Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Löwen-Brabant
http://www.sai.uni-heidelberg.de/~harm/GK/Wappen/WappenLoewenBrabant.jpg
LÖWEN-BRABANT
Die Dynastie von Löwen-Brabant geht auf Giselbert zurück, der im Jahr des
Herrn 841 Graf von Maasgau wurde. Es folgten ihm viele Grafen nach, bis im
Jahre 1095 schließlich Gottfried der Bärtige seinen Bruder, dem früh ver-
storbenen Heinrich III., als Graf von Löwen beerbte. Ihr Vater, Heinrich II.,
war ein treuer Anhänger der salischen Könige und Kaiser gewesen. Als der
deutsche Thronkrieg ausbrach musste der Sohn sich jedoch entscheiden und
schlug sich schließlich auf die Seite von Kaiser Heinrich V., welcher gegen
seinen Vater Heinrich IV. aufbegehrte. Zum Dank verlieh ihm der Kaiser 1106
den Titel eines Herzogs von Nieder-Lothringen. Das Haus Limburg musste hier-
für auf viele Pfründe verzichten und so wurden die Limburger die Todfeinde
des Hauses Löwen. In der großen Stiftsfehde von 1119 bis 1123 konnte sich
Gottfried schließlich durchsetzen und seinen Einfluss auf das Bistum Lüttich
ausweiten. Kaum fünf Jahre später aber erwirkte Walram von Limburg, dass
Gottfried bei Kaiser Lothar III. in Ungnade fiel und sein Land zugunsten
Walrams geteilt wurde. Seine Herzogsgewalt sollte fortan zwischen Schelde
und Gete gelten, diejenige Walrams zwischen Gete und Rhein. Seither sprach
man vom Herzogtum Brabant. In den Folgejahren erweiterte Gottfried seinen
Besitz wieder und hinterließ bei seinem Tode 1139 dem Sohn, Gottfried II., ein
gefestigtes Land. Gottfried II. blieben jedoch nur wenige Jahre, denn er starb
bereits 1142. In diesem Jahr wurde auch sein einziges Kind und Erbe geboren:
Gottfried III. Bis 1158 herrschte Liutgard von Sulzbach, die Mutter Gott-
frieds III., als Regentin für ihren Minderjährigen Sohn. Mit 16 übernahm dann
der Sohn formell die Herrschaft, wurde jedoch erst ganz frei als die „Löwin von
Brabant“ 1162 starb. Weitere 25 Jahre waren seid dem ins Land gegangen und
Gottfried III. von Löwen-Brabant herrschte nach wie vor über das Herzogtum
in der nordwestlichen Ecke des Reiches. Doch 1187 brachen neue Zeiten an
und keiner wusste vorherzusagen, was von da an geschehen würde . . . . .
http://www.sai.uni-heidelberg.de/~harm/GK/Verschiedenes/Brieftaubenkasten.jpg
http://www.sai.uni-heidelberg.de/~harm/GK/Verschiedenes/Godfried.jpg
Gottfried III. von Löwen-Brabant
*1142
Herzog von Brabant
Graf von Löwen, Lüttich, Breda, Zeeland, Berg,
Sticht und Westfriesland
Lehensherr über die Hennegau, Loon, Mainz, Jülich,
Holland, Ost- und Zentralfriesland, sowie das Gelderland
Des Herzogs Weib Mathilde von Limburg ist vor
langer Zeit verstorben.
Seine Familie:
Heinrich von Löwen-Brabant
*1165
°°
Sophie von Wittelsbach
*1171
Adalbert von Löwen-Brabant
*1166
Willhelm von Löwen-Brabant
*1172
Gottfried von Löwen-Brabant
*1174
DRAMATIS PERSONAE
In der Reihenfolge des Auftretens
Hillebrant von Gent
*1138
Der Sohn eines kleinen flämischen Händlers dient dem Herzog als Seneschall
(Steward), so wie zuvor bereits dem Grafen von Holland. „Meister“ Hillebrant
ist die gute Seele des Löwener Hofes und das Organisationstalent, auf das sich
der Herzog immer verlassen kann.
Johan
*1164
Er ist der treue Gehilfe des Seneschalls, seine rechte Hand, sein Auge und Ohr.
Er spricht wenig und ist stets dienstbeflissen, doch was in seinem Inneren vor
sich geht, dass wissen nur sehr wenige. Johan kann lesen und schreiben und
führt die Bücher des Hofes.
Fromondin de Évreux
*1157
Der Bischof von Lüttich ist die Graue Eminenz in Brabants Außenpolitik und
nicht nur einer der wichtigsten Berater des Herzogs, sondern auch sein undurch-
sichtigster. Der Bischof liebt den Luxus, den ihm sein Amt beschert, doch ist
er bemüht sich, seinen Wohlstand zu verbergen.
Dietmar Kösel
(* unbekannt)
Ein Gefolgsmann des Frankenherzogs und als sein ständiger Abgesandter Gast
in Löwen.
Bruder Ricklef
*1169
Ein junger Mönch aus dem Kloster Vlierbeek. Er ist auf Geheiß des Herzogs
und mit Erlaubnis seines Abtes Waelram Gast im Stiftskloster Rastede. Das ist
in Oldenburg.
Rutger von Eisenstein
* unbekannt
Ein Mann des Grafen von Jülich, der in dessen Auftrag Dienst beim Herzog tut.
Rutger wird als Ritter seinem Namen wohl gerecht und doch, es steckt mehr in
ihm, denn er ist des Lesens und Schreibens mächtig. Wie selten, bei einem
Rittersmann!
Pieter de Witte
*1154
Das weißblonde, schulterlange Haar hat ihm seinen Namen eingetragen, sein Ruf
als wackerer Ritter gründet sich jedoch auf seinem starken Schwertarm und
seinem Mut. Als treuer Diener seines Herrn führt er die Stadtwache von Löwen
und schützt des Herzogs Leib und Leben.
Hubrecht von Aalst
*1167
Ein junger Gefolgsmann des Herzogs, seit seiner Jugend am Löwener Hofe er-
zogen und auf das Haus Löwen eingeschworen. Er dient seinem Herrn am Hofe
des Frankenherzogs als Gesandter.
Reinald von Steenbergen *1172
und Wolfgang von Overath *1173
Junge Ritter und Söhne von Gefolgsleuten des Herzogs. Freunde des Herzogs-
sohnes Wilhelm und für jeden Schabernack zu haben.
http://www.sai.uni-heidelberg.de/~harm/GK/Verschiedenes/KL.jpg
~~~ I ~~~
Löwen, 1187 AD
Empörtes Rufen und Schimpfen drang von jenseits der Mauer an sein Ohr. Hillebrant beeilte sich. >Diese verdammten Fuhrleute<, dachte er, während er durch die Straße eilte, die man Blijde nannte. Sie führte von der Mitte der Stadt nach Südosten bis zum Blijdetor. Dahinter, außerhalb der Stadtmauer, wandte sie der Weg weiter nach Süden zum nahe gelegenen Dorf Haasrode.
Hillebrant zwängte sich durch die Menschenmenge, die das Tor blockierten. Als er endlich hindurch war, sah er was zu diesem Gedränge geführt hatte: Kaum dreißig Meter vom Tor entfernt, blockierten ein halbes Duzend Ochsengespanne die Straße und nun stauten sich zu beiden Seiten weitere Fuhrwerke. Die einen wollten aus der Stadt hinaus, die andere hinein, doch es ging einfach nicht vorwärts.
Denn in aller Seelenruhe diskutierten die Besitzer der Gespanne mit einem herzoglichen Verwalter am Wegesrand und kümmerten sich nicht um den allgemeinen Unmut, den sie ausgelöst hatten.
"Was ist denn hier los?", brüllte Hillebrant die versammelten Schwätzer an.
"Wer will das wissen?", antwortete einer der Fuhrleute frech, ohne sich umzusehen.
"Ich will das wissen, der Seneschall des Herzogs, wenn´s denn beliebt. Und wenn du nicht gleich das Maul auftust, dann gehst du deiner missratenen Zunge verlustig!"
"Oh, verzeiht mir, Meister Hillebrant. Ich hatte Euch nicht gleich erkannt."
"Wäre besser du merktest dir mein Gesicht und nun red’ endlich."
"Wir bringen den Sand. Sechs Wagenladungen, so wie es ausgehandelt war. Nun verlangen wir unseren Lohn. 3 Silbergulden, wenn beliebt. Doch Euer Aufseher hier versagt ihn uns, denn es hätten acht Wagen sein sollen, behauptet er."
Hillebrant musterte den Mann, dann schritt er die sechs Wagen ab.
"Mit was du da kommst sind ja wohl auch eher Wägelchen und deine Ochsen sind ja noch halbe Kälber."
"Aber Herr, es sind sechs Wagen…"
"Nichts da, der Sand reicht doch hinten und vorne nicht um auf dieser feuchten Wiese eine halbwegs trockene Tjostbahn zu legen. Acht, sag ich. Und wenn Dir die Huld des Herzogs und sein Silber lieb sind, dann lässt du jetzt schleunigst abladen, räumst die Straße und kommst wie der Wind mit noch zwei Wagen zurück."
"4 Gulden!"
Hillebrants Gesicht lief leicht rötlich an und er schnaubte: "Der Erzengel Michael möge dir deine habgierigen Hände verdorren lassen. Ich leg’ einen halben Gulden drauf und jetzt hopphopp, sonst vergesse ich mich."
"Sehr wohl.", grinste der Fuhrmann und rieb sich zufrieden die besagten Hände am Kittel ab. Dann wandte er sich seinen Leuten zu und rief: "AAAAABLADEN! Das Zeug muss da drüben hin!"
