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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Offizierslaufbahn



Agrippa
04.10.03, 21:02
Tach die Herren ;)

eine Frage... wie lief eigentlich im WKII eine "typische" Offizierslaufbahn ab ?

es konnte ja sicher nicht jeder x-beliebige Offizier werden oder ?
konnten aber z.B. hohe Unteroffiziere durch absolvierung einer weiteren "Fortbildung" auch Oberoffizier werden ?

Shadow
05.10.03, 11:28
Soweit ich weiß, gab es so eine Art Feldbeförderungen. Es kam also schon ab und an vor, dass auch Unteroffiziere zu Offizieren befördert worden sind. Aber wohl nur wenn gerade kein Offiziersmaterial vorhanden, ein Offizier aber von Nöten war. Aber um richtig Karriere zu machen musste man schon die einschlägigen "Bildungsstätten" durchlaufen haben und eine Abstammung aus einer alten Offiziersfamilie war sicherlich auch nicht schlecht.

Sytass
05.10.03, 11:35
Feldbeförderungen, denke ich, gab es im 2.WK relativ häufig, wenn z.B. die "echten" Offiziere gefallen waren und ein Feldwebel das Kommando übernahm und sich dabei bewährt hatte. Gerade auf Kompanieebene gingen ja doch häufiger die Leutnants und Hauptleute verloren (die Stabsoffiziere hatten da meist mehr Glück), da sie oft auch recht weit vorne dabei waren, um ihre Truppe zu führen.

Ajkula
05.10.03, 15:39
Nur mal ein paar Infos:

1932 gab es weniger als 4000 Truppenoffiziere, während es 1938 schon ca. 22000 waren. Die Gründe für ein derartiges Anwachsen sind mehrere. Vorbild für den typischen Offizier war zwar immer noch das Bild des Offiziers aus dem Reichsheer, allerdings war den Nazis klar, das sie, um effizient Krieg führen zu können, das Offizierkorps vergrössern mussten. Deshalb wurden von 1935 bis 1938 mehrere Massnahmen getroffen:

- Aufhebung der Dienstzeitbegrenzung von 25 Jahren
- Wiedereinstellung von ehem. Offizieren aus dem 1. Weltkrieg, vorwiegend im Dienstgrad Hauptmann und Major
- Übernahme von ca. 1200 Polizeioffizieren aus den Landespolizeien
- Überführung von ca. 1500 bewährten Unteroffizieren in die Offizierlaufbahn
- Überführung von ca. 300 Referendaren aus dem Justizdienst
- Übernahme von 1600 Offizieren des österreichischen Bundesheeres
- Einstellung von jährlich 2000 Offizieranwärtern (bisher 170)
- Kürzung der Offizierausbildung auf zwei Jahre

Bisher wurden über 80% der Offizieranwärter aus dem traditionellen "offizierfähigen" Gesellschaftsschichten (alte Offizierfamilien, höhere Beamten- und Akademierfamilien und Gutsbesitzer) gewonnen. Der immense Bedarf an Offiziernachwuchs führte aber zu einer Änderung dieser Politik.

Künftig sollte, so Generalfeldmarschall v. Blomberg 1937, "jedem Volksgenossen, sofern er gesund an Körper, Charakter und Geist ist, die Offizierlaufbahn erschlossen" sein.

Die hohen Verluste im Krieg führten zwangslaüfig zu dieser Entwicklung. 1942 entstammten nur noch 21% der Offizieranwärter den sozial gehobenen Schichten, hingegen 51% den mittleren und 28% den unteren.

Hier mal ein paar Angaben zu den Selektierungsmitteln vor dem Krieg.

- Bildungsvorraussetzung (in der Reichswehr Abitur)
- Recht der Regimentskommandeure auf Auswahl und Einstellung von Offizieranwärtern aufgrund ihres persönlichen Eindrucks
- Privileg des Offizierkorps auf die "Offizierwahl" (d.h. die Zustimmung des Offizierkorps zur Aufnahme eines Fähnrichs in das Korps)

Durch die hohen Verluste im Krieg, wurde zuerst auf das "Bildungsprivileg" verzichtet. Der Anteil der Abiturienten unter den Offizieranwärtern sang 1942 von 75% auf 59%. Und auch die anderen Selektionsmittel wurden nach und nach hinfällig.

Beim Beförderungswesen ging man nunmehr vom "Anciennitätsprinzip" zum "Leistungsprinzip" (d.h. zur "Frontbewährung") über. Dies war auch im Sinne des Nazi-Regimes denn dadurch konnte man jüngere und oft auch ideologisch zuverlässige Offiziere in Spitzenpositionen bringen.

Quelle: Grundzüge der deutschen Militärgeschichte, Rombach Verlag Freiburg

Agrippa
06.10.03, 15:46
Vielen Dank werte Herren!
Für meinen AAR brauchte ich diese Information, habe aber im netz direkt nichts finden können... hat mich auch gewundert ;)
aber dafür gibt's ja dieses wunderbare Forum!
:prost: :drink: