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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Der spartanische Kosmos (Lebensordnung) - total krank!!



ceterum censeo
04.06.04, 23:00
Über die Spartaner steht im Ploetz:

[...]
Die Bevölkerung Spartas gliedert sich in in Spartiaten, Perioiken und Heloten. Nur die etwas 9000 erwachsenen männlichen Spartiaten sind Vollbürger. Sie sind von jeder wirtschaflichen Tätigkeit freigestellt und erhalten ein Stück Land, das von Heloten bearbeitet wird. Handel und Handwerk sind ihnen verboten und werden in den Perioikenstädten (etwa 100) getragen.

Erziehung: über die Aufzucht oder Aussetzung eines Neugeborenen entscheidet der Ältestenrat. Vom 7.Lebensjahr an werden die Kinder von der Familie getrennt und in zwei Altersgruppen (7-13, 14-20) 'erzogen': das ist vor allem militärische Übung, Abhärtung, Erlernung von List und Gehorsam. Es besteht dauernder Leistungswettbewerb und absolute Unterordnung unter den Älteren. Für die zweite Altersgruppe ist charakteristisch das Institut derKrypteia: Jünglinge werden ins Land geschickt um Heloten zu töten (!!). Auch die Mädchen sind in die staatliche Erziehung einbezogen, doch ist die genaue Form unbekannt.

Mit 20 Jahren sind die Spartiaten zum Kriegsdienst verpflichtet. Auch jetzt leben sie, auch wenn sie heiraten, noch weiterhin mit ihren Altersgenossen zusammen, wahrscheinlich bis zum 30. Lebensjahr. Durch Bildung von drei Elitegruppen wird eine dauernde Konkurrenzsituation geschaffen.
Vom 30 Lebensjahr an können die Spartiaten, die jetzt auch das Stimmrecht erhalten, in ihren Häusern wohnen, müssen die Mahlzeiten aber in Gruppen einnehmen. Das ganze System wird durch scharfe Sanktionen gesichert, die bis zum Verlust der bürgerlichen Rechte reichen.

Die militärische Ordnung entspricht der gesellschaftlichen: es ist einem Spartiaten praktisch unmöglich, seinen Platz in der Phalanx zu verlassen.
Die Versammlung der Spartiaten beschließt über Gesetze, Krieg und Frieden, Bündnisse. Eine Tyrannis entsteht in Sparta nicht; seit Mitte des 6 Jh gilt die spartanische Phalanx als unbesiegbar.
[...]

Man stelle sich also solch einen Spartiaten vor:
eine schwule Kampfmaschine!!
Kein Wunder dass die Feinde die Flucht ergreifen!! :eek:

Therlun
05.06.04, 08:50
wieso schwul?
durch das ständige zusammenleben enstand eine bindung zwischen diesen soldaten wie zwischen brüdern.

das töten der heloten war kein "hobby" sondern so etwas wie der einstieg ins mannesalter.
einmal im jahr gab es ein "fest" bei dem die jünglinge waffenlos in die felder zogen und heloten die sie fanden jagten und manchmal erschlugen.
an jedem anderen tag war es verboten den heloten schaden zuzufügen.
die sklavenhaltung in den anderen städten der antike (auch athen) war nicht viel menschlicher.

sparta war eine armee mit zugehörigem staat. (sogar extremer noch als dies bei preußen war, auf das dieser ausspruch ja angewandt wurde.)

mich wundert das du die kinder vergessen hast.
kinder die als zu schwach befunden worden, wurden in einer schlucht ausgesetzt. weil sie nach meinung der spartaner keine guten soldaten abgegeben hätten, und man auch bei ihnen schwache kinder erwartete.

innerhalb einer klasse waren alle gleich! die mitglieder der zwei königsfamilien waren nicht von einem normalen spartiaten zu unterscheiden.
bis auf ihren "beruf" verhielten sie sich und handelten sie wie alle anderen spartiaten.

