Sytass
05.10.03, 17:29
Eine schanlose Kopie meines AARs aus dem Paradox-Forum.... ;)
Heute überfiel mich dank Timme mal wieder die Lust, Combat Mission - Barbarossa to Berlin zu spielen. Es war im Nachhinein kein besonders aufregendes Gefecht, aber ich habe nichtsdestotrotz ein kleines AAR dazu gebastelt.
Für die die es nicht wissen, CMBB (http://www.combatmission2.de) ist vielleicht eines der besten, wenn nicht sogar das beste Taktikspiel zum Zweiten Weltkrieg. :)
**********************************
Im April 1945 befand sich die Rote Armee bereits tief auf deutschem Gebiet. Es war klar, dass das Ende des Krieges keine Frage von des ob sondern vielmehr des wann war, und die Zeit bis zum völligen Zusammenbruch des Deutschen Reiches wurde in Tagen, nicht Monaten gemessen.
Während dieser Zeit gab es immer wieder kleine Scharmützel zwischen resten der Wehrmacht und den zusammengewürfelten Einheiten des Volkssturms, des letzten Aufgebots, das Hitler einberufen hatte. Eines dieser Gefechte fand am 27. April abends in einer kleinen Stadt in Brandenburg statt. Die Infanteriekompanie von Hauptmann Iadov befand sich auf dem Vormarsch in richtung Berlin. In einer der zahllosen Städte im Umkreis der bereits schwer getroffenen Reichshauptstadt sollte sich seine Einheit für die Nacht einquartieren. Kurz vor Erreichen der Stadt erreichten Iadov Meldungen der Aufklärung, dass ich in der Stadt vermutlich Elemente des Volkssturms in unbekannter Stärke aufhielten. Der Hauptmann begann, einen Plan für einen Sturmangriff auf diesen unbekannten Gegner auszuarbeiten, in der Hoffnung, dass die Wucht des Angriffs die Deutschen überrumpeln und zurückwerfen würde.
Von Osten, aus der Richtung, aus der Iadov vorrückte, führten zwei Straßen in die Stadt, eine Haupt- und eine Nebenstraße, relativ parallel zueinander, bis sie sich im Zentrum des Ortes kreuzten. Das Gelände war weitgehend flach, nur auf der linken Flanke eine leichte Erhebung mit einer Reihe Bäume. Bis auf zwei Kirchen am östlichen Stadtrand und einigen größeren Gebäuden, eines davon in der Ortsmitte vermutlich das Rathaus, waren die Häuser der Stadt eingeschossig, teils aus Stein, teils aus Holz. Aufgrund der wenigen Deckungsmöglichkeiten nahm Iabov an, dass es ein blutiger Häuserkampf werden würde, aber dazu mussten seine Männer zunächst soweit kommen.
Sein Plan sah folgendermaßen aus. Ein Zug T-34/85 wurde von ihm angefordert und bewilligt. Dieser sollte auf der Nebenstraße richtung Ortsmitte rollen, begleitet vom 3. Zug unter Leutnant Stepanov. Die Männer saßen auf den Panzern auf, eine Schützengrippe sollte als Aufklärer neben dem vordersten Panzer vorrücken. Ein DShK Maschinengewehr wurde in die nächstgelegene Kirche beordert, von wo aus es die Straße der Länge nach im Visier hatte. En Maxim MG rückte parallel der Straße vor, um gegebenenfalls schnell Feuer gegen erkannte Feinde zu geben.
Auf der linken Flanke, richtung der kleinen Anhöhe mit Bäumen, nahmen die anderen beiden Züge Aufstellung in Schützenreihen. Der 2. Zug unter Lt. Lukin sollte zunächst zu den Bäumen vorrücken und dort Stellung beziehen. Der 1. Zug von Lt. Lavrov würde dann unter Feuerschutz des 2. Zuges die ersten Häuser der Stadt besetzen. Um den Angriff einzuleiten, ersuchte Iadov um Artilleriezuteilung vom Divisionskommando. Ihm wurde eine Batterie 82mm Raketenwerfer zugeteilt, die gegen 18 Uhr die Stadt unter Beschuss nahm. Etwa zur gleichen Zeit setzte sich Hauptmann Iabovs Kompanie in Bewegung.
