird zur "Besten Öffentlichen Bibliothek" gewählt, 2003 ist sie "BIX-Sieger" im nationalen Bibliotheksvergleich und erhält den 1. Platz des "Bayern-Online-Preises 2003"
2004 Würzburg feiert das 1300-jährige Stadtjubiläum mit vielen Veranstaltungen über das ganze Jahr
Der Zarewitsch
25.11.04, 10:25
REGENSBURG
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Regensburg ist eine der ältesten Städte in Deutschland. Die schriftlich gesicherte Geschichte Regensburgs beginnt mit der Einrichtung eines römischen Kohortenkastells um etwa 79 n. Chr im heutigen Stadtteil Kumpfmühl, nachdem sich zuvor jahrhundertelang in der Gegend einige Keltensiedlungen befanden, die die Gegend der heutigen Stadt "Ratasbona" oder "Ratisbona" nannten. Die Stadt Regensburg zeichnete sich im Lauf der Jahrhunderte durch eine Vielfalt von Namen aus, was auf die reichhaltige Geschichte verweist: Die hier im Text genannten, gebräuchlicheren Namen, wie auch durch so illustre Bezeichnungen wie Quadrata, Germanisheim, Hyatospolis, Ymbripolis, Reginopolis und Tyberina.
Im Jahre 179 n. Chr. wurde das heutige Regensburg mit der Einrichtung des Legionslagers "Castra Regina" durch die Römer auf Anordnung von Kaiser Marc Aurel zum militärischen Hauptstützpunkt der Provinz Raetia. Die Völkerwanderungen führten um 400 n. Chr. zur Aufgabe des unzerstörten Kastells. Von etwa 500 n. Chr. bis 788 n. Chr. war Regensburg der Hauptsitz der bajuwarischen Herzöge, der Agilolfinger.
Regensburg ist eines der ältesten Bistümer Deutschlands, das bereits einige Jahrzehnte bestand, bevor es 739 n. Chr. von Bonifatius dem Canonischem Recht und somit dem Bischof von Rom unterstellt wurde. Obwohl Regensburg als Reichsstadt 1542 protestantisch wurde, blieb die Stadt immer katholische Bischofsstadt, wenn auch zeitweise von anderen Bistümern mitverwaltet (s. Religionen).
1002 besteigt der bayerische Herzog Heinrich VI. hier den Königsthron als König Heinrich II., bis der Stadt im Zeitraum von 1207 bis 1256 durch König Philipp und Kaiser Friedrich II. die Unabhängigkeit als Freie Reichsstadt gewährt wurde, verbunden mit einem Erstarken der Bürgerschaft durch den lukrativen Fernhandel und dem Auszug der Herzöge und Könige nach Landshut 1255 und später München.
Das 13. und 14. Jahrhundert waren geprägt durch Versuche der Regensburger, das Territorium um die Stadt unter ihre Kontrolle zu bringen, und einen eigenen Staat aufzubauen. Damit geriet die Stadt in Konflikt mit dem Königreich Bayern unter den Wittelsbachern, die mit Maßnahmen wie der Blockade der Stadt versuchten, diese unter ihre Kontrolle zu bekommen. 1486 gab die Stadt schließlich auf und unterwarf sich dem oberbayerischen Herzog, musste aber 1496 bereits wieder an den Kaiser des HRR zurückgegeben werden. In dieser Zeit verarmte die Stadt zusehends und Kaiser Maximilian I. stellte immer wieder Truppen zur Verfügung, um Aufstände in der Stadt niederschlagen zu lassen, wie auch im Fall des Dombaumeisters Wolfgang Roritzer, der enthauptet wurde.
1519 wurde mit Vertreibung der Juden (geschätzt etwa 500 an der Zahl) aus der Stadt und dem Abbruch des Judenviertels auf dem Gelände des heutigen Neupfarrplatzes eine der ältesten jüdischen Gemeinden Deutschlands zerstört. Die Vertreibung war nur möglich gewesen, da Maximilian I. am Neujahrstag 1519 verstarb, ohne seine Nachfolge geregelt zu haben. In der Zeit, die Karl IV. benötigte, um sich zum deutschen König und dann zum Kaiser krönen zu lassen, konnten die Regensburger die Judenvertreibung beschließen. Auf dem Platz des ehemaligen Judenviertels entstand dann eine lukrative Marien-Wallfahrt, die zum Streit zwischen Kirche und Rat führte. Der Streit drehte sich vor allem um Geld und eskalierte, so dass der Rat der Stadt beschloss, die neue evangelische Religion anzunehmen.
1542 trat der Rat und die Bürgerschaft der Stadt zum evangelischen Glauben über, was zusätzlich für Konflikt mit dem katholischen Bayern und mit dem Bischof sorgte, der weiterhin in der Stadt residierte und dem große Teile davon gehörten.
1547 wurde hier Don Juan D'Austria als unehelicher Sohn von Kaiser Karl V. und der Regensburger Gürtlertochter Barbara Blomberg geboren, der 1571 mit der Seeschlacht von Lepanto die türkische Expansion beendete.
Regensburg war von Anfang an ein wichtiges Zentrum des Ostfränkischen Reichs - aus diesen Verwaltungsinstanzen entwickelte sich später der Reichstag. Hier wurden so weitreichende Entscheidungen getroffen, wie die Unabhängigkeit Österreichs, Reichsheerfahrten und die Gründung von Reichsfürstentümern. Von 1663 bis 1806 wurde der Reichstag umgewandelt in den Immerwährenden Reichstag. Die Fürsten von Thurn und Taxis handelten ab 1748 als kaiserliche Prinzipalkommissare und residieren noch heute in der Stadt.
1803 fiel eine der letzten Entscheidungen des Reichstags: Der Reichsdeputationshauptschluss führte letztendlich zur Auflösung des Heiligen Römischen Reiches. Diese Entscheidung läutete dann auch den langsamen Abstieg der Stadt in die Bedeutungslosigkeit ein.
Die Stadt wird ein eigenständiges Fürstentum unter Carl Theodor von Dalberg, bis sie 1809 durch Napoleon erobert wird, der von Dalberg am 22. Mai 1810 zwingt, die Stadt an das neugebildete Königreich Bayern abzutreten. Hier wird sie direkt der Regierung unterstellt und ist somit eine Stadt, die man später als Kreisfreie Stadt bezeichnet. Gleichzeitig wird sie Sitz eines Verwaltungsbezirks, aus dem später der Landkreis Regensburg hervorgeht
Die Stadt beginnt nur langsam wieder an Bedeutung zu gewinnen und wird 1859 an das Eisenbahnnetz mit Verbindungen nach Nürnberg und München angeschlossen. Bis heute bedeutend ist die Eröffnung des Luitpoldhafens 1910 (mittlerweile als Westhafen bekannt).
Der historische Stadtkern von Regensburg ist weitestgehend erhalten, obwohl die Stadt unter schweren Luftangriffen zu leiden hatte, die sich jedoch hauptsächlich auf die am Stadtrand gelegenen Messerschmitt-Werke konzentrierten. Bei den insgesamt 20 Bombenangriffen der Royal Airforce und der 8. Amerikanischen Luftflotte (1943-1945) starben an die 3000 Menschen, darunter viele Kriegsgefangene. 1945 erfolgte eine (Teil-)Sprengung der Donaubrücken. Die Stadt selbst wurde jedoch schließlich kampflos übergeben, nicht zuletzt durch eine Demonstration der Regensburger Frauen und des Dompredigers Dr. Johann Maier am 23. April 1945, der die Übergabe forderte, damit die Stadt nicht beschädigt würde, und der deshalb am folgenden Tag wegen "Sabotage" öffentlich hingerichtet wurde.
Die Stadt begann sich nach dem Krieg langsam wieder aus ihrem Schlaf zu erholen. Wesentlich beigetragen hierzu haben der Bau des Osthafens (1960), die Eröffnung der Universität (Grundsteinlegung 1965) und schließlich 1978 die Eröffnung der Großschifffahrtsstraße Rhein-Main-Donau (siehe auch: Main-Donau-Kanal).
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Seit der Steinzeit ist der Regensburger Donaubogen besiedelt. Als ältester Name einer vorgeschichtlichen Ansiedlung ist der keltische Name Radasbona überliefert.
Gegen 90 n. Chr. Errichtung eines römischen Kohorten-Kastells im Bereich des heutigen Stadtteils Kumpfmühl.
179 n. Chr. Italienischen Gründung als römisches Legionslager Castra Regina (Lager am Regen) der III. Legion in der Regierungszeit des Kaisers Marc Aurel.
6. Jahrhundert
n. Chr Castra Regina wird als Reganespurc Herzogsresidenz der Agilolfinger und erste bayerische Hauptstadt.
739 n. Chr. Der hl. Bonifatius stiftet das Bistum Regensburg.
788 Kaiser Karl der Große setzt Herzog Tassilo III., den letzten Agilolfinger, ab.
11. und 12.
Jahrhundert Dreimal sammelt sich ein Kreuzfahrerheer in Regensburg und bricht zu seinem Zug ins Heilige Land auf.
12. und 13.
Jahrhundert Wirtschaftliche Blütezeit durch Fernhandel bis nach Paris, Venedig und Kiew. Eine der damals wohlhabendsten und einwohnerstärksten Städte. Die romanische und gotische Architektur des Mittelalters bestimmt noch heute das Gesicht der Altstadt.
1135 – 1146 Bau der Steinernen Brücke.Das mittelalterliche Bauwunder wurde Vorbild für viele Brückenbauten, z. B. Karlsbrücke in Prag.
1180 Heinrich der Löwe wird von Kaiser Barbarossa auf einem Reichstag zu Regensburg als Herzog von Bayern abgesetzt.
Die Wittelsbacher sind von nun an Bayerns Herrscherfamilie.
1245 Kaiser Friedrich II. verleiht der Stadt das Recht der Selbstverwaltung durch das Privileg "einen Bürgermeister und Rat zu setzen".
Freie Reichsstadt bis 1803.
1542 Der Rat der Stadt nimmt die Evangelische Konfession an. Erste öffentliche Abendmahlfeier nach dem neuen Bekenntnis.
1546 Während des Reichstages Liebesaffäre Kaiser Karls V. mit der Regensburger Gürtlerstochter Barbara Blomberg, deren Sohn Don Juan d’Austria 1571 Sieger über die Türken bei der Seeschlacht von Lepanto wurde.
1630 Auf dem Reichstag zu Regensburg wird in Anwesenheit Tillys Wallenstein abgesetzt.
Der Astronom Johannes Kepler stirbt nach schwerer Erkrankung in der Stadt.
1633 – 1634 Regensburg wird im 30-jährigen Krieg von den Schweden unter Bernhard von Weimar erstürmt und von den kaiserlichen und bayerischen Truppen wieder zurückerobert.
1663 – 1806 Immerwährender Reichstag zu Regensburg.
1748 Der kaiserliche Generalpostmeister Fürst Alexander Ferdinand von Thurn und Taxis wird zum Prinzipalkommissar (Stellvertreter des Kaisers beim Reichstag) ernannt.
1806 Das "Heilige Römische Reich Deutscher Nation" wird in Regensburg aufgelöst.
1809 Regensburg wird von französischen Truppen unter Napoleon beschossen und erstürmt.
1810 Napoleon zwingt Kurerzkanzler Dalberg, das geistliche Fürstentum Regensburg an das neugebildete Königreich Bayern abzutreten.
Regensburg wird Hauptstadt des neugebildeten bayerischen Regenkreises.
1838 Regensburg wird Hauptstadt des Kreises Oberpfalz und Regensburg, der im wesentlichen den Abgrenzungen des heutigen Regierungsbezirks Oberpfalz entspricht.
1859 Eröffnung der Bahnlinien nach München und Nürnberg.
1910 Eröffnung des Luitpoldhafens (heute Westhafen).
1938 Zerstörung der Synagoge in der sogenannten Reichskristallnacht.
1943 Großer Luftangriff; 402 Tote.
1945 Sprengung der Donaubrücken.
Frauendemonstration für kampflose Übergabe der Stadt.
Hinrichtung des Dompredigers Dr. Johann Maier.
Besetzung der Stadt durch amerikanische Truppen.
1946 Regensburg wird Großstadt.
1960 Bau des Osthafens.
1965 Grundsteinlegung zur 4. Bayerischen Landesuniversität.
1978 Die Großschiffahrtsstraße Rhein-Main-Donau wird im Abschnitt Regensburg-Kelheim eröffnet.
1979 1800-Jahr-Feier von Castra Regina-Regensburg.
1992 Eröffnung des Universitätsklinikums für den ambulanten und stationären Betrieb.
1994 1000 Jahre St. Wolfgang, Bistumspatron.
1995 Jubiläum "750 Jahre freie Reichsstadt".
1998 Eröffnung des neuen Thurn und Taxis-Museums.
Der Zarewitsch
25.11.04, 10:32
PASSAU
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Erste keltische Siedlungen gab es schon in der La-Tène-Zeit auf dem Altstadthügel. Die dort gelegene keltische Siedlung Boiodurum wurde im 1. nachchristlichen Jahrhundert von den Römern zerstört. Dafür errichteten die Römer auf beiden Seiten des Inns je ein Lager. Auf der Halbinsel zwischen Donau und Inn selbst wurde das Kastell Batavis errichtet. Der Name stammt von den dort stationierten germanischen Söldnern vom Stamm der Bataver. Aus Batavis entwickelte sich allmählich der heutige Name Passau. Auf der anderen Innseite entstand das Kastell Boiotro.
Im Jahr 476 haben die Römer die Region verlassen. Die Bajuwaren errichteten auf der Halbinsel eine Herzogsburg. Im Jahr 739 wurde Passau zum Bischofssitz, zu dieser Zeit wurde auch das Kloster Niedernburg gegründet, welche über große Ländereien im Einzugsbereich der Ilz verfügte. Im 11. Jh. war dort Gisela, Schwester des Kaisers Heinrich III. und Witwe des Königs von Ungarn Äbtissin. Als 999 vom Kaiser die weltliche Herrschaft über die Stadt dem Passauer Bischof übertragen wurde, endete die Vorherrschaft des Klosters.
1217 wurde Passau zum Fürstbistum. Das Kloster Niedernburg, das dem Bischof 1161 von Friedrich I. Barbarossa geschenkt wurde, wurde zum Sitz des Fürstbistums. Passau erhielt 1225 Stadtrechte verliehen. Es gab mehrere Aufstände der Bürger gegen die Herrschaft der Fürstbischöfe, zuletzt 1367/68, die aber allesamt scheiterten. Andererseits entwickelte das Bistum einen beträchtlichen Wohlstand und weckte immer wieder Begehrlichkeiten bei den Nachbarn Bayern und Österreich. 1552 wurde in der Stadt der Passauer Vertrag geschlossen, der ein Wegbereiter für die Tolerierung der Konfessionen im Augsburger Religionsfrieden war.
Die Stadt wurde mehrmals von Überschwemmungen und Bränden heimgesucht. 1662 legte ein Brand die gesamte Stadt in Schutt und Asche. Italienische Baumeister bauten die Stadt danach wieder auf und gaben der Stadt ihr heutiges südländisch anmutendes barockes Aussehen. Passaus Zeit als selbständiges Fürstentum endete mit der Säkularisation 1803, wodurch es zu Bayern kam. 1821 wurde die Stadt wieder Bischofssitz. Seit 1978 ist Passau Universitätsstadt.
Latènezeit Keltische Siedlung auf
dem Altstadthügel
um 80 n. Chr. Erste nachweisbare Funde aus der Römerzeit (Castell Boiodurum)
um 460 Organisierte, christliche Kirche in Passau
476 Abzug der Römer
seit 739 Bischofssitz
um 740 Kloster Niedernburg (reichsunmittelbar bis 1116)
um 1070 Kloster St. Nikola (heute Universitätsgebäude)
1161 Friedrich Barbarossa schenkt dem Bischof das Kloster Niedernburg (Grundstück des späteren Fürstbistums)
1217 Fürstbistum Passau
1225 Erste Stadtrechtsverleihung
1299 "Bernhardinischer Stadtbrief"
Stadtarchiv
1480 Erste Buchdruckerei
1552 Passauer Religionsfriede
1612 Jesuitenkolleg, Gründung des Gymnasiums
1622/33 Phil.-Theol. Hochschule
1662
u. 1680 Große Stadtbrände
1668 Baubeginn des barocken Doms
1676 Kaiserhochzeit (Leopold I. und Eleonore von Pfalz-Neuburg)
1712-1730 Neue Fürstbischöfliche Residenz
1783 Fürstbischöfliches Opernhaus
1786 Erste Passauer Zeitung
1803 Kurfürstentum Bayern
1806-1839 Hauptstadt des Unterdonaukreises
1837 Erstes Dampfschiff in Passau
1860 Eisenbahneröffnung nach Straubing
1928 Inbetriebnahme des Donaukraftwerkes Kachlet (damals größtes Kraftwerk Deutschlands)
1930-1950 Passau im Nationalsozialismus
Zeitzeugenberichte
1952 Gründung der Festspiele "Europäische Wochen"
1972 Wesentliche Gebietserweiterung (Gebietsreform)
1978 Gründung der Universität Passau
1980 Europa-Preis
1982 Römermuseum Boiotro eröffnet
1985 Eröffnung des Passauer Glasmuseums. Astronaut Neil Amstrong in Passau.
1987 Eröffnung der Sammlung des Bildhauers Prof. Hans Wimmer und des Galeriegebäudes auf Oberhaus. Eröffnung des Passauer Spielzeugmuseums.
1989 1. Passauer Bürgerfest
1990 Eröffnung des Museums für moderne Kunst
1991 Eröffnung Kulturmodell Bräugasse. Wiedereröffnung des Stadttheaters nach Generalsanierung.
1993 Oberzentrum der Region
1994 Passau erwirbt von der Bundesregierung das freigewordene Bundeswehrgelände
1995 Erstes Passauer "PArockfest"
1997 Bund der Steuerzahler verleiht OB Willi Schmöller für den Reformprozeß Unternehmen Stadt Passau" den Kreativpreis.
Wiedereröffnung der Redoutensäle nach Generalsanierung
Der Zarewitsch
25.11.04, 10:49
NÜRNBERG
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Nürnberg wurde bereits am 16. Juli 1050 als nuorenberc (felsiger Berg) erstmals urkundlich erwähnt; Grabungen im Burghof haben 2003 (?) Siedlungsspuren nachgewiesen, die deutlich vor dem Jahr 1000 liegen. Bei diesen Siedlungspuren wurde auch ein Fundament eines runden Turmes mit einer Wandstärke von zwei Metern ausgegraben, der nach Angaben des Landesamtes für Denkmalpflege vor 1000 errichtet wurde. Dieser salische Turm stand im Bereich der Kaiserburg. Seit Heinrich III. erlangte Nürnberg als kaiserlicher Stützpunkt Bedeutung für das Reich; südlich unterhalb der Burg, die 1183 und 1207 als "Pfalz" bezeichnet wurde, bezogen die Burgmannen Wohnquartiere und die dortige Siedlung, zu der offensichtlich auch Kaufleute und Handwerker gehörten, erhielt das Marktrecht.
Kaiser Friedrich II. machte Nürnberg 1219 zur freien Reichsstadt. Durch die Goldene Straße nach Prag wurde die Stadt zu einem Handelszentrum.
Kaiser Ludwig der Bayer wählte Nürnberg gern als Aufenthaltsort; ebenso dann Karl IV., der 1356 festlegte, dass jeder Kaiser den ersten Reichstag nach seiner Wahl in Nürnberg abhalten sollte. 1423 übergab Kaiser Sigismund die Reichskleinodien "auf ewige Zeiten" der Stadt (vergleiche die Kaiserbilder von Albrecht Dürer).
Zwischen 1491 und 1493 baut Martin Behaim in Nürnberg den ersten Globus und Peter Henlein fertigt um 1510 die erste Taschenuhr.
Zwischen 1517 und 1525 festigte sich die Reformation in Nürnberg. Mit Melanchthons Unterstützung entstand 1526 ein Gymnasium, das fähige Lehrer anziehen konnte. 1533 wurde eine neue, sich auch auf das Landgebiet erstreckende Kirchenordnung erlassen.
1543 wurde zum letzten Mal ein Reichstag nach Nürnberg einberufen.
Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges erlebte Nürnberg mit dem »Friedensmahl«, das Pfalzgraf Karl Gustav, der spätere König von Schweden, am 25. September/5. Oktober 1649 im großen Saal des Rathauses gab, noch einmal einen bedeutendes Ereignis.
1806 wurde Nürnberg von Napoleon Bayern zugeschlagen.
Ab 1809 erhielt die Stadt einen eigenen „Polizeikommissär“ und unterstand somit direkt der Kreisverwaltung. Später bezeichnetet man solche Städte als „kreisfrei“.
1835 fuhr die erste Eisenbahn in Deutschland, gezogen vom Adler, auf der Ludwigsbahn zwischen Nürnberg und Fürth mit einer Länge von rund 6 km.
1862 wurde das Bezirksamt Nürnberg gebildet, aus dem später der Landkreis Nürnberg hervorging. Dieser ging bei der Kreisreform 1972 überwiegend im Landkreis Nürnberger Land auf. Die Stadt selbst blieb stets eine kreisfreie Stadt.
1903 wurde der Rangierbahnhof eröffnet, einer der größten Europas, in der seltenen Bauform eines Gefällsbahnhofes. Im Anschluss an das größte gemessene Hochwasser im Februar 1909 (Abfluss von 370 m³/s) wurden umfangreiche Schutzmaßnahmen wie Begradigungen, Befestigungen und Vertiefungen ergriffen, die jedoch nur bedingten lokalen Nutzen brachten.
Während der Zeit des Dritten Reiches war Nürnberg die 'Stadt der Reichsparteitage' und der Rassengesetze. Bereits ab 1925 betätigte sich hier Julius Streicher, der Herausgeber des antisemitischen Hetzblattes Der Stürmer, als Gauleiter der NSDAP. Im Zweiten Weltkrieg war Nürnberg eines der bevorzugten Ziele der alliierten Bomber, geriet wegen seiner Lage im Süden Deutschlands jedoch erst relativ spät in ihren Aktionsradius. Nachdem einige vorherige Bombardierungen recht „glimpflich“ überstanden wurden, flogen am 2. Januar 1945 521 große Langstreckenbomber (Avro Lancaster) Nürnberg an und warfen innerhalb einer Stunde 6.000 Sprengbomben und eine Million Brandbomben ab. Die Bevölkerung hatte über 2.000 Tote und 100.000 Obdachlose zu beklagen. Durch diesen Angriff wurde die Nürnberger Altstadt zerstört, die Stadt als Ganzes schwer beschädigt. 39% aller Häuser waren nicht mehr vorhanden, weitere 52% schwer beziehungsweise mittelschwer beschädigt. So blieben nur 9% der Häuser – besonders in den Außenvierteln der Stadt – verschont. Elf Mal war Nürnberg Ziel des Bomberkommandos der RAF, das der Amerikaner drei Mal. Allein die RAF warf im ganzen Krieg insgesamt 13.807 Tonnen Bomben auf Nürnberg. Dabei starben ca. 6.400 Menschen, 13.000 wurden verletzt und 350.000 hatten ihre Wohnungen verloren. Insgesamt war Nürnberg die nach Dresden am stärksten zerstörte deutsche Stadt. Beim Wiederaufbau orientierte man sich an den alten Stadtstrukturen, so dass Nürnberg mit seinem mittelalterlichen Charme wiedererstanden ist.
Die Stadt wurde am 20. April 1945 von Einheiten der 7. US-Armee besetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg, ab November 1945, hielten die Siegermächte hier die Nürnberger Prozesse gegen führende Kriegsverbrecher der nationalsozialistischen Diktatur ab.
Der Zarewitsch
25.11.04, 10:54
ERFURT
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Erste urkundliche Erwähnung im Jahre 742 durch Missionserzbischof Bonifatius aus Mainz in der Bitte an Papst Zacharias um Bestätigung von "Erphesfurt" als Bischofssitz. Anschließend wurde eine erste, der Hl. Maria geweihte Kirche errichtet. Erfurt war unter den Karolingern und Ottonen eine Königspfalz. 1392 eröffnet die dritte Universität Erfurt auf deutschem Boden hier ihre Pforten.
Einer der bekanntesten Absolventen der Universität Erfurt ist Martin Luther, der hier von 1501 bis 1505 studierte und seinen Magister der philosophischen Fakultät erhält. Ebenfalls in der Umgebung Erfurts kommt ihm die stürmische Erleuchtung; sein Leben widmet er fortan der Kirche und tritt dem Augustinerorden als Mönch bei. Bis 1511 lebt und predigt Luther in Erfurt. 1664 erfolgte die Eroberung Erfurts durch Truppen des Mainzer Kurfürsten und Erzbischof Johann Philipp von Schönborn und damit Beginn der kurmainzischen Herrschaft.
Im Mittelalter war Erfurt eine bedeutende Handelsstadt. Ein wesentlicher Quell des Wohlstandes war der Handel mit Waid. Mit dem Aufkommen effektiverer Farbstoffe nahm die Bedeutung der Stadt ab.
1802 kamen Stadt- und Landgebiet Erfurt gemäß dem preußisch-französischen Vertrag als Entschädigung zum Königreich Preußen, wurde jedoch 1806 durch die Truppen Napoleons I. besetzt. Dieser erklärte 1807 Erfurt mit Blankenhain zu einer kaiserlichen Domäne. 1814 endete nach erfolgreicher Belagerung durch preußische, österreichische und russische Truppen die französische Besetzung und 1815 wurde Erfurt aufgrund des Wiener Kongresses wieder dem Königreich Preußen zugesprochen, welches den größten Teil des Erfurter Landgebietes und das Blankenhainer Gebiet an Sachsen-Weimar-Eisenach abtrat. 1816 wurde die Universität Erfurt geschlossen. Im gleichen Jahr wurde Erfurt Stadtkreis (kreisfreie Stadt) und Sitz der preußischen Bezirksregierung (Regierungsbezirk Erfurt), welche dem Oberpräsidenten der preußischen Provinz Sachsen in Magdeburg unterstand. Der Stadtkreis Erfurt wurde jedoch bereits 1818 wieder mit dem Landkreis Erfurt verbunden. Am 1. Januar 1872 schied die Stadt erneut aus dem Landkreis Erfurt aus und wurde kreisfrei.
Mit der Ansiedlung wichtiger Maschinenbaubetriebe wurde Erfurt im ausgehenden 19. Jahrhundert ein bedeutender Industriestandort. Im Oktober 1891 fand in Erfurt der Erfurter Parteitag der deutschen Sozialdemokraten, die sich seit 1890 "Sozialdemokratische Partei Deutschlands" SPD nannten statt.
1906 wurde Erfurt mit 100.000 Einwohnern Großstadt. Als 1920 das Land Thüringen mit der Landeshauptstadt Weimar gebildet wurde, wurden die preußischen Gebiete Thüringens einschließlich Erfurt nicht miteinbezogen.
Am 13. April 1945 besetzten Einheiten der 3. US-Armee unter Befehl des Generals George S. Patton die Stadt und damit erfolgte zum 1. Juli die Einstellung der Tätigkeit der preußischen Bezirksregierung. Die Stadt wurde dem Land Thüringen zugeordnet. Am 3. Juli übernahmen schließlich Einheiten der sowjetischen Armee aufgrund des 1. Londoner Zonenprotokolls von 1944 und den Beschlüssen der Konferenz von Jalta die Stadt. Erfurt wurde Bestandteil der sowjetischen Besatzungszone und am 7. Juli Landeshauptstadt.
1932 wurde der Landkreis Erfurt dem benachbarten Landkreis Weißensee eingegliedert, doch entstand 1952 erneut ein Landkreis Erfurt. Gleichzeitig wurde Erfurt, nach Auflösung des Landes Thüringen, Sitz des neu gebildeten Bezirks Erfurt. Bei der Kreisreform 1994 wurde der Landkreis Erfurt aufgelöst und sein Gebiet in die neuen Landkreise Weimarer Land, Gotha, Ilm-Kreis (Arnstadt) und Sömmerda eingegliedert. Erfurt selbst blieb seit 1872 stets eine kreisfreie Stadt.
1991 wurde Erfurt Landeshauptstadt des Freistaats Thüringen und im Jahr 1994 erfolgte die Neugründung der Erfurter Universität ; ebenfalls in diesem Jahr wurde das Bischöfliche Amt Erfurt-Meiningen, das seit 1973 bestand, zum Bistum Erfurt erhoben.
Am 26. April 2002 hat der Name Erfurts durch den Amoklauf von Erfurt am Gutenberg-Gymnasium tragische Berühmtheit erlangt.
BURGHAUSEN
http://www.wappen-server.de//deutschland/wappen/b/wappen_burghausen.jpg
2./1. Jahrhundert v. Chr.:
vermutlich keltische Abschnittsbefestigung
7./8. Jahrhundert:
Die agilolfingischen Herzöge bauen eine Befestigungsanlage zum Schutz der Salzschifffahrt, die Voraussetzung für die Entstehung der Siedlung mit Wasserzollstation an der Salzach war. Die Bedeutung und der Ausbau der Burg im Laufe der Jahrhunderte beeinflusste die städtebauliche Entwicklung Burghausens entscheidend. Nach Absetzung Herzog Tassilos III.(788) wurde es landesherrlicher Besitz der Karolinger.
11./12. Jahrhundert:
Erste urkundliche Erwähnung als Reichsgut (1025). Der spätere Kaiser Konrad II. setzt die "Grafen von Burghausen" zur Verwaltung des Fiskalgutes ein. Im Jahre 1164 nimmt Herzog Heinrich der Löwe die Burg in seinen Besitz.
13. Jahrhundert:
Nach der Burg kommt 1229 auch die schon stadtähnliche Talsiedlung in den Besitz der Wittelsbacher. Ab 1255, nach erster Teilung Bayerns, beginn der politische und wirtschaftliche Aufschwung als zweite Residenz der niederbayerischen Herzöge. Lebensnerv der Stadt ist vor allem der Handel mit Salz aus Hallein. Während dieser Zeit wird die Burg zum Grenzbollwerk gegen Salzburg und Passau ausgebaut.
14. Jahrhundert:
Kodifikation des bestehenden präurbanen Gemeinderechts als Stadtrecht (1307) . Zudem verleiht Kaiser Ludwig d. Bayern der Stadt wichtige Privilegien. Die Burg als Wehrablage hat zu diesem Zeitpunkt bereits ihre volle Ausdehnung. Dennoch wird der Ausbau der Anlage in der jetzigen Gestalt unter dem Eindruck der Türkengefahr (1480/90) vorangetrieben. Schließlich wird sie Herzogliche Residenz.
15./16. Jahrhundert:
Burghausen Blüte-* und Glanzzeit beginnt unter den letzten drei niederbayerischen Herzögen Heinrich, Ludwig und Georg, genannt "die Reichen" (1393-*1503). Nach dem Landshuter Erbfolgekrieg bekommt die Stadt eines der vier Rentämter im neugeordneten Bayern (1505). Die Burg dagegen verliert den Residenzcharakter, bleibt aber alss Hauptwaffenplatz weiterhin von grosser militärischer Bedeutung. Gegen Ende des 16 Jh. verliert Burghausen seine Haupteinnahmequelle aus dem Salzhandel durch die Errichtung des herzoglichen Salzmonopols (1594). Dies ist der Beginn einer mehrhundertjährigen Periode des administrativen und wirtschaftlichen Niedergangs.
17./18. Jahrhundert:
Schwere Opfer und Lasten im dreissigjährigen Krieg (1618/48) und in den Erbfolgekriegen (1701/14 bzw.1740/45). Später wird Burghausen durch Abtretung des Innviertels und dem damit verbundenen Verlust des wirtschaftlich besten Hinterlandes zur Grenzstadt (Frieden v. Teschen nach Bayer. Erbfolgekrieg 1778/79).
19. Jahrhundert:
Ein Fluch scheint über der Stadt zu liegen: Drangsale der Napoleonischen Kriege, Auflösung der Regierung (1802), Aberkennung des 1688 erhaltenen Titels "Hauptstadt" (1807). Die Einstellung der Flussschiffahrt treibt den Niedergang voran. Als 1891 die Garnison der Burg abgezogen wird, ist Burghauesen bereits zur unbedeutenden Kleinstadt verkommen.
20. Jahrhundert:
Nach der Niederlassung der Wacker-Werke (1915) beginnt ein neuer Wirtschaftlicher Aufschwung. Entstehen der Neustadt; Altstadt bleibt in einzigartiger städtebaulicher Geschlossenheit erhalten! *Beginn der Altstadtsanierung mit Bau des Hochwasserschutzdammes und Uferstrasse (1969/71)
Quellen:
- Stadtgeschichte Burghausen (http://www.burghausen.de/geschichte/index.cfm?director=/geschichte/stadtgeschichte.cfm?)
- Die Burg (http://www.burghausen.de/geschichte/index.cfm?director=/geschichte/burg.cfm?)
von Stollberg
25.11.04, 11:22
http://www.region-online.de/verband/svlahn/logo/wapp_lm.gif
http://www.limburg.de/media/custom/436_335_1_m.JPG
Geschichte
Limburg wurde erstmals 910 erwähnt. Seit 1827 ist Limburg Bischofssitz der gleichnamigen Diözese.
Erste urkundliche Erwähnung der "Lintpurc" im Jahre 910. Limburg wuchs im Mittelalter um die vermutlich im 7. Jahrhundert gebaute Burg und das im Jahre 910 gegründete Stift "St. Georg".
Der blühende Handel auf verschiedenen Marktplätzen vor den Toren der Burg, auch bedingt durch die günstige Verkehrslage, prägte sehr bald das Leben in der Handels- und Kaufmannsstadt. Reste der Stadtbefestigungen aus den Jahren 1130, 1230 und 1340 zeigen noch heute die schnelle Entwicklung der aufblühenden Stadt im Mittelalter.
Eng verbunden ist die Geschichte der Stadt mit der Geschichte ihres von 1206 bis 1235 an der Stelle des Stiftes "St. Georg" errichteten Wahrzeichens, dem Dom. Eine Urkunde von 942 sagt, dass ein Konrad Kurzbold das Limburger Stift in seiner Burg errichtet habe.
Schon in der Merowinger-Zeit befand sich eine Straßensicherung an einer wichtigen Furt an der Lahn. Der heute noch vorhandene Brückenturm erinnert an die alten Stadtbefestigungsanlagen.
Am Fuße des Domes befindet sich mit der Limburger Altstadt eines der geschlossensten mittelalterlichen Stadtbilder, das erhalten geblieben ist. Bestimmt wird das Bild der Altstadt durch die dem 13 bis 18. Jahrhundert entstammenden Fachwerkbauten mit ihren oft figürlichen Schnitzereien.
Während der noch immer andauernden Sanierungsmaßnahmen konnte auch eines der ältesten Fachwerkhäuser aus dem Jahre 1289 freigelegt und nach Befund restauriert werden: Das gotische Haus Römer 2-4-6, das den Status eines nationalen Denkmals inne hat.
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/c/c4/Limburg_an_der_Lahn_um_1900.jpg
Schloss und Dom um 1900
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/b/b0/LimburgerDomUeberDieLahn.jpg
Dom über der Lahn 2004
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
An der Autobahn zwischen Köln und Frankfurt gelegen kann man schon von weitem den imposanten siebentürmigen Georgsdom auf dem Lahnfelsen erkennen. Besondere Berühmtheit erlangte er als Zierde auf dem ersten 1000-DM-Schein. Er wurde seit dem 13. Jahrhundert erbaut und hat architektonische Bedeutung wegen seiner einzigartigen Verquickung aus Gotik und Frühromanik. Als eine der wenigen deutschen Städte hat Limburg einen fast vollkommen erhaltenen Altstadtkern, darunter eines der ältesten Häuser Deutschlands. Die malerische Altstadt lädt mit ihren kleinen Nippes- und Kunstgeschäften sowie altehrenwerten Cafehäusern auch sonntags zum Bummeln ein.
Dom Frontansicht (d.wikimedia.org/wikipedia/de/a/ac/LimburgerDomFront.jpg) Dom Innenansicht (http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/6/66/LimburgerDomInnen.jpg) Altstadt (http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/7/7d/LimburgAltstadt.jpg)
Persönlichkeiten
Leo Sternberg
Bistum Limburg - Kirche für Stadt und Land
Ein Blick in Geschichte und Gegenwart
Bistum Limburg - damit verbinden viele zuerst den Dom an der Autobahn Frankfurt-Köln, Ziel hunderttausender Besucher und ein Zeugnis spätromanischer Baukunst von europäischem Rang. Der 750 Jahre alte Georgsdom ist als Bischofskirche auch geographischer Mittelpunkt des Bistums, in dem rund 733.000 Katholiken in 368 Gemeinden leben. Kontraste prägen das Leben der Katholiken in diesem Bistum: es ist Großstadtkirche und Kirche im Dorf. Im Süden liegt das Rhein-Main-Gebiet mit der Wirtschafts- und Bankenmetropole Frankfurt, die über die Stadtgrenzen hinaus das kirchliche Leben im Bistum prägt. Zwischen Frankfurt und der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden erstreckt sich entlang des Mains ein langgezogener Industriegürtel. Vom malerischen Rheingau bis zur Lahnmündung bildet der Rhein die Bistumsgrenze. Durch die großen ländlichen Gebiete im Westerwald und Taunus, entlang der Lahn bis nach Wetzlar und dem Gebiet an Dill und Eder wird der Norden des Bistums geprägt.
Regionale Gliederung (Karte (http://www.kath.de/bistum/limburg/gif/limmap.gif) )
Diesen regionalen Unterschieden trägt die Gliederung des Bistums in elf überschaubare Bezirke Rechnung, die sich an den Grenzen der Großstädte und Landkreise orientieren. Die Bezirksämter unterstützen mit ihren verschiedenen Abteilungen, die wiederum den Dezernaten der Bistumsverwaltung in Limburg zugeordnet sind, die Gemeinden.
Mit Spannungen leben
Drei Dome hat das Bistum, in Limburg, Wetzlar und Frankfurt. Gemeinsam ist ihnen ihr Alter: Vor rund 750 Jahren wurden sie geweiht. Sie sind auch Zeichen für unterschiedliche gesellschaftliche, kulturelle und politische Entwicklungen, die das Leben der Christen im Bistum Limburg prägen.
Der Wetzlarer Dom dient seit der Reformation gleichzeitig der katholischen und evangelischen Gemeinde der Stadt als Pfarrkirche. Er ist Symbol für katholisches Leben in der Diaspora. Diaspora heißt Zerstreuung. Heute bezeichnet das nicht mehr zuerst einen katholisch-protestantischen Gegensatz. Durch den Zuzug von Heimatvertriebenen und ausländischen Mitbürgern sind die Grenzen zwischen katholischen und protestantischen Regionen fließend geworden. Diaspora signalisiert heute: Der Christ lebt überall in der Zerstreuung, innerhalb einer religiös gleichgültig gesinnten Mehrheit.
