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Voetmann
23.07.14, 21:37
Kiel
13. Mai 1940
18:17 Uhr

Ich hatte die Unterlagen von Dover in mein Arbeitszimmer gebracht. Meiner Frau wollte ich nach Möglichkeit nichts von meinem Vorhaben erzählen, sie wäre nur wieder ausgeflippt. Einem erneuten Hafenangriff ihres Mannes würde sie unter keinen Umständen zustimmen - schon gar nicht nach dem, was in der Vergangenheit passiert war.

So verbrachte ich diesen Abend noch mit meiner Tochter, welche mehr als erleichtert war, als ich am späten Nachmittag wieder zu Hause eintraf. Sie hatte sich laut Inge in ihr Zimmer zurückgezogen und sprach kein Wort mehr vor lauter Kummer, ihren Vater nicht verabschiedet zu haben. Ein Umstand, den ich auf jeden Fall vermeiden wollte. Mir ging es schon sehr nahe, dass sie die letzten Stunden so fürchterlich hatte leiden müssen.

"Kann es sein, dass Du wieder plötzlich los musst, Vati?" fragte sie ängstlich, als wir in unserem Wohnzimmer zusammen spielten.

Ich schüttelte den Kopf. "Nein, mein Engel. Ich lasse Dich nie wieder einfach alleine, Versprochen."

"Wann musst Du denn wieder weg?"

"In ein paar Tagen, Lisbeth. Aber ich verspreche Dir, dass wir beide bis dahin jede Menge Zeit miteinander verbringen werden."

Genauso wurde es gemacht. Sofern ich nicht in meinem Arbeitszimmer saß und den Dover-Angriff vorbereitete - was durchaus eine längere Zeit in Anspruch nahm - verbrachte ich die letzten Tage bis zu meiner Abreise ausschließlich mit Inge und Lisbeth. Ich wollte noch einmal richtig viel Zeit mit ihnen verbringen, da ich nicht wusste, ob wir Dover überleben würden. Bis jetzt hatten wir tierisches Glück gehabt. Doch würde dieses Glück ein weiteres Mal auf unserer Seite sein?

Noch immer hatte ich meiner Frau nichts von Dover erzählt und so sollte es nach Möglichkeit auch bleiben. Zwar ertappte ich mich immer wieder dabei, wie es mir Leid tat, dass ich sie anlog - doch besser so als wenn sie für die nächsten Tage und Wochen nurnoch in Angst um mich hätte leben müssen.

Am Abend des 18. Mai - dem Tag meiner Abreise - begleiteten mich die Beiden zum Bahnhof. Es war schon fast ein Ritual geworden, dem wir alle nicht gerne nachgingen. Es hieß Abschied nehmen und ich wusste nicht, ob ich meine Familie wiedersehen würde. Gerade wenn man an unseren Auftrag dachte war es durchaus möglich, dass wir diese Fahrt nicht überlebten.

Ich umarmte meine Frau lange und atmete den Duft ihrer Haare ein. Ich versuchte ihn mir genau einzuprägen, damit ich ihn nie wieder vergaß.

"Ich liebe Dich.", flüsterte ich ihr ins Ohr und gab ihr anschließend einen langen Kuss. "Vergiss das nicht. Ich liebe Dich, Inge."

Bei meiner Tochter verabschiedete ich mich beinahe auf die gleiche Art.

"Pass mir gut auf die Mami auf, ja?" sagte ich nach einer ebenfalls langen Umarmung. "Und sei schön artig, meine Kleine."

Schien es für Lisbeth noch ein ganz 'normaler' Abschied zu sein, so machte sich Inge nun extreme Sorgen. So intensiv hatte ich noch nie Lebewohl gesagt.

"Was ist los, Tom? Was hast Du?" "Nichts, Liebling." Kurz war ich nahe dran gewesen, ihr die Wahrheit zu sagen. Ich konnte mich allerdings im letzten Moment bremsen und sagte nichts. "Mir fällt nur jeder Abschied von Euch schwerer. Gerade jetzt." "Gerade jetzt?" "Ja. Wegen Horst."

Wieder nahmen Inges Augen eine traurigen Ausdruck an. "Ich wünsche, Du könntest hierbleiben.", sagte sie leise. "Kannst Du da nicht irgendetwas machen?"

Ich lächelte leicht. "Was soll ich machen, Inge? Ich bin Soldat." Ich streichelte ihr durchs Haar. "Es tut mir Leid. Ich verspreche Dir, dass ich sobald wie möglich wieder nach Hause komme."

Ich stieg nun in den Zug, und dies fiel mir schwerer als jemals zuvor. Ich wusste nicht, wann und ob ich die beiden jemals wiedersehen würde.

"Machts gut, Ihr beiden. Bis zum nächsten Urlaub."

"Pass auf Dich auf, Tom - und komm gesund wieder!"

Der Zug fuhr nun an und beschleunigte langsam. Ich hielt meinen Blick weiterhin auf meine Familie gerichtet. "Auf Wiedersehen, Ihr Lieben! Ich liebe Euch!" "Wir Dich auch, Tom! Bis bald!"

Voetmann
24.07.14, 20:56
Wilhelmshaven
19. Mai 1940
20:34 Uhr

"So, meine Herren. Das ist unser Auftrag." "Puh..." Der IWO lehnte sich in seinen Stuhl zurück. "In einen Hafen eindringen... wird nicht leicht sein."

Ich nickte. "Da werden Sie Recht haben, Leutnant. Aber wir sind inzwischen eine so gute Mannschaft... die Jungs kriegen das sicherlich hin."

"Wenn wir drinnen sind... sollen wir nur Aufklärungsarbeit leisten oder auch was versenken?"

"In erster Linie Aufklärungsarbeit. Falls wir dort drinnen etwas Lohnendes finden werden wir es versenken - oder es zumindest versuchen."

Ich ertappte mich bei dem Wunsch, dass dort kein dickes Schiff vor Anker liegen würde. Klar, es würde dem Feind mit Sicherheit schwer treffen, wenn wieder eines seiner großen Schiffe versenkt würde; allerdings würde es auch wieder bedeuten, dass zahllose Leben ausgelöscht wären.

"Wir schauen erst einmal, was wir vorfinden. Danach sehen wir weiter. LI, da es bis Dover keine allzu lange Strecke ist brauchen wir auf den Treibstoff nicht achten. Allerdings sollten wir zusehen, dass wir solange wie nur möglich aufgetaucht bleiben. Wer weiß, wieviele Stunden wir in Dover sein werden." "Jawohl, Herr Kapitän."

20. Mai 1940, 11:50 Uhr

Der Tag unseres Auslaufens. In zehn Minuten sollte es losgehen. Ich stand gemeinsam mit den beiden Wachoffizieren auf der Brücke und beaufsichtigte die letzten Vorbereitungen. Innerlich spürte ich eine Unruhe, welche ich zuletzt vor dem Angriff auf Scapa Flow in mir hatte. Würde alles gut gehen? Würden wir es auch dieses Mal schaffen und heil nach Hause kommen? Dies waren die Gedanken, welche mir in diesem Moment durch den Kopf gingen.

"Wir sind bereit zum Auslaufen, Herr Kapitän.", meldete der IWO. "Boot klar."

"Na dann, IWO. Auf gehts!" "Jawohl, Herr Kapitän."

U104 nahm langsam Fahrt auf und verließ die Pier. Wie immer verabschiedete uns eine Menschenmasse und wünschte uns lautstark alles Gute für die Fahrt. Diese Wünsche konnten wir jetzt gut gebrauchen, da es in Dover nicht leicht sein würde. Wir wussten nicht, was uns dort erwartete und ob wir wiederkommen würden. Ich hoffte einfach das Beste - mehr konnte ich nicht tun.

Voetmann
25.07.14, 12:42
Nordsee
22. Mai 1940
23:09 Uhr

In etwas weniger als vierundzwanzig Stunden sollten wir die Straße von Dover erreichen. Bisher war uns noch kein Feindschiff begegnet, was mich allerdings nicht gerade traurig stimmte. Zum Einen wäre dann die Gefahr größer, dass man auf britischer Seite Verdacht schöpft und zum Anderen würden wir wahrscheinlich sämtliche Torpedos brauchen, wenn wir im Kanal waren.

Nun war es wohl an der Zeit, auch die restliche Besatzung einzuweihen. Hoffentlich würden die Männer genauso reagieren wie meine vorherige Besatzung, als wir nach Scapa Flow fuhren.

"Männer, hört mal zu!", begann ich zu erzählen, als ich im Bugraum angekommen war. Hier hatte sich die gesamte Besatzung hineingequetscht. "Wir fahren in die Straße von Dover."

Nun hob Gemurmel an, welches der IWO jedoch schnell unterbinden konnte.

"Dort sollen wir für den BdU die aktuellen Schiffsbewegungen der Tommys beobachten. Auch das, was in den Häfen vor Anker liegt ist wichtig! Für uns hat man sich Dover ausgedacht. Wir werden in etwa morgen um die gleiche Zeit den Hafen erreichen. Ich will, dass ein Jeder von Euch ausgeruht und absolut fit ist! Das wird kein Zuckenschlecken, Jungs! Aber gemeinsam schaffen wir das! Das wäre alles!"

Ich ging zurück in die Zentrale, in welcher der IWO bereits zusammen mit dem LI am Kartentisch stand.

"Eine gerade Linie direkt in die Straße von Dover." Der LI fuhr dem mit Bleistift eingezeichneten Kurs mit seinem Finger nach. "Ziemlich praktisch."

Ich nickte. "Ja, das ist es." Kurz musste ich grinsen. "Ein wenig tun mir die Tommys ja schon Leid."

"Was meinen Sie, Herr Kapitän?"

"Naja, IWO. Vor Kurzem erst der erneute Angriff auf Scapa Flow durch Winterstein und nun kommt der böse Voetmann und dringt auch noch in Dover ein."

Nun lachten auch die anderen beiden. "Allerdings. Danach sind sie aber bestimmt wach!"

"Ich würde nur zugern das Gesicht von Churchill sehen, wenn er davon erfährt."

"Das wäre wahrscheinlich einen Blick wert, Herr Kapitän.", grinste der IWO. "Allerdings würde ich mit diesem Herrn nur ungerne Bekanntschaft machen."

"Wohl wahr, Leutnant - und genau deshalb werden wir Dover schaffen! Was, Männer?!" "Jawohl, Herr Kapitän!"

23:37 Uhr

"Kommandant auf Brücke!" Nichts geschah. Hilflos sah Matrose Becker den IWO an.

"Wird sich wohl hingelegt haben.", vermutete dieser. Als Becker sich noch immer nicht rührte, sah er diesen eindringlich an. "Na los, Becker! Grehen Sie runter und wecken Sie ihn! Ich denke, das sollte er sich lieber selber anschauen!"

"Jawohl, Herr Leutnant."

Jemand rüttelte mich an der Schulter. Ich hatte mich vor etwa fünfzehn Minuten zum Schlafen hingelegt, da es bis dato eine ruhige Fahrt war und ich meine Kräfte soweit wie möglich für Dover aufsparen wollte.

"Herr Kapitän, wachen Sie auf! Herr Kapitän!"

Verschlafen öffnete ich meine Augen und drehte mich auf die Seite. "Was gibt es, Becker?"

"Wir haben Sichtkontakt, Herr Kapitän. Leutnant Hirsch meinte Sie sollten sich das selbst ansehen."

Ich erhob mich. "Danke, Becker. Sagen Sie dem IWO, dass ich gleich komme." "Jawohl, Herr Kapitän."

"Was haben Sie, IWO?" "Schiff san Backbord, Herr Kapitän. Auf 095."

Ich hob mein Fernglas und sah in die angegebene Richtung.

"Scheint so, als würde es sich entfernen."

Ich wartete noch ein paar Minuten, bis ich mir sicher war. "Ja, Männer! Der entfernt sich. Nichts für uns also. Wir bleiben weiter auf Kurs." "Jawohl, Herr Kapitän."

Voetmann
25.07.14, 19:35
Straße von Dover
23. Mai 1940
20:43 Uhr

Keine zwei Stunden würde es mehr dauern, bis wir Dover erreicht hatten. Langsam wurde es dunkel und ich war unendlich froh, dass wir den Hafen in der Nacht erreichen würden. Uns blieb somit alle Zeit der Welt, um ihn auszukundschaften und vielleicht etwas zu versenken.

"Exakte Kursberechnung.", meinte der IWO, als ich mit ihm zusammen auf der Brücke stand. "Wieder kann es nicht besser laufen."

"Abwarten, Leutnant.", gab ich ihm zur Antwort und zog an meiner Zigarette. "Noch sind wir nicht in Dover."

"Kontakt voraus!" Ich richtete meinen Blick nach vorne. Natürlich, unser Adlerauge hatte wieder etwas entdeckt.

"Wo haben Sie ihn, Deckers?"

"Steuerbord voraus, Herr Kapitän! Lage 001!"

Ich richtete mein Fernglas in die angegebene Richtung.

"Kommt es auf uns zu, Deckers?" "Nein, Herr Kapitän. So wie es aussieht steht er da rum." "Er steht rum?"

Ich hob die Augenbrauen und sah kurz zum IWO. Was für einen Grund konnte es geben, dass ein Schiff einfach so in der Gegend rumstand? Es sei denn...

"Mist, verdammter! Sofort tauchen und auf Schleichfahrt! Los!"

Ich war mir sicher, dass das Schiff kein Handelsschiff war.

20:57 Uhr

"Auf Sehrohrtiefe gehen.", flüsterte ich, nachdem wir einige Zeit lang unter Wasser waren. "Wollen doch einmal sehen, was wir da haben."

http://s1.directupload.net/images/140725/7jyjrjbl.png (http://www.directupload.net)

"Zerstörer... verdammt, ich habe es gewusst!" "Sollen wir ihn angreifen?" "Nein, IWO. Wie Deckers richtig gesagt hat steht er da nur herum. Ich wette der Miskerl horcht da, ob sich ein Boot dem Kanal nähert. Wir fahren vorsichtig an ihm vorbei, keinen Mucks machen! Wenn wir den jetzt angreifen wissen die sofort, dass wir da sind!"

Ich klappte die Griffe vom Sehrohr ein. "Sehrohr einfahren! Gehen wir für zehn Minuten auf AK, dann sofort auf Schleichfahrt und absolute Ruhe im Boot!" "Jawohl, Herr Kapitän!"

"Haben Sie noch weitere Horchkontakte, Hartmann?"

"Ja, Herr Kapitän. Außer dem Zerstörer vor uns noch drei weitere in größerer Entfernung. Scheint die Hafensicherung zu sein."

"Gut, hören Sie zu. Sobald wir nachher am Zerstörer vorbei sind gehen wir auf Grund und horchen einmal rund, was so im Hafen vor sich herschwimmt." "Jawohl, Herr Kapitän."

21:01 Uhr

"Herr Kapitän, der Zerstörer nimmt Fahrt auf!" "Was?!" Ich ging zu Hartmann ans Hydrophon.

"Ja, hat gerade die Maschinen angeschmissen. Jetzt wendet er und..." Hartmann sah mich erschrocken an.

"Er kommt direkt auf uns zu, Herr Kapitän!" "Scheiße! Hat der uns gehört?"

"Schwer zu sagen, Herr Kapitän. Kann eigentlich nicht sein."

Hartmann hatte Recht. Wir befanden uns auf Schleichfahrt, also war es nicht möglich, dass er uns hörte. Oder etwa doch?

"Gott verdammt...", flüsterte ich. "Die müssen ziemlich gute Ohren haben!"

"Sehrohr ausfahren!" Ein verhägnisvoller Fehler meinerseits...

http://s1.directupload.net/images/140725/qa8ge3ux.png (http://www.directupload.net)

"SCHEIßE!! Sehrohr einfahren, schnell!"

Ich trat zwei Schritte zurück und musste schlucken. Hartmann machte die Sache auch nicht besser und bestätigte meine schlimmsten Befürchtungen. "Der Zerstörer macht jetzt volle Fahrt, Herr Kapitän! Kommt direkt auf uns zu."
"Ich weiß, Hartmann.", flüsterte ich heiser. "Der Kerl hat unser Sehrohr gesehen."

Ein Blickwechsel mit dem IWO machte mir klar, dass wir dasselbe dachten: Das war es für uns. Da wir uns in flachen Gewässern befanden - laut Karte nur um die zwanzig Meter tief - würden die Wasserbomben uns in Stücke reißen. Wir hatten keine Chance mehr uns noch rechtzeitig abzusetzen, selbst wenn wir wendeten und auf AK gehen würden - es war zu spät. Mein Befehl, das Sehrohr auszufahren hatte unser Schicksal besiegelt.

Ich dachte an meine Familie, an Inge und Lisbeth. Nun würde es ihnen nicht besser ergehen als Andrea, nachdem Horst versenkt wurde. Ich hätte auf sie hören und aus der Marine austreten sollen. Ich hätte mit dem Admiral reden sollen. Was für ein Dummkopf ich doch war!

Dann glitten meine Gedanken zu Horst. Musste er leiden, bevor er starb? War er qualvoll erstickt oder dauerte sein Sterben nur Sekunden? Ich wünschte ihm das Zweite, und genauso wünschte ich es auch uns. Keiner meiner Männer sollte leiden, nur weil ich ein verdammter Idiot war.

"Ich liebe Euch.", flüsterte ich, als sich meine Finger an den Rand des Kartentisches klammerten. "Inge... Lisbeth... ich liebe Euch. Es tut mir Leid..."

Wenige Minuten später ging der Tanz los. Der Gegner warf Wasserbomben. Sie saßen verdammt gut, da er unser Sehrohr gesehen und ich keine Kursänderung befohlen hatte. Glühbirnen platzen, das Boot bockte und mich riss es von den Füßen. Kurz bevor ich auf den Boden aufschlug hörte ich einen Schrei und das Geräusch von fließendem Wasser. Dann wurde alles schwarz.

hohe_Berge
26.07.14, 00:37
Upps.:eek:

Glück Auf

Voetmann
26.07.14, 20:51
Straße von Dover
23. Mai 1940
21:36 Uhr

Langsam wurde ich wieder wach und musste husten. Die Luft war erfüllt von Rauch und ich hörte Wasser tropen.

Ich öffnete meine Augen und sah mich um. Im Boot war es stockduster. Überall sah ich Rauschwaden und der schwache Schein von Flammen loderte in einer Ecke.

Hustend erhob ich mich und stützte mich am Kartentisch ab. Ich lebte noch - verdammt ich lebte noch!

"Schadensmeldung.", presste ich hustend hervor.

"Sieht nicht gut aus, Herr Kapitän. Wassereinbruch in der Zentrale, im hinteren Torpedoraum und im Bugraum. Die Schalttafel hat es erwischt sowie alle vorderen Torpedorohre. Die Lenzpumpen laufen noch, aber wohl nicht mehr auf voller Leistung."

"Was ist mit den Maschinen?"

"Beide E-Maschinen sind noch in Ordnung, aber den Diesel hat es erwischt. Wir tun, was wir können. Ob wir allerdings noch nach Hause kommen ist die Frage. Außerdem hat es uns wohl das Deckgeschütz weggerissen und der Turm ist mit Sicherheit auch beschädigt."

"Rumpfzustand?" "Ich schätze ihn bei etwa siebzig Prozent, Herr Kapitän. Wir hatten Glück, dass wir auf Schleichfahrt waren. Ansonsten hätte der Aufprall ihn wohl zerrissen."

"Gut, LI. Tun Sie, was Sie können." "Jawohl, Herr Kapitän."

"Verdammt, das war knapp!" Ich war soeben in die Messe getreten, in welcher der IWO zusammen mit unserem Bordarzt Steiner einen Verwundeten versorgte. Ich erkannte ihn als Matrosenobergefreiten Deckers, unser Adlerauge.

Ich spürte einen kurzen Stich, bevor ich den Doc ansah.

"Ist es schlimm?"
"Nunja, er hat einen großen Glassplitter in den Bauch bekommen. Ziemlich starker Blutverlust." Nun erhob er sich und kam auf mich zu. "Ich tue was ich kann, Herr Kapitän. Aber ich kann nicht garantieren, dass er durchkommt. Der Splitter scheint eine Ader getroffen zu haben."

Ich nickte nur. "Danke."

Stumm lehnte ich mich gegen die Kombüse. Der Anblick des Verletzten Deckers ging mir doch schon sehr nahe. Schweißgebadet lag er auf der Bank, wand sich hin und wieder und stöhnte. Er schien völlig weggetreten zu sein. Vielleicht war es auch besser, dass er nicht mehr alles mitkriegte.

"Herr Kapitän?" Der IIWO trat auf mich zu. "Sie sollen zu Hartmann kommen."

Ich ging durch das Schott in die Funkkabine. "Was gibt es, Hartmann?"

"Unser Funkgerät scheint es auch erwischt zu haben, Herr Kapitän. Sämtliche Drähte sind durchgeschmort. Ich kann sie nicht mehr reparieren."

"Wir können von Glück reden, dass wir überhaupt noch leben. Helfen Sie dem LI bei seiner Arbeit, Hartmann. Funken müssen wir jetzt sowieso nicht." "Jawohl, Herr Kapitän."

22:02 Uhr

Die Arbeiten am Boot gingen weiter. Nach und nach stellte sich erst heraus, wie schlimm es uns tatsächlich erwischt hatte. Die Wassereinbrüche konnten soweit unter Kontrolle gebracht werden. LI Fechter teilte mir mit, dass wohl zwei der vorderen Torpedorohre nicht mehr zu retten waren. Dafür liefen die Lenzpumpen nun wieder ordnungsgemäß. Die Dieselmaschinen konnten wir nurnoch auf halber Kraft nutzen - wenn überhaupt. Laut dem LI waren sieben Knoten das Maximum. Desweiteren konnten wir aufgrund des Rumpfschadens nicht mehr tiefer gehen als achtzig Meter. Dies war eine Vorsichtsmaßnahme, da wir noch nicht wussten, wie beschädigt der Rumpf wirklich war.

In den nächsten drei Stunden gingen die Reparaturarbeiten weiter. Ich hatte den Männern die Tauchretter anlegen lassen, da es im Boot immer stickiger wurde. Dies lag nicht zuletzt am Rauch, der sich durch die Brände entwickelt hatte.

"Ist das Boot noch manövrier- und kampffähig?" fragte ich den LI, als wir gemeinsam in der Messe saßen. Ich hatte eine kurze Lagebesprechung angeordnet, um mich auf dem aktuellen Stand zu bringen. Deckers hatte der Sani inzwischen in den Heckraum verfrachtet. Noch immer standen seine Chancen schlecht.

"Bedingt, Herr Kapitän.", antwortete Fechter. "Wie ich vermutet habe sind zwei Rohre im vorderen Torpedoraum irreperabel beschädigt, dazu kommen noch die Diesel und die Lenzpumpen. Sie laufen zwar momentan wieder ordnungsgemäß, allerdings weiß ich nicht wie lange noch."

Wahrlich klang dies alles andere als beruhigend. Wir hatten noch immer einen Auftrag und mussten nun versuchen, ihn mit einem Boot auszuführen, was jederzeit sinken konnte. Zwar würden wir - wenn alles so lief, wie Fechter es sich vorstellte - wieder an die Oberfläche kommen, doch wie es danach weiterging wusste noch niemand von uns. Immerhin konnte es gut sein, dass der Zerstörer noch immer über unseren Köpfen war und nur darauf warteten, dass wir uns zeigten.

Wir jedoch hatten gar keine andere Wahl als aufzutauchen. Die Luft im Boot wurde immer schlechter und selbst die Tauchretter konnten die Männer nicht vor dem ganzen Rauch bewahren. Mir selber tränten inzwischen die Augen und ich hatte große Probleme Luft zu bekommen. Wir mussten hoch, und zwar so schnell wie möglich!

"Alles anblasen, LI! Sehen wir zu, dass wir hochkommen. Falls der Kerl noch oben ist werden wir wohl einen bombigen Empfang bekommen." Kurz grinste ich. "Also, Männer! Ich verlasse mich auf Euch. Hoch mit der Kiste!" "Jawohl, Herr Kapitän!"

Hohenlohe
27.07.14, 00:01
Hoffentlich habt ihr Glück und der Zerstörer ist weit weg...toitoitoi...:)

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::D

Ruprecht I.
27.07.14, 01:11
Aber nicht zwecks Reparatur an seltsamen Inseln anlegen (http://www.mycomics.de/comic/7557-dagon-1942.html), gelle :opa:

Azrael
27.07.14, 01:17
Warum habt ihr, als der Zerstörer auf euch zu fuhr, nicht einfach 2 Torpedos auf ihn geschossen? Er wäre mit Sicherheit ausgewichen und in einen der beiden rein, das hätte euch viel Ärger erspart ^^

Voetmann
27.07.14, 02:56
Aber nicht zwecks Reparatur an seltsamen Inseln anlegen (http://www.mycomics.de/comic/7557-dagon-1942.html), gelle :opa:

Hehe... der ist ja mal genial. :D


Warum habt ihr, als der Zerstörer auf euch zu fuhr, nicht einfach 2 Torpedos auf ihn geschossen? Er wäre mit Sicherheit ausgewichen und in einen der beiden rein, das hätte euch viel Ärger erspart ^^

Hätten wir gemacht, wenn wir noch Zeit gehabt hätten. Als ich das Schiff durch das Sehrohr sah war er allerdings schon zu dicht an uns rangefahren. Da blieb keine Zeit mehr für Torpedoeinstellungen. Ein Schuss aus der Hüfte ging auch nicht, da keine Zeit.
Nunja, wir hatten da mal Glück im Unglück gehabt. ^^

Voetmann
27.07.14, 19:15
Straße von Dover
24. Mai 1940
01:53 Uhr

Langsam stieg unser Boot an. Ich betete, dass über uns alles ruhig war und dass wir nicht in wenigen Sekunden von Geschossen des Zerstörers durchsiebt wurden.

"Zehn Meter gehen durch.", meldete der LI, worauf ich mich hinauf in den Turm begab. Hier sah ich bereits leichte Dellen. Wie es oben aussah konnte ich mir sehr gut vorstellen.

"Turmluk ist frei, Herr Kapitän."

Ich riss es auf. Das hätte ich lieber nicht getan, denn sofort flogen mir Stangen um die Ohren. Nur knapp konnte ich einer davon ausweichen, bevor sie mir auf den Kopf schlug.

"Scheiße!"

Durch das Gewühl von Stangen, abgerissenem Stahl und lauter kleiner Splitter betrat ich den Kommandoturm. Es war verheerend.

Der Turm hing schief in der Verankerung, das Deckgesachütz hatte es weggefegt und die Flak hing ebenfalls schief. Dass sie überhaupt noch da war wunderte mich.

Ein Gutes gab es allerdings: Nach einem ausgiebigen Rundumblick stellte ich fest, dass der Zerstörer verschwunden war - wir waren alleine.

"Ausguck frei!", rief ich nach unten. "Brückenwache antreten. Aber passt auf, Jungs! Hier herrscht Chaos!"

02:00 Uhr

Wir fingen nun an, den Turm so gut es ging freizuräumen. Alles, was herumlag wurde über Bord geworfen - wir konnten ohnehin nichts mehr damit anfangen.

Die Flak war nicht mehr zu gebrauchen. Da auch das Deckgeschütz nicht mehr vorhanden war konnten wir über dem Wasser nichts mehr reißen.

"Was für eine verdammte Scheiße...", murmelte ich vor mich hin. "Noch nichtmal einen Bericht an den BdU können wir senden. Wenn wir jetzt zurück nach Wilhelmshaven fahren reißen die uns den Arsch auf."

"Was gedenken Sie zu tun, Herr Kapitän?"

"Das, weshalb wir hier sind IWO. Wir schauen uns Dover an."

"Mit diesem Boot? Bei allem Respekt, Herr Kapitän - aber ich halte dies für keine gute Idee. Wir sind ziemlich beschädigt."

"Wir sind noch kampffähig, IWO. Wir müssen nur vorsichtig sein und müssen Kämpfen aus dem Weg gehen. Wir sehen uns den Hafen nur an, versenken werden wir dort drinnen nichts - ist sicherer." "Jawohl, Herr Kapitän."

02:45 Uhr

Langsam näherten wir uns nun Dover. Die Nacht war ziemlich dunkel und so hatte ich die Hoffnung, dass man unser Boot nicht sah. Mit den sechs Knoten, welche wir fuhren, war dies auch unheimlich schwer. Man sah weder das Kielwasser noch unsere Bugwelle. Desweiteren war die See spiegelglatt, also ideale Bedingungen.

"Wir werden so lange wie möglich aufgetaucht bleiben.", teilte ich meinem IIWO sowie dem LI mit, als wir gemeinsam in der Zentrale am Kartentisch standen. "Die E-Maschinen sind nicht beschädigt, weswegen wir ihre Kapazität voll ausschöpfen werden, wenn es nicht anders geht. Wir werden uns im Hafen von Dover etwas umschauen - versenken werden wir nichts! Mit diesem Boot wäre es Selbstmord sich auf ein weiteres Duell mit einem Zerstörer einzulassen. Wir machen eine kleine Rundumfahrt im Hafen und notieren uns, was wir sehen - dann nichts wie weg da!" "Jawohl, Herr Kapitän."

02:56 Uhr

http://s14.directupload.net/images/140727/uubv8l53.png (http://www.directupload.net)

"Da ist Dover...", murmelte ich, als ich mit dem Fernglas zum Hafen rübersah. "Alles noch dunkel. Perfekte Bedingungen für uns."

Ich setzte das Fernglas ab.

"Klarmachen zum Tauchen! Sehrohrtiefe und Brücke räumen." "Jawohl, Herr Kapitän!"

Hohenlohe
27.07.14, 19:47
Scheint irgendwie typisch für euch zu sein...schrottreifes Boot und trotzdem riskiert ihr alles...erstaunlich...:frech:

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::D

Voetmann
27.07.14, 19:49
Na sichi... bis zum bitteren Ende. :D :top:
Wir hoffen nur, dass dies nicht unser Ende wird... :uhoh: ^^

Voetmann
27.07.14, 21:32
Wilhemshaven
24. Mai 1940
03:16 Uhr
Büro von Korvettenkapitän Werner Hartmann

"Verdammt nochmal! Wieso meldet sich dieser Voetmann nicht?!" Korvettenkapitän Hartmann saß unruhig auf seinem Stuhl. Sein Adjutant Schmidt stand vor ihm und sah ihn abwartend an.

"Vielleicht ist er bereits in Dover, Herr Kapitän?" vermutete er. "Wenn sie getaucht sind können sie nichts durchgeben."

"Das weiß ich selber, Leutnant! Ich habe mit Voetmann ausgemacht, dass sie uns jede Stunde einen Statusbericht senden, wenn sie die Straße von Dover erreicht haben - verschlüsselt natürlich. Der letzte Bericht war vor zwei Stunden!"

"Was sollen wir jetzt tun?"

"Abwarten, Schmidt. Wenn er sich in einer Stunde nicht meldet schicken wir einen Aufklärer los - und Schmidt: Senden Sie eine Frage nach Positionsmeldung an Voetmann raus. Vielleicht meldet er sich dann." "Zu Befehl, Herr Kapitän."

Voetmann
27.07.14, 23:26
Dover
24. Mai 1940
03:33 Uhr

Wir befanden uns mittlerweile im Hafen von Dover. Auf Schleichfahrt schoben wir uns langsam in das Hafenbecken, in welchem einige Schiffe vor Anker lagen.

Zerstörer fuhren hier ebenfalls ihre Patrouillen, doch waren sie zu weit ab, als dass sie uns entdecken konnten.

Ich suchte mit dem Sehrohr den Hafen ab. "Notieren Sie mal, IWO: Drei Frachter liegen vor Anker. Zwei Zerstörer auf Patrouille. Dazu noch ein Leichter Tanker, wohl leer zum jetzigen Zeitp -" Ich stoppte, denn ich traute meinen Augen nicht. "Ne, nä?" Ein Grinsen trat auf mein Gesicht.

"Erkennungshandbuch, beeilt Euch!"

Ich blätterte beinahe schon fahrig darin herum. Zuviel hatten wir auf dieser Fahrt mitmachen müssen, als dass ich mir diesen Brocken entgehen hätte lassen wollen.

"Verdammt, das ist sie! Das ist sie! Männer, hier liegt die Rodney."

"Verdammt, Herr Kapitän. Das Schlachtschiff?!"

"Richtig, IWO. Machen Sie die beiden vorderen Torpedorohre klar." Jawohl, Herr Kapitän!"

"LI, wenn wir die Aale raushaben wenden wir sofort. Wir dürfen kein unnötiges Risiko eingehen. Selbst wenn wir die Rodney nicht erwischen - nichts wie weg hier!" "Zu Befehl, Herr Kapitän!"

03:48 Uhr

Die Rodney lag vor uns, wir waren in einem perfekten 90-Grad Winkel an sie herangefahren. Ein Wagnis und schierer Wahnsinn mit diesem Boot, doch ich wollte das Schlachtschiff haben. Wenn ich schon die King George nicht versenken konnte dann dieses hier - für die Besatzung von U64.

"Torpedos sind bereit, Herr Kapitän."

Ich schluckte, denn nun wurde es ernst.

"Sind Sie bereit, LI?"

"Bereit."

"Achtung, Schusslösung: Entfernung 1200 Meter an Lage 000."

"Eingestellt!"

Noch einmal atmete ich tief durch.

"Feuer - und jetzt, LI! Wenden und raus hier!"

Während die beiden Torpedos an der Oberfläche unaufhaltsam gen Rodney schossen, wendeten wir das Boot. Wir mussten nun so schnell wie möglich raus aus dem Hafen, denn sobald das Schlachtschiff getroffen wurde würden uns sämtliche Zerstörer verfolgen.

Kurze Zeit später hörten wir eine Detonation, nur wenige Sekunden danach die zweite.

"Beide Aale sind hochgegangen.", flüsterte der LI überflüssigerweise.

"Komm schon... sink... sink..."

"Schraubengeräusche, Herr Kapitän! Zerstörer nähern sich!"

"Verdammt, das habe ich befürchtet! Jetzt keinen Mucks, Jungs!"

Anspannung machte sich breit, und das nicht nur bei mir. Die Minuten zogen sich in die Länge. Wenn uns die Zerstörer entdeckten waren wir geliefert, dann gab es kein Entrinnen mehr. Die Beschädigung an unserem Boot war so groß, dass nur eine gut gesetzte Wasserbombe ausreichte um U104 endgültig das Genick zu brechen.

"Herr Kapitän, Herr Kapitän!" Hartmann flüsterte aufgeregt. "Die Rodney sinkt!"

http://s7.directupload.net/images/140727/nxv4ol7p.png (http://www.directupload.net)
An die werten Regenten abermals ein großes Sorry - diese Phase des Eindringens von Dover war ziemlich spannungsgeladen - wir haben es leider versäumt den Untergang der Rodney in Screens zu packen. :(

Am 24. Mai 1940 um 04:14 Uhr sank das britische Schlachtschiff HMS Rodney mit 33.950 BRT nach zwei Torpedotreffern im Hafen von Dover.

Voetmann
28.07.14, 10:31
Nordsee - ca. 12 Kilometer vor Wilhelmshaven
28. Mai 1940
10:55 Uhr

"Herr Kapitän, es bringt nichts mehr! Die Lenzpumpen schaffen es nicht länger!"

Ich holte tief Luft. Verdammt, das war es wohl. U104 würde in den Fluten der Nordsee versinken.

Ich beugte mich zum Sprechrohr. "Alle Maschinen stopp! Die gesamte Besatzung räumt sofort das Boot und macht die Rettungsboote klar, wir rudern nach Wilhelmshaven!"

"Na, das wird ein Empfang werden...", grinste der IWO.

Ich wusste, wovon er sprach. Schon vor zwei Tagen kam die Meldung durch unser Bordradio, dass die HMS Rodney versenkt worden war - beim Angriff von Korvettenkapitän Voetmann auf Dover. Wusste der Teufel, woher die das wieder hatten.

"Bringt nichts, Leutnant! Mal was anderes!"

14:07 Uhr

Wir legten nicht an der Pier an, auf welcher eine gigantische Menschenmasse nebst Musikkapelle und dem Stab von Admiral Dönitz auf uns wartete. Sie wussten, dass wir genau jetzt ankamen, da uns die Vorpostenboote natürlich gesehen und wahrscheinlich sofort wie die Wilden gefunkt hatten, dass wir im Anmarsch waren - mit Rettungsbooten.
Warum sie ausgerechnet an dieser Stelle warteten wusste ich nicht, denn mit den kleinen Booten konnten wir dort nicht anlegen.

Stattdessen ruderten wir an einen kleinen Steg, der weitaus niedriger war. Ein paar Matrosen hatten sich dort versammelt und nahmen uns in Empfang.

"Mein Gott, da hattet Ihr aber noch einmal Glück gehabt, wie es aussieht!", begrüßte einer meine Männer. "Was habt Ihr mit dem Boot gemacht? Es an die Tommys verkauft?"

Nun lachten die anderen Männer. Ich sah, dass meinen Jungs nicht zum Lachen zumute war - und mir ebenfalls nicht. Deckers hatte es nicht geschafft und wir mussten ihn vor zwei Tagen der See übergeben. Etwas, was ich nie hatte tun wollen. Dementsprechend war meine Laune nach diesem verbalen Angriff mehr als nur im Keller.

"Haben Sie nichts zutun, meine Herren?!", rief ich in die Runde. Sofort drehten sich die Männer zu mir um und bekamen große Augen.

"Verzeihung, Herr Kapitän!", meinte der Mann, welcher meine Männer auf seine äußert schwachsinnige Weise begrüßt hatte.

"Ich habe nicht gewusst, dass es Ihre Besatzung ist."

"Macht es einen Unterschied, wessen Besatzung gerade ihr Boot verloren hat?"

"Nein, natürlich nicht, Herr Kapitän. Bitte entschuldigen Sie."

"Herr Kapitän.", mischte sich nun ein anderer ein. "Admiral Dönitz erwartet Sie bereits."

Ich rollte mit den Augen, da ich auf einen solchen Empfang im Augenblick wahrlich keine Lust hatte. "Ja, ich höre es."

"Kommen Sie, Herr Kapitän. Wir bringen Sie und Ihre Leute zur Pier."

Genauso wurde es dann auch gemacht. Mir wurde immer unwohler, je näher ich dem Admiral kam. Auch mein IWO schien über die momentane Situation nicht gerade erfreut zu sein.

"Ich will nurnoch nach Hause...", flüsterte er müde. "Einfach nach Hause und pennen."

"Ja, Leutnant. Ich auch."

Meine Gedanken schweiften ab zu meiner Familie. Ich ahnte, dass sie in den letzten Tagen die Hölle durchlebt hatten mussten. Der BdU hatte mit Sicherheit versucht uns über Funk zu kontaktieren. Da bei uns an Bord so gut wie alles hin war, hatten sie natürlich keine Rückantwort bekommen. Wieder einmal hatten sie davon ausgehen müssen, dass wir versenkt worden waren.

14:30 Uhr

Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ein Empfang noch lauter und größer ausfallen könnte als jene, die wir bereits hinter uns hatten. Doch heute wurde ich eines Besseren belehrt, denn die Menge kriegte sich gar nicht mehr ein - und ebenso erging es Admiral Dönitz.

"Mein lieber Voetmann!", begann er, als wir uns aufgestellt hatten und mehr schlecht als recht in die Kameras der Wochenschau grinsten.

"Meinen allerherzlichsten Glückwunsch zu diesem Husarenstück - dem Zweiten in Ihrer Laufbahn! Mit einem solch beschädigten Boot noch einen Hafen anzugreifen und DANN auch noch ein weiteres Schlachtschiff zu versenken! Sie sind ein Held, Voetmann!"

"Vielen Dank, Herr Admiral." Ich bemühte mich die Fassung zu behalten, denn in Siegerstimmung war ich absolut nicht.

"Sogar der Führer ist außer sich vor Freude, Voetmann! Laut ihm sollten Sie sich mal mit Winterstein zusammentun, damit auch der Rest der Royal Navy versenkt wird."

Admiral Dönitz grinste nur und ich erwiderte es halbherzig.

"Aber nun zum angenehmen Teil, Voetmann!" Er machte eine Pause und trat einen Schritt zur Seite, sodass die Wochenschau sowohl ihn als auch mich gut im Bild hatte. Ich konnte mir nicht vorstellen, was daran so angenehm sein sollte.

"Korvettenkapitän Voetmann! Es ist mir eine Freude, Sie hiermit in den Rang eines Fregattenkapitäns zu befördern und Ihnen auch noch die Briliianten zu den goldenen Schwertern mit Eichenlaub zu verleihen!" Er reichte mir die Hand. "Meinen Glückwunsch, Fregattenkapitän Voetmann!" "Vielen Dank, Herr Admiral!"

"So, nun möchte ich Sie nicht länger aufhalten. Ihre Familie wartet in Ihrer Pension auf Sie. Sie können sich nicht vorstellen, was die beiden in den letzten paar Tagen hatten durchmachen müssen."

Oh doch, das konnte ich nur zu gut.

Ich drehte mich zu meinen Männern um. "So, Jungs! Wie immer habt Ihr für heute Feierabend! Morgen um eins ist Antreten an der Pier zur Ordensverteilung. Ruht Euch alle aus, das habt Ihr Euch verdient!" "Jawohl, Herr Kapitän!"

Auf der insgesamt elften Feindfahrt nach Kriegsbeginn versenkte U104 unter dem Kommando von Fregattenkapitän Thomas Voetmann:

am 24. Mai 1940 das Schlachtschiff HMS Rodney mit 33.950 BRT

Gesamttonnage auf dieser Feindfahrt: 33.950 BRT
Gesamttonnage seit Kriegsbeginn: 304.961 BRT

Azrael
28.07.14, 14:04
Glückwunsch, aber das Boot ist euch nicht wirklich abgesoffen oder? Oder habt ihr ein neues Boot gekriegt und den Übergang "kreativer" gestalten wollen? ;)

Voetmann
28.07.14, 14:20
Das Boot ist uns tatsächlich abgesoffen. Allerdings wohl nicht wegen der Beschädigung, sondern weil wir irgendetwas gerammt hatten (stand zumindest so da).
Wir wissen nicht was das gewesen sein könnte (da war definitiv nichts, wir haben es überprüft).

Nunja, der Rest entsprang dann unserer Phantasie, da es ohnehin gerade passte. :D

Azrael
28.07.14, 14:25
Habt ihr nicht etwas von nem Rammschaden im Zusammenhang mit dem Zerstörer geschrieben? Der ist euch vielleicht echt über den Turm gebrettert, bei nur 20 Metern Tauchtiefe, es war vielleicht eine Spätnachwirkung.
Lustigerweise ist mir das mal im Stock SH4 im Pazifik passiert, dabei ist aber der Zerstörer draufgegangen, da soll noch einmal jemand etwas gegen amerikanische Handwerkskunst sagen :D

Voetmann
28.07.14, 14:31
Das macht natürlich Sinn.
Nunja, sei es, wie es ist. Gibt´s halt ein neues Boot (so eine Kacke, jetzt haben wir wieder ein VII-B :motz: ).

Bigfish
28.07.14, 15:52
Ihr habt tatsächlich einigen Verschleiß an U-Booten :eek:

Voetmann
28.07.14, 16:01
Ach was... waren doch nur zwei. :D
U64 ist in die Kaimauer gebrettert und U104 hat ein Zerstörer versenkt... glauben wir... da können wir nix für. :D

Hohenlohe
28.07.14, 16:12
Wir gratulieren zum erfolgreichen Abschluss eurer verwegenen Feindfahrt...:top::ph:

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

Voetmann
28.07.14, 18:15
Wilhelmshaven
28. Mai 1940
15:49 Uhr

"TOOOOOOOOOOOOM!!!!!!!!!!! OH GOTT, TOM!!!" Meine Frau kam schluchzend auf mich zu und warf sich in meine Arme. "Du lebst... Du lebst... oh mein Gott..."

Ich hielt Inge einfach nur fest an mich gepresst und schloss die Augen. Nie hätte ich gedacht, dass ich sie einmal wiedersehen würde - schon gar nicht nach dem, was vor und in Dover passiert war. Es war mehr als nur knapp gewesen. Mehr als einmal hatte ich daran gedacht, dass es uns erwischen musste. dass wir diese Fahrt nicht überleben würden.

"Inge..." Ich spürte Tränen in meinen Augen. "Inge, Schatz... es tut mir so Leid... es tut mir so Leid..."

"Ach, Tom... wieso hast Du nicht auf mich gehört? Warum musstest Du wieder hinaus? Und dann gleich Dover!"

Meine Frau löste sich von mir und sah mich an. Sie hatte ein tränennasses Gesicht und schluchzte noch immer leicht.

Ich streichelte ihr über die Wangen. Im Inneren fühlte ich eine unendliche Erleichterung, aber auch Trauer. Ich hatte nicht gewollt, dass meine Familie so hatte leiden müssen.

"Inge, Liebling. Ich verspreche Dir, dass ich mit dem Admiral reden werde. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, dass ich einen Posten im Stab bekomme."

Nun fiel Inge mir in die Arme und schluchzte erneut. "Ja, Tom! Endlich! Endlich!"

16:17 Uhr

"VATI! VATI!" Auch meine Tochter begrüßte mich stürmisch. "Vati, Du bist wieder da!"

Ich umarmte sie und lächelte. "Ja, bin ich, mein Schatz - und ich verspreche Dir, dass ich dieses Mal bleibe, wenn ich es schaffe."

Lisbeth löste sich von mir. "Für immer?"

Ich nickte. "Für immer, Liebes."

"Das ist so toll! Kannst Du das denn?"

"Ich werde es versuchen, Spatz. Das verspreche ich Dir!"

Am Abend gingen wir noch in Wilhelmshaven etwas essen. Inge und Lisbeth würden über Nacht in der Pension bleiben und morgen Nachmittag sollte es für uns alle zurück nach Kiel gehen. Ich hatte mir fest vorgenommen Admiral Dönitz bei der sich nächstbietenden Gelegenheit um einen Posten in seinem Stab zu bitten. Die vergangene Fahrt hatte mir deutlich gezeigt, dass es jederzeit mit uns allen zuende gehen konnte, und das wollte ich meiner Familie nicht antun. Genauso wenig wie den Familien meiner Männer.

Voetmann
29.07.14, 15:21
Wilhelmshaven
29. Mai 1940
11:00 Uhr

Am Vormittag war ich bei unserem neuen Flottillenchef Korvettenkapitän Heinz Fischer gewesen. Seinen Vorgänger Hartmann hatte man zurück an die Front beordert - er war selber Uboot-Kommandant und musste nun wieder seine Pflicht für das Vaterland tun. So zumindest waren die Worte Fischers.

Ich wusste nicht warum, aber irgendwie war mir Fischer suspekt. Ich wusste nicht wo ich ihn hinstecken sollte. Auf jedenfall schien er entschieden etwas gegen die Vorstellung zu haben, dass Frontkommandanten plötzlich als Flottillenchefs zurück an Land beordert wurden. Na super. Es würde mit Sicherheit kein Zuckerschlecken für mich werden, wenn ich Dönitz um eine Versetzung in seinen Stab bat.

Nun wollte sich Fischer allerdings erst einmal vorstellen und darüber sprechen, was nach der Versenkung von U104 mit meinen Männern und mir passierte.

"Eigentlich müsste ich Sie rügen, Herr Kapitän.", begann er. "Das Boot dermaßen zu beschädigen, dass es sinkt! Sie hätten sofort auf Tiefe gehen sollen!" "Wir hatten nicht mehr als zwanzig Meter unter Kiel, Herr Kapitän." "Das weiß ich, Voetmann. Genau deshalb bleibe ich auch so ruhig. Es ist wirklich erstaunlich, dass Sie es trotz allem noch fertigbrachten dieses Schlachtschiff zu versenken. Sie sind ein guter Mann, Voetmann!" "Danke, Herr Kapitän."

Fischer stand auf und ging zu einem Schrank. "Wissen Sie, welches Schlachtschiff es war?"

"Die HMS Rodney, Herr Kapitän."

"Da sind Sie sich sicher?"

"Ich vertraue den Daten im Erkennungshandbuch. Ja, ich bin mir sicher."

"Fast 34.000 Tonnen, Voetmann. Ein dicker Brocken."

Fischer reichte mir nun ein Glas Whisky.

"Nun zum unangenehmen Teil, Voetmann - Ihrem Boot!"

Ich horchte auf, denn es interessierte mich, was nun mit uns geschehen würde. Bekamen wir ein anderes Boot? Wie lange würde es dauern? Ich hatte meiner Familie versprochen mit ihnen gemeinsam wegzufahren und dieses Versprechen wollte ich einhalten.

"Wir haben im Augenblick viele Boote, die noch in der Werft sind. Diese werden vor Juli nicht fertig werden."

"Juli, Herr Kapitän?"

"Ja, Voetmann. Im Juli. Solange wollen wir Sie jedoch keineswegs zu Hause lassen."

In meinem Inneren schien es sich zusammenzuziehen. Ich konnte nicht leugnen, dass ich mich auf einen langen Urlaub mit meiner Familie gefreut hatte. Nun wurde vielleicht nichts daraus.

"Sie übernehmen wieder Ihr erstes Boot, Voetmann. U48."

Ich hob die Augenbrauen. damit hatte ich nun nicht gerechnet.

"U48? Was ist mit Schultze?"

"Er ist letzte Woche erkrankt und kann sein Kommando vorrübergehend nicht weiterführen. Bis er wieder gesund ist und wir ein neues Boot für Sie haben übernehmen Sie das Kommando."

"Was ist mit meinen Männern?"

"Sie werden auf andere Boote verteilt. Drei von ihnen kommen zu Winterstein, da er noch Platz hat. Ich denke, dass sie dort gut aufgehoben sind."

Ich nickte nur. Der Verlust einer weiteren Mannschaft nahm mich doch mehr mit, als ich dachte. Mit der Zeit waren wir ein eingespieltes Team geworden.

"Die Männer von U48 sind gute Leute und haben Kenntnis. Sie werden mit ihnen klarkommen, Voetmann."

Offenbar hatte Fischer meine Stimmungsschwankung bemerkt.

"Ja, Herr Kapitän."

"Gut, dann gehen Sie jetzt. Ich denke Ihre Männer warten schon an der Pier auf Sie."

"Danke, Herr Kapitän."

Ich verabschiedete mich von ihm und verließ das Büro.

13:00 Uhr

Soeben war ich auf der Pier angekommen, auf welcher die gesamte Besatzung bereits wartete. Ich musste ihnen nun mitteilen, dass die letzte Fahrt unsere vorerst letzte gemeinsame war. Natürlich hoffte ich, dass ich meine Jungs auf dem neuen Boot zurück bekam.

"Männer, hört mal her.", begann ich, als ich bei ihnen angekommen war. "Ich habe etwas Wichtiges zu verkünden. Der BdU hat ein neues Boot für uns, was allerdings erst im Juli in Dienst gestellt wird."

Gemurmel hob an. "Ruhe!", unterbrach ich es. "Solange bis das neue Boot da ist werde ich das Kommando auf U48 übernehmen. Deren Kommandant ist kurzfristig erkrankt. Es tut mir Leid Euch mitteilen zu müssen, dass die gesamte Besatzung für diese Zeit auf andere Boote verteilt wird."

Ich sah meinen Leuten an, dass sie nicht ganz zufrieden damit waren.

"Ich weiß, dass es nicht das ist, was Ihr wollt - genauso wenig wie ich. Doch der BdU will mich schnellstmöglich wieder auf See haben. Drei von Euch werden auf U47 zu Kapitänleutnant Winterstein kommen."

Nun hob wieder aufgeregtes Gemurmel an. Ich konnte meine Männer verstehen, war der Name Winterstein doch schon längst kein unbekannter mehr.

"Ich weiß, dass Ihr Eure Aufgaben auf den neuen Booten gut meistern werdet. Ich bin stolz auf Euch, Jungs! Ihr seid eine klasse Mannschaft - und nun zum angenehmen Teil."

Ich verteilte nun die Auszeichnungen an die Männer, welche sie mit Freuden entgegen nahmen. Desweiteren sprach ich mit jedem ein paar aufmunternde Worte, da sie alle nicht sonderlich begeistert davon waren, dass sie ihren Kommandanten verloren und zusätzlich noch als Besatzung auseinandergerissen wurden. Ich konnte sie verstehen, denn genauso erging es mir letztes Jahr auf U47, als Prien das Kommando an Winterstein abgab und wir alle auf andere Boote verteilt wurden. Ich war der Einzige, welcher ein eigenes Kommando bekam.

"So, Jungs! Ich weiß nicht, wann Eure neuen Auslauftermine sind. Aber bis dahin macht ordentlich einen drauf für das versenkte Schlachtschiff!"

"Jawohl, Herr Kapitän!"

Hohenlohe
29.07.14, 18:25
Geht dieser Wechsel eigentlich spieltechnisch so einfach vonstatten oder ist das nur AAR exklusiv...?? Hoffentlich bekommt ihr bald ein besseres Boot zur Verfügung...:ph:

Ich lese weiterhin gespannt mit...:ritter:

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

Voetmann
29.07.14, 18:39
Da wir versenkt wurden mussten wir eine neue Kampagne starten. Deswegen sind wir nun wieder einmal mit U48 in der 7. Flottille unterwegs, allerdings im Juni 1940. Da es mit Schultze auch passte haben wir das Ganze dann auch nochmal mit in den AAR genommen.
Mal schauen, wo uns das Schicksal nun hinführt (ich will mein IXer wieder haben :heul: ).