Auf der linken Flanke musste die Schützengruppe von Feldwebel Abashidze jedoch bald feststellen, dass die Annäherung an die Baumgruppe nicht so unbemerkt blieb, wie gehofft. Von irgendwo voraus feuerte ein Maschinengewehr, vermutlich ein MG42. Abashidze schrie seinen Männern zu in Deckung zu gehen, und die Kugeln pfiffen über seine Soldaten hinweg, während sie versuchten, robbend die Bäume zu erreichen. Zugführer Lavrov war beunruhigt. Wo kamen die Schüsse her? Aus dem kleinen Haus direkt vor Abashidzes Männern? Oder aus dem zweistöckigen Haus, das am südlichen Ortsrand lag? Nein, schlimmer. Am entfernten Ortsende befand sich ein kleiner Holzbunker mit MG. Iabov verfluchte seine Entscheidung, seine Panzer auf der anderen Seite der Stadt zu haben, während er hier nur mit Infanterie versuchen musste, ein Feld zu überqueren, das von einem MG überschaut wurde. Artillerieunterstützung gab es keine mehr. Er würde sich etwas anderes einfallen lassen müssen, aber zunächst brauchten der 1. und 2. Zug Deckung. Dann würde er sich einen Weg überlegen, der außer Reichweite des Bunkers lag. Wenn das MG in einem Haus wäre, könnte man es stürmen, wenn die Panzer näher wären, könnten sie ihn knacken. Aber hätte, wenn und aber haben auf dem Schlachtfeld nichts zu suchen, es geht um Realitäten.
Iadov gab Befehl an den 1. Zug, zwei kleine Häuser am Stadtrand sowie eine Hütte in der Nähe einer Baumgruppe zu besetzen. Das Maxim-MG würde versuchen, ein Steinhaus in hundert Metern Entfernung zu erreichen und, falls die Lage es erlaubte, im zweigeschossigen Haus etwa weitere hundert Meter voraus vorsichtig eine Stellung einrichten.
Auf dem rechten Flügel rückten die Panzer planmäßig vor. Bald würden sie die Kurve erreichen, die dann zur Kreuzung in der Stadtmitte führte. 150 Meter von der Kurve befand sich ein kleines freistehendes Haus, das Stepanov zu seinem Gefechtsstand machen wollte und das er deshalb zu einem vorrangigen Ziel erklärte. Von den Häusern entlang der Straße ließ sich dieses Haus gut sichern, bevor man dann über die freien Wiesen auf die Mitte der Stadt mit Rathaus und Markt vorrückte. Aber nur 50 Meter von der Kurve entfernt ertönte wieder das Bellen eines MG. Der Trupp mit dem Maxim-MG ging in Deckung, ein Querschläger prallte von einem Panzer ab. Kein Feind war zu sehen, wahrscheinlich kam das Feuer aus irgendeinem des guten dutzend Häuser vor den Soldaten. Nein! Eine weitere Salve aus dem MG verriet die Stellung des Feindes - noch ein MG-Bunker, dieser am Nordwestrand der Stadt. Der erste T-34 war allerdings mittlerweite in Schussweite. Surmanidze, Kommandeur des Panzers Nr. 2, der vorausfuhr, nahm den Feind sofort ins Visier. Drei Schuss, dann saß die Granate und durchschlug die Bunkerwand. Durch die Optik sah der Kommandant, wie die Bunkerbesatzung floh. Das MG des Panzers zielte auf sie, aber die Deutschen suchten hinter einer Hecke Deckung. Stepanov gab Befehl zum Absitzen. Sein Zug würde in den Häusern entlang der Straße in Stellung gehen und sich langsam vorarbeiten. Ein Trupp hatte berichtet, Deutsche in zwei Häusern hinter der Kurve auf der linken seite gesehen zu haben. Hier würden die Panzer hilfreich sein.
Auf der linken Seite lief Lt. Lukin direkt in einen Hinterhalt. Aus dem Haus, auf das er mit seinem Kommandostab zulief dröhnten MP-Salven und während Lukin sich zu Boden warf, sah er noch, wie seine drei Untergebenen tödlich getroffen niedergingen. Von hinter ihm kamen PPSh-Salven, die aufs Haus zielten, um dem Leutnant ein wenig Ruhe zu verschaffen. Das Feuer des 2. Zugs warf die Deutschen schnell aus dem Haus und Lukin konnte dort Deckung finden. Ein Trupp besetzte das Haus mit ihm. Auf der rechten Seite schwenkte Surmanidzes Panzer von der Straße, fuhr zwischen den Häusern hindurch und nahm ein Holzhaus, von wo aus die Männer auf Iabovs linkem Flügel beschossen wurden, unter Feuer. Es dauerte nur eine halbe Minute, bis es zusammenbrach und den MG-Trupp unter sich begrub. Die anderen beiden Panzer rückten weiter über die Straße vor, doch hinter der Biegung gerieten sie unter Beschuss von Panzerfäusten. Lt. Melniks T-34 wurde an der unteren Wanne von einem Geschoss durchschlagen, dass aber keine Schäden anrichtete. Scheinbar saßen in den Ruinen nahe des Marktplatzes und in dem Haus, das Stepanov für sich besetzen wollte, Panzerabwehrtrupps. Die Panzer nahmen die Gebäude mit den verschanzten Deutschen unter Beschuss, während die Infanterie sich den Feinden in Trümmern und Schützengräben widmete. Die beiden Häuser waren schnell zerstört, und während der Trupp in dem freistehenden Gebäude es schaffte, sich in ein Holzhaus ca. 75 Meter entfernt zu flüchten, kam der andere im zusammenstürzenden Steinhaus ums Leben.
