PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Heilige



Der Zarewitsch
13.02.04, 09:43
Ich beschäftige mich zur Zeit mit dem frühen Christentum.Dabei trifft man zwangsläufig auf zahlreiche Märtyrer,Missionare und Kirchenväter,deren Namen man zwar sicher schon gehört hat,aber deren Lebenslauf nur selten oder gar nicht bekannt sind.

Für diejenigen,die dieses Thema auch interessieren mag,hier ein Versuch das Leben und Wirken der "Heiligen" aufzuhellen.


Ich eröffne mit zwei Heiligen meiner Heimatstadt...

Der Zarewitsch
13.02.04, 09:46
Bischof von Augsburg
* um 890 in Augsburg
+ 4. Juli 973 daselbst


Ulrich, Sohn des alemannischen Gaugrafen Hupald von Dillingen, wurde für den geistlichen Stand bestimmt und studierte im Kloster St. Gallen. Er wurde Kämmerer seines Onkels, des Bischofs Adalbero von Augsburg und verwaltete gleichzeitig die großen Familiengüter, bis er 923 Nachfolger seines Onkels als Bischof wurde.

Ulrich verkehrte am Hof von Heinrich und Otto I., beriet Fürsten, hielt Synoden ab, sorgte 926 für die Befestigung Augsburgs mit steinernen Mauern. Die Legende erzählt, wie Afra dem Schlafenden im Traum erschien und ihm durchs Fenster Petrus zeigte, der mit vielen Bischöfen auf dem Lechfeld saß; Petrus teilte Ulrich mit, dass er beim Kaiser die ihm zustehende Weihe über Klöster und Stifte gegen Herzog Arnulf durchsetzen solle.

955 befehligte Ulrich als Reichsfürst hoch zu Ross dieVerteidigung von Augsburg gegen die andrängenden Ungarn; seinem inständigen Gebet, mit dem er die Kämpfenden stärkte, wird der Sieg auf dem Lechfeld zugeschrieben; zum Dank verlieh Otto I. ihm das Münzrecht für Augsburg. Ulrich baute dann die von den Ungarn zerstörten Klöster und Dörfer seines Gebiet wieder auf, sorgte sich um würdige und zur rechten Zeit eingehaltene kirchliche Feiern, für feierliche Liturgie, für Arme und Kranke. Auch das beim Ungarneinfall zerstörte Kanonikerstift gründete er neu und bestimmte es zu seiner Grabstätte.

Ulrich lebte selbst enthaltsam wie ein Mönch und war freigiebig gegenüber den Armen. Die Fischlegende berichtet: Als er an einem Donnerstagabend mit dem Bischof Konrad von Konstanz zu Tisch saß, vertieften sich beide die Nacht über ins Gespräch, bis am Morgen des Freitag ein Bote des Herzogs, dem Ulrich Unrecht vorgehalten hatte, einen Brief brachte. Ulrich reichte als Botenlohn den beim Nachtessen nicht verzehrten Rest des Bratens, ein Gänsebein. Der Bote brachte dies dem Herzog, um den Bischof nun seinerseits des Unrechts überführen zu können, dass er am Freitag Fleisch esse; als der Herzog das Gänsebein aus der Umhüllung nahm, hatte es sich in einen Fisch verwandelt.

Ein Jahr vor seinem Tod wollte Ulrich nach 49-jähriger Amtszeit demissionieren, die Synode von Ingelheim lehnte aber ab. Dem schwerkranken, auf einem Sessel ruhenden Ulrich erschienen nach der Legende zwei Engel mit Kelch und Patene, damit er die Messe halten könne; bei der Kelcherhebung wurde ihm die segnende Hand Gottes aus goldenen Strahlen sichtbar, seine beiden neben ihm knienden Diakone sahen sie nicht. Als er starb, wurde er mit dem Teppich, auf dem er auf der Erde zu schlafen pflegte, begraben.

Ulrich ist einer der beliebtesten deutschen Heiligen - das zeigt sich nicht zuletzt daran, dass seine Heiligsprechung nur zwanzig Jahre nach seinem Tod erfolgte. Das Wasser aus dem Ulrichsbrunnen, das aufgrund seiner Fürbitte entsprungen sei, soll gegen Augenkrankheiten geholfen haben. Der nach ihm "Ulrichsminne" benannte Wein war Getränk an seinem Festtag. Ulrichserde vom Grab des Bischofs half gegen Ratten und Mäuse. Über seinem Grab wurde im 11. Jahrhundert eine Benediktinerabteikirche, 1474 bis 1500 dann die Kirche St. Ulrich und Afra errichtet, in der heute sein 1762 neugeschaffenes Marmor-Grabmahl zu finden ist.

http://www.companie-sankt-ulrich.de/bibliothek/images/ulrich.gif

Der Zarewitsch
13.02.04, 09:48
Märtyrerin
* auf Zypern (?)
+ um 304 auf dem Lechfeld bei Augsburg


Historisch gesichert ist die Enthauptung einer Afra in Augsburg unter Diokletian um 304.

Legenden erzählen von Afra als der Tochter des Königs von Zypern. Dieser wurde erschlagen, seine Frau Hilaria floh mit Afra nach Rom und weihte ihre Tochter der Liebesgöttin Venus. Afra träumte, sie solle Königin von Augsburg werden und bewog die Mutter, mit ihr dorthin zu ziehen.

Mit drei Gespielinnen richtete sie in Augsburg ein Freudenhaus ein, Bischof Narcissus kehrte während seiner Flucht vor der Diokletianischen Verfolgung, Herberge suchend, unwissend in dieses Haus ein. Afra bereitete ihm ein Mahl und wurde von seinem Tischgebet so erschüttert, dass sie ihm zu Füßen fiel, sich bekehren und taufen ließ. Sie schloss das Bordell, worauf sie von mehreren enttäuschten Augsburgern als Christin angezeigt wurde. Die auch in Augsburg fortschreitende Christenverfolgung brachte sie ins Gefängnis und zur Verurteilung: an einen Baumstamm gebunden, wurde sie um 304 enthauptet - eine ältere Legende erzählt ihre Verbrennung auf dem Lechfeld. Ihre drei Gespielinnen und die Mutter waren auch bekehrt worden, überlebten aber das erste Martyrium und wurden dann zusammen dem Flammentod überantwortet.

Afras Mutter Hilaria soll eine Kapelle gebaut haben, die ab 565 als Wallfahrtsstätte bezeugt ist und an deren Stelle heute das 1012 gegründete Benediktinerstift St. Ulrich und Afra steht. 1064, im Jahr von Afras Heiligsprechung, wurde in Augsburg ein spätrömischer Sarkophag mit angekohlten Gebeinen entdeckt; dieser steht heute in der Bartholomäus-Kapelle von St. Ulrich und Afra in Augsburg.

Der Zarewitsch
13.02.04, 09:50
Märtyrer
* in Mailand (oder Narbonne ?)
+ 288 (?) in Rom

Sebastian war nach dem Zeugnis des Ambrosius Mailänder, möglicherweise aber auch in Narbonne geboren, so eine Legende im Umfeld eines Sebastiangrabes in Rom. Danach war er Hauptmann der Prätorianergarde am kaiserlichen Hof Diokletians, der dort aber ungeachtet des Verbotes seinen christlichen Glauben weiter bekannte und viele zum Christentum bekehrte. Seine Stellung erlaubte ihm, seinen christlichen Glaubensgenossen in den Gefängnissen Roms beizustehen, ihnen Mut zuzusprechen und immer weitere Römer zu bekehren

Der Legende nach ließ der römische Kaiser Diokletian, als er von Sebastians Glauben erfuhr, ihn an einen Baum binden und von numidischen Bogenschützen erschießen. Er wurde jedoch von den Pfeilen nicht getötet. Die Witwe des Märtyrers Castulus namens == Irene nahm sich seiner an und pflegte seine Wunden. Als er sich wieder erholt hatte, trat er dem erstaunten Kaiser öffentlich entgegen, um ihm die grausame Sinnlosigkeit seiner Verfolgungen vorzuhalten. Diokletian ließ ihn daraufhin im Circus von Rom zu Tode peitschen und die Leiche in die "cloaca maxima", die große Kloake, werfen. Sebastian erschien dann der Christin Lucina im Traum und wies ihr den Ort; sie holte den Leichnam heraus und bestattete ihn an der Apostelkirche an der Via Appia, unter der heutigen Kirche San Sebastiano ad Catacumbas; diese gehörte zu den sieben frühchristlichen Pilgerkirchen Roms.

