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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Vive la France - ein Frankreich-AAR



Peraldo
18.05.04, 11:56
Nun ja, werde ich mich auch mal an einem AAR versuchen. Es ist mein zweites Spiel (USA nur kurz zum Eingewöhnen gespielt, als alter EU-Zocker war die Oberfläche so ungewohnt ja nicht... ;) ) und ich lasse mich einfach mal überraschen, was da so kommen wird...

...gespielt wird HoI Standard, erst einmal auf "normaler" Schwierigkeitsstufe und definiert ohne Herumgelade, Cheats oder sonstige Lebenshilfen... (von Kaffee und Pizzabaguettes mal abgesehen :D )

Ich bitte gleichsam um Verzeihung für das Fehlen von Screenshots, aber selbiges ist für mich aus logistischen Gründen, die ich nicht näher bezeichnen möchte, nicht so richtig machbar.

Peraldo
18.05.04, 11:58
Chateu Vizille, in der Nähe von Grenoble, Frankreich. Herbst 1935.

Grau und schwer hingen die Wolken über Chateu Vizille, als der schwarze Packard Super Eight auf den kiesbedeckten Vorplatz fuhr. Pierre blickte missmutig aus dem Seitenfenster, während der Chauffeur den Wagen zwischen einigen anderen Fahrzeugen parkte. Nur wenige Fenster waren beleuchtet und der Wind klatschte den nieseligen Regen jenes nasskalten Abends gegen die Scheiben. Mißmutig klappte er den Kragen des Ledermantels hoch, setzte seinen Hut auf und verließ den Wagen mit einem Seufzer, schritt über den Platz zur geschwungenen Treppe hin, selbige hinauf und auf das Hauptportal zu, an welchem bereits ein livrierter Diener wartete, um ihm Mantel und Hut wieder abzunehmen.
So gut der Herr auch ausstaffiert war – die deutliche Beule, die ein Nagant-Revolver unter der Weste des Mannes abzeichnete, sprach eine offensichtliche Sprache über den Charakter, den dieses Treffen hatte. Pierre legte ab, ließ sich dann bereitwillig durch die Gänge des Schlosses führen, rückte dabei notdürftig seinen Anzug wieder zurecht. Letztlich endete der Weg vor einer schweren, kunstvoll verzierten Tür aus dunkelrotem Holz – und dahinter lag ein kleinerer Salon, erhellt vom prasselnden Feuer eines Kamins. Nur eine Person war hier zugegen – und Pierre trat ein. Sein Blick wanderte kurz durch den Raum, der geschmackvoll mit der dezenten Pracht der Jahrhundertwende eingerichtet war. Nur wenige Gemälde schmückten den mit dunklem Holz getäfelten Raum, dessen große Fenster einen herrlichen Blick auf den Park versprochen hätten, wäre das Wetter dementsprechend gewesen.
„Nehmen sie Platz, Monsieur Plantard“, tönte die dezente Bassstimme des beleibten Herrn mit dem vollen, grauen Haar, der am Kamin in einem lederbezogenen Sessel saß und hin und wieder an einer Zigarre zog. Das breite, ernste Gesicht des Mannes, der die sechzig schon hinter sich gelassen hatte, wirkte mit den forschenden, dunklen Augen irgendwie beunruhigend. Vielleicht lag es einfach daran, dass die Hintergründigkeit dieses Blickes ihren Grund hatte. Pierre nickte zum Gruße und setzte sich. Eine Weile hing Schweigen wie eine dräuende Wolke in dem Zimmer, nur abgelöst von dem Geräusch, dass das gelegentliche Ziehen an der Zigarre verursachte. Die Stimmung verdichtete sich zusehends, der Alte nutzte die Macht des Schweigens fast bis zur Schmerzgrenze aus. Letztlich dreht er an dem schweren, goldenen Siegelring, den er an der linken Hand trug und gab ein dumpfes Geräusch von sich. „Frankreich ist in einem schlechten Zustand, Monsieur. Im Osten türmen sich Gewitterwolken auf, im Inneren vergeht die Größe der Nation im Sumpf aus politischen Querelen, Zeitgeist und äußerer Schwäche.“
Pierre nickte nur beifällig. Es war ohnehin nicht nötig, die allgemeinen Ansichten nochmals zu erläutern – somit war auch dies nur die Einleitung zu etwas größerem.
Der Alte streckte sich kurz, wodurch der gestreifte, graue Anzug seltsame Falten warf und die goldene Uhr fast aus der Westentasche fiel. Es wäre ungebührlich und nicht ungefährlich gewesen, darüber zu schmunzeln.
„Der Faschismus ist über Europa gekommen wie einst die Pest – Ratten tragen die Seuche unter die Menschen und vergiften ihre Herzen. Der alte Feind, so besiegt wir ihn glaubten, wird Tag um Tag stärker und Europa sieht apathisch zu. Auch wir sind nicht immun – es gibt genügend Bewunderer der faschistischen Sache, auch hier in unserem guten Frankreich.“
Der korpulente Mann seufzte schwer, erhob sich und schlenderte gemächlich durch den Raum. Das Schnaufen, dass er gelegentlich von sich gab, der Rauch, der von der Zigarre aufstieg… Pierre musste unweigerlich an eine alte Dampflok denken und sich ein Grinsen verkneifen. „Es ist Zeit, so sehr wie nie zuvor. Die Idioteska in Paris vergeudet ihre Zeit mit unendlichen Lamentos, während Hitler ungehindert aufrüstet. Mussolinis geifernde Stimme hallt widerwärtig über die Grenzen. Frankreich sieht zu. Das, was einst die beste Armee der Welt genannt wurde, gräbt sich an der Grenze zu Deutschland wie die Maulwürfe ein – Frankreich versteckt seine Weichheit hinter Beton und Stacheldraht. Wir sind zum zahnlosen Wolf geworden, mein lieber Plantard. Frankreich ist auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit und Europa auf dem Weg in die Katastrophe – eine, die schlimmer werden wird, als die, die wir noch vor Jahren erleiden mussten.“
Pierre hob die Augenbrauen. Langsam fragte er sich, wo er hier ins Spiel kam. Einstweilen würde er den alten Mann reden lassen…
Dieser zog bedeutungsschwanger an der Zigarre, setzte seinen Weg fort. „Wir haben lange genug im Dunklen agiert, viel zu lange nur an Fäden gezogen, subtil gehandelt. Die Zeiten jedoch nähern sich dem Sturme und es ist Zeit, dass wir uns um das Wohl der Nation kümmern. Wenn die Politik schon nicht mehr zu sein vermag, als hohle Köpfe in Form eines Parlaments, dann müssen wir dafür sorgen, dass diese hohlen Köpfe eine… Leitung erfahren.
Wir haben über so viele Jahrhunderte genügend Macht und Beziehungen gesammelt – nun, in diesen Zeiten der Not, müssen wir damit beginnen, sie in ganzem Umfang zu nutzen.“
Diese Worte schienen ungeheuerlich – er konnte doch nicht meinen… oder doch?
Wieder zog er an der Zigarre, war nun vor dem Kamin zum Stehen gekommen und blickte gedankenverloren zu jenem Gemälde auf, welches Napoleon Bonaparte bei Marengo zeigte.
„Wir müssen diesem Land seine alte Größe zurückgeben. Deutschland muß ein für allemal niedergezwungen werden, wollen wir Ruhe und Stabilität in Europa haben. Einmal mehr ist es an der Zeit, Frankreich den alten Stellenwert zu geben und notfalls mit Gewalt unsere Vorherrschaft über diesen Kontinent zu sichern. Und sie, Plantard – sie werden dafür Sorge tragen, dass all das geschehen wird. Wir benötigen jemanden, der sich durchzusetzen vermag, jemanden mit Entscheidungsfreude, mit Weitsicht. Kurzum: eine graue Eminenz, die die Taten der Regierung mit Geschick zu lenken weiß, ohne das es der Allgemeinheit auffällt, dass die Regierung von anderem Orte aus gesteuert wird.“
Pierre Plantard war die Farbe aus dem Gesicht gewichen – das war Ungeheuerlich! Das man mitunter nicht von repressivem Handeln zurückschreckte, manipulierte, beeinflusste… das war schön und gut, aber hier war die Rede von… von was eigentlich? Hatte man nicht immer nur das Wohl der Nation im Auge gehabt? Machte es einen Unterschied, ob man der Freiheit und dem Interesse Frankreichs einen mehr oder minder verborgenen Schubs gab? Mußte das Volk alles wissen, was im Hintergrund vor sich ging?
Staatschef in den Schatten… aber wie?
Der Alte schmunzelte – scheinbar vermochte er die Gedanken seines Gegenübers zu erraten.
„Keine Sorge, mein lieber Plantard, sie werden alles erhalten, was sie für nötig erachten und was vonnöten ist, um ihnen die Gewalten in die Hände zu legen. Niemand wird es wagen, ihre Entscheidungen anzuzweifeln, wo sie doch alle denken werden, es seien ihre Eigenen gewesen… die Kunst der Manipulation besteht darin, anderen fremde Ideen als die Eigenen zu verkaufen und diese Kunst beherrschen wir nahezu perfekt. Es ist alles vorbereitet – sie müssen nur noch ihren Platz einnehmen, den wir von langer Hand für sie vorbereitet haben…“


Paris, Boulevard de Charonne; Frankreich. Januar 1936.

Pierre Plantard sah versonnen aus dem Fenster seines unscheinbaren Büros. Selbst durch die massive Eichentür konnte er noch das vielstimmige Tippen all der Schreibmaschinen hören, die von hier aus Frankreichs Wohl und Wehe gestalteten. Er kam sich vor wie die Spinne im Netz – und dennoch, sooft er einen Blick aus dem Fenster warf, bekam er nichts anderes zu sehen, als die morbide Pracht des Cimetière du Père Lachaise. Memento mori – das war es wohl, was man ihm hier zu sagen gedachte. Er seufzte schwer. Als hätte er es nicht schon schwer genug gehabt, hatte man ihm hier unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, das er letztlich nur ein Diener war – und in zweiter Linie ein Diener Frankreichs.
Er wandte sich dem schweren, übergroßen Mahagonischreibtisch zu, auf dem sich Ordner, Landkarten und Papierstapel türmten. Es galt, die Nation zur Größe zurück zu führen. Ein wenig viel Arbeit für eine Person, dachte er bei sich…

Ein wenig lustlos blätterte er durch die endlosen Reporte, Tabellen, Statistiken, Auflistungen, Landkarten. Ein großer Block Papier diente ihm dazu, in Form von systematischen Notizen aus diesem Wirrwarr von Informationen das wesentliche herauszulösen und ein Gesamtbild des Wesentlichen zu erstellen. Aus den Listen entnahm er das Wichtige, dann wandte er sich den Militärberichten und Aufmarschplänen zu. Im Schreibtisch fand er eine Schachtel mit Nadeln, die mit bunten Köpfen versehen waren. Er nahm sie und ging zu den großen Europa- und Weltkarten, die die Stirnwand des Büros bedeckten. Sorgsam positionierte er die Nadeln, eine für jede Einheit aus Armee, Flotte und dem, was Frankreich eine Luftflotte nannte.
Nach einer Weile hatte er alle nötigen Nadeln gesetzt, schritt eine Meter zurück und betrachtete das Gesamtbild. Welcher Cretin hatte bloß dafür gesorgt, all diese Einheiten so sinnlos zu verstreuen? Er rief nach seiner Sekretärin – noch heute würden viele Füße lange Strecken zu marschieren haben…

Peraldo
18.05.04, 13:06
Gedankengänge

All diese Reporte, Berichte… und zu allem Überfluß noch das Geheimdienst-Dossier. Obwohl gerade letzteres die interessantesten Details enthält – und all die bereits bekannten Daten in einem reichlich ernüchternden Gesamtbild zusammenfügt.
Was haben wir beispielsweise hier… blätter, blätter…
Naja. Ich wusste ja schon lange, dass Frankreich seit Jahrzehnten hinter der allgemeinen Entwicklung zurückhinkt, aber nun all diese Fakten vor sich liegen zu haben, ist reichlich ernüchternd. Man könnte wirklich von einem Riesen auf tönernen Beinen sprechen…
kopfschüttel… Unglaublich. Was haben diese Cretins in all den Jahren eigentlich gemacht? Sich die Wunden geleckt und nach außen etwas vorgetäuscht, was sie für Stärke erachteten. Wie dem auch sei – was haben wir?

Die Industrie ist auf eine handvoll Zentren zusammengefasst, deren Potential nicht gerade gewaltig zu nennen ist. Immerhin haben wir in Südostasien und im Nahen Osten Kolonien, die uns mit einem gewissen Maß an Gummi und Erdöl versorgen können. Andererseits sind diese Kolonien dermaßen schlecht verteidigt, dass eine Verteidigung dort kaum denkbar ist. Konzentrieren wir uns in unseren militärischen Überlegungen also lieber auf den Kontinent, anstatt Truppen ans Ende der Welt zu verschieben, wo sie möglicherweise nur tatenlos herumsitzen. Nur nicht verzetteln… Zunächst einmal bauen wir alle relevanten Industriezentren aus und sorgen in den wichtigen Grenzregionen für verbesserte Verteidigungsanlagen. Das sind vordringlich die Grenzen zu Deutschland und Belgien – noch einmal auf einen Schlieffen-Plan hereinfallen ist nicht drin – sowie die Grenze, die wir derzeit mit China haben. Japans aggressives Auftreten gegenüber den Chinesen könnte zum Problem werden, wir müssen mit aller diplomatischen Macht versuchen, Japan ruhig zu halten und zu verhindern, dass sich Hitler und Mussolini noch mehr Macht anreichern. Das heißt also, Österreich, die Tschechei, Belgien, Dänemark, Portugal und Japan diplomatisch zu bearbeiten. Vor allem Belgien soll ruhig an unseren militärischen Forschungen teilhaben, wer weiß, wozu uns das einmal nutzen mag. Auch Polen und Spanien – als natürlichem Nachbarn – sollte man ein wenig Aufmerksamkeit schenken.
Schauen wir mal, wie wir die Konvois umplanen müssen, um unsere Versorgungswege zu optimieren… Gut. So sieht es sehr gut aus.

Das Ziel ist, Frankreich stark genug zu machen, um den Machtansprüchen der Faschisten trotzen zu können. Es mag nicht gerade eine militärische Musterleistung sein, sich dafür hinter Wällen zu verstecken, ist aber derzeit wohl notwendig.
Die Präsenz der Italiener in Afrika ist… nun ja… unerfreulich. Mussolinis Soldateska bedroht unsere nordafrikanischen Gebiete und setzt auch Djibouti, den Versorgungsposten gen Asien, einem gewissen Druck aus. Das kann so nicht angehen – schicken wir zwei Infantriedivisionen nach Djibouti und konzentrieren einstweilen vier Infantriedivisionen an der französisch-italienischen Afrikagrenze.
Der größte Teil der Armee wird an die europäische Grenze zu Italien und Deutschland verlegt. Je drei Divisionen in den beiden Provinzen zu Italien sollten einstweilen als deutliches Signal genügen, nach Belgien hin genügen je zwei Divisionen als Sicherung. Der Rest wird geteilt und entlang der Maginot-Linie in Stellung gebracht.
Was man für eine Luftwaffe halten könnte – veraltete taktische Bomber und eine handvoll uralter Jagdflugzeuge – wird neu gruppiert. Es ist schon erstaunlich, dass Frankreich tatsächlich einen Luftmarschall hat, wollen wir sehen, ob der gute Mann seinen Posten zu recht inne hat. Je ein Bomber- und Jagdgeschwader werden zusammengefasst und zur Truppenunterstützung hinter den Grenzen positioniert, in Nordafrika verbleibt ein Bombergeschwader – das Bombergeschwader in Palästina soll ruhig erst einmal dort bleiben. Zur Sicherheit verlegen wir auch eine Infantriedivision dort hin und lassen die Südostasien-Divisionen an der Grenze nach China Stellung beziehen.
So weit, so gut. Oder auch nicht… müdes Lächeln

Frankreich hat eine unglaublich große Flotte. Sie ist vor allem groß und so alt, dass es unglaublich ist, dass diese Pötte noch schwimmen können. Es wird Jahrzehnte dauern, diesen maroden Haufen zu einer schlagkräftigen Flotte zu machen, aber so viel Zeit wird uns der Agitator in Berlin wohl nicht lassen. Wie dem auch sei – Frankreichs Schicksal wird wohl auf dem Lande entschieden und nicht auf dem Wasser. Somit ist eines klar – die dringend nötigen Modernisierungen wandern primär ins Heer, Luftflotte und Marine sind Beiwerk, hier wird nur geforscht, wenn gerade nichts Besseres zu tun ist. Apropos Heer… Generäle gibt es zu Genüge, nur Schade, dass außer diesem De Gaulle niemand so etwas wie besondere Fähigkeiten zu besitzen scheint. Gut – geben wir diesem Mann die Panzer und die motorisierten Verbände, er wird schon damit zurecht kommen.
Nun müssen noch Gebirgsjägertruppen ausgehoben werden, mit Panzerabwehrwaffen und Artillerie, das wird aber einige Zeit in Anspruch nehmen – aber in der Zwischenzeit können die anderen Herrschaften ja fleißig Panzersperren errichten und Schützengräben ausschachten.
Federstrich Das sieht doch schon einmal sehr gut aus… jetzt muß das Ganze nur noch umgesetzt werden.