Hillebrant drehte sich um und ging grußlos. Was war es doch für ein ruhiges Leben als Verwalter des Grafen von Holland gewesen, dem er jahrelang treu gedient hatte. Doch dann berief Herzog Gottfried ihn nach Löwen und hätte er ablehnen sollen? Hätte er ablehnen können? Nein, natürlich nicht!
Sein Blick wanderte über die etwas tiefer gelegene Wiese. Von dort, wo Zimmerleute begonnen hatten eine hölzerne Tribüne zu errichten, war kein Hämmern und auch sonst keine Arbeitsgeräusche zu vernehmen. Was war da denn nun schon wieder los? Warum ging es nicht voran? Insgeheim verfluchte Hillebrant den Herzog und dessen Idee ein Turnier auszurichten. Dann stapfte er die Böschung hinunter und übersah in seiner Wut die schlammige Pfütze. "Elender Satan verdammt…!"
Georg erhob sich in den Steigbügeln um die Menge überblicken zu können. Er sah vorne eine rege Geschäftigkeit aber keinen Grund für die Ansammlung von Menschen die hier die Strasse verstopfte.
So scherte er zur Seite aus und trieb sein Pferd über den mossig-weichen Wegesrand, der für die schweren Karren unpassierbar war, für einen einzelnen Reiter jedoch kein Problem darstellte.
Eine Stimme, die Ihm seltsam vertraut vorkam erschallte weiter vorne in heller Aufregung, ja Zorn schien Georg heraus zu hören.
Er trieb sein Pferd an um die Ursache für den Lärm zu erkunden und erreichte bald den Platz vor dem Tor wo viele Menschen beschäftigt waren Sand aus den Ochsenkarren auszustreuen.
Ein Tjostbahn? fragte er sich. Bin ich etwa im Kreis geritten?
Die Ihm so vertraute Stimme erschall nun etwas weiter vorne, herrschte die Massen an Ihn durch zu lassen. Und nun erkannte er auch den Reiter.
Es war Hillebrant, der Seneschall des Grafen von Holland von dem er erst kürzlich aufgebrochen war.
"MEISTER HILLEBRANT" rief er Ihn an und trieb sein Pferd ungeachtet der drängelnden Menschen auf den Mann zu.
"Herr, erkennt Ihr mich noch? Georg Freisenberg aus Oldenburg. Ihr hattet mich letzte Woche noch in Dordrecht empfangen, doch ich musste leider verfrüht wieder aufbrechen. Meine Reise hat sich leider durch unglückliche Umstände verzögert so dass ich erst jetzt in Löwen eintreffe.
Ich kann meine Verwunderung euch hier zu treffen kaum verbergen doch ist es mir wahrlich eine Freude ein vetrautes Gesicht anzutreffen. Gott schütze euch, Hillebrant.
Würdet Ihr mich zum Herzog geleiten, falls dieser bereit ist einen Gesandten zu empfangen?"
"Natürlich erkenne ich Euch, Georg aus Oldenburg. Eine Woche sagt Ihr? Ihr müsst Euch irren, es muss schon weitaus länger her sein. Doch Ihr habt Recht, bis vor kurzem diente ich Graf Florens von Holland.
Doch dann, die Pest… Es sind geschwinde Zeiten in denen wir leben. Herzog Gottfried hörte von mir und da sein alter Verwalter vom schwarzen Tot mitgerissen worden war, wie so manch anderes auch, rief er mich hierher und da bin ich nun. Seneschall des Herzogs von Brabant. Nicht schlecht für einen kleinen Händlersohn aus Flandern, wie mir scheint.
Aber was schwatze ich… Zum Herzog wollt Ihr? Sehr wohl. Doch verzeiht mir, ich kann Euch nicht geleiten, ich muss diesem faulen Pack Beine machen. Das Eschenholz für die Nägel sei aus, sagen sie. Pah, arbeitsscheu sind sie!
Aber mein… wo ist er denn…?"
Hillebrant schaute sich um und erblickte den Gehilfen, der vorhin mit den Fuhrleuten haderte.
"JOHAN, hey Johan, begleite diesen hohen Herrn zur Halle. Er kommt aus Oldenburg. Er soll zum Herzog vorgelassen werden, hörst du."
"Natürlich Meister Hillebrant." An den Oldenburger gewandt: "Bitte folgt mir."
Johan bahnte dem Reiter einen Weg durch die Menschenmenge, die sich langsam auflöste nachdem die Ochsenkarren entladen worden waren. Er führte ihn durch das Tor, dann durch die Blijde und die Tiensestraat zum Grote Markt. Dann wandte er sich nach links Richtung Oude Markt und machte nach wenigen Metern vor einem Tor halt. Er sagte etwas zu den Wachen, was der Reisende nicht verstand, dann wurden sie in den Innenhof gelassen.
Links und Rechts schmiegten sich hölzerne Wirtschaftsgebäude und die Unterkünfte der Soldaten und Bediensteten an die Innenseite der Mauer. Direkt vor sich hatten sie jedoch eines der wenigen steinernen Gebäude der Stadt: Die Halle des Herzogs!
Johan wies einen der Stallburschen an, sich um das Pferd des Gastes zu kümmern Dann betraten sie das Gebäude und wurden sogleich in den großen Saal vorgelassen.
Herzog Gottfried sprach gerade mit einem Geistlichen an seiner Seite, als Johan laut vernehmen ließ:
"Verzeiht Herr, doch Hillebrant trug mir auf diesen Gesandten aus Oldenburg zu Euch zu bringen."
"Es ist gut, Johan.", entgegnete der Herzog, dann wandte er sich dem Gast zu: "Seid Uns herzlich willkommen. Was führt Euch nach Löwen?"
"Gott schütze euch Gottfried und eure Lande" sprach Georg, faltete die Hände und verneigte sich vor dem Herzog.
"Mein Name ist Georg Freisenberg und ich reite im Auftrag Moritz des I. Graf von Oldenburg.
Mein Herr lässt euch seine Ehrerbietung überbringen und wünscht diplomatische Beziehungen zu eurem Reich aufzunehmen, die über die Teilnahme am großen Turnier hinaus gehen.
Ich reise als Unterhändler Oldenburgs durch die Lande, um alle Nordseeanrainer in friedlicher Übereinkunft zu einem Handelsbündnis zu bewegen. Die Nordseefischer und Händler sollen alle Häfen des nördlichen Reiches frei befahren können auf das sich unsere Einkünfte vermehren und die Beziehungen aller beteiligten verbessern mögen.
Ausserdem wäre mein Herr sehr erfreut euch einen Kleriker aus dem Stiftskloster Rastede schicken zu dürfen, der euch in allen diplomatischen Belangen, die Oldenburg betreffen als Ansprechpartner dienen soll.
Selbstverständlich seid auch Ihr herzlich eingeladen einen Diplomaten nach Oldenburg zu entsenden. Sollte er ein Mann Gottes sein, so darf er im Kloster zu Rastede wohnen. Jedoch steht es euch frei auch einen höfischen Diplomaten zu entsenden, der dann Quartier im Gästeflügelder Aldenburg beziehen darf"
Georg hatte diese Sätze nun schon oft gesprochen. Vor einigen mächtigen Männern hatte er bereits gestanden. Doch heute war er äusserst aufgeregt und nervös wie er hier stand, allein und ohne Gefolgschaft vor einem der mächtigsten Männer des Reiches.
Er verneigte sich erneut, was eigentlich nicht der Tradition entsprach und tat einen Schritt zurück.
Es regnete leicht als der Troß des Grafen von Jülich die Stadt Löwen erreichte. Durchnäßt hingen die Wappenröcke an den Kettenhemden der Ritter hinunter. Der Wimpel mit dem Wappen des Grafen hing schlaff am langen Speer des ersten Reiters des Trosses hinunter. Jedem Zuschauer am Wegesrand kam ein wenig ruhmreicher Eindruck in den Sinn, wenn er diese erschöpften Ritter sah. Anscheinend hatte sie der Wetterumschwung jäh erwischt. Graf Wilhem warf nur müde ein Blick zum Tunierplatz, den man durch eine Seitengasse sehen konnte. Er hob die Hand und deutete seinem Nebenmann stumm mit einer Handbewegung in die Richtung des Platzes. Der Nebenmann schien den Grafen zu verstehen, nickte förmlich und lies sein Pferd zurückfallen. Dort fing er die Diener des Grafen mit der Turnierausrüstung, dem Gepäck des Grafen und dem prachtvollen Turnierzelt ab. Sie trennten sich vom Troß des Grafen und machten sich auf den Weg, die Vorbereitungen für den Grafen auf dem Turnierplatz zu treffen. Normalerweise war es üblich in der Nähe des Turnierplatzes im Zelt zu lagern. Doch der Graf wollte vorher noch bei seinem Lehnsherren vorsprechen.
Schließlich kam der Graf mit seinen restlichen Rittern am Herrschaftsitz des Herzogs von Brabant an und ein Herold erbat Einlaß:
"Graf Wilhelm von Jülich erbittet Einlaß, um seinem Lehnsherren, den Herzog von Brabant, vorzusprechen."
Der Herzog besann sich kurz, dann schaute er zu dem Geistlichen an seiner Seite.
"Kein schlechter Vorschlag, wie mir scheint. Was meint Ihr?"
"Ein ganz vortrefflicher Vorschlag, mein Fürst! Die Mönche von Rastede genießen einen hervorragenden Ruf und der Graf von Oldenburg gilt als einer der prächtigsten und mutigsten Ritter im ganzen Reich."