In der Zwischenzeit rückte der linke Flügel nunmehr planmäßig in die Stadt vor, immer vereinzelte Trupps voran, gedeckt durch ihre Kameraden. Der Bunker, der bisher das Vorankommen gehemmt hatte, wurde auf 375 Meter Entfernung von Surmanidze ausgeschaltet. Zwei Schützengräben befanden sich noch auf dem Weg des Vorstoßes, im Abstand von hundert Metern hintereinander, und es war unbekannt, ob und wieviele Deutsche sich dort befanden. Das Maxim begab sich in den zweiten Stock eines Gebäudes, das 150 Meter entfernt lag und bereitete sich vor, den Trupps des 1. Zugs Deckung zu geben auf dem Weg zum ersten Graben. Die Vorsicht erwies sich als unbegründet, denn der Graben war verlassen. Ein zweiter Graben hundert Meter hinter dem ersten, war jedoch bemannt, und von dort wurde der Trupp, der auf die Linie zulief, unter Feuer genommen. Fünf von acht Mann fielen, der Rest floh in Panik in den Schützengraben. Sofort setzte Feuer von allen unterstützenden Trupps ein und eine zweite Schützengruppe lief auf den Graben zu, doch der erste Trupp war komplett aufgerieben.
Stepanov's Flanke unterdessen rückte unerbittlich ins Zentrum der Stadt vor. Einzelne Widerstandsnester in Gebäuden wurden von den Panzern unter Beschuss genommen, und die flüchtenden Verteidiger gerieten unter Beschuss von Maschinenpistolen und -gewehren. Yadolshev, Kommandant in Panzer Nr. 3, hatte Glück im Unglück. Sein T-34/85 wurde von einer Panzerfaust getroffen, doch ähnlich wie bei Melnik richtete der Durchschlag keinen Schaden an. Die Stadtmitte und der rechte Flügel waren schnell gesichert, und Melnik und Stepanov begannen, die Position zu sichern und die letzten Deutschen in die Flucht zu schlagen. Surmanidze erhielt Order, auf der linken Flanke zu unterstützen, um dort den Graben zu nehmen und eventuelle Feindstellungen in Gebäuden unter Beschuss zu nehmen.
Ein zweiter Trupp schlug sich in den ersten Graben durch, unterstützt durchs Feuer des Maxim und der anderen Trupps. Ein Frontalangriff mit Unterstützungsfeuer räumte schließlich den zweiten Graben, in dem sich, wie sich herausstellte, lediglich ein Volksmiliztrupp befand. Aus einigen Häusern in diesem Bereich kamen alledings immer wieder Schüsse. Panzer Nr. 2 nahm diese unter Beschuss. Es stellte sich heraus, dass es sich nur um einen Panzerabwehrtrupp handelte, der dann aber schnell eliminiert wurde. Kurz darauf ergaben sich die verbliebenen deutschen Soldaten; neun hatten die Gefechte überlebt. Die Stadt war nur sehr schwach verteidigt, gewesen. Einige Volkssturmgruppen, zwei Bunker, eine handvoll Panzerjägertrupps. Sowjetische Pioniere lokalisierten später jedoch zahlreiche Minenfelder auf den Straßen und um die Stadt, und es war reines Glück, dass Hauptmann Iadovs Kompanie nicht in eines davon geriet. Dennoch, seine Einheit hatte 14 gute Männer verloren, und die Tatsache, dass fünfzig Deutsche dafür hatten bezahlen müssen, tat wenig dazu, ihn versöhnlich zu stimmen. Je eher dieser Krieg vorbei war, desto besser. Für diesen Abend sollten sie jedoch noch einmal Ruhe haben.
