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Unter Hammer und Sichel – Ein Silent Hunter IV-AAR
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Die Abstimmung ist zu Ende und die werten Regenten haben also gewählt. Mit zuletzt recht deutlicher Mehrheit von 24 zu 17 Stimmen, bei acht „Enthaltungen“, favorisiert die geneigte Leserschaft also das Ostseeszenario auf russischer Seite.
Nun denn…so sei es!
Ab auf See und dem Untergang entgegen, unsere Versenkung erwartet uns schon.
Wir tippen mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 Prozent auf Minentreffer, 25 Prozent für Luftangriff, 10 Prozent durch Feindschiffe und 5 Prozent für Sonstiges, wie Tauchunfälle, Brennstofffehlkalkulation, meuternde Besatzung…
Nein ernsthaft.
Wir wagen es wirklich nicht zu spekulieren, wie weit wir kommen werden. Wie schon im Abstimmungsthread eröffnet, werden wir die Spannung für die Leserschaft, aber auch uns selbst etwas anheben. Eine Versenkung bedeutet das Ende. Eine Fehlentscheidung im falschen Moment, eine unüberlegte Selbstmordaktion aus dem Bauch heraus, und es könnte es gewesen sein. Aus, Ende, Vorbei!
Auch wenn wir die Silent Hunter Teile und diverse Mods rauf- und runtergespielt haben, ist doch jeder Mod anders. Wir hoffen natürlich, so lange als möglich durchzuhalten, schon um eine hoffentlich ansprechende und kurzweilige Geschichte aufbauen zu können und werden daher wohl, gerade am Anfang, da die Besatzung noch schlecht und unerfahren ist und auch wir selbst den Mod und das KI-Verhalten noch nicht genau abschätzen können, eher vorsichtiger agieren und übermäßige Risiken vermeiden. Genau so gut kann es uns aber auch schon auf der ersten oder zweiten Feindfahrt erwischen. Das virtuelle Leben unseres zukünftigen alter Egos liegt uns jedoch am Herzen. Wir werden jedenfalls alles dafür tun, im Idealfall das Kriegsende an einem Stück zu erleben und unsere Geschichte in der Geschichte, zu einem „positiven“ Ende zu führen. Mhm...Siegesparade in Moskau auf dem Roten Platz…hmm…ähh…wir schweifen ab :D
Kommen wir also zu ein paar nüchterne Fakten zum Abschluss, bevor wir dann richtig einsteigen.
Spiel- bzw. Realismuseinstellungen
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Manuelle Schusslösung…man darf sich also auf haufenweise danebenliegende Aale freuen.
Naja, ganz so wild wird es nicht, aber die Russen haben zu Kriegsbeginn noch einige veraltete Torpedos im Einsatz, die nach dem Abschuss stur geradeaus laufen. Da heißt es dann, mit dem ganzen Boot zu zielen und möglichst dicht dran zu sein, um überhaupt etwas zu treffen. Zum Glück soll es im weiteren Verlauf auch verbesserte Modelle geben, die jedoch bis Kriegsende wohl nie an die Möglichkeiten dessen heranreichen werden, was wir z.B. von deutscher Seite gewohnt waren. Mal sehen, was da wirklich dran ist, haben wir auf einer kurzen Testfeindfahrt bislang erst einen Torpedo in diesem Mod abgefeuert. Ging übrigens daneben :D
Grundsätzlich ist neben der manuellen Schusslösung auch alles andere in den Realismuseinstellungen aktiviert:
- Begrenzter Brennstoff
- Begrenzte Batterien
- Begrenzte Atemluft
- Begrenzte Pressluft
- Realistische Reparaturzeiten
- Realistische Sensoren (Horchgeräte, Radar, Sichtkontakt…)
- Keine Sichtstabilisierung
- Realistisches Nachladen
- Torpedoblindgänger (Blindgänger, Abpraller, Zu-Früh-Zünder, Tiefensteuerfehler, Kreisläufer…)
- Manuelle Schusslösung
Lediglich die Kartenaktualisierung und die Außenkamera behalten wir zwecks Übersichtlichkeit und natürlich der Screenshots wegen, die ja ohne Außenkamera gar nicht möglich wären. Ohne Bildmaterial wäre so ein AAR dann doch etwas zu textlastig.
Zusätzlich zu den Realismuseinstellungen gelten für uns noch die selbst erstellten Hausregeln, dass wir uns zuerst an die ausgegebenen Befehle halten und versuchen werden diese nach Möglichkeit zu erfüllen. Erst wenn dies erledigt ist oder sich aus guten Gründen als unmöglich erwiesen hat und Brennstoff, Bewaffnung, sowie Zustand und Verfassung von Boot und Mannschaft dies zulassen, werden wir unsere Einsätze ausweiten und auf eigene Faust handeln.
Was passiert, soll passieren! Geht ein Torpedo daneben oder detoniert nicht, fangen wir uns Schäden am Boot ein und müssten eigentlich die Feindfahrt abbrechen, wird uns die halbe Besatzung von feindlichem MG-Feuer niedergemäht und wir kommandieren nur noch ein einziges schwimmendes Lazarett, dann ist es eben so. Es wird kein Neuladen von einzelnen Spielsituationen geben, wenn etwas spielerisch nicht wie gewünscht oder geplant verläuft. Was passiert, soll passieren und wir werden damit umgehen müssen.
Sollten wir versenkt werden, ist dies das endgültige Ende.
Gilt natürlich auch bei Kommandoentzug oder standrechtlicher Erschießung wegen Hochverrats…jaja…auch so ein Ende ist möglich und denkbar, sollte man keine oder zu wenig Erfolge zu präsentieren haben und/oder seine Befehle allzu oft nicht befolgt :D
Da wir, was Berufs- und Privatleben angeht entsprechend eingespannt sind, wollen wir versuchen, zumindest in einem wöchentlichen Rhythmus neue Updates zu veröffentlichen, auch wenn wir nicht hoffen, dass es wieder drei Jahre braucht, um einen AAR abzuschließen :)
Noch etwas zu den verschiedenen Modifikationen, die wir benutzen werden.
Da wir noch keine Zeit hatten, das Zusammenspiel dieser Mod-Kombination länger zu testen, kann es im Laufe des AAR hier unter Umständen noch zu Änderungen kommen, wenn wir feststellen müssen, dass sich hier und da etwas beißt. Außerdem werden wir unsere Augen nach möglichen zusätzlichen interessanten Erweiterungen bzw. verfügbaren Updates und Patches der verwendeten Mods offenhalten und dann gegebenenfalls aktualisieren.
Wenn es soweit sein sollte, werden wir die Liste hier in diesem Eingangspost aktualisieren.
Verwendete Mods:
- Soviet Warfare Mod (SOM Group)
- Russian Voice Mod
- Real Environment Mod
- BFB Nomograph & Plotter
- PE4 Ship_debris_SH4
- Realistic sub damage
- Radio Stations and Music Mod
Nachtrag: “Real Environment Mod” und “BFB Nomograph & Plotter” werden wohl erst in der zweiten Feindfahrt, so wir denn überhaupt soweit kommen :), zum Einsatz gebracht. Wir haben schlicht und ergreifend vergessen die beiden Mods vor dem Kampagnenstart noch im JSMG-Modinstaller auch zu aktivieren. Mods sollte man nicht während einer laufenden Feindfahrt entfernen oder hinzufügen, da dies zu Problemen führen kann. Das können wir erst zwischen zwei Unternehmungen nachholen, wenn wir wieder im Hafen sind.
In diesem Sinne nun genug der Worte. Packen wir es an!
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Anmerkung: Es sei vielleicht noch anzumerken, dass diesmal nicht der Kommandant unser Alter Ego und die alleinige Hauptfigur verkörpern wird, sondern dass die Geschichte diesmal aus einer etwas anderen Perspektive beleuchtet wird. Wir möchten uns auch gleich im Vorfeld schon einmal für den ein oder anderen Kommentar oder die ein oder andere Bemerkung entschuldigen, die wir vielleicht unseren, natürlich rein fiktiven Charakteren, möglicherweise in den Mund legen könnten. Wir möchten damit nichts und niemandem zu nahe treten oder möglicherweise bestehende Vorurteile oder Ressentiments wecken. Wenn man die Geschichte verfolgt, wird man so denken wir erkennen, warum unser dramatis personae so agiert, wie sie es nun einmal tun bzw. noch tun werden oder möglicherweise noch tun könnten, wenn wir uns entschließen die Hintergrundgeschichte in die entsprechenden Bahnen zu lenken. Immer daran denken, es ist nur ein Stück Geschichte in der Geschichte und keineswegs die Realität.
Hintergrundvideo und originales Silent Hunter IV Intro
http://www.youtube.com/watch?v=i2qGuKQtB4s
Man sieht zwar Amerikaner und Japaner, aber wir wollten das wunderschöne Gedicht "On Time" von John Milton (1608 - 1674) nicht vorenthalten
http://www.youtube.com/watch?v=8FrTuZxpD0k
In diesem Sinne, noch einmal…gute Unterhaltung!
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Unter Hammer und Sichel – Ein Silent Hunter IV-AAR
Sowjethymne - Die Internationale (Ab Januar 1944 offiziell abgelöst durch die "Hymne der Sowjetunion")
http://www.youtube.com/watch?v=PmJt9liOvLc&feature=relmfu
Prolog
Es war eine, selbst für Eismeerverhältnisse, laue und ruhige Nacht, an diesem 25. Tage des Monats Mai, im Jahre 1941. Seit knapp zwei Jahren tobte nun in Europa und Nordafrika bereits der Krieg der Achsenmächte, allen voran des nationalsozialistischen Dritten Reiches und seines engsten Verbündeten, des faschistischen Italiens, gegen die freie westliche Welt.
Nach der Niederwerfung des alten Erbfeindes Frankreich, nach nur sechs Wochen Blitzkrieg, war das Dritte Reich auf dem Höhepunkt seiner Macht angelangt.
Doch der Hunger nach mehr Macht und mehr Eroberungen, bereitete nicht nur Deutschlands Kriegsgegnern Sorgen.
Auch an Bord von D-3, einem alten sowjetischen U-Boot der Nordmeerflotte, war der Krieg und die ungewisse Zukunft das Gesprächsthema zweier Offiziere, während ihr Boot langsam durch die milde, sternklare Mainacht gen Osten glitt.
Glauben sie wirklich, dass etwas passieren wird Genosse Kapitän, frage ich den mir in den letzten beiden Jahren so vertraut, ja fast zu einer Art zweiten Vaterfigur gewordenen, schon lange grauhaarigen Offizier an meiner Seite.
Kapitän Zweiten Ranges Anatoli Bukov war sein fortgeschrittenes Alter bereits deutlich anzumerken. Mit seinen nun zweiundfünfzig Jahren beklagte er sich immer häufiger über seinen schmerzenden Rücken und allerlei Beschwerden, die das Alter so mit sich bringt, erst recht, wenn man den Großteil dieser Jahre auf See zugebracht hat. Kapitän Bukov mochte zwar langsam alt werden, und es war abzusehen, dass man ihn wohl bald irgendwo an Land, an einen ruhigen Schreibtisch, in irgendein Ministerium versetzen würden, aber dieses Alter bescherte ihm einen unschätzbaren Vorteil…LEBENSERFAHRUNG!
Mein lieber Andrej! Wenn ich in diesem halben Jahrhundert, das ich nun schon auf Gottes Mutter Erde weile etwas bitter erlernen musste, dann das, das die Menschen wohl nie in Frieden miteinander werden leben können. Wir sind dazu verdammt, die gleichen Fehler, Generation für Generation immer wieder zu wiederholen. Die Menschen sind dumm und vergesslich, seufzt der Alte und streckt schnaufend den schmerzenden Rücken durch.
Diese Zwangspause nutze ich, um etwas zu erwidern.
Ich kann und will diese Aussage meines Mentors nicht einfach so stehen lassen.
“Aber die Menschheit hat doch viel erreicht. Sehen sie sich nur an, was wir im letzten Jahrhundert oder auch allein zu ihren Lebzeiten an Fortschritten gemacht haben, Genosse Kapitän. Elektrizität; die Entwicklung des Flugzeuges, der Traum vom Fliegen; Schiffe, welche die ganze Welt umrunden; die Eroberung des Nord- und Südpols. Es gibt praktisch keine unerforschten Orte mehr auf dieser Welt…“
Bevor ich weiter ausholen kann, unterbricht mich Kapitän Bukov, auf väterliche Art und Weise.
Und was ist das alles wert? Das frage ich sie Andrej?
Doch nur, um alles genauso zu machen, wie in dem Jahrhundert davor und dem davor und dem davor, bis zum Anfang der Menschheitsgeschichte. Damals schlugen sich unsere Vorfahren nur mit Keulen und Steinen gegenseitig die Schädel ein.
Ein fast schon humaner Weg, wenn man betrachtet, wozu ihr hochgepriesener Fortschritt letztlich doch immer wieder und wieder verwendet wird. Im Grunde ist ihre geliebte Menschheit noch immer in der Steinzeit steckengeblieben. Weiterhin gehen Menschen und ganze Nationen aus den absurdesten Gründen und sei es der verwerflichste von allen, die Gier nach mehr immer mehr Macht, aufeinander los. Doch diesmal nicht mit Knüppeln und Steinen, sondern, mit Flugzeugen, Bomben und Granaten. Ist das ein Fortschritt auf den man stolz sein kann, frage ich sie?
Ein kalter Luftzug, als die Brise etwas auffrischt, lässt Bukov kurz frösteln und innehalten.
Nein, mein junger Andrej.
Auch sie werden es noch begreifen, vielleicht eher, als ihnen und uns allen, die wir diese Zeiten noch erleben, vielleicht lieb sein wird. Denken sie an meine Worte:
DER MENSCH IST DES MENSCHEN GRÖSSTER FEIND!
Ein paar Augenblicke lang stehen wir beide allein, um uns herum nur das weite, so unendlich scheinende Nordmeer auf dem überdachten Kommandoturm unseres Bootes. Mit sorgenvollem Ton breche ich als erster, das dunkle Schweigen.
“Also wird es Krieg geben?!“
Denn wird es wohl immer geben. Die Frage ist nur wann, und wer ihn letztlich vom Zaun bricht. Aber er wird kommen. Sowohl Hitler, als auch Stalin gieren beide nach Macht. Was sie erreicht haben reicht ihnen nicht. Beide wollen mehr und beide glauben, dies nur durch einen Krieg zu erreichen. Alle Verträge und gegenseitigen Zusicherungen hin oder her. Wenn es soweit ist und eine Seite entscheidet, dass die Zeit gekommen ist, sind sie nicht mehr das Papier wert, auf dem sie so feierlich unterzeichnet wurden.
Der Krieg kommt!
Entmutigt und mit sorgenvollem Ausdruck auf dem Gesicht, starre ich an der Seite meines Kommandanten und Mentors hinaus auf die nächtliche See des Nordmeeres.
Naja…vielleicht irre ich mich auch, mein Junge.
In meinem Alter redet man manchmal dummes Zeug, ganz einfach weil man nicht wahrhaben will, dass die Zeiten sich ändern und eben nicht alles so bleibt, wie unsereins das gewohnt ist und es gerne hätte, dass alles so bliebe.
Kommen sie Andrej, holen sie uns beiden erstmal einen Kaffee von unten. Wird langsam etwas kalt hier oben für meine müden, alten Knochen.
Der alte Mann versuchte mich aufzumuntern, mit seiner letzten Bemerkung, doch in seinen Augen konnte ich nur zu gut erkennen, was er wirklich meinte.
Fortsetzung folgt...
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Nach knapp dreiwöchiger Patrouillenfahrt vor der Fischerhalbinsel, jenes trostlosen Fleckchens Erde, welches erst vor gut einem Jahr, nach dem erfolgreichen „Winterkrieg“
Mütterchen Russlands gegen die Finnen annektiert worden war, kehrt D-3 schließlich am 2. Juni 1941 wieder in seinen Heimathafen im russischen Murmansk zurück.
Als das Boot an diesem überraschend sonnigen und angenehm warmen Junitag langsam durch den Kriegshafen gleitet, vorsichtig auf seinen Liegeplatz an einem der zahlreichen Anleger zuhält und dort zum Festmachen anlegt, überkommt mich wieder dieses ungute Gefühl.
Hastig verdränge ich den Gedanken daran und konzentriere mich auf meine Aufgaben an Bord, indem ich das Anlegemanöver vom Kommandoturm aus überwache.
Zwei unserer Matrosen haben dabei gerade offensichtlich Probleme mit einem der Taue.
Mit eine paar raschen Bewegungen husche ich eine der äußeren Turmleitern auf das Bootsdeck herunter und greife den beiden Männern unter die Arme.
“Das Tau hier überlegen…ordentlich festzurren und dann mit Schwung rüber auf den Pier…HAU RUCK!“
Danke, flüstert einer der beiden jungen, noch unerfahrenen Matrosen zurück, nur um sich dann sofort wieder zu trollen.
Verbrüderung zwischen Offizieren und einfachen Mannschaftsdienstgraden waren in der sowjetischen Marine nicht gern gesehen. Revolution und Kommunismus hin oder her. Gerade in der Marine hatte sich noch viel Klassendenken aus der alten Zarenzeit gehalten, auch wenn es nicht mehr wirklich viele alteingesessene Offiziere, gar mit aristokratischem Hintergrund aus dieser Zeit gab, war doch ein Großteil jenes Offiziersschlages längst nicht mehr.
Stalins großangelegte Säuberungsaktionen hatten auch vor dem Militär, sei es nun in der Armee, der Luftwaffe oder auch der Marine nicht haltgemacht. Insbesondere das Offizierscorps hatte massiv durch tausende von Verhaftungen und Todesurteile zu leiden. Jetzt fehlte es hinten und vorne an erfahrenen Kommandeuren und Offizieren. Posten wurden aus der Not heraus durch unerfahrene oder unterqualifizierte Nachrücker besetzt, die nicht die nötige Erfahrung oder Qualifikationen besaßen, während die Ausbildung und „Durchbeförderung“ massiv zu Lasten der Fähigkeiten und Einsatzbereitschaft der nachrückenden Offiziere ging.
Anmerkung:
Die Rote Armee verlor in den beiden Jahren der „Säuberungen“ etwa doppelt so viele Generäle wie im gesamten Zweiten Weltkrieg. In den folgenden Jahren ging der Umfang der Repressionen zwar zurück, doch sie hörten bis zum Angriff durch das Deutsche Reich im Sommer 1941 nicht auf.
Ähnlich verhielt es sich mit den Seestreitkräften. Auch deren Führung wurde durch die so genannten Säuberungen erheblich geschwächt. Ende November 1935 bestand deren Führungsspitze aus:
Flotten-Flaggoffizier 1. Ranges W.M. Orlow (Chef der Seestreitkräfte der Roten Armee),
Flotten-Flaggoffizier 1. Ranges M.W. Wiktorow (Kommandeur der Pazifikflotte),
Flotten-Flaggoffizier 2. Ranges L.M. Galler (Kommandeur der Baltischen Flotte),
Flotten-Flaggoffizier 2. Ranges I.K. Koschanow (Kommandeur der Schwarzmeerflotte),
Flaggoffizier 1. Ranges I.M. Ludri (Stellvertretender Kommandeur der Seestreitkräfte),
Flaggoffizier 1. Ranges K.I. Duschenow (Kommandeur der Nordmeerflottille),
Flaggoffizier 1. Ranges I.N. Kadatski-Rudnew (Kommandeur der Amurflottille)
und Flaggoffizier 1. Ranges G.P. Kirejew (Stellvertretender Kommandeur der Pazifikflotte)
Von diesen Offizieren überlebte einzig Galler die Jahre des Großen Terrors. Die nachrückenden jüngeren Offiziere verfügten kaum über genügend Erfahrung. So war zum Beispiel Konteradmiral A.G. Golowko bei seiner Ernennung zum Kommandeur der Nordflotte 1940 gerade einmal 34 Jahre alt und konnte auf nicht mehr als 13 Dienstjahre zurückblicken.
Etwa 11.000 Verhaftete wurden zwischen 1939 und 1941 wieder in den Militärdienst übernommen, denn die umfangreichen „Säuberungen“ der Roten Armee hatten deren Schlagkraft im Winterkrieg gegen Finnland (1939/40) und im Krieg gegen das nationalsozialistische Deutschland (1941–1945) erheblich geschwächt. Diese Schwächung lag unter anderem auch an der weniger guten Qualifikation der nachrückenden Offiziere. In einem internen Bericht vom Dezember 1940 ließ der Chef der Verwaltung „Gefechtsausbildung“ mitteilen, dass von 225 zu einem Lehrgang herangezogenen Regimentskommandeuren tatsächlich nur 25 die eigentliche Offiziersausbildung absolviert hatten, alle anderen kamen aus Lehrgängen für Unterleutnante oder Reservisten. Kurz darauf kam es bedingt durch die Repressionen zu einer erneuten Beförderungswelle, als am 7. und 8. März 1941 vier Armeebefehlshaber, 42 Korpskommandeure und 117 Divisionskommandeure neu ernannt wurden. Diesen blieben lediglich drei Monate Zeit, um sich in die höheren Dienstposten einzuarbeiten. Zugleich wurde der Umfang der Streitkräfte weiter erhöht, so dass der Bestand an Offizieren kontinuierlich abnahm. Man versuchte dies durch die Einberufung von Reservisten und die Einrichtung weiterer Lehrgänge zu beheben, doch alle diese Maßnahmen gingen zu Lasten der Kompetenz des Offizierskorps. 1941 betrug der Fehlbestand in den Landstreitkräften noch 16 Prozent, in den westlichen Grenzbezirken allein gerechnet waren es sogar 17 bis 25 Prozent. Die Luftstreitkräfte verzeichneten einen Fehlbestand von 32,3 Prozent des flugtechnischen Personals und in der Flotte fehlten 22,4 Prozent des Personals. Selbst von den vorhandenen Offizieren waren etwa 75 Prozent seit weniger als einem Jahr auf ihren Posten. Sie mussten daher kurz nach der Ausbildung und ohne tiefergehende Führungserfahrung auf den ihnen zugeteilten Positionen in den Krieg gegen das Deutsche Reich ziehen.
Am Abend, nach der erfolgreichen und sicheren Rückkehr von unserer ansonsten ereignislosen Patrouillenfahrt, bei welcher wir vor der Küste der Fischerhalbinsel lediglich zwei harmlosen Fischtrawlern begegneten, hat Kapitän Bukov uns Offiziere zu einem kleinen Umtrunk in einer der beschaulichen Murmansker Kaschemmen eingeladen. Er meinte etwas Augenzwinkernd, es gäbe etwas zu feiern, als er nach dem Festmachen und dem obligatorischen Rapport zurückgekommen war.
So sitzen wir nun zu fünft zusammen an einem kleinen Tisch.
Mit einem randvollen Glas, besten russischen Wodkas in der Hand, erhebt sich Kapitän Bukov schließlich und setzt zu einem Trinkspruch an.
Meine Herren! Sie wissen, ich bin kein Mann großer Worte, also werde ich es kurz machen. Wir haben heute Grund zu feiern. Es ist zwar noch nicht ganz offiziell, aber das soll uns nicht stören.
Mein lieber Andrej. Sie sind für morgen Vormittag vom Brigadekommandeur einbestellt worden, wo es dann offiziell bekannt gegeben werden soll. Aber ihre Dienstzeit als junger Fähnrich auf Ausbildungsfahrten ist wohl vorbei. Sie werden zum Leutnant befördert, naja, genauer gesagt zum Unterleutnant.
Meinen Glückwunsch Andrej, auch wenn das wohl bedeutet, dass wir hier einen vielversprechenden jungen Offizier verlieren.
Nacheinander gratulieren mir die anwesenden Männer, mit denen ich die letzten, knapp 20 Monate zusammen auf D-3, unserem gemeinsamen Boot gedient hatte. Sie alle, allen voran Kapitän Bukov waren meine Ausbilder und Mentoren gewesen, während meiner ersten, richtigen Dienstzeit auf einem sowjetischen U-Boot der Nordmeerflotte, nachdem ich Marineakademie und die U-Bootschullehrgänge erfolgreich abgeschlossen hatte.
So sehr ich mich auch über diese Beförderung freue, so sehr sehe ich dies auch mit einem weinenden Auge. Heißt diese Beförderung doch auch Versetzung zu einem anderen Kommando, wahrscheinlich auf ein anderes Boot. Auf D-3 sollte ich ja nur meine praktische Offiziersausbildung beenden und mir im aktiven Einsatz, den sprichwörtlichen letzten Schliff holen, um als vollwertiger U-Bootoffizier eingesetzt werden zu können. Diese Zeit war nun vorbei.
Fortsetzung folgt...
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Die offizielle Beförderung am nächsten Tag, im Büro des Brigadekommandeurs verlief dagegen weit weniger enthusiastisch, sondern vielmehr nüchtern und lustlos.
Ich war bereits der vierte junge Offizier, den der Kommandeur an diesem Vormittag beförderte und seine neue Einsatzstelle zuwies.
So musste ich auch erst einmal eine halbe Stunde warten, als ich in Ausgehuniform an diesem Tag, eigentlich pünktlich in der Kommandantur erschienen war.
DER NÄCHSTE!
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Na schön! Bringen wir’s hinter uns Genosse Petrov. Ich habe noch Besseres zu tun, als euch Grünschnäbeln neue Litzen zu verpassen und euer Ego zu streicheln. Aber der Genosse Marinekommissar in Moskau sagt, er braucht neue Offiziere, also soll er eben neue Offiziere bekommen…
…Fähnrich Petrov…im Auftrag des Genossen Marinekommissars befördere ich sie hiermit, mit sofortiger Wirkung in den Rang eines Unterleutnants.
Genosse Leutnant! Zusammen mit dieser Beförderung ist ihre Dienstzeit an Bord von D-3 unter Kapitän Bukov beendet.
Ihre neuen Befehle sehen eine Versetzung vor. Sie verlassen unser schönes Murmansk und werden sich spätestens bis zum 20. Juni diesen Jahres in der Marinebasis Libau als Teil der baltischen Rotbannerflotte zum Dienst melden.
Sie werden M-71 unter dem Kommando von Oberleutnant Kulov als Erster Offizier zugeteilt. Alles weitere erfahren sie, wenn sie vor Ort sind. Hier…ihre Versetzungsbefehle.
Viel Erfolg, Genosse Leutnant! Sie werden’s brauchen. Wegtreten!
Mit knappem Gruß scheucht mich der Kommandeur förmlich aus seiner Amtsstube.
Kaum dass ich über die Schwelle bin, höre ich ihn hinter mir schon brüllen.
DER NÄCHSTE!
20. Juni…also hatte ich noch gut zwei Wochen Zeit.
Zwei Wochen Urlaub. Die Entscheidung war indes schnell gefallen. Als ich mich am darauffolgenden Tag, ich hatte meinen Seesack und die wenigen mir wichtigen privaten Dinge bereits gepackt und reisefertig gemacht, von meinem alten Lehrmeister und Mentor, sowie dem Rest der Mannschaft, mit der ich die letzten knapp 20 Monate gedient hatte, ein letztes Mal verabschiedete, ahnte ich bereits, dass ich keinen von ihnen jemals wieder sehen sollte. Dennoch versprach ich meinem alten Mentor, Kapitän Bukov, dass ich ihm regelmäßig schreiben würde, wie es mir ergehen würde. Über mein kleines Abschiedsgeschenk, ein Päckchen Kaffee, musste dann selbst Kapitän Bukov zum Abschied schmunzeln, hatte er sich doch, recht untypisch für russische Gepflogenheiten angewöhnt, eher Kaffee als Tee zu trinken. Eine Unsitte, die ich mir nie angewöhnen konnte, egal wie viele Tassen dieses bitteren, schwarzen Gebräus mir mein alter Mentor während unserer gemeinsamen Zeit meiner Offiziersausbildung auf seinem Boot er mir auch eingetrichtert haben musste. Ich wusste, ich würde ihn nie wieder sehen.
Fortsetzung folgt...
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Buch I – Kapitel 1
Von wegen zwei Wochen Urlaub und etwas Ausspannen, schimpfte ich etwas ungehalten vor mich hin, als ich mich, auf Zwischenstation in Leningrad, auf dem überlaufenen Bahnhof durch die Menge kämpfe, meinen Seesack immer dicht bei mir.
Die Zugverbindungen waren ein Graus.
Dabei lagen gerade einmal läppische 2.000 Kilometer Schiene zwischen Murmansk und meinem Ziel im lettischen Libau. Für russische Verhältnisse also quasi fast um die Ecke.
Doch das Witzeln war mir rasch vergangen. Es herrschte das reinste Chaos in diesen Tagen. Neben dem vielen, normalen Verkehr auf Russlands Verkehrsmittel Nummer Eins, der dampfgetriebenen Eisenbahn, bevölkerten dieser Tage auch unzählige Soldaten und ihr Material die Bahnhöfe und die völlig überfüllten Züge.
Innerlich fluchend suche ich mir einen Weg durch die Massen. Hier und da komme ich nur durch etwas Ellbogeneinsatz weiter und fange mir dabei den ein oder anderen unchristlichen Fluch ein, bei dem sich dem Patriarchen wohl der Bart kräuseln würde.
Vom prächtigen Leningrad, ehemals Sankt Petersburg, der alten Zarenhauptstadt an der Mündung der Newa in die Ostsee, einst Keimzelle der russischen Revolution und des Siegs des Kommunismus, bekomme ich nicht viel mit.
Vier Tage mit dem Zug hatte ich geplant. Eine geschlagene Woche sollte es schließlich werden.
Der Urlaub war dahin! Soviel zum Sieg des Kommunismus.
Auf nach Libau...bis zum 20. Juni sollen wir uns dort zum Dienst melden
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Als ich schließlich am 11.Juni, neun Tage früher als es eigentlich notwendig gewesen wäre, am Bahnhof von Libau ankomme, mit steifen Knochen und verrenktem Genick vom stundenlangen eingequetscht sein in viel zu engen Abteilen, fühle ich mich wieder befreit und doch etwas verlassen in dieser mir unbekannten Stadt.
Libau, neben der Hauptstadt Riga eine der wichtigsten lettischen Hafenstädte an der Ostsee, war ziemlich genau ein Jahr zuvor, im Juni 1940, wie auch der Rest Lettlands von sowjetischen Truppen besetzt worden. Die alte Regierung wurde abgesetzt und war durch eine prosowjetische Marionettenregierung ersetzt worden, womit Lettland, wie auch die anderen baltischen Staaten Litauen und Estland de facto Teil des sowjetischen Machtbereiches geworden waren.
Der Hafen jedoch ist für mich als Seemann einfach zu finden.
Immer dem salzigen Geruch in der Nase nach. Ohne großartig Suchen zu müssen, stehe ich nach etwa einer halben Stunde Fußmarsch durch die besetzte Stadt vor dem abgesperrten militärischen Teil des Hafenkomplexes. Ohne erst meine Versetzungspapiere vorzeigen zu müssen, weist mir ein mürrisch gelaunter Wachposten auf meine Nachfrage den Weg zur Hafenverwaltung, wo ich mich zum Dienst melden soll.
Bereits im Eingangsflur des kahl und abweisend wirkenden, steinernen Hafengebäudes, in welchem die Kommandantur eingerichtet ist, die nächste unliebsame Bekanntschaft.
Etwas schlaftrunken und deutlich übernächtigt, döst ein älterer Unteroffizier an seinem kleinen, hölzernen Schreibtisch. Vor ihm auf einem kleinen Holztäfelchen steht in kyrillischer Schrift „Bitte anmelden!“ geschrieben.
*Hüstel*
Als der gute Mann auf mein Erscheinen und ein leichtes Räuspern nicht wirklich reagiert, greife ich zu etwas drastischeren Mitteln. Während ich mit der Linken noch immer den Seesack auf meiner Schulter halte, lasse ich gleichzeitig, die flache, reche Hand mit Schwung auf die Tischplatte sausen, dass es nur so kracht.
“HEDA…Ist das hier die Hafenkommandantur?!“
Der schläfrig Unteroffizier, dessen linkes Ohr genau auf der Tischplatte gelegen hatte, wird von dem plötzlichen Knall und dem unerwarteten Radau um ihn herum aus seiner Ruhe gerissen. Wie ein aufgeschreckter Gockel ist er mit einem Satz auf den Beinen.
JAWOHL GENOSSE LEUTNANT! HAFENKOMMANDANTUR LIBAU, brüllt er, auf einem Ohr noch etwas taub, wie aus der Pistole geschossen hervor, nur um dann kleinlaut fortzufahren.
Kann ich ihnen irgendwie helfen, Genosse Leutnant?
Zufrieden stelle ich etwas erleichtert ob der nachlassenden Last auf meiner Schulter erst einmal meinen Seesack ab, bevor ich mich dem nun hellwach wirkenden Unteroffizier widme.
“Mit etwas Glück können sie das mein Lieber!