Sebastians Reliquien sollen in Hagenau im Elsass sein. Die Verehrung in Rom ist schon im 4. Jahrhundert nachgewiesen. Eine Pestepidemie in Rom im Jahr 680 sei erloschen, nachdem man seine Reliquien durch die Straßen trug; "Sebastinanspfeile" trug man früher als Schutz gegen die Pest. Das erste Martyrium des heiligen Sebastian wurde zum beliebten Thema in der Kunst der Renaissance, der unbekleidet am Baum stehende Märtyrer beliebtes Thema der Aktmalerei. Seit dem Mittelalter ist das Trinken des ersten neuen Weines an diesem Tag üblich, dieser Wein wird als "Sebastians-Pfeil" bezeichnet.

http://home.arcor.de/oscar.wilde/pictures/sebastian.260x354.jpg

Der Zarewitsch
13.02.04, 09:53
Metropolit von Myra, Wundertäter
* um 280/286 in Patara in Lykien, heute ein Ruinenfeld bei Kalkan (?)
+ 6. Dezember zwischen 345 und 351 in Myra, dem heutigen Kocademre bei Kale


Nikolaus trat in das seiner Heimatstadt nahgelegenen Kloster von Sion ein und wurde um 300 zum Metropoliten von Myra geweiht. Während der bald darauf einsetzenden Christenverfolgung wurde er um 310 gefangen genommen und gefoltert. 325 nahm er am 1. Konzil von Nicäa teil.

Verbreitete Legenden über Nikolaus erzählen: In einer verarmten Familie konnte er durch gezielte Geldgeschenke, die er heimlich durchs Fenster und durch den Kamin in die darin aufgehängten Socken warf, verhindern, dass der Vater seine drei Töchter zur Prostitution bewegen musste. Drei zu Unrecht zum Tod Verurteilte konnte er retten, indem er im Traum dem Kaiser erschien und um ihre Befreiung bat; in anderer Version rettete sie Nikolaus, indem er das Schwert des Henkers abwehrend ergriff. Um ein in Seenot geratenes Schiff mit drei Pilgern, die von Ephesus ausfuhren und das für eine christliche Kapelle bestimmte heilige Öl in den Diana-Tempel zurückzubringen sollten, zu retten, begab er sich an Bord, stillte den Sturm und brachte das Schiff sicher in den Hafen. Drei Jungen fielen auf der Suche nach Arbeit dem Metzger in die Hände, der sie in ein Pökelfass steckte und zu Wurst verarbeiten wollte; sie waren schon zerteilt, als der Bischof davon erfuhr und sie wieder zum Leben erweckte. Vom 15. Jahrhundert an verbreitete sich die Legende von den Getreidehändlern: Nikolaus erbat bei einer Hungersnot in Myra von jedem der für den Kaiser in Rom bestimmten Schiffe nur 100 Scheffel und versicherte, dass durch sein Gebet nichts bei der Ablieferung fehlen werde, was sich bewahrheitete; Nikolaus aber konnte seine Gemeinde auf Jahre hinaus ernähren und sogar Saatgut austeilen.


Der Kult um Nikolaus entwickelte sich etwa 200 Jahre später in Griechenland und kam dann zunächst in die slawischen Länder. Er wurde einer der beliebtesten Volksheiligen mit vielen legendären Erzählungen, die vor allem seine menschenfreundliche und hilfsbereite Art bezeugen. Über die byzantinische Tradition wurde Nikolaus einer der am meisten verehrten Heiligen Russlands, er folgt im Osten in der Verehrung unmittelbar nach Maria. Nikolaus' zerbrochener leerer Sarkophag wird noch heute in der wiederhergestellten Unterkirche von Demre von Wallfahrern der Ostkirche verehrt. Im 6. Jahrhundert wurde Nikolaus in der griechischen Kirche verehrt, in Rom zog der Kult im 8. Jahrhundert ein, er verbreitete sich dann zunehmend auch in Mittel- und Südeuropa. Um 980 entstand in Deutschland die ersten Nikolauskirche in Brauweiler. Die 1087 von Piraten entwendeten Gebeine brachte man Ende des 11. Jahrhunderts nach Bari und errichtete auf den Trümmern des byzantinischen Gouverneurspalastes die monumentale Basilika S. Nicola, die Papst Urban II. 1098 weihte. Als Translationstag gilt der 8. Mai, der in Bari mit einem großen Unzug begangen wird. Zwischen dem 11. bis zum 16. Jahrhundert wurden diesseits der Alpen über 2.200 Kirchen nach dem Heiligen Nikolaus benannt.

Nikolaus' Kult in Deutschland wurde im 10. Jahrhundert besonders durch Kaiserin Thephanu, die griechische Ehefrau des Kaisers Otto II., gefördert. Schon damals entstand der Brauch, dass Nikolaus die Kinder beschenkt. Grundlage hierfür war der Brauch des "Bischofsspieles" in Klosterschulen, wo ein Schüler für einen Tag - zuerst am Tag der "Unschuldigen Kindlein", dann am Nikolaustag - als "Bischof" fungieren durfte.

Nikolaus gilt als Helfer in fast allen Schwierigkeiten. Die Volksfrömmigkeit hat seinen Gedenktag mit reichem Brauchtum liebevoll bedacht, seit 1555 ist Nikolaus als Gabenbringer für Kinder belegt. Ansatzpunkte für Brauchtum und seine zahlreichen Patronate finden sich in den Legenden. Am Vorabend des Nikolaustages beschenkt er - oft zusammen mit seinem Helfer, Knecht Ruprecht, die Kinder. Am Nikolausabend stellen Kinder ihre Stiefel oder Strümpfe vor die Tür, diese werden über Nacht von Nikolaus mit Süßigkeiten gefüllt. Der Weihnachtsmann mit weißem Bart und rotem Gewand, der den Kindern am Heiligen Abend die Geschenke überreicht, geht auf den niederländischen "Sinterklaas" zurück; für die weltweite Verbreitung dieses Bildes von Nikolaus sorgte um die Jahrhundertwende die Firma "Coca Cola", die ihn für Werbung in ihren Firmenfarben benützte. In Bari wurde neben Kirchen und einem Platz auch das moderne Fussballstadion nach ihm benannt. Auch in liberalen islamischen Familien beschenkt "Noel Baba" die Kleinen.

http://www.sarahsarchangels.com/justwestofrome/st%20nicholas.jpg

Der Zarewitsch
13.02.04, 10:16
Bischof, Glaubensbote in Irland
* um 389 in England
+ um 461 in Irland

Historisch verlässliche Berichte über die Herkunft Patricks gibt es nicht. Die Problematik seiner Lebensbeschreibung wird verschärft durch die Verschmelzung der Patricks-Vita mit Berichten über Palladius, einen gallischen Missionar des 5. Jahrhunderts.

Patrick stammte der Überlieferung nach aus einer wohlhabenden Familie im römischen Britannien, nach anderer Überlieferung in Schottland. Sein Vater Calpornius war Beamter der römischen Besatzungsmacht und außerdem zum Diakon geweiht; sein Großvater war Priester. Während eines Sommerurlaubs wurde der Sechzehnjährige von Piraten entführt und als Sklave nach Irland gebracht. Dort musste er am BergSlemish die Schafe des Stammesfürsten Micho hüten. In diesem Schicksal sah Patrick die Aufforderung, sich zu besinnen, zu bekehren und sich Gott zuzuwenden. Nach sechs Jahren hörte er im Traum die Zusage, er werde auf einem Schiff bald den Weg nach Hause finden. Daraufhin floh er aus den Bergen und gelangte mit einem Schiff nach Hause.

Wieder in seiner Heimat angelangt, wollte er Priester werden und ging an die Nordküste Galliens, wo er sich zunächst als Mönch in den Klöstern von Noirmoutier aufhielt. Wieder hatte er einen Traum, der sein Leben prägte: ein Ire gab ihm einen Brief mit der Bitte, in die Heimat zurückzukehren. Diese Anfrage interpretierte er als Missionsauftrag, zur Vorbereitung studierte er Theologie in Lérins und Auxerre und kehrte dann in die Heimat zurück. Obwohl er ob seiner mangelhaften Bildung der stilistischen Unsicherheit seiner Schriften gerügt wurde, wurde er zum Nachfolger des ersten irischen Missionars == Palladius ernannt; Germanus von Auxerre soll ihn zum Bischof geweiht haben, doch wird auch eine Romfahrt mit Weihe und Auftrag durch Papst Cölestin I. berichtet. Verbürgt ist sein Eintreffen im Jahr 432 in Irland zusammen mit 24 Gefährten, wo er jahrzehntelang erfolgreich als Missionar im Norden der Insel wirkte.

Bei seiner Ankunft sollen alle Schlangen und giftigen Tiere die Insel verlassen haben. Patrick habe die letzte Schlange Irlands in eine Kiste gelockt und ihr versprochen, sie morgen wieder herauszulassen; auf die Frage der Schlange, wann denn "morgen ist", antwortete er stets "morgen". Schließlich warf er die Kiste ins Meer. Erzählt wird, wie er einen Hammeldieb entlarvte, indem er die verzehrte Beute beschwörte, sich aus dem Magen des Räubers zu melden. Auf Bitten Patricks habe Gott in Irland ein irdisches Fegefeuer eingerichtet, das Bußwilligen erlaubt, sich von ihren Sünden zu reinigen.

Patrick hatte sich vor allem mit widerspenstigen Druiden auseinanderzusetzen. Die Überlieferung erzählt, dass sie ihm nach dem Leben trachteten und als Begrüßungstrunk einen vergifteten Becher Wein vorsetzten. Um die starrsinnigen Ungläubigen zu bekehren, habe Patrick durch sein Gebet erreicht, dass sich warnend der Eingang zur Hölle öffnete: viele gingen auf seinen Rat bußfertig hinein, erlebten die Schrecken, kamen wieder und ließen sich bekehren; andere kamen nicht wieder heraus.

Allen Widerständen zum Trotz bekehrte Patrick tausende Menschen, wie es in der Legende heißt. Er ließ 365 Kirchen bauen, darunter um 444 die Bischofskirche in Armagh, am Sitz des Königshauses - bis heute Sitz der katholischen und anglikanischen Erzbischöfe für Irland. Da Patrick während seiner Gefangenschaft die irische Sprache gelernt hatte, konnte er in Liturgie und Lehre auf die Landessprache zurückgreifen; dies war mit ein Grund dafür, dass der christliche Glaube von den Iren als etwas "eigenes" angenommen wurde und bis in unsere Tage besonders feste Wurzeln geschlagen hat. Angeblich veranschaulichte er seiner Gemeinde die Trinität anhand eines dreiblättrigen Kleeblattes, das zum irischen Nationalsymbol wurde.

Am Osterfest 433 zündete Patrick auf einem weit ins Land sichtbaren Hügel beim heutigen Slane ein Feuer an und markierte so dort, wo einst die Könige herrschten, den Sieg des Lichtes Christi über die Finsternis. 449 soll er sich für vierzig Tage - wie einst Mose am Sinai - zum vorösterlichen Fasten auf den heute Croagh Patrick genannten Berg in der Grafschaft Mayo zurückgezogen haben. Jede Nacht sei ein Engel gekommen, um ihn nach seinen Wünschen zu fragen; Patrick habe erbeten, im Jüngsten Gericht selbst über die Iren urteilen zu dürfen; als dieser Wunsch abgelehnt wurde, habe er gedroht, den Berg nie mehr zu verlassen, worauf der Engel ihm eingeräumt habe, "seit den Aposteln hat es keinen Mann gegeben, der mehr zu bewundern ist", weshalb der Wunsch erfüllt wurde. Nun ist der Berg zur wichtigsten Pilgerstätte in Irland geworden. Scharen von Pilgern ziehen auf den Berg, viele gehen mit bloßen Füßen oder rutschen auf den Knien, um Buße zu tun. Noch heute ist der Stein zu besichtigen, auf dem Patrick so lange im Gebet gekniet haben soll, dass seine Knie einen Abdruck hinterließen.

Nach Patricks Tod begehrte ein Edelmann, um vor seinem Hinscheiden zu sühnen, den inzwischen in einem Kloster verwahrten Schlüssel zur Hölle. Christus ständig anrufend, gelangte er durch zahlreiche Qualen, wie sie den Schilderungen beim Jüngsten Gericht entsprechen, über eine Brücke ins Paradies, musste dann wieder den Weg zurück nehmen, erreichte die Erdenwelt, indem er an allen Stationen der Qualen unbehelligt vorbeigehen konnte, und durfte nach dreißig Tagen "entsühnt und selig sterben".

Patrick hat zwei Schriften hinterlassen, die Einblick geben in das Leben eines Missionars unter "Heiden am Rand der Welt".

Patrick wurde im Mittelalter in vielen Gegenden Europas verehrt. Das Fegefeuer des Patrick auf der Insel des Sees Lough Derg in der Grafschaft Donegal wurde zum vielbesuchten Wallfahrtsort. Patricks Festtag wird als irischer Nationalfeiertag begangen, Dublin feiert Sankt Patrick mit einer großen Parade und vier feierlichen Tagen. Dabei werden Kunst-Schlangen, die ihre roten Zungen bedrohlich aus Papier- und Plastikleibern recken, durch die Stadt getragen. Am Revers der Leute steckt der "Shamrock", das dreblättrige Kleeblatt.

http://www.chicagopriest.org/education/shrunk%20-%20St.%20Patrick%20Statue.jpg

Joseph I
13.02.04, 23:02
István, Sohn des Arpaden-Fürsten Géza, wurde von einer Missionsschwester christlich erzogen, um 974 getauft, 995 mit Gisela, der Schwester des späteren Kaisers Heinrich II., verheiratet und 997 Fürst von Ungarn. Er vollzog - zum Teil gewaltsam - die Christianisierung seines Landes, stiftete Kirchen und Klöster, schlug Aufstände heidnischer Stammesfürsten nieder. Am Weihnachtsfest 1000 ließ er sich mit einer angeblich vom Papst übersandten Krone, der "Stephanskrone", zum "Apostolischen König" krönen. Nachdem er seine Herrschaft gegen Stammesfürsten durchgesetzt hatte, versuchte er das Reich zu konsolidieren; er gab seinem Reich eine christliche Verfassung, gründete zwei Erzbistümer und acht Bistümer und gab dem Land eine zentrale Ordnung. Nach karolingischem und römisch-deutschem Vorbild schuf er ein Staatskirchenwesen, eine Grafschaftsverfassung und eine zentralistische Herrschaftsstruktur und schloss so mit dem bislang rückständigen und heidnischen Staat Ungarn zum westlichen Abendland auf.

István rief Ordensleute aus Deutschland, vorwiegend aus Bayern, und für den südlichen Teil seines Reiches aus Griechenland; er öffnete die Nation nach Westen und festigte gleichzeitig das heimische Brauchtum. Nach außen versuchte er die Unabhängigkeit seines Reiches sowohl gegen den Einfluss des deutschen Reiches im Westen als auch gegen byzantinischen Einfluss vom Süden her zu verteidigen, was ein diplomatischer Balance- und Meisterakt war. Im Volk war István sehr beliebt als starker, gerechter und zugleich milder König. Nach seinem Tod wurde er in der von ihm erbauten Basilika von Stuhlweißenburg - dem heutigen Székesvehérvér - beigestetzt. Seine Gebeine wurden 1083 erhoben.

István ist Landesapostel und Schutzpatron Ungarns; seine bis heute unverweste rechte Hand gilt in Ungarn als nationale Reliquie, die Stephanskrone als Heiligtum. Sein Festtag ist in Ungarn der Begräbnistag, der 20. August - bis 1948 Nationalfeiertag; seitdem wird er als "Verfassungstag" begangen.

Kanonisation: 1083 wurde Stephan von Papst Gregor VII. heilig gesprochen.
Attribute: König mit Weltkugel und Kreuz
Patron von Ungarn

http://www.oppisworld.de/ungarn/ungbild/buda23.jpg

Der Zarewitsch
14.02.04, 11:04
Bischof von Hippo Regius, Kirchenvater
* 13. November 354 in Thagaste in Numidien, dem heutigen Souk-Ahras in Algerien
+ 28. August 430 in Hippo Regius in Numidien, dem späteren Bône und heutigen Annaba in Algerien

Augustinus' Vater Patricius blieb bis kurz vor seinem Tod Anhänger des römischen Götterglaubens, seine Mutter Monika war Christin. Die Familie war nicht begütert, studieren konnte Augustinus, weil ein Gönner ihm die Ausbildung in den freien Künsten Grammatik, Dialektik, Rhetorik und Arithmetik, Geometrie, Astronomie, Musik ermöglichte. Als er 16 Jahre alt war, musste er aus Geldmangel sein Studium abbrechen; er kehrte nach Hause zurück und schloss sich einer Straßenbande an. Ein Jahr später konnte er in Karthago - dem heutigen Tunis - ein Jurastudium beginnen und mit Erfolg absolvieren. Von einem unbekannten Mädchen, mit der er auch die kommenden Jahre ein Verhältnis behielt, bekam er einen Sohn mit Namen Adeodatus.

Für die strenge Religion seiner Mutter empfand Augustinus zunehmend Verachtung. Er las zwar als Literat auch die Bibel, fühlte sich aber von ihrer ungelehrten Sprache abgestoßen. Stattdessen faszinierte ihn eine geistig-religiöse Strömung, die dem Christentum schwer zu schaffen machte: der damals noch junge, moderne Manichäismus, der eine strenge Teilung der Welt in Gut und Böse lehrte.

Augustinus war 13 Jahre lang als erfolgreicher Professor für Rhetorik in seiner Heimatstadt Thagaste in Nordafrika tätig, kam dann über die Zwischenstation Rom 384 nach Mailand - damals Hauptstadt des römischen Reiches - um auch dort als Hochschullehrer zu arbeiten. Hier wandelte sich sein Leben: Seine ihm besorgt nachgereiste Mutter machte ihren christlichen Einfluss geltend; sie überredete ihn, die Beziehung zu seiner Geliebten abzubrechen; außerdem geriet er zunehmend in den Bann von Erzbischof Ambrosius.

