GenLee
09.11.12, 19:57
Daten zum Spiel:
HoI3 SF auf v. 2.04
Startjahr 1936
Standartkriegsziele für unsere Kriegstreiber
keine Hilfe durch KI
Schwierigkeitsgrad variabel (soll sich nach Plan auf Normal einpendeln, Erläuterungen dazu im Verlauf)
Disclaimer:
Dies wird ein fiktionaler Text, historische Personen handeln wahrscheinlich nicht immer historisch akkurat, Ähnlichkeiten nicht-historischer Figuren zu realen Personen, egal ob lebend oder schon verstorben sind zufällig.
Aussagen meiner Figuren sind nicht mit Aussagen von mir zu verwechseln ;-)
Da ich mich mit Großmächten schwer tue, spiele ich vorrangig Minors/Regionals.
Das größte Interesse für einen AAR hat hier im Forum aus meiner Auswahl Rotchina gefunden, ich habe also in Vorbereitung dieses AARs etliche Runden mit den roten Chinesen gespielt, bis ich mir eingestehen musste, dass durch die unfähige Nat.China KI ein Sieg gegen Japan unmöglich ist.
Deshalb hab ich jetzt ein Spiel mit Eingriffen (EDIT u.ä.) gespielt und tada: es funktionert.
Wenn die verehrte Leserschaft also nicht mit Geschichten aus dem Kessel von Yan'an unterhalten werden will, muss ich auch für das AAR wieder eingreifen …
Sollte das nötig sein, werde ich es am Ende eines Posts per Spoiler einfügen, jeder kann dann nachlesen, was nötig war -auch wenn ich hoffe, dass es nicht ausartet^^-
Inhaltsverzeichnis:
Kapitel I und II schließen sich direkt an (Vorgeschichte)
Kapitel III - Auf nach China ! (http://www.si-games.com/forum/showthread.php?t=25019&p=846082#post846082)
Kapitel IV - Krieg! (http://www.si-games.com/forum/showthread.php?t=25019&p=902975#post902975)
Kapitel I – Rückblick
Berlin, 1. Mai 1933
Der Internationale Kampftag der Arbeiterbewegung, die Weimarer Demokratie liegt am Boden.
Das Volk hat sich von den Fesseln der imperialistisch-kapitalistischen Unterdrücker befreit.
Eigentlich hätte ich Grund zum Jubeln, eigentlich …
Aber blicken wir noch -ein letztes Mal- zurück:
Irgendwann im Frühjahr 1891 bin ich wohl geborenen worden, so steht es in der Akte vom Waisenhaus, offizielles Datum 1.2.1891.
Einen Namen hatte ich nicht, also nannten sie mich Friedrich, als Nachname wurde für die Dokumente „Baumann“ gewählt, wer weiß wie sie auf diese Namen kamen.
Aber sie blieben.
Meine Kindheit als hart zu bezeichnen, wäre eine Untertreibung gewesen, aber es war die Regel in jener Zeit, jener Zeit imperialistischer Herrschaft in Deutschland.
Schnell lernte ich im kaiserlichen Berlin, was es heißt zur Unterschicht zu gehören:
Es gab Adlige, meist Offiziere der Armee oder Marine, die scheinbar Übermenschen waren und vor denen man besser auf dem Boden kroch oder sich versteckte,es gab Großgrund- und Fabrikbesitzer, oder reiche Bürger, Händler, oder Leute die alles auf einmal waren die gerne Adlige wären und ihren Unmut und ihre Macht -ganz wie Adlige- an ihren Sklaven ausließen.
An uns, am Volk.
Mein Leben erlebte seine erste große Wende im Jahr 1914 -ich lebte seit geraumer Zeit nicht mehr im Waisenhaus, sondern im Männerwohnheim-, mit dem Beginn des großen Krieges, der einmal als 1. Weltkrieg in die Geschichte eingehen sollte und zu diesem Zeitpunkt in der Wahrnehmung der Menschen nicht mehr als ein weiterer Auswuchs der imperialistischen Machtpolitik der absolutistischen Herrscher Europas war.
Ich hatte erwartet, dass es Widerstand geben würde, Friedensbewegungen, aber sogar die SPD, zu der ich in diesen frühen Jahren voller wahrer Ehrfurcht aufblickte, verkündete den “Burgfrieden“ und rief zur Unterstützung des Krieges auf.
