Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Im Dienste des Dritten Reiches - Ein Silent Hunter III-AAR
Planquadrat DJ-11
21. Juni 1940
04:12 Uhr
„Man, ist das hier noch dunkel!“
„Ja, Herr Kaleun. Die Zeitverschiebung und auch das Wetter spielen eine Rolle dabei.“
„Ja. Der Sturm scheint uns zu lieben – und der Regen auch!“
Seit einer halben Stunde befanden wir uns in unserem Patrouillengebiet. Ich konnte kaum glauben, dass wir dieses in einem Stück erreicht hatten. Mehr als einmal hätten wir auf dieser Fahrt bereits draufgehen können – wir mussten wirklich dutzende von Schutzengeln haben.
„Der Name „Die Kralle“ ist vielleicht doch nicht so passend!“, witzelte der IIWO, als wir in der Zentrale standen.
„Das sage ich schon lange, Leutnant.“
„Und damit haben Sie Recht, Herr Kaleun.“
„Warum das?“
„Weil alles Schlechte an Ihnen abzuprallen scheint. Dass Sie sich alles krallen ist da wohl zweitrangig.“
„Sagen Sie das nicht zu laut, IIWO! Nachher erfährt die Wochenschau noch davon!“
„Wird gemacht, Herr Kaleun. Niemand erfährt davon!“ Er und der LI tauschten einen kurzen Blick. Ich runzelte die Stirn.
„Was haben Sie vor, meine Herren?“
„Nichts, Herr Kaleun.“ Leutnant Siegfried grinste.
„Reißen Sie sich zusammen! Ich weiß, was für ein Schlitzohr unser LI ist!“
„Wir sagen niemandem etwas, Herr Kaleun.“
„Das will ich auch hoffen!“
Der IIWO und auch der LI hielten ihr Wort – doch wusste ich nicht, dass sie ohnehin einen anderen Weg einschlagen wollten.
04:25 Uhr
„Antwort vom BdU, Herr Kaleun.“
Wir sind stolz auf Sie, Paulsen! Rückmarsch zur Basis!
BdU
„Also dann, meine Herren! Ab nach Hause!“
17:42 Uhr
Der Sturm hatte sich etwas gelegt. Zwar gab es noch immer leichten Wellengang, doch der Regen hatte aufgehört und die See wurde zusehends ruhiger.
„Na, perfekt! Jetzt ein Frachter und wir können dem eine Abreibung mit Granaten verpassen!“
„Wenn wir einem begegnet.“
„Wird schon, IIWO!“
Ich solle Recht behalten. Am frühen Abend sichteten wir das nächste Schiff.
„Abfangkurs! Nehmen wir den auch noch mit!“
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„Sehr schön! Deckgeschütz besetzen! Feuer, wenn bereit!“
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„Der Drecksack schießt zurück! Männer, schneller! Gebt dem Saures!“
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„Näher heran! Der ist zu weit weg! AK voraus!“
Unser Boot näherte sich nun dem Frachter.
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„Geschafft! Sehr gut!“
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„Deckgeschütz sichern! Schauen wir mal, ob da drüben einer überlebt hat!“
18:10 Uhr
Dreißig Überlebende gab es. Die Meisten der Männer hatten leichtere Verletzungen, zwei hatten Splitter unserer Granaten getroffen. Wir versorgten sie so gut wir konnten und gaben den Schiffbrüchigen Proviant und Segelanweisungen zur nächstgelegenen Küste. Sie würden es schaffen, da war ich mir sicher. Die See beruhigte sich zusehends und die Küste war nicht weit entfernt.
„Gut, Männer! Wieder auf Kurs, halbe Fahrt! Sehen wir zu, dass wir nach Wilhelmshaven kommen!“
Während wir uns vom Ort des Geschehens entfernten versank der Frachter langsam in den Fluten des Nordatlantiks.
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Am 21. Juni 1940 versenkte U123 unter dem Kommando von Kapitänleutnant Günther Paulsen ein Transportschiff mit 5.780 BRT nach Granatenbeschuss im Nordatlantik.
Werter Voetmann, so langsam gehen euch die unbewaffneten Frachter aus als Gegner...:fecht: Aber Paulsen"Teflon" hat wohl mehr als einen Schutzengel...*freu* und das ist auch gut so. Nun nur noch unbeschadet nach Hause kommen, dann sieht man weiter...:ph:
herzliche grüsse
Hohenlohe...:top: *GUTE FAHRT UND GUTE JAGD!!*
Ja, das fürchten Wir auch. Hätte ruhig noch eine Weile so weitergehen können. *seufz*
Bis jetzt hatten Wir unheimliches Glück - die Hau-Ruck Methoden scheint zu funktionieren - wenn sie auch eigentlich nicht geplant war. :D
Wir versuchen nun jedoch etwas vorsichtiger an die ganze Sache heranzugehen. :ja:
Nordatlantik
21. Juni 1940
18:26 Uhr
Logbucheintrag Kapitänleutnant Günther Paulsen, U123, 21. Juni 1940
Haben in den letzten Tagen mehrere Schiffe mit einer Gesamttonnage von rund 45.000 BRT versenkt. Darunter zwei Frachter und einen großen Tanker aus einem Geleitzug. Von einer Eskorte unter Wasser gedrückt worden – ganz schön knapp! Waren vielleicht zehn Meter, die uns trennten. Konnten uns nach mehreren Stunden erfolgreich absetzen. Wir hatten mehr als nur Glück auf dieser Fahrt – und dies gleich mehrmals. Ich hoffe, dass es auf unserem Rückmarsch so bleibt!
Auf der Brücke standen der IIWO, der LI und die Seewache. Die See hatte sich mittlerweile beruhigt und war beinahe wieder spiegelgatt.
„Und? Bleiben wir von der Dieselkrise verschont?“
„Nur, wenn der Kaleun keine AK-Fahrten mehr macht – ansonsten sieht es übel aus.“
„Rudern ist also angesagt?“
„Es sei denn wir fesseln den Alten irgendwo, wenn die nächste Kontaktmeldung über einen Geleitzug eingeht.“
„Behalten Sie das mal im Hinterkopf, LI.“
„Sollten wir wirklich machen, Herr Oberleutnant.“ Der LI grinste. „Nehmen wir die Taue zum Anlegen an der Pier?“
„Schiff Steuerbord voraus!“, unterbrach einer der Wachgänger die beiden Männer.
Der IIWO riss sein Fernglas hoch.
„Verdammte Zerstörer! Tauchen, tauchen!“
Ich blickte auf, als die Brückenwache, gefolgt vom LI und IIWO die Leiter herunterkam.
„Zerstörer.“, teilte der IIWO mir mit. „Kommt genau auf uns zu.“
„Gehen Sie auf Sehrohrtiefe.“
„Jawohl, Herr Kaleun!“
http://fs5.directupload.net/images/170327/ztrj4kr6.jpg (http://www.directupload.net)
„Hm... könnte ein Tribal sein.“
Ich dachte nach. Angreifen wäre eine Option gewesen, doch wollte ich mein Glück nicht noch einmal herausfordern.
„Gehen Sie auf Gegenkurs! Schauen wir zu, dass wir dem entkommen!“
23. Juni 1940, 20:40 Uhr
Gerade hatte die Brückenwache das nächste Schiff gemeldet. Ich hatte längere Zeit mit dem LI die Route für unseren Rückmarsch berechnet und sah nun auf, als der Ausruf kam.
„Auf unserem Kurs?“
"Backbord, Herr Kaleun. Etwa fünfzehn Kilometer.“
Ich sah zum LI, welcher den Kopf schüttelte. „Ist nicht mehr drin, Herr Kaleun.“
„Auf Kurs bleiben!“
„Jawohl, Herr Kaleun.“
24. Juni 1940, 00:46 Uhr
„LI, kommen Sie mal her.“
Leutnant Siegfried trat zu mir in die Messe.
„Ja, Herr Kaleun?“
„Ich habe mir gerade mal den Diesel angeschaut. Wir kommen auf dem jetzigen Kurs mit einem kleinen Rest in Wilhelmshaven an, wenn ich richtig liege?“
„Ja, Herr Kaleun. Etwa fünf bis sieben Prozent.“
„Nur auf kleiner Fahrt.“
„Richtig. Wir haben zu viel verheizt.“
„Wie wäre es mit einer Fahrt durch den Kanal?“
Der LI sah mich mit großen Augen an.
„Sie wollen durch den Kanal?“
„Warum nicht? Es spart uns Diesel und mehrere Tage.“
„Das ist aber auch sehr gefährlich! Wir sollten nicht so risikoreich agieren, Herr Kaleun.“
„Wir stehen kurz vor dem Kanal, LI. Eine Entscheidung muss her – jetzt!“
Ich erhob mich und ging durch die Zentrale auf die Brücke. Der IWO hatte oben Wache.
„Na, Jungs? Alles klar?“
„Ja, Herr Kaleun. Ruhige See.“
Ich stellte mich neben dem IWO, welcher nun sein Fernglas von den Augen nahm.
„Welch eine Ruhe...“, sagte ich, als ich Zigaretten für ihn und mich aus der Packung angelte. „Genießen wir sie.“
„Könnte es bald lauter werden, Herr Kaleun?“
„Wäre möglich, ja. In spätestens zwei Tagen.“
„Was meinen Sie?“
„Wir nehmen eine Abkürzung.“
„Eine Abkürzung? Wohin?“
„Nach Wilhelmshaven, IWO. In die Nordsee.“
Der IWO blickte mich verständnislos an.
„Was meinen Sie? Wie können wi-?“
Er stockte. In seinen Augen konnte ich erkennen, dass er langsam verstand.
„Sie meinen doch nicht – Sie wollen doch nicht?!“
„Doch, IWO – wir fahren durch den Ärmelkanal!“
Paulsen wird mir langsam unheimlich...:( Ein richtiger Rambo, der sich nicht um die Sicherheit seiner Mannschaft zu kümmern scheint. Eines Tages übertreibt er es einmal zu viel...*seufz*
Aber wir drücken ihm mal trotzdem die Daumen...!! :ph:
herzlichste grüsse
Hohenlohe...:top: *GUTE FAHRT UND GUTE JAGD!!*
Auch 25 Jahre vorher hat man erfahren, daß das nicht nur Rambo-Manier sein muß ! Wenn es mal besonders gut läuft, wird man manchmal etwas übermütig... Solange man das Glück nicht zu oft herausfordert, muß das eben auch mal drin sein ! :D
Ansonsten freuen Wir Uns, daß es weitergeht und lesen weiter gespannt mit !
Nachwievor gibt es die Minensperre im Kanal bei Dover, wenn wir uns nicht allzu sehr irren...!! Da braucht der Paulsen schon mehr als einen Schutzengel und viel Glück, um da heil mit seinem Boot durchzukommen...!! :ph:
herzliche grüsse
Hohenlohe...:top: *GUTE JAGD!!*
Auch 25 Jahre vorher hat man erfahren, daß das nicht nur Rambo-Manier sein muß ! Wenn es mal besonders gut läuft, wird man manchmal etwas übermütig... Solange man das Glück nicht zu oft herausfordert, muß das eben auch mal drin sein ! :D
Ansonsten freuen Wir Uns, daß es weitergeht und lesen weiter gespannt mit !
Ja ja... das mit dem Übermut hatten Wir ja schon mal. :D
Geht jetzt wieder regelmäßig weiter. Die letzte Woche war bei Uns Chaos pur. :uhoh:
Nachwievor gibt es die Minensperre im Kanal bei Dover, wenn wir uns nicht allzu sehr irren...!! Da braucht der Paulsen schon mehr als einen Schutzengel und viel Glück, um da heil mit seinem Boot durchzukommen...!! :ph:
herzliche grüsse
Hohenlohe...:top: *GUTE JAGD!!*
Ja, die gibt es noch. Allerdings werden Wir ja nun vorsichtiger sein - sofern Paulsen Uns lässt. :frech:
Ja, wir sind ja mittlerweile dazu übergegangen, die Nordpassage vermehrt zu nutzen, da unser Patrouillenverhalten den Betriebsstoffvorrat des Bootes nicht auslastet. Das führt sehr dich an dem vorbei, daß wir erst sehr spät als Scapa Flow identifiziert haben ( :facepalm: ), was auch die Lücke im Minenfeld erklärt, aber was soll man machen...
Aber gut, das wird schon. Von Uns auch noch einmal viel Erfolg !
PS: Haben uns jetzt GWX geholt und denken ernsthaft über einen AAR nach, sobald dieser fertig ist. Mal sehen, was das wird...
Werter Voetmann,
wg dem erneuten Kanaldurchbruch eures Paulsen sind wir schon sehr gespannt, ob und wie er dies bewältigen wird...!? Aber seine bisherige Bilanz schaut ja relativ gut aus. Trotzdem sind wir uns sicher, dass der olle Paulsen
die Passage schafft...:ph:
herzlichste grüsse
Hohenlohe...:top: *GUTE FAHRT UND GUTE JAGD!!*
Na dann habt ihr hoffentlich immer ne Handbreit Wasser unterm Kiel, falls ihr mal tauchen müsstet im Kanal...
Kanaldurchbruch, soso...... nicht schlecht.
Dazu fallen mir spontan etliche Sinnsprüche ein: "Übermut tut selten gut", "Der Krug geht solange zum Brunnen bis er bricht", "Ist es dem Esel zu wohl, geht er aufs Eis"..... sucht Euch einen aus;)
Nun, Wir können den edlen Regenten schon mal sagen, dass es woanders noch heißer zugeht als im Kanal. :cool:
Update wird voraussichtlich morgen kommen - läuft im Augenblick doch nicht alles so rund, wie Wir Uns das vorgestellt haben. :uhoh:
Werter Voetmann, wir freuen uns zwar aufs Update, aber hoffen für euch, dass im RL alles rund läuft...!! :top:
herzliche grüsse
Hohenlohe...:top:
Nordatlantik
24. Juni 1940
23:06 Uhr
„Kontakt voraus!“
„Ich sehe ihn, Müller! UZO auf Brücke! Torpedos eins und zwei klarmachen! Den schnappen wir uns!“
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Wir mussten nicht mal auf Abfangkurs gehen – das Schiff fuhr an unserem Bug vorbei. Glückssache!
„Rohre eins und zwei bereit, Herr Kaleun.“
http://fs5.directupload.net/images/170404/pduqk65p.jpg (http://www.directupload.net)
„Schusslösung: Lage Null-Zwei-Acht, Entfernung 800, Fahrt sieben.“
„Eingestellt!“
„Rohr eins und zwei los!“
„Rohre eins und zwei abgefeuert!“
Plötzlich flammte grelles Licht auf! Das Schiff hatte uns bemerkt!
„Verdammt! Wenn der jetzt die Fahrt erhöht und die Torpedos daneben gehen...!“
Glücklicherweise gingen sie es nicht – zumindest nicht beide. Einer der Torpedos traf am Bug.
„Hm... falsche Berechnung?“, murmelte ich in mich hinein.
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„Puh... der ist noch nicht hin! Verdammt!“
„Herr Kaleun, der zackt wie wild!“
„Ja, ich sehe es! Ein weiterer Torpedo ist Verschwendung. Deckgeschütz besetzen!“
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„Feuer!“
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http://fs5.directupload.net/images/170404/aa5gpbmo.jpg (http://www.directupload.net)
Ich beugte mich zum Sprachrohr.
„Funkt der Frachter?“
„Ja, Herr Kaleun.“, antwortete Fähnrich Kunze. „Schickt SSS.“
„Irgendwelche schnellen Schraubengeräusche, Junkers?“
„Bis jetzt noch nicht, Herr Kaleun. Klare Peilung habe ich aber erst unter Wasser.“
„Geben Sie Ihr Bestes!“
„Jawohl, Herr Kaleun!“
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„Feuer einstellen, Männer! Die räumen das Schiff!“
Ich sah zu, wie drüben Rettungsboote klargemacht wurden. Wenigstens würden diese Leute überleben!
„Wie viel Munition haben wir noch?“
„Vierundachtzig Panzerbrechend, 140 Hochexplosiv, Herr Kaleun.“
„Also genug! Sehr schön!“
23:20 Uhr
Das Schiff begann zu sinken. Wir mussten keine weiteren Granaten auf unseren Gegner feuern.
„Na dann... die nächsten Tonnen für den BdU und die Wochenschau. Weiter auf Kurs – aber passt mir ja auf, dass wir nicht auf das Wrack laufen!“
Um die Besatzung des Schiffes machte ich mir keine Sorgen. Die Küste war auch hier nicht allzu weit entfernt und die See ruhig. Wir gaben ihnen nur ein klein wenig Proviant mit und setzten dann unseren Weg Richtung Ärmelkanal fort.
„Das ging verhältnismäßig schnell, Herr Kaleun.“
„Ja. Allerdings kann es auch schnell passieren, dass irgendwelche Krieg-“
BBBBBBBUMMMMMMM!!!
Ich zuckte zusammen, als eine gewaltige Detonation und ein riesiger Feuerball die Stille der Nacht zerrissen.
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„DUCKEN!“
Sekunden später erfasste die Druckwelle das Boot und warf es leicht nach rechts.
„Verdammt! Das war zu dicht, meine Herren!“
„Alles in Ordnung?“ fragte der IWO, als er sich wieder aufrichtete. Nach und nach kamen die Bestätigungen der Seewache.
„Merken wir uns das für´s nächste Mal.“, meinte ich keuchend. „Nie einen Frachter angreifen, wenn er eine so kurze Distanz zu uns hat! Und vor allem, Männer: Nicht nahe dran vorbeifahren, wenn der sinkt!“
Am 24. Juni 1940 versenkte U123 unter dem Kommando von Kapitänleutnant Günther Paulsen einen Erzfrachter II mit 3.400 BRT nach einem Torpedotreffer und Granatenbeschuss im Nordatlantik.
Immerhin wieder etwas für die Abschussquote getan...!! *freu* Und Hauptsache ist, dass das Boot nichts abbekommen hat. Weiterhin viel Glück und viel Erfolg...!! :ph:
herzliche grüsse
Hohenlohe...:top: *GUTE JAGD!!*
So, es zeichnet sich etwas ab. Ich hoffe sehr, dass ich in zwei oder drei Wochen wieder dazu komme hier regelmäßig Updates hochzuladen. Für die lange Wartezeit und die zur jetzigen Zeit sehr unregelmäßigen Updates entschuldige ich mich. Im RL stehen wohl demnächst einige Veränderungen an und dementsprechend hält mich dies nun sehr in Atem. Aber keine Bange, ich bin fleißig am Schreiben - sofern ich dazu komme. Der Qualität des AAR tut dies - so hoffe ich! - also keinen Abbruch. ;-)
Werter Voetmann,
wir hoffen, dass euer RL sich nicht ins Negative ändert und wünschen euch für die Zukunft auch alles Gute. Ansonsten freuen wir uns auch über eine Fortsetzung des AARs...!!
herzlichste grüsse
Hohenlohe...:top:
Nein, nicht ins Negative. Gott sei Dank! :) Trotzdem ärgert es mich, dass ich hier nicht voran komme. Freue mich aber, dass der AAR dennoch gelesen wird. :top:
Nordatlantik
25. Juni 1940
23:23 Uhr
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„Man! Geht´s noch heftiger?“
Der schlimmste Sturm seit einigen Monaten hatte uns voll im Griff. Die Wellen türmten sich meterhoch auf und mehr als einmal wurde unser Boot unter Wasser gedrückt.
„Wenn das so weitergeht saufen wir ab, Herr Kaleun!“
Ich biss die Zähne aufeinander. Der IIWO hatte Recht.
„Also gut, Jungs! Tauchen! Auf dreißig Meter gehen.“
26. Juni 1940, 6:46 Uhr
Wir liefen nun in den Kanal ein. Unser Pech war allerdings, dass es langsam hell wurde und wir somit ein vortreffliches Ziel für die Royal Air Force abgaben.
„Bei dem kleinsten Anzeichen von Fliegern oder Schiffen sofort tauchen! Kein Risiko!“
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„Kein Risiko, Herr Kaleun? Haben wir uns verfahren und das ist nicht der Ärmelkanal?“ IIWO Overfurth grinste.
„Ich weiß, dass Ihnen nicht ganz schmeckt – aber das hier ist die einzige Chance wieder heil nach Hause zu kommen. So verrückt sich dies auch anhören mag. Die Alternative wäre zwei bis drei Wochen um England herum fahren.“
„Beides keine schönen Aussichten.“
„Eben. Dann nehmen wir die kürzere Fahrt – auch wenn sie gefährlicher sein mag. Wenn wir vorsichtig sind schaffen wir das.“
„Ihr Wort in Gottes Ohr, Herr Kaleun.“
Keine zehn Minuten später meldete die Brückenwache den nächsten Kontakt. Sofort schrillten bei mir sämtliche Alarmglocken.
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„Hm... nichts zu sehen... gehen Sie auf Abfangkurs – aber schön vorsichtig!“
06:57 Uhr
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„Frachtschiff, Männer!“
Also kein gefährlicher Gegner für uns – zumindest nahm ich dies an.
Unter großer Fahrt näherten wir uns dem Schiff nun weiter an.
„Zeit mal wieder das Deckgeschütz auszupacken, meine Herren!“
„Hm... mir war, als hätte ich da eben etwas von 'kein Risiko' gehört.“
„Gehen wir ja auch nicht ein, IIWO. Wir haben hier ein Handelsschiff vor uns und weit und breit ist nichts anderes in Sicht.“
„Noch nicht.“
„Wir müssen nur gut aufpassen! Deckgeschütz besetzen! Feuer, wenn bereit!“
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„Was denken Sie, IIWO? Wie viele Tonnen hat der?“
„Schwer zu sagen, Herr Kaleun. Ich würde schätzen zwei- oder dreitausend.“
„Wird wieder eine erfolgreiche Fahrt, wie es aussieht.“
„Erfolgreich auf jeden Fall – nicht nur, was die Tonnage betrifft.“
Ich wusste, wovon Leutnant Overfurth sprach. Zweimal wurden wir beinahe von Zerstörern gerammt, einmal von einem Frachter. Nun nochmals ein Kanaldurchbruch unsererseits und die sichere Ankunft in Wilhelmshaven. Mir schwante nichts Gutes beim Gedanken an die Wochenschau und den BdU.
„Hat der IWO die Aufzeichnungen über Gibraltar fertig?“
„Ja, Herr Kaleun. Allerdings war es ja nicht viel, was wir hatten beobachten können.“
„Ich frage mich gerade wirklich, ob wir das Dönitz mitteilen sollten. Der schickt uns nachher noch da rein!“
„Vielleicht sollten wir ihm nicht sagen, dass wir durch den Kanal zurückgefahren sind, Herr Kaleun.“
„Gute Idee, Leutnant. Doch ich fürchte, das findet er heraus.“
„Wohl wahr, Herr Kaleun.“
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„Ganz schön zäher Bursche!“
„Dicker Pott, IIWO. Der steckt gut was weg!“
„Ja, Herr Kaleun.“
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Ich machte mir allmählich Sorgen. Der Kampf dauerte schon viel zu lange an und es würde sicherlich nicht mehr lange dauern, bis entweder Flieger oder Kriegsschiffe hier auftauchten. Wir mussten uns nun beeilen.
Nervös sah ich mit meinem Fernglas immer wieder zwischen dem Frachter und der See vor und um uns herum hin und her.
„Augen offenhalten, IIWO! Nicht, dass wir noch böse Überrascht werden!“
„Jawohl, Herr Kaleun!“
Da nur wir beide auf der Brücke standen – die restliche Wache hatte den Frachter im Visier – hatten wir nicht so viele Augen, wie eigentlich notwendig gewesen wären. Wir konnten nicht gleichzeitig alles absuchen.
„Männer, beeilt Euch!“, rief ich nach unten zum Geschütz. Der LI sah mich an und hob den Daumen.
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„Die geben einfach nicht auf!“
Ich setzte das Fernglas ab.
„Keine Rettungsboote, nichts!“
Der IIWO nickte.
„Scheinen stur zu sein. Aber das Schiff hält auch eine Menge aus, meine Güte!“
„Ja. Hoffentlich haben wir noch genug Munition für den Pott.“
„Und genug Zeit, Herr Kaleun.“
„Und das.“
Ich blickte mich wieder um. Noch war nichts zu sehen, die See war ruhig und wirkte wie ausgestorben. Ich ahnte allerdings, dass dieser Zustand nicht mehr lange anhielt.
„Komm schon... komm schon!“
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„Na, Gott sei Dank!“ Ich atmete erleichtert auf und beugte mich wieder über die Brüstung. „Geschütz sichern! Mannschaft wieder auf Brücke!“
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„Der hat eine Menge ausgehalten! Jetzt aber schnell weg hier! AK voraus!“
Wir fuhren nun an dem sinkenden Schiff vorbei. Rettungsboote waren keine auszumachen. Ich hatte ein merkwürdiges Gefühl in mir. Keine zweihundert Meter trennten uns von einem nassen Grab. Die Stille, die nun herrschte war unheimlich. Ich hielt mich am Turm fest und konnte meine Augen nicht von dem Anblick abwenden, der sich mir bot. Wieder einmal hatte ich eine ganze Besatzung dem Meer übergeben müssen. Wie sehr hasste ich mich für das, was ich hier tat! Bernd hatte Recht – zumindest in gewisser Hinsicht. Wir sollten helfen statt zu morden.
Schnell schüttelte ich diesen Gedanken wieder ab. Ich half doch, wenn sich die Gelegenheit dazu bot! Das war das Einzige, was ich tun konnte. Aber immerhin gab es dann Menschen, die mit dem Leben davon kamen. Wenn sie – wie die Leute auf dem Frachter – stur und an Deck blieben konnte ich daran nichts ändern. Es war immerhin ihre eigene Schuld.
„Ich bin unten.“, teilte ich dem IIWO mit. „Übernehmen Sie.“
„Jawohl, Herr Kaleun.“
Am 26. Juni 1940 versenkte U123 unter dem Kommando von Kapitänleutnant Günther Paulsen einen Frachter mit 4.626 BRT nach Granatenbeschuss im Ärmelkanal.
Ein sehr schönes Update, werter Voetmann !
Wir bedanken uns und hoffen, daß der Kanaldurchbruch glückt !
Wird noch spannend, vorallem wegen eventueller Minen etc.
Auch wir hoffen, dass euch der Kanaldurchbruch gelingen wird...!! :ph:
herzlichste grüsse
Hohenlohe...:top: *GUTE FAHRT UND GUTE JAGD!!*
Ärmelkanal
27. Juni 1940
03:12 Uhr
Im Laufe des vergangenen Tages mussten wir uns öfter vor Flugzeugen und Kriegsschiffen in Deckung begeben. Wie auch beim letzten Mal hatte ich beschlossen, am Tage getaucht durch den Kanal zu fahren, um mit Anbruch der Nacht dann aufzutauchen, Strecke gutzumachen und die E-Maschinen zu laden.
So stand ich nun schon seit fast zwei Stunden - mit Unterbrechung beim Abendessen – zusammen mit der Seewache auf der Brücke. Gerne hätte ich mir eine Zigarette angezündet, doch hielt ich dies in Anbetracht der jetzigen Situation für zu gefährlich. Die Glut konnte uns immerhin jederzeit verraten.
„Morgen sind wir aus dem Kanal raus.“, sagte ich, mich am Turm anlehnend. „Dann ist es nur noch ein Katzensprung bis nach Hause.“
„Hoffentlich schaffen wir es, Herr Kaleun.“
„Wird schon werden.“
Ich wusste, dass die Wache nervös war. Auch jetzt konnte uns die Royal Navy zum Verhängnis werden. Die Jungs waren immerhin vorgewarnt, dass wir hier waren und verteidigten ihren Hinterhof mit allen Mitteln. Es war schwerer und gefährlicher als beim letzten Mal, das spürten wir alle. Das sollte uns ein paar Minuten später wieder einmal bestätigt werden.
„Da kommt irgendwas auf uns zu, Herr Kaleun. Sieht nach Zerstörer aus.“
„Gut, alles einsteigen. Tauchen.“
1. Juli 1940, 10:45 Uhr
Endlich wieder in Wilhelmshaven! Nach fast einem Monat auf See liefen wir am Vormittag des 1. Juli wieder in unserer Heimatbasis ein. Hier herrschte viel Betrieb. LKW wurden beladen, einige Werftarbeiter sowie Besatzungen von anderen Booten liefen herum und auch mehrere Frachter fuhren aus dem Hafen
„Was ist denn hier los? Haben die jetzt auch schon Angst vor uns?“
„Scheint nicht so, IIWO. Da stehen sie und spielen fröhlich ihre Lieder!“
Wie immer bei unserem Einlaufen empfing uns die Kapelle mit unzähligen Schaulustigen im Schlepptau. Unser Flottillenchef stand mit seinen Stellvertretern daneben. Zu meinem Bedauern waren auch der BdU samt Stab anwesend.
„Maschinen stopp! Sanft anlegen!“
BBUMMM
„Ich sagte sanft, Müller!“
„Tut mir Leid, Herr Kaleun.“, tönte es aus dem Sprachrohr.
U123 wurde nun fest vertäut und Admiral Dönitz betrat unser Vordeck.
„Mein lieber Paulsen! Wieder einmal willkommen in der Heimat!“
„Vielen Dank, Herr Admiral!“
„Es ist mir immer eine besondere Freude, wenn wir beide uns sehen, Kapitänleutnant. Heißt es doch, dass unser Uboot-Ass noch nicht geschlagen ist!“
Wieder die gleiche Rede wie immer. Ich ließ sie nun über mich ergehen, hörte mir an, welch „Helden“ wir doch seien, wie viel „Mut“ wir bewiesen und dass wir uns von den Tommys nicht einschüchtern ließen.
„Kapitänleutnant Paulsen!“, riss mich die Stimme des BdU aus meinen Gedanken. Fast schon glaubte ich, dass mich nun eine Standpauke aufgrund meiner „leichten“ Abwesenheit erwartete. Dönitz schien jedoch nichts bemerkt zu haben - er lächelte mir zu.
„Oh nein...“, dachte ich. „Nicht schon wieder!“
„Es ist mir eine besondere Freude, Sie heute in den Rang eines Korvettenkapitäns zu befördern!“
Ich runzelte die Stirn. Das ging ja schnell.
„Vielen Dank, Herr Admiral!“
Ich salutierte ihm.
„So - und nun ist Ihre Besatzung dran!“
Ich sah zu, wie mein LI das Ritterkreuz bekam. Voller Stolz ließ er sich den Orden um den Hals hängen und drückte dem BdU die Hand. Ich lächelte, denn das hatte er sich mehr als verdient. Dieser Mann war einfach unersetzlich! Mein IIWO bekam das Eiserne Kreuz erster Klasse sowie das Deutsche Kreuz. Auch diese beiden Auszeichnungen waren verdient. Ich war stolz auf meine Männer. Wir konnten uns alle aufeinander verlassen und wussten, dass auch heikle Situationen uns nicht aus der Ruhe brachten. Die Besatzung war eine große Familie. Auch wenn es hier und da mal kleinere Streitereien gab – besonders auf Fahrten, wo lange nichts passierte – so rauften sich die Jungs doch irgendwann wieder zusammen – und sei es, weil ein Gegner vor uns auftauchte. Ja, eines war klar: So leicht brachte uns nichts aus der Ruhe!
Genau dies sollte auf unserer nächsten Fahrt wieder einmal bewiesen werden...
Auf seiner sechsten Feindfahrt versenkte Korvettenkapitän Günther Paulsen mit U123:
10. Juni 1940
WarMelody Frachter mit 5.635 BRT nach einem Torpedotreffer und Granatenbeschuss.
13. Juni 1940
Passagier- und Frachtschiff mit 1.667 BRT nach Granatenbeschuss.
19. /20. Juni 1940 (Geleitzug)
großer Tanker mit 18.192 BRT nach vier Torpedotreffern.
Standardfrachter mit 6.311 BRT nach drei Torpedotreffern.
Standardfrachter mit 6.311 BRT nach einem Torpedotreffer.
21. Juni 1940
Transportschiff mit 5.780 BRT nach Granatenbeschuss.
24. Juni 1940
Erzfrachter II mit 3.400 BRT nach einem Torpedotreffer und Granatenbeschuss.
26. Juni 1940
Frachter mit 4.626 BRT nach Granatenbeschuss.
Tonnage auf dieser Fahrt: 51.922 BRT
Gesamttonnage: 186.649 BRT
So, nichts Aufregendes passiert im Ärmelkanal - leider!
Doch auf der nächsten Fahrt geht´s heiß her - versprochen!
Und die nächste gute Nachricht: Ab nun wieder im gewohnten Rythmus - Gott sei Dank! :top:
Da bin ich doch gespannt, schön, dass ihr es zurück geschafft habt, auch wenn das ein abrupter Sprung war von "Zerstörer im Kanal" zu "Wir sind wieder zu Hause" :D
Ja, werter Azrael; das kommt davon, wenn der Kerl einfach stur seinen Kurs hält und Wir unter Zeitdruck schreiben. :D
Werter Voetmann, wir sind erfreut, wieder von euch und eurem U-Bootkommandanten zu hören. Wir wünschen dem alten Haudegen Paulsen weiterhin viel Glück und viele Erfolge...:ph:
herzlichste grüsse
Hohenlohe...:top: *GUTE JAGD!!*
Schön zu sehen, daß es weitergeht !
Ebenfalls von uns weiterhin viel Glück !
Wilhelmshaven
2. Juli 1940
10:00 Uhr
Ich stand wieder vor meinen Männern. Dieses Mal allerdings war es anders als die vorigen Male. Ich hatte etwas zu verkünden. Etwas, das mich einerseits mit Stolz erfüllte und mir andererseits schwer fiel.
„Männer, hört mal her!“ Ich atmete einmal tief durch. „Wie immer möchte ich mich bei Euch für Eure klasse Arbeit auf der letzten Fahrt bedanken – bei Euch allen! Es ist mehr als nur einmal bremslig gewesen und Ihr alle habt die Nerven bewahrt und zusammen haben wir uns aus diesen Situationen heraus gewunden! Ich bin stolz auf Euch!“
Einige der Männer lächelten mich dankbar an, wieder andere sahen verlegen aus.
„Das macht das, was ich Euch nun zu sagen habe besonders schwer!“
Das Grinsen verschwand und erste Mienen wurden aufgelegt.
„Ich hasse es, wenn eine Besatzung auseinandergerissen wird – wenn sich Freunde trennen müssen! Doch nun hat es auch uns erwischt! Unser IWO wird in Kürze sein eigenes Kommando erhalten!“
Man sah den Jungs nun an, dass sie über diese Neuigkeit nicht sonderlich erbaut waren. Zwar freuten sich alle für Oberleutnant Tillmann, doch würde er auch vermisst werden – schmerzlich vermisst.
„Oberleutnant Tillmann ist ein sehr guter IWO gewesen und ich möchte, dass er ehrenhaft verabschiedet wird!“
Ich drehte mich auf dem Absatz zu ihm und blickte Tillmann lächelnd ins Gesicht.
„Ich weiß, dass Sie einen ausgezeichneten Kommandanten abgeben werden, Oberleutnant! Sie werden den Tommys den Arsch aufreißen!“
Wir salutierten einander.
„Ich werde Sie nicht enttäuschen, Herr Kale- Verzeihung. Herr Kapitän!“
„Davon bin ich mehr als überzeugt.“ Ich grinste ihn an. „Und nennen Sie mich Günther.“
Oberleutnant Tillmann sah mich verdattert an. „Wie bitte, Herr Kapitän?“
„Günther. 'Herr Kapitän' will ich ab sofort nicht mehr von Ihnen hören, IWO. Nur dann, wenn es um Militärische Angelegenheiten geht, bei denen wir nicht unter uns sind.“
„Jawohl, Herr Kap- Günther.“
„Geht doch!“
11:46 Uhr
„Man, man, man...“ Korvettenkapitän Fischer schüttelte den Kopf, blies seine Backen auf, versuchte etwas zu sagen und schloss anschließend wieder den Mund. Dieses Prozedere beobachtete ich nun schon seit mehreren Minuten. Ich konnte nicht leugnen, dass es mich auf eine gewisse Art und Weise amüsierte.
„Paulsen... wie zum Teufel machen Sie das?!“
„Was meinen Sie, Herr Korvettenkapitän?“
Zwar waren Korvettenkapitän Fischer und ich nun im Rang gleich; doch da Fischer der Flottillenchef war, war er mein Vorgesetzter – deshalb redete ich ihn immer noch mit dem Zusatz „Herr“ an.
„Zweimal sind Zerstörer direkt über Ihnen gefahren und einmal hätte ein Frachter beinahe auf Ihrem Turm angelegt.“ Fischer schüttelte den Kopf und ich sah im Geiste schon eine gewaltige Strafpredigt auf mich niedersausen. Es war nicht gern gesehen, wenn man mit dem Boot allzu fahrlässig umging – und in unserem speziellen Fall war „allzu fahrlässig“ eine gewaltige Untertreibung. Innerlich bereitete ich schon einmal die Argumente vor, die ich Fischer liefern konnte. Doch gab es diese überhaupt? Die Wahrheit war doch, dass wir alle zu leichtsinnig geworden waren – geschuldet der ganzen erfolgreichen Fahrten vorher. Wir hätten viel besser Acht geben müssen!
„Herr Korvettenkapitän, lassen Sie mich bitte -“
Fischer hob die Hand und ich verstummte sofort.
„Wie zum Teufel, Paulsen...“
Er erhob sich und ging um den Schreibtisch herum auf mich zu.
„Sind Sie da heil herausgekommen?!“
Ich war überrascht. Mit dieser Frage hatte ich nicht gerechnet.
„Eine erstklassige Besatzung, Herr Korvettenkapitän.“
Fischer nickte. „Ja, die müssen Sie wohl haben. Aber wo wir gerade bei diesem Thema sind.“
Er nahm wieder auf seinem Stuhl Platz und holte eine Akte hervor.
„Wir haben einen neuen IWO für Sie. Leutnant Anton Bayer. Ein guter Mann., Hatte bisher auf U104 gedient.“
Ich nahm die mir dargebotene Akte zur Hand.
„Werfen Sie einen Blick hinein und sprechen Sie mit ihm. Ich bin mir sicher, dass er eine Bereicherung für Sie ist.“
„Jawohl, Herr Korvettenkapitän.“
„Ach... und noch etwas, Paulsen. Finden Sie sich spätestens am 25. wieder hier ein. Wir haben dann etwas zu besprechen.“
„Jawohl, Herr Korvettenkapitän.“
12:52 Uhr
Ich hatte mich in mein Büro zurückgezogen und erledigte den Papierkram der letzten Fahrt. Jetzt wurde mir erst bewusst, wie sehr wir unser Glück herausgefordert hatten. Das durfte nicht noch einmal geschehen, wir mussten in Zukunft vorsichtiger sein! Mehr als einmal hätten wir schließlich versenkt werden können. Der erneute Kanaldurchbruch am Ende war vielleicht etwas zu viel des Guten gewesen. Ich nahm mir nun vor, nur noch den längeren Weg um England herum zu fahren. Der LI verstand seine Arbeit schließlich und daher sollte das kein Problem sein.
Um halb zwei schließlich traf ich mit mit dem Werftleiter. Es sollten ein paar Neuerungen am Boot stattfinden. Wir bekamen nun eine neue Flak auf unserem Turm und neue Dieselmaschinen. Die Leistung wurde erhöht und es waren mehr Knoten drin als zuvor – auf Äußerster Kraft war es nun möglich – zumindest bei idealen Bedingungen – über Wasser 21 Knoten zu fahren. Wir waren schneller und konnten somit auch schnellere Schiffe einholen, sollte dies notwendig sein.
„Eine Bereicherung, Herr Kapitän.“, teilte mir der Werftleiter mit. „Wahrlich eine Bereicherung! Nur sollten Sie zusehen, dass nicht noch einmal Schiffe versuchen auf Ihnen anzulegen. Die Schäden werden nämlich Sie dann beheben – unter meiner Anleitung!“
Ich grinste.
„Das nehme ich gerne in Kauf, Schmitz. Vor allem deshalb, weil es nicht mehr vorkommen wird!“
„Das will ich für Sie hoffen!“
Nachdem wir alles Weitere besprochen und ich U123 an die Werft übergeben hatte machte ich mich auf dem Heimweg. Ich freute mich auf Zuhause und auf meine Familie. Sicherlich hatte Erika schon von unserer letzten Fahrt Kenntnis erhalten - ich konnte mir vorstellen, dass sie nicht sonderlich begeistert war von dem, was dort geschah. Da würde wohl wieder ein Gespräch fällig sein. Doch immerhin hatte die „Hau drauf - Methode", wie mein IIWO es treffend formulierte bisher funktioniert. Allerdings sollten wir alle nicht zu siegessicher sein. Was passierte, wenn man leichtsinnig war und sich nur auf sein Können verließ hatten wir schon einige Male zu spüren bekommen.
Noch ahnte ich nicht, dass mein Vorhaben, auf der nächsten Fahrt weitaus vorsichtiger zu agieren überlebenswichtig für uns alle werden sollte.
Wir freuen uns schon auf die nächste Fahrt, aber dies wird wohl noch einige Zeit dauern. Erst einmal kommt der Heimaturlaub...!! :ph:
herzlichste grüsse
Hohenlohe...:top: *GUTE FAHRT UND GUTE JAGD!!*
Ich bin auch gespannt auf die nächsten Fahrten :)
Kiel
2. Juli 1940
16:37 Uhr
Ich merkte gleich bei meiner Ankunft, dass irgendwas nicht stimmte. Angst lag in der Luft. Die Menschen, die mir auf dem Weg nach Hause begegneten blickten sich verstohlen um. Es waren ohnehin weniger Leute auf den Straßen als üblich. Was war hier passiert? Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit.
Erika stand am Hauseingang und unterhielt sich mit einer Nachbarin von uns. Auch in ihren Gesichtern sah ich Sorge. War irgendetwas geschehen? Irgendetwas in unserer Nachbarschaft? Oder noch schlimmer... innerhalb meiner Familie? Da Erika das einzige Kind ihrer Eltern war und diese bereits verstorben waren konnte es nicht um sie gehen.
Ich nahm die letzten Meter zu unserem Haus und ging auf die beiden zu. Erika erblickte mich und kam zügigen Schrittes zu mir, bevor sie mich umarmte. „Gott, Günther! Gott sei Dank bist Du da!“
„Was... was ist passiert, Rika? Alles in Ordnung?“
„Es gab einen Angriff der Royal Air Force!“
Sofort löste ich die Umarmung und blickte meiner Frau in ihr besorgtes Gesicht.
„Bitte was?! Wo?!“
„Der Hafen wurde angegriffen.“
„Der... der Hafen? Was ist denn passiert? Aber hier war nichts? In der Stadt?“
„Nein, hier nicht. Man konnte die meisten Flieger abschießen oder abdrängen, bevor sie das Festland erreichten.“
Ich sollte nun eigentlich erleichtert sein, dass es nicht schlimmer kam – doch ich war es nicht. Wenn es nun schon einen Angriff auf Kiel gab würde der nächste vielleicht nicht lange auf sich warten lassen. Meine Familie war hier nicht mehr sicher!
„Wie geht es Euch? Rika, Anja? Ist alles in Ordnung?“
„Wie man es nimmt, Günther.“, antwortete Anja Hartmann. „Wir sind ziemlich besorgt.“
Ich nickte.
„Ja, wie alle anderen hier auch. Verdammt, das darf doch nicht wahr sein!“
Wie sehr hatte ich gehofft – ja, sogar naiverweise geglaubt – dass Kiel verschont blieb! Ich hätte es besser wissen müssen. Der Krieg machte schließlich nicht vor einzelnen Städten halt, wir alle waren betroffen. Dies wurde mir in diesem Moment schlagartig bewusst.
„Ihr müsst hier weg, Rika. Du und meine Eltern!“
„Und Du?“
„Ich bin stationiert in Wilhelmshaven. Wenn ich auf Heimaturlaub bin verbringe ich die Zeit bei Euch, sofern ich kann.“
„Sofern Du kannst?“
„Ihr müsst ins Landesinnere, weit weg von der Küste! Am Besten nach Hannover, da habe ich noch einige Kontakte.“
„Und was ist mit Dir?“
„Liebling, ich komme zu Euch so oft ich kann! Versprochen!“
„Ich möchte nicht aus Kiel weg.“
„Ich kann Dich ja verstehen, Rika. Aber ich mache mir Sorgen um Eure Sicherheit!“
„Glaubst Du, dass es uns mit Dir anders ergeht? Ich habe gehört, was auf Deiner letzten Fahrt passiert ist! Günther, wir haben auch Angst um Dich – aber können wir daran etwas ändern?“
Sie hatte Recht. Dieser verdammte Krieg machte uns alle wahnsinnig und jetzt hatte ich seinetwegen auch noch einen Streit mit meiner Frau. Ich seufzte.
„Eben. Günther, bitte.“ Sie streichelte mir die Wange. „Lass uns reingehen und in aller Ruhe darüber reden.“
„Ja, in Ordnung. Ich habe auch Hunger.“
„Und ich das Essen fertig.“ Sie lächelte.
Wir verabschiedeten uns von Anja und betraten das Haus. Noch immer war ich der Meinung, dass meine Familie nach Hannover ziehen sollte – zumindest vorübergehend. Es würde ein kleines Stück Arbeit bedeuten Rika und meine Eltern davon zu überzeugen, dass dies notwendig und auch besser für sie alle war.
Wie immer stimmungsvoll und lebendig geschrieben, weiter so bitte. :top:
Wenn man bedenkt das es erst Mitte 1940 ist, mag man kaum glauben, das Paulsen die restlichen Kriegsjahre in diesem Stil überhaupt erleben wird. Die Tommys werden schon bald taktisch und technisch auf einer höheren Stufe agieren, nur wenn Paulsen es schafft sich anzupassen, werden wir noch lange Freude an seinen Abenteuern haben.
Wir hoffen doch, dass Wir Euch weiterhin vernünftigen Lesestoff bieten können. :top:
Vielen Dank für die lobenden Worte, werter Taurus.
Ja, die Veränderung macht sich aktuell gerade so langsam bemerkbar. Man merkt, dass die Tommys schon taktisch ein kleines bisschen besser sind als noch vor fünf oder sechs Monaten. Wir sind gespannt, was Uns demnächst ab dem Jahre ´41 erwartet.
Mit taktisch aggressiver reagierenden bzw. agierenden Tommies wird wohl langfristig immer zu rechnen sein. Da werden bestimmte Aktionen nicht mehr so einfach funzen, wie mal kurz nach Scapa Flow reinschauen, leider...:ph:
Man kann nur hoffen, dass der olle Paulsen und sein Boot das Ganze heil überstehen...!! :top:
herzlichste grüsse
Hohenlohe...:top:
Nun, nach Scapa Flow werden Wir nicht nochmals fahren. Erstens macht dies keinen Sinn und zweitens wäre dies zu gefährlich. Wir denken nicht, dass man dort jetzt noch lebend hinein- geschweige denn wieder hinaus kommt.
Wir werden sehen, was die Tommys noch so auf Lager haben - und wie Wir das Ganze meistern. Natürlich hoffen Wir, den AAR wirklich bis zum Kriegsende durchziehen zu können. Da aber nun von zu reden, wo Wir erst noch am Kriegsanfang stehen ist vielleicht etwas zu viel des Guten. :D
Im RL gelang es den Alliierten ein deutsches U-Boot mitsamt Enigma-Chiffriermaschine aufzubringen und danach konnten sie alle Befehle mitlesen auch die FTs...!! War soweit bekannt 1943. Obwohl die Walzen danach ausgetauscht wurden konnten die Alliierten bald erneut alles mitlesen. Wenn dies in der Mod auch als Event drin wäre, dann würde ich sagen, wird es noch viel härter für euch. Ansonsten würde ich gerne wissen inwieweit die alliierte Luftüberwachung ab 1943 dargestellt wird, denn dann wurden grosse Konvois von CVEs begleitet.
herzlichste grüsse
Hohenlohe...:top: *GUTE JAGD!!*
Ja, das wird noch schwierig für Uns werden - wenn Wir bis dahin kommen. Wir sind aber erst einmal gespannt darauf, wie es ab ´41 um die RAF in der Biskaya bestellt ist. Das wird - wenn es richtig gemacht wurde - ein Hexenkessel werden.
Kiel
9. Juli 1940
16:14 Uhr
Mein neunundzwanzigster Geburtstag. Wenigstens diesen konnte ich im Kreise meiner Liebsten verbringen. Den ganzen Tag über schon waren Freunde und Verwandte bei uns im Haus. Gerade mit den Leuten, die ich länger nicht mehr gesehen hatte redete ich viel und lange. Es war schön, dass es auch noch positive Dinge im Leben zu geben schien. Seit dem Angriff der Royal Air Force auf Kiel war ich voller Sorge, denn Rika hatte sich nicht dazu überreden lassen nach Hannover zu gehen – oder überhaupt irgendwo anders hin. Sie wollte in ihrer vertrauten Umgebung bleiben. Ein wenig konnte ich sie verstehen. Sie hatte hier ihre Freunde und Bekannten. Menschen, mit denen sie zusammen war während ich mit meinem Boot auf See war. Das wollte sie nicht aufgeben. In Hannover kannte sie kaum jemanden; sie war die meiste Zeit auf sich alleine gestellt – auch wenn meine Familie ihr versichert hatte, dass sie sich um sie kümmerten - doch würde sie sich wahrscheinlich trotz allem einsam fühlen, wenn ich nicht da war.
Meine Eltern wollten ebenfalls in Kiel bleiben. Da Erika nun nicht nach Hannover ging hieß dies zwangsläufig auch, dass ich in Kiel blieb. Also hatten sie beschlossen, dass die ganze Familie hier blieb. Entweder gingen alle oder keiner. Ich hatte nach einigem Zögern zugestimmt. Zugegebenermaßen war ich nach einigen Tagen froh darüber, dass wir nicht auseinander gerissen wurden.
„Wann musst Du wieder nach Wilhelmshaven?“ fragte Erika, als wir beim Abendessen saßen.
„Ich soll bis spätestens zum 25. wieder dort sein.“
„Kannst Du auch erst am 25. wieder dorthin fahren?“
Ich wusste genau, warum meine Frau dies fragte. Einen Tag vorher hatte sie Geburtstag und den wollte sie mit mir gemeinsam verbringen. Ich nickte nun.