Eine Biografie über den Mönchsvater Antonius faszinierte Augustinus. Schließlich geschah es der Überlieferung nach, dass er in einem Moment tiefer innerer Zerrissenheit - unter einem Feigenbaum liegend - eine Kinderstimme hörte: "Nimm und lies ..." Er ergriff die Bibel und stieß auf den Satz: "Lasset uns ehrbar wandeln als am Tage, nicht in Schmausereien und Trinkgelagen, nicht in Buhlereien und Ausschweifungen, nicht in Streit und Eifersucht, sondern ziehet den Herrn Jesus Christus an und pfleget das Fleisch nicht so, dass Begierden erwachen!" (Römerbrief 13, 13 - 14).

Augustinus zog sich aus seinem Beruf zurück, ließ sich in der Osternacht 387 taufen, kehrte nach Thagaste zurück, verkaufte sein Vermögen und lebte für drei Jahre mit Gleichgesinnten in klosterähnlicher Weise. 391 wurde er zum Priester geweiht, 395 wurde er Bischof von Hippo Regius. Er war ein begeisternder Prediger, bekämpfte scharf alle abweichenden Lehren, hatte Einfluss weit über seine Diözese hinaus und wurde zum geistigen Führer der abendländischen Kirche. Auf dem Hintergrund seiner Erfahrungen mit dem gemeinsamen Leben vor seiner Priesterweihe verfasste er für das Frauenkloster seiner Stadt eine Regel; daraus entstanden dann die Regeln für die sich in den kommenden Jahrhunderten weit verbreitenden Zweige des Augustinerordens.

Augustinus war einer der größten Theologen der Kirchengeschichte. In der geistigen Auseinandersetzung mit den philosophischen und religiösen Strömungen seiner Zeit entwickelte Augustinus seine Lehren von der Erbsünde, der göttlichen Gnade, der göttlichen Souveränität und der Prädestination, die über Jahrhunderte bis ins hohe Mittelalter die katholische Theologie, dann auch die Reformation beeinflussten. Er kämpfte gegen Manichäismus, Donatismus und Pelagianismus. Überliefert sind fast 1.000 seiner Predigten, 113 Bücher, dazu 218 Briefe.

Augustinus' bekanntestes Werk sind die autobiographischen "Confessiones", "Bekenntnisse", geschrieben um 400, in denen er sein frühes Leben und seine Bekehrung beschrieb; eine Stelle, in der seine feurige Gottesliebe zum Ausdruck kommt, wurde später zum Attribut eines flammenden Herzens, das ihn in den Darstellungen von Ambrosius unterscheidet. In seiner großen christlichen Apologie "De civitate Dei" - "Gottesstaat", entstanden 413 - 426, legte er seine theologisch begründete Geschichtsphilosophie dar. Weitere Werke: "De libero arbitrio" - "Über den freien Willen" (389 - 395), "De doctrina christiana" - "Über die Christliche Lehre" (397 - 428), "De baptismo, contra donatistas" - "Über die Taufe, gegen die Donatisten" (400 - 401), "De trinitate" - "Über die Dreieinigkeit Gottes" (400 - 416) und "De natura et gratia" - "Über Natur und Gnade" (415).

Eine der zahlreichen Legenden erzählt, wie Augustinus am Ufer des Meeres wandelnd und in tiefes Nachdenken versunken einen kleinen Knaben sah, der mit einem Löffel Wasser schöpfte und in eine Sandgrube goß. Befragt, was er tue, antwortete das Kind: "Dasselbe, was du tust! Du willst die Unergründlichkeit Gottes mit deinen Gedanken ausschöpfen - ich versuche, das Meer auszuschöpfen!"

Während der Belagerung seiner Stadt durch die Vandalen erkrankte Augustinus an einem Fieber. Er wollte nicht sterben, ohne vorher gründlich Buße getan zu haben. Teil dieser Buße war, keinen Besuch mehr zu empfangen, eine Ausnahme machte er nur für seinen Arzt und für die Diener, die ihm das Essen brachten. Er ließ sich die Bußpsalmen auf Pergament abschreiben und an die Wand nageln; niemand konnte ihn bei seiner ununterbrochenen Lektüre stören. Schließlich starb er, ohne die Sterbesakramente empfangen zu haben, denn auch kein Priester durfte sein Zimmer betreten.

Augustinus' Gebeine wurden im 8. Jahrhundert von den Langobarden nach Pavia gebracht. Er trägt die Ehrennamen "Kirchenvater" und "Kämpfer gegen Irrlehren".

http://www.praemonstratenser.de/links/augustinus.jpg

Der Zarewitsch
15.02.04, 08:36
Bonifatius (Winfried, Wynfreth)
Glaubensbote in Deutschland,
Erzbischof von Mainz, Märtyrer
* 672 (oder 673) in Crediton (?) in der Grafschaft Devonshire
+ 5. Juni 754 bei Dokkum in Friesland

Wynfreth war Sohn einer vornehmen Familie, er wurde in einem Kloster in Exeter ausgebildet, kam dann nach Nhutscelle, dem heutigen Nursling, wo er das Gelübde als Mönch der Benediktener ablegte. Mit 30 Jahren wurde Wynfreth Priester und zunächst Lehrer für Grammatik und Dichtung; er verfasste Bibelauslegungen, die erste englische Grammatik der lateinischen Sprache und viele Gedichte. Die englische Kirche war an Rom orientiert, die iro-schottische Kirche achtete eher auf Unabhängigkeit und Eigenständigkeit; diese Bindung an Rom, dazu strenge Mönchszucht und tiefe Bibelfrömmigkeit formten Wynfreth. 716 begann er eine Missionstätigkeit unter den Friesen, kehrte aber bald schon erfolglos in sein Kloster zurück, "denn die trockenen Gefilde waren noch nicht vom himmlischen Tau erfrischt", wie sein Biograph nach 1. Mose 2, 5 urteilt. 717 sollte er mit der Leitung seines Klosters betraut werden, was er aber ablehnte.

Bischof Willibrord schickte Wynfreth dann 718 von Utrecht aus nach Rom, wo er von Papst Gregor II. beauftragt wurde, als Heidenapostel den deutschen Völkern das Evangelium zu verkünden; der Tag der Weihe war der 15. Mai, Wynfreth erhielt den Namen des Heiligen des Vortages, Bonifatius. Er reiste dann zunächst zusammen mit Willibrord durch Friesland und Thüringen. Von Willibrord lernte er vor allem die Einbeziehung des politischen Umfeldes in seine Planungen, aber auch die Verankerung seiner Arbeit in Rom.

Ab 721 begann Bonifatius seine Mission auch in Hessen und Thüringen. 722 rief ihn der Papst nach Rom, weihte ihn zum Missionsbischof, beauftragte ihn, die Kirche in Germanien zu ordnen und insbesondere die arianischen und iroschottischen Gemeinden in die römische Kirche einzugliedern, und stattete ihn mit Empfehlungsschreiben an Karl Martell, den fränkischen Hausmeier Austrasiens, sowie an alle Fürsten und Bischöfe aus. Nachdem Bonifatius im folgenden Jahr nach Hessen zurückkehrte, zerstörte er heidnische Heiligtümer und gründete zahlreiche Kirchen und Klöster. Verbreitet ist die Erzählung, wie Bonifatius in Geismar in Hessen die dem germanischen Kriegsgott Thor geweihte Eiche fällte und mit dem sich in vier gleich große Teile spaltenden Holz eine dem Petrus geweihte Kapelle baute, aus der das Kloster Fritzlar wurde. In Hessen legte er das organisatorische Fundament für die ganze deutsche Kirche. Als Anerkennung für seine Dienste ernannte Papst Gregor III. ihn 732 zum Erzbischof und päpstlichen Vikar des Ostteiles des Frankenreiches und erteilte ihm die Erlaubnis, Bischofssitze einzurichten.

737 und 738 begann Bonifatius seine Missionstätigkeit auch in Bayern und Sachsen, unter anderen gründete er die Bistümer Passau, Regensburg, Freising, Würzburg und Erfurt. Durch seine Verbindungen, einerseits nach Rom, andererseits zu den Karolingern, gehört er zu jenen, die mithalfen, das Papstum aus seinen byzantinischen Bindungen zu lösen und enger in die Entwicklung in Mitteleuropa einzubinden. Während seines dritten Aufenthaltes in Rom wurde er 738 zum päpstlichen Legaten für das Frankenreich ernannt. 744 gründete er sein Lieblingskloster Fulda, 747 wurde er Erzbischof von Mainz.