Der da antwortete war schätzungsweise Mitte Dreißig, sehr schlank, fast hager und recht groß gewachsen. Sein Gesicht erinnerte an das eines Sperbers und sein rabenschwarzes Haar hob seine eisblauen Augen kalt hervor. Er trug schlichtes Schwarz und nur an den scharlachroten Aufschlägen an Ärmeln und Kragen konnte man sein hohes Amt erahnen. In Wahrheit war seine Sutane innen in eben dieser Farbe komplett ausgeschlagen ? dieser Mann trug das Scharlach inwendig!
Herzog Gottfried wand sich wieder seinem Gast zu: "Dürfen Wir vorstellen: Fromondin de Évreux, Bischof von Lüttich und geistiger wie diplomatischer Beistand."
Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Bischofs, was ihn einem Raubvogel noch ähnlicher machte.
"Vielleicht ist Euch?", fuhr der Herzog fort: "?das Kloster Vlierbeek bekannt. Es steht in Heverlee, nur einen kurzen Ritt außerhalb der Stadtmauern nach Süden Richtung Haasrode.
Benediktiner aus Afflingem haben es vor sechzig Jahren unter Unserem Großvater gegründet.
Euer Mann soll dort unterkommen."
Wieder zu Fromondin gewandt: "Ob Uns Abt Waelram wohl zu Gefallen ist?"
"Sicher wäre er sehr Dankbar und überaus glücklich Euch einen Dienst erweisen zu dürfen."
"Dann, mein lieber Fromondin, reitet nach Vlierbeek. Bittet darum, dass ein Mönch aus Rastede Unterkunft bekommt und wählt mit Waelrams Erlaubnis einen Euch fähig erscheinenden Mann aus, der für Uns nach Oldenburg gehen mag. Er soll?"
In diesem Moment wurde der Herzog unterbrochen, denn der Graf von Jülich mit Gefolge wurde angekündigt.
Herein kam eine Gruppe Ritter, die bis auf die Knochen durchnässt waren, denn draußen hatte es inzwischen stark zu regnen begonnen.
Lächelnd empfing der Herzog die Neuankömmlinge.
"Wilhelm! Das ist eine Freude. Kommt nur herein. Das Wetter hat Euch übel mitgespielt. Setzt Euch zu uns, hier ist es warm und trocken. Ihr müsst hungrig und durstig sein, sofort soll Euch aufgetragen werden.
Auch Ihr, Georg Freisenberg aus Oldenburg, setzt Euch an Unsere Tafel. Der Bischof wird nicht lange brauchen und Euch meinen Gesandten für Oldenburg sogleich mitbringen."
Wilhelms Troß saß ab und eiligst suchte man die wärme des Speisesaals auf. Diener versorgten die Pferde.
Wilhelm ging zuerst auf den Herzog von Brabant zu:
"Zuerst möchte ich das förmliche Protokoll vollziehen, dann können wir speisen."
Wilhelm zog sein Schwert und kniete sich vor den Lehnsherren. Dabei hielt er das Schwert wie ein Kreuz vor sich:
"Mein Lehnsherr! Wir, Wilhelm von Jülich, Graf von Jülich, schwören Euch, Gottfried von Löwen-Brabant, Herzog von Brabant, Graf von Löwen, Lüttich, Breda, Zeeland, Berg, Sticht, West-, Ost- und Zentralfriesland, die Lehnstreue. Bei Gott schwören wir, Euch zu folgen und zu dienen, wie es sich einem Vasall geziemt. Möge der Herr seinen Segen über uns ausbreiten und Euer Herzogtum und unsere Grafschaft zu Wohlstand und Ruhm führen."
Danach erhob sich Wilhem wieder und setzte sich an die Tafel. Er lächelte in die Runde und begrüßte den Gesandten aus Oldenburg.
Der Zarewitsch
24.06.04, 08:47
http://www.ascaron.com/gb/gb_portroyale/pics/schriftrolle.jpg Ein Herold aus Burgund überbringt eine Schriftrolle:
Hoher Herr,
Herzog Otto von Hohenstaufen entbietet Euch seine Grüße.
Um unsere gegenseitigen Interessen und die des Reiches besser wahrnehmen zu können,biete ich Euch an einen Eurer Edelleute als ständigen Gesandten an unseren Hof zu entsenden.
Im Gegenzuge wären wir Euch zutiefst verbunden,wenn Ihr ebenfalls einen unserer Botschafter an Eurem Hofe aufnehmen wolltet.
Voller Ehrerbietung,
Otto von Hohenstaufen
Ein Wachmann mittet um Einlass und überbringt ein Schreiben aus Franken:
Edler Herr,
der Herzog von Franken übermittelt Euch seine besten Grüße.
Wir bieten Euch hiermit unseren Boten Dietmar Kösel als dauerhaften Abgesandten an, sofern Ihr dies freilich erlaubt. Ferner streben wir nach einer Verbesserung unserer Beziehungen und hoffen, dass auch Ihr einen Diplomaten an unserem Hofe installiert. Ebenso wären wir sehr erfreut, wenn wir den Grundstein für einen Handelsabkommen legen könnten."
Möget Ihr Weise und Gerecht regieren!
Euer Freund und Nachbar,
Friedrich IV. von Rothenburg
Der Herzog ließ sich gerade den Brief aus Burgund vorlesen, als der Franke in die Halle kam. Gottfried erhob sich, besann sich kurz und entgegnete dann:
"Dietmar Kösel, seid willkommen in Löwen. Es sei wie Ihr sagt und Euch soll eine Unterkunft an Unserem Hofe und ein Platz an Unserer Tafel gewiß sein.
Nach dem Ende des Turnieres wird dann ein Mann Unserer Wahl den Fränkischen Troß in Eure Heimat begleiten und dort als Unser Vertreter verbleiben."
Immer noch stehend wandte er sich dann dem Grafen von Jülich zu:
"Wilhelm von Jülich, Wir danken Euch für Eure Treu und vergelten sie mit Unserem Eid. Mit Gottes Gnade geloben wir nach Recht und Maß zu handeln. Wir bestätigen Euer gegebenes Lehen Jülich und erneuern unseren Schwur, Euch und dem Euch anvertrauten Lande Schutz und Schild zu sein."
Gerade als der Herzog geendet hatte, kehrte Bischof Fromondin zurück. Mit ihm trat ein junger, blonder Mönch mit ein.
"Mein Herr, dies ist Bruder Ricklef. Ihn habe ich für Rastede ausgewählt."
Der Mönch verneigte sich vor dem Herzog und der wandte sich seinem Gast aus Oldenburg zu:
"Georg Freisenberg, dass ist Euer Mann."
Ein Herold mit dem Wappen des Grafen von Loon auf dem Wamps erreicht Löwen und erbittet untertänigst vor Herzog Gottfried von Brabant vorgelassen zu werden.
http://www.ritterkeller.de/img/ritter01.gif
Wilhem genoß den schweren Rotwein, der mit Zimt und Nelken veredelt worden war. Dann biß er herzhaft in einen Hühnerschlegel und kostete etwas von dem Steinbrot mit Zwiebelschmalz. Er nahm abermals einen Schluck des Weins und meinte zu seinem Lehnsherren:
"Wir möchten gerne auch einen unserer Mannen an Eurem Hofe als Botschafter lassen, so es auch in Eurem Interesse ist."
Er biß abermals in den Hühnerschlegel und nahm hastig einen Schluck aus dem Becher. Dabei winkte er einem seiner Männer, die abseits der Tafel am Eingang zum Saal versammelt standen, zu. Dieser setzte sich prompt in Bewegung und nahm an der Seite des Grafen Aufstellung. Es war ein hochgewachsener, kräftiger Bursche. In seinem Gesicht prangte eine Narbe von der Nase über die rechte Wange.
"Dies ist Rutger von Eisenstein. Er ist uns ein guter Gefährte und kann sogar schreiben und lesen. Aber nicht das die Mönche ihn vollends verdorben haben. Er genoß eine ordentliche Ausbildung und hat im Felde schon seinen Mann gestanden. Er gehört zu meinen besten Männern. Es wäre uns eine Ehre wenn er als unser Gesandter an Eurem Hofe verweilen könnte. Im Gegenzug wären wir erfreut in Nideggen einen Eurer Mannen begrüßen zu dürfen."
Der Graf lächelte und griff sich ein Stück Semmelknödel, daß er in eine Honigsauce tunkte und herzhaft hinunterschlang. Der mittlerweile obligatorische Griff zum Weinbecher mußte er diesmal mit einer Enttäuschung quittieren. Er war leer.
Der Herzog musterte den Ritter und seine Mine drückte Wohlgefallen aus.
"Sehr gut. Wir schätzen uns glücklich einen solch untadeligen und mutigen Mann an Unserem Hofe zu wissen.
Es wird sein, wie Ihr sagt. Bei Eurer Abreise soll Euch einer meiner Ritter begleiten.
Doch erhoffen Wir Uns, dass auch Unsere anderen Vasallen ihren Weg noch nach Löwen finden mögen und Wir möchten Euch bitten bis nach dem Turnier bei Uns zu verweilen. Wir wollen dann noch ein oder zwei Tage miteinander tagen und Dinge bereden, über die zu reden sein wird."
Als hätte er nur auf dieses Stichwort gewartet, trat ein Herold aus Loon vor und bat um das Wort.
"Ah, Ihr kommt aus Hasselt. Bislang weiß man nur sehr wenig vom neuen Grafen Gerhard. Wir hoffen, Ihr könnt Uns ins Bilde setzen. Tretet vor und sprecht!"
Der Herold verbeugt sich vor dem Herzog, als auch vor dem anwesenden Grafen und begann zu sprechen.