„Keine Sorge, Rika! Deinen Ehrentag versäume ich nicht!“
19:00 Uhr
Ich war auf den Balkon gegangen, um eine Zigarette zu rauchen und den Tag Revue passieren zu lassen. Es stimmte mich froh, dass so viele Leute gekommen waren um ihn mit mir zu verbringen. Immerhin etwas Gutes in dieser schweren Zeit. Mir konnte schließlich immer etwas passieren und jede Situation konnte die Letzte sein, in der man sich sah. Wie viele Kameraden waren schon gefallen? Wie viele Boote nicht in ihre Häfen zurückgekehrt? Der Verlust an Ubooten hatte zugenommen, dass merkten wir alle. Nach nicht einmal einem Jahr Krieg waren unzählige gute Männer gefallen. Ehemänner, Väter, Söhne... sie alle waren nicht mehr da. Ich hoffte, dass ich Rika und meiner Familie dies niemals antun musste.
„Günther?“
Ich drehte mich um. Bernd Hausmann stand in der Balkontür und sah mich fragend an. Wir hatten uns zuletzt auf meinem letzten Heimaturlaub gesehen und waren – zugegebenermaßen – nicht gerade freundschaftlich auseinander gegangen. Mir kam unser Gespräch wieder in den Sinn. Er wollte mich zu etwas überreden, was mich in Schwierigkeiten bringen konnte – zur Auflehnung gegen unsere Führer.
„Hey, Bernd.“
„Kann ich Dich kurz sprechen?“
„Ja. Worum geht es?“
Er trat nun neben mich und zündete sich ebenfalls eine Zigarette an. Ein paar Minuten schwieg er, bevor er mich ansah.
„Hast Du nochmal über unser Gespräch nachgedacht?“
„Kurz.“
„Und?“
Ich dachte nach. Irgendwo hatte mein alter Freund Recht mit dem, was er sagte. Die Jagd auf unschuldige Menschen war etwas, das auch ich nicht gut hieß. Es war schon schlimm genug, dass ich auf See immer und immer wieder Menschen töten musste. Dort allerdings tat ich nur meine Pflicht als Soldat, auch wenn sie mir zuwider war. In diesem Fall hier ging es aber nicht um Soldaten. Nein, es ging um Zivilisten, die unseren Führern nicht passten. Entweder, weil sie anders aussahen, alt waren, krank waren oder Sonstiges. Sie hatten mit diesem ganzen Krieg nichts zu schaffen und wurden nur verfolgt 'weil sie da sind', wie Bernd es in unserem letzten Gespräch treffend formuliert hatte.
Bernd war in einer Organisation tätig, die diesen Leuten half und ihnen Unterschlupf gewährte, unter Gefahr für ihr eigenes Leben. Sie versteckten sie vor ihren Peinigern und halfen ihnen bei der Flucht aus Deutschland. Er hatte mich darum gebeten in Berlin ein gutes Wort für diese Leute einzulegen und das Hauptquartier davon zu überzeugen, dass man sie in Ruhe ließ. Er meinte ich als „Nationalheld“ würde das schon schaukeln, allerdings hatte ich abgelehnt. Nicht etwa, weil mir die Menschen egal waren. Es hatte damit zu tun, dass ich Soldat und kein Politiker war, dementsprechend die genauen Hintergründe nicht kannte und auch meine Familie nicht in Gefahr bringen wollte.
„Ich bleibe bei meiner Antwort, Bernd.“
Ich sah, wie sein Gesicht einen grimmigen Ausdruck annahm. Er nickte.
„Schön! Ich dachte, dass ich mich wenigstens auf Dich verlassen könnte! Toller Freund bist Du!“
Er schnippte seine Zigarette über das Geländer und verschwand nach drinnen. Ich ließ ihn in Ruhe. Was sollte ich auch Anderes tun? Meine Meinung stand fest und eine Diskussion war das Letzte, was ich an diesem Tag gebrauchen konnte. Als ich aufgeraucht hatte begab auch ich wieder hinein. Bernd war nirgends zu sehen.
„Ist alles in Ordnung?“ fragte Erika mich, als ich zurück ins Esszimmer trat. „Was ist mit Bernd los?“
„Wo ist er?“
„Hat seine Jacke geschnappt und ist nach draußen. Gertrud ist bei ihm.“
Ich nickte nur und half beim Abräumen. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass Erika mir immer wieder Blicke zuwarf, jedoch nichts sagte. Ich wusste, dass sie neugierig auf das war, was zwischen Bernd und mir auf dem Balkon vorgefallen war. Sie ahnte wohl auch schon über was wir gesprochen hatten. Auch sie wusste von Bernds Tätigkeit und seiner Bitte an mich ihn zu unterstützen – und genauso wusste sie, was meine Antwort gewesen war.
Um zwanzig vor zehn am Abend verabschiedeten wir die letzten Gäste. Meine Eltern wollten über Nacht bleiben und am nächsten Tag wieder zu sich fahren. Mit Erika zusammen ging ich nun in unser Schlafzimmer. Jetzt spürte ich auch, wie müde ich war. Der Tag war anstrengend gewesen.
„Worüber hast Du Dich mit Bernd gestritten?“
„Über Dasselbe wie beim letzten Mal.“
„Glaubst Du nicht, dass Du ihm helfen kannst?“
„Nein, Rika. So sehr ich es auch wollte, aber da bin ich machtlos.“
„Versuch es wenigstens!“
„Ich kann es nicht, Liebling! Tut mir Leid!“
Ich sah ihr an, dass sie nicht glücklich mit meiner Einstellung war. Sie wusste ja auch nicht, was uns im schlimmsten Fall erwarten konnte.
„Und Bernd?“
„Der wird sich schon wieder beruhigen. Vielleicht sieht auch er irgendwann ein, dass ich ihm nicht helfen kann – und das Ganze nicht böse ihm gegenüber meine.“
Ich hoffte bloß, dass es dann noch nicht zu spät war. Er konnte immerhin jederzeit geschnappt werden. Was dann mit ihm geschah mochte ich mir lieber nicht ausmalen.
„Gute Nacht, Rika.“
„Gute Nacht.“
Ich gab ihr einen Kuss, legte mich in die Kissen und schlief bald darauf ein.
Wir bewundern euch für eure mitreissenden Geschichten, da wir so etwas gar nicht zustande bringen würden. Aber wir sind nicht neidisch, wir haben nur gehörigen Respekt vor euch...:) Daher sagen wir bitte weiter so...!! :top:
herzliche grüsse
Hohenlohe...:top:
Werter Hohenlohe, Ihr macht Uns ganz verlegen. :shy: Vielen Dank für die netten Worte. :)
Wir schreiben halt gerne und auch schon einige Jahre. Da ist es immer schön, wenn man bestätigt wird. :)
Werter Voetmann, wir sagen euch nur, was wir von euren Geschichten halten, weil es ehrlich so meinen...:)
herzlichste grüsse
Hohenlohe...:top:
Wilhelmshaven
25. Juli 1940
15:00 Uhr
Es klopfte an meiner Bürotür.
„Herein!“
Ein junger Mann, schätzungsweise zwei Jahre jünger als ich, betrat den Raum und grüßte mich.
„Herr Korvettenkapitän, Leutnant Anton Bayer meldet sich zum Dienst!“
Ich wusste natürlich sofort, um wen es sich handelte. Vor mir stand mein neuer IWO.
„Ah, Leutnant! Danke für Ihr promptes Erscheinen. Kann ich Ihnen etwas anbieten?“
„Vielen Dank, Herr Korvettenkapitän.“
„Kaffee?“
„Gerne.“
Ich mochte diesen Typen nicht. Das war mir schon klar, als er zur Türe hinein kam. Aus seiner Akte wusste ich, dass er der Sohn eines Parteimitglieds war und selbst äußerst linientreu. So einer hatte mir gerade noch gefehlt! Ich ahnte, dass es auf meinem Boot Schwierigkeiten mit ihm geben konnte. Schon jetzt vermisste ich Oberleutnant Tillmann.
„Sie haben schon Fronterfahrung?“
„Ja, Herr Korvettenkapitän. Ich habe als IIWO auf U47 unter Kapitänleutnant Prien gedient.“
Ich nickte. Erfahrung war schließlich immer gut. Egal, von wem sie kam.
„Herr Korvettenkapitän? Darf ich offen sprechen?“
„Nur zu, Leutnant.“
„Das sind wirklich heldenhafte Taten, die Sie auf Ihren letzten Fahrten vollbracht haben! Unser Führer ist sehr stolz auf Sie!“
Ich sagte nichts. Es war mir ohnehin mehr als unangenehm darauf angesprochen zu werden; die Art aber, wie Leutnant Bayer es sagte – mit soviel Stolz und Kälte – machte mich wütend. Ich wollte ihn nicht auf meinem Boot haben.
„Haben Sie sich schon mit der Besatzung bekannt gemacht?“
„Ja, Herr Korvettenkapitän.“
Ich sah ihm an, dass er nicht sonderlich begeistert von meinen Männern zu sein schien.
„Aber?“
„Nun, wie soll ich es sagen? Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, doch passen diese Leute nicht ins Bild.“
„Sie passen, Leutnant! Sie sind eine ausgezeichnete Mannschaft!“
„Das glaube ich, Herr Korvettenkapitän. Bei Ihren Erfolgen muss das wohl so sein.“
„Arrangieren Sie sich mit ihnen, Bayer. Das müssen wir schließlich auch tun!“
„Jawohl, Herr Korvettenkapitän!“
17:11 Uhr
Ich saß mit meinen Offizieren im Offizierskasino bei einem Bier. Auch Leutnant Bayer war dabei. So wenig ich ihn auch mochte, so gehörte er nun einmal zu meiner Besatzung und wir alle mussten das Beste daraus machen. Vielleicht gelang es uns ja irgendwann doch eine Beziehung zueinander aufzubauen – obwohl ich zum jetzigen Zeitpunkt dafür keine Chancen sah.
„Was glauben Sie, Herr Kapitän? Müssen auch wir jetzt nach Frankreich?“
„Ich weiß es nicht, LI. Ich hoffe nicht.“
Im vergangenen Monat hatte Deutschland Frankreich eingenommen. Nach heftigen Kämpfen hatten die Franzosen schließlich kapituliert. Dies brachte wieder etwas Hoffnung bei mir auf, dass der Krieg vielleicht doch bald vorbei war. England hatte nun keinen Bündnispartner mehr an seiner Seite und stand ganz alleine da. Vielleicht begriffen die Briten bald, dass sie auf verlorenem Posten standen.
„Frankreich wäre der ideale Ort für uns, Herr Kapitän.“, meldete sich nun der IWO zu Wort. „Wir könnten ohne Umwege direkt in den Atlantik und den Tommys die Hölle heiß machen! Ein Schiff nach dem anderen auf den Meeresboden schicken!“
„Das machen wir auch schon in der Nordsee, IWO.“
„Dennoch, Herr Kapitän. Bedenken Sie doch einmal die Möglichkeiten! Der Atlantik ist direkt vor der Haustür! Keine Royal Air Force mehr. Nur noch wir und der Feind.“
Ich nahm einen großen Schluck meines Bieres. Wenn Leutnant Bayer weiterhin seine Reden schwang musste ich aufpassen, dass ich ihm gegenüber nicht irgendwann die Beherrschung verlor – oder einer meiner Männer. Auch die beiden anderen Offiziere an diesem Tisch waren vom neuen IWO nicht begeistert, das hatte ich sofort gemerkt.
„Warten wir es einfach ab.“
Die Tür ging auf und ich sah Leutnant Schmidt, den Adjutanten des Flottillenchefs den Raum betreten. Er sah sich kurz um, erblickte mich und kam dann direkt auf unseren Tisch zu.
„Oh nein...“
„Herr Korvettenkapitän? Es tut mir Leid, dass ich Sie stören muss. Korvettenkapitän Fischer möchte Sie in seinem Büro sehen.“
„Wann?“
„Jetzt. Ich soll Sie zu ihm bringen.“
Seufzend erhob ich mich. Was war nun schon wieder los?
„Meine Herren.“, verabschiedete ich mich von den drei Männern. „Wir sehen uns.“
Also der letzte Silent Hunter AAR, den ich las und in dem ein Nazi IWO eine Rolle spielte, ging besagter IWO über Bord, welch schrecklicher Unfall!
Aber ich will euch nicht auf Gedanken bringen :D
Na, Wir wollen ja nicht die Idee vom werten Peters klauen. :D
Wir überlegten beim Schreiben auch, ob Wir nicht mal ganz lieb bei einem vorbeikommenden Tommy-Zerstörer klingeln sollen oder so... :fecht:
Könnte man den nicht als "Torpedo" rausdrücken sozusagen...?:D
Könnte man den nicht als "Torpedo" rausdrücken sozusagen...?:D
Höchstens als Enterkommando...*grins*:D
herzlichste grüsse
Hohenlohe...:top:
Könnte man den nicht als "Torpedo" rausdrücken sozusagen...?:D
Hm... es wäre allerdings mal interessant zu erfahren, ob so etwas funktioniert. :fecht: :D
Wilhelmshaven
25. Juli 1940
18:26 Uhr
Ich staunte nicht schlecht, als ich sowohl Korvettenkapitän Fischer als auch Admiral Dönitz in Fischers Büro sitzen sah.
„Korvettenkapitän Paulsen! So schnell sieht man sich also wieder!“
„Das fürchte ich auch“ hätte ich beinahe gesagt, konnte es mir allerdings im letzten Moment verkneifen und lächelte stattdessen.
„Bitte – nehmen Sie Platz.“
Ich setze mich auf den Stuhl vor Fischers Schreibtisch. Ich ahnte bereits, dass ich nicht umsonst hier war. Man hatte sich gewiss wieder irgendetwas für mich und meine Männer ausgedacht – und harmlos war dies auf keinen Fall!
„Zuerst einmal Paulsen: Wie kommen Sie mit dem neuen IWO klar?“
„Das muss die Zeit ergeben, Herr Admiral. Wir hatten ja noch keine Fahrten miteinander.“
„Aber kennen gelernt haben Sie sich schon?“
„Ja, Herr Admiral.“
„Und was denken Sie?“
„Darf ich offen sprechen, Herr Admiral?“
„Nur zu, Paulsen.“
„Ich denke, dass weder ich noch meine Besatzung mit ihm auskommen werden.“
Korvettenkapitän Fischer sah mich ungläubig an, Admiral Dönitz lächelte leicht.
„Das werden Sie schon hinkriegen, Paulsen – da bin ich mir sicher! Er wird sicher ein hervorragendes Mitglied Ihrer Mannschaft werden!“
Ich teilte die Ansichten des BdU nicht, sagte jedoch nichts mehr.
„Aber deswegen bin ich nicht hier, Paulsen. Es geht um etwas Anderes.“
Nun spitzte ich meine Ohren. Was hatten sich die feinen Herren wieder für uns ausgedacht?
„Sie wissen, dass wir Frankreich erobert und auch die Atlantikhäfen okkupiert haben.“
Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
„Die 2. U-Flottille wird aller Wahrscheinlichkeit nach noch diesen Herbst nach Frankreich verlegt. Genauer gesagt nach Lorient.“
Ich hatte es befürchtet. Das hieß nun auch, dass ich nicht mehr in Deutschland stationiert war und wohl auch nicht mehr so oft nach Hause kommen würde, wie meine Frau und ich es gerne wollten. Wie zum Teufel sollte ich Erika dies erklären?
„Es ist sogar möglich, dass Sie am Ende Ihrer nächsten Fahrt nach Lorient laufen werden.“
„So schnell schon?“, platze es aus mir heraus. Admiral Dönitz nickte.
„Es ist gut möglich – und dies ist der Grund, weshalb ich hier bin. Ihre nächste Fahrt!“
Der BdU beugte sich nun etwas vor.
„Wenn wir dort stationiert sind möchten wir wissen, was uns dort erwartet. Sie sind auf Ihrer letzten Fahrt in der Nähe der Straße von Gibraltar gewesen?“
„Ja, Herr Admiral. Allerdings haben wir dort nicht wirklich etwas beobachten können.“
„Darum geht es mir, Paulsen. Wir müssen wissen, was dort drinnen los ist! Besonders aber, was im Hafen vor Anker liegt.“
Mir wurden die Knie weich. Ich wusste, was dies bedeutete: Wir sollten durch die Straße von Gibraltar brechen und als Höhepunkt noch in den Hafen eindringen! Bei dieser Vorstellung wurde mir ganz anders. Der Hafen und auch die Zufahrt dazu waren weitaus gefährlicher als Scapa Flow und würden nach meinem Einbruch in eben diesem wohl auch noch gefährlicher für uns sein.
„Sie wollen, dass wir Gibraltar angreifen?“
„Nicht unbedingt, Paulsen. In erster Linie geht es uns um Aufklärungsarbeit. Wenn Sie keine Gefahr für das Boot sehen und sich lohnende Ziele im Hafen befinden handeln Sie nach eigenem Ermessen.“
Ich musste schlucken. Dies sollte wohl die gefährlichste Fahrt werden, die wir je unternommen hatten. Es war auch nicht klar, ob wir von dieser wieder zurückkehrten. Scapa Flow und der zweimalige Kanaldurchbruch waren dagegen die reinsten Ausbildungsfahrten gewesen.
„Wir haben hier einige Informationen.“, fuhr Dönitz fort und reichte mir eine Akte. „Dies ist alles, was wir momentan wissen.“
Ich merkte gleich, dass es nicht sonderlich viel war. Jetzt verstand ich auch, warum man uns dorthin schickte – auch wenn es unter diesen Umständen wohl noch gefährlicher für uns werden würde.
„Ihr nächster Auslauftermin ist der 3. August.“, sagte Korvettenkapitän Fischer nun. „Wir werden uns dann aller Wahrscheinlichkeit nach in Lorient wiedersehen.“
Da musste ich mich wohl nun mit abfinden. Vielleicht hatte ich aber auch noch die Möglichkeit, die Zeit bis zum Auslauftermin zu nutzen und mit meiner Familie zu sprechen.
„Noch Fragen, Herr Korvettenkapitän?“ Karl Dönitz sah mich an. Ich schüttelte den Kopf.
„Nein, Herr Admiral.“
„Gut! Dann verlassen wir uns auf Sie und Ihre Mannschaft! Sie werden das schon hinkriegen, da bin ich mir sicher! Viel Glück!“
Typisch Dönitz...!! Irgendein Bauernopfer gibt es ja immer. Aber dieses Mal hat es den guten Paulsen erwischt, leider...!! Ausgerechnet Gibraltar, wo schon im WKI diverse Boote bei der Durchfahrt jämmerlich gescheitert sind. Jetzt muss ausnahmsweise Paulsen ran. Er sollte mal darauf bestehen den ollen Dönitz mit an Bord zu nehmen, dann gibt es weniger solcher Himmelfahrtskommandos...:uhoh:
herzlichste grüsse
Hohenlohe...:top:
Kiel
26. Juli 1940
12:47 Uhr
„Ihr werdet was?!“
Meine Frau sah mich entgeistert an, als ich ihr beim Mittagessen die Neuigkeit eröffnete. Mit einer solchen Reaktion hatte ich schon gerechnet und so kam sie nicht überraschend für mich.
„Frankreich?! Aber warum Du, Günther?“
„Rika, unsere gesamte Flottille verlegt nach Lorient. Also auch ich.“
Sie senkte ihren Blick. Ich wusste, dass sie diese Sache traurig stimmte und ich hasste mich dafür, dies sagen zu müssen. Doch eine andere Wahl hatte ich schließlich nicht.
„Hör mal. Ich verspreche Dir, dass ich so oft nach Hause kommen werde wie es mir möglich ist.“
„Wie es Dir möglich ist?“
„Es ist ein weiter Weg, Rika. Ich werde es wohl nicht regelmäßig schaffen.“
Das gefiel uns beiden ganz und gar nicht. Ich ahnte, dass ich auch hier ein längeres Gespräch mit meiner Frau führen musste. Ich musste sie davon überzeugen, dass es nicht anders ging und ihr gleichzeitig auch die Angst nehmen. Wir sahen uns nun nicht mehr so häufig und es war durchaus möglich, dass dies hier unser letztes Zusammensein war – vor allem, wenn ich an unsere nächste Fahrt dachte. Gibraltar konnte gefährlich für uns werden, soviel stand fest.
„Versprich mir wenigstens, dass Du zumindest anrufst.“
„Das verspreche ich Dir!“
31. Juli 1940, 18:43 Uhr
„Wir werden verlegt?“
„Ja, IIWO. Nach Lorient – womöglich schon nach unserer nächsten Fahrt.“
„Also geht es nicht mehr hierher zurück?“
„Nein.“
Mit meinen Offizieren zusammen saß ich im Offizierskasino. In drei Tagen war der neue Auslauftermin und ich wurde langsam nervös. Uns stand eine ziemlich gefährliche Fahrt bevor und wir wussten nicht, ob wir gesund wieder kamen. Ich hatte noch mit keinem aus der Besatzung über Gibraltar gesprochen, dies wollte ich erst auf See tun. Es sollte schließlich niemand außer uns und dem BdU wissen, wohin die Reise ging. Genau wie bei Scapa Flow und Norwegen war höchste Geheimhaltung geboten. Also musste ich meine Männer wieder einmal ins kalte Wasser werfen.
„Oh man. Das wird hart werden für Sophie.“
„Wir schon, LI. Nur keine bange.“
„Wie hat Ihre Frau es aufgenommen, Herr Kapitän?“
„Wir hatten ein längeres Gespräch. Sie hat es verstanden.“
„Dann hoffe ich, dass es bei uns genauso laufen wird.“
„Wird es. Nun aber, meine Herren! Auf unsere nächste Fahrt!“ Ich erhob mein Bierglas und die anderen taten es mir nach. „Auf U123! Möge sie uns auch dieses Mal heil nach Hause bringen!“
3. August 1940, 14:55 Uhr
„Leinen los! Kleine Fahrt voraus!“
Während unser Boot nun Fahrt aufnahm und sich von der Pier löste sah ich noch einmal zurück auf Wilhelmshaven. So schnell würde ich es wohl nicht wiedersehen. Jetzt wurde mir erst bewusst, wie schnell sich der Krieg ausbreitete. Wir waren nun aller Wahrscheinlichkeit nach in Frankreich stationiert und eventuell würde es sogar irgendwann einmal noch weiter hinaus gehen. Bei diesem Gedanken wurde mir ganz anders. Sollte es etwa irgendwann kommen, dass ich gar nicht mehr nach Hause konnte? Ich hoffte es nicht. Das würde für meine Familie und auch mich hart werden.
„So, dann wollen wir mal!“, meinte ich zwanzig Minuten später, als wir die Schleuse passiert hatten. „Auf geht´s!“
4. August 1940, 15:11 Uhr
„Herrlich dieses Wetter! Warm, keine Wolke am Himmel und ruhige See!“
„Sind Sie auch ein Strummuffel, IWO?“
„Ja, Herr Kapitän. Da kann man so schlecht Schiffe angreifen.“
Ich wusste, dass eine solche Antwort kommen musste und beherrschte mich, nicht ein passendes Gegenargument loszulassen.
„Hier findet man uns allerdings auch schnell! Also halten Sie Ihre Augen offen!“
„Jawohl, Herr Kapitän!“
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Ich zündete mir eine Zigarette an. Sechzehn Tage sollte die Reise bis kurz vor der Straße von Gibraltar dauern. Wir mussten also wieder einmal sparsam mit dem Diesel umgehen. Ich wollte nun nicht noch einmal durch den Kanal fahren – egal ob auf unserem Anmarsch oder – falls wir doch nicht nach Lorient liefen – auf unserem Rückmarsch.
„Dann schauen wir mal, was uns hier alles erwartet.“
Meiner Mannschaft wollte ich von unserem Auftrag erzählen, wenn wir die Nordsee verlassen hatten. Ich war gespannt darauf, wie es es aufnahmen. Den letzten Sonderaufträgen hatten sie immerhin gelassen entgegen gesehen und ich hoffte, dass es dieses Mal genauso war – auch wenn man Gibraltar mit keiner unserer bisherigen Fahrten vergleichen konnte.
16:19 Uhr
„Flugzeug im Anflug!“
„Verdammt! ALAAAAAAAAAAAARM!! FLUUUUUUUUUUTEN!!!“
Die Brückenwache sauste die Leiter in die Zentrale hinunter, gefolgt vom IWO und mir.
„Schnell, schnell! Alle Mann voraus! WERDET IHR WOHL HINNE MACHEN?!“ Der IIWO trieb die Männer zur Eile.
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„Gehen Sie auf Sehrohrtiefe.“
Ich wollte nun nachschauen, was dort oben alles los war. Auch horchen konnten wir nun besser. Deshalb begab ich mich zu Kunze ans Hydrophon.
„Irgendetwas zu hören?“
„Nein, Herr Kapitän. Alles still.“
„Sehrohrtiefe, Herr Kapitän.“
„Ausfahren!“
Ich nahm einen ausführlichen Rundumblick, sah jedoch nichts mehr. Dennoch beschloss ich noch etwas getaucht zu bleiben.
„Herr Kapitän? Was zum Teufel tut ein Flieger der Briten in der deutschen Bucht?“
„Tja, IIWO. Das frage ich mich auch! War das nur einer oder mehrere?“
„Kann ich nicht sagen, Herr Kapitän. Gesehen wurde nur eines und das weiter entfernt.“
„War das überhaupt ein Brite?“
„Gute Frage... keine Ahnung.“
„Dann achten Sie demnächst besser darauf, IIWO!“, meldete sich der IWO zu Wort.
„Gerne, IWO. Ich kann ja schauen, während der uns eine Bombe auf´s Vordeck knallt!“
„Meine Herren, bitte.“ Ich sah schon einen größeren Streit zwischen den beiden auf uns zukommen und wollte diesem schnell Einhalt gebieten. „Belassen wir es dabei! In zwanzig Minuten auftauchen!“
„Jawohl, Herr Kapitän!“
Besser einmal zuviel als einmal zu wenig getaucht :)
Besser einmal zuviel als einmal zu wenig getaucht :)
Dem können wir nur zustimmen...!! :ph:
herzlichste grüsse
Hohenlohe...:top: *GUTE FAHRT UND GUTE JAGD!!*
Nordsee
5. August 1940
00:29 Uhr
Zusammen mit dem IWO stand ich bei der Wache auf der Brücke. Ich brauchte etwas Frischluft und wollte die Zeit ausnutzen, in welcher die See ruhig war und wir aufgetaucht fahren konnten.
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„Wo kommen Sie eigentlich her, IWO?“
„Aus Hamburg, Herr Kapitän.“
„Schöne Stadt.“
„Ja, das ist sie.“
Ich wollte versuchen mit dem IWO ein normales Gespräch zu führen - außerhalb von Hasstiraden gegen die Briten und den Lobgesängen auf den Führer, welche er dauernd anstimmte. Vielleicht konnte ich ja doch eine freundliche Seite an ihm finden. Irgendetwas Menschliches musste doch in ihm stecken!
„Ich komme gebürtig aus Hannover.“, sagte ich, als Leutnant Bayer schwieg. „Wohne jetzt in Kiel.“
„Auch eine sehr schöne Stadt, Herr Kapitän.“
„Ja, das ist sie. Haben Sie Familie?“
„Haben Sie sich meine Akte angeschaut, Herr Kapitän?“
„Das habe ich, IWO. Doch ein persönliches Gespräch hat doch noch keinem geschadet.“
„Herr Kapitän, mit Verlaub. Hier an Bord finde ich dies höchst unpassend. Die Männer sollen sich auf ihre Arbeit konzentrieren.“ Oh man, das wurde eine lange Fahrt... eine sehr lange Fahrt.
00:52 Uhr
„Rauchfahne an Steuerbord!“
Ich hob mein Fernglas an die Augen, konnte jedoch nichts erkennen.
„Was haben Sie da, Müller?“
„Dünne Rauchfahne, Herr Kapitän. Tippe auf Kriegsschiff.“
„Entfernung?“
„Gute dreitausend Meter.“
„Gut. Vielleicht sieht der uns in dieser Dunkelheit nicht. Dreißig Grad nach Backbord, Maschinen AK voraus!“
„Jawohl, Herr Kapitän!“
11:00 Uhr
Wie ich es geahnt hatte verschlechterte sich das Wetter. Wellen umspülten nun unser Boot und ein Donnergrollen kündigte ein Gewitter an.
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Drei Tage in der Nordsee hatten wir noch vor uns, dann liefen wir langsam in den Nordatlantik hinein und zu dieser Zeit wollte ich meiner Mannschaft auch mitteilen, was genau unser Auftrag war. Ich hoffte, dass wir ihn auch so ausführen konnten, wie der BdU und ich uns das vorstellten. Gerade Leutnant Bayer bereitete mir Sorgen. Weder die Mannschaft noch die Offiziere kamen mit ihm klar und ich glaubte nicht, dass sich dies ändern würde. Ich musste zugeben, dass ich Oberleutnant Tillmann vermisste. Mein ehemaliger IWO war ein toller Kerl gewesen. Die Mannschaft, die ihn nun zum Kommandanten hatte konnte stolz sein. Ich hoffte bloß, dass dort nicht auch solch ein Verschnitt wie Bayer dabei war.
„Keine Fahrt von uns ohne Sturm, Herr Kapitän.“ Der IIWO grinste.
„Soll mir Recht sein. Solange es im Zielgebiet ruhig ist.“
„Oho! Solche Worte von Ihnen? Wo geht es hin?“
„Das erfahren Sie in drei Tagen, Leutnant.“
„Solch ein Geheimnis?“
„Ja.“
„Spezialauftrag?“
„Bohren Sie nicht weiter, IIWO. Konzentrieren Sie sich auf Ihre Arbeit und warten Sie ab.“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
6. August 1940, 11:15 Uhr
„ZERSTÖRER!!!“
„ALAAAAAAAAAARM!! FLUUUUUUUUUUTEN!!!“
Ich folgte der Seewache in die Zentrale und schloss die Luke. Der LI trieb die Männer nach vorne und das Boot wurde vorlastig.
„Verdammte Hacke! Scheiß Zerstörer!“
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„Beide Maschinen langsame Fahrt voraus!“
„Jawohl, Herr Kapitän!“
„Kunze?“
„Schnelles Schraubengeräusch, Herr Kapitän.“
„Kommt der auf uns zu?“
„Nein, Herr Kapitän. Fährt in etwa zweitausend Metern an Steuerbord vorbei. Bisher zumindest.“
„Gut, horchen Sie weiter!“
Nach ungefähr zehn Minuten hatte Kunze den Kontakt zum Zerstörer verloren. Auch kein anderes Kriegsschiff war in der Horchpeilung.
„Gut, auftauchen! Sagen Sie dem Smutje, dass er etwas auftischen soll – ich bekomme langsam Hunger!“
Wir sind schon mal gespannt, ob ihr wieder genug Beute machen könnt...!! Wir drücken euch jedenfalls die Daumen...!! :ph:
herzlichste grüsse
Hohenlohe...:top: *GUTE FAHRT UND GUTE JAGD!!*
Nordatlantik – kurz vor der Straße von Gibraltar
18. August 1940
17:44 Uhr
In den letzten Tagen waren wir feindlichen Schiffen und auch Fliegern aus dem Weg gegangen. Ich ging davon aus, dass niemand wusste, dass wir nach Gibraltar unterwegs waren. Dies war gut für uns, denn so waren die Briten nicht vor gewarnt.
„Wir müssen aufgetaucht in den Kanal.“, sagte ich, als ich mit dem LI und dem IWO am Kartentisch stand. „Ansonsten schaffen wir es mit der Strömung nicht.“
„Das wird gefährlich!“
„Leutnant, reißen Sie sich zusammen! Riskieren Sie etwas für unseren Führer!“
„IWO, Ruhe! Wir müssen jetzt einen kühlen Kopf bewahren und Streitereien können wir jetzt nicht gebrauchen!“
Der IWO sah wütend in die Runde, sagte jedoch nichts mehr.
„Wenn wir im Kanal sind gehen wir auf AK. Wir müssen zusehen, dass wir schnell sind.“
„Die Sicherungsschiffe werden uns sehen, Herr Kapitän.“
„Davon können Sie ausgehen, LI. Wir werden allerdings die Nacht abwarten und schauen, dass wir uns ganz klein machen. Mit ein bisschen Glück und Geschick schaffen wir es – auch wenn es wohl die eine oder andere gefährliche Situation geben wird.“
Ich sah meine Offiziere an.
„Vor dem Kanal werden wir tauchen und mal horchen, was dort drinnen so los ist. Dann wissen wir in Etwa auch, wie wir fahren müssen. Meine Herren – machen Sie sich schon einmal auf eine lange Nacht gefasst!“
Wir mussten herausfinden, wie viele Schiffe im Kanal waren – aber auch, wie sie agierten und welche Muster sie fuhren. Dann war es leichter für uns an den Stellen, an denen kein Schiff war entlangzufahren. Natürlich war mir klar, dass wir verdammt schnell sein mussten. Andernfalls bestand die Gefahr, dass irgendein Schiff uns über den Haufen fuhr.
„Wenn die uns entdecken gibt es dort ein Feuerwerk, welches Silvester noch übertrifft.“
„Richtig.“
„Schöne Aussichten, Herr Kapitän.“
„Wird schon. Wir haben schwere See. Dürfte schwer sein uns zu entdecken.“
http://fs5.directupload.net/images/170531/5job6goh.jpg (http://www.directupload.net)
Auf halber Fahrt näherten wir uns nun der Einfahrt zum Kanal. Von Schiffen war weit und breit nichts zu sehen und bei diesem Mistwetter blieben wir auch von der Royal Air Force verschont – sehr zu unser allen Freude. Ich steckte mir eine weitere Zigarette an, die letzte vor unserem Angriff und merkte, wie ich etwas ruhiger wurde.
18:17 Uhr
„So, Jungs! Horchen wir mal eine Runde! Tauchen und auf Sehrohrtiefe!“
„Jawohl, Herr Kapitän!“
„Was haben Sie, Kunze?“
„Zwei schnelle und zwei langsame Schraubengeräusche, Herr Kapitän. Alles noch vor dem Kanal. Was drinnen los ist kann ich noch nicht sagen, da sind wir noch zu weit weg.“
„Kommen die näher?“
„Nein, gleichbleibend. Alle in mittlerer Entfernung zu uns.“
„Gut, dann bleiben wir auf großer Fahrt.“
Ich drehte meinen Kopf zur Zentrale.
„Auf Tiefe gehen! Einhundert Meter!“
„Jawohl, Herr Kapitän!“
„Auf langsame Fahrt gehen!“
„Jawohl, Herr Kapitän!“
Ich setzte mich auf meine Koje.
„Wenn Sie was Neues haben melden Sie sich, Kunze.“
„Ja, Herr Kapitän.“
Wir näherten uns nun dem Kanal. Ich spürte, dass unser Boot noch immer in die Tiefe glitt. So waren wir zumindest nicht unmittelbar der Gefahr von Wasserbomben ausgesetzt. Laut LI waren es hier über Tausend Meter bis zum Grund und wenn wir hier versenkt wurden war es das gewesen. Dann gab es keine Hoffnungen mehr für uns.
Ich stützte meine Ellenbogen auf die Knie und legte den Kopf in meine Hände. Jetzt würde sich zeigen, ob wir für solch einen Angriff bereit waren. Die Mannschaft war zwar hervorragend und wusste genau, was sie zu tun hatte; doch eine solch knifflige und gefährliche Aufgabe hatten wir noch nie – abgesehen vielleicht von Scapa Flow. Allerdings war selbst dieser Hafen nicht mit Gibraltar und dem Kanal zu vergleichen – und genau das sollte sich jetzt zeigen.
„Habe jetzt vier schnelle Schraubengeräusche, Herr Kapitän. Alle mittlere bis große Entfernung.“
„Die Sicherung?“
„Kann sein. Sind alle vor dem Kanal.“
„Wo genau?“
„Drei an Backbord, einer an Steuerbord. Die drei sind vor und neben uns und der Vierte ist hinter uns.“
„Gefahr?“
„Bis jetzt noch nicht, Herr Kapitän.“
Kunze horchte angestrengt weiter. Ich sah, wie er immer wieder die Augen schloss, anschließend wieder öffnete und leicht verdrehte, sich mit der Zunge über die Lippen fuhr und dann ausatmete.
Plötzlich wurden seine Augen groß.
„Herr Kapitän, der Zerstörer an Steuerbord kommt auf uns zu!“
„Auf Schleichfahrt! Absolute Ruhe im Boot!“
Ich stand auf und stellte mich hinter Kunze.
„Wie viel Knoten hat der?“
„Mittelschnell, Herr Kapitän. Schätzungsweise elf Knoten.“
Ich nickte nur. Also hatte er uns nicht bemerkt. Dennoch machte sich Anspannung in mir breit. Mir war klar, dass uns früher oder später einer bemerken musste. Spätestens dann, wenn wir auftauchten und durch den Kanal fuhren.
„Schauen wir mal, was der treibt...“
Der Zerstörer näherte sich von hinten. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass der Kerl uns gehört hatte. Erstens war der nicht mit Gefechtsgeschwindigkeit unterwegs und Zweitens waren wir zu leise und zu weit weg von seiner Position. Dennoch wurde ich mein mulmiges Gefühl nicht los. Lag das an unserem Auftrag? Jeder Uboot-Fahrer wusste schließlich, worauf er sich in und um Gibraltar herum einließ. Es war verdammt gefährlich! Immer und immer wieder war ich meine Taktik im Kopf und auch mit meinen Offizieren durchgegangen. Doch hatte ich vielleicht etwas übersehen? War irgendwo in meinem Plan ein Fehler? War es möglich durch den Kanal zu kommen ohne, dass wir versenkt wurden? Wir hatten alle vier äußert penibel den Plan besprochen und überprüft. Nach unserer Kenntnis gab es eine reelle Chance, den Auftrag erfolgreich auszuführen. Es wurde gefährlich, das war uns allen klar – doch es war nicht unmöglich.
„Zerstörer ist jetzt vor uns, Herr Kapitän. Etwa eintausend Meter.“
„Die Anderen?“
„,Fahren ihre Patrouillen. Sind weit entfernt.“
„Erkennen Sie ein Muster?“
„Ja, Herr Kapitän. Die drei fahren die gesamte Einfahrt zum Kanal ab, von Norden nach Süden.“
„Zeitgleich?“
„Nein, da sind immer etwa siebenhundert Meter zwischen.“
„Geschwindigkeit?“
„Dreizehn Knoten schätze ich.“
„Also haben wir immer siebenhundert Meter Spielraum... hm...“
Ich trat zurück in die Zentrale
„Schleichfahrt aufheben und wieder auf kleine Fahrt!“
„Jawohl, Herr Kapitän!“
Nun wussten wir, wie die Sicherungsschiffe sich verhielten. Doch mir war klar, dass wir uns beeilen mussten. Der Plan war folgender: Wir warteten, bis das erste Schiff die Länge der Kanaleinfahrt abfuhr. Dann, wenn es etwa auf der Hälfte war fuhren wir mit AK los – wir mussten vorher auf ungefähr vierhundert Meter heran fahren. Eine äußerst riskante Angelegenheit. Wenn wir die Entfernung richtig abschätzten und uns keine Patzer erlaubten mussten wir noch etwa achtzig Meter bis zum nächsten Schiff haben, wenn wir in den Kanal fuhren. Etwa fünfhundert Meter konnten wir dann fahren, bevor wir auftauchen mussten. Ich sah den IWO an.
„Bereit?“
„Ja, Herr Kapitän.“
„Kunze, was sagt das Hydrophon?“
„Hat sich nichts verändert, Herr Kapitän.“
„Gut. LI, sind Ihre Jungs auf Posten?“
„Boot klar zum Gefecht, Herr Kapitän.“
„Sehr schön! Dann wollen wir mal. Auf in den Kanal!“
Werter Voetmann, wir drücken euch jetzt die Daumen, dass euch der Kanaldurchbruch gelingt und dass ihr heil durchkommt...!! :ph:
herzlichste grüsse
Hohenlohe, der gespannt wie ein Flitzebogen ist...:top: *GUTE FAHRT UND GUTE JAGD!!*
80 Meter von einem Zerstörer entfernt auf AK gehen? Das ist in der Tat verdammt riskant, viel Glück dabei!
Wilhelm Klink
04.06.17, 00:58
Ganz toller AAR! Waren bis jetzt stiller Mitleser und fiebern nun umso mehr mit.
Straße von Gibraltar
19. August 1940
00:41 Uhr
„Auftauchen! Seewache auf Brücke und AK voraus!“
„Jawohl, Herr Kapitän!“
Jetzt also war es soweit. Die Wache musste Adleraugen haben und höllisch aufpassen, damit wir nicht aus dem Wasser gebombt wurden. Ich ahnte, dass hier eine Menge Kriegsschiffe auf Patrouille unterwegs waren, zusätzlich zu denen von vorhin. Diese Ahnung sollte sich bald darauf bestätigen.
„Wunderbar dunkle Nacht!“
„Ja, IWO – aber davon sollten wir uns nicht täuschen lassen! Augen offen halten!“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
Knapp zehn Minuten später kam der erste Ruf der Seewache.
„Schiff an Backbord!“
Ein ohrenbetäubender Lärm ertönte. Es klang wie Kanonenschüsse gefolgt von Gesplittere. Ich wusste allerdings genau, um was es sich handelte: Angreifende Schiffe!
„SCHEIßE! ALAAAAAAAAAAAAARM!! FLUUUUUUUUUUTEN!!!“
BBBBBUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUMMMMM
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„Auf Sehrohrtiefe, LI! Los!“
Ich atmete tief durch, als ich mich am Kartentisch festhielt.
„Scheiß Zerstörer! Kunze, wie weit ist der weg?“
„Etwa dreitausend Meter an Backbord-Bug.“
„Kommt der näher?“
„Gleichbleibend.“
„Gleichbleibend? Hat der auf gut Glück geschossen?“
„Weiß ich nicht, Herr Kapitän. Kommt jedenfalls nicht in unsere Richtung.“
„Hmm...“
„Wir sind auf Sehrohrtiefe, Herr Kapitän.“
„Ausfahren!“
„AH! VERDAMMT! Sehrohr einfahren!“
„Zerstörer! Hat hochgedreht!“
„Ja! Habe ihn gesehen, Kunze!“
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http://fs5.directupload.net/images/170609/5fuz4227.jpg (http://www.directupload.net)
„Wasserbomben!“
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Unser Boot wurde ein wenig durch gerüttelt, ansonsten passierte allerdings nichts. Der Zerstörer wusste nicht, wo genau wir uns befanden – zumindest noch nicht. Dass dies nicht so bleiben würde ahnte ich bereits. Wir mussten nun zusehen, dass wir hier weg kamen.
„AK voraus! Solange der seine Eier schmeißt nutzen wir das!“
01:21 Uhr
„Auf Schleichfahrt gehen!“
Ich machte mich auf zu Kunze ans Hydrophon.
„Und?“
„Habe jetzt sieben Kriegsschiffe, Herr Kapitän.“
„Entfernung?“
„Geringe bis große. Der mit den Wasserbomben fährt jetzt weiter nach Backbord.“
„Dreht der um?“
„Bis jetzt noch nicht.“
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„Er fährt einen Kreis.“, flüsterte Kunze nach ein paar Minuten. „Um unser Boot herum. Wirft Wasserbomben.“
Ja, die entfernten Detonationen waren zu hören.
„Wenn wir jetzt ruhig sind haben wir vielleicht Glück... also... äußerste Ruhe im Boot!“
Ich blieb hinter Kunze stehen, während sich manche der Besatzung in ihre Kojen legten. Im Boot war es jetzt totenstill. Kunze horchte weiter. Ich sah dem Zeiger zu, wie er im Kreis lief und an manchen Stellen kurz inne hielt, um dann weiterzusuchen. Wieder machte Kunze ein hochkonzentriertes Gesicht.
Dass wir so früh entdeckt wurden war nicht geplant. Es war uns allen klar, dass es gefährlich war über Wasser in den Kanal zu fahren; doch trotzdem hatte ich gehofft, dass wir noch etwas Zeit hatten. Nun allerdings waren die Briten schon vorzeitig gewarnt und es wurde schwerer bis nach Gibraltar zu gelangen.
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Langsam schlich sich unser Boot nun weiter in den Kanal. Der Zerstörer war ein lästiges Anhängsel. Auch wenn er uns noch nicht geortet hatte und somit in einem größeren Abstand zu uns fuhr konnten wir seinetwegen nicht schneller fahren. Eine falsche Bewegung von uns und das Kriegsschiff wusste genau, wo wir uns befanden.
Ich überlegte, was wir dagegen unternehmen konnten. Irgendwann mussten wir auftauchen. Da war als Erstes die Strömung, welcher wir unter Wasser nicht entkommen konnten; zum Anderen unsere Batterien, die irgendwann aus gingen und auch der Sauerstoff würde nicht ewig halten. Wenn wir unseren Jägern nicht entkamen, bevor eines der letzten beiden Dinge zur Neige ging hatten wir ein Problem.
„Die Torpedorohre sind geladen?“
„Ja, Herr Kapitän.“
„Gut. Wenn der Zerstörer weiter auf unseren Fersen bleibt bekommt der einen Aal ab – auch wenn ich das nicht gerne tu.“
Der IWO schaute mich entgeistert an und ich wusste genau, was er dachte. Er dachte, dass es ein menschlicher Grund war, weshalb ich das Kriegsschiff nicht angriff. Es war allerdings die Tatsache, dass sämtliche Streitkräfte der Royal Navy gewarnt waren, wenn wir einen ihrer Zerstörer hoch jagten. Dann war es noch unwahrscheinlicher in den Hafen zu kommen.
„Ein paar Mann in den vorderen und hinteren Torpedoraum. Noch nichts machen, abwarten! Ich will nur, dass wir für den Fall der Fälle gewappnet sind.“
„Herr Kapitän – ich habe jetzt neun Kriegsschiffe in der Ortung.“
Also wieder zwei mehr. Ich seufzte. Wir mussten nun schauen, dass uns diese nicht auch noch gefährlich wurden.
„Entfernung?“
„Siebenhundert bis zweitausend Meter, Herr Kapitän. Wir sind mittendrin.“
„Prost Mahlzeit...“
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„Wir haben jetzt zwei, die nach uns suchen.“
„Beide an der gleichen Stelle?“
„Fast, Herr Kapitän. Die kämmen die See vor und um uns herum durch.“
„Gut, bringt nichts. Wir müssen jetzt Geduld haben.“
Ich stützte mich mit meinen Händen auf Kunzes Stuhllehne. Mich machte das Verhalten der Zerstörer nervös. An unserer jetzigen Position war es noch immer sehr tief und das würde sich so schnell auch nicht ändern. Verzweifelt dachte ich darüber nach, wie wir die Zerstörer an der Oberfläche wieder los wurden.
„Herr Kapitän, einer der Zerstörer hält jetzt genau auf uns zu. Dreht nach Backbord... der überläuft uns beinahe!“
Ich hielt den Atem an, als ich das Schraubengeräusch des Schiffes gute hundert Meter über mir hörte. Jetzt nur keinen Mucks!
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Hatte er uns gehört? Ich konnte es mir nicht vorstellen – so gute Ohren hatte niemand. Auch ein Mann am Hydrophon eines Zerstörers nicht. Selbst Kunze – der die besten Ohren hatte, die ich kannte – würde uns nicht hören.
Das Schiff fuhr vor unserem Bug vorbei, in nicht einmal hundert Metern Entfernung. Gebannt sah ich auf Kunzes Hinterkopf und wartete ab. Jeden Moment musste der Ausruf: „Wasserbomben!“ kommen, doch nichts geschah. Die Schraubengeräusche entfernten sich langsam wieder und ich atmete langsam aus. Das war verdammt knapp gewesen!
„Meine Herren.“, flüsterte ich erleichtert und stellte fest, dass mir die Knie zitterten. „Das war knapp!“
„Noch sind wir nicht in Sicherheit, Herr Kapitän. Die Zerstörer suchen noch immer.“
Das war mir durchaus bewusst. Wir mussten all unser Geschick aufwenden, um hier lebend herauszukommen. Ich ahnte bereits, dass dies nicht unsere letzte knappe Situation gewesen war. Wie Recht ich behalten sollte...
Schon wieder sehr knapp und dann auch noch einen Cliffhanger zum Schluss...!! :ph:
herzliche grüsse
Hohenlohe, der beide Daumen drückt...:top: *GUTE FAHRT UND GUTE JAGD!!*
edit: ausgerechnet Gibraltar musste es sein...*seufz*
Da waren die Augen eurer Wachmänner wohl nicht gut genug, jetzt habt ihr ins Wespennest gestochen... Viel Glück beim Entkommen gegen die 9 Zerstörer, das wird happig!
Straße von Gibraltar
19. August 1940
02:38 Uhr
Wir befanden uns noch immer auf Schleichfahrt. Die Zerstörer lungerten auch noch bei uns herum und meine Besatzung wurde zusehends nervöser. Vielleicht dauerte es nicht mehr lange, bis einer von ihnen durchdrehte. Um dem vorzubeugen war ich schnell in den Heckraum gegangen und redete ein paar beruhigende und gleichzeitig aufmunternde Worte mit den Jungs. Dasselbe Spiel fand in den Torpedoräumen, bei den Maschinen und im Bugraum statt. Die Nerven meiner Offiziere schienen härter zu sein. Um sie brauchte ich mir – zumindest bis jetzt – noch keine Gedanken machen. Ich selber war zwar auch nervös, ignorierte es jedoch und machte mir selber Mut. Wir hatten bisher schon einige heikle Situationen gehabt – auch mit Zerstörern – und wollten uns von denen hier jetzt nicht ins Bockshorn jagen lassen. Im Augenblick suchten sie ohnehin an der völlig falschen Stelle nach uns, also war alles gut. Dachte ich zumindest.
Kunze hatte allerdings schlechte Nachrichten für mich.
„Einer der Zerstörer hält wieder auf uns zu.“, meldete er mir, nachdem der IWO verkündet hatte, dass unser Sonarmann mich sprechen wollte. „Geht knapper als beim letzten Mal an uns vorbei.“
Noch knapper? Ging das denn überhaupt? Ja, das ging. Wenige Minuten später waren zum zweiten Mal Schraubengeräusche über uns zu hören.