Voetmann
29.07.14, 19:10
Kiel
30. Mai 1940
14:24 Uhr

Ich war wieder in Kiel. Da U48 bei der 7. Flottille war, wurde auch ich wieder zurückbeordert. Ich war nicht wirklich traurig darüber, denn hier konnte ich nach einer jeden Feindfahrt wieder nach Hause zu meinen Lieben.

Inge hatte die Nachricht, dass ich nun vertretungsweise ein anderes Boot übernehmen und schon Mitte Juni wieder auf See hinaus sollte erschüttert. Sie hatte sich - genauso wie ich - auf einen langen Familienurlaub gefreut.

"Ich weiß, Schatz." Ich nahm ihre Hand. "Mir tut es doch auch Leid. Ich hätte gerne mit Euch beiden eine schöne Zeit verbracht - außerhalb von Kiel."

"Du hast gesagt, dass Du mit dem Admiral redest!"

"Inge, das tue ich auch noch. Das geht nicht so einfach! Ich kann nicht einfach zu ihm gehen und ihn bitten, mir einen Posten im Stab zu geben!"

Inge ließ die Schultern hängen. "Ich weiß, Tom! Ich will einfach nur, dass Du hier bleibst. Dass Dir nichts passiert."

"Mir passiert nichts, Inge. Versprochen."

"Was war denn in Dover?" Ich seufzte, denn auf diese Frage hatte ich nur gewartet. Es war klar, dass Inge dies ansprechen würde.

"Inge, wir leben noch! Wir sind noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen!"

"Ja, aber wie lange geht das noch gut? Wann verlässt Dich Dein Glück? Tom, ich habe Angst um Dich! Kannst Du das nicht verstehen?!"

Ich stand auf und zog meine Frau sachte mit hoch. Dann umarmte ich sie. Ich spürte, dass sie zitterte. Ihre Angst konnte sie nun nicht mehr verbergen.

"Schh...", versuchte ich sie zu beruhigen und streichelte ihren Rücken. "Ganz ruhig, Liebling. Mir wird nichts passieren, das verspreche ich Dir! Ich rede schnellstmöglich mit Admiral Dönitz. Gut?"

"Ja, Tom. Tu das bitte."

Wir setzten uns wieder auf die Couch. Ich nahm Inges Hand und streichelte sie, wobei ich mir meine Gedanken machte. Noch immer waren Zweifel in mir, ob ich ein guter Ehemann und Vater war - schließlich war ich es schuld, dass meine Familie leiden musste. Womit hatte ich die beiden nur verdient?

Wieder sah ich zu Inge. "Wie wäre es, wenn wir uns die nächsten Tage so angenehm wie möglich machen? Wir können viel gemeinsam unternehmen. Einfach mal wieder so, als richtige Familie."

"Oh ja, Tom! Das wäre herrlich! Da wird sich Lisbeth mit Sicherheit auch drüber freuen." "Eben. Genießen wir die Zeit, wenn wir schon nicht wegfahren können."

Azrael
29.07.14, 19:47
Dann ist doch klar, was ihr machen müsst. Nochmal nach Scapa Flow, ein Schlachtschiff versenken und dann quatscht ihr schneller mit Dönitz, als euch lieb ist :D

Voetmann
29.07.14, 20:41
Ich glaube danach kommt der gute Churchill persönlich zu Voetmann nach Hause, um ihn auszuschalten. :D

Alith Anar
29.07.14, 20:49
Dann ist doch klar, was ihr machen müsst. Nochmal nach Scapa Flow, ein Schlachtschiff versenken und dann quatscht ihr schneller mit Dönitz, als euch lieb ist :D

Warum? WEil er dann fragen wird ob man an seinem Stuhl sägt ? ;)

Bigfish
29.07.14, 21:49
Ich glaube danach kommt der gute Churchill persönlich zu Voetmann nach Hause, um ihn auszuschalten.

Wir denken eher er heuert ihn an als Zerstörer-Kommandant oder so ;)

Hohenlohe
29.07.14, 21:57
Gibt es spieltechnisch eigentlich U-Bootnetze in diesem Spiel, denn dann wäre ein erneuter Versuch in Scapa Flow einzudringen vergeblich...Ansonsten ein sehr schöner und guter AAR, den wir gerne verfolgen...:top:

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

Voetmann
29.07.14, 22:03
Danke für das Lob, werter Hohenlohe. :)

Ja, Uboot-Netze gibt es, wir haben allerdings bisher noch keins gesehen.

Edit: @Bigfish: Wäre doch mal was! :D

Hohenlohe
30.07.14, 00:47
Wir warten gespannt aufs nächste Update...:top:

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

Voetmann
30.07.14, 20:46
Kiel
03. Juni 1940
18:12 Uhr

Ein paar Tage später lernte ich dann die Offiziere von U48 kennen. Den IWO Leutnant zur See Friedrich Alberts, den IIWO Leutnant zur See Alfred Dicks sowie den LI Leutnant Heiner Krause.

Sie waren nette Kerle und wir verstanden uns von Anfang an super.

"Also. Da kommt der Kommandant wieder auf sein erstes Boot, was?" Alberts grinste, als er einen weiteren Schluck seines Bieres nahm. Wir hatten uns im Offizierskasino eingefunden, um die erste gemeinsame Besprechung abzuhalten - genauso, wie ich es schon bei meinen beiden vorherigen Besatzungen getan hatte.

"Scheint so, IWO. Ich hoffe, Sie haben gut auf das Boot aufgepasst."

"Natürlich, Herr Kapitän! Es ist in tadellosem Zustand, unserem LI sei Dank."

Nun lächelte Krause. "Ich gebe mein Bestes, Herr Kapitän. Bis jetzt gab es allerdings noch keine nennenswerten Beschädigungen."

"U48 ist ein gutes Boot, meine Herren - und das Einzige, mit dem ich wirklich zufrieden war!"

Meine nachfolgenden Kommandos - ganz besonders auf U64 - waren nicht sehr von Erfolg gekrönt. Gerade auf U64 hatten wir viel Pech; sei es mit den Torpedos oder durch die Tommies.

Ich schüttelte den Gedanken schnell ab, wollte ich doch jetzt nicht mehr an die Vergangenheit erinnert werden.

"Ja, das stimmt.", stimmte der IIWO mir zu. "Bis jetzt hat es uns immer wieder heil nach Hause gebracht." Ich hoffte, dass es dies auch weiterhin tun würde.

Wir redeten noch einige Zeit weiter. Ich konnte mir nun ein gutes Bild von meiner neuen Mannschaft und ihren Erfahrungen machen. Sie alle hatten gute Kenntnisse und waren Fachmänner in ihren Bereichen. Ich wusste, dass ich mich im Falle eines Falles auf sie verlassen konnte.

"Da scheint Kapitänleutnant Schultze gute Arbeit geleistet zu haben.", sagte ich abschließend. "Ich weiß, dass ich mich auf Sie alle verlassen kann. Morgen um zehn ist Antreten an der Pier zum gegenseitigen Kennenlernen."

"Jawohl, Herr Kapitän." Der IWO lächelte. "Ich werde es der Mannschaft sagen."

"Gut, dann wäre das geklärt. Wir sehen uns morgen."

Voetmann
31.07.14, 21:55
Kiel
04. Juni 1940
10:00 Uhr

"Herhören, Männer!" Soeben war ich auf der Pier angekommen, auf welcher die Besatzung von U48 bereits wartete.

"Kapitänleutnant Schultze ist vor einiger Zeit schwer erkrankt, wie Ihr sicherlich alle bereits wisst!" Ich sah die versammelten Männer an. Keiner von ihnen war jünger als zwanzig, wie ich schätzte. Wenigstens hatte ich hier keine halben Kinder vor mir.

"Bis er wieder gesund ist übernehme ich das Kommando auf U48! Ich habe bereits von Ihren Offizieren gehört, dass Sie alle erstklassige Seeleute sind!"

Einige der Männer lächelten nun leicht. Ich sah ihnen an, dass meine Worte sie motivierten.

"Ich hoffe und glaube sehr, dass ich mich auf jeden von Euch verlassen kann, genauso wie Ihr es bei mir könnt! Am Anfang wird es vielleicht noch etwas ungewohnt sein - für uns alle. Doch mit der Zeit werden wir zu der Mannschaft heranwachsen, die dieses Boot braucht. Was, Männer?" "Jawohl, Herr Kapitän!"

"Gut. Der nächste Auslauftermin wurde für den zehnten Juni festgelegt, also in sechs Tagen. Bis dahin möchte ich, dass Ihr Euch alle ausruht und Euren Urlaub genießt. Die neuen Einsatzbefehle werde ich an diesem Tag mitteilen. Noch Fragen?"

"Nein, Herr Kapitän!"

"Gut. Weggetreten!"

17:44 Uhr

Abendessen mit der Familie. Etwas, das ich schon lange nicht mehr hatte genießen können. Es tat unendlich gut, wieder mit meinen Lieben vereint zu sein und ihnen bei ihrer Unterhaltung zuzuhören. Meine Tochter berichtete über ihre neueste Errungenschaft: Ein gemaltes Bild von ihr von einem ihrer Freunde. Sie war unendlich stolz darauf und reichte es uns beiden.

Ich musste unwillkürlich lachen, als ich es ansah. Es war ein Strichmännchen mit einem Herzen über dem Kopf.

"Scheint so, als hätte meine Tochter einen Freund.", grinste ich und reichte es meiner Frau, die fast genauso reagierte.

Lisbeth schaute beleidigt. "Er ist nicht mein Freund! Liebe ist doch bah! Küssen und so..."

Sie schüttelte sich demonstrativ, worauf ich glucksen musste.

"Ist es bah, wenn Mutti und Vati sich küssen?"

"Ihr beide macht das ja schon, seit Ihr geboren wurdet!"

Ich schaute meine Tochter überrascht an, ebenso wie Inge.

"Na, Ihr macht das doch schon, seitdem ich da bin - und Ihr habt das bestimmt auch schon viiiiiiiiiiieeeeeeeeeeel länger gemacht! Da ist das normal!"

"Und als wir angefangen haben?"

"Da war es bah!"

Nun lachten wir beide. Ja, meine Tochter war einfach klasse. Schon lange hatten wir nicht mehr soviel Spaß miteinander gehabt wie an jenem Abend. Es tat mir weh, dass ich schon in sechs Tagen wieder auf See musste.

Auch den restlichen Abend verbrachten wir fröhlich. Wir spielten Gesellschaftsspiele, redeten viel und hatten einfach jede Menge Spaß zusammen. Doch allzu schnell ging auch dieses wieder vorbei.

Hohenlohe
01.08.14, 00:08
Eine schöne Story, werter Voetmann...Viel Glück bei der nächsten Feindfahrt...!! :top:

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

Voetmann
01.08.14, 22:17
Kiel
09. Juni 1940
21:04 Uhr

Wie immer saß ich auch an diesem Abend mit meinen Offizieren im Kasino bei einem Glas Bier zusammen. Dieses Ritual war wichtig für mich, hob es doch zumindest für eine Weile meine Stimmung.

"Mal schauen, wo uns der BdU dieses Mal hinschickt.", meinte der IWO. "Ob es mal eine etwas kürzere Fahrt wird."

"Eine kürzere Fahrt?"

"Nunja, Herr Kapitän. Bisher waren wir nur im Atlantik unterwegs, und das mit einem Typ VII. Da wäre ein Typ IX Boot besser für geeignet."

Ich grinste kurz. "Wir waren mit unserem wenn überhaupt bei den Geleitzugrouten im AM-Planquadrat. Sonst in der Nordsee."

"Wirklich?"

"Ja. Ich wette mit Ihnen, dass wir jetzt in den Atlantik müssen."

"Ich hoffe es sehr, Herr Kapitän. Die Nordsee reizt mich nicht mehr wirklich."

"So? Wieso das?"

"Zu ruhig."

"Zu ruhig?"

"Ja, Herr Kapitän. Dort hat man kaum Stürme."

Ich hob die Augenbrauen. Der IWO schien ein waschechter Seemann zu sein. Kaum zu glauben, dass jemand dieses Wetter toll finden konnte.

"Warten wir es ab, IWO. Morgen wissen wir mehr."

10. Juni 1940, 13:17 Uhr

AM-16 war unser neues Operationsgebiet. Etwas außerhalb der Geleitzugrouten und mehr in den Nordatlantik hinein.

Zwar nicht so weit, wie ich es mir gedacht hatte - doch immerhin der Atlantik.

Ich schüttelte den Kopf. "Was habe ich gesagt? Wieder der Atlantik! Mit einem Typ-VII!" Irgendwie kam ich mir gerade etwas veralbert vor.

"Naja, seis drum. Legen Sie den Kurs fest, LI. Marschgeschwindigkeit."

"Jawohl, Herr Kapitän!"

Kattegat, 11. Juni 1940, 23:08 Uhr

Mehr als 24 Stunden befanden wir uns nun wieder auf See. Die Fahrt ins Zielgebiet sollte zehn Tage dauern, wenn nichts Unerwartetes dazwischen kam.

Bis jetzt verlief die Fahrt jedoch ruhig und ohne irgendwelche Vorkommnisse. Auch die See war spiegelglatt und am Himmel fand sich nicht eine einzige Wolke - eine laue Sommernacht.

Ich stand zusammen mit dem IWO bei einer Zigarette auf der Brücke und blickte auf die See.

http://s7.directupload.net/images/140801/dyetcs6x.png (http://www.directupload.net)

"Wie ist es, wieder auf dem alten Boot zu sein, Herr Kapitän?"

"Einerseits freut es mich. Andererseits aber kommen alte Erinnerungen hoch."

"Alte Erinnerungen? Aber das ist doch das Schöne!"

Schön war es nicht wirklich. Ich hatte auf diesem Boot mit Horst und den anderen zusammen gearbeitet, soviele Schlachten gekämpft, soviele knappe Situationen erlebt. All dies kam nun langsam in mir hoch. Ich sah wieder, wie ich mit Horst und meinen Männern auf der Brücke stand und scherzte, wie ich gemeinsam mit ihm und dem LI am Kartentisch stand... unseren Einbruch in Scapa Flow - und auch, wie meine Jungs mir letztes Jahr einen schönen Geburtstag beschert hatten.

"Ja, aber es sind Erinnerungen an verstorbene Leute, IWO. An meine alte Mannschaft."

"Das wusste ich nicht, Herr Kapitän. Das tut mir Leid."

"Schon gut. Es wird vorüber gehen. Schauen wir zu, dass wir heil in unseren Planquadraten ankommen."

"Ja, Herr Kapitän."

23:58 Uhr

Logbucheintrag Fregattenkapitän Thomas Voetmann, 11. Juni 1940

Zum ersten Mal nach langer Zeit wieder mit U48 unterwegs - ein komisches Gefühl! Immer wieder habe ich die Bilder meiner alten Mannschaft vor Augen. Es waren so gute Leute gewesen... warum musste dies passieren?
Bis jetzt haben wir ruhige See und noch keinen Feindkontakt gehabt. Mal schauen, wie sich dies im Laufe der Nacht entwickelt. Ich hoffe, dass mich U48 auch jetzt nicht im Stich lässt, es war schließlich immer ein verdammt gutes Boot gewesen. Auch bin ich gespannt, wie sich die neue Mannschaft im Gefecht so macht.

Lange musste ich auf eine Antwort nicht warten. Schon um kurz nach Mitternacht brachte mich der Ausruf des Ausgucks dazu auf die Brücke zu treten. Es ging wieder los.

Hohenlohe
01.08.14, 23:47
Wir warten gespannt aufs Update...:)

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::D

Voetmann
03.08.14, 22:25
Kattegat
12. Juni 1940
00:17 Uhr

"Was haben Sie entdeckt?"

"Schiff an Steuerbord, Herr Kapitän. Zügig unterwegs."

"Zügig unterwegs?"

Mir zog sich der Magen zusammen. Sollte es etwa wirklich sein, dass hier Kriegsschiffe waren? Im Kattegat? Ich konnte mir dies beim besten Willen nicht vorstellen - schon gar nicht, wenn es sich um einen Einzelfahrer handelte.

"Gehen Sie auf Abfangkurs. Schauen wir uns den Burschen mal näher an."

"Jawohl, Herr Kapitän."

Mit meinen Augen folgte ich der Richtung, in welcher Matrose Beck einen Kontakt gesichtet hatte. Ich war gespannt, ob es sich bei diesem Mann abermals um ein Adlerauge handelte.

http://s1.directupload.net/images/140803/wq3v7aol.png (http://www.directupload.net)

Wir näherten uns nun weiter unserem Ziel an. Da es tiefschwarze Nacht war hatten wir einen entscheidenden Vorteil. Der Feind sah uns nicht. Wir boten ihm nicht unsere Breitseite, weshalb er weder unser Kielwasser noch unsere Bugwelle sah. Zwar machten wir volle Fahrt, doch zu erkennen war die Bugwelle nicht - so hoffte ich zumindest.

Nach etwa zehn Minuten richtete ich mein Fernglas auf die Position des Schiffes.

http://s7.directupload.net/images/140803/3k6xzqqm.png (http://www.directupload.net)

"Hm... wieder ein Frachter.", murmelte ich. "UZO auf Brücke!"

http://s1.directupload.net/images/140803/owao89ny.png (http://www.directupload.net)

"Ja... ein Frachter." Ich richtete mich wieder auf.

"Deckgeschütz klarmachen! Wir greifen über Wasser an!"

"Jawohl, Herr Kapitän!"

"Achtung, Schusslösung! Entfernung 2000 Meter an Lage 055!" "Eingestellt!" "Feuer!"

Erbarmungslos sausten die Granaten auch auf diesen Frachter zu. Ich hoffte, dass die Besatzung nun schnell reagieren und die Rettungsboote klarmachen würde - unnötige Verluste wollte ich auch hier vermeiden.

http://s1.directupload.net/images/140803/qysm8opb.png (http://www.directupload.net)

http://s7.directupload.net/images/140803/fyzfiqd7.png (http://www.directupload.net)

"Die Jungs schießen nicht schlecht!", rief ich dem IWO über den Lärm des Deckgeschützes hinweg zu. "Gute Männer!" "Vielen Dank, Herr Kapitän!"

Knappe zehn Minuten später musste sich der Frachter seinem Schicksal ergeben. Glücklicherweise war auch die Besatzung dieses Frachters schlau und machte die Rettungsboote klar.

http://s1.directupload.net/images/140803/oys4kyt7.png (http://www.directupload.net)

"Feuer einstellen, Männer! Lassen wir die Leute von Bord gehen. Der Kasten ist sowieso hin!"

Am 12. Juni 1940 sank ein britischer kleiner Frachter mit 2325 BRT nach Granatenbeschuss im Kattegat.

Voetmann
04.08.14, 21:24
Skagerrak
14. Juni 1940
20:41 Uhr

Logbucheintrag Fregattenkapitän Thomas Voetmann, 14. Juni 1940

Haben vor zwei Tagen einen britischen Frachter im Kattegat versenkt. Was zum Teufel haben die da zu suchen? Normal war das nicht. Haben sofort ein FT an den BdU gesendet und ihn darüber unterrichtet. Ich hoffe, dass dies nur ein einmaliger Vorfall war und wir uns keine weiteren Gedanken machen müssen.

Werden in etwa sechs Tagen unser Zielgebiet erreichen. Bin mal gespannt, was uns dort erwartet. Im Überwassergefecht sind die Jungs echt spitze, eine klasse Mannschaft hat Kaleun Schultze da!

21:16 Uhr

"Herrlich diese Ruhe.", meinte einer der Wachgänger, als ich auf die Brücke trat. "Man glaubt kaum, dass Krieg ist."

"Immer die Augen offenhalten, Jungs. Wir werden schon noch früh genug daran erinnert werden." "Jawohl, Herr Kapitän."

Ich lehnte mich gegen die Brüstung und sah auf die See hinaus. Der Matrose hatte Recht, es war wirklich schön.

http://s14.directupload.net/images/140804/4z4q7qge.png (http://www.directupload.net)

16. Juni 1940, 10:23 Uhr

Seit vier Tagen hatten wir nun schon keinen Feindkontakt mehr. Um uns herum gab es nur das Meer. Das Wetter war noch immer gut, weshalb ich viel auf der Brücke war.

Mittlerweile befanden wir uns in der Nordsee. Hier mussten wir nun auf Flieger der Royal Air Force wie auch auf Schiffe der Royal Navy achten. Der Frachter im Kattegat ging mir nicht aus dem Kopf. Was hatte das zu bedeuten gehabt? Irgendetwas war faul an der Sache, das spürte ich.

"Kaffee, Herr Kapitän?" Der IWO hielt mir eine dampfende Tasse hin.

"Sehr gerne. Danke." Ich nahm sie entgegen. Genau das, was ich in diesem Augenblick brauchte. Wenn ich auf See war konnte ich - wenn ich denn mal etwas Zeit hatte - nicht richtig schlafen. Zu sehr machte ich mir Gedanken um das, was wir taten. Ich fragte mich immer wieder, welcher Sinn hinter dem Ganzen steckte. Etwas, was ich mir als Kommandant keineswegs leisten konnte. Ich musste volle Leistung bringen und durfte das Boot und vorallem die Männer nicht durch mangelnde Konzentration in Gefahr bringen. So gut es ging versuchte ich diese Gedanken zu ignorieren, um mich auf unsere Aufgabe zu konzentrieren.

"Was sagen Sie zum britischen Frachter, IWO? Der im Kattegat?"

"Ich weiß nicht, Herr Kapitän. Ein wenig überrascht hat es mich doch."

'Ein wenig' war in diesem Fall wohl etwas untertrieben, zumindest was mich anbelangte. Ich konnte nicht umhin, mich ob dieses Kontaktes zu sorgen.

"Naja, warten wir mal ab, was der BdU sagt. Jetzt konzentrieren wir uns erst einmal auf das, was vor uns liegt."

"Jawohl, Herr Kapitän."

Etwa eine halbe Stunde später hatten wir dann unser nächstes Ziel.

"Kontakt an Steuerbord!"

Ich richtete mein Fernglas in die angegebene Richtung.

http://s7.directupload.net/images/140804/f2jlgi2d.png (http://www.directupload.net)

"Gehen Sie auf Abfangkurs, AK voraus!" "Jawohl, Herr Kapitän!"

"Wollen wir mal schauen, wen wir diesmal haben. Scheint wieder ein Frachter zu sein."

Zwar brachten diese Schiffe - wenn man denn mehr als einen versenkte - auch etwas an Tonnage ein, doch ich wollte endlich mal wieder etwas Größeres haben. Natürlich hatte ich noch auf der letzten Feindfahrt ein Schlachtschiff versenkt - mir allerdings wäre ein Tanker lieber gewesen. Diese Schiffe waren - genau wie die Frachter - wichtig für unseren Feind. Meines Erachtens nach würde es dem Engländer mehr treffen, wenn wir seine Handelsschiffe versenkten denn seine Kriegsschiffe - Schlachtschiffe mit eingerechnet.

Nun, dieses Mal hatten wir es allerdings - so meine Vermutung - wieder einmal mit einem Frachter zutun. Da die See ruhig war konnten wir auch hier abermals unser Deckgeschütz einsetzen - ein weiterer Vorteil bei diesen Schiffen. Sie waren nicht bewaffnet und somit wehrlos, wenn wir auf sie schossen. Allerdings hatte ich das seltsame Gefühl, dass sich dies irgendwann ändern würde. Der Tommy würde mit Sicherheit nicht mehr lange dabei zuschauen, wie wir seine Frachter versenkten - dann würden auch diese Schiffe für uns gefährlich werden. Zumindest dann, wenn wir aufgetaucht waren.

12:03 Uhr

http://s14.directupload.net/images/140804/njmhm4m7.png (http://www.directupload.net)

"Huch! Der ist aber verdammt klein!" Ich hob die Augenbrauen. "Könnte ein Schlepper sein... UZO auf Brücke!"

http://s1.directupload.net/images/140804/4gh9liky.png (http://www.directupload.net)

"Hm... sieht mir eher nach einem Küstenfahrzeug aus. Küstenfahrzeug? Das ist auf jeden Fall ein Brite!" Ich sah zum IWO hoch. "Hier stimmt doch was nicht..."

Mein ungutes Gefühl verstärkte sich noch. "Was meinen Sie, Leutnant?"

"Ich weiß nicht, Herr Kapitän. Ich kann mir das auch nicht erklären."

Ich erhob mich wieder. "Naja, egal. Deckgeschütz besetzen, wir greifen an!" "Jawohl, Herr Kapitän!"

12:14 Uhr

Innerhalb weniger Minuten war das Schiff versenkt. Mir tat es um die Besatzung Leid, waren es doch Zivilisten. Da wir uns jedoch relativ nahe an der Küste befanden, machte ich mir keine allzu großen Sorgen um die Männer. Wir versorgten sie noch mit Segelanleitung und etwas Nahrung, bevor wir wieder auf Kurs ins Zielgebiet gingen.

Am 16. Juni 1940 um 12:14 Uhr sank ein britisches Küstenschiff mit 110 BRT nach Granatenbeschuss in der Nordsee.

Voetmann
05.08.14, 15:54
Nordatlantik
18. Juni 1940
20:31 Uhr

Zwei Tage noch, dann erreichten wir unser Planquadrat. Die See war noch immer schön ruhig, nur einige Wolken verdeckten die Sonne. Ich wusste allerdings, dass sich dies hier draußen jederzeit ändern konnte.

"Herrliches Wetter, was?"

"Tja, IIWO. Fragt sich nur wie lange noch."

"Hoffentlich noch etwas länger, Herr Kapitän. Ich hasse Sturm."

"Da sind Sie wohl das genaue Gegenteil von Leutnant Alberts."

"Das kann man so sagen. Der Mann hat vielleicht Nerven."

Ich musste grinsen. "Durch und durch ein Seeman, IIWO."

"Allerdings."

Ich sah weiter auf die See hinaus. So mochte ich sie, ruhig und das einzige Geräusch was man hörte waren die Wellen, die gegen die Bordwand schlugen. Unser Diesel mischte sich zwar auch darunter, doch da wir mit Marschgeschwindigkeit fuhren hielt sich der Lärm in Grenzen.

"Wie sieht es eigentlich mit den Torpedos aus? Sind viele Blindgänger darunter?"

"Blindgänger haben wir, Herr Kapitän. Es hält sich allerdings noch in Grenzen. Andere Boote haben da mehr Pech."

"Kaleun Schultze nahm fast ausschließlich die Magnetzünder, Herr Kapitän." Der LI war soeben auf die Brücke getreten. "Damit hatten wir am Meisten Erfolg."

"Die hatten wir auch schon in Benutzung. Von zehn abgefeuerten Torpedos waren sechs oder sieben Blindgänger."

"Uh, das ist hart!"

"Allerdings, Leutnant. Sie haben mehr Erfolg damit?"

"Bis jetzt ja."

"Gut. Dann probieren wir es nochmals. Ich hatte mit diesem Boot hier nie Schwierigkeiten mit den Torpedos - oder selten."

Wiederrum musste ich nicht lange warten, bis wir erneut Ziele vor Augen hatten. Ob wir es nun mit Torpedos versuchen mussten oder es wieder das Deckgeschütz richten sollte blieb noch ungewiss.

"Rauchfahnen voraus!"

Voetmann
07.08.14, 12:31
Nordatlantik
18. Juni 1940
22:04 Uhr

http://s1.directupload.net/images/140807/eqwg9rkj.png (http://www.directupload.net)

"Oh man... tiefschwarze Nacht... beste Bedingungen für meine Augen."

Ich sah zu Beck hinüber. "Sie scheinen mir ein Adlerauge zu sein, Beck."

"So sagt man, Herr Kapitän."

Kurz musste ich grinsen, auch wenn ich nun wieder Bilder von Blücher und Deckers im Kopf hatte. Irgendwie würden diese auch nie ganz verschwinden, dessen war ich mir sicher.

"Gehen Sie auf Abfangkurs, AK voraus!"

"Jawohl, Herr Kapitän."

Unser Boot schwenkte nach Steuerbord. Ich war gespannt, mit was für einem Schiff wir es dieses Mal zutun bekamen.

"Mal schauen, ob sich unsere Deckgeschütz-Mannschaft erneut beweisen kann."

Wir hatten wieder einmal dunkle Nacht und ideale Voraussetzungen. Der Gegner würde uns nicht so schnell sehen.

"UZO auf Brücke!"

Schon von Weitem konnte ich das Schiff ausmachen - es handelte sich wohl wieder einmal um einen großen Pott. Dass er alleine unterwegs war steigerte unsere Chancen noch.

"Was meinen Sie, IWO? Was ist das da drüben?"

"Hm... schwer zu sagen. ich würde auf einen Tanker tippen."

"Schon Erfahrungen mit diesen Schiffen gemacht?"

"Ein paarmal, Herr Kapitän."

Ich beugte mich nun zum UZO.

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"Ja... ein T2 würde ich sagen. Gibt wieder gute Tonnage und einen kleinen Dämpfer für die Tommys."

Ich richtete mich wieder auf. "Deckgeschütz besetzen, machen wir es nocheinmal."

"Jawohl, Herr Kapitän!"

Wieder einmal schlugen unsere Granaten auf das gegnerische Schiff ein. Da ich in der Vergangenheit schon öfters Tanker auf diese Art und Weise versenkt hatte wusste ich, dass dieses Vorgehen nicht schierer Wahnsinn war.

"Ist mal was Neues."

"Was meinen Sie, Leutnant?"

"Kaleun Schultze hat für diese Schiffe immer Torpedos genommen."

"Verschwendung, Leutnant. Wenn sie alleine unterwegs und voll beladen sind reicht das Deckgeschütz. Bei dem Tiefgang können wir davon ausgehen, dass der ordentlich geladen hat."

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http://s14.directupload.net/images/140807/ewlnp5o7.png (http://www.directupload.net)

"Ach herrje! Wo kommt der denn her?!"

Ich setzte das Fernglas ab. "Kleine Fahrt voraus! Jungs, da ist noch einer!"

"Und nun, Herr Kapitän?"

"Jetzt nehmen wir die beiden mit, IWO. Ich wette, dass der Kollege da drüben wie wild funkt, dass wir hier sind."

Ich beugte mich über die Brüstung. "Männer, wenn der Tanker erledigt ist sofort den Frachter anvisieren, damit er nicht auf dumme Gedanken kommt!"

"Jawohl, Herr Kapitän!"

Wir mussten nun höllisch aufpassen. Der Tanker war zwar keinerlei Gefahr für uns - zumal es eh so aussah, als würde er sich jeden Moment seinem Schicksal ergeben müssen - doch der Frachter konnte uns gefährlich werden. Nicht nur durch seine Funkerei, sondern auch durch den Versuch, uns zu rammen. Nicht zum ersten Mal würde ich Erfahrungen damit machen. Ich hoffte bloß, dass die Versenkung des Tankers nicht mehr lange dauern würde.

"Na Gott sei Dank..." Etwa einer Viertelstunde später hatten wir es geschafft. Die Brückenwache behielt den Frachter währenddessen im Auge und so konnten wir zweimal brenzlige Situationen vermeiden, in welchen das Schiff uns tatsächlich hatte rammen wollen - zumindest sah es stark danach aus. Nun würde er die Retourkutsche bekommen.

http://s14.directupload.net/images/140807/oh3feimk.png (http://www.directupload.net)

"Achtung, Schusslösung für den Frachter! Entfernung 800 Meter an Lage 083!" "Eingestellt!" "Feuer!"

http://s14.directupload.net/images/140807/z2pio8bw.png (http://www.directupload.net)

"Na... erfahrungsgemäß dürfte es bei dem Schiff nicht lange dauern."

"Hoffen wir es, Herr Kapitän."

Ich setzte mein Fernglas ab. "Ich hoffe nur, dass die Besatzung des Schiffes genauso schlau ist wie die des Tankers."

Kurz sah ich zum Wrack des großen Schiffes, welches langsam in den Fluten versank. Rettungsboote trieben im Wasser, besetzt mit vielen Männern. Ich hoffte, dass der Großteil der Besatzung - mit viel Glück sogar alle - überlebt hatten.

http://s14.directupload.net/images/140807/t8u5zhsb.png (http://www.directupload.net)

"Sieht so aus, als würden auch die Leute vom Frachter schlau sein.", meinte der IWO, was mich dazu veranlasste wieder zu dem Schiff zu schauen. Tatsächlich - auch hier wurden die Rettungsboote klargemacht und das Schiff verlor an Fahrt.

"Feuer einstellen! Geben wir ihnen Zeit das Schiff zu verlassen!"

Zwanzig Minuten später konnten wir dann endlich auch dieses Schiff versenken. Da unsere Granaten bis dato noch keinen großen Schaden angerichtet hatten gab es die Hoffnung, dass die gesamte Besatzung den Beschuss gut überstanden hatte. Wenigstens etwas Trost.

"Feuer einstellen, Männer! Schauen wir mal, ob wir den Leuten da drüben helfen können."

Zu verarzten gab es nur kleinere Schnittwunden und Blutergüsse, nichts Tragisches also - zum Glück. Von den beiden Besatzungen waren insgesamt nur vier Männer ums Leben gekommen. Vier unnötige Verluste, aber es hielt sich in Grenzen. Wir gaben den Leuten etwas Proviant und genaue Segelanweisungen zur nächsten Küste, bevor wir uns wieder auf den Weg in unser Planquadrat machten.

Am 18. Juni 1940 in der Zeit zwischen 22:13 Uhr und 22:58 Uhr sanken ein britischer T2 Tanker mit 10448 BRT und ein britischer kleiner Frachter mit 2325 BRT nach Granatenbeschuss im Nordatlantik.

Azrael
07.08.14, 15:16
Ein netter Fang :)

Voetmann
07.08.14, 18:15
Planquadrat AM-16
20. Juni 1940
23:37 Uhr

Logbucheintrag Fregattenkapitän Thomas Voetmann, 20. Juni 1940

Haben heute Mittag unser Zielgebiet erreicht. Die Fahrt hierher verlief äußerst erfolgreich. Ein Tanker, zwei Frachter und ein Küstenschiff stehen bereits auf unserer Liste - gute 15000 Tonnen an Tonnage. Bin gespannt, was uns hier erwartet.

Die Stimmung innerhalb der Besatzung könnte besser nicht sein, alle sind in freudiger Erwartung auf das, was noch kommen könnte.
Wetter spielt ebenfalls noch mit.

21. Juni 1940, 00:03 Uhr

"Nachricht vom BdU, Herr Kapitän."

"Zeigen Sie her, Gardner."

Ich nahm den Zettel entgegen und musste grinsen.

"Männer, mal herhören! Großer Konvoi in unserem Planquadrat."

Gemeinsam mit dem LI steckte ich einen Kurs ab.

"Wunderbar, Herr Kapitän. Der Treibstoff reicht noch, wir haben noch alle Aale an Bord und so weit sind die auch nicht weg."

"Gut, LI. Abfangkurs und AK voraus."

"Jawohl, Herr Kapitän."

Ich ging zur Sprechanlage. "Achtung, hier spricht der Kommandant! U48 operiert ab sofort auf Geleitzug! Zusammentreffen in etwa drei bis vier Stunden. Alle Mann auf Gefechtsstation, Torpedorohre klarmachen und beten, dass wir keine Blindgänger haben! Jungs, die holen wir uns! Das ist alles."

03:22 Uhr

Wir mussten jeden Moment auf den Geleitzug stoßen. Die Kursberechnung hatte ergeben, dass wir etwa drei bis vier Stunden brauchen würden, bis wir auf ihn trafen. Die Voraussetzung war natürlich, dass er seinen Kurs gehalten hatte. Eine Kursänderung des Gegners und wir würden mit viel Pech an ihm vorbeifahren, ohne ihn zu sehen.

"Wollen wir mal sehen, ob das Glück weiterhin auf unserer Seite ist."

"Ich hoffe es doch sehr, IWO. So, wie die Jungs im Augenblick drauf sind."

"Sie wären jedenfalls sehr enttäuscht, wenn uns der Konvoi entgehen würde."

"Und genau deshalb werden wir ihn auch finden."

03:52 Uhr

Die Suche zerrte an meinen Nerven und die Besatzung wurde - so weit ich es vom Kommandoturm aus beurteilen konnte - langsam nervös. Desweiteren nahm der Seegang in der vergangenen Stunde arg zu, sodass wir bereits jetzt gut durchgeschüttelt wurden. Nur gut, dass wir den Angriff ohnehin getaucht ausführen mussten.

"Hundewetter!", schimpfte ich, während ich mich am Kommandoturm festhielt. "Hoffentlich wird es nicht schlimmer! Wir müssen den Geleitzug sehen können!"

http://s7.directupload.net/images/140807/p9svlnpb.png (http://www.directupload.net)

"Wir haben durch den Sturm einen Vorteil, Herr Kapitän."

"So? Welcher soll das sein, IWO?!"

"Auch der Gegner hat mit dem Wetter zu kämpfen! Außerdem besteht die Chance, dass es nicht ganz so früh hell wird wie sonst."

Alberts hatte Recht. Wir hatten Ende Juni, weshalb es bereits frühmorgens dämmerte. Da wir es mittlerweile fast vier Uhr hatten blieb uns somit nicht mehr viel Zeit, um den Geleitzug zu stellen. Würde der Sturm jedoch weiter anhalten oder sogar noch schlimmer werden hatten wir einen größeren Spielraum, was den Angriff anging - das Wetter - auch wenn ich es noch so hasste - war nun ein Glücksfall für uns.

"Dann lassen Sie uns mal hoffen, dass es so sein wird."

Um kurz nach vier war es dann endlich soweit. Ich hatte mir gerade eine weitere Zigarette angesteckt, als der Ausruf ertönte: "Rauchfahnen voraus!"

Voetmann
07.08.14, 21:37
Planquadrat AM-16
21. Juni 1940
04:07 Uhr

"Ich sehe nichts. Verdammt!" Wieder einmal ließen mich meine Augen im Stich. Warum nur hatte jedes Boot ein Adlerauge an Bord und wie zum Teufel machten die das? Ich nahm mir vor, Beck auf dem nächsten Landgang danach zu fragen.

http://s7.directupload.net/images/140807/jy37zlju.png (http://www.directupload.net)

"Können Sie was sehen, IWO?"

"Ja, Herr Kapitän. Zwei oder drei Schiffe. Lage 033."

Ich richtete mein Fernglas in die Richtung. Wehe, wenn ich jetzt wieder nichts sah! Dass Beck ein Adlerauge war hatte ich ja schon festgestellt. Doch der IWO auch, welcher in meinem Alter war? Diesmal allerdings ließen mich meine Augen nicht im Stich.

"Ah, da sind sie!"

http://s7.directupload.net/images/140807/emdtqixb.png (http://www.directupload.net)

http://s14.directupload.net/images/140807/v7g2bipv.png (http://www.directupload.net)

"Hm... Handelschiffe, soweit ich das sehe."

Ich ließ das Fernglas weiter über die Schiffe gleiten.

"Hm... das da scheint was Großes zu sein."

http://s1.directupload.net/images/140807/djlhhpko.png (http://www.directupload.net)

Ich schwenkte das Fernglas weiter und sah erneut ein großes Schiff.

"Hm... könnten C2er sein."

http://s7.directupload.net/images/140807/3p495kv4.png (http://www.directupload.net)

Ich setzte das Fernglas ab.

"Gut, Männer. Genug gesehen! Brücke räumen und auf Sehrohrtiefe, Gardner soll mal rundhorchen!"

"Jawohl, Herr Kapitän!"

Die Jagd hatte begonnen...

Hohenlohe
08.08.14, 00:09
Gute Jagd und Fette Beute...!! :ph:

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::D

Voetmann
08.08.14, 18:09
Planquadrat AM-16
21. Juni 1940
04:24 Uhr

"Was hören Sie, Gardner?"

"Rund ein Dutzend Schraubengeräusche, Herr Kapitän."

Er drehte das Rad langsam im Kreis.

"Die Meisten scheinen Frachtschiffe zu sein. Bis jetzt höre ich drei Zerstörer. Zwei neben und einer hinter uns."

"Was?!"

"Wir müssen mitten im Geleitzug sein, Herr Kapitän."

Jetzt dämmerte mir auch, weshalb ich eben nur so wenige Schiffe gesehen hatte.

"Verdammt! Äußerste Ruhe im Boot! Sehrohr ausfahren!"

http://s14.directupload.net/images/140808/9beajxoo.png (http://www.directupload.net)

"Hm... da ist ein Zerstörer..."

Ich ließ das Sehrohr kreisen.

"Ach, man! Verdammte Wellen! Ah, da ist ein Frachter, wie es aussieht. Ziemlich klein."

http://s7.directupload.net/images/140808/kjk2fv9d.png (http://www.directupload.net)

"Oh man... noch einer, und zwar ziemlich nahe!"

http://s1.directupload.net/images/140808/uin89h7y.png (http://www.directupload.net)

"Wir scheinen tatsächlich mittendrin zu sein, Männer."

Ich drehte mich zum LI. "Kleine Fahrt voraus. Sehen wir zu, dass uns die Zerstörer nicht so früh finden."

"Jawohl, Herr Kapitän."

"Oha, ein Tanker! Hm, aber kein T2... geben Sie mir mal das Erkennungshandbuch, währenddessen Torpedorohre eins bis vier klarmachen zum Unterwasserschuss!"

"Jawohl, Herr Kapitän!"

Ich blätterte im Handbuch und warf zwischendurch immer mal wieder einen Blick durchs Sehrohr. Als ich das Schiff gefunden hatte stieß ich einen Pfiff aus.

"Ein T3er, meine Herren. Richtig fetter Pott, um die 20000 Tonnen."

Ich grinste.

"So, wie der aussieht ist er voll beladen! Den schnappen wir uns auf jeden Fall - oder versuchen es zumindest! Dann noch den C3er. Die C2er versuchen wir ebenfalls zu kriegen. Wir müssen uns nun beeilen."

"Gut, Männer. Zuerst zwei Aale auf den C2er. Zehn Grad nach Backbord. Weiter auf kleiner Fahrt."

"Jawohl, Herr Kapitän."

"Was machen die Zerstörer, Gardner?"

"Sind friedlich, Herr Kapitän. Kein Gezacke, nichts."

"Man sollte meinen, dass die Tommys es langsam mal lernen müssen."

"Wissen Sie, IWO - bei Geleitzügen scheine ich immer nur Amateure als Zerstörerkapitäne zu haben."

"Dann haben Sie das Glück für sich gebunkert, Herr Kapitän."

"Oder die Tommys haben zuviel Angst vor Ihnen."

Bei den Worten des IIWO´s musste nicht nur ich grinsen.

"Naja, hier schon - aber wehe, sie sind alleine unterwegs! Dann wird es haarig."

"Torpedos sind bereit, Herr Kapitän."

"Gut, Schusslösung: Entfernung 1500 Meter an Lage 37 Backbord. Geschwindigkeit etwa fünf Knoten."

"Eingestellt!"

"Sehen wir mal, ob die Magnetzünder auch weiterhin so gut funktionieren wie Sie sagen, IWO."

"Ich will es hoffen, Herr Kapitän."

http://s1.directupload.net/images/140808/a5nqe5u4.png (http://www.directupload.net)

"Rohr eins und zwo los!"

"Abgefeurt, Herr Kapitän!"

Wie gebannt sah ich durch das Sehrohr. Ich hatte meine Zweifel, dass die Torpedos ihre Aufgabe auch erfüllen würden. Zuviel war auf der vergangenen Fahrt mit den Magnetzündern schiefgegangen. Doch da ich mit U48 bisher immer nur positive Erfahrungen gemacht hatte gab ich ihnen eine Chance. Ich hoffte bloß, dass ich nicht enttäuscht wurde.

Natürlich wurde ich es. Kaum zehn Sekunden nach Abfeuern des zweiten Torpedos sah ich eine Wasserfontäne durch das Sehrohr.

"VERDAMMTE SCHEIßE!", rief ich, den Geleitzug über uns völlig vergessend - und natürlich auch die Zerstörer.
Erst nach meinem Ausruf fiel mir wieder ein, wo ich mich gerade befand. Am Liebsten hätte ich mir in diesem Moment in den Hintern gebissen.

"Was machen die Zerstörer, Gardner?"

"Einer erhöht minimal die Geschwindigkeit, Herr Kapitän. Die anderen beiden halten weiter den Kurs."

"Hoffen wir, dass wenigstens der zweite Aal sitzt! Weiter zum nächsten C2er, Rohr drei und vier bereitmachen, dieses Mal Aufschlagszünder."

"Jawohl, Herr Kapitän."

http://s14.directupload.net/images/140808/jb4eyg5m.png (http://www.directupload.net)

Auch der zweite Torpedo war ein Blindgänger, wie mir der LI wenig später mitteilte. Ich bereute inzwischen, dass ich erneut die Magnetzünder verwendet hatte und schwor mir, dieses nie wieder zu tun.

"Rohr drei und vier fertig, Herr Kapitän."

"Nochmal zwanzig Grad nach Steuerbord! Achtung, Schusslösung: Entfernung 1200 Meter an Lage 43! Geschwindigkeit etwa sechs Knoten."

"Eingestellt!"

"Feuer - und sofort nachladen!"

"Jawohl, Herr Kapitän!"

"Rohr drei und vier abgefeuert!"

"Wie steht es mit den zerstörern?"

"Ziehen weiter ihre Bahn."

Ich schüttelte den Kopf. Wieder schien es so, als würden wir es entweder mit Amateuren oder aber mit besoffenen Kommandanten zutun haben.

"Das nächste Mal tauchen wir auf und ballern mit dem Deckgeschütz!", meinte ich scherzhaft, worauf einige zu grinsen anfingen.

"Dann sind die Tommys wohl wach, Herr Kapitän!"

"Da habe ich so meine Zweifel, IWO."

Ich blickte zum LI. "Laufzeit der Torpedos?"

"Noch fünfzig Sekunden, Herr Kapitän."

Wieder blickte ich durch das Sehrohr, als sich plötzlich ein großer Schatten vor den Frachter schob - der Tanker.

"Uh, jetzt wird es eng! Der Tanker fährt genau in die Bahn!"

Die Entfernung zum gegnerischen Schiff betrug nur ungefähr siebenhundert Meter. Jeden Moment mussten die Torpedos ihn treffen. Nicht wirklich schade, denn immerhin brachte uns das - wenn auch wieder einmal durch einen glücklichen Zufall - an die 20000 Tonnen ein.

"Jaha, getroffen!", rief ich leise aus. Die Detonation und dessen Druckwelle waren sogar an Bord von U48 zu hören und zu spüren. Das Boot schwankte ein wenig hin und her.

"Genickbruch, meine Herren! Der Kasten ist hin!"

http://s1.directupload.net/images/140808/mtwcs4g3.png (http://www.directupload.net)

http://s14.directupload.net/images/140808/etfyrmhm.png (http://www.directupload.net)

Ich besah mir das Szenario durch das Sehrohr.

"Mein Gott, die armen Schweine da drüben!"

Ich wusste, dass ich gerade im Angriff auf einen Geleitzug keine Rücksicht nehmen konnte und durfte; doch das Schicksal der Besatzung ging mir nahe. Ich war mir sicher, dass - wenn überhaupt - nur eine Handvoll Matrosen von dem Schiff runterkommen würden.

"Gut, Männer! Warten wir, bis die Rohe nachgeladen sind! Dann zwei Aale auf den zweiten Cargo! Gardner, behalten Sie die Zerstörer im Ohr!"

"Jawohl, Herr Kapitän!"

Am 21. Juni 1940 sank um 04:47 Uhr ein britischer T3 Tanker mit 21077 BRT nach zwei Torpedotreffern im Nordatlantik.

Voetmann
09.08.14, 01:04
Planquadrat AM-16
21. Juni 1940
05:10 Uhr

Wieder waren wir in guter Schussposition. Ich wollte es nun erneut versuchen und einen der beiden C2 Frachter versenken - mit viel Glück sogar beide. Der gesamte Geleitzug war mittlerweile in einen Zickzack-Kurs verfallen, weshalb der weitere Beschuss schwierig werden würde. Die Zerstörer hatten sich etwas vom Konvoi distanziert und einer zog seine Kreise, auf der Suche nach unserem Boot. Schwach konnte Gardner ASDIC-Signale des Schiffes auffangen, die jedoch sehr weitab von unserer Position waren - wieder einmal suchte der Gegner an der völlig falschen Stelle. Unser Glück war, dass wir uns noch immer mitten im Geleitzug befanden.

"Gut, Rohr 1 und 2 bereitmachen zum Unterwasserschuss."

Ich visierte das Schiff mit dem Sehrohr an.

http://s1.directupload.net/images/140808/6jcgb2zb.png (http://www.directupload.net)

"Achtung, Schusslösung! Entfernung 1000 Meter an Lage 64! Fahrt etwa sieben Knoten! Beeilt Euch, Jungs! Der zackt wie blöde!"

"Feuerbereit, Herr Kapitän!"

"Feuer!"

Nun hieß es erneut abwarten und hoffen, dass die Torpedos trafen und auch detonierten.

"Herr Kapitän, einer der Zerstörer bewegt sich in unsere Richtung!"

"Scheiße! Wie weit ist der weg, Gardner?"

Noch immer beobachtete ich den C2 durch das Sehrohr. Jeden Moment mussten die beiden Torpedos treffen.

"Knapp 7000 Meter, Herr Kapitän. Scheinen uns auch noch nicht entdeckt zu haben."

"Gut, passen Sie weiter auf."

"Jawohl, Herr Kapitän."

"Kommt schon... Ihr verdammten Aale, geht hoch!"

Sie taten mir den Gefallen - alle beide. Kurz nacheinander schlugen sie beim C2 ein.

"Jawoll!"

http://s7.directupload.net/images/140808/yqnlxvxz.png (http://www.directupload.net)

http://s1.directupload.net/images/140808/5sges9gn.png (http://www.directupload.net)

"Und wie es aussieht wieder mit Genickbruch!" Ich atmete tief durch. "Verdammt nochmal!"

http://s1.directupload.net/images/140808/joropkua.png (http://www.directupload.net)

"So! Wo sind die Zerstörer, Gardner?"

"Einer kommt noch immer näher, Herr Kapitän. Entfernung etwa noch 3500 Meter."

"Peilung?"

"263, Herr Kapitän."

Ich riss das Sehrohr herum.

http://s1.directupload.net/images/140808/qc2z98jd.png (http://www.directupload.net)

"Hm... noch nichts zu sehen. Was machen die beiden anderen?"

"Fahren den Konvoi außen ab, Herr Kapitän. Scheinen noch nicht auf unserer Spur zu sein."

"Wir werden noch früh genug mit ihnen Bekanntschaft machen, Gardner. Warten Sie ab, bis wir hier raus sind."

Wieder sah ich durchs Sehrohr.

"Versuchen wir noch einen Angriff auf den C3, soviel Zeit haben wir noch."

Ich atmete tief durch.

"Rohr drei und vier klarmachen zum Unterwasserschuss, 15 Grad nach Backbord."

"Jawohl, Herr Kapitän."

05:31 Uhr

Nun folgte der letzte Angriff auf den Geleitzug. Der Zerstörer war inzwischen auf knapp 1000 Meter herangefahren und befand sich hinter unserem Heck. Noch hatte er uns nicht gesehen, doch dies würde wahrscheinlich nicht mehr lange dauern.

"Achtung, Schusslösung: Entfernung 500 Meter an Lage 50. Fahrt sechs Knoten."

"Eingestellt!"

"Momentchen noch, er muss wieder eindrehen."

Das Warten wurde nun zur Geduldsprobe. Der Zerstörer kam langsam näher. Ich spürte Schweiß auf meiner Stirn und nahm meine Mütze ab.

"Komm schon... komm schon... ja, genau so! Achtung, Rohr drei und vier los!"

http://s1.directupload.net/images/140808/vjysjyak.png (http://www.directupload.net)

"Verdammt! Da ist noch einer! Zerstörer auf 053 Grad! Kommt näher!"

"Und jetzt, Herr Kapitän?"

"Die setzen uns fest! Ich wette die haben schon lange Lunte gerochen! Sehrohr einfahren. Gehen Sie auf 120 Meter. Wir müssen jetzt einfach hoffen, dass wir den Frachter noch erwischen."

Es schien, als hätten wir es dieses Mal doch nicht mit Amateuren zutun, was die Zerstörer anging.

Am 21. Juni 1940 um 05:18 Uhr sank ein britischer C2 Frachter mit 6200 BRT nach zwei Torpedotreffern im Nordatlantik.

Hohenlohe
09.08.14, 15:09
Werter Voetmann, wir wünschen euch, dass ihr heil aus diesem Konvoi rauskommt...ansonsten ein sehr schöner Erfolg...:ph:

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

Voetmann
09.08.14, 19:16
Planquadrat AM-16
21. Juni 1940
06:18 Uhr

PING!

Es schien, als hätten wir dieses Mal Zerstörerkapitäne über uns, die ihr Handwerk verstanden. Zwei der drei Eskorten drängten uns immer weiter vom Geleitzug ab. Ein Wunder, dass sie dieses schafften, wenn man bedachte, dass wir uns vorhin noch mittendrin befanden. Anscheinend hatten sie sich im Laufe unseres Angriffs einen Weg durch die Schiffe gebahnt. Es war vielleicht naiv von mir gewesen zu glauben, dass sämtliche Zerstörer im Geleitzug keine Gefahr für uns darstellten.