Diese Situation prägt besonders auch das Christsein in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet. Der Frankfurter Kaiserdom war nie Bischofskirche und hat doch als Wahl- und Krönungskirche deutscher Kaiser das Verhältnis zwischen Glaube und Politik, zwischen Kirche und Gesellschaft entscheidend mitgeprägt. Obwohl von den Hochhäusern der Bankenmetropole heute weit überragt, ist er unübersehbares Zeichen dafür, daß Christen eine wachstums- und fortschrittsorientierte Gesellschaft mitprägen wollen. In Frankfurt vollziehen sich gesellschaftliche Entwicklungen schneller und früher als anderswo. Nicht zufällig fand der Sozialkatholizismus in der Stadt der Paulskirche, die als Wiege deutscher Demokratie gilt, fruchtbaren Boden. So ist der Frankfurter Dom Symbol einer Kirche, die sich den Herausforderungen der Zeit stellt und diese nicht als Bedrohung versteht, sondern als Chance für ein erneuertes Christsein mitten in der Welt Kirche um der Menschen willen. Die katholische Kirche im Bistum Limburg hat in den vergangenen 172 Jahren gelernt, mit Kontrasten und Spannungen zu leben und sich auf neue Wege einzulassen.
Der Limburger Dom auf seinem Felsen über der Lahn ist Zeichen der integrativen Kraft des Glaubens, die es dem Bistum Limburg ermöglicht, Kirche mitten im Leben zu sein, Kirche für Stadt und Land.
Leitung als Dienst: Die Bischöfe
Seit 1982 leitet Bischof Franz Kamphaus das Bistum Limburg. 1932 in Lüdinghausen geboren, war er bis zu seiner Bischofsweihe Leiter des Priesterseminars und Professor für Pastoraltheologie und Predigtlehre in Münster. Wichtig ist ihm der Kontakt zu den Priestern und Gemeinden seines Bistums. Die Erfahrungen aus unzähligen Gesprächen in den Gemeinden fließen ein in seine Predigten und Hirtenbriefe, die weit über die Grenzen des Bistums hinaus Beachtung finden. Wichtig ist ihm die weltweite Verantwortung der Christen. Sie realisiert sich im Umgang mit Flüchtlingen und ausländischen Mitbürgern genauso wie im Aufbau von Partnerschaften mit Bistümern in anderen Teilen der Welt. Dieses Engagement entspringt auch den Realitäten seiner Bistumskirche: In Frankfurt spricht heute jeder dritte Katholik eine andere Muttersprache als Deutsch.
Seit 1977 ist Gerhard Pieschl Weihbischof in Limburg. Geboren 1934 in Mährisch-Trübau im Sudetenland teilt er als Heimatvertriebener das Schicksal vieler Katholiken im Bistum. Innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz ist er unter anderem zuständig für die Flüchtlings- und Vertriebenenseelsorge. Im Bistum trägt er als Bischofsvikar die Verantwortung für die synodalen Gremien, in denen Priester, Ordensleute und Laien gemeinsam Verantwortung für das Leben der Kirche übernehmen.
Revolutionäre Vorgeschichte
Gemessen an der 2000jährigen Geschichte der katholischen Kirche ist das Bistum Limburg mit seinen knapp 170 Jahren ein junges Bistum. Und: Es ist ein Kind der Revolution. Seine Geschichte beginnt mit dem Zusammenbruch der weltlichen und kirchlichen Machtstrukturen in Europa als Folge der Französischen Revolution. Durch den Reichsdeputationshauptschluß im Jahre 1803 werden Gebiete der alten geistlichen Kurfürstentümer Mainz und Trier den nassauischen Herzogtümern zugeschlagen. Diese vereinigen sich 1806 zum Herzogtum Nassau mit Regierungssitz in Wiesbaden. Die katholische Kirche wird der Aufsicht der evangelischen Landesherrn unterstellt. Zusammen mit der freien Reichsstadt Frankfurt betreibt das Herzogtum Nassau den Plan zur Errichtung eines eigenen Bistums. Am 23. November 1827 ist es soweit: Das Bistum wird gegründet und der erste Bischof, Jakob Brand, nimmt seine Amtsgeschäfte auf. Das Bistum hat zum damaligen Zeitpunkt 134 Pfarreien mit 175 000 Katholiken. Es ist ein Gebilde, das seine Existenz den Machtinteressen der weltlichen Herrscher verdankt. Überwiegend leben die Limburger Katholiken in religiösen Mischlandschaften, teils mit ausgesprochener Diasporasituation. Das und die Unterschiede zwischen den ländlichen Gebieten im Norden und dem schnell wachsenden Industriegebiet um Frankfurt und Wiesbaden lassen das Bistum erst langsam zusammenwachsen. Gläubige und Bischöfe leiden unter dem preußischen Kulturkampf, der Bischof Blum für sieben Jahre ins Exil treibt, genauso wie fünfzig Jahre später unter der Kirchenverfolgung der Nationalsozialisten.
Kirche - Gemeinsam auf dem Weg
Ohne die engagierte Mitarbeit und Mitverantwortung von Laien gäbe es keine lebendige Kirche. Das Zweite Vatikanische Konzil hat diese gemeinsame Verantwortung von Bischöfen, Priestern, Diakonen und allen Frauen und Männern ausdrücklich betont. Wie diese Verantwortung aller sich im Bistum Limburg realisiert, ist in der sogenannten Synodalordnung festgelegt. Das griechische Wort ,,Syn-odos" bedeutet "gemeinsamer Weg". Ziel der synodalen Struktur ist es, das Amtsträger und Mandatsträger unbeschadet der Leitungsverantwortung des Bischofs einen gemeinsamen Weg suchen, um den Auftrag Jesu in der Kirche gemäß den Anforderungen der Zeit zu erfüllen. Dieser Weg ist nicht das Ergebnis von parlamentarischen Mehrheitsentscheidungen, sondern von intensiven Gesprächen und Beratungen. Wichtig ist: Im Bistum Limburg sind alle Amtsträger verpflichtet, sich vor wichtigen Entscheidungen von den gewählten Gremien beraten zu lassen. Alle vier Jahre, zuletzt im November 1995, wählen die Limburger Katholiken Pfarrgemeinderäte, in denen Pfarrer und gewählte Vertreter gemeinsam am Aufbau lebendiger Gemeinden arbeiten. Der Pfarrgemeinderat entsendet Vertreter in die Bezirksversammlung, die ihrerseits Mitglieder ind den Bezirkssynodalrat und die Diözesanversammlung wählt. Der Bischof wird beraten vom Diözesansynodalrat, in dem die von der Diözesanversammlung gewählten Mitglieder die Mehrheit stellen. In Pfarrgemeinderäten, Bezirksversammlungen und der Diözesanversammlung nehmen Laien, Priester und Ordensleute sowie Vertreter der katholischen Verbände die gesellschaftliche Verantwortung der Kirche wahr. Der Verwaltung des Kirchenvermögens dienen die Verwaltungsräte in den Kirchengemeinden und der Diözesankirchensteuerrat (Haushaltsplan des Bistums und Alles über die Kirchensteuer). Zusätzliche eigene Vertretungen haben die Gemeinden von Katholiken anderer Muttersprache, die Ordensleute und Priester. So kompliziert diese Struktur erscheint - und sie war in der deutschen Kirche lange umstritten - so positiv sind ihre Auswirkungen: In den verschiedenen Gremien arbeiten im ganzen Bistum rund 6000 Frauen und Männer und übernehmen ganz unmittelbar Verantwortung für das kirchliche Leben in den Gemeinden und im Bistum. Ohne sie und viele andere gäbe es heute angesichts des wachsenden Priestermangels mancherorts keine lebendige Gemeinde mehr.
Laien übernehmen in der Seelsorge neue Aufgaben
Nicht als Lückenbüßer für fehlende Priester, sondern als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit eigenständigen Aufgaben und eigener Berufung, werden im Bistum Limburg die Laien im hauptamtlichen pastoralen Dienst verstanden. Rund 250 Gemeinde- und Pastoralreferentinnen und -referenten arbeiten in den Gemeinden und in der Sonderseelsorge zusammen mit etwa 320 Priestern. Etwa 1800 Ordensleute sind in 54 Gemeinschaften mit ganz unterschiedlicher Prägung tätig. Unverzichtbar ist auch der Dienst, den einige tausend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in anderen Bereichen der Seelsorge, in sozialen und caritativen Einrichtungen, der Verwaltung und an vielen anderen Stellen leisten. Erwachsenenbildung, Jugendarbeit, Religionsunterricht, Beratungsdienste, Behinderteneinrichtungen und Krankenhäuser, Kindergärten und Pflegeheime sind nur einige Stichworte. (Ausführlicher Adressenteil) Sinn macht die Arbeit der hauptamtlichen Mitarbeiter nur, weil er von Tausenden Frauen und Männern in den Gemeinden getragen wird, die sich in den Dienst der Weitergabe des Glaubens, der Liturgie und der Diakonie stellen. Sie arbeiten als Kommunionhelferinnen und -helfer, Lektoren und bereiten als Katechetinnen und Katecheten Kinder und Jugendliche auf den Empfang der Sakramente vor. Im Bereich der Caritasarbeit leisten sie wirksame Nachbarschaftshilfe. Sie stehen zusammen mit den hauptamtlichen Kräften im Dienst der drei Grundfunktionen von Kirche: Gottesdienst, Glaubensverkündigung und Nächstenliebe. Durch ihre Arbeit bekommt kirchliches Tun Kopf, Herz und Hand.
von Stollberg
25.11.04, 12:00
(eine meiner Lieblingsstädte)
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Geschichtliches
Kurzübersicht
Geschichte der Stadt Weilburg
906
Erste urkundliche Erwähnung in einer Chronik des Abtes Regino von Prüm, ". . . . . in castello quod Wilineburch vocatur (in der Feste, welche Wilineburch genannt wird)".
911
Konrad, der älteste Sohn von Herzog Konrad dem Älteren (gefallen 906 und in der Feste Wilineburch bestattet) wird deutscher König (911 - 918).
912
König Konrad gründet eine Kirche und ein Stift.
918
Das Testament von Weilburg. Sterbend designiert Konrad den Herzog Heinrich von Sachsen zum Herrscher über das Ostfrankenreich, um den politischen Bestand des Reiches nicht zu gefährden.
Diesem Thema haben sich Dichter im 19. Jahrhundert gerne angenommen. Einige Beispiele dazu finden Sie unter "Literarisches".
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Denkmal König Konrad I. auf der Bodensteiner Lei (Konradfelsen) zwischen Villmar und Runkel
993
Die Abtei Wiliniburg wird von Otto III. dem Bistum Worms geschenkt.
1000
Die ganze Wilineburg (ausgenommen Hof und südl. Teil) wird von Otto III. dem Bistum Worms geschenkt.
1002
Die ganze Stadt Wilineburg wird von Heinrich II. dem Bistum Worms geschenkt.
1062
Kaiserin Agnes, Mutter Kaiser Heinrichs IV., schenkt dem Bistum Worms auch den bis dahin noch herrschaftlich gebliebenen Hof.
um 1225
Der Bischof von Worms verpfändet die Herrschaft Weilburgs an den Grafen von Nassau, Heinrich II., der Reiche.
1294
König Adolf kauft Stadt und Herrschaft Weilburg gegen Zahlung der Pfandsumme (550 Mark Silber und dazu weitere 200 Pfund Heller) vom Bistum Worms.
1295
König Adolf von Nassau erteilt mit einem Freibrief Weilburg die Stadtrechte.
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Gedenktafel am Pfeifferturm im Schlosshof
Inschrift der Gedenktafel:
ADOLF VON NASSAU
KÖNIG DES HEILIGEN RÖMISCHEN REICHES
(1292-1298)
WAR VERMÄHLT MIT IMAGINA VON LIMBURG
ER ERWARB WEILBURG IM JAHRE 1294 VOM BISTUM WORMS DURCH KAUF.
DEM NASSAUISCHEN ORT VERLIEH ER AM
29. DEZEMBER 1295 DIE RECHTE ALS STADT
WEILBURG AM 29. DEZEMBER 1995
BÜRGERINITIATIVE "ALT-WEILBURG" E.V.
1355
Graf Johann I. wählt Weilburg zu seiner Residenz.
1359 -
1369
Graf Johann I. lässt an Stelle der alten Konradinerburg eine neue errichten, und eine Stadtmauer mit Türmen und Toren und eine steinerne Lahnbrücke erbauen.
1397
An der Stelle der alten Konradinerkirche St. Walpurgis wird die Stiftskirche St. Andreas errichtet.
1505
Graf Johann Ludwig lässt die Heiliggrab-Kapelle als Andenken an seine Pilgerfahrt in das Heilige Land (1495 - 1496) errichten.
1508
Als Anbau an die Andreaskirche wird die Martinskirche errichtet.
1538
Neubau der Martinskirche.
1540
Graf Philipp gründet die Freischule.
1545 -
1572
Graf Albrecht veranlasst den Neubau des Schlosses. Teil zur Lahn: 1545. Uhrturm: 1548. Nord- und Südflügel, Schlossgarten: um 1560. 1572: Westflügel mit Pfeiferturm.
1684
Regierungsantritt von Graf Johann Ernst.
1690
Die Münze wird erbaut.
1691
Anlage des Rollschiffs.
1701 -
1719
Graf Johann Ernst lässt die Stadt Weilburg und das Schloss erneuern und erweitern, u. a. Schlossgarten, Schlosskirche, obere Orangerie, Reithalle, Marstall, Marktplatz, Straßenanlagen, Windhof, Bau einer neuen Wasserleitung.
1754
Fürst Karl lässt Stadtmauern einschl. der Türme und Tore abtragen.
1759
Erbauung des neuen Landtors.
1763
Nach Zerstörung der alten steinernen Brücke wird an deren Stelle die heutige "Steinerne Brücke" erbaut.
1785
Die durch Eisgang zerstörte hölzerne Wasserleitungsbrücke ("Rote Brücke") wird durch die "Kettenbrücke" ersetzt.
1786/87
Errichtung des neuen Postgebäudes.
1813
Gründung der Weilburger Bürgergarde.
1816
Nach dem Tod von Fürst Friedrich Wilhelm verlegt dessen Sohn, Herzog Wilhelm, Regierung und Residenz von Weilburg nach Biebrich.
1820
Wegen Unterbringung des 1. Bataillons des 1. nassauischen Regiments wird im ehemaligen Münzgebäude eine Kaserne eingerichtet.
1847
Eröffnung des Schiffstunnels.
1862
Eröffnung der Lahntalbahn.
1866
Ende des Herzogtums Nassau.
1867
Die Ämter Runkel, Hadamar und Weilburg werden zum Oberlahnkreis vereinigt.
1906
1000-Jahr-Feier in Weilburg.
Sehenswürdigkeiten:
Ganz klar, das Schloß in Weilburg.
Eine nähre Bescheibung würde diesen Post sprengen, bei Interesse kann
ich aber einen extra Thread starten.
Einfach melden :)
http://www.weilburg-lahn.info/images/schlpla2a.jpg
Schloßplatz
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Hochschloß
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Innenräume des Hochschlosses
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Untere Orangerie
Der Schifftunel
Der Schifffahrtstunnel in Weilburg wurde in den Jahren 1844 - 1847 erbaut. Er ist der einzige Schifffahrtstunnel in Deutschland und zusammen mit der an seinem unteren Ausgang befindlichen Kuppelschleuse ein einmaliges technisches Denkmal.
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Quelle:
http://www.weilburg-lahn.info
von Stollberg
25.11.04, 12:16
http://www.wappen-server.de/deutschland/wappen/h/wappen_hadamar.jpg
Geschichte der Stadt Hadamar
Hadamar im schönen Elbbachtal, am Rande des südlichen Westerwaldes gelegen, ist eine Stadt in reizvoller Landschaft.
Im Norden wölben sich die Basaltberge des Westerwaldes, nach Süden öffnet sich das Tal zum Limburger Becken. Die Stadt hat eine große und reiche Vergangenheit. Der Ortsname Hadamar wird schon im Jahre 832 in einer Urkunde der Karolingerzeit erwähnt. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts wird Hadamar Residenz der Grafen von Nassau-Hadamar und erhält 1324 die Stadtrechte.
Die Geschichte der Stadt wurde von jeher durch ihre zentralörtliche Funktion bestimmt. Hier kreuzten sich zwei wichtige mittelalterliche Heer- und Handel-Straßen, von denen die eine die Städte Köln und Frankfurt verband und die andere von Trier über Koblenz nach Gießen und weiter nach Mitteldeutschland führte. Diese zentralörtliche Bedeutung war sicher auch die Voraussetzung für eine frühe Blütezeit von Handel und Handwerk. Im 14. Jahrhundert erlangte Hadamar zusätzliche Bedeutung als religiöses Zentrum.
Der Bau der gotischen Liebfrauenkirche fällt in diese Zeit. Der großzügige Ausbau Hadamars zur Residenzstadt erfolgte im 17. Jahrhundert unter Fürst Johann Ludwig. Er baute die ehemalige Wasserburg zu einer weiträumigen Schlossanlage aus, die heute zu den größten und bedeutendsten Renaissanceschlössern zählt. Johann Ludwig ist auch Erbauer der Hadamarer Neustadt mit den rechtwinkligen Straßenzügen und den großflächigen Marktplätzen.
Ihm verdankt die Stadt auch die Gründung des Gymnasiums, das über dreihundert Jahre als humanistische Bildungsstätte große Ausstrahlungskraft besaß und heute in der Fürst-Johann-Ludwig-Schule fortbesteht. Für seine Verdienste als Generalbevollmächtigter des Kaisers beim Zustandekommen des Westfälischen Friedens wurde Johann Ludwig 1650 in den Reichsfürstenstand erhoben. Das Aussterben der Fürsten von Nassau-Hadamar Anfang des 18. Jahrhunderts und der anschließende Erbfolgestreit zwischen Nassau-Siegen und Nassau-Diez brachte einen Rückschlag für die Entwicklung der Stadt.
Sie verlor ihre Funktion als Residenz, behielt aber im 18. Jahrhundert weiterhin Bedeutung als Verwaltungsmittelpunkt. Die Stadt und 28 Dörfer bildeten das Amt Hadamar. Als Nassau und damit auch die Stadt Hadamar 1866 an Preußen fielen, verlor die Stadt ihre Funktion als Amtssitz, wurde jedoch Sitz eines Amtgerichtes. In die 2. Hälfte dieses Jahrhunderts fielen auch wesentliche Veränderungen des Stadtbildes durch den Bau der neuen Durchgangsstraße im Bereich der Schlossanlage und den Bau der neuen Brücke. Einen wirtschaftlichen Aufschwung brachte der Eisenbahnbau in den 70er Jahren des Jahrhunderts. Die Stadt war jetzt mit Limburg und dem Frankfurter Raum sowie mit dem Siegerland und Köln verbunden.
Überall in der Stadt trifft man auf Zeugen der reichen und bewegten Vergangenheit. Das Fürstenschloss mit der alten Brücke, Liebfrauenkirche und Stadtkirche, das Kloster auf dem Mönchberg, das alte Rathaus, die Synagoge, die historischen Marktplätze sowie alte Fachwerkhäuser mit reichem Schnitzwerk laden zur Besichtigung ein. In vielfältiger Weise wird heute noch deutlich, dass die Stadt über Jahrhunderte Residenz, Gerichtsort, Verwaltungssitz und Markt für ein weites Umland war. Hadamars Bürger und Bürgerinnen sind stolz auf ihre Geschichte. Dies zeigt sich vor allem an ihrem intensiven Bemühen, die baulichen Kostbarkeiten der Vergangenheit zu restaurieren und in alter Schönheit wiederherzustellen. Die Stadt bemüht sich aber auch mit Nachdruck, ihrer zentralen Bedeutung in Gegenwart und Zukunft gerecht zu werden. Dem Fleiß und der Initiative der Bürger und Bürgerinnen und der städtischen Gremien ist es zu verdanken, dass sich Hadamar gerade in den letzten Jahren zu einer Stadt mit hohem Wohn- und Freizeitwert und einer modernen Infrastruktur entwickelt hat.
Sehenswürdigkeiten
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Renaissance-Schloss
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Rathaus
Gedenkstätte
Die Gedenkstätte "Mönchberg" in Hadamar ist ein geschichtsträchtiger Ort und informiert in einer dokumentarischen Ausstellung über die Opfer der NS-Euthanasie-Verbrechen. Jährlich finden ca. zehntausend Besucher den Weg zur Gedenkstätte.
Königsberg (Pr.)
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1255 eroberte der Deutsche Orden das Sammland und zerstörte auch die mächtige Burg Tuwangste auf einem Hügel wenige Kilometer vor der Mündung des Pregel in das Frische Haff. Zu Füßen der Burg lag die Siedlung Tuwangste, ein ansehnlicher Markt- und Hafenort der samländischen Prussen. Dieses Tuwangste trieb schon im 11. und 12. Jahrhundert regen Handel mit den Wikingern und beherbergte seit Anfang des 13. Jahrhunderts auch eine Handelsniederlassung der Deutschen Hanse.
Im Laufe weniger Jahrzehnte bildeten sich neben dem Siedlungskern, der Altstadt, die lebendige Handwerkerstadt Löbenicht und auf der Pregelinsel zu Füßen der Burg – direkt am Flußübergang der alten Bernsteinstraße – die noble Kaufmannsstadt Kneiphof. Auf der Burg Königsberg residierten anfangs der Ordensmarschall und der Bischof des Samlandes. Zwischen 1333 und 1380 entstand auf der Kneiphofinsel der gewaltige Dom als Zeugnis der Größe des Deutschen Ordens auf dem Höhepunkt seiner Geschichte. 1339 schloß sich die Königsberger Altstadt dem Städtebund der Deutschen Hanse an, danach folgten Löbenicht und Kneiphof.
Die verlorene Schlacht bei Tannenberg (1410) leitete den Niedergang des Deutschen Ordens ein, der 1457 die Marienburg an Polen verpfänden mußte und die Ordensresidenz nach Königsberg verlegte. Von da an war die Stadt am Pregel Residenzstadt und blieb es auch, als der letzte Hochmeister Albrecht von Brandenburg im Jahre 1525 den Ordensstaat in ein weltliches Herzogtum "Preußen" umwandelte. Es war wohl das einzige Mal in der Geschichte, daß ein Staat den Namen des von ihm besiegten Volkes annahm.
Am 18.Januar 1701 setzte Friedrich III., Kurfürst von Brandenburg, im Einverständnis mit Kaiser Leopold I. im Audienzsaal des Königsberger Schlosses sich und seiner Gemahlin Sophie Charlotte die Königskrone auf. Als Friedrich I. war er der erste König in Preußen, Preußen war vom Herzogtum zum Königreich aufgestiegen. Sein Sohn Friedrich Wilhelm I., der Soldatenkönig, vereinigte am 28 August 1724 Altstadt, Löbenicht und Kneiphof zur "Königlichen Preußischen Hauptstadt Königsberg", einer Stadt die mit insgesamt 40 000 Einwohnern damals doppelt so groß war wie das brandenburgische Berlin.
Ab 1770 wirkte der Philosoph Immanuel Kant an der Universität Königsberg. Während des Siebenjährigen Krieges (1756 bis 1763) rückten die Russen in Ostpreußen ein und wurden von der Königsberger Bevölkerung mit Jubel begrüßt. Es begann eine fast fünfjährige Besatzungszeit unter dem deutschbaltischen Gouverneur Baron von Korff, in der die Königsberger besser lebten als unter der Regierung Friedrichs des Großen.
Der Handel blühte, jeder hatte Arbeit und Brot, und gefeiert wurde öfter und üppiger als zuvor. Sonst hatte sich nichts geändert, außer daß statt des Preußenadlers nun ein doppelköpfiger Zarenadler auf der Staatsflagge wehte. Besonders schlimm waren die Jahre nach der Russenzeit, als 1764, 1769 und 1775 drei gewaltige Brände fast die ganze Stadt einäscherten. Am 14. Juni 1807, zwei Tage nach der Schlacht bei Friedland, marschierten die Franzosen in Königsberg ein. Am 10. Juli desselben Jahres nahm Kaiser Napoleon I. Quartier im Schloß. 1808 verlegte die preußische Königsfamilie ihre Residenz nach Königsberg, wo sie im Schloß wohnte, im Sommer jedoch im Landhaus des Schul- und Kirchenrates Busolt auf den Hufen. Im Februar 1813 verabschiedete der ostpreußische Landtag in Königsberg das Landwehrgesetz, die Voraussetzung für den Beginn der Freiheitskriege.
Die Revolution von 1848 verlief in Ostpreußen unblutig. Zwar zogten Menschenmassen demonstrierend durch die Königsberger Innenstadt, schwenkten Fahnen und skandierten Parolen, aber nirgendwo brauchte das Militär einzugreifen. 1853 fuhr die erste Eisenbahn von Königsberg nach Berlin. Am 18. Oktober 1861 setzte sich Wilhelm I. in der Königsberger Schloßkirche die Königskrone aufs Haupt. 1894 bis 1901 entstand der Königsberger Seekanal, wodurch die Stadt zum größten deutschen Getreideausfuhrhafen avancierte. 1919 wurde der erste Zivilflughafen Deutschlands eingeweiht.
Als nach dem Ersten Weltkrieg Westpreußen zu Polen kam, wurde Ostpreußen eine deutsche Exkave. Erst die Einrichtung der Deutschen Ostmesse im Jahre 1920 stellte die Mittler- und Brückenfunktion Ostpreußens zu den Oststaaten für das Deutsche Reich wieder her. Doch dann machte der Zweite Weltkrieg alles zunichte. In zwei Augustnächten des Jahres 1944 (26./27. und 29./30.) zerstörten britische und amerikanische Bomberverbände die gesamte Innenstadt. 4200 Menschen kamen ums Leben, 200 000 verloren ihre Wohnung.
Am 12. Januar 1945 begann der russische Großangriff. Schon nach wenigen Tagen drangen sowjetische Heeresverbände in Ostpreußen ein. Am 31. Januar 1945 schloß die Sowjetarmee den Ring um die "Festung Königsberg", doch deutschen Truppen gelang es, einen Korridor nach Pillau freizukämpfen: Auf der sogenannten "Straße des Todes" konnte ein Großteil der Bevölkerung Ostpreußens entkommen. Am 6. April trat die Rote Armee zum Sturm auf Königsberg an. Drei Tage später am 9. April, unterzeichnete der deutsche Kommandeur General Otto Lasch die Kapitulation und wurde deswegen von Hitler in Abwesenheit zum Tode verurteilt.
Die Potsdamer Konferenz der drei Siegermächte USA, Großbritanien und Sowjetunion vom 17. Juli bis 2. August 1945 sah unter anderem die verwaltungsmäßige Zuordnung des nördlichen Ostpreußens bis zur entgültigen Regelung durch eine Freidenskonferenz zur Sowjetunion vor. Am 17. Oktober 1945 gliederte die UdSSR dieses Gebiet der Sowjetrepublik Rußland an, Königsberg wurde Hauptstadt dieses Gebiets. Noch im Herbst Trafen die ersten Neubürger aus verschiedenen Sowjetrepubliken ein – doch nur ein Teil von ihnen kam freiwillig.
1947 erhielt "Königsberg", die Haputstadt der Oblast (Gebiet), den neuen Namen "Kaliningrad". Der Name erinnert an den Kommunisten und Stalinfreund Michail Iwanowitsch Kalinin (1875 bis 1946). Er war das erste Staatsoberhaupt der Sowjetunion. Inzwischen war die Zahl der deutschen Einwohner durch Todesfälle, Exekutionen und Deportationen auf etwa 25 000 zurückgegangen, die bis 1948 fast ausnahmslos nach Deutschland ausgewiesen wurden. 1956 zählte Kaliningrad bereits wieder 188 000 sowjetische Einwohner, 1971 schon 306 000, heute wird die Zahl seiner Bürger auf 430 000 geschätzt.
Kulinarische Spezialitäten
Einst von Schweizer Zuckerbäckern nach Königsberg gebracht. Vom Lübecker Marzipan unterscheidet es sich durch einen herzhafteren Geschmack. Das liegt daran, daß der Anteil an Zucker geringer ist, doch auch an dem " Flämmchen", der leichten Bräunung an der Oberseite. Als Teekonfekt, auch mit Zuckerguß und kandierten Früchten, in vielen Haushalten besonders zur Weihnachtszeit hergestellt, aber auch in Versandbetrieben, die es in alle Erdteile verschickten.
Königsberger Fleck (Rindermagen)
Königsberger Klopse
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GÖTTINGEN
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Göttingen wurde 953 unter dem Namen "Gutingi" erstmals in einer Urkunde Ottos I. erwähnt. Um 1200 erlangte sie die Stadtrechte. Von 1351 bis 1572 war Göttingen Mitglied der Hanse. Über das Fürstentum Calenberg-Göttingen kam die Stadt 1584 an Braunschweig-Wolfenbüttel, 1635 an Calenberg und 1692 schließlich zum Kurfürstentum Hannover. 1737 wurde die Georg-August-Universität eröffnet. 1806 war die Stadt vorübergehend preußisch, kam dann 1807 zum Königreich Westfalen, doch 1813 erneut zu Hannover, das ab 1814 zum Königreich erhobenen wurde. Hier wurde Göttingen 1815 Sitz eines Amtes, das ab 1823 zur neu gebildeten "Landdrostei Hildesheim" gehörte. Die Stadt selbst genoss jedoch von Anfang an eine gewisse Selbständigkeit. Das Amt Göttingen wurde in der Folgezeit mehrfach verändert.
1854 wurde Göttingen an das Eisenbahnnetz angeschlossen, an welchem heute sogar der ICE hält.
1866 kam Göttingen mit dem gesamten Königreich Hannover an Preußen. 1885 erhielt Göttingen den Status einer Kreisfreien Stadt und wurde Sitz des aus dem Amt Göttingen hervorgegangenen Landkreises Göttingen. In der Zeit des Nationalsozialismus befand sich in der Nähe von Göttingen das Jugendkonzentrationslager Moringen, das 1945 befreit wurde. Aus der Landdrostei Hildesheim ging der neue Regierungsbezirk Hildesheim hervor, zu dem Stadt- und Landkreis Göttingen fortan gehörten. Diese Verwaltungszugehörigkeit veränderte sich für die Stadt Göttingen erst im Jahre 1964, als sie durch das so genannte Göttingen-Gesetz wieder dem Landkreis Göttingen eingegliedert wurde. Im Rahmen der Kreisreform wurde 1973 der Landkreis Göttingen um die aufgelösten Landkreise Duderstadt und Hannoversch Münden vergrößert.
Thorn
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An der Stelle einer älteren slawischen Siedlung wurde Thorn 1231 als Stadt im preußischen Kulmerland unter Verwaltung des Deutschen Ordens gegründet. Den ersten Grundstein zu der Stadt legte der Hochmeister Hermann Balk 1231. Niedersächsische Einwanderer aus Westfalen bevölkerten die Stadt, die am 28. Dezember 1232 das unter dem Namen der Kulmischen Handfeste bekannte Privilegium erhielt. Der Deutsche Orden war vom Kaiser Friedrich II und vom Papst als Herrschaft (Regierung) eingesetzt worden, um die noch heidnischen Prussen, ein baltischer Volksstamm, (gewaltsam) zu christianisieren.
1260 wurde das Stadtschloss erbaut. Ihren Namen erhielt die Stadt nach der Festung "Toron" im Heiligen Land
(heute Tibnin/Tebnine im Libanon).
Im 14. Jahrhundert trat Thorn dem Hansebund bei und wurde somit Hansestadt.
1411 wurde der Erste Thorner Frieden zwischen dem polnischen König Wladislaw II und dem Deutschen Orden geschlossen.
1454 das Schloss zu Thorn vom Preußischen Bund erobert und von seinen Bürgern zerstört.
Am 19. Oktober 1466 wurde der Zweite Thorner Frieden mit dem Deutschen Orden geschlossen; danach kam die Stadt mit seinen Bürgern an das Haus von König Kasimir IV und seiner Ehefrau Elisabeth von Habsburg. Thorn und die Städte Danzig, Elbing wurden als "Quartierstädte" des Hansebundes kleine Freistaaten.
1473 wurde der berühmteste Sohn der Stadt, der spätere Astronom Nikolaus Koppernigk (Kopernikus), als Sohn einer Kaufmannsfamilie geboren. Der preußische Geschichtsschreiber Christoph Hartknoch war Direktor am Thorner Gymnasium.
Der Waffenstillstand mit dem polnischen Königshaus zu Thorn am 5. April 1521 gewährte dem preußischen Hochmeister Albrecht von Brandenburg vier Jahre Ruhe bis zum berühmten Krakauer Frieden.
Mit der Auflehnung der preußischen Stände gegen den Katholizismus wurde Thorn (und mithin der größte Teil Preußens) lutherisch (evangelisch). 1557 nahmen Rat und Bürgerschaft die Reformation an.
Die Marienschule wurde 1558 zu einem Gymnasium erhoben. Auf Veranlassung des polnischen Königs Wladislaw IV wurde 1645 unter Ossolinskis Vorsitz das sog. Colloquium charitativum zur Versöhnung der Katholiken und Dissidenten, woran auch G. Calixt teilnahm, veranstaltet. Streitigkeiten, welche am 16. Juli 1724 zwischen den Jesuitenzöglingen und den Schülern des protestantischen Gymnasiums bei Gelegenheit der Fronleichnamsprozession entstanden, hatten einen Tumult zur Folge, wobei das Jesuitenkloster gestürmt und verwüstet wurde. Das polnische Herrscherhaus leitete ein ungesetzliches Verfahren ein und ließ danach den Stadtpräsidenten Rößner nebst neun Bürgern am 7. Dezember 1724 enthaupten (Thorner Blutgericht) und bestimmte, dass der Magistrat künftig zur Hälfte aus Katholiken bestehen müsse und die Marienkirche den Katholiken zu übergeben sei.
1793, nach der zweiten Teilung Polens, kam Thorn zusammen mit Danzig wieder zum Königreich Preußen und zum Freistaat Preußen. Durch den Frieden von Tilsit 1807 gehörte es zeitweise zum Großherzogtum Warschau (1795-1815 an Preußen).
Am 16. April 1813 kapitulierte Thorn vor seinen russischen und preußischen Belagerern, die die Stadt zuvor 8 Tage lang beschossen hatten. Durch die Wiener Kongressakte von 1815 kam es wieder zu Preußen zurück; ab 1818 wurde es mit Festungswerken versehen.
Zum Ende des 19. Jahrhunderts erlebte Thorn nach dem Bau der Ostbahn einen wirtschaftlichen Aufschwung.
Im Jahr 1885 hatte Thorn mit der Garnison 23.906 - meist evangelische - Einwohner.
Nach Ende des 1. Weltkrieges kam Thorn 1920 durch den Versailler Vertrag zu Polen. Zwischen den Weltkriegen lag Toruń im sogenannten polnischen Korridor zwischen dem deutschen Reichsgebiet und Ostpreußen. In dieser Zeit wurde Toruń Hauptstadt der Provinz (Woiwodschaft) Pomerellen.
Im 2. Weltkrieg von 1939 bis 1945 gehörte die Stadt zum Reichsgau Danzig-Westpreußen; nach 1945 zum kommunistischen Satellitenstaat VR Polen. Die deutsche Bevölkerungsgruppe, deren Vorfahren seit Jahrhunderten hier gelebt hatten und zu denen auch der Astronom Nikolaus Kopernikus gehörte, wurde vertrieben. Erst seit dieser Zeit wohnen ausschließlich Polen in dieser Stadt.
Thorn ist seit 1978 die Partnerstadt von Göttingen und seit 2003 von Swindon (Großbritannien).
1997 wurde die mittelalterliche Stadt von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Seit 1999 ist Toruń Sitz des Landtages der Woiwodschaft Kujawien-Pommern (der Woiwode hat seinen Sitz in Bromberg).
Eine sehr beliebte Spezialität sind die Thorner Katrinchen (Pfefferkuchen).
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*jubel* WÜRZBURG!!! :top: Sehr interressant das Ganze.
Posen
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Die ersten Siedler ließen sich hier vor etwa 12.000 Jahren nieder. Die günstige Lage an der Warthe auf der einen und den uralten Handelspfaden zwischen Ost- und Westeuropa ermöglichte eine stetige Entwicklung. Die erste Erwähnung Posens als befestigte Siedlung erscheint in der Thietmarchronik im Jahre 1005. Sowohl aus der Chronik als auch aus Grabungsfunden geht hervor, daß Posen eine der stärksten Festungen im Staate Boles³aws des Kühnen war.
Der Einfall des böhmischen Fürsten Brzetys³aw im Jahre 1038 konnte die wirtschaftliche Entwicklung Posens ebensowenig aufhalten wie die Verlegung der Hauptstadt von Posen nach Krakau durch Kasimir den Erneuerer. An der Wende des 12. Zum 13. Jahrhundert wandelte sich Posen von einer Wehrburg und einem Fürstensitz in eine Stadt nach dem Vorbild, wie es in Westeuropa bereits existierte.
Nachdem Posen durch Przemys³aw I. die Stadtrechte verliehen bekommen hatte, wurde es mit Mauern umgeben, und das Posen links der Warthe erhielt einen Marktplatz. Der in Posen residierende Fürst Przemys³aw II. krönte sich im Jahre 1295 in Gniezno zum König von Polen.
Ein wirklich goldenes Zeitalter stellte für Posen das 16. Jahrhundert dar. Die Stadt blühte auf und wurde eines der wichtigsten Handelszentren des damaligen polnischen Staates. In den Jahren 1550 bis 1560 baute Gianbattista Quadro das Rathaus um, schon im Jahre 1519 hatte Bischof Jan Lubrañski ein Kollegium gestiftet, das mit der Zeit den Namen Lubrañski-Akademie bekam.
Feuersbrünste, Überschwemmungen und Kriege sowie die Veränderung des Verlaufs der Handelsrouten führten dazu, daß das 17. und die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts für die Stadt Perioden des Abstiegs sind. Erst unter König Stanis³aw August in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts änderte sich die Situation. Die vom König berufene Kommission zur grundlegenden Reform des polnischen Staates (Kommission der Guten Ordnung) erreichte gemeinsam mit den städtischen Behörden den Wiederaufbau Posens, die Wiederbelebung von Handel und Handwerk. Ende des 18. Jahrhunderts zählte Posen bereits 15.000 Einwohner. Im Zuge der Zweiten Polnischen Teilung besetzten jedoch am 30. Januar 1793 preußische Truppen Posen. Die Stadtverwaltung übernahmen preußische Beamten, die polnische Amtssprache wurde durch die deutsche ersetzt, die Steuern wurden erhöht.
Seit Anfang des 19. Jahrhunderts standen Posen und die ganze Region unter starkem Germanisierungsdruck. Zu ihrer Verteidigung nahmen die Polen den "längsten Krieg des modernen Europas" auf. Es entstand eine Vielzahl polnischer Vereine, die sich wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und kulturellen Anliegen widmeten und so der Idee der "organischen Arbeit" breite Verbreitung verschafften. Es entstand die Raczyñski-Bibliothek (1829), das Hotel "Bazar" (1841), die "Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften"(1857), das Polnische Theater (1875), die zu Ausweisen des polnischen Charakters von Posen wurden, eine Antwort auf die Entnationalisierungspolitik der preußischen Behörden.