"Eure Herzögliche Hoheit,
mein Herr, Gerhard I. von Loon, Graf von Loon, Graf von Rieneck, Burggreif von Mainz, Vogt von St. Truiden und ergebenster Lehnsmann Eurer Herrlichkeit, lässt Euch hiermit durch mich seine ergebensten Grüße überbringen. Seine Gräfliche Erlaucht bedauert sehr das Er nicht persönlich vor Euch treten kann, doch wichtige Geschäfte verhindern dies, wenngleich er dieses Versäumnis alsbald vergessen machen wird. So hofft mein Herr das Ihr Ihm diesen Umstand nachsehen möget und hofft, Euch alsbald höchstselbst beehren zu können."
Der Herold verbeugt sich neuerlich und tritt einen Schritt zurück.
"Dann werden Wir Uns wohl noch in Geduld üben müssen.", quittierte Gottfried die Erklärung des Herolds.
"Bestellt Gerhard, an meiner Tafel sei ein Platz für ihn frei, wann immer er den Weg nach Löwen auf sich zu nehmen imstande ist."
Einige Anwesenden ließen ein hämischen Lachen vernehmen. Sie verstummten jedoch gleich wieder, als der Herzog nicht mitlachte und auch sonst nicht den Eindruck erweckte das sein Satz hönisch gemeint war.
Wilhem hatte seinen Hunger gestillt und auch ordentlich dem Wein zugesprochen, nachdem ein Diener den Krug in seiner Nähe wieder gefüllt hatte. Einer seiner Leibgardisten kam zu ihm an den Tisch und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Zu verstehen waren nur die Begriffe "Tunierplatz" "Saufgelage" "Dirnen".
Wilhelm schaute mürrisch und brummte tief den Gardisten an. Dann erhob er sich schwerfällig und verneigte sich vor seinem Lehnsherren knapp.
"Verzeiht mein Herzog. Soeben habe ich Kunde erhalten, daß meine Dienerschaft auf dem Tunierplatz etwas, ähm, ausgiebig mein Hiersein zu geniesen scheint. Wir werden uns daher aufmachen und eine, öhm, kleine Inspektion abhalten."
Der Graf lächelte etwas gezwungen. Ihm schien die Situation peinlich zu sein, schließlich konnten seine Männer anscheinend nicht mal ein paar Stunden ohne eine strenge Hand verbringen.
"Entschuldigt uns daher, wenn wir uns in unser Lager auf dem tunierplatz zurückziehen. Falls Ihr noch wichtige Dinge mit uns zu besprechen habt, so sendet uns einen Diener. Wir werden dann sofort zu Euch kommen."
Dann verließ der Graf unter kurzen Flüchen zu seinem Gardisten die Tafel und ritt eiligst zum Tunierplatz.
Das Turnier war ein großer Erfolg gewesen und, wie der Herzog zufrieden feststellte, es nichtenmal Tote gegeben. Langsam kehrte der Alltag nach Löwen zurück. Die vielen Gäste der Stadt machten sich auf den Heimweg, die fahrenden Händler bauten ihre Zelte ab und die Knechte begannen die Holztribüne einzureissen.
Herzog Gottfried begab sich mit seinem Gefolge in seine Halle und erwartete seine Vasallen, um deren Kommen er gebeten hatte.
Als erster erschien Graf Otto von Geldern. Er war jung, und die Anstrengungen des Turniers hatten ihm nicht so schwer zugesetzt wie einigen älternen Rittern.
Mit einem wissenden Lächeln verbeugte er sich vor dem Herzog Brabants:
"Ich grüße euch mein Lehnsherr."
Als nächster kam Graf Wilhelm von Jülich in die große Halle. Man sah ihm an, daß er am gestrigen Abend ausgiebig gefeiert hatte.
Wilhelm verbeugte sich knapp vor dem Herzog, der Kopfschmerz nagte an ihm, und nickte dem Graf von Geldern knapp zu.
"Wir grüßen Euch mein Lehnsherr und auch Euch, Graf von Geldern! Wie können wir Euch dienen?"
Herzog Gottfried empfing seine Vasallen mit einer einladenden Geste.
"Bittet tretet vor.
Wir haben um Euer kommen gebeten, damit die Eide, welche Uns verbinden, erneuert werden können und weil Wir wünschen, dass Ihr Uns und damit Brabant, in Zukunft noch mehr als bisher dienen könnt.
Eure Macht und Verantwortung und die Eurer Nachkommen soll wachsen, denn Wir wissen sie in guten Händen und Wir erkennen in Euch treue und verlässliche Vasallen.
So bitte ich Euch, Wilhelm von Jülich und Otto von Geldern, erneuert vor aller Ohren Euren Vasalleneid gegenüber Uns und dem Hause Löwen-Brabant."
Graf Otto trat vor.
Er nahm den Silberreif, die schlicht wirkende Krone Gelderns von seinem Haupte, kniete nieder vor den Herzog und sprach mit lauter Stimme:
"Ich, Otto van Wassenberg, Graf von Geldern durch ihro Gnaden Herzog Gottfried III. von Löwen-Brabant, bin heute hier erschienen um meinen Lehnseid zu verkünden.
Ich gelobe Brabant meine Treue, mein uneingeschränktes Vertrauen, und mein Leben auf Erden.
Ich übergebe, mit Freuden, mein wertvollstes Gut, meine absolute, uneingeschtränkte Loyalität dem Herzog Gottfried III. von Löwen-Brabant.
Ich werde Euch zu Diensten sein und unterstehe von nun an bis zum Tode dem 'mundium' des Herzogs Gottfried III.
Ich werde euch zur Seite stehen in Tat und Gedanken, in Schlacht und Richtschluss, im Leben und beim Sterben.
Von nun an soll unsere gegenseitige Loyalität das stärkste Band zwischen zwei Menschen sein!
Ich diene Herzog Gottfried III.! Ich diene Brabant!"
Damit reckte er die Krone Gelderns dem Herzog entgegen....
Auch Wilhelm trat auf Bitten des Herzogs vor. Er zog sein Schwert, das Zeichen der Jülicher Grafenmacht, hielt es wie ein Kreuz vor sich und kniete sich vor den Herzog:
"Wir, Wilhelm von Jülich, durch die Gande von Euch Herzog Gottfried III. von Löwen-Brabant, sind vor Euch erschienen, um unseren Lehenseid zu erneuern. So höret denn diesen:
Wir, Wilhelm von Jülich, Graf von Jülich,
schwören Euch,
Gottfried von Löwen-Brabant, Herzog von Brabant, Graf von Löwen, Lüttich, Breda, Zeeland, Berg, Sticht, West-, Ost- und Zentralfriesland, die uneingeschränkte Lehnstreue.
Bei Gott schwören wir, Euch zu folgen und zu dienen! Wir legen unser Leben in Eure Hände und stehen Euch allzeit, ob im Felde oder im Rate, zur Seite.
Möge der Herr seinen Segen über uns ausbreiten und unsere gegenseitige Treue auf ewig bekräftigen.
Lang lebe Herzog Gottfried III. ! Lang lebe Brabant!"
Der Herzog nahm die Eide seiner Vasallen entgegen, dann erwiederte er:
"Und Wir, Gottfried, der dritte dieses Namens und vor Gottes Gnad’ Herzog von Brabant, geloben, Euch ein huldvoller und gerechter Lehensherr zu sein. Wir werden Euer Wohl mehren, Euch behüten und schützen.
Otto von Geldern, Wir bestätigen hiermit Euer Lehen Gelderland und geben Euch dazu die Grafschaft der Ostfriesen. Möget Ihr die Lande in Uns´rem Sinne gerecht und in Güte verwalten und regieren. Wenn dereinst der Allmächtige Euch zu sich rufet, dann soll das Lehen auf Eure Nachkommen übergehen.
Wilhelm von Jülich. Wir bestätigen Euer Lehen Jülich. Dazu geben wir in Eure und Euer Nachkommen treue Hände das Land der Friesen, Grafschaft Frisia genannt. Hütet es wohl.
Darüber hinaus bestimmen Wir, dass vom nächsten Steuerjahr an, dass wird das Jahr 1190 sein, der Frohnpfennig auf 20 Prozente gesetzet werde und wissen Uns Eurer Zustimmung sicher.
Dies verfügen Wir im Antlitz Gottes und vor den hier anwesenden Zeugen."
Wilhelm war überrascht. Hatte er wirklich richtig verstanden? Das Land der Friesen als Lehen? Ja, er hatte es richtig verstanden. Wilhelm war nun Graf von Jülich und Graf von Friesland.
Wilhelm erhob sich, steckte sein Schwert ein:
"Habt Dank für Euer Vertrauen, mein Herzog. Wir werden Euch nicht enttäuschen. Angesichts der neuen Lage ist es wohl nur billig, wenn wir jetzt nach Nideggen zurückkehren und uns auf eine Reise nach Friesland vorbereiten. Daher entschuldigt uns."
Wilhelm verneigte sich und ging ab. Er hatte nun einiges in Nideggen zu regeln. Die Friesen mußten von ihrem neuen Herren erfahren und eine Reise ins Nordland mußte vorbereitet werden.
Ein vertrauliches Gespräch an der Tafel des Herzogs:
"Mein Sohn…", sprach Gottfried seinen Erstgeborenen an:
"Mein Sohn, Du bist nun dreiundzwanzig Jahre alt und hast dir reichlich die Hörner abgestoßen. Nun wird es Zeit das Du der Familie dienst und ein Weib nimmst, auf dass Uns bald Enkel erfreuen und die Dynastie derer von Löwen-Brabant fortgeführet wird.
Wie Du weißt, haben Wir bereits seit einiger Zeit eine Jungfrau ins Auge gefasst. Sie ist eine prächtige Maid aus gutem Hause, lieblich anzusehen und Gott gefällig. Du hast sie bereits kennen gelernt und Wir wissen, dass auch Dein Herz von ihrem Anblick und ihrem Liebreiz erwärmt wurd’.