es gab kein echtes geld, und somit kein reich und arm.
man konnte seine klasse unter umständen verbessern, besonders durch tapferkeit im kampf. (der periöken und heloten wurden als leichte infanterie bzw als "knappen" eingesetzt.)

sparta war zu seiner zeit hochangesehen.
die anderen statdtstaaten sahen in sparta die nation mit der ältesten und stabilsten verfassung.

ich für meinen teil bin ein bewudnerer/befürworter spartas.
die sogenannte demokratie in den anderen städten war noch weniger eine echte als unsere heutige, und sie waren keine himmlischen paradise von freiheit und gerechtigkeit.

die traditionen in sparta mögen grausam gewesen sein, aber das sind viele traditionen in heutigen ländern auch noch, nur das sie in sparta einen zweck hatten.

Sir H. Dowding
05.06.04, 12:39
Das mit schwul hab ich auch nicht ganz kapiert, da steht doch nirgens etwas darüber in cteros Text.

Therlun hat da eigentlich eh alles gesagt. Die Demokratie in Athen, tja, die verdient ihren Namen wie gesagt nicht wirklich. War eher eine Oligarchie.

Ich weiß nicht, welchen Stadtstaat ich mir ausgesucht hätte, wohl eher Makedonien, dass war aber wiederum eher etwas rückständig. Vielleicht Korinth oder Theben?

Ruprecht I.
05.06.04, 14:45
'Schwul' ist nicht der richtige Ausdruck, Bisexualität trifft es besser. Das war gang und gäbe im ollen Griechenland, die Leutchen waren, was das angeht, erheblich freizügiger als heute.

ceterum censeo
05.06.04, 15:48
Ich will die Spartiaten ja nicht grundsätzlich als schwul bezeichnen, selbst wenn sie's waren macht sie das nicht besser oder schlechter. Ich kann es mir aber kaum anders vorstellen, so wie sie aufwachsen. Viel Freiheit zum persönlichen Glück hatten sie ja eh nicht ... :rolleyes:

@ Therlun

Natürlich war das damals eine ganz andere und vor allem viel härtere Welt, ich will die Spartiaten gar nicht abwerten. Mit diesem System waren sie ja relativ erfolgreich. Allerdings, Fan oder Bwunderer dieses Systems bin ich nicht, erst recht nicht aus heutiger Sicht. Die Gruppe ist alles, der Einzelne nichts = das menschliche Rudel. Ihre Phalanx war toll, aber letzlich doch viel zu einseitig, und Athen hat ihnen schliesslich den Schneid abgekauft.

Wenn ich in der dortigen Welt leben würde, würde ich mir nicht Sparta aussuchen. Gestorben und gelitten wurde überall, aber etwas freier wäre mir schon lieber - ich würde das erste Schiff nach Syrakus nehmen, und dort ewig drauf warten, dass die Philosophen an die Macht kommen :D

Therlun
05.06.04, 16:52
Ihre Phalanx war toll, aber letzlich doch viel zu einseitig, und Athen hat ihnen schliesslich den Schneid abgekauft.


jaja die letzendlichen sieger sind immer die beliebteren. :D
wenn auch die gründe für deren sieg oftmals einfach misachtet werden....

rappodon
05.06.04, 18:13
Welche Gründe waren es denn?

Wir denken, dass jedes erfolgreiche Imperium irgendwan einfach dem Tode geweiht ist...

Dr. Evil
05.06.04, 21:08
welchen Sieg Athens??? Athen unterlag im peleponnesischen Krieg gegen Sparta, auch wenn dieser Krieg mehr als 20 Jahre andauerte - Athen unterlag, das ist belegt!

Peleponnesischer Krieg:
431 v.Chr. kam es zum Zusammenstoß zwischen Athen und Sparta. Der Krieg dauerte bis 404 v.Chr. an und schließlich siegte Sparta und setzte eine Oligarchie in Athen ein.

Nur hatte Sparta nichts von dem Sieg über Athen, denn der Krieg hatte seine ganze Kraft und Energie aufgezehrt, sodass es schließlich durch Aufstände unterdrückter Städte, wie Korinth oder Theben und auch Athen, seine Vormachtstellung in Griechenland nicht weiter halten konnte.

