Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Action im Atlantik - Ein SH III - AAR
Werte Regentschaft,
wie schon einmal kurz angedeutet, hat es uns die AAR-Ecke ziemlich angetan, insbesondere die Reports rund um Silent Hunter.
Vor einigen Jahren hatten auch wir uns intensiv mit diesem Spiel befasst und sind damals auch unter anderem in allerlei Häfen eingedrungen – wie wahrscheinlich jeder hier, möchten wir einmal behaupten. ;)
Nun hat uns – auch im Bezug der hier gelesenen AAR´s – erneut das Jagdfieber gepackt und so wurde kurzerhand SH III aus dem Keller gekramt.
Lange Rede, kurzer Sinn: Spiel aufgespielt, Mods und Add-Ons hinzu gepackt und ran an den Feind!
Wir spielen mit einem Realismus von 67 Prozent. Heißt:
begrenzte Batteriekapazität
begrenzter Sauerstoff
Torpedoblindgänger
keine Ereigniskamera
realistische Ladezeiten
realistisches Schadensmodell
Normalerweise würden wir auch ohne die Außenansicht spielen, doch wir denken, dass ein AAR ohne Screens einfach zu trocken wäre.
Wir hoffen, dass wir nichts vergessen haben. Ein Screenshot wird folgen, sobald der Computer sich gnädig erweist und nicht mehr abstürzt, wenn wir eines machen möchten.
Kann also durchaus sein, dass die ersten Beiträge ohne Screenshots auskommen müssen, wofür wir uns an dieser Stelle schon einmal entschuldigen. Wir werden uns bemühen, die Geschehnisse so realitätsnah wie möglich zu beschreiben.
Nun bleibt uns zu hoffen, dass wir der werten Leserschaft mit unserem Projekt ein wenig Freude und natürlich auch den Spaß am Lesen geben können.
Versenkung/Beenden des AAR´s:
Hier sei gesagt, dass wir den Fall abwarten und dann entscheiden. Sollten wir versehentlich irgendwo gegen brettern oder der werte Voetmann mitten durchs Land fahren, weil er irgendeine Insel übersehen hat so zählen wir dies NICHT als Versenkung.
Sollten wir bei einem Geleitzug-, Hafen- oder Einsatzgruppenangriff draufgehen, werden wir je nach schwere des Kampfes entscheiden – eventuell wird dies dann in einem Spoiler erwähnt oder tatsächlich als definitive Versenkung und somit Ende des AAR´s angesehen.
Li Shunchen
27.04.14, 19:56
Viel Erfolg!
Wir konnten unser SH3 leider nicht mehr zum Laufen bringen, weil der Kopierschutz veraltet ist und sich auch nicht umgehen ließ :(
Was habt Ihr für Mods im Einsatz?
Wir spielen mit dem Living SH-Mod Vers. 4 und dem Add-On 'Bunkerstart'.
Viel Erfolg!
Wir konnten unser SH3 leider nicht mehr zum Laufen bringen, weil der Kopierschutz veraltet ist und sich auch nicht umgehen ließ :(
Danke :) Wir geben uns alle Mühe, um Euch einen guten AAR zu bieten. :)
Unsere SH-Version ist inzwischen an die drei Jahre alt (damals neu gekauft, allerdings bis vor wenigen Tagen nie gespielt), wenn ich richtig liege. Uns wundert, dass das Spiel auf Win 7 funktioniert.
Wir hatten den auf einer Mod-Seite entdeckt und einfach mal aufgespielt, ohne zu wissen, wofür er eigentlich gut ist (hat sich inzwischen geändert :D ).
Li Shunchen
27.04.14, 22:43
Danke :) Wir geben uns alle Mühe, um Euch einen guten AAR zu bieten. :)
Unsere SH-Version ist inzwischen an die drei Jahre alt (damals neu gekauft, allerdings bis vor wenigen Tagen nie gespielt), wenn ich richtig liege. Uns wundert, dass das Spiel auf Win 7 funktioniert.
Hatten das Spiel kurz nach dem Release vor viertausend(?) Jahren gekauft. Haben gelesen, dass es mit dem Kopierschutz immer wieder Probleme und dementsprechend Beschwerden gab, so dass die Publisher irgendwann darauf verzichtet haben ihn mit auf die CD's zu machen. Deswegen ist er bei später verkauften Versionen nicht mehr mit drauf. Die Firma, die den Kopierschutz hergestellt hat, stellt dafür keine Updates mehr bereit, mit Win8 ist er nicht kompatibel, und Internet-Tools um ihn zu löschen haben bei uns keine Wirkung gezeigt :(
George Pickett
28.04.14, 10:05
Da sind wir gespannt, werter Voetmann. :) Schickt die Tommys auf den Meeresgrund!!! :D
Wir wären uns auch nicht sicher, ob unsere ganz alte Version, die wir ebenfalls kurz nach Erscheinen des Spiels gekauft hatten, heute noch einwandfrei funktionieren würde (zumal wir auch nicht wissen, wo diese abgeblieben ist).
Wir hatten auch schon öfters gehört, dass SH nicht mehr auf Win7-Rechnern funktioniert, was uns etwas irritiert. Auf unserem läuft es nämlich nun einwandfrei (bis auf die blöden Screens, aber das bekommen wir auch noch hin :top: ).
Nächstes Update folgt in Kürze.
Da sind wir gespannt, werter Voetmann. :) Schickt die Tommys auf den Meeresgrund!!! :D
Wir geben unser Bestes. :top:
Hier nun die wichtigsten Daten zu unserem Boot und der Besatzung auf einem Blick:
Offiziere von U-52:
Kommandant: Kapitänleutnant Thomas Voetmann
IWO: Leutnant Horst Schulze
IIWO: Leutnant Hans Erichsen
LI: Leutnant Heinrich Seger
Kampagnenstart: 02. September 1939
Uboot: U-52; Typ VIIB
Heimathafen: Kiel
Flottille: 7. U-Flottille
So, nun da wir hoffentlich alle relevanten Daten preisgegeben haben und unseren PC soweit bestechen konnten, dass er nun auch tatsächlich Silent Hunter öffnet – auch wenn dadurch das Problem der Screenshots noch immer nicht gelöst wurde - ohne dauernd abzustürzen kann es losgehen.
Lasset uns sehen, ob wir auch noch nach fast zehn Jahren das Spiel wenigstens soweit beherrschen, um nicht direkt an der nächsten Kaimauer unser Boot zum Kentern zu bringen.
Kiel
30. August 1939
11:40 Uhr
Zwei Wochen war es nun her, seit ich zum Kapitänleutnant befördert wurde und auf diesem Wege mein neues Kommando übernahm. Das Kommando über ein Typ VIIB-Boot, die U-48. Meine Mannschaft bestand zwar – bis auf die Offiziere – aus noch unerfahrenen und jungen Matrosen, doch ich war mir sicher, dass wir mit der Zeit ein eingespieltes Team werden würden.
Meinen IWO, Leutnant Schulze kannte ich bereits seit mehreren Jahren. Uns verband eine enge Freundschaft und es war gut zu wissen, dass ich mich auf ihn verlassen konnte.
Den IIWO sowie unseren Leitenden Ingenieur Leutnant Seger kannte ich dagegen erst seit unserer letzten Fahrt, beide waren allerdings Topmänner, was ihre Posten und Aufgaben betraf. Sie würden die Mannschaft schon auf Zack bekommen.
„Was sagt die Werft, LI? Wie lange noch?“
Ich saß mit Schulze und meinem LI Seger in einer gemütlichen Runde in einer unserer Stammkneipen. Die letzten Tage hatte ich hauptsächlich am Schreibtisch mit Papierkram verbracht, der erledigt werden wollte. Nun gönnte ich mir etwas Ruhe. Ruhe, die ich mir nach den letzten Tagen redlich verdient hatte.
„Sie meinen in spätestens einer Woche ist das Boot seetauglich.“, antwortete Seger, ehe er einen weiteren Schluck seines Bieres nahm. „Und wir sollen es nicht übertreiben mit dem Diesel.“
„Tja, Thomas.“ Schulze lachte. „Die Sache mit dem guten Konrads hat sich wohl schon herumgesprochen.“
Leutnant Konrads hatte es auf seiner letzten Patrouillenfahrt doch tatsächlich geschafft, seine Maschinen zu Schrott zu fahren. Laut seiner Aussage wollte er herausfinden, wie viel sie aushielten, sollte es zum Äußersten kommen. Nun, jetzt wusste er es. Ich wollte lieber nicht darüber nachdenken, was die Werft dazu gesagt hatte.
„Na ja... sehen wir es positiv. Wir haben noch eine Woche Urlaub, bevor es wieder raus geht.“
„Wird Inge sicher freuen, was?“ Schulze grinste. „So, wie sie Dir beim Einlaufen in die Arme gefallen ist.“
„Sie macht sich halt Sorgen, kann man ja verstehen.“ Ich seufzte und lehnte mich in meinen Stuhl zurück. „Wo wir immer draußen sind und die jetzige Situation alles andere als rosig ist.“
Seger lachte. „Seit wann so besorgt, Herr Kaleun?“ Die letzten beiden Worte kamen auch ihm grinsend über die Lippen. „Mit Ihnen kommt man doch immer heil zurück, kennen wir doch!“
„Na na, LI, nun schleimen Sie mal nicht so.“ Ermahnte ich ihn im Scherze und konnte mir ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. „Wer weiß, was noch alles passiert...“
Mit einem letzten großen Schluck leerte ich mein Glas und erhob mich anschließend.
„So, Kinder. Ich bin dann mal weg. Muss mich was hinlegen. LI, Sie sagen mir Bescheid, wenn die Werft sich meldet.“ „Jawohl, Herr Kaleun!“
„Ich hoffe nur, dass sie gute Arbeit leisten.“
„Wird schon, Herr Kaleun.“ „Ihr Wort in Gottes Ohr, Horst.“
Mit einem knappen Nicken machte ich mich auf den Weg. In Gedanken betete ich, dass es nicht zum Äußersten kam, was unser inzwischen mehr als angespanntes Verhältnis zu Polen betraf. Bei einem eventuellen Krieg mussten gewiss auch wir raus, und darauf konnte ich gut und gerne verzichten.
Anm.: Wir mussten das Spiel neu laden (nun funktionieren auch die Screenshots) und sind deshalb nun mit U48 unterwegs.
Desweiteren hatten wir auch schon die ersten Updates fertig, weshalb wir diese ein wenig umgemogelt haben. Die werte Leserschaft sollte sich also nicht wundern, dass dieses hier ein wenig anders ist als sonstige Spielstarts.
Kiel
2. September 1939
18:30 Uhr
Ein paar Tage später war es dann soweit. Ich stand auf der Brücke meines Bootes und überwachte die letzten Vorbereitungen zum Auslaufen. Es war ein wolkenloser, sonniger Tag und der September zeigte sich heute von seiner sonnigen Seite. Ich hielt die Befehle in meiner Hand, welche ich heute Morgen gekriegt hatte. BF 19 – in der Nähe der französischen Küste. Mir war nicht ganz wohl bei dem Gedanken, war unsere Mannschaft doch noch recht unerfahren.
„Boot ist klar zum Auslaufen, Herr Kaleun.“
„Gut Horst, danke. Gehen Sie nach unten zum Navigator und legen Sie einen Kurs fest. Unser Ziel ist BF 19. Eine vierundzwanzig stündige Patrouille. Marschgeschwindigkeit zwölf Knoten.“
„Jawoll, Herr Kaleun!“
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„Ankerleinen los! Klarmachen zum Auslaufen! Beine E-Maschinen kleine Fahrt voraus!“ Der IIWO Erichsen stand auf der Brücke und ich hörte seine Ausrufe durch die Zentrale hallen, in welcher ich gerade mit dem LI den festgelegten Kurs besprach. „Und passt auf, dass Ihr den Zerstörer da nicht mitnehmt!“
Ich kletterte die Leiter zur Brücke hoch, um das Auslaufen zu überwachen und mir ein Bild vom Zerstörer zu machen. Wer wusste, ob ich nicht den ein oder anderen auf diesem Schiff kannte. Die Angehörigen der Kriegsmarine kippten ja nur zu gerne mal das ein oder andere Gläschen miteinander, und auch ich ließ mich gerne zu der ein oder anderen Runde überreden.
„Man, was müssen die Langeweile haben!“, grinste Erichsen, als ich auf die Brücke trat und mir mein Fernglas vor die Augen setzte. „Dampfen mit einem Zerstörer im Hafen herum! Wahrscheinlich die Sicherung.“
„Entweder das oder sie laufen gerade zu einer Patrouille aus, genau wie wir.“ Angestrengt versuchte ich, auf dem vorausfahrenden Schiff etwas zu erkennen. Keine hundert Meter trennten uns. Ich sah geschäftiges Treiben, Matrosen die auf dem Deck herumlaufen und drei Personen auf der Brücke. „Kommt Ihnen da irgendjemand bekannt vor, Hans?“ „Nein.“ „Hm.“ Ich setzte mein Fernglas wieder ab. „Dann wollen wir mal. Zeit, dass wir etwas vor die Rohre kriegen.“ „Zu Befehl, Herr Kaleun! Beide Diesel halbe Fahrt voraus!“ Ein Rucken ging durch das Boot, als die Diesel ansprangen und das monotone Brummen der E-Maschinen durch das Stampfen der Diesel ersetzt wurde.
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„Wir nehmen den langen Weg.“, offenbarte ich etwa eine halbe Stunde nach dem Auslaufen meinen Plan den anderen Offizieren. „Um Scapa Flow herum an der irischen Küste entlang bis nach Spanien.“ Mit meinem Finger folgte ich dem eingezeichneten Kurs auf der Karte. „Das ist sicherer. Ich will nicht unbedingt im Kanal einer Horde feindlicher Zerstörer in die Arme laufen oder auf Minen stoßen. LI, was sagt der Treibstoff? Kommen wir heil dort an und wieder zurück?“ „Wenn wir sehr sparsam sind ja. Längere Umwege sind allerdings nicht drin. Es sei denn, wir wollen auf dem Rückweg durch den Kanal.“ „Nun, ich denke, das werden wir nach Möglichkeit umgehen. Gut Jungs, dann mal los. Ran an den Feind!“
Mit 12 Knoten Marschgeschwindigkeit fuhren wir durch die Kieler Bucht hinaus auf den Kattegat zu. Gegen acht Uhr abends passierte uns erneut ein deutscher Zerstörer. In knapp fünfhundert Metern Entfernung fuhr er an Backbord vorbei. Mit seinem Nebenhorn grüßte er uns.
„Jungs, trinkt ´ne Runde für uns mit!“, brüllte einer meiner Männer, Matrose Blücher, dem Schiff entgegen. Freudiges Winken der Zerstörer-Besatzung gab es als Antwort. Wie gut sie es doch hatten! Für sie war die Fahrt nun zu ende, doch für uns ging es erst los.
„Haben die es gut.“, meinte auch Leutnant Schulze neben mir. „Ich wäre jetzt auch gerne daheim.“ „Du klingst, als wären wir schon seit Wochen auf See.“ Ein kleines Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen, fehlten mir meine Frau und meine kleine Tochter doch jetzt schon sehr.
„Na ja... wir werden uns erst in ein paar Wochen wiedersehen, Andrea und ich.“ „Ach Mensch, Horst! Sei nicht immer so pessimistisch. Mir hast Du´s vor ein paar Tagen vorgehalten, erinnerst Du Dich?“ Ich sah ihn leicht feixend an. „In ein paar Wochen werden wir unbeschadet Zuhause sein. Was, Männer?“ Den letzten Teil des Satzes hatte ich lauter gesprochen, sodass auch die restliche Brückenbesatzung es hören konnte.
„Jawohl, Herr Kaleun!“, schallte es einstimmig zurück. Auch Leutnant Schulze schloss sich an. „Gut so.“
3. September 1939
Heute passierte dann genau das, was ich befürchtet hatte – und neben mir noch unzählige weitere Personen. Am Mittag hatten Großbritannien und Frankreich uns den Krieg erklärt. Mein Funker Becker hatte mir die Nachricht in der Messe überreicht. Ich musste hart schlucken, hatte ich doch gehofft, dass es gar nicht soweit kommen würde und sich die Wogen wieder glätten.
„Kriegserklärung von Großbritannien und Frankreich an uns.“, erklärte ich den anderen, welche mich fragend ansahen und reichte den Zettel an meinen IWO weiter. „Gerade reingekommen.“
„Das darf doch nicht wahr sein!“ Horst wurde kreidebleich. „Oh Gott!“ Ich war dankbar dafür, dass meine beiden Wachoffiziere ähnliche Gedankengänge wie ich hatten, was den Krieg betraf. Mit ihnen konnte ich meine Bedenken besprechen, ohne dafür Spott ernten zu müssen – oder gar schlimmeres. LI Seger war zwar auch nicht gerade vom Kriegseintritt der Alliierten begeistert, jedoch auch nicht von dem, was auf unserem Boot manchmal geschah – wie er es nannte. Gemeint waren damit jene Gespräche, die ich mit Schulze und Erichsen führte und bei welchen ich manchmal etwas zu grob – zumindest in den Augen der linientreuen Parteileute und ihrer Anhänger – über die 'verdammten Lamettaträger', wie ich unsere Vorgesetzten nannte, herzog.
„Das wird eng, Thomas.“, flüsterte Leutnant Schulze mir ins Ohr. „Wir müssen höllisch aufpassen, wenn wir an der englischen Küste sind. Am Besten fahren wir einen weiten Bogen.“
Ja, das waren auch meine Gedankengänge. Es war schon vor wenigen Tagen ein Risiko, sich so nahe der Küste zu bewegen. Der Ton zwischen Deutschland und Großbritannien wurde zusehends rauer und wer wusste schon, ob die Tommys uns nicht versenkten, weil sie uns für ein Spionageboot hielten? Doch nun, wo der Krieg eingetreten war, sollte es noch schlimmer werden.
„Wir müssen aufpassen, ja.“ Ich blickte Schulze, Erichsen und Seger an. „Aber wir werden den Kurs nicht ändern.“ Ich erhob mich und ging um den Tisch herum. „Meine Herren, die Fronten sind geklärt.“ Bei diesem Satz musste ich kurz schlucken. „Zeigen wir den Tommys was es heißt, sich mit uns anzulegen.“
Gegen neun Uhr abends stand ich auf der Brücke, um in Ruhe eine rauchen zu können. Neben mir waren vier meiner Männer hier, die erste Seewache. Bisher verlief diese Fahrt ziemlich ereignislos, was mich aber keineswegs enttäuschte. Wir würden schon noch früh genug auf feindlichen Schiffsverkehr treffen, da war ich mir sicher. Meine Augen huschten über den Horizont vor mir. Eine alte Angewohnheit, die uns in der jetzigen Situation zugute kam. Wenn der Kommandant auf der Brücke war hieß dies nicht, dass er die Augen offenzuhalten hatte, doch es war mir schon immer wichtig, meine Leute zu unterstützen.
Nur wenige Minuten später meldete der Ausguck ein Schiff an backbord. Sofort schnippte ich die Zigarette weg und hielt mein Fernglas vor meine Augen.
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„Alle Maschinen volle Fahrt voraus! Abfangkurs! Deckgeschütz und Flak besetzen! Alles klar zum Überwasserangriff!“, gab ich meine Befehle, die auch prompt ausgeführt wurden.
„Können Sie erkennen, was es für ein Schiff ist?“ „Scheint eher was kleineres zu sein.“, hörte ich die Stimme vom IWO hinter mir. Ihn musste der Ausruf des Ausgucks wohl auf die Brücke getrieben haben, zusammen mit Erichsen und Seger. „Für Genaueres müssen wir näher ran.“
Mehrere Stunden verfolgten wir das Schiff und hielten Fühlung. Immer wieder suchte ich mit meinem Fernglas die See ab, doch es schien ein Einzelfahrer zu sein. Eine gute Ausgangslage also, um ihn über Wasser angreifen zu können – zumal die Frachter – und ich ging davon aus, dass es einer war – ohnehin nicht bewaffnet waren. Nun mussten wir also nur noch herausfinden, welcher Nationalität unser Freund angehörte.
„Na, zu wem gehörst Du wohl.“, murmelte ich, während ich weiterhin angespannt durch mein Fernglas blickte. „UZO auf Brücke.“
Die Zieloptik wurde angebracht und ich hockte mich davor. „Na, wo haben wir Dich denn... ah ja. Wie ich´s vermutet habe. Ein kleiner Frachter.“
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„Lage 138 an Steuerbord, Entfernung etwa 2000 Meter.“, gab ich die Schusslösung für unser Deckgeschütz durch. „Scheint ein Pole zu sein. Geschätzt etwa 2000 bis 3000 Tonnen.“ Ich richtete mich wieder auf.
„Er fährt Zick-Zack.“, teilte Matrose Neuer mit. „Denkt wohl, wir würden ihn mit einem Torpedo angreifen.“
„Falsch gedacht.“ Ein leichtes Grinsen konnte sich der IIWO nicht verkneifen.
„Geben Sie rüber: Nähern uns zur Kontrolle des Schiffes. Er soll anhalten.“
„Sieht ganz so aus, als würde ihn das nicht interessieren.“, gab der IWO zurück, als das Schiff seine Geschwindigkeit leicht erhöhte. „Wollen wohl keine Bekanntschaft machen.“
„Idioten.“ Ich beugte mich wieder zum UZO. „Verdammte Idioten!“
„Deckgeschütz klar!“
Ich gab noch ein paar kleinere Kurskorrekturen durch. „Feuer frei!“
Keine zwei Sekunden später verließ die erste Granate das Deckgeschütz. „Zu weit nach vorne! Ein paar Meter weiter backbord! Feuer!“ Die zweite Granate traf ihr Ziel.
„Neuer Kurs 198 Grad!“
Granate um Granate schlug nun in den Frachter ein, der allerdings noch immer nicht daran dachte aufzugeben. Die Besatzung drüben musste unheimliche Nerven haben.
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„Mein Gott, wie viele Granaten schluckt der denn? Zäher Bursche!“ Ich linste noch immer durch das UZO und behielt den Frachter im Auge. Auch nach über zehnminütigem Munitionsbeschuss hielt sich das Schiff wacker über Wasser. Die Besatzung dachte noch immer nicht daran ihr Schiff aufzugeben. In mir machten sich gemischte Gefühle breit. Zum einen wollte ich die Leben auf der anderen Seite schonen, zum anderen dachte ich aber auch daran, dass es ihre eigene Schuld war, wenn sie hier sterben sollten.
„Na endlich!“ Eine Explosion kündigte das Ende des Frachters an. „Feuer einstellen! Geben wir der Besatzung die Chance, ihr Schiff zu verlassen!“ „Wenn sie es denn tun...“
Ich richtete mich auf und nahm wieder mein Fernglas zur Hand. „Wenn sie nicht dumm sind tun sie es, IIWO.“
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Wir liefen ziemlich nahe an dem langsam sinkenden Schiff vorbei und konnten zwei Rettungsboote ausmachen. Das Land war hier nicht weit entfernt und somit hatte die Mannschaft gute Chancen zu überleben. Auch der Schiffsverkehr war hier sehr ausgeprägt.
„Oh man. Wenn alle so hartnäckig sind wie die dann haben wir noch einiges zu tun.“ „Tja, Leutnant. So ist das im Krieg. Wieder zurück auf alten Kurs.“ „Jawohl, Herr Kaleun!“
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Unser erster Abschuss. Wie viele uns wohl noch bevorstanden? Würden alle Kämpfe so ausgehen wie dieser? Ich war mir sicher, dass dem nicht so sein würde, gerade mit Kriegsschiffen würden wir es noch sehr schwer haben. Während wir unseren Weg durch den Kattegat fortsetzten stand ich auf der Brücke und rauchte eine weitere Zigarette. Wohin uns unser Weg noch führen sollte? Das wusste niemand von uns genau und vielleicht war dies auch besser so.
Am 4. September 1939 um 11:44 Uhr sinkt nach zehnminütigem Granatenbeschuss ein polnischer Frachter mit 2325 BRT.
George Pickett
29.04.14, 17:10
Ach ja...das gute alte Deckgeschütz. Sind leider mit einem Typ II Boot angefangen und jetzt, wo wir eine große Kanone haben, ist es zu gefährlich! :motz:
Guter Einstand. :top:
Frisiercreme
29.04.14, 17:25
Ein sehr gelungener Einstand! Nur weiter so.
Wir danken für die netten Worte. :)
@George: Dann muss der gute Peters mal bei den Tommy´s auf den Tisch kloppen, dass die mal wieder unbewaffnete Frachter rausschicken. :fecht:
George Pickett
29.04.14, 17:35
Ähm...ja...bei den Tommys sind wir im Augenblick nicht sehr angesehen... :D
Achwo, die werden sich bestimmt freuen 'The Cat' kennenzulernen. :D
George Pickett
29.04.14, 17:46
Ja nee...is klar! Am besten in einem britischen Kriegsgefangenlager... :rolleyes:
Kattegat
4. September 1939
12: 56 Uhr
Vor fünf Minuten hatte ich mich in meine Koje gelegt, um etwas Schlaf zu finden. Seit unserem Auslaufen vor zwei Tagen war mir nicht viel vergönnt, hatten mich die Nachrichten aus der Heimat und das Gefecht mit dem Frachter doch wachgehalten. Doch auch dieses mal sollte es anders laufen als gehofft.
Funkmaat Becker rüttelte mich an der Schulter, was mich die Augen öffnen ließ. „Was ist los, Becker?“, nuschelte ich verschlafen. „Funkspruch, Herr Kaleun.“
Sofort war ich hellwach und richtete mich auf. „Zeigen Sie her!“
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Ich las den Zettel durch und schloss die Augen. „Warum zum Teufel kriegen wir den erst jetzt? Es sind 24 Stunden vergangen, seit England uns den Krieg erklärt hat! Verdammte Idioten!“, wettere ich los und atmete dann tief durch. „Danke, Becker.“
Ich ging mit dem Zettel in der Hand in die Zentrale. „Hört mal her, Jungs.“, begann ich und hatte direkt alle Aufmerksamkeit. „Ab sofort sind alle englischen Schiffe als feindlich anzusehen. Prisenordnung gilt weiterhin. Wer sich nicht dran hält wird wie gewohnt versenkt.“ Ich sage diese Worte mit Gleichgültigkeit in der Stimme, welche ich jedoch nicht fühle. Mir taten diese armen Seelen Leid, die sich gegen uns nicht zur Wehr setzen konnten. Aber als Soldat war es nun mal meine Pflicht Befehle zu befolgen. Verdammter Krieg!
Wir folgten weiter unserem festgelegten Kurs Richtung Skagerak. Bis auf den polnischen Frachter vor etwa zwei Stunden war uns noch kein weiteres Schiff begegnet, die See war ruhig und es herrschte srahlender Sonnenschein bei etwa zwanzig Grad.
Um kurz nach zwei mittags erreichte uns dann erneut ein Funkspruch. Funkmaat Becker reichte ihn mir auf die Brücke, nachdem Erichsen ihn entschlüsselt hatte.
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„Wieder über einen Tag alt.“ Ich schüttelte leicht den Kopf. „Was zum Teufel tun die Sesselpupser in Berlin?!“ Ich hatte dies lauter gesagt als beabsichtigt, weshalb sich einige der Brückenwache verwundert zu mir umdrehten. „Augen offenhalten, Jungs. Ich will nicht, dass man uns eine Bombe vor das Heck setzt. Seger, übernehmen Sie mal für mich.“ „Jawohl, Herr Kaleun.“
Ich stieg die Leiter zur Zentrale hinunter und begab mich zur Bordsprechanlage.
„Achtung, hier spricht der Kommandant! Wir haben soeben einen weiteren Funkspruch vom Oberkommando erhalten! Ab sofort sind Schiffe, die als Truppentransportschiffe verwendet werden und solche, die von feindlichen Kriegsschiffen eskortiert werden ohne Vorwarnung zu versenken. Das ist alles.“
Ich richtete meinen Blick wieder auf den Zettel. Folgt.
„Erwarten in Kürze ein weiteres FT. Ende.“
Knapp eine Stunde später erreichte uns die nächste Meldung. Wiederum war es Erichsen, welcher sie entschlüsselte. Ich war über den Karten in der Zentrale gebeugt, als mein IIWO mir den Zettel reichte. „Neuer Funkspruch, Herr Kaleun.“
Ich nahm ihn entgegen und las ihn durch.
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Wieder ging ich zur Sprechanlage. „Alle herhören, hier ist der Kommandant! Der zweite Teil des FT´s ist soeben eingetroffen. Ab jetzt sind auch alle Schiffe mit der Absicht unser Boot anzugreifen oder unsere Position per Funk durchzugeben anzugreifen. Für neutrale Schiffe gilt weiterhin, dass sie nicht angegriffen oder versenkt werden dürfen. Das ist alles. Ende.“
Einige meiner Männer waren in Hochstimmung, sahen sie doch schon die von uns torpedierten feindlichen Schiffe vor sich. Ich hingegen hatte wieder einmal gemischte Gefühle. „Wo soll das alles nur enden?“, murmelte ich leise, während ich den Zettel weglegte und mich auf den Weg in die Messe machte.
„Was ist eigentlich los mit Dir, Tom? Alles in Ordnung?“ Schulze saß mir gegenüber an dem kleinen Tisch der Messe. Die restlichen Offiziere waren in der Zentrale, sodass wir zumindest leise ein paar private Worte miteinander wechseln konnten.
„Was meinst Du?“ Ich sah ihn fragend an, wusste in dem Moment allerdings, dass er meine Reaktionen auf die momentane Situation ansprach.
„Du weißt, was ich meine. Deine Laune in den letzten Tagen. Bei einigen unserer Mannschaft stößt sie auf ziemliches Unverständnis. Ich weiß nicht, ob Du es schon mitbekommen hast, aber wir haben auch linientreue Männer an Bord – und auch Männer, deren Väter mit Spitzen der Politik befreundet sind.“ „Mensch Horst! Da erzählst Du mir nichts Neues. Mit geht es gut, ich tue das, was ich als Soldat tun muss. Das sollte ihnen wohl recht sein.“ „Ja. Aber bitte... übertreib es nicht.“
Für mich war an dieser Stelle unser kleiner Plausch beendet, auch wenn Schulze ihn wohl gerne weitergeführt hätte. Ich kannte meinen Freund seit Jahren und wusste genau, wann er nicht zufrieden mit dem war, was er erreichte – und dies war nun der Fall. Natürlich wusste ich, dass ich mit meiner Einstellung nicht bei jedem meiner Mannschaft gern gesehen war. Dies war mir allerdings relativ egal. Die Männer führten die Befehle aus, die ich ihnen gab und auch ansonsten kam es zu keinen lauten Äußerungen meiner Person gegenüber. Ich wusste, dass ich mich auf sie verlassen konnte und umgekehrt war dies genauso – und das reichte völlig aus.
„Die zweite Seewache soll sich bereitmachen, bald ist Wachwechsel.“, sagte ich noch, ehe ich aufstand und in die Zentrale ging. Ich wusste allerdings in diesem Moment, dass mein kleines Gespräch mit Schulze noch nicht vorbei war.
Am Abend dann erreichte uns das nächste Funktelegramm.
„Schon wieder vom Vortag!“, war meine erste Reaktion, nachdem Becker es mir brachte. „Idioten! Das wissen wir doch längst!“ Ich informierte kurz meine Offiziere und beließ es dann dabei. Inzwischen wusste jeder unserer Besatzung, was Sache war. Alles doppelt und dreifach zu wiederholen war nicht nötig.
„Was bedeutet denn Angriffe auf diese Schiffe seien nicht erlaubt?“ fragte ein Matrose seinen Nebenmann. „Das bedeutet, dass unser Alter seine Aale nicht gegen französische Kriegsschiffe richten sollte.“
Was für ein Blödsinn...
5.September 1939
Skagerrak, 20:30 Uhr
An diesem Abend war die Stimmung auf unserem Boot eine andere als sonst. Hektisches Gemurmel machte sich breit, gepaart mit besorgten Äußerungen der Besatzung. Ich hatte – auch um die gedrückte Stimmung mangels feindlichen Kontaktes und der schlechten Nachrichten aus der Heimat aufzuheitern – am Abend das Bordradio angemacht. Doch auch dadurch kamen wir nicht wirklich zur Ruhe und vor etwa einer halben Stunde erreichte die Stimmung dann ihren Tiefpunkt. Die SS Athenia, ein britischer Passagierdampfer, war versenkt worden.
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„Wenn was kommt, dann kommt es knallhart.“, sagte mein IIWO, als wir gemeinsam in der Messe saßen. „Ich wüsste nur gerne, wer das Schiff versenkt hat.“
„Ich denke nicht, dass es jemand von uns war.“, meldete sich Seger zu Wort. „So was macht keiner.“ „Sie glauben doch nicht etwa, dass die Tommy´s ihre eigenen Schiffe versenken, Leutnant?“ „Niemand von uns greift ein Passagierschiff an, Erichsen!“
„Meine Herren, bitte.“, ging ich beschwichtigend dazwischen, ehe die Situation eskalieren konnte. „Regen wir uns nicht darüber auf. Früher oder später werden wir erfahren, wer es getan hat. Bis dahin sollten wir an unseren Auftrag denken und diesen erfüllen.“ „Ja, Herr Kaleun!“
Ich stand auf und ging durch die Zentrale nach oben auf die Brücke. Noch immer war es relativ mild und die See war eine spiegelglatte Fläche. Mit meinen Fingern kramte ich in meiner Jackentasche herum und holte meine Zigaretten heraus, ehe ich mir eine anzündete und den Rauch in die Luft blies. Auch mich beschäftigte die Athenia. Wie viele unschuldige Zivilisten dort drinnen wohl ums Leben gekommen waren? Ich schüttelte den Kopf, denn über so etwas wollte ich gar nicht erst nachdenken. Diese armen Schweine! Konnte es wirklich sein, dass ein deutsches Boot sie versenkt hatte? Und wenn ja, war es ein Unfall oder volle Absicht? Beides war möglich, denn unter den Deutschen gab es eine Menge Leute, denen das Schicksal der feindlichen Bevölkerung – egal ob Soldat oder Zivilist – ziemlich egal war.
Am Morgen des fünften Septembers erreichten wir schließlich die Nordsee. Noch immer gab es vereinzelte Gespräche über die Athenia. Ich hielt mich mittlerweile aus der Sache heraus, auch wenn es mir zuwider war. Unser Auftrag lautete eine Patrouillenfahrt zu machen und ich war mir sicher, dass wir in der Heimat noch genug Informationen über das Unglück erhalten würden – ob gewollt oder nicht. LI Seger weigerte sich noch immer zu glauben, dass eines von unseren Booten dafür verantwortlich war und geriet öfters mit Schulze aneinander, welcher seine Meinung nicht teilte. Während der vergangenen Stunden war ich einige Male dazwischengegangen, doch gebracht hatte das Ganze offensichtlich nichts. Ich musste die beiden im Auge behalten, da ein solches Verhalten unseren Befehlen ziemlich schaden konnte.
6. September 1939
Die Nacht verlief ruhig, wir hatten noch immer keinerlei Feindkontakt. Den Skagerrak hatten wir schon lange hinter uns gelassen und fuhren nun immer tiefer in die Nordsee hinein. Die Routine, welche nun an Bord herrschte, machte die Männer mürbe und die Moral sank ein wenig. Seit zwei Tagen hatten wir nun schon keinen Feindkontakt mehr und die Stimmung unter den Männern wurde immer zermürbender. Auch Funktelegramme hatten uns seit dieser Zeit keine mehr erreicht. Mir war dies nur recht, berichteten diese doch bisher ausnahmslos nichts Gutes oder etwas, von dem wir schon lange wussten.
Eine Stunde später sollte sich dies einmal mehr bestätigen. Gegen neun Uhr erreichte uns ein weiterer Funkspruch. Ich war in der Zentrale und überprüfte noch einmal unseren Kurs, als Beckers Stimme durch das Schott hallte.
„Neuer Funkspruch, Herr Kaleun.“ Mit einem mulmigen Gefühl im Magen legte ich den Stift zur Seite und betrat durch das Schott die Funkkabine. „Zeigen Sie her.“
Becker reichte mir den Zettel und ich musste mich beherrschen, um nicht ein paar heftige Flüche loszulassen. „Diese... man! Den haben wir doch schon erhalten! Übrigens ist der wieder vom Dritten! Was zum Teufel treiben die da in Berlin?!“ Ich hatte nicht laut gesprochen, es war mehr ein ärgerliches Knurren. „Gleich wird noch einer folgen, Becker. Den brauchen Sie mir nicht mehr zeigen, wenn Sie ihn entschlüsselt haben und er zu diesem hier gehört.“ „Jawohl, Herr Kaleun.“
„Was war?“ fragte Leutnant Erichsen, als ich zurück in die Zentrale kam.
„Wieder der gleiche Funkspruch wie vor ein paar Tagen. Die Schiffe, welche wir angreifen sollen und die Befehle gegenüber neutralen Einheiten.“ „Dann hat wohl jemand darum gebeten, das Ganze noch einmal aus Sicherheitsgründen zu wiederholen.“ „Entweder das oder da war ein ganz Schlauer dabei, der den Zettel verschludert hat.“
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Am Mittag hatte ich dann endlich die Gelegenheit mich etwas auszuruhen. Noch immer war die See ruhig und es gab bis jetzt keinerlei Anzeichen, dass sich an diesem Zustand allzu schnell etwas ändern würde. Allerdings habe ich gelernt, dass man sich auf eine solche Ruhe nicht verlassen sollte – die 'Ruhe vor dem Sturm' war hierfür wohl die passendste Bezeichnung.
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Um kurz nach zwölf – etwa zwanzig Minuten, nachdem ich mich hingelegt hatte – rüttelte Funkmaat Becker mich wach. „Wir haben einen Funkspruch vom BDU erhalten, Herr Kaleun. Leutnant Erichsen entschlüsselt ihn gerade.“ Ich brauchte ein paar Sekunden um zu begreifen, was mir gerade mitgeteilt wurde. Anschließend schwang ich mich aus meiner Koje. „Danke, Becker. Lassen Sie sich ablösen, Sie haben ja auch schon länger nicht mehr richtig geschlafen.“ „Zu Befehl, Herr Kaleun.“
Ich ging in die Messe, in welcher Leutnant Erichsen mit dem Funkspruch in der Hand saß. „Ich bin gleich fertig, Herr Kaleun. Einen Augenblick noch.“
Während er sich weiter an der Enigma zu schaffen machte nahm ich meinen Platz am Tisch ein und lehnte mich zurück. Gedanklich erwartete ich schon die nächste Hiobsbotschaft, die die angeschlagene Moral an Bord noch weiter in den Keller drücken sollte.
„Ich bin soweit.“ Erichsen reichte mir den Zettel, welchen ich entgegennahm.
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„Wohl wegen der Athenia.“, vermutete der IWO, als ich ihnen den Funkspruch zeigte. „Haben wohl ziemliches Muffensausen, unsere feinen Herren da oben.“ „Sie wollen wohl nicht, dass die Engländer noch einmal denken, ein deutsches Boot hätte eines ihrer Passagierschiffe versenkt.“ „Wer soll es denn gewesen sein?“ schaltete sich nun auch Erichsen wieder in das Gespräch ein. „Die Engländer versenken nicht ihre eigenen Schiffe, das hatte ich Ihnen schon einmal gesagt, Seger!“
„RUHE VERDAMMT!“, bellte ich, worauf die Männer zusammenzuckten. „Ihre ewige Streiterei geht mir auf die Nerven! Führen Sie Ihre Befehle aus und sehen Sie zu, dass wir in einem Stück in unser Planquadrat kommen!“
8. September 1939
Wir waren noch in der Nacht östlich an Scapa Flow vorbeigefahren, ohne auf Schiffsverkehr zu treffen. Während des vergangenen Tages erreichten uns zwar immer wieder Positionsmeldungen unserer Seeaufklärer, doch lagen diese immer zu weit weg, als dass wir sie noch hätten erreichen können.
„So langsam mache ich mir Sorgen, Tom.“, murmelte Schulze, als wir zusammen auf der Brücke standen. Es war noch früh am Morgen und ich hatte mich – nachdem ich in den letzten paar Stunden den ersten richtigen Schlaf seit Tagen gefunden hatte – auf die Brücke begeben, um die Seewache zu unterstützen und eine rauchen zu können. „Das gefällt mir nicht.“
Uns hatte vor einigen Minuten ein Funkspruch erreicht, gesendet von einem britischen Frachter. Er meldete deutsche Uboot-Aktivitäten. Ob wir nun damit gemeint waren oder ein anderes Boot war nicht ersichtlich, dennoch war es alles andere als gut.
„Augen offenhalten, Horst. Vielleicht ist er hier ganz in der Nähe, wenn wir schon seinen Funkspruch abfangen konnten.“
Während der nächsten Stunden allerdings gab es keinerlei Sichtkontakt zu irgendwelchen Schiffen und auch keine Angriffe gegen uns. Meine Besatzung wurde aufgrund mangelnder Beschäftigung ziemlich ungeduldig. Sie wollten endlich wieder etwas zu tun bekommen – immerhin war der letzte Kampf mit einem feindlichen Schiff schon vier Tage her. Ich allerdings konnte ihre Sehnsucht auf Kampfhandlungen nicht teilen.
Um die Mittagszeit herum – ich war gerade damit beschäftigt den nächsten Abschnitt unseres Kurses auf der Karte einzuzeichnen – kam Leutnant Erichsen zu mir.
„Funkspruch, Herr Kaleun.“, sagte er und reichte mir den Zettel. „Gerade eben entschlüsselt. Sollten Sie sich ansehen.“
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„Was zum – Situation mit Frankreich ungeklärt.“ Leutnant Schulze sah mich an. Soeben hatte ich die Führungsoffiziere in der Zentrale versammelt. „Was soll das heißen? Ich dachte, die hätten uns den Krieg erklärt.“ Ich erwiderte nichts darauf, waren die Worte, die mir auf der Zunge lagen doch alles andere als rosig.
„Tja, IWO, so ist das. Französische Schiffe werden nicht angegriffen – ende.“ „Zu Befehl, Herr Kaleun.“
„Und was ist, wenn wir jetzt nach Tagen einem französischem Frachter begegnen?“, raunte ein Matrose einem anderen zu.
„Dann halt Dich zurück, bevor wir Feuer unterm Hinter kriegen.“, war die Antwort des IIWO´s, welcher das Gespräch mitgekriegt hatte.
Innerhalb der nächsten Stunden verschlechterte sich das Wetter und die See wurde unruhig. Ich stand zusammen mit Leutnant Schulze und der zweiten Seewache in meinem Ölzeug gehüllt auf der Brücke.
„Was ein Sauwetter!“, schimpfte ich, als unser Boot immer heftiger zu schaukeln begann. „Da wird man ja seekrank!“ „Wenn Du kotzen muss lass es bloß die anderen Männer nicht sehen! Die machen dann nämlich mit, so unerfahren wie sie sind.“, lachte Schulze, als ein Brecher unsere Brücke überspülte und wir uns ducken mussten.
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„Man, bei dem Mistwetter können wir einen Angriff vergessen, sollten wir ein Schiff zu Gesicht bekommen!“ „Wenn es ein französisches ist auch.“
„Was ist eigentlich mit den Torpedos? Ich würde gerne mal wissen, ob wir auch so ein Pech haben wie andere.“, grinste Schulze, der vor wenigen Minuten auf die Brücke getreten war und sich verzweifelt festzuhalten versuchte, während ein anderer ihn einhakte.
„Um Gottes Willen, IWO! Lassen Sie mich mit den Mistdingern in Ruhe! Beten wir, dass wir bei Sichtkontakt besseres Wetter haben.“
Die erhoffte Wetterbesserung sollte allerdings auch während der nächsten Stunden nicht eintreten.
Am Mittag des neunten Septembers – wir waren nun seit einer Woche auf See – kam auch noch Nebel hinzu.
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„Kann die Stimmung hier eigentlich noch weiter sinken?“ Schulze saß mit einem Ausdruck äußersten Unbehagens am Tisch in der Messe. Ich konnte mir ein Grinsen gerade noch verkneifen, schien ich doch der Einzige zu sein, der noch halbwegs gute Laune hatte. Allerdings musste ich immer öfter feststellen, dass auch mich die momentane Lage allmählich zu zermürben begann. Seit einer Woche hatten wir nur Wasser um uns, Abwechslung durch Feindkontakt gab es nicht und der Sturm brauste noch immer munter vor sich hin. Das Boot und die Besatzung wurden gut durchgeschüttelt und an ein vernünftiges und ruhiges Mittagessen war gar nicht mehr zu denken.
„Immer positiv denken, Leutnant. Der Sturm wird auch wieder aufhören.“ „Na hoffentlich.“
Am Nachmittag dann erlöste ich die Brückenwache von ihrem Schicksal und befehligte einen Wachwechsel. Die Jungs waren ziemlich durchnässt und froh darüber, endlich ins Trockene zu kommen.
„Das glaube ich jetzt nicht!“, hörte ich plötzlich die Stimme des IIWO sagen. Ich drehte mich zum Schott um, hinter welchem die Funkkabine lag. Vor wenigen Minuten hatten wir einen Funkspruch erhalten, den Leutnant Erichsen entschlüsselte. Schon kam er mit ungläubigen Blick durch das Schott auf mich zu.
„Was ist los, Leutnant? Hat man herausgefunden wer die Athenia versenkt hat oder müssen wir uns nun auch vor Kriegsschiffen zurücknehmen?“
„Hier.“ Er reichte mir den Zettel und das aufgesetzte Grinsen wich sofort aus meinem Gesicht.
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„Diese Idioten!“, schimpfte ich sofort los, als ich den Text las. „Diese gottverfluchten Idioten! Alle Offiziere sofort in die Messe!“
„Und was ist, wenn uns nun ein englischer Zerstörer angreift? Was dann?“ „Dann müssen wir zusehen, dass wir unseren Hintern aus dem Gebiet herausbewegen.“ Auch wenn Erichsen das Ganze locker zu sehen schien, so merkte ich ihm seine Unruhe und Nervosität doch an. Auch mir erging es nicht anders, denn die Frage des IWO war berechtigt. Was sollten wir im Falle eines Angriffes tun?
„Merken Sie was, Leutnant?“ Erichsen wandte seinen Kopf zu Seger. „Warum glauben Sie macht der Führer so etwas? Hm?“
„Fangen Sie schon wieder an?“ Ich spürte allmählich Zorn in mir hochkommen. Nicht nur, dass wir bis jetzt ziemlich wenig zu tun hatten, nein. Jetzt mussten wir uns womöglich auch noch zerbomben lassen von angreifenden Kriegsschiffen und die beiden Streithälse konnten immer noch keine Ruhe geben. „Hören Sie verdammt nochmal mit dem Scheiß auf! Wir haben jetzt andere Probleme!“
„Was machen wir jetzt?“ fragte Schulze, während sich der IIWO und der LI weiterhin böse anstarrten, jedoch nichts mehr sagten.
„Wir versuchen englischen Schiffen weitestgehend aus dem Weg zu gehen. Höchste Aufmerksamkeit ist nun gefragt. Keine übermütigen Aktionen, auch wenn wir Frachtschiffe entdecken sollten.“ „Aber Herr Kaleun -“ „Das ist ein Befehl, LI!“, schnitt ich Seger das Wort ab.
„Jawohl, Herr Kaleun!“ „Mein Gott, wo soll das bloß noch hinführen?“
Südwestlich von Irland
11. September 1939
9:45 Uhr
Heute war es dann endlich soweit. Nach einer Durststrecke von sieben Tagen hatten wir kurz vor unserem Planquadraten Sichtkontakt zu einem Schiff. Was es für eines war, welcher Nationalität er angehörte und vor allem – und dies war meine größte Sorge – ob es sich nicht um ein Kriegsschiff handelte wusste noch keiner von uns. Meine Mannschaft allerdings kehrte aufgrund der Meldung des Ausgucks allmählich in ihre Hochphase zurück. Ich hoffte nur für sie, dass wir alle nicht enttäuscht wurden.
„Bringen Sie uns näher heran, IWO. Wollen mal sehen, wen wir da haben.“ „Jawohl, Herr Kaleun. Beide Maschinen AK voraus!“
Eine mehrstündige Verfolgungsfahrt begann nun, bei welcher wir versuchen mussten Fühlung zu halten. Das schlechte Wetter hielt weiterhin an und ich ahnte schon, dass wir nun zum ersten Mal auf dieser Fahrt einen Unterwasserangriff durchführen mussten.
„Bleibt nur zu hoffen, dass unsere Torpedos keine Blindgänger sind.“, meinte der LI, während sich unser Boot weiter durch die Wellenberge kämpfte.
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Wir alle hatten von etlichen anderen Kameraden über ihre schlechten Erfahrungen mit den elektrischen Torpedos gehört. Jedoch hatten wir noch die Hoffnung, dass es uns nicht allzu schlimm erwischt hatte. In wenigen Stunden würden wir es vielleicht erfahren.
„Scheiß Nebel!“ Gegen 17 Uhr war es dann soweit. Eigentlich sollten wir jetzt Sichtkontakt zum Schiff haben, jedoch versperrte mir der Nebel jegliche Sicht. So sehr ich mir mein Fernglas auch an die Augen presste, ich konnte nichts erkennen. „Sie müssen ja verdammt gute Augen haben, Blücher.“
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„Alles klar.“, sagte ich nach einer Weile, als noch immer nichts zu sehen war. „Packen wir es an. Brücke räumen, auf Sehrohrtiefe gehen!“
Die Männer verließen nach und nach die Brücke. Ich wagte noch einen Blick auf die See und die vermutete Position des Schiffes, ehe auch ich die Leiter hinunterkletterte und die Turmluke schloss.
„Sehrohr ausfahren!“ Ich klemmte mich hinter die Stange und suchte das Meer ab. „Ah, da bist Du ja! Ein Frachter. Vermutlich englische Handelsmarine, wenn ich mich nicht vergucke! Jungs, der gehört uns!“
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Ich konnte förmlich spüren, wie die Stimmung an Bord umschlug. Allen war die Erleichterung und die Vorfreude anzumerken, hatten wir doch nach langer Zeit endlich wieder ein Ziel vor Augen. Jetzt hieß es nur die Ruhe zu bewahren und nicht übereifrig zu werden, denn sonst könnte es böse für uns enden. Der Frachter vor uns stellte zwar keine große Gefahr dar, jedoch konnte er – wenn wir unvorsichtig wären – unsere Position an andere Schiffe weitergeben. Mit dem strikten Befehl keine englischen Kriegsschiffe anzugreifen sah es dann düster für uns aus.
„Rohr 1 klarmachen zum Unterwasserschuss! Entfernung 2100 Meter, Lage 542 an Steuerbord. Gegnerfahrt 5 Knoten.“, gab ich zum Torpedoraum durch.
„Eingestellt!“, kam es nach wenigen Sekunden zurück.
„Kleine Fahrt voraus!“ „Jawohl, Herr Kaleun!“ „Rohr 1 bereit?“ „Bereit!“ „Los!“
Der LI drückte seine Stoppuhr. „Eine Minute und zehn Sekunden Laufzeit.“
Gebannt starrte ich durch das Sehrohr. Das Schiff vor uns hatte keine Ahnung, dass da gerade ein Torpedo im Anmarsch war. Jetzt hoffte ich nur, dass er auch wirklich treffen und detonieren würde.
„Komm schon... komm schon!“ Die Sekunden vergingen. Immer wieder schwappten Wellen über das Sehrohr und raubten mir für kurze Zeit den Blick auf den Frachter.
„Zeit ist um.“, ertönte nach einer Weile Segers Stimme. „Blindgänger, Herr Kaleun.“
Ja, das hatte ich befürchtet. „Verdammt! Rohr zwei klarmachen! Entfernung jetzt 1300 Meter, Lage 582. Rohr 2 los!“
Wieder sauste der Torpedo aus dem Rohr und wieder betätigte Leutnant Seger die Stoppuhr. „Zeit bis zum Einschlag 35 Sekunden.“ „Hoffen wir, dass es diesmal klappt, LI.“
Ein leises Knallen war zu hören, keine 30 Sekunden nach Abschuss des Torpedos. „Getroffen!“ Ich lächelte. „Ein schöner Treffer ungefähr auf Höhe des Maschinenraumes.“ Die Mannschaft brach in Jubel aus, doch LI Seger wies sie zurecht. „Ruhe! Noch ist das Schiff nicht am Sinken!“ „Falsch, LI.“, meinte ich und löste meinen Blick vom Sehrohr. „Er sinkt gerade.“
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Nun konnte man auch innerhalb unseres Bootes das Brechen des Schotten und Quietschen der Metalle hören. Endlich nach Tagen des Wartens hatten wir wieder ein Schiff vor die Rohre bekommen. Diese Tatsache ließ mich auch vergessen, dass unser erster Torpedo ein Blindgänger war. Einer schlug daneben, einer hat getroffen – es war zu verschmerzen. Allerdings hoffte ich, dass wir nicht noch mehr davon an Bord hatten.
„Gute Arbeit, Männer. Sehrohr einfahren, auftauchen und volle Kraft voraus. Wieder auf alten Kurs ins Patrouillengebiet.“ „Jawohl, Herr Kaleun!“
Am 11. September 1939 sinkt um 17:04 Uhr ein britischer Frachter mit 2325 BRT nach einem Torpedotreffer.
Planquadrat BF-19
12. September 1939
22:08 Uhr
Die Stimmung an Bord von U48 war aufgrund des versenkten Frachters am Vortag noch immer gut, als wir schließlich unser zugewiesenes Planquadrat erreichten. Ich ließ Leutnant Seger einen Suchkurs einzeichnen, der uns hoffentlich weitere Erfolge einbrachte.
Der besprochene Kurs sollte uns schon bald zum nächsten Ziel führen. Um halb drei am Morgen des 13. September stand ich wieder einmal auf der Brücke, um mir eine zu rauchen und meine wachhabenden Männer etwas zu unterstützen. Noch immer war die See unruhig und absolute Dunkelheit umhüllte uns. In den letzten paar Stunden gingen zweimal Meldungen über alliierte Konvois ein, die allerdings beide zu weitab unserer Position waren. Wir mussten auf unseren Treibstoff achten und konnten nicht jedem Schiff hinterherfahren, auch wenn es mir in den Fingern juckte.
„Man!“, beschwerte sich einer meiner Männer, als wir uns wieder einmal vor einem Brecher ducken mussten. „Wie soll man da vernünftig Wache halten? In dem Mistwetter könnte uns leicht einer über´n Haufen karren!“ „Dann halt die Augen auf, Mann. Dann passiert das nicht.“, erwiderte sein Nebenmann, der nicht minder verärgert über die Situation war.
„Ruhig Blut, Männer. Wir werden hier schon nicht draufgehen.“ „Ja, Herr Kaleun.“ Ich schnippte meine Zigarette in die See und nahm mein Fernglas zur Hand. Nichts als Dunkelheit wurde meinem Blick gewährt und ich setzte das Fernglas wieder ab.
„Ich bin in meiner Koje. Wecken Sie mich, sollte etwas sein.“ „Zu Befehl, Herr Kaleun!“
13. September 1939, 13:35 Uhr
Soeben hatte der Ausguck – wieder in Form von Matrose Blücher – einen Kontakt gemeldet. Ich nahm mein Fernglas und stieg die Leiter zur Brücke hoch. Zu unser aller Glück hatte sich der Sturm in den letzten Stunden etwas gelegt, weshalb wir nicht mehr fürchten mussten, bei dem nächstbesten Wellengang über Bord zu gehen. Die Männer waren zwar alle gesichert, doch die berechtigte Sorge war geblieben.
„Man Blücher, Ihre Augen möchte ich haben!“, meinte ich, als ich wieder einmal verzweifelt die See absuchte. Es herrschte noch immer Nebel, weshalb es deutlich schwerer war, überhaupt irgendetwas zu erkennen. So sehr ich mir das Fernglas auch vor die Augen presste, ich sah – mal wieder – absolut nichts.
„Können Sie was entdecken, IWO?“ fragte ich Schulze, welcher neben mir stand. „Nein, Herr Kaleun.“
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„IWO, gehen Sie auf Abfangkurs! Wollen mal sehen, was unser guter Blücher da wieder entdeckt hat.“ „Jawohl, Herr Kaleun! Kurs backbord 320 Grad! Beide Maschinen AK voraus!“ „Jawohl, Herr Leutnant!“
Unser Boot drehte nach links und bahnte sich seinen Weg auf das noch unbekannte Ziel zu.
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„Wo hast Du Dich versteckt, mein Freund?“, murmelte ich, noch immer verzweifelt die See vor mir absuchend. „Haben Sie sich nicht vielleicht verguckt, Blücher?“
„Ich war mir sicher, dass ich etwas gesehen habe, Herr Kaleun.“
„Vielleicht liegt es an der langen Zeit, die wir schon auf See sind?“, mutmaßte der IIWO in meine Richtung.
„Hm... möglich. Warten wir ab. Wir sind schließlich in unserem Planquadraten. Wir laufen noch eine halbe Stunde auf Kurs, bevor wir wieder auf den alten gehen.“ „Zu Befehl, Herr Kaleun!“
Um 13: 50 Uhr schließlich tat sich etwas. Ich hatte die Zeit weiterhin damit verbracht das vermeintliche Schiff zu entdecken, ebenso wie Schulze und Erichsen. Der LI war im Torpedoraum und machte seinen Leuten – sollte es zu einem Torpedobeschuss kommen – Feuer unterm Hintern.
„Bei der See könnten wir das Ziel doch mit dem Deckgeschütz angreifen, nicht wahr?“ „Abwarten, Horst. Wir wissen noch gar nicht, wen genau wir da vor uns haben. Ich würde ungern in ein Überwassergefecht mit einem Zerstörer rein rauschen.“ Ein paar der Brückenwache lachten leise.
„Da! Da hinten ist etwas!“, rief einer der Matrosen plötzlich und deutete in die Richtung vor uns. Sofort hob ich mein Glas wieder an die Augen und suchte die Umgebung ab.
„Wo denn? Bis jetzt habe ich – ah! Ja, jetzt sehe ich was! Ganz schwach, aber es ist da. Eindeutig.“
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„Kurskorrektur! 345 an Backbord!“ „Jawohl, Herr Kaleun! Neuer Kurs 345!“ „Kann schon jemand erkennen, um was es sich handelt?“ „Ich tippe auf Frachter.“, antwortete Leutnant Erichsen. „Scheinen uns ja ziemlich anziehend zu finden die Dinger.“ „Schiff ist Schiff, IIWO. UZO auf Brücke!“
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Ich klemmte mich hinter die Optik und richtete sie auf das Schiff aus. „Ja. Mal wieder ein kleiner Frachter.“
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„Wir sind noch zu weit entfernt, IWO. Näher ran!“ „Jawohl, Herr Kaleun! Beide Maschinen wahnsinnige Fahrt voraus!“
Knapp eine Stunde fuhren wir weiter auf das Schiff zu, bis wir eine gute Schussposition hatten.
„Alles klarmachen zum Überwasserschuss! Zeit, mal wieder die guten Granaten zu benutzen!“
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Ich richtete mich wieder auf. „Deckgeschütz klarmachen!“ Erneut hob ich das Fernglas an meine Augen.
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Wieder beugte ich mich zum UZO hinunter. „Entfernung etwa 2100 Meter! Lage 57 an Steuerbord! Feuer frei!“
Granate um Granate sauste nun auf den Frachter zu, während wir selber immer näher an ihn herankamen. „Kleine Fahrt voraus!“
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„Man, der zackt ja rum wie blöde!“ „Die denken alle, dass unser Alter ihn mit ´nem Torpedo in die Hölle schickt.“ „Männer, rum labern könnt Ihr woanders! Augen offenhalten!“, wies Leutnant Erichsen die beiden Matrosen zurecht. „Nicht, dass wir noch unangenehm überrascht werden!“
Dieser ungleiche Kampf dauerte fast genauso lange wie jener, welchen wir vor über einer Woche hatten. Ziemlich zähe Teile, diese Frachter. Doch auch dieses Schiff musste sich letztendlich seinem Schicksal ergeben.
„Feuer einstellen!“ Langsam sank der Frachter über das Heck. In nicht einmal hundert Metern Entfernung fuhren wir am Schiff vorbei und sahen ein Rettungsfloß mit einem Dutzend Männern. Ich gab ihnen genaue Segelanweisungen zur nächstgelegenen Küste und wir versorgten sie mit Proviant. Mehr konnten wir nicht machen.
Anschließend setzten wir unseren Suchkurs in unserem Gebiet fort, immer auf der Suche nach weiteren Gegnern.
„Man, wenn uns wieder so ein Frachter über den Weg laufen sollte, dann versenke ich ihn höchstpersönlich, indem ich dagegen trete!“, erboste sich einer der Brückenwache. „Soll ich schon mal beim Arzt nach Schmerzmitteln fragen?“ feixte ein anderer grinsend.
Wir sollten wieder einem Schiff begegnen, ja. Doch dieses Mal war es alles andere als ein Frachter.
Am 13. September 1939 um 14:47 Uhr sank ein britischer kleiner Frachter mit 2325 BRT nach Granatenbeschuss.
Planquadrat BF-19
13.September 1939
22:11 Uhr
Noch am selben Abend sollte sich unsere Glückssträhne fortsetzen. Ich saß wie so oft in der Messe und brachte nun das Logbuch auf den neuesten Stand.
Logbucheintrag Kapitänleutnant Thomas Voetmann, 13. September 1939
Die Fahrt lief bis jetzt nach langer Durststrecke mal wieder erfolgreich. Am 4. September hatten wir im Kattegat den ersten Feindkontakt. Wir versenkten den Frachter mit unserem Deckgeschütz. Bis zum 11. des Monats verlief die Fahrt ohne irgendwelche Sichtkontakte. Hatten ein paarmal Positionsmeldungen über Konvois erhalten, welche allerdings zu weit weg von unserer jeweiligen Position waren. Dies sollte allerdings nicht allzu schlimm werden, da wir am selben Tag Sichtkontakt mit einem weiteren Frachter hatten. Aufgrund schwerer See entschloss ich mich zu einem Unterwasserangriff. Ein Torpedo ging daneben, der andere traf. Ich hoffe nur, dass nicht die Hälfte unserer Aale Blindgänger sind!
Haben heute Nachmittag einen weiteren Frachter versenken können. So kann es die restliche Fahrt über bleiben!
„Kommandant auf Brücke!“, ertönte die Stimme von Matrose Bauer. Ich legte den Stift weg und erhob mich. Mit meinem Fernglas in der Hand kletterte ich auf die Brücke. „Was gibt es, Bauer?“ „Ich glaube wir haben wieder Sichtkontakt. Ich meine etwas gesehen zu haben.“ „Wo?“ „318 an Backbord-Bug.“
Ich drehte mich herum und setzte mein Fernglas vor die Augen.
„Na, da bin ich aber jetzt mal gespannt.“, meinte der IIWO, welcher hinter mir stand und ebenfalls in die uns gezeigte Richtung blickte. „Wieder ein Frachter? Was meinen Sie, Herr Kaleun?“ Ich gab nur ein undefinierbares Brummen von mir. So sehr mich die Tatsache auch erfreute, dass wir nun immer öfter auf Schiffe zu stoßen schienen, so sehr wünschte ich mir ein größeres Ziel. „Abwarten, IIWO. Gehen Sie auf Abfangkurs. Mal schauen, was oder wen wir da haben.“
Natürlich wusste noch niemand von uns, ob dort überhaupt ein Schiff war. Es konnte sein, dass Bauer sich verguckt hatte. Unsere Glückssträhne, die wir bis jetzt hatten aber brachte mich dazu, es zumindest zu versuchen.
14. September, 02:37 Uhr
„Soviel Glück wie wir kann man doch gar nicht haben!“ „Tja, IWO. Die Durststrecke hat definitiv ein Ende. Erst tagelang nichts, dann mehrere Schiffe hintereinander.“
Leutnant Schulze, Leutnant Erichsen sowie der LI und meine Wenigkeit standen auf der Brücke und suchten noch immer die Gegend mit unseren Ferngläsern ab. Vor wenigen Minuten hatte die zweite Seewache – unter ihnen unser Adlerauge Blücher – einen Sichtkontakt gemeldet. Das gemeldete Schiff sollte sich an Backbord befinden, in ungefähr 5000 Metern Entfernung.
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„Gehen Sie auf Abfangkurs, IWO. Alle Maschinen AK voraus!“ „Jawohl, Herr Kaleun! Achtung, Maschinen AK voraus, Kurs 305!“ „Jawohl, Herr Leutnant!“, kam es von unten. Unser Bug schwenkte herum und nahm Kurs auf das Ziel. Wir hatten noch immer ruhige See und sollte es sich diesmal wieder um einen Frachter handeln, so konnten wir ihn abermals mit dem Deckgeschütz angreifen. Die Mannschaft hatte auf jeden Fall in den letzten beiden Gefechten gute Erfahrungen sammeln können.
„Mit dem Fernglas ist es fast nahezu unmöglich, bei dieser Dunkelheit was zu entdecken.“ Ich nahm das Glas von den Augen. „UZO auf Brücke!“
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„Kursänderung 390 Grad an Steuerbord!“, gab ich nach unten durch. „Liegt an!“, kam es wenig später aus der Zentrale. „Wollen wir mal sehen...“ Ich erhob mich wieder und presste erneut mein Fernglas an meine Augen.
„Ah, da sehe ich was! Scheint dieses mal etwas Größeres zu sein.“
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„Näher ran, IWO. Kursänderung auf 393 Grad!“ „Jawohl, Herr Kaleun! Neuer Kurs 393!“ „Liegt an!“, ertönte es Sekunden später von unten. Wieder beugte ich mich zum UZO.
„Das ist ein Großer Frachter, so wie es aussieht.“
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„Moment...“ Ich schwenkte das UZO leicht. „Da ist noch einer!“ Gemurmel machte sich auf der Brücke breit.
„Geleitzug?“ fragte Leutnant Seger vorsichtig.
Wiederum suchte ich die See ab, konnte allerdings kein weiteres Schiff entdecken. „Nein, LI. Scheinen nur diese beiden zu sein.“ Ich richtete das UZO wieder auf das zweite Schiff. „Jawoll, Jungs! Wir haben hier wie es aussieht einen C2 und einen Leichten Tanker.“
Die Stimmung auf der Brücke konnte besser nicht sein. Auch aus dem Inneren des Bootes hörte man nun Stimmen, die Nachricht hatte sich in Windeseile verbreitet.
„Der C2 hat geschätzte 6000 bis 7000 Tonnen, der Tanker nochmal 4000 bis 5000. Netter Fang.“ „Wenn man da an die ganzen Frachter denkt auf jeden Fall!“
„Kleine Fahrt voraus, Kursänderung auf 375!“ „Jawohl, Herr Kaleun!“
„So, Männer. Den Fang holen wir uns! Achtung, Torpedoraum! Rohr 1 und 2 klarmachen zum Überwasserschuss! Entfernung 2200 Meter, Lage 80 an Steuerbord, Gegnerfahrt 9 Knoten!“ „Verstanden, Herr Kaleun!“ „Eingestellt!“, ertönte es wenig später. „Nehmen wir uns zuerst den Frachter vor und hoffen, dass unsere Torpedos auch ihre Aufgabe erfüllen.“ „Wenn es wieder so läuft wie beim Letzten, dann haben wir wieder einen, der danebengeht.“ „Na, hoffentlich nicht, Leutnant!“
„Rohr 1 und 2 feuerbereit, Herr Kaleun!“, kam nach einigen Minuten die Meldung von unten.
„Achtung! Rohr 1 und 2 los! Rohr 3 klarmachen zum Überwasserschuss! Entfernung 2500 Meter, Lage 93 an Steuerbord! Gegnerfahrt 9 Knoten!“ „Eingestellt!“ „Rohr 3 los!“
Jetzt mussten unsere Aale nur noch detonieren. „Eine halbe Flasche Bier für jeden, wenn wir die beiden bekommen!“ Meine Worte steigerten die Moral der Männer noch mehr, doch diese hatten sie sich redlich verdient. Immerhin haben sie in den letzten Tagen vorbildlich dafür gesorgt, dass die Nachschübe der Engländer gestört wurden.
„Wenn das hier vorbei ist können Sie mal ein FT ans Oberkommando aufsetzen, IWO. Wird Zeit, dass wir denen mal ein wenig Freude bereiten.“ „Zu Befehl, Herr Kaleun!“ „Wahrscheinlich denken die schon, dass wir versenkt worden wären. Wir haben immerhin bis jetzt noch kein FT an die Heimat abgegeben.“, grinste Erichsen.
„Dann rütteln wir sie mal wach, IIWO!“
Nun hieß es jedoch erst einmal abwarten. Es konnte immerhin gut sein, dass es sich bei den abgeschossenen Torpedos um Blindgänger handelte. Wenn wir uns jetzt so sehr auf unsere Aale verließen erlebten wir vielleicht eine böse Überraschung.
„Laufzeit, LI?“ „Noch 15 Sekunden, Herr Kaleun!“
Gebannt starrte ich wieder auf die beiden Schiffe vor uns und setzte erneut mein Fernglas an die Augen. „Kommt schon!“
„Noch 5 Sekunden! 4! 3! 2! 1! TREFFER!“ Die Explosion hallte zu uns herüber, kurz danach eine zweite. „Den hat´s erwischt!“ Seger war in Höchststimmung.
Aus der Zentrale ertönten Jubelrufe, in die auch einzelne Wachen auf der Brücke mit einstimmten. „Leise, verdammt! Das hier ist noch nicht vorbei!“, wies Leutnant Erichsen sie zurecht, worauf es sofort leise wurde.
„Was ist mit dem Tanker, LI? Der zackt jetzt rum wie blöde!“ „20 Sekunden noch, Herr Kaleun!“ „Beten wir, dass der Torpedo sitzt!“
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Während wir nun gebannt auf das Detonieren des dritten Torpedos warteten war das Schicksal des C2 besiegelt. Langsam sank das große Schiff über das Heck.
„Laufzeit für Torpedo 3 ist rum, Herr Kaleun.“ „Blindgänger.“, gab der IWO hinterher. „Verdammter Mist!“ „Verdammt! Bei dem Gezacke wäre jeder weitere Torpedo Verschwendung! Achtung, neuer Kurs 339! AK voraus! Deckgeschütz klarmachen!“
Wir näherten uns nun mit voller Fahrt dem Tanker, der weiterhin Zickzack fuhr. „Deckgeschütz klar!“, ertönte nach wenigen Minuten die Stimme des Waffenoffiziers.
„Achtung, Schusslösung: Entfernung 2200 in Lage 57 an Steuerbord!“ „Eingestellt! Wir sind feuerbereit, Herr Kaleun!“ „Feuer frei!“
Nun sollten unsere Granaten dem Schiff den Rest geben. Schon nach wenigen Schüssen sahen wir, wie an Deck ein Feuer ausbrach. Der ungleiche Kampf würde nicht lange dauern, soviel war klar.
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Ich sollte Recht behalten. Fünf Minuten nach Eröffnen des Feuers explodierte der Tanker.
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Das nächste Schiff auf unserer Liste. So langsam kam reichlich etwas an Tonnage zusammen.
„Feuer einstellen!“, rief ich zur Besatzung des Deckgeschützes. „Hoffen wir, dass sich die Besatzung der beiden Schiffe rechtzeitig in Sicherheit bringen konnte und sie bald aufgefischt werden!“ „Wir sind nicht unweit der Küste. Sie werden es schaffen.“, meinte Leutnant Erichsen.
„Ihr Wort in Gottes Ohr, IIWO. Wieder auf alten Kurs, volle Fahrt voraus!“ „Jawohl, Herr Kaleun!“
Wir wandten uns nun vom sinkenden Tanker ab und setzten unsere Patrouille fort.
Am 14. September 1939 um 3:48 Uhr sinkt der C2-Frachter mit 6200 BRT nach zwei Torpedotreffern und um 4:05 Uhr ein Leichter Tanker mit 4130 BRT nach fünfminütigem Granatenbeschuss.
Glückwunsch zu diesen Erfolgen!
Schön zu sehen, dass die deutsche Bürokratie auch im Krieg funktionert :D Bisher hattet Ihr ja mehr Ärger mit den Anweisungen als mit den Briten ;) Aber erfolgreicher Jagdzug. Hoffentlich bleibt es so :)
George Pickett
03.05.14, 11:50
Das fängt ja ausgezeichnet an, werter Voetmann. So manch Zigarrenbestellung des dicken Churchill liegt bestimmt schon auf dem Meeresgrund. :D Weiter so!!! :top:
Wir danken für die nette Resonanz. :)
Joa, so langsam kann es sich sehen lassen. Die erste Feindfahrt zu zuende gespielt und da kommt auch noch was Feines. :top:
Wir haben allerdings die leise Befürchtung, dass es auf der nächsten Feindfahrt umgekehrt läuft und wir uns mit so manchen Briten anlegen müssen. :D
Planquadrat BF-19
14. September 1939
08:43 Uhr
Vor etwa einer Stunde hatten wir unsere Patrouille offiziell beendet. Eine Fahrt, die ereignisreich begann und auch so endete. Die langen Tage ohne irgendwelche Kontakte waren aufgrund der letzten Versenkungen schon fast vergessen. Noch kurz nachdem wir das Versenkungsgebiet hinter uns gelassen hatten hatte Funkmaat Becker einen Statusbericht an das Oberkommando abgeschickt. Dort gratulierte man uns zum Erfolg und beorderte uns zurück in die Heimat, nachdem wir unsere Aufgabe erfüllt hatten.
„Dann wollen wir mal, IWO. Ab nach Hause, haben wir uns verdient!“ „Jawohl, Herr Kaleun!“
Ich ging in die Messe und verfasste einen neuen Eintrag ins Kriegstagebuch.
Logbucheintrag Kapitänleutnant Thomas Voetmann, 14. September 1939
Haben heute Nacht in unserem Planquadrat zwei weitere Schiffe gesichtet, einen C2 und einen Leichten Tanker. Drei Torpedos abgeschossen, zwei auf den Frachter und einen auf den Tanker. Beide Aale detonierten am Frachter, der Dritte war ein Fehlschuss. Bis jetzt ein guter Schnitt, es muss aber nicht noch einmal vorkommen. Tanker dann mit dem Deckgeschütz versenkt. Sinken von beiden Schiffen einwandfrei beobachtet.
Haben unsere Patrouille heute Morgen beendet. Zurück in die Heimat!
17. September 1939, 11:46 Uhr
Die nächsten Tage vergingen wiederum ohne Feindkontakt. Mit einer Marschgeschwindigkeit von 12 Knoten befanden wir uns auf dem Weg zurück nach Kiel. Ich stand mit meinen IWO auf der Brücke und betrachtete die ruhige See.
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„Dann kommen wir also doch in einem Stück in Kiel an.“ „Hast Du je daran gezweifelt, Horst?“ Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. „Wer hat noch vor ein paar Wochen so groß getönt, dass man mit mir immer heil nach hause kommt, hm?“ „Vor ein paar Wochen... das scheint so ewig her zu sein.“ „So lange noch nicht, Horst. So lange noch nicht.“
„Kontakt voraus!“, holte mich die Stimme von Blücher aus dem Gespräch mit Schulze. Sofort drehte ich mich zu ihm um. „Wo genau?“ „Steuerbord. Große Entfernung. Lage 005!“ „Auf Abfangkurs! Den nehmen wir noch mit! Kursänderung nach 005 Grad steuerbord. Beide Maschinen AK voraus!“ „Jawohl, Herr Kaleun!“
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Ich hob mein Fernglas. „Mal schauen, was wir da haben.“
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„Auf Anhieb gefunden! Scheint was Größeres zu sein! IWO, wir müssen noch näher ran, um etwas sagen zu können.“
Also fuhren wir noch ein Stück. „UZO auf Brücke!“ „Das scheint wirklich was Größeres zu sein.“, sagte der IIWO, als wir nahe genug herangefahren waren.
„Gleich werden wir es wissen, IIWO. Ich hoffe nur, dass – ich werd´ verrückt!“ „Was ist los?“
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„Das ist ein Tanker! Ein richtig fetter Pott!“ Jubelschreie an Deck waren zu hören. „Ruhe, verdammt!“, brachte sie der IIWO – wieder einmal – zum Schweigen.
„Der scheint alleine unterwegs zu sein.“ Ich schwenkte das UZO über die See. „Das gibt es nicht! Da ist uns der Jagdgott aber mal richtig gut gesinnt!“ „Ich glaube aus dem Deckgeschütz wird heute nichts, was?“, witzelte Erichsen. „LI, Ihre Leute müssen wohl mal wieder ran.“
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„Ich würde Ihnen ja Recht geben, IIWO. Aber bei dem Rumgezacke wären die Torpedos nur Verschwendung! Deckgeschütz klarmachen!“
„Beeilung Männer, immer schnell, schnell!“, feuerte der IIWO die Deckgeschütz-Mannschaft an. „Ich will hier nicht länger als unnötig rumstehen! Gleich kommen die Zerstörer angewemmst, weil unser Alter gerade lebensmüde ist!“
„Entfernung 2400 Meter, Lage 23 an Steuerbord!“, gab ich die Berechnungen durch. „Eingestellt, Herr Kaleun! Wir sind feuerbereit!“ „Feuer frei!“
Ich richtete mich auf und verfolgte den Beschuss durch mein Fernglas. Immer mal wieder gab ich kleinere Kurskorrekturen durch, sodass wir stets seine Breitseite vor uns hatten.
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Immer näher kamen wir nun unserem Feind. „Kleine Fahrt voraus!“, befahl ich. „Nicht, dass wir den noch rammen!“ Die Explosionen unserer Granaten drangen an mein Ohr. „Man, der ist riesig!“, freute sich neben mir Leutnant Seger. „Das ist ein wahrhaft krönender Abschluss einer erfolgreichen Feindfahrt!“ „Noch sind wir nicht Zuhause, LI.“
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„Die Rauchsäule sieht man meilenweit.“, meinte ich, mir das Fernglas von den Augen nehmend. „Wenn da mal nicht nachher Kriegsschiffe nach uns suchen.“
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„Wir sollten zusehen, dass wir hiernach so schnell wie möglich ablaufen, Tom.“, murmelte Leutnant Schulze mir ins Ohr. „Das könnte heikel werden.“ „Nur keine Sorge“, erwiderte ich ebenso leise. „Sie werden uns schon nicht finden.“
Ein gewaltiger Knall unterbrach unser Gespräch. Jeder auf der Brücke blickte im gleichen Moment zum Tanker hinüber, auf welchem gerade ein Feuer am Bug ausbrach.
„Verdammt!“, schimpfte ich. „Die armen Schweine da drüben!“
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Erneut presste ich das Fernglas vor meine Augen. „Verdammt, verdammt! Da stehen Leute an Deck!“
Ich sah vereinzelte Besatzungsmitglieder an der Reling stehen und zu uns hinüberschauen.
„Verdammt! Mach dass Ihr da runterkommt, Ihr Idioten!“
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„Das sieht nicht gut aus! Man! IWO, geben sie rüber sie sollen Ihre verdammten Ärsche von dem Schiff bewegen! Was machen die da?“
Erst nachdem wir der Besatzung unmissverständlich klargemacht hatten, dass sie von Bord gehen sollten, tat sich drüben etwas. Die Männer sprangen ins Wasser und ein Rettungsboot wurde klargemacht. Ich wunderte mich darüber, dass es unter den Tommy´s tatsächlich Leute gab, die auch in einer solchen Situation noch den Nerv dazu hatten.
„Sie werden mit Sicherheit bald aufgegriffen werden. Gefunkt haben sie ja zu Genüge. Glückwunsch, Männer! Super gemacht. Eine halbe Flasche Bier für jeden und wieder zurück auf alten Kurs, Marschgeschwindigkeit!“
Während wir am Tanker vorbeifuhren, begann dieser langsam zu sinken.
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19. September 1939
Um 17:48 Uhr des 19. September 1939 kehrte U-48 in die Heimatbasis Kiel zurück. Diese Fahrt konnte sich sehen lassen, hatten wir doch insgesamt fast 30.000 Bruttoregistertonnen auf unserer Liste stehen. Der Empfang fiel dementsprechend aus. Dutzende Schaulustige hatten sich an der Pier versammelt, um uns willkommen zu heißen.
Auf dieser Feindfahrt versenkte U48 unter Kapitänleutnant Voetmann:
am 4. September einen kleinen Frachter mit 2325 BRT
am 11. September einen kleinen Frachter ,mit 2325 BRT
am 13. September einen kleinen Frachter mit 2325 BRT
am 14. September einen C2 mit 6200 BRT und einen Leichten Tanker mit 4130 BRT
am 17. September einen T2 Tanker mit 10448 BRT
Gesamttonnage: 27753 BRT
Kiel
20. September 1939
09:00 Uhr
Am nächsten Morgen ließ ich meine Mannschaft auf der Pier antreten, um ihnen zu dieser erfolgreichen Feindfahrt zu gratulieren. Wir hatten einen riesigen Abstand zu anderen Booten, welche in den letzten Tagen von ihrer ersten Feindfahrt zurückgekehrt waren. Eine Tatsache, die mich mächtig stolz auf meine Mannschaft machte.
„Männer, das war einfach grandios, was Ihr in den letzten Wochen geleistet habt!“, begann ich meine kurze Ansprache. „Der BdU gibt uns allen eine Woche Urlaub, um uns zu erholen! Also Leute, macht, dass Ihr nach Hause kommt!“ Jubelschreie erklangen und die Männer verabschiedeten sich in ihren wohlverdienten Urlaub. „Und Jungs, noch etwas!“, rief ich ihnen streng hinterher, worauf sie sich nochmals umdrehten. Nun musste ich grinsen. „Macht ordentlich einen drauf!“ „Jawohl, Herr Kaleun!“, erklang es aus mehreren Kehlen.
„Man, denen hast Du aber einen gehörigen Schrecken eingejagt.“, lachte Leutnant Schulze, als wir uns ebenfalls auf den Weg machten. „Das werden sie verkraften, Horst. Ein kleiner Schock am Morgen hat noch niemandem geschadet.“ „Solange Du das nicht auch auf unser Boot während einer Fahrt beziehst soll es mir recht sein.“ Ich lachte auf, wusste jedoch zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wie bald sich Schulze´s Worte bewahrheiten sollten.
23. September 1939, 12:00 Uhr
Seit vier Tagen war ich nun wieder bei meinen Lieben zu Hause. Es war eine große Erleichterung, meine Frau und meine Tochter wiederzusehen – umgekehrt erging es ihnen genauso. Vor allem meine Frau Inge hatte sich schreckliche Sorgen um mich gemacht, unsere gemeinsame Tochter Elisabeth war erst vier Jahre alt, sie verstand noch nicht, was ihr Vater genau trieb.
„Wann müsst Ihr wieder raus?“ fragte Inge, während wir beim gemeinsamen Mittagessen saßen. Ich konnte die Sorge in ihrer Stimme hören. Die Angst, dass sie mich verlieren könnte. In diesen Momentan tat sie mir immer Leid. Ich liebte meine Familie und wollte nicht, dass sie ständig in Angst um mich leben mussten – aber so was es nun einmal als Uboot-Fahrer.
„Ende des Monats denke ich.“, antwortete ich ihr und sah sie dann an. „Wenn unser Urlaub vorbei ist.“
Sie senkte den Kopf und aß weiter. Ich wusste, dass sie mit meiner Antwort nicht zufrieden war. Wenn es nach ihr ginge, dann sollte ich am Besten zu Hause bleiben, bei der Familie. Ich legte nun mein Besteck weg und griff zu ihrer freien Hand, was sie wieder ihren Blick auf mich richten ließ.
„Inge. Ich weiß, dass Du Angst um mich hast. Aber ich bin nun mal Soldat und muss tun, was ich tue. Mach Dir nicht immer so viele Gedanken, uns passiert schon nichts.“ „Kannst Du Dir da immer sicher sein?“ Ich wollte ihr eine Angst nehmende Antwort geben, konnte es aber nicht. Die Wahrheit war, dass wir uns niemals sicher sein konnten von der nächsten Fahrt nach Hause zurückzukehren. „Inge... ich -“ „Schon gut, Tom.“ Sie versuchte zu lächeln. „Ich weiß, dass Du nur deine Pflicht tust.“
Ich war unendlich dankbar dafür, dass in diesem Moment das Telefon klingelte. So musste ich den traurigen Ausdruck in den Augen von Inge nicht mehr ertragen. Ich erhob mich und strich ihr einmal über die Schulter. „Alles wird gut.“, flüsterte ich ihr zu, bevor ich zum Telefon ging.
Es war der Adjutant des Flottillenchefs. Man bat mich innerhalb von einer Stunde in dessen Büro zu erscheinen, zu einer wichtigen Besprechung. Auf meine Frage hin, worum es denn in dieser Besprechung gehen würde bekam ich nur zur Antwort, dass es war Dringendes wäre. Ich machte mich umgehend auf den Weg.