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Wieder hielt ich den Atem an und betete, dass das Schiff keine Wasserbomben warf. Der Gegner fuhr über unserem Heck entlang. Ein kleinster Pieps und er hörte uns, soviel war sicher. Fest presste ich die Lippen aufeinander und schaute nach oben. Jetzt nur keine Unachtsamkeit... ganz ruhig bleiben.
Mein Beten wurde nicht erhört. Kunze riss sich die Kopfhörer herunter.
„Wasserbomben!“
„Scheiße! Auf AK gehen! Schnell hier weg! Ruder neunzig Grad Backbord!“
BBUUUUUUUMMMMMMM
Erschütterungen trafen unser Boot und einzelne Glühbirnen platzen.
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http://fs5.directupload.net/images/170616/2eqk7jcf.jpg (http://www.directupload.net)
„Auf 150 Meter gehen!“
„Jawohl, Herr Kapitän!“
http://fs5.directupload.net/images/170616/8vbpkpcm.jpg (http://www.directupload.net)
Mehr und mehr Erschütterungen trafen unser Boot, während wir nun unter AK auf Tiefe gingen. Die Detonationen der Wasserbomben waren deutlich zu hören und klangen mir in den Ohren nach. Jeder von uns stellte sich nun die gleiche Frage: Woher wussten unsere Gegner, dass wir genau hier waren? War es einfach Zufall, dass sie gerade hier ihre Eier ablegten oder hatten sie uns gehört?
„Wassereinbruch im hinteren Torpedoraum und im Bugraum, Herr Kapitän!“
„Sofort stoppen!“
03:24 Uhr
„Wieder auf Schleichfahrt gehen!“
Wir hatten inzwischen alle Schäden repariert und der Beschuss hatte aufgehört. Mit zitternden Knien setzte ich mich auf meine Koje. Das war knapp gewesen, verdammt knapp. Gibraltar hatte eine starke Sicherung, das mussten wir uns alle eingestehen. Ich wusste nicht, ob wir uns auch im Hafen umsehen konnten. Wir konnten ja schon froh sein, wenn wir dies hier überlebten.
Jedoch dachte ich keine Sekunde daran aufzugeben. Zum Einen hatten wir einen Auftrag, den wir ausführen mussten und zum Anderen würden uns die Zerstörer garantiert an der Ausfahrt erwarten – zumindest einige von ihnen. Nein, wir fuhren weiter in den Kanal hinein.
PING!
Ich zuckte zusammen, als ich das ASDIC hörte. Verdammt! Ich stand wieder auf und ging in die Zentrale. Die Spannung hier konnte man förmlich spüren. Meine Offiziere sahen zu mir.
„Ganz ruhig, meine Herren!“, flüsterte ich so leise wie möglich. „Ganz ruhig.“
Ich klammerte mich an den Kartentisch. Mir war klar, dass wir gleich wieder mit den Wasserbomben des Gegners Bekanntschaft machten. Gespannt wartete ich darauf, was nun passierte.
„Wenn die gleich wieder schmeißen auf AK gehen. Wir müssen sehen, dass wir voran kommen.“
„Neuer Anlauf von Zerstörer Nummer zwei.“, flüsterte mir der IWO ins Ohr. Schon kurze Zeit später hörten wir die sich nahenden Schrauben.
PING........... PING........... PING........... PING........PING......PING
Die Intervalle des ASDIC wurden kürzer, während der Zerstörer nun näher kam.
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PING.....PING.....PING...PING...PING..PING..PING
Das Schiff überlief uns.
„Jetzt geht’s los...“, flüsterte ich. „Dann schmeißt mal schön.“
Allerdings saßen die Bomben nicht genau. Sie waren hinter unserem Heck geschmissen worden und die Detonationen führten lediglich zu kleineren Erschütterungen im Boot. Ich ließ wieder auf AK gehen und das Boot bewegte sich weiter Richtung Gibraltar. Wir waren noch immer dutzende Kilometer vom Hafen entfernt und ich hatte Sorge, dass wir es in dieser Nacht nicht mehr bis zu ihm schafften. Zumindest getaucht konnten wir ihn nicht erreichen, wie uns allen klar war. Wir mussten also unsere Verfolger los werden, von denen es laut Kunze inzwischen drei auf uns abgesehen hatten.
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„Man... die sind wirklich hartnäckig.“
„Ja, Herr Kapitän. Das hatten wir bisher noch nie.“
„Irgendwann musste es ja so kommen.“
„Was machen wir jetzt?“
„Abwarten, IWO. Was Anderes bleibt uns jetzt nicht übrig.“
„Was sagt das Hydrophon, Kunze?“
„Zerstörer suchen weiter. Haben uns allerdings verloren.“
„Sind Sie sich sicher?“
„Ja, Herr Kapitän. Die suchen an der falschen Stelle.“
Erleichtert war ich nicht. Es konnte noch immer sein, dass sie uns irgendwann wieder in der Ortung hatten.
„Fünfzehn Grad nach Backbord.“, ordnete ich flüsternd an.
Ich wollte den Kurs nun ändern. Damit hatten wir noch mehr Sicherheit, dass uns die Zerstörer nun nicht mehr fanden. Wir waren nicht mehr an der Position, welche sie kannten. Dort konnten sie nun lange suchen und Wasserbomben schmeißen – uns machte dies nichts mehr.
04:08 Uhr
http://fs5.directupload.net/images/170616/b3gt8ra9.jpg (http://www.directupload.net)
Wieder einmal wurde ich nervös, als einer der Zerstörer uns überlief. Wir waren nun schon seit mehreren Stunden beinahe an Ort und Stelle und die Kriegsschiffe lästige Anhängsel. Zwar hatten sie uns nicht mehr in der Ortung, doch trotz allem überliefen sie uns in ihren verzweifelten Versuchen das Uboot zu finden.
Ich sah den IWO an.
„Wieder auf alten Kurs gehen. Mal schauen, ob wir die dort oben austricksen können.“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
Da hattet ihr ja nochmals Glück gehabt. Hoffentlich könnt ihr denen noch irgendwie entkommen...:top::ph: *daumendrück*
herzlichste grüsse
Hohenlohe...:top: *GUTE FAHRT UND GUTE JAGD!!*
Immerhin, die Zahl ist von 9 auf 3 gesunken, das ist besser als anders herum :D
Wilhelm Klink
17.06.17, 01:59
An Gibraltar hat sich schon U-96 die Zähne ausgebissen. Hoffen wir, dass Ihr mehr Erfolg habt!
Immerhin, die Zahl ist von 9 auf 3 gesunken, das ist besser als anders herum :D
Da ist nichts gesunken - wäre schön! :D Drei sind aktiv auf Jagd. ;)
An Gibraltar hat sich schon U-96 die Zähne ausgebissen. Hoffen wir, dass Ihr mehr Erfolg habt!
Ja, Gibraltar ist ein hartes Pflaster - und dies ist noch nett ausgedrückt. :uhoh:
Klingt beinahe so, als wird das nichts mehr. Wenn schon der bloße Aufenthalt im Kanal lebensgefährlich ist, sollte man den Hafeneinbruch erst garnicht in Erwägung ziehen....außer man ist extrem lebensmüde, fanatisch oder hat keine Familie.
Wenn Erika wüsste was ihr Liebster hier veranstaltet, würde sie einen Herzinfarkt bekommen.
Es scheint so, als hätte euch der Gegner bereits erwartet. Ansonsten können wir euch nur weiterhin viel Glück wünschen, dass ihr da heil wieder rauskommt...:ph:
herzlichste grüsse
Hohenlohe...:top: *GUTE FAHRT UND GUTE JAGD!!*
Wilhelm Klink
18.06.17, 00:47
Es scheint so, als hätte euch der Gegner bereits erwartet.
https://www.youtube.com/watch?v=OONoHjlc7lM
https://www.youtube.com/watch?v=OONoHjlc7lM
Ja, das hatten Wir auch im Gedächtnis. :D Aber irgendwie winden Wir uns da schon raus. :top:
Dass ihr euch dort irgendwie herauswinden könnt, wünschen wir euch von Herzen...:ph:
herzliche grüsse
Hohenlohe...:top: *GUTE FAHRT UND GUTE JAGD SOWIE GESUNDE HEIMKEHR!!*
Wo der Kommandant gerade Online ist. Wann.....?
Das ist eine gute Frage. Sobald der Herr Kaleun wieder Zeit hat. Updates sind schon verfasst, aber an der Zeit sie hochzuladen und zu bearbeiten magelt es gerade enorm. Ich hoffe jedoch, dass es ab Mitte November wieder besser wird. Da sind Wir als aktives Mitglied aus einem Verein raus (um mehr Zeit für einen anderen zu haben) und da wird sich auch was an der AAR-Situation ändern.
Wir werden geduldig warten...:)
herzlichste grüsse
Hohenlohe...:top:
So, was lange währt wird endlich gut. :D
Wir wollten zwar schon Ende letzten Jahres mit diesem AAR hier fortfahren, haben es allerdings erst jetzt geschafft wieder in den AAR einzusteigen und für regelmäßige - so hoffen Wir zumindest - Updates zu sorgen. Diese werden ab Sonntag, allerspätestens aber ab Montag beginnen. :-)
Gibt es hier inzwischen schon etwas Neues, werter Voetmann ?
Gibt es hier inzwischen schon etwas Neues, werter Voetmann ?
Das würden wir auch gerne wissen...:D
herzlichste grüsse
Hohenlohe...:top:
Die Updates sind in schriftlicher Form vorhanden. Muss nur noch zusehen, dass ich sie ins Forum gestellt kriege. Wenn ich Zeit habe... :uhoh:
Fast schon ein wenig dreist, hier wieder derart hereinzuplatzen, aber gut, wir hoffen, es wird uns nachgesehen...
Gibt es Neuigkeiten von der Front, werter Voetmann ?
Die gibt es. Wir haben in der letzten Zeit - war ja mehr als genug vorhanden (mir tut meine werte Leserschaft mittlerweile Leid. :/ ) einiges an Berichten erstellt und die Feindfahrten weitergeführt. Ich habe im Augenblick leider nur einen Laptop zur Verfügung und keinen PC. Da solche Spiele am Lappi ja nicht unbedingt Spaß machen habe ich dann und wann mal Berichte erstellt und das Spiel weitergespielt. So auch jetzt.
Allerdings habe ich mich nun dazu entschlossen in der Zeit, bis ich einen neuen PC habe hier auf meinem Notebook - das übrigens auch schon so einige Jährchen auf dem Buckel hat - wieder regelmäßiger an der Kampagne zu arbeiten.
Updates wird es weiterhin geben. Allerdings kann ich nicht dafür garantieren, dass sie regelmäßig und auch schnell - heißt zeitnahe - erscheinen werden.
Das heißt nicht, dass es nun weieder ellenlange dauert, bis eines kommt. Ich schreibe das deswegen, weil in der Vergangenheit sowas schon zweimal nach hinten losgegangen ist.
Straße von Gibraltar
19. August 1940
04:51 Uhr
„Was zum Teufel treiben die da?“
„Scheinen alles an Wasserbomben zu werfen, was die haben. Ich habe dort hinten sechs Zerstörer, alle am Schmeißen.“
„Die Tommys müssen ziemlich übel gelaunt sein.“
https://s17.directupload.net/images/190827/fswnhzw5.jpg (https://www.directupload.net)
https://s17.directupload.net/images/190827/hhgezpe5.jpg (https://www.directupload.net)
https://s17.directupload.net/images/190827/vmwcesty.jpg (https://www.directupload.net)
Glücklicherweise fuhren wir nun von den Zerstörern weg. Wären wir noch immer an der alten Position und damit mitten in dem Gewusel drinnen hätten wir mit Sicherheit mehr als nur einige blaue Augen davongetragen.
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https://s17.directupload.net/images/190827/lcurspvg.jpg (https://www.directupload.net)
„Was ist vor uns los?“
„Drei Kriegsschiffe, Herr Kapitän. Alle in großer Entfernung und nicht zu unserem Kurs.“
„Gut. Sehen wir zu, dass wir weiterkommen. Maschinen große Fahrt voraus.“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
Ich hoffte nun, dass die Zerstörer hinter uns nicht irgendwann zu uns aufschlossen. Mit sechs von ihnen wollte ich mich nicht gleichzeitig anlegen. Die zwei, welche uns bereits behelligt hatten waren genug.
„Was sagt die Batterie, LI?“
„Ist bei siebzig Prozent, Herr Kapitän.“
„Sauerstoff?“
„Auch noch im grünen Bereich.“
„Alles klar., Geben Sie Bescheid, wenn eines der beiden knapp wird.“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
„Herr Kapitän, die Zerstörer scheinen aufgegeben zu haben. Die fahren anscheinend wieder zurück auf Position.“
„Gut, Kunze. Weiter horchen. Nicht, dass die Herren es sich nochmal anders überlegen!“
05:05 Uhr
„,Da kommt einer näher, Herr Kapitän. Ist nicht mehr weit entfernt.“
„Langsame Fahrt voraus! Kunze, wo ist er?“
„Etwa zweitausend Meter an Steuerbord-Bug.“
„Kommt der auf uns zu?“
„Nein, Herr Kapitän. Fährt am Bug vorbei. Entfernung gleich bleibend.“
„Herr Kapitän, der Sauerstoffgehalt wird kritisch.“
„Ich merke es, LI.“
Schon etwas länger merkte ich, wie die Luft im Bootsinneren immer dünner wurde. Wir mussten bald nach oben, wenn wir hier unten nicht ersticken wollten. Es kam uns natürliche zugute, dass wir die erste Bewachungskette nun hinter uns ließen. Es war tiefe Nacht und draußen war es stockdunkel. Jedenfalls dann, wenn die Zerstörer nicht alles an Leuchtmunition hochgeschossen hatten, was sie besaßen.
„Sagen Sie den Jungs, dass sie sparsam mit der Luft umgehen sollen. Hinlegen, langsames Atmen und keine Gespräche. Wir versuchen noch ein wenig hier unten zu bleiben.“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
05:23 Uhr
Mittlerweile konnte man fast nicht mehr atmen. Ich hatte mich zu Kunze begeben und abgeklärt, wie die Lage oben aussah. Momentan war nichts in unserer Nähe. Da es bereits dämmerte mussten wir jetzt nach oben.
„Anblasen! Alles anblasen! Und Jungs, Augen offenhalten da oben!“
Unser Boot raste förmlich auf die Wasseroberfläche zu.
„Seewache sich klarmachen!“
Die Männer kamen aus dem Heck- und Bugraum und versammelten sich an der Leiter zur Brücke. Ich umklammerte eine Sprosse und wartete ab, bis der LI das „Go“ zum Entern dieser gab. Ich musste nicht lange warten.
„Turmluk ist frei!“
Ich enterte zur Brücke hinauf, riss die Luke auf und nahm einen tiefen Atemzug, als ich auf die Brücke trat. Wie gut das tat! Sofort nahm ich einen Rundumblick, konnte jedoch nichts sehen.
„Wache auf Brücke!“
Die Männer enterten nun ebenfalls die Brücke hinauf und bezogen ihre Posten, der IWO folgte ihnen. Auch die anderen Luken wurden nun aufgerissen und das Boot durchgelüftet. Unten an den Leitern drängten sich die Leute, um einen kleinen Atemzug frischen Sauerstoffs zu bekommen.
„Wir müssen sehen, dass wir bald wieder in den Keller kommen.“, meinte ich zum IWO. „Bevor man uns hier entdeckt.“
Jetzt hätte ich gerne eine Zigarette geraucht, doch ich widerstand dem Drang. Wenn ich das Streichholz entzündete verriet uns möglicherweise der Feuerschein und hier konnten wir uns das nicht erlauben. So griff ich mir mein Fernglas und suchte ebenfalls die See ab.
https://s17.directupload.net/images/190827/jq6axyul.jpg (https://www.directupload.net)
„Hoffentlich sieht der uns jetzt nicht...“
Ich schluckte, als ich das Kriegsschiff sah. Er war nicht sehr weit entfernt und kannte unsere genaue Position, wenn wir entdeckt wurden. Ich hatte keine große Lust darauf erneut eine ganze Horde von Zerstörern an mir kleben zu haben.
„Wie steht´s mit dem Sauerstoff?“
„Dauert noch eine Weile, Herr Kapitän. Noch reicht der Sauerstoffgehalt nicht.“
„Beten Sie, dass uns der Mistkerl da hinten nicht sieht!“
Natürlich wurden auch jetzt unsere Gebete nicht erhört. Ich hörte einen gewaltigen Knall und kurz darauf spritze eine Wasserfontäne vor unserem Boot in die Höhe. Der Zerstörer hatte uns gesehen!
„Scheiße! ALARM! Macht die Luken dicht! FLUTEN!!!“
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Unten in der Zentrale brachte der LI die Männer auf Trab, während oben noch immer die Granaten herum sausten. Dies war natürlich das Schlechteste, was uns nun passieren konnte. Wir mussten den Zerstörer loswerden, notfalls mit Torpedos. Der Kerl kannte unsere genaue Position und wenn der seine Wasserbomben warf und Kollegen zu sich pfiff sahen wir alt aus.
„Alle Torpedorohre klarmachen! Schnell!“
„Boot ist bei dreißig Metern, Herr Kapitän.“
„Gehen Sie auf Sehrohrtiefe, LI.“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
„Herr Kapitän, ich habe zehn schnelle Schraubengeräusche in der Ortung, zwei davon in unserer Nähe.“
„Was machen die anderen?“
„Sechs vor uns und zwei hinter uns. Alle in größerem Abstand.“
„Entfernung?“
„Zwei- bis fünftausend Meter, Herr Kapitän.“
„Backbord zwanzig Grad!“
„Jawohl, Herr Kapitän!“
„Wir sind auf Sehrohrtiefe, Herr Kapitän.“
„Kunze, passen Sie mir ja gut auf! Sie machen das gut!“
„Werde ich, Herr Kapitän. Danke.“
Ich ging zurück in die Zentrale.
„Sehrohr ausfahren!“
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„Da isser! Scheiß Zerstörer...“
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„Rohr fünf klarmachen!“
„Herr Kapitän, die anderen Zerstörer nähern sich sehr schnell!“
„War ja nur eine Frage der Zeit. Unser Freund da oben hat um Hilfe gefunkt. Scheinbar wollen die nochmals eine Konferenz abhalten.“
Ich grinste meine Männer an.
„Aber diesmal werden wir die Party ein wenig stören, nicht wahr?“
Einige meiner Jungs lächelten nun und ich merkte, wie etwas Anspannung von ihnen abfiel. Wir näherten uns nun unserem Ziel weiter an.
„Rohr fünf bereit, Herr Kapitän!“
„Sehr gut! Wollen wir mal sehen. Warten Sie auf die Schusslösung.“
https://s17.directupload.net/images/190827/h94c47ns.jpg (https://www.directupload.net)
WWWWWWUUUUUUUSSSSSCHHHHHHHHHHH WUUUUUSCHHHHHH
„Verdammt! Der beschießt unser Sehrohr. Achtung, Schusslösung: Entfernung 500 an Lage Eins-Eins-Fünf, Fahrt sechzehn.“
„Eingestellt!“
„Rohr fünf los!“
„Rohr fünf ist los!“
„Nein, nein! Der dreht ab, der dreht ab! Sehrohr einfahren!“
Ich ließ eine Fluchsalve los. Jetzt hatten wir ein Problem.
„Gehen Sie auf hundert Meter, schnell!“
PING
„Schnell!“
PING..PING..PING..PING..PING..PING..PINGPINGPING
Jetzt hatten sie uns!
Straße von Gibraltar – 40 Kilometer vor dem Hafen
19. August 1940
06:18 Uhr
„Maschinen kleine Fahrt voraus!“
Die Schraubengeräusche des Zerstörers waren deutlich zu vernehmen. Ich hatte zwar eine Kursänderung befohlen, doch waren wir noch immer viel zu dicht an unserer alten Position und auch an der Wasseroberfläche. Die Wasserbomben könnten uns in Stücke reißen, wenn sie gut platziert waren.
„Wasserbomben!“
Nun ging der Tanz erst richtig los. Ich hatte vor ein paar Stunden schon gedacht, dass es heftig war; doch dies war nichts im Vergleich zu dem hier. Glühbirnen platzen, Bolzen flogen quer durchs Boot und ich selber wurde von den Füßen gerissen.
„AK voraus! Runter, runter, LI!“, brüllte ich durch den Lärm. Verzweifelt versuchte ich wieder auf die Füße zu kommen. Ich hielt mich krampfhaft am Kartentisch fest und schluckte mehrmals. Dann zuckte ich zusammen, als nur wenige Zentimeter neben meinem Gesicht ein Bolzen entlang flog.
PING.....PING.....PING.....PING
„Scheiß ASDIC! Ruhe im Boot!“
https://s17.directupload.net/images/190828/bknlur3f.jpg (https://www.directupload.net)
„Zwanzig Grad nach Steuerbord.“
Die gute Nachricht war, dass der Zerstörer nicht näher kam. Die Anschläge des ASDIC blieben regelmäßig. Allerdings wusste ich, dass dies nicht die ganze Zeit über so bleiben würde. Irgendwann kam er wieder näher, das war mir klar.
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PING.....PING.....PING.....PING....PING....PING...PING
„Zerstörer kommt näher.“, flüsterte Kunze leise.
Ich schluckte.
„Neuer Anlauf.“, gab ich ebenso leise zurück. „Der lässt jetzt nicht locker, bis der uns versenkt hat!“
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Der Brite hatte uns gesehen. Er wusste ganz genau, dass wir im Kanal waren und das war der Grund, weshalb wir ihn so schnell wie möglich los werden mussten. Außerdem meldete Kunze, dass zwei weitere Kriegsschiffe – laut ihm ein weiterer Zerstörer und ein Torpedoboot – ebenfalls nach uns suchten.
Wir blieben auf 150 Metern und verhielten uns mucksmäuschenstill. Die Angst musste ein Jeder von uns nun herunter schlucken. Ich wusste, dass die gesamte Besatzung angespannt war. Mir selbst erging es nicht besser. Mehr als einmal hatte ich mich schon gefragt, ob wir das hier überleben würden.
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„Zerstörer überläuft uns... Wasserbomben!“
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Allerdings saßen diese etwas fernab unserer Position. Dennoch wurden wir erneut gut durchgeschüttelt.
„Auf AK gehen!“
Solange der Gegner seine Wasserbomben warf konnte er uns nicht hören. Dies nutzen wir erneut aus, um ein wenig an Strecke gutzumachen.
PING...PING...PING..PING..PING...PING...PING....PING....PING
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Das Kriegsschiff entfernte sich wieder und ich ordnete erneute Schleichfahrt an.
„Was sagt der Sauerstoff?“
„Wir haben ein wenig gut gemacht, als wir oben waren. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob das ausreicht.“
„Wir müssen sehen, dass wir die Zerstörer los werden. Alle beide – und das Torpedoboot dazu!“
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„Die scheinen uns einkreisen zu wollen, Herr Kapitän.“
„Schlau sind sie, das muss man ihnen lassen.“
„Aber für uns wird es dann verdammt eng werden.“
„Das ist doch nicht das erste Mal, IWO.“
„Ein weiterer Zerstörer nähert sich.“
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„Habe jetzt drei Zerstörer und vier Torpedoboote, Herr Kapitän – zumindest, wenn ich richtig höre.“
Dass er das tat stand völlig außer Zweifel. Also hatten wir mittlerweile sieben Gegner über uns. Nun ja, vier davon konnten uns nicht wirklich gefährlich werden. Dennoch blieben drei, die es konnten.
„Wirft Wasserbomben!“
„Auf AK gehen!“
Dasselbe Spiel also von vorn.
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Die Bomben saßen noch weiter ab als beim letzten Mal. Es gab nur noch geringe Erschütterungen in unserem Boot.
„Scheint so, als hätten die Herren uns verloren!“
„Das haben wir heute schon einmal gedacht, Herr Kapitän.“
Der IWO wollte gerade etwas sagen, als ich meine Hand hob. Eine Diskussion zwischen meinen beiden Wachoffizieren konnten wir nun wirklich nicht gebrauchen. Leutnant Bayer schloss seinen Mund wieder, sah den IIWO allerdings wütend an.
Nach weiteren dreißig Munten hatten uns die Zerstörer vollständig verloren. Weitab unserer Position schmissen zwei der Schiffe ihre Wasserbomben. Wir schlichen uns weiter in Richtung des Hafens.
„Vor uns ist alles frei, Herr Kapitän.“, meldete Kunze. „Ich habe dort zwei Kontakte, allerdings weit entfernt.“
„Gott sei Dank!“ Ein wenig atmete ich auf. Wieder einmal waren wir unseren Häschern nur knapp entkommen.
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„Auf kleine Fahrt gehen.“
Ich trat zurück in die Zentrale.
„Haben uns verloren, die da oben.“, sagte ich leicht grinsend. „Jetzt zeigen wir denen mal, dass man uns nicht unterschätzen sollte.“
Auch die Männer grinsten nun. Ich konnte allerdings sehen, dass einige von ihnen noch immer besorgt waren. Eine Überraschung war dies nicht; noch immer hatten wir knappe vierzig Kilometer bis zum Hafen vor uns und auch Schiffe, die auf der langen Strecke unterwegs waren. Früher oder später mussten wir zwangsläufig den nächsten Zerstörern in die Arme laufen.
„Herr Kapitän, der Sauerstoff wird kritisch!“
„Ausharren, Jungs! Dieselben Befehle wie beim letzten Mal. Wir müssen noch etwas abwarten, ehe wir wieder rauf können.“
„Herr Kapitän, Kunze meldet, dass sich ein Zerstörer von vorne nähert.“
„Einer oder mehrere?“
„Einer.“
Ich nickte.
„Danke, IWO. Geben Sie den Befehl weiter: Sauerstoff sparen!“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
07:43 Uhr
„Gehen Sie auf Sehrohrtiefe.“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
Mittlerweile war die Luft im Boot wieder dünn geworden, so dass wir bald auftauchen mussten. Da wir auch die zweite Bewacherkette allmählich hinter uns ließen war es durchaus möglich, dass wir innerhalb der nächsten halben Stunde auftauchen konnten. Das mussten wir auch, wenn wir nicht ersticken wollten.
„Sehrohrtiefe, Herr Kapitän.“
„Ausfahren!“
Ich nahm einen ausgiebigen Rundumblick.
„Hm... die Zerstörer kommen zurück.“
„haben die uns gehört?“
„Denke ich nicht, IWO. Ich denke eher, dass die zurück in den Hafen fahren.“
„Dann können wir jetzt nicht auftauchen, Herr Kapitän.“
Das stimmte. Ich überlegte fieberhaft, was wir tun konnten.
„Sehrohr einfahren!“
Ich ging zurück an den Kartentisch und schaute, ob es irgendeine Möglichkeit gab. Dabei fiel mit ein neutraler Hafen an der afrikanischen Küste ins Auge: Ceuta. Dort konnten wir auftauchen und Sauerstoff ins Boot lassen – sofern eben dieser bis dorthin noch ausreichte. Ich sah meinen LI an.
„Können wir es bis nach Ceuta schaffen?“
„Nur auf großer Fahrt, Herr Kapitän – und zwar auf der gesamten Strecke.“
„Was machen die Zerstörer, Kunze?“
„Laufen an uns vorbei, hören uns jedoch nicht. Zu weit entfernt.“
Dann war es also beschlossen.
„Setzen Sie Kurs nach Ceuta, LI. Große Fahrt voraus.“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
Tapfere Kerle und tough dazu...:ph:
herzlichste grüsse
Hohenlohe...:top:
Wir geben Uns Mühe, werter Hohenlohe! :top:
Straße von Gibraltar – ca. 20 Kilometer vor Ceuta
19. August 1940
10:01 Uhr
Die Mannschaft hatte inzwischen Tauchretter angezogen. Anders war es nicht mehr möglich im Boot zu atmen. Ich hatte nun auch Bedenken, dass wir es bis zum Hafen schafften. Der LI war auch keine große Hilfe. Vor wenigen Minuten hatte er verkündet, dass die Batteriespannung rapide abnahm.
Die Zerstörer hatten allerdings wieder einmal etwas dagegen, dass wir auftauchten. Kunze meldete, dass zwei von ihnen anscheinend beschlossen hatten erneut auf die Jagd zu gehen – auch eines der Torpedoboote hatte sich angeschlossen.
„Verdammt nochmal! Ich hasse diese Dinger!“
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https://s17.directupload.net/images/190829/s5fe4jen.jpg (https://www.directupload.net)
„Schleichfahrt! Absolute Ruhe im Boot!“
Es wurde kritisch für uns. Nicht nur die Zerstörer machten uns zu schaffen, sondern auch der CO²-Gehalt in der Luft und unsere Batteriespannung, die inzwischen auf sechzig Prozent gefallen war. Das konnte verdammt eng werden! Wenn jetzt durch den möglichen Wasserbomben-Beschuss Feuer ausbrachen war die Luft nicht mehr atembar – auch mit Tauchrettern nicht.
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„Wirft Wasserbomben! Alles zu weit ab!“
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„Auf AK gehen!“
Ich überlegte. Den Kerl mussten wir loswerden, unbedingt!
„Machen Sie Torpedorohr zwei klar!“
„Jawohl, Herr Kapitän!“
„Sehrohr ausfahren!“
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„Rohr eins ist feuerbereit, Herr Kapitän.“
„Achtung, Schusslösung: Lage Drei-Null-Null, Entfernung 700, Fahrt fünfzehn.“
„Eingestellt!“
„Feuer!“
Der Aal traf sein Ziel und zerstörte das Schiff. Ein Gegner weniger! Die Mannschaft brach in Freudenjubel aus. Ich ließ sie ein wenig gewähren, ehe ich für Ruhe sorgte.
„Ruhe, Männer!“
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Erleichtert atmete ich auf. Dieser Mistkerl wurde uns nicht mehr gefährlich, dafür hatten wir soeben gesorgt. Allerdings wuselten hier noch andere Zerstörer herum und die wussten nun genau, wo wir uns befanden – zumindest der zweite dieser kleinen Jagdeinheit, der sich hinter unserem Heck befand.
„Rohr sechs bereitmachen! Den pusten wir auch noch aus dem Wasser!“
Ich wusste, dass meinen Männern das Arbeiten schwer fiel, doch wir mussten da jetzt durch. Sie konnten sich ausruhen, wenn wir in Ceta waren. Wir mussten ohnehin die nächste Nacht abwarten, bis wir in Gibraltar eindringen konnten.
„Verdammt! Der dreht sich auf uns ein!“
Ich sah Granaten durch die Luft auf unser Sehrohr zufliegen. Jetzt hieß ee schnell handeln!
„Sehrohr einfahren! AK voraus und runter auf fünfzig Meter!“
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Unaufhaltsam näherte sich das Kriegsschiff unserer Position. Die Schraubengeräusche waren ohrenbetäubend. Mein Blick war starr auf den Tiefenmesser gerichtet, welcher fünfzehn Meter anzeigte und viel zu langsam weiter wanderte. Das war verdammt eng! Wir schafften es dieses Mal wohl nicht ohne Blessuren heraus.
„Komm schon! Komm schon! Geh.... unten.... los!“
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Wieder einmal entgingen wir nur ganz knapp einer Katastrophe. Allerdings wusste ich, dass es noch nicht überstanden war. Der Gegner warf nun seiner Wasserbomben, das war mir klar – und da wir uns ganz in seiner Nähe befanden brach nun wohl die Hölle über uns hinein. Zumindest dann, wenn der Kommandant des gegnerischen Schiffes rechtzeitig geworfen hatte.
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BBBBBBUMMMMMMMMM
Wieder gab es Erschütterungen in unserem Boot. Weitere Glühbirnen platzen, so dass die Zentrale im Halbdunkel lag. Ich hörte Geschirr zu Bruch gehen und Gepolter aus der Messe. Dann gab es an Deck einen fürchterlichen Knall.
„Verdammt, was war das?!“
„Da war irgendwas am Turm, Herr Kapitän. Ich schätze die Flak.“
„Wassereinbruch im hinteren Torpedoraum, Herr Kapitän!“
„Sofort stoppen!“
Ich hustete. Mir fiel es immer schwerer zu atmen. Wir mussten zusehen, dass wir hier weg kamen, hinein in den Hafen.
„Wie tief ist es hier?“
„Über 1000 Meter, Herr Kapitän."
Also hieß es für uns wieder einmal durchhalten. Der Zerstörer fuhr nun parallel zu unserem Kurs. Nun hatten wir noch eine Chance, ihn loszuwerden -. und diese musste erfolgreich sein!
„Auf Sehrohrtiefe gehen.“
„Jawohl, Herr Kapitän!“
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„Sehrohrtiefe, Herr Kapitän!“
„Ausfahren! Rohr zwei fertigmachen! Maschinen stopp!“
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„Achtung, Schusslösung: Lage Drei-Vier-Acht, Entfernung achthundert, Fahrt sechzehn!“
„Eingestellt!“
„Rohr zwei los!“
„Rohr zwei ist los!“
Der zweite Gegner war ausgeschaltet! Nichtmal eine Minute nach Abfeuern des Torpedos detonierte er am Schiff und verminderte damit die Zahl derer, die uns gefährlich werden konnten.
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„Jetzt aber schnell! Neunzig Grad nach Steuerbord, Maschinen AK voraus. Macht schon, Jungs – der kommt genau auf uns zu!“
Ich hatte mich geirrt als ich dachte, dass das Schiff uns nicht mehr gefährlich werden konnte. Zwar wurden wir nun von Wasserbomben verschont – zumindest dieses Mal – doch es bestand jetzt die Gefahr, dass der Zerstörer beim Sinken auf unser Boot krachte.
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„Sehrohr einfahren! Auf fünfzig Meter gehen!“
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Immer näher kam das Schiff nun. Das sah gar nicht gut aus! Er würde uns rammen, ganz sicher. Er würde uns rammen und somit versenken. Ich dachte an meine Familie. Nun war das geschehen, was keiner von uns wollte, wir alle aber geahnt hatten. Das war es mit U123 – und auch mit uns.
Ich schaute meine Männer ein letztes Mal an. Deutlich konnte ich die Angst in ihren Gesichtern erkennen, auch in denen meiner Offiziere. Unsere Glückssträhne nahm hier und jetzt ein jähes Ende.
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Am 19. August 1940 versenkte U123 unter dem Kommando von Korvettenkapitän Günther Paulsen die Zerstörer HMS Bedouin mit 1.850 BRT und HMS Jackal mit 1.630 BRT nach jeweils einem Torpedotreffer in der Straße von Gibraltar.
Komischer Kunde
30.08.19, 11:45
Edler Voetmann, das halten meine Nerven nicht aus! Und außerdem: Luft!
Straße von Gibraltar – ca. 16 Kilometer vor Ceta
19. August 1940
11:46 Uhr
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Das Boot schaukelte nach rechts und links, als der Zerstörer nur wenige Meter über uns hinweg fuhr. Noch immer hatte ich meine Augen geschlossen und das Ächzen des sinkenden Schiffes dröhnte in meinen Ohren. Jeden Moment musste es soweit sein – jeden Moment musste der Zerstörer uns rammen. Er würde mit seinem Bug auf unser Heck krachen, ganz sicher.
„Jetzt... jetzt... jetzt...“, flüsterte ich immer wieder und wünschte mir gleichzeitig, dass es uns ein qualvoller Tod erspart blieb. Meine Männer sollten nicht wegen mir leiden müssen.
„Rika... Vater... Mutter... ich liebe Euch. Vergesst mich bitte nicht!“
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Nichts passierte. Kein Rammstoß des Zerstörers, keine schreienden Besatzungsmitglieder oder das Rauschen von Wasser waren zu hören. Waren wir schon tot? War es wirklich so schnell gegangen?
Ich öffnete die Augen wieder. Nun spürte ich auch einen Schmerz in meinen Fingern. Ich hatte mich am Kartentisch festgekrallt. Das bedeutete aber auch, dass wir nicht tot waren. Ungläubig drehte ich meinen Kopf in Kunzes Richtung.
„Was.... wie...?“
„Zerstörer entfernt sich, Herr Kapitän. Sinkt hinter unserem Heck.“
Ich konnte es nicht glauben. Das war unmöglich! Soviel Glück konnten wir doch gar nicht haben.
„Oh mein Gott...“, hauchte ich und setzte mich auf eine der Kisten, die in der Zentrale standen. „Oh mein Gott...“
Ich konnte nicht glauben, was gerade geschehen war. Wir lebten noch. Wir waren dem sinkenden Schiff um wenige Zentimeter entkommen. War das wirklich geschehen? Hatten wir wirklich so viel Glück gehabt? Anscheinend ja. Als ich dies realisierte begann ich zu lachen. Meine Offiziere sahen mich verständnislos an, ich konnte allerdings nicht anders. Die ganze Anspannung, welche in den letzten beinahe dreizehn Stunden auf mir gelastet hatte musste nun raus.
„Verdammte Scheiße... haben wir ein Schwein!“
Jetzt verstanden auch die anderen, was ich meinte und grinsten. Wir wussten jedoch alle, dass immer noch eine Gefahr für uns bestand. Dort oben lauerten noch immer mehrere Zerstörer auf uns. Dies taten sie auch wenige Augenblicke später kund.
PING..PING..PING..PING..PING.PING.PING
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„Auf Schleichfahrt gehen!“
Nun begann das zermürbende Warten von Neuem. Allerdings hagelte es – entgegen meiner Befürchtung – keine Wasserbomben. Die Herren dort oben waren wohl inzwischen leer geschossen. Mich wunderte dies nicht. Nach dem Theater an der Oberfläche hatte ich mich gewundert, dass die für solch eine lange Zeit überhaupt Munition hatten. Nein, die Zerstörer waren anscheinend nur das Ohr für die angeforderte Verstärkung.
„Ein Zerstörer nähert sich unserer Position.“, flüsterte Kunze, hinter welchem ich wieder einmal stand. Ich blickte zum IWO
„Vierzig Grad nach Steuerbord.“
Er nickte und verschwand in Richtung Zentrale.
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„Zerstörer überläuft uns... wirft Wasserbomben!“
„AK voraus! Auf hundert Meter gehen!“
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Die Wasserbomben detonierten kurz hinter unserem Heck. Eine verdammt gute Tiefeneinstellung, das musste man dem Gegner lassen. Wieder wurde das Boot durchgeschüttelt und weitere Glühbirnen platzen. Ich hielt mich an der Lehne von Kunzes Stuhl fest, um nicht umzufallen. Dennoch verlor ich das Gleichgewicht und krachte an die Wand hinter mir. Schmerzen explodierten in meinem Rücken, als ich mich wieder aufrichtete.
„Dreck nochmal! Nochmal zwanzig Grad nach Backbord, schnell!“
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„Zerstörer entfernt sich.“, sagte Kunze, als er sich die Ohrhörer wieder aufsetzte.
„Schleichfahrt! Ruhe im Boot!“
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„Sieht so aus, als würde eines der Torpedoboote näherkommen.“, meldete Kunze. „Überlauft uns beinahe.“
„Darüber mache ich mir keine Sorgen, Kunze. Die können uns nichts.“
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„Der kurvt da oben herum als hätte der ein Fass Whiskey intus!“
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„Was machen die Zerstörer?“
„Zacken ebenfalls wie blöde herum.“
PING.......PING.......PING.......PING.......PING
„Da versucht wieder einer, uns zu finden!“
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„Wirft Wasserbomben!“
Also ging nun das Ganze wieder von vorne los. Ich ließ abermals auf AK gehen, um weiter voran zu kommen. Die Zerstörer waren wirklich gut – und lästig. Sie drückten uns unter Wasser und ließen uns nicht mehr aus ihren Fängen. Wahrscheinlich wussten sie, dass uns irgendwann der Sauerstoff ausging. Sie spekulierten wahrscheinlich auf eine Kapitulation unsererseits.
Das konnten sie vergessen. Weder meine Jungs noch ich wollten sich so leicht geschlagen geben. Erst wenn wirklich nichts mehr ging, wenn der letzte Rest Sauerstoff verbraucht war gab ich auf. Denn eines war sicher: Sterben ließ ich meine Männer nicht!
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„Auf Schleichfahrt gehen! Äußerste Ruhe im Boot!“
„Da oben schleichen zwei Zerstörer herum. Ganz in unserer Nähe.“
„Das wissen wir schon länger, Kunze. Gibt es sonst Neues?“
„Nein, Herr Kapitän. Einige weitere Zerstörer in mittlerer Entfernung. Schätze viertausend Meter.“
„Wie weit sind wir gekommen?“
„Nicht weit, Herr Kapitän. Ein paar Seemeilen haben wir gut gemacht.“
„Sagen Sie Bescheid, wenn sich etwas tut.“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
Ich ging in die Zentrale
„Wie weit sind wir von Ceta entfernt, Leutnant?“
LI Siegfried sah auf der Karte nach, auf welcher er unseren Kurs eingezeichnet hatte.
„Ungefähr vierzehn Kilometer, Herr Kapitän.“
Ich sah mir die Karte an. Zwei Kilometer hatten wir in der ganzen Zeit nur gutgemacht? Dass dies mit unserer Batteriespannung und dem Sauerstoff niemals reichte war allen Beteiligten klar. Wir mussten vorher hoch! Nur wie? Noch immer hatten wir zwei Anhängsel über unseren Köpfen – und in einigen Kilometern Abstand noch ein paar mehr.
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„Zerstörer kommt näher.“, meldete Kunze. Langsam aber sicher nervten mich diese Dinger. Die Wasserbombenbeschüsse und auch das knappe Entkommen vor einem von ihnen zerrten sehr an meinen Nerven. Außerdem spürte ich langsam Müdigkeit in mir aufkommen. Meine Augen tränten und ich war nicht mehr so konzentriert, wie ich es eigentlich sein sollte. In einer weniger gefährlichen Situation hätte ich nun vermutlich eine Zigarette geraucht, doch hier konnte ich es nicht.
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„Dann lass sie kommen...“, meinte ich nur und setzte mich wieder auf die Kiste. „Lass sie kommen...“
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Diesmal folgten wieder keine Wasserbomben. Der Gegner wollte uns zermürben, soviel stand fest – und in diesem Bereich verstand er sein Handwerk! Allerdings taten dies auch meine Männer. Sie alle hatten in den letzten Stunden viel geleistet, Todesängste ausgestanden und doch nie den Glauben in mich oder das Boot verloren. Ich war mächtig stolz darauf, solch eine Mannschaft zu haben.
Nun ließ ich die Männer rotieren. Die Jungs, welche in den letzten Stunden wahrlich Großartiges geleistet hatten konnten sich ausruhen – sofern man dies unter den gegeben Umständen sagen konnte. Auch ich selber hatte das Bedürfnis zu schlafen, blieb jedoch auf Posten. Ich wurde gebraucht.
„Der Zerstörer hat gestoppt.“, sagte Langenscheidt, welcher nun für Kunze am Hydrophon saß. „Horcht wahrscheinlich.“
„Äußerste Ruhe im Boot! Maschinen stopp!“
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12:53 Uhr
„Zerstörer nehmen wieder Fahrt auf! Ich höre zwei!“
„So schnell? Was zum Teufel ist da oben los?“
„Ich weiß es nicht, Herr Kapitän.“
„Wo sind die?“
„Der eine fährt nach Osten, der andere wendet und läuft an uns vorbei.“
„Langsame Fahrt voraus!“
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„Zerstörer entfernen sich. Suchen an der falschen Stelle nach uns.“
„Hm...“
Das konnte von Vorteil für uns sein. Eventuell hatten wir hier die Chance, ihnen zu entkommen – eine Chance, die sich so sicher erst einmal nicht mehr bieten würde. Wenn wir viel Glück hatten – und genau das hatten wir auf dieser Fahrt bereits zur Genüge – war es in absehbarer Zeit möglich aufzutauchen.
PING........PING........PING........PING........PING
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Das war wohl nichts mit unserem Entkommen. Schon hatte der nächste Zerstörer uns am Kanthaken.
„Schleichfahrt!“
„Wasserbomben!“
Auch diese saßen wieder nicht an unserer korrekten Position. Etwas, das mich zumindest ein wenig aufatmen ließ. Nur ein wenig wurde unser Boot durchgeschüttelt und weitere Teller fielen aus der Kombüse. Ich wunderte mich, dass wir überhaupt noch welche hatten.
„Na! Da muss Dönitz demnächst neues Geschirr einkaufen gehen!“
„Ich schreibe ihm eine Einkaufsliste, Herr Kapitän.“, meinte der IIWO grinsend.
Der IWO sah uns wütend an, sagte jedoch nichts. Ich konnte mir allerdings vorstellen, dass das nicht die ganze Zeit über so blieb. Sobald er konnte würde er mir sagen, was er von unseren Ansichten an Bord hielt. Dann musste ich ihn wohl daran erinnern, wer der Kommandant auf diesem Boot war.
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„Vierzig Grad nach Steuerbord.“, ordnete ich flüsternd an.
Unsere Gegner kurvten nun an der Oberfläche herum, als gäbe es kein Morgen mehr. Hier und da wurden auch noch Wasserbomben abgeworfen, die jedoch – genau wie ihre Vorgänger – weitab unserer Position lagen. Die Zerstörer waren sehr hartnäckig und ich hoffte sie mit unserer erneuten Kursänderung zu verwirren. Vielleicht gelang es uns ja doch irgendwie ihnen zu entkommen. Und wenn nicht... tja. Dann mussten wir uns etwas anderes einfallen lassen...
Maaaaann Voetmann, das war ja ein brutaler Cliffhanger! :D
Extra für Euch edle Herren und Damen gemacht. :-)
Das ist aber auch ein verdammt hartes Pflaster... gefällt Uns! :top:
Wir hoffen mal das Beste...:ph:
herzlichste grüsse
Hohenlohe...:top:
Straße von Gibraltar - ca. 12 Kilometer vor Ceta
19. August 1940
13:40 Uhr
Nach den ganzen Verfolgungsjagden war die Bilanz: Ein Zerstörer, der uns anscheinend völlig verloren hatte und in etwa einem Kilometer Entfernung seine Eier ablud, ein Zerstörer, der gerade auf dem Weg zu uns war – laut Langenscheidt war er noch gute fünf Kilometer entfernt und ein Zerstörer, der uns noch immer auf den Keks ging. Daneben unzählige todesmutige Kapitäne von Torpedobooten, die mitten in dieses Gewusel hinein fuhren.
„Wenn die Zerstörer die versenken nehmen die uns die Arbeit ab.“, witzelte der IIWO.
„Mir wäre es lieber, wenn die Zerstörer sich gegenseitig versenkten. Das wäre eine Erleichterung für uns.“
„Möglich, dass es noch so kommt. Wenn der vor uns weiter so zackt und ein anderer auftaucht fährt der den über den Haufen.“
„Abwarten.“
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BRRRUUUMMMM BRRRRRUUUUUMM SCCCHHLÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜRRRF STAMPF
Wieder näherte sich eines der Kriegsschiffe, die Schraubengeräusche kündigten es an. Innerlich machte ich mich auf einen weiteren Wasserbombenbeschuss gefasst. Auch wenn einige der Zerstörer anscheinend keine Wasserbomben mehr hatten und die, die noch welche besaßen die völlig falsche Stelle beschossen ruhten wir uns darauf nicht aus. Es war immerhin möglich, dass der Gegner uns irgendwann wieder in der Ortung hatte.
Dieses Mal allerdings hatten wir es vermutlich wieder mit der ersten Variante zu tun. Das Schiff überlief unsere Position ohne irgendetwas abzuladen.
„Was macht der Kerl da oben, Langenscheidt?“
„Zieht Suchkreise, Herr Kapitän.“
„Die geben einfach nicht auf! Sieht ganz so aus, als wollte der Kerl Verstärkung heranführen!“
„Gut möglich, Herr Kapitän.“
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„Zerstörer entfernen sich weiter.“
„Hm... abwarten. Ich will kein unnötiges Risiko eingehen. Wenn die da hinten bleiben gehen wir auf große Fahrt. Wir müssen sehen, dass wir an die Oberfläche kommen.“
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„Maschinen stopp!“
Wir warteten nun ab, was passierte. Fünf Zerstörer waren laut Langenscheidt noch hinter uns, zwei davon in der Nähe. Von diesen beiden wurde uns einer gefährlich, da dieser immer wieder größere Suchkreise fuhr. Ich ließ die Maschinen stoppen, damit dieser uns nicht orten konnte.
Anscheinend ging mein Plan auf. Der Zerstörer überlief zwar unsere Position, doch nichts geschah. Wir verhielten uns ganz still und lauschten den Schraubengeräuschen, welche sich langsam entfernten. Ungefähr zwei Kilometer hinter uns warf der Zerstörer seine Wasserbomben. Ich fragte mich, ob wir es nun geschafft hatten. Waren wir den Zerstörern entkommen?
Nein, waren wir nicht. Denn auch, wenn einige keine Wasserbomben hatten dachte diese Typen nicht im Traum daran uns entkommen zu lassen. Nach einiger Zeit hatten wir wieder fünf Zerstörer und ein mutiges Torpedoboot an unserem Heck kleben. Anscheinend hatten nun auch die Anderen zu uns aufgeschlossen.
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„Einer der Zerstörer nähert sich.“
„Auf Schleichfahrt gehen! Zwanzig Grad nach Backbord.“
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„Wasserbomben!“
BUMMMMMM WWWWWWUUUUUUUUUMMMMMMM PENG
Dieses Mal saßen die Wasserbomben sehr gut. Wieder wurde das ganze Boot durchgeschüttelt und auch die letzten Gegenstände, die noch irgendwo herumstanden fielen zu Boden.
„AK voraus!“
Erneut nutzten wir den Lärm, den der Zerstörer an der Oberfläche fabrizierte aus, um uns davonzustehlen – auch wenn wir wohl – genau wie bei den vorherigen Malen – nicht weit kamen.
Ich ärgerte mich maßlos. Wir waren ihnen doch schon so gut wie entkommen! Fast hatten wir es geschafft. Aber nein, die Herren ließen nicht locker.
„Wie weit noch bis Ceta?“
„Elf Kilometer, Herr Kapitän.“
„Das schaffen wir nicht – das können Sie verge – autsch!“
Gerade hatte sich eine weitere Glühbirne verabschiedet und einen Splitter in meine Richtung geschossen. Er traf mich an der Wange und hinterließ einen kleineren Kratzer. Ich sollte mir darum vielleicht Gedanken machen, wenn die Beschüsse aufhörten.
