Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Warhammer 40.000-Shortstory-Reihe - Die Feuerwolf-Saga: Aufstieg zum Sternenmeer
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Moin moin!
Seit nunmehr 8 Jahren spiele ich Warhammer 40.000. Das Tabletopspiel, nicht die PC-Games, aber die natürlich auch. Und nen ganzes Weilchen schleppe ich jetzt schon die Hintergrundgeschichte meins Anführers, des Wolfslords Hjalfnar Feuerwolf, mit mir herum. Vor ner Weile haben mich dann einige Leute in der 40k-Fanworld dazu motiviert, seine Timeline mal zu einer Geschichte zu machen. Die ersten Kapitel sind mittlerweile fertig, und bald gehen die richtigen Schlachten los. Jedenfalls gebe ich euch kurz einen kleinen Überblick über die Space Wolves. Wenn ihr mehr über Warhammer 40.000, die Geschichte des Spiels, das dazugehörige Universum oder auch bloß die Regeln wissen wollt, besucht mich in der 40k-fanworld.net (http://www.40k-fanworld.net/wbb/index.php?page=Index) oder seht euch das mittlerweile doch recht umfassende Warhammer 40.000 u. Fantasy-Wiki Lexicanum.de (http://www.lexicanum.de/) an.
Die Space Wolves sind einer der berühmten Space-Marines-Orden oder auch Adeptus Astartes der ersten Gründung. Seit 10.000 Jahren kämpft dieser Orden für das Imperium, und stand auch in den dunklen Stunden des Großen Bruderkriegs loyal an der Seite des Imperators. Zu Beginn dieses Bürgerkrieges waren sie weit entfernt von Terra damit beauftragt, die Legion (damals waren die ersten 18 Einheiten des Adeptus Astartes noch in riesigen Legionen von zehntausenden Space Marines organisiert) der Thousand Sons wegen illegaler und ketzerischer psionischer Aktivitäten festzusetzen und aufzulösen. Die Space Wolves, in ihrer Wildheit und von unglaublicher Wut über den Verrat der Thousand Sons erfüllt, vernichteten den ganzen Planeten bis auf die Hauptstadt und töteten 90% ihrer Gegner, bevor deren Primarch Magnus die Reste seiner Legion mit unheiliger Magie entrückte. Der Primarch der Space Wolves, Leman Russ, war unglaublich aufgebracht, dass Magnus ihm entkommen war. Doch die Wirren des Bruderkrieges hatten die Galaxis fest in ihrem Griff, und am Ende standen die Space Wolves mit Leman Russ treu an der Seite ihrer loyalen Brüder, während die verräterischen Chaos Space Marines in den Wirbel des Chaos flohen. Seit dem besteht eine unversönliche Feindschaft zwischen den Thousand Sons und den Space Wolves, und mehr als einmal haben die Thousand Sons versucht, die Heimatwelt der Space Wolves, Fenris, zu zerstören.
Belial, Captain der Dark Angels, sagte über Fenris einmal, es gebiere Helden wie eine Schänke Betrunkene: Wild und immer auf der Suche nach Streit. Damit liegt er nicht ganz falsch. Fenris ist eine Todeswelt, auf der sich klirrend kalte Winter mit immer noch kalten, aber vulkanisch sehr aktiven Sommern abwechseln, dank der eliptischen Umflaufbahn des Planeten. Auf den kleinen, vulkanischen Inseln leben die Menschen, die Fenrisier, ihr hartes Leben. In einer mittelalterichen Technologiestufe verharrend müssen sie sich alle paar Jahre eine neue Insel suchen, weil ihre alte im Meer versinkt. Dies führt zu praktisch permanenten Kämpfen, und aus diesen Menschen rekrutieren die Space Wolves ihre neuen Space Marines.
Die Festung der Space Wolves, der Reisszahn, erhebt sich vom einzigen Kontinent des Planeten, Asaheim, der tektonisch völlig inaktiv ist. Der Reisszahn ist gleichzeitig der höchste Berg des Imperiums (so hoch, dass seine Spitze in den Weltraum ragt und Andockstation für kleinere Raumschiffe ist) und die mächtigste Festung des Imperiums nach dem Imperialen Palast zu Terra. Um den Reisszahn herum, in dieser eisigen Gebirgsregion, streifen viele Nachfahren der terranischen Fauna umher, zumeist in deutlich größerer Form. Diese Fenrishirsche, -wildschweine und -mastodons sind aber nur ein müder Abklatsch in Sachen Gefährlichkeit gegenüber dem Fenriswolf, dessen Schulterhöhe etwa der eines normalen Menschen entspricht, und deren Kiefer sogar Panzerplatten durchtrennen können. Die größten ihrer Art, die Donnerwölfe, werden sogar von einigen Space Wolves in der Schlacht geritten, denn sie können die ganzen 500 Kilo an gepanzertem Supermenschen mühelos tragen. Und in diese Welt wurde Hjalfnar Donnerfaust, später bekannt als "Der Feuerwolf", geboren...
Aufstieg zum Sternenmeer
Kapitel 1: Segel in der Nacht (Teil 1)
-Zeit des Winters; Fenris
Hjalfnar starrte ins Feuer. Es faszinierte ihn. Es ermöglichte Leben, ohne seine Wärme würde der Clan der Donnerfäuste in den kalten Wintern ihrer Welt erfrieren. Aber es konnte auch Leben vernichten, wenn es außer Kontrolle geriet oder im Sommer ,vom Auge des Russ heraufbeschworen, Inseln in flüssigem Gestein versinken lies. Aber selbst dann konnte Leben entstehen, wenn sich neue Inseln bildeten. Es war ein ewiger Kreislauf.
Er schreckte hoch. Irgendetwas hatte ihn aus seiner Trance geweckt, ein Geräusch. Ein Kratzen auf Eis, ein leises Flattern wie von Seevögeln. Aber zu dieser Jahreszeit waren keine Vögel mehr in der Luft, sie würden beim ersten Windstoß erfrieren. Sie waren in die warmen Hallen der gefallenen Krieger und der Götter nach Asaheim geflogen, um sich von den Resten der Festmähler zu nähren.
Ein weiteres Kratzen drang an sein Ohr, diesmal näher als zuvor. Es hallte leise über das Eis, und lies Hjalfnar schaudern. Er kannte diesen Laut. Kufen. Eiskufen unter Drachenbooten, getakelt für das Eissegeln, um zu jagen oder zu töten. Aber es war nichts zu sehen, was nur eins bedeuten konnte: schwarze Segel. Heimlichkeit, List und Trug, aber auch Verhandlung und Aussicht auf Profit verhießen diese Segel. Doch wenn sie bei Nacht die Schiffe unsichtbar werden ließen, war die Absicht der Besatzungen klar.
Hjalfnar, Jungschmied der Donnerfäuste, war erst in seinem siebten Jahr, aber sehr groß für sein Alter, und erfahren im Umgang mit Axt und Hammer. Bisher hatte er jedoch noch nie seine Waffen im tödlichen Kampf gegen einen anderen Mann erhoben. Es sah so aus, als sollte sich dies heute ändern.
Fluchend richtete er sich auf, und wollte gerade das Horn an den Mund setzen, um seinen Clan zu warnen, als ihn ein kurzes Aufblitzen warnte. Abrupt lies er sich in den Schnee fallen und entkam der über seinen Kopf hinwegwirbelnden Wurfaxt um Haaresbreite. Der Feind war bereits hier! Und er hatte sie nicht bemerkt!
Vor von Scham und Wut glühendem Gesicht sprang er auf, zog seine eigene Wurfaxt und schleuderte sie mit einem lauten Schrei dem ersten Feind ins Gesicht, als dieser in den tanzenden Lichtkreis des Feuers trat.
„Auf, Donnerfäuste, der Feind ist hier!“, schrie er in die Nacht, und sein Ruf hallte von den Hügeln der Insel wieder. Gleichzeitig zückte er seine zweite Wurfaxt, wirbelte herum und warf sich in die Schatten jenseits des Lichtscheins. Ein gedämpfter Fluch ertönte hinter ihm, als seine Gegner ihn aus den Augen verloren, und er sah warum die feindlichen Späher ihn verdammten: Eine schemenhafte Gestalt mit einer Fackel in der Hand war aus einem der Langhäuser getreten, und rief seinen Namen den Hügel hinauf.
„Hjalfnar, was soll die Drachenscheisse?! Du weckst noch den ganzen Clan!“
Er begriff entsetzt. Thoralf, Erster der Huskarle und nur dem Jarl unterstellt, hielt das ganze für einen Scherz! In diesem Moment erkannte er zwei Schatten auf der anderen Seite des Feuers. Einer von ihnen hob gerade etwas an über die Schulter. Ein Speer! Er wollte den Huskarl töten! Mit einem tiefen Knurren warf er seine zweite Axt und traf den Schatten in den Unterleib. Ein schreckliches Kreischen schwoll immer lauter an und ließ das ganze Dorf hochschrecken, bis es abrupt abbrach. Die Gestalt am Fuß des Hügels verharrte noch einen Moment, bevor sie sich blitzartig umdrehte und wie wahnsinnig brüllend den schmalen Weg zwischen den Hütten zur Jarlshalle hinunterstürmte.
„Donnerfäuste! Auf, auf! Feinde!“, schrie Thoralf, und die Donnerfäuste antworteten. Männer stürmten aus den Langhäusern und -hütten, die meisten mit Helm, Schild und Waffen in den Händen.
Ein weiterer Fluch veranlasste Hjalfnar, seinen Blick vom Dorf abzuwenden und wieder zu den Angreifern hinüberzublicken. Der Letzte stürmte gerade am Feuer vorbei auf ihn zu, die Axt erhoben, um ihn für seine Warnung bezahlen zu lassen. Verzweifelt irrte Hjalfnars Blick zu seinem Hammer, der noch am Feuer lag. Er hatte nur eine Chance. Mit schnellen Schritten stürzte sich der junge Krieger dem in Felle gehüllten Feind entgegen und schleuderte diesem eine Ladung Schnee ins Gesicht. Der Axthieb, der seinen Lebensfaden durchtrennen sollte, ging ins Leere, und Hjalfnar warf sich vorwärts auf seinen Hammer, rollte sich ab und kam gerade wieder rechtzeitig auf die Beine, um mit dem Schaft einen weiteren Axthieb abzuwehren. Dann griffen die Reflexe, die ihm sein Vater eingebläut hatte. Er schob die Axt beiseite und schmetterte dem Gegner den Griff seiner Waffe ins Gesicht. Als der feindliche Krieger unter wüstem Geschimpfe zurückwich, schmetterte er ihm den Hammerkopf gegen das linke Knie, und als der Kämpfer ächzend zur Seite kippte, schlug Hjalfnar ihm fast schon routiniert den Schädel ein. Der Helm des Spähers zersprang unter dem heftigen Hieb und der Schädel platzte auf wie...ihm fiel kein passender Begriff ein, aber es war ekelhaft und faszinierend zugleich, wie sich Blut und Gehirnmasse im Licht des Feuers leuchtend über den Schnee verteilten.
Mehrfaches lautes Knirschen und Knacken ließ ihn ihn erneut herumfahren. Ein dutzend Drachenboote mit schwarzen Segeln raste auf ihren Kufen über das Eis auf den schneebedeckten Strand, und dick in Felle gepackte, gerüstete Krieger sprangen in die weissen Schneewehen. Sie sammelten sich schnell um ihre Schiffsführer, um dann in großen Gruppen den Hügel hinauf zum Dorf vorzurücken.
In diesem Moment erhellte ein vorbeihuschendes Licht für einen Moment die Feinde, und ein lauter Knall erschütterte die Insel.
'Ein Zeichen der Götter!', fuhr es Hjalfnar durch den Kopf. 'Sie beobachten uns!'
Ein Gefühl der Unbesiegbarkeit durchfuhr ihn. Er hatte die Möglichkeit, sich vor den Göttern auszuzeichnen, und diese Chance würde er nutzen! Den Hammer in den Himmel gestreckt, heulte er den Feinden seine Herausforderung entgegen, und diese antworteten ihrerseits mit einem gebrüllten Kriegsschrei. Und ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, stürmte er den dutzenden von Kriegern entgegen.
Frankenland
30.05.13, 11:56
Möge Russ und der Allvater eure Taten als Würdig befinden.
Alith Anar
30.05.13, 14:57
Es war der Psionicker Ahriman der die Legion der Thousand Sons aus dem Leben entrückte und Ihre Seelen in die Rüstungen einschloss. Auf der Suche nach Hilfe für seine gegeisselte Legion suchte Magnus überall um Hilfe und nahm was Ihm angeboten wurde: Tzeentch reagierte als einziger.
Auch wenn wir eher mit Dark Angels, Tau und Imperialer Armee sympatisieren, so werden wir doch den Worten den Scriptors (oder Rememberencer) andächtig lauschen und den Taten der Wölfe folgen.
Es war der Psionicker Ahriman der die Legion der Thousand Sons aus dem Leben entrückte und Ihre Seelen in die Rüstungen einschloss. Auf der Suche nach Hilfe für seine gegeisselte Legion suchte Magnus überall um Hilfe und nahm was Ihm angeboten wurde: Tzeentch reagierte als einziger.
Auch wenn wir eher mit Dark Angels, Tau und Imperialer Armee sympatisieren, so werden wir doch den Worten den Scriptors (oder Rememberencer) andächtig lauschen und den Taten der Wölfe folgen.Ah ah! Bitte "Prospero Burns" (lese die Horus-Heresy-Bände nur auf Englisch^^) lesen! Sehr gutes Buch in Kombination mit "A Thousand Sons", die beide Seiten der Geschichte zeigt. Mit "entrücken" meine ich übrigens die magisch von Magnus bewerkstelligte Flucht der überlebenden Thousand Sons von Prospero, die zum Ende der Schlacht lediglich noch (Überraschung!) 1000 Mann stark waren, während ihnen noch mehr als 10.000 Space Wolves + Sororitas Silentium + Adeptus Custodes gegenüberstanden. Was du meinst, ist der sog. Spruch oder Fluch des Ahriman. Übrigens wurde der Bund zwischen Magnus und Tzeentch ein klitzekleines bisschen früher geschlossen, als alle denken (siehe "A Thousand Sons"). Sry, wenns um den Fluff rund um Wolves und Sons geht, werde ich fanatisch. :D
- - - - - - - - - - AUTOMATISCHE ZUSAMMENFÜHRUNG - - - - - - - - - -
UUUND weiter gehts:
Kapitel 1: Segel in der Nacht (Teil 2)
-Zeit des Winters, Fenris
Hjalfnar rannte den Hügel hinunter und riss währenddessen seinen Schild vom Rücken. Er sah, wie die Torflügel im Palisadenwall aufgerissen wurden und seine Clanbrüder ebenfalls auf den Gegner losstürmten. Jetzt hatten sie eine Chance, die Angreifer zu ihren Schiffen zurückzutreiben.
Schild voran krachte Hjalfnar in den ersten Gegner, einen älteren Krieger mit grauen Strähnen im schwarzen Haar und drahtigem Körperbau. Dieser wurde durch den Aufprall kurz aus dem Gleichgewicht gebracht und sein Schildarm schwang für einen winzigen Moment zur Seite, als er versuchte, auf dem verschneiten Boden wieder festen Stand zu finden. Mehr brauchte Hjalfnar nicht. Immer noch den Schwung des Ansturms nutzend, ließ er den Hammer auf die ungeschützte linke Seite des Kriegers krachen. Mit einem Schmerzensschrei knickte dieser zusammen, und schaumiges Blut trat auf seine Lippen, ein deutlicher Hinweis auf gebrochene Rippen, die die Lunge durchbohrt hatten.
Hjalfnar stampfte dem Mann noch einmal auf die Brust und schmetterte den Hammer auf den behelmten Schädel des nächsten Feindes. Seine Clanbrüder kämpften ebenfalls verbissen, wurden aber langsam zurückgedrängt. Die Feinde waren einfach zu zahlreich angelandet, als dass sie sie wirklich hätten zurückwerfen können.
Mittlerweile erkannte er auch einige Symbole und Runen auf den Schilden seiner Gegner. Der Clan der Meeresschlangen. Bekannt für ihre Überfälle, und seit einem halben Jahr auf der Suche nach einer neuen Insel. Offenbar hatten sie nun vor, das Eiland der Donnerfäuste zu besetzen. Damit war für beide Seiten klar: Sieg oder Flucht und damit zu dieser Jahreszeit wahrscheinlich der Tod.
Ein Ruf von seinem Vater hallte zu ihm herüber und riss ihn aus seinen Gedanken.