Lange haben Wir mit ihrem Vater gehandelt, auf das er einer Ehe einwillige. Nun hat er zugesagt und Wir wollen nicht viel weit're Zeit verstreichen lassen.
Darum, mein Sohn, mache Dich bereit. Das warme Nest der Ehe erwartet Dich. Wir woll’n nach Lüttich ziehen, denn dort soll Hochzeit gehalten werden. Unser guter Bischof Fromondin soll die Bande schließen. Morgen reiten wir!"
Heinrich hatte geduldig zugehört. Dann entgegnete er folgsam:
"Es sei wie Ihr sagt, Vater. Nichts wüßt’ ich, was mich glücklicher stimmen könnt’. So will ich tun wie Ihr es bestimmt, denn nicht weniger ist auch mein innigster Wunsch."
Vater und Sohn verabschiedeten sich. Der Herzog ging an diesem Abend zeitig zu Bette. Der Sohn jedoch, traf sich mit einigen Rittern und Söhnen von Edelleuten, mit denen er zu zechen pflegte. Und genau das taten sie und zwar bis in den frühen Morgen. Schließlich galt es Abschied zu nehmen. Abschied von der unbeschwerten Jungesellenzeit.
Noch vor Laudes, die ersten Sonnenstrahlen hatten gerade die Dächer der Stadt geküsst, rief Herzog Gottfried Bischof Fromondin zu sich.
"Sagt, was wisst Ihr über den Grafen von Loon. Man spricht irre Dinge in den Straßen. Davon, die ganze Familie des Grafen und auch er selbst, seien von der Pest dahingerafft. Dann wollen andere wieder wissen, er sei quicklebendig und erfreue sich vortrefflicher Gesundheit. Was nun, fragen Wir Euch, was nun mag stimmen?"
"Zu gern wüßt’ ich Euch Antwort geben. Doch, der Herr sei mein Zeuge, genaues vermag auch ich Euch nicht zu sagen.
Es trifft zu; die einen sprechen von der Pest, andere wollen ihn guten Mutes auf Erden wandeln sehen. Was nun wahr und was trug ist, dass zu scheiden fällt mir schwer."
"Nun… Wir reiten heut’ noch nach Lüttich. Sendet einen Boten nach Hasselt. Er soll ausrichten, Wir wären beglückt wenn der Graf dem Hochzeitsfeste dort bewohnen wollt’. Schließlich, so sagt man, sei die Braut seine Nichte. …oder war´s die Großnichte…?"
Fromondin übersah des Herzogs grübeln:
"Sehr wohl. Ein guter Gedanke. Wir werden dann erleben ob er kommt und uns von seiner Leibhaftigkeit zu überzeugen vermag."
Gottfried nickte gedankenverloren. Dann wandte er sich seinem Seneschall zu:
"Hillebrant! Du wirst in Unserer Abwesenheit die Halle hüten.
Und vergeß’ die Sach’ mit den Fuggern nicht! …und das mit dem Holze…denk dran!"
"Natürlich Herr, es wird alles nach Eurem Willen sein."
Laudes, Oratio und auch Lectio waren lange vorbei, als endlich auch Heinrich auftauchte. Ungeduldig hatte der Herzog bereits auf seinen Sohn gewartet, denn der ganze Tross stand bereits abmarschfertig bereit.
Doch der junge Bursche musste ersteinmal seinen Rausch ausschlafen. Schließlich war es in der vergangenen Nacht ausschweifend und bierseelig geworden und fast bis zum ersten Hahnenschrei hatten er und seine Kumpane sich in einem stadtbekannten Badehaus vergnügt.
Doch nun war er da und endlich konnte es los gehen. Würdevoll verließ der herzogliche Reisetross die Umfriedung der Halle und machte sich auf den Weg nach Lüttich. Es war ein Hochzeitszug. Ein feierlicher Anlass, auch wenn dem Bräutigam an diesem Morgen gar nicht feierlich zumute war.
~~~ II ~~~
Lüttich, 1188 AD
So laut, dass jeder in der Schar der Zuhörer es vernehmen konnte, begann er mit bebender Stimme und erhobenem Ziegefinger zu sprechen:
"Bedenket, der Tote wandelt vor das himmlische Gericht, seine Sünde ist seine Last und seine Reue seine demütig darzubringende Gabe.
Aber wehe! – jenseits des Pfades lauern die Teufel, ja, die Teuflischen! Sie erwarten das Lamm auf seinem Weg zu seinem gnadenvollen Hirten, die Wölfe der Finsternis, der stinkende Unflat das höllische Geschmeiß!"
Er vollführte eine ausholende Geste, als wolle er ganz Lüttich verdammen.
"Doch wahrlich, ihr alle, jeder von euch, wird diesen Weg zu gehen haben, und jeder wird sich sämtliche Gebete der Christenheit wünschen ihn zu schützen vor den Klauen des Bösen, der seine Seele hinab zu ziehen trachtet in die innerste, finsterste Hölle, wo der Leviathan sich in unbeschreiblicher Ekstase windet auf dem glühenden Rost und Menschen zerdrückt mit jeder seiner ungezählten Klauen. Memento mori, memento Ijob: Er öffnet die Tore seines Maules, rings um seine Zähne lagert Schrecken – seine Augen sind wie die Frührots Wimpern! – Aus seinem Rachen fahren brennende Fackeln, feurige Funken schießen hervor! Rauch dampft aus seinen Nüstern wie aus kochendem, heißen Topf. Sein Atem entflammt glühende Kohlen. Auf Erden gibt es seinesgleichen nicht!"
Die Zuhörer hingen an seinen Lippen. Einige aufgrund der bilderreichen Sprache dieser Gruselmär, andere aus echter, religiöser Ergriffenheit.
Bischof Fromondin trat vor den Bettelmönch, der neben dem Hauptportal der Kirche St. Remaclius predigte. Schüttelte leicht mit dem Kopf, da dieser halbgebildete Scharlatan die Darstellung des Teufels mit der alttestamentarischen Schilderung des Krokodils durcheinander gebracht hatte, sagte jedoch:
"Gut, gut. Und nun reicht es. Schaff dich fort und nimm deine Sippschaft hier gleich mit. Für euch ist hier heut kein Platz. Wenn ihr es nicht glaubt, so will euch die Wache des Herzog dies ohne Umstände glauben machen. Hurtig, gebt Fersengeld."
Der angebliche Mönch – eher ein Geschichten feil bietender Bettler – wurde bleich, als er hätte er den Leibhaftigen erblickt. Doch dem Bischof von Lüttich Aug in Aug gegenüber zu stehen war nicht viel weniger. Schleunigst machte er sich davon. Einige der Schaulustigen waren weniger eingeschüchtert und murrten leise. Dennoch verzogen sie sich, bevor den Worten Spieße und Holzprügel folgen konnten.
Fromondin brummte zufrieden, dann ging er zur Kirchentür zurück. In dem Moment betraten der Herzog, sein Sohn und das Gefolge das Portal. Alle waren prächtig ausstaffiert, in bestes Tuch gehüllt und bestens herausgeputzt.
Heinrich blickte erwartungsvoll über den Vorplatz. Dort drüben, vom anderen Ende, erwartete er jeden Augblick ihr eintreffen. Erwartete den Brautzug seiner Auserwählten. Ungeduldig wippte er unmerklich in den Knien. Heute würde seine Hochzeit sein, heute würde er die Jungfrau Sophie ehelichen.
http://www.retrokat.com/medieval/letters/illumina/illum_e.gifndlich traf auch die bayrische Prozession in Lüttich ein, ein langer, würdevoller Zug marschierte und ritt die Prachtstraße zur Kathedrale entlang, nun, es war insofern eine Prachtstraße, als das der meiste Abfall von dem unebenen Kopfsteinpflaster gekehrt, die üblichen Marktstände schnell zur Seite geschafft und diverses, überwiegend domestiziertes Getier aus den Gassen getrieben worden waren.
Immerhin schmückten allerlei Banner, Wimpel und Flaggen die angrenzenden Häuser.
Vorneweg ritt der bayrische Marschall mit seinen edelsten Rittern in voller Montur, lange blauweiße Wimpel an den hocherhobenen Lanzen, daraufhin folgten die geistlichen Würdenträger Bayerns zu Fuß, angeführt vom Salzburger Bischof. Darauf folgte dann die herzögliche Familie, die künftige Braut in einer herrlich verzierten Sänfte, die Fenster von feinstem Tuche verhüllt, so dass nur wenige Bürger der Stadt einen Blick auf das liebliche Anlitz ihrer baldigen Prinzessin erhaschen konnten. flankiert wurde sie zu Pferde vom Herzog höchstselbst, im vollen Ornat seiner Amtskleidung sowie von Pfalzgraf Otto, dem man nicht anmerkte, dass er unter seinen langen brokatverzierten Roben am Sattel festgebunden war, er war kein sonderlich guter Reiter.
Hintenweg folgten noch einige wichtige bayrische Amtsträger und Adelige und den Abschluss bildete eine kleine Schar von bayrischen Schwertkämpfern, festlich uniformiert in den herzöglich bayrischen Wappenfarben.
Vor den mächtigen Eichentoren der Kathedrale wurde gestoppt, und Otto ritt vor um die Ankunft der Braut zu proklamieren, dieser würdevolle Augenblick wurde nur geringfügig durch ein laut quickendes Schwein gestört, welches von einem sichtlich nervösen Bauern auf dem Vorplatz gejagt wurde.
Herzog Ludwig und Sophie von Wittelsbach sind eingetroffen, euer Durchlaucht!"
http://members.easyspace.com/Brig/mca/melisandewed.gif
Otto, Konrad und Sophie von Wittelsbach in schmeichelhafter Darstellung
Fromondin de Évreux straffte sich, dann sprach er mit bedeutungsschwangerer Stimme:
"Im Namen der heiligen Mutter Kirche und des Herzogs von Brabant, Gottfried, der als dritter diesen Namen trägt, sowie seines Sohnes Heinrich, dem Bräutigam, heiße ich Euch willkommen.