Ich war entsetzt.
Als Kind hatte ich -vor allem im Waisenhaus- nur herzlich wenig Bildung erfahren, so dass sich auch mein Wissen über Kriege und Kämpfe auf die glorifizierenden Darstellungen beschränkte, die immer wieder in der Öffentlichkeit diskutiert wurden.
Meinem Misstrauen seid dank meldete ich mich nicht als Freiwilliger.
Die ersten Tage, ja Wochen, waren geprägt von der Euphorie in Bevölkerung und Presse.
Kaiserliche Truppen überfielen die eigentlich neutralen BeNeLux ländern im “Schliefen-Plan“ und drangen weit ins Landesinnere Frankreichs vor.
Schon wurden Spekulationen laut, ob der Krieg wohl noch kürzer werden würde als der von 1871 und obwohl das Männerwohnheim endlich nicht mehr überfüllt war, wollte sich das allgemeine Hochgefühl bei mir nicht einstellen.
Die Zurückgebliebenen sahen mich an und redeten mit mir, als wenn ich als „Nicht-Freiwilliger“ einen spannenden Schulausflug verpasst hätte.
Bis die Erfolgsmeldungen knapp wurden.
Ich will nicht zu sehr auf meine Zeit in den nächsten vier Jahren eingehen, aber um es kurz zu fassen:
Im Januar 1916 wurde ich zwangsweise eingezogen, einem Infanterieregiment an der Ostfront zugeteilt und erlebte die nächsten zwei Jahre aus Schützengräben heraus.
Da ich mich nicht davor versteckte, ein „Roter“ zu sein, war ich häufiger das Zielt von Wut, Spott und Ärger.
Im Herbst 1917 wurde unsere Einheit nach Westen in Marsch gesetzt, die OHL erhoffte sich eine letzte Verzweifelte Wende nach dem Kriegseintritt der USA, der durch die Erfolge an Ost- und Südfront möglich gemacht werden sollte.
Tatsächlich gelang es im Frühjahr 1918 noch einmal erhebliche Gebietsgewinne zu erzielen, bevor wir umso erbitterter zurückgeworfen wurden.
Ich selbst wurde während der Frühjahrsoffensive am Bein verwundet und am 5.5.1918 in ein Lazarett überführt, wo ich als Transportfähig für eine Verlegung ins Hinterland eingestuft wurde.
Erstaunlicherweise wurde ich in ein Behelfsmilitärkrankenhaus bei Potsdam verlegt, vor den Toren meiner Heimat Berlin.
So erlebte ich dann auch das Ende des Krieges:
Im Lazarett irgendwo in Potsdam.
Am 10.12.1918 durfte ich das Lazarett verlassen -mit meinem Bein, was keine Selbstverständlichkeit war- und irrte durch die Stadt.
Als ich es nach zwei Tagen zu meiner alten Bleibe im Männerwohnheim geschafft hatte, war dieses voll, kein Platz für mich.
Ich brauchte eine Woche, um zu realisieren, dass ich mich um Arbeit, Wohnung und Essen kümmern musste.
Eine Wohnung zu finden war leicht -als Untermieter-, es wurde Geld gebraucht in den einfachen Familien.
Arbeit dagegen, war fast unmöglich zu bekommen, mein Restsold schrumpfte schnell.
Bald schlurfte auch ich über die Straßen, um den Hals ein „Suche Arbeit“ Schild...
Im Viertel war die Lage unerträglich, aber es gab keine Hilfe.
Eines Tages beschloss ich, dass es so nicht weitergehen konnte.
Der Krieg war mittlerweile schon seit mehr als einem Jahr vorbei, und ich hatte immer noch keine Arbeit!
Die Erlaubnis, weiter als Untermieter in der Wohnung zu bleiben, verdiente ich mir damit, die meisten Arbeiten für die Familie zu übernehmen, damit diese mehr arbeiten konnten!
In den letzten Wochen hatte sich in mir die Entscheidung gebildet, in eine Partei einzutreten und mit meinen Erfahrungen einen Wandel herbeizuführen.
Verdammt was war ich für ein Idealist.
Die SPD fiel für mich auf Grund ihrer Unterstützung des imperialistischen Krieges raus, also wurde ich Mitglied der KPD.
Damit begann mein neues Leben.
