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Helios
07.01.04, 08:21
Hallo zusammen. Wie man sieht bin ich noch absoluter Anfänger, weshalb ich mich entschlossen hab erstmal klein anzufangen. Also einen passenden Atlas genommen (Erscheinungsjahr 1937, Copyright 1935, passt genau), ein wenig Ziellos drin rumgeblättert, dann stand das Land fest: Venezuela. Auch wenn das 'Action' im Namen eher unpassend ist und aus diesem Grunde auch die Länge begrenzt bleibt, so hoffe ich doch dass jemand gefallen an meinem ersten AAR finden wird. Aber bevor ich das ganze noch tot quatsche, soll es lieber losgehen. Auch wenn es dann doch noch nicht richtig losgeht. Seht selber...

http://www.modellflotte.de/Privat/HoI/Vene.jpg

Jetzt darf nichts schiefgehen. Er schaute in den wolkenlosen Nachthimmel, ziellos sprang sein Auge von einem Stern zum nächsten. In Gedanken ging er nochmal seine Checkliste durch, hatte er auch sicher nichts vergessen? Er spürte die Hand auf seiner Schulter und schaute sich um. "Jetzt darf nichts schiefgehen, Marc", antwortete der Besitzer der Hand, "Bist du soweit?" "Ja, ich hab nichts vergessen, hoffe ich." Die beiden gingen den kurzen Weg bis zum alten Bunker ohne einen Ton zu sagen. Marc schloss die Stahltür auf und sie traten ein. Sie schalteten die Geräte ein, erst die Sicherheitsschaltungen, dann das große Hauptschaltpult. "Seid ihr soweit?" Krächzte es aus einem Lautsprecher an der Wand. Marc ging zu einer kleinen Konsole, drückte einen Knopf und meinte dann: "Ja, wir sind hier bereit. Nur die Uhren müssen noch kalibriert werden." "Okay, trifft sich gut. Wir können gleich auf zehn gehen" Marc drehte an einem kleinen Knopf. "Verstanden," antwortete er, "fertig." "0 Minus 10 in 5, 4, 3, 2, 1, jetzt" kam die prompte antwort. Bei 'jetzt' hatte Marc auf den Knopf gedrückt, an dem er vorher noch gedreht hatte. Jetzt konnte man erkennen, worum es sich dabei gehandelt hat. Er hielt eine Uhr in der Hand, die einer Schachuhr sehr ähnlich sah. Auch sie hatte zwei Zifferblätter, das linke ganz normal, das rechte jedoch war anders aufgeteilt. Es hatte eine 30 Minuten Skala und lief anscheinend falsch herum. Marc hatte die Uhr auf 10 Minuten eingestellt, und sie dann aktiviert. Nun tickte sie langsam hinunter. "Ich hab noch eine Sicherung ausgetauscht, scheint als wäre sie gerade beim einschalten durchgebrannt. War wohl zuviel Saft in den Leitungen." hörte man eine Stimme aus dem Dunkel. Kurz darauf trat ein grinsendes Gesicht ins Licht. "Schaffst du das hier allein, oder soll ich nicht doch lieber hier bleiben?" "Nein," antwortete Marc, "geh nur zu den anderen." Es hatte keinen Sinn etwas dagegen zu sagen, Marc war ein Sturrkopf, und noch dazu der Chef des ganzen.
Noch zwei Minuten, und obwohl es nicht sehr warm war, schwitzte Marc wie selten zuvor. Hitze war er gewohnt, aber diese Anspannung nicht. Alles hatte zu schnell gehen müssen, was sonst Wochen braucht mußte in wenigen Tagen erledigt werden. Und wenn etwas schief geht, wie reagiert der Präsident? Dabei war er schon froh, dass nicht noch das Regime aus früheren Zeiten an der Macht war. Fehler wurden da nie toleriert, nun bestand wenigstens Hoffnung. Noch eine Minute, ein kurzer Blick übers Schaltpult, dann knipste er die Schalter der Sicherungen aus. Nun reichte ein Knopfdruck, um alles in gang zu bringen. Er schaute nochmal hinaus durch den engen Sehschlitz, und betrachtete die Rakete auf ihrer Startrampe. 'Viva Venezuela' stand in gelben Buchstaben auf dem Flugkörper, auch wenn es vom Bunker aus nicht zu erkennen war. '30 Sekunden' krächzte es aus dem Lautsprecher, und Marc sah wieder auf das Schaltpult. Er öffnete die Schutzklappe des Hauptschalters. Die Uhr tickte genau darüber, er brauchte den Blick nicht abwenden. 20 Sekunden, die Nerven in seinem Körper schienen absichtlich Störsignale zu senden. Ein Gefühl der Anspannung, des Schmerzes aber auch der Taubheit mischten sich und verwirrten ihn mehr als alles andere. Hätte man ihn jetzt nach seinem Namen gefragt, er hätte nichts antworten können. 15 Sekunden, er glaubte mitzuzählen, doch er schwieg, 14, 13, 12, 11, 10, er drückte den Knopf. Ein Last viel von seinem Körper, obwohl die Situation noch nicht überwunden war. Er blickte zum Sehschlitz auf die Rakete. 9, 8, das Triebwerk zündete, 7, sie zischte in den Abendhimmel, 6, 5, 4, er konnte sie nicht mehr ausmachen, vernahm aber weitere Lichtblitze. Das mussten die anderen sein, 3, 2, 1. Es wurde hell...