Meine Güte, dieses Bündel mit Befehlen, Anweisungen, Anordnungen und Ernennungsurkunden kann ja einer alleine gar nicht mehr tragen…

Graf Oskar
18.05.04, 14:04
Niemals ! Der Typ aus dem Osten, auch das Reich genannt, wird es dir zeigen !
"Jeder Stoß ein Franzos" riefen wir schon 1914-18, heut werden wir rufen "Dem Britt nen Tritt, den Franzos nen Stoß und wir hoch zu Roß"

Bin mal gespannt, ob du 1940 überleben wirst.

Gruss vom Graf

Preussenhusar
18.05.04, 14:13
Sehr mutig, edler Paraldo !
vielleicht könnt Ihr noch etwas Zeit schinden und Westafrika als Festung ausbauen :D
Auch wenn Ihr Vichy ablehnt, wäre Kontinentaleuropa verloren.

Was würde wohl AH sagen (bzw machen), wenn Ihr die Alliierten verlaßt und in die Achse geht ? Das könnte Euch doch etwas Luft verschaffen.
Die Achse verraten kann man immer noch :D
nur so ein paar verrückte Idden ...
PH

Von Krüscher
18.05.04, 14:20
Herrlich, endlich mal wieder ein Frankreich-AAR!

Laßt Euch nicht von dem Oskar und dem Husaren verwirren und tretet den Boche anständig in den Allerwertesten!
Ich habe damals wie ein Löwe um Belgien gekämpft und konnte das Reich zum Halten bringen. Nutzt die Flüsse!

Gruß
von Krüscher

Graf Oskar
18.05.04, 14:42
Jaja, wie die Lemminge darin zu baden !!!

Peraldo
18.05.04, 14:57
Paris, Boulevard de Charonne; Frankreich. 6.September 1936.

Die Wolken über Paris schienen die Metropole mit ihrem grauen Einerlei ersticken zu wollen. Das Krächzen der Elstern, die auf den Mauern des Friedhofes saßen, war selbst hier, hinter dem Fenster des Büros noch deutlich zu vernehmen.
Pierre legte die Hände auf den Rücken – viel zu lange schon hatte er auf diesen Ausblick gestarrt, das Gehirn auf Leerlauf geschaltet, um den Sturm der Gedanken zu beruhigen.
Alles hatte überaus gut begonnen, es war fast schon beängstigend, wie berechenbar der Diktator in Berlin sein konnte – und all dies war ihren Plänen bestens entgegen gekommen. Aber nun? Nun stand er vor der ersten wirklich schwierigen Entscheidung seines Amtes…
Schon am vierten Januar hatte sich Berlin mit unverschämten Gebietsforderungen an Österreich gewandt, die Wien allerdings abgeschmettert hatte – ebenso wie den zweiten Versuch, den Ribbentrop im Februar angesetzt hatte. Das Zeichen war deutlich gewesen – und Anlaß, auf Wien diplomatisch einzuwirken, damit Österreich auch weiterhin dem Druck des faschistischen Deutschlands Stand halten würde. Portugal, ein weiteres faschistisches Sorgenkind, machte bei eingehenden Gesprächen schnell deutlich, dass es nicht gedachte, sein politisches Leitbild in die Welt hinaus zu exportieren – insofern konnte man beruhigt sein.
Spanien hingegen… wirtschaftlich in der Krise und schon seit Jahren politisch höchst instabil… ein stetiger Quell der Sorge an Frankreichs Grenze im Westen.
Wes Geistes Kind gerade Hitler und seine Schergen sind, wurde überaus deutlich, als die Deutschen am 8.3. das demilitarisierte Rheinland wieder besetzten – ein Schlag ins Gesicht Frankreichs und eine totale Missachtung der Verträge von Versailles und Locarno. Somit war klar gestellt, dass Deutschland sich auch in Zukunft nicht mehr um Verträge scheren würde – zumindest wieder einmal für jene, denen genügend Verstand gegeben war.
Er hatte schon Pläne für militärische Gegenmaßnahmen auf dem Tisch liegen gehabt, aber da man sich in London weigerte, einzuschreiten, hatte sich im Parlament eine Intervention nicht durchsetzen lassen. Nun – diese Idioten würden schon sehen, was sie davon haben. Es hatte nur einige Anrufe bei namhaften Redakteuren diverser Medien gekostet, eine passende Kampagne zu starten – immerhin befand man sich im Wahlkampf. Keine zwei Wochen später regierte in Paris eine rechtskonservative Koalition - Hitler hatte unbewusst direkt in Plantards Hände gearbeitet. Immerhin war es nun keine Schwierigkeit mehr, die eigenen politischen Vorstellungen umzusetzen. Zwar registrierte man spürbare Unzufriedenheit unter der Bevölkerung, was bei Wiederwahl der alten Regierung auch nicht anders gewesen wäre – der Franzose protestiert nun einmal gerne, wogegen, ist eigentlich unerheblich…
In Folge dessen hatte sich das Land gar nicht einmal schlecht entwickelt – die Forschungen auf dem militärischen Gebiet hatten für moderne Landminen, Flammenwerfer, 20mm Panzerkanonen, 40mm PAK, Halbkettenfahrzeuge, 90mm Artillerie, verbesserte Infantriewaffen, Massenproduktion und medizinische Ausrüstung neuester Art gesorgt. Außerdem hatte man den Festungsausbau an den Grenzen zu Italien und Deutschland vorangetrieben. Dennoch… die Zeit schien davon zu laufen, denn auch die Diktatoren blieben nicht untätig. Mussolini hatte sich das karge Äthiopien unter den Nagel gerissen und Deutschland rüstete fröhlich auf. Schlimmstes Sinnbild dieser verdrehten Welt war im August 1936 Olympiade in Berlin gewesen. Deutschland räumte alleine 38 Goldmedaillen ab und führte den Medaillenspiegel an – Frankreich kam gerade einmal auf sieben goldene und 6 silberne Medaillen. Natürlich konnte man sich denken, dass der hinkende Schreihals in Berlin sich an solchen Zahlen weiden würde, um die Überlegenheit dieser wahnhaft herbei geredeten „nordischen Rasse“ damit zu begründen. Pierre hätte kotzen können, vor allem aufgrund des propagandistischen Traras, dass die Nationalsozialisten um diese olympischen Spiele gewoben hatten. Nicht gerade wenige Menschen hatten seither den Eindruck, Deutschland sei nicht mehr als ein selbstbewusstes, fortschrittliches und friedliebendes Land. Die Propaganda hatte vielfach gewirkt – und das Reich rüstete derweil kräftig auf. Niemand, der alle Sinne beieinander hatte, hätte eigentlich übersehen können, was sich da anbahnte, aber alle waren sie gerne blind… noch während in Berlin die Spiele liefen, war von vielen unbemerkt der Bürgerkrieg in China mit einem Sieg der Nationalisten ausgegangen.

Und nun das hier. Nicht genug damit, dass die Spanier schon im Mai rechtslastig gewählt hatten, nun war in Spanien ein offener Bürgerkrieg ausgebrochen und das Land in zwei Lager gespalten. Der westliche Nachbar schlug sich in einem Krieg, der mehr noch als ein simpler Bürgerkrieg vielmehr ein Kampf der politischen Systeme zu werden drohte. Franco hatte sich Mussolini und Hitler ins Boot geholt – als Dank für militärische Hilfe hatte er freudestrahlend Spaniens Beitritt zur Achse verkündet. Stalin hingegen schickte sogleich militärische und wirtschaftliche Unterstützung für die republikanische Seite. Zwei Extreme. Wo sollte sich Frankreich einordnen?
Großbritannien hatte jedenfalls genauso reagiert, wie schon bei der Reokkupation des Rheinlandes: abgesehen von einer altklugen diplomatischen Note tat London gar nichts und verkündete, überhaupt nicht handeln zu wollen.
Solches konnte sich Frankreich einfach nicht leisten! Ein neuer faschistischer Nachbar? Nicht auszudenken! Aber ein Freund Stalins wäre auch nicht viel besser…
Nichtsdestotrotz – Franco konnte und durfte nicht toleriert werden. Er nickte bedächtig, wohl wissend, was er nun vermutlich anrichten würde.
Mit einigen Noten sorgte er dafür, dass die ungeliebten Republikaner militärische Hilfe erhalten würden. Sollte Franco versuchen, gegen moderne französische Waffentechnik anzurennen! Einstweilen würde man Truppen an die spanische Grenze schicken, nur für den Fall der Fälle…
Dennoch - die Frage blieb, ob sich diese Entscheidung nicht eines Tages rächen würde. Die Zeit würde es zeigen.

Preussenhusar
18.05.04, 15:16
Franco hatte sich Mussolini und Hitler ins Boot geholt – als Dank für militärische Hilfe hatte er freudestrahlend Spaniens Beitritt zur Achse verkündet

Wie bitte ?
Seit Ihr sicher, daß Ihr von dem gleichen Spiel sprecht wie der Rest ?

Aber sehr gut erzählt, werter Paraldo !

PH

Peraldo
18.05.04, 16:59
Pierre fiel mit einem Ächzen in den Ledersessel, fischte mit leichter Anstrengung eine Zigarette aus der verbeulten Packung, die er in die Brusttasche seines Hemdes geschoben hatte, zündete den mehr an ein Periskop, denn an eine Zigarette erinnernden Tabakstummel an und rauchte einige Züge, ohne dabei an etwas zu denken. Langsam entspannte er sich – das Treffen mit Jean Dupont, seinem Verbindungsmann zu den Militärstäben, war alles andere als erbaulich gewesen. Das Erbe, das er hier angetreten hatte, schien wahrhaft erbärmlich zu sein.
Die Truppenproduktion ging wahrhaftig nicht schnell genug, während vor allem der Duce an der Grenze zu Frankreich Division um Division aufschaufelte. Nun war ein Jahr vergangen und die Schlagkraft des Heeres zumindest ein wenig gestiegen – aber für die Marine war nur eine Kleinigkeit abgefallen, wie zum Beispiel eine verbesserte Schlachtschiff-Außenhülle und verbesserte Periskope und die Luftflotte flog immer noch die selben, alten Kisten bei denen es schon ein Wunder darstellte, dass sie überhaupt noch in die Luft stiegen.
Ein neues Jahr, ein neues Glück – was sonst blieb, außer positiv zu denken?
Er blies den Rauch aus, drückte die Zigarette zu den anderen in den Ascher und brachte sich in eine aufrechte Sitzposition. Wieder ging sein Blick über die Dossiers.
Die Industriekapazität war immerhin – wenn man den weiteren Ausbau der Industriezentren und Verteidigungsanlagen entlang der Landgrenzen abzog – auf 140 gestiegen. Nicht viel. Aber der Mensch freut sich. Unter diesen Konditionen war an eine schnelle Aufrüstung kaum zu denken. Immerhin war für den großspurigen Franco das Jahr ´36 nicht gerade gut verlaufen – die Republikaner hatten die Nationalisten in wenigen Monaten vom Festland geprügelt und auf die Kanaren, Balearen und die afrikanischen Besitztümer begrenzt. Dort hatte Franco bis auf eine Handvoll Flugzeuge und Schiffe nichts mehr anzubieten, weder der Duce noch Hitler hatten den Allianzpartner direkt militärisch unterstützt – ein weiterer Beweis dafür, dass es sich nicht lohnte, mit solchen Verbrechern zu paktieren. Man hatte Franco fallen lassen wie eine heiße Kartoffel, kaum dass sich die Zeichen wider ihn gewendet hatten. Auf diese Art war ihn ihm keine Bedrohung mehr zu sehen, die Republikaner würden ihm schon den Rest geben und eine französische Truppenpräsenz war nicht länger nötig – die Divisionen wurden an die Maginotlinie verlegt.
Pierre blickte auf die Planungen – bald hätte man 20mm FLAK und Nachtsichtgeräte für U-Boote, dann könnte man mit LMGs, verbessertem Plastik und AT-Minen weitermachen. Immerhin verlief der Rohstoffhandel für Frankreich sehr günstig nur die Versorgungsgüterlage hätte besser sein können, zumindest gab es in keinem Bereich echte Totalausfälle.
Nur die Vergleichszahlen, die der Geheimdienst lieferte, wirkten alles andere als gut. Bei der Marinetechnik lag Frankreich meilenweit von Japan und Deutschland entfernt, von der Luftwaffe mal ganz zu schweigen. Dafür hatte man in punkto Heer Deutschland zwar noch nicht eingeholt, lag aber immerhin gemeinsam mit Japan, den USA und Großbritannien auf einer Stufe, während die Italiener offenbar alles auf die Marinetechnik gesetzt hatten…
…gut, recht so, sollte der Duce ruhig so weitermachen, mehr als eine bewaffnete Transportabteilung für Bodentruppen sah Plantard einstweilen ohnehin nicht in der Marine. Im Zweifelsfalle hätte man im Kriegsfalle ja auch noch die Royal Navy zur Seite, vorausgesetzt dass die Schwächlinge in London sie dann gegebenenfalls auch einsetzen würden. Bislang hatte Chamberlain jedenfalls nicht gerade Größe bewiesen, die Karikaturen in den französischen Gazetten, die einen Rehpinscher im Anzug zeigten, sprachen jedenfalls für sich…

Jetzt hieß es, nur nicht den Anschluß zu verlieren und mit der guten Arbeit weiterzumachen. Pierre klatschte sich in die Hände und nickte grimmig - das neue Jahr konnte beginnen, zum Wohle der Nation.

PanWolodyjowski
18.05.04, 17:06
Vive la France!
Vive la Polgne!

:prost:

(Enttäuscht mich nicht :D ;) )

Peraldo
19.05.04, 13:00
Chateu Vizille, in der Nähe von Grenoble, Frankreich. Sylvesterabend 1937.