„Hjalfnar, wir müssen zurück! Mehr von ihnen klettern auf der anderen Seite über die Palisade, es sind zu viele! Wir müssen fliehen!“
Etwas regte sich in ihm bei diesen Worten, eine Wut, ein Hass auf seine Feinde, wie er ihn nie zuvor in seinem Leben gespürt hatte. Er grüßte seinen Vater mit erhobenem Hammer und antwortete:
„Dann flieht! Ich halte das Tor! Bringt alle auf die Schiffe und nehmt soviel mit wie ihr könnt!“
Bei diesen Worten musste er mehrere Hiebe abwehren, und einige Meeresschlangen drehten sich zu ihm herum. Da er recht nah an der Front der Angreifer stand, stieß er sie beiseite und stürmte zu seinem Vater. Dieser blickte ihm ein letztes Mal in die Augen, um dann voller Furcht die Augen aufzureissen. Hjalfnar folgte seinem Blick und sah auf der Hügelspitze einen Riesen stehen. Auch die langsam vorrückenden Meeresschlangen hielten inne, als sie die massiv gerüstete Gestalt auf dem Hügel bemerkten. Im Licht des Feuers golden glühende Augen stachen jedem der versammelten Krieger in die Seele. Dann schritt das gewaltige Wesen langsam den Abhang hinunter, gehüllt in eine Rüstung in der Farbe der Nacht. Auf halber Höhe blieb es stehen, und sprach zu den Kämpfern.
„Die Augen des Russ ruhen auf euch. Enttäuscht ihn nicht!“, dröhnten die Worte mit unglaublich tiefer, knirschender Stimme in Hjalfnars Ohren. Er warf seinem Vater einen Blick zu, und nahm mit einem Nicken Abschied. Dann riss er ihm die Wurfaxt aus dem Gürtel und warf sie dem vordersten, immer noch wie erstarrt da stehenden feindlichen Krieger ins Gesicht. Als dessen Todesschrei über das Eiland hallte und sein Blut den hinter ihm stehenden vor die Füße spritzte, war der Bann gebrochen. Mit einem unartikulierten Brüllen auf den Lippen stürzten die Meeresschlangen vorwärts, während die Donnerfäuste durch das Tor zurückwichen.
Ohne einen weiteren Blick zurück sprintete Hjalfnar den heranwalzenden feindlichen Kriegern entgegen und rammte den ersten, der ihn erreichte, mit seinem Schild von den Beinen, um ihm dann kräftig gegen den Kiefer zu treten. Er duckte sich unter einem Axthieb hindurch und beförderte den Besitzer der Waffe mit einem Hammerschlag gegen die Schläfe ins Nachleben. Noch nie hatte er sich so lebendig gefühlt. Der Bote der Götter wartete auf ihn! In einer fließenden Bewegung steckte er den Hammer in seine Gürtelschlaufe und hob die Äxte seiner Gegner auf, um sie den folgenden Schlangen entgegenzuschleudern. Zwei weitere gingen zu Boden, und in Hjalfnar keimte ein Plan, mit dem er seine Überlebenschancen zumindest kurzfristig verbessern konnte. Auf seine Rufe hin ließen die letzten Donnerfaustkrieger ihre Wurfäxte zurück und flohen dann durch das sich schließende Tor. Der letzte Mann, der hindurch trat, war Hjalfnars Vater. Doch er sah nicht Hjalfnar an, sondern den gepanzerten Riesen.
„Werdet ihr ihn erwählen, Bote des Russ?“, rief er ihm zu.
Ein gewaltiger Schädel wandte sich dem Schmied zu.
„Wenn er sich gut schlägt, aye, dann werde ich ihn in die Hallen der Himmelskrieger hinauftragen.“
Mit einem Nicken nahm Hjalfnars Vater dies als Antwort hin und schloss das Tor hinter sich. Er wusste, dass ihn sein Sohn niemals enttäuschen würde.
Als Hjalfnar das Krachen des sich schließenden Tores vernahm, griff er auf den Boden und fing an, eine Axt nach der anderen in die Reihen der Meeresschlangen zu werfen. Zwölf von ihnen schickte er so zu Boden, bevor sie ihn erreichten. Dies konnte die anderen nur kurz aufhalten, und Hjalfnar wusste, dass sie ihn einfach überrennen würden. Also traf er eine folgenschwere Entscheidung.
„Wo ist euer Jarl?! Ist er zu feige, gegen einen einzelnen Krieger zu kämpfen? Hat er solche Angst um sein Leben?!“, schleuderte er den heranrückenden Meeresschlangen entgegen. Diese zögerten, einige drehten die Köpfe und sahen einen kräftig gebauten, in ein seltenes Kettenhemd gehüllten Mann an. Als dieser die Blicke bemerkte, fluchte er über die Dummheit seines Clans, sah sich aber gezwungen, die Herausforderung anzunehmen. Wie sonst hätte er seine Stellung behaupten können?
Der Jarl der Meeresschlangen trat vor, und Hjalfnar kamen Zweifel an seiner Idee. Der Kriegsherr trug eines der teuren Kettenhemden, ein gutes, ebenso seltenes Schwert und einen eisenbeschlagenen Schild. Eisen war äußerst selten und teuer, nur Hjalfnars Hammerkopf und der Rahmen seines Lederhelms bestanden aus diesem wertvollen Material. Außerdem stand der Jarl in der Blüte seiner Jahre, und wirkte groß, stark und erfahren. Ihm stand ein harter Kampf bevor.
Wolfspriester Ranek beobachtete den großen Jüngling äußerst interessiert. Er schien bemerkenswert ruhig, und verließ sich nicht auf rohe Gewalt und Wildheit, sondern auf Technik, Taktik und seine eigenen Fähigkeiten. Sollte er diese Herausforderung überleben, war er definitiv Astartesmaterial. Groß und breitschultrig für sein Alter, mit kurzen, blonden Haaren, wirkte er entspannt, aber Ranek konnte die Nervosität und das Adrenalin riechen, dass der Junge verströmte.
Der Jarl sprang vor, und der Junge parierte den Schwertstoß dieses ersten Angriffs mit seinem Schild. Statt selber zuzuschlagen, wich er einige Schritte zurück. Er spielte auf Zeit, um seinem Clan eine sichere Flucht zu ermöglichen. Wieder und wieder stieß der Herr der Meeresschlangen nach verschiedenen Körperteilen, aber immer parierte der Jüngling, und wich zurück. Nach einigen Minuten sah man den Meeresschlangen und ihrem Jarl die Wut über die Verzögerung an, und der Jarl wirkte ein wenig erschöpft. Die Donnerfaust hingegen war noch recht gut zu Fuß. Aber dann stieß der junge Krieger mit dem Rücken an das Tor der Siedlung. Seine hellblauen Augen verengten sich, aber nicht vor Überraschung, sondern Konzentration. Ranek war verblüfft über diese Kaltblütigkeit und gespannt auf den nächsten Angriff.
Hjalfnar konzentrierte sich völlig auf den Jarl. Alles was zählte, war dieser letzte Angriff. Sein Gegner machte drei schnelle Schritte und schlug seinen Schild gegen Hjalfnars und versuchte, ihn zur Seite zu drücken. Hjalfnar ließ zu, dass sich sein Schild ein wenig verschob, und verleitete den älteren Krieger zu einem kräftigen Schwertstoß. Die Meeresschlange legte seine ganze Kraft und sein ganzes Gewicht in den Angriff, um diesen schlüpfrigen Jüngling endlich zu erledigen. In dem Moment, als das Schwert vorzuckte, riss Hjalfnar seinen Schild noch weiter zur Seite, hakte ihn hinter den des Jarls und zog diesen vorwärts und sich selber mit einer Drehung an diesem vorbei. Das Schwert des Jarls bohrte sich mit einem Knirschen ein gutes Stück in die hölzernen und knöchernen Balken des Tores, und blieb stecken. Diesen kurzen Moment, in dem sich der Jarl mühte, sein Schwert wieder frei zu bekommen, nutzte Hjalfnar, und trat hinter ihn.
„Russ, sieh mich!“, brüllte er und sein Hammer sauste auf den Helm des Herrn der Meeresschlangen herab. Nach dem ersten Hieb schwankte dieser leicht, und eine Beule war in dem harten Metall des Helms zu erkennen. Vielleicht hätte er es überlebt, aber Hjalfnar konnte nicht zulassen, dass sein Gegner sich erholte, und in schneller Folge schmetterten weitere Schläge auf Kopf, Nacken und Schultern des Jarls nieder. Mit einem letzten, heftigen Schlag krachte der Hammer gegen die rechte, durch den nun völlig deformierten Helm geschützte Schläfe. Klirrend brach das Eisen, und der Jarl flog mit einem leisen Seufzen zur Seite, Blut und andere Flüssigkeiten ergossen sich in den Schnee, als der Helm davonrollte und einen zerschmetterten und geborstenen Schädel enthüllte. Mit einem lauten Schrei des Triumphes reckte Hjalfnar seinen Hammer in die Höhe, an dem noch einige Reste des Kopfes seines Gegners klebten. Sein Ruf schallte über die Insel.
„Sieh her, Russ! Für die Donnerfäuste! Für...“
Sein Ruf verstummte abrupt. Ein unglaublicher Schmerz in der Brust veranlasste ihn, nach unten zu blicken. Eine mit Widerhaken besetzte Speerspitze ragte aus der rechten Seite seines Brustkorbes. Dann wurde er nach hinten gerissen, als der Besitzer der Waffe sie aus seinem Leib riss. Er fiel auf den Rücken und Blut stieg ihm in den Mund. Er sah, wie die Meeresschlangen an ihm vorbei zum Tor stürmten und es innerhalb von kurzer Zeit mit Axthieben zerstörten. Ihm war kalt, und sein Sichtfeld verengte sich immer mehr. Blut strömte mit jedem Atemzug aus seiner Brust, und das Luftholen fiel ihm immer schwerer. Als sich sein Sichtfeld grau färbte, glaubte er, ein lautes Heulen wie von einem der legendären Wölfe Asaheims zu hören. Das Letzte, was Hjalfnar sah, waren zwei goldene Punkte und ein gewaltiger Schatten. Dann wusste er nichts mehr...
Eine kleine Bemerkung am Rande: Die Umwandlung in einen Space Marines beginnt normalerweise mit ca. 14 Jahren. Wie im 1. Teil beschrieben, ist Hjalfnar aber erst 7. Auf Grund seiner elliptischen Umlaufbahn sind die Jahre auf Fenris allerdings deutlich länger, ca. 1 1/2 bis 2 mal so lang wie auf der Erde. In Wirklichkeit ist er also zwischen 12 und 14 Jahren alt.
Alith Anar
30.05.13, 16:46
Ich habe mein wissen derzeit nur aus dem Lexikanum ;) Fange gerade mit dem 2ten Buch der REihe an, habe nur wenig Zeit.
Ah, dann stehen dir die besten Bände ja noch lange bevor! "The outcast Dead" und "Know No Fear" sind tatsächlich schriftstellerisch hervorragende Werke, so ziemlich die ersten überhaupt, die ich unter den vielen WHF/W40k-Publikationen je entdeckt habe.
Alith Anar
31.05.13, 15:52
Hab schon mitbekommen, das nicht alle Scriptoren dieser Buchreihe zu den ... besten Ihrer Zunft gehören. ;)
[B@W] Abominus
31.05.13, 17:13
Wo bleiben die Screenshots?
Ich hoffe das war ne Scherzfrage^^.
Kapitel 2: Canis Helix (Teil 1)
-529.M41, Fenris, Segmentum Obscurus
Hjalfnar sprang aus dem schwebenden Thunderhawk. Kurz blickte er zurück zu der wieder aufsteigenden Flugmaschine und konnte noch den Schädelhelm von Wolfspriester Ulric erkennen, bevor sich die Luke wieder schloss und der Flieger mit donnernden Triebwerken davonraste.
Er sah sich um. Die Wildnis Asaheims umgab ihn, Schnee und Eis bedeckten die Hänge der Berge, auch die Bäume trugen schwer an ihrer weißen Last. Der Boden war unter einer dicken Schicht aus Pulverschnee begraben. Seine Nase zuckte, und er sog die Gerüche seiner Heimat ein, auf der Suche nach unnatürlichen oder auch natürlichen Gefahren. Fenriswölfe, Mastodons, Trolle, wer wusste schon, welche dieser Wesen ihm wirklich gefährlich werden würden. Zwar vertraute er völlig auf seine neuen Kräfte, die unmenschlich scharfen Sinne, die selbst die anderer Astartes übertrafen, aber es war immer gut, auf der Hut zu sein.
Sein Blick schweifte über das wenige, was er an Horizont sehen konnte, und auch wenn sein Orientierungssinn im völlig klar vermittelte, in welche Richtung er zu gehen hatte, war es doch beruhigend, den Reisszahn zu sehen. Der höchste Berg des Imperiums und, wie viele sagten, seine mächtigste Festung nach dem Imperialen Palast, ragte über Fenris' einzigem Kontinent und seinen Bergen auf wie ein Vater über seinen Kindern. Sich bewegende Lichter an seiner den Weltraum streichelnden Spitze deuteten auf startende und landende Schiffe hin.
Hjalfnar riss sich von dem Anblick los und marschierte durch die Schlucht. Es würde einige Tage dauern, bis er die Festung der Space Wolves erreichte. Und auch wenn seine blaugraue Tunika ihn vor den schlimmsten Auswirkungen der Kälte schützte, würde sie auf Dauer sogar seinem neuen, starken, übermenschlichen Körper zusetzen. Er brauchte Wärme. In seinem Kopf schwirrten immer noch die neuen Informationen, die ihm von den Lehrmaschinen im Reisszahn vermittelt worden waren, wirr durcheinander. Jeder Gedanke ließ eine neue Information an die Oberfläche brodeln. Vermutliche Zeit bis zum Erfrieren, Farbe von Astartesblut bei fallender Körpertemperatur, Brennwert von Holz und Gräsern, wenn der Präomnor sie verarbeiten würde. Nein, er brauchte einen Pelz und Fleisch, um hier zu überleben. Eines der großen Tiere Asaheims würde für sein Überleben sterben müssen.
Die entfernte Sonne begann bereits hinter den Bergen zu versinken, als Hjalfnar seine Beute zum ersten Mal mit den Augen wahrnehmen konnte. Bis dahin war er ihr nur nach dem Geruch und den Geräuschen gefolgt, oder hatte ihre Spuren betrachten können. Der Wolf in ihm hechelte vor unterdrücktem Blutdurst, aber mit einer gewaltigen Willensanstrengung verbannte er den wilden Geist der Bestie aus seinen Gedanken. Er musste ruhig bleiben. Der riesige Hirsch, der sich zwischen den Bäumen bewegte und ihren Eispanzer mit seinem nicht minder großen Geweih aufriss, um von der Rinde zu zehren, hatte ihn noch nicht bemerkt. Die Spitzen des Geweihs waren scharf wie Messer und würden ihn ohne Probleme aufschlitzen, verstärkte Muskulatur und Knochen hin oder her. Aber der Hirsch konnte in der Dunkelheit deutlich schlechter sehen als Hjalfnar, und auch sein Geruchssinn war nicht so scharf wie der des angehenden Blutwolfes. Er schlich näher.
In dem Moment, als Russ' Auge unter dem Horizont verschwand, und es schlagartig deutlich dunkler wurde, sprang Hjalfnar vor. Der Kopf des Hirsches ruckte hoch, genau wie er es erwartet hatte, und seine verbesserten Muskeln trugen ihn bis auf den Nacken seines Opfers, wo er sich im dicken Fell des riesigen Tieres festkrallte. Er schaffte es noch, einen seiner Arme zum Teil um den dicken Hals des Hirsches zu legen, bevor dieser wie ein bockendes Pferd mit allen vier Beinen in die Höhe sprang, um sich anschließend gegen einen Baum zu schmettern, in dem verzweifelten Versuch, seinen Angreifer abzuwerfen. Aber Hjalfnar klammerte sich fest, und warf auch seinen anderen Arm um den Hals des Hirschbullen. An diesem Punkt bemerkte er, dass sein ursprünglicher Plan nicht funktionieren würde. Zu muskulös und dick war der Hals, als dass er selbst mit seinen neuen Kräften den Hirsch hätte erdrosseln können.
Nun war es an ihm, zu verzweifeln. Das Tier würde ihn abwerfen und zermalmen, ihn mit den gewaltigen Hörnern zerfleischen. Nicht, dass er Angst gespürt hätte, aber Enttäuschung und Scham übermannten ihn beinahe. Er wollte ein Astartes sein, ein Space Wolf, einer der Vlyka Fenryka, einer der Wölfe von Fenris, die im Auftrag des Allvaters das Sternenmeer bereisten und Seinen Feinden den Tod brachten. Sein Körper hatte die Implantate ohne Probleme angenommen, er war nicht dem Fluch des Wulfen erlegen und war auch nicht, wie einige andere, bereits während des Trainigsjahres, dass der Implantation und dem Ritual der Canis Helix vorausging, gestorben. Und dies alles, alle Anstrengungen, umsonst?
Dieser Gedanke entfesselte das Wesen in ihm, dass ihm die Canis Helix vermacht hatte. Ohne Canis Helix, keine funktionierende Gensaat, ohne Gensaat, kein Astartes, ohne Astartes, keine Vlyka Fenryka. Sie war der Kern dessen, was es bedeutete, einer der Wölfe des Imperators zu sein. Stark und schnell wie alle Space Marines, wild und ohne Zurückhaltung, wenn dies notwendig wurde. Bei ihm, als jungen Initiaten, war seine Kontrolle über diese innere Bestie noch nicht sehr stark, und seine Verzweiflung ließ sie ihre Fesseln ohne Schwierigkeiten abstreifen.