Der Präsident stand mit seinen Gästen auf der großen Terasse seines Palastes. Wie auch der Bunker war der Palast ein Relikt aus der nahen Vergangenheit Venezuelas. Juan Vicente Gómez, der das Land 25 Jahre lang fest in seinen brutalen Händen hielt, war Tod. Das Militär versuchte zwar die Macht an sich zu reißen, aber vergebens. Der Wille des Volkes hatte gesiegt, seit wenigen Wochen war Venezuela eine Demokratie. Bei den direkten Präsidentschaftswahlen hatte der ehemalige Journalist Manuel Ramirez, der unter Gómez einige Jahre im Gefängnis verbracht hatte, einen glorreichen Sieg erringen können. Schon beim ersten Wahlgang hatte er die nötige Mehrheit überdeutlich gewinnen können. Vor zwei Tagen war er vereidigt worden, seine eigentlichen Geschäfte will und kann er aber erst in einigen Tagen aufnehmen. Zuviel muss vorher noch geregelt werden. Denn das Parlament ist noch nicht gewählt, das wird erst in einigen Wochen der Fall sein. Zwei Jahre ist die Probezeit, danach, so jedenfalls die Meinung der Politiktheoretiker, sollte sich die Parteienlandschaft soweit gelichtet haben, die Verhältnisse soweit geordnet und das normale Leben zurück gekehrt sein, dass sich richtige Wahlen realisieren ließen. In der Zwischenzeit hing alles vom Präsidenten, und dem Demokratierat ab, der den Präsidenten überwachen soll. Dieser Rat hatte schon vor der Amtsübernahme einige Dinge geregelt, das Militär in den bisherigen Strukturen aufgelöst, die staatlichen Organisationen überprüft und Anhänger von Gómez ausgesondert. Dem Präsidenten blieb nun die Aufgabe, das ganze wieder neu zu formieren. Das braucht Zeit, viel Zeit. Aber auch andere Dinge mußten erledigt werden. Bisher gab es kaum Bilder vom Präsidenten, und wenn dann meistens solche aus der Haft. Die Welt war interessiert an dem kleinen Land, und jeden Tag gab es Besuchsanfragen. Aber für ein paar Stunden wollte Manuel es vergessen, und einfach nur den Abend genießen. Ein Windzug ließ einige Besucher spüren, dass sie wohl zu leicht bekleidet waren. Es hatte aber auch niemand mit so niedrigen Temperaturen gerechnet. Niceto Diaz, ein Berater und enger Freund von Manuel zog das Tuch über eine große Uhr weg. Es blieb nicht mehr viel Zeit, nur noch wenige Augenblicke. Die Masse bemerkte das recht schnell, und sie blickten alle auf das Feld, welches sich von der Terasse weg Richtung Meer erstreckte. Die Sekunden zogen dahin, man sah einen kurzen Blitz, dann eine Feuerspur. Die Rakete war gestartet, von unzähligen Augen verfolgt zog sie ihre Bahn in den Himmel. Dann wurde es hell...

Mit einer Explosion aus Licht und Farben zerbrach die Raketen in zig Einzelteile, die glühend über den Himmel zogen. Ein raunen ging durch die Menge, dann war die gewalte Detonation durch einen lauten Knall zu vernehmen. Unzählige kleinere Raketen stiegen nun auf, mal höher, mal niedriger. Doch sie alle verzauberten die Menschen, die von der Terasse aus zuschauten. Niceto kam zu Manuel herüber: "Ein frohes neues Jahr wünsche ich dir" "Das wünsche ich dir auch, mein Freund. Möge es so schön werden wie dieses Feuerwerk." Er holte kurz Luft, und erhob dann sein Glas "Auf Venezuela!" "Auf die Zukunft!" antwortete Niceto, der nun ebenfalls sein Glas erhoben hat. Noch ein paar andere Gäste hatten ebenfalls ihre Gläser erhoben und stießen nun zum neuen Jahr an. Niemand wußte, was auf sie zukam, in diesem Jahr, und in den nächsten Jahren...

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Manuel Ramirez saß, mit der Zigarre im Mund, der Sonnenbrille im Gesicht und dem Glas Whiskey in der Hand in dem großen, schwarzen Ledersessel und schaute aus dem Fenster als Niceto in das Zimmer kam. Ein Lichblitz, dann eine Stimme von der anderen Seite des Raumes: "Danke, das wars erstmal." "Endlich", antwortete Manuel. Er nahm die Zigarre aus dem Mund, nahm die Sonnenbrille ab und stellte das Glas hin. Dann wandte er sich zu Niceto: "Ich komme mir immer total Lächerlich vor, aber die Leute wollen es so. Vor allem die im Ausland, in den USA und in Europa, für die muss ein Präsident immer so aussehen. Ich hab ihnen gesagt, warum nicht mal ein paar Aufnahmen wie ich arbeite..." er warf einen bösen Blick zu den beiden Photographen, die gerade ihre Sachen zusammenpackten, "... aber nein, Arbeit, das hätte mir Südamerika nichts zu tun. Als ob es hier anders laufen würde als in anderen Teilen der Welt." Die Photographen hatten alles beisammen und verließen jetzt ohne Gruß den Raum. "Endlich sind die Weg, danke dass du gestört hast, Niceto."
"Kein Problem, aber ich weiß nicht ob du mir gleich auch noch danken wirst."
"Wieso, was gibt es denn?"
"Ich habe hier die Listen über unsere Ressourcen, und hier die Berichte vom Militär."
"Immerhin ehrliche Arbeit, und nicht so ein Theater. Militär? Viel kann das ja nicht mehr sein, der Rat hat doch nicht übrig gelassen."
"Viel ist es auch nicht, ein paar Einheiten nur, aber alle ohne Kommandeur. Und eine Zukunftsplanung gibt es auch noch nicht."
"Gut gut, eines nach dem anderen. Fangen wir erstmal bei den Ressourcen an. Setz' dich, mach es dir bequem..."
Niceto unterbrach ihn "Willst du es dir nicht in Ruhe, ich meine allein, durchlesen?"
"Nein nein, ich hab es lieber wenn du das mit mir durchgehst." Er nahm die Sonnenbrille und setzte sie sich auf, dann trank er den Whiskey leer und nahm die Zigarre. Niceto schaute ihn ungläubig an, worauf Manuel sich veranlasst sah etwas zu sagen: "Wir sind hier in Südamerika, da arbeitet man nicht wenn man Präsident ist." Er lehnte sich zurück und legte die Füße auf den Schreibtisch. Dann blickte er zu Niceto herüber und grinste breit.
"Also gut, fangen wir an bei den Ressourcen:

Venezuela - Ressourcen

Lagerbestände:
Kohle - 5.000 ts
Stahl - 5.000 ts
Gummi - 2.000 ts
Öl - 20.000 ts

Produktionsbilant
Kohle - negativ, 50 ts pro Tag zu wenig
Stahl - negativ, 30 ts pro Tag zu wenig
Gummi - positiv, 10 ts pro Tag zu viel
Öl - positiv, 180 ts pro Tag zu viel

Weltmarktangebot
Sowohl Kohle als auch Stahl sind auf dem Weltmarkt leicht zu beschaffen, ein Tausch gegen Öl stellt kein Problem dar. Bisherige Handelsvereinbarungen zielen darauf ab, den Bedarf an Kohle und Stahl zu decken. Zwecks Lageraufstockung ist die Erhöhung des Handelsvolumens anzuraten."

Manuel unterbrach ihn. "Gut gut, ich denke auch wir sollten das Volumen erhöhen. Gummi und Öl haben wir auch in Krisenzeiten genug, aber Kohle und Stahl machen uns noch Problem." Er blickte auf. Auch Niceto sah ihn an: "Noch, Herr Präsident?" "Noch eine ganze Weile, wollte ich sagen, bis wir Methoden finden wie wir die Produktion erhöhen können. Oder bis wir neue Ressourcen erschließen können." Niceto wurde misstrauisch, ließ sich jedoch nichts anmerken. Eine Diskussion konnte er jetzt nicht gebrauchen, eigentlich wollte er gar nicht mehr hier sein. Seine Frau würde bestimmt schon auf ihn warten, und das gibt wieder Probleme. Diese ewigen rummeckerei, dabei sind sie jetzt gerade einmal ein paar Monate verheiratet. Gleich nachdem das alte Regime gestürzt war, hatten sie sich das Ja-Wort gegeben. Ein wenig übereilt vielleicht, jetzt im Nachhinein ist ihm das klar geworden. Aber damals war es die Euphorie, die Verliebtheit, endlich durften sie Heiraten. Unter Gómez war es verboten, schließlich kam Amanda nicht aus Venezuela. Offiziell sollte man zwar eine Genehmigung bekommen, jedoch bekam man sie in der Realität entweder gar nicht, oder es dauerte Jahre. Als dann Gómez weg war, verbuchten die vielen Kapellen Rekordzahlen, was das heiraten anging. "Wieviele geheiratet hatten, darüber gibt es Statistiken, aber wieviele dieser Ehen wieder geschieden wurden, darüber gibt es keine" dachte er vor sich hin. Erst jetzt merkte er, dass der Präsident ihn anstarrte, in der Erwartung ein Ton von ihm zu hören. "Oh, Entschuldigung, ich bin nicht ganz bei der Sache. Mein Frau, du weiß schon..." Manuel unterbrach ihn "Kein Problem. Lass mir die Listen hier, du kannst dann gehen." "Danke, hoffentlich schaff ich es noch." sagte er vor sich hin, als er den Raum verließ. Manuel viel ein Stein vom Herzen, dieses mal hatte er Glück gehabt. Doch lange wird er seine Plänen nicht mehr hinterm Berg halten können. Im Grunde brannte er darauf, es jemandem zu erzählen. Und niemand anders als Niceto kam in betracht. Doch noch ist die Zeit nicht reif. Noch gab es wichtigere Dinge. Er legte die umfangreiche Ressourcenliste bei Seite und konzentrierte sich auf die wesentlich kürzere Militärliste. "Fangen wir beim Heer an", sagte er zu sich selbst.

Heer:
3 Divisionen in Caracas
- Erste Infantriedivision
- Erste Kavalleriedivision
- Zweite Infantriedivision (aus Milizen)

Er dachte kurz nach, dann stieß er ein "Ja, so wirds gemacht" heraus und notierte sich die neue Aufstellung auf einem Zettel:

Oberkommandierender des Heeres wird General Lopez Contreras. Vorläufig als Leiter und Organisator ohne eigene Einheiten. Die drei Divisionen werden als Heimatverteidigungsmilizen umorganisiert und unter gemeinsamen Kommando von Generalleutnant Reyes Chamorra gestellt. Sie sollen unabhängig von weiteren Einheiten ständig in Caracas stationiert bleiben und auch innerhalb der Grenzen eingesetzt werden dürfen. "So, nun das nächste."

Marine:
Eine Flottille
- Erste Zerstörerflottille

Wieder mußte er kurz nachdenken. "Die Marine..." murmelte er. Die militärische, aber vor allem die Zivile Schifffahrt hatte unter dem Umbruch und dem Regimewechsel zu leiden. Einige Einheiten wurden von Plünderern und Aufständischen teilweise Beschädigt, teilweise auch Zerstört. Dazu versenkten ein paar Marinesoldaten, als sie sahen dass ihr Putsch scheitern würde, einen Teil der Flotte auf offener See. "Unwiederbringlich..." sagte er wieder mal zu sich selbst. "Da muss sofort etwas geschehen, ich werde das anders machen" Er fing wieder an zu schreiben:
Vizeadmiral Santabria Villa übernimmt das Oberkommando über die Marine zusammen mit dem Kommando über die Zerstörerflottille. Vizeadmiral Villa Lobos wird vorübergehend Bauleiter und Marineinspekteur für das neue Hilfsprogramm. Sechs Transportschiffe sollen unter militärischem Kommando erbaut und gefahren werden, jedoch für zivile Auftraggeber. "So schlagen wir drei Fliegen mit einer Klappe", nuschelte er, "die Crews bekommen Training, die zivilen Unternehmen bekommen ihre Schiffe, und in ein paar Jahren haben wir unsere Transporter. Genau dann wenn wir sie brauchen." Er konnte sich ein grinsen nicht verkneifen.
"So, das wars auch schon." Das Siegel prangte blutrot auf dem Umschlag. Er stand auf und ging zur Tür. Auf dem Weg dorthin kontrollierte er nochmal, ob das Siegel wirklich fest sitzt. Es passte. Er trat aus seinem Büro und sprach die Ordonanz an, die hinter einem Schreibtisch gleich neben der Tür saß. "Veranlassen sie bitte, dass dieser Brief schnellstmöglich ins Hauptquartier der Streitkräfte gebracht wird. Und diese Nachricht lassen sie ins Außenministerium übertragen." Er dreht sich um, die Sekräterin antwortete "Wird erledigt", doch das hörte er schon nicht mehr. Tief atmete Manuel ein, ging dann zum Fenster und schaute hinaus. 'Auf die Zukunft, auf Venezuela', die Worte wollten einfach nicht mehr aus seinem Kopf. Er zweifelte an sich selbst, war er der richtige Mann, war sein Weg der richtige Weg? Das wird die Zukunft zeigen...

Peter der Große
07.01.04, 10:10
Herzlich Willkommen im Forum!

Das nenne ich einen gelungenen Einstand, weiter so! Und mit Venezuela einen nicht uninteressanten "Exoten" gewählt, ich bin gespannt.

Oliver Guinnes
07.01.04, 14:12
Auch von Uns ein herzliches Willkommen! Starkes Intro, das lässt auf viel hoffen!

:gluck:

Der Zarewitsch
07.01.04, 19:28
Willkommen!

Schöner Einstand!! :)

Olaf Rasmussen
07.01.04, 23:30
Herzlich willkommen auch von meiner Seite aus. Vielleicht kann Venezuela ja auf dem Südamerikanischen Kontinent was reissen, wer weiss dies denn schon. Aber ich wünsche Euch viel Glück und dass Ihr Eure Wirtschaft haushaltet.

Helios
11.01.04, 06:43
Herzlichen Dank, wenn der AAR gefällt will ich natürlich nicht zu lange mit der Fortsetzung warten. Auch wenn das Tempo doch eher gering ist, hauptsache es geht vorwärts!