Darum gab es so gesehen keinen wahren Sieger im peleponnesischen Krieg, den Sparta und nicht Athen gewann! Beide Stadtstaaten hatten sich gegenseitig ruiniert und versanken schließlich in der Bedeutungslosigkeit. Dann kamen die Makedonen und beide verloren das letzte, was sie noch besaßen - ihre Unabhängigkeit...

EDIT:
Achso, wen das Thema interessiert, kann diese Fakten in der aktuellen Geo Epoche kaufen, die das antike Griechenland zum Thema hat.

Therlun
05.06.04, 22:07
nun es wird eben oft so dargestellt das athen letzendlich gewann.
und ich persönlich halte sparta ehr für den verlierer.
athen war weiterhin ein kulturelles und in gewissen maße wirtschaftliches zentrum.
sparta war niemals eines von beiden gewesen, hatte aber schon praktisch seine politische und bald seine militärische macht verloren.

außerdem kann es doch nicht sein das das ach so demokratische, friedliebende und "gute" athen gegen das böse sparta verliert.
(man beachte nur den ursprung dieses threads....)

Lord Havi
06.06.04, 00:58
Also ihr könnt das System Spartas nennen wie ihr wollt, aber beim genaueren Betrachten fällt mir sehr auf, wie sehr es doch dem System der NS-Zeit ähnelt. Erst kamen die Jungen mit acht Jahren in verschiedene Abteilungen der Hitlerjugend bis sie 16 waren, dann kamen zwei Jahre Wehrdienst, dann zwei Jahre Arbeitsdienst und dann im Idealfall die SS. Wie Hitler es selbst mal gesagt hat:

"Wir packen sie wenn sie unschuldige Kinder sind und lassen sie nie wieder los!"

Genau so lief es doch eigentlich in Sparta ab. Und von Schwul kann da wirklich nicht die Rede sein. Ok, es war im alten Griechenland (hauptsächlich in Athen) das die Söhne reicher Eltern von einem Freund der Familie in das Sexualleben eingeführt werden, aber das war alles. Außerdem war es überall auf der Welt bis ungefähr 1960 üblich, das Männer vertrauter miteinander umgehen. Ähnlich wie heute Frauen miteinander umgehen.

Sir H. Dowding
06.06.04, 01:10
Das mit dem schwul ist wirklich etwas fehl am Platz gewesen. Wenn man bedenkt, dass Männer erst jetzt wieder in Filmen weinend gezeigt werden und das noch immer von einigen als schwul bezeichnet wird, dann ist nicht verwunderlich, dass der Lebensstil der Griechen als schwul gesehen wird. Sagen wir mal sie waren metrosexuell :D (auch so ein schönes neues nichtssagendes Modewort) im Höchstfall.
Schwul oder bisexuell bezeichnet ja nicht den Lebensstil, sondern ihre sexuelle Orientierung und die war ja wohl eindeutig überwiegend heterosexuell (sonst wären sie ja bald weg gewesen)

Da steht ja eigentlich nur drinnen, dass sie bis zum 30. Lebensjahr mit ihren Kameraden zusammengelebt haben. Ja und?

Die Parallele zwischen Sparta und dem Dritten Reich besteht in der hinführung zum Kriegsdienst, die als oberstes Ziel jedes männlichen Erwachsenen gilt. Verbessert mich, wenn das nicht stimmt.