„Voetmann! Endlich sind Sie da!“ Der Flottillenchef begrüßte mich mit einem breiten Lächeln im Gesicht und legte seine Hände auf meine Schultern. „Mein Gott, Voetmann! Wie haben Sie dieses Werk vollbracht? Annähernd 30000 Bruttoregistertonnen! Meinen Glückwunsch!“ Der Flottillenchef – Korvettenkapitän Ernst Sobe – konnte gar nicht damit aufhören, mir zu gratulieren und zu sagen, dass durch meine Leistung die englischen Nachschübe empfindlich gestört worden waren. „Vielen Dank, Herr Kapitän.“, antwortete ich ihm, als er eine kurze Pause einlegte. „Aber meine Mannschaft hat ihren Teil dazu beigetragen.“ „Immer so bescheiden, Voetmann! Das gefällt mir an Ihnen! Aber Sie sollten sich auch einmal eingestehen, dass Sie der Kommandant sind. SIE führen die Angriffe durch, nicht wahr?“ „Meine Besatzung macht mich erst darauf aufmerksam, dass uns ein solcher bevorstehen könnte.“ „Sie sind mir einer! Aber nun zum Geschäftlichen, Voetmann. Es tut mir Leid, dass ich Sie in Ihrem Urlaub stören muss. Aber es ist dringend. So dringend, dass der BdU selber nach Kiel kam.“ „Dönitz?“ Sobe nickte. „Ja, Dönitz. Er will mit Ihnen reden. Worum es geht weiß selbst ich nicht.“ „Wann möchte er mich sehen?“ „Sofort.“ Sobe erhob sich und ich tat es ihm gleich. Gemeinsam gingen wir durch die Hafenkommandantur zu einem der größeren Besprechungsräume. Sobe klopfte an und öffnete die Tür. „Kapitänleutnant Voetmann, Herr Kommodore.“ „Schicken Sie ihn rein.“, erklang es von innen und Sobe trat zur Seite, sodass ich den Raum betreten konnte.
Kommodore Karl Dönitz saß an dem großen Tisch, welcher den meisten Platz im Raum einnahm. Als er mich erblickte stand er auf und grüße militärisch. Ich erwiderte den Gruß.
„Mein lieber Voetmann, ich gratuliere zu Ihrem Erfolg!“, begann Dönitz und schüttelte mir die Hand. „Wir brauchen genau solche Männer wie Sie! Männer mit Durchhaltewillen und einer Portion Glück.“ Ich sparte mir den Kommentar, dass wir vom Letzteren wohl mehr als genug auf der letzten Feindfahrt hatten. „Vielen Dank, Herr Kommodore.“, antwortete ich deshalb.
„Nun, Voetmann. Setzen Sie sich. Ich habe einen Auftrag von höchster Wichtigkeit für Sie.“ Ich horchte auf und nahm den mir zugewiesenen Platz ein.
„Sie haben mit Sicherheit von der Sache mit der Athenia gehört.“, begann Dönitz nun. Ich nickte. „Nun, ich möchte ganz offen zu Ihnen sein, Voetmann. Es sieht ganz so aus, als hätte ein deutsches Boot das Schiff torpediert.“ Also doch. Meine Befürchtung hatte sich bewahrheitet. Stumm lauschte ich den weiteren Worten des Kommodore. „Die deutsche Kriegsmarine könnte in arge Bedrängnis kommen, sollte dies an die Öffentlichkeit geraten. Und dass es das früher oder später wird steht fest.“ Dönitz schenkte mir nun ein Glas Whiskey ein. „Wir haben nur eine Möglichkeit, um das Ansehen des Kriegsmarine und vor allem der Uboote aufrecht zu erhalten: Einen gezielten Angriff gegen die Royal Navy.“ Ich hob die Augenbrauen, neugierig auf das, was nun kommen würde. „Wie soll ein solcher Angriff aussehen, Herr Kommodore?“ „Ich rede von einem Schlag auf den wohl am besten gesicherten Hafen der Briten.“ „Scapa Flow?“ „Scapa Flow.“ Etwas in mir schien sich zusammenzuziehen. Ich ahnte, dass man für diese Aufgabe bereits einen Mann ausgesucht hatte.
Ich griff zu meinem Glas und nahm einen Schluck. Das Getränk floss warm durch meinen Hals und schien mir meine Sorgen etwas zu nehmen.
„Wir haben da an Sie gedacht, Voetmann. Ihr beachtlicher Erfolg auf Ihrer letzten Fahrt spricht für sich.“ „Wir hatten Glück.“, kam es mir über die Lippen, als ich mein Glas wieder abstellte.
„Das ist genau das, was es braucht. Glück und Durchhaltewillen, gepaart mit einer guten Besatzung.“ Dönitz erhob sich und bedeutete mir das Gleiche zu tun. „Kommen Sie mit.“ Er führte mich zu der Karte am anderen Ende des Tisches. Es war eine Seekarte von Scapa Flow. Eingezeichnet waren dort die Sicherungsschiffe und jene, welche im Hafen vor Anker lagen – auch die ganzen Hafensicherungen waren eingezeichnet.
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„Ziemlich gut gesichert.“, bemerkte ich, als ich mir die Karte ansah. „Wird schwer sein, da reinzukommen.“
„Wenn einer es schafft, dann Sie.“, sagte Dönitz. „Ich befehle es Ihnen nicht, Voetmann. Ich gebe Ihnen zwei Tage Bedenkzeit. Wenn Sie ablehnen, werden wir einem anderen Boot die Aufgabe übergeben.“ „Danke, Herr Kommodore.“ „Nehmen Sie die Karte mit nach Hause und überprüfen Sie, ob es Ihnen möglich ist. Ich bin noch für zwei Tage hier.“
„Jawohl, Herr Kommodore.“ Ich nahm die Karte an mich und verabschiedete mich von Dönitz. Nun hieß es sich einen guten Plan zu überlegen und das Ganze meiner Frau zu erklären. Ich ahnte, dass der zweite Punkt der Schwierigste werden würde.
Kiel
23. September 1939
14:29 Uhr
„Wir fahren nach Scapa Flow.“ Das waren meine ersten Worte, als ich zu Hause ankam. Es war nicht böse gemeint gegenüber meiner Frau – zumindest aus meiner Sicht – als ich ihr diese Worte sagte. Ich wollte es einfach nur schnell hinter mich bringen.
„Was?“, lautete ihr entgeisterter Ausruf und sie schlug die Hände vor ihr Gesicht. „Nein, Thomas! Nein! Bitte tut das nicht!“ „Inge, ich muss! Es tut mir Leid!“ Es schmerzte mich sehr, meine Frau in einer derartigen Verfassung zu sehen. Nun kam sie auf mich zu und umarmte mich. Ich spürte, dass sie zitterte.
„Inge...“, fing ich an und löste mich soweit von ihr, dass ich ihr ins Gesicht sehen konnte. Ich sah Tränen in ihren Augen stehen und wischte sie weg. „Es wird alles gut. Wir kehren nach Hause zurück, das verspreche ich Dir!“ „Tom... denk an Dein Kind... soll Lisbeth ohne Vater aufwachsen?“ „Das wird sie nicht, Inge. Ich verspreche, ich werde zurückkommen.“ Wieder umarmte meine Frau mich und ich streichelte ihren Rücken, atmete ihren Duft ein. Wer wusste schon, ob wir tatsächlich zurückkehrten.
Am Abend dann saß ich an meinem Schreibtisch und studierte die Karte von Scapa Flow. Erst jetzt wurde mir das Ausmaß der Sicherungen bewusst.
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„Uboot-Netze, Minen, Sicherungsschiffe... das wird heikel.“, murmelte ich leise zu mir selbst. Für mich war von vorneherein klar, dass wir weder von Westen noch über die Haupteinfahrt in den Hafen dringen würden. Beim Ersteren würde es eine zu lange Strecke werden – zumal es nicht so aussah, als ob wir von dort in den Hafen kämen – beim Zweiten würden wohl eine Horde Sicherungsschiffe auf uns warten. Nein, der günstigste Weg wäre wohl durch den Holm Sound und den Kirk Sound. Laut Karte waren dort an zwei verschiedenen Netzen Schlupflöcher, die man – wenn man vorsichtig war – durchfahren konnte.
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Waren wir erst einmal im Hafen drin, so entschloss ich mich nahe an der Küste lang zufahren. Wir mussten hier darauf achten, dass wir nicht in allzu seichtes Gewässer liefen und unser Boot versehentlich auf Grund setzten.
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Ein Suchkurs entlang der Küste des Hafens, von Westen bis nach Osten und dann über die südliche Seite wieder zurück. Klang einfach, doch dies war es nicht, das wusste ich. Ersteinmal hieß es, unbeschadet in Scapa Flow einzudringen. Waren wir erst mal drinnen, dann hieß es höllisch aufpassen. Es lagen eine Menge Schiffe vor Anker, die uns gefährlich werden konnten. Auch würden sehr wahrscheinlich Sicherungsschiffe im Hafen patrouillieren, die wir im Auge behalten mussten.
Der Plan war die Schiffe, welche wir vorfinden würden zu versenken – jedenfalls so viele, wie wir konnten ohne uns und das Boot in Schwierigkeiten zu bringen. Sollten wir vor Abschluss des Suchkurses entdeckt werden würden wir die Aktion abbrechen und zusehen, dass wir wieder hinauskamen – ganz egal, wie viele und ob wir bis dato Schiffe versenkt hatten. Mir war das Wohl meiner Besatzung wichtiger als die Tonnage oder irgendwelche Schläge gegen die Alliierten.
Als Letztes kam das sichere Herausfahren aus dem Hafen. Hier würden wir dieselbe Route wie beim Einmarsch nehmen. Durch den Kirk Sound und den Holm Sound wieder hinaus in die Nordsee.
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Mir war klar, dass an dieser Stelle Schiffe nach uns suchen würden. Sie konnten sich wahrscheinlich denken, dass wir genau diesen Weg nehmen würden, um wieder aus Scapa Flow abzulaufen. Dies war wahrscheinlich die gefährlichste Stufe in unserem Vorhaben. Wir mussten herauskommen, bevor die Briten alles dichtmachten. Sollte uns dies nicht gelingen, waren wir in ernsthaften Schwierigkeiten. Wir würden in diesem Falle wohl unser Boot aufgeben und selbst versenken müssen.
Ich lehnte mich zurück und betrachtete noch einmal den von mir eingezeichneten Kurs, versuchte Stellen zu erkennen, die meinen Plan zunichte machen konnten. Ich fand sie nicht. Wenn wir sehr vorsichtig waren und uns nicht allzu sehr auf die Karte, sondern mehr auf unseren Verstand und Vorsicht verließen, dann sollte es klappen. Ich beschloss, noch am nächsten Tag zuzusagen.
Kiel
24. September 1939
13:46 Uhr
„Ein sehr guter Plan, Voetmann.“ Dönitz reichte mir die Hand. „Ich weiß, dass wir uns alle auf Sie verlassen können! Viel Glück!“ Ich hatte gerade eben die letzten Einzelheiten mit dem BdU besprochen und ihm meinen Plan erklärt. Dass wir eventuell Schwierigkeiten haben würden, wieder aus dem Hafen herauszukommen behielt ich für mich. Es würden schon irgendwie funktionieren. Es MUSSTE funktionieren.
Ich nickte Dönitz zu. „Danke, Herr Kommodore.“ Militärisch korrekt verabschiedete ich mich von ihm. Wir hatten ausgemacht, dass ich meiner Besatzung erst an Bord von U48 in meinen Plan einweihte. Zuerst die Offiziere, dann den Rest. Es war sicherer, zumal nichts von diesem Vorhaben an die Öffentlichkeit dringen sollte, da die Gefahr bestand, dass dann auch die Briten Wind von der Sache bekommen würden.
„Der Plan wird funktionieren, Liebes. Du brauchst keine Sorgen haben.“ „Die habe ich aber, Tom. Was ist, wenn Ihr nicht mehr herauskommt?“ Ja, mit dieser Frage seitens meiner Frau hatte ich gerechnet. Nur: Sollte ich ihr die Wahrheit sagen? Ich wollte nicht, dass sie noch mehr Angst um mich hatte als ohnehin schon. Andererseits war es wohl besser, jetzt reinen Tisch zu machen. Wer wusste, ob ich noch viel Gelegenheit hatte, mit ihr zu sprechen. Ich seufzte.
„Der schwierigste Teil wird sein, wieder herauszukommen.“, begann ich und sah in ihre Augen, in welchen die Sorge um mich geschrieben stand. „Ich denke nicht, dass wir es schaffen werden.“ In diesem Moment fiel sie mir in die Arme und schluchzte. „Inge...“ Ich streichelte ihren Rücken. „Sollte es so sein, dann werden wir das Boot aufgeben und sprengen. Wir selber werden uns dann ergeben.“ „Lüg mich nicht an, Tom.“ Sie löste sich von mir und sah mich an. Ihre Augen waren tränennass. „Ich weiß, dass Du das nicht machen wirst.“ Sie hatte Recht. Ich würde es nicht tun. Wenn es wirklich soweit kommen sollte, dann würde ich mich hüten, mich und meine Besatzung den Briten auszuliefern. Wer wusste schon, was uns dann erwarten würde. Sie würden alles andere als erfreut sein, die Besatzung kennenzulernen, welche gerade einige ihrer wichtigsten Schiffe versenkt hatte.
„Es wird alles gut, Inge.“ Erneut nahm ich sie in den Arm. „Versprochen.“
27. September 1939
Die letzten Tage hatte ich damit verbracht, immer und wieder wieder meinen Plan durchzugehen. Alle Eventualitäten wollte ich beseitigt wissen, ehe wir uns in die Höhle des Löwen wagten. Meine Besatzung war seit dem Vormittag wieder im Hafen. Noch hatte ich mit keinem von ihnen über unsere Befehle gesprochen, und das würde auch bis zu unserem Auslaufen so bleiben. Selbst Leutnant Schulze wollte ich erst dann informieren. Der Auslauftermin war für den morgigen Tag angesetzt, dem 28. September. Wir sollten etwa fünf Tage auf See sein, bevor wir am 3. Oktober Scapa Flow erreichten. Jeglicher Feindkontakt bis dahin galt es zu vermeiden, damit wir uns nicht verrieten. Wenn die Briten vorher von unserem Vorhaben Wind bekämen wäre die ganze Sache hinfällig.
Am Abend saß ich mit meinen Offizieren bei einem gemütlichen Glas Bier zusammen.
„Weißt Du schon, wohin unsere nächste Fahrt geht?“ fragte Leutnant Schulze mich.
„Wieder raus in die Nordsee.“, antwortete ich ihm, einen Schluck meines Bieres nehmend. „Patrouille für 24 Stunden.“ „Also wieder dasselbe wie letztes Mal.“
„Hoffentlich mit ähnlichem Erfolg.“, schaltete sich nun LI Seger ein. „Das war ja eine fette Ausbeute.“
Ich schwieg, denn die nächste Fahrt würde – mit viel Glück – noch eine viel größere Beute parat haben. „Hoffen wir es, LI.“
28. September 1939, 16:10 Uhr
Heute dann war es soweit. Unsere Reise sollte in zwanzig Minuten, um halb fünf, beginnen. Ich stand auf der Brücke, rauchte eine Zigarette und beobachtete das Verladen des letzten Proviants. Eine innere Unruhe kam in mir auf, wenn ich an die bevorstehende Aufgabe dachte. Ich fragte mich, ob wir es tatsächlich schaffen würden. Zwar hatte ich mir genau dies in den letzten T&agen immer wieder eingeredet, doch je näher unser Auslauftermin rückte, desto nervöser wurde ich. Ich versuchte, es mir vor den anderen nicht anmerken zu lassen. Leutnant Schulze allerdings kannte mich lange genug, als dass ich ihm etwas hätte vor machen können.
„Warum so nervös, Tom?“ fragte er mich. „Hast Du irgendetwas?“ „Nein, alles in Ordnung.“, war meine knappe Antwort. Er schwieg, aber dennoch wusste ich, dass er mir nicht glaubte.
„Klar zum Auslaufen, Herr Kaleun!“, erklang wenig später die Meldung des IIWO. Ich nickte ihm zu. „Mannschaft bereitmachen! Achterleinen los, kleine Fahrt voraus!“ Nun sollte sie also beginnen, die vielleicht härteste Aufgabe unserer Laufzeit in der Kriegsmarine. Es gab nun kein Zurück mehr. Ich blickte noch einmal zurück zum Bunker und über Kiel, nicht sicher, ob ich es nochmal wiedersehen würde.
„Adé, liebe Heimat.“, flüsterte ich so leise, dass niemand mich hören konnte. „Wer weiß, ob wir uns wiedersehen...“
Wir haben Uns in SH5 mal nach Scapa Flow gewagt, und das war ein beinhae "Arcade"-SH. Und da war das schon schwer, auch wenn wir dann im Hafen die "Royal Oak" UND die "Repulse" erwischten, ohne Schäden kamen Wir da nicht raus...vor allem ganz am Schluss rauschte ein Zerstörer auf Uns los, und es war noch zu flach zum richtigen tauchen...ein Fächer aus allen 4 Rohren mit Magnetzündern traf glücklicherweise und sprengte das Ding fast aus dem Wasser (2 von 4 detonierten direkt unterm Kiel, einer bohrte sich in den Grund und einer war ein Blindgänger). Fieser Schreck zum Abschluss, quasi.
Leicht werden wir es auch nich haben, das steht fest. Zumal wir nochmals das Spiel ein wenig 'aufgetuned' haben, um nicht nur Frachtschiffe darin vorzufinden. :D
Sind gerade kurz vor dem Hafen und gespannt, was uns da so alles erwartet. :top:
Haben auch Euren AAR gelesen. Gute Arbeit. :top: Schnappt Ihr dem guten Günther die Royal Oak weg... :nono::D
Kiel
28. September 1939
16:30 Uhr
Auf der Pier hatten sich eine Menge Leute versammelt, die uns zu unserer neuen Feindfahrt verabschiedeten. Auch meine Frau und meine Tochter waren gekommen. Ich blickte sie an und wünschte mir in diesem Moment, dass wir heil zurückkehren würden.
„Pass auf Dich auf, Tom!“, hörte ich sie rufen. „Wir lieben Dich!“ Ich winkte ihnen zu. „Wir sehen uns bald wieder, versprochen!“
„Man, so nervös kenne ich Inge gar nicht.“, meinte Schulze neben mir, der ebenfalls seiner anwesenden Familie zuwinkte. „Was ist los bei Euch?“ „Die besorgte Ehefrau, Horst.“
„Aber so...“, murmelte der IWO mehr zu sich selbst. Ich wusste, dass ich ihm nicht lange etwas würde vormachen können.
„Nun denn, Kameraden! Auf ins Gefecht!“ „Jawohl, Herr Kaleun!“
Mit AK machten wir uns auf den Weg Richtung Hafenausfahrt. Auf halber Strecke begegneten wir einem schwedischen Frachter, welcher in den Hafen hineinfuhr.
„Nachschub für unsere Herren Lamettaträger.“, grinste Leutnant Erichsen. „Wohl bekommt´s!“
„Prost Mahlzeit.“, bemerkte ich dazu, bevor ich hinunter in die Zentrale stieg und mit dem LI den Kurs einzeichnete.
„Genau dieselbe Richtung wie beim letzten Mal, LI. Nur diesmal bis kurz vor Scapa Flow. Da machen Sie erst einmal Halt.“ „Jawohl, Herr Kaleun.“ „Treibstoff?“ „Steht ausreichend zur Verfügung, Herr Kaleun. Darüber müssen wir uns diesmal nicht allzu große Sorgen machen.“ „Sehr gut, LI! Weitermachen!“ „Zu Befehl, Herr Kaleun!“
„Kommandant auf Brücke!“, ertönte es von oben. Ich griff mir mein Fernglas und hastete die Leiter hinauf. „Was gibt es, IIWO?“ „Das sollten Sie sich einmal ansehen.“
Ich hob das Fernglas vor die Augen und blickte in die Richtung, in die Erichsen deutete.
„Ein deutscher Konvoi!“, bemerkte ich und grinste. „Schau an.“ „Wie zum Teufel fahren die denn?“ Leutnant Schulze schüttelte den Kopf. „Sind die besoffen, oder was?“
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„Haben wohl noch den Alkohol von gestern Abend im Blut, was?“ Auch ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. „Wie dem auch sei, solange sie uns nicht über den Haufen karren ist alles gut.“ Wir fuhren nun an Steuerbord neben dem Konvoi her, in etwa dreihundert Metern Entfernung. Einzelne Schiffe grüßten uns mit ihrem Nebelhorn.
„Mensch, habt Ihr gestern zu viel gesoffen oder was?“, brüllte einer der Matrosen rüber. „Ihr seid nicht die Einzigen hier!“
Manch anderer Kommandant hätte den Burschen nun zurechtgewiesen, ich aber verkniff es mir. Verdient hatten die es da drüben allemal.
„Ich glaube es nicht!“, meldete sich ein anderer Matrose kurz danach zu Wort. „Guckt Euch den mal an!“ Ich drehte den Kopf nach rechts und sah in Richtung des Matrosen. Mein Blick wanderte höher und ich musste ein Lachen unterdrücken. „Wo fährt der denn hin?“
Ein Zerstörer war an der Backbordseite des Geleitzuges aufgetaucht, allerdings fuhr er in die entgegengesetzte Richtung.
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„Oh man... ich sehe schwarz für unsere Nachschubsicherung.“ Leutnant Erichsen schüttelte den Kopf. „Wie soll man mit denen da drüben einen Krieg gewinnen?“ Die Fahrt fing schon einmal gut an...
18:19 Uhr
Wir näherten uns nun dem Kattegat. Bisher hatten wir noch kein Feindschiff gesichtet, was mir allerdings wenig ausmachte. Ich wollte wenn irgend möglich ohne Verzögerung in Scapa Flow einlaufen. Meiner Besatzung natürlich – die noch nichts von unserem Vorhaben wusste – ging das alles mächtig gegen den Strich.
„Wenn wir jetzt wieder so lange auf ein Schiff warten müssen dann weiß ich nicht, was ich tue.“, maulte einer der Torpedomixer. „Ach, sei still!“, erwiderte sein Kamerad. „Je länger wir warten, umso mehr Tonnen kriegen wir zusammen. Hast Du doch bei der letzten Fahrt gesehen.“
Im Laufe der der nächsten Minuten wurde die See unruhiger. Ich stand zusammen mit dem LI und dem IIWO auf der Brücke. „Oh man, nicht schon wieder!“, stöhnte Erichsen, während um uns herum die Wellen brachen. „Das hatten wir doch schon mehr als genug!“ „Sie sollten sich daran gewöhnen, Leutnant.“, meinte Seger. „Wir sind schließlich auf einem Uboot.“ „Haben Sie schon was Neues von der Athenia gehört, Seger?“ gab der IIWO zurück. Bevor der LI noch etwas sagen konnte griff ich ein.
„Wenn einer von Ihnen beiden noch einmal das Wort 'Athenia' sagt stopfe ich ihn höchst persönlich ins nächste Torpedorohr! Verstanden?“
Das Wetter verschlechterte sich zusehends und die See wurde immer unruhiger. Ich ließ die Wachen kurz austauschen und ihr Ölzeug überziehen. „Was für ein Saumist!“
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30. September 1939, 01:49 Uhr
Der erste Sichtkontakt auf dieser Fahrt. Was es war oder welcher Nationalität das Schiff angehörte wussten wir noch nicht. „Abfangkurs, IWO. Schauen wir uns den Burschen mal an.“ „Jawohl, Herr Kaleun!“
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Ich schnippte meine Zigarette weg, welche ich bis gerade geraucht hatte und hielt nun ebenfalls Ausschau. Ich sollte zwar Feindkontakt vermeiden, allerdings befanden wir uns noch immer im Kattegat. Es war also kein großes Risiko, welches wir eingingen.
Die nächsten zehn Minuten verfolgten wir nun das uns noch unbekannte Schiff, bevor Matrose Blücher einen Kontakt an Backbord meldete. Sofort richteten wir alle unsere Ferngläser darauf aus.
„Gehen Sie auf Kurs 378! Beide Maschinen AK voraus!“ „Jawohl, Herr Kaleun! Neuer Kurs 378 liegt an!“ „Beide Maschinen sind auf voller Fahrt, Herr Kaleun!“ „Schauen wir uns das Ganze doch einmal näher an.“
„Wetten wir haben wieder einen Frachter vor uns?“, grinste Erichsen. „Die Dinger scheinen ja wirklich einen Narren an uns gefressen zu haben.“ „Schiff ist Schiff, IIWO. Egal ob Frachter oder Schlachtschiff.“ Wovon wir in wenigen Tagen eines vor die Rohre bekommen könnten, setzte ich in Gedanken noch hinzu.
„Ein Schlachtschiff wäre mir lieber.“, bemerkte Leutnant Schulze. Ich lachte auf. „Die werden Sie im Kattegat aber kaum finden, IWO.“ „Wer weiß, wer weiß, Herr Kaleun.“
Nach weiteren dreißig Minuten konnten wir die Schiffe vor uns erkennen. „Das sind mehrere.“, meldete einer der Brückenwache.
„Und vor allem kleine. Deckgeschütz besetzen!“, rief ich durch das Turmluk. Die Männer der Deckgeschütz-Besatzung strömten nun an Deck und machten das Geschütz klar. Ich hob mein Fernglas an meine Augen.
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„Das sind Fischkutter!“ „Da wäre mir ein Frachter lieber.“ Der IIWO grinste. „Darauf werden Sie wohl im Moment verzichten müssen, IIWO. Achtung, Schusslösung: Entfernung 1800 Meter, Lage 338 an Backbord. Fahrt etwa 3 Knoten!“ „Eingestellt, Herr Kaleun!“ „Nehmen wir uns zuerst den vor, der uns am Nächsten ist. Feuer frei!“
Unsere Granaten sausten auf das Schiff, dessen Besatzung uns anscheinend noch immer nicht gesehen hatte. Es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass sie uns auswichen.
„Wer schläft verliert.“, lautete der Kommentar des IWO dazu, während die ersten Granaten auf dem Kutter einschlugen.
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Schon nach wenigen Treffern war das erste Schiff versenkt. „Zum Zweiten, los! Entfernung 1600 Meter, Lage 357 an Steuerbord, Fahrt 3 Knoten! Feuer frei!“
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„Viel halten die Dinger ja nicht aus. Das läuft ja wie am Schnürchen hier!“, freute sich Erichsen. Zwei Minuten später sank der nächste Kutter.
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„Kleine Fahrt zurück! Vorsicht, sonst rammen wir den nachher noch!“ „Jawohl, Herr Kaleun!“
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Unser Boot bewegte sich nun langsam rückwärts, sodass wir uns weiter von unseren Gegnern entfernten. „Kleine Fahrt voraus!“, befahl ich deshalb, auch um das Deckgeschütz nicht immer neu einstellen lassen zu müssen.
Wenige Sekunden später musste sich das nächste Schiff seinem Schicksal ergeben.
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„Waren das nicht fünf?“ fragte der IIWO irritiert, als auch das Letzte der vor uns schwimmenden Schiffe versenkt war. „Wo ist der hin?“ „Dort!“, rief einer der Matrosen. „Backbord-Bug!“ „Will der sich verkrümeln, oder was? Flak besetzen! Los Jungs, das schaffen wir auch mit dem Dingen!“
Ich sollte Recht behalten. Keine fünf Minuten war auch das letzte Schiff besiegt.
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„Man, war das ein Übungsschießen!“, freute sich der IIWO, als wir wieder unseren Kurs aufnahmen. „Ist ja wie in der Heimat hier!“ Die Stimmung war auf dem Höchstpunkt. Es schmerzte mir, dass ich sie schon bald würde dämpfen müssen.
Am 30. September 1939 versenkte U48 in der Zeit von 02:34 Uhr bis 02:50 Uhr fünf polnische Fischkutter mit insgesamt 550 BRT.
Von dieser Heldentat wird man noch in 1000 Jahren singen :D Das Nibelungelied war gestern, heute ist Voetmanns Anti-Fischerei-Feldzug! ;)
Jaja, der Teutsche Herrrring muss beschützt werrrden!
Oh Mann...habe ich das gerade echt geschrieben?!
George Pickett
05.05.14, 15:55
Kleinvieh macht auch Mist!!! :D
Jaja... da packt man ein bisschen mehr an Add-Ons drauf, um mal was anderes als Frachter zu haben und was kriegen wir? Fischkutter! :D :dumm:
Nordsee, 200 Kilometer vor Scapa Flow
04. Oktober 1939
12:07 Uhr
Wir befanden uns etwa 200 Kilometer westlich von Scapa Flow. Mit einer Marschgeschwindigkeit von 12 Knoten pflügte unser Boot durch das Meer. Ich saß auf meiner Koje und fasste einen Eintrag ins Kriegstagebuch zusammen.
Logbucheintrag Kapitänleutnant Thomas Voetmann, 04. Oktober 1939
Sind vor einigen Nächten auf fünf polnische Fischkutter gestoßen. Nach einem etwa dreißigminütigem Gefecht gelang es uns, diese mit der Deckkanone und der Flak zu versenken. Tonnage etwa 500 Bruttoregistertonnen. Habe mich nun entschlossen, meine Besatzung in meinen Plan über den Angriff auf Scapa Flow einzuweihen. Hoffe sie kippen nicht aus den Schuhen!
Befinden uns knapp 200 Kilometer vor unserem Ziel.
PS: Wehe wir haben wieder Torpedoblindgänger, wenn ich da bin!
Es klopfte an der Wand zu meinem 'Reich'. „Ja?“ „Du wolltest mich sprechen, Tom?“ Leutnant Schulze betrat das Kabuff. „Ja, Horst.“ Ich legte Stift und Buch zur Seite und erhob mich. „Wir fahren nach Scapa Flow.“
Die Augen vom IWO wurden groß. „Scapa... Flow?“, brachte er nur mit Mühe heraus. „Was?“ „Befehl vom BdU selbst wegen der Sache mit der Athenia.“ „Aha. Also war doch ein deutsches Boot dafür verantwortlich?“ „Dönitz geht davon aus.“ Schulze lehnte sich gegen die Wand. „Wann willst Du es der Besatzung sagen?“ „Jetzt. Komm mit.“
Der Bugraum war bis auf den letzten Zentimeter ausgefüllt, als ich ihn erreichte. Dicht an dicht drängelte sich meine Mannschaft hinein. Die Blicke der Besatzung reichten von Neugier bis Unbehagen. Eine solche Besprechung gab es nur in den aller seltensten und allerwichtigsten Fällen. Für alles andere diente die Bordsprechanlage.
„Hört mal her, Leute.“, begann ich und sah jedem Einzelnen in die Augen. „Es geht nach Scapa Flow.“ Nun wurden kurze Blicke ausgetauscht und Gemurmel hob sich an. „Ruhe!“, brachte ich die Männer zum Schweigen. „Der Auftrag kommt von höchster Stelle, vom BdU selbst.“ „Wegen der Athenia.“, fügte der IIWO hinzu und blickte feixend in Richtung LI. „Wenn Sie noch einmal das Wort Athenia sagen schieße ich Sie durchs Torpedorohr, Erichsen.“ Ich sah ihn streng an. Leises Gekicher erfüllte den Raum.
„Wir werden heute Abend den Hafen erreichen. Bis wir in Scapa Flow sind gilt es Feindkontakt zu vermeiden, wenn irgend möglich. Ich möchte, dass Sie sich alle ausruhen, denn wir werden nachher jeden Einzelnen brauchen, und das bei voller Konzentration.“ „Jawohl, Herr Kaleun.“, schallte es von der Mannschaft zu mir hinüber.
„Nur die wichtigsten Posten werden jetzt besetzt. Das heißt Funker, Bugtorpedoraum und die Zentrale. Alle anderen ruhen sich aus. Das ist alles.“
„Torpedoraum?“ fragte Schulze vorsichtig nach. „Man kann nie wissen, Horst. Sicher ist sicher.“
17:44 Uhr
Immer näher kamen wir nun unserem Ziel. Ich stand auf der Brücke und rauchte eine.
„Wann sollen wir am Ziel sein?“ fragte der IIWO nach. Ich sah auf die Uhr. „In ungefähr drei bis vier Stunden. Dennoch sollten wir schon hier aufpassen. Wer weiß, was uns an dieser Stelle nicht schon alles begegnet.“ Ich schnippte die Zigarette weg. „Wir werden noch circa eine Stunde über Wasser bleiben, bevor wir tauchen und bis zur Dunkelheit waren. Ich will nicht, dass die Briten vorgewarnt sind, wenn sich ein aufgetauchtes deutsches Boot Richtung Scapa Flow bewegt.“ „Jawohl, Herr Kaleun.“
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„Herhören, Männer.“ Ich war soeben wieder in die Zentrale gestiegen und breitete nun die Karte von Scapa Flow auf dem Tisch aus. „Wir werden uns Scapa Flow von Südost nähern. Durch den Holm Sound und dem Kirk Sound. Hier werden höchstwahrscheinlich nicht viele Sicherungsschiffe sein, wenn überhaupt welche da sind.“ Ich verfolgte mit meinem Zeigefinger den von mir vor wenigen Tagen eingezeichneten Kurs. „Wir müssen aber auf die Felsen und eventuelle vorhandenen Untiefen in dieser Region achten, damit wir unser Boot nicht auf Grund setzen.“ Ich sah die versammelten Offiziere an. Auch einige der Besatzung waren anwesend. „Das wäre nicht gut für uns.“ „Den Boden küssen würde ich nur ungern.“, grinste Erichsen. „Wie steht´s mit Ihnen, LI?“ Ich ersparte mir eine Mahnung in Richtung der beiden Streithälse. Die Hauptsache war, dass sie sich benahmen, wenn wir Scapa Flow erreicht hatten.
„Anschließend geht es in einen Suchkurs um das Hafengelände. Was wir erwischen wird versenkt.“ Ich folgte weiter der Bleistiftlinie. „Auch hier wieder aufpassen auf Uboot-Fallen. Minen, Netze und vielleicht noch was anderes könnte dort auf uns lauern. Genau wie in der Einfahrt.“ Die Männer nickten.
„Der schwierigste Teil wird sein, wieder aus dem Hafen hinauszukommen.“ Ich beugte mich auf den Tisch. „Sobald die ersten Aale hochgehen, wird die gesamte Royal Navy auf der Matte stehen. Alles, was in Scapa Flow herumfährt und vor Anker liegt wird nach uns suchen.“ „Also ein kleines Familientreffen.“ „Ich würde diesen Teil der Familie nur ungern kennenlernen, IIWO.“ Vereinzelt war leises Lachen zu hören und auch ich lächelte leicht. Makaber in der jetzigen Situation. Wir würden in wenigen Stunden in den am Besten gesicherten Hafen der Briten eindringen und rissen hier Witze.
„Nun zurück zum Thema, Männer.“ Das Lachen erstarb sofort. „Wenn die Tommys merken, dass wir da sind werden sie alles dichtmachen. Herauszukommen wir dann schwer, wenn nicht gar unmöglich sein. Sollte der Fall eintreten, werden wir sofort umkehren und zusehen, dass wir herauskommen. Ganz egal, was und ob wir bis dahin schon etwas versenken konnten.“ Ich sah in die Runde der versammelten Männer. „Alles klar?“ „Jawohl, Herr Kaleun!“
18:40 Uhr, 27 Kilometer südöstlich von Scapa Flow
„Kommandant auf Brücke!“ Ich legte den Stift zur Seite und kletterte die Leiter hoch. „Was gibt es, Bauer?“ „Kontakt an Backbord, Herr Kaleun!“ Er gab mir sein Fernglas. „Klarmachen zum Tauchen! Auf Sehrohrtiefe! Brücke räumen!“ Die Brückenmannschaft kletterte durch das Turmluk in die Zentrale, ich folgte als Letzter, nachdem ich mich versichert hatte, dass niemand mehr an Deck war. „Jetzt geht es los, Horst.“ Ich schaute in das besorgte Gesicht des IWO. So ganz mit unserer Mission abgefunden hatte er sich anscheinend noch immer nicht., Der LI hingegen war in Höchststimmung. Er machte den Leuten im Torpedoraum schon jetzt Feuer unterm Hintern.
„Sind auf Sehrohrtiefe, Herr Kaleun!“ „Sehrohr ausfahren!“
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„Ein Zerstörer!“, informierte ich die Männer. „Wie es aussieht patrouillieren unsere lieben Freunde hier doch. Na ja, war ja anzunehmen.“ „Angriff?“ fragte der IIWO. „Nein, Leutnant. Wir warten ab, was er tut. Wenn wir den jetzt hochjagen können wir Scapa Flow vergessen.“
Noch eine Weile betrachtete ich den Zerstörer, der sich langsam wieder entfernte. „Er dreht ab.“ Ich löste mich vom Sehrohr. „Einfahren! Also gut, Männer. Packen wir es an. Alle Mann auf Gefechtsstation!“
6 Kilometer vor Scapa Flow
4. Oktober 1939
19:54 Uhr
„Scheinen mehrere Schiffe im Hafen zu liegen.“ Fähnrich Schmidt, unser Mann am Hydrophon, drehte das Rad langsam im Kreis.
„Zerstörer?“ fragte ich leise. Vor wenigen Minuten waren wir auf Schleichfahrt gegangen, die Maschinen liefen auf niedrigster Stufe. Schmidt nickte. „Sind schnelle Geräusche, also vermutlich ja.“ Ich lehnte mich gegen die Kabinenwand. „Behalten Sie die im Auge, Schmidt. Nicht, dass wir noch überrascht werden.“ „Ja, Herr Kaleun.“
Ich ging wieder durch das Schott in die Zentrale. „Jetzt heißt es vorsichtig sein, meine Herren.“
Getaucht fuhren wir noch einige Kilometer weiter, ehe ich erneut das Sehrohr ausfahren ließ.
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„Ah ja... wir sind fast da, Männer. Scheint soweit alles ruhig zu sein.“ Ich schwenkte das Sehrohr vorsichtig von links nach rechts.
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„Kein Schiff zu sehen.“ Ich sah meine Männer an. „Setzen Sie das Boot auf Grund, IWO. Wir horchen mal ´ne Runde.“ „Jawohl, Herr Kaleun.“
Meter für Meter sank das Boot nun ab, bevor es den Grund erreichte und mit einem leichten Ruck aufsetzte. „Maschinen stopp!“ Das monotone Brummen der E-Maschinen erstarb und Ruhe kehrte ein. „Absolute Ruhe im Boot.“, befahl ich, ehe ich mich wieder zum Hydrophon begab.
„Und?“ Schmidt sah mich an. „Sind mindestens vier Zerstörer drinnen, Herr Kaleun.“ Er horchte weiter. „Ich habe hier auch langsamere Schraubengeräusche. Könnten Frachter sein.“ Innerlich verdrehte ich die Augen. Wenn wir nun dort eindrangen und nur mickrige Frachter und ein paar wachhabende Zerstörer vorfinden würden, würde ich Dönitz eigenhändig den Hals umdrehen! „Können Sie sagen, wo sich die Zerstörer befinden?“ „Zwei an Backbord, einer an Steuerbord. Alle in großer Entfernung. Also nicht genau da, wo wir reinwollen.“ „Gut Schmidt, danke.“ Ich schloss kurz die Augen. Nun war also die Zeit gekommen. Hofften wir, dass wir mehrere Schutzengel auf unserer Reise hatten.
Ich ging zurück in die Zentrale. „Boot vom Grund lösen. Schleichfahrt und auf Sehrohtiefe gehen.“ „Jawohl, Herr Kaleun.“
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„Vorsichtig, Männer.“, flüsterte ich, während ich durch das Sehrohr blickte. „Laut Karte haben wir als Erstes eine Sperre, die einen schmalen ungesicherten Durchgang hat. Da müssen wir durch, möglichst ohne irgendwo gegenzubrettern.“ Ganz langsam schoben wir uns weiter in den Holm Sound hinein. Noch immer blieben wir unbemerkt. Die Frage war nur, wie lange noch?
„Vorsicht mit den Untiefen. Drei Grad mehr nach Backbord.“ „Strömung, Herr Kaleun. Wir werden langsamer.“ „Noch haben wir genug Schwung, IWO. Wir müssen nur vorsichtig sein.“
Angestrengt blickte ich weiter durch das Sehrohr und gab hier und da leichte Kurskorrekturen durch. Mir war klar, dass wir bald würden auftauchen müssen – ich wollte diesen Moment allerdings so weit wie möglich nach hinten verschieben um nicht Gefahr zu laufen, schon jetzt entdeckt zu werden.
Nach zehn Minuten war die Strömung deutlich zu spüren, wir machen so gut wie keine Fahrt mehr. Ich ließ das Sehrohr einmal im Kreis drehen.
„Gut, Männer. Packen wir es an. Auftauchen. Sehrohr einfahren und weiter auf kleiner Fahrt.“
Ich stieg die Leiter zur Brücke hoch, gemeinsam mit der ersten Seewache, dem IWO und dem LI. IIWO Erichsen blieb in der Zentrale und behielt das Hydrophon im Auge oder - besser – im Ohr.
„Könnte ein wenig dunkler sein.“, meinte der IWO besorgt, als wir uns der Bucht näherten. „Abwarten, Horst. Wir haben erst kurz nach acht. Es wird schon noch dunkler werden.“ „Bis dahin sind wir hoffentlich schon wieder unten.“
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„Da ist die Einfahrt.“ Ich betrachtete mir die Bucht. „Wenn wir dort drinnen sind tauchen wir. Dann haben wir das Gröbste hinter uns, was die Strömung betrifft.“
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Immer näher kamen wir nun unserem Ziel. Nur noch wenige Kilometer trennten uns vom Hafen. Den Holm Sound hatten wir bereits hinter uns gelassen und liefen nun langsam in den Kirk Sound ein. Gerade hier – an der engsten Stelle – mussten wir höllisch aufpassen, dass wir nicht auf Grund liefen. Auch eine Küstenbatterie war in ungefähr zwei Kilometern Entfernung angebracht.
Ich beugte mich zum Sprechrohr: „Achtung, hier spricht der Kommandant. Heck- und Bugtorpedoraum klarmachen! Alles bereitmachen zum Tauchen, weiter auf Schleichfahrt. Jungs, wir sind fast drinnen! Brücke räumen.“, fügte ich hinzu, als ich mich wieder aufrichtete. „Auf Sehrohrtiefe gehen.“
Während die Mannschaft nun einer nach dem anderen unter Deck ging, sah ich noch einmal nach vorne.
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„Auf ins Gefecht.“, murmelte ich noch, bevor auch ich nach unten ging.
„Wir müssten jetzt genau vor der ersten Küstenbatterie sein.“, informierte mich der IIWO, welcher die Karte betrachtete. „Etwa 100 Meter an Steuerbord.“ „Schutzengel gehabt, was?“, grinste ich. „So kann es weitergehen.“ Auch ich besah mir die Karte nun. „Wenn wir beim nächsten Wegpunkt angekommen sind, drehen wir nach Backbord. Etwa 30 Grad. Dann laufen wir direkt auf die erste Sperre zu. Also, Männer. Wachsam!“
20:34 Uhr
Soeben hatten wir den nächsten Wegpunkt erreicht. „Backbord 30 Grad.“, ordnete ich flüsternd, am Sehrohr stehend, an. „Liegt an, Herr Kaleun.“ „Gut, jetzt müssten wir direkt auf die Sperre zulaufen.“ In mir machte sich wieder einmal Unruhe breit. „Noch drei Grad mehr nach Backbord. Ja, genau. Jetzt passt es.“ Ich löste mich vom Sehrohr. „Einfahren! Schippern wir ein wenig blind, bis wir die Sperre hinter uns haben. Aber schön vorsichtig, Jungs!“ Die Männer leisteten nun wirklich exzellente Arbeit. Alles lief reibungslos ab. Kaum zu glauben, dass dies erst die zweite Feindfahrt war. Innerhalb kürzester Zeit wurden wir ein eingespieltes Team. Genau das war es, was eine gute Mannschaft ausmachte.
„Stehen kurz vor der Sperre.“, meldete der IWO, welcher gerade unsere aktuelle Position auf der Karte einzeichnete.
„Noch einen Grad mehr nach Backbord, dann sollten wir auf jeden Fall durchkommen.“ „Jawohl, Herr Kaleun.“
Langsam, sehr langsam, schoben wir uns vorwärts. Wir mussten die Sperre jeden Augenblick erreichen und ich betete, dass meine Berechnungen korrekt waren. Meine Augen wanderten automatisch von links nach rechts, als könnten sie durch die Bordwände erkennen, wo wir uns gerade befanden. Die Mienen meiner Besatzung waren angespannt, das erkannte ich. Jetzt durfte nichts schiefgehen, sonst war es das für uns.
„Passieren die Sperre.“, flüsterte der LI heiser. „Ganz ruhig, Leutnant. Wir schaffen das.“ Noch immer bewegten wir uns vorwärts, stießen nirgends an. Eine genaue Kursberechnung.
„Haben die Sperre passiert.“, lautete einige Minuten später die erleichterte Antwort des IIWO´s. „Erste Hürde überwunden.“ „Weiter geradeaus jetzt, IIWO. Dann minimal nach Steuerbord, höchstens vier oder fünf Grad.“ Ich konnte die Erleichterung in meiner Stimme hören und auf den Gesichtern meiner Männer sehen.
Ich hockte mich vor das Schott zum Hydrophon-Raum. „Und?“ fragte ich leise. Schmidt drehte sich zu mir herum. „Die Schiffe fahren weiterhin ihren Kurs. Scheinen uns noch nicht entdeckt zu haben, Herr Kaleun.“ Ich nickte, zufrieden mit der Antwort. „Gut. Passen Sie weiter auf, Schmidt.“ „Ja, Herr Kaleun.“
21: 13 Uhr
„Drei Grad nach Steuerbord.“, lautete mein Befehl etwa eine halbe Stunde später. „Wir nähern uns der zweiten Sperre. Bei der nächsten Markierung dann 87 Grad nach Steuerbord, direkt auf die Lücke im Netz zu.“ Innerlich betete ich, dass wir auch an dieser unbeschadet vorbeikamen. Wieder stieg meine Anspannung, diesmal fiel sie allerdings deutlich schwächer aus. Das unbeschadete Überwinden der ersten Sperre sorgte für ein wenig mehr Optimismus, nicht nur bei mir. Dennoch war allen deutlich anzusehen, dass sie sich sorgten. „Ruhig Blut, Männer. Die erste Sperre haben wir geschafft, bei der nächsten läuft es ebenso.“
Doch mein Optimismus sollte einen leichter Dämpfer bekommen. Nachdem wir uns zwanzig Minuten später auf das Netz eingedreht hatten hörten wir ein Knarzen an der Steuerbordwand. Irgendetwas schrammte an uns vorbei, und das nicht gerade leise. „DAS NETZ!“, rief einer der Männer. „TSCH!!“, zischte ihm ein anderer zu. „Halt die Klappe, Du Idiot!“ Das Ächzen und Quietschen ging über die gesamte Außenwand, je mehr wir uns nach vorne bewegten. Vom Bug bis zum Heck. Ein paar Minuten später, welche mir wie Stunden vorkamen, war es vorbei. Erleichtert atmete ich auf. „Das Ankertau einer Mine.“, flüsterte der IWO, dessen Gesicht fahl war. „Wir müssen kurz vor dem Netz stehen.“ „Ganz ruhig, Horst. Gleich sind wir durch.“
21:35 Uhr
„Passieren die zweite Sperre.“ Ich sah automatisch auf die Karte. Sollten wir sie unbehelligt überwinden hatten wir es geschafft. Dann waren wir drinnen im bestabgesicherten Hafen der Royal Navy.
„Jetzt nochmal die Arschbacken zusammenkneifen, Männer. Wenn wir das überwunden haben sind wir drinnen.“
Es gelang. Ohne irgendwo anzuecken oder auf Grund zu gehen überwanden wir auch die letzte Hürde.
„Sehrohr ausfahren!“, befahl ich und beeilte mich es zu erreichen. „Schauen wir mal, was vor uns so los ist.“
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„Gentleman, welcome in Scapa Flow!“ Ich begann zu grinsen. „Wir sind drin!“
Man ist mit der Besatzung mitangespannt!
Scapa Flow
4. Oktober 1939
21:45 Uhr
„Eine spiegelglatte See.“ Ich ließ das Sehrohr kreisen. „Gut, Leute. Die Torpedoräume sollen alle verfügbaren Rohre klarmachen.“ „Jawohl, Herr Kaleun.“
„Nächster Schritt: Wir fahren jetzt ziemlich dicht an seichten Gewässern entlang, weshalb wir höllisch aufpassen müssen. Was wir an Schiffen finden, nehmen wir mit.“
Ich hielt nun die Augen nach einem lohnenden Ziel offen. „Da ist unser Freund, der Netzleger.“ Ich grinste. „Hat seine Aufgabe aber nicht besonders gut gemacht.“ „Dennoch sollten wir aufpassen, Herr Kaleun.“, merkte Leutnant Schulze an. „Er könnte in diesem Moment die Netze reparieren oder uns gefährlich werden, wenn wir hier wieder herauswollen.“ „Immer positiv denken, IWO. Wir haben es rein geschafft also kommen wir auch wieder raus. Was, Männer?“ „Jawohl, Herr Kaleun.“ Recht überzeugt klang es nicht.
Wieder drehte ich vorsichtig das Sehrohr. Flüsternd gab ich immer mal wieder kleinere Kursänderung durch, damit wir nicht irgendwo auf Grund liefen.
„Na, was sehen meine Augen denn da?“ Ich lächelte. „Das ist doch mal ein Anblick!“ „Was ist es?“ fragte der LI aufgeregt. Anstatt ihm eine Antwort zu geben, griff ich nach dem Erkennungsbuch und blätterte es durch.
„Das, meine Herren.“, sagte ich, mein Finger auf die aufgeschlagene Seite platzierend. „Ist die HMS Glorious.“ „Der Flugzeugträger?!“ „Richtig, LI.“
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Im Eifer des Gefechts hatten wir vergessen, den Flugzeugträger per Sehrohr in einen Screenshot zu packen (haben es erst gemerkt, als unser erster Torpedo traf). Man möge es uns bitte verzeihen! ;)
„Hecktorpedoraum, Rohr 1 bis 4 bewässern! Entfernung 2300 Meter, Lage 010 an Backbord. Steht still.“ „Ist eingestellt.“, drang es einige Augenblicke später flüsternd in mein Ohr. „Feuerbereit, Herr Kaleun.“ „Kurs ein wenig mehr nach Backbord, zwei Grad. Ja, so ist gut.“ Noch einmal schloss ich kurz die Augen und hoffte, dass wir keine Blindgänger dabei hatten. „Achtung, Torpedoraum! Rohr 1 bis 4 los!“ Zischend verließen die Torpedos ihre Rohre. „Sofort neu laden!“ „Zeit bis Einschlag 1 Minute, 13 Sekunden.“, meldete der LI, auf seine Stoppuhr schauend. „Wenn es keine Blindgänger sind.“, setzte der IIWO nach und grinste gezwungen. „Hoffentlich nicht, IIWO.“
Unsere Befürchtungen sollten sich diesmal nicht bestätigen. Kurz nach Ablaufzeit des ersten Torpedos hörten wir den schwachen Laut einer Detonation. Sofort war ich wieder am Sehrohr.
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Nur wenige Sekunden später die zweite Detonation. „Wieder getroffen!“
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Auch die letzten beiden Aale saßen punktgenau.
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„Alle Torpedos hochgegangen, Leute! Der Kasten ist hin!“ Unterdrückte Jubelschreie waren zu hören.
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Unser erster Flugzeugträger mit geschätzten 26.000 Bruttoregistertonnen. Ein netter Fang für den Anfang.
„Zerstörergeräusche auf 178 Grad Backbord! Kommen schnell näher!“ „Verdammter Mist!“ Ich riss das Sehrohr herum.
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Das hatte ich befürchtet. „Jetzt leise sein, Jungs! Mit etwas Glück findet der uns nicht.“ Alle an Bord hielten nun den Atem an. Wenn uns der Zerstörer jetzt entdeckte war es das für uns. Wir waren noch immer ein gutes Stück vom eigentlichen Hafen weg und mussten – wenn wir Pech hatten – schon hier wieder umdrehen, wenn wir nicht draufgehen wollten. Des weiteren wäre – selbst wenn wir dem Zerstörer entkommen konnten – nach unserer Entdeckung ein Angriff auf Scapa Flow Wahnsinn. Jeder würde wissen, dass wir da waren.
Langsam ging ich zum Schott. „Und?“ fragte ich Schmidt. Er drehte seinen Kopf zu mir und schüttelte ihn. „Scheint uns noch nicht entdeckt zu haben, Herr Kaleun. Aber ich höre definitiv Sinkgeräusche vom Träger.“
„Sehrohr einfahren!“, flüsterte ich zur Zentrale. „Schauen wir erst mal, was unser Freund da oben macht.“
Der Zerstörer kam uns nun immer näher und begann in etwa fünfhundert Metern Entfernung zu kreisen. „Wenn der nicht abhaut kriegt er auch noch einen Aal ab.“
Doch den besagten Aal brauchten wir nicht. „Zerstörer nähert sich dem Träger.“, flüsterte Schmidt etwa eine Viertelstunde später. „Nimmt wohl die Überlebenden der Besatzung auf.“ Blieb nur zu hoffen, dass es die gesamte Besatzung geschafft hatte. Da es hier im Hafenbecken nicht allzu tief war hatten sie gute Chancen. Zumindest die, die es rechtzeitig an Deck geschafft hatten. Über das Schicksal derer, die noch im Innern des Trägers gefangen waren, wollte ich gar nicht nachdenken. Diese armen Schweine!
„Machen wir, dass wir hier wegkommen! Weiter auf Kurs. Wir müssten bald den nächsten Wegpunkt erreichen.“
Am 4. Oktober 1939 um 23:34 Uhr sank der britische Flugzeugträger HMS Glorious mit 26.518 BRT nach vier Torpedotreffern im Hafenbecken von Scapa Flow.
Meinen Glückwunsch zu diesem Fang, jetzt müsst ihr es nur noch rausschaffen :)
George Pickett
06.05.14, 08:52
Ihr scheint keine halben Sachen zu machen, werter Voetmann. Glückwunsch!!!
Meinen Glückwunsch zu diesem Fang, jetzt müsst ihr es nur noch rausschaffen :)
Nur ist in diesem Falle gut. Wir haben es da gerade mit zwei schlauen Burschen zu tun. :D
Ihr scheint keine halben Sachen zu machen, werter Voetmann. Glückwunsch!!!
Wenn schonn denn schon, werter George. ;)
Danke :)
Frisiercreme
06.05.14, 12:45
Des weiteren wäre – selbst wenn wir dem Zerstörer entkommen konnten – nach unserer Entdeckung ein Angriff auf Scapa Flow Wahnsinn. Jeder würde wissen, dass wir da waren. ]
Wir nehmen schon an, dass sich die Engländer auch so fragen, wieso der Träger explodiert ist. Schließlich war da noch Garantie drauf.
Achwas, Ihr kennt doch die Bürokratie: "Du, John, hatten wir da nicht noch irgendwo nen Träger rumstehen?" "Puh, Will, ich weiß nicht, vielleicht ist er im Pazifik?" "Keine Ahnung, muss mal die Putzfrau fragen, ob sie ihn verräumt hat." :D
Ja, das hat uns auch gewundert. Wir dachten schon, dass wir bereits im Hafenbecken nach Angriff auf den Träger von Zerstörern und Schlachtschiffen umzingelt würden.
Aber gut, war halt Glück für uns, dass die Tommy´s an dieser Stelle noch nicht auf die Idee kamen, dass sich ein dt. UBoot in Scapa Flow befindet. :D
Hafen von Scapa Flow
5. Oktober 1939
00:56 Uhr
Vor etwas mehr als eineinhalb Stunden hatten wir die Glorious versenkt, unser erster richtiger Erfolg als Uboot-Besatzung. Der Zerstörer war noch immer an Ort und Stelle gewesen und so konnten wir unbehelligt zu unserem nächsten Wegpunkt gelangen, direkt in den Hafen von Scapa Flow. Mich wunderte nur, dass es hier noch immer dunkel war. Ich hatte damit gerechnet, dass die Briten – sobald unsere ersten Aale hochgingen – alles Verfügbare losschickten, um uns zu suchen und zu versenken. Doch hier tat sich noch immer nichts. „Dann holen wir sie eben aus ihren Kojen und den Kneipen.“, war die grinsende Antwort vom IIWO gewesen, als ich dies meiner Besatzung mitteilte.
„Warten wir erst mal ab, IIWO. Wenn wir hier ein Schiff angreifen werden wir es nicht mehr so leicht haben.“ Ich ließ das Sehrohr kreisen, auf der Suche nach einem lohnenden Ziel. Plötzlich hielt ich in der Bewegung inne. „Was zum -?“ Meine Mundwinkel verzogen sich automatisch zu einem weiteren Grinsen. „Erkennungshandbuch! Schnell!“ Ich nahm das Buch entgegen und blätterte wie wild darin herum. Die Nachfragen was mit mir los sei ignorierte ich. Immer wieder schaute ich durchs Sehrohr, um mir auch wirklich sicher sein zu können, dass sie es war.
http://s7.directupload.net/images/140506/3ueyzbdn.png (http://www.directupload.net)
„Ja, das ist sie! Männer, wir haben hier die Warspite!“ „Ein Flugzeugträger, ein Schlachtschiff.“ Der IIWO grinste. „Fette Beute, Herr Kaleun.“ „Noch ist nichts entschieden, Leutnant.“, meinte der IWO. „Erstmal abwarten.“
"Kursänderung auf 002 Backbord.“, gab ich durch und blickte weiterhin gebannt auf das Schlachtschiff vor mir, welches ruhig im Hafen lag. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Nun hieß es die Zähne zusammenbeißen, um nicht unvernünftig zu werden. Der schwierigste Teil – das sichere Herauskommen aus dem Hafen – lag schließlich noch vor uns.
„Achtung, Torpedoraum: Rohr 1 bis 4 bewässern! Wir schießen erneut einen Viererfächer und hoffen, dass er genauso sitzt wie der letzte.“ Ich wandte mich an den LI. „Wenn die Aale raus sind drehen wir sofort um. Dann wird hier nämlich die Hölle los sein. Ich denke nicht, dass wir dann unseren Suchkurs fortsetzen können.“ „Jawohl, Herr Kaleun.“ „Rohr 1 bis 4 klar zum Fächerschuss, Herr Kaleun.“
Noch einmal blickte ich durchs Sehrohr. „Achtung, Schusslösung: Entfernung 1600 Meter, Lage 008 an Backbord.“ „Eingestellt!“ „Rohr 1 bis 4 los! LI, 180 Grad Wende und nichts wie weg hier!“ Ich drehte nun das Sehrohr, um das Schlachtschiff weiter im Auge behalten zu können. „Kommt schon. Trefft, trefft...“
Nur wenige Augenblicke hörten wir eine Explosion, dicht gefolgt von einer zweiten. Die dritte und vierte jedoch lieben aus.
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http://s7.directupload.net/images/140506/wu8zeczw.png (http://www.directupload.net)
„Verdammt, verdammt! Und natürlich gehen jetzt im Hafen alle Lichter an!“
http://s7.directupload.net/images/140506/6ujak3v2.png (http://www.directupload.net)
http://s1.directupload.net/images/140506/8lgwnh5q.png (http://www.directupload.net)
Scapa Flow hell erleuchtet; im Vordergrund das getroffene Schlachtschiff HMS Warspite
„Wir können es nochmal versuchen, Herr Kaleun.“ „Wir haben keine Zeit, LI. Hier wird gleich die halbe Royal Navy antanzen! Sehrohr einfahren und nichts wie weg hier!“ Wir wendeten und fuhren wieder Richtung Hafenbecken. Gedämpft konnten wir nun Sirenen vernehmen. Scapa Flow war aufgewacht. „Ganz langsam wieder zurück, IWO. Auf demselben Weg, über welchen wir hineingekommen sind.“ Ich ging zum Hydrophon. „Schon irgendwas zu hören, Schmidt?“ „Jede Menge, Herr Kaleun. Haufenweise schnelle Schraubengeräusche. Müssen fünf oder sechs Zerstörer sein. Allerdings noch weiter entfernt. Entdeckt haben sie uns noch nicht.“ „Gut, Schmidt. Sie müssen jetzt noch ein paar Stunden durchhalten, dann können Sie sich was hinlegen.“ „Jawohl, Herr Kaleun.“
Ich wollte gerade zurück in die Zentrale gehen, als mich Schmidt nochmal zurückrief. Er sah mich an. „Sinkgeräusche, Herr Kaleun!“ Mein Herz schien einen Schlag auszusetzen. Wir hatten es geschafft! Die Warspite sank!
Am 5. Oktober 1939 um 01:44 sank das britische Schlachtschiff HMS Warspite mit 36.850 BRT nach zwei Torpedotreffern im Hafen von Scapa Flow.
Was für fette Wale ihr da an Land gezogen habt, wenn man danach euch nicht ein neues U-Boot in den Arsch schiebt, weiß ich auch nicht, die Wochenschau muss ja schließlich Freudentänze tanzen nach solch einer Aktion :D
Oh Gott, erinnert uns nicht daran! o.O Aber ein neues Boot wäre mal was. :top:
Uns wundert nur, dass die Warspite nah nur zwei Treffern gesunken ist. :think:
Naja... gut für uns. :D
Jetzt heißt es nurnoch sicher herauskommen aus dem Hafen... das wird jetzt ´ne Meisterarbeit werden... :fecht:
Das ist natürlich ein Angriff für die Ewigkeit. Und auf britischer Seite werden Köpfe rollen, wenn das BB 1,5 Stunden nach der Explosion der Glorious immer noch bewegungslos im Dock saß. :)
Naja, die Glorious ar ja berüchtigt für ihre Unfallquote. :D Wahrscheinlich dachte man sich in der Stützpunktkommandantur "Ach, hat der Captain wieder seine Zigarre in den Treibstoffbunker plumpsen lassen, der Depp!" und machte weiter Dienst nach Vorschrift. Und die Warspite...tja...wenn der Aal an der richtigen Stelle sitzt, sinkt auch ein BB nach 2 Treffern. :D Wassereinbruch im Maschinenraum, damit kein Strom mehr für die Lenzumpen und ab dafür. :rolleyes:
Scapa Flow
5. Oktober 1939
02:23 Uhr
Den halben Weg zwischen dem Hafen von Scapa Flow und dem nächsten Wegpunkt kurz vor dem UBoot-Netz hatten wir inzwischen zurückgelegt. Wie ich vermutet hatte, fuhren alle verfügbaren Kräfte aus Scapa Flow zu den einzelnen Absperrungen – auch zu denen, durch welche wir durch mussten.
Fähnrich Schmidt hatte zwei schnelle Schraubengeräusche ausgemacht, welche sich in genau diese Richtung bewegten. Also zwei Sicherungsschiffe, die es zu umfahren oder zu versenken galt. Ersteres wäre zwar sicherer, doch hat sich einer der beiden Zerstörer genau vor dem Loch im Netz postiert. Ein Umfahren war also nicht möglich. Blieb also nur noch Variante Nummer zwei. Eine sehr gefährliche Angelegenheit, denn damit würden wir dem zweiten Zerstörer unsere Position verraten. Die Wassertiefe lag hier bei 17 Metern, viel zu flach für ein Alarmtauchen. Die Wasserbomben würden uns in Stücke reißen.
„Wir könnten durch die Haupteinfahrt.“, sagte ich, mich über die Karte beugend, und zeichnete den Kurs ein. „Nur dort wimmelt es von Sicherungsschiffen. Mit den Zweien da oben haben wir es hier im Gegensatz zu dort recht gut getroffen.“ Mein Blick wanderte gen Westen. „Im Westen ist alles dicht, da haben wir überhaupt keine Chance. Außerdem patrouillieren da hinten laut Karte auch noch ein paar Schiffe.“ Ich seufzte. „Uns bleibt nur dieser eine Weg, Männer. Wir müssen uns ganz langsam und leise unter dem Zerstörer durchschleichen.“
„Ob das gut geht?“ Leutnant Schulze blickte mich skeptisch an. „Es muss, Horst. Entweder können wir den Bluffen oder wir gehen drauf. Steuerbord fünf Grad, Schleichfahrt beibehalten. Ich will keinen Mucks hören!“
Die Anspannung stieg immer weiter an, je näher wir dem Zerstörer kamen. Ich stand bei Fähnrich Schmidt am Hydrophon. Da ich jedes unnötige Geräusch vermeiden wollte hatte ich mir kurzerhand selber die Kopfhörer aufgesetzt und horchte. Der Zerstörer fuhr einen Suchkurs; erst drehte er zur rechten Seite des Netzes hin, um dann wieder eine Wende zu machen und den restlichen Teil entlangzufahren. In diesem Ritual schien sich nichts zu verändern. Ich wollte dennoch sichergehen und wartete weitere fünf Minuten, bis ich weitere Anordnungen gab. Leise übergab ich Fähnrich Schmidt wieder die Kopfhörer und klopfte ihm einmal aufmunternd auf die Schulter, bevor ich zurück in die Zentrale ging. Ich stellte mich zu den beiden Wachoffizieren an die Karte von Scapa Flow.
„Es gibt ein Muster im Verhalten des Zerstörers.“, raunte ich ihnen leise zu. „Er fährt das Netz auf und ab, immer wieder. Das Loch ist dann für etwa drei bis vier Minuten frei. In dieser Zeit können wir es schaffen uns unbemerkt durchzuschleusen.“ „Und der zweite Zerstörer?“ „Befindet sich außerhalb unserer Horchweite. Entweder ist er wieder abgedreht oder er steht oben und hat seine Maschinen gestoppt.“ „Wie beruhigend...“ „Es bringt nichts, IWO. Wir müssen hier raus, bevor die Tommys uns entdecken. Äußerste Ruhe im Boot!“
Wieder saß ich am Hydrophon. Das gleichmäßige Schraubengeräusch des Zerstörers über unseren Köpfen war nun deutlich zu hören. Er befand sich wieder auf dem Rückweg, auf das Loch zu. Noch waren wir zu weit weg und konnten deshalb nicht schon beim nächsten Mal durch, wenn er umdrehte. Wir mussten warten. Warten und hoffen, dass er uns nicht entdeckte. „Noch gut hundert Meter, dann stoppen wir die Maschinen und warten bis der Zerstörer wieder wendet.“, informierte ich flüsternd den IWO, welcher am Schott stand. „Wenn es soweit ist fahren wir mit kleiner Fahrt durch das Netz. Bis dahin dürfte der da oben uns nicht bemerken.“ „Jawohl, Herr Kaleun.“
Etwa fünf Minuten später wurden unsere Maschinen gestoppt. Ich presste die Ohrhörer an meine Ohren, immer auf das Schraubengeräusch des Kriegsschiffes achtend. Wir mussten genau den richtigen Moment abwarten. Fuhren wir zu früh los konnte es sein, dass der Zerstörer noch zu nahe war und uns hörte. Waren wir zu spät bestand die Gefahr, dass wir in ihn hineinliefen. Angestrengt verfolgte ich weiter das nahende Schraubengeräusch. Jeden Moment musste er wieder abdrehen.
„Achtung, IWO. Das muss verdammt schnell gehen jetzt.“ Langsam kam das Geräusch in unsere Richtung und entfernte sich dann allmählich wieder. Jetzt oder nie. „Los!“ Die Maschinen starteten wieder und langsam näherten wir uns dem Netz. Die Minuten dehnten sich zu gefühlten Stunden. Ich horchte ununterbrochen auf die Geräusche von oben. Wenn wir es jetzt nicht schafften waren wir verloren. Eine zweite Chance gab es nicht. Immer wieder glitt mein Blick nach oben, als könnte ich durch die Bordwand sehen. „Komm schon... komm schon...“ Der Zerstörer machte wieder eine Kehrtwende, wir mussten jetzt genau vor seinem Bug sein, in nicht einmal fünfhundert Metern Entfernung. Wir mussten in den nächsten Augenblicken das Netz passieren. Auch Leutnant Schulze neben mir spannte sich immer weiter an. Wie es bei der restlichen Besatzung aussah konnte ich mir vorstellen. Sie würden nicht minder nervös sein wie wir.
„Passieren das Netz.“, flüsterte ich meinem IWO heiser zu. „Wir schaffen es.“ Noch zwei Minuten vergingen, dann atmete ich erleichtert auf. „Geschafft!“ Ich lehnte mich in den Stuhl zurück.
„Gott sei Dank!“, flüsterte auch Leutnant Schulze. „Ich gehe und sage es den Männern.“ Er erhob sich und verschwand Richtung Zentrale.
Ja, diesen Zerstörer hatten wir ausgetrickst. Doch es war noch ein zweiter da draußen. Einer, der wohl seine Maschinen gestoppt hatte. Und dass dieser sich nicht so leicht hereinlegen ließ, sollten wir in wenigen Augenblicken erfahren.
Scapa Flow
5. Oktober 1939
03:00 Uhr
Die erste Hürde hatten wir genommen, doch noch immer gab es den zweiten Zerstörer. Irgendwo lauerte er auf uns, das wusste ich. Wir würden nun vielleicht schneller vom Jäger zum Gejagten werden als uns lieb war.
„Irgendwas zu hören, Schmidt?“ „Nein, Herr Kaleun. Absolut nichts.“ Leutnant Schulze sah mich an. „Vielleicht ist er gar nicht mehr hier.“ „Oh doch, IWO. Der ist noch irgendwo.“
Ich sah wieder auf die Karte. „Wenn wir den nächsten Wegpunkt erreicht haben stoppen wir die Maschinen. Ich riskiere dann einen Blick durchs Sehrohr und hoffe, dass es nicht gleich in seine Einzelteile zerschossen wird.“
Wenige Minuten später war es dann soweit. „Maschinen stopp! Sehrohr ausfahren!“ Ich klemmte mich hinter die Stange und riskierte einen Rundumblick.
http://s7.directupload.net/images/140506/8fzgthaj.png (http://www.directupload.net)
„Nichts zu sehen da draußen. Gut, Maschinen wieder kleine Fahrt voraus, auf halbem Weg zum nächsten Wegpunkt wieder stoppen. Da schauen wir uns dann erneut um.“ Auch hier war es wieder dasselbe. Nur die See und Felsen waren zu sehen, jedoch kein Zerstörer. „Wo hast Du Dich versteckt, mein Freund?“ Ich trommelte mit meinen Finger auf die Griffe des Sehrohrs. „Wo bist Du?“ „Vielleicht ist er wirklich schon weg, Tom.“, flüsterte der IWO, der gerade neben mir aufgetaucht war. „Lass es gut sein. Wir fahren den festgelegten Kurs zurück. Die Männer brauchen Schlaf, Tom. Und Du genauso.“ „Das weiß ich, Horst. Aber erst einmal müssen wir sehen, dass wir hier rauskommen. Danach können die Männer sich ausruhen.“ Ich blickte wieder durchs Sehrohr. „Haben sie sich dann verdient.“ Am nächsten Wegpunkt angekommen wiederholte sich das Ganze. Diesmal allerdings sah ich unseren Gegner. „Da ist er ja!“
„Verdammt!“ Ich seufzte. „Der hat die Sperre dichtgemacht. Hat sich mal eben quergestellt und die Maschinen gestoppt.“ „Und jetzt?“ Ich sah Leutnant Schulze an. „Tja...“ Wieder sah ich durchs Sehrohr. „Wir müssen den da weg kriegen... nur wie?“ Ich dachte nach. Ein Torpedo würde helfen, gewiss. Doch das Schiff würde nicht ganz untergehen, dafür war das Gewässer zu flach. Getaucht würden wir nicht an ihn vorbeikommen. Wir müssten in diesem Falle auftauchen und über den Zerstörer hinweg fahren. Da gab es allerdings zwei Probleme: Erstens würde er uns sicherlich mit seiner Flak beharken, zweitens würden wir uns – wenn wir Pech hatten – unseren Boden aufreißen und selber sinken. Ich teilte meine Gedanken meinen Männern mit. „Und getaucht unter ihm durch fahren?“ fragte der IIWO. Ich schüttelte den Kopf. „Der würde uns hören und Wasserbomben schmeißen. Bei dem flachen Wasser zerreißen diese uns in Stücke.“ Nein, ein Torpedoangriff wäre hier wohl am Sinnigsten. Dann auftauchen und ein Überwasser-Duell mit ihm führen. Dies alles auf kürzester Entfernung. Es war mehr als riskant, jedoch unsere einzige Chance.
„Wenn wir ihn entwaffnet haben können wir aufgetaucht auf langsamer Fahrt über ihn drüberfahren.“, teilte ich den Männern mit. „Dann ist auch das Risiko geringer, dass wir uns selber versenken.“ „Die Besatzung wird uns wohl kaum einfach so davonfahren lassen.“, merkte der IWO an. „Nicht, nachdem wir Scapa Flow angegriffen haben.“ „Wir müssen es versuchen, Leutnant. Torpedorohre 1 und 2 klarmachen. Fahren wir noch etwa 300 Meter geradeaus. Dann erneut die Maschinen stoppen.“ „Jawohl, Herr Kaleun!“ Nun kam es auf jeden Einzelnen von uns an. Wir würden etwa einen Kilometer vom Zerstörer entfernt sein, wenn wir den nächsten Punkt erreichten. Es war also ein Duell über eine ziemlich kurze Distanz.
„Torpedos klar, Herr Kaleun.“ „Gut. Maschinen stopp!“ Wir hatten den nächsten Wegpunkt erreicht. Nun hieß es Daumen drücken. Wenn mein Plan funktionierte würden wir Scapa Flow in Kürze verlassen können. Wenn nicht, tja... Ich schüttelte den Kopf, denn ich wollte diesen Gedanken nicht zu Ende führen. Wir würden – nein, wir MUSSTEN es schaffen.
„Torpedoeinstellungen: Entfernung 1000 Meter, Lage 12 an Backbord. Tiefgang etwa 4 Meter. Nutzt die Magnetzündung.“ „Eingestellt, Herr Kaleun!“ „Feuern wir zuerst einen Aal auf die Schrauben. Dann kann der nicht plötzlich losfahren, wenn wir auftauchen.“ „Torpedos feuerbereit!“ „Rohr 1 los!“ Zischend verließ der Aal das Rohr. Durch das Sehrohr blickend lauschte ich dem Ticken der Uhr, welche der LI in den Händen hielt. „Zeit bis Einschlag 56 Sekunden.“ „Schusslösung für Rohr 2: Entfernung 1000 Meter, Lage 1 an Backbord. Tiefgang wie beim ersten Aal.“ „Eingestellt!“ Ich wartete ab. Erst, wenn der erste Torpedo nicht detonierte wollte ich den zweiten nutzen. Ansonsten würde er nachher zum Einsatz kommen, wenn wir über den gesunken Zerstörer hinweg fahren wollten und uns dort etwas im Weg war.
Wir brauchten den zweiten Aal nicht mehr. Der Zerstörer hatte zwar die Schraubengeräusche gehört und seine Maschinen und Suchscheinwerfer angeworfen, doch es war zu spät. Da er quer vor der Sperre stand, vorne und hinten kaum Platz zum schnellen Wenden, traf unser Torpedo das Heck. Er stoppte, weshalb ich annahm, dass mein Plan funktioniert hatte. Wir hatten seine Schrauben zerstört.
„Gut, jetzt kommt der gefährliche Teil. Unser Freund da oben wird jetzt wie wild funken, dass wir hier sind. Eine Leuchtrakete ist schon oben. Wir müssen jetzt auftauchen und den Kampf schnellstens hinter uns bringen, bevor noch mehr von denen auftauchen.“
Noch einmal blickte ich durchs Sehrohr. Der Zerstörer war bereits ein wenig am Heck abgesagt. Wir konnten warten, bis er komplett unterging und dann auftauchen. Dann wäre das Risiko geringer, doch noch von seiner Flak beschossen zu werden. Allerdings hatten wir dazu keine Zeit mehr. Es war nur eine Frage von Minuten, bis der nächste Zerstörer auftauchte. Nein, wir mussten es jetzt machen. „Auftauchen!“, befahl ich deshalb. „Deckgeschütz und Flak besetzen! Jungs, gebt alles!“
Ich würde an eurer Stelle vor dem Auftauchen noch einen Torpedo auf Höhe eines Geschützturms feuern, ein Duell mit einem Zerstörer aus nächster Nähe, auch in Inbetracht der Tatsache, dass seine Freunde bald kommen, ist nicht sehr gesund für ein U-Boot!
Das sagt er uns jetzt :D
Nein, im Ernst. Hätten wir machen können, soweit hat der werte Voetmann aber nicht sein Hirnchen angestrengt (und wir auch nicht... *hust*) und ist dann mit nur einen Aal im Zerstörer aufgetaucht.
Wie das Duell ausgeht? Be patient... ;) :D
Kirk Sound
5. Oktober 1939
03:24 Uhr
Kaum glitt unser Boot durch die Wasseroberfläche, hörten wir auch schon die Flaksalven des Zerstörers. Noch saßen sie nicht genau, da die Besatzung des Schiffes unsere genaue Position nicht kannte. Doch dies würde sich innerhalb kürzester Zeit ändern. Unsere Deckgeschütz-Besatzung stürmte nach draußen und machte das Geschütz klar, während sich nun auch unsere Mannschaft von der Flak bereitmachte. Zwar konnten wir nicht beides gleichzeitig einsetzen, da wir dann dem Gegner unsere Breitseite bieten müssten, doch spätestens wenn wir über den Zerstörer hinweg fahren mussten würden uns die beiden Geschütze sehr behilflich sein.
„Entfernung 1000 Meter an Lage 002 Steuerbord! Feuer frei!“ Unser Deckgeschütz traf zielsicher. Die Jungs hatten mittlerweile ziemlich gute Übung.
„Jetzt können Sie den ganzen Frachtern und Fischkuttern danken, Herr Kaleun!“ Der IIWO riss trotz dieser gefährlichen Situation noch immer munter seine Witze. Eine Flaksalve des Kriegsschiffes jagte quer über unser Vorderdeck. Glücklicherweise wurde das Deckgeschütz nicht getroffen, worauf es der Gegner wohl abgesehen hatte.
„Versucht sein Geschütz zu treffen!“, brüllte ich durch den Lärm. „Entwaffnen! Unbedingt entwaffnen!“ Das war leichter gesagt als getan. Ein Deckgeschütz gegen eine Drillingsflak. Ein ziemlich ungleicher Kampf. Mit dem Fernglas verfolgte ich ihn und gab hier und da kleinere Befehle. „Man, deren Turm ist ziemlich robust!“, rief der IIWO mir zu. „Unser auch, Leutnant! Unser auch!“ Ein Geschoss jagte das nächste. Immer wieder sah ich mich kurz um, ob nicht von irgendwo schon der nächste Zerstörer anrollte. Doch noch war alles ruhig.
„Was ist mit dem Zerstörer an der anderen Sperre?“ Matrose Blücher schaute nervös in die Richtung. „Der ist doch gar nicht so weit entfernt gewesen! Der muss das hier doch mitkriegen!“ „Vielleicht war ihm das ganze hin und her gegurke langweilig und er hat sich verpieselt!“, rief ein anderer Mann. „Gut denkbar, bei den Schnarchnasen hier!“ „Als 'Schnarchnase' würde ich den vor uns nicht bezeichnen, Krüger.“ Ich sah wieder nach vorn. „Der da drüben macht uns ganz schön zu schaffen!“
03:57 Uhr
33 Minuten, etliche Geschosse und einige Nerven weiter hatten wir zwei der drei Rohe ausgeschaltet. Nun war es ein gerechter Kampf, eins gegen eins. Wir hatten noch gut fünfzig Granaten, also nicht mehr viel Spielraum. Noch immer war kein weiterer Zerstörer zu sehen und angesichts dessen wurde ich langsam nervös. Jeden Moment mussten sie hier auftauchen, wenn schon soviel Zeit verstrichen war. Oberbootsmann König bestätigte dies wenige Augenblicke später.
„Herr Kaleun, schnelles Schraubengeräusch an Backbord-Bug. 5000 Meter entfernt! Zerstörer kommt von hinten auf!“, rief er, als er den Turm hinaufgeklettert war.
„Scheiße, scheiße!“ Ich sah in die Richtung. „Verdammt, alle Maschinen wahnsinnige Fahrt voraus und jetzt alles auf den Zerstörer, was da ist! LOS!!!“
Es war eine Kamikaze-Aktion. Ich rechnete nicht damit, dass wir es schaffen würden. Meine Gedanken wanderten zu meiner Familie, die ich vielleicht nie wiedersehen würde. Nein, so durfte ich jetzt nicht denken! Ich hatte meiner Frau versprochen, dass ich wiederkommen würde und dieses Versprechen würde ich halten, koste es, was es wolle. Mit Schwung fuhr unser Boot nun auf den Zerstörer zu, der inzwischen halb unter Wasser war. Zwischen dem Heck und dem achteren Geschützturm gab es ein breites Stück, durch welches wir entkommen konnten. Die Mannschaft des gegnerischen Geschützes gab ihr Bestes, genauso wie wir. Jedoch mussten beide Seiten immer wieder neu einstellen, weshalb es immer mal wieder kurze Pausen gab.
„LOS, MÄNNER, LOS!!!“, schrie ich, als wir noch etwa zweihundert Meter vom Zerstörer entfernt waren. Wir näherten uns ihm nun rasend. „Wenn wir gleich da sind Köpfe runter, Jungs! Die werden mit allem ballern, was sie noch zur Verfügung haben!“ „Ein Rettungsboot!“, rief plötzlich der IWO und deutete nach Steuerbord. An der Felswand hatte sich ein Rettungsboot postiert, besetzt mit mehreren Besatzungsmitgliedern des Zerstörers. „Die können uns nichts, IWO. Konzentrieren wir uns auf die Jungs, die noch an Bord sind!“
Hundert Meter noch, dann fuhren wir über die Hecksektion des Zerstörers. Dort, wo die Wasserbomben lagerten. Das gegnerische Schiff hatte sein Feuer eingestellt, genau wie wir. Die Entfernung war zu gering geworden.
„Achtung, Köpfe runter!“, rief ich den Männern zu, als unser Boot den Zerstörer passierte. Sofort duckten sich die Besatzungen des Geschützes und der Flak, ich allerdings blieb, genau wie Leutnant Schulze und Leutnant Erichsen – stehen und sah auf das sinkende Schiff. Unsere Geschütze waren nicht nur in den Turm eingeschlagen, sondern hatten auch teilweise die Brücke erwischt. Die Fensterscheiben waren weggesprengt worden und drinnen qualmte es. Wahrscheinlich hatten wir die gesamte Technik zerstört. Der Kommandant stand an der Reling und sah zu uns hinunter. Einen kurzen Augenblick trafen sich unsere Blicke. Ich hatte damit gerechnet, dass er mir wilde Flüche zuschreit und droht, er würde uns doch noch erwischen; doch nichts von dem geschah. Er hob die Hand an seine Mütze und grüßte mich. Einen kurzen Moment war ich überrascht, bevor ich den Gruß erwiderte.
„Na, da scheinen wir jemanden wohl ziemlich beeindruckt zu haben.“, meinte der IWO. „Nicht nur wir, Leutnant. Nicht nur wir.“ Ich sah noch kurz zum Zerstörer, von welchem wir uns nun langsam entfernten. Wir hatten es geschafft. Der herbeigerufene Zerstörer konnte uns nicht mehr hinterher, da sein Kollege im Weg war. Er musste sich wohl damit begnügen, die Besatzung zu bergen.
„Auf geht’s, Männer. Ab nach Hause!“
Am 5. Oktober 1939 um 04:08 sank der britische Zerstörer HMS Valorous mit 1120 BRT nach einem Torpedotreffer im Kirk Sound.
Hmm "The Ghost" und "The Cat", welchen Spitznamen ihr wohl kriegen werdet? Ihr reiht euch wohl in eine lange Tradition deutscher U-Boot-Fahrer ein :D
Hmm "The Ghost" und "The Cat", welchen Spitznamen ihr wohl kriegen werdet? Ihr reiht euch wohl in eine lange Tradition deutscher U-Boot-Fahrer ein :D
Hm, darüber hatten wir uns bis jetzt noch keine Gedanken gemacht. Mal schauen, was uns so einfällt.
U-Lebensmüde
Das beschreibt es wohl am Passendsten. :D
Nordsee, 25 Kilometer hinter Scapa Flow
5. Oktober 1939
05:22 Uhr
Vor knapp einer Stunde hatten wir auch den Holm Sound hinter uns gelassen und befanden uns nun wieder in der offenen Nordsee, zurück nach Hause. Ich hatte allen nicht unbedingt gebrauchten Männern eine Erholungspause verdonnert, sie hatten sie sich redlich verdient. Fast neun Stunden waren wir schließlich in Scapa Flow und hatten keine Möglichkeit gefunden uns auszuruhen. Nun aber sah es anders aus. Wir hatten ruhige See und weit und breit war kein Schiff zu entdecken. Laut Leutnant Erichsen hatten die Tommy´s wohl genug mit dem Schaden zu tun, welchen wir in Scapa Flow verursacht hatten. Ich gab ihm stillschweigend Recht.