Mittlerweile befanden wir uns in 120 Metern Tiefe auf Schleichfahrt, doch der Gegner ließ nicht locker. Zwar waren sie noch immer etwas zu weit südlich von uns, doch es würde mit Sicherheit einige Zeit dauern, bis wir uns erfolgreich absetzten konnten.

Natürlich wurden wir mit Wasserbomben beharkt, die jedoch nur geringen Schaden anrichteten. Das Boot ruckelte etwas und die Druckwellen der Explosionen waren leicht zu spüren - dies war allerdings schon alles.

"Na, IWO.", sagte ich grinsend, als wir uns immer weiter von den Explosionen entfernten. "Ich korrigiere mich: Wir haben es doch wieder mit scheinbar unerfahrenen Kommandanten zutun."

07:04 Uhr

Logbucheintrag Fregattenkapitän Thomas Voetmann, 21. Juni 1940

Haben am vorigen Abend einen Geleitzug aufgespürt und gestellt. Bestätigte Versenkung eines T3 Tankes sowie eines C2 Frachters. Einen weiteren C3 Frachter torpediert, Versenkung noch nicht bestätigt. Konnten uns erfolgreich absetzen, da uns die Eskorte extrem weitab unserer Position gesucht hatte. Wir haben noch fünf Stunden im PQ vor uns, mal schauen, was wir noch so finden werden. Nach Ablauf der Patrouille Rückmarsch nach Kiel.
Schöne und erfolgreiche Fahrt mit dem Boot, auch wenn ich die Magnetzünder mittlerweile verfluche. Nehmen werde ich sie nicht mehr; weder mit U48 noch mit meinem neuen Boot.

Voetmann
09.08.14, 19:52
Kiel
01. Juli 1940
18:25 Uhr

Die weitere Feindfahrt lief ereignislos, wenn man von der Vorfreude auf die Heimat einmal absah. Die gesamte Besatzung schien mit ihren Gedanken schon in Kiel zu sein und so musste ich öfters einmal ein Machtwort sprechen.
Allerdings wuchs auch bei mir die Freude meine Familie wiederzusehen. Da wir nun wieder in Kiel stationiert waren würden mich Inge und Lisbeth am Pier empfangen, so wie immer. Eine weitere Freude bereitete mir die Tatsache, dass ich den Geburtstag meiner Frau mit viel Glück an Land verbringen würde. Dies war sehr wichtig für mich, konnte ich Inge doch damit eine kleine Freude machen.

Nun aber begrüßten uns erst einmal eine Musikkapelle und unser Flotillenchef Herbert Sohler. Ich war mehr als froh, dass Rösing nicht mehr der Kommandant war. Mit Kapitänleutnant Sohler kam ich weitaus besser klar, wie mir ein Gespräch mit ihm vor der letzten Fahrt bestätigte. Wenn ich sage, dass Sohler glücklich darüber war beide Uboot-Asse in seiner Flottille zu haben, war das eine Untertreibung.

"Mein Gott, Voetmann! Wie machen Sie das nur?", begrüßte er mich lächelnd, als ich von Bord gegangen war.

"Wegen Ihnen wird England noch kapitulieren, glauben Sie mir das!"

Ich gab ein müdes Lächeln von mir.

"Wir haben viel Glück, Herr Kapitänleutnant."

Nun lachte Sohler.

"Ich glaube, dass Sie weitaus mehr als Glück haben! Ich möchte Sie morgen in meinem Büro sehen, Voetmann. Ruhen Sie sich jetzt erstmal aus."

"Vielen Dank, Herr Kapitänleutnant!"

Ich drehte mich zu meinen Männern um.

"Jungs, genug für heute! Wir sehen uns morgen um 13 Uhr hier am Pier! Jetzt macht einen drauf und ruht Euch danach aus!"

"Jawohl, Herr Kapitän!"

Auf der 12. Feindfahrt versenkte U48 unter Fregattenkapitän Voetmann:


12. Juni 1940
kleiner Frachter mit 2325 BRT
16. Juni 1940
Schlepper mit 110 BRT
18. Juni 1940
T2 Tanker mit 10448 BRT
kleiner Frachter mit 2325 BRT
21. Juni 1940 (Geleitzug)
C2 Frachter mit 6200 BRT
T3 Tanker mit 21077 BRT
C3 Frachter mit 12500 BRT



Gesamttonnage auf dieser Feindfahrt: 54.985 BRT
Gesamttonnage seit Kriegsbeginn: 359.946 BRT

Azrael
09.08.14, 20:09
Auch euch Glückwunsch zur Fahrt, knapp 55K BRT ist ein ordentlicher Happen :D

Hohenlohe
09.08.14, 23:25
Weiterhin viel Glück bei euren Feindfahrten...!! In SH V wäre die dynamische Kampagne schon 1943 vorbei bei soviel versenktem alliierten Schiffsraum...:top:

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

Azrael
10.08.14, 02:04
In SH V ist die Kampagne doch so oder so 1943 rum...

@Ubisoft /facepalm dafür

Voetmann
10.08.14, 11:45
Wir danken den werten Herren und würden uns wundern, wenn England nicht bald kapitulieren müsste. :D (geht sowas in SH 3? ^^ )

Kiel
02. Juli 1940
09:56 Uhr

In der vergangenen Nacht hatte ich zum ersten Mal seit Langem wieder richtig geschlafen. Meine Frau hatte mir am Abend mein Lieblingsessen gekocht. Sie war unheimlich froh, dass wir auch von dieser Fahrt lebend zurückgekommen waren. Ich konnte sie verstehen, waren doch schon mehrere Fahrten von uns mehr als nur knapp gewesen. Sie hatte nun noch größere Angst davor mich zu verlieren. Doch dass es auch umgekehrt sein konnte wurde mir an diesem Tag auf brutalste Weise aufgezeigt.

Um kurz vor zehn fand ich mich in der Hafenkommandantur ein. Kapitänleutnant Sohler erwartete mich bereits.

"Ich gratuliere Ihnen zu der erfolgreichen Fahrt, Kapitän Voetmann.", begann er unsere Unterhaltung. "Sie sind wirklich der Kommandant, von dem alle reden."

"Danke, Herr Kapitänleutnant."

"Geht es Ihnen gut? Und Ihrer Besatzung auch?"

"Danke, Herr Kapitänleutnant. Alle sind wohlauf."

"Gut, gut. Solche Kommandanten wie Sie brauchen wir hier, Voetmann."

Ich nahm das Glas Whisky, welches Sohler mir reichte.

"Um gleich zum Punkt zu kommen, Voetmann. Die drei Männer, welche zu Winterstein kommen sollten sind jetzt auf U61. Dort hat man fünf Besatzungsmitglieder verloren."

"U61? Ein Typ II-Boot?"

Mir taten meine Jungs Leid, wusste ich doch, wie diese Boote aufgebaut waren. Sie waren klein, lange nicht so schnell wie die VIIer oder IXer und hatten wesentlich weniger Torpedos an Bord. Zudem hatten sie eine viel kleinere Reichweite.

"Ja, ein Typ II, Voetmann."

"Besteht die Möglichkeit, dass ich sie auf meinem neuen Boot zurück bekomme?"

"Das ist noch nicht geklärt, Voetmann. Wie gesagt, dort hatte man Männer verloren - bei Winterstein wäre dies ja nicht der Fall gewesen."

Ich nickte und nahm an, dass ich wohl auf drei meiner Männer verzichten musste.

"Jawohl, Herr Kapitänleutnant."

"Gut. Heute Abend wird es einen Empfang für Sie und Ihre Offiziere geben. Die Wochenschau wird dort sein und eine kleine Dokumentation drehen. Da Winterstein bereits von einem Reporter auf See begleitet wurde dachten wir uns, dass nun auch unser zweites Uboot-Ass dran ist."

Ich musste schlucken. Ein Zivilist sollte mit an Bord kommen?

"Herr Kapitänleutnant... gehe ich recht in der Annahme, dass er auch uns begleiten soll?"

"So ist es, Voetmann. Heute Abend werden wir die letzten Details besprechen - natürlich vor dem Empfang! Melden Sie sich um fünf Uhr bei mir, dann erfahren Sie alles."

"Jawohl, Herr Kapitänleutnant. Herr Kapitänleutnant, noch eine Frage?"

"Nur zu, Voetmann."

"Muss das sein? Ein Zivilist an Bord?"

"Sie sind genau wie Winterstein! Nicht nur die Versenkungszahlen scheinen Sie beide gemeinsam zu haben! Ja, Voetmann. Es muss! Das OKW hat so entschieden."

Ich sah ein, dass weitere Widersprüche wohl sinnlos waren. So nickte ich schließlich.

"Jawohl, Herr Kapitänleutnant."

13:00 Uhr

Soeben hatte sich meine Mannschaft auf der Pier versammelt. Ich sah ihnen an, dass sie verdammt stolz auf das Ergebnis der letzten Feindfahrt waren.

"Mal herhören, Männer! Ihr alle habt super Arbeit geleistet auf der letzten Fahrt! Ich bin stolz auf Euch, eine klasse Mannschaft!"

Ich verteilte nun die Auszeichnungen. Meine Männer nahmen sie mit stolzgeschwellter Brust entgegen. Dem IWO sowie dem LI konnte ich sogar das Eiserne Kreuz zweiter Klasse verleihen - eine wohlverdiente Auszeichnung.

"Unser nächster Auslauftermin ist der 3. August. Es wird eine kleine Neuigkeit auf der nächsten Fahrt geben, welche ich Euch zeitnahe mitteilen werde! Nun genießt erst einmal Euren wohlverdient -!"

Weiter kam ich nicht, da in diesem Moment das Chaos über uns hereinbrach.

Hohenlohe
10.08.14, 16:37
Hoffentlich kein Luftangriff der RAF...?! Wir sind gespannt auf das nächste Update...:ph:

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

Voetmann
10.08.14, 23:44
Kiel
02. Juli 1940
13:29 Uhr

"Scheiße! SOFORT ALLE IN DEN BUNKER!" Ich hörte die Sirene in meinen Ohren dröhnen und zuckte zusammen, als das MG knappe 200 Meter neben mir seine ersten Salven schoss. Noch immer verstand ich nicht wirklich, was hier gerade vor sich ging. Ich hörte zwar die MG´s und die Sirenen, sah auch sich langsam nähernde kleine Objekte am Horizont, doch verstehen tat ich es noch nicht. Wurde Kiel gerade Ziel eines Angriffs der Royal Airforce?

"Kommen Sie, Herr Kapitän!" Jemand zerrte an meiner Uniformjacke. "Kommen Sie, schnell!"

In diesem Moment wurde ich wieder wach und begriff erst, wo ich mich gerade befand.

"Oh nein, nein! Inge! Lisbeth!"

Ich versuchte mich aus dem Klammergriff zu befreien, doch es gelang mir nicht. Wer mich auch immer mit sich zerrte war ziemlich kräftig.

"Nein, Mensch! Meine Familie! Meine Familie ist da draußen!"

Unser Haus war nur wenige hundert Meter vom Hafen entfernt...

"Herr Kapitän, es ist gut! Sie werden sich in Sicherheit bringen! Außerdem dürfte es sich nur um einen Hafenangriff handeln!"

Ich erkannte die Stimme als die meines LI´s. Er klang gehetzt und nervös. Klar, auch die Meisten meiner Leute hatten Familie in Kiel - wenn auch vielleicht nicht ganz so nahe am Hafen wie ich.

Gemeinsam mit Leutnant Krause betrat ich als Letzter den Bunker und schlug die Tür zu. Draußen war noch immer der Lärm der MG´s zu hören. Nach einiger Zeit vernahm ich sogar mehrere Detonationen. Nun bekam ich erstrecht Angst um meine Familie. Was war, wenn eine Bombe unser Haus traf? Oh Gott, daran durfte ich gar nicht denken!

Als ich mich im Bunker umblickte sah ich durch das fahle Licht einer Taschenlampe meine Besatzung, zusammen mit einigen Werftarbeitern und dem Flottillenkommando. Auch in den Gesichtern der Männer konnte ich Sorge erkennen. Wir alle hofften bloß, dass es keine allzu schweren Schäden gab - und dass unseren Familien nichts passiert war.

13:50 Uhr

Das Ganze dauerte nicht einmal dreißig Minuten, doch mir kam es wie Stunden vor. Stunden, in denen ich nicht wusste wie es meiner Familie ging - und wie schlimm es Kiel getroffen hatte.

"Ist es vorbei?" fragte einer der Matrosen nach einigen Minuten.

Ich blickte zur Bunkertür. Wenn es vorbei war würde sie jeden Moment geöffnet werden.

Genauso war es auch. Mit einem Quietschen öffnete sie sich und ein Leutnant trat ein.

"Entwarnung, Leute. Es ist vobei."

Ich atmete erleichtert auf, machte mir aber dennoch Sorgen.

"Wie schlimm ist es, Leutnant?"

"Nicht allzu schlimm, Herr Kapitän. Wir haben zwei von ihnen runtergeholt, der Rest ist abgedreht."

"Schäden?"

"Kaum bis gar nicht. Zwei der Piers hat es leicht erwischt. Die Schiffe und Boote sind unbeschädigt."

"Was war mit den Bomben?"

"Eine schlug ein paar hundert Meter neben dem Hafen ein, die anderen gingen ins Hafenbecken einige hundert Meter von hier entfernt."

Schon beim ersten Abschnitt des Satzes war ich aus dem Bunker gehechtet. Die Luft war erfüllt von Rauch und vereinzelt gab es kleinere Brände. Wir waren noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen - zumindest was den Hafen anging.

Als ich mich umblickte sah ich in einiger Entfernung eine Rauchsäule aufsteigen - genau in der Richtung, in welcher unser Haus lag.

"Oh scheiße!", flüsterte ich, als ich los rannte. "Nein, bitte nicht! Bitte nicht!"

George Pickett
11.08.14, 00:10
Oh ha...da wird doch wohl nicht... :eek:

Hohenlohe
11.08.14, 00:40
Hoffentlich ist nichts passiert und ihr könnt euch glücklich schätzen, eure Familie wieder in die Arme zu schliessen...:)

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

Voetmann
12.08.14, 12:54
Kiel
02. Juli 1940
13:55 Uhr

"Inge! Lisbeth!" Ich rannte die Straße zu unserem Haus hoch. Überall lagen Splitter herum und ich nahm Brandgeruch wahr. Die Bombe war in einer Holzhütte eingeschlagen, ein paar Häuser neben dem unseren. Ich hoffte, dass sich zu dem Zeitpunkt niemand in ihr befunden hatte.

Jetzt fühlte ich Erleichterung, pure Erleichterung: Unser Haus stand noch. Ich rannte die letzten Meter in schnellem Tempo und riss die Eingangstür auf.

"INGE!! LISBETH!!" Hektisch sah ich mich um. "Wo seid Ihr? HALLO?!"

"Tom!", erklang es gedämpft aus Richtung unseres Kellers. "Tom, hier sind wir!"

Ich rannte zur Tür und öffnete sie. Sofort fiel mir meine Tochter schluchzend in die Arme. "Vati! Vati! Was passiert da? Was ist los?!"

Ich hockte mich hin und zog Lisbeth mit mir. "Gott, Du lebst! Lissy, mein Schatz..." Ich umarmte sie feste und spürte Tränen in meinen Augen, Tränen der Erleichterung. Ich hatte meine Familie noch, ihnen war nichts passiert.

Ich spürte, wie sich von hinten Arme um mich legten. "Tom!" Meine Frau weinte ebenfalls leise. "Tom, was war das? War das eine Bombe?"

Ich löste mich etwas von Lisbeth. Sie sah mich mit angstgeweiteten Augen an.

"Kommt mal her, Ihr beiden." Ich sah meine Familie an und streichelte beiden den Rücken. "Ihr braucht keine Angst zu haben, gut? Ich werde dafür sorgen, dass Ihr in Sicherheit gebracht werdet."

"Wie willst Du das machen, Tom?"

"Ihr fahrt zu Deinen Eltern, Inge. Da seid Ihr erst einmal sicher. Nein,hör mir zu." Meine Frau wollte gerade widersprechen. Nun schloss sie ihren Mund wieder. "Theo und Johanna werden wissen, was zutun ist. Die Briten haben mit Sicherheit nicht zum letzten Mal Kiel bombardiert. Du weißt, was hier alles ist."

"Und Du?"

"Ich werde hierbleiben, Inge. Ich kann hier nicht weg."

Dieses fiel mir schwer zu sagen. Zum Einen würde es eine Trennung von meiner Familie bedeuten, zum Anderen machten sich die beiden nun erstrecht Sorgen um mich. Wir alle hatten den Angriff der Royal Airforce mitbekommen und wir alle konnten nicht sagen, wie der Nächste ausging. Wer wusste schon, ob ich erneut so ein Glück hatte? Wer von uns wusste, wann und ob wir uns alle wiedersahen?

"Aber -!"

"Inge, Liebling. Es ist der beste Weg, glaube mir. In Köln seid Ihr sicher."

"Aber Du hier nicht, Tom! Was ist mit Dir?"

Ich lächelte und strich meiner Frau durch das Haar.

"Mach Dir keine Sorgen um mich. Ich komme schon klar."

Dann hatte ich eine Idee. Unser nächster Auslauftermin war im August, genug Zeit um meine Familie wenigstens für ein paar Wochen nach Köln zu begleiten. Sofort teilte ich den beiden die Neuigkeit mit. Sie waren froh, abder die Sorgen meiner Frau blieben.

"Vati, machen wir dann Urlaub?" Meine Tochter hingegen war begeistert von der Vorstellung, ihren Vater für die nächsten Wochen bei sich zu haben - an einem vermeintlich sicheren Ort.

"Ja, Spatz. Wir machen Urlaub, so wie ich es Euch versprochen habe."

Wie sie reagieren würde, wenn sie erfuhr, dass sie in Köln bleiben sollte wollte ich mir zu diesem Zeitpunkt nicht vorstellen.

"Hört zu: Es gibt heute Abend noch einen Empfang und ich muss um fünf zu Kapitänleutnant Sohler. Packt Ihr schonmal die Sachen ein. Wir fahren morgen früh direkt los."

17:00 Uhr

Pünktlich um fünf fand ich mich in der Hafenkommandantur ein. Kapitänleutnant Sohler und ein weiterer junger Mann erwarteten mich bereits.

"Ah, Kapitän Voetmann. Darf ich Ihnen Leutnant Werner vorstellen? Er ist Kriegsberichter."

"Herr Kapitän."

"Herr Leutnant."

Wir grüßten uns militärisch und schüttelten uns die Hände. Ich hatte den Eindruck, dass Werner die kommende Fahrt gar nicht erwarten konnte. Welch ein naiver Bursche!

"Ich habe schon viel von Ihnen gehört, Herr Kapitän, und freue mich auf die Fahrt."

Ich hob die Augenbrauen. Wie konnte man sich auf so etwas freuen?

"Bitte setzen Sie sich, meine Herren. Besprechen wir Ihre nächste Fahrt."

Es wurde ein relativ kurzes Gespräch. Wir klärten ab, was Leutnant Werner an Bord von U48 zutun hatte und welche Informationen wichtig waren. Ich wollte klargehen, dass es keinerlei unnötige Zwischenfälle auf dem Boot gab. Da wir bereits bis unters Dach voll waren würde sich Leutnant Werner eine Koje mit zwei anderen Besatzungsmitgliedern teilen müssen. Nicht gerade sehr angenehm, doch es musste sein - ich wollte nänmlich auf keinen meiner Männer verzichten.

Werner schien nicht besonders glücklich über diesen Umstand zu sein, doch er sagte zu.

"Gut, meine Herren. Da wir dies geklärt haben können wir uns nun den angenehmeren Dingen widmen -dem Empfang."

Was daran angenehm sein sollte, wusste ich nicht. Ich wollte einfach nur nach Hause und sicherstellen, dass meine Familie in Sicherheit gebracht wurde.

George Pickett
12.08.14, 13:09
Ufff!!! Das war knapp und hätte auch ins Auge gehen können!!! :) Leutnant Werner? Kriegsberichterstatter??? Wo haben wir den Namen bloß schon mal gehört??? :think:

Bigfish
12.08.14, 14:34
Ach der Herr Leutnant Werner ist zurück aus den Bergen? Schön - dann erklärt ihm mal wie Wasserbomben funktionieren - bei uns gab es dafür ja keine Gelegenheit... :rolleyes:

Voetmann
12.08.14, 16:27
Werden wir tun... mit Sicherheit gibt es im OP-Gebiet viel Gelegenheit dazu... :uhoh::D

Voetmann
12.08.14, 23:36
Köln
19. Juli 1940
11:55 Uhr

Seit etwas mehr als zwei Wochen waren wir nun bei meinen Schwiegereltern. Sie waren unheimlich froh, ihre Tochter nach über einem halben Jahr einmal wiederzusehen. Das letzte Treffen war immerhin über die Jahreswende gewesen, welche wir alle miteinander verbracht hatten.

Noch kurz vor unserer Abreise hatte ich mit meiner Besatzung gesprochen. Das Boot hatte durch den Luftangriff keinerlei Schäden erlitten und war planmäßig auslaufbereit. Auch den Besuch von Leutnant Werner hatte ich ihnen mitgeteilt. So konnten sie sich schon einmal innerlich darauf vorbereiten, dass es noch enger an Bord wurde als ohnehin schon. Begeistert war keiner von ihnen gewesen. Ich konnte ihnen dies nicht verübeln, mussten sie doch nun auf so vieles Rücksicht nehmen. Zwar war Leutnant Werner bereits auf einem Uboot gewesen, doch gewöhnt hatte er sich wahrscheinlich noch nicht an die Zeit auf See. Wenn man bedachte, wie unsere Fahrten normalerweise verliefen hatte ich auch Sorge, dass er die Nerven verlieren könnte. Ich musste jetzt hoffen, dass es uns diesmal nicht allzu schlimm erwischte.

Nun allerdings saßen wir erst einmal im Wintergarten meiner Schwiegereltern und genossen eine ruhige Zeit. Meine Tochter spielte mit einem der Nachbarsjungen und ich unterhielt mich mit meinen Schwiegereltern und meiner Frau.

"Euch scheint es ja schlimm getroffen zu haben.", begann Theo Kaiser das Gespräch. "Dass Ihr noch immer über Kiel redet."

"Es war schlimm." Meine Frau flüsterte nur. Noch immer gingen ihr die Geschehnisse in unserer Heimatstadt nahe.

"Wir hatten unglaubliches Glück gehabt."

"Da ist was Wahres dran." Ich nahm einen Schluck meines Wassers. "Wer weiß, was alles hätte passieren können."

Meine Schwiegermutter seufzte. "Allerdings. Ich bin froh, dass Ihr noch am Leben seid. Morgen können wir immerhin den Geburtstag unserer Tochter feiern - alle gemeinsam."

Ich lächelte. Dass es sowas wie Frieden noch gab erheiterte mich. Kaum vorstellbar in der jetzigen Situation. Wenn ich an all die Männer dachte, die dieses Glück nicht mehr hatten... es war schrecklich! Wie viele waren schon getötet worden? Wie viele Väter, Söhne, Ehemänner...

Ich dachte an Horst und Andrea. Die beiden würden so etwas nicht mehr haben. Fast vier Monate war es nun her, seit U64 versenkt wurde. Wie schnell die Zeit doch verging - und noch immer war ich nicht wirklich über den Tod meines besten Freundes hinweg gekommen.

"Denken wir nicht mehr daran.", riss mich die Stimme meines Schwiegervaters aus meinen Gedanken. "Genießen wir die gemeinsame Zeit."

Er hatte Recht. Das sollten wir wirklich tun.

20. Juli 1940, 19:41 Uhr

Der Geburtstag meiner Frau. Wir hatten uns vorgenommen in der Stadt etwas essen zu gehen. Mein Schwiegervater hatte für uns alle am heutigen Abend einen Tisch reservieren lassen. Es war ein wunderschönes und gemütliches Lokal und die Speisen waren köstlich. Ich fragte mich, warum wir hier nicht schon öfters waren. Immerhin hatten Inge und ich selbst mal in Köln gewohnt, doch diese Lokalität ist uns nie aufgefallen.

"Die Baumanns haben es erst kürzlich gekauft.", erklärte mir Theo, als ich ihn darauf ansprach. "Ist noch gar nicht so lange her. Vielleicht etwa ein Jahr."

Wir aßen und tranken gemütlich, unterhielten uns über alles Mögliche und lachten viel. Es war fast so, als würden all die schrecklichen Dinge um uns herum gar nicht geschehen. Das mochte ich so am Zusammensein mit meiner Familie. Sie ließen mich - zumindest für eine kurze Zeit - den grauen Alltag und den Krieg vergessen.

Voetmann
13.08.14, 15:52
Köln
31. Juli 1940
22:37 Uhr

Es war der letzte Abend, den ich in Köln verbrachte. Morgen früh sollte es für mich zurück nach Kiel gehen, während Inge und Lisbeth in Köln blieben. Es war ein Abschied, der uns allen schwer fiel. Ich hatte versucht, es meiner Tochter so schonend wie möglich beizubringen. Wie ich vermutet hatte brach es ihr das Herz. Sie hatte viele Freunde in Kiel, welche sie nun nicht mehr sehen konnte. Für sie waren ihre Freunde der Halt, während ich auf See war. Man konnte fast sagen, dass es ihr mit ihnen genauso erging wie mir mit Inge und ihr.

"Liebes, Ihr werdet ja nicht für immer hierbleiben.", hatte ich ihr gesagt. "Wir gehen alle zurück nach Kiel. Es ist nur vorübergehend."

"Versprochen, Vati?"

"Versprochen, mein Engel. Wir sehen uns schon bald wieder - in Kiel."

Ich wusste nicht, wie ich sie sonst hätte aufmuntern können. Natürlich konnte ich nicht sagen, wann es für sie wieder zurück nach Kiel ging. Ich wollte erst einmal abwarten, wie sich die Lage entwickelte.

"Ich hoffe bloß, dass uns hier nicht auch was passiert.", meinte Inge, als wir zu Bett gingen. "Ich habe ehrlich gesagt Angst davor, Tom."

"Brauchst Du nicht, Inge. Hier seid Ihr sicher."

"Das habe ich auch in Kiel gedacht."

"Ja, schon. Aber Du weißt ja, was in Kiel alles ist. Der BdU, die ganzen Werften... Kiel ist nunmal ein lohnendes Ziel für die Engländer."

"Und Du musst dahin zurück!"

"Inge, das hatten wir doch schon besprochen. Ich bin ohnehin die meiste Zeit auf See und nach der Fahrt werde ich schnellstmöglich nach Köln kommen, wenn ich es schaffe."

"Wenn Du es schaffst..."

Ich lächelte und streichelte ihr durchs Haar. "Ich verspreche es. Besser?"

"Nein. Aber Du musst Deine Pflicht tun..."

Inge legte ihren Kopf auf meine Brust. "Ich habe einfach nur schreckliche Angst, dass Dir etwas passiert. Erst Horst, jetzt das. Wie schlimm soll es denn noch werden?"

"Alles wird gut, Inge." Ich gab ihr einen Kuss. "Das verspreche ich Dir."

Voetmann
13.08.14, 23:36
Kiel
02. August 1940
14:55 Uhr

"Oh man, Herr Kapitän. Muss das sein? Ich meine... das Boot ist so schon überfüllt. Warum muss da jetzt noch jemand mit?"

Seit gestern Mittag war ich zurück in Kiel. Mir war klar, dass mich meine Offiziere wohl sofort auf Leutnant Werner ansprechen würden. Keiner von ihnen war begeistert von seinem Erscheinen - auch ich hatte meine Bedenken.
Ich wollte Ruhe an Bord haben, doch gerade jetzt konnte es des Öfteren zu Reibereien kommen. Darauf musste ich ein Auge haben.

"Mir ist auch nicht wohl bei der Sache, Leutnant." Ich lehnte mich in meinen Stuhl zurück. "Aber das OKW will nunmal, dass Leutnant Werner uns begleitet."

Leutnant Alberts seufzte. "Und was, wenn an Bord etwas schiefgeht? Wenn es zu Reibereien kommt? Sie können nicht verlangen, dass die Mannschaft das gutheißt."

"Wir müssen die Augen offenhalten, IWO. Mehr ist nicht möglich. Die Jungs werden sich schon daran gewöhnen - müssen!"

03. August 1940, 07:17 Uhr

Früh am Morgen sollte es dieses Mal für uns rausgehen. Etwas, was ich so auch noch nicht hatte. Das Auslaufen aus Kiel war für 07:30 Uhr geplant, also in etwas mehr als zehn Minuten.

Ich hatte heute Morgen noch die Befehle für diese Fahrt erhalten. Befehle, welche mich nicht gerade glücklich stimmten. BF-33 war unser neues Operationsgebiet, fast genau in der Straße von Dover. Dem Ort, an welchem mein letztes Boot so schwere Schäden erlitt, dass es ein paar Tage später sank.

"Na toll.", seufzte ich, als ich auf der Brücke stand und die letzten Vorbereitungen überwachte. Ich hatte Leutnant Werner innerhalb der letzten halben Stunde im Boot herumgeführt und ihm die wichtigsten Sachen mitgeteilt. Er kannte diese Prozedur bereits, da Winterstein ihm den ein oder anderen Tipp gegeben hatte. Nun standen wir zusammen mit den Wachoffizieren auf der Brücke.

"Was gibt es, Herr Kapitän?" fragte Werner und sah mich an.

"Leutnant Werner, waren Sie schon im Kanal?"

"Nein, Herr Kapitän. Kaleun Winterstein hielt es für zu gefährlich."

Ich musste kurz grinsen. Wie Recht er doch hatte!

"Nun, da hat er gar nicht so Unrecht. Es könnte viel passieren da drin - und ist es auch schon."

"Sie sprechen von Ihrem Angriff auf Dover, oder? Von dem Zerstörer, der Sie versenkte?"

"Auch, Leutnant. Aber auch von Minenfeldern, die unseren Booten zum Verhängnis wurden."

"Minen, Herr Kapitän?"

"Ja, Leutnant. Die Tommys sind nicht zu unterschätzen. Mittlerweile wird jede unserer Fahrten gefährlicher. Aber das werden Sie sehen, wenn wir auf See sind."

Ich wandte mich an den IWO. "Wie sieht es aus, Leutnant? Alles bereit?"

"So gut wie, Herr Kapitän. Wir können pünktlich ablegen."

"Das höre ich gerne! Der LI soll einen Kurs ins Planquadrat festlegen. Wir fahren wie immer mit Marschgeschwindigkeit."

"Jawohl, Herr Kapitän!"

Die dreizehnte Feindfahrt. Ich war nicht sonderlich abergläubisch und so machte ich mir keine Gedanken um uns. Meine Mannschaft hingegen tuschelte schon länger ob der Zahl.

Mit viel Glück aber würden wir heute einmal das Gegenteil unserer bisherigen Fahrten haben - eine glückliche Fahrt ohne Wasserbomben oder Flieger, die uns das Leben schwer machten.

Wunschdenken wenn man bedachte, wohin uns der BdU diesmal schickte.

Hohenlohe
14.08.14, 16:04
Werter Voetmann, wir sind schon mal gespannt aufs nächste Update und drücken euch aber die Daumen, dass alles gut verläuft...:top:

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

Voetmann
14.08.14, 18:42
Kattegat
05. August 1940
22:44 Uhr

"Und Leutnant Werner? Schon eingelebt?"

"Es geht, Herr Kapitän. Hier ist es wesentlich enger als bei Winterstein."

"So?"

"Ja. Sein Boot war ja nicht voll besetzt."

Ich erinnerte mich an das Gespräch mit meinem ehemaligen Flottillenchef. Drei meiner Leute sollten auf U47, weil Winterstein noch Platz hatte.

"Tja. Sie waren auf dieser Fahrt ja aiuch nicht eingeplant. Es wäre besser gewesen, wenn Sie mich auf dem neuen Boot begleitet hätten."

"Auf Ihrem neuen Boot?"

"Ja. Wie Sie vielleicht wisssen bin ich nur stellvertretend Kommandant hier."

"Nein, Herr Kapitän. Das wusste ich nicht."

"Nun. Nachdem U104 gesunken ist wollte man mich schnellstmöglich wieder draußen haben. Die feinen Herren von der Admiralität wollten wohl nicht warten, bis das neue Boot fertig ist."

"Wann ist es denn soweit?"

"Es sollte schon letzten Monat kommen. Aber anscheinend ist Kapitänleutnant Schultze - der eigentliche Kommandant von U48 - noch immer krank."

"Ich habe gehört, dass Sie auch einmal Kommandant auf U48 waren. Mit diesem Boot sind Sie damals in Scapa Flow eingedrungen."

"Ja, das ist richtig. Ende letzten Jahres sind wir dann von diesem Boot hier auf U64 umgestiegen. Einem neuen Typ IX-Boot."

"U64? Ich dachte, Sie seien Kommandant von U104 gewesen."

"War ich auch, Leutnant. Ich musste das Kommando auf U64 abgeben an meinem damaligen Ersten Wachoffizier."

"Darf ich fragen warum, Herr Kapitän?"

"Ich rede nicht gerne darüber, Leutnant. Es weckt zu viele Erinnerungen."

"Wegen der Versenkung von U64?"

"Sie wissen davon?"

"Ja. Es blieb ja kein Geheimnis, dass die ehemalige Mannschaft eines unserer Uboot-Asse versenkt wurde. Die Helden von Scapa Flow."

Ich musste schlucken, denn als 'Held' fühlte ich mich nicht. Leutnant Werner schien wieder jemand zu sein, dem das Heldentum über alles ging. Der begierig darauf war zu erfahren, wie es sich anfühlte feindliche Großschiffe zu versenken. Ich wunderte mich, dass seine Zeit bei Winterstein ihn nicht bekehrt hatte - immerhin war Max niemand, dem das Schicksal feindlicher Besatzungen nicht nahe ging. Nein, in dieser Beziehung war er genauso wie ich. Wir taten beide nur unsere Pflicht als Soldaten und doch war uns der Krieg zuwider.

"Bleiben Sie noch etwas oben, Leutnant. genießen Sie die Frischluft. Ich bin unten."

23:47 Uhr

"Herr Kapitän? Funkspruch vom BdU."

"Zeigen Sie her, Gardner."

--- Der Einsatz von Magnetzündern ist ab jetzt untersagt. Für die Angriffe nur noch Kontaktzünder verwenden! BdU ---

"Da scheinen die feinen Herren endlich einmal gemerkt zu haben, dass die Dinger nichts taugen."

Leutnant Werner, der neben mir stand, sah mich an.

"Warum bekommen Sie den Funkspruch jetzt erst?"

"Was?"

"Diesen Funkspruch habe ich bereits auf U47 gelesen. Das war im Juni."

Ich seufzte. Es schien, als würde auf diesem Boot noch immer jeder Funkspruch verspätet ankommen. Oder aber es war eine Bestätigung, weil irgendein Kommandant noch einmal genauer nachhaken wollte.

"Wissen Sie, Leutnant. Es könnte sich um eine Bestätigung handeln. Vielleicht wollte da jemand sichergehen. Kommt öfters mal vor, gerade bei solchen Sachen."

Ich sah zum IIWO. "Ist ja nur eine Bestätigung dessen, was wir schon lange wissen."

"Spätestens seit der letzten Fahrt, Herr Kapitän."

"Naja, wie auch immer. Wir nehmen sowieso die Aufschlagszünder, also unwichtig für uns. Vielleicht tut sich ja jetzt etwas bei den Magnetzündungen - oder sie werden abgeschafft."

"Geht das denn so einfach, Herr Kapitän?"

Ich musste ob der Frage Leutnant Werners lächeln.

"Ob es geht weiß ich nicht, Leutnant. Aber würden Sie es tun?"

"Nun. Winterstein glaubt, dass jemand die Zündungen manipuliert. Also müsste man die Quelle doch nur ausschalten, oder?"

"Herr Leutnant, Sie müssen noch eine Menge lernen. Glauben Sie mir, es wird immer Leute geben, die das Werk weiterführen. Leute, die Verluste vermeiden wollen. Man kann es verstehen, doch bringen Sie dadurch auch unsere Leute in Gefahr."

"Auch Sie möchten Verluste vermeiden, nicht wahr?"

Ich sagte nichts darauf, sondern wandte mich an den LI. "Leutnant Krause. Wollen Sie Leutnant Werner nicht mal erklären, was Sie so auf diesem Boot hier treiben? Ich denke ein wenig Insiderwissen kann nicht schaden."

"Jawohl, Herr Kapitän. Herr Leutnant? Wenn Sie mir folgen würden..."

Ich musste mich beherrschen. Liebend gerne hätte ich Werner gesagt, was ich vom Krieg und unseren ganzen Lamettaträgern innerhalb der Admiralität hielt. Doch wahrscheinlich würde dies nicht geheim bleiben und eine weitere Eskapade wie vor einem halben Jahr konnte und durfte ich mir nicht erlauben.

Voetmann
14.08.14, 21:20
Kattegat
06. August 1940
17:47 Uhr

"Schiff gesichtet!"

Ich stand zusammen mit der Seewache und Leutnant Werner auf der Brücke. Der IWO sowie der LI waren unten und besprachen den weiteren Kursverlauf. Nun schnippte ich die Zigarette in die See und hob mein Fernglas.

"Wo haben Sie es?"

"Auf 004, Herr Kapitän."

http://s14.directupload.net/images/140814/975ywsst.png (http://www.directupload.net)

"Hm... kommt direkt auf uns zu."

"Meinen Sie es ist ein Feind, Herr Kapitän? Hier im Kattegat?"

"Wenn Sie wüssten, Leutnant Werner. Das ist nicht das erste Mal, dass wir hier einem begegnen. Das letzte Mal war es ein Brite."

"Ein Brite im Kattegat?"

"Schwer zu glauben, was?"

"Allerdings, Herr Kapitän."

Ich lächelte und sah zum IIWO. "Scheint so, als wäre das mal wieder etwas für unser Deckgeschütz. Ruhige See und ein Frachter."

"Jawohl, Herr Kapitän."

"Jetzt müssen wir nur noch wissen, ob er ein Feind ist oder nicht."

Wir mussten nicht lange warten, um Gewissheit zu erlangen.

"Ist einer von uns, Männer." Ich ließ das Fernglas sinken.

"Kein Ziel also. Es sei denn, wir wollen erschossen werden."

"Darauf kann ich verzichten, Herr Kapitän."

"Ganz recht, IIWO."

Der Frachter passierte uns in etwa vierhundert Metern Entfernung. Lautstark begrüßte uns die Besatzung und winkte herüber.

"Trinkt einen für uns mit!", brüllte der IIWO hinüber. "Und seht zu, dass Kiel noch steht wenn wir wiederkommen!"

Ich lächelte. Die Männer hatten es gut, waren endlich zu Hause. Wir müssten noch lange warten, ehe wir wieder in Kiel waren. Erst einmal hieß es, diese Fahrt heil zu überstehen.

18:46 Uhr

Logbucheintrag Fregattenkapitän Thomas Voetmann, 06. August 1940

Befinden uns seit drei Tagen auf See. Bis jetzt gab es noch keinen Feindkontakt, das einzige gesichtete Schiff war ein deutscher Frachter auf Heimatkurs. Man, die Jungs haben es gut! Sie sind bald zu Hause, doch unsere Fahrt hat erst begonnen.

Auch meine Befürchtungen wegen Leutnant Werner haben sich noch nicht bestätigt. Bis jetzt ist die Besatzung aufgeschlossen ihm gegenüber. Nur mit der Moral scheint es bei ihm zu hapern. Ich weiß nicht, ob er eingestellt ist wie ich oder nicht. Wird sich mit der Zeit klären, denke ich. Spätestens beim ersten Feindkontakt.

09. August 1940, 06:56 Uhr

Mittlerweile befanden wir uns in der Nordsee. In zwei Tagen sollten wir das uns zugewiesene Planquadrat erreichen. Noch immer hatten wir Glück mit dem Wetter, genau wie auf der letzten Fahrt.

Ich saß zusammen mit meinen Offizieren und Leutnant Werner in der Messe bei einem Kaffee. Die bisher ruhige Fahrt ließ uns allen etwas Freiraum, wenn auch die Stimmung an Bord langsam angespannt wurde. Die Männer wollten etwas zu tun haben, und ich konnte sie verstehen. Das Herumgesitze machte einen wirklich fast wahnsinnig.

"In zwei Tagen sind wir im Kanal.", meinte Leutnant Krause. "Dann wird es sicherlich nicht mehr so gemütlich sein wie jetzt."

Ich konnte nicht anders als ihm stillschweigend zuzustimmen. Meine vorletzte Fahrt hatte mir gezeigt, dass die Tommys an dieser Stelle äußerst wachsam waren - und nun sollten wir wieder einmal dicht an Dover ran. Ich hoffte bloß, dass dort nicht wieder eine böse Überraschung auf uns wartete.

"Schmeckt Ihnen der Kaffee nicht, Leutnant?"

"Oh. Doch, Leutnant Krause. Ich denke nur nach."

Leutnant Werner machte einen abwesenden Gesichtsausdruck und starrte gegen die Wand, seine Tasse in den Händen drehend. Er sah besorgt aus.

"Es ist nichts, Herr Kapitän." Soeben hatte ich ihn darauf angesprochen.

"Sind Sie sicher, Leutnant? Wenn Sie etwas bedrückt sagen Sie es. Es könnte sonst der Moral an Bord schaden. Glauben Sie mir, ich weiß wovon ich rede."

"Naja... ich denke daran, was Kapitänleutnant Winterstein über Sie gesagt hat."

Ich hob die Augenbrauen, denn nun war ich wirklich überrascht. Was sollte Winterstein denn über mich gesagt haben?

"Was hat er denn gesagt, Leutnant?"

"Naja. Es war auf unserem Rückweg nach Kiel. Er sagte, dass Sie ziemliches Pech mit den Tommys haben würden. Dass die Zerstörer Ihnen wohl oft Probleme bereiten."

"Da hat er Recht. Wenn wir ihnen einzeln begegnen sind sie wirklich gefährlich. Aber warum beunruhigt Sie das so?"

Werner druckste herum. Ich sah ihm an, dass es ihm nicht leicht fiel sich mir zu offenbaren. Doch dann schaute er mich entschlossen an.

"Wissen Sie, Herr Kapitän. Ich weiß nicht, ob ich das durchstehe. Ich war noch nie bei einem Wasserbombenangriff dabei."

Das hatte ich befürchtet. Wenn Leutnant Werner schon selbst unwohl zumute war bei dem Gedanken eines feindlichen Zerstörerangriffs, wie sollte es dann werden, wenn wir wirklich in einen hinein gerieten? Da unsere Patrouille im Kanal stattfand würde es mich sehr wundern, wenn wir nicht auf mindestens eines dieser Schiffe stießen.

"Reißen Sie sich dann zusammen, Leutnant.", lautete meine Antwort. "Sie kriegen das schon hin. Und wenn nicht - nun." Ich begann zu grinsen. "Bisher kam noch jeder unter meinem Kommando wieder heil nach Hause."

'Jeder bis auf Deckers...' schoss es mir durch den Kopf und ich nahm einen weiteren Schluck Kaffee.

Bigfish
14.08.14, 21:36
Fein geschrieben!

Voetmann
16.08.14, 14:31
Planquadrat BF-33
11. August 1940
20:21 Uhr

Seit vier Stunden befanden wir uns nun in unserem Operationsgebiet. Während der vergangenen acht Tage waren wir keinem Feindschiff begegnet und die Stimmung innerhalb der Besatzung war mehr als nur angespannt. Mittlerweile bekam vorallem Leutnant Werner dies zu spüren, weshalb ich öfter einmal ein Machtwort sprechen musste.

"Verdammt nochmal, Jungs! Benehmt Euch! Leutnant Werner tut nur seine Pflicht!"

"Herr Kapitän, bei allem Respekt! Aber Leutnant Werner stört uns bei unserer Arbeit! Immer wieder stellt er Fragen, die wir ihm schon mehr als einmal beantwortet haben!"

"Ich weiß, Becker. Beim nächsten Mal verwickeln Sie ihn in ein Gespräch. Nicht nur Ihnen stinkt es, dass wir nichts zutun haben. Glauben Sie mir das!"

20:37 Uhr

"Und, Beck? Irgendetwas zu sehen?"

"Bis jetzt nicht, Herr Kapitän. Alles ruhig."

"Hm. Merkwürdig..."

"Was meinen Sie, Herr Kapitän?"

"Wir sind im Kanal. Man sollte meinen, dass es hier von Sicherungsschiffen nur so wimmelt. Zumindest seit dem Angriff auf Dover."

"Die kommen noch, Herr Kapitän. Da bin ich mir sicher." Ich hoffte, dass er Recht hatte.

22:00 Uhr

"Die Briten scheinen Angst vor Ihnen zu haben, Herr Kapitän.", meinte Leutnant Werner, als er zusammen mit mir in der Messe saß. Ich war gerade dabei, das Tagebuch auf den neuesten Stand zu bringen. "Bisher ist uns noch niemand über den Weg gefahren."

"Tja, Leutnant." Ich legte den Stift weg und sah ihn an. "Haben wir mal viele Gegner wünscht man sich Ruhe. Hat man Ruhe wünscht man sich Gegner."

"Das ist der Krieg, Herr Kapitän."

"Finden Sie?"

"Sie etwa nicht?"

"Es sind die Menschen. Sie wollen Blut sehen, nichts anderes. Der Krieg hat uns alle blutrünstig gemacht."

"Sie wollen es nicht tun, oder?"

"Nein, sicher nicht. Ich tue meine Pflicht als Soldat, Leutnant. Genauso wie die Briten. Trotzdem hasse ich diesen Krieg, genauso wie wahrscheinlich viele von ihnen."

"Trotzdem herrscht Krieg zwischen uns. Wenn sich nur alle an einen Tisch setzen -."

"Was würde das bringen, Leutnant? Sie kennen unsere Führer. Sie sind es, die den Krieg wollten. Nicht wir, das normale Volk."

"Aber Sie sind Soldat!"

"Macht mich das zu einem Übermenschen, Leutnant?"

Leutnant Werner sah auf die Tischplatte. Ich wusste, dass er in diesem Moment dasselbe dachte wie ich. Es machte niemanden von uns zu besseren Menschen, nur weil wir Soldaten waren. Er schien jemand zu sein, der dies bis vor Kurzem gedacht hatte. Ob es nun darum war, weil sowohl Winterstein als auch ich die mit Abstand besten Uboot-Kommandanten waren oder ob er es im Allgemeinen so sah wusste ich nicht - und darüber wollte ich auch nicht nachdenken. Vielleicht würde er es nun etwas anders sehen.

"Sie haben wohl damit gerechnet, dass diese Fahrt etwas torbulenter wird, oder?"

"Um ehrlich zu sein ja, Herr Kapitän. Die Ruhe geht mir auf die Nerven."

"Mir auch, Leutnant - und damit wären wir wieder beim Thema vom Anfang."

Ich erhob mich.

"Verdammter Krieg!"

22:15 Uhr

Gerade war ich auf die Brücke getreten und hatte mir eine Zigarette angezündet. Noch immer war die See ruhig und nichts deutete auf ein feindliches Schiff hin. Was war hier nur los? Man sollte meinen, dass die Tommys sich gerade hier in Scharen blicken ließen. Mir ging dieses ewige Warten langsam an die Nieren. Ich wurde immer nervöser, je länger wir nun im Kanal waren. Was hatten unsere Gegner vor? Das hier war doch nicht normal! Wussten sie vielleicht schon, dass wir hier waren? Warteten sie einen günstigen Augenblick ab, um aus dem Hinterhalt zuschlagen zu können? Es wäre nicht das erste Mal, dass dies geschah.

Doch knapp fünf Minuten später kam endlich der erlösende Ausruf der Brückenwache: "Kontakt voraus!"

Voetmann
17.08.14, 14:48
Planquadrat BF-33
11. August 1940
22:20 Uhr

"Gehen Sie auf Abfangkurs, AK voraus!"

"Jawohl, Herr Kapitän!"

Unser Boot schwenkte nach Backbord ein und die Diesel gaben Vollgas.

"Scheint so, als würden Sie doch noch etwas zu sehen bekommen, Leutnant.", meinte ich zu Leutnant Werner, welcher neben mir stand. "Mit viel Glück ist es ein Frachter."

"Mit viel Glück?"

"Ja. Wenn wir Pech haben ist es ein Zerstörer."

"Sehr beruhigend."

Ich lächelte und hoffte, dass es sich wirklich nur um ein Handelschiff handelte. All die Zeit ohne jedlichen Kontakt und dann direkt einem Zerstörer in die Arme laufen musste nicht unbedingt sein.

22:50 Uhr

Langsam schälten sich Umrisse eines Schiffes aus der Dunkelheit ab. Es schien klein zu sein, machte aber gute Fahrt - zu gut für meinen Geschmack.

"Verfluchter Mist!" Ich setzte das Fernglas ab. "Der ist doch nie im Leben harmlos! Kleine Fahrt voraus!"

"Glauben Sie es ist ein Zerstörer?"

"Schwer zu sagen, IWO. Dafür scheint mir das Ding zu klein. Vielleicht eine Korvette."

"Heißt das, dass wir es gleich mit Wasserbomben zutun bekommen? Haben die Schiffe solche an Bord?"

"Und ob, Leutnant Werner. Ich hoffe jedoch nicht, dass wir allzu schnell mit ihnen Bekanntschaft machen."

Noch einmal sah ich durchs Fernglas, bevor mein Entschluss fest stand.

"Brücke räumen, klarmachen zum Tauchen! Ich will kein unnötiges Risiko eingehen."

"Jawohl, Herr Kapitän!"

14. August 1940, 13:02 Uhr

Logbucheintrag Fregattenkapitän Thomas Voetmann, 14. August 1940

Nichts! Die Feindfahrt ist bis jetzt ein einziger kompletter Reinfall! Wir haben auf dem Weg zu unserem PQ weder was für unser Geschütz noch für die Aale gefunden. Bis auf eine Korvette vor drei Tagen hatten wir keinerlei Feindkontakt. Moral der Männer mehr als nur im Keller - verständlicherweise!
Auch mir geht die Ruhe auf die Nerven. Was soll ich mit Leutnant Werner an Bord, wenn überhaupt nichts los ist?! Ich bin beinahe schon gewillt, selbst für etwas Action zu sorgen. Unser neues Planquadrat schreit ja förmlich danach... AN-16.

Hohenlohe
17.08.14, 16:18
Es wird schon noch werden mit dem Schiffe versenken, werter Voetmann...Nur die Hoffnung nicht verlieren...!! Ausserdem dürften die Briten sich schon freuen den berüchtigten Voetmann zur Strecke zu bringen. Das solltet ihr nicht vergessen. Aber wir wünschen euch von Herzen neue Erfolge...!! :top:

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::ph::)

Voetmann
18.08.14, 17:23
Nordsee
15. August 1940
13:50 Uhr

"Wie zum Teufel kommen die beim BdU darauf, uns ausgerechnet hierhin zu schicken?" Der IWO sah genervt auf die See. "Sind die verrückt geworden?!"

Schon seit dem Funkspruch des BdU war Leutnant Alberts in gereizter Stimmung. Er konnte und wollte nicht verstehen, warum man uns ausgerechnet direkt vor dem englischen Flottenstützpunkt Scapa Flow Patrouille fahren ließ.

"Befehl ist Befehl.", lautete der Satz, welchen ich schon seit Tagen zu ihm sagte. "Vielleicht haben wir Glück und da ist die Hölle los, wenn wir morgen eintreffen."

"Oder die Hölle empfängt uns."

"Nicht so schwarz sehen, Leutnant. Wir werden schon Abnehmer für unsere Aale finden. So oder so."

"So oder so?"

"Werden ich Ihnen bei Gelegenheit erklären. Warten wir erst einmal ab, was wir dort vorfinden."

22:17 Uhr

"Und, Leutnant? Sie sehen so nervös aus?"

"Das bin ich auch, Herr Kapitän. Immerhin fahren wir dicht an Scapa Flow heran. Ich habe gerade auf die Karte geschaut."

Ich leerte meinen Kaffee und lehnte mich zurück. Vor etwa zehn Minuten hatte ich mich in die Messe zurückgezogen, um etwas zu entspannen. Meine Stimmung befand sich gerade auf dem Tiefpunkt aufgrund der mehr als schlecht verlaufenden Fahrt. Man könnte fast meinen, dass die Tommys unsere jeweiligen Positionen kannten und einen großen Bogen um uns fuhren.

"Ja, das tun wir. Ich hoffe, dass wir dort etwas vor die Rohre bekommen."

"Aber da wimmelt es doch bestimmt von Zerstörern!"

"Davon können Sie ausgehen, Leutnant. Wobei ich mir nicht ganz sicher bin, wenn ich an diese Fahrt denke."

Ich griff nach dem Kriegstagebuch.

"Wir werden sehen, was uns dort erwartet."

Logbucheintrag Fregattenkapitän Thomas Voetmann, 15. August 1940

Sind auf dem Weg in unser neues PQ AN-16. Erwartetes Eintreffen ist morgen gegen die Mittagszeit. Sollten wir auch dort nichts finden, werden wir einen Abstecher nach Scapa Flow machen. Ich weiß nicht, aber ich habe das Gefühl, dass ich die King George dort antreffen werde - oder sind das nur Rachegedanken wegen meiner alten Besatzung?
Ich weiß es nicht... wir werden sehen.