Heute überfiel mich dank Timme mal wieder die Lust, Combat Mission - Barbarossa to Berlin zu spielen. Es war im Nachhinein kein besonders aufregendes Gefecht, aber ich habe nichtsdestotrotz ein kleines AAR dazu gebastelt.
Für die die es nicht wissen, CMBB (http://www.combatmission2.de) ist vielleicht eines der besten, wenn nicht sogar das beste Taktikspiel zum Zweiten Weltkrieg. :)
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Im April 1945 befand sich die Rote Armee bereits tief auf deutschem Gebiet. Es war klar, dass das Ende des Krieges keine Frage von des ob sondern vielmehr des wann war, und die Zeit bis zum völligen Zusammenbruch des Deutschen Reiches wurde in Tagen, nicht Monaten gemessen.
Während dieser Zeit gab es immer wieder kleine Scharmützel zwischen resten der Wehrmacht und den zusammengewürfelten Einheiten des Volkssturms, des letzten Aufgebots, das Hitler einberufen hatte. Eines dieser Gefechte fand am 27. April abends in einer kleinen Stadt in Brandenburg statt. Die Infanteriekompanie von Hauptmann Iadov befand sich auf dem Vormarsch in richtung Berlin. In einer der zahllosen Städte im Umkreis der bereits schwer getroffenen Reichshauptstadt sollte sich seine Einheit für die Nacht einquartieren. Kurz vor Erreichen der Stadt erreichten Iadov Meldungen der Aufklärung, dass ich in der Stadt vermutlich Elemente des Volkssturms in unbekannter Stärke aufhielten. Der Hauptmann begann, einen Plan für einen Sturmangriff auf diesen unbekannten Gegner auszuarbeiten, in der Hoffnung, dass die Wucht des Angriffs die Deutschen überrumpeln und zurückwerfen würde.
Von Osten, aus der Richtung, aus der Iadov vorrückte, führten zwei Straßen in die Stadt, eine Haupt- und eine Nebenstraße, relativ parallel zueinander, bis sie sich im Zentrum des Ortes kreuzten. Das Gelände war weitgehend flach, nur auf der linken Flanke eine leichte Erhebung mit einer Reihe Bäume. Bis auf zwei Kirchen am östlichen Stadtrand und einigen größeren Gebäuden, eines davon in der Ortsmitte vermutlich das Rathaus, waren die Häuser der Stadt eingeschossig, teils aus Stein, teils aus Holz. Aufgrund der wenigen Deckungsmöglichkeiten nahm Iabov an, dass es ein blutiger Häuserkampf werden würde, aber dazu mussten seine Männer zunächst soweit kommen.
Sein Plan sah folgendermaßen aus. Ein Zug T-34/85 wurde von ihm angefordert und bewilligt. Dieser sollte auf der Nebenstraße richtung Ortsmitte rollen, begleitet vom 3. Zug unter Leutnant Stepanov. Die Männer saßen auf den Panzern auf, eine Schützengrippe sollte als Aufklärer neben dem vordersten Panzer vorrücken. Ein DShK Maschinengewehr wurde in die nächstgelegene Kirche beordert, von wo aus es die Straße der Länge nach im Visier hatte. En Maxim MG rückte parallel der Straße vor, um gegebenenfalls schnell Feuer gegen erkannte Feinde zu geben.
Auf der linken Flanke, richtung der kleinen Anhöhe mit Bäumen, nahmen die anderen beiden Züge Aufstellung in Schützenreihen. Der 2. Zug unter Lt. Lukin sollte zunächst zu den Bäumen vorrücken und dort Stellung beziehen. Der 1. Zug von Lt. Lavrov würde dann unter Feuerschutz des 2. Zuges die ersten Häuser der Stadt besetzen. Um den Angriff einzuleiten, ersuchte Iadov um Artilleriezuteilung vom Divisionskommando. Ihm wurde eine Batterie 82mm Raketenwerfer zugeteilt, die gegen 18 Uhr die Stadt unter Beschuss nahm. Etwa zur gleichen Zeit setzte sich Hauptmann Iabovs Kompanie in Bewegung.
