Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Redearten
Edle Herren,
schon lange keimte der Entwurf einer solchen Frage in uns, bis wir uns nun entschließen konnten sie zu stellen:
Was muss man beachten, wenn man "wie zu Kaisers Zeiten" reden / schreiben möchte. Sprich wie redet man wie einige "altes" Deutsch? Was muss man beachten?
Dank im voraus
Bismarck
Augustus Rex
04.11.03, 18:43
Wenn mit "Kaisers Zeiten" etwa 1900 gemeint ist, empfehlen Wir Bücher aus jener Zeit (Fontane, Gebrüder Mann, evtl. Hesse).
Dort wird man feststellen, dass noch einige Wörter aus dem Französischen präsent sind und dass verschiedene Redewendungen noch nicht von Sprachfaulheit, falschem Verständnis und Anglismen abgenuddelt sind.
Als Beispiele fallen mir ein, dass Dinge "Sinn haben" oder "Sinn ergeben" können, aber niemals "Sinn machen" (von "to make sense"). Ausserdem sagte man nicht grammatikalisch unlogisch: "Ich versichere Ihnen, daß...", sondern "Ich versichere Sie, daß...".
Und natürlich gab es generell einen größeren Hang zu langen, schönen Sätzen, weil man ja noch las und Briefe schrieb...
Und damit genug der Zeitenschelte :D
Nun wir dachten nicht bloß an diese nicht allzu ferne Zeit sondern noch etwa 200-400 Jehre zurück, also Zeiten, wo der Majestatis pluralis noch verwendet wurden.
Peter der Große
07.11.03, 21:07
Werter Bismarck,
der "Majestatis Pluralis" wurde noch sehr lange benutzt; zuletzt von unserem Kaiser Wilhelm II. In unserer Firma gibt es noch Dokumente aus dieser Zeit, in denen "Wir, Kaiser von Gottes Gnaden..." irgendwas erlaubt.
Und natürlich gab es generell einen größeren Hang zu langen, schönen Sätzen, weil man ja noch las und Briefe schrieb...
Das würde bestimmt Dommolus erfreuen, wobei Dommels Werke eher a la Cäsar (der echte) sind und über drei Seiten gehen, bis irgendwann auch das letzte Quentchen Sinn verloren gegangen ist :tongue:
Ja stimmt Lagodan.Bei manchen was Dommolus schreibt wird man kaum schlau.Der zieht das alles in die Länge :) .
Gruss Solo1
ihr habet von uns noch nichts gelesen! :D
Heute in Deutsch eine Redeanalyse geschrieben und der längste Satz ging über 11 Zeilen (und ich schreibe klein)
Peter der Große
17.11.03, 16:20
Nun denn, werter Bismarck, lasset uns doch eine Kostprobe eures Könnens zugute kommen! :)
Also Caesar schrieb eigentlich keine langen Sätze und sinnlos waren sie sehr selten. Jedenfalls im Original, Übersetzungen zählen nicht.
Aber urteilt selbst.
Gallia est omnis divisa in partes tres, quarum unam incolunt Belgae, aliam Aquitani, tertiam, qui ipsorum lingua Celtae, nostra Galli appellantur. Hi omnes lingua, institutis, legibus inter se differunt. Gallos ab Aquitanis Garunna flumen, a Belgis Matrona et Sequana dividit. Horum omnium fortissimi sunt Belgae, propterea quod a cultu atque humanitate provinciae longissime absunt minimeque ad eos mercatores saepe commeant atque ea, quae ad effeminandos animos pertinent, important proximique sunt Germanis, qui trans Rhenum incolunt, quibuscum continentur bellum gerunt. Qua de causa Helvetii quoque reliquos Gallos virtute praecedunt, quod fere cotidianis proeliis cum Germanis contendunt, cum aut suis finibus eos prohibent ut ipsi in eorum finibus bellum gerunt. Eorum una pars, quam Gallos obtinere dictum est, initium capit a flumine Rhodano, continetur Garunna flumine, Oceano, finibus Belgarum, attingit etiam ab Sequanis et Helvetiis flumen Rhenums, vergit ad septentriones. Belgae ab extremis Galliae finibus oriuntur, pertinent ad inferiorem partem fluminis Rheni, spectant in septentrionem et orientem solem. Aquitania a Garunna flumine ad Pyrenaeos montes et eam partem Oceani, quae est ad Hispaniam, pertinet, spectat inter occasum solis et septentriones.