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BUUUUUUUUMMMMMMMMMM KRACH PENG SPLITTER
„Was zum Teuf-?“
PING...PING...PING...PING...PING
Es hatte einen ohrenbetäubenden Knall an Deck gegeben, der mich zusammenfahren ließ. Es klang beinahe so, als hätte man uns den Turm weggesprengt. Dazu kam wenige Sekunden später das verhasste Signal des ASDIC. Sie hatten uns erneut!
Wieder gingen wir auf Schleichfahrt und führten eine kleinere Kursänderung durch. Ich stellte mich mittlerweile darauf ein, dass das Ganze hier noch stundenlang so weitergehen konnte. Dies wäre unser sicheres Todesurteil, denn weder die Batterien noch der Sauerstoff machten das mit.
„Gehen Sie auf 170 Meter!“
„170, Herr Kapitän?“
„Richtig, LI.“
Überall schmissen die Zerstörer nun ihre Eier, nur nicht an unserer Position. Ein paar sausten sogar mit einer geschätzten Geschwindigkeit von zwanzig Knoten über uns hinweg, ohne etwas abzuwerfen.
„Da sind aber welche mächtig sauer!“
Wir waren wieder auf AK gegangen, während oben die Hölle los war. Wasserbombe um Wasserbombe detonierte und verursachte einen Höllenlärm, sodass niemand auf den Zerstörern uns orten konnte. Zumindest war dies mein Eindruck, den Langenscheidt wenig später bestätigte.
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Da karren sich zwei beinahe über den Haufen...
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kleines Sippentreffen... die... wievielte?
Wieder hatten uns die Gegner scheinbar verloren. Sie kurvten weit hinter unserem Heck herum und einer warf die Eier wieder in mehreren Kilometern Entfernung ab. Dennoch war ich diesmal nicht so optimistisch wie zuvor. Zweimal schon hatten wir geglaubt, dass wir den Tommys entkommen waren – und zweimal hatten sie uns nach einiger Zeit wieder in ihren Fängen.
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„Maschinen halbe Fahrt voraus.“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
Ich wollte nun nochmals versuchen den Gegnern komplett zu entkommen. Laut Langenscheidt war vor uns alles frei. Nur ein Torpedoboot kurvte dort herum.
14:39 Uhr
Es sah sehr gut aus – zumindest was die Zerstörer anging. Weit hinter uns zogen sie ihre Suchkreise und keiner von ihnen kam näher.
Unser Sauerstoff allerdings ging zur Neige. Selbst mit Tauchrettern wurde das Atmen nun schwer und mir tränten immer mehr die Augen. Wir mussten hoch – und zwar schnell! Bis nach Ceta schafften wir es nun nicht mehr, genau wie ich befürchtet hatte. Wir mussten uns eine Bucht suchen.
Ich suchte die Karte nach einer geeigneten Stelle ab und fand sie auch. Ungefähr drei Kilometer vor uns lag eine große Bucht, in der wir uns verstecken und auch auftauchen konnten. Dieses allerdings nur, wenn die Zerstörer mitspielten.
„Setzen Sie Kurs in diese Bucht, LI.“ Ich zeigte ihm den Punkt auf der Karte. „Wir müssen hoch – egal wie!“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
Ich sah wieder auf die Karte. Laut den Angaben war es dort etwa fünfzehn Meter tief. Für ein Alarmtauchen – sollte es wirklich zum Äußersten kommen – viel zu flach. Wir mussten also verdammt vorsichtig sein.
„Gehen Sie rauf auf Sehrohrtiefe.“
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„Zwölf Grad nach Backbord. Kurs Drei-Vier-Acht.“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
„Was machen die Zerstörer?“
„Sind noch an derselben Position.“
Also waren wir ihnen dieses Mal wirklich entkommen. Gott sei Dank!
„Also dann, meine Herren! Auf in die Bucht!“
Straße von Gibraltar – ca. 9 Kilometer vor Ceta
19. August 1940
14:05 Uhr
„Große Fahrt voraus!“
Wir näherten uns nun unserem Versteck. Die Zerstörer waren noch immer an ihrer alten Position und würden uns daher keine Probleme machen.
„Sehrohr ausfahren!“
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„Ein Schlepper...“, murmelte ich.
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„Gut, Jungs. Sehen wir zu, dass wir einiges im Boot repariert bekommen! Nach dem Auftauchen dann schauen, was oben zu Bruch gegangen ist.“
14:40 Uhr
Ich hatte den Plan geändert. Wir fuhren nun nicht in die Bucht, sondern um Ceta herum und versteckten uns dort. Grund waren die Schiffe, welche in Ceta lagen. Niemand von uns wusste, ob sie nicht doch das Feuer auf uns eröffneten und den Briten Bescheid gaben, dass wir hier waren.
„Maschinen AK voraus! Schauen wir zu, dass wir schnell dorthin kommen – bis wir da sind jegliche Gespräche vermeiden, hinlegen und ausruhen. Sauerstoff sparen!“
Das brauchte ich meinen Jungs nicht zu sagen. Es wurde ohnehin schon nicht mehr gearbeitet und die meisten Männer waren in ihren Kojen oder hatten sich irgendwo anders einen Platz gesucht. Auch die Bänke in der Messe waren belegt.
Ich begab mich ebenfalls in meine Koje. Bis zum Erreichen unserer Ziels wollte ich mich ein wenig ausruhen. Erst jetzt merkte ich, wie müde ich war. Es dauerte nur wenige Augenblicke, ehe ich einschlief.
15:50 Uhr
Ich hatte mich bei Langenscheidt erkundigt, wie es vor und hinter uns aussah. Im Hydrophon waren Kontakte, die etliche Kilometer von uns weg lagen - und da wir inzwischen um Ceta herum waren ging ich nicht davon aus, dass diese uns sahen. Somit stand mein Entschluss nun fest.
„Auftauchen!“
Ich kann die Erleichterung meiner Besatzung zu jenem Zeitpunkt nicht beschreiben. Hätte es nicht so schlimm um den Sauerstoff gestanden wäre wohl ein Jeder von uns in Jubel ausgebrochen. Ich lächelte, als ich meine Männer so gut gelaunt sah.
„Erste Seewache sich klar machen!“
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Sofort wurde alle Luken aufgerissen und die Seewache stürmte regelrecht in den Turm. Der IWO, der LI und ich folgten ihnen.
„Schauen Sie mal nach, was hier kaputtgegangen ist.“
Ich blickte auf die See vor mir und jeder Atemzug fühlte sich wie der Erste meines Lebens an. Wir hatten es geschafft! Wir waren an der Oberfläche und vor allem noch am Leben! Nun sah ich gespannt und freudig zu, wie wir die Straße von Gibraltar hinter uns ließen und in das Mittelmeer einliefen.
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Fast vierzehn Stunden Fahrt durch den Kanal lagen hinter uns. Vierzehn Stunden, die alles von uns und dem Boot abverlangt hatten. Ich konnte nicht fassen, dass wir das tatsächlich überlebt hatten!
„Willkommen im Mittelmeer, Männer.“, sagte ich erleichtert. „Und zurück an der frischen Luft.“
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„Was qualmt denn da so?“
Ich war mich gerade mit dem IWO am Unterhalten, weswegen mir die Frage vom Matrosenobergefreiten Müller ein wenig verwirrte.
„Was meinen Sie?“
„Dort an Land.“
Ich nahm mein Fernglas zur Hand und blickte in die angegebene Richtung. Tatsächlich!
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„Ist das ein Schiff?“
Ich hatte ein ungutes Gefühl. Auch wenn ich aufgrund der Rauchsäule davon ausging, dass es kein Zerstörer war. Die letzten Stunden hatten gezeigt, dass die Tommys verdammt hartnäckig waren. Es hätte mich nicht gewundert, wenn sie an verschiedenen Stellen Schiffe positioniert hätten – natürlich gut versteckt, sodass wir sie nicht direkt sahen.
Bei näherem Hinsehen und -fahren allerdings stellten wir fest, dass es ein Schornstein von Ceta war. Erleichterung durchflutete mich. Wenigstens kein weiterer potentieller Gegner.
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„Zwanzig Grad mehr nach Steuerbord. Sehen wir zu, dass wir Richtung Küste fahren.“
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„Maschinen stopp!“
Ich wollte die zeit nun nutzen, um meinen Jungs ein wenig Ruhe zu gönnen. Man sah ihnen die Strapazen der letzten Stunden deutlich an.
„Jungs, hört mal her.“ Ich umklammerte das Sprechrohr mit meiner rechten Hand. „Wir bleiben hier nun eine Weile liegen, um uns zu erholen. Jeder kann für ein paar Minuten an Deck kommen und ein wenig Frischluft atmen.“
Der Jubel aus dem Innern des Bootes war unbeschreiblich.
„Danach legt sich jeder von Euch eine Weile hin! Wir werden ohnehin genügend Zeit haben, wenn die Royal Air Force und die Royal Navy mitspielen. Und noch etwas: Das war eine klasse Arbeit, Jungs! Ich bin stolz auf Euch! Auf jeden Einzelnen!“
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Ich zündete mir nun endlich meine langersehnte Zigarette an. Der erste Zug tat unendlich gut und nahm mir etwas von den Sorgen, die sich in den letzten Stunden aufgebaut hatten.
„Wollen Sie auch eine, IWO?“
„Vielen Dank, Herr Kapitän.“
Nun ging die Schachtel einmal um die ganzen Leute, welche sich auf dem Turm befanden. Leutnant Bayer beäugte dies skeptisch, doch ich winkte ab.
„Lassen Sie die Jungs, Leutnant! Die haben es sich verdient!“
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Nach einer halben Stunde ging ich wieder hinunter in die Zentrale. Jetzt merkte man, dass auch hier die Luft wieder sauber war.
„Was sagen Sie, LI? Haben die Maschinen es gut überstanden?“
„Besser als die Flak.“
„Das heißt?“
„Alles im grünen Bereich, Herr Kapitän.“
Das hörte ich gerne. Somit war die Flak das Einzige, was Schaden genommen hatte. Auch wenn dies natürlich nur ein sehr schwacher Trost war.
„Ich lege mich etwas hin. Wecken Sie mich, falls etwas ist.“
„Alles klar, Herr Kapitän.“
17:57 Uhr
Etwas weckte mich. Ich konnte anfangs nicht sagen, was genau es war und blickte mich deshalb verwirrt um. Dann realisierte ich, dass die Maschinen liefen. Sofort sprang ich aus meiner Koje, zog meine Stiefel an und trat in die Zentrale.
„Was ist los?“
„Strömung, Herr Kapitän. Hätte uns beinahe aus der Bucht getrieben.“
Ich nickte. Da hatten die Männer genau richtig gehandelt. Wenn wir nun aus der Bucht herausgedrückt worden wären bestand die Gefahr, dass man uns gesehen hätte. Es war immerhin nicht klar, wie die Schiffe im Hafen von Ceta reagierten oder ob irgendwo britische Zerstörer lauerten.
„Sehen wir zu, dass wir nach Süden fahren, bevor wir wieder auf Nordkurs gehen. Immerhin haben wir noch ein paar Stunden zeit bis zur Dämmerung.“
„Und dann, Herr Kapitän?“
„Dann geht es nach Gibraltar, IWO. Deswegen sind wir schließlich hier!“
Mittelmeer – Bucht vor Ceta – ca. 20 Kilometer südöstlich von Gibraltar
19. August 1940
19:13 Uhr
„Batterien vollständig geladen, Herr Kapitän!“
´
„Sehr gut. Wende um 180 Grad! Auf halbe Fahrt gehen und Kurs nach Gibraltar setzen!“
„Jawohl, Herr Kapitän!“
Jetzt also ging es los. Es wurde wieder ernst. Ich fragte mich, ob wir noch unbeschadet in den Hafen gelangen konnten. Nach allem, was bis vor wenigen Stunden im Kanal los war konnte es gut sein, dass die Tommys den Hafen dichtgemacht und sämtliche wichtigen Schiffe hatten auslaufen lassen.
Dass die Fahrt zum Hafen alles andere als leicht werden sollte bestätigte sich schon etwa eine halbe Stunde später.
„Schiff gesichtet!“
„Wo?“
„Steuerbord, Herr Kapitän! Achtzig Grad!“
Ich schaute mit dem Fernglas in die angegebene Richtung.
„Verdammter Zerstörer! Tauchen, los! AK voraus und auf Sehrohrtiefe!“
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„Zehn Meter gehen durch.“, meldete der LI am Tiefenmesser.
„Langsame Fahrt voraus!“
„Herr Kapitän, ich habe drei schnelle Schraubengeräusche an der ganzen Steuerbordseite, mittlere Entfernung. Dazu eins vor uns in großer Entfernung und noch ein Dutzend Frachtschiffe – allerdings in Ceta.“, meldete Kunze, der wieder am Hydrophon saß.
„Kommen die Zerstörer näher?“
Es dauerte etwas, bis ich eine Antwort erhielt.
„Nein, Herr Kapitän. Entfernung ist gleichbleibend.“
21:16 Uhr
Wir lagen an der östlichen Einfahrt zur Straße von Gibraltar. Insgesamt neun Schiffe hatte Kunze in der Ortung, davon sieben Kriegsschiffe.
„Wird wohl die Sicherung von Gibraltar sein.“, sagte ich. „Fahren die ein bestimmtes Muster?“
„Ja, Herr Kapitän. Ziehen Suchkreise da hinten. Streusignale von ASDIC höre ich ebenfalls.“
„Sind die alle am Hafen?“
„Nein, Herr Kapitän. Zwei am Hafen, drei im Kanal und noch zwei weitere an Steuerbord.“
„Gut, horchen Sie weiter.“
Wir hatten nun noch etwas Zeit, bis wir Gibraltar erreichten. Ich ließ die Männer sich deshalb ausruhen und wir besetzten nur die wichtigsten Posten. Die Anspannung war groß, auch wenn wir nun alle viel ausgeruhter waren als noch heute Nachmittag. Auch die Dunkelheit brach nun herein und somit hatten wir eine perfekte Ausgangslage für diesen Angriff – falls man uns überhaupt nach Gibraltar herein ließ.
Zusammen mit dem IWO und dem LI stand ich nun am Kartentisch. Es gab Minensperren und auch Uboot-Netze an der Hafeneinfahrt, welche wir umgehen mussten. Wir wussten nicht genau, wo die Minenfelder waren und deshalb hatte ich beschlossen, dass wir maximal mit Langsamer Fahrt genau die Mitte der Hafeneinfahrt nutzen, um hineinzugelangen. Da es hier tief war ging ich nicht davon aus, dass die Uboot-Netze bis zum Grund reichten. Somit mussten wir nur vorsichtig sein und unter diesen hindurch fahren.
„Irgendetwas aus dem Hafen zu hören?“
„Ja, Herr Kapitän. Bis jetzt ein schnelles Schraubengeräusch – tippe auf ein Wachboot – und zwei langsame. Scheinbar Frachter.“
„Sonst nichts?“
„Bis jetzt nicht. Allerdings sind wir auch noch weit weg.“
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23:50 Uhr
Wir standen nun kurz vor Gibraltar. Etwa sechs Frachter lagen laut Kunze im Hafen und zwei Zerstörer fuhren Patrouille. Ich hatte wohl Recht gehabt mit meiner Annahme, dass sämtliche Seestreitkräfte der Briten aus Gibraltar evakuiert worden waren. Ein anderes Verhalten wäre auch mehr als fahrlässig gewesen nach dem, was sich in der Straße von Gibraltar abgespielt hatte.
„Lohnt es sich dann überhaupt noch in den Hafen vorzudringen?“
„Warum nicht, LI? Der Admiral hat gesagt, dass ein Eindringen in Gibraltar wünschenswert ist, falls das Boot keiner Gefahr ausgesetzt ist – und das ist es momentan nicht.“
„Und wenn wir da drinnen nichts Lohnendes finden?“
„Frachter und Tanker sind ebenfalls lohnende Angriffsziele, Leutnant. Alle mal besser als Schlachtschiffe oder Träger, bei denen locker hunderte Leute ums Leben kämen.“
„Herr Kapitän!“ Leutnant Bayer schaute mich entsetzt an. „Sie auch?!“
„Ich bin menschlich, IWO.“, gab ich ihm zur Antwort. Natürlich wusste ich ganz genau, was er mit 'Sie auch' meinte. „Das lernen Sie auch noch – so zumindest meine Hoffnung.“
„Aber wenn wir da drinnen etwas angreifen haben wir die gesamte Royal Navy am Hals – davon können Sie ausgehen, Herr Kapitän.“
„Das gehe ich auch, IIWO. Aber das wussten wir auch schon vorher.“
Ich sah wieder auf die Karte. Östlich von uns, etwa sechs Kilometer entfernt befand sich der Hafen von Gibraltar.
„Es ist genau wie in Scapa Flow. Herauszukommen wird der gefährlichste und schwierigste Teil werden. Nur dass es hier zehnmal so schwer sein wird.“
Gibraltar
20. August 1940
00:12 Uhr
„Jetzt ganz vorsichtig, Männer!“
Wir waren inzwischen auf dreißig Meter Tiefe gegangen und hofften, so den Netzen zu entkommen. Ob es klappte oder nicht würde sich bald zeigen. Mit einer Geschwindigkeit von zwei Knoten näherten wir uns nun dem Hindernis.
Ich stand über dem Kartentisch gelehnt und betrachtete die Stelle, an welcher die Netze eingezeichnet waren. Wenn ich alles richtig berechnet hatte gelang es uns nun unten durch zu fahren. Zumindest das erste Hindernis hatten wir dann hinter uns gebracht.
Ganz langsam und Meter für Meter schob sich unser Boot nun vorwärts. Jeden Moment rechnete ich damit, dass wir im Netz hängen blieben. Meine Jungs mussten wieder einmal all ihr Können aufbringen, um uns in den Hafen zu befördern.
Im Boot war es beinahe still. Man hörte nur das ganz schwache Summen der E-Maschinen und das Wasser, welches an die Bordwand schlug. Wieder fühlte ich mich wie damals in Scapa Flow. Das war auch nicht ungewöhnlich, denn wir versuchten gerade zum zweiten Mal, in einen der am Besten gesicherten Häfen der Welt einzudringen. Wenn man Gibraltar – nach allem, was im Kanal geschehen war – nicht schon als Besten zählen konnte. Mir und meiner Besatzung war vollkommen klar, dass das Eindringen nicht der schwierigste Teil war – auch wenn es hier weitaus schwerer werden würde als in Scapa Flow. Nein, der gefährlichste Teil kam, wenn wir in Gibraltar wirklich angriffen und anschließend wieder aus dem Hafen heraus wollten. Der Kanal hatte gezeigt, dass die Royal Navy schnell zur Stelle war und vor allem auch mit welcher Stärke. Zwar waren – jedenfalls soweit wir wussten – keine Dickschiffe mehr in Gibraltar, doch was hieß dies schon? Deshalb luden die Briten uns sicher nicht zu einer kleinen Hafenrundfahrt ein.
„Wir müssten in wenigen Minuten am Netz sein, Herr Kapitän.“, riss mich die Stimme des IWO aus den Gedanken. Ich blickte wieder auf die Karte.
„Dann hoffen wir mal, dass alles gut geht.“
00:29 Uhr
Ich hörte ein Reißen an Deck und merkte, wie das Boot ruckartig stoppte.
„Maschinen AK zurück!“, ordnete ich an. „Verdammt! Das ist das Netz!“
Die E-Maschinen fuhren hoch und unser Boot bewegte sich zurück, weg vom Netz. Ich atmete erleichtert auf. Da hatten wir noch einmal Glück gehabt, denn das Ganze hätte auch anders ausgehen können.
„Nochmal zwanzig Meter tiefer, Jungs. Langsame Fahrt voraus.“
Ich fragte mich gerade, wie tief die Netze hier wohl waren. Vor allem aber fragte ich mich, wie viel Tiefe wir noch unter Kiel hatten. Laut Karte waren es in Etwa vierhundert Meter, doch ich wollte es genau wissen. Allerdings konnten wir es jetzt nicht ausloten, da wir uns damit möglicherweise verraten hätten. Also mussten wir so weiter in die Bucht vordringen und hoffen, dass uns niemand bemerkte.
Auf fünfzig Metern Tiefe kamen wir unter dem Netz hindurch. Zumindest kamen wir voran und stießen mit nichts mehr zusammen. Die erste Hürde war geschafft! Nun mussten wir uns vor den Minen in Acht nehmen.
„Gehen Sie auf Sehrohrtiefe!“
Ich wollte mich jetzt schon einmal etwas umschauen. Vielleicht erkannte ich ja das ein oder andere lohnende Ziel für uns.
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„Was haben Sie auf Null-Null-Fünf, Kunze?“
„Nichts, Herr Kapitän.“
„Was soll das heißen – nichts?“
„Ich höre da nichts.“
„Hm... komisch. Da hinten ist doch etwas!“
„Vielleicht ein vor Anker liegendes Schiff? Maschinen gestoppt?“
„Das kann gut sein, IWO. Oder ich habe mich verguckt. Ist das Boot klar zum Angriff?“
„Jawohl, Herr Kapitän! Alle Stationen besetzt! Torpedos bereit!“
Ich nickte nur.
Ungefähr fünfzehn Minuten später konnte ich das Schiff dann etwas deutlicher erkennen. Auch wenn es bei der Dunkelheit noch immer nicht einfach war.
„Müsste ein Zerstörer sein.“, murmelte ich.
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Diesen wollte ich nicht angreifen – zumindest noch nicht. Erst einmal wollte ich schauen, was sich sonst noch im Hafen befand. Wenn wir jetzt einen Zerstörer angriffen konnten wir davon ausgehen, dass die anderen Schiffe sich schnellstens aus dem Staub machten. Außerdem war es ebenso möglich, dass die Aale Blindgänger waren und der Zerstörer die Schraubengeräusche hörte. Mit großer Sicherheit lauschte der Kerl, ob sich irgendwo ein Uboot näherte.
Also fuhren wir weiter in den Hafen hinein. Viel war hier wirklich nicht mehr los. Man hatte wohl doch alles aus dem Hafen geschickt, was wichtig erschien. Zwei Tanker waren alles, was hier noch an sich lohnenden Zielen vorhanden war. Einer lag am Pier, der andere etwas weiter draußen in der Bucht. Kurz überlegte ich, ob sich ein Angriff überhaupt lohnte. Natürlich waren Tanker legitime Ziele für uns, doch die konnten wir auch auf offener See versenken – dazu mussten wir nicht erst in irgendeinen Hafen eindringen. Andererseits wäre der BdU sicherlich alles andere als erfreut wenn er erfuhr, dass ich die Schiffe nicht angegriffen hatte. So also fasste ich den Entschluss nun doch anzugreifen – zumindest den Tanker, der in der Bucht stand – dieser war nämlich voll, wie der Tiefgang zeigte.
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„Torpedos bereit?“
„Ja, Herr Kapitän.“
„Machen Sie die Rohre eins und zwei klar. Nehmen Sie die Gastorpedos. Sind noch welche vorne?“
„Ja, Herr Kapitän. Vier Stück.“
„Gut, wir nehmen zwei Gastorpedos. Langsam laufend.“
Der Grund war einfach: Nachdem wir die Torpedos auf das Schiff abgeschossen hatten wollte ich wenden, um so schnell wie möglich wieder aus dem Hafen herauszukommen. Schnell laufende Torpedos würden uns dazu nicht allzu viel Zeit geben. Ich wusste, dass nur Minuten nach Einschlag unserer Aale sämtliche Kriegsschiffe – vom Torpedoboot bis zum Zerstörer – auf der Matte stehen würden. Mit diesen wollte ich mich ungern anlegen, solange wir noch im Hafen waren.
„Achtung, Schusslösung: Entfernung 2000, Lage Drei-Vier-Vier, Fahrt null.“
„Eingestellt!“
„Feuer!“
Während die Torpedos nun ihrem Ziel entgegen liefen machte ich mich bei Kunze schlau, wie es um mögliche Zerstörer bestellt war.
„Habe vier in der Horchpeilung, Herr Kapitän. Allesamt gute sechstausend Meter entfernt.“
„Sehr gut! Boot wenden und mit großer Fahrt zurück zur Hafenausfahrt!“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
Knappe vier Minuten später meldete Kunze sich erneut.
„Torpedotreffer, Herr Kapitän! Beide Aale haben gesessen!“
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„Sinkgeräusche?“
„Ja, Herr Kapitän. Der säuft ab.“
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Unser nächster Schlag gegen die Briten.
„Na dann, Männer! Schauen wir, dass wir unbeschadet hier herauskommen – und auf dem Weg dorthin vielleicht noch ein Schiff mitgehen lassen!“
Am 20. August 1940 versenkte U123 unter dem Kommando von Korvettenkapitän Günther Paulsen einen Großen Tanker mit 18.192 BRT nach zwei Torpedotreffern in der Bucht von Gibraltar.
Gibraltar
20. August 1940
01:35 Uhr
„Oh, oh.“, machte Kunze. Ich riss die Augen auf. Meiner Ansicht nach war 'Oh, oh' der falsche Ausdruck für das, was gerade passierte.
„Schleichfahrt!“
Drei Zerstörer und fünf Torpedoboote kamen soeben in die Bucht gerauscht. Ich musste schlucken. Zwar hatte ich damit gerechnet, doch das war viel zu früh.
„Verdammt! Kunze, warum haben Sie nichts gesagt?!“
„Habe die nicht gehört, Herr Kapitän. Anscheinend haben die ihre Maschinen voll hochgedreht.“
„Sagen Sie jetzt nicht, dass die schon die ganze Zeit anwesend waren?“
„Sieht so aus, Herr Kapitän.“
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„Sehrohr einfahren! Schauen wir mal, ob wir unter durch kommen.“
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„Maschinen stopp!“
Die Zerstörer waren nahe, zu nahe für meinen Geschmack. Hier drinnen durften sie uns auf keinen Fall erwischen! Ich ließ deshalb die Maschinen stoppen, um die Schiffe in aller Ruhe an uns vorbeifahren zu lassen – zumindest dann, wenn sie mitspielten.
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„Absolute Ruhe im Boot! Ich will keinen Mucks hören!“
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Der dumpfe klang von Granatenfeuer war in unserem Boot zu hören. Ich ging langsam und vorsichtig zu Kunze.
„Kann keinen Einschlag hören, Herr Kapitän.“, sagte er leise. „Die werden wohl Leuchtgranaten hochschießen.“
Ja, davon ging ich auch aus. Sollten sie ruhig machen. Entdecken konnten sie uns so nicht.
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„Maschinen kleine Fahrt voraus. Weiter auf Schleichfahrt.“
Wir schlichen nun weiter zur Hafenausfahrt. Ich wusste, dass wir bald tiefer gehen mussten. Die Uboot-Netze waren schließlich noch immer da.
„Wir gehen diesmal direkt auf fünfzig Meter runter. Dann kommen wir unten durch.“, flüsterte ich dem IWO zu, als ich wieder in der Zentrale stand. Er nickte.
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02:08 Uhr
Dieses Mal hatten wir Glück. Die Zerstörer gaben die Suche schon nach kurzer Zeit auf. Ich grinste aufgrund dieser Tatsache nur. Wenigstens kamen wir nun – so hoffte ich zumindest – unbehelligt aus dem Hafen. Dennoch mussten wir – wie auch meine beiden Wachoffiziere mit sorgenvollen Mienen flüsterten – noch einmal durch die Straße von Gibraltar. Dass dies nicht leicht werden würde stand fest. Auf der Fahrt zum Hafen hatten wir schon gefühlt die halbe Royal Navy am Hals – und da gab es keinen Angriff auf Gibraltar. Mir schwante Böses, wenn ich daran dachte, wie das nach diesem aussah. Dass wir hier solch ein Glück hatten war einfach Zufall – oder eine ausgezeichnete Taktik der Tommys. Früher oder später würden wir dies wohl erfahren.
„Auf fünfzig Meter gehen! Maschinen kleine Fahrt voraus!“
„Jawohl, Herr Kapitän!“
Wir standen wieder kurz vor dem Netz. Nun mussten wir nur noch unter diesem hindurch tauchen und konnten dann auf große Fahrt gehen, um den Hafen hinter uns zu lassen. Dann zeigte sich auch, wie es nun um die Sicherung im Kanal bestellt war.
Zumindest unter das Netz kamen wir auch jetzt unbeschadet durch. Die Anspannung war trotzdem da – immerhin konnte es gut möglich sein, dass genau dort ein Schiff auf uns lauerte – oder noch schlimmer: Ein Uboot der Briten!
Weder das Eine noch das Andere war allerdings der Fall. Nachdem wir die Sperre passiert hatten ließ ich auf halbe Fahrt gehen. Es wurde Zeit, dass wir hier heraus kamen!
02:41 Uhr
Wir waren wieder in der Straße von Gibraltar. Fünf schnelle Schraubengeräusche hatte Kunze in der Peilung. Mir kam dies komisch vor. Die Tommys hatten doch wohl nicht nur fünf Kriegsschiffe im Kanal, nachdem Gibraltar angegriffen wurde? Vielleicht war ich durch die Ereignisse auf der Hinfahrt ein wenig paranoid, doch irgendetwas stimmte hier nicht.
„Hören Sie ganz genau hin, Kunze! Vielleicht liegen da oben noch welche und haben die Maschinen gestoppt! War im Hafen ja auch so!“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
„Kleine Fahrt voraus.“
Ich wollte nun Sauerstoff sparen. Laut dem LI war er schon wieder ganz gut gesunken und wir hatten noch den gesamten Kanal vor uns. Wenn es genauso wurde wie auf unserem Hinweg dann Halleluja.
Die Batteriespannung machte da weniger Probleme. Zwar war auch sie mittlerweile auf sechzig Prozent gesunken, wir konnten es aber trotzdem getaucht bis in den Atlantik schaffen. Zumindest dann, wenn wir nicht zu Verfolgungsjagden auf unsere Kosten eingeladen wurden.
Ich hatte mich in die Messe zurückgezogen, um einen Eintrag ins Kriegstagebuch zu verfassen.
Logbucheintrag Korvettenkapitän Günther Paulsen, U123, 20. August 1940
Haben in der letzten Nacht Gibraltar angegriffen. Nachdem wir etwa dreizehn Stunden durch den Kanal fahren und uns mit etlichen Zerstörern anlegen mussten habe ich mich dazu entschlossen, erst einmal in einer Bucht hinter Ceta aufzutauchen. Wir hatten ziemlichen Sauerstoffmangel und die Batterie musste auch geladen werden. Dann die Dämmerung abgewartet und nach Gibraltar vorgedrungen. Einen Tanker haben wir versenkt, was auch nicht wirklich überraschend war. Die Briten mussten alles Wichtige bereits evakuiert haben. Bericht für den BdU ist fertig und wird überreicht, wenn wir wieder an Land sind.
07:56 Uhr
„Sind sofort aus dem Kanal raus.“, sagte der LI am Kartentisch. „Noch zweihundert Meter.“
„Nach dem Anmarsch war das hier ja der reinste Spaziergang, was?“ Ich grinste.
„Ja. Ich hatte eigentlich gedacht, dass die Tommys und jetzt erst recht den Hintern aufreißen.“
„Seien wir froh, dass es nicht so gekommen ist.“
Ich begab mich zu Kunze.
„Und?“
„Die Zerstörer liegen alle hinter uns, Herr Kapitän. Allerdings scheinen zwei Frachter vor uns zu sein.“
„Also im Atlantik?“
„Ja, Herr Kapitän.“
„Dann sehen wir uns die doch mal an. Sehrohr ausfahren!“
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„Machen Sie Rohr eins und zwei klar zum Fächerschuss.“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
„Achtung, Schusslösung: Lage Drei-Drei-Zwei, Entfernung 1300, Fahrt sechs.“
„Eingestellt!“
„Torpedos los!“
„Torpedos sind los!“
Während die Aale nun zum ersten Schiff unterwegs waren nahm ich das Zweite ins Visier.
„Rohr drei und vier fertigmachen zum Fächerschuss!“
https://s17.directupload.net/images/190908/9fvknwg4.jpg (https://www.directupload.net)
„Achtung, Schusslösung: Lage Drei-Eins-Sechs, Entfernung 1300, Fahrt sechs.“
„Eingestellt!“
„Rohr drei und vier... los!“
„Sind los!“
Die Torpedos beim ersten Schiff – dem Frachter – saßen schon einmal.
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„Zwei sind am Frachter hochgegangen, Jungs! Jetzt mal schauen, was die anderen machen!“
Auch am Dampfer detonierte einer unserer Aale – der zweite war wohl mal wieder ein Blindgänger.
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„Ach, Mistdreck!“, fluchte ich. Ich hatte auch allen Grund dazu. Den einzigen Effekt, den unser Torpedo hatte war, dass die gegnerische Besatzung eine Dusche abbekam. Da wir momentan auch erst einmal eines der vorderen Rohre nachladen mussten – einen Torpedo hatten wir noch für unser Rohr drei unter Deck – mussten wir nun wohl mit den Heckrohren angreifen.
„Parallelkurs zu den Frachtern! Sehen wir zu, dass wir uns vor sie setzen!“
Das wurde nun ein längeres Unterfangen werden. Die Schiffe waren mit sechs Knoten unterwegs, wir selbst mit sieben. Da wir uns allerdings ohnehin schon etwas vor dem Tramp-Dampfer befunden hatten beschloss ich, diesen zuerst anzugreifen.
„Rohr fünf klarmachen! Sicherheitshalber auch schon Rohr sechs! Den kriegt der Frachter, wenn der Dampfer sinken sollte!“
„Jawohl, Herr Kapitän!“
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„Achtung, Schusslösung: Lage Zwei-Fünf-Null, Fahrt sechs, Entfernung fünfhundert.“
„Eingestellt!“
„Rohr fünf los!“
„Rohr fünf ist los!“
Es dauerte nicht lange, bis der Torpedo sein Ziel traf.
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„Will das Teil immer noch nicht absaufen?!“
Ich atmete tief durch, um nicht vollkommen in die Luft zu gehen. Nun musste ich schauen, was ich machte. Einen Torpedo hatten wir noch für vorne und zwei für hinten – davon einer geladen. Danach war erst einmal Schluss und wir mussten warten, bis wir die restlichen Torpedos von Deck holen konnten.
„Was macht der Frachter, Kunze?“
„Schleicht mit zwei Knoten herum, Herr Kapitän.“
„Der Dampfer?“
„Hat die Geschwindigkeit erhöht.“
Damit war klar, welches unser Ziel war.
„Rohr sechs auf den Frachter!“
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Da allerdings hatte der Dampfer etwas gegen. Dieser Mistkerl fuhr auf Höhe des Frachters und stoppte dann seine Maschinen. Wie Kunze berichtete tat der Frachter es ihm gleich.
„Das gibt es nicht! Diese verdammten Hunde!“
Ich war sauer. Solch eine Dreistigkeit hatte ich nicht erwartet. Nun, dann mussten wir es anders machen. Laut Erkennungshandbuch hatte der Frachter einen Tiefgang von neuneinhalb Metern – der Dampfer dagegen einen von nur knapp neun Metern. Wir konnten unseren Torpedo also unter dem Kiel des vor uns liegenden Schiffes hindurch schicken und ihn am Frachter detonieren lassen. Dazu mussten wir – und dies besserte meine Laune nicht gerade – einen Magnetzünder verwenden. Dass dieser nicht zündete war mit großer Wahrscheinlichkeit der Fall. Eine andere Möglichkeit gab es nicht, denn das Nachladen von Rohr drei dauerte noch immer knappe zehn Minuten. Zumal mussten wir dann wieder wenden und dazu war mir das Risiko zu groß, doch noch auf irgendwelche Kriegsschiffe zu treffen – immerhin befanden wir uns noch sehr dicht zur Straße von Gibraltar.
„Maschinen stopp!“
„Achtung, Schusslösung für Rohr sechs: Lage Zwei-Vier-Zwei, Entfernung 1100, Fahrt Null. Lauftiefe Torpedo: Elf Meter. Magnetzündung.“
„Eingestellt!“
„Rohr sechs los!“
„Rohr sechs ist los!“
Damit hatte sich das Schicksal des Schiffes wohl erledigt. Unser Torpedo würde den Kahn aus dem Wasser sprengen – dessen war ich mir sicher.
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Nun ja – zwar wurde das Schiff nicht – wie ich erwartet und auch ein Stück weit befürchtet hatte – 'aus dem Wasser gesprengt' – doch immerhin sank es.
„Also, Männer! Ab nach Hause! Auftauchen, wenn keine Gefahr mehr besteht!“
Am 20. August 1940 versenkte U123 unter dem Kommando von Korvettenkapitän Günther Paulsen einen M39-Frachter mit 5.423 BRT nach drei Torpedotreffern im Nordatlantik.
Nordatlantik
20. August 1940
15:00 Uhr
Unsere Batteriespannung war auf 25 Prozent gesunken, der Sauerstoff auf fünfzig Prozent. Lange konnten wir also nicht mehr unter Wasser bleiben. Mittlerweile waren wir zwar aus dem Gröbsten raus was feindliche Schiffe anging; doch geschafft hatten wir es noch nicht. Noch jetzt hatten wir drei schnelle Schraubengeräusche in der Horchpeilung. Wenn diese nicht mehr zu hören waren und auch sonst kein Schiff hinzukam wollte ich den Befehl zum Auftauchen geben. Es wurde Zeit, dass wir wieder an die frische Luft kamen!
Etwa eine Dreiviertelstunde später war es dann soweit. Wir hatten keine Horchpeilungen mehr und tauchten nun wieder auf.
„Ah! Was ein Wetter!“
„Herrlich! Was, IWO? Hier merkt man, dass man noch am Leben ist!“
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„LI, beeilen Sie sich mit dem Verladen der Torpedos! Noch können wir es!“
„Jawohl, Herr Kapitän!“
Ich beugte mich zum Sprechrohr.
„Schicken Sie einen Bericht an den BdU, Junkers. Sind auf dem Rückweg.“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
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Ich genoss das Wetter richtig. Nach der langen Fahrt durch den Kanal brauchte ich das hier einfach.
„Herrlich!“
16:00 Uhr
„Funkspruch, Herr Kapitän – zwei Stück.“
„Übernehmen Sie, IWO.“
Ich begab mich in die Zentrale und weiter zum Funkraum. Dort nahm ich beide Zettel entgegen. Der Erste war eine Information aus dem Propagandaministerium. Die Italiener operierten ab jetzt im Mittelmeer und an der afrikanischen Küste. Sehr gut – das brachte uns in großen Schritten weiter, wenn es um den Atlantik ging. Kommentarlos legte ich diesen Zettel zu den anderen.
Der Zweite kam vom BdU und war an uns gerichtet. Man gratulierte uns zu unserem Erfolg und wies uns an nach Lorient zu laufen. Also doch – wir waren versetzt worden. Dies musste ich nun wohl oder übel meinen Männern klarmachen.
Eine Viertelstunde später hatten sich alle im Heckraum versammelt. Wieder einmal war es gerammelt voll.
„Jungs, hört mal her! Ich möchte mich zuerst bei Euch bedanken für das, was Ihr alle auf dieser Fahrt geleistet habt! Ich bin stolz auf Euch! Dennoch gibt es nun auch etwas, das ich Euch sagen muss. Es wird nicht nach Wilhelmshaven zurück gehen.“
Die Männer sahen verwirrt aus. Einige tuschelten miteinander und der IWO musste für Ruhe sorgen.
„Unsere Flottille hat nun auch nach Frankreich verlegt. Die neue Basis ist Lorient.“
Einige machten nun besorgte Gesichter und ich wusste, dass sie an ihre Familien dachten. Wir alle kamen wohl nicht mehr so oft nach Hause, wie wir es gerne wollten. Dennoch mussten wir uns nun damit abfinden.
„Jungs ich weiß, dass es erst mal nicht schön ist. Ihr wollt alle zu Euren Lieben, das weiß ich. Aber man hat uns nun verlegt. Da können wir nichts dran ändern. Außerdem hat auch Frankreich schöne Seiten.“
Dies sagte ich nur, um meine Besatzung aufzuheitern. Ich war selber nie in Frankreich gewesen und konnte deshalb auch nichts zum Land selber sagen. Allerdings schien meine Taktik zu funktionieren, denn die Männer sahen nicht mehr so trübsinnig aus wie zuvor.
„Wir werden in vier Tagen in Lorient einlaufen. Bis dahin noch einmal Wachsamkeit, Jungs! Ich weiß, dass Ihr das könnt! Das ist alles.“
20:40 Uhr
Langsam kam der Sturm um uns herum mächtig in Fahrt. Wir wurden gut durchgeschüttelt und mussten uns inzwischen am Turm fest machen, um nicht über Bord gespült zu werden. Dennoch schien ein Jeder von uns froh über dieses Wetter zu sein. Nach der langen Tauchfahrt im Kanal und in Gibraltar konnte ich das verstehen.
„Verdammte Scheiße mit der Flak!“, grummelte der IIWO neben mir. „Die können wir vergessen!“
„Seien wir froh, dass wir nicht nach Wilhelmshaven müssen, Leutnant.“
Ich sah zu den beiden Geschützen, deren Läufe traurig herunter hingen.
„Wir haben durch die Royal Air Force erst einmal nichts mehr zu befürchten. Bei dem Mistwetter hier erst recht nicht.“
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24. August 1940, 09:01 Uhr
Wir standen nun kurz vor Lorient. Ich war gespannt darauf, wie der Hafen aussah und was uns dort erwartete. Wenn man auch die Musikkapelle und die Wochenschau mit nach Frankreich genommen hatte durften wir uns wohl wieder auf einen pompösen Empfang gefasst machen. Schon jetzt rollte ich beim Gedanken daran genervt mit den Augen. Dem IWO erging es da ganz anders. Voller Stolz stand er auf der Brücke und freute sich sichtlich auf das, was uns alle erwartete. Ich schüttelte nur den Kopf und steckte mir eine Zigarette an.
„Dann schauen wir mal, was uns erwartet.“
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Während wir nun weiter auf unsere neue Basis zuliefen besah ich mir die Insel, welche an unserer Backbordseite lag.
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13:04 Uhr
Wir liefen nun in Lorient ein.
„Meine Güte ist das verwinkelt hier!“
„Ja, Herr Kapitän. Allerdings ist es wesentlich besser als in Stralsund.“
„Stralsund? Das ging doch. Waren Sie mal in Kaseburg?“
„Sind Sie da stationiert gewesen?“
„Da hat mein Vater sein Segelschiff liegen.“
Ich blickte wieder durch mein Fernglas.
„Vorsicht jetzt, Männer! Da hinten ist schon der Hafen.“
„Was macht der Diesel?“
„Laut dem LI ist er auf zehn Prozent gesunken.“
„Dann seien wir mal froh, dass wie nicht nach Wilhelmshaven mussten.“
Eine Viertelstunde später lag unser Boot vertäut an der Pier und meine Männer waren auf ebendieser angetreten. Natürlich waren die Kapelle, der Stab vom BdU nebst Admiral Dönitz, unzählige Schaulustige und auch unser Flottillenchef anwesend. Auch die Wochenschau wuselte auf der Pier herum und versuchte alles auf Bild und Ton zu bekommen.
„Korvettenkapitän Paulsen! Herzlich Willkommen in Lorient!“
„Vielen Dank, Herr Admiral!“
„Mensch, Paulsen! Ich weiß gar nicht, was ich Ihnen noch sagen soll! Sie können sich nicht vorstellen, wie stolz wir auf Sie und Ihre Männer sind! Ein wahres Meisterwerk, was Sie da vollbracht haben!“
Er winkte eine Ordonanz herbei und ich wusste genau, was jetzt kam.
„Korvettenkapitän Paulsen! Hiermit verleihe ich Ihnen die Brillanten zum Ritterkreuz mit Eichenlaub und Schwertern!“
Er befestigte diese an meinen Orden. Dann trat er einen Schritt zurück und salutierte. Ich tat es ihm gleich. Die Reporter belagerten uns beide und ich spürte wieder den Wunsch, mich augenblicklich verkrümeln zu können.
„Korvettenkapitän Fischer erwartet Ihren Bericht über Gibraltar, Paulsen. Im Anschluss an die Ordensverleihung wird es eine kleine Besprechung geben.“
Unser Flottillenchef, welcher neben Dönitz stand nickte. In seinen Augen sah ich ebenfalls Stolz.
„Verdammt, Paulsen! Eines können Sie mir glauben: Ich hätte mich das nicht getraut!“, sagte er leise und zwinkerte mir zu. Ich lächelte zurück.
Nun waren meine Offiziere an der Reihe. IWO Bayer, IIWO Overfurth und LI Siegfried wurden allesamt zum Oberleutnant zur See befördert. Der IWO erhielt zudem das Eiserne Kreuz zweiter Klasse, der IIWO das Ritterkreuz und der LI das deutsche Kreuz. Auszeichnungen, die sich gerade die beiden Letztgenannten mehr als nur verdient hatten.
„So, meine Herren! Ich möchte Sie nun nicht weiter mit den lästigen Pflichten aufhalten, sondern Ihnen die Gelegenheit zum Feiern geben! Sie alle haben es sich mehr als nur verdient!“
Ich drehte mich nun zu meinen Männern um, nachdem ich den Admiral militärisch korrekt verabschiedet hatte. Anstatt meiner üblichen Worte grinste ich heute nur.
„Die erste Runde geht auf mich, Jungs!“
Auf seiner siebten Feindfahrt versenkte Korvettenkapitän Günther Paulsen mit U123:
19. August 1940
Tribal Zerstörer HMS Bedouin mit 1.850 BRT nach einem Torpedotreffer.
J Klasse Zerstörer HMS Jackal mit 1.630 BRT nach einem Torpedotreffer.
20. August 1940 (Gibraltar)
Großer Tanker mit 18.192 BRT nach zwei Torpedotreffern.
Regulär:
M39-Frachter mit 5.423 BRT nach drei Torpedotreffern.
Tonnage auf dieser Fahrt: 27.095 BRT
Gesamttonnage: 213.744 BRT
Ganz grosser Bahnhof am Ende der Fahrt und auch wohlverdient...:top: Wann hat den die Marinebasis Lorient den ersten U-Boot-Bunker...??
herzlichste grüsse
Hohenlohe...:)
Werter Hohenlohe,
der Marinestützpunkt in Lorient stand ab Juni ´40 zur Verfügung. Die 2. U-Flottille hat im August/September dorthin verlegt.
Werden auf den Grafiken nur eine Hafenpier oder auch U-Boot-Bunker angezeigt, werter Voetmann…??
herzlichste grüsse
Hohenlohe, der Neugierige...:top: *GUTE JAGD!!*
Die Piers werden angezeigt.
Danke vielmals für eure Erklärung...:top:
herzlichste grüsse
Hohenlohe...:)
Gern geschehen, werter Hohenlohe! :-)
Lorient
25. August 1940
10:00 Uhr
Wie gerädert standen wir alle am nächsten Morgen auf der Pier. Die Nacht war lang – viel zu lang, wie ich nun merkte. Bis in die frühen Morgenstunden hinein hatten wir gefeiert und ich wunderte mich, dass wir alle noch – mehr oder weniger – gerade stehen konnten. Sämtliche Kameraden anderer Boote hatten mit uns auf unseren Erfolg angestoßen. Ich wusste gar nicht, dass tatsächlich so viele Leute zur gleichen Zeit im Hafen waren.
„Jungens, meinen Glückwunsch!“, sagte ich und spürte deutlich, dass ich noch immer ein wenig lallte. Ich räusperte mich.
„Keiner von uns hatte erwartet, dass die Fahrt ein solches Ende nehmen würde und vor allem, dass wir uns aus solch kniffligen Situationen retten können würden! Ihr alle habt hervorragende Arbeit geleistet und ich bin verdammt stolz auf Euch!“
Nun lächelten die Männer. Ich sah ihnen an, dass auch sie noch immer müde und benommen waren. Allzu lange wollte ich sie deshalb auch nicht leiden lassen – obwohl die frische Luft uns allen gut tat.
„Deswegen habt Ihr die Auszeichnungen, die Ihr nun erhalten werdet mehr als verdient!“
Fähnrich Kunze und Matrosengefreiter Langenscheidt, die am Hydrophon wirklich erstklassige Arbeit geleistet hatten bekamen das Eiserne Kreuz zweiter Klasse und jeweils ein Uboot-Kriegsabzeichen. Die Jungs an den E-Maschinen bekamen ebenfalls das Uboot-Kriegsabzeichen und drei weitere die Uboot-Frontspange. Ich sah in ihre lächelnden und stolzen Gesichter, als die Verleihung abgeschlossen war.
„Wahrhaft gute Männer, alle miteinander! Ich weiß, dass wir noch viele weitere Einsatzfahrten gemeinsam bestreiten werden!“
„Jawohl, Herr Kapitän!“
„Urlaubsscheine liegen in der Kommandantur bereit! Geht zu Euren Liebsten! Gute Heimreise!“
„Danke, Herr Kapitän!“
Während sich die Jungs nun auf den Weg zur Kommandantur machten folgte ich ihnen. Ich hatte noch den Bericht zur letzten Fahrt zu schreiben und mich anschließend bei Korvettenkapitän Fischer einzufinden. Innerlich hoffte ich, dass ich nach ein paar Tassen Kaffee wieder fit war.
15:00 Uhr
„Verdammt gute Arbeit, Paulsen!“ Korvettenkapitän Fischer reichte mir ein Glas Whiskey. „Sie können verdammt stolz auf sich sein!“
„Es war weniger meine Leistung, Herr Korvettenkapitän. Meine Jungs haben die meiste Arbeit erledigt.“
„Genau das mag ich an Ihnen, Paulsen. Sie denken nicht nur an sich selbst! Aber die Befehle haben immerhin Sie gegeben, nicht wahr?“
„Wohl richtig, Herr Korvettenkapitän.“
„Sehen Sie! Also sind Sie nicht ganz unbeteiligt an Ihrem Erfolg! Sie sind Derjenige, bei dem alles zusammenläuft!“
Ich sagte nichts, sondern nickte nur.
„Nun haben wir dank Ihnen wichtige Erkenntnisse darüber, wie stark die Briten bei Gibraltar vertreten sind.“
Korvettenkapitän Fischer wirkte zufrieden, als er meinen Bericht erneut zur Hand nahm.