Lebensbeschreibungen berichten von Bonifatius' Beziehungen zu Karl Martell, Karlmann und Pippin dem Kleinen, der ab 751 König war. Er habe "gelehrte Medizinmeister aus Hibernia (Spanien)" für das von Krankheiten geplagte Volk um sich versammelt. Als seine besonderen Mitarbeiter werden Willibald, Sturmius, Lullus, Wigbert und Gregor genannt, die er mit Genehmigung durch Pippin als Bischöfe in Eichstätt, Fulda, Hersfeld, Fritzlar und Utrecht einsetzte. Mit ihnen bewirkte er die kirchliche Organisation, auf der Karl, der Große, dann die staatliche aufbauen konnte. Dazu kamen Walburga und Wunibald.

Am Ende seines Lebens machte Bonifatius sich 753 noch einmal mit einigen Gefährten, darunter Adalar, Eoban, Hildebrand und == Ferdinand, zur Friesenmission auf. Als er bei Dokkum in Westfriesland am Pfingstfest 754 ein Tauffest abhalten wollte, überfielen ihn die an ihrem alten Glauben festhaltenden Stämme und erschlagen ihn samt seinen Begleitern und über 50 weiteren Gefährten. Seine Leiche, zunächst nach Mainz gebracht, wurde von Lullus, dem Wunsch des Toten entsprechend, nach Fulda übertragen, die Grabstätte wurde zu einem berühmten Wallfahrtsort.

http://www.spiralcoilmedia.de/Start/Kurzum/Unter8CD/bonifatius.JPG

Der Zarewitsch
15.02.04, 08:42
Bernhard von Clairvaux
Abt, Kirchenlehrer
* um 1090 in Fontaines-lès-Dijon in Burgund
+ 20. August 1153 in Clairvaux

Bernhard stammte aus einer adligen und frommen Familie. Seine Mutter Aleth sah vor seiner Geburt im Traum ein weißes Hündlein mit rotem Rücken und hörte es laut bellen. Der Traum wurde ihr so gedeutet, dass der Sohn, den sie bekommen werde, als großer Prediger Gottes Haus bewachen und seine Stimme laut gegen die Feinde der Kirche erheben werde.

Bernhard besuchte die Klosterschule in Châtillon-sur-Seine. 1112 trat er zusammen mit 30 wissenschaftlich gebildeten, adligen und idealistischen jungen Leuten, darunter vier seiner fünf leiblichen Brüder, in das Reformkloster Cîteaux ein. Dieses 1098 von Robert von Molesme, Alberich und Stephan Harding gegründete Reformkloster drohte zu seiner Zeit an den strengen Regeln des neuen Zisterzienserordens zugrunde zu gehen. Mit Bernhard kam neues Leben in das Kloster. 1115 wurde Bernhard zum Vorsteher der Abtei von Clairvaux ernannt, die sich unter seiner Führung zur bedeutendsten Zisterzienserabtei entwickelte. Von hier aus gründete er weitere 68 Klöster, bei Bernhards Tod wurden schon 343 neue Gründungen gezählt. Ihm wird auch die Gründung des Templerordens zugeschrieben, dessen kirchliche Anerkennung er 1128 erwirkte.

Bernhard wurde 1118 zum Leiter des Zisterzienserordens. Er restaurierte die Ordensregeln, so dass er zu Recht als "zweiter Gründer" des Ordens gelten kann. Seine "Consuetudines" stehen in gewissem Gegensatz zur "Regula" des Benedikt von Nursia: die Benediktiner gründeten ihre Niederlassungen auf Höhen, Bernhard ordnete sumpfige Täler an mit Wäldern, die gerodet werden mussten. Er betonte den Wert der körperlichen gegenüber der geistigen Arbeit. Ganz besonders wandte er sich in Briefen und Kapitelsbeschlüssen gegen jede figürliche Ausgestaltung der Portale, Kapitelle und Kreuzgänge, weil das den Betrachter vom Gebet ablenke.

Bernhard war berühmt für seine große Predigtbegabung, die er nicht zuletzt in den Dienst der Anwerbung für die Kreuzzüge einsetzte, er entfachte in ganz Europa einen Rausch der Begeisterung für die Kreuzzüge. Bernhard reiste nach Nordfrankreich, Flandern und ins Rheinland, überall zogen Wundertaten und die redegewandten Predigten Bernhards zahlreiche Zuhörer und Pilger an. Auf päpstlichen Befehl rief er 1146 in Vézeley zum 2. Kreuzzug auf, diese "Predigt von Vézelay" löste in ganz Frankreich Begeisterung aus; selbst König Ludwig VII. zeigte sich, neben Mitstreitern aus Frankreich, Flandern und Deutschland, zum Aufbruch entschlossen. Das ritterliche Ideal der Kreuzzüge sah das Sterben für den himmlischen Herrn als besonderes Verdienst; so formulierte Bernhard: "Ein Ritter Christi tötet mit gutem Gewissen; noch ruhiger stirbt er. Wenn er stirbt, nützt er sich selber; wenn er tötet, nützt er Christus." Die schrecklichen Folgen solcher Worte betrafen nicht nur die Menschen im Nahen Osten, sondern auch die mittelalterlichen jüdischen Gemeinden. Der Misserfolg des Kreuzzugs traf Bernhard schwer.

Seine Treue zum Papsttum gab Bernhard auch die Kraft und den Mut zu sehr scharfer Kritik an den Päpsten. Er geißelte ihre weltliche Macht und ihr profanes Gehabe, mit dem sie sich eher als Nachfolger Konstantins erwiesen denn als Nachfolger Christi. Im Kampf um die Rechtmäßigkeit des Papsttums zwischen Papst Innozenz II. und dem Gegenpapst Anaklet II. trug Bernhard maßgeblich zum Sieg des ersteren bei.

Kompromisslos bekämpfte Bernhard die Katharer und Albigenser, die Reformation des Petrus Waldus, sowie die von Pierre Abelard, einem französischen Denker, vertretene rationalistische Philosophie. Bernhard verfasste viele Predigten, Briefe und Hymnen; letztere werden zum Teil noch heute gesungen. Zu seinen Hauptwerken gehören "De Diligendo Deo", "Die Liebe Gottes" von 1127 und "De Consideratione", "Erwägungen gegenüber Eugen III." von 1148.

Sein ganzes Leben lang begleitete Bernhard die Sehnsucht nach seinem klösterlichen Ideal, seine Biografie führte ihn selbst aber auf andere Wege. Aus der unendlichen Folge der Legenden strahlt das Bild seiner nicht nachlassenden asketischen Bemühung um Geduld, Überwindung von Versuchungen, innerlichster Gebetsübung. Er selbst beschrieb sich als Chimäre, die dauernd mit weltlichen Dingen beschäftigt war, ohne Laie zu sein, und ständig entscheidend in die Geschicke der Kirche verwickelt war, ohne je Kirchenlenker gewesen zu sein; als "ungekrönter Papst und Kaiser des Jahrhunderts" lenkte er die Geschichte, seine Zeit nennt man deshalb auch das "Bernhardinische Zeitalter". "Erzvater des europäischen Gefühls" nannte ihn der Historiker Friedrich Heer ob seines weiten Horizonts, ein "religiöses Genie" der protestantische Kirchengeschichtler Adolf von Harnack. Als "Doctor mellifluus", "honigfließenden Lehrer " bezeichneten ihn Zeitgenossen ob seiner herausragenden Begabung zur Predigt. Dreimal lehnte er die ihm angebotene Bischofswürde ab.

Bernhard starb in Clairvaux und wurde in Cluny begraben.

Das Kloster Clairvaux wurde in der Französischen Revolution aufgehoben und dient seitdem als Gefängnis. Im Domschatz in Troyes wird seit 1813 das Haupt von Bernhard aufbewahrt.

Bernhard gilt als Marienverehrer. Darum wird er oft dargestellt mit Maria, die Jesus die Brust gibt; oder die Madonna erscheint ihm mit Engeln, die seine ergänzenden Worte zum Hymnus "Salve Regina" singen oder ihm aus ihrer Brust Milch zuspritzen. Der Bienenkorb symbolisiert seine überzeugende Beredsamkeit. Noch heute bekannt sind seine Hymnen, darunter das von Paul Gerhard deutsch bearbeitete Lied "O Haupt voll Blut und Wunden" (GL 179; EG 85).

http://www.erzabtei.de/html/Jahrbuch/2002/Zisterzienser/bernhard.jpg

Der Zarewitsch
15.02.04, 08:45
Hildegard von Bingen
Klostergründerin, Äbtissin, Mystikerin
* um 1098 in Bermersheim im Rheingau
+ 17. September 1179 auf dem Rupertsberg bei Bingen

Hildegard wurde wohl als Tochter des rheinfränkischen Edelfreien Hildebert von Bermersheim/Alzey im Rheingau geboren. Schon das kränkliche Kind hatte Visionen; sie behielt diese prophetische Gabe, sowohl des Voraussehens als auch Gegenwärtiges im Blick auf die Zukunft richtig zu deuten, ihr Leben lang. Hildegard wurde bei ihrer Verwandten Jutta von Sponheimin deren Klause am Kloster Disibodenberg erzogen. Auch hier war sie immer wieder krank, kaum fähig zu Gehen, oft auch mit Sehbehinderungen eingeschränkt. Nach Juttas Tod 1136 wurde Hildegard deren Nachfolgerin als Priorin, entschied aber, 1147/48 ihr eigenes Kloster über dem Grab des Rupertus zu gründen.