„Meine Herren, war das eine Nacht! Ein Flugzeugträger, ein Schlachtschiff, der Zerstörer am Ende und nun kriegt unser lieber Kaleun das Ritterkreuz!“ Wir hatten – kurz nachdem wir die Küste verließen – einen Statusbericht an den BdU geschickt. Dort beglückwünschte man uns und teilte mir mit, dass ich das Ritterkreuz erhalten würde. Ich hatte darauf nichts gesagt, war mir doch dieser ganze Rummel um meine Person mehr als lästig. Mir graute es schon vor dem, was uns im Hafen nach dem Einlaufen erwartete.
„Na, dann wollen wir die Herrschaften von der Presse mal nicht länger warten lassen, was?“ Ich setzte ein gezwungenes Grinsen auf. „Mit AK voraus nach Hause, LI! Sollte der Diesel noch mitmachen!“
9. Oktober 1939, 20:40 Uhr
Einlaufen in Kiel! Ich wäre am liebsten im Boden versunken, als ich die vielen Leute auf der Pier sah. Mehrere Musikkapellen schmetterten ihre Lieder hinunter.
„Ich dachte hier wäre Verdunkelungspflicht.“, grinste Leutnant Erichsen. „Die Lichter hier sieht man bis England.“ „Einen Moment wie diesen haben wir hier selten, Leutnant.“, antwortete der LI. Ich hatte die Besatzung an Deck und die Offiziere auf der Brücke antreten lassen. „Sollen sie es machen, Leutnant. Wir sind endlich zu Hause!“
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http://s7.directupload.net/images/140507/vph8cokp.png (http://www.directupload.net)
Zwanzig Minuten später, um genau 21 Uhr abends, legten wir an. Die Menge auf der Pier jubelte uns entgegen und klatschte. Mein Blick glitt über die Menschenmasse und ich sah meine Frau neben der von Leutnant Schulze stehen. Sie sah bezaubernd aus in dem Kleid. Ich winkte den beiden kurz zu. „Siehst Du, Horst. Wir sind wieder bei unseren Lieben.“ Ich sah meinen IWO an.
„Mit Dir kommt man immer wieder heil nach Hause, Tom. Das ist nun mal so.“
Unser Boot stoppte nun die Maschinen und ich ließ die Besatzung von Bord gehen. „Hey, der BdU persönlich gibt sich die Ehre.“, meinte auf einmal Leutnant Erichsen. Ich sah hinüber. Tatsächlich. Kommodore Karl Dönitz nebst Garde stand an der Pier und bewegte sich nun langsam auf unser Boot zu. „Dann wollen wir auch ihn nicht warten lassen. Was, Horst?“ Ich grinste noch kurz, bevor auch wir U48 verließen.
„Mein lieber Voetmann! Grandios! Einfach grandios!“ Dönitz grüßte militärisch und schüttelte mir dann die Hand. „Ich gratuliere zu Ihrem Erfolg! Die Briten sind ja außer sich vor Zorn! Ihr Angriff auf Scapa Flow ist in aller Munde!“
Er ließ meine Hand los und griff nach einem Kästchen, welches ihm sein Adjutant hinhielt. „Kapitänleutnant Voetmann! Ich verleihe Ihnen hiermit für besondere Verdienste um das Großdeutsche Reich das Ritterkreuz mit Eichenlaub!“ Er hängte mir den Orden um und reichte mir erneut die Hand. „Meinen Glückwunsch!“ „Danke, Herr Kommodore!“
Etwa eine halbe Stunde stand ich noch mit der Besatzung, Dönitz und der Wochenschau am Pier. Wir wurden von allen Seiten von Kameras und Reportern belagert und mir wurde immer unwohler. Ich mochte dieses ganze Tamtam nicht. Meiner Besatzung zuliebe machte ich allerdings gute Miene zum bösen Spiel. Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, ließen die Reporter von uns ab und rauschten wild schnatternd davon. Ich wandte mich meinen Männern zu. „Leute, macht ordentlich einen drauf! Alles Weitere morgen um 13 Uhr hier am Pier!“ Die Mannschaft jubelte und verschwand.
Nun endlich konnte ich zu meiner Frau. Sie rannte schon von Weitem auf mich zu und fiel mir in die Arme. „Tom! Oh mein Gott, ich hatte solche Angst um Dich!“ Ich drückte sie fest an mich ohne ein Wort zu sagen. Der Augenblick war einfach zu schön. Ich war wieder bei meinen Lieben.
„Ich habe Dir doch gesagt, dass der Plan funktioniert.“, sagte ich lächelnd, als ich mich wieder von ihr löste und ihr über die feuchten Augen wischte. Sie nickte und lehnte sich an mich. „Bitte mach so etwas nie wieder, Tom. Ich habe so sehr um Dich gebangt.“ „Jetzt ist erst mal Urlaub angesagt, denke ich. Nichts wie nach Hause, Liebling.“
10. Oktober 1939, 13:00 Uhr
Soeben war die gesamte Besatzung von U48 an der Pier angetreten. Einigen sah man die durchzechte Nacht an, welche sie hinter sich hatten.
„Männer, ich kann gar nicht sagen, wie stolz ich auf Euch alle bin!“, begann ich. „Wir haben in den letzten Tagen Großes geleistet. Die Schiffe in Scapa Flow in Verbindung mit den Fischkuttern auf dem Hinweg haben uns über 60.000 Bruttoregistertonnen eingebracht. Wir haben somit auf zwei Feinfahrten fast 100.000 Bruttoregistertonnen versenkt und damit die Tommys ordentlich bluten lassen!“ Die Mannschaft jubelte. Ich fuhr fort. „Der BdU gibt uns allen zwei Wochen Sonderurlaub, während unser Boot überholt wird. Der Zerstörer hat uns doch arg zugesetzt, wie Ihr wisst.“
Ich sah zum IWO und grinste. „Den neuen Auslauftermin habe ich noch nicht. Sobald er feststeht werde ich Sie umgehend informieren.“ Ich lächelte nun in Richtung der Besatzung. „Schönen Urlaub, Männer! Und: Danke!“
Auf dieser Feindfahrt versenkte U48 unter Kapitänleutnant Thomas Voetmann
am 30. September 5 Fischkutter mit einer Gesamttonnage von 550 BRT durch Deckgeschütz-und Flakbeschuss
am 4. Oktober den Flugzeugträger HMS Glorious mit 26.518 BRT durch vier Torpedotreffer
am 4. Oktober das Schlachtschiff HMS Warspite mit 36.850 BRT durch zwei Torpedotreffer
am 5. Oktober den Zerstörer HMS Valorious mit 1.120 BRT durch einen Torpedotreffer
Gesamttonnage: 65.038 BRT
Kiel
23. Oktober 1939
19:02 Uhr
Der Urlaub hatte mir gut getan. Ich konnte neue Kraft tanken und war die meiste Zeit bei meiner Familie gewesen. Zu Anfang war es natürlich weniger, da ich mit meiner Besatzung zu verschiedenen Empfängen geladen worden war. Alle wollten die Mannschaft sehen, welche Scapa Flow geschafft hatte. Nach etwa einer Woche war es mir zu viel und ich sagte die Einladungen ab. Ich wollte bei meiner Frau und meinem Kind sein. So sehr hatten sie sich um mich gesorgt, ich wollte jetzt möglichst jede freie Minute mit den beiden verbringen. Ich beobachtete sie nun, wann ich nur konnte. Es war fast so, als wollte ich mir ihre Stimmen, ihren Gang und die Kleinigkeiten, welche sie über den Tag erledigten, für immer einprägen. Wer wusste schon, wie lange wir noch alle zusammen waren. Scapa Flow hatte mir deutlich gezeigt, wie schnell es zu Ende gehen kann. Es war mehr als einmal sehr knapp gewesen. Das Duell mit dem Zerstörer war heller Wahnsinn. Wir hatten wohl unzählige Schutzengel gehabt, dass wir doch noch unbeschadet dort herausgekommen waren. Immer wieder ließ ich den Angriff in meinem Kopf Revue passieren. Ich dachte an die Glorious, welche wir zuerst versenkten. Wie viele der Besatzung es wohl geschafft hatten? Wie viele konnten entkommen, bevor die Flammen sie eingeschlossen hatten? Das Bild des explodierenden Flugzeugträgers war noch immer vor meinem geistigen Auge.
Ich schüttelte den Kopf. Wieder diese Gedanken. Ich konnte sie einfach nicht loswerden. Je mehr ich mich anstrengte, desto deutlicher wurden die Bilder. Wir hatten wichtige Schiffe versenkt, ja. Große Schiffe. Aber was war der Preis dafür?
„Ist alles in Ordnung, Tom?“ Die Worte meiner Frau ließen mich aufschrecken. Ich hatte nicht gemerkt, dass sie ins Zimmer kam. Ich sah sie an. „Ja, Liebes. Alles gut, mach Dir keine Sorgen.“ Nun kam sie auf mich zu und setzte sich neben mich auf das Sofa. „Seit Du aus Scapa Flow zurück bist benimmst Du Dich so eigenartig.“, erklärte sie. „Ist was passiert?“ „Nein, Inge. Ich denke nur an die Besatzungen der Schiffe, welche wir versenkt haben.“ Sie streichelte meinen Rücken. „Du bist ein guter Mensch, Tom.“, flüsterte sie und strich mir durchs Haar. Ich sagte nichts darauf. War ich das wirklich? Ein guter Mensch? In diesem Moment bezweifelte ich es.
21:27 Uhr
Seit einer halben Stunde war meine Besatzung nun wieder im Hafen. Ich hatte sie erneut an der Pier antreten lassen, um ihnen nun ihre Auszeichnungen zu geben. Nach unserer Rückkehr aus Scapa Flow blieb hierfür keine Zeit, zu sehr hatten mich der BdU und die Leute von der Wochenschau in Anspruch genommen. Auch die unzähligen Einladungen während meines Urlaubs taten ihr Übriges. „Alles klar, Männer?“, grinste ich in die Reihen meiner Leute. Meine Frage wurde mit einem kräftigen „Jawohl, Herr Kaleun!“ beantwortet. Ich merkte, dass die Männer noch immer in Hochstimmung waren.
„Wir hatten nach dem Einlaufen ja nicht gerade viel Zeit. Vorallem die Wochenschau hat uns da einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht.“ Einige Männer lachten, denn sie wussten, dass ich den Rummel verabscheute. „Nun möchte ich Ihnen als Anerkennung für die geleistete Arbeit Ihre Auszeichnungen verleihen.“
Ich schritt also die Reihen ab, gab jedem die Hand, sprach ein paar aufmunternde Worte und verteilte die Orden. Es machte mich stolz, solch eine Mannschaft zu haben. Gemeinsam würden wir noch so einiges bewerkstelligen können, da war ich mir sicher.
„Mal herhören, Leute.“ Ich trat erneut vor meine Mannschaft. „Der neue Auslauftermin wurde für den 25. Oktober festgelegt, also in zwei Tagen. Um 10 Uhr ist Treffen am Boot zur Proviantaufnahme. 11 Uhr ist Auslaufen. Alles klar?“ „Jawohl, Herr Kaleun!“ „Gut. Wegtreten.“ Ich hob die Hand an meine Mütze und verabschiedete die Besatzung.
„Noch auf eine Runde ins Offizierskasino, Herr Kaleun?“ fragte mich der IIWO, als wir gemeinsam den Pier verließen. „Nein danke, Leutnant. Ich bin müde und lege mich was hin. Gute Nacht. Horst.“ Ich nickte meinem Freund kurz zu, bevor ich in meinen Wagen stieg und nach Hause fuhr.
„Was hat er denn?“ Erichsen sah Schulze an. Dieser zuckte die Achseln. „Ich weiß es nicht, IIWO. Aber ich glaube, dass es mit Scapa Flow zu tun hat... nun denn, wie dem auch sei! Ab zum Alkohol!“
Kiel
25. Oktober 1939
10:16 Uhr
Soeben hatte ich unsere neuen Einsatzbefehle erhalten. Es ging in die Ostsee. Planquadrat A-093 war unser nächstes Operationsgebiet. Wahrscheinlich wollte uns der BdU nach Scapa Flow etwas 'leichtere Kost' geben. Mir kam dies nur recht, hatte ich doch noch immer die schrecklichen Bilder der letzten Feindfahrt vor Augen. Meiner Besatzung allerdings schien dieses Gebiet mächtig gegen den Strich zu gehen. Sie waren davon überzeugt, dass wir dort nur wenige bis gar keine Schiffe zu Gesicht bekommen würden.
„Ostsee, Tom!“, maulte Leutnant Schulze, als ich mit ihm auf der Brücke stand. „Gerade da! Da ist absolut tote Hose!“ „Abwarten, Horst. Vielleicht haben wir ja Glück. Und selbst, wenn dort nichts los sein sollte... nach unserem Besuch in Scapa Flow ist das eine willkommene Abwechslung.“
„Apropos Scapa Flow, Tom.“ Leutnant Schulze senkte die Stimme. „Ist alles okay bei Dir?“ Ich sah ihn an. „Was meinst Du?“ „Du verhältst Dich merkwürdig, seit wir wieder hier sind.“ „So?“ Natürlich wusste ich, worauf mein Freund hinauswollte. Wir kannten uns lange genug und er wusste, wann es mir schlecht ging. „Es ist alles in Ordnung, Horst.“, sagte ich dennoch. „Mach Dir keine Sorgen.“ „Die mache ich mir aber! Was ist los mit Dir? Rede mit mir, dafür sind Freunde da!“ „Nicht jetzt, Horst. Sehen wir zu, dass wir uns auf unsere Aufgabe konzentrieren.“
An der Pier hatten sich eine menge Leute versammelt. Eine Musikkapelle spielte und alle wünschten uns viel Glück auf unserer nächsten Fahrt. Wie immer waren auch meine Frau und meine Tochter anwesend. Diesmal allerdings waren sie weitaus weniger besorgt als bei unserem letzten Auslaufen. Sie lächelten zu mir herüber und ich erwiderte es.
„Tom, bitte. Pass auf Dich auf, ja? Sorgen mache ich mir immer noch.“ „Brauchst Du nicht, Inge. Wir haben Scapa Flow geschafft, vergiss das nicht.“ „Trotzdem. Sei vorsichtig.“ Ich nickte ihr zu. „Bin ich. Versprochen. Und Du, Lisbeth... Du passt mir schön auf die Mutti auf, ja? Wie immer?“ Meine Tochter nickte. „Gut so, mein Engel. Wir sehen uns bald wieder.“ Ich winkte noch kurz. „Gute Reise, Vati.“ „Danke, Schatz. Bis bald!“
„LI, setzen Sie Kurs in die Ostsee. Wir schippern ein wenig in heimatlichen Gewässern.“ „Zu Befehl, Herr Kaleun!“ Ich ging in die Messe und nahm mir einen Kaffee, bevor ich mich auf die Bank setzte. Für meine Besatzung war ich noch immer der gut gelaunte und zu Späßen aufgelegte Kaleun, doch in mir sah es mittlerweile anders aus. Scapa Flow hatte mir mehr zugesetzt als ich dachte. Noch immer beschäftigte mich das Schicksal der vielen Leute, die nicht aus ihren gesunkenen Schiffen herausgekommen waren. Die elendig erstickt oder ertrunken sind. Besonders nachts waren die Bilder deutlich da, verfolgten mich bis in meine Träume. Verzweifelt versuchte ich sie abzuschütteln und griff immer häufiger zum Alkohol. Auch wenn dieser mir kurz Linderung verschaffte und ich nicht mehr so häufig an das dachte, was vor ein paar Wochen geschah; heilen konnte er mich nicht. Ganz im Gegenteil, er würde – auf längere Zeit gesehen – die Situation nur noch verschlimmern.
„Wir sind bereit zum Auslaufen, Herr Kaleun.“ Ich blickte auf. Leutnant Schulze stand vor mir. „Danke, Horst.“ Ich nahm meine Kaffeetasse und erhob mich. „Dann wollen wir mal.“
„Achterleinen los! Klarmachen zum Auslaufen! Beide Maschinen kleine Fahrt voraus!“ Mit einem Ruck setzte sich unser Boot in Bewegung. Die Menge am Pier winkte uns zu und rief uns ihre besten Wünsche für die Fahrt entgegen. Ich betrachtete sie mir. Haufenweise Leute, die nicht aktiv am Kriegsgeschehen teilnahmen. Die nicht das durchmachen mussten, was wir durchmachten. Die nicht dutzende Menschenleben auf dem Gewissen hatten. Sie hatten es gut, konnten mit einem reinen Gewissen einschlafen. Manchmal ertappte ich mich dabei, wie ich sie beneidete.
Mit einem Ruck befreite ich mich von diesen Gedanken. Ich musste mich jetzt auf das konzentrieren, was uns erwartete. Hoffentlich hatten wir dieses Mal die Chance, die Leute auf den gegnerischen Schiffen rechtzeitig von Bord gehen zu lassen. Hoffentlich.
Ostsee
26. Oktober 1939
23:59 Uhr
Wie so oft stand ich auch in dieser Nacht auf der Brücke und rauchte eine Zigarette. Im Verlaufe des heutigen Tages hatten wir noch keinen Sichtkontakt gehabt, was mich allerdings auch nicht sonderlich störte. Wir würden noch früh genug auf ein Feindschiff treffen, da war ich mir sicher. Bis dahin genoss ich die Ruhe und die ruhige See.
„Wunderschön, nicht wahr?“, flüsterte ich Leutnant Schulze zu. „Nur wir und das Meer.“ „Wenn es nur immer so wäre...“ Ich lächelte bitter. „Tja, das ist der verdammte Krieg.“ Wieder sah ich auf die See. Wie friedlich es hier war. Es gab kein Anzeichen, dass wir mitten in einem Krieg stecken und doch... es konnte sich jede Minute ändern. Welch eine Ironie!
„Ich bin unten, IWO.“ Ich schnippte die Zigarette weg. „Wenn was ist, sagen Sie Bescheid.“ „Zu Befehl, Herr Kaleun.“
„Unser Treibstoff reicht für zwei Planquadrate.“, meinte der LI, als ich mit ihm unseren geplanten Kurs durchging. „Theoretisch könnten wir sogar länger bleiben oder auf dem Rückmarsch einen Umweg einschlagen.“ „Abwarten, LI. Wer weiß, was uns noch alles begegnet. Fahren wir erst mal zu unserem Ziel.“ „Ja, Herr Kaleun.“
Ich ging in die Messe und machte mir einen weiteren Kaffee. Zum Schlafen war ich noch immer viel zu wach und würde wohl auch keinen erholsamen bekommen. Ich setzte mich auf die Bank und lehnte mich gegen die Wand. Das sanfte Schaukeln des Bootes und das Brechen der Wellen an der Außenwand gemischt mit den Stimmen meiner Besatzung waren beruhigend für mich. Sie ließen mich – wenigstens für einen kurzen Moment – vergessen.
27. Oktober 1939, 00:19 Uhr
Bei einem kurzen Moment sollte es bleiben. Kaum hatte ich nach längerer Zeit die Augen geschlossen ertönte ein Ruf. „Kommandant auf Brücke!“ Sofort stand ich auf und machte mich auf den Weg.
„Was gibt es, IIWO?“ fragte ich, als ich auf die Brücke trat. „Rauchfahnen voraus, Herr Kaleun!“ Ich blickte nach vorne, konnte in der Dunkelheit allerdings nichts erkennen. „Rauchfahnen?“ fragte ich, während ich mir das Fernglas vor die Augen presste, welches mir ein Matrose gab. „Hier?“ „Ein polnischer Konvoi?“ „Möglich, IWO. Vielleicht aber auch ein deutscher. Näher ran, gehen Sie auf Abfangkurs!“
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Ich führte das Fernglas von rechts nach links, über den Konvoi hinweg. „Frachtschiffe und ein Truppentransporter.“, teilte ich der Brückenbesatzung mit. „Gehören zu uns.“
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Ich setzte das Fernglas wieder ab. „Nichts für uns, Jungs! Wieder auf alten Kurs!“
06:09 Uhr
Die restliche Nacht über blieb es ruhig. Ich hatte mich auf Anordnung des IWO´s kurz hingelegt, konnte aber keinen wirklichen Schlaf bekommen. Nach nur zwanzig Minuten ging ich in die Messe und genehmigte mir den nächsten Kaffee – oder das, was man hier als 'Kaffee' bezeichnete. Ein Malzgetränk als Kaffeeersatz – widerliches Zeug!
Fünf Minuten später trat Leutnant Schulze ein. „Endlich drinnen.“, seufzte er, als er sich mit seiner Tasse zu mir setzte.
„So schlimm draußen?“ Ich sah meinen Freund an. Er wirkte müde. „Nein, Tom. Ich habe nur einfach genug von der Wache gehabt.“ „Sicher?“ Ich glaubte ihm kein Wort. Ihm lag etwas auf dem Herzen, das spürte ich. „Was ist los, Horst? Rede darüber, dann geht es Dir besser.“ Er lächelte bitter. „Das musst Du gerade sagen!“ „Ja, ich sage das. Also: Was ist los?“ „Es geht um Dich.“ Ich hob die Augenbraue, denn diese Aussage überraschte mich doch etwas. „Um mich?“ „Ja, Tom. Um Dich. Seit wir aus Scapa Flow zurück sind hast Du Dich sehr verändert. Du bist ernster geworden, launischer. Ich mache mir Sorgen um Dich.“ „Ich bin immer noch der Alte!“ „Nein, eben nicht! Weißt Du... mir fehlt Deine lockere Art, hier und da ein paar Witzeleien bei den Jungs oder oben auf der Brücke, wenn uns eines von unseren Schiffen begegnet. Du warst mal anders.“ Ich nahm noch einen Schluck aus meiner Tasse. Horst hatte Recht, das wusste ich. „Gib mir noch zeit, Horst. Es wird schon wieder. Du wirst sehen, ich bin bald wieder der Alte.“ „Ich hoffe es...“
Weiter kamen wir nicht. Noch bevor ich den restlichen Kaffee leeren konnte erschien der LI. „Sie sollen auf die Brücke kommen, Herr Kaleun.“, meinte er. „Wir haben Sichtkontakt.“
„Was haben Sie entdeckt, Blücher?“ „Schiff an Backbord, Herr Kaleun. Ziemlich nahe.“ Ich griff nach meinem Fernglas und sah nach links. „Verdammt, ist der nahe!“ Langsam ließ ich das Fernglas wieder sinken. „Pennt Ihr hier alle, oder was?! UZO auf Brücke, schnell!“
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„Achtung Torpedoraum; Rohr 1 klarmachen zum Überwasserschuss – und beeilt Euch!“ Ich sah durch das UZO auf das sich neben uns befindende Schiff.
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„Achtung, Schusslösung! Entfernung 400 Meter, Lage 83 an Backbord, Fahrt 11 Knoten!“ „Eingestellt, Herr Kaleun!“ „Los!“
Unser Aal verließ das Rohr. Ein Schuss aus nur 400 Metern Entfernung. Ich hoffe, dass er saß. Schon nach wenigen Sekunden wusste ich, dass es nicht der Fall war. „Torpedolaufzeit überschritten, Herr Kaleun.“, meldete der LI.
„Verdammt, volle Fahrt zurück! Wir sind zu dicht ran! LOS!!“ Wir wurden nach vorne gedrückt, als unser Boot abrupt stoppte und dann langsam anfing zurückzusetzen.
„Ein weiterer Aal?“ fragte der IIWO. „Keine Zeit dafür, Leutnant! Deckgeschütz besetzen!“
Nun strömte die Deckgeschützbesatzung auf das Vorderdeck. „Wir schießen bei 1000 Metern! Lage jetzt 65 an Backbord!“ „Eingestellt, Herr Kaleun! Feuerbereit!“ „Feuer frei!“
Unsere Granaten sausten nun auf das Ziel zu – einem größeren Schüttgutfrachter.
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„Kleine Fahrt voraus! Wir entfernen uns zu schnell!“ Gebannt verfolgte ich weiterhin den einseitigen Kampf. Der Frachter machte noch immer munter Fahrt und die Besatzung dachte nicht im Traum daran, ihr Schiff aufzugeben. Verdammte Idioten!
„Entfernung jetzt 850 Meter, neu einstellen!“ Wieder und wieder trafen Granaten das Schiff.
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„Man, der hält verdammt viel aus!“ Der IWO blies die Wangen auf. „Hoffentlich kommen wir mit den Granaten hin!“ „Sicher, Leutnant. Immer positiv denken!“ Wenige Augenblicke später gab es eine Explosion am Heck. „Die sollen machen, dass sie da runterkommen! Herrgott, was machen die da?“
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Weiterhin machte das Schiff Fahrt, wenn auch langsamer. Ich sah, wie Rettungsboote klargemacht wurden. „Na endlich! Feuer einstellen! Warten wir, bis die Besatzung von Bord ist!“
Unser Deckgeschütz stellte nun das Feuer ein und gebannt sahen wir alle nach drüben. Der Frachter brannte schon gut und es war klar, dass er sich bald würde seinem Schicksal ergeben müssen.
„Wenigstens sie konnten wir -“, weiter kam ich nicht. Ein gewaltiger Knall unterbrach mich. Die gesamte achtere Sektion des Schiffes explodierte in einem Feuerball. „SCHEIßE!!“, brüllte ich. Dort, wo gerade noch die Männer bei den Rettungsbooten standen, wütete nun ein Feuer. „Verdammt! Verfluchte Idioten! Wieso haben sie nicht früher das Schiff verlassen?!“
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Doch es blieb nicht bei der einen Explosion. Noch während ich betete, dass die Männer auf das Vordeck des Schiffes flüchteten und dort die Möglichkeit zur Flucht bekamen, explodierte auch dieses.
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„Verdammt, verdammt! Diese armen Schweine!“ Ich schloss für einen kurzen Moment die Augen, um mir dieses Horrorszenario nicht anschauen zu müssen. „Nichts wie weg hier, IWO. Wieder auf alten Kurs!“ „Jawohl, Herr Kaleun!“
Während wir nun wieder auf Kurs in unser Zielgebiet gingen, sank der Frachter langsam. Durch die Explosionen war er in zwei Teile zerbrochen, die nun langsam in der See verschwanden.
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Meine Laune war nach diesem Kampf im Keller. Ich stand rauchend auf der Brücke und blickte in die See. So sehr hatte ich gehofft, nicht noch einmal das Gleiche wie in Scapa Flow durchmachen zu müssen. Dass wir gerade bei unbewaffneten Frachtern der Besatzung die Möglichkeit geben konnten sich zu retten – und das sie diese auch annehmen würden. Ich hatte mich geirrt. In beiden Punkten.
Am 27. Oktober 1939 sank um 06:24 Uhr ein Schüttgutfrachter mit 3063 BRT in der Ostsee nach 10-minütigem Granatenbeschuss.
Ihr solltet mal beim alten Adolf anklopfen und nach seinen Antidepressiva fragen, lösen Depressionen, führen aber auch zu Größenwahn. Wenn euer Kaleun dann davon träumt, Lebensraum in der Ostsee zu erobern, schnell absetzen!
Planquadrat A-093
27. Oktober 1939
07:08 Uhr
Soeben hatten wir unser Einsatzgebiet erreicht. Ich war in der Zentrale und steckte mit dem LI einen Suchkurs ab, der uns quer durch dieses Gebiet führen sollte.
„Schauen wir mal, was wir hier noch so vor die Rohre bekommen.“ „Der Schüttgutfrachter hat uns bereits gute Tonnage eingebracht, Herr Kaleun.“, sagte der LI. „Gute 3000 Tonnen, würde ich schätzen.“ Ich sagte darauf nichts. Die Besatzung hatten wir nicht retten können. Es gab keine Überlebenden. Ein paar Minuten früher und es hätte welche gegeben. Ein paar Minuten früher und ich hätte nach langer Zeit wieder ein Glücksgefühl gehabt. Aber so... es war grausam. „Sehen wir nur zu, dass wir das Ganze schnell hinter uns bringen, LI.“ Ich sah ihn an. „Und möglichst ohne unnötige Verluste – auf beiden Seiten.“
28. Oktober 1939, 03:41 Uhr
Den ganzen Tag über hatten wir – sehr zu meinem Wohlwollen – keinerlei Feindberührung mehr gehabt. In wenigen Stunden war unsere Patrouille zu ende und ich erwartete dieses Ende mit Sehnsucht. Wir hatten zwar 'nur' knapp 3000 Bruttoregistertonnen auf unserer Liste stehen – weitaus weniger als auf den erfolgreichen Feindfahrten vorher – doch mir machte das wenig aus. Lieber wenig Tonnage als dutzende Tote. Schon den ganzen Tag über benahm meine Mannschaft sich anders als sonst. Sie hatten sich ziemlich rar gemacht, was Gespräche anging. Auch die Offiziere hielten seltener einen Plausch mit mir. Ob es an meiner Einstellung lag? Daran, dass ich mich – laut den Worten von Leutnant Schulze – so sehr verändert hatte? Oder lag es einfach nur daran, dass ihnen der Feindkontakt fehlte? Bei einigen aus der Mannschaft konnte ich mir dies gut vorstellen. Gerade der LI wurde mit jedem Schiff fröhlicher. Eine Einstellung, die ich nach den letzten Versenkungen nicht mehr verstand oder teilen konnte. Es waren einfach zu viele schlimme Sachen passiert. Schweigend stand ich auf der Brücke und betrachtete wieder einmal die See.
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„Tom?“ Soeben hatte Leutnant Schulze die Brücke betreten. Ich drehte mich zu ihm um. „Was gibt es, IWO?“ „Könntest Du mal bitte runterkommen? Die Männer wollen mit Dir sprechen.“ Ich hob die Augenbrauen. „Gut.“
Als wir in der Zentrale ankamen, führte mich der IWO zur Messe. Ich fragte mich die ganze Zeit, was die Mannschaft von mir wollte. Ob ich nun die Antwort für ihr Verhalten des letzten Tages erhalten würde? Gespannt setzte ich mich auf die Bank, auf welcher schon die anderen Offiziere Platz genommen hatten. Die restliche Besatzung quetschte sich im Stehen hinein, manche waren auch am Schott zum Heckraum.
„Was gibt es, Männer?“ fragte ich. Der IIWO, Leutnant Erichsen, erhob sich.
„Erst einmal wollen wir uns dafür entschuldigen, dass wir heute so kühl zu Ihnen waren, Herr Kaleun.“, begann er. „Wir haben uns gedacht, dass Sie eine kleine Aufmunterung gebrauchen könnten.“ Noch ehe ich mir Gedanken darüber machen konnte, was die Männer wohl ausgeheckt hatten stimmte mein IWO ein Geburtstagslied an, in welchen die gesamte Mannschaft mit einstimmte. Ich war gerührt. Und – so musste ich zugeben – ich hatte meinen Geburtstag beinahe völlig vergessen.
„Danke, Männer.“, sagte ich ehrlich erfreut, als sie verstummten. „Ihr seid klasse! Das bedeutet mir wirklich viel!“ „Wir haben da was für Sie vorbereitet, Herr Kaleun.“ Einer der Männer – Matrosenobergefreiter Becker – überreichte mir ein Kästchen. Ich öffnete es und fand darin ein hölzernes Hufeisen vor. „Als kleiner Glücksbringer.“, erklärte Becker. „Für die nächsten Fahrten und alles, was Zuhause noch passieren kann.“ „Tut mir Leid, Herr Kaleun. Wir hatten leider kein Eisen. Das kommt beim nächsten Mal.“, schaltete sich nun ein anderer ein, was ihm einige Lacher einbrachte – unter anderem von meiner Seite.
„Jungs, ganz ehrlich: Ich danke Euch allen! Zur Feier des Tages spendiere ich jedem eine halbe Flasche Bier und nach dem Einlaufen geht die erste Runde auf mich!“ Die Männer waren begeistert und ich sah meinen LI an. „Also, Leutnant! In ein paar Stunden ist unsere Mission erfüllt. Gehen Sie auf Heimatkurs, soweit wie wir jetzt im Planquadrat sind sollte die Zeit reichen! RÜCKMARSCH!“
Kiel
30. Oktober 1939
18:58 Uhr
Auch auf unserem Rückmarsch begegneten wir keinem Feindschiff mehr. Am 30. Oktober, nur fünf Tage nach unserem Auslaufen, liefen wir wieder in Kiel ein. Eine kurze, aber ruhige Feindfahrt. Trotzdem standen am Pier wieder eine menge Leute, auch wenn es – sehr zu meiner Freude – nicht so viele waren wie bei unserer letzten Rückkehr.
„Tolle Abwechslung. Was, Horst?“, grinste ich. Irgendwie war ich seit dem Geburtstagsständchen, was meine Männer mir gesungen hatten, gut drauf. Ich fühlte mich so ausgelassen wie schon lange nicht mehr. Es tat gut zu wissen, dass mich meine Männer noch immer respektierte, auch nachdem ich in letzter Zeit nicht immer sehr höflich zu ihnen gewesen war. Ich war ihr Kommandant, natürlich. Aber ich sah meine Männer eher als meine zweite Familie an und nicht als meine Untergebenen. Trotzdem waren wir alle perfekt aufeinander eingespielt und hatten Erfolg.
„Schön, dass Du langsam wieder der Alte zu werden scheinst.“, antwortete mein Freund mir und lächelte ebenfalls.
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Um kurz nach sieben legten wir schließlich an. Das Boot wurde an der Pier festgemacht und die Maschinen gestoppt. Da wir nicht wirklich in Bedrängnis gekommen waren und auch keinen allzu langen Weg zurücklegten war mir klar, dass wir schon bald zu einer neuen Feindfahrt würden aufbrechen müssen. Darüber wollte ich jetzt allerdings nicht nachdenken. Ich hatte ein Versprechen gegenüber meiner Besatzung einzulösen.
„Also, Männer!“ Ich sah zu meiner Besatzung auf das Vordeck. „Auch wenn es von der Tonnage her nicht die Feindfahrt war, die wir gewohnt sind. Ihr habt mal wieder erstklassige Arbeit abgeliefert! Nun löse ich mein Versprechen ein, das ich Euch vor ein paar Tagen gab! Ab ins Kasino, geht auf mich!“ „Na, das hört man gerne!“, grinste Leutnant Erichsen, während die Besatzung von Bord ging. „Habt Ihr Euch verdient.“, meinte ich dazu nur. „Sagen Sie dem IWO Bescheid, dass ich nachkomme.“ „Jawohl, Herr Kaleun!“
Ich ging zu Inge, die mich an der Pier erwartete. Sachte nahm ich sie in den Arm. „Ich wollte mit den Jungs noch eine Runde feiern.“, sagte ich zu ihr, als ich mich wieder von ihr löste. „Haben sie sich verdient.“ „Tu das nur. Hattest ja schließlich Geburtstag. Lisbeth hat sich was Feines für Dich ausgedacht.“ „Ach? Hat sie?“ Meine Frau lächelte. „Ja. Aber das gibt es erst morgen.“ Sie gab mir einen Kuss. „Herzlichen Glückwunsch, Tom.“ Erneut umarmte sie mich und ich streichelte ihren Rücken. „Wer weiß, wie viele Geburtstage uns noch vergönnt sind.“ „Viele Inge... viele.“
Lächelnd ging ich in Richtung Kasino. Normalerweise hatten hier nur die Offiziere Zutritt, doch dies war mir relativ egal. Wenn ich mit meiner Mannschaft feiern wollte, dann feierte ich mit ihnen.
„Voetmann!“, rief auf einmal eine Stimme. Ich drehte mich um und sah Kapitän Sobe auf mich zulaufen.
„Guten Abend, Herr Kapitän.“, begrüßte ich ihn und hob die Hand an meine Mütze.
„Was zum Teufel hat Ihre Mannschaft im Offizierskasino zu suchen?“ Sobe sah mich zornig an. „Es ist nur für OFFIZIERE, Voetmann!“ „Ich hatte meinen Jungs eine Runde versprochen, Herr Kapitän.“, erwiderte ich. „Ein Gläschen auf die erfolgreiche Feindfahrt.“ „Das ist mir egal, Voetmann! Suchen Sie sich eine andere Kneipe. Offizierskasino bleibt Offizierskasino. Verstanden?“ „Jawohl, Herr Kapitän!“
Auch wenn es nicht dorthin ging, wo ich hinwollte, so wurde es doch noch eine schöne Nacht. Zwar hatte ich gesagt, dass nur die erste Runde auf mich gehen würde. Doch aus einer wurden zwei und noch viele weitere mehr. Als ich am nächsten Morgen die Zeche bezahlte fragte ich mich, wie 55 Mann nur soviel trinken konnten.
Auch eine weitere Überraschung gab es für mich: Am Nachmittag kamen die Eltern meiner Frau zu Besuch. Ich freute mich sehr darüber, hatte ich sie doch schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Da meine Eltern schon vor langer Zeit verstorben waren, wurden die beiden zu so etwas wie Ersatzeltern für mich. Dies war die Überraschung, welche meine Tochter für mich hatte. Außerdem hatte sie mir noch ein Bild geschenkt, ein von ihr selbst gemaltes Bild unserer Familie.
„Damit Du uns immer bei Dir hast, wenn Du wieder auf dem Meer bist.“, hatte sie gesagt. Ich war gerührt.
Auf der dritten Feindfahrt versenkte U48 unter Kapitänleutnant Thomas Voetmann am 27. Oktober 1939 einen polnischen Schüttgutfrachter mit 3063 BRT durch Granatenbeschuss in der Ostsee.
Kiel
2. November 1939
12:41 Uhr
Ich sollte mit meiner Vermutung Recht behalten. Schon drei Tage später, am 2. November, war unser neuer Auslauftermin. AN14 hieß das neue Gebiet, nördlich von Scapa Flow und meiner Meinung nach viel zu dicht am Hafen. Dort sollten wir die alliierten Geleitzugrouten stören.
„Wird wohl was für uns rum schippern.“, lautete die Aussage des IWO´s. „So dicht am wichtigsten Hafen der Briten.“ „Abwarten, Horst.“, entgegnete ich. „Für meinen Geschmack sind wir etwas zu dicht an genau diesem.“ „Können ja nochmals einen Abstecher dorthin machen.“, fügte der IIWO grinsend ein. „Wenn wir schon in der Nachbarschaft sind.“
„Malen Sie den Teufel nicht an die Wand, IIWO. Einmal reicht.“
„Und, LI? Was sagt der Treibstoff?“ „Mehr als ausreichend, Herr Kaleun.“ LI Seger zeichnete gerade den Kurs auf der Karte ein. „Sollten wir einen Geleitzug entdecken können wir ihm ohne Bedenken folgen.“ „Höre ich gerne! Also. Dann los!“
„Achterleinen los! Fertigmachen zum Auslaufen; Maschinen kleine Fahrt voraus!“
Die Menge am Pier verabschiedete uns mit den besten Wünschen für diese Fahrt. Ein gewohntes Bild. Ich lächelte. Vergessen waren die Gedanken, die ich noch beim letzten Auslaufen hatte. Ich wusste nicht, ob es nur an dem lag, was meine Mannschaft für mich getan hatte, doch ich war erleichtert. Immer wieder redete ich mir nun ein, dass wir für die Explosion des Frachters nichts konnten. Wir hatten nicht mehr auf ihn gefeuert, hatten es eingestellt, sobald die Besatzung die Rettungsboote klarmachte. Es war ein Unfall gewesen. Ein tragischer Unfall.
„Nun denn! Auf geht’s in neue Gefilde! Schauen wir mal, was wir vor die Rohre kriegen!“ „Jawohl, Herr Kaleun!“
5. November 1939, 23:50 Uhr
Etwas über die Hälfte der Strecke hatten wir nun hinter uns gebracht. Bisher gab es keinerlei Feindkontakt, was mich zum einen wunderte, zum anderen aber auch nicht besonders traurig machte. Wir würden jeden unserer Aale brauchen, wenn wir in unserem Patrouillengebiet auf einen Geleitzug stoßen sollten.
Ich saß in der Messe und genehmigte mir einen Kaffee. Schon den ganzen Tag über wurde das Wetter schlechter und die See unruhiger. Die freie Zeit nutzte ich, um das Kriegstagebuch auf den aktuellen Stand zu bringen.
Logbucheintrag Kapitänleutnant Thomas Voetmann, 5. November 1939
Haben über die Hälfte des Weges zu unserem Patrouillengebiet hinter uns gebracht. Keinerlei Feindberührung in den letzten Tagen. Hoffe, wir kommen im Gebiet zum Schuss. So ein Geleitzug wäre mal was Feines. Wenn unsere Aale keine Blindgänger sind!
Moral der Mannschaft noch immer gut; liegt wahrscheinlich an der Aussicht auf reiche Beute. Ich hoffe, wir werden alle nicht enttäuscht!
PS: Der 'Kaffee' an Bord ist miserabel – ganz besonders bei Wellengang!
Ich legte das Buch und den Stift weg und lehnte meinen Kopf an die Wand. „Kommandant auf Brücke!“ Wieder war mir die Ruhe nicht vergönnt. Vielleicht sollte ich mir beim nächsten Mal einen anderen Platz suchen. Ich grinste ob dieses Gedanken und stand auf, griff nach meinem Fernglas und trat durch die Zentrale auf die Brücke.
„Was gibt es?“ „Sichtkontakt, Herr Kaleun! Backbord!“ „Und das bei der See!“, schimpfte der IIWO, welcher sich verzweifelt festzuhalten versuchte. „Wehe, wenn das jetzt ein Geleitzug ist!“
„Köpfe runter!“, brüllte einer der Matrosen und wir duckten uns vor dem nächsten Brecher. „Man, was für ein Scheiß!“
Ich richtete mich wieder auf und sah nach vorne.
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„Wenn die uns bei dem Mistwetter mal nicht über den Haufen karren! Abfangkurs, IWO. Schauen wir uns den Burschen mal an. Wenn wir denn etwas sehen können...“ „Jawohl, Herr Kaleun!“ „IIWO, machen Sie dem LI Feuer unterm Hintern, dass er seine Mannschaft antreibt! Deckgeschütz können wir bei dem Mistwetter vergessen!“ „Zu Befehl, Herr Kaleun!“
Unser Boot fuhr nun mit AK auf die vermutete Position des Schiffes – oder der Schiffe – zu. Immer wieder suchte ich mit dem Fernglas die See ab, konnte allerdings nichts entdecken.
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U48 in schwerer See
6. November 1939, 02:30 Uhr
Annähernd drei Stunden verfolgten wir nun die Schiffe. Die See wurde von Minute zu Minute unruhiger und wir fuhren nun immer wieder in Wellen hinein.
„Wenn die Lenzpumpen jetzt schlappmachen haben wir ein Problem!“ Der IIWO hielt sich noch immer krampfhaft am Turm fest. „Dann gehen wir auf unfreiwillige Tauchfahrt!“ „Nicht immer so pessimistisch sein, IIWO.“ Ich blickte weiter auf die See. „Passt doch gar nicht zu Ihnen!“ „Sichtkontakt, Herr Kaleun! Wir fahren fast genau drauf zu!“ „UZO auf Brücke! Rohr 1 bis 4 klarmachen!“ „Jawohl, Herr Kaleun!“
Das UZO wurde nun angebracht und ich hockte mich hinter die Zieloptik.
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„Torpedos sind klar, Herr Kaleun!“ „Achtung Schusslösung für Rohr 1: Auf den großen Fracher: Entfernung 2500 Meter, Geschwindigkeit 7 Knoten; Lage 003 an Backbord.“ „Eingestellt!“ „Feuer! Direkt weiter zu Rohr 2, den Schüttgutfrachter! Entfernung 2300 Meter, Lage 005 an Backbord, Geschwindigkeit 7 Knoten!“ „Eingestellt!“ „LOS!“ Die beiden Aale verließen nun zischend die Rohre.
„Weiter zum letzten im Bunde, dem Erzfrachter: Entfernung 2150 Meter, Geschwindigkeit 7 Knoten, Lage 004 an Backbord“ „Eingestellt!“ „Rohr drei los!“ Auch dieser Aal verließ zischend das Rohr. Ich richtete mich wieder auf. „Hoffen wir, dass alles glatt geht, Männer!“
„Torpedotreffer!“ Der Ausruf des IIWO´s war eigentlich nicht nötig, denn jeder hörte die Detonation. Unser erster Aal saß passgenau. Auch der zweite verfehlte sein Ziel nicht. Beim dritten kam Sorge in mir auf, als die Laufzeit schon einige Sekunden überschritten war. Doch auch hier war uns das Glück hold. Ein Treffer am Heck, knapp hinter dem Maschinenraum.
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„Alle getroffen, welch ein Wunder!“ „War nicht das erst Mal, IIWO. Jetzt müssen wir nur warten, ob sie sinken oder nicht. Sind ja ziemlich dicke Pötte dabei.“ Ich richtete mein Fernglas auf den großen Erzfrachter, der schon gut im Wasser lag.
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„Der hat´s hinter sich, Jungs. Nun heißt es warten, was die anderen machen.“
Doch die Schiffe wollten offenbar nicht, dass wir dies noch erfahren.
„Frachter auf Rammkurs!“, schrie plötzlich einer der Brückenwache. Ich riss mein Fernglas herum.
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„Verdammt! AK zurück, schnell!“ Viel zu langsam setzte unser Boot zurück, nachdem wir wir durch die abrupte Kursänderung wild durcheinander flogen. Zum Glück waren wir aufgrund der schweren See am Turm gesichert, sonst hätte es übel ausgehen können. „Man, verdammt! Das war ziemlich knapp!“ „Ganz ruhig, IWO. Er hat uns nicht erwischt.“
Auch wenn er uns nicht erwischt hatte, so kamen wir durch diese Aktion doch nicht mehr zum Schuss. Die See war viel zu unruhig, sodass wir nach einer weiteren Stunde den Angriff abblasen mussten.
„Welch eine Schande!“ „Seien Sie froh, dass der Frachter uns nicht erwischt hat, Seger!“ Der IIWO und der LI starrten sich wütend an. „Wir hätten vielleicht auch so noch ein Schiff gekriegt, Erichsen!“ Ja, manche Dinge änderten sich eben nie.
„Bleiben Sie ruhig, meine Herren. Wir werden noch früh genug wieder zum Schuss kommen!“ Wie Recht ich damit haben sollte, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Am 6. November 1939 sank um 3:39 Uhr ein englischer Erzfrachter mit 8757 BRT nach einem Torpedotreffer.
Planquadrat AN-14
08. November 1939
18:44 Uhr
Eine knappe Viertelstunde befanden wir uns nun in unserem Planquadrat. Sehr zu meiner Verwunderung hatten wir bis jetzt keinerlei Feindberührung. Es waren mittlerweile zwei Tage vergangen, seit wir den Erzfrachter versenkt hatten und ich war mir sicher gewesen, dass die Besatzungen der Schiffe um Hilfe gefunkt hatten. Warum noch immer kein zerstörer hinter uns her war wollte mich einfach nicht in den Kopf gehen. Klar war es ein enormer Vorteil, doch es machte mich stutzig.
„Sei froh, dass es nicht so ist.“, sagte Leutnant Schulze, als wir beim gemeinsamen Abendessen in der Messe saßen. „Wer weiß, wo wir dann jetzt wären.“ Er hatte Recht. Mit einem Zerstörer wollte ich mich ungern ein zweites Mal anlegen. In Scapa Flow hatten wir Glück gehabt. Aber wer wusste schon, ob es auch beim zweiten Mal so gut lief?
„Wir werden schon früh genug einen zu sehen bekommen, Herr Kaleun.“, schaltete sich nun IIWO Erichsen ins Gespräch ein. „So nahe, wie wir an Scapa Flow dran sind.“ Wie Recht er haben sollte!
21:21 Uhr
Es fing alles ganz harmlos an. Eine Routine, die jedem an Bord von U48 längst ins Blut übergegangen war. „Schiff gesichtet!“ Ich stand mit meinen Wachoffizieren auf der Brücke. Der Brückenbesatzung hatte ich heute ausnahmsweise mal eine Ruhepause gegönnt, sodass nur zwei der insgesamt sechs Leute neben uns hier oben waren.
„Wo, Deckers?“ „Steuerbord, Herr Kaleun! 273 Grad! Scheinen mehrere zu sein – und sie bewegen sich in unsere Richtung!“ Ich horchte auf. War das ein Geleitzug? Schnell richtete ich mein Fernglas auf die angegebene Richtung. „Abfangkurs, IWO! Fahren wir ihnen mal etwas entgegen.“ „Zu Befehl, Herr Kaleun!“
Schnell wurde klar, dass wir damit einen Fehler begangen hatten. „Scheiße, das sind mindestens drei Zerstörer!“, rief einer der Brückenwache. „ALARM! FLUTEN! Los Männer, bewegt Euch!“ Ich machte zusammen mit dem IIWO den Männern Beine.
„Auf 70 Meter gehen! Schnell, schnell!“ Unser Boot neigte sich mit dem Bug nach vorne. Ich hoffte, dass die Zerstörer oben uns noch nicht gesehen hatten.
„Tiefe erreicht, Herr Kaleun!“, kam wenig später die erlösende Antwort vom LI. „Maschinen stopp! Äußerte Ruhe im Boot!“, gab ich die Kommandos. „Ich will keinen Mucks hören!“
Der Plan war einfach: Wir stellten uns tot und ließen die Zerstörer an der Oberfläche vorbeiziehen. Wenn wir uns alle ruhig verhielten würden sie uns nicht bemerken. Nur leider hatte ich in meinem Plan eine Kleinigkeit vergessen: Sie machten inzwischen Jagd auf das Boot, welches in Scapa Flow eingedrungen war. Und dass sie diese Aufgabe durchaus ernst nahmen, sollten wir in wenigen Augenblicken am eigenen Leib zu spüren bekommen.
21:51 Uhr
Eine halbe Stunde spielten wir nun schon toter Mann. Die Zerstörer kamen langsam näher, keine 4000 Meter trennten uns mehr voneinander. Sonarmann Becker meldete sieben Zerstörer, die versetzt fuhren. Anscheinend waren es drei Kolonnen zu jeweils zwei Zerstörern und einer, der vorausfuhr. Eine Einsatzgruppe – dachte ich.
„Lassen wir sie vorbeiziehen, IWO. Jetzt anzugreifen wäre fatal. Sie fahren frontal auf uns zu.“ „Ich frage mich warum.“ Der IWO sah mich an. „Ob sie wissen, dass wir hier sind?“ „Möglich, Horst. Sie haben uns gerade eben vielleicht gesehen.“ Verdammt! Wenn dem wirklich so war, dann mussten wir hier weg. „Langsame Fahrt voraus. Wende um 90 Grad nach Steuerbord und auf 120 Meter gehen.“, gab ich flüsternd die Anweisungen.
„Erster Zerstörer nähert sich rasch.“, flüsterte Becker wenige Minuten später. „Er hält direkt auf uns zu, Herr Kaleun!“ „Ruhig, Becker. Festhalten Jungs. Gleich wird’s ungemütlich.“ Kaum drei Minuten später überlief uns der erste Zerstörer. Genau im selben Moment ertönte das PING-Signal des ASDIC. „Verflucht! Nochmal 20 Grad nach Backbord, schnell! Tiefe halten!“ „Wasserbomben!“ Funkmaat Becker riss sich die Kopfhörer herunter. Mehrere Druckwellen wirbelten uns durcheinander. Die Wasserbomben lagen ziemlich gut, da der Zerstörter sein ASDIC – sei es aus Zufall oder geplant – genau über unserer Position zum Einsatz gebracht hatte.
„Wassereinbruch im Maschinenraum, Herr Kaleun!“, schallte es durch das Boot. „Sofort stoppen! IWO, volle Fahrt voraus! Wir müssen hier weg, so lange der da oben die Wabos schmeißt!“
Man, der Zerstörerkommandant hatte wirklich Glück gehabt. Er hatte sein ASDIC zur richtigen Zeit eingesetzt. Dumm für uns war nur, dass er uns nun im Ortungssystem hatte und nicht im Traum daran dachte uns dort wieder rauszulassen. Auch seine sechs Kollegen machten uns das Leben schwer. Kaum hatte der eine uns aus der Ortung raus, schon rauschte der nächste an. Wir hatten noch einen Rumpfzustand von geschätzten 80 Prozent. „LI, tiefer! Wir müssen tiefer! Gehen Sie auf maximale Tauchtiefe! Kleine Fahrt voraus und jedes Mal, wenn die Herren da oben schmeißen Vollgas!“ „Jawohl, Herr Kaleun!“ Wir sanken nun immer tiefer. Laut Werft hatte das Boot eine Garantietiefe von 200 Metern, notfalls vielleicht auch etwas mehr. Jetzt würde sich herausstellen, was es wirklich aushielt. Ich wollte so tief runter wie nur irgend möglich.
185 Meter. Schon seit geraumer Zeit ächzte und stöhnte das Boot. Meine Mannschaft blickte sich verstohlen um. Sie waren nervös, das konnte ich sehen. „Ganz ruhig, meine Herren. Da geht noch was.“
„200 Meter, 210 Meter...“ Der IWO wurde immer nervöser. Die Garantie war schon längst erloschen. „Wassereinbruch gestoppt, Herr Kaleun!“ Etwas erleichtert atmete ich auf. „230 Meter, Herr Kaleun.“ Leutnant Schulze sah mich an. Das Dröhnen des Bootes wurde nun langsam lauter und besorgniserregend. „Tiefe halten.“, ordnete ich an. „Schleichfahrt. Äußerste Ruhe im Boot.“
22:16 Uhr
Die Wasserbombenangriffe wurden ungenauer. Man merkte, wie sich die Zerstörer entfernten und an der falschen Stelle ihre Bomben schmissen. Sollten wir es geschafft haben? „Nochmal 40 Grad Steuerbord, LI. Wir setzen uns langsam ab.“
Die Explosionen wurden nun leiser, die Druckwellen erreichen uns nicht mehr. „Wie es aussieht, sind wir aus dem Gröbsten raus.“, meinte der IIWO grinsend. „Haben uns verloren, die Tommy´s da oben.“
Ich richtete meinen Blick nach oben. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass dies nur der Anfang war.
Planquadrat AN-14
9. November 1939
01:41 Uhr
Wir hatten noch einmal Glück im Unglück gehabt. Die Beschädigungen am Boot hielten sich in Grenzen und es gab unter der Mannschaft nur ein paar Leichtverletzte. Die Schäden waren relativ schnell wieder repariert und U48 immer noch kampffähig.
„Oh man...“, seufzte der IWO, als wir ein paar Stunden später wieder auf der Brücke standen. „Das war haarscharf, Herr Kaleun. Ein wenig länger und es wäre nicht so glimpflich ausgegangen.“
Ich sagte darauf nichts. Mir kam diese ganze Begegnung merkwürdig vor. Irgendetwas sagte mir, dass dies keine gewöhnliche Einsatzgruppe war. Es erschien mir fast so, als hätten die Zerstörer auf uns gewartet. Als hätten sie es ausschließlich auf unser Boot abgesehen. Zufall? Oder eine geplante Aktion gegen uns? Wussten sie, dass wir hier waren?
„Wir sollten vorsichtig sein, IWO.“, sagte ich einige Minuten später. „Mir gefiel diese Aktion vorhin nicht.“ „Was meinen Sie?“ „Mir kam es vor, als hätten sie genau gewusst, dass wir hier sind.“ „Könnte es sich nicht um eine Einsatzgruppe gehandelt haben?“ „Nein, IWO. Dafür war der Angriff zu genau.“
Vielleicht war ich etwas zu paranoid, was diese Sache betraf. Aber ich wollte vorsichtig sein.
Etwa eine Stunde später sichteten wir erneut ein Schiff. Dieses Mal wollte ich vorsichtiger sein und ließ das Boot auf Sehrohrtiefe gehen.
„Schauen wir mal, wen wir da haben.“ Ich schwenkte das Sehrohr nach links ein.
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„Schon wieder ein Zerstörer! Diesmal alleine unterwegs.“ Ich sah meine Mannschaft an. „Verdammt! 50 Grad nach Steuerbord, neue Tiefe 120 Meter, Schleichfahrt und absolute Ruhe im Boot!“
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„Neuer Kurs liegt an, Herr Kaleun! Tiefe ist 120 Meter!“, erklang es wenig später flüsternd.
„Gut. Schauen wir mal, was unser Freund da oben treibt.“ Ich wechselte einen kurzen Blick mit dem IWO und mir war klar, dass wir beide dasselbe dachten. Dies war kein Zufall mehr, sie suchten wirklich genau nach unserem Boot. Mir war auch klar, dass sie uns nicht mehr einfach so entkommen lassen würden.
„Wie viel Tiefe unter Kiel?“ „110 Meter, Herr Kaleun.“ „Also insgesamt 230 Meter.“, murmelte ich. „Könnte klappen.“ „Was haben Sie vor, Herr Kaleun?“ Dem IWO schien ziemlich unwohl zu sein.
„Ganz einfach, Leutnant: Wenn der da oben uns jetzt entdeckt und angreift könnten wir ihn täuschen – wenn alles gut geht.“ „Und wie?“ „Wir setzen unser Boot auf Grund. Und zwar so, dass er glaubt uns versenkt zu haben.“ „Tom.“ Leutnant Schulze trat neben mich. „Das könnte das Ende unseres Bootes sein. Wenn wir danach nicht mehr hochkommen war es das für uns!“ „Wenn eine Wasserbombe gut sitzt auch, Horst.“, erwiderte ich leise. „Wir müssen das Risiko eingehen.“
PING! Der Ausschlag des ASDIC ließ mich zusammenzucken. „Das gibt´s doch nicht!“ Wieder wurden Wasserbomben geschmissen, die allerdings etwas zu weit ab saßen – zum Glück für uns.
„Wende um 180 Grad! Auf 150 Meter gehen!“ „Zu Befehl, Herr Kaleun!“ „AK voraus! Machen wir soviel Weg wie möglich gut, solange der da oben schmeißt.“
Nach und nach setzten wir uns nun vom Zerstörer ab. Noch immer fragte ich mich, warum sie so verbissen gerade gegen uns agierten. Klar, die Briten waren unsere Feinde; doch so penetrant waren sie noch nie gegen uns. Was hatte das alles zu bedeuten? Es schien fast so, als wüssten sie genau, dass wir hier waren. Als wüssten sie genau, WER wir waren. Ich hob die Augenbrauen. Konnte das wirklich sein? Waren sie wirklich hinter uns her weil sie wussten, dass genau dieses Boot in Scapa Flow war? Aber warum? Woher? Hatten die Frachter etwas damit zu tun? Ich wurde nicht schlau daraus. Selbst wenn sie unsere Position mitgeteilt hatten und selbst wenn sie unser Boot erkannt hätten konnten sie nicht wissen, wohin wir fuhren. Das war unmöglich.
04:44 Uhr
„Scheint fast so, als wären unsere Freunde auf den Frachtern Hellseher gewesen.“, sagte ich, als ich etwa drei Stunden später mit dem IWO in der Messe saß. Leutnant Schulze sah mich fragend an. „Auf den Frachtern?“ „Die, die wir vor wenigen Tagen angegriffen haben.“ „Wie kommst Du jetzt auf die? Wir wurden von Zerstörern verfolgt.“ „Denk doch mal nach, Horst: Sie wussten genau, wo wir zu finden waren. Als ob sie auf uns gewartet hätten. Nein, sag´ jetzt nichts!“, unterbrach ich Horst, der bereits den Mund öffnete. „Es scheint mir ganz so als wüssten sie, wer wir sind.“ „Du meinst...?“ „Ja, das meine ich! Als wenn sie wüssten, dass wir in Scapa Flow waren. Genau dieses Boot hier.“ „Aber woher?“ Ich zuckte die Schultern und lehnte mich zurück. „Keine Ahnung, Horst.“, seufzte ich. „Aber die Sache gefällt mir nicht. Sollte es wirklich so sein haben wir ein mächtiges Problem.“
Ich würde sagen, das größte Problem ist der Herr Kaleun. Er wird langsam paranoid :D Aber schöne Story, sehr spannend! :top:
Ich würde sagen, das größte Problem ist der Herr Kaleun. Er wird langsam paranoid :D Aber schöne Story, sehr spannend! :top:
Wir danken für die netten Worte. :)
Könnte man fast annehmen, ja. Aber der jetzige Verlauf des Spieles lässt keinen anderen Schluss zu. Voetmann ist nicht paranoid, sie sind wirklich alle hinter ihm her. :D :uhoh: ;)
Planquadrat AN-14
9. November 1939
05:07 Uhr
In wenigen Stunden war unsere Patrouille zu ende. Ich war leicht frustriert, hatten die Zerstörer uns doch bisher die Möglichkeit genommen Geleitzüge zu entdecken und anzugreifen. Meiner Besatzung erging es da nicht viel anders.
„Wir haben schon viel zu viel Zeit verschwendet.“, merkte der IWO an. „Diese verdammten Zerstörer!“ „Tja, IWO. Ihre Aufgabe uns aufzuhalten erfüllen sie zumindest.“ Ich nahm einen Schluck Kaffee. „Dank ihnen mussten wir uns mucksmäuschenstill verhalten und konnten nicht zu den Geleitzugrouten vorstoßen.“
LI Seger blickte mürrisch vor sich hin. „Unser Treibstoff ist noch ausreichend für eine Strecke um Irland herum und zurück. Wir können versuchen, dort oben noch was zu erwischen.“ Ich blickte ihn an. Natürlich war auch ich nicht gerade glücklich über unsere momentane Situation. Wir hatten immerhin noch fast alle unsere Torpedos und ich wollte sie nicht unbedingt wieder mit nach Hause nehmen müssen.
„Wir schicken einen Bericht an den BdU.“, sagte ich deshalb. „Sollen sie uns unsere weiteren Befehle geben. Aber erst einmal schließen wir unsere Mission ab.“ „Jawohl, Herr Kaleun.“
07:56 Uhr
Schon seit fast einer Stunde hatten wir den offiziellen Suchkurs im Planquadrat beendet. Inzwischen hatten wir vom BdU unser neues Operationsgebiet zugeteilt bekommen: AN-47. Der LI hatte einen Kurs festgelegt, der uns in etwa 22 Stunden in dieses Planquadrat führte.
„Hoffen wir, dass wir dort mehr Erfolg haben.“, meinte ich zu den anwesenden Offizieren. „Und dass wir nicht mehr auf irgendwelche Zerstörer treffen.“
Der zweite Teil dieser Aussage war natürlich sehr gewagt. Wieder fuhren wir extrem dicht an der Küste Englands entlang. Auch mit Flugaktivitäten musste dort gerechnet werden, waren die feindlichen Stützpunkte doch nicht allzu weit entfernt. Doch erst einmal hieß es sicher ankommen. Das war – wenn ich mir die letzten Tage ansah – keine Selbstverständlichkeit.
„Geleitzüge können wir wohl vergessen.“, seufzte er IWO, während wir auf der Brücke standen. „Verdammt nochmal! Solche dicken Pötte wären jetzt genau das Richtige! Wer weiß, was wir alles verpasst haben!“ „Ganz ruhig, IWO. Wenn wir Glück haben finden wir noch was Schickes.“ „Na hoffentlich.“
10. November 1939, 05:49 Uhr
Planquadrat AN-47, unser neues Operationsgebiet. Hier sollten wir unser Glück erneut versuchen. Ich ließ den LI einen Suchkurs einzeichnen, der uns nun hoffentlich den gewünschten Erfolg brachte. Zwar hatten wir durch den Erzfrachter schon etwa 8000 Bruttoregistertonnen auf der Liste stehen, doch ich wollte nicht unbedingt mit nur einem versenkten Schiff wieder nach Hause fahren.
Nach dem Festlegen des Kurses begab ich mich in die Messe und schrieb den nächsten Eintrag ins Kriegstagebuch.
Logbucheintrag Kapitänleutnant Thomas Voetmann, 10. November 1939
Haben soeben das neue Operationsgebiet im PQ 47 erreicht. Habe den LI angewiesen, einen Suchkurs quer durch dieses festzulegen. Die Sache in AN-14 will mir einfach nicht aus dem Kopf gehen. Fast schien es so, als hätten die Zerstörer auf uns gewartet. Wäre es möglich, dass sie wussten, wer wir sind?
Ich hoffe nicht, dass uns dasselbe auch hier passiert. Kann gerne darauf verzichten als Fischfutter zu enden!
Moral der Männer verständlicherweise im Keller. Hoffe, dass es hier was zu tun gibt!
Planquadrat AN-47
10. November 1939
16:15 Uhr
Gut zwölf Stunden Patrouille hatten wir bereits hinter uns gebracht, als der erste Kontakt auftauchte. Ich war ziemlich skeptisch, hatte ich doch noch immer die Begegnungen mit den Zerstörern bestens im Gedächtnis.
„Wie ist der ungefähre Kurs?“ „326 an Steuerbord, ungefähr 8000 Meter.“ „Getaucht kommen wir da nicht ran. Abfangkurs, IWO. Aber Augen offenhalten. Wer weiß, wer uns nun über den Weg läuft.“ „Jawohl, Herr Kaleun!“
Unser Boot fuhr nun unter AK auf das Schiff zu. Ich presste mein Glas an die Augen, um möglichst früh gewarnt zu sein, sollte es sich wieder um einen Zerstörer handeln.
„Ich sehe was.“, meinte ich nach einigen Minuten. „Ist aber noch zu weit weg, um etwas sagen zu können. Näher ran, IWO.“
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Ich setzte das Fernglas wieder ab. „Scheint mir diesmal kein Zerstörer zu sein, IWO.“ Ich hörte, wie Leutnant Schulze erleichtert aufatmete. „Scheint mir ein Frachter oder so was zu sein.“ „Ideale Voraussetzungen für das Deckgeschütz.“ Leutnant Erichsen grinste. „Was, Herr Kaleun?“ Ich sah wieder nach vorne.
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„Dann machen Sie der Mannschaft mal Beine, IIWO. Deckgeschütz besetzen!“ „Jawohl, Herr Kaleun!“
Ich sah wieder durchs Fernglas. Immer näher kamen wir nun dem Schiff. „Das ist was Kleineres.“, informierte ich die restliche Brückenbesatzung. "Ein Trawler!“
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„Hier?“ Leutnant Weber sah mich fragend an. „Sind die nicht dafür da Häfen zu beschützen?“ „Wird immer merkwürdiger hier... Achtung, Männer! Schusslösung: Entfernung etwa 3000 Meter, Lage 12 an Steuerbord.“ „Eingestellt!“ „Feuer frei!“
Wieder sprachen unsere Granaten. Das Ziel war relativ klein und sollte somit schnell erledigt sein – zumindest meiner Meinung nach.
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„Da fliegt schon ordentlich was rum.“, sagte ich grinsend, weiter durch das Fernglas schauend. „Aber ich habe mich wohl getäuscht; scheint doch was Größer zu sein.“
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„Jetzt geh doch endlich kaputt, Du elendiges Dingen!“, hörte ich jemanden am Deckgeschütz schimpfen. Ein paar Minuten später wurde ihm dieser Wunsch erfüllt. Ein gewaltiger Knall hallte zu uns herüber.
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„Der hat es hinter sich.“ Zufrieden setzte ich das Fernglas ab. Wir waren bereits auf etwa 2500 Meter an das Schiff herangekommen und ich konnte erkennen, wie es an Fahrt verlor.
„Feuer einstellen, Jungs! Warten wir, bis alle von Bord sind!“
So einfach wie ich es mir vorgestellt hatte war es dann doch nicht, das angeschlagene Schiff zu versenken. Nachdem wir gesehen hatten, wie die Rettungsboote mit der Besatzung sich von ihrem Schiff entfernten erteilte ich meinen Leuten wieder Feuerbefehl.
„Herrgott nochmal! Das ist mal wirklich ein zäher Hund!“ Wieder und wieder trafen unsere Granaten das Schiff. Zwischendurch mussten wir das Geschütz immer neu einstellen, da wir genau auf das Schiff zufuhren. Wieder gab es einen Knall.
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„Na, hoffentlich war es das jetzt.“ Diesmal sollte ich Recht behalten. In einer gewaltigen Detonation ging der Trawler in Flammen auf. „Na bitte, wer sagt´s denn!“ Ich setzte das Fernglas ab. „Gehen Sie wieder auf Kurs, IWO. Die Besatzung wird schon an Land kommen, aber die Rauchsäule sieht man mit Sicherheit an der Küste. Bloß weg hier, bevor der nächste Zerstörer anrollt!“ „Jawohl, Herr Kaleun!“
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Am 10. November 1939 sank um 17:34 Uhr ein britischer bewaffneter Trawler mit 448 BRT nach 30-minütigem Granatenbeschuss.
Planquadrat AN-47
11. November 1939
00:19 Uhr
Wir hatten Glück – viel Glück. Der Trawler hatte natürlich um Hilfe gefunkt, sodass nur eine Stunde nach seiner Versenkung ein Zerstörer anrauschte. Wir befanden uns wieder auf unserem alten Kurs und entgingen so seinen Suchkreisen. Dennoch fuhren wir eine Zeit lang getaucht. Ich wollte kein unnötiges Risiko eingehen.
„Ein paar Stunden haben wir noch vor uns.“, hörte ich den IWO in der Zentrale sagen. Ich hatte mich in meine Koje gelegt um etwas zu entspannen. Die letzten Stunden hatten doch sehr an meinen Kräften gezerrt. „Vielleicht erwischen wir ja noch etwas.“
Ich legte mich auf die Seite und starrte die Wand an. Bisher verlief diese Feindfahrt relativ schlecht für uns. Mit einer Tonnage von knapp über neuntausend Tonnen war ich nicht ganz zufrieden, und auch die Zerstörer hatten uns ziemlich zugesetzt. Blieb nur zu hoffen, dass der Rest dieser Fahrt wirklich besser verlief.
01:39 Uhr
Es war natürlich nicht so. Ein heftiger Schlag riss mich aus meinem Schlaf. Das Boot kippte kurz zur Seite, sodass ich beinahe aus der Koje geschleudert wurde. „Was zum -?“ Schnell war ich auf den Beinen und hastete in die Zentrale.
„ALARM! FLUUUTEN!“, schallte es mir schon am Schott entgegen. „Auf 150 Meter gehen, schnell!! SCHNELL!!“ Der IWO sauste die Leiter herunter – sein Gesicht war aschfahl.
„Was ist los, Horst?“ fragte ich verwirrt, als die Männer nach vorne in den Bug rannten.
„Zerstörer, Herr Kaleun! Keine 2000 Meter von uns entfernt, wir haben ihn nicht kommen sehen!“ Wieder gab es ein dröhnendes Geräusch, allerdings in weiter Entfernung. „Scheint so, als wolle er uns noch immer mit seinen Geschützen erwischen!“
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„Gleich wird’s noch ungemütlicher, IWO. Gehen Sie auf Schleichfahrt, wenn wir unten sind. Äußerste Ruhe im Boot!“
„Tom, der hat uns erkannt!“ Ich wusste im ersten Moment nicht, was mein IWO meinte. „Was?“ „Er war keine zwei Kilometer mehr entfernt, als er mit den Scheinwerfern unser Boot ausleuchtete. Danach gab es eine wilde Funkerei. Laut Becker war der Wortlaut: 'Ich habe Voetmann!'“
Mein Magen schien eine Etage tiefer zu sacken. Jetzt waren wir geliefert. „Scheiße!“ Ich ging zur Funkkabine. Sonarmann Schmidt horchte am Hydrophon. „Zerstörer überläuft uns!“, flüsterte er hektisch, bevor er sich die Hörer vom Kopf riss. „Wasserbomben!“ Nun ging der Tanz los...
Das Peilen des ASDIC drang in meine Ohren, gemischt mit den Explosionen und den Druckwellen der Wasserbomben. Das Boot wurde kräftig durchgeschüttelt. „Wassereinbruch im Maschinenraum und im Bugraum, Herr Kaleun!“ „Sofort stoppen! Beeilt Euch!“ Eine gewaltige Druckwelle hob unser Boot kurz an und riss mich von den Füßen. Hart schlug ich auf dem Boden auf. „AK voraus! Los, LI! Alles, was drinnen ist! Wende um 40 Grad nach Backbord und auf 200 Meter gehen!“ Mühsam erhob ich mich wieder und blickte um mich. Das Licht flackerte und ich hörte das Wasser, welches in das Boot drang. Wenn wir uns jetzt nicht beeilten waren wir geliefert. „Stoppt die verdammten Wassereinbrüche!“ „Die Pumpen laufen auf Hochtouren, Herr Kaleun!“ Immer weiter ging das Wasserbombenschmeißen an der Oberfläche.
„Herr Kaleun, neue Schraubengeräusche an Backbord! Zwei weitere Zerstörer nähern sich!“ Machte Schmidt meine Hoffnungen, dass es schnell enden würde zunichte. „Verdammt! Wo kommen die alle her? Nochmal 20 Grad Backbord! Schnell! Wie viel Meter unter Kiel?“ „50 Meter, Herr Kaleun!“
250 Meter Gesamttiefe also. Wir waren bisher maximal auf 230 Meter gewesen, und da machte unser Boot schon nur schwerfällig mit. Aber es half nichts... wir mussten es versuchen, sobald die Wassereinbrüche gestoppt waren.
Zu dritt beharkten die Zerstörer uns nun weiter. Immer wieder wurde das Boot von den Druckwellen herumgewirbelt, wenn auch nicht mehr so heftig wie zuvor. Dies ließ auch die Reparaturen länger andauern. Doch nach etwa zwanzig Minuten kam die Erlösung, die Wassereinbrüche waren unter Kontrolle.
„Was sagt die Hülle, LI? Schaffen wir noch 250 Meter mit aufsetzen auf Grund?“ LI Seger blickte mir fassungslos ins Gesicht. „Herr Kaleun, bei allem Respekt. Das wäre schon mit einer völlig intakten Hülle ein Wagnis. Geschätzt haben wir aber nur noch etwa achtzig Prozent.“ Ich wägte die Chancen ab. Die Zerstörer würden nicht locker lassen, soviel war klar. Nicht seitdem sie wussten, wer wir waren. Unsere einzige Chance bestand darin sie glauben zu lassen, dass sie uns versenkt hätten.
„Es hilft nichts, LI. Wir müssen es wagen. Nachdem wir auf Grund aufgesetzt haben will ich keinen Mucks hören. Absolute Ruhe im Boot. Die da oben sollen glauben sie hätten uns versenkt.“
Beim nächsten Überlaufen der Zerstörer war es dann soweit. „Los, LI!“ Man sah deutlich, dass Leutnant Seger dies nur allzu ungern machte. Immer weiter glitt U48 nach unten, dem Meeresgrund entgegen. Die Außenhülle stöhnte und quietschte. Ich betete, dass es klappen würde. Betete, dass wir alle überlebten. Kurz sah ich dem IWO in die Augen, dessen Stirn schweißnass war. Auch der IIWO machte ein ernstes Gesicht. Etwas, das gar nicht zu ihm passte. Nie hatte ich mir meine Offiziere so genau betrachtet wie in diesem Moment. In einem Moment, der unser Letzter sein konnte.
„230 Meter.“, flüsterte Seger. „Gehen tiefer.“ Ich schluckte. Das Quietschen der Hülle war nun ohrenbetäubend. „Wir gehen zu tief, Herr Kaleun!“ „Ganz ruhig. Wir haben es gleich geschafft.“ Ich griff an die Außenstange des Sehrohrs. Jeden Moment mussten wir aufsetzen. „Festhalten, Jungs!“ Mit einem gewaltigen Ruck setzte unser Boot auf und schrappte bei kleiner Fahrt weiter über den Meeresboden. „Maschinen stopp!“
Wir hatten es geschafft. Erleichtertes Aufatmen war zu hören. Blieb nur zu hoffen, dass die Maschinen und das Ruder keinen Schaden genommen hatten
Planquadrat AN-47
11. November 1939
02:22 Uhr
Die Angriffe der Zerstörer gingen weiter, entfernten sich aber allmählich. Wir lagen in etwa 250 Metern Tiefe auf dem Grund der Nordsee und verhielten uns ruhig. Ausharren war nun angesagt – und hoffen, dass wir die Herren an der Oberfläche bluffen konnten. Ich hatte mich zu Schmidt an das Hydrophon begeben. Wieder einmal hatte ich mir selbst die Kopfhörer aufgesetzt, um das Geschehen an der Wasseroberfläche zu verfolgen. Die Zerstörer hatten inzwischen aufgehört Wasserbomben zu werfen und zogen stattdessen Suchkreise. Immer wieder drang das ASDIC in meine Ohren. Da unser Boot still lag und auch die Besatzung selber keinen Mucks von sich gab war es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie sich entfernen würden, um die Versenkung von U48 zu feiern.
Die Mannschaft beschäftigte sich jetzt mehr mit sich selbst. Manche lasen, andere wiederum lagen in ihren Kojen oder verfassten Briefe für Zuhause. Ich fragte mich, wann es bis nach Deutschland durchdringen würde, dass U48 versenkt worden war. Inge würde es das Herz zerreißen, das wusste ich. Auch meine Tochter würde um ihren Vater trauern. Diese Gedanken schmerzten mir, doch ich hatte keine andere Wahl. Ich musste die beiden jetzt einen Moment leiden lassen, damit ich bald wieder bei ihnen sein konnte. Die Freude über das Wiedersehen würde umso größer sein, auf beiden Seiten.
06:47 Uhr
Die Zerstörerkommandanten waren wirklich hartnäckige Burschen. Auch vier Stunden nach unserer vermeintlichen Versenkung kreisten zwei von ihnen über uns. Der Dritte war schon vor ein paar Stunden ab gerauscht. Wahrscheinlich – so dachte ich mir – um den feinen Herren der britischen Admiralität zu verkünden, dass sie denjenigen versenkt hatten, welcher es wagte in Scapa Flow einzudringen. Wir verhielten uns weiter still und leise. Während dieser Phase konnten wir nicht weiter den Reparaturarbeiten am Boot nachgehen und dementsprechend war ich ganz froh, dass wir die Wassereinbrüche bereits unter Kontrolle gekriegt hatten.
Einige zeit später, um kurz nach sieben Uhr morgens, ließ ich Schmidt erneut ans Hydrophon. Ich selber wollte mir ein Bild vom Zustand unserer Leute machen. Eine solch lange Zeit unter Wasser und auf Grund ließ so manche Nerven blank liegen.
Der IWO saß zusammen mit dem LI in der Messe und döste vor sich hin. Als ich eintrat öffnete er kurz die Augen und nickte mir zu. Ich lächelte leicht zurück und machte mich weiter auf zum Bugraum, in welchem ein Großteil der Besatzung versammelt war. Auch hier schien alles in Ordnung zu sein. Einige der Männer schliefen, andere lasen oder schrieben.
Zurück in der Messe setzte ich mich zu meinen beiden Offizieren. Ich lehnte den Kopf an die Wand und schloss die Augen, gesprochen wurde nichts. Selbst der kleinste Ton könnte uns verraten. Wieder glitten meine Gedanken zur Heimat. Ob meine Familie schon von unserer Versenkung unterrichtet worden war? Es konnte gut sein, wenn der erste Zerstörer sich beeilt hatte. Vor fast drei Stunden war er nun schon abgedreht. Wie lange dauerte es, bis die Nachricht – die die Briten mit Sicherheit groß ausgeschlachtet hatten – nach Deutschland drang? Versuchte man beim BdU bereits, uns per Funk zu kontaktieren? Sie würden keine Antwort bekommen. Sie MUSSTEN davon ausgehen, dass wir versenkt worden waren.
07:34 Uhr
„Herr Kaleun?“ Jemand rüttelte mich an der Schulter, was mich die Augen öffnen ließ. Während der letzten Stunde hatte ich etwas vor mich hin gedöst. Leutnant Erichsen stand neben mir. „Die Zerstörer haben gerade abgedreht. Es sieht so aus, als hätten wir es tatsächlich geschafft.“
Ich erhob mich langsam. „Danke, IIWO.“ Schnell ging ich zum Hydrophon. Eine gewisse Erleichterung machte sich in mir breit, gemischt mit Misstrauen. Hatten sie wirklich abgedreht oder nur ihre Maschinen gestoppt?
„Sie haben abgedreht, Herr Kaleun.“, antwortete Schmidt auf meine Nachfrage. „Ganz sicher.“ Ich nickte.
„Also gut, versuchen wir es. Maschinen auf kleine Fahrt voraus, wieder auf alten Kurs und auf Sehrohrtiefe gehen.“ „Jawohl, Herr Kaleun!“
Während sich unser Boot nun langsam vom Grund löste kam Bewegung in die Männer. Alle waren aufgeregt und wollten erfahren, ob wir es tatsächlich geschafft hatten.
Wenige Minuten später hatten wir Sehrohrtiefe erreicht. „Ausfahren!“ Ich klemmte mich hinter die Stange und drehte das Rohr vorsichtig im Kreis. Mein Herz machte einen kleinen Hüpfer.
„Nichts zu sehen, Männer. Wir haben es geschafft! Auftauchen, Sehrohr einfahren und sofort ein FT an den BdU schicken, dass wir noch leben! RÜCKMARSCH!“
Kiel
16. November 1939
15:48 Uhr
Noch nie war ich so froh die Heimat zu sehen wie in diesem Augenblick. Selbst die unzähligen Leute auf der Pier und die Anwesenheit vom BdU Dönitz konnten mir meine Laune nicht verderben. Es war einfach viel zu schön wieder zu Hause zu sein.
„Ich glaube wir haben das Richtige getan, als wir Ihnen das hölzerne Hufeisen geschenkt haben.“, witzelte der IIWO, als wir gemeinsam auf der Brücke standen und zum Pier hinüberschauten. „Wer weiß, wo wir sonst jetzt wären.“ „Hm hm.“, antwortete der IWO. „Und wenn es nächstes Jahr das Eiserne wird nehmen wir den Zerstörer noch mit nach Hause – als Tonnage selbstredend.“ Ich musste lachen.
Gut zehn Minuten später legten wir schließlich an. Die Musikkapelle spielte uns einen Begrüßungssong und die Menge klatschte und jubelte. Es war fast wie bei unserem Einlaufen nach dem Angriff auf Scapa Flow.
„Maschinen stopp!“, rief ich, als unser Boot fest vertäut an der Pier lag. „Mannschaft an Deck antreten!“
Eine Fallleiter wurde nun auf das Vordeck des Bootes heruntergelassen und Kommodore Dönitz betrat unser Boot. Ich ging ihm mit meinen Offizieren entgegen. „Mein lieber Voetmann!“, begrüßte er mich, nachdem wir uns militärisch gegrüßt hatten. Aus den Augenwinkeln sah ich nun, dass auch die Wochenschau anwesend war – natürlich. Merkwürdigerweise machte es mir diesmal nicht einmal etwas aus. „Welch eine Glanzleistung von Ihnen und Ihren Kameraden! Ein Meisterstück, gewiss!“ Dönitz lächelte väterlich. „Sie sind mir ja ein ganz schlauer Fuchs! Und deshalb freut es mich umso mehr, Sie mit sofortiger Wirkung in den Rang eines Korvettenkapitäns zu befördern! Meinen Glückwunsch, Korvettenkapitän Voetmann! Machen Sie weiter so!“ „Vielen Dank, Herr Kommodore!“
Auch meine Frau Inge war begeistert, mich lebend wiederzusehen. Ich war gerade vom Boot herunter, als sie mir in die Arme fiel und schluchzte. „Verdammt, Tom! Ich hatte eine solche Angst um Dich! Verdammt!“ Ich presste sie feste an mich. Auch ich konnte es nicht glauben, sie wieder zuhaben. Zu sehr hatte ich schon unseren Tod vor Augen gehabt. „Inge...“ Ich streichelte ihr durch das Haar. „Ich liebe Dich.“ Zu mehr als diesen Worten war ich augenblicklich nicht in der Lage. „Ich liebe Dich...“
Am Abend wurde kräftig gefeiert. Ich hatte die Besatzung zu einer gemütlichen Runde in einer Bar eingeladen. Aus weiser Voraussicht hatte ich einen weiten Bogen um das Offizierskasino gemacht. Mit Sobe wollte ich mich ungern ein weiteres Mal anlegen.
Wir hatten noch nicht das erste Glas geleert, als unser Flottillenchef die Bar betrat. Jeder der anwesenden Gäste drehte sich zu ihm herum. Sobe kam geradewegs auf den Tisch zu, an welchem ich mit meinen Männern saß.
„Guten Abend, Herr Kapitän.“, begrüßte ich ihn. „Kann ich Ihnen auch etwas anbieten?“ Korvettenkapitän Sobe lächelte. „Nein, danke Herr Kapitän. Aber ich würde Sie gerne einmal sprechen. Unter vier Augen.“ Etwas überrascht sah ich meinen Vorgesetzten an. „Gut. Ich bin gleich wieder da.“ Ich erhob mich und folgte Sobe aus der Bar.