Pierre Plantard lavierte sich mit Freundlichkeiten und einem halb gefüllten Martiniglas durch die Reihen der Festgäste. In einer Stunde neigte sich das Jahr dem Ende zu, um in ein neues Jahr überzugehen. Was für ein Konstrukt war des Menschen Zeitrechnung? Kümmerte es den Planeten denn, ob seine Bewohner die Zeit in Tage und Stunden, Jahre und Jahrhunderte teilten? Menschen kamen und gingen, doch der Planet zog unbeeindruckt seine Runden.
Plantard war nicht eben in Feierstimmung, der Grad an Alkoholisierung, den die meisten der Gäste inzwischen erreicht hatten, erschien ihm unangemessen. Nun – dies lag vielleicht auch einfach daran, dass er noch wichtigere Dinge zu erledigen hatte. Unauffällig schlängelte er sich auf den Korridor, ging in Richtung der Toiletten, nahm dann aber die Gelegenheit wahr, eine kleine Treppe zu benutzen, die linker Hand zum nächst höheren Stockwerk führte.
Oben saß ein Mann in Oberlivree, blickte Plantard aufmerksam an. Beide Männer nickten, dann ging Pierre rechterhand den Korridor hinunter, klopfte an eine bestimmte Türe und trat ein. Von jenseits der Türe schlug ihm Tabakqualm entgegen, ein Kachelofen verbreitete eine der Jahreszeit angemessene Wärme. Er sammelte sich, rief sich alle relevanten Daten zurück ins Gedächtnis und nickte den hier versammelten Herren – zehn an der Zahl, von denen er nur drei direkt kannte – freundlich zu und nahm auf ein Handzeichen des beleibten, grauhaarigen Herren am anderen Kopfende des Tisches Platz. Er musterte die Anwesenden aufmerksam, wie sie ihn betrachteten. Bischof Leceur, General Bilotte, einige andere Offiziere, Industrielle und Jean Renault, den er von Zeitungsbildern her erkannte… Es war ein wenig beängstigend, dieser illustren Gesellschaft gegenüberzusitzen, von der er nur vermuten konnte, wie hoch sie tatsächlich in den Rängen der Gemeinschaft standen.
Der beleibte Herr schmunzelte versonnen. „Ich hoffe, sie genießen das Fest, Monsieur Plantard? Schließlich sollten auch sie sich ab und an ein wenig Zerstreuung von den Regierungsgeschäften gönnen, nicht wahr?“ Leichtes Gelächter war hier und da zu vernehmen, Pierre gestattete sich ein Lächeln, welches vermutlich nicht sehr überzeugend wirkte. Ein wenig fragte er sich, wer hier eigentlich wen steuerte, aber gut – immerhin hatte er der Gemeinschaft eine Menge zu verdanken, wenn auch die momentane Situation im manches mal wie ein Fluch erschien.
„Meine Herren – wir gehen aus einem Jahr, das sehr bedeutsam, aber im Allgemeinen sehr ruhig war“, fing er an und hoffte, den nötigen, ruhigen Klang der Stimme beibehalten zu können. Die Anwesenheit all dieser Männer machte ihn ein wenig nervös, wusste er doch nicht direkt, was man von ihm hören wollte. Auch fragte er sich, welchen Stellenwert er selbst hier besaß. „Die Entwicklung der Nation schreitet voran, wir hatten akzeptable Erfolge in vielen Bereichen zu vermelden. Die Massenproduktion zuverlässiger Maschinenpistolen und schwererer Feldartillerie haben unsere Divisionen erheblich gestärkt, zudem haben wir mit der Entdeckung der Nylonfaser ein weites Feld neuer Möglichkeiten eröffnet…“
Einige der potentiellen Industriellen nickten beifällig. Plantard würde sich die Gesichter merken und beizeiten dafür sorgen, eine Art Fabrikantenregister anzulegen.
„…zudem haben wir die Zeit genutzt, unsere Kreuzer- und U-Boot-Flotten auf den neuesten Stand der Technik zu bringen und auch die Luftflotte wird bald schon zumindest über zeitgemäße taktische Bomber verfügen können. Zumindest insofern ist auch eine Portion unseres Entwicklungspotentials an diese beiden Truppengattungen gegangen, wiewohl der Schwerpunkt der Tätigkeiten immer noch auf der Modernisierung unserer Landstreitkräfte liegt.“ In diesem Falle nickten die Offiziere beifällig – Pierre konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Dies alles ist zwar sehr erfreulich, sollte aber nicht über die Tatsache hinweg täuschen, dass es um den Gesamtzustand unseres Militärs noch immer nicht zum Besten steht. Im internationalen Vergleich sind unsere Luftstreitkräfte denen der Mongolei und Dänemarks deutlich überlegen – weil diese gar keine Luftstreitkräfte haben. Im internationalen Vergleich lag nur das vormalige China schlechter. Zumindest haben wir einige bestehende Bomberstaffeln, um unseren Bodentruppen Nahunterstützung zu liefern – wir werden hier Schritt für Schritt nach Verbesserungen suchen. Die Marine ist denen des deutschen Reiches, Japans und Großbritanniens weiterhin weit unterlegen, sogar Italien steht besser da. Im Rahmen des Küstenverteidigungskonzeptes bleibt einstweilen nicht mehr zu sagen, als dass sich die Rolle unserer Seestreitkräfte auf Küstenverteidigung und Störung anderer Seeverbände beschränken muss, wollen wir unsere Matrosen nicht in einen allzu vorzeitigen Tod schicken.“ Innerlich war Pierre an dieser Stelle froh, keinen Admiral am Tisch sitzen zu haben. „Erfreulich ist allerdings, dass unser Heer mit gewissem Abstand zu den Deutschen gemeinsam mit Japan, Russland und Großbritannien an zweiter Stelle liegt und unseren unseligen italienischen Nachbarn ein wenig überholt hat. Diese erfolgreiche Arbeit wird fortgesetzt, auf dass wir den Vorsprung, den die Nazis momentan halten, zumindest nicht noch erweitern. Unsere Industriekapazität, die auf einen statistischen Mittelwert von 164 gestiegen ist, ist ein Indiz für die langsam, aber stetig steigende Kraft Frankreichs.“ Er holte ein Notizbuch aus der Innentasche, nahm erleichtert die recht entspannten Mienen der Anwesenden zur Kenntnis.
„Derzeit…“, er klappte das Buch auf, „…stehen 4 Infantriedivisionen in Galus, eine Gebirgsjägerdivision (GBJ) samt einer Infantriedivision in Algiers, drei Infantriedivisionen in Djibouti , zwei in Hanoi. Lille hat in einer Festung zweiten Grades eine motorisierte Division untergebracht, Sedan bei gleicher Festungsstärke eine Kavalleriedivision. In der Festung Chaumont steht eine Infantriedivision, diese Festung ist dritten Grades. Metz hat nach letztem Ausbau den zehnten Grad bei drei Flakbatterien, dort stehen 3 Infantriedivisionen. In Strasbourg und Colmar – beide zehnter Stufe – steht der größte Teil unserer operativen Heereskräfte – zwei motorisierte, dreizehn reguläre und zwei Gebirgsjägerdivisionen, sowie je zwei Kavallerie- und Panzerdivisionen. Grenoble ist mit drei Gebirgsjägerdivisionen und einer Infantriedivision in Festung zweiter Stufe gegen Italien präsent, in Toulon sichern in Festung zweiten Grades drei Infantriedivisionen, eine Gebirgsjägerdivision und eine Panzerdivision den Rest der Grenze. Die Stärke der deutschen Divisionen liegt derzeit bei 2:1, der Duce hat in den beiden Grenzprovinzen sogar jeweils neun Divisionen aufmarschieren lassen. Zwar ist die Lage gespannt, aber nicht wirklich bedrohlich – zumindest derzeitig. Soviel zum Heeresbericht. Wie man sieht, ist unsere Vorsicht berechtigt und das Signal wurde wohl auch von den Herren Hitler und Mussolini verstanden.“
Er atmete durch – Gemurmel entstand. Der beleibte, grauhaarige Herr ließ die Herrschaften eine Weile gewähren, dann hob er die Hand und hieß Plantard, fortzufahren – das Gemurmel erstarb.
„Das zurückliegende Jahr war in politischer Hinsicht für uns zwar direkt ruhig, aber in globaler Hinsicht ziemlich turbulent. In Spanien scheint der Bürgerkrieg zu einem kalten Krieg geworden zu sein – die Nationalisten haben sich in Afrika und auf den Kanaren und Balearen verschanzt und die Flotte mit sich genommen. Weder Stalin, noch die Achse haben sich mit Expeditionskorps engagiert und die Republikaner, die inzwischen der Comintern beigetreten sind, scheinen keine Ambitionen zu haben, Transportschiffe zu bauen. So stehen sich die Systeme gegenüber, ohne dass sich die Welt darum zu scheren scheint und bewerfen sich gegenseitig mit Hasstiraden in Papierform. Nachdem im Mai ein von uns aufgrund der zunehmend hitlerfreundlichen Stimmung in Österreich versuchter Putsch fehlgeschlagen ist, steht zu befürchten, dass sich die Regierung Schuschnigg nicht mehr sehr lange gegen die Forderungen Berlins wird halten können. Dies ist besorgniserregend, so viel ist sicher. Um einen Ausgleich zu schaffen und unser Bündnis mit England zu stärken, haben wir an die Briten und auch an unsere belgischen Nachbarn die Erkenntnisse unserer Militärtechnologie vermittelt. Unsere Diplomaten bewerben Belgien, die Niederlande und Luxemburg sehr intensiv, in der Hoffnung, sie als Verbündete gewinnen zu können. Zumindest ist ein militärisch starkes Belgien ein Bremsklotz auf dem Marschweg der Wehrmacht – und seit die Belgier mit unserer Waffentechnologie arbeiten können, haben sie tatsächlich schon eine Panzerdivision und einige motorisierte Divisionen neu aufgestellt. Was die Lage hingegen völlig verändert hat, war die Kriegserklärung Japans an Nationalchina – und die Geschwindigkeit, in der China schließlich auch gefallen ist. Es hat nicht einmal sechs Monate gedauert, bis Japans Streitkräfte China unterworfen hatten und der Tenno die Annektierung Chinas ausrufen konnte. Man muss sich das einmal vorstellen – eine kleine Streitmacht von nicht einmal zwanzig Divisionen schneidet in zwei Flankenbewegungen durch das große China wie ein heißes Messer durch ein Stück Butter und zerschlägt dabei eine mindestens vierfache Übermacht! Welches bessere Beispiel bräuchten wir noch um zu beweisen, dass Qualität mitunter vor Quantität geht? Wir hoffen nur, dass es uns gelingt, Japan auf diplomatischem Wege ruhig zu halten, immerhin hat Tokio signalisiert, kein Interesse an unseren Indochinakolonien zu haben und steht mit uns in politischer Hinsicht anscheinend auf einem Nenner. Wir könnten ohnehin mit zwei Infantriedivisionen keine dortige Invasion aufhalten und brauchen unsere Truppen an anderen Orten. Somit steht zu hoffen, dass die Japaner uns nicht auf den Pelz rücken.“ Wieder beifälliges Nicken.
„Besorgniserregend ist, dass Stalin anscheinend nichts Besseres zu tun hat, als sein Offizierskorps zu massakrieren. Vom russischen Bären bleibt also wohl keine Hilfe zu erwarten, sollte es zum Schlimmsten kommen. Zwar haben sich die Achsenmächte dieses Jahr eher bedeckt gehalten, aber ich persönlich glaube kaum, dass dies etwas Gutes zu bedeuten hat. Ich fürchte eher, es ist die Ruhe vor dem Sturm und man versucht in Berlin und Rom nur, die Weltöffentlichkeit in Sicherheit zu wiegen. Warten wir also ab, was das neue Jahr uns bringen wird.“
Der Alte nickte bedächtig, zündete sich eine weitere Zigarre an. „Sehr gut, sehr sehr gut sogar. Ich sehe, wir haben in Ihnen genau den richtigen Mann gefunden. Es gefällt mir zu sehen, dass sich die Nation in eine Richtung bewegt, in die uns die pazifistischen Idioten dieses Landes ansonsten wohl kaum gesteuert hätten. Weiter so, Monsieur Plantard, Frankreich kann stolz auf sie sein… oh, wie ich sehe, hat es gerade Mitternacht geschlagen – der Lärm der Gäste ist auch kaum zu überhören. Lassen sie uns anstossen, Herrschaften. Auf Frankreich – auf das neue Jahr 1938!“

Peraldo
21.05.04, 10:56
Paris, Montmartre, November 1938

„Meine Herren!“ Daladier versuchte, die ärgerlichen Zurufe der Arbeiter zu übertönen, die hier rote, dort blau-weiß-rote Fahnen schwangen, vom Grundtenor her aber ähnlich lautende Sprüche auf Schildern und Transparenten trugen. „Meine Herren, beruhigen sie sich doch! Sie können versichert sein, dass nichts anderes das Ziel von Regierung und Opposition ist, als Frankreich zu beschützen!“ Der Unmut wurde lauter zu vernehmen.
Plantard hatte sich auf einen umgestürzten Karren gesetzt, rauchte eine Gitane und sah sich das Schauspiel interessiert, aber auch besorgt an. Seit dem siebten November streikten die Arbeiter der Stahlwerke, in Windeseile war ein Nationalstreik aus den Protesten geworden.
Die Leute hatten schlichtweg Angst – und dieser Sorge machten sie Luft. Daladier hatte Mühe, laut genug zu schreien, um die Menschenmenge zu übertönen, während es den Polizisten nur schwerlich gelang, einzelne Individuen davon abzuhalten, den Politiker handfest anzugreifen. Pierre strich sich über das Kinn, betrachtete die Mienen der umstehenden Leute. Es hatte seine Vorteile, eine graue Eminenz zu sein – niemand sah in ihm etwas anderes als einen zufälligen Passanten.
Im März 1938 hatte sich Österreich wieder dem deutschen Reich angeschlossen. Es war nicht nur eine Bankrotterklärung für die Pariser Diplomaten gewesen, die seit dem Frühjahr ´36 versucht hatten, Österreich auf die Seite der Alliierten zu ziehen, sondern auch ein Schlag ins Gesicht der ganzen Welt. Plantard glaubte nicht daran, dass die Protestnoten in Berlin überhaupt gelesen worden waren. Deutschland und Italien hatten territorial gesehen nun Tuchfühlung – die Achse war nun auch geographisch direkt miteinander verbunden.
Nicht einmal 24 Stunden später hatte Hitler erneut eine Drohung in Richtung Tschechoslowakei losgelassen, die umgehend von Prag zurückgewiesen wurde – aber Prag stand zusehends unter stärker werdendem Druck, eine deutsche Militärintervention schien wahrscheinlich. Gleichsam schickte Frankreich also militärisches know-how an Polen, Belgien und Dänemark. Während Frankreich die ersten Zerstörer neuer Klasse auf Kiel legte, stieg in Europa die Angst vor einem neuen, großen Krieg. Die Deutschen stationierten acht Panzerdivisionen an der Grenze zu Frankreich, Hitler erhöhte den politischen Druck auf die Tschechei, die sich vehement gegen Abtretungen wehrte. Dann, Ende September, geschah es: in Prag wurde eine rechtslastige Regierung gewählt und am ersten Oktober trat die Tschechei, vermutlich um den Gebietsforderungen zu entgehen, der Achse bei!
Die Folge war ein Tumult an den Börsen in Paris und London. Allenthalben schrie man, es gelte etwas zu tun – aber die Regierung Chamberlain spielte wieder einmal toter Mann und Frankreichs Proteste ergaben nur weitere vier Divisionen deutscher Infanterie entlang der Grenzen. Die Bevölkerung begann nun zu murren – schon waren 90% für einen Kriegseintritt, doch die Pariser Regierung blieb vorsichtig.
Zu Recht und nicht ohne Grund – Pierre lächelte dünn. Noch war Frankreich nicht soweit. Alleine würde es gegen Nazideutschland nicht bestehen können, es blieb kaum mehr als die Hoffnung auf eine günstige Gelegenheit, die noch nicht absehbar erschien. Die Forschungen gingen schnell voran, auch die Aufrüstung lief plangemäß – aber ein Frontalangriff auf die Wehrmacht wäre Selbstmord gewesen. Das die Bevölkerung, die im Allgemeinen nicht viel um die großen Zusammenhänge wusste, wachsenden Unmut zeigte, war verständlich.
Es beruhigte Plantard sogar, dass es jetzt zum Nationalstreik gekommen war – dieser lähmte zwar kurzzeitig die Produktion, zeigte aber gleichzeitig, dass im Volke der Wille zum Widerstand und die Entschlossenheit zum Kriege vorhanden war. Man würde beides vermutlich schon bald brauchen. Er warf die Zigarette zu Boden und trat sie aus. Noch heute würde er dafür sorgen, dass eine diplomatische Offensive zumindest die Japaner aus der Achse hielte.

Peraldo
21.05.04, 12:13
Paris, Boulevard de Charonne; Frankreich. 30.August 1939.

Plantard blickte auf die Europakarte, die einen Großteil seiner rückwärtigen Bürowand bedeckte. Eine Sorgenfalte zeigte sich auf seiner Stirn – die Spirale, die gen Abgrund führte, schien immer schneller drehen zu wollen. Im März 1939 hatte Hitler das Memelgebiet erpresst. Mittlerweile schien die schiere Stärke der Wehrmacht zu genügen, um sich immer größere Stücke Europas unter den Nagel zu reißen. Es schien zum Auswachsen!
Zu allem Überfluss stand nun fest, dass Stalin mit Hitler gemeinsame Sache zu machen schien – der Wahnsinnige in Berlin hatte kein Hehl aus seiner Zusammenarbeit mit der Commintern gemacht, dabei hatte er doch in seinem eigenen Buch davon getönt, man müsse den Bolschewismus bekämpfen. Las denn niemand in der Welt Hitlers bösartigen Wälzer?
Es stand alles dort drinnen! Und doch… der Schritt, mit Russland gemeinsam zu gehen, war rätselhaft… augenscheinlich zielte das Ganze auf eine Aufteilung der gemeinsamen Interessengebiete hin. Europa stand an der Grenze zum Krieg, Hitler drohte Warschau ganz offen, Chamberlain klemmte wieder einmal den Schwanz ein… zumindest war Frankreichs Bomberflotte mit neuen, modernen Modellen ausgerüstet und in Grenznähe positioniert worden. Pierre seufzte schwer, setzte sich und suchte in den Schreibtischschubladen nach noch vorhandenen Zigaretten, als plötzlich die Tür aufflog und Jean Dupont mit einem Telegraphenstreifen ins Büro stürmte, das Gesicht gerötet, die Augen aufgerissen.
„Monsieur Plantard! Es ist Krieg! Die Deutschen haben Polen den Krieg erklärt!“
Plantard zwinkerte. „Wie bitte? Das kann unmöglich…“ „Doch – sehen sie hier, das kam vor einigen Minuten herein, sie beschießen die Westerplatte, deutsche Divisionen haben bereits die Grenze überquert! Das Parlament hat vor wenigen Minuten eine Krisensitzung einberufen, alle Telefonleitungen sind überlastet, wir haben keine Verbindung zu unseren Divisionen im Osten!“ Er reckte sich. Hatte ihn die Meldung zu Anfang geschockt, wich nun auf eine sonderbare Art und Weise die ganze Anspannung, die sich über Monate aufgebaut hatte, von ihm und machte einer emotionslosen Ruhe Platz. „Setzen sie sich, Dupont – und beruhigen sie sich endlich. Haben sie eine Zigarette für mich?“ Dupont schluckt, blickte verständnislos, setzte sich dann aber hin und reichte seinem Gegenüber eine zerknautschte Schachtel englischer Zigaretten hin. Pierre nahm eine davon und zündete sie an. Er nahm einen langen, tiefen Zug, atmete durch und sammelte seine Gedanken.
„Wichtig ist, dass wir jetzt nicht den Kopf verlieren. Vor allem darf das Parlament jetzt nicht den Kopf verlieren – sorgen sie dafür, dass unsere Interessenvertreter die Debatten und vor allem die Entscheidungen so lange in die Breite reden und verschleppen, bis alles für eine Reaktion bereit ist. Wir dürfen auf keinen Fall unbedacht eine Kriegserklärung ausspucken – und müssen hoffen, dass London weiterhin in völliger Ignoranz die Füße stillhält. Als Kutschpferd der Allianz können wir es uns nicht leisten, das die Kutsche plötzlich das Pferd zieht. Als nächstes sorgen Sie dafür, dass ich das Oberkommando über den Generalsstab erhalte. Wie sie das hinbekommen, ist ihr Problem. Lassen sie auf jeden Fall alle Truppenteile in Alarmbereitschaft versetzen. Kommen sie wieder, wenn das erledigt ist – und schicken sie mir Madame Tenadiers, wenn sie hinausgehen. Danke, Jean.“
Dupont notierte mit, erhob sich dann mit einem Nicken. Sämtliche Farbe war aus dem Gesicht des Verbindungsmannes gewichen. Pierre stand auf und schritt zum Fenster, während Dupont das Büro verließ. Der Blick schweifte über den Friedhof. Es war der 30.8.1939 – bald schon würden sich Frankreichs Friedhöfe wieder füllen. Mit Bitterkeit schloß er die Augen und murmelte ein kurzes Gebet. Nun war sie da, die hehre Stunde. Sieg oder Untergang – würde Frankreich bestehen können? Hatten die Reformen bewirkt, was sie bewirken sollten?
Das leise Räuspern der ältlichen Sekretärin lies ihn aufmerken. Er nickte ihr zu – und begann, sorgfältig formulierte Schreiben an die Spitzen der Gemeinschaft zu formulieren…

Preussenhusar
21.05.04, 12:40
Als Kutschpferd der Allianz können wir es uns nicht leisten, das die Kutsche plötzlich das Pferd zieht
:lach:
Ich faß es nicht ! Super geschrieben, werter Paraldo !


