Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Bibliothek: Zeit zwischen den Weltkriegen (1918-1939)
Carl the Great
04.10.02, 22:04
Was geschah zwischen den Weltkriegen? Welche Entwicklungen gab es? Was passierte in dieser Zeit in den verschiedensten Ländern? Welche wichtigen Persönlichkeiten gab es in Politik, Militär, Wissenschaft?
Inhaltsangabe
Seite 1:
Lebenslauf: Ernst Thälmann - jo
Gleichschaltung und Vorbereitung der Führerdiktatur - jo
Durchsetzung des Regimes durch zentralistische Organisationen, Terror und Rituale 1934 bis 1936 - jo
Aussenpolitik: Aggression und Expansion - jo
Biographie: Kurt von Schleicher - oldi
Biographie: Engelbert Dollfuß - oldi
Biographie: Paul von Hindenburg - oldi
Biographie: Marinus van der Lubbe - oldi
Biographie: Ernst Röhm - oldi
Biographie: Gregor Strasser - oldi
Geschichte der NSDAP - jo
Die SS - jo
Wilhelm von Preußen
06.10.02, 03:12
Ausgezeichnetes Angargement. Ich werde, sobald ich kann/darf Infos über alle (HOI)- generäle und Politker liefern.
Lebenslauf: Ernst Thälmann
16. April 1886: Ernst Thälmann wird als Sohn des Gemischtwarenhändlers Johannes Thälmann und dessen Ehefrau Magdalena (geb. Kohpeiss) in Hamburg geboren.
1892/93: Wegen Unterschlagung verbüßen seine Eltern eine einjährige Zuchthausstrafe. Thälmann verbringt das Jahr bei Pflegeeltern.
1893-1900: Besuch der Volksschule in Hamburg.
1900-1902: Thälmann arbeitet als unbezahlte Aushilfe im elterlichen Geschäft.
1902/03: Er wird in das Schleswig-Holsteinische Fußartillerieregiment Nr. 9 einberufen. Wenig später erhält er wegen "Dienstunbrauchbarkeit" seine Entlassung.
15. Mai 1903: Eintritt in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD).
Er wird Mitglied des Zentralverbands der Handels-, Transport- und Verkehrsarbeiter Deutschlands.
1903-1907: Tätigkeit als Transport-, Hafen- und Werftarbeiter in Hamburg.
1906: Die Politische Polizei legt über Thälmann wegen seiner gewerkschaftlichen Aktivitäten und seines politischen Engagements eine Akte an.
1907: Thälmann heuert auf einem Dampfschiff als Heizer an und befährt die Nordamerika-Route.
1907-1915: Er ist als Speicherarbeiter, als Schauermann und als Kutscher bei Hamburger Betrieben tätig.
1913: Thälmann unterstützt die Forderung Rosa Luxemburgs nach dem Massenstreik als Aktionsmittel der Sozialdemokraten zur Durchsetzung politischer Forderungen.
Er kritisiert die Bewilligung der von dem Reichskanzler Theobald von Bethmann-Hollweg eingebrachten Heeresvorlage durch die SPD.
13. Januar 1915: Wenige Tage nach dem Erhalt seiner Einberufung zur Teilnahme am Ersten Weltkrieg heiratet Thälmann Rosa Koch, Tochter eines Schuhmachermeisters. Aus der Ehe geht eine Tochter hervor.
1915-1918: Einsatz als Soldat in Frankreich.
1918:
Oktober: Thälmann kehrt gemeinsam mit vier befreundeten Soldaten aus dem Heimaturlaub nicht mehr an die Front zurück und desertiert.
November: Eintritt in die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD).
1919:
Januar: Die Hamburger Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) fordert die bewaffnete Unterstützung der soeben ausgerufenen Bremer Räterepublik gegen die von Gustav Noske befehligten Truppen. Thälmann ist an der Beschaffung von Waffen aus Polizeigebäuden und Kasernen beteiligt.
Wahl zum ersten Vorsitzenden der Ortsgruppe Hamburg der USPD.
November: Auf dem USPD-Parteitag in Leipzig unterstützt Thälmann den Anschluß der USPD an die Kommunistische Internationale (Komintern).
1919-1933: Mitglied der Hamburger Bürgerschaft.
1920: Thälmann schließt sich zusammen mit Teilen der USPD der KPD an.
Er unterstützt die Forderung der USPD nach einem Generalstreik gegen den Kapp-Lüttwitz-Putsch.
1921: Wahl in den Hamburger KPD-Vorstand.
Oktober 1923: Unter Thälmanns Beteiligung beschließt ein Teil der KPD-Mitglieder den bewaffneten Kampf zur Konstitution der proletarischen Räterepublik in Hamburg. Der Aufstand wird von der Hamburger Polizei niedergeschlagen.
1924: Thälmann wird zum stellvertretenden Vorsitzenden der KPD gewählt.
Mitglied des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale (EKKI).
1924-1929: Er ist Vorsitzender des Roten Frontkämpferbunds, dessen Mitglieder sich wiederholt Straßenschlachten mit der Sturmabteilung (SA) der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) liefern.
1924-1933: Thälmann ist Mitglied des Reichstags.
1925:
Thälmann ist Kandidat der KPD für die Reichspräsidentenwahl.
März/April: Beim ersten Wahlgang kann keiner der sieben Kandidaten die erforderliche Mehrheit erreichen. Im zweiten Wahlgang siegt Paul von Hindenburg mit 48,3 Prozent, Thälmann erhält 6,4 Prozent.
Mit Unterstützung des EKKI in Moskau und ausdrücklicher Billigung durch Josef W. Stalin übernimmt Thälmann den Parteivorsitz von Ruth Fischer, geb. Eisler (1895-1961). Fischer hatte sich um eine von der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) unabhängige Parteiführung bemüht.
1925-1933: Vorsitzender der KPD.
1928: Thälmann wird von der KPD wegen der "Wittorf-Affäre" seiner Parteiämter enthoben. Ihm wird die Vertuschung von Unterschlagungen seines Freundes und Parteisekretärs Wittorf vorgeworfen. Auf Weisung Stalins kann Thälmann jedoch wenig später seine Funktionen wieder einnehmen.
ab 1929: Unter Thälmanns Leitung konzentriert sich die KPD vor allem auf die politische Bekämpfung der SPD und nennt deren Mitglieder in Übereinstimmung mit Stalin "Sozialfaschisten". Thälmann bekämpft die NSDAP nicht in gleichem Maße wie die SPD.
1931: Er wird Mitglied des Präsidiums der Komintern.
Unter Thälmanns Vorsitz beantragt die KPD gemeinsam mit dem "Stahlhelm - Bund der Frontsoldaten" einen Volksentscheid zur Auflösung des SPD-regierten Preußischen Landtags.
August: Der Volksentscheid scheitert, die preußische Regierung unter Otto Braun bleibt im Amt.
1932:
Thälmann wird als Kandidat der KPD für die Reichspräsidentenwahl nominiert.
März/April: Im ersten Wahlgang erhält er 4,98 Prozent. Im zweiten Wahlgang werden für ihn 10,2 Prozent der Stimmen gezählt. Paul von Hindenburg siegt mit 53 Prozent vor Adolf Hitler, der 36,8 Prozent der Stimmen erhält.
Thälmann warnt in einer Rede vor der Überschätzung der NSDAP.
3. März 1933: Thälmann wird nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten von der Polizei verhaftet.
Er wird des Hochverrats angeklagt.
1933-1944: Ernst Thälmann wird ohne Prozess elfeinhalb Jahre in Einzelhaft gehalten und ist in verschiedenen Gefängnissen inhaftiert. Thälmann hält vor allem über seine Frau und seine Tochter den Kontakt zur Außenwelt.
1933-1937: Haft im Untersuchungsgefängnis Berlin-Moabit.
1935: Auf Anweisung Hitlers wird der Prozeß gegen Thälmann eingestellt. Er befürchtet, Thälmann würde maximal eine Höchststrafe von 15 Jahren Freiheitsentzug erhalten. Die Untersuchungshaft wird aufgehoben und in die sogenannte Schutzhaft umgewandelt.