Hjalfnar warf den Kopf in den Nacken und heulte den Millennien alten Ruf der Space Wolves in den dunklen Himmel Asaheims, den Hirsch unter sich mit dem Geräusch erstarren lassend. Dann riss er den Mund auf, und seine noch kurzen Fänge glitzerten im Licht der Sterne, bevor sie tief im Nacken des Tieres versanken. Wieder und wieder biss er zu, um schließlich mit einem widerlichen Knacken und Knirschen die dicken Halswirbel des Bullen zu zermalmen. Sein Opfer schauderte und zitterte. Und dann stürzte der gewaltige Hirsch langsam und majestätisch zu Boden.
Für alle weniger 40k-bewanderten Leser: Der Thunderhawk ist eine Mischung von Raumjäger/-bomber/Landungsschiff/Kanonenboot.
http://images.wikia.com/warhammer40k/images/8/8b/Thunderhawk.png
[B@W] Abominus
31.05.13, 19:02
Nein, das war kein Scherz, was spielst Du denn hier? Tabletop oder PC?
Alith Anar
31.05.13, 19:03
Ich glaube, dies wird einfach nur eine schöne Geschichte, analog der Star Wars Geschichte, des werten Yamamoto (?) vor einiger Zeit :)
[B@W] Abominus
31.05.13, 19:07
Ah so, sorry, Realschule, ohne Bilder verstehe ich das alles nicht. Gibt es wenigstens Sex in der Geschichte?
Eher nicht, Space Marines sind steril und haben auch kein Interesse an Sex. Speziell für Space Wolves zählt eher Kämpfen und Party.
Kapitel 2: Canis Helix (Teil 2)
-529.M41, Fenris, Segmentum Obscurus
Gestärkt von dem rohen Fleisch machte sich Hjalfnar enthusiastisch über den Kadaver des riesigen Hirsches her und begann, ihn zu verarbeiten. Aus dem diamantharten Geweih fertigte er eine größere Axt, eine kleinere Wurfaxt und eine Art einschneidiges Stilettmesser. Dann nahm er den Kadaver aus und zog ihm das Fell ab. Gründlich ausgekratzt und mit Schnee ausgewaschen bekam er so eine Art wärmenden Tarnumhang und einen kleinen Beutel. Mit Fell umwunden und Sehnen verschnürte Griffe an seinen Waffen verliehen ihnen eine bessere Griffigkeit. So ausgestattet warf Hjalfnar noch einen Blick zurück auf seinen blutbespritzten Lagerplatz, drehte sich um und stapfte in die Nacht, in Richtung des Reisszahns.
Er war beeindruckt von seinen neuen körperlichen Fähigkeiten. Obwohl die Nacht über Asaheim genauso finster sein musste wie über dem Rest von Fenris, konnte er trotzdem gut sehen. Er sah die Wärmeschatten von kleinen Tieren, großen Tieren und sogar von chemischen Prozessen, die sich in manchen Pflanzen abspielten. Sogar die Triebwerksemissionen der Schiffe, die über dem Reisszahn schwebten, waren undeutlich zu erkennen. Die Lehrmaschinen hatten ihn darüber aufgeklärt, dass seine scharfen Sinne sogar für Astartes anderer Orden ungewöhnlich waren. Ein weiterer Beweis für die potente Kraft, die den Genen Russ' inneruhte.
Sein neuer Körper trieb ihn in bemerkenswertem Tempo durch die eisige Landschaft Asaheims. Er legte bei völliger Dunkelheit eine Strecke zurück, die einem erwachsenen Fenrisier bei Tag unmöglich erschienen wäre, ohne zu erschöpfen. Die Gipfel des einzigen Kontinents des Planeten zogen an ihm vorbei, ohne dass er ihnen größere Aufmerksamkeit widmete, bis er an einem Abhang glänzenden Feuerstein entdeckte und mit seinen bloßen Fäusten aus der Wand schlug. Am Abend des zweiten Tages schien der Reisszahn tatsächlich ein kleines Stück näher zu sein, und Hjalfnar entzündete mit Hilfe von Gestrüpp und dem Feuerstein unter einem Felsüberhang ein Feuer, um die Hirschkeule zu rösten, die er sich von dem Kadaver geschnitten hatte. Zum ersten Mal seit zwei Tagen erlaubte er sich, ein wenig zu entspannen und zu ruhen. Zwar bemerkte er einige kleinere Raubtiere, aber nichts davon hätte ihm gefährlich werden können, und so schlief er tatsächlich beruhigt ein.
Von da an entwickelte Hjalfnar eine gewisse Routine. Einen Tag und eine Nacht marschierte er durch den Schnee, überquerte Schluchten und Abgründe, um dann einige Stunden zu schlafen und wieder von vorne zu beginnen. Am Morgen des sechsten Tages ragte der Reisszahn bereits hoch in den Himmel auf, und er entdeckte sogar kurz etwas, dass wie ein Thunderhawk aussah, der in den Wolken verschwand. Doch dieses Mal sollte es keine Routine geben. Er war nur einige Meter von seinem Nachtlager entfernt, als er eine Fährte entdeckte. Pfotenabdrücke waren schwach im Schnee zu sehen, und es waren nicht wenige. Ein Rudel Wölfe hatte sich in der Nacht seinem Lager genähert, ohne dass er sie bemerkt hatte. Fenriswölfe, nach der Größe der Abdrücke zu urteilen. Er schnupperte. Ihr Geruch lag noch schwach in der Luft, und einem Baum in der Nähe waren Spuren von Urin im Schnee. Die Informationen in seinem Gehirn reagierten auf seine Sinne und vermittelten ihm das Wissen, dass die Pheromone auf ein jagendes Rudel hindeuteten. Und das ließ nur einen Schluss zu: Es jagte ihn.
Ruhelos stapfte Hjalfnar weiter. Manchmal glaubte er, eine Bewegung auf den Hängen auszumachen, weiß auf weiß, kaum zu erkennende Schemen, die ihm folgten. Gerochen hatte er noch nichts, aber er erhöhte sein Tempo und strebte schneller dem Reisszahn entgegen. Am Nachtmittag stieß er auf eine Lagerstätte. Jemand hatte, wie er auch, ein Feuer entzündet und war dann weitergezogen. Ein anderer Anwärter, vermutlich. Die Asche war zwar erkaltet, aber sie konnte nicht älter als einen Tag sein. Er verdoppelte sein Tempo. Zu zweit wären sie besser geschützt und könnten sich abwechseln mit der Wache. Die Wolfspriester hatten nichts dazu gesagt, ob Aspiranten zusammenarbeiten dürften.
Die Sonne versank bereits hinter den Bergen, als Hjalfnar den anderen Anwärter fand. Tot. Sein Leichnam war aufgerissen, die superdichten Knochen geknackt und ausgesaugt, hyperoxigenes Blut auf Schnee und Felsen verspritzt. Die weiße Pracht war in einem Umkreis von vielleicht hundert Metern zertreten und zermatscht von Wolfspfoten. Und plötzlich wurde Hjalfnar klar, dass die Wölfe noch nicht fertig waren. An den Resten des Leichnams nagten zwei Wolfsjunge, beide bereits deutlich größer als die größten Hunde, die er jemals gesehen hatte. Sie hatten ihn noch nicht bemerkt. Wo war die Mutter? Ein Rudel würde seine Jungen nie so zurücklassen, außer es wären die Welpen eines toten Rivalen um die Rudelführung. Aber dann müsste die Mutter...
Ein Explosion aus Schnee ließ ihn herumfahren. Am Rande des Kreises aus zertretenem Schnee hatte ein toter Wolf gelegen. Was er nicht gesehen hatte war, dass ein zweiter daneben gelegen hatte. Die Mutter. Und sie HATTE ihn bemerkt und stürmte nun mit aufgerissenem Maul auf ihn zu. Ihre Zähne funkelten im Licht der untergehenden Sonne und sahen mehr als nur bedrohlich aus. Hjalfnar war den Jungen zu nahe gekommen. Er riss die Wurfaxt aus Hirschgeweih heraus und schleuderte sie der Kreatur entgegen. Unglaublich behände zuckte das Weibchen auf dem unsicheren Untergrund zur Seite und die Axt grub sich mit Wucht in den toten Wolf. Sie kam so rasend schnell näher, dass er sich nur noch zur Seite werfen konnte. Und ausrutschte. Aus dem geplanten Sprung wurde ein kurzer, flacher Rutsch durch den überfrorenen Schneematsch. Und dies rettete ihm das Leben. Die Wölfin hatte seine Bewegung vorausgeahnt und sich blitzartig daran angepasst. Sie segelte über Hjalfnar hinweg, noch im Sprung sich so verdrehend, dass sie sich schon halb zu ihm umgewandt hatte, als er sich noch aufrappelte. Doch auch sie hatte nun Probleme, sich auf dem Matsch zu bewegen, und diese kurze Verzögerung reichte Hjalfnar, um wieder auf die Beine zu kommen.
Mit einem Fluch riss er die Axt von seinem Gürtel aus Hirschsehnen und stürmte der Wölfin entgegen, die nun wieder auf ihn zukam. Im letzten Moment duckte er sich unter ihren zuschnappenden Kiefern hindurch und schmetterte ihr die Axt in die Brust. Er spürte, wie Rippen brachen, aber der Schwung trug das Wappentier des Ordens über ihn hinweg und er musste die Axt in der Brust des gewaltigen Tieres zurücklassen, wenn er sich nicht das Handgelenk brechen wollte. Die Wölfin kam ein Stück hinter ihm zum stehen, und Blut tropfte aus ihrer Brust. Aber sie war noch nicht geschlagen. Sie drehte sich wieder zu ihm um und trabte, nun ein wenig langsamer, auf ihn zu. Noch ein wenig benommen von der Wucht des Zusammenpralls war Hjalfnar nicht schnell genug, und sie war über ihm, ehe er reagieren konnte. Er rollte sich hin und her, damit ihre riesigen Kiefer ihn nicht zu packen kriegten, und fingerte verzweifelt nach dem Messer in seinem Gürtel.
Just in diesem Moment stemmte die Wölfin eine ihrer großen Pfoten auf seine Brust und drückte ihn in den Schnee. Ihre messerscharfen Krallen zerrissen seine Tunika und zogen blutige Furchen über seine breite Brust. Als sich ihr Kopf senkte und sie ihren Rachen aufriss, knurrte die Bestie in Hjalfnar wütend, und ein Adrenalinstoß durchzuckte ihn. Während die Zähne sich wie in Zeitlupe seinem Gesicht näherten, packte er das Messer, riss es aus dem Gürtel und rammte es seiner Gegnerin in die Kehle. Wieder und wieder stieß die Klinge zu, und der Geruch seines Blutes und des der Wölfin ließen ihn heulen und beinahe jede Zurückhaltung verlieren. Der Kopf des Tieres ruckte wieder hoch und Blut spritzte aus den durchtrennten Arterien über den Schnee. Hjalfnar sprang auf und zog dabei an der Axt, die noch im Brustkasten der Wölfin steckte. Mit dem Axtgriff als Hebel wuchtete er das dem Tode geweihte Tier auf die Seite, und auch wenn es sich noch immer verzweifelt wehrte, riss er die Axt aus der Wunde und ließ sie auf die Kehle des Muttertieres herabfahren. Noch mehr Blut spritzte auf seine Gesicht und der zerfetzten Kehle der Wölfin entfuhr ein gequältes Röcheln. Zitternd und verblutend trat sie ihn beiseite und rappelte sich schwankend auf. Langsam wankte sie auf die beiden Welpen zu die leise winselnd neben dem Leichnam des anderen Aspiranten im Schnee saßen. Einige Meter vor ihnen brach sie zusammen und sackte in den Schnee. Die Jungen liefen langsam auf sie zu, winselnd und leise heulend.
Hjalfnar stand auf. Die Wölfin war tot. Die Welpen stupsten ihren Kadaver immer wieder an, in dem verzweifelten Bemühen, sie zu wecken. Etwas rührte sich in ihm. Diese Tiere waren noch jung, ohne Rudel, mit nur wenig Erfahrung in der Jagd und geringen Überlebensaussichten. Vielleicht gab es eine Möglichkeit. Er ging langsam auf sie zu und sammelte dabei seinen Beutel auf, den er zu Beginn des Kampfes hatte fallen lassen. Die Reste eines gerösteten jungen fenrisischen Wildschweins waren noch darin. Er zog sie heraus und ging langsam auf die trauernden Welpen zu. Hatte er nicht im Reisszahn einige Wölfe umherwandern sehen? Vielleicht, nur vielleicht, gab es doch eine Möglichkeit...
Einen Tag später stand Wolfspriester Ulrik an einem der Seitentore des Reisszahns. Sensoren hatten Lebenszeichen vor dem Tor erfasst, also war vermutlich einer der Aspiranten zurückgekehrt. Der Erste von mehreren, hoffte er. Es kam auch vor, dass keiner zurückkehrte. Selten, aber es kam vor. Um so verblüffter war er, als die große Gestalt von Hjalfnar Donnerwolf durch die sich öffnenden Tore schritt, gefolgt von zwei kleinen Fenriswölfen, die sich dicht an ihn schmiegten. Unter seinem Wolfshelm grinste er breit, und ein leises Lachen entfuhr seiner alten Kehle. Wenn das kein gutes Zeichen war. Einer der vielversprechendsten Kandidaten war zurück, und dass auch noch mit Fenriswölfen im Gepäck. Das versprach ein interessantes weiteres Jahrhundert im Dienste des Allvaters zu werden. Eine der Graumähnen, die anscheinend zum Wachdienst am Tor verdonnert worden war, lachte etwas lauter und grummelte Hjalfnar zu: „Hm, zwei Welpen. Bist wohl jetzt ein Papawolf, was, Jüngelchen? Pass gut auf sie auf. Es gibt niemanden, der dir jemals treuer sein wird.“
Und so kehrte Hjalfnar Donnerwolf in den Reisszahn zurück, und wurde zum Blutwolf erhoben.
Kapitel 3: Axt und Lanze (Teil 1 von 3)
-531.M41, Fenris, Segmentum Obscurus
Pfeifend sauste der Hieb heran, und Hjalfnar duckte sich im letzten Moment darunter weg. Die schwere Klinge hätte ihn ansonsten ernsthaft verletzen könne. Kaum hatte er sich wieder aufgerichtet, musste er einen Satz zur Seite machen, um einem weiteren Angriff auszuweichen. Zitternd blieb die Axt im Boden stecken, und die Mikrosekunde, die ihr Besitzer brauchte, um sie herauszuzerren, war alles, was Hjalfnar brauchte. Dachte er. Kaum sprang er vor, war es, als hätte er versucht, mit dem Kopf durch eine Plasbetonwand zu rennen. Für einen Marine nicht unbedingt unmöglich, aber in diesem Fall hatte sich die Wand bewegt und aktiv seinen Kopf als Erstes attackiert! So zumindest schien es ihm, er flog durch die Luft, mindestens fünf Meter weit, und krachte mit lautem Dröhnen zu Boden. Bevor er auch nur mit einem Muskel zucken konnte, sofern er das mit dem Feuerwerk in seinem Schädel überhaupt gekonnt hätte, lag eine Axtklinge an seiner Kehle.
„Nicht schlecht, Welpe. Aber du konzentrierst dich zu sehr auf den Kampf mit der Waffe. Du bist ein Adeptus Astartes. Besser noch, einer der Vlka Fenryka! Dein KÖRPER ist deine Waffe! Nutze ihn!“, grummelte Leitwolf Skelkur.
Hjalfnar rieb sich sein schmerzendes Kinn und rappelte sich, leicht schwankend, wieder auf. Die anderen Blutwölfe seines Rudels betrachteten ihn grinsend. Arfang schlug ihm auf den Rücken.
„Hjolda, ich dachte schon, dein gut gefüllter Schädel würde davon fliegen, als er dich von den Beinen gehoben hat!“, lachte er. „Du solltest weniger Zeit mit den Schriften ferner Welten und mehr in den Trainingskäfigen verbringen!“
Hjalfnar schüttelte grinsend den Kopf und stöhnte, als dies eine weitere Schmerzwelle durch seinen arg gebeutelten Geist rauschen ließ. Ein raues Lachen entrang sich seiner Kehle.
„Freu dich nicht zu früh! Schau mal, auf wen unser Herr und Meister als nächstes Opfer zeigt!“
Arfang fluchte.
„Bei Russ, ich habe mich von der letzten Runde kaum erholt! Er hat was gegen mich, darauf wette ich eine Ration Met. Bah, was solls, er ist unser Jarl, oder?“
Sprachs und sprang auf die Kampfplattform. Nach vielleicht zehn Sekunden schmetterte Skelkur ihn mit der Seite seiner Axt zu Boden.
„Weichlinge, allesamt! Russ' Blut, ich dachte, ich hätte euch langsam ein wenig Verstand eingehämmert! Vielleicht noch eine Runde durch die unteren Ebenen des Reisszahns...“
Weiter kam er nicht. Eine eindrucksvolle, schwer gerüstete Gestalt stampfte in die Trainigshalle, in der außer Hjalfnars 13 Mann starkem Rudel noch ein weiteres Blutwolfrudel und auch eine Gruppe Graumähnen aus ihrer Großkompanie sich im Zweikampf untereinander oder mit ihrem Leitwolf übten.
„Wölfe von Lord Pjakkurs Kompanie!“, tönte Skjald Vaengurs volle Stimme durch die Halle. Mehr als 30 Augenpaare wandten sich dem in voller Taktischer Cybotrüstung hereinmarschierten Gardisten zu.