-*-*-


13. Januar 1936


Eleazar Coronár war ein großgewachsener, leicht übergewichtiger Mann, dem man seine fast 50 Jahre nicht ansieht. Neben ihm sah selbst Präsident Manuel Ramirez, der auch von imposanter Größe war, klein aus. Es hatte ihm jedoch nie etwas ausgemacht, den Photographen dagegen schon, so dass es regelmäßig zu Streitereien wegen dem kleinen Hocker gekommen ist, auf den sich Manuel nur widerwillig stellte. Doch hier waren keine Photographen, hier waren nur zwei Leute, ein Präsident und sein vorläufiger Aussenminister. Im Grunde war alles nur vorläufig, und doch schienen viele davon auszugehen, ihren Posten auch nach den Wahlen zu behalten. Dieses Gefühl der Selbstsicherheit begründete sich in den Wünschen dre Venezuelaner. Die Zeit des Umbruchs war vorbei, nun galt es ruhiger zu werden. Die Unruhen der letzten Monate hatten jedem zugesetzt, egal wie klein sein Licht auch war. Insofern würde es niemanden überraschen, wenn die alten Köpfe auch nach den Wahlen auf ihren Plätzen bleiben würden. Aber bis zur Wahl waren es noch ein paar Monate, und die Gedanken jetzt galten wichtigerem.
"Also, wie sieht es aus für uns", sprach Manuel an, als Eleazar die Tür hinter sich geschlossen hatte.
"Bisher gibt es nicht viel zu berichten. Die Lage in Europa scheint ernster zu werden. Aber nichts was uns hier beunruhigen sollte." antwortete er etwas enttäuscht. Er kam von einer kleinen Südamerika-Rundreise zurück, aber etwas großartiges zu berichten gab es eigentlich nicht.
"Wie ist deine Reise verlaufen? Ich hoffe du hast den Urlaub genossen!?!" fragte Manuel mit einem breiten grinsen, da er wusste dass es wirklich mehr Urlaub als Arbeit gewesen war, so gern Eleazar es auch verschwiegen hätte.
"Es ist schön wieder hier zu sein", versuchte er sich rauszureden. "Kolumbien scheint dem ganzen noch ein wenig misstrauisch zu sein, Ecuador und Brasilien gratulierten uns und hoffen auf eine gute Zusammenarbeit."
"Na also, immerhin etwas positives. Kolumbien kann ich nachvollziehen, aber sorgen sollten sie sich wirklich nicht machen. Eine Gefahr stellen wir wohl kaum da."
"Sonst gibt es, wie gesagt, nichts großartiges zu erzählen. Meinen Bericht hast du ja schon erhalten?" es war kaum rauszuhören, dass es sich mehr um eine Frage als um eine Feststellung gehandelt hat.
"Jaja, ich hab aber noch nicht reingesehen, sowas höre ich lieber direkt von dir." sprach er, während er sich einigen Papieren auf seinem Schreibtisch widmete. "Du weißt dass ich dir vertraue", sagte er mit plötzlichen Ernst, "schaffe auch außenpolitisch etwas ruhe, und hole das beste für Venezuela heraus."
"Natürlich, Herr Präsident." antwortete er unterwürfig, "War das alles?"
"Ja, das ist erstmal alles, ich sehe dich dann bei der nächsten Sitzung."
"Natürlich, Herr Präsident", antwortete er im gleichen Tonfall wie zuvor. "Ich wünsche noch einen schönen Tag". Er drehte sich um und verließ den Raum.
"Ich dir auch", rief ihm der Präsident noch hinterher. Eleazar dachte über das Gespräch nach, während er den Präsidentenpalast verließ. Diese plötzliche Kälte, irgendetwas stimmte nicht. Er konnte sich keinen Reim darauf machen. Dann sah er die beiden Limousinen vorfahren, beide mit militärischer Kennung, und aus beidem stiegen Ranghohe Militärs aus. "Irgendetwas plant der" sagte er vor sich hin. Dann stieg er in seinen Wagen.