„Das war eine ausgezeichnete Arbeit von Ihnen und Ihren Männern. Für andere Boote sind diese Informationen überlebenswichtig.“
Ich schluckte. Andere Boote? Hatten man etwa vor, erneut ein Uboot dadurch zu jagen? Bei diesem Gedanken wurde mir ganz anders. Doch ich schwieg beharrlich und nahm einen weiteren Schluck Whisky. Da wollte man tatsächlich weitere Boote durch die Straße von Gibraltar schicken. Ich konnte es nicht fassen! Gerade mit dem, was wir alles zusammengetragen hatten sollte man meinen, dass es dem BdU zu riskant war – doch das war es nicht. Schön und gut, dieser Weg war der einzige, der ins Mittelmeer führte – doch trotzdem! Ich hoffte bloß, dass die anderen Besatzungen genügend Zeit hatten sich die Unterlagen durchzulesen und dementsprechend ihre Strategie zu planen. Etwas, das wir selbst nur bedingt getan hatten. Geschuldet war dies allerdings der Tatsache, dass wir nichts über die dortigen Abwehrmaßnahmen wussten. Nun waren wir schlauer und ich beschloss, mich allerhöchstens im Frieden oder aber mit einem weitaus moderneren Uboot nochmals durch die Straße von Gibraltar zu wagen. Da es beides nicht gab und es auch nicht so aussah als würde sich dies bald ändern bedeutete dies, dass ich dort nicht noch einmal hinfahren wollte.
Nach dem Gespräch mit dem Flottillenchef hatte ich einen Termin beim Werftleiter. Dieser war alles andere als angetan über den Zustand unseres Bootes.
„Da haben Sie sich ja ordentlich beschießen lassen.“, meinte er etwas angesäuert, als ich bei ihm eintraf. „Bisher waren Sie mir der liebste Kunde, Herr Kapitän.“
„Glauben Sie mir, Schmitz: Auf diesen Beschuss hätte ich auch verzichten können! Kriegen Sie das Boot in einem Monat wieder fertig?“
„Kaum! Da werden Sie etwas länger warten müssen. Hier eine Unterschrift.“
Ich signierte die Papiere.
„Und sehen Sie zu, dass das nicht nochmal vorkommt!“
„Sagen Sie das mal den Tommys.“
Ich besah mir U123, während Schmitz verärgert davon rauschte und war heilfroh, dass es nur die Flak erwischt hatte. Die Wasserbomben waren teilweise sehr gut platziert gewesen und auch der sinkende Zerstörer hätte uns in die Tiefe gerissen, wenn er nur ein paar Zentimeter näher an unserem Turm gewesen wäre. Das war einfach pures Glück gewesen, bei all unseren Aktionen!
„Na dann... auf nach Hause!“
Kiel
28. August 1940
15:46 Uhr
Gibraltar... ja, das war eine gute Leistung – eine zu gute, wie mir auf der Fahrt von Lorient nach Kiel auffiel. Ich dachte ja, dass es nach Scapa Flow nicht schlimmer kommen konnte, doch da hatte ich mich geirrt. Ich hatte das Gefühl, dass jeder, der mich auf dem Weg sah mir gratulierte und mit Lobpreisungen geradezu überschüttete. Dabei war es egal, ob er Soldat war oder nicht.
Leider war es auch so, dass es nicht ein einziges freies Abteil in den Zügen gab, weshalb ich mit fünf oder sechs Leuten zusammen saß, die anscheinend alle keine anderen Gespräche führten als über Gibraltar und das, was dort unten geschehen war. Es war schlimm! Nie kam mir eine Reise nach Hause so lang vor wie dieses Mal. Allerdings hatte dies weniger damit zu tun, dass es nun ein paar Tage dauerte, bis ich wieder in Kiel war.
Heute dann kam ich endlich wieder in der Heimat an. Ich hatte mich auf den schnellsten Weg zu unserer Wohnung begeben und versuchte den Menschen weitestgehend aus dem Weg zu gehen. Glücklicherweise klappte das auch, denn ich benutzte einige Abkürzungen. Dennoch war es natürlich nicht ganz möglich, jedem aus dem Weg zu gehen. Einige Leute passierten und grüßten mich, sagten allerdings nichts Weiteres – vor allem nichts über Gibraltar, wofür ich mehr als dankbar war.
Meine Frau war wohl diejenige, die alle toppte. Kurz nachdem ich die Wohnung betreten hatte fiel sie mir um den Hals und wir beide stürzten beinahe nach hinten.
„Günther! Meine Güte, Günther!“
Sie schluchzte in meine Schulter.
„Ich kann nicht glauben, dass Du hier bist... und noch lebst!“
Ich streichelte meiner Frau über den Rücken. Auch ich war mehr als froh, dass ich gesund nach Hause gekommen war.
„Was habe ich Dir vor einem Jahr gesagt, Rika? Hm?“
Ich lächelte sie an, als wir uns voneinander lösten. Sanft strich ihr ihr über die Wangen und wischte die Tränen weg. Auch sie lächelte nun.
„Dass Du... dass Du immer nach Hause kommen würdest.“, hickste sie und ich nickte.
„Ganz genau, Liebling – und dieses Versprechen halte ich!“
„Aber Du hast auch versprochen, dass Du mir immer sagst wo Ihr hingeschickt werdet.“
Kurz sah ich zu Boden. Ja, das hatte ich. Ich hasste mich beinahe dafür, dass ich es schon mehr als einmal nicht einhalten konnte. Allerdings war es auf der letzten Fahrt etwas Anderes. Niemand durfte erfahren, wohin wir fuhren – es war sicherer.
„Ich weiß, Rika – aber das war wichtig für unsere Unternehmung! Ansonsten hätte es dort unten weitaus schlimmer ausgesehen als ohnehin schon.“
„Ich hätte nichts verraten, Günther! Niemals hätte ich Dich in Gefahr gebracht!“
„Das weiß ich. Aber man kann nie wissen, was nicht doch alles durchdringt – auch wenn man es selber nicht bemerkt.“
Erika nickte nur und führte mich in die Wohnung. Erst jetzt bemerkte ich, wie müde ich war. Die letzten Tage hatten mich ziemlich geschafft und ich wollte nichts lieber als mich in mein Bett zu legen und ein paar Stunden schlafen. Ich strich mir über die Augen und versuchte ein Gähnen zu unterdrücken.
„Mein armer Schatz.“, meinte Erika lächelnd und gab mir einen Kuss. „Willst Du was Essen oder erst einmal schlafen?“
„Liebend gerne beides, Rika. Aber ich glaube ich nehme das Zweite. Tut mir Leid, doch ich bin müde.“
Sie verstand. Ich war mehr als dankbar über diesen Umstand und machte mich auf den Weg in unser Schlafzimmer. Ein paar Stunden erholsamen Schlafes und danach etwas anständiges zu Essen würden mir mehr als nur gut tun. Selig legte ich mich auf die weiche Matratze. Wie sehr hatte ich dies vermisst! Ein richtiges, warmes Bett! Es dauerte nicht lange, bis ich in einen ruhigen Schlaf gefallen war.
Kiel
4. September 1940
16:57 Uhr
Über ein Jahr befanden wir uns nun im Kriegszustand. Viel war passiert in diesem Zeitraum – viel zu viel. Angefangen mit unserem Überfall auf Polen und der Kriegserklärung an dieses Land, gefolgt von den Kriegserklärungen Großbritanniens und Frankreichs an uns. Nie hätte ich gedacht, dass es solche Ausmaße annahm. Bis zuletzt hatte ich gehofft, dass sich die Wogen glätten und der Krieg verhindert werden konnte. Eine Hoffnung, die sich nicht erfüllte. Als dann auch noch Dänemark und Norwegen vor ein paar Monaten überfallen und eingenommen wurden ahnte ich, dass dieser Krieg sich unaufhaltsam ausbreitete. Zuletzt kam ab Juni Frankreich dazu. Damit war auch dem Letzten klar, dass dies hier ein Konflikt war, der gut und gerne mehrere Jahre dauern konnte.
Dazu kamen noch die Sachen, welche ich selber erlebt hatte. Vor fast einem Jahr unsere erste Feindfahrt mit U48 und dem Einbruch in Scapa Flow. Wie viele Menschen hatten wir dort getötet? Wir hatten immerhin einen Flugzeugträger und ein Schlachtschiff angegriffen. Gerade beim Träger war ich mir sicher, dass nicht allzu viele überlebt hatten. Dann kam noch der Zerstörer, welchen wir im Hafen nahezu aus dem Wasser sprengten; auch dieses Inferno hatten sicherlich nur wenige überlebt – wenn überhaupt. Dann diverse andere Fahrten, auf denen wir dutzende Schiffe versenkt hatten und natürliche unsere letzte Fahrt nach Gibraltar. Fast schon war ich froh darüber, dass wir im Hafen kein Großkampfschiff entdeckt hatten. Der Tanker allerdings hatte auch schon gereicht.
Dann die ganzen Orden. Orden für etwas, das eigentlich keine Auszeichnung verdiente. Für das Töten von Menschen. Von Vätern, Söhnen, Ehemännern, Brüdern... Seeleuten, die einfach nur wieder heil nach Hause kommen wollten – genau wie wir. Sie alle würden ihre Familien nie wiedersehen. Dies brachte mich auch zu einer Frage, welche ich mir schon mehrmals gestellt hatte: Wann waren wir dran? Wann verließ uns unser Glück und unseren Familien würde es so ergehen wie jenen, denen wir die Liebsten genommen hatten? Ich dachte an Erika und an meine Eltern. An all meine Freunde und Bekannten, die ich hier hatte – und ganz besonders an die Familien meiner Männer. Sie alle würden viel durchmachen müssen, wenn wir versenkt wurden. Würden gewiss leiden, genau wie unzählige Familien es hierzulande schon taten. Soweit durften wir es nicht kommen lassen!
Ich als Kommandant war natürlich dafür verantwortlich, das weder dem Boot noch meinen Jungs etwas passierte. Ich musste dafür Sorge tragen, dass wir von jeder Fahrt glücklich und vor allem lebend zurückkehrten. Mehr als einmal hatte ich dies schon getan – und das zweimal nur sehr knapp. Noch immer steckte mir der Beinahe-Zusammenstoß mit dem Zerstörer in den Knochen. Was wäre gewesen, wenn ich nur eine Sekunde länger gezögert hätte? Wenn ich zu spät den Befehl zum Alarmtauchen gegeben hätte oder gar nicht? Wenn ich den Torpedo etwas später losgeschickt hätte? Ich würde jetzt nicht mit meiner Frau in Kiel sitzen. Wir alle wären dann jetzt nicht mehr hier.
Auf unserer vorletzten Fahrt war es beinahe das Gleiche gewesen – ob nun durch den Frachter, den wir beinahe gerammt hätten oder dem Zerstörer, der uns entdeckt hatte. Hätte Letzterer die Wasserbomben etwas früher geworfen hätte er uns voll erwischt. Immerhin war der Kerl genau über uns hinweg gefahren.
Ja, wir hatten ein bestialisches Glück auf unseren Fahrten - bis jetzt. Zweimal sind wir durch den Ärmelkanal gefahren, zweimal durch die Straße von Gibraltar. Hatten zwei Häfen erfolgreich angegriffen und ein Überwassergefecht mit einem Zerstörer geführt – und waren immer noch am Leben.
Ich schüttelte den Kopf. Eigentlich hatte ich nicht zu viel darüber nachdenken wollen. Es brachte mich nicht weiter und mein Vorhaben, in meinem Urlaub nicht an den Krieg zu denken war damit auch hinfällig. Obwohl es mich ohnehin mittlerweile wirklich Mühe kostete dieses aufrecht zu erhalten. Man merkte nun auch bei uns, dass der Krieg allgegenwärtig war. Nicht nur draußen auf den Straßen, sondern auch in meinem Bekanntenkreis. Zwar hatte ich seit dem Streit an meinem Geburtstag nicht mehr mit Bernd über die Flüchtlinge gesprochen, doch ich sah ihm an, dass dieses Thema für ihn noch lange nicht erledigt war. Ich wusste, dass er enttäuscht und auch ein wenig wütend über meine Haltung war, doch ich konnte nichts anderes tun. Wer wusste schon, ob ich durch mein Einmischen in diesen Sachen nicht auch die Sicherheit meiner Familie gefährdete. Dies wollte ich unter keinen Umständen riskieren und hielt mich daher geschlossen, auch wenn ich genauso dachte wie mein Schulfreund.
Was taten wir hier nur? Was tat ich? War das alles wirklich notwendig? Dieses verdammte Blutvergießen ohne jeden Sinn und Zweck? Und was war danach? Wie ging es nach dem Krieg weiter? Wollten alle diese Sache unter dem Teppich kehren, so als ob nie etwas geschehen war? Würde es uns gelingen? Wahrscheinlich nicht. Wir konnten dann nicht so weitermachen wie bisher und diese Tatsache beunruhigte mich. Hatte denn keiner etwas aus dem letzten Krieg gelernt? Waren die ganzen Opfer nicht schon genug, musste es unbedingt genauso weitergehen – nur etwa zwanzig Jahre später?
Ich stand auf. Nein, die Gedanken musste ich sofort abschütteln! Es brachte nichts, wenn ich jetzt in Grübeleien versank. Ich war Soldat und musste meine Pflicht tun, Ablenkungen konnte ich mir nicht erlauben. In dieser Form erst recht nicht! Das konnte schließlich unser aller Ende sein.
„Alles in Ordnung mit Dir?“ Erika, welche auf einem der Stühle am Küchentisch saß, sah mich fragend an.
„Hm? Ja, alles gut.“ Ich setzte mich ihr gegenüber und schaute zum Fenster. Es war ein herrlicher Tag draußen. Mir kam eine Idee.
„Wie wäre es mit einem langen, ausgedehnten Spaziergang, Rika? Das ist genau das, was ich jetzt brauche!“
Sie lächelte.
„Das wäre perfekt!“
Kiel
20. September 1940
13:33 Uhr
An diesem Tage dann gab es wieder einmal eine Situation, die mir viel Freude bereitete. Nach dem gemeinsamen Mittagessen hatte Erika sich mit einer Freundin verabredet, während ich in meiner Stammkneipe mit Karl zusammen saß. Wir redeten viel miteinander und tauschten Neuigkeiten aus. Ich war froh zu erfahren, was sich alles in Kiel getan hatte – auch wenn es nicht immer schön war. Dass Karl sich so besorgt über die jetzige Situation zeigte verunsicherte mich etwas. Schon als kleiner Junge hatte ich zu ihm aufgesehen und war begeistert, dass er stets so stark und besonnen wirkte. Nie hatte er mir gegenüber Bedenken geäußert oder war sonst in irgendeiner Form ängstlich gewesen. Dies hatte in mir immer das Gefühl hervorgerufen alles sei in bester Ordnung. Vielleicht war ich etwas zu naiv gewesen.
„Du hast doch irgendetwas, Günther. Was ist los?“
Ich nahm einen Schluck des Bieres, welches vor mir auf dem Tisch stand. Wie immer hatte Karl Recht. Er merkte es einem förmlich an, wenn nicht alles in Ordnung war. Dafür hatte er scheinbar einen sechsten Sinn.
„Ich mache mir Sorgen um einen Freund.“
„Ist er im Kriegseinsatz?“
„Nein, ist er nicht. Es geht um etwas Anderes.“
„Willst Du darüber reden?“
Kurz überlegte ich, ob ich es tun sollte. Karl würde nichts verraten, da war ich mir sicher. Doch ich konnte nicht wissen, ob nicht doch etwas an die Öffentlichkeit gelangte. Ich wollte niemanden in Gefahr bringen, wenn Bernd aufflog. Es reichte schon, dass ich selber in diese Sache verstrickt war. Zwar arbeitete ich nicht mit ihm zusammen, doch immerhin wusste ich von der Sache.
Doch was sollte ich sonst tun? Ich brauchte dringend Rat – und diesen konnte mir nur ein weiterer guter Freund geben. Doch ich wollte auch Bernd nicht verraten. Ich saß also in der Zwickmühle!
„Nun... ja... Du wirst sicher verstehen, dass ich nicht alles sagen kann. Aber ich brauche trotzdem Deinen Rat, Karl.“
Ich atmete tief durch.
„Wie würdest Du Dich verhalten wenn Du herausfindest, dass jemand etwas tut... was völlig korrekt und nachvollziehbar ist... er es allerdings nicht darf?“
„Was meinst Du?“
„Wenn sich jemand gegen die Führung stellt?“
„Gegen den Führer?“
„Ja.“
Karl nahm einen Schluck aus seinem Glas und sah mich dann wieder an. Nun konnte ich in seinem Gesicht Sorge erkennen.
„Redest Du von Dir selbst?“
„Nein.“
„Sicher?“
„Ja.“
„Da bist Du in etwas hineingeraten, Günther. Wenn ich Dir einen Tipp geben darf: Halte Dich von diesen Leuten fern!“
Ich wusste, dass Karl es nicht böse meinte – oder etwa aus dem Grund, dass er diese Leute verabscheute. Egal, ob es nun die Helfer waren oder diejenigen, denen sie halfen. Es war mehr der Tatsache geschuldet, dass er sich Sorgen um mich machte.
„Das kann ich nicht, Karl. Er ist ein sehr guter Freund.“
„Es könnte Dich aber in Gefahr bringen – und auch Deine Familie!“
Ja, das war mir bewusst. Genau deshalb wollte ich damit nichts zu tun haben – auch wenn ich gerne helfen würde.
„Was soll ich tun, Karl?“
„Tja, mein Lieber. Das musst du selber wissen. Allerdings solltest Du an meine Warnung denken.“
Ich nickte. Das war wirklich ein Teufelskreis, in welchem ich da steckte. Einerseits wollte ich Bernd helfen, andererseits aber brachte ich uns alle damit in Gefahr. Das Leben war manchmal wirklich ungerecht!
„Wie geht es eigentlich Deiner Familie? Ist alles gut? Vor allem jetzt, wo Du in Frankreich bist?“
Ich war mehr als dankbar für diesen Themenwechsel.
„Ja, es ist alles bestens. Erika hat es doch besser aufgenommen als ich gedacht hatte.“
„Das freut mich zu hören.“
Wir unterhielten uns nun über Frankreich. Auch Karl war vor einigen Jahren mit seiner Familie dort gewesen. Es war ein Besuch bei Verwandten gewesen, welche in den Zwanzigern dorthin ausgewandert waren. Er hatte nur Gutes über dieses Land zu verkünden. Ich kannte es noch nicht und konnte deshalb auch nichts darüber sagen, hörte aber interessiert zu. Vielleicht war es mir irgendwann einmal nützlich.
Die Tür der Wirtschaft ging auf und zwei Männer kamen herein. Einen davon kannte ich flüchtig, da er in der Nähe wohnte; der Zweite jedoch ließ meine Stimmung wieder ansteigen und ich lächelte. Es war mein früherer IWO Oberleutnant Stefan Tillmann. Auch er erkannte mich und kam zu unserem Tisch. Schon freute ich mich auf ein schönes Gespräch mit einem weiteren Menschen, den ich mochte.
„Herr Kaleun! Schön Sie zu sehen!“
„Kaleun? Hat man Dich wieder degradiert?“, grinste Karl. Oberleutnant Tillmann sah mich an.
„Oh, Entschuldigung! Das macht die Gewohnheit. Herr Kapitän.“
Ich winkte ab.
„Seit wann denn wieder so förmlich, Stefan?“, zwinkerte ich und grinste leicht. „Wie geht es Dir? Mit dem neuen Kommando alles klar?“
Er setzte sich an unserem Tisch, nachdem ich auf dem Stuhl neben mir gedeutet hatte.
„Ja, danke. Bis jetzt kann ich nicht klagen. Und bei Dir? Wie ist mein Nachfolger so?“
„Willst Du das wirklich wissen?“
Stefan sah mich stirnrunzelnd an.
„So schlimm?“
„Sein Vater ist in der Partei.“
Tillmann sog hörbar die Luft ein. Auch er wusste wohl genau, was dies hieß.
„Na super! Und das auf dem Boot...“
„Du sagst es. Was machst Du eigentlich in Kiel?“
„Ich bin gerade auf dem Weg nach Wilhelmshaven. Meine Frau und ich haben Urlaub in Stralsund gemacht und da dachten wir, dass wir Bekannten von mir noch einen Besuch abstatten.“
„Wo ist denn Deine Frau?“
„Schon dort. Ich wollte mir noch ein wenig die Beine vertreten und bin dann hier gelandet.“
Ich lächelte, denn dieser Besuch war wirklich eine Abwechslung für mich. Ich vermisste Stefan auf meinem Boot und war froh, dass ich wieder einmal ein paar Worte mit ihm wechseln konnte. Er war nun bei der siebten Flottille in St. Nazaire stationiert. Wie ich hörte war auch er ziemlich erfolgreich auf seinen Fahrten. Es war also doch das eingetroffen, was ich gesagt hatte – er war ein guter Kommandant.
Natürlich hatte auch er – wie alle anderen – erfahren, dass ich auf meiner letzten Fahrt in Gibraltar war. Er war beeindruckt und besorgt zugleich – zumindest nachdem ich ihm erzählt hatte, was dort unten alles vorgefallen war.
„Wir hatten ja schon immer Glück auf unseren Fahrten.“, sagte er, als ich bei der Stelle mit dem zweiten sinkenden Zerstörer angekommen war. „Aber so? Mein Gott, Günther... das hätte ins Auge gehen können!“
In den folgenden Stunden unterhielten wir drei uns noch über alles mögliche. Ich wurde von dem abgelenkt, was mich zurzeit bedrückte und war mehr als dankbar dafür. Mit zwei Personen zusammen zu sein, die ich sehr mochte war nun genau das, was ich brauchte. Ich erfuhr viel aus Stralsund, in dem mein ehemaliger IWO die letzte Woche verbracht hatte und auch über die Atlantikfront fiel das ein oder andere Wort. Noch schienen unsere Boote erfolgreich zu sein – doch wie lange hielt sich dies noch? Die Tommys rüsteten auf, das hatte auch ich schon zu spüren bekommen. Wieder einmal ahnte ich, dass es mit unserem Glück bald vorbei sein konnte – allzu bald.
„So, Männer! Ich muss los. Rika wartet mit Sicherheit schon auf mich.“
Ich erhob mich und reichte Stefan die Hand.
„Pass bitte auf Dich und Deine Jungs auf! Ich will nicht, dass ich demnächst etwas über Eure Versenkung lesen muss!“
„Dasselbe gilt für Dich, Günther. Immer eine Handbreit Wasser unter´m Kiel!“
Auch von Karl verabschiedete ich mich, bevor ich aus der Gaststätte trat, mir eine weitere Zigarette anzündete und mich anschließend auf den Heimweg machte.
Lorient
7. Oktober 1940
13:40 Uhr
Ich war wieder in der Basis. Bei meinem Besuch bei Korvettenkapitän Fischer hatte ich auch unsere neuen Einsatzpläne erhalten. In drei Tagen sollte es in die Keltische See gehen – Planquadrat BF-21 war unser Operationsgebiet.
„Wieder einmal fast vor der Haustür...“, seufzte ich, als ich in meinem Büro saß und die Unterlagen studierte. Zumindest keine lange Fahrt und weniger risikoreich als die Straße von Gibraltar – zumindest redete ich mir dies ein. Schließlich lag der Bristolkanal ziemlich in der Nähe und das war – wenn ich den Aussagen einiger Kameraden Glauben schenken konnte – ein ziemlich heißes Pflaster.
Um kurz nach zwei dann hatte ich einen Termin mit der Werft. Das Boot war wieder kampfbereit und hatte eine weitere Erneuerung bekommen: Eine Zwillingsflak! Damit konnten wir gewiss einiges reißen, wenn man uns ließ. Allerdings mussten dafür erst einmal meine Jungs mit dieser umgehen können. Ich nahm mir vor ein paar Übungsschüsse abzufeuern, wenn wir auf See waren. Wenn wir Pech hatten und das Wetter gut war würde aber wohl direkt die Praxis erfolgen. Die Royal Air Force hatte gewiss etwas dagegen, dass wir schon wieder in ihrem Hinterzimmer herumschlichen.
„Viel Glück, Herr Korvettenkapitän! Zeigen Sie den Tommys, dass wir schärfere Geschütze auffahren!“
Ich nickte nur, bevor ich die Papiere unterschrieb und mich in Richtung des Offizierskasinos davon machte.
19:32 Uhr
Wieder saß ich mit meinen Offizieren an einem Tisch des Offizierskasinos. Gerade hatten wir unsere neuen Einsatzbefehle besprochen. Diesmal mussten wir nicht sparsam mit dem Diesel umgehen und das ließ mich einigermaßen aufatmen. Auch wenn es natürlich möglich war, dass der BdU uns – angesichts der Tatsache, dass wir nicht weit von Lorient operierten – weiter hinausschickte. Zumindest dann, wenn das Boot noch einsatzbereit war. Fast hoffte ich dies, denn mit einem Boot wie dem Unserem vor der Haustür zu operieren hielt ich für äußerst unangemessen. Da waren Patrouillen weiter hinaus in den Atlantik schon vorteilhafter. Auch aufgrund der Tatsache, dass uns dort die Royal Air Force nicht gefährlich werden konnte.
„Dann schauen wir mal, was uns auf unserem Weg erwartet.“
„Ist eigentlich ein gutes Jagdgebiet, Herr Kapitän.“
„Kommt nur drauf an für wen, IWO. Für uns oder für die Tommys.“
Oberleutnant Bayer sah mich wieder einmal entgeistert an. Ich wusste, dass er meine Einstellung gegenüber dem Dritten Reich nicht mochte. Einige Kameraden hatten mich schon gewarnt, nicht mehr ganz so aus dem Ruder zu laufen. Ich allerdings wollte mich nicht ändern. Ich war Soldat und führte meine Befehle aus, alles andere war meine Sache.
„Lassen Sie stecken, IWO. Es ist ein heißes Pflaster dort oben.“
Ich wechselte einen Blick mit Oberleutnant Overfurth, meinen IIWO. Auch er hatte sich schon besorgt über den IWO geäußert. Ich allerdings hatte verlauten lassen – auch zu den anderen Männern – dass wir alle eine Mannschaft waren und uns wohl oder übel zusammenraufen mussten. Auch wenn ich zugeben musste, dass ich Oberleutnant Bayer gerne wieder außerhalb von U123 sehen würde.
„Meine Herren, trinken wir auf eine siegreiche Fahrt und eine glückliche Heimkehr!“
„Cheers!“
10. Oktober 1940, 19:47 Uhr
„Leinen los! Maschinen langsame Fahrt voraus!“
Wieder löste sich unser Boot sanft von der Pier, verabschiedet von einer Musikkapelle und einer Menschenschar auf dieser. Ich hoffte intensiv auf eine ruhige Fahrt. Die ganzen Verfolgungen durch dutzende Zerstörer auf der letzten hatten mir gereicht.
„Machen wir die keltische See unsicher! Auf geht´s!“
„Jawohl, Herr Kapitän!“
Wir fuhren nun aus dem verwinkelten Hafen hinaus. Wieder gelobte ich mir Wilhelmshaven, welches zwar ziemlich groß, allerdings nicht verwinkelt war.
„Da gewöhnen sich die Jungs schon dran, Herr Kapitän.“
„Ich will es hoffen, IIWO. Ansonsten knallen wir irgendwann nochmals auf´s Land.“
„Da hat der BdU sicher was gegen.“
„Nicht nur der, Oberleutnant. Auch die Werft!“
„Gab es Ärger letzten Monat?“
„Schmitz war vom Zustand des Bootes nicht sehr angetan.“
„Kann ich mir denken, Herr Kapitän. Dann passen wir nun besser auf.“
„Tun Sie das – und sagen Sie den englischen Zerstörerkommandanten, dass die uns in Ruhe lassen sollen.“
„Zu Befehl, Herr Kapitän! Bei Sicht wird angeblinkt!“
Ich grinste. Wenigstens hatte ich noch einen Wachoffizier, der meinen Humor verstand und meine Einstellung teilte.
Gut eine halbe Stunde später befanden wir uns in der Biskaya und nahmen Kurs auf unser Zielgebiet. Der Anmarsch sollte eineinhalb Tage dauern. Die Nacht war noch relativ mild und keine Wolke verdeckte den Himmel.
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12. Oktober 1940, 18:05 Uhr
Wir hatten vor wenigen Minuten BF-21 erreicht. Auf dem Anmarsch waren wir keinem Schiff, ob feindlich oder verbündet, begegnet und auch die Royal Air Force hatte uns bis hierhin in Ruhe gelassen. Dafür hatte die Brückenwache allerdings einen Sichtkontakt gemeldet. Nun wollte ich es etwas vorsichtiger angehen lassen und nur mit halber Fahrt auf Abfangkurs gehen. Ich wollte früh genug erkennen können, mit welcher Art von Schiff wir es zu tun hatten.
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19:15 Uhr
Es sah ganz so aus, als hätten wir es wieder einmal mit einem Frachtschiff zu tun. Der Frachter fuhr alleine und wenn er nicht bewaffnet war konnten wir uns ohne Gefahr nähern.
„UZO auf Brücke!“
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Unter AK näherten wir uns dem Schiff nun an. Ich wollte kein Risiko eingehen und beschloss, den Gegner mit einem Torpedo anzugreifen. Wir waren ziemlich dicht am englischen Festland und auch am Kanal, so dass ich mich nicht unnötig lange mit einem einzigen Schiff herumschlagen wollte.
Zehn Minuten später waren wir auf eine ideale Schussdistanz heran gekommen, doch auch der Frachter hatte uns bemerkt. Er fuhr Zickzack und machte es damit schwerer für uns ihn zu treffen.
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„Der ist nicht bewaffnet. Sehr schön! Torpedorohre eins und zwei bereit zum Schuss!“
„Jawohl, Herr Kapitän!“
„Dann wollen wir mal. Zeit für die erste Versenkung, meine Herren!“
Planquadrat BF-21
12. Oktober 1940
19:38 Uhr
„Sind die Torpedos bereit?“
„Ja, Herr Kapitän.“
„Gut.“
Ich beugte mich wieder zum UZO.
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„Achtung Schusslösung für Rohr eins: Entfernung 400, Lage Drei-Drei-Sechs. Fahrt neun.“
„Eingestellt!“
„Rohr eins los!“
„Rohr eins ist los!“
Die Patrouille fing schon einmal vielversprechend an. Der Torpedo traf und mit viel Glück reichte dieser aus.
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Allerdings tat der Frachter uns diesen Gefallen nicht. Das Einzige, was unser Torpedo erreichte war ein Brand auf den Aufbauten.
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„Hm...“
Ich überlegte und richtete mein Blick auf unser Deckgeschütz. Eigentlich bestand kein Grund es nicht zu benutzen. Es waren keine anderen Schiffe oder Flieger in der Nähe. Einen weiteren Torpedo wollte ich bei diesen Bedingungen nicht auf das Schiff verschwenden.
„Deckgeschütz besetzen!“
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„Und Feuer frei!“
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Wirklich viele Granaten schluckte unser Gegner nicht. Schon nach der vierten oder fünften begann das Schiff zu sinken. Geschafft!
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„Feuer einstellen! Der hat es hinter sich!“
Ich setzte das Fernglas ab. Das war wahrlich keine große Aufgabe gewesen.
„So sollte es jedem englischen Frachter ergehen!“
Ich sah den IWO an.
„Das versuchen wir gerade zu erreichen, IWO.“ Am Liebsten hätte ich dem Kerl etwas anderes an den Kopf geworfen, doch ich hielt mich zurück. Eine Auseinandersetzung zwischen mir und meinem IWO konnte ich mir nicht erlauben – und das war auch etwas, das niemand hier gebrauchen konnte.
„Schauen wir mal, ob es Überlebende gibt.“
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Ich seufzte. Wieder eine Besatzung, die nicht so schlau gewesen war sich zu retten. Aber warum? Das Schiff sank langsam ab. Es war nicht in mehrere Teile zerbrochen und auch eine Explosion gab es nicht. War die Mannschaft unter Deck eingesperrt? Waren sie gar nicht in der Lage, sich selbst zu retten? Dieser Gedanke bereitete mir tatsächlich Magenschmerzen. Nun konnte ich nichts mehr für sie tun. Langsam begann das Schiff immer schneller zu sinken, bis es schließlich kenterte.
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„Hier können wir nichts mehr tun, Männer! Zurück auf Kurs!“
21:46 Uhr
Zusammen mit dem LI und dem IWO saß ich bei einer Tasse Kaffee in der Messe. Wir hatten uns hierhin zurückgezogen, um unsern weiteres Vorgehen und auch die Dieselreserven zu besprechen. Da der Anmarsch ins Patrouillengebiet und auch die Patrouille selbst nicht viel Diesel kosteten unterhielten wir uns über das, was nach unserer Patrouille kommen sollte. Dass der BdU uns in zwölf Stunden wieder zurück in die Basis beorderte konnte ich mir nicht vorstellen – und ich hoffte es auch nicht.
„Wenn der BdU uns kein neues Planquadrat zuweist... wie wäre es mit einer Fahrt durch die irische See?“
Der LI sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an, während Oberleutnant Bayer grinste.
„Das ist eine hervorragende Idee, Herr Kapitän!“
„Was meinen Sie, Siegfried? Wie lange können wir da auf Patrouille bleiben?“
„Das kann ich jetzt noch nicht sagen, Herr Kapitän. Kommt ganz darauf an, wie schnell wir fahren und wie oft wir tauchen müssen.“
Ich nickte. Dass dieses Gebiet ein heißes Pflaster für uns war war uns allen bewusst. Dennoch wollte ich mein Glück dort versuchen.
„Sie haben uns sicher durch die Straße von Gibraltar gebracht, LI – Sie schaffen auch das hier! Da bin ich mir sicher!“
„Ich hoffe es, Herr Kapitän.“
Am 12. Oktober 1940 versenkte U123 unter dem Kommando von Korvettenkapitän Günther Paulsen einen Kolonialfrachter mit 2.540 BRT nach einem Torpedotreffer und Granatenbeschuss in der keltischen See.
Planquadrat BF-21
12. Oktober 1940
21:57 Uhr
„Ein wenig besorgt bin ich schon.“
„Weshalb, IIWO?“
„Ziemlich hartes Gebiet, Herr Kapitän. Genau, wie Sie sagten.“
„Ich sagte aber auch, dass wir eine klasse Mannschaft haben – also machen Sie sich nicht allzu viele Sorgen.“
Da hatte ich gut reden. Wir fuhren gerade in eines der gefährlichsten Gebiete für deutsche Uboote und ich sagte meinen Männern, dass sie sich keine Sorgen machen sollten. Natürlich war dies mehr als nur widersprüchlich. Allerdings dachte ich – wie wohl die Meisten meiner Leute – an unseren Ausflug nach Gibraltar und dass wir auch dies geschafft hatten. Auch wenn es dort mehr als nur einmal heikel gewesen war kamen wir an einem Stück aus dem Hafen und auch der Straße von Gibraltar hinaus. Natürlich hatte U123 einige Beulen abbekommen, doch wir hatten überlebt.
„In schätzungsweise sechs Stunden sind wir dort.“
„Wenn wir nicht vorher aufgehalten werden.“
„Wir werden vorsichtig sein. Feindkontakt vermeiden, wenn möglich.“
„Flak besetzen?“
„Nicht nötig, Oberleutnant. Wir haben Nacht.“
Im Geheimen fragte ich mich – übrigens nicht zum ersten Mal – wie lange dieser Zustand wohl noch anhielt. Bisher konnten wir nachts gut agieren, da uns die Royal Air Force nicht gefährlich wurde. Doch ich war mir sicher, dass es nicht ewig so weiterging. Irgendwann war die Royal Air Force auch in der Nacht präsent – das fühlte ich. Ich hoffte, dass es sich noch hinauszögerte.
„Ich bin unten. Melden Sie, wenn etwas passiert.“
„Jawohl.“
In der Messe verfasste ich den nächsten Eintrag ins Kriegstagebuch.
Logbucheintrag 12. Oktober 1940, U123, Korvettenkapitän Günther Paulsen
Sind seit zwei Tagen auf See und haben unsere Patrouille im Operationsgebiet abgeschlossen. Bisher ein Schiff mit schätzungsweise 2.000 BRT versenkt. Wetter hält sich bisher auch gut.
Haben beschlossen nun in die irische See zu laufen und dort zu schauen, ob wir weitere Feindschiffe vorfinden. Der BdU hat unser Boot zur Operation freigegeben.
23:04 Uhr
„Funkspruch, Herr Kapitän.“
Junkers reichte mir den Zettel. Es war die Fühlungsmeldung eines unserer Boote. Ein großer Geleitzug befand sich nicht unweit unserer aktuellen Position. Sofort begab ich mich zum Kartentisch.
„Sieht nicht schlecht aus, Herr Kapitän.“, meinte der LI, welcher neben mir stand. „Den erreichen wir!“
Ich nickte.
„Ja. Was sagt der Treibstoff?“
„Genug an Bord für eine ausgiebige Jagd, Herr Kapitän.“
„Sind wir gefechtsbereit?“
„Alle Torpedorohre geladen, Herr Kapitän.“
„Also gut, Männer! Schauen wir mal, was da so alles herumfährt. Abfangkurs! Beide Maschinen AK voraus!“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
Ein weiterer Geleitzug also. Ich war gespannt, was uns nun erwartete. In den letzten Monaten waren die Eskorten besser geworden, das hatten wir alle bemerkt. Doch wie lief es hier? Schafften wir auch diesmal einen glorreichen Sieg über die Royal Navy? Immerhin fuhren wir dicht an der irischen Küste vorbei und auch die englische Küste war nur einen Katzensprung entfernt. Zwar war Irland bisher neutral, doch konnten unsere Feinde auch dort Basen haben. Wenn nicht dort, dann aber in Nordirland. Wir mussten also vorsichtig sein.
Ich trat zum Sprechrohr.
„Alle mal herhören! U123 operiert ab sofort auf Geleitzug! Alle Mann auf Gefechtsstation! Torpedos scharf machen und hoffen, dass keine Rohrkrepierer dabei sind! Zusammentreffen in etwa eineinhalb Stunden. Ende.“
An Bord brach nun Trubel aus. Sämtliche Männer machten sich auf zu ihren Stationen und das Boot wurde kampfbereit gemacht. Gemeinsam mit dem IWO überwachte ich das Besetzen der Stationen und atmete einmal tief durch. Nun war es mit der Ruhe erst einmal wieder vorbei. Doch war uns das Glück erneut hold? Konnten wir auch aus diesem Kampf als Sieger hervorgehen? Ich hoffte es sehr – nicht nur für mich, sondern auch für meine Männer und unseren Familien.
„Möge die Schlacht beginnen...“
13. Oktober 1940, 00:34 Uhr
Eine exakte Zeitangabe! Weder den Kurs noch die Geschwindigkeit hatte der Konvoi verändert, sodass wir ihn um kurz nach halb eins in der Nacht überholten. Zusammen mit dem IWO und der Brückenwache stand ich auf dem Turm und suchte die See nach den Schiffen ab.
„Hoffentlich erwartet uns nicht wieder eine böse Überraschung.“, sagte ich leise.
„Ich glaube nicht, Herr Kapitän. Die wissen noch gar nicht, dass wir da sind.“
„Hoffen wir es, IWO.“
Zehn Minuten später hatten wir das Geleit überholt und konnten in einer Entfernung von etwa fünftausend Metern eine der Eskorten ausmachen – vermutlich der vorausfahrende Zerstörer.
„Fahren wir noch etwas weiter und setzen uns dann genau vor die Schiffe.“
Auf großer Fahrt entfernten wir uns nun vom Zerstörer und dem Konvoi. Ich wollte dieses Mal kein allzu großes Risiko eingehen und auf Abstand bleiben – zumindest dann, wenn es möglich war.
„Bereit, Oberleutnant?“
„Jederzeit, Herr Kapitän.“
„Gut. Dann wollen wir mal! Neunzig Grad nach Backbord! Beginnen wir unseren Anlauf!“
Na dann mal alles Gute...!!:ph:
herzlichste grüsse
Hohenlohe...:top: *GUTEJAGDUNDGLÜCKLICHE HEIMKEHR!!*
TheBlackSwan
23.09.19, 00:10
Alles sehr schön geschrieben werter Voetmann. Eigentlich sind wir eher für Spiele mit höheren Kommandoebenen als Thema zu haben, lesen trotzdem auch hier gerne mit.
Wilhelm Klink
23.09.19, 20:54
Können wir nur bestätigen. Lesen hier schon eine ganze Weile mit und sind auf weitere Fortsetzungen gespannt!
Vielen Dank für die lobenden Worte, werte Regenten! :-)
Keltische See
13. Oktober 1940
00:52 Uhr
„Sehr gut...“, murmelte ich, das Fernglas von meinen Augen nehmend. Wir waren in guter Position, der Geleitzug war in etwa dreitausend Meter hinter uns und würde uns – wenn er den Kurs beibehielt – in etwa siebenhundert Metern an Steuerbord passieren.
„Ideale Ausgangslage, Herr Kapitän.“
Ich nickte auf die Worte des IWO hin.
„So ist es, Bayer. Dann zeigen wir denen mal, dass wir noch nicht eingerostet sind.“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
01:07 Uhr
Mittlerweile konnten wir den Zerstörer nicht mehr sehen. Zwar war es eine relativ dunkle Nacht, doch ich wollte kein unnötiges Risiko eingehen. In der gesamten Zeit, in der ich das Kriegsschiff sah hatte ich ein ungutes Gefühl. Immer wieder kam in mir die Sorge auf, dass der Gegner uns sah und mit jedem Zacken befürchtete ich, dass das Schiff auf uns ein drehte. Glücklicherweise geschah dies nicht.
„Beide Maschinen AK voraus!“
Wir bewegten uns nun weiter an die berechnete Kurslinie des Konvois heran. Wenn weiterhin alles so glatt lief würde dies ein Angriff wie aus dem Lehrbuch werden.
„Auf Sehrohrtiefe gehen!“
Wir hatten nun ideale Position und mussten nur noch feststellen, mit wie vielen Gegnern wir es diesmal zu tun bekamen. Die Seewache begab sich in die Zentrale hinunter und ich folgte ihnen.
„Siebzehn Schraubengeräusche, Herr Kapitän. Davon drei schnelle. Tippe auf Zerstörer.“
„Das schauen wir uns einmal an. Sind die Torpedos klar?“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
„Wollen Sie einen der Zerstörer angreifen?“
„Nur, wenn sie uns gefährlich werden IIWO. Sehrohr ausfahren und Maschinen stopp!“
Ich wollte mir nun einen Überblick über den Geleitzug verschaffen und gleichzeitig unsere ersten Ziele suchen. Natürlich immerzu darauf achtend, dass die Zerstörer uns nicht zu nahe kamen – und auch einzelne Frachter uns nicht über den Haufen karrten.
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„Ah ja... da ist unser Freund. Zieht ruhig seine Bahn. Die anderen Geleitschiffe sind noch nicht in Sicht.“
„Der ist ziemlich nahe, Herr Kapitän.“, meldete Kunze vom Hydrophonraum.
„Ja, ist er. Hat uns allerdings noch nicht entdeckt. Wir bleiben hier ruhig liegen... haben eine ideale Position. Die dürften uns erst bemerken, wenn wir schon mitten im Geleit sind – und angreifen.“
Nun hieß es warten. Ich blickte den Schiffen durch das Sehrohr entgegen und musste mit Erschrecken feststellen, dass der Zerstörer vor uns wie wild hin und her zackte. Er fuhr die gesamte Breite des Geleits ab, wie es schien. Solch ein Verhalten hatte ich bis jetzt nicht gesehen. Natürlich zackten die Geleitschiffe, doch in solch einem Umfang? Das war schon etwas anderes als das, was ich von meinen Gegnern bisher gewohnt war. Die Tommys lernten dazu, wie es aussah!
02:04 Uhr
Ich blies die Backen auf.
„Torpedorohr fünf klarmachen.“, flüsterte ich leise. „Schnell!“
Im Flüsterton wurde mein Befehl nun weitergegeben. Das war auch nötig so, denn das Geleit war nun dicht vor uns. Dummerweise allerdings auch der Zerstörer, welcher noch immer zackte als gäbe es kein Morgen mehr. Es waren keine fünfhundert Meter mehr bis zu der Stelle, wo er sich gegenwärtig befand und ich wurde etwas nervös. Ich hatte die Maschinen auf kleine Fahrt gehen lassen und wir alle hofften nun, dass wir nicht gehört wurden – auch aufgrund der Tatsache, dass sich ein weiteres schnelles Schraubengeräusch aus Steuerbord näherte. Also vier Geleitschiffe nun.
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Ich biss mir auf die Lippen. Dies war natürlich keine schöne Situation und etwas, das ich eigentlich hatte vermeiden wollen. Schon so früh einen Zerstörer zu versenken war nicht gerade das, was man bei einem Geleitzugangriff tun sollte. Wir verrieten damit schließlich, dass wir da waren.
„Rohr fünf ist klar.“, flüsterte der IWO hinter mir. Ich nickte als Antwort. Nun war es wohl an der Zeit Taten folgen zu lassen. Verdammt nochmal!
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„Achtung, Schusslösung: Entfernung 500, Lage Eins-Sechs-Zwei, Fahrt sieben.“
Wir mussten uns nun beeilen. Durch das Gezacke des Schiffes war es schwer ihn richtig ins Schussfeld zu bekommen. Auch die geringe Entfernung zu uns machte mir Sorgen. Beim letzten Mal, als wir ein Schiff auf diese kurze Distanz torpediert hatten ist es uns beinahe auf das Boot geknallt. Doch auch hier war es wie in Gibraltar: Wir hatten keine andere Wahl.
„Rohr fünf los!“
„Rohr fünf ist los!“
Nun hieß es warten. Da das Schiff nicht weit von uns entfernt war dauerte es wohl nicht lange, bis der Torpedo es traf. Jedenfalls nicht, solange der Kommandant nicht wieder in die andere Richtung zacken ließ.
„Komm schon... komm schon!“
Gebannt sah ich durch das Sehrohr auf unseren Gegner. Noch schienen sie nichts bemerkt zu haben. Jedoch schlug der Zerstörer nun wieder einen Kurs nach Backbord ein. Ich blies die Backen auf. Jetzt war ein Treffer wahrscheinlich reine Glückssache. Doch auch etwas Positives gab es: Bei dem jetzigen Kurs würde uns das Schiff nicht rammen, sollten wir es erwischen.
BUMMMM!!!!
Ich grinste, als der Torpedo am Heck des Zerstörers einschlug. Kurz zuvor gingen die Suchscheinwerfer an – sie hatten ihn bemerkt! Jedoch war dies viel zu spät, das Schicksal des Schiffes war besiegelt.
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„Meine Güte... ist das ein Inferno dort drüben!“
Ich atmete tief durch, während mehr und mehr Wasserbomben und Munition auf dem Zerstörer in die Luft flogen.
„Warten wir mal ab, was passiert. Kunze, was machen die anderen Zerstörer?“
„Noch weiter hinten, Herr Kapitän.“
„Melden Sie, wenn die näher kommen!“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
Vor uns versank der Zerstörer nun über das Heck. Ich sah durch das Sehrohr, wie Rettungsboote zu Wasser gelassen wurden. Wenigstens waren einige der Besatzung entkommen. Da wir uns mitten in einem Geleitzug befanden bestand auch die große Chance, dass sie von irgendeinem der anderen Schiffe aufgenommen wurden.
„Ein weiteres schnelles Schraubengeräusch nähert sich, Herr Kapitän. Etwa aus Null-Drei-Null.“
Noch war das Schiff nicht zu sehen, doch ich musste nun Acht geben. Je nachdem in welche Richtung sich das Geleitschiff bewegte konnte uns auch dieses gefährlich werden. Ich allerdings hatte keine große Lust sämtliche Torpedos auf die Zerstörer zu verschwenden.
„Zwanzig Grad nach Steuerbord. Maschinen langsame Fahrt voraus.“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
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„Hm... irgendwo da muss er sein...“, murmelte ich mehr zu mir selber. „Kunze, behalten Sie mir den im Ohr! Wir schauen jetzt mal, was hier sonst noch so herumfährt.“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
Mein kurzer Überblick zeigte mir, dass dort ein paar größere Pötte fuhren – möglicherweise Tanker. Dies heiterte meine Stimmung etwas auf. Immerhin hieß es, dass wir hier durchaus lohnende Ziele vor uns hatten. Ein paar kleine Frachter waren auch dabei, auf die ich mich allerdings nicht unbedingt konzentrieren wollte. Es sei denn sie fuhren gefährlich nahe an uns heran.
„Sehe bis jetzt drei Tanker, Männer. Alle in der ersten und zweiten Kolonne. Wir haben fünf Kolonnen, wenn ich das richtig sehe.“
Ich sah mich weiter um. Der Zerstörer war noch immer nicht zu sehen, doch er bewegte sich laut Kunze in unsere Richtung. Das war etwas, was mir gar nicht gefiel. Wir mussten höllisch aufpassen.
„Nehmen wir den Tanker vor uns zuerst. Torpedorohre eins und zwei klarmachen.“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
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„Dann wollen wir mal mit dem Feuerwerk beginnen.“
Na dann mal frohes Gelingen und fröhliches Jagen...:ph: Hoffentlich kommt ihr ohne Blessuren davon...:fecht:
herzlichste grüsse
Hohenlohe...:top: *GUTEJAGDUNDGLÜCKLICHEHEIMKEHR!!*
Komischer Kunde
25.09.19, 11:26
Ich bin einigermaßen begeistert, mit welch durchschlagendem Erfolg Ihr die Zerstörerwaffe bekämpft. Betreibt ihr manuelle Schusslösungen mit entsprechendem Know How oder verwendet Ihr vorgeschlagene Lösungen durch den Waffenoffizier?
Wir berechnen die Schusslösungen selber. Ab und an sehr stressig, doch macht es umso mehr Freude, wenn unsere Ziele dann getroffen werden und auch noch sinken. :top:
Danke für das Kompliment! :-)
Wilhelm Klink
25.09.19, 22:15
Respekt! Diesen Aspekt des Spiels haben wir nie verstanden.
Man braucht den Lagewinkel des Schiffes, die Geschwindigekit und die Entfernung. Daraus errechnet man dann, wann man den Aal los schicken muss damit er trifft.