„Macht euch bereit für eine Reise ins Sternenmeer, denn eine Welt des Allvaters ist bedroht, und der Große Wolf hat entschieden, unseren Lord mit der Aufgabe zu betrauen...“
„Klappe, Trom. Du schwafelst wieder zuviel.“
Die Blutwölfe starrten entsetzt auf den leise lachenden Skelkur in ihrer Mitte. Dieser bemerkte die Blicke und seufzte.
„Welpen, in eure Quartiere. Waffen- und Rüstungsriten, sammelt euren Kram zusammen und legt volle Panzerung an. Sieht so aus, als würdet ihr euren ersten richtigen Feind zu Gesicht bekommen! Trom, bring Darri und mich zur Versammlung.“
Der leicht beleidigt wirkende Skjald fuhr mit einem Knirschen malträtierten Gesteins auf der Stelle herum und stampfte wieder aus der Halle, gefolgt von Skelkur und Darri Eisklinge, dem Leitwolf des anderen Blutwolfrudels.
Hjalfnar sah seine Brüder an und entdeckte in ihren Gesichtern die gleiche wilde Freude, die auch er empfand. Vor zwei Jahren waren er und seine Rudelkameraden in den Orden der Vlka Fenryka aufgenommen worden, hatten ihre letzten Implantate erhalten und begonnen, mit ihren Servorüstungen, Boltpistolen und Kettenschwertern zu trainieren. Seit dem waren drei Blutwölfe gestorben, zwei aus Hjalfnars Rudel bei einer Absprungübung aus einem Thunderhawk, einer aus Leitwolf Eisklinges Rudel, weil er bei einer Ausdauerübung in den Bergen Asaheims einen 2000 Meter tiefen Abgrund hinabgestürzt war. Sie alle hatten befürchtet zu sterben, bevor sie ihre neuen Kräfte und Waffen an wirklichen Feinden des Allvaters erproben konnten. Doch jetzt war ihre Gelegenheit endlich gekommen!
Ein mehrstimmiges, tiefes Grollen zog die Aufmerksamkeit der Blutwölfe auf sich. Es war das leise Lachen der Graumähnen. Einer von ihnen entblößte seine Fänge zu einem bedrohlich wirkenden Grinsen.
„Nun macht schon, Jungs. Eure Leitwölfe werden nicht begeistert sein, wenn sie euch nach der Versammlung immer noch wie Eisstatuen erstarrt hier stehen sehen.“
Einige der Blutwölfe musterten die älteren Krieger herausfordernd.
„Russ, waren wir auch mal so schwer von Begriff? Bewegt euch!“, bellte er.
Schlagartig löste sich die Erstarrung der jungen Space Wolves und unter wildem Gegröle und Gefluche stürmten beide Rudel aus der Halle. Der Allvater rief sie zur Schlacht, und bei Russ, die Blutwölfe würden antworten!
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Kapitel 3: Axt und Lanze (Teil 2)
-531.M41, Warproute C81923pi832rho038 etc.pp., Ziel: Ptolemaida (Agrarwelt)
„Brüder! Krieger! Söhne von Fenris! Söhne des Russ!“
Mit lauten Rufen grüßten die Wölfe des Imperators ihren Wolfslord, als dieser auf den wuchtigen Holztisch am Kopfende des gewaltigen Saals sprang.
„Seid willkommen an meiner Tafel!“
Grölendes Lachen und einige sarkastische Bemerkungen waren zu hören.
„In wenigen Tagen werden wir unser Ziel erreichen, und die Situation dort ist ernst.“
Schlagartig wurde es still im Saal, ein noch lachender Blutwolf kassierte von seinem Rudelführer einen kräftigen Hieb in den Nacken, der ihn verstummen ließ.
„Aus irgend einem Grund hat sich ein kleinerer Waaagh der Orks auf die Agrarwelt Ptolemaida gestürzt. Ob zufällig oder nicht, dadurch ist die Nahrungsversorgung von 15 anderen Planeten dieses Subsektors gefährdet. Dementsprechend und ungewöhnlich schnell fiel die Antwort der Imperialen Armee aus. Insgesamt wurden 900.000 Mann auf dem Planeten abgesetzt.“
Lord Pjakkur blickte mit einer leicht angeekelten Miene in die Runde.
„Die Verluste betragen aktuell ungefähr 85 Prozent.“
Ein Raunen ging durch die versammelten Krieger. Schwere Verluste, selbst für die Verhältnisse der Imperialen Armee.
„Der 'Chefboss' Knarraz da Dakkarar, wie sich der Anführer der Orks selber nennt, hat den Planeten in 'Kailarai' umbenannt und hofft offenbar auf fähigere Gegner!“
Raubtierhaftes Knurren und tiefes Grollen drang aus den übermenschlichen Kehlen der versammelten Vlka Fenryka. Sie würden dem barbarischen Ork schon zeigen, wie fähig sie waren!
„Beruhigt euch! Denn die Orks haben sich bereits beinahe mehr aufgeladen, als sie bewältigen können. Wir sind nicht die ersten Astartes, die eintreffen werden. Eine Kompanie Nemean Lions hat die orkischen Verbände bis jetzt vom Angriff auf die letzten überlebenden imperialen Truppen abhalten können, aber sollte es den Orks gelingen, sich zu konzentrieren, werden sie unsere Brüder einfach überrennen. Deshalb sind wir hier! Wir werden diesen Waaagh enthaupten, ihre Körper wie Feuerholz stapeln und den Lebensfaden dieses abartigen Xenos Knarraz nicht nur durchtrennen, sondern aus der Galaxis tilgen! Ihre Leiber sind schon Asche im Wind, sie wissen es nur noch nicht! Tod den Feinden des Allvaters! Tod den Xenos! Für Russ und den Allvater! HJOLDA!“
„FENRYS HJOLDA!“, dröhnte es aus mehr als 200 reisszahnbewehrten Mündern. Auch Hjalfnar brüllte wild seine Zustimmung und Freude über den bevorstehenden Kampf hinaus.
„Nun esst und trinkt! Zecht, auf das euch Morgen die Köpfe schmerzen! Der Krieg erwartet uns, Blut und Vernichtung im Namen des Imperators!“
Und ein gewaltiges Festmahl hob an, tief im Inneren des gewaltigen Angriffskreuzers Drachenklinge.
Das Geräusch von vielen rennenden Füßen riss Hjalfnar aus dem Schlaf. Irgend etwas war im Gange. Das interne Chrono seiner Rüstung, die alle Space Wolves seit dem Festmahl trugen, zeigte ihm an, dass er nicht länger als drei Stunden geschlafen hatte. Was war hier los?
Er öffnete die Schleuse seiner Kabine und trat hinaus in den Gang. Eine Einheit Kaerls, die bewaffneten Ordensdiener der Space Wolves, stürmte an ihm vorbei. Kaum war der Trupp um die nächste Biegung verschwunden, hörte er schon den einen weiteren herankommen. Diesmal fuhr er einfach den Arm aus und packte den letzten Kaerl des Trupps.
„Bei Russ, was ist hier los? Warum trampelt ihr hier durch die Gänge wie eine Herde wild gewordener Mastodons?“
Der Kaerl zitterte in Hjalfnars festem Griff: „Herr, ich weiß es nicht. Wir haben Befehl, unsere Waffen bereitzumachen und Gefechtsposition einzunehmen. Herr...wäre es möglich, mich los- und wieder auf den Boden hinunterzulassen?“
Irritiert blickte Hjalfnar den ihn mit einem schmerzverzerrten Grinsen anredenden Bediensteten an, und sah dann nach unten. Ganz unwillkürlich hatte er das Gewicht des bewaffneten und mit Plattenpanzerung geschützten Mannes angehoben, ohne es überhaupt zu merken. Er setze ihn wieder ab.
„Danke, Herr. Vielleicht solltet Ihr an eure Ausbildung zurückdenken. Ich bin seit 25 Jahren im Dienste des Ordens. Ist es nicht Standardtaktik, vor Eintritt in ein mit Orks verseuchtes System Vorkehrungen gegen Enterer zu treffen?“
Das unverschämte Verhalten des Kaerls, Huskaerl sogar, wie die Wolfsköpfe an seinem Kragen anzeigten, war wohl Hjalfnars offensichtlicher Jugend und Unerfahrenheit geschuldet. Und er hatte recht. Kaum hatte der Mann gesprochen, fluteten Informationen in Hjalfnars Gedanken. Kreuzungen verbarrikadieren, Schotten schließen, Truppen in Bereitschaftspositionen bringen.
„Macht euch keine Vorwürfe, Herr. Ich mache das schon länger als Ihr. Dürfte ich jetzt meinem Trupp führen? Ohne mich verirren sich die armen Idioten sonst noch.“
Mit einem Winken der Hand entließ Hjalfnar den unverschämten Huskaerl und ging zurück in seine Kabine. Er wollte gerade sein Kom aktivieren und Arfang, Skerri und die anderen wecken, als Sirenen anfingen zu dröhnen. Die interenen Komsysteme des Angriffkreuzers knisterten, dann war die grollende Stimme von Schiffsmeister Harek zu hören.
„Bereitmachen für Wiedereintritt in den Realraum. Festhalten. Feindliche Schiffe am Sprungpunkt zu erwarten. Alle Mann auf Gefechtsstation.“
Hjalfnar nahm seine Boltpistole und rammte sie in sein Holster, dann steckte er sein Kettenschwert in die Scheide. Die Graumähnen verfügten häufig über magnetische Verankerungen für ihre Bolter und anderen Waffen, aber an Blutwölfe gab man so etwas im Allgemeinen nicht aus. Kaum war er fertig, war erneut Hareks Stimme zu hören. Der sterbliche Schiffsmeister hatte wirklich einen Sinn für Timing.
„Bereitmachen für Wiedereintritt in zehn, neun, acht...“
Wie dieser Wiedereintritt wohl aussehen würde, sinnierte Hjalfnar. Bestimmt ein interessanter Anblick.
„...zwei, eins, Austritt!“
Plötzlich fühlte sich Hjalfnars Körper an, als würde er zusammengepresst und dann in die Länge gezogen. Das ganze Schiff schauderte und bebte, Metall kreischte wie verlorene Seelen und aus einem der angrenzenden Quartiere hörte Hjalfnar das Heulen eines Blutwolfs. Dann endeten die merkwürdigen Sinneseindrücke schlagartig, und ein weiteres heftiges, aber kurzes Beben erschütterte ein letztes Mal das Schiff. Das Komsystem sprang wieder an.
„Wiedereintritt abgeschlossen. Feindliche Schiffe in zwei Millionen Kilometer Entfernung geortet. Bereit machen, Enterer zurückzuschlagen. An alle Schiffe: Angriff!“
Dann erklang die Stimme von Gardist Skelkur aus seinem eigenen Kom: „Rudel, sammelt euch an Kreuzung Gamma, Deck 15. Wer den Weg nicht innerhalb von zehn Minuten findet, darf nach dem Sieg die Rüstungen der anderen polieren. Und lasst euch gesagt sein, Orkblut klebt wie Fenriswölfe an einer Spur.“
Kaum das Skelkurs knurrendes Gelächter verstummt, war Hjalfnar schon aus seinem Quartier gestürmt und den Gang hinunter unterwegs. Hinter sich hörte er hämmernde Schritte und drehte den Kopf. Arfang grinste ihn wild an.
„Wenn jemand eine Ahnung hat, wo wir hinmüssen, dann du! Du hast doch in den paar Stunden vor dem Start die Schiffspläne studiert!“
„Ja, und du meintest, es wäre Verschwendung wertvoller Gehirnaktivität, die man besser für Reflextraining verwenden sollte! Immer noch dieser Meinung?“
„Selbstverständlich! Aber meine Reflexe reichen für uns beide, und schlau wie du bist, wusstest du natürlich, dass ich auf deinen müden Arsch aufpassen würde, so dass einem Studium wichtiger Manuskripte deinerseits nichts im Wege stehen würde!“
Ihr Gelächter schallte durch die Gänge, während sie weiterstürmten. An einer Kreuzung rannten sie beinahe Skerri über den Haufen, als dieser gerade in ihren Gang einbiegen wollte.
„Hjolda, passt gefälligst auf!“, brüllte er, und alle drei lachten ungestüm und rannten weiter.
Schließlich erreichten sie eine weitere Kreuzung. Hjalfnar sah sich kurz um und entdeckte die fenrisischen Runen für Eins und Fünf an der Wand, sowie den Schriftzug 'Gamma' in imperialem Gothisch. Hier waren sie richtig. Außerdem entdeckte er einen kleinen Tisch in einer Nische, über dem die Luft flimmerte.
„Skerri, was ist das? Ein Cogitator?“
Der technikafine Skerri hatte irgendwie ein Händchen für Maschinen und Cogitatoren. Meist lief irgendetwas an dem Gerät, mit dem er herumgespielt hatte, am Ende besser als vorher, man wusste nur nie genau, was. Nun trabte Skerri hinüber zu der Nische, mehr ein Alkoven, und studierte das Tischchen. Dann lachte er kurz, hieb auf die Tischplatte und drückte einige Knöpfe, die daraufhin aus der Platte sprangen. Dann flackerte die Luft über dem Tischchen und ein dreidimensionales Bild der Drachenklinge erschien.
Skerri lachte wieder.
„Ein cogitatorgesteuerter Holoprojektor! Ein wenig mitgenommen, aber warte mal kurz.“
Er fummelte an dem Projektor herum und tippte dann weitere Tasten an. Einige Runen blinkten auf, und die Drachenklinge wurde durch eine taktische Ansicht ersetzt. Ein großer blauer Punkt mit dem Kompaniesymbol von Lord Pjakkur, umgeben von mehreren kleinen blauen Punkten, bewegte sich auf einen einzelnen großen roten Punkt zu. Laut angezeigten Sensordaten handelte es sich um ein Schiff der Kreuzer-Klasse, aber bei Orks wusste man das, wenn man ihrer Ausbildung und den Informationen, die die Lehrmaschinen ihnen eingetrichtert hatten, glauben konnte, nie so genau. Noch während er darüber nachdachte, lösten sich mehrere blinkende Punkte von dem Orkschiff. Das interne Komsystem knisterte wieder.
„Feindliche Torpedos im Anflug. Bereitmachen für Einschlag.“
Hjalfnar und seine beiden Kameraden verankerten ihre Stiefel magnetisch am Boden und beobachteten gebannt das sich entfaltende Schauspiel. Die Drachenklinge drehte sich langsam um die eigene Mittelachse und richtete ihren Bug direkt auf das feindliche Schiff, um ihr Profil zu verringern und so die Chancen auf eine Zielerfassung der Torpedos zu minimieren. Währenddessen entfesselten die Geleitschiffe der Flottille selber eine Torpedosalve, und auch der Angriffskreuzer setzte einige Torpedos ab. Während auf den kleineren Schiffen einige Waffenbatterien feuerten, hielten sich zwei Nova-Klasse-Fregatten dicht an der Drachenklinge und schienen auf etwas zu warten.
Die orkischen Torpedos wurden schlussendlich von den Abwehrbatterien zerfetzt und richteten keine wirklichen Schäden an, im Gegenzug erlitt aber auch das Orkschiff kaum Schäden, nur einer seiner Schilde flackerte kurz auf. In diesem Moment schossen die Nova-Fregatten plötzlich unter der Drachenklinge hindurch und feuerten ihre Lanzen- und Waffenbatterien auf den Bereich ab, in dem das Flackern zu sehen gewesen war. Eine gewaltige Energieentladung wurde auf dem Orkkreuzer angezeigt, und dann eine Lücke in den Schilden.
„Bereitmachen für Abfeuern des Bombardementgeschützes!“, dröhnten die Lautsprecher in der Decke.
„Russ, wie ich das hasse!“, knurrte Skelkur Hjalfnar ins Ohr. Die Blutwölfe zuckten zusammen. Keiner von ihnen hatte den in einer Terminatorrüstung steckenden Leitwolf bemerkt.
„Diese Dinger schütteln das ganze Schiff durch, wie ein Drachenboot, das von einem Kraken gepackt wurde!“
Wie um seine Worte zu bestätigen, flackerten auf einmal die Lichter und auch die Holoprojektion auf und wurden dunkler. Dann rumpelte das ganze Schiff und warf sich hin und her wie ein lebendiges Wesen, bevor es wieder heller wurde. Auf dem Holodisplay konnte man die Spur des Projektils verfolgen, wie es sich genau auf den Punkt zubewegte, an dem die Entladung der Schildenergie stattgefunden hatte. Skerri schaltete um auf maximale Vergrößerung und Realansicht. Das feindliche Schiff, scheinbar nicht mehr als ein Haufen zusammengeschweißter Schrott, sauste ihnen auf einmal mit unglaublicher Geschwindigkeit entgegen.
„Skerri, musstest du so merkwürdig heranfahren? Ich finde das desorientierend“, beschwerte sich Arfang. Skerri grinste.
