Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Bitte um Hilfe - ab wann lebten Herrscher in Residenzen?
Georg Wilhelm
01.10.17, 11:14
Residenzstädte sollen angeblich mit Beginn der Neuzeit immer häufiger in Mode gekommen sein. Sie lösten die "Irrfahrten" der Kaiser und Könige von Pfalz zu Pfalz ab.
Am Ende des Mittelalters sagen die Historiker, mit Entwicklung der Städte ließen sich die Fürsten in Schlössern nieder.
Aber wann genau das Mittelalter endet und wann die frühe Neuzeit losgeht ist umstritten.
Ich möchte eigentlich etwas einfaches wissen: seit welchem Jahr ist dokumentiert, daß der englische König überwiegend aus London regierte, der Franzose aus Paris, der Deutsche aus Wien, der Pole aus Krakau.
Byzanz! Haben die nicht immer von Konstantinopel regiert?
Es geht mir nicht um die Länder, sie sollen nur beispielhaft stehen für eine Jahreszahl ab wann die Dynastien etwa sesshaft wurden.
In CK 2 würde ich schon 1337 - also dem letzten Szenario - den meisten diese "Faulheit zu wandern" zubilligen, aber möglicherweise war dies doch schon früher der Fall.
Gegenfrage: Ist denn der König der Angeln, Sachsen und Jüten jemals groß gewandert? Oder saß der nicht schon immer (seit der Vereinigung der Reiche) in London (bzw. in der Normandie oder dem Angevinischen Reich)
Byzanz (also das Königreich der Rhomäer) wurde meines Wissens nach schon immer von Konstantinopel regiert.
Strategienordi
01.10.17, 17:12
In der vornormannischen Zeit war Winchester Hauptstadt. Danach London und Wndsor (Sommerresidenz). Gereist sind die Könige trotzdem, in England z.B. wegen der Kriege, gegen Schottland (da war dann York oft Residenz) oder Frankreich. Gleichzeitig spielte es auch eine Rolle, dass die reichen Bürger der Hauptstadt London einen solchen Selbstverwaltungsanspruch hatten, dass die regelmäßig in Konflikt mit dem König kamen. Die Folge war, dass der König nur Gast in seiner Hauptstadt sein konnte oder als Besatzer auftrat (der Tower of London wurde z.B. für diese Unterdrückung gebaut). Oder der König vermied den Konflikt, indem er einfach der nominellen Hauptstadt soviel wie möglich fern blieb.
Georg Wilhelm
01.10.17, 18:27
Danke für die Hinweise, mir geht es vor allem darum, wann die Sesshaftigkeit nicht nur vereinzelt ( Byzanz ) sondern zum modischen Trend wurde.
Gibt es in dieser Frage eigentlich Unterschiede zwischen katholischem Europa, islamistischem Afroarabien und hinduistisch/buddhistischem Asien?
Mir scheint, das Reiseherrschertum war eine sehr deutsche und hier eher königliche Angelegenheit. Mehrere Dinge kamen ursprünglich sicherlich zusammen: Förderativer Charakter des Reiches und fehlende städtische Mittelpunkte. Später dagegen dann die Verschriftlichung der Herrschaft, sprich der Aufbau eines Verwaltungsapparates, z. B. einer Kanzlei, eines Finanzkollegiums usw., die man nicht ständig durch die Gegend schicken konnte ...
Und das betrifft auch nur das Amt des Kaisers. Die Fürsten, Herzöge etc. hatten alle sehr wohl eine Heimatresidenz, ein Schloss, eine Burg, von der sie aus regiert haben. Ein Kaiser musste sich stets der Loyalität dieser Fürsten versichern, und dies geschah im Mittelalter vor allem durch persönliche Gesten, also die physische symbolische Unterwerfung des Vasallen, der Treueschwur und das Schutzversprechen des Kaisers. Wenn der Kaiser nicht da war, gab es kein Recht, unklare Loyalitäten, und so fingen die Rebellionen an...
Georg Wilhelm
07.10.17, 11:54
besten Dank, eure Minidiskussion und Antworten haben mir weitergeholfen
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