1937-1943: Haft im Gerichtsgefängnis Hannover.
1939: Nach Abschluß des Hitler-Stalin-Pakts bittet die Ehefrau Thälmanns in der sowjetischen Botschaft um die Fürsprache Stalins für ihren Ehemann. Stalin verwendet sich nicht für Thälmann.
1943/44: Thälmann ist in der Haftanstalt Bautzen inhaftiert.
1944:
16. April: Seine Tochter Irma wird verhaftet und in das Konzentrationslager Ravensbrück eingewiesen.
8. Mai: Thälmanns Ehefrau Rosa wird ebenfalls verhaftet und nach Ravensbrück gebracht.
14. August: Hitler ordnet die Ermordung Ernst Thälmanns an.
17. August: Thälmann wird in das Konzentrationslager Buchenwald verlegt.
18. August: Ernst Thälmann wird in der Nacht in Buchenwald erschossen. Seine Leiche wird sofort im Krematorium verbrannt.
Wenige Wochen später behauptet die nationalsozialistische Propaganda, Thälmann wäre bei einem Bombenangriff am 24. August ums Leben gekommen.
Analyse: Die Grundlagen des Nationalsozialismus und seine Durchsetzung im Innern 1933 - 1939
Gleichschaltung und Vorbereitung der Führerdiktatur
1933 bis August 1934
Hitler bildet ein Kabinett, in dem parteilose Minister (Auswärtiges: Konstantin von Neurath) mit Angehörigen der DNVP (Wirtschaft, Ernährung und Landwirtschaft: Alfred Hugenberg; Reichswehr: Werner von Blomberg; Finanzen: Johann Ludwig Graf Schwerin; Reichskommissar für Preussen: Franz v. Papen, ehem. Zentrum) und der NSDAP (Inneres: Wilhelm Frick; Reichsminister ohne Geschäftsbereich, die Aufgaben des preussischen Innenministers führend: Hermann Göring) zusammenarbeiten.
Am 1. Februar löst Hindenburg den am 6. 11. 1932 gewählten Reichstag (NSDAP: 196 Sitze) wieder auf; mit der Verordnung „Zum Schutze des deutschen Volkes" hat die Polizei ein erstes Mittel, um politische Gegner und deren Presse zu verfolgen.
In Preussen werden ab dem 12. Februar 1933 aus der Beamtenschaft und der Polizei politisch unliebsame und unbequeme Mitarbeiter entlassen, dann am 17. Februar 1933 „Schießerlaß" (Waffengebrauch gegen Staatsfeinde wird nicht bestraft); Aufstellung einer Hilfspolizei aus SS, SA und Stahlhelm in Preussen.
Verordnung des Reichspräsidenten am 28. Februar „Zum Schutz von Volk und Staat" („Reichstagsbrandverordnung"), in der Grundrechte außer Kraft gesetzt werden: Freiheit von Person, Meinung, Presse, Versammlung; Unverletzlichkeit der Wohnung und des Eigentums, Post- und Telefongeheimnis; die Reichsregierung kann in den Ländern Befugnisse der dortigen Behörden übernehmen, wird v.a. für die sog. „Schutzhaft" der Angehörigen der SPD, KPD und des Reichsbanners gebraucht. Die Notverordnung bestand bis 1945 und war die Grundlage für das Vorgehen von SS und Geheimer Staatspolizei.
In der Wahl zum Reichstag am 5. März erreicht die KPD noch 81 Sitze, die SPD 120 Sitze; die NSDAP verfehlte die Mehrheit und errang nur 288 Sitze (=43,9%). In den einzelnen Ländern werden Polizeikommissare eingesetzt, die konkurrierend zu den Regierungen handeln.
Symbolische Geste: Tag von Potsdam am 21. März 1933 als Eröffnung des Reichstags, aber in der Garnisonskirche mit Hitler und Hindenburg
Politische Alleinherrschaft
23. März 1933: „Ermächtigungsgesetz" „zur Behebung der Not von Volk und Reich" (nur 94 SPD-Abgeordnete stimmen dagegen). Inhalt: die Reichsregierung kann Gesetze erlassen, die in die Verfassung eingreifen.
Am 22. Juni 1933 wird die SPD verboten, die anderen Parteien lösen sich auf. Mit dem Gesetz gegen die Neubildung von Parteien am 14. Juli 1933 wird die NSDAP einzige Partei im Reich.
31. März 1933: Gesetz zur Gleichschaltung der Länder: neue Länderparlamente müssen gebildet werden, ohne KPD nach dem Ergebnis der RT-Wahlen. Ihm folgt am 7. April ein zweites Gesetz: in den einzelnen Ländern werden Reichsstatthalter ernannt.
Mit dem „Gesetz über den Neuaufbau des Reiches" vom 30. Januar 1934 werden die Länderparlamente aufgehoben und dem Reich die Hoheitsrechte über die einzelnen Länder übertragen; deren Reichsstatthalter unterstehen jetzt der Reichsregierung.
Als Reichspräsident Hindenburg am 2. August 1934 stirbt, kann Hitler „Führer und Reichskanzler" werden; er vereidigt die Wehrmacht auf seine Person
Wirtschaftliche und politische Erfolge
Rückgang der Arbeitslosigkeit: Am 6. Januar 1933 noch 6 Mio. Arbeitslose, am 30. Januar 1934 nur noch 3,7 Mio ohne Arbeit.
Im Konkordat am 20. Juli 1933 sichert die Reichsregierung den Bestand und die Arbeit der religiösen und kulturellen kirchlichen Organisationen, dafür werden die Priester angewiesen, jede politische Stellungnahme zu unterlassen.
Ab 1. August 1936 finden in Berlin die Olympischen Sommerspiele statt.
Analyse: Die Grundlagen des Nationalsozialismus und seine Durchsetzung im Innern 1933 - 1939
Durchsetzung des Regimes durch zentralistische Organisationen, Terror und Rituale 1934 bis 1936
Nationalsozialistische Organisationen
Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda, Leiter: Josef Goebbels.
Am 10. Mai 1933 werden die Mitglieder der freien Gewerkschaften in die Deutsche Arbeitsfront (DAF), die zur NSDAP gehört, eingegliedert.
Junge Männer müssen sechs Monate Arbeitsdienst ableisten (gesetzlich eingeführt am 26. Juni 1935); für Frauen ist dieser Dienst freiwillig. Für ledige Frauen unter 25 Jahren wird später, am 15. Februar 1938, ein land- und hauswirtschaftliches Pflichtjahr eingeführt.
Errichtung der Reichskulturkammer am 22. September 1933 durch ein Gesetz. Wer aus politischen oder rassischen Gründen nicht Mitglied in einer der Kammern ist, darf seinen Beruf nicht ausüben.
Am 1. Dezember 1937 werden die Hitlerjugend (HJ) und der BDM (Bund deutscher Mädel) zur „Staatsjugend" erklärt, d.h. 14-18jährige werden dort aufgenommen, um nach dem Befehlsprinzip erzogen zu werden, eine vormilitärische Ausbildung zu erhalten und ihre Freizeit in der Gesellschaft Gleichgesinnter zu gestalten. 10-14jährige werden als Jungvolk bzw. im BDM als Jungmädel eingereiht. Reichsjugendführer ist Baldur von Schirach.
Terror
Errichtung von Konzentrationslagern
Bis Ende April 1933 werden allein in Preussen vermutlich 30000 Personen festgenommen und in Lagern und Bunkern planlos festgehalten und mißhandelt.
Das im März 1933 eingerichtete Dachau ist als Experiment für die Organisation und die Methoden des gesamten Lagersystems gedacht.
Rolle von Gestapo, SA und SS
Die SS (Schutzstaffeln) bestehen seit 1925 zunächst innerhalb der SA, werden ab 1929 von Heinrich Himmler geführt; ihm werden 1934 die Konzentrationslager unterstellt. Zugleich kommandiert er die politischen Polizeien in den Ländern.