Im Laufe der Zeit änderte sich auch das Aussehen der Stadt. Der Abriß der Anfang des 19. Jahrhunderts errichteten preußischen Befestigungen im Jahre 1902 erlaubte die Planung eines repräsentativen Stadtviertels durch Joseph Stübben, damals einen der bekanntesten europäischen Stadtplaner. Nach diesem Plan wurde in den darauffolgenden Jahren systematisch eine Reihe öffentlicher Gebäude in verschiedenen Stilen errichtet: die Königlich Preußische Akademie (heute Collegium Minus), der Kaiserpalast und die Oper (1910).
Das Ende des Ersten Weltkrieges erweckte die Hoffnung auf Gründung eines Polnischen Staates aufs neue. Am 27. Dezember 1918 brach in Posen ein Aufstand aus, der sich auf ganz Polen ausdehnte. Die Einwohner schufen die Grundzüge der polnischen Verwaltung, Gerichtsbarkeit und eines neuen Schulwesens. 1919 wurde die Posener Universität ins Leben gerufen, ab 1921 fanden in Posener Messen statt, die ab 1925 internationalen Charakter annahmen. Die Industrie entwickelte sich rasch.
Dann unterbrach der Zweite Weltkrieg die Entwicklung der Stadt. 1944 wurde sie bei der Verteidigung gegen die vorrückenden Russischen Truppen fast völlig zerstört.
Von den Hauptereignissen der Nachkriegsjahre in Posen sind vor allem die Ereignisse vom Juni 1956 (Arbeiteraufstand, der in Straßenkämpfe mit der kommunistischen Polizei überging), zwei Besuche von Papst Johannes Paul II. in den Jahren 1983 und 1997 sowie der Gipfel des Weimarer Dreiecks, ein Treffen des damaligen Bundeskanzlers Kohl mit den Präsidenten Frankreichs und Polens, Chirac und Kwasniewski, im Jahre 1998 zu nennen. 1999 schloß die tausendjährige Geschichte Posens einen Kreis - in Ostrów Lednicki wurden die Überreste der Pfalz von Mieszko I. entdeckt, ein großes Ereignis für Polen. Im Jahre 2003 jährte sich zum 750. Mal die Verleihung der Stadtrechte an Posen durch die Piastenfürsten Przemys³ I. und Boles³aw den Frommen.
Söhne der Stadt:
2. Oktober 1847 Paul von Hindenburg †, 2. August 1934 in Neudeck, dt. Militär (Generalfeldmarschall) und Politiker (Reichspräsident)
27. Dezember 1892 Walther Kühn, † 4. Dezember 1962, deutscher Politiker (FDP, MdB, stv. Bundesvorsitzender Deutscher Beamtenbund)
http://www.deutsche-schutzgebiete.de/webpages/Posen%20Gesamtansicht+.jpg
Der Zarewitsch
27.11.04, 08:35
ULM
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/9/9a/Ulm-wappen.png
Die älteste Besiedlung des Ulmer Raumes beginnt im Frühneolithikum, um 5000 v.Chr. Nachgewiesen sind Siedlungen dieser Zeit, beispielsweise bei Eggingen (Grabungen des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg) und Lehr (Lesefunde verschiedener Sammler). Im Stadtgebiet Ulms datieren die ältesten Funde ins Endneolithikum (Bestattung der Glockenbecher-Kultur auf dem Münsterplatz).
Im frühen Mittelalter, wohl um 850, wird Ulm zur Königspfalz. Die erste urkundliche Erwähnung ist am 22. Juli 854 datiert. König Ludwig der Deutsche besiegelt eine Urkunde in "Hulma". Das Wort Hulma bedeutet wahrscheinlich in der germanisch Sprache soviel wie "sumpfige Stelle" (von hulmig - sumpfig). Unter den Staufern wird die Siedlung weiter ausgebaut, bis sie 1181 von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zur Stadt erhoben wird und alsbald ihm direkt unterstellt ist: Ulm wird 1184 freie Reichsstadt.
Seit den 1960er Jahren wird in Ulm eine Stadtarchäologie betrieben (zunächst Stadtgeschichtlich Forschungsstelle, zuletzt Landesdenkmalamt Baden-Württemberg), die zahlreiche Ausgrabungen durchgeführt hat. Dabei wurde deutlich, dass die Besiedlung im Stadtgebiet vor die ersten Erwähnungen zurückreicht (Grabfunde der Merowingerzeit am Bahnhof, im nördlichen Stadtgebiet, auf dem Münsterplatz sowie Siedlungsfunde auf dem Weinhof und im Bereich des Grünen Hofs). Zur Pfalz - von der nur die Reste der Pfalzkapelle (im Schwörhaus) und verschiedene Befestigungsgräben bekannt sind - gehörte eine Wirtschaftssiedlung, in der zahlreiche eingetiefte Handwerkerhütten nachgewiesen worden sind. Im Schutz der Pfalz entstand ein Markt, der dann offenbar Ausgangspunkt für die Stadtbildung wurde: Hier entstanden frühe Steinbauten und hier wurde schließlich das Rathaus der Stadt errichtet.
Am 30. Juni 1377 beginnt der Bau des Münsters, nachdem die alte Kirche vor den Stadtmauern lag und die Einwohner während einer Belagerung nicht zur Kirche gehen konnten.
Der große Schwörbrief von 1397, die Ulmer Verfassung, tritt in Kraft. Er regelt die Machtverteilung und die Aufgaben des Bürgermeisters. Die Zünfte haben nun 30, die Patrizier nur noch 10 Ratssitze. Gleichzeitig wird den Patriziern das aktive Wahlrecht verweigert. Der Bürgermeister muss den Einwohnern Rechenschaft ablegen. Der Schwörmontag (vorletzter Montag im Juli) ist seither der Ulmer Feiertag.
Um 1500 ist Ulm auf der Blüte seiner Macht. Sie ist die zweitgrößte Reichsstadt nach Nürnberg: drei Städte (Geislingen, Albeck und Leipheim) sowie 55 Dörfer gehören zum Gebiet. Die Stadt ist wichtiger Umschlagplatz für Eisen, Holz und Wein. Aus dieser Zeit stammt der Reim, der die Stellung der Stadt in der damaligen Welt untermauert:
Venediger Macht,
Augsburger Pracht,
Nürnberger Witz,
Straßburger Geschütz,
und Ulmer Geld
regier'n die Welt.
Mit dem Ulmer Geld im Vers ist jedoch weniger das Münzgeld, sondern wohl eher das gemeint, was den Reichtum Ulms ausmacht - das Barchent, ein Mischgewebe aus Baumwolle und Leinen, welches von solcher Qualität ist, dass es, weil in ganz Europa begehrt, so gut wie Geld ist.
Die Entdeckung Amerikas (1492) sowie des Seeweges nach Indien (1497), lassen neue Handelszentren entstehen, welche den Fall der Stadt ebnen. 1529 tritt die Stadt dem protestantischen Glauben bei. Bis 1546, zur Zeit des Schmalkaldischen Krieges, verliert Ulm 35 seiner Dörfer durch Plünderung oder Brandschatzung und muss sich zuletzt doch dem katholischen Kaiser unterwerfen.
Im Laufe der nächsten Jahrhunderte wird der Reichtum der Stadt durch weitere Kriege, Seuchen, Reparationszahlungen und Erpressungen verschiedener Besatzer derart verringert, dass die Stadt um 1770 bankrott ist und weiteren Grund veräußern muss. 1786 umfasst das Ulmische Gebiet noch folgende Verwaltungen: Obervogteiamt Geislingen, Oberämter Langenau, Albeck und Leipheim sowie die Ämter Süßen, Stötten, Böhringen, Nellingen, Weidenstetten, Lonsee, Stubbersheim, Bermaringen und Pfuhl.
Die Neuordnung Europas durch Napoleon wirkt sich in Ulm aus: 1802 verliert die Stadt ihre Unabhängigkeit und kommt unter bayrische Verwaltung. Schon acht Jahre später, 1810, wird Ulm württembergisch, verliert dadurch jedoch noch mehr Land. Der Grund und Boden jenseits der Donau bleibt bayrisch - die Geburt von Neu-Ulm. Ulm wird Sitz eines württembergischen Oberamts. Ein Jahr später erhält Ulm die Bezeichnung "Unsere gute Stadt" und damit das Recht auf einen eigenen Landtagsabgeordneten.
1819 wird Ulm Sitz des württembergischen "Donaukreises" (etwa einem Regierungsbezirk vergleichbar, bis 1924). Mit der Eröffnung der "Schwäbischen Eisenbahn" von Stuttgart über Ulm bis nach Friedrichshafen am 1. Juni 1850 erwacht das Provinznest mit 12.000 Einwohnern wieder zu neuem Leben. Mit dem Neu- und Wiederbeginn von zwei Großbaustellen, der Bundesfestung mit 41 Festungswerken um Ulm herum sowie der Vollendung des Münsters, welches dann kurz vor Ende des Jahrhunderts den höchsten Kirchturm der Welt erhält, zieht wieder der Wohlstand ein.
1913 zählt die Stadt bereits 60.000 Einwohner, davon rund 10.000 Soldaten. Ulm ist eine Garnisons- aber auch eine Industriestadt: Magirus, Wieland und Kässbohrer tragen den Namen der Stadt in die Welt.
Zwischen den Weltkriegen ist es ruhig um Ulm. Doch der Nationalsozialismus macht auch vor Ulm nicht halt. 1933 bis 1935 wird am Oberen Kuhberg, in einem der Festungswerke der Bundesfestung, ein KZ, vorwiegend für politische Gefangene wie Kurt Schumacher, eingerichtet. Auch die Ulmer Synagoge wird ein Opfer der Kristallnacht (9./10. November 1938), weniger durch die Brandstiftung, die kaum einen Schaden verursacht, als durch den willkürlichen Abriss danach.
Ein Teil seiner alten Freiheit kann Ulm im selben Jahr "zurückerobern" und wird kreisfreie Stadt. Gleichzeitig wird sie Sitz des aus dem alten Oberamt hervorgegangenen Landkreises Ulm. Ende 1944 bis Anfang 1945 wird Ulm bei diversen Bombardierungen schwer getroffen: 81% der Altstadt sind zerstört, das Münster jedoch bleibt verschont.
Und nach dem Krieg das selbe Bild wie überall: Wiederaufbau
1951 wird das erste Industriegebiet besiedelt. 1953 beginnt die Geschichte der, inzwischen weltberühmten, Hochschule für Gestaltung (bis 1968). Eine Ingenieuerschule beginnt 1960 ihren Lehrbetrieb, die 1972 in der Fachhochshule für Wirtschaft und Technik aufgeht. Wenige Jahre zuvor, 1967, wird die Universität mit Klinikum gegründet.
Am 1. Januar 1973 tritt die Kreisreform in Baden-Württemberg in Kraft. Ulm wird Sitz des neu gebildeten Alb-Donau-Kreises, bleibt selbst aber kreisfrei. 1980 überschreitet Ulm die 100.000 Einwohner-Marke und wird somit Großstadt. Die Überwindung der Wirtschaftskrise Anfang der 1980er Jahre lässt aus der Industriestadt zudem eine Dienstleistungs- und Wissenschaftsstadt werden, die, 1987 bei einer Einwohnerzahl von 104.000, stolze 84.000 Arbeitsplätze bieten kann.
Der Zarewitsch
27.11.04, 08:45
SALZBURG
http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.data.image.s/s034076f.jpg
Besiedlungsspuren sind bis in die Jungsteinzeit nachweisbar. Ab 15 v.Chr. wurden die Einzelsiedlungen durch eine Stadt am Salzachufer abgelöst. (Iuvavum) 45 n.Chr. erhielt die Stadt das Munizipalrecht. Im 5. Jahrhundert nach Chr. ist noch ein Kloster bezeugt. Bischof Rupertus von Worms erhielt die Reste der Stadt vom Herzog von Bayern 699 geschenkt. Der Name "Salzburg" ist 755 das erste Mal nachweisbar.
739 wurde Salzburg Bischofssitz. Am 20. April 798 wurde Salzburg von Papst Leo III. auf Bitten des Frankenkönigs Karl des Großen zum Erzbistum erhoben, als Kirchenprovinz umfasste sie fast das gesamte altbayrische Stammesgebiet und einen Großteil des heutigen Österreich.
1077 wurde die Festung Hohensalzburg durch Erzbischof Gebhard errichtet.
Kaiser Friedrich Barbarossa verhängte über das Erzstift Salzburg 1166 die Reichsacht, da Erzbischof Konrad II. die Herrschaft Salzburgs ohne kaiserliche Belehnung antrat. 1167 wurde die Stadt von einem durch kaiserliche Parteigänger gelegten Großbrand weitgehend zerstört.
Erzbischof Eberhard II., einem entschiedenen Parteigänger der Staufer, gelang es 1200 bis 1246, aus Grafschaften, Gerichten und Vogteien ein geschlossenes erzbischöfliches Herrschaftsgebiet als geistliches Fürstentum aufzubauen.
1348/49 fiel einer großen Pestwelle etwa ein Drittel der Gesamtbevölkerung zum Opfer. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts erfolgte die endgültige Loslösung von Bayern.
1481 gewährte Kaiser Friedrich III. der Stadt Salzburg im großen Ratsbrief das Recht der freien Wahl des Stadtrats und des Bürgermeisters. 1511 beendet Erzbischof Leonhard von Keutschach die jahrelangen Auseinandersetzungen mit dem Magistrat durch Gewalt: Er nimmt Bürgermeister und Stadtrat gefangen und erzwingt die Auslieferung der städtischen Privilegien.
1525 kam es zum sogenannten "Salzburger Bauernkrieg". Die Aufständischen besetzten die Residenzstadt und belagerten den auf Hohensalzburg verschanzten Erzbischof drei Monate lang.
In den Jahrzehnten nach 1600 erfolgte die intensive Barockisierung durch die Erzbischöfe Wolf Dietrich von Raitenau, Markus Sittikus Graf von Hohenems und Paris Graf von Lodron. Lodron gelang es, Salzburg nach dem Beginn des 30jährigen Krieges durch eine kluge Neutralitätspolitik aus den Wirren des Krieges herauszuhalten.
Erzbischof Leopold Anton Freiherr von Firmian erließ 1731 das Emigrationspatent, aufgrund dessen über 20.000 Salzburger Protestanten ihre Heimat verlassen müssen.
Wolfgang Amadeus Mozart wurde 1756 in Salzburg geboren und stand von 1769 bis 1781 in Diensten der Erzbischöfe.
1772–1803 während der Regierungszeit von Erzbischof Hieronymus Graf Colloredo wird Salzburg zum Zentrum der Spätaufklärung. Das Schulwesen wird nach österreichischem Vorbild reformiert und zahlreiche Wissenschafter und Künstler nach Salzburg gerufen.
Mit dem Reichsdeputationshauptschluss erlischt die weltliche Herrschaft der Erzbischöfe von Salzburg. 1803 kommt das Fürstentum als säkularisiertes Kurfürstentum an den Großherzog Ferdinand III. von Toskana, 1805 mit Berchtesgaden zu Österreich. 1810 wieder zu Bayern, 1816 (nach dem Wiener Kongress) ohne Berchtesgaden und den westlichen Flachgau wieder zu Österreich als Teil Oberösterreichs.
1850 wird Salzburg, bis dahin von Linz aus verwaltet, ein selbständiges österreichisches Kronland und erhält eine Statthalterei.
1860 werden die Stadtbefestigungen geschleift, und die Stadt dehnt sich aus.
1920 Erste Aufführungen des "Jedermann"
Am 12. März 1938 marschieren reichsdeutsche Truppen ein. Das Reichsgau Salzburg wird am 1. April 1940 gegründet. Gegen Ende des zweiten Weltkrieges wird die Stadt 16 mal bombardiert, wobei über 420 Häuser total zerstört werden.
Am 4. Mai 1945 besetzen US-amerikanische Truppen die Stadt, die sich nach einem Ultimatum kampflos ergibt. Im Mai 1955 endet die Besatzungszeit aufgrund des österreichischen Staatsvertrages mit den alliierten Besatzungsmächten.
Die Erhaltung der Altstadt wird zu einem immer wichtigeren Thema in Salzburg (Altstadterhaltungsgesetz 1967). 1975 kommt es zur Eröffnung der Kavernengaragen im Mönchsberg und der Erklärung des Altstadtkerns von Salzburg zur Fußgängerzone.
1997 wird die Salzburger Altstadt von der UNESCO in die Liste der Weltkulturerbe aufgenommen.
Der Zarewitsch
27.11.04, 08:59
SCHWERIN
http://www1.hansenet.de/~Wappen/kf/schwerin.jpg
Schwerin wurde 1160 durch den Welfenherzog Heinrich den Löwen gegründet. 1167 wurde sie Sitz einer Grafschaft, die 1358 an das Herzogtum Mecklenburg überging. Seit dem 15. Jahrhundert war Schwerin Residenzstadt des Herzogtums Mecklenburg-Schwerin, das bis 1918 bestand. Zwischen 1763 und 1837 war jedoch Ludwigslust Residenzstadt. Schwerin wurde auch bald Sitz eines Amtes, aus dem 1935 der Landkreis Schwerin hervorging, der bei der jüngsten Kreisreform 1994 aufgelöst wurde. Sie selbst wurde eine kreisfreie Stadt. Nach 1918 war Schwerin Hauptstadt des Freistaates Mecklenburg-Schwerin und nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt Sitz des Landes Mecklenburg, zu dem seinerzeit bereits der westliche Teil Pommerns gehörte. Nach Auflösung der Länder in der DDR 1952 wurde Schwerin Bezirkshauptstadt des Bezirks Schwerin und 1990 wurde Schwerin erneut Landeshauptstadt des nunmehr Mecklenburg-Vorpommern bezeichneten Bundeslandes.
um 500
Germanische Stämme verlassen das Gebiet;
Besiedlung durch die slawischen Obotriten
1018
Die slawische Inselburg "zuarin" wird zum ersten Mal erwähnt
1160
Heinrich der Löwe besiegt die Obotriten (Tod ihres Fürsten Niklot), gründet die Stadt Schwerin und beginnt, sie planmäßig auszubauen (Aufstauen des Pfaffenteiches), Verlegung des Bischofsitzes von der Burg Mecklenburg nach Schwerin
1167
Niklots Sohn Pribislaw erhält das väterliche Erbe zurück, Gunzelin von Hagen wird Graf von Schwerin
1171
Erste kleine Bischofskirche geweiht
1175-1249
Bau des romanischen Backsteindoms (analog Ratzeburg und Lübeck)
1270-1416
Bau des gotischen Doms (Turm erst 1889/93 errichtet)
1351
Erste Erwähnung des Rathauses
1358
Grafschaft Schwerin und die Stadt fallen an das mecklenburgische Herzogshaus, Schwerin wird Sitz der Herzöge
ab 1500
Erste Erwähnung steinerner Burgbauten und beginnender Ausbau zum Schloss
1651
Nach dem größten Stadtbrand Wiederaufbau und Regulierung der winkligen Straßenzüge
ab 1631
Errichtung der Bastionen zwischen der heutigen Martinstraße und der unteren Schloßstraße
ab 1705
Planmäßiger Ausbau der Schelfe als Neustadt
1753
Conrad Ekhof gründet die erste deutsche Schauspielakademie
1756
Verlegung der Residenz nach Ludwigslust
(bis 1837)
1764
3.288 Einwohner
1806
Besetzung durch napoleonische Truppen (bis 1813)
1819
9.986 Einwohner
1832
Vereinigung der Altstadt mit der Neustadt auf der Schelfe
1835-1845
Umbau des Rathauses und Errichtung repräsentativer Bauten ( G.A. Demmler)
ab 1840
Ausdehnung der Stadt nach Nordwesten (Paulsstadt)
1842
Fertigstellung des Paulsdammes durch den Schweriner See
1845
Umbau des Schlosses ( G.A. Demmler, bis 1857)
1847
Anschluss an das Eisenbahnnetz
1871-1918
ökonomischer Aufschwung, rege Bautätigkeit, Ausbau der Feldstadt
ab 1908
elektrischer Straßenbahnbetrieb
02. Mai 1945
Mit dem Einmarsch amerikanischer Truppen endet für Schwerin der 2. Weltkrieg. Wenige Stunden zuvor wird die Lehrerin Marianne Grunthal von Faschisten auf dem Bahnhofsvorplatz gehenkt. Der Todesmarsch von 18000 KZ-Häftlingen endet vor den Toren der Stadt.
01. Juni 1945
Die Amerikaner werden von englischen Truppen abgelöst
01. Juli 1945
Sowjetische Truppen übernehmen die Stadt
1946
Auf Befehl der SMAD wird das Land Mecklenburg gebildet, Wilhelm Höcker (SPD) wird erster Ministerpräsident
1952
Nach Aufteilung des Landes in drei Bezirke wird Schwerin Bezirksstadt
Der Zarewitsch
27.11.04, 09:06
MAGDEBURG
http://www1.hansenet.de/~Wappen/kf/magdeburg.jpg
9 v. Chr. sagenhafte Gründung Magdeburgs durch Drusus
Karl der Große
Magdeburg wurde 805 erstmals im Diedenhofer Kapitular Karls des Großen als Magadoburg erwähnt und war Kaiserpfalz unter Kaiser Otto I.
919 befestigte Heinrich I. der Vogler Magdeburg gegen die Magyaren und Slawen.
Ottonen
929 arrangierte Heinrich I. die Hochzeit seines Sohnes Otto I. des Großen mit Edith (Editha, Eadgyth), der Tochter Edward des Älteren von England. Bei Otto und Ediths Hochzeit erhielt sie Magdeburg als Morgengabe.
937 wurde eine Reichsversammlung unter Beteiligung von zwei Erzbischöfen, acht Bischöfen und höchsten säkularen Würdenträgern abgehalten. Zur selben Zeit wurde das Mauritiuskloster (Moritzkloster) zu Ehren des St. Mauritius gestiftet.
946 starb Königin Edith und wurde in der Klosterkirche, dem späteren Magdeburger Dom, beigesetzt. Otto heiratete danach Adelheid von Italien welche die Architektur Magdeburgs stark beeinflusste.
962 wurden Otto der Große und seine zweite Frau Adelheid mit der Kaiserkrone des Heiligen Römischen Reiches gekrönt.
Auf der Synode von Ravenna wurde 968 Magdeburg zum Erzbistum erhoben. Adalbert von Magdeburg wurde als St. Adalbert, Apostel der Slawen, bestätigt. Zum Erzbistum gehörten die Bistümer Brandenburg, Havelberg, Meißen (bis 1399), Merseburg, Posen (bis etwa 1000), Zeitz-Naumburg, und Lebus (erst ab 1420).
972 heiratete Otto II. (Sohn Ottos I., geboren 955, König seit 961 und Kaiser seit 967) die griechische Prinzessin Theophanu.
973 starb Kaiser Otto der Große. Er wurde neben seiner ersten Frau Editha beigesetzt.
983 starb Otto II. im Alter von 28 Jahren. Er wurde in der Peterskirche in Rom beigesetzt. Der 3 Jahre alte Otto III. wurde gekrönt und seine Mutter Theophanu regierte für ihn bis zu ihrem Tode. Danach übernahm die Großmutter Adelheid von Italien die kaiserliche Regierung bis zur Volljährigkeit Ottos III. im Alter von 15 Jahren.
995 schloss Otto III. Schlesien mit einem Patent an Meißen an und unterstellte es dem Erzbistum Magdeburg. Kurz danach gründete Otto III. das Bistum Breslau und die Stadt Breslau in Schlesien.
996 konnte Otto III., nunmehr volljährig, als Kaiser selbst regieren.
Messe- und Bischofsstadt
1035 wurde Magdeburg zur Messestadt erklärt, ein Patent gab der Stadt das Recht, Handelsausstellungen und Konventionen abzuhalten. Viele Besucher aus vielen Ländern trieben in Magdeburg Handel.
Im 12. Jahrhundert löste sich die Stadt vom Stadtherrn (Erzbistum Magdeburg), doch konnte sie nie die völlige Freiheit erlangen. 1503 verlegte der Erzbischof seine Residenz nach Halle und die Einführung der Reformation 1524 vertiefte die Gegensätze zwischen Stadt und Erzbistum weiter.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde Magdeburg durch kaiserliche Truppen unter dem Feldherrn der katholischen Liga Tilly am 10. Mai / 20. Mai 1631 erobert und ging in Flammen auf ("Magdeburger Hochzeit"). Dabei wurden bis auf wenige tausend Menschen die Einwohner von den einrückenden Truppen getötet und die Stadt weitgehend zerstört. 1635 wurde die Stadt dem sächsischen Prinzen August überlassen und am Ende des Krieges wurde die Stadt Brandenburg-Preußen zugeteilt. Doch konnte Preußen erst 1680 nach dem Tod des sächsischen Administrators endgültig Besitz von Stadt und Erzstift ergreifen. In jener Zeit (1646 bis 1681) war Otto von Guericke Bürgermeister von Magdeburg. Er war gleichzeitig Physiker, Erfinder der Kolbenluftpumpe und führte die berühmten Vakuumversuche mit den Magdeburger Halbkugeln aus.
Nach 1666 stationierte der Kurfürst von Brandenburg 15000 Mann in der Stadt und ließ die im Dreißigjährigen Krieg zerstörten Befestigungen wiedererrichten. Im 18. Jahrhundert wurde die Festung weiter ausgebaut. Unter Friedrich II. nahm die Festung 200 Hektar (ha) ein; das Stadtareal erreichte dagegen nur 120 ha.
In preußischer Zeit wurde das Erzstift als Herzogtum Magdeburg bezeichnet. 1807 kam die Stadt vorübergehend zum Königreich Westfalen und wurde Sitz des Elbdepartements.
Nach dem für Napoleon verlorengegangenen Krieg kam Magdeburg 1814 wieder an Preußen und wurde 1816 Hauptstadt der Provinz Sachsen sowie Sitz des Regierungsbezirks Magdeburg und des Landkreises Magdeburg. 1828 entstand der Stadtkreis Magdeburg und 1887 wurde der Landkreis Magdeburg aufgelöst. Das Magdeburger Umland gehörte danach zu den Kreisen Jerichow I (später Burg), Calbe, Wanzleben und Wolmirstedt, die bei der jüngsten Kreisreform 1993 aufgelöst beziehungsweise mit benachbarten Landkreisen zu größeren Verwaltungseinheiten zusammen geschlossen wurden.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Industrieproduktion durch Beschäftigung von Zwangsarbeitern aufrechterhalten. Die Brikettenbraunkohle-Benzin-AG (Brabag) als größter Treibstofflieferant der Wehrmacht errichtete 1944 sechs KZ-Außenlager. Eines davon, das KZ „Magda“ befand sich in Magdeburg-Rothensee. Die anderen fünf befanden sich woanders in Sachsen (Lausitz) und heutigem Sachsen-Anhalt. Zwischen Juni 1944 bis Februar 1945 arbeiteten dort 2172 Juden, von denen etwa 65 Prozent starben.
Von 1943 bis 1945 befand sich ein Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald bei der Firma "Polte" in der Magdeburger Liebknechtstraße. Über 3000 vornehmlich Juden aus den KZ Riga-Kaiserwald, Auschwitz, Stutthof und Ravensbrück, und russische und polnische Gefangene mußten hier schwere Arbeit verrichten und lebten in einem Barackenlager.
Ab 1943 wurde Magdeburg durch alliierte Bomberverbände angegriffen. Erste Ziele waren die Industriebetriebe, die zur Rüstungsproduktion gehörten. Die Altstadt wurde durch den Luftangriff am 16. Januar 1945 zu etwa 90 Prozent zerstört. Auch die Gründerzeit-Viertel erlitten - wie in Dresden und Berlin - ungeheuere Schäden. Die "Nordfront" wurde fast völlig zerstört.
Nach dem Krieg wurden die Innenstadt und betroffene Viertel enttrümmert (siehe "Trümmerfrauen"). Aus Geldmangel wurden aber von den beschädigten Gebäuden nur die wertvollsten gerettet beziehungsweise die weniger betroffenen Bauten restauriert (Magdeburger Dom, Kloster Unser Lieben Frauen, Rathaus). Auf "Ruinen" sollte eine neue Stadt entstehen.
So prägen heute anstelle der Barockhäuser des Breiten Wegs, der Gründerzeit- und Jugendstilgebäude zahlreiche Plattenbauten die Innenstadt und Neubaugebiete, ergänzt um einige Bauten der Nationalen Traditon der Nachkriegszeit, die die sowjetische Architektur der Stalinzeit zum Vorbild haben.
Von 1945 bis 1953 tragen die Magdeburger Großbetriebe als SAG-Betriebe zur Erfüllung der Deutschland auferlegten Reparationsverpflichtungen bei.
In der DDR wurde Magdeburg Standort des Schwermaschinenbaus und 1952 Bezirksstadt des Bezirks Magdeburg, der 1990 wieder aufgelöst wurde.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands bildeten die Bezirke Halle und Magdeburg den Kern des Bundeslandes Sachsen-Anhalt. Dabei wurde Magdeburg die neue Landeshauptstadt. 1992/94 wurde Magdeburg wieder Sitz eines römisch-katholischen Bischofs, dessen Bistum nunmehr dem Erzbistum Paderborn untersteht.
1993 wird der Plan einer zweiten Dominante im Stadtzentrum aufgegeben und die Südseite der Ernst-Reuter-Allee mit architektonisch anspruchslosen Einkaufszentren bebaut.
Am 3. Juni 2003 wurden von Archäologen Reste des ersten Magdeburger Domes freigelegt.
Carl the Great
27.11.04, 12:07
ENDENICH
Vorgeschichte
Durch archäologische Funde lassen sich Siedlungsstellen im Bereich des Endenicher Bachs ab ca. 3000 v. Chr. nachweisen.
Römerzeit
53 v. Chr. Die Römer unter Julius Cäsar erobern das linksrheinische Gebiet und unterwerfen oder vertreiben die im Gebiet zwischen Düsseldorf und der unteren Ahr ansässigen Eburonen.
Um 10 v. Chr. Drusus, der Stiefsohn des Augustus, lässt in Bonn ein vorübergehendes Römerlager errichten. Zwei Römerstraßen führen durch das heutige Endenich. Die erste Straße führte über die heutige Michaelstraße, diagonal übers Frankenbad, die Taunusstraße, Immenburgstraße und den Steinweg weiter nach Südwesten bis Rheinbach. Die zweite Straße führte über die heutige Heerstraße, Endenicher Straße, den Kollegienweg und Schieffelingsweg weiter bis nach Lüftelberg. Die Straßen vereinigten sich bei Rheinbach und mündeten schließlich in der Römerstraße Köln-Trier. Zusätzlich führten einige römische Wasserleitungen durch Endenich.
Frankenzeit
Es lässt sich wiederum eine Besiedlung am Endenicher Bach feststellen. Ab dem 7. Jahrhundert nahmen die fränkischen Ansiedlungen weiter zu.
770 Die Sachsen überfallen Bonn und Umgebung.
Mittelalter
1. Urkundliche Erwähnungen und verschiedene Schreibweisen
804 Endenich wird erstmals urkundlich im ältesten „codex traditionum“ des Bonner Cassiusstifts erwähnt. Endenich heißt hier noch „Antiniche“. Die Endung –niche deutet auf eine gallo-römische Gründung hin, Antiniche bedeutet Siedlung des Antinius.
814 oder 815 Lutfrid von Antinico vermacht in einer Urkunde sein ganzes Eigentum dem Cassiusstift.
1064-1767 Es tauchen die unterschiedlichsten Schreibweisen auf: Antinich, Entenich, Entenic, Enthenich, Entennich, Endenich, Enthnich, Endenych, Entenig
Ab 1320 In den Urkunde von St. Cassius tauchen die folgenden Personen auf: Eckebertus de Entenich (1320), Parzevale in Entenich (1320), Henricus de Entenich (vor 1342), Kreitz de Entnich (vor 1342), Thomas filius Raboden de Entnich (vor 1342), Johanna die wilne ways Tilman wyf van Enthnich (1347), Heynrich van Entenich (1354), Eleger van Entenich (1359), Arnuld van Endenich (1375), Arnoldus de Endenich (1383), Greitgen van Endenich (1393), Rutger de Endenich (1393), Noilde zur Heiden van Endenich (1407), Richard Eruen Son van Endenich (1424), Eckbertus kempe de Endenich (nach 1450)
Nach 1450 Im Lagerbuch des Klosters Engelthal werden folgende Personen genannt: Henne Kirchs son van Endenich, Johan den schoyn mecher syn eydem van Endenych, Johan van Endenich, Jacob van Endenich, Teyle Schrueder van Endenych.
2. Die Endenicher Probstherrschaft
814 Durch die Schenkung des Lutfrid von Antinico entsteht der Endenicher Probsthof, der Probst hat die unblutige Gerichtsbarkeit über Endenich, Poppelsdorf, Ippendorf und Eichholz, das bis Mitte des 19. Jahrhunderts zwischen Kreuzbergkapelle und Lengsdorf lag.
1135 Unter dem Probst Gerhard von Are erwirbt das Cassiusstift ein weiteres Gut hinzu.
1549-1559 Probst ist Johannes Gropper.
20.12.1552 Das Endenicher Weistum also Dorfrecht wird neu bestätigt und niedergeschrieben.
16.07.1557 Das Weistum über die Gewohnheiten des probsteilichen Hofes zu Endenich wird niedergeschrieben.
3. Die Endenicher Ritter
Vom 12. bis 17. Jahrhundert lebten die Endenicher Ritter in der Endenicher Burg. Sie hatten ein Lilienwappen und wurden zuletzt „vam Huys“ genannt.
1205 Walther und sein Bruder Lambertus sind die ersten urkundlich bekannten Ritter von Endenich.
1271 Dietrich von Endenich
1311 Hermann von Endenich
1336 Heinrich von Endenich überträgt seinem Sohn Johann von Endenich ein löwenburgisches Burglehen.
1369 Johann von Endenich steht in Diensten des Bischofs von Utrecht.
1375 Henkin oder Johann von Endenich lebt im Streit mit der Stadt Köln.
1376 Johann von Endenich tritt als Zeuge beim Bischof von Lüttich auf.
1396 Greta, die Witwe des Aylger von Endenich, und ihre Kinder Heinrich, Wimmar und Greta schließen einen Vertrag mit dem Grafen von Blankenheim wegen einiger Ortschaften. Heinrich von Endenich steht in Diensten des Kölner Kurfürsten, sein Wappen zeigt zwei gekreuzte Lilienstäbe.
1453 und 1456 Die Brüder Godart und Daem von Endenich werden in einem Streitverfahren mit der Stadt Köln genannt. Zur gleichen Zeit lebt auch Wilhelm von Endenich. In der Folgezeit fällt der Name von Endenich weg und die Endenicher Ritter werden fortan vam Huys, Huiss oder Hauss genannt.
1465 Gauwyn vom Huys wird geboren.
Um 1500 Aelff vam Huys lässt eine Aufstellung seiner Güter in Endenich und Umgebung anfertigen. Er ist verheiratet mit Lysa von Hoelsteyn.
1500-1530 Gauwyn vam Huys ist Vogt zu Bonn.
Ab 1519 ist Gauwyn auch Oberschultheiß in Siegburg.
1619 Die Burg kommt durch Erbe in den Besitz der Familie von Weichs.
4. Klösterlicher und kirchlicher Grundbesitz
Der Erzbischof von Köln besaß den Endenicher Fronhof.
804 Rungus aus Bonn schenkt dem Cassiusstift zwei Morgen Ackerland.
814 Schenkung des Lutfrid von Antinico an das Cassiusstift
1064 Erzbischof Anno II. stiftet der Abtei Siegburg Güter in Endenich.
1135 Das Cassiusstift kann seinen Besitz unter dem Probst Gerhard von Are stark vergrößern.
1316 Cleger von Endenich verkauft dem Bonner Minoritenkloster einen Weinberg.
1428-1438 Das Kölner Karthäuserkloster übernimmt durch Schenkungen und Kauf einen Hof mit großen Ländereien.
1839 Nach einer Aufstellung des Kirchenvorstehers von St. Remigius gehören der Kirche 17 Morgen und 36 Ruthen Ackerland und eine Wiese in Endenich.
Frühe Neuzeit
1543 Der Kölner Kurfürst Erzbischof Hermann von Wied versucht, in allen Kirchen in und um Bonn den evangelischen Gottesdienst einzuführen.
1546 Kaiser und Papst zwingen den Erzbischof zur Aufgabe.
1582 Der Kurfürst Gebhard Truchseß von Waldburg bekennt sich zum protestantischen Glauben und wird bald darauf durch Papst Gregor XIII. Abgesetzt. Es kommt in der Folgezeit zu Überfällen durch die westfälischen Soldaten Gebhards. Zudem belagern Bayern, Wallonen und Spanier das Land.
1619 Die Spanier ziehen zur Pfalz durch, von wo aus sie den Rhein beherrschen.
1622 Die Spanier und pfalzneuburgundischen Truppen kämpfen gegen die Niederländer, die Endenicher müssen für einen „Gasangriff“ auf eine Rheininsel Jauche zur Verfügung stellen.
1636 Nach einem Durchzug der Schweden lagert ein münsterisches Kavallerie-Regiment westlich von Bonn, in Endenich quartieren sich die Truppen des Obristen Graf Berlo ein.
1640er Überfälle der Hessen
Dezember 1673 Die niederländischen Eroberer erpressen durch das in Bonn liegende Regiment des Marquis de Grana große Geldsummen.
29.12.1673 Die Endenicher verschulden sich mit 300 Reichsmark, um das Geld aufzubringen.
1674, 1675 und 1676 Weitere Gelderpressungen
1689 Das von Franzosen besetzte Bonn wird vom Kurfürsten Friedrich III. belagert, die Bewohner der umliegenden Dörfer von den rund 30.000 Soldaten ausgeplündert und schikaniert.
31.07.1689 Der Kurfürst wird in Endenich auf einem Erkundungsritt von den Franzosen angegriffen, bleibt jedoch unverletzt.
02.08.1689 Die Franzosen plündern das Servitenkloster auf dem Kreuzberg und setzen auf dem Rückweg viele Häuser in Endenich in Brand. Im folgenden sind in Endenich die Brandenburger stationiert.
1703 Im Rahmen des Spanischen Erbfolgekrieges belagern 300.000 Soldaten der Alliierten unter Herzog Marlborough die Stadt Bonn und nehmen sie ein.
01.05.1713 Die Einquartierung eines kaiserlichen Dragoner-Regiments mit 700 bis 800 Pferden in Endenich kostet die Gemeinde mehr als 800 Taler.
August 1713 Ansbachische Truppen erpressen in Endenich Lebensmittel und andere Dinge im Wert von 315 Talern.
1763-1794 Endenich wird nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges von weiteren Belästigungen durch Soldaten verschont.
P.S.: Eine von mir geschriebene Übersicht über die Geschichte meines "Heimat-Dorfes" (Stadtteil von Bonn).
Geschichte Wiens
Römer
Im ersten Jahrhundert legten die Römer an der Stelle des heutigen Wiener Stadtzentrums ein Militärlager an. Wie der vorlateinische, offensichtlich keltische Name der zivilen Siedlung Vindobona zeigt, muss der Platz aber schon in vorrömischer Zeit bewohnt gewesen sein. Die Siedlung wurde im Jahr 212 zum Municipium erhoben. Noch heute kann man an den Straßenzügen des 1. Bezirks (Innere Stadt), den Mauerverlauf des Lagers nachvollziehen. Die Römer blieben bis ins 5. Jahrhundert.