Auf der linken Flanke musste die Schützengruppe von Feldwebel Abashidze jedoch bald feststellen, dass die Annäherung an die Baumgruppe nicht so unbemerkt blieb, wie gehofft. Von irgendwo voraus feuerte ein Maschinengewehr, vermutlich ein MG42. Abashidze schrie seinen Männern zu in Deckung zu gehen, und die Kugeln pfiffen über seine Soldaten hinweg, während sie versuchten, robbend die Bäume zu erreichen. Zugführer Lavrov war beunruhigt. Wo kamen die Schüsse her? Aus dem kleinen Haus direkt vor Abashidzes Männern? Oder aus dem zweistöckigen Haus, das am südlichen Ortsrand lag? Nein, schlimmer. Am entfernten Ortsende befand sich ein kleiner Holzbunker mit MG. Iabov verfluchte seine Entscheidung, seine Panzer auf der anderen Seite der Stadt zu haben, während er hier nur mit Infanterie versuchen musste, ein Feld zu überqueren, das von einem MG überschaut wurde. Artillerieunterstützung gab es keine mehr. Er würde sich etwas anderes einfallen lassen müssen, aber zunächst brauchten der 1. und 2. Zug Deckung. Dann würde er sich einen Weg überlegen, der außer Reichweite des Bunkers lag. Wenn das MG in einem Haus wäre, könnte man es stürmen, wenn die Panzer näher wären, könnten sie ihn knacken. Aber hätte, wenn und aber haben auf dem Schlachtfeld nichts zu suchen, es geht um Realitäten.
Iadov gab Befehl an den 1. Zug, zwei kleine Häuser am Stadtrand sowie eine Hütte in der Nähe einer Baumgruppe zu besetzen. Das Maxim-MG würde versuchen, ein Steinhaus in hundert Metern Entfernung zu erreichen und, falls die Lage es erlaubte, im zweigeschossigen Haus etwa weitere hundert Meter voraus vorsichtig eine Stellung einrichten.
Auf dem rechten Flügel rückten die Panzer planmäßig vor. Bald würden sie die Kurve erreichen, die dann zur Kreuzung in der Stadtmitte führte. 150 Meter von der Kurve befand sich ein kleines freistehendes Haus, das Stepanov zu seinem Gefechtsstand machen wollte und das er deshalb zu einem vorrangigen Ziel erklärte. Von den Häusern entlang der Straße ließ sich dieses Haus gut sichern, bevor man dann über die freien Wiesen auf die Mitte der Stadt mit Rathaus und Markt vorrückte. Aber nur 50 Meter von der Kurve entfernt ertönte wieder das Bellen eines MG. Der Trupp mit dem Maxim-MG ging in Deckung, ein Querschläger prallte von einem Panzer ab. Kein Feind war zu sehen, wahrscheinlich kam das Feuer aus irgendeinem des guten dutzend Häuser vor den Soldaten. Nein! Eine weitere Salve aus dem MG verriet die Stellung des Feindes - noch ein MG-Bunker, dieser am Nordwestrand der Stadt. Der erste T-34 war allerdings mittlerweite in Schussweite. Surmanidze, Kommandeur des Panzers Nr. 2, der vorausfuhr, nahm den Feind sofort ins Visier. Drei Schuss, dann saß die Granate und durchschlug die Bunkerwand. Durch die Optik sah der Kommandant, wie die Bunkerbesatzung floh. Das MG des Panzers zielte auf sie, aber die Deutschen suchten hinter einer Hecke Deckung. Stepanov gab Befehl zum Absitzen. Sein Zug würde in den Häusern entlang der Straße in Stellung gehen und sich langsam vorarbeiten. Ein Trupp hatte berichtet, Deutsche in zwei Häusern hinter der Kurve auf der linken seite gesehen zu haben. Hier würden die Panzer hilfreich sein.
Auf der linken Seite lief Lt. Lukin direkt in einen Hinterhalt. Aus dem Haus, auf das er mit seinem Kommandostab zulief dröhnten MP-Salven und während Lukin sich zu Boden warf, sah er noch, wie seine drei Untergebenen tödlich getroffen niedergingen. Von hinter ihm kamen PPSh-Salven, die aufs Haus zielten, um dem Leutnant ein wenig Ruhe zu verschaffen. Das Feuer des 2. Zugs warf die Deutschen schnell aus dem Haus und Lukin konnte dort Deckung finden. Ein Trupp besetzte das Haus mit ihm. Auf der rechten Seite schwenkte Surmanidzes Panzer von der Straße, fuhr zwischen den Häusern hindurch und nahm ein Holzhaus, von wo aus die Männer auf Iabovs linkem Flügel beschossen wurden, unter Feuer. Es dauerte nur eine halbe Minute, bis es zusammenbrach und den MG-Trupp unter sich begrub. Die anderen beiden Panzer rückten weiter über die Straße vor, doch hinter der Biegung gerieten sie unter Beschuss von Panzerfäusten. Lt. Melniks T-34 wurde an der unteren Wanne von einem Geschoss durchschlagen, dass aber keine Schäden anrichtete. Scheinbar saßen in den Ruinen nahe des Marktplatzes und in dem Haus, das Stepanov für sich besetzen wollte, Panzerabwehrtrupps. Die Panzer nahmen die Gebäude mit den verschanzten Deutschen unter Beschuss, während die Infanterie sich den Feinden in Trümmern und Schützengräben widmete. Die beiden Häuser waren schnell zerstört, und während der Trupp in dem freistehenden Gebäude es schaffte, sich in ein Holzhaus ca. 75 Meter entfernt zu flüchten, kam der andere im zusammenstürzenden Steinhaus ums Leben.