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"Ah, General Contreras, Vizeadmiral Villa, Vizeadmiral Lobos, Generalleutnant Chamorra, nehmen sie bitte Platz." der Präsident wies auf den Konferenztisch, der sich im Nebenraum befand welcher durch eine große, zweiflüglige Schiebetür mit dem Präsidentenbüro verbunden war. Er selbst schrieb noch eine Notiz an seinem Schreibtisch fertig und folgte dann den anderen, blieb jedoch stehen. "Meine Herren, sie haben sich als treue Verbündete Venezuelas im Kampf gegen die Feinde der Demokratie einen Namen gemacht, den jedes Kind in unserem schönen Lande kennt. Doch der Kampf hat spuren hinterlassen, das wissen sie selbst besser als ich. Ich sehe es als meine Pflicht an, diese Spuren zu beseitigen, und Venezuela zu altem Glanz zurückzuführen." die Militärs schauten sich untereinander ungläubig an. Für sie klang es mehr nach einer Wahlkampfrede denn nach einer Stabssitzung. Der Präsident hingegen ließ sich nicht davon abbringen, die Gedanken die er sich im Kopf zurecht gelegt hat auch zu präsentieren. "Und auch das Militär soll wieder zu altem Glanze erblühen, denn ein stolzes und starkes Venezuela braucht auch stolze und starke Verteidigungskräfte. Deshalb hab ich mich dazu entschlossen, der Wiederaufrüstung einen wichtigen Platz einzuräumen." Aufmerksam verfolgten nun die ranghohen Offiziere den Monolog, der für sie so langsam einen Sinn ergab. "Wir wissen nicht, gegen welchen Feind wir in Zukunft zu bestehen haben. Wir wissen nicht ob wir wieder kämpfen müssen, und schon gar nicht wo. Deshalb soll die neue Armee sich nicht auf ein Gebiet konzentrieren, sondern ein breit gefächertes Spektrum bieten. Als erste Maßnahme habe ich bereits die Verträge zum Ausbau unseres Verteidigungsnetzes unterschrieben. Entsprechende Schreiben sollten ihnen bekannt sein." Alle nickten "Nicht bekannt hingegen dürfte ihnen die Tatsache sein, dass auch die Forschung an zukünftigen Waffensystemen bereits begonnen hat. Dies unter strikter Geheimhaltung. Doch es soll nicht nur bei der Theorie bleiben, so schnell wie es möglich ist, sollen erfolgreiche Erkenntnisse in bestehende Waffen einfließen." Er schwieg, als wolle er eine längere Pause machen um seine Worte zu stärken. In Wahrheit jedoch wartete er auf Reaktionen, doch die Offiziere schienen ihn zu enttäuschen. Bis schließlich Generalleutnant Chamorra das Wort ergriff: "Und wie sehen ihre genauen Pläne aus, Herr Präsident?" fragte er unsicher. "Gut dass sie fragen." antwortete der Präsident, und der Generalleutnant war froh anscheinend die richtige Frage gestellt zu haben. "Die Posten, die sie jetzt inne haben, haben sie aus bestimmten Gründen bekommen. Ich werde mal mit der Marine anfangen. Vizeadmiral Villa, ihre Zerstörerflottille stellt eine wichtige Stütze für unsere Streitkräfte dar. Sie soll jedoch nicht die einzige Stütze bleiben. Vizeadmiral Lobos, nachdem das Bauprogramm der Transporteinheiten abgeschlossen ist, wird mit dem Bau von Kriegsschiffen begonnen. Die Pläne befinden sich schon in Ausarbeitung. Direkt nachdem das letzte Transportschiff abgeliefert wurde, wird mit dem Bau von Unterseebooten begonnen. Insgesamt sollen drei Divisionen dieser Mittelstreckenboote für unsere Streitkräfte erbaut werden, und ich habe sie ausgesucht diese Flottille zu kommandieren. Ich weiß, dass sie früher bei den U-Boot-Fahrer waren, sie bringen das nötige Wissen mit um unserer Marine den sicheren Einsatz dieser Boote zu ermöglichen. Wie sich die Lage für Venezuela bis dahin verändert hat, kann ich natürlich nicht sagen, deswegen möchte ich aber auch noch nicht über weiterführende Pläne mit ihnen reden. Nur soviel sei gesagt, dass ich sowohl eine starke Überwasserstreitmacht, wie auch eine starke Unterwasserstreitmacht für unser Land haben möchte." Beide Vizeadmiräle nickten zufrieden. Mit diesem Präsidenten konnten sie gut leben, auch wenn sie keine große Marine bekommen werden, so doch immerhin eine feine. Mehr konnten sie nicht erwarten. Der Präsident trank einen Schluck Wasser, und redete dann weiter: "Nun zum Heer. Generalleutnant Chamorra, an ihrem Posten wird sich erstmal nichts ändern. Sie werden mit ihren Truppen in der nächster Zeit erstmal hier in Caracas für Ruhe sorgen. Das ganze entwickelt sich zwar prima, aber ich will Truppen hier haben falls die Stimmung umschlägt." Der Generalleutnant nickte zustimmend. "Wenn die Zeit reif ist, und das Militär aufgestockt wurde, werden ihre Einheiten zu den Ölquellen verlegt. Ihnen dürfte klar sein, wie wichtig diese Quellen für unser Land und für die Demokratie sind, und auch wenn es derzeit keine Bedrohnung von außen oder innen gibt, diese kann kommen. General Contreras, meine Pläne sehen eine Vergrößerung des Heeres als absolut notwendig an. Dies sollte jedoch überlegt von Statten gehen. Wie sie wissen sind durch die Säuberungen nur sehr wenige Armeetaugliche Männer übrig geblieben. Wir haben deshalb vor erstmal in die Forschung zu investieren, und anschließend neue Einheiten aufzustellen." Der General unterbrach ihn: "Das halte ich für keine gute Idee, Herr Präsident. Wie sie gerade selber sagten, wir wissen nicht wann die Lage sich ändert, und dann ist es zu spät." "General, ich mir dessen voll bewußt, und wenn es nur nach mir ginge, würde ich sofort die Aufstellung weiterer Truppen veranlassen. Aber wir sind eine Demokratie, und das Volk hat zur Zeit andere Bedürfnisse. Wir können den Frauen nicht die Ehemänner wegnehmen, nicht jetzt wo der Wiederaufbau voll im Gange ist." "Aber so schlimm waren die Zerstörungen doch gar nicht." Der Präsident wurde sauer, er selbst kam nicht aus Caracas, sondern aus einem kleinen Dorf weiter im Westen. "Hier waren sie nicht so schlimm, das stimmt, aber Venezuela beschränkt sich nicht auf Caracas. Sie wissen es selbst, die schweren Kämpfe fanden weiter im Westen statt. Die Regimetreuen Truppen, die Militärputschisten und die Demokratiefreundlichen Truppen haben sich dort verherende Schlachten geliefert." Er trug es mit solcher Leidenschaft vor, dass sich niemand traute etweas dagegen zu sagen. Sie alle merkten, der Präsident hat einen starken persönlichen bezug zu der Region und den Menschen. "Es wurde ganze Dörfer zerstört, es gab tausende von Flüchtlingen. Die Männer mussten kämpfen, und die Frauen und Kinder waren alleine. Nein, ich kann ihnen nicht schon wieder ihre Hoffnung rauben. Wir werden freiwillige in den östlichen Provinzen rekrutieren. Es wird nicht viel dabei rumkommen, und es wird wohl einige Zeit dauern. In einem Jahr, vielleicht etwas später, können wir die allgemeine Wehrpflicht wieder einführen. Je nachdem wie sich der Westen entwickelt. Vielleicht müssen wir uns noch länger gedulden." Der General unterbrach ihn: "Der Zeitplan ist so okay, denke ich. Für die Zwischenzeit dürfte die verbleibende Heimatmiliz ausreichend sein." Der Präsident nickte: "Das denke ich auch. Sie werden ihre Armee schon bekommen, Herr General, das kann ich ihnen versichern. Sie müssen sich nur etwas gedulden." "Der General antwortete nicht mehr. Es wurde noch über einige allgemeine Dinge geredet, auch die Forschungsarbeiten wurde noch genau festgelegt. Zum Schluss wurde noch, wie es sich gehört, auf die Demokratie und auf Venezuela angestoßen, und das mehrmals. Wer hier Präsident sein wollte, der musste trinkfest sein. Neben anderen Qualitäten, versteht sich...