„Meinen Glückwunsch, Voetmann. Sie haben es den Tommy´s mal wieder ordentlich gezeigt.“, meinte Sobe, als wir in seinem Büro Platz genommen hatten. „Nicht schlecht Ihr kleines Manöver.“ „Vielen Dank, Herr Kapitän.“ Ich runzelte die Stirn. „Woher -?“ „Sie wollen wissen, woher ich das weiß?“ Sobe lächelte nun und griff nach einer Zeitung. „Das ist der Guardian vom 11. November. Dem Tag, an dem Sie vermeintlich versenkt wurden.“ Er reichte mir das Blatt.
U48 VERSENKT!
Liebe Leser, wie wir heute erfahren haben, ist das berüchtigte deutsche UBoot U48 unter dem Kommando von Kapitänleutnant Voetmann heute Nacht versenkt worden. Voetmann war derjenige, welcher in Scapa Flow eingedrungen ist und dort den Flugzeugträger HMS Glorious und das Schlachtschiff HMS Warspite versenkte. Nun hat es ihn selbst erwischt!
Danken wir den mutigen Zerstörerbesatzungen, denen dieses Husarenstück gelang!
Ich grinste und legte die Zeitung auf den Schreibtisch. „Perfekt getäuscht.“, sagte ich und blickte Sobe wieder an. „Der Schock war wohl umso größer als sie merkten, dass wir noch am Leben sind, was?“ Nun grinste auch Kapitän Sobe. Ohne ein weiteres Wort reichte er mir den nächsten Ausschnitt.
BLAMAGE DER ROYAL NAVY
Liebe Leser, am 11. November erhielten wir die Meldung, dass das deutsche UBoot U48 versenkt worden sei (wir berichteten). Nun stellte sich heraus, dass es noch immer kampffähig war und sich mittlerweile auf Heimatkurs befindet.
Wie lange will sich unsere Navy noch von Voetmann verspotten lassen? Erst Scapa Flow, dann das! Jetzt erst recht! Im Namen all unserer Leser sagen wir: VOETMANN, WIR KRIEGEN DICH!
„Nett...“, sagte ich nur und legte auch diesen Ausschnitt auf den Schreibtisch. „Da kommen doch gleich Glücksgefühle in einem hoch.“ „Sie haben die Royal Navy auf jeden Fall ganz schön geärgert.“ Sobe schenkte uns beiden ein Glas Whiskey ein. „Auf Ihre Beförderung und einen erneuten glorreichen Schlag gegen die Tommy´s!“
Auf der vierten Feindfahrt versenkte U48 unter dem Kommando von Korvettenkapitän Thomas Voetmann:
am 6. November 1939 einen britischen Erzfrachter mit 8757 BRT durch einen Torpedo
am 10. November 1939 einen britischen bewaffneten Trawler mit 448 BRT
Gesamttonnage: 9.205 BRT
Gesamttonnage seit Kriegsbeginn: 105.059 BRT
Kiel
23. November 1939
17:14 Uhr
Eine Woche hatte der BdU uns allen Urlaub gewährt. Eine Erholung nach den Strapazen der letzten Feindfahrt. Zudem musste das Boot in die Werft und lag dort längere Zeit. Die Maschinen und das Ruder hatte es erwischt, die Außenhülle war nur noch zu 67 Prozent intakt und auch im Inneren mussten etliche Glühbirnen gewechselt werden. Ich fragte mich, wie wir diese Fahrt überleben konnten.
„Das ist der Tiger in Dir.“, grinste der IWO, als wir bei einem gemütlichen Bierchen in meinem Haus zusammen saßen. Noch am selben Tag gab es eine erneute Meldung des Guardian. 'Tiger' war mein neuer Spitzname der Briten. Ich konnte dem nichts abgewinnen, fand ich ihn doch nicht gerade sehr passend.
„Hör mir auf mit diesem Schwachsinn.“ Ich lehnte mich in die Couch zurück. „Ich kann es nicht mehr hören.“
„Und ich ebenfalls nicht.“ Meine Frau kam ins Zimmer. „Man hat das Gefühl als ob die Royal Navy nur noch Euch jagt.“ „Na ja, auf der letzten Fahrt war dies ja der Fall.“ Wenn Blicke töten könnten! Ich musste mir ein Lachen verkneifen, als meine Frau Horst mit einem gefährlichen Glanz in den Augen anstarrte. „Das ist NICHT lustig, Schulze!“ „Hab´ ich doch gar nicht gesagt, Inge.“
„Wo ist eigentlich Andrea?“ versuchte ich die aufkeimende düstere Stimmung zwischen den beiden zu beruhigen.
„Mit Freundinnen unterwegs. Kennst sie doch. Wahrscheinlich sitzen sie gerade irgendwo bei einem Tee zusammen und meine Dame prahlt damit, was für einen mutigen Mann sie doch hat.“ „Hat sie auch, Horst. Den hat sie auch.“
27. November 1939, 18:38 Uhr
„Es geht wieder hinaus!“ Ich nahm einen kräftigen Schluck Bier. „Diesmal richtige Geleitzugjagd, meine Herren.“ Der LI, die beiden Wachoffiziere und ich saßen im Offizierskasino. Der neue Auslauftermin war für den morgigen Tag, dem 28. November, angesetzt. Kaum zu glauben, wie schnell nun das Jahr um sein würde – und kaum zu glauben, dass wir uns seit fast drei Monaten im Krieg befanden. Hatte ich zuvor noch die Hoffnung gehabt, dass dieser nicht lange andauerte so wurde ich kurz danach eines Besseren belehrt. Er würde noch sehr lange dauern, da war ich mir sicher. Zu lange.
„Nun denn, meine Herren! Auf eine erfolgreiche Feindfahrt!“
Kiel
28. November 1939
18:49 Uhr
AM-52 – so hieß unser neues zugewiesenes Planquadrat. Nordwestlich von Irland und inmitten der alliierten Geleitzugrouten. Besser ging es nicht.
„Aussicht auf fette Beute.“ Der LI war in bester Laune, als er den Kurs einzeichnete. „Diesmal wird’s was werden, Herr Kaleun!“ „Nur nicht zu hochmütig, LI.“, bremste ich seine Euphorie. „Das dachten wir beim letzten Mal auch – und was ist passiert?“ „Eine Begegnung mit sieben Zerstörern, stundenlanges Beschießen mit Wasserbomben, danach nochmal Bekanntschaft mit drei Zerstörern gemacht, abgesoffen und wieder aufgetaucht.“, zählte der IIWO nun auf. „Schlimmer kann´s nicht werden, Herr Kaleu – Verzeihung, Herr Kapitän.“ „Schlimmer geht immer, IIWO. Machen Sie alles klar zum Auslaufen.“ „Jawohl, Herr Kapitän!“
„Achterleinen los! Kleine Fahrt voraus!“ Der IWO stand zusammen mit mir und Leutnant Erichsen auf der Brücke. „Alles klarmachen zum Ablegen!“
Meine Frau sah mich von der Pier aus an. Dieser Abschied fiel uns beiden schwer, war die letzte Fahrt doch mehr als knapp gewesen.
„Verdammt, Tom. Bitte pass auf Dich auf. Bitte!“ „Keine Sorge, Liebes. Wir kehren glücklich heim, das verspreche ich Dir!“ Mir tat es in der Seele weh, meine Frau in einer solchen Angst um mich zurücklassen zu müssen. Doch es half nichts, wir mussten wieder raus. Noch am gestrigen Abend hatten wir über diese Fahrt gesprochen. Es war ein langes Gespräch gewesen, voller Sorgen und Ängste. Als ich Inge zum Schluss in den Arm nahm wünschte ich mir, dass wir diesen verdammten Krieg bald hinter uns lassen könnten – dass wir wieder so leben konnten wie vorher. In Frieden. Einfach nur zusammen glücklich sein, als richtige Familie. Wie lange war das her...
Ich riss mich von diesen Gedanken los, als unser Boot langsam Fahrt aufnahm. Noch einmal blickte ich meiner Frau in die Augen und lächelte. „Bis bald. Grüß Lisbeth von mir. Ich liebe Euch.“ „Wir Dich auch, Tom.“ Ich konnte Tränen in ihren Augen sehen. „Bis bald.“
Auf kleiner Fahrt voraus näherten wir uns nun der Hafenausfahrt. Unzählige Schiffe und andere Uboote kamen uns entgegen, welche wir begrüßten. Sie alle kamen unversehrt zurück vom Einsatz und konnten nun ihre Zeit mit den Lieben verbringen. Auch ich ertappte mich dabei, wie ich sehnsüchtig an unsere Heimkehr dachte. Gewagt, waren wir doch noch nicht einmal aus dem Hafen raus.
„Dann wollen wir mal, IWO. Gehen Sie auf Marschgeschwindigkeit. Versuchen wir unser Glück bei den Geleitzügen!“ „Jawohl, Herr Kapitän!“
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30. November 1939, 14:59 Uhr
„Schiff gesichtet!“ Sofort richteten sich alle Augen auf die See vor uns. Wir befanden uns mittlerweile im Skagerrak.
„Wo haben Sie es, Blücher?“ „Steuerbord, Herr Kapitän! 30 Grad!“ Sofort blickte ich in die angegebene Richtung. „Da ist nichts! IWO, Abfangkurs!“ „Jawohl, Herr Kapitän!“
20:52 Uhr
Fast sechs Stunden suchten wir bereits nach dem vermeintlichen Schiff. „Verdammt, wo ist der hin?“ Ich suchte mit dem Fernglas die See ab.
„Er müsste jetzt 5000 Meter entfernt an Backbord sein.“ Matrose Blücher schien verzweifelt. Noch nie hatte ihn sein Adlerauge im Stich gelassen.
„Ganz ruhig, Blücher. Wir finden Ihr Schiff schon noch.“ Doch die See um uns herum war wie leergefegt. Kein Schiff war zu sehen. Egal wie intensiv wir suchten, wir fanden nichts. Hatte Blücher sich verguckt? Möglich wäre es, niemand war perfekt. Oder war da tatsächlich ein Schiff gewesen, welches uns vielleicht sogar entdeckt hatte und sich davon machte? Ein schnelleres?
„Vielleicht ein Zerstörer...“, murmelte ich unbewusst. „Was?“ Leutnant Schulze sah mich an. „Wirst Du jetzt paranoid?“ „War nur so dahingesagt, Horst.“ Natürlich glaubte ich nicht an einen Zerstörer im Skagerrak. Da waren Uboote der Briten viel wahrscheinlicher. Wie oft hatte ich während meiner Landgänge schon von Kommandanten gehört, die heimtückisch von den Tommy´s angegriffen wurden. Mich wunderte, dass es uns noch nicht erwischt hatte.
Noch eine halbe Stunde ließ ich weiter auf Suchkurs gehen, bevor ich resigniert seufzte.
„Gehen Sie wieder auf alten Kurs zurück. Wir brauchen den Treibstoff für unser Planquadrat.“ „Jawohl, Herr Kapitän.“ Man, ich hätte mir am Liebsten selber in den Hintern getreten für diese dumme Aktion. Wir brauchten jeden Liter unseres Diesels und ich verballerte ihn, um ein mir unbekanntes Schiff zu jagen, das nicht mal da war und von welchem wir auch die Nationalität nicht kannten.
„Tut mir Leid, Herr Kapitän.“ Ich drehte mich zu Blücher um.
„Jeder hat mal ´nen schlechten Tag. Machen Sie sich nichts draus. Beim nächsten Mal wird’s ein dicker Brocken!“ „Jawohl, Herr Kapitän!“ Die Erleichterung war ihm anzumerken.
Skagerrak
30. November 1939
16:08 Uhr
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„Scheiß Wetter!“, fluchte ich laut, während ich mir mein Fernglas verzweifelt an die Augen presste. Wieder hatte Blücher etwas entdeckt. Noch immer etwas geknickt vom falschen Alarm einige Stunden zuvor hatte er es etwas zaghaft über die Lippen gebracht. Da sich das Ziel allerdings auf unseren Kurs befand beschloss ich, der Sache noch einmal eine Chance zu geben. Sollten wir nun etwas finden, so war dies wahrscheinlich Balsam für Blüchers Selbstvertrauen. Obwohl ich bezweifelte, dass wir bei diesem Mistwetter überhaupt irgendetwas sahen – und wenn wir es taten, dann wahrscheinlich erst, wenn uns der Kahn gerammt hatte.
Mit AK gingen wir auf Abfangkurs. Ich hoffte, dass wir zumindest dieses Mal erfolgreich sein würden.
„Man, man, man. Erst verlieren wir ein Schiff, dann sehen wir vor lauter Nebel nicht mal, was in 100 Metern Entfernung abgeht und jetzt schüttet es auch noch.“ Der IWO war sichtlich entrüstet. „Was für eine Scheiße!“ „Ganz ruhig, Leutnant. Vielleicht haben wir Glück und der Kasten sieht uns bei dem Wetter nicht.“ „Ja, und dann rammt der Scheißkasten uns noch!“
„Schiff voraus!“ Keine halbe Stunde später war es soweit. Ich setzte mein Fernglas erneut an die Augen. „Verdammter Nebel! Wir sind schon fast zu nahe dran!“
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Ich setzte das Fernglas wieder ab. „Torpedos klarmachen! Alle vier Rohre, sicher ist sicher!“ „Jawohl, Herr Kapitän!“
ich sah wieder in Richtung des Schiffes. „Moment, da ist noch einer!“
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„War also doch keine schlechte Idee mit den vier Torpedos, Herr Kapitän.“ Ich nickte dem IIWO zu. „Scheint so, Leutnant.“
Ich besah mir das zweite Schiff durch das Fernglas.
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„Dass die uns noch nicht gesehen haben...“, murmelte ich. „Haben wohl selbst mit dem Nebel zu kämpfen.“ Wieder setzte ich das Fernglas ab. „Scheinen noch nicht zu zacken. Was meinen Sie, IWO?“ „Sehe ich genauso, Herr Kapitän.“ „Torpedos feuerbereit, Herr Kapitän!“
„UZO auf Brücke!“ Kaum war die Optik angebracht, schon hockte ich mich davor. „Achtung Schusslösung für Rohr 1: Entfernung 700 Meter an Lage 54 Steuerbord. Geschwindigkeit 8 Knoten!“ „Eingestellt!“ „Rohr 1 los! Weiter zu Rohr 2! Entfernung 850 Meter an Lage 60 Steuerbord! Geschwindigkeit ebenfalls 8 Knoten!“ „Eingestellt!“ „Feuer!“
Unsere beiden Aale machten sich in Richtung Schiffe auf. Blieb nur zu hoffen, dass sie auch trafen.
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Torpedo rast auf M39 Frachter zu
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Treffer!
„Wo bleibt der zweite Aal, LI?“ „Laufzeit ist bereits überschritten, Herr Kapitän!“ „Verdammt! Rohr 3 klarmachen, schnell!“
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Der getroffene M39 Frachter – hält sich noch zu gut über Wasser
„Schusslösung für Rohr drei: Entfernung 1000 Meter an Lage 64 Steuerbord! Geschwindigkeit etwa 11 Knoten!“ „Eingestellt!“ „Feuer!“
Es verging nur wenig Zeit, bevor wir die erlösende Detonation hörten. „Gott sei Dank!“
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„Rohr vier nochmal auf den Kolonialfrachter, der schon Rohr 2 abgekriegt hat! Neue Schusslösung: Entfernung 850 Meter an Lage 139 Steuerbord, Geschwindigkeit 4 Knoten!“ „Eingestellt!“ „Feuer!“
In der Zwischenzeit versank der britische M39 Frachter in den Tiefen des Skagerrak. Der erste Erfolg auf dieser Feindfahrt. Jetzt musste nur noch Torpedo Nummer vier sein Ziel erreichen.
Dies tat er dann erfreulicherweise auch.
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„Der Hund will einfach nicht absaufen!“ Ich hob wieder mein Fernglas vor die Augen. „Das gibt es doch nicht! Rohr 5 klarmachen und beeilt Euch mit dem Nachladen von Rohr 1 bis 4!“ „Jawohl, Herr Kapitän!“
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Wir fuhren nun an dem Frachter vorbei und setzten uns so vor ihn, dass wir ihn mit dem Hecktorpedo erwischen konnten.
„Aller guten Dinge sind drei, Männer.“, sagte ich, während wir allmählich in Schussposition kamen.
Genauso war es auch. Der LI machte gerade den Mund auf, als unser dritter Aal traf und das Schicksal des Schiffes besiegelte. „Gott sei Dank!“ Ich hob mein Fernglas wieder an die Augen.
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„Der hat es ebenfalls hinter sich, Männer. Gute Arbeit! Wieder auf alten Kurs! Marschgeschwindigkeit!“ „Jawohl, Herr Kapitän!“
Am 30. November 1939 in der Zeit zwischen 16:26 Uhr und 16:45 Uhr sanken ein M39 Frachter mit 5423 BRT und ein Kolonialfrachter mit 2503 BRT nach insgesamt vier Torpedotreffern (einer auf den M39, drei auf den Kolonialfrachter) im Skagerrak.
Hätte es statt des dritten Torpedos auf den Kolonialfrachter nicht auch das Deckgeschütz getan? Ihr Verschwender! ;)
Miserabeles Wetter und schlecht zu zielen. Ging nicht. ;)
Nördlich von Lerwick
5. Dezember 1939
02:14 Uhr
In etwas mehr als vierundzwanzig Stunden sollten wir das uns zugewiesene Planquadrat erreichen. Zwar gab es in den letzten Tagen keinerlei Feindberührung mehr und der Alltag an Bord war eingetreten, doch das machte uns erstaunlicherweise weniger aus als noch auf unserer ersten Fahrt. Wir hatten alle – und dort schloss ich mich ein – viel dazugelernt. Geduld musste man hier draußen haben, Geduld mit ein bisschen Glück und guten Augen.
Die hatte unser Matrose Blücher, wie sich wenig später wieder einmal herausstellen sollte.
Ich saß wie so oft in der Messe und verfasste einen Eintrag ins Kriegstagebuch.
Logbucheintrag Korvettenkapitän Thomas Voetmann, 5. Dezember 1939
Haben heute Lerwick passiert, bisher alles ruhig. Seit Tagen keinerlei Feindkontakt mehr, Stimmung trotzdem gut. Die Aussicht auf Geleitzüge zu treffen hebt diese an. Hoffentlich wiederholt sich das Ganze von der letzten Fahrt nicht!
Bin bisher mit den Torpedos zufrieden, nur ein Blindgänger von Vieren. Werden morgen gegen Abend unser PQ erreichen. Mal schauen, was uns dort erwartet.
Ich hatte kaum Stift und Buch weggelegt als ein Ruf ertönte. „Kommandant auf Brücke!“
Sofort erhob ich mich, griff nach meinem Fernglas und machte mich auf den Weg.
„Was ist es diesmal, Blücher?“ „Schiff an Backbord, Herr Kapitän!“
„Auf Abfangkurs gehen! Sehen wir uns das mal genauer an.“
Es war eine finstere Nacht. Ein Vorteil für uns, allerdings auch extrem schlechte Sichtverhältnisse. Zudem wussten wir nicht, ob es sich um ein harmloses Schiff handelte – sprich einem unbewaffneten Frachter oder dergleichen – oder ob wie es wieder einmal mit einem Kriegsschiff zu tun bekommen würden.
„Man, hier sieht man die Hand vor Augen nicht! Wie soll man da ein Schiff entdecken?“ Der IIWO guckte sich die Augen aus. „Unmöglich!“ „Nichts ist unmöglich, Leutnant.“ Auch mir wollte es nicht gelingen, in der Schwärze etwas zu entdecken.
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06:57 Uhr
Kaum zu glauben, wie lange man in der See nach einem Schiff suchen konnte. Fast fünf Stunden waren nun seit dem ersten Sichtkontakt vergangen.
„Mistwetter!“, fluchte ich, mir die Kapuze des Ölzeugs tiefer ins Gesicht schiebend. „Schon wieder Regen!“
„Wenigstens haben wir einigermaßen ruhige See.“ 'Ruhig' war meiner Ansicht nach die falsche Bezeichnung dafür. Unser Boot wurde gut hin und her geschüttelt, wenn auch vielleicht nicht so heftig wie vor einigen Tagen. „UZO auf Brücke!“
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„Rohr 1 und 2 klarmachen zum Überwasserschuss!“ „Jawohl, Herr Kapitän!“ „Schusslösung: Entfernung 500 Meter an Lage 48 Steuerbord. Geschwindigkeit etwa 4 Knoten.“ „Eingestellt! Wir sind feuerbereit, Herr Kapitän!“
Ich gab noch eine Kursänderung an, um in eine optimale Schussposition zu kommen. „Hoffen wir, dass der erste sitzt und ausreicht.“
Es war so – in beiden Fällen. Ziemlich nahe am Maschinenraum traf unser Aal und besiegelte somit das Schicksal des feindlichen Schiffes.
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„Oh man... die armen Schweine da drüben!“ Ich setzte das Fernglas ab. „Was für ein Inferno!“
„Ob da einer lebend rauskam?“ Auch dem IWO war seine Betroffenheit anzumerken.
„Möglich, IWO. Aber nicht alle. Leider. Gehen Sie wieder auf alten Kurs. Sie haben gute Chancen an Land zu kommen. Ist ja nicht allzu weit weg.“ „Jawohl, Herr Kapitän!“
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Am 5. Dezember 1939 um 07:28 Uhr sank ein britischer Belise Dampfer mit 1490 BRT nach einem Torpedotreffer.
Nur weiter so, werter Voetmann...!! Wir sind gespannt, wieviele Pötte euer Boot noch versenkt...!?
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke::D
Werter Hohenlohe, wir danken Euch für das nette Feedback. :)
Auch wir sind gespannt, was uns nioch alles so erwartet. Im Augenblick riecht es wiedermal nach reicher Beute. :burns:
Planquadrat AM-52
6. Dezember 1939
17:06 Uhr
Soeben hatten wir unser zugewiesenes Planquadrat erreicht. Ich ließ den LI einen Suchkurs quer durch dieses festlegen und hoffte, dass unsere bisher erfolgreiche Fahrt sich fortsetzen würde.
„Wir sind jetzt mitten in den Geleitzugrouten, Herr Kapitän.“, meinte LI Seger, als er den Kurs einzeichnete. „Wir kommen mit Sicherheit zum Schuss.“ „Hoffen wir es, LI.“ Ich ging in die Messe und machte mir einen Kaffee. Jetzt hieß es abwarten. Wenn hier wirklich soviel los war wie beschrieben sollten wir etwas abkriegen. Wir brauchten dann nur viel Glück und Geduld – und von beidem hatten wir bisher ziemlich viel. Knapp 10.000 Bruttoregistertonnen standen bereits auf unserer Liste – drei Schiffe hatten wir versenkt. Eine Tatsache, die mich relativ optimistisch stimmte. So konnte es weitergehen.
20:55 Uhr
„Kommandant auf Brücke!“ Ich war gerade dabei, mit dem LI unseren Treibstoffvorrat zu besprechen, als der Ruf ertönte. Sofort kletterte ich die Leiter zur Brücke hinauf.
„Kontakt voraus, Herr Kapitän! Backbord!“ „UZO auf Brücke! Abfangkurs, IWO. AK voraus!“ „Jawohl, Herr Kapitän!“ „Machen Sie Torpedorohre 1 und 2 klar zum Überwasserschuss, IIWO!“ „Zu Befehl, Herr Kapitän!“
Ich blickte nun durch das UZO. „Da haben wir ihn. Wieder ein größerer Pott! Scheinen im Moment ja eine Glückssträhne zu haben, Männer. Gute 5000 Tonnen, würde ich schätzen.“
Etwa eine halbe Stunde später waren auf auf knapp 500 Meter an das Schiff herangekommen. Eine ideale Schussposition, hatten unsere Torpedos aus einer solch geringen Distanz doch bisher immer perfekt getroffen.
„Achtung, Schusslösung für Rohr 1: Entfernung 500 Meter an Lage 18 Backbord. Geschwindigkeit etwa acht Knoten!“ „Eingestellt!“ „Los!“
Der Torpedo lief nicht lange. Bei einer solch kurzen Distanz schlug er schon nach wenigen Sekunden in der Bordwand des Schiffes ein – und besiegelte sein Schicksal. „Jawoll, den haben wir!“
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„Oh man... schon wieder Tote...“ Seufzend setzte ich mein Fernglas ab. „Was für ein Scheiß.“ „Wir können nicht jeden retten, Tom. Das ist nun mal so.“ „Ich weiß, Horst. Ich weiß. Wir gehen wieder auf Kurs. Bloß weg von dem Anblick hier.“
Am Abend saß ich in der Messe und verfasste einen weiteren Eintrag ins Tagebuch.
Logbucheintrag Korvettenkapitän Thomas Voetmann, 6. Dezember 1939
Haben heute Nachmittag unser PQ erreicht, trafen dann um etwa neun Uhr abends auf ein Fischfabrikschiff, welches wir mit einem Aal versenken konnten. Keine Überlebenden gesichtet. Moral der Männer gut, Moral von mir im Keller. Wie gerne hätte ich sie gerettet...
Noch einmal sah ich auf den von mir gerade verfassten Eintrag. Der BdU wäre damit wohl nicht zufrieden, doch mir war es egal. Ich hatte noch immer Menschlichkeit in mir, auch wenn das, was ich gerade tat, nicht unbedingt mit dieser übereinstimmte.
Am 6. Dezember 1939 um 21:32 Uhr sank ein britisches Fischfabrikschiff mit 5060 BRT nach einem Torpedotreffer.
Planquadrat AM-52
7. Dezember 1939
00:55 Uhr
Die Nacht nutzten wir, um die beiden Reservetorpedos von Deck ins Innere unseres Bootes zu bringen. Die See war ruhig und es herrschte nur leichter Wind, auch wenn die Temperaturen eisig waren. Ich stand zusammen mit meinen Wachoffizieren auf der Brücke, während der LI unten seinen Männern Dampf machte.
„Man, ist das kalt!“, bibberte der IWO vor sich hin. „Erst Regen und Nebel, dann Kälte! Mist verdammter!“ „Umso schöner ist es, wenn wir wieder im Boot sind.“, meinte ich darauf und zog an meiner Zigarette. Wir hatten zwar alle dicke Mäntel und Handschuhe an, trotzdem froren meine Hände.
„Willst Du auf Tauchfahrt gehen?“ Ich sah ihn an. „Warum?“ „Weil es drinnen genauso arschkalt ist wie hier, wenn wir über Wasser sind.“ „Machen Sie sich einen warmen Tee, IWO.“, schaltete sich nun Leutnant Erichsen ein. „Das hilft.“ „Wenn wir den mal hätten.“ Schulze schnaubte. „Das Einzige was wir haben ist dieser miese Kaffeeersatz! Von warmen Getränken mal ganz zu schweigen!“ „Ach wo, der Smut soll Wasser aufsetzen und dann rein mit dem Tee. Der liegt im Hecktorpedoraum.“ Ich konnte mir ein Grinsen ob des Ausdruckes auf dem Gesicht meines alten Freundes nicht verkneifen. „Und warum sagt mir das keiner?“ „Du hast nicht gefragt.“
Eine halbe Stunde später waren die Torpedos verladen und der IWO bekam seinen ersehnten warmen Tee.
„Tut das gut.“ Ich schüttelte den Kopf. „Du benimmst Dich als hättest Du seit Monaten nichts Warmes mehr gehabt.“ „Draußen ist es arschkalt!“ „Alte Frostbeule.“ Ich grinste und nahm nun meinerseits einen Schluck des heißen Getränkes. „Du hast gleich wieder Wache, denk dran.“, feixte ich noch hinterher, während ich mich wieder in die Zentrale begab.
„Und, LI? Alles klar?“ Leutnant Seger schaute mich mit einem optimistischen Gesichtsausdruck an. „Jawohl, Herr Kapitän! Alle Torpedos sind drinnen und die Männer fleißig dabei sie einzuschmieren! Jetzt müssen wir nur noch Ziele finden.“ „Die finden wir schon, LI. Weitermachen!“ „Zu Befehl, Herr Kapitän!“
Als ich wieder auf die Brücke trat, wehte mir sofort eine eisige Brise entgegen. Ich klappte den Kragen meines Mantels nach oben und rieb die Hände aneinander.
„Beim Wachwechsel kriegt jeder eine Tasse warmen Tee.“, verkündete ich der bibbernden Brückenwache. „Nicht, dass Ihr mir hier noch einfriert.“ „Danke, Herr Kapitän!“ „Schon gut.“
Ich blickte auf die See. Weit und breit war nicht zu entdecken, nur die Nacht umgab uns. Ich hörte das sanfte Rauschen der Wellen und schloss für einen kurzen Moment die Augen, um diesen zu genießen. Alles schien so friedlich zu sein. Kein Granatengedonner, keine Explosionen, nichts. Nur die unendliche Stille. So liebte ich das Meer.
„Wachwechsel.“, ertönte einige Zeit später die Stimme des IWO´s hinter mir. „Gleich gibt es was Warmes, Jungs.“ Ich grinste leicht. „Du hast unseren Männern gerade was richtig Gutes getan.“ „Und mir was Schlechtes.“ „Abhärtung, Herr Leutnant. Abhärtung.“
Ich blieb zur Unterstützung des zweiten Seewache noch etwas oben und unterhielt mich mit Leutnant Schulze. In etwas mehr als zwölf Stunden war unsere Patrouille zu ende. Mit dem bisherigen Ergebnis war ich sehr zufrieden und sollten wir bis dahin keinen Geleitzug vor die Rohre gekriegt haben würden wir wieder den Heimweg antreten. Innerlich hoffte ich jedoch, dass sich unsere Aussicht auf gute Beute auch erfüllen würde.
03:55 Uhr
Leutnant Schulze hatte inzwischen – genau wie ich – seine Tasse leergetrunken und starrte leicht zitternd vor sich hin. Die Temperatur schien in den letzten Stunden noch weiter gefallen zu sein als es ohnehin schon der Fall war. „Elendiges Mistwetter!“
Ich sagte nichts darauf und suchte weiterhin die See ab. Irgendwann würde uns gewiss ein weiteres Schiff über den Weg laufen, wir mussten nur warten. Geduld war nun wieder angesagt.
Lange sollte diese allerdings nicht auf die Probe gestellt werden. Schon etwa zwanzig Minuten später der rettende Ausruf: „Rauchfahnen voraus!“
Planquadrat AM-52
7. Dezember 1939
04:00 Uhr
Wir starrten angestrengt in die Richtung, die unser Adlerauge vorgegeben hatte. „Wie viele haben Sie erkannt, Blücher?“ „Schwer zu sagen, Herr Kapitän. Vielleicht vier oder fünf. Können aber auch noch mehr sein. Schiffe, die weiter hinten fahren.“ „Ein Geleitzug?“ „Möglich, IWO. Aber um Näheres sagen zu können müssen wir näher ran.“
04:27 Uhr
„Da isser!“ Ich musste grinsen, war das doch der Erfolg, den ich mir wünschte. „Ein feiner Geleitzug!“
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Die Brückenbesatzung war aus dem Häuschen. Ich bückte mich zum Sprechrohr. „Achtung, hier spricht der Kommandant! U48 operiert ab sofort auf Geleitzug! Alle Torpedorohre klarmachen! Gefechtsstation!“
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„Ein herrlicher Anblick. Was, IWO?“ „Unsagbar schön!“ Auch Leutnant Schulze war die Vorfreude anzumerken.
Langsam ließ ich das Fernglas über die gesamte Länge des Geleitzuges gleiten. „Rund ein Dutzend Schiffe, wenn ich mich nicht irre. Vorneweg ein Zerstörer als Eskorte.“
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„Da werden mit Sicherheit auch noch ein paar andere sein.“, merkte der IWO nun an. „Wir sollten vorsichtig sein, Tom.“ „Das werden wir, IWO. Das werden wir.“
Immer näher kamen wir den Schiffen nun. Es war eine relativ dunkle Nacht, was uns einen Vorteil bot. Man würde uns – so hoffte ich – nicht so schnell entdecken. Langsam schwenkte unser Boot nun nach Steuerbord und fuhr neben den Schiffen her, immer in Sichtweite.
„Ein Leckerbissen, Leute. Ein Leckerbissen!“ Ich musste zugeben, dass ich mich auf das Bevorstehende freute. So sehr ich auch immer versuchte unnötiges Leid zu vermeiden, so mehr reizte mich ein Angriff auf einen Geleitzug. Heute war meine Chance, mein Tag – oder eher meine Nacht. Die Nacht von U48.
„Können Sie weitere Sicherungsschiffe entdecken?“ „Bisher noch nicht, Herr Kapitän.“, antwortete einer der Brückenwache. „Augen aufhalten, Jungs. Der da vorne schippert mit Sicherheit nicht alleine durch die Gegend.“
„Herr Kapitän! Dort, auf 43 Grad Backbord! Scheint ein Kriegsschiff zu sein!“ Ich sah in die angegebene Richtung.
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„Tatsache! Sieht ganz so aus.“ „Das wird ein Fest, Herr Kapitän.“ Der IIWO starrte ebenfalls in Richtung der Schiffe. „Ein richtiges Fest!“ „Hoffen wir, dass wir nicht als die Schnapsleichen enden.“, fügte der IWO an. „Wird schon werden, IWO.“
Ich hatte genug gesehen. Wir waren sehr dicht an die Schiffe herangefahren und hatten uns somit in eine gute Schussposition gebracht. Nun hieß es noch einmal Glück zu haben.
„Gehen wir es an, Männer. Brücke räumen und auf Sehrohrtiefe. Geben wir den Herren da hinten mal ein paar Präsente.“ „Jawohl, Herr Kapitän!“
Die Brückenwache machte sich auf den Weg ins Innere des Bootes, meine Wachoffiziere folgten. Ich blickte noch einmal zum Geleitzug hinüber, bevor auch ich mich auf dem Weg nach unten machte. Die Jagd hatte begonnen!
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U48 taucht ab; im Hintergrund der Geleitzug
Royal Navy vs. Voetman - die nächste Runde :) Viel Erfolg!
Planquadrat AM-52
7. Dezember 1939
04:35 Uhr
Ich ließ das Sehrohr langsam über den Geleitzug gleiten.
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„Was ein Anblick...“ Ich musste mich beinahe beherrschen, um nicht übermütig zu werden. „Schmidt, was sagt das Hydrophon? Ist es bei der einen Eskorte geblieben?“ „Bis jetzt ja, Herr Kapitän.“
Wieder sah ich durchs Sehrohr. „Alles klar. Wir sind beinahe genau vor dem Geleitzug. Wir stellen uns jetzt tot und lassen den Zerstörer vorbeifahren. Danach haben wir freies Schussfeld.“
So wurde es auch gemacht. „Sehrohr einfahren, Maschinen stopp und absolute Ruhe im Boot! Gehen Sie auf 120 Meter, IWO.“ „Jawohl, Herr Kapitän.“
Ich ging zu Schmidt. „Können Sie sagen, wie viele Kontakte es sind?“ „Rund ein Dutzend, Herr Kapitän. Mit Sicherheit höre ich einen Zerstörer. Der Rest scheinen Frachtschiffe zu sein.“ „Kein weiterer Zerstörer?“ „Im Augenblick nicht, nein. Nur der eine.“ „Gut. Halten Sie mich auf dem Laufenden.“ „Jawohl, Herr Kapitän.“
Immer näher kamen die Schiffe über uns an unser Boot heran. Vorweg der Zerstörer, von welchem Schmidt leise ASDIC-Signale auffing, dann – in etwa zweihundert Metern Abstand – der restliche Geleitzug.
Man konnte mittlerweile die Schraubengeräusche des Kriegsschiffes über unseren Köpfen hören. Ganz schwach nur, aber sie waren da. Gleich würden wir mitten im Geleitzug sein, in einer idealen Schussposition.
„Langsam hoch auf Sehrohrtiefe.“, flüsterte ich. „Kleine Fahrt voraus.“
„Gut, jetzt gucken wir uns mal ein kleines bisschen um.“ Der Geleitzug war noch relativ weit entfernt, sodass ich einen ausgiebigen Rundumblick wagen konnte. Für mich stand von vorneherein fest, dass ich nur solche Ziele anvisieren würde, die sich auch lohnten. Der Zerstörer, welcher vorneweg fuhr, gehörte nicht zu diesen.
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Ich drehte das Sehrohr langsam weiter nach links. „Da scheinen ein paar Tanker mitzufahren. Außerdem noch größere Frachter.“ Ich suchte weiter. „Die nehmen wir uns zuerst vor. Und – oh.“ Ich hielt das Sehrohr abrupt an. „Da ist unser Kriegsschiff. Sieht aus wie ein Kreuzer, Männer.“
Ich blickte zum LI. „Alles klar, Leutnant. Dann fangen wir mal an. Sind die Torpedos bereit?“ „Jawohl, Herr Kapitän.“ „Rohr 1 Achtung, Schusslösung: Schießen wir den ersten Aal auf den Standardfrachter auf Lage 340 Backbord. Entfernung 1300 Meter, fährt etwa 8 Knoten.“ „Eingestellt, Herr Kapitän!“ „Schusslösung Rohr 2 auf den Kreuzer Lage 330 Backbord. Entfernung 1200 Meter, fährt ebenfalls 8 Knoten.“ „Eingestellt!“ „Schmidt, behalten Sie mir den Zerstörer im Ohr!“ „Zu Befehl, Herr Kapitän!“ „Mündungsklappen öffnen!“ „Sind offen, Herr Kapitän!“ „Rohr 1 los!“ „Abgefeuert!“ Ich wartete etwas. Dann, nach einigen Sekunden, der zweite Befehl. „Rohr 2 los!“ „Abgefeuert! Aale sind im Wasser, Herr Kapitän!“ Jetzt mussten sie nur noch treffen...
Sie taten es. Gleichzeitig mit Ablauf der Zeit saß der erste Torpedo, kurz danach der zweite. Meine Mannschaft war in Hochstimmung, die der IIWO wieder einmal bremsen musste. „Ruhe verdammt!“
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Treffer auf den Leichten Kreuzer
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Treffer auf den Standardfrachter; im Vordergrund der getroffene Kreuzer
„Was macht der Zerstörer, Schmidt?“ „Fährt geradeaus weiter. Scheint so, als hätten wir die Herren ziemlich geschockt.“ Ich wusste, dass dieser Zustand nicht lange anhalten würde.
„Sinkgeräusche, Herr Kapitän!“ „Ja, ich sehe es, Schmidt. Den Kreuzer hat´s erwischt.“
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„Was ist mit dem Frachter? Irgendwas zu hören?“ „Nein, Herr Kapitän. Er macht weniger Fahrt, das ist alles.“ „Verdammt!“
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der brennende Standardfrachter
Ich suchte weiter nach lohnenden Zielen. Wenn dort Tanker mit bei waren, dann wollte ich nicht unbedingt mehr Torpedos als nötig auf den Frachter verschwenden.
„Der Zerstörer fängt an zu kreisen.“, flüsterte der IWO in mein Ohr. „Schmidt hat es gerade durchgegeben. Wir sollten vorsichtig sein, Tom.“ „Danke, Horst.“
Ich visierte einen der Tanker an. „Rohr drei geht auf den Tanker. Entfernung 900 Meter an Lage 308 Backbord. Geschwindigkeit etwa sieben Knoten.“ „Eingestellt!“ „Los!“ Jetzt musste es schnell gehen.
„Der Zerstörer kommt näher, Herr Kapitän!“ „Verdammt, viel zu früh!“ Glücklicherweise traf auch unser dritter Aal sein Ziel.
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„Scheiße, zweiter Zerstörer auf 381 Grad! Hinter dem Geleitzug!“ Das war es, was in mir Sorge aufkeimen ließ. Wir mussten hier weg, und zwar verdammt schnell.
„Verdammt!“ Ich sah weiter auf den Tanker. Die Frage war, sollte ich mein Glück nochmals versuchen und ihn oder den Frachter torpedieren oder sollten wir uns nun absetzen und so schnell es ging verschwinden?
„Versuchen wir unser Glück bei dem zweiten Tanker! Wenn der Aal raus ist dann nichts wie weg hier! Wende um 90 Grad und runter auf 150 Meter.“ „Jawohl, Herr Kapitän!“
„Achtung, Schusslösung für Rohr vier! Entfernung 1100 Meter an Lage 316 Backbord! Geschwindigkeit etwa 9 Knoten. Beeilung Männer, der zackt wie wild rum!“ „Eingestellt, Herr Kapitän!“ Ich überlegte nicht lange. „Feuer!“
Jetzt hieß es beten. Wir konnten nur noch den einen Aal losschicken, da uns der Zerstörer im Rücken saß und langsam näher kam.
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„Sehrohr einfahren! Setzen wir uns ab, schnell!“ Unser Boot glitt in die Tiefe, während der Torpedo an der Oberfläche seinem Ziel entgegen raste. Minuten später die dumpfe Explosion. Wir hatten getroffen!
„Sinkgeräusche, Herr Kapitän!“, flüsterte Schmidt aufgeregt. „Den Tanker hat es anscheinend zerrissen.“ „Was macht der Zerstörer?“ „Fährt weiter auf unsere alte Position zu, hat vermutlich das Sehrohr gesehen.“
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Zerstörer auf der Suche nach U48
„Und der zweite?“ „Weiter hinter dem Geleitzug. Der macht uns im Augenblick keine Schwierigkeiten.“ „Gut. Der eine reicht ja auch schon.“ „Ja, Herr Kapitän.“
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Mission erfüllt! Die versenken sich nachher noch gegenseitig...
„Absolute Ruhe im Boot!“ Ich sah auf den Tiefenmesser, der bei 150 Meter lag. Noch immer suchte der Geleitzerstörer an der falschen Stelle nach uns. Ich hatte die vage Hoffnung, dass wir uns hier leicht absetzen konnten. Eine Abwechslung, hatten die Zerstörer auf der letzten Feindfahrt uns doch arg in Bedrängnis gebracht. Ein kleiner Wermutstropfen war nur, dass wir nicht mehr Schiffe hatten angreifen können. Wir mussten jetzt hoffen, dass auch noch die letzten beiden – der erste torpedierte Tanker und der Frachter – sanken.
Während oben die Schiffe mit sich zu kämpfen hatten setzten wir uns weiter vom Geleitzug ab.
Am 7. Dezember in der Zeit zwischen 04:45 Uhr und 05:30 Uhr sanken ein britischer Leichter Kreuzer mit 5400 BRT und ein großer Tanker mit 19132 BRT nach jeweils einem Torpedotreffer.
Zwei weitere Schiffe – ein Marinetanker mit 5450 BRT und ein Standardfrachter mit 6870 BRT – wurden torpediert. Versenkung noch nicht bestätigt.
George Pickett
14.05.14, 17:30
Ihr räumt ja ganz schön ab, werter Voetmann. Beim nächsten Landgang bitte aus der Offiziersmesse mal die Versenkungsliste mitgehen lassen! Zum zählen sind wir zu faul, aber es interessiert. :)
Ich würde an eurer Stelle auf 200 Meter Tiefe gehen und einfach die torpedierten Schiffe verfolgen, entweder sie machen keine oder weniger Fahrt als die untorpedierten Schiffe und dann könnt ihr die beiden auch noch mitnehmen, wenn sie nicht von selbst sinken.
Ihr räumt ja ganz schön ab, werter Voetmann. Beim nächsten Landgang bitte aus der Offiziersmesse mal die Versenkungsliste mitgehen lassen! Zum zählen sind wir zu faul, aber es interessiert. :)
Zu Befehl! :)
Ich würde an eurer Stelle auf 200 Meter Tiefe gehen und einfach die torpedierten Schiffe verfolgen, entweder sie machen keine oder weniger Fahrt als die untorpedierten Schiffe und dann könnt ihr die beiden auch noch mitnehmen, wenn sie nicht von selbst sinken.
Hätten wir gerne, aber der Zerstörer ließ uns nicht. Der hat uns selber zwar keine Probleme bereitet, schlich aber immer mit seinem Kollegen zusammen um den gesamten Geleitzug rum. ARKS! Wenn die zu dumm sind uns zu finden dann machen die sowas! :motz:
Planquadrat AM-52
7. Dezember 1939
20:57 Uhr
Wir konnten uns innerhalb von nur wenigen Stunden erfolgreich vom Geleitzug und seinen beiden Eskorten absetzen und waren nun wieder auf unserem alten Kurs unterwegs. Die Stimmung an Bord konnte besser nicht sein. Alle waren glücklich aufgrund der versenkten Schiffe. Sollten nun die letzten beiden auch noch als versenkt bestätigt werden rundete das die Sache ab. Unsere Patrouille war schon seit ein paar Stunden beendet und ich ließ kurz danach auf Heimatkurs gehen. Dem BdU hatten wir einen Statusbericht geschickt, in welchem wir unseren Feindfahrtverlauf und den Angriff auf den Geleitzug mitteilten. Die Antwort kam prompt: Rückmarsch nach Hause.
Wie immer in meiner 'Freizeit' brachte ich das Kriegstagebuch auf den neuesten Stand.
Logbucheintrag Korvettenkapitän Thomas Voetmann, 7. Dezember 1939
Trafen heute Nacht auf einen britischen Geleitzug. Einen Tanker und einen Kreuzer torpediert, Versenkung bestätigt. Weiterhin einen zweiten Tanker und einen Frachter torpediert, ob versenkt wissen wir nicht. Zuhause werden wir es wohl erfahren. Mussten den Angriff abbrechen und uns absetzen, da uns ein Zerstörer im Nacken hing. Konnten diesen erfolgreich ausweichen. Moral der Besatzung so gut wie schon lange nicht mehr. Haben alleine mit den beiden Schiffen fast 30000 Bruttoregistertonnen auf der Liste stehen, mit den Schiffen vorher sind es insgesamt etwa 45000 Bruttoregistertonnen. Seit Langem eine sehr erfolgreiche Feindfahrt. Torpedos haben ebenfalls alle getroffen, keine Blindgänger dabei. Super! Befinden uns auf Befehl des BdU nun auf dem Rückmarsch. Gott, ich hoffe, dass uns Zuhause nicht wieder der halbe Befehlsstab und die Hälfte von Deutschlands Reportern erwartet!
8. Dezember 1939, 22:54 Uhr
Vor wenigen Stunden hatten wir Scapa Flow im Osten passiert. Glücklicherweise hatten wir keinerlei Sichtkontakt zu Zerstörern oder anderen Schiffen, die uns gefährlich werden konnten. Die Ereignisse der letzten Feindfahrt steckten mir noch immer in den Knochen.
„Funkspruch, Herr Kapitän.“ Ich stand gerade wieder einmal bei einer Zigarette auf der Brücke. Nun drehte ich mir zu Leutnant Schulze um, welcher mir einen Zettel reichte. „Gerade entschlüsselt.“ „Danke, IWO.“ Ich las ihn durch.
http://s1.directupload.net/images/140514/367832zl.png (http://www.directupload.net)
„Minensperren gegen die englische Küstenschifffahrt an der Ostküste.“, informierte ich die restliche Brückenbesatzung. „Sollen uns von da fernhalten.“ „Liegt nicht auf unserem Kurs, Herr Kapitän.“, meinte der LI. „Also unwichtig.“ „Für unser Boot vielleicht, Seger. Für andere nicht!“
Ich rollte mit den Augen. „Fangen Sie beide schon wieder an? Nehmen Sie den Funkspruch so hin wie er ist und damit ende!“
9. Dezember 1939, 23:05 Uhr
In vier Tagen waren wir zu Hause. Endlich wieder in der Heimat, bei den Lieben. Ich dachte sehnsüchtig an das Wiedersehen mit meiner Familie. Beim Abschied tat uns schließlich allen das Herz weh. Das Schlimme daran war, dass meine Frau große Angst um mich hatte, da sie bei unserer letzten Reise für mehrere Stunden geglaubt hatte ich sei tot. Verständlicherweise hatte sie große Angst, dass daraus auf der nächsten fahrt Realität werden konnte. Ich konnte ihr diese Angst nicht nehmen, wusste ich doch selber nie, ob wir lebend wiederkamen. Bisher war dies immer der Fall gewesen – glücklicherweise – doch wie lange würde das noch anhalten? Wann war der Tag, an dem uns das Glück verlassen sollte? Ich hoffte, dass er nie kam.
„Kontakt voraus!“ Sofort hob ich mein Fernglas an die Augen.
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„Näher ran, IWO! Deckgeschütz besetzen!“ „Jawohl, Herr Kapitän!“ Wir fuhren unter AK auf das Schiff zu, welches uns entgegen kam. Es schien keine Anzeichen zu machen, sich entfernen zu wollen. Vielmehr verlangsamte es seine Fahrt. Durch das Fernglas sah ich, wie Rettungsboote klargemacht wurden.
„Endlich vernünftige Leute da drüben!“, meinte ich. Erleichterung durchflutete mich, musste ich doch nicht noch mehr Tote in Kauf nehmen. „Warten wir, bis sie vom Schiff runter sind. Kleine Fahrt voraus, wir schießen bei 1500 Metern!“
Etwa zehn Minuten später legten wir los. Die Rettungsboote entfernten sich nun vom stehenden Schiff.
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Es war das reinste Übungsschießen. Unsere Granaten sausten hinüber und trafen punktgenau.
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„Schon wieder so ein zäher Bursche.“, meinte der IWO neben mir. „Hoffentlich schaffen wir den noch.“ „Locker, IWO. Wir haben noch genug Granaten.“
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„Kursänderung um 30 Grad nach Steuerbord. Nicht, dass wir den noch rammen.“ Weiterhin sausten unsere Granaten auf das wehrlose Schiff zu, welches sich als äußerst standhaft zeigte. Erst weitere fünf Minuten später besiegelte unsere insgesamt siebenunddreißigste Granate dessen Schicksal.
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„Und wieder einer mehr für unsere Liste.“ Der LI schien höchst zufrieden. „Und einer weniger auf der der Tommys.“ „Wie dem auch sei: Wieder zurück auf altem Kurs. Marschgeschwindigkeit!“ „Jawohl, Herr Kapitän!“ Auf nach Hause...
Am 9. Dezember 1939 um 23:49 Uhr sank ein britischer M39 Frachter mit 5432 BRT nach Granatenbeschuss.
Der ist doch nicht ernsthaft stehen geblieben oder? ^^
Nein, ist er nicht. ;)
Das war nur ein Element, welches ich in den AAR eingebaut hatte.
Kiel
13. Dezember 1939
11:56 Uhr
„Oh nein...“ Ich verzog das Gesicht, als wir langsam in den Hafen von Kiel einliefen und ich schon von Weitem die Musikkapelle spielen hörte. „Nicht schon wieder!“ „Die Herren von der Admiralität müssen einen Narren an uns gefressen haben.“ „Leider, IWO. Leider.“
Wir fuhren nun mit kleiner Fahrt auf die Pier zu, auf welchen sich eine Menschenmasse versammelt hatte und uns lautstark begrüßte. „Oh man...“
„Maschinen stopp! Werft das Tau rüber und dann sachte an die Pier ran!“ Zwischen mir und dem Steuermann gab es wohl geteilte Meinungen, was 'sachte' bedeutete. Mit einem gewaltigen Ruck stieß das Boot gegen die Pier. „Ich sagte sachte!“ „Tut mir Leid, Herr Kapitän!“ Glücklicherweise blieben beide Seiten unbeschadet, sodass unser Boot um kurz nach zwölf fest vertäut im Hafen lag. Nun wurde die Fallleiter auf das Vordeck gezogen. Meine Besatzung hatte ich – wie immer – auf genau diesem antreten lassen.
BdU Karl Dönitz ließ es sich natürlich nicht nehmen, uns wieder einmal persönlich von unserer Reise Willkommen zu heißen.
„Gute Sache, Voetmann.“, lächelte er mir entgegen, nachdem er an Bord gekommen war. „Sie haben unter den Briten ja mal wieder ordentlich aufgeräumt.“ „Vielen Dank, Herr Konteradmiral.“ „Ein feiner Geleitzugangriff, wie er auszusehen hat! Ich bin stolz auf Sie, mein guter Voetmann. Dementsprechend freue ich mich, Ihnen am heutigen Tage gleich zwei Überraschungen geben zu können.“ Ich wusste, was nun auf mich zukam. Wieder griff Dönitz nach einem Kästchen, welches ihm sein Adjutant hin hielt.
„Korvettenkapitän Voetmann. Ich überreiche Ihnen hiermit die Schwerter zum Ritterkreuz mit Eichenlaub für Ihre Verdienste um das Großdeutsche Reich!“ Er befestigte sie an meinem Ritterkreuz und reichte mir anschließend die Hand. „Meinen Glückwunsch, Herr Kapitän!“ „Vielen Dank, Herr Konteradmiral.“
Auch Inge freute sich über unsere glückliche Heimkehr. Während meine Offiziere noch mit Dönitz sprachen und die Wochenschau ihre Bilder schoss, kam sie auf mich zu und umarmte mich. „Ich bin so froh, dass Du wieder da bist.“ Ich strich ihr über den Rücken. „Glaubst Du, Du wirst mich so schnell los?“ Ein Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen, bevor ich ihr einen Kuss gab. „Wie geht es Euch? Alles gut?“ „Jetzt ja, Tom. Jetzt ja.“
Jemand tippte mir auf die Schulter. Ich drehte mich um und sah Leutnant Schulze vor mir, dahinter stand Dönitz mit seinem Stab. „Da ist noch eine Kleinigkeit, Voetmann.“, erklärte Letzterer. „Die zweite Überraschung, wie ich es nenne.“ Ich blickte kurz zu Schulze, dann wieder zum Konteradmiral.
„Ich bin gleich wieder bei Dir.“, raunte ich Inge zu, während ich nochmals zu meiner Besatzung trat. Ich fragte mich, was diese 'Überraschung' war. Dönitz machte einen auf geheimnisvoll und schien bester Laune zu sein.
„Was haben sich die Herren Lamettaträger nun wieder ausgedacht?“, murmelte ich in Richtung des IWO´s.
„Korvettenkapitän Voetmann.“, fing Dönitz auch schon an. „Sie haben mit Ihrem jetzigen Boot ja schon so manche Angriffe durchgeführt und heil überstanden.“ „Mehr oder weniger.“, murmelte der IIWO. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen, wusste ich doch genau, worauf Erichsen hinaus wollte. Auch mir waren die Bilder des Duells mit dem Zerstörer in Scapa Flow noch deutlich im Kopf – und auch der Zustand unseres Bootes nach diesem.
„Darum ist es mir eine Freude, Ihnen das Kommando über ein neues Boot vom Typ IXB zu übergeben. Ein völlig neues Boot, gerade frisch aus der Werft.“
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Klar, ein neues Boot war was Feines. Doch 'meine' U48 – wie ich sie gerne nannte – war mir ans Herz gewachsen. Mit dem Boot hatten wir viel durchgestanden. Meinen Offizieren schien es ähnlich zu ergehen, niemand machte ein wirklich glückliches Gesicht.
„Sie werden alle drei Wochen Sonderurlaub bekommen, um sich mit dem neuen Boot vertraut machen zu können. Der Wechsel auf das neue Boot wird bis dahin fertig sein.“ Dies hob meine Laune wieder, hieß es doch, dass ich Weihnachten und Silvester bei meiner Familie verbringen konnte. Auch die Mannschaft freute sich nun auf ihren Urlaub. Wie es aussah, würden wir alle gemeinsam auf das neue Boot kommen. Ein Vorteil, denn wir waren mittlerweile perfekt aufeinander eingespielt.
„Ja, Herr Konteradmiral.“, sagte ich mit einer gewissen Vorfreude in der Stimme, welche ich nicht ganz unterdrücken konnte. Dönitz schob diese wohl auf den anstehenden Bootswechsel, was mir sehr zugute kam. Ich drehte mich nun zu meiner Besatzung um.
„Also, Männer! Drei Wochen Urlaub liegen vor uns. Jetzt geht heim und begrüßt Eure Lieben, alles Weitere wie immer morgen um 10 Uhr hier am Pier!“ „Jawohl, Herr Kapitän!“
Als ich mich wieder zu Inge wandte, erklang noch einmal die Stimme von Dönitz. „Voetmann!“ Ich drehte mich erneut um. Dönitz lächelte. „Glückwunsch zur Versenkung der vier Schiffe.“ Erst wusste ich nicht, von welchem Schiffen er sprach. Doch dann fiel der Groschen und auch ich setzte ein Lächeln auf. „Vielen Dank, Herr Konteradmiral!“
Auf der insgesamt fünften Feindfahrt unter dem Kommando von Korvettenkapitän Thomas Voetmann versenkte U48:
am 30. November 1939 einen britischen M39-Frachter sowie einen britischen Kolonialfrachter mit zusammen 7926 BRT durch Torpedos
am 5. Dezember 1939 einen britischen Belise Klasse Dampfer mit 1490 BRT durch Torpedos
am 6. Dezember 1939 ein britisches Fischfabrikschiff mit 5060 BRT durch Granatenbeschuss
am 7. Dezember 1939 (Geleitzugangriff)
Leichter Kreuzer mit 5400 BRT
großer Tanker mit 19132 BRT
Standardfrachter mit 6870 BRT
Marinetanker mit 5450 BRT
sowie am
9. Dezember 1939 einen britischen M39-Frachter mit 5423 BRT durch Granatenbeschuss
Gesamttonnage: 56751 BRT
Meinen Glückwunsch, werter Voetmann zur Versenkung von vier Schiffen aus dem Geleitzug plus dem fünften danach und der grossen Tonnagezahl. Der Orden ist wohl verdient und Glückwunsch zum neuen Typ IX Boot...:top:
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke::)
Wir waren ja bei SH4/OM versucht, direkt mit einem IX anzufangen, aber dann dachten Wir Uns, besser noch ein wenig Lehrzeit.^^
Bei SH-3 ist dies - glauben wir - erst in späteren Kriegsjahren möglich. Uns stand zumindest am Angang kein Typ IX zur Verfügung.
Ist aber auch ganz gut so, wer weiß ob wir das Teil nicht schon längst selbst versenkt hätten. :D
Sind gespannt, was das neue Boot alles kann. :fecht:
@Hohenlohe: Vielen Dank für das Lob. :)
Kiel
14. Dezember 1939
09:30 Uhr
Mit Leutnant Schulze zusammen befand ich mich auf dem Weg zur Pier. Wir hatten noch etwa eine halbe Stunde Zeit, bis die Mannschaft komplett angetreten sein würde. Die Zeit nutzte ich, um mit ihm über unser neues Boot zu sprechen. Ich war etwas zwiegespalten, was den Wechsel anging. Einerseits freute ich mich, dass wir nun mehr Torpedos an Bord hatten, eine weitaus größere Strecke fuhren konnten und auch das gesamte Boot ein wenig größer war als U48. Andererseits aber fühlte ich mich mit meinem jetzigen Boot sehr verbunden. Wie viel hatten wir mit genau diesem nicht schon durchgemacht? Leutnant Schulze ging es genauso.
„Mir wird U48 fehlen.“, sagte er, nachdem wir eine Weile geschwiegen hatten. „Gutes Mädchen.“
Ich nickte. „Ja.“ „Weißt Du, was mit dem Boot passieren wird?“ „Sie übergeben es einer anderen Mannschaft. Soviel ich weiß gute Leute.“ „Hoffentlich. Ich will nicht hören, dass es auf der ersten Fahrt versenkt wurde.“ „Ich auch nicht, Horst. Ich auch nicht.“
10:00 Uhr
„Männer, mal herhören! Wie Ihr alle wisst, geht es in Kürze auf ein neues Boot. Ich weiß, dass einige von Euch mit dem Wechsel nicht zufrieden sind – mir ergeht es genauso. Aber vielleicht ist es genau das, was uns noch härtere Schläge gegen die Tommies fahren lässt!“ Ich blickte meine Mannschaft an. „Wir werden unseren Urlaub dazu nutzen, uns alle mit dem neuen Boot vertraut zumachen. Sollte das Boot vor Ende des Urlaubs aus der Werft kommen sind auch einige Rundfahrten vor dem Hafen oder in die Ostsee möglich, damit wir auf einer Feindfahrt nicht plötzlich kalt überrascht werden. Alles klar, Männer?“ „Jawohl, Herr Kapitän!“ „Gut. Dann zum Geschäftlichen.“ Wie immer verteilte ich Orden und Auszeichnungen an die Männer. Desweiteren wurden die von mir vorgeschlagenen Männer Matrose Blücher zum Gefreiten, Bootsmann Schmidt zum Oberbootsmann und Matrose Deckers zum Gefreiten befördert.
„Das habt Ihr Euch alle verdient, Männer. Ihr seit eine klasse Mannschaft und zusammen werden wir noch so manchem Tommy zeigen was es heißt, sich mit dem Tiger anzulegen!“ Ich grinste. „Jawohl, Herr Kapitän!“ „Gut, Männer. Ab mit Euch. Schönen Urlaub!“ „Danke, Herr Kapitän!“
„So!“ Ich drehte mich zu meinen Offizieren um. „Wir schauen uns jetzt einmal unser neues Boot an!“
„Ein Prachtexemplar, was?“, rief ich durch den Lärm, als wir am Bunker unseres Bootes ankamen. „Müssen noch einige Sachen montiert und geschweißt werden, dann ist das Teil fertig.“
Zusammen gingen wir die Treppe zum Boot herunter. „Größer als unser altes.“, bemerkte der LI zufrieden. „Damit können wir wirklich eine Menge reißen, Herr Kapitän.“ „Jetzt muss sich die Royal Navy noch mehr in Acht nehmen vor dem Tiger.“ Auch beim IIWO waren nun die Zweifel angesichts der Wechsels fast ausgelöscht. „Perfekt!“
„Antreten ist in einer Woche.“, informierte ich die Offiziere. „Vertrautmachen mit dem Boot und den technischen Details.“ „Zu Befehl, Herr Kapitän!“
Für mich ging es mit ebendiesen allerdings schon zeitnahe los. Noch am Nachmittag wollte der Flottillenchef mich in seinem Büro sehen.
„U64, Voetmann.“ Ernst Sobe überreichte mir die Unterlagen. „Mit Ihren Fähigkeiten könnten Sie damit noch weit erfolgreicher sein als mit U48.“ Ich betrachtete mir die Mappe und nickte. „Hoffen wir es, Herr Kapitän.“ „Ach was! Seien Sie nicht so pessimistisch! Haben Sie sich das Boot bereits angeschaut?“ „Ja, Herr Kapitän. Schicke Lady.“ Sobe hob die Augenbrauen, war ihm doch ein englisches Wort innerhalb seines Büros nicht geheuer. „Schickes Mädchen.“, korrigierte ich mich deshalb rasch. „Hat ja eine Menge geladen, was Torpedos angeht.“ Anscheinend hatte ich Sobe von meinem Patzer gut abgelenkt, denn nun nickte er. „Nicht nur das, Voetmann. Aber alle Details finden sich in der Mappe. Schauen Sie sich diese in Ruhe an.“ „Jawohl, Herr Kapitän!“ Ich erhob mich. „Vielen Dank!“ Ich verabschiedete mich von ihm und verließ das Büro.
George Pickett
15.05.14, 12:58
Unsereins krebst immer noch mit einem VIIB durch die Gegend und hier ist noch 1939 und der werte Voetmann bekommt schon ein IXB!!! :motz:
Alith Anar
15.05.14, 13:00
Mich wundert mehr, das er von einem VIIb komment schoin ein IX erhält :)
Der ersten Flotillen die meiner meinung nach umgerüstet werden sind die mit den Einbäumen ;)
Unsereins krebst immer noch mit einem VIIB durch die Gegend und hier ist noch 1939 und der werte Voetmann bekommt schon ein IXB!!! :motz:
Beschwert Euch beim Dönitz. :D
Mich wundert mehr, das er von einem VIIb komment schoin ein IX erhält :)
Der ersten Flotillen die meiner meinung nach umgerüstet werden sind die mit den Einbäumen ;)
Ja, ist anscheinend nicht ganz so realistisch wie Teil 4. ;)
Aber gut, uns gefällt´s. :D
Kommt mir nicht mit Teil 4. Wie heißen diese Anfangs-Schrottboote, die man bekommt? Die mit 5 Torpedos und ohne Deckgeschütz? Im Mai 1940 kurv ich immer noch damit rum und soll bei Irland auf die Jagd gehen. Klar. Das reicht oft nur für eine Versenkung, wegen Blindgängern und Nehmerqualitäten der Frachtschiffe. So viel zu realistisch. :sauer:
Aber nach wie vor schöne Story, hoffe der Urlaub ist bald vorbei für Voetmann und seine Crew ;)
George Pickett
15.05.14, 15:25
Kommt mir nicht mit Teil 4. Wie heißen diese Anfangs-Schrottboote, die man bekommt? Die mit 5 Torpedos und ohne Deckgeschütz? Im Mai 1940 kurv ich immer noch damit rum und soll bei Irland auf die Jagd gehen. Klar. Das reicht oft nur für eine Versenkung, wegen Blindgängern und Nehmerqualitäten der Frachtschiffe. So viel zu realistisch.
Wieso kommt uns das bekannt vor??? :D :tongue:
Alith Anar
15.05.14, 15:30
Ehm .... In Teil 4 dümpelt man eigentlich nicht vor Irland rum, schon gar nicht 1940 ;) Ohne Mods frühestens Dezember 1941 und vor Hawaii ;)
und mit den U-Boatmission ging es glaube ich auch nir in den Indik
Wieso kommt uns das bekannt vor??? :D :tongue:
Euer AAR hatte mich zu der Strapaze motiviert :)
Ehm .... In Teil 4 dümpelt man eigentlich nicht vor Irland rum, schon gar nicht 1940 ;) Ohne Mods frühestens Dezember 1941 und vor Hawaii ;)
und mit den U-Boatmission ging es glaube ich auch nir in den Indik
Es gibt da nen Mod, mit dem es geht. Siehe den AAR des Jahres 2009: http://www.si-games.com/forum/showthread.php?t=18304
George Pickett
15.05.14, 16:30
Hehe...auf diesen Mod sind wir auch reingefallen und nun quälen wir uns seit 1 Jahr durch den Atlantik... :D
Kiel
14. Dezember 1939
17:23 Uhr
Noch am selben Abend studierte ich die Unterlagen von U64. Es gab einige Neuerungen, die mir positiv auffielen.
http://s7.directupload.net/images/140515/8kc6l93d.gif (http://www.directupload.net)
Verdrängung: über Wasser 1.051 Tonnen, getaucht 1.178 Tonnen, Gesamtformverdrängung 1.430 m³
Länge: gesamt 76,5 m, Druckkörper 58,75 m
Breite: gesamt 6,51 m, Druckkörper 4,4 m
Höhe: 9,4 m
Tiefgang: 4,7 m
Antrieb: über Wasser: zwei MAN 9-Zylinder-Viertakt-Dieselmotoren mit je 2.200 PS, getaucht: zwei SSW-Elektromotoren mit je 500 PS
Batterien: 2 × 62 Zellen
Batteriegewicht: 74,90 t
Geschwindigkeit: über Wasser 18,2 kn, getaucht 7,3 kn
Reichweite: über Wasser 12.000 sm bei 10 kn, getaucht 64 sm bei 4 kn
Torpedorohre: 6 (vier im Bug, zwei im Heck) 53,3 cm Ø
Torpedos: 22 (oder 66 Minen)
Geschütze: 1 × 10,5-cm-Utof-L/45, 1 × 3,7-cm-Flak, 1 × 2-cm-Flak1
Tauchtiefe: 150 m (reguläre Tauchtiefe) 200 m (maximale Tauchtiefe)
Alarmtauchzeit: 35 Sekunden
Besatzung: 48
Alles in allem war dieses Boot ein ganzes Stück besser als unser vorheriges. Trotzdem, ich musste mich erst einmal davon überzeugen, was es wirklich konnte. Mit U48 hatten wir die äußerste Tauchtiefe um Längen überschritten, und das nicht nur einmal. Würde es mit diesem Boot hier, U64, genauso klappen? Würde es uns im Stich lassen, wenn es mal zum Äußersten kommen sollte? Noch immer haderte ich mit mir.
Ich schüttelte den Kopf. Wir würden wohl warten müssen, bis das Boot fertig war. Spätestens nach der ersten Fahrt würden wir wissen, woran wir waren. Jetzt war erst einmal Urlaub angesagt. Meine Frau wollte unbedingt zu ihren Eltern nach Köln fahren, um dort Weihnachten und Silvester zu verbringen. Ich sagte ohne zu Zögern zu, hatte ich doch dort die Möglichkeit, den schrecklichen Krieg wenigstens für ein paar Tage zu vergessen. Meine Unterlagen nahm ich mit, um mich auch in Köln auf den Wechsel auf unser neues Boot vorzubereiten.
24. Dezember 1939, 12:00 Uhr
Am Vortag waren wir bei Herrn und Frau Kaiser eingetroffen. Meine Schwiegereltern hatten uns schon sehnsüchtig erwartet, sahen sie ihre Tochter doch nicht so oft, wie sie gerne wollten. Auch wir hatten mal in Köln gewohnt, doch hat es uns – als ich meine Ausbildung bei der Marine begann – nach Kiel gezogen. Dort hatten wir ein schickes kleines Häuschen für uns gefunden. Auch als dann Elisabeth kam, war noch genügend Platz für alle vorhanden. Etwas, das gerade meiner Frau sehr wichtig war. Sie hatte sich immer gewünscht, mit ihrem Mann und ihren Kindern in einem schönen Garten gemütlich sitzen zu können. Ein Familienmensch war sie, genau wie ich. Leider kam uns der Krieg dazwischen und hatte unsere Pläne zerstört. Ich selber war auf See und ließ meine Familie in Angst und Sorge um mich zurück. Dies war der Grund, warum ich zum jetzigen Zeitpunkt auch kein zweites Kind wollte. Ich wollte nicht noch jemanden leiden sehen. Natürlich, er oder sie würde es jetzt noch nicht verstehen; aber in ein paar Jahren würde es anders sein. Das wollte ich meinen Kindern nicht antun. Es reichte, wenn Lisbeth litt.
Den ganzen Tag über bereiteten wir gemeinsam das Abendessen vor. Auch mein Schwager Jürgen mit seiner Frau und den beiden Kindern waren gekommen, um mit uns gemeinsam zu feiern. Jürgen war ebenfalls bei der Kriegsmarine, allerdings als erster Offizier auf einem Typ-36 Zerstörer. Ich verstand mich prima mit ihm, genauso wie mit seiner Frau und den Kindern.
Bei der Bescherung dann fühlte ich mich so gut wie schon lange nicht mehr. Es tat gut, meine Familie in einer derart glücklichen Stimmung zu sehen. Sie freuten sich über das Zusammensein und die kleinen Geschenke, die wir einander machten. Von meiner Tochter bekam ich einen kleinen Anhänger mit einem Bild von ihr geschenkt. Meine Frau hatte eine Collage mit Bildern aus der Heimat zusammengestellt.
„Für Dein Boot.“, sagte sie lächelnd und gab mir einen Kuss. „Ein kleines Stück Heimat kann darin nicht schaden.“ Ich nahm sie beide in den Arm. Wie glücklich ich doch war! An diesem Abend saßen wir noch lange zusammen, redeten über vergangene Zeiten und das, was wir noch alles vorhatten. Niemand dachte mehr an den Krieg.
Das neue Jahr wurde ebenfalls gemütlich angegangen. Ein Jahr von dem niemand wusste, wie es enden würde. Ich hoffte wie so oft, dass 1940 für uns alle die Wende bedeutete. Dass der Krieg bald endete und wir alle wieder in Frieden leben konnten.
Johanna – meine Schwiegermutter – hatte wieder einmal ein klasse Essen aufgetischt. Es gab Kartoffelsalat, Würstchen und einen selbstgemachten Vanillepudding. Nichts Außergewöhnliches, aber die Frau konnte erstklassig Essen zubereiten!
Viel zu schnell ging dann auch diese glückliche Zeit um. Schon am Neujahrstag hieß es Abschied nehmen. Jedem von uns fiel dieser schwer, wussten wir doch nicht, wann wir uns das nächste Mal sahen – und ob. Gerade für mich könnte jede Feindfahrt die letzte sein. Etwas, an das ich in diesem Moment allerdings nicht denken wollte. Mit den besten Wünschen für jeden verabschiedeten wir uns und machten uns auf den Weg zurück nach Kiel – in eine ungewisse Zukunft.
Viel Glück mit dem neuen Boot, werter Voetmann...!! Übrigens eine schöne Story...:top:
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke::)
Kiel
3. Januar 1940
20:43 Uhr
Drei Wochen Urlaub gingen heute zu ende. Für uns alle war nun wieder der Krieg da, dieses verdammte Massensterben ohne jeden Sinn. Ich ertappte mich dabei, wie ich jedes Mal, wenn ich an diesen dachte, zorniger wurde. Er machte mich einfach krank. Vielleicht lag es an den paar Tagen, die ich nun mit meiner Familie und der Familie meiner Frau verbracht hatte. Diese friedliche Zeit war viel zu schnell vorbei gewesen.
An diesem Abend saß ich zusammen mit dem IWO in meinem Wohnzimmer. Ich hatte nicht gerade Lust darauf gehabt ins Offizierskasino zu gehen, wollte ich doch heute noch einmal entfernt vom Krieg und den anderen Offizieren bleiben. Leutnant Schulze verstand mich und respektierte meinen Wunsch. Etwas, das ich sehr an ihm schätzte.
„Wie sieht´s aus? Das Boot klar?“ „Ja.“ Horst stellte sein Bierglas auf dem Tisch ab. „Bereit zum Auslaufen. Die Jungs haben sich trotz ihres Urlaubs doch ganz schön damit beschäftigt. Neue Technologien, Radar, Funk. Eine fleißige Mannschaft haben wir.“ „Was anderes hätte ich von ihnen auch nicht erwartet.“
Jetzt grinste Schulze. „Und unser werter Herr Kapitän? Hat er sich den ganzen langen Urlaub nur den Bauch vollgeschlagen?“ „Das hätte er gerne, IWO. Aber da kam etwas dazwischen.“ „Das Boot?“ „Nein, meine Frau.“ Nun lachten wir beide. „Nein im Ernst, Horst. Klar habe ich mich damit befasst. Ein Schmuckstück, sage ich Dir! Wenn es hält was es verspricht, dann kann sich Churchill warm anziehen!“ „Mit U48 hatten wir schon beachtliche Erfolge. Wenn das neue Boot noch besser ist... alle Achtung, Tiger. Du kannst jetzt Deine Krallen ausfahren.“ Ich lächelte leicht.
„Morgen werden wir es wissen, Horst.“
4. Januar 1940, 23:00 Uhr
„Achterleinen los! Beide Maschinen kleine Fahrt voraus!“ Es war ein ganz neues Gefühl, auf der Brücke von U64 zu stehen. Das Boot war größer als U48, die Brücke beinahe doppelt so lang. Ich strich über den Turm, welcher fabrikneu war. Noch keine Feindfahrt hatte das Boot hinter sich, wir waren auf Jungfernfahrt.
„Was sagst Du, Horst? Haben wir da nicht ein hübsches Ding abgekriegt?“ fragte ich meinen IWO, während ich meiner Familie auf der Pier zuwinkte. „Oh ja, Tom. Aber nun müssen wir noch austesten, was es kann.“ „Machen wir, wenn wir aus dem Hafen sind. Bis zu unserem Einsatzgebiet liegen schließlich noch fünf Tage vor uns.“ „In denen allerhand passieren kann, vergiss das nicht.“
AN 56 war unser neues Operationsgebiet. Nahe dem englischen Hafen Hartlepool. Zum Glück für uns weit außerhalb der von deutschen Zerstörern gelegten Minenfeldern.
„Trotzdem, Horst. Wenn wir erst mal im Planquadrat sind könnte es mehr als einmal sehr eng werden. Bis dahin muss ich wissen, was das Boot kann.“ „Ganz Deiner Meinung!“
Auf kleiner Fahrt machten wir uns nun auf den Weg Richtung Hafenausfahrt.
http://s7.directupload.net/images/140516/stzjmhys.png (http://www.directupload.net)
Ein kleiner Vergleich...
http://s14.directupload.net/images/140516/2mema5cf.png (http://www.directupload.net)
Blick vom Kommandoturm
http://s14.directupload.net/images/140516/yu5n7u56.png (http://www.directupload.net)
Blick von oben
http://s1.directupload.net/images/140516/99d856g2.png (http://www.directupload.net)
Auslaufen aus Kiel; Blick vom Kommandoturm
Eine weitere Feindfahrt unter dem Kommando von Korvettenkapitän Thomas Voetmann hat begonnen. Ich war gespannt, was sie uns diesmal bringen würde.
Wir sind auch gespannt, was diese Feindfahrt mit dem neuen Boot bringt...:top::fecht:
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke::)
Skagerrak
6. Januar 1940
23:50 Uhr
„ALARM!! FLUTEN!“ Die Brückenwache sauste die Leiter zur Zentrale herunter, meine Wachoffiziere und ich folgten. „Auf 150 Meter gehen, schnell!“
Hektisches Treiben entstand nun, als alle Männer, die nicht bei der Arbeit waren, nach vorne in den Bug stürzten. Das Boot kippte leicht an und ging in die Tiefe.
http://s7.directupload.net/images/140516/l49udwjw.png (http://www.directupload.net)
http://s1.directupload.net/images/140516/5al4zcln.png (http://www.directupload.net)
http://s14.directupload.net/images/140516/gnal46vc.png (http://www.directupload.net)
„Los Männer, Beeilung! Wir wollen nicht noch Wochen hier verbringen! Hopp, hopp!“, machte ihnen der IIWO zusätzlich Beine.
„50 Meter gehen durch.“ Der LI stand am Tiefenmesser. „Fallen weiter.“ „Boot ist klar zum Gefecht, Herr Kapitän!“, meldete der IWO wenig später. „Alle Stationen besetzt.“
„80 Meter... 100 Meter... gehen tiefer.“ Im Gegensatz zu unserem alten Boot hörte ich nun schon bei 100 Metern leichte Geräusche. „Tiefer, LI... tiefer.“
130 Meter... die Geräusche nahmen zu. Meinen Offizieren war nicht wohl bei der Sache, das konnte ich sehen. Es war fast so wie damals, als wir mit U48 zum ersten Mal in eine äußerst kritische Tauchtiefe gehen mussten.
„150 Meter, Herr Kapitän!“ „Auspendeln.“ „Boot steht stabil.“ Ich nickte zufrieden. Den Test hatte es bestanden. „War ´ne Übung, Männer. Nicht einrosten! Beim nächsten Mal wird es ernst sein!“
Mein Blick glitt wieder zum Tiefenmesser, während die Besatzung erleichtert aufatmete.
„Wenn wir schon einmal hier unten sind, versuchen wir noch tiefer zu gehen. LI, auf 200 Metern einpendeln.“ Leutnant Seger blies die Backen auf. Ihm schien alles andere als wohl bei dem Gedanken zu sein. „Das hält das Boot aus, LI. Das muss es aushalten! Also.“ Langsam nickte Seger.
„Auf 200 Meter gehen; vorne unten 10, hinten unten 5.“
Langsam ging unser Boot tiefer. Es ächzte und stöhnte lauter, doch ich gab keinerlei Kommando, den Tauchvorgang zu beenden.
„200 Meter, Herr Kapitän.“ Dem LI standen Schweißperlen auf der Stirn. Ich nickte nur. Für heute hatte das Boot seine Bewährungsprobe bestanden.
„Also gut, genug fürs Erste! Auftauchen, wieder Marschgeschwindigkeit.“ „Jawohl, Herr Kapitän!“
9. Januar 1940, 22:46 Uhr
Soeben hatten wir unser Planquadrat erreicht. „Wir können diesmal einen größeren Suchkurs festlegen.“, informierte mich der LI, als ich mit ihm und dem IWO zusammen an der Karte stand. „Ein paar Bahnen in jeweils etwa 200 Kilometern Entfernung zueinander. Da sollte sich dann was finden lassen.“ „Gut, LI. Ich vertraue da mal auf Ihren Instinkt. Bis jetzt sind wir immerhin immer gut damit gefahren.“
Mit 12 Knoten pflügte unser Boot durch die Nordsee. Ich stand auf der Brücke und rauchte eine Zigarette. Mit dem Boot war ich bis jetzt recht zufrieden, hatte es sich doch beim Alarmtauchgang als äußerst widerstandsfähig erwiesen. Blieb nur zu hoffen, dass es genau dies auch im Ernstfall tat. Einzig der Rumpf machte mir etwas Sorgen, schien er doch weniger widerstandsfähig zu sein als der von U48. Wahrscheinlich lag dies an der Größe des Bootes. Es herrschte mehr Druck auf ihm. Zwar verteilte sich dieser besser, doch es war auch eine größere Masse da.
„Solange wir nicht tiefer gehen als 200 Meter sollte es kein Problem sein.“, sagte der IWO, welcher neben mir stand. „Solche Tauchtiefen sollten wir vielleicht meiden, Tom.“ „Wenn wir können, Horst. Du kannst ja bei den Tommies mal Bescheid geben, dass wir uns erst einmal an unser neues Boot gewöhnen müssen.“ „Wäre eine Möglichkeit.“ Leutnant Schulze grinste. „Aber ob sie das machen würden...“ „Hm... kommt drauf an, IWO. Wenn sie die Möglichkeit bekommen, den Tiger einzusacken... wahrscheinlich nein.“ Wir konnten uns beide ein Lachen nicht verkneifen. Die Brückenbesatzung, welche unser Gespräch teilweise mitbekommen hatte, stimmte in dieses ein. „Also werden wir auf unser Können Vertrauen müssen – und auf das Boot.“ „Jawohl, Herr Kapitän!“
Planquadrat AN-56
10. Januar 1940
11:37 Uhr
„Sauwetter!“ Wieder einmal tobte über uns ein Sturm. Der Himmel war diesig und das Boot wurde gut durchgeschüttelt. Ich stand in meinem Ölzeug gehüllt auf der Brücke und blickte in die Wellenberge.
http://s7.directupload.net/images/140517/l4cxh5y4.png (http://www.directupload.net)
„Immerhin sind wir jetzt abgehärtet, was schwere See angeht.“, kommentierte der IIWO. „Wenn ich da an die ersten Fahrten bei Sturm denke...“ Ich wusste, was er meinte. Auch mir war so manch seekrankes Besatzungsmitglied noch gut in Erinnerung – und auch so manches Erbrochenes im Boot. „Erinnern Sie mich nicht daran, IIWO.“
„Achtung, ducken!“, rief einer der Wachgänger, als ein Brecher über den Turm rauschte. Ich ging in die Knie. „Saumist!“
16:21 Uhr
Auch die nächsten Stunden über änderte sich das Wetter nicht. „Bestes Atlantikwetter!“ „Nur, dass wir in der Nordsee sind.“, kommentierte der IWO meinen Ausruf. Ich gluckste. „Wohl wahr, IWO.“
Ich schnippte meine Zigarette in die See. „Ich bin unten.“, informierte ich Leutnant Schulze kurz, bevor ich wieder ins Bootsinnere stieg. In der Messe verfasste ich den nächsten Eintrag ins Kriegstagebuch.
Logbucheintrag Korvettenkapitän Thomas Voetmann, 10. Januar 1940
Sauwetter! Den ganzen Tag über schon schwerer Seegang, Boot wird gut durchgeschüttelt. Fast unmöglich, bei dem trüben Tag irgendetwas zu entdecken. Hoffe, dass bald Besserung eintritt, sodass wir noch was vor unser Deckgeschütz oder die Rohre kriegen. Möchte sehen, wie sich das Boot im Kampf macht. Die Alarmtauch-Übung vor ein paar Tagen war ja immerhin erfolgreich, Boot kam auf bis 200 Meter. Mal schauen, ob sich da noch etwas drehen lässt – wobei ich meine Zweifel habe. Das Boot machte ganz schöne Zicken. U48 hat da mehr ausgehalten!
„Kontakt voraus!“ Der Ausruf des IWO´s ließ mich hochschnellen und eiligst in die Zentrale und auf die Brücke treten. „Wo?“ „Backbord, Herr Kapitän! 50 Grad!“ Ich nahm das Fernglas, welches Schulze mir hinhielt. „Abfangkurs! Torpedorohre 1 und 2 klarmachen! Scheint was Größeres zu sein!“
Wir fuhren nun unter AK auf das Ziel zu. Ich wägte ab. Da es ein relativ großes Schiff war, wollte ich vorsichtig sein. Nach einem harmlosen Frachter sah mir der Riese nicht aus. „Brücke räumen! Auf Sehrohrtiefe gehen!“
„Schau an, wen haben wir denn da? Erkennungshandbuch, schnell!“ Ich blätterte in den Buch herum und warf zwischendurch immer mal wieder einen Blick durchs Sehrohr. „Aha!“ Ich grinste. „Oh man...“ Das Grinsen gefror mir, als ich den gesamten Namen des Schiffes las. Pyro-Munitionstransporter. Ich schluckte. Wenn wir dem einen Aal mitgaben, wäre das das Ende der gesamten Besatzung. Bei dem Tiefgang war der voll beladen. „Scheiße!“
http://s1.directupload.net/images/140517/bi5yaj46.png (http://www.directupload.net)
„Der hat Munition geladen! Verdammte Hacke, wenn wir den hochjagen sterben die alle!“ „Es ist ein wichtiges Schiff für England.“, meinte der LI von hinten. „Wir müssen -!“ „Ich weiß, LI!“ Wieder einmal wunderte ich mich, wie ein Mensch nur so kalt sein konnte. Seger war ein hervorragender Ingenieur, gewiss. Ohne ihn wären wir wohl schon mehr als einmal abgesoffen. Aber als Mensch war er kalt.