Obwohl meine Naivität und meine Unbedarftheit im ersten Moment für einiges Gelächter bei meinen zukünftigen Genossen sorgten (Als ich in die Zentrale kam sagte ich in etwa so etwas wie „hier bin ich, wie kann ich etwas ändern?!“).
Im Nachhinein hätte ich von mir auch mehr erwartet, aber scheinbar gehörte ich zu den Menschen, die von einem demokratischen System höhere Erwartungen hatten, als angebracht war.
Glücklicherweise fand man mich wohl doch recht brauchbar, ich war Frontveteran, alles andere als Dumm und war -wie sich herausstellte- auch ein ganz guter Redner.
Um endlich zum Kern dieses Berichts zu kommen, will ich auch meine Parteigeschichte nur kurz umreißen:
Ich war immer der stille Planer, der Schatten im Hintergrund, der unsichtbare Verantwortliche.
Ich nahm nie ein öffentliches Amt ein, sei es noch so klein gewesen, und obwohl ich doch reden konnte, tat ich es nie.
Ich erdachte mit anderen statt dessen einige der wichtigsten Pläne, erarbeitete einige der Verheißungsvollsten Unternehmungen.
Die Pläne für den deutschen Oktober '23, mein Werk -auch wenn die Politiker nicht in der Lage war, die nötigen Ausgangsvoraussetzungen zu schaffen- um nur ein Beispiel zu nennen.
Auch die Öffentlichkeitsoffensive in den letzten Reichstagswahlen plante ich -vergebens, gegen die Goebblche Hasspropaganda war ich machtlos.
Damit sind wir in meiner Gegenwart angekommen.
Kapitel II – Intermezzo in Moskau
Berlin, 1. Mai 1933
Die Faschisten verloren keine Zeit damit, die kommunistische Partei auszuschalten und ihre Mitglieder zu verfolgen, wir mussten fliehen, viele ins Ausland, viele in den Untergrund, viele schafften es nicht.
Zusammen mit einigen Freunden treffen ich mich heute, an diesem 1. Mai in einem Versteck, wir müssen über unsere Zukunft und die Zukunft der Partei beraten.
Ich betrete gerade durch eine niedrige, versteckte Tür den Keller, als auch schon mein Freund Karl Schuman auf mich zukommt.
„Ahh, Friedrich, eine Erleichterung dich zu sehen, wir haben schon seit Tagen nichts mehr von einigen anderen gehört, wir fürchten um dich.“
„Schon gut Karl, also was steht an?“ -Karl war der Verbindungsmann zwischen den Schattenleuten (Männern wir mir) und der Parteispitze gewesen.
„So wies aussieht Friedrich, schlecht. An unsere Gruppe gibt es seit zwei Monaten keine direkte Anweisungen mehr, wir übernehmen allgemeine Direktiven, wenn sie uns gefallen und beachten Empfehlungen aus Moskau, wenn sie nützlich sind“
„Hat man uns vergessen?“
„Wies aussieht wohl eher 'verloren'“
„Was soll das heißen?“
„Es ist noch nichts offizielles, aber wies aussieht hats den Großteil des Parteivorsitzes erwischt, von oben nur Rauschen inner Leitung“
„Was also machen wir, verdammt Karl!“
„Nur ruhig Friedrich, Moskau hat angeboten und empfohlen, dass Land zu verlassen, laut deren Meiunung stehen uns ein paar 'Säuberungen' ins Haus“
Verdammt, das passte mir garnicht
„Und wo will Moskau uns haben?“
„Na in Moskau natürlich!“ Karl lachte.
„Karl, Hölle, das ist nicht lustig, wir können unsere Heimat doch nicht diesen Ungeheuern überlassen!“
Er wurde schlagartig ernst
„Friedrich, hör zu, wies aussieht, siehts nicht gut aus. In Moskau haben sie -sagen sie jedenfalls in den generellen Sachen die ich unauffällig aufschnappen kann- das sie auch nichts mehr von den Cheffs hören. Die Faschisten haben sie wahrscheinlich eingesackt, wenn wir versuchen, jetzt was auf die Beine zu stellen, dann bekommen sie uns auch. In Moskau haben wir Freunde, wir reorganisieren uns, und bereiten den Sturz dieser Verbrecher von außen vor.“
„Dann werden wir auch Leute im Land brauchen“
„Friedrich, ja du hast recht, aber nicht Leute wie uns! Wenn es soweit ist, werden wir schon wieder reinkommen, aber bis dahin sollten nur Leute hierbleiben, die -entschuldige wenn ichs so sage- unwichtig sind! Jeder der hier bleibt kann sterben! Wir gehen nach Moskau, warten und dann schlagen wir wieder zu! DU weißt doch wie das läuft, als's '23 nicht geklappt hat, die Reichswehr uns gejagt hat? Blos raus aus Sachsen und warten, und als's ruhig wurde sind wir wieder rein und haben den Wiederaufbau geleitet, so wird’s jetzt auch, bloß größer!“
„Mir gefällt das nicht Karl.“
„Klar, du hast ja damals auch deinen Karabiner genommen und wolltest 'die Revolution erzwingen', dass funktionierte damals nicht und wird heut auch nicht klappen, Mensch sei doch vernünfitg!“
Verdammt, ich hasse es, wenn er recht hat.