Das frühe Mittelalter
Das römische Vindobona lag weit im Osten des Reiches und fiel daher den Wirren der Völkerwanderung rasch zum Opfer. Es gibt Hinweise auf ein katastrophales Feuer ungefähr am Beginn des 5. Jahrhunderts. Die Überreste des Lagers wurden aber nicht verlassen, sondern es blieb eine kleine Restsiedlung zurück. Die Straßen und Häuser des frühmittelalterlichen Wien folgten dem Verlauf der römischen Lagermauern, was darauf schließen lässt, dass ein Teil der Befestigungen noch stand und von den Siedlern verwendet wurde. Die Ersterwähnung im Mittelalter erfolgt 881, wo apud Weniam eine Schlacht gegen die Magyaren stattfindet, wobei unklar ist, ob es sich um die Stadt oder um den Wienfluss handelt. Das Zentrum des frühen Wiens war der Berghof.
Im Bereich der heutigen Inneren Stadt wurden mehrmals byzantinische Kupfermünzen aus dem 6. Jahrhundert gefunden, was auf regen Handel schließen lässt. Bei Grabungen im Bereich der Salvatorgasse (eine Nebenstraße zur Marc-Aurel-Straße, neben dem Berghof) wurden Gräber aus dem 6. Jahrhundert gefunden. Damals herrschten die Langobarden im Wiener Raum. Später folgen Slawen und Awaren. In den Salzburger Annalen wird für das Jahr 881 eine Schlacht gegen die Magyaren bei einem Ort namens Wenia erwähnt, wobei es sich um das frühe Wien handeln dürfte. Kaiser Otto I. besiegt die Magyaren im Jahr 955 in der Schlacht auf dem Lechfeld. Damit konnte das frühe Wien den Weg ins Mittelalter antreten.
Babenberger
976 wurde unter den Babenbergern die Markgrafschaft Österreich eingerichtet, auf deren Gebiet (nahe der Grenze nach Ungarn) auch Wien lag. Bereits im 11. Jahrhundert war Wien ein wichtiger Handelsort. Im Tauschvertrag von Mautern zwischen dem Bischof von Passau und Markgraf Leopold IV. wird Wien erstmals als "Civitas" bezeichnet, was auf eine wohlgeordnete Siedlung hindeutet. Im Jahr 1155 machte Heinrich Jasomirgott Wien zu seiner Hauptstadt. Im Jahre 1156 wurde Österreich mit dem Privilegium Minus zum Herzogtum erhoben, und Wien Sitz des Herzogs. In diese Zeit fällt auch die Gründung des Schottenstifts.
Die Ereignisse nach dem Dritten Kreuzzug, in deren Verlauf der englische König Richard Löwenherz von Markgraf Leopold V. (dem Tugendreichen) zwei Tage vor Weihnachten 1192 in Erdberg bei Wien gefangen genommen wurde brachten ein enormes Lösegeld von 50.000 Mark Silber (etwa 10-12 Tonnen Silber, ein Drittel der Forderungen des Kaisers an die Engländer. Richard war ja im März 1193 an diesen ausgeliefert worden). Damit wurde in Wien eine Münzprägestätte eingerichtet und um das Jahr 1200 die Wiener Stadtmauer gebaut. An der U-Bahn-Station Stubentor sind noch heute Reste der Stadtmauer zu sehen. Leopold V. wurde von Papst Coelestin III. exkommuniziert, da er sich an einen geschützten Kreuzfahrer vergriffen hatte und starb nach Sturz vom Pferd in einem Turnier ohne Aufhebung der Exkommunikation.
1221 bekam Wien das Stadt- und Stapelrecht verliehen. Letzteres bedeutete, dass Kaufleute, die durch Wien zogen, in der Stadt ihre Waren zum Verkauf anbieten mussten. Dies ermöglichte den Wienern den Zwischenhandel, so dass Wien bald weitreichende Handelsbeziehungen, insbesondere entlang der Donaustraße und nach Venedig, unterhielt und als eine der bedeutendsten Städte des Reichsgebiets galt.
Umso schmerzlicher wurde mehr und mehr empfunden, dass Wien keinen eigenen Bischof hatte: es gehörte zur Zuständigkeit Passaus. Von Herzog Friedrich II. weiß man, dass er darüber verhandelte, in Wien ein Bistum zu errichten, von Ottokar Přemysl vermutet man es.
Habsburger
1278 nahm Rudolf I. nach einem Sieg über Ottokar II. von Böhmen die österreichischen Länder unter eigene Verwaltung, damit begann die Herrschaft der Habsburger. In Wien brauchten die Habsburger allerdings relativ lange, um sich zu etablieren, die Parteigänger Ottokars blieben noch lange stark. Gegen Albrecht I. gab es mehrere Aufstandsversuche. Führend war hier die Familie Paltrams vom Stephansfreithof.
Um 1280 wird das "Fürstenbuch" - die erste Geschichte der Stadt Wien - durch Jans den Enikel geschrieben.
Mit den Luxemburger-Kaisern wird Prag zur Residenzstadt, in deren Schatten Wien steht. Die frühen Habsburger versuchen, die Stadt auszubauen, um Schritt zu halten. Herzog Albrecht II. etwa ließ den gotischen Chor von St. Stephan bauen. 1327 wird das Privileg Friedrich des Schönen erlassen: die Stadt darf ein Eisenbuch führen, in der ihre Privilegien verzeichnet sind.
Große Verdienste erwarb sich Rudolf IV., der durch eine kluge Wirtschaftspolitik den Wohlstand hob. Zwei Dinge haben ihm den Beinamen der Stifter eingetragen: die Gründung der Universität Wien 1365 und der Bau des gotischen Langhauses von St. Stephan. Letzteres ist der Gründung eines Metropolitan-Kapitels verbunden, das ein symbolischer Ersatz für den noch immer nicht vorhandenen Bischof sein sollte.
Die Zeit der Erbstreitigkeiten unter den Habsburgern brachte nicht nur viele Wirren, sondern auch einen wirtschaftlichen Niedergang. Damit verbunden sind auch soziale Unruhen, es gibt eine "Patrizier-" und eine "Handwerkerpartei", wobei erstere Ernst den Eisernen unterstützt und letztere Leopold IV. (Habsburg). 1408 kommt es zur Hinrichtung von Bürgermeister Konrad Vorlauf, einem Exponenten der "Patrizierpartei".
1438 wurde Wien nach der Wahl Herzog Albrechts V. zum deutschen König (Albrecht II.) Reichshauptstadt. Mit dem Namen Albrechts ist auch die großangelegte Vertreibung und Ermordung der Wiener Juden 1421/22 verbunden.
1469 wurde Wien endlich Bischofssitz und damit St. Stephan zur Kathedrale. In der wirren Ära des schwachen Friedrich III. war Wien immer auf der Seite seiner Gegner (erst Albrechts VI., dann Matthias Corvinus'),da er den Landfrieden gegen umherziehende Söldnerbanden (oft noch aus den Hussitenkriegen) nicht gewährleisten konnte.
1522 kam es im Blutgericht von Wiener Neustadt mit der Hinrichtung führender Mitglieder der Ständeopposition zu einer Zerschlagung der politischen Strukturen durch Ferdinand I.. Die Stadt unterstand von nun an direkter kaiserlicher Kontrolle.
1556 schließlich wurde Wien Sitz des Kaisers, nachdem Ungarn und Böhmen zum Herrschaftsbereich der Habsburger hinzugekommen waren. Dies ist auch die Zeit der Rekatholisierung der Stadt, die ziemlich rasch protestantisch geworden war. 1551 wurden die Jesuiten geholt, die rasch großen Einfluss am Hof erlangten. Der führende Kopf der Gegenreformation war Melchior Khlesl, der Bischof von Wien um 1600.
Türkenkriege
1529 wurde Wien das erste Mal von den Türken erfolglos belagert. Die durch mittelalterliche Mauern geschützte Stadt konnte den Angriffen nur mit Mühe standhalten, bis schließlich ausgebrochene Seuchen und ein befürchteter früher Wintereinbruch die Türken zum Rückzug zwangen. Durch die Belagerung war die Notwendigkeit zeitgemäßer Befestigungsanlagen deutlich geworden. Nach Plänen von Hermes Schallauzer wurde Wien seit 1548 zu einer Festung ausgebaut. Die Stadt wurde mit 11 Bastionen aus Mauerwerk versehen und von einem Graben umgeben. Um Wien entstand ein Glacis, ein breiter, unverbauter Bereich, der den Verteidigern ein freies Schussfeld ermöglichte. Diese Befestigungsbauten, die bis ins 17. Jahrhundert hinein den Hauptteil der Bautätigkeit ausmachten, sollten sich 1683 bei der Zweiten Türkenbelagerung auszahlen, denn sie schützten die Stadt zwei Monate lang, bis die türkische Armee wegen des Eintreffens des vom Polenkönig Jan Sobieski angeführten Entsatzheeres ihre Kampfrichtung änderte und somit die Belagerung auch diesmal erfolglos endete. Dies war der Beginn des endgültigen Zurückdrängens des Osmanischen Reiches
18. Jahrhundert
In der Folge setzte rege Bautätigkeit ein. Im Zuge des Wiederaufbaus wurde Wien weitgehend barockisiert. Dies ist vor allem mit den Namen der Architekten Johann Bernhard Fischer von Erlach und Johann Lukas von Hildebrandt verbunden. Vor allem in den Vorstädten wurde viel gebaut, der Adel begann das ganze Umland mit seinen Gartenpalais zu überziehen. Am bekanntesten sind die Palais Liechtenstein, Schönborn und Schwarzenberg, sowie vor allem das Schloss Belvedere, das Gartenpalais des Prinzen Eugen. 1704 bekamen die Vorstädte ihr eigenes, großzügig angelegtes Befestigungssystem, den "Linienwall".
Nach den letzten großen Pestepidemien 1679 und 1713 wuchs die Bevölkerung ständig. Für 1724 schätzt man 150.000 Einwohner, um 1790 waren es bereits 200.000. Zu dieser Zeit wurden auch die ersten Manufakturen gegründet, die erste in der Leopoldstadt. Die Leopoldstadt entwickelte sich an der Stelle des um 1620 eingerichteten jüdischen Ghetto, aus dem die Juden allerdings 1670 wieder vertrieben worden waren. Auch das Problem der Hygiene wird langsam wahrgenommen: Kanalisation und Straßenreinigung entwickeln sich. Ebenso fällt die Einführung der ersten Hausnummern (der Konskriptionsnummern) in diese Zeit, sowie die Anfänge eines staatlichen Postsystems.
Unter Kaiser Joseph II. wurde die Stadtverwaltung 1783 modernisiert: es wurden eigene Beamte für die Stadt (den Magistrat) eingeführt. Zur selben Zeit wurden auch die innerstädtischen Friedhöfe aufgelöst
19. Jahrhundert
In den Koalitionskriegen wurde Wien von Napoleon gleich zweimal eingenommen, einmal 1805 und einmal 1809. Die erste Eroberung war jedoch kampflos: Drei französische Marschälle kamen mit weißer Fahne über die Taborbrücke, die damals einzige und stark verteidigte Donaubrücke, und überzeugten den österreichischen Befehlshaber, dass der Krieg eigentlich schon vorbei sei. In der Zwischenzeit konnte die französische Armee ungehindert einziehen und wurden von der Bevölkerung eher neugierig als ablehnend begrüßt. Napoleon ließ denn auch 10.000 Männer der Wiener Nationalgarde bewaffnet und überließ ihnen später bei seinem Abzug wieder das unbeschädigte Waffenarsenal. Die zweite Besetzung Wiens hingegen gelang nur nach schwerem Beschuss. Kurz darauf hatte aber Napoleon vor Aspern seine erste große Niederlage zu verkraften.
Nachdem Napoleon endgültig besiegt war, fand in Wien vom 18. September 1814 bis zum 9. Juni 1815 der Wiener Kongress statt, der die politischen Verhältnisse in Europa neu ordnete. Der Kongress war von vielen gesellschaftlichen Veranstaltungen begleitet, was C. J. Fürst von Ligne zum berühmten Satz veranlasste: "Der Kongress tanzt, aber er geht nicht weiter" ("Le congres danse beaucoup, mais il ne marche pas"). Diese Veranstaltungen kosteten Österreich viel Geld, wie auch dem folgenden Spott über die wichtigsten Teilnehmer zu entnehmen ist:
Alexander: liebt für alle
Friedrich Wilhelm: denkt für alle
Friedrich von Dänemark: spricht für alle
Maximilian von Bayern: trinkt für alle
Friedrich von Württemberg: frisst für alle
Kaiser Franz: zahlt für alle
In der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts kam es zu einer intensiven Industrialisierung, 1837 kam der Anschluss ans Eisenbahnnetz.
Die französische Februarrevolution 1848 wirkte sich auch in Wien aus. Am 13. März brach die Märzrevolution aus, die Metternich schließlich zum Rücktritt zwang.
1850 wurde die Stadt erweitert, indem vor allem der Bereich innerhalb des Linienwalls eingemeindet und in Bezirke unterteilt wurde. Auf diese Weise wurde die bisherige Stadt zum I. Bezirk, alle bisherigen Vorstädte zu den Bezirken II-IX. 1858 wurden die Befestigungsanlagen geschleift und an ihrer Stelle die Ringstraße gebaut, die mit Monumentalbauten gesäumt wurde. Vom "Ringstraßenstil" (Historismus) ist Wien architektonisch entscheidend geprägt. Diese Zeit gipfelte in der Weltausstellung 1873, unmittelbar nach der der große Börsenkrach erfolgte, mit dem die Gründerzeit zu Ende ging.
1861 gewannen die Liberalen die ersten (relativ) freien Wahlen nach Ende des Neoabsolutismus.
Nach der großen Überschwemmung von 1830 hatte es immer wieder Überlegungen zu einer Donauregulierung gegeben, diese wurde in den 1860-er Jahren durchgeführt. Die vielen verästelten Seitenarme der Donau wurden abgegraben und ein schnurgerader Hauptstrom abseits der Stadt geschaffen. Der Arm, der zur inneren Stadt führte wurde in verengter Form belassen, er erhielt den (falschen) Namen Donaukanal.
In dieser Zeit stieg die Bevölkerung Wiens stark an, vor allem aufgrund der starken Zuwanderung. Die seit 1869 regelmäßig durchgeführten Volkszählungen zeigten schließlich im Jahr 1910 den historischen Höchstwert von 2.031.000 Einwohnern.
Um 1900 wurde Wien auch zu einem Zentrum des Jugendstils, der vor allem mit Otto Wagner und der Künstlervereinigung Secession (nach der das charakteristische Gebäude am Karlsplatz benannt wurde) verbunden ist.
Im Jahr 1890 kam es zur zweiten großen Stadterweiterung: die Vororte wurden als Bezirke XI-XIX organisiert (der X. Bezirk (Favoriten) war 1874 durch die Teilung des IV. (Wieden) entstanden). 1900 wurde die Leopoldstadt geteilt und der XX. Bezirk (Brigittenau) gegründet. 1904 wurde auch noch Floridsdorf als XXI. Bezirk eingemeindet.
In diesen Jahrzehnten war Karl Lueger die führende Figur der Stadtpolitik. Ernstes sozialpolitisches Engagement sind ihm ebensowenig abzusprechen wie kommunale Verdienste (etwa die Wiener Hochquellwasserleitung oder die Schaffung des Wald- und Wiesengürtels um die Stadt), dies paarte sich bei ihm aber mit einem rabiaten und rhetorisch sehr geschickt vorgetragenen Antisemitismus.
Erster Weltkrieg und erste Republik
Der Erste Weltkrieg (1914-1918) führte zwar nicht zu einer unmittelbaren Bedrohung Wiens, jedoch zu einer verheerenden Versorgungskrise aufgrund der wirtschaftlichen Blockade der Entente-Mächte, die insbesondere zu einer Verknappung der Nahrungsmittel und Bekleidung führte.
Das Ende des Weltkrieges war zugleich auch das Ende der österreich-ungarischen Monarchie. Am 12. November 1918 wurde vor dem Parlament in Wien die "Republik Deutsch-Österreich" ausgerufen. Aufgrund des nun wesentlich kleineren Staatsgebietes war Wien im Verhältnis zu groß geworden. Die Bevölkerung konzentrierte sich in der Hauptstadt, die deshalb und wegen der damit verbundenen Belastungen auch oft "Wasserkopf" genannt wurde.
1921 wurde Wien durch das "Trennungsgesetz" vom umgebenden Niederösterreich abgetrennt und zum eigenen Bundesland erklärt. Die schon seit Ende des ersten Weltkrieges in Wien dominierende Sozialdemokratie stellte nun die Stadtverwaltung. Das "Rote Wien" galt als international renommierter Modellfall.
Jedoch wuchsen angesichts einer schwieriger werdenden wirtschaftlichen Lage die politische Radikalisierung und die Polarisierung zwischen den politischen Lagern. Auf sozialdemokratischer Seite bildete sich 1923/24 aus den Ordnerformationen der Sozialdemokratischen Partei der Republikanische Schutzbund, eine gut organisierte und ausgerüstete paramilitärische Organisation. Auf der anderen Seite stand die Heimwehr, die sich direkt nach Ende des ersten Weltkriegs aus Ortswehren und ähnlichen Kampfverbänden gebildet hatte und als Gegenpart zur Arbeiterschaft auch von Großindustriellen unterstützt wurden. Letztere zerfielen in einen monarchistischen und einen deutsch-nationalen Flügel.
Ständestaat und drittes Reich
Der Brand des Justizpalastes 1927 nach einem Fehlurteil im Zusammenhang mit tätlichen Demonstrationen, der Zusammenbruch einer der größten Banken des Landes und schließlich die Auflösung des Parlaments 1933 markierten den Weg zum Bürgerkrieg im Februar 1934. Nachdem Engelbert Dollfuß, seit 1932 Bundeskanzler und Außenminister, schon 1933 die NSDAP, die kommunistische Partei und der republikanische Schutzbund verboten hatte, traf dieses Verbot nach den Februarkämpfen 1934 auch die sozialdemokratische Partei. Nur die Vaterländische Front war noch zugelassen. Er schuf einen autoritären Ständestaat und regierte mit Notverordnungen. Zur Arbeitsbeschaffung wurden v.a. Straßenbau-Großprojekte durchgeführt wie die Großglockner-Hochalpenstraße und die Höhenstraße auf den Kahlenberg, den Wiener Aussichtsberg.
1938 erfolgte der Anschluss an das Deutsche Reich. Die auf die Vernichtung der Juden zielende Politik Hitlers fiel beim in Wien schon viele Jahrhunderte alten und seit Beginn des 20. Jahrhunderts zunehmenden Antisemitismus auf fruchtbaren Boden. In der Reichspogromnacht am 9. November 1938 wurden die Synagogen, Zentren nicht nur des religiösen, sondern auch des sozialen jüdischen Lebens, zerstört. Im Zuge der großen Stadterweiterung von 1938 wurden 91 Umlandgemeinden in die Stadt integriert und damit die Bezirke XXII (Groß-Enzersdorf), XXIII (Schwechat), XXIV (Mödling), XXV (Liesing) und XXVI (Klosterneuburg) geschaffen. Damit wurde Wien mit 1.224 km² zur Flächenmäßig größten Stadt des dritten Reiches.
Die Bombardierungen 1944 und 1945 sowie die Kämpfe während der Eroberung Wiens durch die sowjetischen Truppen im April 1945 verursachten große Schäden in der Stadt. Dennoch hielten viele historische Gebäude der Bombardierung weitgehend stand. Die zerstörten Gebäude wurden zum Großteil nach dem Krieg wieder aufgebaut
Zweite Republik
Schon wenige Tage nach Ende der Kämpfe wurde eine provisorische Stadtregierung und Stadtverwaltung eingerichtet. Auch die politischen Parteien formierten sich wieder. Am 29. April wurde das Parlamentsgebäude von der Besatzungsmacht an die neue Regierung übergeben und Dr. Karl Renner verkündete die Wiederherstellung der demokratischen Republik Österreich.
Bald nach Kriegsende (im April 1945) wurde eine provisorische Gemeindeverwaltung konstituiert, die politischen Parteien wurden neu gegründet. Im November 1945 wurden die ersten Gemeinderatswahlen abgehalten.
Von den 100 Mandaten des Wiener Gemeinderates erhielt die Sozialistische Partei (SPÖ) 58, die Volkspartei (ÖVP) 36 und die Kommunistische Partei (KPÖ) 6. 1946 wurde das so genannte "Gebietsänderungsgesetz" beschlossen, das die Stadterweiterung von 1938 wieder rückgängig machte. Ein Veto der Besatzungsmächte verhinderte das Gesetz bis zu seiner endgültigen Realisierung 1954. Nur zwei Bezirke, die vor 1938 nicht zu Wien gehört hatten, wurden nun endgültig Teil von Wien: der 22. Bezirk (Donaustadt) nördlich der Donau und der 23. Bezirk (Liesing) im Süden.
Am 15. Mai 1955, erreichte das Land mit dem "Österreichischen Staatsvertrag" seine Freiheit wieder. Dieser Friedensvertrag wurde Staatsvertrag genannt, da Österreich als Staat mit dem Einmarsch Hitlers aufgehört hatte zu existieren.
Nach dem Krieg erfolgte wie überall in Westeuropa ein beispielloser Wirtschaftsaufschwung, nicht zuletzt mit Hilfe des Marshall-Planes.
Wichtig für Wien wurde die U-Bahn, deren erste Teilstrecke 1978 eröffnet wurde. In den 1970er Jahren wurde der dritte Amtssitz der UNO mit der UNO-City errichtet. Mit Ende des 20. Jahrhunderts wurde in Wien eine "Skyline" mit den "Wolkenkratzern" Andromeda Tower und Millennium Tower am linken und rechten Donauufer (21. und 20. Bezirk) geschaffen. Auch am Standort des Bahnhofs "Wien Mitte" wurde ein Hochhaus-Komplex geplant, der möglicherweise den Status des 1. Bezirks als UNESCO Weltkulturerbe gefährdet hätte. Das Projekt wurde inzwischen jedoch verworfen.
Bei den Gemeinderatswahlen im Jahr 2001 erreichten die Sozialdemokraten die absolute Mehrheit. Nach dem Ausscheiden des Liberalen Forums aus dem Rathaus sind nur noch vier Parteien im Gemeinderat vertreten
Der Zarewitsch
28.11.04, 12:01
EGER
http://www.prehm.de/Bilder/wappen-eger.jpg
Eger wurde am 13. Februar 1061 das erste Mal urkundlich als Egire genannt. Vor dem Jahr 1179 wurde Eger zu Stadt erhoben. Im 12. Jahrhundert wurde die Burg errichtet, im 13. Jahrhundert wurde Eger eine Freie Reichsstadt.
Am 5. Mai 1389 wurde in Eger während eines Reichstages zwischen Kaiser Karl IV. und einem Städtebund südwestdeutscher Reichsstädte der Landfrieden von Eger geschlossen, nachdem Karl zuvor erfolglos versucht hatte, seine Interessen den Städten gegenüber durchzusetzen.
Während des Dreißigjährigen Krieges wurde hier Albrecht von Wallenstein ermordet.
1723 wurde Eger freie königliche Stadt.
1809 ereilte den Nordteil der Stadt ein großer Brand. Dadurch wurden größere mittelalterliche Bauten vernichtet, die nie wieder aufgebaut wurden.
Bis 1851 gehörte das bekannte Franzensbad zum Magistrat der Stadt Eger. Das Mineralwasser der Franzensbader Quellen, die ursprünglich als Egerer Sauerbrunnen bezeichnet wurden, lieferte man an die Kurgäste, die sich damals in Eger aufhielten.
Österreichische Geographen haben zur Zeit, als es die k.u.k.-Monarchie (Österreich-Ungarn) noch gab, den 939 Meter hohen Tillen, der in der Nähe Egers, unmittelbar an der Grenze zu Bayern, als den geographischen Mittelpunkt Europas errechnet. Sie haben dies damals auf einer Kupferplatte dokumentiert, die sie auf dem Gipfel anbrachten. Aktuelleren Berechnungen zur Folge liegt der Mittelpunkt Europas jedoch etwas nördlich von Wilna in Litauen.
1919 kam es in Eger – ebenso wie in anderen sudetendeutschen Städten – zu Unruhen von Sudetendeutschen gegen die tschechoslowakische Zentralregierung, die von dieser gewaltsam niedergeschlagen wurden.
Am 3. Oktober 1938 besuchte Adolf Hitler die Stadt. Er wurde dort von der Bevölkerung begeistert empfangen. Kurze Zeit später marschierten deutsche Truppen in das Sudetenland ein und besetzten es.
Ab 1945 gehörte Eger wieder zur Tschechoslowakei. Die deutschstämmige Bevölkerung wurde nach Deutschland vertrieben und ausgesiedelt.
Suhl
http://www1.hansenet.de/~Wappen/kf/suhl.jpg
Die alte Bergbaustadt (Link für Bergbauinteressierte: http://www.eisenstrasse.de/index.htm ) kann auf eine bewegte Geschichte verweisen. Schon 500 v.Chr. wurden mit der Einwanderung keltischer Volksstämme im Suhler Raum Menschen sesshaft. Sie betrieben insbesondere die Erzgewinnung und Eisenverarbeitung. Verzeichnisse des Klosters Fulda nennen zwischen 900 und 1155 wiederholt einen Ort „Sulaha“. Seit etwa 1100 gehörte das Gebiet den Grafen von Henneberg.
Die Stadt selbst wurde 1318 erstmals urkundlich erwähnt. Um 1365 sind zwei Eisenhämmer für Suhl bezeugt, 1437 folgte ein weiterer im “schluttgarten zu sula”. Zu dieser Zeit stand die Fabrikation von Waffen und Rüstungsteilen schon in voller Blüte. Ein Berggericht existierte seit 1470. 1527 bestätigte Wilhelm von Henneberg die Suhler Stadtprivilegien. Damit erlangte Suhl nachweislich das Stadtrecht.
Schon vor 1500 wurden in Suhl Feuerwaffen hergestellt. Die Zahl der Bergleute ist mit 800 übermittelt. Schriftliche Überlieferungen der Zunft der Rohr- und Büchsenschmiede gibt es bereits aus dem Jahre 1555. 1631 zählte die „Rüstkammer Europas“ 7000 Einwohner.
Doch der Verkauf von Waffen an Freund und Feind führte auch zu schweren Zerstörungen der Stadt in Kriegszeiten, so im Dreißigjährigen Krieg am Gallustag, dem 16. Oktober 1634, durch kaiserliche Truppen unter dem Kroatengeneral Isolani. Stadtbrände verwüsteten immer wieder weite Teile der Ansiedlung (1509, 1590 und 1753).
1718 fiel das Gebiet an Kursachsen. Bergbau und Waffengewerbe gingen zunächst zurück. Dafür entwickelte sich neben der Barchentweberei die Suhler Waffenkunst. Edle Stücke Suhler Meister wie Stockmar sind heute im Grünen Gewölbe zu Dresden zu sehen. So brachte die Waffenfertigung auch Wohlstand in die Stadt.
1751 gilt als Gründungsjahr der Waffenfabrik Sauer & Sohn, der ersten deutschen und nach der in Lüttich (Belgien) zweiten Waffenfabrik in Europa. Zwischen 1756 und 1760 verkauften Suhler Büchsenmacher 25 000 Gewehre an Preußen. Aufgrund dieser militärischen Bedeutung kam die Stadt wie die gesamte Grafschaft Henneberg 1815 zum Königreich Preußen.
Im 19. Jahrhundert nahm Suhl durch die Industrialisierung einen enormen Aufschwung. Die Haenel-Waffen- und Fahrradfabrik wurde 1840 gegründet, 1856 das später durch seine Waffen- und Fahrzeugfertigung berühmte Unternehmen Simson. Die Schlegelmilch-Porzellan-Fabrik nahm 1861 die Produktion auf. 1884 erhielt Suhl Bahnanschluss. Um 1900 zählte die Stadt 13000 Einwohner.
Im 1. Weltkrieg arbeiteten etwa 12 000 Beschäftigte aus der Region in Suhler Unternehmen für die Rüstung. Mit dem Ende des Krieges verschlechterte sich die Situation für viele Bürger rapide. Kapp-Putsch, Inflation und Weltwirtschaftskrise kennzeichneten die 20er und den Beginn der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts. In der Vorbereitungsphase und im 2. Weltkrieg selbst war Suhl erneut Rüstungslieferant. Vor allem in den Gustloff-Werken - aus den von den Nationalsozialisten enteigneten Simson-Werken hervorgegangen - wurden Pistolen, Sturmgewehre und Maschinenwaffen produziert. Mehr als 10000 Zwangsarbeiter arbeiteten in „kriegswichtigen“ Unternehmen. Die Stadt zählte damals etwa 25000 Einwohner. Am 3. April 1945 beendeten amerikanische Truppen mit ihrem Einmarsch die NS-Herrschaft in Suhl. Bei vorherigen Kämpfen gingen zahlreiche Häuser in Flammen auf. Nach der Übernahme durch die sowjetische Besatzung 1945 begann auch die Verstaatlichung von Firmen. Unternehmen wie Krieghoff siedelten in den Westen Deutschlands über.
Mit der Verwaltungsreform in der DDR wurde Suhl am 23. Juli 1952 Bezirksstadt. Die Stadt zählte zu diesem Zeitpunkt 24 496 Einwohner. Suhl nahm in den darauffolgenden Jahren eine stürmische Entwicklung. Der Bau von Neubauwohnungen – zunehmend in Plattenbau-Satellitenstädten in den 70er und 80er Jahren – und von Gesellschafts- und Repräsentativbauten nach dem Abriss ganzer Stadtteile veränderte das Stadtbild völlig. Am 12. Mai 1967 erhielt Suhl den Status einer kreisfreien Stadt.
Suhl heute
Fläche 102,7 km²
davon Verkehrs- und Siedlungsfläche 16,1 km² (15,68%)
Einwohner (Hauptwohnsitz) zum 31.12.2003 43.610
männlich 21.227
weiblich 22.383
Einwohner je km² 425
Ausländeranteil 1,5
Lebenserwartung Männer 74,4 Jahre
Lebenserwartung Frauen 80,7 Jahre
Quelle: http://www.suhl-thueringen.de/
Der Zarewitsch
28.11.04, 12:03
NEUSS
http://www.neuss.de/neuss/stadtportrait/geschichte/stadtwappen.gif
Vom Römerlager zur rheinischen Großstadt
Neuss gehört zu den ältesten Städten Deutschlands. Seine über 2000jährige Geschichte reicht zurück bis in die Römerzeit. Bereits zur Herrschaftsepoche Kaiser Augustus - also um 16 vor Christi Geburt - errichten die Römer südlich der heutigen Altstadt ein ausgedehntes Militärlager. Ihm folgt eine Zivilsiedlung auf dem Boden des heutigen Neusser Stadtzentrums, die sich schnell zum florierenden Handelsplatz entwickelt - eine Bedeutung, die Neuss bis in die Gegenwart nicht verloren hat. Anfang des 12. Jahrhunderts schützt sich die Stadt mit den ersten Befestigungen - in weiser Voraussicht auf die kommende wechselvolle Geschichte. Ende des 19. Jahrhunderts beginnt in Neuss - nach dem Ausbau des Hafens - ein bemerkenswerter industrieller Aufschwung. Heute ist Neuss eine moderne Großstadt mit 150.000 Einwohnern, florierender Wirtschaft und beredten Zeugen einer bewegten Vergangenheit...
Die Römerzeit
Die Geschichte der Stadt Neuss reicht bis in die Zeit des Kaisers Augustus zurück und zählt neben Augsburg und Trier zu den ältesten drei Ansiedlungen. Funde roter Tonware (arentinischer Sigillata) belegen die Anfänge des ältesten Römerlagers an der Erftmündung für das Jahr 16. v. Chr. Die römischen Anlagen bestanden as neun aufeinander folgenden Legionslagern unterschiedlicher Größe und einem Annexlager. Diese Lager bildeten mit einem Lagerdorf, mit Handwerkern und Händlern für den Truppenbedarf, den römischen Militärbezirk Novaesium (beinhaltet das lateinische Wort novio = neu und bedeutet eventuell Neulager).
Noch heute kann man im ehemaligen Lagerbereich (Gnadental) eine Kybele-Kultstätte aus dem 4. Jh., den Taufkeller der großen Göttermutter, bewundern. Neuss hatte nicht den Status einer Provinzhauptstadt wie Trier, Mainz und Köln, gehört jedoch mit Xanten, Bonn, Koblenz, Andernach und Boppard zu den wichtigsten Lager- und Kastellorten der Römerzeit. Die schon für das 1. Jh. n. Chr. bekundete Zivilsiedlung mit Handwerkern und Fernhändlern hat die Römerzeit überdauert.
Das Mittelalter
In fränkischer Zeit wurde Neuss aufgrund der hervorragenden Lage mit Hafen und Fähre, sowie der Kreuzung der großen Rheintalstraße mit West- und Ost- Straßen immer größer. In den Jahren 863 und 881 wurde die Stadt Opfer der Normanneneinfälle. Um die Mitte de 10. Jh. fiel Neuss an die Kölner Kirche. Die Bedeutung Neuss als kirchlicher Vorort reicht jedoch schon in die Karolinger Zeit zurück. 1962 legte Hugo Borger unter dem Quirinus-Münster die Fundamente einer karolingischen Kirche frei. Die Kirche entwickelte sich von der Pfarrkirche zum Gotteshaus des Benediktinerinnenklosters um 950 n. Chr. Um diese Zeit begann, nach der Überführung der Gebeine des Märtyrers und Tribuns Quirinus von Rom nach Neuss, die Heiligenverehrung, die sich weit bis ins Hunsrück, nach Benelux und noch weiter hinaus verbreitete. Für das Jahr 1646 sind „große Wallfahrten, auch von ausländischen Völkern“ (nach Merian) nach Neuss bezeugt.
Die Wirtschaftskraft der Stadt war für ihre Entwicklung ebenfalls von großer Bedeutung. Der Weinhandel von der Mosel und dem Mittelrhein in die Niederlande, sowie die Landwirtschaft (Getreide- und Viehhandel) waren die Pfeiler des Wirtschaftslebens. Ein Markt dürfte schon früh bestanden haben, wird jedoch erst für das Jahr 1138 erstmalig urkundlich bezeugt. Die Stadtwerdung Neuss ist in einer Urkunde für 1190 belegt. Im 12. Jh. entstand das Stadtsiegel mit dem hl. Quirinus und der Umschrift „Neuss, der heiligen kölnischen Kirche getreue Tochter“. Mit diesem Siegel ahmte Neuss das stolze Kölner Siegel in Bild und Umschrift nach, und bezeugte damit das starke Selbstbewusstsein der Stadt. Über die Städte des Niederrheins hatte Neuss den Rang des Oberhofs über die Gerichte der Städte. Als wichtigstes Indiz der Stadtwerdung muß die erste Neusser Stadtbefestigung aus der 2. Hälfte des 12. Jh. gelten. 1474/1475 entfachte ein Krieg mit Karl dem Kühnen, dem Herzog von Burgund. Die Neusser kämpften gegen die Ausgliederung aus dem Deutschen Reich und widerstanden der Belagerung fast ein Jahr lang. Nach dem Abzug der Truppen wurden sie von Kaiser Friedrich III. für ihren Mut belohnt. Zollvergünstigungen, die Rechte einer Hansestadt, ein neues Wappen mit Reichsadler und Kaiserkrone, sowie das Münzrecht vergrößerten die Macht der Stadt und die Unabhängigkeit gegenüber den Landesfürsten.
Im späten Mittelalter erreichte Neuss mit dem Fernhandel von Woll- und Leinenprodukten, Brauereiprodukten, Honigkuchen und Lederwaren seinen Höhepunkt. Hauptsächlich handelten die Neusser, wie schon im Hochmittelalter mit Wein, Getreide und Vieh. Vor allem die Hansestädte, Niedersachen, Westfalen, Mittel- und Süddeutschland, sowie Holland waren Hauptabnehmer der Handelsware. Im 16. Jh. wurde Neuss im Kölnischen Krieg zwischen Bayern und Spanien durch die Spanier erobert. Zwei Drittel der Stadt wurden durch einen großen Brand 1586 vernichtet. Die Besatzung der mit Frankreich verbündeten Hessen von 1642 bis 1651 und die verschiedenen Kriege im Zeitalter König Ludwigs XIV. von Frankreich brachten Neuss in eine sehr schlechte finanzielle Lage. Durch Kriegssteuern und die andauernde Besatzung wuchs die Schuldenlast erheblich an und schadete der weiteren Entwicklung der Stadt. Der Standort Neuss verlor an seiner kirchlichen Bedeutung ebenso sehr wie den Handel betreffend. Seit Mitte des 17. Jh. wurde Neuss auf seine ackerbauliche Produktion reduziert. Erst im 19. Jh. konnte sich die Stadt wirtschaftlich erholen.
Die Franzosenzeit
Unter der Fremdherrschaft der Franzosen ab 1794 kamen nicht nur die Besatzer und die Kriegssteuern, sondern auch ein straff organisiertes Verwaltungssystem, die Beseitigung der Vorrechte der Stände und das französische Recht. Die Amtssprache wurde Französisch. Viele wünschten sich eine Loslösung von Frankreich und einen Wiederaufbau des Kur-Kölns. Neuss war Vorort eines Kanton, einer Unterabteilung der Arrondissements (franz. Verwaltungsbezirke). An die Stelle der kollegialen Gemeindeverwaltung trat ab 1800 ein Bürgermeister, der Maire, als Organ der unmittelbaren Staatsverwaltung. Das vertrieb den „Fetzer“ und seine Räuberbande, die sich bis dahin in Neuss sicher gefühlt hatten nach Neuwied.
Das wichtigste Ereignis in der Franzosenzeit war der von Kaiser Napoleon angeordnete Bau des Nordkanals, der seit 1803 geplant und ab 1808 durchgeführt wurde. Von Grimlinghausen aus sollte eine Verbindung zwischen Rhein, Maas und Schelde entstehen. Der Bau wurde jedoch schon 1810 wieder gestoppt, da Frankreich durch die Annexion Hollands Häfen an Maas und Rhein gewonnen hatten. Im Jahr 1814 ging die Herrschaft der Franzosen zu Ende. Bis zum Wiener Kongress 1815 und der damit verbundenen Neuordnung der Länder blieb Neuss im Generalgouvernement Niederrhein.