Ruprecht I.
06.06.04, 01:37
Überwiegend hetero läßt sich schlecht feststellen, weil anderweitige Vergnügungen keine Spuren in der Historie via Nachwuchs hinterlassen. Jedenfalls galt es als absolut normal und nicht im Mindesten anstößig mit einem Kameraden nicht nur das letzte Hemd, sondern auch das Schlafgemach zu teilen (und nicht zum Schlafen). Ob das jetzt mehrheitlich oder nicht war, wer weiß? Ist ja auch wirklich wurscht. Zumindest können wir heute von solcher Freizügigkeit nur lernen.
Heranführung zum Kriegsdienst als Sinn der Jugendausbildung? Ja, leider. In beiden Fällen wurden die Jungs so früh als möglich unter staatliche Kontrolle gestellt und gedrillt.

ceterum censeo
06.06.04, 12:47
Lord Havi, ich sehe auch klare Parallelen zur militärischen NS-Erziehung. Nur müsste man sagen, dass es bei den Nazis nur ein schwacher Nachahmungsversuch ist. Auch bei ihnen galten Schwache/Behinderte, sprich Wehrunfähige, als nicht lebenswert. Aber so brutal wie bei den Spartiaten war es wohl nicht, dass eine Versammlung über jedes Kind entscheidet, und man es dann eventuell aussetzt (wobei ich nicht weiss ob aussetzen = töten ist, vielleicht wurde es ja von Helioten aufgezogen? oder von Bären/ Wölfen gesäugt =p).

Es ist eben so, man kann aus Menschen alles mögliche machen, wenn man früh damit anfängt auch brutale Kampfmaschinen. Besonders schlimm im heutigen Afrika, wo vielerorts Kinder als Soldaten eingesetzt werden. Selbst wenn kein Krieg mehr ist, diese lassen sich später kaum mehr an den Frieden gewöhnen, weil Töten für sie normal geworden ist.
Mit der Ausbildung eines Spartiaten lässt sich das natürlich nicht vergleichen. Dieser musste ja tatsächlich viel lernen und üben. Ein MG bedienen kann jeder. Für ihre Phalanx, für perfektes Manövrieren, für absolute Disziplin braucht es jahrelange Übung.

@ Dowding:
aussterben mussten die Spartiaten nicht zwangsläufig, auch wenn sie komplett homosexuell gewesen wären. Man kann ja Fortpflanzung auch als staatliche Pflichterfüllung organisieren. Wie bei Hitler: gebären für den Führer ...

Lord Havi
06.06.04, 13:32
Also ich glaub nicht das ein MG unbedingt so einfach richtig zu beherrschen ist. Und heutzutage werden ja die Panzer als moderne Phalanx angesehen. Und die sind unweigerlich schwerer zu bedienen als eine lange Lanze. :D

Also das Nazi Regime ging in einigen Fällen auch sehr Brutal vor. Als Beispiel die Operation T4 "Euthanasie". Da würden über 100.000 geistig Behinderte umgebracht.

Ruprecht I.
06.06.04, 14:43
aussterben mussten die Spartiaten nicht zwangsläufig, auch wenn sie komplett homosexuell gewesen wären.
Um das Thema endgültig zu Tode zur reiten: natürlich war es 'Familienpflicht', zu heiraten und Nachwuchs zu 'produzieren'. Aber wenn Männe nach getaner Arbeit lieber den Rest des sexuellen Lebens anderweitig zu verbringen gedachte, stand dem nichts im Wege. So, reicht jetzt :D

Trajan
06.06.04, 14:46
Wo ist eigentlich der zuständige Mod der hier mal einschreitet? :D

Ruprecht I.
06.06.04, 14:49
Keiner zugewiesen ;) :D

ceterum censeo
06.06.04, 15:05
will da jemand schlafende Hunde wecken? :tongue:

ausserdem nicht nötig einzuschreiten, ist ja nicht OT, da es ja ausschliesslich um 'Spartan' geht: ich will doch wissen, was für ein Völkchen ich hier regelmässig zu glorreichen Siegen führe (böse Zungen sprechen auch von beschämenden Niederlagen ...).

jedenfalls vermehren sie sich bis jetzt normal, so dass ich wohl nicht gegen homosexuelle Tendenzen in meinen Armeen vorgehen muss :D

Ruprecht I.
06.06.04, 15:08
jedenfalls vermehren sie sich bis jetzt normal, so dass ich wohl nicht gegen homosexuelle Tendenzen in meinen Armeen vorgehen muss :D
Warum auch? Da sind Wir Uns nicht wirklich sicher, aber gab es nicht bei den Thebanern eine Elitetruppe, die wirklich nur untereinander, naja, das eben..., um den Zusammenhalt zu fördern? Wurden, glauben Wir, in der Schlacht von Chaironeia bis zum letzten Mann niedergemacht, weil alle dasselbe Schicksal teilen wollten.