Leutnant Andrej Petrov mein Name. Ich wurde vom Stützpunkt in Murmansk hierher versetzt, um auf M-71 unter Oberleutnant Kulov als sein neuer Erster Offizier zu dienen. Hier sind meine Versetzungspapiere.“
Dem älteren Unteroffizier bleibt mit einem mal die Sprache weg und aus seinem vorher noch so, vom vermutlich reichlich genossenen Wodka, rötlich gefärbten Gesicht, weicht mit einem Schlag die gesamte Farbe.
Aschfahl starrt er mich an.
“Irgendein Problem Genosse?“
Ähh…NEIN…nein Genosse Leutnant! Alles in Ordnung, stammelt der Mann und blättert hastig in meinen Unterlagen und einem großen, abgegriffenen Aktenordner auf dem Tisch.
Sie sind ja sogar ein paar Tage zu früh dran. Naja…ist vielleicht besser so, murmelt er leise weiter, bevor er sich wieder mir zuwendet.
Sie sollten sich am besten direkt bei Oberleutnant Kulov melden. Sie sollten ihn an Pier 4 finden. Dort liegt zumindest sein Boot, M-71, vor Anker. Falls er nicht da ist, kann man ihnen da sicher weiterhelfen.
Ich notiere mir aber, dass sie sich bereits zum Dienst gemeldet haben, Genosse Leutnant, versichert der Alte nun eifrig und kritzelt hastig in seinem Aktenordner herum.
Mit einem knappen Nicken verabschiede ich mich. Gerade als ich auf dem Absatz kehrt machen will und wieder mit dem Seesack auf den Rücken geschwungen, Richtung offenstehender Türe zum Hafengelände hin herumschnelle, stoße ich fast mit einem anderen Mann zusammen.
HOLLA…mal langsam mit den jungen Pferden, Kamerad!
Nix Feind hier…gut Freund, witzelt der junge Mann, etwa in meinem Alter weiter und rückt sich vorsichtig seine Brille mit den markanten, runden Gläsern in einem einfachen, schlichten Metallrahmen wieder zurecht.
Erst auf den zweiten Blick nehme ich ihn als Marineoffizier wahr. Seine Uniform ist nicht gerade in der besten Verfassung und hatte wohl schon länger kein Bügeleisen mehr gesehen.
Bevor wir zwei weiter ins Gespräch kommen, mischt sich der inzwischen von soviel Trubel vor seiner Nase nun endgültig aufgewachte ältere Unteroffizier zu Wort, als auch er erkennt, dass er es hier nun schon mit dem zweiten Offizier innerhalb weniger Minuten zu tun hatte. Innerlich wünschte er uns beide Störenfriede wohl bereits zum Sheitan.
Und wie kann ich ihnen weiterhelfen, Genosse Leutnant?
Das haben sie bereits, grinst der etwas verlottert daherkommende Unterleutnant breit.
Mit einem Achselzucken bezeugt der Unteroffizier sein Unverständnis.
Erst dann klärt der junge Leutnant ihn und auch mich, der ich ebenso neugierig geworden bin auf.
Unterleutnant Pavel Antonow! Neuer Leitender Ingenieur auf M-71 unter einem gewissen Oberleutnant Kulov, wenn ich meine Versetzungspapiere hier richtig entziffert habe. Ist ein bisschen was draufgekleckert, plappert mein Offizierskollege ungeniert und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen drauf los.
Pier 4…, versucht der Alte auch ihm zu erklären, doch Leutnant Antonow winkt ab.
“Pier 4…Oberleutnant Kulov…M-71…alles klar!
Also Leutnant Petrov…wollen wir uns auf den Weg machen? Scheint so, als hätten wir zwei das gleiche Ziel, nicht wahr?
Etwas verdutz ob so viel ungewohnter Offenheit nicke ich erstmal nur etwas baff, bevor ich ein paar Worte herausbringe.
“Einverstanden, Genosse Leutnant.“
Ach…lassen sie das mit dem Genosse und dem Leutnant Antonow.
Ich bin Pavel. Ich hasse diese Förmlichkeiten beim Militär. Aber was tut man nicht alles für’s Vaterland. Schöne Scheiße! Also Andrej…ich darf doch Andrej sagen…wo geht’s hier lang?
Ich wusste nicht so ganz, wie mir geschah, doch dieser junge, so unkonventionelle Leutnant Pavel Antonow, mit seiner Brille auf der Nase, die ihn so gar nicht wie einen zukünftigen, wind- und wellengestählten Seemann aussehen ließ, war mir schon von unserer ersten Begegnung an sympathisch und doch konnte ich an diesem Tage noch nicht erahnen, welch enges Band von Freund- und Kameradschaft uns in den vor uns liegenden Monaten noch verbinden sollte.
Während wir auf unserem gemeinsamen Weg durch den Hafen rasch weiter ins Gespräch kommen, schüttelte hinter unserem Rücken zurückbleibend der alte Unteroffizier noch immer aschfahl im Gesicht traurig mit dem Kopf und murmelt vor sich hin.
Wieder zwei arme Seelen für den Teufel. Wärt ihr mal besser dageblieben, wo ihr hergekommen seid, flüstert er vor sich hin und spuckt sich dann wie zur Abwehr böser Dämonen und Geister über die Schulter.
Fortsetzung folgt...
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Leutnant Antonow erwies sich in der Tat als äußerst gesprächig und ließ mich dabei selbst kaum zu Wort kommen. Dennoch beantworteten mir seine Erzählungen direkt ein paar der mir unter den Nägeln brennenden Fragen. Nur hier und da muss ich kurz etwas Nachhaken.
“Sie wollten also nie Marineoffizier werden und zu den U-Booten schon gar nicht?“
Ich sagte doch…nenn mich Pavel!
Aber nein…Himmel hilf! Ich habe mit dem Militär eigentlich gar nichts am Hut. Bin eigentlich nur durch einen dummen Zufall hier! Ja…so könnte man das nennen.
Ich habe ursprünglich Maschinenbau und Ingenieurswesen an der Leningrader Universität studiert. Da ich aus einer großen Familie komme und meine zwei älteren Brüder bereits studiert haben, war für mich kein Rubel mehr übrig.
Gab für mich damals als junger Schulabgänger so nur zwei Möglichkeiten. Entweder das Studium in den Wind schreiben oder sich an Mütterchen Russland wenden.
Die Marine ist bereit ein Studium zu unterstützen, wenn man sich verpflichtet als Reservist zu dienen.
War für mich die einzige Möglichkeit. Man was hat man mir damals alles erzählt. Grundausbildung steht man schon durch und dann ab an die Universität. Zeiten sind sicher…passiert eh nix…denkste.
Kurz vor meinem Abschluss ging’s dann los. Die Sache mit den Finnen. Da war erstmal Schluss mit Studentenleben.
Offiziersanwärter Antonow…was…sie studieren Maschinenbau und Ingenieurswesen, hatte der Apparatschik gesagt. Na das trifft sich gut. Sie kommen auf ein Kriegsschiff.
Kam ich dann auch. Hab fast sechs Monate lang auf einem verdammten Zerstörer Kohlen geschaufelt. Heizer war ich…aber der große Genosse hat’s befohlen. War vorher noch keine zwei Wochen auf dem Wasser gewesen. Hab mir die ersten Tage nur die Seele aus dem Leib gekotzt.
“Und dann“, hake ich nach.
Diesen zerbrechlichen, ja fast zierlichen Mann mit der Kohlenschaufel in der Hand konnte ich mir kaum so recht vorstellen.
Und dann…dann war der Krieg rum. Finnen haben aufgegeben. Wir hatten keine Feindkontakte…bei uns alles ruhig.
Ich wurde wieder entlassen und zurück an die Universität von Leningrad geschickt, um mein Studium zu beenden. Es fehlte nur noch meine Diplomarbeit.
Jaaa…aber da ging der Ärger gleich weiter, sag ich dir.
Eigentlich wollte ich ja was über Dampfmaschinen schreiben, sozusagen von Newcomen über Watt bis in die Gegenwart.
Aber mein Herr Doktorvater hatte wohl etwas anderes im Sinn. War selbst alter Marineoffizier. Als der Alte spitzgekriegt hat, dass ich im Winterkrieg dabei war, hat er mir ein anderes Thema auf’s Auge gedrückt.
„Dieselelektrischer Antrieb auf U-Booten – Neue Wunderwaffe der Seekriegsführung“…ja…das war sein Pflichtthema für mich. Verhandlungen sinnlos…das Thema oder Rausschmiss.
Also eben über das Thema recherchiert und geschrieben. Meine Dienst- oder eher Leidenszeit während des Winterkrieges und die Kontakte meines alten Doktorvaters waren dann durchaus hilfreich bei den Recherchen, verschafften sie mir doch Zutritt auf eines unserer Boote. Als angehender Maschinenbauer und Ingenieur durfte ich bei einer Generalüberholung an Land im Trockendock dabei sein.
Mein Doktorvater war’s zufrieden, die Leningrader Universität auch und alles hätte bestens sein können. Doch dann, vor zwei Wochen, ich war mit meinem frischen Abschluss in der Tasche eigentlich gerade dabei eine Stellung anzutreten…eine gutbezahlte möchte ich noch anmerken, da flattert mir ein Schreiben vom Marinekommissariat herein. Ich wurde mit sofortiger Wirkung nach Abschluss meines Studiums im Range eines Unterleutnants wieder zum Dienst eingezogen. Verwendung als Chefingenieur auf einem U-Boot.
Ich sofort zur zuständigen Stelle. Muss doch ein Fehler sein. Ich hab abgesehen von ein paar Tagen im Trockendock noch kein verdammtes U-Boot von innen gesehen.
Sagt mir der Apparatschik, als er auf meinen Einwand hin noch mal meine Akte studiert:
„Sie haben doch sechs Monate an Bord eines Kriegsschiffes in der Ostsee gedient. Außerdem ein abgeschlossenes Studium in Maschinenbau und Ingenieurswesen.
Obendrein haben sie ihre Abschlussarbeit über Dieselelektrische Antriebe auf U-Booten geschrieben, sind also Experte auf diesem Gebiet. Was ihnen noch an praktischer Erfahrung fehlt, werden sie schon noch erlernen, wenn sie erstmal auf See sind!“
PUNKT! AUS! Das war’s…Einwände abgelehnt! Die klauben gerade alles zusammen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, solche verdammten Lücken haben die in ihrem Offizierscorps.
Tja…so bin ich also hier gelandet. Eigentlich sollte mein Dienst genau wie deiner auch erst nächste Woche beginnen, aber ich bin lieber so früh als möglich hier vor Ort. Ich will mir das Boot und die Technik an Bord vorher noch ansehen und mir so viel als möglich von den technischen Plänen einprägen, wie nur irgend möglich in der kurzen Zeit.
Drück mir besser die Daumen Andrej…wir zwei wollen ja nicht schon im Hafenbecken absaufen!
Fortsetzung folgt...
Nachdem nach der Forenumstellung ja der gesamte AAR-Thread und alle Kommentare bis hierhin leider verloren gegangen sind, haben wir nun wieder die bislang veröffentlichten Updates neu hochgeladen. Leider funktioniert noch nicht alles so, wie es soll oder wir uns das wünschen. So werden z.B. die Videos nur als Links angezeigt, jedoch ohne den gewünschten Player. Wir hoffen mal, wir müssen nicht alle unsere verlinkten Videos in unseren sämtlichen AARs überarbeiten.
Auch hoffen wir darauf, dass die alten, gewohnten Forenstyles hoffentlich wieder verfügbar werden. Momentan sagt uns dieses bläuliche Etwas nämlich überhaupt nicht zu.
Wir sind eben ein Gewohnheitstier :)
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Nach kurzem Fußmarsch und gleichzeitig auch am Ende von Leutnant Antonows Schnelldurchgang durch seine Lebensgeschichte, erreichen wir schließlich Pier Nummer 4.
Im fast spiegelglatten Hafenbecken von Libau, liegt M-71, ein kleines, schon etwas in die Jahre gekommenes Küsten-U-Boot der Malyutka-Klasse, unser gemeinsames neues Boot, sicher vertäut an seinem Liegeplatz.
Russisches U-Boot der Malyutka-Klasse
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Viel los ist an Bord und auf dem Pier davor jedoch auf den ersten Blick nicht.
Mit einem kurzen Kinnnicken weise ich meinen gerade erst frisch kennengelernten Offizierskameraden auf eine kleine Gruppe von vier Matrosen hin, die auf dem leeren Pier, vor dem Ankerplatz des Bootes, ein paar Taue spleißen und ansonsten recht gelangweilt herumzustehen scheinen.
“Wir suchen Oberleutnant Kulov! Sollen uns bei ihm zum Dienst melden.“
Auf einen Schlag haben wir die uneingeschränkte Aufmerksamkeit der vier Matrosen, die uns nun etwas ungläubig und misstrauisch beäugen.
Es dauert ein paar Augenblicke, bis einer der vier seinen Mund aufbekommt.
Der Kommandant ist in der Lagerhalle da drüben.
Gleich dort am anderen Ende des Piers. Sie können’s gar nicht verfehlen, Genosse Leutnant.
“Danke Matrose…Weitermachen!“
Gemeinsam mit Leutnant Antonow, dem inzwischen, von der vielen, ungewohnten Herumrennerei, mitten im hochsommerlichen Juni, bei guten 25 Grad Lufttemperatur, schon der Schweiß auf der Stirn steht, machen wir kehrt und halten auf die uns genannte Lagerhalle zu.
Als wir uns gerade langsam entfernen, geraten die vier Matrosen hinter uns, ohne dass wir es noch mitbekommen könnten, sofort in ein hitziges, nur flüsternd geführtes Gespräch.
Zwei Neue, stellt der Wortführer, der uns den Weg genannt hatte, kurz angebunden fest.
Du hättest sie vielleicht schon mal vorwarnen können, Boris.
Bei der Laune, die der alte Schinder schon wieder hat, kommen ihm die zwei gerade recht. Arme Unwissende. Haben wahrscheinlich noch keinen Schimmer, mit welchem gottlosen Teufel sie sich einlassen.
Ich werd mich hüten, mein Maul aufzureißen.
Denkt daran, was den beiden Kosackenbrüdern passiert ist, gibt der Wortführer zurück.
Wie könnte ich das vergessen. Ist ja noch keine zwei Wochen her. War der erste Tag unseres feinen Herrn Kommandanten, als er sein Kommando angetreten hat. Als er sofort das Boot und die Mannschaft inspizieren wollte. Nur weil ihm das Antreten nicht zackig genug ging, hat er sich ganz willkürlich die beiden rausgepickt und die beiden den ganzen restlichen Tag mit übelsten Strafarbeiten gequält.
Wie sagte er so schön, „als warnendes und gleichsam lehrsames Beispiel für alle unter seinem Kommando, dass er unbedingten Gehorsam und höchsten Einsatz von den ihm unterstellten Männern erwarte. Pflichtvergessen oder jede Form von Lotterleben, würde er uns schon auszutreiben wissen“, zitiert einer der anderen.
Ja…und schon am Tag darauf, hat er Popkov ohne wirklichen Grund für drei Tage in den Bunker stecken lassen, weil er angeblich einen seiner Befehle nicht so ausgeführt haben soll, wie er sich das vorgestellt hat. Für so was drei Tage Bunker?!
Bis vor ein paar Wochen war Kulov, noch als Leutnant, Erster Offizier auf Patjunin’s Boot. Drei Jahre lang. Die haben sich dreimal bekreuzigt und manch einer der Kirche seinen Erstgeborenen versprochen, als Kulov endlich wegbefördert wurde. Der soll da, wenn man den Gerüchten glauben darf, gewütet haben wie ein Berserker. Drakonische Strafen selbst für Nichtigkeiten. Einen Matrosen soll er krankenhausreif geprügelt haben, als der ihm angeblich den nötigen Respekt vermissen ließ. Patjunin, als sein damaliger Kommandant und direkter Vorgesetzter hat bei der Sache einfach weggesehen. Soll selbst heilfroh gewesen sein, diesen Teufel losgeworden zu sein. So ein Verhalten sollte man eigentlich melden, schimpft ein Dritter.
Nur zu du Hornochse! Wenn du sofort wegen Aufwiegelung zur Meuterei oder dergleichen vor dem nächstbesten Standgericht enden willst, dann mach ruhig dein Maul auf und renn zum Admiral oder besser gleich zum Volkskommissar.
Nein mein Freund! Da hackt eine Krähe der anderen kein Auge aus. Schon um nur ja Ruhe und Disziplin unter den einfachen Dienstgraden zu halten. Nur ja Nichts aufkommen lassen. Mit einem einfachen Matrosenaufstand haben hier in Mütterchen Russland schon ganze Revolutionen angefangen. Da reagiert man erfahrungsgemäß etwas empfindlich, gibt der Wortführer zurück.
Leise setzt er dann noch hinzu:
Den zwei jungen Leutnants von eben wird er schon nicht den Kopf abbeißen.
Gegenüber anderen Offizieren muss sich selbst dieser Teufel von Kulov etwas zurücknehmen.
Aber seinen Zorn wird er mit Sicherheit schon bald wieder an uns auslassen, wenn er nicht vorher zur Hölle fährt.
Als wir nach ein paar hundert Metern das andere Ende des Piers erreichen, und die große, kühle Lagerhalle betreten, müssen wir nicht lange nach Oberleutnant Kulov suchen.
Die tiefe, kehlige Stimme des großgewachsenen, ja fast hünenhaften Kommandanten hallte von den Wänden der Halle, wie ein Gewitterschlag donnernd wieder.
Inmitten der Halle stand er, Oberleutnant Vladimir Kulov, frischbeförderter Kommandant von M-71.
Kulov bot uns einen nur schwer zu vergessenden Anblick.
Mit zorniger Stimme brüllte der muskulöse, gut 1,90 Meter große Hüne, mit Armen so dick wie die Oberschenkel eines erwachsenen Mannes, seinen Ärger durch die Halle. Rötliches und leicht lockiges, trotzt seiner bereits 36 Jahre noch dichtes Haar, sowie ein ebenso roter, buschiger Vollbart, über einem Paar eiskalter, grauer Augen, beherrschen das Gesicht dieses Mannes, den man sich, wüsste man es nicht besser, nur schwer an Bord eines beengten U-Bootes vorzustellen vermochte.
WENN ICH SAGE, IHR SOLLT DIE MASCHINEN ÜBERHOLEN, DANN MACHT IHR DAS GEFÄLLIGST! ICH WILL KEINE AUSREDEN HÖREN, DASS UNSER CHEFINGENIEUR NOCH NICHT EINGETROFFEN IST. IHR SEID MASCHINISTEN. ICH ERWARTE, DASS IHR DIESE EINFACHE AUFGABE AUCH OHNE EINEN UNIVERSITÄTSABGÄNGER SCHAFFT, DEM MAN SEIN OFFIZIERSPATENT OFFENBAR HINTERHERGEWORFEN HAT. ALSO…AN DIE ARBEIT FAULES PACK! DAS IST EIN BEFEHL!!!
Als mein „neuer Freund“ Pavel Antonow diesen Ausbruch mitbekommt und realisiert, dass er selbst wohl ein nicht unerheblicher Teil dieser aktuell wohl etwas gereizten Stimmung ist, ist er bereits drauf und dran, auf dem Absatz kehrt zu machen.
Doch er zögert einen Moment zu lange, denn schon haben uns die eisigen, stahlgrauen Augen unseres zukünftigen Kommandanten als neues Ziel ins Visier genommen.
Herausfordernd blickt er uns beide an.
Da ich mich als erster von uns beiden wieder fange, Pavel wirkt noch immer wie paralysiert, versuche ich das Beste aus der Situation zu machen. Pavel mochte das Soldatenleben und erst Recht das Leben als Offizier nicht gewohnt sein, doch ich hatte Marineakademie, U-Bootlehrgang und zuletzt zwei Jahre Dienst auf See, die letzten zwanzig Monate davon als angehender Wach- und Navigationsoffizier im Range eines Fähnrichs auf einem U-Boot der Nordmeerflotte ohne größere Reibereien überstanden. Dennoch war auch mir dieser hünenhafte, rotbärtige Offizier nicht ganz geheuer. Mein Instinkt warnte mich davor, vorsichtig zu sein, wie die Maus vor einer Schlange.
“Leutnant Petrov und Leutnant Antonow melden sich zum Dienst!“
Förmlich salutieren wir beide vor unserem neuen Kommandanten, der uns argwöhnisch betrachtet. Gerade noch voller Zorn und mit bebender Stimme, zeigt sich dieser Mann nun von einem Augenblick auf den anderen wie ausgewechselt. Mit ruhiger, ja fast freundlicher Stimme, nimmt er unseren Gruß ab und richtet das Wort an uns.
Leutnant Pavel Anatoljewitsch Antonow…Absolvent der Leningrader Universität in den Fächern Maschinenbau und Ingenieurswesen. Abschlussarbeit über Dieselelektrische Antriebe auf zeitgenössischen U-Booten. Davor fünf Monate, zwei Wochen und drei Tage Dienstzeit auf einem Zerstörer während des Winterkrieges vor der finnischen Ostseeküste.
Nach Abschluss der Universität wiedereinberufen im Range eines Unterleutnants, um an Bord von M-71 mit Heimathafen Libau, als Leitender Ingenieur zu dienen.
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Und dann haben wir da noch Unterleutnant Andrej Petrov. Nach Abschluss der Marinegrundausbildung, Wechsel an die Marineoffiziersschule. Anschließend sechs Monate Seedienst im Range eines Fähnrichs auf einem Torpedoboot. Abgeschlossener Torpedogrundlehrgang. Anschließend, auf eigenen Wunsch Versetzung zur U-Bootwaffe und Absolvierung eines entsprechenden Offiziersausbildungslehrganges. Zuletzt, zwanzig Monate Dienst, im Range eines Fähnrichs auf D-3 als Teil der Nordmeerflotte, als Wach- und Navigationsoffizier. Zwei Patrouillenfahrten während des Winterkrieges zur Blockade des finnischen Nordmeerhafens Petsamo. Und nun…Beförderung zum Unterleutnant und Versetzung an Bord von M-71, zur Verwendung als Erster Offizier.
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Sieh an sieh an! Sieht so aus, als könnten wir zumindest mit einem von ihnen etwas anfangen.
Doch mit diesem letzten Satz ist auf einen Schlag jede Freundlichkeit und Milde aus der Stimme des bärengleichen Kommandanten gewichen.
Eisig und lauernd, mit tiefem Vorwurf in seiner Stimme, fährt er fort.
Doch ich frage mich ernsthaft meine Herren, warum sie sich erst heute hier zum Dienst melden. Ich hatte schon vor Tagen mit ihnen gerechnet. Insbesondere SIE, Genosse Petrov. Ihre Versetzung an Bord von M-71 wurde ihnen schon vor über einer Woche mitgeteilt. Von Murmansk aus hätten sie in vier Tagen hier in Libau sein können und das ist schon großzügig bemessen. Oh…sie brauchen nichts zu sagen!
Ich bin mir durchaus bewusst, dass es in ihren Befehlen heißt bis spätestens zum zwanzigsten diesen Monats und dass sie sich noch immer innerhalb dieser Frist gemeldet haben.
Aber lassen sie sich eines gleich vorneweg gesagt sein. Als guter Offizier, so wie ich es von ihnen erwarte Genosse Leutnant und als mein zukünftiger Erster Offizier, hätten sie sich so schnell als möglich und ohne Aufschub zu ihrem Dienst melden müssen. In der sowjetischen Marine ist keine Zeit für Lotterleben. Solche großzügigen Auslegungen, wird es in Zukunft unter meinem Kommando nicht mehr geben!
Von meinen zukünftigen Offizieren an Bord erwarte ich, dass meine Befehle strikt, präzise und ohne Murren oder langes Hinterfragen ausgeführt werden. Wenn sie auf gepflegte Diskussionen Wert legen, sind sie hier beim Falschen gelandet. Ich erwarte zu jeder Zeit höchste Disziplin. An Bord, wie auch an Land!
Ich hoffe ich habe mich ihnen gegenüber klar und deutlich ausgedrückt, meine Herren?!
Jawohl Genosse Kapitän, schießen Pavel und ich fast gleichzeitig hervor.
Na gut! Dann vergessen wir ihre Pflichtvergessenheit…dieses Mal…und wenden uns der aktuellen Lage zu.
Es sieht folgendermaßen aus meine Herren:
Ich schlage mich hier momentan mit einem veralteten, nicht einsatzbereiten und unterbesetzten Boot herum. Die bisherige Besatzung von M-71 wechselte geschlossen mit ihrem Kommandanten auf ein neues Boot, so dass ich nun erst eine völlig neue, nicht eingespielte, ja noch nicht einmal vollständige Mannschaft zusammenstellen muss. Doch das gestaltet sich als schwierig. Die zuständigen Stellen haben hinten und vorne nicht genug erfahrenes Personal und das wenige an Menschenmaterial, das sie zur Verfügung haben, wird zuerst auf neueren Booten und unter erfahreneren Kommandanten eingesetzt.
Was ich bekomme ist der Rest! Junge Männer ohne U-Booterfahrung, teilweise noch nicht mal auf See gewesen oder eben jene Subjekte, die man wegen diverser Vorkommnisse auf anderen Booten nicht mehr wollte. Den Ausschuss eben. Meine Aufgabe ist es, daraus eine einsatzbereite Mannschaft unter meinem Kommando zu formen.
Bei dieser wenig schmeichelnden Beschreibung der ihm unterstellten Männer, welche die grausam, kalt berechnende Einstellung und Sichtweise Kommandant Kulovs, Menschen nur als nützliche, willenlose Werkzeuge zur Erfüllung seines Willens und seiner Macht zu sehen, die nur dann einen Wert für ihn besitzen, wenn sie ihm nützlich scheinen, läuft es mir eiskalt den Rücken herunter. Er sah wohl auch mich und Pavel nur als Werkzeug in seinen Händen.
Trotz allem versuche ich mir meine Erschütterung nicht anmerken zu lassen, als ich nachhake.
Und was mich fast noch mehr interessierte; was hatte Kulov wohl angestellt, dass ausgerechnet er auf diesen Posten versetzt wurde? Die harte Gangart allein konnte es wohl kaum gewesen sein, das gehörte bei vielen Offizieren und Kommandanten zum guten Ton. Nicht jeder in der sowjetischen Marine war ein solcher Menschenfreund wie es Kapitän Bukov, mein alter Mentor gewesen war, der seinen Männern immer mit Respekt und Gutmütigkeit begegnet war, ohne jedoch die nötige Disziplin zu vergessen.
“Wieviel Mann haben wir inzwischen, Genosse Kapitän?“
Zu wenig, knurrt Kulov ärgerlich. Es fehlen mir noch ein Dutzend Mann um alle Stationen an Bord zu besetzen. Man hat mir versichert, dass ich die fehlenden Männer noch diese Woche bekommen soll. Allerdings sollte ich mir keine großen Hoffnungen machen, dabei noch erfahrene Leute darunter zu finden. Die hätte man nicht und selbst wenn, würden die woanders dringender gebraucht.
So bitter es klingen mag, aber ich werde, zusammen mit ihnen Leutnant Petrov wohl kaum eine Handvoll Männer mit U-Booterfahrung zusammenbekommen. Ich muss wohl schon froh über jeden sein, der überhaupt schon mal zur See gefahren ist, und wenn’s in einem Schuhkarton war.
Erst nach fast einer Stunde, Kommandant Kulov hatte uns die ganze Zeit über, in der drückenden Schwüle der Halle stehen lassen, während dieses recht einseitigen Gespräches, entlässt er uns mit unwirscher Mine. Wir sollten unser Quartier beziehen und anschließend an unsere Arbeit gehen.
Fortsetzung folgt...
Headhunter
16.10.12, 11:53
Na, das kann ja heiter werden!:D
Andererseits....so auf hoher See.....im Sturm.....da fällt man auch schonmal vom Turm, wenn einem zu unsanft auf die Schulter geklopft wird:^^:
Ist abonniert werter Sonic...ein guter Anfang von der Story her, verlangt nach mehr...
herzliche grüsse
Hohenlohe, der eifrig mitlesen will...:smoke:
George Pickett
16.10.12, 15:54
Als alter, aber erfolgloser, SH-Spieler werden wir gespannt mitlesen. Das scheint spannend zu werden... :)
Na, das kann ja heiter werden!:D
Andererseits....so auf hoher See.....im Sturm.....da fällt man auch schonmal vom Turm, wenn einem zu unsanft auf die Schulter geklopft wird:^^:
Mhm...riechen wir da Anstiftung zur Meuterei in der Luft?
Passt nur auf, dass der Lange...ähh...Kulov das nicht spitzkriegt :D
Ist abonniert werter Sonic...ein guter Anfang von der Story her, verlangt nach mehr...
herzliche grüsse
Hohenlohe, der eifrig mitlesen will...:smoke:
So sollt ihr auch mehr bekommen! Die bisherigen und auch noch ein paar der nun folgenden Updates werden noch an Land in Libau spielen, um, zumindest einen Teil unserer Hauptpersonen, mit denen wir in nächster Zeit auf M-71 zu Tun haben werden, etwas näher zu beleuchten und schon ein gewisses Maß an Hintergrundwissen aufzubauen und so vielleicht eher das Handeln der Figuren und die sich entwickelnden Beziehungen zueinander verstehen zu können. Natürlich werden, je länger der AAR läuft und die Geschichte in der Geschichte voranschreitet, mehr und mehr Details und Hintergründe bekannt werden, die Beziehungen werden sich verändern, Charaktere weiterentwickeln durch ihre Erfahrungen und Interaktionen untereinander. Möglicherweise kommen situationsbedingt auch neue hinzu, aber das wird man sehen. Es hängt ja auch alles davon ab, wie lange wir rein spielerich in der Ostsee überleben werden. Eine Versenkung bedeutet das Ende und dann bleibt es eine unerzählte Geschichte.
Etwaige Anleihen an fiktive Romanfiguren, die der ein oder andere bisher schon erkannt haben möchte, oder zukünftig noch meint erkennen zu können, sind natürlich rein zufällig :)
Und nein, es ist nicht die Bounty und Captain Bligh...das wäre dann doch zu einfach :D
Als alter, aber erfolgloser, SH-Spieler werden wir gespannt mitlesen. Das scheint spannend zu werden... :)
Das wollen wir doch sehr hoffen, dass ihr euren Spaß daran haben werdet.
P.S.
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Man…was für ein Tag, schnauft Pavel, als er am nächsten Abend, noch im ölverschmierten Overall unser gemeinsames Quartier im sowjetischen Marinebezirk von Libau betritt.
Während die meisten Mannschaften der naturgemäß etwas mehr Raum bietenden Überwasserschiffe auch während der Liegezeit im Hafen an Bord ihrer Schiffe bleiben, wenn sie nicht gerade Ausgang oder Landurlaub haben, beziehen die U-Bootbesatzungen zeitweise Quartier an Land, um sich nach ihren Fahrten, von der herrschenden Enge an Bord ihrer Boote erholen zu können.
Doch echten Luxus versprüht auch unsere Unterkunft nicht wirklich.
Ein kleiner Raum von vier mal drei Metern, ein kleines Fenster zum Hafen hin.
Links und rechts davon an den Wänden je ein Feldbett und ein kleines Holzschränkchen für die persönlichen Habseeligkeiten. In der Mitte des jetzt schon voll gestellten Raumes noch ein kleines Tischchen und zwei einfache Schemel. Das war es. Die einfachen Mannschaftsdienstgrade waren teils zu acht oder zehnt in kaum größeren Räumen untergebracht oder teilten sich einen der beiden großen fünfzig Mann Schlafsäle.
“Na Pavel? Was macht unsere Maschine?“
Die gute oder die schlechte Nachricht, fragt Leutnant Antonow wenig optimistisch dreinblickend, während er sich in einer auf dem Tisch stehenden Schüssel und mit Hilfe eines Stück Kernseifes, die Hände vom Schmutz befreit.
“So schlimm?“
Die Dieselaggregate laufen, aber ich habe noch nie eine so schlecht gewartete Maschinenanlage gesehen. Hat eben schon ein paar Jahre auf dem Buckel, das meiste an Bord stammt noch aus den 30ern. Das Ding muss komplett überholt werden, sonst fliegt uns das Teil bei der erstbesten Gelegenheit um die Ohren. Das Gute daran ist, dass diese Aktion mindestens fünf Tage brauchen wird. Gibt mir also noch etwas Zeit, mich in die Technik des Bootes einzuarbeiten.
Da mich Pavels immer gerne etwas ausschweifend werdende Geschichten heute Abend nicht mehr sonderlich interessieren, wechsle ich diesmal schnell das Thema und versuche meinen selbsternannten neuen besten Freund auf andere Gedanken zu bringen. Und auch ich selbst kann etwas Abwechslung gebrauchen.