„Ich zoome nicht heran, wie du das meinst, sondern ich habe einfach die Sensorphalanx des Geschosses als Bildquelle aufgerufen!“
Skelkur warf Skerri einen interessierten Blick zu, bevor wieder alle auf die Projektion starrten. Das Orkschiff war riesig, sie sahen nur noch einen kleinen Teil. Und kurz bevor das Geschoss einschlug, bemerkte Hjalfnar noch eine Reihe glühender Schüsseln direkt in der Zielzone. Zerstörte Schildrelais! Dieser Bereich des feindlichen Schiffes war ungeschützt!
Die Bildverbindung brach ab und sprang zurück auf eine grobkörnige Nahansicht des feindlichen Schiffes. In der Bugsektion des Kreuzers blitzte es kurz auf, dann lief erst ein, dann dutzende Risse an den Seiten entlang bis zum Heck, bevor Feuer aus dem Loch in der Bugplatte sprühte, sich an den Rissen entlang bis zum Heck fraß und dann die komplette Antriebssektion in einem gewaltigen, aber schnell ersterbenden Feuerball absprengte.
„Abschuss der Kreuzer-Klasse bestätigt. Bereitmachen für Landungsoperation. Tod den Xenos! Hjolda!“, dröhnte die Stimme des Schiffsmeister durch den ganzen Angriffskreuzer und durch die Komsysteme der anderen Schiffe.
„Fenrys Hjolda!“, brüllten die Himmelskrieger und die Besatzungen der Flottille.
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Kapitel 3: Axt und Lanze (Teil 3)
-531.M41, Ptolemaida (Agrarwelt), Kontinent Pharos (von Orks besetzt), nach Lokalzeit gegen Mitternacht
Der Grot schreckte hoch. Hatte er nicht ein Geräusch gehört? Sein Mobgenosse war ebenfalls eingenickt, und er musste grinsen, als er sah, dass ein Fuß beinahe im Feuer hing. Morgen früh würde Sknifflak eine ordentliche Verbrennung haben. Sofern ihr Treiba sie nicht beide wegen ihres Nickerchens plattmatschen und an seine Squigs verfüttern würde! Er trat auf seinen schlafenden Kameraden zu und wollte dessen Fuß gerade ins Feuer drücken, als er ein Geräusch wie von reissendem Squigleder vernahm. Als er sich verdutzt nach der Quelle des Lauts umdrehen wollte, blieb sein Blick an einer mattschwarzen, mit grünlich-rotem Blut überzogenen Klinge hängen, die aus seine Brust ragte. Er riss die Augen auf und wollte gerade anfangen wie wahnsinnig zu kreischen, als die Klinge mit einem saugenden Geräusch aus seinem RÜcken gerissen wurde. Nur einen Sekundenbruchteil später kullerte er davon und kam im Lagerfeuer zum liegen. Oder eher sein Kopf. Sein Rumpf stand noch vor dem Feuer und pumpte fleissig Blut aus dem Hals. Er konnte noch schmenhaft einen in Felle und eine blau-graue Rüstung gehüllten Menschen erkennen, ehe die Flammen und der Blutverlust dem kurzen, unabhängigen Leben seines abgetrennten Kopfes ein Ende setzen.
Hjalfnar sah dank seiner verbesserten Sinne das kurze Winken des Wolfsscouts und signalisierte dem Rest seines Rudels, dass die Wachposten der Orks ausgeschaltet waren. Skelkur musste sein Signal weitergegeben haben, denn die ganze Großkompanie setzte sich verstohlen in Bewegung. Im Gegensatz zu anderen Orden verstanden sich die Space Wolves darauf, auch in Servorüstungen und eingeschränkter in Terminatorrüstung, leise und verstohlen vorzurücken. Tatsächlich hatten alle servogepanzerten Wölfe ihre Energieversorgung abgeschaltet, um das verräterische Summen der Reaktoren ihrer Rückenmodule zum verstummen zu bringen. Die Brüder der Wolfsgarde in ihren taktischen Cybotrüstungen konnten dies zwar nicht, hielten sich aber am weitesten hinten. Trotz allem verursachten sie alleine durch das Gewicht ihrer Panzerung genügend Lärm, dass die Grotz mit ihren scharfen Ohren sie wohl gehört hätten, hätten die Wolfsscouts nicht auf einer Breite von gut drei Kilometern die Postenkette am Rande der flachen Schlucht, in der sich das Orklager befand, geräuschlos ausgeschaltet. Die beiden Xenos an dem Lagerfeuer waren die letzten noch auf ihrer Anmarschroute befindlichen Wachen gewesen. Der Weg war frei.
Er rekapitulierte noch einmal den Angriffsplan. Mit Thunderhawks waren die Vlka Fenryka hinter den Orklinien abgesetzt worden und hatten sich, ohne von den siegessicheren Orks bemerkt zu werden, an das vermutliche Hauptquartier des führenden Waaaghbosses herangepirscht. Ohne ihre Brüder von den Nemean Lions wäre dies, trotz aller Verstohlenheit, nicht möglich gewesen. Diese hatten ihre Rhinos und Razorbacks bemannt, die durch die Bombardementkanonen der beiden Angriffskreuzer gerissene Lücke in den Orklinien durchquert und sich mit maximaler Geschwindigkeit dem Lager frontal genähert. Nun sollten sie, zu Fuß und alle Aufmerksamkeit auf sich ziehend, in ihrer typischen Formation den Zugang zum Tal hinuntermarschieren. Der Kampflärm, das Krachen von Boltern und das Brüllen der Orks, war bereits zu hören. Die Schlacht tobte schon seit einigen Minuten, als die Wolves die flache Steigung erklommen und ihre Rückenmodule wieder aktivierten.
Auf der Spitze des Hügels angekommen bot sich Hjalfnar und seinen Rudelkameraden ein unvergleichlicher Anblick. Im Tal, am Fuße eines schwach abfallenden Hanges, stürmten tausende Orks einer dünnen, weiß-blauen Linie entgegen und wurden von disziplinierten Boltersalven niedergemäht. Im Zentrum der Phalanx der Nemean Lions stand Captain Argos und dirigierte das Feuer der Whirlwinds und Devastoren in den hinteren Linien. Die wenigen Orks, die es durch den Vorhang aus Boltgeschossen schafften, wurden von ihm und seinen Brüdern mit brutalen Stichen ihrer Lanzen niedergestreckt. Die Leichen ihrer Gegner lagen bereits in mehreren Schichten und immer noch trampelten Orks über die Überreste ganzer Mobs und warfen sich den Lions entgegen.
Sein Kom knisterte: "Wartet noch. Der Waaaghboss hat sich noch nicht gezeigt." Die Stimme seines Lords lenkte Hjalfnars Blick zurück zu den kruden Befestigungen der Orks. Mehr und mehr von ihnen strömten aus dem "Fort", eine bessere Bezeichnung fiel ihm für diesen Haufen zusammengehämmerten Schrotts nicht ein, und schlossen sich dem Kampf an, ihre Fahrzeuge und Panzer zurücklassend, wenn auch einige cybotartige Läufer durch die Massen an Körpern wateten. Auf einmal schallte ein gewaltiges Brüllen über das Schlachtfeld, und eine Gruppe Orks in primitiven, offenbar energiegetriebenen klobigen Rüstungen drängte sich durch das Tor und drängte alle anderen beiseite. In ihrer Mitte bewegte sich ein gewaltiger Ork, ohne Zweifel der Anführer der Horde, die diesen ruhigen Planeten überfallen hatte, Waaaghboss Knarraz. Stampfend setzte er sich in Richtung auf die Linie der Lions in Bewegung, gefolgt von seiner Garde aus Gargbossen, deren Name Hjalfnar gerade wieder eingefallen war. Solche Panzerung war fast so widerstandsfähig wie Terminatorrüstungen.
Captain Argos befand sich bereits wieder an der Front seiner Kompanie und deckte den Körper eines gefallenen Bruders mit seinem eigenen Körper, während er den Leichnam des Orksbosses, der den Marine gefällt hatte, von seiner Lanze trat. Sein Blick irrte den Hang empor und erblickte eine solide Wand aus grau-blau gepanzerten Astartes, die in der Dunkelheit der mondlosen Nacht nur mit den Autosinnen seines Helmes zu erkennen waren. Ein bitteres Lächeln umspielte seine Lippen, während der Apothekarius dem gefallenen Marine hinter ihm eine Injektion gab und den Bruder hinter die Schlachtlinie der Phalanxformation zerrte. Keinen Moment zu früh waren ihre Astartesbrüder erschienen. Über Kom gab er den Befehl, kurz das Feuer einzustellen und Schild und Lanzen bereit zu machen. Mehr als diesen kurzen Augenblick brauchten Orks nicht. Mit einem gewaltigen "WAAAAAAAAAAAGH" stürmte die ganze Horde vorwärts, von blindem Blutdurst und wilder Kampfeslust in die Falle getrieben.
Vom Kamm aus beobachtete Hjalfnar, wie seine Brüder von den Nemean Lions ihre Nahkampfwaffen bereit machten, während die widerlichen Xenos auf sie zustürmten. Mit einem gewaltigen Krachen prallte die erste Reihe der Orks förmlich von den Schilden der Phalanx ab und stürzten mit schweren Wunden und Brust, Bauch und Kopf zu Boden, als die Space Marines ihre Lanzen vor und zurück zucken ließen. Orkische Körperteile, Leichen und vor allem Blut bedeckten innerhalb von Sekunden den Boden vor den Astartes und immer noch stürzten sich hunderte Orks zugleich in den Fleischwolf, der sich Phalanx nannte. Ein Banner wurde von einem der Veteranen des Kommandotrupps aufgerichtet und flatterte in der leichten Brise, die über das Schlachtfeld wehte. Und eine raue, doch volltönende Stimme, die Stimme von Captain Argos, erklang selbst über das Getümmel hinweg:
"Imperator sei mein Schild!" Und einhundert Astartes antworteten: "Für Nemea! Für den Imperator!"
Dieses Schauspiel absoluter Überzeugung und Zielstrebigkeit ließ die Bestie in seinem Inneren knurren. Sie sehnte sich nach dem Kampf, dem Blutvergießen an der Seite dieser ungewöhnlichen Brüder, und verzehrte sich vor Blutdurst. Noch hielt Hjalfnar ihrem Drängen stand, doch er sah die Anspannung in den Gesichtern seiner Rudelgenossen. Skerris Daumen spielte mit dem Aktivator seines Kettenschwerts, während Arfang, äußerst untypisch für ihn, seit einer halben Stunde keinen Ton mehr von sich gegeben hatte.
Die Masse der Xenosstreitmacht war jetzt in den Kampf verwickelt, und der Waaaghboss näherte sich langsam dem Zentrum der Phalanx, wo Captain Argos einen Ork nach dem anderen zu Bode streckte. Dann dröhnte eine weitere raue Stimme über das Schlachtfeld, tiefer als Argos', unterlegt mit einem unmenschlichen Grollen, die mehr an ein gewaltiges Raubtier erinnerte.
"VLKA FENRYKA! ANGRIFF" Und mit einem ohrenbetäubenden, an- und abschwellenden Heulen aus mehr als 200 übermenschlichen, reisszahnbewehrten Mündern stürmten die Wölfe des Imperators den Hang hinab, an ihrer Spitze Wolfslord Pjakkur und seine Terminatorgarde, neben ihnen die Blutwölfe und ein wenig weiter zurück die mit blitzenden Boltern vorrückenden Graumähnen, während die Wolfsfänge die Xenos mit Feuer aus ihren schweren Waffen eindeckten. Krachend schmetterten die Space Wolves in die Flanke der überraschten Orks und drückten sie ein. Hunderte Orks fielen in wenigen Sekunden, und Hjalfnar verlor sich in der Wut des Kampfes. Ein Orks drehte sich mit einem verdutzten AUsdruck auf seinem abartigen Gesicht zu ihm herum und bekam dafür eine Boltpatrone zwischen die Augen, die sein Hirn davonspritzen ließ. Er drehte sich in den Hieb eines Spaltaz, der an seinem Schulterschutz abprallte und zog dem Besitzer der Waffe sein Kettenschwert durch den Hals. Einem anderen rammte er die rotierende Klinge durch den Leib und durchtrennte das Rückgrat. Neben ihm trieb Arfang sein Schwert in den Kopf eines Orks und bemühte sich, es wieder herauszuziehen. Ein weiterer Xenos wollte ihm dabei den Schädel mit einem gewaltigen Knüppel einschlagen, wurde aber in einer blutigen Wolke davongeschleudert, als ihn die Energiefast von Skelkur traf, der einen Orkboss zeitgleich mit seinem Sturmbolter niederstreckte. Skerris Flammenwerfer hüllte ein Dutzend Orks in tödliches Promethiumfeuer und ließ sie wild um sich schlagend zu Boden gehen. Ein Orkkopf flog durch Hjalfnars Gesichtsfeld, die halbe Wirbelsäule noch hinter sich herziehend. Er streckte den nächsten Ork mit zwei Hieben, die diesen beinahe teilten, nieder und zertrat einem weiteren den Kopf, nachdem er dessen Knie mit seiner Pistole gesprengt hatte. Alles verschwamm in wilden Bildern und Geräuschen, er merkte kaum, wie er dutzende Gegner niederstreckte, und selber dabei nur einige Kratzer davontrug. Langsam wurden die Kämpfe weniger und einige der Feinde wandten sich zur Flucht.
http://images.wikia.com/warhammer40k/images/7/71/Ragnar_blackmane_by_slaine69-d347qgp.jpg
In der Mitte das Schlachtfeldes lieferte sich Captain Argos einen heftigen Zweikampf mit dem Anführer der Orks. Doch es lief nicht gut, die Energiekralle des Orks hatte ihn seinen rechten Schulterpanzer und seine Lanze gekostet, und mit seinem monomolekularen Kurzschwert drang er einfach nicht durch die Megarüstung seines Gegners. Immerhin konnte der Waaaghboss das Energiefeld seines Sturmschildes auch nicht ohne weiteres durchdringen. Grimmig warf er einen Blick auf den Leichnam seines Kompaniechampions, den der gewaltige Ork einfach kurzerhand mit einer Salve seiner gewaltigen, offenbar von einem Astartesfahrzeug geplünderten Sturmkanone niedergestreckt und dann zertrampelt hatte, als wäre er ein störendes Insekt. Sollte es ihm vielleicht auch so ergehen? Dann brüllte der Boss auf und taumelte ein Stück zur Seite. Lord Pjakkur schwang seine Frostaxt ein weiteres Mal und trennte die Sturmkanone von ihrer Halterung.
"Wenn du erlaubst, Bruder, greife ich dir ein wenig unter die Arme!", sprach der Herr der Wölfe und grinste den behelmten Argos mit gefletschten Zähnen an. Dieser nickte bloß, und gemeinsam rückten die beiden Kriegerkönige gegen den Waaaghboss vor. Rundherum kamen die Kämpfe zum erliegen. Nicht etwa, weil die Orks und Space Marines dem Dreikampf zuschauen wollten, sondern weil der Rest der orkischen Armee zwischen den Space Wolves und Nemean Lions aufgerieben worden waren. Inmitten dieses von bluttriefenden Orkleichen bedeckten Schlachtfelds kämpfte der Waaaghboss seinen letzten Kampf. Wieder und wieder parierten die Space Marines seine Attacken mit ihren Schilden, und Knarraz geriet langsam, aber sicher in Rage. Speichel spritzte aus seinem aufgerissenen Rachen, und unartikuliertes Gebrüll hallte im Tal wieder, bis schließlich die Frostaxt von Pjakkur eine Lücke in die Rüstung schlug. Der Boss taumelte zurück, Blut spritzte aus der klaffenden Wunde in seiner Brust. Gerade, als er sich aufrichten wollte, sprang Argos vor und rammte sein Kurzschwert in die Lücke zwischen Halsberge und augmetischem Kiefer. Ein letztes Gurgeln entrag sich Knarraz zerstörter Kehle, und der Hieb seiner Energiekralle schleuderte Argos davon. Dann sackte der gewaltige Ork nach vorne und schlug mit einem bodenerschütterndem Krachen auf.
Argos' Apothekarius richtete den Captain auf, und wandte sich zu den versammelten Space Marines um: "Er lebt. Eines seiner Herzen ist verletzt, aber er lebt."
Lord Pjakkur wandte sich zu den Astartes um, reckte das abgetrennte Haupt des Orkanführers in die Höhe und brüllte:
"FÜR DEN IMPERATOR!!!"
Der Krieg um Ptolemaida war vorüber.