PH

PanWolodyjowski
21.05.04, 12:49
Viel Glück! :prost:

Peraldo
21.05.04, 14:30
Nancy, Frankreich; Palais Ducal,14.September 1939

Der große Saal wimmelte vor Aktivität – ständig kamen und gingen Melder und Stabsoffiziere, klingelten irgendwelche Telefonleitungen, ratterten die Telegraphiegeräte, rausche irgendwo ein Funkgerät. Pierre Plantard stand an der Seite des großen Kartentisches, inmitten der Stabsgeneräle, die den Mann in Zivilanzug mit dem Croix-de-Guerre auf der Brusttasche, den man ihnen so unvermittelt vorgesetzt hatte, misstrauisch beäugten.
Er ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen, betrachtete die Ansammlung von Fähnchen, die anhand der immer wieder eintreffenden Berichte ständig umplatziert wurden – zumindest diejenigen, die deutsche Einheiten markierten. „Können wir uns auf die Aufklärungsberichte verlassen?“ Der Luftwaffenoffizier auf der anderen Tischseite nickte mit beleidigtem Gesichtsausdruck. „Selbstverständlich!“ Plantard nickte, blickte wieder auf die Karte. Zu Anfang der Offensive hatten die Deutschen Danzig genommen und Polen zwei weitere Provinzen entrissen, bevor der Angriff anscheinend ein wenig ins Stocken geraten war – sukzessive wurden vor allem die Panzerdivisionen von der deutsch-französischen Grenze abgezogen und nach Osten verlegt. Binnen einer Woche war die Wehrmachtspräsenz fast um die Hälfte zurückgegangen. Mussolini hatte am Horn von Afrika zwei Infantriedivisionen angelandet, die sich nun um Djibouti herum gruppierten. Ein Frontalangriff von Toulon und Grenoble auf die italienischen Stellungen bei Unterlegenheit von 1:3 käme nicht in Frage… andererseits hatte Mussolini andere Stellungen völlig unbewacht gelassen und in Nordafrika könnte man es riskieren… er schweifte ab – sein Blick wanderte zum Marine-Attaché. „Capitaine Rosquard, wie steht es um die geforderten Marinebewegungen?“ Der Attaché griente. „Wie gefordert, Monsieur“, er zog die bewusst zivile Anrede in die Länge, „die Truppen wurden wie geplant im Mittelmeer eingeschifft und haben ihre Position bei den Dodekanen und den Balearen bezogen. Unsere Kampfschiffverbände stehen bereit, die Landungsoperationen direkt zu unterstützen.“ „Exzellent. Danke.“
Plantard nickte bedächtig. Er hatte Francos Restterritorien bei den ersten Planungen ganz übersehen und fast vergessen, dass der kleine Spanier ja auch der Achse angehörte. Sofort wurde eine Infanteriedivision von Algiers gen Marokko in Marsch gesetzt – es stand nur zu hoffen, dass der Möchtegern-Faschist tatsächlich nur seine Jagdflieger dort hinterlassen hatte und nicht in Frankreichs schwachem Afrika-Westflügel plötzlich Infantrieeinheiten aus dem Hut zaubern würde. Andererseits – Deutschland hatte Nationalspanien nicht geholfen, weshalb sollte Franco Hitler nun zur Hilfe eilen? Trotzdem musste Franco ausgeschaltet werden – schon allein der Sicherheit halber. Seit Beginn der Woche rollte die deutsche Offensive wieder, meldete der Geheimdienst. Augenscheinlich waren die abgezogenen Panzerdivisionen am Ziel angekommen – und die polnischen Gebiete wurden zusehends schmaler. London übte sich in dem, was es am besten konnte – Schweigen. In spätestens zwei Wochen würde es keine polnische Nation mehr geben und Hitler würde zweifelsohne alles gen Westen werfen. Petain und seine Spießgesellen verließen sich auf die Lehren des letzten großen Krieges und argumentierten, man müsse sich so gut wie möglich vergraben, um den Angreifer stoppen und vor Ort zermürben zu können. Diese alten Herren gedachten also, die Maginot-Linie in ein Schlachthaus zu verwandeln und Polen sich selbst zu überlassen.
Plantard überschlug noch einmal seine Gedankengänge, es wäre ein Husarenstück, aber die Gunst der Stunde zu nutzen, erschien im sinnvoller als herumzusitzen und abzuwarten. Man musste die Initiative ergreifen, so lange deutsche Kräfte in Polen noch in Gefechten gebunden waren. Er blickte auf die Uhr: 11:30 Uhr. Er gab dem Telefonisten neben sich mit einem Handzeichen zu verstehen, dass er Paris anrufen solle. Kurz darauf gab der junge Corporal die vereinbarte Losung „Dauphin“ durch und legte auf. Zehn Minuten klingelte es – der Staatssekretär am anderen Ende antwortete wie vereinbart „Reims“, worauf der Corporal Plantard mit steinernem Gesichtsausdruck zunickte. In einer Stunde würde das Parlament der Kriegserklärung mit überwältigender Mehrheit zustimmen, um 14 Uhr würde der französische Botschafter in Berlin selbige in der Staatskanzlei dem deutschen Außenminister vorlegen. Die Zeit lief.
Pierre blickte ernst in die Runde, sah den alten Marschällen finster ins Gesicht und winkte nach den Attachés und dem diensthabenden Stabsoffizier der Nachrichtenabteilung.
„Meine Herren, die Stunde ist günstig, es ist soweit. Paris hat soeben gemeldet, dass die Nation dem deutschen Reich um Punkt vierzehn Uhr am heutigen Tage den Krieg erklären wird. Alle Truppen sind sofort in Gefechtsbereitschaft zu versetzen. Die erste Armee und die zweite Armee sollen Punkt 12 Uhr abmarschbereit sein und werden um 13 Uhr gemäß Plan 9 Richtung Saarbrücken, Freiburg und Stuttgart in Marsch gesetzt.
Zur selben Zeit werden die zur See verlegten Einheiten auf den Dodekanen und den Balearen landen. Die 2.Division Afriqaine marschiert planmäßig Richtung Nordmarokko. Senden sie an General Plieure den Befehl, mit zwei Divisionen von Djibouti aus nach Süden vorzudringen. Was wir in Nordafrika sonst noch stehen haben – zwei Infanterie- und eine Kavalleriedivision – wird umgehend auf Tripolis vorrücken, um die Italiener dort zu verjagen.
Hoffen wir auf Gott, den Herrn – und auf die große Nation, Frankreich, deren Söhne und Töchter von heute an erneut geprüft werden. Und nun los, an die Arbeit, meine Herren!“
Mehr oder minder engagiert kehrten die Männer sofort an die Arbeit zurück, führten die Befehle aus und gaben die vorbereiteten Anweisungen weiter. Petain stand eine Weile schweigend, mit steinernem Gesichtsausdruck da, dann verließ er den Raum. Plantard kümmerte sich nicht um ihn – er hoffte nur, dass Polen durchhielt und die Briten nun endlich dem Zwang des Bündnisses folgend ins Zeitgeschehen eingreifen würden…

PanWolodyjowski
21.05.04, 15:23
HURRA HURRA HURRA! Macht sie fertig! Hilft den Polen, und mögen sie durchhalten! Holt am besten mit 2/3 Diplos Britannien rein, also dass ihr es kontrollieren könnt, Polen am besten vorher, und hinten die Flüsse! :prost:

Peraldo
21.05.04, 16:03
Nancy, Frankreich; Palais Ducal, 25.September 1939, 23:00 Uhr MEZ

Im dumpfen Licht einer Schreibtischlampe sass Pierre Plantard am Kartentisch und studierte Frontberichte. Um ihn herum hörte auch nachts der ständige Nachrichtenaustausch zwischen Hauptquartier und den Einheiten der französischen Streitkräfte nicht auf.
Die zweite Kriegswoche näherte sich ihrem Ende. Schon am ersten Tag waren die erste Armee mit zwei Korps und die zweite Armee jenseits der deutschen Grenze auf heftigsten Widerstand getroffen. Lange hatte sich die Schlacht hingezogen, dann hatte das Eingreifen der taktischen Bomber den Truppen einige Breschen schlagen können und das zähe Ringen entwickelte sich Stück für Stück zu Gunsten der Franzosen. Nach der offiziellen Kriegserklärung hatten die Briten mit der Bombardierung von Hamburg und des Ruhrgebietes begonnen. Bodentruppen waren bislang jedoch nicht in Sicht. Noch am vierzehnten, dem Tag der Kriegserklärung, waren die Dodekanes und die Balearen unter französische Kontrolle gefallen – die Truppen waren unter Zurücklassung kleinerer Wachabteilungen sogleich an Bord der Schiffe zurückgekehrt, um sich anderen Zielen zuzuwenden. In der Luftschlacht um Grenoble hatten sich die französischen Jagdflieger wider erwarten behaupten können, ansonsten verhielt sich Mussolinis Streitmacht aber verdächtig ruhig – nur in Nordafrika war Bewegung in die Italiener gekommen. Nach einem hart erkämpften Sieg in der Nordsee hatte die französische Marine einen Vorstoß gen Helgoland gewagt, doch dort erhielt sie eine deftige Abfuhr, die drei Zerstörer zu Poseidon schickte, während sich die Kreuzer Dupleix, Lamotte-Piquet und Provence mit erheblichen Schäden noch gerade eben zurückziehen konnten. Die Admiralität orderte sofort den Abzug in die Docks von Lille an – doch kurz vor der Küste lauerte ein Verband deutscher U-Boote und nur die Provence schaffte es bis in den schützenden Hafen. Währenddessen zog die Royal Navy lustige Kreise um Schottlands Inseln. Tags darauf wurden mehrere Transporter Opfer der italienischen U-Boote.
Während in Afrika Makale fiel und die Fremdenlegion weiter gen Asmara verfolgte, brachen auch entlang des Westwalles endlich die französischen Truppen durch. Um keine Geschwindigkeit zu verlieren, eilte de Gaulle mit den verbliebenen mechanisierten und gepanzerten Einheiten sogleich gen Ruhrgebiet, während Gamelin mit einer motorisierten Division nach Osten ausschwenkte. Der Rest der ersten und zweiten Armee war derartig geschwächt, dass erst einmal Verstärkungen herangeführt werden mussten. Die Verluste waren so horrend gewesen, dass eine Verfolgung der sich zurückziehenden Wehrmacht nicht sofort in Frage kam. Am 20. landeten dann französische Infanteristen auf Rhodos, wo die Italiener heftigsten Widerstand leisteten. Es dauerte vier Tage, die Insel zu erobern, dann schifften die Reste der Division Richtung Djibouti ein.
Am selben Tage verjagte Gamelin die fliehenden Deutschen auch aus Freiburg und setzte ihnen Richtung Kontanz nach, während sich auch die Großteile der ersten und zweiten Armee wieder in Bewegung setzten. Nun rächten sich die geringen Investitionen in die Marinetechnologie, denn die Italiener schossen Frankreichs Mittelmeerflotte derart zusammen, dass nunmehr nur zwei Kreuzer, ein Flugzeugträger, zwei U-Boote und ein Zerstörer übrig geblieben waren, die zu allem Überfluss erst einmal ins Dock geschickt werden mussten. Auch in Nordafrika hatten mit dem 14. die Kämpfe eingesetzt – die Italiener verteidigten Tripoli mit größter Hartnäckigkeit, erst nach neun Tagen gelang der Durchbruch, wobei die Verluste mehr als drei viertel betragen hatten. Nach kurzer Auffrischung jedoch machte man sich auf den Weg nach Misratha. Nach Konstanz fiel auch München, der Durchbruch der Hauptmacht erlaubte es nun, die Kräfte aufzuteilen. Ziel würde es sein, Österreich zu isolieren, dort die deutschen Truppen einzukesseln und aufzureiben.
Plantard blickte auf die Karte. Cagliari war erobert worden. Momentan rückte General Gamelin auf Wien zu, zwei nachgerückte Infanteriedivisionen verfolgten die fliehenden deutschen Truppenteile in Richtung Bregenz und Nürnberg wurde von sechs Infanteriedivisionen angepeilt. Österreich erschien offen vor den Franzosen zu liegen, dort stand allem Anschein nach nichts, was ernsthaften Widerstand hätte leisten können. Doch in Nürnberg waren erst frische Panzerdivisionen aufmarschiert. Die Frage würde sein, wann die Wehrmacht neue Truppen gen Westen würde führen können – und wie lange die Polen durchhielten, die fast täglich Gebietsverluste melden mussten. Plantard rieb sich die Schläfen – binnen einer Woche hatten die Briten in Ostafrika fast alle Besitzungen an die Italiener verloren, nur in Ägypten standen zwei Divisionen Infantrie tatenlos herum, während Mussolinis lächerliche Kavallerie sich systematisch auf den Nil zu bewegte. Im Mittelmeer und der Nordsee amüsierten sich Britanniens Flotten und überließen das Kämpfen den Franzosen. Frankreichs Flotte hingegen existierte nach zwei Kriegswochen quasi nur noch auf dem Papier. Und während Chamberlain in London weiterhin an albernen Friedensplänen tüftelte und nicht müde wurde, diese „in hoffnungsvollem Einvernehmen“ nach Paris zu senden, schlugen sich Frankreichs Legionen unter derben Verlusten nach Deutschland hinein – ohne Rückendeckung, denn Reserven gab es nicht. Die Neuaushebungen würden nicht innerhalb der nächsten drei Wochen zur Verfügung stehen – und auch das waren nur zwei Gebirgsjägerdivisionen. Würde Mussolini es nun schaffen, die zahlenmäßig unterlegenen Grenzdivisionen in Toulon und Grenoble zu überrennen, wäre Frankreich geliefert, denn hinter den Fronten lag meilenweit nur Ackerland, leere Straßen, kleine Dörfer und dahinter Paris…

Preussenhusar
21.05.04, 16:14
Währenddessen zog die Royal Navy lustige Kreise um Schottlands Inseln.
Das ist die "Awayfleet"


Im Mittelmeer und der Nordsee amüsierten sich Britanniens Flotten und überließen das Kämpfen den Franzosen.
Und das die "far awayfleet"
getreu dem Bündnisvertrag der Engländer: Wir kämpfen treu an der Seite Frankreichs bis zum letzten Franzosen :D "

Allerdings sehr ergreifend, auch ohne Screens .
Gut und detailliert geschrieben. Macht Spaß !

Und keine Angst vor italienischen Panzerdivisionen !
Die haben bekanntlich nur 1 Vorwärts, dafür aber 4 Rückwärtsgänge :ja:


Weiter so !

PH

PanWolodyjowski
21.05.04, 20:42
klasse! :top:

Ein Tipp:

Holt die milit. Oberhand über Polen und England und stoßt ins Ruhrgebiet vor, wo der Viele IK hat!!!
UND DANN AUF NACH BERLIN!!! :D

Chimaera
21.05.04, 22:58
Toller AAR :prost:
Schön und spannend geschrieben, Modemfreundlich gemacht ( ;) )
Zeigts den Germanen
:cool:

Peraldo
24.05.04, 09:43
Danke für die Blumen, Leute! :-) Nun ja - die Polen weigerten sich leider konsequent, dem Bündnis beizutreten. Das Spiel ist soweit bereits abgeschlossen, es geht mit dem AAR heute Abend oder morgen auch weiter, ich habe meinen Notizblock leider gerade nicht dabei. Das Ende wird natürlich noch nicht verraten...