“Lass uns noch rausgehen. Ich habe heute bei meinen Rundgängen und Antrittsbesuchen als neuer Erster Offizier in Erfahrung gebracht, wo sich unsere lieben Genossen, abseits von Dienst und revolutionärem Kommunismus so treffen, wenn sie mal Dampf ablassen wollen. Und genau das brauchen wir zwei jetzt.“
Ich bin schon halb zur Türe hinaus, als Pavel mir auf einem Bein humpelnd und seine Brille wieder aufsetzend, hinterher ruft, doch gefälligst noch zu warten bis er aus seinem verschmierten Overall heraus und wieder in seine Uniform geschlüpft sei.
Der inoffizielle abendliche Treffpunkt, der im beschaulichen Libau stationierten sowjetischen Marineoffiziere, war die geräumige Bar eines kleinen, aber durchaus schmucken Hotels in der Nähe des Hafenbezirks, keine zehn Minuten zu Fuß von unserem Quartier entfernt. Ein großer Weinkeller, guter Wodka und hübsche Mädchen hatten es den Offizieren angetan. Für einfache Mannschaftsmitglieder war dieses Etablissement allerdings tabu.
Als wir gerade den Barbereich, etwas abseits der Eingangshalle, im Erdgeschoss des Hotels betreten, fällt uns sofort der großgewachsene, muskulöse, ja fast hünenhafte Mann, in der Uniform eines Oberleutnants auf, der etwas abseits vom großen Trubel allein an der Hotelbar sitzt und sich gerade ein Glas Wodka aus einer bereits halbleeren Flasche nachschenkt, während er uns den Rücken zugewandt hat.
Kapitän Kulov, flüstere ich, Pavel neben mir leicht in die Rippen stoßend zu, um seine Aufmerksamkeit darauf zu richten.
Verdammt! Der hat mir heute noch gefehlt. Komm Andrej…wir suchen uns was anderes. Gibt sicher noch woanders hübsche Mädchen hier in der Stadt, flüstert Leutnant Antonow zurück.
Ich halte, in einem Anflug von plötzlicher Sturheit dagegen.
“Wir haben jetzt dienstfrei…genau wie er!“
Verzweifelt zerrt Pavel schon an meinem Arm, als er plötzlich innehält.
Etwas hat nun auch seine Aufmerksamkeit erregt.
Eine Gruppe von drei Offizieren, alle deutlich älter und auch ranghöher als Pavel und ich, kommt in diesem Moment mit ruhigen Schritten auf den sich immer noch seinem Wodka widmenden Oberleutnant Kulov zugeschritten.
Der Kerl in der Mitte, ein mir unbekannter, großgewachsener, aber ansonsten eher schlacksiger Kapitän Dritten Ranges, ich schätze ihn wohl auf Anfang Dreißig, wagt es doch tatsächlich als erster Kulov anzusprechen und zwar betont so laut, dass es jeder im Saal hören kann. Mit einem Mal verstummen die Anwesenden. Offenbar ist auch ihnen Kulov’s rigorose, ja brutale Art nicht unbekannt.
AHHH…Kulov! Oh…verzeihen sie mir. Ich muss natürlich jetzt Kommandant Kulov sagen. Wie ich hörte hat es nun ja doch endlich mit ihrer Beförderung geklappt und noch dazu ihr erstes eigenes Kommando. Ich meine, wird ja auch Zeit…in ihrem Alter. Sonst wird das wohl nichts mehr mit ihrem großen Traum, noch einmal Admiral zu werden, was Kulov?
Kulov schweigt und würdigt den so unverschämt und respektlos herüberkommenden Offizierskollegen keines Blickes, sondern nippt weiter, offenkundig seelenruhig an seinem Glas Wodka, während die andere Hand noch immer die halbleere Flasche umschließt.
Sag doch nicht so was Nicolai, mischt sich nun einer der Begleiter, des hageren Rädelsführers, wie Kulov im Range eines Oberleutnants, in das Gespräch ein.
Unser guter Kulov kann doch auf seine bisherige Karriere mehr als stolz zurückblicken.
Das erste eigene Kommando erst mit 36 Jahren ist doch keine Schande.
Ja…ja da hast du ganz recht Anatoli, beginnt nun wieder der Erste.
Das ist schon eine Leistung.
Mit einem Ruck dreht sich der hagere Rädelsführer um, erhebt demonstrativ sein Glas und prostet der Menge an Offizieren und ihren weiblichen Begleitungen mit lauter, fast brüllender Stimme zu.
AUF OBERLEUTNANT KULOV!
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Vom Sohn eines Verräters, zum Scheiße schippenden Bauerntölpel, zum Offizier der sowjetischen Marine! Sagen sie uns Kulov…für welchen Apparatschik hat ihre Mutter von Verräterhure wohl damals die Beine breit gemacht, damit sie auf die Marineschule gehen konnten, anstatt weiter in Sibirien Kuhscheiße zu schippen?
Nach diesen Worten herrscht eisige Stille im Saal. Niemand spricht ein Wort. Viele halten den Atem an. Man hätte in diesem Augenblick eine Stecknadel fallen hören.
Alle warteten nun gespannt darauf, was passieren würde. Kulovs heißblütige, aufbrausende, ja brutale Art war kein Geheimnis, ebenso wie seine recht zweifelhafte Herkunft.
Na los Kulov! Lassen sie ihrem Zorn freien Lauf und verpassen sie mir eine, flüstert der Hagere, nun dicht vor Kulovs Gesicht gebeugt leise, so dass nur er ihn hören kann. Kommen sie Kulov…wenn ich sie damit aus dem Offiziercorps kriege ist es mir das wert. Es ist doch ganz einfach. Genauso wie bei ihrer Mannschaft. Wissen sie, mir ist es ja egal, was sie mit diesem Pack anstellen, ja ich führe selbst ein strenges Regiment auf meinen Boot. Nur das hält die Disziplin aufrecht. Also Kulov…tun sie sich keinen Zwang an. Ihre Bauernkate und der Kuhstall in Sibirien warten auf sie.
Langsam, ja fast seelenruhig erhebt sich Oberleutnant Kulov, nachdem der hagere Rädelsführer einen Schritt zurückgetreten ist. Nun doch etwas vorsichtig geworden, ob Kulovs Bärenkräften, weicht dieser sogar noch etwas weiter zurück, bereit Kulovs ersten Schlag irgendwie abzuwehren.
Doch dieser bleibt augenscheinlich ruhig.
Aufrecht stehend, streift er sich betont gelassen die Uniform zurecht und blättert anschließend ein paar abgezählte Rubelscheine auf die Theke vor ihm. Die lettische Bardame, die sich auf der anderen Seite der Theke versucht möglichst unsichtbar zu machen, wagt nicht auch nur einen Schritt in Richtung des Geldes zu machen.
Stimmt so, sind die einzigen Worte, die der rotbärtige, hünenhafte Bär, mit seiner tiefen, sonoren Stimme, die es sonst gewohnt ist, Befehle brüllend Angst und Schrecken zu verbreiten, von sich gibt.
Mit langsamen Schritten durchschreitet Kommandant Kulov den Saal.
Ohne Pavel und mich, die wir noch immer direkt am Eingang stehen, nun aber unmittelbar in seinem Sichtfeld, eines einzigen Blickes zu würdigen, stampft er an uns vorbei und verlässt das Hotel.
Auf der Bartheke, an dem Platz, an dem Kulov gesessen hatte, bleiben nur ein paar Rubelscheine, ein leeres Glas und eine halbvolle, von mehreren tiefen Rissen durchzogene Flasche Wodka zurück, durch die der flüssige Inhalt langsam eine sich ausbreitende Lache auf dem schwarzen Tresen bildet.
Fortsetzung folgt...
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Innerlich kochend vor Wut stampfte, kaum dass er noch halbwegs die Fassung wahrend das Hotel verlassen hatte, Oberleutnant Vladimir Kulov, frisch beförderter Kommandant von M-71, durch die inzwischen dunklen, nächtlichen Straßen von Libau.
Wie konnten sie es nur wagen.
Diese reichen Muttersöhnchen von Offizieren. Diesem Nicolai Lubjanowitsch und seinen Kumpanen hätte er am liebsten den Schädel zertrümmert. Wieso…wieso verglichen sie ihn immer und immer wieder mit seinem Vater…dem Verräter! Wen hatte ER denn verraten?
Es war zu Zeiten der russischen Revolution. Kulovs Familie lebte damals in Sankt Petersburg, dem heutigen Leningrad, der alten Hauptstadt des Zarenreiches. Sein Vater war damals Offizier gewesen, ein Major in einem kaiserlichen Garderegiment. Seine Familie, Vater, Mutter, seine kleine Schwester und er selbst, waren zwar nicht reich gewesen, aber durchaus wohlhabend. Ein Leben ohne Sorgen, so hatte er es bis zu jenen schicksalhaften Ereignissen in Erinnerung.
Als die Revolution losbrach und sich nach dem Volk auch der Großteil der Armee hinter die putschenden Kommunisten unter Lenin und seinen Getreuen sammelten und darangingen die Zarenherrschaft der Romanows aus der Geschichte zu tilgen, hielt sein Vater stur und treu, mit wenigen Vertrauten weiter zum Zaren.
Doch was hatte es seinem Vater eingebracht, diese blinde Ergebenheit und Treue einem sterbenden System gegenüber? NICHTS…nur ein Standgericht als Verräter am Kommunismus, abgehalten von einer Horde dahergelaufener Strauchdiebe. An die Wand gestellt hatten sie ihn und die anderen Unverbesserlichen. Verurteilt und erschossen als Verräter am Volk und der Revolution.
Dabei hatte er gewusst, wie es enden würde. Noch am Tag vor dem Sturm auf den Winterpalais hatte er sich von seiner Familie verabschiedet. Schon da hat er gewusst dass es so enden würde. Und er ist trotzdem gegangen.
Ja…er war ein Verräter, dachte Kulov in diesem Moment, als die Erinnerungen in ihm wieder hochkamen, damals in Petersburg, als er noch ein kleiner Junge von gerade mal zwölf Jahren war, kaum fähig zu begreifen, was da um ihn herum weltbewegendes passierte. Nun verstand er es besser.
Ja…sein Vater war ein Verräter. Er hatte seine Familie verraten. Seine Frau, seine Kinder!
Warum hatte er nicht wie alle anderen die Zeichen der Zeit erkennen wollen. Warum hatte er nicht die Seiten gewechselt, sich dem neuen Regime angeschlossen, als längst klar war, dass das Zarenreich dem Untergang geweiht war und alle mit ihm, die ihm noch anhingen.
Er wusste es…er kannte den Ausgang und die Konsequenzen. Doch er tat nichts!
Mit einer Kugel im Kopf, niedergestreckt von einem revolutionären Erschießungskommando, stahl er sich schließlich davon, während für seine Familie, die Familie eines Verräters das wahre Martyrium erst begann.
Gejagt haben sie uns aus unserer Petersburger Wohnung.
Verräter an der Revolution hätten hier nichts mehr verloren, hat man Mutter ins Gesicht gespuckt und uns in die Verbannung gejagt. Wie unzählige Andere hat man uns zusammengetrieben und auf Viehwagen gepfercht, wie die Schweine abtransportiert.
Weg aus unserer Heimat. Neuansiedelung irgendwo in einem schäbigen Bauernkaff, irgendwo in der tiefsten sibirischen Steppe.
Und selbst das sei noch zu gut für die Familie eines Verräters, hatte man Mutter nachgerufen, als wir, mit kaum mehr als wir am Leibe trugen aus dem Zug geworfen wurden und uns gesagt wurde, wir hätten nun hier zu leben.
Es war ein hartes Leben, entbehrungsreich und grausam, verlor sich Kulov weiter in seinen Erinnerungen.
Anjuschka, meine jüngere Schwester, hatte es nicht geschafft. Der erste Winter war zuviel für sie. Danach waren wir allein. Nur noch Mutter und ich. Wir fanden Unterschlupf auf einem kleinen Bauernhof. Mutter verdingte sich dort als Magd, um uns beide durchzubringen. Es reichte nur mehr schlecht als recht zum überleben. Die Natur war hart und die Menschen ebenso, um in ihr überleben zu können.
Es dauerte Jahre, bis wir gemeinsam genug Geld vom Munde abgespart hatten, damit wir uns eine eigene Kate, ein Milchkuh und ein paar Hühner leisten konnten. Während ich als Kind die Tiere hütete, sammelte Mutter Holz oder arbeitete in den spärlichen Sommermonaten auf den Feldern der anderen Bauern.
Mit jedem Jahr, das auf diese Weise in gleicher Eintönigkeit und Härte verging, wurde mir mehr und mehr klar, dass dies nicht das Leben ist, das für mich bestimmt war. Ich wollte nicht ewig in Armut und Machtlosigkeit dahinvegetieren, wie ein Stück Vieh, nicht wissend, was der nächste Tag bringt.
Soviel mir das Schicksal auch genommen hat, so hat es mir doch ein Geschenk gemacht.
Meinen Willen!
Meinen eisernen Willen, aller Widrigkeiten zum Trotz, niemals aufzugeben, sondern immer weiterzukämpfen. Ohne Rücksicht auf Verluste.
Das Leben in Sibirien, die Verachtung, die Mutter und mir als Familie eines Verräters allenthalben entgegengebracht wurde, hatte mich stark werden lassen, an Körper wie Geist.
Als ich noch klein war, wurde ich immer wieder von den anderen Kindern im Dorf gepiesackt und verspottet als Verrätersohn.
Ich stürzte mich auf die anderen, doch ich hatte keine Chance. Ich holte mir ein blaues Auge nach dem anderen, eine blutige Lippe hier, eine gebrochene Nase dort. Immer wieder setzte ich mich zur Wehr. Nach und nach sahen die anderen, nach unseren Keilereien schlimmer aus als ich.
Und irgendwann wagte es niemand mehr, über Mutter oder mich zu spotten.
Von Kindesbeinen an musste ich mir meinen Platz im Leben erkämpfen.
Geschenkt bekam ich nichts. Im Gegenteil, wann immer es möglich war, legte man mir Steine in den Weg. Doch mein eiserner Wille, mich auch gegen jegliche Widerstände durchzusetzen, sei es nun durch Bauernschläue, Skrupellosigkeit oder auch pure Brutalität, hat mich vorwärtsgebracht in meinem Leben.
Von Mutter bekam ich Lesen, Schreiben und Rechnen beigebracht. In unserem sibirischen Dorf, in der Verbannung, gab es keine Schule.
Als ich schließlich achtzehn wurde, fasste ich den endgültigen Entschluss.
Ich würde das Dorf hinter mir lassen, um etwas aus mir zu machen. Doch viele Wege standen mir nicht offen. Ich hatte keine höhere Bildung, um zu studieren und dazu auch gar nicht das Geld.
Nein…die einzige Möglichkeit, Karriere zu machen, und so zu Wohlstand und Einfluss zu gelangen, lag für mich beim Militär.
Doch wohin genau sollte mich mein Weg führen?
In die Armee?
Nein! In den Millionenheeren der neuen stalinistischen Sowjetunion wäre ich nur zur namenlosen Nummer verkommen. Kanonenfutter, ohne jemals die Chance zu erhalten, aus der Masse herauszustechen und aufzusteigen.
Die Luftwaffe?
Ein elitärer Haufen und von geringer Truppenstärke, zumindest was die Piloten angeht. Diese Posten bekommen aber in erster Line gute Parteisöhne mit Beziehungen. Der Sohn eines Verräters, aus einem sibirischen Bauerndorf, in das man seine Familie in die Verbannung geschickt hatte?
Nein! Auch dort würde ich niemals fliegen, sondern wohl bestenfalls Bodendienste verrichten. Aber nur als Pilot macht man dort Karriere.
Bleibt nur noch die Sowjetmarine!
Auch wenn hier grundsätzlich das gleiche gilt, wie bei der Luftwaffe, gibt es hier doch eine Ausnahme, ein mögliches Schlupfloch doch noch sein Ziel zu erreichen.
Die relativ junge U-Bootwaffe!
Von der Anzahl an Einheiten und Mitgliedern noch sehr überschaubar.
Hier gab es Möglichkeiten für einen jungen angehenden Offizier, sich einen Namen zu machen. Obendrein war der Dienst auf einem U-Boot bei vielen möglichen, zukünftigen Offizieren vergleichsweise unbeliebt, da gefährlich und beschwerlich und mit großen Opfern und persönlichen Einschränkungen verbunden.
Und so bewarben sich vergleichsweise wenige junge Offiziersanwärter für den Dienst auf einem U-Boot, hauptsächlich Draufgänger, die das Abenteuer suchten, oder eben Karriere machen wollten.
Wenn ich irgendwo eine Chance sah, durch harte Arbeit Offizier zu werden und Karriere zu machen, dann dort…bei der U-Bootwaffe.
So dachte ich damals in meiner Naivität zumindest.
Auch wenn es Mutter schwerfiel, so ließ sie mich doch ziehen, als ich mich kurz nach meinem achtzehnten Geburtstag auf den Weg nach Leningrad, dem früheren Sankt Petersburg, meiner alten Heimatstadt, aus der ich Jahre zuvor als Kind vertrieben wurde, machte. Ich sollte sie nie wiedersehen. Als sie drei Jahre später einsam starb, war ich auf See und endgültig allein.
Als einfacher Matrose angenommen zu werden, war einfach.
„Menschenmaterial“ wurde immer gesucht, da fragte man nicht lange, nach dem Woher und Wieso. Doch als ich mich nach der Grundausbildung für die Offiziersausbildung melden wollte, lachte man nur. Hier holte mich meine Vergangenheit wieder ein.
„So jemand wie sie? Nur wenn sie ein persönliches Empfehlungsschreiben haben, wenn überhaupt!“, hielt man mir unter die Nase, während sie andere, ohne solche Empfehlungen annahmen.
Fünf Jahre diente ich mich als einfacher Matrose die Mannschaftsdienstgrade hinauf, auf verschiedenen Schiffen. Vom Traum in der U-Bootwaffe Karriere zu machen weiter entfernt denn je. Ich arbeitete hart, immer härter als die anderen. Ich führte jeden Befehl aus, so stumpfsinnig und stupide er mir auch vorkommen mochte und ertrug die Schikanen. Erst nach über fünf langen Jahren zahlte sich meine Beharrlichkeit aus und ich fiel meinem damaligen Kommandanten endlich ins Auge.
Meine Vorgeschichte interessierte ihn nicht. Er sah nur, dass ich unermüdlich arbeitete und spürte, dass ich mehr wollte und mehr konnte.
Er war es, der mir schließlich zu der nötigen Empfehlung verhalf, mit der ich es in die Offizierskadettenausbildung der U-Bootwaffe schaffte. Der einzige noch lebende Mensch, dem ich vielleicht so etwas wie Dank gegenüber verspüre.
Mit nun 24 Jahren, einem Alter, in dem manch einer meiner Altersgenossen schon als leitender Offizier diente oder sogar schon ein eigenes Kommando führte.
Mit eisernen Willen und Zähigkeit kämpfte ich mich durch die Offiziersausbildung.
Hier merkte ich nun, dass mir die richtige Schulbildung fehlte, was es nicht einfacher machte. Mir fielen die Dinge nicht zu, wie anderen. Doch ich biss mich durch. Während meine Kadettenkameraden die Abende durchzechten, brütete ich über Büchern und Karten und eignete mir mühsam an, was man von mir erwartete.
Ich war kein Naturtalent, welches das Zeug zum U-Bootoffizier und die Liebe zum Meer und zur Seefahrt in die Wiege gelegt bekommen hatte und dem jeder Handgriff schon aus Gefühl gelang.
Ehrlich gesagt hasste ich das Meer, vom ersten Moment an, als ich meine Ausbildung begann. Diese unvorstellbare Weite und die unermesslichen Tiefen. Es war kalt, finster, unberechenbar und tödlich. Nichts und niemand konnte es kontrollieren, so sehr ich mir das auch wünschte. Ja…ich hasste und fürchtete das Meer. Aber ich biss mich durch, gewöhnte mich daran, meine Abneigung, meine Furcht, ja meinen Hass zu verdrängen.
Ich kämpfte mich durch die Ausbildung, ertrug all die Schikanen meiner Ausbilder und Kadettenkollegen. So sehr ich von vielen auch meiner Herkunft wegen auch verachtet wurde, und so schwer man es mir auch machte, mussten schließlich selbst meine Ausbilder anerkennen, dass sie meinen Willen nicht brechen konnten, so sehr sie es auch versuchten, mich scheitern zu lassen.
Im Alter von 26 Jahren bekam ich endlich mein Offizierspatent.
Nun sollte mein Aufstieg beginnen. So dachte ich zumindest.
Doch wieder und wieder legte man mir Steine in den Weg. So hart ich auch arbeitete und so sehr ich mich bemühte, immer wieder wurden andere junge Offiziere bevorzugt, wenn es um Beförderungen oder zu besetzende Posten ging.
Ich sollte immer der bleiben, der als Letzter an die Reihe kam.
Egal wie sehr ich kämpfte und wie gut und herausragend meine Leistungen auch waren, überging man mich.
Doch auch diese Erfahrungen haben meinen Willen nicht brechen können, sondern haben mich nur noch weiter abgehärtet und mir eines bewusst gemacht. Es gibt niemanden auf dieser Welt, auf den du dich verlassen kannst, nur auf dich selbst. Du wirst für alles, was du erreichen willst doppelt und dreimal so hart arbeiten müssen, wie jeder andere. Wenn sich dir eine Gelegenheit bietet musst du sie ergreifen. Jeder andere ist ein potentieller Feind. Freunde oder Verbündete kann es für dich nicht geben, wenn du Karriere machen willst. Du musst hart und skrupellos sein, gegen dich und gegen andere, wenn du Erfolg haben willst!
Dieser Überzeugung treu bleibend habe ich mich nun hochgedient bis zu meinem ersten eigenen Kommando. Mein eigenes Boot!
Nun als Kommandant habe ich endlich die Freiheiten und die Möglichkeiten zu tun, was ich tun muss. Die Erfolge und Leistungen, die ich jetzt erziele sind allein mir und meinem Einsatz zuzuschreiben. Jetzt bin ich endlich in einer Position, in der man mich nicht mehr übersehen und übergehen kann.
Ich werde Karriere machen, um jeden Preis und dabei nicht die gleichen Fehler machen wie mein Vater. Noch immer aufgebracht und aufgewühlt von den ihn überwältigenden Erinnerungen, blickt Oberleutnant Kulov noch einmal durch die laue Juni Nacht zurück zum Hotel und der Bar, aus der bereits wieder fröhliche Laute und Musik nach draußen auf die Straße drangen.
Wie lange hatte er hier gestanden und sich in Erinnerungen an seine dunkle und harte Vergangenheit vergessen?
Vorbei ist vorbei, ruft er sich selbst ins Gedächtnis.
Es zählt nur noch das hier und jetzt. Und das habe ich zum ersten Mal selbst in der Hand!
Mit dieser festen Überzeugung und dem Willen, sich durch nichts und niemanden von seinem Weg abbringen zu lassen, stampft der rothaarige, bärengleiche Hüne weiter die Straße entlang, Richtung Hafen. Gleich morgen, in aller Herrgottsfrüh, würde er seinen Männern die Hölle heiß machen, damit sie endlich das Boot seetüchtig bekommen. Er würde sich diesen trostlosen Haufen schon zurecht trimmen, damit sie ihm in Zukunft von Nutzen sein konnten.
Fortsetzung folgt...
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Die kommenden Tage im russisch besetzten Hafen von Libau waren von harter Arbeit für die Männer und von den ständigen Schikanen Kulovs geprägt. Es schien so, als könnte man dem Mann in diesen Tagen auch so gar nichts recht machen. Und so versuchten sich die meisten unserer Männer so unsichtbar wie möglich zu geben, um ihrem übel gelaunten Kommandanten, möglichst wenig unter die Augen zu kommen, um nicht sein nächstes Opfer zu werden.
Kulovs Laune besserte sich erst langsam, als am 18. Juni endlich, wie schon lange erwartet, die letzten, noch ausstehenden Männer unserer zukünftigen, unerfahrenen, bunt zusammengewürfelten Mannschaft in Libau ankamen und sich mehr oder weniger erfreut zum Dienst meldeten. Dem ein oder anderen waren schon entsprechend schlimme Gerüchte über ihren zukünftigen Kommandanten zu Ohren gekommen, doch keiner von ihnen konnte ahnen oder sich ausmalen, wie es wirklich werden würde.
Unsere nun vollständige Besatzung ist bunt zusammengewürfelt. Ein quirliger Haufen der scheinbar aus allen möglichen Sowjetrepubliken und allen Teilen des Landes zusammengeklaubt wurde, um an Bord unseres alten, kleinen Bootes ihren Dienst für Partei und Vaterland zu leisten. Den Großteil der Besatzung bildeten zwar russischstämmige Männer, Leningrader, Moskowiter, Stalingrad, Murmansk, alles war vertreten, aber auch ein paar Weißrussen, Ukrainer, Georgen und sogar ein Kasache, dem man seine asiatischen Wurzeln deutlich ansah und der offensichtlich größere Probleme damit hatte, überhaupt zwei gerade Sätze Russisch herauszubekommen und, wenn er gerade mal nicht verstand, was man von ihm wollte, wieder in seine kasachische Heimatsprache verfiel.
Da werden wir ja noch unseren Spaß haben, schüttelt Leutnant Antonow den Kopf und schnauft hörbar aus.
Doch das sollte noch nicht die schlechteste Nachricht sein.
Wie sich beim genaueren Betrachten der noch sehr dünnen Personalakten, die meisten Männer waren gerade erst eingezogen worden, herausstellen sollte, hatte kaum einer der neuen Männer, die wir zugeteilt bekamen, Erfahrung auf See, geschweige denn vom Dienst auf einem U-Boot.
Insgesamt nur sieben Mann an Bord, einschließlich Kommandant Kulov, Pavel und meiner Wenigkeit, konnten überhaupt, zumindest See-Erfahrung vorweisen. Der Rest unserer Mannschaft bestand aus blutigen Anfängern, zumeist junge Kerls, die selbst gar nicht wussten, wie ihnen hier überhaupt geschah.
Unser Boot…M-71…Malyutka-Klasse, Baureihe VI-bis
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Anmerkung: Dem historischen Vorbild unseres M-71, war indes kein langes und ruhmreiches Kriegsdasein bestimmt. Bereits zwei Tage nach Kriegsbeginn, am 24. Juni, wurde M-71, nicht auslaufbereit, im russisch besetzten, lettischen Hafen von Libau, selbstversenkt. Drei Tage später, am 27. Juni 1941, wurde Libau schließlich von ersten vorrückenden deutschen Truppen besetzt und die Basis musste endgültig aufgegeben werden.
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Technische Daten:
Länge: 37,5 Meter
Breite: 3,1 Meter
Tiefgang: 2,6 Meter
Verdrängung: 161 Tonnen (aufgetaucht), 202 Tonnen (getaucht)
Geschwindigkeit: 13 Knoten (Überwasser), 7,2 Knoten (getaucht)
Reichweite: 800 Seemeilen bei 10 Knoten, getaucht 55 Seemeilen bei 2,5 Knoten
Tauchtiefe: 50 Meter, 60 Meter (Maximaltauchtiefe)
Bewaffnung: 2 Torpedorohre 533mm (2 Torpedos), 1x 45mm Kanone
Besatzung: 16-19 Mann
Unsere großteils noch völlig unerfahrene Mannschaft...die meisten haben noch keinen einzigen Einsatz auf dem Buckel
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Bei der Malyutka-Klasse handelte es sich um einen verhältnismäßig kleinen, einfach und preiswert zu konstruierenden, Einhüllenbootstyp, der sich seit 1933 in den Diensten der Sowjetflotte befand. Dieser Bootstyp war aufgrund seiner geringen Größe, eingeschränkten maximalen Reichweite und geringen Bewaffnung (nur zwei, letzte Baureihe bis zu vier Torpedos), in erster Linie als Küstenverteidigungsboot, für zeitlich befristete Einsätze in Küstennähe bzw. in den seichten Gewässern der Ostsee und des Schwarzen Meeres gedacht. Mit annähernd 100 Einheiten dieses Typs, gehört die Malyutka-Klasse zu den zahlenmäßig mit am weitesten verbreiteten, sowjetischen U-Bootklassen während des 2. Weltkrieges, jedoch erzielten sie aufgrund ihrer Einschränkungen nur geringe Erfolge. Unterschiedlichen Quellen zufolge gingen im Verlauf des Krieges, auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen (Nordmeerflotte, Baltische Flotte, Schwarzmeerflotte) annähernd 35 Boote dieses Typs verloren.
Fortsetzung folgt...
Wilhelm Klink
17.10.12, 21:25
... und doch konnte ich an diesem Tage noch nicht erahnen, welch enges Band von Freund- und Kameradschaft uns in den vor uns liegenden Monaten noch verbinden sollte.
Habt Ihr schon soweit vorgespielt oder woher wisst Ihr, dass Euer Boot nicht schon in wenigen Wochen versenkt wird :teufel:
Spaß beiseite. Schöner Anfang!
Habt Ihr schon soweit vorgespielt oder woher wisst Ihr, dass Euer Boot nicht schon in wenigen Wochen versenkt wird :teufel:
Spaß beiseite. Schöner Anfang!
Wir sind zwar schon mitten in der ersten Feindfahrt (noch schwimmen wir^^), können aber natürlich nicht sagen, ob und wann es uns denn schließlich erwischen wird.
Wobei es, so fürchten wir, nur eine Frage des Zeitpunktes sein wird, auch wenn wir alles daran setzen werden, den Tod unserer virtuellen Protagonisten nach Möglichkeit zu vermeiden.
Aktuell rechnen wir mit dem Schlimmsten und hoffen das Beste :D
Dennoch haben wir uns schon im Vorfeld Gedanken, zu verschiedenen Handlungsträngen gemacht, die neben den rein spielerischen Berichten, zur Hintergrundgeschichte beitragen sollen.
Ein grober, roter Faden sozusagen, der je nach Situation und Entwicklung der Geschehnisse im Laufe des AAR weiterentwickelt oder unter Umständen auch noch völlig verändert wird. Viele gute Ideen kommen auch erst mitten im Schreibfluss und werden dann direkt miteingebunden. Dennoch existieren bereits im Kopf gewisse Punkte und Ereignisse, die zu gegebener Zeit auf jeden Fall in den AAR und seine Hintergrundgeschichte Einzug halten sollen.
Natürlich immer vorausgesetzt, wir halten uns solange über Wasser.
Ansonsten könnte es eine unerzählte Geschichte mit tragischem Ausgang werden. Aber genau das macht es auch für uns persönlich doppelt spannend :)
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Tage und Stunden voller Plackerei vergehen, doch sie zahlen sich letztlich aus.
Auch unseren frischgebackenen Kommandant, Oberleutnant Vladimir Kulov, scheint der Einsatz seiner nun inzwischen vollständigen Mannschaft, zumindest etwas milder zu stimmen, so dass er die Männer nicht mehr ganz so sadistisch heran nimmt, wie die Tage zuvor. Ein Zuckerschlecken ist der Dienst unter ihm aber deswegen auch jetzt noch lange nicht. Und eines scheint schon jetzt sicher. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Bär wieder seine Wut auslässt.
Am Abend des 20. Juni, draußen beginnt langsam die Sonne unterzugehen, auch wenn es noch immer hell ist, hat Oberleutnant Kulov mich, seinen neuen Ersten Offizier und (Unter-)Leutnant Pavel Antonow, seinen Bordingenieur, zu einem Offiziersgespräch befohlen.
Als wir zur befohlenen Zeit, es ist 20.30 Uhr Abends, an die Tür seines kleines Büros in der Libauer Hafenkommandantur klopfen, müssen wir nicht lange warten.
REINKOMMEN!
Leutnant Petrov und Leutnant Antonow melden sich wie befohlen, Genosse Kapitän!
Um Kulov nicht unnötig zu reizen, habe ich mir schon in den letzten Tagen angewöhnt, ihn, auch wenn wir gerade nicht gemeinsam auf dem Boot sind, mit „Genosse Kapitän“ anzusprechen, einer alten, völkerübergreifenden Tradition gemäß, wonach der kommandierende Offizier eines Schiffes als „Kapitän“ angesprochen wird, auch wenn er vielleicht diesen Rang noch gar nicht explizit innehat.
Ohne Umschweife kommt unser neuer Kommandant auch gleich zur Sache.
Gute Nachrichten meine Herren! Nachdem die Überholung so überraschend gut vorangetrieben wurde und wir offenbar die größten Arbeiten abgeschlossen haben, habe ich unserem Brigadeführer gemeldet, dass M-71 als einsatzbereit anzusehen ist und auf Befehle wartet. Und die haben wir auch bekommen! Wir werden bereits morgen zu einer ersten Erprobungs- und Patrouillenfahrt aufbrechen. Ich will, dass Boot und Besatzung morgen um 10.00 Uhr auslaufbereit sind. Leutnant Antonow…sie als mein leitender Ingenieuer an Bord werden sich um die Betankung des Bootes kümmern. Leutnant Petrov...sie überwachen die Aufnahme von scharfen Gefechtstorpedos und die Proviantübernahme. Proviant für zwei Wochen auf See.