Zwei Monate später –
Ich bin in Moskau.
Viele Genossen hier, aber auch verdammt viel Kälte.
Die Nachrichten aus der Heimat sind alles andere als gut, jetzt bin ich doch froh, dass wir gegangen sind -wie damals in Sachsen-.
Heute soll eine Besprechung über unsere Möglichkeiten hier im Exil statt finden.
Mal sehen was das wird.
Die Besprechung ist vorbei.
Um es kurz zu sagen:
Ein Großteil der Flüchtlinge wird hier in Moskau verbleiben, für den Rest sind unterschiedliche Aufgaben vorgesehen.
Was allen gemein ist:
Wir werden vorerst an den KGB überstellt und erhalten eine 'Ausbildung'.
Danach werden wir im Namen der KomIntern und der Sowjetunion als 'Berater' -also in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle als Beeinflusser- in alle Teile der Welt geschickt.
Polen, Chile, Cuba, Bulgarien um nur einige zu nennen.
Und zwei Großprojekte:
1.wird eine große Abteilung unter einem russischen Offizier nach Spanien gehen, um die Sozialisten dort zu unterstützen.
2. wird eine wesentlich kleinere Gruppe die kommunistischen Rebellen in China unterstützen, diese Gruppe wurde zum allgemeinen Erstaunen mir unterstellt.
Was soll das bloß werden?
HoI3 SF auf v. 2.04
Startjahr 1936
Standartkriegsziele für unsere Kriegstreiber
keine Hilfe durch KI
Schwierigkeitsgrad variabel (soll sich nach Plan auf Normal einpendeln, Erläuterungen dazu im Verlauf)
Disclaimer:
Dies wird ein fiktionaler Text, historische Personen handeln wahrscheinlich nicht immer historisch akkurat, Ähnlichkeiten nicht-historischer Figuren zu realen Personen, egal ob lebend oder schon verstorben sind zufällig.
Aussagen meiner Figuren sind nicht mit Aussagen von mir zu verwechseln ;-)
Da ich mich mit Großmächten schwer tue, spiele ich vorrangig Minors/Regionals.
Das größte Interesse für einen AAR hat hier im Forum aus meiner Auswahl Rotchina gefunden, ich habe also in Vorbereitung dieses AARs etliche Runden mit den roten Chinesen gespielt, bis ich mir eingestehen musste, dass durch die unfähige Nat.China KI ein Sieg gegen Japan unmöglich ist.
Deshalb hab ich jetzt ein Spiel mit Eingriffen (EDIT u.ä.) gespielt und tada: es funktionert.
Wenn die verehrte Leserschaft also nicht mit Geschichten aus dem Kessel von Yan'an unterhalten werden will, muss ich auch für das AAR wieder eingreifen …
Sollte das nötig sein, werde ich es am Ende eines Posts per Spoiler einfügen, jeder kann dann nachlesen, was nötig war -auch wenn ich hoffe, dass es nicht ausartet^^-
Inhaltsverzeichnis:
Kapitel I und II schließen sich direkt an (Vorgeschichte)
Kapitel III - Auf nach China ! (http://www.si-games.com/forum/showthread.php?t=25019&p=846082#post846082)
Kapitel IV - Krieg! (http://www.si-games.com/forum/showthread.php?t=25019&p=902975#post902975)
Kapitel I – Rückblick
Berlin, 1. Mai 1933
Der Internationale Kampftag der Arbeiterbewegung, die Weimarer Demokratie liegt am Boden.