Peraldo
25.05.04, 14:59
Herne-Holthausen, Deutschland, 4.Oktober 1939, 22:00 MEZ

Ein Pfeifen, gleich einem klagenden Laut des Schicksals, dann ein markerschütternder Knall – die Hausfassade des Jugendstilgebäudes platzte einem reifen Apfel gleich auseinander, ein Schwall aus geborstenen Steinen und Glassplittern fegte über die Straße. Mit quietschenden Reifen brachte der Fahrer des olivgrünen Renaults den Wagen gerade noch um die Trümmer der aufs Pflaster brechenden Hauswand herum, holperte mit der Vorderachse über einige noch rauchende Bausteine, während die Stoßstange die Überreste eines Kleiderschrankes zerschmetterte. Holzteile spritzten vor dem Wagen durch zu den Seiten fort. Der Fahrer fluchte. Weitere dumpfe Schläge hallten durch die Nacht, als der Wagen einige Bombentrichter umkurvte und mit Vollgas auf den Hochbunker zuhielt, vor dem die Tricolore trotzig im Wind wehte. Die Insassen sprangen aus dem Fahrzeug, kaum das dieses angehalten hatte und rannten mit eingezogenen Köpfen zur Bunkertüre, hämmerten gegen selbige, klingelten Sturm – ein Corporal öffnete hastig den Eingang, schmetterte die Türe sofort zu, als die Neuankömmlinge eingetreten waren. Diese erstatteten nur kurz Meldung, begaben sich dann eiligst in die unteren Geschosse, dort, wo derzeit das Feldhauptquartier der französischen ersten Panzerarmee lag. In der Düsternis der spärlichen elektischen Beleuchtung beugten sich einige Generäle über den Lagekarten, während im Hintergrund die Funkgeräte knisternd von Meldungen aller Frontabschnitte kündeten. De Gaulle, der unverkennbare, markante Panzergeneral, blickte verwundert auf, löste sich aus der Gesellschaft und näherte sich eilig den Neuankömmlingen. „Monsieur Plantard, sie hier? Was in aller Welt führt sie her?“
Plantard rümpfte die Nase. „Ich wollte mich persönlich über die Fortschritte an der Front informieren, aber ich bin ehrlich gesagt entsetzt darüber, was ich hier vorfinden muss. Geht das hier immer so? Das halbe Ruhrgebiet liegt in Trümmern, es war eine reine Katastrophe, an den Nachschubfahrzeugen vorbeizukommen, die von Düsseldorf an die zerbombten Straßen blockieren. Ich habe die überquellenden Lazarette gesehen – ab Bochum vergehen keine fünf Minuten, ohne das man an einem Panzerwrack vorbeikommt. Wie ist die Lage, de Gaulle?“ Der General blickte auf die Karte, unterstrich die Worte mit weiträumigen Armbewegungen, als er die derzeitigen Stellungen erläuterte. „Wir haben das Ruhrgebiet soweit unter Kontrolle, doch es hat uns fast die Hälfte der Armee gekostet, es einzunehmen. Fast in jeder Straße standen deutsche Panzer, es brauchte zwei Wochen, in denen wir jede Straße einzeln erkämpfen mussten - während ich mit meinen Panzern ja auch noch mehrmals an anderen Orten aushelfen mußte. Die Verstärkungen aus der Heimat treffen leider nur langsam ein, wir werden erst in ein paar Tagen wieder voll einsatzfähig sein. Jenseits der Haard und jenseits der Weser sammeln sich jetzt die deutschen Truppen, die wir mangels Nachschub nicht sofort verfolgen konnten. Sie lecken ihre Wunden so, wie wir es momentan tun und werden sicherlich in Bälde einen Gegenangriff starten.“ Es gab zwei dumpfe Geräusche, Putz rieselte von der Decke und die Beleuchtung flackerte kurz. „Verdammter Dreck! So geht das schon seit Tagen! Monsieur Plantard – es ist zum Auswachsen! Tagsüber bombardieren uns die Deutschen und nachts schmeißen uns die Briten mit Bomben zu. Wir haben schon Trikoloren auf die Hausdächer gemalt, aber die Tommies scheinen immer noch nicht begriffen zu haben, dass das Ruhrgebiet inzwischen nicht mehr deutsch besetzt ist!“
Pierre griente. „Bei den Briten dauert alles ein wenig länger – auch das Begreifen. Ich verstehe auch nicht, weshalb London immer noch das Ruhrgebiet bombardieren lässt. Aber ich verspreche, das baldmöglichst abzustellen. Nun aber zur Lage im Großen und Ganzen.“
Er legte eine Mappe auf den Tisch und entnahm ihr einige Blatt Papier. „Die Gesamtlage, meine Herren, sieht eigentlich ganz erfreulich aus. Die Balearen sind erobert, Salzburg, Bregenz und Innsbruck wurden quasi kampflos von den Deutschen geräumt, nach hartem Kampf ist auch Mannheim gefallen. Wir hatten eine Krise, als Welvert Würzburg nahm und die Deutschen mit zehn Infantriedivisionen Richtung Mannheim marschierten – aber sie, mein lieber de Gaulle, haben den Deutschen die Suppe ja kräftig versalzen.“
Der General hob gleichgültig die Schultern. „Im Gegenzug dafür mussten wir das Ruhrgebiet förmlich neu erobern, nachdem das 14.Korps nach Klagenfurt abgerückt war, mussten unsere Panzer ja auch in der Schlacht um Frankfurt aushelfen, wodurch sich die Deutschen wieder bis tief in die Linie Essen-Mülheim-Düsseldorf hineinfressen konnten.“
Plantard zuckte mit den Schultern. „Was zählt – auch wenn der Sachverhalt natürlich sehr bedauerlich war – ist letztlich doch das Endergebnis. Das Ruhrgebiet ist eben nicht wieder gefallen und wir halten nun eine waagerechte Frontlinie von Belgien bis nach Pilsen. General Carpentier treibt die fliehenden deutschen Divisionen auf Graz zu, somit wird auch bald ganz Österreich Feindfrei sein. Mussolini hat es versäumt, Truppen an seine Nordgrenzen zu stellen – derzeit hat der Duce anscheinend nichts Besseres zu tun, als bei jeder Gelegenheit einzelne Divisionen vor den Gewehrläufen unserer nordafrikanischen Divisionen anzulanden. Nun – wir wollen ihn nicht davon abhalten, er scheint nur auf leichte Siege aus zu sein und hat es bislang nicht gewagt, die europäischen Grenzen zu überschreiten. Während wir hier sprechen, eilt Catroux´ mobile Infanterie durch Leipzig, auf dem schnellsten Wege nach Dresden. Sein Auftrag lautet, unter Meidung von Gefechten bis an die Ostsee vorzudringen und damit das deutsche Reich in zwei Teile zu spalten. Planmäßig wird Erfurt in wenigen Tagen genommen werden, vorausgesetzt, es tauchen nicht noch irgendwoher deutsche Truppen auf. Was uns im Wege stand, haben wir unter enormen Verlusten hinter die Linien zurückgeworfen. Die Deutschen werden sich neu formieren und zurückkommen, soviel ist sicher. Abgesehen von Österreich, wo wir unbeschadet hinter den fliehenden Deutschen her fahren können, sind unsere Truppen entlang der Hauptkampflinie momentan für weitere Vorstöße zu geschwächt. Anscheinend sind die Wehrmachtstruppen noch immer zum Großteil mit den Polen beschäftigt, die zwar erheblich an Boden verloren haben, sich aber noch immer hartnäckig wehren. Nur dumm, dass sich die Herrschaften in Warschau vehement dagegen wehren, sich den Alliierten anzuschließen. Wir haben die Polen zwar mit der Essenz unserer Militärtechnik versorgt, aber – nun ja, sie müssen es selber wissen. Wenn sie sich nicht einer Allianz anschließen möchten, ist es deren freie Entscheidung, leider ist diese Entscheidung nicht sehr hilfreich. Mit etwas Glück können wir vielleicht schon bald Berlin einkesseln, bevor die geballte Schlagkraft der Wehrmacht direkt auf uns zurückfällt.“
Die Generäle nickten beifällig, wenn auch nicht sehr enthusiastisch. Es knallte und der ganze Bunker erbebte. Dann fiel das Licht für einige Sekunden aus – irgendwo fluchte jemand. Als das Licht wieder aufflackerte, wirkte die Übersichtskarte wie von Schnee überzogen. Der Deckenanstrich hatte sich zum Großteil gelöst.
„Kommen wir zum eigentlichen, springenden Punkt meiner Anwesenheit, de Gaulle. In nicht ganz zwei Stunden werden einige Infantriedivisionen hier eintreffen, die fürs erste dieses Gebiet halten sollen. Sie hingegen, als General unseres einzigen kompletten Panzerkorps, werden an anderer Stelle gebraucht.“ Plantard wirkte ernst. „Das Korps von Manstein, welches Sie aus der Frankfurter Gegend verjagt hatten, ist offensichtlich gänzlich an unserer Aufklärung vorbeigetaucht. Nachdem unsere Truppen den Kontakt einige Tage lang verloren hatten, sind von Mansteins Divisionen – Panzer und Infanterie – nicht etwa nach Nordosten abgezogen, sondern vielmehr im Saarland wieder aufgetaucht. Von Manstein verlegt seine Truppe in Richtung Saarbrücken, wo er sich augenscheinlich neu zu formieren gedenkt. Sie ahnen sicherlich, was das heißt. Unsere Strategie hat für solche Fälle keinen doppelten Boden – wir können in der Gegend um Strasbourg nicht vor Ende Oktober neue Truppen ins Feld stellen, so lange hat Frankreichs blanke Brust keinerlei Wehr. Fangen sie von Mansteins Korps ab, binden sie es, vernichten sie es wenn möglich – und falls nicht, so halten sie den Feind so lange wie möglich in Gefechte verwickelt. Sie werden jeden verfügbaren Bomber zur Unterstützung bekommen und wir werden uns in der Zwischenzeit damit bescheiden müssen, daß die Hauptkampflinie wärend ihrer Abwesenheit zumindest gehalten werden kann. Ich muss wohl nicht betonen, dass wir uns ein ganzes deutsches Korps, das unbedrängt hinter unseren Linien agiert, nicht leisten können. Bis Paris steht den Deutschen nicht ein einziger Soldat im Wege. Sie, de Gaulle, sie und ihre Panzer sind unsere einzige Hoffnung!“

PanWolodyjowski
25.05.04, 15:21
JUHU ES GEHT WEITER! DANKE! :prost:

Peraldo
25.05.04, 17:08
Feldhauptquartier des 14.Korps, in der Nähe von Stuttgart, Deutschland; 12.September 1939

Nervös kaute Plantard am Ende seines Federhalters herum und blickte auf die Zeilen des Berichtes, den er soeben fertig gestellt hatte. In den letzten Tagen häuften sich die schlechten Nachrichten – und mit ihnen kamen die schwerwiegenden Entscheidungen…
Das Geräusch von ganzen Divisionen an Soldaten, die sich Abmarschbereit machten und den Geschützdonner, der aus einigen Kilometern Entfernung herüber schallte, nahm er gar nicht bewusst war. Mittlerweile hatte sich Pierre einfach an Lärm des Krieges gewöhnt, hatte es sich angewöhnt, inmitten des Getöses eine Zigarette zu rauchen und sich in den eigenen Gedanken zu versenken. Die Generäle honorierten seine Anwesenheit in den Gefechtszonen, so hatte er auch den Ruf abbauen können, ein fachunkundiger Militärbürokrat zu sein – mit der Folge, dass seine Entscheidungen befolgt wurden, auch wenn es manchmal nur unter Murren geschah.
Der Bericht sprach eine deutliche Sprache – er kündete von der Krise, in die von Mansteins Zug die Franzosen gebracht hatte… und von jenem verhängnisvollen Fehler, von dem Plantard nicht wusste, wie er ihn hatte begehen können.
Am 5.Oktober hatte es begonnen, als General Carpentier, den von Graz kommend, die fliehenden deutschen Divisionen in Richtung Wien zurückverfolgt und nun gen Horn gedrängt hatte – dort gingen seiner einzelnen motorisierten Division die völlig erschöpften Reste zweier Infantriedivisionen ins Netz und kapitulierten. Unter der Freude über diesen großartigen Sieg, der den Österreichfeldzu quasi zum Abschluss brachte, hatte die französische Aufklärung offensichtlich vergessen, andere Dinge ebenso sorgfältig zu beobachten. Völlig überraschend hatte sich das Korps v.Manstein aufgespalten, dicht von de Gaulles 11 Divisionen verfolgt waren acht Panzerdivisionen unter von Manstein durch Saarbrücken marschiert – doch ein Kordon von 5 Infanteriedivisionen, zum Großteil Einheiten mit gepanzerten Fahrzeugen, war aus dem Großverband ausgeschert und in die Gegend um Stuttgard eingerückt. Fast gleichzeitig hatten Catroux´ Fernspäher gemeldet, dass die Wehrmacht in und um Berlin zweiundzwanzig Divisionen, unterteilt in vier Korps, stationiert hatten. Catroux hatte daraufhin den Weg gen Halle eingeschlagen.
Die Hoffnung, Berlin schnell einzukesseln, hatte sich damit erledigt. Tags darauf hatten die Italiener damit begonnen, französische Stellungen bei Toulon zu bombardieren – möglicherweise stand hier ein Angriff bevor. Weitere Divisionen wurden von der Hauptfront zurückgezogen, um einen Ring um Stuttgart zu ziehen – noch in der Nacht des 6.Oktober gab Plantard den Befehl an de Gaulle weiter, von Manstein umgehend zu attackieren.
Wenigstens hatte Generalleutnant Tauchon aus Afrika vermelden lassen, dass Tripolis dem Italiener entrissen sei und man auf Sirt geschwenkt hätte. In jener Nacht hatte Pierre bei den Funkern gesessen und die Meldungen verfolgt. Er hatte gebangt und gebetet – und lange Stunden gelitten, während sich herauskristallisierte, dass sich die deutschen Truppen in Stuttgart verdammt gut eingegraben hatte – dort kämpfte man nun um jedes Haus, ja, um jedes Zimmer und der Kommandeur vor Ort gab zu verstehen, dass man enorme Verluste zu erleiden hatte. Plantard hatte schweren Herzens verdeutlicht, das wenn es denn sein müsse, eben auch Verluste hingenommen werden müssten – man dürfe den Feind auf keinen Fall entkommen lassen und müsse ihn schnellstmöglich neutralisieren.
Tags darauf wich von Manstein unter dem Andruck von de Gaulles Panzern erneut aus – diesmal in Richtung Strasbourg! Der französische Generalstab war wie betäubt. Während ein deutsches Panzerkorps aus der Tschechei nach Horn vordrang und Carpentiers Division zusammenschoss, gruben sich von Mansteins Divisionen in den französischen Festungsanlagen um Strasbourg ein und warteten auf de Gaulles anrückende Panzerarmee. Catroux hatte indes Magdeburg genommen und eilte auf Rostock zu – wo er dann plötzlich von überlegenen Kräften abgefangen und in Gefechte verwickelt wurde.
Am elften Oktober 1939, während Frankreichs Bomber die Deutschen bei Strasbourg bombardierten und die Ankunft zweier Gebirgsjägerdivisionen den Ansturm der Deutschen in Horn zumindest bremste, fiel Magdeburg wieder an die Wehrmacht – und Catroux war eingeschlossen. Inmitten dieser katastrophalen Lage ereilte die Welt dann der Donnerschlag der polnischen Kapitulation. Nun war es nur eine Frage der Zeit, wann die deutsche Dampfwalze zuschlagen würde.
Plantard seufzte schwer. Es musste sein – die deutschen Kessel mussten aufgelöst werden, so schnell wie möglich, koste es, was es wolle. Um ihn herum machte sich die letzte „Reserve“ bereit, General Verdillacs 9.Korps, bestehend aus drei Infanteriedivisionen. Würde es diesen Männern nicht gelingen, das Verhältnis entscheidend zu verbessern, würde Stuttgart zum Grab der französischen Kriegsführung werden und man würde den Rückwärtsgang einlegen müssen…