Pyrrhus
06.06.04, 15:27
außerdem kann es doch nicht sein das das ach so demokratische, friedliebende und "gute" athen gegen das böse sparta verliert.

Hierzu wollen wir gern anmerken, das Athen sich um die Zeit des Beginns des Peloponesischen Krieges sehr unfriedlich verhielt, so führten seine militärischen Aktionen gegen andere Polis unweigerlich zum Ausbruch eben jenen Krieges. Auch sehen Zeitgenossen, zumindest zur Zeit des Perikles, Athen nicht als Demokratie, sondern als "Monachie des ersten Mannes" (Thukydides). Athens Vorteil in einer späteren Betrachtung sind die vielen kulturellen Aspekte, die vielen Dichter und Denker, die es in dieser Masse und Konzentration zu dieser Zeit fast nirgendswo anders gab. Bei Sparta spricht man hingegen immer nur von der Erziehung der Jugend zum Militär. Aufgrund dessen wirkt Sparta immer negativer als Athen,

mfG,

Pyrrhus.

Therlun
06.06.04, 15:45
@Pyrrhus
ähh genau so etwas wollte ich andeuten. :)
(auch sarkasmus genannt ;) )

Pyrrhus
06.06.04, 15:49
Wir haben eueren Post auch als einen Sarkastischen angesehen :) , wollten lediglich ergänzen ;) ,

mfG,

Pyrrhus.

Therlun
06.06.04, 15:57
Wir haben eueren Post auch als einen Sarkastischen angesehen :) , wollten lediglich ergänzen ;) ,

mfG,

Pyrrhus.

dann möchte ich mich natürlich entschuldigen euch des mißverständnisses beschuldigt zu haben.


ps: das forum braucht wirklich einen mod....

Der Zarewitsch
06.06.04, 17:01
Leben und Lust in Sparta - Auszug:

Während der gesamten Zeit ihrer Ausbildung gab es so gut wie keinen Kontakt mit Vertretern des anderen Geschlechts. Dagegen machten die Jugendlichen während dieser Zeit ausgiebig homosexuelle Erfahrungen – das war auch so gewollt. Es sollte die Verbundenheit, den Einsatz füreinander stärken. Die ausdrückliche Förderung und Forcierung homoerotischer Beziehungen hatte allerdings zur Folge, dass viele der jungen Männer bis zum Tag ihrer Eheschließung keinerlei Erfahrung im Umgang mit dem weiblichen Geschlecht hatten. Vermutlich hätten sich viele der Krieger lieber einem bis an die Zähne bewaffneten Skythen gestellt als der Hochzeitnacht mit der Angetrauten.

Um den unerfahrenen Kämpen den Einstieg ins Eheleben einfacher zu gestalten, ließ sich das System einiges einfallen. Anstelle einer netten Hochzeitsfeier raubte man sich eine Braut. Das ist noch nicht so ungewöhnlich, der weitere Verlauf der Hochzeitsnacht gibt einem aber schon zu denken. Der Frau wurden die Haare abgeschoren und sie wurde in einen abgedunkelten Raum gebracht. Dort erwartete sie ihren Zukünftigen.

Der beschränkte seinen Besuch auf den Vollzug der Ehe – tat, was man von ihm erwartete und verschwand dann wieder in sein "Vereinshaus". Und nicht alle der Streiter tauten nach den ersten Erfahrungen mit der Angetrauten auf. Manchmal zog sich dieser Zustand Monate oder sogar Jahre hin.