Dommolus magnus
17.11.03, 21:01
ihr habet von uns noch nichts gelesen! :D
Heute in Deutsch eine Redeanalyse geschrieben und der längste Satz ging über 11 Zeilen (und ich schreibe klein)
Wenn mich der Wahn packt können meine Sätze eine ganze Seite umfassen.
Gallia est omnis divisa in partes tres,
In den kleinen Bellum Gallicum Büchern wirkt das noch viel besser, da ists wirklich ne halbe Seite pro Satz ^^
Ja stimmt Lagodan.Bei manchen was Dommolus schreibt wird man kaum schlau.Der zieht das alles in die Länge
Dafür find ich Deine wiederum sehr kurz, man kann ruhig n bissel die Sätze verbinden :D
Also mir gefällt die Sprache von Caesar sehr gut. Er schreibt genau so viele Details wie notwendig.
Vor allem kann man Caesar aus dem Stehgreif ohne schriftliche Vorbereitung wirklich gut übersetzen, was dem faulen Schüler natürlich sehr entgegenkommt - bei Seneca gibts Textstellen, die kriegt man nicht mal nach ner Stunde Gehirnakrobatik auch nur annähernd richtig hin.
Wenn mit "Kaisers Zeiten" etwa 1900 gemeint ist, empfehlen Wir Bücher aus jener Zeit (Fontane, Gebrüder Mann, evtl. Hesse).
Ja, meine umfassenden Bücher zu diesem Thema wie "Mea läufts Wosser doa Orsch nobber - So sprach man zu Großvaters Zeiten" oder "Da schnalzt der Gaumen - Wörterbuch zur guten alten Zeit" sind ja bekannt. Übrigens zu bestellen im Reclam Verlag für € 9,99.
Aber nicht zu verachten sind auch meine jüngsten Abhandlungen zur Sprache des alten Kaiserreichs "Wir hätten gern ein Zuckerl zum Tee - Wie bestelle ich bei Willi 2" oder "Wenn es im Darme rauscht - Ausreden für jede Gelegenheit". Zur Zeit schreibe ich an einem Roman, der komplett im "Pluralis majestatis" geschrieben ist. Auch plane ich, ein Werk komplett mit "Ablativen" zu versehen. Aber dazu müßte ich zuerst aus der Anstalt entkommen... :D.
Gruß Hesse
Veröffentlich die Texte doch hier im Forum, wenn Ihr die Texte komerzialisieren wollt nur Auszugsweise. Das würde uns sicherlich amüsieren.
Sir H. Dowding
16.05.04, 20:45
Wenn mit "Kaisers Zeiten" etwa 1900 gemeint ist, empfehlen Wir Bücher aus jener Zeit (Fontane, Gebrüder Mann, evtl. Hesse).
Dort wird man feststellen, dass noch einige Wörter aus dem Französischen präsent sind und dass verschiedene Redewendungen noch nicht von Sprachfaulheit, falschem Verständnis und Anglismen abgenuddelt sind.
Als Beispiele fallen mir ein, dass Dinge "Sinn haben" oder "Sinn ergeben" können, aber niemals "Sinn machen" (von "to make sense"). Ausserdem sagte man nicht grammatikalisch unlogisch: "Ich versichere Ihnen, daß...", sondern "Ich versichere Sie, daß...".
Und natürlich gab es generell einen größeren Hang zu langen, schönen Sätzen, weil man ja noch las und Briefe schrieb...
Und damit genug der Zeitenschelte :D
By the way (konnt's mir nicht verkneifen :D )
Weiß jemand die Nennform von "auserkoren"?
Na?
Keine Ahnung?
AUSERKIESEN, ja man glaubt es kaum, dass solch schönes melodisches wortgut dem Vergessen anheimfällt :(
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