Voetmann
20.08.14, 21:31
Planquadrat AN-16
16. August 1940
16:30 Uhr

Seit vier Stunden befanden wir uns nun in AN-16 und unsere Pechsträhne während der Fahrt schien sich fortzusetzen. Kein Schiff war in Sichtweite und auch Funkmeldungen des BdU über Kontakte in unserer Nähe gab es nicht.

"Man könnte meinen, die Nordsee wäre leergefegt.", meinte Leutnant Werner. "Das habe ich noch nicht gesehen!"

"Man muss hier draußen schon nach Kontakten suchen, Leutnant - aber dass man wochenlang nichts findet hatte ich auch noch nicht."

Nein, meine längste Wartezeit zwischen zwei Schiffskontakten war etwa eine Woche - und danach hatten wir beinahe 30000 Tonnen auf der Liste stehen. Zu dieser Zeit war ich ebenfalls mit U48 unterwegs. Es war unsere allererste Feindfahrt und man schickte uns etwas weiter hinaus in den Atlantik. Das Ergebnis dieser Fahrt war ausschlaggebend dafür, dass man mich darum bat in Scapa Flow einzudringen. Ich sagte zu und wusste in diesem Moment nicht, welche Konsequenzen dies für mich haben sollte. Monatelang war ich nicht mehr der Mensch, der ich eigentlich sein sollte und letztendlich verlor ich mein Kommando auf U64. Nun war ich wieder hier, mit U48 nahe an Scapa Flow und im Kopf den Gedanken es noch einmal zu versuchen. Es war irre.

"Herr Kapitän? Ich glaube ich habe etwas gesehen."

"Wo genau, Beck?"

"Backbord voraus. Ungefähr zehn Grad."

Ich sah in die angegebene Richtung, konnte jedoch nichts erkennen. Weder mit dem bloßen Auge - was bei dem Nebel nicht ungewöhnlich war - noch mit dem Fernglas.

"Hmm... gehen Sie auf Abfangkurs. Aber passt auf, dass uns der Kahn nicht über den Haufen fährt bei dem Mistwetter!"

"Jawohl, Herr Kapitän!"

16:38 Uhr

"Da vorne!" Leutnant Werner deutete mit seiner Hand nach Backbord. "Da vorne war etwas!"

"Sind Sie sicher, Leutnant?"

"Ich glaube schon, Herr Kapitän."

"Verfluchter Nebel! Langsame Fahrt voraus!"

"Jawohl, Herr Kapitän!"

Wieder einmal suchte ich verzweifelt die See ab - genau wie die restliche Brückenbesatzung. Was auch immer Leutnent Werner da gesehen haben wollte konnte nicht weit von uns entfernt sein. Wir mussten nun höllisch aufpassen, dass wir nicht von irgendetwas gerammt wurden.

"Man, was für eine Suppe! Da sieht man beinahe die Hand vor Augen nicht - und das am hellichten Tag!"

"England halt, IWO. Das Land des Nebels."

"Jetzt weiß ich, warum ich hier nicht wohne!"

"Da hätte auch unsere gelobte Admiralität was dagegen, schätze ich.", mischte sich nun der IIWO ein. "Die sähen es bestimmt nicht gerne, wenn einer von uns plötzlich bei der Royal Navy ist!"

"Wer weiß, Leutnant. Mit den Zerstörern von denen könnten wir doch bestimmt auch was reißen! Es sieht nur dumm aus, wenn ein Tommy-Kahn plötzlich englische Frachter versenkt!"

Die Brückenbesatzung lachte und ich stimmte mit ein. Allmählich schien sich die Laune der Männer wieder zu heben. Ob es an den gemeldeten Schiff lag wusste ich nicht, doch ich nahm es an. Sollten sie sich ruhig freuen, sie hatten es bitter nötig. Die Fahrt war bis jetzt schließlich ein einziger Reinfall gewesen und ich war mir sicher, dass es auch weiterhin so sein würde.

17:10 Uhr

Wie ich vermutet hatte fanden wir auch dieses Schiff nicht. Der Nebel war einfach zu dicht und nun nahm auch noch der Wellengang zu, es war zum Verzweifeln!
Jetzt war es wohl an der Zeit, meinen - zugegebenermaßen - wahnsinnigen Plan zu enthüllen.

"Einsteigen, Männer! LI, bringen Sie uns auf fünfzig Meter Tiefe! Die Besatzung versammelt sich im Bugraum!"

"Jawohl, Herr Kapitän!"

Voetmann
22.08.14, 21:16
Planquadrat AN-16
16. August 1940
17:25 Uhr

[B]"Hört mal her, Leute." Die Mannschaft hatte sich vollzählig im Bugraum eingefunden. "Die Fahrt war ja bisher nicht das, was wir wollten und gewohnt sind. Wir haben noch keinen einzigen Kontakt gehabt und ich will nicht mit vollem Bauch wieder nach Hause - genauso wenig wie Ihr."

Nun sah ich meine Leute eindringlich an. "Und wie Ihr alle wisst, sind wir ziemlich nahe dran am englischen Flottenstützpunkt Scapa Flow."

Nun spürte ich, wie sich neben mir etwas bewegte. Leutnant Werner schien unruhig zu sein, genau wie meine Besatzung. Ich war mir sicher, dass alle genau wussten, was ich als Nächstes sagen würde.

"Also fahren wir dahin!"

Ich konnte es selbst noch nicht glauben, dass ich diese Worte sagte. Es war das genaue Gegenteil von dem, was ich meinen Leuten vorlebte - die Vermeidung von unnötigen Verlusten. Dennoch zog mich irgendetwas nach Scapa Flow. Ob es nun die schiere Verzweiflung war aufgrund der fehlenden Schiffe während der vergangenen Tage oder doch die kleine Hoffnung, dort das Schlachtschiff King George vorzufinden - ich wusste es nicht. Ich wusste nur, dass ich diesen Entschluss schon lange gefasst hatte und nun nicht mehr davon abzubringen war.

"Das ist doch nicht Ihr Ernst, oder?" Leutnant Alberts sah mich mit aufgerissenen Augen an. "Das kann nicht Ihr Ernst sein, Herr Kapitän!"

"Doch, IWO. Das ist mein Ernst! Wir müssen unsere Aale irgendwie loswerden! Sie wollen doch auch nicht mit vollem Bauch wieder nach Hause, oder?"

"Nein. Aber muss es ausgerechnet dort sein?!"

"Wir sind gerade in idealer Position. Zwei Stunden trennen uns vom Hafen."

Ich sah die versammelten Männer an, auf deren Gesichtern sich Angst, Unglauben und Nervösität abzeichnete.

"Ich habe es schon einmal geschafft und Sie können sich sicher sein, dass ich dieses Boot hier nicht unnötig in Gefahr bringe. Sobald es eng für uns wird sehen wir zu, dass wir da herauskommen - egal, ob wir schon was versenkt haben oder nicht. Meine Herren, mein Entschluss steht fest: Es geht nach Scapa Flow! LI, setzen Sie Kurs dahin."

"Jawohl, Herr Kapitän."

Ich sah ihm an, dass er alles andere als glücklich über meine Entscheidung war. Noch einmal wandte ich mich an die versammelte Mannschaft.

"Ich möchte, dass alle auf ihren Posten sind. Die, die kein Dienst haben ruhen sich etwas aus. Wir werden nachher jede Menge zutun haben."

18:25 Uhr

Eine Stunde trennte uns nun noch von Scapa Flow. Ich merkte, wie meine Besatzung immer angespannter wurde. Verständlich, hatten sie doch noch nie eine so riskante Aufgabe gehabt. Zugegebenermaßen hatte ich sie damit auch komplett überrascht, was das Zeitlimit anging. Beim letzten Mal hatte meine Mannschaft fast sieben Stunden Zeit gehabt, um die Nachricht zu verdauen und sich innerlich auf den Angriff vorzubereiten - hier war die Sachlage eine komplett andere. Ich hoffte und glaubte jedoch, dass meine Jungs es trotzdem packten.

Logbucheintrag Fregttenkapitän Thomas Voetmann, 16. August 1940

Sind kurz vor Scapa Flow. Habe es meinen Männern vor etwa einer halben Stunde mitgeteilt. Wie zu erwarten waren sie nicht sonderlich erbaut ob der Neuigkeit. Leutnant Werner scheint mir am Nervösesten von allen zu sein. Ich hoffe, er macht keinen Mist!
Wir werden sehen, was wir im Hafen vorfinden - und ob wir auch dieses Mal als glorreiche Sieger entkommen können. Drei erfolgreiche Angriffe auf Scapa Flow, davon zweimal ich selber. Das wird Churchill in Grund und Boden erschüttern!

Bigfish
22.08.14, 21:46
Passt bloß gut auf Euch auf - und auf Leutnant Werner - den benötigen Wir noch :D

Ruprecht I.
22.08.14, 23:02
Nach Scapa zu müssen ist ja schon schlimm genug. Aber dahin zu wollen?
Und dann noch mit einem Schmierfinken an Bord?
Da ist wohl jemand scharf auf Publicity und Orden...

Storytechnisch etwas mau. Nach den bisherigen Vorkommnissen lässt sich ein weiteres Einschleichen eigentlich nicht mehr glaubwürdig vermitteln. Schon gar nicht mal eben so aus dem Stehgreif.
Schätzen mal, im Spiel gibt es keine Weiterentwicklung der Sicherung?

Hohenlohe
22.08.14, 23:58
Na dann mal viel Spass in Scapa Flow...!! Mal sehen, was ihr da schaffen könnt ohne erwischt zu werden...:ph:

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::ritter::)

George Pickett
23.08.14, 00:05
Tja, man sollte sein Glück nicht zu leichtsinnig herausfordern. SH3 ist bei uns schon recht lange her, daher können wir die Dynamik der Entwicklung der U-Boot-Abwehr nicht mehr beurteilen. Bei SH4 würden wir es uns verkneifen...

Voetmann
23.08.14, 00:12
Nach Scapa zu müssen ist ja schon schlimm genug. Aber dahin zu wollen?
Und dann noch mit einem Schmierfinken an Bord?
Da ist wohl jemand scharf auf Publicity und Orden...

Storytechnisch etwas mau. Nach den bisherigen Vorkommnissen lässt sich ein weiteres Einschleichen eigentlich nicht mehr glaubwürdig vermitteln. Schon gar nicht mal eben so aus dem Stehgreif.
Schätzen mal, im Spiel gibt es keine Weiterentwicklung der Sicherung?

Tja. Diese Fahrt war auch alles andere als ermutigend für uns. Sorry, wenn man es so sehr gemerkt hat. Wir haben uns bemüht, unsere Demotivation nicht so sehr zum Ausdruck zu bringen - aber ich denke, dass es in Scapa Flow wieder etwas besser wird.
Natürlich ist das Ganze mehr als unrealistisch, doch für die weitere Story nicht ganz unerheblich.


Passt bloß gut auf Euch auf - und auf Leutnant Werner - den benötigen Wir noch :D

Keine Sorge, der bleibt am leben - hoffen wir. :D


Na dann mal viel Spass in Scapa Flow...!! Mal sehen, was ihr da schaffen könnt ohne erwischt zu werden...:ph:

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::ritter::)

Da sind wir auch schon gespannt. :top:


Tja, man sollte sein Glück nicht zu leichtsinnig herausfordern. SH3 ist bei uns schon recht lange her, daher können wir die Dynamik der Entwicklung der U-Boot-Abwehr nicht mehr beurteilen. Bei SH4 würden wir es uns verkneifen...

Ich kann sagen, dass es jetzt deutlich schwieriger sein wird dort einzudringen. Die haben eine ziemlich gute Sicherung.

Hohenlohe
23.08.14, 06:10
Wann soll es denn weitergehen, werter Voetmann...?? Nach dem Bravourstück des werten Bigfish erwarten wir wahre Wunder von euch...*grins*

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::ritter::)

Voetmann
23.08.14, 07:52
Wir tun, was wir können. :D

Voetmann
24.08.14, 14:05
Haus der Familie Miller
St.Mary´s - Orkney-Inseln
16. August 1940
19:27 Uhr

Frank Miller saß in seinem Wohnzimmer und las ein Buch. Am Nachmittag war er von einer vierzehntägigen Patrouille zurückgekehrt. Nach der Versenkung der HMS Duncan hatte er im Juni die HMS Anthony übernommen, einem alten Zerstörer der A-Klasse. Seine erste Aufgabe war die Evakuierung der eingeschlossenen Truppen in Dünkirchen, wobei er nur knapp einer Bombe entkam, welche von einem deutschen Flugzeug abgeworfen wurde. Es wäre äußerst peinlich gewesen, innerhalb von nur wenigen Monaten gleich drei Zerstörer als versenkt melden zu müssen - und außerdem wäre er in Erklärungsnot geraten.

"Darling, der Tee ist fertig." Seine Frau Magret war in der Küche beschäftigt. Es hatte ihn unendlich gefreut, sie und seine beiden Kinder wiederzusehen. Nach zwei Versenkungen war es nur logisch, dass die drei ziemliche Angst um ihn hatten. Nehmen konnte er ihnen diese nicht, wusste er doch selbst nicht, ob er von der nächsten Fahrt wiederkam - er konnte ihnen nur immer wieder gut zureden und ihnen Mut machen. Etwas, das nicht immer so klappte, wie Frank es sich vorstellte.

Nun legte er sein Buch weg und sah zu seiner Frau, welche ihm eine dampfende Tasse reichte. Sie beide hatten es sich schon sehr lange zum Ritual gemacht, abends vor dem Schlafengehen zusammen einen Tee zu trinken und sich zu unterhalten. Etwas, das Miller sehr wichtig war. Es zeigte ihm, dass sie alle als Familie zusammenhielten und es tatsächlich noch so etwas wie Frieden zu geben schien.

"Es tut gut, wieder bei Euch zu sein.", sagte er leise, während seine Frau ihren Kopf auf seine Schulter legte. "Du glaubst gar nicht, wie sehr Ihr mir fehlt, wenn ich auf See bin."

"Doch, Frank. Genauso geht es uns ja auch. Kannst Du nicht mal einen längeren Urlaub beantragen? Einfach damit wir vielleicht einmal wegfahren können... irgendwohin."

"Liebes, das geht nicht so einfach. Die Deutschen setzen uns ganz schön zu und wir müssen dem Herr werden. Du weißt, was inzwischen in der Nordsee und im Atlantik los ist."

"Ich weiß, Frank - und genau deshalb mache ich mir solche Sorgen! Es wird ja immer schlimmer, was Du und die Presse berichtet. Zweimal schon wurde Scapa Flow angegriffen, einmal Dover! Selbst in den Häfen ist man nicht mehr sicher!"

"Ganz ruhig, Maggy. Ich habe gerade einige interessante Ideen im Kopf, wie man die Deutschen vielleicht bremsen kann."

"So?"

"Ja, allerdings. Aber lass uns von was anderem reden, mein Schatz. Ich habe nun erst einmal Urlaub und möchte wenigstens hier einmal Ruhe vor dem Krieg haben."

"Wer will das nicht, Frank..."

Noch ahnte keiner von beiden, dass es mit der Ruhe schon bald vorbei sein würde.

Hohenlohe
24.08.14, 17:09
Frank Miller mal wieder...Wir sind schon mal gespannt wie es weitergeht mit eurem Unternehmen in Scapa Flow...:ph: Wir drücken schon mal die Daumen, dass ihr Erfolg habt und heil wieder rauskommt...:top:

herzlichste grüsse

Hohenlohe...:smoke::ritter::)

Voetmann
24.08.14, 22:57
Planquadrat AN-16 - wenige Seemeilen vor Scapa Flow
16. August 1940
20:09 Uhr

"Ich kann noch immer nicht glauben, dass wir das wirklich machen." Leutnant Alberts sah mich skeptisch an. "Wir gehen nur nach Scapa Flow, weil wir noch nichts versenkt haben?"

"Es klingt verrückt, das weiß ich. Aber Sie können mir vertrauen, Leutnant. Wir schaffen das."

"Dass wir da rein gehen habe ich ja schon irgendwie verdaut. Aber durch die Haupteinfahrt?!"

"Anders geht es nicht mehr, IWO. Durch die Hintertür kommen wir nicht mehr durch und im Westen ist ebenfalls alles dicht. Nein, der einzige Weg ist hier."

"Und der gefährlichste, wenn ich das einmal anmerken darf."

"Sie werden nachher einen wunderbaren Bericht abliefern können, Leutnant Werner. Sie waren mit mir bei einem weiteren Husarenstück dabei - dem dritten erfolgreichen Angriff auf Scapa Flow."

"Wenn wir denn überleben."

"Nicht so schwarz sehen, Leutnant. Wird schon werden."

Wir blieben noch etwa zehn Minuten über Wasser, ehe ich den Befehl zum Tauchen und Rundhorchen gab.

"Wir haben drei Kriegsschiffe hier, Herr Kapitän. Einer ist hinter uns und zwei vor uns."

"Die Sicherung, Gardner. Jetzt heißt es, sie ganz langsam und leise zu umgehen."

Ich sah zum LI, welcher nickte. Man konnte deutlich die Anspannung in seinem Gesicht erkennen.

"Schleichfahrt. Außerste Ruhe im Boot."

Ganz langsam und Meter für Meter fuhren wir nun an die Zerstörer heran. Ich spürte erneut die Anspannung in mir hochkommen. In Dover hatten wir das Gleiche versucht wie hier - mit dem Ergebnis, dass wir versenkt wurden. Ich betete, dass sich das Ganze nicht wiederholte.

"Wir haben jetzt drei Zerstörer vor uns, Herr Kapitän."

"Was machen sie?"

"Fahren einen gewissen Bereich ab, immer hoch und wieder runter. Scheinen Patrouillenschiffe zu sein."

"Was macht der hinter uns?"

"Hält ebenfalls sein Muster und entfernt sich langsam."

"Gut. Behalten Sie die weiter im Ohr."

"Jawohl, Herr Kapitän."

Leutnant Werner trat zu mir an den Kartentisch.

"Herr Kapitän. Sind Sie sicher, dass wir es schaffen?"

"Nein. Die Tommys haben aus den vergangenen Angriffen gelernt. Es ist verdammt schwer hier hereinzukommen. Sie können sich ja denken was passiert, wenn wir wieder hinaus wollen."

"Sie glauben also, dass wir versenkt werden?"

"Man muss immer damit rechnen, Leutnant. Aber ich hoffe es nicht."

"Man, das werden immer mehr Schiffe. Wir haben jetzt insgesamt sechs Kriegsschiffe, machen alle langsame Fahrt."

"Alle Achtung, Kameraden." Ich atmete tief durch. "Ihr seid lernfähig!"

"Herr Kapitän?"

"Na, IWO. Was würden Sie machen, wenn Ihr Flottenstützpunkt zweimal hintereinander erfolgreich angegriffen würde?"

"Zusehen, dass da wirklich kein Durchkommen mehr ist."

"Exakt - und genau das haben die Tommys hier gemacht."

"Das heißt wir kommen nicht hinein?"

"Bleibt abzuwarten. Wir werden es versuchen."

Ich sah auf die Karte, auf welcher der LI den Kurs eingezeichnet hatte. Eine gerade Linie durch den Hexa Sound. Wir mussten nun aufpassen, dass wir uns nicht in den Uboot-Netzen verfingen, die mit Sicherheit hier zu finden waren. Es hieß nun mit Schleichfahrt an diese heranzufahren und nach einer Möglichkeit zu suchen, sie zu umgehen. Auch auf die Strömung mussten wir achten, da wir unter Wasser wahrscheinlich nicht in den Hafen gelangen würden. Wir mussten irgendwann auftauchen, wenn die Strömung zu stark wurde. Mit den ganzen Sicherungsschiffen ein Selbstmordkommando.

"Herr Kapitän. Ich habe nun auch zwei Patrouillenschiffe im Hafen selber."

"Dort, wo wir durchwollen?"

"Jawohl, Herr Kapitän."

Ich blies die Backen auf. Das war nicht gut - gar nicht gut.

"Verdammt!"

"Und nun?"

"Keine Panik, LI. Gardner, halten die ein bestimmtes Muster ein?"

"Ja, Herr Kapitän. Ziehen Ihre Schleifen von Ost nach West, einmal quer am Hexa Sound vorbei."

"Direkt an der Ausfahrt?"

"Ja, Herr Kapitän."

PING!

Ich zuckte beim Ausschlag des ASDIC zusammen. "Was zum -?!"

"Zerstörer, Herr Kapitän! Direkt hinter uns und kommt schnell näher!"

Eine Sekunde war ich wie gelähmt. Ich konnte nicht glauben, was da gerade geschah.
Ich hatte zu lange gezögert. Noch ehe ich den Mund für weitere Befehle öffnen konnte riss sich Gardner die Ohrhörer vom Kopf.

"Wasserbomben!"

George Pickett
24.08.14, 23:42
Und wir sagen noch: "Fordert euer Glück nicht zu leichtsinnig heraus!!! :opa:

Voetmann
24.08.14, 23:56
Tja, das war aber auch mal fies. Wo kam der so plötzlich her? Hatte der die Maschinen gestoppt oder wie? :???::think:
Nun... hoffen wir mal, dass wir dem entkommen können. :top:
Verdammte Korvette! :motz:

Voetmann
25.08.14, 17:12
Hexa Sound
16. August 1940
21:00 Uhr

Die Wasserbomben schüttelten uns gut durch. Glühbirnen platzen und Nieten flogen quer durchs Boot. Wieder einmal wurden wir in nur geringer Tiefe von unserem Gegner beharkt.

Ich hielt mich am Kartentisch fest, während U48 immer und immer wieder von Druckwellen der Detonationen erfasst wurde. Neben mir stand Leutnant Werner, dem ich die Angst ansehen konnte. Er schaute nach oben zur Decke und hatte Schweißperlen auf der Stirn. Ich hoffte bloß, dass er jetzt keine Dummheiten machte.

"AK voraus! 90 Grad nach Steuerbord, schnell!"

Wir mussten nun zusehen, dass wir schnellstmöglich aus dem Schussfeld des Zerstörers kamen. Innerlich verfluchte ich mich für die Entscheidung, wieder nach Scapa Flow gefahren zu sein. Wenn wir nun versenkt wurden war es alleine meine Schuld - ich hatte die Mannschaft und das Boot einer unnötigen Gefahr ausgesetzt.

http://s14.directupload.net/images/140825/d76lfmjj.png (http://www.directupload.net)
Was fies...

Die Wasserbombenbeschüsse gingen weiter, lagen aber wieder mehr von uns weg, sodass wir etwa zwanzig Minuten später nicht mehr von den Druckwellen erfasst wurden.
Ich atmete tief durch - das war nochmal gut gegangen.

"Zerstörer entfernt sich.", meldete Gardner wenig später. "Lauft schnell ab."

"Kommt er zurück?"

"Bis jetzt nicht, Herr Kapitän. Scheint nicht zu wenden."

"Die anderen?"

"Fahren weiter ihre Patrouille, als würde sie das alles nichts angehen."

"Gut. Behalten Sie die weiter im Ohr! Wieder auf Schleichfahrt und altem Kurs gehen."

"Aüßerste Ruhe im Boot!"

Ich stützte mich am Kartentisch ab. Man, wir hatten vielleicht ein Glück gehabt. Das alles hätte wesentlich schlimmer ausgehen können. Die Schäden hielten sich ebenfalls in Grenzen; es gab einige geplatzte Glühbirnen, fehlende Nieten und einen leichten Wassereinbruch im hinteren Torpedoraum - ansonsten war noch alles intakt.

"Glück gehabt.", meinte ich zum IWO. "Beim letzten Mal war das Boot jetzt ein Schrotthaufen."

Ich sah zu Leutnant Werner, der kreidebleich im Gesicht war. Ihm war anzusehen, dass ihm der Angriff wohl auf dem Magen geschlagen war.

"Machen Sie, dass Sie zur Toilette kommen, Leutnant! Schnell!"

21:28 Uhr

Wir hatten die Schäden am Boot soweit wieder repariert. Mittlerweile waren wir in den Hexa Sound eingelaufen und steuerten nun mit Schleichfahrt direkt auf die Bucht von Scapa Flow zu. Irgendwo hier mussten uns jetzt auch die Netze erwarten. Da das Wasser nicht sonderlich tief war - ich schätze es auf etwa zwanzig Meter - würden diese wahrscheinlich bis auf den Grund reichen. Etwas, das mich nicht gerade fröhlich stimmte. Wir mussten also auftauchen und über sie hinwegfahren, um sie zu umgehen - bei der guten Sicherung so gut wie unmöglich.

Aber dies war nicht unser einziges Problem: Sonarmaat Gardner meldete, dass der Zerstörer beidrehte und erneut Kurs auf uns nahm. Nun mussten wir höllisch aufpassen und dafür sorgen, dass wir wirklich keinen Mucks machten. Zwar waren wir längst nicht an der engsten Stelle, doch so viel Platz wie vorher hatten wir nicht mehr zum Manövrieren. Jetzt blieb nur die Hoffnung, dass der Zerstörer uns nicht mehr genau in die Ortung bekam.

Das ASDIC dröhnte wenig später erneut in meinen Ohren und die Wasserbombenbeschüsse gingen weiter. Wieder wurden wir gut durchgeschüttelt, auch wenn die Einschläge dieses Mal - sehr zu unserem Glück - nicht mehr so nahe waren wie zu Anfang. Auch die Schäden hielten sich wieder in Grenzen, in der Zentrale platzen zwei weitere Glühbirnen, sodass sie nun im Halbdunkel lag. Langsam aber sicher schien der Gegner unsere Peilung zu verlieren. Trotzdem war ich am Überlegen, ob sich ein Angriff auf Scapa Flow jetzt noch lohnte. Der Zerstörer hatte mit Sicherheit gefunkt, dass wir hier waren und im Hafen würde jetzt wohl die Hölle los sein.

Leutnant Werner trat zu mir und sah mich an. "Herr Kapitän, bitte. Kehren wir um?"

"Sie wollen umkehren? So kurz vor dem Ziel?"

"Sie können doch nicht ernsthaft vorhaben, da jetzt noch reinzufahren!"

"Wir sind gerade dabei, Leutnant."

"Aber -!"

"Seien Sie still, Werner! Wenn Sie hier weiter rumtröten hört der Kerl da oben uns nochmals - und dann? Es bleibt beim Plan! Wir gehen nach Scapa Flow!"

Voetmann
25.08.14, 19:53
Hexa Sound
16. August 1940
22:18 Uhr

"Wir müssen jetzt den Hexa Sound halb durchquert haben.", teilte mir der IWO mit. Den Zerstörer hatten wir schon lange erfolgreich abhängen können.

"Dann kommen wir jetzt in die Nähe der Uboot-Netze."

Ich sah auf die Karte.

"In etwa 250 Metern ist das erste, wenn man der Karte Glauben schenken kann. Obacht jetzt, Männer."

"Herr Kapitän, Schraubengeräusche von Achtern. Drei Stück, scheinen Kriegsschiffe zu sein."

"Verdammt, ausgerechnet jetzt! Maschinen stopp!"

Dass wir die Maschinen stoppten hatte zwei Gründe: Zum einen waren wir zu nahe am Netz dran, als dass wir noch hätten weiterfahren und abwarten können, was die Zerstörer machten; zum anderen würden sie - wenn sie uns nicht mehr hörten - mit viel Glück denken, dass wir den Angriff abgebrochen hatten.

"Äußerste Ruhe im Boot! Ich will keinen Mucks hören!"

Langsam und vorsichtig näherte ich mich der Funkkabine.

"Zerstörer ziehen ihre Suchkreise, Herr Kapitän.", meldete Gardner. "Scheinen uns nicht entdeckt zu haben."

"Geben Sie das Ding mal her."

Ich horchte nun selber. Die drei Schiffe waren etwas weiter entfernt und stellten somit keine Gefahr für uns da - wenn sie Kurs und Geschwindigkeit hielten. Dennoch wollte ich auf Nummer sicher gehen und abwarten, bis sie sich entfernt hatten.

22:58 Uhr

Es war soweit. Die Patrouillenschiffe waren nicht mehr zu hören und die Schiffe im Hafen selber zu weit entfernt, als dass sie uns sehen konnten.

"Gut, Männer! Die erste Hürde ist geschafft, nun folgt der schwierige Teil. Wir müssen über die Netze fahren."

"Sie wollen auftauchen?!"

"Geht nicht anders, IWO. Die Gewässer sind hier zu flach und die Netze werden bis zum Grund gehen. Der einzige Weg ist oben drüber."

"Aber die Zerstörer! Wenn die uns entdecken -!"

"Werden sie nicht. Die hinter uns sind schon lange weg und die im Hafen werden uns nicht sehen. Wir schaffen es, jetzt oder nie! Auftauchen und AK voraus!"

Admiral Yamamoto
25.08.14, 20:35
Da hat jemand eine Mission. :eek:

Viel Erfolg.

Hohenlohe
25.08.14, 21:15
Ein gewagtes Spiel, werter Voetmann...!! Wir wünschen euch viel Erfolg beim Reinschleichen in den Hafen...:ph:

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

Voetmann
26.08.14, 14:14
Hexa Sound
16. August 1940
23:19 Uhr

"Da ist das Netz."

Ich deutete nach vorne. Ganz schwach konnte man den oberen Rand des Uboot-Netzes erkennen.

"Kommen wir da drüber, Herr Kapitän?"

"Das ist kein Problem, Leutnant Werner. Es wird gleich wohl ein wenig ruckeln, aber wir schaffen es."

"Sie sind ein mutiger Mann, Herr Kapitän."

"Das muss man hier draußen sein. Andernfalls hat man schlechte Karten."

Ich sah Leutnant Werner an.

"Das haben Sie doch auch bei Winterstein gemerkt, oder?"

"Allerdings, Herr Kapitän. Kein Wunder, dass Sie beide so erfolgreich sind."

Wir passierten nun das Netz. Es knarzte an unserem Rumpf, als wir darüber hinweg fuhren, wir kamen allerdigs ohne Zwischenfälle vorwärts.

"Wenn die Tommys das mal nicht gehört haben."

"Achwas, IWO. Die sind viel zu weit weg. So, Jungs! Wir sind drin - zum zweiten Mal in Scapa Flow!"

Kollektives Aufatmen war auf der Brücke zu hören, doch ich wusste, dass der schwierigste Teil noch vor uns lag.

"Jetzt die Augen offenhalten, Männer! Beim ersten Anzeichen eines Schiffes sofort tauchen!"

"Jawohl, Herr Kapitän!"

23:26 Uhr

"Herr Kapitän, Gardner meldet schnelles Schraubengeräusch an Steuerbord! Kommt näher!"

"Entfernung?"

"Etwa 5000 Meter, Herr Kapitän."

Innerlich fluchte ich.

"Also gut, Männer! Alles einsteigen! Auf Gefechtsstation und Torpedos klarmachen! Sehrohrtiefe"

"Jawohl, Herr Kapitän!"

"Weiter auf Schleichfahrt, äußerste Ruhe im Boot!"

Ich suchte nun mit dem Sehrohr das Hafenbecken ab. Der Zerstörer kam langsam näher, hielt allerdings nicht auf unsere Position zu. Ein Zeichen dafür, dass er nichts von unserer Anwesenheit wusste. Unser Trick hatte wohl funktioniert - zum Glück.

"Oh, was sehen meine Augen denn da?"

Ich grinste und blickte Leutnant Alberts an.

"Sehen Sie mal durch, IWO."

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"Ein Flugzeugträger, Herr Kapitän! Wahrhaftig ein Flugzeugträger! Scheinbar Illustrious-Klasse."

Ich schluckte. Welch eine große Freude es mir doch war, erneut ein Großkampfschiff der Briten zu versenken - und ihre Flotte damit weiter zu verkleinern.

"Geben Sie mir mal das Erkennungshandbuch."

Ich blätterte in diesem herum.

"Illustrious-Klasse.", stimmte ich dem IWO schließlich zu. "Fast 30000 Tonnen."

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http://s1.directupload.net/images/140826/6xxv9p2k.png (http://www.directupload.net)

"Hm... welcher von den Vieren ist es, IWO? Was meinen Sie?"

"Hm, schwer zu sagen. Winterstein hat doch die Illustrious selber versenkt, wenn ich mich recht erinnere?"

"Das tun Sie, Leutnant."

"Vielleicht die Victorious?"

"Könnte man annehmen, ja. Naja, seis drum. Der Pott steht da rum, den nehmen wir mit. Vorderen Torpedorohrsatz klarmachen zum Fächerschuss!"

"Jawohl, Herr Kapitän!"

"Achtung, LI. Wenn der hochgeht wird hier wahrscheinlich alles aus Scapa Flow antanzen, was schwimmen kann - die werden noch immer aufgeschreckt sein von dem vermeidlich erfolgreich abgedrängten Uboot. Also aufpassen! Gardner, das Gleiche gilt für Sie!"

"Jawohl, Herr Kapitän!"

"Torpedos sind feuerbereit, Herr Kapitän."

"Augenblick noch, wir müssen noch näher ran. Ich will einen perfekten Angriffswinkel."

17. August, 00:05 Uhr

Wir waren nun in einem perfekten Winkel an den Träger herangefahren. Auch die Zerstörer machten uns momentan keinen Ärger. Es sah wirklich so aus, als hätten sie absolut keine Ahnung davon, dass wir hier waren - ein Glücksfall für uns.

"Achtung, Schusslösung für Rohr eins bis vier! Entfernung 1500 Meter an Lage 007. Gegnerfahrt 0."

"Eingestellt!"

"Mündungsklappen öffnen!"

"Sind offen!"

"Rohr eins bis vier... los! Und jetzt nachladen, Jungs!"

Jetzt wurde es spannend. Ich betete, dass alle Torpedos trafen und auch detonierten. Angespannt blickte ich durch das Sehrohr.

"Bitte... keine Blindgänger... keine Blindgänger..."

Wenn ich schon zum zweiten Mal in Scapa Flow war, dann wollte ich Churchill abermals richtig bluten lassen. Ein weiterer Flugzeugträger weniger schrumpfte dessen Kampfflotte immerhin erheblich - der Vierte, welchen wir versenkt hatten.

"Torpedo Nummer eins müsste in zehn Sekunden einschlagen, Herr Kapitän."

"Beten Sie, dass alle treffen!"

http://s7.directupload.net/images/140826/rxzbuy83.png (http://www.directupload.net)

"Ja, der erste war ein Volltreffer auf Höhe des Maschinenraums!"

http://s7.directupload.net/images/140826/ak4gf2ps.png (http://www.directupload.net)

"Der Zweite auf Höhe der Aufbauten, sehr schön!"

http://s7.directupload.net/images/140826/9ef9yytd.png (http://www.directupload.net)

"Nummer drei in die Brücke! Der kriegt Schlagseite, Männer!"

http://s1.directupload.net/images/140826/fwhmujwg.png (http://www.directupload.net)

"Nummer vier am Heck, hat ihm vielleicht das Ruder weggerissen und - ja, ja Männer! Der kentert! Das Teil säuft ab!"

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"Oh Gott, die armen Teufel! Da geht alles hoch, was hochgehen kann!"

Ich schluckte. Zwar hatte ich damit gerechnet, doch es nun zu sehen war etwas anderes. Ich wünschte mir in diesem Moment, dass ich es nicht getan hätte.

http://s7.directupload.net/images/140826/bhto3bd6.png (http://www.directupload.net)

"Die gesamte Brücke zerreißt es und einzelne Flugzeuge! Gott, was haben wir getan?!"

Auch wenn ich es noch so sehr wollte - ich konnte meinen Blick nicht von diesem Schreckensszenario abwenden.

"Jetzt kentert er durch! Der hat´s hinter sich!"

http://s1.directupload.net/images/140826/k4zbyh2e.png (http://www.directupload.net)

Seufzend entfernte ich mich vom Sehrohr und atmete einmal trief durch.

"Verdammte Scheiße! Wieviele Leben habe ich gerade ausgelöscht - schon wieder?!"

Ich schlug mit der Faust gegen das Sehrohr.

"VERDAMMTER MISTKRIEG!"

An meine Besatzung oder eventuelle Zerstörer, welche mich hören konnten, dachte ich in diesem Moment gar nicht. Zu sehr erschreckte mich das, was ich eben mitansehen musste. Mir war klar, dass ich gerade hunderte - wenn nicht gar über tausend - Leben ausgelöscht hatte. Bei den ganzen Explosionen hatten es - wenn überhaupt - nur sehr wenige lebend von Bord geschafft.

Ich sah meine Besatzung an, welche ebenfalls nicht gerade glücklich schien. Ob es nun am Schiff lag oder an meiner Reaktion konnte ich nicht sagen. Leutnant Werner standen die Tränen in den Augen, soviel konnte ich im Halbdunkel der Zentrale erkennen.

"Was machen die Zerstörer, Gardner?"

"Einer nähert sich ziemlich schnell dem Träger, Lage 006."

Ich drehte das Sehrohr in die angegebene Richtung.

http://s7.directupload.net/images/140826/u5sh7o4f.png (http://www.directupload.net)

"Hm... noch nichts zu sehen. Also gut... Sehrohr einfahren. Wie lange dauert das Nachladen noch?"

"Zehn Minuten, Herr Kapitän."

"Verdammt! Wenn der uns mal nicht hört! Wende um 180 Grad und kleine Fahrt voraus."

"Jawohl, Herr Kapitän!"

Am 17. August 1940 um 00:52 Uhr sank der britische Flugzeugträger HMS Victorious mit 28.661 BRT nach vier Torpedotreffern im Hafenbecken von Scapa Flow.

Hohenlohe
26.08.14, 14:40
Gratuliere, werter Voetmann!! So langsam frage ich mich, was noch schwimmt von der einst stolzen Royal Navy, wenn ich an euch und den werten Winterstein denke...*grins* Hoffentlich kommt ihr da wieder heil raus...:ph::top:

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::burns:

Voetmann
26.08.14, 14:45
Öhm... :think: Auf jedenfall nicht mehr viel! :D
Wenn wir uns recht erinnern, sind es jetzt insgesamt vier Träger, fünf Schlachtschiffe, drei oder vier Hilfskreuzer und ein Leichter Kreuzer sowie dutzende Zerstörer weniger - bis jetzt. :D

Admiral Yamamoto
26.08.14, 16:10
Ihr dürftet mittleweile Public Enemy No1 sein - auf Lebzeiten und darüber hinaus. :eek:

Wie kommt's - abgesehen vom Können - dass ihr so viele dicke Pötte vor den Lauf bekommt, während viele andere Regenten sich ständig mit Geleitzerstörern herumschlagen müssen. :eek:

Voetmann
26.08.14, 16:19
Einfach Glück, würden wir mal sagen. ;)
Die richtig dicken Pötte hatten wir bis jetzt ja nur in den Häfen, auf der offenen See haben wir nur die Nelson gesichtet, die mit ihrem Verband allerdings einen auf Schumi gemacht hat und viel zu schnell für uns war. :D

Und ich muss ja noch der Vollständigkeit halber anfügen, dass die aufgezählten versenkten Dickschiffe von mir und dem werten Bigfish ZUSAMMEN sind - nicht von mir alleine. :D

Voetmann
26.08.14, 16:49
Haus der Familie Miller
St. Mary´s
17. August 1940
00:35 Uhr

Ein gewaltiger Knall riss Frank Miller aus dem Schlaf. Er setzte sich kerzengerade auf und schaute zuerst orientierungslos durch das Schlafzimmer.

"Was war das denn?!"

Seine Frau schaute ihn entsetzt an, als ein weiterer Knall zu hören war. Sofort war Miller aus dem Bett.

"Keine Ahnung, vielleicht ein Gewitter?" Er glaubte selber nicht an seine Aussage. Mit zwei Schritten war er beim Fenster, von welchem er einen Ausblick auf den Hafen von Scapa Flow hatte. Er hoffte nicht, dass sich das bestätigte, was er vermutete.

"Bitte nicht... bitte nicht schon wieder..."

Aber weshalb sollte noch einmal ein deutsches Boot nach Scapa Flow? Das machte überhaupt keinen Sinn! Zumal alle Netze wieder in Ordnung waren und die Sicherung noch verstärkt wurde. Unentdeckt würde es auf jeden Fall nicht mehr in den Hafen gelangen.

In diesem Moment gab es erneut einen Lichtblitz. Kein Zweifel, das war in Scapa Flow! Sofort schrillten bei Frank sämtliche Alarmglocken.

"Verdammte Scheiße!"

Noch ehe der grollende Donner verebbt war, war Frank zum Schrank gehechtet und zog sich schnell seine Uniform an.

"Was hast Du vor?"

"Was wohl, Maggy? Ich muss dahin! Ich muss zu meinem Schiff!"

"Glaubst Du es ist ein erneuter Angriff?"

"Davon bin ich überzeugt! Solch Detonationen können nur Torpedos verursachen!"

Ein weiterer Donner grollte hinüber. Kaum war er verebbt stürmten die Kinder der Millers - die neunjährige Tamara sowie der vierzehnjährige Steven - in das Schlafzimmer.

"Mom, Dad! Was ist hier los?"

Tamara warf sich Frank an die Brust. "Ich habe Angst, Daddy!"

"Keine Sorge, Schatz. Mommy kümmert sich um Euch, ich muss jetzt los!"

"Nein, Daddy! Bitte geh nicht!"

Sie erinnerte sich noch gut an die beiden vorherigen Angriffe auf Scapa Flow, bei denen ihr Vater im Hafen selbst Patrouille gefahren hatte. Beide Male hatte sie schreckliche Angst gehabt, ihn zu verlieren - und nun musste er wieder dahin!

"Schatz. Ich verspreche Dir, dass ich zurückkommen werde! Wir sehen uns nachher schon wieder - versprochen!" Bei diesen Worten drückte er die Hand seiner Tochter.

Er erhob sich und verabschiedete sich vom Rest der Familie, bevor er ins Auto stieg und Richtung Scapa Flow fuhr.

00:50 Uhr

Mit quietschenden Reifen kam Miller vor der Hafenkommandantur zum Stehen. Es herrschte Hochbetrieb, alles rannte wild durcheinander - von einem erfolgreich abgedrängtem Uboot war die Rede - das Ergebnis sah Frank.

Er machte sich auf dem Weg zum Liegeplatz der Anthony. Hier schien noch alles in Ordnung zu sein. Sein Erster Offizier Max O´Connor empfing ihn auf der Pier.

"Mensch, Frank! Glaubt man das? Das kann doch nicht wahr sein!"

"Ich fürchte es ist wahr, Max. Sind schon Schiffe draußen?"

"Drei oder vier Stück zusätzlich zu den Sicherungsschiffen. Bis jetzt kein Ergebnis."

"Die Mannschaft ist vollzählig?"

"Da gibt es ein Problem, Frank."

"Welches? Verdammt, Max! Scapa Flow wird angegriffen!"

"Die Jungs haben ihren Urlaub heute schonmal gefeiert und sind nicht mehr nüchtern."

Das traf Miller wie ein Schlag ins Gesicht. Natürlich hatte keiner von ihnen geahnt, dass der Stützpunkt ein weiteres Mal angegriffen werden würde.

"Scheiße, verdammte! Hol mir die, die noch nüchtern sind - und beeil Dich!"

"Aye, aye Sir!"

Miller sah auf das Hafenbecken hinaus.

"Dich kriege ich, mein Freund.", flüsterte er. "Dich bekomme ich!"

Hohenlohe
26.08.14, 18:20
Na, da will einer was von euch, werter Voetmann...wir wünschen euch viel Glück und Erfolg beim Entkommen...:ph:

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

Voetmann
26.08.14, 21:49
Scapa Flow
17. August 1940
01:01 Uhr

"Torpedos sind nachgeladen, Herr Kapitän!"

"Gut. Auf Schleichfahrt gehen! Sehen wir zu, dass wir hier rauskommen! Wir fahren eine Scheife."

"Eine Schleife, Herr Kapitän?"

"Ganz genau, IWO. Mal schauen, ob wir noch was vor die Rohre kriegen."

"Halten Sie dies nicht für zu gefährlich?"

"Die Zerstörer nähern sich alle dem Träger, die sind erstmal keine Gefahr für uns."

Ich nahm die Karte in die hand.

"Nein, wir fahren einmal um das ganze Hafenbecken herum, bleiben dabei auf Schleichfahrt. Von Zeit zu Zeit schauen wir mal, was sich da oben so an Schiffen herumtreibt - natürlich nur, wenn kein Zerstörer in der Nähe -!"

"Herr Kapitän, schnelles Schraubengeräusch! Kommt näher!"

Kaum eine Sekunde später ertöte das verhasste ASDIC.

"Verdammt! 15 Grad nach Backbord, schnell! Kleine Fahrt voraus!"

Entgegen meinen Befürchtungen hagelte es dieses Mal keine Wasserbomben. Der Zerstörer überlief uns, ohne irgendetwas abzuladen. Ob ich mich darüber freuen sollte oder nicht wusste ich nicht.

"Scheint was an den Ohren zu haben, der Gute." Ich grinste, auch um meine Leute etwas aufzumuntern. "Glück gehabt!"

01:37 Uhr

"Sehrohr ausfahren! Schauen wir mal, was wir da oben haben."

Noch immer war kein Zerstörer in unsere Nähe gekommen. Ob es daran lag, dass niemand von ihnen mit einem erneuten Angriff von uns rechnete? Dachten sie, der Flugzeugträger wäre von alleine explodiert? Dass es ein Unfall war?

http://s14.directupload.net/images/140826/7fdanq6i.png (http://www.directupload.net)

"Huch! Da steht ein Zerstörer rum!"

Ich schluckte.

"Verdammt, der horcht! Leise sein und Sehrohr einfahren! Schleichfahrt!"

Nun hieß es, sich ganz langsam und ohne unnötige Geräusche zu entfernen. Etwas, das ich schon zweimal probiert hatte - mit dem Ergebnis, dass es Wasserbombem hagelte.

Voetmann
27.08.14, 00:04
Scapa Flow
17. August 1940
01:31 Uhr
Zerstörer HMS Anthony

Während alle anderen zu dem explodierten Träger fuhren hatte sich Frank fast genau in der Mitte des Hafens positioniert und die Maschinen stoppen lassen. Er wusste, dass das Uboot hier vorbeikommen würde. Durch das Hydrophon hatte er die gute Möglichkeit, die Schraubengeräusche des Bootes zu hören. Zwar machte auch sein Gegner das Gleiche, doch dieser musste annehmen, dass sich sämtliche Zerstörer an der HMS Victorious aufhielten.

Miller konnte es noch immer nicht fassen - ein dritter Angriff auf Scapa Flow! Diese Deutschen waren ziemlich mutig, das musste man ihnen lassen.

"Was zu hören, Jackson?"

"Nein, Sir. Noch nicht. Sind Sie sicher, dass er hier ist?"

"Er muss, Jackson! Irgendwo hier muss der Kerl sein!"

Miller war froh, dass noch einige seiner Männer in einem nüchternen Zustand waren. Zugegeben - sie waren mehr als unterbesetzt mit nur 53 Mann - doch irgendwie würden sie es schon schaffen. Die Sicherung von Scapa Flow ging hier vor, auch wenn es für die Victorious zu spät war.

01:45 Uhr

Bis jetzt tat sich noch immer nichts am Horchgerät. Verzweifelt sah Miller auf die Bucht hinaus. Er war sich sicher gewesen, dass das Uboot in der Nähe war. Vielleicht war es doch nur ein Unfall auf der Victorious gewesen? Aber Detonationen in solchen Abständen? Irgendwie unwahrscheinlich.
Auch sein Erster Offizier hatte nun Zweifel an seiner Uboot-Theorie.

"Was ist, wenn es tatsächlich nur ein Unfall war, Frank?" Die Stimme O´Connors klang skeptisch. "Ein Uboot hätte man doch gesehen! Getaucht kommen die hier nicht mehr rein, das weißt Du!"

"Ich weiß, Max! Aber was ist mit dem Boot, das angeblich abgedrängt wurde?"

"Vielleicht hat er wirklich den Angriff abgebrochen."

"Und die Victorious? Soll das Zufall gewesen sein?"

"Es wäre immerhin möglich."

"Ich glaube nicht an Zufälle, Max. Also gut - warten wir noch zwanzig Minuten. Wenn bis dahin nichts passiert ist schließen wir uns den Bergungstrupps an."

"Yes, Sir."

Voetmann
27.08.14, 00:39
Scapa Flow
17. August 1940
02:06 Uhr

Wir befanden uns weiterhin unter Schleichtfahrt auf unserer kleinen Hafenrundfahrt. Der Zerstörer war noch immer an Ort und Stelle und es sah nicht so aus, als ob er uns gehört hatte - wieder einmal Glück gehabt. Auch die restlichen Kriegsschiffe waren entweder noch beim Träger - was die solange da wollten wusste ich nicht - oder aber schon wieder auf dem Weg in den Hafen selbst. Sie schienen nicht zu glauben, dass wir hier waren. Ich konnte es noch immer nicht fassen. Hielten sie die Explosion des Trägers wirklich für einen Unfall? Wie auch immer, uns kam dies mehr als nur gelegen. Wir konnten in aller Ruhe Ausschau nach weiteren lohnenden Zielen halten.

"Hm... die scheinen alle auf großer Fahrt zu sein.", meinte ich, als ich durch das Sehrohr blickte. "Naja, ist auch nicht wirklich schade, auf weitere Tote kann ich verzichten! Also los, LI! Sehen wir zu, dass wir hier verschwinden!"

"Jawohl, Herr Kapitän!" Aus Leutnant Krauses Stimme vernahm ich pure Erleichterung.

02:26 Uhr

Wir waren nun kurz vor der Hafenausfahrt. Sonarmaat Gardner meldete wieder einmal drei Patrouillenschiffe. Wir umfuhren sie in großem Abstand und ich ließ die Maschinen auf AK. Seltsamerweise wurden wir nicht entdeckt. In der Messe scherzte ich später mit dem IWO, dass wir es ab jetzt immer so machen sollten.

03:18 Uhr

Endlich Frischluft! Wir waren mittlerweile weit weg vom Hafen, sodass wir nun wieder auftauchen konnten. Nach der ganzen Zeit in einem stickigen und stinkenden Boot eine wahre Wohltat.

"Und, Leutnant Werner? Haben Ihre Nerven durchgehalten?"

"Es geht, Herr Kapitän. Ich werde sie zu Hause erst einmal wieder aufsammeln müssen."

"Na, Sie werden wahrscheinlich einen tollen Bericht abgeben können. Ihr Chef wird stolz auf Sie sein!"

"Das kann sein, Herr Kapitän. Ich bin es weniger."

Ich verstand, wovon er sprach. Soviele Tote hatte er nicht erwartet. Zwar hatte er nicht das gesehen, was ich sah; doch er hatte die Explosionen gehört - wie auch jeder andere an Bord von U48 - und das reichte.

"Ihnen ist der Flugzeugträger auch nahe gegangen, oder Herr Kapitän?"

"Sie haben es ja gehört, Leutnant. Sowas geht mir immer nahe. Ich will nicht wissen, wieviele Menschen ich getötet habe - wieder einmal."

"Sind Sie froh, kein weiteres Schiff gefunden zu haben?"

"Ganz ehrlich?"

"Ja."

"Ja, bin ich."

Ich wandte mich um.

"Gardner soll einen Bericht an den BdU schicken. Geben Sie unsere Position an und melden Sie, dass wir auf Heimatkurs sind!"

"Jawohl, Herr Kapitän!"

Hohenlohe
27.08.14, 12:56
Das war ja ein ordentlicher Schlag ins Kontor für die Briten...jetzt seid ihr nach Winterstein der meistverhasste U-Bootkapitän bei den Briten...Churchill ist wahrscheinlich am Rotieren...:ph:

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::top:

:burns:

edit: gesunde Heimkehr...

Bigfish
27.08.14, 14:22
Beachtet die Zeitschiene werter Hohenlohe - im Moment ist Voetmann der am meisten gehasste U-Boot-Kommandant! :teufel:


Edit: Ich fürchte als nächstes besucht Frank Miller mit einem Zerstörergeschwader Wilhelmshaven!

Voetmann
27.08.14, 14:52
Muhaha... das sind wir doch gerne! :teufel:

Ach der... der wird jetzt wahrscheinlich erstmal schmollen. :D

Bigfish
27.08.14, 22:12
Wir denken er formuliert genau jetzt seinen Plan für die Hunter-Miller-Groups! :teufel:

Voetmann
27.08.14, 23:18
Kiel
23. August 1940
11:44 Uhr

Wie zu erwarten stand Admiral Dönitz mitsamt Stab, riesiger Menschschar und einer Musikkapelle auf der Pier. Ich wollte mir die Begrüßung gar nicht ausmalen, welche wir gleich erhalten sollten. Drei erfolgreiche Angriffe auf scapa Flow waren wohl ein guter Grund, Dönitz aus dem Häuschen sein zu lassen.

"Voetmann! Mein guter Voetmann! Mein Gott, was machen Sie nur?!"

Ich hatte wohl untertrieben. Dönitz trug ein breites Grinsen im Gesicht, als er mir die Hand schüttelte.

"Mein Gott, wegen Ihnen wird Churchill nochmal einen Herzanfall bekommen, glauben Sie mir das!"

"Vielen Dank, Herr Admiral!"