Die Gestapo (Geheime Staatspolizei) ist ein Zweig der Inneren Verwaltung in allen Ländern; Himmler ist ihr Inspekteur. Himmler erreicht für die SS eine Sonderstellung innerhalb der NSDAP (steht unmittelbar zu Hitler, selbständig neben Wehrmacht und Polizei). Die Waffen-SS zusätzlich ab Januar 1940 als Kampftruppen neben der Wehrmacht (Juni 1944 ca. 600.000 Angehörige, wird auf 900.000 erhöht bis Kriegsende).
Zwischen dem 30. Juni und dem 2. Juli werden zahlreiche SA-Führer verhaftet und ohne Verfahren erschossen, darunter auch Ernst Röhm, der die SA als eine Miliz führen wollte, neben der Reichswehr und der SS. Diese beiden Verbände sind an der Aktion gegen die SA beteiligt.
Die Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung
Ein Boykott jüdischer Geschäfte am 1. April 1933 wird am 3. April aus wirtschaftlichen Gründen abgebrochen.
Das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" vom 7. April 1933 wird in mehreren Schritten verschärft: es schließt zunächst Juden aus dem Beamtenberuf aus, dann aus der Universität und der Justiz und zuletzt aus dem Arztberuf.
Von Mai bis August 1935 sollen Organisationen wie DAF, SA, HJ und BDM Boykott-Maßnahmen gegen die jüdische Bevölkerung planen; jüdische Zeitungen werden zeitweise verboten, den Juden sind Kinos, Schwimmbäder und Erholungsanlagen verboten. Diese Boykotte sind der Auftakt für die Nürnberger Gesetze 1935 und 1936, die als Grundlage für die Ausschließung der Juden aus dem wirtschaftlichen und öffentlichen Leben gelten: verboten wird die Ehe zwischen Juden und Nicht-Juden sowie außereheliche Beziehungen; Juden gelten als Staatsangehörige, nicht-jüdische Deutsche als Reichsbürger. Volljude ist, wer drei jüdische Großeltern hat. Mit der ersten der Verordnungen am 14. November 1935 wird den jüdischen Mitbürgern das Wahlrecht und der Zugang zu öffentlichen Ämtern versagt; in einer nächsten Verordnung werden die im Staatsdienst beschäftigten Ärzte, Professoren und Lehrer entlassen. Die Verdrängung aus dem Wirtschaftsleben führt über das Verbot, sich als jüdischer Arzt niederzulassen (13. Dezember 1935), Apotheken zu betreiben (26. März, daher Arisierung ohne Kapitalaufwand), als Steuerberater, Devisenberater, Viehhändler, Tierarzt und Notar zu arbeiten. Im April 1938 wird untersagt, Auskunfteien, Maklergeschäfte, Wandergewerbe zu betreiben. Zudem müssen Juden melden, wenn sie Vermögen über 5000 Reichsmark besitzen. Am 17. August 1938 wird verfügt, dass alle Juden den Vornamen „Sara" oder „Israel" anzunehmen haben. Am 5. Oktober 1938 werden die Reisepässe von Juden eingezogen und mit dem Stempel J neu ausgegeben.
Das Massenpogrom in der Nacht vom 9. / 10. November wird von Goebbels mit Hilfe der NSDAP und der SA inszeniert, 191 Synagogen werden zerstört, etwa 30.000 Juden in Konzentrationslager gebracht und 7500 Geschäfte geplündert. Der Sachschaden beläuft sich auf 25 Mio Reichsmark, dafür wird den Juden eine Sondersteuer von 1,12 Mrd. Reichsmark auferlegt. Waren sie bereits aus dem Berufsleben verdrängt, so werden sie jetzt aus dem öffentlichen Leben verstoßen: sie dürfen kulturelle Veranstaltungen, öffentliche Schulen und Hochschulen nicht mehr besuchen, den jüdischen Beamten wird die Pension gekürzt, Betriebe werden ohne Entschädigung arisiert. Als Folge steigt die Auswanderung: hatten 1937 rund 23.000 Personen Deutschland verlassen, so sind es 1939 80.000 Emigranten. Die wichtigsten Zufluchtsländer sind Palästina und die Vereinigten Staaten.
Rassenpolitik
Mit dem Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses, vom 14. Juli 1933, werden Sterilisationen möglich, wenn körperliche oder geistige Erbschäden zu erwarten sind. 1935 folgt ein Gesetz zum Schutz der Erbgesundheit, das ein Eheverbot bei bestimmten Erbkrankheiten ermöglicht. Auch die Gründung der Stiftung „Lebensborn e.V." durch Himmler am 13. Dezember 1935 gehört zu dieser Rassenpolitik der Nationalsozialisten.
Am 8. Dezember 1938 veranlasst Himmler die Erfassung der im Reichsgebiet lebenden Zigeuner, die nach Kriegsbeginn immer öfter deportiert und gefangengesetzt werden.
Analyse: Die Grundlagen des Nationalsozialismus und seine Durchsetzung im Innern 1933 - 1939
Aussenpolitik: Aggression und Expansion
Austritt aus dem Völkerbund / Aufrüstung
Am 14. Oktober 1933 tritt das Reich aus dem Völkerbund aus und verlässt die Abrüstungskonferenz. Durch das Gesetz über den Aufbau der Wehrmacht wird am 16. März 1935 die allgemeine Wehrpflicht wieder eingeführt (Dienstzeit auf 2 Jahre am 24. August 1936 festgesetzt).
Saarland / Rheinland
Gemäß dem Versailler Vertrag wird am 13. Januar 1935 über die Zugehörigkeit des Saarlandes abgestimmt: 90,8% der Saarländer stimmen für eine Rückgliederung in das deutsche Reich, die am 1. März vollzogen wird.
Das durch den Versailler Vertrag entmilitarisierte Rheinland wird am 7. März 1936 besetzt, nachdem Mussolini für den Fall einer solchen Aktion versicherte, Italien werde stillhalten. Das bedeutet die Aufkündigung des Locarno-Vertrags. Die Achse Berlin-Rom, d.h. die Zusammenarbeit Italiens und Deutschlands, wird am 25. Oktober 1936 vertraglich festgelegt; beide Staaten erkennen das Franco-Regime an.
Anti-Komintern-Pakt
Im Anti-Komintern-Pakt Deutschlands mit Japan vom 25. November 1936 verabreden beide Länder eine gemeinsame anti-sowjetische Politik. Diesem Pakt tritt auch Italien am 6. November 1937 bei, am 11. Dezember verlässt es den Völkerbund.
Einmarsch in Österreich
Der Einmarsch in Österreich wird vorbereitet durch ein Treffen mit dem österreichischen Kanzler Kurt Schuschnigg am 12. Februar 1938, der zusagen muss, in die Regierung Nationalsozialisten aufzunehmen. Einen Monat später marschieren deutsche Truppen ein, der Nationalsozialist Arthur Seyß-Inquart übernimmt die Regierung als Reichsstatthalter.
Zerschlagung der Tschechoslowakei
Die Sudetenkrise wird provoziert durch die Sudentendeutsche Partei von Konrad Henlein, der gegenüber der tschechischen Regierung verlangt, das Sudetengebiet an das Reich abzugeben. Im September trifft sich der englische Premier Chamberlain mit Hitler und bietet an, die Sudetengebiete an das Reich abzutreten, nachdem er die Prager Regierung zur Zustimmung gezwungen hat. Auf der Münchner Konferenz vom 29./30. September 1938 zwischen Hitler, Mussolini, Chamberlain und Daladier wird diese Abtretung beschlossen (angeblich letzter territorialer Revisionsanspruch). Daraufhin besetzen die deutschen Truppen vom 1. –10. Oktober 1938 das Sudetenland; Hitler erteilt den Geheimbefehl zur „Erledigung der Rest-Tschechei". Am 14./15. März 1939 marschieren deutsche Truppen in die CSR ein, die Slowakei erklärt sich unabhängig und schließt einen Schutzvertrag mit Deutschland. Das Land wird zum Reichsprotektorat Böhmen und Mähren erklärt. Dieser Schritt beendete die britische Appeasement-Politik.