Von der Preußenzeit bis heute
1815 fielen die Rheinlande an das Königreich Preußen. Aus der französischen Marie Neuss wurde die preußische Bürgermeisterei und aus dem Kanton Neuss wurde der Kreis Neuss mit den Bürgermeistereien Neuss, Dormagen, Nettesheim, Nievenheim, Rommerskirchen und Zons. Zu dieser Zeit lebten in Neuss ca. 6.333 Einwohner. Die Stadterweiterung erfolgte nach dem ersten Weltkrieg vor allem im Bereich des 1835-1837 ausgebauten Erftkanals und der Eisenbahn, ab 1853. Zu dieser Zeit zählte Neuss etwa 9.000 Einwohner. Im Zuge der Industrialisierung erhöhte sich die Zahl bis 1880 auf 17.500 Einwohner. Stärker als die Textilfabriken wuchs seit 1813 die Ölindustrie (Öl aus Raps und Rüben). Im Brockhaus von 1846 wurden die Neusser Ölmühlen als die bedeutendsten in Deutschland bezeichnet. Die Ölmühle Casper Thywissen galt 1864 als die größte in Deutschland. Zudem Gewann das Banken und Finanzwesen immer mehr an Bedeutung. Die 1881 gegründete "Feuer-Versicherungs-Gesellschaft Rheinland" besteht noch heute als "Rheinland Versicherungs AG Neuss". Der Hafen war für die Neusser Wirtschaft besonders wichtig. Seit 1840 transportierten Schiffe Steinkohle, Holz, Baustoffe und Steine. Nach der Jarhundertwende wurden Teile von Heerdt, Büderich und Kaarst und später 1929 Grimlinghausen, Uedesheim und Weckhoven eingemeindet. 1975 folgten Grefrath, Holzheim, Hoisten, Norf, Rosellen, Speck, sowie weitere Teile von Kaarst und Meerbusch. Die Einwohnerzahl, im Jahr 1910 noch 40.000, stieg bis 1963 auf 100.000 und bis heute auf 150.000. Das Stadtgebiet vergrößerte sich von rund 30 auf heute 100qkm.
Rügenwalde
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Die Stadt Rügenwalde wurde auf dem Boden der Burg Dirlow und einer mit der Burg verbundenen Siedlung gegründet. Der Name Rügenwalde stammt wohl vom wendischen Namen "Dirlow" (Wald) ab und ist ein im Wald der "Rugier" gelegener Ort. Der Name der Stadt wurde dann im 13. Jahrhundert über das frühzeitliche „Ruyenwolde" zu "Rügenwalde". Jesko, zweiter Sohn des mächtigen Woiwoden Swenza wurde von König Wenzel II. von Böhmen 1300 zum Kastellan der Ländereien von Rügenwalde und Schlawe eingesetzt. Beide Städte führen seitdem das Wappentier der Swenzonen, den Fischgreif, in ihrem Siegel.
1270 Die (wahrscheinlich) erste Gründung von Rügenwalde, das Land von Rügenwalde befand sich zu dieser Zeit im Pfandbesitz von Fürst Wizlaw II. von Rügen.
1277 Das Schloß, das dazugehörige Land Schlawe, nebst Rügenwalde, wurde für 3600 Mark an den Markgrafen von Brandenburg verkauft.
1312 Am 21. Mai wurde die deutsche Stadt Rügenwalde neu gegründet. Die Gründungsurkunde wurde von den Brüdern Peter, Johannis und Lorenz Swenza auf der Burg Schlawe ausgestellt.
1340-1360 Die Stadtmauer und vier Stadttore wurden von der Stadt Rügenwalde
1347 Das Neuenburger Grafengeschlecht der Swenzonen erkannten den pommerschen Herzog Bogislaw V . von Pommern als Lehnsherren an, womit Rügenwalde in den Besitz des Greifengeschlechts zu Stettin kam.
1350 Beitritt der Stadt Rügenwalde zum Bund der Hanse (mittelbar).
1352 Die Schloßmühle wurde für 1500 Mark an Herzog Bogislaw V. verkauft.
1362 Die Stadt Rügenwalde wurde mittelbares Mitglied der Hanse.
1380 Herzog Bogislaw V. begann mit dem Bau des Schloßes in seiner heutigen Form.
1412 Der Bürgermeister Henricus Keteliß wurde als Abgesandter der Stadt Rügenwalde zum Hanse-Tag bestellt. Seit dieser Zeit war die Stadt unmittelbares Hanse-Mitglied.
1464 Am 5. Juli 1464 wurde dann doch der Handelsvertrag mit Amsterdam unterzeichnet.
1465 Wurden die Ordensscharen des Deutschen Ordens durch den unzufriedenen Adel und preußische Städte (Preußischer Bund) und der Polen vernichtend geschlagen. Nach dem 2. Thorner Frieden mußten sie das Kulmerland, das Ermland und Pommerellen mit Danzig, Elbing und der Marienburg an Polen abtreten und die polnische Oberhoheit über seine restlichen Besitzungen anerkennen.
1497 Am 17. September gab es die größte Sturmflut an der pommerschen Küste.
1502 Die St. Jürgen Kapelle wurde eingeweiht.
1517 Der Reformator Johannes Bugenhagen weilte auf dem Herzogen-Schloß.
1523 Zu diesem Zeitpunkt hatte die Stadt Rügenwalde 3000 Einwohner.
1558 Eine Sturmflut verwüstete Teile der Stadt.
1566 Rügenwaldermünde hatte 34 Feuerstellen.
1563-1570 Der siebenjährige Krieg (nordischer) bescherte Rügenwalde den höchsten Wohlstand in ihrer Geschichte.
1576 Zum ersten Mal wurde eine Apotheke in Rügenwalde erwähnt.
1584 Wurde die fürstliche Ziegelei von Beelkow nach Rügenwalde verlegt. Sie lag kurz vor dem Steintor am Ascheberg.
1589 Der erste große Brand wütete am 4. Juli in Rügenwalde. Neben vielen Häusern wurde auch die Marienkirche schwer beschädigt.
1624 Am 11. November brannte Rügenwalde zum zweiten Mal ab. 566 Häuser und die Marienkirche fielen den Flammen zum Opfer.
1629 Rügenwalde hatte 200 Pesttote zu beklagen.
1630 Am 19. August landeten die Schweden bei Vitte. Der Beginn der "Schwedischen Kriege" im dreißigjährigen Krieg. Es wurden auch schwedische Truppen in Rügenwalde einquartiert.
1648 Hatte Rügenwaldermünde 21 Feuerstellen. Am 10. August brannte Rügenwalde zum dritten Male fast vollständig ab. Es wurden 353 Gebäude zerstört. 1200 Einwohner hatte die Stadt nach der Katastrophe.
1649 Der westfälische Frieden. Der dreißigjährige Krieg war vorbei.
1656 Am 23. Februar fand auf dem Schloß der letzte Hexenprozess statt.
1666 Eine gewaltige Sturmflut zerstörte die Hafenanlagen.
1668 Der große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg ließ die steinerne Westmole in Rügenwaldermünde errichten.
1679 Wurde Rügenwalde durch den vierten großen Brand teilweise zerstört. Die Marienkirche und das Herzogenschloß wurden dabei in Mitleidenschaft gezogen.
1683 Wurde ein neuer Wasserlauf (Lütow) südlich der alten Lütow gegraben.
1684 Wurde die erste Brücke über die Wipper in Rügenwaldermünde gebaut.
1700 Um dieses Jahr tauchte zum ersten Mal der Begriff Spickbrüste (geräucherte Gänsebrust) 9) auf.
1714 Ab dieser Zeit war Rügenwalde Garnison des preußischen Inf. Regtm. Nr. 17.
1720 Hatte Rügenwaldermünde 22 Feuerstellen. Am 28. Februar endete die Selbstverwaltung der Stadt Rügenwalde. Der König Friedrich Wilhelm I. von Preußen erließ ein rathäusliches Reglement mit 89 Paragraphen. Er setzte einen Bürgermeister und einen dauerhaften Stadtrat ein. Die Bürgermeister und die Stadträte bekamen einen festen Lohn.
1722 Der fünfte große Brand vernichtet 94 Häuser und das Rathaus von Rügenwalde. Standen in Rügenwalde 3 bis 5 preußische Infantriekompanien.
1725 Das neue Rathaus von Rügenwalde wurde auf dem Friedhof südlich der Marienkirche erbaut. Seit diesem Jahr befand sich eine Uhr über dem Eingang des Rathauses.
1732 Wurde das Steintor schlicht und einfach neu errichtet.
1740 Hatte die Stadt Rügenwalde 1983 Einwohner.
1756 Der siebenjährige Krieg begann.
1759-1761 Die russischen Truppen besetzten auf ihrem Marsch nach Berlin Rügenwalde und zogen nach der Schlacht von Kunersdorf (1759) in Berlin ein. Sie verließen die Stadt erst wieder 1762 kurz vor dem Tod von Kaiserin Elisabeth von Rußland.
1760 Die alte Pulvermühle wurde durch eine Kornmühle ersetzt. Hier handelte es sich um die Guttelsmühle. Rügenwaldermünde wurde von den russischen Truppen beschossen, dabei wurde die Wipperbrücke zerstört.
1763 Der siebenjährige Krieg endete.
1772 Der Hafen von Rügenwaldermünde wurde nach der Zerstörung im siebenjährigen Krieg durch König Friedrich II. (dem Großen) wiederhergestellt. Ab dieser Zeit befand sich auf den Molenköpfen zu beiden Seiten der Einfahrt Sturmsignale.
1777 Wurde eine Maulbeerbaum-Plantage auf dem Stadtwall von Rügenwalde angelegt. Hierbei handelte es sich um den Block-Wall oder späteren Katzensteig.
1778 Eine Segeltuch- und Leinenmanufaktur wurde errichtet.
1781 Die Ein- und Ausfuhr (Umsatz) des Hafens betrug zu dieser Zeit 41000 Taler.
1806 Wurde der Friedhof auf dem Kopfberg städtischer Friedhof.
1806-1808 Nach den, gegen Napoleon I., verlorenen Schlachten der Preußen bei Jena und Auerstedt (vierter Koalitionskrieg) wurde Rügenwalde von französischen Truppen besetzt.
1807 Wurde das Herzogschloß französisches Lazarett.
1808 Ab dieser Zeit blühte der Schmuggel in Rügenwalde.
1809 Der Schriftsteller Ernst Moritz Arndt kehrte unter falschem Namen von Schweden über Rügenwalde nach Preußen zurück.
1810 Die Stadtgüter in den Dörfern Sellen, Gupenhagen und Zizow wurden parzelliert. Am 31. März fand das große "Freudenfeuer" auf dem Kopfberg statt, bei dem leere Kisten und Fässer im Beisein des französischen Konsuls als angebliches Schmuggelgut verbrannt wurden. Am 22. August erfolgte die Einführung einer neuen Städteordnung.
1812-1814 Herrschte in Rügenwalde eine Wolfsplage.
1812 Hat die Stadt 3163 Einwohner.
1831-1853 In diesen Jahren herrschten Cholera und andere Seuchen in Rügenwalde.
1831 Hatte die Stadt Rügenwalde 3393 Einwohner.
1840 Die Hafenanlagen wurden vom preußischen Staat übernommen und die Münder Chaussee wurde gebaut.
1852 Hatte die Stadt Rügenwalde 5060 Einwohner.
1856 Im Hafen von Rügenwalde waren 50 Schiffe zur gleichen Zeit.
1861 Wurde die Stolpmünder Chaussee gebaut. Durchstich am Kopfberg. Hatte die Stadt Rügenwalde 5466 Einwohner.
1863 Die erhielt Stadt Rügenwalde Anschluß an das Telegraphennetz.
1877-1878 Wurde der Hafen in Rügenwalde ausgebaut.
1878 Am 1. Oktober erhielt die Rügenwalde Bahnanschluß nach Neustettin, die Schlachthofbrücke und Stadthafen (Bassin) wurden gebaut. Bei der Grabow-Mündung wurde ein Petroleumplatz durch Aufspülung angelegt.
1893 Rügenwalde bekam elektrischen Strom von der Schloßmühle.
1898 Wurde die Bismark-Eiche auf der Ecke Bismark- und Karwitzerstraße gepflanzt. Die Stadt Rügenwalde erhielt Telephonanschluß und wurde damit Postamt 1. Klasse.
1900 Das immer noch geltende "Lübische Recht" erlosch. Die Gasanstalt und der Schlachthof wurden in Rügenwalde erbaut.
1903 In der Volksschule wurde versuchsweise eine Hilfsschule eingerichtet.
1908 Zwischen Karwitzer und Bismarkstraße in Rügenwalde wurde das Bismark-Denkmal errichtet.
1909 Der erste mit einem Motor ausgerüstete Fischkutter wurde in Rügenwaldermünde in Betrieb genommen.
1912 Wurde die Sechshundertjahr-Feier der Stadtgründung von Rügenwalde festlich begangen. Wurde die Gertrudenkirche grundlegend renoviert.
1914 Am 1. Januar 1914 zerstörte eine Sturmflut einen Teil der Schutzanlagen am Oststrand Rügenwaldermündes. Bei Damkerort erfolgte ein Durchbruch der Ostsee zum Bukower See.
1918 Der erste Weltkrieg endete für das Deutsche Reich am 11.11.1918. 12) Im ersten Weltkrieg ließen 289 Bürger der Stadt Rügenwalde an der Front ihr Leben.
1924 In Rügenwalde war erstmals Rundfunkempfang möglich. Die Post stellte die Überlandverbindung von Postkutschen auf Kraftwagen um.
1932 Endlich hatte Rügenwalde eine zentrale Wasserversorgung. Die Brunnen befanden sich am Grupenhager Weg und der Wasserturm auf dem Kopfberg.
1936 Wurde das Dünen-Kaffee am Weststrand von Rügenwaldermünde gebaut (Hohe Höft). Am 26. und 27. März überflogen die Luftschiffe "Hindenburg" und Graf Zeppelin" die Stadt. Am 1. Februar vereinigten sich die Schlawer Grenzzeitung" und Rügenwalder Zeitung". Am 10. Januar trat in Rügenwalde eine neue Stadt-Verfassung mit 4 Beigeordneten und 10 Ratsherren in Kraft. Rügenwaldermünde wurde eingemeindet und hieß ab dann Rügenwalde-Bad, postalisch Rügenwalde 2.
1942 In Rügenwalde-Bad wurde eine Werft für Beton-Schiffe errichtet.
1943 Lief unter größter Geheimhaltung das erste große Beton-Schiff in Rügenwalde-Bad vom Stapel.
1944 Die Hanseschule wurde im Oktober Hilfslarzarett. Im Dezember trafen die ersten ostpreussischen Flüchtlinge ein. Im Dezember wurde in den Räumen der Volksschule ein Altenheim für Flüchtlinge aus Ost- und Westpreußen eingerichtet.
1945 Vom 15. Januar bis 10. Mai wurden aus Rügenwaldermünde 5556 Bürger durch die deutsche Marine evakuiert. Am 4. März erschienen die ersten russischen Truppen vor der Stadt. Am 7. März wurde die Stadt in den frühen Morgenstunden von den Sovjets besetzt. Am 23. März wurde die erste Räumung der Stadt nach Soltikow befohlen, um die Wohnungen ungestört plündern zu können. Auf dem Marsch nach Soltikow kamen ca. 40 Rügenwalder Bürger ums Leben. Am 25. Juli übernahm der Pole Doulewicz als Bürgermeister die Stadt Darlowo. Er war während des Krieges bei Gärtner Liegnitz beschäftigt. Am 27. September wurden die deutschen Kriegerdenkmale von 1813 (Befreiungskriege 14)), 1870/71 (Deutsch-Französische Krieg) und 1914/18 (1. Weltkrieg) gesprengt.
1947 Am 3. Juli die erste Massenausweisung von 1000 Rügenwalder. Am 6. Juli 1947 wurden weitere 600 Rügenwalder ausgewiesen.
1948 Am 9. Januar wurde der Hafenbetrieb wieder eröffnet. Am 25. März erfolgte der letzte größere Ausweisungs-Transport. Am 6. Oktober wurden 200 Deutsche im Rahmen von russischen Truppenverlegungen nach Liegnitz in Schlesien umgesiedelt.
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Der Zarewitsch
29.11.04, 08:56
MANNHEIM
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Das Dorf Mannenheim (Heim des Manno) wird im Jahre 766 erstmals im Kloster Lorsch urkundlich erwähnt. Lange Jahre war es ein kleines unbedeutendes Fischerdorf. 1284 fiel Mannheim an den Pfalzgrafen bei Rhein aus dem Hause Wittelsbach. Lokale Bedeutung erlangte die 1349 auf dem heutigen Lindenhof errichtete Zollburg Eichelsheim, die den Rheinschiffern einen Obulus abverlangte. 1415 wird in ihr der abgesetzte Papst Johannes XXIII. im Auftrag des Kaisers Sigismund gefangen gehalten. Durch den Sieg in der Schlacht bei Seckenheim 1462 über das Heer seiner verbündeten Gegner, des Grafen von Württemberg, des Markgrafen von Baden und des Bischofs von Metz, begründet Kurfürst Friedrich von der Pfalz der Siegreiche die pfälzische Vormachtstellung am mittleren Oberrhein. 1566 zählt Mannheim mit 130 steuerzahlenden Haushaltsvorständen (etwa 700 Einwohner) zu den größten Dörfern des Oberamts Heidelberg.
1606 legt Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz den Grundstein zum Bau der Festung Friedrichsburg. Die damalige Planung eines gitterförmigen Straßennetzes für die mit der Festung verbundene Bürgerstadt Mannheim ist bis heute erhalten geblieben. Auf diese ungefähr gleich großen Baublöcke ist die Bezeichnung "Quadratestadt" zurückzuführen. 1607 erhält Mannheim von Kurfürst Friedrich IV. die Stadtprivilegien. 1622 während des 30-Jährigen Krieges zerstört Tilly, Heerführer der katholischen Liga, Stadt und Festung. Bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618 - 1648) wird Mannheim noch mehrfach besetzt und verwüstet. 1652 verleiht Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz erweiterte Stadtprivilegien, um den Wiederaufbau zu begünstigen. Doch bereits 1689 im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstören französische Truppen Mannheim. 1692 errichten auf dem rechten Neckarufer zurückgekehrte Bürger die Siedlung Neu-Mannheim, die 1697 durch einen Brand größtenteils vernichtet wird. Kurfürst Johann Wilhelm fordert zum Wiederaufbau der Stadt auf. Um die geflohenen Bürger zur Rückkehr zu bewegen und neue Zuwanderer anzuziehen, erlässt der Kurfürst 1698 nochmals erweiterte Privilegien. 1709 wird die Festung Friedrichsburg mit der Stadt Mannheim vereinigt.
1720 verlegt Kurfürst Karl Philipp die Hofhaltung und die Staatsverwaltung von Heidelberg nach Mannheim und beginnt den Schlossbau (abgeschlossen 1760). Mannheim wird Residenzstadt der Kurpfalz. Es beginnt eine kurze aber glanzvolle Prachtzeit der jungen Stadt. Der kurpfälzische Hof fördert Kunst und Musik, Wissenschaft und Handel. Aus ganz Europa strömen die Talente nach Mannheim, um am Hof des Kurfürsten zu weilen. In N1 am Paradeplatz wird mit dem Bau des Kaufhauses nach Plänen von Alessandro Galli da Bibiena begonnen (vollendet 1747). Der Grundstein zur Jesuitenkirche, der größten Barockkirche am Oberrhein, wird gelegt (vollendet 1760). 1763 stiftet Kurfürst Karl Theodor die kurpfälzische Akademie der Wissenschaften und 1775 die Deutsche Gesellschaft. Christian Meyer bezieht 1774 die neuerbaute Mannheimer Sternwarte. Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Gottlieb Klopstock, Wolfgang Amadeus Mozart, Gotthold Ephraim Lessing und Christoph Martin Wieland weilen in Mannheim. Die Stadt zählt über 25.000 Einwohner.
Um seine bayerische Erbschaft antreten zu können, muss Karl Theodor 1778 die Residenz nach München verlegen. Wolfgang Heribert Freiherr von Dalberg wird mit der Leitung des Nationaltheaters betraut, das der Kurfürst als Ausgleich für den Wegzug des Hofes in Mannheim bestehen lässt. Trotzdem beginnt ein wirtschaftlicher und kultureller Aderlass. Zwischen 1790 und 1794 wird der Neckar reguliert und begradigt. 1795 wird Mannheim in den Koalitionskriegen von den Franzosen besetzt; bei der Rückeroberung durch österreichische Truppen erleidet die Stadt durch Artilleriebeschuss schwere Zerstörungen. Ab 1799 werden die Festungsanlagen geschleift (bis 1821).
1802 ordnet Napoleon die politische Landkarte neu. Die Kurpfalz verschwindet und Mannheim fällt an Baden. Die Stadt bildet ein eigenes Stadtamt innerhalb des Landes Baden. 1817 wird in Mannheim mit der Draisine das erste Zweirad getestet, auf der Strecke zwischen den heutigen Stadtteilen Seckenheim nach Rheinau. 1819 ermordet der Burschenschafter Karl Ludwig Sand aus politischen Gründen den Schriftsteller und russischen Staatsrat August von Kotzebue. Die Tat löst in den Staaten des Deutschen Bundes Unterdrückungsmaßnahmen gegen nationale und liberale Bestrebungen aus (Karlsbader Beschlüsse).
1828 wird am Rhein ein Freihafen eröffnet. 1831 wird durch den Abschluss der ersten Rheinschiffahrtskonvention (Mainzer Akte) Mannheim Endpunkt der Großschiffahrt auf dem Rhein. Es beginnt eine weitere Blütezeit Mannheims, die vom wirtschaftlichen Aufstieg des Bürgertums geprägt ist. 1840 wird der Rheinhafen, sowie die erste badische Eisenbahnlinie von Mannheim nach Heidelberg eröffnet. Die Eisenbahnstrecke ist in einer Spurweite von 1600 mm gebaut, weswegen später ein Umbau auf Normalspur nötig wird. 1848 ist Mannheim ein Mittelpunkt der politischen und revolutionären Bewegung (siehe auch Märzrevolution). Aus der Quadratestadt kommen prominente gemäßigte Liberale wie Friedrich Daniel Bassermann, Karl Mathy und Alexander von Soiron, Männer der Mitte wie Lorenz Brentano, aber auch radikale Demokraten wie Karl Blind, Friedrich Hecker oder Gustav von Struve. Nach Niederschlagung des badischen Volksaufstands 1849 werden zahlreiche Revolutionäre standrechtlich erschossen, so in Mannheim Karl Höfer, Valentin Streuber und Adolf von Trützschler. 1863 wird das Stadtamt Mannheim mit Gemeinden des aufgehobenen Amtes Ladenburg zum "Bezirksamt Mannheim" vereinigt. 1868 wird die revidierte Rheinschiffahrtsakte in Mannheim unterzeichnet. Die "Mannheimer Akte" bildet bis heute die Rechtsgrundlage der freien Rheinschiffahrt. Der Vorläufer der Straßenbahn, die Pferdeeisenbahn wird 1878 eröffnet. 1886 lässt Carl Benz sein "Fahrzeug mit Gasmotorenbetrieb" patentieren und macht am 3. Juli seine erste Probefahrt: die Geburtsstunde des Automobils. 1895 erwirbt die Stadt von Sandhofen die Friesenheimer Insel und beginnt mit dem Bau des Industriehafens. Die Eingemeindung Käfertals bringt das Industriegebiet Waldhof zu Mannheim. Die Stadt zählt nun über 100.000 Einwohner. Bis 1913 folgen die Eingemeindungen Neckaraus (1899), Feudenheims (1910) sowie Sandhofens und des Rheinau-Gebiets (1913). Die Gemarkungsfläche der Stadt vergrößert sich um fast 350%. Man spricht in dieser Zeit vom amerikanischem Wachstum. Zwischen 1867 und 1930 fand eine Verneunfachung der Einwohner von Mannheim und dem aus der alten Rheinschanze sich entwickelndem Ludwigshafen von 42.000 auf 385.000 statt. Der erste Abschnitt der elektrischen Straßenbahn geht 1900 in Betrieb.
1907 feiert Mannheim sein 300jähriges Stadtjubiläum. Die Kunsthalle wird eröffnet. Großherzog Friedrich I. von Baden weiht den Industriehafen ein. Dort siedeln sich eine Reihe wichtiger Unternehmen an und Mannheim wird zur wichtigsten Industrie- und Handelsstadt im Südwesten. Nach dem Ersten Weltkrieg wird Mannheim infolge der französischen Besetzung des linksrheinischen Gebiets Grenzstadt. 1921 stellt die Heinrich Lanz AG den ersten selbstfahrenden Rohölschlepper (Bulldog) für den landwirtschaftlichen Gebrauch vor und löste damit eine Revolution in der maschinengestützten Landwirtschaft aus. In Mannheim hat somit neben dem Fahrad und dem Auto auch die motorisierte Landwirtschaft ihren Ursprung. 1924 wird das Bezirksamt Mannheim um die Gemeinden des aufgelösten Bezirksamts Schwetzingen erweitert. 1925 zeigt die von Gustav Hartlaub geleitete Kunsthalle die Ausstellung "Neue Sachlichkeit", die einer bedeutenden Kunstrichtung der zwanziger Jahre den Namen gibt. 1928 wird mit Hermann Heimerich erstmals ein Sozialdemokrat zum Oberbürgermeister gewählt. Mit Friedrichsfeld und Seckenheim ist 1930 der Prozess der Eingemeindungen abgeschlossen.
1933 wird Mannheim, wo die Nationalsozialisten selbst bei der bereits durch Terror geprägten Reichstagswahl vom 5. März mit 35,5% deutlich in der Minderheit bleiben, dennoch "gleichgeschaltet". Aus dem beiden Bezirksämtern Mannheim und Weinheim entsteht 1936 der Landkreis Mannheim. 1939 scheidet die Stadt aus dem Landkreis Mannheim aus und wird eine kreisfreie Stadt, bleibt aber Sitz des Landkreises Mannheim. 1940 werden fast 2.000 Mannheimer Juden in das Internierungslager Gurs (Frankreich) deportiert. Viele werden von dort in die Vernichtungslager des Ostens verschleppt und ermordet. Während des Zweiten Weltkriegs wird Mannheim aufgrund der pausenlosen Luftangriffe fast völlig zerstört. 1945 besetzen US-Truppen die Stadt. Die amerikanische Militärregierung setzt Josef Braun als Oberbürgermeister ein.
Es setzt mühsam der Wiederaufbau der Stadt ein. Schloss und Wasserturm werden wiederaufgebaut, das Nationaltheater an neuer Stelle errichtet. Immer noch herrscht Wohnungsnot. Es werden daher in rascher Abfolge neue Wohngebiete (Waldhof-Ost, Vogelstang, Herzogenried, Neckaruferbebauung) erschlossen. 1967 wird Mannheim Universitätsstadt und beherbergt heute eine Reihe weiterer Hochschulen. Bei der Kreisreform zum 1. Januar 1973 wird der Landkreis Mannheim mit dem Landkreis Heidelberg und Teilen des Landkreises Sinsheim zum Rhein-Neckar-Kreis vereinigt. Mannheim verliert nach über 170 Jahren den Sitz eines Amtes beziehungsweise Landkreises, da Heidelberg Sitz des neuen Landkreises wird. Die Stadt selbst bleibt aber kreisfrei. Als "Entschädigung" hierfür wird Mannheim Sitz der neu gebildeten Region Unterer Neckar (heute Region Rhein-Neckar-Odenwald). 1975 bildet die Bundesgartenschau mit einem sommerlangen Fest einen Glanzpunkt in Luisen- und Herzogenriedpark. In jenen Jahren werden eine Reihe baulicher Maßnahmen umgesetzt: der Fernmeldeturm wird errichtet, eine zweite Rheinbrücke (Kurt-Schumacher-Brücke) wird gebaut, die "Planken" werden zur Fußgängerzone, der neue Rosengarten wird eingeweiht, der Aerobus schwebt durch Mannheim. Auch in den 80er und 90er Jahren werden eine Reihe von Großprojekten verwirklicht: Planetarium, Kunsthallenerweiterung, neues Reiß-Museum, Stadthaus, neues Maimarktgelände, Synagoge, Moschee, Landesmuseum für Technik und Arbeit, Carl-Benz-Stadion, Fahrlachtunnel.
Wirtschaftlich prägten in der jüngeren Vergangenheit die Abnahme der industriellen Arbeitsplätze Mannheim. Die Stadt versucht mit der Ausweisung von Gewerbegebieten und der Ansiedlung von Dienstleistungsunternehmen entgegenzuwirken. Paradebeispiel ist der Bau des Victoria-Hochaus 2001, einem der höchsten Gebäude der Stadt.
Der Zarewitsch
29.11.04, 09:01
SAARBRÜCKEN
http://www.ngw.nl/int/dld/s/images/saarbruc.jpg
Saarbrücken wird in einer Schenkungsurkunde Kaisers Otto III. im Jahre 999 erstmals als Königsburg „castellum Sarabrucca“ erwähnt, die dem Bistum Metz geschenkt wird. An dieser Stelle war aber bereits vorher Siedlung der Mediomatriker. Ab 1120 entsteht die Grafschaft Saarbrücken, in welcher sich in der Umgebung der Burg durch Ansiedlung von Burgmannen, Händlern und Schutzsuchenden die Siedlung Saarbrücken entwickelt. Graf Johann I. verleiht Saarbrücken und dem St. Johann jeweils das Stadtrecht. 1353 fällt Saarbrücken an das Haus Nassau (Walramische Linie). Durch Erbteilung entsteht 1355 die Linie Nassau-Weilburg-Saarbrücken und aufgrund deren Teilung 1442 die Linie Nassau-Saarbrücken (ältere Linie).
1574 fällt die Grafschaft Nassau-Saarbrücken durch Erbfall an Weilburg zurück. Dort hatte Graf Philipp III. bereits 1526 die Reformation nach lutherischem Bekenntnis eingeführt, die nun auch für Saarbrücken galt. Nach dem Tode Ludwigs II. entsteht durch Erbteilung 1629 die Grafschaft Nassau-Saarbrücken (jüngere Linie) neu, die aber bereits 1740 an Nassau-Ottweiler und später an Nassau-Usingen fällt. Der 30-jährige Krieg verheert Saarbrücken fürchterlich, 1637 leben nur noch 70 Menschen in der zerstörten Stadt. Ludwig XIV. läßt im Reunionskrieg Saarbrücken niederbrennen, bis auf acht Häuser wird die gesamt Stadt zerstört. Durch Erbteilung entsteht 1735 eine Linie Nassau-Usingen-Saarbrücken, so daß die Stadt wieder Grafensitz wird. Nach dem Regierungsantritt von Wilhelm-Heinrich im Jahr 1741 erlebt die Stadt einen ungeheueren wirtschaftlichen Aufschwung, Steinkohlengruben werden verstaatlicht, Eisenschmelzen entstehen. Ferner entsteht das barocke Residenzschloss Saarbrücken, erbaut von Friedrich-Joachim Stengel und zahlreiche andere Bauten. 1775 wird die Ludwigskirche, eines der bedeutendsten Barockbauten Deutschlands und Wahrzeichen der Stadt Saarbrücken vollendet.
1793 wird die Stadt von französischen Revolutionstruppen besetzt, das Barockschloss geplündert und niedergebrannt. Durch die Friedensschlüsse von Campo Formio und Lunéville 1797/1801 kommt die Grafschaft Saarbrücken zu Frankreich. Mit dem Tode von Fürst Ludwig und Erbprinz Heinrich im Exil stirbt die Linie Nassau-Usingen-Saarbrücken 1797 aus und fällt an Nassau-Usingen.
Im Jahre 1815 kommt das Gebiet an das Königreich Preußen. Dieser bildet im Raum Saarbrücken die Bürgermeisterei Saarbrücken mit den Stadtgemeinden Saarbrücken und St. Johann sowie den Landgemeinden Malstatt, Burbach, Brebach und Rußhütte. Saarbrücken wird Sitz eines Landkreises innerhalb des Regierungsbezirks Trier der Provinz Großherzogtum Niederrhein, die 1822 in der Rheinprovinz aufgeht. Sprachgeschichtlich kommt es zwischen dem Ende des 17. und Mitte des 19. Jahrhundert aufgrund der wechselnden politischen Einflüsse zu einer Verschiebung vom moselfränkischen zum rheinfränkischen Dialekt, schließlich zu einem einheitlichen Stadtdialekt. 1856 wird das Eisenhüttenwerk Burbach in Betrieb genommen. Zwischen 1897 und 1900 wird das Rathaus St. Johann erbaut, welches später das Rathaus der Großstadt Saarbrücken wird.
Durch Vertrag vom 5.12.1908 werden die selbständigen Städte Saarbrücken, St. Johann und Malstatt-Burbach mit Wirkung vom 1. April 1909 zu einer Stadt mit dem Namen "Saarbrücken" vereinigt. Die bisherige Stadt Saarbrücken wird künftig mit der Bezeichnung Alt-Saarbrücken geführt. Die neue Stadt Saarbrücken hat bei ihrer Gründung etwa 105.000 Einwohner und ist damit die fünftgrößte linksrheinische deutsche Großstadt. Gleichzeitig scheidet die Stadt Saarbrücken aus dem Landkreis Saarbrücken aus und wird eine kreisfreie Stadt. Der Streit über den zu wählenden Stadtnamen, Saarbrücken oder St. Johann, führte zu einem im ganzen Deutschen Reich belächelten Skandal. Die Bürgermeister der beiden Städte entschieden die Namensgebung in einem Duell unter Ehrenmänner. Beide überlebten, aber Duelle wurden danach in Deutschland endgültig verboten.
Infolge der Bestimmungen des Friedensvertrags von Versailles im Jahr 1919 wird das Saarland und mit ihm die Stadt Saarbrücken unter die Verwaltung des Völkerbundes gestellt. Durch eine Volksabstimmung im Jahre 1935 entscheidet sich die Bevölkerung wieder für den Anschluss des Saarlandes an Deutschland.
Im Zweiten Weltkrieg wird Saarbrücken durch Bombenangriffe, 2.-4. Oktober 1944, stark zerstört. Im Mai 1945 wird die Stadt wie das gesamte Saarland unter französische Militärregierung gestellt. Zwei Jahre später wird das Saarland ein autonomer Staat mit der Hauptstadt Saarbrücken. Die Bevölkerung lehnt 1955 das Saarstatut ab. Statt dessen wird das Land 1957 elftes Bundesland (incl. Berlin) der Bundesrepublik Deutschland.
Mit der Kreis- und Gebietsreform 1974 wird Saarbrücken um 11 umliegende Städte und Gemeinden vergrößert. Die Einwohnerzahl verdoppelt sich nahezu. Gleichzeitig wird die bislang kreisfreie Stadt mit dem Landkreis Saarbrücken zum Stadtverband Saarbrücken vereinigt. Damit entsteht erstmals in Deutschland ein Kommunalverband besonderer Art, der einem Landkreis vergleichbar ist.
Breslau
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Der Name "Wortizlawa" wurde bereits um 900 erwähnt und bezeichnete Wortizlawa als slawische Marktstadt. Diese befand sich auf einer Insel nahe der drei Nebenflüsse der Oder. Um das Jahr 1000 wurde die erste herzogliche Burg auf der Dominsel errichtet, etwa auf der Stelle der heutigen Kreuzkirche. Das befestigte Gebiet um die Burg war schon damals eine kleine Stadt, in der etwa 1000 Menschen wohnten. Deutsche Absichten an Worlizawa wurden 1109 erkennbar, als Kaiser Heinrich V. ein Heer gegen Boleslaw Schiefmund schickte. Das deutsche Heer unterlag, das Schlachtfeld wurde als Hundsfeld bekannt. Im Jahr 1138, nach Boleslaws Tod, siedelten wenig später deutsche Siedler am Südufer des Flusses. Dort erbauten sie eine neue Stadt, die 1259 zur Hauptstadt des unabhängigen Herzogtums Schlesien aufstieg.
Breslau kam mit Schlesien (das bereits 98 n. Chr. von Tacitus und ca. 150 n. Chr. von Ptolemäus in Magna Germania beschrieben wurde), während der Ausbreitung der Slawen unter das Großmährische Reich. Lange Zeit war B. von den Polen und den Böhmen (Tschechen) umkämpft, so dass die Böhmen auf dem linken Ufer (Stadtmitte) und die Polen auf dem rechten Ufer (Sand-und Dominsel) der Oder sassen. Während der Mongolenangriffe wurde der Ort 1241 zerstört. Das wiederhergestellte Breslau erhielt dann 1262 das Magdeburger Recht.
Der Name Breslau (in älteren deutschen Dokumenten "Preßlau", dialektal bis 1945 "Prassel") wurde gleichzeitig mit dem lateinischen Namen, Vratislavia, benutzt. Vratislavia bezieht sich auf den böhmischen Herzog Vratislav I., der vermutlich der Gründer der Stadt ist. Der polnische Name "Wrocław" ist ebenso alt wie der deutsche und wurde schon im Mittelalter verwendet.
Chronik
Unter den Piasten
1163 - Herzogtum Breslau entsteht unter den Nachkommen Wladislaws des Vertriebenen, Boleslaw dem Langen (gest. 1201) und Heinrich dem Bärtigen (gest. 1238). Schlesien trennt sich allmählich von Polen.
1163-1200 - Die neue herzogliche Burg an der Oder (wo heute die Universität steht) wird erbaut. Die Stadt hat seitdem drei Zentren: die herzogliche Residenz mit der unter ihrem Schutz stehenden Judenstadt, die geistliche Stadt auf der Sand- und Dominsel und die neu angelegte deutsche Kaufmannstadt um den Ring.
1198 - Fürst Jaroslav von Oppeln-Neiße, Halbbruder Heinrich des Bärtigen, empfängt geistliche Weihe und wird im Jahre 1199 zum Bischof von Breslau gewählt. Bei seinem Tode 1201 vermacht er das Fürstentum dem Breslauer Stift. Breslauer Bischöfe werden Fürstbischöfe (mit Territorialgewalt bis 1811, danach nur Titular-Fürstbischöfe).
1241 - Nach dem Mongoleneinfall wird die Stadt neu in strenger Gitterform angelegt
1327 - Heinrich VI. gen. der Gute, letzter Piastenherzog von Breslau, setzt unter Mitwirkung des Rates den König von Böhmen Johann (den Blinden) von Luxemburg als Erben ein.
Unter den böhmischen Königen
1335- Heinrich VI. stirbt, die Wenzelskrone übernimmt Hzt. Breslau als erstes "Erbland" in Schlesien. Der König von Böhmen setzt einen Landeshauptmann zur Verwaltung des Landes ein. 1359-1635 übte der Rat von Breslau diese Funktion aus und hatte also Sitz und Stimme im schlesischen Fürstentag.
1342 und 1344 - Zwei große Brände verheeren die Stadt, die noch schöner aufgebaut wird.
1418 - Aufstand der Handwerker gegen die Patrizier, 7 Ratsherren werden im Rathaus ermordet. Kaiser-König Sigismund schlägt den Aufstand nieder und lässt 27 Anführer hinrichten
1387-1474 - Die Stadt ist als Mitglied der Hanse verzeichnet, Zeit der höchsten Blüte des Handels
1451-1454 - Der von Papst Nikolaus V. entsandte Wanderprediger Johannes Capistranus verweilt in Breslau und hält auf dem Salzring flammende Reden gegen Hussiten, Muslime und Juden, gegen Prunksucht und Leben im Überfluss. Große Scharen von Pilgern aus ganz Schlesien, Polen und Pommern, sogar Livland und Kurland strömen nach Breslau, um ihn zu hören.
1463 - Breslau will den hussitischen König Georg von Podiebrad von Böhmen als Landesherrn in Schlesien nicht anerkennen und tritt unter den Schutz des Papstes Pius II.
