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Elvis
08.09.04, 00:54
Informationen Kärnten
*im Aufbau*


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Grafschaften
Kärnten
Steiermark

Vasallen
Grafschften Krain und Veglia

Charaktere in Kärnten
Herzog Erik Hjalköding (20 Jahre) *stolz und Hasenscharte*
Tjorben Stylbjörg (22 Jahre) Marschall und Jugendfreund des Herzogs
Halsten Köperbang (48 Jahre) Ziehvater von Herzog Erik
Oma Ingjerd (72 Jahre) Großmutter von Erik
Sigmund von Gröben (39 Jahre) Kirchliches Oberhaupt in Kärnten

Elvis
08.09.04, 00:56
Erik ist in Angermanland geboren, einer völlig verarmten Grafschaft im Norden Schwedens.
Angermanland war offiziel zwar dem Schwedischem König gegenüber nicht Lehenspflichtig, war dem schwedischem Königshause aber verbunden.
Und das ist in diesen rauen Gefilden nicht selbstverständlich. Angermanland ist ein kultureller Schmelztiegel von Finnen, Lappen und Schweden und es ist schwer diese Provinz einer Kultur zuzuordnen. Das Problem verschärft sich, weil Angermanland zwar offiziel eine Grafschaft mit einem schwedischem Grafen war, nur interessierte das bei weitem nicht alle Einwohner Angermanlands und viele von ihnen hatten noch nie gehört, dass sie überhaupt einen Grafen hatten.
In vielen der schwer zugänglichen Gebiete Angermanlands hatten sich kleine Stämme die nicht viel mehr waren als größere Familienclans ihre faktische Unabhängigkeit bewahrt und der Graf von Angermanland versuchte verzweifelt, wie seine Väter vor ihm allen Einwohnern Angermanlands begreiflich zu machen, das er ihr Graf war. Mal wurde es mit guten Worten versucht und mal mit Gewalt. Je nachdem, wie es gerade um die Nerven und den Geldbeutel des jeweiligen Grafen bestellt war.

Erik ist in einem Fischerdorf Angermanlands geboren worden, als Sohn seines Vaters Hermann, der Baron dieses unbedeutenden Fleckchen Erde war.
Erik konnte sich kaum an seine Eltern erinnern. Sie wurden bei einem Überfall eines finnischen Stammes auf das Dorf getötet. Alles was er über sie wusste hatte ihm seine Oma Ingjerd erzählt.
Sein Vater war demnach Deutscher gewesen. Das ist in diesen Gefilden zwar ungewöhnlich aber die Mischung der verschiedenen Kulturen im hohen Norden hatte diesbezüglich eine hohe Toleranz entwickelt, so dass man nach der Herkunft eines Mannes nicht viel Fragen stellte. Seine Großmutter war hierfür der beste Beweis. Sie selber hätte gar nicht genau sagen können ob sie Läppin oder Finnin ist oder doch mehr Schwedin. Und an ihrer Sprache ließ sich erkennen, dass sie sich diesbezüglich scheinbar immer noch nicht entschieden hat. Seine Großmutter erzählte ihm, dass sein Vater damals nach Schweden gekommen war, weil er in seiner Heimat verfolgt wurde. Er habe damals den Namen seiner Frau angenommen um seine Vergangenheit hinter sich zu lassen. Eigentlich hieß er Sponheim. Hermann Sponheim. Aber von nun an hieß er Hermann Hjalköding und nach ein paar Jahren hätte man vielleicht nur an seinem Vornamen erkennen können, dass er nicht aus dieser Gegend stammte. Erik fand die Geschichten über seinen Vater immer spannend aber egal wie oft er seine Großmutter danach fragte warum sein Vater aus Deutschland wegging, sie antwortete immer das Sie darüber nichts wisse.
Und obwohl er ihr vertraute wie nur ein Kind vertrauen kann, glaubte er ihr nicht.

Sein Vater hatte damals, obwohl fremd schnell an Ansehen gewonnen. Das Dorf in dem sie lebten bekannte sich zu der Herrschaft des schwedischen Grafen. Das machte sie in dieser wilden Gegend zu einem beliebten Ziel unabhängiger Stämme. Bei einem Angriff auf das Dorf hatte sich sein Vater durch besonderen Mut im Kampfe ausgezeichnet und das brachte ihm drei Dinge ein.
Die Anerkennung des Dorfes verbunden mit der vollständigen Integration in die Gemeinschaft. Die Ernennung zum Baron durch den Grafen welches ihm zum Oberhaupt des Dorfes sowie einiger winziger Ansiedlungen der Umgebung machte. Und die Bewunderung und Liebe seiner zukünftigen Frau Maija Hjalköding.

Erik liebte es als Kind, wenn ihm seine Oma diese Geschichten erzählte. Welcher Junge wünscht sich nicht, dass sein Vater ein Held ist. Ein Kind kann sich aber auch gelegentlich zu viel auf seinen Vater einbilden. Insbesondere wenn er ihn verloren hat und kaum kannte. So brachte ihn das geprahle über seinen Vater bei seinen Spielkameraden den Ruf ein ziemlich eingebildet und Stolz zu sein. Das passte allerdings nicht zu seinem Äußeren, da er mit einer zwar nicht so schlimmen aber dennoch für jeden sichtbaren Hasenscharte zur Welt gekommen ist. Und da Kinder sehr direkt sein können, kam er nicht nur einmal mit blutiger Nase nach Hause, weil er angeblich seine Ehre verteidigen musste wie er sagte. Nur ein Freund stand ihm immer zur Seite, egal ob Erik sich verteidigen musste oder selber Streit anfing. Tjorben Stylbjörg. Tjorben hatte bei dem gleichen Überfall seinen Vater, wie Erik seine Eltern verloren. Seine Mutter ist schon vorher an einer Lungenentzündung gestorben.

Erik und Tjorben lebten beide bei Halsten Köperbang und wurden von ihm aufgezogen.
Nach dem brutalem Überfall der Finnen hatten sich einige Schicksalsgemeinschaften gebildet und Halsten war nicht der einzige der Waisen aufnahm, weil er seine eigene Familie verloren hatte.
Zum Zeitpunkt des Überfalls war er, wie viele andere Männer des Dorfes auch, auf der Jagd gewesen. Als er zurückkam fand er die blutüberströmte Leiche seiner Frau in den Trümmern seines Hauses. Sie war damals Schwanger gewesen. Niemand außer ihm und seiner Frau wusste das damals und er hatte es hinterher auch niemandem erzählt. Er konnte ihr Mitleid nicht ertragen.
Halsten war ein guter Freund von Eriks und Tjorbens Vätern gewesen. Die drei hatten sich mehr als einmal die Nächte um die Ohren gehauen und sich damit den Zorn ihrer Frauen zugezogen.