„Was nun, Herr Kapitän?“ Ich blickte dem IWO in die Augen. „Angriff?“ Ich haderte mit mir. Einerseits hatte der LI Recht, wenn er von einem wichtigen Schiff sprach. Immerhin lagerte darauf Munition für den Feind. Andererseits aber waren auch Menschen auf diesem Schiff, die wohl alle in der Flammenhölle den Tod finden würden. In diesem Moment wünschte ich niemandem in meiner Haut zu stecken.
„Torpedos klar?“ Die Stimme, welche aus meinem Mund kam, kannte ich nicht. Es war nur ein heiseres Flüstern, gemischt mit Schmerz. Jeder in der Zentrale hörte es. Der IWO nickte nur.
„Achtung, Schusslösung... Entfernung 1300 Meter.“ Mit jedem Wort wurde es schwieriger, die Werte durchzugeben. Doch ich musste mich jetzt zusammenreißen. „Lage 53 an Backbord, Fahrt etwa 7 Knoten.“ „Eingestellt.“ Ich öffnete den Mund für das eine Wort. Das Wort, welches hunderten von Leuten den Tod bringen würde. Es kam nicht über meine Lippen. Stattdessen nickte ich nur leicht.
„Los!“, übernahm der IWO für mich. Ich löste meinen Blick vom Transporter und starrte auf den Boden. Wie viele Leben hatte ich nun auf dem Gewissen?
http://s7.directupload.net/images/140517/vlth3qkk.png (http://www.directupload.net)
Ein gewaltiger Knall ließ mich den Kopf heben. Da war es, das Ende. Doch es ging noch weiter. Wuchtige Detonationen waren nun zu hören. Ich wusste nicht wieso, aber ich klemmte meine Augen wieder an das Sehrohr. „VERFLUCHTE SCHEIßE!“ Das ganze Schiff explodierte in einem gewaltigen Feuerball. Immer und immer wieder gab es Explosionen.
http://s14.directupload.net/images/140517/whywmgrx.png (http://www.directupload.net)
Ich löste mich wieder vom Sehrohr.
„Und?“ fragte der IWO mit belegter Stimme. Ich sah ihn nur an und schüttelte den Kopf. „Wieder auf Kurs, IWO. Hier können wir nichts mehr machen. Sehrohr einfahren!“
Am 10. Januar 1940 um 17:07 Uhr sank ein britischer Pyro-Munitionstransporter mit 7065 BRT nach einem Torpedotreffer.
Bei den Skrupeln haben einige vielleicht die falsche Karriere gewählt?
Irgendwie schon, was? :D
Da müssen wir unsere Hände draufhalten. Nicht, dass das Ganze aus dem Ruder läuft.
Planquadrat AN-56
11. Januar 1940
17:10 Uhr
Vor knapp 24 Stunden hatten wir den Transporter versenkt. Ich hatte mich kurz nach dem Angriff in mein Quartier zurück gezogen. Immer wieder hatte ich die Bilder vor Augen gehabt, die Bilder des explodierenden Schiffes. Hatte mir die Gesichter der Besatzungsmitglieder vorgestellt, welche wohl den Torpedo überlebt hatten, doch die folgende Explosion nicht. Welche elendig erstickt oder verbannt sind – verbrannt bei lebendigem Leib. Eine grauenhafte Vorstellung. Meine gute Laune, die ich vor ein paar Feindfahrten wiedergefunden hatte, war dahin. Ich war wieder dort, wo ich vor ein paar Monaten aufgehört hatte.
Auch die Bilder aus Scapa Flow wurden nun wieder deutlicher. Der Flugzeugträger, das Schlachtschiff... immer wieder hatte ich Menschenleben auf dem Gewissen - war ich dafür verantwortlich, dass tausende Menschen einen qualvollen Tod gefunden hatten.
Von diesem Moment an wurde ich ein anderer Mensch. Ich merkte es nicht sofort, denn es passierte schleichend. Doch nach und nach stellte sich eine Veränderung bei mir ein. Eine Veränderung, die nicht nur mich gefährdete.
18:21 Uhr
Soeben hatten wir ein Funktelegramm an den BdU abgesetzt, um unsere neuen Befehle abzuwarten. Unsere Aufgabe war erfüllt, allerdings hatten wir noch fast alle Torpedos und genügend Treibstoff, sodass einer Fortsetzung der Feindfahrt nichts im Wege stand. Die Antwort des BdU ließ wieder nicht lange auf sich warten. Wir wurden zum Planquadrat AN-62 beordert, wo wir ebenfalls eine vierundzwanzig-stündige Patrouille fahren sollten.
„Dann mal auf dahin, LI. Marschgeschwindigkeit.“ „Jawohl, Herr Kapitän!“
Ich ging in die Messe und nahm mir einen Kaffee, ehe ich mich auf die Bank setzte und das Kriegstagebuch aus dem Schrank holte. Mit einem Eintrag konnte ich mir meisten den Schmerz von der Seele schreiben – auch wenn es natürlich vernünftig formuliert sein sollte.
Logbucheintrag Korvettenkapitän Thomas Voetmann, 11. Januar 1940
Haben unsere Patrouille in AN-56 erfolgreich beendet. Konnten einen Munitionstransporter versenken. Mein Gott, ich habe noch nie so etwas Schreckliches gesehen! Wenn ich an die Toten denke, brennt mir das Herz. Ich weiß, es sind unsere Feinde aber... verdammt nochmal, warum tue ich das eigentlich?!
'Weil Du ein Soldat bist', ging es mir bei dem letzten Satz durch den Kopf. 'Weil Du ein Soldat bist und es Deine verdammte Pflicht ist gegenüber dem Vaterland' „Mist, verfluchter!“
Weiter schrieb ich nicht, denn mit jedem weiteren Wort würde ich mich um Kopf und Kragen reden. Wie gerne würde ich das niederschreiben, was ich in diesem Moment fühlte. Wie gerne würde ich mit dem ganzen Krieg und dem, was wir taten, aufräumen. Aber ich durfte es nicht. Es würde nicht nur mich gefährden, sondern auch meine Mannschaft. Wir alle saßen – wörtlich genommen – in einem Boot.
19:43 Uhr
Schweigend stand ich bei einer Zigarette auf der Brücke. Die Wachoffiziere redeten miteinander, doch ich nahm es nicht wahr. Ich blickte nur auf die See vor mir und verfluchte mich für das, was ich tat. Wie sollte es weitergehen? Was musste ich tun, dass der ganze Wahnsinn ein Ende nahm? Ich wusste es nicht. Ich wusste nur, dass es so nicht mehr weitergehen konnte.
Nun nahm ich mir fest vor, das nächste Schiff, welchem wir begegneten, ziehen zulassen oder – sollte es sich um etwas Kleineres handeln – die Besatzung nach Versenkung des Schiffes zu versorgen. Vielleicht hob das ja meine Laune. Ich konnte allerdings nicht ahnen, dass das, worauf wir als nächstes treffen sollten, kein Schiff war und dass es unsere Fahrt auf eine ziemlich brutale Weise erheblich verändern sollte.
Nordsee
12. Januar 1940
00:13 Uhr
„ALARM! FLUTEN!!“ Kurz nach Ausruf des Wachgängers spritze auch schon das Wasser um uns auf. MG-Gestotter war zu hören. „Verdammt! Schnell runter!“ Keine fünfzig Meter entfernt schlug an Backbord eine Bombe ein.
Wir hatten die Maschine nicht kommen hören. Erst als das MG losging, bemerkten wir ihre Anwesenheit. Einer nach dem anderen verschwand im Innern des Bootes, während das MG nun eine Salve quer über unser Vordeck schoss. Ich ging als Letzter die Leiter herunter und knallte das Turmluk zu.
„Auf 70 Meter gehen, los!“ Die Mannschaft war schon dabei, nach vorne in den Bug zu stürmen. Doch all das kam zu spät. „Die Tauchzellen sind beschädigt, Herr Kapitän!“, meldete der LI mit schock geweiteten Augen. „Wir können nicht tauchen!“ Mir wurde gleichzeitig heiß und kalt. Jetzt waren wir geliefert, es gab kein Entrinnen. Wenn das Flugzeug weiterhin über uns kreiste – was es wohl tun würde – wäre das unser Ende. Wir hatten nur eine Chance: Wir mussten versuchen es abzuschießen, bevor es das mit uns tat.
„Flak besetzen! Los, wir müssen uns den da oben vom Hals schaffen!“ In der ganzen Hektik war mir nicht aufgefallen, dass es um uns herum merkwürdig ruhig geworden war. Kein MG-Gestotter mehr, keine Flugzeuggeräusche... nichts.
Auch als wir auf die Brücke traten war alles ruhig. Mit meinem Fernglas suchte ich den gesamten Himmel ab. „Können Sie was entdecken?“ fragte ich den IWO, während ich mir die Augen aus guckte. „Nein, Herr Kapitän!“ „Flak klar!“, ertönte es wenig später. Ich setzte das Glas ab. Irgendetwas stimmte hier nicht. Dem Piloten musste aufgefallen sein, dass wir nicht tauchten. Warum also hat er abgedreht? Selbst wenn er nur eine Bombe dabei gehabt hatte, hätte er uns mit seinem MG weiter unter Beschuss nehmen und so weiteren Schaden an unserem Boot anrichten können. Warum also tat er es nicht? Die Antwort darauf sollte ich wenige Stunden später erfahren.
05:51 Uhr
Wir konnten nicht mehr tauchen und waren wieder auf Heimatkurs. Ein Bericht an den BdU hatte gereicht, um diesen Befehl zu erhalten. Auf schnellstem Wege zurück nach Kiel.
„Guter Einstand für das Boot.“, bemerkte der IIWO, als wir auf der Brücke standen. „Schweinerei!“ Auch ich war enttäuscht, hatte ich doch gehofft, mit dem neuen Boot größere Erfolge erzielen zu können. Und nun? Wir waren schwerstbeschädigt und mussten den Rückmarsch antreten. So eine Scheiße! „Das war´s mit der fetten Beute, IIWO.“ Ich lächelte gequält. „Wird dieses Mal nichts.“ „Wir hätten U48 behalten sollen.“, schaltete sich nun Leutnant Schulze ein. „Wechsel auf ein neues Boot, mehr Erfolge. Pah!“ „Ganz ruhig, IWO. Jetzt geht es erst mal nach Hause.“ „Wenn wir je ankommen...“ Die Aussage Schulzes war mehr als berechtigt, konnten doch jeden Moment weitere Flugzeuge über uns auftauchen. „Werden wir schon irgendwie schaffen.“ Ich lächelte kurz, bevor ich wieder nach unten ging.
Auch, wenn ich mich meiner Mannschaft gegenüber optimistisch zeigte, waren doch Zweifel in mir. Wir waren nun ein sehr gutes Ziel, sowohl für Flugzeuge als auch für Kriegsschiffe. Zwar waren alle Männer auf Gefechtsstation und auch das Deckgeschütz sowie die Flak besetzt, doch wer wusste, ob wir nicht doch Pech hatten. Eine weitere Bombe würde das Ende von U64 bedeuten.
In der Messe genehmigte ich mir einen Kaffee und setzte mich dann ans Kriegstagebuch.
Logbucheintrag Korvettenkapitän Thomas Voetmann, 12. Januar 1940
Sind auf dem Weg ins neue PQ von einem Flugzeug überrascht worden. Die abgeworfene Bombe hat unsere Tauchzellen beschädigt, wir sind nicht mehr tauchklar. Haben den Befehl erhalten, unverzüglich zur Basis zurückzukehren. Klasse Einstand mit dem neuen Boot! Erst muss ich Menschen töten und dann auch noch das! Verdammt! Ich wünschte, ich hätte U48 behalten... auf das Boot war Verlass. Die Mannschaft hat alles getan und gibt auch jetzt noch alles, um uns lebend nach Hause zu bringen. Ich hoffe wir schaffen es!
Ich lehnte mich zurück und schloss die Augen. Noch ahnte ich nicht, dass es alles andere als leicht werden sollte, wieder nach Kiel zurückzukehren.
Nordsee
12. Januar 1940
07:45 Uhr
„Kontakt voraus!“ Mein Kopf schnellte nach vorne. „Wo haben Sie ihn?“ „Auf 36 Grad Steuerbord, Herr Kapitän!“ Ich setzte mir mein Fernglas an die Augen. Ganz in der Ferne sah ich eine leichte Rauchfahne. Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit. Ich glaubte keine Sekunde daran, dass das Schiff harmlos war.
„Gehen Sie auf entgegengesetzten Kurs, IWO. Weg von dem Schiff.“ „Jawohl, Herr Kapitän!“
Wir fuhren nun in einem großen Bogen. Dies war zwar ein Umweg, aber ich wollte kein unnötiges Risiko eingehen. Wenn wir es jetzt mit einem Kriegsschiff zu tun bekamen sah es schlecht für uns aus. Über Wasser waren wir ein leichtes Ziel.
„Das Schiff kommt näher, Herr Kapitän! Scheint ordentlich Knoten zu fahren.“ „Scheiße!“ Ich richtete mein Fernglas wieder auf die letzte bekannte Position unseres Verfolgers – dass es einer war, stand für mich außer Frage. „Das ist kein harmloses Schiff, Männer. Torpedorohre klarmachen! Alle vier, ich will kein Risiko eingehen.“ „Jawohl, Herr Kapitän!“ Langsam aber stetig näherte sich das Schiff. „Verdammt...“ Ich riss das Fernglas von den Augen. „Das ist ein verdammter Zerstörer! Los, beeilt Euch mit den Torpedos!“ „Was hast Du vor, Tom?“ Der IWO sah mich skeptisch an. „Was wohl, Horst?“ „Du kannst den jetzt nicht angreifen! Der bombt uns aus dem Wasser!“ „Hast Du eine bessere Idee?“ Leutnant Schulze schwieg, doch ich sah ihm an, dass er äußerst besorgt war. „AK voraus! Wende um 23 Grad nach Backbord! Macht den hinteren Rohrsatz klar!“ „Jawohl, Herr Kapitän!“ „Hat er uns schon gesehen?“ „Davon können Sie ausgehen, Deckers.“ In meinem Kopf raste es. Wir waren in einer ziemlich ungünstigen Position. Der Zerstörer fuhr locker 30 Knoten und holte somit immer weiter auf. Selbst mit äußerster Kraft schafften wir nur 18 Knoten.
„UZO auf Brücke!“ Ich ging in die Hocke und richtete das UZO auf den Zerstörer aus. Noch trennten uns knappe 7000 Meter. „Wir schießen bei 2000 Metern! Sind die Torpedos fertig?“ „Noch zwei Minuten, Herr Kapitän!“ „Beeilt Euch!“ „Zu Befehl, Herr Kapitän!“
Der Zerstörer kam näher. Auf gut 4000 Meter war er nun an uns heran, bald würde er in Schussweite kommen. Ich schluckte. Dies könnte ganz schön eng werden für uns.
„Torpedos sind feuerbereit, Herr Kapitän.“ Ich nickte nur. „Einen Moment noch.“ Plötzlich grollte ein Donner auf. Ich zuckte zusammen.
„Scheiße, der schießt auf uns!“, brüllte eine Wache. „Ganz ruhig, Bauer. Wir geben dem gleich ein kleines Geschenk.“ Ich behielt den Zerstörer im Blick. „30 Grad nach Backbord, schnell! Der hat gleich unsere Breitseite.“ Unser Boot schwenkte nach links. Immer wieder donnerten Granaten zu uns hinüber. Unser Deckgeschütz antwortete seinerseits mit Granaten. Dieses Duell konnte ziemlich böse für uns ausgehen. Zwar hatten wir in Scapa Flow das Gleiche gehabt, doch dort konnte der Zerstörer nicht mehr fahren, was uns einen Vorteil bot – hier sah es nun anders aus.
„Achtung, Männer! Gleich ist er nahe genug heran! Nochmals zehn Grad nach Backbord!“
Die Granaten des Gegners saßen immer besser. Eine von ihnen schlug nur wenige Meter neben unserem Deckgeschütz ein.
„Tom, das ist Wahnsinn! Schieß jetzt die Torpedos ab!“ Die Stimme des IWO´s wurde mit jedem Wort lauter. „Willst Du, dass der uns umbringt?“ „Willst Du, dass ein Torpedo daneben geht?“ Ich sah Schulze an. „Vertrau mir einfach, Horst!“ „Tom, ich -“ „ICH SAGTE VERTRAU MIR!!“
Ich wollte ihn nicht anschreien, die Situation brachte mich dazu. Vielleicht war es Angst, vielleicht Überforderung. Ich wusste es nicht. Ich wusste nur, dass ich jetzt das Leben meiner Männer schützen musste – und mein eigenes.
„Schusslösung für Rohr 5! Entfernung 1000 Meter an Lage 87 Steuerbord. Geschwindigkeit in etwa 32 Knoten.“ „Eingestellt! Feuerbereit, Herr Kapitän!“ Ich ließ den Zerstörer noch etwas näher kommen. Als er geschätzt auf 1000 Meter an uns herangefahren war, gab ich Feuerbefehl.
„Oh Gott, lass es klappen!“ Der IWO schluckte vernehmlich. Auch ich blickte gebannt auf den Zerstörer. „Komm schon, komm schon...“ Ich sah, wie das Schiff nach Steuerbord abdrehte. Jetzt wurde es eng. Wenn der Aal nicht traf hatten wir ein mächtiges Problem. „Der geht daneben!“, rief der IWO panisch. „Der geht verdammt nochmal daneben!“ „Horst, reiß Dich zusammen verdammt!“
Leutnant Schulze sollte Recht behalten. Nach Ablauf der Torpedolaufzeit war nichts zu hören. „Verdammt, verdammt!“ Hektisch bückte ich mich zum Sprechrohr. „Rohr 6 fertigmachen, bei 400 Metern schießen, Lage“ Ich schaute kurz zum Zerstörer „Lage 91 Steuerbord. LOS, SCHNELLER!!“
Nur wenige Sekunden später verließ der zweite Torpedo unser Boot. Inzwischen hatte der Zerstörer den Beschuss mit seinen Geschützen eingestellt und war auf MG´s über gewechselt. Eine Salve fuhr ratternd quer über unser Vordeck. Mit unserer Flak versuchten wir soviel Schaden wie möglich am Zerstörer anzurichten, ausrichten konnten wir damit nicht viel. Wir mussten auf den zweiten Torpedo vertrauen.
Durch die geringe Distanz zum Kriegsschiff saß der Aal schon wenige Sekunden nachdem er das Rohr verlassen hatte. Ein Volltreffer, genau in den vorderen Maschinenraum. Da der Zerstörer kurz zuvor noch ein Ausweichmanöver eingeleitet hatte, waren wir in diese erstklassige Schussposition gekommen. Vielleicht hatte der Kommandant nicht mehr damit gerechnet, dass wir aus diese kurzen Distanz einen Torpedo abfeuern würden – ein Vorteil für uns.
Doch die geringe Distanz zwischen uns und dem getroffenen Zerstörer wurde uns beinahe zum Verhängnis. Ich stand gegen den Turm gelehnt und sah zum Schiff herüber, welches inzwischen still im Wasser lag. „Kleine Fahrt voraus, Männer. Vielleicht brauchen die da drüben unsere Hilfe.“
Ich sah, wie Rettungsboote klargemacht und zu Wasser gelassen wurden.
„Man, Tom. Das war knapp!“ Der IWO atmete erleichtert auf. „Erichsen hat mir gerade mitgeteilt, dass er sich zusammen mit dem LI und ein paar Männern um die Schäden kümmert.“ Ich nickte nur. Auch mir saß der Schock noch in den Gliedern. Das hätte ganz böse ausgehen können. Hätte der zweite Torpedo auch nicht gesessen oder wäre ein Blindgänger gewesen wäre es das für uns und das Boot gewesen.
„Hoffen wir, dass wir nicht nochein -“ Weiter kam ich nicht. Noch ehe ich den Satz vollenden konnte, gab es eine gewaltige Explosion. Aus irgendeinem Grund wusste ich nicht, woher sie kam. Doch lange nachdenken konnte ich nicht mehr. Ich spürte noch einen Schmerz an meinem Kopf, bevor es um mich herum dunkel wurde.
Nordsee
12. Januar 1940
10:18 Uhr
„Autsch!“ Ein stechender Schmerz weckte mich. Ich nahm gedämpft Stimmen wahr, die ich im ersten Moment nicht einordnen konnte. Auch an das was passiert war erinnerte ich mich zunächst nicht.
„Was ist nur los mit ihm?“ Langsam wurden die Stimmen deutlicher. „Er ist nicht mehr der, den ich kannte.“ Das war Leutnant Schulze. „Was mit ihm los ist ist relativ egal.“ LI Seger schien aufgebracht. „Er vergisst, wer er ist und was er geschworen hat!“ „Verdammt, Seger! Halten Sie Ihre Klappe! Kapitän Voetmann ist ein guter Mann, er tut nur seine Pflicht!“ „Seine Pflicht ist es also, diejenigen zu retten, welche uns töten wollten?“ In diesem Moment erinnerte ich mich wieder. Der Zerstörer, unser Torpedo, welcher ihn getroffen hat. Ich öffnete die Augen.
Langsam drehte ich den Kopf nach links. Durch den zugezogenen Vorhang lauschte ich weiterhin den Worten der beiden.
„LI, machen Sie Ihre Arbeit und lassen Sie Kapitän Voetmann seine machen! Er ist ein loyaler Deutscher!“ Der verächtliche Laut, welchen Seger nun von sich gab brachte mich dazu, mich schwerfällig zu erheben. Den Schwindel ignorierend schob ich den Vorhang zur Seite und trat durch das Schott in die Zentrale. „Ist jetzt mal gut hier?“ Seger und Schulze verstummten abrupt und sahen mich an.
„Wie fühlen Sie sich, Herr Kapitän?“ fragte Letzterer, während der LI schwieg. „Ist alles wieder in Ordnung?“ „Schon gut, IWO. Nur noch leichte Kopfschmerzen.“ Ich wandte mich Seger zu. „Und Sie hören mir jetzt gut zu, Leutnant. Das hier ist mein Boot; ich gebe hier die Befehle! Wenn ich sage, dass wir den Schiffbrüchigen helfen dann wird es gemacht! Ist das klar?!“ Ich konnte sehen, wie das Gesicht des LI´s immer roter wurde. Anscheinend versuchte er verzweifelt, nicht verbal zurückzuschlagen. „ICH HABE SIE WAS GEFRAGT, LI!“, schrie ich ihn an, worauf sowohl er als auch Leutnant Schulze zusammenzuckten. Eine unbändige Wut stieg in mir auf. Ich schloss die Augen und atmete tief durch. „Weitermachen!“, grollte ich noch, ehe ich in die Messe ging.
12:47 Uhr
Logbucheintrag Korvettenkapitän Thomas Voetmann, 12. Januar 1940
Boot nicht tauchklar! Zu allem Überfluss wurden wir auch noch von einem Zerstörer verfolgt. Es kam zu einem erbitterten Überwasser-Duell, das uns fast das Boot gekostet hätte. Konnten den Zerstörer mit dem zweiten abgeschossenen Torpedo versenken – glücklicherweise!
Bin mit dem neuen Boot höchst unzufrieden, gleich auf der ersten Feindfahrt so eine verdammte Kacke! Ich will U48 zurück, verdammt nochmal! Mir fehlt das alte Boot.
Nach Beendigung des letzten Satzes hielt ich inne. Ich hatte meine Wut und meine Enttäuschung zu sehr zum Ausdruck gebracht. Schnell strich ich diesen durch und ergänzte ihn.
PS: Marschieren nun mit AK zurück nach Kiel. Treibstoff sollte genügen – hoffe ich!
Am 12. Januar 1940 um 09:02 Uhr sank der britische Zerstörer HMS Valentine mit 1316 BRT nach einem Torpedotreffer.[/B]
Der gute Voetman hat wirklich erstaunlich viel Skrupel. Vor allem wenn man bedenkt, dass die Briten die Munition dieses Transporters wohl auch nicht für medizinische Zwecke verwendet hätten :D
Die Rückfahrt ist nicht ohne, zum Glück habt Ihr nicht weit nach Hause. Aber ein U-Boot, das nicht tauchen kann...
Allerdings, werter Cfant. Wie wir bereits angedeutet hatten, müssen wir da jetzt ein wenig die Hand drauf halten. Sowohl beim Kapitän, dass der nicht ganz aus dem Ruder läuft wie auch beim LI, der sich mittlerweile zum liniengetreuen Parteihengst entwickelt. Warten wir mal ab, wie sich das alles noch so entwickelt.
George Pickett
20.05.14, 12:34
Ein Moralapostel und ein strammer Parteigenosse! Und wir dachten wir hätten Probleme!!! :D
Was sollen Wir da sagen, Wir haben einen Vollblutnazi und einen Halbtürken an Bord...das kann noch was werden...
Skagerrak
13. Januar 1940
17:54 Uhr
Den ganzen Tag über tat sich nichts mehr. Es war bereits fast dunkel, als wir in den Skagerrak einliefen. Allzu weit waren wir nicht mehr von Zuhause entfernt, doch wir durften jetzt nicht nachlässig werden. Wer wusste schon, was uns noch erwartete.
Mit meinem IIWO Erichsen und LI Seger stand ich zusammen auf der Brücke. Wir redeten nicht miteinander, sondern hingen wahrscheinlich jeder seinen eigenen Gedanken nach. Ich dachte an den Vorfall mit dem LI. Klar, er hatte mich wütend gemacht; aber war meine Reaktion angemessen gewesen? Hätte ich nicht eher einen kühlen Kopf bewahren sollen? Mit solchen Leuten war immerhin nicht zu spaßen. Ein Ausbruch dieser Art könnte schlimme Folgen für mich haben – genauso wie für Leutnant Schulze. Mit dem IWO hatte Seger noch nie wirklichen Ärger gehabt. Es war eher Leutnant Erichsen, welcher ihm andauernd eine Spitze gab. Die beiden waren die Streithähne auf diesem Boot. Dass nun auch Leutnant Schulze sich einmischte machte mir doch etwas Sorgen. Ich wollte Frieden unter der Mannschaft. Klar, bei einer solch langen Zeit auf See gab es ab und an Reibereien, aber sie durften nicht aus dem Ruder laufen – und das taten sie gerade. Ich musste dem einen Riegel vorschieben. Beim nächsten Landgang - so nahm ich mir vor, sollten wir jemals heil in Kiel ankommen –würde ich mit den beiden reden.
15. Januar 1940, 19:04 Uhr
Mehr schlecht als recht liefen wir am Abend des 15. Januars wieder in Kiel ein. Das Boot lag bereits tiefer im Wasser und die Lenzpumpen hatten während der letzten Tage ziemlich viel davon aus dem Boot zu pumpen. Ein Wunder, dass wir nicht schon vor dem Hafen abgesoffen waren.
Am Pier erwartete uns die obligatorische Menschenmasse und ein Offizier, den ich nicht kannte.
„Wer ist das denn schon wieder?“ Einen genervten Unterton konnte ich mir nicht verkneifen, war mir diese Art der Begrüßung doch zuwider. Heute war es besonders nervtötend. Ich wollte nurnoch nach Hause und den Krieg einfach vergessen.
„Meinen Glückwunsch, Herr Kapitän! Sie scheinen ein sehr fähiger Mann zu sein, dass Sie das Boot auch schwerstbeschädigt nach Hause gebracht haben. Kein Wunder nach dem, was Sie alles geleistet haben.“ „Vielen Dank, Herr Kapitän!“ Unser neuer Flottillenchef, Korvettenkapitän Hans-Rudolf Rösing, schüttelte meine Hand. Soeben war ich von Bord auf die Pier getreten. Die Wochenschau war schon eifrig dabei, ihre Bilder von unserer 'glorreichen' Heimkehr zu schießen. Auch ein Filmteam war anwesend. Ich betrachtete mir meinen neuen Vorgesetzten. Er machte auf mich den Eindruck eines typischen Parteimitglieds. Innerlich hoffte ich, dass ich mit ihm genauso gut klarkommen würde wie mit Sobe.
„Herr Kapitän, ich möchte nicht unhöflich sein, aber meine Mannschaft braucht nach all den Strapazen Ruhe. Hätten Sie etwas dagegen?“ Rösing lächelte. „Aber nein, mein guter Voetmann! Ganz und gar nicht! Ruhen Sie sich nur aus. Über alles Weitere können wir auch morgen noch reden.“ „Vielen Dank!“
Ich wandte mich an meine Mannschaft, die auf der Pier angetreten war. „Ihr habt es gehört, Jungs! Haut Euch hin, das habt Ihr Euch verdient! Alles Weitere wie immer! Morgen um 13 Uhr will ich Euch hier sehen!“ „Jawohl, Herr Kapitän!“
Meine Frau wartete bereits am Ende der Pier auf mich. Ich lächelte ihr entgegen, als ich auf sie zuschritt. Behutsam nahm ich sie in den Arm. Ich spürte, dass etwas anders war als die Male zuvor. Irgendwie konnte ich meiner Freude, wieder zu Hause zu sein, nicht wirklich Luft verschaffen. Ich wusste nicht, warum dies so war, denn ich war begeistert, meine Frau wiedersehen zu können. Ich hielt Inge einfach nur fest und schloss die Augen, um mich innerlich für meine Einstellung zu verfluchen. Sie hatte sich Sorgen gemacht und ich umarmte sie einfach nur. Ohne Freude, ohne Erleichterung. Ich spürte diese zwar, doch konnte ich sie nicht zeigen.
„Gehen wir nach Hause, Liebling.“, sagte ich nur, worauf sie nickte. In ihrem Blick sah ich, dass sie mich nicht verstand. „Später.“, gab ich ihr zur Antwort und küsste sie.
Wir hatten gerade ein paar Schritte getan, als Leutnant Schulze zu uns trat. „Habt Ihr was dagegen, wenn ich mitkomme?“ Ich sah ihn stirnrunzelnd an, denn sein Blick war äußerst besorgt.
„Nein.“, übernahm Inge das Antworten für mich. Zu dritt gingen wir weiter. Ich fragte mich die ganze Zeit, was Horst auf der Seele lag. Lag es an den Ereignissen der Fahrt? An unserer Auseinandersetzung mit dem LI? Oder war es was anderes? Ich beschloss, ihn darauf anzusprechen.
„Nichts dergleichen, Tom.“, antwortete er. „Es geht um Seger, ja. Aber ich meine etwas, das hier im Hafen geschah.“ „So?“ Ich schaute meinen alten Freund an. „Wovon sprichst Du?“ „Er wollte unbedingt noch mit Rösing sprechen, nachdem Du weg warst.“ „Aha...“ Ich richtete meinen Blick wieder nach vorne. Würde Seger mich auflaufen lassen? Ich hatte während der letzten Feindfahrt schließlich relativ deutlich gezeigt, was ich von diesem Krieg hielt – und von jenen, die ihn auch noch gut redeten.
„Wer weiß, Horst. Vielleicht will er sich nur bei Rösing einschleimen. Anhaben kann er uns nichts.“ „Dein Wort in Gottes Ohr, Tom. Wer weiß, wozu der fähig ist.“
Auf der insgesamt sechsten Feindfahrt versenkte Korvettenkapitän Thomas Voetmann mit U64
am 10. Januar 1940 einen britischen Pyro-Munitionstransporter mit 7065 BRT sowie am
12. Januar 1940 den britischen Zerstörer HMS Valentine mit 1316 BRT.
Gesamttonnage dieser Feindfahrt: 8.381 BRT
Gesamttonnage seit Kriegsbeginn: 179.396 BRT
Kiel
16. Januar 1940
13:00 Uhr
„Mal herhören, Männer! Die letzte Feindfahrt war mehr als knapp gewesen. Ihr habt alle miteinander gute Arbeit geleistet und ich möchte mich bei jedem von Euch dafür bedanken.“ Ich stand vor meiner Besatzung und sah sie der Reihe nach an. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass vor mir noch halbe Kinder standen, der Älteste gerade einmal 23 Jahre. Schnell schob ich den Gedanken beiseite.
„Unser Boot hat ziemlich unter den Angriffen gelitten, weshalb es eine Woche Urlaub für uns alle gibt. Also, Männer. Haut rein!“ „Jawohl, Herr Kapitän!“ Mein Blick glitt zum LI, welcher mich mit einer Mischung aus Abscheu und Wut ansah. „Seger, ich habe mit Ihnen und Leutnant Schulze zu reden. Allein!“
Wir hatten uns im Offizierskasino einen der hinteren Tische ausgesucht. Es herrschte reger Betrieb, dutzende Offiziere der Kriegsmarine hatten sich hier versammelt. Sie lachten, redeten laut und sangen teilweise alte Seemannslieder im Vollsuff. Ich beachtete die Szenerie so wenig wie möglich und konzentrierte mich auf meinen IWO und LI.
„Was fällt Ihnen eigentlich ein, Leutnant Seger, sich meinen Befehlen zu widersetzen?“ Nur mit Mühe konnte ich den Zorn in meiner Stimme beherrschen. „Was ich Ihnen befehle wird befolgt, Leutnant. Ich bin der Kommandant!“ „Sie haben Befehle missachtet.“ Seger bemühte sich nicht einmal um Respekt mir gegenüber. „Sie sollten dem deutschen Volk gegenüber loyal sein, Herr Kapi -“ Ich schlug mit der Hand auf den Tisch, was ihn umgehend zum Verstummen brachte. „Wollen Sie sich mir widersetzen, Seger?“ Ein gefährliches Zischen war nun in meiner Stimme. Ich wusste, dass ich mit meiner jetzigen Ansprache zu weit ging, doch in dem Moment war es mir egal. „Ich will Disziplin auf meinem Boot. Fallen Sie mir nicht noch einmal aus der Reihe, Seger. Es könnte unangenehme Konsequenzen für Sie haben – und klären Sie Ihre Meinungsverschiedenheiten mit dem IIWO. Haben Sie mich verstanden?“ Kurz sah es so aus, als wollte Seger widersprechen. Er überlegte es sich jedoch im letzten Moment anders. „Jawohl, Herr Kapitän.“ „Gut. Dann machen Sie schnell. Beim nächsten Auslaufen will ich Ruhe an Bord.“
„Tom... denkst Du nicht, dass Du jetzt ein wenig übertreibst?“ Leutnant Schulze sah mich besorgt an. Ich griff zum Whiskyglas und lehnte mich in meinem Stuhl zurück. Er hatte Recht und das wusste ich. „Ich will einfach nur Ruhe im Boot, Horst. Dieses ewige Rumgestreite geht mir auf die Nerven. Was war eigentlich mit Dir und dem LI? Ging es wirklich nur um die Rettung der Zerstörerbesatzung?“ „Was meinst Du?“ „Du weißt verdammt nochmal genau, was ich meine!“
Es war, als würde mir in diesem Moment ein Licht aufgehen. Als hätte ich erst jetzt begriffen, was ich eigentlich tat. Was ich mir mit der Unterredung des LI´s antat und dass ich nun meinen alten Freund böse über den Mund fuhr. Ich erhob mich. „Tut mir Leid, Horst. Ich muss hier weg!“
23:10 Uhr
Ich stand auf der Brücke von U64. Neben mir waren noch der IWO, der LI und Leutnant Erichsen anwesend. Wir befanden uns in der Nordsee, auf dem Weg in den Ärmelkanal. Durch diesen schickte uns der BdU dieses Mal, damit wir dort die Geleitzüge störten.
„Herrlicher Tag, was?“ hörte ich den IIWO sagen. Er hatte Recht, für Mitte Januar war das Wetter relativ mild. Die Sonne schien und es gab keinen Wind. Ich blickte nach rechts und sah etwas kleines im Wasser schwimmen. Es sah aus wie ein Rettungsboot.
„Da vorne schwimmt etwas!“, informierte ich die anderen. „Das sehen wir uns mal an. Holt den Sanitäter rauf, sicher ist sicher!“ Keiner meiner Leute bewegte sich. „Habt Ihr nicht gehör? Den Sani rauf, los!“
„HELP!“, erklang es vom Rettungsboot. Ein älterer Offizier saß darin. Ich erkannte ihn. Es war der Zerstörerkommandant, gegen welchen wir in Scapa Flow gekämpft hatten. „HOLT DEN VERDAMMTEN SANI!!“
Ich blickte wieder zum Commander. „Do you have any injures?“ „Not me, Captain. But my XO.“ Er lächelte leicht. „You are Voetman, aren´t you? The guy who was in Scapa Flow?“ Ich nickte. „Yes, I remember you. We had a great duel, eh? You´re a pretty good strategist, Captain.“
Während meiner Unterhaltung mit ihm bekam ich nicht mit, dass Seger sich der Flak näherte. Ich merkte es erst, als es zu spät war.
„STIRB, DU DRECKSACK!!“ Ich riss die Augen auf und wirbelte herum. „Nein, Seg -!“ In dem Moment schoss die erste Flaksalve auf das Rettungsboot. Der Commander hatte keine Chance. Ich hörte noch seinen Schmerzensschrei. „SEGER! NEIN!“
Schweißgebadet wachte ich auf. Mein Herz raste und ich fühlte kalten Schweiß in meinem Gesicht. Neben mir bewegte sich etwas und ich zuckte zusammen. Fast rechnete ich damit, dass Seger nun mich töten würde.
„Tom, ist alles okay?“ Die Stimme meiner Frau beruhigte mich etwas. Das Licht ging an und ich sah in ihr besorgtes Gesicht, noch immer schwer atmend. Ich nickte nur und setzte mich dann auf, um meinen Rücken gegen die Wand zu lehnen. Noch immer sah ich die Bilder des Traums vor meinen Augen, hörte die Stimme des englischen Offiziers.
Inge strich mir über die Brust. „Es ist alles gut, Tom. Hattest Du einen schlechten Traum?“ „Schon gut, Liebling. Schlaf weiter.“ Für mich war in dieser Nacht nicht mehr an Schlaf zu denken.
Kiel
22. Januar 1940
12:30 Uhr
Wirkliche Erholung hatte ich während der vergangenen Woche nicht bekommen. Immer öfter kamen mir nun Zweifel an meinem Handeln auf, die ich verzweifelt zu ignorieren versuchte. Ich war Soldat und tat meine Pflicht, redete ich mir immer wieder ein. Die Engländer waren selber Schuld an ihrer Situation, hatten sie uns doch den Krieg erklärt. Sie hatten wissen müssen, was auf sie zukommen würde – sie haben es so gewollt. Dieses Denken funktionierte. Die Skrupel waren wohl noch immer da, doch artete das Ganze nicht mehr aus – so hoffte ich jedenfalls.
Ich hatte mich mit Leutnant Schulze zum Mittagessen im Offizierskasino verabredet. Es tat gut, mich mit einem Menschen zu unterhalten, der mich lange kannte und dementsprechend auch wusste, was mit mir los war. Allerdings hatte auch der IWO Zweifel an meinem jetzigen Zustand.
„Mensch, Tom. Du musst auf Seger aufpassen. Wenn Du so oft und hart gegen ihn schießt hat das irgendwann Konsequenzen für Dich!“ Ich war gerade dabei, mir eine Gabel voll Kartoffeln in den Mund zu schieben. Nun ließ ich diese sinken. Ich wusste, dass er Recht hatte. Das Verhältnis zwischen uns beiden war sehr angespannt.
„Ich werde mir etwas überlegen, Horst.“ „Was hast Du vor?“ Das war eine gute Frage. Leutnant Seger war in seiner Art festgefahren und es würde keine Möglichkeit geben ihn umzustimmen. Auch ich hatte nicht die Absicht, mein Denken und Tun zu ändern. Wie also sollte ich weiter verfahren? Als LI war Seger unentbehrlich, doch wie lange würde das noch gutgehen? Wann war der Zeitpunkt, an welchem er seine Partei über das Schicksal der Mannschaft stellte?
„Ich weiß es nicht, Horst.“, antwortete ich ihm schließlich seufzend. „Ich weiß es nicht...“
13:14 Uhr
„Der nächste Auslauftermin ist für den 25. angesetzt. Also in drei Tagen.“ Soeben hatten sich auch die restlichen Offiziere – der IIWO Erichsen sowie LI Seger – zu uns gesellt. „Bis dahin ist das Boot wieder seeklar.“ Ich verkniff mir den Kommentar, dass ich am Liebsten gar nicht mehr mit diesem Boot auf See hinauswollte. Bis jetzt hatte es uns schließlich nur Unglück gebracht.
„Die neuen Einsatzbefehle werden wir ebenfalls an diesem Tag bekommen. Ruhen Sie sich also noch etwas aus. Alles Weitere in drei Tagen.“ „Jawohl, Herr Kapitän!“
24. Januar 1940, 13:19 Uhr
Ich hatte mich in unsere Küche gesetzt, den Kopf an die Wand gelehnt und die Augen geschlossen. Verzweifelt versuchte ich, nicht an das morgige Auslaufen zu denken. Hier konnte ich ich selbst sein und musste niemandem etwas vorspielen. Meine Frau war mit Lisbeth im Wohnzimmer. Ich hatte ihnen gesagt, dass ich etwas Ruhe brauchte und sie respektierten dies. In den vergangenen Tagen konnte ich nachts schlecht schlafen und war auch tagsüber stets müde und gereizt. Somit war es für uns alle eine Wohltat, dass ich jetzt kurz die Augen schließen konnte. Leise hörte ich die beiden im Wohnzimmer miteinander sprechen. Ich lächelte kurz, denn in diesem Moment war es fast so, als hätte es den Krieg nie gegeben. Als wären wir eine ganz normale Familie, deren Vater sich nun von getaner Arbeit erholte.
„Verflucht!“ Unweigerlich hatten mich diese Gedanken an den Krieg erinnert. Etwas zu schnell stand ich auf, sodass mir kurz schwindlig wurde. Ich hielt mich am Tisch fest und atmete einmal tief durch, um dann Richtung Wohnzimmer zu schauen. Warum konnte nicht alles wieder so sein wie vorher? Warum konnte ich nicht bei meiner Familie sein? Sie beschützen, anstatt sie immer und immer wieder in Angst zurücklassen zu müssen. Ich war ein schlechter Ehemann und Vater. Ja, das dachte ich wirklich. Ich liebte meine Familie, doch ich war verantwortlich dafür, dass sie in Angst leben mussten – ich alleine.
Langsam ließ ich mich in den Stuhl zurücksinken und starrte auf die Küchenzeile. Sonnengelb war die Frontfarbe. Eine Küche, die sich meine Frau immer gewünscht hatte. Kurz nach unserer Hochzeit, als wir in dieses Haus gezogen waren, hatte ich sie anfertigen lassen. Das alles schien so lange her zu sein...
„Vati?“ Ich zuckte zusammen. Dass meine Tochter den Raum betrat hatte ich nicht mitbekommen. Jetzt wandte ich mich zu ihr. „Ja?“
Sie kam auf mich zu und setzte sich auf meinen Schoß. Ich legte die Arme um ihre Hüften. „Sag mal, wann musst Du wieder weg?“ Irgendwie klang ihre Stimme traurig. Oder bildete ich mir dies nur ein?
„Morgen, mein Schatz.“ „Ich wünschte, Du könntest hier bleiben. Bei Mami und mir. Warum musst Du immer weg?“ Ich streichelte ihr durchs Haar. „Weil das mein Beruf ist, Lisbeth.“ „Kannst Du keinen anderen nehmen?“ Ich lachte leise. Wie gerne würde ich das tun! „Da gibt es doch bestimmt andere. Der Vati vom Hannes arbeitet bei sich am Haus, sie haben jede Menge Tiere. So was könntest Du doch machen! Dann wärst Du immer bei uns.“ Ja, meine Tochter verstand es, mir wieder meine Laune zu verbessern. „Sollen wir uns auch Tiere anschaffen?“, meinte ich grinsend.
„Oh ja! Ein paar Hasen! Und Vögel! Und eine Katze!“
Es war kaum zu glauben, wie sich innerhalb von Minuten meine Laune besserte. Zum ersten Mal seit langer Zeit lachte ich wieder befreit. Es tat so gut.
Noch lange alberte ich mit Lisbeth herum. Ich hatte dies schon lange nicht mehr getan und auch meine Tochter war begeistert davon, endlich mal wieder ausgiebig Zeit mit ihrem Vater verbringen zu können. Könnte es doch nur immer so sein!
Kiel
25. Januar 1940
16:40 Uhr
„Die haben doch wohl den Arsch offen!“ Ich konnte nicht glauben, was ich da gerade las. Soeben hatte ich die neuen Einsatzbefehle erhalten. AM-37 war unser neues Operationsgebiet, direkt angrenzend an England und ganz in der Nähe eines feindlichen Hafens. „Das gibt’s doch nicht!“ Ich knallte den Zettel auf den Tisch der Messe. „So eine verfluchte Scheiße!“
Meinen beiden Wachoffiziere sowie der LI sahen mich an. Wir saßen alle gemeinsam bei einer Tasse Kaffee in der Messe und wollten dort die neuen Einsatzbefehle besprechen. Draußen wurde es zusehends eisiger und ich ließ deshalb die Besprechung nach innen verlegen.
„Was ist los, Herr Kapitän?“ fragte Leutnant Schulze nun und nahm sich den Zettel. „AM-37... ist das nicht dort, wo wir schon einmal waren?“ „Richtig, IWO. Ganz nahe dran an Englands Küste.“
„Da schwimmen bestimmt Leckerbissen für uns herum.“, meinte der LI erfreut. „Das gibt ein Fest!“ Ich biss mir auf die Zunge. Jetzt durfte ich nichts sagen. Es war schon zu viel zwischen mir und dem LI vorgefallen, ich wollte es nicht noch weiter strapazieren.
„Legen Sie Kurs dahin, LI. Treibstoffsparend.“ „Jawohl, Herr Kapitän!“
17:30 Uhr
„Gut, Männer! Dann wollen wir mal!“ „Achterleinen los! Alles klarmachen zum Auslaufen, Maschinen kleine Fahrt voraus!“
Unser Boot nahm langsam Fahrt auf und löste sich von der Pier, auf welcher wieder eine große Menschenmasse angetreten war, um uns zu verabschieden. Auch eine Musikkapelle spielte.
„Ich habe mir gestern mal die Versenkungsliste angeschaut.“, rief Leutnant Erichsen gegen den Lärm. „Wir haben schon beinahe die 200.000 geknackt!“ „Ruhen Sie sich nicht allzu sehr auf den Lorbeeren aus, IIWO.“, antwortete ich. „Ich sehe schwarz mit diesem Boot hier!“ „Da sind Sie wohl nicht der Einzige.“
Langsam näherten wir uns nun der Hafenausfahrt. Ein paar Fischerboote kamen uns entgegen, die ihren täglichen Fang nach Hause brachten. Lautstark begrüßte man sich gegenseitig. Ich ertappte mich dabei, wie ich die Zivilisten einmal mehr beneidete. Die Fischer mussten nach ihrem Fang kein schlechtes Gewissen haben; sie taten ihre Pflicht genau wie wir, definitiv. Doch sie hatten keine Menschenleben auf dem Gewissen – wir schon.
„Wir fahren einmal quer durch die Nordsee.“, eröffnete mir der LI, als ich mit ihm zusammen an der Karte stand. „Dann zwischen Scapa Flow und Lerwick hindurch in unser Planquadrat.“
Ich folgte mit meinen Augen dem eingezeichneten Kurs. „In etwa sieben Tagen sollten wir im Operationsgebiet ankommen.“ „Gut, LI. Hoffen wir, dass bis dahin nichts passiert.“ Ich kletterte die Leiter zur Brücke hinauf.
„Und, IWO? Wie sieht´s aus?“ „Kalt.“ Ich grinste. „Solange es nur das ist, ist alles gut.“ Ich griff in meine Jackentasche und zündete mir eine Zigarette an. Danach bot ich Leutnant Schulze ebenfalls eine an.
„Du rauchst zu viel.“, bemerkte er, als er sich eine nahm. „Du nicht?“ „Hör mal, das ist meine erste seit dem Auslaufen!“ „Meine auch.“ „Und wie viel hast Du am Pier geraucht?“ „Zu viele.“ „Eben.“
Ich mochte diese kleinen Neckereien zwischen Horst und mir, konnten sie mir doch jedes Mal ein Lächeln auf das Gesicht zaubern – etwas, das es sonst nur noch selten an Bord gab. Ich bemerkte, dass ich immer ernster wurde, je öfter wir nun hinaus fuhren. Selbst meiner Besatzung konnte ich nicht mehr den gutgelaunten Kapitän vorspielen. Es fiel mir immer schwerer. Wie lange würde das noch gut gehen?
„Ich bin gespannt, was uns auf dieser Fahrt erwartet.“, sagte der IIWO. „Hoffentlich nichts Schlimmes, Leutnant. Das auf der letzten Fahrt hat gereicht.“ Stillschweigend stimmte ich dem IWO zu. Wir waren immerhin sehr nahe an Englands Küste dran. Dort würde der Schiffsverkehr und auch der Flugverkehr sehr stark ausgeprägt sein. Ich hoffte, dass wir von beiden Seiten verschont blieben. Eine Hoffnung, die sich jedoch wahrscheinlich nicht erfüllen würde.
Hey, klauen gilt nicht. :D Wo ist denn das genannte Planquadrat?
Wir klauen nicht, wir sind lieb. :D
Hab´ eben erst gemerkt, was Ihr meintet. lol War Zufall, ehrlich. ;)
Oben bei den Geleitzugrouten. Wir machen nachher mal einen Screenshot. ;)
Ich glaube euer Kaleun würde auch als Fischkutterkapitän monatelang weiter und weiter in eine Depression abgleiten, angesichts des Genozides, den er an all den Fischbeständen in der Ostsee anrichtet :D
George Pickett
22.05.14, 19:16
Unglaublich, was sich bei euch so an Offizieren tummelt!!! :eek: Passt bloß auf, dass ihr euch nicht gegenseitig anscheißt! Unfassbar, sagt auch dieser Herr...
http://youtu.be/w4aLThuU008
Selbst der Koch kann ein verkappter Nazi sein...
http://youtu.be/dZelUWcMDf8
Wie sagt man so schön: Schlimmer geht (n)immer. ;)
Nordsee
28.Januar 1940
00:51 Uhr
„Schön wieder hier draußen zu sein, was Tom?“ Ich sah Leutnant Schulze an. „Was?!“ Die Antwort kam mir bissiger über die Lippen, als ich beabsichtigt hatte. Wie konnte der Kerl denn nur so was sagen! Dass wir wieder hier waren bedeutete, dass wir Schiffe versenken mussten. Dies war nicht allzu schlimm, wenn nicht gerade Menschen auf diesen wären. Zwar hatte ich in der Vergangenheit immer versucht, diese zur Aufgabe und Verlassen ihres Schiffes zu bewegen, doch es gab leider viele Starrköpfe unter den Besatzungen. Männer, die dann zusammen mit ihrem Schiff untergingen. Es war schrecklich!
„Hey, ganz ruhig. Ich meinte die See, nicht den Krieg. Das überlasse ich Leutnant Seger.“ Bei der Erwähnung dieses Namens musste ich mir ein Knurren verkneifen. Ich konnte einfach nicht anders, denn mittlerweile verachtete ich diesen Mann – und als Kommandant dieses Bootes, der auf jeden Einzelnen angewiesen war, tat mir dies nicht gut. Ich musste versuchen, so gut es ging mit ihm zurecht zu kommen. Leutnant Schulze hob die Augenbrauen. „Tom, beherrsche Dich!“, mahnte er mich eindringlich. „Das könnte sonst übel ausgehen.“ „Ich weiß.“
„Kontakt voraus!“, unterbrach Gefreiter Blücher unsere kleine Unterhaltung. Ich war ihm mehr als dankbar dafür.
„Wo haben Sie ihn, Blücher?“ „Backbord 20 Grad, Herr Kapitän!“ „Holen Sie mir mal mein Fernglas, IIWO.“ „Zu Befehl, Herr Kapitän!“
Ich richtete meinen Blick auf die angegebene Richtung
http://s14.directupload.net/images/140522/ebqklaiq.png (http://www.directupload.net)
„Gehen Sie auf Abfangkurs, IWO. AK voraus!“ „Jawohl, Herr Kapitän!“ „Hier, Herr Kapitän.“ Soeben kam mein IIWO mit meinem Fernglas in der Hand wieder auf die Brücke. „Danke, Leutnant.“
Ich setzte das Glas an meine Augen.
http://s7.directupload.net/images/140522/tnxw5agx.png (http://www.directupload.net)
„Das scheinen mehrere zu sein, Leute.“ „Geleitzug?“ fragte Leutnant Schulze vorsichtig.
Ich setzte mein Glas wieder ab. „Möglich.“ Ich dachte nach. Ein Geleitzug wäre natürlich eine super Sache gleich zu Anfang einer Feindfahrt, doch in mir kamen wieder einmal Skrupel auf. Er hieß auch, dass möglicherweise Menschen ihr Leben verlieren würden. Schnell schob ich den Gedanken beiseite. So durfte ich nicht denken!
„Bringen Sie uns noch näher heran, IWO.“ „Jawohl, Herr Kapitän!“ "Wie viel Tiefe haben wir?“ „50 Meter, Herr Kapitän!“ „Nicht viel, Tom.“, raunte mir Leutnant Schulze zu. „Wenn uns ein Zerstörer erwischt haben wir schlechte Karten.“ Ich nickte. „Hoffen wir, dass sie alleine unterwegs sind, IWO.“ Ich sah weiter durch das Fernglas. Wir fuhren nun auf die Schiffe zu.
http://s7.directupload.net/images/140522/5mcg5m5x.png (http://www.directupload.net)
„UZO auf Brücke!“ Ich setzte mein Fernglas wieder ab. „Wollen wir mal sehen, was genau wir da haben.“ „Bei der dunklen Nacht wird es im Moment noch schwierig sein, was zu erkennen.“
„Nicht mehr lange, IWO.“, antwortete ich, während ich durch das UZO schaute. „Nicht mehr lange.“
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Die Schiffe zu identifizieren war nun schwer. Wir befanden uns noch etwa 9000 Meter von ihnen entfernt. Sie fuhren langsam und näherten sich deshalb nur stetig. „Kommt schon, kommt schon...“, flüsterte ich, während ich weiterhin die Umrisse unserer Gegner – sofern es welche waren – beobachtete.
„Setzen Sie neuen Kurs, IWO. Dreißig Grad nach Steuerbord, weiter auf AK. Nicht, dass die uns zu früh entdecken.“ „Jawohl, Herr Kapitän!“
Unser Boot schwenkte nach rechts und fuhr einen Bogen. Ich wollte parallel mit dem Geleitzug fahren, in sicherer Entfernung und außerhalb ihrer Sichtweite.
„Können Sie Sicherungsschiffe entdecken?“ fragte ich die Brückenwache, während ich weiterhin die Schiffe im Auge behielt. Über eine Stunde verfolgten wir diese nun schon.
„Nein, Herr Kapitän.“, antwortete einer der Männer. „Nichts zu sehen.“ Ich erhob mich. „Gut...“ Wieder schaute ich durch das Fernglas.
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„Drei Schiffe.“, murmelte ich. „Scheint was Größeres zu sein.“ Ich setze das Fernglas ab. „Alle Mann auf Gefechtsstation. Auf Rotlicht umschalten und klarmachen zum Tauchen!“
Noch etwa zwanzig Minuten fuhren wir parallel zum Geleitzug, ehe ich den Angriff begann. „Brücke räumen, auf Sehrohrtiefe gehen und langsame Fahrt voraus! Kurs nochmals hart Backbord. Wir sind in idealer Position.“ „Jawohl, Herr Kapitän!“
Nach und nach verschwanden die Männer durch das Turmluk. Ich folgte ihnen als Letzter.
„Machen Sie alle Torpedorohre klar. Wir gehen auf die Jagd!“
Anm.: So, mit neuem Monitor und alter Einstellung geht es weiter. Ich hoffe die Regenten stört die Tatsache nicht, dass wir nun wieder auf die 'alten' UZO- und Fernglaseinstellung zurückgreifen. Unserer Ansicht nach ist es für den AAR - und auch uns - besser, da man darüber mehr erkennen kann. ;)
Nordsee
28. Januar 1940
02:14 Uhr
Unser Boot pendelte sich auf Sehrohrtiefe ein. Schmidt lauschte am Hydrophon und bestätigte, dass es sich um drei Schiffe handelte, ohne Geleitschutz.
„Sehrohr ausfahren!“ Ich presste meine Augen gegen das Glas. „Sind die Torpedos fertig?“ „Bereit, Herr Kapitän!“, bestätigte der LI von hinten.
„Na, wo haben wir Euch denn... ah, da.“
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„Maschinen stopp!“, ordnete ich an. „Lassen wir sie mal herankommen.“ Das Brummen der E-Maschinen erstarb. Ich beobachtete weiterhin die Schiffe, die sich nun langsam unserer Position näherten. Wir brauchten nur hier zu liegen und abzuwarten, denn sie liefen uns genau vor die Rohre.
Etwa zehn Minuten später passierte uns das erste Schiff. „Da ist der Erste!“
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„Geben Sie mir mal das Erkennungsbuch.“ Ich blätterte in jenem herum. „Frachtschiff... Frachtschiff... zwei Maste, einen Schornstein.... oh man.“ Es war, als würde mir jemand kaltes Wasser über den Kopf gießen. „Nein, nicht doch...“ „Was ist los, Herr Kapitän?“ Ich schluckte und löste mich etwas vom Sehrohr. „Schauen Sie ins Buch, IWO.“ „Ein Passagierdampfer...“
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Nun hatte ich wirkliche Probleme. Ich wollte das Schiff nicht angreifen. Ich wollte keine unschuldigen Menschen töten. Menschen, die mit diesem verdammten Krieg nichts zu tun hatten, die nur Opfer waren. Zwar konnte man solche Schiffe auch zum Truppentransport nutzen, doch wer sagte denn, dass da oben wirklich keine Zivilisten drauf waren. „Verflucht!“
Wie um Zeit zu schinden schwenkte ich das Sehrohr zum nächsten Schiff, ohne auf das zu hören, was der LI gerade von sich gab. Ich ignorierte ihn einfach.
„Wen haben wir denn da?“ Wieder blätterte ich im Erkennungshandbuch und betete innerlich, dass es sich nicht nochmals um ein solches Schiff handelte. Es tat es nicht.
„Ein Kolonialfrachter, Männer.“, eröffnete ich wenig später. „Da haben wir ja bereits Bekanntschaft mit gemacht.“
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„War das nicht der, der so viele Torpedos geschluckt hatte?“ fragte der IIWO. „Kann sein, Leutnant. Hoffen wir, dass es dieses Mal nicht so ist. Wir brauchen noch Aale für unser Planquadrat.“
Ich richtete das Sehrohr nun auf das dritte Schiff aus. „So, und wen haben wir da?“ Wieder blätterte ich durch das Handbuch. „Noch ein Frachter! Alles klar, damit haben wir die drei. Schießen wir erst mal jeweils einen Torpedo auf jedes der Schiffe.“ „Zu Befehl, Herr Kapitän!“
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„Schusslösung für Rohr 2! Zuerst die Warmelody! Entfernung 900 Meter an Lage 13! Geschwindigkeit 6 Knoten.“ „Eingestellt!“ „Los!“
Keine fünf Sekunden später die Ernüchterung: Ein Frühdetonierer. „Verdammt nochmal!“
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„So eine verdammte Kacke! Gut, nehmen wir den Nächsten, die werden jetzt zacken wie verrückt! Rohr 3 fertigmachen, auf den Kolonialfrachter! Entfernung 900 Meter, Lage 15! Schneller, Jungs!“ „Eingestellt!“ „Los, los!“
Auch dieser Aal sollte sein Ziel nicht treffen. Nach Ablauf der Torpedolaufzeit schüttelte der LI seinen Kopf. „Wieder vorbei, Herr Kapitän!“ Es war zum Verzweifeln! Ich musste mich beherrschen, um keine bitterbösen Flüche loszulassen. Bis jetzt waren wir von der Torpedokrise verschont geblieben – zumindest weitestgehend – doch mit diesem Boot hier sollten wir nun genau in diese hineingeraten. „Scheiß Boot!“
Ich atmete tief durch. Das Sehrohr schwang zum dritten Boot im Bunde – dem Passagierdampfer. Ich zögerte.
„Herr Kapitän, das dritte Schiff.“, erklang die verhasste Stimme des LI´s hinter mir. „Wir müssen uns beeilen!“ Am Liebsten hätte ich Seger nun meine Meinung gesagt, und zwar deutlich. Doch ich beherrschte mich. Es würde ohnehin nichts bringen außer Ärger, und den konnten weder ich noch die restliche Besatzung in diesem Augenblick gebrauchen.
'Tu es!', hämmerte eine Stimme in meinem Kopf. 'Tu es einfach, es wird bald vorbei sein!'
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Ich konnte es nicht. Immer und immer wieder sah ich meine Familie vor Augen. Stellte mir vor, dass Inge und Lisbeth auf diesem Schiff waren.
„Tom.“, raunte Leutnant Schulze in mein Ohr. „Tom, Du musst es tun. Es sind unsere Feinde und vielleicht sind da gar keine Zivilisten drauf. Vielleicht -“ „Ich weiß, Horst!“
Wieder einmal fragte ich mich, warum ich das Ganze eigentlich tat. Ich fragte mich, was in mich gefahren war, als ich zur Uboot-Waffe ging. Wieder beobachtete ich das Schiff, welches mittlerweile beschleunigt hatte und Zickzack fuhr. Ich konnte es nicht.
„Der Aal war ein Blindgänger.“, teilte ich der Besatzung mit heiserer Stimme mit. „Ein Blindgänger.“ Ich wusste, dass ich damit wahrscheinlich einen großen Fehler beging.
„Was?“ Dem LI stand das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. „Herr Kapitän, Sie können -!“ „EIN BLINDGÄNGER, LI!“ Ich klappte die Griffe des Sehrohrs ein. „Sehrohr einfahren. Wieder auf alten Kurs, in 30 Minuten Auftauchen.“
Nordsee
28. Januar
03:30 Uhr
„Verdammt, Tom! Bist Du verrückt geworden? Was hast Du Dir dabei gedacht?“ Ich saß zusammen mit meinen beiden Wachoffizieren in der Messe. Vor wenigen Minuten waren wir wieder aufgetaucht und unterwegs zu unserem Operationsgebiet.
„Ich konnte das Schiff nicht versenken, Horst. Ich konnte es nicht!“ Innerlich war ich noch immer aufgewühlt. Ich wusste, dass ich einen strikten Befehl verweigert hatte – etwas, was man überhaupt nicht gerne sah. Es könnte mich mein Kommando – ja, vielleicht sogar meine Freiheit kosten.
„Herr Kapitän, wir verstehen Sie ja. Aber auf dem Dampfer könnten ebenso gut britische Truppen gewesen sein! Und LI Seger wird Ihr Verhalten mit Sicherheit nicht für sich behalten!“ Der IIWO blickte mich besorgt an. „Das könnte ganz übel für Sie ausgehen.“ Wie Recht er damit haben sollte, ahnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand von uns.
Ich lehnte mich an die Wand zurück. „Ich weiß, IIWO. Ich weiß.“
04:35 Uhr
Ich lag in meiner Koje und hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Meine Gedanken kreisten um den letzten Angriff. Wir hatten ziemliches Pech mit den Torpedos gehabt, allesamt Fehlzünder oder Frühdetonierer. Dies jedoch war mein geringstes Problem. Ich hatte einen Befehl verweigert. Ich hätte die Schiffe weiter angreifen müssen, egal wie viele Versager wir hatten und egal um welche Schiffe es sich handelte. Der BdU würde wenig erfreut sein – um es nett auszudrücken – sollte er jemals davon erfahren. Leutnant Erichsen hatte Recht; es könnte übel ausgehen für mich. Ruckartig drehte ich mich auf die Seite und starrte die Wand an. Es war fast, als wollte ich mit dieser Geste die Gedanken schlagartig loswerden. Bringen tat es mir nichts.
„Was gibt es, Becker?“ hörte ich den IWO fragen. „FT vom BdU, Herr Leutnant. Für Kapitän Voetmann.“ Ich horchte auf und grummelte innerlich genervt. Im jetzigen Moment wollte ich nichts von diesen verdammten Lamettaträgern wissen.
„Zeigen Sie mal her.“ Die Ruhe, welche nun herrschte veranlasste mich dazu, mich doch umzudrehen.
„Was gibt es, IWO?“ Leutnant Schulze zuckte merklich zusammen. „Zeigen Sie schon her.“ Ich erhob mich und streckte die Hand nach dem Zettel aus. Nur widerwillig überreichte Schulze mir diesen.
„Kehren Sie auf dem schnellsten Wege zur Basis zurück. Keine Feindberührung! BdU“, las ich vor. Ich richtete meinen Blick wieder auf die beiden Männer vor mir. „Dann wollen wir dies mal tun. Rückmarsch!“
31. Januar 1940, 20:24 Uhr
Als wir in Kiel einliefen, fiel der Empfang dürftig aus. Keine Menschenmasse auf der Pier, keine Kapelle. Ich konnte nicht behaupten, dass mich diese Tatsache groß störte. Es war besser als der ganze Rummel, den man sonst immer um meine Person veranstaltete.
Zusammen mit den beiden Wachoffizieren und dem LI, welcher eine ungewöhnlich gute Laune an den Tag legte, stand ich auf der Brücke. Meine Mannschaft hatte ich wie immer auf dem Vordeck antreten lassen. Ich richtete meinen Blick auf die Pier und war doch etwas überrascht, Karl Dönitz zusammen mit unserem Flottillenchef zu sehen. Normalerweise trat dieser nur dort auf, wo Erfolg zu verzeichnen und Auszeichnungen zu verteilen waren – beides war bei uns nicht der Fall.
„Maschinen stopp und sanft anlegen!“ Der IIWO überwachte das Einlaufen und Vertäuen des Bootes. „Alles klar, Herr Kapitän!“ Ich nickte nur, die Augen weiterhin auf den BdU gerichtet, welcher mich schon fast wütend ansah. In diesem Moment fragte ich mich, was LI Seger wohl schon alles ausgeplaudert hatte. War dies der Grund für seine gute Laune? Ich warf ihm einen kurzen Blick zu, doch er starrte nur geradeaus, mit einem fast schon gewinnenden Lächeln auf den Lippen.
„Voetmann, in mein Büro!“ Harsch sprach mich Korvettenkapitän Rösing an, als ich von Bord getreten war. „Sofort!“ Ich schluckte kurz und warf noch einen Blick auf Horst, bevor ich den beiden Männern folgte. Ich ahnte, dass es jetzt eng für mich werden würde – verdammt eng.
Wie das wohl ausgehen wird...?? Kriegsgericht oder unehrenhafte Entlassung oder gar Degradierung...??
Wir sind schon ganz gespannt auf die Fortsetzung...
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke::)
Kiel
31. Januar 1940
20:41 Uhr
„Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht, Voetmann?“ Die Stimme von Konteradmiral Dönitz war wutverzerrt. Mit hochrotem Gesicht sah er mich an. Soeben hatte ich vor dem Schreibtisch des Flottillenchefs Platz genommen. Dönitz saß mir gegenüber. „Sie haben ausdrückliche Befehle des Führers verweigert! Sie haben ein feindliches Schiff nicht angegriffen, obwohl Sie den Befehl dazu gehabt hatten!“ Mit jedem Wort wurde seine Stimme lauter. Ich konnte nicht anders als überrascht zu schauen. Woher wusste er das? Wir hatten kein Telegramm abgesetzt, welches unsere Lage beschrieb und auch nach dem Einlaufen hatte keiner meiner Männer die Möglichkeit, mit Dönitz oder Rösing zu reden.
„Was meinen Sie, Herr Admiral?“ fragte ich deshalb verwirrt. Nun knallte Dönitz seine Faust auf den Schreibtisch, was mich zusammenzucken ließ. Ich hatte ihn noch nie so wütend erlebt.
„Sie wissen verdammt genau, was ich meine! Den Passagierdampfer!“ „Woher -?“ „ES IST EGAL WOHER, VOETMANN!“ Dönitz schloss die Augen, während mir unzählige Gedanken durch den Kopf schossen. Hiorst hatte mich gewarnt. Er hatte gesagt, dass es üble Konsequenzen für mich haben könnte. Er hatte Recht gehabt. Was würde nun mit mir geschehen? Verlor ich mein Kommando? Wurde ich festgenommen? Vielleicht sogar noch Schlimmeres? War war mit meiner Familie, mit Inge und Lisbeth. Die Gedanken an die beiden bereiteten mir Magenschmerzen. Ich dachte wieder an die Zeit, welche ich vor dem letzten Auslaufen mit meiner Tochter verbracht hatte. Es war so schön gewesen. Sollte es das letzte Mal gewesen sein, dass ich die beiden sah?
„Ich habe lange mit Kapitän Rösing gesprochen.“, holte mich die Stimme von Dönitz in die Realität zurück. Ich richtete meinen Blick wieder auf den BdU. Noch immer funkelte er mich mit zornigen Augen an, auch wenn ich nun etwas Mitleid in diesen zu sehen glaubte. „Man hat beschlossen, Ihnen das Kommando zu entziehen, sowie auch Ihren Rang und sämtliche Auszeichnungen.“ Also doch. Ich schloss die Augen und nickte nur stumm. Vielleicht war dieser Schritt ganz gut, denn dann musste ich nicht weiter Menschen töten. Ich konnte vielleicht irgendwann sogar wieder vernünftig schlafen und lachen – auch wenn ich die Erinnerungen an diese schlimme Zeit wohl für immer behalten würde. „Ich konnte ihn besänftigen.“ Wieder glitt mein Blick zum BdU. „Ja, Voetmann. Wir beobachten Sie schon eine längere Zeit. Ihr Verhalten ist schon lange kein Geheimnis mehr, Ihre Skrupel ebenso wenig. Es gibt nicht wenige bei der Marine, denen Ihre Art ein Dorn im Auge ist.“ Er machte eine kurze Pause. „Aber Sie sind nun mal der beste Kommandant, den wir haben. Ihnen alleine haben wir etliche Erfolge zu verdanken, die wir bis jetzt gegen die Briten einfahren konnten.“ Nun sah er mir direkt in die Augen. „Kapitän Voetmann, ich suspendiere Sie hiermit für einen Monat vom Frontdienst. Ruhen Sie sich mal richtig aus, bevor Sie die nächste Reise antreten – und dann tun Sie gefälligst, was man Ihnen befiehlt!“
Ich verkniff mir die Bemerkung, dass dies wohl ohnehin nichts bringen würde, und nickte. „Jawohl, Herr Admiral.“ „Aber, aber -!“ „Es ist alles geklärt, Kapitän Rösing.“, unterbrach Dönitz den Flottillenchef, während er sich erhob und mir bedeutete das Gleiche zu tun.
„Wir sehen uns in einem Monat, Kapitän Voetmann.“ „Was ist mit meinem Boot?“ „Ihr Erster Wachoffizier, Leutnant Schulze wird es übernehmen.“ Ich war dankbar dafür, dass sie wenigstens einen vernünftigen Mann gewählt hatten. Horst würde den Männern ein guter Kommandant sein, dessen war ich mir sicher. „Jawohl, Herr Admiral.“
21:04 Uhr
Ich saß in der Küche unseres Hauses. Meine Frau und meine Tochter waren nicht anwesend. Ich wusste, dass sie oft zu einer Freundin ging, während ich auf See war. Sie mochte es nicht, solange alleine zu sein und immerhin wusste sie auch noch nichts davon, dass ich wieder da war.
Ich drehte die halbleere Bierflasche in meiner Hand. Einen Monat nicht auf See, weg vom Krieg und dem Leid. Dieser Gedanke sollte mich eigentlich fröhlich stimmen, doch aus irgendeinem Grund tat er dies nicht. Mir würde die See fehlen. Das Rauschen der Wellen, ein kleiner Plausch mit meinen Männern. Letzteres hatte es in den letzten Wochen viel zu selten gegeben. Ich hatte mich in meine Skrupel hineingesteigert und nun musste ich die Konsequenzen tragen – den Verlust meines Bootes. Seufzend stellte ich die Flasche auf den Tisch ab und stütze meinen Kopf auf meine Hände. Ich musste einfach etwas entspannen. Morgen würde es eine kurze Besprechung mit meiner Besatzung geben, dann würde auch die offizielle Übergabe von U64 an Leutnant Schulze erfolgen. Wie er es wohl aufnehmen würde? Wie würde meine Mannschaft reagieren, wenn sie davon erfuhr? LI Seger wäre sicherlich begeistert. LI Seger. Erst jetzt fiel mir wieder die gute Laune ein, welche er beim Einlaufen hatte. Hatte er mich bloßgestellt? Hatte er mich beim BdU angeschissen?
Plötzlich spürte ich Wut in mir. Wer hätte es sonst tun sollen? „VERFLUCHTER BASTARD!!“, brüllte ich los und warf mit Wucht die Bierflasche gegen die Küche. Das Glas zersprang und die Scherben landeten zusammen mit dem restlichen Inhalt auf dem Fußboden.
Ich wollte gerade ins Wohnzimmer gehen, als ich die Haustür aufgehen hörte. Die Stimmen meiner Frau und meiner Tochter drangen zu mir. Ich lehnte mich an die Wand und lauschte kurz.
„So, Lissy. Geh Du schon mal hoch, die Mami kommt gleich.“ „Liest Du mir wieder etwas vor?“ „Aber natürlich. Aber nichts Langes, es ist schon spät.“ „Ooooch... der Papi macht das aber anders!“ Ich musste lächeln. Meine kleine Prinzessin. „So?“ hörte ich meine Frau fragen. „Wie macht der Papi das denn?“ Nun konnte ich nicht mehr an mich halten und stellte mich in den Türrahmen. Die Küche lag am Ende eines schmalen Flures, direkt gegenüber der Wohnungstür. „Länger.“, sagte ich nur. Die beiden drehten den Kopf zu mir. „PAPI!“ Lisbeth kam auf mich zu gerannt. Ich streckte die Arme aus und hob sie hoch. „Papi, Du bist ja früh zurück!“
„Tom!“ Auch meine Frau war inzwischen zu mir getreten. „Tom, was machst Du denn hier?“ Ich sagte nichts, sondern legte meinen rechten Arm um sie – im linken hatte ich Lisbeth.
„Erzähle ich Dir nachher, ja?“ Ich gab ihr einen Kuss und wandte mich dann wieder an Lisbeth. „Der Vati wird jetzt erst mal eine Weile daheim sein, mein Schatz.“ Nun strahlte Elisabeth. „Ja, endlich!“ Sie umarmte mich feste. Meine Frau hingegen sah besorgt aus, doch auch sie lächelte.
„Jetzt geh schon mal nach oben, Lisbeth. Der Vati kommt gleich, ja?“ Sie nickte energisch. „Gutes Mädchen.“
Ich hatte mich ins Wohnzimmer gesetzt. Den Vorfall in der Küche hatte ich mittlerweile vollkommen vergessen. Ich machte es mir auf der Couch gemütlich und wartete auf Inge. Mein Blick war starr auf die Wand vor mir gerichtet. Dort hingen einige Familienfotos von uns. Auf einem war Lisbeth kaum ein Jahr alt gewesen, sie grinste und spielte auf dem Boden unseres Wohnzimmers. Damals war noch alles in Ordnung gewesen, da waren wir noch eine richtige Familie. Die Tage verbrachten wir zusammen und ich musste die beiden niemals leiden lassen. Klar, auch damals war ich schon bei der Marine gewesen und Erster Wachoffizier auf U47 unter Kapitänleutnant Günther Prien. Doch es herrschte noch Frieden und dementsprechend ging es nur auf Patrouillenfahrten in die Nord- und Ostsee. Ich war immer schon nach wenigen Tagen wieder zu Hause gewesen, bei meinen Lieben.
Prien. Ihn hatte ich schon lange nicht mehr gesprochen. Wir waren zwar beide bei der gleichen Flottille, doch irgendwie liefen wir uns nur selten über den Weg. Entweder war einer von uns beiden auf See oder ich vergrub mich zu sehr in mein Selbstmitleid. Damals hatten wir vier viel gemeinsam unternommen. Er, seine Frau Inge sowie meine Frau und ich. Er war ein netter Kerl, auch wenn er eher zu denen zählte, die sich linientreu verhielten. Vielleicht sollte ich einfach mal wieder bei ihm vorbeischauen. Ich bezweifelte jedoch, dass mich das von meiner momentanen Situation ablenken würde. Nein, eine Auszeit vom Krieg wäre jetzt wohl das Beste.
Ich hörte die Schritte meiner Frau auf der Treppe und blickte in die Richtung. Unser Wohnzimmer verfügte über zwei Eingänge. Einen unmittelbar neben der Küche und einen weiteren in der Nähe unserer Wohnungstüre, hinter welcher das Treppenhaus lag. Das Haus hatte mehrere Etagen – ganze drei – die wir als Familie bewohnten. Im Erdgeschoss hielten wir uns am Meisten auf. Hier waren das Wohnzimmer, die Küche sowie das Badezimmer untergebracht. In der oberen Etage die Schlafräume und ganz oben zwei Gästezimmer und mein Arbeitszimmer. Das Haus hatten wir günstig erworben. Es war ein Glückstreffer gewesen. Zudem lag es noch ruhig gelegen und bot somit auch einen idealen Ort, an welchem Lisbeth aufwachsen konnte.
Inge kam nun wieder ins Wohnzimmer. „Lisbeth schläft jetzt. Sie wollte noch auf Dich warten, ist aber schon bei der Hälfte der Geschichte eingeschlafen.“, erklärte sie, während sie sich zu mir setzte. Ich lächelte. „Wenigstens sie kann vernünftig schlafen.“ „Was ist los, Tom?“ Inge sah noch immer besorgt aus. „Ist was passiert?“ „Mir wurde das Kommando vorübergehend entzogen.“
„Was?“ Nun sah Inge entsetzt aus. Ich wusste zwar, dass sie auf eine Art auch erleichtert war, doch die Sorge überwog hier. „Aber warum denn? Du bist doch so erfolgreich!“ „Mir geht es nicht gut, Inge. Ich habe etwas getan, was ich als Kommandant niemals hätte tun dürfen. Ich habe mich Befehlen widersetzt um Leben zu schonen.“
Meine Frau strich mir durchs Haar. „Was wird denn jetzt mit dem Boot?“ „Horst übernimmt. Ich übergebe es ihm morgen.“ „Was ist los mit Dir, Tom? Wir merken schon lange, dass etwas nicht stimmt. Du musst darüber reden.“ „Ich weiß...“ Ich betrachtete Inge. Ja, nun war wohl der Zeitpunkt, an welchem ich reinen Tisch mit ihr machen musste. Sie würde mich verstehen, das wusste ich – und sie würde mich unterstützen, wo sie nur konnte.
Kiel
01. Februar 1940
12:28 Uhr
Wie so oft stand ich auch an diesem Mittag vor meiner versammelten Mannschaft auf der Pier. Leutnant Schulze stand neben mir.
„Männer, hört mal her!“, begann ich und sah sie der Reihe nach an. „Ab sofort übernimmt Leutnant Schulze das Kommando über U64!“
Die Männer tauschten Blicke aus und Gemurmel hob an. „Ruhe!“, brachte ich sie zum Schweigen. „Männer, Ihr wisst alle, dass die letzten Feindfahrten nicht so liefen, wie wir alle uns das vorgestellt hatten. Dies lag zum großen Teil an meiner Einstellung und meinem Verhalten. Der BdU hat mich nun erst einmal beurlaubt. Ich bin sicher, dass Leutnant Schulze mich gut vertreten wird und Euch ein guter Kommandant sein wird.“ Ich wandte mich an Horst. „Leutnant Schulze, ich übergebe Ihnen hiermit das Kommando über U64.“ Ich konnte nicht leugnen, dass mich diese Tatsache etwas schmerzte. Natürlich war ich froh, dass ich eine Person meines Vertrauens als neuen Kommandanten ernennen konnte; doch meine Mannschaft würde mir gewiss fehlen. „Pass gut auf die Männer auf, Horst.“, sagte ich leise, während ich ihm die Hand schüttelte. „Du kannst Dich auf mich verlassen, Tom.“ Wir grüßten einander militärisch und Schulze wandte sich wieder zu den Männern. „Achtung, stillgestanden! Der neue Auslauftermin ist für morgen vorgesehen! Bis dahin ruht Euch aus, Männer. Wir werden wieder Arbeit bekommen!“ „Jawohl, Herr Kapitän!“ Leutnant Schulze musste kurz grinsen, so viel sah ich. "Alte Angewohnheit, Horst.", flüsterte ich ihm zu. "Bilde Dir nur nichts darauf ein." "Danke, Tom. Du bist ein wahrer Freund." "Gute Fahrt. Passt auf Euch auf." Ich lächelte noch kurz, bevor ich mich umwandte und die Pier entlanglief. "Und nun nochmal mit der richtigen Bezeichnung, Männer! Alles klar?" "Jawohl, Herr Kaleun!"
13:25 Uhr
Inge stand am Ende der Pier und wartete auf mich. Wir hatten in der vergangenen Nacht viel miteinander gesprochen. Sie wusste nun um meine Situation und hatte vorgeschlagen, dass wir drei – sie, Lisbeth und ich – gemeinsam in Urlaub fahren sollten. Weit weg von Kiel und vom Krieg. Dorthin, wo ich nicht dauernd daran erinnert wurde. Eine schicke kleine Pension in Coesfeld sollte es sein, sie hatte die Empfehlung von einer Freundin bekommen. Diese hatte dort oft mit ihrer Familie Urlaub gemacht, bevor der Krieg anfing. Ich sagte sofort zu.
„Es fällt Dir schwer, hm?“ fragte sie, als ich bei ihr angekommen war. Leicht nickte ich. „Ja, das tut es. Aber Horst wird ein guter Kommandant sein, da bin ich mir sicher.“ „Das wird er – und Du ruhst Dich jetzt schön aus. Warum hast Du eigentlich nie vorher etwas gesagt? Ich hätte Dir doch helfen können!“ „Ach, Inge.“ Lächelnd nahm ich sie in den Arm. „Wie denn?“ Nein, meine Frau hätte mir nicht helfen können. Dies war eine Situation, mit der ich alleine fertig werden musste – glaubte ich zumindest. „In dem wir beide mit Lisbeth während Deiner Urlaube nicht hier geblieben wären, Tom. Wir hätten woanders hinfahren können – sollen.“ „Du kanntest doch den Papierkram, Liebes. Das wäre nicht möglich gewesen.“ Ich sah sie wieder an. „Erst jetzt haben wir die Möglichkeit dazu.“ „Welche wir auch nutzen werden, Tom.“ „Auf jeden Fall!“
Arm in Arm schlenderten wir zu uns nach Hause. Ich dachte an das Boot und die Besatzung. Innerlich wünschte ich meinen Männern alles Gute und hoffte, dass sie heil wieder nach Kiel kommen würden.
Coesfeld
14. Februar 1940
13:00 Uhr
Zwei Wochen befanden wir uns nun schon in Coesfeld. Eine Zeit, welche ich intensiv mit meiner Familie verbrachte und in welcher ich keinerlei Kontakt zu meinen Männern hatte. Es war gut so, denn das förderte meine Erholung immens. Ich dachte schon gar nicht mehr an den Krieg oder die Vergangenheit, für mich zählten nur noch Inge und Lisbeth. Wir unternahmen viel gemeinsam, sahen uns die Stadt an und machten Ausflüge ins Grüne. Ich merkte, wie es mir von Tag zu Tag besser ging. Anfangs hatte ich noch dann und wann an U64 gedacht, doch diese Gedanken verflogen sehr schnell. Meine Familie lenkte mich davon ab, wann immer sie konnten. Schon nach den ersten Tagen war ich nicht mehr so gereizt wie früher. Ich kam auch immer mehr aus mir heraus und fing an wieder Scherze zu machen – etwas, das ich seit Ewigkeiten nicht mehr getan hatte.
An einem Abend saßen wir alle zusammen auf der Terrasse der Pension. Lisbeth spielte mit ihren Kuscheltieren und meine Frau hatte den Kopf an meine Schulter gelegt. Ich hatte meine Hand hinter ihrem Rücken und streichelte sie langsam.