So tretet ein in dies Haus Gottes, möge der Herr Euch segnen und Glück und Fruchtbarkeit bringen, in die Ehe die wir heut’ zu schließen zusammen gekommen sind."
Der Bischof trat zwei Schritte zur Seite und die Edlen aus Brabant taten es ihm gleich. Die Prozession der Bayern konnte nun die Kirche betreten.
Im Hintergrund quickte das Schweinchen erbärmlich, denn der Bauer hatte das entlaufene Tier endlich wieder eingefangen. Es ahnte wohl, dass – während in St. Remaclius unter Chorälen eine hohe Hochzeit gefeiert werden sollte – es selbst sein kleines, kurzes Leben würde aushauchen müssen.
Die Schaulustigen machten "Oooohhhhh!", als nun die junge Braut in prachtvollem Kleid aus der Sänfte entstieg und sie machten "Aaaaaahhhh!", als sie grazil die Treppen hinauf stieg. Was hätten sie wohl gerufen, wenn die Jungfrau gar noch den Schleier gelüftet hätte?
Der junge, bayrische Herzog nahm die Hand seiner Schwester und führte sie, Bischof Fromondin folgend, in die Kirche. Dann folgte der bayrische Hofstaat, dann die Brabantiner.
Die gemeinen Leute reckten die Hälse, wollten sie doch einen Blick ins Innere des Gotteshauses erhaschen, doch dann schlossen sich die Türen.
Nachdem alle Gäste ihre Plätze eingenommen hatten, sowie das Brautpaar vor ihm vereint stand, flankiert von den beiden Herzögen, nahm Fromondin vor dem Altar Aufstellung und begann feierlich zu sprechen:
"Ehrwürdiger Herzog von Bayernland. Hoher Herr von Brabant, hochwohlgeborene Anwesende die Ihr hier Zeugen werden sollet, von der Schließung eines Ehebundes zwischen diesen jungen Menschen. Gesegnetes Brautpaar –
Unser Herr Jesus predigte auf dem Berge: >Ein fauler Baum bringt arge Früchte, also aber ein jeglicher guter Baum bringet gute Früchte<. Und im Alten Testament steht geschrieben: >Wer seinen Feigenbaum bewahrt, der ißt Früchte davon; und wer seinem Herrn bewahrt, wird geehrt<.
So lasset uns heute einen wohlgeratenen Baum pflanzen, einen, der seine Wurzeln in den alten Geschlechtern von Bayern und Brabant verwurzelt weiß, auf dass er reichlich Früchte trage, dem Herrn und den Menschen zum Wohlgefallen.
Also frage ich Euch, Heinrich von Löwen-Brabant, seid Ihr bereit mit der Jungfrau Sophie von Wittelsbach aus dem Lande Bayern in den heiligen Bund der Ehe einzutreten, vor Gott dem Herrn?"
Heinrich blickte verstohlen zu seiner Braut hinüber, welche noch immer verschleiert neben ihm stand und sprach dann so laut er mit seinem vor Aufregung trockenen Hals vermochte:
"So wahr ich hier stehe bekenne ich vor dem Allmächtigen und allen Zeugen: Ja, dass will ich!"
Fromondin nickte und wandte sich der Braut zu:
"Und Ihr, Sophie von Wittelsbach, wollt Ihr die Ehe geloben mit dem Sohne des Herzogs von Brabant, mit Heinrich vom Geschlecht der Löwen-Brabant, so bekennt dies im Angesicht des Herrn."
"http://www.retrokat.com/medieval/letters/illumina/illum_j.gifa!" hauchte Sophie, den Tränen nahe.
"So schließe ich hiermit im Namen Gottes diesen Ehebund. Nimmermehr soll ein Mensch ihn trennen, denn was der Herr verbindet, vermag keines seiner Geschöpfe zu trennen.
Ich erflehe den himmlischen Segen für dieses reine und gottgefällige Brautpaar, im Namen Christi.", beschloss Fromondin die Zeremonie.
Dann machte er eine Auffordernde Geste der Braut gegenüber.
Sophie hob den Schleier und lächelte schüchtern ihren Gemahl an. Heinrich war im Herzen gerührt, als er dieses zarte Geschöpf mit den leicht geröteten Augen erblickte.
Zart nahm er ihre Hand und sprach:
"Welcher Ungläubige könnt’ im Angesicht solcher Schönheit noch an der Existenz des Allmächtigen zweifeln. Nur Gott allein vermag solch Liebreiz mit Anmut zu paaren."
In diesem Augenblick hob der Chor zum Te Deum an. Es war für die Anwesenden das Zeichen vor das Portal der Kirche zu treten, auf das die Leute das Brautpaar preisen konnten. Jubelnd empfing sie die Menge.
Nur ein Bauer, ganz am anderen Ende des Platzes hatte besseres zu tun, denn er nahm gerade ein junges Schweinchen aus, dass noch heute abend auf der Festtafel als Spanferkel landen sollte.
Später begab man sich zur Residenz des Bischofs. Es war ein großer, beeindruckender, aber auch grauer Steinbau.
Dort wurde reichlich aufgetragen. Als erstes wurden sechs gebratene Schwäne an die Festtafel gebracht, dazu mehrere Kapaune. Es gab Forelle in Salzmantel und Neunaugenpastete, in kostbarem, toskanischem Olivenöl gebratene Bachenleber und das gegarte Herz eines Ebers, Kalbslenden in Biersud und mit Speck gespickte Hasenrücken, mit Maronen gefüllten Rehbraten und natürlich mehrere fette, zarte Ferkelchen.
Reichlich Bier aus Löwen wurde für die Gemeinen ausgeschenkt und Mosel-, sowie Champagnewein für die Edlen Gäste.
Es war ein prächtiges Festmahl und die Anwesenden schlugen sich zufrieden die Bäuche voll.
So eine Hochzeit hatte auf jeden Fall etwas für sich!
"Also ist es wahr."
"Ja, mein Fürst. Der Graf von Loon ist tot und seine ganze Familie dazu.
Die Pest… Der Schnitter hat ganze Arbeit geleistet.
Mein Informant ist sich ganz sicher und damit haben sich die schlimmsten
Gerüchte bestätigt.
Das alte Geschlecht derer von Loon ist nicht mehr!"
Herzog Gottfried nickte nachdenklich:
"Darum also kam niemals eine Antwort auf unsere Briefe. Es war Gottes Wille,
nehme er sich ihrer armen Seelen gnädig an.
Doch nun wissen Wir woran wir sind."
Bischof Fromondin nestelte ungeduldig an seinem Gewand. Wie lange wollte
der Herzog mit seinem Gefolge denn noch in Lüttich bleiben? Die vielen hung-
rigen Mägen fraßen ihm die Vorratskammern leer und lieber heut als morgen
hätte er sich auf dem Rückweg nach Löwen gewusst.
Der Herzog schien die Gedanken des Bischofs zu erraten, denn er brach das
Schweigen schließlich:
"Wir danken Euch für Eure großzügige Gastfreundschaft. Doch werden wir nun
in Bälde aufbrechen müssen."
"Das schmerzt mich zu hören, kenne ich doch keine größere irdische Freude, als
Euch und die Euren zu bewirten.", log Fromondin. Nur schwer konnte er seine
Erleichterung verbergen.
Trotz der starken Mauern und dicken Vorhänge vor den Fensteröffnungen drang vernehmlich der Lärm des Aufbruchs zu ihnen. Im Hof der Bischofsresidenz beluden Knechte die Karren und Fuhrwerke des Herzoglichen Trosses. Befehle zerrissen die kühle Morgenluft und unzählige Hufe klapperten hart auf dem Pflaster.
Herzog Gottfried hatte Adalbert, seinen zweiten Sohn, zu sich kommen lassen.
"Mein Sohn, Du wirst Uns nicht nach Löwen begleiten. Für dich habe ich einen speziellen Auftrag. Du weißt worum es geht und was zu tun und zu sagen ist. Eile dich, so lange das Wetter noch gut und die Wege passierbar sind.
Es ist eine weite Reise, voller Gefahren. Gott möge seine schützende Hand über dich halten und Wir werden zum Heiligen Valentinus beten, auf das er deinen Weg begleite und Unbill vermeiden hilft.
Nun geh, du sollst fort sein, noch bevor die Frühmesse gelesen wird."
Adalbert verneigte sich vor seinem Vater, dann eilte er zu den Ställen wo bereits seine vier Begleiter mit den Reit- und Packpferden auf ihn warteten. Drei Stallknechte halfen ihnen, die Tiere durch das Durcheinander auf dem Hof zu führen. Am Tor saßen sie auf und machten sich auf den Weg nach Süden. Ein weiter Weg lag vor ihnen.
Bald darauf, noch vor der Mittagzeit, machte sich auch der große Tross des Herzogs auf den Weg. Der lange Zug der Fuhrwerke und Reiter sorgte für viel Aufregung in den Straßen und zeitweise kam jeglicher Verkehr zum Erliegen.
Bischof Fromondin begeleitete den Zug und nach Löwen. Niemand wunderte sich mehr übermäßig darüber, war der Bischof doch nur selten in seiner Diözese anzutreffen. Viel wichtiger als die Seelsorge war ihm, der Macht nah zu sein.
Heinrich, der frisch gebackene Bräutigam, freute sich, endlich Heim zu reisen. Er brannte darauf, seiner Braut aus Bayern den Hauptsitz seines Geschlechts zu zeigen. Zwar war Löwen kaum größer als Lüttich, doch fand er es bedeutend schöner und lebhafter als diese graue und triste Stadt am Zusammenfluss von Ourthe und Maas.