Kulov war, für seine sonst so distanzierte, ja eisige Art geradezu als euphorisch zu bezeichnen, ob der Chance die sich ihm endlich bot. Nun endlich konnte er sich, mit einem eigenen Kommando selbst und auch allen anderen beweisen. Jetzt musste nur noch dieser verdammte Krieg ausbrechen und zwar möglichst bald, denn in Friedenszeiten, gab es kaum Ruhm und Anerkennung zu gewinnen, dachte Oberleutnant Kulov bei sich, als er Leutnant Antonow mit einer abweisenden Handbewegung entließ, seinem Ersten Offizier aber bedeutete, noch im Raum zu bleiben.
Sie nicht, Petrov! Sie bleiben!
Diesem intellektuellen Leutnant Pavel Antonow war nicht zu trauen. Kulov mochte ihn von Anfang an nicht. Wieder so ein Emporkömmling, der seinen eigenen Worten nach niemals hatte Offizier werden wollen. Doch diesem studierten Leningrader Milchgesicht hatte man das Offizierspatent geradezu hinterher geworfen, während er selbst, der alles für seine Karriere getan hatte, sich jahrelang abschuften und erniedrigen musste, um endlich für die Offiziersausbildung zugelassen zu werden. Doch nun war er endlich in der Position, auf die er schon so lange hingearbeitet hatte.
Hören sie zu Leutnant Petrov. Ich habe gerade, vor ihnen und Leutnant Antonow nicht alles gesagt, was unseren Auftrag betrifft. Während wir auf See sind und unsere Erprobung durchführen, haben wir außerdem strikten Befehl, die Augen nach deutschen Schiffen, insbesondere Kriegsschiffen aufzuhalten und jeden Kontakt, den wir haben sollten zu notieren und zu melden, lässt der Kommandant nun die Katze aus dem Sack.
“Scheint als wäre man im fernen Moskau wohl doch etwas besorgt, was die Entwicklung der Beziehungen zu unserem Verbündeten aus dem Dritten Reich anbelangt.“
Wieder kamen mir bei dieser Aussage, die Worte von Kapitän Bukov, meinem ehemaligen Kommandanten, Ausbilder und Mentor in den Sinn. Der alte Mann hatte von Anfang an damit gerechnet, dass es früher oder später Krieg zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion geben würde. Es sei nur noch eine Frage der Zeit und wer letztlich als erster losschlägt.
Die neuen Befehle, explizit deutschen Schiffsverkehr im Auge zu behalten und zu melden, deuteten in meinen Augen zumindest darauf hin, dass man auch in Russlands Riesenreich seinem deutschen Verbündeten offensichtlich nicht so gänzlich vertraute.
Scheren sie sich besser nicht um irgendwelche Deutungen, Leutnant! Sie haben ihre Befehle und ich erwarte, dass sie ausgeführt werden.
Und noch etwas, fügt Oberleutnant Kulov nach einer kurzen Pause hinzu.
Ich weiß nicht, wie es auf ihrem vorherigen Boot, D-3, unter Kapitän Bukov üblich gewesen ist, aber unter meinem Kommando wird es keine öffentliche Besprechung unserer Einsatzbefehle unter den Offizieren geben.
Ich informiere SIE, als meinen Ersten Offizier und nur SIE, in Zukunft über die wesentlichen Details unserer Missionen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass zu viel Wissen, eine Besatzung nur zu unerwünschtem Nachdenken und Hinterfragen von Befehlen verführt. Ich erwarte jedoch Offiziere und Mannschaften, welche ohne zu zögern, jeden gegebenen Befehl ohne Diskussionen ausführen und das in besonderem Maße von meinem Ersten Offizier, auf den ich mich blind verlassen können muss. Den Rest der Besatzung an Bord haben also mögliche Details nicht zu interessieren. Ich hoffe, ich habe mich ihnen gegenüber klar und deutlich ausgedrückt, Leutnant Petrov, beendet Kulov mit drohendem Unterton in seiner Stimme seinen Vortrag.
“Zu Befehl, Genosse Kapitän!“
Einsatzbefehle
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Die Ostsee…unser zukünftiges Operationsgebiet
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Kaum freundlicher, als wenige Minuten zuvor meinen neuen Freund und zukünftigen Bordkameraden, Leutnant Pavel Antonow, entlässt Kulov nun auch mich.
Als ich das Kommandanturgebäude schließlich verlasse und auf den inzwischen in Dunkelheit gehüllten Hafenbezirk hinaustrete, nimmt mich bereits Pavel in Empfang. Er hatte auf mich gewartet.
Und Andrej? Was wollte der alte Stinkstiefel noch von dir?
Hast du gehört, was der gesagt hat? Das Boot sei jetzt soweit einsatzfähig. Wenn’s nach mir ginge, bräuchten wir mindestens noch eine Woche im Dock, um alle Systeme noch mal durchzuchecken.
“Er hat nur noch einmal klargestellt, wer an Bord das Sagen hat, fasse ich mich kurz, ohne in die Details zu gehen.
Komm Pavel…lass uns die Männer zusammentrommeln. Wir haben noch viel zu tun, wenn diese Rostlaube von U-Boot morgen bis 10.00 Uhr wirklich auslaufen soll.“
Oh…Auslaufen wird es schon! Die Frage ist nur, wie weit wir damit kommen, bevor uns der Eimer unterm Arsch zusammenbricht, zeigt sich Leutnant Antonow wenig überzeugt von seiner eigenen Arbeit und folgt mir auf dem Fuße in die anbrechende Nacht hinein.
Fortsetzung folgt...
George Pickett
18.10.12, 19:00
Zu den Waffen, Genossen!!!! Es geht los... :fecht:
Es fehlt noch einer an Bord, ein Genosse Kommissar, der die Mannschaft und die Offiziere im Blick behält und der NKWD-Offizier, der alles zusätzlich im Auge behält...
herzliche grüsse an Genosse Sonic...
Hohenlohe...:smoke:
Eine Frage, die mich die ganze Zeit quält, wo ich hier lese: Was wollt ihr eigentlich machen, wenn euch die Wilhelm Gustloff vors Torpedorohr fahren sollte? :rolleyes:
Nur keine Sorge. Der ein oder anderen Politoffizier oder eine unliebsame Bekanntschaft mit dem NKWD werden mit Sicherheit noch eine Rolle spielen in der Zukunft.
Auf M-71 wird jedoch noch kein "Politruk" an Bord sein. Dafür ist das Boot mit seiner minimalen Besatzungsstärke einfach zu klein und unbedeutend. Vom fehlenden Platz gar nicht erst zu sprechen. M-71 ist schließlich kein Typhoon-Boot :D
Edit:
Eine Frage, die mich die ganze Zeit quält, wo ich hier lese: Was wollt ihr eigentlich machen, wenn euch die Wilhelm Gustloff vors Torpedorohr fahren sollte? :rolleyes:
Was wir machen würden, wissen wir!
Aber was Kulov macht...
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21.06.1941
Es war geschafft!
M-71 war betankt, aufmunitioniert, mit Proviant versorgt und auslaufbereit.
Erst vor einer knappen Stunde waren die letzten Vorbereitungsarbeiten abgeschlossen worden.
Leutnant Antonow hatte doch tatsächlich einen kleinen Glücksgriff mit einem unserer unerfahrenen Neuzugänge an Bord gemacht.
Matrose Anatoli Dimitrenko, ein kräftiger, ursprünglich georgischer Bauer. Keinerlei Marine- geschweige denn U-Booterfahrung. Zum ersten Mal überhaupt auf See, war er ursprünglich als Verstärkung für die unterbesetzte Torpedomannschaft eingeplant gewesen. Doch schon sehr schnell konnte man erkennen, dass der George ein Händchen für Werkzeuge und Maschinen zu haben schien, so dass er kurzerhand als angehender Maschinist Leutnant Antonow zur Hand gehen sollte. Die beiden passten in der Tat zueinander, wie Topf auf Deckel.
Während Leutnant Antonow zwar hochstudiert war und die Pläne und Konstruktionszeichnungen des Bootes inzwischen in- und auswendig beherrschte, mangelte es ihm doch deutlich an der Erfahrung, sein theoretisches Wissen auch handwerklich umsetzen zu können.
Matrose Dimitrenko, unser George hingegen, konnte zwar kaum seinen eigenen Namen lesen oder schreiben und wohl kaum mehr als eins und eins zusammenzählen, doch handwerklich machte ihm niemand etwas vor.
Und so ergänzten sich beide Männer in ihrem Tun.
Während Pavel über den Plänen schmökerte, Berechnungen anstellte und Pläne entwarf, wie ein technisches Problem an Bord zu lösen sei, konnte der George, auf Anweisung, was er wann zu tun hatte, diese Pläne schließlich mit Hammer und Schraubenschlüssel in der Hand umsetzen, auch wenn er wohl nie verstand, warum er denn nun gerade dies oder jenes tun sollte und welche Auswirkungen das haben würde.
Leutnant Antonow dachte und der George führte diese Gedanken schließlich aus!
Das System funktionierte.
Um 10.00 Uhr Morgens ist es schließlich soweit.
Die letzten Vorbereitungen sind abgeschlossen und M-71 ist auslaufbereit für seine erste Fahrt unter neuem Kommandanten, mit einer ebenso neuen und völlig unerfahrenen Besatzung. Offiziell sollte diese Unternehmung nur eine erste Erprobungs- und Trainingsfahrt sein, um Boot und neue Besatzung aneinander zu gewöhnen und die Mannschaft auf See zu drillen und zu einer im Einsatz funktionierenden Einheit zusammenzuschweißen.
Doch dass es ganz anders kommen sollte, wusste an diesem Morgen des 21. Juni 1941 noch niemand an Bord von M-71.
M-71 vor dem Auslaufen in Libau
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Das Boot, auf dem wir nun Dienst tun, ist ein rechter Winzling. Bei einer Länge von nur 37,5 Metern und einer Wasserverdrängung von knapp 200 Tonnen, bringen wir nicht viel auf die Wage.
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Auch die Bewaffnung fällt entsprechend spärlich aus. Nur 2 magere Torpedos in zwei Bugrohren finden Platz. Keine Reservetorpedos. Zusätzlich steht uns noch ein eher schwächliches 4,5cm Geschütz auf dem Vordeck zur Verfügung, dass sowohl im Kampf Schiff gegen Schiff, als auch zur Flugabwehr eingesetzt werden kann.
Alles in allem nicht gerade das, was man allgemein hin als „überzeugende Argumente“ bezeichnen würde.
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Mit nur zwei Aalen werden wir vorerst nicht gerade auf Großwildjagd gehen können.
Und unser Deckgeschütz mit Kaliber 4,5cm ist auch nicht gerade eine Dicke Berta. Da werden wohl einige 4,5cm Granaten nötig sein, um einen etwas dickeren Pott so ernsthaft zu beschädigen, dass er auch wirklich sinkt.
Wie wir mit diesem antiquierten Geschütz aus dem letztem Krieg überdies noch feindliche Flugzeuge vom Himmel holen sollen, ist uns indes auch noch ein Rätsel.
Bis wir etwas Besseres als das zur Verfügung haben, müssen wir jedoch das Beste aus Situation machen und mit dem auskommen, was wir momentan haben.
Blick auf den sehr beengten Kommandoturm
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Eindrücke aus dem Libauer Hafen
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Luftbild…noch ahnt niemand, welcher Sturm bereits in wenigen Stunden losbrechen wird
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Kleiner, sowjetischer Frachter. Wartet an seinem Pier auf frische Ladung
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Ein großer Tanker. Schon bald wird seine flüssige Fracht unentbehrlich werden.
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Sowjetischer Dampfer…alt, rostig, heruntergekommen, aber von ordentlicher Größe.
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Auslaufbereiter Stückgutfrachter. Die Ladung ist bereits aufgenommen und gesichert.
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Ein leicht bewaffneter Schlepper soll größere, ein- oder auslaufende Schiffe beim Manövrieren im engen Hafenbecken unterstützen.
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Auch die Baltische Flotte der Sowjetmarine ist vertreten. Ein bewaffnetes Patrouillenboot dümpelt vor der Hafeneinfahrt. Anscheinend hat man gerade nicht viel zu tun. Wachsamkeit sieht irgendwie anders aus.
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Sowjetischer Minensucher…gut zu erkennen, das noch eingeschwenkte Räumgeschirr und die grün-roten Schwimm-Bojen auf dem Deck.
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Ungeduldig schnauft Oberleutnant Kulov, kaum dass alle Mann an Bord sind und ihre zugewiesenen Stationen besetzt haben vor sich hin. Jetzt würde es ernst werden und es würde sich zeigen, ob der unbarmherzige Drill unseres Kommandanten, seiner neuen, großteils völlig unerfahrenen Mannschaft, zumindest die wichtigsten Grundlagen einzubläuen, gefruchtet hatte. Selbst der hartherzige Oberleutnant Kulov hatte schließlich zugeben müssen, dass die echte Erfahrung erst auf See und nicht bei täglichen Trockenübungen im heimatlichen Hafen zu erlernen sei. Dennoch wusste inzwischen jeder an Bord, denn das hatte der Kommandant immer wieder klargemacht, würde er dennoch keine Fehler ignorieren oder gar verzeihen.
Kulov, in seinem unverkennbaren Ehrgeiz, etwas aus sich zu machen, nahm so etwas persönlich.
Leutnant Petrov! Wir haben hier schon genug Zeit vertrödelt. Machen sie den Männern Feuer unterm Hintern. Wir laufen sofort aus!
“Zu Befehl, Genosse Kapitän!
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.
.
ALLE MANN AUF STATIONEN! KLAR ZUM AUSLAUFEN!
Bug- und Achterleinen lösen…Maschine auf 50 Umdrehungen bringen.
Steuermann…Ruder Backbord. Wir nehmen Kurs auf die Hafenausfahrt.“
Aye...Ruder Backbord…liegt an, bestätigt der der bärbeißige Steuermann.
Fortsetzung folgt...
Endlich die erste Ausfahrt von M-71, die dann zur ersten Feindfahrt werden wird, wie vom datum unschwer zu erkennen sein wird. Wird das Boot das durchstehen und noch rechtzeitig nach Kronstadt entkommen. Wir werden uns gerne überraschen lassen...
herzliche grüsse an Genosse Sonic...
Hohenlohe...:smoke:
Wie schon im Eröffnungspost erwähnt, werden wir auch wieder, den schon aus der zweiten Hälfte von "Immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel" bekannten "Real Environment Mod" verwenden. Allerdings hatten wir beim Start dieser ersten Mission schlicht und einfach vergessen, den Mod auch zu aktivieren. Mods sollte man aber nicht während einer laufenden Unternehmung hinzufügen oder entfernen, da dies unter Umständen zu massiven Problemen führen kann. Daher müssen wir leider warten, bis wir nach Abschluss der ersten Fahrt wieder im Hafen sind, um dies nachzuholen. Ab der zweiten Fahrt, sieht das ganze dann gleich noch ein Stück ansehnlicher und "realistischer" aus.
Hier schonmal ein kleiner Vorgeschmack:
http://www.youtube.com/watch?v=3j4ZXsLuG6g
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Langsam und vorsichtig fahren wir uns frei und versuchen ein frühzeitiges Ende dieser Unternehmung und unserer noch jungen Karriere als U-Bootoffizier im Dienste der Sowjetmarine, durch ein ungewolltes Rammmanöver gegen die nächstbeste Kaimauer oder ein vor Anker liegendes Schiff, möglichst zu vermeiden.
Noch wissen wir nicht wirklich, wie agil und wendig unser etwas in die Jahre gekommenes Boot aus sowjetischer Qualitätsarbeit wirklich ist oder wie schnell das Boot bzw. die unerfahrene Mannschaft auf gegebene Befehle reagiert und diese umgesetzt werden.
Maschine auf 1/3 Kraft voraus, übergeht Kulov mich und meinen letzten Befehl, uns vorsichtig aus dem Hafen herauszumanövrieren.
Der Mann hatte es offenbar wirklich eilig, das Boot auf See zu bringen.
1/3 Fahrt voraus! Zu Befehl Genosse Kapitän!
Während oben auf dem luftigen und kaum spritzwassergeschützten Kommandoturm die Befehle gegeben werden, herrscht auch unter uns, im Bootsinneren bereits rege Betriebsamkeit. Die letzten Stationen werden besetzt, hier und dort noch lose herumliegender Proviant verstaut.
Impressionen aus dem Bootsinneren…M-71 enge Zentrale, direkt unterhalb des Kommandoturmes
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Navigationstisch mit Seekarte
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Tiefensteuerung
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Argh...alles auf russisch^^
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Steuerstand
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Funk- und Horchstation.
Aufgrund der extrem beengten Verhältnisse an Bord dieses, selbst für U-Bootverhältnisse klein geratenen Bootes, ist so ziemlich alles, bis auf den Torpedoraum im Bug, den Maschinenraum achtern, sowie die, kaum als solche zu bezeichnende Kombüse und eine handvoll enger, doppelt belegter Kojen, in der Zentrale integriert.
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Langsam nimmt M-71 Fahrt auf…
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…und gleitet ruhig durch das Hafenbecken
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Fortsetzung folgt...
Noch ein Tag und es ist Krieg...wird das Boot das durchstehen...ich hoffe es sehr!Bitte weiter so mit dem Bericht, die Spannung steigt stetig an...!
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke:
Johann III.
20.10.12, 22:26
Ach du Sch...!!!
Da ist man ein paar Wochen nicht da und nicht nur das Forum sieht komplett anders aus, nein, Sonic hat auch noch einen neuen SH-AAR gestartet. Herrje! Unsere Nerven! Man reiche Uns Baldrian ...
;)
Wie schon im Eröffnungspost erwähnt, werden wir auch wieder, den schon aus der zweiten Hälfte von "Immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel" bekannten "Real Environment Mod" verwenden.
Könnte Ihr auch den Link dazu hier posten? :rolleyes:
Könnte Ihr auch den Link dazu hier posten? :rolleyes:
Aber gerne.
http://supermods.silenthuntermods.com/SH4env/Real_Environment_mod.7z
http://abload.de/img/sh_4_logo_03jpjg5.gif
21.06.1941
Kurs ins Manövergebiet…nur 200 Kilometer…ein Katzensprung
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Die ersten Einsatzbefehle für M-71, unter dem eisernen Kommando von Oberleutnant Kulov, führen uns, unseren Heimathafen Libau verlassend, auf nordwestlichem Kurs, immer entlang der lettischen Küstenlinie, in ein nur rund 200 Kilometer entfernt liegendes Seegebiet zwischen der Ostseeinsel Ösel (Saaremaa) im Norden und dem lettischen Festland, ca. 50 Kilometer nordöstlich der Stadt Windau (Ventspils), im Süden. Hier sollen wir, unmittelbar vor der westlichen Zufahrt in den Golf von Riga, bis auf weiteres unseren Manövern nachgehen, wie mir Kommandant Kulov, kurz nach dem Auslaufen, immer noch recht kurz angebunden mitteilt, nachdem wir beide, als wir gerade die Hafenausfahrt passieren, nur noch alleine auf dem beengten, offenen Kommandoturm stehen.
M-71 lässt den Hafen von Libau hinter sich
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Also Leutnant Petrov. Das ist alles, was wir derzeit an Befehlen haben. Wir verlegen, wie befohlen, unverzüglich vor die westliche Zufahrt in den Golf von Riga und beginnen dort mit unseren Manöverübungen. Das ist alles, was die Besatzung, abgesehen von ihnen und mir derzeit wissen muss. Die Sonderanweisung, möglichen deutschen Schiffsverkehr, auf den wir möglicherweise während unserer Operationen stoßen sollten, unverzüglich zu melden, hat den Rest der Besatzung nicht zu interessieren. Habe ich mich klar ausgedrückt, Petrov?
“Das haben sie gestern Abend bereits, Genosse Kapitän.“
Ich will’s hoffen, Leutnant. Nichts ist schlimmer, als eine Mannschaft, die anfängt selbst zu denken und Befehle zu hinterfragen.
Kulovs Meinung konnte ich indes so nicht teilen.
Auch wenn er Recht damit hatte, dass gegebene Befehle ohne Zögern ausgeführt werden mussten, um ein so komplexes Miteinander, zwischen Mensch und Maschine, wie es auf einem U-Boot herrschte, überhaupt funktionieren zu lassen, so hatte ich doch, während meiner Offiziersausbildung unter Kapitän Bukov, die Erfahrung gemacht, dass eine Besatzung, die wusste wofür sie kämpft, und warum man nun dies oder jenes von ihnen verlangte, weitaus leichter und williger zu führen war, als sie vollständig im Dunkeln tappen zu lassen. Doch es lag nicht an mir, den Führungsstil unseres Kommandanten zu kritisieren.
Auch wenn Kulov mit seinen fast auf die vierzig zugehenden Jahren, weiß Gott nicht mehr als unerfahrener Jungspund zu bezeichnen war, so war es auch für ihn sein erstes eigenes Kommando. Und so hoffte ich damals noch, dass sich die schroffen, ja schon brutalen Züge unseres Kommandanten mit der Zeit abschleifen würden.
Man mag es meiner noch jugendlichen Unerfahrenheit anlasten, dass ich damals noch nicht ahnen konnte, wie sehr ich mich damit doch täuschen sollte.
Blick vom Kommandoturm aus…M-71 erreicht die offene See
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Als wir gerade die Hafenausfahrt passieren, machen wir gleich Bekanntschaft mit der hohen Verkehrsdichte vor dem Libauer Hafen.
“Schiff gesichtet, Genosse Kapitän! Backbord voraus, auf 315 Grad!“
Unser ersten „Sichtkontakt“, unmittelbar vor dem Hafen von Libau
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Sofort ist Kulov bei dieser Meldung hellwach.
Gemeinsam spähen wir beide, mit unseren Ferngläsern vor den Augen, in Richtung des gemeldeten Kontakts, um mehr Details zu erkennen.
Kein Grund zur Panik Männer. Ist definitiv einer von Unseren, versuche ich mit einem kleinen Scherz, den ich durch das offene Turmluk nach unten, in das Bootsinnere hinunter rufe, die angespannte Stimmung an Bord etwas aufzulockern.
Ein Wachkutter. Der gehört zur Hafensicherung von Libau, stellt auch Oberleutnant Kulov emotionslos fest und lässt das Fernglas, welches er an einem Lederriemen um den massigen Hals befestigt trägt, wieder auf die Brust sinken.
Zur Hafensicherung abgestelltes Wachschiff
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Leise zischend und mit drohendem Unterton in der Stimme, fügt er nur für meine Ohren bestimmt noch eine Warnung hinzu.
Ich würde es begrüßen, Leutnant Petrov, wenn sie in Zukunft den nötigen Ernst bewahren würden. Hier an Bord, um aus diesem verwahrlosten Haufen von Abschaum, echte und brauchbare Seemänner formen zu können, mit denen man auch etwas anfangen kann, brauche ich einen Ersten Offizier und keinen Pausenclown.
“Ich werde versuchen mich daran zu erinnern, Genosse Kapitän!“
Mit einem etwas unschlüssigen Brummen verschränkt Oberleutnant Kulov nach dieser Zurechtweisung seine muskulösen Arme vor der Brust und wendet seine gesamte Aufmerksamkeit wieder dem immer näher an uns heranrückenden Wachkutter zu, der uns langsam aber sicher gefährlich nahe kommt.
Blick durch das Fernglas…das russische Waschschiff kreuzt unseren Kurs gefährlich
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STEUERMANN! MACH DIE AUGEN AUF…VERFLUCHTER IDIOT! WIR LIEGEN AUF KOLLISIONSKURS…RUDER DREI DEZ NACH BACKBORD ODER WIR FAHREN UNS DEN EIGENEN BUG AB, brüllt der Kommandant dem verdutzten Obersteuermann zu, der offenbar nur keinen Fehler machen wollte und daher stur auf ein Kommando von Kulov gewartet hatte.
Diesem Kulov konnte man es wohl wirklich nicht Recht machen, denke ich so bei mir.
Der Kerl fand immer irgendein Haar in der Suppe. Hätte der Seemann von sich aus gehandelt und wäre ohne vorherigen Befehl ausgewichen, hätte Kulov ihn wohl wegen eigenmächtigen Handelns zusammengefaltet und beschuldigt, ihn zu übergehen und seine Befehle zu ignorieren. Nun hatte der Mann also schon aus Furcht vor weiteren Wutausbrüchen seines cholerischen Kommandanten eben stur auf einen solchen Befehl gewartet, und nun herrscht einen eben dieser als unfähigen Idioten ab.
Der Russe kreuzt unseren Kurs ca. einhundert Meter vor unserem Bug
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“Waren wohl neugierig, mal ein U-Boot aus der Nähe zu sehen?“
Zurück auf alten Kurs. Ich will hier nicht noch mehr Zeit verlieren.
Dieser unfähige Sauhaufen, der sich eine Mannschaft schimpfen soll, braucht endlich den nötigen Drill auf See, schimpft Oberleutnant Kulov indes verbissen vor sich hin.
Es war mal wieder das übliche Spielchen, spukte es in Kulovs Gehirn herum.
Endlich hatte man ihn zum Kommandanten befördert und ihm sein erstes, eigenes Boot anvertraut und doch demütigte und hinderte man ihn weiter am Vorankommen.
Natürlich hatte man gerade ihm wohl das älteste und heruntergewirtschaftetste Boot der gesamten baltischen Flotte übertragen und ihm zu allem Überfluss auch noch eine Bande von unfähigen Tölpeln, ohne jede Erfahrung im Seehandwerk, geschweige denn auf einem Kriegsschiff oder gar einem U-Boot als Besatzung aufs Auge gedrückt. Und die paar Männer, die zumindest etwas an brauchbarer Erfahrung mitbrachten, mussten wohl auch allesamt Dreck am Stecken haben, sonst hätte man sie nicht anderswo loswerden und gerade ihm zuteilen wollen. Dieser Obersteuermann, Orlow war sein Name, war dafür wohl das beste Beispiel. Aber er würde dieser unfähigen, faulen und aufrührerischen Bande schon einbläuen, wer hier an Bord das Sagen hatte. Als alleiniger Kommandant eines Bootes, hatte er nun endlich die Chance, auf die er sein gesamtes bisheriges, entbehrungsreiches und hartes Leben hingearbeitet hatte in seinen Händen. Und diese Chance würde er sich von Nichts und Niemandem nehmen lassen.
Nein! An Bord dieses Bootes war er Gott!
Fortsetzung folgt...
Johann III.
21.10.12, 10:37
Ihr solltet Kulov mittelfristig absetzen, Genosse Petrov ...
Mhm...hören wir da etwa Anstiftung zur Meuterei heraus :D
Johann III.
21.10.12, 12:33
*verschwörerisch guckt*
Irgendwann kommt für jeden die Situation, in der er sich für eine Seite entscheiden muss.
Und da will man sicher nicht auf der falschen Seite stehen, nicht wahr, Genosse Petrov?
*sich den Mantelkragen hochzieht, eine Zigarre anzündet und in die schwarze gepanzerte Limousine steigt*
Es wäre ein leichtes den ollen Kulov bei einem Fliegerangriff auf dem Turm zu vergessen, werter Genosse Sonic...äh...Petrov...ohne jegliche Rücksichtnahme wäre das möglich...
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke:
Angesichts der Vita des Kommandanten fürchten wir, diese russische Ausgabe des "Seewolfs" Wolf Larsen würde in dem Fall mit seinen bloßen Zähnen den Druckkörper aufbeißen und Petrov zur Abdichtung des Lecks passend im selbigen "einarbeiten"!
Ansonsten, endlich haben wir es geschafft, Pauhlsen hinter uns zu lassen und uns auf diesen AAR einzustimmen. Die ersten Beiträge sind mal wieder ein voller Genuss. Unsere Hochachtung, werter Sonic.
Hach...da hat aber jemand schon früh unser "literarisch" angelehntes Vorbild für die Figur des Vladimir Kulov herausgefunden.
Können wir uns die berühmte Kartoffelszene also sparen :D
In der Tat. Unsere Figur des Kapitän Kulov soll wirklich ein paar Charakterzüge mit Jack Londons Romanfigur Wolf Larsen aus "Der Seewolf" teilen, auch wenn sie nicht zwangsläufig den selben Schicksalsweg gehen müssen, erzählen wir doch eine andere Geschichte.
Insbesondere die wohl bekannteste Verfilmung des Klassikers (1971), mit dem leider viel zu früh verstorbenen Raimund Harmstorf in der Titelrolle, hat uns als Inspiration gedient.
http://www.youtube.com/watch?v=iG9PJfDtYEE
Und weil's grad so schön passt, auch noch die "Kartoffelszene" mit Vorgeschichte
http://www.youtube.com/watch?v=hyZv1aPKk_I
Eure Beschreibung des Vladimir Kulov hat uns irgendwann Raimund Harmstorf als Seewolf vor Augen erscheinen lassen. Ach, waren das kurzweilige Stunden vorm Fernseher :-). Der Smutje an Bord von M-71 sollte auf sein Bein aufpassen ....
http://abload.de/img/sh_4_logo_03jpjg5.gif
Nach der kurzen Schrecksekunde, kurz nach dem Auslaufen aus dem Hafen von Libau, waren die kommenden Stunden ohne weitere Vorkommnisse verlaufen. Während meiner nun folgenden ersten Stunden Wachdienst auf dem erhöhten, offenen Kommandoturm von M-71, habe ich nun Zeit, mir meine Gedanken zu machen. Schnell ist für mich klar, dass Oberleutnant Kulov, seinen harten, ja schon fast brutalen Kommandostil einmal bei Seite lassend, in einem Punkt doch Recht hatte.
Unserer Mannschaft fehlte, egal wie man es drehen oder wenden mochte, einfach die nötige Erfahrung, Übung und Routine. Die wenigen Tage im Hafen von Libau waren daher kaum als ausreichend zu betrachten, aus unerfahrenen Männern, die erst Tage zuvor bunt zusammengewürfelt wurden, gestandene U-Bootfahrer zu machen. Nein…wir konnten jedes bisschen Übungszeit nur all zu gut gebrauchen.
Und wenn Kulov sehen würde, dass die Männer Fortschritte machten, würde er in Zukunft vielleicht weniger hart mit ihnen umspringen und etwas umgänglicher werden. Das hoffte ich zumindest.
Nach vier Stunden Wachdienst auf dem Kommandoturm, wurde meine Wachschicht, neben mir selbst noch zwei junge, unerfahrene Matrosen, abgelöst.
Leutnant Petrov! Es ist 16.00 Uhr. Zeit für den Wachwechsel, höre ich leise von der Zentrale, im Inneren des Bootes durch das offene Turmluk hinaufhallen., bevor ein schon leicht ergrauender, ansonsten pechschwarzer Haarschopf durch das Luk gesteckt wird und ich in das gutmütige Grinsen von Obersteuermann Orlow blicke.
Obersteuermann Orlow war, dem Rang nach, nach Oberleutnant Kulov, meiner Wenigkeit und meinem Freund Leutnant Antonow, die Nummer Vier in der Hierarchie an Bord. Mit seinen selbst fast 40 Jahren an Lebenserfahrung, mehr als 20 davon auf See, war er neben unserem eisernen Kommandanten wohl der erfahrenste Mann an Bord.
Bei nur einer handvoll Männer mit Vorerfahrung leider auch keine große Kunst, schießt mir ein böser Gedanke durch den Kopf.
Orlow, seines Zeichens ein waschechter und gebürtiger Kiewer, wie er bei jeder Gelegenheit stolz betonte, war wohl nur bei unserem Haufen gelandet, da ihn sein letzter Kommandant loshaben wollte und wohl auch sonst niemand wirklich erpicht darauf war, diesen Mann zu bekommen. Bei aller vorhandenen Erfahrung, galt Orlow seiner Akte nach als Quertreiber und Querulant, der sich regelmäßig mit seinen Vorgesetzten anlegte und dabei wohl auch nicht auf den Mund gefallen war.
Auch wenn er sich bislang noch nicht mit Kulov angelegt hatte, fürchtete ich schon jetzt den Tag, an dem dieses Pulverfass explodieren würde. Und trotz allem mochte ich die gelassene Art des, mir gegenüber, fast doppelt so alten Obersteuermannes.
“Danke Obersteuermann…übernehmen sie! Wir laufen weiter auf Nordkurs, 7 Knoten. Keine besonderen Vorkommnisse.“
Aye…Kurs Nord! Ruhen sie sich etwas aus Herr Leutnant. Ist schließlich erst unser erster Tag auf See. Und es wird mit jedem schlimmer, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.
“Zuerst habe ich noch etwas mit unserem Kommandanten zu besprechen.“
Kulov…viel Glück! Der verfluchte Teufel brütet in seiner Koje etwas aus, flüstert mir Orlow zum Abschied leise zu, um nicht doch gehört zu werden und spuckt bei der Verwendung von Kulovs Namen verächtlich ins Meer.
