Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Bibliothek: Der 1. Weltkrieg (1914-1918)
Dr. w.c. Gerland
03.11.02, 16:42
Inhaltsangabe
Seite 1:
Erster Weltkrieg 1914 - og
Erster Weltkrieg 1915 - og
Erster Weltkrieg 1916 - og
Erster Weltkrieg 1917 - og
Erster Weltkrieg 1918 - og
Biographie: Kaiser Wilhelm II. - og
Biographie: Manfred von Richthofen - og
Biographie: Max Immelmann - og
Schlacht: Verdun - og
Orden: "Pour le Mérite" - og
Die Abdankung Wilhelms II. - og
Biographie: Ernst Jünger - og
Die Wandervogelbewegung - og
Chronologie der Ereignisse um den Beginn des I. WK - ao
Das Kriegsjahr 1914 - ao
Das Kriegsjahr 1915 - ao
Das Kriegsjahr 1916 - ao
Das Kriegsjahr 1917 - ao
Das Kriegsjahr 1918 - ao
Biographie: Alfred Graf von Schlieffen - og
Biographie: Erich von Falkenhayn - og
Seite 2:
Biographie: Franz Joseph I. - jo
Biographie: Ernst Udet - og
Innenpolitik: 1914-1918 - og
Biographie: Theobald von Bethmann Hollweg - og
Biographie: Paul von Hindenburg - og
Biographie: Erich Ludendorff - og
Biographie: Friedrich Ebert - og
Biographie: Rosa Luxemburg - og
Biographie: Leo Jogiches - og
Orden: Das Eiserne Kreuz - og
Biographie: Werner Voss - og
Biographie: Oswald Boelcke - og
Biographie: Karl Emil Schäfer - og
Biographie: William A. Bishop - og
Biographie: Franz Ferdinand - jo
Die k.u.k. österreich-ungarische Armee - jo
Schlacht: an der Piave - jo
Schlacht: Karfreit (Caporetto, Kobarid) - jo
Biographie: Auguste Viktoria - og
Seite 3:
Biographie: Maximilian Harden - og
Biographie: Nikolaus II. - jo
Biographie: Philipp Fürst zu Eulenburg und Hertefeld - og
Biographie: Max Reinhardt - og
Biographie: Stefan Zweig - og
Biographie: Rainer Maria Rilke - og
Biographie: Kurt Eisner - og
Biographie: Hermann Müller - og
Biographie: Karl Radek - og
Biographie: Georg Graf von Hertling - og
Biographie: Georg Michaelis - og
Biographie: Walther Freiherr von Lüttwitz - og
Biographie: Gustav Noske - og
Biographie: Otto Wels - og
Biographie: Wolfgang Kapp - og
Biographie: Hermann Ehrhardt - og
Biographie: Hans von Seeckt - og
Biographie: Friedrich Naumann - og
Biographie: Max Weber - og
Biographie: Walther Rathenau - og
Seite 4:
Biographie: Gustav Stresemann - og
Biographie: Bernhard Fürst von Bülow - og
Biographie: Erich Mendelsohn - og
Biographie: Franz Marc - og
Biographie: August Macke - og
Biographie: Lovis Corinth - og
Biographie: Paul Cassirer - og
Biographie: Max Slevogt - og
Biographie: Ernst Barlach - og
Biographie: Raymond Poincaré - og
Biographie: Charles Dawes - og
Biographie: Heinrich Claß - og
Biographie: Carl Legien - og
Biographie: Georgi Fürst Lwow - og
Biographie: Kaiser Karl I. - jo
Der Schlieffen-Plan mit Biographie von Graf Alfred von Schlieffen - ao
Waffen: Die französische "75er" - ca
Waffen: Gas - ca
Waffen: Der Stokes-Mörser - ca
Seite 5:
Waffen: Zeppeline - ca
Waffen: Die Gotha-Bomber - ca
Eine Bilanz - ca
Quelle: http://www.weltkrieg.husfeld-online.de/
Erster Weltkrieg 1914
Am 28. Juni 1914 wurden der österreichische Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin in Sarajewo ermordet. Aufgrund der internationalen Verstrickungen (Zweibundvertrag Deutschland-Österreich 1879, Dreibundvertrag Deutschland-Österreich-Italien 1882, Bündnisvertrag Deutschland-Rumänien 1883, Neutralitätsvertrag Italien-Frankreich 1902, Französisch-russisches Bündnis 1892 und Ententeverträge Großbritannien-Frankreich-Rußland 1904 und 1907) weitete sich der Krieg schnell auf viele Länder und Menschen aus. Zu Beginn gab es in den Köpfen der Menschen klare Vorstellungen wie dieser Krieg ablaufen würde, nämlich so wie die Auseinandersetzung zwischen Frankreich und Deutschland 1870/71. Man würde sich sammeln, ein paar Wochen Krieg führen und glücklich wieder heimfahren. Ein paar Soldaten würden ihr Leben fürs Vaterland geben und alle Übrigen wären Helden der Nation. "Weihnachten sind wir wieder zu Hause!" behauptete eine Pariser Zeitung. "Zwei Monate höchstens ... Kein Industriestaat kann es sich erlauben, seine Wirtschaft durch einen langen Krieg ruinieren zu lassen!" tönten deutsche Stimmen. Tatsächlich schienen die ersten Wochen des Kriegs dies zu bestätigen. Der deutsche Angriff wurde in Anlehnung an die letzte amtliche Denkschrift, dem sogenannten Testament des Grafen Schlieffen, von 1905 durchgeführt. Deutsche Truppen nahmen in kurzer Zeit Belgien ein und marschierten weiter durch Nordfrankreich fast bis Paris. Doch dort ging es auf einmal nicht weiter. Um nicht durch Bombensplitter getroffen und durch angreifende Truppen überrollt zu werden, gruben sich beide Seiten auf dem Schlachtfeld ein. Das Maschinengewehr und Handgranaten wurden die wichtigsten Waffen. Die Verteidiger waren gegenüber den Angreifern von Anfang bis Ende des Kriegs im Vorteil und dieser Umstand hat den Krieg entschieden. Deutschland verfügte weder über genügend Rohstoffquellen für die Kriegsmaterialproduktion im eigenen Land noch über die Möglichkeit, die benötigten Rohstoffe einzuführen, denn Großbritannien hatte die erheblich größere Kriegsflotte, die die Weltmeere beherrschte. Deutschlands U-Boot-Flotte war technisch noch nicht weit genug entwickelt und in genügender Anzahl verfügbar, um die britische Übermacht auf den Meeren in Bedrängnis zu bringen. Deshalb arbeitete die Zeit gegen die deutsche Seite. Die Schlachten an der Somme und an der Marne waren Menschenmassen- und Materialschlachten. Das Trommelfeuer der Artillerie ließ den Kriegsschauplatz erbeben. Luftballons und Flugzeuge wurden zu den Augen der Artillerie.
Im Osten gelang es der deutschen Führung, Generaloberst von Hindenburg und Generalmajor Ludendorff, die anfangs mit Einzelaktionen erfolgreichen Russen in der Schlacht bei Tannenberg vom 26. bis 30. August 1914 entscheidend zu schlagen.
Dr. w.c. Gerland
03.11.02, 16:43
Quelle: http://www.weltkrieg.husfeld-online.de/1915.html
Erster Weltkrieg 1915
Das zweite Kriegsjahr zeigte, daß es sich nicht um einen Krieg von wenigen Wochen handeln würde. Keine Seite konnte in diesem Jahr wesentliche Erfolge erringen. Alle waren damit beschäftigt, ihre Infrastruktur auf eine Kriegsproduktion umzustellen. Beispielsweise wurden große Mengen von LKW´s an der Front benötigt. Noch zu Kriegsbeginn war das Haupttransportmittel für Mensch und Material das Pferd. Doch für zunehmende Transportaufgaben wurden LKW´s gebraucht. Der Stahlhelm löste im deutschen Heer die Pickelhaube nach und nach ab. Denn erstens war der Pickel auf der Haube ein Ziel für Scharfschützen und zweitens bot die Lederhaube unter dem Pickel nur schlechten Schutz gegen die Splitter der pfeifenden Granaten. Der erste Gasangriff erfolgt bei Ypern durch Abblasen von Chlorgas aus Druckgasflaschen. Bald schon werden die Gase gefährlicher und dies Kampfmittel weniger anfällig gegen Windrichtung und Windgeschwindigkeit indem Gasbomben eingesetzt werden.
Nach schweren Verlusten und über einem Jahr Kampf nehmen österreichisch-ungarische Verbände am 9. Oktober 1915 die serbische Hauptstadt Belgrad ein.
Dr. w.c. Gerland
03.11.02, 16:45
Quelle: http://www.weltkrieg.husfeld-online.de/1916.html
Erster Weltkrieg 1916
Im dritten Jahr des 1. Weltkriegs offenbarte sich die Kriegsmüdigkeit der Armeen. Nach dem Plan des deutschen Feldherrn Falkenhayn sollte sich das französische Heer bei Verdun ausbluten. Die Knochenmühle von Verdun forderte wie geplant Menschenopfer ohne Ende, aber auf beiden Seiten. Jede Angriffsoperation war mit großen Verlusten verbunden. So stand das französische Heer kurze Zeit am Rand der Meuterei. In Deutschland zeigte sich der Überdruß in der Marine. Auch die Zivilbevölkerung wurde immer mehr in Mitleidenschaft gezogen. Die männlichen Arbeitskräfte wurden an der Front als Kanonenfutter eingesetzt. So nahmen Frauen die Arbeitsplätze der Männer ein - der Beginn der Emanzipation. Durch den Ausfall von Einfuhren hungerten die Menschen in Deutschland. Außerdem wurden grenznahe Industriestädte wie Karlsruhe, Paris und London von Flugzeugen und Luftschiffen aus bebombt.
Im Februar kapitulierte die deutsche Kolonie Kamerun einer Übermacht von Engländern und Franzosen. Nur Deutsch-Ostafrika gelang es als einzige der deutschen Überseegebiete mit Hilfe der Eingeborenen bis Kriegsende unbesiegt zu bleiben.
Erster Weltkrieg 1917
Im vierten Jahr wirkte sich Deutschlands Mangel an Material und Mensch immens aus. Deutschlands Heeresleitung mußte die Frontlinie im Westen auf die Siegfriedstellung zurücknehmen. Das bedeutete, mit viel Blut bezahltes Land kampflos wieder herzugeben. Es brachte aber auch eine Erholung für das ausgezehrte deutsche Heer. Ein weiteres Plus für die Deutschen war die Revolution in Rußland. Dadurch kam es Ende des Jahres zu einem Waffenstillstand an der Ostfront, dem bald ein Friedensvertrag folgte.
Erster Weltkrieg 1918
Im letzten Kriegsjahr unternahm Anfang des Jahres Deutschland seine letzte große Offensive in diesem Krieg. Die deutschen Soldaten kamen noch einmal fast bis an die Tore von Paris. Aber sie mußten das eroberte Land schon bald wieder an die Übermacht von Franzosen, Engländern und Amerikanern abgeben. Danach war die Moral des deutschen Heeres gebrochen. Bis Kriegsende befand es sich nur noch im Rückzugsgefecht. Im Kiel kam es zu Matrosenaufständen. In Berlin ging die Bevölkerung auf die Straße. Schließlich setzte der Friedensvertrag von Versailles einen Schlußpunkt unter das sinnlose Blutvergießen des 1. Weltkriegs. Die harten Friedensbedingungen der Sieger drückten Deutschland und Österreich so stark, daß hier bereits der Keim für den nächsten Weltkrieg gelegt wurde.
Dr. w.c. Gerland
03.11.02, 16:49
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien
Wilhelm II.
Deutscher Kaiser und König von Preußen
*1859 +1941
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/f87_485/200.jpg
1859
27. Januar: Friedrich Wilhelm wird als erstes Kind des Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen, später Kaiser Friedrich III., und seiner Frau Viktoria, Princess Royal of England, im Kronprinzenpalais in Berlin geboren.
Die Erziehung Wilhelms wird dem Kalvinisten Georg Hinzpeter übergeben.
1874-1877
Besuch des Gymnasiums in Kassel-Wilhelmshöhe.
1877
Aufnahme des Studiums der Rechts- und Staatswissenschaften in Bonn.
1881
Heirat mit Prinzessin Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg. Der Ehe entstammen sieben Kinder.
1888
9. März: Tod des Großvaters Kaiser Wilhelms I.
15. Juni: Durch den Tod des Vaters, Kaiser Friedrichs III., wird der Kronprinz als Wilhelm II. Deutscher Kaiser und König von Preußen.
1890
18. März: Aufgrund von innenpolitischen Differenzen und eigenen machtpolitischen Ambitionen verlangt Wilhelm II. den Rücktritt des Reichskanzlers Fürst Otto von Bismarck (1815-1898), den dieser am folgenden Tag einreicht.
1896
3. Januar: Wilhelm II. gratuliert dem Präsidenten der Burenrepublik Paulus Krüger (1825-1904) zum erfolgreichen Widerstand gegen englische Angriffe ("Krügerdepesche"). In England provoziert dieser Vorfall breite öffentliche Kritik am deutschen Kaiser.
1898
Beginn des Schlachtflottenbaus unter dem Staatssekretär im Reichsmarineamt Alfred von Tirpitz. Die Flottenaufrüstung, als Instrument deutscher Kolonialpolitik konzipiert, wird von Wilhelm II. gefördert. Sie belastet das Verhältnis zu Großbritannien.
1900
Zur Niederschlagung des Boxeraufstands in China hält Wilhelm II. die "Hunnenrede", in welcher er die deutschen Truppen zu massiven Vergeltungsmaßnahmen auffordert.
1905/06
Erste Marokkokrise. Wilhelm II. protestiert gegen die französische Interessenpolitik in Marokko. Auf der internationalen Schiedskonferenz von Algeciras (1906) findet die deutsche Politik keine Verbündeten.
1907
Eine Artikelserie Maximilian Hardens diskreditiert das persönliche Umfeld des Kaisers, vor allem seinen Berater Philipp Fürst zu Eulenburg, als moralisch verwerflich ("Eulenburg-Affäre").
1908
"Daily-Telegraph-Affäre": Ein in der englischen Zeitung "Daily Telegraph" veröffentlichtes Interview mit Wilhelm II. über die Ziele deutscher Außenpolitik erregt im In- und Ausland Kritik. Die deutsche Öffentlichkeit fordert eine präzise verfassungsrechtliche Einschränkung der monarchischen Kompetenzen.
1911
Zweite Marokkokrise: Als Reaktion auf die französische Besetzung der Städte Rabat und Fez schickt Wilhelm II. ein Kanonenboot nach Marokko, um Deutschlands weltpolitische Geltung gegenüber konkurrierenden Kolonialmächten notfalls militärisch zu demonstrieren.
1914
6./7. Juli: Wilhelm II. versichert Österreich-Ungarn nach der Ermordung des habsburgischen Thronfolgers Franz Ferdinand durch serbische Nationalisten uneingeschränkte Bündnisstreue für den Fall kriegerischer Auseinandersetzung.
4. August: Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs ruft Wilhelm II. im Reichstag zu nationaler Solidarität und Geschlossenheit auf.
1916
Infolge der Berufung Paul von Hindenburgs und Erich Ludendorffs in die 3. Oberste Heeresleitung (OHL) verliert der Kaiser zunehmend Einfluß auf die militärische Kriegführung.
1918
9. November: Reichskanzler Prinz Max von Baden verkündet eigenmächtig die Abdankung des Kaisers.
10. November: Wilhelm II. flieht aus dem Hauptquartier in Spa in die Niederlande.
Die niederländische Regierung gestattet ihm den Aufenthalt unter der Bedingung, daß er auf politische Betätigung verzichtet. Er bleibt allerdings mit zahlreichen politischen und militärischen Persönlichkeiten in Kontakt.
28. November: Unterzeichnung der Abdankungsurkunde.
1919
Kauf von Haus Doorn in der Provinz Utrecht.
1920
Die Niederlande lehnen Auslieferungsforderungen der Entente ab.
1921
11. April: Tod seiner Frau Auguste Viktoria. Ihr Leichnam wird nach Potsdam überführt.
5. November: Heirat mit Hermine von Reuß ältere Linie, verwitwete Prinzessin Schönaich-Carolath in Haus Doorn.
1931/32
Wilhelm II. empfängt Hermann Göring in Haus Doorn. Er erhofft sich von einer nationalsozialistischen Regierung die Wiedereinführung der Monarchie in Deutschland.
1940
Wilhelm II. gratuliert Adolf Hitler telegraphisch zur Einnahme von Paris.
1941
4. Juni: Tod Wilhelms II. in Doorn. Auf Geheiß Hitlers wird er bei seinem Wohnsitz im Mausoleum Doorn mit militärischen Ehren beigesetzt
Dr. w.c. Gerland
03.11.02, 16:51
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien
Manfred von Richthofen
Militär
*1892 +1918
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/ba940035/200.jpg
1892
2. Mai: Manfred von Richthofen wird in Breslau (heute: Wroclaw; Polen) als Sohn eines preußischen Majors geboren.
1903-1911
Als Kadett erhält er seine Militärausbildung in Wahlstatt (heute: Legnickie Pole, Polen) und Lichterfelde (1920 zu Berlin).
1912
Als Leutnant tritt er in das Ulanenregiment in Militsch (heute: Milicz, Polen) ein.
1914
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs dient Richthofen zunächst als Kavallerist in Rußland, wird aber kurz darauf nach Frankreich versetzt.
1915
Mai-Juli: Richthofen meldet sich freiwillig zur Fliegertruppe für den Luftkrieg, wo er zunächst als Beobachter tätig ist. Seine ersten Aufklärungsflüge unternimmt er an der Ostfront.
August: Er kommt an die Westfront zurück und fliegt bei Ostende (Belgien) seinen ersten Kampfeinsatz in einem Bombergeschwader auf einem Großflugzeug mit.
1915/16
Richthofen lernt den berühmten Jagdflieger Oswald Boelcke (1891-1916) kennen. Unter dessen Einfluß absolviert er erfolgreich eine Pilotenausbildung.
1916
September: Er wird Boelckes Jagdfliegerstaffel zugewiesen.
1916/17
Nach dem Tod Boelckes wird Richthofen der erfolgreichste Kampfflieger in der Staffel und zählt zur Jahreswende bereits die meisten Abschüsse aller deutschen Piloten.
1917
Er erhält den Orden Pour le Mérite und bekommt die neu gegründete Jagdstaffel Nr. 11 zugewiesen. Er wird Leiter und Lehrer seiner Staffel, die an der Westfront schnell berühmt und gefürchtet wird. Aufgrund der Lackierung seines Jagdflugzeugs, eines Dreideckers "Fokker Dr 1" wird Richthofen selbst als der "Rote Teufel" oder " Roter Baron" bekannt.
April: Nach seinem 50. Feindabschuß wird er zum Oberleutnant und kurz darauf zum Rittmeister befördert und persönlich von Kaiser Wilhelm II. empfangen. Er wird von der deutschen Kriegspropaganda verherrlicht und erreicht einen ungewöhnlich hohen Popularitätsgrad in der deutschen Bevölkerung.
1918
März: Richthofen erzielt seinen 80. Abschuß.
21. April: Sein Geschwader, das mittlerweile seinen Namen trägt, wird in der Nähe von Vaux-sur-Somme in ein Luftgefecht mit alliierten Flugzeugen verwickelt. Bei der Verfolgung eines kanadischen Jagdfliegers wird Manfred von Richthofen in seinem Flugzeug durch einen Brustdurchschuß tödlich verwundet. Ob der tödliche Schuß von einem zweiten kanadischen Kampfpiloten oder einer australischer Flugabwehrstellung am Boden kam, ist bis heute umstritten.
22. April: Die Alliierten bestatten Richthofen mit vollen militärischen Ehren in Bertangles (Frankreich).
1925
20. November: Der aus Frankreich überführte Leichnam wird nach einem Staatstrauerakt in Anwesenheit von Reichspräsident Paul von Hindenburg auf dem Berliner Invalidenfriedhof beigesetzt.
Dr. w.c. Gerland
03.11.02, 16:54
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien
Max Immelmann
Militär
*1890 +1916
1890
21. September: Max Immelmann wird in Dresden als Sohn des Kartonagefabrikanten Franz Immelmann und dessen Frau Gertrude (geb. Sidonie) geboren.
1898-1911
Immelmann besucht das Kadettenkorps in Dresden, das er mit der Reifeprüfung abschließt.
1911
Er tritt beim Eisenbahnregiment Berlin ein und absolviert die Ausbildung zum Offizier in der Waffengattung Fliegerei.
1913
Immelmann legt die Offiziersprüfung ab.
1913/14
Studium des Maschinenbaus an der Technischen Hochschule Dresden.
1914
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs meldet sich Immelmann zur Fliegertruppe für den Luftkrieg. Obwohl in Nordfrankreich als Aufklärungsflieger aktiv, gelingt ihm nach drei Flügen mit einem Kampfeindecker der erste Abschuß.
Dezember: Immelmann wird zum Leutnant der Reserve befördert.
1915
Immelmann wird Kampfflieger.
Zusammen mit Oswald Boelcke (1891-1916) entwickelt er eine neue Form des Luftkampfs, die durch Jagdstaffeln und kleine Flugzeugverbände anstelle der bis dahin üblichen Einzelflieger gekennzeichnet ist. Diese effektivere Flugkampfstrategie prägt bald die Taktik der deutschen Kampffliegerei.
Herbst: Wegen seiner außergewöhnlichen Erfolge wird Immelmann als "Der Adler von Lille" bezeichnet.
1916
Januar: Immelmann erhält nach seinem achten Luftsieg gemeinsam mit Boelcke den Orden Pour le Mérite.
April: Er wird zum Oberleutnant befördert und in das aktive Offizierskorps übernommen.
Mai: Bei einem Luftkampf zeigt Immelmann eine neue, von ihm entwickelte Flugfigur, die aus einem halben Looping und einer halben Rolle besteht. Dieser sogenannte Immelmann-Turn ermöglicht eine schnellere Flugrichtungsumkehr im Luftkampf.
22. Mai: Er wird Führer einer Kampfeinsitzer-Abteilung.
18. Juni: Max Immelmann wird versehentlich von der eigenen Artillerie bei einem Luftgefecht über Sallaumines bei Douai (Nordfrankreich) beschossen und kommt ums Leben.
Winter: Auf der Grundlage seiner Feldpostbriefe an seine Mutter wird Immelmanns autobiographisches Werk "Meine Kampfflüge" herausgegeben.
Dr. w.c. Gerland
03.11.02, 17:05
Quelle: http://www.verdun14-18.de
Schlacht um Verdun
Vor der Schlacht
Der Stand der internationalen Lage im Winter 1915/1916 begünstigte einen entscheidenden Stoß, zwecks besserer Erfolgsaussichten an der Westfront. Die Russen waren zerschlagen, Serbien und Italien spielten als Gegner keine Rolle, England war schlecht organisiert und nicht kampfbereit, Frankreich geschwächt durch bereits erlittene Verluste. Ende 1915 beschloss die Oberste Heeresleitung durch die Wegnahme der Festung Verdun, den dortigen Frontbogen zu begradigen und die deutsche Position im Westen weiter auszubauen. Dieses Vorhaben, getauft als „ Unternehmen Gericht“ lag im Bereich der 5. Armee unter dem Kommando des Kronprinzen Friedrich.
Falkenhayns Taktik sah vor, die französischen Kräfte in einer Abnutzungsschlacht bei Verdun ausbluten zu lassen und so das französische Heer bis aufs äußerste zu schwächen. Der Kronprinz und sein Generalstabschef General Schmidt von Knobelsdorf sahen diesem Vorhaben allerdings mit Skepsis entgegen, da ihre Vorstellungen von der Geschwindigkeit des Angriffes, der Raumaufteilung und dem Einsatz der Kräfte weitaus anders aussahen. Auf anderer Seite unter Oberbefehlshaber Joffre, wollte man von einer Gefahr deutscher Angriffe an der Westfront nichts hören, man spielte selbst mit dem Gedanken, an der Nahtstelle der französischen und britischen Armeen, an der Somme, schnellstmöglichst eine Entscheidung herbeizuführen.
Die Vorbereitungen und Bereitstellungen auf deutscher Seite liefen derweil an und waren bald voll im Gange.
Seit den Kämpfen im Jahre 1914 betrachtete man Verdun als ruhigen Abschnitt, die Franzosen nutzten den Ort als Etappenstadt. Da die französische Heeresleitung im Glauben war, daß es in diesem Abschnitt nichts zu befürchten gab, waren die Stellungssysteme mit Gräben und Unterständen, sowie die Artilleriestellungen in einem verwahrlostem Zustand. Ein großer Teil der Festungsartillerie, der Munition und des Personals war abgezogen worden, um in der Champagne eingesetzt zu werden.
Trotz aller Gegenmaßnahmen blieben die deutschen Angriffsvorbereitungen den Franzosen nicht verborgen und sie begannen wieder damit ihren Gefechtswert zu erhöhen, indem sie die Feldstellungen und Festungsanlagen weiter ausbauten und weiteres Personal, Waffen und Gerät heranschafften.
Der Angriffsbeginn auf die Festung an der Maas wurde durch die deutsche Heeresleitung auf den 12. Februar 1916 festgelegt, doch starke Regen- und Schneefälle verhinderten eigene Fliegertätigkeit und ordentliche Artilleriebeobachtung, so daß der Angriff um 24 Stunden verschoben werden musste. Auch das Nachführen der Artillerie und des Nachschubs wäre auf dem durchgeweichten Boden eine schwer zu lösende Aufgabe gewesen.
Auch in den folgenden Tagen besserte sich das Wetter nicht, der Angriff wurde weiter hinausgezögert, bis es sich am 20. Februar richtig aufklarte und nun die richtigen Wettervoraussetzungen vorlagen. Doch man wollte Gewissheit haben und ließ diesen Tag noch mit „Innerem Dienst“ verstreichen.
Am nächste Morgen, in den frühen Morgenstunden um 8 Uhr 12 begann der Angriff mit dem Trommelfeuer von über 1200 Geschützen und Minenwerfern aller Kaliber auf die französischen Stellungen und das Hintergelände, welches 9 Stunden anhalten sollte, um den um 5 Uhr nachmittags angreifenden drei Infanterie-Korps den Sturmweg zu erleichtern.
Dies war der Beginn vom Drama , welches noch Monate anhalten und vor allem als Knochenmühle oder Blutpumpe an der Maas in die Geschichte eingehen sollte. Schier unmöglich , sich Not, Qual und Elend vorzustellen, das die Soldaten der zwei tapfersten Nationen, dort auf diesem kleinen Fleckchen französischer Erde erleiden mussten.
Der Angriff
Der Infanterieangriff setzt gegen 5 Uhr nachmittags ein, vom Haumont-Wald bis nach Ornes.
Die 3 Armeekorps III. VII. XVIII. AK beginnen mit dem Vormarsch, werden jedoch vom französischem XXX. Armeekorps aufgehalten, welches 3 Tage lang das Eintreffen von Verstärkungen deckt. Ein heldenhafter Kampf folgt der bis dahin in diesem Ausmaße nie dagewesenen Artillerievorbereitung. Die Jäger des Obersten Driant verteidigen im Caureswald jeden Fußbreit Bodens. Am Abend sind die Fortschritte der Deutschen, im Gegensatz zu ihren Verlusten, unbedeutend, es gelang ihnen lediglich den Haumont-Wald zu nehmen.
Am 22. Februar setzt das Artilleriefeuer bei Schneefall erneut ein und steigert sich zunehmend; im Caures-Wald leisten die von zwei Seiten eingeschlossenen Jäger des Oberst Driant erbitterten Widerstand. Der Oberst fällt, nachdem er seine Truppen auf das Dorf Beaumont hat zurückgehen lassen.
Am 23. nimmt der Kampf zu. Der Ort Brabant fällt nach erbitterter Gegenwehr des Infanterieregiments 351 in die Hand der Deutschen. Weiter östlich tobt die Schlacht besonders wütend, die Franzosen unternehmen erfolglose Gegenangriffe im Caures-Wald und werden selbst im Herbebois-Wald angegriffen. Die 51. Infanteriedivision weicht aus, die Deutschen müssen ihre Fortschritte in Richtung Fosses-Wald teuer bezahlen. Am Abend geht die Linie von Samogneux über Beaumont nach Ornes. Während der Nacht wird Samogneux von den Deutsche genommen.
Am 24. verstärken die Deutschen ihre Angriffstruppen. Das deutsche Oberkommando verlangt von ihnen äusserste Kraftanstrengung und es gelingt ihnen so, wenn auch durch die französische Artillerie des linken Maasufers gehindert, die Höhe 344 östlich Samogneux, den Fosseswald, den Chaumewald und das Dorf Ornes zu nehmen.
Am 25. leistet die 37. Infanteriedivision , die mit der Verteidigung des Talourückens und des Dorfes Lovemont beauftragt ist, lange den hartnäckigen Angriffen Widerstand, aber rechts von ihr gelingt es den Deutschen den Vauchewald zu besetzen. Sie dringen gegen das Dorf Douaumont vor und nehmen das Fort im überraschenden Handstreich. Ihre Angriffe gegen das Dorf scheitern an der Gegenwehr der 31. Brigade. Die Fortschritte der Deutschen auf dieser Seite bleiben nicht ohne Einfluss auf die 37. Infanteriedivision, die sich gezwungen sieht, den Talourücken aufzugeben.
Gleichzeitig wird in der Woevre - Ebene , die in gefährlicher Weise vorspringende, nur von schwachen Kräften gehaltene Front an den Fuß der Maashöhem zurückverlegt. Die Zurücknahme wird durch ein Verzögerungsgefecht verschleiert, so das die neu ausgewählten Stellungen ausgebaut werden können.
In der Nacht übernimmt General Petain das Kommando über die Armee von Verdun. Er ordnet an, mindestens die Forts durch eine ununterbroche Linie von Laufgräben zu verbinden. Sie wird mitten in der Schlacht angelegt. Petain bestimmt eine ganze Division zum Ausbau der vor der 2. und 3. Linie liegenden Hänge; er setzt 13 Bataillone an, um die von Bar-le-Duc über Souilly nach Verdun führende Strasse in Stand zu halten. Die Heilige Strasse (Voie Sacrée) wird zur Hauptverkehrsader für den Nachschub von Mannschaften und Munition.
Die 39. Infanteriedivision, die an die Stelle der 37. getreten ist, weist im Laufe des 26. siegreich alle Angriffe auf den Pfefferrücken ab; eine Brigade hält das Dorf Douaumont bis zu der am Abend stattfindenden Ablösung durch die 2. Infanteriedivision.
An den folgenden Tagen setzt sich der Kampf an den Rändern und in den Strassen von Douaumont fort, bis es endlich am 04. März eingenommen werden kann. Der deutsche Vorstoss kann jedoch in gleicher Stärke nicht länger durchgeführt werden, er kommt nicht mehr von der Stelle. In Douaumont kommt der deutsche Angriff zum stehen, dazu kommt vom linken Maasufer Flankenfeuer. Von da an erfolgen die Operationen auf beiden Maasufern entweder gleichzeitig oder nacheinander.
Die Schlacht auf den Flügeln
Die deutsche Offensive hat auf dem rechten Maasufer nicht das erwartete Ergebnis erreicht. Die Deutschen gehen dazu über, ihre Operationen auf beide Ufern zu vereinigen.
Am 6. März greifen zwei Divisionen, 12. und 22. Reserveinfanterie Division, von Béthincourt bis Forges an, wo die französische Front von der 67. Infanteriedivision gehalten wird. Es geling ihnen Forges zu nehmen, dann aber kommen sie an den Stellungen des Gansrückens zum Stehen.
Am 07. März nehmen die Deutschen den Gansrücken und den Rabenwald. Es kommt zu einem Gefecht vor dem Dorf Cumières, das in der Hand der Franzosen bleibt. Weiter westlich scheitern die deutschen Angriffe vor der Höhe Toter Mann.
Am 08. März setzten die Deutschen, während die französischen Truppen auf dem linken Ufer den Rabenwald zurückerobern, auf dem rechten Ufer Teile von 5 verschiedenen Armeekorps ein und gehen zu einem allgemeinen Angriff über, der unter großen Verlusten scheitert; es gelingt jedoch die Einnahme des Dorfes Vaux.
Am 09. März fassen die Deutschen auf den Hängen des Toten Mannes Fuss, während sie zu gleicher Zeit am anderen Ende der Verdunfront versuchen Fort Vaux zu stürmen.
Am 10. März gelingt es den Deutschen den Rabenwald zu nehmen. Die französische Linie wird auf Béthincourt, Toter Mann, Südrand Rabenwald und des Cumières Waldes zurückgenommen. Der Kampf im Dorf und vor dem Fort Vaux dauert an. Die Franzosen können das Fort noch halten. Die deutschen Truppen stellen ihre groß angelegten Angriffe ein.
Vom 11. März bis 9. April folgen den Angriffen auf breiter Front eine Reihe zeitlich und räumlich begrenzter Unternehmen. Am 14. März besetzt die 12. Reserve Infanteriedivision die Höhe 265, die westliche Höhe des Toten Mannes, es gelingt jedoch nicht den östliche Teil zu nehmen.
Am 20. März fallen die Wälder von Avocourt und Malancourt in die Hände bayrischer Einheiten. Nach hartnäckigem Kampf nehmen am 31. März schlesische Truppen das Dorf Malancourt; am 8. April wird Béthincourt genommen. Auf dem rechten Ufer erreichen die Deutschen, nach starken Anstrengungen um Fort Vaux herum, den Cailette Wald und die Eisenbahnlinie Vaux-Fleury, werden aber von der 5. Infanteriedivision zurückgedrängt.
Am 09. April mittags greifen die Deutschen auf beiden Ufern an; auf dem linken Ufer gehen 5 Divisionen zu Sturm vor, der jedoch überall scheitert mit Ausnahme des Toten Mannes, wo sich die Deutschen auf den Nordosthängen festsetzen. Auf dem rechten Ufer geht der Sturm gegen den Pfefferrücken, der jedoch in der Hand der Franzosen bleibt.
Die Zermürbungsschlacht
Im Mai verstärken die Deutschen ihre Operationen auf dem linken Maasufer, wo ihnen die Höhe Toter Mann im Wege steht. Ihre Front nach Westen ausdehnend, greifen sie die Höhe 304, einen festen Stützpunkt und wertvollen Beobachtungsposten, an. Am 23. Mai von den Deutschen besetzt, wird diese Höhe am folgenden Tage von den Franzosen wieder genommen. Ein Monat blutiger Kämpfe bringt den Deutschen nur den Gewinn des Gipfels des Toten Mannes und der Nordhänge der Höhe 304 ein.
Um das linke Maasufer zu entlasten, greift am 22. Mai die 5. französische Infanteriedivision (ID) auf dem rechten Maasufer in Richtung Douaumont an. Nur der Angriff im Zentrum gelingt, aber die Deutschen leisten im innern des Forts Widerstand; ihre zahlreichen Reserven , darunter das I. bayrische Armeekorps (AK), werfen die Angreifer am 24. Mai wieder aus dem Fort.
Der Kampf setzt sich ohne Stillstand fort. Die Deutschen, die die Vorbereitungen zur französisch – englischen Offensive an der Somme beunruhigen, wollen die Operationen in Verdun zu Ende bringen.
Die Deutschen, die im April das Dorf Vaux gestürmt haben, wenden sich nun unter Einsatz aller Kräfte gegen das Fort. Am 02. Juni erreichen sie die oberen Anlagen, die Besatzung ergibt sich 5 Tage später. Gleichzeitig gehen sie von Douaumont gegen das Werk Kalte Erde vor.
Am 09. Juni wird die Thiaumont – Ferme genommen, das Werk Thiaumont hält den Angriffen stand.
Auf dem linken Maasufer nehmen die Deutschen ihre Angriffe wieder auf. Am 31. Mai erreichen sie, den Toten Mann umgehend, den Bahnhof Chattancourt, ein Gegenangriff wirft sie bis Cumières zurück. Den Deutschen gelingt es die Höhe 304 zu besetzen, allerdings bleiben die Südhänge in den Händen der Franzosen. Die Deutschen sind noch weit vom Festungswerk Bourrus – Wald entfernt, der letzte Riegel vor Verdun.
Auf dem rechten Maasufer dagegen, wo sie im Besitz von Douaumont und Vaux sind, versuchen sie zum Fort Souville vorzustossen und Einblick in die Mulde von Verdun zu bekommen.
Am 23. Juni brechen 70.000 Mann auf der Front Thiaumont – Fleury – Vaux los. Das Werk Thiaumont wird genommen, die Angriffswellen stossen bis zum Werk Kalte Erde vor, aber ein Gegenangriff säubert die Hochebene bis Thiaumont. Im Zentrum des Angriffs stossen die Truppen an Fleury vorbei, scheitern aber vor dem Fort Souville.
Am 11. Juli verkürzen die Deutschen ihre Angriffsfront auf die Linie Fleury – Damloup. Sie setzen 40.000 Mann zum Sturm ein. Westlich von Fleury vorbei stoßend, gelangen sie bis zum Fort Souville und werden dort zurückgeworfen. Trotz aller Teilerfolge haben die Deutschen ihr Ziel nicht erreicht. Nun nimmt die französisch englische Somme - Offensive ihre Verstärkungen in Anspruch.
Der Kampf geht jedoch hartnäckig bis Mitte August weiter; es handelt sich in der Hauptsache um das Werk Thiaumont, das mehrmals den Besitzer wechselt, um das Dorf Fleury, das nach mehrfachen Versuchen am 18. August von den Franzosen wiedererobert wird und um die Wälder südlich Vaux , durch welche Souville umzingelt zu werden droht.
Dr. w.c. Gerland
03.11.02, 17:20
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/kaiserreich/innenpolitik/merite/index.html
Der Orden "Pour le Mérite"
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/o56-6/200.jpg
Der "Pour le Mérite" geht auf den preußischen König Friedrich II. (1712-1786, "Friedrich der Große") zurück, der den aus kurfürstlicher Zeit stammenden und überaus häufig verteilten Hoforden "De la Générosité" 1740 in einen reinen Verdienstorden umwandelte. Mit der Verleihung des "Pour le Mérite" für militärische oder zivile Verdienste ging eine hohe gesellschaftliche Anerkennung einher. Einer der bekanntesten zivilen Träger des "Pour le Mérite" war der französische Philosoph Voltaire (eigtl. François Marie Arouet, 1694-1778). Seit dem Siebenjährigen Krieg (1756-1763) diente der Orden ausschließlich der Ehrung von Offizieren.
Nach der Niederlage Preußens gegen die von Napoleon Bonaparte (1769-1821) geführten Truppen wurde der Charakter des "Pour le Mérite" als militärische Auszeichnung 1810 in den Ordensstatuten verankert. Die mit dem Verdienstorden geehrten Offiziere bildeten eine Ritterschaft und erhielten einen lebenslangen monatlichen Ehrensold. Da der Orden nur einmal verliehen werden konnte, führte Friedrich Wilhelm III. (1770-1840) für zusätzliche Verdienste der Ordensträger das gesondert anzubringende Eichenlaub als weitere Auszeichnungsstufe ein. Das stilisierte "L" der mittleren Blattader des Eichenlaubs erinnerte an seine Gattin, die jung verstorbene Königin Luise (1776-1810); die sieben Blattenden symbolisierten ihre noch lebenden Kinder. Gab es 1816 rund 1.000 Träger des "Pour le Mérite", so erhöhte sich deren Zahl im Laufe des 19. Jahrhunderts erheblich.
Nach dem Sieg über Österreich erweiterte König Wilhelm I. (1797-1888) den "Pour le Mérite" durch eine Kabinettsorder vom 20. September 1866 um eine Großkreuzstufe mit dazugehörigem Bruststern. Die am Großkreuz und am Bruststern angebrachten Medaillons zeigen jeweils das Brustbildnis Friedrichs des Großen. Diese aus Großkreuz und Bruststern bestehende Auszeichnung erhielten zunächst nur Kronprinz Friedrich Wilhelm (1831-1888, der spätere König und Kaiser Friedrich III.) sowie dessen Cousin Prinz Friedrich Karl (1828-1885). Als einziger Ausländer wurde der russische Zar Alexander II. (1818-1881) mit der Großkreuzstufe in Anerkennung seiner Leistungen zur Beendigung des russisch-türkischen Kriegs ("Krimkrieg": 1853-1856) geehrt. Danach wurde diese Stufe nur noch ein einziges Mal verliehen: Generalfeldmarschall Graf Helmuth von Moltke (1800-1891) erhielt diese höchste Auszeichnung 1879 zu seinem 60jährigen Dienstjubiläum.
Demgegenüber wurde der "Pour le Mérite" im gesamten 19. Jahrhundert weit häufiger verliehen. Von den 704 Verleihungen unter Kaiser Wilhelm II. fielen 687 in die Zeit des Ersten Weltkriegs. Mit 132 Auszeichnungen wurden Flieger - unter ihnen Manfred von Richthofen und Max Immelmann - besonders häufig geehrt. Ernst Jünger erhielt den letzten verliehenen "Pour le Mérite" kurz vor dem Waffenstillstand vom 11. November 1918. Mit der Revolution von 1918/19 und dem Ende der preußischen Monarchie entfiel die Militärauszeichnung, die insgesamt 5.430mal verliehen wurde.
Die Friedensklasse des "Pour le Mérite"
Angeregt durch Alexander von Humboldt (1769-1859), stiftete Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) 1842 eine Friedensklasse des Ordens für die drei Abteilungen Geisteswissenschaften, Naturwissenschaften und Medizin, Schöne Künste. Der Philosoph Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (1775-1854) und der Rechtshistoriker Friedrich Carl von Savigny (1779-1861) zählten zu den ersten, die für ihre wissenschaftlichen Leistungen mit dieser staatlichen Auszeichnung bedacht wurden.
Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs erfolgten zahlreiche Verleihungen der Friedensklasse. Nach Abdankung der Hohenzollern im Zuge der Revolution 1918/19 wurde der "Pour le Mérite" nicht mehr als staatliche Auszeichnung verliehen, aber die im Kaiserreich verliehenen Orden durften auch während der Weimarer Republik öffentlich getragen werden. Da die am 31. Juli 1919 verabschiedete Verfassung jegliche Stiftung und Verleihung staatlicher Orden ausdrücklich ausschloß, organisierten noch lebende Ordensträger sich als eine freie, selbstergänzende Gemeinschaft von Künstlern und Gelehrten, die den Orden als zivile Auszeichnung verlieh. Das preußische Staatsministerium billigte 1924 das Bestehen dieser Gemeinschaft, ohne damit jedoch dem Orden den Rang einer staatlichen Auszeichnung einzuräumen. Gerhart Hauptmann und Käthe Kollwitz zählten zu den namhaftesten Persönlichkeiten, deren künstlerisches Schaffen mit der Verleihung des zivilen "Pour le Mérite" geehrt wurde.
Im Unterschied zur Weimarer Republik wurden während des NS-Regimes wieder staatliche Auszeichnungen gestiftet. Lagen Ordensstiftungen zunächst in der Verantwortlichkeit des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg, so durfte nach dessen Ableben 1934 nur noch der Reichskanzler und "Führer" Adolf Hitler Ordensstiftungen vornehmen. Schon im März 1934 hatte Hermann Göring als preußischer Ministerpräsident die Überprüfung aller Inhaber der Friedensklasse des "Pour le Mérite" im Hinblick "auf ihre politische und künstlerische Eignung" angekündigt: Juden, Kommunisten und Gegner des Nationalsozialismus, die Mitglieder des Ordens waren, wurden von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) überprüft. Für Käthe Kollwitz endete die Überprüfung mit der Aberkennung ihrer Mitgliedschaft.
Nach der deutschen Niederlage im Zweiten Weltkrieg kam die Vergabe erneut zum Erliegen, doch wie schon zu Beginn der Weimarer Republik erfolgte eine Wiederbelebung des Ordens als zivile Gemeinschaft mit staatlicher Anerkennung. In seiner Eigenschaft als Bundespräsident genehmigte Theodor Heuss 1952 die Ordenssatzung und übernahm das Protektorat über den Orden. Der "Pour le Mérite" hat in der Bundesrepublik Deutschland zwar ein hohes Prestige, aber keinen staatlichen Charakter wie etwa der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ("Bundesverdienstkreuz"). Die Zahl der Ordensmitglieder des "Pour le Mérite" wurde in der Satzung auf mindestens 30 deutsche und höchstens 30 ausländische Künstler und Wissenschaftler festgelegt. Zu den Ordensträgern zählten in den fünfziger Jahren Persönlichkeiten wie Thomas Mann und Karl Schmidt-Rottluff.
Dr. w.c. Gerland
03.11.02, 17:24
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/weimar/revolution/abdankung/index.html
Die Abdankung Wilhelms II.
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/d2b04161/200.jpg
Im deutsch-amerikanischen Notenwechsel zur Beendigung des Ersten Weltkriegs machte die amerikanische Regierung klar, daß Deutschland nur bei einem Thronverzicht des "monarchistischen Autokraten" Wilhelms II. erträgliche Waffenstillstandsbedingungen erwarten könne. Wilhelm II. neigte zunächst dazu, als Kaiser abzudanken, aber preußischer König zu bleiben. Als sich jedoch die revolutionäre Situation im ganzen Reich immer stärker zuspitzte, erklärte Reichskanzler Prinz Max von Baden am 9. November ohne vorherige Rücksprache mit Wilhelm II. dessen Thronverzicht und ernannte - ohne über die dafür notwendigen verfassungsmäßigen Kompetenzen zu verfügen - Friedrich Ebert als Führer der stärksten Reichstagspartei zum neuen Reichskanzler. Obwohl auch Ebert die Monarchie mit Hilfe einer Regentschaft zunächst erhalten wollte, brach das monarchische System in allen deutschen Staaten nach dem enttäuschenden Kriegsausgang zusammen.
Am 11. November, dem Tag der Unterzeichnung des Waffenstillstands, ging Wilhelm II. ins Exil in die Niederlande. Erst am 28. November fertigte er eine offizielle Abdankungsurkunde aus. Er verzichtete darin auf die Kaiserwürde und legte auch die preußische Krone nieder. Gleichzeitig entband er die Angehörigen des Heers und die Beamten von dem ihm geleisteten Treueid und forderte sie auf, die neuen Inhaber der politischen Macht bei der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und der Sicherstellung der Versorgung mit Lebensmitteln zu unterstützen. Am 1. Dezember erklärte auch Kronprinz Wilhelm den doppelten Thronverzicht.
Dr. w.c. Gerland
03.11.02, 17:28
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/JuengerErnst/index.html
Ernst Jünger
Schriftsteller
*1895 +1998
1895
29. März: Ernst Jünger wird in Heidelberg als ältestes von sieben Kindern geboren.
1911
Gemeinsam mit seinem Bruder Friedrich Georg Jünger (1898-1977) wird er Mitglied der Wandervogelbewegung .
1913
Als Gymnasiast geht er zur französischen Fremdenlegion, wird aber auf Intervention seines Vaters nach sechs Wochen entlassen. Seine Erlebnisse schreibt er später in "Afrikanische Spiele" nieder.
1914
Notabitur aufgrund des Beginns des Ersten Weltkriegs.
1914-1918
Während des Kriegs dient Jünger als Kriegsfreiwilliger und wird mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse, sowie mit dem Orden Pour le Mérite ausgezeichnet.
1918
Nach der Niederlage Deutschlands bleibt Jünger in der Armee.
1920
Die Tagebuchskizze "In Stahlgewittern", in der er seine Kriegserlebnisse ästhetisiert, erscheint mit großem Erfolg im Selbstverlag.
ab 1923
Nach seinem Ausscheiden aus der Reichswehr studiert Jünger Zoologie und Philosophie in Leipzig und Neapel, schließt das Studium aber nicht ab.
1923
Sein Artikel "Revolution und Idee" erscheint im " Völkischen Beobachter ".
1925
Heirat mit Gretha von Jeinsen. Aus der Ehe gehen zwei Söhne hervor.
ab 1926
Tätigkeit als freier Schriftsteller in Berlin.
1927
Als konservativer Revolutionärer beteiligt er sich an verschiedenen national-revolutionären Zirkeln. Obwohl Jünger mit der Weimarer Politik zunehmend unzufrieden ist und sich in Richtung eines nationalen Sozialismus orientiert, lehnt er ein zukünftiges Reichstagsmandat der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) ab.
Kontakte zu Otto Strasser, Joseph Goebbels und Carl Schmitt.
1929
Die Essay-Sammlung "Das abenteuerliche Herz" erscheint.
1931
Goebbels versucht vergeblich, Jünger für die nationalsozialistische Politik einzuspannen.
1932
Die Abhandlung "Der Arbeiter. Herrschaft und Gestalt" erscheint.
1933
Ablehnung eines Reichstagsmandats der NSDAP.
Ausschluß aus der "Dichterakademie".
Hausdurchsuchung durch die Geheime Staatspolizei (Gestapo), woraufhin Jünger sich nach Goslar zurückzieht.
1936
Übersiedlung nach Überlingen (Bodensee).
1939
Übersiedlung nach Kirchhorst bei Hannover.
Der symbolisch verschlüsselte Roman "Auf den Marmorklippen" wird als literarischer Angriff auf das nationalsozialistische Regime gedeutet.
1940
Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs ist Jünger als Offizier in Paris, ab 1941 im Stab des deutschen Militärbefehlshabers in Frankreich.
1942/43
Der Militärbefehlshaber in Frankreich Carl-Heinrich von Stülpnagel schickt Jünger in den Kaukasus, um die Truppenmoral vor einem eventuellen Attentat auf Adolf Hitler zu untersuchen.
1944
Februar: Jünger fühlt sich für die Verhaftung seines Sohns Ernstel, dem Verbreitung von antinationalsozialistischer Propaganda vorgeworfen wird, verantwortlich. Er erreicht die Entsendung seines Sohns an die italienische Front.
Nach dem Attentat vom 20. Juli wird er als "wehrunwürdig" aus der Wehrmacht entlassen.
1945
Jünger weigert sich, den "Fragebogen" der Alliierten auszufüllen.
1945-1949
Publikationsverbot.
1949
Der Roman "Heliopolis" erscheint.
1950
Übersiedlung nach Wilfingen (Oberschwaben).
Die Schrift "Über die Linie" wird veröffentlicht.
1955
Literaturpreis der Stadt Bremen.
1957
Die Erzählung "Gläserne Bienen" wird publiziert.
1959
Jünger erhält das Große Bundesverdienstkreuz.
1959-1971
Er ist Mitherausgeber der Zeitschrift "Antaios".
1960
Tod seiner Ehefrau.
1962
Heirat mit Liselotte Lohrer.
1970
Die Schrift "Annäherungen. Drogen und Rausch" erscheint.
1977
Der Roman "Eumeswil" wird veröffentlicht.
Auszeichnung mit dem Goldadler bei dem "Festival du Livre" in Nizza.
1978
Friedensmedaille der Stadt Verdun.
1979
Die Tagebuchaufzeichnungen "Strahlungen I/II" werden herausgegeben.
1982
20. Mai: Nach Kontroversen um seine Person Verleihung des Goethe-Preises der Stadt Frankfurt/Main.
1984
An der Seite von Helmut Kohl und François Mitterand (1916-1996) nimmt Jünger in Verdun an der Ehrung der Opfer des Ersten Weltkriegs teil.
1987
Die Tagebücher einer Forschungsreise nach Südostasien "Zwei Mal Halley" erscheinen.
1988
Zur 25-Jahr-Feier des deutsch-französischen (Freundschafts-)Vertrages reist Jünger mit Kohl nach Paris.
1993
Jünger erhält den Großen Preis der Jury der Kunstbiennale in Venedig.
1998
17. Februar: Ernst Jünger stirbt in Wilflingen.
Dr. w.c. Gerland
03.11.02, 17:29
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/weimar/alltag/wandervogel/index.html
Die Wandervogelbewegung
Mit der Gründung des "Wandervogel-Ausschusses für Schülerfahrten e.V." am 4. November 1901 in Steglitz bei Berlin fand die Wandervogelbewegung in Deutschland ihren Ausgangspunkt. Sie wurde Hauptbestandteil einer sich am Anfang des Jahrhunderts im Kaiserreich herausbildenden eigenständigen Jugendbewegung, die eine von der älteren Generation unabhängige, jugendspezifische Lebensform anstrebte. Ab 1904 bildeten sich über das ganze Deutsche Reich verbreitet verschiedene Wandervogel-Bünde, die sich 1913 zum Wandervogel e.V. mit 25.000 Mitgliedern zusammenschlossen. Erstmals war es mit dem Zusammenschluß nicht nur männlichen Gymnasiasten, sondern auch Mädchen und Volksschülern erlaubt, als Wandervogel den Lebensstil der Bewegung mit Wanderfahrten, Lagerleben, Volkstanz und -musik zu führen. Als "Feldwandervogel" zogen 1914 Tausende Mitglieder in den Ersten Weltkrieg.
Nachdem sich 1922 der zwei Jahre zuvor in Wandervogel Deutscher Jugendbund umbenannte Zentralverband aufgelöst hatte, bestanden in den zwanziger Jahren zahlreiche Einzelverbände der Wandervogelbewegung mit rund 30.000 Mitgliedern, die teilweise eine betont völkische Gesinnung vertraten. Die zumeist von Teilen der bürgerlichen Jugend getragenen Einzelbünde wie der Jungdeutsche Bund, Altwandervogel, Jungwandervogel, Wandervogel Völkischer Bund oder der Nerother Wandervogel verband eine antibürgerliche Einstellung und Ablehnung gegenüber der Kultur der Weimarer Republik. Der von ihnen kritisierten Technisierung und Kommerzialisierung des Alltagslebens versuchten sie mit dem "Erlebnis der Einfachheit" und einer bewußt zur Schau gestellten Naturverbundenheit zu begegnen. Zusammen mit anderen Kerngruppen der Bündischen Jugend schlossen sich verschiedene Wandervogelverbände 1926 zum "Bund der Wandervögel und Pfadfinder" zusammen, der sich 1927 in Deutsche Freischar (DF) umbenannte. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden die Bünde im Zuge der Gleichschaltung im Juni 1933 aufgelöst und in die Hitler-Jugend (HJ) überführt.
amicus-optimus
03.11.02, 18:30
Chronologie der Ereignisse um den Beginn des WK I.
http://home.t-online.de/home/deutschland14-18/vorgurs.htm
Am 28.Juni 1914 werden der österreichische Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand zusammen mit seiner Gemahlin, Herzogin Sophie von Hohenberg, in Sarajewo durch Pistolenschüsse des serbischen Gymnasiasten Princip ermordet. Das Attentat ist die Ausführung eines Planes, den ein serbischer Geheimbund vorbereitet und vom dem auch die serbische Regierung selbst Kenntnis hat.
Wir wollen die nun folgenden Ereignisse - der besseren Übersicht wegen - in chronologischer tabellarischer Form wiedergeben.
Datum Ereignis
5.Juli Der deutsche Kaiser Wilhelm II. erhält ein Handschreiben des Kaiser Franz Josef von Österreich, in dem die durch Serbien geschaffene Lage und die Absichten der österreichischen Politik dargelegt sind. Die deutsche Regierung betrachtet die Auseinandersetzung mit Serbien als eine österreichische Angelegenheit, in die Deutschland sich nicht einmischen wolle.
Besprechung des deutschen Kaisers mit den einzelnen Ressortchefs über die Lage. Keinerlei Anordnungen von Kriegsvorbereitungen.
6.Juli Die deutsche Antwort auf das Handschreiben vom 5.Juli schließt mit folgendem Satz: "Was endlich Serbien anlange, so könne S.M. (Kaiser Wilhelm II.) zu den zwischen Österreich-Ungarn und diesem Lande schwebenden Fragen naturgemäß keine Stellung nehmen, da sie sich seiner Kompetenz entzögen. Kaiser Franz Josef könne sich aber darauf verlassen, daß S.M. im Einklang mit seinen Bündnispflichten und seiner alten Freundschaft treu an Seite Österreich-Ungarns stehen werde."
Aus diesem Satz ist dann die bekannte Geschichte vom "Blankoscheck" entstanden, den Kaiser Wilhelm II. damit Österreich ausgestellt haben soll, und der damit der "Hauptgrund" für den Kriegsausbruch und der deutsche Kaiser der "Hauptschuldige" sein soll.
abends: Auf Wunsch seiner näheren Umgebung Abfahrt des Kaisers zur geplanten Nordlandreise.
7.Juli Ministerrat in Wien. Beschlußfassung über eine an Serbien zu richtende Note.
14.Juli Ministerrat in Ischl. An Stelle einer Note wird ein Ultimatum an Serbien beschlossen.
16.Juli Die englische Flotte, die sich seit dem Frühjahr in fortschreitender Auffüllung zur "Probemobilmachung" befand, ist seit dem 16.Juli in mobilem Zustand zu Manövern um Portland versammelt (8 Schlachtschiff- und 11 Kreuzergeschwader).
Die englische Botschaft in Wien erhält durch Verrat Kenntnis von dem Inhalt des österreichischen Ultimatums an Serbien und drahtet in nach London. In gleicher Weise erhalten die französische und die russische Regierung von dem Ultimatum Kenntnis.
19.-23.Juli Der französische Präsident Poincare und Ministerpräsident Viviani besuchen den Zaren von Rußland.
23.Juli 6 Uhr abends: Überreichung des österreichischen Ultimatums an Serbien.
24.Juli Deutschland setzt sich in Noten an die anderen Großmächte für Lokalisierung des österreichisch-serbischen Streitfalls ein.
Rußland und Frankreich suchen den britischen Premierminister Grey zu bestimmen, offiziell eine entschiedene Stellung einzunehmen. Grey lehnt ab.
Der russische Außenminister Sasonow erklärt, daß die russische Mobilmachung auf jeden Fall durchgeführt werden müsse.
Sasonow sagt dem serbischen Gesandten in Petersburg, daß Rußland keine aggressiven Handlungen Österreichs gegen Serbien zulassen könne.
Der französische Botschafter teilt der russischen Regierung mit, daß Frankreich nötigenfalls alle durch das Bündnis bedingten Verpflichtungen erfüllen werde.
nachmittags: Ministerrat in Petersburg. Feststellung, daß Rußland zum Kriege bereit und gewillt sei, Serbien zu unterstützen. Beschluß, eine Verlängerung der Serbien von Österreich-Ungarn gesetzten Frist durchzusetzen.
25.Juli In einer Beratung in Krasnoje Selo unter Vorsitz des Zaren wird die Teilmobilmachung (Mil.-Bezirke Kiew, Moskau, Odessa und Kasan) gegen Österreich beschlossen, falls Österreich offensiv gegen Serbien vorginge.
Sasonow erklärt dem englischen Botschafter, daß Rußland, wenn es der Hilfe Frankreichs sicher sei, das gesamte Risiko des Krieges auf sich nehme.
3 Uhr nachmittags: Mobilmachung Serbiens.
Grey schreibt an den englischen Botschafter in Petersburg: Er glaube nicht, daß die öffentliche Meinung Englands es billigen würde, daß es wegen des serbischen Streites zum Kriege käme. Wenn es aber zum Kriege käme, könnte England durch andere Erwägungen sich in denselben hineingezogen sehen.
Anordnung zur Auffüllung der Führerstellen in der englischen Flotte.
6 Uhr nachmittags: Überreichung der serbischen Antwort auf das österreichische Ultimatum. Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Österreich und Serbien.
9.30 Uhr abends: Teilmobilmachung Österreich-Ungarns gegen Serbien (22 Infanterie- und 2 Kavalleriedivisionen)
Mitternacht: In Rußland Anordnung des Rücktransportes der Truppen aus den Lagern in ihre Standorte.
Der französische Botschafter in London, Paul Cambon, wird bis zum 27. nach Paris zurückgerufen.
Auf Grund der ihm vorliegenden Nachrichten tritt der deutsche Kaiser die Rückkehr von der Nordlandreise an.
26.Juli 1 Uhr morgens: Erklärung des Kriegszustandes für die russischen Festungen.
3.26 Uhr morgens: Offizielles Inkrafttreten der Kriegsvorbereitungsperiode für das g e s a m t e europäische Rußland, also auch gegen Deutschland!
Suchomlinow gibt dem deutschen Militärattaché in Petersburg sein Ehrenwort, daß noch keine Mobilmachungsorder ergangen, kein Pferd ausgehoben, kein Reservist eingezogen sei.
Warnung der deutschen Regierung an die russische:
Russische Mobilmachungsmaßnahmen gegen Deutschland müßten die deutsche Mobilmachung zur Folge haben.
England entspricht n i c h t der deutschen Bitte, in Petersburg mäßigend zu wirken, macht dagegen Vorschläge einer Botschafterkonferenz zwischen England, Frankreich, Italien und Deutschland.
4 Uhr nachmittags: Befehl an die bei Portland zusammengezogene englische Flotte, die in Aussicht genommene Demobilmachung einzustellen.
Rückberufung der deutschen Flotte aus den nordischen Gewässern.
In Frankreich Urlaubsverbot für Soldaten und Rückberufung der Urlauber.
27.Juli Bekanntgabe der englischen Regierung, daß die Flotte mobil zusammen bleibt.
Die russische Kriegsvorbereitungsperiode nimmt ihren Fortgang.
In Frankreich Rückbeorderung sämtlicher Truppenteile in ihre Standorte.
Deutsche Ablehnung des Greyschen Vorschlags einer Botschafterkonferenz, da ihre Zusammensetzung eine Österreich ungünstige Entscheidung mit Sicherheit voraussehen läßt.
Eintreffen Kaiser Wilhelms II. in Potsdam. Der Kaiser setzt sich ohne Verzug persönlich für den Frieden ein: Telegramme an den Zaren und den englischen König, Versuch eines Einwirkens auf die österreich-ungarische Regierung im Sinne einer Verständigung.
28.Juli 11 Uhr vormittags: Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien.
Telegramm des deutschen Kaisers an den russischen Zaren mit der dringenden Bitte, seine Bemühungen zur Erhaltung des Friedens zu unterstützen.
Deutschland empfiehlt der österreich-ungarischen Regierung eingehend, Vermittlungsvorschlägen gegenüber nicht mehr die bisherige Zurückhaltung zu zeigen.
Telegramm Sasonows an den russischen Botschafter in Berlin:
Infolge der Kriegserklärung Österreichs gegen Serbien wird die kaiserlich russische Regierung morgen (29.) die Mobilmachung in den Militärbezirken von Odessa, Kiew, Moskau und Kasan anordnen. Bitte die deutsche Regierung davon zu verständigen und zu betonen, daß Rußland keinerlei aggressive Absichten gegen Deutschland hegt.
Der englische und der französische Botschafter in Petersburg suchen die Politik der russischen Regierung dahin zu beeinflussen, daß die Schuld am Kriege auf Deutschland geschoben werden könne. Dies sei das einzige Mittel, die öffentliche Meinung in England für einen Krieg geneigt zu machen.
Der Chef des zweiten Bureaus des französischen Generalstabs berichtet, daß die deutschen Vorbereitungen lange nicht so weit vorgeschritten seien wie die französischen.
29.Juli 7 Uhr morgens: Auslaufen der 1. englischen Flotte nach Scapa Flow. Fahrt um die Ostküste, statt wie vorgesehen um die Westküste! (In den norwegischen Gewässern versammelt sich zu dieser Zeit die deutsche Flotte!)
In England ergeht "Warnungstelegramm" an Heer und Flotte.
morgens: Telegramm des russischen Generalstabschef an den Kommandierenden des Militärbezirks Warschau: "Der 30. wird bekanntgegeben als erster Tag unserer allgemeinen Mobilmachung.
Äußerung Greys zum deutschen Botschafter Lichnowsky in London: "Solange der Konflikt sich auf Österreich und Rußland beschränke, könne die britische Regierung abseits stehen. Würden aber Deutschland und Frankreich hineingezogen, so sei die Lage sofort eine andere und die britische Regierung könne dann nicht lange abseits stehen."
Von dieser Unterredung hat Grey den französischen Botschafter vorher in Kenntnis gesetzt. Daher bestand für Frankreich über Englands bewaffneten Beistand kein Zweifel.
6 Uhr nachmittags: Telegramm des deutschen Kaisers an den Zaren mit dem Erfolge, daß dieser gegen 11 Uhr abends telefonisch Suchomlinow befiehlt, die Teilmobilmachung gegen Österreich anzuhalten. Der Befehl bleibt unbeachtet! (Aussage Suchomlinows im Hochverratsproßes gegen ihn!)
Deutsches Neutralitätsangebot an England für den Fall eines deutsch-französischen Krieges gegen die Zusicherung, daß Deutschland keine Gebietserweiterungen auf Kosten Frankreichs plane.
Sasonow dankt der französischen Regierung für die Zusage unbedingter Waffenhilfe. Viviani erneuert die Versicherung der Unterstützung Rußlands durch Frankreich.
In Deutschland erfolgt auf österreichische Mitteilung von der russischen Mobilmachung in den Militärbezirken Odessa, Kiew und Warschau Rückberufung aller außerhalb befindlichen Truppen in ihre Standorte.
Der russische Generalstabschef Januschkewitsch gibt - den vom Zaren unterschriebenen Mobilmachungsbefehl in der Tasche - dem deutschen Militärattaché in Moskau in feierlicher Form sein Ehrenwort, daß die Mobilmachung nirgends erfolgt sei.
nachmittags: O f f i z i e l l e Bekanntmachung der russischen T e i l mobilmachung gegen Österreich-Ungarn (55 Infanterie und 8 1/2 Kavallerie-Divisionen). Im geheimen Beginn der allgemeinen russischen Mobilmachung (insges. 111 Divisionen). (Aussage im Suchomlinow-Prozeß "... war am 29. im Gange und blieb es auch trotz Gegenbefehl des Zaren.")