1466 - Breslau beteiligt sich am Krieg gegen Böhmen und verbündet sich mit dem ungarischen König Matthias Corvinus.
1474 - König Matthias übernimmt die Herrschaft in Schlesien und Breslau, die damit der Stephanskrone unterstellt werden und eine neue, viel strengere Verfassung bekommen
1490 - Corvinus stirbt, Breslau kommt wieder unter böhmische Hoheit.
1505 - König Wladyslaw II. Jagellonicus von Böhmen genehmigt die Gründung einer Universität in Breslau, das Projekt wird indessen nicht verwirklicht.
1523 - die Reformation hält ihren Einzug nach Breslau. Der evangelische Theologe Johann Heß wird gegen Einsprüche des Domkapitel s als Pfarrer an die Magdalenenkirche berufen
1525 - in diesem Jahre wird der evangelische Theologe Ambrosius Moibanus als Pfarrer an die Elisabethenkirche berufen.Gemeinsam mit Johann Heß leitet er die Organisierung der evangelischen Kirche in Schlesien.
Unter den Habsburgern
1526 - König Ludwig II. Jagellonicus von Böhmen und Ungarn fällt in der Schlacht bei Mohács. Die Habsburger übernehmen laut Erbverbrüderungsvertrag mit böhmischen Jagiellonen Breslau und andere Erblande in Schlesien und behalten sie bis 1741.
1533 - Erster Stadtmedicus wird angestellt
1632 - Während des 30-jährigen Krieges werden Teile der Stadt von sächsischen und schwedischen Truppen besetzt gehalten.
1633 - Breslau will sich von Habsburg trennen und als freie Reichsstadt anerkannt werden, hat aber keinen Erfolg.
1633 - Die große Pest wütet in Breslau, von 40.000 Einwohnern sterben 18.000.
Hauptstadt der deutschen Literatur: 1630 - 1670
Breslau um 1640 (Merian)1630: Martin Opitz (geb.1597) kommt von seinen Reisen nach Schlesien zurück. Um ihn gruppieren sich in seiner Heimat als erste Generation (oft 1.Schlesische Dichterschule genannt, Frühbarock) die Dichter Christoph Köhler, Wenzel Scherffer von Scherffenstein, Daniel Czepko und Dorothea Eleonore von Rosenthal. Unter der Führung der Schlesier entwickelt sich die deutsche Literatur der Epoche zum Stil des Frühbarock mit vielen Metaphern. Besondere Achtung wird auf die grammatische und syntaktische Korrektheit des schriftsprachlichen Ausdrucks gelegt.
1640- ab. Die so genannte 2.Schlesische Dichterschule Spätbarock besteht aus Angehörigen einer Generation, die 16-20 Jahre jünger ist als die Opitzsche und zeigt viel ausgeprägtere und mannighaftere Dichterpersönlichkeiten, wie Andreas Gryphius, Christian Hoffmann von Hoffmanswaldau, Daniel Caspar von Lohenstein und Johannes Scheffler Angelus Silesius. Die klare sprachliche Korrektheit eines Opitz muß jetzt gekünstelter Lieblichkeit weichen und die Metaphorik wird um Heranziehung von Geruch, Geschmack und Tastsinn erweitert. Der Roman der Epoche erhält einen belehrenden Zweck, zur Schau wird enzyklopädische Gelehrsamkeit getragen.
1740 - Das Heer Friedrich des Großen belagert Breslau
1741 - Am 10. August kapituliert die Stadt Breslau.
1741 - Am 7. November huldigen die schlesischen Stände im Breslauer Rathaus Friedrich dem Großen.
Unter der preußischen Krone
1742 - Schlesien wird an Preußen übergeben
1742 - Die "Schlesische Zeitung" und der Korn-Verlag entstehen, die bis 1945 existieren sollten. Dieser Verlag gab auch polnischsprachige Literatur heraus.
1750 - Friedrich der Große kauft das Palais des Freiherrn von Spätgen und baut es zu einer Königsresidenz aus.
1757 - Im 7-jährigen Krieg besetzen die Österreicher die Stadt, geben sie jedoch nach der Schlacht bei Leuthen auf.
1760 - 1765: der Dichter Gotthold Ephraim Lessing verbringt 5 Jahre in Breslau als Sekretär des Generals Friedrich Bogislav Graf von Tauentzien.
1807 - Die Stadt wird von den Rheinbundtruppen erobert und bis 1808 besetzt gehalten. Die Kontinentalsperre bringt den Leinwandhandel zum Erliegen.
1807-1810 - Die Befestigungen werden geschleift. Fast alle Stifte und Klöster werden 1810 säkularisiert, so wurde zum Beispiel das Sandstift zur Universitätsbibliothek.
1813 - Breslau wird zum Ausgangspunkt der Befreiungsbewegung gegen Napoleon I.; König Friedrich Wilhelm III. erläßt seinen Aufruf "An Mein Volk".
1821 - Die Diözese Breslau wird vom Erzbistum Gnesen, dem sie seit dem Jahre 1000 untertan war, unabhängig.
1829 - Breslau hat schon 84.904 Einwohner.
1829-1840 - Die Bedeutung Breslaus als Handelsstadt beginnt zu sinken.
1840 - Breslau hat 100.000 Einwohner.
1841 - der Lehrstuhl der Slawistik wird an der Universität Breslau gegründet. In der Kabinettsorder des Königs Friedrich Wilhelm IV. heißt es: "um der studierenden Jugend polnischer Abkunft Gelegenheit zur Vervollkomnung ihrer Muttersprache zu geben..."
1849 - Breslauer Industrie beginnt zu entstehen: Mühlen und Braubetriebe, Ölmühlen und Spritfabriken, chemische- und Metallindustrie (zum Beispiel Linke-Hoffmann Werke, Eisenbahnwaggonbau), daneben auch Bekleidungs-, Möbel- und Papierfabriken
1850-1890 - Das Stadtgebiet wächst durch zahlreiche Eingemeindungen. Breslau erreicht gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Zahl von beinahe 500.000 Einwohnern.
1910 - Die Technische Hochschule wird eingerichtet.
1910-1913 - Hervorragende moderne Bauwerke entstehen, die Kaiserbrücke (1910), die TH und die Jahrhunderthalle (1913)
Weimarer Republik, Drittes Reich und Zweiter Weltkrieg
Breslau Rathaus um 19001925-1930 - Nach der Eingemeindung von 54 Dorfgemeinden und Gutsbezirken erreicht Breslau auf der Fläche von 175 km² die Zahl von 600.000 Einwohnern.
1944 - Im Herbst die ersten Bombenangriffe der Alliierten.
1944 - Breslau wird zur Festung erklärt, obwohl es zur Verteidigung ganz ungeeignet ist.
1945 - Januar. Sowjetische Truppen nähern sich Breslau, alle Schulkinder werden evakuiert (vornehmlich nach Böhmen), etwa 75% der Einwohner fliehen Richtung Böhmen oder Sachsen. Tausende kommen dabei im strengen Winter auf elende Weise um.
1945 - Am 15. Februar ist die Stadt von den Russen eingekreist, in der Stadt befinden sich noch etwa 150.000 Einwohner und 40.000 Soldaten.
1945 - Februar-Mai: Schwere Kämpfe, Brände und Zerstörungen
1945 - 7.5. - Die Stadt kapituliert, 65% der Gebäude liegen in Ruinen, davon 400 bekannte Baudenkmäler. Erstaunlicherweise blieben das Rathaus und viele Häuser am Ring unzerstört.
1945 - 9.5. - Sowjetische Militärbehörden übergeben die Verwaltung der Stadt den Polen.
Kommunistenherrschaft
1945 - 2.8. - Potsdamer Abkommen. Polen erhält die Verwaltungshoheit in Schlesien, gleichzeitig erhält es die Vollmacht zur humanen Aussiedelung der ansässigen Bevölkerung.
1945-1947 - In der Stadt befinden sich noch etwa 300.000 deutsche Einwohner, die jetzt zwangsmäßig ausgesiedelt werden. Polnische Neu-Breslauer besiedeln die Stadt, vornehmlich aus Zentralpolen, stärker ins öffentliche Bewusstsein treten polnische Vertriebene aus Lwów/Lemberg und anderen polnischen Gebieten östlich des Bug, die die UdSSR übernommen hatte. Polnische Einwohner sind 1946 etwa 30.000, die Deutschen sind also noch immer zahlreicher.
1948 - Die Stadt zählt 300.000 vornehmlich polnische und teilweise ukrainische Einwohner.
1955 - Der Wiederaufbau der Altstadt beginnt.
1965 - 475.000 Einwohner
1970-1980- Gründung von vielen neuen Wohnsiedlungen in den Vorstädten (Plattenbauten).
3.Polnische Republik
1990 - heute - Der Wiederaufbau nimmt sich nun auch dezidiert deutschen Kulturerbes an.
1997 - Juli - Die Oderflut trifft Breslau mit voller Wucht. Die historischen Gebäude werden verschont, während viele Wohnhäuser aus der Gründerzeit schwer beschädigt werden und nach dem Ende der Überschwemmung abgerissen werden müssen.
Sehenswürdigkeiten
Häuserzeile am Ring
Rathaus (gotisch,1471-1504)
Städtische Pfarrkirche St.Maria Magdalena (gotisch 14.-15.Jh.) (altkath.)
Franziskanerkirche (gotisch, begonnen 1240) (kath.)
Bernhardinerkirche (gotisch, 1463-1502) (Museum der Steinmetzkunst)
Christophorikirche (gotisch, 15.Jh.) (evang., deutsche Gottesdienste)
St.Matthias (barock, 17./18. Jh.) (kath.)
Universität mit der Aula Leopoldina (barock, Anfang 18.Jh.)
Königsschloss (Rokoko, 18.Jh.) Palais Friedrich II. erhalten. Vom späteren Anbau auf der Nordseite (Langhansschule, um 1840) steht nur ein kleiner Teil. (Museum)
Hofkirche (klass. 1747-50) (evang.)
Bahnhof (um 1850, Romantik, Schinkelschule)
Stadttheater (1841, abgebrannt 1865, wiedererrichtet 1871, preußischer Klassizismus), geschaffen von Carl Ferdinand Langhans,
Dom (gotisch, 13.-14.Jh.) (kath.)
St. Ägidienkirche (rom.13 Jh.) (kath.)
Doppelkirche z. Hl. Kreuz (13.-14. Jh.) (untere Kirche orthodox, obere Museum)
Kleinburger Kaserne, neugot. nach 1850, nur teilweise erhalten. Sitz des berühmten preußischen 6. Leibgarde-Dragonerregiments, wo im Offizierskorps nur schlesischer Adel diente. Dort wurde 1892 der berühmte Flieger Manfred Freiherr von Richthofen geboren (gef. 1918
Kaiserbrücke 1910 erbaut)
2 berühme Söhne der Stadt
Manfred von Richthofen, erfolgreichster deutsche Jagdflieger im Ersten Weltkrieg (*1892)
Wolfgang Thierse, Präsident des Deutschen Bundestages (*1943)
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http://www.deutsche-schutzgebiete.de/webpages/Breslau%20Kaiser-Wilhelm-Denkmal+.jpg
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von Stollberg
29.11.04, 17:11
http://www.hachenburg.de/images/wappen_hbg.gif
Vermutlich am Ende des 12. Jahrhunderts errichteten die Grafen von SAYN an der späteren Straße von Köln nach Leipzig
die 1222 zuerst genannte BURG Hagenberg im Westerwald.
panorama_stich.jpg (5645 Byte)Am Fuß der BURG entstanden bald erste Ansiedlungen. Der Ort wurde 1247 erstmals Stadt genannt
und erhielt 1314 urkundlich Stadtrechte durch Kaiser Ludwig den Bayern.
Hachenburg war bald Verwaltungsmittelpunkt der Grafschaft Hachenburg und Marktzentrum des oberen Westerwaldes.
Über eine Erbtochter kam Hachenburg 1606 an Sayn-Wittgenstein. Die Grafschaft Hachenburg fiel 1632/49/52
beim Aussterben der Linie Sayn-Wittgenstein-Sayn über SAYN-HACHENBURG und Manderscheid-Blankenheim bis 1714
an die Burggrafen von Kirchberg (1632), 1799 an Nassau-Weilburg. Über Nassau und Preußen (1866) kam Hachenburg 1946 zu Rheinland-Pfalz.
http://www.hachenburg.de/images/panorama_stich.jpg
Hachenburger Schloß
Das Schloss, ehemaliger Sitz der Grafen von SAYN, wurde gegründet um 1180 durch den Grafen Heinrich II von Sayn.
Er gehörte zu den Getreuen Kaiser Friedrichs I (Barbarossa), der ihm den Auftrag erteilte,
eine mächtige Burg zu errichten zum Schutz des Strassenknotenpunkts Köln-Leipzig bzw. Köln-Frankfurt.
Der Bau der Burg wurde 1212 vollendet unter Graf Heinrich III, Sohn des Gründers.
Derselbe wird auch als erster Besitzer von Stadt und Burg HACHENBURG erwähnt.
Unter ihm erfolgte gleichzeitig der Bau des benachbarten ZISTERZIENSERKLOSTERS MARIENSTATT.
Am 13. Oktober 1654 brannte beim einem grossen Stadtbrand auch das Schloss nieder.
Graf Salentin von Manderscheid baute Stadt und Schloss wieder auf.
Die Innenstadt hat noch heute die von ihm angeordnete Gestalt.
Das heutige Barockschloss wurde erbaut nach den Plänen des Architekten Julius Ludwig Rothweil in den Jahren 1715 bis 1746.
Es hat im letzten Jahrhundert mehrmals den Besitzer gewechselt.
Heute ist es Ausbildungsstätte und Fachhochschule der Deutschen Bundesbank.
http://www.hachenburg.de/images/schloss.jpg
Und natürlich das allerwichtigste:
http://www.1000getraenke.de/grafik/hachenburger_pils.jpg
:gluck: :prost:
Peter der Große
02.12.04, 13:59
Bielefeld
http://www.bielefeld.de/ftp/bilder/bildung/geschichte/wappen_2.jpg
Stadtgründung
Bielefeld ("Biliuelde") wurde im Jahr 1214 vom Ravensberger Grafen Hermann IV. gegründet. Den Kern der Stadt bildete eine Kreuzung an alten Handelswegen in unmittelbarer Nähe eines Passes durch den Teutoburger Wald.
Bielefeld entstand als eine der zahlreichen Stadtgründungen im Mittelalter. Gründungen dieser Art erfolgten in der Regel, um die Herrschaft des jeweiligen Landesherrn zu sichern. Hermann IV. von Ravensberg plante Bielefeld zugleich als Kaufmannsstadt. Die Stadtneugründung sollte dazu beitragen, die Wirtschafts- und Finanzkraft des Grafen zu steigern.
Zahlreiche Kaufleute aus der Umgebung und aus dem benachbarten Münster nutzten die ihnen vom Landesherrn in der neuen Stadt gebotenen Freiheiten und bestimmten seit dem 13. Jahrhundert die Entwicklung Bielefelds.
Die Stadt war, den mittelalterlichen Erfordernissen entsprechend, mit Mauern, Wällen und Wassergräben gesichert und dadurch, wie in jener Zeit üblich, vom Umland abgeschlossen. Der Zugang war nur tagsüber durch die Stadttore möglich. Das mittelalterliche Stadtbild Bielefelds prägten der Markt als wichtiges Handelszentrum (heute: Alter Markt), das Rathaus und die Kirche (Altstädter Nicolai-Kirche).
Das spätmittelalterliche Bielefeld
Die Einwohnerzahl beider Städte hat vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit bei etwa 3.000 gelegen. Altstadt und Neustadt waren bis ins 16. Jahrhundert zwei voneinander unabhängige Städte mit eigener Verwaltung. Es gab also zwei Städte "Bielefeld". Sie wuchsen erst allmählich zusammen, bis sie im Jahr 1520 endgültig zu einer Stadt vereinigt wurden.
Bielefeld gehörte nach dem Aussterben der männlichen Linie der Grafen von Ravensberg seit 1346 zum Haus Jülich-Berg. Die Stadt konnte sich weit ab vom Sitz der neuen Landesherren ziemlich frei entfalten. Von den großen Fehden und Kriegen des späten Mittelalters blieb sie glücklicherweise verschont.
In der Stadt lebten vorwiegend Handwerker und Kaufleute. Bielefeld gehört seit dem 15. Jahrhundert der Hanse an, hatte aber keine auffällige Stellung innerhalb des Kaufmannsbundes. Trotzdem reichten die Geschäftsbeziehungen bis ins russische Nowgorod, eine der heutigen Partnerstädte Bielefelds.
Das Leinen spielte noch keine Rolle. Erst Ende des 16. Jahrhunderts entwickelte sich die ländliche Hausspinnerei und -weberei allmählich zu einem berufsmäßig betriebenen Gewerbe. Leinen wurde zum Exportartikel und Bielefeld zur Leinenstadt.
Im Jahr 1502 gründeten Franziskanermönche ein Waldkloster am Jostberg. Aus unterschiedlichen Gründen, besonders aber wegen der großen Entfernung zur Stadt, gaben sie diesen Standort auf und fanden zunächst im Waldhof eine Unterkunft. 1511 bezogen Sie ein neues Gebäude am heutigen Klosterplatz. In der Jodokus-Kirche ist als sehenswerter Kirchenschatz die Bielefelder "Schwarze Madonna" aus der Zeit um 1220 zu besichtigen. Der Bau am Jostberg verfiel bereits zur Mitte des 16. Jahrhunderts. Heute sind nur die Grundmauern zu sehen.
Von der frühen Neuzeit bis zur Zeit der Industrialisierung
1648 fielen die Grafschaft Ravensberg und die Stadt Bielefeld an den Großen Kurfürsten (Friedrich Wilhelm) und damit an das Haus Hohenzollern. Seit jener Zeit bis zum Jahr 1947 war Bielefeld Teil des Staates Brandenburg bzw. Preußen.
Im 17. Jahrhundert begann der Aufstieg des Bielefelder Leinengewerbes. Die Produktion von Garn und Leinwand hatte im Umland von Bielefeld ihren Schwerpunkt. Bielefeld selbst war eine Stadt des Leinenhandels. Eine starke Kaufmannschaft sorgte für einen florierenden Absatz und brachte der Stadt beträchtlichen Wohlstand. Leinen aus Bielefeld etablierte sich als fester Qualitätsbegriff, während benachbarte Städte vom Leinenmarkt verdrängt wurden. Der Export reichte bis nach England, Holland, Skandinavien und ins Baltikum. Auch auf dem nordamerikanischen Markt war Bielefelder Leinen ein begehrter Artikel.
Zu einem wichtigen Kontrollfaktor und Qualitätsprüfinstrument entwickelte sich die 1652 eingeführte "Legge". In dieser Prüfanstalt untersuchte man die Leinwand auf rechtes Maß und einwandfreie Verarbeitung, teilte sie in Kategorien ein und stempelte sie entsprechend.
Trotz guter Qualität geriet das Bielefelder Leinenhandwerk nach 1830 in eine schwere Krise. Der Grund dafür waren die Konkurrenz der Baumwolle und die in Irland maschinell hergestellten Garne und Stoffe. Sie konnten billiger auf den Markt gebracht werden. Die heimischen handgesponnenen und -gewebten Garne und Stoffe konnten nicht mehr konkurrieren. Die finanzielle Not der Weber und Spinner verschärfte sich 1844 durch eine Ernährungskrise in der Region. In der Revolution von 1848 schlugen die aufgestauten Probleme in Unruhen um.
Bielefelds Weg ins Industriezeitalter
Das Industriezeitalter ist die Epoche, die das heutige Bielefeld wohl am stärksten geprägt hat. Immer wieder findet man den Hinweis, dass die Bielefelder Wirtschaft am "leinenen Faden" gewachsen sei. Ein genauerer Blick in die Geburtsstunde der Industrie verdeutlicht die Bedeutung dieses Ausspruchs.
1847 erhielt Bielefeld die Anbindung an die Köln-Mindener-Eisenbahn. Den Bahnhof baute man - für die damalige Zeit weit entfernt von der Stadt - in der nördlichen Feldmark. Er stand bereits an der Stelle des heutigen Hauptbahnhofes. Mit dem Eisenbahnanschluss wurde die Voraussetzung für die preisgünstige Anlieferung von Kohle - man brauchte sie als Heizmaterial für die Dampfmaschinen - und für den Abtransport der hergestellten Waren gegeben.
Auf Auslandsreisen hatten Bielefelder Kaufleute zahlreiche Erfahrungen gesammelt. Die Zukunft für die Garn- und Stoffproduktion schien im Betrieb von Fabriken zu liegen. Die Voraussetzungen für den Fabrikstandort Bielefeld mit einer Massenproduktion waren günstig. Es gab Flachs in unmittelbarer Umgebung. Zahlreiche billige Arbeitskräfte mit dem nötigen Verständnis für den Produktionsablauf standen mit den Handspinnern und -webern zur Verfügung.
Der erste Schritt zu einer Fabrikgründung wurde von Kaufleuten getan, deren Familie noch nicht lange in Bielefeld ansässig war: den Gebrüdern Bozi. Sie gründeten 1851 in Gadderbaum direkt an der Köln-Mindener Eisenbahn die "Spinnerei Vorwärts". Bis 1858 erreichte "Vorwärts" eine Kapazität von 8.000 Spindeln. Der große Durchbruch gelang den Brüdern Bozi jedoch vorerst nicht, weil sich Kapitalausstattung und Gesamtkapazität als zu gering erwiesen.
1854 wurde die Ravensberger Spinnerei gegründet. Ein Teil der Bielefelder Kaufmannschaft trug neben dem Hauptinitiator Hermann Delius das Kapital für die Großspinnerei zusammen. Sie wurde als Aktiengesellschaft betrieben. Die Ravensberger Spinnerei stieg zur zeitweise größten Maschinenspinnerei auf dem europäischen Kontinent auf. In ihr liefen bis zu 20.000 Spindeln. "Wo Garne entstehen, können sie auch weiterverarbeitet werden". Dieser Gedankengang mag die Bielefelder Kaufleute bewegt haben, als sie 1862 konsequenterweise die Gründung der ersten "Mechanischen Weberei" in Bielefeld beschlossen. Hier konnten die produzierten Garne zu Stoffen weiterverarbeitet werden. Hervorragende Qualität und eine daraus resultierende große Nachfrage sorgten für rasche Erfolge.
Der Grad des Erfolges und die Kapazität dieser Fabriken lassen sich eindrucksvoll belegen. Im Jahr 1870 liefen etwa 11% aller Spindeln und Webstühle Deutschlands in Bielefeld.
Schließlich folgte die Weiterverarbeitung der Stoffe zu der weit über die Region hinaus bekannten "Bielefelder Wäsche". Um die
Jahrhundertwende begann die Umstellung der Handnäherei auf die industrielle Fertigung von Tisch- und Bettwäsche, Blusen und Hemden. Noch heute prägen bedeutende Firmen der Wäsche- und Bekleidungindustrie die Bielefelder Wirtschaft.
Die verwendeten Maschinen mussten anfangs importiert werden. Im Laufe der Jahre wurden jedoch nach und nach immer mehr metallverarbeitende Fabriken gegründet, in denen die benötigten Maschinen vor Ort hergestellt wurden, und zwar sowohl die Dampfmaschinen und Werkzeugmaschinen als auch Arbeitsgeräte wie z.B. Nähmaschinen. Noch heute ist Bielefeld ein bedeutender Maschinenbaustandort (fünftgrößter Deutschlands).
Beispielhaft für die Entwicklung der Industrie in Bielefeld ist der Werdegang der Dürkopp-Werke. Nikolaus Dürkopp und Carl Schmidt waren beide als Mechaniker bei den "Koch's Adler Nähmaschinen Werken" angestellt. Sie verließen die Firma 1867 und gründeten die Nähmaschinenfabrik "Dürkopp & Schmidt". Als Schmidt nach wenigen Jahren ausschied, fand der Techni-ker Dürkopp in Richard Kaselowsky einen finanzstarken Partner. Die neue Fabrik erweiterte bald ihre Produktionspalette. Hergestellt wurden unterschiedliche Nähmaschinen, auch Spezialmaschinen z.B. für Schuhmacher und Sattler. Später kamen noch Fahrräder, Motorräder und sogar Autos, Lastkraftwagen und Autobusse hinzu. Heute produziert Dürkopp-Adler Industrienähmaschinen und Förderanlagen.
Auch die Nahrungsmittelproduktion wurde für Bielefeld bedeutsam. Dem Apotheker Dr. August Oetker, der zunächst Backtreibmittel in seiner Apotheke verkauft hatte, glückte Ende des 19. Jahrhunderts der große Wurf. Er entwickelte gebrauchsgerecht abgepacktes Backpulver. Die verbraucherfreundliche Verpackung der Produkte und umfassende Werbestrategien bildeten die Grundlagen für den Erfolg des heute weltweit bekannten Unternehmens.
Rathaus & Theater 1904
Der Wandel vom Leinenhandelszentrum zur Industriestadt schlug sich auch im Stadtbild nieder. Besonders entlang der Bahnlinie und östlich des Stadtzentrums waren Fabriken entstanden. Neue Wohnviertel mit den heute noch das Stadtbild prägenden zwei- bis dreigeschossigen Häusern wurden aufgeschlossen. Repräsentative Gebäude wie das Rathaus und das mit Barock- und Jugendstilelementen gestaltete Theater, das Landgericht und die mit Motiven der Weserrenaissance ausgeschmückte Post, der Bahnhof im Jugendstil und die durch ihre hohe Kuppel weit sichtbare Synagoge wurden in den Jahren nach der Jahrhundertwende errichtet. 1900 fuhr erstmals eine Straßenbahn. Fast gleichzeitig eröffneten die Kleinbahnlinien, die Bielefeld mit den umliegenden Orten verbanden und der Arbeiterschaft ein günstiges Verkehrsmittel für den Weg in die Fabriken bot.
Die Einwohnerzahl stieg in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts deutlich an. 1848 zählte Bielefeld 8.150 Einwohner. 1914 lebten 82.580 Menschen in der Stadt. Die Stadt begann auch nach außen hin zu wachsen: 1900 wurden Teile von Quelle und Gadderbaum - einschließlich der Sparrenburg - eingemeindet. 1907 kam das Johannistal mit Olderdissen hinzu.
Bielefeld wird Großstadt
Für Bielefelds Weg zur Großstadt stellte das Jahr 1930 ein wichtiges Datum dar. Besonders an Wohnungen fehlte es im bis dahin immer noch recht kleinen Stadtgebiet. Auch die sich weiter ausdehnende Industrie benötigte mehr und mehr Raum. Um den Platzbedarf zu decken, führte der damalige Oberbürgermeister Rudolf Stapenhorst zähe Verhandlungen mit den angrenzenden Gemeinden. Am Ende seiner erfolgreichen Bemühungen stand ein flächenmäßig erheblich vergrößertes Stadtgebiet. Zu den neuen Stadtteilen zählten die bis dahin selbständigen Gemeinden Schildesche, Sieker, Stieghorst sowie Teile Heepens und Gadderbaums. Durch die Eingemeindungen überschritt Bielefeld deutlich die Grenze von 100.000 Einwohnern. (1929 = 89.719 Einwohner, 1930 = 129.963 Einwohner).
Die NS-Zeit
Die Radikalisierung des politischen Lebens machte auch vor Bielefeld nicht halt. Bereits 1930 hatte es als erste deutsche Großstadt einen nationalsozialistischen Stadtverordnetenvorsteher. Das Jahr 1933 brachte die Nationalsozialisten im Bielefelder Rathaus endgültig an die Macht. Unter Zwang lösten sich alle übrigen Parteien auf. 1935 wurde ein führendes NSDAP-Mitglied Oberbürgermeister. Die hier rasch gebildeten Widerstandsgruppen von Kommunisten und Sozialdemokraten wurden aufgerieben. Hakenkreuze und braune Uniformen prägten das Bild der Stadt. Feste und Aufmärsche sollten die Macht des "neuen Deutschlands" demonstrieren.
Am 10. November 1938 brannte die prächtige Synagoge an der Turnerstraße nieder. Sie wurde ein Opfer der von den Nazis inszenierten sogenannten Reichskristallnacht. Zwar gelang es einigen der 900 Bielefelder Juden, rechtzeitig ins Ausland zu flüchten, viele aber gingen während des Krieges den Weg in die Vernichtungslager, wo nur ein kleiner Teil überlebt hat.
Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges stellte sich die Wirtschaft auf die Erfordernisse der Rüstungsproduktion um. Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter vor allem aus Polen, Russland und der Ukraine mussten die Arbeit in den Fabriken übernehmen. Etwa 10.000 Menschen sind in die Region Bielefeld-Halle verschleppt worden. Genaue Zahlen sind nicht bekannt.
Die ersten Bomben fielen im Juni 1940 auf Bielefeld. Dabei hielten sich die Schäden zunächst in Grenzen. Die schwersten Angriffe trafen das Zentrum im Jahr 1944. Besonders beim Luftangriff am 30. September wurden viele Gebäude in Schutt und Asche gelegt. Der Großteil der historischen Gebäude in der Altstadt fiel den Bomben zum Opfer. Über 600 Todesopfer waren alleine nach diesem Luftangriff zu beklagen. Mehr als 1.300 Menschen kamen während des Krieges in Bielefeld durch Bomben ums Leben. 15.600 Wohnungen waren beschädigt oder zerstört.
Der Wiederaufbau der zerstörten Stadt
Am 4. April 1945 wehte vom Bielefelder Rathaus die weiße Fahne. Die Amerikaner nahmen an diesem Tag die Stadt ein, ohne dass sie auf Widerstand stießen. Ihnen folgten die Engländer und richteten eine neue Verwaltung ein. Die vielen evakuierten Frauen und Kinder kamen nun zurück, Soldaten kehrten heim, und es begann der Zustrom der Ostvertriebenen. Die Einwohnerzahl wuchs von etwa 127.000 vor dem Krieg auf 155.000 im Jahr 1950.
Bei der Besichtigung der Kriegsschäden stellte sich die Frage: historischer Wiederaufbau oder moderne Neugestaltung. In Bielefeld entschied man sich für den zweiten Weg. Im Rahmen des Wiederaufbaus blieben nur wenige historische Gebäude erhalten. Verbreiterte Straßen und dringend benötigter Wohnraum prägten diese Phase. Bielefeld erhielt ein neues Gesicht.
Bemerkenswert war der schnelle Aufbau der Industrie. Der alte Arbeiterstamm und die neu Zugezogenen wirkten dabei tatkräftig mit. Es begann ein Wirtschaftsaufschwung ohnegleichen. Die Vielseitigkeit der Industrie konnte zunächst wiederhergestellt werden. Die Textilindustrie verlor jedoch bald an Bedeutung. Schon in der Weimarer Zeit war es zu schweren Krisen gekommen, die 50er und 60er Jahre brachten für viele Betriebe das Aus. Auch der Fahrrad- und Nähmaschinenbau ging zurück, während das Dienstleistungsgewerbe im Wachsen begriffen ist. Wie alle Großstädte macht Bielefeld den Wandel vom Produktionsstandort zum Dienstleistungszentrum mit.
Jüngste Entwicklung
Seit 1969 ist Bielefeld Universitätsstadt. Im Westen, unterhalb des Teutoburger Waldes, entstand ein Gebäudekomplex, der alle Fakultäten unter einem Dach vereint. Zentrale Begegnungsstätte ist die gut 300 m lange "Große Halle". Die noch junge Bielefelder Universität genießt mittlerweile einen hervorragenden Ruf in der deutschen Hochschullandschaft.
Eine einschneidende Veränderung für die Stadt brachte die kommunale Neuordnung 1973. Der Landkreis Bielefeld wurde aufgelöst. Die bisher selbständigen Gemeinden in den Ämtern Heepen, Jöllenbeck und Dornberg, dazu Gadderbaum und Senne I sowie die Sennestadt und die Stadt Brackwede wurden Teil des Stadtgebietes Bielefeld.
Die Sennestadt blickt dabei auf eine besonders kurze Geschichte zurück. In der Nachkriegszeit musste das Problem der Wohnungsnot rasch gelöst werden. In der Senne vor den Toren Bielefelds fand man genügend Freiraum zur Bebauung. So entstand ab 1956 auf dem Gebiet der Gemeinde Senne II ein neues, modernes Wohngebiet. 1965 wurde die stetig wachsende Gemeinde von der Landesregierung zur Stadt, genauer gesagt: zur "Sennestadt", erhoben.
Seit 1973 gehört auch sie zur Großstadt Bielefeld. Die neue Stadt umfasst eine Grundfläche von 25.900 Hektar. Mit der Gebietsreform wuchs die Einwohnerzahl auf über 300.000 an. Heute leben hier 330.000 Einwohner. Die typische Struktur einer natürlich gewachsenen Großstadt fehlt Bielefeld. Zwischen dem Zentrum und den Außenbezirken gibt es nach wie vor viele Freiflächen; sie werden landwirtschaftlich oder als Erholungsgebiete genutzt.
1991 brach für Bielefeld ein neues Verkehrszeitalter an. Nach über zwanzigjähriger Bauzeit wurde die Bielefelder Stadtbahn eröffnet. Kernstück ist dabei eine knapp fünf Kilometer lange Tunnelstrecke im Innenstadtbereich, deren Ausbau vorerst im Jahre 2000 abgeschlossen wurde.
Vor dem Jahrtausendwechsel haben der Bau der Kunsthalle (1968), der Stadthalle (1990), der Seidensticker Halle (1993), des Historischen Museums (1994) und des Museums Huelsmann (1995) im Ravensberger Park das architektonische Stadtbild auf markante Weise geprägt und das kulturelle Angebot für Stadt und Region um ein vielfaches erweitert.
Carl the Great
02.12.04, 15:31
Verrückt, dieser Peter, jetzt erfindet er schon die Geschichte einer nicht existierenden Stadt. :^^: :D
Frankfurt am Main
http://www.ngw.nl/int/dld/f/images/frankfum.jpg
Wappen der Stadt Frankfurt
Frankfurt am Main ist mit 644.321 Einwohnern (Stand: 31. März 2004) die größte Stadt Hessens und nach Berlin, Hamburg, München und Köln die fünftgrößte Stadt der Bundesrepublik Deutschland.
Die städtische Bebauung reicht weit über die sehr eng gezogenen Stadtgrenzen hinaus. Die engere Stadtregion hat etwa 1,8 Millionen Einwohner, die Gesamtregion Frankfurt Rhein-Main ist mit über 5 Millionen Einwohnern nach Rhein-Ruhr die zweitgrößte deutsche Metropolregion.
Frankfurt ist Hauptsitz der Europäischen Zentralbank und der wichtigste Finanzplatz Deutschlands. Als Messestadt hat Frankfurt weltweite Bedeutung. Zudem ist es einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte Europas. Seit dem Mittelalter gehört die Stadt ohne Unterbrechung zu den wichtigsten urbanen Zentren in Deutschland. Seit 1875 ist Frankfurt Großstadt mit mehr als 100.000 Einwohnern.
Geografische Lage
Die Stadt liegt auf beiden Seiten des Untermains südöstlich des Taunus in Süddeutschland. Im Süden verfügt Frankfurt über den größten Stadtwald Deutschlands. Ihren höchsten natürlichen Punkt hat die Stadt an der Berger Warte auf dem Berger Rücken im Stadtteil Seckbach mit 212 m ü. NN. Ihr tiefster Punkt liegt am Mainufer in Sindlingen bei 88 m ü. NN. Die Stadt liegt am nördlichsten Rand der Oberrheinischen Tiefebene, die von Basel bis ins Rhein-Main-Gebiet reicht.
Geschichte
Frühzeit
An der Stelle der heutigen Frankfurter Altstadt war ursprünglich eine sumpfige, von zahlreichen Armen des Mains durchzogene Niederung. Sie wurde deshalb später als die oberhalb liegende Hochebene bebaut. Die Römerstraßen von Mainz (Moguntiacum) nach Heddernheim (Nida), der Saalburg, Friedberg und den Grenzbefestigungen am Odenwald und Spessart umgingen dieses Gebiet. Zahlreiche Flurnamen belegen noch heute, dass die Niederung auf beiden Seiten des Flusses mit Wald bedeckt war. Der älteste Teil der Frankfurter Altstadt ist der Domhügel (einschließlich des heutigen Römerbergs), der als Hügel aus den Seitenarmen des Mains und der Sumpflandschaft herausragte. Nur von Westen war er trockenen Fußes zu erreichen. Er liegt nahe an einer Furt, die schon sehr früh der Überquerung des Flusses diente und deshalb von wirtschaftlicher und militärischer Bedeutung war.
Archäologische Funde auf dem Domhügel reichen bis in die Jungsteinzeit zurück. Einige Historiker glauben, auf dem Gebiet der Stadt habe sich in vorchristlicher Zeit die griechische Stadt Helenopolis befunden, die zerstört wurde und erst im frühen Mittelalter als Frankfurt wieder aufgebaut wurde. Nachgewiesen ist eine erste Besiedlung und Bebauung aber erst für die Römerzeit. Man geht davon aus, dass die römische Besiedelung des Domhügels im letzten Viertel des 1. nachchristlichen Jahrhunderts begann, so fand man Überreste eines römischen Bades, das zu einer größeren Anlage, wohl einem Kastell, gehört haben dürfte. Vermutlich wurde die militärische Stellung aber schon im Laufe des 2. Jahrhunderts wieder aufgegeben und durch eine Villa, ein römisches Gutshaus, ersetzt. Archäologisch erschlossen wurden außerdem einige Wirtschaftsgebäude. Ein ähnlicher Gebäudekomplex entstand auf dem Gelände des heutigen Günthersburgparks in Frankfurt-Bornheim.
Mit der Rücknahme der römischen Grenze auf den Rhein in den Jahren 259/260 ist die römische Geschichte Frankfurts beendet.
Frühmittelalter
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/thumb/5/58/180px-Karl-der-gro%C3%9Fe.jpg
Statue Karls der Großen am Römer in Frankfurt am Main
Frankfurt wird erst 793 urkundlich genannt, kommt aber schon 794 als namhafter Ort vor. Offenbar war als das Gebiet des Domhügels auch in Merowingischer Zeit (und womöglich schon seit Aufgabe durch die Römer) durchgehend besiedelt. So wurde 1992 bei Ausgrabungen im Dom das reich ausgestattete Grab eines Mädchens gefunden, das in die späte Merowingerzeit des 7. Jahrhunderts datiert wird. Karl der Große baute sich an der "Franconovurd" (Furt der Franken) einen Königshof und hielt 794 dort eine Kirchenversammlung ab, auf der der Adoptianismus verdammt und der Bilderdienst verworfen wurde. Ludwig der Fromme wählte Frankfurt zum Wohnsitz, erweiterte die Pfalz, ließ an der Stelle des späteren Saalhofs einen noch größeren Palast erbauen und umgab die Stadt 838 mit Mauern und Gräben.
Nach dem Vertrag von Verdun (843) wurde Frankfurt die Hauptstadt des ostfränkischen Reichs. Das häufige Verweilen der Kaiser und Könige in Frankfurt, die wiederholt hier gehaltenen Reichstage und Kirchenversammlungen, die Errichtung eines geistlichen Stifts und zahlreichen Schenkungen an die dortige Kirche förderten das städtische Gemeinwesen ungemein. Auch als die deutschen Kaiser keine beständige Residenz mehr hatten, blieb Frankfurt kaiserliches Kammergut und Hauptort von Ostfranken.