Aggression gegenüber Polen
Gegenüber Polen wird der Ton nun aggressiver: Am 21. März 1939 verlangt Hitler die Rückgabe Danzigs und des polnischen Korridors, aber Polen lehnt diese Forderungen, gestützt von England, ab. Daraufhin kündigt Hitler das Flottenabkommen mit England und den Nichtangriffspakt mit Polen, den er am 26. Januar 1934 auf zehn Jahre geschlossen hatte.
Den Nichtangriffspakt Deutschlands mit der Sowjetunion, den Hitler-Stalin-Pakt, vom 23. August 1939 beantwortet England mit einem Bündnisvertrag mit Polen am 25. August. Zwar versuchen die Briten in der Danzig-Frage noch zu vermitteln, aber Hitler geht nicht darauf ein.
Biographie: Kurt von Schleicher
(QUELLE: http://www.dhm.de/lemo)
1882
4. Juli: Kurt von Schleicher wird als Sohn eines preußischen Offiziers und einer Reederstochter in der Stadt Brandenburg/Hard geboren.
1896-1900
Schleicher absolviert die Hauptkadettenanstalt in Lichterfelde (bei Berlin) und verläßt diese als Leutnant.
1900
Aufnahme des Diensts als Offizier im 3. Garde-Regiment zu Fuß in Berlin.
1909/10
Beförderung zum Oberleutnant und Kommandierung zur Kriegsakademie.
1913
Nach der Absolvierung der Kriegsakademie wird Schleicher sofort zum Großen Generalstab kommandiert, wo er auf eigenen Wunsch der Eisenbahn-Abteilung unter Oberstleutnant Wilhelm Groener zugeteilt wird.
1914
August: Mit Beginn des Ersten Weltkriegs ist Schleicher im Range eines Hauptmanns im Stab des Generalquartiermeisters tätig.
1916
November: Schleicher folgt seinem Mentor Groener ins Kriegsamt nach Berlin.
1917
Mai: Versetzung als 1. Generalstabsoffizier zur 237. Infanterie-Division an die Front in Galizien.
1918/19
Im Gefolge von Groener arrangiert sich Schleicher - jetzt im Range eines Majors - mit den politischen Verhältnissen der Weimarer Republik und hält in dessen Auftrag den direkten Kontakt zu Friedrich Ebert.
1919
September: Schleicher wird auf die Republik vereidigt und ins Reichswehrministerium versetzt. Er übernimmt die Leitung des politischen Referats im Truppenamt und avanciert zum engen Mitarbeiter und Berater von General Hans von Seeckt.
1926
Schleicher wird zum Chef der neugeschaffenen Wehrmachtsabteilung im Reichswehrministerium berufen.
1929
Durch die Umbildung der Wehrmachtsabteilung in ein Ministeramt erlangt Schleicher den Rang eines beamteten Staatssekretärs und wird vorzeitig zum Generalmajor befördert.
1931
28. Juli: Schleicher heiratet Elisabeth von Henning, die geschiedene Frau eines Vetters.
1932
April: Im Zusammenhang mit dem Verbot der nationalsozialistischen Sturmabteilung (SA) kommt es zum Zerwürfnis zwischen Schleicher und Reichswehrminister Groener. Schleichers Konzept zur "Zähmung" der Nationalsozialisten u.a. durch die Einbindung der SA in eine überparteiliche Wehrorganisation erleidet einen Rückschlag.
1. Juni: Schleicher wird Reichswehrminister im Kabinett von Papen, den er selbst bei Reichspräsident Paul von Hindenburg als Nachfolger von Heinrich Brüning vorgeschlagen hatte.
17. November: Rücktritt des Kabinetts Papen nach den Reichstagswahlen vom 6. November.
3. Dezember: Nach ergebnislosen Verhandlungen mit Adolf Hitler über eine Regierungsbeteiligung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) wird Schleicher von Hindenburg zum Reichskanzler berufen und mit der Bildung eines neuen Präsidialkabinetts beauftragt.
Dezember: Schleichers Versuch, durch ein Bündnis von rechten Gewerkschaftern und linken Nationalsozialisten wie Gregor Strasser eine Massenbasis für seine Regierung zu schaffen, scheitert am Widerstand der Führungen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und der NSDAP.
1933
22. Januar: Hinter dem Rücken von Schleicher verhandelt Papen im Auftrag von Hindenburg mit Hitler über dessen Berufung zum Reichskanzler.
28. Januar: Schleicher erklärt nach einem Gespräch mit Hindenburg den Rücktritt seiner Regierung und empfiehlt die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler.
1934
30. Juni: Kurt von Schleicher wird im Zuge der Niederschlagung eines vorgeblichen "Röhm-Putsches" gemeinsam mit seiner Ehefrau in seiner Villa in Neubabelsberg von einem Kommando der nationalsozialistischen Schutzstaffel (SS) erschossen.
Biographie: Engelbert Dollfuß
(QUELLE: http://www.dhm.de/lemo)
1892
4. Oktober: Engelbert Dollfuß wird als Sohn einer Bauernfamilie in Texing (Niederösterreich) geboren.
1904-1913
Besuch eines Priesterseminars.
1914
Aufnahme des Studiums der Rechtswissenschaften und der Nationalökonomie in Wien und Berlin.
1914-1918
Kriegsdienst als Freiwilliger in der Kaiserlich-Österreichischen Armee. Dollfuß erreicht den Rang eines Oberleutnants der Reserve.
1919/20
Fortsetzung des Studiums in Berlin und Wien. Dollfuß engagiert sich in der katholischen Studentenbewegung (Cartellverband) und wird Mitglied des Christlich-Sozialen Niederösterreichischen Bauernbundes.
1922-1930
Dollfuß arbeitet als Sekretär der Niederösterreichischen Landwirtschaftskammer und wird 1927 deren Direktor. Als anerkannter Agrarfachmann nimmt er an internationalen Kongressen und Fachtagungen des Völkerbunds teil. Steiler Aufstieg in der Hierarchie der Christlich-Sozialen Partei.
1930
Oktober: Dollfuß wird Präsident der Österreichischen Bundesbahn.
1931
18. März: Ernennung zum Bundesminister für Landwirtschaft und Forsten.
1932
20. Mai: Dollfuß wird an der Spitze einer konservativen Regierungskoalition österreichischer Bundeskanzler.
1932/33
Österreich lehnt sich unter der Führung von Dollfuß eng an das faschistische Italien an und wirbt um die Unterstützung der Westmächte zur Wahrung der Unabhängigkeit gegenüber Deutschland. Innenpolitisch tendiert Dollfuß immer mehr zu autoritären Regierungsformen.
1933
4. März: Dollfuß entmachtet den Nationalrat, suspendiert die parlamentarische Verfassung und verbietet in den Folgemonaten zunächst die Kommunistische Partei (KPÖ) und danach auch den österreichischen Flügel der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP).
11. September: Erster General-Appell der von Dollfuß im Mai ins Leben gerufenen Vaterländischen Front.
1934
Februar: Nach einem bewaffneten Aufstandsversuch von Einheiten des Republikanischen Schutzbundes verbietet Dollfuß auch die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Österreichs (SDAPÖ).
17. März: Mit der Unterzeichnung der "Römischen Protokolle" festigt Dollfuß die enge Bindung Österreichs an Italien.
1. Mai: Dollfuß verkündet eine neue Verfassung für Österreich, mit der die parlamentarische Demokratie beseitigt und die Vaterländische Front zur Staatspartei erklärt wird.
25. Juli: Engelbert Dollfuß wird bei einem Putschversuch österreichischer Nationalsozialisten im Bundeskanzleramt in Wien erschossen.
Biographie: Paul von Hindenburg
(QUELLE: http://www.dhm.de/lemo)
1847
2. Oktober: Paul von Beneckendorff und von Hindenburg wird als Sohn des preußischen Offiziers und Gutsbesitzers Robert von Beneckendorff und von Hindenburg und der Arzttochter Luise (geb. Schwickart) in Posen geboren.
1859-1866
Nach einem kurzen Besuch des Gymnasiums wechselt Hindenburg zur Kadettenanstalt in Wahlstatt (Kr. Liegnitz) und später nach Berlin.
1866
Teilnahme an der Schlacht von Königgrätz.