30.Juli Nochmaliger Versuch einer Einwirkung der deutsche Regierung auf die österreichische: "Die Verweigerung jedes Meinungsaustauschs mit Petersburg würde ein schwerer Fehler sein. Wir sind zwar bereit, unsere Bündnispflicht zu erfüllen, müssen es aber ablehnen, uns von Wien leichtfertig und ohne Beachtung unserer Ratschläge in einen Weltbrand hineinziehen zu lassen."
1.20 Uhr nachmittags: Telegramm des Zaren an den deutschen Kaiser. Der Zar dankt für die Vermittlungsversuche des Kaisers, räumt ein, daß die militärischen Maßnahmen, die jetzt in Kraft getreten sind, vor 5 Tagen als Verteidigungsmaßnahme gegen Österreich getroffen seien, und kündigt die Entsendung seines Generals a la suite Tatischtschew mit Instruktionen an. Weder der General noch ein Schreiben sind je angekommen!
3 Uhr nachmittags: Telegramm des deutschen Kaisers an den Zaren. Hinweis auf die ernste Gefahr, die die russische Mobilmachung darstelle. "Wenn ... Rußland gegen Deutschland mobil macht, so wird meine Vermittlerrolle, mit der Du mich gütigerweise betraut hast, und die ich auf Deine ausdrückliche Bitte übernommen habe, gefährdet, wenn nicht unmöglich gemacht werden. Das ganze Gewicht der Entscheidung ruht jetzt ausschließlich auf Deinen Schultern, sie haben die Verantwortung für Krieg oder Frieden zu tragen."
Der deutsche Botschafter in Petersburg legt im Auftrage der deutschen Regierung die Schritte dar, die zur Erhaltung des Friedens deutscherseits in Wien unternommen sind, und weist nach, daß die russischen Maßnahmen zum Kriege führen müssen. Sasonow antwortet, eine andere Politik könne er nicht treiben, ohne das Leben des Zaren zu gefährden. Er fordert Entscheidung der serbischen Frage durch die Großmächte und Abänderung der im österreichischen Ultimatum gestellten Forderungen. England tritt der russischen Auffassung grundsätzlich bei.
nachmittags: In Frankreich ergeht der Befehl zur Aufstellung des Grenzschutzes; dadurch werden 11 Infanterie- und 3 Kavallerie-Divisionen ohne weiteres mobil.
6 Uhr nachmittags: In Rußland o f f i z i e l l e Ausdehnung der Mobilmachung auf das ganze Reich. Damit werden alle Versuche zu friedlicher Verständigung vernichtet und die vom Zaren erbetene Vermittlung des deutschen Kaisers zur Aussichtslosigkeit verurteilt.
31.Juli 8 bis 9 Uhr morgens: In Petersburg wird der Gesamtmobilmachungsbefehl angeschlagen.
Der italienische Ministerrat faßt den Beschluß, daß in dem bevorstehende Kriege der Bündnisfall auf Grund des Dreibundvertrages (mit Deutschland und Österreich-Ungarn) n i c h t gegeben sein würde. Italien würde neutral bleiben.
Ein weiteres Telegramm des deutschen Kaisers an den Zaren. Hinweis auf die alte traditionelle deutsch-russische Freundschaft, eindringliche Warnung vor den verhängnisvollen Folgen der russischen Kriegspolitik.
Das Telegramm kreuzt sich mit einem Telegramm des Zaren an den Kaiser.
Der Zar teilt mit, daß die Einstellung der militärischen Vorbereitungen technisch unmöglich seien. Er gebe aber sein Wort darauf, daß seine Truppen, solange die Verhandlungen andauerten, keine herausfordernde Handlung begehen würden.
Der deutsche Botschafter in Petersburg, Graf Pourtales, versucht vergeblich, den Zaren zu bewegen, die Mobilmachung rückgängig zu machen. Der russische Hausminister Graf Fredericks sagt Pourtales, daß Suchomlinow und Maklakow die Mobilmachungsorder durchgesetzt hätten, weil die innere Lage Rußlands auf eine Entscheidung dränge.
12.23 Uhr nachmittags: In Österreich-Ungarn allgemeine Mobilmachung.
1 Uhr nachmittags: In Deutschland Erklärung des Zustandes drohender Kriegsgefahr.
3 Uhr nachmittags: Telegramm des deutschen Reichskanzlers an den Botschafter in Petersburg. Deutschland sei durch die russische Mobilmachung gezwungen worden, zur Sicherung des Reiches die "drohende Kriegsgefahr" auszusprechen. Die Mobilmachung müsse folgen, falls Rußland nicht binnen zwölf Stunden die Kriegsmaßnahmen gegen Deutschland und Österreich einstelle.
Dieses Telegramm wurde um Mitternacht Sasonow vorgelegt.
7 Uhr nachmittags: Anfrage der deutschen Regierung in Paris, ob Frankreich in einem möglichen deutsch-russischen Kriege neutral bleiben werde. Im Falle einer "wie nicht anzunehmenden" Neutralität fordert Deutschland die Festungen Toul und Verdun als Pfand.
Der französische Minister des Auswärtigen gibt bei der Unterredung mit dem deutschen Botschafter vor,
"über eine angebliche Gesamtmobilmachung der russischen Armee in keiner Weise unterrichtet zu sein",
obwohl er am Morgen ein Telegramm seines Botschafters in Petersburg mit Meldung über die russische Gesamtmobilmachung erhalten hatte.
Ermordung des kriegsfeindlichen französischen Sozialistenführers Jaures in Paris.
1.August Grey teilt Cambon mit, daß er eine Verletzung der belgischen Neutralität nicht dulden und jede Demonstration der deutschen Flotte an der französischen Küste verhindern werde.
Auf die Anfrage des deutschen Botschafters, ob, wenn Deutschland verspreche, Belgiens Neutralität nicht zu verletzen, England sich verpflichte, neutral zu bleiben, gibt Grey ausweichende Antwort. Die weitere Frage, welche Garantien England für seine Neutralität fordere, sowie das Angebot der Integrität Frankreichs und seiner Kolonien, erfuhren die gleiche Ablehnung mit der Begründung:
"England müsse sich die Hände frei halten."
1 Uhr nachmittags: Antwort der französischen Regierung auf die deutsche Anfrage vom vorigen Abend:
"Frankreich werde tun, was seine Interessen ihm geböten."
4.23 Uhr nachmittags: Eingang eines Telegramms des deutschen Botschafters in London, Fürst Lichnowsky im Auswärtigen Amt. Grey habe gefragt, ob Deutschland sich verpflichten würde, in einem deutsch-russischen Kriege Frankreich nicht anzugreifen, falls es neutral bleibe.
Deutschland erklärte sich sofort bereit unter der Bedingung, daß England die Garantie für die französische Neutralität übernehme. Aus diesem Grunde erteilte der Kaiser den Befehl, die für den 1.Mobilmachungstag (2.August) in Aussicht genommene Besetzung Luxemburgs zu unterlassen.
Auch gab es Überlegungen, den gesamten geplanten Aufmarsch anzuhalten, und alle verfügbaren Truppen gegen Rußland zu wenden. Dies führte allerdings zu größten Reibungen mit der militärischen Führung, die sich kaum in der Lage sah, daß Räderwerk des Aufmarsches so kurzfristig anzuhalten.
Die sich zwischen Kaiser und dem Großen Generalstab zuspitzende Situation klärte sich aber abends dahingehend, daß sowohl der englische König, als auch dessen Regierung, die ganze Anfrage als Mißverständnis erklärte. Die durch den Mobilmachungsbefehl eingeleiteten planmäßigen Maßnahmen nahmen daher ihren Fortgang.
4.40 Uhr nachmittags: Allgemeine Mobilmachung in Frankreich.
5 Uhr nachmittags: Allgemeine Mobilmachung in Deutschland.
6 Uhr abends: Da Rußland das deutsche Ultimatum unbeantwortet läßt, erfolgt die deutsche Kriegserklärung an Rußland.
10.30 Uhr abends: Letztes Telegramm des Kaisers an den Zaren mit der dringenden Mahnung, den Frieden zu erhalten.
2.August 2.25 Uhr vormittags: Offizieller Mobilmachungsbefehl für die englische Flotte (17 1/2 Stunden vor Übergabe des deutschen Ultimatums in Brüssel).
England übernimmt in bindender Form den Schutz der französischen Küsten und seiner Schiffahrt gegen die deutsche Flotte.
8 Uhr abends: Da über die französisch-belgischen Abmachungen für den Mobilmachungsfall kein Zweifel bestand, richtet Deutschland ein Ultimatum an Belgien, den Durchmarsch deutscher Truppen zu gestatten.
3.August Neutralitätsbeschluß der rumänischen Regierung, auf welchen König Karol maßgeblichen Einfluß hatte.
Deutsche Erklärung, daß Bedrohung der Nordküste Frankreichs nicht erfolgen werde, solange England neutral bleibe.
12 Uhr mittags: Mobilmachung des englischen Landheeres (Expeditionskorps).
6 Uhr abends: Kriegserklärung Deutschlands an Frankreich.
Der Flügeladjudant v.Kleist, vom deutschen Kaiser zum König von Italien entsandt, um diesen an die Erfüllung der aus dem Bündnisvertrage Italien erwachsenden Pflichten zu erinnern, meldet die Antwort des Königs. Dieser sei persönlich mit ganzem Herzen bei Deutschland. Zusammengehen mit Österreich würde aber im Lande Entrüstungssturm entfesseln. Einen Aufstand könne die Regierung nicht riskieren.
nachts: Einmarsch deutscher Truppen in Belgien.
4.August Kriegstagung des deutschen Reichstages. Thronrede des Kaisers ("Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche").
Bis Mitternacht befristetes englisches Ultimatum an Deutschland: Zurückziehung der deutschen Forderungen an Belgien und Beobachtung der belgischen Neutralität. Die Ablehnung dieses Ansinnens bedeutet die englische Kriegserklärung.
Der Jubel, der damals in vielen Städten aller beteiligten Länder ausbrach, zeigt - in aus heutiger Sicht mehr als unverständlicher Form - nur, welches Pulverfaß zur lange erwarteten Explosion gekommen war. Es wird aber auch deutlich, welche politische "Schwüle" über dem Europa von 1914 hing.
Es ist aber geradezu beängstigend, wenn man sich nochmals in kurzer Form über die verheerende Wirkung der Feststellung über das Eintreten der Bündnisfälle Klarheit verschafft. Es kommt geradezu einer Kettenreaktion gleich. Auslöser ist immer eine Mobilmachung eines potentiellen Gegners:
Ausgang war am 25. Juli: Allgemeine Mobilmachung S E R B I E N S
Die Antwort war am gleichen Tag: Teilmobilmachung Ö S T E R R E I C H -U N G A R N S
Bis hierher kann man noch von einem lokalen Konflikt sprechen.
Dann aber folgte am 26.Juli: Kriegszustand der Festungen in R U S S L A N D und Beginn der russischen Kriegsvorbereitungsperiode.
Und weiter ging es in Rußland.
Am 29.Juli: offizielle Teilmobilmachung R U S S L A N D S und geheim eingeleitete allgemeine Mobilmachung.
Die Eskalation erfolgte einen Tag später.
Am 30.Juli: Offizielle Allgemeine Mobilmachung in R U S S L A N D
Nun geht es Schlag auf Schlag, der Konflikt weitet sich aus.
Die erste Reaktion ist am 31.Juli: Allgemeine Mobilmachung Ö S T E R R E I C H -U N G A R N S
Und darauf folgt dann am 1.August getreu den Bündnissen: Allgemeine Mobilmachung F R A N K R E I C H S und unmittelbar darauf: Allgemeine Mobilmachung in D E U T S C H L A N D
Schließlich am 2. und 3.August: Allgemeine Mobilmachung E N G L A N D S
amicus-optimus
03.11.02, 18:36
Das Kriegsjahr 1914
http://home.t-online.de/home/kriegsjahr1914/krgj14.htm
AUGUST
1. Kaiser Wilhelm II. befiehlt für den Folgetag die Mobilmachung Deutschlands. Sie wird im Laufe des Nachmittags im ganzen Reich verkündet!
2. Der 1. deutsche Mobilmachungstag. Es beginnt nun gemäß dem vorbereiteten Operationsplan der Aufmarsch der deutschen Armeen.
3. Besetzung Luxemburgs durch deutsche Truppen.
5. Kaiser Wilhelm II. erneuert - in seiner Funktion als König von Preußen - die Stiftung des "Ordenszeichen des Eisernen Kreuzes".
5.-6. Kämpfe um Lüttich mit sechs verstärkten Infanteriebrigaden unter General Emmich, Einnahme der Stadt und Teile der Forts; Generalmajor Ludendorff, der die 14.Infanteriebrigade für den gefallenen Kommandeur führte und entscheidenden Anteil am Gelingen hatte, erhält dafür den Orden Pour le Merite. Bis zum 16. dauern noch die Kämpfe an, die Armee Belgiens zieht sich dann endgültig nach Antwerpen zurück.
6. Beginn des Aufmarsches der k.u.k-Armeen gegen Russland in Galizien.
7. Durchbruch der deutschen Kreuzer "Goeben" und "Breslau" durch die Dardanellen.
7.-10. Grenzschlachten im Elsaß bei Mühlhausen, das deutsche XIV. und XV.Armeekorps der 7.Armee werfen die Franzosen wieder über die Grenze zurück.
12.-20. Einmarsch in Serbien durch österreichische Truppen, der jedoch bereits am 20. gestoppt wird. Serbische Gegenangriffe werfen die 5. und 6. k.u.k-Armee über die Drina zurück.
16. Das große Hauptquartier verlegt seinen Sitz von Berlin nach Koblenz.
19. Japan fordert in einem Ultimatum an Deutschland die Zurückziehung der deutschen Kriegsschiffe aus den asiatischen Gewässern und die Auslieferung von Kiautschou.
20.-21. Die Schlacht bei Goldap-Gumbinnen in Ostpreußen wird durch das deutsche AOK 8 aufgrund des Vorrückens der Narewarmee abgebrochen. Es folgt die Absetzung des Oberbefehlshabers Generaloberst v.Prittwitz und Gaffron und seines Generalstabschef Generalmajor Graf v.Waldersee.
Generaloberst v.Hindenburg und Generalmajor Ludendorff treten an ihre Stelle.
20. Besetzung von Brüssel durch deutsche Truppen. Generalfeldmarschall Freiherr v.d. Goltz wird erster Generalgouverneur von Belgien.
20. und 21. Die deutsche 6.Armee unter Kronprinz Rupprecht von Bayern schlägt bei Mörchingen-Saarburg in Lothringen die Franzosen, eine entscheidende Wendung des Feldzugs tritt aber dadurch nicht ein.
22. Kaiser Wilhelm II. drückt in einem Tagesbefehl seinen Dank an die Eisenbahner für die während des Aufmarsches geleistete Arbeit aus.
22.,24. und 25. Schlachten in Lothringen bei Longwy und Longuyon, die deutsche 5.Armee unter dem Kronprinzen Wilhelm schlägt die französischen Truppen. Die deutsche 4.Armee unter Herzog Albrecht von Württemberg wirft die Franzosen in der Schlacht bei Neufchateau zurück. Daraufhin setzten diese beiden Armeen den Vormarsch gegen die Maas unterhalb Verduns fort.
22. und 23. Doppelschlacht bei Namur und Mons; die deutsche 1., 2. und 3.Armee bleiben siegreich, ein vernichtender Schlag gelingt jedoch wieder nicht.
23. Eintritt des Kriegszustandes mit Japan.
23.-31. Schlacht bei Tannenberg in Ostpreußen, die deutsche 8.Armee schlägt nach einem schwierigen und gewagten Aufmarsch die 2. russische Narewarmee vernichtend, obwohl sie von der 1. russischen Njemenarmee im Rücken bedroht wird. Über 90000 Gefangene werden gemacht, 3 1/2 russische Korps werden zertrümmert. Die Namen Hindenburg und Ludendorff werden in Deutschland zum Mythos.
25. Der Chef des deutschen Generalstabs, Generaloberst v.Moltke, gibt des folgenschweren Befehl zum Abtransport des XI.Armeekorps und des Gardereservekorps, die nach dem Fall der Festung Namur frei geworden waren, nach dem Osten.
26. Die deutsche 1.Armee unter Generaloberst v.Kluck schlägt die Engländer bei Le Cateau.
26. Kapitulation der deutschen Kolonie Togo, sie wird von Franzosen und Engländern besetzt.
26.-11.9. Schlachten bei Lemberg und Rawaruska in Galizien. Trotz Anfangserfolgen der k.u.k-Truppen gewinnen die Russen schließlich die Oberhand und werfen die Österreicher zurück, die große Verluste erleiden.
27. "Verfolgungsbefehl" der OHL an die deutschen Armeen.
27. Erbitterte Kämpfe mit der Zivilbevölkerung, in Löwen, die die deutschen Truppen aus dem Hinterhalt überfallen und ihnen Verluste an Toten und Verwundeten beifügen. Einige Einwohner werden nach einem Standgericht erschossen. Von der Entente-Presse wird der ganze Vorgang so dargestellt, als ob sich deutsche Truppen gegenseitig beschossen hätten und anschließend unschuldige Bürger hingerichtet worden wären. Untersuchungen, auch gerichtliche in der Nachkriegszeit, ergeben zweifelsfrei, daß die Darstellungen der unter dem Kommando von General v.Boen stehenden Truppen des IX.Reservekorps sowie der Landsturm- und Generalgouvernements-Truppen wahrheitsgemäß waren.
29.-30. Überraschender französischer Gegenangriff bei St.Quentin, die deutsche 2.Armee unter Generaloberst v.Bülow verwandelt jedoch die zuerst kritische Situation in einen Sieg. Anschließend Abschwenken der 1.Armee nach Süden gegen die Oise, um dem zurückgehenden Feind in die Flanke zu fallen. Die deutsche OHL erklärt sich mit diesem entscheidenden Marschrichtungswechsel einverstanden.
30. Verlegung des großen Hauptquartiers von Koblenz nach Luxemburg.
SEPTEMBER
2. Befehl der OHL an die 1. und 2.Armee, die Franzosen von nun an in südöstlicher Richtung von Paris abzudrängen.
5.-9. Schlacht an der Marne und am Ourcq. Das zur Flankendeckung gegen Paris eingesetzte rechte Flügelkorps der 1.Armee, das IV.Reservekorps unter General v.Gronau, wird am 5. bei Meaux in einen schweren Kampf mit aus Paris hervorbrechenden französischen Truppen verwickelt. Am 6. entbrennt die Schlacht auf der ganzen Front der 1., 2. und 3. deutschen Armee. Die 1.Armee verstärkt sofort ihren rechten Flügel, indem sie Truppen, zuerst das II.Armeekorps, von ihrem linken abzieht und in Eilmärschen bei glühender Hitze an die bedrohte Stelle schickt. In den nun folgenden Tagen wogt die Schlacht hin und her, schließlich neigt sich die Waage zu Gunsten der deutschen Truppen, die vor allem am rechten Flügel die Franzosen zum Zurückweichen bringen.
Da kommt am 9. der Befehl zum Rückzug! Durch das Abziehen der Truppen vom linken Flügel der 1.Armee entstand dort eine gefährliche Lücke zum rechten Flügel der 2., die nur mit schwachen Truppen gesichert werden konnte. Als die Engländer und ein Teil der Franzosen dort nachdrängen wollten, es geschah sehr vorsichtig, bog die 2.Armee zwar ihren rechten Flügel herum, zog aber gleichzeitig die dortigen Reserven zum Schutz gegen einen möglichen Durchbruch der Mitte ab. Östlich der 2. kämpfte die 3.Armee unter Generaloberst v.Hausen. Diese hatte eine Lücke in der feindlichen Front gefunden, konnte aber, weil sie relativ schwach an Truppen war, dieses Chance nicht nutzen. Hilfe zum Durchbruch kam keine. Der rechte Teil der 3.Armee erkämpfte am 9. mit dem linken der 2., dem Gardekorps, bei Fere Champenoise noch einen vollen Sieg, allein es nützte nichts, der Befehl zum Rückzug traf auch hier ein.
7. Deutsche Truppen nehmen die französische Festung Maubeuge ein.
9.-16. Erneute Angriffe der Österreicher in Serbien scheitern zunächst unter großen Verlusten, die Kämpfe dauern jedoch an.
9.-15. Schlacht an den Masurischen Seen in Ostpreußen. Die Russen werden ein zweites Mal von der 8.Armee, die nun durch die zwei im Westen abgezogenen Korps verstärkt ist, geschlagen. Wieder ca. 45000 Gefangene, ein Erfolg wie bei Tannenberg war jedoch nicht möglich, da die Njemenarmee geschickt auswich.
10.-15. Rückzug des rechten deutschen Heeresflügels; Stabilisierung der Front, nachdem Truppen der 6. und 7.Armee aus dem Elsaß und aus Lothringen, das VII. Reservekorps (nach dem Fall der Festung Maubeuge) und das IX. Reservekorps aus Schleswig-Holstein zur Verstärkung eingetroffen waren.
Beginn der Verlängerung des rechten Heeresflügels, der "Wettlauf" um die Flanke setzt an!
14. Der Kriegsminister General v.Falkenhayn wird nach der Erkrankung und der anschließenden Ablösung von Generaloberst v.Moltke neuer Chef des Generalstabs.
16. Beginn der Belagerung Antwerpens durch die Armeegruppe des Generals Beseler.
21. Die deutsche Kolonie Neu-Guinea wird von australischen Truppen besetzt.
21.-25. Das V.Armeekorps sowie das III.bayerische Armeekorps erstürmen südwestlich von Metz die Cotes Lorraines und das Fort Camps des Romains. Die Maasübergänge bei St.Mihiel werden besetzt.
23.-27. Die an den rechten Flügel verlegte 6.Armee kann in der Schlacht an der Somme trotz des größten Einsatzes keinen entscheidenden Vorteil erzwingen, die dortige Front erstarrt.
28. Beginn des Feldzugs in Südpolen zur Entlastung der Österreicher mit der neuen 9.Armee unter Generaloberst Hindenburg und der rechts von ihr aufmarschierten 1.k.u.k-Armee. Die Stoßrichtung geht über die Weichsel in Richtung auf Iwangorod. Schwache russische Kräfte werden zuerst zurückgedrängt.
OKTOBER
2.-10. Schlacht bei Arras. Die feindlichen Armeen verlängern mit größten Anstrengungen immer wieder ihre Flügel, das Ringen um die Flanke geht weiter. Ein entscheidender Erfolg ist trotz schwerster Kämpfe keiner Seite beschieden. Der größte Teil der deutschen Heereskavallerie ist mittlerweile auf dem rechten Flügel unter General v.d.Marwitz versammelt.
6. Übergang der 9.Armee über die Weichsel. Russische Truppen tauchen in der linke Flanke der Deutschen auf. Daraufhin Eindrehen nach Norden in Richtung auf Warschau, die 1.k.u.k.-Armee deckt die Weichsellinie südlich Iwangorod.
9.-27. Bei einem gefallenen russischen Offizier wird am 9. der Angriffplan der Russen gefunden. Die ganze Gefahr, in der die 9.Armee schwebt, wird jetzt deutlich. Vier russische Armeen stehen gegenüber. Der linke deutsche Flügel daraufhin wird weiter zurückgebogen. In der Nacht vom 18. auf den 19. brechen die Russen gegen die Österreicher vor und schlagen sie trotz deren starken Stellungen an dem San, der Hochwasser führt. Die deutsche rechte Flanke ist dadurch entblößt. Ein Gegenstoß des k.u.k.-Heeres mißlingt in der Schlacht bei Iwangorod vom 22.-26., und die Gefahr für die 9.Armee wird immer größer. Am 27. wird der Rückzug befohlen.
9. Einnahme von Antwerpen. Die dortigen Truppen unter General von Beseler werden zu anderweitiger Verwendung frei. Teile des belgischen und englischen Heeres können entlang der Küste entkommen.
9. Meldung des General v.Wrisberg an den Kriegsminister, daß sechs neue Reservekorps sowie eine neue bayerische Reservedivision in der Heimat marschbereit seien. Die Korps waren zu einem großen Teil aus schnell ausgebildeten Mannschaften und größtenteils schon älteren, pensionierten Offizieren zusammengesetzt. An Motivation fehlte es absolut nicht, aber an Erfahrung! Von diesen wurde ein Korps nach dem Osten, ein weiteres nach Lothringen gesendet. Vier dieser Korps wurden mit dem III.Reservekorps des Generals von Beseler zu einer neuen 4.Armee unter Herzog Albrecht von Württemberg vereinigt, die in Flandern, am äußersten rechten Flügel des deutschen Heeres und schon am Meer angelehnt, die Entscheidung bringen sollte.
17. Beginn des Vormarsches der 4.Armee in Flandern aus dem Raume westlich Gent.
20.-3.11. Schlacht in Flandern. Unter den größten Verlusten versuchen die jungen Truppen der 4.Armee in einem letzten großen Versuch, die Entscheidung zu erzwingen. Englische und belgische Truppen leisten erbitterten Widerstand, die Kämpfe um Langemark, Poelcapelle und bei Steenstrate gehören mit zu den blutigsten des Krieges. Der erhoffte Durchbruch ist nicht möglich, trotzdem die deutschen an einigen Stellen doch Raum gewinnen. Schließlich öffnen die Belgier in der Nach vom 29. zum 30. die Schleusen von Nieuport und überschwemmen große Teile des Geländes. Die Front erstarrt schließlich auch hier.
29. Eintritt der Türkei auf der Seite Deutschlands in den Krieg.
30.-3.11. Angriff auf Ypern und in Richtung Kemmel-Berg durch die Angriffsgruppe des Generals v.Fabeck zur Entlastung der 4.Armee. Auch hier sind nur örtliche Erfolge beschieden, die Entscheidung fällt durch diese Kämpfe nicht. Ypern wird zwar von den deutschen Truppen umklammert, aber nicht eingenommen.
NOVEMBER
1. Die Türkei verkündet den "heiligen Krieg".
2. Die russische Verfolgung der sich zurückziehenden 9.Armee erlahmt vor der schlesischen Grenze, die Bewegung kommt zum Stillstand.
2. England erklärt die ganze Nordsee als Kriegsgebiet. Es beginnt die Hungerblockade Deutschlands.
4. Der ab dem 1. zum Oberbefehlshaber Osternannte Generaloberst v.Hindenburg verlegt nun sein Hauptquartier nach Posen.
4. In Deutsch-Ostafrika schlägt Oberstleutnant v.Lettow-Vorbeck mit deinen Truppen die Engländer bei Tanga.
7. Die Japaner erobern die deutsche Kolonie Kiautschou.
10.-18. Letzte Angriffe auf Ypern. Zwar können nochmals örtliche Erfolge erzielt werden, dann aber ist die Angriffskraft erschöpft.
11. Beginn des Feldzugs in Nordpolen, um dem durch Polen gegen Schlesien westwärts vordringenden Russen in die rechte Flanke zu fallen. Mobilmachung aller nur verfügbaren deutschen Festungs- und Ersatzformationen, teilweise unter zur Täuschung gewählten Einheitsbezeichnungen (Korps Posen, Korps Zastrow, Korps Dickhuth, Korps Breslau, usw.). Letztere sollten die etwa 100 km breite Lücke längs der Grenze Posens und Schlesiens zwischen der 9.Armee und den Österreichern schützen, sich aber später dem allgemeinen Angriff anschließen. Zwischen Thorn und Gnesen war die 9.Armee inzwischen aufmarschiert, der linke Flügel ging längs der Weichsel vor.
12.-16. Zuerst wird das russische V.Korps geworfen, daß einzeln angetroffen wird, anschließend in der Schlacht bei Kutno der gesamte rechte russische Heeresflügel vernichtet, die Trümmer fluten auf Lodz zurück.
17.-21. Die Russen halten Lodz, werden aber von drei Seiten bedrängt. Nur nach Süden war ein Rückzug noch möglich. Die deutschen Truppen versuchten, den Ring zu schließen. Da schlug plötzlich die Lage um. Bei Lowitsch hatte das I.Reservekorps gegen russische Verstärkungen einen schweren Stand. Auch der rechte deutsche Flügel wurde plötzlich von neuen feindlichen Truppen bedrängt. Statt selber zu umfassen, wurde er jetzt selbst umklammert und von der Armee abgeschnitten. Hier führte General v.Scheffer-Boyadel den Befehl, nicht nur über sein XXV.Reservekorps, sondern über alle deutschen Truppen, die versammelt waren. Dazu gehörte die 3.Garde-Infanteriedivision unter General Litzmann, die versprengte 72.Infanteriebrigade sowie das I.Kavalleriekorps unter General Freiherr v.Richthofen. Sie alle schwebten nun in höchster Gefahr. Am 21. abends wird die Situation dramatisch.
22. Am 22. befiehlt General v.Scheffer-Boyadel seinen Truppen den Durchbruch bei Brzeziny in Richtung Osten, der in der Nacht zum 23. angetreten wird. Etwa 2000 Verwundete, aber auch 10000 Gefangene werden bei klirrender Kälte (minus 20 Grad) mitgeführt.
23. und 24. Unter unsäglichen Strapazen und permanenten Kämpfen wird der Marsch durchgeführt. Endlich, am Nachmittag des 24., ist die Truppe bei Brzeziny versammelt, der Durchbruch ist geglückt. Alle Verwundeten wurden zurückgebracht, kein Geschütz ging verloren, und 16000 Gefangene wurden abgeliefert. Die Gefahr war für die 9.Armee aber noch nicht vorbei. Allerdings trafen nun auch hier Verstärkungen aus dem Westen ein.
25.-4.12. Trotz des Einsatzes neuer Truppen kam die Offensive nicht mehr richtig in Schwung. Es gelang zwar, die Russem von Lodz zurück zu werfen, nicht aber den rechten russischen Flügel einzudrücken und über die Weichsel zu drängen. Die Kräfte der Deutschen waren erschöpft.
27. Generaloberst v.Hindenburg wird nach seinen Siegen im Osten vom Kaiser zum Generalfeldmarschall ernannt.
DEZEMBER
3. Österreichische Truppen erobern Belgrad, werden aber durch serbische Gegenstöße wieder hinausgedrängt und erleiden schließlich eine schwere Niederlage.
5.-17. Nach letzten örtlichen Käpfen, vor allem bei Arras, erstarren die Fronten im Stellungskrieg.
8. Das deutsche Kreuzergeschwader unter Admiral Graf Spee erliegt bei den Falklandinseln überlegen englischen Seestreitkräften, nachdem es am 1.11. bei Coronel einen britischen Kreuzerverband besiegte.
25. In den Vogesen im südlichen Elsaß erobern französische Truppen den strategisch wichtigen Berg "Hartmannsweilerkopf".
amicus-optimus
03.11.02, 18:39
Das Kriegsjahr 1915
http://home.t-online.de/home/kriegsjahr1915/krgj15.htm
1.Halbjahr
JANUAR
6. Nach schweren Rückschlägen an der Karpathenfront schlägt der österreichische Generalstabschef Conrad v.Hötzendorf einen gemeinsam mit deutschen Truppen durchzuführenden Angriff zur Entlastung vor.
8. Bei der deutschen OHL wird in mehreren Besprechungen die Lage an der Westfront erörtert.
11. Die deutsche "Südarmee" unter General v.Linsingen wird zur Unterstützung der Österreicher in den Karpathen aufgestellt.
12.-14. Ein örtlich begrenzter Angriff durch das III.Armeekorps unter dem General v.Lochow an der Westfront bringt die deutschen Truppen wieder bis dicht vor Soissons, wo sich nur noch in den Vorstädten der Feind nördlich der Aisne halten kann.
15.-4.2. Ein türkisches Expeditionskorps von 16000 Mann, bei dessen Führung sich der deutsche Oberstleutnant Freiherr v.Kreß befindet, durchquert die Wüste Sinai und gelangt bis an den Suezkanal. Der Übergang mißlingt jedoch und englische Verstärkungen lassen die Truppen am 4.2. den Rückzug antreten.
18.-19. In Deutsch-Ostafrika schlägt Oberst v.Lettow-Vorbeck mit seinen Truppen die Engländer bei Jassini.
19.-22. Deutsche Truppen erobern in den Vogesen den "Hartmannsweilerkopf".
20. Nach mehreren Lagebesprechungen entscheidet sich der Oberbefehlshaber Ost Generaloberst v.Hindenburg für einen weiteren Angriff in Ostpreußen. Hier hatte die schwache deutsche 8.Armee, die während der Feldzüge in Polen 1914 dort zurückgelassen worden war, die starken russischen Verbände nicht aufhalten können und war zurückgedrängt worden.
22. In den Karpathen treten die deutsche Südarmee und starke österreichische Kräfte zu einer Offensive an, um die bedrohte Front zu entlasten. In den tief verschneiten Bergen und Wäldern gelang es nur mit Mühe, vorwärts zu kommen. Zwar wurden die Bergkämme erobert, es gelang jedoch nicht, in die galizische Ebene hinabzusteigen.
24. Unentschiedenes Seegefecht zwischen englischen und deutschen Marineeinheiten bei der Doggerbank.
25. Aus der Heimat rollen drei neu aufgestellte Reservekorps nach Osten. Außerdem erhält der Oberbefehlshaber Ost noch das aktive XXI.Armeekorps überwiesen. Gleichzeitig wird ein neues Armeeoberkommando 10 unter dem von einer schweren Krankheit wieder genesenen Generaloberst v.Eichhorn aufgestellt, das den Hauptschlag gegen die Russen leiten soll.
25.-26. Das XII. (sächsische) Armeekorps unter General d'Elsa wirft in einem örtlich begrenzten Angriff an der Westfront bei Craonne (nahe Reims) die Franzosen von den Höhen des Chemin des Dames.
31. Bei einem Teilangriff zur Vorbereitung der Schlacht in Ostpreußen wird erstmals im Osten durch deutsche Truppen bei Bolymow (südwestlich Warschau) Gas eingesetzt.
31. Lebensmittelrationierung in Deutschland: Einführung von Brotmarken.
FEBRUAR
6. Der Oberbefehlshaber Ost verlegt sein Hauptquartier von Posen nach Insterburg.
7.-22. In der Winterschlacht in den Masuren wird die 10.russische Armee durch Teile der 8. sowie der neuen 10.deutschen Armee trotz härtester Witterungsbedingungen geschlagen. Der Überraschungseffekt ist auf Seiten der Deutschen, die Russen hatten zu dieser Jahreszeit nicht mit einem Angriff gerechnet. Dabei zeichnet sich ganz besonders das verstärkte XXXX.Reservekorps am rechten Flügel unter dem schon durch den Durchbruch von Brzeziny bekannt gewordenen General Litzmann aus. Am 22. wird die russische Armee endgültig vernichtet. Alleine im Augustower Wald ergeben sich ca. 30000 Russen, im Ganzen werden etwa 110 000 Gefangene gemacht. Ostpreußen ist endgültig vom Feind befreit. Die Kämpfe gehen aber örtlich noch bis Anfang April weiter, dann wird die Front hier auf Abwehr eingestellt.
12.-24. Deutsche Truppen erobern in den Vogesen beiderseits der Stadt Münster nach heftigen Kämpfen wichtige strategische Bergstellungen. Die französische Nachschubstraße über den Col de la Schlucht liegt nun unter Artilleriefeuer.
15. Der ins Stocken geratene Angriff in den Karpathen kommt trotz Eintreffens von Verstärkungen nicht mehr in Schwung. Die Kämpfe ziehen sich bis Anfang April hin. Das "Korps Bothmer" unter dem bayerischen Generaloberst Graf v.Bothmer trägt teilweise die Hauptlast des Kampfes im Hochgebirge. Eine wahres militärisches Glanzstück war die Erstürmung des Zwinin, einer Kuppe, die - ca. 1000 m hoch - von den Russen hartnäckig verteidigt wurde und die Vormarschstraße entscheidend sperrte.
16.-20.3. Winterschlacht in der Champagne. Die französischen Durchbruchsversuche scheitert trotz stärkstem Artilleriefeuer auf die deutschen Stellungen, am 20.März stellen die Franzosen die Angriffe erfolglos ein.
18. Beginn des U-Boot-Krieges.
19.-25. Englische und französische Kriegsschiffe beschießen die Dardanellen, anschließend werden die ersten türkischen Forts genommen. Deren Hauptwiderstandslinie bei Tschanak Kale hält jedoch.
22.-27. Weitere Angriffe der Deutschen gegen den Bobr und den Narew scheitern an den sich hier hartnäckig verteidigenden Russen. Gegenangriffe werden aber von der deutschen Armeeabteilung des Generals v.Gallwitz abgewehrt. Ende März geht man auf deutscher Seite hier zur Verteidugung über.
MÄRZ
10.-13. Englische Angriffe bei Neuve Chapelle in Flandern scheitern hauptsächlich am Widerstand des VII. (westfälischen) Armeekorps.
18.-29. Unter der Führung des deutschen Admirals v.Usedom und anderer Offiziere wehren die Türken am 18. einen weiteren englische-französischen Angriff an den Dardanellen ab. Unter dem konzentrierten Feuer türkischer Batterien sinken mehere feindliche Schiffe.
Am 25. erfolgt ein Landangriff, der von den unter der Führung des deutschen Generals Liman v.Sanders stehenden türkischen Divisionen blutig abgeschlagen wird.
22. Kapitulation der österreichischen Festung Przemysl, die durch den gescheiterten Karpathenangriff nicht entsetzt werden konnte.
26. Französische Truppen erobern den "Hartmannsweilerkopf" zurück, an der Vogesenfront beginnt ein zäher Kleinkrieg.
30. Bei einer Lagebesprechung beim Oberbefehlshaber Ost wird klar, daß zwar große Erfolge gegen die Russen erreicht wurden, ein strategischer Sieg jedoch nicht gelungen ist. Die große Zahl der feindlichen Reserven hatte dies letzlich nicht möglich werden lassen. In der OHL kommt der Chef des Großen Generalstabsstabs, General v.Falkenhayn, zu der Überzeugung, daß nach den bisherigen Abwehrleistungen im Westen eine Durchsbruchsgefahr nicht vorhanden ist, auch wenn nochmals Truppen nach dem Osten abgegeben würden.
APRIL
2. Das deutsche "Beskidenkorps" wird zur Abwehr russischer Gegenangriffe in den Karpathen den Österreichern zur Verfügung gestellt. Unter der geschickten Führung des Generals v.d.Marwitz stabilisiert sich die Lage im Laufe des Aprils und die Kämpfe schlafen hier schließlich ein.
7. Der österreichische Generalstabschef Conrad v.Hötzendorf schlägt der deutschen OHL einen großzügig angelegten Operationsplan gegen die beiden Flügel der russischen Front vor, General v.Falkenhayn lehnt diesen aber "mangels ausreichender Kräfte" ab. Auch seien die Dimensionen zu groß. In weiteren Gesprächen wird man sich darüber klar, daß nur ein Durchbruch im Osten die Kampfhandlungen wieder in Fluß bringen kann.
Nach weiteren Gesprächen wird schließlich als Durchbruchsstelle die Gegend von Tarnow-Gorlice (südöstlich von Krakau) ins Auge gefaßt.
16. Französische Flugzeuge werfen über Freiburg i.B. die ersten Bomben ab.
16. Die zum Durchbruch bestimmten Truppen (8 deutsche und 3 österreichische Divisionen) sammeln sich unter dem Oberfehl der 11.Armee, die von Generaloberst v.Mackensen geführt wird. Ihm steht mit Oberst v.Seeckt einer der fähigsten Generalstabchefs des deutschen Heeres zur Seite.
17. Durch den Oberbefehlshaber Ost werden mehrere Ablenkungsangriffe durch die 9. und 10.Armee vorgesehen, in das nördliche Litauen und nach Kurland sollte ein stärkerer Stoß vorbereitet werden.
22. Deutsche Offensive nördlich von Ypern. Dabei wird erstmal in großem Umfang eine Gaswolke abgeblasen. Die deutschen Truppen erzielen einen großen Einbruch in die feindlichen Stellungen und machen viele Gefangene, aber mangels Reserven kann der Erfolg nicht ausgebeutet werden kann.
Die oftmals vorgebrachte Behauptung, dies wäre gegen das Völkerrecht gehandelt, kann nicht aufrecht erhalten werden, da letzteres nur den Gebrauch von solchen G e s c h o s s e n verbot, "deren einziger Zweck sei, giftige, erstickende oder todbringende Gase zu verbreiten". Das Abblasen von G a s w o l k e n fiel aber überhaupt nicht unter die Bestimmungen der Haager Abkommen.
27. Beginn des deutschen Angriffs in Kurland, der unter Generalleutnant v.Lauenstein zu einem großen Erfolg wird. Bis nach Mitau und Liebau drangen die Truppen vor und nahmen diese Orte ein. Nachdem dann noch Verstärkungen eingetroffen waren, wurde die Abteilung zur Njemenarmee unter General Otto v.Below ausgestaltet.
28. Die letzten anrollenden deutschen Truppen für den Durchbruchsversuch werden ausgeladen und rücken in die Ausgangsstellung ein.
MAI
2. Beginn der Durchbruchsschlacht bei Tarnow-Gorlice. Die drei Stellungssysteme der Russem werden nach schwerem Kampf bis zum 5. genommen. Über 100000 Gefangene werden durch die deutsche 11.Armee gemacht. Sofort begann sich der Sieg auf die Nachbarfronten auszuwirken, die Karpathenfront der Russen wankte und auch nördlich der Weichsel gingen sie zurück.
4. Italien kündigt den Dreibundvertrag
7. Die "Lusitania", ein mit Munition befrachteter englischer Passagierdampfer, wird durch ein deutsches U-Boot versenkt.
7. Ein russischer Gegenstoß in der Bukowina wird durch die k.u.k-7.Armee abgewiesen.
9. Beginn einer englisch-französischen Offensive gegen die deutsche 6.Armee unter Generaloberst Kronprinz Rupprecht v.Bayern südlich Lille auf der Front La Bassee - Arras, die in den Schlachten um die Loretto-Höhe und bei La Bassee gipfelte. Sie war als Entlastung für die Russen anzusehen. Die schweren Kämpfe dauern noch bis in den Juni hinein. Zwar verlieren die Deutschen einige Quadratkilometer Geländeteile (u.a. die Loretto-Höhe), die Front hält jedoch.
10. Erster Zeppelin-Angriff auf London.
12. Die OHL faßt den Entschluß, den Sieg bei Tarnow-Gorlice weiter auszubeuten und ordnet an, die Offensive bis zur Linie des San und Dnjestr fortzusetzen. Wegen der Situation im Westen sollte die 11.Armee hier angehalten werden.
14.-16. Die deutsche 11.Armee erreicht den San, überschreitet ihn, und bildet bei Jaroslau einen Brückenkopf. Dort wurde nun der Widerstand der Russen größer, und auch die Flügelarmeen (k.u.k. 4. und 3.) hingen nach und kamen kaum noch vorwärts. Auf dem rechten Flügel behinderte außerdem die immer noch von den Russen besetzte Festung Przemysl die deutschen Truppen. Hier wurde der Angriff der Verbündeten nochmals verstärkt.
15. Die amerikanische Regierung fordert in ihrer ersten "Lusitania-Note" von Deutschland den Verzicht auf Verwendung der U-Boote im Handelskrieg.
23. Italien erklärt Österreich-Ungarn den Krieg, daß diesen nach Absprache mit der deutschen OHL zunächst gegen den "Erzfeind" verteidigungsweise führen will.
24. Deutschland bricht die diplomatischen Beziehungen zu Italien ab.
31.-2.6. Nach schweren Gefechten der deutschen 11. und der k.u.k.3.Armee dringt die 11.bayerische Infanterie-Division am 31. überraschend als erste in die Festung Przemysl ein. Die Rückeroberungskämpfe dauern aber noch bis zum 2.6. an.
31. Die deutsche Südarmee durchbricht die russische Front und dringt vom Stryj bis zum Dnjester vor. Hier tritt nun, bedingt durch den nun starken Widerstand der Russen, vorübergehend ein Stillstand der Operationen ein. Auch müssen die rückwärtigen Verbindungen geordnet werden. Die OHL steht vor einem neuen Entschluß, der auch von der Lage im Westen und an der Italienischen Front abhängig ist.
JUNI
2. und 3. In Pleß fällt die endgültige Entscheidung, die Operationen in Galizien über den San und Dnjester hinaus zu führen, da in Flandern die deutsche Front gehalten hat und an der italienischen Front verteidigungsweise verfahren wird. Alles, was an der Westfront noch entbehrlich ist, wird nach dem Osten herangeholt, die ganze Angriffsgruppe neu gegliedert. Die im Zentrum operierende deutsche 11.Armee nahm die Richtung auf Magierow nördlich Lemberg. Generaloberst v.Mackensen bekam alle deutschen und österreichischen Kräfte unterstellt, die nun zu einer vereinten Heeresgruppe "Mackensen" zusammengezogen waren.
3. Die Festung Przemysl wird von deutschen und österreichischen Truppen vollständig zurückerobert die Verbündeten ziehen als Sieger ein.
19.-20. Die Heeresgruppe "Mackensen" durchbricht nach schweren Kämpfen die russischen Stellungen beiderseits Magirow. Nun sollten die Operationen bis zur Einnahme Lembergs fortgesetzt werden.
22. Wiederbesetzung Lembergs, die Russen ziehen sich weiter nach Polen zurück. Generaloberst v.Mackensen wird zum Generalfeldmarschall ernannt. Die schwere Niederlage der russischen Armee macht in England und Frankreich tiefen Eindruck.
23. Die Kämpfe in Galizien werden nur noch örtlich geführt, Ende des Monats wird zur Verteidigung übergegangen und die Versorgung vorangetrieben, die bei den schlechten Wegeverhältnissen und den großen Entfernungen immer schwieriger geworden war. Erste Truppen werden wieder nach dem Westen abgegeben.
23. Beginn der 1.Isonzoschlacht. Ziel der italienischen Angriffe war hauptsächlich der Brückenkopf von Görz und die Hochfläche von Doberdo. Die wenigen österreichischen Truppen schlagen sich gegen "ihren Erzfeind" sehr gut, im Jahre 1915 allein rennen die Italiener noch vier mal vergeblich gegen die Stellungen an.
28. Bedingt durch das anwachsen der 11.Armee wird auf ihrem rechten Flügel die deutsche "Bugarmee" unter General v.Linsingen gebildet.
31. Zwischen der deutschen und der k.u.k OHL sowie dem Oberbefehlshaber Ost finden Beratungen über die Forführung der Operationen statt mit dem Ergebniss, daß die Angriffe im Juli fortgesetzt werden sollen.
2.Halbjahr
JULI
2. In einer weiteren Besprechung beim Oberbefehlshaber Ost unter Vorsitz des deutschen Kaisers wird dessen Mitwirkung mit den Angriffen der Heeresgruppe "Mackensen" koordiniert. Mit einer weiteren Offensive der deutschen Njemenarmee sollte ursprünglich ein gleichzeitiger Angriff der 10.Armee auf die Festung Kowno einhergehen. Dieser Plan wurde aber auf Wunsch des Generals v.Falkenhayn abgeändert und die Armeeabteilung "Gallwitz" zu einem Flankenstoß gegen den rechten russischen Flügel angesetzt, um die Heeresgruppe "Mackensen" zu entlasten.
9. Kapitulation der Kolonie Deutsch-Südwestafrika.
13.-19. Die Armeeabteilung "Gallwitz", durch mehrere Divisionen berstärkt, tritt zum Angriff an und durchstößt beiderseits Praßnysch die starken russischen Stellungen. Die Armeeabteilung "Woyrsch" sowie die 8. und 9.Armee unterstützen das Vorgehen durch weitere Angriffe.
15. Nochmalige Angriffe der Heeresgruppe "Mackensen" zwischen Bug und Weichsel, die Russen müssen immer mehr Reserven von anderen Fronten abziehen.
20. Beginn eines französischen Angriffs in den Vogesen gegen den "Lingekopf" bei Münster. Die Kuppe des Berges wechselt in den nächsten Tagen mehrfach den Besitzer.
23. Der Vormarsch in Kurland beginnt, die deutsche Njemenarmee unter General Otto v.Below dringt auf Mitau vor und schlägt die Russen bei Schaulen.
24. Die Armeeabteilung "Gallwitz" überschreitet im siegreichen Vordringen den Narew. Nach dem Zuführen von Verstärkung wird sie in die 12.Armee umbenannt.
26. Zwischen dem Chef des Großen Generalstabs bei der OHL, General v.Falkenhayn, und dem Oberbefehlshaber Ost, Generalfeldmarschall v.Hindenburg, entstehen größere Differenzen bezüglich der Fortführung der Operationen. Dabei geht v.Hindenburg noch immer von einem großen strategischen Schlag aus, der bedeutende russische Teile vernichten soll, v.Falkenhayn spricht jedoch "nur" von einer Schwächung des Gegners.
29. Die Armeeabteilung "Woyrsch" erzwingt trotz starker Gegenwehr der Russen den Übergang über die Weichsel zwischen Iwangorod und Warschau. Die 11.Armee greift trotz großer Erschöpfung nochmals an und schlägt die Russen erneut.
30. Lublin wird von österreichischen Truppen eingenommen.
AUGUST
1. Eroberung von Cholm.
5.-8. Fall von Iwangorod und Einnahme von Warschau durch die Armeeabteilung "Woyrsch", Beginn des Angriffs gegen die Festung Kowno.
6.-27. Englische Truppen greifen auf der Halbinsel Gallipoli an und werfen im ersten Anlauf die türkischen Verteidiger zurück. Herbeieilende Verstärkungen stabilisieren aber die Lage und ab 27. geht man zum Stellungskrieg über.
13. und 14. In einer Lagebesprechung bei der OHL und beim Oberbefehlshaber Ost wird klar, daß eine groß angelegte Umklammerung durch das permanente Ausweichen der Russen nicht mehr zu Stande kommen kann. Die Operation mündet in ein frontales Nachdrängen.
17. Kriegserklärung Italiens an die Türkei
18. Die Festung Kowno wird durch die deutsche 10.Armee erobert, bei der das XXXX.Reservekorps unter General Litzmann die Hauptlast der Kämpfe trägt.
19. Reichskanzler v.Bethmann-Hollweg legt in Brüssel aufgefundene Aktenstücke vor, die die Verflechtungen zwischen Belgien und den Entente-Staaten England und Frankreich vor dem Krieg aufzeigen und die Neutralität Belgiens stark in Frage stellen.
19. und 20. Eroberung der starken russischen Festung Nowo-Georgiewsk, hauptsächlich durch deutsche Landwehr- und Landsturmtruppen.
26. Einnahme von Brest-Litowsk.
28. Die deutsche OHL ordnet nach der Einnahme der großen Festungen und Erreichen der Linie Brest-Lotowsk - Grodno an, das die Heeresgruppe "Mackensen" und die inzwischen gebildete Heeresgruppe "Prinz Leopold v.Bayern" den Vormarsch einstellen und eine Dauerstellung einnehmen sollen. Lediglich die Festung Grodno selbst sollte noch genommen werden. Nur im Norden waren noch weitere Angriffe geplant.
31.-15.10. Starke Gegenangriffe am Lingekopf in den Vogesen bringen die Kuppe des Berges endgültig in den Besitz der deutschen Truppen. In den weiteren Kämpfen wird aber kein Gelände mehr gewonnen.
SEPTEMBER
1. Der Oberbefehlshaber Ost erhält von der OHL den definitiven Auftrag, im Norden den Feind "größtmöglich zu schädigen, und anschließend eine Dauerstellung für den Winter vorzubereiten."
4. Eroberung der russischen Festung Grodno.
6. Bulgarien tritt an der Seite der Türkei, Österreich-Ungarns und Deutschlands in den Krieg ein. Es beginnen nun die Vorbereitungen für einen gemeinsamen Angriff gegen Serbien.
9. Die 10.Armee unter Generaloberst v.Eichhorn beginnt mit dem Vormarsch auf Wilna. Die deutsche Njemenarmee hatte die linke Flanke zu decken und rückte auf Dünaburg vor. Südlich der 10.Armee drängen die 8. und 12. die Russen über Lida zurück.
18. Einnahme von Wilna durch die 10.Armee nach schweren Kämpfen. Vorausgeeilte deutsche Heereskavallerie kann Smorgon nicht halten, da die Infanterie auf den schlechten Wegen nicht schnell genug vowärts kommt.
18. Einstellung des U-Boot-Kriegs.
19.-23. Letzte heftige Kämpfe der deutschen Njemenarmee. Es gelingt nicht mehr, Dünaburg und Riga einzunehmen.
22.-25. An der Westfront beginnt die Herbstschlacht in der Champagne und im Artois. Eine neue große Offensive der Engländer und Franzosen bei Arras sowie bei Reims und in den Argonnen wird durch stärkstes Trommelfeuer eingeleitet. Für eine Rettung Rußlands kommt dieser Angriff aber viel zu spät. Nach dreitägigem Artilleriefeuer beginnt der Vorstoß der Infanterie gegen die deutsche 6. (Artois) und 3. (Champagne) Armee.
Bei der 3.Armee unter Generaloberst v.Einem trat nach dem ersten Ansturm eine schwere Krise ein, da die Stellugen teilweise durchbrochen worden waren. Vor allem die Rheinländer des VIII.Reservekorps unter Generalleutnant Fleck hatten schwer gelitten, aber auch die rechts anschließenden Sachsen des XII.Reservekorps. Reserven waren keine mehr vorhanden, abgesessene Kavallerie und sogar Rekrutendepots mit soeben aus der Heimat eingetroffenem Ersatz mußten in die Bresche geworfen werden. Man schwankte bei der deutschen Führung, ob man nun die Front zurücknehmen sollte. Ab dem 26. abends trafen dann die ersten Verstärkungen ein, und so konnte vor der zweiten deutschen Stellung der Angriff der Franzosen doch noch zum Stehen gebracht werden. Insgesamt wurden durch den Feind auf einer Breite von ca.13 km nur 3 km in der Tiefe gewonnen. Im Verhältnis zu den Opfern der französischen Armee war das nichts!
Im Artois waren die Erfolge der Entente noch geringer. Lediglich bei Loos konnten die Engländer, bei Souchez die Franzosen kleinere Erfolge erzielen. Die Kämpfe zogen sich noch bis in den Oktober hinein und waren ungemein schwer. Daher mußten die Truppen sehr häufig abgelöst werden, ein starker Verbrauch an Menschen und Material war die Folge.
26. Alle Durchbruchsversuche der Entente im Jahre 1915 sind nun endgültig gescheitert.
27. Der Oberbefehlshaber Ost stellt die Operationen im Norden ein und läßt in der Linie Naroczsee - Dünaburg - Mitau - westlich Riga eine Dauerstellung beziehen.
28. Generalfeldmarschall v.Hindenburg, dem immer eine große, weit ausholende strategische Umfassung vorschwebte, spricht den bekannten Satz: "Wir sind zu spät gekommen, wir ermatten!"
30. Bis auf geringfügige örtliche Stellungsverbesserungen wird nun die gesamte Ostfront auf Abwehr umgestellt. Es folgen Truppenabgaben an die Westfront.
OKTOBER
5. Englische und französische Truppen (ca. 20000 Mann) landen in Saloniki. Bis Anfang November wächst die Stärke auf ca. 75000 Mann. Da Griechenland sich zu Beginn des Krieges als neutral erklärt hatte, lag hier offenkundig ein Neutralitätsbruch der Entente vor. Angeblich wäre Griechenland zum Beistand Serbiens vetragsmäßig verpflichtet, dieses Abkommen bezog sich aber nur auf einen Krieg der Balkanstaaten untereinander, nicht aber auf die Ententemächte. Da die griechische Regierung die Landung mit Waffengewalt nicht verhindern konnte, blieb es bei schwachen Protestnoten.
6. Beginn einer gemeinsamen deutsch-österreichisch-ungarisch-bulgarischen Offensive gegen Serbien, um die strategische Flanke der Österreicher zu stabilisieren und eine Landverbindung in die Türkei zu schaffen. Die deutschen Truppen bildeten die 11.Armee unter General v.Gallwitz, rechts von ihnen war die k.u.k. 3.Armee aufmarschiert. Die Truppen standen an der Donau im Banat bereit. 2 bulgarische Armeen sollten von Osten her den Angriff vortragen. Den Oberbefehl führte der deutsche Generalfeldmarschall v.Mackensen.
6. Letzte Angriffsversuche der Franzosen in der Champagne, die aber keinen Erfolg mehr haben. Die deutsche Front hat sich hier wieder stabilisiert.
7.-9. Der äußerst schwierige Übergang über die Donau glückt, die Serben werden weitgehend überrascht. Am 9. schon wird Belgrad eingenommen. Der Angriff kommt aber nur langsam voran, da zum einen die Serben tapfer Widerstand leisten, zum anderen die Wegeverhältnisse katastrophal sind.
15. Im Artois werden die Angriffe der Entente erfolglos eingestellt, der Durchbruchsversuch war auch hier mißglückt.
15. In den südlichen Vogesen wird der "Hartmannsweilerkopf" wieder von den deutschen Truppen zurückerobert.
21. Fertigstellung von zwei Behelfsbrücken über die Donau, die Heeresgruppe "Mackensen" in Serbien kann nun etwas besser versorgt werden.
28. Im Deutschen Reich werden "fleischlose Tage" eingeführt.
31. Es gelingt nicht, die Serben zu einer Entscheidungsschlacht zu stellen. Trotz enormer Verluste weichen die Reste ihrer Armee ins Hochgebirge aus.
NOVEMBER
17. Extreme Wetterverhältnisse und Nachschubschwierigkeiten der Heeresgruppe Mackensen behindern die Verfolgung der Reste der serbischen Armee.
20. Die Westfront ist völlig auf Abwehr eingestellt, bis auf einzelne örtliche Unternehmungen finden keine größeren Kampfhandlungen statt.
27. Siegreicher Abschluß der Offensive gegen Serbien, dessen Armee als aufgelöst zu betrachten war. Nur bei den Bulgaren fanden noch Kämpfe in den Bergen Mazedoniens statt. Über diesen neuen Bundesgenossen ist nun auch endlich die Landverbindung mit der Türkei hergestellt.
30. Beratungen bei den Mittelmächten über ein Vorgehen gegen die nun von Griechenland heranziehenden englisch-französischen Truppen.
DEZEMBER
4. Bei Prizren zertrümmern die bulgarischen Truppen letzte Einheiten der serbischen Armee, dann wird auch hier der Angriff eingestellt.
10. Die noch auf serbischem Gebiet stehenden englischen und französischen Truppen weichen einem Angriff der Mittelmächte aus und ziehen sich auf griechischen Boden zurück. Die deutschen und bulgarischen Truppen machen daraufhin an dieser Grenze halt und überschreiten sie nicht.
19. und 20. Nach permanenten Fehlschlägen im abgelaufen Jahr beginnt in der Nacht der Rückzug der Engländer aus Gallipoli. Er dauert noch bis zum 9.1., dann besetzen die Türken die verlassenen Stellungen. Das dortige Schlachtfeld zählt zu den blutigsten des Weltkriegs!
21. Im deutschen Reichstag stimmt ein Teil der Sozialdemokraten gegen die Bewilligung der Kriegskredite.
21.-8.1. Französische Truppen erobern nochmals in den Vogesen den "Hartmannsweilerkopf", werden dann aber am 22. zurückgeworfen und dabei völlig aufgerieben. Weitere örtliche Vorstöße der Deutschen um den Jahreswechsel herum sichern die Stellung hier endgültig.
27.-30. Bei der deutschen OHL finden erste Besprechungen größeren Stils über die Kriegführung im kommenden Jahr statt.
amicus-optimus
03.11.02, 18:42
Das Kriegsjahr 1916
http://home.t-online.de/home/kriegsjahr1916/krgj16.htm
1.Halbjahr
JANUAR
2. Beginn des österreichisch-ungarischen Feldzuges gegen Montenegro und Albanien, um die in die Berge geflohenen Reste der serbischen Armee noch zu erreichen.
3.-4. Zu Beginn des Jahres 1916 werden die Planungen für die Kriegführung bei der OHL fortgesetzt. Dabei stellt sich u.a. heraus, daß ein gemeinsamer Angriff mit Österreich gegen Italien auf Grund der unterschiedlichen Einschätzung der Prioritäten nicht möglich ist. Auch erkennt man, daß ein Angriff in Flandern gegen die Engländer wegen fehlender Kräfte bei den Deutschen nicht durchgeführt werden kann. Der Osten scheidet ebenfalls für größere Maonahmen aus, da man sich einig ist, das die Entscheidung im Westen fallen muß. In einer Denkschrift des Generals v.Falkenhayn taucht zum ersten Mal der Gedanke einer Operation gegen die Franzosen, die er für erschöpft hält, auf. Der Raum um Verdun - Falkenhayn spricht von einem "Angriff im Maasgebiet" - wird nun in die deutschen Überlegungen mit einbezogen. Das dort befehligende Armeeoberkommando 5 unter dem Deutschen Kronprinzen Wilhelm v.Preußen wurde mit dem Auftrag, einen Angriffsplan vorzubereiten, betraut. Schon im Vorfeld der Planungen gibt es Differenzen zwischen dem Chef des Generalstabs des AOK 5, Generalleutnant Schmidt v.Knobelsdorff und dem Kronprinzen einerseits, sowie der OHL andererseits. Erstere stehen dem Gedanken Falkenhayns skeptischer gegenüber, wollen auf b e i d e n Seiten der Maas angreifen und die Festung s c h n e l l zu Fall bringen, um eine lang andauernde Materialschlacht zu verhindern. Am 4.1. wird der Entwurf eines Operationsplans der OHL vorgelegt.
10. Die Österreicher erobern in Montenegro die beherrschende Felsenhöhe des Lowcen.
12. Bei General v.Falkenhayn wird deutlich, daß er die große Problematik eines Durchbruchsangriffs richtig einschätzt. Auf der Basis dieser Erkenntnis kommt er allerdings zu dem Gedanken der "Ermattungsstrategie".
13. Die montenegrinische Hauptstadt Cetinje wird von k.u.k.-Truppen besetzt.
14. Es wird deutlich, daß die Operationen gegen Verdun nicht isoliert betrachtet werden dürfen; sie sind umbedingt im Zusammenhang mit der Aufnahme des U-Boot-Krieges gegen England zu sehen. Gleichzeitig wird endgültig festgestellt, daß der Angriff nur auf dem rechten Maasufer durchzuführen ist, da die verfügbaren Truppen für eine Operation auf dem linken Ufer nach Ansicht der OHL nicht ausreichen.
15. Nochmal stellt sich eindeutig in verschiedenen Besprechungen und Äußerung heraus, daß General v.Falkenhayn zwar die Engländer treffen möchte, dies aber zu diesem Zeitpunkt wegen fehlender Kräfte nicht durchfürbar ist. Die in seiner Denkschrift vom Dezember 1915 dargestellten möglichen Ziele bei einer Operation gegen die Franzosen - Belfort und Verdun - werden nochmal näher untersucht. Dabei zeigt sich schnell, daß Belfort wegen seiner geographischen Lage - eingeengt zwischen Vogesen und schweizer Grenze - nicht in Frage kommt. Die in die deutsche Front tief hereinreichende Ausbuchtung im Raum Verdun bestimmt eindeutig den strategischen Ansatz. Differenzen gibt es nach wie vor über die taktische Umsetzung eines Angriffs.
20. Größere englische Angriffe in Deutsch-Ostafrika, das Kilimandscharo-Gebiet muß von der Schutztruppe geräumt werden.
24. Nachdem die Städte Skutari und Durazzo erobert wurden, stellen die Österreicher den Feldzug in Albanien ein. Die Reste der serbischen Truppen konnten sich retten und waren von der Entente eingeschifft worden.
25.-28. In der Champagne und im Artois finden kleine deutsche Ablenkungsangriffe statt.
27. Auf Grund aller o.a. Erwägungen wird der Angriffsbefehl vom AOK 5 erlassen ("streng geheim"). Angriffsbeginn soll am 12.2. sein.
FEBRUAR
3. In Berlin wird infolge dümmster Geschwätzigkeit in gesellschaftlichen Kreisen nun offen (!) von der bevorstehenden Operation gesprochen.
4. Bei immer schlechter werdendem Wetter gehen die deutschen Angriffsvorbereitung unter größten Mühen voran. Allein 1400 Geschütze werden in Stellung gebracht.
8. Die deutsche und die österreichisch-ungarische Regierung kündigen den neutralen Staaten an, daß vom 23.Februar an bewaffnete Handelsschiffe als Kriegsschiffe behandelt werden.
8. Die Bereitstellung der Artilleriemunition für den Verdun-Angriff ist beendet. Ca. 2 1/2 Millionen Artillerie-Geschosse wurden mit 1300 Munitionszügen herbeigeschafft.
11. Tagesbefehl des Deutschen Kronprinzen für die Angriffstruppen.
12. Der für diesen Tag 08.00 Uhr geplante Vorstoß muß im letzten Moment wegen des schlimmen Wetters (Kälte, Nebel, Schneeregen, Hagelschauer, Schlamm, usw.) aufgegeben und verlegt werden. Die deutschen Angriffstruppen in den Ausgangsstellungen leiden unter diesen Bedingungen schon im Vorfeld des Angriffs enorm.
15. Die deutsche Kolonie Kamerun ist endgültig im Besitz des Feindes, die Reste der deutschen Truppen tritt in das neutrale Spanisch-Guinea über. Nur im Norden hält sich noch eine Kompanie bis März, dann muß auch sie sich den Engländern gefangen geben.
16. Ein orkanartiger Sturm vor Verdun läßt das Warten der Angriffstruppen zur Hölle werden, die Stellungen "soffen" langsam ab.
19. Wetterbesserung vor Verdun. Überläufer vom V.Reservekorps verraten den Angriff, für die Franzosen kommt diese Nachrich allerdings zu spät.