Hochmittelalter
Nachdem Kaiser Friedrich I. 1152 hier gewählt wurde, wurde die Stadt herkömmlich Wahlstadt der deutschen Könige. Um 1180 entstand die Staufermauer, die das Gebiet der heutigen Altstadt umgab.
1240 bestätigte Kaiser Friedrich II. das Privileg der Frankfurter Herbstmesse.
1245 wurde Frankfurt unmittelbare Reichsstadt, und 1250 wurde die Burggrafschaft Frankfurt in das Reichsschultheißenamt verwandelt. Der Frankfurter Schöffenstuhl war der Oberhos (Obergericht) für die ganze Wetterau und die angrenzende Gegend. Anfangs gehörten die meisten Einkünfte der Stadt dem Reich; erst später, besonders unter Heinrich IV. und Friedrich II., wurden diese Einkünfte und sogar die Verwaltung selbst verpfändet oder verkauft.
Burggrafschaft Frankfurt: Die Burg war die am südlichen Mainufer gelegene Wasserburg Goldstein, welche im 15 Jahrhundert zerstört wurde. Auf ihren Ruinen entstand dann ein Gutshof, welcher bis ins 20 Jahrhundert existierte. Heute sind noch kleine Teile des Gutshofs erhalten und beherbergen eine Altenwohnanlage.
Die Gewalt in der Stadt lag zuerst in den Händen des Vogts und des Schultheißen. Schon früher wählten sich jedoch die Bürger eigene Bürgermeister mit Beisitzern, denen die Polizeiverwaltung und niedere Gerichtsbarkeit oblag. Da diese die Gunst des Kaisers genossen, wurde die Würde der Vögte zur Zeit des Interregnums (1257) vollständig beseitigt.
Spätmittelalter
Kaiser Ludwig der Bayer, dem die Bürger die Tore der Stadt öffneten (obwohl Friedrich der Schöne von Österreich schon Sachsenhausen besetzt hatte), gab Frankfurt 1329 die Erlaubnis, alle ihre verpfändeten Einkünfte, Ämter und Rechte einzulösen und bis zur Wiederauslösung seitens des Reichs zu erhalten. Er erweiterte das Messeprivileg der Frankfurter Messe und gestattete die Abhaltung der Frühjahrsmesse (1330). Dazu verbot er die Erbauung neuer Schlösser am Main und die Anlegung neuer Zölle in einem Umkreis von zehn Stunden, gewährte der Stadt das Recht, Bündnisse zu schließen, und erweiterte sie 1333. In der Folgezeit errichtete Frankfurt eine neue Befestigungsanlage, von der heute noch der Eschenheimer Turm erhalten ist, und außerhalb dieser Stadtmauer die Frankfurter Landwehr.
Auch in Frankfurt wurden die städtischen Ämter allmählich ein Erbteil einzelner alter Familien. Die gab Anlass zu vielen Streitigkeiten mit den Zünften. Kaiser Karl IV. teilte den Rat in die drei - je aus 14 Mitgliedern bestehenden - Bänke der Schöffen, der Gemeinde und der Zünfte.
Durch die Goldene Bulle wurde Frankfurt 1356 ständige Wahlstadt der deutschen Kaiser, mit der Verpflichtung, den Wahlakt zu schirmen. 16 Jahre später brachte die Stadt das Schultheißenamt an sich. Vorzügliche Verdienste um seine Vaterstadt erwarb sich Jakob Knoblauch, der bei Kaiser Ludwig und Karl IV. die wichtigsten Privilegien wie beispielsweise das Münzrecht erwirkte. Knoblauch löste auch die kaiserliche Pfalz ein und stellte sie wieder her. Sein Schwiegersohn Siegfried von Marburg vereitelte den Versuch des Landvogts Ulrich III. von Hanau, der Stadt das Schultheißenamt zu entreißen und vor den Toren einen Zoll zu errichten.
1405 kaufte die Stadt das Haus Römer und einige angrenzende Bürgerhäuser und baute diese zu einem Rathaus um.
Als Mitglied des Rheinisch-Schwäbischen Städtebundes schickte Frankfurt öfters seine Söldner aus, um die Burgen der Raubritter und Wegelagerer brechen zu helfen. Dabei blieben der Stadt Niederlagen nicht erspart. Erst Kaiser Maximilians I. ewiger Landfriede gab ihr die Ruhe wieder. 1495 wurde zur Wahrung des Landfrieden das Reichskammergericht als oberste Rechtsinstanz im Heiligen Römischen Reich geschaffen (später verlegt nach Speyer).
16. bis 18. Jahrhundert
Ab dem 16. Jahrhundert blühten Künste und Gewerbe auf, die Wissenschaften wurden gepflegt, die Erfindung des Buchdrucks im nahen Mainz förderte auch hier Bildung und Intelligenz. Vom 15. bis 17. Jahrhundert war in Frankfurt die bedeutendste Buchmesse Deutschlands ansässig (erneut wieder seit 1949).
Die Reformation, die in Frankfurt 1530 Eingang fand, befreite die Stadt von dem übermäßigen klerikalen Druck, der auf ihr gelastet hatte. Nach einigem Zögern trat Frankfurt 1536 dem Schmalkaldischen Bund bei, öffnete jedoch im Dezember 1546 nach dem unglücklichen Feldzug der Verbündeten an der Donau, den Kaiserlichen die Tore.
In den Jahren 1531-46 wurden in Frankfurt mehrere Konvente der protestantischen Fürsten abgehalten, wie auch 1558 hier auf einem Reichstag der Frankfurter Rezess geschlossen wurde.
Als Kaiser Matthias 1612 die städtischen Privilegien bestätigte, kam es zu erheblichen Ruhestörungen. Ein Teil der Bürgerschaft, vor allem Handwerksgesellen, unter Leitung von Vinzenz Fettmilch erhob sich im Fettmilchaufstand gegen den Rat, und der Pöbel begann eine Judenverfolgung. Der Kaiser beauftragte Mainz und Hessen-Darmstadt mit der Wiederherstellung der Ordnung. Dies gelangt jedoch erst 1616 mit der Errichtung des Bürgervertrags und der Aufhebung des Zunftwesens. Die Juden erlangten vom Kaiser ein Mandatum poenaje restl.tutorium, zogen unter Militärbedeckung wieder in die Stadt ein und machten den Tag der Rückkehr (20. Adar) zu einem jährlichen Festtag, der den Namen Purim Vinz trug.
Im Dreißigjährigen Krieg konnte Frankfurt seine Neutralität behaupten, hatte aber dennoch viel zu leiden. Insbesondere wütete in der Stadt, wie in ganz Europa der Zeit, die Pest. Im Westfälischen Frieden von 1648 wurde Frankfurt als Reichsstadt bestätigt und gelangte bald zu neuem Wohlstand. 1681 fand hier ein Kongress der deutschen Fürsten statt, um der französischen Willkür entgegenzutreten; doch kam es infolge von Rangstreitigkeiten unter den Gesandten zu keinem Resultat. Als sich die Bürger wegen der drückenden Abgaben und des willkürlichen Regiments an den Kaiser wandten, gab dieser der städtischen Verfassung durch Einsetzung des Bürgerausschusses eine zeitgemäße Änderung.
Während des Siebenjährigen Kriegs wurde Frankfurt von den Franzosen besetzt und behielt die Besatzung bis zum Kriegsende.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ließen sich in Frankfurt viele niederländische Familien nieder, die aufgrund ihres Glaubens vertrieben worden waren. Sie förderten den Unternehmungsgeist und die Gewerbetätigkeit der Stadt ungemein. Dazu brachten die verschiedenen Kaiserkrönungen viel Leben in die Stadt.
Französische Revolution und Napoleon
Im französischen Revolutionskrieg eroberte Adam Phillippe de Custine im Oktober 1792 Frankfurt und legte der Stadt Zahlungen von 2 Millionen Gulden auf. Am 2. Dezember des Jahres eroberten die aus der Champagne zurückkehrenden Preußen und Hessen die Stadt zurück. Als Andenken an die Schlacht entstand am Friedberger Tor das Hessendenkmal. 1796 wurde Frankfurt vom österreichischen General von Wartensleben besetzt. Er konnte sich aber gegen die Franzosen unter Jean-Baptiste Kléber nicht halten, der die Stadt am 15. Juli beschießen ließ. Abermals wurde der Stadt eine Brandschatzung von 6 Millionen Franken in Geld und 2 Millionen in Lieferungen auferlegt. Darauf wurde die Stadt 2. Dezember 1796 für neutral erklärt, was der Reichsdeputationsrezess zu Regensburg vom 25. Februar 1803 bestätigte. Während damals fast alle Reichsstädte ihre Reichsunmittelbarkeit verloren, blieb Frankfurt Reichsstadt und erhielt überdies alle in seinem Gebiet liegenden geistlichen Besitzungen. Im Januar 1806 besetzte General Augereau mit 9.000 Mann die Stadt, und erpresste von ihr abermals 4 Millionen Franken.
Mit der Stiftung des Rheinbundes verlor Frankfurt seine Selbstständigkeit und wurde den Staaten des Fürsten-Primas Karl von Dalberg einverleibt. Schon am 6. September 1806 trat dieser die Regierung an, erklärte alle Religionsparteien für fähig zu Staatsämtern und gewährte den Juden bürgerliche Rechte. Er vermochte jedoch nicht, der auswärtigen Gewalt Widerstand zu leisten.
1810 wurde Frankfurt die Hauptstadt des neugeschaffenen Großherzogtums Frankfurt. Am 2. November 1813 zogen die Verbündeten in Frankfurt ein, versprachen der Stadt schon im Dezember Wiederherstellung ihrer alten Rechte und errichteten einstweilen einen Zentralverwaltungsrat unter der Leitung des Freiherrn vom Stein. Die Wiener Kongressakte erklärte Frankfurt zu einer Freien Stadt des Deutschen Bundes, und 1816 wurde es Sitz des Bundestags.
Deutscher Bund
1836 schloss sich Frankfurt dem Deutschen Zollverein an.
In den Jahren 1848 und 1849 tagten in Frankfurt das Vorparlament und die deutsche Nationalversammlung, die am 18. Mai 1848 ihre erste und am 31. Mai 1849 ihre letzte Sitzung in der Paulskirche hielt. Hier, also am Mittelpunkt des damaligen gesamten politischen Lebens in Deutschland, war das Parteigetriebe und die Aufregung am heftigsten; daher die wiederholten Tumulte, unter denen besonders der zu Sachsenhausen 7. und 8. Juli 1848 sowie der vom 18. September mit Waffengewalt unterdrückt wurden. Während des folgenden Jahrzehnts und der letzten Zeit seiner Selbstständigkeit zeigte Frankfurt eine große Regsamkeit auf dem Gebiet der Verfassungsentwicklung und Gesetzgebung. In diese Periode fallen die Verfassungsrevision von 1864, das neue Gewerbegesetz auf der Grundlage vollständiger Gewerbefreiheit und die bereits zehn Jahre früher angebahnte politische Emanzipation der Juden (1864).
Ab August 1863 tagte in Frankfurt der mit der deutschen Bundesreform beschäftigte Fürstenkongress, der Nationalverein sowie der diesem entgegengesetzte Reformverein. Auch der deutsche Abgeordnetentag hielt hier seine Sitzungen.
Deutsches Reich
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/thumb/5/54/200px-Frankfurt-um-1900.jpg
Mainufer um 1900
In Folge des Deutsch-Österreichischen Krieges wurde Frankfurt 1866 von Preußen annektiert. Hier wird die Stadt Teil des Regierungsbezirks Wiesbaden innerhalb der Provinz Hessen-Nassau. Sie erhält den Status einer kreisfreien Stadt. 1871 wurde in Frankfurt durch Otto von Bismarck und Jules Favre ein Friedensvertrag geschlossen, der den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 beendete (Frankfurter Friede). Die Frankfurter wendeten sich nun kulturellen Themen zu. 1880 finanzierten sie ein neues Opernhaus, das die bisherigen Operhäuser der Stadt in den Schatten stellt. Auch der Palmengarten von 1868 war rein privat finanziert.
Auch verkehrstechnisch gab es zahlreiche Innovationen. 1884 wurde die erste echte elektrische Straßenbahn der Welt in Betrieb genommen. Sie verkehrte zwischen der Alten Brücke in Frankfurt und Offenbach am Main. 1888 folgte die Einweihung des Hauptbahnhofs, dem größten Bahnhof Europas.
Zuvor überraschte 1861 der Gelnhäuser Philipp Reis in Frankfurt mit der Erfindung des Fernsprechers. Das erste Telefonnetz mit 179 Teilnehmern wurde am 1. Dezember 1881 in Betrieb genommen.
Im ausgehenden 19. Jahrhundert ordneten und gestalten die Frankfurter ihre Stadt neu. Aus Neustadt und Altstadt wurde die Innenstadt. In die Außenbezirke, die außerhalb des Anlagenrings lagen und noch zu Beginn jenes Jahrhunderts nur dünn besiedelt waren, zogen immer mehr Bürger aus dem Frankfurter Kerngebiet. Radialstraßen und der Alleenring wurden gebaut, um die stark gewachsenen Außenbezirke, die nun Bahnhofsviertel, Westend, Nordend und Ostend hießen, untereinander zu verbinden und Hauptbahnhof sowie die neu eingemeindeten Stadtteile Bornheim und Bockenheim anzubinden. Weitere Gebiete wie die ehemalige Galgenwarte und das Gebiet um den Gutleuthof wurden erschlossen und bildeten die Stadtteile Gallusviertel und Gutleutviertel. Es folgte 1910 die komplette Eingemeindung des Landkreises Frankfurt.
Zum Gallusviertel: Viele Frankfurter Familien spazierten Sonntags nach dem Gottesdienst am Galgenviertel (Gallusviertel) mit ihren Kindern entlang, um ihnen zu zeigen was passiert, wenn man nicht artig ist.
Zu Griesheim: westlich des Gallusviertel gelegen, war es früher der Ort, in dem die Krieger der Frankfurt Landwehr lagerten (Kriegsheim).
Weimarer Republik
1928 wurde die ehemalige Stadt Höchst am Main und Teile des aufgelösten Landkreises Höchst sowie die ehemals zum Landkreis Hanau gehörende Gemeinde Fechenheim eingemeindet, so dass Frankfurt zur flächengrößten Stadt der Republik wurde.
Baustadtrat Ernst May erweiterte die Stadt um große Neubaugebiete mit modernen Wohnungen. Er sprach dabei vom Neuen Frankfurt. Von 1927 bis 1929 schuf er unter anderem die Siedlung Praunheim und die Römerstadt. Auch die Frankfurter Küche war eine Idee von ihm, die Ausführung stammt aber von Margarete Schütte-Lihotzky. Zur gleichen Zeit (1928) entstand am Osthafen Frankfurts neue Großmarkthalle, eines der flächenmäßig größten Gebäude seiner Zeit. In der heutigen Wilhelm-Leuschner-Straße im Bahnhofsviertel wurde 1930 das Frankfurter Gewerkschaftshaus als erstes Hochhaus der Stadt erbaut. Mit neun Stockwerken erreicht das Gebäude eine Höhe von 31 Metern. 1931 wurde das IG-Farben-Haus als weiterer architektonischer Höhepunkt eröffnet. Die IG Farben wurde kurz zuvor in Frankfurt gegründet.
Oberbürgermeister Ludwig Landmann gründete 1926 den Verein zum Bau einer Straße für den Kraftwagen-Schnellverkehr von Hamburg über Frankfurt a.M. nach Basel (HaFraBa e.V.), nachdem er von der italienischen Autostrada, einer Straße ausschließlich für Kraftfahrzeuge, erfahren hatte.
In der Nazizeit
Gleichschaltung
1933 wurde der jüdische Oberbürgermeister Ludwig Landmann vom NSDAP-Mitglied Friedrich Krebs abgelöst. Am 23. September wurde mit dem Bau der ersten deutschen Reichsautobahn zwischen Frankfurt-Niederrad und Darmstadt begonnen. Die von den Nationalsozialisten wegen ihres hohen jüdischen Bevölkerungsanteils als Jerusalem am Main geschmähte Stadt bemühte sich um einen propagandatauglichen Ehrentitel und erhielt ihn: das eigentlich eher in den Bereichen Handel und Verkehr aktive Frankfurt nannte sich nun Stadt des deutschen Handwerks.
Schreckensherrschaft
1938 wurden die Hauptsynagoge in der Börnestraße sowie alle anderen Synagogen der Stadt zerstört. In der Lindenstraße 27 befand sich ab 1939 das Hauptquartier der Gestapo. In der Dieselstraße entstand 1937 ein Deportationslager für Sinti und Roma. Der Keller der Frankfurter Großmarkthalle wurde für den Abtransport der Juden in die Konzentrationslager benutzt. Die Frankfurter SPD-Abgeordnete Johanna Tesch wurde verhaftet und starb später im KZ Ravensbrück.
Bombenkrieg
Im Zweiten Weltkrieg wurde mit dem Bau von Bunkeranlagen begonnen, die noch heute im Stadtbild zu finden sind. Durch zahlreiche Luftangriffe wurden große Teile der Innenstadt zerstört. Am 22. März 1944 vernichtete ein britischer Angriff die gesamte gotische Altstadt Frankfurts, 1001 Menschen starben. Im März 1945 zogen amerikanische Truppen über die heutige Friedensbrücke in die Stadt ein und befreiten sie von Terrorherrschaft und Bombenkrieg.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Aufstieg zur Metropole Westdeutschlands
Die schwer zerstörte Stadt entschied sich im damaligen Geiste der Stadtplanung zu einem modernen Wiederaufbau des historischen Stadtkerns unter weitgehender Beibehaltung des alten Straßennetzes.
1946 wurde Frankfurt Teil des neugegründeten Bundeslandes Hessen. Die ehemalige Stadtrepublik war erst seit 1866 widerwillig Teil eines Flächenstaats und hatte zuvor nie zu Hessen gehört. Konsequenterweise bewarb sich Frankfurt auch nicht um den Sitz der Landesregierung (die dann nach Wiesbaden zog).
Die amerikanischen Streitkräfte bezogen nach dem Zweiten Weltkrieg in Frankfurt Quartier und machten das vormalige IG-Farben-Haus zu ihrem europäischen Hauptquartier. Später wurde die Stadt der Hauptverwaltungssitz der Trizone. Dadurch wurde Frankfurt aussichtsreichste Kandidatin, Bundeshauptstadt zu werden (Dankesrede von Walter Kolb (http://www.dra.de/dok_0699.htm)). Die Stadt baute sogar schon einen Plenarsaal, der heute als Sendesaal des Hessischen Rundfunks dient. Nach einer äußerst knappen Entscheidung, bei der die SPD-Abgeordneten mehrheitlich für Frankfurt und die CDU-Abgeordneten zum größten Teil für das von Konrad Adenauer favorisierte Bonn stimmten, wurde letztendlich die Stadt am Rhein gewählt.
Durch den Ausfall des geteilten und von Westdeutschland aus schwer erreichbaren Berlin aus der deutschen Städtekonkurrenz und durch seine zentrale Lage im westdeutschen Teilstaat übernahm Frankfurt zahlreiche Metropolfunktionen, die zuvor in Berlin (und Leipzig)angesiedelt waren, vor allem als Finanzplatz und Unternehmensstandort sowie als Verkehrsknoten. Da Bonn trotz der Rolle als Regierungssitz im nationalen Städtesystem keine bedeutende Rolle spielte, nutzten Frankfurt, Hamburg und München die Chance, sich von regional ausgerichteten Großstädten zu internationalen Metropolen und den drei westdeutschen de-facto-Hauptstädten zu entwickeln.
Wirtschaft
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/thumb/7/73/200px-Frankfurt_Skyline.jpg
Die Frankfurter Skyline
Die Frankfurter Messe konnte ihren seit Beginn des Jahrhunderts andauernden Niedergang beenden und sich zum wichtigsten Messeplatz in Europa entwickeln. Genauso wie bei der Ansiedlung zahlreicher Verlage und der Pelzindustrie profitierte Frankfurt hier von der teilungsbedingten Ausschaltung Leipzigs.
So fnad die deutsche Buchmesse nach dem Krieg nicht mehr in Leipzig, sondern in Frankfurt am Main statt, die weiterhin ausgerichtete Leipziger Buchmesse konnte erst nach der Wiedervereinigung wieder über Ostdeutschland hinausgehende Bedeutung erlangen. Heute findet die Frankfurter Buchmesse jedes Jahr im Herbst statt, die Leipziger im Frühjahr. Auch die zweijährlich im September abgehaltene Automobilmesse IAA ist eine weltweit bedeutende Ausstellung und Publikumsmagnet.
Die Bank deutscher Länder (1948) und ihre Nachfolgerin, die Deutsche Bundesbank (1957) nahmen ihren Sitz in Frankfurt, in ihrer Folge auch die meisten deutschen Großbanken. Die Frankfurter Wertpapierbörse wird zum zweitwichtigsten Handelsplatz in Europa. 1962 wurde das Zürich-Hochhaus, der erste richtige Wolkenkratzer der Stadt gebaut. John F. Kennedy besucht Deutschland und spricht in der Paulskirche. Che Guevara reist über Frankfurt nach Lateinamerika; er kauft sich einen Taschenkalender.
Frankfurt wird Sitz des Europäischen Währungsinstituts und 1998 von dessen Nachfolgerin, der Europäischen Zentralbank (EZB).
Verkehr
Um der zunehmenden Verkehrsbelastung aus dem Weg zu gehen, beschlossen Oberbürgermeister Bockelmann und Verkehrsdezernent Möller den Bau einer Stadtbahn, deren erste Strecke 1968 eröffnete und den Grundstein für das (als U-Bahn bezeichnete) Frankfurter Stadtbahnnetz legte. Zehn Jahre später nahm die Frankfurter S-Bahn ihren Betrieb auf. Am Hauptbahnhof, der Hauptwache und der Konstablerwache entstehen große unterirdische Schnellbahnknoten. Seit den 80er Jahren immer wieder diskutierte Planungen, den Hauptbahnhof von einem Kopfbahnhof zu einem unterirdischen Durchgangsbahnhof umzubauen (Projekte wie Querdenken, TU Darmstadt, 80er Jahre oder Frankfurt 21 Ende der 90er) wurden nicht weiterverfolgt. 1972 eröffnete das neue, große Terminal am Flughafen (heute Terminal 1).
Stadt und Region
Planungen für eine nach Berliner Vorbild in Stadtbezirke gegliederte Regionalstadt Frankfurt mit knapp 2 Millionen Einwohnern scheiterten am Widerstand der Umlandgemeinden und der Unentschlossenheit der Landesregierung. Zur Lösung gemeinsamer Aufgaben von Stadt und Vorortgemeinden entstand statt dessen 1975 der Umlandverband Frankfurt (UVF), dem 43 Gemeinden angehörten. Bei der Hessischen Gebietsreform 1972-77 wuchs Frankfurt nur geringfügig, vier Dörfer und eine Kleinstadt im Nordosten der Stadt werden eingemeindet. Wie in allen Stadtregionen der westlichen Welt verlagern sich auch in Frankfurt seit den 60er Jahren Wohnfunktion und wirtschaftliche Aktivitäten immer mehr in Umlandgemeinden.
Durch das Hessische Ballungsraumgesetz wurde der Umlandverband 2001 aufgelöst und durch einen auf reine Planungstätigkeit reduzierten Planungsverband ersetzt.
Kultur
Die Deutsche Bibliothek wurde in Frankfurt angesiedelt. Am Sachsenhäuser Mainufer entstand in den 80er Jahren eine Folge bedeutender Museen (Museumsufer); international bekannt ist zum Beispiel das Deutsche Architekturmuseum (DAM). Anstelle des nur geringfügig kriegszerstörten Schauspielhauses entstand Anfang der 60er Jahre eine moderne Theaterdoppelanlage für Oper und Schauspiel. Die Ruine der Alten Oper wurde wiederaufgebaut, seit der Eröffnung 1982 dient sie als Konzerthaus. Das 2004 geschlossene Theater am Turm gehörte zu den bekanntesten Avantgarde-Bühnen in Deutschland.
Sehenswürdigkeiten
Altstadt
Enge Gassen in der AltstadtDrei der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt befinden sich nahe beieinander in der Frankfurter Altstadt: Kaiserdom, Römerberg und Paulskirche.
Der Kaiserdom St.Bartholomäus mit seinem markanten spätgotischen Westturm war die Wahl- und Krönungsstätte der deutschen Kaiser. Vom Dom zum Römer führte der Königsweg, die Prozessionsstrecke der frisch gekrönten Kaiser zum Festbankett im Rathaus. Vor dem Dom befindet sich heute der Historische Garten mit Ausgrabungen aus römischer und karolingischer Zeit.
Der Römerberg ist der zentrale Platz der Altstadt mit dem Rathaus (Römer) aus dem 14. Jahrhundert, der frühgotischen Alten Nikolaikirche und der nach Kriegszerstörung rekonstruierten Häuserzeile auf der Ostseite des Platzes. Zwischen Römerberg und Zeil befindet sich die im 14. Jahrhundert erbaute Liebfrauenkirche.
Die Paulskirche ist ein klassizistischer Bau, eröffnet 1789, Ort der Nationalversammlung von 1848/49. Der Paulsplatz ist ein belebter Stadtplatz mit Straßencafés.
Mainufer und Mainbrücken
Die beiden Mainufer entwickeln sich immer mehr zum attraktivsten Stadtraum Frankfurts. Hierzu tragen Projekte wie die Entwicklung des Museumsufers, die Rückverlegung des Flohmarkts, die Anlage des Mainuferradwegs oder die architektonisch anspruchsvollen Mainbrücken bei. Der Eiserne Steg, eine Fußgängerbrücke von 1863, ist eines der Wahrzeichen der Stadt. Der Blick von einer der östlichen Innenstadt-Mainbrücken auf Altstadt uns Skyline ist wird auch in den Medien gern als Illustration für Beiträge aus Frankfurt verwendet (siehe auch das Bild am Anfang dieses Artikels).
Hochhäuser
Als einzige europäische Großstadt besitzt Frankfurt eine nennenswerte Anzahl von Hochhäusern im unmittelbaren Stadtzentrum. Bekannt sind der Messeturm und das Commerzbank-Hochhaus als ehemals höchste Wolkenkratzer Europas, die Konzernzentralen von Dresdner Bank und Deutscher Bank oder das Gebäude der Europäischen Zentralbank. Das einzige öffentlich zugängliche Hochhaus der Innnenstadt ist der Maintower mit seiner Aussichtsplattform 200 Meter über Straßenniveau.
Sachsenhausen
Die erhaltene Altstadt von Sachsenhausen auf der südlichen Mainseite war in den 70er Jahren ein beliebtes Ausgeh- und Kneipenviertel, seine Attraktivität hat nach ansicht vieler aber durch übermäßige Kommerzialisierung gelitten. Es gibt allerdings noch einige traditionelle und teilweise sehr alte Apfelwein-Kneipen in denen es auch möglich ist, typische Frankfurter Spezialitäten wie Grüne Soße oder Handkäs mit Musik zu essen.
Hauptbahnhof und Bahnhofsviertel
Der Hauptbahnhof, eröffnet 1888, ist nicht nur der größte seiner Art in Europa, sondern dank der riesigen fünfschiffigen Bahnsteighalle, dem erhaltenen Empfangsgebäude und dem unüberschaubaren Gewirr unterirdischer Anlagen auch ein beeindruckendes Bauwerk, eine Sehenswürdigkeit für sich.
Das Bahnhofsviertel ist ein Schmelztiegel der Kulturen. Dort befinden sich unzählige Geschäfte verschiedenster Art aus noch unterschiedlicheren Kulturkreisen. Das Bahnhofsviertel lebt 24 Stunden am Tag, nicht nur wegen des Rotlicht-Milieus. Das Bahnhofsviertel kann auch als ein Musterbeispiel für urbane Probleme angesehen werden. Alkoholiker und Junkies scheinen dort allgegenwärtig. Die Kaiserstraße ist ein städtischer Boulevard, auf dem Reichtum und Elend in nächster Nachbarschaft zu beobachten sind.
Museen
Die Stadt bietet ein vielfältiges kulturelles Programm. Dazu zählt die einzigartige Museumslandschaft, die sich auf beiden Seiten des Mains angesiedelt hat.
Das Museumsufer auf der Sachsenhäuser Mainseite umfasst bekannte Häuser wie das Städel (Gemälde), das Liebieghaus (antike Plastik), das Museum für Kommunikation, das Deutsche Architekturmuseum (DAM), das Deutsche Filmmuseum, das Museum für Weltkulturen und das Museum für angewandte Kunst. Das Museumsuferfest findet alljährlich an den Ufern statt und lädt die Besucher ein, sich mehr mit dem kulturellen Angebot auseinander zu setzen.
Auf der Altstadtseite des Mains befinden sich das Jüdische Museum, das Museum für Vor- und Frühgeschichte, das Historisches Museum (Stadtgeschichte) und das Museum für Moderne Kunst (MMK).
Im Westend liegt außerdem das bedeutende Naturkundemuseum Senckenberg, in dem unter anderm Fossilienfunde aus der Grube Messel bei Darmstadt zu sehen sind.
Bühnen
Neben den zahlreichen Museen existiert in Frankfurt ein erstklassiges Opernhaus, das mehrmals (zuletzt im Jahr 2003) die Auszeichnung Opernhaus des Jahres erhielt. Im Opern- und Schauspielhaus Frankfurt sind beide Bühnen vereint. Die Alte Oper, eröffnet 1881, wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und wird seit dem Wiederaufbau 1981 als Konzert- und Veranstaltungshaus genutzt. Weitere bedeutende Konzerthäuser sind die Jahrhunderthalle in Unterliederbach und die Festhalle in Bockenheim. Ein weltweit bekanntes Forum für zeitgenössische Musik ist das 1980 gegründete Ensemble Modern im Frankfurter Ostend.
Das Ballett Frankfurt und das Theater am Turm (TAT) mussten im Jahr 2004 schließen.
Buchmesse
Die seit dem 15. Jahrhundert stattfindende Frankfurter Buchmesse ist nicht nur ein wirtschaftliches (als größte Buchmesse der Welt), sondern auch ein bedeutendes kulturelles Ereignis. Während der alljährlichen Messe finden in Frankfurt zahlreiche Begleitveranstaltungen statt, als Höhepunkt die Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels in der Paulskirche.
Dialekt
Der Frankfurter Dialekt in seiner ursprünglichen Form ist einer der Hessisch-Nassauischen Dialekte und zählt deswegen zu den Rheinfränkischen Dialekten. Die eng verwandten Dialekte, die im Rhein-Main-Gebiet gesprochen werden, decken nur einen kleinen Raum ab. Im restlichen Hessen wird völlig anders gesprochen. Wie in vielen anderen Großstädten vermischte sich der Dialekt, vor allem durch den internationalen Flughafen mit dem Hochdeutschen, wodurch ein Regiolekt entstandt, der häufig als Neuhessisch bezeichnet wird.
Der Zarewitsch
05.12.04, 10:03
COTTBUS
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In einer Urkunde vom 30.11.1156 wird zum ersten Mal Cottbus erwähnt.
Markgraf Konrad von Meißen legte fest, dass er allen seinen weltlichen Gütern und der Macht entsagt und von nun an als Mönch auf dem Petersberg bei Halle/Saale leben wollte.
Unter den Zeugen wird Heinricus Castellanus de Chotibuz aufgeführt. Dieser Kastellan auf dem Cottbuser Schloss gilt als Vertreter der weltlichen Macht, er war wohl auch Lehnsmann der Wettinischen Markgrafen von Meißen. Nur wenig später, gegen Ende des 12. Jahrhunderts, bezeugt eine Handschrift aus dem Kloster Nienburg an der Saale, dass es neben der Burg bereits einen Markt und eine Kirche in Cottbus gibt.
Nach Untersuchungen des Sprachwissenschaftlers und Ethnologen Friedrich Redlich ist Chotibuz (Heinricus Castellanus de Chotibuz) eine aus dem Altsorbischen hergeleitete Bezeichnung.
Seit 1995 wird die „Verleihung der Ehrenmedaille“, der derzeit höchsten Auszeichnung, die durch die Stadt vergeben wird, im Zusammenhang mit der Ersterwähnung jeweils Ende November vorgenommen.
Die Stadtverordneten haben am 30. April 2003 beschlossen, das 850. Jubiläum der urkundlichen Ersterwähnung 2006 mit einem Festjahr zu begehen.
An dieser Stelle wird in Zukunft durch die Stadtverwaltung über die Vorbereitung des Jubiläums berichtet werden.
8. Jahrhundert: die westslawischen Lusici, ein Teil des Verbandes der Sorben, siedeln sich an
10. Jahrhundert: Errichtung eines Burgwalls (heute der Gerichtsberg)
ab dem 11. Jahrhundert Entwicklung einer Siedlung
1156: erste urkundliche Erwähnung als Marktflecken
ab dem 13. Jahrhundert siedeln sich im Rahmen der Ostsiedlung immer mehr Deutsche an
ab 1462 Zugehörigkeit zur Mark Brandenburg bzw. später Preußen
18. Jahrhundert: Ansiedlung französischer Hugenotten
1815: Einteilung der preußischen Provinzen in Landkreise, Cottbus Sitz eines Landkreises
27. Oktober 1886: Cottbus wird ein Stadtkreis, bleibt aber noch Sitz des Landkreises Cottbus.
1952: Nach Auflösung der Länder in der DDR wird Cottbus Sitz des Bezirkes Cottbus (bis 1990)
1993: im Zuge der brandenburgischen Kreisreform wird der Landkreis Cottbus Teil des neu gebildeten Landkreises Spree-Neiße. Die Stadt selbst bleibt kreisfrei.
Die Altstadt von Cottbus strahlt eine sehr angenehme Atmosphäre aus. Zu jeder Jahres- und Tageszeit und bei jedem Wetter fasziniert der auf der UNESCO-Denkmalliste stehende Branitzer Park. Er wurde um 1850 vom Gartenkünstler Fürst Hermann von Pückler-Muskau nach dem Vorbild englischer Landschaftsparks angelegt. Sein Schloss im Branitzer Park birgt eine Dauerausstellung zum Leben und Wirken dieses außergewöhnlichen Mannes, der zu seinen Lebzeiten als Reiseschriftsteller bekannter war als Goethe. Gegenwärtig beeindruckt eine Ausstellung über den Australienforscher Ludwig Leichhardt im Naturkundemuseum Am Amtsteich. Leichhardt, der das Cottbuser Gymnasium besuchte, gilt als der "Humboldt Australiens". Auf seiner letzten Exkursion blieb er verschollen.
Der Zarewitsch
05.12.04, 10:08
TORGAU
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Erste urkundliche Erwähnung findet der Ort unter dem Namen Torgov in einem Dokument aus dem Jahr 973. Wann sie Stadt wurde, ist nicht datiert. Aus dem Jahr 1267 findet sich eine Notiz, die von der Stadt Torgau spricht.
Ende des 15. Jahrhunderts wird das Land Sachsen zwischen den Brüdern Ernst und Albert geteilt. Ernst macht Torgau zur Residenz seines Machtbereiches. Um 1530 verfasst Martin Luther, aus dem nahen Wittenberg, mit anderen die Torgauer Artikel. Doch schon 1547 ist es vorbei mit der Residenzstadt: Kurfürst Johann Friedrich verliert gegen Kaiser Karl V. und sein Fürstentum wird dem seines Vetters Moritz in Dresden zuerkannt.
1552 reist Luthers Witwe Katharina von Bora nach Torgau, um sich vor der in Wittenberg ausgebrochenen Pest in Sicherheit zu bringen. Bei einem Kutschunfall bricht sie sich jedoch das Becken und stirbt am 20. Dezember 1552 in Torgau. In ihrem Sterbehaus befindet sich heute ein ihr gewidmetes Museum, und ihr Grabmal in der Kirche St.Marien ist eine der Torgauer Sehenswürdigkeiten.
1811 versucht man durch den Ausbau der Festung auf Befehl Napoleons, das unmögliche noch zu verhindern. Doch auch dieser Herrscher findet seine Bezwinger und so fällt Torgau nach dem Willen der Sieger und den Beschlüssen des Wiener Kongresses 1815 an Preußen.
1943 zur Zeit des Nationalsozialismus Sitz des Reichskriegsgerichtes: Verhängung und Vollstreckung von weit über 1000 Todesurteilen. Opfer der Hinrichtungen: Wehrdienstverweigerer, »Zeugen Jehovas«, Widerstandskämpfer, amerikanische Kriegsgefangene u.a. Stiftung sächsische Gedenkstätten.
Torgau erlangt Ende des Zweiten Weltkrieges internationale Berühmtheit, als sich am 25. April 1945 sowjetische und amerikanische Truppen an der Elbe bei der Stadt treffen, der einzige Kontakt der beiden Armeen während des Krieges in Europa. Einer der damals am Treffen teilnehmenden US-Soldaten, Joe Polowsky, setzte sich später für die Anerkennung des 25. April als "Weltfriedenstag" ein. Gemäß seines Letzten Willens wurde er nach seinem Tod 1983 auf dem evangelischen Friedhof in Torgau begraben.
Nach der Wende wird Torgau 1990 sächsisch.
Der Zarewitsch
05.12.04, 10:14
SPEYER
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10 v.Chr. Anlage des ersten römischen Militärlagers und Ansiedlung der Nemeter auf dem linken Rheinufer (Archäologische Spuren weisen auf keltische Siedlungstätigkeit in der 2. Hälfte des vorchristlichen Jahrtausends hin).
346 Für Speyer wird ein Bischof erwähnt.
496/506 Früheste Nennung des Namens "Spira".
1030 Der salische Kaiser Konrad II. legt den Grundstein zum Speyerer Dom.
1076 Kaiser Heinrich IV. bricht von Speyer, seiner Lieblingsstadt, zum Bußgang nach Canossa auf.
1294 Der Bischof verliert die meisten seiner früheren Rechte, und die Stadt Speyer zählt von nun an zu den Freien Reichsstädten.
1527-1689 Sitz des Reichskammergerichts in Speyer.
1529 Auf dem Reichstag zu Speyer "protestieren" am 19. April die evangelischen Reichsstände gegen die reformationsfeindlichen Beschlüsse, heute spricht man von der Speyerer Protestation (das heißt gegen die Aufhebung des "Abschieds" von 1526).
1689 Die Stadt wird im Pfälzischen Erbfolgekrieg von französischen Truppen fast ganz zerstört (Großer Brand in Speyer, erst 1698 beginnt der Wiederaufbau).
1792 Speyer wird von französischen Revolutionstruppen erobert und bleibt bis 1814 unter französischer Herrschaft. Es wird Sitz einer Unterpräfektur im Departement Donnersberg.
1816 Die Stadt wird Kreishauptstadt der Pfalz und ist Sitz der Regierung des Bayerischen Rheinkreises später Bayerische Pfalz (bis zum Ende des 2. Weltkrieges).
1893-1904 Bau der Gedächtniskirche zur Erinnerung an die Protestation von 1529.