Peraldo
26.05.04, 11:57
Himmel über Frankreich, 9.November 1939

Aus der Höhe betrachtet, sah die Welt gar nicht einmal so übel aus, fand Plantard. Die alte Passagiermaschine, die ihn nach Nancy bringen würde, rumpelte bei jeder noch so kleinen Turbulenz wie eine baufällige Wellblechhütte. Er drückte die Zigarette in der Sardinendose aus, die er zum Aschenbecher befördert hatte und warf einen Blick über seine Unterlagen.
Die Situation war noch immer kritisch, deshalb flog er nun schleunigst hinter die Frontlinien zurück, um zum einen nach Paris Bericht zu erstatten und zum anderen den Versuch zu unternehmen, irgend eine Art von alternativer Verteidigung zu organisieren – auch wenn er noch nicht den geringsten Schimmer hatte, wie er das bewerkstelligen sollte.
Verdillac hatte am 13.September tatsächlich Stuttgart unter Kontrolle bringen können, die Verluste waren in dem infernalischen Häuserkampf im Zentrum Stuttgarts verheerend gewesen – fast zwei Divisionen an Mannstärke waren gefallen, bis auch der letzte deutsche Schützenpanzer geknackt und der letzte Infanterist erledigt war. Es war ein Sieg, aber ein teuer und blutig erkaufter, der das Korps Verdillac selbst für etliche Tage außer Gefecht gesetzt hatte. De Gaulle war es in Strasbourg nicht viel besser ergangen, nach zweitägigem Gefecht mit dem in guten Befestigungen stehenden Feind hatte er 60% Verluste an Mensch und Material zu verzeichnen gehabt und widerwillig den Rückzug gen Saarland angetreten, um die Verluste zu ersetzen. Um von Manstein von einem Ausbruch abzuhalten, hatte Plantard schweren Herzens angeordnet, die kompletten Stellungen inklusive der Stadt Strasbourg selbst mit jeder Bombe zu bewerfen, die sich auftreiben ließ. Nach einer Woche war das historische Strasbourg Vergangenheit – die ganze Umgebung glich mittlerweile einer Mondlandschaft. Zur gleichen Zeit hatten Mussolinis Truppen Sirt zurückerobert, ein deutsches Infantriekontingent hatte Linz zurückerobert, von Manstein hatte gleich drei Infantrieangriffe trotz Bombenhagel zurückgeschlagen. Der tapfere Catroux, der sich von Rostock aus noch nach Stettin hatte retten können, musste sich kurz hinter Berlin einem deutschen Panzerkorps ergeben – da hatte er noch gerade einhundert Mann unter sich.
Die Katastrophenmeldungen häuften sich. In Afrika hatte man Makale erobert und wieder verloren, dafür hatte man Sahba unter Kontrolle gebracht. Der Hauptteil der Nordafrikaarmee steckte immer noch in Tripolis fest, wo man fast ständig italienische Attacken abwehren musste. Nun griffen auch die Tschechen in den Krieg ein und eroberten mit zwei Infantriedivisionen Horn.
Es war an der Zeit, dem Gegner etwas zu geben, das ihn beschäftigen und ablenken würde – vorausgesetzt, die Achsentruppen spielten mit. Am Abend des 8.November waren die Reste von Frankreichs Flotte auf dem Weg, die deutsche Marine aus der Helgolandbucht zu locken. Plantard hoffte, dass dieses Vorhaben gelingen würde – dann hätte man eventuell die Chance, eine Infantriedivision bei Wilhelmshafen anzulanden und Verwirrung zu stiften. Gleichzeitig würden französische Truppen auf den Kanaren landen und danach Francos letzte Hochburg, Villa Cisnexos erobern – auf diese Weise bekäme man eine Infanteriedivision für andere Aufgaben frei, was die Lage in Nordafrika möglicherweise würde stabilisieren können. Inzwischen hatte Pierre schon den Notfallplan 42 entworfen, der die sofortige Verlegung aller französischen Afrikatruppen ins Mutterland vorsah – falls die Front einbräche und unter der völligen Bereitschaft, Afrika aufzugeben. Nur in Ostafrika war die Lage wirklich stabil, doch die Briten ließen sich eine Provinz nach der nächsten nehmen – sie beschränkten ihren Kriegseinsatz darauf, völlig sinn- und zwecklos Gebiete zu bombardieren, in denen bereits französische Truppen standen. Aus London war dazu jedoch keinerlei Äußerung zu erhalten. Plantard war bei weitem kein religiöser Mensch, doch in den letzten Wochen hatte er das Beten für sich wieder entdeckt. Die Maschine setzte zum Landeanflug an…

Preussenhusar
26.05.04, 12:10
Dramaturgie pur, edler Peraldo !
Mir schauderte beim Lesen der letzten Lagemeldungen.
Wenn die Tschechen jetzt eingreifen, kann das die Lage verbessern.
Sind die Tommies eigentlich wahnsinnig geworden oder warten die, bis Cherbourgh und Lille deutsch sind, um sich dann als "Befreier" bejubeln lassen zu können ?

Feige Ratten !

PH

Peraldo
26.05.04, 12:38
Paris, Boulevard de Charonne; Frankreich. 1.Dezember 1939.

Mit einem Knall flog der Korken aus der Champagnerflasche, die Mitarbeiter des Büros lachten herzlich, als Pierre Plantard – etwas ungeschickt – den Champagner in die Gläser goss. „Damen und Herren! Erheben wir das Glas auf unsere tapferen Soldaten, trinken wir auf Frankreich!“ „Auf Frankreich!!!“, erklangen knapp zwei dutzend Stimmen.
Er trank, gab freigiebig Zigaretten in die Runde und lachte über jeden noch so fahlen Witz.
Plantard war in Hochstimmung. Nach all den schwarzen Nachrichten der zurückliegenden Monate, nach all dem Hoffen und Bangen, den ellenlangen Verlustlisten, dem Versinken Strasbourgs in Schutt und Asche, kurz gesagt: nach all dem Leid stellte sich nun seit Mitte November eine Erfolgsmeldung nach der anderen ein. Am 11.11. war Wilhelmshafen unter französische Kontrolle gefallen – die Marine hatte diesen Erfolg mit zwei Kreuzern bezahlen müssen, aber letztlich zählte nur das Endergebnis. Nach kurzem Kampf standen Frankreichs Mannen nun an der deutschen Nordseeküste – bislang war eine Reaktion ausgeblieben.
Dank de Gaulle, der mit seinen noch nicht ganz wiederhergestellten Panzerdivisionen einen Angriff auf Frankfurt vereitelt hatte, hatte dann am 14.November auch in Essen einen deutschen Gegenstoß zurückzuwerfen geholfen, um schließlich und endlich dann am 17. den Divisionen von Mansteins in Strasbourg den Todesstoß zu versetzen. Der Widerstand der Deutschen, die über Wochen ohne Nachschub im Bombenhagel unter ständigen Attacken französischer Infanterie gelegen hatten, war unter dem Sturmangriff der Panzertruppen schließlich zusammengebrochen und nach kurzem, harten Gefecht gingen schließlich fast zwölf deutsche Divisionen in französische Gefangenschaft. Eine Woche später hatte Bouffet mit nur eineinhalb Infantriedivisionen vier angreifende tschechische Infantriedivisionen zusammengeschossen, aus Makale in Afrika meldete ein bislang kaum bekannter Generalmajor namens Vauthiers, man habe in den Hügeln mit gerade einmal 28 Mann den Kampf gegen über 200 Italiener aufgenommen und Mussolinis Soldateska fast ohne eigene Verluste zurück ins karge Hinterland gescheucht. Auch Sirt war inzwischen wieder in französischer Hand. Und nun, am heutigen Morgen, kam dann die Nachricht über einen weiteren triumphalen Sieg: De Gaulle hatte mit nicht einmal zehn Divisionen aus Panzern und Infanterie das Kunststück fertig gebracht, das Ruhrgebiet gegen sechzehn feindliche Divisionen zu halten, obwohl die deutsche Luftwaffe massive Unterstützungsangriffe geflogen hatte! Auf den Straßen feierten die Menschen spontan die Siegesmeldung – und das war auch gut so, man konnte jede Zuversicht gebrauchen. Wie auch immer die Meldungen morgen oder übermorgen aussehen würden – heute würde man die Korken knallen lassen!

Peraldo
26.05.04, 14:25
Stellungen des 7.Corps, 16 Kilometer nördlich von Erfurt, Deutschland, 13.Dezember 1939

Lieutenant Gavroche schlug den Kragen des Wintermantels hoch, fegte den Schnee auf der Holzkiste beiseite und setzte sich. Mittlerweile lag der Schnee gute zehn Zentimeter hoch in den Schützengräben, dumpfe Stille lag über den weiten Ackerflächen, nur die Krähen unterbrachen gelegentlich die Ruhe. Seine Männer, so sie nicht Pause hatten oder Waffen reinigten, spähten in Richtung Norden, wo irgendwo jenseits der dünnen Baumreihen die Deutschen liegen mochten. Alles in allem war es ruhig.
Der Offizier nahm die Zeitung und blätterte sie auf. Sein Blick fiel kurz über die Schlagzeilen, bevor er einen Blick auf den Leitartikel warf – und auch die Randnotizen waren interessant genug. Zum Beispiel war in Ostafrika Obian gefallen, nun zogen die Fremdenlegionäre den Italienern Richtung Mogadishu hinterher. Langsam schien sich dort die Schlinge um Italiens Truppen zuzuziehen. Oder dieser Artikel hier – ein Foto von General De Gaulle an Bord eines Panzers, wie er gen Würzburg fährt um mal wieder als Zünglein an der Waage einen deutschen Durchbruch zu verhindern. Ein Held, wie er im Buche stand – ganz Frankreich bewunderte diesen de Gaulle, ein Teufelskerl, fand auch Gavroche. Auch dieser General Carpentier war ein richtiger Wunderknabe, hatte er doch einen Angriff der Tschechen auf Nürnberg üerzeugend abgeschmettert. Der Leitartikel aber war ein wirklicher Hammerschlag, da stand es schwarz auf weiß:

„Belgien, Niederlande und Luxemburg erklären ihren Beitritt zu den Alliierten! Zu den Waffen, Kameraden!“

Paris (rtm) – Wie von Seiten des Außenministeriums kurz vor Drucklegung mitgeteilt wurde, hat die überwältigende Anteilnahme mit dem französischen Volk, sowie der Drang, die eigenen Interessen militärisch in einer starken Partnerschaft gegen die unverschämten Forderungen Hitlerdeutschlands auch in Zukunft vertreten zu können, nun die Regierungen von Belgien, Luxemburg und den Niederlanden dazu bewogen, dem französisch-britischen Bündnis beizutreten. Während die Menschen diese Entscheidung auf den Straßen feierten, wurde in allen drei Staaten die allgemeine Mobilmachung angeordnet.
„Frankreich begrüßt seine neuen Bündnispartner mit wohlwollender Freude“, sagte hierzu der Staatspräsident. Auch aus London kam ein freudiges Willkommen.

Der Offizier nickte lächelnd – dies würde möglicherweise eine entscheidende Wende bringen. Er blickte auf. Hatte es gedonnert? Dann hörte er das Pfeifen – doch schon bevor er in Deckung springen konnte, schlugen die ersten deutschen Granaten in den Stellungen ein. Es war 12 Uhr am 13.Dezember 1939, die deutsche Gegenoffensive - genannt „Operation Schneeleopard“ – hatte begonnen. Gavroche gehörte zu den ersten Todesopfern.

Preussenhusar
26.05.04, 14:33
„Belgien, Niederlande und Luxemburg erklären ihren Beitritt zu den Alliierten! Zu den Waffen, Kameraden!“[/COLOR]



ja, vor allem Luxemburg ein herzliches Willkommen in der Hölle !
Antreten zum Abmarsch:
Habt Ihr auch alle eure Bastkörbchen dabei ? :lach:

Im Ernst,
ein sehr ansprechender AAR, werter Peraldo,
ich kann mich nur wiederholen.

PH

PanWolodyjowski
26.05.04, 15:22
Habe ich da was nicht verstanden? Die Tschechen kämpfen auf Seiten der Deutschen? :rolleyes:

PS: Klasse AAR, nur schade das mit Polen, aber vielleicht maccht ihr ja in Zukunft eine Marionette daraus ;)

Peraldo
26.05.04, 16:02
Richtig gehört. Das deutsche Reich hatte die Tschechen im November 1938 fast schon täglich mit Gebietsforderungen traktiert, die von Prag immer abgelehnt wurden. Irgendwann Ende November 1938 ist die Tschechei dann überraschend der Achse beigetreten, hatte dafür aber auch keine Gebiete abgetreten. Ich würde fast sagen, man hatte sich aus Gründen der staatlichen Integrität dazu entschlossen. Die Regierung hatte aber soweit ich es sehen konnte auch einen interessanten Schwung in Richtung faschistisch gemacht, vielleicht ein Putsch? Keine Ahnung, ganz nachvollziehen konnte ich das auch nicht. Dafür sind Rumänien, Bulgarien, Jugoslawien und auch die alte Tante USA immer hübsch neutral geblieben, genauso wie die Japaner, denen ich mit meinen Diplomaten ständig auf den Pelz gerückt bin. :???:

Steiner
27.05.04, 09:23
Super, spannend wie ein Krimi geschrieben. Kann es kaum erwarten, das es weitergeht. :top:

Peraldo
28.05.04, 11:21
Irgendwo bei Freiburg, Januar 1940

Plantard zeichnete eine neue Linie auf die Karte, schoß sich selbst mit dem rollenbewerten Stuhl zu den Funkern zurück, die hektisch mitstenografierten und neue Anweisungen ausgaben. So, wie der Frontverlauf sich bewegte, konnten sie in wenigen Stunden die Nachrichten auch einfach zu Fuß austragen. Die Wehrmacht stand nur noch wenige dutzend Kilometer vor der Stadt, die Straßen- und Schienenwege waren blockiert mit Einheiten, die sich zurückzogen und den Divisionen, die sich auf die Front zu bewegten.
Mit jeder vergehenden Stunde wurden die Linien dünner. Schon standen die ersten deutschen Truppen in München und die französischen Divisionen in Österreich drohten abgeschnitten zu werden – was angesichts der massiven tschechischen Bodenangriffe aber momentan noch nicht einmal das Hauptproblem der dortigen Kommandeure war.
„Monsieur!“, erklang es von rechts – Plantard wandte sich dem Funker zu und nickte. Das Getöse der schweren Artillerie im Frontbereich setzte wieder ein und war selbst hier noch deutlich zu vernehmen – es kam immer näher zum Feldhauptquartier zurück. „Ich habe Brüssel in der Leitung, General Bessiers, unser Verbindungsmann zum belgischen Stab!“
„Geben sie ihn mir!“, sprach Plantard, sprang vom Stuhl und ließ sich den Kopfhörer und das Mikrophon reichen. „Plantard hier! Was…? Ja, bei Freiburg. Gut, danke der Nachfrage – die Krautfresser sind bereits in Hörweite heran. Wie…? Das ist schön für sie, sitzen sie auch bequem, ja? Ich verrate ihnen mal etwas – mein Frühstück bestand aus Rübenkaffee, vier Zigaretten und einem vorsorglich angelegten Bajonett, während sie in ihrem gemütlichen Büro sitzen und mir die Zeit stehlen! Wo zur Hölle bleiben ihre Batallione? Es wäre mal an der Zeit, den Weißwurstbarbaren in die Flanke zu fallen! Wie…? Kein Marschbefehl??? Wollen sie mich zum Narren halten, Mensch? Die Luxemburger haben immerhin gestern ihre paar Mann Infanterie tapfer in die Schlacht geworfen, während Belgiens fünfzehn Divisionen untätig an den Grenzen herumlungern! Ach so ist das… das verstehe ich natürlich – NICHT! Wieso muß ich von IHNEN erfahren, dass die Deutschen in Antwerpen stehen ? Ich brauche ihre Truppen, Mann – und zwar sofort! Ach… gehen sie zur Hölle, sie Cretin!“
Pierre warf den Kopfhörer auf den Tisch, er schäumte vor Wut. Hinter ihm öffnete sich die Tür, ein Arzt in blutverschmiertem Kittel rauschte herein, gefolgt von einigen Sanitätern, die stöhnende Schwerverwundete auf Bahren herein trugen. Der Arzt blickte den Oberkommandierenden fragend an – Plantard gestikulierte resigniert und ließ ihn gewähren, er wusste nur zu gut, dass den Medizinern der Platz und das Verbandsmaterial ausging. Wortkarg wischte der Chirurg den Kartentisch frei und befahl den Sanitätern, den nächsten Patienten auf den Tisch zu legen. Ein anderer Arzt besah sich die Verwundeten und sortierte sie nach Schwere der Verwundungen aus – die Hoffnungslosen wurden zum Sterben sofort wieder hinaus gebracht. Plantard schluckte schwer, blickte zum Funker zurück. „Geben sie mir den holländischen Stab!“ Der Funker versuchte es eine ganze Weile, konnte aber keine Verbindung herstellen. Plantard schnaubte, winkte nach einer Ordonnanz. „Schicken sie umgehend ein paar Kradmelder los, wir müssen wissen, wie die Lage in den Niederlanden steht!“ Die Ordonnanz nickte und rannte los. „Monsieur!“ – irgendwo krachte es, Menschen schrien. „General Bouffet meldet den Gegenangriff auf Münster als gescheitert, er zieht sich mit den restlichen Truppen Richtung Ruhrkessel zurück!“ „Frankfurt meldet schwere Kämpfe und massive Verluste!“, erscholl es von anderer Stelle. Plantard bettete das Gesicht in beide Hände. Die Front war massivst eingebrochen, die Deutschen hatten freie Fahrt auf Konstanz. Irgendwo im Norden der Niederlande irrte eine versprengte französische Division herum, die aus Wilhelmshafen vertrieben worden war – keiner wusste, wo. Es war aber auch zum Auswachsen! Während Frankreichs Söhne wie Stroh unter der Sense fielen, tranken die Briten weltweit ihren besch… 5-Uhr-Tee, gruben die Belgier lustig ihre Panzer ein und die Niederländer spielten Grachtenspringen in völliger Vermeidung jeglichen Feindkontaktes!
Das musste endlich aufhören – und zwar sofort. Plantard sprang auf. „General Didier! Sie übernehmen hier!“ Der Angesprochene blinzelte irritiert. „Wie meinen sie das, Monsier?“
„So, wie ich es sage! Versuchen sie, so lange wie möglich durchzuhalten, im Zweifelsfalle packen sie die Sachen zusammen und verlegen sie das Hauptquartier zurück nach Strasbourg oder Metz. Besorgen sie mir umgehend ein Kurierflugzeug nach Paris.“ Er wandte sich mit einer winkenden Bewegung ab. „Funker! Melden sie nach Paris, dass ich nach kurzem Zwischenstopp nach England weiterfliegen werde und in zwölf Stunden ein Treffen mit den politischen Spitzen der Alliierten in London verlange. Wie Monsieur le President das hinbekommt, ist mir sch…ßegal – zitieren sie mich ruhig.“ Plantard schnaubte, dann verließ er die Baracke, schwang sich auf ein Motorrad und fuhr mit Vollgas zum Flugplatz.