1870/71
Im Deutsch-Französischen Krieg nimmt er an der Schlacht von Sedan teil.
1870-1911
Militärlaufbahn.
Zuletzt im Rang eines Kommandierenden Generals in Magdeburg, nimmt er Abschied aus dem Militärdienst.
1914
21. August: Drei Wochen nach Beginn des Ersten Weltkriegs wird Hindenburg reaktiviert und übernimmt die 8. Armee als Oberbefehlshaber mit Erich Ludendorff als Chef des Stabes.
26.-30. August: Schlacht bei Tannenberg, in der die 2. Russische Armee vernichtend geschlagen wird.
6.-15. September: Die Schlacht an den Masurischen Seen endet mit dem Sieg über die 1. Russische Armee.
1. November: Mit dem Mythos des "Siegers von Tannenberg" erhält er das Oberkomando über alle deutschen Truppen der Ostfront (OberOst).
1916
29. August: Nach der Entlassung Erich von Falkenhayns übernimmt Hindenburg mit Ludendorff als Erstem Generalquartiermeister die Oberste Heeresleitung (OHL).
1918
29. September: Nach dem Scheitern der Frühjahrsoffensive fordert die OHL sofortige Waffenstillstandsverhandlungen und eine parlamentarische Regierung.
9. November: Hindenburg rät Wilhelm II. zur Abreise nach Holland.
10. November: Hindenburg drängt auf die Unterzeichnung des Waffenstillstandsvertrags.
Er stellt sich der provisorischen Regierung des Rats der Volksbeauftragten zur Verfügung, um die revolutionären Unruhen zu bekämpfen und die Fronttruppen in die Heimat zurückzuführen.
1919
Hindenburg zieht sich nach Hannover in den Ruhestand zurück.
18. November: Vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuß der Nationalversammlung zu den Ursachen des deutschen Zusammenbruchs propagiert er die These von einem "Dolchstoß" in den Rücken des Heeres.
1925
26. April: Die Rechtsparteien drängen den parteilosen Hindenburg, bei der Reichspräsidentenwahl im zweiten Wahlgang zu kandidieren. Er wird mit einer relativen Mehrheit vor dem Kandidaten des Zentrums Wilhelm Marx gewählt. Trotz seines Bekenntnisses zur Monarchie leistet er den Eid auf die Weimarer Verfassung und wird ein von den demokratischen Parteien weitgehend anerkannter Präsident.
1930
28. März: Ohne das Parlament einzuschalten, beruft Hindenburg Heinrich Brüning zum Reichskanzler. Mit dieser Ernennung beginnt die Zeit der Präsidialkabinette.
1932
10. April: Bei der Reichspräsidentenwahl wird Hindenburg im zweiten Wahlgang mit der absoluten Mehrheit wiedergewählt.
Als Kandidat der Sozialdemokraten und der Parteien der Mitte gewinnt er gegen Adolf Hitler, der 36,8 Prozent der Stimmen erhält.
30. Mai: Hindenburg entläßt das zweite Kabinett Brüning und ernennt Franz von Papen zum Reichskanzler.
November: Hindenburg lehnt eine befristete Diktatur des Reichskanzlers Papen als Ausweg aus der staatspolitischen Krise ab.
17. November: Rücktritt des Kabinetts Papen.
2. Dezember: Hindenburg ernennt Kurt von Schleicher zum Reichskanzler.
1933
Rücktritt Schleichers, nachdem ihm Hindenburg das Vertrauen entzogen hat.
30. Januar: Hindenburg beruft Hitler zum Reichskanzler. Papen wird Vizekanzler des konservativ-nationalsozialistischen Koalitionkabinetts.
28. Februar: Mit der Unterzeichnung der "Verordnung zum Schutz von Volk und Staat" ebnet Hindenburg den Weg in die nationalsozialistische Diktatur.
21. März: Die Teilnahme Hindenburgs an dem - von den Nationalsozialisten inszenierten - "Tag von Potsdam" steigert das Ansehen der Regierung Hitlers.
1934
2. August: Paul von Hindenburg stirbt in Neudeck (Regierungsbezirk Marienwerder) und wird im Denkmal von Tannenberg beigesetzt. Hitler übernimmt das Amt des Staatsoberhaupts. Die Reichswehr leistet nun ihren Eid auf die Person Hitlers.
seit 1945
Die Grabstätte befindet sich in Marburg/Lahn, Elisabethkirche.
Biographie: Marinus van der Lubbe
(QUELLE: http://www.dhm.de/lemo)
1909
13. Januar: Marinus van der Lubbe wird im holländischen Leiden als Sohn des Kurzwarenhändlers van der Lubbe und dessen Frau Petronella (geb. van Handel) geboren.
Nachdem der Vater die Familie verlassen hat, eröffnet seine verarmte Mutter einen kleinen Kramladen. Lubbe wird zeitweise in einem Heim für verwahrloste Kinder untergebracht.
1921
Nach dem Tod seiner Mutter lebt er bei seiner verheirateten Halbschwester.
1924
Beginn einer Maurerlehre, während der er sich durch Freundschaften zu älteren Kollegen der Arbeiterbewegung nähert und die Abendschule besucht.
1925
van der Lubbe schließt sich einem kommunistischen Jugendverband an und zieht nach Leiden.
Bei einem schweren Arbeitsunfall werden seine Augen verletzt. Er wird fünf Monate im Krankenhaus behandelt, jedoch nie vollständig geheilt. Er kann seinen Beruf nicht mehr ausüben, erhält aber nur eine geringe Invalidenrente.
1926-1928
Engere Kontakte zur Jugendbewegung, zur Kommunistischen Partei Hollands (KPH) und Gründung eines Pionierverbands.
1929
van der Lubbe schreibt Flugblätter und Streikaufrufe, organisiert Demonstrationen und tritt als Redner auf. Besonders erfolgreich ist seine Agitation bei jugendlichen Arbeitslosen. Er gerät dadurch nicht nur mit der Polizei, sondern auch mit seiner Partei in Konflikt.
1931
April: Er will in die Sowjetunion wandern, kommt aber nur bis Berlin, weil er zu wenig Geld hat. Auf der Rückreise wird er in Westfalen verhaftet und wegen Hausierens zu zehn Tagen Haft verurteilt.
Nach seinem Austritt aus der KPH engagiert er sich im proletarischen niederländischen "Spartacus", wo er sich die Ideen des Anarchismus aneignet.
Auch sein erneuter Versuch, in die Sowjetunion zu wandern, scheitert.
1932
Januar: Nach weiteren Auseinandersetzungen mit den Behörden und Streikagitation bricht van der Lubbe zu seiner dritten Wanderschaft auf.
April: Nach unerlaubter Einreise nach Polen muß er zurück in die Niederlande, wo er in Abwesenheit zu drei Monaten Haft verurteilt worden war.
Oktober: Nach Absitzen der Gefängnisstrafe reist er durch die Niederlande. Er hält auf verschiedenen politischen Versammlungen Reden und entzweit sich weiter mit der KPH.
1933
Januar: van der Lubbe erkrankt an unheilbarer Augentuberkulose.
Mitte Februar: Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten in Deutschland wandert er nach Berlin, wo er für aktiven Widerstand agitiert.
25. Februar: Er versucht drei Brandstiftungen an öffentlichen Gebäuden.
27. Februar: Um 21.27 Uhr wird er im brennenden Reichstagsgebäude verhaftet. Er erklärt, die Brandstiftung allein unternommen zu haben, um die deutsche Arbeiterschaft zum Widerstand gegen die faschistische Machtergreifung aufzurufen.
Hermann Göring hingegen stellt die Brandstiftung als Verschwörung der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) dar und läßt noch in dieser Nacht viele politische Gegner verhaften.
28. Februar: Adolf Hitler erreicht, daß Reichspräsident Paul von Hindenburg die sogenannte Notverordnung unterschreibt, die als Ausnahmegesetz "zur Abwehr kommunistischer staatsgefährdender Gewaltakte" bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs gültig bleibt. Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) nutzt die Brandstiftung zur Propaganda für die anstehenden Reichstagswahlen.