1923 Autonome Regierung der Pfalz
1924 Attentat auf deren Präsidenten Franz Josef Heinz
1930 Am 27. Mai verlässt die französische Armee, am 24. Juni die Gendarmerie die Hauptstadt der Pfalz. Zum Domjubiläum (900 Jahre Grundsteinlegung) ist erstmals seit 1871 der Domnapf mit 1560 Litern Wein gefüllt. Seitdem wird der Brauch der einst bei Amtsantritt eines Speyerer Bischofs üblich war, zu besonderen Anlässen wiederholt.
1933 Bau der ersten festen Speyerer Rheinbrücke.
1938 Pogromnacht: Nationalsozialisten setzen die 1837 erbaute Synagoge in Brand. 1940 folgt die Deportation von über 50 Speyerer Juden; nur wenige überleben den Holocaust.
1945 Rheinbrücke durch deutsche Truppenteile gesprengt. Amerikanische Truppen besetzen die Stadt, kurz darauf von französischer Armee abgelöst. Im Zweiten Weltkrieg sind mindestens 1464 Speyerer gefallen, 263 bleiben vermisst.
1947 Gründung der Staatlichen Akademie für Verwaltungswissenschaften (heute: Deutsche Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer).
1956 Neue Rheinbrücke; Partnerschaft mit Spalding (Großbritannien), 1959 mit Chartres.
1957 Beginn der Domrestaurierung im Hinblick auf die 900-Jahrfeier seiner Weihe 1961; eine neue große Restaurierung läuft 1996 an.
1981 Die Unesco zeichnet den Speyerer Dom als Weltkulturerbe aus.
1987 Papst Johannes Paul II. besucht die Domstadt.
1989 Aufnahme der Städtepartnerschaften mit Ravenna (Italien) und Kursk (Russland).
1990 Speyer feiert sein 2000jähriges Bestehen mit zahlreichen Ausstellungen, Konzerten und Aktionen. Die Präsidenten Bush (USA) und Gorbatschow (Sowjetunion) besuchen, wie andere Prominente vorher und nachher, Stadt und Dom auf Einladung von Kanzler Kohl.
Der Zarewitsch
05.12.04, 10:20
WORMS
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Die Stadt Worms, in fruchtbarer und verkehrsgünstiger Lage am Rhein gelegen, besitzt - archäologisch bezeugt - ein außerordentlich hohes Alter. Eine erste Blütezeit erlebte das keltische ‚Borbetomagus' in der römischen Zeit, als es als ‚Civitas Vangionum' blühender Hauptort seines Umlandes und später Sitz eines Bischofs (erster sicherer Beleg 614) wurde.
Eine Stadt in der Blütezeit
Auch über die Zeit der Völkerwanderung hinweg, in der Worms um 430 Hauptstadt eines burgundischen Reiches gewesen sein soll, behielt die Stadt ihre Bedeutung bei und war seit dem frühen Mittelalter Sitz einer Bischofskirche (bis 1801). Nach einer Blüte in fränkischer Zeit, als Worms eine bedeutende Pfalz Karls des Großen beherbergte, begann der hochmittelalterliche Aufstieg zu einer besonderen Blüte unter Bischof Burchard (1000-1025). Er schuf als Baumeister und Stadtgestalter die Grundlagen für die bedeutsame Entwicklung in salischer und staufischer Zeit. Schon 1074, früher als alle anderen deutschen Städte, erhielt die eigenständig agierende Stadt Worms ein bedeutendes Privileg von König Heinrich VI. Von da an stand Worms in sehr engen Kontakten zu den Königen und Kaisern, woraus sich seine spätere Stellung als Reichsstadt, die es bis 1798 blieb, erklärt. Hohen Anteil an dieser Entwicklung (v.a. Dombau bis 1181) hatte die weit ausstrahlende und kontinuierlich siedelnde jüdische Gemeinde.
Die lutherische Reichsstadt
Worms war im Mittelalter Ort zahlreicher Reichstage und wichtiger politischer Entscheidungen. Es war Gründungsmitglied des Rheinischen Städtebundes und eine in hohem Maße geistlich-kirchlich wie auch bürgerlich geprägte Stadt mit um 1500 zirka 6000 bis 7000 Einwohnern. Der Reichstag von 1521 markiert mit dem Auftreten Martin Luthers den Beginn der Reformation, die in Worms rasch Fuß fassen konnte. Worms erlebte als lutherische Reichsstadt ab 1500 einen allmählichen Niedergang und erlitt 1689 eine katastrophale Stadtzerstörung durch die Franzosen.
Zerstörung und Wiederaufbau
Der Neuanfang war sehr mühevoll. Nach der von 1798 bis 1816 dauernden französischen Herrschaft kam die kleine Landstadt 1816 zu Hessen. Erst durch die überaus bedeutsame Lederindustrie gelangte die Stadt im Laufe des 19. Jahrhunderts wieder zu einer Blüte (um 1900: 50.000 Einwohner), die sich auch an vielen Bauten ablesen lässt. Verheerend war die Zerstörung der Stadt noch Anfang 1945, nach der ein neuer Aufbau im neuen Bundesland Rheinland-Pfalz gesucht werden musste.
Worms, das alle Höhen und Tiefen einer Stadt erlebt hat, zählt heute mehr als 80.000 Einwohner und weist trotz aller Zerstörungen eine große Fülle historisch bedeutender Baudenkmäler auf.
[B@W] Abominus
07.10.05, 14:53
Recklinghausen
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I. Politische, kirchliche und rechtliche Geschichte
Ersterwähnung 1017, mutmaßlich karolingischer Siedlungsursprung (urkundlich nicht belegt, archäologisch erschlossen) bestehend aus königlicher, später erzbischöflich-kölnischer Haupthofanlage auf abfallendem Plateau südlich des Vestischen Höhenrückens. Befestigter Burghof stand in Verbindung mit vermutlich ebenfalls karolingischem Urkirchspiel (Ersterwähnung 1166, kölnisches Patrozinium St. Petrus), welches die Christianisierung des Emscher-Lippe-Raumes maßgeblich gestaltet und zahlreiche Tochterkirchen hervorbringt. Im Hochmittelalter entwickelt sich südlich der Petruskirche (spätromanischer Kirchbau von 1247 mit reicher Innenausstattung, seit 1500 mit Geläut aus bedeutender niederländischer Glockengießerei van Wou) eine befestigte, rasch expandierende Marktsiedlung (oppidum) mit gitterförmigem Straßennetz.
Recklinghausen dient seit Ende des 12. Jahrhunderts als Zentralort für kölnische Hochgerichtsbarkeit, ebenso für den Kleingau und Pfarrsprengel zwischen Emscher und Lippe. 1236 erfolgt steuerrechtliche Privilegierung Rs. durch Erzbischof Heinrich von Müllenark (sog. Stadtgründung), jedoch ohne ausdrückliche Verleihung von Stadtrechten. Siegel- und Münzprägerecht schon im 13. Jahrhundert (kölnischer Denar münsterscher Prägung) belegt, von 1253 datiert ältester Siegelabdruck des Recklinghäuser Stadtsiegels (vermutlich in den 1240er Jahren entstanden). 1256 urkundliche Erwähnung eines (erzbischöflich gestifteten) Rathausgrundstückes (domus publica) am Marktplatz westlich der Petruskirche, 1508 zweiter Rathausbau nach verheerendem Stadtbrand von 1500; 1847 erneuter Rathausbau auf selbigem mittelalterlichem Grundstück. Von Ende des 12. Jahrhunderts bis 1802 gehört Recklinghausen politisch und rechtlich zum Erzstift Köln. Grundlage ist der auf fränkischem Gogericht beruhende Jurisdiktionssprengel kurkölnischer Hoch- und Blutgerichtsbarkeit zwischen Emscher und Lippe (13. Jahrhundert: iudicium Recklinghausen, seit 14. Jahrhundert: Vest Recklinghausen). 1296 Zerstörung und Wiederaufbau ringförmiger Stadtbefestigung, erweiterte Ringmauer mit 5 Toren und 9 Türmen (2 erhalten) ausgebaut 1344-1345 (seit 1839/40 schrittweise niedergelegt). Stadtbrände: 1247, 1469, 1500, 1607, 1646, 1686, 1890; erhebliche Kriegszerstörungen 1583/84, 1598/99 und 1940-1945. Seit Mitte des 13. Jahrhunderts entwickelt sich eine Bürgermeister- und Ratsleuteverfassung mit eigener kommunaler Gerichtsbarkeit, Hansemitgliedschaft reicht von 1316 bis 1618. Von 1403 datiert urkundliche Ersterwähnung des Gasthauses zum Hl. Geist, mit später drei dotierten Altarvikarien. Urkunden- und Amtssprache von ca. 1350 bis ungefähr 1580 (mittel-) niederdeutsch, danach unter gegenreformatorischem Einfluss frühneuhochdeutsch. Finanzielle Nöte des Erzstifts Köln führen zur Verpfändung von Stadt und Vest Recklinghausen 1446-1576. Seit Beginn des 18. Jahrhunderts war Recklinghausen dauerhaft Amtssitz kurkölnischer Statthalter (in sog. Engelsburg), 1736 Bau der heutigen Hl.-Geistkirche.
1802/03 erfolgt noch vor Inkrafttreten des sog. Reichsdeputationshauptschlusses Übergang von Stadt und Vest Recklinghausen an das Herzogtum Arenberg als Ausgleich für territoriale Verluste im belgisch-wallonisch-rheinischen Raum, dabei steht Recklinghausen im Range einer Residenzstadt. Zugleich beginnt französischrechtliche Reformierung von Verwaltung und Justiz mittels schrittweiser Rezeption der fünf napoleonischen Gesetzbücher, einschließlich des Personenstandswesens. 1811-1813 schließt sich Zugehörigkeit zum Großherzogtum Berg an, mit Einführung napoleonischer Städteverfassung mit weisungsgebundenem Maire (Bürgermeister) und Beigeordneten (Adjunkten); Mit Rechtswirkung der Wiener Schlussakte erfolgt 1815 Eingliederung in den preußischen Staatsverband, 1816 schließlich auch die Einbettung in die preußische Provinz Westfalen, in den Regierungsbezirk Münster und in den Kreis Recklinghausen seit 1816 existiert auch ein Land- und Stadtgericht Recklinghausen. Aus der Mairie Recklinghausen wird die Bürgermeisterei Recklinghausen (umfasst Recklinghausen selbst nebst umliegenden Ort- und Bauerschaften). Traditionelle kirchliche Zugehörigkeit zum Erzbistum Köln endet de jure erst 1821 mit der Neuordnung und Neuzuschnitt katholischer deutscher Kirchenprovinzen durch die päpstliche Bulle: De salute animarum, seit 1821 liegt Recklinghausen somit im Einzugsbereich des Bistums Münster. 1844-1856 gehört die Stadt Recklinghausen zum gleichnamigen Amt, mit Festlegung der Gemeindegrenzen inklusive 1831f. privatisierter Allmende im Emscherbruch.
1837 ist das Jahr der Einführung der reformierten preußischen Städteordnung in Recklinghausen, seit 1851 besteht ein Kreisgericht für den Kreis Recklinghausen und Lüdinghausen (später auch mit Staatsanwaltschaft), mit dem Jahr 1879 (Inkrafttreten der Reichsjustizreformen) ist Recklinghausen Sitz eines preußischen Amtsgerichtes. 1901 erfolgt nach Überschreiten der relevanten Einwohnerzahl von 30.000 Einrichtung eines selbständigen Stadtkreises Recklinghausen (sog. Auskreisung) mit dem Recht, einen Oberbürgermeister zu stellen, aufrechterhalten als kreisfreie Stadt Recklinghausen bis zur kommunalen Gebietsreform 1974/75. 1908 bezieht die Stadtverwaltung den neuen Rathausbau im Stil der Weser-Renaissance am Erlbruch (auf ehemals erzbischöflichem Feuchtgebiet), vom gleichen Jahr datiert Einführung des neuen Stadtwappens mit dreitürmiger Zinnenkrone und traditioneller Stadtabbreviatur im Schild. Seit Ende 1922 ist Recklinghausen Amtssitz eines Polizeipräsidiums, zunächst behindert durch französisch-belgische Ruhrbesetzung 1923-1925 (1922-1945 mit Polizeiämtern in Bottrop, Buer, Gladbeck, Gelsenkirchen), aufgelöst 1945, Wiedereinrichtung erfolgt 1953 mit Neuordnung des staatlichen Polizeiwesens im Land NRW. 1926 wird die Eingemeindung vorindustrieller Kirchdörfer und Bauerschaften entlang der west-östlichen Stadtgrenze vollzogen, darunter auch die 1895 planmäßig angelegte Bergarbeiterkolonie Hochlarmark mit Zeche Recklinghausen II (sog. Dreieckssiedlung) sowie das Dorf Suderwich und die Bauerschaft Röllinghausen mit Zeche „König Ludwig“. Mai 1945-April 1946 amtiert ernannter (nicht gewählter) Bürgermeister mit Verwaltungsbeirat. Am 1.4.1946 Inkrafttreten der revidierten Deutschen Gemeinde-Ordnung nach englischem Muster, Stadtverfassung nach Vorbild der sog. norddeutschen Ratsverfassung mit Doppelspitze aus (Ober-) Bürgermeister und Stadtdirektor, daraufhin Installation einer zunächst durch britische Militärbehörde ernannten Stadtvertretung auf Grundlage der letzten freien Kommunalwahlen von 1932, seit Juli 1946 besteht Zugehörigkeit zum Land NRW. im ist Recklinghausen Tagungsort für Gründungsversammlung der CDU in der britischen Besatzungszone. Im Oktober 1946 erste freie und demokratische Kommunalwahlen (im 5-Jahres-Turnus); 1999 erstmalige Umsetzung und Anwendung nordrhein-westfälischer Kommunalverfassungsreform vom Mai 1994 mit Direktwahl des Bürgermeisters als Hauptverwaltungsbeamten.
II. Wirtschaft, Bevölkerung, Infrastruktur
1842 beginnt preußischer Chausseebau in Süd-Nord-Richtung mit Streckenführung über Bochum-Herne-Recklinghausen, später auch nach Haltern (bis Münster); moderner Nahverkehr entwickelt sich seit 1898 durch Straßenbahnlinie Recklinghausen-Herne und Recklinghausen-Wanne-Eickel (1905). Eisenbahnbau seit 1870 anfänglich durch Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft, mit ältester Strecke über Wanne-Recklinghausen-Haltern-Dülmen-Münster; 1877 Einweihung des Bahnhofs Recklinghausen, 1881 Eröffnung des Bahnhofs Recklinghausen-Bruch. 1905 wird entlang der Nordgrenze des Ruhrgebietes die Strecke Hamm-Recklinghausen-Osterfeld eröffnet, seit 1914 besteht eine Hafenanlage mit Anschluss an den Rhein-Herne-Kanal. 1895 setzt flächendeckende Kanalisierung und Gasversorgung ein, gefolgt von Elektrifizierung privater Haushalte ab 1905.
Nach 1815, unter preußischem Einfluß allmählicher Anwachs protestantischer Bevölkerungsanteile, Mehrheit der Einwohner traditionell katholisch; starker Bevölkerungsanstieg von ca. 3.500 (1850) über 35.000 (1900) auf 65.000 (1914), ab 1890 mitverursacht durch massiven Zustrom polnischstämmiger, meist katholischer Arbeitsmigranten, welche um 1910 ca. 25 % der Gesamtbevölkerung stellen. Ende des 19. Jahrhunderts geschieht planmäßiger Ausbau des neuen Stadtteils „Bruch“ (später „Süd“), seit 1901 vollzieht sich die Altstadt-Erweiterung durch Anlage des Wallringes entlang der alten Stadtmauer und durch Neustadt-Bebauungsplan des seinerzeit bedeutendsten deutschen Städtplaners H.-J. Stübben. Vorherrschend bis Mitte des 19. Jahrhunderts sind kleine bis mittelständische Unternehmerschaft im Manufakturwesen (Leinwandwebereien, Spinnerei- und Mühlenbetriebe, Ziegeleien, Papierfabriken, Brauereien, Destillerien) sowie Handels- und Gewerbetreibende mit landwirtschaftlicher Eigenversorgung bzw. agrarischem Nebenerwerb (sog. Ackerbürger). Beginn des neuzeitlichen Krankenhauswesens durch Gründung des Prosper-Hospitals im Jahre 1848 in Gestalt herzoglich Arenbergischer Stiftung, weitere Krankanhausgründungen 1901: Elisabeth-Stift, 1906: Knappschaftskrankenhaus. 1855 Eröffnung der Kreissparkasse Recklinghausen, 1872 folgt Gründung der Stadtsparkasse Recklinghausen Entwicklung des modernen kommunalen Feuerlöschwesens beginnt mit Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Recklinghausen-Altstadt im Jahre 1878
Beginn des Montanzeitalters durch Gründung der Zeche „Clerget“ am nördlichen Emscherufer 1864-1869 (später Zeche „Recklinghausen I“, zweitälteste Schachtanlage nördlich der Emscher, 1931 stillgelegt), wenig später (1873) Gründung des Bergwerkes „General Blumenthal“ südlich der Altstadt; 1882 folgte „Clerget II“ (später „Recklinghausen II“) in Hochlarmark (bis 1926 noch außerhalb der Stadtgrenzen), des weiteren entstand 1872-1889 auf dem Gebiet der Gemarkung Röllinghausen das Bergwerk „König Ludwig“. Mechanisierter Kohleabbau führt um 1900 auch zum Aufschwung neuer mittelständischer Industrie im Bereich Kohle- und Metallverarbeitung, Maschinenbau und Bergwerksbedarf (Kokereianlage Still, Eisengießerei Stolle, Bischoff-Werke, Ibing-Werke, seit 1907/08 Eisenbahnausbesserungswerk südlich der Hamm-Osterfelder Bahnstrecke), 1959 stillgelegt, seit 1964 weitergenutzt durch ein LKW-Instandsetzungsdepot britischer NATO-Truppen (bis 1991). Daneben existieren auch kleine textilproduzierende Betriebe. Zechen- und Industrieanlagen beschäftigten 1940-1945 Tausende osteuropäischer Kriegsgefangener und Zwangsarbeiter, untergebracht in Barackenlagern, eines davon in Recklinghausen-Hillen. Dieses wird 1945-1948 umgewidmet in das alliierte Internierungslager für NS-Verbrecher (sog. Camp IV) mit Einzugsbereich in ganz Westdeutschland.
Unterschiedlich starke Kriegszerstörungen im Stadtgebiet durch Luftkriegseinwirkung 1944/45, insbesondere im Bereich der Altstadt sowie im sog. Nordviertel (verursacht durch großen Tagesangriff Ende März 1945). Statistischer Großstadtwert von 100.000 Einwohnern wird im Mai 1949 überschritten, v.a. durch Zustrom Heimatvertriebener, später auch südeuropäischer Arbeitskräfte, der Höhepunkt ist um 1960 mit 132.000 Einwohnern erreicht (zur Zeit: 124.000 Einwohner). 1950-1953 Errichtung der sog. ECA-Siedlung in Recklinghausen-Schimmelsheide, konzipiert aus Wohnungsbauprogramm für Bergleute mit Fördermitteln des sog. Marshall-Plans (515 Eigenheime, 655 Wohnungen). 1963-1991 ist Recklinghausen NATO-Garnison britischer Instandsetzungseinheiten (sog. Preston Barracks auf dem Gelände des ehem. Reichsbahnausbesserungswerkes in Recklinghausen-Ost). Die Krise montanindustrieller Monostruktur - bis in die 1960er Jahre sind nahezu 40 % aller erwerbstätigen im Steinkohlebergbau beschäftigt - setzt mit Schließung der Zechen „König Ludwig“ (1965) und „Recklinghausen II“ (1974) ein; Stillegung des Verbundbergwerkes „Blumenthal/Haard“ beendet 137 Jahre Steinkohlebergbau in Recklinghausen, Strukturwandel ist seit 1980er Jahren in vollem Gange.
III. Kultur und Bildung
Städtische Lateinschule (seit 1421 belegt) ist älteste Bildungsanstalt, 1730-1820 in franziskanischer Regie, danach wiederbegründet als (städtisches) Gymnasium Petrinum, mit historisch wertvoller Lehrerbibliothek. Seit 1890 existiert ein vom Ortsverein getragenes Heimatmuseum (1922 umbenannt in Vestisches Museum, nunmehr in städtischer Trägerschaft), im selben Jahr wird auch das Stadt- und Vestische Archiv mit territorialgeschichtlich reichhaltiger Altüberlieferung gegründet. 1933 erfolgt Bau der Trabrennbahn in Recklinghausen-Hillerheide, 1977 erweitert durch modernen Tribünenkomplex. Seit 1947 ist Recklinghausen Austragungsort der sog. Ruhrfestspiele (seit 1975 als sog. Europäisches Festival, ab 1970 begleitet durch „Junges Forum“), zunächst im städtischen Saalbau, seit 1965 regelmäßige Theateraufführungen im Festspielhaus (aufwendig gestalteter Theaterzweckbau, 1998 renoviert und erweitert, mit Monumentalskulptur von Henry Moore). 1947 auch städtische Stiftung des „Kunstpreises Junger Westen“; 1950 Einrichtung der Städtischen Kunsthalle im Gebäude eines ehemaligen Hochbunkers, jährliche Sonderausstellungen zu den Ruhrfestspielen; 1964-1977 Verleihung des Kulturpreises des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Recklinghausen. 1956 folgt Eröffnung des Ikonenmuseums aus reichhaltigen Beständen privater Sammler, Wiedereröffnung nach Umbauten 1990. Seit Ende 1996 existiert mit rund 130 Musikern die „Neue Philharmonie Westfalen“ mit Konzertsaal in ehemaligem Straßenbahndepot (Träger: Städte Gelsenkirchen und Recklinghausen, Kreis Unna), verschmolzen aus dem Philharmonischen Orchester Gelsenkirchen und dem Westfälischen Sinfonieorchester Recklinghausen. 1995/96 Eröffnung der Abt. Recklinghausen der Fachhochschule Gelsenkirchen, seit 1999 mit modernem eigenem Zweckbau (Fächerschwerpunkte: Wirtschaftsrecht, Ingenieur- und angewandte Naturwissenschaften). 2000 Einweihung des Museums „Strom und Leben“ im ehemaligen VEW Umspannwerk Recklinghausen.
[B@W] Abominus
07.10.05, 15:11
Marl
http://www.marl.de/images/Wappen_1107_11719.gif
Das Stadtwappen erzählt aus der Geschichte von Marl
Marl erhielt 1936 den Rang einer Stadt. Im gleichen Jahr wurde der Stadt das Stadtwappen verliehen.
Das Marler Stadtwappen zeigt einen geteilten Schild: Das obere Feld ist belegt mit einem schwarzem Kreuz, das untere Feld in silber und schwarz geteilt; im rechten unteren Feld (vom Träger des Schildes aus gesehen) befindet sich eine schwarze Krampe, das linke Feld zeigt - in der Form eines Andreaskreuzes - einen silbernen Hammer und einen silbernen Schlägel.
Die Elemente des Wappens dokumentieren die Geschichte des Ortes Marl. Das schwarze Kreuz auf silbernem Grund – das kurkölnische Kreuz - erinnert an die Zugehörigkeit Marls zum Erzbistum Köln. Das Vest Recklinghausen, der historische Kern des heutigen Kreises Recklinghausen, gehörte früher nicht nur kirchlich, sondern auch "weltlich" in den Herrschaftsbereich der Kölner Erzbischöfe. Die Nachbargemeinden nannten das Vest auch "Kölschland".
Der Begriff "Vest" bedeutet "umschlossener Bezirk" und wird zum ersten Mal 1341 in einer Urkunde erwähnt. Die Grenzen des Vestes Recklinghausen wurden von den natürlichen Gegebenheiten gezeichnet. Im Norden und Osten trennte die Lippe das Vest vom Gebiet des Fürstenbischofs von Münster. Im Süden stellen die Niederungen und Sümpfe der Emscher die Grenze zur Grafschaft Mark und dem Stift Essen dar, und im Westen grenzten der Kölnische Wald und Ödland das Vest Recklinghausen vom Herzogtum Kleve ab. Nur in einem schmalen östlichen Zipfel fehlte eine natürliche Grenze. Hier sicherte eine Landwehr das Gebiet gegen die Reichsstadt Dortmund und die Grafschaft Mark.
Das Vest Recklinghausen war eine kölnische Enklave, was bedeutet, dass zu den anderen Hoheitsgebieten des Kölner Erzbischofs keine Verbindung bestand. Die Herrschaft des Kölner Erzbischofs über das Vest endete 1802/03.
Die Krampe, hochdeutsch Faßeisen, im rechten unteren Feld, ist dem Wappen des in Marl gelegenen Hauses Loe (sprich: Loo) entnommen. Die Familie Loe war mit der Familie Crampe blutsverwandt und wohnte vom 14. bis 17. Jahrhundert in Marl. Die Verwendung der Krampe in den beiden Wappen dokumentiert die Blutsverwandtschaft der Familien. Das Wappen der Familien Loe bzw. Crampe ist übrigens ein "sprechendes Wappen": Der Name der Familie ist gleichlautend mit der Bezeichnung der Figur im Wappen.
Der silberne Hammer und Schlägel sind die Symbole des Bergbaus, dem Marl seine Industrialisierung verdankt. Sie wurden für das Wappen als sogenanntes Beizeichen gewählt.
"Die Burg" – mittelalterliches Zeugnis der Marler Frühgeschichte
Im Naturschutzgebiet "Die Burg" in Marl-Sinsen geben die überwachsenden Wälle einer ehemaligen Erdburg Zeugnis der Marler Frühgeschichte. Die weitgestreckte Anlage, die aus einem Innen- und Außenring bestand, zählt zu den wenigen heute noch erhaltenen Flächenburgen in Westfalen. Die "Sinsener Burg" wurde 1926 erstmals von Archäologen untersucht und galt seitdem als Fliehburg, in die man sich vornehmlich im 7. und 8. Jahrhundert zunächst gegen die einfallenden Sachsen und später gegen die das Land erobernden Franken zurückzog. Weitere Grabungen in der ersten Hälfte der 70er Jahre brachten neue Funde zu Tage. Nachgewiesen werden konnten ein Haus und eine Siedlungsstelle in der Innenburg. War die Burg also nicht nur Zufluchtstätte, sondern auch eine der ältesten Siedlungen auf dem heutigen Gebiet der Stadt Marl?
Förderturm und Maschinenhaus dokumentieren Erzbergbau in Marl
Heimatverein will im Industriedenkmal ein Museum einrichten
Etwa 1925 entdeckte man auf Auguste Victoria, im Südwesten der Schächte 4 und 5, ein Blei-, Zink- und Erzlager. Daraufhin wurde 1926 ein Schacht in 806 Meter Teufe angelegt. In den Jahren ab 1936 wurden dort 5 Millionen Tonnen Roherz, Zink und Silber gefördert. Wegen Verfall der Roherzpreise erfolgte 1962 die Stilllegung. 1999 wurde der Schacht verfüllt. Heute sind der Förderturm und das Maschinenhaus als Industriedenkmal und Wahrzeichen von Marl-Drewer erhalten.
Der Förderturm ist das erste ummantelte Gerüst der Bauart Koepe. Im Maschinenhaus befindet sich die Fördermaschine mit Hilfsaggregaten. Die Verbindung zwischen Förderturm und Maschinenhaus bildet ein 250 Meter langes und fast 2 Tonnen schweres Stahlseil, das im Herbst 2001 ausgetauscht wurde. Es sollte der stillgelegten Anlage ein " lebendiges" Aussehen verleihen. Im Sommer 2003 wurde der Förderturm in die Liste der Industriedenkmäler aufgenommen. Für den Erhalt der Anlage hat sich u.a. der Heimatverein Marl eingesetzt.
Im April 2003 wurde schließlich ein Pachtvertrag über die Immobilie und das Grundstück zwischen der Deutschen Steinkohle und dem Heimatverein Marl abgeschlossen. In Zukunft wollen die "Erzschachtfreunde", eine Untergruppe des Heimatvereins Marl, im Maschinenhaus ein Museum einrichten. Im Museum sollen künftig u.a. Bergmannsuniformen und eine Aufladestation für Grubenlampen (die zur Zeit noch im Keller des Heimatmuseums lagern) ausgestellt werden. Weiterhin sind Dichterlesungen und Führungen für Schulklassen und interessierte Gruppen vorgesehen. Auch die Anmietung der Halle für Feiern in einem außergewöhnlichem Ambiente ist möglich.
Die historische Windmühle an der Hochstraße
Die Windmühle an der Hochstraße ist ein Wahrzeichen für das alte Marl und bildet heute zusammen mit der historischen Wassermühle am Volkspark (dem heutigen Stadt- und Heimat) und der Loemühle das Bindeglied zwischen dem alten landwirtschaftlichen und dem neuen industriellen Marl, zwischen Bauer und Bergmann.
Als die Windmühle 1850 in Betrieb genommen wurde, zählte Marl ca. 1.800 Einwohner – zumeist Bauern, die sich nebenher als Handwerker, vor allem als Weber, ein bescheidenes Auskommen verdienten. Zur Erntezeit rollten ihre von schweren Garben beladenen Wagen zur Wassermühle am Volkspark, die allerdings sehr häufig an Wassermangel litt. Die Quelle, die heute den Teich im Volkspark speist, reichte während der Erntezeit für den ununterbrochenen Antrieb der Mühle oft nicht aus. Die neue Windmühle war deshalb für die "Ackerbürger" in Marl eine willkommene Alternative zur Wassermühle am Volkspark.
Wie die Chronik berichtet, lieferten die Marler Bauern schon bald nach Inbetriebnahme der Windmühle ihr Getreide in großen Mengen zum Schroten und Mahlen an – nicht gerade zur Freude des "Wassermüllers", der sich nach alten Erzählungen die neue Konkurrenz selbst zuzuschreiben hatte, weil er sich zuvor hartnäckig geweigert haben soll, die Wasserversorgung seiner Mühle zu verbessern...
1875 ging die Mühle durch Erbgang an die Gebrüder Wessels und um 1900 an die Familie Rütter über. Im Jahr 1908 wurde ein Maschinenraum angebaut. 1911 erhielt die Mühle einen Saugmotor, um auch bei Windstille mahlen zu können. Die Kappe der Mühle, an der die Windflügel befestigt waren, war in alle Windrichtungen mittels zwei Steerts drehbar. 1935 wurden die Flügel außer Betrieb gesetzt. Als Ersatz wurde ein Dieselmotor in Betrieb genommen. Wenig später wurde der gesamte Mühlenbetrieb eingestellt (nachdem zuvor noch ein Elektromotor angeschafft worden war). Wegen Altersschwäche wurde die Haube 1936 abmontiert. Danach diente die Mühle bis etwa 2000 als Lagerraum der Raiffeisen Genossenschaft.
Als der Turm, dem Verfall preisgegeben, abgerissen werden sollte, gelang es dem Heimatverein, Liebhabern und Sponsoren sowie 10 Marler Handwerksfirmen, den Turm kostenfrei zu renovieren. Nach einer Renovierungszeit von gut einem Jahr wurde Ende 2001 die sorgsam restaurierte Mühle vom Raiffeisen Markt an den Heimatverein verpachtet. Er nutzt die Mühle für Heimatabende, Ausstellungen, Feste und Feierlichkeiten in außergewöhnlichem Ambiente und vermietet sie an Privatpersonen, u.a zum Verkauf von landwirtschaftlichen Produkten.
Zeittafel:
890 Erste urkundliche Erwähnung
Die erste urkundliche Erwähnung von Marl findet sich im Urbar (Heberegister) des Benediktinerklosters von Werden im Süden von Essen. Dort wird in Zusammenhang mit einer Schenkung der Ort "Meronhlare" erwähnt. Aus der Ortsbezeichnung entstehen später (ebenfalls in den Urbaren des Klosters Werden) die Namen "Marlar", dann "Maerl" oder Marler und schließlich Marl.
1111 Errichtung der Wasserburg "Haus Loe"
Über die Wasserburg ist nur wenig bekannt. Erbauer war vermutlich die Familie von Loe. Ab 1359 jedenfalls trägt die ursprünglich "Strevelsloe" genannte Burg den Namen "Haus Loe".
1111 – 1801 Zugehörigkeit zum Kurfürstentum Köln
Marl war geschichtlich und politisch Bestandteil des zwischen Emscher und Lippe gelegenen Gebietes Vest Recklinghausen, das nicht nur kirchlich, sondern auch weltlich zum Herrschaftsbereich des Kölner Erzbischofs gehörte. Die landesherrliche Hoheit endete 1802 durch die Säkularisation. Daran erinnert der Name "Kölschland", der in den Nachbargebieten geprägt wurde.
1841 – 1926 Marl als eigenständiges Amt
Die Verfügung der Königlichen Regierung in Münster vom 31. Oktober 1841 ordnete für die nunmehr zu einer Kommunalverwaltung vereinigten Kirchenspiele (nachstehend nur noch Gemeinden genannt) Marl, Dorsten, Polsum und Hamm die amtliche Bezeichnung "Amt Marl" an. Im Haus Hochstraße 7 richtete sich der Amtmann seine "Amtsstube" ein. Für die Verwaltung des "Amtes Marl" reichte damals ein Raum aus.
1898 Gründung der Gewerkschaft Auguste Victoria
August Stein und Julius Schäfer aus Düsseldorf gründeten 1898 die Gewerkschaft "Auguste Victoria" mit Sitz in Düsseldorf und übertrugen ihr die beiden Grubenfelder "Hansi 1" und "Hansi 2". 1903 wird der Sitz der Verwaltung nach "Hüls bei Recklinghausen" verlegt. Zuvor hatten am 1. Mai 1900 die Teufarbeiten begonnen. Ende 1905 nahm Schacht AV 1 die Förderung auf. Namengeberin für das Marler Bergwerk war Auguste Victoria (1858 - 1921), die letzte deutsche Kaiserin und Gattin Kaiser Wilhelms II. Seit dem Verbund mit der nach Generalfeldmarschall Graf von Blumenthal (1810 - 1900) benannten Recklinghäuser Zeche Blumenthal/Haard führt die Marler Schachtanlage den Namen Auguste Victoria/Blumenthal (AV/BL). Das Bergwerk gehört zu den leistungsfähigen Förderstandorten der Deutschen Steinkohle AG.
1905 Gründung der Gewerkschaft Brassert
Im Jahre 1905 erfolgte im Anschluss an die erfolgreichen Bohrungen in Marl die Gründung der "Gewerkschaft Brassert", benannt nach Hermann Brassert, dem "Vater" des allgemeinen Berggesetzes von 1865. 1910 wurde die Kohleförderung aufgenommen, in den 50er Jahren arbeiteten bis zu 5 000 Menschen "auf Brassert". Nach Schließung der Zeche 1972 entstand auf gut zwei Dritteln des ehemaligen Zechengeländes in Marl-Brassert das Gewerbegebiet Zechenstraße, ca. ein Drittel nimmt heute der Freizeitpark Brassert ein. Einige der Zechengebäude blieben erhalten. In der ehemaligen Markenkontrolle haben ein Atelier und das Fahrradbüro der Stadt Marl ihren Platz gefunden.
1926 – 1936 Marl als Großamt
Mit der Auflösung des Amtes Recklinghausen am 1. April 1926 konnte sich die Gemeinde Marl durch den Zuwachs der Ortschaften Sinsen und der Ortschaften Hüls, Lenkerbeck und Löntrop im Osten stark vergrößern und wurde somit zum Großamt.
1936 Verleihung der Stadtrechte
In den 30er Jahren waren auf Grund der Struktur, Siedlungsform, Einwohnerzahl usw. die Voraussetzungen für die Stadtwerdung Marls gemäß der "Deutschen Gemeindeverordnung vom 30. Januar 1935" erfüllt. Das Recht, sich "Stadt" nennen zu dürfen, erhielt Marl am 20. April 1936 vom Oberpräsidenten der Provinz Westfalen, Freiherr von Lüninck. Die Stadtwerdung war kein Gunstbeweis der national-sozialistischen Machthaber, sondern ein normaler Verwaltungsakt.
1938 Gründung der Chemischen Werke Hüls (Chemiepark Marl)
Am 9. Mai 1938 wurde in Frankfurt am Main die "Chemischen Werke Hüls" als gemeinsames Unternehmen der IG-Farbenindustrie AG (74%) und der Bergwerksgesellschaft Hibernia (26%) mit einem Stammkapital von 30 Mio. Reichsmark gegründet. Der Höchststand der Beschäftigung wurde 1970 mit 15.370 Beschäftigten erreicht. 1985 wurde der Firmenname "Chemische Werke Hüls" in "Hüls AG" geändert. Heute gehören zum Chemiepark Marl ca. 30 Unternehmen der Degussa AG sowie weitere Unternehmen aus der Chemie und dem chemienahen Bereich.
mehr zum Chemiepark Marl
1960 – 1967 Bau des Rathauses
Für das Rathaus wurde 1958 ein beschränkter Wettbewerb ausgeschrieben, an dem u.a. die bekannten Architekten van den Broek und Bakema aus Holland, Arne Jocobsen aus Dänemark und Alvar Aalto aus Finnland teilnahmen. Die Niederländer erhielten den 1. Preis. Am 10. November 1960 wurde der Grundstein für den Bau des Rathauses feierlich gelegt. Zunächst waren vier Türme vorgesehen, von denen schließlich nur zwei gebaut wurden. Das Rathaus gilt heute noch als "kühne Konstruktion aus Stahlbeton" (Architektur im Ruhrgebiet: Kreis Recklinghausen, 1986).
1972 (25. April) Baubeginn für das Stadtzentrum
Bürgermeister Dr. Immel und Dr. Schätzle, Geschäftsführer der City-Bau KG, legten am 25.4. den Grundstein für den Bau des Stadtzentrums. In den folgenden Jahren entstanden u.a. das Einkaufszentrum Marler Stern mit Europas größtem Luftkissendach, das Karstadt-Kaufhaus, die Gebäude der insel-VHS, das Riegelhaus, das Parkhaus und der zentrale Busbahnhof über der Bergstraße.
1975 Neugliederung der Stadt Marl und Auflösung des Amtes Marl
Mit der kommunalen Neugliederung am 1. Januar 1975 wurde das alte Amt Marl als Gemeindeverband aufgelöst und die Stadt Marl neu gebildet. Mit wenig verändertem Grenzzuschnitt haben sich hinsichtlich Fläche und Bevölkerungszahl nur unwesentliche Änderungen ergeben.
1988 Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme Stadtmitte Marl (Stadtkernerweiterung)
Um die bauliche Entwicklung der Stadtmitte zu vervollständigen, lobte die Stadt Marl Anfang 1988 einen Architektenwettbewerb mit dem Titel "Wohnen im Stadtkern Marl" aus. Erster Preisträger dieses Wettbewerbs wurde das Büro Prof. Pohl und Partner aus München / Düsseldorf. Nach dessen Plänen wurde 1994 die sog. Stadtkernerweiterung begonnen, die Halbrundbebauung an der S-Bahn S 9 errichtet und 1998 der nördliche Abschnitt der Bergstraße im Stadtzentrum vollständig umgestaltet. 2005 konnten der neue zentrale Busbahnhof in Betrieb genommen und die Neugestaltung der südlichen Bergstraße abgeschlossen werden.
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