Sie waren wahrhaft keine Romantiker, diese Spartaner. Einem außenstehenden Betrachter kommt es so vor, als verstanden die Männer das Zeugen eines Sohnes als Dienst am Vaterland, und zwar ausschließlich. Die stetig sinkenden Geburtsraten sind zumindest ein Indiz für die Historizität solcher Anekdoten.

Jorrig
28.06.04, 14:38
Kriegerisch waren die Griechen damals alle, die Athener nutzten auch jeden an den Haaren herbeigezogenen Grund, um andere Staaten zu demütigen und in ihren attischen Seebund zu zwingen.

Zudem haben Athen und Sparta durchaus auch miteinander gekämpft - aktuell zu sehen im Film "Troja", aber auch beim (ersten) Krieg gegen die Perser mit den berühmten Schlachten bei Marathon und Salamis. Im Peleponnesischen Krieg kämpften sie dann gegeneinander, wobei der Gewinner auf dem Papier Sparta war (nachdem in Athen die "großen Mauern" gebaut wurden und daraufhin die Pest ausbrach, kapitulierten die Athener und Sparta schleifte die Mauern...), der faktische Gewinner aber Persien hieß, das sich im Anschluss praktisch den Einfluss auf sämtliche griechischen Stadtstaaten in Kleinasien sicherte.

Athen war schon eine Demokratie, es gab z.B. eine vehemente Opposition gegen Perikles' wiederholte Kandidatur für das Amt des Strategen, man hatte Angst vor einer Monarchie/Tyrannei unter seiner Herrschaft. Diese Demokratie war aber natürlich auf männliche Bürger beschränkt, und da ein Amt viel Engagement forderte, konnten sich faktisch nur Adlige, Kaufleute und andere reiche Leute dies leisten. Der gewöhnliche Bauer konnte kaum mit brillanten Reden seine Mitbürger mitreißen, dazu konnte er eben sein Feld nicht verlassen für ein Amt, ohne sich dabei zu ruinieren.

Soviel weiß ich noch aus dem Kopf, wenn es jemand besser weiß, bitte korrigieren!

Faultierasai
19.01.05, 09:48
Der arme Bauer hätte es sehr wohl tun können, denn diese Ämter sind vom Staat bezahlt worden. Das war zur damaligen Zeit mal was neues. Rom hatte das dann später in leicht abgewandelter Form übernommen. Und in der heutigen Zeit ist es normal das man einen Politiker bezahlt für seine Arbeit. Auch wenn es Leute gibt die sagen es wäre zuviel was sie bekommen.

Boron
22.01.05, 23:24
Wie "gut" war denn eigentlich eine Phalanx überhaupt ?

Ich habe zufällig die Reihe Geschichte der Kriegskunst von Delbrück die sehr interessant ist . Er stellte damals ( ca. 1900-1930) viele bahnbrechende Thesen auf und beurteilt die Phalanx als äusserst schlecht im Allgemeinen . Meiner Meinung nach hat er dies auch sehr schlüssig getan , allerdings weiss ich nicht ob diese Erkenntnisse nicht vielleicht überholt sind .

Das Hauptargument Delbrücks war das eine Phalanx äusserst unflexibel ist . Sobald sie in den Flanken angegriffen wird ist alles aus . Auch gegen Fernkampf ist eine Phalanx relativ wehrlos . Schlussendlich kann eine Phalanx auch durch Geländehindernisse aufreissen .

In RTW kann man das ja imo recht schön "simulieren" . Zum Verteidigen von Plätzen ( Thermophylen , Städte ) oder gegen (frontale) Kavallerie sind Phalanxformationen ja nützlich aber ansonsten ?

Auch das die Römer die Phalanx nicht übernahmen und das einzige "Überbleibsel" , die Triarier auch abgeschafft wurden , spricht imo gegen die Wirksamkeit der Phalanx .

Die Schweizer und danach die Landsknechte liessen die "Phalanx" allerdings 2000 Jahre später nocheinmal erfolgreich für ca. 200 Jahre aufleben , jedoch bildeten die Schweizer und die Landsknechte meines Wissens keine geschlossene Phalanx mehr wie die Griechen sondern mehrere kleinere Einheiten , waren also etwas flexibler .