Das Volk hat sich von den Fesseln der imperialistisch-kapitalistischen Unterdrücker befreit.
Eigentlich hätte ich Grund zum Jubeln, eigentlich …
Aber blicken wir noch -ein letztes Mal- zurück:
Irgendwann im Frühjahr 1891 bin ich wohl geborenen worden, so steht es in der Akte vom Waisenhaus, offizielles Datum 1.2.1891.
Einen Namen hatte ich nicht, also nannten sie mich Friedrich, als Nachname wurde für die Dokumente „Baumann“ gewählt, wer weiß wie sie auf diese Namen kamen.
Aber sie blieben.
Meine Kindheit als hart zu bezeichnen, wäre eine Untertreibung gewesen, aber es war die Regel in jener Zeit, jener Zeit imperialistischer Herrschaft in Deutschland.
Schnell lernte ich im kaiserlichen Berlin, was es heißt zur Unterschicht zu gehören:
Es gab Adlige, meist Offiziere der Armee oder Marine, die scheinbar Übermenschen waren und vor denen man besser auf dem Boden kroch oder sich versteckte,es gab Großgrund- und Fabrikbesitzer, oder reiche Bürger, Händler, oder Leute die alles auf einmal waren die gerne Adlige wären und ihren Unmut und ihre Macht -ganz wie Adlige- an ihren Sklaven ausließen.
An uns, am Volk.
Mein Leben erlebte seine erste große Wende im Jahr 1914 -ich lebte seit geraumer Zeit nicht mehr im Waisenhaus, sondern im Männerwohnheim-, mit dem Beginn des großen Krieges, der einmal als 1. Weltkrieg in die Geschichte eingehen sollte und zu diesem Zeitpunkt in der Wahrnehmung der Menschen nicht mehr als ein weiterer Auswuchs der imperialistischen Machtpolitik der absolutistischen Herrscher Europas war.
Ich hatte erwartet, dass es Widerstand geben würde, Friedensbewegungen, aber sogar die SPD, zu der ich in diesen frühen Jahren voller wahrer Ehrfurcht aufblickte, verkündete den “Burgfrieden“ und rief zur Unterstützung des Krieges auf.
Ich war entsetzt.
Als Kind hatte ich -vor allem im Waisenhaus- nur herzlich wenig Bildung erfahren, so dass sich auch mein Wissen über Kriege und Kämpfe auf die glorifizierenden Darstellungen beschränkte, die immer wieder in der Öffentlichkeit diskutiert wurden.
Meinem Misstrauen seid dank meldete ich mich nicht als Freiwilliger.
Die ersten Tage, ja Wochen, waren geprägt von der Euphorie in Bevölkerung und Presse.
Kaiserliche Truppen überfielen die eigentlich neutralen BeNeLux ländern im “Schliefen-Plan“ und drangen weit ins Landesinnere Frankreichs vor.
Schon wurden Spekulationen laut, ob der Krieg wohl noch kürzer werden würde als der von 1871 und obwohl das Männerwohnheim endlich nicht mehr überfüllt war, wollte sich das allgemeine Hochgefühl bei mir nicht einstellen.
Die Zurückgebliebenen sahen mich an und redeten mit mir, als wenn ich als „Nicht-Freiwilliger“ einen spannenden Schulausflug verpasst hätte.
Bis die Erfolgsmeldungen knapp wurden.
Ich will nicht zu sehr auf meine Zeit in den nächsten vier Jahren eingehen, aber um es kurz zu fassen:
Im Januar 1916 wurde ich zwangsweise eingezogen, einem Infanterieregiment an der Ostfront zugeteilt und erlebte die nächsten zwei Jahre aus Schützengräben heraus.
Da ich mich nicht davor versteckte, ein „Roter“ zu sein, war ich häufiger das Zielt von Wut, Spott und Ärger.
Im Herbst 1917 wurde unsere Einheit nach Westen in Marsch gesetzt, die OHL erhoffte sich eine letzte Verzweifelte Wende nach dem Kriegseintritt der USA, der durch die Erfolge an Ost- und Südfront möglich gemacht werden sollte.
Tatsächlich gelang es im Frühjahr 1918 noch einmal erhebliche Gebietsgewinne zu erzielen, bevor wir umso erbitterter zurückgeworfen wurden.