Frankenland
24.07.13, 17:49
Uh nur weiter so! :prost:
Uh nur weiter so! :prost:Danke^^. Noch kann ich aus meiner Vorarbeit schöpfen, mit dem nächsten Teil muss ich dann wieder schreiben. Werde den mal Morgen hochladen, um mir selber nen Tritt in den Hintern zu geben.:D
Kapitel 3: Axt und Lanze (Teil 4)
-531.M41, Ptolemaida (Agrarwelt), Kontinent Memphis (von Orks besetzt), nach Lokalzeit gegen Mittag
Wild mit seiner Boltpistole feuernd stürzte sich Hjalfnar an der Seite seines Rudels auf die Orks, die zwischen den Bäumen des Wäldchens Deckung vor dem Beschuss der Graumähnen gesucht hatten. Diese "Aufräumaktion", wie es Wolfsgardist Agnar abfällig genannt hatte, entwickelte sich mehr und mehr zu einer richtigen Schlacht. Lord Pjakkur hatte ihn noch gewarnt, die Orks zu unterschätzen, aber der Befehlshaber der kleinen Kampfgruppe hatte bloß abfällig geschnaubt und seine Männer gesammelt. Und nun hatte Agnars ungestüme Verfolgung der vermeintlich letzten Reste des Waaagh sie direkt in einen Hinterhalt geführt. Schwere Granaten und Raketen hatten, trotz der berühmten Ungenauigkeit orkischen Beschusses, die fünf Rhinos der Kampfgruppe zerstört oder bewegungsunfähig gemacht, bevor mehrere hundert Orks aus dem Wald an ihrer Flanke gestürmt waren. Trotz seines Fehlers besann sich Agnar glücklicherweise schnell und die meisten Orks waren im Feuer der Graumähnen und Wolfsfänge niedergemäht worden, noch bevor der Land Raider Crusader mit den Blutwölfen eingetroffen war. Da sich die Grünhäute nun im Wald verschanzten und die Kampfgruppe zwischen den Rhinos festzunageln drohten, war der schwere Transportpanzer die sanfte Steigung emporgerasselt und hatte Hjalfnars Rudel direkt am Waldrand abgesetzt, vollkommen unbeeindruckt von den Raketen und Geschossen, die von seiner dicken Panzerung abprallten.
Nun hackten sich Hjalfnar und seine Kameraden durch die barbarischen Invasoren. Er tauchte unter einem Spalta hindurch, um den Hintermann des Besitzers sein Kettenschwert durch die Brust zu rammen, wandte sich um und schoss dem ersten Angreifer ins Gesicht. Ein weiteres Boltgeschoss ließ einen Ork aufgrunzen, doch trotz des gewaltigen Lochs in seiner Brust richtete er sich wieder auf, bevor ein beiläufig ausgeteilter Hieb von Skelkurs Energiefaust ihn diesmal als zuckendes, rot-grünes Bündel erneut zu Boden schmetterte. Ein Boss brüllte dem Gardisten eine Herausforderung entgegen, die dieser mit einem Knurren beantwortete. Ein Stück weiter machten Arfang und Ralfson gemeinsam einen Ork nieder, der es gewagt hatte, sie mit seiner Wumme zu beschießen. Sein Kreischen verstummte abrupt, als Arfang wild lachend sein Kettenschwert vom Schritt aus nach oben zog. Skerri und seine anderen Wolfsbrüder konnte er in der Hitze des Gefechts kaum erkennen, nur Schemen in den Ordensfarben, die Blutspritzer und Körperteile durch die Gegend schleuderten.
Er wandte sich seinem nächsten Gegner zu, einer Grünhaut mit einer schweren Waffe, die entfernt an eine Maschinenkanone erinnerte. Der Ork schien unschlüssig, ob er seine Schusswaffe fallen und den Spalta in seinem Gürtel zücken oder doch lieber einfach schießen sollte. Hjalfnar erlöste ihn aus seinem Dilemma und hackte seinen Kopf in zwei Hälften. Skelkur hatte derweil den Boss mit seinem Schild niedergeschmettert und den Kopf unter dem Gewicht der Terminatorrüstung zermalmt. Er fuhr herum und brüllte eine Warnung, die Skerri zurückspringen und so einem Hagel von großkalibrigen Geschossen entkommen ließ, die mehrere Bäume fällten, als wären sie Streichhölzer. Ein gewaltiges "WAAAAGH" ertönte aus dem Dickicht vor ihnen und in einem Tempo, dass man den schwer gerüsteten Gestalten gar nicht zutraute, stürmte eine Gruppe Gargbosse, durch die Mitte des Rudels, schleuderte Skerri durch die Luft und streckte Finnor mit einem brutalen Klauenhieb zu Boden, bevor sie dem Land Raider eine Kette abrissen und den Hügel in Richtung der Graumähnen hinunter stampften. Ihnen folgte eine Gruppe von mehr als 40 Orks, die sich mit dicken Platten aus Metall gepanzert hatten, an denen sogar die Boltgeschosse aus den Waffen der anderen, verwirrten Blutwölfe abprallten.
Skelkur fing sich schnell und schrie Ralfson an: "Benutz gefälligst deinen Flammenwerfer, Welpe! Sollen sie in ihren Rüstungen braten!"
Ralfson zuckte zusammen, riss die zerstörersche Waffe von ihrem Gurt an seiner Schulter und tauchte die ersten auf sie zurennenden Orks in flüssiges, brennendes Feuer. Lautes Gebrüll und Gekreische waren die Folge, doch die restlichen Feinde näherten sich ihnen rasch und stürzten sich in den Nahkampf. Hjalfnar schickte noch einen ihrer Gegner mit einem Schuss zwischen die rötlich glühenden Augen zu Boden und stellte sich dann über den gefallenen Skerri, bereit, den Leib seines Wolfsbruders mit seinem Leben zu beschützen. Die nächsten Sekunden verschwammen förmlich. Einer der Orks hob seinen Spalta und entblößte dabei seine Achselhöhle, woraufhin er ihm den Arm mit einem wilden Unterhandhieb abtrennte. Die Bewegung bogenförmig weiterführend schmetterte er den stachelbewehrten Griff seiner Waffe gegen die linke Schädelseite des nächsten Orks und ließ ihn benommen zurücktaumeln. Dem einarmigen, aber weiterhin gefährlichen Ork schoss er in die Brust und fing den Hieb eines rostigen Hackebeils mit dem rechten Schulterschützer ab, um dann ruckartig vorzutreten und seinem Gegner diesen ins Gesicht zu rammen. Schnell drehte er sich herum, stieß dem wieder sammelnden zweiten Ork sein Schwert ins aufgerissene Maul, sprang zurück, was den dritten erneut angreifenden Ork über den immer noch regungslos liegenden Skerri stolpern und hackte die Kettenklinge durch den kurz entblößten Nacken seines Gegners, woraufhin dieser kopflos zusammenbrach und sein stinkendes Blut Skerris grellorange Haarpracht durchtränkte. Aus den Augenwinkeln nahm er eine Bewegung war, doch bevor er sich umdrehen konnte, ließ der Panzaboss bereits seine gewaltige, zweihändige Kettenaxt niederfahren...
Im letzten Moment blitzte es bläulich auf und ein leichter gepanzerter Wolfsscout fing den mit Sicherheit tödlichen Hieb wenige Zentimeter vor Hjalfnars Kopf mit seinem Energieschwert ab. Der Panzaboss brüllte frustriert und holte erneut aus, doch der Scout trat lediglich vor und trieb seine Waffe mit brutaler Gewalt durch die dicke Brustplatte der primitiven Rüstung, riss sie mit einer zerstörerischen Drehung wieder aus dem Orkleib und rammte das Schwert dann von unten durch den Kiefer des Ungetüms bis ins unterentwickelte Hirn.
Mit dem Tod ihres Anführers verloren die Panzaboyz ihre Zuversicht, und wandten sich zur Flucht. Doch die nun aus dem Wald auftauchenden Wolfsscouts machten die Flüchtenden mit grimmiger Präzision nieder. Hjalfnar blickte sich um. Im Zuge des kurzen, aber heftigen Zusammenpralls waren alle Orks und auch zwei Space Wolves gefallen. Im Gegensatz zu Finnor würden sie sich jedoch wieder erholen, ihre Wunden waren zwar schwer, aber Finnors Oberkörper war von den mechanischen Klauen der Gargbosse aufgerissen worden und seine beiden still stehenden Herzen waren zu sehen. Hinter ihm setzte sich Skerri ruckartig auf und spuckte das faulige Orkblut aus, dass ihm in Mund und Nase gelaufen war, während er sich nach seinen verlorenen Waffen umsah.
"Verdammt, da habe ich einen guten Kampf verpasst. Wie lange war ich weg?"
"Nur ein paar Sekunden, aber jetzt steh auf und hol deine Waffen. Wir müssen zurück zum Konvoi!", brüllte Skelkur und trampelte in seiner schweren Panzerung aus dem Wald. Der Crusader dreht sich mit seiner verbliebenen Kette auf der Stelle und richtete seine Waffen auf die Orks, die die Graumähnen um die Rhinos bedrängten. Das Schnarren der Sturmkanone und das Krachen der Hurricanebolter vermengte sich mit dem Schmerz- und Wutgebrüll der Xenos und dem Todesheulen einer Graumähne.
Die Blutwölfe stürzten aus dem Wald hinter dem stetig Tempo aufnehmenden Skelkur hinterher und sahen mit Schrecken, wie ihre Brüder in einen wilden Nahkampf mit mindestens 100 Orks und den Gargbossen verwickelt waren. Dutzende grünhäutige Kadaver bedeckten den Boden um den Konvoi, aber hier und da war auch die gepanzerte Gestalt eines Vlka Fenryka zu sehen, die regungslos da lag. Dem jungen Blutwolf schmerzte es in der Seele, seine Brüder von solch primitiven Lebensformen niedergestreckt zu sehen, und mit einem Heulen reinen Hasses, das von seinem Rudel und selbst Skelkur aufgenommen wurde, rannte er den Hügel hinab, stetig Geschosse aus seiner Boltpistole in die Reihen der Feinde schießend. Die ersten Grünhäute wandten sich verwundert um und hatten kaum Zeit zu begreifen, dass die Space Marines den Kampf im Wald für sich entschieden hatten, als schon eine Rakete zwischen ihnen Einschlug, abgefeuert von den Wolfsscouts, die nun anfingen, mit ihren Scharfschützengewehren methodisch die größten Orks abzuschießen.
Immer noch heulend krachte Hjalfnars Rudel in die vor und zurück wogenden Orks und schmetterte seine ersten Gegner schon allein durch die Masse ihrer verstärkte Leiber und ihrer Rüstungen nieder. Hjalfnar selber warf sich förmlich in den Feind, mit seinem Kettenschwert nach rechts und links schlagend. Dutzende Orks fielen unter den wilden Hieben der erzürnten Blutwölfe und schnell brachen sie durch die feindliche Linie, um sich dem Kreis aus noch kämpfenden Graumähnen anzuschließen, die sich um die noch mehr oder minder intakten Rhinos geschart hatten. Kaum hatten sie ihre Positionen zwischen den erfahreneren Kämpfern eingenommen, als erneut das laute "WAAAGH" ertönte und eine Graumähne wie aus einer Kanone geschossen zurückflog und gegen einen der Rhinos krachte. Der Bolter des gefallenen Kriegers kam neben Hjalfnars gepanzerten Füßen zum liegen. Eine gewaltige Grünhaut, nicht so groß wie sein toter Obaboss, aber trotzdem furchteinlößend, schmetterte durch die Reihen der Space Wolves und führte die letzten zwei Gargbosse in den Kreis der Astartes. Ohne nachzudenken ließ Hjalfnar seine Waffen fallen, riss den Bolter vom zertrampelten Boden hoch und richtete ihn auf den rangniedrigen Waaaghboss. Kaum das der Lauf in gerader Linie zum Kopf des riesigen Bosses stand, drückte er, wie er es in der Ausbildung gelernt hatte, sanft den Abzug durch. Die Zeit schien sich zu verlangsamen. Der Bolt schoß aus dem Lauf, zündete seine miniaturisiertes Raketentriebwerk und schlug, eine dünne Linie aus Abgasen hinter sich herziehend, den Ork mitten ins vor Schreck aufgerissene linke Auge. Mit einem dumpfen Rumms explodierte der Schädel des Xenosanführers, die Schädelpatte wirbelte hoch in die Luft. Der nun kopflose Leichnam machte noch einen weiteren, den bodenerschütternden Schritt, bevor sich die Megarüstung vornüber neigte und mit lautem Scheppern zusammenbrach.
Die beiden verbliebenen Gargbosse stierten noch einen Moment verwirrt auf die Überreste ihres Anführers, als Skelkur vorsprang und einen der beiden mit einem brutalen Hieb seiner Energiefaust niederstreckte. Der zweite fing den folgenden Hieb mit seiner Klaue reflexhaft ab, bevor ihm die Energieaxt einer Graumähne von hinten in den Schädel fuhr. Die restlichen Orks verhielten entsetzt. All ihre mächtigsten Anführer waren innerhalb von wenigen Sekunden getötet worden. Erste Anzeichen von Unsicherheit mischten sich in die bestialischen, bis eben noch von Wut und Blutdurst erfüllten Gesichtszüge. Dann fauchte eine Rakete aus der Stellung der Wolfsscouts herab, und die Wolfsfänge klappten die großen Luken der Rhinos auf und ließen die riesigen Geschosse ihrer schweren Bolter durch die Reihen der Orks pflügen, während die Fahrer der Rhinos die Turmbolter abfeuerten. Beinahe gleichzeitig feuerten auch die Graumähnen und Blutwölfe ihre Waffen ab. Als sich schlussendlich auch noch das Fauchen von Ralfsons Flammenwerfer in das Getöse einschaltete, brach der Kampfeswillen der Aliens. Mit lauten Entsetzensschreien stürmten sie davon, den Hügel empor, mitten in die Schusslinie der wartenden Wolfsscouts. Die Graumähnen rückten nach, und im kombinierten Feuer der gesamten Streitmacht fielen die Invasoren bis auf den letzten Ork.
Skelkur wandte sich um und betrachtete abschätzend den jungen Krieger, der den Ausgang dieses Gemetzels so unverhofft verändert hatte. Der Blutwolf trat zu dem flach atmenden Wolfskrieger, den der Waaaghboss gegen das Rhino geschleudert hatte, und reichte ihm den Bolter. Der behelmte Kopf der Graumähne drehte sich langsam, bis die gesprungenen Linsen auf die Augen Hjalfnars gerichtet waren.
"Ein guter Schuss, Welpe. Hätte ich nicht besser machen können."
"Reines Glück. Ich habe noch nie einen Bolter in der Hand gehabt."
"Ich erkenne einen guten Krieger, wenn ich einen sehe. Stelle nicht mein Urteil in Frage, Junge. Freu dich lieber, dass ich dich lobe. Passiert selten genug."
Der junge Hjalfnar nickte dem schwer verletzten Krieger zu und sah sich um. Skelkur drehte sich schnell weg und nahm Kontakt mit dem Kompanieflaggschiff auf.
"Hier Skelkur. Schickt Thunderhawks, Wolfs- und Eisenpriester. Wir haben hier Tote und Verletzte, aber ich schätze, die Orks in diesem Gebiet sind ausgelöscht."
Eine bestätigende Rune vom Rudelführer der Wolfsscouts blinkte auf seinem Retinadisplay auf. Er hatte den Funkspruch mitgehört.
"Und sagt Lord Pjakkur, dass ich eine ruhige Minute mit ihm wünsche. Wir haben etwas zu bereden."
Alith Anar
28.07.13, 12:28
Schöne Fortsetzung
Einfach ne geile Story!
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke:
Einfach ne geile Story!
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke:Vielen Dank! Endlich gehts nun auch mal weiter!
Vorweg eine Entschuldigung an meine Leser für die lange Dursttrecke. Studium, Familie, Freunde (und die mit ihnen gespielten PC-Games^^), alle forderten ihre Zeit in meinen Semesterferien, und so komme ich erst jetzt, verrückterweise während einer Vorlesung, wieder zum Schreiben. Ein kleiner Vorteil, wenn man ein Thema wiederholen muss. :D Ich habe lange überlegt, wie es mit der Feuerwolf-Saga weitergehen soll, und bin zu dem Schluss gekommen, dass die Reise zum Sternenmeer einen vernünftigen Abschluss braucht, bevor ich mich dem Krieg im Sternenmeer widme. Also gibts mal wieder einen Zeitsprung, und dieser wird gewaltig. Und das Setting eher untypisch. Ein Blick in die weniger kriegerischen Verpflichtungen des Adeptus Astartes. Ich wünsche viel Spaß!
Epilog: Die Pflichten der Astartes (Teil 1)
-603.M41, Tremaria IV (Zivilisierte Welt, temporäres Sperrgebiet), Archipel AA1 (Sperrgebiet), nach Lokalzeit später Vormittag
Hjalfnar verzog angewidert das Gesicht ob des Geruchs seiner Rüstung. Heilige Öle schön und gut, mussten die so stechend riechen? Für den normalen Astartes und auch einfache Menschen mochte der Geruch angenehm und sogar reinigend wirken, für ihn war die Schärfe unangenehm. Er stand in der losen Gruppe von jungen Kriegern der am Konzil von Tremaria IV beteiligten Orden und lauschte gespannt der Diskussion der höheren Offiziere von nicht weniger als 25 Orden. Banner mit Symbolen von galaktischer Bedeutung zierten die Wände der großen, lichtdurchfluteten Halle mit ihren langen Rängen aus schwarzem, mit Silber und Gold durchzogenen Marmor, der geflügelte Blutstropfen der Blood Angels hing neben dem Wolfskopf der Vlka Fenryka, der Echsenkopf der Salamanders neben dem schwarzen Schild mit Kreuz der Iron Knights. Am scheinbar einzigen schattendurchzogenen Platz in der ganzen Halle, direkt gegenüber dem Banner der Space Wolves, hing das geflügelte Schwert der Dark Angels kaum erkennbar in der Dunkelheit. Die Krieger dieses verschwiegenen Ordens hatten sich nicht wie die anderen Astartes mit ihren Brüdern vermischt, sondern standen direkt unter dem Zeichen ihrer Herkunft bewegungslos und dicht gedrängt.