In der Zwischenzeit rückte der linke Flügel nunmehr planmäßig in die Stadt vor, immer vereinzelte Trupps voran, gedeckt durch ihre Kameraden. Der Bunker, der bisher das Vorankommen gehemmt hatte, wurde auf 375 Meter Entfernung von Surmanidze ausgeschaltet. Zwei Schützengräben befanden sich noch auf dem Weg des Vorstoßes, im Abstand von hundert Metern hintereinander, und es war unbekannt, ob und wieviele Deutsche sich dort befanden. Das Maxim begab sich in den zweiten Stock eines Gebäudes, das 150 Meter entfernt lag und bereitete sich vor, den Trupps des 1. Zugs Deckung zu geben auf dem Weg zum ersten Graben. Die Vorsicht erwies sich als unbegründet, denn der Graben war verlassen. Ein zweiter Graben hundert Meter hinter dem ersten, war jedoch bemannt, und von dort wurde der Trupp, der auf die Linie zulief, unter Feuer genommen. Fünf von acht Mann fielen, der Rest floh in Panik in den Schützengraben. Sofort setzte Feuer von allen unterstützenden Trupps ein und eine zweite Schützengruppe lief auf den Graben zu, doch der erste Trupp war komplett aufgerieben.
Stepanov's Flanke unterdessen rückte unerbittlich ins Zentrum der Stadt vor. Einzelne Widerstandsnester in Gebäuden wurden von den Panzern unter Beschuss genommen, und die flüchtenden Verteidiger gerieten unter Beschuss von Maschinenpistolen und -gewehren. Yadolshev, Kommandant in Panzer Nr. 3, hatte Glück im Unglück. Sein T-34/85 wurde von einer Panzerfaust getroffen, doch ähnlich wie bei Melnik richtete der Durchschlag keinen Schaden an. Die Stadtmitte und der rechte Flügel waren schnell gesichert, und Melnik und Stepanov begannen, die Position zu sichern und die letzten Deutschen in die Flucht zu schlagen. Surmanidze erhielt Order, auf der linken Flanke zu unterstützen, um dort den Graben zu nehmen und eventuelle Feindstellungen in Gebäuden unter Beschuss zu nehmen.
Ein zweiter Trupp schlug sich in den ersten Graben durch, unterstützt durchs Feuer des Maxim und der anderen Trupps. Ein Frontalangriff mit Unterstützungsfeuer räumte schließlich den zweiten Graben, in dem sich, wie sich herausstellte, lediglich ein Volksmiliztrupp befand. Aus einigen Häusern in diesem Bereich kamen alledings immer wieder Schüsse. Panzer Nr. 2 nahm diese unter Beschuss. Es stellte sich heraus, dass es sich nur um einen Panzerabwehrtrupp handelte, der dann aber schnell eliminiert wurde. Kurz darauf ergaben sich die verbliebenen deutschen Soldaten; neun hatten die Gefechte überlebt. Die Stadt war nur sehr schwach verteidigt, gewesen. Einige Volkssturmgruppen, zwei Bunker, eine handvoll Panzerjägertrupps. Sowjetische Pioniere lokalisierten später jedoch zahlreiche Minenfelder auf den Straßen und um die Stadt, und es war reines Glück, dass Hauptmann Iadovs Kompanie nicht in eines davon geriet. Dennoch, seine Einheit hatte 14 gute Männer verloren, und die Tatsache, dass fünfzig Deutsche dafür hatten bezahlen müssen, tat wenig dazu, ihn versöhnlich zu stimmen. Je eher dieser Krieg vorbei war, desto besser. Für diesen Abend sollten sie jedoch noch einmal Ruhe haben.