20. Vollmond, klares Wetter und Frost, die Entscheidung für den Angriff vor Verdun am folgenden Tag fällt.
21. Beginn der großen deutschen Offensive vor Verdun auf dem rechten Maasufer. Frankreich soll, so die Gedanken der deutschen OHL, jeden Mann zur Behauptung der Festung einsetzen und sich so verbluten.
22.-24. Der Angriff vor Verdun gewinnt schnell Raum, die zweite feindliche Stellung ist am Abend des 24. genommen. Die große Chance, die sich den Deutschen bietet, kann aber nicht ausgenutzt werde, da die Reserven fehlen. Der große Erfolg kann nicht ausgebeutet werden.
23. Wiederbeginn des Handels-U-Boot-Kriegs aufgrund der Note vom 8.Februar.
25. Deutsche Truppen erstürmen das Fort Douaumont vor Verdun. Nach französischen Berichten war dieser Tag der kritischste für die Entente. Der neue Oberbefehlshaber der 2.französischen Armee, General Petain, übernimmt das Kommando. Die Deutschen erobern noch am gleichen Tag den "Pfefferrücken" und Dorf Louvemont.
25. Englische Truppen beginnen, französische Einheiten der 10.Armee im Artois abzulösen, die vor Verdun die wankende Front stützen sollen.
26. Der Widerstand der Franzosen verstärkt sich., erste Gegenstöße finden statt. Vom linken Maasufer verstärkt sich feindliches Artilleriefeuer, das dem VII.Reservekorps schwer zu schaffen macht.
27. Immer noch fehlen deutsche Reserven, nur die 113.Infanterie-Division ist im anrollen.
29. Besprechung zwischen General v.Falkenhayn und dem AOK 5 über den Fortgang der Operation. Der deutsche Kronprinz setzt sich mit seinem schon vorher gemachetn Vorschlag durch, auch auf dem linken Maasufer anzugreifen, um die Flankenbedrohung auszuschalten. Auch werden endlich frische Truppen zugesagt, um die erschöpften Angriffseinheiten abzulösen.
MÄRZ
2. Deutsche Truppen erobern das Dorf Douaumont vor Verdun.
6.-9. Am 6. beginnt ein deutscher Angriff auf dem Westufer der Maas, am 9. wird die Offensive nach durchgeführter Neumunitionierung auf dem Ostufer fortgesetzt. Es werden geringe Geländegewinne erzielt, der große Angriff insgesammt bleibt erfolglos. Diese Angriffe kommen zu spät, die Deutschen sind zu erschöpft, die Franzosen schon wieder erstarkt.
8. Die Straße Bar le Duc - Verdun wird zur Lebensader für die dort schwer kämpfenden französischen Truppen. Mit drakonischen Maßnahmen wird der Verkehr dort geregelt. Diese organisatorische Maßnahme stellt allerdings die Versorgung der Franzosen sicher.
9. Deutschland erklärt Portugal den Krieg.
18.-28. Beginn einer russischen Frühjahrsoffensive bei Postawy und am Naroczsee zur Entlastung der Franzosen vor Verdun. Unter ungeheuren russischen Verlusten wird der Angriff abgeschlagen und schließlich am 28. eingestellt. Trotz örtlicher Krisen werden die Stellungen im Großen und Ganzen gehalten, die wenigen verlorenen Teile werden von der 10.deutschen Armee im April wieder zurückerobert.
20. Der "Grabenkrieg" vor Verdun wird immer heftiger, auf b e i d e n Seiten steigen die Verluste enorm.
24. Der französische Passagierdampfer Sussex wird im englischen Kanal durch ein deutsches U-Boot versenkt. Der deutsche Kommandant hatte das Schiff irrtümlich auf Grund seines Anstrichs für einen Minenleger, also ein Kriegsschiff, gehalten. Unter den Toten waren auch einige amerikanische Staatsbürger.
31. Der Deutsche Kronprinz hegt in einem Schreiben an die OHL noch die Hoffnung, den Widerstand der Franzosen zu brechen.
APRIL
4. In einem Antwortschreiben an den Deutschen Kronprinzen zeigt General v.Falkenhayn sein klares strategisches Urteil. Er erkennt wohl, das sein Plan fehlgeschlagen ist und spricht sogar die Überlegung aus, den Angriff ganz einzustellen, auch unter inkaufnahme einer "moralischen" Niederlage. Dennoch geht er dann doch nicht so weit, sondern beschließt in Übereinstimmung mit dem AOK 5, daß noch Teilunternehmungen auf dem Ostufer der Maas durchgeführt werden. Erst dann sollte endgültig über Einstellung oder Fortsetzung der Operation entschieden werden. Entscheidend bei diesen ganzen Planungen tritt nun auch die Gestalt des Chefs des Generalsstabs der 5.Armee, General Schmidt v.Knobelsdorff, immer mehr in den Vordergrund. Er hält unter allen Umständen am Angriffsgedanken und der Zermürbungsschlacht fest. Sein Einfluß bringt Falkenhayn, der eine sehr hohe Meinung von Schmidt v.Knobelsdorff hatte, davon ab, die Operation schon jetzt einzustellen, auch gerät der Generalstabschef des AOK 5 immer mehr in Konflikt mit dem Deutschen Kronprinzen, seinem Oberbefehlshaber.
5. Der schwankenden deutschen Führung steht auf französischer Seite ein fester Wille gegenüber, die die eigene Front mehr und mehr stärkt.
6. Dem geplanten deutsche Angriff auf dem Ostufer kommen die Franzosen mit einem Gegenangriff zuvor, dieser wird aber von den deutschen Truppen abgeschlagen.
20. "Niederbohrungsnote" der USA, die mit Abbruch der diplomatischen Beziehungen droht, wenn die deutsche Regierung bei einer Kriegführung verharre, die angeblich den Grundsätzen des internationalen Rechts und der Menschlichkeit widerstritte.
22. Der "Stellungskrieg" vor Verdun wird zu einem "Kleinkrieg" von ungeahntem Ausmaß, die Truppen haben auf beiden Seiten die größten Schwierigkeiten, die Versorgung sicher zu stellen und überhaupt Verbindung untereinander zu halten. Die Verluste steigen bei Deutschen und Franzosen immer mehr.
24. Der deutsche Reichskanzler v.Bethmann-Hollweg hatte sich durch die Note vom 20. stark einschüchtern lassen und durchgesetzt, daß der U-Boot-Krieg nur noch nach Prisenordnung zu führen sei. Das war in der Praxis unmöglich, da ein U-Boot-Kommandant kein Schiff stoppen und dann erst einmal durchsuchen konnte. Admiral Scheer sandte daraufhin einen Funkspruch an seine U-Boote, den Handelskrieg aufzugeben.
26. Die in Kut el Amara durch die Türken eingeschlossene englische Armee kapituliert.
30. Der deutsche Kaiser erklärt sich mit der Handlungsweise des Admirals Scheer einverstanden.
MAI
4. Vor Verdun wechseln die Grabenstücke durch Angriff und Gegenangriff fast stündlich. Die Führung hat auf beiden Seiten große Probleme, den Stellungsverlauf überhaupt noch genau nachvollziehen zu können.
8. Deutsche Truppen erstürmen auf dem Westufer der Maas den Nordhang der beherrschenden Höhe 304.
14. Beginn einer österreichischen Offensive gegen Italien in Tirol. Trotz anfänglicher Erfolge im Hochgebirge gelingt der Durchbruch in die Ebene nicht.
14. Die französischen Gegenangriffe vor Verdun werden immer heftiger, der Deutsche Kronprinz entschließt sich, nun endgültig von einer nochmaligen größeren Offensive Abstand zu nehmen, obwohl sein Generalstabschef immer noch an dem Angriffsgedanken festhält.
15. Von einer Fahrt zur OHL zurückgekehrt bringt General Schmidt v.Knobelsdorff den Befehl von dort mit, die Offensive d o c h wieder aufzunehmen. Der deutsche Kronprinz ist äußerst verbittert und fühlt sich hintergangen, muß aber als Soldat der vorgesetzten Stelle gehorchen. Seinem Chef erklärt er dies und fügt hinzu, daß er "jede Verantwortung ausdrückliche ablehne"!
16. Besprechung zwischen General v.Falkenhayn und dem AOK 5 über die nächsten Angriffsziele. Das Zwischenwerk Thiaumont, das als Ziel ausersehen war, wurde aber nicht erreicht, die Franzosen kamen den Deutschen mit einem Gegenangriff zuvor, der aber auch abgeschlagen wurde.
20. Mit einer großen Kraftansterngungen erobern deutsche Truppen auf dem westlichen Maasufer die wichtige Höhe "Toter Mann".
31. Auf dem westlichen Maasufer werden die Angriffsoperationen nun eingestellt.
31.-1.6. Seeschlacht am Skagerrak. Die deutsche Hochseeflotte unter dem Kommando des Vizeadmirals Scheer kämpft erfolgreich gegen den Hauptteil der englischen Flotte.
JUNI
2. Neue größere deutsche Angriffe auf dem westlichen Maasufer bringen zuerst wieder Raumgewinn.
4. Erneute russische Angriffe im Osten, es beginnt die "Brussilow-Offensive" (so nach ihrem Oberkommandierenden General Brussilow genannt) in Galizien. Der erste Ansturm ließ die k.u.k.-4. und 7.Armee förmlich zusammenbrechen. Nur Trümmer konnten sich noch zurückziehen.
6. Der englische Panzerkreuzer "Hampshire" läuft auf eine Mine und sinkt innerhalb von 15 Minuten. Der britische Feldmarschall Lord Kitchener, auf dem Weg nach Rußland, ist mit unter den Toten.
7. Das Fort Vaux vor Verdun wird durch deutsche Truppen erobert.
7. Im Osten nehmen die Russen die Stadt Luzk und brechen tief in die österreichisch-ungarische Front ein. Der dortige Styr-Übergang geht verloren.
8. Trotz einer nochmaligen Krisis beiden Franzosen hält ihre Front weiterhin. Man hofft auf einen geplanten großen Entlastungsangriff der Entente an der Somme.
8. "Krisensitzung" in Berlin mit den Chefs der deutschen und österreichischen OHL. General v.Falkenhayn sagte Unterstützung zu.
13. Die Russen beginnen mit dem Angriff auf Baranowitschi, einem äußerst wichtigen strategischen Knotenpunkt. Hier kämpft die Armeeabteilung des Generalobersten v.Woyrsch in einer Ausdehnung von 163 km mit fünf deutschen und zwei österreichisch-ungarischen Divisionen. Hauptsächlich das in der Mitte stehende schlesische Landwehrkorps des Generals Freiherr v.König hat die Hauptlast des Kampfes zu tragen. Schwere Krisen entstehen. Aber die umsichtige Führung und das geschickte manövrieren des Chefs des Generalstabs, Oberstleutnant Heye, macht es zusammen mit dem nicht zu erwarten gewesen Mut und der Tapferkeit der schon älteren Landwehrmänner möglich, die Stellungen zuerst noch zu halten.
15. Der Streit zwischen dem Deutschen Kronprinzen und den Generalen v.Falkenhayn und Schmidt v.Knobelsdorff bricht nach einem erneuten Angriffsbefehl der OHL offen aus.
17. Der Angriff der Österreicher gegen Italien wird eingestellt, Truppen werden herausgezogen und an die galizische Front geworfen.
21. Erneuter Angriff der Deutschen vor Verdun. Fort Souville, das Hauptziel, wird nicht erobert. Das Dorf Fleury und das Zwischenwerk Thiaumont werden jedoch gestürmt.
22. "Tropfenweise" kommen im Osten die ersten Verstärkungen an, es herrscht höchste Not. Selbst die schwer ringende Türkei stellt ein Armeekorps zur Unterstützung dert bedrohten Front.
24. An der Sommefront beginnt ein bisher noch nicht dagewesenes Trommelfeuer der Entente, es kündigt sich eine Schlacht von enormen Außmaßen an.
30. Im Osten sind die Russen weit vorgedrungen, haben die Bukowina erobert und der Weg zu den Karpathenpässen ist offen. Das Kernland Ungarn scheint bereits bedroht. Nur in der Mitte der Front hielt die deutsche Südarmee unter Generaloberst Garf v.Bothmer "wie ein Fels in der Brandung" mit zurückgebogenen Flügeln aus. In einer Breite von 70 km stand sie mit nur 5 1/2 Divisionen, wobei sich die 48.Reservedivision besonders auszeichnete.
31. Heftige französische Gegenangriffe an der Verdun-Front werden mit großer Mühe durch die Deutschen abgewiesen.
2.Halbjahr
JULI
1. Zur Entlastung Verduns beginnen Franzosen und Engländer nach siebentägiger Artillerie- und Gasvorbereitung eine große Offensive, die Schlacht an der Somme beginnt. Die Engländer greifen nördlich des Flusses, die Franzosen auf dem südlichen Abschnitt an. Hauptbetroffener auf der deutschen Seite ist die 2.Armee mit einer Frontbreite von 93 km unter General v.Below (Fritz). Die Angriffe ziehen sich bis November hin, letzlich können die Deutschen ihre Front wieder einmal trotz großer Krisen stabilisieren, der Entente bleiben geringe Geländewinne und eine total verödete "Mondlandschaft", in der ein Leben so gut wie nicht mehr möglich ist.
1.-10. Die ersten Angriffe bringen für die Entente eine schwere Enttäuschung, nur an wenigen stellen (z.B. bei Montauban) gelingt ein Einbruch. Nach britischen Angaben sollen an diesem einen Tag (1.) auf ihrer Seite fast 60000 Soldaten gefallen, verwundet oder vermißt sein. Die Franzosen haben jedoch etwas mehr Erfolg, die deutsche Front muß südlich der Somme in Richtung Peronne zurückgenommen werden. Einen Durchbruch schafften sie aber auch nicht. In den nächsten Tagen begann nun die "Materialschlacht", ein unaufhörliches Loshämmern auf den Gegner.
3. Schwere Krise in der Schlacht bei Baranowitschi. General v.Falkenhayn befiehlt der Führung der Armeeabteilung "Woyrsch" das "Halten um jeden Preis". Die letzten Reserven, Stabs- und Versorgungssoldaten, wurden eingesetzt. Und die Front hielt wieder! Diese Leistungen, die den russischen Angriff nun endgültig haben zusammenbrechen lassen, gehören mit zu den glänzensten Waffentaten des Weltkriegs, zumal auf deutscher Seite nur Reserve- und Landwehrtruppen gegen die besten russischen Korps gekämpft hatten.
3. Den Bitten um Verstärkungen für die 2.Armee kann die OHL wegen der Lage im Osten und vor Verdun nur in geringem Umfang nachkommen. Die nördlich anschließende 6.Armee unter Kronprinz Rupprecht v.Bayern bietet ihre Reserven zur Hilfe an, Falkenhayn leht jedoch ab, da er fürchtet, daß auch diese Armee noch in den Großkampf verwickelt wird.
10.-20. Die Schlacht an der Somme wird zu einem mühseligen Ringen um Meter. Einzelne Stützpunkte und Dörfer sind tagelang umkämpft und wechseln mehrfach den Besitzer. Als ein großer Vorteil für die Entente stellt sich deren Lufthoheit heraus. Die deutschen Beobachtungsballons werden immer wieder abgeschossen, an deutschen Fliegern ist zu wenig vorhanden. Wo sie jedoch auftauchen, gewinnen sie örtlich immer wieder die Oberhand.
11. Ein letzter großer Angriff der deutschen Truppen bei Verdun gegen das Zwischenwerk Thiaumont versagt. Nun ordnet General v.Falkenhayn an dieser Front die "strikte Verteidigung" an.
19. Die deutsche Front an der Somme wird geteilt, den nördlichen Abschnitt behält General v.Below (Fritz) mit der 2.Armee, den südlichen übernimmt das neu eingeschobene AOK 1 unter General v.Gallwitz. Letzterem wird die 2.Armee unterstellt, was wegen der Doppelbelastung wenig vorteilhaft war.
23. An der Verdun-Front werden größere Bewegungen auf französischer Seite festgestellt, man vermutet nun auf deutscher Seite einen Angriff der Franzosen.
25. An der Sommefront macht sich mehr und mehr der Vorteil auf Seiten der Entente bemerkbar, daß sie ihre Truppen früher ablösen können. Deutsche Divisionen müßen bis zu 14 Tage in der Hölle der vordersten Front aushalten.
29. Die letzten örtlichen Angriffe bei Baranowitschi werden abgewehrt, die Front erstarrt hier wieder im Stellungskrieg.
AUGUST
1. Auch im neuen Monat gehen an der Somme-Front die Angriffe der Entente weiter, und genau so mühselig wie bisher ist auch deren Fortschreiten.
1. General Schmidt v.Knobelsdorff setzt im Einvernehmen mit der OHL einen nochmaligen Angriff durch, der nicht nur scheitert, sondern den Franzosen Gelegenheit gibt, im Gegenangriff Dorf Fleury und Zwischenwerk Thiaumont zu nehmen und zu halten. Ein absolut nicht mehr zu verstehender Vorgang!
4. General v.Falkenhayn warnt in einem Telegramm die Heeresgruppe "Kronprinz Wilhelm" vor einem weiteren großen Entente-Angriff, der bei Verdun stattfinden könnte.
6. Beginn der 6. Isonzoschlacht, die Italiener erobern Görz und die Hochfläche von Doberdo. Im September, Oktober und November wurden die 7.-9. Isonzoschlachten geschlagen, in denen die Österreicher mit Mühe ihre Stellungen behaupten konnten.
15. An der ganzen Ostfront ist die Brussilow-Offensive nun zum erliegen gekommen, örtliche Gegenangriffe stabilisieren die Lage wieder.
15. In einem weiteren Schreiben des Generals v.Falkenhayn an das Oberkommando der Heeresgruppe "Kronprinz Wilhelm" geht das "wenn" und "aber weiter, eine klarer Befehl erfolgt nicht. Allerdings haben die Generale v.Francois und v.Lochow, die auf den beiden Abschnitten bei Verdun befehligen, auch unterschiedliche Meinungen in ihren angeforderten Berichten zum Ausdruck gebracht. Die ganze Situation war völlig zerfahren.
21. Ein weiterer Befehl Falkenhayns deutet auf die Umstände hin, daß bei allen Überlegungen und genehmigten örtlichen Angriffen auch schon an eine Winterstellung gedacht werden soll. Unmittelbat nach dem Eintreffen dieses Schreibens bei der Heeresgruppe "Kronprinz Wilhelm" wurde der Generalstabschef Schmidt v.Knobelsdorff abgelöst und erhielt das Kommando über das X.Armeekorps, dessen bisheriger Kommandierender General, Freiherr v.Lüttwitz, neuer Generalstabschef wurde.
22. In Deutschland wird die "Fleischkarte" eingeführt.
23. Rückkehr des 2000 Tonnen großen Handels-U-Bootes "Deutschland" unter Kapitän König von seiner Amerikafahrt.
25. An der Sommefront sind Engländer und Franzosen von einem Durchbruch, wie er angestrebt war, weit entfernt. Ihr Geländegewinn ist im Verhältnis zu den Verlusten unwesentlich. Die deutschen Reserven können jetzt öfter ablösen. Es zeichnet sich eine Parallele zum Verdun-Angriff der Deutschen ab.
27. Kriegserklärung Rumäniens an Österreich-Ungarn.
28. An der Westfront wird nun endlich auch im nördlichen Abschnitt eine deutsche Heeresgruppen gebildet, das Oberkommando übernimmt dort der Generaloberst Kronprinz Rupprecht v.Bayern. Damit wurde dem unhaltbaren Zusrand ein Ende gemacht, daß General v.Gallwitz sowohl seine Armee als auch die ihm unterstellte 2.Armee zu führen hatte.
28. Deutschland erklärt Rumänien den Krieg. - Kriegszustand zwischen Italien und dem Deutschen Reich.
29. An Stelle des Generals v.Falkenhayn wird bei der deutschen OHL der Generalfeldmarschall v.Hindenburg neuer Chef des großen Generalstabes. General wird Ludendorff wird als seine "rechte Hand" Erster Generalquartiermeister und erhält volle Mitverantwortung, damit ist auch die entsprechende Befehlsgewalt verbunden.
30. Die russischen Angriffe an der Ostfront ebben vorübergehend ab, es tritt eine kurze Periode des Stillstandes ein.
30. Die Jagdstaffel 2 unter Hauptmann Boelcke trifft an der Somme-Front ein.
31. Der Deutsche Kronprinz stellt unter eingehender Begründung bei der neuen OHL offiziell den Antrag, die Angriffe vor Verdun einzustellen.
31. Die Entente beginnt mit großer Überlegenheit eine Offensive in Mazedonien. An der bulgarischen Front gelingen größere Einbrüche.
SEPTEMBER
1. Im Osten setzen die Russen die Brussilow-Offensive fort, sie dauert noch bis Dezember an. Zwar gibt es vereinzelte örtlichen Krisen, die Lage wird jedoch nach Zuführung von Verstärkungen nicht mehr so dramatisch wie im Sommer.
1. An der Somme-Front gehen die Kämpfe mit unverminderter Härte weiter. Die gewaltige Schlacht fraß sich langsam vorwärts. Mehrfach war der Feind, vor allem im nördlichen Abschnitt, kurz davor, durchzubrechen, aber immer wieder gelang es den Deutschen, die Lücken zu schließen. Die OHL bemühte sich jetzt aber wesentlich mehr, Truppen zur Ablösung bereit zu stellen.
2. Beginn des siegreichen Dobrudscha-Feldzuges der Heeresgruppe "Mackensen". Sie soll feindliche Kräfte binden und die Donaulinie sichern.
2. Auf Basis des Antrags des Deutschen Kronprinzen vom 31. stellt die neue OHL die Offensive vor Verdun endgültig ein und befiehlt eine Dauerstellung.
3. Die Situation an der rumänischen Front bringt die neue OHL in schwestere Bedrängnis, Siebenbürgen liegt offen. Man entscheidet sich schließlich in Absprache mit der österreichischen OHL die große Gefahr, die entstanden ist, rein offensiv zu lösen und bringt es tatsächlich fertig, von allen Fronten trotz der dortigen Bedrohungen Truppen abzuziehen, um eine neue 9.Armee für einen Angriff gegen Rumänien zu bilden.
6. Die Mittelmächte vereinbaren einen gemeinsamen Oberbefehl, den formal der Deutsche Kaiser ausübt. Die Durchführung wird in mehreren Paragraphen geregelt und ist so kompliziert, daß de facto nichts erreicht wird.
6.-7. Hindenburg hält in Cambrai eine Lagebesprechung mit allen höheren Führern im Westen ab. Er schildert die Lage als ernst, aber nicht hoffnungslos. Offen läßt er sich über alles berichten. Klare Befehle sorgen darüber hinaus dafür, daß man sehr schnell zu der neuen OHL seitens der Armee- und Heeresgruppen-Befehlshaber Vetrauen faßte.
10. Entgegen den Vermutungen der OHL rücken die Rumänen nur langsam von der Moldau und der Walachei her in Siebenbürgen ein. Für die Mittelmächte bedeutet dieses Verhalten einen großen Zeitgewinn.
18. Die nun regelmäßig an der Somme-Front erfolgenden Ablösungen der deutschen Truppen lassen erkennen, das der Höhepunkt der Krise langsam überwunden scheint. Auch werden neue Fliegerabteilungen bereit gestellt und die Versorgung mit Artilleriemunition und das Sanitätswesen bessert sich.
22. Die Heeresgruppe "Deutscher Kronprinz" hat nach der Einstellung der Offensive größere Truppenabgaben zu leisten.
23. Wieder werden starke Truppenbewegungen bei den Froßen vor Verdun festgestellt, es kündigt sich ein Angriff an.
26. Unter Führung des deutschen Generals von Winckler können die Bulgaren ihren Frontabschnitt in Mazedonien stabilisieren. Die Kämpfe dauern jedoch an.
26. Beginn des gemeinsamen deutsch-österreichisch-ungarischen Feldzuges gegen Rumänien. Unter der umsichtigen Führung des Generals v.Falkenhayn, der nach seiner Ablösung als Chef des großen Generalsstabs das Oberkommando über die 9.Armee bekommen hatte, schaffen die Truppen den schwierigen Durchbruch durch die transsylvanischen Alpen.
26.-29. Die Rumänen werde bei Hermannstadt geschlagen, die Stadt wird eingenommen. Anschließend erobern deutsche Truppen den strategisch wichtigen Rothenthurm-Paß und öffnen damit den Weg in die Ebene.
OKTOBER
3. An der mazedonischen Front werden nun die 1. bulgarische und die 11.deutsche Armee unter einem neuen Heeresgruppenkommando zusammengefaßt, daß der von Kurland herbeigeholte General v.Below (Otto) übernimmt. Die einheitliche Leitung der Kämpfe war dringenden notwendig, da die Bulgaren vor allem im Cerna-Bogen unter erheblichem Druck geraten waren. Reserven waren so gut wie keine vorhanden. Da die Lage doch sehr kritisch wurde, schickte die OHL einige schwere Batterien. Außerdem kamen noch die aus allen Frontteilen herausgezogenen Jäger-Bataillone und ein Infanterie-Regiment.
7.-9. Schlacht bei Kronstadt, die Rumänen erleiden eine neue Niederlage, die Stadt wird besetzt.
12. In Deutsch-Ostafrika bitet der General Smuts dem Obersten v.Lettow-Vorbeck eine Kapitualition unter "höchst ehrenvollen Bedingen" an. Die Deutschen lehnen ab.
15. An der Somme-Front tritt nochmals nördlich des Flusses, an der Ancre, eine Krise ein, als englische Truppen einen großen Angriff starten. Auch die Franzosen gewinnen noch Raum. Wieder aber gelingt es der deutschen Führung, im letzten Moment den feindlichen Durchbruch zu verhindern. Durch örtliche Gegenstöße kann Luft geschaffen werden.
17. Bei einem Truppenbesuch bei der Heeresgruppe "Deutscher Kronprinz" durch den Deutschen Kaiser wird diesem durch Kronprinz Wilhelm die ganze Situation und der vorherige Ablauf schonungslos dargelegt.
17. Der österreichisch-ungarische Außenminister Baron Burian trifft im Großen Hauptquartier in Pleß ein, um dem deutschen Reichskanzler v.Bethmann-Hollweg den Erlaß eines Friedensangebots der Mittelmächte zu empfehlen.
20. In Mazedonien gehen die Kämpfe mit unveränderter Heftigkeit weiter. Im Brennpunkt der Kämpfe an der Cerna hat der deutsche General v.Hippel das Kommando, er wird zur Seele des Widerstandes für die Bulgaren und verhindert einen Durchbruch.
24.-2.11. Großer französischer Angriff auf dem Ostufer der Maas, die Herbstschlacht vor Verdun beginnt. Über 3 km erstreckt sich in der Mitte der deutschen Front der feindliche Einbruch, u.a. gehen die Forts Douaumont und Vaux verloren. Mühsam kann die Front stabilisiert werden.
28. Der Führer der Jagdstaffel 2, Hauptmann Boelcke, fällt im Luftkampf.
28. Die Franzosen beginnen eine große Gegenoffensive vor Verdun.
29. Ein deutscher Gegenstoß bei Maisonette Ferme bringt an der Somme-Front örtlich etwas Entlastung.
NOVEMBER
3. Anfang Dezember greifen Engländer und Franzosen nochmals verbissen an der Somme an und wollen nun den Durchbruch erzwingen. Die DeutscheFront hält, der Angriff schlägt fehl.
3. Die Erfolge der Franzosen vor Verdun, insbesondere deren Rückeroberung der Forts, machen einen tiefen moralischen Eindruck auf die deutschen Truppen.
5. Die Mittelmächte rufen das Königreich Polen aus.
18. An der Balkan-Front geht Monastir, die mazedonische Hauptstadt, verloren, der Druck des Feindes ist weiter stark.
18. Letzter Großkampftag an der Somme-Front, beide Seiten sind erschöpft. Der groß angelegte Durchbruchsversuch der Entente ist gescheitert.
21. Der Kaiser Franz Joseph von Österreich stirbt in Wien, sein Neffe Karl tritt die Nachfolge an.
26. Griechenland erklärt unter dem Druck der Entente Deutschland und Bulgarien den Krieg.
27. Ein letzter großer Ansturm der Orientarmee in Mazedonien scheitert, deutsche und bulgarische Truppen können im letzten Moment den Durchbruch verhindern, die Front ist nun wider geschlossen und verstärkt.
28. An der rumänischen und mazedonischen Front treten infolge des Wetters, der Wegeverhältnisse und der großen Entfernungen Versorgungsschwierigkeiten bei den deutschen Truppen auf.
30. Nach letzten örtlichen Kämpfen tritt in Mazedonien ein Stillstand der Kampfhandlungen ein. Die deutschen Verstärkungen werden nach und nach abgezogen, die Bulgaren nun sich selbst überlassen. Dies sollte sich in zwei Jahren bitter rächen!
DEZEMBER
1.-3. In einer großen Schlacht bei Argesch wird nach anfänglichen Schwierigkeiten die rumänische Armee zum großen Teil vernichtet, dennoch konnten einige Teile entkommen.
2. Der deutsche Reichstag genehmigt das Hilfsdienstgesetzt.
3. Anfang Dezember greifen Engländer und Franzosen nochmals verbissen an der Somme an und wollen nun den Durchbruch erzwingen. Die DeutscheFront hält, der Angriff schlägt fehl.
6. Nach der Entscheidungsschlacht im Rumänienfeldzug bei Argesch wird die Hauptstadt Bukarest von den verbündeten Armeen besetzt. Das preußische Grenadier-Regiment Nr.2 besetzt als erstes die Innenstadt und hißt die Fahne des Deutschen Reiches und die Österreichs-Ungarns.
12. Der deutsche Kaiser Wilhelm II. richtet an die Feindmächte ein Friedensangebot.
15. Erneut erfolgt ein großer Angriff der Franzosen auf dem Ostufer der Maas. Nochmals werden die schwachen und ausgepumpten deutschen Truppen zurückgeworfen, die Verluste sind groß. Allerdings ragen einzelne Truppenteile hervor, besonders das Posensche Grenadier-Regiment Nr.6, das sich zäh am Chauffour-Walde verteidigte und dessen Kommandeur, Oberst von Kaisenberg, mit dem Gewehr in der Hand fällt, während die letzten Offiziere und Mannschaften die MG's bedienen. Selbst der französische Bericht über die Kämpfe spricht davon mit Hochachtung und soldatischer Fairness.
21. Der amerikanische Präsident Wilson erläßt eine Friedensnote.
22.-27. Bei Rimnicul Sarat werden russische Truppen und die Reste der rumänischen Armee geschlagen, der Vormarsch an den Sereth durch die 9.Armee beginnt.
22. Die deutschen Truppen nehmen vor Verdun nun in etwa wieder die Stellungen ein, die sie vor dem Februar-Angriff schon inne hatten.
30. Die am 1.Januar 1917 offiziell in Berlin überreichte Antwortnote der Ententemächte lehnt das deutsche Friedensangebot als einen "Vorschlag ohne Aufrichtigkeit und ohne Bedeutung" ohne weitere Begründungen ab. Dadurch kommt noch nicht einmal zu dem Versuch eines Meinungsaustauschs, die Chance für einen Frieden ist vertan!
31.-8.1. Unter ständigen Kämpfen, bei schlechtestem Wetter und Wegeverhältnissen übelster Art erreichen die deutschen Truppen in Rumänien den Sereth. Nach der Schlacht bei Focsany räumt der Gegner das linke Ufer, die 9.Armee schreitet nun zum Ausbau einer Winterstellung.
amicus-optimus
03.11.02, 18:46
Das Kriegsjahr 1917
http://home.t-online.de/home/kriegsjahr1917/krgj17.htm
1.Halbjahr
JANUAR
1. In dem schlimmen "Kohlrübenwinter" 16/17 lasten die Ernährungsnöte schwer auf der darbenden Heimat. Sie treffen hauptsächlich den Mittelstand. Teuerung und Zwangswirtschaft regen das Volk auf, die Entbegrungen zermürben die Widerstandskraft. Klagende Briefe von Angehörigen aus der Heimat wirken sich natürlich demotivierend auf die Männer an der Front aus. Auch die feindliche Propaganda nimmt mehr und mehr zu, Kriegsgewinnler nutzen die Lage aus und schufen persönlichen Reichtum. Unklare politische Gedanken von Weltfrieden und Volksverbrüderung machen in Teilen der linken Parteien die Runde. Doch die Friedensnote des Kaisers war im Dezember 1916 von der Entente barsch zurückgewiesen worden, wer also Augen und Ohren in Deutschland hatte, der wußte, wie die Lage tatsächlich war.
2. Im "Hindenburgprogramm" wird - in Übereinstimmung mit der Industrie -eine enorme Steigerung der Produktion von Rüstungsgütern festgelegt. Im Kriegsministerium wurde ein neues "Kriegsamt" unter General Groener geschaffen, daß alle Maßnahmen in diesem Zusammenhang zu koordinieren hatt. Hierzu gehören auch Maßnahmen aus dem bereits im Dezember 1916 erlassenen "Hilfsdienstgesetz". Jeder männliche Deutsche zwischen 16 und 60 Jahren war zum Arbeitsdienst verpflichet, ber auch Frauen sollten sollten mit Einschränkungen dieser Pflicht unterliegen. Allerdings sind in dem Gesetzgebungsverfahren schwerwiegende Fehler begangen worden - Scheidemann sagte, man müße dem Regierungsentwurf "die Giftzähne ausbrechen" - die sich später rächten. So kam es, daß z.B. ein Hilfsdienstpflichtiger das Achtfache dessen verdiente, was ein einfacher Soldat im Schützengraben , der täglich sein Leben einsetzte, als Sold bekam.
9. In Deutschland fällt die Entscheidung, zum 1.Februar den uneingeschränkten U-Boot-Krieg aufzunehmen, um damit alle Möglichkeiten auszuschöpfen, den Gegner bei seinem Nachschub über See entscheidend zu treffen.
10. Bei der OHL finden Planungen und Gespräche statt, die die Organisation und die Lage der Westfront betreffen. So werden u.a. Heeresgruppen geschaffen und die Unterstellungsverhältnisse neu und effektiver geregelt.
12. Die Entente übergibt die Antwort auf die Friedensnote des amerikanischen Präsidenten Wilson. Darin werden im Grunde alle Bedingungen genannt, wie sie sich im Vertrag von Versailles wiederfinden. Es lief auf eine Zerstückelung Deutschlands, die völlige Zerschlagung Österreich-Ungarns und die Vernichtung der Türkei hinaus. Damit mußte jedem klar sein, was auf dem Spiel stand.
13. Bei der OHL wird klar, daß der Kräftemangel bei den Mittelmächten eine größere Offensive vorläufig nicht zuläßt. Die Fronten werden daher auf Abwehr eingestellt, Frontverkürzungen zur Gewinnung von neuen Reserven konkret geplant, nur der Zeitpunkt wird noch offen gehalten.
15. In einer Denkschrift der Heeresgruppe "Kronprinz Rupprecht" wird auf ein Zunehmen von feindlichen Divisionen in ihrem Abschnitt hingewiesen, man vermutet beim Gegner Vorbereitungsmaßnahmen für einen größeren Angriff. Auch wird auf den Zustand der eigenen Truppe hingewiesen (Ersatzlage, Ruhephasen, Ausbildungsmangel usw.).
18. Auch ein von österreichischer Seite gewünschter gemeinsamer Angriff gegen Italien läßt sich nicht durchführen, da die Reserven wegen zu erwartender Großangriffe an der Westfront nicht abgegeben werden können.
23. Der amerikanische Präsident Wilson erörtert in einer Botschaft an den Senat die Friedensfrage. Die Kriegsziele der Entente werden keinesfalls verworfen selbst einzelne Abschnitte noch nicht einmal in Frage gestellt. So war das Mißtrauen der Deutschen dem angeblichen "ehrlicher Makler" gegenüber gestiegen.
28. Eine weitere Denkschrift der Heeresgruppe "Kronprinz Rupprecht" weist auf die extrem schlechten Zustände der Stellungen hin, die wegen der Wetterumstände teilweise unter Wasser stehen. Im Bereich der Ancre nordwestliche Bapaume stürzen sogar schon die Grabenwände ein und die Entwässerung versagt. Man mahnt, daß die Truppe durch diese Situation völlig verbraucht würde. Generalfeldmarschall Kronprinz Rupprecht von Bayern schlägt vor, eine vorspringende Ecke und Arras und Peronne abzuschrägen, indem die dort vorbereitete "Wotanstellung" bezogen wird. Dies hätte auch Truppeneinsparungen zur Folge.
30. In Kurland versuchen die Russen einen Vorstoß auf Mitau, kleinere örtliche Erfolge der Angreifer werden im Gegenstoß von den deutschen Truppen wieder ausgeglichen.
31. In einem Tagesbefehl weist der Chef der Hochseestreitkräfte, Admiral Scheer, auf die besondere Bedeutung des U-Boot-Kriegs hin. Alle Hoffnungen ruhen nun darauf, den Frachtraum der Entente so zu dezimieren, daß ihre Versorgung über See zumindest stark eingeschränkt wird, wenn möglich sogar zum Erliegen kommt.
FEBRUAR
1. Deutschland beginnt den "unbeschränkten U-Boot-Krieg".
3. Die USA brechen die diplomatischen Beziehungen mit Deutschland ab.
4. Die OHL erteilt den Befehl zum Abmarsch in die "Siegfriedstellung", der am 16.März beginnen soll. Bis dahin müssen alle Vorbereitungen abgeschlossen sein.
10. Nochmalige Vorschläge der k.u.k-OHL für eine gemeisame Operation gegen Italien werden von der deutschen OHL wegen der unsicheren Lage an der Westfront entschieden abgelehnt.
19. Bei einem örtlicher deutscher Vorstoß bei der Heeresgruppe "Kronprinz Wilhelm" werden Unterlagen erbeutet, die auf einen möglichen französischen Angriff schließen lassen.
20. In Rußland mehrern sich Unruhen.
25.-26. In einer Konferenz in Calais stimmt die Entente ihre Angriffsabsichten endgültig ab, die im März umgesetzt werden sollen.
25. Die umsichtige Heeresgruppe "Kronprinz Wilhelm" bereitet auf Grund der aufgefundenen feindlichen Papiere Maßnahmen zu einer Abwehrschlacht vor.
28. Die deutsche OHL siedelt von Pleß nach Bad Kreuznach um, da der Schwerpunkt der Kriegführung nun eindeutig nicht mehr im Osten, sondern im Westen liegt.
MÄRZ
1. In Deutsch-Ostafrika gehen im Frühjahr die englischen Angriffe weiter, die Versorgungslage wird für Oberst v.Lettow-Vorbeck immer schwieriger. Dennoch kann er sich mit örtlichen Vorstößen immer wieder Luft verschaffen.
2. Die Vorbereitungen für das Ausweichen in die "Siegfriedstellung" läuft bei den Deutschen planmäßig ab.
4.-7. Die bei der Entente eintreffenden Nachrichten über ein mögliches Ausweichen der Deutschen wirft die Angriffspläne des französischen Generals Nivelle zuerst einmal über den Haufen.
12. Die Arbeitstruppen rücken aus der "Siegfriedstellung" ab, erste Vortkommandos der Kampftruppe treffen ein.
15. Der russische Zar dankt ab, die Republik wird verkündet. Kerenski wird zuerst Justizminister, dann aber am 18. Kriegsminister. Er erläßt sofort einen Aufruf, in dem Bürger und Soldaten aufgefordert werden, dem Feind eine geschlossene Front zu zeigen.
16.-19. Zwischen Arras und Soissons wird die deutsche Front zurückverlegt. Unter dem Decknamen "Alberich" werden durch eine planmäßige Frontverkürzung eine größere Zahl von Divisionen frei, die neu bezogene "Siegfriedstellung" ist langfristig entsprechend vorbereitet worden und gut ausgebaut. Das Löslösen vom Gegner läuft reibungslos ab, der Rückzug vollzieht sich ohne Schwierigkeiten. Militärisch nutzbare Anlagen im Vorgelände werden in einer Tiefe von bis zu 15 km zerstört. Auf die Truppe wirkt der Vorgang entgegen anderen Befürchtungen belebend und nicht niederdrückend. Am 19.März sind alle Maßnahmen und Bewegungen abgeschlossen.
20. Um die Wirren der russischen Revolution auszunutzen, erwägt der Oberbefehlshaber Ost, Generalfeldmarschall Prinz Luitpold von bayern, eine Offensive. Nach Rücksprache mit der OHL wird aber festgestellt, daß die erforderlichen Truppen hierfür nicht freigemacht werden können.
21. Die Franzosen stellen fest, daß ca 3/4 der Front, die sie angreifen wollten, nun geräumt ist. Die ganzen umfangreichen Vorbereitungsmaßnahmen waren in weiten Bereichen umsonst gewesen, der Angriffsbefehl muß nun erheblich abgeändert werden.
22. und 24. Die USA (22.) und England (24.) erkennen die neue russische Regierung an.
26. In Palästina werden in der Schlacht bei Gaza die Engländer zurückgeworfen.
31. Die Heeresgruppe "Kronprinz Rupprecht" meldet gesteigerte Aktivitäten auf der englischen Seite, vorwiegend im Raum von Arras. Die am meisten bedrohte deutsche 6.Armee wird daraufhin verstärkt.
APRIL
4. Generale Nivelle erläßt einen neuen Angriffsbefehl.
6. In Compiegne findet ein Kriegsrat bei den Franzosen statt. Die politische Führung hat Zweifel an den Plänen des Generals Nivelle geäußert. Es entsteht eine große Mißstimmung, die der Sache der Entente nicht dienlich ist. Man einigt sich aber dennoch, am 16.April soll die Offensive nun doch beginnen. Das Wirkungsschießen der Artillerie beginnt jedoch schon jetzt und dauert zehn Tage an.
6. Die USA treten in den Krieg ein.
6. Die sozialdemokratische Opposition gründet die "Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands" (USPD).
7. "Osterbotschaft" des deutschen Kaisers, es werden politische und soziale Zusagen gemacht, u.a. soll das überholte Klassenwahlrecht in Preußen abgeschafft werden.
9.-14. Frühjahrsschlacht bei Arras, die englische Offensive beginnt. Der Gegner, dabei ganz hervorragende kanadische Truppen, erzielt erste Einbrüche von bis zu 6 km Tiefe, die Vimy-Höhen gehen verloren, und auch südlich von Arras erkämpft der Feind Boden. In der Nacht vom 12./13. wird die deutsche Front ostwärts der Vimy-Höhen, im flachen Gelände unhaltbar liegend, um etwa 5 km zurückgenommen und nördlich an die Stadt Lens angelehnt. Durch diese Maßnahme gewinnen die Deutschen Zeit, um die zu weit zurück gehaltenen Reserven nun bereitzustellen, ein Durchbruch ist damit zuerst einmal verhindert, ab dem 14. stabilisiert sich die deutsche Front.
16. Streiks in Berlin, Leipzig und in anderen Städten.
16.-18. Beginn der Aisne-Champagne-Schlacht zwischen Soissons und Reims sowie östlich von Reims bei Moronvillers. Die Franzosen greifen trotz schlechten Wetters und Kälte, die einen großen Teil ihrer farbigen Truppen stark in der Kampfkraft beeinträchtigt, mit einer enormen Übermacht an Menschen und Material an. Große Hoffnungen sind an diesen Angriff geknüpft. Doch fast überall bricht er im MG-Feuer der deutschen Abwehr zusammen. Nachstoßende Reserven stauen sich hinter den stockenden ersten Wellen. Schon am Abend des ersten Schlachttages war der großangelegte Durchbruchsversuch gescheitert, die Verluste der Franzosen enorm. In den nächsten beiden Tagen gewinnen die Angreifer zwar geringe örtliche Vorteile, der Zusammenhang der deutschen Front ist aber nirgends gefährdet.
Wirksam treten zum ersten Mal die Tanks (Panzer) auf. Allerdings werden am 16. von 132 englischen Kampfwagen 57 in Brand geschossen, 64 haben eine Panne, die anderen irren auf dem Kampffelde herum. Diese wenig große Wirkung führt mit dazu, daß die deutsche OHL die Bedeutung dieses neuen Kampfmittels nicht frühzeitig in ihrem ganzen Umfang erkennt.
22. Die am meisten bei Arras bedrohte 6.Armee bekommt ein neues Oberkommando. Dazu werden einige der besten deutschen Führer verwendet. Oberbefehlshaber wird General v.Below (Otto), den man aus Mazedonien herbeigeholt hatte. Ihm zur Seite als neuen Chef des Generalsstabs stellte man den in vielen Abwehrschlachten erprobten Oberst v.Loßberg.
23. Der zweite englische Durchbruchsversuch bei Arras scheitert wieder, der Raumgewinn ist nur noch äußerst gering.
25. Die Verluste der Franzosen betragen vom 16. bis jetzt 34000 Tote und über 100000 Verwundete. Der französische Kriegsminister Painleve spricht offen von einer schweren Niederlage. In ganz Frankreich ist die Stimmung gedrückt.
26. In Palästina scheitert ein weiterer Angriff der Engländer bei Gaza.
28.-29. Auch der dritte und vierte Anlauf der Engländer bei Arras wird durch die Deutschen abgewehrt.
30. Örtliche Angriffe der Franzosen in der Champagne werden abgewiesen.
MAI
4.-6. Mißglückter zweiter französischer Durchbruchsversuch an der Aisne, die Verlustzahlen des Angreifers mehren sich erheblich.
10. General Nivelle wird von der französischen Regierung nahe gelegt, von seinem Posten als Oberbefehlshaber zurückzutreten. Er lehnt ab, "man möge ihn absetzen, wenn man wolle".
11.-12. Erfolgloser fünfter englischer Durchbruchsversuch bei Arras.
14. An der italienischen Front beginnt die zehnte Isonzoschlacht. Nach drei Wochen brechen die Italiener den Kampf ab, ihre Geländegewinne sind unwesentlich.
15. Die Stimmung im französischen Heer ist nach den ungeheueren Verlusten katastrophal; Zwist, Groll und Mißtrauen herrschen vor. General Petain wird zum Nachfolger des Generals Nivelle ernannt. Trotzdem ist der Zustand einiger Truppenteile sehr bedenklich.
18. Die deutsche 4.Armee in Flandern meldet an die OHL, daß sie Angriffsvorbereitungen bei den Engländern erkannt hat. Die Heeresgruppe "Kronprinz Rupprecht" gruppiert daraufhin Reserven nach Norden um.
20.-24. Unter großen Verlusten der Franzosen werden ihre letzten Angriffsversuche an der Aisne und in der Champagne abgewehrt.
21. Starkes Artilleriefeuer der Engländer in Flandern, die Aktivitäten bei Arras werden dafür immer geringer.
21. Es mehren sich im französische Heer Meutereien. Zuerst an einzelnen Stellen, treten sie bald im Bereich der ganzen Front auf.
25. England und die USA üben massiven Druck auf die neue russische Regierung aus, den Kampf fortzusetzen. Es wird mit der Einstellung sämtlicher Unterstützungsmaßnahmen gedroht.
31. Durch persönlichen Einsatz des General Petains, aber auch durch drakonische Strafen (etwa 150 Todesurteile wegen Meuterei, aber nur 23 wurden vollstreckt), werden die Meutereien einzudämmen und Zucht und Ordnung im französischen Heer wieder herzustellen.
JUNI
1. Das Artilleriefeuer in Flandern nimmt eine überwältigende Stärke an, auch die Anmarschwege in die deutsche Stellung liegen unter Feuer, der englische Großangriff wird täglich erwartet.
2. Die deutsche OHL erfährt nur bruchstückhaft von den Vorgängen in der französischen Armee, sie kann daher die Schwächephase des Gegners nicht ausnutzen. Als sie Klarheit hat, ist die Chance vorbei.
3. Die neue russische Regierung will den Kampf fortsetzen, gleichzeitig aber mit den alten Machthabern "aufräumen". Mehrere Armeeführer und 27 kommandierende Generale werden abgesetzt.
5. Die Versorgungslage in Deutschland hat sich, auch durch Einfuhr von Getreide aus dem besetzten Rumänien, nur unwesentlich gebessert. Auch Rohstoffe sind äußerst knapp und durch die Zwangswirtschaft reguliert.
6. Der englische Generalmajor Knox, Militärattachee Rußland, berichtet an seine Regierung, daß die russische Armee nun einen schlechten und undisziplinierten Eindruck mache. Die niederen Offiziere hätten keine Autorität mehr und eine große Anzahl von Regimentern sei unzuverlässig, einige hätten sogar entwaffnet werden müssen.
7. Beginn der Flandernschlacht. Die nach umfangreichen Minensprengungen angesetzten englischen Angriffe im Wytschaete-Bogen führen zu erheblichen Geländegewinnen, die Orte Wytschaete und Messines sowie das ganze Höhengelände gehen verloren. Die deutsche Front wird daraufhin zurückgenommen. Nach dem Versagen der französischen Armee tragen die Engländer wieder die Hauptlast des Kampfes.
8. Stellungen und Batterien an der flanderischen Küste werden, für den Fall einer englischen Landung, vorsorglich verstärkt.
9. Die Engländer können ihren Anfangserfolg in Flandern nicht ausnutzen, die rückwärtigen Stellungen der Deutschen sind besetzt und können gehalten werden.
10. Ein Gegenangriff deutscher Marineinfanterie in der Nähe von Nieuport bringt einen örtlichen Geländegewinn und 1200 Gefangene ein. Der Vorgang wirkt auf die deutschen Truppen belebend.
13. Gegenüber der 6.Armee erscheinen bei Arras neue englische Truppen, die Lage für die Heeresgruppe "Kronprinz Rupprecht" wird immer schwieriger, da auch hier mit einem Angriff gerechnet werden muß.
17. An der südlichen Ostfront werden Anzeichen für einen russischen Angriff erkannt.
18. Bei einer Besprechung bei der Heeresgruppe "Kronprinz Rupprecht" wird der ganze Ernst der Lage klar. Hält die Front in Flandern nicht, dann kann die ganze deutsche Heeresfront ins Wanken kommen. Außerdem ist es oberstes Gebot, daß die deutschen U-Boot-Stützpubkte an der Küste geschützt werden müssen.
21. Bei der deutschen OHL herrscht Unsicherheit über ein mögliches Verhalten Hollands, falls England an der dortigen Küste einen Landungsversuch unternehnen sollte.
22. Bedingt durch größere Umgruppierungen bei den Engländern ist in der Flandernschalcht eine kurze Phase der Ruhe eingetreten.
26. Die ersten amerikanischen Truppen treffen in Frankreich ein.
31. In Flandern hat der Feind eine erdrückende Luftüberlegenheit entwickelt. Auch das permanente Artilleriefeuer sorgt dafür, daß bei Führern und Truppe die Nerven zum zerreißen gespannt sind.
amicus-optimus
03.11.02, 18:48
Das Kriegsjahr 1917
http://home.t-online.de/home/kriegsjahr1917/krgj17.htm
2.Halbjahr
JULI
1. Beginn eines großen russischen Angriffs zwischen Brody und den Karpathen, es ist der Anfang der sogenannten Kerenski-Offensive. Zwischen zwei österreichischen Armeen war dort die deutsche Südarmee unter dem Generaloberst Graf Bothmer eingesetzt, die zuerst den Massenansturm abschlagen kann. Nachdem die links anschließende 2.k.u.k-Armee einen Einbruch erlitten hatte (tschechische Truppen waren übergelaufen), muß sie die Flanke umbiegen, hält aber weiter stand. Dann ebben hier schnell die Anstürme ab.
3. Der Oberbefehlshaber Ost plant einen Gegenangriff in den rechten Flügel der russischen Angriffsfront auf Tarnopol.
6. Am Dnjestr tritt bei der 3.k.u.k-Armee eine schwere Krise ein. Ein russischer Angriff hat eine tiefe Bresche in die österreischiche Front geschlagen, die Armee muß zurückgehen. Die ganze Front der dortigen Heeresgruppe fängt zu wanken an.
6. Der Zentrumsabgeordnete Erzberger regt im Hauptausschuß des Reichstages eine Friedenskundgebung an.
7.-10. Drei deutsche Divisionen, die für eine Offensive am Sereth gedacht waren, werden abgedreht und der bedrohten 3.k.u.k-Armee zur Verfügung gestellt. Mit dieser Verstärkung und unter dem Kommando von bewährten deutschen Gruppenkommandeuren, den Generalen Litzmann und Siegert, wird die Situation bereinigt. In den nächsten Tagen stabilisiert sich die Front und am 10. ist die Kerenski-Offensive endgültig gescheitert.
14. Der Kaiser ernennt an Stelle Bethmann-Hollwegs Herrn Michaelis zum Reichskanzler.
15. In Flandern nimmt das englische Artilleriefeuer wieder zu, ein neuer Großangriff kündigt sich an.
16. Im Verlaufe des Sommers treten bei der deutschen Hochseeflotte vereinzelte Meutereien auf, die politische Hintergründe haben. Allerdings muß auch angemerkt werden, daß die Untätigkeit der Flotte, die in den deutschen Häfen lag, auch ihren Teil zu den Vorgängen beitrug. Die dadurch entstandenen engen Verbindungen mit den antimilitaristischen und revolutionären Bestrebungen im Reichs förderten das Ganze, die Parolen fielen auf fruchtbaren Boden.
19. Beginn einer deutsche Gegenoffensive an der Ostfront südlich des Dnjestr von Lemberg aus auf Tarnopol. In einer Breite von 20 km wird die russische Front durchbrochen. Die Erweiterung der Einbruchsstelle ermöglicht den Nachbararmeen, sich dem Angriff anzuschließen.
19. Der Reichstag nimmt mit 212 gegen 126 Stimmen die vom Zentrum, den Sozialdemokraten und den Fortschrittlern eingebrachte "Friedensresolution" zugunsten eines "Verständigungsfriedens" an. Von den Feindmächten wird dies wieder als Schwäche ausgelegt, sie hat keine positive Wirkung nach außen.
21. Bei Smorgon erfolgt ein starker russischer Angriff, die dort stehenden deutschen Landwehrdivisionen werden kurzzeitig zurückgedrängt, können die Lage aber schnell wieder durch Gegenstöße ausgleichen.
22. Das englische Trommelfeuer in Flandern wird durch 2300 Geschütze mit einem Munitionsaufwand von ca. 65000 Tonnen gespeist.
23. Ein russischer Angriff auf die Bahn Wilna-Dünaburg wird durchweg abgewiesen.
25. Die 1.Gardeinfanterie-Division nimmt Tarnopol ein. Hier wird der linke Flügel der deutschen Angriffstruppen angehalten, der rechte stößt weiter vor.
31. Beginn einer neuen großen Schlacht in Flandern. Der nach tagelanger stärkster Artillerievorbereitung vorgetragene englisch-französische Massenangriff beiderseits Ypern und bei Bixschoote gewinnt zuerst etwas Raum, Langemark und Bixschoote gehen verloren. Dann erfolgen Gegenangriffe durch deutsche Reserven, die Front wird wieder gehalten, Langemark sogar zurückerobert. Die Verluste sind auf beiden Seiten enorm.
AUGUST
1. Der strategisch richtige Gedanke des Oberbefehlshabers Ost, aus der Bukowina heraus nach der Moldau hinein in den Rücken der Rumänen vorzustoßen, muß wegen erheblicher Nachschubschwierigkeiten aufgegeben werden. Die Front war jetzt schon über 150 km weit vorgetragen worden.
1. Friedensnote des Papstes. Sie mußte die deutsche Regierung zur Vorsicht mahnen, da Deutschland gegenüber zum Teil klare "Bedingungen" genannt wurden (Räumung Belgiens), andererseits die Gebietsforderungen Italiens und Frankreichs nur als "strittige Fragen" bezeichnet wurden. Da beide Seiten außerdem bei ihren Kriegszielen blieben, war der Aktion des Papstes kein Erfolg beschieden.
1.-2. Meutereien auf dem Linienschiff "Prinzregent Luitpold" in Wilhelmshaven.
3. Österreichisch-Ungarische Truppen rücken in Tschernowitz ein. Fast ganz Galizien und die Bukowina sind nun vom Feinde befreit. Die Angriffsoperation wird eingestellt.
6. Die deutschen Eisenbahnbehörden- und Truppen leisten hervorragende Arbeit, um den gewaltigen Anforderungen der Flandernschalacht in Bezug auf Zu- und Abfuhr der Divisionen, Munitionstransporten, Durchführung der Lazarett- und sonstigen Versorgungszügen nachzukommen. Alle Führer erkennen an, daß ohne diese gewaltige Leistung die Flandernschlacht nicht durchgekämpft werden kann.
10. Erfolgreiche Abwehr erneuter, von starkem Artilleriefeuer unterstützter englischer Angriffe in Flandern. Die Verluste vermehren in sich in rasender Geschwindigkeit, Sanitäter leisten Schwerstarbeit.
11. Der Oberbefehlshaber Ost und die OHL werden sich darüber einig, daß an der Ostfront "nun ganze Arbeit zu machen sei". Die Wahl eines Angriffspunktes fiel auf Riga, durch dessen Einnahme die strategische Stellung verbessert, aber auch Petersburg bedroht werden konnte. Die Leitung des Angriffs wurde dem General v.Hutier mit seiner 8.Armee übertragen.
12. An der Verdunfront beginnt ein heftiges französisches Artilleriefeuer.
15.-16. Neue englisch-französische Massenangriffe in Flandern scheitern wieder an der deutschen Gegenwehr. Langemark geht nun aber endgültig verloren. Auch bei Lens an der Arrasfront erfolgt ein Angriff durch kanadische Divisionen, die in einer Breite von 5 km in die deutsche Stellung eindringen. Die wichtige Höhe 70 nördlich Lens geht verloren. Ein deutscher Gegenstoß kann den Angriff auffangen, etwas Gelände wird zurückerobert. Die spärlichen Reserven reichen zu einer größeren Operation der Deutschen nicht aus.
16. Meutereien auf dem Linienschiff "Westfalen" in Wilhelmshaven.
19. An der italienischen Front beginnt die elfte Isonzoschlacht, sie dauert bis Ende des Monats. Die Italiener erobern die Hochfläche von Bainsizza und den Monte Santo nördlich von Görz. Dann aber sind ihre Kräfte erschöpft. Die Österreicher behaupten weiterhin den Brückenkopf bei Tolmein.
20.-22. Beginn einer französischen Offensive vor Verdun, die örtliche Geländegewinne erzielt. Die Höhe 304 wird von den Deutschen geräumt.
22. Erneute Angriffe in Flandern werden unter Aufbietung aller Kräfte von den Deutschen wieder abgewehrt.
23. Russen und Rumänen treten an der südöstlichen Front an einzelnen Stellen zu Gegenangriffen an, die aber alle leicht abgeschlagen werden.
25. In Flandern tritt wieder eine kurze Unterbrechung der Entente-Angriffe ein.
25.-26. Die k.u.k.-OHL befaßt sich mit einer größeren Operation gegen die Italiener, um durch Angriff den Schwierigkeiten Herr zu werden, und bittet die deutsche OHL um Unterstützung. Hier erkennt man nun, daß die Situation in der Verteidigung für die Österreicher langsam unhaltbar wird und prüft entsprechende Maßnahmen.
30. An der Flandernfront finden zur Zeit nur kleinere Operationen der Entente statt. Die deutsche OHL ist aber vorsichtig und verstärkt die Reserven bei der Heeresgruppe "Kronprinz Rupprecht".
31. Die deutsche OHL beschließt, die Österreicher in Italien im größerem Stil zu unterstützen.
SEPTEMBER
1. Beginn einer deutschen Offensive an der Düna auf Riga, der für die Russen völlig überraschend kommt. Der schwierige Flußübergang wird unter der örtlichen Leitung des württembergischen Generals v.Berrer glänzend gemeistert. Ganz besonders zeichnet sich die 14.bayr. Infanterie-Division unter General v.Rauchenberger aus, die aus eigenem Entschluß stark vorwärts drängt und noch am Abend den Kleinen Jägel erreicht, hier aber auf stärkere Widerstand stößt.
2. An der rumänischen Front, in der Bukowina und in Galizien tritt Ruhe ein, in Dauerstellungen richtet man sich zur Verteidigung ein.
2.-6. Der im Gebirgskrieg erfahrene frühere Kommandierende General des deutschen Alpenkorps, General Kraft v.Dellmensingen, führt im Auftrag der OHL Erkundungen an der Isonzofront aus.
3. Riga wird von deutschen Truppen eingenommen. Dennoch haben sich im letzten Moment große Teile der russischen Armee der Gefangennahme entziehen können.
6. Die Meuterein bei der deutschen Hochseeflotte sind beendet, die Ordnung ist wieder hergestellt. Fünf Todesurteile werden ausgesprochen, doch nur zwei vollstreckt.
7. Der Oberbefehlshaber Ost setzt im Einvernehmen mit der OHL ein neues Ziel für die Angriffe im Norden, Jakobstadt (etwa 130 km oberhalb von Riga).
8. General Krafft v.Dellmensingen berichtet der OHL von seinen Erkundungen. Es wird klar, daß ein Angriff im Hochgebirge zu dieser Jahreszeit mit den größten Schwierigkeiten verbunden ist. Auch besteht ein großer Mangel an geeigneten Anmarschstraßen. Dennoch empfielt er wegen der kritischen Lage bei den Österreichern im Vertrauen auf die Offensivkraft der deutschen Truppen den Angriff. Die OHL schließt sich nach eingehender Beratung seinem Urteil an und übernimmt die Verantwortung.
12. Für den Angriff gegen Italien wird eine neue deutsche 14.Armee gebildet, General Krafft v.Dellmensingen wird zum Chef des Generalsstabs ernannt. Den Oberbefehl erhält der auf fast allen Kriegsschauplätzten erprobte General v.Below (Otto). Er wird beauftragt, bei Tolmein mit seinen Truppen aufzumarschieren. Ziel ist, die bedrängte Front zu entlasten und den Feind aus dem gebirge zurückzuwerfen. Man hoffte, bis Cividale zu kommen, allenfalls den Tagliamento zu erreichen. Beim AOK 14 hoffte man sogar, bis an die Etsch zu gelangen. Am 22.Oktober soll der Vorstoß beginnen.
19. Die OHL beschließt zur Beherrschung des Rigaschen Meerbusens einen größeren gemeinsamen Angriff von Land- und Seestreitkräften, um die Inseln Oesel und Moon einzunehmen und den Großen Sund für die Durchfahrt feindlicher Schiffe zu sperren. Das Landungskorps wird dem General v.Kathen unterstellt, die oberste Leitung behält die 8.Armee unter General v.Hutier.
20. Die Flandernschlacht erreicht einen neuen Höhepunkt. Ein neuer, nach heftigem Trommelfeuer angesetzter englischer Massenangriff bei Hollebeke und Langemark, erschüttert die deutsche Front, die große Schlacht geht weiter. Es erfolgen zunächst nur kleinere Geländegewinne, die deutsche Stellung kann noch gehalten werden.
21.-22. Der russische Brückenkopf bei Jakobstadt wird erobert, wieder zeichnet sich die 14.bayr. Infanterie-Division aus.
26. In Flandern kommt es durch erneute englische Angriffe zu stellenweise größeren Einbrüchen in die deutsche Front. Doch wieder gelingt es durch den Einsatz von Reserven, die Lücken zu schließen und erneut einen Durchbruch zu verhindern.
27. Das AOK 14 trifft in Krainburg, ca. 50 km östlich von Tolmein ein. Die örtlichen Führer gewinnen während des Aufmarsches in Italien den Eindruck, daß der Angriff gegen die Stellungen der Italiener im Hochgebirge ein großes Wagnis sei, zumal auf den Firsten und Graten sich das ewige Eis hält. Es werden leise Zweifel laut, ob die Truppe sich diesen Schwierigkeiten gewachsen zeigt.
29. Die schwierigen Wegeverhältnisse bei Tolmein erfordern höchste Anstrengungen von den Truppen, auch setzt eine Wetterverschlechterung ein.
OKTOBER
3. In Flandern gehen im Oktober die Angriffe der Entente weiter. Trotz immer wieder auftretender Krisen können die Deutschen die Front halten, obwohl das Bereitstellen von Reserven für die OHL immer schwieriger wird. Das Kampfgebiet ist nur noch ein ödes Trichterfeld.
9. An der Laffaux-Ecke, wo die von Osten kommende deutsche Front nach Norden abknickt, beginnt eine erhöhte Gefechtstätigkeit.
10. Bei Tolmein beginnt ein Unwetter mit extremen Regengüssen, es hält bis zum 22. an.
11.-12. Von Libau sticht die Transportflotte mit dem Landungskorps in See, auf der Insel Oesel wird schnell ein Brückenkopf gebildet. Der russische Widerstand ist gering.
15. In Flandern tritt nochmals eine kurze Phase der Ruhe ein.
16. Deutsche Truppen besetzen nun vollständig die Insel Oesel.
16.-17. Bei Tolmein beginnt der Vormarsch durch das Gebirge zur Bereitstellung für den Angriff. Doch schon nach zwei tagen terten Stockungen ein, auf den Bergen war Neuschnee bis zu 3 Meter tief gefallen. Der Angrifftermin wird auf den 24. verschoben.
17. Seegefecht zwischen deutschen und englischen Verbänden bei den Shetland-Inseln.
18. und 21. Die Insel Moon kommt am 18. in deutschen Besitz, am 21. wird auch noch die Insel Dagö besetzt.
22. Nochmals erfolgt ein Großangriff in Flandern. Es beginnt der letzte Akt des Dramas.
22.-23. An der italienischen Front rücken die Angriffstruppen in ihre Ausgangsstellungen ein, die Artillerie steht bereit. Auch das Wetter hat sich etwas gebessert.
23. Beginn einer großen französischen Offensive gegen die sogenannte Laffaux-Ecke nördlich von Soissons. Der Bogen der deutschen Front wird eingedrückt, in der Nacht vom 25/26. muß die FRont zurückgenommen werden.