„Ist es nicht schön hier?“ hörte ich sie sagen. „Ich wünschte, wir könnten für immer hierbleiben." Lächelnd nickte ich. „Ja, Liebes. Ich auch.“ Doch ich wusste, dass wir in ein paar Wochen wieder nach Hause zurück mussten. Wieder nach Kiel, hinein ins Kriegsgeschehen. In Coesfeld hatte man noch immer das Gefühl im Frieden zu leben. Zwar hörte man auch hier dann und wann vom Krieg und den ganzen Kämpfen, doch schien das alles weit weg zu sein – und es wurden auch nur die ganzen Erfolge genannt, welche die Deutschen einheimsten. Die Verluste und Niederlagen verschwieg man. Ich jedoch wusste es besser. Ich wusste, dass es für uns alle – gerade auf See – immer schwerer wurde. Die Briten machten rasche Fortschritte, was ihre Kampfhandlungen anging. Auch die Besatzungen und die Waffen wurden besser. Wie lange würde es noch gut gehen?
Auch, wenn ich nun wieder diese Gedanken hatte, so zogen sie mich doch nicht mehr so runter wie noch vor einigen Wochen. Ich spürte, dass ich langsam wieder der Alte wurde.
27. Februar 1940, 17:22 Uhr
Der letzte Abend im Urlaub. Morgen sollte es wieder zurück nach Kiel gehen. Während der vergangenen zwei Wochen war meine 'Genesung' weiter vorangeschritten. Fast nichts erinnerte mehr an den Mann, der ich noch letzten Monat gewesen war. Die Zeit mit meiner Familie hatte in mir eine Wandlung vollbracht, die ich so nie geahnt hätte. Ich war wieder ich selbst, der Thomas Voetmann, welchen man kannte. Blieb nur die Frage, ob es auch noch so sein würde, wenn ich wieder auf See war. Ich schüttelte die Gedanken ab, da ich im Augenblick nicht so denken wollte. Doch es kamen mir auch weitere Fragen auf. Welches Kommando sollte ich nun übernehmen? Wenn Horst ein guter Kommandant war – und ich bezweifelte dies nicht – dann könnte es durchaus möglich sein, dass er U64 behielt. Wahrscheinlich würde ich dann ein anderes Kommando bekommen. Ich dachte an meine Mannschaft. Sie alle hatte ich ins Herz geschlossen – zumindest bis auf LI Seger – und kam mit ihnen bestens zurecht. Wir waren perfekt aufeinander eingespielt gewesen. Eine neue Mannschaft bedeutete auch erst einmal wieder zueinander finden. 'Mensch, Voetmann! Hör auf damit!', ermahnte ich mich selber. 'Das wird sich in Kiel klären!'
Wir drei genossen den Abend noch ausgiebig und gingen lecker Essen. Ich wusste, dass wir dies so schnell nicht mehr machen konnten. In einem kleinen Lokal genossen wir noch einmal unser Zusammensein und als wir zurück in die Pension kehrten war es schon recht spät.
Alles in Allem hatten wir einen wunderschönen Abschluss eines gemütlichen und schönen Urlaubs, den wir alle drei sehr genossen hatten.
28. Februar 1940, 09:00 Uhr
Am nächsten Tag hieß es dann Abschied nehmen von Coesfeld. Ein Bus brachte uns zum Bahnhof, von welchem aus wir zurück nach Kiel fuhren.
„Es war einfach herrlich!“, sagte meine Frau, als wir unsere Plätze im Zug eingenommen hatten. „So eine tolle Zeit hatten wir schon lange nicht mehr!“ Ich stimmte ihr zu. Viel zu lange schon war das her gewesen. Wir befanden uns mittlerweile schon seit fast einem halben Jahr im Krieg. Davor hatten wir auch schon monatelang keinen Urlaub mehr gemacht, da ich mich eher damit beschäftigen musste, mich uns die damalige Besatzung auf U47 auf den Krieg einzustimmen – dieses bestand weitestgehend darin zu beten, dass es niemals soweit kommen würde. Wieder dachte ich an die Zeit mit Prien. Vielleicht sollte ich - wenn wir wieder in Kiel waren – doch mal bei ihm vorbeischauen – sofern er an Land war.
Kiel
01. März 1940
07:44 Uhr
Noch am vorigen Abend waren wir wieder in Kiel eingetroffen. Unternommen hatten wir nichts mehr, da jeder von uns aufgrund der langen Reise ziemlich erschöpft war und früh schlafen ging. Wir hatten alle eine herrliche Zeit hinter uns und ich war mir sicher, dass die gute Laune daraus lange vorhalten würde.
Am heutigen Tage fand ich mich dann im Büro des Flottillenchefs ein. Dieser Besuch könnte eventuell unangenehm werden, denn ich hatte letzten Monat bemerkt, wie unzufrieden Rösing damit war, dass ich mein Kommando wieder erhalten sollte. Er hätte es liebend gern gesehen, wenn man mich komplett aus der Marine geschmissen hätte. Nun, ich hatte noch einmal Glück gehabt. Meine Erfolge brachten Dönitz dazu, mich nur zu beurlauben.
Vor der Hafenkommandantur blieb ich stehen und zündete mir eine Zigarette an. Ich war gespannt auf das, was mich nun erwartete. Beinahe war es so wie an jenem Tag, an welchem ich mein erstes Kommando übernehmen sollte. Damals hatte ich U48 bekommen, zusammen mit meinem guten Freund Leutnant Schulze. Er hatte den Posten des Ersten Wachoffiziers gehabt. Nun war er selber Kommandant. Erinnerungen aus vergangenen Tagen kamen mir ins Gedächtnis. Ich sah wieder, wie wir vier – Leutnant Schulze, mein IIWO Leutnant Erichsen, LI Seger und ich – am Vortag unserer ersten Fahrt in unserer Stammkneipe saßen und die Lage besprachen. Wer hätte gedacht, dass dies alles einmal so enden würde? Dass es mit dem Verlust meines Kommandos endete?
Ich schnippte die Zigarette weg und betrat schließlich das Gebäude.
Im Eingangsbereich saß Leutnant Schulze. „Horst!“ Ich lächelte und ging auf ihn zu. „Was machst Du denn hier?“ „Tom, hallo.“ Wir begrüßten uns herzlich. „Wie geht es Dir? Alles wieder in Ordnung?“ „Ja, danke. Ist was passiert?“ Auch wenn Horst scheinbar glücklich darüber war mich wiederzusehen, so merkte ich ihm doch ein leichtes Unbehagen an. „Ist was mit dem Boot? Oder mit den Männern?“ Er schüttelte den Kopf. „Nein Tom, es ist -.“ Weiter kam er nicht, da in diesem Moment Rösings Bürotür aufging. „Kapitän Voetmann, Leutnant Schulze. Treten Sie bitte ein.“ Mit einem unguten Gefühl folgte ich der Aufforderung und betrat nach Horst das Büro des Flottillenchefs.
„Nun, das war ja eine beachtliche Leistung auf der letzten Fahrt, Leutnant.“, meinte Rösing, nachdem wir uns gesetzt hatten. „Meinen Glückwunsch. Fast 20.000 Tonnen an Tonnage.“ „Danke, Herr Kapitän.“ Ich konnte nicht umhin, stolz auf meinen alten Freund zu sein. Nun hatte ich die Gewissheit, dass er ein guter Kommandant war. „Sie scheinen ja bestens mit dem Boot zurechtzukommen, Schulze.“ „Ja, Herr Kapitän.“ Rösing lächelte. „Dann ist es mir eine Freunde, Ihnen hiermit das volle Kommando über U64 zu übergeben. Stehen Sie bitte auf.“ Schulze tat wie ihm geheißen und erhob sich. „Leutnant Schulze. Ich befördere Sie hiermit im Namen des BdU zum Oberleutnant zur See. Meinen Glückwunsch!“ „Vielen Dank, Herr Kapitän!“
Ich wusste nicht, warum Rösing dies alles in meinem Beisein tat. Vielleicht meinte er, mir damit einen Stich versetzen zu können. Nun, dies hatte er nicht geschafft. Ganz im Gegenteil, ich wurde immer stolzer auf meinen ehemaligen IWO. Dieser schaute mich nun an. Etwas in seinem Blick bat mich still um Verzeihung, das konnte ich sehen. Ich lächelte und erhob mich ebenfalls. „Glückwunsch, Horst.“ Die Erleichterung war ihm anzusehen, als ich ihm die Hand schüttelte.
„Kapitän Voetmann.“, unterbrach Korvettenkapitän Rösing uns. Ich sah ihn an. Der warme Ausdruck in seinem Gesicht war verschwunden. „Sie wissen, dass ich sie liebend gerne rausgeschmissen hätte.“ Er machte eine Pause. „Aber der BdU hat andere Pläne für Sie, leider, wie ich sagen muss.“ Er überreichte mir eine Akte. „Sie übernehmen mit sofortiger Wirkung das Kommando auf U104, ebenfalls ein Typ-IXB. Und, Voetmann. Ich warne Sie. Noch einmal so ein Ding und der BdU wird Sie nicht mehr schützen können. Haben Sie mich verstanden?!“ „Jawohl, Herr Kapitän.“, sagte ich während ich die Akte nahm. „Gut. Dann verschwinden Sie jetzt beide. Sie werden zeitnahe Ihre neuen Einsatzbefehle erhalten.“ „Jawohl, Herr Kapitän.“
Kiel
1. März 1940
11:45 Uhr
Zuhause angekommen setzte ich mich hinter meinen Schreibtisch und studierte die Namen meiner neuen Mannschaft. Insbesondere meine Offiziere interessierten mich. Ich wollte ungern noch einmal mit jemanden wie Seger zusammenarbeiten müssen. Ein weiteres Mal würde man mich nicht so einfach davonkommen lassen, sollte die Situation abermals eskalieren. Ich wollte es nicht noch einmal so weit kommen lassen.
Mein neuer IWO war Leutnant Dieter Hirsch. Mir sagte dieser Name nichts, doch laut Akte war er ein sehr erfahrener und guter Mann, ganz ähnlich wie beim IIWO Leutnant Friedhelm Wagner. Der LI – Leutnant Jürgen Fechter – hingegen war noch ziemlich frisch dabei. Gerade erst befördert worden und sein erster Posten als Leitender Ingenieur war auf U104. Ich hoffte, dass er ebenso fähig war wie Seger, nur nicht ganz so linientreu. Jeder meiner neuen Offiziere hatte Familie und wir waren ungefähr im selben Alter. Mit 21 war der LI der Jüngste im Bunde, noch ein halber Jugendlicher. Der Älteste war Leutnant Wagner, welcher mit 39 Jahren sogar ein Jahr älter war als ich. Eine bunte Mischung also.
Als Nächstes kamen die Akten meiner Mannschaft an die Reihe. Hier waren ausnahmslos alle entweder unerfahren oder hatten gerade einmal eine Feindfahrt hinter sich. Es hieß also sich wieder neu aufeinander einzustimmen und dafür zu sorgen, dass die Mannschaft möglichst bald die erforderliche Erfahrung bekam.
„Man... das kann was werden...“ Seufzend legte ich die Akte eines meiner neuen Männer – Matrose Dirk Eckers – auf den Schreibtisch ab.
14:10 Uhr
Am frühen Nachmittag stand eine Besprechung mit meinen Offizieren an. Als Ort hatte ich das Offizierskasino bestimmt. Hier waren wir weitestgehend alleine, da sich der Großteil im vorderen Bereich aufhielt. Wie auch bei meinen Unterhaltungen mit Leutnant Schulze setzten wir uns alle an einen der hinteren Tische.
„U104.“, begann ich, als uns eine Kellnerin das Bier gebracht hatte. „Wie ist das Boot?“
LI Fechter ergriff als Erster das Wort. „Wir können uns nicht beschweren, Herr Kapitän.“, meinte er, einen Schluck seines Bieres nehmend. „Zwar hatte ich selber noch keine Fahrt mit dem Boot, doch die Berichte des vorigen Kommandanten und des LI´s lesen sich gut.“ „Wer war vorher Kommandant?“ „Kapitänleutnant Jürst, Herr Kapitän.“, schaltete sich nun der IWO ein. „Ein guter Mann, nur leider hat ihn auf der letzten Fahrt das MG eines Flugzeugs erwischt, wie Sie sicher wissen.“ Ich nickte. Ja, das war mir bekannt. Jürst hat das Ganze zwar überlebt, wurde jedoch schwerst verletzt in ein Lazarett eingeliefert.
„Gut, dann wollen wir mal sehen, ob wir genauso viel Glück mit diesem Boot haben. Wie ist die Mannschaft so?“ „Noch relativ jung und unerfahren, Herr Kapitän.“, meldete sich nun der IIWO zu Wort. „Sie haben erst eine Feindfahrt hinter sich. Aber ich denke, dass wird sich mit der Zeit geben.“ „Das hoffe ich, IIWO. Die Akten lasen sich ja nicht sehr gut, was Erfahrungen angeht.“ Ich erhob mich. „Na, dann wollen wir uns unsere Leute mal anschauen.“ „Jawohl, Herr Kapitän!“
Die Mannschaft hatte sich vor dem Boot auf der Pier versammelt. Da U104 ebenfalls ein Boot vom Typ IXB war, bestand zu meinem Vorherigen klein Unterschied. Ich besah es mir genau und konnte doch einen leichten Stich im Herzen spüren, als ich an U64 dachte. Wie wohl die nächsten Feindfahrten unter Schulze liefen? Würden sie es weiterhin schaffen oder würde man sie in naher Zukunft versenken? Ich schüttelte den Kopf, denn daran wollte ich nicht denken. Horst würde es schaffen, da war ich mir sicher. Er war ein guter Mann.
„Achtung, stillgestanden!“ Der Ausruf des IWO´s riss mich aus den düsteren Gedanken. Ich blickte meine Männer an. Alles junge Burschen, kaum älter als 18 Jahre. In diesem Moment fragte ich mich, wie man solch halbe Kinder überhaupt in den Krieg schicken konnte.
„Alles klar, Männer?“ begrüßte ich meine Jungs, was mit einem lauten „Jawohl, Herr Kapitän!“ beantwortet wurde. Ich nickte zufrieden. „Gut. Unser neuer Auslauftermin wurde für den 3. März festgelegt, in zwei Tagen geht es also los. Bis dahin ruht Euch noch was aus, denn wir werden die nächste Zeit alle Hände voll zu tun haben, um uns einander zu gewöhnen. Alles Weitere in zwei Tagen!“ „Jawohl, Herr Kapitän!“ Ich verabschiedete die Männer und machte mich mit meinen Offizieren auf den Rückweg. Noch ahnte ich nicht, dass unsere Zeit in Kiel bald der Vergangenheit angehören sollte.
Wie wird sich der Kapitän wohl diesmal verhalten, wenn es wieder hart auf hart geht...?? Wie wird die junge Mannschaft wohl mit dem Boot zurechtkommen...??
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke::)
Tja, werter Hohenlohe, das sind Fragen, welche uns ebenfalls beschäftigen.
Allerdings kann ich verraten, dass es bis jetzt sehr gut aussieht. :top:
Wir und auch der gute Voetmann sind vollauf zufrieden mit dem Boot und der Mannschaft. :):ja:
Dann lehrt den Franzosen das fürchten, bevor sie dazu kommen, solche Schandwerke abzudrehen!!!
https://www.youtube.com/watch?v=RvYtGopF370
Kiel
03 März 1940
13:19 Uhr
„Sieht doch ganz in Ordnung aus.“, meinte ich, als ich unsere Einsatzbefehle in der Hand hielt. Meine erste Fahrt mit dem neuen Boot sollte uns ins Planquadrat AN-49 führen, in die Mitte der Nordsee und weitab von feindlichen Küsten. Da wir allerdings genau in diesem Bereich schon unangenehme Begegnungen hatten, hielt sich meine Freude doch in Grenzen. Es hieß nicht automatisch, dass wir damit ein gutes Los gezogen hatten. „Setzen Sie Kurs dahin, LI. Um den Treibstoff müssen wir uns diesmal keine Gedanken machen, denke ich.“ „Jawohl, Herr Kapitän!“
Wir hatten uns in der Messe von U104 versammelt, um die neuen Befehle zu besprechen. Bis jetzt machten meine Offiziere einen sehr guten Eindruck auf mich und ich hatte das Gefühl gut mit ihnen auskommen zu können. Es war anders als bei meiner alten Besatzung. Natürlich hatte ich dort mit meinem IWO Schulze einen guten Freund mit an Bord, doch den Rest kannte ich zu jenem Zeitpunkt noch nicht und der LI war mir von Anfang an nicht ganz geheuer. Zwar hätte ich niemals gedacht, dass unser Verhältnis derart eskalieren konnte, doch richtig warm geworden war ich mit ihm nicht. Hier sah es etwas anders aus. Von Anfang an hatte ich ein gutes Gefühl bei ihm, wie auch bei den restlichen Offizieren. Hoffentlich würde es sich auch in der nächsten Zeit bestätigen.
15:00 Uhr
„Gut, IWO. Dann wollen wir mal. Alles klar zum Auslaufen.“ „Jawohl, Herr Kapitän! Achterleinen los, beide Diesel langsame Fahrt voraus!“ Unser Boot setzte sich in Bewegung. Es war ein schönes Gefühl, wieder das Vibrieren der Diesel unter den Füßen zu spüren und das Wasser um einem herum aufbauschen und gegen die Bordwände schlagen zu hören. Hier hatte ich endlich wieder das Gefühl zu Hause zu sein – ein Gefühl, dass ich auf See schon gar nicht mehr gekannt hatte.
Wie immer hatte sich auf der Pier eine Menschenmasse versammelt, um uns zu verabschieden. Meine Familie war ebenfalls anwesend. U64 war noch am Vortag erneut ausgelaufen. Kurz hatte ich mit Oberleutnant Schulze gesprochen, welcher mir viel Glück wünschte. Er hatte etwas gehetzt und gestresst gewirkt, doch ich schob dies auf seine neue Position als Kommandant. Etwas, das er nicht gewohnt war.
„Viel Glück, Tom!“, hörte ich meine Frau rufen. „Komm bald wieder!“ Hier merkte ich wieder einmal, wie gut uns allen der Urlaub in Coesfeld getan hatte. Fast schien es so, als wären die Sorgen meiner Frau wie weggeblasen. Ich wusste, dass dies nur die nachhaltige Wirkung des Urlaubs war, doch es stimmte mich glücklich. So wollte ich sie sehen, nicht leidend und ängstlich.
„Versprochen, Liebling! Ich bin bald wieder bei Dir!“ Lächelnd winkte ich ihr zu; nicht wissend, dass man bereits andere Pläne für mich hatte.
04. März 1940, 15:23 Uhr
Wir befanden uns mittlerweile im Kattegat. Bisher hatten wir noch keinerlei Feindberührung, was mich erfreute. Ich wollte zunächst austesten, zu was mein neues Boot und die Mannschaft im Stande waren. Mit dem IWO hatte ich verabredet, dass wir um kurz nach 16 Uhr eine Alarmtauch-Übung durchführen würden. Da Leutnant Hirsch mich noch nicht kannte hielt ich es für besser, ihn in meine Pläne einzuweihen.
„Laut Werft liegt die maximale Tauchtiefe bei 200 Metern.“, eröffnete er mir, als wir zusammen auf der Brücke standen. „Aber ob das Boot das mitmacht...“ „Hm...“ Ich war mir dessen nicht sicher, war mir doch die erste Alarmtauch-Übung mit U64 noch in guter Erinnerung. „Abwarten, IWO.“
„ALAAAAAAAAARM! FLUUUTEN!“, ertönte um Punkt vier Uhr der Ausruf des IWO´s. Ich hatte mich einige Minuten zuvor in der Zentrale eingefunden und stand an der Karte. Nun wurde es hektisch im Boot. Die Männer rannten nach vorne in den Bug, die Brückenwache hastete nach unten. „Auf 150 Meter gehen! Schnell!“ Unser Bug kippte leicht nach vorne und das Boot ging auf Tiefe. Die einzelnen Stationen wurden nun von den Männern besetzt. Alle anderen, die nicht unbedingt gebraucht wurden, befanden sich im vorderen Torpedoraum.
„Los los, Männer! Keine Müdigkeit vortäuschen! Wir müssen runter!“, feuerte der IIWO die Leute an.
„50 Meter gehen durch.“, meldete der LI, welcher am Tiefenmesser stand. „Fallen weiter.“ Ich achtete nun ganz genau darauf, wie sich das Boot verhielt.
„Boot ist klar zum Gefecht, Herr Kapitän.“, lautete die Meldung des IWO´s wenig später. Ich nickte als Zeichen, dass ich verstanden hatte. Hier zeigte sich nun deutlich, dass Kaleun Jürst wohl ebenfalls schon Übungen mit seinen Jungs durchgeführt hatte. Die Männer waren auf Zack, das musste man ihnen lassen.
„80 Meter gehen durch, Herr Kapitän.“ Ich stützte mich mit der linken Hand am Kartentisch ab und beobachtete ebenfalls den Tiefenmesser. Wir waren bei fast 100 Metern und noch immer war nichts vom Boot zu hören.
130 Meter. So langsam hörte man die ersten Quietschtöne. Die noch relativ unerfahrene Besatzung wurde nervös. „Ganz ruhig.“, sagte ich leise. „Da geht noch was.“ In der Tat schien U104 mehr auszuhalten als sein Vorgänger. Mich stimmte diese Tatsache glücklich, hieß es doch, dass wir mit diesem Boot hier vielleicht auch mehr Glück auf unseren Feindfahrten hatten.
„150 Meter, Herr Kapitän.“ „Einpendeln.“ Ich richtete mich wieder auf. Hier und da waren noch leichte Knirschgeräusche zu vernehmen, ehe auch diese verstummten. Jetzt wollte ich es wissen. Ich wollte wissen, wie viel dieses Boot wirklich aushielt.
„Auf 200 Meter einpendeln, LI.“ Leutnant Fechter wurde kreidebleich. „Was?“ „Das muss das Boot aushalten.“ „Aber das Flugzeug kann -!“ „Da oben ist nichts, LI. Ich weiß, dass es uns in dieser Tiefe nichts mehr anhaben könnte. Es war eine Übung, welche Sie alle grandios gemeistert haben.“ Ich lächelte. „Gehen Sie auf 200 Meter.“ Kurz wechselte der LI einen Blick mit dem IWO, bevor er sich wieder zum Steuermann umdrehte. „Auf 200 Meter gehen; vorne unten 10, hinten unten 5.“
Das Boot glitt nun langsam tiefer. Das Quietschen der Außenhülle wurde stärker, je tiefer wir gingen.
„160 Meter, 170 Meter.“ Auch der IIWO wurde nun nervös. Ich jedoch wurde immer zuversichtlicher. Das Boot hier schien mehr auszuhalten als U64. Ein Wunder, denn beide waren vom selben Typ.
„190 Meter, 200 Meter, Herr Kapitän.“ „Einpendeln.“ Wir blieben auf der Tiefe stehen. Ich atmete einmal tief durch. Die Bewährungsprobe hatten das Boot und die Mannschaft klasse gemeistert.
„Gute Arbeit, Jungs. Ich bin stolz auf Euch. Auftauchen, genug für heute!“ „Jawohl, Herr Kapitän!“ Man konnte die Erleichterung in der Stimme des IWO´s hören.
19:43 Uhr
Logbucheintrag Korvettenkapitän Thomas Voetmann, 4. März 1940
Klasse Boot und Mannschaft! Haben heute eine Tauchübung durchgeführt, sind bis auf 200 Meter gekommen, ohne dass wir zerquetscht wurden. Hätte ich nach den Erfahrungen mit U64 nicht gedacht. Bin nun gespannt, ob sich das Boot im Kampfeinsatz ebenso gut bewährt.
Nordsee
6. März 1940
19.47 Uhr
Wir waren nun kurz vor unserem Planquadrat. Das Wetter war trocken und die See angenehm ruhig. Diese Tatsache gefiel mir, denn die Vorstellung, wie sich eine frische Mannschaft bei Sturm verhielt bereitete mir doch Kopfschmerzen. Ich hatte es auf U48 miterlebt und wollte diese Erfahrung ungern ein zweites Mal machen. Auch wenn ich wusste, dass ich dies früher oder später tun müsste. Gemeinsam mit meinem IWO und der ersten Seewache stand ich auf der Brücke.
„Hat ja schon mal gut geklappt mit dem Tauchgang.“, begann ich ein Gespräch mit Leutnant Hirsch. „Ich nehme an, dass Jürst ebenfalls eine Übung gemacht hatte?“ Der IWO nickte. „Hat er, Herr Kapitän.“ „Gut. Wie verhält sich das Boot im Kampf? Irgendwelche Erfahrungen?“ „Bis jetzt nur Gute, Herr Kapitän. Natürlich hatten wir viel Pech mit den Torpedos, aber ansonsten hat sich das Boot bewährt.“ Ich nickte, denn auch ich hatte Erfahrungen mit der Torpedokrise gemacht. „Hoffen wir, dass auf dieser Fahrt mit ihnen alles rund läuft.“ „Ja, Herr Kapitän.“
„Kontakt an Backbord!“, rief plötzlich einer der Brückenwache. Ich sah sofort in die angegebene Richtung.
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„Verdammt, der ist ziemlich nahe! Brücke räumen, auf Sehrohrtiefe gehen!“ „Jawohl, Herr Kapitän!“ Nach und nach verschwanden die Männer im Innern des Bootes, gefolgt vom IWO und mir.
„Machen Sie die Torpedos klar, LI.“ „Zu Befehl, Herr Kapitän!“ Ich wartete, bis das Boot auf Sehrohrtiefe eingependelt war. Dies war ein paar Minuten später der Fall. „Sehrohr ausfahren!“
„Ah, da haben wir ihn. Ein Frachter, wie mir scheint. Geben Sie mir mal das – obwohl, Moment.“ Ich besah ihn mir genauer.
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„Das ist ein Warmelody-Frachter. Hatte letzten Monat mit einem Bekanntschaft gemacht.“, informierte ich meine Männer. Kurz dachte ich an den vergangenen Angriff, doch schob ich diese Gedanken schnell wieder zur Seite. Das einzige was ich hoffte war, dass es nicht wieder Blindgänger unter den Torpedos gab. „Torpedos bereit, Herr Kapitän.“, meldete der LI wenig später.
„Achtung, Schusslösung für Rohr 1! Entfernung 900 Meter an Lage 286! Fahrt etwa fünf Knoten!“ „Eingestellt!“ „Kurs minimal nach Backbord ändern.“ „Liegt an!“ Wir hatten nun eine ideale Schussposition. „Rohr 1 los!“ „Rohr 1 abgefeuert, Herr Kapitän!“ Jetzt hieß es abwarten und hoffen. „Laufzeit 56 Sekunden, Herr Kapitän.“ Auf die Worte des LI´s nickte ich. „Komm schon...“ Die dumpfe Explosion ließ mich grinsen. „Ein Volltreffer, Männer!“ Jubel brach aus, welchem weder ich noch der IWO Einheit gebot. Der Frachter da draußen war alleine und stellte somit keine Gefahr für uns dar.
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Ein ausgezeichneter Einstand mit dem Boot! Ich konnte es noch gar nicht fassen, dass meine Pechsträhne nun ein Ende haben sollte. „Warum nicht gleich so?!“ Auf die verdutzen Blicke meiner Männer hin wurde mein Grinsen noch breiter. „Ihr wisst nicht, was auf meinem alten Boot alles los war, Jungs.“ „Was denn, Herr Kapitän?“ fragte einer der Matrosen. Sein Nebenmann stieß ihm in die Seite. „Das sage ich Dir mal, wenn Du groß bist.“, zwinkerte ich und hatte damit die Lacher auf meiner Seite. „Sehrohr einfahren und wieder auf alten Kurs gehen! In 30 Minuten auftauchen!“ „Jawohl, Herr Kapitän!“
Am 6. März 1940 versenkte U104 unter Korvettenkapitän Voetmann einen Warmelody-Frachter mit 5693 BRT nach einem Torpedotreffer.
Tja, einfach mal nen Monat ausspannen, dann klappt es auch wieder mit dem Töten :D Schön geschriebene Story weiterhin :) Und jetzt schickt die Tommies zu den Fischen, egal ob mit oder ohne Skrupel ;)
Wenn uns das Spiel mal lassen würde... :heul: Da gibt es immer wieder Rückschläge... sei es auch in Form von FT´s... :motz:
Aber wir geben unser Bestes! :top:
Planquadrat AN-49
7. März 1940
22:04 Uhr
Inzwischen befanden wir uns seit etwa zwei Stunden auf Patrouille in unserem Einsatzgebiet. Die See war ruhig und es wehte ein angenehmer, kein kalter Wind. Ungewöhnlich für März, doch ich genoss dieses Wetter und die Ruhe. Bei einer Zigarette stand ich auf der Brücke und ließ den letzten Angriff noch einmal Revue passieren. Es hatte mich diesmal keine Mühe gekostet, das Schiff zu versenken. Es war fast wieder so wie auf meiner allerersten Feindfahrt. Ich schien wirklich wieder der Mensch geworden zu sein, welcher ich am Anfang war. Ein loyaler Uboot-Kommandant, welcher seine Pflicht gegenüber dem Vaterland tat. Vielleicht lag es daran, dass wir den Frachter relativ nahe an der Küste versenkt hatten - die Mannschaft hatte somit gute Chancen gerettet zu werden. Wie es allerdings aussah, wenn wir mal wieder einem Munitionstransporter oder – was noch schlimmer wäre – einem Passagierdampfer begegneten wusste ich nicht. Ich hoffte einfach, dass dieser Fall nicht mehr so schnell eintreten würde.
„Eine ruhige Nacht.“, sagte ich nach einigen Minuten zum IIWO. „Perfekte Bedingungen für eine Uboot-Fahrt.“ Leutnant Wagner lachte leise. „Allerdings, Herr Kapitän. Sind Sie mit uns zufrieden?“ Ich nickte. „Das bin ich, Leutnant. Sie sind eine verdammt gute Mannschaft. Wenn ich bedenke, dass unsere Jungs erst eine Feindfahrt hinter sich haben.“ „Einige sind sogar ganz neu dabei. Sie machen sich hervorragend.“ „Das machen sie.“ Ich blickte wieder auf die See.
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Ja, mit der Mannschaft war ich zufrieden. Meine anfängliche Skepsis schien nie vorhanden gewesen zu sein. Ich hatte richtiges Glück gehabt, dass ich mit jedem an Bord bestens auskam – zumindest bis jetzt. Wie es in ein paar Wochen oder Monaten sein würde blieb abzuwarten. Ich hoffte allerdings, dass sich nichts an der Situation veränderte.
„Kontakt an Backbord!“, ertönte mit einem Mal die Stimme einer Seewache – namentlich Stefan Breukers. Sofort hielt ich mir mein Fernglas an die Augen und blickte in die angegebene Richtung. Ich überlegte. Eigentlich hätten wir auch hier wieder einen Torpedo abfeuern können, darin hatte die Mannschaft ja ziemliche Übung – doch ich wollte auch wissen, wie sie sich am Deckgeschütz verhielt. Einen Versuch war es wert, zumal das Schiff ein kleinerer Frachter war und somit nicht ganz so gefährlich wie die Kriegsschiffe.
„Deckgeschütz besetzen!“
„UZO auf Brücke!“ Ich hockte mich hinter die Optik. „Achtung, Schusslösung! Entfernung etwa 850 Meter an Lage 283! Fahrt in etwa 6 Knoten!“ „Feuerbereit, Herr Kapitän!“ „Noch 10 Grad mehr nach Backbord, Jungs!“ „Liegt an!“ „Feuer!“
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Da die Mannschaft noch relativ unerfahren war gab es immer wieder Granaten, die das Schiff verfehlten. Richtig mit dem Geschütz gearbeitet hatten die Jungs wohl noch nicht. Ich war froh, dass wir es hier mit einem relativ harmlosen Schiff zu tun hatten. Dieses konnte uns wohl rammen, sollte der Kommandant den Befehl dazu geben; doch ein Geschütz schien unser Gegner nicht zu haben.
„Oh man... das kann lange dauern.“, meinte der IWO. „Muss nicht, Leutnant. Die Männer müssen sich nur richtig einschießen, dann klappt es.“ Ich hoffte inständig, dass dies bald der Fall war. Je länger wir uns mit dem Frachter beschäftigten, desto gefährlicher konnte er uns werden. Vielleicht nicht gerade durch einen Rammstoß, aber durch absetzen eines Funkspruches. Wenn wir Pech hatten würde es nicht lange dauern, bis britische Kriegsschiffe oder Flugzeuge hier waren.
„Der hält ganz schön was aus.“, murmelte ich leise. „Oh man...“
Zehn Minuten später hatte sich unsere Mannschaft weitestgehend eingeschossen. Immer mehr Granaten trafen nun ihr Ziel und am Bug begann der Frachter bereits zu brennen. Nun bestand die gerechtfertigte Hoffnung, dass es nicht mehr lange dauern konnte, bis wir das Schiff tödlich verwundet hatten. Ich beobachtete das Geschehen weiterhin durch das UZO.
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„Kleine Fahrt voraus!“, befahl ich, als wir dem Frachter schon ziemlich nahe gekommen waren. Nun wurde immer deutlicher, dass sich die Mannschaft bereits eingeschossen hatte. Kaum eine Granate ging noch am Ziel vorbei. Ich war stolz auf meine Männer, zeigte es doch, dass sie ehrgeizig waren.
„Feuer einstellen!“ Etwa fünf Minuten später hatten wir es geschafft. Der Frachter hatte dem Geschützfeuer nichts entgegenzusetzen und war tödlich getroffen worden. Eine Explosion mittschiffs besiegelte nun sein Schicksal. „Hoffen wir, dass die Besatzung noch runterkommt.“ Ich sah hinüber zum Schiff, welches nun langsam in den Fluten versank.
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Der zweite erfolgreiche Abschuss mit dem neuen Boot. Meine Laune hob sich noch weiter. Ich wusste, dass ich mit U104 einen guten Fang gemacht hatte. Boot und Besatzung waren perfekt, was Angriffe anging. Den Umgang mit dem Deckgeschütz und der Flak würden sie auch bald lernen, da war ich mir sicher.
„Erfolgreicher Tag, meine Herren.“, meinte ich zum IWO. „Darauf eine halbe Flache Bier für jeden. Ist zwar nichts Besonderes gewesen, aber eine kleine Anerkennung darf sein.“ „Jawohl, Herr Kapitän!“
Am 7. März 1940 sank um 23:02 Uhr ein britischer Warmelody Frachter mit 5693 BRT nach Granatenbeschuss.
Planquadrat AN-49
8. März 1940
15:12 Uhr
Fünf Stunden noch, dann hatten wir unsere Aufgaben erfüllt. Bisher war diese Feindfahrt sehr erfolgreich, wir hatten zwei Schiffe mit gut und gerne 10.000 Tonnen auf der Liste stehen. Eine Leistung, auf die wir alle stolz sein konnten. Immerhin war dies die erste Feindfahrt von U104 unter meinem Kommando und zugleich auch für viele meiner Mannschaft. Zwar konnte man noch deutlich spüren, dass wir uns alle noch nicht wirklich aneinander gewöhnt hatten, doch dies würde sich mit der Zeit geben.
„Funkspruch, Herr Kapitän.“ Soeben enterte unser Funkmaat Hartmann die Brücke. „Gerade entschlüsselt.“ „Danke, Hartmann“ Ich nahm ihn entgegen und las die Zeilen.
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Es war, als würde man mir mit voller Wucht ins Gesicht schlagen. Mein Herz schien einen Schlag auszusetzen und ich lehnte mich gegen die Brüstung. Nein! Dieses eine Wort hämmerte immer und immer wieder in meinem Schädel. Nein! „VERDAMMTE IDIOTEN!“ Die Männer der Seewache zuckten zusammen.
„Was ist los, Herr Kapitän?“ Der IIWO sah mich fragend an. Ich gab ihm schweigend den Zettel. „Kommen Sie mal mit.“, sagte ich nur und kletterte durch das Turmluk in die Zentrale.
Ich hatte alle Offiziere in der Messe versammelt. Nun musste ich wohl oder übel von meiner Vergangenheit erzählen, damit es nicht nochmals zu eines Eskalation kam. Ich atmete tief durch.
„Meine Herren, es gibt etwas, das ich Ihnen sagen muss.“ Ich reichte dem IWO den Funkspruch. „Diesen Funkspruch haben wir vor wenigen Minuten erhalten. Er besagt, dass es ab jetzt erlaubt ist Passagierschiffe anzugreifen.“ Innerlich schüttelte es mich, während ich diese Worte aussprach. Ich konnte es noch immer nicht glauben. Wie konnten sie nur so dumm sein!
Nun schaute ich mir die Reaktionen meiner Offiziere genau an. Ich wollte wissen, wie sie zu der Sache standen. An der Mimik konnte ich es deutlich sehen. Ihre Blicke reichten von fassungslos beim LI über einen beinahe schon genervten Ausdruck auf dem Gesicht des IIWO bis hin zu einer – ja, fast Gleichgültigkeit bei Leutnant Hirsch. Ich hob die Augenbrauen.
„Alles in Ordnung, Leutnant?“ Ich hoffte nicht, dass ich einen zweiten Seger neben mir sitzen hatte. Immerhin kam ich mit meinem IWO bestens zurecht.
Er sah mich an. „Hm? Ja, ja alles in Ordnung, Herr Kapitän.“ „Sicher?“ „Na ja, wegen meiner Haltung... ich lasse schon lange nichts mehr an mich heran. Ist gesünder glaube ich.“
Ich lehnte mich zurück. Einerseits war ich froh, dass Hirsch nicht auf derselben Schiene war wie mein ehemaliger LI, andererseits machte mir seine Einstellung aber aus Sorgen. Er wirkte so kühl.
„Tja, IWO. Ein wenig Menschlichkeit schadet nicht. Aber zu was Anderem.“ Ich richtete mich wieder auf und sah die Männer nacheinander an. „Auf meinem alten Boot ist Schlimmes passiert. Dies lag an meiner Einstellung. Sie alle wissen denke ich, dass wir in Scapa Flow waren?“ Meine Offiziere nickten, einige hatten anerkennende Blicke aufgesetzt.
„Ein Meisterstück.“, sagte der IIWO. „Wahrlich ein Meisterstück.“ „Das war es auch, Leutnant. Allerdings hat dieses 'Meisterstück' mich in ziemliche Schwierigkeiten gebracht.“ „Warum?“ „Ich musste Menschen töten.“ Eindringlich sah ich ihn an. „Die Besatzungen der Schiffe hatten nicht alle die Chance, es rechtzeitig herauszuschaffen. Ich wusste, dass viele von ihnen in der Flammenhölle umgekommen waren. Diese Feststellung ließ mich in ein ziemlich tiefes Loch fallen und hat dazu geführt, dass ich mein Kommando auf U64 verloren habe.“ „Weil Sie Mitleid mit den Leuten hatten?“ „Nein, IWO. Weil ich auf unserer letzten Feindfahrt ein Passagierschiff habe entkommen lassen. Ich habe es nicht angegriffen und gesagt, der Torpedo sei ein Blindgänger gewesen.“
Ich sah deutlich, dass die Männer diese Nachricht erst einmal verdauen mussten. „Ich will keine Unschuldigen töten.“, erzählte ich weiter. „Ich will keine unnötigen Verluste. Diese Einstellung passt dem BdU anscheinend nicht.“ Wieder lehnte ich mich gegen die Wand. „Und nun kriegen wir ein FT in welchem mitgeteilt wird, dass Angriffe auf diese Schiffe erlaubt seien.“ Nun herrschte Schweigen. Ich konnte es noch immer nicht fassen. Ich konnte nicht verstehen, wie Menschen so grausam sein konnten. Passagierschiffe beherbergten Unschuldige. Zivilisten, die nichts mit dem Krieg zu tun hatten. Natürlich konnte man mit diesen Schiffen auch Soldaten befördern; doch wer sagte denn, dass da wirklich welche drauf waren? Und selbst wenn: wer sagte, dass sie nicht trotzdem Zivilisten an Bord hatten?
„Wir greifen diese Schiffe nicht an.“, sagte ich wenig später. „Wir umfahren sie in einem großen Bogen, sollten wir eines entdecken.“ „Aber Herr Kapitän, das ist Befehls -“ Ich hob die Hand und der IWO unterbrach sich. „Wie würden Sie sich verhalten, Leutnant, wenn Ihre Familie auf einem dieser Schiffe wäre und es würde versenkt werden?“ Anscheinend hatte meine Frage ihn beeindruckt, denn er sagte nichts mehr. „Es wird kein Passagierschiff angegriffen! Verstanden?“ „Jawohl, Herr Kapitän!“
Sollte das beim BdU bekannt werden, dann droht das Kriegsgericht...
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke::)
Planquadrat AN-49
8. März 1940
20:18 Uhr
Es war eine Erleichterung gewesen, mit meinen Offizieren über meine Bedenken und vor allem auch über das zu sprechen, was sich an Bord von U64 abgespielt hatte. Nun wusste ich, dass ich mich auf sie verlassen konnte. Sie dachten in etwa so wie ich und das war viel wert. Natürlich merkte ich, dass sie sich bezüglich einen möglichen Befehlsverweigerung Sorgen machten. Dies allerdings ohne Grund, denn sollten wir ein Passagierschiff entdecken, so würden wir ihm ausweichen und es erst gar nicht zu einer Schussposition kommen lassen. Ein FT über die Sichtung würden wir ebenfalls nicht an den BdU schicken, so wusste niemand, dass wir einen Kontakt gehabt hatten.
„Wie sieht es eigentlich aus, wenn eines in einem Geleitzug mitfährt?“ fragte der IWO, als wir auf der Brücke standen. „Das wird doch kein Geheimnis bleiben, Herr Kapitän.“ „Darüber machen wir uns Sorgen, wenn es soweit ist, IWO.“ Nein, an so eine Möglichkeit wollte ich noch nicht denken. Dies würde uns, sollte ich auch dieses unbehelligt ziehen lassen – in Schwierigkeiten bringen, soviel stand fest. Mehr Sorgen machten mir allerdings die neutralen Schiffe, welche wir nun ebenfalls angreifen sollten. Dies hieß, dass wir uns andere – bisher neutrale – Länder zum Feind machen konnten. Sie würden es sicherlich nicht lange dulden, dass wir ihre Schiffe angriffen. Es bestätigte fast meine Vermutung, dass dieser Krieg sich noch ausweiten und somit nicht allzu bald zu ende sein würde.
Ich beugte mich zum Sprechrohr. „Hartmann, hier ist der Kapitän! Senden Sie einen Statusbericht an den BdU. Wir haben die Patrouille abgeschlossen und sind noch einsatzfähig. Erwarten die neuen Befehle.“ „Zu Befehl, Herr Kapitän.“
22:37 Uhr
Wieder ließ die Antwort nicht lange auf sich warten. Wir wurden ins Planquadrat AN-11 geschickt, um dort unser Glück zu versuchen. Drei Tage sollte die Anfahrt dauern, bis wir es erreichten. Es befand sich unmittelbar an den alliierten Geleitzugrouten und die Aussicht auf Schiffe zu treffen war dementsprechend hoch. Mit etwas Glück würde sich auch dort diese erfolgreiche Fahrt fortsetzen. Ich saß in der Messe und war dabei, den neuesten Eintrag ins Kriegstagebuch zu verfassen. Soeben hatte ich den ersten Satz beendet, als ich einen Tumult aus dem Bugraum hörte. Sofort stand ich auf und eilte dorthin.
„Was zum Teufel ist hier los?!“ Die Männer redeten wild durcheinander und drängelten sich um eine Person, sodass ich mir schlecht einen Überblick hatte machen können. Ich hörte Schritte hinter mir und erblickte den IWO, welcher ebenfalls zum Bugraum eilte. „Herr Kapitän, was ist passiert?“ „Ich weiß es nicht. RUHE JETZT!“ Schlagartig wurde es still und es kam mir vor, als hätten die Männer erst jetzt gemerkt, dass Leutnant Hirsch und ich anwesend waren. „Was ist los, Männer?“
„Matrose Sauer, Herr Kapitän.“, antwortete einer. „Ihm geht es nicht gut.“ Ich ging mit dem IWO zum Bett. Sauer sah furchtbar aus. Sein Gesicht war kalkweiß, ihm stand der Schweiß auf der Stirn und er zitterte. „Scheiße!“, fluchte ich leise. „Holt den Sani!“ Ich hockte mich neben Sauers Bett und besah ihn mir genauer. Er atmete unregelmäßig. Kurz legte ich meine Hand an seine Stirn. Er kochte förmlich. „Verdammt! Er hat Fieber!“ Ich richtete mich wieder auf. „Na, das kann was werden...“ Dies war etwas, was wir an Bord ganz und gar nicht gebrauchen konnten. Was sollte ich mit einer kranken Besatzung anfangen? Glücklicherweise traf wenige Sekunden später der Bordarzt ein. Ich hatte schon ein paarmal mit ihm gesprochen und wusste, dass er seine Aufgabe gut machen würde – bei ihm waren die Männer in guten Händen.
„Wie sieht es aus, Herr Kapitän?“ Der IIWO, welcher von den Ereignissen im Bugraum bereits gehört hatte, sah mich an. „Geht´s Sauer gut?“
„Hm...“, gab ich als Antwort. „Er hat ziemlich hohes Fieber. Der Sani kümmert sich gerade um ihn.“ „Hoffentlich schafft er´s.“ „Keine Sorge, Leutnant. In wenigen Tagen ist er wieder auf den Beinen.“ „Beim Werk unseres Sani´s bestimmt!“ „Sollen wir einen Bericht an den BdU senden?“, schaltete sich nun der IWO ins Gespräch ein. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, Leutnant. Wir fahren weiterhin auf Kurs. Der Sani kümmert sich schon um Sauer. Bis jetzt ist es noch nicht ernst.“
Ich blickte einmal über den Horizont. Nichts als das dunkle Meer. Wieder einmal war es eine ruhige Nacht.
„Ich bin in der Messe.“ „Alles klar, Herr Kapitän.“
Gerade hatte ich wieder festen Boden unter den Füßen und wollte zum Schott laufen, als eine Stimme ertönte. „Kontakt voraus!“
Wenn der Kaptn noch schmieriger wird, schafft Ihr es noch, dass sich die Sympathien den strammen Nazischweinen zuwenden.
Achwas, irgendwann trifft ne britische Bombe Voetmanns Familie, und dann sinken die Rote-Kreuz-PAssagierdampfer im Dutzendpack :D
Na, soweit wollen wir es ja mal nicht kommen lassen. :D
Ich glaube danach wäre dies der erste AAR, der beendet wird, weil der Hauptcharakter sich selbst umbringt. :D
Nordsee
8. März 1940
17:10 Uhr
„Kontakt voraus!“ Ich rollte mit den Augen. An das Tagebuch würde ich heute wohl nicht mehr kommen, soviel stand für mich fest. Ich drehte mich herum und enterte erneut auf die Brücke.
„Wo haben Sie ihn?“ „40 Grad an Backbord, Herr Kapitän!“ Ich sah in die Richtung.
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„Gehen Sie auf Abfangkurs! AK voraus!“ „Jawohl, Herr Kapitän!“ „Hier, Herr Kapitän.“ Der IWO reichte mir mein Fernglas. „Danke, Leutnant.“ Ich setzte es an meine Augen und spähte in die Richtung des Schiffes.
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„Ah, da haben wir ihn ja! Hm... scheint mir wieder mal ein Frachter zu sein, Männer.“ Ich setzte das Fernglas ab.
„Scheint aber ein Größerer zu sein, Herr Kapitän.“ „Hm... UZO auf Brücke!“
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„Gehen Sie auf Kurs 178.“ „Jawohl, Herr Kapitän!“ Nun überlegte ich. Sollten wir ihn wieder mit dem Deckgeschütz angreifen? Wir wussten nicht, ob er nicht doch bewaffnet war. Zwar hatten wir bis jetzt keine bewaffneten Frachter gehabt, doch die Tommies würden nicht auf Ewig ihre Frachter ungeschützt durch die See fahren lassen. Da dieser hier alleine unterwegs war konnte es gut sein, dass er – zumindest mit kleineren – Bordgeschützen ausgestattet war. Nein, ein Torpedoangriff wäre wohl klüger. Dafür allerdings sollten wir nun schnellstens tauchen, da unser Freund uns sicherlich bald sah. Er würde dann zacken wie verrückt und ein Treffer wäre dann reine Glückssache.
„Alles klarmachen zum Tauchen! Kleine Fahrt voraus und auf Sehrohrtiefe! Brücke räumen!“
„Sehrohr ausfahren! Alle Mann auf Gefechtsstation, Torpedos klarmachen!“ Ich beobachtete das Schiff nun gefahrlos durch unser Sehrohr.
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„Hm... schwer zu sagen, was das genau ist... 20 Grad nach Backbord und noch ein wenig näher ran.“ „Kurs liegt an, Herr Kapitän.“ „Sehrohr einfahren. Lassen wir ihn erst mal näher ran kommen.“ Ich wandte mich an den IWO. „Sind alle Torpedos klar?“ Leutnant Hirsch nickte. „Alle feuerbereit, Herr Kapitän.“ „Gut. Sehrohr wieder ausfahren!“
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„Geben Sie mir mal das Erkennungshandbuch.“ Ich blätterte in diesem herum. „Nein, nein... nein... Du auch nicht... ah.“ Ich warf wieder einen Blick durchs Sehrohr. „Hm... obwohl...“ Ein erneuter Blick auf das Buch sagte mir, dass ich falsch lag. „Hm... gut... dann weiter.“
Drei Seiten weiter fand ich dann unser Ziel. Einen weiteren Kolonialfrachter. „Na, die scheinen uns zu mögen.“, murmelte ich, während ich erneut durchs Sehrohr blickte.
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„Ein Kolonialfrachter, meine Herren.“ „Wir sind schussbereit.“ „Einen Augenblick noch, IWO.“ Ich beobachtete das Schiff, welches nun langsam nach Backbord an uns vorbeifuhr. „Gleich. Rohr 1 fertigmachen zum Unterwasserschuss.“ „Jawohl, Herr Kapitän!“ „Maschinen stopp!“ „Sind gestoppt, Herr Kapitän.“
Ich grinste. „Jetzt muss er nur noch näher herankommen, Männer. Wir brauchen nichts weiter tun als abzuwarten.“
Unser Gegner näherte sich uns weiterhin und langsam bekam ich Zweifel, ob ich das richtige Schiff herausgesucht hatte. „Moment mal... noch einmal das Handbuch, bitte.“
Abermals blätterte ich in diesem herum und verglich die Schiffe mit jenem, welches wir entdeckt hatten.
„Hm... oh man... was bist Du?“ „Steht er nicht drinnen, Herr Kapitän?“ „Moment, IWO.“ Ich konnte mir nicht vorstellen, dass dieses Schiff unbekannt war. Unsere Bücher waren auf dem neuesten Stand, was die Schiffe unserer Feinde anging. „Ah, da haben wir es ja! Diesmal bin ich mir sicher, meine Herren! Ein Katapultschiff!“
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„Dann schauen wir doch mal, ob sich unsere Glückssträhne fortsetzt!“ Noch ein paar Minuten mehr musste ich warten, bis das Schiff in einer idealen Schussposition war. „Achtung, Schusslösung für Rohr1! Entfernung 1650 Meter an Lage 065! Geschwindigkeit in etwa sechs Knoten!“ „Eingestellt!“
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„Los!“ Unser Aal verließ das Boot und der LI stoppte die Laufzeit. Ich beobachtete das Geschehen weiterhin durch das Sehrohr. In wenigen Sekunden musste der Torpedo treffen. Wenn wir Glück hatten und alles nach Plan lief bestand sogar die Möglichkeit, dass ein Treffer reichte. Wir hatten schon wesentlich größere und schwerere Schiffe durch ein oder zwei Treffer versenkt, sie mussten nur an der richtigen Stelle sein. Doch dieses Mal war uns das Glück nicht hold.
„Torpedolaufzeit ist um, Herr Kapitän.“, meldete der LI. „Blindgänger.“ „Verdammt! Rohr 2 fertigmachen, schnell!“
Das Schiff fuhr noch immer gleichen Kurs und kam somit auf uns zu. Der Abstand zwischen uns wurde immer geringer und wir mussten uns beeilen. „30 Grad nach Backbord, schnell! Wir verlieren sonst die Schussposition.“ „Liegt an, Herr Kapitän!“
„Achtung, Schusslösung für Rohr 2! Entfernung 700 Meter an Lage 679! Geschwindigkeit... hm... scheint etwas höher gegangen zu sein... etwa sieben Knoten!“ „Eingestellt, Herr Kapitän!“ Jetzt oder nie. „Feuer!“
Durch die geringe Distanz zwischen uns und dem Gegner hörten und – in meinem Fall – sahen wir schon nach wenigen Sekunden die Explosion.
„Treffer im Maschinenraum!“, informierte ich die Männer und konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. „Wenn sie schlau sind verlassen sie jetzt das Schiff!“
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Ich wartete einige Zeit ab. „Scheiße!“, fluchte ich. „Der macht weiterhin Fahrt! Verdammt!“ Ich wägte ab. Sollte ich erneut einen Torpedo schießen? Drei Torpedos für einen verdammten Frachter? Zumal verloren wir immer mehr Zeit und in einer guten Schussposition waren wir nicht mehr. Ich beschloss, ihm mit dem Deckgeschütz den Rest zu geben. Blieb nur zu hoffen, dass unser Gegner nicht auch bewaffnet war. „Auftauchen!“
„Deckgeschütz besetzen! Machen wir ihm mit unseren Granaten Feuer unterm Hintern!“ „Jawohl, Herr Kapitän!“
In Rekordzeit machten die Männer das Geschütz klar. Sie alle wussten, dass wir nun keine Zeit mehr verlieren durften. Ich sah zu unserem Gegner hinüber.
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„Bereit zum Feuern, Herr Kapitän!“ „Achtung, Schusslösung: Entfernung 600 Meter an Lage 321! Fahrt etwa noch immer sieben Knoten! Feuer!“
Unsere Granaten sausten auf das gegnerische Schiff. Dieser Angriff war von Anfang an besser als unser letzter mit dem Deckgeschütz. Die Männer hatten mittlerweile Übung, das konnte ich sehen. Ich verfolgte den Angriff durch mein Fernglas.
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„Gehen Sie auf 20 Grad Backbord, IWO!“ „Jawohl, Herr Kapitän!“ Granate um Granate traf nun das Schiff. Ich war mächtig stolz auf meine Jungs.
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„Die Granaten sitzen verdammt gut, was?“ „Allerdings, Herr Kapitän.“ Der IWO blickte ebenfalls in die Richtung. „Unsere Jungs werden immer besser.“ „Das werden sie, Leutnant. Das werden sie.“
Nun hatte ich vor wenigen Minuten den Kurs in Richtung unseres Gegners eingeschlagen. Dies allerdings führte dazu, dass wir immer weniger seine Breitseite vor uns hatten. Eine verzwickte Situation, denn aus unserer jetzigen Lage konnten wir nicht mehr so großen Schaden am Schiff verursachen wie noch zu Anfang. „Ruder hart Backbord. Los, Jungs; schneller!“
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Langsam fuhren wir nun am Heck des Schiffes vorbei auf dessen Steuerbordseite zu. Unsere Deckgeschütz – Mannschaft schoss unablässig weiter. Ja, sie waren sehr ehrgeizig. „Ist gut, Jungs! Ruder mittschiffs!“ „Jawohl, Herr Kapitän!“
„Mein Gott, da fliegt ja alles durch die Gegend!“ „Tja, IWO. Wenn Sie wüssten, was ich schon so alles gesehen habe.“ Fünf Minuten später war es dann endlich vollbracht. Eine gewaltige Explosion kündigte das Ende des Schiffes an.
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„Feuer einstellen, Leute!“ Ich sah noch immer zum Schiff. Die Explosion war heftig gewesen. Wie viele der Mannschaft hatten sich noch retten können? Wie viele waren durch die Explosion umgekommen? Und wie viele waren noch im Schiffsinnern eingeschlossen – würden elendig ersticken oder ertrinken? Ich schüttelte den Kopf. Nein, so durfte ich nicht mehr denken. Es hatte mich schon einmal in eine äußerst gefährliche Lage gebracht. Ein weiteres Mal durfte dies nicht geschehen.
Ich setzte das Fernglas ab. „Gehen Sie auf alten Kurs, IWO. Marschgeschwindigkeit!“ „Jawohl, Herr Kapitän!“
Am 8. März 1940 um 18:18 Uhr sank ein britisches Katapultschiff mit 4252 BRT nach einem Torpedotreffer und anschließendem Granatenbeschuss.
George Pickett
30.05.14, 11:43
So...sind nun auch wieder auf dem aktuellen Stand. Meine Herren, da wird was geboten. Nun aber mal ran, Voetmann!
Ist erst 1940, also zusammenreißen. Es geht noch ein paar Jahre!!! :D
Nordsee
8. März 1940
18:38 Uhr
Logbucheintrag Korvettenkapitän Thomas Voetmann, 8. März 1940
Bin weiterhin zufrieden mit dem Boot und der Besatzung. Haben in den letzten drei Tagen drei Schiffe versenkt, etwa 17000 Tonnen an Tonnage. Kann sich sehen lassen! Schade, dass ich diese Freude nicht schon auf U64 zum Ausdruck bringen konnte. Bin gespannt, was uns noch so erwartet! Geplante Ankunft im neuen PQ ist morgen Abend.
„Kaffee?“ Ich blickte nach oben, als der IWO mir eine Tasse hinhielt. „Danke.“ Lächelnd nahm ich sie entgegen, während Leutnant Hirsch sich setzte.
„Läuft bis jetzt ja ganz ordentlich.“, begann er. „Wir können uns wirklich nicht beklagen.“ „Ganz richtig, IWO. Dieses Boot hier scheint das Glück geradezu anzuziehen – und die Schiffe.“ Bei den letzten Worten musste ich grinsen und auch Leutnant Hirsch lachte leise. „Oh ja, das kann man wohl sagen.“ „Wir haben eine verdammt gute Mannschaft, Leutnant. Dazu noch ein unschlagbares Boot. Was will man mehr?“ Ja, in diesem Moment konnte meine Laune kaum besser sein. Noch war mir nicht bewusst, dass sie innerhalb der nächsten Minuten einen Dämpfer bekommen würde. Als Funkmaat Hartmann in die Messe trat begann eine Lawine an Ereignissen.
„Funkspruch, Herr Kapitän.“, sagte er. „Kommandantenspruch.“ Ich erhob mich. „Bin gleich wieder da.“
-- Ab sofort untersteht Ihr Boot der 2. U-Flottille in Wilhelmshaven. Sofortiger Rückmarsch ist angeordnet. Feindberührung möglichst vermeiden! BdU –
Ich musste den Spruch zweimal lesen. Wir sollten uns in Wilhelmshaven einfinden, als Teil einer anderen Flottille. Warum? Was sollte das Ganze? Ich hatte nichts davon gehört, dass unsere aufgelöst wurde. Hatte Rösing seine Finger im Spiel? Wollte er mich loswerden und deshalb nun der Wechsel? Eine andere Erklärung gab es nicht. Immerhin hatte er schon einmal zugegeben, dass er mich liebend gern aus der Marine geschmissen hätte. Dieses verdammte Arschloch! Er wusste mit Sicherheit genau, was mir die Zeit mit meiner Familie bedeutete. Sie lenkten mich vom Grauen ab, wenn ich zu Hause war. Ihnen hatte ich es zu verdanken, dass ich überhaupt noch bei klarem Verstand war. Wer wusste schon, wo ich ohne sie heute wäre?
Wusste Inge es schon? Dass ich nach dieser Fahrt nicht nach Hause zurückkehren würde? Wie würde sie reagieren, wenn sie es erfuhr? Und Lisbeth? Was würde sie sagen, wenn sie ihren Vater nicht sehen konnte? Lisbeth. Ich vermisste sie. Sie war mein ein und alles. Was war, wenn in Kiel nun etwas passieren würde? Wenn die Engländer es angriffen? Ich schüttelte den Kopf. Nein, nicht daran denken! Nur nicht an diese Möglichkeit denken!
„Herr Kapitän?“ Ich zuckte zusammen, als die Stimme des IWO´s hinter mir ertönte. „Ist alles in Ordnung?“ „Ja.“ Ich gab ihm den Zettel. „Wir sollen nach Wilhelmshaven.“ „Zur zweiten Flottille? Aber wieso?“
Ich erhob mich. „Fragen Sie das Rösing.“ Ich hätte ihm meine Vermutung sagen können, doch ich tat es nicht. In meinem jetzigen aufgewühlten Zustand konnte es leicht sein, dass ich etwas sagte, was ich hinterher bereuen würde. „Ich leg mich was hin, IWO. Wecken Sie mich, wenn was passiert.“ „Jawohl, Herr Kapitän.“
21:28 Uhr
Knapp drei Stunden später passierte dann etwas. Einer meiner Matrosen weckte mich. „Herr Kapitän? Können Sie mich hören? Herr Kapitän?“ Müde drehte ich mich zur Seite und sah das Gesicht von Matrose Buchholz über mir. „Was gibt es?“ „Wir haben Sichtkontakt, Herr Kapitän. Scheinen mehrere Schiffe zu sein.“
Auch damals gab es bestimmt eine Bahnlinie von Wilhelmshaven nach Kiel, net so theatralisch leiden Voetmann ;)
Ach was, mittlerweile lächelt er ja wieder bei explodierenden Schiffen :D Gebt ihm etwas Schnaps, dann sind auch die letzten Skrupel weg und er wird wieder zum Schrecken der Meere ;)
Nicht nötig. Wir und auch der gute Voetmann samt Besatzung sind gerade in Höchststimmung. ;) :cool::teufel:
Wir sind schon ganz gespannt aufs nächste Update...:fecht:
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke::)
Nordsee
8. März 1940
21:32 Uhr
„Gehen Sie auf Abfangkurs, AK voraus! Holen wir uns den Pott!“ „Jawohl, Herr Kapitän!“ Ich starrte nun in Richtung der Schiffe. „Moment mal...das sind mehrere!“ Ein ungutes Gefühl machte sich in meinem Magen breit. Es war beinahe so wie damals, als wir den sieben Zerstörern begegneten. Ich schluckte, während ich das Fernglas wieder sinken ließ.
„Das scheint Dein sechster Sinn zu sein, Tom.“, murmelte ich leise. „Was?“ Der IWO drehte sich zu mir um. „Klarmachen zum Tauchen, IWO. Alle Mann auf Gefechtsstation und sämtliche Torpedos klarmachen.“ Kurz sah Leutnant Hirsch mich fragend an, bevor er nickte. „Jawohl, Herr Kapitän!“
„Baumgartner, was sagt das Hydrophon?“ „Nichts Gutes, Herr Kapitän. Schnelle Schraubengeräusche! Ein halbes Dutzend!“ „Verdammt!“ Ich hatte es gewusst. Wieder einmal befanden wir uns in einer Situation, die böse für uns enden konnte. Schon einmal hatte ich es mit mehreren Kriegsschiffen – damals Zerstörern – zu tun bekommen. Es war äußerst knapp gewesen und beinahe hätten sie uns erwischt.
„Alle Maschinen stopp!“ „Jawohl, Herr Kapitän!“ „Lassen wir sie vorbeifahren, Männer. Ich will kein Risiko eingehen.“ Da wir auf Gegenkurs gegangen waren kamen die Schiffe nun direkt auf uns zu. Der Plan war, dass wir uns tot stellten und abwarteten, bis die Schiffe außer Reichweite waren. Beim letzten Mal hatte es nicht funktioniert, da sie uns schon vorher gesehen hatten. Hier allerdings waren wir im Schutze der Nacht unterwegs und konnten rechtzeitig abtauchen – so hoffte ich zumindest. Ich sah Baumgartner an. „Was machen die Schiffe?“ „Kommen weiter auf uns zu, Herr Kapitän. Scheinen ein paar dicke Pötte bei zu sein.“ „Absolute Ruhe im Boot!“
Die Schiffe kamen nun näher. „Gehen Sie auf Sehrohrtiefe, aber schön langsam!“, flüsterte ich in die Zentrale. „Ich will mir die mal anschauen.“
„Oh, verdammt!“ Ich grinste und musste ein Lachen unterdrücken. „Was ist, Herr Kapitän?“
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„Da ist ein Schlachtschiff mit bei!“ Unterdrückte Jubelschreie waren zu hören. „Alle Torpedosätze klarmachen! Das holen wir uns!“ „Jawohl, Herr Kapitän!“ Ich hätte weiterhin die Maschinen gestoppt lassen und abwarten können, bis die Schiffe vorbeigezogen waren. Doch ich wollte mir einen weiteren großen Fang nicht entgehen lassen. Der erste große Erfolg nach Scapa Flow – jetzt mussten wir diesen Angriff nur noch überleben.
Ich ließ das Sehrohr über die Schiffe gleiten und verschaffte mir einen genauen Überblick. „Da fahren mehrere Zerstörer mit.“
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„Fünf Stück, meine Herren – und das Schlachtschiff. Geben Sie mir mal das Handbuch.“ Ich blätterte herum. Die übliche Prozedur folgte: abwechselnd durch das Sehrohr und in das Handbuch schauen. „Die Nelson-Klasse.“, verkündete ich wenige Minuten später. „Vielleicht auch die Nelson selber.“ „Das wäre mal ein netter Fang.“ Man konnte dem IWO die Freude über diese Begegnung ansehen. „Gleich auf der ersten Fahrt von vielen ein Schlachtschiff.“ „Jetzt müssen wir es nur noch bekommen.“
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'Nur noch' war in diesem Falle eine äußerst gefährliche Aussage. Es würde alles andere als leicht werden, das war mir klar. Bei der Sicherung würden wir es schwer haben – sehr schwer. Doch einen Versuch war es wert.
„Alles klarmachen zum Angriff, meine Herren. Holen wir uns den Pott!“
Yeah! DAS ist mal ein durch und durch militärisches Ziel! Also keine Skrupel, ATTACKE! :)
Nordsee
8. März 1940
23:13 Uhr
„Kleine Fahrt voraus, Ruder hart Backbord!“ Weiter starrte ich wie gebannt durch das Sehrohr. Ich konnte mein Glück noch immer nicht fassen. So vielen Schiffen waren wir in den letzten Tagen begegnet und hatten sie versenkt und nun hatten wir einen Flottenverband vor uns. Würden wir nun den Höhepunkt erreichen, die Versenkung eines Schlachtschiffes? Es würde die Moral meiner Besatzung noch weiter steigern. Für viele war die erste Fahrt und dann gleich so ein dicker Pott. Für mich selbst war es das zweite. Damals, vor einem halben Jahr, hatte ich mit U48 in Scapa Flow die Warspite versenkt. Würde es hier genauso ablaufen? Würde auch die Nelson – sofern sie es war – sinken? Ich grinste. Jetzt konnte ich es Rösing heimzahlen. Er würde es noch bereuen, mich aus seiner Flottille geworfen zu haben.
„AK voraus! Der ist verdammt schnell!“ „Jawohl, Herr Kapitän!“ Jetzt hieß es schnell zu sein. Ich schätze, dass unser Gegner mit guten 20 Knoten Fahrt machte. Zudem zackten die Schiffe wie verrückt – schlaue Burschen.
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„Viererfächer auf die Nelson! Alle vorderen Torpedos klarmachen!“ Nun bestand natürlich die Gefahr, dass die Zerstörer unsere Schrauben hörten. Ich allerdings war in einer Euphorie aufgrund der letzten glücklichen Treffer. Wir hatten schon mehrere Schiffe versenkt und die Nelson sollte das Tüpfelchen auf dem I werden. Der Höhepunkt dieser Fahrt, bevor es nach Hause ging.
Bei einem 'sollte' blieb es. Wir waren viel zu langsam für die Schiffe vor uns und zudem wäre durch deren Gezacke ein Treffer reiner Zufall. An die Nelson kamen wir nun nicht mehr heran. Meine Euphorie verschwand so schnell wie sie gekommen war. „Scheiße!“ „Torpedos bereit, Herr Kapitän!“ „Lassen Sie gut sein, LI. Es bringt nichts.“ „Aber -!“ „Wir kommen nicht mehr ran. Sie sind zu schnell.“ Ich stützte mich an den Griffen des Sehrohrs ab und blickte ins Gesicht der IWO´s. „Gehen Sie wieder auf Kurs, Leutnant. Ab nach Wilhelmshaven.“
Ein Reinfall. So ließ sich die Situation wohl am Besten beschreiben. Ein totaler Reinfall. Wie gerne hätte ich diesen letzten, diesen großen Erfolg noch gehabt! Es wäre ein krönender Abschluss gewesen. Der Abschluss einer Feindfahrt, die sehr erfolgreich verlief. Doch es hatte nicht sollen sein. Auch meiner Besatzung war die Enttäuschung anzumerken. Zwar dachten wir alle an die bisher versenkte Tonnage – immerhin knapp 20000 Tonnen – doch wirklich aufmuntern tat dies keinen von uns.
Natürlich waren wir froh, dass wir uns erfolgreich absetzen konnten. Keins der Schiffe hatte bemerkt, dass wir in der Nähe waren. Dies hatten wir wohl auch meinem Entschluss zu verdanken nicht anzugreifen. Hätte ich es dennoch getan, wären wir mit Sicherheit aufgefallen und ich hätte meine Mannschaft und das Boot in äußerste Gefahr gebracht. Mit fünf Zerstörern wollte ich mich ungern ein weiteres Mal anlegen – zumal wir das Schlachtschiff gewiss nicht erwischt hätten.
„Es war Pech.“, sagte ich eine halbe Stunde später zum IWO, als wir gemeinsam in der Messe saßen. „Einfach Pech. Der Funker soll eine Fühlungsmeldung schicken. Vielleicht haben andere Boote mehr Glück.“
12. März 1940, 12:26 Uhr
„Neuer Hafen, neues Glück.“, kommentierte Leutnant Wagner, als wir vier Tage später in Wilhelmshaven einliefen. Ich grinste. Während der letzten paar Tage hatte ich meine gute Laune wiedergefunden. „Na, mal schauen, ob es auch wirklich so ist.“ „Wir haben nun auf jeden Fall einen kürzeren Weg in die Nordsee. Müssen nicht erst durch den Skagerrak und den Kattegat.“
Da hatte er allerdings Recht. Einiges würde nun einfacher werden. „Na, hoffen wir, dass wir auch mal wieder in den Atlantik raus können. Die Nordsee geht mir langsam auf den Geist.“ „Durch den Kanal?“ „Ja, sicher.“ Der IWO konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Und dann ab nach Dover! Hafenangriff!“ Ich schüttelte den Kopf. Was für Scherzkekse meine beiden Wachoffiziere doch manchmal sein konnten!
Als wir an der Pier anlegten ahnte ich nicht, wie bald sich ihre Vorstellungen erfüllen sollten.
Auf der achten Feindfahrt versenkte U104 unter dem Kommando von Korvettenkapitän Voetmann:
am 06. März 1940
britischer Warmelody-Frachter mit 5693 BRT
am 07. März 1940
britischer Warmelody Frachter mit 5693 BRT
am 08. März 1940
britisches Katapultschiff mit 4252 BRT
Gesamttonnage auf dieser Feindfahrt: 15.638 BRT
Gesamttonnage seit Kriegsbeginn: 195.034 BRT
Wilhelmshaven
12. März 1940
12:38 Uhr
„Na, Männer? Was sagt Ihr zur neuen Basis?“ Wir waren gerade allesamt von Bord gegangen und wurden von unserem neuen Flottillenchef – Korvettenkapitän Werner Hartmann – freudig begrüßt. Er wirkte auf mich recht sympathisch und aufgeschlossen. Eine Annahme, die sich hoffentlich noch bestätigen würde. Klar war, dass ich ihn vom ersten Moment an mehr mochte als Rösing.
„Ich freue mich, Sie nun in meiner Flottille zu haben.“, erzählte er, als wir in seinem Büro waren. „Ihre Leistungen sprechen ja für sich. Eine beachtliche Leistung, Kapitän Voetmann.“ „Vielen Dank, Herr Kapitän.“ „Ich denke, dass wir mit Ihnen einen guten Fang gemacht haben.“ Er schenkte mir ein Glas Whisky ein. „Auf Ihren Erfolg, Voetmann.“ Ich stieß mit ihm an.
Ja, ich konnte sagen, dass ich mich in Hartmann nicht getäuscht zu haben schien. Er war ein netter und gemütlicher Kerl. Mit ihm würde ich sicherlich bestens klar kommen.
16:54 Uhr
„Herhören, Männer! Die letzte Fahrt war ja wieder einmal sehr erfolgreich, und das fast bis zum Ende hin! Ich denke, das Schlachtschiff hat uns alle ziemlich mürbe gemacht und der fehlgeschlagene Angriff war enttäuschend. Aber das soll uns nicht davon abhalten wieder hinauszufahren und den Tommies zu zeigen, was wir können!“ „Jawohl, Herr Kapitän!“ „Wir laufen in vier Tagen wieder aus. Das Boot hat ja keine nennenswerten Beschädigungen erlitten und ist bis dahin wieder einsatzbereit. Genießt jetzt Eure freien Tage, wir sehen uns!“ „Jawohl, Herr Kapitän!“
Dieses Mal ging es für mich nicht zu meinen Lieben. Eine ganz neue Erfahrung, hatte ich bisher doch nach jeder Feindfahrt mein Zuhause fast neben dem Hafen gehabt. Nun wohnte ich in einer kleinen Pension etwa fünf Kilometer vom Hafen entfernt. Es war ein schönes Gebäude und die Zimmer konnten sich ebenfalls sehen lassen. Ich hatte ein geräumiges Zimmer mit einem gemütlich aussehenden Bett, einer kleinen Waschmöglichkeit sowie einem Schreibtisch und einer Leseecke. Hier konnte ich gut leben, das war mir vom ersten Moment an klar. Ich stellte das Bild meiner Familie auf dem Nachtisch ab und sah es an. „Meine beiden... Ihr fehlt mir...“ Ich strich über das Glas. „Was Ihr wohl gerade macht...“
Ein Klopfen an der Tür unterbrach meine Gedanken. „Ja?“ Die Tür öffnete sich und Leutnant Hirsch steckte seinen Kopf herein. „Lust auf ein kleines Gläschen, Herr Kapitän? Wir wollten auf die erfolgreiche Fahrt anstoßen.“ Ich lächelte. Das war nun eine willkommene Abwechslung. „Gerne.“, sagte ich, während ich mich vom Bett erhob. „Ich glaube, das haben wir uns verdient.“
Es wurde noch eine lange Nacht. Wir redeten und scherzten miteinander und die Enttäuschung aufgrund des fehlgeschlagenen Angriffs war schon bald verflogen. Ich freute mich, dass ich eine solch wundervolle Besatzung hatte. Ich kam mit ihnen bestens aus und auch der Flottillenchef war sehr freundlich. Ich hatte sogar den Eindruck, dass er nicht so linientreu war wie er sollte. Nun würde hoffentlich alles besser werden und eine solche Eskalation wie einige Wochen zuvor schien weit entfernt zu sein. Es war einfach super.
Ich weiß nicht mehr, wann ich in dieser Nacht nach Hause kam – aber so gut geschlafen wie anschließend hatte ich schon lange nicht mehr.
Wilhelmshaven
13. März 1940
17:17 Uhr
An diesem Tag gab es eine Überraschung für mich. Am Nachmittag saß ich mit meinem IWO im Offizierskasino, als eine Nachricht für mich eintraf. Ich sollte sofort in den Besprechungsraum der Hafenkommandantur kommen.
„Was ist da los?“ fragte Leutnant Hirsch verwirrt. „Ich weiß es nicht, Leutnant. Hoffentlich nichts allzu schlimmes.“ Das letzte Mal, als ich in einem Besprechungsraum der Kommandantur beordert wurde, hatte man mir den Auftrag erteilt Scapa Flow anzugreifen. Ich hoffte, dass mich nicht wieder solch eine böse Überraschung erwartete. „Ich bin bald zurück.“
Eine Überraschung erwartete mich, doch sie war angenehm. Kaum hatte ich die Tür geöffnet, wurde ich mit einem lauten „Hallo, Herr Kapitän!“ begrüßt. Ich sah in die Gesichter meiner alten Besatzung. „Was – was macht Ihr denn hier?“ Ich musste lächeln. Es freute mich sie alle wiederzusehen. Gut, Leutnant Seger hätte ich nicht unbedingt haben müssen, doch er war ja auch nicht dabei.
„Wir wollten Dich überraschen, Du alter Seebär.“, grinste Schulze, als er auf mich zukam und mich kurz umarmte. „Hatten heute davon gehört, dass Ihr nach Wilhelmshaven müsst.“ Ich konnte es nicht glauben. Da hatten die alten Haudegen tatsächlich den Weg nach Wilhelmshaven auf sich genommen. „Also los, Tom! Feier mal schön, das hast Du Dir verdient!“ „Aber meine Besatzung -“ „Sie wissen Bescheid, Tom. Wir haben eine schöne Lokalität für uns alle gefunden. Los, komm schon!“ Ich musste lachen. Das würde mit Sicherheit ein vergnüglicher Abend werden.
Ich sollte Recht behalten. So viel Spaß wie mit meinen beiden Besatzungen zusammen hatte ich schon lange nicht mehr. Der gestrige Abend war schon schön, doch hier wurde noch eins drauf gesetzt. Die Männer verstanden sich untereinander prächtig. Es wurden Erfahrungen ausgetauscht und gegenseitige Tipps gegeben. Meine Männer konnten von der Besatzung von U64 eine Menge lernen.
„Wie geht’s Inge und Lisbeth?“ fragte ich Horst, als wir gemeinsam an einem Tisch saßen. „Ist alles in Ordnung bei ihnen?“ Oberleutnant Schulze nickte. „Ja, alles bestens. Sie waren allerdings sehr geschockt als sie hörten, dass Ihr versetzt wurdet.“ „Kann ich mir denken. Ich war genauso überrascht.“ Ich stellte mein Glas auf dem Tisch ab. „Ich wette Rösing hat da seine Finger im Spiel. Er wollte mich loswerden.“ Wirklich traurig war ich über diese Tatsache nicht. Immerhin kam ich mit meinem neuen Vorgesetzten bestens klar.
„Rösing ist ein komischer Kerl.“ sagte Schulze nun. „Er ist linientreuer als Seger.“ „Schwer vorstellbar.“ Ich schnaubte, als ich an meinen ehemaligen LI dachte. „Apropos Seger... wie kommst Du mit ihm klar?“ Am Gesicht meines Freundes sah ich, dass der LI sich wohl noch immer nicht geändert hatte. „Hör mir auf mit dem! Ich hasse ihn!“ Schulze redete sich richtig in Rage. „Am Liebsten würde ich ihn durch das verdammte Torpedorohr schießen!“ „Du solltest vorsichtig sein, Horst. Schieß Dich nicht zu sehr darauf ein.“ Ich machte mir Sorgen um meinen Freund. Mir selber wäre der LI beinahe zum Verhängnis geworden. „Versuch irgendwie mit ihm auszukommen. Ich weiß, es ist verdammt schwer.“ „Das ist wahr, Tom. Das ist wahr.“
Ich wollte nicht länger über Seger reden und so wechselte ich das Thema wieder. Horst nahm diesen Wechsel nur zu gerne an. Wir redeten noch etwas über die letzten Fahrten. Auch die Sache mit der Nelson erwähnte ich.
„Oh man... das war echt Pech.“, kommentierte er, als er noch einen Schluck seines Bieres nahm. „Das wäre in der Tat ein perfekter Abschluss für Euch gewesen.“ Ich nickte. „Tja, es sollte halt nicht sein.“ „Pass auf, Tom. Irgendwann kommt nochmal Deine Chance und dann hast Du Erfolg.“ „Dein Wort in Gottes Ohr, Horst!“
Der Abend ging wie im Fluge um. Wir unterhielten uns noch viel und mindestens ebenso viel wurde getrunken. Ich fragte mich die ganze Zeit, wie Horst und seine Männer wohl nach Kiel zurückkommen würden. In ihrem jetzigen Zustand schafften sie es womöglich nicht einmal bis vor die Tür.
„Wir haben Zimmer gemietet.“, lallte der IIWO, als ich sie darauf ansprach. „Pennen oben.“ Ich hob die Augenbrauen und grinste. „Kommt Ihr die Treppe rauf?“ Nun war es an Erichsen zu grinsen. „Kommen Sie in Ihre Pension, Herr Kapitän?“ Leutnant Hirsch, der ebenfalls an unserem Tisch saß, lachte laut los. „Keine Sorge, IIWO, ich -“ „IWO.“, korrigierte er mich. „Haben ´nen neuen IIWO. Leutnant Krause.“ Ich sah mich um, konnte aber kein unbekanntes Gesicht erkennen. „Und wo ist er?“ „Linientreu.“ „Oh man.“ Ich konnte nicht leugnen, dass mir meine beiden Offiziere Leid taten. Gleich zwei von Segers Schlag an Bord – das konnte nicht lange gut gehen.
„Na ja, warten wir ab was passiert.“ Der IIWO gab sich zuversichtlich. „Haben ja keine andere Wahl.“ Allerdings, die hatten sie nicht. Trotzdem machte ich mir weiterhin Sorgen.
Diese ließ ich mir jedoch nicht anmerken und gab mich weiterhin gut gelaunt. Gegen drei Uhr morgens löste sich unsere Gesellschaft dann langsam auf, nur noch mein jetziger IWO, Oberleutnant Schulze und LI Fechter waren anwesend.
„Man... so viel habe ich schon lange nicht mehr getrunken.“ Ich versuchte einigermaßen vernünftig zu sprechen, doch gelang mir dies nicht mehr. Müdigkeit überkam mich nun. Ich ahnte, dass ich nicht mehr in meine Pension zurückkehren konnte. Schwerfällig stand ich auf und kippte zur Seite, sodass ich beinahe den Tisch mit umriss. Ich richtete mich wieder auf und wankte auf eins der Sofas zu, welches in der gegenüberliegenden Ecke stand. „Schlafen...“ Wo sich die anderen in diesem Moment befanden wusste ich nicht. Es war mir auch relativ egal. Ich wollte nur noch meine Augen schließen und schlafen.
Wilhelmshaven
14. März 1940
09:44 Uhr
„Verdammt!“ Ich erwachte mit einem dröhnendem Schädel. Zuerst konnte ich mich nicht orientieren und wusste nicht was los war. Doch als ich die Augen öffnete und das Chaos sah erinnerte ich mich wieder – zumindest bruchstückhaft – an die vergangene Nacht.
„Oh man...“ Ich schloss die Augen wieder und blieb still liegen. In meinem Schädel hämmerte es noch immer und ich spürte, dass mir leicht schwindlig war. „Verdammter Alkohol!“
Ich blieb noch längere Zeit liegen und genoss die Ruhe. Was war das für ein schöner Abend gewesen! Ich hatte soviel Freude daran gehabt, mit lieben Menschen gemeinsam zu feiern. Es war zu lange her gewesen, dass ich dies getan hatte. Zwar sollte ich als Kommandant nicht allzu persönlich mit meinen Leuten werden, doch mir das relativ egal. An Bord konnte und musste man geschäftlich sein, hier an Land war es was anderes. Solange die Moral auf dem Boot nicht litt warum sollte ich dann nicht mit meinen Leuten feiern?
Schritte brachten mich dazu die Augen zu öffnen. Wieder ging ein Pochen durch meinen Kopf, diesmal allerdings nicht mehr so heftig wie zuvor. Ich wandte meinen Kopf nach rechts und sah Horst auf mich zukommen. Er wirkte müde und leicht orientierungslos, hatte allerdings ein Grinsen aufgesetzt. Wahrscheinlich sah ich nicht besser aus. „Morgen, Tom.“ „Hm...“ Ich schaute wieder an die Decke. Vor mehreren Tassen starken Kaffee würde ich wohl nicht in der Lage sein ein vernünftiges Gespräch zu führen. „Gut geschlafen, Horst?“ „Wohl besser als Du, denke ich.“ Ich grinste. „Hey, wer sagt das?“ „Die Couch.“ Horst lachte, während er in Richtung Küche ging. Wieder einmal war ich froh über die kleine Gaststätte, welche meine Leute ausgesucht hatten. Hier war der Kaffee nicht weit. Ich erhob mich langsam und folgte Schulze.