Die beiden Jungs aufzunehmen und wie eigene Söhne großzuziehen war nicht nur ein Freundschaftsdienst an ihren toten Vätern. Es schien ihm die einzige Möglichkeit zu sein nicht dem Wahnsinn zu verfallen. Die Schuldgefühle, am Tag des Überfalls Hasen hinterher gejagt zu haben, anstatt seine Frau zu retten, drohten ihn aufzufressen. Die Jungs gaben seinem Leben einen Sinn und ihre Lebensfreude hielt ihn ständig auf Trab und die Erinnerung fern.
Tjorben war schon als Kind ein Riese und mit ihm an seiner Seite fiel es Erik nicht schwer einen Streit vom Zaun zu brechen und den Helden zu spielen. Tjorben war zwar nur 2 Jahre älter als Erik aber weitaus vernünftiger als es der Altersunterschied vermuten ließ. Als Erik mal wieder Anfing zu streiten, in der Gewissheit das ihm bei der wohl anstehenden Rauferei Tjorben wie immer zur Seite stehen würde, griff Tjorben dieses eine Mal nicht ein. Erik war hinterher außer sich vor Wut und bezichtigte Tjorben des Verrats. Tjorben sagte, das es für Erik an der Zeit wäre zu lernen sich so zu verhalten, als wenn Tjorben nicht da wäre. Denn er wisse ja nicht ob er immer für Erik da sein könne und er wusste nicht wie er es ihm hätte anders erklären sollen als auf diese Art und Weise.
Es dauerte drei Monate bis Erik wieder mit Tjorben sprach. Allerdings hatte er in diesen drei Monaten viel nachgedacht und begriffen das Tjorbens Unterstützung weder selbstverständlich noch bis in alle Ewigkeit sicher ist.
Damals war Erik gerade 9 Jahre alt und ein Jahr später sollten sie Schweden für immer verlassen.

Wenn seine Heilligkeit in Rom der Papst wohl eine Karte hat, in der alle Regionen verzeichnet sind, die sich zum katholischen Glauben bekennen, dann wäre Eriks Dorf wohl ebenfalls aufgeführt gewesen. Allerdings versteht man unter Religion in Rom wohl etwas anderes als in den Wäldern Nordschwedens. In Eriks kleiner Welt war man der Ansicht das Katholik zu sein nichts schaden kann. Und man hatte auch zuweilen kein Problem damit zu sagen man sei Katholik und gleichzeitig den Gott des Waldes und der Jagd anzubeten. Doppelt hält besser.
Man war sich nicht ganz sicher, welcher Glauben der richtige wäre und die beste Jagd versprach. Daher betete man fleißig alles Mögliche an was Hilfe versprach. Der Katholizismus wurde allgemein als etwas Vage angesehen. Man betete schließlich zu nichts handfestem, sondern zu einem unsichtbaren Wesen, welches allmächtig sein soll.
Ein großer Stein in dem die Seele eines Naturgottes wohnen soll, war da schon etwas konkreter. Zumal den meisten Menschen logischer schien, dass ein spezialisierter Gott für ihre jeweiligen Sorgen und Nöte mehr Gehör hat als ein Allrounder der sich um alles kümmern muss.
Auf der Karte des Papstes dürfte daher also weniger diese Region als katholisch gekennzeichnet sein, weil dort alle überzeugte Katholiken sind, sondern eher weil fast alle getauft sind. Und dafür gibt es eine einfache Erklärung.
In dieser rauen Gegend gibt es nicht viele Gründe zum feiern und daher wird alles genutzt, was auch nur halbwegs als Grund taugt.
Jedes dritte Jahr kommt ein Wanderprediger in das kleine Dorf und fragt nach, ob jemand getauft werden will. Anfangs hielt sich die Begeisterung in Grenzen. Nachdem der erste Wanderprediger die Zeremonie genauer beschrieben hatte, argumentierten die Fischer des Dorfes das sie den ganzen Tag im Wasser stünden und wenn der Glauben vom Wasser abhängt, wären sie inzwischen schon so eine Art Heillige. Erst als die Wanderprediger erklärten, das es sich hierbei nicht um ein anstrengendes Zeremoniell sondern eher um einen Akt des Glaubens handelte und dies ein Grund zur Freude und zum Feiern war, wurden die Bewohner hellhörig. Ein Grund zum Feiern war stets willkommen.

Seitdem findet alle drei Jahre das Tauffest statt und die meisten sind bei ihrer Taufe schon so besoffen das sie es am nächsten Tag wieder vergessen haben und sich beim nächsten Mal wieder zur Taufe melden.
Aber die Wanderprediger können offiziel Erfolg vermelden.

Als Erik 10 Jahre alt war kamen drei Männer ins Dorf. Zwei davon waren Soldaten und einer trug ein Gewand, wie es Geistliche zu tragen pflegen.
Sie fragten nach Hermann Sponheim. Es dauerte nicht lange bis man sie zur Hütte von Halsten Köperbang führte. Halsten redete lange mit dem Geistlichen und trotzdem Erik und Tjorben angestrengt an der Tür lauschten konnten sie den Sinn des Gesprächs nicht erfassen. Erik hatte nur mehrmals seinen Namen raushören können.
Plötzlich öffnete sich die Tür und knallte gegen Eriks Kopf, dass er das Gleichgewicht verlor. Halsten schaute in spöttisch an: „Komm rein Junge, drinnen is lauschen nicht so anstrengend“

Der Geistliche war zwar freundlich aber Erik konnte ihn von Anfang an nicht leiden. Durch seine Hasenscharte hatte er eine gewisse Sensibilität dafür entwickelt in den Augen anderer zu lesen, wenn sie ihn anschauten. Und die Augen des Geistlichen waren bei weitem nicht so freundlich wie seine Worte.
Der Geistliche redete viel und Erik verstand wenig. Es ging um seinen Vater und dessen Vergangenheit. Er erfuhr dass sein Vater aus einem Dorf Namens Kärnten stammt. Nein, kein Dorf. Es hörte sich nach was größerem an.
Der Geistliche nannte viele Namen und wer mit wem verwandt war nur um im Anschluss zu sagen, das sie bereits tot wären. Die meisten davon durch Seuchen die in diesem Kärnten wohl recht häufig vorkamen. Dann waren da noch ein paar Morde aufgrund von Streitereien und ein großer Brand. Erik konnte sich nicht vorstellen, dass dort überhaupt noch einer lebt.
Erik erfuhr das alle die Kärnten geerbt haben nicht besonders lange danach noch gelebt hatten und Eriks Freude hielt sich daher in Grenzen, als ihm der Geistliche stolz eröffnete, dass er nun der Erbe sei und es verdammt harte Arbeit war das herauszufinden.
Erik hatte bisher nicht viel verstanden und fragte nur: „Warum?“
Der Geistliche seufzte und schaute Erik an, als hätte er es mit einem Idioten zu tun. Er setzte sich endlich hin und fing seine Geschichte noch mal von vorne an. Dieses Mal ging er explizit aufs Erbrecht ein, wohl in dem Glauben das dies die Geschichte erhellen würde. Es dauerte glatte 30 Sekunden, bis Erik wieder den Faden verloren hatte und auch Halsten schaute ziemlich verwirrt drein. Das mit dem Erbrecht scheint ziemlich kompliziert. Bei ihnen im Dorf wird das Oberhaupt gewählt und der zuständige Baron wird aufgrund seiner Verdienste vom Grafen ernannt. Wie man ein Dorf erben kann verstand Erik nicht. Zumal er auch nie der Auffassung war, dass sein Dorf dem hiesigem Grafen gehörte. Vielmehr war dieser für den Schutz zuständig (was ihm regelmäßig misslang) und dafür gaben sie dem Grafen ein paar Lebensmittel. Den Grafen selber hatte er auch noch nie im Dorf gesehen und es fiel ihm nicht viel ein, was an ihrem Leben anders wäre, wenn es gar keinen Grafen geben würde.
Die Geschichte des Geistlichen wurde immer verworrener. Mal galt scheinbar das eine Erbrecht, dann kam irgendwer ums Leben und dann wurde das wieder geändert und plötzlich Erbten ganz andere Leute als die, die eigentlich hätten erben sollen.
Der Geistliche merkte dass seine Erklärungen keineswegs dazu geeignet schienen Licht ins dunkle zu bringen. Erik begann angestrengt einer Fliege hinterher zu schauen und Halsten bereitete schon das Abendbrot vor.
Der Geistliche fühlte sich beleidigt und wurde am Ende etwas laut:
„Du bist der neue Herzog von Kärnten, hast du wenigstens das begriffen?“
Daraufhin fügte er kleinlaut hinzu: „Äh, ich meine natürlich Ihr seid der neue Herzog. Verzeiht mir die Vertraulichkeit.“