24.-27. Beginn der großen deutsch-österreichischen Offensive gegen Italien. Nach stärkster Artillerievorbereitung tritt die Infaterie an, durch wieder schlechteres Wetter nun begünstigt. General Lequis nützt diese Umstände mit seiner 12.Infanterie-Division aus und stößt im Insonzotal 27 km weit vor, eine beispiellose Leistung. Bei Flitsch und Tolmein ist die vorderste Stellung der Italiener am Abend durchbrochen, nur der rechte Flügel hängt nach. In den nächsten beiden Tagen wird der Durchbruch vollendet. Am 27. tritt die Masse der 14.Armee aus dem Gebirge in die Ebene hinaus. So waren in wenigen Stunden die stärksten italienischen Stellungen gefallen. Der Rückzug der Italiener artet an manchen Stellen in Flucht aus.
26.-30. Mit der letzten großen Kraftanstrengung erobern die Engländer in Flandern die Orte Poelcapelle und Paschendaele, dann ist auch ihre Kraft erschöpft.
27.-30. In Palästina beginnt die dritte Schlacht bei Gaza. Diesmal greifen die Engländer mit überwältigender Übermacht an und schlagen die Türken zurück.
28.-30. Die 14.Armee setzt unter schlimmen Wetterverhältnissen ihren Vormarsch gegen den Tagliamento fort. Udine, die Hauptstadt Friauls, wird eingenommen. Hier fällt der württembergische Generalleutnant v.Berrer, der in seinem unermüdlichen Drang nach vorwärts allzu weit vorausgeeilt war, durch italienisches Infanteriefeuer. Sein Landsmann General v.Hofacker wird sein Nachfolger als Kommandierender General des Generalkommandos 51. Bei den Italienern ist die Situation chaotisch, 400000Versprengte und Deserteure durchziehen Oberitalien und werden erst an den Pobrücken aufgehalten und gesammelt. Das AOK 14 begibt sich nach Cividale. General v.Below erkennt mit großer Sorge, daß die Nachschubschwierigkeiten immer größer werden, auch der Funkverkehr versagt wegen der Gewitter. Am 30. stehen die deutschen Truppen am Tagliamento, am anderen Ufer halten sich noch Kräfte der 3.italienischen Armee.
29. Der französische Angriff hinterläßt bei den deutschen Truppen eine tiefe moralische Wirkung, die Verluste an Menschen und Material sind hoch.
NOVEMBER
2. Wegen der Geländeverluste an der Laffaux-Ecke wird die angrenzende Front auf dem Chemin des Dames bis Reims unhaltbar, die Stellungen werden hinter die Ailette zurückgenommen.
2. Der k.u.k.-55.Division und der deutschen 12.Infaterie-Dvision gelingt es als erste den Tagliamento zu überschreite. Die Verfolgung der Italiener wird auf der ganzen Front aufgenommen, ihre Rückzugstraßen gleichen einem Trümmerfeld. Der Aufenthalt an dem Fluß hatte aber dem Feind die Möglichkeit eröffnet, seine Truppen wieder einiegrmaßen in Ordnung zu bringen.
2. Der Kaiser ernennt den bayerischen Ministerpräsidenten Graf von Hertling zum Reichskanzler.
2. Seegefecht zwischen deutschen und englischen Verbänden am Kattegat.
8. Der italienische Oberkommandierende General Cardona wird durch Gegeral Diaz ersetzt. Inzwischen richten sich die Truppen an der Piave zur Verteidigung ein.
10. In Rußland gelangt der Bolschewismus endgültig zur Herrschaft. Die Kerenski-Regierung wird durch Lenin und Trotzki gestürzt. Die neue Regierung bildet sich aus dem "Rat der Volkskommissare", ein Fähnrich Krylenko wird Kriegsminister. Dieser fördert die Zersetzung der Armee dadurch, daß er die Rangabzeichen abschaffen läßt und die Offiziere durch die Mannschaften wählen läßt. Allein 54000 russische Soldaten an der Front sind nun als Soldatenräte tätig.
10. Die 14.Armee erreicht in Italien die Piave, das AOK geht nach Vittorio. Anders als am Tagliamento stehen hier die Italiener nun wieder geordnet gegenüber. Ein Übersetzen muß notwendigerweise viel Zeit und ein großes Maß an Vorbereitungen kosten. Inzwischen gibt es schon Probleme, die Massen von italienischen Gefangenen zu versorgen und abzuschieben.
10.-15. Die Österreicher beginnen eine weitere Offensive von Südtirol aus auf Asiago. Nach einigen Anfangserfolgen stockt jedoch der Angriff trotz aller Bemühungen.
15. Die letzten örtlichen Angriffe in Flandern können die Deutschen abwehren, dann nehmen die Kämpfe hier ein Ende. 86 deutsche Divisionen, darunter 22 zwei mal, waren in der Flandernschlacht eingesetzt gewesen. Die Verluste des Gegners waren außerordentlich hoch, die der Deutschen wesentlich geringer als in jeder bisherigen Abwehrschlacht. Das Ziel, daß die Entente sich gesteckt hatte, nämlich den Durchbruch zu erreichen, wurde nicht erreicht. Die Deutschen hielten weiter die flanderische Küste. Das Prinzip der Eingreifdivisionen, durch den General Ludendorff eingeführt, hatte sich bewährt, der Gegenstoß aus der Tiefe führte meistens zum Erfolg. Dennoch ist die "Hölle von Verdun" und das "Grauen an der Somme" noch überboten worden, Schriftsteller sprechen vom "größten Martyrium des Weltkriegs".
17. Seegefecht vor Helgoland.
20.-30. Beginn eines mit großen Tank-(Panzer)-Massen vorgetragenen überraschenden englischen Angriffs, der durch Nebel noch begünstigt wird. Die Tankschlacht bei Cambrai bringt zuerst den Engländern einen großen Einbruch in die deutschen Stellungen. Die Verteidiger, 10.Landwehrdivision, 54.Infanterie-Division und 9.Reserve-Division versuchen verzweifelt, einen Durchbruch zu vermeiden. Auseinandergesprengte Teile klammern sich an jeden Geländeabschnitt, besonders bei Flesquieres behaupten sich Teile der 54.Infanterie-Division. Als die Engländer am 21. den Angriff zunächst nicht fortsetzen, schien die größte Gefahr überwunden, die Lage blieb jedoch kritisch. Rasch herbeigeholte Reserven stabilisieren nun die Front. Zwar können die Engländer am 21. mittags ihren Angriff fortsetzen und noch Geländegewinne erzielen, die wichtigen Höhen von Boulon und Cambrai selbst bleiben aber in deutscher Hand. Hier kommt es in den nächsten Tagen zu heftigsten Kämpfen, große Erfolge sind den Engländern jedoch nicht mehr beschieden.
22. Letzte örtliche Erfolge der 14.Armee in Italien, der Monte Tomba wird erstürmt. Von einem Übergang über die Piave wird jedoch abgesehen, da sich zum einen die italienische Armee gut zur Verteidigung eingerichtet hat, zum anderen die Versorgungsprobleme immer größer geworden sind, je weiter der Vormarsch ging. Besonders die Minitionslage war äußerst angespannt. Außerdem trafen nun auch französische und englische Verstärkungen bei den Italienern ein.
25. Oberst v.Lettow-Vorbeck tritt mit seinen Truppen in Deutsch-Ostafrika auf portugisisches Gebiet über und erobert die Grenzfestung Ngomano. Nach Ergänzung der Vorräte geht er weiter nach Süden vor und treibt die Portugiesen vor sich her.
26. Waffenstillstandsangebot der russischen Regierung durch einen Funkspruch des Kriegsminsiters Krylenko. Die Antwort der Deutschen lautete bejahend.
28. Ein Funkspruch der Bolschewisten "An alle" fordert die kriegführenden Völker zu einem allgemeinen Frieden auf.
30. Unter der Führung der 2.Armee des Generals v.d.Marwitz beginnt ein deutscher Gegenangriff bei Cambrai unter dem Kommando der Generale v.Watter, v.Kathen und v.Moser. Der größte Teil des am 20. verloren gegangenen Geländes wird wieder zurückgewonnen, teilweise neues Gelände erobert. Im letzten Moment können die Engländer den Kopf aus der Schlinge ziehen und ihre Truppen zurücknehmen. Es war seit langem der erste größere Angriff der Deutschen im Westen. Der Erfolg hob die Stimmung bei Führern und Truppe enorm. Dennoch, das entscheidende Ereignis war das Auftreten von Tanks in Massen, von "ruhigen Fronten" konnte nun nicht mehr gesprochen werden.
30. Die OHL zieht die ersten Divisionen vom Osten an die Westfront ab.
DEZEMBER
1.-5. An der italienischen Front werden bei der 14.Armee nur noch Stellungsverbesserungen vorgenommen, die ersten Divisionen rollen wieder ab. Der Angriff ist damit beendet, es wird zu einer dauerhaften Verteidigung des Erreichten übergegangen, zumal das ursprüngliche Ziel weit überschritten worden war. General v.Below (Otto) erhält für seine kluge und umsichtige Führung vom deutschen Kaiser den "Schwarzen Adlerorden" verliehen.
2. Bei Dünaburg überschreitet eine russische Delegation die deutschen Stellungen, um sich nach Brest-Litowsk, dem Hauptquartier des Oberbefehlshaber Ost, zu den Verhandlungen zu begeben.
3. Die Waffenstillstandsverhandlungen mit Rußland beginnen. Die deutsche OHL sieht dies als eine rein militärische Handlung an und der Oberbefehlshaber Ost, Generalfeldmarschall Prinz Leopold von Bayern beauftragt seinen Chef des Generalstabs, Generalmajor Hoffmann, mit der Führung der Verhandlungen. Militärische Vertreter der verbündeten Mächte waren zugegen. Die russische Delegation führte Herr Joffe, ihr gehörte auch Frau Byzenko an, die es durch die Ermordung eines Ministers schon zu einer gewissen Berühmtheit gebracht hatte.
9. In Palästina erobern die Engländer Jerusalem, türkische Gegenangriffe scheitern.
15. Die englische-französische Offensive in Flandern gegen die Küste und die deutschen U-Boot-Basen ist endgültig gescheitert.
15. Der Waffenstillstandsvertrag mit Rußland wird abgeschlossen, er tritt am 17. in Kraft und dauert zunächst bis zum 14.Januar 1918.
21. Bei der OHL sind die Planungen für die Weiterführung des Krieges im Jahre 1918 in vollem Gange. Man wird sich schnell einig, daß die Entscheidung im Westen fallen muß!
22. In Brest-Litowsk werden nun die Friedensverhandlungen mit Rußland aufgenommen. Dies ist nun Sache der Politiker, Staatssekretär von Kühlmann ist der Führer der deutschen Delegation. Die OHL wird durch Generalmajor Hoffmann vertreten.
23. Bei der OHL blickt man mit Sorge auf die sich dahinziehenden Verhandlungen in Brest-Litowsk. Noch wird eine größere Anzahl von deutschen Divisionen im Osten benötigt. Aber die OHL rechnet auch damit, sie nach Abschluß eines Friedensvertrags noch rechtzeitig im Westen für einen großen Angriff nutzen zu können.
25. Bei den Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk kommt es zu einer grundsätzlichen Einigung auf der Basis eines Friedens ohne Annexionen und Kriegsentschädigungen, dem sich aber alle kriegführenden Mächte ausnahmslos und in gleicher Weise verpflichten sollen.
28. Auf Vorschlag der Russen werden die Verhandlungen in Brest-Litowsk auf den 4.Januar 1918 vertagt. Vor Abreise macht Generalmajor Hoffmann klar, daß die Verzögerungen nicht länger zu dulden seien und daß eine freiwillige Loslösung von Teilen des russischen Reiches (z.B. Polen, Litauen, Kurland) keinesfalls als Annexion betrachtet werden würde.
30. Französische Truppen erobern an der Piave-Front den Monte Tomba zurück.
31. Der uneingeschränkte U-Boot-Krieg hat im abgelaufen Jahr dazu geführt, daß 7 1/2 Millionen Tonnen feindlichen Schiffsraums versenkt wurden. Dazu kommen noch 1 1/2 Millionen Tonnen, die durch Minen der Entente verloren gingen. Was dies bedeutet, ergibt sich daraus, das der gesamte Schiffsraum der englischen Handelsflotte bei Beginn des Krieges ca. 20 Millionen Tonnen betrug.
amicus-optimus
03.11.02, 18:50
Das Kriegsjahr 1918
http://home.t-online.de/home/kriegsjahr1918/krgj18.htm
1.Halbjahr
JANUAR
1. In Finnland, daß sich im Dezember 1917 von Rußland losgesagt hatte, bricht ein blutiger Bürgerkrieg aus. Die Bolschewisten halten den südlichen Teil des Landes in ihrer Gewalt, die Regierungstruppen unter General v.Mannerheim den nördlichen.
4. Fortsetzung der Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk, neuer Führer der russischen Delegation ist Trotzki. Auch die Ukraine ist vertreten, die nun als selbständiger Staat einen Sonderfrieden abschließen will.
7. In einem Schreiben an den Feldmarschall v.Hindenburg begrüßt der Reichskanzler Graf Hertling die Pläne der OHL, im Frühjahr eine große, entscheidende Offensive im Westen zu beginnen.
8. Der amerikanische Präsident Wilson entwickelt vor dem Kongreß sein "Weltfriedensprogramm der 14 Punkte".
9. Die Verhandlungen in Brest-Litowsk schleppen sich ohne ein greifbares Ergebnis dahin, Trotzkis Sprache wird dreister und anmaßender.
15. Bei Unruhen in Berlin und anderen Städten streiken in diesen Tagen über 500 000 Arbeiter.
21. Während einer großen Lagebesprechung bei der deutschen OHL legt man sich entscheidend auf ein Vorgehen im Westen gegen England, das als der gefärlichste Gegner eingestuft wird, fest. Durch Wetter- und Geländeverhältnisse bedingt soll zuerst ein großer Vorstoß unter dem Decknamen "Michael" etwa zwischen La Fere und Arras/Lens durchgeführt werden, der als operatives Ziel die verkehrstechnisch wichtige Stadt Amiens sowie das Abdrängen der Engländer zur Küste hin hat. Vorgesehen werden hierzu drei Armee, rechts die 17. unter General v.Below (Otto), den man aus Mazedonien herbeigeholt hatte, in der Mitte die 2. unter General v.d.Marwitz und links die 18. unter General v.Hutier, der aus dem Osten gekommen war. Unter Berücksichtigung der ständig zunehmenden amerikanischen Truppen in Frankreich, muß der Angriff so bald wie möglich beginnen. Er soll dabei von Neben- bzw. Ablenkungsangriffen begleitet werden. Bei den Überlegungen spielen auch die schlechte Ersatzlage sowie die wirtschaftliche und politische Situation in der Heimat eine wichtige Rolle. Vom Osten wird alles, was dort an Truppen entbehrt werden kann, nach der Westfront verlegt. Auch die Italienfront und das Besatzungsheer in Rumänien muß Divisionen angeben.
24. In seiner Antwort an Wilson erklärt Reichskanzler Graf Hertling seine grundsätzliche Zustimmung zu dem allgemeinen Programm der 14 Punkte, den Besitz Elsaß-Lothringens jedoch verteidigt er als nationale Selbstverständlichkeit.
28. Zur Herbeiführung eines "demokratischen Friedens" ruft die Unabhängige Sozialdemokratie in Berlin und in anderen Städten des Reichs Rüstungsstreiks hervor.
31. Die Vorbereitungen für den deutschen Angriff laufen unter strengster Geheimhaltung auf Hochtouren.
FEBRUAR
1. Österreichische Matrosen meutern auf im Hafen von Cattaro liegenden Kriegsschiffen.
9. In Brest-Litowsk wird der Friedensvertrag des Vierbunds mit der Ukraine unterzeichnet.
11. Zweite Friedensbotschaft des amerikanischen Präsidenten Wilson.
12. Generalmajor Hoffmann weist in Brest-Litowsk in deutlicher Sprache daraufhin, daß nicht die Russen den Frieden "zu diktieren haben". Mit der Ukraine dagegen wird ein Sonderfrieden abgeschlossen.
10. Trotzki erklärt in Brest-Litowsk, daß er keinen Friedensvertrag unterzeichne, der Krieg für die Sowjetunion aber zu Ende sei und das Heer demobil gemacht werde. Die Mittelmächte fassen dies als eine Kündigung des Waffenstillstands auf und kündigen die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten für den 18.Februar an.
18. Widerbeginn der Feindseligkeiten mit Rußland, der deutsche Vormarsch im Osten beginnt.
20. In einem Funkspruch kündigen die Russen an, daß sie nun zum Abschluß eines Friedensvertrags bereit seien.
22. Der Reichstag nimmt gegen die Stimmen der polnischen Abgeordneten und der Unabhägigen Sozialdemokraten den Friedensvertrag mit der Ukraine an.
28. Beginn eines türkischen Vormarsches in Armenien, der bis Ende März das ihnen im Brester Frieden zuerkannte Gebiet von den Russen säubert.
MÄRZ
1. Die deutschen Truppen besetzten die Ukraine, um sie gegen die Bolschewisten zu schützen. Aber auch die Getreidelieferungen sollen dadurch gesichrt werden.
3. In Brest-Litowsk wird der Friedensvertrag des Vierbundes mit Rußland unterzeichnet.
5. Abschluß eines Vorfriedens mit Rumänien.
5. Deutsche Landung auf den Aalandinseln.
7. In Berlin wird der Frieden mit Finnland unterzeichnet.
8. Das große Hauptquartier wird von Kreuznach nach Spa verlegt.
9.-19. Aufmarsch und Aufmunitionierung der deutschen Artillerie für die Angriffsschlacht.
10. Der Angriffsbefehl für "Michael" wird erlassen, Angriffsbeginn ist der 21.März.
16. Beginn des Einrückens der deutschen Infanterie in die Sturmausgangsstellungen.
21.-4.4. Die große Schlacht in Frankreich zwischen Arras und La Fere ("Michael") eröffnet auf einer Frontbreite von 75 km die vorbereiteten deutschen Offensiven. Die Mitte und der linke Flügel kommen gut voran, rechts hat jedoch die 17.Armee mit erheblichem Widerstand zu kämpfen. Am 23. verlegt die OHL aufgrund der eingetretenen Lage den Schwerpunkt vom rechten auf den linken Flügel. Die Operation entwickelt sich nun "strahlenförmig" und es bestand die Gefahr, daß die Kräfte nicht ausreichenten. Am 30. stockt der Angriff und wird am 4. schließlich ganz eingestellt. Es wurden bedeutende Geländegewinne erzielt, Bapaume, Peronne und Montdidier konnten besetzt werden. Amiens, das strategische Ziel, war aber nicht eingenommen worden.
23. Ein deutsches Ferngeschütz beschießt erstmals von Laon aus ca. 120 km Entfernung Paris.
31. Bei der OHL reift der Entschluß, bei Armentiers einen nächsten, schon weitgehend vorbereiteten Schlag unter dem Decknamen "Georgette" mit der 6. und 4.Armee durchzuführen.
APRIL
1.-3. Ein deutsches Expeditionskorps wird zur Hilfe für die Finnen bereitgestellt und eingeschifft.
6. Der Aufmarsch der deutschen Truppen in Flandern zum "Georgette"-Angriff verläuft planmäßig.
9.-20. Deutsche Offensive an der Lys bei Armentieres ("Georgette"). Zwei portugisische Divisionen werden zertrümmert, die englischen Stellungen überrrant. Die Mitte dringt weit vor, doch die Flügel hängen ab. Am 20. wird der Angriff eingestellt, da der Feind sich schnell verstärkt hatte. Nur auf den Flügeln soll noch Raum geschaffen werden.
12. Clemenceau veröffentlicht den Wortlaut des Briefes Kaiser Karls von Österreich, den dessen Schwagen Prinz Sixtus v.Parma an den Präsidenten Poincare übergeben hatte.Die geiheimen Separat-Verhandlungen werden nun publik, Kaiser Karl versucht wegen der großen Entrüstung in Deutschland, den Brief als eine Fälschung darzustellen. Der Vertrauensbruch war aber nicht mehr zu kitten.
13. Die auf Verlangen Finnlands dort zur Bekämpfung der "Roten Garden" eingesetzten deutschen Truppen, die aus der 12.Landwehrdivision hervorgegangene Ostseedivision unter Generalmajor Graf v.d. Goltz (Rüdiger), besetzen Helsingfors.
19. Bei der OHL finden Lagebesprechungen statt, um das weitere Fortführen der Operationen festzulegen. Bedenklich ist allerdings schon die Ersatzlage.
20.-26. Die deutschen Truppen in Finnland schalgen "Roten Garden" bei Lahti und Tavastehus.
22.-23. Englischer Flottenvorstoß gegen Oostende und Zeebrügge, die deutschen U-Boot-Stützpunkte.
25. In Flandern erstürmen die deutschen Truppen noch den Kemmel-Berg, ein weiteres Vordringen ist jedoch unmöglich.
26. Starke Gegenangriffe der Entente in Flandern lassen weitere Angriffsabsichten der Deutschen hier nicht zu.
29. Bei der OHL bleibt man dabei, daß der Hauptschlag weiter gegen England geführt werden muß. Es soll jedoch noch ein Ablenkungsangriff erfolgen. Der ist an einem schwachen Punkt der feindlichen Front vorgesehen, in der Gegend von Soissons am Chemin des Dames. Dieser soll beim Gegner bewirken, daß er Truppen von der Flandernfront abzieht. Am 20.Mai soll der Angriff mit der 7. und 1.Armee beginnen, in der Mitte des Juni dann der Hauptstoß gegen die Engländer mit dem Decknamen "Hagen".
MAI
1. Die OHL stellt alle bisherigen Angriffsfronten uneingeschränkt auf Abwehr ein, der Angriffstermin wird auf den 27.Mai herausgeschoben.
7. Unterzeichnung des Friedens von Bukarest zwischen Rumänien und den Mittelmächten.
14. Die OHL betont nochmals, daß der geplante Angriff keine Entscheidungsschlacht sei, dieses müsse in Flandern stattfinden.
18. Der Aufmarsch zum Angriff bei Soissons läuft ohne größere Störungen ab.
21. Bei der österreichischen OHL konkretisieren sich Planungen für einen Angriff gegen Italien. Die deutsche OHL bleibt bei ihrer Einschätzung, daß die Entscheidung des Feldzuges auf dem westlichen Kriegsschauplatz fallen muß.
27.-3.6. Deutsche Offensive zwischen Soissons und Reims. Noch am ersten Tag wird der Chemin des Dames besetzt, die Truppen dringen teilweise bis zu 20 km weit vor. Am 29. wird Soissons erobert. Die OHL erkennt die Veränderung der Situation und steckt die Angriffsziele jetzt weiter. Die Marne wird am 30. zum zweiten Mal in diesem Krieg von den deutschen Truppen erreicht und an einigen Stellen überschritten. Doch jetzt hängen die Flügel wieder zurück, wie ein Keil schiebt sich der Angriff in die feindliche Front hinein. Dann verstärkt sich auch der Widerstand, bis auf ca. 75 km kommen die Truppen an Paris heran, dann ist die Kraft erschöpft. Ab dem 3.Juni wird der Angriff eingestellt.
30. Die immer größerer werde Zahl von amerikanischen Truppen hebt trotz der sehr kritischen Lage die Stimmung in Frankreich.
31. Die OHL plant durch die 18.Armee einen Entlastungsangriff bei Noyon.
JUNI
2. In einem Briefwechsel zwischen dem Kriegsministerium und der OHL wird die schwierige Ersatzlage besprochen. Es wird allen Beteiligten deutlich, daß große Verluste nicht mehr auszugleichen sind.
9.-13. Deutsche Offensive zwischen Montdidier und Noyon. In dem schwierigen bewaldeten Berggelände kommt der Angriff nur an wenigen Stellen gut vorwärts. Schnell haben sich die Gegner dort verstärkt, es kommt schon ab dem 11. zu örtlichen Gegenangriffen. Am 13. wird die Offensive hier eingestellt.
11. Bei der deutschen OHL in Spa erkennt man klar, daß sich an der Westfront durch die großen t a k t i s c h e n Siege die o p e r a t i v e Lage jedoch verschlechtert hat. Die großen Ausbuchtungen in der Front benötigen zum Halten große Mengen von Truppen, die für weitere Angriffe dadurch ausfallen. Auch kamen nun mehr und mehr amerikanische Truppen nach Frankreich. Die Zeit drängte also.
14. Die OHL plant zwei weitere Ablenkungsangriffe. Unter den Decknamen "Reims" und "Marneschutz" soll die 7.Arme angreifen und vorwiegend ihre absolut strategisch unhaltbare Lage verbessern. Etwa am 10.Juli soll die Offensive beginnen. Dann konnte am 20.Juli der große "Hagen"-Angriff in Flandern gegen die Engländer folgen.
15. Gegenoffensive der Entente an der Marne.
15. Beginn einer Offensive der Österreicher in Italien. An einigen Stellen bricht der Angriff schon am ersten Tag zusammen. Nur an der Piave gelingt es, vorzudringen.
21. Der Generalfeldmarschall v.Hindenburg bittet die Österreicher, keine weiteren Angriffe in Italien vorzunehmen und stattdessen Truppen an die Westfront abzugeben, da dort die Entscheidung des Krieges fallen müsse. Die Österreicher setzen daraufhin zwei Divisionen (1. und 35.) in Marsch.
22. Die Versorgungssituation der weit in den Marnebogen hineinstehenden 7.Armee gestaltet sich immer schwieriger.
25. Der Angriff der Österreicher in Italien wird unter erheblichen Verlusten eingestellt, die Truppen werden in die Ausgangsstellung zurückgenommen. Es war dies die letzte Offensive der k.u.k.-Armee.
31. In Wien ist die Stimmung nach dem Zusammenbruch des Angriffs gegen Italien sehr erregt.
2.Halbjahr
JULI
1.-3. Bei einer Besprechung in Spa wird an dem Grundgedanken, vorrangig England zu schlagen, von Politikern und der OHL festgehalten.
3. Der Angriffbeginn an der Marne und bei Reims wird durch die OHL auf den 15.Juli festgelegt. Die in der Champagne stehenden Armeen (1. und 3.) sollen sich östlich der 7. dem Angriff anschließen. Der "Hagen"-Angriff in Flandern muß daher auch zeitlich nach hinten verschoben werden.
6. In der Etappe treten erstmals größere Unregelmäißkeiten bei Ersatztransporten auf.
14. Völlig überraschend erscheint in Afrika Oberst v.Lettow-Vorbeck mit dem Rest seiner Truppen im Süden der portugisischen Kolonie am Sambesi-Fluß, stürmt bei Quelimane ein befestigtes Lager und vernichtet die Besatzung. Anschließend zieht er kreuz und quer, überschreitet nochmals den Rowuma und kehrt nach Deutsch-Ostafrika zurück. Um einem Abfangen durch die Engländer zu entgehen, zieht er nördlich um den Njassa-See herum nach Britisch-Rhodesia.
14. Die OHL analysiert nochmals die Lage an der Westfront und ist sich über die Auswirkungen eines Mißlingens der bevorstehenden Angriffe völlig im Klaren.
15.-17. Deutsche Offensive an der Marne und bei Reims. Die 7.Armee kommt zuerst an der Marne vorwärts, der Vorstoß der 1. und 3.Armee in der Champagne wird von den Franzosen aufgefangen. Hier war der Angriff von deutschen Überläufern verraten worden, die Franzosen hatten daraufhin geschickt die Stellungen zurückverlegt, der deutsche Stoß ging somit ins Leere. Am nächsten Tag schon wurde klar, daß der Angriff gescheitert war und auch die 7.Armee kam kaum noch vorwärts. Am 17. stellte die OHL die Operationen ein. In der Nacht vom 20./21. war geplant, die Truppen wieder über die Marne zurückzunehmen.
18. Beginn der großen französischen Gegenoffensive zwischen Soissons und Reims. Es erfolgt ein tiefer Einbruch in die deutschen Stellungen. Aus dem Waldgebiet von Compiegne und Villers-Cotterets war der Gegner mit starker Tank-Unterstützung vorgebrochen. Am Abend des ersten Tages war die Lage für die Deutschen äußerst bedrohlich, es waren schwere Verluste eingetreten und Reserven kaum zur Hand. Auch war die Versorgung der 7.Armee auf das Höchste gefährdet.
19./20. In der Nacht gelingt es den Deutschen unter Einsatz der letzten Kräfte, die bedrohte Front hinter die Marne zurückzunehmen und sich etwas vom Feind abzusetzen.
21. Trotz weiterer Angriffe ist die Front der Deutschen vorläufig wieder stabilisiert, ein Durchbruch war im letzten Moment verhindert worden. Die Lage im Marnebogen war aber unhaltbar geworden. Die OHL entschließt sich, die Truppen in die Aisne-Vesle-Stellung zurückzunehmen.
25. Bei der deutschen Führung erkennt man, daß der feindliche Angriff zwar keine großen Geländeverluste gebracht hatte, aber der m o r a l i s c h e Eindruck, den er bei den Truppen hinterließ, war nicht zu unterschätzen. Zum ersten Mal seit dem 21.März trat eine Rückwaärtsbewegung ein!
28. Soweit möglich, wird in aller Eile alles kriegswichtige Gerät, Waffen und Munition, aber auch die Verwundeten aus dem Marnebogen nach rückwärts geschafft.
30. Die OHL gibt den "Hagen"-Angriff in Flandern gegen die Engländer auf, der Kräfteverbrauch war außerordentlich hoch gewesen und der Ersatz wurde zusehends knapper.
AUGUST
2. Die deutsche Front wird aus dem Marnebogen in die Aisne-Vesle-Stellung zurückgenommen.
6. Bei einigen deutschen Regimentern ist die Mannschaftszahl schon bedenklich gesunken, der Ersatz ist nicht mehr vollwärtig.
8. Engländer und Franzosen brechen zwischen Somme und Oise mit Massen von Tankgeschwadern tief in die deutsche Front ein. Bei Villers-Bretonneux ist die Gefahr am größten, ein Durchbruch scheint nicht mehr zu verhindern zu sein. Es ist der "Der schwarze Tag des deutschen Heeres" (Ludendorff).
9. Die letzten deutschen Reserven vereiteln bei Villers-Bretonneux nochmals den drohenden völligen Durchbruch. Schnell wird klar, daß sich das Blatt zu Gunsten der Entente gewandelt hat. Doch an der ganzen Front gehen die feindlichen Angriffe weiter.
12. Die Front kann notdürftig stabilisiert werden, die Durchbruchsgefahr ist vorerst gebannt.
13. Bei der OHL werden die Sorgen immer größer. Erste Truppenteile müssen wegen fehlendem Ersatz aufgelöst werden. Die Divisionen können kaum noch abgelöst werden, die Ruhephasen werden immer kürzer. Mit den wenigen vorhadenen Kräften werden einige strategische rückwärtige Stellungen vorbereitet.
13. und 14. Deutscher Kronrat in Spa unter Vorsitz Kaiser Wilhelms II. Es wird der Beschluß gefaßt, Friedensverhandlungen einzuleiten.
14. Der österreichische Kaiser Karl weilt zu Gast im deutschen großen Hauptquartier.
17. Der Osten gibt nochmals einige wenige Divisionen an die Westfront ab, deren Kampfkraft ist aber äußerst gering.
20. Französische Offensive zwischen Oise und Aisne nordwestlich Soissons.
21. Englische Offensive zwischen Scarpe und Somme südlich von Arras.
23. Die OHL trifft die Entscheidung, die deutsche Front in die alten Wotan- und Siegfriedstellungen zurückzunehmen.
25. Die deutsche Führung erkennt mit Sorge, daß in den letzten Kämpfen die Zahl der Abgänge durch Gefangennahme beträchtlich gestiegen ist. Die Widerstandskraft des deutschen Heeres schwindet mehr und mehr.
30. Neue schwere Kämpfe in Flandern. Der Kemmel sowie der Lys-Bogen werden geräumt.
31. An der Front tauchen Flugblätter auf, die offen zum Überlaufen und zur Meuterei aufrufen.
SEPTEMBER
2. Zwei weitere österreichische Divisionen treffen an der Westfront ein.
2.-4. Der Rückzug in die Siegfriedstellung wird durchgeführt.
6. Unruhen in einigen Etappengebieten, die Anzahl der Drückeberger und Fahnenflücjtigen steigt weiter an.
7. Die letzten Truppen erreichen planmäßig die neuen Stellungen, Wotan- und Siegfriedstellung sind nun bezogen.
9. Die OHL prüft nach einer neuen Lageorientierung weitere Rückzugsmaßnahmen.
12. Räumung des St.Mihiel-Bogens, in den Beginn der Bewegung stößt ein amerikanischer Angriff. Es entstehen große Verluste, mit Mühe nur gelingt es, die rückwärtige Bewegung in die Michel-Stellung durchzuführen. Siegreiches Nachdringen der Amerikaner, die ihren ersten großen Waffenerfolg selbständig errungen haben.
12. Vizekanzler v.Payer erklärt sich für den Verständigungsfrieden.
14. Österreich-ungarische Friedensnote an alle kriegführenden Mächte.
15. Beginn einer große Offensive der Entente in Mazedonien gegen die bulgarische Front. Die schweren Kämpfe dauern bis zum 29., dann ist der Zusammenbruch Bulgariens vollendet.
19. Englische Offensive in Palästina, die Front der Türken wird durchbrochen.
26.-28. Abwehrschlachten in der Champagne, an der Maas und in Flandern, die Entente greift an allen Fronten unter Einsatz aller verfügbaren Mittel mit großer Überlegenheit an. Ständig kämpfend weichen die Reste des deutschen Heeres aus und verzögern den Vormarsch der Alliierten.
25. Die Gesamt-Weltkriegs-Lage ist dramatisch, die Fronten der Verbündeten Deutschlands sind zusammengebrochen, das deutsche Heer besteht nur noch aus Resten von Regimentern und Divisionen, doch noch immer hält die Front im Westen.
29. Bulgarien schließt einen Waffenstillstand mit der Entente.
29. Die deutsche OHL fordert von der Reichsregierung den Erlaß eines Waffenstillstands- und Friedensangebot.
30. Erlaß Kaiser Wilhelms über die Einführung des parlamentarischen Regimes. Reichskanzler Graf Hertling tritt zurück.
OKTOBER
1. An der Front mehren sich die Fälle, daß Kommandeure den eintreffenden Ersatz wieder zurückschicken, da dieser nicht mehr willens und fähig ist, zu kämpfen, und außerdem von politischen Agitatoren unterwandert ist. Nur auf den altgedienten Kern der Mannschaften, der aber auch schon am längsten im Felde steht, können die Führer sich noch verlassen. Es beginnt sich nun in erschreckender Form der Unterschied zwischen den "Frontsoldaten" und den "Etappensoldaten" herauzukristallisieren.
3. Zum neuen Reichskanzler wird Prinz Max von Baden ernannt, der am 4. eine parlamentarische Regierung bildet.
4. 1.deutsche Note an Wilson. Die Reichsregierung richtet ein Friedens- und Waffenstillstandsangebot an den amerikanischen Präsidenten.
8. Im Westen sind weiterhin alle Frontabschnitte bedroht, nur der Tapferkeit der Soldaten ist es zu verdanken, daß die Entente noch immer keinen Durchbruch erzielen konnte. Die dünne Front des Deutschen Heeres wird mit Mühe zusammengehalten, die Erschöpfung von Mannschaften und Offizieren ist aber enorm.
12. 2.deutsche Note an Wilson.
15. Eine in ganz Europa umsichgreifende Grippewelle fordert bei den durch die ohnehin durch die Hungerblocke der Engländer geschwächten Deutschen tausende von Toten, sowohl bei der Truppe als auch in der Heimat.
20. 3.deutsche Note an Wilson.
21. Deutschland stellt den U-Boot-Krieg ein, um eine Forderung Wilsons zu erfüllen.
21. Ausbruch der Revolution in Wien.
26. Der Kaiser nimmt das Rücktrittsgesuch von General Ludendorff an, neuer ersten Generalquartiermeister wird der württembergische General Groener.
27. 4.deutsche Note an Wilson.
28. Erlaß des deutschen Kaisers zur Verfassungsänderung.
28. Erste ernsthafte Meutereien bei der deutschen Hochseeflotte.
30. Zusammenbruch der österreichisch-ungarischen Front in Italien.
31. Die Türkei kapituliert bedingungslos.
NOVEMBER
3.-4. Bei den Matrosen in Kiel bricht eine Aufruhr aus, die am nächsten Tag auf die ganze Flotte übergreift.
4. Die zurückweichende deutsche Heeresfront bezieht die Antwerpen-Maas-Stellung.
4. Letzter Kaiserbesuch bei deutschen Truppen an der Westfront bei der Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht in Flandern.
5.-6. Ausbruch der Revolution in Hamburg, Lübeck und Bremen.
7. Die sozialdemokratischen Minister richten ein Ultimatum an die Reichsregierung.
7.-8. Im Anschluß an eine Friedenskundgebung wird in München unter Führung des Unabhängigen Sozialdemokraten Eisner ohne Widerstand der früheren Regierung die Republik ausgerufen.
8. Revolution in Braunschweig.
8. Der französische Marschall Foch läßt der deutschen Delegation die Waffenstillstandsbedingungen überreichen.
9. Revolution in Berlin, Reichskanzler Prinz Max gibt die Abdankung des Kaisers und den Verzicht des Kronprinzen bekannt und tritt selbst zurück. Der Sozialdemokratische Abgeordnete Ebert wird Reichskanzler, Scheidemann proklamiert die DEutsche Republik.
10. Kaiser Wilhelm II. begibt sich nach Holland ins Exil. In Berlin wird aus drei Sozialdemokraten (Ebert, Scheidemann, Landsberg) und drei Unabhängigen Sozialdemokraten (Haase, Dittmann, Barth) der "Rat der Volksbeauftragten" gebildet.
11. Die deutschen Vertreter (Erzberger, Graf Oberndorff, v.Winterfeldt, Vanselow) unterzeichnen im Walde von Compiegne den Waffenstillstandsvertrag.
12. Unter Führung des Generalfeldmarschalls v.Hindenburg tritt das deutsche Heer den Rückmarsch in die Heimat an.
13. Die immer noch unbesiegte deutsche Truppe in Deutsch-Ostafrika (130 Europäer und 1200 Askari) unter Führung von Generalmajor v.Lettow-Vorbeck ergibt sich gemäß den Bestimmungen des Waffenstillstandsvertrags den Engländern.
28. Kaiser Wilhelm II. verzichtet auf die preußische Königskrone und auf die Kaiserkrone.
30. Erlaß eines Wahlgesetzes für die verfassungsgebende Nationalversammlung.
DEZEMBER
20. Konstituierung des Zentralrates der sozialistischen Republik.
30. Gründung der "Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands" (Spartakusbund).
31. Was wird die Zukunft bringen .....
Dr. w.c. Gerland
03.11.02, 22:41
Für wahr werter amicus. Eure Ausfürhungen sind um einiges umfangreicher :D
Schliefen starb zwar noch vor dem 1.Weltkrieg, doch waren seine Strategien für Angriffe im Krieg entscheident
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/SchlieffenAlfred/
Alfred Graf von Schlieffen
Militär
*1833 +1913
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/f67_2010/200.jpg
1833
28. Februar: Alfred Graf von Schlieffen wird als Sohn eines preußischen Generalmajors in Berlin geboren.
1854
Eintritt in die preußische Armee.
1863
Generalstabsoffizier.
1866
Er nimmt als Hauptmann des Generalstabs an der Schlacht von Königgrätz teil.
1870/71
Als Major im Generalstab des Großherzogs von Mecklenburg nimmt er am Deutsch-Französischen Krieg teil.
1876-1884
Er wird Kommandeur des Garde-Ulanenregiments und ist seitdem ausschließlich im Großen Generalstab tätig.
1884
Er steigt zum Abteilungschef im Großen Generalstab auf.
1888
Er wird zum Oberquartiermeister befördert und damit Stellvertreter des Generalstabschefs Alfred Graf von Waldersee.
1891
Schlieffen übernimmt die Nachfolge Waldersees.
1903
Generaloberst.
1905
Überzeugt, daß der nächste Krieg kurz sein würde, entwickelt er die Lehre von der Überlegenheit des Angriffs. Der daraus resultierende "Schlieffen-Plan" zur Führung eines Zweifrontenkrieges gegen Frankreich und Rußland sieht offensives Vorgehen, Zangenbewegung und schnelle Entscheidung an der Westfront vor.
1906
Er tritt in den Ruhestand.
1911
Im Ruhestand wird er zum Generalfeldmarschall ernannt.
1913
4. Januar: Alfred Graf von Schlieffen stirbt in Berlin.
1914
3./4. August: Die militärische Führung hält trotz der veränderten politischen und militärischen Lage an der Anwendung des Schlieffen-Plans fest. Er bildet die strategische Grundlage des deutschen Angriffs im Westen.
Dr. w.c. Gerland
03.11.02, 22:57
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/FalkenhaynErich/index.html
Erich von Falkenhayn
Militär
*1861 +1922
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/97003948/200.jpg
1861
11. September: Erich von Falkenhayn wird auf der Burg Belcha bei Graudenz als Sohn des Gutsbesitzers Fedor von Falkenhayn und seiner Frau Franziska (geb. von Rosenberg) geboren.
1880
Nach der Erziehung im Kadettenkorps wird er als Leutnant ins Oldenburgische Infanterie-Regiment 91 eingestellt.
1893
Versetzung in den Großen Generalstab.
1896
Er tritt als Instruktionsoffizier in chinesische Dienste.
1899
Wieder in die preußische Armee übernommen, wird er dem Generalstab des ostasiatischen Expeditionskorps unter Alfred Graf von Waldersee zugeteilt.
bis 1913
Er gehört vorwiegend dem Truppengeneralstab an.
1913
8. Juli: Er wird zum preußischen Kriegsminister ernannt.
1914
14. September: Nach der Marne-Schlacht übernimmt Falkenhayn anstelle Helmuth von Moltkes die Leitung der militärischen Operationen des deutschen Feldheers.
3. November: Er wird auch formell Moltkes Nachfolger als Chef des Generalstabs.
1915
20. Januar: Falkenhayn gibt das preußische Kriegsministerium ab und wird gleichzeitig zum General der Infanterie befördert.
Falkenhayn versucht die Entscheidung im Westen zu erzwingen, scheitert aber vor Ypern.
Mai: Der von ihm und dem österreichischen Generalstabschef geplante Durchbruch von Gorlice und die Rückeroberung Galiziens gelingen. Über die weitere Vorgehensweise im Osten besteht weder mit dem österreichischen Generalstabschef noch mit Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff Einigkeit.
1916
Januar: Falkenhayn fordert den uneingeschränkten U-Boot-Krieg und gerät darüber mit dem Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg in Konflikt.
21. Februar: Der deutsche Angriff auf die Festungsanlagen von Verdun beginnt. Der Versuch, im Westen durch massiven Materialeinsatz die Entscheidung zu erzwingen, scheitert.
29. August: Nach der Kriegserklärung Rumäniens wird Falkenhayn von Wilhelm II. als Chef des Generalstabs abgesetzt. Seine Nachfolger in der Obersten Heeresleitung (OHL) sind Hindenburg und Ludendorff.
1916-1918
Armeeoberbefehlshaber in Rumänien, Palästina und an der Ostfront.
1919
5. Juni: Falkenhayn wird auf eigenen Wunsch verabschiedet. Er lebt zurückgezogen auf Schloß Lindstedt bei Potsdam und widmet sich der Niederschrift seiner Erinnerungen.
1920
Veröffentlichung von "Die oberste Heeresleitung 1914-1916 in ihren wichtigsten Entscheidungen".
1921
Veröffentlichung von "Der Feldzug der 9. Armee gegen die Rumänen und Russen 1916/17".
1922
8. April: Erich von Falkenhayn stirbt auf Schloß Lindstedt.
Franz Joseph I.
Kaiser von Österreich, König von Ungarn
http://domfree.de/habsburg/bilder/200.jpg[/IMG]
1830
18. August: Franz Joseph wird als ältester Sohn des Erzherzogs Franz Karl von Österreich und seiner Frau Sophie von Bayern in Schönbrunn/Wien geboren.
1848
2. Dezember: Nach der Abdankung seines Onkels Kaiser Ferdinand I. (1793-1875) wird er als Franz Joseph I. Kaiser von Österreich.
Der Thronwechsel soll im Revolutionsjahr die Monarchie stabilisieren.
1849
Beraten von seinem Ministerpräsidenten Felix Fürst zu Schwarzenberg (1800-1852) revidiert Franz Joseph liberale Reformen seines Vorgängers. Er setzt eigenmächtig eine zentralistische Verfassung mit starker monarchischer Souveränität in Kraft.
In Ungarn kommt es zu Rebellionen und zur Ausrufung einer selbständigen Republik, nachdem der ungarische Reichstag den vollzogenen Thronwechsel nicht anerkannt hat. Die aufständische Bewegung unterdrückt Franz Joseph mit russischer Militärhilfe.
1851
Franz Joseph konzipiert eine Reformpolitik, die sich auf Wirtschaft, Verwaltung sowie eine Verbesserung des Bildungssystems konzentriert.
31. Dezember: Franz Joseph hebt Verfassung und Grundrechte auf ("Silvesterpatent"). Er regiert als absoluter Monarch.
1854
Heirat mit der Herzogin Elisabeth von Bayern (1837-1898). Der Ehe entstammen vier Kinder, darunter ein Sohn, Rudolf, der sich 1889 das Leben nimmt, so daß Franz Josephs Neffe, Erzherzog Franz Ferdinand, Thronfolger wird.
1859
Die italienische Einigungsbewegung opponiert gegen die habsburgische Herrschaft in Norditalien. Franz Joseph führt einen Krieg gegen das mit Frankreich verbündete Königreich Sardinien-Piemont. Nach der verlorenen Schlacht bei Solferino muß Österreich die Lombardei abgeben.
1860/61
Nach der Niederlage wächst der innenpolitische Druck. Franz Joseph muß der Opposition konstitutionelle Reformen gewähren. Mit dem "Oktoberdiplom" (1860) und dem "Februarpatent" (1861) werden dem Parlament legislative Befugnisse eingeräumt.
1866
Krieg zwischen Preußen und Österreich aufgrund von Differenzen in der Deutschlandpolitik.
3. Juli: Niederlage in der Schlacht bei Königgrätz.
Österreich tritt aus dem Deutschen Bund aus. Franz Joseph muß auf machtpolitische Ambitionen in Deutschland verzichten.
1867
Ausgleich mit Ungarn. Das Reich wird neu gegliedert. Es entsteht eine "kaiserlich und königliche" Doppelmonarchie (k. u. k.) mit föderaler Struktur. Unter Reichsaufsicht bleiben die Außenpolitik, sowie das Heeres- und Finanzwesen.
8. Juni: Franz Joseph wird zum König von Ungarn gekrönt.
1879
Österreich schließt einen Zweibund mit dem Deutschen Reich, der 1882 zum Dreibund mit Italien erweitert wird. An diesem Bündnissystem hält Franz Joseph bis in den Ersten Weltkrieg fest.
1889/90
Der Nationalitätenstreit wird zum gravierendsten Problem im Vielvölkerstaat. In Böhmen fordern separatistische "Jungtschechen" eine völlige Loslösung von der Monarchie.
Franz Joseph weigert sich, den nationalen Minderheiten des Reiches weitergehende Autonomierechte einzugestehen. Aufstände ethnischer Minoritäten nehmen zu.
1907
26. Januar: Franz Joseph akzeptiert den Beschluß des Reichstags, das freie und gleiche Wahlrecht einzuführen.
1908
Die Annexion der seit 1878 unter österreichischer Verwaltung stehenden Länder Bosnien und Herzegowina zum 60jährigen Regierungsjubiläum Franz Josephs führt an den Rand eines Krieges. Die Gegensätze zwischen Österreich und Serbien verschärfen sich in der Folgezeit.
1914
28. Juni: Ermordung des österreichischen Thronfolgers Erzherzogs Franz Ferdinand durch serbische Nationalisten.
28. Juli: Franz Joseph unterstützt die Kriegserklärung gegen Serbien.
1916
21. November: Franz Joseph stirbt nach 68jähriger Regentschaft in Schönbrunn/Wien.[IMG]
Carl the Great
04.11.02, 01:22
Äußerst löbliche Eigeninitiative, Offizier Gerland. Weiter so, der Thread ist ein absoluter Gewinn für die Geschichtssektion. :)
Dr. w.c. Gerland
04.11.02, 14:35
Vielen Dank für euer Lob, werter Carl. Red Baron II hat mich wohl mehr in seinen Bann gezogen als ich dachte;) :D :rolleyes:
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/UdetErnst/
Ernst Udet
Militär
*1896 +1941
http://www.spartacus.schoolnet.co.uk/FWWudetP.JPG
1896
26. April: Ernst Udet wird in Frankfurt/Main als Sohn des Ingenieurs Adolf Udet und dessen Frau Paula geboren.
Die Familie zieht kurz nach der Geburt nach München.
1904
Begeistert von einer Luftfahrtausstellung, gründet Udet zusammen mit Freunden den "Aero-Club München", in dem die Jungen Flugzeugmodelle bauen.
1913
Nur unter großen Anstrengungen erlangt Udet die Mittlere Reife. Von seinem wohlhabenden Vater wird er mit einem Motorrad belohnt.
1914
August: Nach Beginn des Ersten Weltkriegs meldet er sich freiwillig zum Militär, wird jedoch zunächst als "zu klein" abgewiesen. Als Besitzer eines eigenen Motorrads gelingt es Udet schließlich, als Motorradmelder an der Westfront eingesetzt zu werden.
1914/15
Nach der Kündigung der Verträge mit freiwilligen Motorradmeldern durch das Heer läßt sich Udet auf eigene Kosten in einer Münchner Fliegerschule zum Piloten ausbilden.
1915
Juni: Er tritt als Flugzeugführer in den Militärdienst ein.
1916
März: Als Vizefeldwebel erringt Udet seinen ersten Luftsieg. Ihm wird dafür das Eiserne Kreuz 1. Klasse verliehen.
1918
April: Manfred von Richthofen, der erfolgreichste Jagdflieger des Ersten Weltkriegs, holt Udet in sein Jagdgeschwader.
Für seine Erfolge im Luftkrieg wird ihm der Orden Pour le Mérite verliehen.
Nach dem Tod des "Roten Barons" übernimmt Udet kurzzeitig die Führung des Jagdgeschwaders Richthofen. Entgegen seinen Hoffnungen wird aber nicht er, sondern Hermann Göring zum neuen Kommandeur des Jagdgeschwaders ernannt.
1919
Abschied aus der Armee als Oberleutnant der Reserve. Mit 62 Abschüssen ist Udet, der als "Fliegerheld" in der deutschen Bevölkerung einen hohen Popularitätsgrad erreicht, der erfolgreichste deutsche Jagdflieger, der den Krieg überlebt.
Er heiratet Lo Zink.
1919/20
Udet verdient sein Geld auf Schauflugtagen, die jedoch aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags, der die militärische und zivile Luftfahrt in Deutschland erheblich einschränkt, eingestellt werden müssen.
1922
Oktober: Obwohl der Flugzeugbau in Deutschland verboten ist, gründet er in München die Firma "Udet-Flugzeugbau", die mit geheimer Unterstützung der Reichswehr Maschinen entwickelt.
1923
Scheidung von seiner Frau.
1925
Mit dem meistgebauten Udet-Flugzeug, dem zweisitzigen Doppeldecker U12 "Flamingo", stellt sich erstmals ein bescheidener wirtschaftlicher Erfolg für die hoch verschuldete Firma ein.
Des Flugzeugbaus überdrüssig, scheidet Udet aus der Firma aus, um mit einem "Flamingo" auf - mittlerweile wieder erlaubten - Kunstflugveranstaltungen aufzutreten.
ab 1925
Seine Flugshows mit gewagter Luftakrobatik sind mit jeweils Zehntausenden von Besuchern Kassenmagneten und machen ihn auch international berühmt. Durch sein fliegerisches Können sowie durch sein ausschweifendes Privatleben mit ständigen Alkoholorgien und wechselnden Affären avanciert Udet zu einer der populärsten und schillerndsten Persönlichkeiten der Weimarer Republik.
Obwohl er mit Kunstflügen und Werbeaktionen enorme Beträge verdient, ist er aufgrund seines aufwendigen Lebensstils ständig verschuldet.
1929-1933
Jeweils an der Seite von Leni Riefenstahl spielt Udet in den Berg- und Gletscherfilmen "Die weiße Hölle von Piz Palü" (1929), "Stürme über dem Mont Blanc" (1930) und dem in Grönland gedrehten "SOS Eisberg" (1933) tollkühne Flieger. Die Filme werden zu großen Kinoerfolgen.
1930/31
Im heutigen Tansania gelingen ihm für den Expeditionsfilm "Fremde Vögel über Afrika" spektakuläre Tieraufnahmen aus der Luft.
1931
In den USA ist Udet von der sturzflugfähigen "Curtiss Hawk", einem idealen Flugzeug für spektakuläre Akrobatikeinlagen, begeistert. Die Maschine ist für ihn allerdings nicht finanzierbar.
1933
Udet, nach eigenen Bekundungen vollkommen unpolitisch, steht der nationalsozialistischen Machtübernahme gleichgültig gegenüber. Seine große Popularität als Kriegsheld, Pour-le-Mérite-Träger und Kunstflieger macht ihn hingegen für die Nationalsozialisten interessant. Mit "Kommt drauf an, was sie zahlen" begegnet Udet dem Werben Görings nach einem Beitritt zur Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP).
1. Mai: Udet wird Mitglied der NSDAP. In seiner Funktion als Reichsluftfahrtminister beschafft ihm Göring anschließend die finanziellen Mittel zum Kauf von zwei "Curtiss Hawk".
ab 1933
Mit den neuen Flugzeugen tritt Udet auch auf Parteiveranstaltungen auf und läßt sich bereitwillig für die NS-Propaganda einspannen.
1935
Er dreht seinen letzten Kinofilm "Wunder des Fliegens".
1. Juni: Udet tritt als Oberst in die neu geschaffene Luftwaffe ein, in der er zum Generaloberst aufsteigt.
Seine Autobiographie "Mein Fliegerleben" erscheint.
1936
Februar-Juni: Inspekteur der Jagd- und Sturzkampfflieger.
Juni: Göring ernennt Udet zum Chef des Technischen Amts. In dieser Funktion ist er für die Koordination der technischen Entwicklung und der industriellen Produktion der deutschen Luftwaffe zuständig. Aufgrund mangelnden technischen Wissens fühlt sich Udet der Tätigkeit nach eigenen Angaben nicht gewachsen.
1938
In einer Heinkel He 100 fliegt Udet mit 634,32 km/h einen neuen Weltrekord.
1939
1. Februar: Göring verleiht ihm den Phantasietitel "Generalflugzeugmeister".
1940
Juli: Nach dem deutschen Sieg über Frankreich erhält Udet das Ritterkreuz. Wie bereits beim deutschen Überfall auf Polen war der Einsatz von Jägern, leichten Bombern und vor allem der Sturzkampfbomber (Stukas) Ju 87, deren Entwicklung und Produktion Udet maßgeblich forciert hat, auch bei der Westoffensive äußerst erfolgreich.
Udet wird von Göring und Adolf Hitler für die deutsche Niederlage in der Luftschlacht um England verantwortlich gemacht, da er die Produktion der dafür notwendigen strategischen Langstreckenbomber zurückgestellt hat.
Udet fühlt sich seinen Amtsgeschäften und Aufgaben kaum noch gewachsen. Immer öfter flüchtet er in Alkoholexzesse, die seine Psyche und Gesundheit erheblich angreifen.
1941
Für die Unzulänglichkeiten der Luftwaffe im Krieg gegen die Sowjetunion wird erneut Udet als Sündenbock unmittelbar verantwortlich gemacht.
17. November: Nach heftigen Auseinandersetzungen mit Göring begeht Ernst Udet in Berlin Selbstmord, der vom NS-Regime in der Öffentlichkeit als Flugunfall dargestellt wird.
1946
Uraufführung von Carl Zuckmayers Drama "Des Teufels General", einem der meistgespielten Stücke auf deutschen Bühnen der Nachkriegszeit. Udet dient seinem Freund Zuckmayer als Vorbild für die Titelfigur "Harras", die aufgrund ihrer Flugleidenschaft den Nationalsozialisten verfällt.
Dr. w.c. Gerland
04.11.02, 20:49
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/wk1/innenpolitik/index.html
Innenpolitik
1914-1918
Schon vor dem Ersten Weltkrieg standen das reaktionäre Dreiklassenwahlrecht in Preußen und die Forderung nach einer Parlamentarisierung des Reichs im Zentrum der innenpolitischen Auseinandersetzung. Mit dem zu Kriegsbeginn verkündeten Burgfrieden sollte auch die Lösung dieser drängenden Probleme auf die Zeit nach Kriegsende vertagt werden. Doch als sich der Krieg immer länger hinzog und als insbesondere den von der politischen Macht ausgeschlossenen Bevölkerungsschichten immer größere Opfer abverlangt wurden, brachen die politischen Gegensätze um so schärfer hervor.
Nach der russischen Mobilmachung vom 31. Juli 1914 verfestigte sich in der deutschen Öffentlichkeit die Vorstellung, dem Deutschen Reich werde ein Krieg aufgezwungen und die ganze Nation müsse nun fester als jemals zuvor zusammenstehen. Die patriotische Aufbruchsstimmung reichte bis in die Reihen der oppositionellen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), die - trotz ihrer Vorbehalte - den Kriegskrediten in der Reichstagssitzung vom 4. August geschlossen zustimmte. Mit dem Satz ”Ich kenne keine Parteien mehr, kenne nur noch Deutsche” bekundete Kaiser Wilhelm II. seine Absicht zum Bruch mit der bisherigen Regierungspolitik.
Der Kriegsbeginn änderte die Rahmenbedingungen für die deutsche Innenpolitik grundlegend. Mit der Verhängung des Belagerungszustands waren die Militärbefehlshaber nun für die Aufrechterhaltung der inneren Sicherheit und Ordnung ebenso zuständig wie für die Überwachung der Pressezensur. Der Reichstag verabschiedete ein ”Ermächtigungsgesetz” und verzichtete damit aus eigenem Antrieb auf seine politischen Mitgestaltungsrechte. Das Recht, den Kriegskrediten zuzustimmen, übertrug der Reichstag dem Haushaltsausschuß und vertagte sich bis Kriegsende. Während die Bedeutung der politischen Parteien erheblich eingeschränkt war, griffen nationalistische Gruppierungen wie der Alldeutsche Verband, der Kolonialverein und der Flottenverein immer offener in die Innenpolitik ein.
Da der amtierende Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg kein zu konsequenter Gestaltung fähiger Politiker war und Wilhelm II. sich nach seinen politischen Ungeschicklichkeiten aus der Vorkriegszeit auf die Rolle eines ”Schattenkaisers” beschränkte, drängte die Oberste Heeresleitung (OHL) in das machtpolitische Vakuum. Mit der Übernahme der OHL durch Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff verlagerte sich das politische Schwergewicht endgültig von den zivilen auf die militärischen Entscheidungsträger. Um immer mehr Menschen und Material für den ”totalen Krieg” bereitstellen zu können, forderte insbesondere Ludendorff diktatorische Vollmachten. Weit über das Hilfsdienstgesetz von 1916 hinausgehend, griffen die militärischen Stellen mit fortschreitender Kriegsdauer immer tiefer in das Alltagsleben der Bevölkerung ein. Die Militärs reglementierten die Wirtschaftspolitik und Rüstungsproduktion mit unzähligen Anordnungen, ohne jedoch den Schleichhandel wirksam eindämmen oder die Folgen der englischen Seeblockade nachhaltig abmildern zu können. Mit der wachsenden Diskrepanz zwischen utopisch weitgehenden Kriegszielen auf der einen und der sich dramatisch verschlechternden Lebensmittelversorgung auf der anderen Seite wuchsen auch Unzufriedenheit und Kritik am Krieg.
Die Reichsregierung vermied zwar jede öffentliche Festlegung ihrer Kriegsziele, aber schon 1914 war Bethmann Hollweg in seinem September-Programm von Annexionen ausgegangen. Während die annexionslüsterne Rechte viel ausgreifendere Gebietserweiterungen im Osten und Westen forderte, wünschte insbesondere der linke Flügel der SPD einen schnellen Verständigungsfrieden. Da trotz ungeheuer hoher Opferzahlen in den Materialschlachten keine kriegsentscheidende Schlacht gewonnen wurde, wuchsen die Zweifel an einem deutschen Sieg. Mit den Stimmen der Fortschrittlichen Volkspartei, des Zentrums sowie der SPD und der Nationalliberalen Partei wurde 1916 im Reichstag ein ständiger Hauptausschuß eingerichtet, in dem die Mehrheitsparteien über Kriegsziele und Kriegspolitik berieten. Als nach der russischen Februarrevolution und dem Sturz des Zaren Nikolaus II. ein entscheidender Grund für die Kriegsunterstützung der Sozialdemokraten hinfällig war, verstärkten sich die Spannungen zwischen der Parteiführung und dem linken Flügel, der sich im April 1917 als Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) mit 20 Reichstagsabgeordneten von der SPD abspaltete. Um die immer nachdrücklicher vorgetragene Forderung nach Reformen abzufedern, stellte Wilhelm II. in seiner Osterbotschaft eine Reform des preußischen Wahlrechts in Aussicht. Während sich das von den Konservativen beherrschte Preußische Abgeordnetenhaus jeglicher Reformabsicht widersetzte, kam es in Berlin und Leipzig zu ersten Massenstreiks, bei denen sich die Forderung nach dem gleichen und geheimen Wahlrecht in allen Bundesstaaten mit der Forderung nach einem Frieden ohne Annexionen verband.
Auf Initiative des Zentrumspolitikers Matthias Erzberger, der sich zwischenzeitlich zum scharfen Kritiker des deutschen U-Boot-Kriegs entwickelt hatte, gründeten die Mehrheitsparteien den Interfraktionellen Ausschuß, der eine Friedensresolution des Reichstags vorbereitete. Bethmann Hollweg hielt eine solche Resolution zwar für inopportun, erwirkte aber dennoch beim Kaiser die Erlaubnis, ihr zustimmen zu dürfen. Hindenburg und Ludendorff sahen jedoch ihre Kriegspolitik durchkreuzt und setzten bei Wilhelm II. ultimativ die Entlassung von Bethmann Hollweg durch. Auf Drängen der OHL wurde Georg Michaelis neuer Reichskanzler. Michaelis, der sich stärker dem Kaiser und der OHL als dem Reichstag verantwortlich fühlte, verweigerte die Umsetzung der Friedensresolution vom 19. Juli und griff wenig später eine päpstliche Friedensinitiative nur halbherzig auf.
Als Reaktion auf die Friedensresolution des Reichstags gründeten die Gegner eines Verständigungsfriedens im September 1917 unter Führung von Alfred von Tirpitz und Wolfgang Kapp die Deutsche Vaterlandspartei, die als ”nationale Sammlungsbewegung” einen ”Siegfrieden” mit weitgreifenden Annexionen propagierte und innenpolitische Reformen strikt ablehnte. Nach der russischen Oktoberrevolution und dem wenig später erfolgten Waffenstillstand mit Rußland bekamen die Verfechter raumgreifender Annexionen zwar starken Auftrieb, doch als die deutscherseits mit diktatorischer Härte geführten Friedensverhandlungen von Brest-Litowsk sich über zwei Monate hinzogen und aller Welt vor Augen führten, in welchem Umfang das Deutsche Reich seine Hegemonialstellung auf dem europäischen Kontinent auszubauen gedachte, organisierten USPD-nahe Revolutionäre Obleute im Januar 1918 Proteste und Streiks, die vor dem Hintergrund der miserablen Ernährungslage massenhaft Zulauf fanden. Zugleich verstärkte der noch weiter links stehende Spartakusbund mit seiner radikalen Propaganda die Furcht vor Revolution und Bolschewismus. Mit ihrer Teilnahme an den Streiks konnten führende SPD-Politiker wie Friedrich Ebert und Philipp Scheidemann zwar die Situation politisch entschärfen, aber sie handelten sich dafür den Vorwurf der Sabotage gegen das kämpfende Heer ein.
Nach dem Scheitern der deutschen Frühjahrsoffensiven im Westen und der erfolgreichen Gegenoffensive der Alliierten mußte die OHL schließlich Ende September - entgegen der sich bis zuletzt siegessicher gebenden amtlichen Propaganda - die deutsche Niederlage eingestehen. Nun verlangte Ludendorff kategorisch ein sofortiges Waffenstillstandsgesuch auf Basis des 14-Punkte-Programms des US-Präsidenten Woodrow Wilson und eine Parlamentarisierung des Deutschen Reichs auf dem Wege einer ”Revolution von oben”. Am 3. Oktober ernannte Wilhelm II. den Prinzen Max von Baden zum neuen Reichskanzler. Dessen ”Kabinett der neuen Männer” war zwar die erste demokratisch legitimierte Reichsregierung in Deutschland, doch diese Reform ging den amerikanischen Verhandlungsführern noch nicht weit genug. Der Entlassung Ludendorffs folgte die Verabschiedung der Oktoberreformen, mit denen das bis dahin autokratisch regierte Deutsche Reich verfassungsrechtlich auf eine parlamentarische Grundlage gestellt wurde. Dennoch blieben diese erfolgreichen Reformen in der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet. Sie wurden überlagert vom Ruf nach Frieden und nach der Abdankung des Kaisers. Innerhalb weniger Tage entwickelte sich so der Kieler Matrosenaufstand zur Novemberrevolution.