Langsam und bedächtig, verlasse ich zusammen mit meiner Wachmannschaft den Kommandoturm und klettere als Letzter, um dem Obersteuermann und dem Rest unserer Wachablösung Platz zu machen, die senkrechte Turmleiter nach unten, in das Innere des Bootes hinab. Mit einem kurzen Nicken entlasse ich die beiden Matrosen meiner Wache und zwänge mich durch die Enge der Zentrale.
Durch meine vorherigen Dienstmonate auf D-3, unter Kapitän Bukov, bin ich zwar das Leben auf engstem Raum, an Bord eines U-Bootes gewohnt, doch M-71, ein Boot der Malyutka-Klasse, der kleinsten U-Bootklasse in der Sowjetflotte, war selbst dagegen die reinste Sardinenbüchse, in der man sich kaum umdrehen konnte, ohne irgendwo gegenzuschlagen.
Vorsichtig drücke ich mich an diensttuenden Männern vorbei und arbeite mich durch die mittig im Boot gelegene Zentrale nach achtern durch. Zwischen der mittig angesiedelten Zentrale und dem im Heck des Bootes liegenden Maschinenraum, befindet sich abgetrennt durch jeweils ein stählernes Querschott die Kombüse, nicht mehr als eine winzige Kochstelle, nebst der einzigen Bordtoilette und zwei Kojen für die Offiziere.
Die erste hatte Oberleutnant Kulov belegt, die andere mussten Leutnant Antonow und meine Wenigkeit uns gemeinsam teilen. Das Recht auf eine eigene Koje, für sich allein, hatte an Bord nur der Kommandant, schon aus verständlichem Platzmangel. Alle anderen Besatzungsmitglieder an Bord, mussten sich eine der engen Schlafgelegenheiten teilen.
Die Belegung der einzelnen Kojen war vorher genau festgelegten worden. Immer wenn einer Dienst hatte, konnte der andere schlafen und umgekehrt. Man legte sich beim Wachwechsel sozusagen direkt in den Mief und die Wärme seines Kojenkameraden. Im Falle eines Alarms hatte ohnehin jeder, ob gerade im Dienst oder nicht, auf seine Station zu eilen.
Auch ansonsten waren die Kojen kaum mit einem gewöhnlichen Bett zu vergleichen. Kaum lang und breit genug, um sich auch nur halbwegs ausstrecken zu können. Größere und massigere Männer, allen voran Kommandant Kulov selbst, stießen da schon auf Probleme. Luxus suchte man hier vergebens. Ein windiger, zuziehbarer Vorhang für minimalste Privatsphäre, ein kleines Lämpchen, als Nacht- und Leselicht, dazu ein kleines Staufach pro Mann, über bzw. unter der Koje, die zum Teil, ähnlich wie in einem Stockbett an Land, in zwei Etagen übereinander angebracht waren, in welches kaum mehr als eine Garnitur Wäsche und ein paar persönliche Dinge hineinpassten. Der Rest der Besatzung schlief zum Großteil im Bugtorpedoraum, eingezwängt zwischen den Torpedorohren, oft nur eine Handbreit von den hochexplosiven Aalen entfernt. Im gesamten Boot herrschte zu jeder Uhrzeit ein konstanter, an den Nerven zehrender Geräuschpegel, verursacht von der fast ununterbrochen laufenden Dieselmaschine. Auch das geschlossene Schott zum Maschinenraum half dabei nicht viel. Nur bei Tauchfahrt, wenn der Diesel gestoppt werden und auf die, von aufladbaren Akkumulatoren angetriebene E-Maschine geschaltet werden musste, herrschte so etwas wie „Ruhe“ an Bord, wenn es so etwas bei annähernd zwanzig Mann, die auf nur wenigen Quadratmetern, in einer engen, stickigen Stahlröhre zusammengepfercht sind, überhaupt geben kann.
Zusätzlich zur allgemeinen Enge und dem ständigen Geräuschpegel, herrschte an Bord stets dicke Luft und das im wörtlichen Sinne.
Ständig hing der Geruch von Diesel und Schmieröl in der Luft, der sich mit Schweiß und allerlei sonstigen menschlichen Ausdünstungen vermischte. Doch so sehr es sich für einen Außenstehenden auch befremdlich anhören mag, so schnell gewöhnte man sich, zumindest äußerlich an die herrschenden Umstände. Hör- und Geruchssinn stumpften regelrecht ab, so dass man die ärgsten Belastungen nach einer Weile auf See gar nicht mehr wahrzunehmen schien, obwohl sie innerlich noch immer an den eigenen Kräften zehrten.
Als ich dichter an Oberleutnant Kulovs Koje herantrete, räuspere ich mich vernehmlich, um mich anzukündigen, während der bärbeißige Riese offenbar gedankenverloren, leicht aufgerichtet, um sich ausstrecken zu können, auf seiner Koje liegt und in einem kleinen Büchlein herumzublättern scheint. Als er mein Näherkommen bemerkt, klappt er hastig das Büchlein zusammen und schiebt es zurück in die Brusttasche seines Hemdes.
Und Leutnant, begrüßt er mich knapp.
“Meine erste Wache ist zu Ende, Genosse Kapitän. Obersteuermann Orlow hat übernommen. Keine Vorkommnisse.“
Scheinbar zufrieden nickt Kulov etwas geistesabwesend, fängst sich jedoch sofort wieder.
Gut! Ich werde ihn in vier Stunden ablösen.
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Sonst noch etwas? Sie scheinen mir noch etwas loswerden zu wollen, hakt Kulov nach, als ich mich nicht vom Fleck rühre.
In der Tat hätte ich viel gehabt, dass ich loswerden wollte, das ich diesem Mann gerne ins Gesicht gesagt hätte, aber ich biss mir auf die Zunge und schluckte mein Unverständnis und meinen Ärger über Kulovs Verhalten in den letzten Tagen, seit ich unter seinem Kommando diente herunter, hoffte ich doch noch, er würde sich, wenn er sich erst einmal etwas an seine, auch für ihn noch neue Rolle als Kommandant und seine neue Besatzung gewöhnt hatte, ändern würde.
“Ich wollte einen Vorschlag machen, Genosse Kapitän.
Wir sollten nicht damit warten, bis wir unser Manövergebiet erreicht haben, um mit unseren Trainingsübungen für Boot und Mannschaft zu beginnen. Trockenübungen an der Pier, im Hafenbecken, wie wir sie bislang abgehalten haben, können die Männer nicht wirklich auf ihre Aufgaben und Pflichten auf hoher See vorbereiten. Kurz gesagt, unsere unerfahrene und uneingespielte Mannschaft kann jede Übungseinheit gebrauchen, die sie kriegen kann, wenn wir unser Boot möglichst rasch auf Einsatzbereitschaft bringen wollen. Je eher, desto besser, so meine Meinung.“
Sofort verengen sich Kulovs Augen zu zwei lauernden Schlitzen, aus denen er mich gefährlich anstarrt, wie eine Schlange, kurz bevor sie zum tödlichen Schlag auf ihr Opfer ansetzt.
So…meinen sie also, Leutnant? Ich wusste gar nicht, dass ich sie nach ihrer persönlichen Meinung gefragt hätte, Petrov?
“Das haben sie nicht, Kapitän. Aber als ihr Erster Offizier ist es auch meine Aufgabe, sie zu beraten und ihnen meine Sicht der Dinge darzulegen, mögliche Vorschläge und Alternativen zu geben. Das ist meine Pflicht. Ich wäre ein schlechter Erster Offizier für sie, wenn ich das nicht tun würde. Aber sie haben Recht, die Entscheidung liegt letztlich nur bei ihnen. Sie sind der Kommandant.“
Bei diesen letzten Worten, entspannt sich der lauernde Blick Kulovs wieder.
Deutlich freundlicher als zuvor geht er nun auf meinen Vorschlag ein.
Ja Petrov, ich bin der Kommandant. Dies ist mein Boot. Machen sie nur ihre Vorschläge und sagen sie ihre Meinung. Ich bin der Letzte, der nicht dazu bereit wäre, auf gute Vorschläge einzugehen, wenn ich sie für sinnvoll erachte.
Aber bedenken sie immer Leutnant.
Wenn ich eine Entscheidung getroffen habe, ist diese unumstößlich und dann erwarte ich, dass sie als mein Erster Offizier auch dahinter stehen.
Widersprechen sie mir nie offen vor der Mannschaft, Petrov, oder bei Gott, wenn sie denn an einen glauben, sie werden sich wünschen, niemals geboren worden zu sein.
Den letzten Teil hatte er mit einer unglaublichen Kälte und Härte in der Stimme ausgesprochen, so dass es mir kalt den Rücken herunter lief. Ich hatte die Drohung verstanden.
Also dann Leutnant. Machen wir diesem Haufen mal etwas Dampf unterm Hintern, beendet Oberleutnant Kulov, nun mit lauter Stimme, dass auch andere Männer in der Nähe ihn nun hören können, das bisher im Flüsterton geführte, private Zweiaugengespräch.
Mit einem Satz ist der Bär von einem Mann auf den Beinen, streckt sich kurz, dass die Gelenke krachen und setzt sich in Richtung der nur ein paar Schritte entfernte Zentrale in Bewegung.
ACHTUNG! ALLE MANN AUF MANÖVERSTATIONEN! WIRD ZEIT, DASS DER SAUHAUFEN HIER MAL IN BEWEGUNG KOMMT!
Einerseits erleichtert und zufrieden, meinen ersten, kleinen „Sieg“ gegen Kulov errungen zu haben, hallt mir doch noch immer seine unverhohlene Drohung mir gegenüber in den Ohren.
Nein, der Dienst unter diesem Kommandanten würde nicht einfach werden. Für keinen an Bord dieses Bootes.
Fortsetzung folgt...
Johann III.
22.10.12, 19:43
Ein windiger, zuziehbarer Vorhang für minimalste Privatsphäre, ein kleines Lämpchen, als Nacht- und Leselicht, dazu ein kleines Staufach pro Mann, über bzw. unter der Koje, die zum Teil, ähnlich wie in einem Stockbett an Land, in zwei Etagen übereinander angebracht waren, in welches kaum mehr als eine Garnitur Wäsche und ein paar persönliche Dinge hineinpassten. Der Rest der Besatzung schlief zum Großteil im Bugtorpedoraum, eingezwängt zwischen den Torpedorohren, oft nur eine Handbreit von den hochexplosiven Aalen entfernt. Im gesamten Boot herrschte zu jeder Uhrzeit ein konstanter, an den Nerven zehrender Geräuschpegel, verursacht von der fast ununterbrochen laufenden Dieselmaschine.
Also endlich wieder zu Hause -- wie schön ;)
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“Alle Mann auf ihre Stationen! Los…los…ihr habt den Kommandanten gehört.
Also los…ein bisschen praktische Übung kann uns nicht schaden.“
Blechern röhrt eine Alarmsirene durch das gesamte Boot und hallt von den stählernen Wänden und Schotten wider. Hastig eilen die Männer auf ihre Positionen. Im Hafen von Libau liegend, festgemacht am Pier, hatten wir diese Manöver in den letzten Tagen schon bis zum Umfallen durchexerziert. Doch Trockenübungen waren etwas anderes, als nun, draußen auf See, wo wir auf uns allein gestellt waren und jede Form von möglicher Hilfe Stunden, oder gar Tage entfernt sein konnte.
STEUERMANN! Neuer Kurs 030 Grad. Maschinen auf volle Kraft, befiehlt Kommandant Kulov mit befehlsgewohnter Stimme.
Zu Befehl, Genosse Kapitän, bestätigt der inzwischen diensthabende Rudergänger und schlägt auf den neuen Kurs ein. Kurs 030 liegt an!
Ein kurzes, zufriedenes Brummen ist alles, was er von Kulov als Antwort erhält.
Noch während Kulov weitere Befehle ausgibt, zupft mich Leutnant Antonow, unser Ingenieur, unauffällig am Arm und versucht mir leise etwas zuzuflüstern.
Hey, Andrej. Er soll vorsichtig sein mit unserer Maschine. Wie ich gestern Abend, vor dem Auslaufen noch sagte, hatte ich nicht die nötige Zeit alles gründlich durchzuprüfen, nachdem ich das verdammte Ding mit der Hilfe von Matrose Dimitrenko wieder zusammengesetzt habe. Ich weiß nicht, ob sie eine solche Belastung aushält. Diese ganze Sache kommt viel zu früh und überhastet, wenn du mich fragst.
Ein knappes Nicken von mir, das ich verstanden habe und Pavel beruhigt sich wieder etwas.
Als unser Leitender Ingenieur an Bord wäre es eigentlich seine Aufgabe gewesen, Kulov über seine technischen Bedenken zu unterrichten, doch ich konnte seine Zurückhaltung verstehen. Selbst Pavel war es nicht entgangen, dass unser Kommandant ihn nicht sonderlich schätzte, falls das Kulov überhaupt bei jemandem tat.
Noch einmal tief durchatmend spreche ich den Kommandanten leise an, darauf achtend, dass nur Kulov mich versteht und der Rest der Männer von meinem Einwand nichts mitbekommt. Kulov hatte mir klar und deutlich zu verstehen gegeben, dass er keinen offenen Widerspruch oder Kritik an seinen Entscheidungen vor Augen oder Ohren der Mannschaft würde durchgehen lassen.
“Kapitän, wir sollten unsere Maschinen vielleicht nicht zu sehr überstrapazieren. Die gesamte Maschinenanlage wurde gerade erst überholt, aber noch nicht ausreichend getestet, nachdem wir so überraschend unsere Auslaufbefehle erhalten haben.“
Wieder einer ihrer gutgemeinten Vorschläge, Petrov? Oder trauen sie selbst nicht Leutnant Antonows Arbeit? Nein, Petrov, diesmal nicht. Wir bleiben auf voller Kraft. Ich muss wissen, was ich im Ernstfall aus den Maschinen herausholen kann, gerade nach der Überholung durch ihren Freund, beharrt Kulov auf seinem Befehl.
Damit ist das Thema beendet. Ruckartig und mit einer nichtzugetrauten Wendigkeit schnellt der rotbärtige, muskulöse 1,90 Meter Hüne herum und lässt mich abseits stehen, während er die Anzeigen auf dem Fahrtmesser beobachtet.
Mit Höchstgeschwindigkeit jagt M-71 mit hoch aufschäumender Bugwelle durch die Sommerliche Ostsee nach Norden.
12,5 Knoten Fahrt, stellt Kulov schließlich fest und macht sich dabei penibel genau ein paar Notizen in sein kleines, Büchlein, dass er in seiner Brusttasche zu verstauen pflegte, wenn er nicht gerade darin las.
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Zufriedenstellend, Leutnant Antonow, lobt er dann plötzlich, wie aus heiterem Himmel in Richtung des verschreckten „Offiziers wieder Willen“, nur um im Nachsatz dann doch noch etwas zum mäkeln zu finden.
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Ich hoffe, sie hält das auch länger als nur rein paar Minuten durch.
Zurück auf ein Drittel Fahrt voraus!
Die folgenden Stunden hetzt Oberleutnant Kulov die gesamte Besatzung quer durch das Boot. Ein Übungsmanöver nach dem anderen wird gefahren und solange wiederholt, bis der Kommandant sich zufrieden gibt. Mit Kritik spart er dabei nicht und ein weiteres Wort des Lobes sucht man an diesem Tag vergebens.
Als letzte und finale Übung steht das wohl anspruchsvollste und gleichzeitig auch gefährlichste Manöver auf dem Plan, das Alarmtauchen des Bootes.
Kein anderes Manöver an Bord verlangt ein derartig genaues, abgestimmtes und aufeinander eingestimmtes Handeln, der gesamten Besatzung, um das Boot möglichst schnell von der Wasseroberfläche verschwinden zu lassen. Schon ein kleiner Fehlgriff kann hier ernste, ja tödliche Konsequenzen haben, sollte das Boot in seichteren Gewässern zu schnell absacken und sich Bug voran in den Meeresboden bohren, oder in tieferem Wasser nicht rechtzeitig abgefangen werden, durchgehen und zu tief sinken, bis es dem stärker werdenden Wasserdruck nicht mehr standzuhalten vermag, und wie eine Konservendose, mit Mann und Maus an Bord zerquetscht wird.
Leutnant Petrov, genug der Spielereien für Heute. Jetzt wird es ernst.
Alarmtauchen…wir gehen auf Tiefe, befiehlt Kulov.
Ich nicke kurz und löse die Alarmsirene aus, um die volle Aufmerksamkeit der gesamten Besatzung zu haben.
“ALARM...FLUUUUTEN!
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Maschinen voll voraus! Tauchzellen fluten…alle Tauchventile auf. Tiefenruder…vorne unten 15, hinten oben zehn. ALLE MANN VORAUS!“
Sofort setzen sich die Männer in Bewegung. Auf Befehl, „ALLE MANN VORAUS!“, heißt es für jeden Mann an Bord, der nicht gerade auf seiner Station gebraucht wird, möglichst schnell und ohne irgendwo gegenzustoßen, in den Bug des Bootes zu hetzten, um die „Nase“ durch die plötzliche, einseitige Gewichtsverteilung schwerer zu machen und so das Boot schneller unterscheren und somit abtauchen zu lassen. Eine kurzfristige Fahrtzunahme, das Fluten der Ballasttanks und angestellte Tiefenruder begünstigen und verstärken den Effekt zusätzlich, so dass M-71 mit steilem Winkel voran auf Tiefe geht.
Ärgerlich fluchend und sich gegenseitig anfeuernd hechten ein Dutzend Mann der Länge nach durch das Boot Richtung Bugtorpedoraum. Im ruhigen Hafen dutzendfach eingeübt, stolpern die Männer nun regelrecht übereinander, als M-71 recht schnell vorlastig wird und manch einer aus dem Gleichgewicht kommt. Alles was nicht festgeschraubt oder seefest verstaut ist, kommt nun in Bewegung. Dem Smutje, selbst böse überrascht von der plötzlichen Alarmtauchübung, krachen ein paar Blechteller und Geschirr metallisch scheppernd zu Boden und kullern mitten zwischen die Füße der hetzenden Männer. Fluchend tritt einer in einen der Blechlöffel und wird von den Nachfolgenden humpelnd weitergedrängt.
Während die jungen, noch unerfahren Matrosen regelrecht durch das Boot stolpern und gegen die zunehmende Schräglage ankämpfen müssen, misst Kommandant Kulov mit einer Stoppuhr die benötigte Zeit, während wir in der Zentrale gebannt auf den Tiefenmesser blicken.
M-71 verschwindet zum ersten Mal unter den noch sanften Wellen, einer sommerlichen und noch friedlichen Ostsee
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Bevor das Boot zu tief absacken kann, werden die Flutventile wieder geschlossen und das Boot über die Tiefenruder ins Gleichgewicht gebracht.
Durch den schnellen Alarmtauchvorgang sackt M-71 zeitweise auf etwa 35 Meter Tiefe ab. Der Grund, der hier flachen Ostsee kommt gefährlich nahe, bevor wir das Boot abfangen und auspendeln können.
Notiz an uns selbst: 30-35 Meter brauchen wir auf jeden Fall für ein Alarmtauchmanöver mit diesem uns bislang unbekannten Boot. Bei geringerer Wassertiefe würden wir das Boot wohl Bug voran in den Grund rammen. Zum Glück ist M-71 ein verhältnismäßig kleines und leichtes U-Boot, und damit ideal geeignet, um in seichten, küstennahen Gewässern operieren zu können. Mit einem massigeren Bootstyp hätten wir hier wohl weitaus mehr Probleme.
“Dieselmaschine Stopp! Auf E-Maschine schalten. Langsame Fahrt voraus. Boot auspendeln und bis auf Sehrohrtiefe aufsteigen.“
M-71 steigt auf Sehrohrtiefe
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Heckansicht
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Für das erste, echte Alarmtauchmanöver, auf dem offenen Meer, war ich eigentlich zufrieden, auch wenn es natürlich noch Verbesserungsbedarf in den Abläufen gab, was sich im Laufe der Zeit, wenn die noch völlig neue, bunt zusammengewürfelte und unerfahrene Besatzung erst einmal eine Weile zusammen Dienst tun würden, von selbst ergeben würde.
Doch Kommandant Kulov war mit dem Ergebnis offensichtlich nicht zufrieden.
Eine Minute, sechs Sekunden! Die Zeit ist indiskutabel. Leutnant Petrov, ich erwarte, dass ein Alarmtauchmanöver auf diesem Boot in unter vierzig Sekunden abgeschlossen wird. Technisch ist das Boot dazu in der Lage. Die fehlenden sechsundzwanzig Sekunden liegen einzig und allein an der Unzulänglichkeit der Mannschaft, stellt Kulov mit lauter Stimme fest. Das muss besser werden!
Fortsetzung folgt...
Teddy Suhren
23.10.12, 23:53
Es macht mal wieder Freude, Euer Werk zu verfolgen, zumal es ein völlig unverbrauchtes Szenario ist! Weiter so und bitte am Stil nichts ändern. :)
Sehr schön werter Sonic! Die Geschichte von Willhelm Paulsen und seiner Mannschaft war klasse nun freuen wir uns auf diesen AAR.
Von Retterling
25.10.12, 10:54
Mal wieder ein brilliant formulierter Einstieg. Der Seewolf und wir sind mit an Bord ;).
Falls in dieser kleinen Nuckelpinne noch Platz sein sollte ;).
Platz für einen mehr ist immer.
Nur werdet ihr euch eine Koje mit Oberleutnant Kulov teilen müssen, so fürchten wir :D
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Über zwei Stunden lang, ohne jede Pause, geht der unbarmherzige Drill Kulovs weiter. Auftauchen…Alarmtauchen…Auftauchen…Alarmtauchen…wieder und wieder, bis sich der Kommandant endlich, nach einem Dutzend Wiederholungen vorläufig zufrieden gibt.
Zeit, Petrov?
“Genau 42 Sekunden, Genosse Kapitän!“
Zufrieden bleckt Kulov die Zähne.
Da sehen sie’s Leutnant Petrov. Man muss diesem Sauhaufen nur ordentlich Beine machen, dann sind sie gelegentlich doch mal zu etwas zu gebrauchen. Vierundzwanzig Sekunden Verbesserung. Nicht perfekt, aber darauf lässt sich aufbauen, triumphiert der Kommandant stolz.
“Ich denke, wir sollten den Männer eine Versschnaufpause gönnen. Seit mehr als zwei Stunden machen sie nichts anderes, als von einem Ende des Bootes zum anderen zu hetzen.“
Pah…Ausruhen können sie sich, wenn wir mit den Manöverübungen durch sind.
Sie wollten doch unbedingt, dass wir möglichst bald damit beginnen, diese faule Bande zu drillen. Und genau das werden wir jetzt auch, Petrov.
Torpedoübungen, Petrov! Das ganze Programm, wenn ich bitten darf, zischt mir Oberleutnant Kulov gefährlich entgegen.
Ich versuche mir nichts anmerken zu lassen und schlucke meinen Ärger herunter.
“Wie sie befehlen, Genosse Kapitän!
.
.
.
Alle Mann auf ihre Stationen! Steuermann…auf Periskoptiefe steigen und Tiefe halten. Sehrohr ausfahren. Rohr 1 und 2 klarmachen für Unterwasserschuss!“
Noch immer außer Atem und erschöpft von der für sie ungewohnten Plackerei der letzten Stunden, in der engen, stickigen Stahlröhre, in der es inzwischen nach einem Mix aus Schweiß, Dieselöl und sonstigen menschlichen, wie maschinellen Ausdünstungen roch, kämpfen sich die Männer wieder auf die Beine.
Oh Gott, Yuri. Ich halt die Luft hier drin nicht mehr aus. Ich kann kaum noch atmen. Es ist so heiß hier drin wie in einer Sauna, schnauft einer der noch völlig unerfahrenen, zwangsverpflichteten Matrosen, der heute zum aller ersten Mal mit einem U-Boot in See sticht.
Reiß dich zusammen Junge. Durch den Mund atmen, nicht durch die Nase. Das macht es am Anfang etwas leichter, rät ihm Genosse Orlow, unser erfahrener, aber bei Kommandant Kulov schon vom ersten Augenblick an in Ungnade gefallene Obersteuermann. Nach ein, zwei Tagen auf See hat sich deine Nase an das „Klima“ hier gewöhnt.
Mühsam rappelt sich der junge Mann wieder auf die schwankenden Beine und torkelt förmlich, Schritt für Schritt vorwärts. Zu seinem Glück gehörte er nicht zur Torpedomannschaft, so dass er sich nun zumindest etwas ausruhen kann.
Ich konnte den Jungen verstehen. Jemand, der noch nie auf See gedient hatte und dann, ohne Vorerfahrung, in die stickige Enge einer U-Bootröhre gepfercht wurde und obendrein auch noch, in dieser für ihn ungewohnten Atmosphäre und Umgebung, Kulovs psychischen und physischen, harten Drill ertragen musste, konnte davon leicht übermannt werden und an seine Grenzen geraten. Kulov jedoch schien das alles nicht zu stören. Wie ich aus den Augenwinkeln sah, starrte dieser unverhohlen, an das inzwischen ausgefahrene Sehrohr gelehnt, auf die sich abspielende Szene. Doch zeigte er so etwas wie Sorge, Mitgefühl oder Rücksichtnahme? Nein!
Nicht einmal Gleichgültigkeit war in Kulovs Gesicht zu lesen, nur ein abfälliges und verachtendes, leises Grinsens, ob der offenbarten Schwäche des jungen Matrosen.
Sehrohr wird ausgefahren
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Rohr 1 und 2 bereit, tönt die Klarmeldung nach einer halben Ewigkeit endlich aus dem Torpedoraum.
“Rohre fluten…Mündungsklappen öffnen!“
Blick durch das Sehrohr
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Während ich noch einmal die letzten Übungseinstellungen-Einstellungen überprüfe, lässt Oberleutnant Kulov seinen Blick durch das Periskop schweifen und sucht die Umgebung ab. Und wie üblich findet er wieder etwas auszusetzen.
Sehrohtiefe halten war befohlen, verdammt noch mal. Haltet das Boot gefälligst konstant auf Tiefe, herrscht Kulov die beiden Männer an der Tiefensteuerung an, die sich, nach nur ein paar Stunden auf offener See natürlich noch längst nicht an das eigenwillige Unterwasserverhalten ihres, ihnen noch unbekannten, störrischen Bootes gewöhnt haben konnten, so das es nur natürlich und zu erwarten war, dass das Boot noch unruhig im Wasser lag.
Mündungsklappen werden geöffnet
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Auch die Torpedoübung dauert nocheinmal eine gute geschlagene Stunde.
Immer wieder lässt Kulov die Torpedomixer die beiden Rohre und die zugehörigen Aale bereitmachen. Zweimal müssen die Männer unter Einsatz aller Kräfte, eines der rund eineinhalb Tonnen schweren und etwas mehr als sieben Meter langen Geschosse, mit Hilfe von Kettenflaschenzügen und purer Muskelkraft aus den Rohren heraus und wieder hineinwuchten. Ein kräfteraubender Knochenjob, der aufgetaucht nur bei völlig ruhiger See durchgeführt werden konnte, da sonst die Gefahr bestand, die tonnenschwere Last aus dem Gleichgewicht geraten zu lassen. Wahlweise musste, bei schlechterem Wetter abgetaucht werden. Ein leicht vorlastig getrimmtes Boot erleichterte das positionsgenaue „Einführen“ der Aale in ihre Rohre. Bevor die Torpedos in ihre Rohre wanderten, mussten sie gründlich eingefettet werden, damit die Aale beim Ausstoß leichtgängig aus ihren Rohren flutschen. Ein dreckiger und unbeliebter Job, aber unbedingt notwendig.
Kulov will, dass jedes Rohr in spätestens 20 Minuten nachgeladen werden kann. Momentan braucht die ungeübte Mannschaft rund um die Torpedomixer noch eine geschlagene halbe Stunde. Obwohl es momentan ohnehin egal wäre, hat M-71 doch überhaupt keine Reservetorpedos mit an Bord, die nachgeladen werden könnten. Kulov ist's egal!
Erst als langsam der Abend hereinbricht, hat Oberleutnant Kulov ein Einsehen mit den völlig erschöpften Matrosen und lässt die Manöverübungen für den ersten Tag auf See beenden.
Gegen 19.00 Uhr, taucht M-71 wieder auf und kehrt an die Wasseroberfläche zurück, um seine Batterien wieder zu laden und der Mannschaft an Bord des Bootes, wieder frische Atemluft zu gönnen.
Auftauchen
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Der Kommandoturm wird von der Wache besetzt…Blick auf den offenen Turmsteuerstand
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Als sich nach diesem ersten, rund dreistündigen Tauchgang die luft- und wasserdicht verriegelten Luken wieder öffnen und frische Ostseeluft in das muffige, sauerstoffarme Bootsinnere strömt, saugen die abgekämpften Männer die frische, salzige Seeluft tief in ihre Lungen. Gerade für die Neulinge an Bord, die zum ersten Mal auf einem U-Boot Dienst tun, muss dies wie eine Erlösung gewesen sein, wieder echtes, natürliches Sonnenlicht in das Boot fallen zu sehen, die Weite des Himmels über sich zu spüren und der klaustrophobischen, erstickenden Enge dieses stählernen Sarges für einen kurzen Augenblick entkommen zu sein.
Fortsetzung folgt…
Teddy Suhren
25.10.12, 19:09
Wieder wunderbar geschrieben!
Wie haben ein paar technische Fragen: Wie hoch ist die Unterwasserausdauer des Bootes bei welcher Geschwindigkeit? Habt Ihr schon Erfahrungen mit der maximalen Tauchtiefe gemacht? :D
Wieder wunderbar geschrieben!
Wie haben ein paar technische Fragen: Wie hoch ist die Unterwasserausdauer des Bootes bei welcher Geschwindigkeit? Habt Ihr schon Erfahrungen mit der maximalen Tauchtiefe gemacht? :D
Die letzten Berichte über die Übungsmanöver sind gar nicht so aus den Fingern gesaugt. In der Tat testen wir gerade in diesen ersten Tagen auf See, solange noch relative Ruhe herrscht, die Möglichkeiten des Bootes etwas aus, damit wir zumindest in etwa wissen, wie weit wir gehen können, wenn es ernst wird. Natürlich hängen einige der Werte auch noch vom Ausbildungs- und Erfahrungsstand der Besatzung ab, gerade bei Dingen, wie Alarmtauchzeiten, Torpedonachladen, allgemeine Reaktionszeiten, Entdecken von Kontakten, sei es nun auf Sicht, über das Hydrophon oder später möglicherweise Radar (die sowjetische Seite bekam im Laufe des Krieges einige Radarsysteme der Westalliierten, um einen Teil ihrer Schiffe damit nachträglich auszustatten).
Die Alarmtauchzeit beträgt derzeit ca. 40 Sekunden. Die maximale Tauchtiefe des Bootes soll (laut dem Mod beiliegenden russischen Handbuch) bei 60 Metern liegen. In der relativ seichten Ostsee müssen wir da erst noch eine passende Stelle finden, wo es wirklich tief genug ist. Momentan schippern wir ja, befehlsgemäß in ziemlicher Küstennähe herum :D
Getaucht kann das Boot ca. 55 Seemeilen bei einer Unterwasserfahrt von 2,5 Knoten zurücklegen. Bei verminderter Fahrt wird sich wohl noch die ein oder andere Seemeile mehr herausquetschen lassen, während eine höhere Unterwassergeschwindigkeit die Batterien natürlich weitaus früher an ihre Grenzen bringt.
Mehr dazu mit Sicherheit im Laufe dieser ersten Unternehmung.
Teddy Suhren
25.10.12, 21:12
Vielen Dank für die Antwort. Dieser Mod reizt Uns nun wirklich, SH mal wieder zu starten!
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Mit 7 Knoten Marschfahrt läuft M-71 indes weiter auf nördlichem Kurs, in Richtung unseres eigentlichen Manövergebietes vor der westlichen Zufahrt in den Golf von Riga, an der Meerenge zwischen dem lettischen Festland und der vorgelagerten Ostseeinsel Ösel.
Langsam zieht der Abend herauf
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Blick durch die Bullaugen an der Front des Kommandoturmes
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22.06.1941
Der Tag der alles verändern sollte begann unspektakulär, zumindest an Bord von M-71, wo man noch nichts vom aufziehenden Unheil erahnt.
Während sich ein Großteil der Männer von den harten Strapazen des Vortages unter Kommandant Kulovs hartem Drill erholt, und versucht, unter den für den meisten Männern an Bord so ungewohnten Bedingungen eines ständig rollenden und stampfenden Bootes, das lediglich ein Spielball der sanften Wellen ist, zumindest etwas Schlaf und Erholung zu finden. Doch die Erschöpfung lässt alsbald auch den flauesten Magen und die stärksten Anfälle von Seekrankheit vergessen und der Schlaf übermannt die Männer, während der übrige Teil der Mannschaft in dieser Zeit seinen Wachdienst schiebt.