"So viele Orden haben wir gar nicht, um sie Ihnen zu verleihen! Selbst der Führer ist total aus dem Häuschen!"

Vielleicht sollte ich aufpassen, dass er nicht auch irgendwann einen Herzanfall erlitt.

"Wie auch immer, Kapitän Voetmann! Heute Abend wird es einen festlichen Empfang für Sie und Ihre Mannschaft geben! Wir sind alle mehr als stolz auf Sie, Voetmann! Zweimal in Scapa Flow... mein Gott!"

Nun kam das Übliche: Die Wochenschau - dessen Reporter ebenfalls völlig begeistert waren - schoss munter ihre Bilder und drehte ihre Videos. Ich glaubte, dass ich sie noch nie in einer solch ausgelassenen Stimmung erlebt hatte.

"Sie sollen sich gleich bei Sohler einfinden, Voetmann - gemeinsam mit Leutnant Werner! Ich denke, dass es auch dort viel zu besprechen gibt!"

Ich war froh, als ich dieses Angebot annehmen und mich aus den Fängen der Reporter befreien konnte. Vorher hatte ich meine Mannschaft in ihren wohlverdienten Fronturlaub geschickt.

Kapitänleutnant Sohler konnte überhaupt keine Worte für das finden, was wir vollbracht hatten. Er starrte mich einfach nur an und öffnete mehrmals den Mund, um etwas zu sagen. Ich wartete geduldig, bis er die richtigen Worte gefunden hatte.

"Sie machen ja Sachen, mein Lieber! Zweimal Scapa Flow, meinen Glückwunsch!"

"Danke, Herr Kapitänleutnant."

"Und? Waren Sie zufrieden mit Leutnant Werner?"

"Sehr, Herr Kapitänleutnant."

"Und Sie, Leutnant Werner?"

"Ebenfalls, Herr Kapitänleutnant. Es war eine angenehme Fahrt."

"Haben Sie alle Informationen erhalten, welche Sie bekommen wollten?"

"Jawohl, Herr Kapitänleutnant."

"Gut. Dann darf ich Sie beide zum heutigen Empfang einladen. Sehen Sie es als Abschluss an. Wann ist mit dem Bericht zu rechnen, Leutnant Werner?"

"Ich denke in etwa einer Woche, Herr Kapitänleutnant. Möchten Sie auch davon eine Kopie?"

"Sehr gerne, Leutnant."

"Gut. Ich werde sie Ihnen zukommen lassen."

Kapitänleutnant Sohler erhob sich und bedeutete Leutnant Werner und mir, dasselbe zu tun.

"Ich bedanke mich für Ihre erneute Zustimmung, Leutnant Werner."

"Es war mir ein Vergnügen und ich bin jederzeit erneut bereit."

Da hatte wohl jemand Blut geleckt. Ich verstand Leutnant Werner - die See war was Wunderschönes. Das Rauschen der Wellen, die Freiheit dort draußen... wenn dieser verdammte Krieg nicht wäre.

"Gut. Ich denke, das war es dann. Meine Herren, wir sehen uns heute Abend!"

"Jawohl, Herr Kapitänleutnant!"



Auf der 13. Feindfahrt versenkte U48 unter Fregttenkapitän Thomas Voetmann:

Am 17. August den Flugzeugträger HMS Victorious mit 28.661 BRT

Gesamttonnage auf dieser Feindfahrt: 28.661 BRT
Gesamttonnage seit Kriegsbeginn: 388.607 BRT

Ruprecht I.
27.08.14, 23:40
Vielleicht sollte ich aufpassen, dass er nicht auch irgendwann einen Herzanfall erlitt.
Och, das wäre geradezu ein Argument dafür, noch ein paar Träger zu versenken... :^^:

Wir sind leicht verwundert, daß es nicht einmal ansatzweise einen Anpfiff dafür gab, daß Ihr leichtfertig, ohne Not und Befehl, Schiff und Besatzung riskiert habt!

Bigfish
27.08.14, 23:49
Wir sind leicht verwundert, daß es nicht einmal ansatzweise einen Anpfiff dafür gab, daß Ihr leichtfertig, ohne Not und Befehl, Schiff und Besatzung riskiert habt!

Diese Munition haben die sich schon beim Winterstein verschossen - bzw. heben sie für dessen Eskapaden auf - kommen ja zeitlich gesehen doch einige :D

Voetmann
28.08.14, 00:05
Wir sind leicht verwundert, daß es nicht einmal ansatzweise einen Anpfiff dafür gab, daß Ihr leichtfertig, ohne Not und Befehl, Schiff und Besatzung riskiert habt!

Sagen wir mal, dass Dönitz einfach viel zu erfreut darüber war, dass es tatsächlich DREI erfolgreiche Angriffe auf Scsapa Flow gab - aber Ihr habt natürlich Recht! Schande auf unser Haupt!
Aber vielleicht kommt die Gelegenheit ja noch. ;)


Diese Munition haben die sich schon beim Winterstein verschossen - bzw. heben sie für dessen Eskapaden auf - kommen ja zeitlich gesehen doch einige :D

Mein Gott, was versenkt Ihr denn noch alles?! :D

Voetmann
28.08.14, 00:25
Kiel
24. August 1940
10:00 Uhr

Ich kam erst sehr spät - oder sehr früh, wie man es nahm - ins Bett und fühlte mich dementsprechend bei der Ordensverleihung wie gerädert. Dies lag nicht etwa am Alkohol, welchem ich zugegebenermaßen sehr zugesprochen hatte; nein, immer und immer wieder musste ich den Leuten von der Presse und auch ranghohen Offizieren Rede und Antwort stehen. Der dritte Angriff auf den britischen Flottenstützpunkt Scapa Flow musste natürlich in aller Ausfürlichkeit geschildert werden - und das mehrere Male. Dementsprechend brummte mir nun der Schädel. Dies hielt mich jedoch nicht davon ab, meinen Jungs ihre wohlverdienten Auszeichnungen zu geben und ihnen für ihre Leistung auf der letzten Feindfahrt ein riesiges Lob auszusprechen.

"Alles klar, Männer?"

"Jawohl, Herr Kapitän!"

"Hat Leutnant Werner alle heil gelassen oder muss ich mir Sorgen machen?"

Kurz grinsten die Männer. Ich sah ihnen allen die Erleichterung an. Natürlich, zum einen war Scapa Flow ein ziemlich heißes Pflaster und zum anderen konnte ich mir sehr gut vorstellen, dass einige von ihnen ziemlich froh waren Leutnant Werner los zu sein. Nun war wieder etwas mehr Platz auf dem Boot. Erstaulich, wieviel eine einzige Person mehr auf einem Uboot doch ausmachen konnte.

"Männer, hört mal her! Ich bin mehr als nur stolz auf Euch und auf das, was Ihr auf der letzten Fahrt geleistet habt! Meinen Glückwunsch, ich scheine hier eine erstklassige Mannschaft abbekommen zu haben!"

"Vielen Dank, Herr Kapitän!"

Ich verteilte nun die Auszeichnungen und war nie stolzer, dies tun zu dürfen, als in diesem Moment.

"Genießt jetzt Euren Urlaub! Laut BdU müssen wir erst Ende September wieder hinaus!"

"Jawohl, Herr Kapitän!"

11:09 Uhr

Ich selber machte mich auf dem Weg in unser Haus, um erst einmal ausführlich zu duschen und mich umzuziehen. Inge und Lisbeth waren noch immer in Köln, doch auf dem Rückweg würde ich die beiden wieder mit nach Kiel nehmen. Zwar gewagt, doch immerhin blieb in den letzten Monaten alles ruhig. Ich spielte auch schon mit dem Gedanken unser Haus zu verkaufen und irgendwo außerhalb des Hafens hinzuziehen - doch würde dies vielleicht auch nicht viel bringen. Die Royal Air Force war immerhin bekannt dafür, dass sie nicht unbedingt einen Unterschied zwischen militärischen und zivilen Zielen machte - diese Drecksäcke!

Ich packte nun ein paar Sachen zusammen und machte mich auf dem Weg zum Bahnhof. Innerlich war ich voller Freude, meine Lieben bald wieder in die Arme schließen zu können. Wie sie auf meinen erneuten Einbruch in Scapa Flow reagierten blieb abzuwarten - immerhin war Inge schon bei Dover völlig aus dem Häuschen geraten - und das nicht gerade im positiven Sinne.

Hohenlohe
28.08.14, 03:00
Wird das wieder so emotional aufgeladen sein wie beim edlen Winterstein, da wunderts mich nicht dass die Frauen nahe am Wasser gebaut sind...sorry für mein Kommentar, denn die Storyline gefällt mir eigentlich sehr.
Wir sind da schon etwas betrübt, dass der olle Peters so leiden muss und der Winterstein auch zuhause keine Freude hat. Trotzdem geniessen wir die Geschichten um die drei U-Bootkommandanten sehr.

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

Voetmann
28.08.14, 12:06
Erstmal danke für Euer Lob, werter Hohenlohe. :)
Nein, ganz so emotional wird es nicht werden. ;)

Voetmann
28.08.14, 22:53
Köln
30. August 1940
11:27 Uhr

Meine Schwiegermutter war gerade dabei das Essen zuzubereiten. Ich hatte mich mit Lisbeth in den Garten gesetzt und spielte mit ihr. Etwas, das ich schon sehr lange nicht mehr getan hatte und es bereitete uns beiden Freude. Vor drei Tagen war ich in Köln eingetroffen. Eine dreitägige Reise lag hinter mir, unterbrochen von kaputten Schienen und nicht mehr allzuvielen einsatzbereiten Zügen. Alles was fuhr wurde nun zum Materialtransport genutzt und ganz normale Personenzüge waren rar geworden. Ich hoffte, dass sie nicht irgendwann ganz verschwanden.

Natürlich war meine Frau über meinen neuerlichen Scapa Flow-Besuch wenig erbaut gewesen. Sie hielt solche Aktionen für viel zu gefährlich und war noch erboster darüber, dass ich Admiral Dönitz nicht um einen Posten in seinem Stab gebeten hatte. Ich konnte sie nur mit Mühe beruhigen und erzählte ihr, dass der Admiral momentan viel zu beschäftigt wäre, um sich auch noch mit Sonderwünschen der Uboot-Kommandanten auseinanderzusetzen. Dies stimmte natürlich nicht, doch der sich ankündigende Wutausbruch meiner Frau musste schnellstens entschärft werden. Ich hasste es, sie anzulügen - doch ich hatte keine andere Wahl gehabt.

"Mittagessen ist fertig!" Die Stimme meiner Schwiegermutter unterbrach meine Albereien mit Lisbeth.

"Ja, Essen!"

Sie rannte zum Haus und ließ mich alleine auf dem Rasen zurück. Lächelnd stand ich auf und folgte ihr.

Im Haus empfing mich sofort der Duft von herrlichem Kartoffelbrei mit Spinat. Ja, Johanna wusste, wie man richtig kocht. Glücklicherweise hatte sie dieses Wissen an ihre Tochter weitergegeben, sodass wir auch bei uns zu Hause keinen Hunger leiden mussten.

"Ah, welch ausgezeichnetes Mahl!", schwärmte ich, als ich mir die erste Gabel in den Mund schob.

"Na, mein Lieber Schwiegersohn. Ich denke mal, dass Du auf See des Öfteren darauf verzichten musst, was?"

"Auf Deine Kochkünste? Nicht nur des Öfteren!"

Mit Genuss aß ich meinen Teller leer und nahm Nachschlag. So gut hatte ich wirklich lange nicht mehr gegessen.

"Wie sieht es in Kiel aus? Steht noch alles?"

Die Frage meines Schwiegervaters ließ mich kurz innehalten.

"Ja, soweit ich das gesehen habe. Aber gut, dass Du es ansprichst. Inge, Lisbeth. Sollen wir alle wieder zurück nach Hause?"

"Ist es denn ruhig?"

"Bis jetzt ja. Es ist nur ein Vorschlag. Wenn Ihr lieber hierbleiben wollt ist das auch gut."

Meine Frau sah zu ihrer Mutter und ich wusste, was die beiden in diesem Moment dachten. Sie sahen sich nicht allzu häufig und dementsprechend war meine Schwiegermutter mit Sicherheit ziemlich enttäuscht, wenn Inge wieder nach Kiel ging - und auch Lisbeth mitnahm. Sie und Theo liebten ihre einzige Enkelin über alles.

"Ich weiß nicht, Tom. Dieser Bombenangriff hat uns doch sehr geschockt."

"Mich auch, Inge. Wenn Ihr hierbleiben wollt ist es kein Problem. Vielleicht wäre es sogar besser."

Zwar hätte ich meine Familie gerne wieder mitgenommen, doch ihre Sicherheit lag mir sehr am Herzen. Also beließen wir alles wie es war.

"Ach, Tom. Bevor ich es vergesse: Hier ist ein Bericht über Dich in der Zeitung. Kam heute Morgen an."

Natürlich wusste ich sofort, wovon mein Schwiegervater sprach. Da hatte sich Leutnant Werner aber ziemlich beeilt. Wahrscheinlich wollte er der Bevölkerung seine Erlebnisse auf dem Boot mit Thomas Voetmann so schnell wie möglich mitteilen.

Ich nahm die Zeitung entgegen und las:


Thomas Voetmann - Held des deutschen Volkes

Nachdem ich im Juni bereits das Vergnügen hatte, mit Kapitänleutnant Winterstein auf U47 auf Feindfahrt zu gehen, durfte ich dieses Spektakel nun auch an Bord von U48 unter dem Kommando von Fregattenkapitän Thomas Voetmann erleben.
Voetmann ist der Mann, wie ihn sich wahrscheinlich alle vorstellen: ehrgeizig, seinem Land treu ergeben und ein sehr guter Stratege.
Ich durfte miterleben, wie er zum zweiten Mal in den britischen Flottenstützpunkt Scapa Flow eindrang und dort sein drittes Husarenstück - die Versenkung der HMS Victorious - ausführte. Dabei war er kein kalter Mensch, nein. Man sah ihm an, dass ihm das Schicksal der feindlichen Besatzung nahe ging.
"Ich bin Soldat und tue das, was ich tun muss. Auch wenn es mir nicht immer gefällt. Doch ich diene meinem Land - Deutschland."
Mit seinen Versenkungszahlen - immerhin fast 400.000 Tonnen - gehört Voetmann zu den beiden mit Abstand besten Uboot-Kommandanten der Kriegsmarine. Hoffen wir, dass uns diese beiden Kommandanten noch lange erhalten bleiben!

Ein Bericht von Leutnant Siegfried Werner

Ich legte die Zeitung weg.

"Man könnte fast meinen, dass ich stolz auf meine Leistung wäre."

"Aber da steht doch, dass es Dir nicht immer gefällt! Wie kommst Du auf sowas?"

"Weil ein Bericht über mich in der Zeitung steht - wie viele andere auch. Ich kann das alles einfach nicht mehr sehen!"

"Ach, Tom... beruhige Dich und genieße jetzt erstmal Deinen Urlaub."

"Ja, Schatz." Ich seufzte, bevor ich mir erneut meine Gabel nahm. "Du hast ja Recht."

Hohenlohe
28.08.14, 23:43
Wann geht es eigentlich richtig weiter...oder könnt ihr euch zum Stab von Dönitz abkommandieren lassen. Die Briten würde es freuen und eure Familie erst...:)

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

Voetmann
29.08.14, 16:54
Köln
20. September 1940
09:55 Uhr

Gerade hatten wir unser Frühstück beendet. Drei Wochen voller Glückseligkeit und Harmonie gingen heute zuende - leider wie immer viel zu früh. Noch am Vortag hatte mich ein Telegramm des BdU erreicht, dass mich heute Mittag ein Flieger nach Kiel zurückbringen sollte. Warum man es mit meiner Rückkehr so eilig hatte, wusste ich nicht; ich hoffte nur, dass nicht wieder eine unangenehme Überraschung auf mich wartete.

"Wenn Du Admiral Dönitz siehst, dann sprich ihn bitte endlich wegen dem Posten im Stab an!"

"Werde ich, Inge. Aber der Admiral ist äußerst beschäftigt, das habe ich Dir letzten Monat schon gesagt."

"Versuch es wenigstens, Tom. Bitte!"

Ich seufzte. Mir war klar geworden, dass ich Inges Bitte erfüllen musste. Sie würde nicht locker lassen, bis ich es getan hatte.

"Also gut. Ich werde es versuchen, versprochen."

"Warum musst Du eigentlich jetzt auf einmal so dringend wieder nach Kiel?"

"Ich weiß es nicht, Inge. Keine Ahnung."

Ich hatte eigentlich erst am nächsten Tag aufbrechen wollen; mit viel Glück und einer guten und zügigen Zugverbindung hatte ich gehofft, dass die Rückreise nicht mehrere Tage dauern würde. Doch dass man mich nun so eilig zurückbeorderte - und das mit einem Flugzeug - musste wichtige Gründe haben. Irgendetwas war im Busch.

"Also. Tut mir Leid, dass ich Euch so schnell verlassen muss. Ich hatte mir auch gewünscht mich intensiver von Euch verabschieden zu können."

Ich drückte Lisbeth fest an mich.

"Pass auf ich auf, mein Engel - und sei artig, ja?"

"Das bin ich immer, Vati! Ich hab´ Dich lieb."

"Ich Dich auch! Wir sehen uns bald wieder, versprochen."

Nun wandte ich mich an den Rest der Familie. Meine Schwiegereltern hatten es sich nicht nehmen lassen mit zum Flugplatz zu kommen.

"Pass auf Dich auf, Tom." Meine Schwiegermutter umarmte mich. "Und sieh zu, dass Du heil zurück kommst."

"Werde ich, Johanna. Keine Sorge."

"Mach´s gut, mein Junge - und mach unsere Tochter nicht zur Witwe!"

Auch mein Schwiegervater hatte natürlich noch mahnende Worte für mich übrig.

"Werde ich nicht, Theo. Das werde ich bestimmt nicht!"

Als Letztes verabschiedete ich mich von meiner Frau. Mir fiel dieser sehr schwer. Der Krieg wurde immer brutaler und ich konnte nie sagen, ob man sich noch einmal wiedersah. Je öfter ich mich nun von meiner Familie trennen musste desto trauriger machte mich der Abschied.

"Ich bin bald wieder bei Dir, Schatz. Versprochen!"

"Gut. Ich warte auf Dich."

Ich gab meiner Frau noch einen Abschiedskuss, bevor ich mich zur Maschine umwandte. Noch immer fragte ich mich, was der Grund für meine so schnelle Rückkehr nach Kiel war.

Als ich meinen Platz im Flieger eingenommen hatte sah ich durch das Bullauge nach draußen. Meine Familie stand noch immer an Ort und Stelle. Ich winkte ihnen zu, nicht sicher, ob sie es sahen. Kurze Zeit später dröhnte der Motor auf und das Flugzeug rollte die Bahn entlang, bis es schließlich abhob.

Voetmann
29.08.14, 19:44
Kiel
20. September 1940
15:55 Uhr

"Es tut mir Leid, dass wir Sie so plötzlich von Ihrer Familie haben wegholen müssen." Korvettenkapitän Sohler bot mir eine Zigarette an, welche ich dankend entgegen nahm. "Doch es eilt! Es gibt eine wichtige Besprechung, zu der alle Kommandanten erscheinen sollen - und danach möchte Admiral Dönitz noch mit Ihnen reden!"

"Admiral Dönitz?"

"Ja, Voetmann. Das ist der Grund, weshalb Sie so schnell herkommen sollten."

Nun war ich erstrecht neugierig. Was hatte die Besprechung zu bedeuten und vorallem was wollte Admiral Dönitz von mir? Ich dachte an die Worte meiner Frau. Wohl oder übel musste ich ihn heute nach einem Posten im Stab fragen, damit Inge Ruhe gab.

Aber wollte ich das wirklich? Wollte ich an Land arbeiten? Zugegeben, der Gedanke war mir schon oft gekommen. Ich musste keine Menschen mehr töten, war nicht mehr verantwortlich für den Tod von tausenden Vätern, Söhnen und Ehemännern... doch mir würde die See fehlen. Das Rauschen der Wellen, die Luft... einfach alles. Es war eine Zwickmühle, in welcher ich mich befand. Doch sollte ich meine Frau weiterhin anlügen, nur um auf See bleiben zu können? Die Antwort war einfach: Nein! Ich nahm mir vor, Admiral Dönitz bei der Gelegenheit zu fragen und abzuwarten, wie er reagierte.

"Die Besprechung findet in einer Stunde im Besprechungsraum statt. Bis dahin ruhen Sie sich noch etwas aus."

"Jawohl, Herr Korvettenkapitän."

17:04 Uhr

Soeben hatte ich mich im Besprechungsraum eingefunden. Neben mir waren noch zahlreiche weitere Kommandanten der 7. U-Flottille anwesend. Günther Prien entdeckte ich sofort. Es tat gut, ihn nach längerer Zeit einmal wiederzusehen.

"Ah, der neue Hafenkommandant von Scapa Flow.", begrüßte er mich mit einem Grinsen. "Ein Wunder, dass die Tommys noch nicht den Hafen nach Dir benannt haben!"

"Das kommt noch, Günther - warts ab."

"Das fürchte ich auch. Wie geht´s Dir? Alles gut?"

"Danke, ich kann nicht klagen. Und bei Dir und Inge?"

"Alles bestens. Inge ist immer in Sorge um mich, aber das kennst Du ja. Was macht Deine Familie so? Wie geht es ihnen in Köln?"

"Ganz gut. Gerade Lisbeth genießt die Zeit mit ihren Großeltern sehr."

"So soll es sein. Jedenfalls besser als hier, wo man jederzeit einen erneuten Angriff befürchten muss."

Stillschweigend stimmte ich ihm zu. Mehr Zeit zum Unterhalten hatten wir nicht, da in diesem Moment Korvettenkapitän Sohler den Raum betrat.

"Meine Herren, bitte setzen Sie sich."

Wir taten wie geheißen. In den kurzen Pause zwischen dem Hinsetzen und der Rede von Sohler schaute ich mich im Raum um. Mir fiel auf, dass Winterstein nicht da war. Etwas überrascht war ich schon, gehörte er doch auch zu den 'Uboot-Assen', wie man uns nannte - aber wichtiger noch: Er war ebenfalls in der 7. Flottille. Hoffentlich war nichts Schlimmes passiert.

"Meine Herren, ich kann mit Freuden mitteilen, dass wir die Häfen an der französischen Biskaya fertiggestellt haben. Wie Sie alle wissen, wurden dort schon in den letzten Monaten unsere Boote mit Treibstoff und Nahrungsmitteln versorgt. Nun sind wir soweit, dass wir sie als Heimatstützpunkt nutzen können! Die 7. Flottille wird ab heute nach Frankreich verlegt - um genau zu sein nach St. Nazaire. Sie alle werden zeitnahe Ihre Auslaufbefehle erhalten. Heimathafen beim Einlaufen ist dann nicht länger Kiel."

Ich schluckte. Frankreich? Oh weia! Klar hatte ich schon davon gehört, dass die in Frankreich befindlichen Häfen von den Deutschen besetzt worden waren - doch an eine Verlegung hatte ich nie gedacht. Wie sollte ich das meiner Familie erklären? Es stand jedenfalls fest, dass ich nicht in jedem Urlaub nach Hause würde fahren können.

"Das ist ein gewaltiger Vorteil für uns. Wir sind fast direkt im Atlantik und somit außerhalb der Reichweite der Royal Air Force. Somit können wir auch weite Teile des Atlantiks bis nach Amerika abdecken."

Ein Raunen ging durch den Raum. Klar, die Idee hielten sämtliche Kommandanten wahrscheinlich für ideal. Ich blickte kurz zu Prien, welcher auf Sohler starrte. Ihm erging es in diesem Moment wohl genauso wie mir. Wir hatten beide unsere Familien in Kiel beziehungsweise ich momentan in Köln und waren uns des langen Reiseweges nach Hause bewusst.

"Ich möchte, dass Sie diese Neuigkeit so schnell wie möglich Ihren Besatzungen mitteilen! Ihre Auslaufbefehle kriegen Sie wie immer am Tag des Auslaufens. Das wäre alles!"

"Glaubt man das?"

Ich hatte zusammen mit Günther und Kapitänleutnant Kaiser den Saal verlassen.

"Frankreich! Biskaya! Zwar schön, aber wie soll ich das Inge erklären?"

"Dasselbe frage ich mich auch. Wird ihr gar nicht gefallen."

"Kann man es den Damen verübeln? Wie sieht´s aus, Tom? Auf ein Gläschen ins Offizierskasino?"

"Danke, Günther - aber ich muss passen. Der Admiral will noch mit mir sprechen."

"Dönitz ist hier?"

"Schaut so aus."

Prien grinste.

"Na, dann lassen wir ihn mal nicht auf einen seiner Lieblingskommandanten warten. Man sieht sich."

"Grüß Inge von mir."

"Mach ich. Bis dann."

Hohenlohe
29.08.14, 20:08
Was will denn der olle Dönitz von euch...?? Hoffentlich nicht wieder so eine Sonderaktion oder ein Kommentar wg des Zeitungsartikels...:)

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

Ruprecht I.
29.08.14, 20:12
oder ein Kommentar wg des Zeitungsartikels...
Könnte unangenehm werden.
Die darin zu lesende fehlende 'fanatische Hingabe zum Föööhrer und seinen Zielen' könnte unter anderen Umständen mehr als nur einen Eintrag auf gewissen Listen bringen.
Sprich: wer nicht mit Freuden killt, ist mal mindestens suspekt.

Voetmann
29.08.14, 22:48
Kiel
20. September 1940
17:47 Uhr

"Ah, Fregattenkapitän Voetmann. Treten Sie bitte ein."

Ich hatte den Eindruck, dass Admiral Dönitz leicht gehetzt wirkte. Oder bildete ich mir dies nur ein?

"Sie haben von Ihrer Verlegung nach Frankreich schon erfahren, nehme ich an?"

"Jawohl, Herr Admiral."

"Gut, gut. Ich habe da eine Bitte an Sie - eine große Bitte! Setzen Sie sich bitte. Whisky?"

"Danke, Herr Admiral."

"Zuerst einmal geht es um Leutnant Werner."

"Um Leutnant Werner, Herr Admiral?"

"Ja - oder besser gesagt um seinen Artikel."

Ich nahm einen Schluck Whisky und stellte das Glas dann auf dem Schreibtisch ab.

"Die Sache mit der HMS Victorious, Voetmann. Sie können sich denken, dass nicht jeder begeistert war von Ihrer Reaktion?"

Ich erinnerte mich an diese Passage. Leutnant Werner hatte meine Reaktion mit in den Artikel fließen lassen. Zwar nicht ganz so, wie sie wirklich war - doch es konnte trotzdem unangenehm für mich werden.

"Ich zitiere Sie einmal: 'Ich bin Soldat und tue das, was ich tun muss. Auch wenn es mir nicht immer gefällt.' Voetmann, so geht das nicht! Wo ist Ihre Hingabe zum Führer? Zum Vaterland?"

"Sie ist allzeit vorhanden, Herr Admiral."

"Warum steht davon nichts in dem Artikel? Voetmann, passen Sie demnächst besser auf, was Sie sagen! Es könnte die falschen Leute erreichen!"

"Jawohl, Herr Admiral."

"Gut. Ich hoffe, dass Sie sich daran halten! Ich kann Ihnen nicht immer Rückendeckung geben! Aber nun zu etwas Anderem - Frankreich!"

Admiral Dönitz erhob sich.

"Da wir nun weiter hinaus in den Atlantik können und ein neuer Schwung Uboote fertiggestellt wurde, brauchen wir auch neue Kommandanten - und solche, die sie ausbilden!"

Er sah mich nun direkt an.

"Wir haben da an Sie gedacht, Voetmann."

"An mich, Herr Admiral?"

"Genau. Mit Ihrem Wissen und Ihren strategischen Meisterleistungen dürften Sie eine hohe Bereicherung für unsere Marineakademie sein."

"Sie wollen, dass ich an Land bleibe?"

"Ich biete es Ihnen an, Voetmann. Es ist Ihre Entscheidung. Aber vergessen Sie nicht: Da draußen auf See wird es immer gefährlicher, da müssen wir uns nichts vormachen!"

"Wie meinen Sie das?"

"Uns ist zu Ohren gekommen, dass die Briten einen Handel mit den USA haben. Die Amerikaner bekommen Stützpunkte der Briten und im Gegenzug kriegen die Tommys Zerstörer der Amerikaner - zwar veraltete Modelle, doch höchst gefährlich!"

Das war etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. Ich ahnte, dass das nichts Gutes für uns bedeutete.

"Und, Voetmann! Die Sache ist streng geheim! Ich möchte nicht, dass Sie mit irgendjemandem darüber reden! Die anderen Kommandanten werden das schon früh genug merken."

Ja, sie würden es merken - und zwar dann, wenn es schon zu spät war. Ich hasste mich selbst, als ich Dönitz mein Versprechen gab.

"Gut. Was sagen Sie zu meinem Angebot?"

"Es kling gut, Herr Admiral - doch ich hätte gerne etwas Bedenkzeit."

"Die können Sie haben. Sie laufen am 25. wieder aus. Teilen Sie mir in Frankreich mit, wie Sie sich entschieden haben. Ich denke, die Zeit dürfte reichen."

"Vielen Dank, Herr Admiral."

Ich verabschiedete mich von ihm und verließ das Büro. Dieses Gespräch lief doch besser, als ich gedacht hätte. Dönitz hatte mir von sich aus das Angebot gemacht, an Land zu arbeiten. Doch noch immer nagten Zweifel an mir. Ich wusste nicht, ob ich es annehmen sollte oder nicht. Klar, meine Familie würde sich darüber freuen - aber würde auch ich mich freuen? Die kommende Fahrt würde es zeigen und danach musste ich eine Entscheidung treffen - so oder so.

24. September 1940, 20:41 Uhr

Wie immer am Vorabend unseres Auslaufens saß ich mit meinen Offizieren im Offizierskasino. Diesmal war es etwas anders, es war das letzte Mal, dass wir zusammen in Kiel saßen. Schon am nächsten Tag sollte es für uns Richtung Frankreich gehen. Etwas, das auch den beiden Wachoffizieren nicht sonderlich gefiel.

"Mir wird Kiel fehlen.", meinte Leutnant Alberts. "Habe mich richtig dran gewöhnt."

"Na, IWO. Wir sind ja nicht aus der Welt. Zum Heimaturlaub kommt man immernoch hierhin."

"Das meine ich nicht. Ich meine die Abende hier. Ein schönes Gebäude."

"Denken Sie doch mal an Frankreich, Leutnant.", mischte sich der IIWO ins Gespräch ein. "Champagner in Strömen, hübsche Frauen! Erstklassige Restaurants."

"Gut, dass Sie nicht verheiratet sind."

Ich lächelte. Leutnant Dicks konnte einem die Zukunft wirklich schmackhaft machen.

"Denken Sie dran, IIWO. Wir brauchen Sie nüchtern auf See."

"Schon klar, Herr Kapitän. Keine Sorge, das werde ich sein!"

"Das hoffe ich. Denn wenn nicht tunke ich Sie bei voller Fahrt ins Wasser!"

Jetzt lachten wir alle.

"Gut, Männer. Wir haben diesmal kein zugewiesenes Planquadrat, sondern werden direkt nach Frankreich fahren und auf dem Weg versenken, was uns vor die Rohre fährt."

"Und wenn dem nicht so ist, suchen wir uns nochmal einen Hafen!"

"Na, LI. Wollen wir mal hoffen, dass wir was finden. Es sei denn, Sie wollen nochmals Bekanntschaft mit Wasserbomben machen?"

"Nicht wirklich, Herr Kapitän."

"Dachte ich mir. Also, meine Herren! Trinken wir auf eine erfolgreiche Feindfahrt und auf eine ebenso gute Landung in St. Nazaire!"

Hohenlohe
29.08.14, 23:53
Gute Reise, werter Voetmann...!! Und fette Beute unterwegs...!! Passen Sie nur auf, dass Sie Miller nicht begegnen, dieser hat noch eine Rechnung offen mit ihnen...:ph:

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

Voetmann
30.08.14, 22:16
Kiel
25. September 1940
09:51 Uhr

In zehn Minuten legten wir ab. Ich hatte meiner Mannschaft die Neuigkeit bereits mitgeteilt und entgegen meinen Erwartungen nahmen die Jungs sie mit Begeisterung auf. Sie reagierten beinahe genauso wie der IIWO. Ich ahnte, dass ich in Zukunft ein wachsames Auge über meine Jungs würde haben müssen, damit sie nicht aus dem Ruder gerieten. Doch wer wusste schon, ob ich noch lange ihr Kommandant sein würde? Ich wusste ja selbst noch nicht, wie ich mich letztlich entscheiden würde. Eines jedoch stand fest: Meine Männer würden mir ebenfalls fehlen.

"Boot klar zum Auslaufen, Herr Kapitän."

"Gut, Jungs. Dann wollen wir mal. Achterleinen los und kleine Fahrt voraus!"

Langsam schob sich unser Boot von der Pier weg. Ich blickte über den Hafen. Natürlich hatte sich wie immer eine Menschentraube gebildet, um uns zu verabschieden. Frauen, Werftarbeiter uhd kleine Kinder, die uns zuwinkten und uns alles Gute für die bevorstehende Fahrt wünschten. Im Hintergrund standen noch einige LKW´s zum Transport nach St. Nazaire bereit.

"Auf nach Frankreich!"

30. September 1940, 02:30 Uhr

Wir standen nun kurz vor unserem Einlauf in den Nordatlantik. Bisher war die See ruhig und wir hatten keinerlei Feindkontakt. Ich hoffte nicht, dass sich die Pechsträhne von der letzten Fahrt wiederholte, konnte ich mich doch an die Stimmung innerhalb der Besatzung noch mehr als deutlich erinnern.

Während der letzten Tage erreichten uns zwar immer mal wieder Positionsmeldungen von Schiffen, doch lagen diese immer zu weit ab von unserer jeweiligen Position.

"Scheinen mal wieder Leerlauf zu haben."

"Wie man es nimmt, IWO. Ich bin nicht unbedingt traurig darüber."

"Sie denken immernoch an den Flugzeugträger, oder?"

"Ja - auf weitere Tote kann ich auf dieser Fahrt verzichten."

"Darf ich Sie mal was Persönliches fragen, Herr Kapitän?"

"Nur zu, Leutnant."

"Warum sind Sie zur Kriegsmarine gegangen?"

"Wissen Sie, ich war schon vorher bei der kaiserlichen Marine. Lange Zeit war ich als IWO auf U47, damals noch unter dem Kommando von Kaleun Prien. Tja, und dann kam der Krieg. Ich wurde befördert und habe das Kommando über dieses Boot hier bekommen."

"Wünschen Sie sich manchmal, dass Sie nicht bei der Marine wären?"

"Nicht wirklich, IWO. Mir würde definitiv etwas fehlen. Auch wenn ich nicht immer alles gerne mache, so bin ich doch ein Seemann. Wie ist es bei Ihnen?"

"Ich liebe die See."

"Da haben wir etwas gemeinsam."

"Naja. Ich denke, dass es allen Seefahrern gleich ergeht."

"Da haben Sie wohl Recht."

18:53 Uhr

"Funkspruch, Herr Kapitän."

"Zeigen Sie her, Gardner."


--- Konvoi gesichtet! 10 Frachter, schwer gesichert. Planquadrat AM 16. U47 ---

"Scheint so, als hätte Kaleun Winterstein Beute gefunden." Ich grinste. "Aber leider zu weit entfernt von unserer Position."

Ich legte den Zettel weg.

"Nichts für uns, Männer. Wir bleiben weiter auf Kurs."

02. Oktober 1940, 19:33 Uhr

Eine Woche waren wir nun auf See und noch immer gab es keine Anzeichen dafür, dass wir auf Schiffe stoßen sollten. Mittlerweile litt mal wieder die Moral an Bord unter dem eintönigen Alltag. Ich konnte die Jungs verstehen, sie wollten etwas zu tun bekommen. Ich allerdings konnte mir durch die freie Zeit Gedanken über das Angebot von Admiral Dönitz machen. Vielleicht sollte ich es annehmen, es wäre für alle Beteiligten das Beste. Für mich wegen meines seelischen Befindens und für meine Familie, weil sie keine Angst mehr um mich haben mussten.

An diesem frühen Abend stand ich wie so oft auf der Brücke und rauchte eine Zigarette. Neben mir waren noch die Brückenwache und der IIWO anwesend. So langsam machte auch mich der fehlende Feindkontakt mürbe. Zwar musste nicht unbedingt ein größeres Schiff kommen - ich dachte da an Flugzeugträger oder Schlachtschiffe - doch ein paar Frachter wären mir ganz recht. Da wir diese mit dem Geschütz angreifen konnten bestand auch die große Chance, dass die Besatzungen lebend entkamen - sofern sie rechtzeitig aufgaben und ihr Schiff verließen. Glücklicherweise taten dies die meisten von ihnen.

"Herrliche Nacht, was?" Der IIWO trat zu mir. "Die See, die Sterne... wunderschön!"

"Allerdings, Leutnant. Doch sollten wir uns von ihnen nicht täuschen lassen - die Realität kann uns schneller einholen als Sie denken."

Dass ich mit meiner Aussage richtig lag bestätigte wenige Minuten später einer der Wachgänger.

"Kontakt voraus!"

Voetmann
31.08.14, 18:50
Nordatlantik
02. Oktober 1940
20:18 Uhr

"irgendwo hier müsste sich der Bursche rumtreiben."

Schon seit fast einer Viertelstunde suchten wir das Schiff, welches Beck entdeckt haben wollte. Es herrschte zwar Nebel, doch die Sichtweite war noch nicht sonderlich eingeschränkt - trotzdem fanden wir unser Ziel nicht.

"Das kann doch jetzt nicht sein, oder?" seufzend setzte ich das Fernglas ab. "Alle Mann einsteigen! Gardner soll einmal rundhorchen!"

Auch das Rundhorchen brachte nichts. Es schien fast so, als hätte es dieses Schiff nie gegeben.

"Kopf hoch, Beck!", versuchte ich auch ihn aufzumuntern - immerhin klappte es bei meinen zwei vorherigen Adleraugen hervorragend. "Der nächste dicke Brocken gehört Ihnen!"

03. Oktober 1940, 18:30 Uhr

"Funkspruch, Herr Kapitän - dürfte Sie freuen!"

Ich saß gerade in der Messe und schrieb einen neuen Eintrag ins Kriegstagebuch, als Funkmaat Garder zu mir trat. Neugierig durch seine Worte nahm ich den Zettel entgegen und las:


--- Kontaktmeldung feindlicher Konvoi. Planquadrat AM-29. Gegnerfahrt 7 Knoten, Kurs NW. BdU ---

Ich erhob mich und begab mich zum Kartentisch.

"AM-29... ganz in der Nähe! Wir sind hier... der fährt so... hm... da fahren wir wohl wieder ein Stückchen zurück, doch wir können es schaffen! Also los, Männer! Holen wir uns den!"

"Jawohl, Herr Kapitän!"

Ich begab mich zur Sprechanlage:

"Achtung, hier spricht der Kommandant! U48 operiert ab sofort auf Geleitzug! Erwartetes Zusammentreffen in etwa dreizehn Stunden! Jungs, haltet die Augen und Ohren offen, die Durststrecke ist vorbei! Das ist alles!"

04. Oktober 1940, 08:44 Uhr

"Oh man, am hellichten Tage treffen wir auf einen Geleitzug. Na, das kann was werden!"

"Bringt nichts, IWO. Ist nunmal so - und bei den Eskorten, die wir bisher hatten, auch nicht sonderlich schlimm."

Ich hoffte sehr, dass uns die Zerstörer auch dieses Mal keinen Strich durch die Rechnung machten.

"Jetzt müssen wir nur sehen, dass wir die Schiffe auch finden. Die See wird immer unruhiger."

http://s14.directupload.net/images/140831/dscozq7r.png (http://www.directupload.net)

"Mal schauen, wo wir sie haben. Eigentlich müssten wir jeden Moment Sichtkontakt - ."

"Rauchfahne voraus!"

"Na, wer sagt es denn? Wo haben Sie sie?"

"Lage 343, Herr Kapitän."

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"Hm... bis jetzt sehe ich nichts. Ah, doch! Jetzt!"

Ich grinste. Wir schienen wieder einmal Glück zu haben. Eine Erleichterung nach der langen Zeit ohne irgendwelche Kontakte.

"Alle Mann auf Gefechtsstation! Machen Sie alle Torpedorohre klar!"

"Jawohl, Herr Kapitän!"

"UZO auf Brücke!"

http://s1.directupload.net/images/140831/8finwrbu.png (http://www.directupload.net)

"Scheint was Großes zu sein, meine Herren. Netter Anblick."

"Können Sie sagen, was es ist?"

"Noch nicht, IWO. Dafür müssen wir näher heran. Setzen wir uns neben dem Geleitzug und fahren neben ihm her. Von der Geschwindigkeit sollte das passen."

"Jawohl, Herr Kapitän."

Was wir nun machten war in der Tat mehr als riskant. Wir hatten hellichten Tag und fuhren nun ziemlich nahe an die Schiffe heran. Es war mehr als nur wahrscheinlich, dass sie uns irgendwann sahen. Ich hoffte allerdings, dass dem nicht so war.

08:56 Uhr

Wir waren nun ziemlich dicht an den Schiffen, sodass ich sie - hoffentlich - mit dem Fernglas identifizieren konnte.

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http://s14.directupload.net/images/140831/7eahr8nl.png (http://www.directupload.net)

"Gut. Zwei Zerstörer, so wie es aussieht."

Ich setzte das Fernglas ab.

"Hoffentlich machen die uns keinen Ärger, Herr Kapitän."

"Immer positiv denken, IWO. Vielleicht setzt sich unsere Glückssträhne in Geleitzügen ja fort."

Ich dachte an die Worte von Admiral Dönitz. Die Tommys fuhren nun auch mit amerikanischen Zerstörern durch die Gegend. Änderte dies irgendetwas an unserem Erfolg? War etwas an diesen Schiffen anders - besser? Ich hatte die leise Befürchtung, dass wir dies wohl bald wissen würden.

Wieder blickte ich durch das UZO.

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"Ihr macht es mir nicht einfach, Freunde... wo ist denn Euer dicker Pott? Den würde ich gerne mal sehen."

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"Tanker, meine Herren - sieht mir zumindest sehr danach aus."

Ich fuhr jetzt mit dem UZO die gesamte Länge des Geleitzuges ab.

"Da ist noch einer! Zwei Tanker, wie es aussieht."

http://s14.directupload.net/images/140831/opxamavr.png (http://www.directupload.net)

"Aber wo ist denn der dicke Pott? Wo bist Du, mein Freund...?"

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"Zerstörer... Du kriegst mich eh nicht..."

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"Ah, da ist mein Großer! Ein C3, meine Herren! Daneben ein C2."

http://s7.directupload.net/images/140831/iup59ma3.png (http://www.directupload.net)

"Der da ganz hinten sieht auch aus wie ein Tanker. Könnte vielleicht sogar ein T3 sein."

"Fette Ausbeute, Herr Kapitän."

"Warten wir es ab, Leutnant. Wenn kein Zerstörer anwesend wäre würde ich Ihnen zustimmen. Aber so... da müssen wir den Torpedos vertrauen."

"Ich sehe schwarz!"

"Na, keine so düstere Stimmung verbreiten, IWO. Wir schaffen das schon - sind ja einige fette Pötte dabei."

"Und wichtige für die Tommys."

09:29 Uhr

Mittlerweile waren wir in einer hervorragenden Angriffsposition. Jetzt hieß es nur hoffen, dass uns das Glück auch weiterhin gesonnen war.

"Gut, meine Herren! Schauen wir mal, ob wir dem Tommy erneut eine Menge Schiffe unter dem Arsch wegschießen können! Alles einsteigen und auf Sehrohrtiefe gehen. Gardner soll rundhorchen."

"Jawohl, Herr Kapitän!"

Voetmann
01.09.14, 00:29
Nordatlantik
04. Oktober 1940
09:36 Uhr

http://s1.directupload.net/images/140831/dihddr6h.png (http://www.directupload.net)

http://s14.directupload.net/images/140831/icl4erqc.png (http://www.directupload.net)

"Da hinten fährt der Zerstörer herum. Mittendrin im Geleitzug. Gut, der dürfte es schwer haben auszubrechen, wenn unsere Aale hochgehen."

"Wir haben aber noch einen weiteren, Herr Kapitän."

"Ja, aber der ist hinter dem Geleitzug. Vorne haben die gar keine Sicherung. Optimal."

Das Rundhorchen hatte ergeben, dass wir es tatsächlich mit nur zwei Zerstörern zutun hatten - und etwa einem dutzend Frachtschiffe.

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"Da ist der C3. Den nehmen wir uns als Erstes vor... zwei Aale auf den Frachter."

"Jawohl, Herr Kapitän."

"Achtung, Schusslösung! Entfernung 3500 Meter an Lage 150! Gegnerfahrt sieben Knoten."

"Eingestellt!"

"Achtung, Rohr eins und zwei Fächerschuss - und los!"

"Torpedos sind abgefeurt, Herr Kapitän!"

Nun hieß es nur hoffen, dass die Aale hochgingen - immerhin hatten wir in der Vergangenheit mehr als einmal schlechte Erfahrungen mit ihnen gemacht.

"Laufzeit?"

"Zwei Minuten, 53 Sekunden, Herr Kapitän."

Fast drei Minuten also. Ein ziemlich heftiger Distanzschuss, den man leicht sehen konnte. Das war der Nachteil, wenn man einen Geleitzug bei Tag angriff. Vielleicht aber hatten wir ja auch dieses Mal Glück.

"Noch zehn Sekunden, Herr Kapitän."

Ich biss mir auf die Unterlippe, während ich die Zeit mitzählte. Bis jetzt hatte keines der Schiffe Anstalten gemacht, seinen Kurs zu ändern oder seine Geschwindigkeit zu erhöhen - sie sahen unsere Torpedos einfach nicht.

"Treffer Nummer eins ein Erfolg, meine Herren!"

http://s1.directupload.net/images/140831/qqw629un.png (http://www.directupload.net)

"Und Nummer zwei? Komm schon, komm schon!"

Die ersehnte Detonation blieb aus. Ich fluchte einmal laut vor mich hin, bevor ich tief einatmete.

"Verfluchte Scheißtorpedos! Ihr miesen Mistdinger!"

http://s1.directupload.net/images/140831/6b7li89g.png (http://www.directupload.net)

"Das Mistdingen macht immernoch Fahrt! So eine verfluchte Scheiße!"

Wieder atmete ich tief durch. Es half nichts, wenn ich mich jetzt aufregte.

"Was machen die Zerstörer, Gardner?"

"Der Hintere kommt in unsere Richtung, Herr Kapitän."

"Absicht oder Zufall?"

"Schwer zu sagen, Herr Kapitän. Er macht keine große Fahrt."

"Gut. Behalten Sie die weiter im Ohr!"

"Jawohl, Herr Kapitän."

Ich sah wieder durch das Sehrohr.

"Verflucht! Ja gut, bringt ja alles nichts! Wie lange dauert das Nachladen noch?"

"Etwa zehn Minuten, Herr Kapitän."

"Beeilt Euch, Jungs! Währenddessen Rohr drei und vier bereitmachen - aber wenns geht ohne Blindgänger!"

"Feuerbereit, Herr Kapitän!"

"Gut, versuchen wir es nochmals. Entfernung jetzt 2800 Meter an Lage 156. Fahrt sieben Knoten."

"Eingestellt!"

"Feuer!"

Wieder behielt ich das Schiff genau im Auge. Aus mir unerfindlichen Grüden fuhr der Geleitzug noch immer stur geradeaus, nur die Zerstörer zackten wie wild herum und suchten uns.

"Zerstörer, Herr Kapitän! Fährt geradewegs in die Bahn unserer Torpedos!"

"Oh nein, verdammt! Der soll machen, dass er da wegkommt! Ich will den Frachter!"

Alles Hoffen und Bangen brachte nichts, einer der Torpedos schlug am Heck des Zerstörers ein.

http://s1.directupload.net/images/140831/y7nvcovw.png (http://www.directupload.net)

"DAS GIBT`S NICHT!"

Ich lehnte meinen Kopf gegen das Sehrohr. Wir schienen dieses Mal wirklich vom Pech verfolgt zu werden. Auch das von Gardner gemeldete Sinken des Zerstörers konnte meine Laune nicht bessern. Es war zum Heulen!

"Gut, Leute. Warten wir, bis die Rohre nachgeladen sind. Dann versuchen wir es noch einmal!"

Am 4. Oktober 1940 um 10:17 Uhr sank der kanadische Zerstörer HMCS Restigouche mit 1.865 BRT nach einem Torpedotreffer im Nordatlantik.

Hohenlohe
01.09.14, 01:24
Das fängt ja gut an, statt eines Frachters einen Zerstörer versenkt, aber es kann jetzt nur noch besser werden. Nun noch den nächsten Zerri den Bach runterschicken und die Frachter gehören euch...*grins*

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::ph::)

Voetmann
01.09.14, 13:59
Könnte man machen... wenn wir den erwischen würden. Aber der kurvt da momentan rum, als hätte er Hummeln im Hintern... :wirr:

Hohenlohe
01.09.14, 15:32
Wir sind schon ganz gespannt darauf, wie es weitergeht, werter Voetmann...:ph:

herzlichste grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

Voetmann
01.09.14, 22:13
Nordatlantik
04. Oktober 1940
10:34 Uhr

"So, Jungs! Neuer Plan! Wir bewegen uns nun mitten in den Geleitzug hinein. Ich habe keine Lust mehr auf Distanzschüsse und irgendwelche Zerstörer, die uns in die Quere kommen. Wenn wir drinnen sind sehen wir, ob wir auch das Heckrohr zum Einsatz bringen können."

Genauso wurde es auch gemacht. Unter AK näherten wir uns den Schiffen bis auf etwa 1000 Meter, bevor ich auf Schleichfahrt gehen ließ. Der zweite Zerstörer suchte noch immer vergeblich die See ab, allerdings viel zu weit nördlich.

"Mein Gott, der zackt da rum wie blöde!"

Kurz war ich versucht, auch diesen Zerstörer zu den Fischen zu schicken; doch durch das ständige Gezacke wäre ein Treffer Glückssache gewesen, und davon hatten wir auf der bisherigen Fahrt nicht viel gehabt.

"Gut, Männer! Versuchen wir unser Glück beim Tanker! Zehn Grad nach Backbord.", gab ich flüsternd die Befehle.

"Wenn wir jetzt wieder Pech haben drehe ich durch!"

Ich blickte zum IWO. "Torpedorohre eins bis vier klarmachen. Hecktorpedorohr ebenfalls klarmachen, damit nehmen wir den C2 aufs Korn."

"Jawohl, Herr Kapitän!"

10:42 Uhr

"Wir sind feuerbereit, Herr Kapitän!"

"Gut, Schusslösung: Entfernung 1200 Meter, Lage 340. Fahrt sieben Knoten."

"Eingestellt!"

"Torpedos los! Heckrohr Schusslösung: Entfernung 600 Meter an Lage 087! Gegnerfahrt sieben Knoten!"

"Eingestellt!"

"Feuer!"

Gleichzeitig zum Feuerbefehl ertönte eine Detonation und ich riss das Sehrohr herum.

"SCHEIß TORPEDOS!"

http://s1.directupload.net/images/140901/8dxnwqzo.png (http://www.directupload.net)

"Was machen die anderen beiden?"

"Zeit bis Einschlag 53 Sekunden, Herr Kapitän."

"Scheiße, verdammte! Wenn das so weitergeht versenkt uns der Zerstörer, ohne dass wir was versenkt haben!"

Doch der nächste Torpedo saß - es war allerdings auch der einzige. Auch vom ins Visier genommenen C2 war nichts zu hören.

"Was ist mit dem Tanker, Gardner?"

Ich hatte beinahe schon Angst vor der Antwort.

"Fährt unbeirrt weiter, Herr Kapitän. Der Torpedo auf den C2 war ebenfalls ein Blindgänger."

"Was macht der Zerstörer?"

"Fährt wie wild da oben herum ohne genauen Plan. Scheint uns noch nicht entdeckt zu haben."

Ich hatte schlechte Laune. Wir hatten einen Geleitzug angegriffen und als einzigen Erfolg einen versenkten Zerstörer gehabt. Fünf Aale hatten wir noch, damit waren sieben verschossen. Von den sieben verschossenen hatten drei getroffen - zwei davon ohne jede Wirkung - es war zum Heulen!

"Absetzen, Männer! Ich habe genug!"

Wenigstens das Absetzen vom Konvoi gelang uns problemlos. Eine Stunde später saß ich in der Messe und verfasste einen Eintrag ins Kriegstagebuch:


Logbucheintrag Fregattenkapitän Thomas Voetmann, 04. Oktober 1940

Alles Käse! Sind in den Morgenstunden auf den gemeldeten Konvoi gestoßen. 10 Frachtschiffe plus zwei Zerstörer als Eskorte. Sieben Torpedos abgefeurt - drei Treffer - einen Zerstörer versenkt. Wann zum Teufel hören diese Blindgänger endlich auf?! Das grenzt doch schon an Sabotage!
Setzen unseren Weg nach St. Nazaire nun fort und hoffen, dass wir noch was für´s Deckgeschütz bekommen - da weiß ich wenigstens, dass wir keine Blindgänger haben!