Dr. w.c. Gerland
04.11.02, 20:53
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/BethmannHollwegTheobald/index.html
Theobald von Bethmann Hollweg
Politiker
*1856 +1921
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/f75_834/200.jpg
1856
29. November: Theobald von Bethmann Hollweg wird in Hohenfinow (Brandenburg) als Sohn des Rittergutsbesitzers Felix von Bethmann Hollweg geboren.
1875
Er besteht das Abitur in Pforta mit Auszeichnung.
1879
Sein Jurastudium in Straßburg, Leipzig und Berlin schließt er mit dem Referendarexamen ab.
Er tritt in den Verwaltungsdienst ein.
1884
Ernennung zum Regierungsassessor.
1886-1896
Bethmann Hollweg wird in der Nachfolge seines Vaters Landrat seines Heimatkreises.
1890
Er ist für kurze Zeit Reichstagsabgeordneter der Reichspartei.
1896-1899
Oberpräsidialrat in Potsdam.
1899
Im Sommer wird er zum Regierungspräsidenten in Bromberg ernannt und bereits drei Monate später zum Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg.
1905
März: Er wird preußischer Innenminister.
1906
Sein Gesetzentwurf zur Einbeziehung einer breiteren Wählerbasis in das preußische Dreiklassenwahlrecht wird zwar 1909 im Kronrat gebilligt, doch scheitert er in der eingesetzten Immediatkommission.
1907
24. Juni: Er wird als Vertreter Bernhard Fürst von Bülows Staatssekretär des Reichsamts des Innern und zugleich Vizepräsident des preußischen Staatsministeriums.
1909
7. Juli: Nach Bülows Abschied wird Bethmann Hollweg Reichskanzler, preußischer Ministerpräsident und Außenminister.
1910
Sein Versuch, das preußische Wahlrecht zu reformieren, scheitert.
1911
Bethmann Hollweg gelingt es, eine liberale Verfassung für Elsaß-Lothringen durchzusetzen, durch die das Reichsland mehr Autonomie erhält.
1913
4. Dezember: Der Reichstag mißbilligt Bethmann Hollwegs Vorgehen in der Zabern-Affäre.
1914
10. Januar: Auch das Preußische Abgeordnetenhaus spricht ihm sein Mißtrauen aus.
28. Juli: In der Annahme, der Krieg sei begrenzbar, unterstützt Bethmann Hollweg die Kriegserklärung von Bündnispartner Österreich-Ungarn an Serbien.
3. August: Nach der russischen Mobilmachung gegen Deutschland ist Bethmann Hollweg überzeugt, daß der Krieg nun nicht mehr lokalisierbar sei. Aus strategischen Gründen (Schlieffen-Plan) verteidigt er den völkerrechtswidrigen Einmarsch deutscher Truppen ins neutrale Belgien.
Deutschlands Aussicht, den Krieg zu gewinnen, beurteilt Bethmann Hollweg von Beginn an skeptisch.
15. August: Vor dem preußischen Staatsministerium stellt er demokratische Reformen für die Zeit nach dem Krieg in Aussicht.
Septemberprogramm des Reichskanzlers Theobald von Bethmann
Hollweg
9. September 1914
Ziele des Krieges im einzelnen:
Frankreich.
Von den militärischen Stellen zu beurteilen, ob die Abtretung von Beifort, des Westabhangs der Vogesen, die Schleifung der Festungen und die Abtretung des Küstenstrichs von Dünkirchen bis Boulogne zu fordern ist.
In jedem Falle abzutreten, weil für die Erzgewinnung unserer Industrie nötig, das Erzbecken von Briey. Ferner eine in Raten zahlbare Kriegsentschädigung; sie muß so hoch sein, daß Frankreich nicht imstande ist, in den nächsten 15-20 Jahren erhebliche Mittel für Rüstungen aufzuwenden.
Des weiteren: Ein Handelsvertrag, der Frankreich in wirtschaftliche Abhängigkeit von Deutschland bringt, es zu unserem Exportland macht und uns ermöglicht, den englischen Handel in Frankreich auszuschalten. Dieser Handelsvertrag muß uns finanzielle und industrielle Bewegungsfreiheit in Frankreich schaffen - so, daß deutsche Unternehmungen nicht mehr anders als französische behandelt werden können.
Belgien.
Angliederung von Lüttich und Verviers an Preußen, eines Grenzstriches der Provinz Luxemburg an Luxemburg.
Zweifelhaft bleibt, ob Antwerpen mit einer Verbindung nach Lüttich gleichfalls zu annektieren ist. Gleichviel, jedenfalls muß ganz Belgien, wenn es auch als Staat äußerlich bestehen bleibt, zu einem Vasallenstaat herabsinken, in etwa militärisch wichtigen Hafenplätzen ein Besatzungsrecht zugestehen, seine Küste militärisch zur Verfügung stellen, wirtschaftlich zu einer deutschen Provinz werden. Bei einer solchen Lösung, die die Vorteile der Annexion, nicht aber ihre innerpolitisch nicht zu beseitigenden Nachteile hat, kann franz. Flandern mit Dünkirchen, Calais und Boulogne, mit großenteils flämischer Bevölkerung diesem veränderten Belgien ohne Gefahr angegliedert werden. Den militärischen Wert dieser Position England gegenüber werden die zuständigen Stellen zu beurteilen haben.
Luxemburg wird deutscher Bundesstaat und erhält einen Streifen aus der jetzt belgischen Provinz Luxemburg und eventuell die Ecke von Longwy.
Es ist zu erreichen die Gründung eines mitteleuropäischen Wirtschaftsverbandes durch gemeinsame Zollabmachungen, unter Einschluß von Frankreich, Belgien, Holland, Dänemark, Österreich-Ungarn, Polen und eventl. Italien, Schweden und Norwegen. Dieser Verband, wohl ohne gemeinsame konstitutionelle Spitze, unter äußerlicher Gleichberechtigung seiner Mitglieder, aber tatsächlich unter deutscher Führung, muß die wirtschaftliche Vorherrschaft Deutschlands über Mitteleuropa stabilisieren.
Die Frage der kolonialen Erwerbungen, unter denen in erster Linie die Schaffung eines zusammenhängenden mittelafrikanischen Kolonialreichs anzustreben ist, desgleichen die Rußland gegenüber zu erreichenden Ziele werden später geprüft.
Als Grundlage der mit Frankreich und Belgien zu treffenden wirtschaftlichen Abmachungen ist eine kurze provisorische, für einen eventuellen Präliminarfrieden geeignete Formel zu finden.
Holland.
Es wird zu erwägen sein, durch welche Mittel und Maßnahmen Holland in ein engeres Verhältnis zu dem Deutschen Reiche gebracht werden kann.
Dies engere Verhältnis müßte bei der Eigenart der Holländer von jedem Gefühl des Zwanges für sie frei sein, an dem Gang des holländischen Lebens nichts ändern, ihnen auch keine veränderten militärischen Pflichten bringen, Holland also äußerlich unabhängig belassen, innerlich aber in Abhängigkeit von uns bringen. Vielleicht ein die Kolonien einschließendes Schutz- und Trutzbündnis, jedenfalls enger Zollanschluß, eventuell die Abtretung von Antwerpen an Holland gegen das Zugeständnis eines deutschen Besatzungsrechtes für das befestigte Antwerpen wie für die Scheldemündung wäre zu erwägen.
1916
Infolge der Berufung Paul von Hindenburgs und Erich Ludendorffs in die 3. Oberste Heeresleitung (OHL) und der damit verbundenen Stärkung nationalistischer Kräfte verliert Bethmann Hollweg innenpolitisch an Handlungsspielraum.
5. November: Auf Druck der Rechtsparteien billigt Bethmann Hollweg die Proklamation eines Königreichs Polen, die einen Sonderfrieden mit Rußland zunächst erschwert.
1917
9. Januar: Beim Kriegsrat in Pleß fügt er sich dem Drängen der militärischen Führung, den uneingeschränkten U-Boot-Krieg aufzunehmen.
7. April: Bethmann Hollwegs Entwurf zu einer preußischen Wahlrechtsreform reduziert Kaiser Wilhelm II. in seiner "Osterbotschaft" auf wenig konkrete Versprechungen.
13. Juli: Auf Druck von Hindenburg und Ludendorff wird Bethmann Hollweg aus seinem Amt entlassen. Seine "Politik der Diagonale" zwischen Rechts- und Linksparteien fand auch im Reichstag keinen Rückhalt mehr.
Er verfaßt seine 1921 veröffentlichten "Betrachtungen zum Weltkrieg".
1919
31. Oktober / 4. November: Bethmann Hollweg verwahrt sich vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuß der Nationalversammlung, einen annexionistischen Krieg initiiert zu haben.
1921
1. Januar: Theobald von Bethmann Hollweg stirbt in Hohenfinow.
Dr. w.c. Gerland
04.11.02, 20:58
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/HindenburgPaul/index.html
Paul von Hindenburg
Militär, Politiker
*1847 +1934
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/97003953/200.jpg
1847
2. Oktober: Paul von Beneckendorff und von Hindenburg wird als Sohn des preußischen Offiziers und Gutsbesitzers Robert von Beneckendorff und von Hindenburg und der Arzttochter Luise (geb. Schwickart) in Posen geboren.
1859-1866
Nach einem kurzen Besuch des Gymnasiums wechselt Hindenburg zur Kadettenanstalt in Wahlstatt (Kr. Liegnitz) und später nach Berlin.
1866
Teilnahme an der Schlacht von Königgrätz.
1870/71
Im Deutsch-Französischen Krieg nimmt er an der Schlacht von Sedan teil.
1870-1911
Militärlaufbahn.
Zuletzt im Rang eines Kommandierenden Generals in Magdeburg, nimmt er Abschied aus dem Militärdienst.
1914
21. August: Drei Wochen nach Beginn des Ersten Weltkriegs wird Hindenburg reaktiviert und übernimmt die 8. Armee als Oberbefehlshaber mit Erich Ludendorff als Chef des Stabes.
26.-30. August: Schlacht bei Tannenberg, in der die 2. Russische Armee vernichtend geschlagen wird.
6.-15. September: Die Schlacht an den Masurischen Seen endet mit dem Sieg über die 1. Russische Armee.
1. November: Mit dem Mythos des "Siegers von Tannenberg" erhält er das Oberkomando über alle deutschen Truppen der Ostfront (OberOst).
1916
29. August: Nach der Entlassung Erich von Falkenhayns übernimmt Hindenburg mit Ludendorff als Erstem Generalquartiermeister die Oberste Heeresleitung (OHL).
1918
29. September: Nach dem Scheitern der Frühjahrsoffensive fordert die OHL sofortige Waffenstillstandsverhandlungen und eine parlamentarische Regierung.
9. November: Hindenburg rät Wilhelm II. zur Abreise nach Holland.
10. November: Hindenburg drängt auf die Unterzeichnung des Waffenstillstandsvertrags.
Er stellt sich der provisorischen Regierung des Rats der Volksbeauftragten zur Verfügung, um die revolutionären Unruhen zu bekämpfen und die Fronttruppen in die Heimat zurückzuführen.
1919
Hindenburg zieht sich nach Hannover in den Ruhestand zurück.
18. November: Vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuß der Nationalversammlung zu den Ursachen des deutschen Zusammenbruchs propagiert er die These von einem "Dolchstoß" in den Rücken des Heeres.
1925
26. April: Die Rechtsparteien drängen den parteilosen Hindenburg, bei der Reichspräsidentenwahl im zweiten Wahlgang zu kandidieren. Er wird mit einer relativen Mehrheit vor dem Kandidaten des Zentrums Wilhelm Marx gewählt. Trotz seines Bekenntnisses zur Monarchie leistet er den Eid auf die Weimarer Verfassung und wird ein von den demokratischen Parteien weitgehend anerkannter Präsident.
1930
28. März: Ohne das Parlament einzuschalten, beruft Hindenburg Heinrich Brüning zum Reichskanzler. Mit dieser Ernennung beginnt die Zeit der Präsidialkabinette.
1932
10. April: Bei der Reichspräsidentenwahl wird Hindenburg im zweiten Wahlgang mit der absoluten Mehrheit wiedergewählt.
Als Kandidat der Sozialdemokraten und der Parteien der Mitte gewinnt er gegen Adolf Hitler, der 36,8 Prozent der Stimmen erhält.
30. Mai: Hindenburg entläßt das zweite Kabinett Brüning und ernennt Franz von Papen zum Reichskanzler.
November: Hindenburg lehnt eine befristete Diktatur des Reichskanzlers Papen als Ausweg aus der staatspolitischen Krise ab.
17. November: Rücktritt des Kabinetts Papen.
2. Dezember: Hindenburg ernennt Kurt von Schleicher zum Reichskanzler.
1933
Rücktritt Schleichers, nachdem ihm Hindenburg das Vertrauen entzogen hat.
30. Januar: Hindenburg beruft Hitler zum Reichskanzler. Papen wird Vizekanzler des konservativ-nationalsozialistischen Koalitionkabinetts.
28. Februar: Mit der Unterzeichnung der "Verordnung zum Schutz von Volk und Staat" ebnet Hindenburg den Weg in die nationalsozialistische Diktatur.
21. März: Die Teilnahme Hindenburgs an dem - von den Nationalsozialisten inszenierten - "Tag von Potsdam" steigert das Ansehen der Regierung Hitlers.
1934
2. August: Paul von Hindenburg stirbt in Neudeck (Regierungsbezirk Marienwerder) und wird im Denkmal von Tannenberg beigesetzt. Hitler übernimmt das Amt des Staatsoberhaupts. Die Reichswehr leistet nun ihren Eid auf die Person Hitlers.
seit 1945
Die Grabstätte befindet sich in Marburg/Lahn, Elisabethkirche.
Dr. w.c. Gerland
04.11.02, 21:00
Quelle:
http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/LudendorffErich/index.html
Erich Ludendorff
Militär
*1865 +1937
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/f60_1221/200.jpg
1865
9. April: Erich Ludendorff wird in Kruszewnia (Provinz Posen) als Sohn des Rittergutsbesitzers Wilhelm Ludendorff geboren.
1877-1882
Ausbildung im Kadettenkorps Plön und an der Hauptkadettenschule in Groß-Lichterfelde bei Berlin.
1882-1904
Ludendorff durchläuft die übliche Karriere eines Generalstabsoffiziers.
1908
Heirat mit Margarete Schmidt, der Tochter eines Fabrikbesitzers.
1912
Versetzung als Regimentskommandeur nach Düsseldorf.
1914
Beförderung zum Brigadekommandeur in Straßburg.
6. August: Sechs Tage nach Beginn des Ersten Weltriegs und drei Tage nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Belgien besetzt Ludendorff mit einer Brigade die Zitadelle in Lüttich. Er wird dafür mit dem Kriegsorden Pour le Mérite ausgezeichnet.
September: Ludendorff wird zum Chef des Generalstabs der 8. Armee berufen. Sein Vorgesetzter ist General Paul von Hindenburg.
26.-30. August: Schlacht bei Tannenberg, in der die 2. Russische Armee vernichtend geschlagen wird.
6.-15. September: Die Schlacht an den Masurischen Seen endet mit dem Sieg über die 1. Russische Armee.
1. November: Hindenburg und Ludendorff erhalten das Oberkommando über alle deutschen Truppen der Ostfront (Ober-Ost). Das östliche Hauptquartier wird zur Anlaufstelle für alle Kritiker an Reichs- und Heeresleitung aus dem alldeutsch-annexionistischen Lager.
1916
29. August: Nach der Entlassung Erich von Falkenhayns übernimmt Hindenburg mit Ludendorff als Erstem Generalquartiermeister die Oberste Heeresleitung (OHL). Mit diesem - für ihn eingerichteten - Titel kann sich Ludendorff "volle Mitverantwortung" für alle Entscheidungen sichern.
Sein Ziel ist die "absolute Kriegsführung". Er fordert die wirtschaftliche Mobilmachung und den uneingeschränkten U-Boot-Krieg.
1917
13. Juli: Ludendorff ist maßgeblich am Sturz des Reichskanzlers Theobald von Bethmann Hollweg beteiligt.
1917/18
Bei den Friedensverhandlungen von Bukarest und Brest-Litowsk drängt Ludendorff auf eine ausgedehnte Ostexpansion.
1918
29. September: Nach dem Scheitern der Frühjahrsoffensive fordert die OHL sofortige Waffenstillstandsverhandlungen und eine parlamentarische Regierung. Damit wird die militärische Niederlage eingestanden, die Ludendorff vor allem den Politikern der Mehrheitsparteien anzulasten sucht. Er trägt dadurch maßgeblich zur Entstehung der "Dolchstoßlegende" bei.
24. Oktober: Die OHL ist der Ansicht, die Alliierten würden keinen "ehrenvollen Frieden" gewähren, und fordert von den Soldaten, "den Widerstand mit äußersten Kräften fortzusetzen".
26. Oktober: Ludendorff wird aus dem Dienst entlassen.
Er flieht zwei Wochen später aus dem revolutionären Berlin nach Schweden. Während seines dortigen Aufenthalts verfaßt er seine autobiographische Schrift "Meine Kriegserinnerungen". Er verschärft seine Vorwürfe gegen die politische Reichsleitung.
1919
Rückkehr nach Berlin. Verbindungen zur "Nationalen Vereinigung", der auch Wolfgang Kapp angehört.
18. November: Bei seinem gemeinsamen Auftritt mit Hindenburg vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuß der Nationalversammlung attackiert Ludendorff die Weimarer Republik.
1920-1924
Politisches Zusammengehen mit Adolf Hitler.
1921
Er verfaßt die militärtheoretische Schrift "Kriegführung und Politik", in der er die These des Kriegs als Naturgesetz vertritt.
1924
Ludendorff wird im Zusammenhang mit dem Hitler-Putsch angeklagt und freigesprochen.
1924-1928
Als Abgeordneter der Nationalsozialistischen Freiheitspartei ist er Mitglied des Reichstags.
1925
29. März: Kandidatur zur Reichspräsidentenwahl, in der Ludendorff im ersten Wahlgang 1,1 Prozent der Stimmen erhält und zum zweiten nicht mehr antritt.
Gründung des "Tannenbergbundes", der sich zu einer Art deutsch-germanischer Religionsgemeinschaft entwickelt.
Scheidung von seiner Frau Margarete.
1926
Heirat mit Mathilde Spieß in Tutzing (Oberbayern).
Zusammen mit seiner Frau entwickelt Ludendorff eine rege Vortragstätigkeit.
1928
Bruch mit der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP).
1930
März: Gründung des religiösen Vereins "Deutschvolk".
1933
22. September: "Tannenbergbund" und "Deutschvolk" werden verboten.
1937
März: Ludendorff erhält von Hitler die Zusage für die Wiederzulassung seiner religiösen Vereinigung, die sich nun "Bund für Deutsche Gotterkenntnis" nennt.
20. Dezember: Erich Ludendorff stirbt in Tutzing.
Dr. w.c. Gerland
04.11.02, 21:03
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/EbertFriedrich/index.html
Friedrich Ebert
Politiker
*1871 +1925
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/96001592/200.jpg
1871
4. Februar: Friedrich Ebert wird als Sohn des Schneidermeisters Karl Ebert und seiner Frau Katharina (geb. Hinkel) in Heidelberg geboren.
1885-1888
Sattlerlehre.
1889
Er begibt sich auf Gesellenwanderschaft.
In Mannheim kommt er mit der sozialistischen Bewegung in Kontakt. Er tritt in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) ein und engagiert sich gewerkschaftlich.
August: Er wird Schriftführer des Sattlerverbandes in Hannover.
1889-1891
Da er wegen seiner politischen Tätigkeit auf der "schwarzen Liste" der Polizei steht, wechselt er ständig seinen Wohnort.
In Kassel, Braunschweig, Elberfeld-Barmen, Remscheid, Quakenbrück und Bremen gründet und leitet er örtliche Zahlstellen des Sattlerverbandes.
1891
Ebert läßt sich in Bremen nieder. Er finanziert seinen Lebensunterhalt durch Gelegenheitsarbeiten.
1891-1905
Zeitweise ist er Vorsitzender der Filiale des Sattlerverbandes und des Gewerkschaftskartells in Bremen.
1893
Er wird Lokalredakteur der "Bremer-Bürgerzeitung".
1894
Mai: Heirat mit der Arbeiterin Louise Rump.
Nach der Hochzeit pachtet er eine Gastwirtschaft, die zu einem Zentrum gewerkschaftlicher und politischer Aktivität wird.
Wahl zum Parteivorsitzenden der Bremer SPD.
1900-1905
Ebert wird in die Bremer Bürgerschaft gewählt und führt deren sozialdemokratische Fraktion. Zur gleichen Zeit ist er Arbeitersekretär.
1904
Als Präsident des in Bremen tagenden Parteitages der SPD wird er einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.
1905
Sekretär des Vorstands der SPD in Berlin, er siedelt dorthin über.
1912
Er wird für den Wahlkreis Elberfeld-Barmen in den Reichstag gewählt.
1913
20. September: Nach dem Tod August Bebels wird Ebert auf dem Parteitag in Jena gemeinsam mit Hugo Haase zum Parteivorsitzenden gewählt.
1914
Ebert wird im Urlaub von der "Juli-Krise" überrascht. Er reist zusammen mit dem Parteikassierer Otto Braun nach Zürich, um im Fall eines SPD-Verbots eine Auslandsleitung aufzubauen. Er befürwortet die Kriegskredite, während Haase sie ablehnt.
6. August: Sechs Tage nach Kriegsbeginn kehrt Ebert nach Berlin zurück und übernimmt gemeinsam mit Haase die Parteiführung.
1916
11. Januar: Nach dem Rücktritt Haases wird Ebert neben Philipp Scheidemann Vorsitzender der SPD-Reichstagsfraktion. Aufgrund seines Vorsitzes in Parteivorstand, Parteiausschuß und Reichstagsfraktion gewinnt er maßgeblichen Einfluß in der SPD.
1917
April: Wegen der Differenzen in der Frage der Kriegskredite kommt es zur Abspaltung der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) und des linksradikalen Spartakusbunds.
1918
Januar: Bei Ausbruch der Berliner Januarstreiks tritt er der Streikleitung bei und bemüht sich um eine schnelle Beilegung des Ausstands. Er wird von links als "Arbeiterverräter" und von rechts als "Landesverräter" beschimpft.
4. Oktober: Mit den verfassungsändernden Gesetzen ist ein Hauptziel der Sozialdemokraten, die Parlamentarisierung im Reich, erreicht. Ebert tritt für den Erhalt der Monarchie ein.
9. November: Prinz Max von Baden verkündet die Abdankung des Kaisers Wilhelm II. und überträgt Ebert als Führer der stärksten Reichstagspartei das Amt des Reichskanzlers.
10. November: Bildung des Rats der Volksbeauftragten aus Führern der SPD und der USPD. Ebert und Haase (USPD) sind gleichberechtigte Vorsitzende. Ebert tritt für sofortige Wahlen zur Nationalversammlung ein.
Sein Bündnis mit der Obersten Heeresleitung (OHL) unter General Wilhelm Groener soll die Revolution eindämmen.
1919
11. Februar: Die Nationalversammlung wählt Ebert zum vorläufigen Reichspräsidenten.
Ebert unterstützt das gewaltsame Vorgehen des Reichswehrministers Gustav Noske gegen streikende, demonstrierende und revoltierende Arbeiter.
21. August: Vereidigung zum Reichspräsidenten.
1922
24. Oktober: Der Reichstag verlängert die Amtszeit Eberts mit verfassungsändernder Mehrheit bis zum 23. Juni 1925.
1924
23. Dezember: Im Prozeß wegen seiner Beteiligung am Berliner Januarstreik von 1918 wird im juristischen Sinne festgestellt, daß Ebert Landesverrat begangen habe.
1925
28. Februar: Friedrich Ebert stirbt an einer verschleppten Blinddarmentzündung in Berlin und wird in Heidelberg beerdigt.
Dr. w.c. Gerland
04.11.02, 21:07
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/LuxemburgRosa/index.html
Rosa Luxemburg
Politikerin
*1871 +1919
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/ba006120/200.jpg
1871
5. März: Rosalia Luxemburg wird in Zamost in Russisch-Polen als Tochter des Holzhändlers Eliasz Luxemburg und dessen Frau Line (geb. Löwenstein) geboren.
1880
Nach der Übersiedlung der Familie nach Warschau besucht sie das Zweite Warschauer Mädchengymnasium.
Schon als Schülerin engagiert sie sich in illegalen politischen Zirkeln.
1889
Vor einer drohenden Verhaftung flieht sie in die Schweiz.
1890/91
Immatrikulation an der Philosophischen Fakultät der Züricher Universität.
In den folgenden Semestern besucht sie Seminare zur Staatswissenschaft, zur mittelalterlichen Geschichte sowie zur Geschichte der Wirtschafts- und Börsenkrisen.
1893
Unterbrechung des Studiums wegen politischer Aktivitäten wie der Gründung der polnischen sozialdemokratischen Zeitschrift "Sache der Arbeiter" in Paris.
1894
Erster (illegaler) Kongreß der sozialdemokratischen Arbeiterpartei des Königreichs Polen in Warschau. Luxemburg gehört mit Leo Jogiches zu den führenden Mitgliedern dieser Partei.
1897
Promotion in Zürich zum Thema "Die industrielle Entwicklung Polens".
1898 - 1903
Scheinehe mit dem deutschen Staatsbürger Gustav Lübeck. Durch die Heirat erhält sie die deutsche Staatsbürgerschaft, die ihr die Mitarbeit in der deutschen Arbeiterbewegung ermöglicht.
1898
Übersiedlung nach Berlin.
Luxemburg schließt sich der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) an.
Oktober: Am SPD-Parteitag in Stuttgart nimmt sie als Expertin für polnische Angelegenheiten teil.
1900
Durch ihre Broschüre "Sozialreform oder Revolution?" greift sie in die "Revisionismusdebatte" ein. Sie verteidigt den revolutionären Standpunkt gegen den revisionistischen Eduard Bernsteins und fordert den Ausschluß der "Reformisten" aus der Partei.
In Zeitungsartikeln nimmt Luxemburg zu wirtschaftlichen und sozialpolitischen Problemen in Rußland, Österreich-Ungarn, Belgien, England, Frankreich und Deutschland Stellung.
Immer wieder greift sie den deutschen Militarismus und Imperialismus an.
1904
Januar: Sie wird wegen Majestätsbeleidigung zu drei Monaten Gefängnis verurteilt.
1906
12. Dezember: Sie wird in Weimar zu zwei Monaten Haft wegen "Anreizung zum Klassenhaß" verurteilt.
1907
Mai: Teilnahme am V. Parteitag der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Rußlands (SDAPR) in London zusammen mit Jogiches.
Oktober: Beginn ihrer Lehrtätigkeit an der SPD-Parteischule in Berlin.
1910
Bruch mit Karl Kautsky aufgrund politischer Differenzen, u.a. bezüglich der Frage des Einsatzes des Generalstreiks als Kampfmittel.
1913
Bei einer Kundgebung in Frankfurt/Main ruft Luxemburg zur Kriegsdienstverweigerung auf.
1914
20. Februar: Wegen dieses Aufrufs wird gegen sie Anklage wegen "Aufforderung zum Ungehorsam gegen Gesetze und gegen Anordnungen der Obrigkeit" erhoben. Sie wird zu einem Jahr Gefängnis verurteilt.
29. - 30. Juli: Die Teilnahme an der Sitzung des Internationalen Sozialistischen Büros bringt für sie die Ernüchterung, daß auch innerhalb der sozialistischen Parteien der Nationalismus stärker ist als die internationale Solidarität.
1915
Februar: Das Gerichtsurteil des vorangegangenen Jahres wird vollstreckt: Luxemburg wird im Frauengefängnis in Berlin inhaftiert.
Juli: Hoch- und Landesverratsverfahren in Düsseldorf.
1916
Entlassung aus dem Frauengefängnis.
10. Juli: Beginn der "Sicherheitsverwahrung", die bis November 1918 dauert. Luxemburg wird zweimal verlegt, zuerst in die Festung Wronke in der Provinz Posen, dann nach Breslau.
1918
9. November: In Breslau aus der Haft entlassen, fährt Luxemburg nach Berlin und arbeitet als Redakteurin bei der "Roten Fahne", der Zeitung des Spartakusbunds.
17. Dezember: In ihrem Artikel "Nationalversammlung oder Räteregierung?" in der "Roten Fahne" tritt sie für eine Räteregierung ein. Obwohl sie die Revolution unterstützt, behält sie ihren grundsätzlichen pazifistischen Standpunkt bei.
1918/19
30. Dezember - 1. Januar: Beteiligung an der Gründung der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Luxemburg steht auf der Seite derer, die eine Beteiligung an den Wahlen zur Nationalversammlung fordern, aber von der Mehrheit überstimmt werden.
1919
Bei den Januarunruhen muß sie wegen Verhaftungsgefahr ständig ihre Wohnung wechseln, weigert sich aber, Berlin zu verlassen.
15. Januar: Gemeinsam mit Karl Liebknecht wird sie von Soldaten der Garde-Kavallerie-Schützendivision verschleppt. Sie werden im Eden-Hotel verhört und mißhandelt. Wahrscheinlich beim Abtransport wird Rosa Luxemburg ermordet. Ihre Leiche wird in den Landwehrkanal geworfen.
31. Mai: Im Landwehrkanal wird ihr Leichnam gefunden
Dr. w.c. Gerland
04.11.02, 21:10
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/JogichesLeo/index.html
Leo Jogiches
Politiker
*1867 +1919
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/f52_4301/200.jpg
1867
17. Juli: Leo Jogiches wird als Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns und Mühlenbesitzers in Wilna (Litauen) geboren.
ab 1882
Er hat Kontakt zu radikal-sozialistischen Arbeitergruppen.
1885
Jogiches wird Leiter revolutionärer Zirkel gegen das zaristische Rußland.
1888
Er wird wegen "revolutionärer Umtriebe" verhaftet und zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt.
1890
Jogiches gelingt die Flucht in die Schweiz. Dort arbeitet er unter dem Pseudonym "Grosovski" mit der marxistischen russischen Gruppe "Befreiung der Arbeit" zusammen.
Er wird Mitbegründer eines Verlags zur Herausgabe einer "Sozialdemokratischen Bibliothek".
1890-1900
Er lebt in der Schweiz, unternimmt aber illegal zahlreiche Reisen nach Rußland, Deutschland und in die polnischen Gebiete.
1891
Jogiches lernt im Exil die 20jährige Rosa Luxemburg kennen. Durch sie wird er in die polnische Arbeiterbewegung einbezogen.
1893
Er wird Mitherausgeber der ersten polnischen sozialdemokratischen Zeitung "Sprawa Robotnicza" ("Sache der Arbeiter"), die in der Schweiz sowie in Paris gedruckt und illegal im von Rußland besetzten Teil Polens vertrieben wird.
Jogiches gehört zu den Mitbegründern der sich illegal in Warschau formierenden "Sozialdemokratischen Arbeiterpartei des Königreichs Polen und Litauens" (SDKPiL).
1895-1914
Durch Organisation von Protesten und Streiks hat Jogiches wesentlichen Einfluß auf die Entwicklung der polnischen und deutschen revolutionären Arbeiterbewegung.
Jogiches ist enger Vertrauter und Mitstreiter von Luxemburg. Gemeinsam treten sie zwar für die Wiederherstellung der Eigenstaatlichkeit Polens ein, welches seit dem Ende des 18. Jahrhunderts unter Rußland, Deutschland und Österreich-Ungarn aufgeteilt ist. Priorität sollen jedoch die revolutionäre Bewegung und die Überwindung der Gesellschaftsordnung des Kaiserreichs genießen. Demgegenüber will die mit der SDKPiL zeitgleich entstandene Sozialistische Partei Polens (PPS) unter Führung von Józef Pilsudski erst nach Vollendung der polnischen Einheit die soziale Revolution unterstützen.
1897
In Deutschland nimmt Jogiches Kontakt zum linken Flügel der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) auf.
1900
September: Er übersiedelt nach Berlin. Hier wirkt er als Redakteur einer Zeitschrift der SDKPiL und des Zentralorgans der Partei.
Gemeinsam mit Luxemburg wird er Mitglied der SPD.
1900-1919
Trotz vieler Auslandsaufenthalte lebt er zumeist in Berlin.
1902-1914
Jogiches ist Mitglied des Hauptvorstands der SDKPiL.
1903
Er wird als politischer Autor unter dem Pseudonym "Jan Tyszka" bekannt.
1905
Nach Ausbruch der Revolution in Rußland ist er in Warschau maßgeblich an der Leitung des revolutionären Kampfs gegen den Zarismus beteiligt.
1906
März: Jogiches wird wegen aktiver Teilnahme an der Revolution in Wilna verhaftet und zu acht Jahren Zwangsarbeit in Weißrußland verurteilt.
1907
Februar: Ihm gelingt die Flucht nach Berlin. Als Delegierter nimmt er am V. Parteitag der SDKPiL in London teil und wird in das Zentralkomitee der Partei gewählt.
Er gehört den Sympathisanten der Bolschewiki an.
1911
Jogiches schätzt die politische Situation der Arbeiterbewegung in Polen falsch ein. Er hält die SDKPiL, die kaum über Anhängerschaft verfügt, für die einzige Interessenvertretung der Arbeiter. Indem er sich gegen außerparlamentarische Aktionen ausspricht, verliert die Partei weiter an Basis.
Wladimir I. Lenin übt prinzipielle Kritik an der politischen Strategie der SDKPiL und an Jogiches persönlich.
1914-1918
Während des Ersten Weltkriegs kämpft Jogiches in den Reihen der deutschen Arbeiterbewegung gegen den Krieg. Er hat Anteil an der Vorbereitung und Herausgabe revolutionärer Flugschriften.
1915
Jogiches gehört der "Gruppe Internationale" an, einem Vorläufer der Spartakusgruppe.
1916
Jogiches gibt die illegal erscheinenden "Spartakusbriefe" heraus. An der Leitung der neu gebildeten Spartakusgruppe ist Jogiches unter den Pseudonymen "A. Krumbügel" und "W. Kraft" beteiligt.
10. Juli: Nach der Verhaftung von Luxemburg und Karl Liebknecht ist Jogiches das einzige sich in Freiheit befindende Führungsmitglied der Spartakusgruppe und wird deren kommissarischer Leiter.
1917
Abspaltung der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) von der SPD. Die Mitglieder der Spartakusgruppe verlassen unter Führung von Jogiches die SPD und schließen sich der USPD an.
1918
28. Januar: Jogiches ist führender Teilnehmer an Massenstreiks in Deutschland für einen Frieden ohne Annexion.
23. März: Wegen Beteiligung am Munitionsarbeiterstreik in Berlin wird er verhaftet. Gegen ihn wird ein Verfahren wegen Landesverrats eingeleitet.
9. November: Während der Novemberrevolution wird Jogiches von einem Kommando der Arbeiter- und Soldatenwehr aus dem Untersuchungsgefängnis Berlin-Moabit befreit.
11. November: Er ist an der Gründung des Spartakusbunds beteiligt und wird Mitglied der Zentrale.
1919
1. Januar: Jogiches wird auf dem Gründungsparteitag der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) in die Parteizentrale gewählt.
13. Januar: Er wird beim Spartakusaufstand in Berlin verhaftet, kann aber fliehen.
16. Januar: Einen Tag nach der Ermordung von Luxemburg und Liebknecht übernimmt Jogiches die Leitung der KPD.
10. März: Während der Märzkämpfe wird er erneut festgenommen.
Leo Jogiches wird im Untersuchungsgefängnis Berlin-Moabit von regierungstreuen Soldaten ermordet.
Dr. w.c. Gerland
05.11.02, 13:36
Das Eiserne Kreuz bietet ja eine lange Geschichte. Deshalb halte ich es für richtig auch die ganze Geschichte hier zu posten. Andererseits wäre alles irgendwie abgehackt.
Quelle: http://www.reichseinigungskriege.de/
Die Geschichte des Eisernen Kreuzes
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Die Auseinandersetzung mit Napoleon zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatte das Scheitern der bis dahin üblichen Mittel der Führung von Kabinettskriegen erwiesen; der König sah sich gezwungen, alle Schichten des Volkes für seine Politik zu gewinnen und sich die spanischen und die Tiroler Beispiele zu eigen zu machen, durch einen Volkskrieg die Wiederherstellung der von Frankreich verletzten Ordnung zu erzwingen. Dies war jedoch unmöglich ohne Appell an die Mitverantwortung des Bürgers, der damit zögernd aus seiner Unmündigkeit entlassen wurde.
Der Kampf sollte hingegen nicht nur die weltliche Ordnung wiederherstellen: "Es ist ja kein Kampf um die Güte der Erde - das Heiligste schützen wir mit dem Schwerte" (Körner, Gebet während der Schlacht): nationale, sittliche und religiöse Kräfte verschmolzen zu einer großen, heiligen Flamme. Von Rußland kam der Kreuzzugsgedanke, der Theodor Körner zu seinem in zahllosen Gedichten der Zeit variierten Aufruf veranlaßte: "Es ist kein Krieg, von dem die Kronen wissen, es ist ein Kreuzzug, 's ist ein heil'ger Krieg."
Der Aufruf des preußischen Königs "An mein Volk" anlässlich der Erhebung gegen Napoleon appelierte an Opferbereitschaft und Gottvertrauen, die Dichter - aufgrund ihrer erklärten politischen Wirkungsabsicht später als "kriegsführende Macht" bezeichnet - besangen einen nationalen Gott. Der Streitruf "Mit Gott für König und Vaterland", in der Version "Gott mit uns" dreißig Jahre später auf das Koppelschloss übernommen, kündigte vom "heiligen Bund der Streiter" fürs Vaterland mit Gott.
"Der Gott, der Eisen wachsen ließ,
der wollte keine Knechte,
drum gab er Säbel, Schwert und Spieß,
dem Mann in seine Rechte,
drum gab er ihm den künen Mut,
den Zorn der freien Rede,
daß er bestände bis aufs Blut,
bis in den Tod die Fehde."
(Ernst Moritz Arndt)
In einer auf den Geburtstag der Königin Luise rückdatierten Kabinettsordre vom 10. März 1813 stiftete der preußische König Friedrich Wilhelm III. das Eiserne Kreuz (Stiftungsurkunde 1813). In seiner äußeren Form knüpfte er an das Deutsch-Ordens-Kreuz an: schwarz auf weißem Mantel oder Schild, das bereits seit dem 14. Jahrhundert die charakteristische Verbreiterung der Balkenenden, die sogenannte geschweifte Form, aufwies.
Der König übernahm bei seiner Stiftung einen künstlerischen Entwurf des Bildhauers und Architekten Karl Friedrich Schinkel und ordnete folgende Einzelheiten an: Ohne Hinweis auf einen Vorläufer, also ohne Anknüpfung an eine ständisch belastete Ordenstradition sollte der auf Preußen und den Befreiungskrieg beschränkte Orden an jedermann verliehen werden können, daß der Soldat mit dem General ganz gleich ist.
Das Kreuz war aus Eisen, es stellte im Gegensatz zu allen anderen Auszeichnungen keinen materiellen Wert dar. Es wurde für Verdienste im Kampf am schwarzen, für sonstige am weißen Band, zunächst auf beiden Seiten unverziert, später auf der Rückseite mit einem Eichenlaub, der Krone, dem Namenszeichen und der Jahreszahl 1813 versehen, in drei Stufen verliehen: als Großkreuz, nur für eine entscheidende Schlacht, Wegnahme einer feindlichen, oder erfolgreiche Verteidigung einer eigenen Festung, sowie als Kreuz Erster und Zweiter Klasse, wobei die Klassen von unten nacheinander zu erwerben waren.
Dieses unter starker persönlicher Beteiligung des Königs entstandene Ehrenzeichen spiegelte in großartiger Weise den Geist der Befreiungskriege: Offizier und Mann gleichermaßen konnten mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet werden, es verlangte eine hohe Leistung und wurde direkt vom König verliehen, es verzichtete auf jeden materiellen Wert und stellte in edler, schlichter Form aus einfachem Metall ein Symbol ritterlicher Pflichterfüllung dar. Das Großkreuz wurde im Befreiungskrieg fünfmal, die 1. Klasse knapp 700mal und die 2. Klasse etwa 16.000mal für militärische Verdienste, das Eiserne Kreuz am weißen Band zweimal 1. und etwa 380mal 2. Klasse verliehen. Generalfeldmarschall Fürst Blücher erhielt hierzu noch am 7. Juli 1815 für die Schlacht bei Belle-Alliance (Waterloo) eine Sonderstufe des Großkreuzes: ein Eisernes Kreuz mit acht goldenen Strahlen. Diese Auszeichnung war statutenmäßig zwar nicht vorgesehen, da aber Blücher schon am 26. August 1813 das Großkreuz des Eisernen Kreuzes erhalten hatte, war diese einmalige Auszeichnung geschaffen worden. Insgesamt ist etwa jeder zwanzigste Kriegsteilnehmer ausgezeichnet worden. Bezeichnend für den Geist der Sparsamkeit war die Tatsache, dass nur etwa 9.000 Kreuze unmittelbar ausgegeben werden konnten. Der Rest der Anwärter hatte zu warten, bis Träger der Auszeichnung gestorben waren und die zurückgegebenen Kreuze erneut ausgegeben werden konnten: Erst im Jahre 1839 haben die letzten dieser "vererbten" Kreuze ihre Träger erreicht.
Das zurückhaltend verliehene Ehrenzeichen hatte sich nach den Freiheitskriegen bereits höchste Anerkennung erworben. Vertieft wurde diese noch durch die später übliche Koppelung einer Neustiftung an eine erklärte Gefahr für das Vaterland; die Kriege von 1864 und 1866 brachten den preußischen Staat nicht in schwere Bedrängnis, daher verzichtete der König auf eine Erneuerung der Auszeichnung, wohingegen das Wiederaufleben des Eisernen Kreuzes 1870 den nationalen Existenzkampf signalisierte. Dies deckte sich mit der patriotischen Lyrik der Zeit, für die Begriffe wie Tatkraft, Königstreue, Vaterlandsliebe, Wiederkehr von Kaiser und Reich, festes Bauen auf Gottes Hilfe und das Anknüpfen an die Dichtung der Freiheitskriege repräsentativ wurden: Patriotisches mischte sich mit Überlieferungen der Glaubenskriege, der "altböse Feind" Luthers wurde zum Erbfeind hinter den westlichen Reichsgrenzen.
Das am 19. Juli 1870 erneuerte Kreuz (Stiftungsurkunde 1870) blieb äußerlich bis auf das "W" mit dem Stiftungsjahr "1870" auf der Vorderseite unverändert, gleichfalls die Klasseneinteilung. Man verzichtete jedoch auf die Beschränkung auf preußische Staatsangehörige und verlieh das Kreuz auch an Angehörige der verbündeten Kontingente. Insgesamt wurden ausgegeben: neunmal das Großkreuz, etwa 1.500 Kreuze 1. Klasse und 43.000 2. Klasse am schwarzen Band sowie zusammen etwa 3.000 am weißen Band. Wieder war etwa jeder zwanzigste Kriegsteilnehmer ausgezeichnet, wieder trugen die aus dem Krieg zurückkehrenden Inhaber ihre Auszeichnung mit großem Stolz; die militärischen Wachen erwiesen ihnen die geschuldete Ehrenbezeigung durch Stillstehen.
Eisernes Kreuz 1914 1. Klasse
http://www.geocities.com/reichseinigungskriege/bilder/ek1914.jpg
1914 wurde das Eiserne Kreuz formell als preußisches, faktisch jedoch als allgemein-deutsches Ehrenzeichen neuerlich gestiftet (Stiftungsurkunde 1914), bei einer analog zu 1870 vollzogenen Änderung der Jahreszahl wiederum unverändert in den gleichen Klassen. Im Gegensatz zu den beiden ersten Stiftungen konnte diesmal das bisherige Niveau nicht gehalten werden: mindestens jeder dritte deutsche Soldat muß ausgezeichnet worden sein, wenn von 13 Millionen Kriegsteilnehmern fünf ein Großkreuz, etwa 200.000 ein Kreuz erster und 5,2 Millionen eines zweiter Klasse erhalten haben. Für die Frühjahrsoffensive 1918 wurde im März an Generalfeldmarschall von Hindenburg ebenfalls eine Sonderstufe des Großkreuzes verliehen: der sogenannte Hindenburgstern, analog zum Blücherstern von 1815. Die kollektive Verleihung des Eisernen Kreuzes an den Kreuzer Emden (in Würdigung dieser Ehrung führen alle Nachfolgeschiffe gleichen Namens, darunter auch die 5. Emden der Bundesmarine, das Eiserne Kreuz am Bug) und an das Unterseeboot U 9 aufgrund außerordentlicher militärischer Erfolge der Besatzungen während des ersten Weltkrieges knüpfte an die Verleihung des Pour le Mérite an das Kanonenboot Iltis nach dem Boxeraufstand in China 1900 an.
Bis zum Jahre 1918 waren Ordensverleihungen und Stiftungen ein Reservatrecht der Landesherren: Zwar hatte Wilhelm I. als deutscher Kaiser eine Kriegsdenkmünze 1870/71 und Wilhelm II. eine China-Medaille, eine Kolonialdenkmünze und das Verwundetenabzeichen von 1918 gestiftet, Orden im eigentlichen Sinne aber haben die Kaiser stets nur in ihrer Eigenschaft als preußische Könige gestiftet und verliehen. Aus der Fülle der von den 22 Bundesfürsten verliehenen Orden seien hier einige aufgeführt, die in der Bundesrepublik Deutschland aufgrund des Ordensgesetzes noch in der Gegenwart als so hochstehend eingestuft sind, dass ihren Inhabern wie bereits in der Vergangenheit eine symbolische monatliche Zahlung, der sogenannte "Ehrensold", zugebilligt wird:
Nach der Revolution von 1918 wurden Orden als gegen den Gleichheitsgrundsatz verstoßend und als Relikte der überwundenen Monarchie hingestellt, und die Reichsverfassung verbot analog zur Verfassung von 1848 die Verleihung von Orden; hierbei wurden lediglich die bis 1924 vollzogenen Nachverleihungen des Eisernen Kreuzes für Verdienste der Weltkriegszeit ausdrücklich ausgenommen. Die Nachkriegskämpfe im Osten konnten daher nur durch halbstaatliche Stiftungen ausgezeichnet werden, unter denen das vom Generalkommando VI. Armeekorps gestiftete Schlesische Bewährungsabzeichen, der Schlesische Adler in zwei Stufen für drei- und sechsmonatige Grenzschutzzeit sowie das vom baltischen Nationalausschuss gestiftete Baltenkeuz für dreimonatigen Felddienst im Kampf um Livland und Kurland herausragten, die 1934 offiziell genehmigt wurden.
Nachdem die Herrschaft der Nationalsozialisten seit 1933 eine radikale Änderung in der Ordensfrage brachte, so dass in den Jahren bis zum Zweiten Weltkrieg die vorher verpönten Ehrenzeichen aller Art in großer Zahl neu eingeführt wurden, brachte das Jahr 1939 eine weitere Neustiftung des Eisernen Kreuzes (Stiftungsurkunde 1939). Die veränderten Verhältnisse spiegelten sich in folgenden Änderungen wieder: auf der Vorderseite Hakenkreuz und das Stiftungsjahr 1939, auf der Rückseite das Jahr 1813, der Orden am schwarz-weiß-roten Band wurde in der 1. Klasse als Steckkreuz im Original, in der 2. Klasse gewöhnlich als Band im Knopfloch getragen. Verliehen wurden etwa 300.000 Eiserne Kreuze 1. und 2,3 Millionen 2. Klasse. Die Hochachtung der Zeitgenossen vor der Auszeichnung belegt, dass das von Beginn des Krieges an festzustellende Bemühen Erfolg hatte, die vielfach als zu großzügig kritisierte Verleihungspraxis des Ersten Weltkrieges nicht wieder einreißen zu lassen und vor allem die Verleihung an Angehörige von Stäben zu bremsen. Mehrfach ergingen Verfügungen mit dieser Zielsetzung.
Neu gestiftet wurde als Zwischenstufe zwischen dem Eisernen Kreuz 1. Klasse und dem nur einmal, nach dem Frankreichfeldzug an den Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Reichsmarschall Göring, verliehenem Großkreuz das Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz. Es sollte hervorragende Tapferkeit, weit überdurchschnittliche Verdienste in der Truppenführung oder eine kampfentscheidende Leistung nach selbständigem Entschluss auszeichnen. Die Träger des Ritterkreuzes, wie es allgemein verkürzt genannt wird, genossen als Privileg den Anspruch auf Ehrenbezeigung, und ihnen wurden für die Zeit nach dem Krieg materielle Vergünstigungen in Aussicht gestellt. Trotz sparsamer Verleihung zeigte sich bald die Notwendigkeit der Stiftung weiterer Stufen zum Eisernen Kreuz, wollte man Wiederholungsverleihungen vermeiden und den Orden weiter wie bisher als den Tapferkeitsorden schlechthin erhalten. So wurden folgende weitere Stufen zum Ritterkreuz geschaffen: 1940 das Eichenlaub zum Ritterkreuz (ca. 850mal verliehen), die Schwerter zum Ritterkreuz mit Eichenlaub (etwa 150mal), 1941 die Brillanten zum Eichenlaub (27mal) und im Dezember 1944 das Goldene Eichenlaub zur Ehrung der zwölf höchstbewährten Einzelkämpfer. Es wurde allerdings nur einmal, am 1.Januar 1945 an den Oberst der Luftwaffe Hans-Ullrich Rudel, verliehen.
Das in allen Stufen insgesamt etwa 8.370mal verliehene Ritterkreuz galt als außerordentlich schwer zu erringende deutsche Tapferkeitsauszeichnung, die deshalb hoch geachtet ist und deren Träger als Helden der Nation gefeiert wurden.
Als Ersatz für das Eiserne Kreuz am weißen Bande wurde zur Anerkennung von Verdiensten um die Kriegführung 1939 das Kriegsverdienstkreuz, mit und ohne Schwertern, je nachdem, ob unter feindlicher Waffeneinwirkung verdient, in der Form eines achtspitzigen Malteserkreuzes mit dem Hakenkreuz in der Mitte gestiftet, 1940 hierzu ein Ritterkreuz, später zusätzlich das Goldene Ritterkreuz.
Dr. w.c. Gerland
05.11.02, 14:05
Quelle: http://www.blauermax.de/laden.htm?/weiss.htm
Biographie: Werner Voss
*1897 +1917
Siege: 48
Orden: Pour Le Merite, Hausorden von Hohenzollern, Eisernes Kreuz Klasse I,II
Einheit: KG 4, Jasta 2,5,10,14,29
Rang: Leutnant
Flugzeug: Fokker DR.I, Albatros D.III
Werner Voss wurde am 13.4.1897, als Sohn eines Färbers in Krefeld geboren. Bei Kriegsanfang wurde er in das 11. westfälische Husarenregiment eingezogen und bei Lorraine an der französischesn Grenze stationiert. Da sie Kavallerie aber in den beginnenden Stellungskriegen zwischen Deutschland und Frankreich zunehmend an Bedeutung verlor und sogar aufgelöst und in Infantrieeinheiten eingesetzt wurden, entschloss sich Viss bei der deutschen Fliegerabteilung zu bewerben. Im August 1915 erfolgte die Aufnahme und er wurde sogleich zum Unteroffizier befördert.
Voss absolvierte die Pilotenausbildung, wo man schnell sein Naturtalent erkannte. Im Februar 1916 wurde er nach Abschluß der Ausbildung zur Fliegererstazabteilung 7 versetzt und dort als Fluglehrer eingesetzt. Im März 1916 erfolgte dann seine Beförderung zum Vizefeldwebel und die Versetzung zum Kampfgeschwader 4. September 1916 wurde er dann zum Leutnant befördert und im November zue Jasta 2 versetzt. Hier folg er unter anderem mit Manfred von Richthifen. In den darauffolgenden Monaten erhöhte er seine Abschußbilanz bis er am 8.4.1917 den Orden Pur le Merite mit 24 Luftsiegen verliehen bekam.
Im Mai 1917 wurde Voss zur Jasta 5 versetzt und erhöhte bis Ende Juni seine Bilanz weiter auf 34 Luftsiege. Im Juli erhielt er dann das Kommando über Jasta 29 und wurde danach zum Jasta 14 versetzt, wo er als stellvertretender Kommandeur fungierte (und das im Alter von 20 Jahren). Ende Juli 1917 erfolgte die Versetzung zur Jasta 10 als Staffelführer.
Werner Voss brachte es in seiner kurzen Karriere auf 48 Abschüsse, 22 davon allein in den letzten drei Wochen seines Lebens, als er einen Fokker-Dreidecker flog. Am 22 September 1917 befand sich Voss auf einer Feier von Anthony Fokker im Hotel Bristol in Berlin. Er hatte einen 24-Stunden Kurzurlaub, um seinen unglaublichen Erfolg mit dem Dreidecker zu feiern. Am Ende des Abends sprach er einen Toast auf Fokker aus und fuhr zurück zur Front. Vierzehn Stunden später was Voss tot. Voss starb in einem legendären gefecht gegen eine Patrouille von sieben Se5as in der berühmten 56. Staffel, in der sich auch McCudden, Barlow,Muspratt;Cronyn,Cildlaw,Robert's,Bowman und Rhys-David befanden.
Es muß Voss eigene Entscheidung gewesen sein anzugreifen, obwohl er genauso gut auch hätte abdrehen können. Sein Erfolg war ihm jedoch zu Kopf gestiegen, und er besiegelte damit sein eigenes Schicksal. McCudden befahl seiner Staffel, Voss einzukreisen. Der anschliessende Kampf war ungleich, die Überzahl ein eindeutiger Vorteil. Dennoch gelang es Voss. den Gegner eine Zeitlang auszuweichen, und er vollführte ein tollkühnes Manöver nach dem andeen. Er überstand 10 Minuten des Kampfes, ein unglaublicher Beweis seiner eigenes Fähigkeiten und der seiner Maschine. Werner Voss wurde, nachdem Arthur Rhys-David ihn abgeschossen hatte, an der Absturstelle durch britische Soldaten beerdigt.
Dr. w.c. Gerland
05.11.02, 14:49
Quelle: http://www.blauermax.de/laden.htm?/weiss.htm
Biographie: Oswald Boelcke
*1892 +1916
.http://www.theaerodrome.com/images/aces/germany/boelcke.jpg
Siege: 40
Orden: Pour le Merite, Hausorden von Hohenzollern, Eisernes Kreuz Klasse I,II
Einheit: FA 13, 62, Jasta 2
Rang: Hauptmann
Flugzeug: Fokker E III, Albatros D, I und II
Im Juli 1915 häuften sich beim RFC die Berichte über Fokker-Eindecker, die angeblich Kugeln durch ihre Propeller hindurch spucken konnten. Die britischen Piloten mußten von nun an Zusammenstöße mit dem Gegner tunlichst vermeiden. Es war Oswald Boelcke, der den ersten Abschuß (am 4.7.1915) einer RFC-Maschine mit einer revolutionären Erfindung, swm synchronsisierten Maschinengwehr erzielte. Boelcke visierte sein Ziel an, indem er sein Flugzeug geradeaus auf den Gegner richtete. Die klassische Luftkampfmethode des gleichzeitigen Fliegens und Schiessens war geboren.
Oswald Boelcke, geboren am 19.5.1891 in Gebichenstein bei Halle, trat nach seinem Abitur 1911 erst als Fahnenjunker im Telegraphen Bataillon Nr.3 in Koblenz am Rhein seine militärische Karriere an.
Im Mai 1914 wechselte er zur Fliegertruppe des Deutschen Heeres. Wobei er seine Ausbildung in der Halberstädter Fliegerschule erfolgreich abschloß ( letzte Pilotenprüfung am 15.8.1914).
Sein Fronteinsatz erfolgte danach in der Fliegerabteilung 13;wo er sogar mit seinem fünf Jahre älteren Brüder Wilhelm als Beobachter folg. Im Frühjahr erfolgte dann die Versetzung zu verschiedenen Einheiten.
Oswald Boelcke kam hierauf im April 1915 zur neu aufgestellten Fliegerabteilung 62 in Döbernitz. Kurze Zeit später erfolgte die Verlegung dieser Einheit nach Souai in Frankreich und Boelcke lernte einen noch später sehr berühmten Kameraden, Max Immelmannn den "Adler von Lille", kennen und schätzen. Am 4.7.1915 errang dann Oswald Boelcke seinen ersten Luftsieg indem er eine Morane Bullet abschoß.
Zusammen mit Immelmann erhielt auch Boelcke am 12.1.1916 für Ihren 8.Abschuß vom Kaiser den höchsten preussischen Orden für Tapferkeit gegebüber dem Feind, den Pour Le Merite. Sie waren somit die ersten beiden Piloten die während des Ersten Weltkrieges diese Auszeichung verliehen bekamen.
Im März 1916 erfolgte die Aufstellung der Fliegerstaffel Sivery, der sogenannte erste Vorläufer der späteren Jagdstaffel. Diese Einheit bestand aus sechs Kampfpiloten unter der Führung von Boelcke.
In den Wochen vor der Sommer-Offensive 1916 wurde von dem deutschen Oberkommando bemerkt, daß sie Luft-Vorherrschaft verloren ging. Es mußte also dringend eine Reorganisierung stattfinden.
Boelcke wurde daraufhin von seiner Inspektionsreise in den Balkan, die er nach dem Tod Max Immelmanns (18,4,1916) antrat, unverzüglich zurückbeordert und erhielt die Aufgabe zur Reorganisierung der Luftstreitkräfte.
Diese Reorganisierung beruhte auf eine von Ihm vorgschlagene Idee, die bislang gemischten Verbände neu einzuteilen. Jede dieser Staffeln bestand aus 12 Flugzeugen, eingeteilt in zwei Gruppen zu je 6 Maschinen, welche wiederum in zwei Dreierketten untergliedert wurden. Ihre Aufgabe bestand sarin, gegnerische Aufklärer vom Himmel zu holen.
Von Major von der Lieth Thomsen erhielt der inzwischen zum Hauptmann beförderte Boelcke die Erlaubnis seine Piloten für seine eigene Fliegerstaffel selbst auszusuchen. Die Jasta 2 wurde daraufhin offiziell am 10.8.1916 ins Leben gerufen, wobei er in diese auch Kameraden der Einheit seines Bruders ( Kampfgeschwader 2), darunter so Namen wie Manfred von Richthofen, Erwin Böhme einverleibte.
Boelcke übernahm die Auswahl von Piloten und Ausrüstung sowie die Ausbildung der Piloten, unter anderem auch die von Richthofen. Der 17.9. 1916 gilt als Gründungstag der Königlich Preussischen Jagdstaffel. Nachdem Boelcke seine Jagdstaffel gebildet hatte, bedurfte es zunächst viel Training, bis sie sich das erste Mal in einer Schlacht bewähren sollte.
Drei Wochen lang war Boelcke der einzig aktive Pilot seiner Staffel. Er stieg bereits in den frühen Morgenstunden auf, um noch vor dem Frühstück ein feindliches Flugezug abzuschießen. Wenn er mit pulvergeschwärztem Kinn zurückkehrte, wußten seine Männer, daß er erfolgreich gewesen war, denn er verschwendete nie eine Kugel. Boelcke perfektionierte, ähnlich wie Albert Ball, jene gefährliche Luftkampftechnik, bei der man frontal auf seine Genger zufliegt, bis dieser im letzen Moment abdreht.
Genau in diesem Augenblick, wenn die feindliche Maschine ihm ihre verwundbarste Stelle offenbarte, gab Boelcke ihr dann den tödlichen Stoß. Boelcke kannte man auf beien Seiten sehr gut, und die Briten wußten, wo er zu finden war. Sie flogen mehrer Bombardierungseinsätze gegen seinen Flugplatz bei Lagicourt, um ihm für immer zum Schweigen zu bringen. Oswald Boelcke war am 28.10.1916 bereits fünfmal mit seiner Satffel aufgestiegen, als um 16:30 Uhr erneut ein Anruf von der Front kam. Zehn Minuten später sind Boelcke und fünf weiter Piloten bereits in ihren Albatros D I-Jägern in der Luft. Sie werden in ein Gefecht mit zwei NH2s der 24. Staffel verwickelt, die von Leutnant Knight und Leutnant McKay geflogen werden.
Boelcke stürzt sich auf Knight, nicht wissend, daß sein Freund Leutnant Erwin Böhme, sich dieselbe Maschine als Ziel ausgewählt hat. Die Unterseite des Flugzeuges streift Boelckes oberer linker Flügel, und beide stürzen ab. Während Böhme den Aufprall überlebt, ist Boelcke sofort tot. Anzumerken ist hierzu, daß Boelcke sind in der Eile beim Start nicht angeschnallt hatte. Wäre er angeschnallt gewesen, hätte er seinen kontrollierten Absturz überleben können. Die Engländer werfen daraufhin später einen Kranz über der Front ab, der die Inschrift trägt:
Zum Gednken an Kapitän Boelcke, einem mutigen und tapferen Gegner.
English Royal Flying Cops.
Seine Beerdigung erfolgte auf dem Ehrenfriedhof seiner Heimatstadt Dessau. Das Grab ist auch heute noch vorhanden und kann besichtigt werden.
Dicta Boelcke
Boelcke bildete seine Flugzeugführer geduldig aus, beobachtete sie sorgfältig bei jedem Zusammentreffen mit dem Gegner, wertete ihre Leistungen immer wieder us, um sie weiter zu verbessern.
Er hob mehrere Kernpunkte hervor:
1.Schau immer danach eine bessere Postion zu erreichen wie der genger. Steige zuerst auf große Höhe und greife dann erst an, wenn der Genger damit nicht rechnet. Greife immer von hinten an
2. Versuche dich immer in eine Position zu stellen, in er du die Sonne im Rücken hast. Der Gegner wird dadurch von der Sonne geblendet und kann keinen guten Schuß ausführen
3.Feuer das MG nie aus zu weiter Entfernung ab oder wenn du ihn nicht genau im Visier hast.
4. Greife an wenn der Gegner damit nicht rechnet, bzw. wenn er mit anderen Aufgaben beschäftigt ist. (z.B Bombardierung,Aufklärung...)
5. Ergreife nie die Flucht vor einem gegnerischen Flugzeug, wenn es auf dich schießt. Sondern kehre um und greife ihn an.
6.Verfolge den Gegner mit deinen Augen und lasse ihn nicht entkommen durch Tricks. Falls dein Gegner beschädigt ist, folge ihm, bis er abgestürzt ist, um sicher zu sein, daß er nicht entkommen ist.
7.Leichtsinn und Übermut bringen meistens den Tod. Die Jasta muß als Einheit fliegen mit Teamgeist zwischen allen Piloten. Den Signalen des Führers mit Folge geleistet werden.
Dr. w.c. Gerland
05.11.02, 15:10
Quelle: http://www.blauermax.de
Biographie Karl Emil Schäfer
*1891 +1917
Siege: 30
Orden: Pour le Merite, Hausorden von Hohenzollern, Eisernes Kreuz Klasse I,II, Bayerischen Merit Orden.
Einheit: Kasta 8,11, Jasta 11,28
Rang: Leutnant
Flugezeiúg: Albatros DIII
Schäfer wurde am 17.12.1891 in Krefeld geboren. Er verbrachte seine militärischen Wehrdienst in dem 10,Jäger Regiment. Er war in Paris als der Krieg ausbrach, konnte aber doch noch nach Deutschland zurückkehren und kam zum 7.Jäger Reserve Regiment. Während des Septembers 1914 bekam er das Eiserne Kreuz zweiter Klasse und wurde zum Vizefeldwebel befördert, bevor er bedingt durch eine ernsthafte Verwundung sechs Monate ins Hospital musste. Nach seiner Rückkher im Mai 1915 nahm er wieder seinen Dienst auf. Nach seiner Anfrage bei der Luftwaffe erwarb er seine Politen Liziens und wurde am 30.7.1916 zur KG 2,Staffel 8 an die Ost-Front. Diese Einheit wurde im Januar 1917 an die West-Front verlegt und Schäfer konnte dort seinen ersten Abschuß, nun in der Kasta 11 der KG3, erzielen. Am 21.Februar kam er dann zu Richthofens Jasta 11 mit seinem bescheidenen einem Sieg. Schnell konnte er aber seine Bilanz auf 22 Siege erhöhen und erhielt daher das Kommando über die Jasta 28 am 26 April. An diesem Tag erhielt er außerdem noch den Pour le Merite und den Hausorden der Hohenzollern.Nachdem er seinen 30,Sieg errungen hatte starb er im Kampf am 5.Juni. Um 16:05 Uhr wurde er während einem gefecht gegen FE2d Jäger der 20. Suqadron von der Besatzung des Lieutenants H-L Satchell und T.A.M.S. Lewis abgeschossen. Schäfer erhielt außerdem noch das Eiserne Kreuz erster Klasse und den Militär Orden vierter Klasse mit Schwertern von Bayern.