Ich denke , die Phalanx ist eher ein lokales griechisches Phänomen und ihre Bedeutung wird überschätzt .
Alexander hat seine Siege dann ja auch durch seine Kavallerie und nicht seine Infanterie errungen . Ausserdem "erfand" er ja die Hypaspisten (sp?) da ihm die normale Phalanx zu unflexibel war .

Faultierasai
24.01.05, 10:18
Hallo Boron

Die Phalanx war nicht so schlecht wie du sie darstellst. Wie du vermutlich schon erlebt hast sind sie in der Verteidigung eine echt harte Nuss, wenn ihre Flanken geschützt sind. Und genau das war ihre Hauptaufgabe. Warum die Phalanx effektiv war kann man mit einem Wort erklären. DISZIPLIN. Die Spartaner haben diese Kampfweise erfunden in einer Zeit als der normale Angriff so aussah wie eine Horde Bauern beim Angriff. Jeder will der schnellste sein und jeder für sich allein. Diese Horde war natürlich gegen Kavallerie echt im Nachteil und auch sonst in der Verteidigung äußerst schwach. Und da die Griechen auf ihrem Heimatboden nur geringe Kavallerieeinheiten besaßen waren diese auch keine Bedrohung für die Phalanx. Unflexible Kampfweise, mag sein. Aber vergiss bitte nicht das der Drill der Spartaner (welche nicht nur die Erfinder dieser Kampfweise waren sondern auch aufgrund der permanenten Ausbildung auch die besten Krieger damit). Im Angriff marschierte die Phalanx im Gleichschritt. Jeder Krieger machte einen Schritt von genau der gleichen Größe wie sein Nebenmann und der mann hinter ihm. So konnte die Phalanx niemals auseinanderbrechen. Eine Verfolgung oder Rennen in dieser Einheit war natürlich nur möglich wenn man das oft genug geübt hatte. (Was wiederum nur die Spartaner schafften. Kein Wunder auch bei ihrer 23 (richtig gelesen 23 Jahre ) jährigen Grundausbildung. Wenn man sich dagegen die heutige von nur 3 Monaten oder noch weniger anschaut....) Und sie hatte auch Vorteile im Bezug auf Verteidigung. Stelle dich mal als Krieger oder Reiter vor diese Truppe. Schau auf die Speere die alle auf dich zeigen, gegen sowas anzugreifen das erfordert Mut und Selbstüberwindung, da wird mancher Gegner die Hosen voll gehabt haben als er gegen die Truppe vorgehen musste. Dann zum Thema umklammern. Ist auch nicht so einfach gewesen. So eine Phalanx mag ca. 5 oder 6 Mann dick gewesen sein. Doch wenn 10.000 Mann in einer einzigen Phalanx stehen wie eine einizge Wand dann können die schon was aufhalten. (Bei Rome Total war werden immer einzelne Verbände gezeigt die eine Phalanx bilden konnten, dies ist geschichtlich falsch, es war immer nur ein einziger Großverband.) Taktisch unflexibel aber sehr schwer zu duchbrechen. Und ja die Phalanx konnte im Gefecht schwenken oder an den Flanken umklappen.
Gleichzeig flößt die große Stangenwaffe einem furchtsamen Mann auch Mut ein. Mit einem Schwert auf den anderen loszugehen erfordert relativ viel Übung. Eine Phalanx ist schnell gebildet und kann auch nicht so schnell flüchten. Wohin auch, es stehen ja hinter einem noch mehr eigene Leute.

Atahualpa
17.12.07, 23:10
Interessanter Thread, den ich jetzt mal etwas weiterführe, falls es überhaupt jemand liest.
Bin zufällig auf das Spiel aufmerksam geworden, ebenso auf das Addon.