Also wenn ich ein Schiff habe, was nach ca. 40 Sekunden in idealer Schussposition ist schicke ich den Aal - gehen wir einfach mal davon aus, dass es in etwa 30 Sekunden dauert, bis der Torpedo sein Ziel erreicht - zehn Sekunden nach errechnen der Geschwindigkeit los.
Komischer Kunde
26.09.19, 12:14
Zuletzt mit dem Living Silent Hunter Mode gelang es uns auch vereinzelt die Lösungen zu ermitteln. Das Glücksgefühl bei Erfolg ist Wahnsinn! Leider verfalle ich dennoch immer gerne in alte Muster und delegiere die Aufgabe :rolleyes:
Ich finde es meist als am aufwändigsten den Schiffstyp zu ermitteln, mit dessen Hilfe man dann von der Wasserlinie mit zur Mastspitze ein Größenverhälntnis ermittelt und dann in die Entfernung umrechnen kann. Warum gibt es keinen Laserentfernungsmesser?! ^^ Wenn ihr die Geschwindigkeit bestimmt, über welchen Zeitraum betreibt ihr das? 60 Sekunden? Die Lage..., naja, die ist auch nochmal ein Thema für sich :D
Wir berechnen den Weg, den das Schiff in 30 Sekunden zurücklegt und nehmen das denn mal zwei. Könnten auch sechzig Sekunden warten, das ist aber in manchen Fällen schon zu lange. Wenn das Schiff dann nicht seinen Kurs ändert ist das ganz einfach. Erfolgt ein Kurswechsel muss man natürlich neu berechnen - fährt das Schiff Zick-Zack kann man nur hoffen, dass es im richtigen Moment wieder den Kurs einschlägt, den Wir zum Schuss brauchen. Da hatten wir schon manches Mal verdammt knappe Kisten.
Die Entfernung können Wir gerade bei Konvoiangriffen manchmal auch nur schätzen - mit der Zeit ist das Auge da etwas geübter. Da ist dann meist nicht die nötige Zeit um die Entfernung und die Größe des Schiffes zu berechnen.
Laserentfernungsmesser... hm... das wäre mal eine Idee! Da muss der Paulsen wohl mal mit dem Onkel Karl sprechen... :vertrag: :D
Keltische See
13. Oktober 1940
02:43 Uhr
Zerstörer HMS Mansfield
Captain Jack Finnigan blickte auf seinen Mann am Horchgerät.
„Haben Sie etwas?“
„Nein, Sir. Bis jetzt noch nicht.“
Entnervt stöhnte Finnigan auf. Das durfte doch wohl nicht wahr sein! Es war jedem an Bord des Clemson-Zerstörers klar, dass nur ein Uboot die Explosion und anschließende Versenkung der Vampire herbeigeführt haben konnte. Er musste dieses Boot finden. Koste es, was es wolle!
„Dass die sich noch hierhin trauen...“, murmelte er, als er wieder auf die Brücke trat.
„Was haben Sie jetzt vor, Captain?“
Sein Erster Offizier Lieutenant Baker sah ihn an. Finnigan wusste genau, worauf er hinaus wollte. Es konnte sein, dass es Überlebende des eben versenkten Zerstörers gab und dass diese gerettet werden mussten. Doch konnte er das Risiko momentan nicht eingehen. Er wusste nicht, wie viele Boote an seinem Konvoi waren und auch nicht, wo diese sich befanden – zumindest bis jetzt. Wenn er jetzt stoppte und Überlebende aufnahm war es möglich, dass er selbst versenkt wurde. Auch hatten sie dann ein Geleitschiff weniger, was eine zusätzliche Schwachstelle bedeutete.
„Geben Sie dem Oberkommando Bescheid. Die sollen die Männer aufgabeln.“
„Aye aye, Sir.“
Finnigan ging zurück an seinen ursprünglichen Platz.
„Machen Sie alles klar zum Unterwasserbeschuss. Horchgerät einschalten!“
„Aye aye, Sir!“
„Gibbons, geben Sie weiter: HMS Mansfield nimmt Fühlung zum Uboot auf. Versuchen es abzudrängen oder zu versenken. Konvoi fährt weiter Zickzack und ändert den Kurs auf Zwei-Sieben-Null Grad.“
„Aye aye, Sir!“
Während nun die Alarmsirene heulte und die Männer an Bord hektisch an ihre Stationen rannten blickte Finnigan auf das Wasser. Nein, an seinen Konvoi kam niemand heran! Dem Gegner würde er die Suppe gewaltig versalzen, soviel stand fest. Allerdings wusste er auch noch nicht, mit wie vielen Gegnern sie es zu tun bekommen sollten. Wenn es nur ein Boot war war alles in Ordnung... vielleicht auch bei Zweien. Da konnte eines der anderen Geleitschiffe mit an der Jagd teilnehmen, wenn es nötig sein sollte. Aber was war, wenn es mehr waren? Fünf oder sechs – oder sogar noch weitere? Dann würden sie in arge Bedrängnis geraten.
Er schüttelte den Kopf. Nein, es würde alles gut gehen! Diesen Konvoi wollte er sicher in den Hafen geleiten und er war überzeugt, dass ihm dies auch gelang.
„Dann wollen wir mal. Volle Kraft voraus! Wenn genügend Platz zum Manövrieren ist auf Zickzack-Kurs gehen!“
„Aye aye, Sir!“
Keltische See
13. Oktober 1940
03:13 Uhr
„Rohre eins und zwei feuerbereit, Herr Kapitän!“
Ich nickte auf die Aussage des IWO hin. Jetzt sollte sich zeigen, ob wir schon mit unserem ersten Schuss Erfolg hatten. Der Tanker war gewiss ein guter Einstieg. Zwar hatten wir eben auch einen Zerstörer versenkt, doch als einen „guten Einstieg“ bezeichnete ich dies nicht.
„Achtung, Schusslösung: Entfernung 1200, Lage Null-Drei-Neun, Fahrt sechs.“
„Eingestellt!“
Ich suchte nun nach weiteren lohnenswerten Zielen. Da die Schiffe zackten nutzte ich die Zeit, bis der Tanker wieder in idealer Schussposition war. Bald darauf war das nächste Schiff ausgemacht.
https://s17.directupload.net/images/190928/zun29a66.jpg (https://www.directupload.net)
„Rohr drei Schusslösung: Lage Null-Drei-Vier, Entfernung 1500, Fahrt sechs.“
„Eingestellt!“
„Herr Kapitän, Zerstörer nähert sich schnell!“
Ich riss das Sehrohr herum.
https://s17.directupload.net/images/190928/ij9l2xcm.jpg (https://www.directupload.net)
„Verdammt!“, fluchte ich. „Das kann doch nicht wahr sein!“
Diesmal schienen unsere Gegner ebenfalls zu wissen, was sie taten. Es sah ganz so aus, als wüsste der Zerstörer genau, wo wir zu finden waren. Oder war dies einfach Zufall? Auf eine Beantwortung dieser Frage wollte ich nicht warten.
„Der muss da weg.“
Ich sah wieder zum IWO.
„Torpedo auf den Zerstörer. Hilft nichts, wir müssen den auch noch kriegen.“
„Dann entwischt uns der Tanker, Herr Kapitän.“
„Erstmal, ja. Kann sein. Doch immer noch besser als ein unnötiges Risiko einzugehen.“
„Herr Kapitän -“
„Sofort, IWO!“
Auf eine Diskussion mit Oberleutnant Bayer hatte ich keine Lust – auch fehlte uns hier die Zeit dafür. Noch war ich Kommandant dieses Bootes – zum Glück meiner Männer.
„Rohr vier bereitmachen!“
https://s17.directupload.net/images/190928/6ak8c8z7.jpg (https://www.directupload.net)
„Auf Schleichfahrt gehen! Absolute Ruhe im Boot!“
Ich stand am Sehrohr und beobachtete den Zerstörer, welcher gerade durch die vordere Kolonne brach. Jetzt wurde es heikel. Wir mussten uns beeilen, damit wir den Tanker nicht aus dem Ziel verloren. Ich seufzte. Noch einen Torpedo auf eines der Geleitschiffe zu verschwenden war etwas, das ich nicht wollte. Schließlich brachen wir England nicht, indem wir seine Kriegsschiffe versenkten.
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https://s17.directupload.net/images/190928/gnz7jnzb.jpg (https://www.directupload.net)
„Sehrohr einfahren!“
Ich begab mich zu Kunze ans Hydrophon.
„Zerstörer kommt auf uns zu, Herr Kapitän.“, flüsterte er. „Hält seinen Kurs.“
„Hat der uns gehört?“
„Kann ich nicht sagen, Herr Kapitän. Möglich wäre es schon.“
„Maschinen stopp!“
Die E-Maschinen erstarben und es kehrte Ruhe ein. Ich atmete einmal tief durch, während ich das Hydrophon betrachtete. Hier und da zuckte der Zeiger kurz, wenn er ein Geräusch ausmachte. Ich wollte nun abwarten, was sich oben tat. Wenn der Zerstörer weiter auf seinem aktuellen Kurs fuhr hatten wir keine andere Wahl als auch ihn anzugreifen und zu versenken.
Hier wurde mir mit einem Mal bewusst, dass die Tommys sich verbessert hatten. Klar, das konnte man nach über einem Jahr Krieg auch von ihnen erwarten, in der Vergangenheit hatte es schließlich viel zu viele Schlappen für die britische Seite gegeben – an einigen von ihnen waren auch wir beteiligt. Was mich an dieser Tatsache ärgerte war, dass es auf unserer Seite kaum nennenswerte Veränderungen gab. Klar, es gab ein paar kleine Neuerungen für die Boote, wie zum Beispiel unseren jetzigen Antrieb. Doch was nutzte dies, wenn die Tommys Geräte hatten, mit denen sie uns orten konnten – schneller und besser noch als zuvor?
Ich schüttelte den Kopf. Im Augenblick hatte ich keine Zeit mir darüber Gedanken zu machen. Zumal dies alles reine Spekulation war. Ich wusste nicht, ob es tatsächlich technische Erneuerungen dieser Art auf der anderen Seite gab. Wir würden dies noch früh genug erfahren...
„Zerstörer hält weiter auf uns zu.“, flüsterte Kunze nach einigen Minuten.
„Verdammt!“
Nun hatte ich keine andere Wahl mehr – ich musste angreifen. Die Gefahr war einfach zu groß, dass der Gegner genau über uns seine Eier abwarf. Zwar konnte dies Zufall sein, doch ich wollte kein unnötiges Risiko eingehen.
„Sehrohr ausfahren!“
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Ich wartete noch einige Zeit und beobachtete das Schiff. Es gab keinerlei Kursänderung seitens des Briten, er hielt stur auf uns zu. Langsam wurde mir diese Tatsache unheimlich.
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„Schusslösung: Lage Drei-Fünf-Sieben, Entfernung 600, Fahrt zehn.“
„Eingestellt!“
„Rohr vier feuer!“
„Rohr vier abgefeuert, Herr Kapitän.“
Gespannt wartete ich auf das Ergebnis. Wenn der Torpedo nicht traf oder nicht detonierte waren wir in äußersten Schwierigkeiten. Der Zerstörer war nahe und wir hatten jetzt keine Gelegenheit noch einen Aal auf das Schiff abzufeuern. Viel mehr war es so wie damals in der Straße von Gibraltar. Auch dieser Zerstörer hier fuhr genau auf unsere Position zu – und dies in sehr geringer Entfernung. Wenn wir Pech hatten knallte das Schiff beim Sinken auf unser Boot.
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„Ja! Treffer!“
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Jetzt hieß es abwarten. Das Schiff fuhr noch immer mit mittlerer Geschwindigkeit auf uns zu, auch wenn es allmählich langsamer wurde. Doch reichte die Strecke aus? Sank der Zerstörer vor uns – oder nahm er uns mit in die Tiefen? Angespannt sah ich durch das Sehrohr.
„Komm schon... komm schon...“
Meine Finger krallten sich um die Griffe.
„Sink... sink doch endlich!“
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„Maschinen AK zurück! SCHNELL!“
Es gab einen Ruck im Boot und ich wurde nach vorne gepresst. Krampfhaft umklammerte ich noch immer die Griffe des Sehrohrs. Wenn wir jetzt nicht schnell genug waren war es das mit uns – und zwar endgültig.
„Schneller, LI! SCHNELLER!“
„Maschinen dreifache Kraft zurück!“, schrie LI Siegfried nach hinten.
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„Uh, oh...“
Wir hatten Glück. Unser Boot setzte schnell zurück und so fuhr der Zerstörer an unserem Bug vorbei. Erleichtert atmete ich auf.
„Meine Herren!“
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Ich sah den IWO grinsend an.
„Merken Sie sich das für die Zukunft, Bayer: Zerstörer nie auf kurze Distanz angreifen!“
„Genau, IWO.“, stimmte der IIWO mir zu. „Wenn unser werter Kapitän so etwas wieder vorhat fesseln Sie ihn irgendwo!“
„Also, das ist - !“
Ich hob die Hand, ehe der IWO seinen Satz beenden konnte.
„Lassen Sie es gut sein, IWO.“
Am 13. Oktober 1940 versenkte U123 unter dem Kommando von Korvettenkapitän Günther Paulsen die Zerstörer HMAS Vampire mit 1.186 BRT und HMS Mansfield mit 1.190 BRT nach jeweils einem Torpedotreffer in der Keltischen See.
Keltische See
13. Oktober 1940
04:07 Uhr
„Gut, Männer! Nun aber! Jetzt ist der Tanker dran!“
Nach dem Schock mit dem Zerstörer war ich schnell wieder zur Routine übergegangen. Jetzt konnten wir uns ganz dem Geleit widmen – vorerst.
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„Achtung, neue Schusslösung für Rohr eins und zwei: Entfernung 400, Lage Null-Drei-Null, Fahrt zehn.“
„Eingestellt!“
„Feuer!“
„Torpedos sind abgefeuert!“
Ich wartete ab und sah durch das Sehrohr. Wenn wir das Schiff nun versenkten hatten wir wieder knappe 20.000 Tonnen mehr auf unserer Versenkungsliste. Allerdings auch einige gute Seemänner auf britischer Seite.
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Jetzt hieß es für uns wieder einmal abwarten. Allerdings konnte ich unser Opfer nicht die ganze Zeit im Auge behalten. Wir hatten noch immer ein gutes Dutzend Schiffe um uns herum – ganz zu schweigen von den Zerstörern, die ebenfalls noch irgendwo herumlungerten und nach uns suchten.
„Herr Kapitän, Zerstörer vor uns!“
„Was?!“
Ich schwenkte das Sehrohr etwas nach rechts. Tatsächlich!
„Verdammt, Kunze! Warum haben Sie keine Meldung gemacht?“
„Habe ihn nicht bemerkt, Herr Kapitän. Muss gerade hochgedreht haben.“
Ich atmete tief durch. Das war etwas, was wir ganz und gar nicht gebrauchen konnten.
„Verdammt! Maschinen stopp!“
Die E-Motoren erstarben und es kehrte Ruhe ein. Eine beunruhigende Ruhe. Vor uns zog der Zerstörer seine Bahn und konnte uns durchaus gefährlich werden – schließlich wäre es nicht das erste Mal. Angespannt sah ich weiterhin durch das Sehrohr. Im Hinterkopf hatte ich jedoch noch immer den getroffenen Tanker. Ich fragte mich, was inzwischen mit ihm war. Hatten wir ihn versenkt oder nur schwer beschädigt? Konnten wir – falls das Letztere der Fall war – überhaupt nochmal einen Angriff auf ihn wagen?
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„Zerstörer dreht ab, Herr Kapitän.“, meldete Kunze vom Hydrophon. „Entfernt sich.“
„Gott sei Dank...“
Nun wollte ich unser zweites Ziel nochmals aufs Korn nehmen: Den Trampdampfer.
„Wir holen uns den Dampfer, Männer. Kunze, achten Sie auf die weiteren Zerstörer!“
„Jawohl, Herr Kapitän!“
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„Schusslösung für Rohr drei steht noch?“
„Ja, Herr Kapitän.“
Ich nickte. Da sich unser Ziel nicht sonderlich weit bewegt hatte und wir unsere Position veränderten konnte es gut sein, dass der Torpedo noch immer saß.
„Rohr drei los!“
„Rohr drei abgefeuert!“
Wenige Sekunden später die Erleichterung: Der Aal saß tatsächlich!
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„Wie sieht es aus, Kunze?“
„Augenblick noch, Herr Kapitän.“
Während ich nun auf Kunzes Bericht wartete, ob der Dampfer sank oder nicht hielt ich nach weiteren lohnenden Zielen Ausschau. Auch interessierte mich, was sich beim Tanker tat.
„Schiff sinkt, Herr Kapitän.“
„Was macht der Tanker?“
„Bis jetzt keine Änderung!“
Ich seufzte. Wir mussten wohl oder übel noch einen Torpedo auf das Schiff verfeuern.
„Torpedorohre nachladen!“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
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„Warten wir mal ab, bis er in guter Position liegt. Dann kriegt er noch einen Aal aus dem Heck.“
Das Warten machte mich mürbe. Ich wollte dieses Schiff haben. Allerdings saßen uns auch noch die wachhabenden Zerstörer im Nacken. Gerade bei diesen Schiffen war es in der Vergangenheit schon öfters zu brenzligen Situationen gekommen – die Letzte sogar vor gar nicht allzu langer Zeit bei unserem Angriff auf ebenjenem Geleitzug, in welchem wir uns nun schon einige Zeit befanden.
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BUUUUUUUMMMMMMM
„Was -?“
Explosion auf dem Tanker! Ich sah mir das Ganze durch das Sehrohr an, aber auch Kunze bestätigte dies wenig später. Vielleicht brauchten wir den Torpedo nicht mehr.
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Jetzt hieß es abwarten.
„Was machen die Zerstörer?“
„Haben keine Ahnung, wo wir uns befinden. Die suchen an den falschen Stellen.“
Das war eine durchaus positive Nachricht. Wir hatten jetzt ein wenig Zeit, um uns weiterhin dem Geleit zu widmen. Doch Vorsicht war dennoch geboten.
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Schussposition! Jetzt konnte unser Ziel den dritten Aal abbekommen.
„Schusslösung für Rohr fünf! Lage Zwo-Drei-Vier, Entfernung 500, Fahrt Null.“
„Eingestellt!“
„Rohr fünf... los!“
„Rohr fünf abgefeuert!“
Treffer! Und... versenkt! Drei oder vier Folgeexplosionen besiegelten das Ende des Tankers. Ich grinste.
„Geschafft, Männer!“
Leiser Jubel brandete auf. Gut, dass meine Männer ihre Gefühle auch in Situationen wie dieser hier ihre Emotionen unter Kontrolle halten konnten.
„Gute 20000 Tonnen mehr auf der Versenkungsliste!“
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05:21 Uhr
Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn. Mittlerweile befanden wir uns seit vier Stunden im Angriff auf das Geleit. Vier Schiffe sind uns seitdem zum Opfer gefallen, davon einer ein Großer Tanker. Eine Bilanz, die sich sehen lassen konnte.
„Sehrohr einfahren! Auf fünfzig Meter gehen! Warten wir ab, bis die Torpedos nachgeladen sind.“
Am 13. Oktober 1940 versenkte U123 unter Korvettenkapitän Günther Paulsen im weiteren Verlauf des Geleitzug-Angriffes einen Großen Tanker mit 18.192 BRT nach drei Torpedotreffern sowie einen Trampdampfer mit 1.712 BRT nach einem Torpedotreffer in der Keltischen See.
Keltische See
13. Oktober 1940
05:36 Uhr
Ich stand bei Kunze am Hydrophon. Wir waren mittlerweile auf einer Tiefe von fünfzig Metern und die Männer luden die Torpedos nach. Viele hatten wir nicht mehr im Boot. Sechs waren es für vorne und nur noch zwei für hinten. Nicht mehr viel Spielraum – zumindest solange, bis wir die restlichen Torpedos von Deck ins Boot holen konnten.
„Wie sieht es aus?“
„Die Zerstörer fahren planlos herum. Scheinen uns noch nicht bemerkt zu haben.“
„Wie viele sind noch da oben?“
„Zwei Stück, Herr Kapitän.“
„Behalten Sie die weiter im Ohr.“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
Ich ging weiter in den vorderen Torpedoraum, in welchem sich der LI befand.
„Wie lange dauert es noch mit dem Nachladen?“
Oberleutnant Siegfried sah mich an. Auf seiner Stirn konnte ich Schweißperlen sehen, genauso wie auf denen der anderen Männern.
„Halbe Stunde, Herr Kapitän.“
06:01 Uhr
Während die Torpedos geladen wurden setzte ich mich auf meine Koje und nahm das Kriegstagebuch zur Hand.
Logbucheintrag Korvettenkapitän Günther Paulsen, 13. Oktober 1940
Heute um halb eins nachts auf einen gemeldeten Geleitzug gestoßen. Einen Tanker, einen Trampdampfer und zwei Zerstörer versenkt. Bisher ein erfolgreicher Angriff. Laden nun die Torpedos nach und versuchen anschließend noch einmal an das Geleit zu kommen. Kunze sagt, dass die beiden verbliebenen Zerstörer an der Oberfläche nach uns suchen. Ich hoffe, dass sie uns nicht entdecken.
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„Kunze?“
„Herr Kapitän?“
„Wie sieht es oben aus?“
„Alles beim Alten. Wir wurden bisher nicht entdeckt.“
In diesem Moment kam der LI aus dem Torpedoraum.
„Torpedos sind nachgeladen, Herr Kapitän.“
Ich nickte. „Gut.“
Das Tagebuch legte ich wieder zurück auf die Ablage, bevor ich mich erhob.
„Dann schauen wir mal, ob wir noch etwas vor die Rohre kriegen.“
Ich ging in die Zentrale.
„Bringen Sie das Boot auf Sehrohrtiefe.“
„Herr Kapitän, Zerstörer nähert sich.“
Mein Kopf ruckte zum Schott zurück.
„Kommt er auf uns zu?“
„Nein. Fährt an Backbord vorbei. Hinter unserem Heck.“
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„Wenn der uns zu nahe kommt schießen wir dem eins mit dem Heckrohr rein.“, meinte der IIWO.
„Wir müssen erst zusehen, dass wir wieder nach oben kommen, Oberleutnant. Jetzt zu feuern wäre verrückt.“
„Wir haben schon andere verrückte Sachen getan.“
„Wohl wahr. Aber das hier könnte man als lebensmüde betrachten.“
„Die anderen Sachen nicht?“
„Doch, durchaus. Aber ich möchte hier kein Risiko eingehen. Wir schießen, wenn wir können – und müssen!“
„Herr Kapitän, Zerstörer kommt näher! Fährt an unserem Heck vorbei.“
Kurze Zeit später der Ausruf: „Wasserbomben!“
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Zum unserem Glück lagen die Wasserbomben nicht genau und so gab es nur kleinere Druckwellen, die unser Boot erreichten. Dennoch ärgerte ich mich. Einen einfachen und gefahrlosen Angriff – wenn man bei einer Geleitzugschlacht überhaupt davon reden konnte – konnten wir momentan nicht ausführen.
06:14 Uhr
Ich ließ die Mannschaft austauschen. Diejenigen, die in den vergangenen Stunden gearbeitet hatten konnten sich nun ausruhen. Sie hatten es sich redlich verdient, schließlich waren wir jetzt seit fast sechs Stunden hier. Der Zerstörer befand sich immer noch hinter unserem Heck. Bis jetzt hatte er keinen zweiten Anlauf mit Wasserbomben getan, weshalb ich davon ausging, dass er auf gut Glück geworfen hatte. Entdeckt hatte er uns allem Anschein nach wohl tatsächlich nicht. Glück gehabt! Was mit dem Zweiten war wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht.
„Zerstörer schwenkt wieder auf uns ein, Herr Kapitän.“
„Ganz ruhig, Kunze. Der hat uns nicht. Der hat keine Ahnung, wo wir uns gerade befinden.“
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„Sehrohrtiefe.“
„Ausfahren! Schauen wir uns den Burschen einmal an!“
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„Herr Kapitän, ich habe zwei weitere schnelle Schraubengeräusche in der Peilung! Große Entfernung, aber kommen näher!“
„Zwei? Da war doch vorher nur noch einer, oder? Hat der Kerl Verstärkung gerufen?“
„Sieht so aus, Herr Kapitän.“
Nun also hatten wir es wieder mit vier Zerstörern zu tun. Welch eine Schande! Mit viel Pech konnten wir noch stundenlang hier unten festsitzen – wie bei unserem Angriff auf Gibraltar. Das allerdings wollte ich meinen Jungs kein zweites Mal zumuten. Wir mussten uns nun beeilen. Auch deshalb, weil unser Freund wieder damit begann Wasserbomben zu schmeißen.
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Wieder kam es zu keinen nennenswerten Schäden am Boot. Wir wurden nur ein wenig durchgeschüttelt.
„Gut! Jetzt kriegt der erst mal einen mit! Rohr fünf fertigmachen!“
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„Kleine Fahrt voraus!“
„Jawohl, Herr Kapitän!“
„Hm... der zackt wie wild herum. Kommt dabei immer näher. Sobald er in guter Position ist kriegt der einen Aal.“
Zwar hatten wir in diesem Geleit schon gute Beute gemacht, doch ärgerte mich die Tatsache, dass ich mich nun um die Sicherungsschiffe kümmern und die Frachter in Ruhe lassen musste – zumindest vorerst.
„Langsame Fahrt voraus.“
„Rohr fünf feuerbereit, Herr Kapitän.“
„Gut. Warten wir noch, bis er wieder auf geradem Kurs ist.“
„Achtung, Schusslösung: Lage Eins-Zwei-Eins, Entfernung 500, Fahrt 14.“
„Eingestellt!“
„Feuer!“
„Torpedo abgefeuert.“
Lange Laufzeit hatte der Torpedo nicht. Allerdings drehte der Zerstörer auf höchste Geschwindigkeit, kurz nachdem wir den Aal abgefeuert hatten.
„VERDAMMT!“, fluchte ich laut. „Das Scheißteil geht am Heck vorbei!“
Genauso war es auch.
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Hatte der Kommandant des Schiffes etwas bemerkt? Hatte er den Torpedo gesehen oder war es sein Mann am Hydrophon, der uns da einen Strich durch die Rechnung machte? Was auch immer es war... es konnte uns gefährlich werden.
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„Sehrohr einfahren!“
Ich trat zum Kartentisch und stützte mich mit den Händen auf diesem ab. Tief atmete ich durch, bevor ich zu meinen Offizieren sah.
„Wir machen uns erst einmal ganz klein.“, begann ich. „Ich habe keine große Lust den Rest der Schlacht gegen die Zerstörer zu kämpfen. Außerdem dämmert es bereits. Wir haben für einen erneuten Angriff also nicht mehr viel Zeit.“
Oberleutnant Bayer sah mich entsetzt an.
„Aber Herr Kapitän, es ist unsere Pflicht feindliche Schiffe zu versenken!“
„Es ist auch meine Pflicht dafür zu sorgen, dass alle lebend nach Hause kommen, IWO. Und genau diese erfülle ich!“
Immer diese Bonzenheinis die glauben wohl sie wären unsterblich...:doh: Jetzt aber schleunigst auf Tiefe gehen und dann schleunigst weg...:)
herzlichste grüsse
Hohenlohe...:top: *GUTEHEIMFAHRT!!*
Komischer Kunde
30.09.19, 10:16
Bei dem Gezacke, eine Torpedoattacke!? Das Ergebnis einer solchen Schusslösung auf Zerstörer könnte durchaus in meiner Vita zu finden sein :D
Das war ein Schuss auf gut Glück. Der Zerstörer war relativ nahe an Uns dran und konnte Uns auch gefährlich werden. Daher mussten wir ihn irgendwie loswerden. Dass der Aal treffen würde war auch für Uns mehr als fraglich.
Keltische See
13. Oktober 1940
06:59 Uhr
Wir fuhren nun in entgegengesetzter Richtung zum Zerstörer. Das Geleit war an der Steuerbordseite vor uns, etwa dreihundert Meter entfernt. Unser „Anhängsel“ in etwa dreitausend Meter hinter uns.
„Da kann er von mir aus seine Suchkreise ziehen und mit Wasserbomben um sich schmeißen. Das juckt uns nicht!“
Allerdings war es mit der Ruhe wohl vorbei, sobald das Schiff wieder zum Geleit aufschloss und wir noch nicht weit genug entfernt waren. Dass dies früher oder später so sein würde war mir klar.
„Versuchen wir noch einen zweiten Anlauf?“
„Ja, IWO. Wir müssen uns dafür aber beeilen.“
07:11 Uhr
Der Zerstörer näherte sich nun wieder unserer Position. Er hatte seine Suche aufgegeben und kehrte zum Geleit zurück. Noch einmal hieß es für uns vorsichtig sein.
„Kleine Fahrt voraus.“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
Allerdings war es nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Zwar wurde die Distanz zwischen uns und dem Kriegsschiff kürzer, doch er fuhr in einem weiten Bogen an Steuerbord vorbei. Entdeckt hatte er uns nicht.
„Scheinbar glaubt er, dass wir aufgegeben haben.“, sagte Kunze zu mir. Ich nickte nur darauf.
„Trotzdem sollten wir vorsichtig sein. Wir müssen uns nun genau überlegen, wie wir weiter vorgehen – auch deshalb, weil es draußen immer heller wird.“
07:58 Uhr
„Was ist da oben los?“
„Keine Ahnung, Herr Kapitän. Die Zerstörer können das nicht sein.“
Seit kurzer Zeit gab es immer wieder Detonationen an der Wasseroberfläche.
„Ist das eines der Schiffe?“
„Nein, Herr Kapitän. Die Positionen passen nicht.“
Ich überlegte. Konnte es sein, dass jetzt auch Frachter mit Wasserbomben unterwegs waren? Hatte man diese Schiffe umgebaut. Allerdings hörten sich die Detonationen nicht wie die typischen Wasserbomben an. Eher wie Fliegerbomben.
„Ach, so ist das.“, murmelte ich. "Unsere Freunde da oben haben sich Hilfe von der Air Force geholt.“
„Meinen Sie, Herr Kapitän?“
„Ja, IWO. Es deutet alles darauf hin. Wäre ja nicht das erste Mal.“
„Sehrohr ausfahren! Ich will mir das ansehen! Maschinen stopp!“
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Ich grinste.
„Ja, Männer. Ich hatte Recht! Ist ein Flieger. Welch schöner Anblick...“
„Herr Kapitän?“
„Einer von uns, LI.“
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„Greift der an?“
„Bis jetzt nicht.“
Ich runzelte die Stirn. Einen Flieger hatte ich bis jetzt ausmachen können. Einen Flieger für einen Geleitzug mit mehreren bewaffneten Sicherungen. Solch ein Irrsinn! Warum machte der nichts? Und wieso flog der überhaupt alleine hier durch?
„Der ist doch verrückt...“
08:16 Uhr
Weder von dem Flieger noch von den Schiffen war ein Angriff gekommen. Eine Tatsache, welche mich verwirrte. Ich konnte nicht begreifen weshalb keiner der beiden Seiten angegriffen hatte. Andersherum aber war dies ganz gut so. Unser Kamerad – wer immer es war – hätte ohnehin nicht die geringste Chance gehabt. Die Flak der Schiffe hätte ihn vom Himmel geholt. Ohne Wenn und Aber.
„Wir setzen uns ab, Männer. Ich habe keine Lust mich mit feindlichen Fliegern anzulegen, sollten diese auftauchen. Außerdem ist es nun hell draußen. Wieder auf Generalkurs, AK voraus und wenn es sicher ist auftauchen.“
Ich begab mich auf meine Koje. Der Angriff hatte mich doch ziemlich geschafft. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass wir knappe acht Stunden im Geleit waren. Kein Wunder also, dass ich ziemlich kaputt war – und meinen Männern ging es ebenso. Sie hatten zwar nicht die ganze Zeit hindurch Dienst getan – was der Tatsache zu verdanken war, dass ich die Mannschaften zwischendurch austauschen hatte lassen – doch spurlos ging der Konvoiangriff an keinem von ihnen vorbei. Es war nicht nur die körperliche und geistige Höchstleistung, die ein Jeder von uns zeigen musste; auch nervlich war ein solcher Angriff kein Zuckerschlecken. Man wusste schließlich nie genau, wie sich die Zerstörer und andere Begleitschiffe verhielten und ob man nicht doch einmal den entscheidenden Fehler machte, welcher einem zum Verhängnis wurde.
09:59 Uhr
Wir hatten uns vor Kurzem erfolgreich vom Geleitzug und seinen Bewachern absetzen können. Die Zerstörer hatten noch immer ihre Suchkreise gezogen, wurden uns allerdings niemals gefährlich. Erleichtert atmete ich auf.
„Das wäre geschafft, Männer. Ein durchaus erfolgreicher Angriff.“
„Und ein sehenswertes Ergebnis, Herr Kapitän.“
Ich nickte dem IWO zu, sagte jedoch nichts. Wir beide hatten immerhin ganz unterschiedliche Ansichten, was unsere jetzige Situation betraf.
„Was sagt die Batterie, LI?“
„Runter auf 25 Prozent, Herr Kapitän.“
„Gehen Sie auf kleine Fahrt. Kunze, ist oben noch etwas zu hören?“
„Nein, Herr Kapitän. Alles ruhig.“
Ich nahm trotzdem einen Rundumblick durch das Sehrohr. Man konnte schließlich nie wissen, ob die Tommys uns nicht reinlegten. Jedoch war von Schiffen oder anderen Gegnern nichts zu sehen.
„Sehrohr einfahren! Auftauchen!“
Der Angriff auf das Geleit ist ja sehr gut gelungen, aber wichtiger noch das erfolgreiche Absetzen vom Geleit. Hätte ja auch noch übel enden können.
herzlichste grüsse
Hohenlohe...:top: *GUTEJAGDUNDGLÜCKLICHEHEIMKEHR!!*
Allerdings.
Lange wird dieser Zustand allerdings nicht mehr anhalten fürchten Wir... :uhoh:
Wir wünschen euren U-Bootfahrern weiterhin viel Wasser unterm Kiel und gute Jagd, aber auch eine immer gute Heimkehr...:ph::top:
herzlichste grüsse
Hohenlohe...:gluck: *teeschlürfend*
Wilhelm Klink
03.10.19, 13:54
Sind die eigenen Flieger nur ein atmosphärisches Element oder würden die tatsächlich auch Eure Feinde angreifen?
Das wissen Wir nicht so genau. Wir haben Einschläge gehört, als Wir unter Wasser waren und gehen deshalb davon aus, dass der Flieger den Konvoi angegriffen hat. Allerdings wunderte Uns etwas, dass die Schiffe - insbesondere die Zerstörer - sich nicht rührten.
Keltische See
13. Oktober 1940
17:25 Uhr
Wir fuhren nun weiter Richtung Irische See. Im Laufe des Tages – besonders um die Mittagszeit herum – sichtete unsere Brückenwache zwei Schiffe, die sich allerdings als Handelsschiffe herausstellten und auch nicht in unsere Richtung unterwegs waren. Somit bestand keine Gefahr für das Boot – weder durch die Schiffe noch durch die Tatsache, dass sie uns gesehen und ihre Kollegen an Land angefunkt haben könnten. Nun wollte ich die Zeit vor dem Abendessen noch nutzen und ergänzte den Kriegstagebucheintrag, welchen ich in der vergangenen Nacht verfasst hatte.
Uns gelang heute Morgen das erfolgreiche Absetzen vom Geleitzug. Die Zerstörer suchten längere Zeit nach uns, konnten uns allerdings glücklicherweise nicht orten. Wasserbomben gab es nur wenige und zu weit ab. Laufen nun weiter in die Irische See hinein und schauen mal, was dort drinnen los ist.
„Was für eine Fahrt!“, sagte der IIWO, als wir zusammen in der Messe saßen. Auch der LI und der IWO waren anwesend. „Und wieder hat 'The Claw' zugeschlagen – und überlebt!“
„Noch ist die Fahrt nicht vorbei.“
Ich nahm einen Bissen von dem mittlerweile älteren Brot.
„Da kann noch allerhand passieren.“
„Ja, Herr Kapitän. Aber ich bin ziemlich zuversichtlich.“
„Wenn Sie damit mal nicht das Schicksal herausfordern.“
„Ach was, Herr Kapitän! Bis jetzt ist noch immer alles gut gegangen.“
„Bis jetzt...“
Ich war mir nicht so sicher, ob mich diese Tatsache erfreuen sollte oder nicht. Nach den ganzen Erfolgen unsererseits konnte man schließlich leichtsinnig werden – und genau das wollte ich unter allen Umständen vermeiden.
„Wie viele Tonnen hat der Geleitzug eingebracht?“, meldete sich nun der IWO zu Wort.
Ich nahm mein Notizbuch aus der Hemdtasche, in welchem ich gerne für mich selber die geschätzte Tonnage der von uns versenkten Schiffe eintrug.
„Über 20.000.“
Oberleutnant Beyer grinste. „Nicht schlecht!“
Ich nickte, denn hier musste ich ihm zustimmen. Wenn man bedachte, wie gut die Tommies den Geleitzug geschützt hatten war das durchaus ein sehenswertes Ergebnis.
„Aber dennoch, meine Herren! Nicht zu leichtsinnig werden. Das könnte uns irgendwann einmal zum Verhängnis werden.“
20:39 Uhr
„Kunze?“
„Herr Kapitän?“
„Irgendwelche Horchkontakte?“
Vor einer knappen Stunde waren wir getaucht, da die Brückenwache Schiffe gesichtet hatte. Da wir uns mittlerweile beinahe schon in der irischen See aufhielten ging ich kein Risiko ein.
„Ja, Herr Kapitän. Ein langsames Schraubengeräusch, allerdings weit entfernt.“
„Sonst nichts?“
„Nein, Herr Kapitän.“
„Gut. Auftauchen. Sehen wir zu, dass wir Strecke gutmachen. Große Fahrt voraus.“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
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„Die letzten Torpedos ins Boot verlagern, LI. Machen Sie Ihren Jungs Dampf!“
„Jawohl, Herr Kapitän!“
Unten auf dem Vordeck schnaubte Matrose Mayer.
„Was will der Alte eigentlich noch versenken? Man könnte bei unserer bisherigen Tonnagezahl meinen, dass die Tommies sowieso bald aufgeben.“
„Shh! Nicht so laut!“, zischte ein Anderer. „Sonst kriegst Du noch Probleme mit dem IWO.“
„Ach! Der würde es doch liebend gerne sehen, dass die aufgeben.“
„Aber genauso gerne sieht er Schiffe sinken.“
„Los, Leute! Nicht soviel reden! Wir wollen fertig sein, ehe uns ein Zerstörer entdeckt!“
„IWO, sagen Sie Junkers, dass er einen Bericht an den BdU senden soll.“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
20:59 Uhr
„Antwort vom BdU, Herr Kapitän.“
„Übernehmen Sie, IWO.“
Ich stieg die Leiter in die Zentrale herunter und begab mich zu Junkers.
Seien Sie mutiger! BdU
Ich fühlte Zorn in mir hochkochen. Seien Sie mutiger?! Das war alles, was wir vom BdU als Antwort bekamen? Seien Sie mutiger?!
„VERDAMMTE LAMETTAHENGSTE!“, wetterte ich los. „Sitzen mit ihren faulen Ärschen in ihren Büros und sagen uns wir sollen mutiger sein! PAH!“ Ich knüllte den Zettel zusammen, warf ihn auf den Boden und trat drauf.
„DAS HALTE ICH VON EUCH!!“
Ich konnte es nicht fassen. Nach all dem, was wir hier draußen riskierten – immer und immer wieder. Nach den ganzen brenzligen Situation, denen wir in der Vergangenheit ausgesetzt waren – und auch auf dieser Fahrt.
„Ja, Herr Admiral – wir werden mutiger sein. Wir waren ja schon in Scapa Flow, waren im Ärmelkanal unterwegs, in Gibraltar und auch in Geleitzügen, in welchen Zerstörer und Frachter aus unserem Boot zwei machen wollten. Aber wir werden in Zukunft mutiger sein... wir werden uns ganz nach Ihren Wünschen richten, Herr Admiral.“
Ich setzte mich auf meine Koje.
„Wenn Sie mit dabei sind!“
Irische See, 14. Oktober 1940, 21:12 Uhr
Wir liefen nun in die irische See ein. Bislang war kein Feindschiff zu sehen. Ich war ganz froh darüber, hatte aber auch meine Bedenken. Wir befanden uns im Hinterhof des Feindes und es war gut möglich – wenn nicht gar sicher – dass sich irgendwann einer von ihnen blicken ließ. Ich stand neben dem IWO auf der Brücke.
„Was sagt der BdU?“
Ich biss mir auf die Unterlippe. Mit Oberleutnant Beyer wollte ich dies ungern besprechen. Ich wusste ja, wessen Geistes Kind er war und ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich das Ganze emotionslos mitteilen konnte.
„Wir sollen mehr versenken.“
Ich sah dem Mann an, dass er mir nicht glaubte. Er nickte aber und beließ es dabei. Auch ich schaute nach vorne auf die spiegelglatte See und wunderte mich, dass wir noch nicht entdeckt wurden. Natürlich war mir dies nur recht, doch eine gewisse Sorge konnte ich mir nicht verkneifen. Eigentlich sollte man annehmen, dass es hier von feindlichen Schiffen – ganz egal, ob Royal Navy oder Handelsmarine – nur so wimmelte. Doch bis jetzt hatte sich niemand sehen lassen.
„Ich bin unten, IWO. Melden Sie sich, wenn etwas ist.“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
Wir sind der Meinung, dass der BdU es sich wohl zu leicht macht, aber trotzdem hoffen wir für euren Kaleun das Beste...:ph: Vor allem eine gute Heimfahrt.
herzlichste grüsse
Hohenlohe...:top:
Planquadrat AN-94
14. Oktober 1940
07:49 Uhr
Schwere See! Schon seit geraumer Zeit hatte uns ein gewaltiger Sturm fest in seinen Klauen.
„Wissen Sie, Herr Kapitän.“, sagte der IIWO zu mir. „Das Gute daran ist, dass wir von der Royal Air Force verschont bleiben!“
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„Ja... die lassen uns jetzt erst einmal in Ruhe. Aber trotzdem auf Schiffe achten!“
Wir duckten uns, als ein Brecher die Brücke überspülte und ich war wieder einmal ganz froh darüber, dass wir uns am Turm befestigen konnten.
„Das ist das beste Seewetter, meine Herren! So macht das doch Spaß!“
Aus den Augenwinkeln heraus konnte ich wahrnehmen, wie einige der Brückenwache die Köpfe schüttelten und lachten. Anscheinend hatten sie sich mit meiner Euphorie angesichts stürmischer See noch immer nicht ganz angefreundet. Nach all der Zeit würde sich dies wohl auch nicht mehr ändern. Dabei war es niemals negativ mir gegenüber gemeint. Nein, sie hatten sich über meine Liebe zur unruhigen See sogar amüsiert.
14:41 Uhr
Wir fuhren nun schon einige Stunden getaucht durch die irische See. Dies hatte mit dem Sturm zu tun, der einfach nicht schwächer werden wollte. Zwar war mir dieses Wetter – wie schon öfter erwähnt – nicht gerade unangenehm; doch ich wollte meinen Männern eine Ruhepause gönnen. Sie alle hatten auf dieser Fahrt bisher viel geleistet. Ich selber hatte mich in meine Koje gelegt und die Augen geschlossen. Endlich etwas Entspannung! Das monotone Brummen der E-Maschinen, die Männer, die sich unterhielten und das leise Pfeifen von Fähnrich Kunze am Hydrophon klangen mir angenehm in den Ohren. Hier war nun einer der seltenen Momente gekommen, in denen ich auch auf einer Feindfahrt ein wenig Frieden finden konnte. Keine Gefechte, keine sinkenden Schiffe, nichts. Nur das Boot, die Männer und ich. Könnte es doch nur immer so sein! In einer Tiefe von fünfzig Metern war auch von der sich aufwühlenden See nichts mehr zu spüren.
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Ich muss wohl eingeschlafen sein, denn das Nächste was ich merkte war Kunze, welcher mich rüttelte.
„Herr Kapitän, wachen Sie auf!“
„Hm... was ist los?“, nuschelte ich, behielt die Augen aber weiterhin geschlossen. Es war gerade so gemütlich.
„Ich habe Horchpeilung, Herr Kapitän. Scheint ein Frachtschiff zu sein – bis jetzt keine Eskorte.“
Sofort öffnete ich meine Augen.
„Wie weit entfernt?“
„Viertausend Meter an Steuerbord.“
Ich stand auf und ging hinüber zum Hydrophon. Mit der Hand winkte ich in Richtung Zentrale den IWO herbei.
„Kunze, wo genau ist das Schiff?“
Es dauerte einen Augenblick, bis Kunze antwortete.
„Lage Drei-Fünf-Vier, Herr Kapitän.“
„IWO, der LI soll einen Abfangkurs setzen. AK voraus!“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
15:06 Uhr
Wir näherten uns dem Schiff nun mit AK weiter an. Hier und da hatte ich noch ein paar Kurskorrekturen durch, bis wir in einer idealen Position zum Schiff lagen.
„Gehen Sie auf Sehrohrtiefe und machen Sie die hinteren Torpedos klar.“
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„Was soll das denn? Verdammt, bei dem Mistwetter kommt das ganze Vordeck aus dem Wasser! So eine Scheiße!“
Das war gar nicht gut für uns. Der Gegner sah uns nun und wusste genau, was ihm blühte. Zwar ging die See nach wie vor schwer, doch allzu weit entfernt vom Schiff waren wir nicht mehr. Es bestand also durchaus die große Gefahr, dass wir gesehen wurden.
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„Kleine Fahrt voraus.“
Es war verdammt schwer einen vernünftigen Blick durch das Sehrohr zu werfen. Immer wieder überspülten die Wellen es und ich verlor unser Ziel für einige Sekunden aus den Augen. Mich ärgerte diese Tatsache sehr. Ich sah das Schiff nicht richtig und der Angriff würde dementsprechend verdammt schwer werden – im Gegenzug aber konnte uns der Gegner jederzeit entdecken, da unser Boot immer mal wieder teilweise aus dem Wasser gehoben wurde.
„Nur gut, dass der Kamerad da oben ebenfalls mit dem Seegang zu kämpfen hat.“
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Ich sah weiterhin durch das Sehrohr und versuchte vernünftige Angaben für den Angriff zu machen.
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„Achtung, Schusslösung Rohr fünf: Lage Zwei-Vier-Neun, Entfernung 1100, Fahrt sieben.“
„Eingestellt!“
„Feuer!“
„Rohr fünf abgefeuert!“
Nun machte ich mir Sorgen, ob der Torpedo in dem Mistwetter auch saß – oder irgendwo auf dem Weg verloren ging. Schließlich wäre es nicht das erste Mal, dass wir einen Blindgänger hatten.
Meine Sorge war unbegründet. Kurze Zeit später traf der Torpedo sein Ziel.
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„Mein Gott! Was für ein Feuerball da hinten! Wir haben ihn, Männer! Kunze, sinkt der auch?“
„Ja, Herr Kapitän. Habe Sinkgeräusche.“
Ich nickte zufrieden. Wieder einmal ein guter Abschuss – vor allem, wenn man das Wetter beachtete.
„Wir tauchen nicht auf. Normalerweise würde ich jetzt schauen, ob ich den Jungs da drüben helfen kann. Aber wir sind nahe an der Küste. Die werden schon aufgesammelt werden.“
„Herr Kapitän!“
Ich drehte meinen Kopf nach rechts, wo Oberleutnant Bayer stand und mich entsetzt ansah. Mein Gesichtsausdruck blieb unverändert.
„Ja, IWO?“
„Sie sollten sich um Ihre Einstellung gegenüber dem Feind Gedanken machen.“
Nun drehte ich mich vollständig zu Bayer um. In mir kochte der Zorn hoch. Ich konnte diesen Mann nicht leiden und wollte ihn so schnell wie möglich von meinem Boot haben – egal wie.
„Und Sie sollten sich Gedanken darüber machen, wie Sie mit Ihrem Vorgesetzten reden, IWO. Ist das klar?“
Oberleutnant Bayer schürzte die Lippen, sagte jedoch nichts mehr. Ich sah kurz zum IIWO und dem LI, die mich warnend, aber auch unsicher anschauten.
„Sehrohr einfahren! Wieder auf Generalkurs!“
Am 14. Oktober 1940 versenkte U123 unter dem Kommando von Korvettenkapitän Günther Paulsen einen alten Trampdampfer mit 3.450 BRT nach einem Torpedotreffer in der irischen See.
Irische See
14. Oktober 1940
16:12 Uhr
Noch immer hatte sich die See nicht beruhigt. Dicke Brecher unterspülten immer wieder die Brücke, sodass wir uns ständig ducken mussten. Ich ließ die Brückenwache aus diesem Grund öfter austauschen als sonst. Die Jungs sollten sich schließlich nicht den Tod holen.
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„Das gibt es nicht, Herr Kapitän! Jetzt können wir sogar aufgetaucht durch die irische See fahren!“
„Da soll nochmal einer vom BdU sagen, dass wir mutiger sein sollen!“
IIWO Overfurth grinste.
„Vielleicht sollten wir wirklich ein Schlachtschiff mit der Flak erledigen. Ich denke mal, dass dies ausreichen sollte.“
„Dann dürfen wir alle die Latrinen putzen, fürchte ich. Der Zerstörer war unserem Chef ja schon zu viel.“
16:35 Uhr
„Schicken Sie einen Statusbericht an den BdU, Junkers.“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
Jetzt war ich gespannt, wie unsere verehrten Lamettaträger reagierten. Wenn wir nochmals eine Antwort wie die Letzte bekamen war das mit der Flak vielleicht gar nicht so abwegig.
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„Was machen der Sauerstoff und die Batterien?“
„Sind laut LI in wenigen Minuten aufgeladen, Herr Kapitän.“
„Gut. Dann können wir gleich wieder in den Keller. Ich möchte schließlich nicht, dass uns das Essen um die Ohren fliegt.“
16:52 Uhr
„Funkspruch, Herr Kapitän.“ Bootsmann Junkers reichte mir den Zettel.
