Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Deutsche Wirtschaft im 2.WK
Melniboner
18.11.04, 17:52
Geld ist für eine "totale" Kriegssimulation wie HoI eh nicht wichtig. Keine deutsche Rüsstungsfirma hätte kein Material mehr produziert nur weil Adolf pleite war.
Und wenn es für die paar Friedensjahre unbedingt nötig für den Handel mit anderen Nationen ist, soll man doch Gold nehmen.
Sir H. Dowding
18.11.04, 19:57
Für Adolf vielleicht nicht, doch Italien, Großbritannien und sogar die USA gaben Kriegsanleihen heraus, Großbritannien wurde nach dem Krieg mit dem Marschallplan in hohen Summen bedacht (fast so wie Deutschland), da GB schwerst verschuldet war.
Deutschland konnte sich von niemandem Geld borgen und konnte über die Goldreserven der besetzten Länder die Währung schön stabil halten. Die besetzten Länder wiederum (Vichy-Frankreich etwa) hatten enorme Inflation, der Franc wurde 1940 auf 1 Franc = 5 Reichspfennig heruntergewertet.
Deutschland wiederum hatte bis 1938 fast keine Goldreserven mehr und auch Devisen fehlten, da das Land sich komplett überschuldete (die Mär, dass Adolf den Wirtschaftsaufschwung herbeigeführt hat, lebt ja teilweise noch). Die deutsche Wirtschaft erholte sich aufgrund von staatlichen Großprojekten und den Einstellungen der Reparationszahlungen 1932 (!!!), mit dem Nebeneffekt, dass Deutschland über die Verhältnisse lebte (lange hätte man den Bankrott nicht rausschieben können). Dann kam der Anschluss und Deutschland übernahm die Goldreserven Österreichs, dann der CSR und schließlich Polen, Niederlande, Belgien, Norwegen, Dänemark und Frankreich.
In HoI2 wird das ja so simuliert: baue ich Einheiten und Festungen und Flak und die Industrie aus, dann muss ich, wenn das schnell gehen soll die Konsumgüter auf ein Minimum reduzieren, allerdings fällt man dann scheinbar ins Minus und nur durch erhöhte Konsumgüterproduktion kann ich Geld verdienen (oder durch Handel). Für Deutschland bedeutet das also:
-will ich Wehrmacht und Forschung muss Geld her
-Deutschland muss Rohstoffe kaufen
-Deutschland hat (wahrscheinlich) wieder nur Energie zu verkaufen
Wenn das System so gelöst ist, finde ich das wunderbar gemacht. Immerhin legt man den Grundstein für den Krieg ja von 1936 bis 1939, demnach ist Geld da besonders wichtig. Sobald Krieg ausbricht wird sich da wahrscheinlich was ändern (vielleicht je nach Regierungstyp?).
Hmm . Interessanter Gedankengang.
Hab mir noch Gedanken darüber gemacht, wie die Wirtschaftspolitik im 3. Reich gemacht wurde. Man liest zwar immer wieder mal Bücher, in denen vom Handel mit der SU (unter anderem im Molotov-Ribbentrop-Pakt) die Rede ist. Aber dabei geht es eigentlich immer um die benötigten Rohstoffe wie Buntmetalle und so.
Gibts da Quellen (Bücher etc.) über die wirtschaftlichen Aspekte im 3. Reich?
Sir H. Dowding
19.11.04, 12:52
Hab da bis jetzt mal das gefunden (muss es mir aber selbst erstmal durchlesen):
- http://www.geschi.de/artikel/3reichwirtschaft.shtml
- http://www.school-scout.de/Vorschau.cfm?cfid=8907969&cftoken=10748830&TMD=468 (kostet was)
- http://www.dhm.de/lemo/html/nazi/industrie/index.html (eher überblicksmäßig, geht nicht auf die Finanzierung ein)
- http://www.abipur.de/hausaufgaben/neu/referate/Detailed/112.shtml
- http://www.amazon.de/exec/obidos/search-handle-form/ref=sr_sp_go_qs/028-8371030-7654960 (Auswahl von Büchern - scheint nicht zu funktionieren, einfach nach "Wirtschaftspolitik Drittes Reich" suchen)
Ich weiß nur, dass unsere Geschichtslehrerin uns eben beibrachte, dass der Anschluss der "Ostmark" enorme wirtschaftliche Aspekte hatte, da die österreichische Währung im Gegensatz zur deutschen durch Gold und Devisen gedeckt war, die Deutschland sofort nach März 1938 abtransportierte. Und dann erzählte sie noch von diversen österreichischen Ressourcenlagern (Erzberg, Ölquellen in Niederösterreich, Stahlwerke). Was ich geschriben habe im obrigen post baut darauf auf. Ich weiß zumindest, dass Japan, Italien, GB und USA Kriegsanleihen herausgaben, Deutschland aber nicht und das hat mich doch etwas gewundert und so kann ich's mir erklären. Deutschland brauchte diese nicht, weil es riesenhafte Gebiete besetzt hatte und dazu die Goldreserven der Staaten noch dazu. Japan hatte zwar auch Gebiete besetzt, doch kein komplettes Land, dass über wirkliche Goldreserven verfügte (China bestand noch, Indonesien war nur Kolonie, Indochina auch und die Philippinen hatten ihre Goldreserven wahrscheinlich schon längst in den USA gebunkert. Naja und Italien bekam niemals die Gelegenheit die Goldreserven eines Landes zu übernehmen, weil es immer nur Teilgebiete der besetzten Länder bekam oder Kolonien (wie etwa Ägypten).