Dr. w.c. Gerland
05.11.02, 17:24
Quelle: http://www.blauermax.de
Biographie: William A. Bishop
*1884 +1956
http://www.theaerodrome.com/images/aces/canada/bishop1.jpg
Siege:72
Orden: Victoria Cross, Distinguished Service Order, Military Cross
Einheit: 21,60,85
Rang: Lieutenant-Colonel
Flugzeug: Nieuport 17, SE5a
Wie Richthofen sah Bishop den Krieg als Möglichkeit, Ruhm und Ehre zu erlangen. Doch erstickten auch seine Träume sehr schnell im Schlamm an der Westfront.So trat er schliesslich den Luftstreitkräften bei. Bishop hatte bereits als kleiner Junge reiten und schießen gelernt. Er war instande, jedes Pferd zu reiten, das man satteln konnte, und sein Talent mit dem Gewehr war außergewöhnlich. Dennoch fand er schnell heraus, daß er in der Luft, mit einem Maschinengewehr nicht halb so gut war. Er benötigte Übung, also nahm er einen Abfalleimer mit leeren Dosen und stieg auf 15.000 Fuss Höhe. Dann warf er die Dosen über Bord und benutze sie als Zielscheibe. Nach einer Woche Training war er bereit für seinen ersten Abschuß. Nach weiteren sechs Wochen war Bishop bereits ein Veteran. 1917 waren sechs Wochen für einen allierten Piloten ein langes Leben. Bishop überlebte den Krieg brachte es auf 72 Abschüsse und wurde im Alter von 23 Jahren zum Kapitän befördert. Am 2.5.1917 war Bishop auf einem Alleinflug unterwegs. Urplötzlich erfüllte ein Summen die Luft, und kurz darauf zersplitterte seine Windschutzscheibe. Er drehte den Kopf und sah eine feindliche Maschine an seinem Heck. An disem Tag sollte es Bishop noch mit weiteren 22 feindlichen Jägern zu tun bekommen. Wenige Tage später wurde ihm vom König der DSO verliehen, mit der Inschrift: Sein Mut und seine Entschlossenheit sollen allen als Beispiel sienen. Bishop erlangte Berühmtheit. Im Juni 1918 lag seine Abschußquote bei 47 Treffern, und der Generalstab entschied, daß ein lebendiger Held viel wertvoller wäre, als ein toter. Er sollte sich daher zwölf Tage später in London zurückmelden. In den nächsten Tagen steigerte Bishop seine Gesamtquote auf 67 Treffer, und am letzten Tag an der Front schraubte er sie noch einmal um weitere fünf nach oben. Er wurde damit zum As der Asse. Im Gegensatz zu Richthofen war Bishop mehr ein Draufgänger, der gerne die Herausforderung über den feindlichen Linien suchte. Eines Morgens entschloss er sich, den schlafenden Gegner zu überraschen, indem er einen nahmen deutschen Flugplatz angriff. Er flog knapp 50 Fuss Höhe über den Lufthafen hinweg und entdeckte einige Flugzeuge, die gerade für den anbrechenden Tag aufgewärmt und startklar gemacht wurden. Bishop begann mit seinem Angriff, und sofort wurde Alarm ausgelöst. Die piloten, versuchten, ihre Maschinen in die Luft zu bringen, doch Bishop zerstörte die meisten von ihnen, noch ehe sie überhaupt abgehoben hatten. Einen einzelnen Jäger gelang es zwar, sich über Bishop zu setzen, doch der war kein ernstzunehmender Gegner für ihn. Sechs Minuten später war Bishop schon wieder auf dem Heimweg, ohne einen einzigen Kratzer abbekommen zu haben. Kurze Zeit darauf wurde er mit dem Viktoriakreuz ausgezeichnet.
Franz Ferdinand
Erzherzog von Österreich
1863
18. Dezember: Franz Ferdinand von Habsburg wird als ältester Sohn des Erzherzogs Karl Ludwig und seiner Frau Maria Annunciata von Neapel-Sizilien in Graz geboren.
1878
Beginn seiner militärischen Ausbildung, die er bei den oberösterreichischen Dragonern, der böhmischen Infanterie und den ungarischen Husaren erhält.
1889
Nach dem Freitod des Kronprinzen Rudolf (1858-1889) wird Franz Ferdinand habsburgischer Thronfolger.
1892/93
Franz Ferdinand unternimmt eine Weltreise, deren Eindrücke er seinem zweibändigen "Tagebuch meiner Reise um die Erde" (1895-1896) festhält.
Zurückgekehrt, übernimmt er als Generalmajor die 38. Infanterie-Brigade in Budweis.
1893-1897
Mehrere Kuraufenthalte aufgrund eines schweren Lungenleidens.
1898
29. März: Ernennung zum Stellvertreter Kaiser Franz Josephs I. im Oberkommando der Streitkräfte.
1900
Hochzeit mit Gräfin Sophie Chotek (ab 1909: Herzogin von Hohenberg) (1868-1914) unter Verzicht auf den Thronanspruch seiner Nachkommen, da die Verbindung nicht standesgemäß ist. Der Ehe entstammen drei Kinder.
1906
Beginn regelmäßiger Zusammentreffen mit Politikern und Militärs. Franz Ferdinand entwirft Pläne für die Umgestaltung Österreich-Ungarns nach seiner Regierungsübernahme. Er plädiert für den Umbau der Monarchie nach nationalen Gesichtspunkten unter Wahrung einer möglichst starken Zentralgewalt. Außenpolitisch tritt er für ein enges Bündnis mit Deutschland und Rußland sowie eine friedliche Balkanpolitik ein.
1913
17. August: Kaiser Franz Joseph beruft Franz Ferdinand zum "Generalinspekteur der gesamten bewaffneten Macht".
1914
28. Juni: Franz Ferdinand wird zusammen mit seiner Gemahlin von dem serbischen Nationalisten Gavrilo Princip (1894-1918) in Sarajevo erschossen.
Seine Ermordung war der unmittelbare Anlaß für den Ausbruch des Ersten Weltkriegs .
Die k.u.k.
österreichisch-
ungarische Armee:
Die österreichisch-ungarische Armee war vorzüglich ausgebildet und das älteste stehende Heer in Europa. Der Wahlspruch Kaiser Franz Josefs "Viribus unitis" - "Mit vereinten Kräften" war in seinem Heer vollends verwirklicht.
Die Dienst- und Kommandosprache des k.u.k. Heeres und der k.k. Landwehr war deutsch, der kgl. ungarischen Landwehr (Honved) ungarisch und in Kroatien und Slawonien kroatisch.
Territorial war die Armee in 16 Korpsbereichen aufgeteilt. Im August 1914 rückten 48 Infanterie- und 11 Kavallerietruppendivisionen ins Feld. Die österreichisch-ungarische Infanterietruppendivision zählte 12 bis 13 Bataillone und 40 Geschütze. Bei Kriegsausbruch hatte die k.u.k. Armee kein Steilfeuergeschütz, schwere Geschütze nur in geringer Menge. Nur der 30,5 cm Mörser, von dem bei Kriegsbeginn einige Exemplare zur Verfügung standen, war das damals das leistungsfähigste Wurfgeschütz Europas. Die Infanterie erhielt erst im Jahre 1915 Handgranaten. Minenwerfer wurden erst im Mai 1915 der Armee zugewiesen. Im Jahre 1915 erhielt die Artillerie neuartige Feldhaubitzen, 1916 jede Infanterietruppendivision ein schweres Feldartillerieregiment und Infanteriegeschütze.
Ende Oktober 1918 bricht das österreichisch-ungarische Heer zusammen. Am 30. Oktober erfolgt das Ersuchen um Waffenstillstand. Italien erklärt am 2. November seine Bereitschaft zum Waffenstillstand mit Wirkung ab Mitternacht des 3. Novembers 1918. Aus bis heute nicht geklärten Gründen stellt Italien am 3. November nachmittags fest, dass es erst am 4. November, 15.00 Uhr, die Kampfhandlungen beenden wird. Entsprechend der ersten Vereinbarung - Waffenstillstand am 3. November, Mitternacht, legten die österreichisch-ungarischen Truppen die Waffen nieder.
So konnte es geschehen, dass sie von den unter Waffen stehenden Italienern, gefangen genommen wurden. Denn den österreichisch-ungarischen Truppen wurde mitgeteilt, dass der Waffenstillstand mit Wirkung vom 3. November, Mitternacht, in Kraft treten würde. Für Italien aber war der Moment des Waffenstillstandes auf 15.00 Uhr, 4. November festgelegt!?!?!?!
So überholten die bewaffneten italienischen Truppen die rückflutenden österreichisch-ungarischen Verbände - diese gerieten als Resultat der von Österreich-Ungarn katastrophal geführten Waffenstillstandsverhandlungen unverschuldet und kampflos in italienische Gefangenschaft.
Über der ganzen Waffenstillstandsgeschichte schwebt noch heute ein Geheimnis. Man kann doch nicht annehmen, dass die Offiziere, die man zum Abschluss des Waffenstillstands schickte, so unfähig waren, dass sie kein Protokoll lesen konnten, denn im Protokoll muss ja doch der Beginn des Waffenstillstands verzeichnet gewesen sein. War dies nicht der Fall, dann durfte das Protokoll nicht unterschrieben werden. Sicher ist nur, dass das AOK (Armee-Oberkommando) streng fahrlässig (wenn man das Geschehene unter heutigem Gesichtspunkt sieht) gehandelt hatte. Noch sonderbarer benahmen sich die Armeekommandos. Kaum hatten sie die Waffenstillstandsdepesche an die Front abgegeben, machten sie sich, ohne sich um die ihrer Führung anvertrauten Truppen zu kümmern, aus dem Staube. Während in den Abendstunden des 3. Novembers die Truppen ins Ungewisse marschierten oder gefangen wurden, saß das Armeekommando bereits wieder im Posthotel in Landeck beim Schmaus (Anton von Möhrl).
Mehr als 800.000 österreichische Soldaten gerieten durch dieses Verhalten der eigenen Kommandostellen unverschuldet und kampflos in italienische Kriegsgefangenschaft.
Was aber geschah eigentlich mit den Männern der Hochgebirgsfront?
Bis zuletzt hielten sie unbesiegt in den eisigen Stellungen aus, bereiteten sich innerlich auf einen weiteren Hochwinter vor. Zahlreich sind die Berichte, die noch hochalpine Kampfhandlungen am 2. November meldeten. Die meisten Soldaten der Hochgebirgs-Stellungen wurden von höheren Kommandanten über den getroffenen Waffenstillstand nicht benachrichtigt. Italienische Soldaten der Nachbarabschnitte teilten den Österreichern in vielen hochalpinen Abschnitten den eigenen Waffenstillstand mit!?!?! Mit Rufen "ergebt Euch der Krieg ist aus" umringten sie die österreichischen Stellungen und nahmen diese kampflos in Besitz.
So zogen die Tiroler Kaiserschützen - ritterlich von den Alpini begleitet - und ohne entwaffnet zu werden, hinunter in die Täler. Erst hier, wo sich Freund und Feind der Hochgebirgsfront trennen mussten, begann der Weg in die Gefangenschaft. Und noch am 6. November 1918 patrouillierten Alpini und Kaiserschützen in Pinzolo (Val Rendena) gemeinsam in der Nacht, um den Ort vor Plünderern zu schützen.
Der Krieg von den Julischen Alpen bis zur Schweizer Grenze aber war beendet.
(Teile entstammen aus dem grandiosem Meisterwerk "Der einsame Krieg" von Heinz von Lichem)
Der Doppeladler war tot.
Dennoch kein ernst zu nehmender Historiker kann heute die Monarchie als Völkerkerker bezeichnen. Kaiser Franz Joseph wurde zur Symbolfigur für ein Reich, das nicht nur an innerer Schwäche zugrunde gegangen ist. Den Beweis dafür liefert nicht zuletzt sie Selbstaufopferung der Alten Armee.
Vor 1914 rechnete man in den Staatskanzleien und Generalstäben Europas, dass die Monarchie nach vier Wochen schon auseinanderfallen werde. Sie hielt vier Jahre lang.
Die Kampfstätten auf fremder Erde sind heute meist unerreichbar. Die Gräber eingestampft, die Leiden und Leistungen der k.u.k. Armee vergessen, als wenn es sie nie gegeben hätte.
Nur die Spuren des Verteidigungskrieges gegen Italien sind heute noch da. Bald werden aber auch die letzten Spuren des großen Opferganges der alten Armee von der Natur ganz getilgt sein. Nur die in den Fels gesprengten Kavernen werden auch unsere Zeit überdauern. Sie werden auch spätere Generationen noch an den unbekannten Soldaten erinnern, der sich, unbedankt von der Mit- und Nachwelt, bis zum bitteren Ende für das alte Reich geopfert hat
Die Schlacht an
der Piave:
Frühling 1918: Trotz der Schwierigkeiten, in denen die Mittelmächte steckten, konnten die verbündeten Truppen beachtliche Erfolge erzielen:
Die Niederlage von Karfreit (Caporetto) zuvor hatte nicht nur innerhalb der Streitkräfte, sondern auch der Regierung Italiens zu Erschütterungen geführt. Doch allmählich erfing sich das Land wieder, und im Frühling 1918 waren die italienischen Truppen neu formiert, nachdem die Front mit 300.000 Mann und 3.000 Geschützen verstärkt worden war. Im Frühling 1918 lag eine neue Offensive der österreichischen Armee in der Luft. Der französische General Foch, der für die Koordinierung zwischen den alliierten Streitkräften zuständig war, schlug eine Präventivoffensive vor - doch General Diaz entschied sich für die vorsichtigere Variante und bereitete sich sorgfältig auf den österreichisch-ungarischen Angriff vor. Diese defensive Strategie sollte schließlich zum Erfolg führen. Vom 15. bis 23. Juni 1918 überschritten die k.u.k. Truppen unter Feldmarschall Conrad von Hötzendorf und Feldmarschall Boroevic von Bojna (Löwe vom Isonzo) an mehreren Punkten die Piave, wurden jedoch schon nach kurzer Zeit wieder über den Fluss zurückgedrängt. Am Abend des 23. Juni 1918 konnte General Diaz schließlich die Nachricht des italienischen Sieges abschicken.
In der Schlacht an der Piave verlor die k.k. Armee 150.000 Mann, während die Verluste auf italienischer Seite 90.000 Mann ausmachten. Durch diese Niederlage musste die österreichisch-ungarische Armee die Initiative an der Italienfront endgültig abgeben. Die Italiener und die Alliierten hatten die Invasion der k.k. Truppen in die venezianische Ebene abwenden können. Diese Schlacht bildete die Voraussetzung für den Sieg der Alliierten bei Vittorio Veneto, der den Zusammenbruch der Mittelmächte besiegelte.
Die Schlacht von
Karfreit
(Caporetto, Kobarid):
Am Morgen des 24. Oktober 1917 griff eine österreichisch-ungarisch-deutsche Armee die italienischen Stellungen am Frontabschnitt Flitsch und Tolmein an, wo deren 1. und 2. Armee postiert war. Ausgewählte Truppen, darunter auch jene von Oberleutnant Erwin Rommel, überrumpelten die überraschte italienische Verteidigung und bedrohten in der Folge die italienische 3. Armee. Die völlig in Auflösung begriffenen italienischen Truppen hörten nicht mehr auf die verzweifelten Befehle ihrer Kommandeure und flüchteten in Richtung Piave. Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Es gab auf italienischer Seite 11.000 Tote, 29.000 Verwundete, fast 300.000 Gefangene und weitere 300.000 Menschen, die aus der Heimat flüchteten. Bald war ganz Friaul von den österreichisch-deutschen Truppen besetzt. Angesichts des Debakels von Karfreit (Caporetto) sprach General Cadorna von dem "fehlenden Widerstand von Teilen der 2. Armee". Doch Karfreit war nicht nur eine Niederlage auf dem Schlachtfeld, es sollte für Italien zu einem Schlüsselereignis in diesem Krieg werden. Diese Niederlage ließ den alten Streit wieder aufflammen, der schon früher zwischen den Kriegsbefürwortern und den Anhängern einer neutralen Haltung Italiens gewütet hatte. Man sah sich nun gezwungen, die Strategie einer "Offensive um jeden Preis" zu überdenken. Die Konsequenzen dieser Niederlage waren nicht nur militärischer Art -so verlangten etwa die Alliierten die Ablöse von General Cadorna- sie wirkte sich auch auf das politische Leben insofern aus, als eine neue Regierung gebildet wurde. Der Grund für den Zusammenbruch des italienischen Heeres bei Karfreit war nicht Feigheit, die Ursache für die Ereignisse war ganz einfach in der tiefen Erschöpfung sowie der gesunkenen Kampfmoral der Truppen zu suchen, von denen nichts als eiserne Disziplin und unbedingter Gehorsam verlangt wurde. So flüchteten die Soldaten vom Schlachtfeld in Richtung Piave, wo sie sich von ihren Offizieren neu formieren ließen, um erneut zum Angriff überzugehen. Doch nach den Ereignissen von 1917 hatte sich der Große Krieg, der mit dem Ziel begonnen worden war, das Land zu verteidigen, für ganz Italien grundlegend verändert.
Das Bild einer zerschmetterten Armee:
Die Italiener geben ihre Verluste an mit: 800.000 Mann (10.000 Tote, 30.000 Verwundete, nahezu 300.000 Gefangene und weit über 400.000 Versprengte und Deserteure, die durch viele Monate nicht mehr in die Front gestellt werden konnten), 3.152 Geschütze - die k.u.k. Armee hat den Krieg mit nicht viel mehr als 2.000 Geschütze begonnen, - 1.732 Minenwerfer, 3.000 Maschinengewehre, ungeheure Massen an Munition, Verpflegung und Bekleidung, unzählige Pferde, Fuhrwerke und Kraftwagen. An diesen Zahlen gemessen ist die Isonzo-Offensive das gewaltigste kriegsgeschichtliche Ereignis der gesamten damaligen Menschheitsgeschichte.
Dieser Erfolg ist aber nicht etwa das Ergebnis einer "gewaltigen" Übermacht. Wieder nach Angaben der Italiener haben 171 Bataillone der Mittelmächte in dieser Art 238 Bataillone der Italiener zerschmettert. Auch nicht große Blutopfer hat dieser Sieg gekostet. Die drei Divisionen des 1. Korps haben kaum 2.000 Mann eingebüßt - in der ganzen Zeit vom 24. bis zum 31. Oktober, von Flitsch bis an den Tagliamento. Es liegen nur von zwei Divisionen Verlustangaben vor. Die 22. Schützendivision meldete für diese Zeit 4 Offiziere, 79 Mann tot, 18 Offiziere, 485 Mann verwundet, also zusammen 83 Tote und 503 Verwundete. Die Edelweißdivision gibt für diese Zeit an: 8 Offiziere, 210 Mann tot und 23 Offiziere, 740 Mann verwundet. Von dieser Division hatte die Rombongruppe die größten Verluste: 6 Offiziere, 155 Mann tot, darunter 9 Mann erfroren, 14 Offiziere, 500 Mann verwundet. Die vier Bataillone auf dem Rombon hatten mehr Verluste als die zwölf der 22. Schützendivision von Flitsch bis an den Tagliamento. Kämpfe auf den Höhen eines Gebirges fordern immer große Blutopfer und sind doch nicht entscheidend.Die Helden vom Isonzo aber mögen allezeit voll Stolz rufen: "Ich war dabei, als wir den Italienern am Isonzo das "Wunder von Karfreit" bereiteten". Und alle ihre Söhne und Enkel und Enkelkinder bis in späteste Geschlechter sollen allezeit voll Stolz sagen: " Mein Vater, mein Ahn war dabei, als die Italiener das "Wunder von Karfreit" erlebt haben." Sie sollen stolz sein auf das Heldengeschlecht ihrer Väter und Ahnen, das erste, das je die Welt gesehen, und sollen nur ein Streben haben: ihnen gleich zu kommen in Heldensinn und Heldentum für ihr Volk. Sie mögen aber auch erkennen, dass uns nur starkes Volksgefühl fehlte, das nie ersetzt werden kann, auch nicht durch das stärkste Staatsgefühl, um dem militärischen Sieg, auch politischen zuzugesellen. Mögen sie erkennen: Einheit ohne jedes Sondertum, ohne falsche Ehrfurcht und ohne Zänkerei, und Wehrhaftigkeit sind die einzigen Heilmittel für unser Volk.
(Aus dem Buch "Das Wunder von Karfreit" von Alfred Krauß, General der Infanterie
Dr. w.c. Gerland
17.11.02, 01:53
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/AugusteViktoria/index.html
Auguste Viktoria
Deutsche Kaiserin und Königin von Preußen
*1858 +1921
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/pk000188/200.jpg
1858
22. Oktober: Auguste Viktoria wird als Tochter des Herzogs Friedrich VIII. von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg und dessen Frau Adelheid (geb. Prinzessin zu Hohenlohe Langenburg) auf einem Rittergut in Dolzig (Niederlausitz) geboren.
1863
Nach dem Tod des dänischen Königs Christian IX. erhebt Friedrich VIII. Besitzansprüche auf Schleswig-Holstein und läßt sich mit seiner Familie in Kiel nieder.
1864
Krieg mit Dänemark. Obwohl Schleswig-Holstein mit Hilfe der vereinten Heere Preußens und Österreichs Dänemark schlägt, muß Friedrich VIII. auf Weisung des preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck (1815-1898) als Herzog zurücktreten. Schleswig-Holstein wird an Preußen angegliedert.
Auguste Viktorias Familie zieht sich erneut nach Dolzig zurück.
1869
Umzug der Familie auf das Familienschloß in Primkenau (Schlesien).
ab 1875
Längere Auslandsaufenthalte in England und Frankreich zur Verbesserung der Sprachkenntnisse.
Am englischen Hof lernt sie den Prinzen Wilhelm von Preußen, den späteren Kaiser Wilhelm II., kennen.
1879
April: Prinz Wilhelm stellt Auguste Viktoria einen Hochzeitsantrag.
In der Hofgesellschaft wird die Wahl des Prinzen als unpassend empfunden, da Auguste Viktorias Familie nach dem Verlust Schleswig-Holsteins an Ansehen verloren hat.
1880
Tod von Auguste Viktorias Vater.
1881
27. Februar: Heirat von Auguste Viktoria und Prinz Wilhelm. Der Ehe entstammen sieben Kinder.
Das Paar bezieht das Marmorpalais der Hohenzollern in Potsdam. Auguste Viktoria führt ein häusliches Leben und verkörpert im Volk das Idealbild der Mutter.
1888
15. Juni: Durch die Thronbesteigung ihres Mannes wird Auguste Viktoria deutsche Kaiserin und Königin von Preußen. Das Kaiserpaar wählt sich als Hauptresidenz das Berliner Schloß.
1890
Auguste Viktoria übernimmt die Protektorate über die Deutsche Rot-Kreuz-Gesellschaft und den Vaterländischen Frauenverein.
Unter ihrer Schirmherrschaft wird der Evangelisch-Kirchliche Hilfsverein zur Bekämpfung des religiös-sittlichen Notstands gegründet.
Durch ihr karitativ-kirchliches Engagement steht sie in Kontakt zu der christlich-sozialen Bewegung des Theologen Adolf Stoecker.
1898
Palästinareise mit Wilhelm II. In Jerusalem weiht das Kaiserpaar die evangelische Erlöserkirche ein.
1899
Die Kaiserin ist Stifterin der Frauenhilfe des Evangelisch-Kirchlichen Hilfsvereins.
Gründung der evangelischen "Kaiserin Auguste Viktoria Stiftung" in Jerusalem.
1914-1918
Im Ersten Weltkrieg fördert sie die Pflege von Verwundeten.
1918/19
Sie begleitet ihren Mann in das niederländische Exil und bezieht mit ihm in der Provinz Utrecht das Haus Doorn.
1921
11. April: Auguste Viktoria stirbt in Haus Doorn in den Niederlanden.
Ihr Leichnahm wird in den Antiken-Tempel des Parks von Schloß Sanssouci (Potsdam) überführt.
Dr. w.c. Gerland
17.11.02, 02:02
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/HardenMaximilian/index.html
Maximilian Harden
Publizist
*1861 +1927
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/f67_1728/200.jpg
1861
20. Oktober: Maximilian Harden (eigtl. Maximilian Witkowski) wird in Berlin als Sohn eines jüdischen Seidenhändlers geboren.
1874
Auf Anordnung seines Vaters muß Harden die Gymnasialausbildung abbrechen, um eine Kaufmannslehre aufzunehmen. Er flieht daraufhin zu seiner in Trennung lebenden Mutter.
1874-1884
Harden nimmt eine Schauspielerausbildung auf und schließt sich einer Wandertruppe an, mit der er an verschiedenen Theatern in Deutschland gastiert.
1878
Er konvertiert zum Protestantismus.
ab 1884
Als Journalist tätig, arbeitet Harden zunächst als Theaterkritiker für in- und ausländische Zeitungen. Zahlreiche Aufsätze über Politik und geistiges Leben in seiner Zeit, die unter dem Pseudonym "Apostata" in der Zeitschrift "Gegenwart" erscheinen, machen ihn bekannt.
1889
Als Befürworter des modernen europäischen Theaters ist Harden ein Mitbegründer des Theatervereins "Freie Bühne" in Berlin und wirkt als Berater von Max Reinhardt an der Errichtung des Deutschen Theaters mit.
1892
Harden gründet die politische Wochenzeitschrift "Die Zukunft", die zu einem der einflußreichsten publizistischen Organe im Kaiserreich wird. Als Herausgeber und leitender Redakteur veröffentlicht Harden in der Folgezeit zahlreiche politische und literarische Essays. Als anfänglich konservativer Monarchist und Bismarck-Verehrer entwickelt sich Harden zu einem scharfen Kritiker der Politik Kaiser Wilhlems II.
1896
Harden veröffentlicht die Aufsatzsammlung "Literatur und Theater".
1906-1909
In einer Artikelserie diskreditiert Harden das Umfeld des Kaisers als moralisch verwerflich. Er bezichtigt Fürst Philipp von Eulenburg der Homosexualität und des Meineids und wirft ihm unheilvollen politischen Einfluß vor. Daraufhin kommt es zu drei aufsehenerregenden Prozessen gegen den engen Berater des Kaisers. Auch wenn eine Verurteilung Eulenburgs ausbleibt, erschüttert die Affäre das Ansehen des Kaisers und des Hofes.
1908
Infolge der Daily-Telegraph-Affäre fordert Harden die Abdankung des Kaisers und die verfassungsrechtliche Einschränkung der monarchischen Kompetenzen.
1910
Veröffentlichung der Porträtsammlung "Köpfe". Bis 1924 erscheinen drei weitere Bände.
1914-1918
Im Ersten Weltkrieg fordert Harden, der schon länger ein Verfechter deutscher Weltpolitik ist, zunächst einen Siegfrieden. Im Verlauf des Kriegs verurteilt er jedoch Annexionsziele. Mit Nachdruck setzt sich Harden für politische und soziale Reformen im Reich ein.
1918
Der Essayband "Krieg und Frieden" erscheint. Harden wird dafür mit dem Strindbergpreis ausgezeichnet.
1918-1922
Harden, der radikal-sozialistische Positionen bezieht, nimmt eine kritische und widerspruchsvolle Haltung zur Weimarer Republik ein. Seine Zeitschrift, die "Zukunft", hat jedoch nicht mehr den politischen Einfluß wie vor 1914.
1919
Harden heiratet seine Lebensgefährtin Selma Aaron.
1922
Kurz nach der Ermordung seines Freundes, des deutschen Außenministers Walther Rathenau, wird auch auf Harden von rechtsradikalen Kreisen ein Attentat verübt, das er schwer verletzt überlebt. Er stellt daraufhin seine Zeitschrift ein und zieht sich aus dem politischen Leben zurück.
1923
Übersiedlung in die Schweiz.
1927
30. Oktober: Maximilian Harden stirbt in Montana-Vermala (Kanton Wallis).
Nikolaus II.
Zar von Rußland
1868
18. Mai: Nikolaus wird als ältester Sohn des russischen Kronprinzen Alexander und seiner Frau, Prinzessin Dagmar von Dänemark, in Zarskoje Selo (heute: Puschkin) geboren.
Nikolaus erhält eine Privaterziehung. Politisch geschult wird er von dem konservativ-klerikalen Politiker Konstantin Pobedonostsew (1827-1907).
1881
Nach der Thronbesteigung des Vaters, Alexanders III., wird Nikolaus Thronfolger.
1885-1890
Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Petersburg.
Zugleich militärische Ausbildung an der Akademie des Generalstabs.
1894
1. November: Nach dem Tod des Vaters wird der Kronprinz als Nikolaus II. Zar von Rußland.
26. November: Heirat mit der Prinzessin Alexandra von Hessen-Darmstadt. Der Ehe entstammen fünf Kinder, darunter als einziger Sohn der Thronfolger Alexander.
1896
Nikolaus II. führt eine kompromißlose Politik gegen die Selbstverwaltungsrechte der nationalen Minderheiten im Reich. Es breiten sich Unruhen und Streiks in Finnland, Polen, dem Baltikum und der Ukraine aus.
1899
3. Februar: Gegen den Widerstand der Bevölkerung erläßt die zaristische Regierung im Großfürstentum Finnland eine zentralistische Verfassung und führt Russisch als Amtssprache ein (Februarmanifest).
18. Mai: Auf Initiative Nikolaus' II. wird die Erste Haager Friedenskonferenz einberufen, auf der 26 Staaten Abkommen zur Schlichtung internationaler Konflikte und zur Einführung von Kriegskonventionen abschließen.
1904
9. Februar: Beginn des Russisch-Japanischen Krieges wegen Interessengegensätzen in der Korea- und Chinapolitik.
1905
5. September: Nach der militärischen Niederlage erkennt Rußland im Frieden von Portsmouth Japans Ansprüche auf Korea an und muß auf Pachtrechte und territoriale Ansprüche in China verzichten.
Im Inland breitet sich eine gewaltvolle Protestwelle gegen die Politik des Zaren aus. Ein Generalstreik der sozialistisch organisierten Arbeiter legt das öffentliche Leben lahm.
17. Oktober: Die revolutionären Unruhen veranlassen Nikolaus II., Grundrechte und eine gesetzgebende Volksvertretung (Duma) auf der Grundlage des allgemeinen Wahlrechts einzuführen (Oktobermanifest).
1906
25. April: Vor dem Zusammentritt der ersten gewählten Duma, in welcher die Konstitutionellen Demokraten die Mehrheit besitzen, verfügt Nikolaus II. ein Staatsgrundgesetz. Nach diesem erstreckt sich die Budgetkontrolle der Duma nicht auf Militär- und Hofausgaben. Legislative Kompetenzen besitzt zudem auch der Reichsrat, dessen Mitglieder vom Zaren und von den staatstragenden Institutionen berufen werden.
1907
3. Juni: Der Zar löst die neugewählte Duma mit Mehrheit der Linken löst der Zar auf und schränkt das Wahlrecht zugunsten besitzender Schichten ein.
Nach Neuwahlen kehrt Nikolaus II. mit einer regierungstreuen Parlamentsmehrheit zu konservativer Politik zurück.
1910
Wiederaufnahme der restriktiven Nationalitätenpolitik.
1912
4. April: Blutige Niederschlagung eines Streiks in Ostsibirien. Die Streikbewegung breitet sich im ganzen Land zu einer Protestbewegung gegen die Politik des Zaren aus.
Nikolaus II. unterstützt in der Balkanpolitik die planslawistische serbische Nationalbewegung.
1914
30. Juli: Nach der österreich-ungarischen Kriegserklärung gegen Serbien gibt Nikolaus II. den Befehl zur Gesamtmobilmachung der Streitkräfte gegen Österreich-Ungarn und seinen Bündnispartner Deutschland.
Im Bündnis mit der Entente tritt Rußland in den Ersten Weltkrieg ein.
1915
5. September: Nikolaus II. übernimmt den Oberbefehl über die Streitkräfte.
1917
Aufgrund der militärischen Niederlagen, der Versorgungsnot im Reich und der Unzufriedenheit der Bevölkerung kommt es landesweit zu Arbeiteraufständen und Meutereien der Soldaten.
28. Februar: Die bürgerlichen Parteien der Duma bilden ein Komitee, aus dem eine provisorische Regierung unter dem liberalen Georgi Fürst Lwow hervorgeht.
11. März: Der Zar verfügt die Auflösung der Duma und einen Schießbefehl gegen die Aufständischen. Die Soldaten verweigern sich der Anordnung.
1917
15. März: Auf Druck der Generalität dankt Nikolaus II. zugunsten seines Bruders, des Großfürsten Michail (1878-1918), ab. Dieser weist jedoch die Krone zurück.
21. März: Nikolaus II. wird in Haft genommen und nach Internierung in Zarskoje Selo mit seiner Familie nach Sibirien verbannt.
1918
16. Juli: Nikolaus II. wird zusammen mit seiner Familie in Jekaterinburg (zwischenzeitlich: Swerdlowsk) von bolschewistischen Truppen ermordet
Dr. w.c. Gerland
17.11.02, 02:06
Philipp Fürst zu Eulenburg und Hertefeld
Diplomat
*1847 +1921
1847
12. Februar: Philipp zu Eulenburg und Hertefeld wird in Königsberg als Sohn eines preußischen Militärs geboren.
1866-1871
Eulenburg erhält eine militärische Ausbildung, die er als Gardeoffizier abschließt.
1870/71
Teilnahme am Deutsch-Französischen Krieg.
1875
Nach einem mit Promotion abgeschlossenen Jurastudium in Leipzig und Straßburg ist Eulenburg als Richter tätig.
1877-1881
Wechsel in das Auswärtige Amt.
1881-1888
Legationssekretär der preußischen Gesandtschaft in München.
Durch gemeinsame Kontakte zum bayerischen Königshof entwickelt sich eine Freundschaft zu Prinz Wilhelm von Preußen, dem späteren deutschen Kaiser Wilhelm II.
1890
Als enger Vertrauter Wilhelms II. spielt Eulenburg beim Sturz des Reichskanzlers Fürst Otto von Bismarck (1815-1898) eine maßgebliche Rolle.
Eulenburg gewinnt in der Folgezeit als Berater des Kaisers politischen Einfluß und dient vor allem als Vermittler zwischen dem Auswärtigen Amt und dem Monarchen.
1890-1894
Gesandter in Oldenburg, Stuttgart und München.
1894-1903
Botschafter in Wien. Dort entwickelt sich ein enges Vertrauensverhältnis zwischen ihm und dem habsburgischen Kaiser Franz Joseph I.
1900
Erhebung in den Fürstenstand.
Eulenburg bewirkt beim Kaiser die Berufung seines Freundes Graf Bernhard von Bülow zum Reichskanzler.
1903
Aus Gesundheitsgründen scheidet Eulenburg aus dem diplomatischen Dienst aus, bleibt aber weiterhin Ratgeber des Kaisers.
1906-1909
In einer Artikelserie in der Zeitschrift "Die Zukunf" diskreditiert der Publizist Maximilian Harden das persönliche Umfeld des Kaisers als moralisch verwerflich. Er unterstellt Eulenburg einen unheilvollen politischen Einfluß und bezichtigt ihn der Homosexualtität. In drei aufsehenerregenden Prozessen muß sich Eulenburg gegen den Vorwurf der Homosexualität und des Meineids verteidigen. Auch wenn es zu keiner Verurteilung kommt, ist Eulenburgs politischer Einfluß gebrochen. Die Affäre erschüttert auch das Ansehen des Kaisers und kompromittiert weite Teile des Hofes.
Eulenburg zieht sich aus dem politischen Leben zurück.
1914
Nach Beginn des Ersten Weltkriegs verfaßt Eulenburg eine gegenüber der Außenpolitik des kaiserlichen Deutschlands kritische Denkschrift zur Kriegsschuldfrage.
1921
17. September: Philipp Fürst zu Eulenburg und Hertefeld stirbt auf Schloß Liebenberg bei Templin.
1923
Postum erscheinen Eulenburgs Erinnerungen "Aus 50 Jahren" .
Dr. w.c. Gerland
17.11.02, 11:06
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/ReinhardtMax/index.html
Max Reinhardt
Schauspieler, Regisseur
*1873 +1943
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/reinh2/200.jpg
1873
9. September: Max Reinhardt (eigtl. Max Goldmann) wird als Sohn eines jüdischen Kaufmanns in Baden (Niederösterreich) geboren.
1890-1892
Neben einer Banklehre nimmt er privaten Schauspielunterricht und debütiert 1890 an einem Wiener Privattheater. Danach folgen kleinere Engagements in Wien und in der Provinz. Auf den Theaterzetteln nennt er sich bereits Reinhardt.
1894-1902
Ensemblemitglied am Deutschen Theater in Berlin, wo er vorwiegend für das Rollenfach "alter Mann" besetzt wird.
1901
Er gründet mit einigen Kollegen in Berlin die Kleinkunstbühne "Schall und Rauch", aus der 1902/03 das "Kleine Theater" wird.
1903
Er übernimmt offiziell die Leitung des "Kleinen Theaters" und des "Neuen Theaters" (heute: Berliner Ensemble, Theater am Schiffbauerdamm).
1904
Die ganze Familie darf offiziell den Nachnamen Reinhardt führen.
1905
Übernahme der Direktion des Deutschen Theaters und Gründung einer Schauspielschule.
1906
Eröffnung der Kammerspiele, die dem Deutschen Theater angeschlossenen sind.
1911
Uraufführung von Hugo von Hofmannsthals "Jedermann" unter Reinhardts Regie am Deutschen Theater.
Er wird von Richard Strauss für die Uraufführung des "Rosenkavaliers" nach Dresden geholt. Mit der Inszenierung setzt er neue Maßstäbe in der Opernregie. Er behandelt die Sänger als Schauspieler und bietet auch über die dramatischen Aspekte den Zugang zum Werk.
ab 1912
Reinhardt, der als Begründer des neuen Regietheaters gilt, führt bevorzugt Großrauminszenierungen mit riesiger Bühnenmaschinerie und einer Vielzahl von Statisten auf. Mit diesem "Schautheater" ist er in den nächsten Jahren in der ganzen Welt präsent.
1915-1918
Leitung der Berliner Volksbühne.
1917
Reinhardt richtet am Deutschen Theater die Versuchsbühne "Das junge Deutschland" ein, die mit Inszenierungen von Stücken Oskar Kokoschkas, Else Lasker-Schülers und Franz Werfels (1890-1945) zur Durchsetzung des Expressionismus in Deutschland beiträgt.
1918
Reinhardt erwirbt das Schloß Leopoldskron (bei Salzburg), das bis zur Enteignung durch die Nationalsozialisten 1938 ein Treffpunkt von Künstlern ist.
1919
Eröffnung des Großen Schauspielhauses im umgebauten Zirkus Schumann in Berlin (später: Friedrichstadtpalast), das wegen Routineaufführungen auch als "Zirkus Reinhardt" kritisiert wird.
1920
Mitbegründer der Salzburger Festspiele.
1922
Reinhardt gibt die Direktion der Berliner Bühnen ab.
1923
Kauf und Umbau des Wiener "Theaters in der Josephstadt".
1924
Reinhardt eröffnet die Komödie am Kurfürstendamm und wird erneut Direktor der Berliner Bühnen.
Er engagiert Bertolt Brecht und Carl Zuckmayer als Dramaturgen am Deutschen Theater.
1928
Eröffnung des Berliner Theaters und der Schauspiel- und Regieschule in Wien (Max-Reinhardt-Seminar).
In seiner 1947 postum veröffentlichten "Rede über den Schauspieler" dokumentiert Reinhardt seine Arbeitsweise und sein Kredo: "Ich glaube an die Unsterblichkeit des Theaters".
1932
Reinhardt gibt die Verwaltung seines "Theaterkonzerns" ab.
1933
Die Nationalsozialisten bieten Reinhardt eine "Ehren-Arierschaft" an, die er empört ablehnt. Er verläßt Berlin und geht nach Österreich, wo er die Direktion des "Theaters in der Josephstadt" abgibt und mit den Vorbereitungen seiner Emigration beginnt.
1937
Die Uraufführung von Werfels "In einer Nacht" ist Reinhardts letzte Inszenierung auf europäischem Boden.
Emigration in die USA.
1938
Gründung des "Max Reinhardt Workshop", einer Art Theater- und Filmakademie.
1943
31. Oktober: Max Reinhardt stirbt in New York.
Dr. w.c. Gerland
17.11.02, 11:10
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/ZweigStefan/index.html
Stefan Zweig
Schriftsteller
*1881 +1942
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/zweigbio/200.jpg
1881
28. November: Stefan Zweig wird in Wien geboren.
Bereits auf dem Gymnasium schreibt er unter dem Einfluß der Werke von Hugo von Hofmannsthal und Rainer Maria Rilke erste Gedichte.
1901
Publikation seines ersten Gedichtbandes unter dem Titel "Silberne Saiten".
ab 1901
Mit Übersetzungen französischsprachiger Autoren zeigt sich bereits Zweigs Natur des "Mittlers zwischen den Menschen und Nationen".
Zahlreiche Feuilletons, Erzählungen und Dramen entstehen ("Tersites", "Das Haus am Meer" u.a.).
Reisen durch die ganze Welt verschaffen ihm Kontakte zu anderen Schriftstellern und Künstlern, mit denen er häufig langanhaltende Korrespondenzen führt.
1910
Zweig veröffentlicht seine erste Biographie "Émile Verhaeren".
1911
Mit dem Werk "Erstes Erlebnis. Vier Geschichten aus Kinderland" findet er zu seinem psychologisch intuitiven Stil.
1914-1917
Während des Ersten Weltkriegs leistet Zweig als Freiwilliger Dienst im Kriegspressequartier.
Geprägt durch seine Freundschaft zu Romain Rolland (1866-1944) übernimmt Zweig dessen pazifistische Weltsicht.
1917
Er wird für zwei Monate vom Militärdienst beurlaubt und anschließend endgültig "enthoben".
1918
Uraufführung des gegen den Krieg gerichteten Dramas "Jeremias" in Zürich.
Offiziell Korrespondent der Wiener "Neuen Freien Presse", nutzt Zweig seine Verbindungen zu Zeitungen und Zeitschriften, um seine individuelle parteilose Meinung zu veröffentlichen.
ab 1919
Nach dem Krieg kehrt er nach Österreich zurück und läßt sich in Salzburg nieder. Hier kämpft er gegen Opportunismus und Nationalismus, setzt sich für die geistige Einheit Europas ein, warnt in Aufsätzen und Vorträgen vor Radikalisierung und ruft zu Diplomatie, Vernunft und Geduld auf.
ab 1920
Herausgabe zahlreicher Erzählungen, wie "Angst", "Der Zwang" und "Der Flüchtling", in Einzelausgaben.
1920-1928
Zweig verfaßt drei Essays über Baumeister der Welt: "Drei Meister" (1920), "Der Kampf mit dem Dämon" (1925) und "Drei Dichter ihres Lebens" (1928).
1926
Mit der Bearbeitung von Ben Jonsons (1572-1637) "Volpone" gelingt Zweig sein größter Bühnenerfolg.
1927
"Sternstunden der Menschheit" wird veröffentlicht.
1928-1930
Auf Vermittlung Maxim Gorkis erscheint die erste Gesamtausgabe seiner Werke auf russisch.
1929
Publikation der Tragikomödie aus napoleonischer Zeit "Das Lamm der Armen".
1929-1932
Veröffentlichung des ersten historischen Bildnisses "Marie Antoinette".
1934
Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme flieht Zweig nach London.
1934-1938
Seine Bücher "Triumph und Tragik des Erasmus von Rotterdam" sowie "Castellio gegen Calvin oder Ein Gewissen gegen Gewalt" erscheinen nicht mehr im Insel-Verlag in Deutschland, sondern vor dem "Anschluß" Österreichs 1938 in Wien. In ihnen fordert Zweig dazu auf, Geschichte als Mahnung für die eigene Zeit zu verstehen.
1935
Zweig schreibt für Richard Strauss das Libretto zur Oper "Die schweigsame Frau".
1936
Die Nationalsozialisten beschlagnahmen seine Bücher und verhängen ein Verkaufsverbot.
ab 1938
Zweig wendet sich wieder dem Erzählerischen zu: Teils befürchtet er, sein deutschsprachiges Publikum zu verlieren, teils glaubt er, mit seiner Literatur keinen Einfluß nehmen zu können.
1940
Englische Staatsbürgerschaft.
Während des Zweiten Weltkriegs verläßt er Europa und geht nach New York. Von dort aus reist er nach Argentinien, Paraguay und Brasilien, wo er sich ein Jahr später niederläßt.
1941
Herausgabe der "Schachnovelle".
1942
Seine Autobiographie "Die Welt von gestern" erscheint.
22. Februar: Stefan Zweig nimmt sich in Petrópolis (bei Rio de Janeiro) das Leben.
Dr. w.c. Gerland
17.11.02, 11:13
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/RilkeRainerMaria/index.html
Rainer Maria Rilke
Schriftsteller
*1875 +1926
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/rilke1/200.jpg
1875
4. Dezember: Rainer (eigentlich René) Maria Rilke wird als Sohn des Eisenbahninspektors Josef Rilke und dessen Frau Phia (geb. Entz) in Prag geboren.
1886-1891
Militärschulzeit.
Schon während seiner Schulzeit beginnt Rilke zu schreiben.
1894
Sein erster Gedichtband "Leben und Lieder" erscheint.
1895
Abitur in Prag, wo er auch das Studium der Kunst- und Literaturgeschichte beginnt.
1896
Beginn seines Studiums der Philosophie an der Universität München.
Bekanntschaft mit der Schriftstellerin Lou Andreas-Salomé .
1897
Rilke folgt Andreas-Salomé nach Berlin.
Er ändert seinen Vornamen René in Rainer.
1899
Rilke schreibt sich als Student der Kunstgeschichte an der Berliner Universität ein.
1899/1900
Mit Andreas-Salomé bereist er zweimal Rußland und betreibt Studien für eine geplante, aber nie geschriebene Monographie über russische Maler.
1900
Er verbringt den Sommer in der Künstlerkolonie in Worpswede. Dort lernt er die Bildhauerin Clara Westhoff und die Malerin Paula Modersohn-Becker kennen.
1901
Trennung von Andreas-Salomé und Heirat mit Westhoff. Das Ehepaar zieht nach Westerwede bei Worpswede.
Geburt der einzigen Tocher Ruth.
1902
Mittellosigkeit zwingt Rilke zur Auflösung des Hausstandes und zur Übernahme monographischer Auftragsarbeiten.
Reise nach Paris, wo er den Bildhauer Auguste Rodin kennenlernt.
Der "Panther", das erste der "Neuen Gedichte", entsteht.
1903
Rilkes Monographie über Rodin erscheint in Berlin.
1903-1906
Seine Bekanntschaft mit Rodin sowie seine Reisen nach Paris, Rom und Skandinavien verändern Rilkes poetische Produktionsweise zugunsten eines "sachlichen Sagens".
1905
Das "Stunden-Buch" erscheint.
Wiederaufnahme des Philosophiestudiums in Berlin bei Georg Simmel.
1906
Rilke ist für kurze Zeit Privatsekretär bei Rodin.
Die zur Zeit der Jahrhundertwende entstandene und durch den Jugendstil beeinflußte "Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke" erscheint.
1908
Zur Erinnerung an die 1907 verstorbene Modersohn-Becker schreibt Rilke das "Requiem für eine Freundin".
1910
Sein Tagebuchroman "Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge", an dem Rilke seit 1904 gearbeitet hat, wird veröffentlicht.
1912
Auf Schloß Duino bei Triest schreibt Rilke die ersten Elegien und "Das Marien-Leben".
Gemeinsam mit Andreas-Salomé nimmt er an einem psychologischen Kongreß in München teil, wo er Sigmund Freud kennenlernt.
1914
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs schreibt Rilke fünf "Kriegsgesänge". Seine anfängliche Kriegsbegeisterung weicht der Erschütterung.
1915
Er wird wehrdiensttauglich geschrieben und in Böhmen eingesetzt.
1916
Versetzung ins Kriegsarchiv nach Wien.
1918
Nach Kriegsende zieht Rilke wieder nach München, wo er die Bekanntschaft von Hanns Eisler und Ernst Toller macht.
1919
Rilke verläßt Deutschland und wohnt an wechselnden Orten in der Schweiz. Er lernt dort Alexander von Jawlensky kennen.
1921
Er bezieht das Schloß Muzot (Wallis).
1923
Die " Duineser Elegien" sowie "Die Sonette an Orpheus" erscheinen.
1924-1926
Häufige Sanatoriumsaufenthalte in Val-Mont bei Montreux und Bad Ragaz wegen einer Erkrankung an Leukämie.
1926
29. Dezember: Rainer Maria Rilke stirbt in Val-Mont.
Postum erscheinen "Dichtungen des Michelangelo" sowie ein umfangreiches Briefwerk.
Dr. w.c. Gerland
17.11.02, 11:16
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/EisnerKurt/index.html
Kurt Eisner
Politiker, Schriftsteller
*1867 +1919
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/96003586/200.jpg
1867
14. Mai: Kurt Eisner wird als Sohn des jüdischen Fabrikanten Emanuel Eisner und dessen Frau Hedwig (geb. Levenstein) in Berlin geboren.
1886
Nach dem Abitur beginnt er in Berlin Philosophie und Germanistik zu studieren.
1892
Heirat mit Elisabeth Hendrich. Aus der Ehe gehen fünf Kinder hervor.
1893-1898
Journalist in Marburg.
1897
Ein Neujahrsartikel in der Berliner Zeitschrift "Kritik" bringt ihm eine Verurteilung zu neun Monaten Haft wegen Majestätsbeleidigung ein.
1898
Eintritt in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD).
1899
Mitarbeit beim sozialdemokratischen Parteiorgan "Vorwärts".
1900
Er schreibt eine Biographie Wilhelm Liebknechts.
1905
Als Vertreter des revisionistischen Flügels, der für eine praktische Tagespolitik im Rahmen der bestehenden Gesellschaftsordnung eintritt, muß er den "Vorwärts" verlassen, da sich in der SPD die Kritik am Revisionismus von Karl Kautsky durchsetzt.
1907
Chefredakteur einer sozialdemokratischen Tageszeitung in Nürnberg.
1910
Als Mitarbeiter der "Münchner Post" siedelt er nach München über. Dort lebt er mit Else Belli zusammen, die er nach der Scheidung von seiner ersten Frau 1917 heiratet. Mit Else Belli hat er zwei Töchter.
1910-1916
Herausgeber des wöchentlich erscheinenden Blattes "Arbeiter-Feuilleton".
1914/15
Obwohl er zuerst den Kriegskrediten zustimmt, entwickelt er sich zum scharfen Kritiker der deutschen Kriegspolitik.
1917
Eisner wird Vorsitzender der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) in Bayern.
1918
Januar: Eisner organisiert den Munitionsarbeiterstreik in München und wird deswegen für neun Monate inhaftiert.
7. November: Nachdem Eisner den "Freistaat Bayern" proklamiert hat, bildet sich unter seinem Vorsitz im Landtag ein Arbeiter-, Bauern- und Soldatenrat.
8. November: Bildung eines provisorischen Nationalrates in Bayern, in dem Eisner Ministerpräsident und Außenminister wird.
23. November: Eisner läßt die bayerischen Gesandtschaftsberichte zum Kriegsausbruch in einer gekürzten Form veröffentlichen; sie sollen die deutsche Kriegsschuld beweisen.
Er wird von rechtskonservativen Kreisen als Verräter bezichtigt und bedroht, da er zur Zurückhaltung in der Forderung nach Freilassung der deutschen Kriegsgefangenen mahnt, obwohl er gleichzeitig die harten Waffenstillstandsbedingungen der Alliierten kritisiert.
1919
Januar: Nach der katastrophalen Wahlniederlage der USPD in Bayern ist Eisner mit der provisorischen Regierung zum Rücktritt gezwungen.
21. Februar: Auf dem Weg zur konstituierenden Sitzung des neugewählten Landtags wird Kurt Eisner von dem Reserveleutnant Anton Graf von Arco auf Valley (1897-1945) erschossen. Nach seinem Tod wird die Münchener Räterepublik ausgerufen.
Dr. w.c. Gerland
17.11.02, 11:19
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/MuellerHermann/index.html
Hermann Müller
Politiker
*1876 +1931
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/96001752/200.jpg
1876
18. Mai: Hermann Müller wird als Sohn eines Schaumweinfabrikanten in Mannheim geboren.
1882-1899
Schulbesuch in Mannheim und Dresden, kaufmännische Lehre in Frankfurt/Main und Arbeit als Handlungsgehilfe in Frankfurt/Main und Breslau.
1893
Eintritt in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD).
1899-1906
Redakteur einer sozialdemokratischen Zeitung in Görlitz.
1902
Müller nimmt erstmals als Delegierter an einem SPD-Parteitag teil.
1903-1906
Stadtverordneter in Görlitz.
1906
Auf Vorschlag von August Bebel wird Müller in den Parteivorstand der SPD gewählt, wo er eine zentristische Position bezieht. Aufgrund seiner Sprachkenntnisse widmet er sich vor allem den internationalen Verbindungen der Partei.
1914
Im Vorfeld des Ersten Weltkriegs reist Müller nach Frankreich, um mit den französischen Sozialisten eine gemeinsame Haltung zum drohenden Krieg abzustimmen. Es kommt zu keiner Einigung.
1914-1918
Während des Kriegs vertritt Müller die Politik des "Burgfriedens".
1916
Durch eine Nachwahl gelangt Müller zum ersten Mal in den Reichstag.
1918
Mitglied des Vollzugsrats der Arbeiter- und Soldatenräte von Groß-Berlin.
1919
19. Januar: Müller wird in die Nationalversammlung gewählt.
Nach dem Amtsantritt von Friedrich Ebert als Reichspräsident wird Müller gemeinsam mit Otto Wels zum Parteivorsitzenden der SPD gewählt.
Juni: Müller wird Außenminister der Regierung Gustav Bauer und unterzeichnet in dieser Funktion den Versailler Vertrag.
1920
März: Nach dem Ende des Putsches von Walther von Lüttwitz und Wolfgang Kapp wird Müller Reichskanzler einer Neuauflage der "Weimarer Koalition".
6. Juni: Niederlage der Parteien der "Weimarer Koalition" bei der Reichstagswahl und Rücktritt Müllers als Reichskanzler. Als Abgeordneter des Wahlkreises Franken zieht Müller in den Reichstag ein und nimmt den Doppelnamen Müller-Franken an. Er wird Vorsitzender der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion.
1921
Auf dem Parteitag der SPD begründet Müller einen Antrag, der der Partei auf Reichs- und Landesebene Koalitionen mit der Deutschen Volkspartei (DVP) ermöglicht.
1923
Müller wird in die Exekutive der Sozialistischen Arbeiterinternationale (SAI) gewählt.
1928
Müllers Buch "Die Novemberrevolution" erscheint.
28. Juni: Nach dem Erfolg der SPD bei der Reichstagswahl vom 20. Mai bildet Müller eine Regierung der "Großen Koalition" aus SPD, DVP, Zentrum und Deutscher Demokratischer Partei (DDP).
1930
12. März: Mit der Annahme des "Young-Plans" durch den Reichstag erzielt die Regierung Müller einen bedeutenden außenpolitischen Erfolg.
27. März: Müller tritt als Reichskanzler zurück, da die SPD-Fraktion ihm die Unterstützung bei einem Kompromiß in der Frage der Arbeitslosenversicherung verweigert.
September: Unter dem Eindruck des Wahlerfolgs der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) ruft Müller die Sozialdemokraten auf, die bürgerliche Regierung unter Heinrich Brüning zu unterstützen.
1931
20. März: Hermann Müller stirbt im Alter von 54 Jahren in Berlin an den Folgen einer Gallenoperation.
Dr. w.c. Gerland
17.11.02, 11:22
Quelle:
http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/RadekKarl/index.html
Karl Radek
Politiker
*1885 +1939
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/f66_43/200.jpg
1885
31. Oktober: Karl Radek (eigentlich Karl Sobelsohn) wird als Sohn eines jüdischen Postbeamten im galizischen Lemberg (heute: Ukraine) geboren.
1902/03
Studium der Rechte in Krakau.
1904
Als Mitglied der polnischen sozialdemokratischen Partei arbeitet er für sozialistische Zeitungen.
1905
Er unterstützt die sozialistische Opposition bei der Märzrevolution in Rußland und wird wegen seiner Aktivitäten von den zaristischen Behörden für ein Jahr inhaftiert.
1907
Übersiedlung nach Deutschland. Radek wird Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und Mitarbeiter bei der "Leipziger Volkszeitung" sowie der "Bremer Volkszeitung".
1912
Wegen linksradikaler Propaganda wird Radek aus der SPD ausgeschlossen.
1914
Nach Beginn des Ersten Weltkriegs übersiedelt er in die Schweiz, wo er Kontakt zu Wladimir I. Lenin aufnimmt und an Konferenzen der Sozialisten teilnimmt.
1917
Nach Ausbruch der Februarrevolution in Rußland fährt Radek mit Lenin im plombierten Zug durch Deutschland nach Schweden. In Stockholm wird er Mitarbeiter im Auslandsbüro der russischen Bolschewiki.
1917/18
Mitglied der bolschewistischen Delegation bei den Friedensverhandlungen zwischen Deutschland und Rußland in Brest-Litowsk.
1918
November: Nach Kriegsende geht Radek als Mitarbeiter einer Petersburger Telegraphenagentur nach Berlin und beteiligt sich später mit Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht am Aufbau der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD).
1919
Februar: Verhaftung und anschließend Ausweisung aus Deutschland.
Seine Studie "Die Entwicklung der deutschen Revolution und die Aufgaben der kommunistischen Partei" erscheint.
1920
Nach Moskau zurückgekehrt, wird Radek Mitglied des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale (EKKI).
1923
Im Auftrag der Kommunistischen Internationale (Komintern) kommt Radek illegal nach Deutschland, um im Ruhrgebiet einen kommunistischen Aufstand zu organisieren.
1924
Er veröffentlicht eine Monographie über Lenin.
Als Anhänger Leo Trotzkis muß Radek seine politischen Ämter im Zentralkomitee der Kommunistischen Partei und im Präsidium des EKKI aufgeben.
1927
Ausschluß aus der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) und Verbannung nach Wologda (Ural).
1929
Radek unterwirft sich den politischen Positionen Josef W. Stalins und wird begnadigt.
1931
Wiederaufnahme in die Partei.
Tätigkeit als außenpolitischer Redakteur des Parteiorgans "Iswestija".
1937
Februar: Im Zuge von Stalins Säuberungen wird Radek im 2. Moskauer Schauprozeß zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt.
1939
Wahrscheinliches Todesjahr von Karl Radek.
Dr. w.c. Gerland
17.11.02, 11:25
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/HertlingGeorg/index.html
Georg Graf von Hertling
Politiker
*1843 +1919
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/f67_1231/200.jpg
1843
31. August: Georg Graf von Hertling wird als Sohn des Hofgerichtsrats Jakob Freiherr von Hertling und seiner Frau Antonie (geb. von Guaita) in Darmstadt geboren.
Die religiöse Erziehung durch seine Mutter läßt ihn erwägen, Priester zu werden.
1864
Nach seinem Studium der Philosophie in Münster, München und Berlin promoviert er in Berlin.
1867
Habilitation in Bonn.
1869
Heirat mit Anna von Biegeleben. Die Ehe bringt fünf Töchter und einen Sohn hervor.
1875-1890
Im Wahlkreis Koblenz gewählt, wird er Reichstagsabgeordneter des Zentrums. Sein Interesse gilt sozialpolitischen Fragen.
1876
Mitbegründer der "Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft im katholischen Deutschland". Er ist der erste Präsident der Gesellschaft und bleibt es bis zu seinem Tod.
1882
Hertling wird zum ordentlichen Professor für Philosophie an die Universität München berufen. Er befaßt sich besonders mit der Staats- und Sozialphilosophie.
1890
Er verzichtet auf eine erneute Kandidatur für den Reichstag, ist allerdings weiterhin politisch für das Zentrum in Bayern tätig.
1896-1912
Im Wahlkreis Memmingen gewählt, wird er wieder Mitglied des Reichstags und widmet sich vorrangig außen- und finanzpolitischen Belangen.
1909-1912
Er ist Vorsitzender der Reichstagsfraktion des Zentrums.
1912
9. Februar: Hertling wird vom Prinzregenten Luitpold von Bayern (1821-1912) an die Spitze des neuen Bayerischen Gesamtstaatsministeriums berufen.
1917
14. Juli: Nach dem Rücktritt des Reichskanzlers Theobald von Bethmann Hollweg lehnt Hertling die ihm angebotene Nachfolge im Amt ab.
31. Oktober: Nach dem Rücktritt des Reichskanzlers Georg Michaelis fühlt er sich verpflichtet, das Amt zu übernehmen.
1. November: Hertling wird Reichskanzler und preußischer Ministerpräsident.
1918
30. September: Die Ankündigung Wilhelms II., das parlamentarische System im Deutschen Reich einzuführen, veranlaßt Hertling, das Amt des Reichskanzlers niederzulegen.
1919
4. Januar: Georg Graf von Hertling stirbt in Ruhpolding (Oberbayern).
Dr. w.c. Gerland
17.11.02, 11:29
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/MichaelisGeorg/index.html
Georg Michaelis
Jurist, Politiker
*1857 +1936
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/f64_1095/200.jpg
1857
8. September: Georg Michaelis wird als Sohn des Richters Paul Michaelis und seiner Frau Henriette (geb. von Tschirschky-Boegendorff) in Haynau (Schlesien) geboren.
Er wächst in Frankfurt/Oder auf.
1866
Sein Vater stirbt an der Cholera.
1876
Nach bestandenem Abitur studiert er Rechtswissenschaft in Breslau, Leipzig und Würzburg.
1879
Nach seinem ersten Staatsexamen beginnt er seine Referendarszeit in Frankfurt/Oder, wo er auch seinen Militärdienst ableistet.
Bei der Staatsanwaltschaft in Berlin beendet er seine Referendarszeit.
1884
Ohne eine Dissertation einzureichen, wird er in Göttingen promoviert.
1885-1889
Auf Einladung der japanischen Regierung lehrt er an der "Schule deutscher Rechtswissenschaften" in Tokio Staats- und Verwaltungsrecht.
Michaelis kehrt nach Berlin zurück und nimmt eine Stelle als unbesoldeter Assessor bei der Staatsanwaltschaft an.
In den folgenden zwei Jahrzehnten ist er zunächst im preußischen Justizdienst, dann im inneren Verwaltungsdienst tätig und steigt in der administrativen Hierarchie rasch auf. Er arbeitet in den preußischen Westprovinzen, in Liegnitz und Breslau.
1909
Mit der Berufung zum Unterstaatssekretär im preußischen Finanzministerium kehrt Michaelis nach Berlin zurück.
1914
Bei Beginn des Ersten Weltkriegs erhält er den Vorsitz im Aufsichtsrat einer Kriegsgetreide-Gesellschaft.
1915
Die Gesellschaft geht in der Reichsgetreidestelle auf.
4. März: Michaelis übernimmt die Leitung der Reichsgetreidestelle als Reichskommissar mit erweiterten Vollmachten zur Beschlagnahme und Zwangsverwaltung von Getreide.
1917
Er wird preußischer Staatskommissar für Volksernährung.
14. Juli: Nach dem Sturz des Reichskanzlers und preußischen Ministerpräsidenten Theobald von Bethmann Hollweg durch die 3. Oberste Heeresleitung (OHL) wird Michaelis sein Nachfolger. Er ist der erste nichtadlige Reichskanzler.
19. Juli: Der Reichstag stimmt einer von den Mehrheitsparteien eingereichten Resolution zu, in der ein Frieden "ohne Annexionen" gefordert wird. Michaelis schmälert die Aussage durch seinen Zusatz "Wie ich sie auffasse".
1. August: Er reagiert ähnlich unbestimmt auf die Friedensnote Papst Benedikts XV. (1851-1922), indem er eine klare Stellungnahme bezüglich Belgiens vermeidet.
Als preußischer Ministerpräsident lehnt er eine Reform des Dreiklassenwahlrechts ab.
Oktober: Die Mehrheitsparteien im Reichstag erwarten den Rücktritt von Michaelis. Seine Bemühungen, das Reichskanzleramt abzugeben, aber das Amt den Ministerpräsidenten zu behalten, scheitern.
31. Oktober: Dem am Vortag eingereichten Rücktrittsgesuch wird stattgegeben.
Das Angebot seines Nachfolgers Georg Graf von Hertling, ein Reichsressort zu übernehmen, lehnt Michaelis ab.
1918
1. April: Er wird Oberpräsident der Provinz Pommern mit Sitz in Stettin.
Dort ist er auch in der protestantischen Gemeinschafts- und christlichen Studentenbewegung tätig.
Bei Kriegsende arbeitet er mit den regionalen Arbeiter- und Soldatenräten zusammen.
1919
31. März: Die Revolutionsregierung in Berlin setzt ihn ab.
Er widmet sich fortan der Wirtschaftsförderung der deutschen, insbesondere der Berliner Studentenschaft und der Deutschen Christlichen Studentenvereinigung. Er ist Mitglied der Generalsynode und des Kirchenrats der Altpreußischen Union.
Michaelis tritt der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) bei.
1921
Er veröffentlicht "Für Staat und Volk. Eine Lebensgeschichte".
1936
24. Juli: Georg Michaelis stirbt in Bad Saarow (Brandenburg).
Dr. w.c. Gerland
17.11.02, 11:32
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/LuettwitzWalther/index.html
Walther Freiherr von Lüttwitz
Militär
*1859 +1942
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/f58_1017/200.jpg
1859
2. Februar: Walther Freiherr von Lüttwitz wird in Bodland (Schlesien) geboren.
1878-1887
Militärische Ausbildung, die er als Offizier abschließt.
1887-1890
Besuch der Kriegsakademie.
1890-1912
Laufbahn in verschiedenen Armeekommandos.
1912
Oberquartiermeister im Großen Generalstab.
1914
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wird Lüttwitz Chef des Generalstabs der 4. Armee.
1915
September: Berufung zum Kommandeur des 10. Armeekorps, mit dem Lüttwitz an der Abwehrschlacht in der Champagne teilnimmt.
1916
Er wird Kommandierender General des 3. Armeekorps, welches bei der Märzoffensive in Frankreich eingesetzt wird.
Lüttwitz' militärische Verdienste werden mit der Verleihung des kaiserlichen Ordens Pour le Mérite gewürdigt.
1918
März: Kommandierender General bei der "Frühjahrsschlacht" bei Saint-Quentin/La Fère.