Gute Ergebnisse, Paulsen! Seien Sie vorsichtig!
„Wird wohl doch nichts mit dem Geschütz.“
Ich reichte den Zettel an den IWO weiter, mit welchem der IIWO und ich gemeinsam in der Messe saßen.
„Ein Schiff mit ein paar Tausend Tonnen reicht also aus, um uns mutiger erscheinen zu lassen?“
„Verstehe einer unsere Herren Admiräle, IIWO.“
IWO Bayer warf mir erneut einen strengen Blick zu, welchen ich allerdings ignorierte. Sollte er doch denken, was er wollte! Auf meinem Boot war mir eine Einstellung wie die Seinige nicht willkommen – und auch der restlichen Mannschaft ging es so.
„Dann schauen wir mal, was wir sonst noch so aus der See pusten können.“
„Das wird dem Tommy gar nicht schmecken, Herr Kapitän. Sie sind mit Sicherheit schon der Staatsfeind Nummer Eins auf der Insel.“
„Das fürchte ich auch, IIWO. Das fürchte ich auch...“
Was hatten wir bisher alles erreicht? Scapa Flow, der Kanaldurchbruch, Gibraltar, etliche Frachter und Tanker versenkt... die Engländer mussten uns wirklich hassen. Ich konnte es ihnen nicht verdenken, hasste ich mich doch manchmal selber für das, was ich tat.
15. Oktober 1940, 04:09 Uhr
Wir waren gerade wieder aufgetaucht. Die Nacht war stockfinster und die See noch immer genauso stürmisch wie Stunden zuvor. Das war wirklich der längste Sturm, den wir bisher hatten.
„Gleich sind wir im Atlantik.“, sagte ich, als ich oben auf der Brücke ankam und mich festgezurrt hatte. „Wer weiß, vielleicht wird das Wetter dann besser.“
„Aha, Herr Kapitän? Haben Sie genug vom Sturm?“
„Irgendwann muss es mal gut sein, Meyer.“
„Ich sehe etwas an backbord, Herr Kapitän.“, meldete einer der anderen Wachgänger.
Ich sah nach links, konnte allerdings nichts entdecken.
„Wo haben Sie es, Hermsen?“
„Auf 45 Grad, Herr Kapitän.“
Kurz wechselte ich einen Blick mit dem IWO. Wer wusste schon, um was für eine Art Schiff es sich handelte. Wir konnten schließlich nicht immer Glück haben und auf Frachtschiffe treffen. Nein, irgendwann musste uns auch mal ein Kriegsschiff über den Weg fahren – und mit diesen wollte ich mich bei diesem Mistwetter nicht anlegen – und schon gar nicht in der irischen See.
„Können Sie erkennen, um was für ein Schiff es sich handelt?“
„Scheint was Kleines zu sein, Herr Kapitän.“
„Fahren wir weiter. Vielleicht entdecken die uns nicht. Sagen Sie Bescheid, wenn sich was tut!“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
04:22 Uhr
„Es ist weg, Herr Kapitän!“
„Was ist weg? Machen Sie ordentlich Meldung, Meyer!“
„Das Schiff. Bis gerade war es noch da.“
Ich runzelte die Stirn.
„Was meinen Sie?“
„Ich hatte es im einen Moment im Auge, sah dann kurz weg und nun ist es verschwunden!“
„Wie verschwunden?“
Ich sah selber in die Richtung, konnte jedoch nach wie vor nichts entdecken.
„Sind Sie sich sicher, dass dort überhaupt ein Schiff war?“
„Ja, Herr Kapitän. Ganz sicher.“
Ich runzelte nochmals die Stirn. Das konnte ganz übel ausgehen für uns, schließlich verschwindet ein Schiff nicht einfach so. Was war, wenn es plötzlich vor oder hinter uns auftauchte? Automatisch sah ich nach hinten, konnte allerdings außer der aufgewühlten See nichts erkennen. Erst jetzt fiel mir auf wie dunkel es eigentlich war.
„Augen offenhalten, Jungs! Obacht, damit der nicht plötzlich irgendwo auftaucht!“
04:44 Uhr
Das Schiff hatten wir bis jetzt noch nicht wieder entdeckt. Vorsichtshalber aber wies ich die Männer an noch vorsichtiger zu sein als sonst. Ein Jeder auf der Brücke hatte seine Augen auf der See und die Ohren gespitzt. Glücklicherweise hatte sich auch der Sturm etwas gelegt.
„Verdammt... wo ist der?“, murmelte nicht nur ich. Wir alle waren äußerst angespannt.
Der IIWO enterte soeben zur Brücke hinauf.
„Funkspruch, Herr Kapitän.“
Ich nahm ihn entgegen und las ihn durch.
Tanker torpediert. Torpedoversager.
Verfolgung aufgrund zu hoher Geschwindigkeit unmöglich.
U-47, Prien
„Sehr schön, IIWO – und wo ist Prien gerade?“
Oberleutnant Overfurth zuckte mit den Schultern.
„Das weiß ich nicht, Herr Kapitän.“
„Nichts für uns, Oberleutnant. Packen Sie ihn zu den anderen Zetteln – oder sagen Sie Junkers, dass er in Erfahrung bringen soll wo U-47 gerade ist.“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
Nordatlantik, 08:09 Uhr
Wir waren wieder im Nordatlantik. Vor kurzer Zeit hatten wir die irische See hinter uns gelassen. Ich wollte nun wieder in Richtung Lorient fahren und unterwegs mitnehmen, was mitzunehmen war. Die Fahrt sollte – vorausgesetzt wir hielten uns nicht allzu lange mit Schiffen auf – acht Tage dauern. Sollte uns ein Geleitzug in günstiger Position entgegenkommen oder wir eine Fühlungsmeldung erhalten konnte es länger dauern. Um den Diesel war es laut dem LI mit fast achtzig Prozent noch gut bestellt. Eine kleine oder auch etwas größere Verfolgungsjagd – sofern es nicht allzu weit in den Atlantik ging – war also durchaus drin und mit dreizehn Torpedos an Bord waren wir auch noch gut bestückt.
Auch die See hatte sich wieder beruhigt und es versprach ein schöner Tag zu werden – auch wenn wir jetzt wohl wieder mit Angriffen der Royal Air Force rechnen mussten.
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„Alles klar, Jungs! Der Diesel macht mit, das Wetter auch! Auf geht’s. Maschinen AK voraus Richtung Lorient – und schaut mal nach, was wir unterwegs für unseren lieben Admiral noch mitbringen können!“
„Vielleicht sollten wir wirklich ein Schlachtschiff mit der Flak erledigen. Ich denke mal, dass dies ausreichen sollte.“
Das kommt Uns irgendwoher bekannt vor...
Weitermachen Her Kapitän!
Nordatlantik
15. Oktober 1940
23:49 Uhr
„Schiff gesichtet!“
Der nächste Kontakt stand uns nun bevor.
„Wo haben Sie es?“
„Hinter unserem Heck an Backbord. Drei-Fünf-Null Grad.“
Ich drehte mich herum, konnte allerdings wieder einmal nichts entdecken.
„Frachter?“
„Nein, Herr Kapitän. Ist schnell unterwegs.“
Das war ja nur eine Frage der Zeit. Anscheinend hatten wir es wieder einmal mit einem Kriegsschiff zu tun.
„Er fährt jetzt an unserem Heck vorbei.“
Ich schluckte.
„Sehen wir zu, dass wir hier wegkommen!“
18. Oktober 1940, 13:18 Uhr
In den letzten Tagen haben wir kein Feindschiff mehr zu Gesicht bekommen. Die See war ruhig und beinahe spiegelglatt. Bei einer Zigarette stand ich zusammen mit der Wache auf der Brücke und blickte auf das Meer hinaus. In fünf Tagen waren wir wieder in Lorient – zumindest wenn alles gut ging und nichts Gravierendes dazwischen kam. Ich freute mich auf die Heimkehr. Wir hatten auf dieser Fahrt viele brenzlige Situationen gehabt und ich war erleichtert, wenn sie vorbei war. Hieß dies doch, dass uns erst einmal keine Gefahr mehr drohte. Nun wurde mir auch bewusst, dass es langsam schwieriger auf See wurde. Die Briten wurden langsam besser – wer konnte es ihnen auch verdenken? Wir hatten schließlich schon über ein Jahr Krieg und die Uboot-Flotte war bisher erstaunlich erfolgreich gewesen. Klar hatte es schon mehrere Boote erwischt – doch alles in Allem lief es bisher ganz gut für uns. Ein Zustand, der allerdings nicht mehr allzu lange anhalten sollte.
„Schiff gesichtet!“
„Wo?“
„Backbord, Herr Kapitän.“
„Gehen Sie auf Abfangkurs! AK voraus!“
Ich überlegte.Wir hatten noch immer schönes Wetter. Bei dem Glück, welches wir momentan hatten wollte ich auch dieses Schiff mit der Deckkanone ausschalten. Immerhin handelte es sich dabei – und das zeigte sich, als wir uns dem Kontakt angenähert hatten – um einen Frachter und einen Tanker.
„Deckgeschütz und Flak besetzen! Kommt, Jungs – die holen wir uns auch noch mit ein paar Granaten! Die Flakmannschaft achtet bitte auch auf Flugzeuge! Augen offenhalten!“
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WWWWUUUUUUUSSCH
Eine Wasserfontäne schoss nahe unserem Boot in die Höhe – die Frachter waren bewaffnet! Also hatten wir es wieder einmal mit Gegnern zutun, die sich wehren konnten. Das könnte knapp werden.
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„Beeilt Euch, Jungs! Macht die schnell platt! Nutzt das Geschütz und die Flak gleichzeitig!“
Wir näherten uns den Schiffen nun weiter an und waren damit nicht mehr in idealer Position, um beide Geschütze gleichzeitig zu nutzen. Die Frachter fuhren nun nebeneinander, der Vordere etwas schneller als sein Kollege. Sie wollten uns entkommen!
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„Feuer frei!“
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Granate um Granate sauste nun durch die Luft, abgefeuert von uns und unserem Gegner. Wir konnten von Glück sagen, dass die Besatzungen der Frachter nicht wirklich gute Schützen zu sein schienen. Die Granaten saßen mal mehrere und mal wenige Meter von uns entfernt – zumindest bis jetzt.
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„Schnell unterwegs der Gute...“ Ich setzte das Fernglas ab. „Wir müssen uns beeilen.“
„Scheint so, als wolle er um jeden Preis entkommen.“, meinte der IWO neben mir. „Feige Ratten diese Tommys!“
„Hören Sie sofort auf damit, Oberleutnant!“
„Sie müssen Ihre -!“
„Bayer, ich habe jetzt genug von Ihnen! Sparen Sie sich solche Aussagen in Zukunft!“
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Während unsere Jungs nun Treffer um Treffer auf dem Frachter landeten taten sich unsere Gegner noch immer schwer. Eines waren sie jedenfalls nicht: Feige. Sie hätten schon längst das Schiff verlassen können – blieben aber darauf und versuchte uns zu versenken. Nun, dazu hatten sie auch einen guten Grund, wie ich später erfahren sollte.
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„Einer ist hin, Männer! Jetzt den anderen!“
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Hinter mir hörte ich den IIWO auf die Brücke kommen.
„Nachricht von Kunze, Herr Kapitän. Wir haben ein Problem.“
„Welches, Oberleutnant?“
„Der Frachter hat uns erkannt.“
„Wie meinen Sie -?“
„Er weiß, wer wir sind. Hat die Nummer unseres Bootes gesehen. Funkt wie wild herum, dass Paulsen die beiden beharkt.“
Ich atmete tief durch. Also deshalb waren die beiden so hartnäckig! Das konnte für uns allerdings zum Problem werden! Ich beugte mich zum Geschütz hinunter.
„Beeilen Sie sich, LI! Die wissen, wer wir sind!“
Oberleutnant Siegfried bekam große Augen.
„Jawohl, Herr Kapitän!“
„Wie konnten die wissen, wer wir sind?“
„Für die Briten sind wir kein unbeschriebenes Blatt mehr, IWO. Und U-123 kann man sich leicht merken.“
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Ich wurde langsam nervös. Je länger das hier dauerte umso eher würden wir auf britische Kriegsschiffe treffen. Ich hatte keinen Zweifel daran, dass schon etliche Zerstörer auf den Weg zu uns waren, um sich „The Clutch“ einzukassieren.
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„Der brennt schon verdammt gut! Weiter drauf, gleich haben wir ihn! IIWO, wir müssen danach sofort hier weg! Alles bereitmachen!“
„Jawohl, Herr Kapitän!“
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„Langsame Fahrt voraus! Passt auf, sonst rammen wir den sinkenden Frachter!“
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„Das war es, Männer! Der hat genug!“ Erleichtert atmete ich auf. „Gott sei Dank...“
Wir hatten es geschafft, ohne dass wir von der Royal Air Force oder der Royal Navy behelligt wurden. Ich wusste allerdings, dass sich dies ganz schnell ändern konnten. Die Tommies wussten wer wir waren und dementsprechend beeilten sie sich nun wohl.
Während wir nun zu den beiden sinkenden Schiffen fuhren besah ich mir das Inferno mit dem Fernglas. Ich musste schlucken. Dort hatten es mit Sicherheit nicht alle lebend hinaus geschafft.
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Wir sahen einige Rettungsboote im Wasser. Wie es aussah hatte wirklich der Großteil der beiden Besatzungen überlebt, worüber ich mehr als froh war. Sie hatten gut gekämpft – zumindest die Leute auf dem ersten Schiff. Der zweite Gegner war zu unserem Glück unbewaffnet.
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„Alles in Ordnung bei Ihnen?“, rief ich hinunter, als wir bei den Booten angekommen waren. Ich erntete einerseits bewundernde, andererseits aber auch finstere Blicke. Kein Wunder, wussten die Matrosen doch genau, wer ich war.
„Paulsen, verdammt! Wenn ich Sie wäre würde ich verschwinden!“
Ich grinste.
„Ich weiß, was Sie gefunkt haben. Keine Sorge – ich weiß auch, was ich tue. Gibt es Verletzte?“
„Nur Leichtverletzte, Captain.“
„Wir helfen Ihnen.“
Es wurden Verbände, Nahrungsmittelpakete und Segelanweisungen an die Rettungsboote weitergereicht. Normalerweise hätten meine Jungs und ich die Männer auch noch weiter versorgt, doch der Brite hatte Recht. Wir sollten hier schleunigst verschwinden.
„Also... viel Glück, Gentleman.“
„Sie sind ein Teufelskerl, wissen Sie das?“
Ich sah den Mann vor mir an. Ich wusste, dass er auf Zeit spielte. Er wollte uns so lange wie möglich an Ort und Stelle behalten, damit uns seine Kameraden bekamen. Nun, diesen Gefallen tat ich ihm nicht.
„Ich gebe mein Bestes.“, sagte ich deshalb grinsend. „Nochmals viel Glück.“
Ich beugte mich zum Sprechrohr.
„Wieder auf Generalkurs, AK voraus. Sehen wir zu, dass wir hier weg kommen!“
„Jawohl, Herr Kapitän!“
Am 18. Oktober 1940 versenkte U-123 unter dem Kommando von Korvettenkapitän Günther Paulsen einen Alter Trampdampfer mit 3.450 BRT und einen Standardtanker mit 8.054 BRT nach Granatenbeschuss im Nordatlantik.
Nordatlantik
19. Oktober 1940
07:49 Uhr
Logbucheintrag Korvettenkapitän Günther Paulsen, U-123, 19. Oktober 1940
Haben gestern einen Frachter und einen Tanker versenkt. Von den beiden Schiffen haben es die meisten Besatzungsmitglieder von Bord geschafft, bevor die Schiffe sanken. Der Frachter hatte überdies ein Geschütz an Bord. Darauf müssen wir uns in Zukunft wohl öfters einstellen.
Was mir allerdings Sorgen bereitet ist die Tatsache, dass man uns erkannt hatte. Natürlich sind die Namen Paulsen und U-123 bei den Briten längst keine Unbekannten mehr – doch wir müssen aufpassen!
„Hier bitte, Herr Kapitän.“
Der IIWO kam soeben mit einer Tasse Kaffee zu mir in die Messe.
„Ich denke, dass Sie den nun gebrauchen können.“
„Sie sind ein Hellseher was, IIWO?“ Ich lächelte. „Danke. Genau den brauche ich jetzt auch!“
„Sie sehen besorgt aus.“, meinte Overfurth, als er sich setzte.
„Mir gehen die Frachter nicht aus dem Kopf. Die haben uns erkannt!“
„Aber Sie haben doch gesagt, dass -“
„Ich weiß, Herr Overfurth. Es geht auch nicht darum. Wir müssen vorsichtiger sein. Die Tommies sind nicht besonders gut auf uns zu sprechen – sogar noch schlechter als auf die Besatzungen anderer Boote denke ich.“
„Sie meinen, dass sie uns eher angreifen, wenn sie wissen wer wir sind?“
„Natürlich. Sie wollen diejenigen haben, die ihnen das Leben schwer machen – und wir stehen da ganz oben auf der Liste!“
„Also zukünftig Vorsicht walten lassen.“
„Ganz genau – vor allem dann, wenn wir uns nahe am Land bewegen und innerhalb der Reichweite der Royal Air Force sind.“
09:42 Uhr
Der nächste Sichtkontakt. Meyer hatte ihn vor wenigen Minuten entdeckt und ich enterte sofort zur Brücke hinauf. Vorher hatte ich noch kurz mit dem LI über unseren Treibstoffvorrat gesprochen und die Bestätigung bekommen, dass alles in bester Ordnung war.
„Wo haben Sie es?“
„Nicht eines, Herr Kapitän – mehrere! Ich zähle mindestens fünf Stück!“
Ich blies die Backen auf.
„Geleitzug?“
„Könnte durchaus sein.“
„Fahren wir näher ran. Mal schauen, was da so los ist. Augen offenhalten!“
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„Tatsächlich! Ein Konvoi!“ Ich grinste. „Perfekt!“
Ich beugte mich zum Sprechrohr.
„Achtung, hier spricht der Kommandant! Boot operiert ab sofort auf Geleitzug! Alle Mann auf Gefechtsstation! Torpedos klarmachen!“
„Hm... sehen Sie irgendein bewaffnetes Schiff?“
„Bis jetzt noch nicht, Herr Kapitän.“
„Was haben Sie vor?“ fragte nun der IWO. Ich atmete tief durch. Mich juckte es in den Fingern nochmals das Deckgeschütz zu benutzen. Allerdings dachte ich auch an unsere Begegnung mit den beiden letzten Schiffen. Zwar waren wir nun näher an unserer Heimatbasis, doch hatten wir immer noch vier Tage auf See vor uns. Wenn wir nun auch erkannt wurden hatten wir wieder die Gefahr, dass man uns angriff. Die Frachter mochten unbewaffnet sein, doch konnten sie uns noch immer rammen.
Während wir uns nun weiter den Schiffen annäherten sah ich in den Himmel. Wir mussten jetzt verdammt vorsichtig agieren und wenn wir uns weitestgehend zurückhielten – sodass der Gegner die Bezeichnung unseres Bootes erst gar nicht sah – sollten wir es schaffen.
„Achtung, Deckgeschütz und Flak besetzen!“
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„Feuer frei! Auf den Frachter vor uns!“
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„Hoffentlich schluckt der nicht so viel wie die beiden anderen. Sonst haben wir nicht genug Schuss für alle.“
Allerdings fragte ich mich auch, ob wir überhaupt genügend Zeit hatten um alle Schiffe anzugreifen. Ich rechnete nicht damit – zumindest bei einem Angriff mit dem Geschütz.
RRRRRUUUUUUUUUMMMMS
Es knallte laut, als Teile der Aufbauten explodierten und in den Atlantik geschleudert wurden. Das Leben des Schiffes neigte sich seinem Ende entgegen.
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Wir kamen dem Gegner nun immer näher - was die Männer unten dazu zwang, das Geschütz immer wieder neu auszurichten. Ich biss mir auf die Unterlippe. Mir wurde bewusst, dass wir viel zu nahe dran waren. Sie sahen doch sofort welches Boot sie vor sich hatten! Gleich darauf schüttelte ich den Kopf. Ich durfte mich jetzt nicht von irgendeiner Angst ablenken lassen. Es würde alles gut gehen, da war ich mir sicher.
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„Der brennt schon gut! Müsstet ihn gleich haben, Jungs!“
Ich sollte Recht behalten. Drei Granaten später musste sich das Schiff seinem Schicksal ergeben – versenkt!
„Gut gemacht, Männer! Und nun das Zweite!“
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Auch hier hörten wir nun mehrere Explosionen. Ich seufzte. Die Besatzungen der Schiffe hatten keine Chance, sie konnten sich nicht wehren... wir feuerten auf wehrlose Gegner. Wie ich das alles hasste!
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„Ah ja! Fängt schon an zu brennen, der Gute. Schön!“
Ich behielt weiter den Briten im Auge, während unsere Männer ihm Granate um Granate auf das Deck und in den Rumpf knallten. Lange hielt er nicht mehr durch. Spätestens jetzt wäre es angebracht die Rettungsboote zu Wasser zu lassen.
„Kommt schon, Ihr Idioten! Kommt schon!“
10:56 Uhr
Endlich hatten sie es kapiert! Ich sah mehrere Rettungsboote, die klargemacht wurden.
„Feuer einstellen!“, rief ich den Männern am Geschütz zu. „Lassen wir die Männer von Bord gehen!“
Der Frachter hatte die Maschinen gestoppt, wir allerdings nicht. Aus diesem Grund fuhren wir nun an dem Schiff vorbei.
„Maschinen stopp!“
„Aber Herr Kapitän!“
„Das ist ein Befehl, Bayer!“, zischte ich dem IWO zu.
Wir warteten nun, bis die Männer das Schiff verlassen hatten. Ich wollte Verluste vermeiden und ließ die Besatzung deshalb ein paar Meter vom Frachter weg rudern, bevor ich erneut den Feuerbefehl gab.
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„Der macht nicht mehr lange!“
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„Man!“, hörte ich die Stimme des LI. „Der muss doch langsam mal absaufen!“
Ich dachte da ähnlich. Das Schiff hatte schon ordentlich Schlagseite, hielt sich bis jetzt jedoch gut über Wasser. Der Kasten war stabil! Dies konnte allerdings auch zur Gefahr für uns werden. Je länger dieser Angriff dauerte desto größer war die Gefahr von der Royal Air Force oder der Royal Navy angegriffen zu werden.
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„Man! Der liegt doch schon halb im Wasser! Das gibt es nicht!“
Das Schiff legte sich immer mehr auf die Seite, sank aber nicht. Ich schüttelte den Kopf. Ein verdammt harter Gegner, gewiss! Jetzt war ich umso froher, dass keiner der anderen Frachter bewaffnet war.
BBBBUUUUUMMMM
Ich zuckte zusammen, als die Schotten des Frachters brachen. Der Lärm war ohrenbetäubend und das Schiff versank binnen weniger Sekunden in den Fluten der Nordsee. Erleichtert atmete ich auf. „Gott sei Dank!“
Ich setzte mein Fernglas ab.
„Was machen die anderen Schiffe? Fahren die alle weiter?“
Ich sah nach rechts. Nein, einer der anderen Frachter hatte ebenfalls gestoppt. Er nahm mittlerweile die Überlebenden der von uns versenkten Schiffe auf.
„Den lassen wir in Ruhe! Kleine Fahrt voraus. Schauen wir mal, ob wir noch etwas versenken können!“
LochLomond
09.10.19, 22:32
Super geschrieben. Gefällt mir!
Wir danken Euch, werter LochLomond! :-)
Nun steht ihr wohl ganz oben auf der Liste bei den Briten, leider. War aber wohl zu erwarten...:ph:
herzlichste grüsse
Hohenlohe...:top: *guteJagd…*
Das stehen Wir wohl schon lange - Wir denken, dass es noch während der ersten Feindfahrt soweit war. :fecht:
Nordatlantik
19. Oktober 1940
11:40 Uhr
Und weiter ging es! Während wir die versunkenen Frachter und auch den, der die Schiffbrüchigen aufnahm nun hinter uns ließen liefen wir wieder zum restlichen Geleit, welches inzwischen in alle Winde verstreut war. Wir mussten höllisch aufpassen, dass uns kein Frachter rammte – ob absichtlich oder nicht.
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„Gut, Jungs! Und Nummer Drei!“
Ich war in Höchstform. Wir waren gerade mitten in einem ungesicherten Konvoi und spielten Schiffe versenken mit dem Deckgeschütz. Am helllichten Tag, bei bestem Wetter und in der Reichweite der Royal Air Force. Besser konnte es gar nicht laufen!
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Waren Sie, lieber Leser, schon einmal in einer Euphorie? Ich kann mir vorstellen, dass es so ist! Es gibt viele Gelegenheiten, bei denen man sich freut und unbesiegbar fühlt. Die Geburt eines Kindes zum Beispiel oder wenn ein lang ersehnter Traum endlich in Erfüllung geht. Aber auch kleinere Dinge können zu einer Euphorie führen. Wenn man gesund ist, eine gesunde Familie hat und Freunde, die für einen da sind. Man kann sich über die kleinsten Geschenke freuen, die einem gemacht werden. Allerdings denken die wenigsten Menschen daran, dass so etwas für sie auch lebensgefährlich werden könnte.
Genauso war es bei uns an diesem Tag. Wir hatten auf unseren Fahrten durchaus sehr viel Erfolg und noch mehr Glück. Mir fällt da unser Angriff auf Gibraltar ein, bei dem wir beinahe mit einem sinkenden Zerstörer in die Tiefe gerissen wurden; auch der Angriff auf Scapa Flow war nicht ganz ohne. Wir hatten es mit Kriegsschiffen zu tun, welche uns über dem Wasser beschossen und hatten sogar einen Zerstörer mit dem Deckgeschütz versenkt. Da war es natürlich nur logisch, dass ich auf der Seite unserer Gegner nicht sehr beliebt war. Spätestens die beiden versenkten Frachter am Tag vor dem Konvoiangriff hatten mir gezeigt, dass man sehr wohl wusste, wie ich aussehe und auch wie die Bezeichnung meines Bootes war. Das hätte mir eigentlich zu denken geben sollen – und zwar länger als nur ein paar Minuten.
Da wären wir dann wieder beim Thema Euphorie oder – besser gesagt – Leichtsinnigkeit. Ich wurde erst am Vortag erkannt und musste erkennen, dass der Gegner genau über meinen Standort auf dieser Fahrt Bescheid wusste. Er würde wohl vermehrt in dem Bereich, in welchem wir uns befanden Patrouille fahren – und dennoch waren wir genau an dieser Stelle und griffen aufgetaucht einen Konvoi an. Mir hätte klar sein müssen, dass auch diese Schiffe wussten, wer wir waren. Und dennoch... ich dachte nicht daran.
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Glücklicherweise hatten wir nur drei weitere Granaten nötig, ehe sich auch das dritte Schiff seinem Schicksal ergeben musste. Es sank über das Heck und ich sah nun, wie Rettungsboote zu Wasser gelassen wurden. Hoffentlich schaffte es die Besatzung rechtzeitig.
„Gute Arbeit, Männer!“, rief ich nach unten.
Nun wollte ich mir das nächste Schiff vorknöpfen. Ein Frachter, welcher ganz in unserer Nähe war. Dreißig Granaten hatten wir noch – und die mussten reichen!
„Nummer Vier – Feuer frei!“
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„Na, wer wettet mit mir, wie viele Granaten wir nötig haben? Ich sage, dass wir nach der Versenkung noch die Hälfte haben.“, meinte der IIWO. „Wer ist dabei?“
Ich rollte mit den Augen, musste jedoch auch grinsen. Oberleutnant Overfurth konnte auch in den heikelsten Situationen noch scherzen. So sehr mich und die restlichen Männer dies auch amüsierte so gefährlich konnte es werden. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass wir alle etwas zu nachsichtig geworden sind – geschuldet den bisherigen Erfolgen.
„Zehn!“
„Keine!“
„Was?“ Overfurth sah den Matrosenobergefreiten Müller scharf an. „Glauben Sie ernsthaft, dass die Jungs unten SO schlecht sind? Wir machen doch bestimmt irgendwann auch größere Schiffe mit maximal fünf Granaten platt!“
„Nicht nachlässig werden, meine Herren!“
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„Und.... platt!“ Ich grinste und beugte mich zum Geschütz hinunter. „Wie viele Granaten haben wir noch, Männer!“
„22 Stück, Herr Kapitän!“
„HA!“, meinte ich grinsend, als ich mich wieder aufrichtete. „Alle falsch!“
Dann wurden meine Augen groß. Einer der Frachter war auf Rammkurs gegangen!
„Scheiße! Maschinen AK zurück! SCHNELL!“
Ich verfluchte mich selbst. Nun hatten wir beinahe die Quittung für unser leichtsinniges Verhalten erhalten. Ich starrte auf den Frachter. Wir waren nur ein paar Meter voneinander entfernt, als er vor unseren Bug entlang fuhr. Ich konnte die Leute auf der Brücke sehen. Sie sahen mich mit einem verwunderten, aber gleichzeitig auch schon fast siegessicheren Ausdruck im Gesicht an. Ich wusste auch sofort warum.
„Scheiße!“
Was sollten wir nun machen? Noch immer fuhren wir mit voller Geschwindigkeit zurück. Hinter uns war glücklicherweise alles frei – die Schiffe, welche wir bisher versenkt hatten waren schon längst komplett untergegangen. Doch der Frachter vor uns konnte uns sehr gefährlich werden – denn er wollte uns unbedingt rammen!
„UZO auf Brücke! Torpedorohr eins bereitmachen zum Überwasserschuss!“, ordnete ich durch das Sprechrohr an.
„Jawohl, Herr Kapitän!“
Wir mussten das Schiff nun wohl oder übel mit einem Torpedo versenken. Das Deckgeschütz konnten wir nicht nutzen. Wir hatten nur noch knapp über zwanzig Granaten und es würde viel zu lange dauern. Schon begann der Frachter zu wenden, um einen erneuten Anlauf auf unser Boot zu starten.
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„Rohr eins bereit, Herr Kapitän!“
„Achtung, Schusslösung: Lage Drei-Null-Zwei, Entfernung 450, Geschwindigkeit Dreizehn.“
„Eingestellt!“
„Rohr eins... los!“
„Torpedo ist im Wasser!“
Ich betete, dass der Torpedo traf und auch detonierte. Wenn dem nicht so war konnte es ziemlich haarig für uns werden. Doch der Aal tat uns den Gefallen. Keine Minute später explodierte er am Schiff. Ich sah mit dem Fernglas hinüber.
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„Gott sei Dank!“
Das Schiff verlor an Fahrt und änderte seinen Kurs von uns weg.
„Da will wohl jemand die Biege machen...“, sagte der IIWO.
„Wird ihm nicht gelingen. Ich lasse mir nicht fast mein Boot versenken.“
„Haben Sie den Blick in den Augen der Leute gesehen, Herr Kapitän?“
„Habe ich.“
„Die waren sich sicher, dass sie uns rammen.“
„Fast, IIWO.“
„Fast?“
„Ja. Die waren sich sicher, dass sie Günther Paulsen rammen.“
„Hm... ja - gut möglich. So nahe wie wir einander waren wussten die wohl, dass Sie es sind.“
„Das wussten sie auch schon vorher... ganz gewiss.“
Wir warteten nun ab, was sich beim gegnerischen Schiff tat. Wenn es sank war alles in Ordnung – wenn nicht halfen wir mit dem Geschütz nach.
„Maschinen stopp!“
Die Diesel erstarben und das Boot fuhr noch ein wenig weiter zurück, bis es schließlich zum Stillstand kam. Ich nahm das Fernglas wieder vor die Augen.
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„So... was machst Du nun?“
Das Schiff stoppte seine Maschinen und ich sah zu, wie Rettungsboote zu Wasser gelassen wurden. Ich hoffte bloß, dass es die Mannschaft noch rechtzeitig von Bord schaffte.
„Bereiten Sie alles für eine Rettungsaktion vor! Der Sani soll auf die Brücke!“
„Sie wollen wirklich zu den Leuten, Herr Kapitän?“
„Fangen Sie jetzt auch schon so an wie der IWO, Overfurth?“
„Nein, Herr Kapitän – aber die wissen doch wer wir sind – mit Sicherheit haben die das schon durchgegeben!“
„Davon können Sie ausgehen – aber ich will die Leute nicht einfach so alleine lassen!“
„Was ist denn mit dem Frachter, welcher die anderen Besatzungen aufgenommen hat?“
„Das war er.“
Dies fiel mir jetzt erst auf. Ich hatte nicht großartig darüber nachgedacht, woher das Schiff gekommen war – viel zu sehr war ich mit der Tatsache beschäftigt, dass es uns rammen wollte. Nun aber wusste ich, dass es genau das Schiff war, welches ich vorher verschont hatte. Es hatte Schiffbrüchige aufgelesen und für mich gab es daher keinen Grund es anzugreifen.
„Die haben nicht genug Rettungsboote für alle.“, sagte ich. „Verdammt nochmal! Warum musste der auch versuchen uns zu rammen! Blöder Idiot!“
BBBBBBUUUUUUUUUUUMMMMMMMMMMMMMM
Eine gewaltige Explosion ließ uns alle zusammenzucken. Mir klappte der Mund auf.
„NEIN!“
Das gesamte Schiff wurde kurz aus dem Wasser gehoben, bevor es wieder auf der Oberfläche aufschlug.
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Weitere Explosionen folgten und schleuderten Teile der Aufbauten sowie der Ladung in das Meer. Ich ließ das Fernglas sinken.
„Warum haben die uns rammen wollen? Die hätten doch einfach weiterfahren können – ich hätte denen nichts getan! DIE HATTEN SCHIFFBRÜCHIGE AN BORD!! VERDAMMTE IDIOTEN! Fahrt doch einfach weiter anstatt uns anzugreifen! MAN!!“
Ich schleuderte das Fernglas auf den Boden und atmete einmal tief durch.
„VERDAMMTER DRECKMIST!“
Meine Männer sahen mich an. Einige wirkten geknickt, andere wiederum schienen nicht recht zu wissen, wie sie sich verhalten sollten. Ich umklammerte mit meinen Fingern den Turm und sah kurz nach unten, um mich zu beruhigen.
„Sehen Sie Rettungsboote im Wasser?“
Ich hatte Angst vor der Antwort. Bevor das Schiff auseinanderbrach hatte ich keine gesehen und ich glaubte auch jetzt nicht, dass es welche von Bord geschafft hatten – eine Vermutung, welche der IIWO kurz darauf bestätigte.
„Keine zu sehen, Herr Kapitän.“
„Verdammt...“ Nochmals atmete ich tief durch. Drei ganze Schiffsbesatzungen mit einem Schlag ausgelöscht. Wie ich mich dafür hasste!
„Gehen Sie wieder auf Generalkurs. Wir haben hier nichts mehr zu suchen. Fahren wir nach Hause...“
Am 19. Oktober 1940 versenkte U-123 unter dem Kommando von Korvettenkapitän Günther Paulsen drei Standardfrachter mit jeweils 6.311 BRT, einen Kolonialfrachter mit 2.540 BRT sowie ein Passagier- und Frachtschiff mit 1.667 BRT nach Granatenbeschuss und einem Torpedotreffer im Nordatlantik.
Mit einem Munitionsfrachter mit Schiffbrüchigen an Bord ein U-Boot rammen wollen...autsch...
Nordatlantik
19. Oktober 1940
13:20 Uhr
„Senden Sie einen Bericht an den BdU, Junkers.“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
Ich nickte kurz bevor ich mich in die Messe begab und mich mit einer Tasse Kaffee auf der Bank niederließ. Die Explosion des Frachters machte mir zu schaffen. Es war alles so verdammt unnötig gewesen! Ich hätte das Schiff doch entkommen lassen! Warum zum Teufel hatten diese Leute beschlossen uns anzugreifen? Sie mussten doch damit rechnen, dass wir uns wehrten!
„Sie wussten, wer wir sind.“, murmelte ich zu mir selbst. „Sie wussten verdammt nochmal genau, wer ich bin und riskierten alles, nur um mich zu bekommen.“
Ich seufzte. „Was müssen diese Leute mich hassen...“
Konnte ich es ihnen verübeln? Wohl eher nicht. Ich zweifelte doch selber an dem, was ich tat. Nie hätte ich gedacht, dass ich einmal zum Mörder unzähliger Menschen werden sollte.
Biskaya, 21. Oktober 1940, 03:36 Uhr
Zwei Tage noch, dann liefen wir wieder in Lorient ein. Ich habe mich noch nie so gefreut eine Fahrt endlich zu einem Ende bringen zu können. Der Frachter vor zwei Tagen hatte mich doch ziemlich mitgenommen. Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass die Briten wirklich so dumm waren! Diese Toten waren unnötig gewesen – völlig unnötig! Nun hatte ich mich in die Messe gesetzt um einen Eintrag ins Kriegstagebuch zu schreiben.
Logbucheintrag Korvettenkapitän Günther Paulsen, U-123, 21. Oktober 1940
Haben vor zwei Tagen einen weiteren Konvoi angegriffen. Dieses Mal war er ungesichert und so konnten wir vier Schiffe mit dem Deckgeschütz versenken. Einen weiteren Frachter haben wir mit einem Torpedo versenkt, da er uns rammen wollte. Sind nun wieder in der Biskaya und in zwei Tagen in Lorient. Wir warten mal ab, was uns in dieser Zeit noch erwartet.
„Ich lege mich etwas hin, IWO. Sollte etwas vorfallen wecken Sie mich bitte.“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
23. Oktober 1940, 12:41 Uhr
Einlaufen in Lorient! Wir hörten die Musikkapelle bereits von Weitem und sahen auch die ganzen Menschen, die dicht an dicht gedrängt auf der Pier standen.
„Na, was sagt man dazu? Wieder ein festlicher Empfang!“
„Tja, IIWO. Daran gewöhnt man sich wohl nie...“
Im Gegensatz zu unserem IWO Bayer hatten Oberleutnant Overfurth und ich nicht gerade das Bedürfnis erneut von der Wochenschau belagert zu werden. Glücklicherweise konnten weder er noch ich den BdU ausfindig machen – wenigstens etwas Gutes.
„Boot sanft anlegen, Männer!“
Seile wurden herüber geschmissen und unser Boot fest verzurrt, ehe ich die Maschinen stoppen ließ und das Boot sanft gegen die Pier stieß. Das offizielle Ende unserer achten Fahrt.
Ich folgte meinen Männern vom Boot und grüßte unseren Flottillenchef.
„U-123 meldet sich zurück von erfolgreicher Feindfahrt, Herr Korvettenkapitän!“
Korvettenkapitän Fischer lächelte und nickte.
„Rühren Sie sich, Paulsen. Erfolgreich kann man diese Fahrt wohl nennen.“
Während sich die Wochenschau nun um uns scharrte und versuchte in die Kameras zu bekommen sah Korvettenkapitän Fischer mich streng an.
„Aber dennoch möchte ich Sie gleich in meinem Büro sehen, Paulsen.“
„Jawohl, Herr Korvettenkapitän.“
Ich drehte mich zu meinen Männern um.
„Wieder mal eine tolle Fahrt, meine Herren! Meinen Glückwunsch an jeden Einzelnen von Euch! Ich bin stolz auf Euch alle! Morgen um zehn Uhr ist Antreten hier am Pier. Bis dahin macht einen drauf!“
„Jawohl, Herr Kapitän!“, erklang es wie aus einem Mund.
„Alles klar... weggetreten!“
13:35 Uhr
„Setzen Sie sich, Paulsen.“
Ich nahm auf dem Stuhl vor Fischers Schreibtisch Platz und sah den Flottillenchef erwartungsvoll an. Was wollte Fischer von mir? Sehr glücklich sah er nicht gerade aus.
„Paulsen! Was habe ich Ihnen vor einigen Fahrten gesagt?“
„Was meinen Sie, Herr Korvettenkapitän?“
„Erinnern Sie sich noch an den Zerstörer, den Sie mit dem Geschütz versenkt haben?“
„Ja, Herr Kapitän.“
„Nun sind einige Monate ins Land gegangen, die Tommys kennen Sie mittlerweile genau – und ich nehme an, dass Sie sich das denken können! Und trotzdem, Paulsen... trotz allem greifen Sie aufgetaucht am helllichten Tage eine Gruppe Frachter an?!“
Ich schwieg. Dass mir das Ärger mit Fischer einhandeln würde war mir klar. Es wurde nicht gerne gesehen, wenn man das Boot leichtsinnig in Gefahr brachte.
„Sie hätten versenkt werden können – wissen Sie eigentlich was die Briten alles tun würden nur um Sie zu kriegen?“
„Ich habe es erlebt, Herr Korvettenkapitän.“
„Was meinen Sie?“
„Einer der Frachter wollte uns rammen. Wir waren an einem Punkt keine hundert Meter voneinander entfernt.“
„Hat man Sie erkannt?“
„Ja.“
Fischer lehnte sich in seinen Stuhl zurück.
„Das habe ich befürchtet... Mensch, Paulsen! Seien Sie vorsichtiger! Sie bringen sich und Ihre Mannschaft damit in höchste Gefahr – ist Ihnen das eigentlich bewusst?“
„Ja, Herr Korvettenkapitän. Jetzt ist es mir klar.“
„Gut! Dann sage ich Ihnen jetzt etwas: Sie werden Ihr Boot und auch Ihre Männer nicht noch einmal einer solchen Gefahr aussetzen! Die Zeiten haben sich geändert, Paulsen! Ihre Hau-Drauf-Methode ist Geschichte von gestern. Haben Sie das verstanden, Herr Korvettenkapitän?!“
„Jawohl.“
„Gut! Dann verschwinden Sie jetzt. Schönen Urlaub wünsche ich Ihnen.“
„Vielen Dank, Herr Korvettenkapitän!“
Auf seiner achten Feindfahrt versenkte Korvettenkapitän Günther Paulsen mit U-123:
12. Oktober 1940
Kolonialfrachter mit 2.540 BRT nach einem Torpedotreffer und Granatenbeschuss.
13. Oktober 1940 (Geleitzug)
Zerstörer HMAS Vampire mit 1.186 BRT nach einem Torpedotreffer.
Zerstörer HMS Mansfield mit 1.190 BRT nach einem Torpedotreffer.
Großer Tanker mit 18.192 BRT nach drei Torpedotreffern.
Trampdampfer mit 1.712 BRT nach einem Torpedotreffer.
14. Oktober 1940
Alter Trampdampfer mit 3.450 BRT nach einem Torpedotreffer.
15. Oktober 1940
Kolonialfrachter mit 2.540 BRT nach Granatenbeschuss.
18. Oktober 1940
Alter Trampdampfer mit 3.450 BRT nach Granatenbeschuss.
Standardtanker mit 8.054 BRT nach Granatenbeschuss.
19. Oktober 1940 (Geleitzug)
Kolonialfrachter mit 2.540 BRT nach Granatenbeschuss.
Standardfrachter mit 6.311 BRT nach Granatenbeschuss.
Passagier- und Frachtschiff mit 1.667 BRT nach Granatenbeschuss.
Standardfrachter mit 6.311 BRT nach Granatenbeschuss.
Standardfrachter mit 6.311 BRT nach einem Torpedotreffer.
Tonnage auf dieser Feindfahrt: 65.454 BRT
Gesamttonnage: 279.198 BRT
So langsam müsste den Briten die Frachter und Tanker ausgehen, da Paulsen alleine auf dieser Feindfahrt rund 65000 BRT versenkt hat...:ph:
herzlichste grüsse
Hohenlohe...:top:
Schauen wir doch mal, ob die Briten nicht irgendwann im Laufe der Kampagne aufgeben müssen. :D
TheBlackSwan
13.10.19, 11:44
Was für ein Massaker.
Lorient
24. Oktober 1940
10:00 Uhr
Es gab reichlich Auszeichnungen für meine Männer. Neben den Uboot-Frontspangen für die Mannschaft konnte ich unserem Mann am Hydrophon Fähnrich Kunze das Uboot-Kriegsabzeichen, dem Funker Bootsmann Junkers das Eiserne Kreuz erster Klasse, dem LI das Deutsche Kreuz in Gold und dem IWO das Ritterkreuz verleihen. Diese letzte Auszeichnung fand ich persönlich nicht angemessen. Ich wollte einen Mann wie Bayer nicht auch noch für seine Einstellung belohnen. Allerdings gab es leider nichts, was ich dagegen unternehmen konnte.
Nach der Verleihung trat ich einige Schritte zurück.
„So! Nun kommt noch eine Sache hinzu, die ich nur allzu gerne mache! Fähnrich Kunze, treten Sie bitte vor!“
Der Mann tat wie geheißen und stellte sich vor mich hin. Ich lächelte.
„Nicht so nervös, Kunze. Ich habe die Ehre Sie hiermit zum Oberfähnrich zur See zu befördern! Meinen Glückwunsch!“
Erleichtert und freudig atmete er aus.
„Vielen Dank, Herr Kapitän!“
Er salutierte und wir schüttelten uns kurz die Hände, bevor er wieder zu den anderen Männern trat.
„Bootsmann Junkers?“
Der Angesprochene kam nun ebenfalls nach vorne.
„Auch Ihnen möchte ich für Ihre Arbeit danken. Sie sind ein fähiger Mann, Junkers!“
„Vielen Dank, Herr Kapitän.“
„Deshalb ist es mir eine Freude auch Sie befördern zu können. Bootsmann Junkers, ab sofort fahren Sie als Stabsbootsmann unter meinem Kommando!“
„Vielen Dank, Herr Kapitän!“
Wir schüttelten uns ebenfalls die Hände, bevor auch Junkers zurück ins Glied trat. Nun waren noch drei weitere Matrosen dran ihre Beförderung zu erhalten. Die Männer Müller, Meyer und Klausen wurden zu Matrosenobergefreiten.
„Ich bin verdammt stolz auf Euch, Männer – und das kann ich nicht oft genug sagen! Ich bin froh eine solche Mannschaft zu haben! Nun genießt Euren Urlaub – das nächste Auslaufen ist am 27. November. Bis dahin, Jungens!“
11:06 Uhr
Ich stand an einem der Piers und rauchte eine Zigarette. Schräg vor mir wurde gerade ein Boot zum Auslaufen bereit gemacht. Die armen Teufel hatten noch eine Fahrt vor sich, während wir nun erst einmal für einen Monat der Gefahr auf See entkommen waren. Ich lächelte bei dem Gedanken an meine Frau und meine Eltern. Ich vermisste sie alle – und mir fehlte Kiel. Ich konnte es kaum erwarten wieder nach Hause zurückzukehren – auch wenn es nur für ein paar Wochen war. Meine Zigarette in das Hafenbecken schnippend drehte ich mich um und ging in Richtung des Offizierskasinos. Ich wollte noch einen Kaffee trinken und etwas vernünftiges Essen, bevor ich mich auf den Heimweg machte.
„Ah, Korvettenkapitän Paulsen!“ Kapitänleutnant Klaus Schäfer lächelte mir zu, als ich auf ihn zukam. „Endlich wieder daheim?“
„Na ja, Klaus. Noch nicht ganz. Kann ich mich setzen?“
„Natürlich doch! Nur zu!“
Ich nahm Platz und stellte das Tablett auf dem Tisch ab.
„Wie geht es Dir? War ja mal wieder eine erfolgreiche Fahrt, wie ich dort hinten lese!“
Er ruckte mit dem Kopf kurz in Richtung der Tonnagetafel, auf der die bisherigen Erfolge der Kommandanten schriftlich festgehalten wurden.
„Fast 280.000 Tonnen! Meinen Glückwunsch!“
Ich rollte mit den Augen.
„Das zeigt wieder einmal nur, wie vielen Leuten wir schon das Leben genommen haben.“
„Mal es nicht so schwarz, Günther. Du bist Soldat und musst tun, was Du tun musst.“
„Ich weiß.“
Wir unterhielten uns noch etwas über eine Stunde, bis Schäfer schließlich in sein Büro ging um den Bericht der letzten Fahrt zu verfassen. Auch ich musste dies noch tun, ging es aber langsamer an und ruhte mich vorher noch etwas aus. Es war eine Wohltat wieder an Land zu sein. So sehr ich die See auch liebte, so froh war ich doch darüber, erst einmal keine feindlichen Schiffe mehr zu sehen. Es war eine trügerische Sicherheit, in die ich mich begab. Auch an Land wurde natürlich gekämpft und mehrere deutsche Städte fielen bereits Luftangriffen zum Opfer. So hatte es neben Kiel beispielsweise auch schon Arnstadt und Augsburg getroffen. Natürlich waren auch größere Städte wie Frankfurt und Berlin nicht sicher. Auch dort hatte es inzwischen Bomben gehagelt. Ich seufzte. Wohin sollte das alles noch führen?
12:20 Uhr
Ich saß inzwischen in meinem Büro und war mit dem Bericht zur letzten Feindfahrt beschäftigt. Sie war durchaus erfolgreich – immerhin hatten wir über 60.000 Tonnen alliierten Schiffsraum versenkt. Fast hasste ich mich dafür auf solch ein Ergebnis etwas wie Stolz zu empfinden. Doch dieser galt nicht der hohen Versenkungszahlen oder gar den Menschen, welche wir getötet hatten. Nein, er galt meinen Männern. Sie waren eine verdammt gute Mannschaft und arbeiteten super zusammen. Nur deshalb konnten wir den Erfolg erzielen, welchen wir nun hatten. Gut, der IWO fiel aus dem Raster – ich hatte allerdings noch immer die Hoffnung, dass er sich eines Tages ändern würde – auch wenn dies vielleicht ein wenig zu naiv gedacht war.
Kiel, 26. Oktober 1940, 13:20 Uhr
Ich war in der Nacht zu Hause angekommen. Die Rückfahrt nach Kiel war langwierig und so war ich mehr als nur froh meine Lieben endlich wiedersehen zu können. Nun blieb nur die Hoffnung, dass man mir den Urlaub auch ließ und mich nicht aus irgendwelchen Gründen wieder vorzeitig nach Lorient beorderte. Eine Hoffnung, welche auch meine Frau teilte.
„Wie sieht es hier aus, Rika? Ist viel geschehen?“
„Nicht allzu viel, nein. Die Kleinmanns von gegenüber fahren nun ein wenig in den Urlaub. Wollen die doch tatsächlich mit dem Schiff reisen!“
„Mit dem Schiff?!“ Ich glaubte mich verhört zu haben, doch meine Frau nickte.