Direkt über dem Podium hing ein einzigartiges Banner, speziell für diesen besonderen Zweck von den Schwestern des Adepta Sororitas gefertigt, hell erleuchtet durch einen breiten Lichtstrahl. Dieser wurde durch von Servitoren gesteuerte Spiegel in der aus Panzerkristall gefertigten Kuppel der Halle fokussiert. Skelkur hatte über diesen Pomp abfällig geschnaubt, ehe Eisenpriester Elkmar ihn auf die zahlreichen, gut versteckten Verteidigungsmechnanismen hingewiesen hatte. Der Panzerkristall war dick und stabil genug, um dem Geschoss einer Bombardementkanone standzuhalten, und wenn man genau hinsah, konnte man gelegentlich ein leichtes Flirren am Himmel ausmachen, ein Hinweis auf die Schutzschirme in Schlachtschiffstärke. Bei so vielen hochrangigen Mitgliedern des Adeptus Astartes und anderer Organisationen an einem Ort ging man kein RIsiko ein und scheute keine Mühen. Hjalfnar studierte die Symbole auf dem schwarzen Grund des Banners. Das Imperiale Aquila in Gold, Herrschaftssymbol des Imperators und der Menschheit, darunter und ein wenig kleiner der geflügelte Schädel des Adeptus Astartes in Silber. Und darunter ein dutzend weiterer Institutionen, nicht zuletzt das Administratum, die Inquisition und die Arbites. Seine scharfen Augen machten noch ein weiteres Detail aus, das vielen anderen entgangen war. Unter allen anderen Symbolen war noch ein weiteres, mit schwarzem, hauchfeinen Garn aufgenäht: Ein Buch, durchbohrt von einem Schwert. Die Heraldik sagte ihm nichts, und kaum hatte er es bemerkt, hatte er es auch wieder vergessen. Das kurze Aufblicken von Henk Tyrikson, dem Lord Pjakkur begleitenden Runenpriester in einem der vorderen Ränge, fiel niemandem auf.
Der junge Blutwolf konzentrierte sich jetzt ganz auf das doppeltürige Portal aus mit Gold beschlagenem Adamantium hinter dem Podium. In dem von der Halle abgetrennten Zeremonienraum befanden sich die Kompaniecaptains und Meister der verschiedenen Orden, um ihre Eide des friedlichen Zusammentreffens, brüderlichen Konferierens und, in diesem Falle am wichtigsten, des gerechten und ehrenvollen Urteils, abzulegen. Jeweils ein Champion oder Vertrauter der Offiziere aus dem jeweiligen Orden stand in ausgeloster Reihenfolge links und rechts des Portals und warteten schweigend auf die Ankunft ihrer Kommandeure. Auf ein unsichtbares Zeichen hin nahmen einige plötzlich Habacht-Haltung ein, salutierten mit der Waffe vor der Brust oder standen einfach stramm. Agnar Schwarzzorn, der sich nach der Beinahekatastrophe auf Ptolemaida zum zuverlässigsten Wolfsgardisten in der Geschichte der Großkompanie gewandelt hatte, verschränkte lediglich die Arme vor der Brust und verlagerte sein Gewicht gleichmäßig auf beide Beine.
Das Portal öffnete sich...
Epilog: Die Pflichten der Astartes (Teil 2)
-603.M41, Tremaria IV (Zivilisierte Welt, temporäres Sperrgebiet), Archipel AA1 (Sperrgebiet), nach Lokalzeit später Vormittag
Das Portal schwang auf, und die Offiziere traten einer nach dem anderen heraus, schritten die Stufen neben dem Podium herab und nahmen ihre Plätze in der ersten Reihe ein. Als letztes erschienen der Ordensmeister der Iron Knights, Artan Crom, zusammen mit den Captains der Salamanders, Blood Angels und Dark Angels sowie Lord Pjakkur. Traditionell hatten bei der Wahl des Richters oder Schlichters eines Konzils die Stimmen der älteren Orden ein höheres Gewicht als die der niederen Orden. Und welche Orden sollten älter sein als die der Ersten Gründung? Offenbar war die Entscheidung deutlich gewesen, keiner der vier zeigte Verstimmung über den Ausgang. Dann stiegen auch sie die Stufen herab und setzen sich, während der Meister der Iron Knights auf dem Podium blieb. Er roch nach heissem Stahl und Asche, den Gerüchen seiner industriell überwucherten Heimatwelt, stellte Hjalfnar fest, dessen Gehirn prompt einen Hagel an Informationen auf ihn los ließ. Dann begann Crom mit der rituellen Eröffnung.
"Im Namen des Imperators haben wir, die Gesandten der Orden des Adeptus Astartes, uns heute hier versammelt, um Streitigkeiten zwischen unseren Brüdern zu schlichten und Gericht über jene von ihnen zu halten, die gegen ihre Eide und Pflichten verstoßen haben. Wir schwören, dass unsere Entscheidungen in absoluter Übereinstimmung mit den Gesetzen des Imperiums und des Adeptus Astartes stehen und den Astartes erneut zu Ehre gereichen. Im Namen des Imperators!"
Alle versammelten Krieger antworteten mit dem typischen tiefen Grollen supermenschlicher Kehlen: "Im Namen des Imperators!"
"Im Namen des Imperators haben die Meister und Kommandooffiziere der anwesenden Orden mich, Artan Crom, Ordensmeister der Iron Knights, Orden der Zweiten Gründung aus der Linie Rogal Dorns, zum Richter und Schlichter dieses Konzils gewählt. Im Namen des Imperators akzeptiere ich diese Wahl!"
"Im Namen des Imperators!", dröhnte es ein weiteres Mal bestätigend durch den Saal, und Hjalfnar sah aus den Augenwinkeln einige Zuschauer der Versammlung, allesamt hochrangige Vetreter der beteiligten imperialen Institutionen und ihre Begleiter oder Untergebenen, ein wenig zusammenzucken ob des tiefen Basstons der Astartesstimmen.
"Somit wäre dem Protokoll wohl genüge getan. Kommen wir zum ersten von insgesamt zwei Fällen, mit denen wir uns auf diesem Konzil befassen werden. Im Zuge des Kantassischen Kreuzzuges zur Rückeroberung des Kantassia-Subsektors kam es zu Gefechten zwischen den Orden der Golden Vipers und der Orphants of Ruin. Ursache waren Streitigkeiten über das Recht, den Planeten Ikonorax als Lehen zu beanspruchen. Beide Orden haben derzeit keine Heimatwelt, und beide Orden trugen maßgeblich und, wie der uns vorliegende offizielle Schlachtbericht des Administratums ausdrücklich betont, in enger Zusammenarbeit, dazu bei, den Kreuzzug zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Ikonorax ist dabei die einzige Welt, die ausschließlich von den Truppen des Adeptus Astartes erobert wurde. Beide Orden erwarben sich dabei das Recht, ihn als Lehen einzufordern, welches ihnen zu Beginn des Kreuzzuges als Abkommensgrundlage für ihre Teilnahme an der Operation zugesichert worden war..."
Seine Aufmerksamkeit schweifte ab. In der Gegenwart solch erfahrener Kämpfer ruhig zu bleiben, fiel ihm schwer, umso mehr als dass der Anlass so banal schien. Hjalfnar hatte sich tatsächlich die Mühe gemacht, und die vorliegenden Daten über die beiden Fälle durchgesehen, wie es das Recht jedes Teilnehmers war. Die Golden Vipers hatten nach Ende der Kämpfe schlagartig eine Blockade über den Planeten verhängt und mit Scheinangriffen die Flotte der Orphants abgedrängt. In mindestens einem Fall hatte ein Schiff der so bedrängten das Feuer eröffnet, und das Ergebnis war eine chaotische Raumschlacht gewesen, mit mehrerne beschädigten Schiffen und einigen dutzend toten Astartes auf beiden Seiten. Der Schuldige an der ganzen Misere war offensichtlich, aber die Vipers waren zu stolz, um ihre Fehler einzugestehen, und würden vermutlich erst unter dem Druck des Konzils ihre trotzige Haltung aufgeben. So weit, so simpel.
Der zweite Fall schien nur zu Beginn einfach, zumindest für einen Sohn Fenris'. Innerhalb des Ordens der Crimson Swords war es zu einem Schisma gekommen. Fast die Hälfte des Ordens verweigerte dem Ordensmeister die weitere Gefolgschaft, nachdem dieser eine Vernichtungskampagne gegen eine angeblich abtrünnige imperiale Welt geführt hatte. Bereits vorher war es zu heftigen Auseinandersetzungen gekommen, ob die Aktion überhaupt gerechtfertigt wäre, und am Ende hatten die Captains, die der Entscheidung des Ordensmeisters ablehnend gegenüberstanden, sich ihren Brüdern offen widersetzt. Es war sogar zu Kämpfen im Strategium des Ordensflaggschiffs gekommen, und zur Spaltung des Ordens.
Eine Delegation der Inquisition, die zu schlichten versuchte, war von beiden Seiten massiv bedroht worden, bis sie die Hilfe eines weiteren Ordens erhielt, passenderweise in Form der Iron Knights und zweier ihrer Kompanien. Die volle Macht beider Seiten waren derzeit unter Blockade und erwartete gespannt das Urteil des Konzils. Wie auch immer es ausfiel, es würde wahrscheinlich zu einem scheusslichen Bruderkrieg innerhalb des Ordens kommen, wobei die vom Konzil als rechtmäßig handelnd benannte Fraktion mit der Unterstützung der Iron Knights und der Inquisition rechnen konnte. Eine prekäre Lage.
Schlagartig konzentrierte er sich wieder auf das Geschehen im Saal. Lord Pjakkur hatte sich erhoben, und wollte offenbar sprechen, um die Anfeindungen der Ordensmeister der Golden Vipers und Orphants of Ruin zu unterbrechen.
Seine Worte trugen mühelos durch den ganzen Saal: "Ich denke, wir haben genug von Hass, Hochmut und Missachtung der Gesetze des Allvaters triefende Worte vernommen. Ich würde sagen, wir vertagen uns auf Morgen, und geben den Abgesandten und dem Schlichter Zeit, sich zu beraten und ihre Ohren zu reinigen!"
Leises Gelächter erklang von einigen Stellen im Saal, und auch ein junger Krieger der Iron Knights neben Hjalfnar grinste über den Bruch des Protokolls. Sein Meister starrte erst irritiert, dann mit einem dünnen Lächeln scheinbar leicht amüsiert vom Podium auf den Wolfslord herab, und nickte.
"Aye, es scheint der richtige Zeitpunkt dafür zu sein. Darf ich annehmen, dass der Vertreter der Space Wolves eine Versammlung der Abgesandten im Speisesaal des Konzilgeländes bevorzugt?"
"Scheint mir der passendste Ort für eine solche trockene Unterhaltung zu sein, Sire Crom."
Und dami löste sich die Versammlung unter leisem Gemurmel auf. Hjalfnar spürte plötzlich eine gepanzerte Hand auf seiner Schulter, und wandte sich um. Der junge Astartes neben ihm streckte mit freundlichem Lächeln einen Arm aus: "Hervald Strom, von den Iron Knights. Dein Lord scheint nicht viel Sinn für lange Tiraden zu haben, Bruder."
"Das ist auch nicht die Art der Wölfe, Stretigkeiten zu lösen. Wahrscheinlich würde er am liebsten beide Meister zum Duell antreten lassen, und dem Sieger das Lehen übergeben. Hjalfnar Donnerfaust.", antwortete er feixend und ergriff den Unterarm seines Astartesbruders zum Kriegergruß.
Mit einem Nicken stimmte ihm Hervald zu. "Bei uns würde man es wohl ähnlich halten. Allerdings könnte auf diese Art ein dauerhafter Zwist zwischen den beiden Orden führen." Er hielt inne. "Du sagtest etwas von der Art der Wölfe. Würde es dir etwas ausmachen, mir diese 'Art' zu demonstrieren?" Seine Augen leuchteten herausfordernd, und er ließ demonstrativ die gepanzerten Schultern kreisen, was den Servos seiner Rüstung ein leises Surren entlockte.
Die Aussicht auf einen Kampf, auch einen unblutigen, beschleunigte den Herzschlag seiner Herzen, und Hjalfnars Grinsen zeigte jetzt seine kurzen Reisszähne. "Nur zu gerne, Bruder. Irgendwo auf dieser Insel muss es doch Trainingseinrichtungen geben..."
Epilog: Die Pflichten der Astartes (Teil 3)
-603.M41, Tremaria IV (Zivilisierte Welt, temporäres Sperrgebiet), Archipel AA1 (Sperrgebiet), nach Lokalzeit Mittag
Tatsächlich beherbergte das Konzilgelände ein umfassendes Übungsareal mit breiten Schussbahnen für Astartesfeuerwaffen aller Art und Trainingskäfigen für Nahkampfübungen. Einige Käfige in der Haupthalle waren bereits in Betrieb, Astartes der verschiedensten Orden kämpften mit unterschiedlichsten Waffen und Methoden gegen die Servitoren der Anlage. Die beiden Kontrahenten suchten sich einen Käfig und wählten ihre Waffen, der Iron Knight entschied sich für ein Schwert mit breiter, schwerer Klinge und einen kleineren Parierschild, während Hjalfnar sein eigenes Kettenschwert mit deaktivierter Sägeklinge behielt und zusätzlich eine Streitaxt aus dem gewaltigen Arsenal entnahm. Bis jetzt hatten scheinbar noch keine Zweikämpfe zwischen den Orden stattgefunden, und so zogen sie unweigerlich Aufmerksamkeit auf sich. Während also Hjalfnar und Hervald einander umkreisten, sammelten sich mehrere Marines um ihren Trainingskäfig, darunter auch ein grimmig dreinblickender Captain der Crimson Swords in zerkratzter, rot-schwarzer Rüstung.
Hjalfnar hob das Kettenschwert vor sein Gesicht und grüsste seinen Gegner mit gebleckten Fangzähnen, was Hervald mit einem ebensolchen Gruß und einem wilden Grinsen erwiderte. Dann sprang er mit vorgerecktem Schild und hoch erhobenem Breitschwert vor in dem Versuch, Hjalfnar umzuwerfen. Dieser aber wirbelte links um den Angriff herum und schlug mit seiner linkshändig geführten Axt aus der Drehung zu, was den Iron Knight zu einem hektischen Seitschritt zwang. Der junge Blutwolf setzte schnell nach und ließ einen Hagel von Hieben folgen, die sein Gegner nur mit Mühe parieren konnte, bevor er eine Lücke fand und Hjalfnar mit einem kräftigen Tritt zurückwarf. Dieser rollte sich ab und war sofort wieder auf den Beinen, gerade rechtzeitig, um die Klinge des Breitschwertes mit gekreuzten Waffen abzufangen. Der Iron Knight riss seine Waffe frei und die beiden umkreisten sich erneut.
"Beim Imperator, du bist flink und gelenkig, Wolf!", grinste Hervald. "Ich habe nur selten Astartes gesehen, die so elegant tanzen können!"
Die implizierte Beleidigung brachte die Bestie zum Knurren, und genau so antwortete auch Hjalfnar, bevor er vorsprang und seine Waffen gleichzeitig auf seinen Gegner herabdonnern ließ. Als der junge Iron Knight Schild und Schwert zur Parade hochriss, zog Hjalfnar seine Waffen blitzartig zurück, landete in geduckter Haltung und senste Helvard mit einem kreisförmigen Tritt die Beine weg. Noch während dieser fluchend zu Boden stürzte, nutzte der junge Wolf das Momentum seine Tritts, kam kreisend aus der Hocke hoch und schmetterte seine Axt gegen die Brust des gerade aufprallenden Astartes.
"Tödlicher Treffer. Ein Punkt für Kontrahent 1.", verkündete der Trainingscogitator ungerührt.
"Wir Vlka Fenryka können nicht nur tanzen, Bruder. Wir vertragen auch die Schlägerei nach dem Fest!", zwinkerte Hjalfnar dem sich aufrappelnden Marine zu, und erntete dafür leises Gelächter bei den Zuschauern. Mittlerweile hatten sich offenbar auch ein paar Menschen dem Spektakel angeschlossen. Er erkannte einige Gesichter von der Tribüne wieder.
"Keine Frage, keine Frage, Bruder.", krächzte Hervald, räusperte sich und spuckte aus. "Wird Zeit, dir ein wenig zu zeigen, warum man auf meiner Welt nicht ohne Schwert zum Kampf kommt!"
Wieder umkreisten sich die beiden jungen Astartes, während vor dem Trainingskäfig einige der Menschen Wetten abschlossen. Bezeichnenderweise beteiligte sich kein einziger Astartesbruder an diesen Spielchen. Hervald ließ kurz sein Schwert kreisen und stürzte dann schlagartig vor, seine Klinge hoch erhoben, um den jungen Wolf niederzuschmettern. Hjalfnar machte nach Art der Wölfe einen Schritt vor, um seinem Gegner den Raum zu nehmen, und kassierte dafür vom methodisch kämpfenden Iron Knight einen heftigen Schildschlag vor die Stirn. Den folgenden Schwerthieb konnte er noch parieren, dann rammte ihm Hervald den Schild vor die Brust und warf ihn zurück. Kaum hatte er sich wieder gefangen, sackte er in die Knie, um einem brutalen waagerechten Enthauptungsschlag auszuweichen und war dann vollkommen damit beschäftigt, die in rasendem Tempo auf ihn einprasselnden Schläge abzuwehren. Der Iron Knight trieb ihn quer durch den Käfig, bevor er mit dem Schwert Hjalfnars Axt beiseite fegte und dann zu einem Stich gegen die Kehle ansetzte. Die Bestie in Hjalfnar knurrte auf und er ließ die Streitaxt zu Boden fallen, um den Schwertarm seines Gegners festzuhalten. Statt einem Schwertstich traf ihn aber nun die scharfe Kante des Parierschildes an der Kehle und veranlasste ihn zu einem heftigen Husten.