George Pickett
01.09.14, 22:36
Ja ja...die Blindgänger...ihr solltet mal die Haltegriffe unserers Seerohres sehen! Überall Gebissabdrücke :D

Durchhalten, das wird langsam besser werden...

Voetmann
01.09.14, 22:44
Überall Gebissabdrücke :D

Was? Peters trägt ein Gebiss? :D :lach:


Durchhalten, das wird langsam besser werden...

Dat soll aber schnell besser werden! :motz:

George Pickett
01.09.14, 22:47
Einfach mitten im Konvoi auftauchen und mit dem Deckgeschütz Dampf ablassen :D

Voetmann
01.09.14, 22:49
Hm... :think: Bei den Eskorten wäre das sogar mal ein Versuch wert. :lach:

George Pickett
01.09.14, 22:58
Und wie immer sind uns die Japaner beim Einsatz der mitgeführten Artillerie einen Schritt voraus. Die schrecken nicht einmal vor Küstenbeschuss zurück...


http://youtu.be/m_PeQCPq8QA

Bigfish
01.09.14, 23:06
Werter Voetmann - die Eskorten sind lausig - aber die Frachter - die Frachter mit ihrer Arri - da passt ja gut auf - ok bislang nur C2 - aber das reicht...

Voetmann
01.09.14, 23:33
Und wie immer sind uns die Japaner beim Einsatz der mitgeführten Artillerie einen Schritt voraus. Die schrecken nicht einmal vor Küstenbeschuss zurück...


http://youtu.be/m_PeQCPq8QA

Tja, das würde dem guten Voetmann wohl auch noch einfallen, wenn der mal so richtig ange... äääh verzweifelt ist (ohne Flax, das wollten wir in Scapa Flow machen, als wir es das erste Mal angriffen - damals hat unser Mann uns jedoch davon abgehalten. :D ).


Werter Voetmann - die Eskorten sind lausig - aber die Frachter - die Frachter mit ihrer Arri - da passt ja gut auf - ok bislang nur C2 - aber das reicht...#

Hm... bis jetzt war noch kein Frachter bewaffnet - aber gut, wir hatten auch schon länger keinen mehr für´s Geschütz. Die kommen aber noch und dann werden wir sehen, wer die besseren Schützen hat :fecht::cool:

Voetmann
02.09.14, 00:36
St. Nazaire
08. Oktober 1940
09:25 Uhr

Eine mehr als erfolglose und enttäuschende Feindfahrt lag hinter uns, dafür war der Empfang mehr als nur pompös. Eine riesige Musikkapelle begrüßte uns in Frankreich, sowie Admiral Dönitz mitsamt Stab.
In den letzten Tagen hatte ich über sein Angebot nachgedacht und war zu einem Entschluss gekommen. Einen Entschluss, den ich noch bitter bereuen sollte.

"Fregattenkapitän Voetmann, willkommen in Frankreich!", begrüßte Dönitz mich, als ich von Bord gegangen war. "Ich hoffe, Sie hatten eine gute Fahrt?"

"Wie man es nimmt, Herr Admiral. Das Wetter spielte größtenteils mit, aber die Schiffe nicht."

"Ich sehe es, Voetmann. Aber das macht nichts! Sie sind ansonsten ja mehr als erfolgreich!"

Ich verkniff mir eine Antwort.

"Haben Sie über mein Angebot nachgedacht?"

"Ja, Herr Admiral."

"Gut. Dann kümmern Sie sich jetzt erst einmal um Ihre Mannschaft. Ich erwarte Sie in einer halben Stunde im Büro des Flottillenchefs."

"Jawohl, Herr Admiral."

Ich drehte mich zu meinen Männern um.

"Hört mal her, Leute. Ein großes Lob an diese Mannschaft! Wir hatten zwar nur wenig Erfolg, doch Ihr habt Eure Aufgaben super gemeistert! Jetzt ruht Euch alle aus und genießt Frankreich! Alles Weitere morgen um zehn am Pier!"

"Jawohl, Herr Kapitän!"

10:00 Uhr

"Ah, Voetmann! Schön Sie zu sehen!" Korvettenkapitän Sohler begrüßte mich und schüttelte mir die Hand. "Haben Sie sich schon Ihre neue Heimat angeschaut?"

"Ein wenig, Herr Korvettenkapitän."

In der Tat hatte ich die letzten dreißig Minuten dazu genutzt, mich ein wenig im Hafen umzusehen - auch, weil ich die Hafenkommandantur gesucht hatte.

"Gut, gut! Der Admiral kommt sofort! ich werde Sie dann mit ihm alleine lassen."

Ich nickte und setzte mich auf einen der beiden Stühle, welche vor Sohlers Schreibtisch standen. Der Raum war recht spartanisch eingerichtet. An den Wänden standen Aktenschränke und in der Mitte des Raumes der große Schreibtisch. Blickte man nach rechts hatte man durch ein großes Fenster einen guten Ausblick auf den Hafen. Ich sah Werftarbeiter herumlaufen und vereinzelte Besatzungsmitglieder von anderen Booten. Sie alle wirkten fröhlich und motiviert. Lag es an der Eroberung Frankreichs? Konnte man sich schon jetzt darüber freuen?

Das Öffnen der Tür unterbrach meine Gedanken und ich stand auf. Admiral Dönitz betrat den Raum und lächelte mir entgegen.

"Bitte setzen Sie sich, Voetmann."

Ich tat wie geheißen.

"Möchten Sie etwas zu trinken?"

"Vielen Dank, Herr Admiral."

Dönitz ging zu einem der Schränke, holte zwei Gläser und eine Whiskyflasche heraus und goss uns beiden etwas ins Glas. Danach kehrte er wieder zum Schreibtisch zurück.

"Nun."

Er reichte mir ein Glas, welches ich dankbar entgegen nahm.

"Wie haben Sie sich entschieden?"

"Ich nehme Ihr Angebot an."

Auf der 14. Feindfahrt versenkte U48 unter dem Kommando von Fregattenkapitän Thomas Voetmann:


04. Oktober 1940 (Geleitzug-Angriff)
Zerstörer HMCS Restigouche mit 1.865 BRT

Gesamttonnage auf dieser Feindfahrt: 1.865 BRT
Gesamttonnage seit Kriegsbeginn: 390.472 BRT

Alith Anar
02.09.14, 10:22
Hm... :think: Bei den Eskorten wäre das sogar mal ein Versuch wert. :lach:

Dicht genug neben einem Frachter auftauchen, dann helfen die Eskorten sogar mit ... ;)

Bigfish
02.09.14, 10:57
Dicht genug neben einem Frachter auftauchen, dann helfen die Eskorten sogar mit ...

Ja und die (C2)-Frachter auch :rolleyes:

Alith Anar
02.09.14, 11:22
Um 1940 herum waren die doch recht selten bewaffnet.

Ich hab immer nur erlebt wie die Zerstörer versucht habe mich mit Artillerie durch die Frachter hindurch mit zu versenken, oder halt über das Boot hinausgeschossen haben (wo dann der Frachter rumstand ;)

Voetmann
02.09.14, 11:51
Na, solche Experimente lassen wir mal lieber sein. Wir wollen ja nicht, dass der werte Bigfish nachher alleine dasteht. :D

Voetmann
03.09.14, 19:48
St. Nazaire
09. Oktober 1940
10:00 Uhr

Noch am Vortag hatte ich mit Admiral Dönitz alle wichtigen Details zu meiner neuen Aufgabe besprochen. Ich hatte ihm angesehen, dass er mehr als begeistert von meiner Entscheidung war. Einer der erfolgreichsten Uboot-Kommandanten wurde zu einem seiner Ausbilder. Er glaubte wohl, dass dadurch die Überlebenschancen neuer Kommandanten rapide anstiegen. Ich war da eher skeptisch, konnte ich den Leuten doch nur den theoretischen Teil vermitteln. Man würde sehen, wie sich das Ganze entwickelte. In etwa drei Wochen - gegen Ende Oktober - sollte es für mich losgehen.

Nun war es jedoch erst einmal an der Zeit, meiner Mannschaft diese - für sie wahrscheinlich unerfreuliche - Nachricht mitzuteilen.

"Männer, hört mal bitte her! Vor unserem Auslaufen in Kiel bat mich Admiral Dönitz um einen Gefallen. Er bat mich darum einen Posten als Lehrer an der Marineakademie in Frankreich anzunehmen."

Leises Getuschel brandete nun auf. Ich konnte hören, dass meine Männer aufgeregt waren.

"Ich habe auf der letzten Fahrt eine Menge darüber nachdenken können und bin zu einem Entschluss gekommen."

Nun sah ich meine Männer genau an. Ihre Reaktion auf die folgenden Worte konnte ich mir bereits deutlich ausmalen.

"Ich habe gestern zugesagt."

"Aber Herr Kapitän!"

Funkmaat Gardner äußerte sich empört und die restliche Besatzung - bis auf die Offiziere - stimmte mit ein.

"Ruhe!", brachte ich sie zum Schweigen. "Männer ich weiß, dass dies überraschend kommt und dass Ihr alle einem weiteren Kommandantenwechsel als ärgerlich empfindet - aber ich habe mich so entschieden! Glaubt mir, mit dieser Entscheidung geht es mir besser. Ihr wisst denke ich alle, was ich meine!"

Nun brandete zustimmendes Gemurmel auf.

"Also gut! Der BdU hat uns allen drei Wochen Urlaub gewährt. Wer Euer neuer Kommandant wird, kann ich noch nicht sagen! Aber eines ist gewiss: Er wird eine verdammt gute Mannschaft bekommen! Ich bin stolz auf Euch!"

11. Oktober 1940, 12:35 Uhr

Da die Vorbereitungen auf meinen neuen Posten sehr viel Zeit in Anspruch nahmen musste ich schweren Herzens auf meinen Heimaturlaub verzichten. Es fiel mir nicht leicht, hätte ich Inge und Lisbeth doch nur allzu gerne die gute Neuigkeit persönlich überbracht. Doch so fand ich mich an diesem Tage vor einem Haufen Akten wieder. Alles neue Kadetten, welche schon bald die Marineschule in St. Nazaire besuchen sollten. Ich fragte mich, wie der erste Tag wohl ablaufen würde. Mir war klar, dass ich wohl oder übel all die 'Heldentaten' meinerseits würde in aller Ausführlichkeit schildern müssen. Wenn ich so recht darüber nachdachte graute es mir davor. Ich wollte nicht mit den Versenkungen unzähliger Schiffe und dem Tod von tausenden von Menschen prahlen. Doch wohl oder übel würde ich das müssen, um nicht ins Visier von Gestapo und SS zu landen. Ich hoffte nur, dass ich es irgendwie verkürzen konnte.

Voetmann
06.09.14, 00:54
St. Nazaire
28. Oktober 1940
18:49 Uhr

Mein neununddreißigster Geburtstag. Ich war mehr als enttäuscht darüber, ihn nicht mit meiner Familie verbringen zu können. Ich wäre mehr als nur gerne nach Köln gefahren, zumindest für ein paar Tage. Doch die Vorbereitungen hielten mich in St. Nazaire fest.

Es war kaum zu glauben, dass es schon ein Jahr lang her war, seit mir meine damalige Mannschaft einen schönen Geburtstag beschert hatte - und ebenfalls kaum vorstellbar war die Tatsache, dass wir bereits seit über einem Jahr im Krieg waren.

Etwas Erfreuliches gab es für mich an diesem Tage dann doch noch: Vor etwa einer halben Stunde kam Leutnant Hirsch - mein ehemaliger IWO auf U104, zu mir ins Büro. Er war gerade befördert worden und trat in einer Woche sein neues Kommando an. Ich konnte nicht umhin stolz auf ihn zu sein. Es war eine schöne Neuigkeit, welche er mir überbrachte. Dennoch machte ich mir Sorgen. Der letzte IWO, der sein eigenes Kommando bekommen hatte war kurz danach versenkt worden. Ich hoffte, dass es nicht auch Leutnant Hirsch erwischte.

"Und? Was macht die restliche Mannschaft? Haben Sie noch Kontakt?"

"Regen, Herr Kapitän. Die Männer sind größtenteils sehr zufrieden auf ihren neuen Booten."

"Größtenteils?"

"Bauer, Derricks und Braun sind ja auf einen Einbaum gekommen. Zufrieden sind sie damit nicht."

Ich erinnerte mich. U61 hatte kurz vorher einige Männer verloren und die drei kamen dann auf dieses Boot. Eine große Umstellung wenn man bedachte, dass sie vorher auf einem großen Typ IX-Boot waren. Ich konnte mir ihren Unmut gut ausmalen.

"Kann man verstehen. Bleibt zu hoffen, dass auch sie irgendwann mal wieder versetzt werden."

"Zu wünschen wäre es ihnen. Aber mal was anderes: Mir ist zu Ohren gekommen, dass Sie nicht mehr zur See fahren?"

"Das stimmt. Übermorgen trete ich meine neue Stelle an - als Ausbilder der Marineakademie."

"Na, einen Besseren als Sie gibt es dafür ja nicht."

"Hm... Winterstein?"

"Gut, er vielleicht. Weshalb hat Dönitz nicht auch ihn gefragt?"

"Vielleicht hat er es ja getan."

"Und er hat abgelehnt?"

"Ich habe keine Ahnung."

Kapitänleutnant Hirsch lächelte leicht.

"Na, für einen richtigen Seemann gibt es nichts Schöneres als die See. Ich kann es verstehen."

"Da haben Sie wohl Recht. Hätte meine Frau mich nicht so bedrängt hätte ich es wohl auch nicht getan."

"Sie machen es Ihrer Frau zuliebe?"

"Ja - und ich hoffe, dass es gut geht."

Noch immer hatte ich Zweifel daran, ob ich wirklich das Richtige tat. Meine Familie musste sich jetzt keine Sorgen mehr um mich machen, das war gewiss. Doch würde es auch mir mit meiner neuen Aufgabe gut gehen? Da gab es wohl nur eine Möglichkeit, dies herauszufinden: Ich musste schauen, was die Zukunft brachte.

Hohenlohe
06.09.14, 04:20
Das wäre doch für jeden derart erfolgreichen Kapitän wünschenswert, dass er als Ausbilder endet...ich sehe es possitiv.

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

Voetmann
06.09.14, 18:23
Joa... aber wir freuen uns, wenn wir wieder auf die See hinaus dürfen. :ja:
Sind schon fleißig an der neuen FF dran :top: und können nur sagen... mihahahahahahahahuuuuuuuuuuuuiiiiiii (Sorry, musste sein! Die ist bisher so grandios verlaufen... so ein dicker Pott! :eek: ).

Voetmann
07.09.14, 14:03
St. Nazaire
11. November 1940
11:54 Uhr

Seit zwei Wochen war ich nun in der Marinekakademie tätig und langsam gewöhnte ich mich an das Arbeiten an Land. Ich kam bestens mit meinen Schülern und auch den anderen Ausbildern zurecht. Kaum zu glauben, dass alles gut zu gehen schien. Ich hatte eigentlich erwartet, dass gerade die erste Zeit am Schlimmsten werden würde. Dass ich die See vermissen würde und mich nur schwer an meine neue Aufgabe gewöhnen konnte. Doch es war genau andersherum: Die erste Zeit ging es gut und danach nurnoch bergab.

25. November 1940, 17:44 Uhr

Knapp zwei Wochen später dann schlich sich zum ersten Mal das Gefühl ein, dass irgendetwas fehlte. Zwar hatte sich in meiner neuen Aufgabe nichts verändert und ich erfreute mich an jeder Herausforderung, welche meine Schüler meisterten; doch etwas war anders. Ich konnte es noch nicht wirklich benennen und hoffte einfach, dass diese Antriebslosigkeit bald vorüber ging. Ich dachte, dass sich vielleicht gerade jetzt die Sehnsucht nach dem Meer und dem Boot einstellte - eine Phase, welche ich überwinden musste.

Um mich wenigstens ein kleines bisschen abzulenken begab ich mich abends öfters ins Offizierskasino. Nicht um mich volllaufen zu lassen, sondern um mit anderen Kommandanten ein wenig zu plaudern. Wenn wir gegenseitig unsere Erfahrungen austauschten war es fast so, als sei ich wieder auf See. Gerade am Anfang war das eine ungeheure Erleichterung für mich und half mir sehr bei der Überwindung dieser schweren Zeit. Es war eine Ablenkung und etwas, worauf ich mich jeden Abend freute.

12. Dezember 1940, 10:53 Uhr

"VATI!" Meine Tochter rannte auf mich zu, als ich aus dem Zug stieg. Ich war vor wenigen Minuten am Hauptbahnhof in Köln eingetroffen. Endlich konnte ich nach fast zwei Monaten wieder meine Lieben in die Arme schließen.

"Lisbeth!" Ich lächelte und umarmte meine Tochter. Es war so schön wieder zu Hause zu sein! Nunja, zumindest fast zu Hause. Noch immer befand sich meine Familie bei den Kaisers in Köln.

"Wie geht es Dir, Vati? Warum warst Du so lange weg?"

"Ich hatte viel zutun, mein Engel. Ich wäre nur zu gerne schon vorher gekommen, glaube mir das!"

Auch meine Frau begrüßte ich nun herzlich. Sie hatte aus der Zeitung und dem Radio erfahren, dass ich mittlerweile an Land arbeitete. Wie zu erwarten war ihre Reaktion darauf mehr als nur begeistert.

"Oh Tom, endlich! Endlich hast Du es getan! Ich bin so froh! Oh, Tom!"

Ich fühlte mich hundeelend, als sie sich so freute. Selbst ging es mir schon seit einigen Tagen nicht mehr gut. Die Euphorie als Ausbilder zu arbeiten war dahin und auch die Abende im Offizierskasino konnten mich nicht mehr aufheitern. Nein, ganz im Gegenteil: Ich ließ immer öfter den Alkohol in mich fließen und hoffte, so meinen depressiven Phasen zu entgehen. Dass dies nicht funktionierte war schon vorher klar. Doch dass mich dieses Spiel fast meine Ehe kosten würde - damit hätte ich niemals gerechnet.

Voetmann
08.09.14, 17:51
Köln
26. Dezember 1940
12:56 Uhr

Unaufhaltsam neigte sich das Jahr nun seinem Ende entgegen. Ein Jahr, das soviel Leid über uns gebracht hatte. Die Versenkung von U64 und anderen Booten mit unzähligen guten Seeleuten an Bord; der Bombenangriff auf Kiel, die Versenkung meines alten Bootes.
Aber was am Schlimmsten war: Der Tod von tausenden Seeleuten, den ich alleine zu verantworten hatte. Wieviele große Schiffe hatten wir mittlerweile versenkt? Wieviele hunderte von Menschen auf jedem einzelnen von ihnen? Ich wollte darüber erst gar nicht nachdenken. Die Briten mussten mich hassen, mussten mich wirklich hassen für das, was ich tat. Wahrscheinlich stand ich ganz weit oben auf ihrer Abschussliste - gemeinsam mit Winterstein.

Das Weihnachtsfest wurde zu einem Spießroutenlauf für mich. Ich konnte mich nur schwer an der Zeit mit meiner Familie und den Geschenken erfreuen, welche wir uns gegenseitig machten. Daran war nicht der Krieg Schuld, zumindest nicht ganz. Nein, etwas anderes machte mich fertig: Mir fehlte die See. Ich wollte wieder hinaus aufs Meer, wollte das Stampfen der Diesel und das Rauschen der Wellen hören. Je länger ich in Köln war, desto größer wurde meine Sehnsucht. Ich musste wieder hinaus! Nur wie sollte ich Inge dies klarmachen? Sie würde es gewiss nicht gutheißen und mich davon abhalten wollen. Ich überlegte lange, ob ich es ihr sagen sollte oder nicht - immerhin wollte ich ihr das Weihnachtsfest und auch die Feier ins neue Jahr nicht verderben. So versuchte ich so gut es ging, mir nichts anmerken zu lassen und weiter den frohen Mann zu spielen, der nun an Land arbeiten durfte.

01. Januar 1941, 09:28 Uhr

Das neue Jahr hatte begonnen. Ein Jahr, von dem noch niemand wusste, wie es werden würde. Würde 1941 für uns alle die Wende bringen? War der Krieg bald vorbei? Wieder spürte ich die Hoffnung in mir hochkommen, dass das alles bald ein Ende hatte. Und wieder würde ich - genau wie 1940 - enttäuscht werden. Dessen war ich mir sicher. An diesem Morgen des Neujahrstages ging ich mit Inge zusammen in die Küche der Kaisers, um ihr etwas mitzuteilen. Etwas, was mir sehr schwer fiel.

"Schatz, hör mal zu."

Ich nahm die Hände meiner Frau. Was ich nun sagen musste würde mir nur schwer über die Lippen kommen, das wusste ich. Doch es musste sein - ich musste Inge die Wahrheit sagen.

"Wie Du vielleicht gemerkt hast, bin ich in der letzten Zeit ziemlich nachdenklich gewesen."

"Ja. Was ist denn los, Tom? Hast Du irgendetwas?"

"Darüber möchte ich mit Dir sprechen, Liebling."

Ich schluckte kurz, bevor ich fortfuhr.

"Es geht um die Marineakademie - um das Arbeiten an Land."

"Was ist damit?"

"Inge, ich... ich kann das nicht."

Nun sah meine Frau mich halb verwirrt, halb fassungslos an.

"Was?!"

"Mir fehlt die See, das Boot, meine Männer... mir fehlt das alles."

Nun stand Inge auf, in ihren Augen hatte sie einen entsetzen und ängstlichen Ausdruck.

"Du willst mir doch nicht etwa sagen, dass Du - dass Du -?"

"Doch, Inge. Genau das will ich sagen. Ich will wieder auf See."

Inge öffnete den Mund, sagte jedoch nichts. Stattdessen wandte sie sich blitzschnell um und rannte aus der Küche. Ich stand auf und ging ihr hinterher.

"Inge, warte! Liebling, warte doch!"

Inge war aus dem Haus gerannt. Auf der Einfahrt konnte ich sie schließlich einholen.

"Inge, lass mich -!"

"Gar nichts lasse ich Dich, Tom! Ich will, dass Du hier verschwindest! Meinetwegen geh zurück nach Kiel oder Frankreich oder wohin auch immer... aber ich will Dich hier nicht mehr sehen!"

"Inge, bitte!"

Mir blieb beinahe das Herz stehen, als sie diese Worte zu mir sagte.

"Nein, Tom! VERSCHWINDE!!"

Ruprecht I.
08.09.14, 18:50
Seemanns Braut ist die See
und nur ihr kann er treu sein... (https://www.youtube.com/watch?v=zOInn_N5hLw)

Hohenlohe
08.09.14, 19:47
Das ist ja starker Tobak!! Von der eigenen Frau aus dem Haus geworfen zu werden...schöner Urlaub...*seufz*

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

Voetmann
09.09.14, 17:55
St. Nazaire
09. Januar 1941
16:54 Uhr

Über eine Woche lang hatte ich nun schon keinen Kontakt mehr zu meiner Familie. Ich konnte einfach nicht glauben, dass Inge mich wirklich rausgeschmissen hatte - die Frau, welche ich über alles liebte.
Ich war zuerst zurück nach Kiel gefahren, um in Ruhe über alles nachdenken zu können. Der Schock saß tief und ich fühlte eine unendliche Traurigkeit in mir. Immer wieder sah ich mir unsere Familienfotos an und fragte mich, womit ich dies verdient hatte. Ich hatte doch versucht an Land zu arbeiten! Ich hatte doch versucht, dem Wunsch meiner Frau Folge zu leisten. Es hatte nicht geklappt - und jetzt warf sie mich einfach so hinaus? Einfach so, ohne Erklärung? Sie hatte doch mitbekommen, dass es mir nicht gut ging - hatte es sogar selber gesagt. Warum also tat sie mir so etwas an?

Drei Tage nach meiner Ankunft in Kiel war ich dann nach Frankreich aufgebrochen. Die anfängliche Trauer war inwzischen fast schon in Wut umgeschlagen. In Wut auf die Frau, welche mich so dermaßen verletzt hatte. Selbst von Lisbeth hatte ich mich nur kurz verabschieden können, weil Inge zusammen mit ihr wegfuhr. Theo Und Johanna hatten mir ein Taxi besorgt, welches mich zum Bahnhof brachte. Ihren Aussagen zufolge sollte ich Inge etwas Zeit geben, bis sie das Ganze verdaut hatte. Sie waren auch nicht glücklich über meinen Entschluss, doch sie hatten gesehen, wie schlecht es mir in der letzten Zeit ging. Wenigstens die beiden zeigten etwas Verständnis.

Nun saß ich im Büro von Korvettenkapitän Sohler und bat ihn, mir ein neues Kommando zu geben. Ich hoffte, dass er meiner Bitte stattgab.

"Sie wollen ein neues Kommando?"

"Sehr gerne, Herr Korvettenkapitän."

"Warum so plötzlich?"

"Ich brauche die See, Herr Korvettenkapitän. Ich kann nicht mehr."

"Was soll das heißen, Sie können nicht mehr?"

"Ich kann nicht an Land arbeiten. Ich brauche meine Männer, mein Boot... ich bin Seemann, Herr Korvettenkapitän - und ich möchte meine Männer nicht länger im Stich lassen."

Sohler lehnte sich zurück und betrachtete mich lange. Ich wartete auf seine Entscheidung, innerlich ziemlich aufgewühlt. Was war, wenn er ablehnte? Wenn er meinem Gesuch nicht stattgab? Weiter an Land arbeiten konnte ich nicht, es würde mich fertig machen. So verrückt es auch war, ich wollte - nein musste - wieder auf See.

"Was ist mit Ihrer Familie? Haben Sie nicht ihretwegen aufgehört?"

"Das ist richtig, Herr Korvettenkapitän. Ich habe es versucht, aber es ging nicht."

"Und was sagt Ihre Frau dazu?"

"Sie hat mich verlassen."

"Sie hat Sie verlassen?!"

"Ja. Aber - bei allem Respekt, Herr Korvettenkapitän. Brauche ich wirklich die Zustimmung meiner Frau, um wieder auf See zu können?"

"Natürlich nicht, Voetmann - aber ich bin immer um das Wohl meiner Kommandanten bemüht, wie Sie wissen."

Nun sah er mir in die Augen. Ich konnte etwas Zweifel darin erkennen, jedoch auch Mitleid.

"Gibt es eine Möglichkeit, dass Ihre Frau zu Ihnen zurückkehrt?"

Darüber hatte ich in der Vergangenheit wenig nachgedacht und wenn ich es mir recht überlegte, war es mir zu diesem Zeitpunkt völlig egal. Inge hatte mich im Stich gelassen, als ich sie am Meisten brauchte.

"Ich denke schon, Herr Korvettenkapitän."

"Gut. Nun zurück zu Ihrem Antrag. Ich werde ihn an Admiral Dönitz weiterleiten - er muss entscheiden. Es kann allerdings etwas dauern, bis seine Entscheidung da ist. Solange werden Sie wohl oder übel warten müssen."

"Jawohl, Herr Korvettenkapitän."

Hohenlohe
09.09.14, 19:31
Wir wünschen dem Voetmann alles Gute für die nächste Feindfahrt...hoffentlich bekommt er sein altes Boot wieder...:ph:

herzlichste grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

George Pickett
09.09.14, 19:37
So san die Weiber halt...aber wie Bob Marley schon sang: "Koa Weiber, koa Gschrei!" :teufel: :D

Ruprecht I.
09.09.14, 19:42
Nö, das waren JBO :teufel:


Das ist ja starker Tobak!! Von der eigenen Frau aus dem Haus geworfen zu werden.
Von einer anderen wäre ja wohl noch schöner!
Obwohl... Schwiegermonster...

Voetmann
09.09.14, 20:15
Tjaja, der gute Voetmann muss schon wieder leiden... irgendwie entwickelt sich der AAR wieder einmal nicht so, wie wir das wollen. Undankbares Ding! :motz::D

Bigfish
09.09.14, 22:04
Willkommen im Club!

Voetmann
10.09.14, 01:06
St. Nazaire
06. Februar 1941
17:00 Uhr

Beinahe einen Monat dauerte es, bis ich die Antwort von Admiral Dönitz erhielt - und zwar von ihm persönlich. Nachdem er von meiner Bitte erfahren hatte, hatte er sich sofort auf den Weg zu mir gemacht, um mich persönlich zu sprechen. Ich wusste im ersten Moment nicht, was ich davon halten sollte. Natürlich war mir klar, dass Dönitz wohl ein wenig enttäuscht über meine Entscheidung sein musste, denn immerhin waren die neuen Kommandanten und Offiziere sehr erfolgreich. Ob dies allerdings nur an meiner Anwesenheit und meinem Unterricht lag bezweifelte ich. Es war wohl eher das Können der Männer. Ich hoffte, dass es auch weiterhin so blieb.

Als ich das Büro des Flottillenchefs betrat, war Admiral Dönitz bereits anwesend. Er stand auf und lächelte mir entgegen.

"Fregattenkapitän Voetmann, schön Sie zu sehen!"

"Herr Admiral."

"Setzen Sie sich bitte. Etwas zu trinken?"

"Danke, Herr Admiral."

Ich betrachtete mir Dönitz, während er uns beiden etwas in die Gläser goss. Noch immer sah er sehr aufgewühlt aus. Kein Wunder, denn vor ein paar Wochen erschütterte eine Schreckensnachricht die gesamte Kriegsmarine. Die Britannic, ein britisches Linienschiff, war von einem deutschen Uboot versenkt worden. Zwar sprach die Propaganda von einem Unglück auf dem Dampfer selbst, doch niemand von uns glaubte daran. Mir selber ging das Schicksal der Menschen auf diesem Schiff sehr nahe. Es waren Frauen und Kinder an Bord, die vor dem Krieg fliehen wollten - welche in Amerika auf ein besseres Leben gehofft hatten. Es war einfach eine schreckliche Vorstellung, dass jemand von uns für ihren Tod verantwortlich sein sollte. In solchen Momenten wünschte ich mir, dass ich einfach mit dem gesamten Krieg abschließen könnte.
Ich erinnerte mich noch genau daran, wie mir das Nicht-Torpedieren eines britischen Passagierschiffes vor knapp einem Jahr beinahe das Genick gebrochen hätte. Nur mit viel Glück und aufgrund meiner hohen Versenkungszahlen wurde ich ausschließlich für einen Monat beurlaubt, auch wenn ich das Kommando über mein damaliges Boot verloren hatte. Nun sahen wir alle, was die Versenkung eines solchen Schiffes für Konsequenzen hatte.
Wer genau hinter der Versenkung steckte wusste ich nicht - ich wollte es auch gar nicht wissen. Ich hoffte einfach nur, dass derjenige seinen Fehler einsah und es ein großes Missverständnis war.

"Sie möchten also wieder auf See?"

Dönitz´ Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ich blickte ihn an. Mittlerweile hatte auch er sich wieder hingesetzt.

"Jawohl, Herr Admiral."

"Das ist äußerst schade, Voetmann. Sie sind ein guter Ausbilder. Ihre Jungs haben ziemlich gute Erfolge bei den Übungen."

"Vielen Dank, Herr Admiral."

"Sie wissen, dass es auf See immer schwieriger für uns wird? Jetzt, wo die Briten amerikanische Zerstörer haben?"

"Ja, Herr Admiral - wir werden das schon schaffen."

"Sehen Sie das nicht so leichtsinnig, Voetmann. Es wird schwerer für uns werden."

"Ich bin mir der Gefahr bewusst, Herr Admiral. Erstrecht -."

"Erstrecht?"

"Nunja. Seit der Versenkung der Britannic werden die Briten alles daran setzen, den Schuldigen zu finden."

"Davon können Sie ausgehen, Voetmann. Doch wie ich weiß haben sie noch keine Ahnung, wer es gewesen ist."

"Sie wissen es, nicht wahr?"

"Ja, Voetmann - ich weiß es."

Ich atmete tief durch. Kurz war ich versucht, Dönitz nach den Namen zu fragen; doch zum Einen hätte er ihn mir wahrscheinlich nicht genannt und zum Anderen wollte ich nicht wirklich wissen, wer es war.

"Sie sind sich also sicher, dass Sie wieder auf See wollen - trotz der größeren Gefahr?"

"Ja, Herr Admiral."

Dönitz seufzte. Ich merkte ihm an, dass er mit meinem Entschluss nicht ganz zufrieden war.

"Also gut, Voetmann. Ich werde sehen, dass ich eines der neuen IXer-Boote so schnell wie möglich für Sie fertig habe. Es wird allerdings frühestens Mitte März wieder hinausgehen."

"Vielen Dank, Herr Admiral. Das bedeutet mir wirklich viel!"

"Schon gut. Nur sehen Sie zu, dass Sie nicht so schnell versenkt werden!"

"Ich werde auf mich und meine Männer aufpassen, Herr Admiral. Ach, Herr Admiral. Da wäre noch etwas..."

"Und was?"

"Könnte ich meine Männer wiederhaben? Es wäre mir sehr wichtig."

"Tut mir Leid, Voetmann - doch das geht nicht mehr. Sie sind jetzt wieder unter ihrem ursprünglichen Kommandanten - Kapitänleutnant Schultze."

Ich war etwas enttäuscht. Wieder eine Mannschaft, die ich verlor und wieder eine neue, an die ich mich erst gewöhnen musste. Eine andere Wahl hatte ich jedoch nicht.

"Jawohl, Herr Admiral. Schultze ist also wieder gesund?"

"Das ist er, Voetmann."

"Gut. Ich danke Ihnen, dass Sie mich wieder auf See schicken."

"Schon gut. Wenn ich ehrlich sein soll haben wir Sie vermisst auf See. Ich hoffe bloß, dass Ihr Erfolg Ihnen treu geblieben ist."

"Ich auch, Herr Admiral."

Ich erhob mich und verabschiedete mich von Dönitz. Endlich! Endlich wieder auf See! Zwar dauerte das Ganze noch etwa einen Monat, doch ich kam wieder raus. Niemals hätte ich gedacht, dass es mir irgendwann einmal wieder so gut gehen würde wie in diesem Augenblick - und niemals hätte ich gedacht, dass gleich die erste Fahrt einen der größten Erfolge meiner Laufbahn bereithalten würde - und auch eine der schlimmsten Versenkungen, die ich je erlebt hatte.

Hohenlohe
10.09.14, 05:45
"...eine der schlimmsten Versenkungen, die ich je erlebt hatte." Was meint ihr denn damit...?? Und das alles bei der nächsten Feindfahrt...und gleichzeitig einer der grössten Erfolge seiner Laufbahn. Wir sind schon sehr gespannt...!! :ph:

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

Voetmann
10.09.14, 21:30
Tjaja, werter Hohenlohe. Geduld, Geduld. :D
Aber danke für Eure noblen Worte. :)

Voetmann
10.09.14, 21:52
Lorient
01. März 1941
18:08 Uhr

Vor drei Tagen hatte ich erfahren, welches neue Boot ich erhielt. U103, frisch aus der Werft und vom Typ IXB. Dies bedeutete auch eine Versetzung zur 2. U-Flottille nach Lorient. Der gleichen Flottille, welche auch Winterstein angehörte.
An diesem Tage saß ich in meinem neuen Büro und sah mir die Akten meiner neuen Männer an. Kurz zuvor hatte ich einen Brief nach Köln geschickt, in welchem ich meiner Familie von der aktuellen Entwicklung unterrichtete. Immer mal wieder hatte ich im Laufe der letzten Monate Briefe in die Heimat geschickt, doch noch hatte ich keine Rückantwort bekommen. War Inge noch immer sauer auf mich oder dauerte die Post nun auch länger als üblich, genau wie die Züge? Ich hoffte auf Zweiteres.

Als ich sämtliche Akten durchgelesen hatte beschloss ich, mich mit meinem neuen IWO Thomas Clemens - mit welchem ich inzwischen sehr gut befreundet war - ins Offizierskasino zu einer kleinen Vorbesprechung und dem ein oder anderen Bier zu begeben.

Wie der Zufall es wollte trafen wir dort auf Maximilian Winterstein. Auch er hatte in der letzten Zeit dasselbe durchgemacht wie ich, was die Familie betraf. Seine Frau Marion hatte ihn rausgeschmissen, und zwar aus denselben Gründen wie Inge es bei mir getan hatte. Er tat mir Leid, wusste ich doch, wie sich diese Schmach anfühlte - aber das war wohl der Preis, welchen man als Uboot-Kommandant zu zahlen hatte.

Natürlich wurde auch das Thema Britannic erwähnt. Ich war mehr als froh, dass Max nicht derjenige war, welcher das Linienschiff versenkt hatte. Ich wusste nicht, wie ich sonst reagiert hätte. Es war einfach unglaublich, dass tatsächlich ein Kommandant zu einer solchen Gräueltat in der Lage war. Ich erinnerte mich noch genau an die Nacht, in welcher ich ein Passagierschiff entdeckt hatte. Es war noch mit U64 gewesen und ich konnte es einfach nicht versenken. Die Konsequenz daraus war der Verlust meines Kommandos auf ebenjenem Boot. Natürlich berichtete ich Winterstein davon, doch er kannte die Geschichte bereits. Sie war ja damals bei der 7. Flottille wie ein Lauffeuer umgegangen.

Als Max von der Versenkung zweier weiterer Großkampfschiffe der Briten erzählte merkte ich, wie ich immer stolzer auf ihn wurde. Klar, mir ging es immer sehr nahe, wenn ich solche Schiffe und ihre Besatzungen versenkte; doch sie waren ein immenser Schaden und ein großer Schlag für die Royal Navy. Ich wusste nicht, wen die Tommys mehr hassten: Winterstein oder mich. Es glich sich wohl aus.

Glücklicherweise wurde auch dieses Thema sehr schnell gewechselt und ich berichtete von meinem zweiten Einbruch in Scapa Flow und die Zeit mit Leutnant Werner. Da auch Winterstein den Kriegsberichter mit an Bord hatte, wurde das Gespräch sehr interessant. Gerade an den Punkten, an welchen Werner Max ins Gewissen reden wollte. Ich konnte nicht umhin, das eine oder andere Mal zu grinsen.
Natürlich wurde auch der Zerstörer erwähnt, welcher uns trotz Schleichfahrt geortet hatte. Schien ein Markenzeichen von mir zu sein, dass mich sämtliche Zerstörer fanden. Ich selber fand es nicht besonders witzig. Winterstein dagegen umso mehr. Wohl als kleine Rache für mein ewiges Grinsen beim Thema Leutnant Werner.

Allzu schnell ging auch dieser Abend wieder vorbei. Doch ich war mir sicher, dass man sich demnächst vielleicht wieder öfter sehen würde. Winterstein würde zwar schon in zwei Tagen wieder auf See sein - anders als ich, für den es erst in etwas über einer Woche soweit war - doch immerhin waren wir nun wieder einmal in der gleichen Flottille.

Hohenlohe
10.09.14, 22:47
Welch Freude für die Briten...die beiden besten deutschen U-Bootkommandanten in einer Flotille und beide im Einsatz, wenn das nicht den ollen Churchill Blut und Wasser schwitzen lässt...:top:
Nur weiter so!!

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

Voetmann
10.09.14, 23:39
Lorient
09. März 1941
21:02 Uhr

Wie immer am Abend vor dem Auslaufen saß ich auch heute mit meinen Offizieren gemeinsam im Offizierskasino. Waren meine alten Besatzungen eher ruhig und fast schon normal, so waren die drei Herrschaften - mein IWO Leutnant Thomas Clemens, der IIWO Leutnant Edgar Reinhardt und LI Dieter Kunze - ziemlich aufgeweckt, neugierig und immer für einen Scherz zu haben.
Den IWO kannte ich bereits von der Marineakademie, in welcher er seine Ausbildung gemacht hatte. Vom ersten Moment an verstanden wir uns prächtig und waren beim Du. Ich war gespannt, wie er auf See sein würde. IIWO Reinhardt und LI Kunze kamen von einem der Übungsboote. Laut Akte waren sie hervorragende Leute. Gerade beim LI war es eine große Erleichterung für mich, da es erfahrungsgemäß meistens ziemlich brenzlig wurde auf meinen Fahrten.

"Also, Männer! Die neuen Einsatzbefehle erhalten wir morgen. Lassen Sie uns hoffen, dass man uns nicht mehr in die Nordsee schickt."

"Na, so verzweifelt wird der Dönitz schon nicht sein.", meinte der IIWO und setzte ein leises "Hoffe ich doch." hinterher. "Die IXer-Boote werden jetzt wahrscheinlich weit hinaus in den Atlantik geschickt."

"Wollen wir es hoffen, Leutnant. Ich kann die Nordsee nicht mehr sehen."

Jetzt grinste Kunze.

"Das Uboot-Ass hat immer Patrouillen in der Nordsee gefahren, ich weiß. Ziemlich nachsichtig von unserer lieben Führung."

"Nunja. Immerhin hatten wir dort auch große Erfolge."

"Müssen wir Sorge haben, dass Sie uns auf der ersten Fahrt nach Scapa Flow schicken?"

"Nein, keine Sorge. Hier haben wir andere Häfen."

Nun war es der IWO, welcher über den dämlichen Gesichtsausdruck in Kunzes Gesicht lachte.

"Da fahren wir auch nicht hin. Jedenfalls nicht so schnell. Nun, meine Herren. Auf ins Bettchen! Morgen früh will ich eine fitte Mannschaft haben!"

"Jawohl, Herr Kapitän!"

10. März 1941, 09:14 Uhr

Endlich wieder auf der Brücke eines großen Bootes! Schon als ich es betrat spürte ich einen freudigen Stich in der Herzgegend. Hier hatten wir endlich wieder mehr Platz und eine größere Menge an Treibstoff - mit diesem Boot konnten wir wieder mehr reißen. Auch die Torpedos waren mit 22 Stück wieder ausreichend vorhanden. Nun mussten wir nurnoch Abnehmer für unsere Aale finden.

"Dann wollen wir mal, LI! Kleine Fahrt voraus!"

"Jawohl, Herr Kapitän! Ah, dieses Boot wird schnurren wie ein Kätzchen!"

Mit kleiner Fahrt löste U103 sich vom Pier, wo eine riesige Menschenmasse uns verabschiedete. Endlich! Endlich wieder auf See! Als ich das Stampfen und den Geruch der Diesel vernahm fühlte ich mich zum ersten Mal nach langer Zeit wieder heimisch. Ich war wieder dort, wo ich hingehörte - auf See. Und eines war sicher: So schnell würde mich niemand mehr dort wegholen.

Voetmann
11.09.14, 20:04
Biskaya
11. März 1941
22:48 Uhr

BF-44 hieß unser neues Planquadrat. Zwar nicht so weit hinaus wie ich es mir erwünscht hätte, doch immerhin keine Nordsee. Es war schon sehr lange her, dass ich hier auf Patrouille war. Nur auf unserer allerersten Fahrt waren wir so weit hinausgeschickt worden.
Da wir nun ein neues Boot hatten wollte ich natürlich auch herausfinden, was es konnte. Ich musste wissen, ob ich mich auf U103 auch in Gefahrensituationen verlassen konnte. Zu diesem Zweck hatte ich für heute Abend eine Tauchübung angesetzt, auch um zu wissen, wie gut die Besatzung war. Sie waren schließlich beinahe ausnahmslos Neulinge und gerade von der Marineakademie gekommen. Mit dem IWO hatte ich mich schon abgesprochen, um punkt elf Uhr sollte es losgehen.

"ALAAAAAAAAAAAARM!! FLUUUUUUUUUUUTEN!!" Der Schrei des Wachgängers hallte durch das Boot. Ich hatte mich vor wenigen Sekunden in der Zentrale eingefunden. Nun stürmte die Brückenbesatzung die Leiter herunter und alle Männer, die nicht gebraucht wurden, in den Bugraum. Das Dumme war nur, dass wir an der jetzigen Stelle - und auch noch in unserem Planquadrat - relativ seichtes Gewässer hatten. Die Maximaltiefe lag vielleicht bei hundert Metern. Ich ließ erst einmal auf fünfzig Meter tauchen.

"30 Meter gehen durch.", meldete der LI, welcher beim Tiefenruder stand. Die versammelten Männer in der Zentrale warfen sich immer wieder beurnhuhigende Blicke zu. Wahrscheinlich rechneten sie jeden Moment mit Detonationen. Dies wäre allerdings nicht allzu schlimm, da wir bereits in sicheren Tiefen waren. Solange keine Wasserbomben abgeworfen wurden, konnte uns nichts mehr passieren. Selbst wenn dies also ein echter Alarm gewesen wäre, hätten die Männer ihre Aufgabe sehr gut gemeistert. Kaum eine Minute nach dem Ausruf waren wir auf fünfzig Meter. "Einpendeln."

Das Boot begab sich wieder in die Wagerechte.

Ich blickte zu meinen Jungs und konnte mir ein leichtes Grinsen nun nicht mehr verkneifen.

"War nur ´ne Übung, Männer! Gute Arbeit. Wenn wir allerdings schonmal hier unten sind und nur wenig Tiefe haben, gehen wir mit dem Boot mal so tief wie möglich. Auf Grund!"

"Auf Grund, Herr Kapitän?"

"Ganz recht, LI. Auf Grund!"

"Was sagt man dazu? Unser Kapitän ist lebensmüde!" Kunze grinste. "Auf Grund!"

Langsam glitt unser Boot dem Meeresboden entgegen. Ich hatte auf Schleichfahrt gehen lasssen, um keinen frontalen Aufprall zu haben. Nun wollte ich wissen, wie es sich mit dem Horchgerät verhielt. Wenn wir schon nicht auf maximale Tiefe gehen konnten, probierten wir eben andere Gerätschaften aus.

"90 Meter gehen durch."

"Aufkommen."

Da es hier nur 93 Meter tief war würden wir den Grund wohl bald erreichen. Wieder glitt das Boot in die Wagerechte.

"Maschinen stopp!"

Die E-Motoren erstarben und einige Sekunden später setzten wir sachte auf Grund auf. Es ruckelte kurz, danach war alles still.

"Gut gemacht, Männer! Jetzt wollen wir das Horchgerät einmal ausprobieren."

Bootsmann Günther Blechschmidt war unser Mann fürs Hydrophon. Langsam drehte er das Rad im Kreis.

"Irgendetwas zu hören?"

"Noch nicht, Herr Kapitän."

Einige Minuten vergingen, ehe Blechschmidt wieder zu mir sah.

"Nichts zu hören, Herr Kapitän. Alles still da oben."

"Gut. Saubere Arbeit. Auftauchen, Männer! AK voraus und weiter auf Kurs."

"Jawohl, Herr Kapitän!"

Den ersten Test hatte das Boot gut bestanden. Das Hydrophon konnten wir immernoch zum Einsatz bringen, wenn wir Sichtkontakt hatten - und auch die maximale Tauchtiefe konnten wir festlegen, wenn wir in tieferen Gewässern waren.
Ich begab mich in die Messe und schrieb einen Eintrag ins Kriegstagebuch.

Logbucheintrag Fregattenkapitän Thomas Voetmann, 11. März 1941

Erster Test mit dem neuen Boot gut überstanden. Maximale Tiefe konnten wir leider nicht ausprobieren, da wir uns in seichten Gewässern befinden. Das Hydrophon konnten wir mangels Kontakten ebenfalls nicht testen. Wird aber gemacht, sobald wir die Gelegenheit dazu haben.
Die Mannschaft hat sich bis jetzt gut bewährt. Mal schauen, was die Zukunft bringt.
Ich kann noch immer nicht glauben, dass ich wieder auf See bin - ein unbeschreibliches Gefühl!

Hohenlohe
11.09.14, 22:38
Wann ist es denn soweit mit den Versenkungserfolgen...?? Solange es keine Selbstversenkung ist, sind wir ja zufrieden...*frotzel* *grins* Ich halte es vor Spannung kaum aus und ihr schreibt etwas über Übungsroutine...*gnarrr* Ich will ein Update sehen...:ph:

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

Voetmann
11.09.14, 23:20
Kommt im übernächsten Update, werter Hohenlohe. Nurnoch etwas Geduld. :D

Voetmann
12.09.14, 12:18
Planquadrat BF-44
12. März 1941
07:39 Uhr

"Schiff gesichtet!"

Wir hatten vor einer knappen halben Stunde unser Planquadrat erreicht. Die See war in den letzten paar Stunden rauher geworden und die Wellen schüttelten uns gut durch. Bei dieser Waschküche überhaupt irgendetwas zu sehen war schon eine Höchstleistung. Wachgänger Thomsen hatte sie erreicht.

"Wo genau?"

"Lage 324, Herr Kapitän! Macht langsame Fahrt!"

Ich richtete mein Fernglas in die Richtung, sah jedoch erst einmal nichts.

"Was für ein Mistwetter! Abfangkurs, AK voraus!"

"Jawohl, Herr Kapitän!"

08:27 Uhr

Aufgrund der schweren See und schlechten Sicht dauerte es über eine Stunde, bis wir das Schiff entdeckten. Man, Thomsen schien ebenfalls ein Adlerauge zu sein. Bei so einem Mistwetter was zu entdecken war schwer - sehr schwer.

"UZO auf Brücke!"

Nun wollte ich wissen, mit wem wir es hier zutun hatten. Das Deckgeschütz konnten wir nicht bemannen, dafür war die See zu unruhig. Also musste hier ein Torpedo herhalten.

http://s1.directupload.net/images/140912/vb7d5fdp.png (http://www.directupload.net)

"Hm... ein C3. Alles klar. Torpedorohre eins und zwo bereitmachen!"

"Jawohl, Herr Kapitän!"

Uns trennten noch immer mehr als drei Kilometer von unserem Ziel. Ein Distanzschuss bei rauher See - jetzt wollte ich sehen, ob sich innerhalb des letzten halben Jahres etwas bei den Torpedoversagern getan hatte. Sicherhaltshalber nahm ich jedoch weiterhin die Aufschlagszünder.

"Torpedos feuerbereit, Herr Kapitän!"

"Achtung, Schusslösung: Entfernung 3500 Meter an Lage 110! Fahrt acht Knoten!"

"Eingestellt!"

"Torpedos los!"

Jetzt hieß es abwarten und hoffen. Beinahe drei Minuten würde es dauern, bis die Torpedos ihr Ziel trafen. Wieder einmal Minuten, welche uns allen wie Stunden vorkommen sollten.

"Noch dreißig Sekunden, Herr Kapitän!"

Ich hob mein Fernglas an die Augen und beobachtete das Schiff vor uns.

"Gehen Sie auf kleine Fahrt."

"Jawohl, Herr Kapitän!"

Noch fünfzehn Sekunden... jetzt wurde es ernst. Zehn Sekunden... und eine Detonation, gefolgt von einer zweiten. Die Torpedos hatten getroffen!

http://s14.directupload.net/images/140912/78d7ehvd.png (http://www.directupload.net)

http://s1.directupload.net/images/140912/8t8gsorb.png (http://www.directupload.net)

"Hm... jetzt mal schauen."

Normalerweise reichten zwei Torpedos für ein solches Schiff aus. Immerhin hatten wir in der Vergangenheit mehrere solcher Frachter mit zwei Torpedos versenkt - doch dieser hier schien mit unseren beiden Aalen noch nicht genug zu haben. Zwar stoppte er die Maschinen, doch ans Sinken dachte er nicht.

http://s14.directupload.net/images/140912/ua4g2ohs.png (http://www.directupload.net)

"Wie lange dauert das Nachladen noch?"

"Fünfzehn Minuten, Herr Kapitän."

"Gut, beeilt Euch! Währenddessen Rohr drei klarmachen zum Fangschuss!"

"Jawohl, Herr Kapitän!"

Wir näherten uns dem Frachter nun immer weiter an. Durch das Fernglas konnte ich sehen, wie Rettungsboote zu Wasser gelassen wurden. Gott sei Dank! Eine weitere Besatzung, welche sich retten konnte - wenn es alle geschafft hatten. Immerhin war es durchaus möglich, dass Seeleute auf dem Frachter durch die beiden Torpedotreffer ihr Leben verloren hatten - leider.

"Warten wir noch, bis alle von Bord sind. Dann geben wir ihm den Gnadenstoß."

08:47 Uhr

http://s1.directupload.net/images/140912/f42wma2m.png (http://www.directupload.net)

"Achtung, Schusslösung für Rohr drei! Entfernung 2500 Meter an Lage 116! Fahrt null."

"Eingestellt!"

"Feuer!"

"Rohr drei abgefeuert!"

Das war es dann für den Frachter - dachte ich. Wenige Minuten sah alles gut aus, bis unser Aal kurz vor dem Ziel war. Natürlich, ein Blindgänger.

http://s7.directupload.net/images/140912/vja5oyvn.png (http://www.directupload.net)

"Verfluchte Scheiße!"

Drei Aale für einen verdammten Frachter waren selbst für mich zuviel. Da das Wetter allerdings noch immer so schlimm war wie zu Anfang war es uns nicht möglich, das Deckgeschütz zu besetzen. Also musste erneut ein Torpedo herhalten. Sollte dieser auch nicht treffen würde ich den Angriff abblasen. Fünf Torpedos waren dann wirklich zuviel des Guten.

http://s7.directupload.net/images/140912/bzyhfbsk.png (http://www.directupload.net)

"Achtung, Schusslösung für Rohr vier! Entfernung 2200 Meter an Lage 114! Fahrt null. Lasst uns hoffen, dass der Aal trifft!"