28. Dezember: Nach der Novemberrevolution wird Lüttwitz vom, nur noch mit Sozialdemokraten besetzten, Rat der Volksbeauftragten zum Oberbefehlshaber in den Marken (Berlin-Brandenburg) ernannt. Er erhält damit die Aufgabe, die Hauptstadt mit Hilfe von Freikorps vor revolutionären Unruhen zu schützen.
1919
Januar: Lüttwitz leitet die Niederschlagung des Spartakusaufstandes. Ihm unterstellte Truppen sind an der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht beteiligt.
Mai 1919: Für den Konfliktfall werden Lüttwitz alle militärischen Truppen im Reich unterstellt.
Lüttwitz setzt sich jedoch nicht für eine loyale Haltung des Militärs gegenüber der neuen politischen Ordnung ein, sondern - mit konsperativen Kontakten - für den Sturz der Weimarer Republik.
1920
Januar: Nach Inkrafttreten des Versailler Vertrags wehrt sich Lüttwitz gegen die vorgeschriebene Verminderung der Truppenstärke des Heeres und vor allem gegen die Auflösung der Freikorps.
Lüttwitz widersetzt sich der Anordnung des Reichswehrministers Gustav Noske, die Marinebrigade Ehrhardt, Lüttwitz' Elitetruppe, aufzulösen und fordert Neuwahlen und für sich selbst den Oberbefehl über die Reichswehr.
10. März: Lüttwitz wird aus der Armee beurlaubt.
12. März: Als treibende Kraft löst Lüttwitz mit Wolfgang Kapp zusammen den sogenannten Lüttwitz-Kapp-Putsch aus, der jedoch militärisch unzulänglich vorbereitet ist. Die Reichsregierung sollte verhaftet werden und die Republik durch eine autokratische Militärherrschaft ersetzt werden.
13. März: Teile der vorgewarnten Regierung mit dem Reichskanzler Gustav Bauer verlassen Berlin, bevor Lüttwitz mit der Marinebrigade Ehrhardt die Stadt kampflos einnimmt.
Kapp setzt sich als Reichskanzler und preußischen Ministerpräsidenten ein und beruft Lüttwitz zum Reichswehrminister und Oberbefehlshaber der Reichswehr.
In Verhandlungen mit der abgesetzten Regierung wird der Putsch friedlich beigelegt. Er scheitert zudem an dem Widerstand der Zivilbehörden, dem Generalstreik der Arbeiterschaft und der fehlenden militärischen Unterstützung.
17. März: Kapp überläßt Lüttwitz die alleinige Führung und flieht ins Ausland. Lüttwitz selbst tritt am Abend zurück.
Lüttwitz entzieht sich einer strafrechtlicher Verurteilung seines "Hochverratsdelikts", indem er zunächst nach Österreich übersiedelt.
1924
August:Nach der Amnestierung durch die deutsche Justiz kehrt Lüttwitz nach Schlesien zurück. Er unterstützt die Deutschnationale Volkspartei (DNVP), ist aber nicht mehr aktiv politisch tätig.
1931
Er ruft zur Bildung der Harzburger Front zwischen Deutschnationalen und der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) auf.
1933
Lüttwitz gratuliert in einem Brief dem neuen Reichsinnenminister Wilhelm Frick zur nationalsozialistischen Machtübernahme.
1934
Er veröffentlicht sein Buch "Im Kampf gegen die Novemberrepublik".
1942
20. September: Walther Freiherr von Lüttwitz stirbt in Breslau.
Dr. w.c. Gerland
17.11.02, 11:34
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/NoskeGustav/index.html
Gustav Noske
Politiker
*1868 +1946
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/f52_2555/200.jpg
1868
9. Juli: Gustav Noske wird als Sohn des Webers Carl Noske und der Arbeiterin Emma (geb. Herwig) in Brandenburg geboren.
1874-1882
Besuch der Volks- und Bürgerschule.
1882-1886
Lehre als Korbmacher.
Als Geselle in Halle/Saale, Frankfurt/Main, Amsterdam und Liegnitz.
1884
Er schließt sich der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und der Gewerkschaft an.
1892
Vorsitzender der SPD in Brandenburg.
1897-1902
Bei sozialdemokratischen Zeitungen in Brandenburg und Königsberg arbeitet er als Redakteur.
1902-1918
Chefredakteur der "Volksstimme" in Chemnitz.
1906-1918
Mitglied des Reichstags für die SPD. Er gilt als Experte für Militär-, Marine- und Kolonialfragen.
1914
In seinem Buch "Kolonialpolitik und Sozialdemokratie" tritt er für die Kolonialpolitik ein.
1914-1918
Während des Ersten Weltkriegs gehört er dem rechten Flügel der SPD um Friedrich Ebert und Philipp Scheidemann an, der die Landesverteidigung grundsätzlich unterstützt.
1918
Oktober: Vorstandsmitglied der SPD-Reichstagsfraktion.
Anfang November: Bei Ausbruch der Novemberrevolution wird Noske von der Regierung des Prinzen Max von Baden als Gouverneur nach Kiel gesandt, um den Matrosenaufstand beizulegen.
28. Dezember: Mit dem Ausscheiden der Linkssozialisten aus der Regierung wird Noske Mitglied des Rats der Volksbeauftragten.
1919
Mit Hilfe von Freikorps läßt Noske den linksgerichteten Januaraufstand blutig niederschlagen.
Februar: Als erster Reichswehrminister der Weimarer Republik beginnt er den Aufbau der neuen Reichswehr unter den Bedingungen des Versailler Vertrags.
13. März: In einer Rede vor der Nationalversammlung kommt es zu Tumulten, als Noske die Aufständischen Märzkämpfe als "Hyänen der Revolution" bezeichnet.
1920
29. Februar: Einer Anweisung der Interalliierten Militärkontrollkommission folgend, löst Noske die Marinebrigaden Ehrhardt und Loewenfeld auf. Dem widersetzt sich der ranghöchste Reichswehrgeneral Walther von Lüttwitz (Kapp-Lüttwitz-Putsch).
13. März: Lüttwitz besetzt mit der Marinebrigade Ehrhardt das Berliner Regierungsviertel und ernennt Wolfgang Kapp zum Reichskanzler. Die Gewerkschaften rufen zum Generalstreik auf.
17. März: Kapp gibt seinen Rücktritt als Reichskanzler bekannt und begibt sich nach Schweden. Als eine Bedingung für die Beendigung des Generalstreiks fordern die Gewerkschaften den Rücktritt Noskes.
22. März: Noske tritt zurück.
1920-1933
Er wird Oberpräsident der Provinz Hannover.
1933
1. Oktober: Noske wird aus dem Dienst entlassen, nachdem er bereits im Frühjahr beurlaubt worden war.
Nach seiner Beurlaubung lebt er in Frankfurt/Main.
1944/45
Noske wird im Zusammenhang mit dem Attentat vom 20. Juli auf Adolf Hitler verhaftet und im KZ Fürstenberg inhaftiert. Aus dem Gefängnis der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) in Berlin wird er nach der Eroberung Berlins befreit.
1946
30. November: Gustav Noske erleidet einen Schlaganfall und stirbt in Hannover.
Dr. w.c. Gerland
17.11.02, 11:37
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/WelsOtto/index.html
Otto Wels
Politiker
*1873 +1939
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/f53_1137/200.jpg
1873
15. September: Otto Wels wird als Sohn eines Gastwirts in Berlin geboren.
1879-1891
Besuch der Volksschule und Lehre als Tapezierer in Berlin.
1891-1906
Arbeit als Tapezierer in Regensburg, München und Berlin.
1891
Wels wird Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD).
1895-1897
Militärdienst.
1902
Erstmalige Teilnahme an einem Parteitag der SPD.
1906
Hauptamtliche Gewerkschaftsarbeit im Verband der Tapezierer; Mitglied der Pressekommission des "Vorwärts".
1907
Wels wird Bezirkssekretär der SPD für die Provinz Brandenburg.
1912
12. Januar: Nach der Reichstagswahl zieht Wels erstmals in den Reichstag ein.
1913
Auf Vorschlag von August Bebel wird Wels in den Parteivorstand der SPD gewählt und übernimmt den Vorsitz der Pressekommission des "Vorwärts".
1914-1918
Während des Ersten Weltkriegs ist Wels für die Büroarbeit der SPD-Reichstagsfraktion verantwortlich und tritt politisch nicht in Erscheinung.
1918
9. November: Wels wird Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrats und am Tag darauf Stadtkommandant von Berlin.
Dezember: Bei den "Weihnachtskämpfen" um Schloß und Marstall wird Wels kurzzeitig von radikal-revolutionären Matrosen festgesetzt. Nach seiner Befreiung durch regierungstreue Truppen tritt er als Stadtkommandant zurück und beteiligt sich an der Vorbereitung der Wahl zur Nationalversammlung.
1919/20
Mitglied der Nationalversammlung.
1919
Wels wird gemeinsam mit Hermann Müller zum Parteivorsitzenden der SPD gewählt.
1920
Wels stellt sich an die Spitze des Generalstreiks gegen den Putsch von Walther von Lüttwitz und Wolfgang Kapp. Nach dessen Zusammenbruch fordert er den Rücktritt von Reichswehrminister Gustav Noske, lehnt aber die Übernahme des Ministeramts ab.
1920-1933
Mitglied des Reichstags.
1923
Wahl in die Exekutive und in das Büro der Sozialistischen Arbeiter-Internationale (SAI).
1924
Unter maßgeblicher Beteiligung von Wels wird zum Schutz der Weimarer Republik das "Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold" gegründet.
1930
Nach der Regierungsübernahme des Kabinetts Brüning ist Wels der entscheidende Befürworter der "Tolerierungspolitik".
1932
Wels gehört zu den Organisatoren der "Eisernen Front" gegen den Vormarsch der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP).
1933
23. März: In seiner letzten Reichstagsrede begründet Wels die Ablehnung des nationalsozialistischen Ermächtigungsgesetzes durch die SPD.
Mai: Auf Beschluß der Parteiführung geht Wels zunächst ins Saarland und später nach Prag, um die Exilorganisation der SPD aufzubauen.
1938
Verlegung des Exils nach Paris.
1939
16. September: Otto Wels stirbt in Paris.
Dr. w.c. Gerland
17.11.02, 11:39
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/KappWolfgang/index.html
Wolfgang Kapp
Politiker
*1858 +1922
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/kapp/200.jpg
1858
24. Juli: Wolfgang Kapp wird in New York als Sohn des exilierten nationalliberalen Anwalts Friedrich Kapp und dessen Frau Louise (geb. Engels) geboren.
1871
Die Familie kehrt nach Berlin zurück.
1884
Heirat mit Margarethe Rosenow. Aus der Ehe gehen drei Kinder hervor.
1886
Nach der juristischen Promotion legt er sein Assessorexamen ab und beginnt eine Verwaltungslaufbahn im preußischen Finanzministerium.
1890
Rittergutsbesitzer in Pilzen (Ostpreußen).
1891
Kapp wird Landrat in Guben.
1900
Berufung als Vortragender Rat ins preußische Landwirtschaftsministerium.
1902-1906
Als Kommissar wirkt er an neuen Handels- und Zollverträgen des Deutschen Reiches mit.
1906
Kapp wird zum Generaldirektor der Ostpreußischen Landschaft gewählt und scheidet als Geheimer Oberregierungsrat aus dem Staatsdienst aus.
1916
Seine Kritik an der deutschen Innen- und Außenpolitik faßt er in der geheimen Denkschrift "Die nationalen Kreise und der Reichskanzler" zusammen.
1917
Als Antwort auf die Friedensresolution des Reichstags gründet er mit Alfred von Tirpitz die Deutsche Vaterlandspartei und wird deren Zweiter Vorsitzender.
1918
Reichstagsabgeordneter.
Kapp gründet mit anderen Politikern und Offizieren wie Erich Ludendorff die "Nationale Vereinigung", die aus der aufgelösten Vaterlandspartei hervorgeht. Sie planen eine antidemokratische Gegenrevolution, die auf die Abschaffung der Republik zielt, ohne jedoch die Monarchie restaurieren zu wollen. Die Umsturzpläne sehen eine politisch-militärische Diktatur vor, haben aber keinen konkreten Zeit- und Einsatzplan.
1919
Juli: Kapp wird Mitglied im Parteivorstand der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP), die seine konkreten Umsturzpläne nicht unterstützt.
1920
8. März: Nur zufällig kommt Kapp als Mitglied einer ostpreußischen Delegation nach Berlin, wo er sich in den folgenden Tagen mit General Walther Freiherr von Lüttwitz trifft.
10. März: Lüttwitz wird durch Reichswehrminister Gustav Noske die Kommandogewalt über zwei Reichswehrdivisionen in Berlin und Dresden sowie die Marinebrigaden Ehrhardt und von Loewenfeld entzogen. Daher entschließt er sich zu einem Militärputsch, obwohl nur kleine Teile der Reichswehr hinter seinen Plänen stehen.
12. März: Kapp und Lüttwitz treffen sich zur Planung des Umsturzes. Beide verfolgen jedoch unterschiedliche Zielrichtungen: Während Kapp die Regierung und die Republik beseitigen will, strebt Lüttwitz Teilerfolge auf der Basis der Verfassung an.
13. März: Teile der vorgewarnten Regierung mit dem Reichskanzler Gustav Bauer verlassen Berlin, bevor Lüttwitz mit der Marinebrigade Ehrhardt die Stadt kampflos einnimmt.
Kapp setzt sich selbst als Reichskanzler und preußischer Ministerpräsident ein und beruft Lüttwitz zum Reichswehrminister und Oberbefehlshaber der Reichswehr.
In Verhandlungen mit Vertretern der rechtmäßig gewählten Regierung wird der Kapp-Lüttwitz-Putsch friedlich beigelegt. Die Gegenregierung scheitert außerdem am Widerstand der Zivilbehörden, der bürgerlichen Parteien und eines Generalstreiks.
17. März: Unter dem Druck von Ludendorff und Lüttwitz tritt Kapp am frühen Morgen zurück und begibt sich nach Schweden. Lüttwitz selbst tritt am Abend zurück.
1922
April: Nach zweijährigem Exil in Schweden stellt sich Kapp dem Reichsgericht, um seine Zielsetzung offenzulegen.
12. Juni: Wolfgang Kapp stirbt in der Untersuchungshaft in Leipzig an einer Krebserkrankung.
Dr. w.c. Gerland
17.11.02, 11:42
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/EhrhardtHermann/index.html
Hermann Ehrhardt
Militär
*1881 +1971
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/ehrhabio/200.jpg
1881
29. November: Hermann Ehrhardt wird als Sohn eines Pfarrers und dessen Frau in Diersburg (Baden) geboren.
1899
Er tritt in die kaiserliche Marine ein und wird Seekadett.
1902
Er wird Leutnant zur See.
1905/06
Teilnahme an Kämpfen gegen die Hottentotten in der Kolonie Deutsch-Südwest-Afrika.
Beförderung zum Oberleutnant.
1909
Er wird Kapitänsleutnant.
1914-1918
Teilnahme am Ersten Weltkrieg als Marineoffizier. Als Zerstörerkommandant und Flottillenchef leitet er verschiedene militärische Operationen in der Nord- und Ostsee.
1917
Er wird Korvettenkapitän.
1918
Während der Novemberrevolution bildet er aus 300 jungen Marineoffizieren einen Stoßtrupp, aus dem das Freikorps "Brigade Ehrhardt" hervorgeht.
1919
Die "Brigade Ehrhardt" wird im Auftrag der Weimarer Regierung im Kampf gegen die Münchener Räterepublik und zur Niederschlagung kommunistischer Aufstände in Mitteldeutschland eingesetzt.
1920
Unter der Führung von General Walther Freiherr von Lüttwitz besetzt die Marinebrigade Ehrhardt das Berliner Regierungsviertel. Damit beginnt der Putsch von Lüttwitz und Wolfgang Kapp.
Nach dem Scheitern des Umsturzversuchs wird Ehrhardt kurzzeitig von General Hans von Seeckt zur Niederschlagung kommunistischer Aufruhrversuche in das Ruhrgebiet berufen.
April: Wegen Beteiligung am Putsch ergeht gegen Kapp und Ehrhardt Haftbefehl. Ehrhardt kann jedoch nach Bayern flüchten und wird dort nicht verfolgt.
Ehrhardt läßt sich in München nieder und wandelt den Teil seiner aufgelösten Brigade, der nicht in die Reichsmarine überführt wird, in die geheime "Organisation Consul" (OC) um, den späteren "Wiking-Bund". Die Mitglieder des "Wiking-Bunds" sind für die Ermordung von Finanzminister Matthias Erzberger, Außenminister Walther Rathenau und für zahlreiche andere politische Morde verantwortlich.
1921
Er veröffentlicht die Schrift "Deutschlands Zukunft. Aufgaben und Ziele".
1922
Nach der Ermordung Rathenaus entgeht Ehrhardt einer Festnahme durch Flucht nach Ungarn.
Mit falschem ungarischem Paß hält sich Ehrhardt zeitweise in München auf und bereitet Umsturzpläne zum "Marsch auf Berlin" vor. Er arbeitet jedoch nicht mit Adolf Hitler zusammen.
November: Ehrhardt wird in München festgenommen. Es geht bei den Ermittlungen jedoch nur um seine Teilnahme am Putsch von Lüttwitz und Kapp.
1923
Juli: Ehrhardt gelingt die Flucht aus der Haft nach Tirol (Österreich). Seitdem tritt er politisch nicht mehr hervor.
ab 1931
Freundschaft mit dem Nationalsozialisten Otto Strasser. Ehrhardt sympathisiert mit dessen Plänen für einen nationalen Sozialismus.
1933
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten unterstellt er den "Wiking-Bund" dem Reichsführer der Schutzstaffel (SS), Heinrich Himmler. Auch im NS-Regime engagiert sich Ehrhardt nicht mehr politisch.
1934
Juli: Im Zuge der Niederschlagung des sogenannten Röhm-Putsches wird auch Ehrhardt von den Nationalsozialisten bedroht. Er flieht deshalb in die Schweiz.
1936
Er übersiedelt nach Österreich und ist in Krems an der Donau als Landwirt tätig.
1944
Nach dem Attentat vom 20. Juli wird Ehrhardt vorübergehend verhaftet, da sein Adjutant Mitarbeiter des Widerstandskämpfers General Wilhelm Canaris gewesen ist.
1945
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs lebt Ehrhardt weiterhin zurückgezogen als Landwirt in Österreich.
1971
27. September: Hermann Ehrhardt stirbt in Krems an der Donau.
Dr. w.c. Gerland
17.11.02, 11:44
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/SeecktHans/index.html
Hans von Seeckt
Militär
*1866 +1936
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/seeckbio/200.jpg
1866
22. April: Hans von Seeckt wird als Sohn des Offiziers Richard August von Seeckt in der Stadt Schleswig geboren.
1885
Kurz nach Ablegung der Reifeprüfung tritt er in den preußischen Armeedienst ein.
1899
Seeckt wird nach Absolvierung der Kriegsakademie im Rang eines Hauptmanns dem Kaiserlichen Generalstab zugewiesen.
1913
Er wird zum Chef des Generalstabs des II. Armeekorps in Berlin ernannt.
1914-1918
Im Ersten Weltkrieg bestreitet er Einsätze als Generalstabsoffizier an der Ostfront sowie auf dem Balkan und wird schließlich zum Generalmajor befördert.
1918
Seeckt übernimmt die Generalstabsleitung des Feldheers in der Türkei.
1919
Januar: Als Stabschef des Armeeoberkommandos Grenzschutz Nord organisiert Seeckt die Kämpfe gegen die Rote Armee im Baltikum.
April: Seeckt leitet die militärische Abteilung der deutschen Abordnung bei den Friedensverhandlungen in Versailles.
Juli: Seeckt wird Chef der Generalstabes der deutschen Armee und im Oktober Chef des neu errichteten "Truppenamts im Reichswehrministerium".
1920
März: Beim Putsch von Walther von Lüttwitz und Wolfgang Kapp weigert sich Seeckt, die Reichswehr zur Niederschlagung der Putschisten einzusetzen. Er begründet es mit dem Satz "Truppe schießt nicht auf Truppe" und will damit eine mögliche Spaltung der Reichswehr verhindern, die für ihn ein Element der deutschen Reichseinheit verkörpert.
5. Juni: Seeckt wird Chef der Heeresleitung. Gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrags organisiert er die Reduzierung der Personalstärke der Reichswehr auf 100.000 Mann.
1923
27. September: Nach der Aussetzung des passiven Widerstands gegen die Ruhrbesetzung erklärt Reichspräsident Friedrich Ebert den Ausnahmezustand und ordnet die Reichsexekution an. Die ausführende Staatsgewalt liegt damit faktisch bei Seeckt als Chef der Heeresleitung.
29. Oktober: Ausgelöst durch ein Verbot der kommunistischen Presse, das von dem örtlichen Militärbefehlshaber erlassen wird, kommt es im sogenannten deutschen Oktober zu einer offenen Auflehnung der sächsischen Regierung, die sich aus Vertretern der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) zusammensetzt. Nach dem Einmarsch der Reichswehr in die größeren Orte Sachsens und dem Einsetzen eines generalbevollmächtigten Reichskommissars tritt die Landesregierung zurück. Seeckt übt danach Druck auf das benachbarte Thüringen aus, wo sich ein ähnlicher Konflikt andeutet. Drohende Arbeiterunruhen werden von der Reichswehr unterdrückt.
9. November: Nach dem Putsch von Adolf Hitler überträgt Ebert dem Chef der Reichswehr die "vollziehende Gewalt".
23. November: Seeckt nutzt seine neuen Machtbefugnisse und erläßt ein Verbot der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) und der KPD.
1924
1. März: Der Ausnahmezustand wird aufgehoben, die parlamentarischen Rechte werden wieder in Kraft gesetzt. Seeckt kommt dem Drängen reaktionärer Kreise nach einem Staatsstreich nicht nach.
1926
Seeckt wird zum Generaloberst befördert.
8. Oktober: Ein Konflikt mit Reichswehrminister Otto Geßler, der durch die Teilnahme des ehemaligen Kronprinzen an einem Reichswehrmanöver ausgelöst wurde, führt zur Verabschiedung Seeckts aus dem Militärdienst.
1929
Seeckts erste militärhistorische Werke erscheinen unter den Titeln "Gedanken eines Soldaten" und "Zukunft des Reiches".
1930
Bei der Reichstagswahl vom 14. September erringt Seeckt ein Mandat für die Deutsche Volkspartei (DVP).
1931
Sein Buch "Moltke, ein Vorbild" wird publiziert.
11. Oktober: Seeckt nimmt am Gründungstreffen der "Harzburger Front" teil.
1933
In seinem Buch "Deutschland zwischen Ost und West" unterstreicht Seeckt die Notwendigkeit friedlicher Beziehungen zur Sowjetunion.
1933-1935
Er hält sich mehrere Male in China als Militärberater von Marschall Chiang Kai-shek (1887-1975) auf.
1936
27. Dezember: Hans von Seeckt stirbt im Alter von 70 Jahren in Berlin.
1938
Seine Erinnerungen "Aus meinem Leben", die sich als Fragment mit den Jahren 1866 bis 1917 befassen, erscheinen postum in Berlin.
Dr. w.c. Gerland
17.11.02, 11:47
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/NaumannFriedrich/index.html
Friedrich Naumann
Theologe, Politiker
*1860 +1919
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/naumbio/200.jpg
1860
25. März: Friedrich Naumann wird als Sohn des Pfarrers Friedrich Naumann und seiner Frau Agathe Marie (geb. Ahlfeld) in Störmthal bei Leipzig geboren.
1879-1883
Theologiestudium in Leipzig.
1881
Naumann gehört zu den Mitbegründern des nationalgesinnten "Vereins deutscher Studenten".
1883
Tätigkeit in Johann Hinrich Wicherns (1808-1881) Erziehungsstätte "Rauhes Haus" bei Hamburg, dessen Idee der Inneren Mission ihn stark beeinflußt.
1886
Übernahme einer Pfarrstelle in Langenberg (Erzgebirge).
1889
Heirat mit Maria Magdalena Zimmermann in Blasewitz.
1890
Naumann wird Vereinsgeistlicher der Inneren Mission. Er tritt für eine grundlegende Erneuerung des Protestantismus ein. Auf dem neu gegründeten Evangelisch-Sozialen Kongreß wird er Wortführer einer liberal gesinnten christlich-sozialen Gruppierung, die sich gegen den politischen Konservatismus des Theologen und Politikers Adolf Stoecker stellt.
1896
Naumann gründet den "Nationalsozialen Verein" und als dessen publizistisches Organ die Zeitschrift "Die Hilfe". Unter dem Einfluß von Max Weber tritt der "Nationalsoziale Verein" für Demokratisierung, Sozialpolitik und eine expansive deutsche Außenpolitik ein.
Naumann gibt sein Pfarramt auf und lebt als freier Schriftsteller in Berlin.
1900
Veröffentlichung seines Programmbuchs "Demokratie und Kaisertum".
1902
In der Studie "Neudeutsche Wirtschaftspolitik" entwirft Naumann das Konzept eines "Industrieparlamentarismus" und plädiert für eine freie Entfaltung der Gewerkschaftsbewegung.
1903
Auflösung des "Nationalsozialen Vereins" und Mitgliedschaft in der linksliberalen Freisinnigen Partei. Er setzt sich für eine Parlamentarisierung der Verfassung und die Abschaffung des preußischen Dreiklassenwahlrechts ein.
1907
Mitbegründer des Deutschen Werkbunds, einer Vereinigung von Künstlern und Industriellen.
1907-1918
Mitglied des Reichstags.
1910
Naumann betreibt die Vereinigung der zersplitterten linksliberalen Gruppierungen zur Fortschrittlichen Volkspartei (FVP). Er plädiert für eine parlamentarische Zusammenarbeit mit der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD).
1914
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs unterstützt er die Politik der deutschen Regierung, distanziert sich jedoch von aggressiver Annexionspropaganda.
1915
Veröffentlichung des aufsehenerregenden Buches "Mitteleuropa", in dem er eine Abmilderung der Kriegsziele und eine enge wirtschaftliche Föderation mit Ost- und Südosteuropa fordert.
1917
Er unterstützt die Resolution der Mitte-Links-Parteien im Reichstag für einen Verständigungsfrieden und setzt sich innenpolitisch für Verfassungsreformen ein.
Naumann gründet die Staatsbürgerschule in Berlin (ab 1920: Hochschule für Politik).
1918
Mitbegründer der Deutschen Demokratischen Partei (DDP).
1919
Mitglied der Weimarer Nationalversammlung. Als ihr Parteivorsitzender vertritt er die DDP im Verfassungsausschuß.
In seiner Partei und in der Öffentlichkeit kämpft er gegen die Unterzeichnung des Versailler Vertrags.
24. August: Friedrich Naumann stirbt nach einer längeren Krankheit in Travemünde.
Dr. w.c. Gerland
17.11.02, 11:49
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/WeberMax/index.html
Max Weber
Soziologe
*1864 +1920
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/f52_2692/200.jpg
1864
21. April: Max Weber wird in Erfurt als Sohn des Juristen und späteren Abgeordneten der Nationalliberalen Partei Max Weber (sen.) und dessen Frau Helene (geb. Fallenstein) geboren.
1882-1886
Nach dem Abitur studiert er in verschiedenen Städten Jura, Nationalökonomie, Philosophie und Geschichte.
1889
Juristische Promotion, der drei Jahre später in Berlin die Habilitation für Römisches Recht und Handelsrecht folgt.
1891-1892
Im Auftrag des Vereins für Sozialpolitik erstellt Weber die Studie "Die Verhältnisse der Landarbeiter im ostelbischen Deutschland", die seinen wissenschaftlichen Ruf begründet.
1893
Heirat mit der späteren Frauenrechtlerin und Soziologin Marianne Schnitger (1870-1954).
1894
Berufung zum Professor für Nationalökonomie an die Universität Freiburg/Breisgau.
In seiner Antrittsvorlesung legt er den Grundstein für sein später entwickeltes Postulat der Werturteilsfreiheit der Wissenschaften.
1897
Professor für Nationalökonomie an der Universität Heidelberg. Er muß seine Lehrtätigkeit aufgeben, da er psychisch erkrankt. Er kann insgesamt sieben Jahre nur eingeschränkt arbeiten und unternimmt mehrere Reisen durch Europa und die USA.
1904
Weber wird wieder publizistisch tätig und veröffentlicht bedeutende Schriften wie "Die 'Objektivität' sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis" sowie "Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus". Überdies gibt er das "Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik" mit heraus.
Er trägt maßgeblich zur Konstituierung der Soziologie als eigenständiger Disziplin bei und treibt ihre Professionalisierung voran.
1909
Mitbegründer der "Deutschen Gesellschaft für Soziologie".
1911
Beginn der religionssoziologischen Studien, in denen er den Zusammenhang von Wirtschaftsform und religiöser Gesinnung untersucht.
1913
Beginn der Arbeit an seinem soziologischen Hauptwerk "Wirtschaft und Gesellschaft" (erscheint 1922 postum), in dem er den Idealtypus als soziologischen Unterscheidungsbegriff einführt.
1915
Während des Ersten Weltkriegs äußert sich Weber zunehmend zur Tagespolitik.
1917
Er trifft auf der ersten und zweiten "Lauensteiner Tagung" die Schriftsteller Richard Dehmel und Ernst Toller. Im Gegensatz zu den jungen Pazifisten um Toller tritt er für ein Durchstehen des Krieges ein, fordert aber gleichzeitig die Parlamentarisierung.
1918
Mitbegründer der Deutschen Demokratischen Partei (DDP).
Kurze Lehrtätigkeit in Wien.
1919
Berufung nach München.
Sachverständiger der deutschen Delegation bei der Konferenz zum Versailler Vertrag.
Die Werke "Wissenschaft als Beruf" und "Politik als Beruf" erscheinen.
1920
14. Juni: Max Weber stirbt in München.
Dr. w.c. Gerland
17.11.02, 12:43
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/RathenauWalther/index.html
Walther Rathenau
Industrieller, Politiker, Schriftsteller
*1867 +1922
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/f51_2784/200.jpg
1867
29. September: Walther Rathenau wird als Sohn des jüdischen Industriellen Emil Rathenau und seiner Frau Mathilde (geb. Nachmann) in Berlin geboren.
1883
Rathenaus Vater gründet die Deutsche Edison-Gesellschaft, die 1887 in Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft (AEG) umbenannt wird.
1886-1889
Rathenau studiert Physik, Chemie und Philosophie in Berlin und Straßburg.
1889
Promotion in Berlin über "Die Absorption des Lichts in Metallen".
1889/90
Studium des Maschinenbaus und der Chemie an der Technischen Hochschule München.
1892
Technischer Beamter der Aluminium-Industrie AG in Neuhausen (Schweiz).
1893-1898
Als Geschäftsführer baut er die von der AEG gegründeten Elektrochemischen Werke Bitterfeld auf.
1897
Veröffentlichung der Schrift "Höre, Israel!", in welcher Rathenau die jüdische Bevölkerung in Deutschland zur Assimilation auffordert.
Beginn der langjährigen Freundschaft mit dem Publizisten Maximilian Harden.
1899
Als Leiter der Abteilung Zentralstationen tritt er in den Vorstand der AEG ein.
1902
Austritt aus dem AEG-Direktorium und Wechsel zur Berliner Handels-Gesellschaft.
1904
Mitglied des Aufsichtsrates der AEG.
1905
Beginn der Freundschaft mit dem Dichter Gerhart Hauptmann.
1907/08
Rathenau unternimmt zwei Inspektionsreisen nach Afrika, um Vorschläge für die künftige deutsche Kolonialpolitik zu machen. In der Schrift "Reflexionen" veröffentlicht er diese.
1910
Stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats der AEG.
Vermittlertätigkeit im Vorfeld der zweiten Marokkokrise zwischen den Gebrüdern Mannesmann und einem deutsch-französischen Konsortium.
1911
Berater des Reichsschatzamts in der Frage eines Reichselektrizitätsmonopols.
1912
Schwere Erkrankung des Vaters und erste Auseinandersetzungen um dessen Nachfolge in der AEG. Walther Rathenau wird Vorsitzender des Aufsichtsrates der AEG.
1912-1917
Publikation der philosophischen und sozialpolitischen Studien "Zur Kritik der Zeit", "Zur Mechanik des Geistes" und "Von kommenden Dingen".
1914
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs weist er auf die Notwendigkeit der organisierten Rohstoffverteilung hin. Als Leiter der Kriegsrohstoffabteilung (KRA) im preußischen Kriegsministerium organisiert er die deutsche Kriegswirtschaft.
Beteiligung an der Kriegszieldiskussion mit mehreren Denkschriften für Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg.
1915
März: Rückzug aus der KRA.
Tod des Vaters. Felix Deutsch wird dessen Nachfolger in der AEG, Rathenau erhält Sondervollmachten als Präsident der AEG.
1918
Erste Ausgabe der "Gesammelten Schriften" in fünf Bänden.
15. November: Er wirkt an der Bildung der "Zentralarbeitsgemeinschaft der industriellen und gewerblichen Arbeitgeber und Arbeitnehmer" mit, die das Stinnes-Legien-Abkommen schließt. In diesem handeln Arbeitgeber und Arbeitnehmer tarifrechtliche Vereinbarungen aus.
1919
Veröffentlichung mehrerer programmatischer Schriften zum Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft.
1920
Als Wirtschaftssachverständiger und Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) arbeitet er in der 2. Sozialisierungskommission mit und nimmt an der Konferenz von Spa teil, auf der über die deutschen Kohlelieferungen an die Alliierten verhandelt wird.
1921
Mai: Mit dem Eintritt in das Kabinett Wirth als Wiederaufbauminister gibt er alle Ämter in der Wirtschaft auf. Gemeinsam mit dem Finanzminister Matthias Erzberger plädiert er für eine "Erfüllungspolitik", um die Undurchführbarkeit des Versailler Vertrags zu beweisen.
6. Oktober: Rathenau handelt das Wiesbadener Abkommen über Sachleistungen der deutschen Wirtschaft für die zerstörten Gebiete Nordfrankreichs aus.
Oktober: Nach dem Rücktritt des Kabinetts Wirth scheidet Rathenau zwar offiziell aus der Reichsregierung aus, wird aber weiterhin mit wichtigen Verhandlungstätigkeiten betraut.
1922
Offizieller Vertreter der Reichsregierung bei der Konferenz von Cannes. Er erreicht die Herabsetzung der laufenden deutschen Reparationszahlungen.
1. Februar: Im zweiten Kabinett Wirth wird er Außenminister.
16. April: Während die Konferenz von Genua tagt, schließt Rathenau den Rapallo-Vertrag mit der Sowjetunion. Dieses bilaterale Abkommen wurde als Beginn einer nach Rußland orientierten deutschen Außenpolitik interpretiert.
24. Juni: Walther Rathenau wird von zwei jungen Offizieren, die der rechtsradikalen "Organisation Consul"(OC) angehören, erschossen. Mit seiner Ermordung soll die Weimarer Republik getroffen werden.
Das Attentat führt zum Erlaß des Republikschutzgesetzes.
Dr. w.c. Gerland
17.11.02, 12:48
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/StresemannGustav/index.html
Gustav Stresemann
Politiker
*1878 +1929
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/98001933/200.jpg
1878
10. Mai: Gustav Stresemann wird als Sohn des Bierhändlers Ernst Stresemann in Berlin geboren.
1897-1900
Studium der Nationalökonomie. Stresemann besucht als einziges der insgesamt fünf Kinder die Universität.
1900
Promotion über die Berliner Bierindustrie.
1902-1908
Rechtsbeistand des "Verbands sächsischer Industrieller".
1903
Stresemann heiratet Käte Kleefeld, Tochter eines jüdischen Industriellen. Aus der Ehe gehen zwei Söhne hervor.
Er wird Mitglied der Nationalliberalen Partei.
1906-1912
Angehöriger des Dresdener Stadtrats.
1907-1912
Mitglied des Reichstags. Bei seiner Wahl 1907 ist Stresemann jüngster Abgeordneter. Er gerät aufgrund seines Engagements für eine Ausweitung der Sozialgesetzgebung immer wieder in Konflikt mit dem rechten Flügel seiner Partei.
1914-1918
Erneut Abgeordneter im Reichstag. Als Mitglied des "Deutschen Kolonialvereins" unterstützt er die Annexionspolitik des Deutschen Reichs.
1917
Stresemann übernimmt den Parteivorsitz von seinem langjährigen Förderer Ernst Bassermann.
1918
22. November: Mitbegründer und führender Politiker der rechtsliberalen Deutschen Volkspartei (DVP).
1919/20
Mitglied der Verfassunggebenden Nationalversammlung.
1920-1929
Mitglied des Reichstags.
1923
13. August: Stresemann wird Reichskanzler einer Großen Koalition von DVP, Zentrum, Deutscher Demokratischer Partei (DDP) und Sozialdemokratischer Partei Deutschlands (SPD). Er ordnet die Aufgabe des passiven Widerstands gegen die Ruhrbesetzung an und erreicht das Ende der Inflation durch die Einführung der Deutschen Rentenbank und die Währungsreform am 15. November.
1923
2. November: Die SPD entzieht der Regierung wegen ihrer unterschiedlichen Vorgehensweise gegen die Unruhen in Sachsen, Thüringen und Bayern das Vertrauen. Stresemann tritt zurück.
1923-1929
Er gehört den drei folgenden Kabinetten als Außenminister an. Stresemann sucht durch Annäherung an Frankreich die außenpolitische Isolation des Deutschen Reiches aufzubrechen.
1924
Stresemann ist maßgeblich an den Verhandlungen beteiligt, die zur Unterzeichnung des Dawes-Plans am 9. April führen. Der Vertrag sieht eine Reduzierung der Reparationsleistungen des Deutschen Reichs vor.
1925
16. Oktober: Abschluß der von Stresemann angeregten Locarno-Konferenz. In den Locarno-Verträgen verzichten Deutschland, Frankreich und Belgien auf eine gewaltsame Veränderung ihrer gemeinsamen Grenzen.
1926
Zusammen mit dem französischen Außenminister Aristide Briand erhält Stresemann den Friedensnobelpreis für seine Locarnopolitik.
1928
27. August: Stresemann, als erster deutscher Außenminister seit dem Versailler Vertrag wieder in Frankreich, unterzeichnet für das Deutsche Reich den Briand-Kellogg-Pakt. Diesem Nichtangriffsbündnis schließen sich insgesamt 63 Staaten an.
1929
3. Oktober: Gustav Stresemann stirbt nach langer Krankheit in Berlin.
Dr. w.c. Gerland
17.11.02, 13:00
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/BuelowBernhard/index.html
Bernhard Fürst von Bülow
Politiker
*1849 +1929
1849
3. Mai: Bernhard von Bülow wird als Sohn des früheren Staatssekretärs im Auswärtigen Amt, Bernhard von Bülow, und seiner Frau Luise Victorine (geb. Rücker) in Klein Flottbeck (bei Altona) geboren.
1870/71
Nach dem Jurastudium in Lausanne, Berlin und Leipzig nimmt Bülow als Freiwilliger am Deutsch-Französischen Krieg teil.
1871-1874
Vorbereitender Justiz- und Verwaltungsdienst in Metz.
1874-1888
Nach Eintritt in den Auswärtigen Dienst ist Bülow als Diplomat in Rom, St. Petersburg, Wien, Athen und Paris tätig.
1886
Heirat mit der geschiedenen Marie Gräfin von Dönhoff, geborene Prinzessin di Camporeale.
1888
Bülow wird Gesandter in Bukarest.
1893
Botschafter in Rom.
1897-1900
Staatssekretär im Auswärtigen Amt.
1897-1899
Bülows Außenpolitik zielt auf eine starke deutsche Weltmachtstellung. Mit dem Ausbau der deutschen Kolonialbesitzungen (Kiautschou, Samoa und Karolineninseln) unterstützt Bülow die offensive Kolonialpolitik. Die einsetzende Aufrüstung der Flotte belastet das Verhältnis zu Großbritannien.
1899
Ernennung zum Grafen.
1900
16. Oktober: Als Nachfolger von Chlodwig Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst wird Bülow Reichskanzler und preußischer Ministerpräsident. Unter dem Einfluß des Staatssekretärs des Inneren, Arthur Graf von Posadowsky-Wehner, wird die Sozialgesetzgebung ausgebaut. Bülows Politik wird von den Konservativen und der Zentrumspartei getragen. Sie begünstigt besonders agrarische und industrielle Interessen.
1905
Erhebung zum Fürsten.
1906
In der Ersten Marokko-Krise tritt Bülow für eine Drohpolitik gegenüber Frankreich ein. Auf der folgenden Konferenz von Algeciras zeigt sich aber, daß Deutschland sich mit dieser Politik isoliert hat.
1907
Wegen Differenzen mit der Zentrumspartei hinsichtlich der Kolonialpolitik löst Bülow den Reichstag auf. Er stützt fortan seine Politik auf Konservative, Nationalliberale und Linksliberale (Bülow-Block).
1908
Infolge der Daily-Telegraph-Affäre verliert Bülow das Vertrauen Kaiser Wilhelms II., weil er ihn nicht gegen die Angriffe aus der Öffentlichkeit gedeckt hat.
1909
16. Juli: Bülow reicht seinen Rücktritt ein, weil der Bülow-Block keine Einigung über eine Finanzreform erzielen konnte.
Neuer Reichskanzler wird Theobald von Bethmann Hollweg.
1914/15
Als Sonderbotschafter in Rom versucht Bülow vergeblich, den Eintritt Italiens in den Ersten Weltkrieg auf seiten der Entente zu verhindern.
1916
Veröffentlichung der Schrift die "Deutsche Politik", in welcher Bülow seine Außenpolitik als Weltmachtpolitik würdigt.
1917
Nach dem Rücktritt Bethmann Hollwegs scheitert der Versuch der 3. Obersten Heeresleitung (OHL), Bülow wieder als Reichskanzler einzusetzen, am Widerspruch des Kaisers.
Bülow zieht sich aus dem politischen Leben zurück.
1929
28. Oktober: Fürst Bernhard von Bülow stirbt in Rom.
1930/31
Postum erscheinen die "Denkwürdigkeiten", Bülows Memoiren (4 Bände).
Dr. w.c. Gerland
17.11.02, 13:11
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/MendelsohnErich/index.html
Erich Mendelsohn
Architekt
*1887 +1953
1887
21. März: Erich Mendelsohn wird im ostpreußischen Allenstein (heute: Olsztyn, Polen) als Sohn des jüdischen Kaufmanns David Mendelsohn und dessen Frau Emma (geb. Jaruslawsky) geboren.
1907
Nach dem Abitur am humanistischen Gymnasium in Allenstein und einer anschließenden Kaufmannsausbildung in Berlin studiert Mendelsohn in München Volkswirtschaftslehre.
1908
Er kehrt nach Berlin zurück und beginnt an der Technischen Hochschule in Charlottenburg ein Architekturstudium.
1910
Mendelsohn wechselt an die Technische Hochschule in München, wo er Kontakt zu den Künstlern des "Blauen Reiters" und der "Brücke" hat.
1912
Er schließt sein Architekturstudium mit der Diplomprüfung ab.
1912-1914
Mendelsohn arbeitet als freischaffender Architekt in München. Nebenbei entwirft er auch Bühnendekorationen.
1915
Heirat mit Luise Maas, mit der er eine Tochter hat.
1915-1918
Im Ersten Weltkrieg dient Mendelsohn an der Ost- und Westfront.
1918
Eröffnung eines Architekturbüros in Berlin.
Mendelsohn ist Mitbegründer der Künstlervereinigung "Novembergruppe" und ist im "Arbeitsrat für Kunst" tätig.
1919
Erste Ausstellung von Entwurfsarbeiten in der Berliner Galerie von Paul Cassirer.
1920
Mendelsohn entwirft und baut den sogenannten Einstein-Turm des Astrophysikalischen Instituts in Potsdam, ein bedeutendes Beispiel der expressionistischen Bauweise. Zu dieser Zeit ist Mendelsohn einer der wenigen deutschen Architekten, die trotz der schlechten Wirtschaftslage Aufträge erhalten und ausführen können.
1923
Für das Berliner Mosse-Gebäude plant Mendelsohn den Um- und Erweiterungsbau.
1924
Zusammen mit Ludwig Mies van der Rohe und Walter Gropius gründet er den Berliner "Ring", der zur führenden Vereinigung progressiver Architekten wird.
1924-1930
Mendelsohn baut zahlreiche Fabrik- und Wirtschaftsgebäude, Wohnkomplexe und Kaufhäuser, u.a. in Berlin, Köln, Nürnberg, Stuttgart, Tilsit und Leningrad (heute: St. Petersburg). Er folgt dabei keiner eindeutigen architektonischen Stilrichtung. Typisch für seinen persönlichen Stil, den er selbst als "organischen Stil" bezeichnet, sind gekurvte Fassaden mit horizontaler Betonung und langen Fensterbändern.
1930-1932
Mit bedeutenden Großbauten in Berlin wirkt Mendelsohn auf die Stadtbaukunst ein: Er baut am Kurfürstendamm das "Universum"-Filmtheater mit Geschäfts- und Wohnkomplex, das Haus des Deutschen Metallarbeiterverbands und am Potsdamer Platz das Columbushaus.
1933
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigriert Mendelsohn über die Niederlande nach London, wo er sich ein neues Architekturbüro einrichtet.
Ausschluß aus der Preußischen Akademie der Künste.
1934
Gründung eines Architekturbüros in Jerusalem. Er entwirft mehrere Großbauten für die Universität und Krankenhäuser.
1936
Mendelsohn löst sein Büro in London auf und arbeitet überwiegend in Palästina, u.a. errichtet er auch das Wohnhaus für Chaim Weizmann (1874-1952). Sein Stil wirkt strenger und disziplinierter als bei den früheren Bauten.
1939
Mendelsohn siedelt nach Palästina über.
1941
Aufgrund von persönlichen Problemen mit Kollegen emigriert er in die USA.
1942
Beratungstätigkeit für die amerikanische Regierung.
1943
Mendelsohn hält Vorträge an amerikanischen Universitäten, darunter Princeton, Yale und Harvard.
1945
Er läßt sich in San Francisco nieder.
1946
Mendelsohn beginnt wieder als freischaffender Architekt zu arbeiten.
1947
Er nimmt einen Lehrauftrag an der Universität von Berkeley an.
1947-1953
In verschiedenen Städten der USA errichtet Mendelsohn neben einigen Großbauten vor allem Synagogen. Außerdem plant er in New York ein Denkmal für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus, das jedoch nicht verwirklicht wird.
1953
15. September: Erich Mendelsohn stirbt in San Francisco.
Dr. w.c. Gerland
17.11.02, 13:16
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/MarcFranz/index.html
Franz Marc
Maler
*1880 +1916
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/97004026/200.jpg
1880
8. Februar: Franz Marc wird als Kind des Malers Wilhelm Marc und seiner Frau Sophie (geb. Maurice) in München geboren.
1894
Der Konfirmandenunterricht läßt in Marc den Wunsch aufkommen, Pfarrer zu werden.
1898
Er fühlt sich dem Anspruch, den er selber an einen Pfarrer stellt, nicht gewachsen und beschließt, Philologie zu studieren, um Gymnasialprofessor zu werden.
1899
Immatrikulation an der Philosophischen Fakultät der Universität in München.
1900
Immatrikulation an der Königlich Bayerischen Akademie in München.
1903
Reise nach Frankreich, wo er die Werke der französischen Impressionisten Gustave Courbet (1819-1877) und Eugène Delacroix (1798-1863) kennenlernt.
1904
Marc bezieht ein Atelier in Schwabing.
Freundschaft mit der verheirateten Malerin und Kopistin Annette von Eckardt, deren Ehe die Beziehung zu Marc schwer belastet. Marc versucht vergeblich, seine melancholischen Stimmungen und künstlerischen Selbstzweifeln durch einer Reise nach Griechenland abzuschütteln.
1907
Reise nach Paris, wo ihn die Werke Vincent van Goghs (1853-1890) und Paul Gauguins (1848-1903) begeistern. Die Farbpalette seiner Landschaftsmotive wird zunehmend heller.
Er versucht, seine schlechte finanzielle Lage mit Zeichnungen zur Tieranatomie zu verbessern.
1908
Den Sommer verbringt Marc mit seiner späteren Frau, der Malerin Maria Franck, in Lenggries. Er malt vor allem Tiere, wobei er nach immer größerer Vereinfachung der Form strebt und die Farbe zunehmend als selbständiges Ausdrucksmittel gebraucht.
1909
Die beiden wichtigen Münchener Kunsthändler Thannhauser und Brakl kaufen Arbeiten von ihm.
Der Einfluß van Goghs auf seine Malerei wird immer stärker.
1910
Bekanntschaft mit August Macke.
Februar: Erste Einzelausstellung in der Galerie Brakl.
Marc besucht die zweite Ausstellung der "Neuen Künstlervereinigung", wodurch er mit Wassily Kandinsky, Alexej von Jawlensky und Gabriele Münter in Kontakt kommt.
1911
Bei den Vorbereitungen zur dritten Ausstellung der "Neuen Künstlervereinigung" lehnt die Jury Kandinskys "Komposition V" ab. Kandinsky, Marc und Münter treten aus der Künstlervereinigung aus.
18. Dezember: Eröffnung der ersten Ausstellung des "Blauen Reiter" in der Galerie Thannhauser in München. Es entstehen u.a. ":Die gelbe Kuh", "Hocken im Schnee".
1912
Marc gibt mit Kandinsky den Almanach "Der Blaue Reiter" heraus. Ausstellung des "Blauen Reiter" in der Berliner Galerie "Der Sturm".
Bekanntschaft mit Malern der "Brücke". Gemeinsam mit Macke fährt Marc nach Paris, wo sie Robert Delaunay kennenlernen, der ihn wie die italienischen Futuristen, die er auf der Kölner Ausstellung des Sonderbunds sieht, beeindrucken und beeinflussen. Er übernimmt die technischen und stilistischen Errungenschaften des Kubismus. Es entsteht u.a. "Kühe, gelb-rot-grün".
1913
Marc plant, zusammen mit Kandinsky, Alfred Kubin (1877-1959), Paul Klee, Erich Heckel und Oskar Kokoschka, eine illustrierte Bibelausgabe herauszugeben.
1914
Umzug nach Ried bei Benediktbeuren. Hier entstehen die letzten großen Gemälde, teils abstrakt, teils gegenständlich, wie "Rehe im Wald II".
Marc meldet sich zu Beginn des Ersten Weltkriegs als Freiwilliger, ebenso wie Macke, der bereits im Herbst an der Westfront fällt. Sein Tod ist für Marc ein schmerzlicher Verlust.
1915
Marc schreibt viele Briefe an seine Frau, die 1920 veröffentlicht werden.
1916
4. März: Bei einem Kundschaftsgang trifft ihn in der Nähe von Verdun ein tödlicher Granatdoppelschuß.
1917
Marcs Leichnam wird nach Kochel am See überführt.
1937
Die Nationalsozialisten diffamieren Marc als "entarteten Künstler" und beschlagnahmen 130 seiner Werke aus deutschen Museen.
Dr. w.c. Gerland
17.11.02, 13:20
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/MackeAugust/index.html
August Macke
Maler
*1887 +1914
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/94_639/200.jpg
1887
3. Januar: August Macke wird als Sohn des Ingenieurs August Macke und dessen Frau Florentine (geb. Lütke) in Meschede (Westfalen) geboren.
1904-1906
Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie und an der dortigen Kunstgewerbeschule.
Er entwirft Bühnenbilder und Kostüme für das Düsseldorfer Schauspielhaus.
1907
Macke reist zum ersten Mal nach Paris und setzt sich dort mit dem französischen Impressionismus auseinander.
1907/08
Besuch der Malschule von Lovis Corinth in Berlin.
1908/09
Macke leistet Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger.
1909
Er heiratet Elisabeth Gerhardt und zieht mit ihr an den Tegernsee.
Nach der Rückkehr von einer erneuten Paris-Reise schlägt sich der Einfluß der "Fauves" ("Die Wilden") in einem großzügigen Bildaufbau mit klar nebeneinandergesetzten Formen und intensiven Farben nieder.
Beginn der Freundschaft mit Franz Marc, mit dem er eine umfangreiche Korrespondenz über Fragen der Kunst führt.
Teilnahme an der Zweiten Ausstellung der von Wassily Kandinsky geleiteten "Neuen Münchener Künstlervereinigung".
1911
Dezember: Auf der Ersten Ausstellung des "Blauen Reiter" in der Münchner Galerie Thannhauser ist Macke mit drei Arbeiten vertreten.
1912
Er ist mit den Texten "Die Masken" und einer Reproduktion seines Bildes "Sturm" am Almanach des "Blauen Reiter" beteiligt.
Reise mit Marc nach Paris. Die Bekanntschaft mit Robert Delaunay führt zur Übernahme futuristischer und kubistischer Elemente in seine Werke. In Abkehr von der künstlerischen Richtung des "Blauen Reiter" entstehen Schaustellermotive und Straßenszenen.
Teilnahme an der "Sonderbundausstellung" in Köln.
1913
Beteiligung am "Ersten Deutschen Herbstsalon" von Herwarth Walden (1878-1941) in Berlin.
In Bonn organisiert Macke eine Ausstellung "Rheinischer Expressionisten".
Übersiedlung nach Hilterfingen an den Thuner See (Schweiz). Die Bilder von Figurengruppen in der Landschaft, die in dieser Zeit entstehen, gehören zu Mackes Hauptwerken und vereinen die Einflüsse vieler Künstler in einem eigenen Stil.
1914
Februar: Tunesienreise mit Paul Klee und Louis René Moilliet. Die zahlreichen Aquarelle, die auf dieser Reise entstehen, strahlen die "Seligkeit der Farben" aus, nach der Macke gesucht hat.
1914
3. August: Einzug zur Ableistung des Militärdienstes im Ersten Weltkrieg.
26. September: August Macke fällt im Gefecht südlich von Perthes-les-Hurlus (Champagne).
Dr. w.c. Gerland
17.11.02, 13:25
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/CorinthLovis/index.html
Lovis Corinth
Maler, Graphiker
*1858 +1925
1858
21. Juli: Lovis (eigtl. Franz Heinrich Louis) Corinth wird als Sohn des Gerbers Heinrich Corinth und dessen Frau Wilhelmine in Tapiau (Ostpreußen) geboren.
1876
Umzug der Familie nach Königsberg. Corinth beginnt das Akademiestudium als Schüler des Genremalers Otto Günther (1838-1884).
1880
Auf Empfehlung Günthers beginnt Corinth ein Studium an der Münchner Akademie, wo der Technik der Aktstudie große Bedeutung beigemessen wird.
1883
Nach dem Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger nimmt er das Studium an der Akademie wieder auf.
1884
Malunterricht in Antwerpen.
Oktober: Er tritt in die Académie Julian in Paris ein.
1887
Er kehrt nach Königsberg zurück.
1888
Corinth zieht nach Berlin.
Er nimmt den Künstlernamen Lovis Corinth an.
Mit dem ersten Selbstporträt beginnt er seine lebenslange Selbstanalyse mit Hilfe der Malerei.
1891
Er zieht nach München.
Ausstellung des literarischen Figurenbildes "Diogenes" im Münchner Glaspalast. Das Werk wird von der Kritik scharf angegriffen.
1892
Corinth schließt sich ohne Überzeugung der "Münchener Secession" an.
1893
Mit anderen unzufriedenen Mitgliedern der Secession gründet er die "Freie Vereinigung" mit dem Ziel, ihre Ausstellungsmöglichkeiten zu verbessern.
1896
Corinth beteiligt sich an der Gründung der Freimaurerloge "In Treue fest".
1897
Da sein Bild "Salome" von der Münchner Secessionsjury zurückgewiesen wird, sieht er sich in seinem Beschluß bestärkt, München zu verlassen.
1900
Corinth pendelt zwischen München und Berlin.
Freundschaft mit Max Liebermann und Gerhart Hauptmann.
Teilnahme an der 2. Ausstellung der "Berliner Secession" und Ausstellung bei dem Kunsthändler Paul Cassirer.
1901
Corinth siedelt nach Berlin über und eröffnet eine Malschule.
Er wird Mitglied der "Berliner Secession", in deren Vorstand er im kommenden Jahr gewählt wird.
1903
26. März: Corinth heiratet seine Schülerin Charlotte Berend.
1906
Er beginnt, seine Autobiographie zu schreiben.
1908
Corinths Lehrbuch "Das Erlernen der Malerei" erscheint.
1911
Nach Liebermanns Rücktritt als Präsident der "Berliner Secession" wird Corinth zum Vorsitzenden gewählt.
Dezember: Er erleidet einen Schlaganfall, der ihn halbseitig lähmt.
1913
Als Geste der Versöhnung zeigt die "Berliner Secession" eine große Corinth-Retrospektive.
Als 42 Mitglieder unter Führung Liebermanns die Secession verlassen und die "Freie Secession" gründen, bleibt Corinth als einziger namhafter Künstler der alten Secession verbunden.
1914
August: Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs wird von Corinth mit patriotischem Eifer begrüßt. Wie viele andere Künstler erhofft er sich vom Krieg einen radikalen Neubeginn.
1917
Als Patriot will er seit Kriegsbeginn Generale und Politiker porträtieren. So entsteht das Portrait des Organisators und Chefs der Kaiserlichen Marine Großadmiral Alfred von Tirpitz.
1918
Die Akademie der Künste in Berlin verleiht ihm den Professorentitel.
Der Zusammenbruch des Kaiserreichs erschüttert Corinth in seinen politischen und künstlerischen Überzeugungen.
1919
Er erwirbt ein Grundstück in Urfeld am Walchensee und zieht sich immer mehr vom Leben in der Großstadt zurück.
1923
Die Frühjahrsausstellung der Akademie vereinigt die Werke Liebermanns, Corinths und Oskar Kokoschkas zu einer Trias.
1924
Er porträtiert den Reichspräsidenten Friedrich Ebert.
Dr. w.c. Gerland
17.11.02, 13:27
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/CassirerPaul/index.html
Paul Cassirer
Kunsthändler, Verleger
*1871 +1926
1871
21. Februar: Paul Cassirer wird als Sohn des Unternehmers Louis Cassirer und dessen Frau Emilie (geb. Schiffer) in Görlitz geboren.
1898
Nach dem Studium der Kunstgeschichte in München und der Mitarbeit an der Satirezeitschrift "Simplicissimus" siedelt er nach Berlin über. Dort gründet er mit seinem Vetter Bruno Cassirer (1872-1941) eine Verlags- und Kunstbuchhandlung.
ab 1901
Nach dem Zerwürfnis mit seinem Vetter führt Cassirer den Kunsthandlungszweig des Verlags allein weiter. In enger Verbindung mit der "Berliner Secession" wendet er sich gegen die offiziellen Ausstellungen sowie die Hofkunst Anton von Werners und verhilft der "Secession" zu nationalem Ansehen. Er fördert besonders junge Künstler wie Lovis Corinth. Durch sein besonderes Engagement für die Malerei des französischen Impressionismus zieht sich Cassirer den persönlichen Unwillen Kaiser Wilhelms II. zu.
1908
Er gründet den Literaturverlag "Paul Cassirer" und verlegt neben Kunstliteratur und Belletristik expressionistische Autoren wie Ernst Barlach, wobei er sich von der herrschenden wilhelminischen Kunstauffassung distanziert.
1909
Cassirer erwirbt eine Druckanstalt, die Pan-Presse, und verbreitet Buchillustrationen impressionistischer und expressionistischer Künstler.
1910
Er gründet die kunstkritische Halbmonatszeitschrift "PAN", die später von Alfred Kerr herausgegeben wird.
Cassirer schafft mit der "Gesellschaft Pan" ein Forum zur Aufführung unbekannter und verbotener Bühnenwerke, vor allem Frank Wedekinds.
Cassirer heiratet in zweiter Ehe die Berliner Schauspielerin Tilla Durieux.
1914
Nach Beginn des Ersten Weltkriegs meldet sich Cassirer als Kriegsfreiwilliger.
1916
Dienstuntauglichkeitserklärung.
Zurückgekehrt nach Berlin, erklärt Cassirer seine pazifistische Gesinnung, was ihn kurzzeitig in Haft bringt. Seine Verlagsproduktion wird eingestellt, viele Bücher werden im Einverständnis mit den Autoren an andere Verlage abgegeben. Er zieht nach Bern und verlegt französische und deutsche pazifistische Autoren.
1918
Rückkehr nach Berlin. Cassirer tritt in die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) ein und nimmt seine alte Verlagsproduktion wieder auf. Er verlegt nun aber vor allem sozialistische Autoren wie Karl Kautsky sowie die 1913 gegründete Zeitschrift "Die weißen Blätter", die zu Kriegszeiten in der Schweiz herausgegeben wurde.
1919
Freitod seines achtzehnjährigen Sohns aus erster Ehe im Berliner Tiergarten.
1926
Nach Jahren einer tiefen Ehekrise verübt Cassirer vor Abschluß des Scheidungsvertrags einen Selbstmordversuch.
7. Januar: Paul Cassirer stirbt an den Folgen des Selbstmordversuchs in Berlin.
1933
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wird der Verlag "Paul Cassirer" aufgelöst.
Dr. w.c. Gerland
17.11.02, 13:40
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/SlevogtMax/index.html
Max Slevogt
Maler, Graphiker
*1868 +1932
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/slevo/200.jpg
1868
8. Oktober: Max Slevogt wird als Sohn des bayerischen Hauptmanns Friedrich Ritter von Slevogt in Landshut geboren.
1885
Er beginnt ein Studium an der Kunstakademie in München.
1889
Besuch der Académie Julian in Paris.
1896
Slevogt arbeitet für die Münchner Zeitschriften "Jugend" und " Simplicissimus". Er zeichnet Phantasiegebilde und politische Karikaturen.
1897
Erste Einzelausstellung in Wien.
1898
Heirat mit Antonie Finkler.
1899
Slevogt beteiligt sich mit dem Gemälde "Danaë" an der Ausstellung der "Münchener Secession". Das Bild wird aber wegen Obszönität aus der Ausstellung entfernt.
Auf der ersten Ausstellung der "Berliner Secession" ist sein Triptychon "Der verlorene Sohn" ein großer Erfolg.
1900
Reise nach Paris, wo er im Deutschen Pavillon der Weltausstellung mit einem Werk vertreten ist.
1901
Auf Veranlassung des bayerischen Prinzregenten Luitpold (1821-1912) wird er zum Professor ernannt.
Ermutigt von seinen Erfolgen in Berlin, siedelt er mit Lovis Corinth dorthin über und wird Mitglied der "Berliner Secession".
1906
Slevogt beginnt, Bühnenbilder und Kostüme für Max Reinhardts Kammerspiele des Deutschen Theaters zu entwerfen.
1908-1910
Im Auftrag des Prinzregenten Luitpold malt er eine Reihe von Landschaften, Porträts und Zeremonien eines Ritterordens.
1914
Reise nach Ägypten. Dort entstehen 21 Gemälde sowie zahlreiche Aquarelle und Zeichnungen.
Oktober: Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs wird Slevogt als offizieller "Kriegsmaler" an die Westfront geschickt. Seine Erfahrungen des Kriegs reflektiert er in visionären Bildern.
Mitglied der Königlichen Akademie der Künste in Berlin.
1917
Slevogt wird zum Vorsteher eines Meisterateliers für Malerei an die Akademie der Künste berufen.
1924
Er entwirft Bühnenbilder für die Aufführung von Mozarts "Don Giovanni" in der Dresdner Staatsoper.
Er arbeitet an Illustrationen zu Goethes "Faust".
Ausmalung des Musiksaals im Schloß Neukastel (Pfalz).
1931/32
Entstehung des religiösen Wandbilds "Golgatha" in der Friedenskirche in Ludwigshafen, das während des Zweiten Weltkriegs durch Bomben vernichtet wird.
1932
20. September: Max Slevogt stirbt in Neukastel (Pfalz).
Dr. w.c. Gerland
17.11.02, 13:44
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/BarlachErnst/index.html
Ernst Barlach
Bildhauer, Graphiker, Schriftsteller
*1870 +1938
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/g92_4/200.jpg
1870
2. Januar: Ernst Barlach wird als Sohn des Landarztes Georg Barlach und dessen Frau Johanna Louise (geb. Vollert) in Wedel (Holstein) geboren.
1888-1891
Studium an der Gewerbeschule Hamburg.
1891-1895
Studium an der Kunstakademie Dresden.
1895/96
Studium in Paris, u.a. an der Académie Julian.
In den folgenden Jahren arbeitet Barlach vorwiegend als Bildhauer in Hamburg und Altona, wobei er sich noch stark an den Maßgaben von Jugendstil und Symbolismus orientiert.
1898-1902
Arbeit als Zeichner für die Zeitschrift "Jugend".
1904
Tätigkeit als Lehrer an der Fachschule für Keramik in Höhr/Westerwald.
1906
Barlach unternimmt in Begleitung seines Bruders eine achtwöchige Reise nach Rußland und in die Ukraine. Diese Reise prägt seinen eigenen, von psychischer Ausdruckskraft erfüllten künstlerischen Stil.
1907/08
Barlach zeichnet für die Münchener Satirezeitschrift "Simplicissimus".
Er ist Mitglied in der "Berliner Secession".
In dieser Zeit beginnt er auch seine Tätigkeit als Schriftsteller.
1909
Barlach bezieht ein Atelier in Florenz, das ihm durch ein Villa-Romana-Stipendium zur Verfügung gestellt wird.
1910
Umzug nach Güstrow/Mecklenburg.
Barlach fällt immer eine gesonderte Rolle innerhalb des deutschen Expressionismus zu. Er reduziert das Äußere, d.h. den Körper seiner Figuren, auf das Nötigste, um in ihren Gesichtern und Händen seine innere Verfassung darzustellen.
1914
Barlach beginnt mit der Arbeit an der Figur "Der Rächer".
1915/16
Barlach erlebt als Landsturmmann in Sonderburg (heute: Dänemark) den Ersten Weltkrieg.