Halsten bat den Geistlichen morgen wiederzukommen und verwies ihn an eine Art Unterkunft die mit viel gutem Willen auch die Funktion eines Gasthauses erfüllt.

Kaum war der Geistliche weg, stürmte Tjorben in den Raum. Er schien fast an seiner Neugierde zu ersticken.
„Esst jetzt erstmal Jungs. Dann reden wir drüber“

Erik hatte noch nicht mal zu Ende gekaut, da sprudelte es schon aus ihm raus:
„Was ist ein Herzog, Halsten?“
„Das ist so eine Art Graf der Grafen Erik. Das ist eine sehr wichtige Aufgabe“

Halsten hatte ein paar Mal Eriks Vater begleitet, als die Barone beim Grafen waren um ihn Bericht zu erstatten. Bei einer Gelegenheit waren auch andere Grafen und der Herzog von Norrland dabei, weil die älteste Tochter des Grafen von Angermanland einen Sohn des Herzogs von Uppland heiratete. Ihr Graf war darauf sehr stolz gewesen. Halsten wusste nicht ob sein Graf es nicht erkennen konnte oder nicht erkennen wollte das andere Grafen und erst recht die Herzöge nur mitleidig und voller verachtung auf die Grafschaft Angermanland blickten. Das Armenhaus Schwedens. Voll mit Wilden.
Der Herzog von Uppland erklärte sich lediglich mit dieser Hochzeit einverstanden, weil der betreffende Sohn hässlich war wie die Nacht und zu blöd um ein Schwert zu halten. Er konnte nicht glauben, dass dieser Trottel von Sohn überhaupt in der Lage sein könnte herauszufinden wie man sich vermehrt. Und die Schande keine Braut von Adel für einen seiner Söhne zu finden schien im größer als die Blamage eine verwandtschaftliche Bande mit der Grafschaft Angermanland zu knüpfen. Er würde jedoch sicherlich ein sorgsam Auge darauf haben, das hieraus keine Ansprüche entstehen.

Halsten hatte mit wachem Blick den anwesenden Adel studiert. Das fiel ihm leicht, weil er als Begleitung eines mickerigen Barons der ärmsten Baronie der ärmsten Grafschaft ungefähr so viel Beachtung fand wie ein durchschnittlicher Haufen Kuhmist in einem Stall.
Hermann wusste scheinbar viel über die Gepflogenheiten bei Hofe und er erklärte Halsten viel über die Dinge die sich am Abend abspielten. Hermann hatte gegenüber Halsten zwar ein paar Andeutungen gemacht, das er in Deutschland schon Gelegenheit hatte das Leben bei Hofe zu beobachten, viel mehr hatte er aber nie verraten. Bei dieser Hochzeit wurde Halsten klar, das sein Freund wohl nicht nur aus Abenteuerlust nach Schweden gekommen ist und viel mehr über diese Dinge weis, als er bereit war zuzugeben.
Zumindest konnte Halsten genug erfahren, um sich eine grobe Vorstellung davon machen zu können was ein Herzog darstellt und das die Welt nicht bei ihrem Grafen endet.
Jeder Herzog Schwedens ist jedoch wohl der Meinung, dass das Ende der Welt ungefähr bei Eriks Fischerdorf liegen muss.

Halsten bemühte sich an diesem Abend darum Tjorben und Erik alles über die große Welt zu erzählen was er wusste oder auch nur glaubte zu wissen. Er hoffte dass die beiden dann die Bedeutung eines „Herzogstitels“ würden einschätzen können.

Tjorben kommentierte den Sachverhalt recht trocken:
„Na dann hat Erik jetzt ja wieder was zum angeben.“Gekonnt weichte Tjorben anschließend einem Tritt vom Erik unter dem Tisch aus, der zweifellos seinem Schienenbein gegolten hat.

„Is dieses Kärnten weit weg, Halsten?“„Ich glaube es ist ziemlich weit weg, Erik?“„Duhu Halsten?“„Was gibt es Erik?“„Muss ich da hin?“
„Erik. Ehrlich gesagt ich weis es nicht. Ich kann dir hier nur die Jagd und den Fischfang beibringen und beides beherrscht du schon ganz gut. Ich weis weder was dich in Kärnten erwartet, noch weis ich ob du da glücklich werden wirst. Sicher bin ich mir nur in einem. Es wird dort nicht so sein wie hier.“

„Na wir werden schon auf die kleine Kröte aufpassen“ wandte Tjorben ein.
Zwar warf Erik Tjorben einen bösen Blick wegen der Kröte zu, nickte aber zustimmend.

Halsten dämmerte, das die beiden unausgesprochen davon ausgingen das sie alle nach Kärnten gehen würden und nicht nur Erik.

„Jungs. Das ist Eriks Erbe und es ist Eriks Aufgabe. Wir können dir dabei nicht helfen Erik.“
Erik zuckte nur mit den Schultern und entschied leichthin: „Dann bleibe ich auch hier.“
Halsten erkannte, das der Junge immer noch nicht die Tragweite seines Erbes erkannte. Er kannte den Jungen aber lange genug um zu wissen, dass er es ernst meinte. Und wenn er auch nur den Ansatz des Dickschädels seines Vaters geerbt hatte, wäre daran auch nichts mehr zu rütteln.

„Also gut Erik. Wir kommen mit dir. Aber nur solange bis du dich eingelebt hast. Wir gehören hier her.“„Auh klasse“ jubelierte Tjorben.

„Oma muss aber auch mit“, verhandelte Erik selbstbewusst, jetzt wo er sich auf der Siegerstrasse wähnte.