Darth
28.05.04, 11:35
Oha, da gehts ja ab.
Im Weisswurstland aber bitte nicht zuviel kaputtmachen. Vor allem die Biergärten nicht, weil sich die Franzmänner was davon abschneiden können. :) :) :)

Peraldo
28.05.04, 13:21
Downing Street 10, London, England. 20.Januar 1940

Pierre Plantard zog das Jackett straff, hob die Nase ein wenig und legte den arrogantesten, wütensten Gesichtsausdruck auf, den er zustande brachte, dann betrat er das Büro des Premierministers Chamberlain, ohne weiter zu warten und ohne auf das Gezeter des Sekretärs zu achten. Im Inneren saßen, ins Gespräch vertieft, die Präsidenten Belgiens und der Niederlande. In ihren schwarzen Anzügen mit den gestärkten Hemdkrägen wirkten diese Herrschaften wie Dinosaurier – diese Männer gehörten eindeutig in ein anderes Jahrhundert. „Bleiben sie ruhig sitzen, meine Herren. Ich will mich nicht lange aufhalten und auch nicht lange um die Angelegenheit herumreden. Als Oberbefehlshaber der französischen Armee komme ich lediglich, um ihnen davon zu berichten, dass wir gerade im Begriff sind, den Krieg zu verlieren. Die Front ist eingebrochen, der Deutsche steht bereits in Antwerpen und rückt weiter gen Süden vor – aber das brauche ich sicherlich nicht noch weiter auszuschmücken. Während wir hier gemütlich herumsitzen, sterben Frankreichs Soldaten wie die Fliegen, nachdem es Frankreich war, dass seit Monaten alleinig auf dem Kontinent den Faschisten die Stirn geboten hat.“ Die Anwesenden schnappten deutlich hörbar nach Luft, setzten zu empörten Entgegnungen an. Plantard schlug vehement mit der Faust auf die Tischplatte. „Dort draußen verrecken Frankreichs Söhne, die seit langen Tagen auch für ihre Freiheit kämpfen! Hätten wir nicht den Kampf zum Feinde getragen, hätte Hitler längst aus dem Buckingham Palace eine Hundehütte gemacht und Amsterdam in Hitlerhausen umbenannt! Und was tun sie, meine Herrschaften? Sie tun es ihren Soldaten gleich, sitzen herum, schreiben lustige Protestnoten, sind unkonstruktiv, spielen Papiertiger, lassen andere für sich leiden und sterben! Aber nein – bevor sie etwas sagen…“, er schritt zur Türe, riss sie auf – unter dem Gezeter mehrerer Polizisten, die es zu verhindern versuchten, betrat eine Reihe von Frauen verschiedener Altersklassen den Raum. Fast zwei Dutzend waren es und alle trugen sie Schwarz. Plantard drehte sich auf dem Punkt um, in seiner Stimme lag Verachtung, während Chamberlain aufsprang und die Staatschefs beunruhigt wirkten.
„Das, meine Herren, sind Frauen Frankreichs. Witwen, die ihre Männer verloren haben, Mütter, denen der Krieg die Söhne geraubt hat. Was soll ich reden? Reden doch sie einmal – erklären sie diesen Frauen, warum ihre Männer, Söhne, Väter gestorben sind, während Britanniens Söhne, Belgiens Männer, Hollands Truppen feige herumgesessen und nicht einen Handschlag getan haben! Antworten sie! Was schweigen sie noch! Erklären sie sich, sie, die sie Bündnisfeige vom Blute der großen Nation leben!“

Plantard schmunzelte, als er erneut auf die Papiere in seinen Händen blickte. Das Flugzeug zog ruhig seine Bahn, in zwei Stunden würde er bei Paris landen. Die Drohung, eine Woge öffentlichen Unmutes loszutreten und bei weiterer Ignoranz angesichts der deutschen Kriegserfolge über einen Separatfrieden mit Berlin verhandeln zu wollen, hatte den Schockeffekt der Kriegswitwen verstärkt – er hielt nun eine Generalvollmacht in den Händen, die den Oberbefehl über sämtliche alliierten Truppen darstellte.
Mit Hilfe der belgischen, niederländischen und britischen Divisionen würde es sicherlich möglich sein, die deutsche Dampfwalze zum Stehen zu bringen. Wenn dies nicht half, half ohnehin nichts mehr. Aber zumindest hörten nun auch die Bombenangriffe auf den Ruhrkessel auf… Plantard schnaufte, zündete sich eine Zigarette an – zum Dank für erwiesene Dämlichkeit hatte er noch heute dafür gesorgt, dass das britische Bomber Command samt Chefidiot Harris bis Kriegsende Urlaub bekommen würde…

Peraldo
04.06.04, 18:43
Feldhauptquartier der alliierten Streitkräfte bei Mülheim, Ende April 1940

Alea iacta est! Plantard konnte es nur mit Julius Cäsar sagen. Über die Karten gebeugt mit den Generälen zu seinen Seiten blickte er über die Gesamtlage und nickte ernst, aber zufrieden.
Siebzig Prozent Verluste, acht Infantreriedivisionen, zwei Kavalleriedivisionen, eine Jagdstaffel und eine Panzerdivision als Totalausfälle – aber die deutsche Offensive war zum Stehen gekommen. Zum erstenmal seit Wochen sah es aus, als könne sich das Blatt wieder wenden. Und weshalb? Weil endlich eine einheitliche Kontrolle gegeben war. Die frischen Divisionen hatten sich als Segen erwiesen. Als die Deutschen auf Brüssel marschierten, waren die Belgier nach Süden und Westen abgezogen – mehrere Panzerdivisionen waren in ein Loch marschiert und vier niederländische Divisionen hatten Antwerpen zurückgeholt und damit die Hintertüre geschlossen. Der Rest der Niederländer war zusammen mit einer französischen Infanteriedivision auf Wilhelmshafen gerückt, hatte im Anschluß kampflos Hamburg genommen, während die deutschen Truppen mit den Franzosen zu kämpfen hatten, die an allen Fronten mit den paar Truppen, die noch verfügbar waren zum Gegenstoß angesetzt hatten. Unterdessen waren vom Ruhrgebiet einige Divisionen nach Westen gerückt und hatten zusammen mit den Belgiern, die von allen Seiten heranzogen, die deutschen Divisionen im Kessel bei Brüssel in einer zähen Schlacht in Stücke geschossen. Dummerweise schienen die Deutschen sich darauf verlassen zu haben, dass innerhalb der alliierten Reihen Uneinigkeit herrschte und das Durchstoßen der französischen Linien sofort ein heilloses Chaos auslösen würde. Dem war aber nun nicht so – und Plantard hatte, sobald er sich über die linke Flanke keine Sorgen mehr machen brauchte, die Gelegenheit beim Schopfe gefasst und die dünne Linie gen rückwärtigen Raum, welche die Wehrmacht nur mit einer Handvoll Infantriedivisionen besetzt hatte, durch alle verfügbaren französischen Divisionen aus dem Ruhrgebiet und dem Österreichischen Territorium heraus attackieren lassen. Die Wehrmacht hatte sich auf einen schnellen Vorstoß konzentriert, nun war sie kurz vor Strasbourg auf die reorganisierten Reste der versprengten Armeen getroffen, deren Widerstandskraft stark genug war, dem Gegner erst einmal Paroli zu bieten. Der Ruhrkessel hatte gehalten, die Wehrmacht zog sich mit blutenden Nasen von dort zurück - nun zogen die angeschlagenen Panzerdivisionen de Gaulles Richtung Frankfurt und trennten das deutsche Hauptheer durch die Einnahme Frankfurts Mitte April vom Nachschub, während General Robert bereits auf Hannover marschierte.
Nun neigte sich der April dem Ende zu und das Blatt hatte sich gewendet. „Schneeleopard“ hatte sich zum Fiasko für die Wehrmacht entwickelt, in München und Strasbourg waren 22 Divisionen, die meisten davon gepanzert, den Franzosen nach hartem Ringen unterlegen und in Gefangenschaft gegangen.
An jenem Tag hatten im fernen Paris die Glocken für Stunden geläutet, ganz Frankreich schien im selben Moment der Erleichterung aufzuatmen - und in spontaner Begeisterung eilten Zehntausende zu den Waffen.
Paulus´ Niederlage bei München hatte das Ende des deutschen Vorstoßes eingeläutet, die Reste der geschlagenen Armeen entlang der wieder ruhig von Belgien nach Tschechien verlaufenden Frontlinie hatten sich gen Osten verzogen, ins besetzte Polen hinein. Während man hier stand und die Lage studierte, rückte Robert durch Magdeburg auf Berlin zu, die Niederländer marschierten widerstandslos auf Lübeck zu, nachdem sie schon Hamburg und Kiel eingenommen hatten. Die aufgefrischten Divisionen hatten nach einer längeren Regenerationsphase Stück für Stück entlang der Hauptfront und der Grenzen nach Tschechien Aufstellung genommen…
Plantard hörte den Ausführungen seiner Stabschefs nur mit halber Aufmerksamkeit zu, nickte gelegentlich. Die Belgier übernahmen einstweilen die Bewachung der Hauptfrontlinie, hinter welcher anscheinend nur noch aufgegebenes, deutsches Land lag und kein Feind in Sicht schien. Würden die Deutschen wiederkommen? Man würde sehen. Einstweilen galt es nun, das tschechische Ärgernis aus der Welt zu schaffen – während Mussolini sich von seinen Afrikasticheleien abgesehen anscheinend nicht um die unbewachte Nordgrenze kümmerte, setzten die Tschechen der französischen Armee immer wieder arg zu. Damit musste nun Schluß gemacht werden! Die freigewordenen Armeen zogen gen Westen… bald würde Prag für sein Bündnis mit Hitler büßen müssen.

Peraldo
04.06.04, 18:58
Paris, Boulevard de Charonne; Frankreich.

Sollte man Lachen vor Freude? Oder Weinen vor Mitleid? Pierre zündete sich eine Zigarette an und wusste nicht, was er Empfinden sollte. Er war einfach nur fassungslos – und das aus beiden Gründen zugleich. Während am Horn von Afrika nunmehr nur noch das immer wieder zurückerlangte Mogadishu den letzten Seezugang für die von der Einschließung bedrohte, von allen Seiten bedrängte italienische Abessinienarmee darstellte, hatte sich Anfang Mai der Kreis um die Nordafrikaarmeen Mussolinis geschlossen – kein Seezugang, keine Versorgung:
die noch immer gut fünfzehn Divisionen umfassenden italienischen Verbände waren, von kampferfahrenen französischen Truppen eingekeilt, in der Sahara gefangen gewesen. Von jenem Zeitpunkt an gab es nur noch ein einziges, heftiges Gefecht um Tripolis, danach war den Italienern erst die Munition, dann der Mut, dann die Nahrung, dann das Wasser ausgegangen. In der Hoffnung auf Entsatz aus der Heimat waren zehntausende Italiener in den kargen Hügeln und sandigen Dünen einen schrecklichen Hungertod gestorben. Wer konnte, hatte sich zuletzt noch in Gefangenschaft begeben. Mussolini hatte dieses Desaster dann auch noch als „heldenhaften Abgang der Helden von Tobruk“ feiern lassen und sich ansonsten nicht weiter um die Angelegenheit gekümmert. In Italien rumorte es, der Duce wackelte auf seinem hohen Sockel und Berlin würde ihn nicht mehr decken können.
Plantard nahm mit grimmigem Grinsen zur Kenntnis, das seit dem 6.Mai, dem Tag des Beginns der „Operation Dauphin“, die Tschechen nach heftigem Widerstand der ersten Stunden in einer Wellenbewegung gen Osten zurückwichen. Marschall Gamelin verfolgte die vom Massenansturm der frischen, französischen Brigaden zerschlagenen Reste der tschechischen Armee immer weiter gen Osten, wohl wissend, das spätestens in Munkacz Schluss mit der Wegrennerei sein würde. In Prag standen bereits die französischen Bomber bereit, einen neuen Kessel auszuräuchern.
Er schloß die Zeitung, blickte grimmig auf die Schlagzeile vom 25.Mai, dem gestrigen Tage…

Berlin gefallen! Reichskanzlei gesprengt!

…das Foto zeigte französische Panzer, die durch das Brandenburger Tor rollten.

Preussenhusar
04.06.04, 19:01
WOW !
Ich bin geplättet !

Haben die Baguettes doch tatasächlich die Boches bezwungen - jedenfalls sieht es so aus !

Jetzt nach Rom !

PH

PanWolodyjowski
04.06.04, 22:00
Und was nun? NAchdem ihr die Faschisten geplättet habt?
Lässt ihr eine neue dem. Tschechei und Slowakei und Polen entstehen, nimmt ihr Italien als Marionette oder lässt es später auch neu entstehen? Deutschland in Besatzungszonen...?

Oder geht es vielleicht später noch in China, Japan und so weiter weiter, macht Frieden in der Welt! JUHU! :prost:
*er schaute gen Moskau ^^*

(Wäre schön wenn ihr immer neue Regierungen entstehen lassen könntet ^^ ;) )

Peraldo
08.06.04, 14:47
Paris, Boulevard de Charonne; Frankreich. Anfang Juni 1940

„Nun?“ „Nichts, Monsieur Plantard. Sie antworten einfach nicht. Goebbels hat von Königsberg aus die Parole ausgegeben, man werde bis zur letzten Patrone kämpfen.“
Pierre Plantard nickte. Sein Blick ruhte noch immer auf dem Cimetière du Père Lachaise. Wie metaphorisch. „Ist bestätigt, dass der Insasse der Maschine, die über Danzig abgeschossen wurde, die von Hermann Göring war?“ Sein Adjutant zuckte mit den Schultern. „Ich würde sagen, für die Presse reichen die Anhaltspunkte. Ansonsten war von der Leiche des korpulenten Mannes nicht genügend übrig, um sie zweifelsfrei identifizieren zu können. Im Übrigen wurde seither kein deutscher Bomber mehr gesichtet – es scheinen die letzten Reste der Luftwaffe gewesen zu sein, die im Feuer der Morane-Saulnier-Jäger ihr Ende fanden.
Plantard nickte. „Und der Rest der Nazigrößen?“
„Von Hitler wird gesagt, er habe sich an den Rand zur russischen Grenze zurückgezogen. Himmler hat sich nach Südamerika abgesetzt, heißt es – und so setzt sich die Liste fort. Bislang haben wir nur eine Leiche, die Göring gewesen sein könnte.“
„Wie unschön. Das Volk will Resultate sehen. Sollte es uns nicht gelingen, zumindest den einen oder anderen großen Kopf der Faschisten zu fassen, wäre es unschön für uns – der Sieg wäre nicht so glorreich, wie er sein könnte. Nichtsdestoweniger – irgendeine Äußerung aus Rom?“ „Nein, der Duce schweigt. Seine Truppen bewegen sich nicht. Man hört, dass Mussolini sich an einen nicht benannten Ort verschanzt hält und die Öffentlichkeit meidet, aus Angst vor eventuellen Anschlägen.“
Plantard wandte sich der Europakarte zu. Deutschland hielt nur noch seine elf Ostprovinzen – darunter auch die von Polen gestohlenen Ländereien. Irgendwo im Raum Königsberg standen noch zwei Infanteriedivisionen und zwei Panzerdivisionen, der Rest von Hitlers Armee. Wenn sie nicht aufgeben wollten – man würde sie förmlich überrollen. Den Tschechen erging es nicht besser, die fünfzehn Divisionen, die ihnen verblieben waren, hingen bei Munkacz fest und wurden fast ständig bombardiert. In nicht einmal zwei Wochen würde für beide der Krieg gelaufen sein. Sein Blick wanderte zum Schreibtisch. Nur wenige Stunden nach dem Totalzusammenbruch Hitlerdeutschlands und der Tschechei würde Frankreich beide Nationen unter Genehmigung seiner Alliierten und der schweigenden Zustimmung der USA und der Sowjetunion unter französische Verwaltung stellen. Bevor die Verbrechen der Kriegshetzer nicht gesühnt, die territorialen Problematiken beantwortet und die Reparationsfrage gelöst wäre, würde es keinen deutschen, tschechischen, polnischen oder österreichischen Staat geben. Der Blick auf die Karte ließ ihn ein wenig schwindeln. England folgte Frankreichs Vorgaben, die Beneluxstaaten waren fast wie Sand in den Händen Paris´ und Deutschland, Österreich und Tschechien waren quasi erobertes Land. Nun noch Italien dazu… Bonaparte hätte seine Freude daran gehabt. Er wandte sich seinem Adjutanten zu.
„Schicken sie die Nachricht an die Front, es sei an der Zeit, alle feindlichen Stellungen auszuheben. Jeglicher Widerstand soll mit aller Härte und Schnelligkeit zerschlagen werden, unter der Ägide, dass möglichst viele Gefangene gemacht und die Zivilbevölkerung geschont werden soll. Danach schicken lassen sie den Armeestab einberufen, es gilt das Vorgehen gegen Italien zu planen.“

Preussenhusar
08.06.04, 14:52
Werter Peraldo,

schickt mir doch einen Screen dieser herrlichen Lage, ich stelle ihn dann online.