Der Cogitator meldete sich erneut zu Wort: "Tödlicher Treffer. Ein Punkt für Kontrahent 2. Unentschieden. Der nächste Punkt entscheidet."
"Nicht nur eine Klinge kann eine Waffe sein, Bruder!", grinste Hervald breit und schlug eine Acht mit seinem Breitschwert. Hjalfnar grinste nur, rieb sich den Kehlkopf und kam wieder auf die Beine. In breitbeiniger Pose hielt er beide Waffen von sich und öffnete seine Hände, klappernd fielen Axt und Kettenschwert zu Boden. Während Hervald noch überrascht die Augen aufriss, schmetterte der junge Space Wolf schon in ihn hinein und riss ihn in die Höhe. Beide Arme um die Leibesmitte seines Gegners verschränkt, hob Hjalfnar den Space Marine in die Luft und schleuderte ihn mit so viel Wucht auf den Boden, dass der Ferrobeton Sprünge bekam. Der Iron Knight ächzte und versuchte sich aufzurichten, doch der Blutwolf krümmte seine gepanzerte rechte Faust zu einer ceramitverstärkten Kralle und schlug gegen die entblößte Kehle seines Kontrahenten, in dem Moment innehaltend, als die Fingerkuppen das weiche Fleisch des Halses seines Astartesbruders berührten.
"Tödlicher Treffer für Kontrahent 1. Sieg für Kontrahent 1. Bitte legen Sie Ihre Waffen ab und verlassen Sie den Duellkäfig.", leierte der Cogitator emotionslos, während vor dem Käfig Menschen klatschten, fluchten und jubelten. Die Space Marines unter den Beobachtern waren deutlich emotionsloser, zumindest auf den ersten Blick, aber alle hämmerten mehrmals mit gepanzerten Fäusten vor die Brustpanzer, um so ihre Anerkennung zu demonstrieren. Das kräftige Krachen von Ceramit auf Ceramit brachte die Menschen schnell zum Schweigen und sorgte bei einigen Normalsterblichen für beklommene Blicke.
Unbekümmert reckte Hjalfnar seinem unterlegenen Gegner den rechten Arm hin, den dieser nach kurzem Zögern oberhalb des Handgelenks ergriff, und wuchtete den noch etwas benommenen Hervald auf die Beine.
"Beim Imperator, Wolf, was war das?! Ich dachte, du reisst mir den Kopf ab! Ich hoffe, mein Energiepack hat nichts abbekommen!", ächzte dieser mit einem schmerzverzerrten Grinsen.
Hjalfnar bleckte seine kurzen Fangzähne. "Du meintest, nicht nur ein Schwert sei eine Waffe. Du hast Recht. Bei uns auf Fenris kann alles eine Waffe sein, die Axt, der Körper, der Körper des Feindes, Eis, Sonne, Erde, sogar die Luft." Er lachte, nur um direkt wieder zu husten. Seine Kehle war immer noch rau von Hervalds Attacke mit dem Schild. Der junge Iron Knight brach in Gelächter aus und schlug Hjalfnar kräftig auf die Schulter.
"Bei den Klingen meiner Vorväter, danke für diese Lektion! Sie wird mit Sicherheit nicht vergessen! Schon allein, weil mein Rücken schmerzt als hätte der große Dorn persönlich seinen Hammer darauf geschlagen!"
Beide hielten noch einen Moment länger den Arm des Anderen nach Kriegerart, bevor sie die Trainingswaffen ablegten und den Saal verließen. Ein Stück vor ihnen sahen sie den kampfgezeichneten Captain der Crimson Swords den Gang hinabstampfen. Als die beiden jungen Astartes gerade zu den Unterkünften der Space Marines abbiegen wollten, erhaschte Hjalfnar einen Blick auf eine zweite, rotgepanzerte Gestalt im Schatten einer der vielen die Säulengänge säumenden Statuen, und blieb schlagartig stehen. Irgendetwas hatte dieser Astartes an sich, etwas, das ihm die Nackenhaare aufstellte. Dann sah er die mattschwarze Klinge in der Hand des Crimson Sword. Selbst ein anderer Astartes hätte bei diesen Lichtverhältnissen Schwierigkeiten gehabt, das Kurzschwert zu erkennen, aber das Erbe Leman Russ' verschaffte den Wölfen des Imperators Sinne, die noch schärfer waren als die ihrer Brüder. Scharf zog er den Atem ein und die Bestie in seinem Innern knurrte unwillkürlich.
"Hjalfnar?", tönte es plötzlich neben ihm, und er fuhr herum, die Hand am Kettenschwert. Hervald starrte ihn entgeistert an. "Was ist, Bruder?"
Schnell blickte er wieder zurück, aber er konnte nur noch einen Schatten dieselbe Treppe hinunterhuschen sehen, die der Captain des zerstrittenen Orden soeben hinuntergestiegen war.
"Komm Hervald! Hier stimmt etwas nicht! Wieso sollte jemand mit einer geschwärzten Klinge einem Ordensbruder nachschleichen?", zischte Hjalfnar und lief so leise, wie er es vermochte, auf die Treppe zu.
"Was?!" Hervald war geschockt. "Gezückte Waffen sind außerhalb der Zeremonien, ritueller Duelle und dem Duellbereich strengstens verboten! Dafür kann man den Träger hinrichten und er würde seinen Orden entehren! Wen hast du gesehen?"
Hjalfnar stieß angespannt die Luft aus und blickte die Treppe hinab. Niemand war zu sehen. "Einer der Crimson Sowrds folgte einem seiner Brüder, einem Captain, die Treppe hinab. Wohin geht es hier?"
Der Iron Knight überlegte kurz. Dann schaute er beunruhigt auf. "Zu den Schildgeneratoren! Die den ganzen Konzilkomplex schützen! Aber da kommt man nur mit dem Code eines hochrangigen Teilnehmers hinein!"
Der Blick, den ihm der junge Space Wolf zuwarf, war nicht minder beunruhigt: "Wie zum Beispiel mit dem Code eines Captains?"
Epilog: Die Pflichten der Astartes (Teil4)
-603.M41, Tremaria IV (Zivilisierte Welt, temporäres Sperrgebiet), Archipel AA1 (Sperrgebiet), nach Lokalzeit früher Nachmittag
Hjalfnar und Hervald, der junge Iron Knight, bewegten sich vorsichtig die düsteren Stufen hintunter. Inzwischen hatten sie mindestens acht Ebenen passiert und drangen immer weiter in die Eingeweide des Konzilgeländes vor. Hier unten roch es muffig, nach Staub, vertrocknetem Maschinenöl und immer stärker auch nach Ozon. Das konnte nur eines bedeuten: Sie näherten sich den Generatoren, die auch die Schilde gegen schweren Beschuss von außerhalb aufrecht erhielten. Selbst einem orbitalen Bombardement würden sie widerstehen können, zumindest eine zeitlang. Natürlich waren die Anlagen gewaltig, und nur ihr Wartungsbereich war vom Konzi aus erreichbar. Die riesigen Türme waren kilometertief in der Planetenkruste versenkt und zapften die geothermalen Kräfte des Planeten an. Unbegrenzte Energie und wegen den Schilden auch nicht auszuschalten, außer durch Verrat von Innen. Hjalfnar konnte nicht genau sagen, was ihn ihm den Gedanken ausgelöst hatte, dass die Situation so kritisch sein könnte, aber die Bestie in seinem Geist knurrte und verlangte, dass man ihr freien Lauf ließe. Etwas machte sie und damit ihn extrem nervös. Er wusste nur nicht was.
Sie erreichten die Wartungsebene und entdeckten sofort die Blutspritzer an dem mit halb menschlichen, halb maschinenartigen Schädeln des Mechanicums verzierten Schott, das hinein führte. Mit ungewohnt leisem Zischen glitt die schwere Metallabschirmung in die Wand und enthüllte dahinter einen in das rötliche Licht von Notleuchten getauchten Gang. Auf dem Boden und an den Wänden Blut, tiefer im Gang die Leichen von Servitoren, mehreren Adepten des Mechanisums und zweier Skiitari, der bionisch aufgewerteten Soldaten der Anhänger des Maschinengottes. Die Adepten und Skiitari waren offenbar kämpfend gestorben, zumindest waren ihre Wunden alle an der Vorderseite ihrer Körper. Hervald und Hjalfnar tauschten beunruhigte Blicke. Wer der beiden Astartes, denen sie folgten, hatte dieses Gemetzel angerichtet? Sie stiegen leise über die Leichen und bewegten sich verstohlen auf das nächste Schott zu. Im Vorbeigehen bemerkte Hjalfnar, dass einer der Skiitari noch sein Hochenergielasergewehr umklammerte. Seine verbesserten Augen konnten die winzige Munitionsanzeige problemlos erkennen, es waren gerade einmal 15 von 100 Schuss abgegeben worden. Seine durch die Lernmaschinen im Reisszahn eingepflanzten Erinnerungen bombardierten ihn ungebeten mit weiteren Informationen, darunter eine tatsächlich nützliche: Skiitari besaßen Reflexbooster, die zwar nicht an die genetisch geformten und manipulierten extremen Hormonbooster und verbesserten Nervenbahnen eines Space Marines heranreichten, aber die Reaktionszeit im Falle eines plötzlichen Angriffs beträchtlich steigerten. Der unbekannte Angreifer musste mit unglaublicher Geschwindigkeit zugeschlagen haben. Er teilte seine Gedanken Hervald mit.
"Das hatte ich auch schon vermutet. Aber wer von den beiden war es? Der Captain ist vielleicht nur zu einer Überprüfung hier unten, der andere ist ihnen nur gefolgt und bringt jetzt alle Zeugen um." Bei dem Gedanken verzog er angeekelt das Gesicht.
Hjalfnar war sich nicht so sicher. "Siehst du die Wunden? Die stammen nicht von einer Klinge. Das war entweder eine Energiefaust oder eine andere aufgeladene stumpfe Waffe. Einige Servitoren und den Adepten da drüben hat es fast zerrissen!"
Hervald nickte. Obwohl ihn ein Detail störte. "Wo sind dann die Verbrennungen und Entladungsmale? Keiner sieht so aus, als hätten sie mehr als einen oder zwei katastrophale Schläge erhalten, aber selbst ein Marine kann einen Menschen nicht mit einem Treffer derart zurichten, erst recht nicht die augmentierten Maschinenanbeter."
Hjalfnar legte den Kopf schief. Das war tatsächlich merkwürdig. Die Details passten nicht zusammen, ganz ab davon, dass die gesamte Situation völlig absurd war. Ein gewaltiges metallisches Scheppern aus dem nächsten Raum schreckte sie auf. Sie wechselten einen Blick und zückten ihre den rituellen Vorschriften entsprechend mit Siegeln versehenen Waffen. Natürlich brachen dabei die Siegel, aber die Lage schien bedrohlich genug, um einen solchen Verstoß gegen das Protokoll zu erlauben. Sie näherten sich dem nächsten Schott, dass sich leise zischelnd in die Wand zurückschob und traten hindurch. Der dahinterliegende Raum war gewaltig, ähnlich groß wie die Konzilshalle. Die Spitzen von vier geothermalen Generatortürmen füllten den Großteil der Fläche aus, umgeben von Laufstegen und durch die Notbeleuchtung in ein bderohlich wirkendes Rot getaucht. Tatsächlich bemerkte Hjalfnar, dass dies wohl die Standardbeleuchtung war. Wenig überraschend, war rot doch die Farbe des Adeptus Mechanicus. Der Rest des Raumes war von Cogitatorbänken, Anzeigeschirmen und riesigen Kabelbündeln ausgefüllt, bis auf eine etwas größere Fläche vor eine besonders eindrücklichen Ansammlung von Bildschirmen, Cogitatoren und einer semi-hlolithischen Anzeige, die schematisch die Leistung und den Zustand der Generatoren anzeigte, sowie die Stärke der Schilde. Offensichtlich die Kontrollzentrale der Anlage. Der aus Ferrostahl bestehende Boden war direkt vor dem Hauptschirm eingedellt, und der Captain der Crimson Swords stand seinem Ordensbruder in Kampfhaltung gegenüber, ohne Waffen in den Händen, aber klar bereit, seinen Gegner auch so zu erschlagen. Sein Kontrahent trug im Gegensatz zu dem kompanieführer eine Scoutrüstung, wirkte aber trotzdem kaum weniger wuchtig und seine Stirn zierten vier implantierte Metallknöpfe, ein Zeichen für mehr als 400 Jahre Dienst. Ein beeindruckendes Alter für einen Sergeant der Scoutkompanie, sein Ordensbruder hatte gerade einmal drei, beide waren aber ähnlich stark vernarbt. Keiner scheute schwere Wunden, und nun reckte der Scout dem anderen die nachtschwarze Klinge entgegen, während beide gleichzeitig vorsichtig zu Hervald und Hjalfnar herüber sahen, die sich langsam näherten.
"Verschwindet, dies ist eine interne Ordensangelegenheit!", knurrte der Veteranensergeant der Scouts und richtete die Klinge direkt auf die Kehle des anderen.
Dieser lachte leise, mit einem hässlichen Unterton. "Da habt ihr den Grund für unser Schisma, meine Brüder. Einige meines Ordens folgen ihren Befehlen und Offizieren nicht mehr. Sie missachten Traditionen und selbst hier auf dem Konzil eine der fundamentalsten Regeln! Sie sind Verräter!" Er grinste die beiden jungen Astartes an. "Na los, helft mir ihn zu entwaffnen und vor das versammelte Konzil zu bringen. Ein solcher Verstoß gegen das Protokoll ist seit fast einem Jahrtausend nicht mehr geschehen." Er machte demonstrativ einen Schritt zurück und hob die Hände.
Während Hervald sich mit grimmigem Gesichtsausdruck dem Scout zuwandte, der zunehmend alarmiert wirkte, blieb Hjalfnar misstrauisch. Instiktiv sog er die Luft tief ein, irgendetwas an dem Geruch des Raumes machte ihn im wahrsten Sinne des Wortes tierisch nervös. Die Bestie wütete und zerrte an seiner Selbstkontrolle. Er musste sich sehr bemühen und konzentrieren, um kein wildes Knurren von sich zu geben. Der Scout bemerkte Hjalfnars konzentrierten, besorgten Gesichtsausdruck und wandte sich an ihn.
"Wolf! Eure Sinne sind noch schärfer als die anderer Astartes, sagt man! Ich habe an der Seite deines altehrwürdigen Ordens gekämpft und weiß, was ihr vermögt. Du bist jung, vielleicht kennst du es noch nicht! Aber deine Ausbildung müsste dir alles gegeben haben, was du brauchst, um die Wahrheit zu erkennen." Er lächelte bitter. "So viel kann ich dir als Ausbilder von hunderten Anwärtern garantieren, auch wenn ich nicht jeden faulen Apfel erkannt habe." Damit wandte er sich wieder dem Captain zu. "Was beinahe zum Verderben unseres Ordens geführt hätte!"
Jetzt wirkte der Offizier der Crimson Fists nervös. Das machte Hjalfnar noch misstrauischer. Er kontzentrierte sich auf seine Sinne und vor allem den Captain. Der merkwürdige, extrem unterschwellige Geruch, den er nicht richtig identifizieren konnte, schien von diesem auszugehen. Um so mehr er sich konzentrierte, um so deutlicher roch er ihn. Süßlich, faulig, angenehm und doch abstoßend, ein wenig wie fauliges, alkoholisches Obst. Merkwürdig wenn man bedachte, dass Hjalfnar in seiner Jugend nie Obst gegessen hatte. Diese Assoziation löste etwas aus. Die in seinem Hirn gespeicherten Daten fluteten in seinen Verstand. Er sah Obstsorten des ganzen Imperiums vor seinem inneren Auge vorbeiziehen, konnte für Hunderstelsekunden ihren Geruch und Geschmack wahrnehmen. Andere Daten rasten durch sein Bewusstsein, lösten weitere Informationsfluten aus, bis er fand, was er gesucht hatte. Verschwommen sah er einen normalen, unscheinbaren Mann vor sich, und auch er verströmte diesen Geruch. Irgend ein anderer Vlka Fenryka, nein, fast alle hatten diesen Geruch schon kennengelernt oder würden es noch. Das Gesicht wurde klarer, der Mann deutlicher. Er öffnete den Mund und zeitgleich, wie es in seinem Verstand brüllte, bleckte Hjalfnar seine Zähne, aktivierte sein Kettenschwert und stürzte sich das Wort donnernd, das in seinem Verstand hallte, auf den verblüfften Captain: "CHAOS!!!"
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