Ich selbst wurde während der Frühjahrsoffensive am Bein verwundet und am 5.5.1918 in ein Lazarett überführt, wo ich als Transportfähig für eine Verlegung ins Hinterland eingestuft wurde.
Erstaunlicherweise wurde ich in ein Behelfsmilitärkrankenhaus bei Potsdam verlegt, vor den Toren meiner Heimat Berlin.
So erlebte ich dann auch das Ende des Krieges:
Im Lazarett irgendwo in Potsdam.
Am 10.12.1918 durfte ich das Lazarett verlassen -mit meinem Bein, was keine Selbstverständlichkeit war- und irrte durch die Stadt.
Als ich es nach zwei Tagen zu meiner alten Bleibe im Männerwohnheim geschafft hatte, war dieses voll, kein Platz für mich.
Ich brauchte eine Woche, um zu realisieren, dass ich mich um Arbeit, Wohnung und Essen kümmern musste.
Eine Wohnung zu finden war leicht -als Untermieter-, es wurde Geld gebraucht in den einfachen Familien.
Arbeit dagegen, war fast unmöglich zu bekommen, mein Restsold schrumpfte schnell.
Bald schlurfte auch ich über die Straßen, um den Hals ein „Suche Arbeit“ Schild...
Im Viertel war die Lage unerträglich, aber es gab keine Hilfe.
Eines Tages beschloss ich, dass es so nicht weitergehen konnte.
Der Krieg war mittlerweile schon seit mehr als einem Jahr vorbei, und ich hatte immer noch keine Arbeit!
Die Erlaubnis, weiter als Untermieter in der Wohnung zu bleiben, verdiente ich mir damit, die meisten Arbeiten für die Familie zu übernehmen, damit diese mehr arbeiten konnten!
In den letzten Wochen hatte sich in mir die Entscheidung gebildet, in eine Partei einzutreten und mit meinen Erfahrungen einen Wandel herbeizuführen.
Verdammt was war ich für ein Idealist.
Die SPD fiel für mich auf Grund ihrer Unterstützung des imperialistischen Krieges raus, also wurde ich Mitglied der KPD.
Damit begann mein neues Leben.
Obwohl meine Naivität und meine Unbedarftheit im ersten Moment für einiges Gelächter bei meinen zukünftigen Genossen sorgten (Als ich in die Zentrale kam sagte ich in etwa so etwas wie „hier bin ich, wie kann ich etwas ändern?!“).
Im Nachhinein hätte ich von mir auch mehr erwartet, aber scheinbar gehörte ich zu den Menschen, die von einem demokratischen System höhere Erwartungen hatten, als angebracht war.
Glücklicherweise fand man mich wohl doch recht brauchbar, ich war Frontveteran, alles andere als Dumm und war -wie sich herausstellte- auch ein ganz guter Redner.
Um endlich zum Kern dieses Berichts zu kommen, will ich auch meine Parteigeschichte nur kurz umreißen:
Ich war immer der stille Planer, der Schatten im Hintergrund, der unsichtbare Verantwortliche.
Ich nahm nie ein öffentliches Amt ein, sei es noch so klein gewesen, und obwohl ich doch reden konnte, tat ich es nie.
Ich erdachte mit anderen statt dessen einige der wichtigsten Pläne, erarbeitete einige der Verheißungsvollsten Unternehmungen.
Die Pläne für den deutschen Oktober '23, mein Werk -auch wenn die Politiker nicht in der Lage war, die nötigen Ausgangsvoraussetzungen zu schaffen- um nur ein Beispiel zu nennen.
Auch die Öffentlichkeitsoffensive in den letzten Reichstagswahlen plante ich -vergebens, gegen die Goebblche Hasspropaganda war ich machtlos.
Damit sind wir in meiner Gegenwart angekommen.
Kapitel II – Intermezzo in Moskau
Berlin, 1. Mai 1933
Die Faschisten verloren keine Zeit damit, die kommunistische Partei auszuschalten und ihre Mitglieder zu verfolgen, wir mussten fliehen, viele ins Ausland, viele in den Untergrund, viele schafften es nicht.
Zusammen mit einigen Freunden treffen ich mich heute, an diesem 1. Mai in einem Versteck, wir müssen über unsere Zukunft und die Zukunft der Partei beraten.
Ich betrete gerade durch eine niedrige, versteckte Tür den Keller, als auch schon mein Freund Karl Schuman auf mich zukommt.