„Ja, Günther. Stell Dir vor!“
Ich konnte das Entsetzen meiner Frau verstehen – auch wenn sie nicht genau wusste, wie es zur Zeit auf See aussah.
„Und wohin?“
„In die Ostsee.“
Ich schüttelte den Kopf. Das war doch unglaublich! Andersherum betrachtet aber waren unsere Nachbarn ältere Herrschaften. Markus Kleinmann war Direktor einer Bank gewesen, ehe er vor annähernd drei Jahren in den Ruhestand ging. Seine Frau war Hausfrau und Mutter. Sie wussten nicht, wie es draußen aussah. Auch wenn die Ostsee vielleicht nicht ganz so schlimm war wie die Nordsee und der Atlantik – zumindest noch nicht - so bestand dennoch eine gewisse Gefahr.
„Hoffentlich gibt es keine schlechten Neuigkeiten...“
„Ist es so schlimm auf See?“
„Ach, Rika. Du weißt doch, was ich Dir erzählt habe. Das wird nicht besser werden fürchte ich.“
„Pass bitte auf Dich auf, Günther! Ich kann es nicht oft genug sagen.“
Ich stand nun vom Sofa auf und setzte mich neben meine Frau. „Ich verspreche es Dir, Rika – Du weißt, dass ich Dich niemals alleine lassen werde.“
Erika legte ihren Kopf auf meine Schulter. „Ich weiß.“
„Was gibt es denn Neues bei Dir?“
„Was soll ich sagen, Schatz. Eigentlich nichts. Immer dasselbe.“ Ich gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Aber ich möchte im Urlaub auch nicht wirklich darüber reden. Lass uns lieber die Zeit genießen, die wir jetzt miteinander haben:“
„Besteht die Gefahr, dass Du vorzeitig wieder zurück musst?“
„Ich sehe dafür keinen Grund. Nein, Liebes. Dieser Monat gehört ganz uns!“
„Das hoffe ich... das hoffe ich wirklich...“
Eure Hintergrundgeschichten geben euerem AAR immer wieder das gewisse Etwas. Danke vielmals dafür!! Bitte nach Möglichkeit weiter so...:ph:
herzlichste grüsse
Hohenlohe...:top: *WEITERHINGUTEFAHRT!!*
Vielen Dank, werter Hohenlohe. Wir geben Uns Mühe! :top:
Kiel
7. November 1940
08:01 Uhr
Ich war noch vor Erika aufgestanden und trat nun auf unseren Balkon. Die kühle Morgenluft wehte mir entgegen und ich fröstelte leicht. Den Morgenmantel enger um mich schlingend setzte ich mich in einen der Stühle und zündete mir eine Zigarette an. Ich war nun seit genau zwei Wochen wieder zu Hause. Zwei Wochen, in denen ich ausspannen und mit den Menschen zusammen sein konnte, die ich liebte. Eine wundervolle Zeit!
Heute nun wollten wir Bernd und Gertrud Hausmann besuchen. Ich sah diesem Besuch mit gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits freute ich mich die beiden wiederzusehen, andererseits aber wurde mir bange bei dem Gedanken, dass Bernd mich wieder für seine Widerstandsgruppe haben wollte. Er half Flüchtlingen und versteckte auch die Personen, die von unserer Führung verfolgt und getötet wurden. Ein sehr gefährliches Leben, das sich mein alter Freund da ausgesucht hatte. Gefährlich für ihn und auch dem Rest seiner Familie – immerhin hatten die beiden auch noch zwei Kinder. Mich selbst hatte er schon mehrmals angesprochen und versucht auch mit in die Bewegung zu bekommen. Allerdings empfand ich die Sache als zu gefährlich. Ich wollte meine Frau und den Rest meiner Familie nicht in die Finger des Reichssicherheitshauptamtes bringen.
„Morgen.“
Die Stimme Erikas riss mich aus meinen Gedanken. Ich lächelte und drehte mich um. „Morgen, Liebling.“
Sie setzte sich neben mich.
„Es ist ziemlich kühl geworden.“
„Allerdings. Aber mich stört das nicht... solange ich nur zu Hause bin.“
Sie lächelte.
„Das glaube ich. Mir geht es genauso. Ich freue mich schon, wenn wir sechs nachher alle zusammen sind.“
„Ich auch, Rika.“
18:00 Uhr
„Riecht das hier herrlich!“ Ich hatte soeben die Küche der Hausmanns betreten, in welcher Gertrud kochte.
Bernd grinste. „Natürlich, Günther. Du weißt doch, dass meine Frau die beste Köchin der Welt ist!“
„Schleimer.“, grinste Gertrud und gab ihm einen Kuss. Ich gluckste.
Es war ein herrlicher Tag gewesen. Wir sechs – meine Frau, die Hausmanns mit ihren beiden Kindern und ich – hatten zusammen einen Ausflug unternommen. Wir gingen durch die Stadt und kehrten anschließend in ein Gasthaus ein. Fast zwei Stunden saßen wir dort und unterhielten uns über alle möglichen Sachen. Wenn man bedachte, dass die vergangenen Gespräche mit Bernd nicht gerade friedlich endeten war dies eine großartige Sache! Doch heute kam nicht ein Wort von der Widerstandsthematik über seine Lippen. Ich hatte den leisen Verdacht, dass seine Frau dafür verantwortlich war. Mit Sicherheit hatte sie ihm nahegelegt mich nicht weiter damit zu nerven. Am späten Nachmittag waren wir schließlich wieder heimgefahren und Gertrud hatte angekündigt, dass sie ein leckeres Mahl für uns zubereiten würde. Es gab keinen unter uns, der bei dieser Ankündigung kein Lächeln im Gesicht hatte. Ja, die Frau konnte verdammt gut kochen!
Ich half nun beim Tisch decken. Das gute Geschirr wurde verteilt und in mir stieg die Vorfreude auf ein köstliches Mahl. Es gibt doch nichts Schöneres als deftige Hausmannskost! Auf See hatten wir diese nicht, sodass ich immer froh war, wenn ich an Land etwas Vernünftiges zu mir nehmen konnte.
„Ich habe da Etwas für Dich.“, sagte Bernd zu mir und stand vom Tisch auf. „Heute eingetroffen!“
Er langte zu einer zusammengerollten Zeitung. Ich hob meine Augenbrauen.
„Der Guardian? Woher - ?“
„Tja, mein Guter. Von einem Freund.“ Seine Betonung des letzten Wortes sagte mir, dass ich lieber nicht weiter nachfragte. Ich nahm das mir dargebotene Papier.
„Seite eins. Ganz vorne.“
Kurz sah ich zu Erika. Ich fragte mich wirklich, ob ich das lesen wollte. Meine Frau nickte und ich schlug die Zeitung auf.
„Nicht schon wieder!“
„Die Kralle“ greift wieder zu!
Liebe Leser,
heute erreichte uns die Meldung, dass ein ungesicherter Konvoi im Nordatlantik von einem einzigen Uboot angegriffen und komplett versenkt wurde. Laut mehreren Besatzungsmitgliedern der Schiffe hatte das Boot nur mit dem Deckgeschütz zugeschlagen. Einer der Frachter, welcher das Boot rammen wollte wurde mit einem Torpedo versenkt. Bei den anschließenden Explosionen kamen alle Besatzungsmitglieder und auch die, welche die Besatzung vorher von bereits versenkten Frachtern aufgenommen hatte ums Leben.
Der Kommandant des Schiffes, welcher kein Geringerer war als Korvettenkapitän Günther „Die Kralle“ Paulsen, versenkte das Schiff, obwohl er wusste, dass sich dort mehr Menschen befanden als es Platz in den Rettungsbooten gab. Das war ihm scheinbar vollkommen egal.
Diese abscheuliche Tat verurteilen wir auf das Schlimmste! Mögen die Menschen in Frieden ruhen und Korvettenkapitän Paulsen das bekommen, was er verdient!
Geschrieben von M. J. Thompson
Ich legte die Zeitung weg und schnaubte. Das konnte doch wohl nicht wahr sein!
„Wie bitte, Günther?“ Meine Frau sah mich an. „Hast Du das wirklich getan?“
Ich atmete tief durch.
„Ich hatte kleine Wahl, Liebes.“
„Keine Wahl?“
„Du hast es doch selber gelesen. Der Frachter wollte uns rammen. Wir hatten ihn in Ruhe gelassen, damit er die Überlebenden der anderen Frachter aufnehmen konnte.“
„Aber mit einem Torpedo? Und dem Wissen, dass da wohl nicht alle runterkommen?“
„Rika, bitte. Ich hätte die Mannschaft in Ruhe gelassen, wenn sie weiter gefahren wären.“
Meine Frau glaubte mir, das wusste ich. Dennoch war sie erbost über mein Verhalten. Ich konnte sie da verstehen. Mir selber ging es ja auch nahe – allerdings war es die Schuld des Frachterkommandanten gewesen, dass wir sie angreifen mussten. Nicht unsere.
„War ja klar, dass die Presse das für die eigenen Zwecke nutzt. Die sind nicht besser als Goebbels.“
Frustriert stach ich in meine Kartoffeln.
„Man! Wie ich das alles hasse!“
Kiel
15. November 1940
15:45 Uhr
Es gibt Situationen, an die man gar nicht gerne zurückdenkt und bei denen man sich sehr oft wünscht, dass sie doch endlich vorbei gehen. Die Zeit scheint dann langsamer zu vergehen als sonst und man wundert sich, dass sich sogar einzelne Minuten wie Stunden anfühlen können.
Andersherum verhält es sich bei schönen Situationen. Beim Besuch der Familie, wenn man alte Bekannte und Freunde sieht oder endlich etwas machen kann, auf das man sich schon unheimlich lange gefreut hat. Dann scheint die Zeit ganz plötzlich wie im Flug zu vergehen.
Genauso verhielt es sich auch bei meinen Fronturlauben. Ich war vor fast drei Wochen nach Hause gekommen und doch war es, als wäre ich erst gestern hier in Kiel angekommen. Nun sollte es in fünf Tagen schon wieder Richtung Lorient gehen. Wenigstens hatte ich dieses Mal auch wirklich fast den ganzen Urlaub – ausgenommen die An- und Abreise – zur Verfügung.
Wir saßen heute mit meinen Eltern bei Kaffee und Kuchen zusammen. Selbstgebackener Apfelkuchen, mein Lieblingskuchen. Eine weitere Sache, die ich auf See immer vermisste.
„Wie sieht es denn inzwischen da draußen aus, Junge? Kommt Ihr noch klar?“ Mein Vater blickte mich an.
„Bis jetzt ja. Allerdings hatten wir auch verdammt viel Glück gehabt.“
„Ja, das konnte man ja in der Wochenschau hören – ich bin stolz auf Dich, Günther. Das meine ich ehrlich. Nicht wegen den Versenkungen, nein.“ Er schüttelte den Kopf, um seine Worte noch zu bekräftigen. Meinetwegen hätte er dies nicht tun müssen; ich wusste ja, von wem es kam und wie er es meinte. „Ich bin stolz auf Dich, weil Du ein ausgezeichneter Taktiker und ein guter Mensch bist.“
„Die Briten sehen das anders.“
Ich hatte den Artikel im Guardian nicht vergessen.
„Die Briten sehen so Manches anders, Günther. Darum solltest Du Dich jetzt aber nicht kümmern – das ist nicht Deine Sorge.“
Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch mein Vater unterbrach mich.
„Ich weiß, was Du sagen willst. Du kannst aber nicht jedem Menschen Dein Gesicht zeigen. Du bist ein guter Mensch Günther, ja. Im Krieg passieren allerdings schlimme Dinge und auch Leute wie Du und ich müssen Taten vollbringen, die wir uns nie hätten träumen lassen.“
Wie Recht er doch hatte!
„Ich weiß, Papa. Da sind wir uns ganz ähnlich. Du kennst es schließlich auch...“
„Genau – und glaube mir: Es wird nicht leichter werden. Ganz im Gegenteil, es wird härter. Aber eines musst Du wissen: Du tust nichts, was nicht durch das Seerecht gedeckt ist... Du tust Deine Pflicht als Soldat.“
Ich hatte meinen Vater noch nie so reden gehört. Wenn er über den Großen Krieg sprach – was sehr selten der Fall war – dann hielt er sich äußerst bedeckt. Das Einzige, was er mir immer und immer wieder gesagt hatte war, dass ich niemals einen Gedanken an ein solches Ereignis verschwenden durfte. Dass so etwas nie wieder geschehen durfte. Ich hatte ihm da zugestimmt. Zwar konnte ich mich – aufgrund der Tatsache, dass ich bei Ausbruch des Krieges 1914 erst drei Jahre alt war – nicht mehr so richtig an diesen erinnern, doch auch ich wollte keinen Krieg. Und was war nun? Jetzt hatte ich ihn.
„Ich weiß.“, seufzte ich. „Ich weiß.“
20:26 Uhr
Ich saß bei einem Glas Cognac und einer Zigarette in unserem Wohnzimmer. Vor etwa einer Stunde hatten sich meine Eltern verabschiedet und Erika räumte die Küche auf. Ich hörte sie mit dem Geschirr hantieren und schloss die Augen. Welch normales Geräusch das doch war! In etwa zwei Wochen würde dies von anderen Geräuschen abgelöst werden, von sinkenden Schiffen, detonierenden Wasserbomben und dem Lärm unseres Deckgeschützes – vorausgesetzt natürlich es gab dann noch etwas, das wir mit diesem bearbeiten konnten. Ich hatte die Worte von Korvettenkapitän Fischer nicht vergessen und nahm mir vor vorsichtiger zu sein. Das Geschütz wurde nur noch dann besetzt, wenn es keine Gefahr für das Boot oder die Männer gab. Einen Konvoi aus unbewaffneten Frachtern ohne Eskorte angreifen? Ja, aber wenn mit Torpedos. Mir gefiel dieser Gedanke nicht. Die Besatzungen hatten dann kaum eine Chance sich zu retten. Ein Torpedo kam lautlos, plötzlich; bei den Granaten war dies anders. Andersherum aber waren gerade diese Frachter mittlerweile immer öfter bewaffnet unterwegs und es war fast schon eine Gewissheit, dass dies in Zukunft wohl noch viel öfter vorkam.
Ich zuckte zusammen, als sich von hinten plötzlich Arme und meine Schultern legten.
„Entschuldige, Schatz. Ich wollte Dich nicht erschrecken.“
Ich lächelte.
„Das macht doch nichts. Ich habe gar nicht mitbekommen, dass Du hereinkamst.“
„Du warst ja auch in Gedanken. Ist alles in Ordnung?“
„Ja. Ich dachte nur über unsere Fahrten nach.“
„Wann musst Du wieder los?“
„Am 27.“
„Bist Du Weihnachten hier?“
„Das will ich doch hoffen!“
Ich hatte das letzte Weihnachtsfest schon nicht mit meiner Familie verbringen können, weswegen ich dies in diesem Jahr unbedingt wollte – genauso wie meine Frau.
„Was ist wenn nicht, Günther? Ich möchte nicht schon wieder alleine sein...“
Ich drehte mich nun zu ihr um und nahm ihre Hand in meine.
„Du bist nicht alleine, Liebling. Meine Eltern sind hier – und ich werde alles daran setzen, dass ich es auch bin. Versprochen!“
„Wirklich?“
„Wirklich, Liebling – und nun genießen wir noch den Abend!“
Dieser AAR steht zur Wahl zum AAR des Quartals III/2019:
http://www.si-games.com/forum/showthread.php?t=30204&p=1157205#post1157205
Lorient
24. November 1940
17:45 Uhr
In drei Tagen ging es für uns wieder hinaus. Mittlerweile hatte ich auch die neuen Einsatzbefehle erhalten. Planquadrat BC-14 hieß unser Ziel, fast genau an der kanadischen Küste. Mir gefiel dieses Gebiet ganz und gar nicht, hieß es doch, dass wir – wenn alles so lief wie geplant – erst an Silvester wieder einliefen. Wieder ein Weihnachten ohne meine Familie. Fast hasste ich mich dafür, dass ich meine Frau wieder enttäuschen musste.
„Da geht es aber weit hinaus.“, sagte der LI, als wir an diesem Abend im Offizierskasino saßen.
„Allerdings. Doch ich verlasse mich da auf Sie. Immerhin haben Sie uns bis jetzt immer wieder nach Hause gebracht.“
„Darauf trinken wir.“, sagte der IIWO grinsend und hob sein Glas. „Auf U-123 und den besten LI, den die Kriegsmarine zu bieten hat!“
„Hört, hört!“
27. November 1940, 09:00 Uhr
Nun war der Tag gekommen. Heute ging es wieder hinaus auf die See, genau hinein in den Krieg. Siebzehn Tage sollte die Anreise dauern, also insgesamt – wenn wir nicht aufgehalten wurden – vierunddreißig Tage, die wir auf See verbrachten. Wenn alles gut ging liefen wir an Silvester wieder in Lorient an.
„Leinen los! Maschinen kleine Fahrt voraus!“
Sanft löste sich U-123 von der Pier und nahm langsam Fahrt auf.
„Seht Euch Lorient noch einmal genau an, Jungs! Wir sehen es erst an Silvester wieder!“
28. November 1940, 21:59 Uhr
„Funkspruch, Herr Kapitän.“ IWO Bayer reichte mir den Zettel.
Fühlungsmeldung. Feindlicher Großer Geleitzug in PQ BE 37. Kurs West. Geschwindigkeit sechs Knoten. U-47 Prien
„Was sagen Sie, LI?“
„Nun, der kommt quasi in unsere Richtung. Wir müssten da nicht großartig vom Kurs abweichen.“
Ich sah mir die Karte vor uns genauer an. Weit waren wir wirklich nicht entfernt und der Konvoi fuhr beinahe parallel zu unserem Kurs. Er kam sogar – wie LI Siegfried treffend formulierte – fast genau auf uns zu. An Steuerbord lag er, nur ein paar hundert Kilometer hinter uns.
„Schnappen wir uns den, Männer!“
Ich ging zum Sprechrohr.
„Achtung, hier spricht der Kommandant! U-123 operiert ab sofort auf Geleitzug! Zusammentreffen in ungefähr fünf bis sechs Stunden! Alle Mann auf Gefechtsstation, Torpedorohre klarmachen!“
Nun brach im Boot Trubel aus. Die Männer eilten zu den Stationen und U-123 ging auf Abfangkurs. Glücklicherweise mussten wir nicht einmal einen großen Umweg fahren, es waren nur knappe zweihundert Kilometer.
„Dann wollen wir mal!“
29. November 1940, 02:00 Uhr
„Wir müssen jetzt genau auf der Route sein, welcher der Geleitzug nimmt.“, sagte der LI, als wir gemeinsam am Kartentisch standen. „Wir können nun direkt auf ihn drauf fahren.“
Ich nickte lächelnd. Langsam merkte ich aber auch, dass ich leicht nervös wurde. Die vergangenen Angriffe auf gesicherte Konvois waren immerhin mehrmals nur ganz knapp für uns ausgegangen.
„Gute Arbeit, Siegfried.“ Ich klopfte ihm auf die Schulter. „Nun zeigen Sie diese auch, wenn wir im Geleit sind.“
„Darauf können Sie sich verlassen, Herr Kapitän.“
Ich enterte zur Brücke hinauf. Es war tiefschwarze Nacht – perfekte Bedingungen!
„Alles in Ordnung hier oben, Männer?“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
„Ist ja schwarz hier draußen, was?“
„Allerdings, Herr Kapitän. Da fällt es äußerst schwer die Schiffe zu erkennen.“
„Wenn wir den Kurs halten und alles richtig geplant haben fahren wir direkt auf das Geleit zu, IWO. Die Schiffe werden wir früher oder später sehen – oder besser gesagt hören.“
03:15 Uhr
„So, jetzt aufpassen! Wir sind jetzt in der Zeitspanne, in welcher wir auf das Geleit treffen sollten.“
Ich unterstützte die Männer auf der Brücke nun, auch wenn ich selber nichts als Schwärze sehen konnte. Der Himmel schien anscheinend bewölkt zu sein und es drang kein Mondlicht zur Erde.
„Was für eine Nacht... eigentlich ideale Bedingungen für einen Angriff.“
„Eigentlich, Herr Kapitän?“ fragte Matrosengefreiter Müller, welcher ebenfalls angestrengt mit seinem Fernglas auf die See blickte.
„Ja, Müller. Hier sieht man die Hand vor Augen nicht, weshalb man uns erst ziemlich spät oder gar nicht sehen wird. Andersherum kann das aber auch passieren.“
Ich atmete tief durch. Es konnte ziemlich eng für uns werden.
„Bleiben wir noch zwanzig Minuten aufgetaucht. Wenn sich bis dahin nichts tut werden wir tauchen und horchen.“
03:41 Uhr
„Was hören Sie, Kunze?“
Ich wartete ab, bis er einmal rund gehorcht hatte.
„Nichts, Herr Kapitän.“
„Nichts?“
„Nein, Herr Kapitän. Da ist nichts.“
Ich schaute zum IWO, welcher neben mir stand.
„Sind wir auf dem richtigen Kurs?“
Oberleutnant Bayer nickte.
„Ja, Herr Kapitän. Wir sollten ihn eigentlich hören.“
„Kunze, horchen Sie weiter. Wenn etwas ist sagen Sie sofort Bescheid.“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
Ich ging nun zurück in die Zentrale zum Kartentisch. Wieder besah ich den vom LI berechneten Kurs des Geleitzuges genau. Es schien alles zu stimmen. Nur zwei Gründe schien es für die Tatsache zu geben, dass wir unser Ziel nicht fanden: Entweder der Konvoi hatte aus irgendwelchen Gründen den Kurs geändert oder wir hatten uns schlicht verrechnet. Ich stützte mich auf meine Ellenbogen und nahm den Beistift zur Hand.
„Komisch...“, murmelte ich, während ich versuchte einen Fehler in unserer Planung zu finden. „Sehr komisch...“
„Vielleicht hat er die Geschwindigkeit verringert, Herr Kapitän – oder Prien hat ihn dezimiert und die sind noch an Ort und Stelle.“
„Dann wären die Schiffe eher verstreut... das kann gut sein.“
Ich ahnte bereits, dass ein Angriff von unserer Seite wohl nicht erfolgen würde. Durch unseren langen Anmarsch ins Patrouillengebiet mussten wir höllisch auf unseren Diesel aufpassen. Außerdem war der Geleitzug leer, wie ich am Kurs erkannte; er war wohl unterwegs nach Kanada oder den USA.
„Das ist eine Leerfahrt, Männer. Wir finden den hier nicht und müssen auch auf den Diesel achten.“
Ich sah zum LI.
„Wieder auf Generalkurs. Sehen wir zu, dass wir in unser Zielgebiet kommen.“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
Biskaya
29. November 1940
07:43 Uhr
Oberleutnant Bayer stand zusammen mit der Seewache im Turm und blickte auf die See hinaus. Es wurmte ihn immer noch, dass der Kapitän den Geleitzug von letzter Nacht nicht weiter verfolgt hatte. Überhaupt schien Kapitän Paulsen keinerlei Hingabe oder Interesse an dem tausendjährigen Reich zu haben. Eine Schande, dass solch ein Mensch überhaupt frei in diesem Lande herumlaufen konnte!
Klar war Paulsen ein guter Taktiker, doch seiner Meinung nach reichte alleine diese Tatsache nicht aus. Er war dem Führer nicht treu ergeben. Nein, er half sogar dem Feind! Er versenkte Schiffe und kümmerte sich im Anschluss daran um die Besatzungen dieser. Selbst wenn es einmal keine Überlebenden gab – was ihn nicht sonderlich störte – hatte Paulsen Skrupel und wünschte sich, dass es diese gab. Nein, er war kein guter Kapitän. Bayer freute sich schon auf den Tag, an dem er sein eigenes Kommando bekam. Dann konnte er endlich einmal zeigen, was in ihm steckte und wie man sich auf See als Soldat des Dritten Reiches zu benehmen hatte.
„Kontakte voraus!“, erklang plötzlich die Stimme eines der Männer.
Bayer sah nach vorne und konnte sogar mit bloßen Auge etwas am Horizont ausmachen, was da nicht hingehören zu schien. Als er sein Fernglas an die Augen hob wusste er auch warum.
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„ALARM! FLUTEN“
Ich schreckte hoch, als das schrille Läuten der Alarmglocke durch das Boot hallte. Sofort war ich hellwach.
„Kunze, was ist los?“
„Das kann ich erst sagen, wenn -“ weiter hörte ich ihn nicht, da in diesem Moment alle, die nicht auf Posten waren an mir vorbei in den Bug rannten. Das Schiff neigte sich nach vorne und begann zu sinken. Sofort nachdem der letzte Mann vorbei war zog ich mir meine Stiefel an und beeilte mich in die Zentrale zu kommen.
„Was ist los?“
Dem IWO standen die Schweißperlen auf der Stirn, als er mich ansah.
„Wir haben unseren Geleitzug gefunden.“
08:01 Uhr
„Sind elf oder zwölf Kolonnen, Herr Kapitän.“
Ich blies die Backen auf. Allerhand!
„Haben die uns gesehen?“
„Ich glaube nicht. Die fahren ganz brav geradeaus.“
„Wie viele Eskorten?“
„Bis jetzt habe ich fünf, Herr Kapitän.“
Ich sah auf meine Armbanduhr. Wir hatten es kurz nach acht, also wurde es draußen langsam hell. Wir hatten wirklich Glück, dass man uns nicht gesehen hatte.
„Alles klar, dann holen wir uns den jetzt! Abfangkurs! Volle Kraft voraus und alle Mann auf Gefechtsstation!“
08:10 Uhr
„Ich habe jetzt siebzehn langsame und fünf schnelle Schraubengeräusche, Herr Kapitän.“
Ich hatte mich hinter Kunze gestellt und wartete auf Neuigkeiten.
„Wo sind die Eskorten?“
„Einer fährt vorne, zwei an den Seiten, einer hinten und einer im Geleit.“
Ich stützte mich auf der Stuhllehne ab.
„Scheint fast so als hätte Prien ganze Arbeit geleistet. Der hat sich neu formiert und scheinbar den Kurs geändert.“
„Ja, Herr Kapitän. Wenn das der ist, den wir vorhin nicht gefunden haben.“
„Boot ist klar zum Gefecht, Herr Kapitän.“ IWO Bayer war soeben in das Schott getreten. Ich nickte ihm zu.
„Gut. Schauen wir doch mal, was da oben noch so alles herum schippert.“
Ich trat wieder in die Zentrale, welche inzwischen in Rotlicht gehüllt war.
„Sehrohr ausfahren und auf langsame Fahrt gehen!“
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„Kunze! Hatten Sie nicht gesagt, dass die Schiffe nicht zacken?“
„Die Frachter scheinbar nicht, Herr Kapitän.“
„Das erklärt einiges. Einen der Zerstörer sehe ich nämlich – und der fährt das Geleit vorne ab!“
Ich grinste.
„Wir fahren aber genau darauf zu – perfekt!“
Wir konnten uns nun ganz einfach mitten in das Geleit hineinschleichen. Natürlich mussten wir darauf achten, dass der Zerstörer in eben jenem nicht allzu früh auf uns aufmerksam wurde. Die Tommys wurden wirklich immer besser!
08:42 Uhr
„Herr Kapitän, einer der Zerstörer kommt uns ziemlich nahe!“
„Ich sehe es, Kunze. Das ist der Führende.“
Den wollte ich nicht angreifen. Wenn ich schon einmal wieder einen Geleitzug vor mir hatte wollte ich mir die wichtigen Pötte schnappen – Tanker und Frachter. Die Geleitschiffe zu versenken mochte uns zwar eine größere Sicherheit geben – zumindest dann, wenn wir alle ausschalten konnten; doch erstens waren sie keine wirklich legitimen Ziele und zweitens würden uns die anderen vier gefährlich werden, wenn wir einen von ihnen hoch jagten. Dann wäre ein Angriff des Konvois vielleicht sogar unmöglich. Immerhin wurden sie schon vorher von mindestens einem Boot angegriffen – wenn sich Prien nicht noch immer am oder im Geleit befand.
„Sehrohr einfahren! Maschinen stopp! Warten wir, bis der da oben vorbei ist.“
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Nun wurde es spannend. Wir konnten die Schrauben des Schiffes mittlerweile hören. Nun hieß es keinen Mucks zu machen und den Zerstörer passieren lassen. Etwas, das wir schon mehr als einmal gemacht hatten, was aber dennoch jedes mal zu einer gewissen Anspannung in der Besatzung führte. Es konnte schließlich immer etwas passieren.
„Zerstörer passiert uns an Steuerbord.“, sagte Kunze.
„Absolute Ruhe im Boot!“
Die Stille, welche uns nun umgab war gespenstisch. In der Ferne war das Schraubengeräusch des Zerstörers zu hören und ich merkte, dass ich immer nervöser wurde, je mehr sich das Kriegsschiff näherte. Jetzt nur keinen Lärm machen! Den Zerstörer passieren lassen und dann ganz langsam in das Geleit hinein. Als ich einen Blick in die Gesichter meiner Offiziere warf sah ich, dass auch sie angespannt waren.
„Ganz ruhig, Männer.“, flüsterte ich. „Der hört uns nicht... nur keinen Mucks machen! Gleich ist er vorbei...“
Die Sekunden schienen sich nun zu Stunden zu dehnen. Einen kurzen Augenblick wurde das Schraubengeräusch lauter, bevor es sich langsam – in meinen Augen viel zu langsam – wieder entfernte.
09:03 Uhr
„Sehrohr ausfahren!“
https://s19.directupload.net/images/191025/erp5tshl.jpg (https://www.directupload.net)
„Sehr schön! Direkt einen Tanker vor uns! Rohre eins und zwei klarmachen! Schusslösung: Lage Zwei-Sieben-Zwei, Entfernung 1600, Fahrt neun.“
„Herr Kapitän, ich habe zwei neue schnelle Schraubengeräusche. Nähern sich dem Konvoi.“
„Neue? Kriegen die da oben Verstärkung?“
„Sieht so aus, Herr Kapitän. Sind jetzt sieben.“
Das konnte haarig werden! Allerdings war dies etwas, das wir nun nicht ändern konnten.
„Behalten Sie die weiter im Ohr! Maschinen kleine Fahrt voraus! Sehen wir zu, dass wir in das Geleit kommen!“
Wir fuhren nun näher an den Konvoi heran. Dadurch aber konnten wir im Augenblick nicht auf den Tanker zielen. Ich ärgerte mich über diese Tatsache.
„Diese Zerstörer versauen einem wirklich den Tag!“
Nach ungefähr fünfzig Metern ließ ich die Maschinen stoppen. Wir lagen in einer idealen Position genau vor dem Konvoi. Wenn die Eskorten mitspielten also beste Bedingungen – bis auf die Tatsache, dass es draußen hell war.
„Sehrohr ausfahren!“
Ich nahm nun einen weiteren Rundumblick.
„Ich sehe eine weitere Eskorte. Kommt auf uns zu.“
https://s19.directupload.net/images/191025/6oo8y7uv.jpg (https://www.directupload.net)
Ich biss mir auf die Lippen. Dieser konnte uns durchaus gefährlich werden.
„Sieht so aus, als müssten wir uns den vom Hals schaffen.“
Ich seufzte. Das war nun eine heikle Angelegenheit, denn eigentlich hatte ich nicht vorgehabt die Geleitschiffe anzugreifen. Wie ich vorher schon erwähnte erhöhte gerade dies das Risiko für uns. Wir hatten es ja nicht nur mit einem zu tun, sondern mit sieben.
„Behalten Sie den Zerstörer genau im Ohr, Kunze! Besonders den auf Drei-Zwei-Sechs Grad! Sofort melden, wenn der noch näher kommt!“
„Jawohl, Herr Kapitän!“
Ich wollte mich nun um die Frachter und Tanker kümmern., Einen hatte ich mir schon herausgesucht, bevor uns die Zerstörer zu einer Handlung zwangen – und genau dieses Schiff sollte das erste sein, welches wir auf den Meeresboden schickten.
„Nehmen wir uns jetzt nochmal den Tanker vor!“
https://s19.directupload.net/images/191025/r9xz722n.jpg (https://www.directupload.net)
Ich ließ den Tanker noch ein wenig näherkommen, um in einer idealen Schussposition zu sein.
„Achtung, neue Schusslösung für Rohr eins und zwei: Entfernung 500 an Lage Drei-Drei-Fünf, Fahrt elf.“
„Eingestellt!“
„Rohr eins und zwei... los!“
„Torpedos sind abgefeuert, Herr Kapitän.“
„Laufzeit?“
„Sechzig Sekunden, Herr Kapitän.“
Ich nickte.
„Komm schon... komm schon...“
Kurz darauf hörten wir eine Detonation.
„Rohr eins Treffer!“
https://s19.directupload.net/images/191025/rsssdeye.jpg (https://www.directupload.net)
Sekunden später dann die zweite Detonation. Auch der Torpedo hatte gesessen!
https://s19.directupload.net/images/191025/utw9pqyd.jpg (https://www.directupload.net)
„Beides Treffer, Männer!“
Ich besah mir das Schauspiel durch das Sehrohr. Jetzt hieß es abwarten. Reichten die beiden Aale oder nicht? Ich hatte so meine Bedenken – schließlich hatten wir in der Vergangenheit schon mehr als einmal mehr Torpedos auf Schiffe abgeschossen als eigentlich notwendig gewesen wäre.
„Ja! Super! Das Schiff sinkt über Bug! Gute Arbeit, Männer! Und den Nächsten!“
https://s19.directupload.net/images/191025/agiubbsz.jpg (https://www.directupload.net)
https://s19.directupload.net/images/191025/devvsotk.jpg (https://www.directupload.net)
Als Nächstes hatte ich mir einen Trampdampfer herausgesucht. Er fuhr ebenfalls in idealer Schussposition und war somit ein gutes Ziel für uns.
https://s19.directupload.net/images/191025/jy6n5d3j.jpg (https://www.directupload.net)
„Der Nächste kriegt Rohr fünf! Schusslösung folgt!“
„...“
„Achtung, Rohr fünf: Lage Zwei-Fünf-Null, Entfernung 600, Fahrt neun.“
„Eingestellt!“
„Rohr fünf los!“
Auch der Torpedo saß.
https://s19.directupload.net/images/191025/oe4zhcvh.jpg (https://www.directupload.net)
Treffer auf dem Dampfer... im Hintergrund der sinkende Tanker.
Jetzt hieß es warten, ob der Treffer genug war um das Schiff zum Sinken zu bringen und gleichzeitig das nächste Opfer zu suchen – so hart sich das auch anhören mag. Alles immer mit dem Gedanken an die Eskorten im Hinterkopf.
Plötzlich waren laute Explosionen zu hören und ich riss das Sehrohr sofort wieder herum.
„Ach Du meine Güte!“
https://s19.directupload.net/images/191025/hm2ak4w4.jpg (https://www.directupload.net)
„Die armen Teufel!“
https://s19.directupload.net/images/191025/s8hifjdh.jpg (https://www.directupload.net)
„Den haben wir auf jeden Fall ebenfalls versenkt.“
Richtig freuen tat ich mich über diese Sache nicht. Da waren – wenn überhaupt – nur ein paar Mann heruntergekommen, als unser Torpedo traf. Bei dem Tanker, welchen wir vorher torpediert hatten war dies anders. Er versank ganz langsam in den Fluten und es gab keine Explosionen. Daraus schloss ich, dass er leer war. Ich hatte also Recht mit meiner Vermutung, dass es sich hier um einen leeren Konvoi handelte. Allerdings hieß das auch, dass es auf dem Schiff die Meisten der Besatzung – mit viel Glück sogar alle – geschafft hatten das Schiff rechtzeitig zu verlassen.
„Gut, zum Nächsten – und achtet mir auf die Zerstörer!“
Am 29. November 1940 versenkte U-123 unter Korvettenkapitän Günther Paulsen einen Großen Tanker mit 18.192 BRT nach zwei Torpedotreffern sowie einen Trampdampfer mit 1.712 BRT nach einem Torpedotreffer in der Biskaya.
Mit Dank für diesen AAR uns den wohlverdienten Stimmen bei der Wahl:
http://www.si-games.com/forum/showthread.php?t=30204
LochLomond
17.11.19, 23:19
war meine Wahl, leider hat es nicht gereicht
trotzdem weiter so :prost:
Biskaya
29. November 1940
11:37 Uhr
Ich hatte inzwischen einen Teil der Mannschaft austauschen lassen – die Jungs an den E-Maschinen, die seit Langem gute Arbeit leisteten waren erschöpft. Ich konnte es ihnen nicht verdenken und ließ sie sich deswegen ausruhen.
„Die Zerstörer nähern sich langsam, Herr Kapitän.“
„Werden die uns gefährlich?“
„Noch nicht, Herr Kapitän – aber mit einem weiteren Angriff sollten wir uns beeilen.“
Ich nickte.
„Maschinen stopp!“
Mittlerweile hatte der Geleitzug sich zerteilt; die eine Hälfte fuhr auf dem Generalkurs, welcher der Konvoi auch vorher schon hatte – der andere Teil fuhr kreuz und quer durch die Gegend.
„Sehrohr einfahren! Warten wir ab, bis wir wieder in idealer Position sind. Maschinen kleine Fahrt voraus und zehn Grad nach Steuerbord.“
Ich ging zu Kunze ans Hydrophon.
„Ich habe verschiedene Schraubengeräusche in einem Umkreis von zwei Kilometern. Die Zerstörer sind bis auf drei alle außerhalb unseres Horchbereichs oder haben die Maschinen gestoppt – ich tippe auf Zweites.“
„Davon können Sie ausgehen, Kunze. So schnell machen die sich nicht vom Acker. Nicht solange hier ein Boot drinnen ist.“
Nun mussten wir aufpassen. Wenn die Zerstörer wirklich da oben lagen – und dafür sprach immerhin alles – dann durften wir jetzt kein unnötiges Geräusch von uns geben. Das konnte eine lange Wartezeit bedeuten.
„Absolute Ruhe im Boot!“
12:13 Uhr
Die Torpedorohre waren nachgeladen, wir fuhren dem Geleitzug schon eine ganze Weile hinterher und die Eskorten machten ebenfalls keine Anstalten uns irgendwelche Schwierigkeiten zu bereiten. Bis jetzt hatten wir ziemliches Glück, was diesen Angriff anging. Ich hoffe, dass sich dies auch fortsetzen würde, wenn wir nun erneut angriffen.
„Sehrohr ausfahren!“
Einen Angriff wollte ich noch wagen, bevor wir uns langsam vom Geleit absetzten. So wie die Schiffe nun fuhren hatten wir durchaus die Chance noch einen Frachter zu treffen – dann allerdings war es wohl vorbei.
„Rohr eins klarmachen! Einen holen wir noch – einen dicken Pott!“
Das Glück sollte uns nicht vergönnt sein. Ich sah etwas am Sehrohr vorbeifliegen. Im ersten Moment hatte ich noch gedacht, dass ich mich verguckt hätte. Doch als immer mehr Wasser vor dem Sehrohr aufspritzte wusste ich, dass ich es nicht hatte – wir wurden beschossen! Wenige Augenblicke später erkannte ich auch den Übeltäter: Einen Zerstörer!
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„Verdammt! Wie können die uns aus solch einer Entfernung sehen?!“
Ich konnte es nicht fassen. Die mussten wirklich gute Augen haben!
„Rohr eins klarmachen! Wir nehmen den Zerstörer – bringt nichts!“
Ich wusste, dass ich ein hohes Risiko einging. Das Schiff war beinahe drei Kilometer von unserer Position entfernt und es war mehr als nur möglich, dass wir ihn nicht trafen – allerdings hatten wir auch keine andere Wahl. Der gegnerische Kommandant kannte unsere genaue Position und hatte mit Sicherheit schon die anderen Geleitschiffe benachrichtigt. Nein, wir mussten ihn nun aus dem Wasser pusten – ob es mir gefiel oder nicht.
„Achtung, Schusslösung: Lage Null-Eins-Eins, Entfernung 2800, Fahrt dreizehn.“
„Eingestellt!“
„Torpedo... los!“
Bange Minuten vergingen nun. Ich hoffte – betete beinahe – dass es ein Treffer sein würde.
„Laufzeit?“
„Zwei Minuten, fünfzig Sekunden, Herr Kapitän.“, antwortete der IWO, welcher mit seiner Stoppuhr am Kartentisch stand. Ich nickte wieder. Jetzt musste der Aal nur noch treffen.
Ich sah weiterhin durch das Sehrohr auf den Zerstörer. Gewiss war das ein hohes Risiko, doch er hatte uns ohnehin schon entdeckt – daher ließ ich das Sehrohr draußen. Ich hoffte bloß, dass Korvettenkapitän Fischer nie davon erfuhr – und ebenso hoffte ich, dass uns diese Aktion nicht den Hals brach.
„Zeit für Torpedo um, Herr Kapitän.“
Ich nickte mehrmals. Nun hatten wir ein Problem, denn der Zerstörer fuhr nun geradewegs auf unsere Position zu, nachdem er vor wenigen Sekunden hart Backbord eingeschlagen und die Geschwindigkeit erhöht hatte.
„Mistpest, verdammte!“
Ich trat vom Sehrohr weg.
„Sehrohr einfahren! Auf neunzig Meter gehen und 45 Grad nach Steuerbord. Maschinen kleine Fahrt voraus.“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
Nun hatte ich einen Fehler begangen. Da der Torpedo am Zerstörer vorbei gegangen ist und es obendrein einer der Gastorpedos war – bei denen man die Blasenspur an der Wasseroberfläche sah – wusste das Kriegsschiff nun, wo er uns zu suchen hatte. Ich hätte mir selber für diese unendliche Dummheit in den Hintern treten können!
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Ich trat wieder zu Kunze und stellte mich hinter ihm – quasi schon aus Gewohnheit.
„Zerstörer zieht Suchkreise, Herr Kapitän.“, berichtete er, während er horchte. „Kommt uns immer näher.“
Ich blickte Richtung Zentrale. „Schleichfahrt! Absolute Ruhe im Boot!“
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Wir hörten die Schraubengeräusche direkt vor uns. Der Zerstörer musste nahe sein, verdammt nahe. Meine Hände krallten sich wieder einmal in die Lehne von Kunzes´ Stuhl. Jetzt nur einfach stur geradeaus fahren, Kurs halten... kein ASDIC einschalten.
„Geben Sie mir die mal.“
Ich tippte die Hörer von Kunze an und er nahm sie ab. Ich hielt mir eine der Muscheln ans Ohr. Nun wollte ich selber hören, was dort oben vor sich ging. Dazu brauchte ich zwar im Moment nicht unbedingt das Hydrophon, doch es half bei meiner Nervosität.
„Jetzt fahr einfach vorbei... mach nichts... fahr nur vorbei...“, murmelte ich. „Kunze... sagen Sie die Maschinen sollen stoppen.“, raunte ich. Zwar war dies nicht seine Aufgabe, doch ich war momentan am Horchen. Als Kunze aufstand nahm ich auf seinen Stuhl Platz. Die Schraubengeräusche waren nun deutlicher als zuvor zu hören. Der Zerstörer musste wirklich fast genau vor unserem Bug sein. Ich schloss die Augen, während die E-Maschinen in unserem Boot erstarben.
„Weiter... weiter...“
Langsam wanderte das Schraubengeräusch nach Steuerbord aus. Ich hielt die Augen geschlossen und betete weiterhin, dass man uns nicht entdeckte. Ich bin kein gläubiger Mensch, das war ich noch nie – doch in diesem Moment – und in noch so vielen, die folgen sollten – betete ich zu Gott.
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Ich atmete erleichtert auf, als das Schiff weiter geradeaus fuhr und wir nun in seinem Heck lagen. Nun konnten wir uns erst einmal hier weg bewegen.
„Maschinen AK voraus!“
Ich hoffte bloß, dass wir auch genügend Strecke gutmachen konnten.
Biskaya
29. November 1940
12:58 Uhr
BBBUMMMM BUUUUMMMM BUUUMMMMMM PENG KRACH
Kaum war der „Wasserbomben!“-Ruf von Kunze verklungen spürte ich auch schon, wie ich zur Seite geschleudert wurde und gegen die Wand des Schapps knallte. Meine Schulter schmerzte fürchterlich und ich gab ein leises Stöhnen von mir.
„Verdammter Mist!“
Der Schmerz zog sich durch meinen gesamten Arm und lähmte diesen für einen Augenblick. Den Gegner allerdings kümmerte dies nicht.
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„AK voraus! Nochmal neunzig Grad nach Steuerbord!“
Die Wasserbomben saßen verdammt gut. Ich hatte die Engländer anscheinend unterschätzt. Nun bewies es sich einmal mehr, dass sie dazugelernt hatten. Mühselig erhob ich mich und trat wieder an das Hydrophon. Kunze saß bereits wieder auf seinem Platz und horchte.
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„Der Zerstörer entfernt sich. Liegt jetzt hinter unserem Heck. Vor uns ist ein weiteres schnelles Schraubengeräusch – allerdings scheint das kein Zerstörer zu sein.“
„Beide Maschinen langsame Fahrt voraus.“
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Nun mussten wir warten und sehen, was die Geleitschiffe taten. Den Geleitzug konnten wir nun nicht mehr stellen, da er weiterfuhr und auf einem völlig falschen Kurs war. Da wir noch gute sechzehn Tage bis in unser Zielgebiet brauchten und somit gut auf den Diesel achten mussten war es keine vernünftige Idee, jetzt hinter dem Konvoi herzufahren. Ich hoffte, dass die Zerstörer uns nicht allzu sehr behelligten und wir bald auf Generalkurs gehen konnten. Es war zwar ärgerlich, dass wir hier nicht mehr Beute fanden, doch immerhin hatten wir einen Tanker und einen Dampfer versenkt. Zusammen mit dem hoffentlich erfolgreichen Absetzen vom Konvoi eine gute Sache.
13:12 Uhr
„Der Zerstörer dreht um, Herr Kapitän.“
„Der uns behelligt hat?“
„Ja.“
„Entfernung?“
„Etwa zweitausend Meter, Herr Kapitän.“
„Maschinen stopp!“
Die E-Maschinen erstarben und es kehrte wieder einmal Ruhe in unserem Boot ein. Immer noch fragte ich mich, wie der Zerstörer uns auf annähernd dreitausend Meter sehen konnte. Hatten die Tommys irgendein neues Gerät, welches dies möglich machte? Eines war immerhin sicher: Ein Sehrohr auf diese Distanz zu sehen war schon eine große Leistung!
Ich ging wieder in die Zentrale.
„Wie zum Teufel konnte der uns sehen?“ fragte ich, als ich mich am Kartentisch abstützte. Der IIWO zuckte mit den Schultern.
„Glück?“
„Das braucht mehr als Glück, Oberleutnant. Das könnten selbst unsere Adleraugen auf diesem Boot nicht.“
„Da wäre ich mir nicht so sicher. Die haben auch schon Einiges entdeckt!“
Das stimmte allerdings. Aber ein Sehrohr auf diese Distanz? Das musste ich im Hinterkopf behalten! Ich zückte mein Notizbuch und schrieb mir diese kleine Tatsache auf, um es ja nicht zu vergessen.
„Zerstörer nähern sich wieder!“
„Zwei?“
„Ja. Der uns beschossen hat und der kleinere – tippe auf einen Trawler.“
„Ruhe im Boot!“
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Kunz winkte mich zu sich. Leise stieg ich durch das Schott.
„Zerstörer hat voll hochgedreht.“, flüsterte er. „Fährt nun Zick-Zack.“
Ich bedeutete ihm, dass er mir die Ohrhörer geben sollte. Tatsächlich. Ich hörte es jetzt ebenfalls.
„Der gibt jetzt Fersengeld, Kunze. Der sucht uns.“
„Scheint sauer zu sein.“
„Davon können Sie ausgehen.“
Ich hörte Detonationen. Wasserbomben!
„Falsche Stelle, mein Freund.“, grinste ich. „Völlig falsche Stelle...“
Ich wusste, dass ich mich nicht zu früh freuen durfte. Die vergangenen Begegnungen mit Zerstörern – ganz besonders in Gibraltar – hatten gezeigt, dass diese Schiffe ganz schön lästige Anhängsel sein konnten.
„Maschinen kleine Fahrt voraus. Schauen wir zu, dass wir hier wegkommen – soweit wie möglich!“
14:30 Uhr
Wir konnten uns erfolgreich absetzen. Die Zerstörer fuhren zwar noch einige Suchkreise, bevor sie wieder zum Geleit stießen, doch behelligte uns niemand mehr von ihnen. Diese Tatsache erfreute mich ungemein.
„Immerhin... einen Tanker und einen Dampfer versenkt. Nicht schlecht.“, meinte ich mit schmerzverzerrtem Gesicht, als ich in der Messe saß und der Sani meine Schulter verarztete. Es hatte sich ein schöner Bluterguss gebildet. „Ah, Schmidt! Passen Sie auf!“
„Tut mir Leid, Herr Kapitän.“
„Was ist mit dem Boot? Irgendetwas beschädigt?“
„Nichts Schlimmes, Herr Kapitän.“, sagte Oberleutnant Overfurth. „Ein paar Bolzen sind raus und einige Glühbirnen geplatzt. Sonst ist nichts passiert – abgesehen von Ihrer Schulter.“
„Geht schon.“, presste ich hervor, als ich mein Hemd wieder anzog. Die Bewegung des Armes bereitete mir große Schmerzen. „Ist noch etwas vom Konvoi zu hören?“
„Nein, Herr Kapitän. Kunze hat ihn gerade aus der Peilung.“
„Etwas Anderes?“
Overfurth schüttelte den Kopf. „Alles ruhig, Herr Kapitän.“
Ich erhob mich.
„Auftauchen und halbe Fahrt voraus.“
„Jawohl, Herr Kapitän.“
Es geht weiter, sehr schön, werter Voetmann !
Dieser AAR steht zur Wahl zum AAR des Jahres 2019:
https://www.si-games.com/forum/showthread.php?t=30300
Wir danken euch für Euren tollen AAR und laden Euch auf eine (virtuelle) Lokalrunde schottisches Edelwasser ein!
https://www.si-games.com/forum/showthread.php?t=30300
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