„Oh Erik, ich glaube kaum das Großmutter Ingjerd dem zustimmen wird. Weist du sie ist schon alt.“

„Sie soll ja auch nicht zu Fuss nach Kärnten gehen." maulte Tjorben. Er hatte schon von den prachtvollen Kutschen des Adels gehört und für sich beschlossen, das mit einem Herzog Erik an seiner Seite dies ja wohl von jetzt an zum Standard gehört.

Halsten rieb sich die Schläfen.
„Ich werde sie fragen, Wundert euch aber nicht, wenn sie ablehnt.“


Am nächsten Tag ging Halsten zu Großmutter Ingjerd und erzählte ihr die ganze Geschichte. Er hatte nicht ernsthaft damit gerechnet, dass sie überhaupt versteht wovon er redet. Er verstand es ja selber kaum.
Sie hörte ihm aufmerksam zu und schien nicht einmal überrascht zu sein. Er wusste das sie viel mit ihrem Schwiegersohn über seine Vergangenheit geredet hatte, bevor sie damals zustimmte das er ihre Tochter heiraten darf. Sie wusste scheinbar mehr von diesen Dingen als er dachte.
Schließlich blickte sie Halsten fest in die Augen und antwortete in ihrem Sprachenkauderwelch.

„Sein Vater du bist. Beschützen du ihn musst. Ich auch werde begleiten Weg vom kleinen Erik. Meinen Rat brauchen er wird. Das böse ist stark an manchem Ort. Sorgen wir müssen, das kleiner Erik nicht den Verlockungen der dunklen Seite erliegt.“


Im Dorf war man nicht glücklich darüber das die vier die Gemeinschaft verlassen wollten. Das einzig positive war das dies einen Grund zu einem Fest lieferte. Ein Abschiedsfest.

Elvis
08.09.04, 00:57
Die Reise nach Kärnten begann mit einem Streit bevor es überhaupt richtig losging.
Der Geistliche wollte nicht akzeptieren, das Halsten, Tjorben und Oma Ingjerd ebenfalls mit nach Kärnten kommen.
Erst als klein Erik unmissverständlich zum Ausdruck brachte, dass er ohne sie nirgendwo hingehen würde gab der Geistliche klein bei.
Die Reise war lang und Beschwerlich, Oma Ingjerd hielt aber tapfer durch. Jegliche Versuche von dem Geistlichen (sein Name war Gunther) mehr Informationen über Kärnten zu erhalten waren kaum von Erfolg gekrönt. Er verwies darauf, das ein gewisser Sigmund von Gröben, der kirchliche Vertreter in Kärnten, ihnen alles nötige erzählen werde, wenn sie angekommen wären.

Der Geistliche erzählte, dass der Sitz des Herzogs auf der Straßburg im Gurktal wäre. Dort würde sie Sigmund von Gröben erwarten.

Erik war beeindruckt als er das erste Mal sein neues zuhause sah.


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Sigmund von Gröben war kein sympathischer Mann und die Begrüssung viel relativ kühl aus. Halsten hatte mehr erwartet.
Woran sie zuerst gar nicht gedacht hatten stellte sich schnell als Problem heraus. Die sprachliche Barriere. Gunther der Geistliche war der einzige am Hofe der Schwedisch Sprach und musste alles übersetzen. Unsere vier Schweden kamen sich ziemlich verloren in Kärnten vor.
Zwar hatten sie mehr von allem als sie sich jemals erträumt hatten aber es war überdeutlich zu spüren, dass sie ein Fremdkörper in Kärnten waren.
Faktisch führte Sigmund von Gröben alle Amtsgeschäfte und hielt es scheinbar nichtmal für nötig Erik oder seinen Vormund über seine Handlungen zu informieren.
Halsten wusste, das die Dinge nicht so liefen, wie sie eigentlich laufen sollten. Erik war zwar auf dem Papier der Herzog, die Macht war aber faktisch in der Hand der Kirche. Und es erweckte nicht den Eindruck, dass die Kirche interessiert daran war, das sich hieran jemals etwas ändern sollte. Egal wie alt Erik sein würde.

Das erste Jahr lebten die vier sehr zurückgezogen und versuchten sich in der neuen Welt zurechtzufinden.
Wie schwach Eriks Position als Herzog im eigenen Lande war konnte Halsten auf einem Fest erkennen, zu dem Sigmund den Adel Kärntens einlud. Erik war vollkommen verloren gewesen auf dem Empfang und der Adel tat nicht das geringste dazu es dem Jungen leicht zu machen. Er spürte dieselbe Missachtung wie der Adel sie damals seinem Grafen in Angermanland entgegenbrachte. Alles schien sich nur um Sigmund von Gröben zu drehen. Der einzig wahren Macht in Kärnten.
Auch bezweifelte Halsten inzwischen, dass die Übersetzungen von Gunther immer richtig wären. Er schien nur das zu übersetzen was im Sinne von Sigmund seinem Herren lag. Zwar verstand Halsten noch recht wenig deutsch, aber seine Verstand registrierte unzählige Anzeichen dafür, das sie von vorne bis hinten belogen und betrogen wurden.

Auch wurden nicht die geringsten Anstrengungen gemacht Erik auf die Aufgaben eines Herzogs vorzubereiten. Sigmund ordnete lediglich an, dass dem Jungen anständige Tischmanieren beigebracht werden sollten.
Sigmund bekleidete das Amt des Kanzlers, Kaplans und Kämmerers und vereinigte damit wesentliche Befugnisse auf seiner Person.
Marschall des Herzogtums war Graf Neufried-Paul von Cholstein (kurz NPC) er war Graf von Krain und Veglia und eigentlich Vasall des Herzogs. Es schien aber ohne Zweifel zu sein, das seine Loyalität Sigmund gehörte und nicht Erik. Sigmund hingegen befreite den Grafen von der Steuerpflicht und ließ den Titel des Marschalls verleihen. Wohl dachte er, das es nicht klug wäre sich diesen Titel ebenfalls selber zuzuschustern. Durch die Steuerbefreiung die er als Kämmerer dem Grafen zuteil werden ließ, war er sich dessen Loyalität sicher. So unternahm der Graf auch nichts ohne vorher die Genehmigung von Sigmund einzuholen.

Halsten wusste zwar das gehandelt werden musste, er wusste aber nicht wie.
Oma Ingjerd war es schließlich, die das Thema ansprach.

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Oma Ingjerd in voller Pracht

„Ich weis du merkst das klein Erik ist Marionette von Pfaffen. Handeln du musst um zu geben klein Erik Zukunft in diesem Land.“

„Was kann ich schon tun. Sigmund ignoriert meine Anliegen einfach. Er ist zu mächtig.“

„Erik ebenfalls hat die Macht. Doch nicht zu nutzen er sie weis. So du musst nutzen Eriks Macht um zu helfen ihm.“

Halsten musste innerlich schmunzeln. Oma Ingjerd war nicht einfach ein runzeliges heidnisches Kräuterweib aus den Wäldern Schwedens. Sie hatte sich zwar augenscheinlich seit ihrer Ankunft sehr zurückgehalten, schien aber aufmerksam die Situation zu registrieren.
Von nun an traf Halsten sich oft mit Oma Ingjerd und redete mit ihr bis tief in die Nacht.