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23. Januar 1936

Die Präsidentenlimousine hielt im strömenden Regen vor dem Innenministerium hinter einem Wagen, der anscheinend einem Ausländer gehörte. Noch bevor der Fahrer aussteigen und einen Schirm öffnen konnte, stürmte der Präsident schon Richtung Gebäude. Er riß die Tür auf und blickte in das Gesicht seines überraschten Innenministers: "Alles in Ordnung, Manuel?" Fragte dieser unsicher. "Das ist ein verdammtes Wetter, naß, kalt, man könnte meinen wir wären in London." "Da kann ich ihnen nur zustimmen, Sir." sagte die unbekannte Gestalt, die gerade dabei war ihren Mantel aufzuhängen, wobei der Innenminister sie wohl unterstützt hatte, und die Manuel erst jetzt bemerkte. "Oh, Entschuldigung, Herr Präsident, dies hier ist Sir Roger Stine, Botschafter und Repräsentant des Königs von Großbritannien und Nordirland und Kaiser von Indien, Seiner Majestät George dem fünften." "Seine Majestät Edward dem achten", unterbrach ihn der Brite. "Wie meinen?" fragte der Präsident. "Unser König, seine Majestät Edward der achte. Seine Majestät George der fünfte verstarb vor drei Tagen an Bronchitis" "Ah, entschuldigen sie, wir wurden darüber nicht informiert." versuchte der Innenminister zu retten. "Ich weiß es selbst erst seit ein paar Stunden." Antwortete der Brite verständnisvoll. "Herr Botschafter, dies ist der Präsident der Republik Venezuela, Manuel Ramirez", machte der Innenminister weiter. "Übermitteln sie bitte der britischen Regierung unsere Anteilnahme am Tod des Königs." Sprach der Präsident als ob er den Innenminister nicht gehört hätte. "Herzlichen Dank, das werde ich selbstverständlich umgehend nach meiner Rückkehr in die Botschaft veranlassen." "Wir sollten dann jetzt in mein Büro gehen, dort redet es sich besser als hier zwischen Tür und Angel." warf der Innenminister ein, und wies gleichzeitig dem Gast den Weg. Der Brite voran, die beiden Venezuelaner dahinter, warf der Präsident seinem Innenminister, Carlos Delgrado Chabaud, einen finsteren Blick zu. Dieser hingegen schaute unschuldig zurück. Letztlich war er auch unschuldig, es war mehr eine Kette an unglücklichen Zufällen. Es ging durch das leere Vorzimmer bis zur großen Eichentür. Durch sie gingen, vom Innenminister geöffnet, zuerst der Botschafter, dann der Präsident. Das Büro war ähnlich aufgebaut wie das vom Präsidenten, auch ein Nebenraum mit einem Konferenztisch war vorhanden, jedoch kleiner als im Palast. Nicht weil der Raum es nicht zugelassen hätte, wohl eher weil zu einem größeren keine Veranlassung bestand. Beide ginge in diesen Nebenraum und setzten sich, wobei sie ein paar Worte miteinander wechselten, die Carlos jedoch nicht verstand, da er, nachdem er die Tür geschlossen hatte, erstmal zu seinem speziellen Schrank gegangen war, um eine Flasche Scotch und drei Gläser hervorzuholen. Damit ging er nun ebenfalls in den Nebenraum. "Ah, einen guten Scotch, den kann ich jetzt gebrauchen", meinte der Brite. "Ich hoffe sie entschuldigen, dass hier noch nicht alles so rund läuft, es ist halt alles noch recht neu." sagte Carlos mit ehrlichem bedauern. "Das hängt vom Scotch ab, würde ich sagen." antwortete der Brite mit einem grinsen, das Carlos zweifel ließ, ob er wirklich Brite war. "Auch wir sind gerade noch am Aufbauen, wenn sie es so sagen wollen." fügte der Botschafter an.
"Wir sind froh über die Entscheidung Großbritanniens, als erstes europäisches Land die Botschaft wieder zu eröffnen. Das gibt uns Bestätigung, und Hoffnung." Versuchte der Präsident das Thema zu wechseln.
"Bestätigung und Hoffnung," wiederholte der Brite, "ja, so könnte man es sagen. Das Britische Imperium ist an Südamerika, und vor allem an Venezuela als Demokratie ausgesprochen interessiert. Wir haben den Sturz des alten Regimes sehr begrüßt, auch wenn wir befürchtungen hatten, das Militär könnte die Kontrolle übernehmen. Aber es hat sich alles so entwickelt, wie wir es erhofft hatten."
"Ich bin erstaunt über das Interesse Großbritanniens an unserem Land." entgegnete der Präsident, während sich der Innenminister sich zurück lehnte und zuhörte.
"Nicht nur an ihrem Land, auch an den Bewohnern. Auch wenn es schwer zu glauben ist, aber das britische Weltreich interessiert sich auch für Länder und Menschen die nicht zum Imperium gehören."
"Und das besonders, wenn diese Länder Ansprüche auf Gebiete des Imperiums stellen, nicht wahr?"
"Das ist ein weiterer Punkt, der unser Interesse erklärt, aber nicht der wichtigste."
"Warum ist Großbritannien sonst noch an unserem Land, und an dessen Bewohner interessiert?"
"Ich weiß nicht worauf sie hinaus wollen. Wir begrüßen es, wenn ein Land seinen Bewohnern Freiheit und Sicherheit bietet. Deshalb ist Großbritannien ein Freund einer jeden Demokratie."
"Freiheit und Sicherheit, aus dem Worte eines Briten klingt das zynisch."
"Zynisch? Sie waren es, der die Entscheidung des Britischen Imperiums, die Botschaft wieder zu eröffnen als Bestätigung und Hoffnung bezeichnet haben. Wer ist nun hier zynisch?"
"Oh, ich meinte das durchaus Ernst. Ich habe Respekt vor Großbritannien..."
"Seiner Macht"
"Vor der auch, aber auch vor dem Land, welches seine Werte gegenüber allem und jeden verteidigt, in Europa und auf der ganzen Welt. Und das vor Jahrhunderten genauso wie heute." Der Präsident grinste, und der Brite hatte verstanden.
"Dann lassen sie uns trinken, Präsident, auf das britische Imperium..."
"Auf Venezuela"
"Und auf Venezuela, dem einzigen Land welches stolzer ist als mein Vaterland", fügte der Brite hinzu, wieder mir dem gleichen grinsen wie vorhin. Carlos erhob sein Glas ebenfalls, doch dachte er an das grinsen.
"Gut das wir die Formalitäten hinter uns haben." sagte schließlich der Brite, nachdem er einen kräftigen Schluck getrunken hatte, und dem Präsident sah man an dass ihm dieser Brite gefiel.