Hildegard zog mit 18 Schwestern in dieses heute nicht mehr vorhandene Benediktinerinnenkloster auf den Rupertsberg bei Bingen und war die Äbtissin. Männer und Frauen aller Stände des Volkes suchten sie in ihrem Rupertsberger Kloster auf oder baten schriftlich um ihren Rat, mit Kaiser Friedrich Barbarossa führte sie einen ausführlichen Briefwechsel. 1165 gründete sie das heute noch bestehende Tochterkloster Eibingen bei Rüdesheim.


Man nannte die wohl größte Mystikerin Deutschlands ehrfurchtsvoll "Tischgenossin Gottes". Im Vorwort zu "Scivias" - "Wisse die Wege" schreibt sie: "Im Jahre 1141 der Menschwerdung Jesu Christi, als ich zweiundvierzig Jahre und sieben Monate alt war, sah ich ein überaus stark funkelndes Licht aus dem geöffneten Himmel kommen. Es durchströmte mein Gehirn, mein Herz und meine Brust ganz und gar, gleich einer Flamme, die jedoch nicht brennt, sondern erwärmt. Es erglühte mich so, wie die Sonne einen Gegenstand erwärmt, auf den sie ihre Strahlen ergießt. Und plötzlich hatte ich die Einsicht in den Sinn und die Auslegung des Psalters, des Evangeliums und der anderen Schriften des Alten und Neuen Testamentes."

Hildegard war Künstlerin und Wissenschaftlerin, Mystikerin und Ärztin, Dichterin und politisch engagiert, dennoch von zartem und gebrechlichem Wesen in einer von Männern dominierten Welt. Ihre Regeln für eine gesunde Lebensführung klammerten auch die Sexualität nicht aus, ihre Gedanken zur Rolle der Frau waren mutig und richtungsweisend. Unter dem ständigen Druck der sie überkommenden Gesichte begann Hildegard zu schreiben und wurde darin von Bernhard von Clairvaux bestärkt: er erreichte die Erlaubnis zur Veröffentlichung der Schriften von Papst Eugen III., als der auf der Synode von Trier 1148 weilte. Hildegard predigte auf dem Marktplatz in Trier, beriet Kaiser Barbarossa in Ingelheim, ritt noch in hohem Alter nach Maulbronn und Zwiefalten, "von innerem Licht beauftragt, ihre himmlische Belehrung mitzuteilen". Nach Aufstellung des dritten Gegenpapstes durch Kaiser Barbarossa bezog Hildegard in einem Brief an ihn eindeutig Stellung, bekannte sich zu Papst Alexander III. und schrieb in allem Freimut: "Gib acht, dass der höchste König dich nicht zu Boden streckt . . .!"

Ihr erstes, 1141 bis 1147 verfasstes visionäres Werk "Liber Scivias Domini", "Wisse die Wege das Herrn", schrieb sie zusammen mit Propst Volmar von Disibodenberg, den sie "symmista", "Miteingeweihten", nannte. Das schwer verständliche Buch ist durchweg prophetisch und mahnend in der Art von Ezechiel und der Offenbarung des Johannes. Hildegard schlägt einen großen heilsgeschichtlichen Bogen von der Schöpfung der Welt und des Menschen über das Werden und Sein der Kirche bis zur Erlösung und Vollendung am Ende der Zeiten. Die ewige Geschichte von Gott und Mensch, von Abkehr und Hinwendung des Menschen zu seinem Schöpfer wird in immer neuen Bildern anschaulich gemacht. Das ihr oft zugeschriebene Zitat ''Werde was du bist - Mensch, werde Mensch'' stammt zwar nicht von Hildegard, charakterisiert aber ihre Denkweise.

Hildegard erwies sich auch als Dramaturgin, Dichterin und Komponistin, verfasste Texte und Melodien zu 77 Liedern und dem Singspiel "Ordo Virtutum", "Spiel der Kräfte", in dem sie den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse in 35 dramatischen Dialogen zur Darstellung bringt. Theologisch brachte sie dieses Thema in ihrem zweiten großen Hauptwerk, dem "Liber Vitae Meritorum" "Buch des verdienstlichen Lebens" noch einmal zur Sprache. Der Mensch, so Hildegards Grundanliegen, ist frei geschaffen und sein Leben lang in die Entscheidung gestellt, seiner in der Schöpfung grundgelegten Gottesebenbildlichkeit zu entsprechen; als Vorbild enthält das Buch eine malerische Lebensbeschreibung Christi. Ihr letztes, 1163 - 1170 entstandenes Werk war das "Liber divinorum operum", "Buch des göttlichen Werkes", eine Betrachtung der Natur im Licht des Glaubens, eine gewaltiges, den gesamten Kosmos betrachtendes Werk. Hildegard lässt die Welt als Kunstwerk Gottes aufstrahlen; der Mensch erscheint als Mikrokosmos, der in all seinen körperlichen und geistigen Gegebenheiten die Gesetzmäßigkeiten des gesamten (Makro-)Kosmos widerspiegelt. Alles ist aufeinander bezogen, wechselseitig miteinander verbunden und in Gott untrennbar vereint. "O Mensch", ruft Hildegard aus, "schau dir doch den Menschen richtig an: Der Mensch hat ja Himmel und Erde und die ganze übrige Kreatur schon in sich selber und ist doch eine ganze Gestalt."

Der Gedanke der Einheit und Ganzheit ist auch ein Schlüssel zu Hildegards natur- und heilkundlichen Schriften. Diese sind ganz davon geprägt, dass Heil und Heilung des kranken Menschen allein von der Hinwendung zum Glauben ausgehen kann, denn der Glaube allein bringt gute Werke und eine maßvolle Lebens-Ordnung hervor. In ihren Büchern "Liber Simplicis Medicinae" und "Liber Compositae Medicinae" hat Hildegard 280 Pflanzen und Bäume katalogisiert und nach ihrer Nützlichkeit für Kranke aufgelistet. Der Rupertsberg wurde das Zentrum der Kranken, Hilfe- und Ratsuchenden des ganzen Rheingaus.

Ihre seelsorgliche Arbeit galt vor allem dem Klerus, der in jenen zerrissenen Tagen zu verweltlichen drohte. Alle, die ein Vorsteheramt zu verwalten hatten, warnte Hildegard vor Härte und empfahl ihnen Barmherzigkeit und Maßhaltung. In Köln sprach sie öffentlich zum Klerus, die Predigt ist erhalten: "Ihr seid eine Nacht, die Finsternis ausatmet, und wie ein Volk, das nicht arbeitet. Ihr liegt am Boden und seid kein Halt für die Kirche, sondern ihr flieht in die Höhle eurer Lust. Und wegen eures ekelhaften Reichtums und Geizes sowie anderer Eitelkeiten unterweist ihr eure Untergebenen nicht. Ihr solltet eine Feuersäule sein, den Menschen vorausziehen und sie aufrufen, gute Werke zu tun."

1632 wurde das Kloster Rupertsberg zerstört, Hildegards Reliquien wurden nach Köln, später dann nach Eibingen gebracht. Theodor Schnitzler nannte sie "Deutschlands größte Frau". In neuerer Zeit hat Hildegard besonders mit ihren Vorstellungen von Naturheilkunde und Ernährung wieder große Beachtung gefunden.

http://www.pbs.org/wgbh/pages/frontline/shows/apocalypse/art/c_14.jpg

Der Zarewitsch
15.02.04, 08:53
Kunigunde von Luxemburg
Deutsche Kaiserin, Nonne
* um 980 in Luxemburg
+ 3. März 1033 (oder 1039) in Kaufungen bei Kassel

Kunigunde war die Tochter des Grafen Siegfried von Lützelburg und wurde 999 die Frau von Kaiser Heinrich II. 1002 wurde sie mit diesem in Paderborn durch Erzbischof Willigis von Mainz zur deutschen Königin, 1014 in Rom durch Papst == Benedikt VIII. zur Kaiserin gekrönt. Sie nahm an den Regierungsgeschäften ihres Mannes regen Anteil und führte das Regiment, wenn Heinrich abwesend war. Heinrich und Kunigunde blieben - vermutlich wegen einer Krankheit Heinrichs - kinderlos. Die Legende erzählt, wie sie eines Tages des Ehebruchs geziehen wurde, daraufhin anbot, sich einem Gottesurteil zu unterwerfen: vor einer großen Volksmenge ging sie barfuß über glühende Pflugscharen, blieb aber unverletzt. Das Volk verehrte sie noch mehr als zuvor, für die Verleumder bat sie ihren Mann, von einer Bestrafung abzusehen.