Die erste Maßnahme die Halsten durchsetzen konnte war das Erik und Tjorben intensiv in der Deutschen Sprache unterrichtet wurden.
Als er Sigmund darum bat, wollte dieser die Kinder zu diesem Zwecke in ein Kloster außerhalb Kärntens schicken. Halsten musste sich zusammenreißen um nicht zu explodieren. Dieser Kerl musste ihn wahrhaft für einen kompletten Idioten halten. Halsten wollte einen Hauslehrer von außerhalb haben der die Kinder unterrichtet. Sigmund beteuerte dass dies äußerst schwierig und kostspielig wäre und verwies auf die angespannte Haushaltssituation, die natürlich nur er als Kämmerer beurteilen konnte.
Halsten blieb hartnäckig. Man einigte sich darauf dass Gunther die Kinder in der Sprache unterrichten sollte. Das war Halsten zwar ebenfalls zuwider die Kinder diesem Lakaien Sigmunds auszusetzen aber immer noch besser als ein Kloster weitab von Kärnten.
Halsten beschloss das praktische mit dem nützlichem zu verbinden und nahm an jedem Unterricht teil. So konnte er einerseits mit den Kindern zusammen die Sprache lernen und andererseits Gunther und seinen Unterricht im Auge behalten.
Für die Kinder war es ein Riesenspaß wie Halsten sich abmühte Deutsch zu lernen.
Und zu dritt verbrachten sie viel Zeit damit gemeinsam weit über den Unterricht hinaus zu lernen. Oma Ingjerd hatte Halsten eingeschärft das die Sprache das erste Ziel sein muss, wenn sie die Situation von Erik ändern wollten.

Halsten und Oma Ingjerd hatten schon längst einen Plan geschmiedet, sie mussten jedoch abwarten bis Sigmund ihnen die Vorlage dazu lieferte.
Sigmund war ein Angeber. Er erzählte oft davon wie viel Verantwortung er trägt und wie wichtig und Zeitraubend seine Aufgaben sind.
Als Erik 13 Jahre alt war lud Sigmund den Adel des Herzogtums und auch Herzöge von außerhalb wieder zu einem gemeinsamen Feste auf der Straßburg ein, um sie bei Laune zu halten und Beziehungen zu vertiefen. Bisher war es stets so gewesen, das Erik zwar anwesend war aber sich nach dem Essen schnell verabschieden ließ. Das war den Anwesenden immer nur recht gewesen.

Doch Erik hatte dieses Mal genaue Anweisungen von Halsten erhalten und sein bevorstehender Auftritt machte ihn nervös. Er musste es alleine durchstehen, weil Halsten es für klüger hielt, das er selber nicht dabei anwesend war.
Wie es Halsten vorausgesehen hatte dauerte es nicht lange bis Sigmund nach dem Essen begann sich durch die Bürde seiner Amtsgeschäfte hervortun zu wollen und die Wichtigkeit seiner Person zu unterstreichen. Erik wartete geduldig und still bis sich ein Ende dieser Selbstbeweihräucherung abzeichnete. Dann ergriff er wie geplant das erste Mal das Wort in fast tadellosem Deutsch.

„Werter Sigmund. Uns ist nicht entgangen, wie ihr euch für unser Herzogtum aufopfert und wir danken euch dafür von ganzem Herzen. Wahrlich Mannigfaltig sind eure Aufgaben. Doch auch wenn ihr ein Mann Gottes seid, stehen euch nur begrenzte Stunden am Tage zur Verrichtung zu Verfügung. So akzeptiert unsere Geste des guten Willens euch von einigen Aufgaben zu entlasten. Und sei es nur um eurer Gesundheit willen, auf das ihr uns noch lange treu dienen könnt. Wir wünschen dass ihr unseren Ziehvater in die Aufgaben des Kämmerers einweist, so das er alsbald diese Aufgabe im vollen Umfang übernehmen kann. Wir wollen euch nicht mehr Aufgaben aufbürden wie ein Mann auf Dauer tragen kann. Euer Wohl liegt uns am Herzen.“

Erik hatte einen Klos im Hals. Er hatte diese Szene oft bei Oma Ingjerd in der Kammer zusammen mit Halsten und Tjorben geprobt und er hoffte inständig das sie ihn auf alle Eventualitäten des nun folgenden vorbereitet haben.

Sigmund war sichtlich überrascht und man merkte deutlich wie wenig er mit dieser Entwicklung gerechnet hatte. Dem Adel Kärntens war die Lage und die wahre Machtverteilung im Herzogtum natürlich offensichtlich und sie blickten gespannt zu Sigmund.
Sigmund hätte vielleicht widersprochen oder sich geschickt aus der Affäre gezogen, aber Halsten hatte bewusst dieses Fest für den Auftritt Eriks gewählt und kein anderes. Die Anwesenheit anderer Herzöge machte es Sigmund unmöglich sich dem Befehl Eriks zu widersetzen. Alle Herzöge reagieren empfindlich darauf, wenn es Anzeichen dafür gibt das ihre mit dem Titel verbundene Autorität untergraben wird. Sigmund hätte ihr wohlwollen auf einem Schlage verloren gehabt wenn er sich seinem Herzog widersetzen würde. Und Erik hätte im gleichen Atemzug mächtige Verbündete gewonnen.

Endlich brach Sigmund die Stille.
„Ich danke euch mein Herzog und werde den werten Halsten in die Kenntnisse eines Kämmerers einweisen.“
Er überlegte noch ob er etwas hinzufügen sollte um sich ein Hintertürchen offen zu halten, erkannte aber, dass er diese Schlacht wohl verloren hatte.
Dies war das erste Mal das der Adel Kärntens ihren Herzog nicht mit gleichgültigen oder gar ablehnenden Blicken bedachte. Es war spürbar, dass sich nun einiges ändern würde.

Die Funktion des Kämmerers schloss die Verwaltung sämtlicher Güter und Finanzen des Herzogs ein sowie die Ausbildung am Hofe. Es hat Halsten nicht überrascht das Sigmund sich nicht gerade darin überschlug ihn in dieses Amt einzuführen. Selbst die nötigen Schriftstücke musste er mehrmals einfordern. Eriks Vater hatte Halsten die Grundzüge des Lesens beigebracht. Das reichte aber oftmals nicht aus und um selber Schriftstücke aufsetzen zu können brauchte er Hilfe. Da ihm aber nun auch die Ausbildung der Kinder oblag, holte er Hauslehrer für sämtliche Belange höfischer Ausbildung an den Hof. Von je weiter sie weg kamen umso besser. So war sichergestellt, das es für Sigmund schwer war sie zu beeinflussen.
Halsten nutzte ihre Fähigkeiten um sie um ihre Meinung und Hilfestellung zu bitten und entlohnte sie großzügig für ihre verschwiegene Hilfe.