„Ahh, Friedrich, eine Erleichterung dich zu sehen, wir haben schon seit Tagen nichts mehr von einigen anderen gehört, wir fürchten um dich.“
„Schon gut Karl, also was steht an?“ -Karl war der Verbindungsmann zwischen den Schattenleuten (Männern wir mir) und der Parteispitze gewesen.
„So wies aussieht Friedrich, schlecht. An unsere Gruppe gibt es seit zwei Monaten keine direkte Anweisungen mehr, wir übernehmen allgemeine Direktiven, wenn sie uns gefallen und beachten Empfehlungen aus Moskau, wenn sie nützlich sind“
„Hat man uns vergessen?“
„Wies aussieht wohl eher 'verloren'“
„Was soll das heißen?“
„Es ist noch nichts offizielles, aber wies aussieht hats den Großteil des Parteivorsitzes erwischt, von oben nur Rauschen inner Leitung“
„Was also machen wir, verdammt Karl!“
„Nur ruhig Friedrich, Moskau hat angeboten und empfohlen, dass Land zu verlassen, laut deren Meiunung stehen uns ein paar 'Säuberungen' ins Haus“
Verdammt, das passte mir garnicht
„Und wo will Moskau uns haben?“
„Na in Moskau natürlich!“ Karl lachte.
„Karl, Hölle, das ist nicht lustig, wir können unsere Heimat doch nicht diesen Ungeheuern überlassen!“
Er wurde schlagartig ernst
„Friedrich, hör zu, wies aussieht, siehts nicht gut aus. In Moskau haben sie -sagen sie jedenfalls in den generellen Sachen die ich unauffällig aufschnappen kann- das sie auch nichts mehr von den Cheffs hören. Die Faschisten haben sie wahrscheinlich eingesackt, wenn wir versuchen, jetzt was auf die Beine zu stellen, dann bekommen sie uns auch. In Moskau haben wir Freunde, wir reorganisieren uns, und bereiten den Sturz dieser Verbrecher von außen vor.“
„Dann werden wir auch Leute im Land brauchen“
„Friedrich, ja du hast recht, aber nicht Leute wie uns! Wenn es soweit ist, werden wir schon wieder reinkommen, aber bis dahin sollten nur Leute hierbleiben, die -entschuldige wenn ichs so sage- unwichtig sind! Jeder der hier bleibt kann sterben! Wir gehen nach Moskau, warten und dann schlagen wir wieder zu! DU weißt doch wie das läuft, als's '23 nicht geklappt hat, die Reichswehr uns gejagt hat? Blos raus aus Sachsen und warten, und als's ruhig wurde sind wir wieder rein und haben den Wiederaufbau geleitet, so wird’s jetzt auch, bloß größer!“
„Mir gefällt das nicht Karl.“
„Klar, du hast ja damals auch deinen Karabiner genommen und wolltest 'die Revolution erzwingen', dass funktionierte damals nicht und wird heut auch nicht klappen, Mensch sei doch vernünfitg!“
Verdammt, ich hasse es, wenn er recht hat.
Zwei Monate später –
Ich bin in Moskau.
Viele Genossen hier, aber auch verdammt viel Kälte.
Die Nachrichten aus der Heimat sind alles andere als gut, jetzt bin ich doch froh, dass wir gegangen sind -wie damals in Sachsen-.
Heute soll eine Besprechung über unsere Möglichkeiten hier im Exil statt finden.
Mal sehen was das wird.
Die Besprechung ist vorbei.
Um es kurz zu sagen:
Ein Großteil der Flüchtlinge wird hier in Moskau verbleiben, für den Rest sind unterschiedliche Aufgaben vorgesehen.
Was allen gemein ist:
Wir werden vorerst an den KGB überstellt und erhalten eine 'Ausbildung'.
Danach werden wir im Namen der KomIntern und der Sowjetunion als 'Berater' -also in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle als Beeinflusser- in alle Teile der Welt geschickt.
Polen, Chile, Cuba, Bulgarien um nur einige zu nennen.
Und zwei Großprojekte:
1.wird eine große Abteilung unter einem russischen Offizier nach Spanien gehen, um die Sozialisten dort zu unterstützen.
2. wird eine wesentlich kleinere Gruppe die kommunistischen Rebellen in China unterstützen, diese Gruppe wurde zum allgemeinen Erstaunen mir unterstellt.
Was soll das bloß werden?