"Also, was hat Großbritannien für Pläne mit unserer Republik?"
"Wichtig für uns sind verschiedene Dinge, wie sie schon erwähnten sind da die umstrittenen Gebiete. Da würde uns ein wenig Klarheit schon helfen."
"Das klären wir am besten in Anwesenheit von meinem Außenminister" unterbrach ihn der Präsident, "ich meinte jetzt mehr auf das Innenpolitische, es wird schließlich einen Grund haben warum wir uns hier das erste mal Treffen."
"Da haben sie durchaus recht. Um ehrlich zu sein, mir wurde aufgetragen ein Geschäft einzufädeln. Ein Geschäft was nicht über unser Außenministerium laufen soll, weswegen mein Ansprechpartner bei uns das Innenministerium ist. Und weil unser Innenministerium nicht mit Ministerien anderer Länder zusammenarbeiten darf, außer den jeweiligen Innenministerien, bin ich heute hier."
"Das klingt etwas kompliziert, was rechtfertigt denn solch einen Aufwand?"
"Wie ihnen bekannt sein dürfte, wurde im letzten Juni ein Flottenabkommen zwischen Großbritannien und Deutschland unterzeichnet. Sonderbotschafter war damals Joachim von Ribbentrop, und genau dieser ist das Problem, den er steht immer noch in Kontakt zum Außenministerium, und scheinbar geht es um ein Bündnis."
"Ein Bündnis zwischen Großbritannien und Deutschland?"
"Ja, und jetzt verstehen sie hoffentlich das Problem."
"Durchaus"
"Großbritannien wird ablehnen, bei jedem Versuch. Eine Allianz kommt nicht in Frage, und die Lage in Europa verschärft sich mit jedem Monat. Wir versuchen zwar alles mögliche, um einen Krieg zu verhindern, aber im Gegensatz zum Außenministerium geht das Innenministerium nicht davon aus dass er sich verhindern läßt. Also müssen, zu unserer eigenen Sicherheit, und vielleicht auch zur Sicherheit der ganzen Welt, Maßnahmen getroffen werden, um den Deutschen diesen Krieg zu erschweren."
"Was hat das ganze mit Venezuela zu tun?"
"Das werde ich ihnen gerne beantworten. Es geht um ihr Öl, oder besser gesagt darum was sie daraus machen. Wir wollen es ihnen Abkaufen, wenn sie uns etwas entgegen kommen."
"Abkaufen? Das britische Imperium dürfte wohl genug Öl unter seinem Boden haben, um es für die nächsten tausend Jahre zu versorgen."
"Das schon, aber die Deutschen, die sind nicht so reich gesegnet. Und sie werden versuchen ihr Öl zu kaufen, vor allem jetzt, wo die Verhältnisse hier stabil genug sind, um eine sichere Lieferung zu gewährleisten."
"Deshalb also die Eile"
"Ja, deshalb."
"Sie sagten, wenn wir ihnen entgegenkommen, wie stellen sie sich das vor?"
"Sie sollten uns einsicht in die Käufer geben, und uns auch die Möglichkeit geben, Käufer abzulehnen."
Jetzt mischte sich Carlos ein: "Sie wollen die uns vorschreiben, an wen wir verkaufen dürfen?"
"Im Grunde schon." antwortete der Brite, und führte dann weiter aus: "Natürlich werden wir ihnen das Öl, welches sie durch unser Eingreifen nicht verkaufen konnten, zum gleichen Preis abkaufen."
"Und was haben wir von dem ganzen Geschäft?" fragte der Präsident.
"Nun, wir würden ihnen helfen. Wir könnten sie beim Aufbau ihres Landes unterstützen, wir würden ihnen im gewissen Rahmen Spielraum einräumen. Wir könnten auch schnell Gespräche über die umstrittenen Gebiete aufnehmen."
Der Präsident unterbrach ihn, "wir haben zur Zeit andere Probleme als die besetzten Gebiete."
"Das habe ich mir schon gedacht. Wie gesagt, wenn sie es wollen könnten wir Venezuela in eine blühende Landschafte verwandeln, und Caracas in eine schöne Hauptstadt. Und sie könnten sich der Freundschaft unseres Landes auch in schwierigen Zeiten sicher sein."
"Das ist aller Hand, ehrlich gesagt war ich auf soetwas nicht im geringsten vorbereitet." gab der Präsident zu verstehen.
"Das kann ich natürlich nachvollziehen. Sie können sich das ganze natürlich in Ruhe überlegen, mit ihren Beratern besprechen. Aber achten sie darauf, wem sie vertrauen. Es ist ein hochsensibles Geschäft, und wenn etwas an die Öffentlichkeit gelangt, würde natürlich jegliches Angebot nichtig werden, und wir müßten uns nach anderen Möglichkeiten umschauen." Der Brite schaute Ernst, aber auch der Präsident hatte diesen Blick drauf.
"Wir werden es uns sicher überlegen."
"Ausgezeichnet. Wenn sie mich dann jetzt entschuldigen würden, wie gesagt, auch wir sind noch nicht ganz fertig, und sie wollen sicher gleich mit ihren Überlegungen beginnen." Der Brite stand auf "Hat mich gefreut, ich hoffe wir werden uns einig." Nun standen auch Präsident und Innenminister auf. "Das werden wir sehen." Sie gingen alle drei Richtung Tür. "Ich denke, ich finde schon allein hinaus, Guten Tag."
"Guten Tag", antwortete der Präsident und zeigte seinem Innenminister durch ein Nicken an, dass dieser ihn trotzdem begleiten sollte.
"Ich werde sie trotzdem noch zur Tür bringen, Herr Botschafter," sagte dieser, und beide verließen das Büro.
Manuel ging wieder zum Konferenztisch und goß sich einen Scotch nach. Als Carlos das Büro wieder betrat, stand vor dem Präsidenten ein leeres Glas. "Und, was meinst du, Manuel?"
"Das war wirklich...überraschend, Carlos."
"Allerdings. Aber ich kann es nachvollziehen..."
"Nachvollziehen kann ich es auch, nur ist die Frage ob wir zustimmen sollen. Europa ist weit weg, und manchmal ist es besser, neutral zu bleiben."
"Nur wie wird das den Briten gefallen."
"Wie werden die Verträge den Deutschen gefallen? Spätestens wenn wir sämtliche Angebote aus Berlin ablehnen, wird ihnen ein Licht aufgehen, wenn sie es nicht schon längst durch Spione wissen."
"Vielleicht wird es auch nicht zum Krieg kommen, vielleicht läßt sich das ganze anders lösen?!?"
"Vielleicht....vielleicht auch nicht. Genau das ist das Problem."
"Noch einen Scotch?" warf Carlos ins Gespräch.
"Gerne, heute kann ich nicht genug davon haben", antwortete der Präsident. Trinkfest muss man sein, aber das habe ich schon erwähnt, oder?