Er tat uns den Gefallen. Nach Ablauf der Zeit gab es eine Detonation.

"Genickbruch, Männer Der hat´s hinter sich!"

http://s14.directupload.net/images/140912/gg2ffppf.png (http://www.directupload.net)

Ich war mehr als nur froh, dass die Besatzung bereits von Bord war. Innerhalb einer Minute versanken beide Teile des Schiffes in den Fluten der Biskaya.

"Gut! Schauen wir mal, ob wir der Besatzung helfen können."

Wir gaben den Seeleuten etwas Proviant und Segelanweisungen zur nächstgelegenen Küste mit. Ich hoffte, dass sie es schaffen würden. Bei dem Seegang war es durchaus möglich, dass ihnen etwas geschah. Am Liebsten hätte ich sie ins Boot geholt, doch wir hatten nicht ausreichend Platz für alle. So konnte ich nur hoffen. Hoffen und beten.

Am 12. März 1941 um 09:03 Uhr sank ein britischer C3 Frachter mit 12.500 BRT nach drei Torpedotreffern in der Biskaya.

Hohenlohe
12.09.14, 13:20
Ob die Briten genauso entgegenkommend sind, wenn es umgekehrt wäre...das ist hier die Frage...? Immerhin seid ihr einer der gefürchtetesten U-Bootkommandanten den sie kennen...Aber ein schöner Erfolg bislang und Gibraltar kommt noch...:ph::ritter:

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::ritter::)

edit: Gibraltar ist natürlich falsch, das gilt ja nur für den Winterstein...*grins*

Voetmann
12.09.14, 13:42
Planquadrat BF-44
12. März 1941
11:20 Uhr

"Ich hoffe, dass die Besatzung es schafft."

"Welche?"

"Die vom Frachter."

"Du scheinst ja ziemlich viel Skrupel zu haben."

"Ein wenig Menschlichkeit schadet niemandem, Tom."

Zusammen mit meinem IWO stand ich auf der Brücke. Etwas über zwei Stunden lag die Versenkung des Frachters nun schon zurück. Ein guter Einstand für dieses Boot, hatten wir doch jetzt schon über 10.000 Tonnen auf unserer Liste stehen. Der Blindgänger ärgerte mich natürlich, ich schob diesen jedoch auf die schwere See und die große Distanz, aus welcher wir den Torpedo abgeschossen hatten.

"Bleibt zu hoffen, dass sich das Wetter irgendwann bessert." Ich nahm einen weiteren Zug meiner Zigarette. "Ich hasse rauhe See!"

"Da bist Du nicht der Einzige. Einige der Männer scheinen mir langsam seekrank zu werden."

"Die werden sich schon noch daran gewöhnen."

"Hoffentlich bald. Der Mief da unten ist widerlich."

"Wieso? Hat einer gekotzt?"

"Zwei."

"Oh man. Na, das kann was werden..."

11:42 Uhr

Logbucheintrag Fregattenkapitän Thomas Voetmann, 12. März 1941

Haben in den Morgenstunden einen C3 Frachter gesichtet und mit drei Torpedos versenkt. Ein Frühdetonierer war dabei. Ich hoffe, dass es nur an der rauhen See lag. Das Schiff ist durch Genickbruch gesunken. Nur gut, dass sich fast die gesamte Besatzung vorher in Sicherheit bringen konnte. Laut dem britischen Kommandanten hat es zwei seiner Leute erwischt.
Guter Einstand für U103, knapp über 10.000 BRT hat uns der Frachter eingebracht. Bin mal gespannt, ob sich diese Glückssträhne fortsetzt.

Ich hatte kaum den Stift beiseite gelegt, als ein Ruf ertönte.

"Schiff gesichtet!"

Schnell stand ich auf und kletterte die Leiter zur Brücke hoch.

"Wo haben Sie es?"

"Auf 045, Herr Kapitän!"

Ich hob das Fernglas an meine Augen.

http://s14.directupload.net/images/140912/7tu9e9yb.png (http://www.directupload.net)

Ein ungutes Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit. Der Frachter vorhin hatte vielleicht ein Kriegsschiff angelockt. Ich wollte kein unnötiges Risiko eingehen.

"Brücke räumen, auf Sehrohrtiefe gehen"

"Jawohl Herr Kapitän!"

11:54 Uhr

"Sehrohr ausfahren!"

http://s1.directupload.net/images/140912/rl62cmhs.png (http://www.directupload.net)

"Zerstörer. Wie ich es mir dachte..."

"Was machen wir jetzt, Herr Kapitän?"

"Gar nichts, IWO. Der fährt locker mit zwanzig Knoten, ist wohl auf der Suche nach uns. Sehrohr einfahren. Schleichfahrt und auf fünfzig Meter gehen. Kein Risiko!"

Etwa zwanzig Minuten blieben wir unter Wasser, bis Blechschmidt den Kontakt zum Kriegsschiff verloren hatte. Da der Brite relativ weit weg war hatte er uns nicht bemerkt. Glück gehabt!

13. März 1941, 00:01 Uhr

"Herr Kapitän, ich habe Horchkontakt!"

Ich hatte vor knapp zwanzig Minuten abtauchen lassen. Die See war noch immer unruhig und so wollte ich den Männern etwas Ruhe gönnen. Nun trat ich zu Blechschmidt ans Hydrophon.

"Was haben Sie?"

"Schnelles Schraubengeräusch, Herr Kapitän. Zwei Schiffe."

"Zwei? Zerstörer?"

"Bin mir nicht sicher, Herr Kapitän. Hört sich auf jedenfall nach Kriegsschiffen an."

Ich wägte unsere Chancen ab. Lust auf Zerstörer zu treffen hatte ich keine.

"Entfernung?"

"Gut 10000 Meter, Herr Kapitän."

"Kunze, bringen Sie uns näher heran! Schauen wir uns die Burschen einmal an. Sehrohrtiefe!"

"Jawohl, Herr Kapitän."

Ich wollte nur einen kurzen Blick riskieren und schauen, mit wem wir es zutun hatten. Zwei Zerstörer alleine auf Patrouille waren schon ziemlich ungewöhnlich. Klar, es gab jetzt spezielle Jagdgruppen, die nach Ubooten Ausschau hielten; doch diese waren immer mindestens zu viert unterwegs. Ich war neugierig, was da oben vor sich ging.

"Sind auf Sehrohrtiefe, Herr Kapitän."

"Ausfahren!"

Ich klemmte mich hinter die Stange. Da ich einen Gegenkurs zu den Schiffen befohlen hatte, hatten wir uns diesen nun weiter angenähert. Doch als ich sah, mit wem wir es zutun hatten, klappte mir der Mund auf.

"Oh, Scheiße!"

http://s7.directupload.net/images/140912/hnxxj7bp.png (http://www.directupload.net)

Azrael
12.09.14, 14:58
Na das sieht ja mal aus wie ein dicker Pott, da bin ich gespannt wie eine Ankertaumine :D

Voetmann
12.09.14, 15:02
Planquadrat BF-44
13. März 1941
00:48 Uhr

"Das gibt es nicht..."

Ich spürte das Blut in meinen Kopf schießen, wärend ich die beiden Schiffe vor mir betrachtete. Natürlich erkannte ich beide auf Anhieb. Genau vor mir befand sich das wohl mächtigste Schiff der Royal Navy, die HMS Hood. Dicht dahinter, ungefähr in 100 Metern Entfernung, die HMS King George. Das Schiff, wegen dem meine erste Besatzung ihr Leben verlor. Beide schlichen mit etwa 16 Knoten vor uns entlang, ohne Geleitschutz. Kurz überlegte ich, ob es eine Falle sein konnte. Was bitteschön hatten zwei Schlachtschiffe der Briten in der Biskaya zu suchen? Noch dazu ohne Geleitschutz?

"Die spinnen, die Briten." war die Antwort meines IIWO´s, als ich meiner Besatzung die Neuigkeit mitteilte.

"Naja, wenigstens die Suchscheinwerfer haben sie an. Was allerdings ein Nachteil für uns sein könnte. Alles klar, Männer! Torpedorohre eins bis vier klarmachen zunm Fächerschuss"

"Jawohl, Herr Kapitän."

http://s14.directupload.net/images/140912/6d3tu86q.png (http://www.directupload.net)

Nun musste ich überlegen, welches Schiff ich zuerst angriff. Bei beiden hatte ich einen Grund: Bei der Hood war es einfach die Tatsache, dass dieses Schiff der gesamte Stolz der Royal Navy war; die King George hingegen wollte ich für Horst und meine Jungs von U64 versenken. Eine schwere Entscheidung, die ich allerdings innerhalb von Sekundenbruchteilen treffen musste. Mir war klar, dass - wenn die erste Salve Torpedos auf eines der Schiffe abgefeuert war - es einige zeit dauerte, bis die Rohre nachgeladen waren. Wohl würde dann auch Schiff Nummer zwei Vollgas geben und rumzacken wie blöde. Welches also nehmen? Die Antwort fiel mir nach kurzer Überlegung nicht schwer: Die Hood! Zum einen, weil sie in einer günstigeren Position lag als die King George; zum Anderen, weil es ein bitterböser Schlag gegen die Royal Navy war.

"Torpedos klar, Herr Kapitän!"

"Gut, der Viererfächer geht auf die Hood! Heizen wir Churchill mal mächtig ein!"

Ich gab nun die Berechnungen durch. Lage 032, Fahrt sechzehn Knoten, Entfernung 2300 Meter. Aufschlagzünder wie immer.

"Eingestellt!"

Noch einmal atmete ich tief durch.

"Torpedos los!"

Während die vier Torpedos ihrem Ziel entgegenrasten wurde ich nervös. Hatten wir Erfolg? Versenkten wir in wenigen Augenblicken das mächtigste Schiff der Royal Navy? Auf der anderen Seite drängten sich aber noch andere Fragen auf: Wieviele Menschen würden dieses Mal ihr Leben verlieren? Wie verheerend würden die Treffer werden?

Noch während ich darüber nachdachte donnerten gewaltige Detonationen durch das Boot. Getroffen! Alle vier! Nur schwer konnten meine Jungs ihre Jubelrufe unterdrücken. Ich konnte es ihnen nicht verübeln, auf der ersten Feindfahrt die Hood versenkt! Welch ein grandioser Auftakt!

http://s14.directupload.net/images/140912/n3p2vsl6.png (http://www.directupload.net)

Die King George verhielt sich genauso, wie ich es vorausgesagt hatte: Kaum erzielten wir den ersten Treffer, schon nahm sie Fahrt auf und begann zu zacken.
Für die Hood allerdings gab es kein Entrinnen mehr: Sie verlor immer mehr an Fahrt und kenterte schließlich nach Steuerbord.
Doch auch das war noch nicht alles. Ich zuckte zusammen, als eine weitaus größere Explosion das gesamte Vorschiff in einen riesigen Feuerball hüllte.

"SCHEIßE!!"

Das mächtige Schiff wurde regelrecht auseinander gerissen und versank blitzartig in den Fluten.

http://s7.directupload.net/images/140912/w7hur3rb.png (http://www.directupload.net)

"Oh nein... oh, verdammt..."

"Was ist los, Herr Kapitän?"

"Es gab eine Explosion der Munitionskammer. Das Schiff wurde regelrecht zerfetzt."

Das war in der Tat die schlimmste Versenkung, welche ich bisher mitansehen musste. Natürlich waren auch die bisher versenkten Großkampfschiffe nicht leicht für mich gewesen. Doch hier war es anders: Ich war mir sicher, dass dort oben keiner überlebt hatte. Eine solche Explosion konnte niemand überstehen. Es war einfach ein entsetzliches Bild gewesen.

Noch während ich in Schockstarre war aufgrund der Hood entfernte sich die King George immer weiter vom Ort des Geschehens. Ich war mir sicher, dass die Besatzung des zweiten Schlachtschiffes bereits um Hilfe gefunkt hatte. Wir mussten hier weg, und zwar so schnell wie möglich!

"Wende um 180 Grad, AK voraus! Sehen wir zu, dass wir die Biege machen! Wir können hier nichts mehr tun."
"Jawohl, Herr Kapitän!"

Am 13. März 1941 um 01:00 Uhr sank der britische Schlachtkreuzer HMS Hood mit 41.000 BRT nach vier Torpedotreffern in der Biskaya.

Bigfish
12.09.14, 15:35
Tjoa viele Großkampfschiffe hat die Royal Navy nicht mehr um die Bismarck abzufangen, wenn die zusammen mit der Prinz Eugen am 18. Mai gen Atlantik ausläuft...

Voetmann
12.09.14, 15:46
Muhaha :teufel:
Wir müssten mal in die Liste schauen, welche Schiffe überhaupt noch da sind. :D

Voetmann
12.09.14, 17:08
Planquadrat BF-44
13. März 1941
07:08 Uhr

Nach der Versenkung der Hood war die Stimmung auf dem Höhepunkt. Meine Leute konnten gar nicht fassen, dass ihnen dieses Husarenstück wirklich gelungen war. Ich hatte bewusst bis jetzt keinen Funkspruch an den BdU abgegeben, weil ich mir noch mehr auf dieser Fahrt erhoffte und nicht in wenigen Stunden die gesamte Royal Navy auf meinen Fersen haben wollte.

Unsere Patrouille in unserem Einsatzgebiet war nun offiziell beendet und ich ließ Kurs auf das Nachbargebiet nehmen, BF-45. Dort wollte ich für weitere zwölf Stunden bleiben und dann auf Heimatkurs gehen. Erst dann wollte ich auch ein FT an den BdU senken und ihn von der Versenkung der Hood unterrichten.

"Was für ein Husarenstück, Herr Kapitän!" Der IWO kriegte sich vor Freude kaum ein. "Die Hood versenkt! Wir haben wahrhaftig die Hood versenkt!"

"Freu Dich nicht zu früh, Tom. Die King George wird sicherlich die gesamte Royal Navy informiert haben. Wenn wir Pech haben, haben wir bald sämtliche Zerstörer vor der Haustür."

"Das ist nicht gut."

"Eben drum. Sehen wir zu, dass wir die neue Patrouille schnell herumkriegen."

14. März 1941, 14:30 Uhr

Die Hälfte der Zeit im neuen Planquadrat war bereits um. Bis jetzt hatten wir keinen weiteren Feindkontakt, was allerdings niemanden von uns störte. Die bisherigen Erfolge waren einfach zu sagenhaft, als dass uns der fehlende Kontakt die Laune verderben konnte.
Ich ertappte mich dabei, stolz auf das zu sein, was wir in der vergangenen Nacht geleistet hatten. Natürlich gingen mir die Bilder des explodierenden Schlachtschiffes nicht aus dem Kopf, aber wir hatten die Hood versenkt. Der größte Erfolg in meiner bisherigen Laufbahn.

Die freie Zeit zwischen den Feindkontakten nutzte ich, um einen weiteren Eintrag ins Kriegstagebuch zu verfassen.


Logbucheintrag Fregattenkapitän Thomas Voetmann, 14. März 1941

Hood versenkt! Trafen in den frühen Morgenstunden des 13. März auf den Schlachtkreuzer und die HMS King George. Vier Torpedos verschossen, alles Treffer. Meine Mannschaft ist mehr als zufrieden. Auf der ersten Fahrt direkt einen Schlachtkreuzer erwischt - sagenhafte Leistung!
Perfekter Einstand für das neue Boot, besser geht es nicht!

Habe danach beschlossen, eine weitere zwölfstündige Patrouille im PQ BF-45 zu fahren. Sechs Stunden sind wir jetzt hier und bisher verlief alles ruhig. Bin gespannt, was wir noch finden werden.

15:23 Uhr

"Schiff gesichtet!"

"Wo haben Sie es?"

"Auf 348, Herr Kapitän."

Ich richtete mein Fernglas in die angegebene Richtung.

http://s7.directupload.net/images/140912/8b4jak8w.png (http://www.directupload.net)

"Beinahe vor uns! Perfekt! AK voraus, Männer!"

"Jawohl, Herr Kapitän!"

Wir näherten uns nun unserem Ziel.

"UZO auf Brücke!"

http://s7.directupload.net/images/140912/8bfl7cou.png (http://www.directupload.net)

"Küstenschiff - britische Flagge."

"Man sollte meinen, dass die Tommys alles abziehen würden nach dem, was gestern Nacht geschah."

"Tja, wie sagte unser IIWO so schön: Die spinnen, die Briten!"

Ich grinste.

"Und jetzt zeigen wir ihnen das einmal! Rohr eins klarmachen zum Überwasserschuss!"

"Jawohl, Herr Kapitän!"

Blindgänger - wie konnte es auch anders sein. So langsam hatte ich Zweifel daran, ob sich wirklich irgendetwas bei den Torpedos getan hatte.

"Was jetzt, Herr Kapitän? Mehr Torpedos?"

"Lassen wir es gut sein, IWO. Wir gehen wieder auf Kurs. Mal schauen, was wir noch so bekommen."

15:55 Uhr

Mein Entschluss sollte schon bald darauf belohnt werden. Um kurz vor vier erreichte uns ein Funktelegramm von U-56, dem Boot meines ehemaligen Kommandanten Günther Prien.


Großer Konvoi im Planquadrat BF-45. Schwer gesichert. Kurs SW. Langsame Fahrt. U-56

"Dann wollen wir mal, Jungs! Zeit, auch unsere letzten Aale loszuwerden!"

"Jawohl, Herr Kapitän!"

Azrael
12.09.14, 18:17
Welch grandioser Erfolg, da gibts doch am Ende nicht nur einfache Kapelle am Hafen sondern Triumphparade durch Berlin xD

Ruprecht I.
12.09.14, 19:16
Neues Schlachtschiff: 3 Jahre
Neue Besatzung: 30 Jahre
Guter Treffer :teufel:

Voetmann
12.09.14, 20:58
Planquadrat BF-45
14. März 1941
16:12 Uhr

Wir waren inzwischen auf Abfangkurs gegangen und näherten uns nun dem Konvoi. Ich war gespannt, wieviel wir auf dieser Feindfahrt noch versenken konnten. Eines war gewiss: Sie verlief großartig! Schon lange hatte ich keinen so großen Erfolg mehr.

18:24 Uhr

"Schiff gesichtet!"

"Wo genau?"

"Auf 035, Herr Kapitän!"

Ich richtete mein Fernglas in die Richtung aus.

"Zerstörer."

Ich setzte das Fernglas wieder ab.

"Brücke räumen und auf Sehrohrtiefe. Blechschmidt soll einmal horchen."

"Jawohl, Herr Kapitän."

"Insgesamt rund zwanzig Schiffe, Herr Kapitän. Sechs Zerstörer."

"Man, Prien hat wirklich nicht übertrieben."

Ich blickte zum IWO.

"Der ist wahrlich gut gesichert. Machen Sie alle Torpedorohre klar."

"Jawohl, Herr Kapitän."

"Sehrohr ausfahren! Schauen wir uns den Burschen einmal an."

Jetzt wurde es knifflig. Die unruhige See machte einen guten Blick durch das Sehrohr beinahe unmöglich.

"Was für ein verfluchtes Sauwetter!"

Immer wieder überspülten Wellen das Sehrohr, sodass ich nur sehr schwer die Schiffe vor mir identifizieren konnte.

"Wie es ausschaut, haben wir hier ein paar dicke Frachter. Ich tippe auf C2 und C3. Außerdem noch einen Leichten Tanker. Soviel kann ich jetzt sehen."

"Torpedos sind bereit, Herr Kapitän."

"Einen Augenblick noch. Ich will sehen, auf was ich schieße."

Ich brauchte einige Minuten, um mir ein Ziel auszusuchen. Währenddessen ließ ich auf Schleichfahrt gehen, da wir nun relativ dicht an den Konvoi herangefahren waren.
Wenig später stand meine Entscheidung fest: Den Leichten Tanker sollte es zuerst treffen.

"Achtung, Schusslösung für Rohr eins: Entfernung 2500 Meter an Lage 045! Gegnerfahrt fünf Knoten!"

"Eingestellt!"

"Feuer!"

"Abgefeuert!"

"Gut, weiter im Text! Rohr zwei und drei auf den C3! Entfernung 1500 Meter an Lage 252! Gegnerfahrt fünf Knoten!"

"Eingestellt!"

"Feuer!"

http://s1.directupload.net/images/140912/pakphzoe.png (http://www.directupload.net)
Mal ein Bild des Geleitzuges... bei der See schwer, etwas vernünftig ins Sehrohr zu bekommen.

Wieder einmal hieß es jetzt hoffen, dass die Torpedos trafen und detonierten. Wenn dem so war, konnten wir immerhin über 16000 Tonnen zusätzlich an Tonnage verbuchen.

Sie taten uns den Gefallen. Zumindest der C3 wurde von beiden getroffen und war somit Geschichte.

http://s7.directupload.net/images/140912/zsfszjqb.png (http://www.directupload.net)

http://s7.directupload.net/images/140912/iqocbk8m.png (http://www.directupload.net)

"Jawoll, Männer! Der hat´s hinter sich. Jetzt schauen, was der Tanker macht."

Kurz danach wurde auch der Tanker getroffen und sank innerhalb einer Minute durch Genickbruch.

http://s1.directupload.net/images/140912/q2m5rnmk.png (http://www.directupload.net)

"Der Tanker ist ebenfalls hin! Saubere Arbeit!"

Ich löste mich vom Sehrohr.

"Was machen die Zerstörer?"

"Nehmen sehr schnell Fahrt auf, Herr Kapitän. Die sind sauer!"

Es vergingen keine drei Sekunden, da ertönte der nächste Ausruf.

"Zerstörer nähert sich schnell! Lage 077!"

Ich riss das Sehrohr herum.

http://s7.directupload.net/images/140912/lqejslz7.png (http://www.directupload.net)

"Verdammt, verdammt! Beeilt Euch mit dem Nachladen!"

Ich ließ das Sehrohr kurz einfahren, um nicht unnötig aufzufallen.

"Zwanzig Grad nach Backbord, kein Risiko. Wer weiß, ob der nicht schon unser Sehrohr entdeckt hat!"

Nun wollte ich abwarten, bis die Torpedos nachgeladen waren. Wenn uns der Zerstörer oder einer seiner Kollegen bis dahin nicht entdeckt hatte, würden wir einen zweiten Angriff versuchen.

Hohenlohe
12.09.14, 21:12
Welch ein grossartiger Erfolg und nach der Hood noch mitten in einem stark gesicherten Konvoi Schiffeversenken spielen...wenn das nur gut geht...:top:

Nur weiter so!! :ph:

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

:burns:

Hohenlohe
13.09.14, 00:22
Wir hatten eigentlich noch ein Update heut abend erwartet...:D

herzlichste grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

Voetmann
13.09.14, 04:00
Ja, gestern hagelte es Updates. Der Grund daür ist einfach: Ich bin gerade im Urlaub. :top:
Heute im Laufe des Tages kommt das nächste. ;)

Hohenlohe
13.09.14, 13:42
Ja, gestern hagelte es Updates. Der Grund daür ist einfach: Ich bin gerade im Urlaub. :top:
Heute im Laufe des Tages kommt das nächste. ;)

Wir freuen uns schon darauf...!! Schönen Urlaub noch...! :top:

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

Voetmann
13.09.14, 15:29
Wir danken Euch, werter Hohenlohe. :)

Planquadrat BF-45
14. März 1941
19:06 Uhr

PING!

Das ASDIC dröhnte in meinen Ohren. Zum allerersten Mal hatten wir es nun mit Zerstörern zutun, die wussten was sie taten. Wasserbombe um Wasserbombe detonierte schon kurz nach Bemerken des Zerstörers.

"Boh, die sind aber ziemlich angepisst wegen der Hood.", bemerkte mein IWO mit einem Grinsen. "Donnerwetter!"

"Nicht nur wegen der Hood, Leutnant."

Krampfhaft versuchte ich mich am Kartentisch festzuhalten. Die Detonationen waren nahe - zu nahe für meinen Geschmack.

"Zwanzig Grad nach Backbord, runter auf 100 Meter!"

Langsam glitten wir tiefer. Da wir noch immer auf Schleichfahrt waren dauerte es etwas, bis wir die von mir befohlene Tiefe erreichten.

"Mannoman, die Jungs da oben verstehen ihr Handwerk!"

Noch immer hagelte es Wasserbomben. Zwar sah es so aus, als würden unsere Gegner allmählich unsere Peilung verlieren, doch so einen genauen Angriff hatte ich noch nie in einem Geleitzug. Admiral Dönitz hatte Recht: Es schien gefährlicher für uns zu werden.

"Herr Kapitän, Schraubengeräusche!"

"Noch mehr Zerstörer?"

"Nein, Herr Kapitän. Das ist unter Wasser. Etwa dreihundert Meter nach Backbord."

"Ein Uboot?"

"Ich denke ja."

"Das muss Prien sein!"

Ihn hatte ich völlig vergessen. Wo hatte er gesteckt? Ich hatte nicht bemerkt, dass weitere Schiffe angegriffen wurden. Wobei es wohl nicht sonderlich verwunderlich bei der rauhen See war. Der Blick durch das Sehrohr war alles andere als gut.

"Torpedos, Herr Kapitän! Sieht so aus, als wolle er einen der Zerstörer angreifen!"

"Soll er mal machen, immerhin ist es dann einer weniger. Ich hoffe, dass er es auch schafft."

Ein Schuss aus dieser Tiefe barg immer Risiken. Zum einen konnte man nicht sagen, ob er traf; zum Anderen konnte es durchaus sein, dass die Zerstörerbesatzung den Torpedo sah oder zumindest hörte. Sie würden wissen, wo Günther sich befand.

"Gut, darum können wir uns jetzt nicht kümmern! Sehen wir lieber zu, dass wir von hier verschwinden!"

Doch kaum drei Minuten vergingen, bis Blechschmidt die nächste Hiobsbotschaft hatte.

"Einer der Torpedos wendet, Herr Kapitän!"

"WAS?!"

"Kreisläufer.", meldete sich nun Leutnant Clemens zu Wort. "Prien sollte machen, dass er da weg kommt!"

Kreisläufer. Torpedos, welche nach einer gewissen Strecke wieder zu ihrem Boot zurückkehrten. Ich hatte schon ein paarmal von solchen Fällen gehört und war immer froh gewesen, dass ich selber noch nie Bekanntschaft mit einem solchen Torpedo machen musste. Nun hatte es Prien erwischt. Ich hoffte nur, dass er noch rechtzeitig ausweichen konnte.
Schnell ging ich zu Blechschmidt ans Hydrophon, um selber zu hören. Günther war ein sehr guter Freund von mir und ich wünschte ihm nicht, auf diese Art und Weise versenkt zu werden.

Durch das Hydrophon konnte ich die Schraubengeräusche der Kriegsschiffe über uns hören, wie auch das von Priens Boot und dem sich ihm nahenden Torpedo.

"Dreh ab, Günther... dreh ab!"

Der Torpedo näherte sich rasend und endlich schien auch Günther aufgewacht zu sein. Die Schraubengeräusche des Ubootes liefen langsam nach Backbord aus; zu langsam. Ich ahnte, was jetzt kommen würde.

"NEIN, NEIN!!"

Ohne irgendetwas tun zu können hörte ich, wie der Torpedo immer weiter auf U56 zuhielt und es schließlich traf. Eine gwaltige Explosion war zu hören, die mir beinahe das Trommelfell zerriss. Durch die ganze Aufregung und Angst hatte ich vergessen, die Hörer abzunehmen.
Kaum zehn Sekunden später traf eine gewaltige Druckwelle unser Boot. Wieder wurden wir durchgeschüttelt. Ein Piepen in meinem Ohr zeigte mir, dass mein Trommelfell mit einer solch lauten Explosion nicht ganz einverstanden war. Ich hörte alles nurnoch wie durch Watte. Die weiteren Einschläge der Wasserbomben, die Stimmen meiner Besatzung.

Mein Blick glitt nach oben. Knapp dreißig Meter über unseren Köpfen sank das Boot von Günther. Ich konnte es nicht fassen. Gerade eben war ich Zeuge davon geworden, wie einer meiner besten Freunde getötet wurde.

"Maschinen stopp!" Ich sagte diese Worte aus einem Reflex heraus. "Stoppt sofort die Maschinen und absolute Ruhe im Boot!"

Da Prien bis jetzt nicht in den Konvoi eingegriffen hatte, was Versenkungen anging - zumindest glaubte ich dies, da ich nichts Dergleichen gesehen hatte - konnten die Briten nicht wissen, dass zwei Uboote an diesem Angriff beteiligt waren. Also mussten sie davon ausgehen, dass sie das angreifende Uboot versenkt hatten. Wenn wir jetzt toter Mann spielten wäre es für uns ein Leichtes, den Zerstörern zu entkommen und uns erfolgreich abzusetzen. Vielleicht hatten wir dann auch die Möglichkeit, an der Wasseroberfläche nach Überlebenden zu suchen.

19:37 Uhr

Inzwischen hatten wir keinen Horchkontakt mehr zu den Kriegsschiffen. Mein Plan hatte funktioniert. Sie glaubten, dass sie das angreifende Uboot versenkt hatten.
Wir waren vor wenigen Minuten aufgetaucht, um nach Überlebenden zu suchen. Bis auf einzelne Trümmerteile fanden wir allerdings nichts von U56. Es gab keine Überlebenden. Diese Erkenntnis traf mich wie ein Schlag und ich starrte minutenlang auf die Trümmer. Das war alles, was von Günther übrig blieb? Ein paar Teile seines Bootes?

"GÜNTHER?!", brüllte ich über das Wasser. "Günther, kannst Du mich hören? Ist hier jemand? HALLO?!"

Nichts. Keine Antwort. Hier war niemand mehr. Wir waren zu spät gekommen.

"Lass uns von hier verschwinden, Tom.", flüsterte mir der IWO ins Ohr. "Wer weiß, ob die Zerstörer nicht zurück kommen."

Er hatte Recht. Geistesabwesend nickte ich. Ich konnte noch immer nicht glauben, was gerade geschehen war. Günther Prien und die gesamte Besatzung von U56 waren tot, versenkt von einem ihrer eigenen Torpedos. Es war unfassbar!

Ich ließ die Maschinen wieder auf AK und das Boot auf Heimatkurs gehen. Außerdem schickten wir jetzt den Bericht an den BdU. Hood versenkt, Konvoi erfolgreich angegriffen, U56 verloren durch Torpedokreisläufer. Auf den Empfang, der uns nun bevorstand, konnte ich gut und gerne verzichten.

Hohenlohe
13.09.14, 15:42
Das mit U-56 ist wirklich ein Hammer...!! Vom eigenen Torpedo versenkt. Das passiert nicht alle Tage. Traurig, aber nicht akzeptabel...:(

traurige grüsse

Hohenlohe...:smoke:

Bigfish
13.09.14, 16:32
Kreisläufer waren gar nicht so selten - Selbstversenkungen durch Kreisläufer gab es auch. Wir meinen aber bei der US Navy mehr als bei den Deutsche - können uns da aber auch täuschen...

Voetmann
13.09.14, 16:42
Wir wollten wenigstens etwas der Wirklichkeit entsprechen und da es vom Datum her passte, haben wir Prien eben in der Biskaya versenkt (auch wenn es eigentlich bei Island war).
Aber ja, Kreisläufer gab es vereinzelt. Bei der US Navy erstrecht. :D Oder war das Kanada? :think:

Bigfish
13.09.14, 16:46
Nö die Kanadier waren die mit den Kollisionen - bei der Royal Navy übersetzte man RCN (Royal Canadian Navy) deshalb auch mit Royal Collision Navy...

Voetmann
13.09.14, 16:48
Achja, stimmt! :D

Voetmann
13.09.14, 21:52
Lorient
15. März 1941
14:40 Uhr

Wie ich geahnt oder - besser - befürchtet hatte, gab es einen riesigen Empfang am Pier. Eine Musikkapelle spielte, zahlreiche Schaulustige hatten sich versammelt und auch Admiral Dönitz mitsamt Stab war anwesend. Ich allerdings war gewiss nicht in der Stimmung für ein solches Spektakel. Gerade hatte ich meinen besten Freund verloren und nun sollte ich den fröhlichen Mann spielen, welcher die Hood versenkte? Nein, das konnte ich nicht!
Für meine Männer allerdings - welche mehr als stolz auf sich waren - machte ich gute Miene zum bösen Spiel.

"Mein werter Kapitän Voetmann, was für eine Leistung!"

Soeben hatte Admiral Dönitz U103 betreten.

"Meinen allerherzlichsten Glückwunsch zur Versenkung der Hood! Mein Gott, Churchill soll ja regelrecht ausgeflippt sein, als er davon hörte! Man munkelt, dass er Sie jetzt persönlich im Auge behält und versenkt sehen will!"

Nun, eine großartige Überraschung war dies für mich nicht. Die Tommys mussten diesen Wunsch schließlich schon viel länger hegen.

"Es wird eigens für Sie wieder einmal eine Parade und einen Empfang in Berlin geben! Der Führer ist außer sich vor Freude und will Ihnen höchstpersönlich das Deutsche Kreuz in Silber verleihen!"

Wieder eine Auszeichnung mehr für getötete Seeleute. Was tat ich hier nur?

"Vielen Dank, Herr Admiral."

Nun merkte ich zum ersten Mal, dass ich mich beherrschen musste. Es fiel mir schwer, Dönitz nicht augenblicklich zu sagen, was ich von dieser 'Ehre' hielt.

"Eine Maschine bringt Sie morgen früh von Paris nach Berlin, Voetmann - gemeinsam mit Ihrer Besatzung."

"Jawohl, Herr Admiral."

"Nun gehen Sie auf Ihr Zimmer und ruhen sich aus. Es wird dort übrigens eine kleine Überraschung für Sie geben."

"Nicht noch einen Empfang, oder?"

Dönitz lächelte.

"Nein, Voetmann. Es ist etwas, auf das Sie sich freuen werden."

Auf der 15. Feindfahrt versenkte Fregattenkapitän Thomas Voetmann mit U103:


12. März 1941
C3 Frachter mit 12.500 BRT


13. März 1941
HMS Hood mit 41.000 BRT


14. März 1941 (Geleitzug)
C3 Frachter mit 12.500 BRT
Leichter Tanker mit 4.130 BRT

Gesamttonnage auf dieser Feindfahrt: 70.130 BRT
Gesamttonnage seit Kriegsbeginn: 460.602 BRT

Bigfish
13.09.14, 22:14
"Nein, Voetmann. Es ist etwas, auf das Sie sich freuen werden."

Ach hat das arme Weibchen Sehnsucht? :teufel:

Voetmann
13.09.14, 22:16
Na, wir woll´n Voetmann ja nicht mehr leiden lassen als unbeding nötig... :D

Hohenlohe
14.09.14, 00:26
Das ist aber ein bischen wenig Lametta das Deutsche Kreuz...mindestens ein Ritterkreuz mit Schwerter und Brillis hätten es sein sollen...aber er darf ja dafür extra nach Berlin fliegen...:)

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

Voetmann
14.09.14, 00:41
Das haben wir schon lange. :D

Hohenlohe
14.09.14, 14:38
Das mit dem besagten Ritterkreuz war uns entfallen oder wir haben es schlichtweg übersehen...*seufz*

herzliche grüsse

Hohenlohe, der aufs nächste Update wartet...:smoke::)

Voetmann
14.09.14, 22:27
Lorient
15. März 1941
15:09 Uhr

Vor wenigen Minuten hatte ich endlich das Hotel erreicht, in dem ich wohnte. Die Wochenschau hatte es sich natürlich nicht nehmen lassen, jeden Einzelnen von uns vor die Linse zu bekommen. Ich wollte gar nicht wissen, wie es am nächsten Tag in Berlin aussehen sollte. Am Liebsten hätte ich Dönitz gebeten, diesen Termin zu streichen; doch ich wusste, dass dies nicht ging. Also hoffte ich, dass der morgige Tag schnell umging.

Jetzt lief ich den Gang zu meinem Zimmer entlang und fragte mich, was die Überraschung war, von welcher Dönitz gesprochen hatte. Aufgrund der vergangenen Ereignisse würde es schwer werden, mich an irgendetwas zu erfreuen. Nur zwei Personen konnten mich von dem ablenken, was jüngst geschah: Meine Frau Inge und meine Tochter Lisbeth. War das vielleicht die Überraschung? Sollte ich in wenigen Augenblicken wirklich wieder meine Lieben in die Arme schließen können? Aber warum sollten sie in Frankreich sein - und wie kamen sie überhaupt hierher?

Ich hörte das Öffnen einer Zimmertür.

"VATI!"

Meine Tochter stürmte auf mich zu und warf sich mir in die Arme. Ich war im ersten Moment viel zu perplex, um reagieren zu können. Dann jedoch schlossen sich meine Arme um Lisbeth und ich hob sie hoch.

"Lissy, mein Schatz! Wie - was machst Du denn hier?!"

"Wir kommen Dich besuchen, Vati! Ich hab´ Dich so vermisst!"

Leise schluchzend lehnte Lisbeth ihren Kopf gegen meine Schulter. Ich streichelte ihr durchs Haar.

"Ich Dich auch, mein Engel. Man, ich war ja auch lange weg, nicht wahr?"

"Was alleine meine Schuld ist."

Ich hob den Kopf und sah Inge im Türrahmen stehen. In diesem Moment spürte ich einen Stich in der Herzgegend. Sie war wirklich hier.
Jetzt trat sie einen Schritt vor.

"Thomas, es tut mir wirklich Leid."

Ich schluckte. Thomas? So hatte sie mich schon lange nicht mehr genannt und wenn, dann verhieß es nichts Gutes.

"Ich hätte Dich nicht rauswerfen, sondern Dir zuhören sollen. Ich war nicht da, als Du mich am Meisten brauchtest."

Ich setzte Lisbeth auf dem Boden ab. In mir machte sich eine große Freude breit. Meine Frau liebte mich noch, sie würde mich nie verlassen. Als ich dies realisierte, war ich mit zwei Schritten bei ihr und presste sie fest an mich, ein Lächeln auf dem Gesicht und Tränen in den Augen.

"Ich liebe Dich, Inge! Bitte - bitte verlass mich nie wieder!"

"Wie könnte ich das tun, Tom? Ich liebe Dich doch auch!"

15:35 Uhr

Ich hatte mich inzwischen gewaschen und rasiert. Inge und Lisbeth hielten sich ebenfalls im Zimmer auf und lasen gemeinsam ein Buch.

"Ich habe vor ein paar Tagen mit Inge gesprochen.", meinte meine Frau plötzlich, was mich innehalten ließ.

"Inge?"

"Prien."

Jetzt legte ich das Handtuch weg. Klar, Inge - die Frau von Günther. Ob sie es wohl schon wusste?

"Wie geht es ihr?"

"Ganz gut Soweit. Sie sagte, dass wir mal wieder mit den beiden Essen gehen sollten. Das haben wir seit Ewigkeiten schon nicht mehr gemacht."

Ich starrte auf mein Spiegelbild. Traurigkeit machte sich wieder einmal in mir breit. Essen gehen mit den Priens... ja, das war wirklich schon lange her - und es würde niemals wieder sein.

"Was ist los, Tom?"

Inge hatte meinen Stimmungswandel bemerkt und kam nun zu mir.

"Freust Du Dich nicht?"

Ich sah sie an. Jetzt musste ich es ihr wohl oder übel sagen.

"Inge... Günther... naja..."

"Was? Was ist mit Günther?"

Ich sah in ihren Augen, dass sie langsam verstand. Sie presste sich eine Hand vor den Mund.

"Nein... sag, dass das nicht wahr ist! Bitte, Tom!"

"Es tut mir Leid, Liebling... er wurde gestern versenkt."

Wieder kamen mir die Bilder des Geleitzug-Angriffs in den Kopf. Ich hörte wieder das Bersten der Schotten in Günthers Boot... das Kreischen des Metalls, als es sank - und sah die Trümmerteile an der Wasseroberfläche.

"Aber - aber... das kann eine Falschmeldung sein!"

"Nein, Inge. Ich war dabei, als es passierte."

"Du - Du warst dabei?"

"Wir haben gemeinsam einen Konvoi angegriffen. Günther war etwa dreißig Meter über uns, als - ."

"Als?"

"Lassen wir das, Schatz. Ich möchte nicht darüber reden - nicht jetzt."

Ich konnte Inge unmöglich sagen, wodurch Günther versenkt wurde. Sie hatte so schon genug Angst um mich. Wie es aussah wenn sie erfuhr, dass uns unsere eigenen Torpedos zum Verhängnis werden konnten wollte ich gar nicht wissen.

"Sehen wir lieber zu, dass wir uns einen schönen Tag machen - so gut es geht zumindest. Morgen geht es nach Berlin und ich brauche jetzt etwas, an dem ich mich erfreuen kann."

Hohenlohe
15.09.14, 00:49
Krieg kann manchmal sehr grausam sein...Freud und Leid nah beieinander. Genauso wie es der Kapitän Voetmann erlebt hat. Aber hier sollte trotz allem die Freude über das Wiedersehen und die Versöhnung im Vordergrund stehen. Hoffentlich bleibt das noch lange so...
Wir warten schon gespannt auf die nächsten Updates...:ph::top:

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

Voetmann
15.09.14, 02:53
Westlich von Gibraltar
15. März 1941
01:41 Uhr
Zerstörer HMS Cossack

Frank starrte durch das Fernglas auf die See. Noch immer war es eine fast schwarze Nacht und es fiel ihm schwer, etwas zu erkennen. Zwar bediente die Cossack sich des ASDIC und des Horchgeräts, doch eine genaue Ahnung wo Winterstein steckte hatte keiner von ihnen.

Der Zerstörer bildete die Mitte der Jagdgruppe; links von ihm befand sich die Hambledon, rechts die Eskimo. Nun würde sich zeigen, ob seine neue Taktik auch Früchte trug. Ihm war von vorne herein klar gewesen, dass drei Zerstörer viel zu wenig für eine solche Kampfgruppe waren. Trotzdem mussten sie jetzt mit dem auskommen, was sie hatten.

"Der Kerl ist gut... der ist zu gut."

"Sieht so aus, Commander. Darf ich fragen, was Sie jetzt vorhaben?"

"Wohin würden Sie fahren in einer solchen Situation?"

"Ich verstehe nicht, Commander."

"Na, wenn Sie Uboot-Kommandant wären. Wohin würden Sie jetzt fahren?"

"Ich würde schauen, dass ich den Geleitzug erwische."

"Ganz recht - und ich wette, dass Winterstein dahin unterwegs ist. Er hat bestimmt schon die Sache mit der ungedeckten - oder vermeindlich ungedeckten - Seite gerochen."

"Also fahren wir nun dahin?"

"Noch nicht. Ich rede erst einmal mit - ."

Weiter kam Frank nicht. Eine gewaltige Detonation riss ihn von den Füßen und er knallte mit der Stirn gegen die Reling. Sofort breitete sich ein stechender Schmerz in seinem Kopf aus. Kurz explodierten Sterne vor seinen Augen, bevor er eine Hand an seinem linken Arm spürte. Stimmen redeten wild durcheinander und eine Hektik brach an Bord der Cossack aus.

"Kommen Sie, Commander."

Er erkannte die Stimme als die von Lieutenent Commander Bellamond.

"Wir müssen vom Schiff runter."

Erst jetzt, da er sich bei Bellamond einhakte und gemeinsam mit ihm die Brücke verließ, realisierte er, was gerade passiert war. Sie waren torpediert worden! Winterstein hatte statt des Geleitzuges den Zerstörer-Verband angegriffen. Etwas, das weder Rittnauer noch er berücksichtigt hatten.

"Die Männer... die Männer müssen von Bord.", nuschelte er leise. Noch immer stand Miller neben sich.

"Darum wird sich gekümmert, Commander. Mein Erster Offizier evakuiert gerade das Schiff."

Verdammt, das durfte doch nicht wahr sein! Schon wieder hatte man ihm einen Zerstörer unter dem Arsch weggeschossen! Er wollte sich die Reaktion des Admirals gar nicht vorstellen.

Nun strömte die Besatzung des Tribal-Zerstörers zu den Rettungsbooten und ließ diese zu Wasser. Es gab ein paar Verletzte, jedoch glücklicherweise keine Toten. Sie mussten sich allerdings beeilen, damit das auch so blieb. Wie Miller Winterstein kannte konnte es durchaus sein, dass er dem Schiff noch einen Aal verpasste. Momentan wusste er noch nicht, ob das Schiff sank oder nur still stand.

02:35 Uhr

"Kommen Sie, Commander."

Bellamond und er nahmen als Letztes in einem der Rettungsboote Platz. Soeben hatte die Mannschaft das sinkende Schiff vollzählig verlassen. Keine Sekunde zu früh, denn langsam sank das Schiff immer schneller.

"Verdammte Scheiße! Zerstörer Nummer drei, das gibt es doch nicht!"

Er sah zu Bellamond.

"Sorry dafür, das war nicht geplant."

"Die Mannschaft hat überlebt. Das ist die Hauptsache."

"Und jetzt?"

"Zurück nach Gibraltar. Irgendwo werden wir schon auf ein Schiff kommen."

"Ja, und ich sage Ihnen was, Bellamond: Erwische ich unterwegs Winterstein zieh ich ihm höchstpersönlich eine über!"

Bigfish
15.09.14, 10:36
Reppen geht noch nicht - also hier der grüne Keks -->>> O

Hohenlohe
15.09.14, 17:30
Grossartig!! Ihr habt die Story gut hinbekommen...dafür ein gefühlter grüner Keks, weil das Reppen noch nicht geht. :top:

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

Voetmann
15.09.14, 18:46
Wir danken Euch, werter Hohenlohe! :)

Edit: Und Euch auch, werter Bigfish! :) Sorry, überlesen. :(

Voetmann
16.09.14, 01:21
Berlin
16. März 1941
18:09 Uhr

Der Tag verlief genauso, wie ich es befürchtet hatte. Wir kamen am frühen Nachmittag in Berlin an und wurden vom Flughafen direkt zum Führer-Hauptquartier gefahren. Dort gab es wieder einmal eine große Parade und mir wurde das Deutsche Kreuz in Silber verliehen. Ein großes Brimbourium, vor dem ich mich am Liebsten verdrückt hätte.

Wie zu erwarten war der Führer mehr als nur aus dem Häuschen - von dem 'größten Feldherren gegen die Royal Navy' sprach er und prophezeite, dass die Tommys wohl schon bald kapitulieren würden.
Natürlich, die Versenkungszahlen von Winterstein und mir sprachen Bände - doch Hochmut kam bekanntlich vor dem Fall. Ich glaubte nicht, dass Großbritannien bald einknicken würde. Nein, ganz im Gegenteil. Nach der Versenkung der Hood würden sie erstrecht Jagd auf die deutschen Boote machen - und besonders auf mich. Der BBC hatte am Morgen eine Meldung veröffentlicht, wonach Churchill ausdrücklich sagte, dass die Royal Navy alles tat, um mich zu finden. Die Information hatte ich von Admiral Dönitz persönlich.

"Achten Sie auf sich und Ihre Männer, Voetmann.", hatte er gesagt. "Treten Sie einen Schritt zurück und verhalten Sie sich so unauffällig wie möglich - zumindest in der nächsten Zeit." Ich gab ihm mein Versprechen, dass ich mein Bestes tun würde. Wie es allerdings auf der nächsten Feindfahrt aussah, konnte ich nicht sagen. Wer wusste schon, was uns beim nächsten Mal vor die Rohre kam.

Nun saß ich in der Hotelbar und genehmigte mir etwas zu trinken. Der Tag war anstrengend und ich wollte wenigstens etwas Gutes tun. Etwas, an dem ich mich erfreute.
Inge und Lisbeth waren heute Morgen zurück nach Kiel geflogen. Sie wollten endlich wieder in ihrer gewohnten Umgebung sein, in unserem Haus. Ich freute mich schon auf meine Abreise am nächsten Tag. Auch für mich würde es dann endlich wieder nach Hause gehen - zu den Menschen, die ich am Meisten liebte.

Meine Mannschaft war ebenfalls anwesend und feierte ihre Auszeichungen und die Belobigung des Führers ausgiebig. IWO Clemens wollte unbedingt, dass ich mitmachte. Dankend lehnte ich ab und verschwand kurz darauf auf mein Zimmer. Ich wollte nach langer Zeit endlich einmal wieder richtig schlafen. Auf See konnte ich es schließlich nicht und bedingt durch den Rauswurf meiner Frau hatte ich in den letzten Monaten tausende Gedanken, die mich nachts wach hielten.
"Morgen bin ich wieder bei Euch..", murmelte ich, als ich das Bild meiner Familie in den Händen hielt. "Morgen... endlich!" Schon kurz darauf war ich eingeschlafen.

Hohenlohe
16.09.14, 06:25
Offtopic an

Nur zur Info: der Obersalzberg liegt in Bayern, genauergesagt im Berchtesgadener Land. Also wäre es ein Flug nach München. Sry, will euch nicht die Geschichte versauen. Bin halt ein alter Beesserwisser...*grins*

Offtopic aus

Trotzdem eine sehr schöne, gefühlvolle Story, die auch zum AAR sehr gut passt.


herzlichste grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

Voetmann
16.09.14, 13:10
WAAAAAA... wie peinlich!!
Danke für die Info, werter Hohenlohe - stimmt! :D

Hohenlohe
16.09.14, 15:32
WAAAAAA... wie peinlich!!
Danke für die Info, werter Hohenlohe - stimmt! :D

Das braucht euch nicht peinlich sein, da ihr ja eine schlüssige Story abliefert. Könnte mir ja auch passieren. Nobody is perfect...:)

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::D

Bigfish
16.09.14, 21:05
Wow - Voetmann hat dem Winterstein etwas voraus: Er kann sogar Berge versetzen :eek:

Voetmann
16.09.14, 21:34
Tja, da kann Maxi nicht mithalten! :frech:

Hohenlohe
16.09.14, 22:45
Jetzt habt euch mal nicht so ihr beiden...:ditsch: Kann doch jedem mal passieren, dass er sich in seiner Begeisterung einen kleinen Fehler erlaubt bzw. sich einer einschleicht...:) :frech:

herzliche grüsse

Hohenlohe, der auch nicht alles weiss...:smoke::D

Voetmann
17.09.14, 20:03
Kiel
17. März 1941
12:33 Uhr

Endlich wieder Zuhause! Ich konnte es noch gar nicht glauben. Als mich der Wagen vor meinem Haus absetzte, war ich zum ersten Mal nach Monaten wieder glücklich. Hier warteten meine Lieben auf mich. Außerdem würde ich auch dieses Jahr den Geburtstag meiner Tochter wieder mit ihr gemeinsam verbringen können und es sollte erst Mitte April wieder hinaus auf See gehen. Somit hätten wir jetzt endlich einmal Zeit gehabt, um in Ruhe wegfahren zu können. Doch da Inge und auch Lisbeth mehr als froh waren wieder in Kiel zu sein, verschoben wir dies auch dieses Mal. Zuhause war es ohnehin am Schönsten.

"Und? Wie schmeckt es Euch?"

"Wie habe ich Deine Kochkünste vermisst, Inge!"

Ich lächelte sie an.

"Es ist pahntastisch!"

"Das freut mich."

Während des Essens unterhielten wir uns viel über die vergangenen Monate. Inge und Lisbeth hatten die restliche Zeit in Köln noch sehr genossen und eine Menge Ausflüge mit Theo und Johanna gemacht. Ich freute mich für sie. Meine Schwiegereltern schienen die beiden ganz gut von ihrem Kummer abgelenkt zu haben. Gerade meine Tochter hatte mich während dieser Zeit schrecklich vermisst.

Nun aber saßen wir wieder als ganze Familie am Tisch und konnten miteinander lachen. Es tat so gut, nach all der Zeit wieder aus mir herauskommen zu können - vorallem nach der Sache mit Günther. Inge Prien hatte inzwischen vom Tod ihres Mannes erfahren und war am Boden zerstört - verständlicherweise. Sie tat uns allen unendlich Leid und so kam es, dass meine Frau auch sie oft zum Essen oder einfach nur für ein Gespräch unter Frauen einlud. Oft kam auch Andrea Schulze dazu, deren Mann ebenfalls auf See umkam. Ich konnte nicht glauben, dass Horst nun schon ein Jahr tot war. Immer wieder kamen Erinnerungen an die gemeinsame Zeit mit meinem besten Freund und ehemaligem IWO in mir hoch. Kaum zu glauben, wie schnell die Zeit verging.
Ich jedenfalls war froh darüber, dass Inge von Andrea den ein oder anderen Tipp bei der Trauerbewältigung bekam, auch wenn Andrea ebenfalls noch lange nicht über den Tod ihres Mannes hinweg war.

In dieser Zeit war ich oft mit Lisbeth an der frischen Luft unterwegs, damit sie das ganze Leid nicht mitbekam. Auch sie mochte Günther sehr. Die beiden hatten ein sehr inniges Verhältnis zueinander gehabt und Lisbeth sprach ihn oft mit 'Onkel' an. Da ich selber Einzelkind war hatte sie ja nur meinen Schwager Jürgen als Onkel, der allerdings in Hannover wohnte und ebenfalls oft auf See war.

"Sag mal, Vati."

Lisbeth hüpfte an meiner Seite herum, ihre Hand in meiner.

"Wie lange bleibst Du jetzt bei uns?"

"Fast einen Monat, Liebes."

"Du bist zu meinem Geburtstag auch hier?"

"Aber natürlich, mein Engel! Den will ich doch nicht verpassen!"