~~~ III ~~~
Löwen, 1190 AD
Er zog die etwas zu groß geratene Mütze noch tiefer in die Stirn, dann stellte er sich scheinbar unbeteiligt an den Rand des Standes. Der Fleischhändler ließ grade seinen Blick schweifen, doch er blieb glücklicherweise nicht an ihm hängen.
Sollte er sich vielleicht doch lieber mit den drei wurmstichigen Äpfeln begnügen, die er soeben einem unachtsamen Marktweib entwendet hatte? Immerhin würde er für eine Weile satt werden.
Doch die Fleischbänke waren eine Verlockung, ebenso wie sie eine Gefahr waren. Hier waren die Stände weniger dicht an dicht gestellt wie drüben, wo Obst und Gemüse feilgeboten wurden. Hier drängten sich weit weniger Leute zuwischen den Marktschreiern, denn wer, außer vielleicht die reichen Kauf- und wenigen Edelleute und den Pfaffen, denen das leibliche Glück näher war als die Not der Armen, konnte sich schon Fleisch leisten?
Hier war das Risiko deutlich größer, erwischt zu werden. Aber Mut würde auch mit einem köstlichen, fettigen und nahrhaften Festessen belohnt werden. Nur mit Mühe konnte der Dieb seine Augen von den Schweinelenden und den Hammelkeulen abwenden. Dieses wunderbare Netz aus Fettstreifen, die das rote Fleisch durchzogen, die Verheißung des frisch Geschlachteten, der auch die vielen Fliegen sich nicht zu entziehen wussten… Welch eine Wonne wäre es, in ein solches Stück herzhaft hinein zu beißen und den heißen, blutigen Saft das Kinn hinunter laufen zu lassen. Er musste es versuchen!
Die Sonne, die sich bislang noch hinter grauen Wolken verborgen hatte, kam hervor und tauchte das rege Treiben auf dem Oude Markt in ein freundliches Licht. Der Fleischer hatte sich inzwischen einem Kunden zugewandt und verhandelte mit ihm über den Preis eines Haufens Schweinedarm. Herzhaft tauchte er die Hände in das blutige Gewirr und zog ein, zwei, drei heraus. Laut pries er seine Wahre an.
Der Mann war abgelenkt, dies war die Gelegenheit!
Mit einer schnellen Bewegung schnappte der Dieb sich einen Brocken Fleisch und ließ ihn in seinem Rockschoß verschwinden. Niemand hatte etwas gesehen.
Aber da war dieses unglaublich lecker aussehende Stück Filet. Er musste es haben!
Gerade als der Dieb die Hand ausgestreckt hatte, um sich einer zweiten Beute zu bemächtigen, wandte der Schlachter sich um. Er hatte die Bewegung wohl im Augenwinkel bemerkt.
Es war zu spät sich heraus zu reden oder die Tat ungeschehen zu machen, der Dieb war ertappt: "DIEEEB! EIN DIEEEB! Na warte Freundchen, dir wird’ ich helfen!"
Ein furcht erregend aussehendes Fleischerbeil in der vom Gedärm blutigen Hand stürmte er auf den Fleischräuber zu. Der löste sich aus seiner ersten Schreckensstarre und warf das Filet, welches ihn so unglücklich verraten hatte, dem Widersacher mitten ins Gesicht. Dann wandte er sich um und nahm die Beine in die Hand. Um ihn herum entstand ein Tumult. "DIEEEEEB! Da läuft er!" Ein Passant versuchte ihn zu greifen, erwischte jedoch nur seine Mütze und riss sie herunter. Der feuerrote Haarschopf des Diebes kam zum Vorschein, oh wie verräterisch er doch war!
Wie ein Wiesel schlüpfte der Rothaarige durch die sich schließenden Reihen. Hände griffen nach ihm und der Schlachter hatte die Verfolgung aufgenommen. Schrecklich sah der aus, dass Gesicht rot vor Wut und dem Blut des Filetstückes.
Die Nordseite des Marktplatzes war erreicht. Wohin jetzt? Nach links, nach rechts, oder… - Ja, geradeaus. Mittlerweile hatten sich mehrere Verfolger zusammengerottet. Einen Dieb zu fangen war für den schlimmsten, rauflustigsten Abschaum der Stadt immer eine willkommene Abwechslung. Und manchmal gab es sogar eine Belohnung.
Der Verfolgte rannte die Strasse entlang, bog um eine linke Ecke, dann gleich wieder rechts und wieder links.
Waren sie noch hinter ihm? Ja, da kamen sie!
Er erreichte den Vismarkt, wo, der Name sagte es, Fische verkauft wurden. Wohin jetzt? Die Verfolger waren nah. Jetzt versuchten zwei ihm den Weg ab zu schneiden, der Dieb drohte eingekreist zu werden. Er drehte sich um und prallte fast gegen die Schlachter, der wie ein Racheengel vor ihm aufgetaucht war. Wohin? Wohin? Wohin…?, schoss es ihm durch den Kopf. Vor sich den Schlachter, hinter sich die anderen Häscher, links ein Fischstand, rechts ein Fischstand. Er saß in der Falle!
Es gab nur einen Ausweg. Mit einem beherzten Sprung landete der Dieb auf der Bank des rechten Fischhändlers. Aale, Eschen, Barben, Zander, kleine Welse, große Karpfen und ein paar Flusskrebse wirbelten durcheinander. Der schwerfällige Schlachter und seine Helfer hatten damit nicht gerechnet und waren weniger wendig, der Dieb hatte sie übertölpelt.
Er rannte so schnell er konnte. Weg von den elendig stinkenden Fischen, weiter Richtung Norden, Richtung Keizersberg.
Links erhob sich der Turm der Kirche Sankt Gertrui. Rechts um eine Ecke und rasch wieder links um die nächste. Hörte man noch die Schritte der Verfolger?
Nichts, kein Rufen mehr, kein Trappeln von eiligen Schritten. Er hatte es wohl geschafft.
Da vorne musste der Bachlauf sein, der die Stadt durchzog. Dort konnte er sich waschen.
Twee Waters nannten die Löwener das Gewässer, in das sie all ihren Unrat und ihre Abwässer zu entlassen pflegten, aus dem sie aber auch ihr Trinkwasser schöpften.
Der Dieb bog um die Ecke bei Klein Begijnhof und ging hinunter an das Ufer des Flüsschens.
Er bückte sich und wollte gerade seine nach Fisch stinkenden Hände eintauchen, da legte sich eine schwere Hand auf seine Schulter. Vor ihm stand ein untersetzter, sehr kräftiger Mann mit langem, weißblonden Haar und in der Kluft eines Ritters. Jeder in Löwen kannte diesen Mann; es war Pieter de Witte, der Hauptmann der Stadtwache höchst selbst. Neben ihm stand der bestohlene Fleischhändler.
"Ist er das?"
"Ja, dass ist der Dieb." Der Schlachter griff ohne Scham in die Rocktaschen des Ergriffenen und zum Vorschein kam das erste Stück Fleisch und auch die drei Äpfel.
"Da seht Ihr es. Das ist der Beweis!"
"Der Name, Freundchen?"
"Jakob…", stammelte der Dieb. "Jakob der Fuchs* nennt man mich."
"Deine Zunge verrät es, du stammst nicht von hier."
"Nein, aus Cöln komme ich."
"Sancta Colonia… Soso! Na, Füchslein, wie es scheint wirst du zumindest ein Körperteil in Löwen lassen, bevor du dich dorthin zurück begibst."
Selbst die unzähligen Sommersprossen des Rothaarigen schienen in diesem Moment bei den Worten des Hauptmannes zu erbleichen.
*Die Figur Jakob der Fuchs und die Verfolgungsjagd ist eine Reminiszenz an Frank Schätzing und seinen Roman Tod und Teufel (http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3442455316/qid=1090839422/ref=sr_8_xs_ap_i1_xgl/028-3073921-9470122)
Atemlos stürmte ein Knappe in die Halle des Herzogs, rannte im Laufschritt zur Tafel und kniete hastig nieder:
"Herr! Hört, der König ist tot. Ertrunken in einem fernen Flusse soll er sein und alle Fürsten des Reiches sind nach Innsbruck gerufen, aus ihren Reihen einen neuen zu wählen."
Augenblicklich verebbten alle Unterhaltungen in der Halle und Grabesstille erfüllte den großen Raum. Überrascht, ja geradezu schockiert sahen sich die Anwesenden mit großen Augen an. Schließlich, dass Schweigen schien schon eine Ewigkeit zu währen, durchbrachen die knappen Worte Herzog Gottfrieds die Stille:
"Schnürt die Bündel, macht die Pferde bereit. Eilt Euch, Wir reiten noch heute. Fromondin, Ihr kommt mit Uns!"
the general
25.08.04, 21:22
Einer der losgeschickten Meldereiter (Vorgeschichte siehe Hrzgt. OL) erreicht die Hauptfeste des Herzogs von Brabant.
Er bittet den Herzog zum Haupttor und dieser erscheint auf dem Wehrweg über dem Tor!
"Was willst du?" ruft er herunter und der Bote Antwortet:
Ich bin ein Bote des Herzogs von Oberlothringen. In aller Öffetlichkeit frägt mein Herr an was eure Herrlichkeit von einer festen Allianz zwischen unseren beiden Herzogtümern halten würden. Sicher alle Herzogtümer liegen zur Zeit friedlich da, doch was ist wenn es zu einem Streit oder sogar zu einem Krieg kommt? Wäre da ein festes Bündnis nicht besser?
Der Bote wurde in die Halle des Herzogs von Brabant vorgelassen. Dort fand er jedoch nicht den Herrn des Landes selbst vor, sondern Hillebrant, seinen Kanzler.