Hab auch mal gelesen dass das Reich ohne den Krieg (und ich glaub auch ohne die Anschlüsse?) 1941 bankrott wäre. Weiß da jemand vielleicht was darüber?
Sir H. Dowding
19.11.04, 14:00
Klingt überzeugend. Die Wehrmacht und Luftwaffe war dermaßen aufgeblasen, dass das auf Dauer nicht zu bezahlen gewesen wäre. Deshalb musste sie allein schon aus Selbsterhaltungsgründen in den Krieg.
Man muss sich ja überlegen: Öl musste Deutschland kaufen und auch wenn's von Rumänien kam, musste es bezahlt werden, Stahl musste aus Schweden bezogen werden und Nahrungsmittel auch eingekauft werden. Holz für Papier bezog man aus Finnland (deshalb mussten die Zeitungen auch nach dem Fall Finnlands 1944 auf zwei Seiten beschränkt werden). Selbst produziert wurden eigentlich nur diverse Metalle (auch da bei weitem nicht alle, Nickel glaub ich zum Beispiel nicht) und Kohle (synthetisches Benzin konnte daher ohne Einkäufe erzeugt werden).
Das alles kostet massenhaft doch man könnte das ja aucsgleichen, wenn man Fertigprodukte aus diesen iengekauften waren herstellt und diese dann verkauft, so müsste man eine positive Bilanz erreichen können. Doch da gab es in Deutschland die Wehrmacht und die Luftwaffe, die diese Gelder verschlangen, dazu Projekte wie die Autobahnen, Westwall, Industrieausbauprogramme, etc. Auf Dauer hätte man entweder die Streitkräfte einsparen müssen oder irgendwie zu mehr Geld kommen - also 1941 bankrott klingt für mich doch überzeugend
Sir H. Dowding
19.11.04, 14:48
Mir ist nochwas eingefallen.
Staaten, die Kriegsanleihen ausgeben, versuchen ja dadurch von sovielen Bürgern wie möglich ein wenig Geld zu lukrieren. Deutschland tat das zwar acuh, nur auf anderem Wege. Hier wurde nicht von vielen ein bisschen Geld pro Person genommen, sondern vielmehr von einer kleinen Gruppe das Maximum.
Schon vor dem Krieg mussten Juden verschiedene Sondersteuern zahlen (etwa nach der Reichskristallnacht eine Kollektivzahlung) und bei Ausreise blieb ja der Großteil des Vermögens in Deutschland zurück und fiel an den Staat. Mit der Deportation wurde gleichzeitig aller Besitz und alles Geld konfisziert, ein nicht unerheblicher Betrag, wenn man den ganz zusammenrechnet.
Arbeitszeit, die in GB und USA von den Firmen bezahlt wurde, wurde in Deutschland zum Teil über Zwangsarbeiter gereglt und eingespart. Alles in allem entfielen in Deutschland so Ausgaben und andere "Einnahmen" kamen dazu. Ich glaube, so lässt sich durch alle diese Aspekte erklären, wieso Deutschland keine Kriegsanleihen brauchte.
EDIT: Vielleicht sollte man das Thema abspalten? Hat mit HoI2 wenig zu tun.
Ich kann in diesem Zusammenhang nur ganz nachdrücklich das amtliche Standardwerk empfehelen, die 10-bändige Reihe "Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg", herausgegeben vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt Freiburg. Da steht weiß Gott fast alles drin, was es zum Thema zu sagen gibt, und was nicht drin steht, findet man durch die reichhaltige Bibliographie!
Bin selber momentan im Band 5 etwas steckengeblieben, was die Wirtschaft vor dem Krieg betrifft, wird man jedoch in Band 1 ausgiebig fündig.
Quintessenz: Deutschland war seit Ende 37 bis Kriegsbeginn mehrfach beinahe bankrott. Wie ein Vorredner zutreffend schrieb, wurde dies nur durch die "Blumenkriege" und die dadurch erlangten Reserven an Gold und Rohstoffen verzögert. Außerdem schloß man eine Reihe von Handelsverträgen, insbesondere mit Balkanstaaten, deren Lieferungen man nicht bar bezahlte sondern versuchte mit anderen Warenlieferungen auszugleichen.
Das System krachte jedenfalls in allen Fugen und man kann überspitzt sagen, daß in wirtschaftlicher Hinsicht Deutschland fast gar keinen anderen Ausweg als den Krieg hatte, wenn man nicht die Rüstung zurückschrauben wollte, da keine Gelegenheit für "friedliche" Annektionen mehr bestand.
Also ich würde sagen, dass die MeFo-Wechsel schon so etwas wie eine Anleihe waren;
mfG,
Pyrrhus.
Sir H. Dowding
19.11.04, 19:49
MeFo :???: Mit dieser Abkürzung kann ich leider nix anfangen. Was bedeutet das denn?
Ruprecht I.
19.11.04, 21:43
Das (http://de.wikipedia.org/wiki/Mefo-Wechsel) hier
(verdammtes Zeichenminimum!)
Bei deutschsprachigen Autoren kommen einem spontan Dietmar Petzina, Hans-Erich Volkmann und Detlef Junker in den Sinn.
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