Bezgl. der Kampftaktik der Spartaner, also der Phalanx.
Im Grunde war die Phalanx die erste richtige Nahkampftaktik, da konnten sich die Spartaner drauf verlassen das sie jedem anderen Heer zu dieser Zeit im Nahkampf überlegen waren.
Durch die Kompaktheit sowie die schweren und langen Speere war die Phalanx eine richtige Dampfwalze. Selbst wenn sie wollten konnten die Spartaner bei einem Angriff im Laufschritt so gut wie nicht mehr stoppen, da ja die Schweren Speere schon für einen Vorwärtszug sorgten. Das machte es auch für die Gegner schwer eine Phalanx mit Pfeilen zu bekämpfen, da es für die Spartaner sowieso nur vorwärts ging.
Damit war es den Gegnerischen Linien so gut wie unmöglich einen Angriff der Phalanx aufzuhalten. Durchbrachen die Spartaner die Linien kam es zum Nahkampf, wo die Spartiaten sowieso kaum zu schlagen waren.

Außerdem setzten die Spartaner auch Flöten und andere Musikinstrumente ein um einen Rythmus zu erzeugen der wiederum Disziplin voraussetzte.


Der Niedergang Spartas
Im Grunde ist der Erfolg Spartas auch gleichzeitig ihr Niedergang.
Die bürgerlichen Spartaner waren eigentlich immer deutlich in der Unterzahl, da die Spartiaten aus den bürgerlichen bestanden, schwand ihre Anzahl logischerweise mit der Zeit, da sich Sparta ständig zu Kriegen gezwungen sah.
Somit brach letztlich das ganze System zusammen, Sparta existierte zwar noch weiter, aber letztlich waren sie nur mehr eine Macht 2.Klasse. Mehrere Versuche an die alte Macht anzuknüpfen schlugen fehl.

Meiner Meinung nach war Sparta der am besten geführte Staat seiner Zeit. Es war einfach alles besser organisiert.
Persönliche Freiheiten gab es zwar nicht, oder wenn dann wohl nur im geringen Maße, aber wie heist es so schön.
Lieber die Geschenke einer Diktatur als die leeren Versprechungen einer Demokratie.
Sonst hätte sich Sparta nicht solange halten können.

Montesquieu
18.12.07, 09:09
Selbst wenn sie wollten konnten die Spartaner bei einem Angriff im Laufschritt so gut wie nicht mehr stoppen, da ja die Schweren Speere schon für einen Vorwärtszug sorgten. Das machte es auch für die Gegner schwer eine Phalanx mit Pfeilen zu bekämpfen, da es für die Spartaner sowieso nur vorwärts ging.


Da muss ich wieder einmal den Dellbrück hervorkramen, der in seiner Analyse der Schlacht von Marathon dargelegt hat, dass dieser Laufschritt nur ein paar Meter durchgehalten werden konnte. Über eine längere Strecke wären die Hopliten so geschwächt gewesen, wie der Herr links im Bild:

http://www.monstersandcritics.de/downloads/downloads/articles/13295/article_images/image5_1183424288.jpg



Meiner Meinung nach war Sparta der am besten geführte Staat seiner Zeit. Es war einfach alles besser organisiert.
Persönliche Freiheiten gab es zwar nicht, oder wenn dann wohl nur im geringen Maße, aber wie heist es so schön.
Lieber die Geschenke einer Diktatur als die leeren Versprechungen einer Demokratie.
Sonst hätte sich Sparta nicht solange halten können.

Aristoteles selbst zollte den Spartanern in seiner Politik Respekt und von einer Diktatur kann in beiden Bedeutungen als antikes-römisches Notstandsorgan und als moderne Tyrannis nicht die Rede sein. Hier korrespondierten aristokratische mit monarchischen Element, wobei das Königtum in Sparta ein schwaches war. Aristoteles merkte ja auch an, dass es einen klassischen König in den Poleis zu der Zeit nicht mehr gab. Klar, diese Einordnung als Mischverfassung bestehend aus Königtum-Aristokratie lässt die Sklaven, hier die Heloten, außen vor. Aber aus einem modernen Blickwinkel waren dann alle Poleis repressive autokratische Regime.