Der Haushalt in Kärnten war in Unordnung und das hatte ein paar wesentliche Ursachen. Sigmund hatte vielen Adligen besondere Vergünstigungen eingeräumt um sich ihrer Loyalität zu versichern. Das konnte Halsten nicht einfach rückgängig machen, wollte er die betreffenden nicht in die Arme Sigmunds treiben.
Weiterhin wurden große Teile des Haushaltes als regelmäßige Kirchenzuwendungen deklariert, was Halsten nicht weiter verwunderte. Die Kirche in Kärnten war noch zu stark als das er daran schnell was ändern könnte.
Bei genauer Prüfung stellten sich auch nicht unbedeutende Fehlbeträge heraus. Wer weis schon in welche dunklen Kanäle Sigmund dieses Geld gelenkt hatte. Er wollte dem aber nicht weiter nachgehen. Wichtig war das dies nun gestoppt werden konnte.

Der Schachzug sich die Aufgabe des Kämmerers zu sichern war wichtiger als seine Funktion alleine. Wie bereits erwähnt oblag Graf Neufried-Paul von Cholstein, Graf von Krain und Veglia das Militär in seiner Funktion als Marschall. Seine Loyalität gegenüber Sigmund basierte allerdings allein auf der Tatsache der Befreiung von der Steuer. Das dies aber auch in Zukunft so blieb, hängt vom Kämmerer ab. Folglich war für den Grafen Halsten nun eine gute Beziehung zu Halsten und dem Herzog bedeutend wichtiger geworden als die Beziehung zu Sigmund. Damit hatte Halsten für Erik die zwei elementaren Grundlagen der Macht gesichert. Geld und Soldaten.

Halsten ging in den nächsten beiden Jahren oft auf Reisen durchs Herzogtum. Bevorzugt zu Adligen dessen Abgaben gewisse Unregelmäßigkeiten aufwiesen. Er entwickelte dabei durchaus diplomatisches Geschick. Er ließ durchaus durchblicken wenn er wusste, dass die Steuerabgaben fehlerhaft waren, verzichtete jedoch immer auf Nachzahlungen und Strafen, vorausgesetzt in Zukunft würden die Abgaben korrekt durchgeführt. Das ließ zwar die Einnahmen steigen aber für größere Investitionen in Kärnten reichte es nicht aus.

Bei seinen Reisen durchs Land nahm er manchmal auch die Jungs mit, damit sie sich ein Bild machen konnten. Dabei stellten sie fest, dass die Bevölkerung ihrem Herzog bestenfalls neutral gegenüberstand. Eine besondere Loyalität oder gar Liebe fehlte gänzlich. Warum sollte es auch anders sein.

So brutal es klingt war es erst eine verhagelte Ernte im Jahre 1192 und eine damit drohende Hungersnot, die Halsten ermöglichte die Verwendung des Haushaltes und die Steuerprivilegien zu ändern, sowie Erik einen Platz in den Herzen seines Volkes zu verschaffen.
Die Not war groß und es war klar dass der nächste Winter für viele der letzte sein würde, wenn sich nichts tat.

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Oma Ingjerd war klar wie die Situation zu nutzen wäre und sagte Halsten deutlich was er tun müsse. Halsten dankte Gott dafür das Sie auf seiner Seite stand.

Halsten ließ verbreiten, dass der Herzog seinen Kämmerer angewiesen hätte alles Menschenmögliche zu tun um die Not der Menschen zu lindern. Halsten setzte die Kirchenzuwendungen kurzerhand aus und beseitigte die Steuervergünstigungen des Adels bezüglich ihres persönlichen Besitzes. Das nun freigewordene Budget und die zusätzlichen Einnahmen verwendete er im Namen Eriks um Getreidevorräte anzulegen und die Bevölkerung zu unterstützen. Das hatte den Effekt, der Unmut der durch die Budgetänderungen hervorgerufen wurde sich auf Halsing bezog, während die guten Taten durch die Verwendung des Geldes alleine Erik zugeschrieben wurden. Dies sollte Eriks Position in Kärnten nachhaltig stärken und er hatte endlich einen Platz im Herzen der Menschen gefunden.
Sigmund versuchte sich dagegen zu wehren, dass die Kirchenzuwendungen fast gänzlich abgeschafft wurden. Das war ein schwerwiegender Fehler und er verlor dadurch viel Unterstützung. Insbesondere der Adel, dem das wohl seiner Bürger und Bauern am Herzen lag, wendete sich nun gänzlich von Sigmund ab und unterstützte offen Erik.

Der Graf von Krain blieb als einziger auch weiterhin von der Steuer befreit, mit der Begründung, dass er entsprechende Mittel für sein eigenes hungerndes Volk aufwenden müsse. Im großen und ganzen Tat er das wohl auch um nicht an Ansehen zu verlieren.
Halsten nutzte aber die Sorge des Grafen, das er seine Steuerprivilegien ebenfalls verlieren würde und bat ihn den Titel des Marschalls an den Hof des Herzogs zurückzugeben, da die Befugnisse des Marschalls in Zeiten dieser Not am Hofe gebraucht würden, die Situation den Grafen jedoch zwingen würde bei sich in der Krain zu verbleiben.

Halsten unterrichtete Erik über alle seine Pläne und Schritte und dem Jungen blieb nicht verborgen, wie sehr sich Halsten verändert hatte. Zwar wusste Erik dass er Halsten alles zu verdanken hatte, aber er vermisste die Leichtigkeit und den Humor der Halsten früher immer ausgezeichnet hatte.
Tjorben entwickelte ein besonderes Geschick in militärischen Dingen und wurde zu einem ausgezeichneten Kämpfer. Halsten und Erik waren sich einig das er perfekt für den Titel des Marschalls von Kärnten geeignet war.
Erik selber hatte für sich noch kein besonderes Talent entdecken können und brach mit 16 Jahren auf um sein Herzogtum von Grund auf kennen zu lernen. Er stattete nahezu jedem Ritter und Baron einen persönlichen Besuch ab und machte auch an so manchem Bauernhof eines Gemeinen halt. Die Geschichte wie er zusammen mit Fischern am Wörthersee auf Fischfang ging und ihnen dabei zeigte welche Techniken man hierfür in seiner Heimat anwendete verbreitete sich durchs ganze Herzogtum und brachte ihm den Ruf ein, ein volksnaher Regent zu sein. Nur mit der Kirche konnte er sich nie ganz anfreunden. Und das beruhte wohl auf Gegenseitigkeit.
Er war sich aber durchaus bewusst was für eine Macht die Kirche im Reich darstellte und vermied daher jeden offenen Konflikt mit Geistlichen. Er hoffte nur sie würden seine Geduld nicht auf die Probe stellen.
Sigmund behielt den Titel des Kaplans und des Kanzlers. Erik sorgte aber dafür, das er als Kanzler nicht viel mehr machte als sich um Termine zu kümmern. Erik bestand darauf mit jedem Würdenträger selber zu sprechen. Öffentlich lobte er Sigmund vollmundig und beteuerte wie wichtig seine Anwesenheit am Hofe sei. Dies war auch gleichzeitig die Begründung, wieso er seinem Kanzler jede diplomatische Auslandsreise untersagte und stattdessen lieber Halsten schickte oder einen Vertrauten von Halsten.