"Tretet ein, Ihr seid unter Freunden. Der Herzog ist noch nicht aus Innsbruck zurück, doch harren wir erwartungsvoll seiner Rückkehr. Bitte berichtet derweil mir, mit welchem Auftrag Euch der Herzog von Oberlothringen nach Löwen sandte. Von einem Bund sprecht Ihr. Gegen wen? Wer ist der Feind, von dem gemunkelt wird? Dunkle Gerüchte machen die Runde, weiß man in Eurer Heimat mehr?", bombardierte er den Ankömmling atemlos mit Fragen.
the general
26.08.04, 09:28
Wer der Feind ist können wir euch leider nicht sagen, da er sich noch in den dunklen Höhlen der Finsternis herumtreibt und sich nicht zu erkennen gibt, doch sollte der Feind aus den Reihen der Herzogtümer kommen, wäre doch ein besserer Allianzpartner der einem auch in schweren Zeiten beisteht kein Nachteil, meint ihr nicht?
"Gewiß, da habt Ihr recht und ich bin sicher, mein Herzog sieht es ebenso. Doch bindet uns doch die treue zum neuen König und dem wiederum obliegt die Pflicht, dass Reich und seine rechtmäßigen Herrscher zu schützen. Sollte sich also jemand gegen einen der Fürsten wenden,wendet er sich gegen das Reich!", entgegnete Hillebrant spitzfindig.
"Doch all dies wißt Ihr sicher ebensogut wie ich. Dennoch scheint es Eurem Herrn also angezeigt nach Verbündeten zu suchen. DEshalb versteht Ihr vielleicht unsere Frage, ob man bei Euch am Hofe mehr weiß als hier. Brabant liegt am Rande des Reiches, mag sein, dass zu uns nicht immer alle Kunde am schnellsten vorzudringen vermag."
"Welch glückloses Debüt, mein lieber Fromondin! Man hätte annehmen sollen, ein gottgefälliger König sollte seine Herrschaft glanzvoller beginnen."
Am Morgen, kurz bevor sie ihr Lager bei der Abtei Gembloux abgebrochen hatten, war ihnen die neueste Kunde zu Ohren gekommen. Ein eiliger Bote aus dem Süden hatte ihnen berichtet, dass sich der neue König Friedrich mit seinem Vasallen in Thüringen schwer tat, diesen zur Räson bringen wollte und daraufhin mit dem Papst aneinander geraten war. Die letzte und erstaunlichste Kunde war nun, dass der König, kaum das er eilig gekrönt war, ohne angemessene Eskorte und inkognito nach Rom reiste und beim Heiligen Vater um Verzeihung und Verständnis bat.
"Wirklich, dieser Franke erstaunt uns!
Wäre eine Krönung in Aachen nicht angezeigt gewesen? So hielten es doch auch seine Vorgänger und gerade er, der sich als Nachkomme und Wiederkehr Karls sieht, hätte doch darauf Wert legen müssen, die Insignien auf dem Throne seines großen Vorfahren in Empfang zu nehmen."
Der Bischof, der hinter dem Herzog geritten war, schloss zu Gottfried auf.
"Sicherlich, doch wollt er wohl schnell handeln und zur Tat schreiten."
"Jaja, Wir sehen schon an Eurem Blick Euer Verständnis für sein Tun.
Geschenkt, mag er die Zeremonie vollziehen wo und wie ihm beliebt.
Aber diese Angelegenheit mit dem Papst…
Sieht er nicht, dass er der Souveränität des deutschen Königtums damit keinen Dienst erweist? Ohne Not bringt er den Pontifex gegen sich auf und sieht sich nun zu einer Geste der Unterwerfung gezwungen.
Versteht mich nicht falsch. Niemand anderes als der Papst soll darüber urteilen was Häresie und Ketzertum ist. Und kein anderer als der Lehensherr mag darüber bestimmen, wie mit einem untreuen Vasallen zu verfahren ist. Würden Wir Uns dreinreden lassen, wie Wir mit Unseren Grafen umzuspringen haben? Sicher nicht!
Aber wie der Franke dies handhabt, dass missfällt Uns! Denn nun blickt das ganze Reich auf sein Tun, schließlich ist er nun Unser aller Souverän."
"Der Thüring´sche Graf mag ja nicht gottlos sein – die Inquisition sprach ihn schließlich frei – doch untreu ist er zweifellos."
"Gewiss, er folgt seinem Herrn nicht und verweigert die Gefolgschaft. Ohne Frage handelt Friedrich richtig, wenn er ihm Zucht beibringt. Doch scheint er nur schwerlich göttliche und weltliche Gerichtsbarkeit scheiden zu können und da liegt wohl das Übel begraben."
"So klar trennt sich dies ja auch nicht. Denn als neuer König obliegen ihm sehr wohl auch kirchliche Ansprüche. Nach altem Rechte ist es schließlich der König, der im deutschen Reiche die Bischöfe einsetzt, nicht der Papst."
"Na, da messt Ihr nun aber Unze gegen Pfund, guter Bischof. Auch frage ich; wie lange werden deutsche Könige noch mit dem Pfunde wuchern können? Denn wenn dies so weiter geht, dann verspielt der neue König die Pfründe, die einst Otto der Große errungen hat, schneller als Uns heut noch gewahr ist.
Aber Euch, als Gottesmann, mag dies ja vielleicht nur recht sein."
"Mein Herzog, ich bitt’ Euch, niemals würde ich so etwas wünschen!"
Ganz in ihrem Disput versunken waren die beiden an der Spitze des Trosses achtlos weiter geritten. Grüne Felder, kleine Weiher und die gedungenen Katen der Tagelöhner zogen vorbei. Schließlich zeichnete sich am Horizont des flachen Landes eine Stadt ab. Langsam wurden die Türme im Dunst des Abends sichtbar.
Es war Löwen, sie waren wieder zuhause!
Der Botschafter Jülichs, Rutger von Eisenstein, übergab dem Herzog von Brabant folgende Botschaft:
"Mein Herzog und Lehnsherr!
Nun ist schon einige Zeit vergangen, nachdem Ihr unserer Tochter die Ehe versprochen habt. Da wir momentan in einer dunklen Zeit zu leben scheinen, möchten wir einen Lichtstrahl in die Mitte des Reiches setzen. Daher fragen wir an, ob ihr an einer gemeinsamen Hochzeit zwischen Euch und unserer Tochter Jutta, sowie zwischen Friedrich von Babenberg und unserer Tochter Judith, im Jahre des Herren 1197 auf unserer Burg in Nideggen interessiert seid.
Falls ihr einen Gegenvorschlag habt, so bitten wir Euch in durch unseren Gesandten zukommen zu lassen.
In Treue und Ehre,
gez. Wilhelm von Jülich, Graf von Jülich und Friesland"
"Hervorragend!", rief Gottfried aus.
"Euer Herr, Unser getreuer Vasall scheint die Gedanken seines Herzogs zu erahnen. Wie er es vorschlägt, so soll es geschehen. Wir werden uns auf seiner Feste im nächsten Jahr einfinden."
Der Herzog strahlte über das ganze Gesicht.
"Und bitte, laßet Ihn auch wissen wie sehr Wir uns auf dieses Fest und das Wiedersehen mit Unserer Braut und auch ihm, Unserem künftigen Schwiegervater freuen."
Dann wandte er sich wieder seinen Beratern, Bischof Fromondin und Kanzler Hillebrant zu.
"Also die Steuerforderung des gebannten Königs...", war noch zu vernehmen, dann schloß sich die Tür der Halle.
Abgekämpft aber glücklich erreichten die vier Männer das Stadttor. Vier Männer! – denn einen seiner Begleiter hatte Adalbert auf der Rückreise zurücklassen müssen. Im Hunsrück war es gewesen, als das Pferd dieses Mannes über eine tückische Baumwurzel stolperte, zu Boden ging und den Reiter unter sich begrub. Zuerst hatten sie an seinen Tot geglaubt, aber dann war er wie durch ein Wunder erwacht. Doch der Sturz hatte das rechte Bein mehrfach gebrochen. An Reiten war auf Monate nicht mehr zu denken und so lange konnte Adalbert nicht warten. Also hatte man in einem nahen Dorf – Adalbert meinte sich zu erinnern das es >Hermeske< geheißen hatte – eine alte Magd aufgesucht. Die erhielt ein paar Gulden und den Auftrag, den Gestürzten gesund zu pflegen.
Dann waren sie weiter gezogen und nach weiteren Wochen und unzähligen Meilen – inzwischen war ein halbes Jahr vergangen, seid sie Rom verlassen hatten – erreichten sie nun ihr Ziel: Löwen.
Als sie zur Halle des Vaters kamen wurden sie bereits erwartet. Herzog Gottfried höchst selbst war heraus gekommen und nahm seinen Sohn in Empfang.
Am Abend des gleichen Tages eröffnete er Adalbert, dass dessen müdes Hinterteil nun jedoch kaum Zeit zum Ausruhen finden würde. Denn bereits am nächsten Morgen wollte der Herzog gen Jüllich aufbrechen und wünschte Adalbert in seiner Begleitung.
Innerlich stöhnte der Sohn auf, doch ließ er sich seinen Verdruss nicht anmerken.
So geschah es, dass mit dem ersten Hahnenschrei des darauf folgenden Tages ein langer Reisetross die Stadt verließ und man an seiner Spitze den Herzog, Bischof Fromondin und auch Adalbert sehen konnte. Einmal mehr ging es nach Nideggen, der Burg des Grafen Wilhelm.
Powered by vBulletin® Version 4.2.5 Copyright ©2024 Adduco Digital e.K. und vBulletin Solutions, Inc. Alle Rechte vorbehalten.