"Das ist sooooo toll!"

Ich lächelte. Wie lange hatte ich das nicht mehr haben können. Einen schönen Spaziergang mit meiner Tochter. Es tat so gut, wieder einmal Zeit mit ihr verbringen zu können - nur mit ihr.

Wir alberten noch einige Zeit herum und holten uns ein Eis, bevor wir auf einem kleinen Umweg wieder nach Hause gingen. Ich wollte unbedingt am Hafen vorbei und sehen, was dort los war. Ausschließlich die Schulungsboote waren noch vorhanden und deshalb hegte ich insgeheim den Wunsch, die Besatzung von U61 anzutreffen und mit meinen Männern von U104 zu reden; am Hafen teilte man mir dann mit, dass U61 gerade auf Übungsfahrt sei. Ein wenig dämpfte dies meine Laune, doch der Anblick meiner Eis schlemmenden Tochter hob sie sofort wieder an.

Am Abend brachte ich Lisbeth dann selber ins Bett. Auch hier spürte ich wieder, wie sehr mir meine Familie am Herzen lag. Ich mochte gar nicht mehr ohne sie sein und ertappte mich bei dem Gedanken, dass unser Verhältnis nach der Trennung noch viel enger war als vorher. Vielleicht war es einfach die Angst, dass ich meine Familie erneut verlieren könnte; ich vermochte es nicht zu sagen. Doch eines war gewiss: Soviel Zeit wie heute hatten wir schon lange nicht mehr zusammen verbracht.

Voetmann
18.09.14, 22:31
Kiel
27. März 1941
16:05 Uhr

Der Geburtstag meiner Tochter. Wir hatten beschlossen, nachmittags für sie und ihre Freunde eine kleine Feier zu geben - meine Frau backte Kuchen und hatte für den frühen Abend kleinere Spiele angesetzt. Ich hatte Lisbeth aus Paris eine kleine Halskette mit einem Herzen mitgebracht. Sie gefiel mir auf Anhieb und ich war mir sicher, dass es für Lisbeth ein gutes Andenken war, wenn ich wieder auf See hinaus musste. Wie erwartet freute sich auch meine Tochter über ihr Geschenk.

"Dass Du Dir immer so eine Mühe machst." Inge lächelte, während ich Lisbeth die Kette um den Hals legte.

"Das ist keine Mühe, Liebling. Für Euch mache ich das gerne. Ich liebe Euch!"

"Wir Dich auch, Tom. Du bist so ein guter Mensch."

Ich gab meiner Tochter einen Kuss auf den Hinterkopf.

"Und? Wie gefällt sie Dir?"

"Supertoll! Danke, Vati!"

"Bitte, meine Kleine."

Den restlichen Nachmittag über aßen wir Kuchen, spielten Spiele und unterhielten uns über alles mögliche. Ein wunderbarer Tag, der mich von meinem Kummer und meiner Trauer über den erneuten Verlust eines guten Freundes ablenkte. Ich konnte mit meiner Familie zusammen sein - auch meine Schwiegereltern waren inzwischen eingetroffen - meine Tochter glücklich machen und einfach mal wieder der Mensch sein, der ich eigentlich war. Kaum zu glauben, dass dies alles noch so wunderbar funktionierte. Wenn ich daran dachte, was ich inzwischen alles getan hatte und wie schrecklich es war, dann war dies ein wahres Wunder.

"Ich danke Euch dafür, dass Ihr Euch so herzlich um Inge und Lisbeth gekümmert habt."

"Ach, mein Junge. Das war doch gar nichts! Wir würden wirklich alles für Euch tun - alle drei."

Theo klopfte mir kameradschaftlich auf die Schulter.

"Pass nur auf, dass Du Inge nicht noch einmal vergraulst - sonst werde ich Dich höchstpersönlich Kiel holen!"

"Schon gut, Theo - keine Sorge. Ich werde aufpassen."

"Gut so! Und nun haben wir noch eine Überraschung - oder eher Inge hat sie."

Nun war ich neugierig. Inge kam lächelnd zum mir und nahm meine Hand.

"Alle mal herhören, bitte! Tom und ich haben etwas zu verkünden!"

Ich hob die Augenbrauen. Hatten wir das?

"Naja, Tom nicht so - aber ich wollte mit der guten Neuigkeit warten, bis wir alle wieder vereint sind."

Nun lächelte Inge mich an. Noch immer wusste ich nicht, was genau sie von mir wollte.

"Tom, Du weißt, dass ich Dich über alles liebe."

Diese Worte zauberten mir ein Lächeln auf mein Gesicht.

"Und ich bin so froh, dass Du mir verziehen hast - nein, lass mich bitte ausreden."

Ich hatte kurz den Mund geöffnet um meiner Frau zu sagen, dass es nichts zu verzeihen gäbe. Ich war derjenige, welcher meine Familie enttäuscht hatte. Ihre Reaktion war nur zu verständlich gewesen - auch wenn sie mich tief erschüttert hatte.

"Wir bekommen ein Kind."

Im ersten Moment war es totenstill im Raum. Ich hörte das Blut in meinen Ohren rauschen und blinzelte ein paarmal. Ich war mir sicher, dass ich mich verhört hatte.

"W - was?!"

Leises Getuschel hob nun an. Die Gäste lösten sich nun auch allmählich aus ihrer Starre, in welcher sie nach Inges Worten gefallen waren.

"Ja, Tom. Es ist wahr! Wir kriegen ein weiteres Kind!"

"Ach Du scheiße..."

Mir wurde erst klar was ich gesagt hatte, als das Lächeln auf dem Gesicht meiner Frau gefror. Natürlich hatte ich diese Worte nicht böse gemeint. Nein, es war eher einfach so aus meinem Mund gesprudelt, da ich geschockt war und nicht noch einem weiteren Kind dieses Leid zufügen wollte, was ich schon Lisbeth antat. Auch meine zweite Tochter - oder mein Sohn, wie auch immer - würde um mich bangen, wenn ich auf See war. Vielleicht noch nicht jetzt, aber spätestens in ein paar Jahren. Dazu kam noch, dass ich ihm oder ihr kein guter Vater sein konnte, weil ich die meiste Zeit nicht da war. Bei Lisbeth war es anders, sie war 1935 geboren, ein paar Jahre vor dem Krieg. Sie hatte ich aufwachsen sehen und mich um sie kümmern können. Aber jetzt... nein, es würde nicht klappen.

"Schatz, entschuldige! Ich war einfach geschockt. Wie - ich... ich werde tatsächlich Vater? Nocheinmal?"

Nichtsdesdotrotz freute ich mich natürlich auf ein weiteres Kind, ein Geschwisterchen für Lisbeth.

"Ja, Tom. Du wirst noch einmal Vater."

Die Stimme meiner Frau klang enttäuscht. Ich ahnte, dass ich etwas wieder gutzumachen hatte - etwas Großes.

"Mein Gott, Leute! Das muss gefeiert werden! Na los, auf auf!"

Hohenlohe
18.09.14, 23:46
Eine gute Nachricht ist doch schön für die Story...:)

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

Azrael
19.09.14, 00:22
Sind 12 Tage genug, um das zu fabrizieren und herauszufinden?
Nicht dass euch die gute Frau fremdgeht, oh das wäre ja ein Story Twist :D

Voetmann
19.09.14, 14:22
Damals nicht. :D
Wir reden von Voetmanns letztem Aufenthalt in Köln im Januar. Nicht ungewöhnlich, dass Inge erst jetzt die Schwangerschaft bemerkt.

Voetmann
20.09.14, 15:18
Kiel
04. April 1941
09:33 Uhr

Während der vergangenen Woche hatte ich mich intensiv um meine Frau gekümmert. Den Ausrutscher auf Lisbeths Geburtstag hatte sie mir inzwischen verziehen - Gott sei Dank! - und gemeinsam schwelgten wir im Glück.

"Wenn es ein Junge wird, dann wir er bestimmt so ein toller Kerl wie sein Vater!"

Ich lächelte und strich Inge durchs Haar.

"Und wenn es ein Mädchen wird?"

Inge sah mich an, während sie sich erneut ein Brot nahm.

"Was glaubst Du denn, was dann ist?"

"Dann wird es genauso hübsch, bezaubernd und lenbenslustig wie meine geliebte Frau und meine geliebte Tochter."

"Du bist so süß, Tom."

Ich konnte gar nicht sagen, wann ich je glücklicher war als zu dieser Zeit. Natürlich hatte ich noch immer leichte Bedenken, weil ich mein Kind wohl nur selten zu Gesicht bekam; doch alleine der Gedanke, dass ich in wenigen Monaten ein kleines Baby in meinen Armen halten konnte ließ diese sofort wieder verschwinden. Ich war überglücklich! Jetzt hoffte ich nur, dass nicht eine der nächsten Feindfahrten unsere letzte wurde.

"Am Liebsten würde ich hierbleiben und mit Euch gemeinsam glücklich sein."

"Das wissen wir, Tom. Wir würden Dich auch gerne hier behalten. Aber Dein Reich ist die See, das habe ich inzwischen verstanden."

Da ich zurück nach Lorient musste, würde die Reise wohl über einige Tage gehen. Die Personenzüge waren noch weniger geworden und ich musste mit drei oder vier Reisetagen rechnen, bevor ich die französiche Küste erreichte. Am 10. April - also in sechs Tagen - war der neue Auslauftermin.

"Aber trotzdem: Bitte pass auf Dich auf, Tom. Gerade jetzt, wo wahrscheinlich die gesamte Royal Navy hinter Dir her ist."

"Keine Sorge, Liebling. Wird schon gutgehen."

"Ich hoffe es."

12:11 Uhr

"Also... passt auf Euch auf, ja?"

"Du auch auf Dich, Tom. Ich möchte nicht, dass unser zweites Kind ohne Vater aufwächst."

"Wird es nicht, Inge - versprochen!"

Die beiden hatten mich am Mittag zum Bahnhof begleitet. Wieder einmal hieß es Abschied nehmen, was uns allen nach wie vor sehr schwer fiel. Vorallem jetzt, da ich wusste, dass Inge ein weiteres Kind erwartete. Ich wünschte, dass ich bei meiner Familie bleiben und sie unterstützen könnte.

"Du musst mir unbedingt mitteilen, wenn etwas geschehen sollte. Hörst Du, Inge? Schreib´einen Brief oder telefonier mit dem Oberkommando, egal was!"

"Ganz ruhig, Tom. Du wirst Deine Informationen schon erhalten."

"Gut. Aber bitte zeitnahe! Nicht, dass etwas passiert und ich kriege es nicht mit."

"Keine Sorge. Du kannst Dich auf mich verlassen."

Sie gab mir einen Kuss. In ihren Augen sah ich genau die gleiche Traurigkeit, welche mich erfüllte. Ich wurde ein weiteres Mal Vater und konnte doch nicht bei meiner Familie sein. Etwas, das mir mächtig gegen den Strich ging.

"Gut. Ich muss jetzt los. Passt auf Euch auf."

Ich verabschiedetze mich herzlich von den beiden, bevor ich in den Zug stieg.

"Komm gesund wieder, Tom. Wir lieben Dich."

"Ich Euch auch. Bis dann!"

"Bis dann."

Hohenlohe
20.09.14, 17:18
Eine schöne Story und nun steht die nächste Feindfahrt an...Wir freuen uns schon aufs Update...:)

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

Voetmann
21.09.14, 18:59
Lorient
07. April 1941
17:21 Uhr

Nach dreitägiger Reise kam ich am Nachmittag des siebten in Lorient an. Ich war etwas überrascht, hatte ich doch mit mehr Reisezeit gerechnet. Immerhin konnte ich mich jetzt etwas intensiver um die Berichte zur letzten Fahrt kümmern. Als ich bei der Versenkung der Hood angelangt war, kamen mir wieder die Bilder des Schiffes in den Kopf. Ich fragte mich, ob jemand die Explosion überlebt hatte. Wahrscheinlich nicht. Das ganze Schiff wurde immerhin binnen weniger Sekunden in Stücke gerissen und versank - da kam niemand lebend raus, das wusste ich. Wieder einmal fragte ich mich, was ich hier eigentlich tat. Immer mehr Menschenleben gingen nun auf mein Konto und es sah nicht danach aus, als würde dies bald enden. Es würde wahrscheinlich immer weitergehen, Tag um Tag, Jahr um Jahr - bis dieser verdammte Krieg endlich aufhörte.
Ich sollte einen Schritt zurücktreten, so die Worte von Admiral Dönitz. Vielleicht war dies gar kein schlechter Anfang. Nur... wie würden meine Männer darauf reagieren? Es konnte ziemlich langweilig an Bord werden, wenn tagelang kein Feindkontakt bestand oder ich einfach ein Schiff umfuhr - zumal es Befehlsverweigerung wäre. Welchen Kompromiss also schließen? Wie konnte ich verhindern, dass tausende Leben ausgelöscht wurden aber gleichzeitig gegnerische Schiffe versenken? Die Antwort war klar: Mit dem Deckgeschütz. Bei Frachtern klappte dies bisher ganz gut, zumal sie nicht bewaffnet waren. Da ich aber immer öfters von bewaffneten Frachtern hörte würde dies in Zukunft wohl auch schwer werden. Es war zum Verzweifeln!
Ich klappte den Ordner zu. Einen Kaffee, das war es, was ich jetzt brauchte: Einen starken Kaffee!

09. April 1941, 17:37 Uhr

"Bin mal gespannt, wo es uns morgen hin verschlägt."

"Weiter hinaus hoffe ich."

"Na, wenn man immer solch dicke Brocken vor der eigenen Haustür findet... warum?"

"Ich denke nicht, dass die Briten ein weiteres Mal so unvorsichtig sind."

"Das war echt der Gipfel! Zwei Schlachtschiffe ohne Geleitschutz direkt an einem deutschen Hafen!"

"Einen okkupierten, IIWO."

"Trotzdem. Wir haben ihn besetzt."

Wie immer saß ich mit meinen Führungsoffizieren im Offiziersclub um die neue Fahrt zu besprechen. Den IIWO hatte ich noch am Vortag aus einem der unzähligen Bordelle schleifen müssen, wo er sich - zumindest nach seiner eigenen Aussage - nur einen getrunken hatte. Ich hoffe, dass es stimmte. Zumindest saß er nun in nüchternem Zustand vor uns. Ich wollte mir gar nicht erst ausmalen was passiert wäre, wenn er dies heute gemacht hätte - immerhin brauchte ich meine Männer bei klarem Verstand, wenn es auf See hinaus ging. Eine kurze Standpauke meinerseits hatte aber - so hoffte ich jedenfalls - ausgereicht, um ihn zu bekehren.

"Wir werden uns auf der nächsten Fahrt ein wenig zurücknehmen.", verkündete ich den Männern. "Keine Aufmerksamkeit auf uns lenken und dafür sorgen, dass niemand bei den Briten vermutet ich wäre auf See."

"Na! Wir wollen ja nicht, dass Deine beiden Kinder ohne Vater aufwachsen."

Natürlich hatte ich ihnen die gute Neuigkeit direkt mitgeteilt, als wir uns trafen. Ich war stolz wie nie zuvor in meinem Leben. Naja - bis auf die Schwangerschaft Inges mit Lisbeth.

"Das auch, IWO. Aber auch, weil diese Bitte von Admiral Dönitz persönlich kommt."

"Wegen der Hood?"

"Ganz genau. Dönitz meint, dass Churchill persönlich dafür sorgen will, dass ich versenkt werde."

"Wie das? Will er selbst auf einen Zerstörer steigen?"

"Die müssen wohl ziemlich verzweifelt sein durch Kaleun Winterstein und Dich."

"Wohl war, Tom - und genau deshalb halten wir uns zurück!"

"Jawohl, Herr Kapitän!"

Voetmann
23.09.14, 09:03
Lorient
10. April 1941
18:00 Uhr

"Achterleinen los und kleine Fahrt voraus!"

"Jawohl, Herr Kapitän!"

Sanft löste sich das Boot von der Pier, auf der uns einige Menschen verabschiedeten. Der Himmel war wolkenlos und eine frische Brise wehte uns entgegen. Es ging nach AM-71 - na toll, wiedermal fast vor der Haustür. Ich hoffte nur, dass wir nach Absolvieren unserer Patrouille weiter hinausgeschickt wurden als es bisher der Fall war.

"Ich bin doch nicht nach Lorient gekommen, um nur in der Biskaya oder der irischen See Patrouille zu fahren."

"Alles gut, Herr Kapitän. Auf der letzten Fahrt sind wir auch hier fündig geworden."

"Dann will ich mal hoffen, dass es auch so weitergeht. Wobei die Tommys jetzt nicht mehr so unvorsichtig sein werden."

"Und wenn doch sind sie selber Schuld."

"So ist es, IWO."

12. April 1941, 21:54 Uhr

Der zweite Tag auf See. Bisher hatten wir keine Feindberührung - was aus meiner Sicht auch nicht verwunderlich war - und herrlich ruhige See. Morgen früh sollten wir das uns zugewiesene Planquadrat erreichen. Zusammen mit dem IWO stand ich bei einer Zigarette auf der Brücke.

"So kann es die restliche Fahrt über bleiben."

"Du magst wohl auch keine unruhige See, was?"

"Hast Du doch auf der letzten Fahrt gemerkt."

"Und bei sämtlichen Treffen in der Akademie, ja."

"Ich bin da genau wie Du."

"Jap."

Da wir im Zielgebiet eine hohe Wassertiefe hatten beschloss ich, dort eine verspätete Tauchübung durchzuführen. Ich wollte wissen, wieviel das Boot wirklich aushielt und wo seine Grenzen waren. Im Falle eines Falles musste ich mich auf U103 verlassen können. Doch erst einmal hieß es heil dort ankommen. Etwas, was die Tommys wohl verhindern wollten.

"Schiff gesichtet!"

"Wo?"

"Auf 264, Herr Kapitän. Scheint ein Kriegsschiff zu sein."

"Na, die Fahrt fängt ja gut an."

Ich griff zum Fernglas.

http://s14.directupload.net/images/140923/9meptnyp.png (http://www.directupload.net)

"Alles einsteigen! Auf Sehrohrtiefe gehen!"

"Jawohl, Herr Kapitän!"

18:50 Uhr

"Kontakt entfernt sich."

"Warten wir noch, bis wir ihn verloren haben. Dann auftauchen."

Nach weiteren zwanzig Minuten hatten wir keinerlei Horchkontakt mehr zum Zerstörer und tauchten auf. Ich ließ die Wachen austauschen, damit sich die Jungs ausruhen konnten und begab mich in die Messe, um einen Eintrag ins Kriegstagebuch zu verfassen.


Logbucheintrag Fregattenkapitän Thomas Voetmann, 12. April 1941

Sind vor etwa einer halben Stunde vor feindlichem Zerstörer getaucht - wurden glücklicherweise nicht entdeckt. Geplante Ankunft im PQ ist morgen früh. Bisher keinen weiteren Feindkontakt gehabt. Die Briten scheinen nun nicht mehr so unvorsichtig zu sein.
Habe beschlossen, in AM-71 eine Tauchübung durchzuführen und bin gespannt, was das Boot aushält.

Hohenlohe
23.09.14, 16:27
Ein Zerstörer...! Wäre ja noch schöner, wenn der das Boot entdecken würde und mit WaBos zupflastert...Wir sind gespannt, wie die Feindfahrt weitergeht...:ph:

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

Voetmann
26.09.14, 12:02
Planquadrat AM-71
13. April 1941
08:04 Uhr

Ankunft im Zielgebiet. Auch die vergangenen Stunden verliefen ruhig. Einzig die See wurde mit der Zeit ein wenig unruhiger. Doch noch bestand kein Grund zur Sorge. Wir wurden zwar etwas hin und her geschaukelt, dies war allerdings auch schon alles. Meinetwegen konnte es genauso bleiben oder - noch besser - wieder ruhiger werden.

Den Tauchgang hatte ich für halb neun angesetzt. Diesmal würde es keine Vorwarnung an meine Männer geben, selbst die Offiziere ahnten von meinem Vorhaben nichts. Ich wollte wissen, wie gut sie sich im Ernstfall verhielten und vorallem wie routiniert das Ganze ablief. 350 Meter hatten wir unter Kiel, ideale Voraussetzungen.

"Wenn die See noch unruhiger wird, sollten wir uns vielleicht sichern."

"Abwarten, Tom. Noch ist es akzeptabel."

Da wir in einigen Augenblicken ohnehin unter Wasser sein würden, war dies nicht mehr nötig. Die Männer konnten sich - auch wenn es erst einmal hektisch wurde - danach ausruhen. Ich beabsichtigte, nach der Übung noch etwas unter Wasser zu bleiben. Da ich langsam Hunger bekam, zögerte ich diese Übung auch nicht länger hinaus.

"AAAAAAALAAAAAAAAARM!! FLUUUUUUUUUTEN!!"

Nun sausten die Männer die Leiter hinunter, gefolgt vom IWO und mir.

"Auf 100 Meter gehen, schnell!"

Alle verfügbaren Männer strömten nun in den Bug und das Boot neigte sich nach vorne.

"50 Meter gehen durch.", meldete der LI nach einer Weile.

Ich schaute gebannt auf den Tiefenmesser. Nun würde sich herausstellen, wieviel das Boot wirklich aushielt.

"80 Meter... 90 Meter... 100 Meter, Herr Kapitän."

"Auspendeln."

Das Boot kam wieder in die Waagerechte. Ich sah in die Gesichter meiner Männer, welche fragend dreinblickten. Die ganze Zeit über gab es keinerlei Anzeichen dafür, dass wir angegriffen wurden. Keine Detonation, kein MG-Gestotter, nichts. Nun musste ich grinsen.

"Übung, Männer! Nur nicht einrosten."

Einige machten erleichterte Gesichter, andere sahen noch immer besorgt aus. Ich sah zum LI.

"Wenn wir schonmal hier sind, geht es noch weiter runter. Auf 150 Meter gehen."

"150 Meter, Herr Kapitän?"

"Genau, LI. Los geht´s!"

Wir glitten tiefer. Bei 130 Metern fing es langsam an zu knirschen.

"Ganz ruhig, Jungs. Da geht noch was."

Meine Besatzung - gerade erst auf der zweiten Feindfahrt und noch ungeübt in solchen Tauchtiefen - sah nervös zum LI.

"150 Meter, Herr Kapitän."

Inzwischen knallte es des Öfteren an der Bordwand. Sollte auch U103 nicht allzuviel aushalten? Ich sah kurz zum IWO, bevor ich meinen Blick wieder auf den Tiefenmesser richtete.

"Wir versuchen noch ein paar Meter, LI. Auf 200 gehen!"

"200, Herr Kapitän?!" Entsetzt sah Kunze mich an. "Das können wir nicht! Das ist zu tief!"

"Glauben Sie mir, Leutnant - ich war schon tiefer! Und auf!"

Ich strapazierte die Nerven des LIs gerade aufs Äußerste, das war mir klar. Doch es musste sein, es war die Bewährungsprobe für meine Mannschaft. Natürlich konnte man eine Übung nicht mit dem Ernstfall vergleichen; doch ich wollte, dass sie wussten, was auf sie zukommen konnte.
Das Boot machte inzwischen besorgniserregende Geräusche und bockte leicht. Wir waren nun bei 190 Metern.

"Tiefer geht nicht, Herr Kapitän! Der Druck presst uns zusammen!"

"Die zehn Meter schaffen wir noch."

Ich sollte Recht behalten. Auf 200 Metern kam unser Boot zum Stillstand. Grinsend lehnte ich mich gegen den Kartentisch.

"Sehen Sie?"

"Sie sind wirklich lebensmüde. Also wir gehen wahrscheinlich eher beim Tauchen drauf, als dass uns die Tommys versenken!"

"Immer mal was Neues, IIWO. Na gut, für heute reicht es. Gehen Sie hoch auf dreißig Meter. Die Jungs können sich ein wenig vom Sturm erholen und der Smutje soll was auftischen!"

"Jawohl, Herr Kapitän!"

Azrael
26.09.14, 15:13
Einen guten euren Männern, wobei mein Essen das grad neben mir steht besser sein dürfte :D

Hohenlohe
26.09.14, 16:51
Mich interessiert mal, welche Tauchtiefen deutsche U-Boote aushalten konnten...?? Gibt es dafür bei Wikipedia verlässliche Angaben...??

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

Hjalfnar
26.09.14, 16:58
Die Angaben auf Wikipedia sind, was deutsche Boote angeht, sehr korrekt. Was gerne vergessen wird: Die Angaben sind Werftgarantietiefen. Bei den Tests kamen die meisten Boote durchaus noch ein Stück tiefer. 200 Meter war das Werftgarantiemaximum für den Typ IX.

Voetmann
26.09.14, 17:55
Wenn ich es richtig im Kopf habe, liegt die Werftgarantie für die Typ VII-Boote bei 130 Meter, die Garantie für die IXer-Boote bei 190 bis 200 Meter.
Wir waren allerdings mit U48 bereits auf 250 Meter Tiefe, mit U104 und U103 soweit ich mich erinnere nur bis maximal 200 Meter. Ist ganz unterschiedlich von Boot zu Boot.

Azrael
26.09.14, 17:59
Ergänzen kann ich noch, dass es mit nem Typ II-Boot, solltet ihr jemals das Pech haben, mit einem fahren zu müssen, nicht tiefer als 160 geht. Ist die Werftgarantie, die stimmt aber 100% zu, ich habe es ausprobiert und bin bei 165 Metern abgesoffen :D

Hohenlohe
26.09.14, 18:42
Danke für die Auskunft...!! Wusste ich nicht so genau...:)

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

Voetmann
26.09.14, 19:08
Ergänzen kann ich noch, dass es mit nem Typ II-Boot, solltet ihr jemals das Pech haben, mit einem fahren zu müssen, nicht tiefer als 160 geht. Ist die Werftgarantie, die stimmt aber 100% zu, ich habe es ausprobiert und bin bei 165 Metern abgesoffen :D

Sollten wir jemals so ein Boot bekommen, gehen wir zur Royal Navy. :cool: :D

@Hohenlohe: Bitte, bitte! :)

Voetmann
29.09.14, 22:32
Nordatlantik
14. April 1941
17:03 Uhr

Während unserer Patrouille hatten wir keinerlei Feindkontakt gehabt. Nichts Ungewöhnliches, denn die Tommys waren mit Sicherheit nicht noch einmal so unvorsichtig wie bei der Sache mit der Hood. Da wir noch alle Aale und sämtliche Granaten für unsere Geschütze an Bord hatten und auch der Treibstoff noch ausreichend war, schickten wir eine Meldung an den BdU, welcher uns nach AL-11 schickte. Endlich mal etwas weiter hinaus!

Fünf Tage sollte die Anfahrt dauern und ich hoffte, dass wir erfolgreich waren. In dieser Gegend waren wir noch nie und dementsprechend wusste niemand von uns, was auf uns zukam.

Ich war ob des Planquadrates in Höchsstimmung. Endlich konnte ich richtig in den Atlantik hinein! Endlich keine Nordsee mehr oder Patrouillen direkt vor der Haustür. Wer wusste, ob sich nicht vielleicht genau hier die großen Pötte tummelten, abseits der von uns okkupierten Häfen.

23:30 Uhr

"Da!"

Ich sah auf, als ich Bootsmann Weiß´ Ausruf hörte.

"Was ist los?"

"Da war gerade etwas, Herr Kapitän."

"Und was?"

"Ich weiß es nicht... ein Schatten."

"Wo genau?"

"Auf 344, Herr Kapitän."

Ich hob mein Fernglas an meine Augen und suchte die See ab.

http://s14.directupload.net/images/140929/jbrq6z2m.png (http://www.directupload.net)

"Sind Sie sicher, dass Sie etwas gesehen haben?"

"Ja, Herr Kapitän. Da war definitiv etwas."

"Gehen Sie auf Abfangkurs, IWO. AK voraus."

"Jawohl, Herr Kapitän!"

http://s7.directupload.net/images/140929/teapiltu.png (http://www.directupload.net)

"Mal schauen, mit wem wir es da zutun haben."

"Herr Kapitän, Horchkontakt! Zwei Schiffe bis jetzt. Ein Frachter, ein Kriegsschiff!"

"Sind Sie sicher, Blechschmidt?"

"Ja, Herr Kapitän!"

"Gut. Horchen Sie weiter!"

"Jawohl, Herr Kapitän."

Ich richtete mich wieder auf und sah auf die See.

"Ein Frachter und ein Kriegsschiff... Geleitzug?"

"Möglich, IWO."

http://s14.directupload.net/images/140929/sw4egaat.png (http://www.directupload.net)

Nach und nach mehrten sich die Kontakte, bis wir schließlich drei Frachter und ein Kriegsschiff - wahrscheinlich einen Zerstörer - vor uns hatten.

"Ist das alles, Blechschmidt?"

"Bis jetzt ja, Herr Kapitän. Keine weiteren Kontakte!"

Leutnant Clemens schien Recht gehabt zu haben. Vor uns befand sich ein kleiner Konvoi.

"Gut. Der Erste ist ein C2 Frachter. Etwas über 6000 Tonnen."

http://s7.directupload.net/images/140929/5rfvoeag.png (http://www.directupload.net)

"Zwei Küstenschiffe vorne und hinten."

http://s14.directupload.net/images/140929/2gkt7ifv.png (http://www.directupload.net)

"Das Geleitschiff müsste ein Trawler sein."

Ich nahm das Fernglas von den Augen.

"UZO auf Brücke!"

http://s14.directupload.net/images/140929/jrl3qqfl.png (http://www.directupload.net)

"Ach, Mensch! So ein verdammtes Kackschiff!"

"Du bist wohl schon an Zerstörer gewöhnt, was?"

"Alles Andere ist doch keine Herausforderung für uns. Was, Jungs?"

Einige der Brückenwache grinsten, andere sahen noch immer leicht besorgt aus. Ich konnte es ihnen nicht wirklich verübeln, hatten sie doch bisher noch keinen so nahen Kontakt zu Kriegsschiffen gehabt - auch wenn es sich hierbei eher um die harmlose Variante handelte.

"Alle Mann auf Gefechtsstation! Wir greifen an!"

"Jawohl, Herr Kapitän!"

Hohenlohe
29.09.14, 23:52
HURRAH!! Es geht wieder rund...:ph: Wir wünschen viel Erfolg und viel Glück!! :top:

herzliche grüsse

Hohenlohe, der sich schon vorfreut...:smoke: :) *grins*

George Pickett
29.09.14, 23:56
Aber nicht zu leichtsinnig werden. So ein Trawler hat auch Zähne...

Hohenlohe
30.09.14, 00:14
Haben Trawler eigentlich Sonar und Wasserbomben im laufenden Spiel...?? Sonst werden euch nur die Geschütze gefährlich werden, ausser da befindet sich noch was grösseres im Hintergrund wie bei Winterstein...:ph:
Viel Glück!!

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

George Pickett
30.09.14, 00:29
Ja, die werfen auch Eier, werter Hohenlohe :teufel:

Azrael
30.09.14, 00:31
Ich weiß aus SH4 Op Monsun Erfahrung, dass sie passives Sonar und Wasserbomben haben, aber kein ASDIIC, deshalb kann man ihnen unter Wasser mit Schleichfahrt und AK während Wabo-Explosionen sehr leicht entkommen.
Ich denke, das dürfte in SH3 nicht großartig anders sein, ansonsten würde er sie nicht als harmlos bezeichnen, auch wenn sie natürlich mit ihrer Überwasserkanone ebenfalls Wunden zufügen können.

Voetmann
30.09.14, 00:35
Wasserbomben haben die Trawler, auch Sonar.
Allerdings wie schon gesagt wurde kein ASDIC und damit stellen sie unter Wasser keine sonderliche Gefahr dar - zumal die Trawler wenig WaBo´s zum Schmeißen haben. ;) :cool:

Hohenlohe
30.09.14, 03:06
Aber ihr werdet jetzt nicht über Wasser angreifen, oder etwa doch...??! :ph:

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

Voetmann
30.09.14, 03:15
Hm... :think: Müssen wir schauen. :^^: :D :fecht:

Hjalfnar
30.09.14, 06:59
Trawler sind ja nun nicht sehr groß...HE-Granate in die Aufbauten, mit etwas Glück trifft man Munitionskammer oder Tank, und schon ist das Schiffchen futsch.^^

Bigfish
30.09.14, 20:21
Verschwendung! - Rammen tut man Trawler :teufel:

Voetmann
30.09.14, 20:24
Demonstriert uns das doch mal und danach entscheiden wir. :frech: :D

Hohenlohe
30.09.14, 23:01
Verschwendung! - Rammen tut man Trawler :teufel:

Kommt doch glatt einer Selbstversenkung gleich...:frech:

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

Voetmann
30.09.14, 23:58
Der gute Winterstein will wohl das einzige Uboot-Ass der Kriegsmarine werden. :frech:

Voetmann
02.10.14, 22:27
Nordatlantik
15. April 1941
00:06 Uhr

Wir hatten uns den Schiffen bis auf ungefähr 2500 Metern angenähert. Ich war am Überlegen, ob ich einen Überwasserangriff starten sollte oder lieber abtauchen ließ. Der Trawler - das einzige Sicherungsschiff - war nicht so gefährlich wie ein Zerstörer, konnte uns aber dennoch übel zusetzen.

"50 Grad nach Backbord. Sehen wir zu, dass wir auf einen Parallelkurs kommen."

"Jawohl, Herr Kapitän."

Wir fuhren nun in einem Abstand von etwa zweieinhalb Kilometern neben den Schiffen her. Der Trawler hatte unsere Anwesenheit bis jetzt noch nicht bemerkt. Glück für uns.

"Was meinst Du, Tom? Riskieren wir einen Überwasserangriff?"

"Bei dem Trawler als Eskorte?"

"Pass auf, ich denke mir das so: Wenn wir den zuerst versenken, können wir uns mit dem Deckgeschütz um die restlichen Schiffe kümmern."

"Aber die haben wahrscheinlich Kanonen an Bord!"

"Und? Dann schießen wir halt besser als die!"

"Du bist der Kommandant."

"Und Du mein IWO. Also - was machen wir?"

Ein paar Sekunden herrschte Stille, welche nur von den Dieseln unseres Bootes und den Wellen unterbrochen wurde, welche sich am Boot brachen.

"Wir probieren es."

"Dann ist das jetzt Dein Abschuss."

"Mein - mein Abschuss?"

"Genau - also verhau das nicht!"

Ich trat ein paar Schritte zurück, um Leutnant Clemens Platz zu machen. Kurz schaute er mich skeptisch an, bevor er seinen Blick nach vorne richtete und sich zum UZO bückte.

"Rohr eins fertigmachen zum Überwasserschuss!"

"Jawohl, Herr Leutnant!"

"Entfernung 2500 Meter an Lage 125! Gegnerfahrt sieben Knoten!"

Nach wenigen Minuten war Rohr eins feuerbereit.

"Rohr eins los!"

"Abgefeuert."

Ich hob mein Fernglas wieder an die Augen und sah zu den Schiffen hinüber. Nun war ich gespannt, ob Leutnant Clemens´ Berechnungen korrekt waren. Der Grund weshalb ich dem IWO mit dem Abschuss beauftragte war der, dass ich um seine strategischen Kenntnisse wusste - immerhin hatten wir auch schon in der Marineakademie miteinander zutun gehabt - und herausfinden wollte, was er wirklich drauf hatte. Im Falle eines Falles - welcher hoffentlich nie eintrat - würde er mich vertreten müssen.

"Laufzeit, LI?"

"Eine Minute und zehn Sekunden, Herr Leutnant."

Ich sah weiter zu unseren Gegnern. Wenn der Torpedo nun saß würden wir keinerlei Probleme mehr haben, die restlichen Schiffe mit dem Deckgeschütz anzugreifen. Einzig die Geschütze derer - sofern vorhanden - konnten uns noch gefährlich werden. Ich allerdings blieb optimistisch aufgrund der Tatsache, dass meine Mannschaft hervorragend mit unserem Geschütz umgehen konnte - viele von ihnen waren schließlich bei mir in der Ausbildung gewesen.

"Laufzeit überschritten, Herr Leutnant.", meldete der LI wenig später. "Keine Detonation."

"Verdammt!" Deutlich konnte ich den Ärger aus der Stimme des IWOs heraushören.

"Blindgänger? Oder falsche Berechnung?"

Dies fragte ich mich allerdings auch. Sollte der Mist mit den Torpedos noch immer nicht überstanden sein oder hatte Clemens falsch berechnet?
Lange diskutieren konnten wir nicht darüber, da mit der Zeit auch die Gefahr wuchs, dass der Gegner auf uns aufmerksam wurde.

"Gut, versuchen wir es nocheinmal! Rohr zwei klarmachen zum Überwasserschuss!"

"Jawohl, Herr Leutnant!"

Ich hob die Augenbrauen. An Clemens Stelle hätte ich nun keinen Aal mehr auf den Trawler verschwendet; Zum Einen wurde das Risiko entdeckt zu werden immer größer, zum Anderen wollte ich mit so wenig Torpedos wie möglich diese Schiffe versenken - am Besten natürlich durch Einsatz des Deckgeschützes.

"Rohr zwei feuerbereit, Herr Leutnant!"

"Achtung, Schusslösung: Entfernung 2500 Meter an Lage 131! Fahrt sieben Knoten!"

"Eingestellt!"

"Feuer!"

Aal Nummer zwei saß - wenn auch beim falschen Schiff. Da ich zum Trawler geblickt hatte zuckte ich zusammen, als ich eine gewaltige Explosion hörte. Ich drehte meinen Kopf nach links und hob das Fernglas an die Augen. Eine gewaltige Wassersäule war bei dem C2 Frachter zu sehen.

"Was zum Teufel?!"

Ich sah den IWO an.

"Was war das denn?"

"Ich weiß es auch nicht, Herr Kapitän. Ich habe auf den Trawler gezielt!"

Ehe ich etwas sagen konnte, leuchteten Scheinwerfer auf. War klar, dass das Geleitschiff uns entdeckt hatte.

"Scheiße!"

Der Ausruf des IWO´s brachte uns jetzt auch nicht weiter.

"Alles einsteigen, Alarm! Fluten!"

So schnell es ging räumten die Männer die Brücke. Ich hoffte nur, dass wir noch rechtzeitig runter kamen. Der Trawler war nicht sehr weit entfernt und hielt mit voller Geschwindigkeit auf uns zu. Gut möglich, dass er uns noch erwischte - aber wenn dann hoffte ich, dass unser Boot heil blieb - und meine Männer auch.

Hohenlohe
03.10.14, 01:03
Dachte ich mir doch, dass ihr wieder mit dem Feuer spielen würdet...Der Trawler kann euch durchaus gefährlich werden, aber ich hoffe das Beste für euch...:ph:

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

Voetmann
03.10.14, 17:48
Tjaja, wir sind in der Beziehung wirklich ein wenig lebensmüde. :D

Ruprecht I.
03.10.14, 18:02
Wer freiwillig in einer Beziehung steckt ist immer lebensmüde!

Ach, das meintet Ihr gar nicht... :teufel:

Voetmann
05.10.14, 20:20
Nordatlantik
15. April 1941
00:28 Uhr

"Auf fünfzig Meter gehen, schnell! Ruder hart backbord!"

"Jawohl, Herr Kapitän!"

Noch immer hörte man die Geschosse des Trawlers, welche auf unser Boot zuflogen. Verdammt, das war eng gewesen! Natürlich hatte unser Gegner sofort nach der Entdeckung das Feuer eröffnet. Jetzt mussten wir sehen, dass wir den Wasserbomben des Schiffes entkamen. Da Trawler kein ASDIC an Bord hatten würde es uns nicht schwer fallen.

"Sind auf fünfzig Meter."

"Auspendeln."

Ich atmete einmal tief durch und blickte zum IWO, welcher mich nervös ansah. Sein Blick sagte mir, dass er wohl einen gehörigen Anschiss meinerseits erwartete. Ich allerdings war alles andere als sauer, hatten wir doch einen Erfolg zu verbuchen und jeder konnte sich irren - auch wenn das Geschehene natürlich mehr als nur grotesk war.

Nun setzten wir uns erst einmal Stück für Stück vom Geleitzug ab. Wir hatten Glück, dass der Trawler kein ASDIC an Bord hatte und so sehr schnell unsere Peilung verlor. Während des Wasserbomben-Beschusses konnten wir deshalb auf AK gehen und so dauerte es keine Viertelstunde, bis wir in relativer Sicherheit waren.

Ich wollte es nun noch einmal probieren, diesmal allerdings wesentlich schlauer. Ich ging davon aus, dass der Trawler um Hilfe gefunkt hatte und es wohl nicht sehr lange dauerte, bis Zerstörer in unserer Nähe waren. Wir blieben unter Wasser und führten von dort aus den restlichen Angriff aus.

00:50 Uhr

"Was mach der C2?"

"Liegt still im Wasser, Herr Kapitän."

"Der Trawler?"

"Kreist wie wild herum und sucht uns. Etwa 3000 Meter an Backbord."

"Na, da kann der Gute auch bleiben. Geben wir dem Frachter den Gnadenstoß. Rohr eins bereitmachen zum Unterwasserschuss."

"Jawohl, Herr Kapitän."

http://s14.directupload.net/images/141005/igrzgybo.png (http://www.directupload.net)

"Achtung, Schusslösung! Entfernung 2000 Meter an Lage 120! Fahrt null!"

"Eingestellt! Wir sind feuerbereit, Herr Kapitän!"

"Rohr eins los!"

"Abgefeuert!"

Ich blickte durch das Sehrohr auf den Frachter, welcher von den Wellen leicht bewegt wurde. Rettungsboote waren bereits im Wasser und so hoffte ich, dass sich die gesamte Besatzung in Sicherheit bringen konnte.

"Der Trawler kommt näher, Herr Kapitän! Macht große Fahrt und hält genau auf uns zu!"

"Der hat das Sehrohr gesehen!"

"Gut, der Aal ist im Wasser! Sehen wir zu, dass wir von hier verschwinden, Sehrohr einfahren und AK voraus. Dreißig Grad nach Steuerbord."

Auch dieses Mal konnten wir uns ohne Probleme absetzen. Problemlos hätten wir einen weiteren Anlauf durchführen können, wenn nicht Blechschmidt einige Minuten später ein zweites schnelles Scraubengeräusch ausgemacht hätte. Ich war mir sicher, dass es sich dieses Mal um einen Zerstörer handelte. Die schwachen ASDIC-Laute, welche über das Hydrophon zu hören waren, bestätigten meine Vermutung.

"Na, wenigstens haben die Tommys nun einen C2 weniger.", meinte der IIWO grinsend, als wir die Peilung zu den Schiffen verloren hatten. "Hätte schlimmer kommen können."

Er hatte Recht. Der Zerstörer hätte uns entdecken und mit Wasserbomben eindecken können. Etwas, das ich nicht unbedingt gebrauchen konnte.

"Gut. Schauen wir mal, was uns noch so erwartet. Für den Moment war es das. In zwanzig Minuten auftauchen und durchlüften."

"Jawohl, Herr Kapitän!"

"IWO, auf ein Wort in die Messe. Ich habe mit Ihnen zu reden."

Am 15. April 1941 um 01:08 Uhr sank ein britischer C2 Frachter mit 6.200 BRT nach zwei Torpedotreffern im Nordatlantik.

Hohenlohe
05.10.14, 20:44
Dieser Angriff ist gerade noch glimpflich verlaufen. Ein Glück, dass der Zerstörer so spät erschienen ist...:top:

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

Voetmann
10.10.14, 17:40
Nordatlantik
16. April 1941
07:26 Uhr

Drei Tage noch, dann erreichten wir unser Planquadrat. In den Abendstunden des 19. sollten wir dort eintreffen - wenn nichts Unerwartetes dazwischen kam. Ich sehnte diesem Termin entgegen, hatten wir dann doch das Gröbste hinter uns. Da unser neues Planquadrat weiter draußen lag hatten wir auch eine größere Strecke vor uns. Zwar waren wir schon viel länger unterwegs gewesen, doch hier war es anders als in der Nordsee. Keiner von uns wusste, was hier draußen auf uns lauerte.

"Wunderschönstes Wetter. Sonne, kaum Wind und keine einzige Wolke am Himmel!"

"Tja, IWO. So kann es doch bleiben."

"Sie sagen es, Herr Kapitän."

"Einzig die Air Force macht mir Sorgen."

"Wir sind doch noch gar nicht von ihr angegriffen worden."

"Ja, und genau das wundert mich! Andere Boote haben die dauernd am Kantharken, nur uns nicht."

"Ist doch gut."

"Aber seltsam..."

Ich fragte mich ohnehin schon lange, warum dies so war. Klar, es war eine Erleichterung; doch irgendetwas stimmte nicht. Soweit ich mich erinnerte, hatten wir es nur vier - vielleicht fünfmal mit Fliegern zutun gehabt - wenn überhaupt. Natürlich hatten wir dafür häufig Probleme mit Zerstörern, doch die hatten andere Boote auch.

"Nehmen wir es einfach so hin. Ist doch gut, wenn die Tommys uns nicht zuviel ärgern."

16:17 Uhr

Der Tag zog dahin. Am Nachmittag schrieb ich einen neuen Eintrag ins Kriegstagebuch, als der IWO zu mir kam.

"Und? Schon aufgeregt?"

"Was meinst Du?"

"Na, wegen Deinem Kind."

Ich lächelte.

"Und wie! Ich bin mal gespannt, was es wird."

Clemens setzte sich auf die Bank.

"Kann ich mir denken. Immerhin ging es mir mit Leon genauso."

"Das Erste ist immer etwas Besonderes, Tom."

"Die Nachfolgenden nicht?"

"Oh doch. So meinte ich das nicht. Es ist nur so... man hat nur die Freude im Herzen, die Aufregung. Was wird es werden? Beim Ersten denkt man oft, dass es ein Wunder ist. Natürlich spielen die anderen Gefühle dort auch eine Rolle."

"Sind nicht alle Babys kleine Wunder?"

"Das sind sie, Tom - das sind sie."

"Ich weiß, was Du meinst."

Es tat gut, wieder einmal ein normales Gespräch führen zu können. An Bord eines Ubootes hatte man ja nicht gerade häufig die Gelegenheit dazu. Wenn ich mit Leutnant Clemens sprach war es fast so, als würde ich mich mit meinem ehemaligen IWO Horst Schulze unterhalten. Beide hatten fast denselben Charakter und die gleiche Denkweise. Etwas, das auf der einen Seite schön war - Tom und ich waren sehr schnell gute Freunde geworden und konnten uns über alles unterhalten - auf der anderen Seite aber auch Gedanken hervor rief, die ich schon lange vergessen glaubte. Ich spreche nicht von den Erinnerungen an die gemeinsame Zeit mit Schulze, nein. Ich grübelte öfter darüber nach, ob er vor seinem Tod hatte leiden müssen. Etwas, das ich fast ein Jahr zuvor zum letzten Mal gemacht hatte, als wir selbst versenkt wurden.

Zum Glück musste ich nicht lange grübeln, denn etwa zehn Minuten später ertönte der Ausruf eines Wachgängers: "Kommandant auf Brücke!"

Hohenlohe
10.10.14, 21:46
Wie immer schöne Storyline...Nur weiter so!! :top: Wann geht es mit der Feindfahrt weiter...??

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke::)

Voetmann
11.10.14, 09:21
Vielen dank, werter Hohenlohe. :)
Wir sind aktuell mitten in der Feindfahrt. Da wir im Moment viel zutun haben, stocken die Updates ein wenig, wofür wir uns hiermit entschuldigen. Wir werden versuchen, so schnell wie möglich weiterzumachen. ;)

Hohenlohe
11.10.14, 13:59
Werter Voetmann, das mit der Verzögerung geht schon in Ordnung, denn RL geht natürlich vor...Wobei wir schon ganz gespannt sind, wie es weitergeht...:ph:

herzlichste grüsse

Hohenlohe...:smoke::D

Voetmann
18.10.14, 05:09
Nordatlantik
16. April 1941
16:51 Uhr

"Gehen Sie auf Abfangkurs, AK voraus!"

"Jawohl, Herr Kapitän!"

Wieder einmal verfolgten wir ein Feindschiff, welches einer unserer Wachgänger entdeckt hatte. Noch wussten wir nicht, mit wem wir es zutun hatten und deshalb war äußerste Vorsicht geboten. Immerhin wurde es mit der Zeit immer gefährlicher für die Uboote. Mir war schon vor einiger Zeit aufgefallen, dass es immer weniger Einzelfahrer gab und die meisten Frachter bewaffnet waren - auch wenn wir selber noch nicht auf einen solchen gestoßen waren. Ja, es wurde durchaus gefährlicher und auch schwieriger für uns, solche Schiffe zu versenken - zumindest mit dem Deckgeschütz. Wohl oder übel würden wir in Zukunft immer mehr Torpedos auf diese verschwenden müssen.

http://s14.directupload.net/images/141018/lmcskfpx.png (http://www.directupload.net)

"Hm... noch nichts zu sehen..."

Angestrengt suchte ich mit dem Fernglas die See ab. Sie war relativ ruhig, sodass wir - wenn das Schiff nicht bewaffnet war - keine Probleme haben würden, mit dem Geschütz anzugreifen.

http://s14.directupload.net/images/141018/py768oem.png (http://www.directupload.net)

"Ah... jetzt sehe ich was... ganz schwach, aber es ist da."

Um was es sich genau handelte, konnte ich allerdings noch nicht sagen. Mein Bauchgefühl sagte mir jedoch, dass es kein Kriegsschiff war. Also keine sonderliche Gefahr für uns.

"Wir müssen noch näher ran."

"Scheint aber was Großes zu sein."

"Sie sagen es, IWO."

Langsam näherten wir uns unserem Ziel. Je näher wir kamen, desto mehr wurde mir klar, dass wir wieder einmal einen großen Pott vor uns hatten. Tanker? Großer Frachter? Oder doch etwas Anderes?

"Was meinen Sie, IWO?"

"Ein dicker Fisch, Herr Kapitän."

So konnte man es natürlich auch ausdrücken.

Nach etwa zehn Minuten waren wir relativ nahe an unser Ziel herangekommen. Wieder schaute ich durch mein Fernglas.

http://s14.directupload.net/images/141018/55afmvyp.png (http://www.directupload.net)

"Hm... ähm... gut... Frachter."

Ich grinste kurz. Das konnte ich mir jetzt nicht verkneifen.

"Nichts mit großem Pott, Männer! Frachter mit 2000 Tonnen."

"Sah aber ziemlich groß aus, Herr Kapitän."

"Ich glaube wir werden alt, IWO."

Ein kleiner Frachter also. Zwar nicht das, mit dem ich gerechnet hatte, doch immerhin ein Ziel. Mit viel Glück sogar eines, das nicht bewaffnet war und bei welchem die Besatzung überlebte.

"So wie es ausschaut hat man uns gesehen."

"Ja, IWO. Der zackt wie blöde!"

"Glaubt wohl, dass wir mit einem Torpedo angreifen werden."

"Langsam sollten die aber mal wissen, dass wir auch die Geschütze benutzen!"

"Handelsmarine halt."

"Na, na, na IWO! Die Royal Navy war lange Zeit auch nicht besser."

"Sie sagen es."

17:04 Uhr

"Also dann, Jungens! Machen wir dem Burschen mal Feuer unterm Hintern! Deckgeschütz besetzen!"

"Jawohl, Herr Kapitän!"

"UZO auf Brücke!"

http://s14.directupload.net/images/141018/k7fmgaaz.png (http://www.directupload.net)

"Achtung, Schusslösung! Entfernung 3000 Meter an Lage 062!"

"Eingestellt!"

"Feuer frei! Wenn er weniger als zehn Schuss braucht gibt es für jeden eine halbe Flasche Bier!"

Donnernd sausten unsere Granaten nun auf unser Ziel zu. Es dauerte keine drei Schuss, bis wir erste Treffer erzielten.

http://s14.directupload.net/images/141018/4w3qv8yg.png (http://www.directupload.net)

http://s14.directupload.net/images/141018/un7nwl9c.png (http://www.directupload.net)

Kurze Zeit später dann die erste Detonation. Am Heck des Frachters brach ein Feuer aus.

http://s14.directupload.net/images/141018/5qv6ye47.png (http://www.directupload.net)

"Feuer einstellen, Männer! Der hat es hinter sich! Lassen wir der Besatzung Zeit, von Bord zu gehen!"

"Jawohl, Herr Kapitän!"

Elf Granaten verschlang der Frachter, bevor er versank. Eine mehr als ich gehofft hatte, aber dennoch ein sehr gutes Ergebnis. Ich war stolz auf meine Männer und spendierte ihnen trotzdem das versprochene Bier.

Die Frachter-Besatzung war wohlauf, nur zwei hatten leichte Verbrennungen. Wir gaben den Leuten etwas Proviant und genaue Segelanweisungen zur nächsten Küste, bevor wir uns wieder auf den Weg in unser Zielgebiet machten.

Am 16. April 1941 um 17:24 Uhr sank ein britischer kleiner Frachter mit 2.325 BRT nach Granatenbeschuss im Nordatlantik.

Azrael
18.10.14, 14:15
Schön, dass es weitergeht, man kriegt ja fast Entzugserscheinungen :D

Hohenlohe
18.10.14, 18:03
Immerhin geht es weiter, wie schön...wir sind schon gespannt aufs nächste Update...:ph:

herzlichste grüsse

Hohenlohe...:smoke::D