12:42 Uhr
Langsam war ich wieder einigermaßen klar im Kopf. Ich hatte mich in meinem Büro eingefunden und schrieb die Berichte der letzten Feindfahrten. Es war nicht viel zu tun, schließlich hatten wir auf der letzten Fahrt nur drei Schiffe. Die Einsatzgruppe jedoch ging mir nicht aus dem Kopf. Ich wusste nicht warum, aber mich machte es mürbe, dass wir die Nelson nicht erwischt hatten. Warum? Ich hatte doch gesehen was passiert, wenn wir große Schiffe versenkten. Ich wusste genau, was es bedeutete: Den Tod von unzähligen Menschen. Seemänner, genau wie wir. War es deshalb, weil ich unbedingt einen krönenden Abschluss dieser Fahrt wollte? Weil ich mir gewünscht hatte, dass ich noch gute 30000 Tonnen mehr auf die Liste packen konnte? Ja. Ich musste zugeben, dass ich mir wirklich gewünscht hatte dieses Schiff zu bekommen. Aber wahrscheinlich hatte Schulze Recht. Unsere Zeit würde noch kommen und wer wusste schon, wie ich nach der Versenkung der Nelson drauf gewesen wäre.
15. März 1940, 10:47 Uhr
„Morgen geht es wieder raus, Männer.“ Ich nahm einen Schluck Bier. Zwar hatte ich nach der Feier vor zwei Tagen gedacht, dass ich in den nächsten Jahren keinen Alkohol mehr anrühren könnte, doch schon an diesem Abend trank ich mein obligatorisches Bier vor dem Auslaufen.
„Na. Ob wir wieder soviel Erfolg haben wie beim letzten Mal?“ Leutnant Hirsch grinste. „War ja immerhin ganz ordentlich. Die erste Fahrt unter Ihrem Kommando und gleich so erfolgreich.“ „Wir haben eine gute Mannschaft, Leutnant.“ Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück. „Das ist es, was den Erfolg ausmacht.“ „Das stimmt wohl.“ „Morgen werden wir sehen, ob es wieder so sein wird und vor allem wohin man uns diesmal schickt.“
Wir wünschen euch eine gute Feindfahrt und viel Erfolg...!! Schöne Story übrigens, nur weiter so...!! :fecht:
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke::ph::)
Wir danken Euch, werter Hohenlohe. :)
Ja, auch wir sind gespannt was uns diesmal erwartet. Müssen allerdings noch ein wenig Vorrat anschreiben, Update sollte spätestens morgen erfolgen. ;)
Wilhelmshaven
16. März 1940
15:07 Uhr
„Man schickt uns mal wieder in die Nähe der Geleitzugrouten.“ Ich schmiss den Zettel auf den Tisch der Messe und lehnte mich zurück. „Verdammt nochmal, wir haben ein Typ IX-.Boot! Was soll dieser Mist?“ Ich konnte nicht verhindern, dass meine Stimme mit jedem Wort genervter klang. Selbst mit U48 war ich weiter hinausgeschickt worden als mit diesem Boot. Leutnant Hirsch zuckte mit den Achseln. „Vielleicht wollen sie ihren besten Kommandanten in der Nordsee und bei den Geleitzügen behalten.“, mutmaßte er und sah den IIWO an. Ich schnaubte. „Im Atlantik können wir viel mehr ausrichten, Leutnant. Wir haben immerhin das richtige Boot dafür.“
AM-32 hieß unser neues Operationsgebiet. Ein Gebiet, welches mir mittlerweile mächtig gegen den Strich ging. Immerhin war ich schon öfters da und kannte die Gegend fast auswendig. Für meine Besatzung war es relatives Neuland und natürlich freuten sie sich auf die Aussicht Geleitzüge zu treffen; doch ich wollte mal etwas Neues haben. Eine richtige Herausforderung.
„Wie dem auch sei. Fügen wir uns unserem Schicksal , Männer. Klarmachen zum Auslaufen!“
Zehn Minuten später legte unser Boot ab. Die Menge am Pier schrie uns ihre Wünsche entgegen. Zum ersten Mal war meine Familie nicht anwesend, um mich zu verabschieden. Es versetzte mir einen leichten Stich, doch dachte ich auch daran, dass ich so die Angst in ihren Augen nicht sehen musste. Ich musste nicht miterleben, wie sie litten. Dennoch konnte ich das, was sie nun in Kiel erlebten nachvollziehen. Sie würden beide Angst um mich haben, das war gewiss. Auch eine weitere Bitterkeit kam hinzu: Ich würde am Geburtstag meiner Tochter nicht an Land sein. Die Fahrt ins Planquadrat dauerte fünf Tage, so hatte ich mit dem LI zusammen ausgerechnet. Wir würden also erst am 21. eintreffen, dann unsere Patrouille und fünf Tage zurück – natürlich nur, wenn nichts dazwischen kam. Am 27. März wären wir also erst wieder in Wilhelmshaven. Ich nahm mir fest vor, an diesem Tag nach Kiel zu fahren.
„Dann wollen wir mal sehen, ob uns der BdU auch diesmal ein nettes Plätzchen ausgesucht hat.“ „Jawohl, Herr Kapitän!“
17. März 1940, 09:31 Uhr
„Kontakte voraus!“ Ich saß gerade mit meinem IWO bei einer Tasse Kaffee in der Messe. Wir waren bereits in der Nordsee und hatten bis jetzt eine ruhige Fahrt zu verbuchen. Mich störte dies nicht weiter, denn ich wollte unsere Munition und vor allem die Torpedos für mögliche Geleitzüge sparen. Nach dem Ausruf der Seewache erhob ich mich zusammen mit Leutnant Hirsch und enterte auf die Brücke.
„Wo haben Sie ihn?“ „Backbord, Herr Kapitän! 45 Grad!“ „Gehen Sie auf Abfangkurs, IWO. AK voraus!“ „Zu Befehl, Herr Kapitän!“ Ich sah durch mein Fernglas in die angegebene Richtung.
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„Zwei Stück, so wie es aussieht.“ Ich setzte das Fernglas ab. „Gut, Leute. Dann wollen wir mal. Brücke räumen, auf Sehrohrtiefe gehen und Boot klarmachen zum Gefecht!“ „Jawohl, Herr Kapitän!“
„Sehrohr ausfahren!“ Ich verschaffte mir einen kurzen Überblick. Selbst wenn ich von der Brücke aus nur zwei Schiffe sah, so musste das nicht unbedingt bedeuten, dass es auch nur diese beiden blieben. Es konnten noch Schiffe hinter ihnen sein, die man noch nicht erblickte. Ich sollte Recht behalten.
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Ich hob die Augenbrauen. Irgendwie hatte ich das Gefühl einen Geleitzug vor mir zu haben. Die Schiffe schienen versetzt zu fahren, in verschiedenen Kolonnen. Aber ein Geleitzug hier, noch am Anfang unserer Fahrt? „Hm...“ Ich musste mich noch an den kürzeren Weg gewöhnen. „Was ist los, Herr Kapitän?“ Ich trat vom Sehrohr und bedeutete dem IWO selbst hindurchzuschauen. Er sah mich an. „Ein Geleitzug?“ „Sieht so aus, IWO.“ Unverständnis trat nun in sein Blick. „Aber hier? Das muss ein deutscher sein.“ „Muss nicht sein, Leutnant. Wir sind nicht mehr in Kiel.“ Aber ein feindlicher Geleitzug so nahe an Wilhelmshaven? Das schien mir ziemlich unrealistisch zu sein. Dennoch wollte ich vorsichtig sein. „Das werden immer mehr!“ „Lassen Sie mal sehen.“ Der IWO entfernte sich vom Sehrohr und ich sah erneut durch die Optik.
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„Vier Schiffe, meine Herren. Bis jetzt.“ „Boot klar zum Gefecht, Herr Kapitän.“ Ich nickte. „Lassen wir sie näher herankommen.“ Weiterhin starrte ich durch die Optik und langsam wurden die Kontakte deutlicher.
„Hartmann, irgendeine Sicherung dabei?“ „Bis jetzt höre ich nichts, Herr Kapitän.“ Für´s Erste eine gute Ausgangssituation. Wir konnten – zumindest beim jetzigen Stand – angreifen, ohne dass wir Gefahr liefen auf einen Zerstörer zu treffen. Dass sich dies noch ändern konnte war durchaus möglich – des weiteren beunruhigte mich die Tatsache, dass die Schiffe relativ nahe an unserem Heimathafen waren.
„Gut, Männer. Dann wollen wir mal! Angriff!“
Nordsee
17. März 1940
11:04 Uhr
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„Hm... der Pott vorne kommt mir bekannt vor.“ „Die Nelson?“ Ich grinste kurz. „Wäre schon, IWO. Aber nein.“ Ich besah mir die beiden Schiffe. Es schien sich wieder einmal um Frachter zu handeln. „Frachter.“, teilte ich Leutnant Hirsch mir. „Wieder einmal. 30 Grad nach Backbord, AK voraus.“
Wir näherten uns nun den Schiffen. Immer wieder gab ich kleinere Kursänderungen durch, sodass sie uns nicht entwischen konnten. Nach knapp dreißig Minuten konnte ich die Schiffe identifizieren.
„Ah, gut. Wie ich es mir gedacht hatte. Der Erste ist ein Kolonialfrachter.“
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„Die scheinen uns wirklich zu mögen, Herr Kapitän.“, erklang die Stimme des IIWO´s. „Frachtschiffe.“ „Sieht ganz so aus, IIWO.“ Ich beobachtete die Schiffe weiter. „Scheint allerdings doch kein Geleitzug zu sein. Es bleibt bei den vier Schiffen, die hintereinander fahren.“ Eine gewisse Erleichterung durchflutete mich, aber auch meine Dummheit wurde mir bewusst. Wieso sollte ein alliierter Geleitzug so nahe an Wilhelmshaven sein? Das war doch Blödsinn! „Torpedos klarmachen!“ „Jawohl, Herr Kapitän!“
Ich schwenkte nun das Sehrohr zu den restlichen Schiffen. „Hm... das eine sieht aus wie ein Segelschiff.“ Ich blies die Wangen auf. „Oh man... das sollen wir doch nicht etwa angreifen?“ Diese Frage stellte ich mehr mir selber als meinen Männern. „Das andere... hm... Handbuch, bitte.“ Wieder einmal blätterte ich darin herum. Es war eine große Erleichterung, dieses an Bord zu haben. So wusste ich nicht nur, mit was wir es zu tun hatten sondern auch seine technischen Daten sowie die Bruttoregistertonnen. Es dauerte etwas länger, ehe ich unseren Feind identifiziert hatte. „Küstenmotorschiff.“
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„Gut.“ Ich schwenkte zurück. „Nehmen wir zuerst den Kolonialfrachter, Männer.“
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„Achtung, Schusslösung für Rohr 1! Entfernung 900 Meter an Lage 309! Geschwindigkeit etwa sechs Knoten!“ „Eingestellt!“ „Feuer!“ „Frage Laufzeit?“ „57 Sekunden, Herr Kapitän.“
Ich beobachtete den Frachter weiterhin durch das Sehrohr. In wenigen Sekunden musste unser Torpedo treffen und hoffentlich auch detonieren. Unterdessen fragte ich mich, was das Segelschiff hier zu suchen hatte. Verwendeten die Briten nun auch solche Schiffe zum Transport? Womöglich sogar mit Zivilisten an Bord? Leuten, die nicht bei der Royal Navy waren? Ich schüttelte den Kopf. Selbst wenn, ich durfte mich jetzt nicht gehen lassen. Das Schiff fuhr in diesem Konvoi mit, also durfte – nein, musste – ich es angreifen.
„Torpedolaufzeit überschritten, Herr Kapitän.“, meldete der LI wenig später. „Blindgänger.“ „Geht das schon wieder los...“ Ich seufzte. „Rohr 2 klarmachen!“
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„Neue Schusslösung! Entfernung jetzt 700 Meter an Lage 355! Geschwindigkeit gleich!“ „Man, hoffentlich trifft der jetzt! Besser kommen wir nicht mehr heran.“ „Ganz recht, IWO. Er ist fast genau vor unserem Bug.“ „Rohr zwo feuerbereit, Herr Kapitän!“ „Los!“
Unser zweiter Aal traf sein Ziel. Eine gewisse Erleichterung konnte ich mir nicht ganz verkneifen. Es war einfach ein zu perfekter Schuss gewesen. Wäre auch der zweite Torpedo ein Blindgänger gewesen hätten wir eine solche Position nicht mehr haben können. Jetzt hoffte ich nur, dass der eine Treffer auch ausreichte.
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Er reichte aus. Schon nach wenigen Sekunden sah ich durch das Sehrohr, wie sich das Heck langsam nach unten neigte.
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„Sieht so aus als wäre es das gewesen, Männer! Ein Torpedo hat ihm das Genick gebrochen!“ Jubelschreie waren zu hören. Nach unserer Pleite mit der Nelson war dies der erster Erfolg. „Gut, Jungs! Jetzt nicht nachlässig werden. Da oben warten noch drei andere auf ihre Geschenke!“
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Der sinkende Kolonialfrachter
„Gut, dann auf zum Nächsten.“ Ich schwenkte das Sehrohr nach Backbord.
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„Oh Mist, verdammter! Der macht jetzt mehr Fahrt und ist gleich hinter dem Kolonialfrachter!“ Ich atmete einmal tief durch. Nun mussten wir uns beeilen, bevor uns das Schiff entkam. Allerdings sah es schlecht für uns aus, da ich wohl nicht mehr ausreichend Zeit haben würde eine Schusslösung herauszugeben. Wenn ich jetzt einen Torpedo schoss würde er den sinkenden Kolonialfrachter treffen. Da dieser ein äußerst zäher Bursche zu sein schien würde er auch noch nicht gesunken sein, wenn der Torpedo ihn passierte. Nein, unsere einzige Chance bestand darin – sofern wir nur diesem einen Frachter hinterherjagen wollten – parallel zu seinem Kurs zu fahren und es an geeigneterer Stelle erneut zu versuchen.
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„Ruder hart Steuerbord, AK voraus!“ „Jawohl, Herr Kapitän!“ „Verdammt, die zacken rum wie die Bekloppten! Gut, Rohr drei bereitmachen, schnell!“ Wir mussten uns nun beeilen. In eine gute Schussposition würden wir nicht mehr kommen, das war mir klar. Durch das Zacken würden wir Schwierigkeiten haben erneut ein Ziel zu treffen – zumal die Gefahr bestand, dass der Aal erneut ein Blindgänger war. Der erfolgreiche Start mit diesem Boot schien sich mehr und mehr zum Gegenteil zu wenden.
13:27 Uhr
Wir befanden uns mittlerweile in Schussposition. Rohr drei war feuerbereit und die Torpedomixer warteten nur noch auf meine Befehle. Ich ließ sie nicht lange warten. „Feuer!“ Ich starrte durch die Optik, nicht sicher ob wir das Schiff auch wirklich treffen würden. „Verdammtes Gezacke da oben! Himmel nochmal!“ Es kam, wie es kommen musste: Der Torpedo ging vorbei. Nach Ablauf der Zeit bestätigte LI Fechter dies. „VERDAMMT! Mistdinger, herrgott nochmal! So eine verfluchte Scheiße!“ Ja, ich musste meiner Wut nun freien Lauf lassen. Mir gingen diese Blindgänger gewaltig auf die Nerven, hatte doch auf unserer ersten Fahrt alles so reibungslos funktioniert. IWO Hirsch sah mich an. „Was nun, Herr Kapitän?“ „Auftauchen. Geben wir ihm mit dem Deckgeschütz den Rest!“ „Aber die anderen -!“ „Vergessen Sie die anderen! Die machen wir danach platt. Los, IWO. Auftauchen.“ „Jawohl, Herr Kapitän!“ „Sehrohr einfahren und Deckgeschütz-Mannschaft antreten! Holen wir uns den Mistkerl!“
Doch so einfach wie ich es mir vorgestellt hatte wurde es nicht...
Am 17. März 1940 um 11:48 Uhr sank ein britischer Kolonialfrachter mit 2503 BRT nach einem Torpedotreffer.
Werter Voetmann, darf ich raten,...Zerstörer oder Korvetten, die euch Ärger machen oder bewaffnete Frachter...:fecht:
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke::) :ph:
Guter AAR! Subbed.
Wir danken. :)
Werter Voetmann, darf ich raten,...Zerstörer oder Korvetten, die euch Ärger machen oder bewaffnete Frachter...:fecht:
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke::) :ph:
Ausnahmsweise mal nichts von den drei Sachen. :D ;)
Ich tippe auf Marinebomber :fiesemoep:
So, hier mal ein kurzes Update: Mein PC gibt nun den Geist auf (erst ein Jahr alt, das Sauteil -.- ) und ich werde mit den nächsten Updates warten, bis ein neuer da ist (spätestens Anfang nächsten Monats). Da wir uns gerade mitten in einer Feindfahrt befinden ist das natürlich sch... äh, dämlich. Eine Entschuldigung unsererseits den werten Regenten, die diesen AAR hier lesen.
Nordsee
17. März 1940
13:36 Uhr
„Achtung, Schusslösung! Entfernung 1300 Meter an Lage 035! Geschwindigkeit etwa acht Knoten!“ „Eingestellt, Herr Kapitän!“ „Feuer frei!“
Die ersten Granaten sausten auf unseren Gegner zu. Die beiden verbliebenen Schiffe waren etwa fünfhundert Meter hinter unserem Ziel. Da sie nicht bewaffnet waren - zumindest sah es so aus, da sie uns bis jetzt nicht angegriffen hatten – stellten sie jedoch keine allzu große Gefahr dar. Trotzdem mussten die Männer sie im Auge behalten, damit sie nicht auf die Idee kamen uns zu rammen. Dieses Szenario hatte ich vor nicht allzu langer Zeit immerhin schon einmal gehabt. Allerdings war es dieses Mal kein Schiff, welches uns gefährlich werden sollte.
Noch nicht einmal zehn Granaten hatten wir verschossen, als der Ausruf einer Seewache ertönte. „Flugzeug gesichtet!“
Mein Kopf schnellte herum. Ein schwarzer Punkt kam von Steuerbord auf uns zu. Zeit zum Tauchen würden wir wohl im Augenblick nicht mehr haben, die Maschine näherte sich sehr schnell. „Scheiße! Flak besetzen, los! Feuer, wenn bereit!“ Nun schossen wir auch mit unserer Flak. Ich hoffte, dass die ersten Schüsse saßen, sodass wir uns wieder mehr auf die Schiffe konzentrieren konnten. Wer wusste schon, ob sie unsere momentane Situation nicht ausnutzten.
„Gebt alles, Männer!“, feuerte ich die Mannschaften an. „Ihr schafft das!“ Kurze Zeit später erwiderte die Maschine das Feuer. „Verdammt! Schneller!“
Ich hob mein Fernglas an die Augen und verfolgte den Kampf. Unsere Jungs schossen gut, doch schienen die Granaten wenig Wirkung zu zeigen. Noch immer kam das Flugzeug auf uns zu und beharkte uns weiter mit seinen MG´s.
„KÖPFE RUNTER!“ Die Salve schoss einmal quer über den Kommandoturm. "Verdammt nochmal! Sind alle in Ordnung?" Ich blickte mich um und sah in die erschrockenen Gesichter der Brückenwache. Glücklicherweise gab es keine Verletzten.
"Alles in Ordnung.", bestätigte der IWO. "Verdammt war das knapp!" Ich musste Leutnant Hirsch zustimmen. Dies hätte übel ausgehen können. Ich erhob mich wieder und suchte den Himmel mit meinem Fernglas ab. Die Maschine befand sich schon wieder im Anflug. "Knallt ihn ab, schnell!" Wir konnten den ungleichen Kampf nicht weiterführen, das war mir klar. Die verbliebenen zwei Schiffe nutzen die Gelegenheit und drehten sich auf uns ein. "Die wollen uns rammen!" "Verflixte Scheiße nochmal! Sofort tauchen, LOS!" Mir war klar, dass das Flugzeug keine Bombe an Bord hatte. Ansonsten hätte es diese schon beim ersten Angriff geschmissen. Wir hatten jetzt die Chance zu entkommen, wenn wir schnell genug waren.
"Auf 100 Meter gehen, AK voraus! Los!" Ich stieg als Letzter in die Zentrale herunter, während über uns erneut die MG´s des Flugzeugs zu hören waren. Wir hatten noch einmal riesiges Glück gehabt, konnten den weiteren Angriff auf die Schiffe jedoch vergessen.
"Schicksal.", meinte IWO Hirsch später beim Mittagessen. "Hatte nicht sollen sein." "Wo habe ich das schonmal gehört?" Der IIWO grinste, während er sich die nächste Gabel voller Kartoffeln in den Mund schob.
"Hartmann soll einen Bericht an den BdU senden. Vielleicht haben unsere Kameraden mehr Glück. Wir machen uns jetzt schnellstmöglich auf den Weg ins Zielgebiet."
Anm.: So, erst einmal ein riesengroßes Sorry, dass dieses Update hier so - nennen wir es einmal kühl - rüberkommt, doch wir mussten jetzt aus dem Gedächtnis schreiben und dieser Teil der Feindfahrt ist ja nun auch schon etwas länger her. Einen neuen PC haben wir noch nicht, weshalb wir die FF auf einem Notebook weiterführen (zwar mies von der Quali, aber was soll man machen? :D ). Wir hoffen, dass die werten Regenten dieses Update trotzdem verschmerzen können.
Planquadrat AM-32
21. März 1940
10:54 Uhr
Vor etwas mehr als zwei Stunden hatten wir unser Planquadrat erreicht. In den letzten Tagen gab es keinerlei Feindkontakt und Routine stellte sich wieder einmal an Bord von U104 ein. Ich saß zusammen mit dem IWO bei einer Tasse Kaffee in der Messe, während der LI in der Zentrale war und IIWO Wagner auf der Brücke stand.
"Herrliches Wetter da draußen.", fing Leutnant Wagner an, nachdem er einen kräftigen Schluck Kaffee genommen hatte. "So kann es bleiben." "Sagen Sie das mal dem Atlantik, Leutnant. Hier kann sich das Wetter schlagartig ändern." Ich lehnte mich an die Wand zurück, meine Tasse in den Händen. "Genießen wir es, solange wir können. Ich wette, dass wir bald wieder mit Mutter Natur zu kämpfen haben."
16:20 Uhr
"Funkspruch, Herr Kapitän." Leutnant Wagner reichte ihn mir. "Soeben entschlüsselt." Ich nahm ihn entgegen.
http://s14.directupload.net/images/140704/boynnfx7.jpg (http://www.directupload.net)
Schweigend legte ich den Zettel zur Seite. Eine Bestätigung dessen, was ich nicht tun wollte. "Verdammte Idioten!" Der IIWO sah mich an. "Scheinen noch andere nicht begeistert zu sein.", mutmaßte er. "Hoffen wir es, Leutnant. Nicht, dass gerade jemand eins vor sich hat und nur sichergehen will." Ich erhob mich. "Das wäre fatal."
22:21 Uhr
Ich hatte den Funkspruch erstaunlich schnell wieder verdrängt. Es brachte nichts, wenn ich mir wieder einen Kopf um die Besatzung des vermeintlichen Passagierschiffes machte, nun musste ich an unsere Mission denken. Ich konnte es mir nicht leisten wieder einmal aus dem Ruder zu laufen - zu viel stand auf dem Spiel. Glücklicherweise brachte mich auch einer der Brückenwache auf andere Gedanken. "Schiff gesichtet!"
Sofort war ich wieder im Geschehen. "Wo haben Sie es, Deckers?" "Hält geradewegs auf uns zu, Herr Kapitän!" Ich blickte kurz zu Deckers, bevor ich nach vorne schaute. "Tatsache! UZO auf Brücke, AK voraus und Torpedos klarmachen!" "Jawohl, Herr Kapitän!"
http://s14.directupload.net/images/140704/qeb69y78.png (http://www.directupload.net)
"Scheint ein Einzelfahrer zu sein. Wahrscheinlich wieder Frachter." Wir näherten uns unserem Ziel zügig. "Alles klarmachen zum Überwasserangriff. Scheint so, als müssten wir dieses Mal nicht in den Keller." Doch damit hatte ich weit gefehlt. "Schnelle Schraubengeräusche an Backbord, Herr Kapitän!" "VERFLUCHTE MISTDINGER!" Ich drehte meinen Kopf zum IWO. "Wo genau? Entfernung?" "Etwa 7000 Meter laut Hartmann." "Scheiße! Gut, Jungs. Ab runter mit dem Boot. Greifen wir mit einem Torpedo an." "Jawohl, Herr Kapitän!"
"Achtung, Schusslösung! Entfernung 700 Meter an Lage 033 Steuerbord. Gegnerfahrt etwa sechs Knoten." "Eingestellt!" "Was macht der Zerstörer?" "Kommt näher, Herr Kapitän." "Gut. Beeilen wir uns, damit wir hier wegkommen. Rohr 1 los!" "Ist abgefeuert."
Glücklicherweise war direkt unser erster Aal ein Volltreffer. Der Frachter zerbrach in zwei Teile und versank innerhalb einer Minute in den Fluten. "Oh man... die armen Teufel da drüben!" Ich wandte meinen Blick vom Sehrohr ab. "Einfahren, schnell auf 150 Meter gehen und weg von hier, bevor der Zerstörer uns ortet!" "Jawohl, Herr Kapitän!"
Am 21. März 1940 um 23:02 Uhr sank ein britischer Kolonialfrachter mit 2503 BRT nach einem Torpedotreffer.
Viel Glück mit dem Zerstörer und auf der weiteren Feindfahrt...:top:
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke::)
Planquadrat AM-32
21. März 1940
22:45 Uhr
Zerstörer HMS Duncan
Commander Frank Miller saß in seiner Kabine. Den ruhigen Abend wollte er nutzen, um die letzten Einträge ins Kriegstagebuch zu verfassen. Viel gab es hier nicht zu schreiben, verlief diese Patrouille bis jetzt doch ereignislos. Seit sie vor knapp drei Tagen aus Scapa Flow ausgelaufen waren gab es nichts als das ruhige Meer um sie herum. Man sollte meinen, dass gerade hier - inmitten der alliierten Geleitzugrouten - die Uboot-Aktivitäten der Deutschen konzentriert waren. Er selber fuhr beinahe ausnahmslos als Eskorte in ebenjenen Geleitzügen mit und wusste deshalb genau, dass die gegnerische Seite äußerst aktiv war, was dieses Gebiet betraf. Er hatte das dumpfe Gefühl, dass es nicht mehr sehr lange ruhig bleiben würde.
Ein Klopfen an der Tür unterbrach seine Gedanken. "Herein!" "Sir, kommen Sie mal auf die Brücke. Wir haben etwas gesichtet. Sieht wie ein brennendes Schiff aus." Wie er es geahnt hatte. Mit der Ruhe war es vorerst also vorbei.
Als Miller auf die Brücke trat sah er bereits den leichten Schimmer auf dem Wasser. Sein geübtes Auge sagte ihm, dass dies kein Schiff war. "Scheint gesunken zu sein.", sagte er, nachdem er sich das Fernglas an die Augen gesetzt hatte. "Volle Fahrt voraus, vielleicht können wir welche retten. Und Obacht, Jungs. Der Verursacher könnte noch in der Nähe sein." "Aye aye, Sir."
Die Duncan näherte sich nun dem Ort des Geschehens. Wie Miller vermutet hatte war von dem Schiff nichts mehr zu sehen. Einzig ein einzelnes Rettungsboot mit einer Handvoll Matrosen trieb auf dem Meer. Die Hilferufe der Männer drangen zu ihm hoch. "Werft ein Netz! Schnell, die müssen ins Trockene!" Der Zerstörer stoppte und begann mit der Aufnahme der Überlebenden. Parallel dazu wurde das ASDIC eingeschaltet und rundgehorcht, um schnell reagieren zu können, sollte das Uboot - und Miller war sich sicher, dass es eines war - noch in der Nähe sein.
"Wir müssen jetzt auf der Hut sein.", sagte er, als er mit seinem Ersten Offizier Lieutenant Max O´Connor wieder auf der Brücke stand. "Ich wette der Kerl ist hier noch irgendwo. Holen wir ihn aus dem Wasser, bevor er das mit uns tut." "Ja, Sir."
Planquadrat AM-32
21. März 1940
22:51 Uhr
Bis jetzt verlief unsere Patrouille nicht gerade erfolgreich, zumindest in meinen Augen. Ein versenktes Schiff war zu wenig, auch wenn ich nicht gerade begeistert über das war, was ich tat. Noch dazu kam, dass sich der Zerstörer weiter annäherte und es wohl nicht mehr lange dauern würde, bis er uns in der Ortung hatte. Auf eine weitere Begegnung mit einem solchen Schiff war ich nicht gerade epricht, gingen doch die letzten Begegnungen mit Zerstörern nur knapp zu unseren Gunsten aus.
"Schleichfahrt. Auf 150 Metern einpendeln und absolute Ruhe im Boot.", ordnete ich an, während ich mich an den Kartentisch lehnte. Jetzt hieß es abwarten und hoffen. Wir entfernten uns nur langsam in entgegengesetzter Richtung aus unserem Operationsgebiet.
"Herr Kapitän." IWO Hirsch trat zu mir. "Der Zerstörer hat die Maschinen gestoppt." "Rundhorchen.", antwortete ich ihm leise. "Jetzt keinen Mucks! Maschinen stopp!" Unsere E-Maschinen erstarben und Ruhe kehrte ein. Ich bewegte mich langsam zu Hartmann ans Hydrophon. "Etwas zu hören?" "Nein, Herr Kapitän. Alles ruhig." Ich nickte. "Gut. Weiter auf Schleichfahrt. Sehen wir zu, dass wir soviel Wasser zwischen uns und dem Zerstörer kriegen wie nur möglich." "Jawohl, Herr Kapitän."
23:03 Uhr
"Schraubengeräusche, Herr Kapitän! Der Zerstörer nimmt wieder Fahrt auf! Außerdem empfange ich schwache ASDIC-Signale." Weit waren wir bis jetzt nicht gekommen. Noch immer bestand die Gefahr, von dem Zerstörer hinter uns entdeckt und bekämpft zu werden.
"Hat wahrscheinlich vorhin die Überlebenden aufgefischt.", flüsterte Leutnant Hirsch. Ich sah ihn an. Wieder kamen mir die Bilder vom Untergang des Frachters in den Sinn. "Hoffen wir, dass es welche gab, Leutnant." Jetzt musste ich überlegen, wie es weitergehen sollte. Wir konnten versuchen weiterhin auf Schleichfahrt zu bleiben und uns irgendwie abzusetzen. Dies wäre - das war uns allen klar - ein ziemlich langes und nervenaufreibendes Unterfangen, da der Zerstörer - wenn er weiterhin auf Kurs blieb - uns früher oder später entdecken würde. Andererseits würde er aber auch - sollten wir die Maschinen stoppen und uns totstellen - mit viel Glück unsere Position kennen und dies konnte äußerst unangenehm werden. Schon einmal hatten wir das Pech, dass ein Zerstörer im richtigen Moment das ASDIC einschaltete und uns somit am Wickel hatte. Dieser hier war bereits schon jetzt auf der Suche nach uns und hatte das Unterwassersuchgerät in Betrieb. Er würde somit schon lange im Voraus wissen, wo wir uns befanden. Es blieb nur eine Möglichkeit: So schnell weg von unserem Standort wie möglich. Riskant, aber der einzige Ausweg.
"AK voraus! Neuer Lurs 045! Los Jungs, hauen wir hier ab!"
Planquadrat AM-32
21. März 1940
23:49 Uhr
Zerstörer HMS Duncan
Mittlerweile hatte Miller einen Funkspruch an das Oberkommando abgesetzt, in welchem er von der Verfolgung eines gegnerischen Ubootes berichtete. Die Befehle waren eindeutig: auf der Stelle versenken. Also steckte man einen Suchkurs ab und ließ alle Mann auf Gefechtsstation gehen. Solch eine Suche war nicht ohne Risiko, denn der Gegner konnte überall lauern. Seine Erfahrungen allerdings ließen Miller optimistisch bleiben. Bisher hatte er den Gegner noch immer erfolgreich bekämpft. Die einzige bremslige Situation war vor etwa einem halben Jahr in Scapa Flow gewesen, als sein damaliges Schiff - die HMS Valorous - von einem Uboot in einem schon fast wahnsinnigem Überwassergefecht versenkt wurde. Er konnte nicht leugnen, dass er vor dem Kommandanten Respekt gehabt hatte. Solch ein Angriff konnte nur jemand führen, der wirklich starke Nerven hatte.
"Sir, wir haben ihn!", unterbrach die Stimme von Andrew Jackson - seinem Mann am Horchgerät - ihn. Sofort stand er von seinem Stuhl auf und trat zu Jackson. "Wo genau?" An Backbord, Sir. In ungefähr fünf Kilometern Entfernung." "Welchen Kurs hat er?" "Kurs Südost, wie es scheint. Läuft mit schneller Geschwindigkeit, hat also wohl die Maschinen auf voller Kraft." Miller hob die Augenbrauen. Da hatte es jemand mehr als eilig. "Gut, folgen Sie ihm mit voller Fahrt! Alles klarmachen zum Unterwasserbeschuss." "Aye aye, Sir."
22. März, 00:03 Uhr
"Feuer!" Die ersten Wasserbomben wurden ins Meer gerollt. Ein Schaumkringel an der Oberfläche kündigte von den Detonationen jener. Nun blieb nur zu hoffen, dass Miller erfolgreich war. Jackson behielt zwar das Horchgerät im Auge, konnte aber bei den Detonationen der Wasserbomben nicht viel hören. Sie würden deshalb in einem Muster verfahren: Anlaufen, die Wasserbomben schmeißen und dann mehrere hundert Meter weiterfahren, um wieder Kontakt zum Uboot aufzunehmen. Dann eine Kehrtwende und ein erneuter Anlauf. Bisher war diese Taktik noch immer aufgegangen und Miller hatte keinerlei Zweifel daran, dass es auch diesmal so sein würde. Dennoch mussten sie auch auf mögliche Schraubengeräusche von Torpedos achten. Der Gegner würde gewiss die Zeit nutzen, in welcher sie Wasserbomben warfen und taub waren. Andrew hatte zwar gute Ohren, doch passieren konnte immer etwas Unvorhergesehenes. "Wachsam sein, Jackson! Ich will nicht, dass der Kerl uns einen Aal in den Rumpf jagt." "Ja, Sir."
Werter Voetmann, ihr werdet doch noch einen AAL für diese Laus im Pelz übrig haben...??!
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke::D
Schlafende Hunde bellen nicht, leider habt ihr ihn mit eurem lauten Antrieb auf AK geweckt :/
Werter Voetmann, ihr werdet doch noch einen AAL für diese Laus im Pelz übrig haben...??!
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke::D
Natürlich, werter Hohenlohe. :)
Schlafende Hunde bellen nicht, leider habt ihr ihn mit eurem lauten Antrieb auf AK geweckt :/
Ja, dies war ein bisschen dumm von unserer Seite. Zu unserer Verteidigung müssen wir sagen, dass wir schon zu diesem Zeitpunkt etwas K.O. waren. :D
Planquadrat AM-32
22. März 1940
00:25 Uhr
Seit mittlerweile fast einer halben Stunde bombardierte uns der Gegner mit Wasserbomben. Wir wurden gut durchgeschüttelt, bis jetzt gab es allerdings keine nennenswerten Schäden am Boot. Die Detonationen waren mittlerweile zu weit ab, um uns noch ernsthaften Schaden zufügen zu können. Ich musste allerdings zugeben, dass ich mit Erstaunen feststellte, dass mich gerade zu Anfang des Bombadements die Treffsicherheit der Briten doch überraschte. Klar, wir hatten es nicht zum ersten Mal mit scheinbar erfahrenen Engländern zu tun, doch hier war es etwas anderes. Beim letzten Mal war es Zufall gewesen, da der Zerstörerkommandant sein ASDIC just in dem Moment eingeschaltet hatte, als sie direkt über uns waren. Hier allerdings hatte er dies schon lange vorher getan. Natütrlich hatte er dadurch früher gewusst, wo wir uns in etwa aufhielten. Doch so gut gelegte Wasserbomben? Eins musste man den Briten lassen: Sie lernten verflixt schnell. Zu schnell für meinen Geschmack.
"Kursänderung auf 90 Grad Backbord. Tiefer gehen auf 200 Meter! Schnell!" "Jawohl, Herr Kapitän!" "Die zielen verflixt gut." "Allerdings, IWO." Ich blies die Backen auf. Wieder einmal hatten wir eine ziemlich haarige Angelegenheit vor uns. Wir mussten es irgendwie schaffen, dem Gegner zu entkommen. Noch immer fuhren wir AK und versuchten uns abzusetzen. Etwas, das ich lieber nicht getan hätte. Mir hätte von Anfang an klar sein müssen, dass dies unser sicheres Todesurteil sein müsste. Der Zerstörer wusste immer, wo wir waren. Wir hätten die Maschinen stoppen und uns totstellen sollen, doch ich wollte nur weg. Weiß der Teufel, was mich da geritten hatte.
00:55 Uhr
Der erste Anlauf war vorüber. Seit einigen Minuten gab es keine Detonation von Wasserbomben mehr. Ich atmete tief durch, wusste zu dem Zeitpunkt allerdings, dass dies nur der Anfang war.
"Schadensmeldungen." "Leichter Wassereinbruch im Hecktorpedoraum, Herr Kapitän. Ist mittlerweile unter Kontrolle. Ansonsten sind ein paar Glühbirnen geplatzt." "Was macht der Rumpf?" "Ist noch intakt, Herr Kapitän. Die Maschinen sind ebenfalls nicht beschädigt." Ich nickte. "Danke, LI." "Glück gehabt." Dem IWO war die Erleichterung anzusehen. "Das war erst der Anfang, Leutnant. Gehen Sie auf Zick-Zack Kurs, Maschinen weiter auf AK. Sehen wir zu, dass wir uns weiter absetzen." "Herr Kapitän... bei allem Respekt, aber sollten wir nicht lieber auf Schleichfahrt gehen?" "Nein, LI. Der hat uns doch sofort wieder am Wickel. Wir bleiben erstmal auf AK. Hartmann soll weiter am Hydrophon aufpassen und mir sagen, wann der Zerstörer den erneuten Anlauf beginnt."
Planquadrat AM-32
22. März 1940
01:00 Uhr
Zerstörer HMS Duncan
"Haben Sie noch Kontakt zum Uboot?" Miller hatte sich - nachdem er den Angriff von der Brücke aus beobachtet hatte - sofort wieder zu Jackson ans Horchgerät begeben, um die neuesten Informationen zu erhalten. "Ja, Sir. Es liegt hinter uns, die Maschinen sind immernoch auf voller Fahrt. Scheint nicht getroffen worden zu sein." "Der Kerl hat wirklich Nerven. Man sollte meinen, dass er alles daran setzen würde, damit wir ihn nicht hören." Über soviel Dummheit konnte Miller nur den Kopf schütteln. Aber gut, dann wäre das hier vielleicht schnell zuende. "Ruder hart Backbord, bereitmachen zum zweiten Anlauf." "Ja, Sir."
01:25 Uhr
"Ich hab´ ihn verloren!" Miller erhob sich und trat zum Sprechrohr. "Was ist los, Jackson?" "Er scheint die Maschinen gestoppt zu haben, Sir." "Haben sie die letzte bekannte Position?" "Ja, Sir. Etwa 39 Grad an Backbord in etwa 3000 Metern Entfernung." In Millers Kopf arbeitete es. Es war offensichtlich, dass das Uboot entweder die Maschinen gestoppt hatte oder auf Schleichfahrt war. Eine ideale Ausgangslage für einen Torpedoabschuss. "Behalten Sie ihn weiter im Auge und melden Sie mir, wenn Sie was hören. Es ist möglich, dass er uns gleich einen Aal verpassen will." Er trat zurück auf die Brücke. "Fahren Sie Zick-Zack Kurs. Langsame Fahrt voraus und Suchscheinwerfer einschalten. Wenn er uns angreifen will braucht er das Sehrohr. Aber trotzdem wachsam sein, Männer. Er könnte auch aus der Hüfte schießen." "Aye aye, Sir."
Die Duncan näherte sich der letztbekannten Position des Ubootes im Zick-Zack. Derweil leuchteten ihre Suchscheinwerfer die Wasseroberfläche ab. Miller wollte nun erneut sein Glück versuchen. Sollte das Uboot wirklich auf Schleichfahrt sein, dann wäre es nicht weit gekommen - und wenn sein Gegner die Maschinen abgestellt hatte würde er nun ebenfalls treffen.
George Pickett
07.07.14, 22:49
Interessant, dieser Wechsel der Schauplätze. Man kommt sich vor wie im Kino :)
Danke, werter George. Wir versuchen es so realistisch wie möglich darzustellen. :)
Planquadrat AM-32
22. März 1940
01:34 Uhr
Wir hatten inzwischen unsere Maschinen auf der niedrigsten Stufe laufen. Schleichfahrt war angesagt, solange der Gegner nach uns suchte. Ich wusste, dass wir in diesem Tempo nicht sonderlich weit kommen würden, doch es war unsere einzige Chance. Hätte ich die Maschinen weiter auf voller Fahrt laufen lassen wäre es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis eine der Wasserbomben unser Boot versenkt hätte. Irgendwann hätten sie uns tödlich getroffen.
"10 Grad nach Backbord.", ordnete ich flüsternd an. "Schlagen wir ein paar Häkchen." "Zerstörer fährt Zick-Zack, Herr Kapitän." Ich stützte mich am Sehrohr ab. "Soll er machen, Hartmann. Wir sehen jetzt zu, dass wir die feinen Herren da oben austricksen." Ich musterte die Gesichter meiner Männer. Ihnen allen konnte ich die Anspannung ansehen. Die Sorge ob der Ungewissheit. Wir wussten nicht, ob wir dieses Mal erneut Glück haben würden und entkamen. Jeder Kampf konnte unser Letzter sein, so auch dieser.
"Machen Sie die Torpedorohre eins und zwo klar." "Zu Befehl, Herr Kapitän." LI Fechter machte sich auf den Weg in den Torpedoraum, während ich den Tiefenmesser im Blick hatte. Unser Boot lag stabil bei 200 Metern, viel zu tief für einen vernünftigen Torpedoabschuss - eigentlich. Ich wollte es trotzdem probieren. Mir war klar, dass der Gegner an der Wasseroberfläche nach unserem Sehrohr suchte, weshalb ich das Risiko einer vorzeitigen Entdeckung nicht eingehen wollte.
"Gehen Sie auf fünfzig Meter." "Zu Befehl, Herr Kapitän!" "Letzte Position des Zerstörers?" "Etwa 2500 Meter an Backbord, Herr Kapitän. Lage 030." "Okay, Schusslösungen: Entfernung 2500 Meter an Lage 030. Gegnerfahrt, Hartmann?" "Läuft mit halber Fahrt. Schätzungsweise 16 Knoten." "Ihr habt es gehört, Männer." "Jawohl, Herr Kapitän!"
01:42 Uhr
Wir waren bereit zum Abschuss. Ich betete, dass es klappte. Kurz sah ich dem LI in die Augen, welcher schon seine Stoppuhr parat hatte. "Torpedos los!" Keine Sekunde später betätigte Fechter die Stoppuhr. "Zeit bis Einschlag?" "Eine Minute und zehn Sekunden, Herr Kapitän." Jetzt hieß es abwarten...
Viel Glück beim Versenken des Zerstörers, edler Voetmann...:top:
Passt nur auf, dass er euch nicht bekommt...
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke::)
Planquadrat AM-32
22. März 1940
01:42 Uhr
Zerstörer HMS Duncan
"Schnelle Schraubengeräusche, Commander! Backbord-Seite!" "Backbord stopp, Steuerbord mit voller Fahrt voraus!" "Aye aye, Sir!" Miller hatte es kommen sehen. Zwar hätte er nicht gedacht, dass der deutsche Kommandant einen Schuss aus einer solchen Tiefe abfeuerte - laut Jackson war er etwa auf fünfzig Meter - doch er hatte damit gerechnet. Sein Gegner schien ziemlich auf Zack zu sein. Er musste zugeben, dass er schon nach dieser kurzen Zeit einen gewissen Respekt gegenüber ihm empfand.
Genau wie von Miller beabsichtigt gingen die Torpedos etwa eine Minute später an Backbord vorbei. Es war äußerst knapp gewesen, zwei oder drei Meter mehr nach Steuerbord und das Schiff wäre getroffen worden. Ein grandioser Schuss, wenn man bedachte, dass er aus der Hüfte kam. So hörte man nur ein kollektives Aufatmen auf der Brücke. "Man, das war knapp!" Miller sah O´Connor an. "Jetzt wissen wir aber, wo er steckt. Alles bereitmachen zum erneuten Unterwasserbeschuss." "Ja, Sir."
02:13 Uhr
Weiter gingen die Wasserbombenbeschüsse gegen das feindliche Boot. Auf der Duncan versuchte man alles, um den Feind zum Auftauchen und zur Kapitulation zu zwingen. Miller war nicht gerade einer, der unbedingt Blut vergießen wollte. Er verabscheute den Krieg, tat jedoch seine Pflicht als Soldat. Leider klappte es nicht immer so, wie er es sich vorgestellt hatte. Gerade im Geleitschutz war es notwendig, die angreifenden Uboote entweder abzudrängen oder zu versenken - mitsamt der Besatzung. Da sich die Deutschen allerdings selten einen Konvoi entgehen ließen endete es sehr oft im Zweiteren. Eine Rettungsaktion der Schiffbrüchigen konnte er sich dort ebenfalls nicht leisten. Alles was er tun konnte war, einen Funkspruch an das Oberkommando abzusetzen und zu hoffen, dass die Männer von anderen Schiffen aufgelesen wurden. Gerade in den kalten Monaten bestand jedoch wenig Hoffnung, dass sie überlebten.
"Er geht tiefer, Commander.", unterbrach die Stimme von Jackson ihn. "Ist jetzt auf etwa 100 Meter." "Wasserbomben auf 100 Meter einstellen." "Aye aye, Sir." "Sir, so wie es aussieht zackt er." Miller blies die Backen auf. Jetzt war ein Treffer reiner Zufall. "Bleiben Sie weiter auf Kurs. Nach dem Überlaufen erneut Horchen." "Ja, Sir."
Ho? Das kennen wir doch? Daumen rauf!!! :D --->>> https://de.wikipedia.org/wiki/Duell_im_Atlantik
Jap, genau. Hintergrund aus dem Film mit den Begebenheiten des AAR´s (auch wenn das mit dem Torpedo beinahe exakt so ablief wie im Film :D ).
Planquadrat AM-32
22. März 1940
02:21 Uhr
Das ASDIC drang laut in meine Ohren. Ein Umstand, der die letzten Stunden beinahe pausenlos angehalten hatte. Ich konnte nicht verhindern, dass ich den Zerstörerkommandanten für seine Hartnäckigkeit bewunderte. Natürlich waren auch die Kommandanten der vorausgegangenen Zerstörer ziemlich sture Burschen gewesen, doch dieser hier schien sein Handwerk zu verstehen. Unser Torpedo hatte zwar nicht getroffen - und ich hatte auch keine Sekunde daran geglaubt, dass er es tat - doch die Ausweichtaktik des Gegners war grandios. Es schien als hätte er schon vorher gewusst, dass ich auf ihn schießen würde und als hätte er auch genau gewusst, wann dieser Zeitpunkt sein würde. Zwar konnte er über das Hydrophon die Torpedogeräusche hören, doch hatte er sich schon vorher in eine ideale Position gebracht, um unseren Aalen auszuweichen.
"Donnerwetter.", murmelte ich, als ich mich am Kartentisch festhielt - soeben gingen die Wasserbombenbeschüsse weiter. "Der Kerl versteht sein Handwerk." "Herr Kapitän?" "Keine falsche Bescheidenheit, LI. Der Kerl da oben ist gut." "Allerdings.", stimmte IWO Hirsch zu. "Die Tommy´s scheinen schnell zu lernen." "Zu schnell für meinen Geschmack." Ich grinste kurz. "Aber das ist nichts wovon wir uns einschüchtern lassen. Was, Jungs?" "Jawohl, Herr Kapitän!" "Gehen Sie wieder auf 200 Meter. 90 Grad nach Steuerbord und dann erneut 10 Grad nach Backbord. Dann wieder rauf auf 50 Meter." "Zu Befehl, Herr Kapitän!" Nun wollte ich es den WaBo-Schmeißern an der Oberfläche so schwer wie möglich machen. Durch die ständigen Kurswechsel und das Auf und Ab unseres Bootes würden sie uns vielleicht nicht mehr so schnell orten können. Natürlich würde durch diese Manöver einiges an Zeit vergehen und wir würden die E-Maschinen ziemlich stark beanspruchen; doch wenn alles gut ging rettete uns dies vielleicht das Leben.
Planquadrat AM-32
22. März 1940
03:10 Uhr
Zerstörer HMS Duncan
"Du kleiner fieser Hund..." Miller grinste leicht. "Glaubst Du, dass Du mir so entkommen könntest?" "Was ist los, Commander?" Miller hatte sich zu Jackson ans Horchgerät begeben, nachdem ihm dieser über die Manöver des Gegners informiert hatte. Sein XO O´Connor war ebenfalls anwesend. "Der schägt Haken wie ein Hase, Max. Wechselt dauernd den Kurs und die Tiefe." Commander Miller seufzte. "Der Hund ist verdammt clever..." Er sah O´Connor an. "Aber nicht clever genug für mich!" "Was hast Du vor?" "Wir gehen die Manöver mit. So können wir wenigstens sicher sein, dass er uns keinen weiteren Aal zuschickt - hoffe ich. Immer so bleiben, dass er nicht unsere Breitseite hat. Dann will ich die Offiziere und Ingenieure in der Messe haben, sofort!" "Aye aye, Sir."
03:19 Uhr
"Wir müssen etwas gegen dieses Uboot unternehmen, meine Herren. Der Gegner tanzt uns gerade mächtig auf der Nase herum und scheint zu glauben, dass er uns schon in der Tasche hat." Miller setzte sich wieder an den Tisch. Er sah seinen Offizieren nach und nach in die Augen. "Wir machen nun Folgendes: Wir setzen einen erneuten Funkspruch an das Oberkommando ab. Es sollen uns Zerstörer zu Hilfe kommen, so dass wir den Gegner einkreisen können. Bis dahin müssen wir versuchen, ihm auf den Fersen zu bleiben und ihn daran zu hindern uns irgendwie zu entwischen. Wir platzieren unsere Wasserbomben so, dass er seinen Kurs in die Richtung ändern muss, in die wir ihn treiben wollen. Die Tiefe wird unterschiedlich eingestellt, mal auf 100 Meter, dann wieder rauf und 50 und wieder runter. Wenn wir Glück haben taucht er irgendwann auf, weil seine Maschinen nicht mehr mitmachen." "Und dann?" "Dann wird er versuchen den Kampf über dem Wasser weiterzuführen, denke ich. Irgendetwas sagt mir, dass er nicht der Typ ist, der aufgibt. Es könnte also in einem Überwassergefecht enden." "Wie in Scapa Flow?" Miller sah O´Connor an. Auch ihm steckte der Kampf und der damit verbundene Verlust seines vorherigen Schiffes noch in den Knochen. "So ähnlich, Mr O´Connor. Nur dieses Mal werden hoffentlich wie auf der Gewinnerseite stehen."
Planquadrat AM-32
22. März 1940
03:32 Uhr
"Herr Kapitän, können Sie mal kommen?" Ich machte mich auf den Weg zu Hartmann. Bis eben hatte ich noch mit meinen beiden Wachoffizieren unseren weiteren Plan besprochen. Wir mussten mit unserem Treibstoff sparsam umgehen. Mehr als acht Stunden Unterwasserfahrt waren nicht mehr drin gewesen, als wir dem Zerstörer begegneten und dies war immerhin auch schon einige Zeit her. Laut Fechter hatten wir nun für noch ungefähr drei Stunden Power, bevor uns der Saft ausging. Eine gefährliche Situation. Wir mussten es irgendwie schaffen, den Zerstörer abzuhängen oder zu versenken - egal wie.
"Was gibt es, Hartmann?" "Der Zerstörer fährt unsere Manöver mit, Herr Kapitän." Ich runzelte die Stirn. "Geben Sie das Ding mal her." Ich horchte nun selber. Die Schraubengeräusche des Kriegsschiffes waren nicht zu überhören. "Sehen wir mal... gehen Sie auf 15 Grad Backbord!" "Jawohl, Herr Kapitän!" Einige Zeit blieb der Zerstörer auf Kurs, bevor auch er nach Backbord einschwenkte. Zufall oder hatte Hartmann Recht gehabt? Nun wollte ich es genauer wissen. "Dreißig Grad Steuerbord!" Wieder machte unser Gegner die Kursänderung mit. "Verdammt!" Ich gab Hartmann die Kopfhörer wieder zurück. "Bleiben Sie am Ball! Jede Kleinigkeit sofort mitteilen, Hartmann." "Jawohl, Herr Kapitän!"
Ich ging zurück in die Zentrale. "Herhören, meine Herren. Der Zerstörer geht unseren Kurs mit. Wahrscheinlich will er verhindern, dass wir ihm noch einen Torpedo zuschicken. Er weiß nicht, dass wir von seinem Plan wissen und so soll es nach Möglichkeit auch bleiben. Wir halten unseren jetzigen Kurs, solange es geht. Dann werden wir eine Kehrtwende machen und direkt auf ihn zulaufen. Wenn alles gut geht treffen wir ihn mit einem Aal. Jetzt erstmal wieder runter auf 200 Meter." "Jawohl, Herr Kapitän!"
"Verdammt, was macht der da?" Unserem Gegner schien dieser Kampf allmählich zu lange zu dauern. Er versuchte wohl, uns mit allen Mitteln aus dem Wasser zu treiben. Vor wenigen Minuten begann er einen erneuten Anlauf und schmiss Wasserbomben. Sie waren auf unterschiedlicher Tiefe eingestellt und detonierten mal über und mal unter uns. Dementsprechend wurden wir gut durchgeschüttelt. Die Schäden am Boot hielten sich wieder einmal in Grenzen, nur einige weitere Glühbirnen platzen. Die Zentrale lag jetzt im Halbdunkel.
"Man, haben wir ein Schwein..." Der IWO atmete erleichtert aus. "Wir hätten schon mehr als einmal draufgehen können." "Noch haben wir es nicht geschafft, Leutnant. Noch sitzt uns der Zerstörer im Nacken." Ich hielt mich am Kartentisch fest, als erneut eine Druckwelle unser Boot erfasste. In wenigen Minuten hatten wir es geschafft. Dann waren wir in sicheren Tiefen. Laut Informationen des BdU konnten die Briten ihre Wasserbomben nicht unterhalb von einhundert Metern nutzen. Ein Vorteil für uns. Nur wie lange es noch so blieb wusste niemand. Mit Sicherheit würde der Tommy irgendwann dahinterkommen, dass unsere Boote auch Tiefen von mehr als einhundert Meter aushielten - wenn er es nicht schon getan hatte. Zumindest der Zerstörerkommandant über uns wusste davon - wie auch die der Zerstörer, denen wir vorher begegnet sind. Es würde nurnoch eine Frage der Zeit sein, bis wir auch auf zweihundert Metern nicht mehr sicher waren - davon war ich überzeugt.
04:21 Uhr
Logbucheintrag Korvettenkapitän Thomas Voetmann, 22. März 1940
Sind seit mehreren Stunden in einen Kampf mit einem Zerstörer verwickelt. Man, der Kerl versteht sein Handwerk, das muss ich ihm lassen! Wir haben momentan keine Chance ihm zu entkommen. Er verfolgt uns auch, wenn wir unseren Kurs ändern. Ziemlich hartnäckig der Bursche! Wir haben jetzt nur eine Chance: Frontal auf das Schiff zulaufen und hoffen, dass er uns seine Breitseite zeigt. Dann einen Aal abfeuern und auch diesmal hoffen, dass er trifft. Sollte er es nicht tun, könnte das hier in einem Überwassergefecht enden. Ich bin nicht erpricht darauf, erneut eines zu führen. Das in Scapa Flow hat mir gereicht.
"Zerstörer kommt näher, Herr Kapitän." Ich hatte gerade meinen Kopf gegen die Wand gelehnt und für ein paar Sekunden meine Augen geschlossen. Die ganze Nacht über waren wir nun schon in Alarmbereitschaft und mussten dutzende Wasserbomben über uns ergehen lassen. An Erholung war dabei nicht zu denken - für uns, aber auch für unseren Gegner. Ich erhob mich und ging zurück in die Zentrale. "Gut, Männer. Packen wir es an. Gehen Sie auf AK voraus. Fahren wir noch gut einhundert Meter, dann Wende um 180 Grad. Torpedorohre eins und zwei bereitmachen. Sind die schon nachgeladen?" "Nein, Herr Kapitän." "Mensch, was macht Ihr denn, verdammt?! Rohr drei und vier bereitmachen." "Jawohl, Herr Kapitän!"
04:35 Uhr
"Wir sind bereit zum Schuss, Herr Kapitän. Rohr drei und vier fertig." "Gut. Jetzt Wende um 180 Grad und direkt auf den Zerstörer zu. Hartmann, was sagen Geschwindigkeit und Lage?" "Geschwindigkeit jetzt 14 Knoten, Herr Kapitän. Lage an 008 in etwa 1800 Metern." "Ihr habt die Einstellungen gehört. Rohr drei mit diesen Einstellungen. Rohr vier schießen wir wieder aus der Hüfte." "Jawohl, Herr Kapitän." Ich betete, dass es funktionierte. Nicht nur für mich, sondern auch für meine Mannschaft. Dieser stundenlange Kampf machte sich langsam aber sicher bei ihnen bemerkbar. Für manche war es erst die zweite Feindfahrt und dementsprechend hatten sie soetwas noch nicht mitgemacht. Ich wollte, dass es schnell endete - und möglichst ohne unnötige Verluste. Auf beiden Seiten.
Werter Voetmann ihr spannt uns ja ziemlich auf die Folter. Jetzt wollen wir hoffen, dass euer letztes Manöver von Erfolg gekrönt ist und ihr den Zerstörer doch noch erwischt...:)
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke::)
Planquadrat AM-32
22. März 1940
04:39 Uhr
Zerstörer HMS Duncan
Miller lehnte sich auf seinen Stuhl zurück. Er saß auf der Brücke seines Schiffes und behielt gemeinsam mit Jackson das Horchgerät im Auge. Ob der Gegner schon ahnte was er vorhatte wusste er nicht. Es war auch nicht so schlimm, denn zwei weitere Zerstörer waren auf dem Weg zu ihm. Es würden zwar noch knappe sechs Stunden vergehen, ehe sie da waren, doch Miller war ziemlich optimistisch, was den Ausgang dieses Kampfes betraf. Das Uboot hatte mit Sicherheit nurnoch für wenige Stunden Treibstoff, sodass es irgendwann auftauchen musste und mit viel Glück würde sich der Gegner dann ergeben.
"Willst Du Dich nicht mal hinlegen, Frank?" O´Connor war soeben zu Miller getreten und musterte ihn besorgt. "Du siehst fertig aus." "Das bin ich auch, Max. Aber ich will diesen Kampf zuende führen. Danach kann ich mich hinlegen." "Wenn wir nicht versenkt werden..." Miller sah seinen Ersten Offizier an. "Glaubst Du es?" O´Connor zuckte die Achseln. "Ich weiß es nicht, ganz ehrlich. Der Bursche da unten ist gut. Zu gut." "Hm." "Glaubst Du es ist dieser Voetmann?" Miller grinste kurz. "Keine Ahnung, Max. Aber wenn er es ist, dann lasse ich mir sicher keinen weiteren Zerstörer von ihm versenken." Er erhob sich. "Beginnen Sie mit einem erneuten Anlauf. Wasserbombentiefe diesmal 80 Meter." "Aye aye, Sir."
05:09 Uhr
"Sir, Torpedogeräusche direkt vor uns!" "Verdammt! Ruder hart Backbord, volle Fahrt voraus!" Der Kerl hatte wirklich Nerven! Eine gute Taktik, das musste Miller seinem Gegner lassen. Er hatte eine Kehrtwende gemacht und war auf die Position der Duncan zugerast - unter AK. Miller hatte damit gerechnet, dass er einen erneuten Torpedo abschießen würde. Durch sein schnelles Handeln und die Erhöhung der Geschwindigkeit würde es ihm jedoch abermals gelingen ihm zu entkommen, wenn es auch knapp werden könnte.
Genauso war es auch. Der Aal ging wieder nur wenige Meter am Heck vorbei. Zum Aufatmen blieb Miller allerdings keine Zeit, da Jackson schon den nächsten Torpedo meldete. Dieser kam genau auf Höhe des Bugs auf die Duncan zu. Miller wusste, dass er ihm nicht mehr ausweichen konnte. Er konnte jetzt nur dafür sorgen, dass so wenig Schaden wie möglich am Schiff entstand. "Nochmals Ruder hart Backbord, schnell!" Die Duncan schwenkte langsam nach links ein. Zu langsam. Schon nach wenigen Sekunden sah Miller die Blasenspur im Wasser, auf welche einer der Suchscheinwerfer gerichtet war. In diesem Moment wusste er, dass sein Schiff verloren war. Er schloss die Augen und dachte an seine Familie. Seine Frau und seine beiden Kinder würden ihn vielleicht nie wiedersehen.
"Ich liebe Euch.", flüsterte er, bevor er einen heftigen Ruck spürte und nach hinten gerissen wurde. Sie waren getroffen worden.
Der gute Miller schafft es bestimmt auf ein Rettungsboot, wäre schade, wenn Voetmann so einen guten Gegner verlieren würde ;)
Endlich ein Treffer beim Zerstörer...!! Wir gönnen das dem werten Voetmann...:top: Hoffentlich hat er jetzt eine Zeitlang Ruhe und kann weitere Einsätze fahren auf dieser Feindfahrt...:ph:
herzliche grüsse
Hohenlohe, der mitfieberte...:smoke::D
Planquadrat AM-32
22. März 1940
05:05 Uhr
"Rohr drei los!" "Rohr drei abgefeuert, Herr Kapitän!" "Komm schon... dreh ab... mach schon." Wir waren auf Sehrohrtiefe gegangen. Ich wusste, dass dies ein ziemlich großes Risiko war, doch ich wollte mit eigenen Augen sehen, wie der Zerstörer getroffen wurde. Nun würden wir unsere letzten beiden Aale los schicken und hoffen, dass der letzte saß. Nummer eins sollte unseren Gegner nur zu einem Ausweichmanöver zwingen.
"Zwanzig Grad nach Steuerbord.", ordnete ich an, als der Aal im Wasser war. "Laufzeit, LI?" "55 Sekunden, Herr Kapitän." "Komm schon, dreh ab... dreh ab... jaha, genau!" Wie von mir beabsichtigt fuhr der Zerstörer nach Backbord, um einem Treffer zu entgehen. "Jetzt habe ich Dich, Freundchen! Achtung, Rohr vier los!" "Abgefeurt, Herr Kapitän!" "Laufzeit?" "45 Sekunden." Jetzt hieß es abwarten und hoffen. Wenn alles gut ging, würde der Aal genau mittschiffs treffen. Ein wenig tat es mir schon Leid um die Besatzung, denn sie waren verdammt gute Gegner gewesen. Ich wusste, dass nur wenige einen solchen Treffer überleben würden.
"Verdammt, der nimmt Fahrt auf! Scheiße!" Ich schluckte und sah gebannt auf das Schiff vor mir. Unser Torpedo musste treffen, er musste es einfach! Andernfalls würde dies hier in einem Überwassergefecht enden, da wir die Reservetorpedos noch an Deck hatten.
"Nummer vier hat die Laufzeit überschritten, Herr Kapitän." "VERDA-" Der Rest meines Ausrufes ging in einer Explosion unter - der Torpedo hatte getroffen! "Genau in die Schrauben rein, wie es aussieht." Ich hob meinen Blick und wischte mir einmal über die Stirn. "Gott sei Dank..." Meine Mannschaft brach in Jubel aus. Wir hatten es geschafft! Wieder sah ich durch das Sehrohr. "Er wird langsamer, Männer! Warten wir mal ab, ob er jetzt sinkt oder ob wir mit dem Geschütz nachhelfen müssen."
Planquadrat AM-32
22. März 1940
05:15 Uhr
Zerstörer HMS Duncan
Miller erhob sich. Er konnte Brandgeruch wahrnehmen, gemischt mit Rauch, welcher vom Heck des Schiffes kam. Auch wurde die Duncan immer langsamer.
"Verdammt, Max! Wo hat der Kerl getroffen?" "An den Schrauben, Frank. Hat sie uns weggerissen und wie es aussieht sinken wir." "Verdammt!"
Miller ging zur Sprechanlage: "Alle herhören, hier spricht der Kommandant! Wie Ihr wisst haben wir einen Torpedo verpasst gekriegt. Der Kerl hat uns die Schrauben weggehauen und das Schiff sinkt. Nun sofort alle Mann von Bord. Ich wiederhole: Sofort alle Mann von Bord! Seht zu, dass Ihr soweit vom Schiff wegkommt wie möglich, denn der Gegner könnte uns noch einen weiteren Aal verpassen. Viel Glück!"
Miller drehte sich zu seinen Offizieren um. "Scheint langsam Standard zu werden, dass wir übers Heck sinken." Er schloss kurz die Augen. "Helfen Sie den Männern in die Rettungsboote, das Schiff ist verloren. Sehen Sie zu, dass auch wirklich alle Mann von Bord sind." "Aye aye, Sir!" "Jackson?" "Ja?" "Geben Sie einen Funkspruch an das Oberkommando: Sind von Torpedo getroffen worden. Sinken langsam - und unsere Position. Unsere Verstärkung soll sich beeilen." "Aye aye, Sir."
05:41 Uhr
Die Besatzung der Duncan war soeben vollzählig in die Rettungsboote gestiegen. Wie durch ein Wunder gab es keine Toten, sondern nur einige Leicht- bis Mittelverletzte. Dies hatten die Männer Millers erneutem Ausweichmanöver zu verdanken. Zwar wusste der Kommandant, dass er dem Torpedo nicht mehr völlig ausweichen hätte können - doch wäre er stur weitergefahren hätte der Aal mittschiffs eingeschlagen - die daraus resultierenden Konsequenzen wären verheerend gewesen.
"Es taucht auf!", hörte er plötzlich jemanden rufen. "Das Uboot taucht auf!" Frank drehte sich um. Tatsächlich, da war sein Gegner. Keine achthundert Meter von den Rettungsbooten entfernt brach das Boot aus dem Wasser und verringerte seine Geschwindigkeit.
"Jetzt bin ich mal gespannt..." Miller schaute auf das Boot, auf dessen Brücke sich nun Männer versammelten. Es war zu dunkel, als dass er sie von dieser Entfernung hätte erkennen können. Alles, was er sah, waren die Umrisse der Leute, sechs Mann zählte er. In seinem Innern machte sich gewisse Bewunderung für seine Gegner breit, aber auch Sorge. Wie würden sie reagieren, wenn sie bei ihnen waren? Würden sie sie angreifen? Er hatte schon von deutschen Ubootfahrern gehört, die dies machten. Seine einzige Hoffnung war, dass jene vor ihm nicht zu diesen gehörten.
"Hey, Frank..." O´Connor sah ihn an. "Kommt Dir der da nicht auch bekannt vor?" Miller sah kurz auf seinen Ersten Offizier, bevor er wieder zuim Boot schaute. Gute vierhundert Meter trennten sie jetzt nurnoch. Auch die Brückenbesatzung konnte er nun erkennen, insbesondere den Kommandanten. "Das gibt´s nicht..." Ein Grinsen konnte er sich nun nicht mehr verkneifen. "Voetmann?!"
Planquadrat AM-32
22. März 1940
05:49 Uhr
Ich hatte vor wenigen Minuten auftauchen lassen, nachdem der Zerstörer vor uns langsam in den Fluten versank und keine Gefahr mehr von ihm ausging. Auch die Besatzung des Kriegsschiffes war in die Rettungsboote gestiegen und somit nicht mehr gefährlich für uns.
"Wenigstens sind sie schlau.", lautete der Kommentar meines IWO. "Ich hätte sie nur ungern getötet."
"Wie wahr, Leutnant. Sie waren gute Gegner." Ich sah auf die Rettungsboote. "Das muss man den Tommies lassen: Kämpfen können sie." "Allerdings."
Langsam näherten wir uns nun den Rettungsbooten. Es sah so aus, als wäre die gesamte Besatzung am Leben und wohlauf. Eine Tatsache, die mich mächtig beruhigte - es gab keine unnötigen Verluste.
"Können Sie den Kommandanten ausmachen?" fragte ich meine Wachoffiziere. "Ja, da." Leutnant Hirsch deutete nach vorne. "Im Rettungsboot vor uns." Ich sah in die angegebene Richtung und musste schlucken. Das durfte doch nicht wahr sein!
"Ne, oder?" Mein IWO sah mich fragend an, doch spätestens als das "Voetmann?!" des britischen Offiziers zu mir drang wusste ich, wen ich da vor mir hatte. "Maschinen stopp!"
Ich sah mein Gegenüber an. Ohne Zweifel, das war der Kommandant, gegen welchen ich in Scapa Flow gekämpft hatte. "Sie?!"
"Ich." Der Offizier lächelte leicht. "Muss wohl Schicksal sein, was?"
Kurz schloss ich die Augen. Mit einer solchen Begegnung hatte ich nicht gerechnet. Kaum zu glauben, dass ich ein und denselben Mann zweimal versenkt hatte - auf die gleiche Art und Weise.
"Schicksal, ja.", meinte ich nach einigen Minuten. Noch immer hatte ich mich noch nicht ganz gefasst. "Ist bei Ihnen alles in Ordnung? Gibt es Verletzte?"
"Nur Leichtverletzte, Captain. Zwei der Männer hat es etwas stärker getroffen. Platzwunden am Kopf, ansonsten ist alles in Ordnung."
Ich nickte. "Brauchen sie einen Arzt?" "Nein, wir versorgen sie selbst. Wir haben unseren Bordarzt hier und er hat einiges einpacken können, bevor wir das Schiff räumten." "Wie hieß Ihr Zerstörer?" "HMS Duncan." Wieder nickte ich. Der IWO machte sich derweil die Notizen. Glücklicherweise sprach auch er Englisch. "Stationiert in Scapa Flow, nach wie vor."
Leutnant Hirsch sah mich an. Ich wusste, was er fragen wollte. "Ganz Recht, IWO." Wieder blickte ich zum Commander. "Haben Sie Verstärkung gerufen?" Miller nickte. "Wann sind sie ungefähr hier?" "In etwa drei Stunden, wenn sie sich jetzt beeilen."
Gut zu wissen. Auf ein weiteres Duell mit Zerstörern konnte ich an diesem Tage gut verzichten. Da die See ruhig war und wir uns ziemlich nahe an der Küste befanden hatte ich auch keine Sorgen, dass die Besatzung es nicht schaffen würde.
"Noch eines, Commander. Wie ist Ihr Name?" "Frank Miller. Lieutenant Commander Frank Miller." Ich nickte. "Gut, danke. Ich wünsche Ihnen eine gute Heimreise. Passen Sie auf sich und Ihre Männer auf." Ich musste dies einfach sagen, denn Miller hatte mich beeindruckt. Ich wünschte ihm sehr, dass er es schaffen würde. "Gute Arbeit." "Gleichfalls, Captain."
Militärisch korrekt verabschiedeten wir uns, bevor wir uns trennten. Ich sah den Rettungsbooten noch eine Zeitlang nach, bevor ich den Befehl zum Umkehren gab.
"Wer hätte das gedacht...", murmelte ich, als ich mir eine Zigarette angesteckt hatte. "Sowas hat man auch nicht alle Tage." "Dass man zweimal denselben versenkt? Allerdings, Herr Kapitän." "Hoffentlich bleibt es dabei, IWO. Auf ein drittes Aufeinandertreffen kann ich verzichten. Holen Sie jetzt die Torpedos von Deck ins Boot. Wir werden sie vielleicht noch brauchen." "Zu Befehl, Herr Kapitän."
Am 22. März 1940 um 05:45 sank der britische Zerstörer HMS Duncan mit 1400 BRT nach einem Torpedotreffer.
So... jetzt erstmal einen herzlichen Dank für das positive Feedback der Regenten zu diesem spannenden Duell. Wir werden uns nun erstmal ein wenig erholen und unsere Nerven aufsammeln, bevor wir die Feindfahrt spätestens morgen forsetzen. :D
Endlich!! Ein erfolgreicher Abschluss!! Und ein besonderes Zusammentreffen zweier ehrenwerter Gegner. Wir freuen uns schon auf das nächste Update...:top:
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke::)
Falls Miller nicht vorm Militärgericht landet, weil er seine Zerstörer immer seinem Kumpel Voetmann überlässt, solltet ihr aufpassen edler Voetmann, dass er nicht demnächst Kommandeur einer Hunter-Killer-Group wird :rolleyes:
Fein gemacht!
Um Gottes Willen! :D Das muss nicht sein... :D
Aber ich denke, dass die werten Regenten in Zukunft noch mehr von Miller lesen werden (zumindest, wenn wir dies in den AAR einbauen können, so von beiden Seiten her). Der Kerl ist uns doch schon ziemlich sympathisch geworden. :ja:
Zumindest für SH4 gibt es einen Mod, mit dem man Überwasserschiffe spielen kann...eventuell ließe sich damit die Story ausbauen? :D Sehr schönes Duell, wirklich!
Wir danken Euch, werter Hjalfnar! :)
Müssen mal schauen, ob es sowas nicht auch für SH3 gibt. Im Moment wissen wir nur, dass man da die dt. Großkampfschiffe fahren kann. Wir brauchen allerdings dann britische, ansonsten ist es Käse. Falls es die in SH4 gibt, dann werden wir uns dieses Spiel zulegen. Brauchen ja nur die Überwasser-Einheiten, U104 bleibt dann weiter im alten Spiel.
Planquadrat AM-32
22. März 1940
07:58 Uhr
"Rauchfahne voraus!" Noch immer befanden wir uns in unserem Patrouillengebiet. Ich stand mit der Seewache zusammen auf der Brücke und blickte nun nach vorne.
"Wo genau?" "249 Grad, Herr Kapitän!" Ich hob mein Fernglas. Schon wieder hatte ich ein ungutes Gefühl. Konnte das die Verstärkung sein, von welcher Miller gesprochen hatte? Wenn dem so war, dann hatten sich die Jungs ganz schön beeilt.
"Klarmachen zum Tauchen! Brücke räumen und auf Sehrohrtiefe gehen!" "Jawohl, Herr Kapitän!"
Ich seufzte. "Ein Zerstörer. Verdammt!" "Vielleicht die Verstärkung von diesem Miller." Ich nickte. "Möglich, Leutnant. Lassen wir ihn ziehen. Noch scheinen sie uns nicht bemerkt zu haben." Ich entfernte mich vom Sehrohr. "Auf Schleichfahrt gehen. Bleiben wir noch etwas unter Wasser, danach tauchen wir auf."
16:04 Uhr
Die letzten Stunden vergingen ohne irgendwelchen Feindkontakt. Ich war nicht gerade enttäuscht darüber, denn meine Mannschaft konnte sich in dieser Zeit von unserem Duell mit dem Zerstörer erholen. Ich selber hatte mich in die Messe gesetzt und brachte das Kriegstagebuch auf den neuesten Stand.
Logbucheintrag Korvettenkapitän Thomas Voetmann, 22. März 1940
Haben in den frühen Morgenstunden den Zerstörer HMS Duncan (1400 BRT) nach einem Torpedotreffer versenkt. Die Besatzung hat überlebt und konnte sich vollzählig in die Rettungsboote retten. Kapitän des Kriegsschiffes war der Mann, gegen den ich auch in Scapa Flow kämpfte. Wer hätte das gedacht!
Jetzt heißt es erst einmal zurück nach Hause. Wie froh ich doch bin, wenn ich in ein paar Tagen meine Familie wiedersehen kann!
26. März 1940, 12:44 Uhr
Auch der Rest der Fahrt verlief ruhig. Am Mittag des 26. März liefen wir schließlich wieder in Wilhelmshaven ein.
"Endlich Zuhause..." Leutnant Wagner seufzte. "Was war das für eine Fahrt..." "Sehen Sie es als Aufwärmtraining an, IIWO. Die Tommys werden jetzt immer besser." "Ja, Herr Kapitän. Scheint so."
Um kurz nach eins legten wir schließlich an der Pier an. Es hatte sich eine Menschentraube gebildet, welche uns lautstark Willkommen hieß. Ich ließ meinen Blick schweifen und erblickte in einiger Entfernung drei Stabsoffiziere, welche zu uns herüberblickten.
"Scheint so, als würden wir bereits erwartet werden." Ich fühlte einen leichten Stich in der Magengegend. Heute wollte ich eigentlich nach Kiel fahren. Meine Tochter hatte immerhin am gestrigen Tage Geburtstag gehabt und den wollte ich mit ihr zusammen verbringen. Hoffentlich kam nichts Unerwartetes dazwischen und die Offiziere wären in einigen Stunden wieder weg.
"Korvettenkapitän Voetmann, willkommen zu Hause!", begrüßte mich unser Flottillenchef, nachdem ich von Bord gegangen war. "Vielen Dank, Herr Kapitän." "Voetmann, es tut mir Leid - aber ich fürchte, dass man Sie in den nächsten Tagen brauchen wird." "Worum geht es, Herr Kapitän? Sie wissen, meine Tochter..." "Ich weiß, Voetmann. Ihre Frau hat mich unterrichtet. Sie fragte an, wann mit Ihrem Einlaufen zu rechnen ist. Doch das hier ist wichtig! Der BdU wünscht Sie noch heute zu sehen." Ich hob die Augenbrauen. "Der BdU?"
"Ja, Herr Kapitän.", mischte sich nun einer der Offiziere - laut Ärmelstreifen ein Fregattenkapitän - in das Gespräch ein. "Wir sollen Sie nach Sengwarden fahren." Ich war bitter enttäuscht. Zu gerne wäre ich jetzt nach Kiel gefahren, immerhin hatte ich meine Familie schon lange nicht mehr gesehen. Dieser verdammte Krieg! Seufzend nickte ich. "Also gut, Herr Kapitän. Ich stehe zu Ihrer Verfügung."
Auf der insgesamt neunten Feindfahrt versenkte U104 unter dem Kommando von Korvettenkapitän Voetmann:
17. März 1940
britischer Kolonialfrachter mit 2503 BRT
21. März 1940
britischer Kolonialfrachter mit 2503 BRT
22. März 1940
britischer Zerstörer HMS Duncan mit 1400 BRT
Tonnage auf dieser Feindfahrt: 6.406 BRT
Gesamttonnage seit Kriegsbeginn: 201.440 BRT
Sind denn in diesem LSH Mod die Werftliegezeiten so kurz, dass ihr im März schon die 9. Feindfahrt beenden könnt? Stand in eurem Text nicht erst was von Einlaufen am 12. März? Und dann am 17. schon wieder auf See?
Wir haben tatsächlich ein- oder zweimal nur zwei oder drei Taqe an Land verbracht, bevor es wieder hinausging. Allerdings scheint unsere SH-Version auch etwas anders zu sein als andere... keine Ahnung, warum das so ist.
Mal schauen, wie lange wir diesmal an Land bleiben (ich habe ja die Hoffnung, dass wir die Weserübung mitmachen können :D ).
Sengwarden
26. März 1940
14:34 Uhr
"Kapitän Voetmann, schön Sie zu sehen!" Admiral Dönitz trat lächelnd auf mich zu. "Es tut mir Leid, dass ich Sie so übereilt hierher habe bringen lassen, doch es eilt! Wir brauchen Ihre Hilfe."
"Um was geht es, Herr Admiral?" Ich musste zugeben, dass ich noch immer etwas verstimmt war. Dieses ließ ich mir in Dönitz´ Anwesenheit jedoch keinesfalls anmerken. Nein, mittlerweile hatte sich auch eine gewisse Neugierde in mir breit gemacht. Wenn Dönitz mich schon so eilig zu ihm bat musste es wirklich etwas Dringendes sein. Ich kam mir fast so vor wie an jenem Tag, als er mich bat in Scapa Flow einzudringen.
"Es geht um die Operation Weserübung. Wir haben erfahren, dass der Tommy Norwegen besetzen will, um uns die Erzzufuhr abzuschneiden und die gesamte Nordsee überwachen zu können."
Ich musste doch kurz schlucken. Damit hatte ich nicht gerechnet.
"Die Tommys wollen was?!" Mein Gott, das wäre eine Katastrophe! Wenn Kiel abgeschnitten wäre und die Royal Air Force... nein! An diese Möglichkeit durfte ich nicht denken!
"Ich stehe zu Ihrer Verfügung, Herr Admiral.", sagte ich, nachdem ich mich wieder etwas beruhigt hatte.
"Danke, Voetmann. Was Anderes habe ich auch nicht von Ihnen erwartet. Essen Sie jetzt erstmal etwas und nehmen Sie eine lange Dusche. Danach besprechen wir alles Weitere." "Jawohl, Herr Admiral!"
16:00 Uhr
Am Nachmittag lernte ich dann Max Winterstein kennen, den Helden des Deutschen Reiches. Noch im letzten Jahr versenkte er die HMS Nelson und die HMS Revenge, nachdem sie uns entkommen waren. Er war ein netter Kerl und - wie ich schnell merkte - ein ausgezeichneter Stratege. Wir verstanden uns vom ersten Moment an super und ich war froh, dass ich ihm mit meinem Wissen helfen konnte. Da wir erst wieder Mitte April in See stechen würden musste er den Angriff alleine ausführen. Alles was ich tun konnte war ihm ein paar kleinere Tipps zu geben und ihm einen Weg in den Hafen zu ermöglichen. Als wir uns am Abend verabschiedeten war ich mir sicher, dass er es schaffen würde.
Werter Voetmann, wir sind schon auf euren nächsten Einsatz gespannt und darauf wie er verlaufen wird...Hoffentlich wieder erfolgreich...!! :top:
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke::D
Wilhelmshaven
27. März 1940
11:00 Uhr
Soeben hatte sich meine Mannschaft an der Pier versammelt. Meine obligatorische Rede begann nun, bevor es für uns alle in einen wohlverdienten Fronturlaub ging.
"Männer, hört mal her! Ich bin mächtig stolz auf Euch und auf das, was Ihr auf der letzten Fahrt geleistet habt!" Nach und nach schaute ich jeden Einzelnen an. "Besonders der Zerstörer hat ja jedem von uns einige Nerven gekostet. Nun ruht Euch mal alle aus, denn es geht erst Mitte April wieder hinaus! Den genauen Auslauftermin kriegen wir alle noch. Schönen Urlaub, Jungs!"
"Danke, Herr Kapitän!"
Mit meinen Offizieren machte ich mich auf dem Weg zum Offizierskasino, nachdem die Mannschaft weggetreten war. Ich wollte noch mit ihnen auf die letzte Fahrt anstoßen und dann so schnell wie möglich nach Kiel fahren. Nun konnte ich es nicht mehr erwarten endlich meine Familie in die Arme schließen zu können.
"Was für eine Fahrt!", meinte der IWO, als wir uns an einen Tisch gesetzt hatten. "Alle Achtung!" Nun sah er mich eindringlich an. "Was wollte Admiral Dönitz von Ihnen, Herr Kapitän?" "Nichts für uns, Leutnant. Ich sollte nur etwas Hilfestellung geben. Sie werden alle bald erfahren wozu." Ganz zufrieden sahen die drei nicht aus.
"Geheimsache?" "Ja. Zumindest der Teil, bei dem ich helfen sollte." "Was ist da los?" "Das werden Sie zu gegebener Zeit erfahren, meine Herren. Jetzt genießen wir erst einmal unseren Urlaub."
15:25 Uhr
Soeben war ich am Kieler Bahnhof eingetroffen. Da auch meine Offiziere in der Stadt wohnten fuhren wir alle gemeinsam, bis wir uns dann nach und nach trennten. Ich selber machte mich zu Fuß auf den Weg nach Hause, welches nur ungefähr zehn Gehminuten vom Bahnhof entfernt lag.
Als ich Zuhause ankam und schon von Weitem unser Haus erblickte fühlte ich mich zum ersten Mal seit Wochen wieder frei und glücklich. Hier konnte ich wieder der Mensch sein, welcher ich eigentlich war. Hier musste ich mich nicht mehr verstellen, konnte den Krieg hinter mir lassen.
Die letzten Meter bis zur Eingangstür ging ich im zügigem Schritt. Ich konnte es nicht erwarten meine Frau und meine Tochter zu sehen. Noch am Bahnhof in Wilhelmshaven hatte ich ihr ein kleines Geschenk gekauft, eine schicke Spieluhr. Sie wollte schon immer eine solche haben und nun hatte ich die Gelegenheit gehabt meiner Kleinen eine zu besorgen. Ich freute mich schon auf ihr strahlendes Gesicht, wenn sie sie auspackte.