An Bord von M-71 herrscht Dreischichtrotation. Eine Wache dauert immer vier Stunden, anschließend werden die Männer von der zweiten Wachschicht abgelöst. Nach weiteren vier Stunden Dienst, löst die Dritte Wache wiederum die Zweite ab, die schließlich nochmals vier Stunden später wieder von der ersten Wachschicht abgelöst wird. So hat also jeder Mann an Bord von M-71 täglich zweimal vier Stunden Wachdienst auf seiner Station zu verrichten.
Bei Alarm jedoch heißt es für alle an Bord, ganz gleich ob gerade im Dienst oder nicht, sofort auf ihre Gefechtsstationen zu eilen. Im Ernstfall wird jede Hand gebraucht.
M-71 in der lauen, hellen, sternklaren Nacht vom 21. auf den 22. Juni 1941
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Gegen 04.00 Uhr morgens schließlich, bricht langsam das Morgengrauen an und die ersten, spärlichen Sonnenstrahlen beginnen damit, weit im Osten über den Horizont zu spähen.
Um Punkt vier Uhr Morgens findet die nächste Wachablösung statt. Oberleutnant Kulov selbst hatte die erste “Hundewache” an Bord von M-71 übernommen. Nun war es an mir, ihn abzulösen, und die nächsten vier Stunden, bis acht Uhr Morgens die Deckwache auf dem offenen Kommandoturm zu übernehmen.
Persönlich muss ich die Männer, welche nun mit mir zusammen Dienst haben, aus ihren Kojen werfen. Kein einziger meiner Ausguckmannschaft, die den Kommandoturm besetzen soll, um Ausschau zu halten, hatte Vorerfahrung in der Marine vorzuweisen, geschweige denn an Bord eines U-Bootes.
Ich war den Dienst an Bord eines U-Bootes, nach fast zwei Jahren Offiziersausbildung auf Kapitän Bukovs D-3 inzwischen gewohnt. Doch auch ich erinnere mich noch gut daran, wie schwer es mir Anfangs gefallen war, mich in das einengende und physisch wie psychisch anstrengende und aufreibende Leben an Bord eines engen U-Bootes zu gewöhnen.
Mit diesen Gedanken, an meine eigenen Anfangsjahre, die noch gar nicht so lange zurücklagen, war ich doch selbst mit meinen erst zweiundzwanzig Jahren noch ein ziemlicher Grünschnabel, schiebe ich mich durch das enge Boot nach vorne, bis in den Bugtorpedoraum, um meine beiden Wachgänger sicherheitshalber zu wecken. Ich konnte mir schon vorstellen, wie Kulov reagieren würde, wenn die Männer zu spät erscheinen würden. Solchen Ärger wollte ich indes nach Möglichkeit vermeiden.
Matrose Asow, unser Kasache, der jedoch zum Leidenwesen aller an Bord praktisch kein Wort russisch versteht und immer wieder, wenn er sich mit Händen und Füßen mitzuteilen versucht in seine kasachische Muttersprache verfällt, ist bereits auf den Beinen und grüßt sofort förmlich, zumindest das hatte er noch in Libau unter Kulovs Drill an Land rasch begriffen, als ich durch das Querschott in den beengten und mit Vorräten vollgestopften Torpedoraum trete.
Mit Handzeichen bedeute ich ihm, dass er mit der Grüßerei aufhören soll und zeige statt dessen auf den Mann in der Koje unter ihm, doch Asow zuckt nur mit den Schultern. Dort schlief noch immer ein junger Mann, fast noch ein jugendlicher Bursche. Es war derselbe, der Tags zuvor, während Oberleutnant Kulovs hartem Drill, bei den ständig wiederholten Alarmtauchübungen, beinahe vor Erschöpfung zusammengebrochen wäre. Sein Name war Valeriy, Valeriy Useinov. Ein erst achtzehnjähriger, schmächtiger Bursche aus Kiew, der sich erst vor ein paar Wochen freiwillig gemeldet hatte, erinnere ich mich an seine noch recht dünne Dienstakte, als er uns erst vor wenigen Tagen, zur Aufstockung unserer nicht vollzähligen Besatzung zugeteilt wurde. Der Junge wollte Abenteuer erleben, wie er mir noch vor dem Auslaufen in Libau freudestrahlend erzählt hatte. Wie lange dieser Enthusiasmus unter Kulovs Kommando allerdings halten mochte, wagte ich mir nicht auszumalen.
”Hey...aufwachen Matrose Useinov! Wachwechsel!”
Doch der junge Mann ist kaum wachzubekommen. Unruhig wälzt er sich in seiner engen Koje herum. Mir bleibt nichts anderes übrig, als ihn mit etwas Nachdruck wachzurütteln.
”Auf die Beine Valeriy! Na los...raus aus der Koje mit dir. Wir müssen rauf auf den Kommandoturm...Wachwechsel. Zieh eine Jacke drüber. Wenn man Nachts vier Stunden am Stück da oben bei Wind und Wetter steht, fängt man sich leicht was ein, auch jetzt im Juni.”
Mühsam und schlaftrunken rappelt sich der junge Mann hoch und reibt sich die Augen, nickt dann aber doch, verstanden zu haben.
Ich bin schon wach, Genosse Leutnant, stammelt er müde.
”Schön...dann los! Draußen wird es gerade hell. Die frische Luft oben auf dem Turm wird dir gut tun. Und jetzt ab!”
Auf einen Wink setzt sich auch Matrose Asow, der Kasache in Bewegung und schiebt den jungen Valeriy vor sich her, Richtung Zentrale und stählerner Turmleiter. Erleichtert, meine Wachmannschaft wachbekommen zu haben, folge ich den beiden zurück in die Zentrale.
Auch im Rest des Bootes regt sich nun überall Leben. Auch auf den anderen Stationen, vom Maschinenraum im Heck des Bootes, bis hinauf zu den Wachgängern auf dem Turm, werden die Männer ausgewechselt. In einer eingespielten, erfahrenen Mannschaft, so wie ich es unter Kapitän Bukov, an Bord von D-3 gewohnt war, verlief dergleichen fast wie von selbst. Doch hier und heute, bei unserer zusammengewürfelten, unerfahrenen und alles andere als eingespielten Besatzung ging es dagegen regelrecht drunter und drüber. Viele Männer mussten erst noch aus den Kojen geworfen werden. Doch wann sollten sie es lernen, wenn nicht jetzt auf See. Dafür waren solche Erprobungs- und Manöverfahrten schließlich gut, um dann im Ernstfall eine professionelle und eingespielte Mannschaft zusammen zu haben. Doch ganz offensichtlich hatten wir dahin noch einen langen Weg, denke ich so bei mir, als ich das Chaos sehe.
In der Zentrale angekommen, alles ist noch in dämmriges Rotlicht getaucht, damit sich die Augen schneller an die langsam weichende Dunkelheit außerhalb des Bootes gewöhnen können, klettere ich als Erster die steile, stählerne Turmleiter hinauf.
Als ich meinen Kopf durch das enge, runde Turmluk stecke und schließlich mit dem Oberkörper folge, weht mir bereits eine sanfte, laue Brise um die Nase. Tief sauge ich die salzige Seeluft durch meine Nüstern ein, bevor ich mich unserem Kommandanten zuwende, der stoisch mit seinen beiden Wachgängern auf das Meer hinausspäht und von mir keine Notiz zu nehmen scheint.
”Guten Morgen Genosse Kapitän. Es ist 04.00 Uhr. Zeit für den Wachwechsel.”
Erst jetzt reagiert Oberleutnant Kulov auf mich und wendet sich, sein Fernglas vor sich auf der Brust, zu mir um. Ohne viel Tamtam kommt er sofort zum Wesentlichen.
Sieh an Petrov. Sogar überpünktlich! Scheint so als hätten sie ihre Lektion nicht verlernt, zeigt sich Kulov zufrieden und spielt damit auf unsere erste Begegnung in jener Lagerhalle vor Pier 4 im Hafen von Libau an, als er sofort kritisiert hatte, ich wäre seiner Ansicht nach nicht rechtzeitig zu meinem Dienstantritt erschienen.
Ich spare mir darauf einen Kommentar abzugeben, so sehr ich damals entgegen Kulovs Meinung auch im Recht gewesen wäre. Statt dessen versuche ich mich auf das Dienstliche zu konzentrieren. Nach einer kurzen Übergabe verlässt Kulov, gefolgt von den beiden Matrosen seiner Mitternachtswache die offene Kommandobrücke und meine vier Stunden Dienst, bis 08.00 Uhr morgens sollten beginnen. Nachtwache...im Normalfall nicht viel los...so dachte ich.
Doch nur zwanzig Minuten später sollte es mit der eigentlich ruhigen Nachtwache bereits wieder vorbei sein.
Es ist 04.20 Uhr, als der junge Valeriy auf einmal unvermittelt unruhig zu werden scheint.
Immer wieder setzt er sein Fernglas ab und reibt sich die Augen. Im ersten Augenblick halte ich das noch für typische Nachwirkungen seiner Verschlafenheit, doch plötzlich beginnt der junge Matrose unruhig von einem Bein auf das andere zu tippeln, doch er gibt keinen Mucks von sich.
In diesem Moment schwant mir etwas.
Sofort fahre ich herum, setze mir das Fernglas auf die Nase und spähe angestrengt nach Backbord, die Sichtrichtung, welche der junge Matrose im Auge behalten sollte.
Es dauert nicht lange, bis ich den Grund für seine Aufregung verstehe.
Kontakt...Schiff in Sicht
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”Verdammt...Junge...warum kriegst du dein Maul nicht auf?!
.
.
.
KONTAKT! SCHIFF IN SICHT...STEUERBORD QUERAB! KOMMANDANT AUF BRÜCKE!”
Fortsetzung folgt...
Johann III.
27.10.12, 14:06
Das ist doch ein anderes U-Boot. Feindlich?
Oh my goodness. Um wieviel Uhr genau erfolgte der dt. Angriff? Sonst fürchten wir folgendes:
"Hm, ein deutsches U-Boot.... was macht das denn hier so nah an der Küste? ... ACHTUNG; TORPEDO" ... Ende des AAR ... !
Johann III.
27.10.12, 20:25
Es kann aber eigtl. kein deutsches sein. Die Turmform sieht nicht so aus wie eines von unse... äh, von den Feinden.
Teddy Suhren
27.10.12, 21:39
Es könnte ein Typ IIA oder IIB sein, die damals als Schulboote eingesetzt waren. Allerdings sollten die schon 1941 die neuen Türme haben. Also tippen Wir auch auf ein sowjetisches Boot.
Johann III.
27.10.12, 21:43
Hm, der Turm sieht aber nicht nach Typ II aus ... Sonic sollte Uns endlich aufklären. :D
Das geheime Versteck des letzten Zaren! Sofort versenken!
Teddy Suhren
27.10.12, 22:43
Hm, der Turm sieht aber nicht nach Typ II aus ... Sonic sollte Uns endlich aufklären. :D
War auch ne dumme Idee, da der Typ II meines Wissens als Schulboot kein Deckgeschütz hatte. :D Ansonsten stimmen Wir Euch zu.
Albrecht d. Bär
28.10.12, 00:48
War auch ne dumme Idee, da der Typ II meines Wissens als Schulboot kein Deckgeschütz hatte. :D Ansonsten stimmen Wir Euch zu.
Na, werter Teddy Suhren, wir vermuten, da irrt Ihr Euch. Der Typ II hatte zwar kein Deckgeschütz in dem Sinne, aber er hatte die Flak auf dem Vordeck montiert, mangels Platz auf dem Turm bzw. dem "Wintergarten".
Da wir selbst lange Zeit SH3 gefahren sind -auch online- würden wir uns, ohne überheblich wirken zu wollen, doch noch eine gewisse Kenntnis der Technik zuschreiben. ;)
Das Boot scheint deutsch zu sein. Die merkwürdige Turmform (an beiden Seiten gekrümmt) rührt wahrscheinlich durch die Bewegungen des eigenen Bootes und durch eine (wie auch immer erzeugte) Spiegelung.
Kommt man näher heran, wird die Sicht auch besser, schließlich ist das kleine Boot knapp über der Oberfläche.
Weiterhin spricht für ein deutsches Boot eben links die Bugwelle und knapp dahinter kann man am Bug des Schiffes die Netzsäge samt Antenne erkennen. Etwas weiter rechts dann auch das aufmontierte 2-cm-Flak-Geschütz. Dann der Turm mit kleinen, nahezu nicht vorhandenen Wintergarten.
http://img443.imageshack.us/img443/2118/2701.jpg
Teddy Suhren
28.10.12, 01:15
Na, werter Teddy Suhren, wir vermuten, da irrt Ihr Euch. Der Typ II hatte zwar kein Deckgeschütz in dem Sinne, aber er hatte die Flak auf dem Vordeck montiert, mangels Platz auf dem Turm bzw. dem "Wintergarten".
Da wir selbst lange Zeit SH3 gefahren sind -auch online- würden wir uns, ohne überheblich wirken zu wollen, doch noch eine gewisse Kenntnis der Technik zuschreiben. ;)
Das Boot scheint deutsch zu sein. Die merkwürdige Turmform (an beiden Seiten gekrümmt) rührt wahrscheinlich durch die Bewegungen des eigenen Bootes und durch eine (wie auch immer erzeugte) Spiegelung.
Kommt man näher heran, wird die Sicht auch besser, schließlich ist das kleine Boot knapp über der Oberfläche.
Weiterhin spricht für ein deutsches Boot eben links die Bugwelle und knapp dahinter kann man am Bug des Schiffes die Netzsäge samt Antenne erkennen. Etwas weiter rechts dann auch das aufmontierte 2-cm-Flak-Geschütz. Dann der Turm mit kleinen, nahezu nicht vorhandenen Wintergarten.
Genau diese Aufteilung hatten Wir auch im Kopf, sind uns aber recht sicher, dass 1941 die Typ IIB und C - Boote schon mit dem größeren Wintergarten mit integrierter Flak ausgerüstet waren. Das muss im Mod natürlich nicht umgesetzt sein. Wir würden gern ein passendes Bild hochladen, aber Unser Surfstick rebelliert da ein wenig.
Lassen wir uns also überraschen. Am Ende ist es noch ein Finne. :D
Edit: Nun geben wir Uns geschlagen. Nachdem Wir in der "Geschichte des deutschen U-Bootbaues" nachgeschlagen haben, mussten wir feststellen, dass Unsere Erinnerung nur teilweise richtig ist: Der Turm wurde vergrößert und konnte ein Flakgeschütz aufnehmen. Das Bugflakgeschütz blieb aber erhalten. Somit tippen Wir nun auch auf ein Typ IIB oder IIC- Boot.
Nebenbei hoffen Wir, dass diese Diskussionen den werten Sonic nicht stören, aber Wir glauben, sie zeigen, wie sehr sie die werten Regenten mit dem tollen AAR beschäftigen. (Statt grüner Kekse also) :D
Albrecht d. Bär
28.10.12, 10:01
Genau diese Aufteilung hatten Wir auch im Kopf, sind uns aber recht sicher, dass 1941 die Typ IIB und C - Boote schon mit dem größeren Wintergarten mit integrierter Flak ausgerüstet waren. Das muss im Mod natürlich nicht umgesetzt sein. Wir würden gern ein passendes Bild hochladen, aber Unser Surfstick rebelliert da ein wenig.
Lassen wir uns also überraschen. Am Ende ist es noch ein Finne. :D
Edit: Nun geben wir Uns geschlagen. Nachdem Wir in der "Geschichte des deutschen U-Bootbaues" nachgeschlagen haben, mussten wir feststellen, dass Unsere Erinnerung nur teilweise richtig ist: Der Turm wurde vergrößert und konnte ein Flakgeschütz aufnehmen. Das Bugflakgeschütz blieb aber erhalten. Somit tippen Wir nun auch auf ein Typ IIB oder IIC- Boot.
Nebenbei hoffen Wir, dass diese Diskussionen den werten Sonic nicht stören, aber Wir glauben, sie zeigen, wie sehr sie die werten Regenten mit dem tollen AAR beschäftigen. (Statt grüner Kekse also) :D
Löblich, löblich! :)
Wir konnten leider nicht in unserer umfangreichen U-Boot-Bibliothek nicht nachschlagen, da sie sich weit entfernt bei den Eltern befindet. Hach! :(
Aber wartet ab... am Ende ist es, wie Ihr sagtet, ein Finne oder sonst wer... oder das Boot taucht ab und es wird für immer ein wohl gehütetes Geheimnis der Ostsee bleiben.
Wir hoffen auch nicht, dass wir den werten Sonic stören, sind uns aber sicher er wird sich an der regen Diskussion sehr erfreuen, zeigt es doch, dass die Regenten sehr interessiert mitlesen. :)
Nebenbei hoffen Wir, dass diese Diskussionen den werten Sonic nicht stören, aber Wir glauben, sie zeigen, wie sehr sie die werten Regenten mit dem tollen AAR beschäftigen. (Statt grüner Kekse also) :D
Keine Sorge die werten Herren.
Wir empfinden dergleichen Diskussionen oder Kommentare keineswegs als störend oder unpassend, im Gegenteil. Wir finden es selbst immer ganz interessant zu erfahren, was sich die geschätzte Leserschaft so für Gedanken macht. Von daher, fühlt euch frei, euren Gedanken freien Lauf zu lassen. Sollten irgendwelche Fragen, sei es nun zum AAR, der Geschichte oder auch zu den verwendeten Mods auftreten, scheut euch nicht davor nachzuhaken. Wir werden versuchen, mögliche Fragen nach bestem Wissen und Gewissen zu beantworten :)
Die "U-Boot-Frage" wird wohl das nächste Update dann endgültig klären.
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So viel also zum Thema “ruhige Nachtwache” denke ich bei mir, das gesichtete Objekt mit dem Fernglas nicht aus den Augen lassend, während ich auf Kulovs Erscheinen auf der Brücke warte. Leise murmle ich vor mich hin, im Kopf die mir bekannten Silhouetten bekannter Schiffstypen durchgehend. Ich war mir fast sicher.
”Ein U-Boot, so viel ist sicher. Ich fress einen Besen, wenn das keins von den Deutschen ist.”
Nur Sekunden später schiebt sich der massige, muskulöse Körper des bärengleichen Kommandanten durch das offene Turmluk. Mit befehlsgewohnter, scharfer Stimme herrscht er mich an.
Meldung, Petrov!
Ohne das Fernglas abzusetzen, antworte ich, ohne das vermeintliche U-Boot, das sich für meinen Geschmack schon verdammt dicht auf Parallelkurs an unserer Steuerbordseite, ebenso wie unser M-71, durch die morgendliche Ostsee kämpfte, aus den Augen zu lassen.
”Kontakt an Steuerbord, Genosse Kapitän! Auf 095 Grad...läuft auf Parallelkurs zu uns. Eindeutig ein U-Boot, Kapitän. Definitiv keins von unseren. Wahrscheinlich ein Deutsches.”
Mit einer raschen Handbewegung reißt Kommandant Kulov, dem neben ihm stehenden jungen Matrosen, der, nervös und angespannt ob seiner ersten Schiffsichtung völlig vergessen hatte, seine Entdeckung zu melden, das Fernglas aus der Hand.
Gib her! Mach Platz, raunt Kulov den jungen Valeriy an und späht nun selbst in die angegebene Richtung an Steuerbord.
Es vergehen ein par Sekunden. Sie kommen mir viel länger vor. Eher wie Minuten, bis Kulov endlich wieder die Zähne auseinander bekommt.
Gute Augen, Leutnant Petrov. Scheint so, als hätten wir nun doch noch einen passenden Verwendungszweck für sie gefunden. Es ist ein deutsches Boot. Vom Turmaufbau her würde ich sagen eines ihrer kleinen Typ II Boote.
Ein deutsches Küstenboot vom Typ II...wahrscheinlich IIB oder IIC
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Anmerkung: Im Vorfeld des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion wurden mehrere, alte deutsche Typ II Boote (unsere Quellen berichten von insgesamt sechs Booten), der 22. U-Flottille in Gotenhafen, die eigentlich zu diesem Zeitpunkt überwiegend nur noch als Ausbildungs- und Schulboote eingesetzt wurden, wieder als Frontboote reaktiviert, um gegen einen möglichen Einsatz der russischen Baltikflotte eingesetzt werden zu können. Der Fronteinsatz der Boote war zeitlich nur auf wenige Monate von Juni bis August/September 1941 beschränkt. Anschließend wurden die verbliebenen fünf Boote (U-144 wurde zwischenzeitlich am 10. August 1941 vom russischen U-Boot Schch-307 versenkt, nachdem es selbst bereits, nur einen Tag nach Kriegsausbruch, am 23. Juni, das russische Küsten-U-Boot M-78 versenkt hatte) wieder als Schulboote eingesetzt.
”Die haben etwa unsere Gewichtsklasse. Minimal größer.”
Noch ein paar Augenblicke beobachten wir gespannt das als deutsches U-Boot identifizierte Boot.
Da sie genau auf Parallelkurs laufen, könnten die schon in der Nacht an uns herangekommen sein, oder wir an sie. In der Dunkelheit hat noch keine den anderen gesehen. Jetzt im Morgengrauen, wo es heller wird und die Sicht besser wird...naja..., stellt Kulov ruhig fest.
Mir behagt der Gedanke nicht, dass sich zwei Boote, vielleicht schon seit Stunden, nur etwas mehr als eine Seemeile voneinander entfernt begegnen und seelenruhig nebeneinanderher laufen, ohne das einer vom anderen Notiz zu nehmen scheint. Würden wir uns bereits in einem Krieg befinden, könnte dergleichen, für einen der Beteiligten, tödlich enden.
Doch ich schiebe den Gedanken beiseite und konzentriere mich wieder auf das Hier und Jetzt.
”Befehle, Kapitän?”
Einen kurzen Augenblick scheint Oberleutnant Kulov zu überlegen, wie er reagieren soll, befiehlt dann aber mit Bestimmtheit.
Kursänderung...30 Grad Backbord! Klarmachen zum Tauchen!
Während die übrige Turmbesatzung, die der Kasache Asow und der junge Valeriy den Turm bereits räumen, hält mich Kommandat Kulov mit hartem Griff noch kurz am Arm zurück, bis wir allein vor neugierigen Ohren sind.
Leutnant, erinnern sie sich an unser Gespräch am Abend vor dem Auslaufen in Libau? An unseren Sonderauftrag?
”Ja, Genosse Kapitän! Mögliche deutsche Schiffsaktivitäten, denen wir begegnen sollten, vermerken und melden.”
Gut, Petrov. Sobald wir wieder aufgetaucht sind, setzen sie einen Funkspruch ab. Unsere tägliche Statusmeldung. Erwähnen sie dabei auch unsere Begegnung hier. Genaue Position und Kurs des deutschen Bootes. Verstanden, Leutnant?
”Verstanden, Kapitän!”
Anschließend räumen auch Kulov und ich den bereits verwaisten Kommandoturm.
Als letzter, direkt hinter mir, zwängt sich der 1,90 Meter Hüne durch das Turmluk, knallt dieses hinter sich zu und verriegelt es wasserdicht.
Wir gehen auf Tiefe! 20 Meter, na los ihr Hunde!
”Tauchzellen fluten...alle Flutventile öffnen. Vorne unten zehn, hinten unten fünf. Auf 20 Meter gehen. Klar bei E-Maschine!”
M-71 taucht ab...vielleicht hat man uns noch nicht entdeckt
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Für die nächste Stunde bleiben wir, Kulovs Befehl folgend getaucht und ändern unseren Kurs, um Abstand zu dem gesichteten deutschen U-Boot zu gewinnen. Kulov möchte einen näheren Kontakt vermeiden. Warum, ist mir nicht ganz klar. Zwar kannte ich die geheime Order, deutsche Aktivitäten zu notieren und zu melden, doch möglicherweise hatte Kulov noch weitere Anweisungen erhalten, die er auch mir nicht mitgeteilt hatte. Zu seinem bisherigen Verhalten, was das Offenlegen von Befehlen, gegenüber seiner Besatzung anging, schien das durchaus zu passen. Die ganze Geheimniskrämerei würde auch erklären, warum man uns, Tags zuvor, so überraschend doch auf See geschickt hatte, obwohl wir, mit unserer bunt zusammengewürfelten und nicht eingespielten Mannschaft aus allen Ecken und Enden der Sowjetunion, und unserem mehr schlecht als recht überholten und noch nicht ausreichend ausgetestetem Boot, eigentlich kaum als einsatzfähig zu bezeichnen waren.
Erst eine gute Stunde später, gegen 05.30 Uhr, gibt der Kommandant den Befehl zum Auftauchen. Sofort nach dem Auftauchen lasse ich vom diensthabenden Funker unsere tägliche Statusmeldung absetzen, mit dem kleinen Nachtrag unserer frühmorgendlichen Begegnung. Gerade als unser Bordfunker, Bootsmann Padorin, den kurzen Statusbericht abgesetzt hat und ich mich abwenden will, hält mich das aufgeregte Piepsen der Funkanlage noch einmal zurück. Das vertraute, mal in längeren, mal in kürzeren Intervallen Piepen des Morsecodes schlägt mich in seinen Bann. Angestrengt lauschen, presst Bootsmann Padorin sich seine Kopfhörer fester gegen die Ohrmuscheln und notiert mit der freien Hand mit Bleistiftstummel auf einem Stück dünnen Notizpapier Intervall für Intervall mit.
Kurz…lang…PAUSE…lang…kurz…lang…kurz...PAUSE…kurz…kurz…kurz...kurz...PAUSE…lang…PAUSE…kurz…kurz...lan g…PAUSE…lang…kurz…PAUSE…lang…lang...kurz...PAUSE…piept es vor sich hin.
Die kurzen und langen Intervalle bilden erst einzelne Buchstaben, dann ganze, verständliche Wörter. Auch wenn ich kein Funker bin, gehört das Morsealphabet doch zur Grundausbildung eines jeden Seeoffiziers. Dennoch kann ich mit dem geübten Funker Padorin jedoch nicht mithalten. Bei jedem Wort, dass Genosse Padorin notiert cheint er nervöser zu werden. Die letzten Buchstaben der Funknachricht kritzelt er mit zittriger Hand auf das Papier, bevor er mir den Notizzettel wortlos und aschfahl im Gesicht reicht.
Rasch überfliege ich die knappe, nur viereinhalb Zeilen lange Nachricht.
”VERDAMMT!”
Fortsetzung folgt...
Johann III.
28.10.12, 14:18
Mensch. Also doch ein Typ II. Da sieht man mal, wie verzerrt 3D-Modelle eigentlich sind, wenn sie sehr klein wiedergegeben werden.
Nebenbei gemerkt müssen Wir ja sagen, dass Euer russisches Boot vom Formfaktor her eleganter wirkt...
Albrecht d. Bär
28.10.12, 14:53
Sehen wir das richtig, oder hat das deutsche Boot die Flak auf dem Vordeck besetzt?
So sieht's aus. Inzwischen ist ja bereits Krieg, auch wenn wir bis zu diesem Zeitpunkt noch nichts davon wussten, wird das bei den Deutschen da drüben wohl etwas anders ausgesehen haben :)
Keine Ahnung, ob die uns auch gesehen haben. Gefeuert hatten sie jedenfalls noch nicht auf uns, bevor wir weggetaucht und abgedreht sind.
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Noch einmal überfliege ich ungläubig das Papier mit dem darauf notierten Funkspruch, so als wollte ich nicht wahrhaben, was ich da las. Doch so sehr ich auch auf die Notiz starrte, so änderten sich die Worte doch nicht wie durch ein frommes Wunder.
Dranbleiben Padorin, falls weitere Nachrichten reinkommen. Ich informiere den Kapitän, weise ich den Funker an und mache mich auf, Oberleutnant Kulov Bescheid zu geben.
Während ich mich an neugierigen Männern, die meinen Gefühlsausbruch mitbekommen haben vorbei schiebe, um zu Kulovs Koje hinter der Zentrale zu gelangen, kommen mir wieder die Worte meines alten Kommandanten und Mentors, Kapitän Bukov, in den Sinn, als wir, auf unserer letzten gemeinsamen Fahrt auf D-3, gemeinsam in jener Nacht auf dem Kommandoturm standen:
“Der Mensch ist des Menschen größter Feind! Der Krieg wird kommen, die Frage ist nur wann!”
Nach ein paar Schritten stehe ich schließlich vor der Koje des Kommandanten. Ich schnaufe so schwer, als hätte ich gerade einen Gewaltmarsch hinter mir und nicht nur die paar Schritte durch die Zentrale zu Kulovs Koje.
Ohne große Umschweife komme ich gleich zur Sache und halte dem mich genau musternden Kulov den Notizzettel mit dem alles verändernden Funkspruch hin.
Sofort nimmt mir der Kommandant den Zettel aus der Hand und überfliegt das Geschriebene.
Mit einem mal hellt sich seine sonst so stoische Mine auf und seine Lippen umspielt ein merkwürdiges, entrücktes Lächeln.
GROSSARTIG! DAS IST JA WUNDERBAR!
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Ist das bestätigt Petrov? Sicher kein Irrtum?!
Endlich...endlich! Wie lange habe ich darauf gewartet, sprüht Oberleutnant Kulov vor Erregung.
Perplex und fassungslos ob der Reaktion unseres Kommandanten starre ich Kulov entsetzt an. Hatte der Mann nicht verstanden, was diese Nachricht bedeutete?
”Genosse Kapitän...es ist Krieg!”
Mit einem seltsamen Glanz in den Augen fährt Kulov, dieser hünenhafte Bär von einem Mann zu mir herum und legt mir fast freundschaftlich seine prankenartigen Hände auf die Schultern, als ob er mich zu umarmen versuchte. Deutlich, fast schmerzhaft spüre ich den harten Griff Kulovs an meiner Schulter, als dieser mir regelrecht vor Freude strahlend antwortet.
Ja Petrov! KRIEG...ENDLICH IST KRIEG!
Wie lange hatte er darauf nur gewartet? Ein Krieg, endlich ein Krieg. Und das genau zur rechten Zeit. Gerade jetzt, da er endlich sein eigenes Kommando erhalten hatte und sein eigenes Boot führte. In seiner Position gab es keine bessere Möglichkeit, um schnell Erfolge zu erzielen und sich einen Namen zu machen. Wofür er in Friedenszeiten Jahre oder gar Jahrzehnte an eintönigem Dienst leisten musste, um die nötigen Beförderungen zu verdienen, könnte er, durch die Möglichkeiten, die sich ihm hier und jetzt, in dieser Position, zu Kriegszeiten boten, in nur einem Bruchteil der Zeit erreichen. Mochten all die anderen doch denken was sie wollten. Für ihn, Oberleutnant Vladimir Kulov, den geschassten Sohn eines Verräters, der sich seine Position, ja sein ganzes Leben, aus eigener Kraft, gegen alle Widerstände erkämpft hatte, konnte gar nichts besseres passieren!
Funkspruch empfangen...Deutscher Überfall auf die Sowjetunion
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Wie in Trance, noch immer sein unwirkliches, fast dämonenhaftes, eisiges Lächeln im Gesicht schreitet Kommandant Kulov, seelenruhigen Schrittes, die wenigen Meter bis in die Kommandozentrale. Über die blechern, röhrende Bordsprechanlage verliest er mit seiner tiefen, sonoren Stimme, die gerade empfangene Nachricht, um die Mannschaft zu informieren.
Heute Morgen, gegen 04.00 Uhr, haben deutsche Streitkräfte die Landesgrenzen der Sowjetunion überschritten. Ab sofort befindet sich die Sowjetunion im Kriegszustand mit dem Deutschen Reich! Alle, unter deutscher Flagge fahrenden Schiffe sind ab sofort als feindlich einzustufen und dürfen vernichtet werden!
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WIR SIND IM KRIEG!
Fortsetzung folgt...
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Die Nachricht über den Ausbruch des Krieges heizt an Bord von M-71 die Stimmung an. Für die Männer gibt es auf einen Schlag kein anderes Thema mehr. Wildes Durcheinandergeplapper aus einem Dutzend Kehlen erfüllt das Boot.
Krieg mit den Deutschen? Ich dachte wir wären Verbündete, kann es einer der Männer noch immer nicht Recht glauben.
Glaubs mal besser! Dieser Hitler kann den Hals einfach nicht vollkriegen. Alles andere um sich rum hat er ja schon erobert. Jetzt sind wir dran, gibt Obersteuermann Orlow düster zurück.
Inmitten des ganzen Trubels steht Matrose Asow, unser, nicht des Russischen mächtige Kasache, und versteht irritiert nicht, was gerade in seine zwangszusammengewürfelten Kameraden gefahren ist.
Verständnislos schüttelt er seinen Nebemann, den jungen Matrosen Valeriy, mit dem er bereits zwei Wachen als Ausguck auf dem Kommandoturm verbracht hatte, an dessen Schulter und versucht durch Kopfschütteln und einige, für Valeriy unverständliche Brocken Kasachisch, in Erfahrung zu bringen, was hier gerade passiert.