9. März: Neben Lubbe werden als Mittäter der KPD-Vorsitzende Ernst Torgler, der bulgarische Kommunist Georgi M. Dimitrow (1882-1949) u.a. angeklagt.
21. September: Beginn des Prozesses. Bei den Verhandlungen wirkt van der Lubbe völlig apathisch.
23. Dezember: Er wird vom vierten Strafsenat des Reichsgerichts zum Tode wegen "Hochverrat in Tateinheit mit vorsätzlicher Brandstiftung" verurteilt.
1934
10. Januar: Marinus van der Lubbe wird in Leipzig hingerichtet.
Es ist bis heute umstritten, ob er die Brandstiftung tatsächlich allein vorgenommen hat, da sich der Brand an weit voneinander liegenden Stellen ausgebreitet hat.
1999
13. Januar: Anläßlich seines 90. Geburtstags wird auf dem Leipziger Südfriedhof ein von zwei niederländischen Künstlern entworfenes Grabzeichen für van der Lubbe eingeweiht. Ein weiterer Gedenkstein ensteht im Februar in seiner Geburtsstadt Leiden. Eine dritte Tafel soll am Berliner Reichstagsgebäude angebracht werden. Die drei Steine bilden ein zusammenhängendes Denkmal.
Biographie: Ernst Röhm
(QUELLE: http://www.dhm.de/lemo)
1887
28. November: Ernst Röhm wird als Sohn eines Eisenbahndirektors und dessen Frau in München geboren.
1906
Nach dem Abitur am humanistischen Maximilians-Gymnasium in München tritt er in das 10. bayerische Infanterie-Regiment "Prinz Ludwig" ein.
1908
Besuch der Kriegsschule in München und Ernennung zum Leutnant.
1914
Nach Beginn des Ersten Weltkriegs wird er zunächst als Bataillons-Adjutant an der Westfront eingesetzt.
1916
Er wird vorübergehend dem bayerischen Kriegsministerium zugeteilt.
1917/18
Er ist Ordonnanzoffizier und anschließend 2. Generalstabsoffizier seiner Division an der Westfront.
Er erreicht den militärischen Rang eines Hauptmanns. Dreimal schwer verletzt, wird Röhm mehrfach dekoriert.
1918/19
Nach Kriegsende wird er Stabschef der Stadtkommandantur München mit politischen Sicherheitsaufgaben.
1919
Um sich an der Niederschlagung der Münchener Räterepublik zu beteiligen, schließt er sich dem Freikorps von Franz Ritter von Epp an.
In dem zur Brigade Epp umgewandelten Freikorps ist Röhm als Stabsoffizier zuständig für die Erfassung von Waffen demobilisierter Truppenteile. Röhm wird damit in Bayern zu einer der zentralen Figuren für die Anlage geheimer, durch den Versailler Vertrag verbotener Waffenlager. Aus diesen werden die bayerischen Einwohnerwehren und andere paramilitärische Organisationen mit Waffen versorgt.
Er wird Mitglied der Deutschen Arbeiterpartei (DAP) und steht in Verbindung zu Adolf Hitler.
1920
Röhm tritt der aus der DAP hervorgegangenen Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) bei.
1921
Berufung zum Reichswehr-Generalstabsoffizier in München.
1923
Er wirkt als Motor beim Zusammenschluß bayerischer paramilitärischer Wehrverbände einschließlich der NSDAP zum Deutschen Kampfbund, wobei er Hitler als revolutionäre politische Kraft besonders fördert.
November: Mit seinem eigenen Wehrverband "Reichskriegsflagge" nimmt er am Hitler-Putsch teil und wird nach dessen Scheitern aus der Reichswehr entlassen.
1924
April: Er wird für seine Beteiligung am Hitler-Putsch zu 15 Monaten Festungshaft auf Bewährung verurteilt.
Bei den Reichstagswahlen vom 4. Mai wird er für die Deutsch-Völkische Freiheitspartei in das Parlament gewählt.
Röhm wird von Hitler mit der Reorganisation der nationalsozialistischen Sturmabteilung (SA) beauftragt. Er gründet außerdem als Dachorganisation der völkischen Wehrverbände den "Frontbann".
1925
April: Zwischen Röhm und Hitler entwickelt sich ein Streit über die Stellung des "Frontbanns". Nach der Neugründung der NSDAP möchte Hitler gemäß seiner Legalitätstaktik nicht mehr mit paramilitärischen Gruppen zusammenarbeiten. Röhm tritt aus Protest von seinem Amt als SA-Führer zurück.
1928
Röhm arbeitet als Militärinstrukteur für die bolivianische Regierung.
1930
1. November: Nach seiner Rückkehr nach Deutschland tritt Röhm wieder in die NSDAP ein.
1931
Januar: Er folgt dem Angebot Hitlers, erneut die oberste SA-Führung zu übernehmen. Zuvor war es zwischen dem Parteiapparat der NSDAP und der SA zu Machtrivalitäten gekommen.
Röhm baut die SA als eine schlagkräftige Massenorganisation auf. Sie findet während der Weltwirtschaftskrise besonders Zulauf von proletarisierten ehemaligen Frontkämpfern und Arbeitslosen, die erbitterte Straßenkämpfe mit politischen Gegnern führen. Teile der revolutionär eingestellten SA äußern Kritik an Hitlers Legalitätspolitik.
1933
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wird Röhm Reichsminister ohne Geschäftsbereich und bayerischer Staatsminister.
Seine Bemühungen, die auf viereinhalb Millionen Mitglieder angewachsene SA in einer "zweiten Revolution" zum Kader eines neuen Volksheers zu machen, bringen Röhm in Rivalität zur Reichswehr und in zunehmenden Gegensatz zur NSDAP. Besonders Heinrich Himmler, Führer der mit der SA konkurrierenden Schutzstaffel (SS), und die Reichswehr fordern Hitler zum Eingreifen gegen die SA auf.
1934
Juni: Manipulierte Gerüchte über einen angeblich bevorstehenden Putsch der SA, den sogenannten Röhm-Putsch, bieten Hitler den Anlaß, gegen die SA vorzugehen. Er beurlaubt ihre Führung zunächst für einen Monat und bestellt sie auf eine Tagung in Bad Wiessee.
30. Juni: Hitler läßt Röhm verhaften und zahlreiche SA-Führer erschießen. Gleichzeitig werden zahlreiche konservative Politiker liquidiert, die Hitler unter Handlungsdruck gesetzt haben. Im Zusammenhang mit dem "Röhm-Putsch" werden insgesamt etwa 200 Oppositionelle ermordet, unter ihnen Gregor Strasser, Gustav Ritter von Kahr und General Kurt von Schleicher.
1934
1. Juli: Ernst Röhm wird in München-Stadelheim von SS-Unterführern ermordet.
Die SA verliert fortan an Bedeutung, die Reichswehr behält das Militärmonopol, zugleich beginnt der Aufstieg der SS.
Mit dem "Staatsnotwehrgesetz" schafft die Justiz nachträglich die Rechtsgrundlage für die Mordaktion. Hitler habe als "oberster Gerichtsherr" im Einklang mit dem Recht gehandelt.
Biographie: Gregor Strasser
(QUELLE: http://www.dhm.de/lemo)
1892
31. Mai: Gregor Strasser wird als Sohn einer katholischen Beamtenfamilie in Geisenfeld (Oberbayern) geboren.
Nach dem Besuch des Gymnasiums studiert Strasser Pharmazie und läßt sich in Landshut als Apotheker nieder.
1921
Aus dem Ersten Weltkrieg als Oberleutnant heimgekehrt, organisiert er nach der Novemberrevolution einen völkischen Wehrverband, mit dem er schließlich zur Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) stößt. Gauleiter in Niederbayern.
1923
November: Wegen seiner Teilnahme am Hitler-Putsch wird Strasser zu eineinhalb Jahren Festungshaft verurteilt.
1924
Mai: Strasser wird aus der Haft entlassen, da er für eine Nachfolgeorganisation der verbotenen NSDAP in den bayerischen Landtag gewählt wird.
1924-1933
Mitglied des Reichstages.