Erik tanzte schon lange nicht mehr an den Fäden Sigmunds und es bereitete ihn Schadenfreude Sigmund zu demonstrieren wer hier wohl von wem die Marionette ist. Halsten musste Erik des öfteren beschwichtigen es nicht zu weit zu treiben. Sigmund stand immer noch für die Kirche des Landes.

Elvis
08.09.04, 19:09
Hier endet die vergangene Geschichte des Herzogs Erik Hjalköding und seine Zukunft ist noch ein unbeschriebenes Blatt Papier. Er ist nun ein junger Mann von 20 Jahren und voller Tatendrang. Doch eines Unterscheidet ihn wohl von allen anderen Herzögen. Großmutter Ingjerd hat bei seiner Erziehung großen Wert darauf gelegt das er niemals vergießt wo er herkommt.

Arminus
17.09.04, 15:45
Mitte März näherte sich ein kleiner Tross mit nur 2 Berittenen und 3 Packtieren dem Herzogssitz von Kärnten. Athela blickte erfreut auf die Straßburg, hatte die lange Reise durch Schwaben und Bayern hierhin doch endlich ein Ende. "Schön ist's hier, nicht wahr, Arnulf?" Arnulf nickte nur, er war ziemlich müde, ja, der erfahrene Falkner sah sogar erschöpfter aus als seine Begleiterin. Nun, Arnulf hatte schon einige Reisen hinter sich gebracht, weite Reisen, aber noch keine mit einem Weib, die so viel redete wie Athela.

Nachdem sie sich repräsentativere Kleidung aus dem Gepäck gesucht hatten, Arnulf trug jetzt einen Wappenrock mit Württemberger Wappen, Athela einen weiten Mantel mit Brosche, bestiegen sie wieder die Pferde und ritten die letzte Anhöhe zur Burg hoch. Dort angekommen verlangten sie Einlaß, die Schwester des Grafen von Württemberg wünsche den Herzog zu sprechen.

Elvis
03.10.04, 21:26
Tjorben ging wütend im Schloss auf und ab. Wäre im jetzt jemand über den Weg gelaufen, wäre es zweifellos eine unangenehme Begegnung gewesen. Sein Schädel brummte. Sein Katzenjammer war fast unerträglich.
Gestern war Feiertag in Kärnten. Der Jahrestag der Gründung des Herzogtums. Das ist immer ein feucht fröhliches Fest. Vor allem, weil am nächsten Tag niemand arbeiten muss, wird getrunken was das Zeug hält. Tjorben war ebenfalls kräftig am Feiern, als er in einen Streit geriet. Er war der Hauptmann der Garde und hatte noch Schwierigkeiten damit, dass die Männer ihn mit seinen jungen Jahren als Anführer akzeptierten.
Anlass des Streites war eine Bemerkung einer seiner Waibel, die er zufällig mitbekommen hatte. Dieser dreckige Lump verkündete seinen Kameraden gegenüber lautstark, das er bezweifle, das ihnen Tjorben mehr als sinnloses Barbarenkampfgeschrei beibringen könne. Zweifellos war das auf seine einfache Herkunft gemünzt. Er forderte seinen Waibel dazu auf, am nächsten Tag auf dem Trainingsgelände in einem Testkampf selber festzustellen ob Tjorben nicht mehr könne als wie ein Barbar zu brüllen.
Der Waibel war zwar peinlich berührt, das sein Hauptmann seine Äußerungen mit anhörte, willigte aber ein.
Tjorben brachte die Bemerkung des Waibels dermaßen in Rage, das ihm zwar nicht mehr nach feiern zu mute war, dafür jedoch umso mehr nach trinken. Ein schwerwiegender Fehler wie sich herausstellte. Tjorben konnte am nächsten Morgen beim Kampf kaum aufrecht stehen. Der Waibel hatte jedoch sofort nach der Kampfaufforderung mit dem Trinken aufgehört gehabt und sich zum Ruhen zurückgezogen. Glück im Unglück, das nur wenige andere Soldaten zugegen waren, weil sie selber noch mit ihrem Kater im Bett lagen.
Trotzdem. Die Mitleiderregende Figur die Tjorben während des Kampfes geboten hatte, würde sich schnell herumsprechen, dafür würde der Waibel schon sorgen. Tjorbens Bemühen sich Respekt zu verschaffen wurde schwer zurückgeworfen.
Jetzt, nach dem Kampf, konnte er die Wut über sein eigenes dummes Verhalten kaum bändigen. Er war sich noch unschlüssig, ob er vor Wut laut schreien oder sich vor Übelkeit erbrechen wollte. Wenn nur dieses Hämmern endlich aufhören würde. Schon seit Stunden ging das so. Kannten die Handwerker im Schloss den keine Gnade, keine Pause? Bei jedem dieser lauten Schläge drohte sein Kopf zu explodieren.
Als er überlegte die Handwerker zu suchen um sie zu bitten damit aufzuhören, fiel ihm ein das am heutigen Tage doch eigentlich niemand arbeitet. Der Herzog hat selbst der Dienerschaft freigegeben und trotz der Beschwörungen von Halsten und Tjorben, hatte er sogar der gesamten Wache frei gegeben. Das Schloss war wie ausgestorben.
Er folgte dem nervigem Geboller zu ihrer Quelle.
Es war der Eiserne Türklopfer vom Tor der seit Ewigkeiten gegen das harte Eichenholz schlug. Jemand begehrte wohl Einlass und das nicht erst seit kurzem.
Wer zum Henker will an einem Feiertag und bei dem kalten Mistwetter das draussen herrscht den Herzog belästigen?
Tjorben schob die schweren Riegel beiseite und öffnete die Tür die im Tor eingelassen war.

Tjorben war nicht so leicht einzuschüchtern und mit Sicherheit ein mutiger junger Mann. Doch alleine der wütende Blick der durchnässten Frau am Tor machte ihm mehr Angst als ein wilder Finne, der mit lautem Gebrüll auf ihn zurast, während er eine Kriegsaxt über seinen Kopf schwingt.
Er musste einen Schwall an Beschimpfungen über sich ergehen lassen. Versoffener fusslahmer Dienstbote war dabei noch das schmeichelhafteste. Ihr Begleiter wirkte irgendwann beruhigend auf die Frau ein, als sich kein Ende ihres Temperaments abzeichnen wollte und sie erlangte langsam ihre Fassung wieder und stellte sich vor. Tjorben klappte die Kinnlade runter. Sofort bat er sie einzutreten. Er murmelte ein paar Entschuldigungen und stammelte ein paar Erklärungsversuche.
Er bat sie sich noch einen winzigen Augenblick zu Gedulden. Er rannte in den Bedienstetenflügel und holte alle Diener aus dem Bett, derer er Habhaft werden konnte. Sie sollten sich sofort um die gräfliche Schwester und ihr Gefolge bemühen, ihnen Unterkünfte zeigen und der Frau sämtliche Entspannungen zukommen lassen derer es Bedarf ihren Ersteindruck zu korrigieren, sowie ihr die Zeit zu vertreiben bis er den Herzog für diesen unerwarteten Besuch auf Vordermann gebracht hätte.