Es ist Krieg! Krieg? Verstehst du?
BOOOOM....KAPUTT, versucht es der junge Mann mit Händen und Füßen, bis der Kasache scheinbar endlich begreift und traurig vor sich hin nickt und sich dann abwendet.
Während die Männer noch aufgeregt diskutieren, hat mich Kommandant Kulov bereits zu sich gewunken, um unverzüglich das weitere Vorgehen, nach der nun so grundlegend veränderten Ausgangssituation zu besprechen.
”Und jetzt, Genosse Kapitän? Brechen wir unseren Auftrag ab und kehren unverzüglich nach Libau zurück?”
Fast entgeistert ob dieser begründeten Frage starrt mich Oberleutnant Kulov an.
Geradezu entrüstet zischt er mir entgegen.
Sind sie verrückt geworden Leutnant Petrov? Zurück in den Hafen, jetzt wo Krieg ausgebrochen ist? Das könnte ihnen so passen Petrov. Wir bleiben auf See! Solange wir keine weiteren Befehle erhalten, führen wir unseren Auftrag zu Ende.
”Aber Kapitän! Wir haben hier nur ein veraltetes, nach der Generalüberholung nicht ausreichend getestetes Boot voller unerfahrener und nicht aufeinander eingespielter Männer. Wir sind noch nicht soweit, uns jetzt in einen Kampf zu stürzen. Denken sie nur an die Situation heute Morgen, als wir diesem deutschen Boot begegneten. Der Ausguck, wie auch der Rest der Mannschaft war völlig überfordert. Mein Gott, Kapitän! Zu diesem Zeitpunkt hatte der deutsche Angriff bereits begonnen. Mit etwas Pech könnten wir schon jetzt mit Mann und Maus auf dem Grund der Ostsee liegen.”
Gerade als mich Kulov in die Schranken weisen wollte, was ich mir erlauben würde, seine gefallene Entscheidung in Frage zu stellen, wirken in ihm meine letzten Worte und verdunkeln seine zuvor noch so sehr gehobene Stimmung über den Ausbruch des Krieges mit einem Schlag.
Das Boot von heute Morgen! Das deutsche U-Boot. Wir waren bereits im Krieg, als wir es sichteten. Verflucht...verdammt...verdammt nochmal! Warum habe ich die Nachricht vom Kriegsausbruch so spät erhalten. Verdammt! Ich hätte die wahrscheinlich erste erfolgreiche Versenkung eines feindlichen Schiffes in diesem Krieg erzielen können. Petrov...wissen sie was für eine Ehre das gewesen wäre? Die erste, die allererste Versenkung!
Kulovs Stimung hatte nun nach dieser Erkenntnis einer verpassten Chance radikal umgeschlagen. War er gerade noch, regelrecht euphorisch über den Ausbruch des Krieges, so verdüsterten sich nun seine Gedanken. Innerlich fühlte er sich bereits wieder einmal betrogen und um seine verdient Chance gebracht. Das Schicksal hasste ihn und er hasste das Schicksal dafür, dass sie ihm immer wieder Steine in den Weg zu legen schien.
Und sein Erster Offizier, dieser Leutnant Petrov, war auch nicht viel besser. Den Schwanz einziehen und nach Hause schleichen, im Augenblick des greifbar nahen Triumphes?
NEIN! NIEMALS!
Mit befehlsgewohnter Stimme und wütendem Unterton, herrscht der Kommandant die noch immer aufgeregt diskutierenden Männer auf M-71 an, die Schnauze zu halten und sich gefälligst wieder an ihre Arbeit zu scheren. Sein Boot sei immerhin ein gottverfluchtes Kriegsschiff und kein Vergnügungsdampfer. Kulovs regelrechtes Gebrüll, das bärengleich durch das Boot hallt, ohne überhaupt die blechern röhrende Bordsprechanlage benutzen zu müssen, hallt durch die gesamte, enge Stahlröhre des Bootes.
WIR FÜHREN UNSEREN AUFTRAG ZU ENDE, BIS WIR ANDERS LAUTENDE BEFEHLE ERHALTEN! BEI GOTT! OHNE EINE VERSENKUNG GEHE ICH NICHT NACH HAUSE!
In den nun kommenden Stunden dieses Morgens am 22. Juni 1941, dem Tag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion, trudeln nun fast im Minutentakt neue Funksprüche und Nachrichten ein. Bootsmann Padorin, unser Bordfunker hat alle Hände voll damit zu tun, alle eingehenden Nachrichten, die über den Äther gehen, aufzufangen und zu notieren.
Nach und nach vervollständigen die zusammenkommenden Informationen, zumindest teilweise die herrschende Lage, auch wenn sich mehr und mehr Fragen auftun, als Antworten gegeben werden.
Eingehende Funksprüche
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Am 22. Juni 1941 haben deutsche Truppen unser Vaterland auf breiter Front, vom Baltikum bis zum Schwarzen Meer angegriffen +++ Neben anderen wurden auch die Städte Schytomyr, Kiew, Sewastopol und Kaunas aus der Luft bombardiert +++ Die Luftangriffe gingen auch vom Territorium Finnlands und Rumäniens aus.
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Vom Oberkommando der Baltischen Flotte an die Kommandeure der baltischen U-Boote +++ Schwedische und finnische Schiffe sind als neutral zu betrachten +++ Angriffe in finnischen oder schwedischen Hoheitsgewässern sind zu vermeiden.
Anmerkung: Drei Tage später, am 25. Juni erfolgte schließlich, nach offiziellem Kriegseintritt Finnlands, auch der Befehl finnische Schiffe anzugreifen.
Das grundsätzliche Angriffsverbot auf schwedische Schiffe galt offiziell bis April 1942. Anschließend war auch der gezielte Angriff auf schwedische Schiffe, trotz einseitiger Neutralitätserklärung gestattet.
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Vom Kommandeur der Schwarzmeerflotte an die Kommandanten der Schwarzmeer U-Boote +++ Türkischer Schiffsverkehr ist als neutral zu betrachten.
Um kurz vor 06.00 Uhr morgens erreichen wir schließlich auch das, uns in unseren ursprünglichen Auslaufbefehlen zugewiesene, Manövergebiet vor der westlichen Zufahrt in den Golf von Riga. Auf Kommandant Kulovs Befehl sollen wir hier kreuzen, bis wir weitere Befehle erhalten, während er wohl hofft, bereits hier deutschen Schiffen über den Weg zu laufen. Das deutsche U-Boot, das wir etwa fünf Stunden zuvor gesichtet hatten, war schließlich ebenso auf dem Marsch nach Norden. Möglicherweise hoffte Kulov bereits auf eine zweite Chance.
M-71 erreicht das Manövergebiet vor dem Golf von Riga
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Fortsetzung folgt...
Es ist Krieg...genau das, was sich Kulov erhofft hat, aber was wird aus dem Boot, einem deutschen UIIb ned unähnlich, nur ned mit derselben Ausbildung wie die deutschen Boote. Die bisherigen Stützpunkte werden nicht mehr lange russisch bleiben...
alles Gute M-71
Hohenlohe...:smoke:
Im Notfall schickt Kulov seine Mannschaft eine Runde schwimmen und kräftig anschieben.
Wenn das auch nichts mehr hilft, überfällt er wohl in bester Piratenmanier harmlose Fischerboote und holt sich da seinen Sprit ab.
So nach dem Motto: "Brennstoff her oder ich tret euch ein Loch ins Boot" :D
Nein, Scherz beiseite.
Ein plötzlicher Wegfall einer Basis, was ja in naher Zukunft passieren wird, kann unter Umständen, gerade bei der relativ geringen Reichweite unseres momentanen Bootes, doch rasch zu einem ernsthaften Problem werden.
Johann III.
31.10.12, 11:34
Wenn das auch nichts mehr hilft, überfällt er wohl in bester Piratenmanier harmlose Fischerboote und holt sich da seinen Sprit ab.
So nach dem Motto: "Brennstoff her oder ich tret euch ein Loch ins Boot" :D
Hmm... vielleicht sollte er sich da mit dem bei Fischerbooten als Schlächter gefürchteten Fahrkarten-Johnny zusammentun ... Je mehr Wir hier lesen, desto mehr reizt es Uns, die Geschichte der Dreiers fortzusetzen.
Mal eine andere Frage: Könnt Ihr die russischen Texte lesen?
Hmm... vielleicht sollte er sich da mit dem bei Fischerbooten als Schlächter gefürchteten Fahrkarten-Johnny zusammentun ... Je mehr Wir hier lesen, desto mehr reizt es Uns, die Geschichte der Dreiers fortzusetzen.
Mal eine andere Frage: Könnt Ihr die russischen Texte lesen?
Wie schon im alten Abstimmungsthread erwähnt, reicht unser Russisch so fürchten wir, nur für zwei Dinge aus:
- sich eine Flasche Wodka zu bestellen
und...
- dann darüber zu fluchen, dass man keinen Wodka bekommen hat :D
Nein, ernsthaft. Wir sind leider dazu gezwungen, ein Übersetzungsprogramm zu verwenden und vereinzelt auch "manuell" im Langenscheidt nachzuschlagen.
Darum mögen uns eventuell anwesende und mitlesende Muttersprachler verzeihen, wenn wir nicht immer eine hundertprozentige eins zu eins Übersetzung liefern können, sondern wir durchaus auch nur "sinngemäß" zusammenfassen. die ganzen Bedienelemente sind uns ja ohnehin schon gut bekannt. Da finden wir uns weitestgehend blind zurecht. Und nach ein paar Fahrten, wenn wir solang überleben, verstehen wir auch das Geschnatter und die Meldungen unserer Besatzung an Bord (russischer Sprachmod - für das Feeling - sei Dank).
Und was "Bloody" Fahrkarten-Johnny angeht.
Reise Reise..., werter Johann :)
George Pickett
02.11.12, 13:01
Die Spannung steigt! Wie wird sich Kulov´s Mannschaft bewähren? Gibt es im Operationsgebiet eigentlich "lohnende" Jagdgründe? Bei nur 2 Torpedos muss man es sich ja 2mal überlegen was man angreift. Wir harren der Dinge die da kommen mögen und lesen weiter interessiert mit... :)
Gute Frage! Wir haben ehrlich gesagt keine Ahnung :)
Dieses Szenario ist für uns, mit Ausnahme eines kurzen Anspielens, völlig unbekannt.
Mit unseren "nur" zwei Torpedos habt ihr aber Recht. Da werden wir uns sehr gut überlegen müssen, wogegen wir diese einsetzen wollen.
Blastwarrior
04.11.12, 22:09
mmh man hat nen Kreuzer vor den Rohren, torpediert ihn, beide Aale explodieren aber der Kahn schwimmt weiter und einer seiner Peiniger aus der Kneipe versenkt den Kreuzer dann und Kulov ist wieder am fluchen.
so stellen wir uns das vor :D
Also wenn der Kulov und seine Peiniger als letztes übrig bleiben, dann Prost Mahlzeit. Für die russische Nußschale hat sich Fortuna in den ersten Minuten des Krieges als hold erwiesen. Der 2WO vom alten Paulsen hätte sie entdeckt und dann wärs aus gewesen. Aber der war ja zu diesem Zeitpunkt gerade schon mit Paulsen an einem anderen Ende der Welt im Dienst.
Wir sind auf jeden fall gespannt der Dinge die da kommen und nehmen zur Kenntnis, dass auf deutscher Seite, trotz Kenntnis der Kriegslage wohl auch noch junge Seeleute im Ausguck waren.
Schaun mer mal, wo Kulov und seine Mannen wieder den Boden von Mütterchen Russland betreten!
Kulov kann ja ein paar Vorpostenboote des werten Feindes versenken, denn dafür langt jeweils ein Torpedo, solange die Feindschiffe ned paarweise auftreten...
Werter Sonic, ich wünsche euch viel Glück mit diesem AAR! Möge er noch lange dauern...
herzliche grüsse
Hohenlohe, Agent in Feindesland...*doswidanje*:smoke:
Wir freuen uns auf jeden Fall schon einmal über das vorhandene Interesse und sind natürlich auch selbst mehr als gespannt, wie weit es unsere "neuen Helden" denn schaffen werden :D
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Nachdem wir schließlich unser Einsatzgebiet erreicht haben, lässt Kommandant Kulov bis auf Widerruf durch das uns zugewiesene Manövergebiet kreuzen. Um knappen Brennstoff zu sparen, macht M-71 nur noch langsame Fahrt von vier Knoten.
18.00 Uhr...am späten Nachmittag des 22. Juni 1941:
Etwas verunsichert, wie es nun weitergehen soll, nachdem wir befehlsgemäß unser Manövergebiet erreicht haben, kreuzen wir nun schon mehrere Stunden mehr planlos als zielgerichtet vor der Zufahrt in den Golf von Riga. Von Kommandant Kulov ist schon seit Stunden kein anderslautender Befehl mehr gekommen.
Weiter kreuzen...weiter kreuzen, das ist alles was dieser verfluchte Schinder zu sagen hat, knurrt mir mein neuer, bester Freund, Leutnant Pavel Antonow zu, als er mich während meiner Wachschicht, auf dem ohnehin schon recht beengten Kommandoturm besucht.
Genüsslich saugt er die laue Ostseeluft ein und schnauft hörbar erleichtert aus.
Das Kulov ja nicht mitbekommt, wie du dich aus deinem Maschinenraum stiehlst, ziehe ich den jungen, fast gleichaltrigen, unfreiwillig eingezogenen (Unter-)Leutnant etwas auf, der gerne alles andere geworden wäre, nur kein Marineoffizier.
Etwas nervös ob dieser Bemerkung zuckt Pavel zusammen und fährt fast im Flüsterton fort, so als hätte er Angst, jemand könnte seine Worte bis hinunter in die Zentrale hören, wo unser kaltherziger und ehrgeiziger Kommandant unentwegt wie ein Tiger auf- und abwanderte.
Hey...Andrej, zischt mir Leutnant Antonow zu. Er hatte sich schon vom ersten Moment angewöhnt mich zu duzen, während er mir gleichzeitig bei jeder Gelegenheit unter die Nase rieb, ihn doch gefälligst auch beim Vornamen, zu nennen und die eigentlich üblichen Förmlichkeiten einfach beiseite zu lassen.
Warum lässt uns Kulov hier sinnlos auf- und abschleichen? Hat er zu dir was gesagt?
In der Tat, Pavel war wirklich alles andere, als der typische junge U-Bootoffizier.
"Ich weiß auch nicht recht viel mehr. Sein letzter Befehl war es, unser Manövergebiet zu erreichen, hier bei verminderter Fahrt zu kreuzen und weitere Befehle abzuwarten."
Gerade als Leutnant Antonow etwas auf meine Antwort erwidern will, tippt mich Matrose Asow, unser unfreiwillig einsilbige Kasache an der Schulter an, um meine Aufmerksamkeit zu erregen. Noch mit dem Fernglas vor den Augen, deutet er mit lang ausgestrecktem Arm nach vorne, fast genau in Marschrichtung unseres Bootes.
грузить...грузить, bringt er mit seinem eigenwilligen Akzent noch auf russisch über die Lippen. Eines der wenigen Worte, die er inzwischen aufgeschnappt hatte.
Sofort bin ich hochkonzentriert und spähe durch mein Fernglas in die angezeigte Richtung, während der Kasache unablässig "грузить...грузить...SCHIFF...SCHIFF...DA...SCHIFF" hervor stolpert. Mit einer Hand das Fernglas haltend und in die Ferne spähend, klopfe ich ihm mit der anderen anerkennend auf die Schulter, und versuche ihn zum schweigen zu bringen.
Kleines Fahrzeug kommt in Sicht
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"Da...ja...da ist es ja. Hab dich gefunden.
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Mhm...scheint mir ein kleineres Fahrzeug zu sein. Vielleicht ein Patrouillen- oder Schnellboot.
Verdammt...noch zu weit weg, um genaueres zu erkennen.
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KOMMANDANT AUF BRÜCKE! KONTAKT VORAUS!"
Wie ein Blitzschlag reißt dieses Meldung Oberleutnant Kulov aus seinen Gedanken.
Die Befehle waren eindeutig gewesen, als sie Libau gestern verließen. Doch nun, keine 48 Stunden später, war Krieg ausgebrochen und die Befehle, die man noch vor dem Auslaufen erhalten hatte, waren nicht mehr viel wert. Seit Stunden schon zermarterte er sich das Gehirn und fragte sich selbst, wie er in dieser Situation reagieren sollte. Er wollte jetzt keinen Fehler machen, sondern versuchen, die Sachlage durchzuüberlegen.
Nicht dass ein Mann wie er sich viel um Befehle und Offiziersehre scherte. Nein, das alles war nur Mittel zum Zweck, nur dazu da, die eigenen Ziele und Wünsche, die er hatte zu erreichen und zu befriedigen. Und wenn es dazu gehörte Befehle zu befolgen, sollte es eben so sein, jedenfalls solange es ihm zum Vorteil gereichte, dachte Oberleutnant Kulov bei sich.
Doch der Alarmruf seines Ersten Offiziers hatte all diese Gedanken sofort verdrängt. Überholte Befehle hin oder her. Wenn es hier bereits Beute geben sollte, wäre ihm das mehr als nur willkommen.
Mit einem Satz und einer nicht zugetrauten Geschmeidigkeit, hechtet Kulo die enge Turmleiter aus der Zentrale, auf den offenen Turm hinauf und reißt einem der beiden Matrosen ungefragt das Fernglas aus der Hand, kaum dass er oben angekommen ist.
Was haben wir, Leutnant Petrov?
“Ein Fahrzeug voraus, Genosse Kapitän. Auf 325 Grad...wandert nach Steuerbord aus.“
Durch sein Fernglas beobachtet nun auch Kommandant Kulov die Szenerie und macht sich selbst ein Bild der Lage. Eine Minute vergeht, dann zwei, ohne dass Kulov auch nur eine Regung von sich gibt, während wir, mit gleichbleibender Geschwindigkeit, immer dichter an das unbekannte Fahrzeug herankommen.
Langsam aber sicher werde ich unruhig. Auch den unerfahrenen Männern um mich herum, allen voran der Kasache Asow und der junge Valeriy bemerken meine Unruhe sofort.
”Ihre Befehle, Kapitän?”
Doch Kulov zögert weiter, während wir uns mit M-71 immer dichter an das Ziel annähern. Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, ringt sich der Kommandant schließlich zu einer Reaktion durch.
Mit sichtlicher Wucht, lässt er seine geballte, rechte Faust auf das stählerne Schanzkleid des Kommandoturmes sausen, dass es nur so kracht.
Ärgerlich und zähneknrischend setzt er sein Fernglas wieder ab und wendet sich, sichtlich erbost und enttäuscht zugleich an mich.
Ein Russe, Petrov! Das ist eines von unseren, Leutnant!
Ich hoffe sie haben das nächste Mal bessere Nachrichten für mich, Genosse Petrov, nörgelt Oberleutnant Kulov herum.
Sowjetisches Patrouillenboot auf Patrouillenkurs vor der Zufahrt in den Golf von Riga
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Heckansicht...gut zu erkennen, die Abrollgestelle für Wasserbomben am Heck des Fahrzeuges
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Ohne weiteren Gruß drückt der Kommandant, Matrose Asow das nicht mehr benötigte Fernglas wieder in die Hand und klettert die Leiter wieder hinunter in die Zentrale des Bootes. Kaum das Kulov unten angekommen ist, höre ich von unten herauf bereits wieder seine markante, tiefe, kehlige Stimme den Rudergänger anherrschen, er solle gefälligst den Kurs ändern.
Falscher Alarm, schnaufe ich, doch etwas erleichtert aus, als ich nun selbst endlich die Zugehörigkeit des Fahrzeuges vor uns bestätigen kann. Eindeutig eines von unseren!
Ganz eherlich, Andrej...mir soll's nur recht sein, flüstert mir Leutnant Antonow, unser Bordingenieur zu und klopft mir aufmunternd auf die Schulter.
Einerseits froh darum, so noch einmal einer möglicherweise gefährlichen Situation von der Schippe gesprungen zu sein...der wahre Krieg schien mir noch so unrealistisch und fremd und einfach weit weit weg zu sein...so ahnte ich doch, dass diese neuerliche Enttäuschung an diesem Tage, die Laune unseres Kommandanten nicht gerade bessern würde.
Fortsetzung folgt...
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Bis in die späten Abendstunden hinein verbleiben wir noch vor Ort und kreuzen mit M-71 vor der Einfahrt in den Golf von Riga. Doch so sehr Kommandant Kulov insgeheim auch immer noch darauf zu hoffen scheint, sich an dieser Meerenge, zwischen dem lettischen Festland und der vorgelagerten Insel Ösel, welche die Bucht von Riga von der restlichen Ostsee trennt.
Doch alles Zuwarten ist erfolglos. An diesem Tag will sich schließlich kein weiterer Kontakt mehr einstellen.
M-71 kreuzt bei aufziehender, sommerlicher Abenddämmerung noch immer befehlsgemäß im ursprünglichen Manövergebiet.
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Bis zum Abend hin, bleibt es dann auch ruhig an Bord.
Nur Oberleutnant Kulov ist seine stetig zunehmende Unruhe und Gereiztheit mehr und mehr anzumerken. Die Männer an Bord versuchen indes ihrem unberechenbaren Kommandanten, soweit als irgend möglich, an Bord des beengten Bootes, aus dem Weg zu gehen, um nur ja nicht seine Aufmerksamkeit und seine Launen auf sich zu ziehen.
Doch als Erster Offizier an Bord habe ich diesen Luxus nicht.
Es ist kurz nach 21.30 Uhr, als eine Meldung unseres Bordfunkers, sowohl Kulov, als auch mich selbst wieder dazu zwingt, umzudenken und uns einer neuen, veränderten Situation zu stellen.
NEUER FUNKSPRUCH, GENOSSE KAPITÄN, meldet um kurz nach halb zehn Uhr Abends Funker Padorin in die Zentrale.
Während Kulov die letzten Stunden über, wie ein gehetzter Tiger in der Zentrale auf- und abgewandert war, immer förmlich bereit dazu, seine ahnungslose Beute anzuspringen, so eilig hat er es nun auch, möglichst schnell die neuesten Nachrichten zu erfahren.
Ohne auf einen besonderen Wink des Kommandanten zu warten, schließe ich mich ungefragt Oberleutnant Kulov an, als dieser schnurstracks auf die kleine Funkstation zuhält.
MELDUNG, presst Kulov schnell hervor.
Neuer Funkspruch, Kapitän! Ist direkt an uns, U-Boot M-71 gerichtet, antwortet der Funker gewissenhaft und reicht Kulov den Papierfetzen mit der notierten Meldung, welche ihm dieser förmlich aus der Hand reißt.
Neuer Funkspruch in den Abendstunden des 22. Juni
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Den ganzen Tag über, seit Bekanntgabe des deutschen Überfalls auf unser Heimatland in den frühen Morgenstunden des 22. Juni, brummte der Äther nahezu vor ausgehenden Meldungen, Leningrad über Moskau und Odessa bis weiter nach Wladiwostok, herrschte Aufregung im Äher.
Mit raschem Blick überfliegt Kulov die Notiz und reicht mir dann den Zettel weiter.
“Neue Einsatzbefehle vom Oberkommando der baltischen Flotte. Wir sollen umgehend in Seegebiet No19 verlegen und dort für zwei Tage auf die Jagd nach feindlichem Schiffsverkehr gehen.“
Plötzlich hocherfreut fährt Kulov herum, lässt mich und den Funker förmlich stehen und eilt zurück in die Zentrale und den, sich nur wenige Schritte entfernt befindenden Kartentisch. Hastig kramt Oberleutnant Kulov in den Navigationskarten, bis er anscheinend die richtige Seekarte gefunden hat. Mit einer raschen Handbewegung entrollt er das gestärkte Papier und beginnt damit, mit dem Finger darauf herumzusuchen.
Bereits nach wenigen Sekunden deutet er mit dem Finger fest auf einen Punkt auf der Karte vor uns.
No19...das ist hier! Direkt vor der deutsch-polnischen Küste, etwa auf der Höhe von Danzig und Kolberg. Ausgezeichnet Leutnant Petrov. So dicht vor den deutschen Häfen muss es doch lohnende Ziele für uns geben, freut sich Kulov.
Kurs SW...auf ins neue Einsatzgebiet
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Ich habe indes etwas andere Bedenken.
“Das Jagdrevier mag vielleicht vielversprechend sein, Genosse Kapitän, aber ist doch verdammt weit weg von unserer jetzigen Position. 500 Kilometer...eher mehr.“
Fast sechshundert, knurrt Kulov, während er die Entfernung, von unserer jetzigen Position vor dem Golf von Riga, zu unserem neuen Einsatzgebiet bei Danzig und Kolberg mit dem Zirkel absticht.
Sowohl Kulov als auch ich wissen sofort, dass es mit unserem Boot und unseren begrenzten Brennstoffvorräten schwierig werden könnte.
“Hin kommen werden wir, Kapitän. Aber der Weg zurück nach Libau könnte eng werden. Wir müssen auch noch die zwei Tage vor Ort miteinberechnen. Noch eine kleine, eiserne Reserve für den Notfall einzuplanen, wäre ebenfalls klug, falls etwas unvorhergesehenes passieren sollte.“
Meine letzten Anmerkungen scheinen Kulov offenbar nicht zu gefallen.
Mit schmalen Augen starrt er mich, noch immer verbissen über die Seekarte gebeugt an und fährt mich mit gefährlichem Klang in der Stimme an.
Wir werden unseren Befehl ausführen! Ich will das Boot in diesem Einsatzgebiet haben, koste es was es wolle! Habe ich mich klar ausgedrückt, Petrov?
“Zu Befehl, Genosse Kapitän!
.
.
.
Und gerade deshalb muss ich empfehlen unsere Geschwindigkeit weiterhin gering zu halten. Unter normaler Marschfahrt verbrauchen wir zu viel Brennstoff und wir würden es unter Umständen später nicht mehr zurück nach Libau schaffen.“
Kulov scheint einen Moment lang zu überlegen, ob er mich zuerst anschreien oder doch lieber gleich an die Gurgel gehen soll, besinnt sich dann aber doch eines besseren.
Na schön Leutnant. Rechnen sie das mit ihrem studierten Freund von der Leningrader Universität, Leutnant Antonow einmal durch. Schließlich will ich so wenig wie sie, dass uns vor dem Feind plötzlich der Diesel stehen bleibt.
Ich nicke kurz und mache mich auf den Weg in den Maschinenraum, um Leutnant Antonow, unseren Bordingenieur wider Willen, um Rat zu fragen, während Oberleutnant Kulov in der Zentrale zurückbleibt und bereits Befehl zur Kursänderung in das neue Einsatzgebiet vor der deutsch-polnischen Küste gibt.
Fortsetzung folgt...
George Pickett
08.11.12, 19:00
Oh ha...bei so einem Kolerix wie Kulov würde uns schnell das Valium ausgehen :D Das mit dem Treibstoff könnte noch haarig werden. Bleibt zu hoffen, dass die Heimatbasis nicht zu schnell vom Feind eingenommen wird!
Das mit dem Treibstoff wird ziemlich schwierig werden, da ja der deutsche Vormarsch schnell gehen wird, daher wird es auch problematisch noch nach Riga zurückzukehren, wenn deutsche Panzer vor der Stadt stehen...
herzliche grüsse an Genosse Sonic...
Hohenlohe, der skeptisch bleibt...:smoke:
Das mit dem Treibstoff wird ziemlich schwierig werden, da ja der deutsche Vormarsch schnell gehen wird, daher wird es auch problematisch noch nach Riga zurückzukehren, wenn deutsche Panzer vor der Stadt stehen...
herzliche grüsse an Genosse Sonic...
Hohenlohe, der skeptisch bleibt...:smoke:
Ja, das Treibstoffproblem ist auch uns sehr bewußt. Wir sparen bereits jetzt, wo wir nur können.
Je nachdem, wie lange wir während dieser Feindfahrt noch auf See bleiben müssen, könnte es auch für Riga als "Ausweichhafen" eng werden.
Wir versuchen derzeit so zu kalkulieren, dass wir im Notfall auch noch Hanko oder Tallinn erreichen, was natürlich nicht so einfach ist, da wir nur bedingt vorplanen können.
Zu einem bestimmten Treibstoffstand bzw. Zeitpunkt muss dann eventuell eine Entscheidung her.
Ds könnte noch kritisch werden :D
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23.06.1941
In der Nacht vom 22. auf den 23. Juni, kämpft sich M-71 auf Kommandant Kulovs Anweisung hin, nun mit 6 Knoten Fahrt, auf südwestlichem Kurs auf die deutsch-polnische Küste, zwischen Kolberg und Danzig zu. Nach Rücksprache mit Leutnant Antonow, unserem studierten Bordingenieur ist eine höhere Marschgeschwindigkeit nicht anzuraten, wenn wir genug Dieselbrennstoff für mögliche „Eventualitäten“ als Reserve zurückbehalten wollen.
Als ich in dieser Nacht, meine aktuelle Wache ist gerade vorbei, so dass ich nun zumindest die nächsten vier Stunden etwas Schlaf in meiner Koje finden könnte, trotz aller Erschöpfung keinen Schlaf finde und mich unruhig herumwälze, liege ich noch lange wach. Das gleichmäßige Stampfen und Dröhnen der Dieselmaschine, die nur wenige Meter entfernt, nur durch ein stählernes Zwischenschott von den Offizierskojen entfernt, unentwegt vor sich hinarbeitet, beruhigt auf seltsame Art meine Sinne. Doch ein schneller Schlaf will sich nicht einstellen.
Etwas ungelenk drehe ich mich wieder auf den Rücken und beginne in dem kleinen, beengten, kaum Raum bietenden Fach über meinen Kopf herumzusuchen, bis ich endlich das ertaste, was ich gesucht habe...ein kleines, ledergebundenes Büchlein und einen etwa nur noch zehn Zentimeter langen Bleistiftstummel. Mit der freien Hand ziehe ich den Vorhang vor der Koje zu, ein Fetzen Stoff und doch das einzige Fitzelchen von Privatsphäre an Bord. Das kleine, schwache Nachtlicht über meinem Kopf spendet nur bescheidene Helligkeit, doch es ist ausreichend, um mich an die Arbeit zu machen.
Schon seit meinem Eintritt in die Sowjetmarine, vor knapp vier Jahren, damals noch als blutjunger achtzehn jähriger Grünschnabel, hatte ich mir angewöhnt, regelmäßig meine Erfahrungen und Gedanken niederzuschreiben. Damals, fern von zu Hause, weit weg von Eltern und Geschwistern, half es mir, meine Einsamkeit und Unsicherheit zu nehmen, wenn ich mir die Erlebnisse des Tages, im Guten wie im Schlechten, von der Seele schreiben konnte.
Nach fast vier Jahren in der Marine, als nun junger 22-jähriger (Unter-)Leutnant an Bord meines zweiten U-Bootes, hatte ich mich an dieses Leben gewöhnt. Doch die Angewohnheit, mehr oder minder regelmäßig eine Art „Tagebuch“ zu führen war geblieben. In den letzten Tagen an Land, seit meiner Beförderung und Versetzung, die von steter Arbeit geprägt waren, um das Boot wieder flott zu bekommen, war ich jedoch nicht dazu gekommen.
Jetzt, unter dem Eindruck eines ausgebrochenen Krieges gegen das Deutsche Reich, fühlte ich stärker denn ja den Drang danach, wieder zu Stift und Papier zu greifen.
Persönliches Kriegstagebuch, Unterleutnant Andrej Petrov, Erster Offizier auf M-71:
Knapp zwei Wochen ist es nun her, dass ich nach meiner Offiziersausbildung und Dienstzeit auf Kapitän Bukovs Boot, von Murmansk hierher an die Ostsee befohlen wurde, um einem neuen Kommandanten als noch junger Offizier zur Verfügung zu stehen.
Mein Gott, war ich stolz, als ich von meiner Beförderung erfuhr. Endlich ein vollwertiger Offizier, hatte ich mich gefreut, so sehr ich auch bedauerte, den alten, gutmütigen Bukov verlassen zu müssen.
So sehr ich auch seinen mir unverständlichen Drang nach diesem Kaffee-Gebräu nicht teilen konnte, egal wie oft er mir eine Tasse davon aufgedrängt haben mochte, so war er doch ein guter Lehrer und Mentor und zuletzt ein väterlicher Freund.
Konnte ich wirklich erwarten oder zumindest ehrlich hoffen, auch nach meiner Versetzung in die Ferne, dass alles so weitergehen würde? Ich weiß es nicht!