1925
Nach der Reorganisation der NSDAP wird Strasser zum Parteileiter in Norddeutschland ernannt, gründet die Berliner Abteilung der Sturmabteilung (SA) und übernimmt gemeinsam mit seinem Bruder Otto Strasser den nationalsozialistischen "Kampf-Verlag".
Ernennung zum "Reichsorganisationsleiter".
1926
Januar: Auf einer Tagung der nord- und westdeutschen Gauleiter unternimmt er gemeinsam mit Joseph Goebbels den Versuch, sich von der süddeutschen Parteileitung zu distanzieren, wobei er in einen scharfen Gegensatz zu Adolf Hitler gerät.
ab 1930
Strasser, der auf einen sozialrevolutionären Kurs drängt, stößt wegen seines antikapitalistischen und rußlandfreundlichen Programms auf den immer stärker werdenden Widerstand Hitlers.
1932
Herbst: Strasser verhandelt mit Kurt von Schleicher über eine Beteiligung an der Reichsregierung. Nach langem Zögern ist er schließlich bereit, als Vizekanzler in eine "soziale" Regierung unter Beteiligung der Gewerkschaften einzutreten.
Winter: Sein Versuch, die NSDAP durch eine Regierungsbeteiligung zu spalten, scheitert an der gefestigten innerparteilichen Machtstellung Hitlers.
1933
Strasser legt alle Parteiämter nieder und zieht sich aus der Politik zurück.
1934
30. Juni: Gregor Strasser wird während des sogenannten Röhm-Putsches in Berlin erschossen.
Geschichte der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP)
Die NSDAP war eine rechtsradikale Splitterpartei, die gegen Ende der Weimarer Republik bedeutende politische Kraft erreichte und war in der Zeit des Nationalsozialismus (1933-1945) die einzige zugelassene Partei.
Die Anfänge (1919-1925):
Die Partei wurde am 5. Januar 1919 von Anton Drexler und Karl Harrer in München als Deutsche Arbeiterpartei (DAP) gegründet und am 24. Februar 1920 in Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) umbenannt. Adolf Hitler trat der Partei am 12. September 1919 bei und war zunächst ihr Propagandachef. Am 29. Juli 1921 wurde Hitler zum Parteivorsitzenden mit umfangreichen Vollmachten gewählt; es galt nun innerhalb der Partei das Führerprinzip (Erklärung folgt), Mehrheitsbeschlüsse wurden abgeschafft.
Am 24. Februar 1920 verfassten Drexler und Hitler zusammen das 25 Punkte umfassende Parteiprogramm, das sich durch stark antiliberale, antikapitalistische, imperialistische und besonders antisemitische Züge auszeichnete. Anders als es ihr Name vermuten lässt, war die NSDAP antisozialistisch und antimarxistisch ausgerichtet, wenngleich sie ihr Programm in erster Linie auf den wirtschaftlich benachteiligten bzw. gefährdeten unteren Mittelstand ausrichtete.
Seit 1920 war das Hakenkreuz Symbol der Partei und der „Völkische Beobachter“ das zentrale Parteiorgan.
1920 wurde die Sturmabteilung (SA) zunächst als Saalschutzgruppe gegründet; 1921 wurde sie unter der Leitung von Ernst Röhm in eine paramilitärische Kampfgruppe umgewandelt, die durch Straßenterror auf die Partei aufmerksam machte und eine wesentliche Rolle beim Aufstieg der Partei spielte.
In Preußen sowie in einigen anderen nord- und mitteldeutschen Ländern wurde die NSDAP aufgrund ihrer Radikalität und des SA-Terrors 1922 verboten
Die Partei war zunächst eine relativ kleine, dafür besonders lautstarke, auf Bayern begrenzte Splitterpartei, die sich der Unterstützung konservativer und antikommunistischer Kräfte aus Militär, Verwaltung und Wirtschaft erfreute.
Im November 1923 glaubte Hitler die politische Situation in Bayern und im Reich für einen Putschversuch zunächst gegen die bayerische, anschließend gegen die Reichsregierung nutzen zu können. Der Hitler-Putsch vom 9. November 1923 scheiterte. Nach dem gescheiterten Putsch wurden die NSDAP, die SA und auch der Völkische Beobachter verboten; die Partei, die zum Zeitpunkt ihres Verbotes etwa 55.000 Mitglieder hatte, erhielt sich aber bis zur ihrer Wiederzulassung im Februar 1925 in verschiedenen anderen Organisationen.
Die Festigung der NSDAP (1925-1930):
Nach dem gescheiterten Putsch, während seiner kurzen Haftzeit 1924, änderte Hitler sein strategisches Konzept: „Statt die Macht durch Waffengewalt zu erringen, werden wir zum Ärger der katholischen und marxistischen Abgeordneten unsere Nasen in den Reichstag stecken. Wenn es auch länger dauert, sie zu überstimmen als sie zu erschießen, so wird uns schließlich ihre eigene Verfassung den Erfolg garantieren“; d. h. Hitler ging vom Putschgedanken ab und strebte eine legale Machtübernahme durch Wahlen und Reichstag an. Bei der Neugründung der Partei am 27. Februar 1925 im Münchner Bürgerbräukeller verzichtete Hitler nochmals öffentlich auf alle Versuche, den Staat mit Gewalt zu stürzen, und versprach für seinen Kampf um die Macht die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben.
Bei ihrer Neugründung organisierte sich die Partei sogleich reichsweit; die Reichsleitung der Partei, die sich zunächst in Gaue und Ortsgruppen untergliederte, saß in München. Ende 1925 hatte die NSDAP etwa 27.000 Mitglieder, 1926 knapp 50.000, 1927 etwa 72.000 und 1928 circa 100.000 Mitglieder. 1929, während der Weltwirtschaftskrise, stieg die Mitgliederzahl auf 150.000 und 1930 auf 400.000.
In der Zeit bis 1930 entstand auch der ausgeprägte Führerkult, der propagandistisch verstärkt und genutzt wurde. Bereits ab 1923 wurde innerhalb der Partei allmählich der Gruß „Heil Hitler“ üblich. Daneben entwickelte die Partei ihre Propagandamittel zu äußerst wirkungsvollen Instrumenten: Massiver Einsatz paramilitärischer Attribute und Verhaltensweisen wie Uniformen, Marschmusik und Aufmärsche und sie demonstrierte permanent Gewaltbereitschaft gegenüber politischen Gegnern und wandte gegen ihre Gegner auch ohne zu zögern Gewalt an.
Aufstieg und Machtergreifung (1930-1933):
Im Zuge der Weltwirtschaftskrise begann der rasante Aufstieg der NSDAP. Bei den Reichstagswahlen vom 20. Mai 1928 hatte die NSDAP lediglich 2,6 Prozent (12 Abgeordnete) der Stimmen erhalten; bei den Reichstagswahlen vom 14. September 1930 erreichte sie 18,3 Prozent und war nun mit 107 Reichtagsabgeordneten zweitstärkste Fraktion nach der SPD. Am 31. Juli 1932 bekam die NSDAP 37,4 Prozent der Stimmen und wurde mit 230 Sitzen stärkste Partei im Reichstag. Die Mitgliederzahl der Partei verdoppelte sich zwischen 1930 und 1931 auf 800.000.
Trotz des Wahlerfolges der NSDAP im Juli 1932 lehnte Hitler eine Regierungsbeteiligung ab; als Führer der stärksten Partei forderte er das Kanzleramt für sich selbst, das ihm Reichspräsident Paul von Hindenburg vorläufig noch verweigerte. Bei den Reichstagswahlen vom 6. November 1932 verlor die NSDAP über vier Prozent der Stimmen, blieb aber weiterhin stärkste Partei. Auf massiven Druck ernannte Hindenburg schließlich am 30. Januar 1933 Hitler zum Reichskanzler einer Koalitionsregierung aus NSDAP und DNVP.