"Ich bin zu Hause!", rief ich ins Haus, als ich in den Flur trat. Sofort hörte ich aus dem Wohnzimmer ein Rumpeln und schnelle Schritte. Kurz darauf rannte meine Frau auf mich zu. "Tom!" Sie fiel mir in die Arme. Ich drückte sie fest an mich und lächelte. Welch schöner Augenblick das doch gerade war! Ich wollte ihn genießen, solange ich konnte. "Es ist so schön, dass Du wieder da bist! Du hast mir gefehlt!" "Du mir auch, Liebes." Ich löste mich etwas von ihr und gab ihr einen Kuss. "Wo ist denn Lisbeth?"
"Sie wollte mit einer Freundin spielen. Ich habe ihr aber gesagt, dass sie zeitig nach Hause kommen soll. Frau Hoffmann bringt sie dann hierher."
Ich nickte und nahm Inge erneut in den Arm. "Dann haben wir ja ein wenig Zeit für uns, was?" "Ja, haben wir. Aber komm erstmal rein, Tom! Ich habe Dir Dein Lieblingsessen gemacht!" "Danke, Liebes. Du bist einfach wundervoll!"
17:05 Uhr
"Tom, ich muss mal mit Dir reden." Wir hatten uns ins Wohnzimmer auf die Couch gesetzt, nachdem ich mit dem Essen fertig war. Ich hatte mir etwas zu Trinken mitgenommen und Inge las in einem Buch, welches sie soeben weglegte. "Ich mache mir Sorgen."
Nun war ich doch etwas überrascht und hob die Augenbrauen. "Wieso? Was ist denn los?"
"Inge Prien war letztens hier. Sie hatte mir angeboten mich zu besuchen, nachdem Günther am selben Tag wieder auf See musste." "Und?" "Sie meinte, dass bei ihnen in der Gegend ziemlich viel SS unterwegs war."
Ich stellte mein Glas auf dem Tisch ab und betrachtete meine Frau. "SS?"
"Ja, Tom. Laut Inge sollen sie ein paar Jugendliche mitgenommen haben."
Ich konnte mir darauf keinen Reim machen. "Was sagt Günther dazu? Sie wird ihn doch sicherlich darauf angesprochen haben?"
"Hat sie auch, aber er wusste von nichts." "Hm..." "Weißt Du irgendetwas, Tom?"
Ich dachte nach. Davon hörte ich an diesem Tag auch zum ersten Mal. Seit immerhin einem Monat war ich in Wilhelmshaven stationiert und bekam somit nicht mehr mit, was sich in Kiel abspielte. "Nein, Inge. ich weiß auch nichts."
Sie seufzte. "Wer weiß, was da wieder los ist." "Mach Dir nicht zuviele Sorgen, Schatz." Ich legte ihr den Arm um die Schultern. "Das wird schon seine Gründe und Richtigkeit haben."
17:19 Uhr
Etwa eine Viertelstunde später traf dann auch meine Tochter zusammen mit der Mutter ihrer besten Freundin Marie ein.
"VATI!" Sie fiel mir in den Arm und ich hob sie hoch. "Vati, Du bist Zuhause!"
Nun spürte ich, dass sie zitterte.
"Hey, Kleines. Was hast Du denn?" "Ich hab´ Dich... so vermisst... Vati.", weinte sie in meine Schulter. Ich streichelte ihren Kopf. "Schhh. Jetzt bin ich ja hier und ich bleibe es auch vorerst."
Lisbeth sah mich mit feuchten und weit aufgerissenen Augen an. "Wirklich?!" "Ja wirklich, Spatz. Alles Gute zum Geburtstag!"
Über mein Geschenk freute sie sich genauso wie über meine Aussage. Sie konnte gar nicht genug von ihrer neuen Spieluhr kriegen. Es war einfach wunderschön für mich, meine Tochter so glücklich zu sehen. Etwas, das ich schon lange nicht mehr erlebt hatte. Viel zu selten hatte ich die Gelegenheit meiner Familie etwas Gutes zu tun. Ich musste sie immer öfter in Angst und Schrecken zurücklassen, wenn ich wieder auf die See hinaus musste. Es machte mich fertig.
Kiel
09. April 1940
16:53 Uhr
Wie schnell doch schöne Tage vergehen konnten! Seit über einer Woche war ich nun wieder bei meinen Lieben und am morgigen Tag hieß es bereits wieder Abschied nehmen, denn ich musste zurück nach Wilhelmshaven. Die Werft hatte gemeldet, dass U104 in den nächsten Tagen wieder auslaufbereit sein würde.
Den heutigen Tag verbrachte ich noch einmal ausführlich mit meiner Familie. Wir unternahmen einen langen Spaziergang und schlenderten anschließend gemeinsam durch die Stadt. Es war herrliches Wetter und überall sah man andere Familien bei ihren Ausflügen. Es waren auch ältere Menschen dabei - Leute, die nicht wie ich ihre Familie immer und immer wieder zurücklassen mussten, die ein beinahe normales Leben führen konnten - zumindest noch. Wer wusste schon, wie es in ein paar Monaten aussehen würde. Wer wusste wie es war, wenn wir an Norwegen scheiterten.
"Tom?" Meine Frau sah mich an. "Ist alles in Ordnung? Du bist so ruhig." "Ja... ja, mir geht´s gut." Ich lächelte. "Ich genieße einfach nur die Zeit mit Euch beiden." Inge lehnte sich an mich. "Ja, Tom. Wir auch."
19:32 Uhr
Am Abend gingen wir alle zusammen noch Essen. Ich wollte meinen Urlaub so schön wie möglich ausklingen lassen und meine Familie auch so lange ich konnte um mich herum haben. Viel zu lange schon hatten wir nicht mehr so viel Zeit miteinander verbracht. Inge und auch Lisbeth erzählten mir viel aus Kiel. Gerade Inge machte sich Sorgen, dass auch hier irgendwann nicht mehr der Frieden herrschte, welchen sie gerade noch erlebten. Alleine der Gedanke daran bereitete mir Magenschmerzen und ich wechselte schnellstmöglich das Thema. Ich wollte an so etwas erst gar nicht denken.
"Wenn es soweit kommen sollte.", so versprach ich ihr. "Dann werde ich Euch nach Wilhelmshaven rüberholen." "Gab es da nicht schon einen Luftangriff?" Ich nickte. "Ja. Aber seit letztem Jahr ist es ruhig geblieben und es war nur der Hafen betroffen damals." Ich nahm ihre Hand. "Es muss nicht auch in Kiel passieren, aber ich mache mir Sorgen. Was ist, wenn...?" Ich konnte nicht weitersprechen, sondern nahm Inge einfach nur in den Arm. "Schon gut, Liebling. Ich wollte nichts mehr sagen."
Zum Glück unterbrach meine Tochter kurz darauf das sehr ernst gewordene Gespräch: "Hey, warum umarmt Ihr mich denn nicht?!"
10. April 1940, 07:44 Uhr
Der Tag der Abreise. Inge und Lisbeth hatten mich zum Bahnhof begleitet, damit sie sich noch verabschieden konnten. Mir war nicht wohl dabei, wieder nach Wilhelmshaven zurückzukehren. Nicht etwa, weil die beiden mir nicht folgen konnten; nein, vielmehr hatte ich das dumpfe Gefühl, dass auf der nächsten Fahrt etwas passieren würde - und dass es nichts Gutes war.
Natürlich sagte ich den beiden nichts davon, damit sie sich keine Sorgen machten. Doch an mir nagten diese Gedanken und so wollte ich die Verabschiedung so lange wie möglich hinauszögern.
"Also, Ihr beiden. Bis zum nächsten Urlaub." Ich umarmte erst meine Frau und dann meine Tochter. "Passt auf Euch auf, ja? Wenn was ist meldet Euch. Die Nummer hast Du ja, Inge." "Ja, Tom. Bitte sei vorsichtig." "Du kennst mich doch."
"Vati, komm bitte bald wieder." Lisbeth hatte Tränen in den Augen. "Du fehlst uns immer so!" Ich hockte mich vor ihr hin und nahm sie erneut in den Arm.
"Ihr mir auch, Lisbeth. Ich komme bald wieder, versprochen - und Du hast ja Deine Spieluhr. Wenn Du mich vermisst spiel sie ab, ja? Dann weißt Du, dass ich an Dich denke." "Hörst Du sie denn auch?" Ich nickte lächelnd. "Ja, mein Engel. Ich werde sie hören."
Zehn Minuten später fuhr der Zug ein. Ich stieg ins Abteil und setzte mich ans Fenster. "Ihr beiden fehlt mir jetzt schon.", sagte ich lächelnd. "Passt auf Euch auf, ja? Ich liebe Euch!" "Wir Dich auch, Tom. Komm heil wieder nach Hause." "Werde ich, Inge. Bis dann!" "Bis dann!"
Wenige Minuten später fuhr der Zugmit einem Ruck an. Ich winkte meiner Familie solange es ging zu, bevor eine Kurve mir die Sicht nahm und ich mich wieder nach vorn wandte - noch immer mit diesem unguten Gefühl im Magen.
Wilhelmshaven
14. April 1940
20:13 Uhr
Wie vor jedem Auslaufen saß ich auch an diesem Abend mit meinen Offizieren im Kasino bei einem Gläschen Bier zusammen. Inzwischen hatte sich herumgesprochen, dass wir Norwegen erfolgreich hatten einnehmen können, es dort allerdings noch immer schwere Kämpfe gab. Ich hatte das dumpfe Gefühl, dass sich auch unser Boot daran beteiligen sollte.
"Wir sollten zeitig ins Bett gehen.", lautete der Kommentar meines Ersten Wachoffiziers. "Da wird die Hölle los sein, wenn wir eintreffen. Wir müssen höchstkonzentriert sein." Ich stimmte ihm stillschweigend zu.
15. April 1940, 09:00 Uhr
Eine halbe Stunde vor unserem Auslaufen traf ich am Boot ein. Ich fragte mich die ganze Zeit wie es Winterstein wohl gehen würde. Hatte er seiner Mannschaft schon von ihrem Glück erzählt? Ich hatte es damals erst ein paar Stunden bevor wir Scapa Flow erreichten getan. Allerdings hatte meine Besatzung dies besser aufgenommen als ich erwartet hatte. Wie stand es bei ihm?
Wenn alles nach Plan verlief müsste er Scapa Flow morgen erreichen, vielleicht auch schon in der nächsten Nacht. Es kam ganz darauf an, wann er ausgelaufen war. In Gedanken wünschte ich ihm viel Glück und hoffte, dass unser gemeinsamer Plan aufgehen würde.
"Schon wieder die Nordsee.", seufzte der IWO, als ich meinen Offizieren die neuen Befehle mitteilte. "Wofür haben wir eigentlich ein solches Boot?" Wir wurden ins Planquadrat AN-23 beordert, ganz in der Nähe der norwegischen Hafenstadt Bergen.
"Wir sollen dort patrouillieren und unsere Jungs ein wenig unterstützen.", erklärte ich. "Zusehen, dass wir den alliierten Schiffsverkehr dort stören." "Also genau das, was ich gestern Abend gesagt habe." "So in Etwa, IWO."
09:30 Uhr
"Achterleinen los! Kleine Fahrt voraus!" Unsere Diesel sprangen an und langsam lösten wir uns von der Pier, auf welcher sich wieder einmal viele Leute versammelt hatten, um uns zu verabschieden und uns alles Gute für diese Fahrt zu wünschen.
Es war meine Jubiläumsfahrt, die zehnte Feindfahrt nach Kriegsbeginn. Ich war gespannt, was sie uns dieses Mal bringen würde.
Viel Glück bei dieser hoffentlich ruhmreichen Feindfahrt...!! :top:
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke::D
Nordsee
15. April 1940
10:34 Uhr
"Schiff gesichtet!" Seit etwa einer Stunde befanden wir uns nun wieder auf See. Bis jetzt hatten wir Glück mit dem Wetter. Die See war spiegelglatt und der Himmel beinahe wolkenlos. Gute Bedingungen für uns, aber auch für die Royal Air Force. Diese flogen mittlerweile immer mehr Patrouillen in der Nordsee, wie mir die vergangenen Fahrten gezeigt hatten. Ich hoffte, dass wir nicht allzu schnell mit ihnen Bekanntschaft machen würden.
"Wo haben Sie es?" "Auf 006 Grad, Herr Kapitän!" Ich hob mein Fernglas an meine Augen.
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"Bringen Sie uns auf Abfangkurs, IWO. AK voraus!" "Jawohl, Herr Kapitän!" Wir näherten uns unserem Ziel und ich behielt das Schiff weiterhin im Auge - dann stutzte ich. "Moment... ist das noch einer dahinten?"
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"Bei der Gelegenheit könnten wir doch wieder einmal das Deckgeschütz benutzen, was?" "Wir haben eine ruhige See und das vor uns sind Frachter. Ich sehe keinen Grund warum nicht, Herr Kapitän."
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"Also gut, IWO. Dann mal los!" "Zu Befehl, Herr Kapitän!"
Die Deckgeschütz-Mannschaft trat auf das Vordeck und machte das Geschütz klar.
"UZO auf Brücke!"
Ich klemmte mich hinter das UZO.
http://s1.directupload.net/images/140717/xcnskrnm.png (http://www.directupload.net)
"Achtung, Schusslösung: Nehmen wir zuerst den Vorderen! Entfernung 2300 Meter an Lage 043! Geschwindigkeit etwa sechs Knoten!" "Eingestellt!" "Feuer frei!"
Unsere Granaten flogen nun dem ersten Schiff entgegen, welches mittlerweile Zickzack fuhr. Viel nützen tat es ihm nun nicht mehr.
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http://s7.directupload.net/images/140717/heg42mh9.png (http://www.directupload.net)
"Ja, Männer! Den ersten haben wir! Jetzt zum Zweiten: Entfernung 1100 Meter an Lage 308. Fahrt in etwa sieben Knoten! Feuer frei!"
Auch der andere Frachter war nun wehrlos unserem Granatenhagel ausgesetzt.
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"Vorsicht! Wir gehen am Bug vorbei, Feuer einstellen!" "Da waren wir doch etwas zu schnell unterwegs.", bemerkte der IWO, als wir uns nun langsam der Backbord-Seite des Frachters näherten.
"Macht nichts, Leutnant! Neue Einstellungen 700 Meter an Lage 310! Feuer frei!"
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Wir schossen nun noch ungefähr zwei Minuten unsere Granaten auf unseren wehrlosen Gegner, bevor auch dieses Schiff dem Untergang geweiht war.
"Feuer einstellen, Männer! Gute Arbeit! Wieder zurück auf alten Kurs, Marschgeschwindigkeit 12 Knoten!" "Jawohl, Herr Kapitän!"
11:29 Uhr
Funker Hartmann hatte soeben das Bordradio von U104 eingestellt. Ich hatte nichts dagegen, verhalf es uns doch zu noch besserer Laune und insgeheim hatte ich die Hoffnung, dass Wintersteins Eindringen in Scapa Flow durchgegeben wurde.
Ich musste auch nicht lange auf die Erfolgsmeldung warten.
"Achtung, Achtung! Es folgt eine Sonderdurchsage: Heute Nacht ist es unserem Helden Kapitänleutnant Max Winterstein, Kommandant des Unterseebootes U-47, in heldenhafter Tat gelungen in den britischen Flottenstützpunkt Scapa Flow einzudringen und den Flugzeugträger Illustrious sowie einen Hilfskreuzer zu versenken! Ein halbes Jahr nach Korvettenkapitän Thomas Voetmann haben die Engländer den zweiten schweren Schlag auf ihren Stützpunkt hinnehmen müssen! Das Deutsche Reich ist stolz auf Kapitänleutnant Winterstein und seine heldenhafte Mannschaft!"
Ich lächelte. Er hatte es also tatsächlich geschafft!
"War das der Grund, weshalb Sie bei Admiral Dönitz waren?" "Ja, IWO. Genau das war er."
Am 15. April 1940 in der Zeit von 10:55 Uhr bis 11:15 Uhr versenkte U104 zwei kleine Frachter mit insgesamt 4650 BRT durch Granatenbeschuss.
Der werte Bigfish mag es uns verzeihen, aber es passte gerade so gut. ;)
Scapa Flow
14. April 1940
02:12 Uhr
Büro von Lt. Cmdr. Frank Miller
Ein gewaltiger Knall ließ Frank Miller aufschrecken. "Was zum -?!"
Er stand vom Stuhl auf und sah hinaus auf den Hafen von Scapa Flow. Zuerst konnte er nichts erkennen, doch plötzlich machte er einen Feuerschein aus. Genau an der Stelle, an welcher der Flugzeugträger Illustrious lag.
"UM GOTTES WILLEN, NEIN!!" Er griff sich seine Uniformjacke vom Stuhl und hechtete hinaus.
"Phil, verdammt. Was ist hier los?!" "Keine Ahnung, Frank! Es gab ein paar Explosionen am Flugzeugträger!"
Miller sah ihn an. "Explosionen?!" Wieder betrachtete er das brennende Schiff, welches nun langsam in den Fluten versank.
"Sofort alle verfügbar -!" Weiter kam Miller nicht, denn als nächstes explodierte es am Hilfskreuzer. Jetzt wusste er, dass dies kein Zufall oder technischer Fehler war. Sie wurden angegriffen!
"Verdammt nochmal, los jetzt! ALLE SCHIFFE RAUS! LOS!" "Aye aye, Sir!"
"Phil, ich komme mit Euch mit!" "Was?! Aber Du musst doch -!" "Soll Peter das erledigen! Mach schon, fahr los!" "Wie Du meinst..."
Ahh nö nö nix dagegen - halt der 14. nicht der 15. - aber gut - wir hatten das ja nicht abgesprochen. Ähm ja so ziemlich sehr ähnlich zu unserem Text der gleich kommt - aber bei uns geht es um den Hafenmeister - aber in dieser Nacht werden sicherlich sehr viele Menschen auf den Orkneys das gleiche Erlebnis gehabt haben :D
So, haben das Datum geändert. Da dies eh ein Zwischenpost ist fällt es nicht weiter ins Gewicht. ;)
Nordsee
15. April 1940
12:06 Uhr
"Kontakt voraus!" Ich stand auf der Brücke und rauchte eine Zigarette. Nach dem Versenken der beiden Frachter und der Erfolgsmeldung von Winterstein war ich in Höchststimmung. Besser konnte es nicht mehr werden!
Dass es allerdings jederzeit wieder schlimmer werden konnte sollte ich kurz darauf erfahren.
"Wo genau, Deckers?" "Auf 268 Grad, Herr Kapitän!"
Ich hob mein Fernglas an die Augen und suchte die See ab. Sollten wir auch jetzt - so kurz nach den letzten Erfolgen - wieder Beute finden? Wenn dem so war dann schien diese Fahrt ziemlich erfolgreich zu werden.
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Wieder einmal suchte ich verzweifelt die See ab. Deckers schien ebensolche Adleraugen zu haben wie Blücher.
"Ihre Augen möchte ich haben, Deckers... ich sehe nichts."
"Ich ebenso wenig, Herr Kapitän." Der IIWO stand mit seinem Fernglas neben mir. "Scheint noch ziemlich weit - ah, da! Ich habe es! Auf 252 Grad!"
Ich bewegte mein Glas nach links. "Verdammt... ich sehe noch immer nichts... ah, doch. Moment. Da ist etwas."
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"Respekt, Deckers! Gute Arbeit!" "Danke, Herr Kapitän!"
"Was meinen Sie, IIWO? Erneut ein Frachter?"
"Hm... schwer zu sagen, Herr Kapitän. Vielleicht..."
"Sie glauben nicht, hm?"
"Ich weiß es nicht."
"Schon gut, Leutnant. Ich habe ebenfalls ein ungutes Gefühl bei der Sache."
Noch ein paar Minuten besah ich mir die See und den entfernten Punkt am Horizont.
"Klarmachen zum Tauchen, Hartmann soll einmal Rundhorchen." "Jawohl, Herr Kapitän!"
12:43 Uhr
"Und?" Ich stand bei Hartmann am Hydrophon. "Können Sie etwas hören?"
"Ja, Herr Kapitän. Schnelle Schraubengeräusche, allerdings weit weg." "Peilung?" "Etwa 103 Grad an Backbord, Herr Kapitän."
Ich sah Leutnant Wagner an. "Tja, IIWO. Da scheinen uns unsere Sinne nicht getäuscht zu haben." "Scheint so, Herr Kapitän."
"Bleiben wir noch etwa dreißig Minuten im Keller, danach tauchen wir wieder auf." "Jawohl, Herr Kapitän!"
16. April 1940, 09:50 Uhr
An diesem Morgen saßen wir alle zusammen in der Messe beim Frühstücken. Mit dem Wetter hatten wir immernoch Glück, sodass es bis jetzt eine relativ angenehme Fahrt war.
"Da scheint demnächst aber jemand zünftig empfangen zu werden, wenn er wieder einläuft."
Ich grinste, denn ich wusste über wen mein LI redete. Winterstein müsste schon lange auf dem Weg nach Hause sein - ich hoffte zumindest, dass er es geschafft hatte. Wir selber hatten in Scapa Flow nur knapp entkommen können. Hätten wir den Zerstörer am Ende der Unternehmung nicht schnell entwaffnet wäre es das für uns gewesen.
"Ich hoffe für ihn, dass er es geschafft hat.", meinte auch der IWO. "Er scheint ja ein guter Mann zu sein."
"Er ist es, IWO. Ich habe ihn ja persönlich kennengelernt. Ein ausgezeichneter Stratege, dieser Winterstein - und ein ziemlicher Dickkopf! Er wird es geschafft haben, ganz sicher."
"Herr Kapitän?" Funker Hartmann trat in die Messe. "Diesen Funkspruch sollten Sie sich ansehen."
Er reichte mir einen Zettel. "Danke, Hartmann."
Ich faltete ihn auf und begann zu lesen:
--- Vor drei Tagen auf einen englischen Flottenverband um das Schlachtschiff HMS King George getroffen. Angriff erfolglos. U-64 wurde versenkt. Keine Überlebenden. U-48 Kplt. Schultze ---
Mir war, als hätte mir jemand in den Magen geboxt. Ich musste den Text mehrmals lesen, um ihn zu realisieren. Das konnte nicht sein! Das durfte nicht sein!
"Herr Kapitän?" Leutnant Hirsch sah mich an. "Herr Kapitän, ist alles in Ordnung?"
Ich erhob mich langsam. "Alles in Ordnung.", sagte ich mit einer Stimme, welche ich nicht als meine erkannte. "Ich brauche kurz Zeit für mich."
Oh? Etwas anders als in der Realität. Eigentlich sind ja nur 8 Mann gestorben.
Trotzdem, sehr schönes Crossover zwischen beiden AARs, gefällt Uns!
Ja, genau - und in Wirklichkeit war es die Warspite, nicht die King George.
Nordsee
16. April 1940
12:10 Uhr
Ich konnte es noch immer nicht fassen. U64 sollte versenkt worden sein? Versenkt bei dem Versuch ein Schlachtschiff zu torpedieren? Horst sollte tot sein, genau wie die anderen? Das konnte nur ein Traum sein, ein verdammter Alptraum!
Gedankenverloren schnippte ich meine Zigarette in die See. Das war doch alles nicht fair!
Ich dachte an Andrea, Horst´s Ehefrau. Wie würde sie reagieren, wenn sie vom Tod ihres Mannes erfuhr? Sie tat mir unendlich Leid, immerhin kannte ich die beiden schon fast zehn Jahre.
"Ich bin drinnen.", teilte ich der Brückenwache mit. "Sagen Sie Bescheid, wenn was passiert." "Jawohl, Herr Kapitän!"
17:06 Uhr
Im Laufe des Tages hatte sich das Wetter verschlechtert. Der Wellengang nahm zu und es bildete sich Nebel. Eine Tatsache, welche mich momentan wenig beeindruckte - das Wetter passte sich exakt meiner Laune an.
Mit meinen Offizieren hatte ich inzwischen über den Funkspruch geredet. Sie verstanden mich und ich war unendlich froh darüber. Bei aller Trauerr jedoch musste ich konzentriert bleiben, denn wir waren noch immer auf See. Ein Fehler von mir und auch mein jetziges Boot könnte es erwischen.
"Irgendwie ist das schon makaber.", sagte ich, als wir gemeinsam in der Messe saßen. "Mein erstes Boot sagt mir, dass mein zweites versenkt wurde." Wäre es nicht so unendlich traurig gewesen hätte ich darüber schmunzeln können.
"Kommandant auf Brücke!" Der Ausruf von Deckers holte mich in die Realität zurück. Gemeinsam mit dem IWO erhob ich mich.
"Man... Mistwetter.", schimpfte ich los, als mich auf der Brücke erstmal eine Ladung Wasser begrüßte. Schnell sicherte ich mich und Leutnant Hirsch am Turm, damit uns die Brecher nicht ins Meer spülten.
"Was ist es diesmal, Deckers?" "Ich kann es nicht sagen, Herr Kapitän. Ich meine etwas im Nebel gesehen zu haben. Lage 051."
Ich hob mein Fernglas an die Augen.
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"Oh man... bei dem Wetter sieht man die Hand vor Augen nicht. Sehen Sie etwas, IWO?" "Nein, Herr Kapitän." "Männer?"
Auch die restliche Brückenwache tat sich schwer, in dem dichten Nebel etwas zu entdecken.
"Wenn da wirklich etwas ist, Deckers, dann kriegen Sie eine Flasche Bier von mir."
Ich blickte wieder in die angegebene Richtung, sah jedoch noch immer nichts. "Wo hast Du Dich versteckt, mein Freund?"
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So langsam überkamen mich Zweifel, ob Deckers sich nicht doch verguckt hatte. Zwar war er unser Adlerauge, doch auch er konnte sich irren. Hinzu kam, dass einem die Augen bei diesem Wetter leicht einen Streich spielen konnten.
Dennoch: Ich wollte noch nicht aufgeben und suchte deshalb weiter.
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Ich setzte das Fernglas ab. Was sollte ich nun tun? In die angegebene Richtung fahren und nachschauen, ob dort etwas ist? Wir befanden uns noch immer nicht im Operationsgebiet und mussten auf den Treibstoff achten - auch wenn es wohl keine größeren Konsequenzen hatte, wenn wir einen kleinen Umweg fuhren.
"Was meinen Sie, IWO?" Ich schaute Leutnant Hirsch an. "Riskieren wir es und gehen auf Abfangkurs?"
Ich sah, dass auch er sich nicht sicher war. "Können wir machen."
Wieder schaute ich in die Richtung, in welcher Deckers das Schiff gesichtet haben wollte, doch es war nichts da - nur Nebel.
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Ich zögerte noch kurz, dann fasste ich einen Entschluss.
"Hat keinen Sinn, IWO. In der Suppe sieht man die Hand vor Augen nicht. Wir bleiben weiter auf Kurs." "Jawohl, Herr Kapitän."
17. April 1940, 18:32 Uhr
Logbucheintrag Korvettenkapitän Thomas Voetmann, 17. April 1940
Über 24 Stunden ist es jetzt her, dass wir die Nachricht über die Versenkung von U64 bekommen haben. Ich kann es noch immer nicht fassen! Horst soll tot sein? Schwer zu glauben. Es geht mir unendlich nahe und macht mich fertig, auch wenn mir meine Mannschaft das vielleicht nicht ansieht.
Haben gestern nach Kontaktmeldung von Deckers ein Schiff gesucht, jedoch nichts gefunden. Verdammter Nebel! Ich hoffe, dass sich das Wetter die nächsten Tage bessert - momentan ist es genauso wie gestern.
"Kommandant auf Brücke!", erklang es einige Minuten später, nachdem ich das Kriegstagebuch zur Seite gelegt hatte. Ich saß auf meiner Koje. Bis jetzt hatten wir keine weiteren Feindkontakte - bei dem Mistwetter da draußen auch kein Wunder.
Doch nun sollte sich dies wohl schlagartig ändern...
Wir sind gespannt wie es weitergeht und hoffen auf reiche Beute...:top:
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke::D
Nordsee
17. April 1940
19:09 Uhr
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Wieder das alte Lied. Matrosenobergefreiter Deckers, unser Adlerauge, sah erneut etwas, was weder ich, noch der IIWO sahen.
"Gott verdammt, Deckers! Wie machen Sie das?!"
"Keine Ahnung, Herr Kapitän. Meine Augen scheinen wohl gut zu funktionieren." "Allerdings, das kann man wohl sagen."
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Sollte ich nun Deckers Instinkt nachgehen und einen Abfangkurs berechnen lassen? Die See war noch immer unruhig und dementsprechend konnte es sein, dass wir auch dieses Schiff nicht finden würden. Mal wieder haderte ich mit mir. Doch wenn ich jetzt nichts unternahm könnte dies der Moral an Bord schaden. Noch einmal sah ich durch das Fernglas.
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"Ah, ich habe ihn! Lage 028, ganz schwach zu erkennen!" Ich setzte das Fernglas wieder ab. "Abfangkurs, LI! AK voraus!" "Jawohl, Herr Kapitän!"
"An Torpedoraum, hier spricht der Kommandant! Torpedorohre eins bis vier klarmachen!" "Jawohl, Herr Kapitän!"
"Hey, moment mal..." Soeben hatte ich das Fernglas wieder vor meine Augen gesetzt. "Sind das zwei?"
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"Klarmachen zum Tauchen, Brücke räumen! Bei dem Mistwetter können wir nur getaucht angreifen." "Jawohl, Herr Kapitän!"
19:38 Uhr
"Wir haben insgesamt fünf Schiffe.", berichtete Hartmann, als ich bei ihm am Hydrophon stand. "Scheint ein kleiner Konvoi zu sein, Herr Kapitän."
"Geleitschutz?"
Hartmann drehte das Rad langsam im Kreis und schüttelte dann den Kopf. "Nein, Herr Kapitän. Nichts zu hören."
Ich nickte. "Gut, passen Sie weiter auf." "Jawohl, Herr Kapitän." "Torpedos sind bereit, Herr Kapitän."
"Sehrohr ausfahren!"
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"Habe ich Euch... verdammter Wellengang!"
Immer wieder verdeckten mir Wellen die Sicht auf die Schiffe. "Oh man... das wird hart..."
Ich drehte das Sehrohr langsam. "Hm... das waren zwei... und die restlichen...?"
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"Hm... noch nicht zu sehen... LI, wir müssen noch näher ran. Sehrohr einfahren!" "Jawohl, Herr Kapitän."
Wir fuhren etwa zehn Minuten mit AK auf die Schiffe zu, bevor ich erneut das Sehrohr ausfahren ließ.
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"Ah, da sind sie ja!" Ich beobachtete die Schiffe. Noch waren wir zu weit entfernt für einen Schuss - erstrecht, wenn man die See und den Wellengang beachtete. Bei diesen Bedingungen war ein Treffer sowieso reine Glückssache.
Nochmal zehn Minuten später hatten wir dann eine ideale Schussdistanz.
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"Achtung, Schusslösung für Rohr 1! Entfernung 450 Meter an Lage 020! Gegnerfahrt etwa sechs Knoten!" "Eingestellt!" "Rohr eins los!" "Rohr eins ist abgefeuert."
"Weiter zum nächsten! Schusslösung für Rohr zwo! Entfernung 900 Meter an Lage 112! Gegnerfahrt ebenfalls etwa sechs Knoten!" "Eingestellt!" "Rohr zwo los!" "Ist abgefeuert."
Jetzt mussten unsere Aale nurnoch sitzen und auch hochgehen.
Der erste tat uns schon einmal nicht diesen Gefallen. "Laufzeit für Rohr eins überschritten, Herr Kapitän.", lautete die Meldung des LI´s wenig später.
"Verdammt! Scheiß See! Was ist mit Nummer zwei?" "Noch zwanzig Sekunden, Herr Kapitän."
Keine zehn Sekunden später hörten wir eine Detonation.
"Frühdetonierer." Der LI sah mich an.
"Erinnern Sie mich daran, dass ich den Leuten von der Werft nach dem Einlaufen den Arsch aufreiße, LI."
Wir versuchten unser Glück noch mit Rohr drei und vier, allerdings mit denselben Ergebnissen - ein Frühdetonierer, ein Blindgänger. Es war zum Verzweifeln! Zumal begannen die Schiffe vor uns nun wie wild zu zacken.
"Bringt nichts, Männer! Ehe wir hier unsere gesamten Aale verschwenden brechen wir den Angriff ab. Wieder auf altem Kurs, dann auftauchen und eine Meldung an den BdU schicken. Vielleicht haben andere Boote mehr Glück." "Jawohl, Herr Kapitän."
Planquadrat AN-23
19. April 1940
23:46 Uhr
Etwa sieben Stunden befanden wir uns nun in unserem Planquadraten und bis jetzt hatten wir noch keinen Feindkontakt gehabt. Dies verwunderte mich etwas, da wir relativ nahe an Bergen waren und es Berichten zufolge hier von britischen Schiffen nur so wimmeln sollte.
Trotzdem mussten wir bis zum späten Abend warten, bis uns das erste Schiff über den Weg fuhr. Allerdings war es zu weit entfernt, als dass wir es noch hätten einholen können. Eine Kursänderung und der Gegner - wenn es denn einer war - war verschwunden.
So setzte ich mich nach der erfolglosen Sichtung in die Messe und schrieb den nächsten Eintrag ins Kriegstagebuch.
Logbucheintrag Korvettenkapitän Thomas Voetmann, 19. April 1940
Haben gestern und auch heute mehrere Schiffe gesichtet, von denen wir allerdings keines versenken konnten. Gestern war die See zu rau und es gab Blindgänger, heute machte uns eine Kursänderung des vermeintlich gegnerischen Schiffes einen dicken Strich durch die Rechung.
Ich hoffe, dass wir hier noch zum Schuss kommen - sind seit heute Nachmittag in unserem PQ. Wenn nicht, werden wir eine Meldung an den BdU schicken und hoffen, dass sie uns endlich einmal weiter hinaus schicken - zu wünschen wäre es mit diesem Boot!
20. April 1940, 00:24 Uhr
Wieder eine Kontaktmeldung. Diesmal war es nicht unser Adlerauge, der etwas gesehen hatte. Es war der IWO selber.
"Gehen Sie auf Abfangkurs, AK voraus!" "Jawohl, Herr Kapitän."
Blieb nur zu hoffen, dass wir dieses Mal mehr Glück hatten. Die See hatte sich wieder beruhigt, dafür war es allerdings stockfinster. Dementsprechend fiel es mir wieder schwer, irgendetwas zu entdecken. Leutnant Hirsch schien wohl ebenfalls Adleraugen zu haben.
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"Scheint so, als könnten wir ihn diesmal wieder mit dem Deckgeschütz angreifen.", stellte ich fest, während wir uns dem Schiff näherten. "Ich will nicht nochmal Torpedos vergeuden."
"Jawohl, Herr Kapitän."
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"Hm... scheint aber diesmal was Größeres zu sein, Herr Kapitän."
"Ganz Recht, IWO. Sehe ich genauso."
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"Hm... scheint mir ein C2er zu sein... gute 6000 Tonnen. Mit so einem hatte ich schon einmal das Vergnügen." Ich lächelte kurz. Mal wieder ein etwas dickerer Brocken.
"UZO auf Brücke!"
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"Deckgeschütz besetzen, holen wir uns den Pott!" "Jawohl, Herr Kapitän!"
"Achtung, Schusslösung! Entfernung 900 Meter an Lage 310!" "Eingestellt!" "Feuer frei!"
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Die Granaten hagelten nun auf das Schiff ein, welches uns genau vor den Bug fuhr. Da meine Mannschaft inzwischen gut im Bedienen des Geschützes war dauerte es auch nicht lange, bis die ersten Granaten trafen.
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"Man, der hält aber ziemlich viel aus." Der IWO ließ kurz das Fernglas sinken. "Dicker Brocken."
"Allerdings, Leutnant. Aber eine gute Übung für unsere Mannschaft."
Über zehn Minuten schossen wir nun schon auf das Schiff ein, bevor wir die ersten schweren Treffer landeten.
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"Ah! So wie es aussieht war es das für unseren Freund!"
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"Genickbruch, meine Herren! Der Kasten ist hin! Gute Arbeit, Feuer einstellen!"
Das Schiff versank innerhalb von nur einer Minute in den Fluten der Nordsee.
"Gehen Sie wieder auf Kurs, IWO. AK voraus. Mal schauen, ob sich hier noch etwas finden lässt." "Jawohl, Herr Kapitän!"
Am 20. April 1940 um 00:51 Uhr versank ein britischer C2 Frachter mit 6200 BRT nach Granatenbeschuss.
Ein schöner Abschuss, werter Voetmann...!! Bitte weiter so...!! :top:
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke::)
Planquadrat AN-23
20. April 1940
13:50 Uhr
Unruhige See! Mal wieder verschlechterte sich das Wetter im Laufe des Tages. Unglücklicherweise - zumindest wenn man das Wetter beachtete - gab es nun eine erneute Kontaktmeldung. Ein Schifff an Backbord, relativ langsam unterwegs.
Ich atmete erleichtert auf, war dies doch eher ein Anzeichen für Handelsschiffe denn für Kriegsschiffe.
"Gehen Sie auf Abfangkurs, AK voraus!" "Jawohl, Herr Kapitän!"
Diese Fahrt schien doch noch sehr interessant zu werden.
Sie schien. So sehr wir auch suchten, wir fanden das gesichtete Schiff von Deckers nicht. Ihm selbst schien es etwas auf den Magen zu schlagen, dass seine Augen ihn dieses Mal im Stich gelassen hatten.
"Kopf hoch, Deckers! Der große Fang kommt noch!", versuchte ich ihn aufzuheitern. Es schien wenig Wirkung zu zeigen, trotzdem lächelte er. "Ja, Herr Kapitän!"
Ich schluckte, denn genau diese Worte - oder zumindest in etwa genau diese - hatte ich erst vor wenigen Monaten zum Matrosenobergefreiten Blücher - dem Adlerauge von U64 - gesagt. Schnell schob ich diese Gedanken beiseite. Ich durfte jetzt nicht anfangen, so zu denken. Dafür hatte ich genug Zeit, wenn wir wieder an Land waren.
15:33 Uhr
Logbucheintrag Korvettenkapitän Thomas Voetmann, 20. April 1940
Haben soeben die Patrouille in AN-23 beendet. Bisheriges Ergebis etwa 10000 BRT, nicht schlecht. Habe mich aufgrund der noch vorhandenen Torpedos entschlossen ein FT an den BdU abzusetzen und erwarte die neuen Befehle. Hoffentlich wird es dieses Mal der Atlantik, Treibstoff haben wir noch genug.
Keine zehn Minuten später folgte die Antwort des BdU, die wiedermal mehr als ernüchternd war. Wir sollten ins Planquadrat AN-42. Gleiches Schema wie bei AN-23. Gut, der Weg ins neue Zielgebiet dauerte nur einen Tag, doch ich wollte in den Atlantik.
"Gehen Sie auf Kurs, LI.", seufzte ich, als ich bei Fechter am Kartentisch stand. "Marschgeschwindigkeit 12 Knoten." "Jawohl, Herr Kapitän."
23:44 Uhr
"Kontakte voraus!" Der Ruf von Deckers holte mich aus der Messe. Nun war ich gespannt. Sollte er diesmal richtig liegen wäre es eine Wohltat für sein Selbstbewusstsein, ganz sicher.
"Wo haben Sie sie?" "Backbord, Herr Kapitän! Lage 318 bis 335. Scheinen drei Schiffe zu sein, die hintereinander fahren. Der in der Mitte scheint ein dicker Pott zu sein."
Ich hob die Augenbrauen. Ein dicker Pott? Nun sah ich selbst durch das Fernglas.
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"Ähm..." Mehr sagte ich nicht, da ich mich nicht schon wieder bloßstellen wollte. Es war doch wirklich zum Verzweifeln! Wurde ich langsam alt?
"Ich sehe... ah, doch! Jetzt!" Wie froh war ich doch, den Satz nicht aussprechen zu müssen!
"Hm... ich sehe nur zwei... ein ziemlich Großes und ein Kleines."
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"Nein, Herr Kapitän. Schauen Sie doch, das in der Mitte ist ein Großes. Vorne und hinten sind zwei kleine."
"Sie haben Recht, Deckers. Das scheint ein Riese zu sein." Ich nahm das Fernglas von den Augen. "Kein Risiko, Männer. Brücke räumen, klarmachen zum Tauchen!" "Jawohl, Herr Kapitän!"
21. April 1940, 00:00 Uhr
Wieder stand ich bei Hartmann am Hydrophon. "Und?" "Drei Schiffe, wie Deckers richtig erkannt hat. Keine schnellen Schraubengeräusche, also tippe ich auf Handelsschiffe. Geleitschutz ist nicht vorhanden."
Ich nickte zufrieden. "Alles klar, Torpedos klarmachen, alle Rohre! Notfalls auch die Heckrohre, Männer! Ich will nicht wieder eine Pleite erleben." "Jawohl, Herr Kapitän!"
"Sehrohr ausfahren!"
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"Hm... der in der Mitte ist wirklich riesig." Ich betrachtete das Schiff, welches mir irgendwie bekannt vorkam.
"Geben Sie mir mal das Erkennungsbuch."
Ich blätterte einige Minuten in diesem herum, bis ich unser Ziel fand - zumindest sah es für mich sehr danach aus. Das letzte Mal hatten wir es mit dem Deckgeschütz versenkt - jetzt sollte es ein Torpedo richten.
"Vorne und hinten scheinen wieder einmal kleine Frachter zu sein.", informierte ich meine Männer. "In der Mitte ein dicker Tanker. T2 würde ich sagen."
Ich grinste. "Schießen wir drei Aale auf den Tanker und noch einen auf den vorderen Frachter. Den hinteren lassen wir erstmal außen vor." "Jawohl, Herr Kapitän."
"Wir müssen noch näher ran, Männer! Ich will, dass die Aale sitzen!"
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"Wir haben einen miesen Angriffswinkel. Kleine Fahrt zurück, die müssen eh an unserem Bug vorbei! Neuer Kurs nach 038 Steuerbord." "Jawohl, Herr Kapitän!"
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"Genau, Männer. Zwei Frachter und ein Tanker." "Gute Beute, Herr Kapitän." "Wenn wir sie kriegen, IWO. Mit diesen Blindgängern zweifle ich ganz stark daran."
"Nochmal dreißig Grad nach Backbord, wir liegen noch immer schlecht." "Jawohl, Herr Kapitän."
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"Achtung, Schusslösung für den Dreierfächer! Entfernung 1200 Meter an Lage 16 Steuerbord. Gegnerfahrt etwa sieben Knoten!" "Eingestellt!" "Torpedos los!" "Sind abgefeurt, Herr Kapitän!"
Jetzt hieß es hoffen. "Schusslösung für Rohr vier auf den Frachter vorne! Entfernung 900 Meter an Lage 26 Steuerbord! Gegnerfahrt etwa sieben Knoten!" "Eingestellt!" "Feuer!"
00:32 Uhr
"Kommt schon... geht hoch... geht hoch..." Es dauerte nicht mehr lange, bis die Torpedos den Tanker erreichten. Nur zwanzig Sekunden später die Erlösung: Treffer!
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"Zwei von drei Treffern. Einer direkt am Kiel, wie es aussieht. Genickbruch. Jungs, wir haben den Pott!"
Jubelschreie meiner Besatzung brandeten nun auf. In all der Hektik fiel niemandem auf, dass der vierte Aal ebenfalls ein Blindgänger war.
"Nummer vier Blindgänger, Herr Kapitän.", brachte der LI es als Erster zum Ausdruck. Ich seufzte. War ja klar gewesen.
"Laden Sie Rohr eins und zwei nach, aber beeilt Euch!" "Jawohl, Herr Kapitän!"
Ich beobachtete das Schiff durchs Sehrohr. Einen Versuch wollte ich noch unternehmen. Sollte es wieder nicht klappen würden wir auch hier den Angriff abbrechen.
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"Rohr eins und zwei fertig, Herr Kapitän!" "Achtung, Schusslösung für Rohr eins! Entfernung 700 Meter an Lage 38 Steuerbord! Gegnerfahrt sieben Knoten!" "Eingestellt!" "Los!"
Der Aal saß. Ein Treffer mittschiffs, der den Kahn kurzzeitig aus dem Wasser gehoben hat.
"Perfekt, Männer! Der gehört auch uns!" Ich drehte das Sehrohr nach links. "Kommt, den Dritten nehmen wir auch noch mit! Schusslösung für Rohr zwo! Entfernung 1300 Meter an Lage 44 Steuerbord! Gegnerfahrt etwa acht Knoten!" "Eingestellt!" Feuer!"
Auch dieser Aal saß und brach dem Frachter den Kiel. Ein erfolgreicher Angriff, wie er besser nicht hätte laufen können. Ich war verdammt stolz auf meine Männer.
"Wieder auf Kurs ins Planquadrat, LI! AK voraus! Auftauchen!" "Jawohl, Herr Kapitän!"
Am 21. April 1940 versenkte U104 in der Zeit von 00:32 Uhr bis 01:02 Uhr zwei kleine britische Frachter mit jeweils 2325 BRT und einen T2 Tanker mit 10448 BRT nach Torpedotreffern in der Nordsee.
Wieviele Torpedos habt ihr noch...?? Wir haben leider nicht den Überblick wieviele Aale ihr noch habt...Ansonsten eine Supervorstellung...!! :top:
herzliche grüsse
Hohenlohe, der sich vornimmt besser mitzulesen...:smoke::)
:burns:
Werter Hohenlohe,
wir haben momentan noch 12 Torpedos an Bord (einmal vier verschossen und ein weiteres Mal sechs). Sind gerade dabei, die Reservetorpedos einzuladen, dann kann es weitergehen. :top:
Nordsee
21. April 1940
11:28 Uhr
In etwa drei Stunden sollten wir unser neues Operatiponsgebiet erreichen. Die zeit nutzten wir, um die Reservetorpedos von Deck ins Boot zu holen. Wir hatten noch zwölf Aale, waren also noch gefechtsbereit. Ich hoffte nur, dass sich unsere Glückssträhne auch im neuen Planquadrat fortsetzen würde.
"Drei Stunden noch.", meinte der IWO, welcher neben mir stand. "Was glauben Sie, Herr Kapitän? Kommen wir nochmal zum Schuss?" "Ich will es hoffen, IWO. Ich würde nur ungern die Torpedos wieder mit nach Hause nehmen."
21:13 Uhr
Logbucheintrag Korvettenkapitän Thomas Voetmann, 21. April 1940
Konnten in der letzten Nacht drei Schiffe mit etwa 15000 BRT - zwei Frachter und einen Tanker - versenken. Sechs Torpedos verschossen, zwei Blindgänger. Ingesamt hatten wir von den zehn abgeschossenen Aalen fünf dabei, die nicht detonierten. Ziemlich hohe Quote!
Sind seit etwa sechs Stunden in unserem neuen PQ, bisher keinerlei Kontakte.
Haben noch 12 Aale an Bord. Falls wir hier nicht zum Schuss kommen hoffe ich, dass der BdU diesmal ein Einsehen mit uns hat und uns weiter hinaus schickt.
22. April 1940, 09:20 Uhr
"Schiff gesichtet!" Seit über zwölf Stunden befanden wir uns nun in unserem neuen Zielgebiet. Nun sollten wir die nächste Beute finden - unser Adlerauge Deckers tat mal wieder seine Pflicht.
Ich enterte die Brücke hinauf. "Wo haben Sie es, Deckers?" "Steuerbord, Herr Kapitän! Lage 045!"
Ich richtete mein Fernglas in die angegebene Richtung.
http://s7.directupload.net/images/140720/spvpv89x.png (http://www.directupload.net)
"Abfangkurs, LI! AK voraus!" "Jawohl, Herr Kapitän!"
Unser Boot schwenkte nach rechts und nahm Kurs auf das Ziel. Da die See relativ ruhig war entschloss ich mich zu einem Angriff mit dem Deckgeschütz.
"Deckgeschütz besetzen! UZO auf Brücke!"
http://s14.directupload.net/images/140720/vp6q3wma.png (http://www.directupload.net)
"Achtung, Schusslösung! Entfernung 900 Meter an Lage 359!" "Eingestellt!" "Feuer!"
http://s7.directupload.net/images/140720/6xjleetv.png (http://www.directupload.net)
"Herr Kapitän, der fährt genu auf uns zu!", schrie Matrose Deckers. Da ich noch immer das Fernglas an die Augen gepresst hatte sah ich, was der Gegner vorhatte - er wollte uns rammen. Zum zweiten Mal wurde es mit einem Frachter ziemlich eng.
"Ganz schön mutig die Burschen.", sagte ich leise. "Verdammt!"
Anmerkung: Habe diesen Screenshot wohl nicht gespeichert, wie ich gerade merkte. Tschuldigung!
Noch ehe ich den Befehl zum Zurücksetzen geben konnte war es um das Schiff geschehen.
"Gott sei Dank! Feuer einstellen"
Der Frachter versank langsam in den Fluten der Nordsee. Ich sah, wie Rettungsboote klargemacht wurden und die Mannschaft ihr Schiff verließ. Eine Wohltat für mich, hatten wir doch die letzten Schiffe fast allesamt durch einen Genickbruch versenkt - ob dort einer lebend rausgekommen war war mehr als fraglich.
"Gehen Sie wieder auf Kurs, LI. Die werden schon von jemandem aufgefischt werden." "Jawohl, Herr Kapitän."
Am 22. April 1940 um 09:36 Uhr sank ein britischer kleiner Frachter mit 2325 BRT nach Granatenbeschuss in der Nordsee.
Planquadrat AN-42
22. April 1940
15:56 Uhr
Unsere zweite Patrouille war nun zuende. Zwar hatten wir noch immer Treibstoff, doch für eine erneute Suche im Atlantik - wie ich es gerne wollte - würde er nicht mehr reichen. Mal wieder eine Fahrt, die sich nur in der Nordsee abspielte.
"Man man man... immer dasselbe!", schimpfte ich, als ich mit dem IIWO auf der Brücke stand. "Man sollte uns vielleicht direkt einen Einbaum in den Arsch schieben!"
"Noch ist nicht aller Tage Abend, Herr Kapitän." Leutnant Wagner hielt mir seine Schachtel Zigaretten hin. "Vielleicht auf der nächsten Fahrt."
"Wissen Sie, Leutnant." Ich nahm eine Zigarette. "Das sage ich mir schon seit Monaten." "Sind Sie mit Ihrem letzten Boot nicht im Atlantik gewesen?"
Bei dieser Frage zuckte ich zusammen, da ich unweigerlich an meine alte Besatzung denken musste. Sie waren so tolle Menschen gewesen. Gut, um LI Seger tat es mir nicht sonderlich Leid; aber es machte mich traurig. Wir hatten viel zusammen durchgemacht.
"Tut mir Leid, Herr Kapitän.", beeilte sich Leutnant Wagner nun zu sagen. "Ich wollte Sie nicht daran erinnern."
"Schon gut,Leutnant." Ich nahm einen tiefen Zug. "Ist in Ordnung. Nein, wir waren nur einmal an der französischen Küste, damals noch mit unserem Typ VII-Boot, der U48. Ansonsten wenn in den Geleitzugrouten oben an der irischen Küste."
"Wie war Ihre Besatzung so?"
"Sie haben sie doch kennengelernt, Leutnant. Damals auf der - auf der Feier."
Ich schluckte, als ich an diesen Abend dachte. Es war nach dem Zusammentreffen mit der Nelson gewesen. Die Nelson. Winterstein hatte sie danach versenkt gehabt. Wenigstens einer, der sich den Brocken geholt hatte.
"Was meinen Sie, IIWO? Ob Winterstein schon wieder zurück ist? Man hört ja gar nichts im Rundfunk."
Kurz schien Wagner über meinen abrupten Themenwechsel überrascht zu sein, doch er fasste sich schnell wieder.
"Wenn er direkt heimgefahren ist ja. Aber mich wundert auch, dass sie noch nichts berichtet haben."
"Passen Sie auf, IIWO. Der wird noch irgendwo rumgurken und die letzten Aale herausschießen. Man man man, der Kerl hat jetzt schon eine ordentliche Tonnage!" Kurz musste ich grinsen.
"Sie auch, Herr Kapitän." "Nein, Leutnant: WIR auch!"
Ich schnippte die Zigarette in die See. "Hartmann soll einen Bericht an den BdU schicken. Mal schauen, was sie dieses Mal für uns haben." "Jawohl, Herr Kapitän."
16:20 Uhr
Soeben hatten wir die Antwort erhalten, und diese war nicht sonderlich angenehm. Ich hatte ja befürchtet, dass man uns nun in den Atlantik schickte - dies wäre natürlich super gewesen - wenn wir noch genügend Treibsstoff gehabt hätten.
So schickte man uns nach AN-73, direkt an die englische Ostküste.
"Na, da werden wir mit Sicherheit Spaß kriegen." "Bringt nichts, LI. Befehl ist Befehl. Auf schnellstem Wege dahin. Die Fahrt sollte in etwa drei Tage dauern." "Jawohl, Herr Kapitän."
25. April 1940, 12:28 Uhr
Ankunft im neuen Zielgebiet! Die See war einigermaßen ruhig, doch es herrschte leichter Nebel. Typisch für England. Ich wies den LI an, einen Suchkurs quer durch das Gebiet zu setzen und mit Marschgeschwindigkeit zu fahren.
Keine zwanzig Minuten später hatten wir den nächsten Kontakt, diesmal kam er per FT des BdU herein. Ein kleiner Konvoi in unserem Planquadrat.
"Na, da ist uns das Glück aber mal holt, IWO." "Sieht so aus, Herr Kapitän." "Abfangkurs, LI! AK voraus!""Jawohl, Herr kapitän!"
"Scheiße! Flugzeug an Backbord Bug!" "ALAAAAAAAAAAAAAARM! FLUUUUUUUUUUUTEN! Schnell runter, Männer!"
http://s1.directupload.net/images/140720/92fyw6hq.png (http://www.directupload.net)
"Auf 50 Meter gehen, schnell!" Fast die gesamte Besatzung rannte nun in den Bug, um das Boot schnellstmöglich zu kippen.
"Dreißig Meter gehen durch.", meldete der LI kurze Zeit später. "40 Meter... 50 Meter, Herr Kapitän."
"Auspendeln!" Das Boot begab sich nun wieder in die Wagerechte.
Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn. "Man, das war knapp!"
"Aber nicht ungewöhnlich, würde ich ssagen. Hier an der Küste."
"Bleiben wir noch etwas unter Wasser, bevor wir wieder auftauchen. Der Bursche scheint uns zum Glück nicht gesehen zu haben."
13:18 Uhr
"Sehrohr ausfahren! Riskieren wir mal einen Blick."
Ich drehte das Sehrohr einmal um 360 Grad.
"Nichts, zu sehen, Männer! Auftauchen, der Flieger scheint weg zu sein."
"Jetzt müssen wir nur diesen Konvoi wiederfinden." Ich suchte die See ab. "Fahren sie einen Suchkurs, LI. Weit kann der noch nicht sein." "Zu Befehl, Herr Kapitän."
Etwa zwanzig Minuten später hatten wir Glück. "Moment mal... ist das ein Zerstörer da vorne?"
"Kann ich nicht erkennen, Herr Kapitän."
"Wo ist Deckers, wenn man ihn mal braucht?" Ich grinste. "Gehen wir auf Sehrohrtiefe, sicher ist sicher." "Jawohl, Herr Kapitän."
http://s14.directupload.net/images/140720/8i6md34x.png (http://www.directupload.net)
"Oh... ein Tanker. Ein leichter Tanker, meine Herren."
Ich besah mir nun die beiden anderen Schiffe. "Scheinen wieder zwei Frachter mitzufahren."
http://s1.directupload.net/images/140720/go3esf4g.png (http://www.directupload.net)
"Gut, schießen wir wieder einen Dreierfächer auf den Tanker. Rohr eins bis drei klarmachen zum Fächerschuss." "Jawohl, Herr Kapitän."
"Schießen wir bei 1200 Metern." "Torpedos sind klar." "Achtung, Schusslösung: Entfernung 1200 Meter an Lage 69! Gegnerfahrt in etwa vier Knoten." "Eingestellt!" "LOS!"
Ich betete, dass die Torpedos saßen. Soviele Blindgänger waren einfach nicht normal.
Etwas über eine Minute später kamen drei hinzu - es war zum Heulen! Am Liebsten hätte ich ins Sehrohr gebissen! "SABOTAGE!", rief ich aus. "Das kann doch nicht!!"
Wir feuerten zwei weitere Aale ab - ebenfalls Blindgänger. "Das reicht!", meinte ich. "Abdrehen! Es ist genug. Wieder auf Kurs, dann in zehn Minuten auftauchen." "Jawohl, Herr Kapitän."
Natürlich war es eine nicht gerade kluge Entscheidung gewesen - ich hätte es noch mit unseren übrigen Aalen probieren können. Nach unserer Patrouille mussten wir ohnehin den Rückweg antreten, da unser Diesel langsam knapp wurde.
Doch für meine Entscheidung sollte ich wenig später noch belohnt werden.
Wir wünschen euch trotz der Blindgänger weiterhin viel Glück...!! :ph:
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke::)
Planquadrat AN-73
26. April 1940
02:14 Uhr
"Funktelegramm, Herr Kapitän." Hartmann betrat soeben die Messe. "Sollen Sie sich ansehen. Scheint etwas für uns zu sein." "Zeigen Sie her, Hartmann." Ich nahm den Zettel entgegen.
--- Kontaktmeldung feindliche Einsatzgruppe, Planquadrat AN-73. Kurs N. Fahrt sechs Knoten. ---
"Eine Einsatzgruppe, die mit sechs Knoten hier herumschleicht?" Ich hob die Augenbrauen. "Jetzt drehen sie völlig ab, die Tommys." "Rechnen wahrscheinlich nicht damit, dass hier ein deutsches Uboot ist.", vermutete der LI.
"Naja, wie auch immer. Gut für uns. Abfangkurs!" "Jawohl, Herr Kapitän!"
"Achtung, hier spricht der Kommandant! U104 operiert ab sofort auf Einsatzgruppe! Zusammentreffen in den frühen Morgenstunden. Alle Mann auf Gefechtsstation, Torpedos klarmachen und beten, dass nicht wieder Rohrkrepierer dabei sind! Das ist alles!"
03:41 Uhr
"Eine stockfinsetere Nacht." Ich grinste. "Besser kann es doch gar nicht laufen!" "Ja, Herr Kapitän. Richtiges Glück für uns."
"Gut, wir setzen uns jetzt genau neben die Einsatzgruppe und überholen sie. So wie die da langtuckern schaffen wir das locker. Dann tauchen wir und ran an den Feind."
Eine Viertelstunde später hatten wir den ersten Sichtkontakt.
"Schiff an Backbord auf 328!" Sofort sah ich in die angegebene Richtung.
http://s14.directupload.net/images/140720/q9kawkve.png (http://www.directupload.net)
"Der vordere Zerstörer, wenn ich mich nicht irre."
Ich ließ das Fernglas über die Schiffe gleiten, die nach und nach in Sichtweite kamen.
"Boah, ne! Da konnte einer eine Einsatzgruppe nicht von einem Geleitzug unterscheiden! Verdammte Idioten!"
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http://s1.directupload.net/images/140720/xbmlizwt.png (http://www.directupload.net)
"UZO auf Brücke! Sehen wir uns die Sache mal etwas genauer an, Männer."
http://s7.directupload.net/images/140720/5smhq9ti.png (http://www.directupload.net)
"Da ist der Zerstörer... fährt seelenruhig seine Bahn. Kein Gezacke."
"Wir müssen näher heran. Danach werden wir tauchen." "Alles klar, Herr Kapitän."
Während unser Boot nun näher auf die Schiffe zu fuhr behielt ich den Zerstörer mit meinem Fernglas im Auge. Ich war mir sicher, dass er nicht die einzige Eskorte war - zumal wir vor uns eines der seitlichen Sicherungsschiffe hatten, so wie es aussah.
"Wieder ein Leichter Tanker, meine Herren.", informierte ich die Brückenbesatzung. "Den holen wir uns dieses Mal!"
http://s7.directupload.net/images/140720/iub3jivw.png (http://www.directupload.net)
"Alles klar, feuern wir dem zuerst das Schiff weg! Klarmachen zum Tauchen, Brücke räumen! Auf Sehrohrtiefe gehen!" "Jawohl, Herr Kapitän!"
04:39 Uhr
"Was hören Sie, Hartmann?" "Etwa ein Dutzend Frachtschiffe, Herr Kapitän." "Wieviele Eskorten?" "Bis jetzt drei. Einer vorne und zwei an den Flanken." "Zickzack?" "Nein, Herr Kapitän." "Gut, behalten Sie sie weiter im Ohr." "Ja, Herr Kapitän."
"Ohohohoho, Männer! Ein Hilfskreuzer scheint auch dabei zu sein!" Ich grinste. "Das nenne ich mal eine fette Ausbeute - und direkt auf dem Präsentierteller! Den holen wir uns!"
"Achtung, Schusslösung für Rohr eins und zwo! Entfernung 2500 Meter an Lage 025! Fahrt etwa sechs Knoten!" "Eingestellt! Torpedos bereit, Herr Kapitän!" "Feuer!"
Einer der Aal traf ausnahmsweise - allerdings nicht unser anvisiertes Ziel. Er detonierte am C3 Frachter.
"Oh man... wenn es keine Blindgänger sind treffen sie das falsche Schiff. Laufzeit zweiter Torpedo?" "Noch zwanzig Sekunden, Herr Kapitän."
"Komm schon... mach schon!" Ich war mir nicht sicher, ob der eine Treffer ausreichen würde - ich hoffte es einfach.
http://s7.directupload.net/images/140720/ovghr2uq.png (http://www.directupload.net)
Treffer auf einen C3 Frachter - fuhr der einfach in meine Bahn!
"HA! Den Hilfskreuzer hat´s auch erwischt! Klasse, Männer! Zwei Schiffe versenkt, beide mehr als 10000 Tonnen!"
http://s14.directupload.net/images/140720/yu3f8tat.png (http://www.directupload.net)
"Hartmann, was machen die Zerstörer?" "Gurken wie die Wilden rum, Herr Kapitän! Entdeckt scheinen sie uns allerdings noch nicht zu haben!"
"Laden Sie Rohr eins und zwei nach! Rohr drei und vier bereitmachen - holen wir uns noch den Tanker!" "Jawohl, Herr Kapitän!"
Die beiden Aale für den Tanker saßen ebenso gut wie die Vorherigen. Ich konnte gar nicht sagen, wie zufrieden ich mit diesem Angriff war! Jetzt mussten wir uns nurnoch erfolgreich absetzen.
"Auf 100 Meter gehen, Schleichfahrt! Die da oben sollen uns nicht hören!" "Jawohl, Herr Kapitän!"
Es gelang. Wieder einmal suchten die Zerstörer an der völlig falschen Stelle nach uns. Ich konnte darüber nur den Kopf schütteln.
"In einer halben Stunde tauchen wir auf, dann sofort ein FT an den BdU. Geben wir den feinen Herren mal etwas, worüber sie sich freuen können!" "Jawohl, Herr Kapitän!" "RÜCKMARSCH!"
27. April 1940, 19:34 Uhr
Mit großem TamTam und AK voraus fuhren wir in Wilhelmshaven ein. Auf dem Rückweg begegneten wir keinem Feindschiff mehr. IIWO Wagner behauptete steif und fest, dass die Tommys wohl zu viel Angst vor uns hatten. Ich lächelte nur auf diese Worte hin.
Um kurz vor Acht legten wir schließlich an der Pier an.
"Oh Gott, der Chef persönlich gibt sich die Ehre." "Na, bei so einem Radau, den wir gemacht haben."
Admiral Dönitz mitsamt Stab begrüßte uns, als wir U104 verlassen hatten. Ich hatte meine Mannschaft an der Pier antreten lassen, wie es sich gehörte.
"Voetmann! Mein lieber Voetmann! Mensch, Sie machen ja Sachen! Meinen Glückwunsch zu dieser Fahrt!" "Vielen Dank, Herr Admiral!"
"Man erwartet Sie morgen in Berlin. Der Führer persönlich möchte Sie sehen, Voetmann - und natürlich auch Ihre Besatzung."
Ich konnte nicht sagen, dass diese Neuigkeiten mich freuten. Meinen Männern schien es da anders zu ergehen - sie waren hellauf begeistert.
"Jawohl, Herr Admiral!"
"Ein Wagen wird Sie morgen abholen, Sie werden dann zu der Maschine gebracht, die Sie und Ihre Männer nach Berlin bringt." "Jawohl, Herr Admiral!" "Voetmann! Ich bin stolz auf Sie!" "Danke, Herr Admiral!"
Auf der insgesamt zehnten Feindfahrt versenkte U104 unter Korvettenkapitän Thomas Voetmann:
am 15. April 1940
kleiner Frachter mit 2325 BRT
kleiner Frachter mit 2325 BRT
am 20. April 1940
C2 Frachter mit 6200 BRT
am 21. April 1940
T2 Tanker mit 10448 BRT
kleiner Frachter mit 2325 BRT
kleiner Frachter mit 2325 BRT
am 22. April 1940
kleiner Frachter mit 2325 BRT
am 26. April 1940 (Geleitzug)
C3 Frachter mit 12500 BRT
T2 Tanker mit 10448 BRT
Hilfskreuzer mit 18350 BRT
Gesamttonnage: 69.571 BRT
Gesamttonnage seit Kriegsbeginn: 271.011 BRT
Glückwunsch, wahrlich fette Beute gegen Ende ^^
Obersalzberg
28. April 1940
13:50 Uhr
Pünktlich um neun Uhr hatte ein Wagen mich vor der Pension abgeholt und zum Flugplatz gebracht. Meine Besatzung war bereits da, als ich ankam.
Der Flug selbst war sehr entspannend, mussten wir uns doch innerhalb Deutschlands nicht vor feindlichem Flugverkehr fürchten - das zumindest redete ich mir immer wieder ein. Natürlich wusste ich, dass es schon den ein oder anderen Luftangriff gab - doch ich versuchte nicht daran zu denken.
Gegen Mittag wurden wir dann zum Obersalzberg - dem Sitz unseres Führers - gefahren. Je näher ich meinem Ziel kam, desto nervöser wurde ich. Natürlich war ich auch nach unserem Einbruch in Scapa Flow hier gewesen - doch zu dieser Zeit hatte ich noch nicht solche Zweifel in mir, wie ich sie nun hatte. Ich verabscheute den Krieg mittlerweile - ich wollte wieder in Frieden leben. Ein Treffen mit dem Führer würde also keineswegs stressfrei für mich ablaufen. Zwar würde ich vor ihm eine Maske aufsetzen - schließlich war ich nicht lebensmüde - doch es würde mir innerlich wehtun.
Die mir zu Ehren abgehaltene Parade hielt sich jedoch in einem angenehmen Rahmen. Mir wurden durch den Führer selbst nun die goldenen Schwerter zum Ritterkreuz mit Eichenlaub verliehen.
"Korvettenkapitän Voetmann.", sagte er. "Deutschland ist stolz auf Sie!" Er redete noch ein wenig weiter auf die versammelte Menge ein, lobte meine sowie Wintersteins Erfolge und sinnierte darüber nach, ob wir beide alleine wohl den Tommys ihre gesamte Flotte wegschießen würden.
Am Abend dann gab es einen kleinen Empfang, zu denen die wichtigsten Männer Deutschlands geladen waren. Auch hier wurde ich das ein oder andere Mal von verschiedenen Leuten mit Lobreden geradezu überrollt. Ich war froh, als dies alles ein Ende hatte.
Meine Männer erhielten nun auch noch ihre Auszeichnungen - ich glaubte der Führer war noch nie so glücklich gewesen wie in diesem Moment - und anschließend machten wir uns auf den Weg in unser Hotel. Ein Luxushotel, das schöner nicht hätte sein können. Das war das einzig Schöne an diesem Abend - nunja, und die glücklichen Gesichter meiner Jungs, als sie ihre Orden erhielten.
Ein riesiger Empfang für euch werter Voetmann und wohl zurecht...!! Meinen Glückwunsch zu dieser Feindfahrt...!! Ein gelungenes Jubiläum kann man nur sagen...:top:
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke::) :ph:
:burns:
Wir danken Euch, werter Hohenlohe. :)
Kiel
29. April 1940
10:06 Uhr
"TOM!" Meine Frau rannte auf mich zu, als ich aus dem Zug stieg. "Tom, endlich!" Sie fiel mir schluchzend in die Arme. "Endlich Tom, es ist etwas Schreckliches passiert!"
Nun umarmte auch ich sie und streichelte ihr durch das Haar. Klar, sie redete von Horst.
"Ich weiß, Liebling. Ich habe auf See davon erfahren."
"Oh, Tom. Er war ein so guter Kerl... warum nur? Warum?!"
"Schh Schatz. Lass uns erstmal nach Hause gehen, da besprechen wir dann alles."
10:20 Uhr
Meine Tochter begrüßte mich freudig. Sie war unnendlich froh, ihren Vater schon nach wenigen Wochen wiederzusehen.
"Hast Du meine Spieluhr gehört, Vati?" Ich lächelte, als ich mich wieder an das Geschenk erinnerte, welches ich ihr gekauft hatte.
"Aber natürlich, mein Schatz. Immer, wenn Du sie abgespielt hast habe ich an Dich gedacht und Du warst ganz nahe bei mir." "Du auch, Vati." Sie drückte sich an mich. "Bitte geh nicht wieder so schnell weg." "Versprochen, Schatz. Ich habe einen extralangen Urlaub bekommen."
Inge betrat nun wieder das Wohnzimmer. Noch immer sah sie ziemlich traurig aus, doch bemühte sie sich, dieses vor Lisbeth zu verbergen.
"Spatz, bleibst Du einen Augenblick im Wohnzimmer? Ich muss mit Deiner Mutter reden. Es dauert nicht lange, versprochen."
Lisbeth nickte. "Ja, Vati."
"Ich kann noch immer nicht glauben, dass er tot sein soll." Inge hatte sich an den Küchentisch gesetzt. "Das darf einfach nicht sein... Gott, die arme Andrea." "Wie geht es ihr?" "Wie soll es ihr gehen, Tom? Sie hat ihren Mann verloren."
Klar, es war eine ziemlich blöde Frage von mir gewesen.
"Sie war für einige Tage nach Horsts Versenkung hier und hat hier übernachtet.", erzählte Inge weiter. "Ich wollte sie ungerne alleine lassen."
"Das verstehe ich. Sie kann kommen, so oft sie möchte." Ich drehte mein Glas in meiner Hand. "Es ist so ein fürchterliches Unglück."
"Ja, das ist es." Meine Frau sah mich nun an. "Bitte, Tom! Trete aus der Marine aus! Wer weiß, wann es Dich mal erwischt!"
Mit diesen Worten hatte ich gerechnet. Inge war sowieso immer in Angst um mich, wenn ich auf See war - verständlicherweise. Doch nach dem Tod unseres besten Freundes war diese Angst einer regelrechten Panik gewichen.
"Inge, ich kann nicht! Ich bin Soldat und muss tun, was man mir befiehlt."
Mit diesen Worten hatte ich offenbar einen wunden Punkt bei ihr getroffen. Sie stand auf und verließ fluchtartig die Küche. "Inge!"
Ich ging ihr hinterher. "Mensch, Liebling! Jetzt warte doch!"
Im Hausflur holte ich sie schließlich ein. "Inge, verdammt! Lass mich doch erklären!" "Was willst Du mir erklären, Tom? Dass es Deine Pflich ist, Dich irgendwann umbringen zu lassen?" Ich wollte ihr eine Antwort geben, doch ich konnte nicht. Stattdessen musste ich schlucken, denn sie hatte Recht. Wir konnten sterben, gewiss. Aber wenn man es ganz hart betrachtete, dann war es unsere Pflicht.
"Ich habe gesehen, wie es Andrea ging, nachdem Horst versenkt wurde. Sie ist nurnoch ein Schatten ihrer Selbst! Willst Du mir und Lisbeth das Gleiche antun?"
"Glaubst Du, dass mich sein Tod nicht mitnimmt?", brachte ich nun wütend hervor. "ICH HABE MEINE GESAMTE BESATZUNG VERLOREN, INGE!!"
Im nächsten Moment erschrak ich vor mir selbst. Ich hatte sie nicht anschreien wollen, es kam einfach über mich. Die momentane Situation machte mich einfach fertig. Der Krieg, der Tod von guten Freunden... es war einfach zuviel.
Ich verließ das Haus. Ich musste einfach raus, bevor es noch schlimmer wurde. Auf dem Vorplatz unseres Hauses setzte ich mich schließlich auf eine Bank. Ich brauchte einfach frische Luft. Meine Gedanen drehten sich um das eben geführte Gespräch mit meiner Frau. Warum nur musste es so demaßen eskalieren? Ich liebte Inge und wollte ihr nicht wehtun - egal auf welche Weise. Sie machte sich schreckliche Sorgen um mich, das war mir klar. Es war nur verständlich, dass sie nun noch mehr Angst um mich hatte - und was machte ich? Schrie sie an. Es war nicht fair von mir gewesen.
Mein Blick wanderte zum Haus, in welchem wir nun schon so lange wohnten. Warum nur musste es so weit kommen? Warum nur musste ich dies alles tun? Klar, ich gehörte zusammen mit Winterstein zu den erfolgreichsten Kommandanten, doch zu welchem Preis?
"Was ist denn mit Dir los?", riss mich eine vertraute Stimme aus meinen Gedanken. Ich hob den Kopf und musste leicht lächeln.
"Mensch, Günther! Was machst Du denn hier?" Ich erhob mich und schüttelte meinem ehemaligen Kommandanten und guten Freund die Hand.
Prien seufzte. "Ich habe das mit Schulze gehört. Tut mir Leid, Tom. Das ist schrecklich!" Ich nickte.
"Allerdings. Inge und ich hatten deswegen vorhin Streit."
"Wegen Horst?"
"Naja, nicht direkt. Sie hat mich geradezu angefleht aus der Marine auszutreten." Günther setzte sich nun neben mich. "Und? Was hast Du gesagt?"
"Dass ich meine Pflicht als Soldat tun muss."
"Nunja, ich kann Inge verstehen. Sie macht sich Sorgen um Dich."
"Ich weiß, Günther. Wenn ich ehrlich bin... ich will einfach nicht mehr. Es macht mich fertig, was ich tue."
"Du willst aufhören?"
"Glaub´ mir, Günther. Wenn ich es könnte hätte ich es wohl schon lange getan..." Ich sah ihn an.
"Nein, ich werde weiterhin meine Pflicht als Soldat tun. Aber wohl ist mir dabei nicht."
Ich lächelte kurz. "Ist das nicht verrückt? Ich gehöre zu den besten Kommandanten, aber ich kann nicht stolz darauf sein. Was mache ich hier nur, Günther? Warum tun wir das?" "Weil wir Soldaten sind."
Kiel
12. Mai 1940
16:02 Uhr
Der Urlaub gestaltete sich nicht gerade als Entspannung für mich. Zum Einen gab es immer öfter Diskussionen mit meiner Frau, zum Anderen wurde ich auch immer wieder an die Versenkung von U64 und den Tod vieler guter Freunde erinnert. Dies lag nicht zuletzt daran, dass Andrea Schulze - die Witwe von Horst - öfters bei uns war. Ich hatte nichts dagegen, ganz im Gegenteil. Zuhause war sie alleine, da die beiden keine Kinder hatten - zum Glück, wie man in der jetzigen Situation sagen musste. Doch die immer wiederkehrenden Gespräche über Horst und das was einmal war zerrten an meinen Nerven. Immer öfter verließ ich nun das Haus, um meinen Frust im Alkohol des Offizierskasinos zu ertränken.
Wieder einmal war ich an einem Punkt angelangt, an welchem ich nie wieder hatte kommen wollen. Es war fast genau wie damals, als wir Scapa Flow angegriffen hatten und ich mitansehen musste, wie hunderte - wenn nicht gar Tausende - von Leuten ihre Leben verloren.
"Herr Korvettenkapitän?" Der Wirt des Offizierkasinos sah mich an. "Kann ich Ihnen noch etwas bringen?" Ich schüttelte den Kopf.
"Danke, Heinz. Ich hab´ genug. Wieviel schulde ich Dir?" "Dreißig Reichsmark." Mein Gott, wieviel hatte ich denn getrunken?! Ich zahlte und stand dann auf, wobei ich beinahe umfiel. Ein plötzlicher Schwindel erfasste mich.
"Verdammt!"
"Herr Kapitän?" Ich hob den Kopf und kniff die Augen zusammen. Zwar kannte ich die Stimme, welche mich gerade ansprach, doch das Gesicht dazu wollte mir nicht einfallen. Bis sich vor meinen Augen nicht mehr alles drehte und ich am Liebsten augenblicklich im Boden versunken wäre. "Oh, scheiße!"
Leutnant Hirsch stützte mich, als ich wieder gefährlich nahe daran war umzukippen, und brachte mich zu einem Tisch. Dort setzte er mich auf einen Stuhl und nahm mir gegenüber Platz.
"Wir brauchen ein Glas Wasser!", hörte ich ihn sagen, bevor er sich wieder mir zuwandte. "Herr Kapitän, kann ich Ihnen helfen?"
"Nein... nein, Leutnant. Ich bin - es ist - ! Ach, wissen Sie... die Sache mit meinem alten Boot macht mich fertig..."
Trotz meines relativ hohen Alkoholpegels konnte ich den mitleidigen Blick sehen, welchen mein IWO mir zuwarf.
"Ich weiß, Herr Kapitän. Ich kannte Ihre Leute ebenfalls, wie Sie wissen. Sie waren gute Menschen, gute Soldaten."
Schon wieder diese Worte. Ich konnte sie langsam nicht mehr hören.
"IWO, bitte. Verschonen Sie mich mit diesem Gesülze. Ich will es nicht mehr hören! All die Reden von Heldentaten, von guten Soldaten. PAH! Wir töten Menschen! Menschen wie Sie und mich. Väter, Söhne, Ehemänner! WAS IST DARAN DENN EHRENHAFT?!" Den letzten Teil meiner Ansprache hatte ich laut gebrüllt, sodass sich nun einige Leute zu uns umdrehten.
"Hier, Ihr Wasser." Eine Kellnerin kam zu unserem Tisch und reichte es Leutnant Hirsch. Zu mir hielt sie einen gewissen Abstand, wie ich feststellte. Sollte mir Recht sein.
"Danke." Leutnant Hirsch nahm es an sich. "Sie sollten das trinken, Herr Kapitän."
Ich tat wie geheißen. Helfen tat es allerdings nichts.
"Kommen Sie, ich bringe Sie nach Hause."
Kiel
13. Mai 1940
07:39 Uhr
Früh am Morgen riss das Telefon mich aus dem Schlaf, der viel zu kurz war.
"Verdammt! Wer ruft um diese Zeit an?!" Ich griff nach dem Hörer. Glücklicherweise hatte ich eines direkt auf meinem Nachttisch stehen.
"Ich hoffe es ist wichtig!", grollte ich in die Muschel, noch immer leicht lallend, um direkt darauf zusammenzuzucken. Es war der Adjutant des Flottillenchefs.
"Es tut mir Leid, dass ich Sie störe, Herr Kapitän; aber Kapitän Hartmann möchte Sie noch heute Mittag in seinem Büro sehen."
"WAS? Warum?!"
"Kann ich Ihnen nicht sagen. Er sagte, es sei dringend." Ich seufzte.
"Sagen Sie ihm, dass ich da bin - und machen Sie mir einen starken Kaffee!" "Jawohl, Herr Kapitän."
"Was ist los?" fragte Inge, die ebenfalls aufgewacht war. "Wer war das?"
"Der Adjutant vom Flottillenchef. Ich soll nach Wilhelmshaven kommen." "Was? Aber warum?" "Weiß ich nicht, irgendetwas Dringendes." Ich sah meine Frau an. "Tut mir Leid, Liebling."
09:07 Uhr
Wir waren soeben am Bahnhof eingetroffen. Inge begleitete mich noch bis zu den Gleisen, um sich von mir zu verabschieden. Lisbeth hatte noch geschlafen, als wir abfuhren. Es brach mir das Herz, dass ich mich nicht mehr hatte von meiner Tochter verabschieden können.
"Sag Lisbeth, dass ich sie liebe.", sagte ich zu meiner Frau. "Und dass es mir undendlich Leid tut mich nicht selber von ihr verabschiedet zu haben."
"Kommst Du denn nicht wieder zurück?"
"Ich weiß es nicht, Inge - aber ich denke nicht. Das Boot wird wohl in der nächsten Zeit wieder fertig sein."
"Aber Du hast doch noch eine Woche Urlaub!" "Ich weiß. Aber wenn Hartmann schon anrufen lässt, dann ist da was im Busch. Es tut mir leid, Inge. Aber ich muss jetzt los!"
Ich streichelte ihr durchs Haar und nahm sie anschließend in den Arm. "Das mit dem Streiten tut mir auch leid, Schatz. Ich verspreche Dir, bei meinem nächsten Urlaub fahren wir alle zusammen irgendwohin, ja? Wie damals in Coesfeld."
"Versprochen?" "Versprochen!" Ich gab ihr einen Kuss, während der Zug einfuhr. "Passt auf Euch auf. Ich liebe Euch!"
Gerade hatte ich mich umgewandt, als Inge mich am Arm festhielt. Sie hatte Tränen in den Augen.
"Komm bitte zurück, Tom! Komm bitte zurück aus Wilhelmshaven!"
Noch einmal nahm ich meine Frau in den Arm. "Ich werde wiederkommen, Inge - das verspreche ich Dir! Ich werde wiederkommen!"
Wilhelmshaven
13. Mai 1940
13:09 Uhr
Vor zehn Minuten war ich in der Hafenkommandantur eingetroffen. Korvettenkapitän Hartmann beorderte mich sofort in sein Büro.
"Es tut mir Leid, dass ich sie heute so früh stören musste, aber es ist wichtig!"
"Was gibt es, Herr Kapitän?"
"Wir haben einen Auftrag für Sie. Einen Auftrag von höchster Wichtigkeit."
Nun wurde ich hellhörig. Was war dieser Auftrag?
"Wir brauchen Informationen, Voetmann. Informationen über englische Flottenbestände im Ärmelkanal." Ich schluckte, ahnte ich doch, was auf mich zukommen würde.
"Am Allerwichtigsten sind die Schiffe, die in den Häfen vor Anker liegen." Nun schien Hartmann langsam zu dem zu kommen, weswegen er mich hergebeten hatte.
"Voetmann, Sie haben Ahnung davon, wie man in Häfen eindringt. Sie und Winterstein sind die Einzigen, die erfolgreich in Scapa Flow eingedrungen und auch wieder heraus gekommen sind. Winterstein ist leider Gottes nicht in meiner Flottille, aber Sie kann ich nehmen!"
"Sie wollen, dass ich in einen Hafen eindringe? Oder in mehrere?" "In einen, Voetmann. Wir haben da an Dover gedacht."
Kapitän Hartmann hielt mir sein Zigarettenetui hin. "In der Straße von Dover ist reger Schiffsverkehr der Aliierten, französische Schiffe sowie die der Briten sind vor Ort. Wir brauchen Informationen, Voetmann. Auf Ihrem Weg nach Dover können Sie jene sammeln - zusammen mit den Informationen aus dem Hafen sind sie Gold wert."
"Wofür, Herr Kapitän?"
"Das werden Sie noch früh genug erfahren, Voetmann. Nehmen Sie an?"
Ich warf einen Blick auf die zusammengefaltete Karte. Wieder einen Hafen angreifen? Informationen sammeln über Schiffe? Wieder Menschen töten müssen? Ich hasste den Krieg!
"Ja, Herr Kapitän. Ich werde es tun."
Hartmann lächelte. "Ich wusste, dass ich auf Sie zählen kann! Sie können in Ihrem Büro den Angriff vorbereiten, Voetmann. Ihr Boot wird wahrscheinlich am Zwanzigsten wieder auslaufbereit sein. Ich denke, dass dies genug Zeit ist?"
"Jawohl, Herr Kapitän. Herr Kapitän, noch eine Frage."
"Nur zu."
"Könnte ich die Pläne in Kiel durch schauen? Sie müssen wissen, Herr Kapitän... ich hatte nicht die Gelegenheit, mich von meiner Tochter zu verabschieden."
"Sie sind immernoch ein verdammter Familienmensch, Voetmann!" "Danke, Herr Kapitän." "Na, von mir aus! Fahren Sie nach Kiel! Aber seien Sie spätestens am Vortag Ihres Ablegens wieder hier!" "Jawohl, Herr Kapitän! Vielen Dank!"
George Pickett
21.07.14, 23:56
Ja ja...das kommt davon, wenn man sich bei den Heldentaten immer vordrängelt :D Wir lesen weiter gespannt mit.
Wir sind schon sehr gespannt wie die Doverbesichtigung ausfällt...:ph:
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke::D
Wir auch. Werden wohl am Freitag mit der neuen FF beginnen. :top:
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