Chimaera
11.01.04, 15:37
Wunderbar, Noch ein Alkoholiker als Staatschef :D villeicht sollten Ungarn und Venezuela in Zukunft kooperieren ;)
Schöner AAR, weitermachen

Vietminh
11.01.04, 15:52
Ah noch ein Exot :D . Schön geschrieben! Ich hab einmal mit Venezuela gespielt, doch hab nichts geschafft. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass es hier besser verlaufen wird. *nick*

Helios
20.01.04, 17:18
Eine ungarisch-venezuelanische Allianz? Das kann ja nur die Weltherrschaft bedeuten ;)
Ob es hier gut laufen wird, das wird die Zeit zeigen. Noch sieht es gut aus, aber der Krieg wird kommen...

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9. März 1936
'Deutsche Truppen sind in Bataillonsstärke ins Rheinland einmarschiert', dieser eine Satz nur stand auf dem Zettel, den Manuel in den Händen hielt. Dieser eine Satz war es der ihm die schwierige Entscheidung abgenommen hat, denn nun war ihm klar wie die Sache ausgehen wird. Es wird zu einem Krieg kommen, nicht heute, auch nicht morgen, aber der Krieg wird kommen, und Venezuela wird dann keine Wahl mehr haben, denn die Wahl ist schon jetzt gefallen. Es klopfte an der Tür, Manuel packte den Zettel zurück in seinen Schreibtisch. Die Ordonnanz trat ein und Manuel übergab ihr zwei Briefe. "Lassen sie die Briefe ins Innenministerium und zur britischen Botschaft schicken, und sorgen sie dafür dass der Innenminister und der Botschafter in einer Stunde hier sind." Er holte kurz Luft und fügte, während er sich umdrehte, "Das ist dann alles." hinzu. Ein klares Zeichen dass jeder Kommentar überflüssig ist, ja sogar schwerere Folgen haben kann. Die Briefe gingen ihren Weg, jeweils mit einer weiteren Nachricht versehen, in der nochmal explizit auf die Wichtigkeit des Treffens hingewiesen wurde. Sie verließen den Palast durch den alten Lieferanteneingang, in dem nun die Fahrbereitschaft untergebracht war, und in dem auch die Boten ihre Motorräder abgestellt haben. Noch war dies die einzige sichere Möglichkeit der Kommunikation, nicht weil die Telephone abgehört würden, sondern einfach weil nie klar war ob sie richtig funktionierten. Die Ausfallquote bei den motorisierten Boten war da wesentlich geringer, nur ein einziges Mal ist eine Nachricht verloren gegangen, mitsamt dem Boten und dem Motorrad. Noch immer stellte es für die Polizei ein Rätsel dar, denn es gab weder Motive für eine Flucht, oder für einen Verrat, noch gab es anzeichen für ein Verbrechen. Im Grunde gab es gar nichts, und genau das war das schwierige. Von der Ausnahme mal abgesehen, haben sich die Motoräder bewährt, und werden nun auch immer häufiger eingesetzt. Bis zum Innenministerium war es nicht weit, das Regierungsviertel lag genau zwischen der eigentlichen Stadt und dem Präsidentenpalast. Die Fahrt zur britischen Botschaft hingegen war deutlich länger, denn diese lag mitten im Zentrum von Caracas, welches durch den Mangel an Kutschen und Fahrzeugen von unzähligen Fussgängern bevölkert war. Nur durch geschicktes manövrieren des Motoradfahrers konnte er Zusammenstöße vermeiden, die Übung macht halt den Meister, und wer Stadtfahrten bekommt muss schon ein solcher sein. Letztlich kam die Mitteilung noch rechtzeitig in die Hände des Botschafters, der augenblicklich Richtung Präsidentenpalast aufbrach, und trotzdem zu spät kam. Der Verkehr halt. Als er das Amtszimmer des Präsidenten betrat, unterzeichnete dieser gerade den Vertrag, der zwar keine rechtliche, aber sehr wohl eine symbolische Verpflichtung war. Auch der Innenminister unterschrieb, und schließlich auch der Botschafter, stellvertretend für die Krone. An jenem morgen entschied sich die Zukunft Venezuelas...

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15. März 1936
"Meine Damen und Herren, die Wahllokale sind nun bereits seit einigen Stunden geschlossen, und wir warten noch immer auf die ersten Prognosen, auch wenn sich die Auszählung der Stimmen noch über einige Tage hinziehen wird, so wollen wir ihnen wenigstens einen groben Überblick über die Lage vermitteln. Zusammen mit uns sind auch einige andere Reporter hier vor Ort, so zum Beispiel unser britischer Kollege von der BBC, oder auch Vertreter aus Deutschland, den USA und Frankreich. Sie alle haben interesse an der Zukunft unseres Landes, und zum ersten Mal seit den blutigen Unruhen ist Venezuela wieder ein Gesprächsthema rund um den Erdball. Schon heute morgen gab der Präsident eine Ansprache, in der er die Menschen aufrief...ah, ich muss hier unterbrechen, einer der offiziellen Wahlleiter kommt gerade aus dem Gebäude, in dem sämtliche Auszählungen zusammenlaufen. Wenn ich das Richtig sehe hat er die ersten Prognosen, einen Augenblick, ja, es sind die ersten Prognosen, und das Ergebnis entspricht in etwa dem, welches zu erwarten war. Anscheinend hat sich an dem bestehenden Parlament nur minimal etwas geändert, die Liberalkonservativen konnten ein paar Plätze gut machen, die Freie Liberale Partei hingegen hat Plätze verloren, ebenso wie die Rechtskonservative Union Venezuelas, auch sie haben Plätzen einbüßen müssen. Es dürfte sich jedoch kein Ministerposten ändern, wenn ich das richtig sehe. Allerdings sind die Prognosen noch nicht repräsentativ, da aus großen Teilen des Landes die entsprechenden Ergebnisse erst in den nächsten Tagen eintreffen. Falls sich hier etwas ändern sollte, werden wir natürlich umgehend davon berichten, ich gebe jetzt erstmal zurück ins Studio."
Diese Nachricht ging zwei Stunden später durch den Äther und an die Haushalte in Venezuela, die ein Radioempfänger besaßen. Verändert hat sich auch nach den Ergebnissen aus den anderen Landesteilen nichts mehr, und auch das offizielle Endergebnis, welches durch die Welt ging, sah kaum anders aus. Es war alles wie erwartet...

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Die Hitze unterdrückte das Land im Süden der Karibik, Arbeit war von Anfang an zum scheitern verurteil, und die Menschen machten sich sorgen um Wasser und Brot. Während hier strahlend blauer Himmel herrschte, zogen über Europa Wolken des Sturms auf. Spanien, bisher eher unbeachtet am Rand gelegen, rückte in den Fokus der Weltöffentlichkeit, als die Geschütze donnerten. War das der Anfang vom Ende? Tausende Meilen weiter südwestlich gab man sich optimistisch, zum einen weil eine Hassliebe zu Spanien und allen Spaniern bestand, zum anderen weil es eher so aussah als würden sich zwei antidemokratische Ideologien auf dem Prüfstand befinden. Doch trotz der positiven Aspekte, es gab auch Dinge die dem Venezuelanischen Generalstab sorgen bereitete, Dinge die in Frankreich und England einschlugen wie Bomben. Man hatte das Deutsche Reich unterschätzt, in jeder Beziehung. Genau wie die Italiener unterstützten die Deutschen zwar nicht offiziell die Nationalisten, lieferten aber Material, und Soldaten die sich 'freiwillig' meldeten hielt man auch nicht zurück. Die andere Seite, die Republikaner, wurden aktiv von den Sowjets unterstützt. Eine gute Gelegenheit also die Technik der drei Länder zu inspizieren. Was jedoch die Geheimdienste sahen verschlug ihnen die Sprache. Italien und die Sowjetunion, die Erkenntnisse bestätigten sich, von den Deutschen aber musste die Meinung revidiert werden. Die Luftwaffe präsentierte sich im Glanz der Sonne, die Überlegenheit war gewaltig. Auch die Wehrmacht, obwohl in wesentlich kleineren Kontingenten präsent, zeigte sich auf einem hohen Stand. Nur es fehlten die Panzerdivisionen, was zu dem Folgenschweren analytischen Fehler führte, dass davon auszugehen sei dass diese entweder gar nicht vorhanden, oder, falls vorhanden, nur äußerst schlecht ausgerüstet seien. Die Meinung Englands und Frankreichs war klar, vor den deutschen Panzertruppen brauchte man keine Angst haben.

G°tti
20.01.04, 20:52
Viel Glück Kollege, ich hab dasselbe Land gewählt (und ebenfalls gleich einen AAR geschrieben, findet sich ebenfalls hier im Forum) nur in meiner Version ist der Militärputsch zu Beginn des Spieles geglückt ;-)