In der nachfolgenden Zeit treten verstärkt biblische Motive und die Kampfthematik in seinem Werk auf.
1919
Mitglied der Preußischen Akademie der Künste.
Durch diese Aufnahme sowie die Veröffentlichung seiner Dramen und Holzschnittzyklen durch den Kunsthändler Paul Cassirer findet Barlach sowohl als Schriftsteller wie auch als Graphiker breite Anerkennung in der Öffentlichkeit.
1924
Ehrung seiner dramatischen Arbeiten durch die Verleihung des Kleistpreises.
1925
Ehrenmitglied der Akademie der Bildenden Künste München.
ab 1926
Barlach beginnt, öffentliche Aufträge zu plastischen Antikriegs-Denkmälern auszuführen (u.a. 1928/29 Ehrendenkmal im Magdeburger Dom, 1928 "Geistkämpfer" in Kiel). Angriffe und Kritik bleiben jedoch nicht aus, so daß Barlach die Entwürfe für Malchin und Stralsund zurückziehen und den Figurenfries an der Lübecker Katharinenkirche unvollendet lassen muß.
1933
Wahl zum Ritter der Friedensklasse des Ordens "Pour le Mérite".
1936
Barlachs Werke werden mit denen von Käthe Kollwitz und Wilhelm Lehmbruck in der Jubiläumsausstellung der Preußischen Akademie der Künste beschlagnahmt.
1937
Beschlagnahmung von 371 seiner Arbeiten und Erteilung eines Ausstellungsverbots durch die Nationalsozialisten.
Die Figurengruppe "Christus und Johannes" wird in der Ausstellung "Entartete Kunst" gezeigt.
Werke aus dieser Zeit wie "Das schlimme Jahr 1937" oder "Frierende Alte" spiegeln seine Situation innerhalb der Gesellschaft, die Erfahrung des Ausgestoßenseins, des erlebten Hasses und der Verachtung wider.
1938
24. Oktober: Ernst Barlach stirbt in Rostock und wird auf dem Domfriedhof Ratzeburg beigesetzt.
Dr. w.c. Gerland
17.11.02, 14:50
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/PoincareRaymond/index.html
Raymond Poincaré
Politiker
*1860 +1934
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/f69_1299/200.jpg
1860
20. August: Raymond Poincaré wird in Bar-le-Duc (Meuse) als Sohn eines Ingenieurs geboren.
1882
Nach dem Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Paris ist Poincaré als Rechtsanwalt tätig.
1887-1903
Abgeordneter in der Nationalversammlung als Vertreter der gemäßigten, republikanisch-nationalistischen Rechten.
1893
Unterrichtsminister unter dem linksrepublikanischem Staatspräsidenten Sadi Carnot (1837-1894).
1894
Finanzminister.
1895
Poincaré wird erneut Unterrichtsminister.
1903-1913
Mitglied des Senats.
1909
Poincaré wird zum Mitglied der Académie Française ernannt.
1912/13
Ministerpräsident und Außenminister unter dem bürgerlich-liberalen Staatspräsidenten Armand Fallières (1841-1931).
Er verlängert die Wehrpflicht von zwei auf drei Jahre.
1913-1920
Poincaré ist französischer Staatspräsident.
Außenpolitisch tritt er für ein enges Bündnis mit Rußland und England (Triple-Entente) gegen Deutschland ein und stärkt die Beziehung zu diesen Ländern.
1914-1918
Nach Beginn des Ersten Weltkriegs schließt Poincaré ein Bündnis zwischen den bürgerlich-konservativen Parteien und den Sozialisten, um die politische Einheit der Republik zu sichern (Union Sacrée).
Poincaré erklärt als Kriegsziele die Rückgabe Elsaß-Lothringens sowie die Annexion des Rheinlands und der Saar.
1920-1934
Senator.
1920
Poincaré wird Vorsitzender der Reparationskommission im Senat, wo er sich kompromißlos für die Erfüllung des Versailler Vertrags durch Deutschland einsetzt.
1922
Als Präsident der außenpolitischen Senatskommission provoziert Poincaré den Sturz von Ministerpräsident Aristide Briand. Er lehnt dessen Verständigungspolitik gegenüber Deutschland ab.
1922-1924
Ministerpräsident und Außenminister unter dem sozialistischen Staatspräsidenten Alexandre Millerand (1859-1943).
1923
13. Januar: Poincaré läßt wegen einer geringen Verzögerung deutscher Reparationsleistungen das Ruhrgebiet besetzen.
1924
Wegen zunehmender außenpolitischer Isolierung Frankreichs nach der Ruhrbesetzung muß Poincaré der Neureglung der Reparationsfrage im Dawes-Plan zustimmen und Konzessionen an Deutschland akzeptieren.
1. Juni: Poincaré tritt nach dem Wahlsieg des "Linkskartells" zurück.
1926-1929
Erneut Ministerpräsident und Finanzminister (1926-1928) unter dem Staatspräsidenten Gaston Doumergue (1863-1937).
Poincaré leitet die erfolgreiche Politik der Stabilisierung des Franc während der Finanzkrise.
1929
27. Juli: Poincaré tritt aus Gesundheitsgründen aus dem politischen Leben zurück.
1934
15. Oktober: Raymond Poincaré stirbt in Paris.
Dr. w.c. Gerland
17.11.02, 14:52
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/DawesCharles/index.html
Charles Dawes
Bankier, Politiker
*1865 +1951
1865
27. August: Charles Dawes wird in Marietta (Ohio, USA) geboren.
1884 -1887
Studium der Rechtswissenschaften am Marietta College und an der Cincinatti Law School.
1887
Beginn der Tätigkeit als Rechtsanwalt in Lincoln (Nebraska).
1898-1902
Für die amerikanische Regierung übt er das Amt des Währungsbeauftragten aus.
1902
Dawes gründet die Central Trust Company of Illinois, deren Präsident er bis 1921 bleibt.
1914-1918
Im Ersten Weltkrieg ist er Leiter der militärischen Nachschubversorgung der amerikanischen Expeditionsarmee in Frankreich.
1917
Ernennung zum General.
1921
Er veröffentlicht die Schrift "A Journal of the Great War".
1921-1925
Dawes ist Direktor des amerikanischen Bundeshaushaltsbüros ("first U. S. director of the budget"), eines neu geschaffenen Regierungsamts.
1924
Als Vorsitzender der alliierten Sachverständigenkommission entwirft er die Leitlinien des nach ihm benannten Dawes-Plans zur Regelung der deutschen Reparationsschulden: Der Plan sieht vor, diese von der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit Deutschlands abhängig zu machen. Das Deutsche Reich muß allerdings die Reichsbahn für 800 Millionen Goldmark verpfänden und die Reichsbank unter internationale Kontrolle stellen.
Nach seinem Inkrafttreten provoziert der Dawes-Plan als Einschränkung deutscher Souveränität in "nationalen Kreisen" heftigen Widerstand. Die mit ihm verbundenen amerikanischen Kredite und die Senkung der Reparationsleistungen leiten jedoch eine Periode des wirtschaftlichen Aufschwungs ein.
1925
Für seine Bemühungen um eine friedliche europäische Nachkriegsordnung erhält Dawes gemeinsam mit dem englischen Außenminister Joseph Chamberlain (1863-1937) den Friedensnobelpreis.
1925-1929
Dawes übt als Mitglied der Republikanischen Partei das Amt des Vizepräsidenten der USA aus.
1929
Er wird amerikanischer Botschafter in London.
1932
Während der Wirtschaftsdepression kehrt er in die USA zurück. Er übernimmt in der Regierung ein Amt, in welchem er für den Wiederaufbau der Wirtschaft verantwortlich ist.
November: Nach dem Sieg der oppositionellen Demokraten bei den Präsidentschaftswahlen tritt Dawes von seinem Amt zurück.
1933
Er wird Präsident der City National Bank, Chicago.
1935
Seine Erinnerungen "Notes as Vice President" erscheinen.
1939
Er publiziert den Bericht "A Journal of Reparation".
1951
23. April: Charles Dawes stirbt in Evanston (Illinois, USA).
Dr. w.c. Gerland
17.11.02, 14:55
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/ClassHeinrich/index.html
Heinrich Claß
Politiker, Publizist
*1868 +1953
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/classbio/200.jpg
1868
29. Februar: Heinrich Claß wird als Sohn des Notars August Claß und seiner Ehefrau Anna (geb. Gebhard), Tochter eines Ministerialrats, in Alzey geboren.
1891
Sein Jura-Studium in Berlin, Freiburg und Gießen schließt Claß mit dem Ersten Staatsexamen ab.
1894
Referendariat und Zweites Staatsexamen in Mainz.
1895
Claß arbeitet als Rechtsanwalt in Mainz.
1897
Nachdem er sich schon vorher im völkischen "Deutschbund" engagiert hat, wird Claß Mitglied des Alldeutschen Verbandes und agitiert für diesen vor allem in Rheinhessen.
1901
Vorstandsmitglied im Alldeutschen Verband.
1904
Claß wird Stellvertretender Vorsitzender des Verbandes und lenkt ihn zunehmend in Richtung eines biologistisch begründeten Antisemitismus. Er fordert zudem eine radikale Großmachtpolitik.
1908
Wahl zum Vorsitzenden des Alldeutschen Verbandes.
1909
Unter dem Pseudonym Einhart veröffentlicht Claß seine "Deutsche Geschichte", die bis in die Weimarer Republik hinein große Verbreitung und vielfache Neuauflagen findet.
1911
Seine polemischen Schriften gegen die Regierung und die Forderung nach einem aggressiven Imperialismus bringen ihn in Konflikt mit dem Kabinett Bethmann Hollweg. Von der "Erbfeindschaft" zu Frankreich und einer "moralischen Minderwertigkeit" Englands ausgehend, propagiert Claß einen baldigen Kriegsausbruch.
1912
Sein politisches Programm legt Claß (diesmal unter dem Pseudonym Daniel Frymann) in seiner Schrift "Wenn ich der Kaiser wär" dar.
1914-1918
Während des Ersten Weltkriegs fordert Claß einen "Siegfrieden" mit umfassenden Annexionen in Ost und West. Er beteiligt sich an der Gründung des "Unabhängigen Ausschusses für einen deutschen Frieden".
1917
Zusammen mit Alfred von Tirpitz und Wolfgang Kapp gründet er die Vaterlandspartei, die gegen einen Verständigungsfrieden kämpft.
1918-1923
Claß ist als Inhaber der "Deutschen Zeitung" eine lenkende Kraft der völkischen Opposition gegen die Republik und die demokratischen Parteien. Er hat Kontakt zu Adolf Hitler und unterstützt sowohl den Kapp-Lüttwitz-Putsch als auch den Hitler-Putsch.
1929
Teilnahme an der Kampagne der rechtsradikalen Kräfte gegen den Young-Plan.
1931
Claß wirkt an der Bildung der nationalistischen Harzburger Front mit.
1933
Obwohl er als Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) Reichstagsabgeordneter wird, schwindet sein politischer Einfluß.
1939
Verbot des Alldeutschen Verbands.
1945
Bei Kriegsende zieht Claß nach München.
1953
16. April: Heinrich Claß stirbt in Jena, wo er die letzten Monate bei seiner Tochter gelebt hat.
Dr. w.c. Gerland
17.11.02, 15:04
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/LegienCarl/index.html
Carl Legien
Politiker, Gewerkschaftsführer
*1861 +1920
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/ba104143/200.jpg
1861
1. Dezember: Carl Legien wird in Marienburg (Westpreußen) als Sohn eines Steueraufsehers geboren.
1867-1875
Nach dem Tod seiner Eltern wächst er in einem Waisenhaus in Thorn auf. - Besuch der Bürgerschule.
1875-1880
Drechslerlehre in Thorn, die sich über fünf Jahre erstreckt, weil er nebenbei seinen Lebensunterhalt verdienen muß.
1881-1884
Militärdienst.
1884-1886
Arbeit als Drechslergeselle in Berlin, Frankfurt/Main und Deutz bei Köln, schließlich Niederlassung in Hamburg.
1885
Legien tritt in Frankfurt/Main der Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP) bei.
1886
Mit dem Eintritt in den Hamburger Fachverein der Drechsler beginnt seine Laufbahn als Gewerkschaftsfunktionär. Noch im gleichen Jahr wird er Vorsitzender des örtlichen Vereins.
1887
Mitbegründer der Vereinigung der Drechsler Deutschlands und deren Vorsitzender bis 1891.
1889
Teilnahme am Gründungskongreß der II. Internationale.
1890
Legien wird Vorsitzender der "Generalkommission der Gewerkschaften" mit Sitz in Hamburg.
1891
In seiner Schrift "Zur Organisationsfrage" legt Legien seine Gedanken zur Zentralisierung der Gewerkschaftsbewegung dar.
Herausgabe des "Correspondenzblattes der Generalkommisssion der Gewerkschaften Deutschlands".
1892
Auf dem Halberstädter Kongreß schließen sich unter der Führung von Legien die freien Gewerkschaften zu einer gesamtnationalen Gewerkschaftsbewegung mit einheitlichen Organisationsprinzipien zusammen.
1892-1919
Legien tritt als Hauptreferent auf sämtlichen nationalen Gewerkschaftskongressen auf und nimmt an fast allen Parteitagen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) teil. Er setzt sich für die Unabhängigkeit der Gewerkschaften von der Partei ein. In der theoretischen Auseinandersetzung mit dem Marxismus in Partei und Gewerkschaft vertritt Legien revisionistische Auffassungen.
1893-1898
Reichstagsabgeordneter der SPD für den Wahlkreis Kiel.
1897
Aktuell-politische Abhandlung "Der Streik der Hafenarbeiter und Seeleute in Hamburg-Altona". In der Folgezeit weitere Schriften zur Theorie und Praxis der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung.
1903
Auf Initiative von Legien wird die Internationale Zentralstelle der gewerkschaftlichen Landeszentralen gebildet, deren Sekretär er wird.
1903-1918
Erneut Mitglied des Reichstags.
1905
Auf dem Gewerkschaftskongreß in Köln initiiert Legien eine Resolution gegen den Massenstreik zur Durchsetzung politischer Forderungen.
1913
Bildung des Internationationalen Gewerkschaftsbundes, Legien wird erster Präsident.
1914-1918
Während des Ersten Weltkriegs tritt Legien im Reichstag für den "Burgfrieden" ein und betreibt den Ausschluß der Linken aus der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion.
1918
15. November: Unterzeichnung des Stinnes-Legien-Abkommens.
1919
Auf dem Nürnberger Kongreß wird der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund (ADGB) gegründet, dessen Vorsitzender Legien wird.
1920
17. März: Er stellt sich an die Spitze des Generalstreiks der Gewerkschaften gegen den Putsch von Wolfgang Kapp und Walther Freiherr von Lüttwitz. Die Übernahme der Reichskanzlerschaft, die Reichspräsident Friedrich Ebert ihm anbietet, lehnt er ab.
1920
30. Juni: Stellvertretender Vorsitzender des Vorläufigen Reichswirtschaftsrates.
26. Dezember: Carl Legien stirbt in Berlin.
Dr. w.c. Gerland
17.11.02, 15:06
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/LwowGeorgi/index.html
Georgi Fürst Lwow
Politiker
*1861 +1925
1861
21. Oktober: Georgi Fürst Lwow wird in Dresden geboren. Er stammt aus einer der ältesten fürstlichen Familien Rußlands.
1886-1893
Nach dem Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Moskau ist Lwow im Innenministerium tätig.
1902-1905
Vorsitzender der ständischen Selbstverwaltung (Semstwo) in Tula.
1904/05
Lwow organisiert Sanitäterdienste während des Russisch-Japanischen Kriegs.
1906-1917
Abgeordneter der Duma für die Partei der Konstitutionellen Demokraten.
1914
Lwow wird Vorsitzender des Gesamtverbandes der Semstwo-Organisationen.
Im Ersten Weltkrieg leitet er Versorgungs- und Pflegedienste für die Armee und Zivilbevölkerung.
1917
27. Februar: Lwow wird Mitglied des Provisorischen Exekutivkomitees der Duma, welches in der verschärften innenpolitischen Krise (Februarrevolution) ohne Zustimmung des Zaren Nikolaus II. eine Regierung bildet.
2. März: Lwow wird als Parteiloser Ministerpräsident der Provisorischen Regierung. Um den radikalisierten Massen entgegenzukommen, erläßt er eine Amnestie für alle politischen Häftlinge, sichert die Verwirklichung der Grundrechte und die Einberufung einer Konstituierenden Versammlung zu.
5. Mai: Lwow führt als Ministerpräsident eine bürgerlich-sozialistische Koalitionsregierung.
3./4. Juli: Die Regierung läßt einen von den Bolschewiken organisierten Aufstand blutig niederschlagen.
7. Juli: Rücktritt vom Amt des Ministerpräsidenten aufgrund des verschärften oppositionellen Drucks.
1918
Verhaftung durch Bolschewiken. Flucht nach Frankreich.
1918-1920
Vorsitzender einer Vereinigung russischer Emigranten in Paris.
1925
8. März: Georgi Fürst Lwow stirbt in Paris.
Kaiser Karl I.
Erzherzog Carl Franz Joseph wurde am 17. August 1887 im Schloß Persenbeug an der Donau geboren. Seine Eltern waren Erzherzog Otto (Sohn des Erzherzogs Karl Ludwig und Bruder des Erzherzogs Franz Ferdinand) und Erzherzogin Maria Josepha, eine Prinzessin von Sachsen. Zwei Tage nach seiner Geburt wurde er von Dr. Matthäus Binder, Bischof von St. Pölten, auf den Namen Carl Franz Joseph Ludwig Hubert Georg Otto Maria getauft.
Niemand dachte an eine Krone für den kleinen Prinzen. Kronprinz Rudolf lebte, und auch nach dessen unglücklichem Tod im Jänner 1889 standen noch Franz Ferdinand und seine möglichen Nachkommen zwischen Erzherzog Otto und seinem Sohn in der Erbfolge der Krone. Dies änderte sich im Jahr 1900 durch die morganatische Ehe des Thronfolgers.
Ab 1894 übernahm Graf Georg Wallis den Posten als Erzieher des kleinen Erzherzogs. Wallis, der bereits Carls Vater und seinen Onkel Franz Ferdinand erzogen hatte, wurde zu einem lebenslangen Vertrauten des Erzherzogs. Dieser genoß ein umfassendes Lernprogramm mit besonderer Betonung der Sprachen. Unüblich für ein Mitglied des Kaiserhauses nahm Carl von 1900 bis1902 am Unterricht im Schottengymnasium in Wien teil. Er besaß ein ausgezeichnetes Gedächtnis und lernte schnell und gründlich. Mit seinen Klassenkameraden kam er gut aus. Sie nannten ihn "Erz-Karl". Im Sommer unternahm er ausgedehnte Reisen, wobei er viele Teile der großen Monarchie kennenlernte.
1903 ernannte ihn der Kaiser zum Leutnant des Ulanenregiments "Erzherzog Otto" Nr. 1. Sein aktiver Dienst fing erst zwei Jahre später an, als er zum 7. Dragoner-Regiment eingeteilt wurde. Die Garnison war zuerst in Kutterschitz bei Bilin in Böhmen, später in Brandeis an der Elbe (1906) und dann in Alt-Bunzlau (1908) stationiert. Am 1. November 1906 wurde Erzherzog Carl Franz Joseph zum Oberleutnant befördert. Dieses erfreuliche Ereignis wurde jedoch vom frühen Tod seines Vaters am selben Tag überschattet.
Erzherzog Carl übersiedelte in eine Wohnung im Schloß am Hradschin in Prag. Zwei Jahre lang studierte er Rechts- und Staatswissenschaften an der Prager Universität. Danach kehrte er zum Regiment in Brandeis zurück, wo er ein Schwadronskommando übernahm.
Seit dem Tod seines Vaters stand Erzherzog Carl unmittelbar nach seinem Onkel, Franz Ferdinand, in der österreichischen Erbfolge. Kaiser Franz Joseph ließ klar erkennen, daß er keine weitere Mésalliance im Kaiserhaus dulde. Um so größer war die Freude und die Erleichterung des Kaisers, als er von Erzherzog Carls Liebe zu Prinzessin Zita von Bourbon-Parma erfuhr.
Zita war eine Tochter von Robert, dem letzten regierenden Herzog von Parma. Die Verlobung fand am 13. Juni 1911 in Pianore in Norditalien statt. Die Hochzeit selbst folgte am 21. Oktober 1911 in Schwarzau. Die Trauung im Beisein des Kaisers und des Thronfolgers Franz Ferdinand wurde von Monsignore Bisletti, einem Freund des Hauses Parma und dem Majordomus von Papst Pius X., vollzogen. Das päpstliche Geschenk war ein Bild des Erlösers in einem prachtvollen Rahmen geschmückt von den Wappen des Brautpaares und dem des Papstes.
Nach den Flitterwochen kehrte das junge Paar zur Garnison in Alt-Bunzlau zurück. Anfang März 1912 wurde sein Regiment nach Kolomea in Ostgalizien verlegt. Seit 1909 Rittmeister, wurde Erzherzog Carl am 1. November 1912 zum Major im Infanterie-Regiment Nr. 39 befördert. Er und Zita übersiedelten nach Wien, wo er in der Stiftskaserne den Befehl über das 1. Bataillon übernahm. Am 20. November kam in Reichenau das erste Kind zur Welt. Carl und Zita nannten ihren Sohn nach Carls verstorbenem Vater Otto. In Wien wurde der erzherzöglichen Familie das Schloß Hetzendorf zur Verfügung gestellt. Den Sommer verbrachte man auf Wartholz in Reichenau.
Es spricht für den jungen Erzherzog Carl Franz Joseph, daß er sowohl zum Kaiser Franz Joseph in Schönbrunn wie auch zu seinem Onkel Erzherzog Franz Ferdinand im Belvedere, ausgezeichnete Beziehungen unterhielt. Franz Ferdinand akzeptierte seinen Neffen ohne jegliche Bitterkeit als Erben. Für den Kaiser waren Carl und Zita die Hoffnung für die Zukunft, da er sich nie wirklich mit der morganatischen Ehe seines Nachfolgers abgefunden hatte. Trotzdem rechnete niemand mit einer baldigen Thronbesteigung des jungen Erzherzogs, am allerwenigsten Carl und Zita selbst.
Vom Thronfolger zum Kaiser und König
Die schicksalhaften Schüsse von Sarajevo am 28. Juni 1914 änderten die Lage entscheidend. Der junge Erzherzog, der am Abend des 2. Juli die Leichname seines Onkels und seiner Tante am Wiener Südbahnhof im Empfang nahm, war nunmehr unmittelbarer Nachfolger des fast 84-jährigen Kaisers. Seine erste traurige Aufgabe war es, die Särge des ermordeten Thronfolgerpaares zur Beisetzung nach Schloß Artstetten zu begleiten.
Noch im Juli fuhr er nach Bad Ischl, um sich mit dem Kaiser über die aktuelle Lage zu beraten. Am 21. Juli 1914 ernannte Kaiser Franz Joseph den neuen Thronfolger zum Oberst im Husarenregiment Nr. 1 "Kaiser". Eine Woche später erklärte Österreich-Ungarn Serbien den Krieg. Der Hof übersiedelte zurück nach Wien.
Für Thronfolger Erzherzog Carl Franz Joseph begann eine Zeit der Frontbesuche und Sondermissionen. Zwischen seinen militärischen Pflichten wurde er vom Kaiser selbst in die Regierungsgeschäfte eingewiesen. 1915 wurde er Generalmajor, 1916 Feldmarschalleutnant. Der junge Thronfolger lernte die Sinnlosigkeit und die Greuel des Krieges aus nächster Nähe kennen. Unter den Truppen an der Front genoß er Respekt und Beliebtheit.
Der alte Kaiser starb am 21. November 1916 nach einer Regierungszeit von 68 Jahren. Österreich hatte ein neues, junges Kaiserpaar. Ein Thronwechsel mitten im Krieg ist keine leichte Aufgabe. Die Nachfolge einer lebenden Legende wie Kaiser Franz Joseph anzutreten, war sogar für den Tapfersten eine nur schwer bewältigbare Herausforderung. In seinem Manifest anläßlich der Thronbesteigung kündigte Kaiser Karl sehr deutlich seinen festen Willen zum Frieden an.
Bei seiner ersten Audienz drängte der ungarische Ministerpräsident, Graf Tisza, auf die Krönung in Budapest. Kaiser Karl (seit seiner Thronbesteigung schrieb er sich nicht mehr mit "C") hatte gehofft, die ungarische Krönung die erlaubten sechs Monate hinausschieben zu können. Nicht nur des Krieges wegen, sondern weil er wußte, daß der damit verbundene Eid seinen Handlungsspielraum für Reformen weitgehend einengen würde (Franz Ferdinand und sein Stab hatten mit dem gleichen Problem gerungen!). Graf Tisza erklärte, es gäbe einige Gesetze, die nur ein gekrönter König verlängern könne. Mit dem Neuen Jahr drohten deshalb die Nahrungslieferungen an die österreichische Hälfte der Monarchie zum Stillstand zu kommen. Kaiser Karl willigte schlußendlich ein. Er vertraute darauf, daß es in Friedenszeiten trotzdem möglich sein werde, die nötigen Reformen in Angriff zu nehmen.
Am 30. Dezember 1916 kniete Karl vor dem Grafen Tisza und dem Primas von Ungarn in der Mathiaskirche in Budapest nieder, um mit der heiligen Stefanskrone zum König Karl IV. gekrönt zu werden. Kaiserin Zita wurde ebenfalls gekrönt, indem sie mit der Krone auf ihrer Schulter berührt wurde. Anschließend schwor Karl im Freien vor einer jubelnden Menge den Eid auf die Verfassung. Zum Abschluß ritt er den Königshügel hinauf, und schwang sein Schwert in alle vier Himmelsrichtungen, um zu versinnbildlichen, daß der König die Grenzen der Länder der Stefanskrone stets verteidigen würde.
Vom verheißungsvollen Anfang bis zum bitteren Ende
Zurück in Wien leitete Kaiser Karl umgehend Maßnahmen zum Wohle seiner Völker ein. Am 26. Jänner 1917 erließ er eine Verordnung zum Schutz der Mieter, um so seine Frontsoldaten und deren Familien vor steigenden Wohnkosten zu schützen. Er erarbeitete Pläne für zwei neue Ministerien, eines für Soziale Fürsorge (eingerichtet im Dezember 1917) und ein weiteres für Volksgesundheit (Juli 1918). Am 30. Mai 1917 berief er den Reichsrat wieder ein. Das Parlament hatte seit Mai 1914 nicht mehr getagt. Am 2. Juli verkündete der Kaiser eine Amnestie für politische Verbrechen. Karl versuchte, das Leben der Zivilbevölkerung zu normalisieren. Er setzte die Akzente auf Versöhnung und Hoffnung.
In Deutschland betrachteten die kriegführenden Generäle den neuen österreichischen Herrscher mit Unbehagen und Mißtrauen. Seine Armee galt wegen ihres multinationalen Charakters bereits als unzuverlässig. Jetzt gab es einen jungen, aktiven Kaiser, an dessen Wille zu siegen gezweifelt werden mußte! Aus Deutschland und aus großdeutschen Kreisen wurden in der Monarchie viele gehässige Unwahrheiten über das neue Herrscherpaar verbreitet. "Der Kaiser sei ein Säufer.... ein Pantoffelheld... pro-französisch..." usw. Die französisch-italienische Herkunft der Kaiserin reichte, um ihren Patriotismus in Zweifel zu ziehen (Ähnliches wiederfuhr Zarin Alexandra in Rußland.). Diese verräterischen Lügen verfehlten allerdings ihre Wirkung bei der breiten Masse. Kaiser Karl und Kaiserin Zita wurden bis zum bitteren Ende von der Bevölkerung umjubelt!
Trotz Karls häufiger und dringlicher Warnung erklärte Deutschland im Atlantik den uneingeschränkten U-Bootkrieg. Wie Karl prophezeit hatte, traten im April 1917 die U.S.A. auf Seiten der Entente-Mächte in den Krieg ein. Karl wußte, daß damit der Krieg endgültig verloren war. Die Deutschen verharrten in ihrem Siegesglauben. Dazu mußten sie lediglich Rußland aus dem Krieg bringen. Sie entschlossen sich, den bolschewistischen Revolutionär Lenin aus der Schweiz nach Rußland zu schleusen, um den kriegswilligen Kerensky zu entmachten. Karl weigerte sich, Lenin freies Geleit durch österreichisches Territorium zu gewähren. Abgesehen vom moralischen Aspekt wußte der Kaiser, daß Revolutionen keine Grenzen kennen. Österreich-Ungarn hatte zu viel zu verlieren!
Wiederholt gab es während der Kriegsjahre Friedensversuche. Zur Regierungszeit Kaiser Karls wurden diese häufiger und intensiver, denn beide Seiten wurden zunehmend kriegsmüde. Für Kaiser Karl war die Suche nach Frieden ein persönliches Anliegen sowie eine politische Notwendigkeit. Es sei betont, daß der Kaiser einen allgemeinen Frieden im Gleichklang mit seinen Verbündeten suchte. Zu einem Sonderfrieden für Österreich-Ungarn war er nur in äußerster Not bereit.
Zum bekanntesten Friedensversuch wurde die sogenannte Sixtus-Affäre im Frühjahr 1917; hauptsächlich wegen ihres skandalösen Nachspiels ein Jahr später. Das Hauptquartier des Kaisers befand sich in Baden und die kaiserliche Familie verbrachte viel Zeit im unweit gelegenen Schloß Laxenburg. Es war in Laxenburg, als Kaiser Karl am 23. März 1917 seine Schwäger, die Prinzen Sixtus und Xavier von Bourbon-Parma, heimlich empfing. Als Offiziere der feindlichen belgischen Armee mußte ihre Anwesenheit auf österreichischem Boden streng geheim bleiben. Nichtsdestoweniger war Außenminister, Graf Czernin, in die Gespräche eingeweiht. Und sogar Kaiser Wilhelm selbst war informiert, ohne die Identität der Verhandler zu kennen.
Als Beweis seiner Ernsthaftigkeit schrieb Karl einen Brief an seinen Schwager Sixtus, in dem er versprach, sich für die gerechten Rückforderungsansprüche Frankreichs auf Elsaß-Lothringen gegen Deutschland einzusetzen. Ein Jahr danach sollte diese wohlgemeinte Geste den Kaiser heimsuchen! Es geschah während einer Schlacht der Worte zwischen Czernin und dem neuen Ministerpräsidenten Frankreichs, Clemenceau, der behauptete, daß selbst Kaiser Karl die Rechte Frankreichs auf Elsaß-Lothringen anerkannt hatte. Sowohl Karl wie Czernin dementierten. Karl dachte nicht mehr an seinen Sixtus-Brief. Er hatte das Ehrenwort des französischen Präsidenten, daß der Brief nie veröffentlicht werden würde. Man hatte vereinbart, dessen Existenz im Notfall zu leugnen. Das war allerdings vor einem Jahr. Karl versicherte Kaiser Wilhelm: "Unsere weitere Antwort sind unsere Kanonen im Westen."
Czernin ließ nicht locker, und Clemenceau veröffentlichte den Text des Sixtus-Briefes. Czernin und sein Kaiser waren vor der Welt bloß gestellt! Czernin drehte durch. Er bedrohte seinen Souverän mit dem Einmarsch deutscher Truppen, mit seiner Absetzung und Schlimmerem. Der Außenminister demissionierte. Der Kaiser machte einen Canossagang ins deutsche Hauptquartier. Das Ergebnis war eine noch engere Bindung an Deutschland und dessen Kriegsziele. Von diesem Zeitpunkt an schrieben die Entente-Mächte Österreich-Ungarn effektiv ab!
Obwohl Rußland unter Lenin den Frieden von Brest-Litovsk unterschrieben hatte, verschlechterte sich die Lage der Mittelmächte zunehmend. Die Versorgung der Truppen und der Bevölkerung daheim wurde immer mangelhafter. Im Ausland wurden die politischen Emigranten als Vertreter der Volksgruppen zu Hause anerkannt. Die Zerschlagung der Habsburger-Monarchie war eine beschlossene Sache! Karls Regierung arbeitete seit Jahresbeginn an einer Verfassungsreform für die Nachkriegszeit. Am 16. Oktober 1918 erließ der Kaiser sein Völkermanifest, das Österreich in einen Bundesstaat umwandelte. Es war ein gewagter Versuch, im letztem Moment die alte Monarchie zusammenzuhalten. Es war aber auch noch mehr: Eine kaiserliche Vision für die Zukunft des Donauraumes. Zu Schade, daß sie im Chaos des Kriegsendes unterging.
Die Völker der Monarchie gingen auseinander. Trotzdem fühlte sich der Kaiser für seine Untertanen verantwortlich. Er weigerte sich abzudanken, wie es sein deutscher Vetter bereits getan hatte. Am 11. November unterschrieb er schließlich mit Bleistift eine Verzichtserklärung, in der er auf seine persönliche Teilnahme an den Regierungsgeschäften verzichtete.
Die kaiserliche Familie verließ Schönbrunn in Richtung des Marchfelderschloßes Eckartsau unweit von Wien und Budapest. Sein Jagdrevier sollte den geschrumpften Hof ernähren. König Georg V. von England stellte auf Bitten des Prinzen Sixtus die Kaiserfamilie in Eckartsau unter Schutz eines britischen Offiziers, Oberstleutnant Strutt.
Am 23. März 1919 verließen Kaiser Karl und seine Familie in einem Hofzug Eckartsau, um in ihr Exil in die Schweiz zu reisen. Am Bahnhof sagte der Kaiser zur trauernden Menge lediglich: Meine Freunde, Auf Wiedersehen! Zu Strutt im Zug sagte er traurig: Nach 700 Jahren...
Aus der Schweiz versuchte Kaiser Karl zweimal seinen Thron in Ungarn zurückzugewinnen. Daraufhin wurde er 1921 auf die portugiesische Insel Madeira verbannt. Der Kaiser war gesundheitlich bereits sehr angeschlagen. Geldnot zwang die Familie in einer Villa am Berg zu wohnen. Die Villa war ungeheizt, und die Gegend im Winter ungesund. Im März 1922 erlitt Karl eine schwere Grippeinfektion. Sein Zustand verschlechterte sich rasch. Österreichs letzter Kaiser verstarb nach schwerem Leiden am 1. April 1922. Er war knapp 35 Jahre alt.
Seine Leiche wurde in der Kirche do Monte beigesetzt. Der Sarg trägt die Worte aus dem "Vater Unser": Fiat voluntas tua. - Dein Wille geschehe
amicus-optimus
20.11.02, 08:46
Der Schlieffenplan
http://home.t-online.de/home/mochsler/schlplan.htm
Immer wieder wird behauptet, daß die Grundlage für den Auf- und Vormarsch des deutschen Westheeres zu Beginn des 1.Weltkriges der "Schlieffenplan" gewesen sein soll. Diese Aussage ist nur bedingt richtig. Wir wollen daher an dieser Stelle untersuchen, was von dem ursprünglichen Plan im August 1914 noch übrig geblieben war. Denn so, wie ihn Graf Schlieffen sich vorgestellt hatte, ist er von seinem Nachfolger Generaloberst v.Moltke nicht umgesetzt worden. Um aber überhaupt zu verstehen, was der Plan tatsächlich für eine Bedeutung hatte, müssen wir uns etwas mit der Gedankenwelt seines Urhebers vertraut machen. Aus diesem Grunde stellen wir an den Anfang unserer Abhandlung einen kurzen Überblick über das Leben und den militärischen Werdegang des Grafen Schlieffen.
.Graf Schlieffen (http://home.findall.de/amicusoptimus/schlief2.jpg)
Graf Schlieffen als Ritter des
Schwarzen Adlerordens
Graf Alfred v.Schlieffen wurde am 28.Februar 1833 in Berlin geboren. Sein Vater war Major im 2.Garde-Regiment zu Fuß, mußte jedoch krankheitsbedingt bereits 1837 seinen Abschied nehmen. So zog die Familie nach Schlesien auf das Rittergut Groß-Krausche, wo der Knabe mit neun Geschwistern seine ersten Lebensjahre verbrachte.
Die Grundlagen seiner Bildung eignete er sich auf der Herrnhuter Erziehungsanstalt zu Niesky und auf dem Joachimstalschen Gymnasium zu Berlin an, eine glückliche Mischung aus religiöser Erziehung und humanistischer Bildung. Nach Ablegung der Reifeprüfung wählte er das Waffenhandwerk und wurde 1854 zum Sekondeleutnant im 2.Garde-Ulanenregiment befördert. Chronisten erzählen, daß ihm eine fröhliche Leutnantszeit beschieden war. Noch in späteren Jahren sprach man von ihm und seinen Bruder von den "tollen Schlieffens". Aus dieser fröhlichen Jugendzeit hat der später so ernste, ja fast unnahbare Mann zwei Eigenschaften gerettet, die ihn besonders charakterisiert haben: einen feinen Humor und einen erfrischenden Sarkasmus. Bald nach seiner Truppenzeit besuchte er die Kriegsakademie und machte dann die übliche "Lehrzeit" beim Generalstab durch.
Den Feldzug 1866 machte der junge Offizier beim Kavalleriekorps der 1.Armee mit. An den Triumph bei Königgrätz erinnerte sich der alte Schlieffen immer noch gerne, es war für ihn ein Höhepunkt seiner militärischen Laufbahn. Als 1870 der Krieg gegen Frankreich ausbrach, gehörte er zuerst zu dem Generalkommando, daß mit dem Küstenschutz beauftragt war. Später jedoch kam er zum XIII.Armeekorps, daß der Großherzog von Mecklenburg befehligte. Hier machte er den Feldzug mit, der die Truppen "über Schnee und Eis zu den Ufern der Loire führte", wie er es selbst beschrieb.
Nach dem Krieg, als er die Stufen der Karriereleiter hinaufstieg, traf ihn ein großer Schicksalsschlag: nach kurzer Ehe verstarb seine Gattin. Er selbst kam in eine Phase des Lebens, die er vom dienstlichen her als mit die schönste bezeichnet hat: sieben Jahre lang war er Kommandeur des 1.Garde-Ulanenregiments. 1886 kam er schließlich zum Großen Generalstab zurück, wurde Abteilungschef und später Oberquartiermeister. Nach seinem Wahlspruch "Viel leisten, wenig hervortreten, mehr sein als scheinen" befaßte er sich von nun ab mit den Vorbereitungen für einen drohenden Krieg.
Am 7.Februar 1891 wurde er dann der "Chef". Kaiser Wilhelm II, der in Personalentscheidungen nicht immer eine glückliche Hand hatte, tat wohl hier einen der glücklichsten Griffe, als er Graf Schlieffen aus der "Verborgenheit" hervorholte und an die Spitze des Großen Generalstabs setzte.
Graf Schlieffen als Chef des Generalstabs
Von nun an trat eine entscheidende Frage in den Mittelpunkt seines ganzen Wirkens: "Wie können wir im Kriegsfall mit einer Minderheit siegen?" General von Freytag-Loringhoven umschreibt das Problem in seiner Schlieffen-Biographie mit einem Kernsatz: "Die Ausgangslage für die Operationsstudien und Generalstabsreisen unter dem Grafen Schlieffen wie auch später unter seinem Nachfolger bildete stets der Z w e i f r o n t e n k r i e g." Der kluge und historisch versierte Mann erkannte genau, in welche schwierige Lage die Politik das Deutsche Reich durch die Nichtverlängerung des Rückversicherungsvertrags mit Rußland hineinmanövriert hatte. Sein langjähriger Leibarzt, Obergeneralarzt Dr. Hugo Rochs, der einer der ganz wenigen Menschen war, den Schlieffen zu seinen "Freunden" zählte, beschreibt in seinem Buch "Schlieffen", wie der große Stratege sich mit diesem Problem auseinandergesetzt hat: "Wir befanden uns in derselben Lage wie Friedrich der Große vor dem 7jährigen Krieg, wie denn Schlieffen überhaupt mit seinem ganzen historischen Verständnis den kommenden Krieg als einen vollkommenen Paradefall zum dem 7jährigen auffaßte. Wie vor 150 Jahren das Kriegsziel der Gegner Friedrichs es war, daß ihnen zu mächtig gewordene Preußen auf den Stand einer Markgrafenschaft Brandenburg herabzudrücken, so hatten sich jetzt als "Entente" die alten europäischen Großmächte England, Frankreich und Rußland gegen das emporgewachsene Deutsche Reich vereinigt...!"
Unter diesen Bedingungen arbeitete er unermüdlich. Von Jahr zu Jahr, von Plan zu Plan wurden seine Ideen kühner und gewaltiger, wie es die zunehmende Gefahr, die Deutschland von allen Seiten bedrohte, verlangte. Schließlich entstand im Jahre 1905 eine Denkschrift. Dieses Werk ist als der eigentliche "Schlieffenplan" zu bezeichnen. In ihm stellt er dar, wie er sich den Aufmarsch und die Kräfteverteilung des Deutschen Heeres vorgestellt hat. Aus diesem großen Vermächtnis sind im Band 1 des vom Reichsarchiv herausgegeben Werkes "Der Weltkrieg 1914-1918" die Kernsätze wiedergegeben: " Ganz Frankreich muß als eine große Festung betrachtet werden. Von der äußeren Enceinte ist der Teil Belfort-Verdun fast uneinnehmbar, die Strecke Mezieres-Maubeuge-Lille-Dünkirchen aber nur lückenhaft befestigt und vor der Hand fast gar nicht besetzt. Hier müßen wir in die Festung einzudringen versuchen. Ist uns dies gelungen, so wird sich eine zweite Enceinte, wenigstens das Stück einer solchen, zeigen, nämlich anschließend an Verdun die Stellung hinter der Aisne, Reims und La Fere. Dieses Stück Enceinte kann aber nördlich umgangen werden. Der Festungserbauer hat wohl mit einem Angriff der Deutschen von südlich der Maas-Sambre her, aber nicht mit einem solchen von nördlich dieser Flußlinie gerechnet."
Mit einer derartigen Operation dehnte sich der Kriegsschauplatz über ganz Belgien und Nordfrankreich aus. Dem mußte der deutsche Aufmarsch von Hause aus Rechnung tragen durch eine sehr erhebliche Verlängerung seines rechten Flügels nach Norden und durch Verlegung des Schwergewichts auf diesen Flügel.
Wir wollen an dieser Stelle nicht tiefer in operative Studien einsteigen, sondern uns nur noch mit dem eigentlichen Kern des Planes auseinandersetzen, der sich mit der Verteilung der Kräfte beschäftigt. Generalfeldmarschall Graf von Moltke hat das Wort geprägt, daß sich "Fehler, die im Aufmarsch gemacht werden, immer rächen und fast nie kompensiert werden können." Deshalb soll hier nochmal der Grundgedanke des Schlieffenplans in 10 Punkten dargestellt werden:
1. D e f e n s i v e im Osten, O f f e n s i v e im Westen
2. Die Defensive im Osten muß mit w e n i g e n Truppen stattfinden, ggf.. Rückzug in das Landesinnere
3. Die Offensive im Westen mit einem extrem starken rechten Flügel w e i t a u s h o l e n d durchführen
4. Kavallerie m a s s i e r t auf dem rechten Flügel v o r a u s
5. S t r i k t e Defensive auf dem linken Flügel, notfalls Preisgabe von Elsaß und Lothringen und Rückzug über den Rhein, u.U. sogar bis zum Schwarzwald
6. S c h w e n k u n g s p u n k t des rechten Flügels (quasi wie eine "Türangel") etwa bei Verdun
7. Südlich davon nur s c h w a c h e Truppen, überwiegend L a n d w e h r
8. Alles entscheidender Faktor ist die S c h n e l l i g k e i t , mit der der Auf- und Vormarsch durchgeführt wird
9. Nach einem s c h n e l l e n Vorstoß auf dem rechten Flügel, der Zertrümmerung des Feindes von der Flanke her und der Einnahme von Paris erfolgt eine Umgruppierung, die nun s e h r s t a r k e Truppenteile an die Ostfront bringt und die dort die eingedrungenen russischen Truppen vernichten
10. Zur Abwehr einer möglichen Landung der Engländer in Schleswig-Holstein oder eines Eingreifen seitens Dänemarks werden vorläufig nur s c h w a c he L a n d w e h r k r ä f t e zurückgehalten, die ggf. bei einem Nichtbenötigen in Norddeutschland dem rechten Flügel nachgeführt werden können
Graf Schlieffen hat es also unter militärischen Aspekten sogar in Kauf genommen, daß notfalls deutsches Land zeitweilig geopfert werden mußte, um, und daß ist besonders wichtig, die oben schon angeführte alles entscheidende Frage positiv beantworten zu können:
"Wie können wir im Kriegsfall mit einer Minderheit siegen?"
Basis hierfür ist also, daß er an einer, der für ihn entscheidenden Stelle, eine enorme Übermacht anhäufte, um hier den schnellen strategischen Sieg zu erringen. Der gefährlichste Gegner war für ihn Frankreich, unabhängig ob mit oder ohne englische Unterstützung. Daher mußte sich der Hauptstoß gegen diesen Feind richten. Die russische Führung hielt er für schwerfälliger und operativ nicht so wendig, obwohl er den einfachen Soldaten in Bezug auf Mut und Einsatzwille durchaus schätzte.
Wie wichtig für Graf Schlieffen die Schnelligkeit gewesen war, belegt der folgende Satz von ihm: "Der Anmarsch zur Schlacht beginnt, sobald die Truppen die Eisenbahn verlassen haben." Da ist nicht mehr von Versammeln die Rede, nein, s o f o r t muß angetreten werden. So stellen wir immer wieder fest, daß nur ein zielstrebiges Handeln den Erfolg versprach. Konsequent wollte Schlieffen seinen Plan Stück für Stück umsetzen, denn nur so sah er eine Möglichkeit, wie der Schwache den Starken besiegen konnte. Aus diesem Denken heraus stammt das geflügelte Wort: "Macht mir den rechten Flügel stark!"
Für seinen Nachfolger, den jüngeren Moltke, war der Plan offenbar zu kühn. Entgegen Schlieffens Rat wurde vom Jahre 1909 ab das Kräfteverhältnis zwischen dem rechten und dem linken deutschen Flügel geändert. Im Plane des Grafen Schlieffen war dieses Verhältnis noch 7:1, nun verschob es sich auf 3:1! Damit ist fundamental gegen den "originalen" Schlieffenplan verstoßen worden, und daß, was davon letztendlich im August 1914 übrigblieb, waren nur noch rudimentäre Reste eines großen Gedankens. Durch die Anhäufung von Kräften im Elsaß und in Lothringen war die Gefahr heraufbeschworen worden, daß diese Truppen sich an der französischen Festungsfront die Köpfe blutig einrennen würden. Und genau so ist es dann auch im 1.Weltkrieg geschehen.
Zu allem Übel wurde dann der ohnehin zu schwache rechte deutsche Heeresflügel während des Vormarschs 1914 noch weiter von Truppen entblößt, weil man sich - auch hier gegen die Darstellung Schlieffens - zu sehr von den Festungen aufhalten ließ, deren Belagerung Truppen gebunden haben, und außerdem zur Stärkung des Ostens vorzeitig zwei Korps abzog, die
1. vom Osten nicht angefordert worden waren, und
2. wenn schon, dann dem linken Flügel hätten entnommen werden müßen.
So rächte sich 1914 daß Mißachten der alten Soldatenweisheit, daß der, der überall stark sein will, nirgends stark ist! Graf Schlieffen wollte zuerst nur auf dem rechten Flügel stark sein. In der folgenden Übersicht, die dem Buch "Das Testament des Grafen Schlieffen" von General Wilhelm Groener entnommen ist, ist schematisch gegenübergestellt, wie Graf Schlieffen sich in seiner Denkschrift von 1905 den Kräfteansatz beim Aufmarsch vorstellte, und wie er 1914 dann durch Generaloberst v.Moltke tatsächlich durchgeführt worden ist.
Auf der Basis dieser Kräfteverteilung hatte Graf Schlieffen den Operationsplan, wie in der linken Skizze dargestellt, angelegt, die tatsächlich Lage zu Beginn der Marneschlacht 1914 nach der operativen Führung von Moltke ist rechts zu erkennen:
Deutlich ist der Unterschied zu erkennen. Schlieffen wollte westlich um Paris herumgehen, tatsächlich stand die deutsche Front dann aber im Osten der französischen Hauptstadt. Und auch die strategischen Reserven, die im August und September aufgestellten Ersatzeinheiten und Reservekorps, sind von Schlieffen schon vorausschauend überwiegend auf dem rechten Flügel in Ansatz gebracht.
Es mußten erst Jahrzehnte vergehen, bis sich Historiker trauten, zu behaupten, der Schlieffenplan wäre ja doch aus den unterschiedlichsten Gründen undurchführbar gewesen (z.B. Ritter, "Der Schlieffenplan"). Ein Beweis, weder für diese These, noch für das Gelingen, konnte nicht erbracht werden. Aber, und daß ist die große Bedeutung dieser Idee, es bestand doch zumindest die C H A N C E, daß ein schneller, strategisch entscheidender Sieg gelingen konnte. Die Gelegenheit, dem Grafen Schlieffen Recht zu geben, ist durch seinen Nachfolger verpaßt worden. Er selbst hat den Weltkrieg auch nicht mehr erlebt. Am 4.Januar 1913 starb er nach kurzer Krankheit im Alter von fast 80 Jahren, geistig immer noch rege.
Über seine Nachfolge hat Graf Schlieffen sich kaum geäußert, und den Generaloberst v.Moltke auch nicht vorgeschlagen. Der einzige Name überhaupt, den er einmal in's Spiel brachte, war der des späteren Generalfeldmarschalls Colmar Freiherr v.d.Goltz. Dieser war aber dem Kaiser nicht genehm, und so kam es, daß ein Mann an die Spitze des deutschen Heeres trat, der eine ehrenvolle vornehme Persönlichkeit war, einen großen Namen trug, seiner Aufgabe aber trotz aller Bemühungen letztendlich doch nicht gewachsen war.
Hartnäckig hält sich die Legende, Graf Schlieffen hätte noch auf dem Sterbebett die letzten Worte gehaucht: "Macht mir den rechten Flügel stark!" So oft er zu Lebzeiten darauf hingewiesen hatte, so völlig anders liefen seine letzten Minuten ab. Sein Arzt, Obergeneralarzt Dr.Rochs, hat in seinem Buch "Schlieffen" diese letzten Worte wiedergegeben. Rochs schreibt: "In seinen Fieberphantasien gingen Geschichtliches, Politik, Krieg, Schlachtbeschreibungen und Familienstiftung durcheinander. In lichten Augenblicken bekundetet er volle Kenntnis seiner Krankheit, so äußerte er gelegentlich: "Also Kopfrose", dann "Merkwürdig, dieser Kräfteverfall". Seine letzten Worte waren: "Kleine Ursachen, große Wirkungen".
Der Trauerfeier in der Kirche des Invalidenhauses in Berlin am 8.Januar 1913 wohnten u.a. neben dem Kaiser persönlich alle königlichen Prinzen und Vertreter aller deutschen Fürsten sowie des Kaisers Franz Josephs bei. 32 Ritter des Schwarzen Adlerordens erwiesen dem Toten die letzte Ehre. Der Trauerrede lag der 126.Psalm zugrunde: "Der Herr hat Großes an uns getan." Anschließend wurde der Sarg unter den Ehrensalven der Geschütze und Gewehre auf dem Invalidenfriedhof in das Grab gesenkt, wo er in der Umgebung zahlreicher Kameraden der preußischen Kriegsgeschichte noch heute ruht
amicus-optimus
20.11.02, 09:04
Sorry, bekomme es nicht hin die Schlachtläne ins Netz zu stellen um sie verfügbar zu machen.:mad:
Carl the Great
26.11.02, 00:34
Waffen: Die französische "75er"
Die 75-mm-Feldkanone 1897 hatte ein revolutionäres Design. Ihr Erfolg lag in dem langen Rohrrücklauf, durch den sie schneller und treffsicherer feuern konnte. Um die Kanone abzufeuern, musste der Verschlusswart nur den verschluss öffnen, ein Geschoss einführen und dann den Verschluss mit einer schnellen Drehbewegung verschließen.
Nach dem Schuss wurde die 75er nicht wie die älteren Modelle durch den Rückstoß zurückgeworfen, sondern blieb still auf der Stelle stehen. Nur das Rohr selbst glitt in seinem Lager um 1,2 m zurück und glitt dann wieder in seine Ausgangsposition. Der Verschlusswart konnte schnell den Verschluss öffnen, wobei die alte Hülse automatisch ausgeworfen wurde, und die Kanone sofort wieder laden.
Die militärischen Vorteile dieses Systems lagen auf der Hand. Die Kanonenschützen mussten nun nach dem Schuss nicht mehr wie bei älteren Modellen zur Seite springen. Daher waren sie auch schneller in der Lage, die Kanone wieder zu laden. Außerdem blieb die Kanone auf der Stelle stehen und verlor so nicht nach jedem Schuss ihr Ziel. Die 75er konnte sechs Schuss pro Minute, im Extremfall sogar bis zu 20 Schuss Schuss abgeben und das bei einer Treffsicherheit bis 6.900 m.
http://waffen-der-welt.alices-world.de/artillerie/guns/pix/f_mle1897_01.jpg
Carl the Great
26.11.02, 00:44
Waffen: Gas
1915 wurde zum ersten Mal Gas eingesetzt. Zuerst von Deutschland, später auch von Großbritannien und Frankreich. Die ersten Angriffe wurden mit Zylindern, die in den vorderen Unterständen installiert waren, durchgeführt. Sie brauchten günstigen Wind, der die Wolken auf den Feind zutrieb. Diese Methode wurde schnell als unbefriedigend eingestuft und man entwickelte Gasgeschosse. Der deutsche Einsatz von Gasgranaten an der Ostfront war kaum effektiv. Frankreich entwickelte die besseren Vorrichtungen. Sie bestanden aus einem Geschoss, das nur mit Gas und einem kleinen Sprengsatz zum Aufbrechen des Gehäuses gefüllt war.
Es kamen verschiedene Arten von Gas zum Einsatz. Xylol-Bromid war ein Tränengas. Danach folgte Chlorgas. Schnell wurden tödliche Gase entwickelt, hauptsächlich Phosgen und Senfgas. Senfgas war am meisten gefürchtet: Es griff nicht nur die Lunge an, sondern verbrannte auch die Haut, zerstörte den Blutfluss und konnte zur Erblindung führen. Es blieb noch bis zu drei Tage nach einem Angriff aktiv.
Carl the Great
26.11.02, 00:56
Waffen: Der Stokes-Mörser
Im Oktober 1914 beklagten sich britische Soldaten bitterlich über eine deutsche Waffe, die eine Granate über eine Entfernung von 550 m verschießen konnte. Als Antwort darauf kopierten die Briten einfach einen eroberten deutschen Minenwerfer und verlangten von ihren Waffenherstellern, ein ähnliches Gerät zu entwickeln.
Bis Mitte 1915 waren die Entwürfe für eine solche Waffe weit davon entfernt, realisierbar zu sein. Wie der Minenwerfer waren die meisten nur Miniaturhaubitzen - groß, teuer und den Anforderungen eines Grabenkrieges nicht gewachsen. Doch der Ingenieur William Stokes hatte einen revolutionären Entwurf: Seine Waffe bestand aus einem kurzen Lauf, einer Fußplatte und einem Zweibein, das unter dem Lauf verstellt wurde und so eine Ausrichtung des Feuers erlaubte. Bei Versuchsschüssen war der Mörser bemerkenswert zielgenau. Stokes entwickelte danach eine Granate, die beim Aufschlag und nicht nach eingestellter Zündzeit explodierte.
Stokes' Gerät war simpel, günstig und einfach in der Handhabung. Es bewies 1918 seinen Wert, als der erschöpfende Grabenkrieg endete. Die Deutschen mussten ihre schweren Geräte zurücklassen, während die Stokes-Grabenmörser und ihre Munition schnell nach vorn getragen werden konnten.
http://www.worldwar1.com/dbc/jpg/stokphot.jpg
Carl the Great
26.11.02, 01:03
Waffen: Zeppeline
Der erste Zeppelin-Einsatz gegen Großbritannien fand in der Nacht vom 19. auf den 20. Januar 1915 statt. Bis 1918 wurden 55 ähnliche einsätze durchgeführt, davon die meisten in den Jahren 1915 und 1916.
Zuerst konnte Großbritannien wenig gegen die Angriffe aus großer Höhe unternehmen. Doch der Beginn koordinierter Luftabwehr aus Luftschiffabwehrkanonen mit Suchscheinwerfern und hochfliegenden Jägern machte die Zeppeline verwundbarer. Sie wurden zunehmend durch Langstreckenbomber, vor allem die zweimotorige Gotha, ersetzt, deren erster Einsatz im April 1917 erfolgte. Zeppeline wurden andernorts weiter als Bomber eingesetzt, vor allem aber in der Seeaufklärung.
Der Namensgeber der Luftschiffe, Graf Ferdinand von Zeppelin, hatte kurz nach der jahrhundertwende Luftschiffe mit Aluminiumrahmen hergestellt, die mit einer dünnen Haut überzogen waren. Im Rahmen befanden sich gasgefüllte Säcke für den Auftrieb. 1914 besaß Deutschland eine Flotte von 18 Zeppelinen. Die meisten konnten eine Höhe von 6.100 m und eine Geschwindigkeit von 130 km/h erreichen.
Carl the Great
26.11.02, 01:14
Waffen: Die Gotha-Bomber
Die in Deutschland gebauten Gotha-Bomber leiteten mit ihrem ersten Einsatz 1917 eine neue Ära des Luftkrieges ein. Diese zweimotorigen Flugzeuge kamen mit ihren drei Mann Besatzung bei einer Maximalhöhe von 4.600 m bis zu 128 km/h schnell vorwärts und konnten dabei eine Bombenlast von bis zu 300 kg tragen.
Zu ihrer Verteidigung führten sie zwei bis drei Maschinengewehre mit. Die Arbeit an ihrer Entwicklung begann bereits 1914, der Prototyp startete zum ersten Mal im Januar 1915.
Im April 1917 nahmen die Gothas ihre Luftangriffe gegen England von Stützpunkten im besetzten Belgien aus auf. In der "Operation Türkenkreuz" wurde London ihr Hauptziel. Ihre ersten Angriffe, die in einem Angriff von 14 Gothas gegen London mit 160 Toten gipfelten, geschahen bei Tageslicht. Obwohl viele britische Jäger zu ihrer Bekämpfung zusammengezogen wurden, wurde keine Gotha abgeschossen. Die schwache Abwehr empörte die Bevölkerung.
Danach verbesserte Großbritannien die Luftabwehr der Hauptstadt und die Gothas mussten sich auf Nachtangriffe verlegen. Zwischen September 1917 und Mai 1918 flogen sie 19 Nachteinsätze gegen London, bei denen es viele Tote und Verletzte gab. 60 Gothas gingen bei diesen Einsätzen verloren. Doch nur wenige davon unterlagen der britischen LUftabwehr. Die meisten fielen durch mechanische Schäden oder Abstürze aus.
Großbritannien reagierte mit eigenen Bomberangriffen gegen die Stützpunkte der Gothas in Belgien.
http://www.wwiaviation.com/photos/gotha_side.jpg
Carl the Great
26.11.02, 01:37
Eine Bilanz
Die Zerstörungen und Verluste an Menschenleben erreichten im 1. Weltkrieg ein nie dagewesenes Ausmaß. Anders als in vorangegangenen Kriegen wurde durchgehend gekämpft (wenn auch in unterschieldicher Intensität). Zwischen August 1914 und November 1918 gab es kaum einen Tag ohne Kampfhandlung. Auch hatte man Kämpfe von solcher Heftigkeit nie vorher erlebt - hauptsächlich wegen der vorherrschenden Schützengrabenkämpfe und der immensen Zerstörungskraft der eingesetzten Waffen.
Auflistungen der verluste können stets nur auf groben Schätzungen basieren. So lässt sich folgende Bilanz ziehen: Von den 65 Millionen Soldaten, die von allen Beteiligten in den Krieg geschickt wurden, starben 8 Millionen, weitere 21 Millionen wurden verwundet.
Die Verluste der Mittelmächte:
Deutschland mobilisierte 11 Millionen Soldaten, davon starben 1,8 Millionen;
Österreich-Ungarn stellte 7,8 Millionen Soldaten mit 922.000 Toten;
die Türkei verlor von 2,8 Millionen Soldaten 325.000;
und in Bulgarien gab es unter 1,2 Millionen Soldaten 76.000 Tote.
Die Zahlen der gegnerischen Mächte:
Frankreich stellte 8,4 Millionen Soldaten auf, von denen 1,36 Millionen starben;
das britische Empire 8,9 Millionen Soldaten mit 908.000 Toten;
Russland 12 Millionen Soldaten mit 1,7 Millionen Toten;
Italien 5,6 Millionen Soldaten mit 462.000 Toten;
die USA 4,3 Millionen Soldaten mit 50.000 Toten;
Belgien 267.000 Soldaten mit 14.000 Toten;
Serbien 707.000 Soldaten mit 45.000 Soldaten;
Montenegro 50.000 Soldaten mit 3.000 Toten;
Rumänien 750.000 Soldaten mit 335.000;
Griechenland 230.000 Soldaten mit 5.000 Toten;
Portugal 100.000 Soldaten mit 7.000 Toten;
und Japan 800.000 Soldaten mit 300 Toten.
Ebenso unerreicht waren die Verluste an Zivilisten. Es starben knapp 6,6 Millionen Zivilisten, davon die meisten in Russland und in der Türkei.
Die Kämpfe haben bei den Überlebenden tiefe körperliche aber vor allem psychische Narben hinterlassen. Viele Soldaten litten zeit ihres Lebens unter schweren Kriegstraumata. Wie die Krieger früherer Zeiten sahen sich die Soldaten 1914-1918 direkt durch Tod oder Verstümmelung bedroht. Doch anders als ihre Vorgänger, die sich vielleicht für einige Stunden in Lebensgefahr befanden, standen die Soldaten des 1. Weltkriegs in der Regel 24 Stunden täglich unter diesem Druck und das wochen-, manchmal sogar monatelang.
Dr. w.c. Gerland
04.06.03, 21:58
Quelle: http://www.theaerodrome.com
Julius Agiri
http://www.theaerodrome.com/images/aces/austrhun/arigi.jpg
Name: Julius Agiri
Land: Österreich-Ungarn
Rang: Offizierstellvertreter
Einheiten: Flik 1J, 6, 41J, 55J; G1
Abschüsse: 32
Geboren am 3. Oktober 1895
Geboren in Decin
Gestorben am 1.August 1981
Gestorben in Attersee
Am 5.Oktober des Jahres 1913 trat Agiri in die österreichische Armee ein. Bevor er im März des Jahres 1914 zu den Fliegern wechselte, diente er in einem Artillerie Regiment. Das Ö/U höchstdekorierte Fliegerass war von den bei der Bevölkerung und der Monarchie beliebt. Während des zweiten Weltkrieges unterstützte er die Nazis und diente in der Luftwaffe.
(Übersetzung von Mir. Nicht unbedingt perfekt)
Dr. w.c. Gerland
04.06.03, 22:05
Quelle: http://www.theaerodrome.com
Ludwig Gaim
Name: Ludwig Gaim
Land: Deutschland
Rang: Vizefeldwebel
Einheiten: FAA 293 Jasta 39
Abschüsse: 5
Geboren am 1.April 1892
Geboren in Daggendorf
Gestorben am ...
Gestorben in ...
Gaim trat der Armee im Jahre 1914 bei. Er diente in einem Artillerie Regiment in Verdun und wechselte 1916 zu den Fliegern.
Am 6. Januar 1917 wurde er verwundet und wechselte am 27.Juni 1917 zum Jasta 39 in Italien. Er erzielte fünf Luftsiege mit seiner Einheit bevor er am 30. Dezember 1917 wieder verwundet wurde.
Dr. w.c. Gerland
04.06.03, 22:08
Quelle: http://www.theaerodrome.com
Franz Gräser
http://www.theaerodrome.com/images/aces/austrhun/graser.jpg
Name: Franz Gräser
Land: Östereich/Ungarn
Rang: Leutnant
Einheiten: Flik 2, 32, 42J, 61J
Abschüsse: 18
Geboren am 26.Oktober 1892
Geboren in Nyir-Mada, Ungarn
Gestorben am 17. Mai 1918
Gestorben in Wien, Österreich
Dr. w.c. Gerland
05.06.03, 21:19
Quelle: http://www.theaerodrome.com
Karl Paul Schlegel
Name: Karl Paul Schlegel
Land: Deutschland
Rang: Vizefeldwebel
Einheiten: FA 39,Jasta 45,Kest 1
Abschüsse: 22
Geboren am 7.Mai 1893
Geboren in Wechselburg, Sachsen
Gestorben am 27.Oktober 1918
Gestorben in der Nähe von Amifontaine
Mehr als die Hälfte seiner Abschüsse erzielte Schlegel gegen feindliche Ballons. Er griff einen französischen Ballon an und starb danach in einem Luftkampf gegen 12 französische Flugzeuge. Laut französischen Kampfberichten wurde Schlegel vond em französischen Fliegerass Pierre Marinovitch des Geschwaders Spa 94 abgeschossen.
Dr. w.c. Gerland
05.06.03, 21:23
Quelle: http://www.theaerodrome.com
Michel Coiffard
http://www.theaerodrome.com/images/aces/france/coiffard.jpg
Name: Michel Joseph Callixte Marie Coiffard
Land: Frankreich
Rang: Lieutenant
Einheiten: N154, Spa154
Abschüsse: 34
Geboren am 16. Juli 1892
Geboren in Nantes
Gestorben am 29.October 1918
Gestorben in ...
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