PH

Peraldo
08.06.04, 15:05
Mmh... ich hoffe mal, ich habe die Spielstände noch. Hatte bei meinem Chinaspiel viele alte Spielstände überspeichert. Muß ich heute Abend mal auf dem heimischen Rechner nachsehen. Wäre schon schön... ich seh mal nach, danke für das Angebot!

PanWolodyjowski
08.06.04, 17:24
Ich hoffe das war noch nicht alles von Frankreich! Vergesst nicht, macht es Bonaparte gleich und reitet nach Moskau :D
Aber diesmal siegreich... ;)

:prost:

Peraldo
09.06.04, 13:12
Grenoble, Hauptquartier der 2.Armee, 7. Juli 1940

Feldmarschall Tassigny salutierte, dann schritten sie zusammen die Front der Gebirgsjägerdivision 14 ab. Das Warten hatte ein Ende.
Wenig später und etliche Ordensverleihungen später fand man sich bei Cognac und Zigarre im Lageraum wieder. „Nun, Monsieur Feldmarschall, wie sie sich sicher schon gedacht haben, ist die Wartezeit beendet, die Ferien sind vorbei.“ „Feuer, Monsieur le Commandeur?“
„Ja, danke, de Tassigny.“ *paff, paff* „Ausgezeichnete Zigarren, Monsieur Feldmarschall.“
„Das will ich meinen – sie waren teuer genug, Monsieur Plantard. Was also haben sie mir mitgebracht?“, meinte der alternde Offizier mit gutmütiger Stimme, während er jovial auf Plantards Aktentasche deutete. Pierre schmunzelte, öffnete die Tasche und zog einige Papiere heraus. „Operation Chlodwig. Die Zerschlagung der italienischen Armee als letzter Baustein zur Niederwerfung der noch verbliebenen Achsenmacht – und der Anfang vom Ende des Krieges in Europa. Deutschlands letzte Widerstandsnester sind kaum mehr der Rede wert, die Tschechen haben bereits vor drei Wochen kapituliert. Wir hatten drei Wochen Zeit, unsere Kräfte zu reorganisieren, aufzufrischen und alle verfügbaren Divisionen für die kommenden Operationen zu formieren. Mussolini hat sich mit seinem europäischen Engagement komplett zurückgehalten – es wird sich zeigen, ob dies ein Fehler war oder nicht, jedenfalls wird Frankreich nicht eher ruhen, bis die Aggressoren Europas beseitigt sind. Kommen wir zur Lage…“ Er wies auf die Karte, der Feldmarschall blickte auf selbige.
„Für die Offensive planen wir den Vormarsch in Form von zwei Armeegruppen. Gruppe eins besteht aus General Weygands Armee, bestehend aus fünf Infanteriedivisionen, einer Gebirgsjägerdivision und einer Panzerdivision, derzeit alle stationiert nahe Toulon. Dazu kommt ihre Armee, bestehend aus zwei Infanterie- und fünf Gebirgsjägerdivisionen, die sich von Grenoble aus Kampfbereit machen. Unterstützt werden sie und Weygand von der ersten taktischen Bomberflotille, die mit zwei taktischen Bombergeschwadern und drei Jagdgeschwadern bereitsteht, den Italienern vorbereitend die Stellungen zu zerbomben.
Ihnen gegenüber stehen in Torino achtzehn italienische Divisionen, in Genua sind es 5 Divisionen – größtenteils gut eingegrabene Infanterie, nur wenige Panzer.“
De Tassigny nickte, Plantard fuhr fort. "Gruppe zwei steht an Italiens Nordgrenze bereit. Drei mobile Divisionen unter Bethouard und neun Infantriedivisionen unter Altmeyer bilden bei Bregenz die dritte und vierte Armee, die fünfte Armee stellt Feldmarschall Carpentier mit sechs Infantriedivisionen in Innsbruck. Er wird von zwei Gebirgsjägerdivisionen unter General Bilotte unterstützt. Ebenfalls bei Innsbruck steht de Gaulle mit drei Panzer- und einer mechanisierten Infantriedivision. Die sechste Armee unter Verdillac nähert sich mit vier Infantriedivisionen Innsbruck, er wird als Reserve dem Hauptstoß hinterhermarschieren.
Unterstützt wird die zweite Gruppe von der zweiten taktischen Bomberflotte, die sich bei München mit zwei taktischen Bombergeschwadern und zwei Jagdgeschwadern bereithält.
Soviel zur Inventur - kommen wir zum Plan. Den Hauptstoß führt Armeegruppe zwei pünktlich am Morgen des zehnten Juli. Bethouard und Altmayer werden auf Bolzano marschieren, während die Innsbrucker Armeen auf Venezien marschieren. De Gaulles schnelle Panzerdivisionen werden via Venezien direkt das Umland von Parma ansteuern.
Gruppe eins hingegen wird erst einmal abwarten. Ziel der Offensive ist es, durch den Druck von Norden her die Italiener zu einer Reaktion zu zwingen. Entweder, Mussolini zieht seine Truppen aus dem Süden Italiens nach Norden, um einen Gegenstoß zu führen, oder aber er zieht Einheiten aus Torino und Genua ab. Die Alternative wäre zuzulassen, dass die Grenztruppen von Osten her eingekesselt würden – und ich vermute, so dumm wären nicht einmal die Italiener. Gruppe eins wird angreifen, sobald die italienische Gegenseite entweder ausgedünnt oder eingekesselt ist. Wir gehen davon aus, dass Operation Chlodwig im Vergleich zu den zurückliegenden Schlachten ein Spaziergang werden dürfte. Gemäß unserer Vorplanungen wird, sobald Bewegung in die italienischen Verbände kommt, die in Nordafrika nicht mehr benötigte Truppe über See nach Süditalien übersetzen. In wenigen Wochen sollte der Spuk beendet sein.“
Der Feldmarschall nickte, schwieg eine Weile. Dann zog er an der Zigarre, kippte einen Schluck Cognac nach und gestattete sich ein Lächeln. Mussolini war so gut wie erledigt.
Noch während sie den Abend genossen, um über zurückliegende Ereignisse zu plaudern, hatten die Soldaten in ihren Stellungen weniger Ruhe - alles machte sich bereit für die wahrscheinlich letzten Schlachten dieses Krieges.

Peraldo
09.06.04, 15:52
Ein Kino irgendwo in Paris - Wochenschau vom 12.Juli 1940

(in übermäßiger Lautstärke ertönt die Marseillese, vor dem Hintergrund des überdimensional aus Europa hervorgehobenen französischen Mutterlandes erscheint in großen Lettern das Wort Liberté!)

Das Ende für Mussolinis Schergen naht heran!

(man sieht de Gaulle, wie er von aus der Kommandeursluke eines Renault-Panzers dem Kameramann zuwinkt, die Kamera schwenkt noch rechtzeitig, um zu zeigen, wie die ersten Panzer der Kolonne in voller Fahrt die italienische Grenzschranke niederwalzt.
Das Bild wechselt – man sieht die Karte Italiens, in dessen Norden sich zwei Pfeillinien hineinfräsen)

Seit dem zehnten Juli hat der letzte Akt auf dem europäischen Kriegsschauplatz begonnen.
Fast ohne Widerstand…

(man sieht französiche Infanteristen, die in großem Kordon durch Venedig marschieren)

…befreien unsere tapferen Soldaten Italien vom Joch der faschistischen Diktatur.

(zwei Fremdenlegionäre helfen einem Carabinieri dabei, eine Mussolini-Büste in einem nicht näher bezeichneten Gebäude vom Sockel werfen)

Über alle Fronten dringen unsere Truppen in das Land ein…

(man sieht erst französische Soldaten mit Wüstenausrüstung, die in Tripolis an Bord eines Truppentransporters gehen, dann sieht man französische Kreuzer, die Küstenbefestigungen in Süditalien beschießen)

…und brechen den Widerstand der faschistischen Gegner.

(französische Soldaten schießen aus einem MG-Nest auf gegnerische Stellungen. Belgische Artillerie feuert Salven auf feindliche Stellungen ab. Dann wieder die Pfeile, die sich im Osten tiefer ins italienische Land senken)

Während Italiens Soldaten gen Osten eilen, sind ihnen unsere Männer schon zuvorgekommen.

(auf der Karte wehen nun über Bolzano, Parma, Bologna und Venezien französische Fahnen, während eine Einstellung später Panzer am Ortsschild von Mailand vorüberrasen)

Auch unsere Verbündeten sind nicht untätig geblieben.

(man sieht Bilder von der britischen Landung auf Sizilien)

Nun ist es an der Zeit, Mussolinis Herrschaft ein Ende zu bereiten!

PanWolodyjowski
09.06.04, 16:03
Der Film gefällt mir :D

Wurde sehr gut beschrieben, kann ich mir gut vorstellen :top:

Peraldo
09.06.04, 17:38
Elysee-Palast, Frankreich, Juli 1940

Frankreichs Präsident schmunzelte, nickte dann beipflichtend dem Botschafter der sozialistischen Republik Spanien zu. „Aber sicher, Monsieur Botschafter, ich kann durchaus verstehen, dass ihre Regierung gesteigerten Wert darauf legt, die Integrität Spaniens zu bewahren.“ Daladiers Blick wanderte zum „Konzeptpapier Europa“, welches auf seinem Tisch lag und alle Fragen schon im Anfangsstadium beantwortete. Der Blick wanderte zum Foto seiner Frau. *wenn es nicht alles zum Wohle der Familie wäre…*
Spaniens Botschafter neigte sich vor. „Senor Presidente stimmen also dem Gesuch Spaniens zu, die Balearen und Kanaren wieder der Verfügungsgewalt der spanischen Nation zuzusprechen?“ Daladier blickte erneut auf das Konzept, welches man ihm „freundlichst“ nahe gelegt hatte, grinste sein Gegenüber dann katzenhaft an. „Insofern Spanien Frankreichs Anspruch auf ein geschlossenes französisch-Nordafrika anerkennt?“ Botschafter Vazquez winkte abfällig ab. „Marokko ist nicht weiter von Belang – uns geht es darum, die Inseln zurückzuerlangen, die Franco dem spanischen Volk gestohlen hat und die noch von Frankreich verwaltet werden.“ Der Premier Frankreich nickte. „Dann sind wir uns einig – Spanien bekommt seine Inseln zurück und Frankreich behält die afrikanischen Besitzungen.“


Nahezu gleichzeitig, Cimetière du Père Lachaise, Paris, Frankreich

Plantard schritt den schmalen, ungleichmäßigen Weg entlang, die Hände auf den Rücken gelegt. Der Mann in seiner Begleitung – klein, mit wachem Blick in den leicht slawischen Gesichtszügen – wirkte ungeduldig. „Wie wird Frankreich zur Polenfrage stehen, Monsieur?“
Plantard seufzte, blieb vor dem Grab stehen, das keinen Namen trug. „Wissen sie – Frankreich hat nicht zuletzt um Polens Willen den Waffengang gewählt. Die vormalige Regierung Polens hat uns dieses Engagement jedoch wenig gedankt. Möglicherweise wäre all dies nicht so weit gekommen, hätte Polen sich rechtzeitig mit Frankreich verbündet.“
“Wir sind ein stolzes Volk…!“ Plantard winkte ab. „Wir ebenso. Darum geht es hier aber nicht. Frankreich braucht Garantien, schließlich sollen die Söhne meines Landes nicht umsonst gestorben sein.“ Raczkiewicz stemmte die Hände in die Hüften. „Das klingt, als hätten Polens Söhne nicht gekämpft und nicht gelitten!“
Pierre hob die Schultern, zündete sich eine Zigarette an und deutete mit dem Streichholz auf den polnischen Politiker. „Vergessen sie nicht, dass es unter einem Bündnis anders hätte kommen könne. Vergessen sie nicht, dass ohne Frankreich noch immer das Hakenkreuzbanner über Warschau wehen würde. Wir wären gewillt, Ihre Regierung zu unterstützen und Polen wieder in die Souveränität zu entlassen, doch dafür brauchen wir Garantien. Nennen wir es… angemessene Dankbarkeit. Wir verlangen, dass Polen sich gen Westen orientiert und sich in den neuen Wirtschaftsverbund integriert wird, der in den kommenden Jahren entstehen wird. Ferner halten wir es für ratsam, dass sich Polen für die Hilfe beim Wideraufbau der Armee erkenntlich zeigt, indem es dem alliierten Bündnis beitritt. Sie wissen ja – Stalin würde nur zu gerne seinen Einflussbereich gen Westen ausdehnen und welche Art von Regierung er favorisieren würde, können sie sich denken. Außerdem - Frankreich betrachtet Polen als Freund. Immerhin bieten wir ihnen die Wiederherstellung der polnischen Nation - etwas, was für Deutschland und die Tschechoslowakei auf absehbare Zeit nicht in Frage kommen wird.“
Der Pole nickte. Eine Weile standen sie schweigend an jenem unbenannten Grab.
„Vermutlich ist der Preis gering, gemessen an der Freiheit für das polnische Volk“, setzte Raczkiewicz zaghaft an. „Stalins Russland jedenfalls ist ein wenig verlockender Kandidat für eine zukünftige Zusammenarbeit. Stellt sich nur die Frage, ob wir Polen damit nicht noch einmal unser Land zum Schlachtfeld machen.“
Plantard winkte ab. „Glauben sie mir – mit Japan an der Ostgrenze und einem starken Militärblock im Westen wird Stalin wohl kaum seine Finger nach polnischem Territorium ausstrecken. Und falls doch – sie wissen, dass sie sich auf Frankreichs Hilfe verlassen können.“

Torinofront, 14. Juli 1940

Mit schneidend tiefem Brummen zogen zwei französischen Bomber über die Köpfe der in den Gräben harrenden Infanteristen hinweg, überquerten das Tal und ließen jenseits des selben auf den Hängen ihre Bomben fallen, drehten dann seitlich ab. Kleine Rauchpilze stiegen über den befestigten Stellungen der Bersaglieri auf, die dumpfen Explosionsgeräusche hallten zeitversetzt einige Sekunden danach herüber. General Weygand rückte den Stahlhelm zurecht und nahm den Feldstecher zur Hand. „Dort drüben rührt sich kaum noch etwas. Funker – was ist denn jetzt mit der Verbindung nach Grenoble? Ich brauche die Aufklärungsdaten!“ Der Funker mühte sich redlich um eine Verbindung. Weygand blickte zur anderen Seite der Front und schürzte die Lippen. Vier Tage unablässiges Bombardement sollte die Verteidiger eigentlich zu Genüge zermürbt haben. Er blickte auf die Uhr. Gestern um diese Zeit hatte de Gaulle gemeldet, er habe den Vatikan in Sichtweite. Vermutlich war alles, was noch Munition und Beine hatte, ohnehin gen Osten geworfen worden, um den französischen Vormarsch zu beenden. Viel konnte auf diesen Hängen nicht mehr an Gegenwehr zu erwarten sein. Er traf eine Entscheidung. „Colonel LaMere – ich denke, es ist an der Zeit. Geben sie an alle Divisionen den Angriffsbefehl, wir gehen rein...“

von Tresckow
11.06.04, 09:57
Ein Hammer-AAR! Weiter so...

PanWolodyjowski
11.06.04, 16:58
Ich kann euch weidermals nur loben! Hurra Hurra Hurra!

PS: Ein kleiner Tipp: Baut, bevor ihr die Länder in Unabhängigkeit entlasst bitte ihre IK und so aus ;)

PPS: Slowakei wäre doch auch interessant als unabhängiger Staat und später vielleicht auch die Tschechien, wer weiß...

Irgendwann wird es Europa Frankreich danken :top:

Monsieur, wir bitten um Karten, falls möglich, auch durch Freunde! :D :)