Erik war überrascht als Tjorben ihm von dem Besuch berichtete. Und dann wurde er nervös. Mit Frauen hatte er fast keinerlei Erfahrung. Zumindest kaum positive. Seine Hasenscharte war nicht unbedingt ein Objekt weiblicher Begierde. Er war zwar nicht hässlich, aber dieser Makel verwerte ihm bisher den Erfolg bei Frauen. Er war in diesen Dingen daher sehr scheu und unsicher. Erik fühlte sich hilflos.
Er wusste nur, dass man solch wichtige Frauen wohl beeindrucken muss. Er dachte an seine Mutter, wie sie ihr Herz aufgrund des Heldenmutes seines Vaters an ihn verloren hatte. Das musste es sein. Stärke und Mut das macht Eindruck.
Da gerade kein Feind zum heldenhaften Erschlagen zur Hand war, musste es wohl etwas symbolisches sein….

Oma Ingjerd traute ihren Augen kaum, als ihr ihm Gang ein hilflos umhertorkelnder Klumpen Metall entgegen kam. Es dauerte etwas, bis sie ihren Enkel den Herzog erkannte, der sichtliche Schwierigkeiten damit zu haben schien sich in schwerer Ritterrüstung fortzubewegen.
Mein Gott Junge. In welchen Krieg willst du ziehn?
Erik erklärte es ihr.
Erik hielt es für eine ausgezeichnete Idee, die schwere Zierrüstung anzulegen, die so eindrucksvoll in seiner Kammer stand. Man hatte ihm zwar gesagt, das sie nur für besondere Anlässe gedacht war, welche Anlässe das aber sein sollen wusste er nicht. Er dachte der Besuch wäre so ein Anlass.
Sicherlich hätten die persönlichen Diener des Herzogs ihm dieses alberne Unterfangen schnell ausgeredet, leider waren diese von Tjorben jedoch nicht aufzufinden gewesen. Daher hatte ihm eine Küchenmagd, die ebenfalls keine Ahnung von den Gepflogenheiten hoher Herren hatte, beim Anlegen der Rüstung geholfen, was deutlich erkennbar war. Tjorben war damit beschäftigt die Dienstboten auf Trab zu bringen, sonst hätte die Rüstung zumindest anständig gesessen.
Der Helm saß auf dem Kopf und das schien auch schon alles zu sein, was am richtigen Platz war. Erik fühlte sich elend und überfordert.

Oma Ingjerd ergriff die Initiative.
„Komm Junge. Wir holen dich erstmal aus diesem Ding raus, sofern das ohne einen Schmied überhaupt noch möglich ist. Dann suchen wir dir was passendes und währenddessen erkläre ich dir das wichtigste, was du über Frauen wissen musst. Im Grunde sind doch alle Frauen gleich. Ob adelig oder nicht. Es scheint als hättest du das Geschwätz vom strahlendem Helden in schimmernder Rüstung etwas zu wörtlich genommen.“


Die paar Diener hatten sich selbst übertroffen ein Essen vorzubereiten, der dem Anlass angemessen war. Auch wenn sie sich dabei einiger Tricks und der Reste des gestrigen Festmahls bedienten. Sie hofften das dies nicht bemerkt werden würde.
Sie richteten den kleinen Speisesaal gemütlich her und das prasselnde Kaminfeuer, gepaart mit dem schlechtem Wetter erzeugte eine angenehm wohlige Atmosphäre.
Erik begrüßte Athela etwas steif aber höflich. Ständig darauf Bedacht keine Fehler zu machen. Er entschuldigte sich ausdrücklich für den schrecklichen Empfang der ihr bereitet wurde und war Galan so gut er konnte. Er trug ein prächtiges farbenfrohes Gewand. Er selber konnte es nicht besonders gut leiden. Er kam sich darin wie ein aufgeblasener Emporkömmling vor und nicht gerade männlich. Oma Ingjerd bestand aber darauf, das dies angemessene Kleidung sei und sicherlich beeindruckend auf hiesige Frauen wirkt. Er müsse sich endlich von seinen alten Eindrücken aus Schweden trennen.
Er befürchtete, das ihm nicht einfallen würde, worüber er reden könnte und registrierte dankbar, das Athela ihm die Entscheidung schnell abnahm. Sie redete pausenlos und er hörte aufmerksam zu und fragte, sofern ihm Gelegenheit hierzu gegeben wurde interessiert nach. Ganz so wie Oma es ihm gesagt hatte.
Athela war eine intelligente, temperamentvolle Frau und schien nicht viel von der üblichen Zurückhaltung anderer adeliger Frauen zu halten. Sie hatte zu allem eine eigene Meinung und tat sie auch kund. Politik, Kunst, Religion, Humor… nichts schien ihr fremd und jeder andere Mann wäre von dieser Frau tief verunsichert worden. Für Erik hingegen war sie eine Offenbarung. Sie war so… offen. Freilich, sie redete viel aber sie hatte auch was zu sagen. Ihr beständiger Wortschwall erinnerte Erik an die Brandung des Meeres die in seiner Heimat ununterbrochen zu hören war und ihn stets beruhigt hatte.

Oma Ingjerd hatte ihm gesagt er solle nach den positiven Eigenschaften der Frau suchen und ihr diesbezüglich Komplimente machen. Es dürfe kein Kompliment gelogen sein, Frauen würden das bemerken. Er überlegte.
„Ihr habt wahrhaft das Temperament einer schwedischen Holzfällerfrau“, sagte er zielsicher.

Die Atmosphäre kühlte sich daraufhin merklich ab und Erik hatte alle Hände voll damit zu tun Athela verständlich zu machen, das er dies als aufrichtiges Kompliment meinte.
Dazu musste er viel von seiner Vergangenheit und Herkunft erzählen, was wiederum das Interesse von Athela weckte. Zwar hatte sie schon aus Gerüchten schließen können, das sie es nicht mit einem „normalen“ Herzog zu tun hatte, aber das er so anders sein würde hätte sie nicht gedacht.
Als Erik von seinem Leben sprach, wurde ihm erst Bewusst, wie sehr er es vermisst hatte mit jemandem außerhalb seiner Familie offen reden zu können, er erzählte Athela viel mehr über sich und seine Empfindungen als es eigentlich dem Anlass entsprechend richtig gewesen wäre. Er verspürte eine ungewöhnliche Vertrautheit ihr gegenüber und hatte das Gefühl, das es ihr ähnlich ging. Hätte ein dritter die beiden nach ein paar Stunden beobachtet, er hätte wohl gedacht, dass sie sich bereits ein Leben lang kennen.
Erik bat Athela doch ein paar Tage zu bleiben. Nichts würde ihn mehr schmerzen, als das diese faszinierende Frau ihn wieder verlassen würde. Erik war zum ersten Male in seinem Leben richtig verliebt.