Die NSDAP als Staatspartei des Dritten Reiches (1933-1945):
Unmittelbar nach dem Reichstagsbrand am 27. Februar 1933 wurde die KPD zerschlagen, im Juni 1933 wurde die SDP verboten, und im Juni/Juli 1933 lösten sich alle übrigen Parteien auf bzw. wurden zur Auflösung gezwungen. Nach dem Gesetz gegen die Neubildung von Parteien vom 14. Juli 1933 blieb die NSDAP die einzig zugelassene Partei. Anfang 1933 hatte die NSDAP 1,5 Millionen Mitglieder, am Ende des Dritten Reiches waren es etwa 8,5 Millionen.
Die NSDAP des Dritten Reiches war eine zentralistische Führerpartei mit Adolf Hitler als unumschränktem Führer an der Spitze. Sein Stellvertreter war seit 1933 Rudolf Heß, ab 1941 Martin Bormann. Nach der Ausschaltung der SA im Anschluss an den so genannten Röhm-Putsch am 30. Juni 1934 wurde die SS mit ihren verschiedenen Dienststellen und Organisationen zum wichtigsten Herrschaftsinstrument der Partei.
Die NSDAP mit all ihren Organisationen wurde im September 1945 von den alliierten Siegermächten verboten; in den Nürnberger Prozessen wurde die NSDAP zur verbrecherischen Organisation erklärt.
Führerprinzip (allgemein und speziell auf NSDAP zugeschnitten):
Das Führerprinzip war ein politisches Organisationsprinzip. Es zählt zu den zentralen Kennzeichen faschistischer Bewegung. Das faschistische Führerprinzip nahm nach dem 1. Weltkrieg Traditionen des Militärs sowie von paramilitärischen Wehrvereinen und Freikorps auf.
An der Spitze stand „der Führer“. Er hatte die unumschränkte Macht. Im Nationalsozialismus war Adolf Hitler als „Führer und Reichskanzler“ Staatsoberhaupt und Leiter der Regierung sowie schließlich auch oberster Gerichtsherr und Oberbefehlshaber der Wehrmacht. Die Legitimation der Herrschaft rührte nicht von Wahlen her, sondern begründete sich in seiner charismatischen Ausstrahlung und der Zustimmung durch die Massen. Die Macht des Führers war allein an seine Person gebunden. Es wurde die Ideologie entwickelt, dass sich im Führer der Wille des Volkes zeigen würde. Der Führerkult, die uneingeschränkte Verehrung und Verklärung des Führers, der von jeder Kritik ausgenommen wurde, war systemstabilisierender Ausfluss des Führerprinzips.
Das Führerprinzip beschränkte sich jedoch nicht auf „den Führer“, sondern durchdrang alle Ebenen von Partei, Staat und Gesellschaft. Alle Führer außer dem obersten Führer selbst wurden von der nächsthöheren Instanz eingesetzt. Grundlage der Berufung war eine personale Bindung, unabhängig von Fachkompetenz, Herkunft und Karriere. Die innerhalb seines Kompetenzrahmens liegenden Entscheidungen sollte jeder Führer nach Beratung, aber ohne Abstimmung treffen. Zahllose Unterführer, angefangen von den Gau- und Reichsleitern bis hin zu den Ortsgruppen- und Unterscharführern, schufen ein komplexes System von neben und zum Teil auch gegeneinander arbeitenden Entscheidungsinstanzen.
Geschichte der NSDAP:
1919: 5. Januar: Gründung der Partei als Deutsche Arbeiterpartei (DAP)
12. September: Beitritt Hitlers (Propagandachef)
1920: 24. Februar: Umbenennung in Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) und Ausarbeitung des 25 Punkte umfassenden Parteiprogramm
Dezember: „Völkischer Beobachter“ wird zentrales Organ der Partei
Hakenkreuz wird Symbol der Partei
Gründung der SA als Saalschutzgruppe
1921: 29. Juli: Hitler wird Parteivorsitzender und bekommt umfangreiche Vollmachten, ab jetzt gilt das Führerprinzip
Umwandlung der SA in eine paramilitärische Kampfgruppe
1922: z.T. Verbot der NSDAP (beispielsweise in Preußen)
1923: 9. November: gescheiterter Putschversuch Hitlers >> Verbot der Partei
etwa 55.000 Mitglieder
1925: 27. Februar: nach der Aufhebung des Verbots wird die Partei neu gegründet, Hitler verkündet, daß er nicht vor habe die Regierung mit Gewalt zu stürzen, sondern durch den Reichstag und Wahlen
etwa 27.000 Mitglieder
1926: etwa 50.000 Mitglieder
1927: etwa 72.000 Mitglieder
1928: 20. Mai: Reichstagswahlen 2,6 %
etwa 100.000 Mitglieder
1929: etwa 150.000 Mitglieder
1930: 14. September: Reichstagswahlen 18,3 %
etwa 400.000 Mitglieder
1931: etwa 800.000 Mitglieder
1932: 31. Juli: Reichstagswahlen 37,4 %
Hitler lehnt Regierungsbeteiligung ab und fordert das Kanzleramt
6. November: Reichstagswahlen 33,1 %
1933: 30. Januar: Ernennung Hitlers zum Reichskanzler durch Paul von Hindenburg
27. Februar: Reichstagsbrand >> Zerschlagung der NSDAP
Juni: Verbot der SPD
Juni/Juli: es lösten sich die übrigen Parteien auf
14. Juli: Gesetz gegen die Neubildung von Parteien >> NSDAP einzige Partei
etwa 1.500.000 Mitglieder
1934: 30. Juni: Röhm-Putsch >> Ausschaltung der SA
1945: September: NSDAP von den Alliierten verboten und in den Nürnberger Prozessen zu einer verbrecherischen Organisation erklärt
Die SS
Die SS war eine im Umfeld der nationalsozialistischen Bewegung angesiedelte paramilitärische Gruppe und wurde 1925 zunächst als so genannte „Stabswache" zum persönlichen Schutz Adolf Hitlers gegründet. Anfänglich war sie noch der SA unterstellt, entwickelte sich aber zunehmend zu einer Elitetruppe mit besonderen Aufträgen. Unter ihrem „Reichsführer SS" Heinrich Himmler übte die Gruppe auch „Polizeifunktionen" innerhalb der NSDAP aus. Sie ermordete 1934 die Führungsriege der SA im Rahmen des so genannten Röhm-Putsches.
In der Folge wurden zahlreiche Unterabteilungen gebildet. Die wichtigsten waren:
1931 das Rasse- und Siedlungshauptamt (RuSHA), dessen Aufgabe die Heranbildung einer „rassisch wertvollen" Führungselite sein sollte.
Das SD-Amt (SD = Sicherheitsdienst), ein Geheimdienst zur Bekämpfung externer wie interner Gegner (Leiter: Reinhard Heydrich), der u. a. auch die Stimmungslage in der Bevölkerung ausspionierte.
Die Sicherheitspolizei (Sipo) als Dachorganisation für Kriminal- und Geheime Staatspolizei (Gestapo).
Besondere Einsatzgruppen betrieben - verstärkt nach Kriegsbeginn - die Verfolgung und Ermordung Hunderttausender von Menschen, die aus rassischen (Juden, Sinti und Roma), moralischen (Homosexuelle u. a.) oder politischen Gründen eliminiert werden sollten. Zur Bewachung der flächendeckend eingerichteten Konzentrationslager wurden die SS-Totenkopfverbände eingesetzt . Nicht zuletzt auch mit der ab 1939 stark ausgebauten Waffen-SS hatte die Organisation somit maßgeblichen Anteil an der geradezu industriell betriebenen Vernichtung von Millionen von Menschenleben im Rahmen der Endloesung.
Zudem verübte die SS zahllose Massenexekutionen in den besetzten Ländern. Während des Krieges übernahm die Organisation auch politische und administrative Aufgaben: Ab 1942 betrieb Sie die Verwaltung der Konzentrationslager einschließlich der wirtschaftlichen Ausbeutung der Häftlinge über das Hauptamt Verwaltung und Wirtschaft. Weiterhin siedelte sie „Fremdvölkische" aus den Ostgebieten gewaltsam aus und „Volksdeutsche" an.
In den Nürnberger Prozessen nach dem Zusammenbruch der nationalsozialistischen Diktatur wurde die SS 1946 als Hauptinstrument des politischen Terrors zur „verbrecherischen Organisation" erklärt
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