Kunigunde widmete sich den den Armen und Kranken, erbaute Siechenhäuser und stand zusammen mit ihrem Mann durch reiche Schenkungen an der Wiege des Bistums Bamberg. Die Handwerker am Dom von Bamberg sollten ihren Lohn aus der Schale, die sie hielt, selbst entnehmen - keiner aber konnte mehr Pfennige ergreifen, als er nach seiner Leistung verdient hatte. Sie gründete vor 1017 das Benediktinerinnenkloster in Kaufungen, in das sie nach Heinrichs Tod 1024 selbst als einfache Nonne eintrat.

Die ehemalige Kaiserin war aus Überzeugung bescheiden: sie wurde nie Äbtissin und akzeptierte selbst ihre Nichte, die sie großgezogen hatte, als Vorgesetzte - was sie allerdings nicht davon abhielt, sie einmal zu ohrfeigen, weil sie zu genusssüchtig und bequem zu werden drohte. Sie versuchte von Herzen, die Bergpredigt zu leben und die Menschen zu lieben. Als man sie auf dem Sterbebett als Kaiserin ankleiden wollte, lehnte sie dies harsch ab: das sei ihr alles fremd geworden, ihr einfaches Ordensgewand verbinde sie mit dem Himmel.

Kunigundes Grab befindet sich zusammen mit dem ihres Mannes im Bamberger Dom, Tilman Riemenschneider schuf den prachtvollen Sarkophag. Aus "Kunigunds-Kraut", dem Thymian, flocht man Kränze, denen wundersame Wirkkräfte nachgesagt wurden, v. a. für Schwangere.

http://www.apfelweibla.de/12ff5380.jpg

Joseph I
15.02.04, 12:17
Margareta von Ungarn

* 1242 (?) in Klissa in Ungarn
+ 1270 in Budapest



Die Tochter von Béla IV. von Ungarn wurde im Alter von dreieinhalb Jahren auf Grund eines Gelübdes von ihrem Vater in das Dominikanerinnenkloster von Veszprem gebracht. Mit 12 Jahren trat sie in das von ihrem Vater gegründete Dominikanerinnenkloster auf der Haseninsel - der heute nach ihr benannten Margareteninsel - in Budapest ein. Weil sie ja Jungfräulichkeit gelobt hatte, schlug sie - trotz päpstlichem Dispens - die ihr angetragene Vermählung mit Herzog Boleslaw, dem Freigiebigen, und anderen Fürsten aus. Sie legte sich schwerste Bußübungen auf und pflegte Kranke.

Kanonisation: Bereits sechs Jahre nach ihrem Tod, 1270, wurde Margareta selig gesprochen, die Heiligsprechung erfolgte 1934.

Joseph I
22.02.04, 11:54
Wenzeslaus (Wenzel)

Herzog von Böhmen, Märtyrer
* um 903 in Altbunzlau an der Elbe, dem heutigen Stara Boleslav
+ 28. September 929 daselbst

Wenzel, Sohn des christlichen Herzogs Wratislaw I. von Böhmen aus der Premysliden-Dynastie, wurde von seiner frommen Großmutter Ludmilla erzogen. Als 13-jähriger wurde er nach dem Tod seines Vaters Herzog von Böhmen, seine Mutter Drahomíra wurde Regentin für den noch Minderjährigen. Sie unterstützte die heidnische Reaktion, wohl fürchtend, dass mit dem Christentum auch das christliche Deutsche Reich die böhmische Unabhängigkeit gefährden könnte. Darüber geriet sie in Streit mit der Schwiegermutter Ludmilla, die durch sie den Märtyrertod erlitt.

Als Drahomíra in einem militärischen Konflikt die Gegner von Kaiser Heinrich I. unterstützte, intervenierte dieser in Böhmen, entzog ihr die Macht und übergab sie 922 dem inzwischen mündig gewordenen Wenzel. Nach Übernahme der Regierung betrieb dieser energisch die Christianisierung seines Landes. Wenzel wurde gerühmt ob seines Gerechtigkeitssinnes, seiner Frömmigkeit, ja Heiligkeit. Er unterstützte die Böhmenmission und war Gründer der ersten Veitskirche in Prag.

Wenzel wollte eigentlich demissionieren und seinem Bruder Boleslaw I. die Macht überlassen, um ins Kloster zu gehen. Doch noch bevor er sein Vorhaben kund tat, wurde sein Bruder von heidnischen Mächtigen für ein Attentat auf Wenzel gewonnen. Auf des Bruders Burg, wohin man ihn eingeladen hatte, wurde Wenzel während des Gottesdienstes vom eigenen Bruder erschlagen und von anderen in Stücke gehauen.

Schon bald nach Wenzels Tod begann die Verehrung als Märtyrer und Nationalheiliger Böhmens. Seine Gebeine wurden 938 in die von ihm erbaute Veitskirche von Prag überführt, heute ruht er in der Wenzels-Kapelle des Veits-Doms. Reliquien sind in Bamberg, Trier, Erfurt und Tegernsee.

(Leider kein Bild gefunden)

Der Zarewitsch
23.02.04, 06:11
Retterin Frankreichs, Märtyrerin
* 6. Januar 1412 (?) in Domrémy,
dem heutigen Domrémy-la-Pucelle in Lothringen
+ 30. Mai 1431 in Rouen



Jeanne, Tochter des Bauern und Bürgermeisters Jacques Tarc, hatte mit 13 Jahren im Garten ihres Elternhauses mehrere Erscheinungen des Erzengels Michael, der Katharina und der Margareta, die sie beauftragten, ein gutes Leben zu führen, dann ins benachbarte Frankreich zu gehen und das Land vor den Engländern zu retten.

Im hundertjährigen Krieg versuchte England, die Oberherrschaft über Frankreich zu erringen. König Karl VI., der weithin als "schwachsinnig" galt, hatte seinen Sohn Karl VII., den "Dauphin", enterbt und den Thron den Engländern zugesagt. Englischen Truppen hatten schon weite Landesteile besetzt, Orléans war eingekesselt, da folgte Jeanne im Februar 1429 den "innere Stimmen". Sie erbat sich von einem Ritter Beaudricourt eine kleine Begleitmannschaft, mit der sie in Männerkleidung mitten durch Feindesland ritt, den Dauphin in der Stadt Chinon erreichte und ihm - im Namen des Himmels - die Rettung Frankreichs und seine Krönung in Reims zusagte. Drei Wochen lang ließ der ihre Glaubwürdigkeit prüfte und und gab ihr schließlich, mehr aus Verzweiflung und Alternativlosigkeit denn aus Überzeugung, eine kleine militärische Einheit und den Auftrag, einen Proviantzug nach Orléans durchzubringen.

Dies gelang; die Eingeschlossenen wurden von dem Erfolg motiviert, wagten den Ausfall und konnten den Belagerungsring sprengen. Dies war die Wende im Krieg; Jeanne säuberte die demoralisierte Truppe, die Franzosen konnten die Engländer zurücktreiben. Am 17. Juli 1429 konnte der Dauphin wie verheißen in der Kathedrale von Reims als Karl VII. gekrönt werden; Jeanne nahm, mit der Siegesfahne neben dem Altar stehend, an der Feier teil.

Der neue König distanzierte sich alsbald von Jeanne, er wollte Frieden schließen, entließ Teile der Armee und versagte ihr die Unterstützung in ihrem Bemühen, die Engländer restlos vom Festland zu vertreiben; die von Jeanne dennoch betriebene Befreiung von Paris misslang, sie selbst wurde verwundet. Burgundischen Soldaten nahmen sie dann gefangen und verkauften sie an die Engländer, diese wiederum lieferten Jeanne an Rouen aus, wo sie als Hure, Hexe und Zauberin vor das geistliche Gericht der Inquisition gestellt wurde. Drei Monate dauerte der Prozess, den Jeanne ohne Beistand führen musste; sie wurde tatsächlich zum Eingeständnis ihrer Schuld gebracht - nicht zuletzt wohl auch aus Enttäuschung, dass die von "ihren Stimmen" versprochene Rettung nicht erfolgt war -, doch hielt sie ihren Widerruf nicht aufrecht und wurde als "notorisch rückfällige Ketzerin" auf dem Marktplatz von Rouen auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Eine Überprüfung des Urteils führte dazu, dass Papst Callistus III. es im Juli 1456 aufhob. Ab dem 19. Jahrhundert verbreitete sich Jeannes Ruf und die Verehrung in ganz Frankreich, Jeanne wurde zum Stoff von Romanen, Theaterstücken und Gesängen, die teilweise in die Weltliteratur eingingen. Jeanne nannte sich selbst "la Pucelle", "die Jungfrau", ihr Heimatort nennt sich heute danach Domrémy-la-Pucelle; ihr Geburtshaus ist erhalten, daneben ist ihr ein Museum gewidmet. An ihrer Hinrichtungsstätte in Rouen steht heute ein Denkmal, daneben die 1979 eingeweihte und nach ihr benannte Kirche.

http://www.ping.be/fete_du_fruit/images/jeanne%20d'arc.jpg

Der Zarewitsch
23.02.04, 06:15
Evangelist
* in Antiochia, dem heutigen Antakya (?)
+ um 80, in Bithynien in der Türkei (?) oder in Achaia in Griechenland (?)



Lukas stammte vermutlich aus Antiochia, war Heidenchrist, von Beruf Arzt (Kolosserbrief 4, 14). Über seine Bekehrung zum Christentum ist nichts überliefert. Lukas schloss sich in Troas Paulus an und begleitete diesen als Gefährte und treuer Freund auf dessen zweiter und dritter Reise, der Romreise, und während der Gefangenschaft (Römerbrief 16, 21; 2. Timotheusbrief 4, 11).

Dieser Lukas gilt traditionell als Verfasser des gleichnamigen Evangeliums und als Autor der Apostelgeschichte, als deren Entstehungszeit heute allgemein die Jahre zwischen 70 und 80 angesehen werden; die Idendifizierung des Autors dieser Schriften mit dem bei Paulus erwähnten Lukas ist aber unsicher.

Das Lukasevangelium war vorrangig für die Unterweisung von Nichtchristen bestimmt. Der Evangelist war bestrebt, Person und Wirken Jesu in einen zeit- und weltgeschichtlichen Rahmen zu rücken; auch seine Geschichte und Vorgeschichte der Geburt Jesu (Lukasevangelium 1, 1 - 2, 20) soll auf die universale Bedeutung Christi hinweisen. Deutlich ist Lukas' Interesse zu erkennen, das Heil, das in Jesus in die Welt gekommen ist, als universal darzustellen, nicht einzugrenzen durch nationale, rassische oder religiöse Barrieren. Die Apostelgeschichte zeigt, wie die Verkündigung geradezu unaufhaltsam ins Herz- und Machtzentrum der damaligen Welt, nach Rom, vorstieß. Wichtig war Lukas die Betonung von gerechten sozialen Beziehungen, insbesondere zwischen Armen und Reichen, das Bemühen um die Sünder und Geächteten der Gesellschaft sowie Jesu Wohlwollen gegenüber den Frauen.

Legenden lassen Lukas einen Martertod erleiden, doch berichtet Hieronymus, dass er mit 84 Jahren in Bithynien - nach anderen Quellen in Achaia, also in Böotien oder auf dem Peloponnes - sein Leben friedlich vollendet habe. Wegen der Schilderung der Maria in den ersten Kapiteln seines Evangeliums gilt Lukas als Marienverehrer, ist nach späteren Legenden Maler des ersten Madonnenbildes und wird oft als Maler von Marienbildern dargestellt.

Lukas' Gebeine sollen 356/57 in die Apostelkirche von Konstantinopel überführt worden sein. Reliquien liegen auch in Padua.

Dem Vieh gab man früher am Lukas-Tag geweihte Zettel mit Bibelversen seines Evangeliums zum Essen, um es vor Seuchen und Unfällen zu schützen. Lukas-Zettel wurden auch unheilbar Kranken und Frauen bei schwerer Geburt gegeben. Der Lukas-Tag bedeutet für Bauern den Beginn der Rübenernte. "Lukas-Gilden" sind Vereingungen christlicher Ärzte.

http://www.library.georgetown.edu/dept/speccoll/img0015.jpg

Der Zarewitsch
23.02.04, 06:22
Nonne
* um 422 in Nanterre in Frankreich
+ 502 in Paris



Geneviève war das Kind armer Bauern, ihr Vater hatte den römischen Namen Severus, ihre Mutter den griechischen Gerontia. Die Legende läßt Engel über der Wiege des neugeborenen Kindes singen. Im Alter von sieben Jahren erlebte Geneviève in der heimatlichen Kirche in Nanterre zwei Wanderbischöfe, die - unterwegs nach England - Zwischenstation machten und predigten. Einer der beiden war Germanus von Auxerre; er erkannte in der Siebenjährigen die Heilige, gab ihr - mit dem Hinweis, es statt Gold und Perlen zu tragen - ein kupfernes Medaillon mit dem Kreuzzeichen und weihte sie für ein heilig zu führendes Leben.

Ihre durch ungerechte Vorwürfe erblindete Mutter heilte Geneviève mit Wasser, später wirkte sie Wunder gegen viele Arten von Erkrankungen, offensichtlich besonders wirksam auch gegen Formen der Besessenheit; Bischof Germanus musste deshalb die gegen sie erhobenen Verleumdungen, sie sei Zauberin, zurückweisen. Mit fünfzehn Jahren legte sie das Gelübde der Jungfräulichkeit ab. 16-jährig ging sie nach dem frühen Tod ihrer Eltern zu einer Tante nach Paris und lebte im Dienst an Armen und Kranken. Als sie vor Erschöpfung zu sterben drohte, berichtete sie nach ihrer Genesung, Engel hätten sie bis vor Gottes Angesicht getragen.

Genevièves Gebet soll die Stadt Paris vor den Hunnen gerettet haben: Als Attila 451 auf Paris marschierte, sammelte sie der Legende nach Frauen zum Gebet und feuerte in einer leidenschaftlichen Predigt die Männer an, Maßnahmen zur Verteidigung zu ergreifen. Doch die Geängstigten, vor allem die Männer, wollten Geneviève steinigen, ja sogar in den Fluss werfen. Die Frauen jedoch ließen sich von der Jungfrau umstimmen und knieten nieder, um mit ihr zu beten. Das Wunder geschah: die Hunnen wichen zurück und umgingen die Stadt, um sich nach Orléans zu wenden - gerade dorthin, wohin die Bevölkerung hatte fliehen wollen. In der Schlacht bei den Katalaunischen Feldern wurden dann die Asiaten besiegt.

Bei einer späteren Belagerung der Stadt durch die letzten römischen Truppen rettete Geneviève die Bevölkerung vor dem Hungertod: es gelang ihr, mit Schiffen aus der Stadt zu entkommen. Zwei Drachen, die an einer Seine-Biegung den Schiffen den Untergang androhten, wurden durch ihr Gebet für immer vertrieben; mit reich beladenen Schiffen kehrte Geneviève zurück und konnte allen das Notwendige austeilen. Zur Verbreitung des Christentums soll sie beigetragen haben, indem sie Chlodwig I., den Herrscher der Franken, und mit ihm das gesamte Volk, bekehrte.

Ihre große Nächstenliebe wirkte nach den Legenden viele Heilungen und hilfreiche Taten: Geneviève rettete einen vierjährigen Knaben aus einem Brunnen; mit ihrem Pallium, das sie über ihn warf, erwachte er zum Leben. Beim Bau der Kirche von St-Denis ging den Bauleuten das Getränk aus, sie ließ den Kelch holen, der sich auf ihr Gebet hin füllte und gefüllt blieb, bis der Bau vollendet war. Eine Kerze hatte ihr ein Teufel ausgeblasen, ein Engel aber wieder angezündet; auch wenn Kerzen beim Kirchgang oder in ihrer Kammer erloschen, entzündeten sie sich wieder, wenn Geneviève sie in die Hand nahm. Partikel ihrer Kerzen bewirkten Heilungen. Als der Merowinger Childerich die Stadttore schließen ließ, damit Geneviève die Gefangenen nicht befreie, eilte sie herbei, die Tore öffneten sich von selbst, und die Schlüssel blieben in ihrer Hand.

Geneviève wurde in der späteren Abteikirche Église de Sainte-Geneviève begraben. Auch nach ihrem Tode ereigneten sich noch zahlreiche Wunder an ihrer Grabstätte. Als im Jahre 1129 in Frankreich eine bisher unbekannte Fieberkrankheit auftrat, bei welcher menschliche Heilkunst versagte, wandte man sich an die Schutzheilige um Fürsprache - angeblich wurden alle, die gläubig ihre Reliquien berührten, geheilt. Ludwig XV. ließ ihr zu Ehren 1764 eine neue Kirche errichten, die 1791 von der Konstituierenden Versammlung benutzt und im Zuge der Französischen Revolution zum Panthéon umgebaut wurde, der Totengedenkstätte für hochrangige französische Persönlichkeiten. Genevièves Reliqueien wurden 1793 verbrannt und in die Seine geworfen; in der Kirche Saint-Étienne-du-Mont am Place Sainte-Geneviève in Paris hat man ein neues Grabmal errrichtet.

Unabhängig von dieser Heiligenvita ist die von den deutschen Volksbüchern aufgenommene Kreuzzugslegende der Geneviève, die mit ihrem Sohn Schmerzensreich vertrieben und im Wald von einer Hirschkuh ernährt wurde.

http://magnificat.qc.ca/cal/gifs/0103.jpg