Mein erstes Zusammentreffen mit Oberleutnant Kulov, meinem neuen Kapitän hier auf M-71, war eine kleinere Katastrophe. Kulov ist das genaue Gegenteil eines Kapitän Bukov. Während der alte Mann sich um seine Männer sorgte und stets ein offenes Ohr für die Belange seiner Mannschaft hatte, so sehr scheint Kulov sich von allen abzuschotten. Erst lässt uns alle förmlich spüren, wie wenig Interesse er an uns hat.
„Menschenmaterial“ hatte er seine Besatzung einmal mir gegenüber genannt. Ein Ausdruck, der mir nicht mehr aus dem Kopf gehen will. Kulov ist ehrgeizig und will etwas erreichen, ein typischer Karriereoffizier, so viel sieht man sofort. Den Gerüchte, die über ihn im Umlauf sind, wollte ich Anfangs keinen Glauben schenken. Jedoch muss ich tagtäglich mehr und mehr erkennen, dass ich mich hier wohl irre. Doch ich spüre, dass dort mehr hinter dieser harten, brutalen und egoistischen Fassade stecken muss. Ich verstehe diesen Mann nicht...und ich will ihn auch nicht verstehen.
Einer der wenigen Lichtblicke in diesen Tagen ist Pavel. Unterleutnant Pavel Antonow, unser Bordingenieur wieder Willen. Ein ziemlich seltsamer Vogel, der so gar nicht in das gewohnte Leben eines U-Bootfahrers zu passen scheint. Im selben Alter wie ich, war er mir mit seiner offenen und gleichzeitig doch kritischen Haltung alles und jedem gegenüber, von Anfang an sympathisch. Doch ich werde wohl ein Auge auf ihn haben müssen. Kulov hat ihn offenbar schon jetzt im Visier und hält nicht viel von ihm...
Nachdem ich etwa eine Seite notiert habe, immer bedacht darauf, möglichst eng, klein und platzsparend zu schreiben, fallen mir dann schließlich doch noch die Augen zu und ich sinke in einen leichten Dämmerschlaf.
Um kurz vor 04.45 Uhr Morgens, ich hatte noch keine drei Stunden Schlaf gefunden, reißt mich plötzlich die blechern aufheulende Alarmsirene aus meinem unruhigen Dämmerschlaf.
ALLE MANN AUF STATIONEN!
Kommandos und Befehle schwirren durch die Luft, Matrosen hasten eilig und fluchend, aus dem Schlaf gerissen worden zu sein, an meiner Koje vorbei und hetzen zu ihren Posten. Reflexartig schwinge ich mich ebenfalls aus meiner ohnehin nicht gerade bequemen Koje und eile die paar Schritte zur gleich angrenzenden Zentrale, welche in düsteres Rotlicht getaucht ist.
Obersteuermann Orlow ist der Erste, der mir dort ins Auge fällt, als ich mich gerade durch das stählerne Zwischenschott zwänge.
”Orlow...Bericht!”
Mehrere Rauchfahnen gesichtet, Genosse Leutnant. Der Kommandant hat bereits übernommen und ist oben auf dem Kommandoturm, meldet der ältere und erfahrene Steuermann kurz, nur um sich gleich darauf wieder auf seine Rudertätigkeit zu konzentrieren, als von oben durch das offene Turmluk Befehle nach unten gebrüllt werden.
RUDER DREI GRAD BACKBORD, hallt Oberleutnant Kulovs bärengleiche Stimme nach unten.
Ich warte nicht länger auf weitere Erklärungen, sondern haste nun ebenfalls die senkrechte, stählerne Turmleiter nach oben und schiebe mich mit etwas Geschick durch das offene Turmluk hinaus auf die erhöhte Plattform des Kommandoturmes. Die Morgendämmerung hat bereits eingesetzt und die See um uns herum, nicht mehr Nacht und noch nicht Tag, ist in ein surreales, fast gespenstisches Licht getaucht. Die See ist unruhig, mit etwas Wellengang und eine etwas steifere Brise weht mir um die Nase. Fast schon zu kalt für Ende Juni.
Kaum oben angekommen, reicht mir einer der jungen Matrosen sofort unaufgefordert sein Fernglas, welches ich mit einem kurzen Nicken entgegennehme.
Da sind sie ja auch schon, Petrov, empfängt mich Kulov kalt und abweisend. Ich hatte schon befürchtet, unser feiner Herr Erster Offizier würde es vorziehen das hier lieber in seiner gemütlichen Koje zu verschlafen.
Ich übergehe Kommandant Kulovs spitze Bemerkung einfach und versuche mich an die Fakten zu halten.
”Wir haben Sichtkontakte, Genosse Kapitän?”
Wieder mit dem Fernglas vor den Augen antwortet Kulov.
Drei Stück...vor fünfzehn Minuten haben wir sie zum ersten Mal gesichtet, an Backbord. Ich habe den Kurs ändern lassen, um dichter ranzukommen. Sind eindeutig drei Schiffe. Jetzt auf 340 Grad, erklärt Kulov nun wieder sachlich.
Mit dem geborgten Fernglas vor den Augen spähe ich in die angezeigte Richtung.
”Ich sehe es! Drei Schiffe, Kapitän. Scheint mir ein kleiner Konvoi zu sein.”
Das denke ich auch Petrov, antwortet Oberleutnant Kulov. So wie es für mich aussieht ist er auf dem Weg nach Norden, also uns entgehen. Ist noch zu weit weg, um zu sagen, ob es einer von unseren ist oder doch mögliche Beute. Wir brauchen nur etwas abzuwarten und er läuft uns direkt vor die Rohre.
”Wir sollten auf Sehrohrtiefe gehen, Genosse Kapitän und die Kontakte über Horchanlage und Sehrohr weiter verfolgen.”
Der kleine Konvoi kommt näher
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Ein paar Augenblicke lang überlegt Kulov, weiter das Fernglas vor Augen starr auf die langsam näherkommenden Fahrzeuge am Horizont gerichtet, bevor er sich zu einer Entscheidung durchringt.
Natürlich hatte dieser Leutnant Petrov grundsätzlich damit Recht. Es wäre die sichere Alternative, den möglichen Gegner getaucht zu empfangen, dachte Kommandant Kulov in diesem Moment bei sich. Doch ausgerechnet ihm hatte man nun dieses alte, heruntergekommene Boot als erstes, eigenes Kommando zugewiesen. Wieder so eine abwertende und verachtende Geste, die ihm, Kulov dem Ausgestoßenen, dem Sohn eines Verräters, das Leben schwer machen sollte. M-71 war alt und die Leistungsfähigkeit des Bootes in allen Bereichen mehr als begrenzt. Geschwindigkeit, Tauchtiefe, Bewaffnung, Reichweite, technische Ausstattung...in jedem Punkt war er den meisten zeitgenössischen Booten in der eigenen Flotte, mit seinem M-71 unterlegen. Von den modernen deutschen Booten mit ihrer Technik, die er nun zum Feind hatte, gar noch gar nicht gesprochen.
Doch er würde sich davon nicht aufhalten lassen. Das war sein Boot! Er hatte nun endlich ein eigenes Kommando, nach den vielen Jahren der Demütigungen und des Abwartens. Er würde diese Chance nutzen. Er würde sich einen Namen machen. Niemand würde dann mehr über ihn lachen und ihn gering schätzen. Und wenn er dafür sein Boot und seine Mannschaft riskieren musste, dann sollte es eben so sein! Alles war ersetzlich...ALLES!
Nein, Petrov! Wir bleiben über Wasser. Die Dämmerung ist noch auf unserer Seite. Es bleibt noch etwa eine Stunde bei diesen Lichtverhältnissen. Getaucht sind wir im Zweifelsfall zu langsam, falls man dort drüben abdreht und den Kurs ändert. Bis wir das mitkriegen, könnte es zu spät sein, noch zu reagieren. Über die eingeschränkten Fähigkeiten unseres Bootes muss ich ihnen ja keine Vorträge mehr halten, schimpft Kulov vor sich hin.
Ich will diesen Konvoi haben, Petrov!
Kulovs Entscheidung war gefallen.
Er hatte Recht damit, dass wir getaucht Gefahr liefen, den Konvoi zu verlieren, sollte er unerwartet reagieren und wir es zu spät bemerken. Und dennoch hielt ich seine Entscheidung für falsch und zu risikoreich. Kommandant Kulov spielte ohne Not mit dem Leben seiner Männer, nur aus einer vagen Vermutung heraus, hier ein lohnendes Angriffsziel gefunden zu haben. Doch ich hüte mich davor, noch einmal seine getroffene Entscheidung anzuzweifeln.
Fortsetzung folgt...
Es fehlt Kulov wohl an jedem Verständnis...ungeschulte Mannschaft, unterlegenes Boot...aber ich wünsche euch Sonic trotzdem alles Gute...
herzliche grüsse
Hohenlohe, der gute Geschichten liebt...:smoke:
Stupor Mundi
11.11.12, 04:11
Es fehlt Kulov wohl an jedem Verständnis...ungeschulte Mannschaft, unterlegenes Boot...aber ich wünsche euch Sonic trotzdem alles Gute...
herzliche grüsse
Hohenlohe, der gute Geschichten liebt...:smoke:
Und Ihr habt so viel UBoot-Erfahrung, um das einschätzen zu können? Euer Kommentar klingt so.
Na, schaun mer mal. Mindestens ein ffizier an Bord ist ja nicht ganz so schlimm... :D
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So vergehen nach und nach die Minuten.
Stück für Stück kommt der kleine Konvoi aus näher und näher an uns heran.
Nach gut zwanzig Minuten, es ist nun ca. 05.10 Uhr Morgens lassen sich bereits die einzelnen Schiffe und kurz darauf auch erste Details erkennen. Doch mit jeder vergehenden Minute steigt auch die Wahrscheinlichkeit selbst entdeckt zu werden, auch wenn unser kleines, mit seiner flachen Silhouette nur schwer auszumachendes Boot, in diesem Dämmerlicht deutlich schlechter zu entdecken sein dürfte.
Blick durch das Fernglas
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Sehen sie das, Petrov? Was halte sie davon, Leutnant?
”Ein Kriegsschiff...eindeutig! Kleiner als ein Zerstörer. Könnte ein Torpedoboot sein oder ein deutscher Minensucher. Ich kann die Nationalität noch nicht erkennen.”
Als wir in der Dämmerung dichter und dichter an den kleinen Schiffsverband herankommen, wandern meine Blicke, mit aufgesetztem Fernglas hastig von Schiff zu Schiff, immer hoffend, jeden Augenblick ein markantes Detail erhaschen zu können, um die Schiffe vor uns als Freund oder Feind identifizieren zu können.
Zwei Frachter im Blick
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Ich habe es befürchtet...verflucht nochmal, murmelt plötzlich Oberleutnant Kulov vor sich hin, sein Fernglas noch immer vor Augen in das Dämmerlicht spähend.
”Genosse Kapitän?”
Das sind wieder nur unsere...VERDAMMT NOCH EINS, schimpft Kulov aufgebracht und voller Enttäuschung zugleich.
Ein paar Momente später sehe ich es auch selbst, als ich endlich das rote Flaggentuch der Sowjetunion im Wind flatternd erkennen kann. Es sind eindeutig unsere eigenen Schiffe.
Wieder kein Feind, wieder kein Angriffsziel.
Großer Sowjetfrachter...im Dämmerlicht des anbrechenden Morgens ist das rote Tuch der Sowjetfahne selbst aus kurzer Distanz nur schwer zu erkennen
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Russischer Küstenfrachter
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Schwerfällig und mühsam kämpft sich der alte, rostige Seelenverkäufer, der offenbar nur noch von seinem Rost zusammengehalten wird durch die unruhige Ostsee
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Den Geleitschutz für die beiden Frachtdampfer bildet ein einzelner russischer Minensucher
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Genau das war es, was Kommandant Kulov so quälte. Das war nun schon das dritte Mal, seit er aus Libau ausgelaufen war, dass er mit seinem Boot auf Schiffe traf. Und bereits die erste Sichtung wäre ein Feind gewesen, dieses deutsche U-Boot, dass sie nur einen Steinewurf weit entfernt passiert hatte. Hätte er damals nur schon gewusst, dass zu dieser Zeit schon der deutsche Angriff auf die Sowjetunion begonnen hatte. Doch er hatte nichts gewusst, musste das Boot ziehen lassen. Über den Kriegsausbruch wurde das eigene Boot erst Stunden später informiert. Er hätte zum Helden werden können, hätte er als erster russischer U-Bootkommmandant ein feindliches Schiff versenkt. Doch es war anders gekommen. Und seit dieser vergebenen, unheilvollen Chance, wollte einfach nicht gelingen. Jede weitere Sichtung seitdem nur verbündete Schiffe. Weit und breit kein Feind. Kulov verfluchte innerlich Got und die Welt für diese Ungerechtigkeit. Wer wenn nicht er, hätte es verdient, für all diese Mühen, Entbehrungen und Erniedrigungen in seinem Leben, endlich einmal belohnt zu werden.
Wir drehen ab, Petrov! Hier gibt es für uns nichts zu holen. Zurück auf alten Kurs. Ich will nicht noch mehr Brennstoff für eine Sache verschwenden, die nichts einbringt, fährt Kommandant Kulov mich kalt und unwirsch an.
”Zu Befehl, Genosse Kapitän!”
Ein letzter, böser Blick auf den uns langsam passierenden russischen Konvoi, der weiter seelenruhig gen Norden dampft und sich durch die unruhige See kämpft. Dann dreht sich Kulov ohne weiteres Wort um, verlässt den Kommandoturm und kehrt mit Wut im Bauch in die Zentrale zurück.
Während anschließend die Stunden vergehen, trudeln im Laufe des Tages nach und nach immer wieder weitere Funksprüche und Informationen über den Kriegsverlauf in diesen ersten Tagen nach dem deutschen Überfall ein. Es ist Bootsmann Padorin, unser Bordfunker, der mich an diese Tag gleich mehrfach mit neuen Meldungen überschüttet.
Funkspruch
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”Nun Padorin, Neuigkeiten?”
Lesen sie es selbst, Genosse Leutnant.
Mit skeptischem Blick reicht mir Padorin zwei Notizzettel mit aufgefangenen Funksprüchen.
Sorgfältig überfliege ich beide Nachrichten, erst einmal, dann ein zweites Mal. Mit einem kurzen Nicken bedeute ich Bootsmann Padorin weiterzumachen und den Funkverkehr weiter im Auge zu behalten, während ich mich daran mache unseren Kommandanten zu informieren, der sich in seine Koje zurückgezogen hatte.
”Entschuldigen sie die Störung, Kapitän. Padorin hat zwei neue Funksprüche aufgefangen. Zumindest einer davon sollte für uns von Interesse sein.”
Lesen sie vor, Petrov. Mir egal welchen zuerst, knurrt Kulov, noch immer unwirsch ob des erneuten Jagdpechs, während er weiter ununterbrochen und ohne aufzusehen, auf seiner Koje liegend, in seinem kleinen, schwarzen Büchlein blättert.
Ich entscheide mich spontan dafür, zuerst mit der eher unwichtigen Nachricht zu beginnen.
Lediglich ein kurzer Kriegsbericht. Wahrscheinlich ordentlich mit einer guten Prise stalinistischer Propaganda gewürzt.
”Also...da hätten wir einen Kriegsbericht, Genosse Kapitän. Sieht so aus, als hätten die Deutschen mit mindestens sechs Bombern Kronstadt und die dort stationierten Schiffe der baltischen Flotte angegriffen. Laut der Meldung wurde ein Flugzeug abgeschossen, während sich die übrigen Maschinen zurückzogen. Über irgendwelche Schäden oder Verluste auf unser Seite steht nichts dabei.”
Alles andere hätte mich auch gewundert, denke ich bei mir, verkneife mir aber tunlichst diesen Kommentar, den Kulov leicht in den falschen Hals kriegen konnte. Ich wusste nicht, wie dieser Mann politisch Stand. Statt dessen konzentriere ich mich wieder auf die Meldungen des Tages.
”Die zweite Meldung betrifft uns dann schon eher. Ich denke sie sollten das auch selbst lesen.”
Auffordernd halte ich Oberleutnant Kulov das zweite Notizblatt entgegen.
Mit einem Schnaufen steckt der Kommandant sein Notizbuch zurück in die Brusttasche seines Hemdes und richtet sich in Sitzposition auf seiner Koje auf, bevor er mir das Stück Papier aus der Hand nimmt und es überfliegt.
Vom Oberkommando der Baltischen Flotte an die Kommandeure der Baltischen U-Boote +++ Warnung! +++ In der Mündung und den westlichen Ausläufern des Finnischen Meerbusens wurden feindliche Minenfelder gemeldet +++ Die U-Bootkommandanten werden aufgefordert, die Gefahr durch Minen bei der Ausführung ihrer Einsatzbefehle zu berücksichtigen
Ärgerlich zerknüllt Kulov das Stückchen Papier und verzieht sein markantes, bärengleiches, von einem roten Vollbart gerahmtes Gesicht, mit den starken Kiefern zu einer böse dreinblickenden Fratze. Nein...ein paar Minen würden ihn nicht aufhalten, seiner Bestimmung zu folgen. Er würde seinen Weg gehen, gegen alle Widerstände.
Fortsetzung folgt...
Hindenburg
11.11.12, 12:35
Meine Stimme habt ihr, zur Wahl des Monats. Es ist mir eine Wonne hier wieder mit zu lesen. Das Szenario ist hoch interessant und Eure Qualität hat nicht nachgelassen. Klasse. Viel Erfolg bei der Wahl und diesem Unternehmen.
Meine Stimme habt ihr, zur Wahl des Monats. Es ist mir eine Wonne hier wieder mit zu lesen. Das Szenario ist hoch interessant und Eure Qualität hat nicht nachgelassen. Klasse. Viel Erfolg bei der Wahl und diesem Unternehmen.
Habt Dank, mein werter Freund!
Sowohl für euer anhaltendes Interesse an unserem kleinen Steckenpferd, den Seefahrts-AARs, als auch für eure Stimme und Unterstützung bei der gerade stattfindenden Wahl zum AAR des Monats.
Die unerwartet frühe Nominierung (immerhin hat Kulov ja noch kein einziges Schiffchen versenkt :) ), ist eine große Ehre und Ansporn zugleich für uns.
Wir hoffen daher, dass ihr noch lange Freude und Kurzweil an unserem russischen "Seewolf" haben werdet.
Und drückt uns die Daumen, dass wir nicht frühzeitig Bekanntschaft mit deutschen Minen, Wasser- oder Fliegerbomben machen werden.
Eine Versenkung und das war's :)
Allenthalben
11.11.12, 19:37
Und drückt uns die Daumen, dass wir nicht frühzeitig Bekanntschaft mit deutschen Minen, Wasser- oder Fliegerbomben machen werden.
Eine Versenkung und das war's :)
Ein Russe gibt nicht so schnell klein bei!
Der kommt vor Seetang triefend, Wasser spuckend wieder hoch und macht mit einem Ruderboot weiter, wenn es sein muss. :D
Es scheint noch hochspannend zu werden um Kulov und seine Blechbüchse.
Ein tolles Stück Arbeit habt Ihr da, werter Sonic.
Ich bin schon gespannt, ab der Leitende das Boot mangels Sprit umbauen muß zu einem Antrieb ähnlich der USS Hunley, also quasi zum Tret-U-Boot :ph:
Es scheint noch hochspannend zu werden um Kulov und seine Blechbüchse.
Ein tolles Stück Arbeit habt Ihr da, werter Sonic.
Ich bin schon gespannt, ab der Leitende das Boot mangels Sprit umbauen muß zu einem Antrieb ähnlich der USS Hunley, also quasi zum Tret-U-Boot :ph:
Na das wollen wir doch mal nicht hoffen :D
Vor allem, da es ja damals im amerikanischen Bürgerkrieg mit der CSS Hunley ja auch kein gutes Ende nahm und es ihre Mannschaft am Ende das Leben gekostet hat.
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Minengefahr in der östlichen Ostsee im Jahre 1941
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In den folgenden Stunden kämpft sich M-71, nach dem wenig gewinnbringenden Zusammentreffen mit dem sowjetischen Frachterkonvoi in den frühen Morgenstunden, mit verminderter, brennstoffsparender Fahrt, weiter durch die unruhige Ostsee gen Südwest. Die Nachrichten und Warnungen über die Entdeckung deutscher Minensperren im Bereich des Golfs von Finnland werden unser Leben nicht gerade einfacher gestalten.
Als im Laufe des Tages der Wind mehr und mehr auffrischt, nimmt auch der Seegang merklich zu. Immer unruhiger und unsanfter wird unser kleines Boot zum Spielball der Wellen. Für nicht wenige der noch seeunerfahrenen Männer, ist nun der Punkt erreicht.
Oh Gott...mhm...ich glaub ich halt es nicht mehr länger aus, stöhnt der junge, erst achtzehn jährige Matrose Valeriy, mit schlohweißem Gesicht, während er sich zusammenzureißen versucht.
Wie auch eine halbes Dutzend weiterer, noch nicht seefester Männer an Bord, hat ihn die aufkommende Übelkeit einer ausgewachsenen Seekrankheit seit dem Wetterumschwung am Vormittag nun fest im Griff.
Kaum in der Lage, sich auf den eigenen Beinen zu halten, geschweige denn ihren Pflichten nachzukommen, durchleben die Männer ihre ureigene, persönliche Hölle.
Immer schön gleichmäßig atmen. Durch den Mund ein und die Nase wieder aus, versucht Obersteuermann Orlow die Seekranken mit gut gemeinten Ratschlägen etwas abzulenken. Sucht euch einen festen Punkt und fixiert ihn mit euren Augen, nichts das schwankt oder wackelt, das macht's nur schlimmer.
Könntest du aufhören von „Schwanken“ zu faseln, Orlow?! Ich glaub mir dreht sich gleich der Magen um, bettelt ein anderer Matrose den Obersteuermann an.
Es passt in diesem Moment just wie die Faust aufs Auge, dass unser Smutje, Matrose Markow die Mannschaft zum vorbereiteten Mittagessen zusammenruft, und mit deftig qualmendem und duftendem Kochtopf durch das halbe Boot stampft, um seine Portionen zu verteilen.
ESSEN FASSEN! ESSEN FASSEN! Kommt schon...nicht drängeln die Herrschaften. Im Topf ist genug für alle. Lecker Borschtsch für alle. Borschtsch mit gutem Rindfleisch. Das gibt Kraft und Tinte auf den Füller, tönt der bodenständige Smutje durch das gesamte Boot, während er von Mann zu Mann wandert und jedem sein bereitgehaltenes Essgeschirr mit einer ordentlichen Kelle des typisch russischen Eintopfes füllt.
Der Anblick des tiefroten Eintopfes, mit dem strengen Geruch nach roter Beete, Zwiebeln, Weißkohl, Karotten, Kartoffeln, Tomaten und geschmortem Rindfleisch, ist dann endgültig zu viel für den jungen Valeriy.
Mit deutlich hörbarem Würgen übergibt sich der junge Matrose in das gerade noch rechtzeitig gegriffene, blecherne Essgeschirr, die der Smutje nur Minuten zuvor verteilt hatte.
Nase rümpfend ignoriert der Smutje Markow den jungen, sich übergebenden Matrosen und schenkt lieber dem daneben sitzenden und etwas entschuldigend dreinblickenden Obersteuermann, kräftig ein.
Nimms ihm nicht übel Smut, lacht Orlow. Immerhin hat er dein Essen heute ja noch gar nicht probiert.
Ein merkliches Gelächter geht ob des Scherzes auf die Kosten Smutjes durch das Boot.
Doch mit einem Mal erstirbt die scheinbar gute Stimmung wie auf einen Schlag.
Das plötzliche Auftauchen Oberleutnant Kulovs, der gerade seine Wache auf dem Kommandoturm beendet hatte und gerade ins Bootsinnere zurückgekehrt war, verhagelte allen Anwesenden mit einem Mal die Stimmung und den Appetit.
Missmutig mustert der Kommandant die anwesenden Männer, nichts als Kälte und Ablehnung in seinen Augen.
Matrose Markow, zitiert Kulov dann wie aus dem Nichts den Smutje zu sich.
Noch immer mit dampfendem Topf und Schöpflöffel in der Hand tritt der Smut vor.
Genosse Kapitän!
Kein Essen für alle, die heute nicht in der Lage waren ihren Dienst zu verrichten.
Wer Seekrank ist, kann ohnehin nicht viel bei sich behalten. Ich will nicht mein Boot voller sich übergebender Männer haben, nur weil sie sich ihren Wanst nicht voll genug schlagen konnten, bläut Kulov dem eingeschüchterten Matrosen-Koch ein, der nur noch zustimmend nickt.
Nach einer kurzen Pause des Schweigens setzt er noch hinzu.
Ich erwarte, von einem jeden, dass er sich zusammenreißt. Gewöhnen sie sich besser alle schnell daran, auf diesem Boot zu funktionieren, wie man es von ihnen als Matrosen der Sowjetmarine erwartet. Wer nicht einmal dazu in der Lage ist, etwas Seegang wegzustecken, der hat in Zukunft auf meinem Boot nichts verloren.
Ich erwarte, dass jeder Mann an Bord morgen wieder voll einsatzfähig und ohne weitere Ausflüchte seinen Pflichten an Bord nachkommt. Ich hoffe, ich habe mich klar ausgedrückt, meine Herren?!
ZU BEFEHL, GENOSSE KAPITÄN, tönt es aus einem Dutzend Kehlen durch das Boot. Doch es schwingt keine Begeisterung oder Respekt darin mit; nur Abscheu, Missmut und Hass.
Zufrieden macht Kulov schließlich kehrt und zieht sich in die Zentrale des Bootes zurück, während hinter seinem Rücken so manch ein unchristlicher Fluch lautlos über die Lippen wandert.
Verfluchter Scheißkerl, schimpft Obersteuermann Orlow leise, als Kommandant Kulov außer Hörweite ist. Hier Smut...mir ist der Appetit für heute vergangen.
Ärgerlich drückt Orlow dem noch immer perplexen Matrosen-Koch seine Portion Borschtsch in die Hand und lässt den armen Mann verdutzt stehen.
Doch bereits im Laufe des Nachmittags beruhigt der Seegang wieder.
Das Wetter beginnt sich zu bessern, die Wolken weichen einem strahlend blauen Spätjunihimmel. Die Ostsee zeigt sich wieder von ihrer ruhigen und sanften Seite.
Die See beruhigt sich wieder...nur noch vereinzelt schlagen Wellen über das nasse Vordeck von M-71
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Gegen 18.30 Uhr passieren wir schließlich, in ca. 150 Kilometern Entfernung, unseren bisherigen Heimathafen in Libau.
Durch im Laufe des Tages eingehende Funksprüche machen die Ereignisse des heutigen Tages und unser Zusammentreffen mit dem Frachterkonvoi am Morgen nun durchaus mehr und mehr Sinn.
U-Boote „Kalev“ und „Lembit“ sowie M-77, M-78, S-7, S-8 und S-9 zusammen mit insgesamt 9 Transportern und Frachtern von Libau nach Riga (Dünamünde) ausgelaufen +++ M-78 nach Torpedotreffer durch das deutsche U-144 verloren
U-Boote S-6 und S-10 ausgelaufen für Operationen vor Pommernküste und Danziger Bucht +++ Shch-309, Shch-310, Shch-311 ausgelaufen Richtung finnischer Meerbusen +++ M-90 operiert vor Helsinki +++ S-3 verlegt von Basis Libau nach Riga (Dünamünde)
Noch den ganzen Abend über kommen unablässig Funkmeldungen und Nachrichten über den Äther. Nur die wenigsten sind für uns direkt von Interesse oder Belang, aber jede Nachricht ist eine willkommene Informationsquelle für die Männer an Bord, die selbst, isoliert an Bord unseres Bootes, sonst keine andere Verbindung zu Außenwelt haben, um in Erfahrung zu bringen, was in der Welt um uns herum passiert.
Anmerkung: Täglich gegen 21.00 Uhr werden auf den sowjetischen Radio- und Funkfrequenzen allgemeine Meldungen des Tages zum Verlauf des Kriege, für alle an der Front kämpfenden Soldaten übertragen. Wie nicht anders zu erwarten, werden diese Meldungen wohl in erster Linie dazu gedacht sein, die Moral der eigenen Truppen hoch zu halten.
So hat man wohl im zuständigen Volkskommissariat für Propaganda wohl nur rein zufällig völlig vergessen, in den Frontmeldungen zu erwähnen, das heute die baltische Flotte bereits ernste Verluste hinzunehmen hatte. U.a. geriet ein russischer Kriegsschiffverband, angeführt vom Schweren Kreuzer Maxim Gorky, begleitet von drei Zerstörern, vor der Zufahrt in den Golf von Finnland, in die von deutscher Seite frisch ausgelegte „Apolda“- Minensperre. Der Schwere Kreuzer Maxim Gorky erhält einen Minentreffer am Bug, dessen Detonation einen Teil des Vorschiffes wegreißt. Der begleitende Zerstörer Gordy geht nach ebenfalls einem Minentreffer verloren.
Der beschädigte Kreuzer wird anschließend in Schlepp genommen und für Notreparaturen in den nahegelegenen Hafen von Tallinn verbracht.
Russischer Kreuzer Maxim Gorky
http://www.hazegray.org/features/russia/cru03.jpg
M-71 bei Nacht auf dem Weg ins neue Einsatzgebiet vor der deutsch-polnischen Küste
http://abload.de/img/bild74gvjje.jpg
Fortsetzung folgt...
Also ist Libau bereits an den Feind gefallen und M-71 schippert noch mit rasch wachsendem Treibstoffverbrauch
rum ohne die neue Basis anzulaufen. Das wird was werden, wenn sie Talinn anlaufen müssen, wenn Riga fällt.
So schnell wird M-71 nichts vor die Rohre laufen, ausser deutschen U-Booten oder Minenlegern und Zerstörern, die sich zu wehren wissen gegen die Kulovsche Nussschale...
nix für ungut Sonic, da habt ihr euch einen schwierigen Mod aufgehalst, viel Glück damit...
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke:
Also ist Libau bereits an den Feind gefallen und M-71 schippert noch mit rasch wachsendem Treibstoffverbrauch
rum ohne die neue Basis anzulaufen. Das wird was werden, wenn sie Talinn anlaufen müssen, wenn Riga fällt.
So schnell wird M-71 nichts vor die Rohre laufen, außer deutschen U-Booten oder Minenlegern und Zerstörern, die sich zu wehren wissen gegen die Kulovsche Nussschale...
nix für ungut Sonic, da habt ihr euch einen schwierigen Mod aufgehalst, viel Glück damit...
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke:
Noch ist Libau in sowjetischer Hand. Aber die eingehenden Nachrichten und Befehle über Rückverlegungen nach Riga sprechen eine deutliche Sprache.
Libau wird bereits in wenigen Tagen keine Option mehr sein. Auch Riga könnte eng werden, wenn die Unternehmung sich länger hinzieht. Von daher kalkulieren wir vom Brennstoff her, soweit uns dies möglich ist, schon jetzt mit einem Ausweichen nach Hanko (Finnland/russisch besetzt seit dem Winterkrieg von 1939) oder Tallinn.
Der Mod ist in der Tat herausfordernd, nicht nur, weil wir ständig das Wörterbuch bemühen müssen :D
Die russischen Boote, die uns zur Verfügung stehen, sind dem, was wir von deutscher, aber auch amerikanischer Seite, bislang gewohnt waren, einfach in sehr vielen Bereichen merklich unterlegen.
Die 60 Meter Tauchtiefe unseres M-71, um nur einen Aspekt exemplarisch herauszugreifen, sind gerade zu verschwindend gering, im Vergleich zu dem, was z.B. ein ähnlich konzeptioniertes, zeitgenössisches Typ II-Boot mit seinen 150 Metern zu leisten fähig war.
Das zieht sich durch alle Bereiche.
Auch die technische Ausstattung an Bord ist eher als bescheiden einzustufen.
Kein Radarwarner, kein aktives Radar, von technischen Neuerungen a la Schnorchel, radarabweisende Beschichtungen, Täuschkörper und dergleichen einmal ganz zu schweigen.
Mehr als gute Augen, Ferngläser und das Gehör eines guten und erfahrenen Horchers an den Hydrophonen gibt es nicht. Technische Spielereien sucht man meist vergebens.
Es soll laut Mod-Beschreibung später die Möglichkeit geben, auch Radar der Westalliierten einzusetzen. Doch so weit das in die Finger zu bekommen, sind wir noch lange nicht.
Obendrein dürfen wir uns auch mit rückständigen Torpedos herumschlagen.
Aktuell haben wir z.B. zwei völlig veraltete Modelle an Bord, welche nach dem Abschuss nur stur geradeaus in eine Richtung laufen können. Wir müssen quasi in Schnellbootmanier mit dem gesamten Boot zielen, um einen Aal so ins Ziel zu lotsen. Nicht das einfachste Vorgehen, schon gar nicht aus größerer Distanz. Kommen dann noch Abpraller, Blindgänger, Zu-Früh-Zünder, Tiefensteuerfehler und potentielle Kreisläufer dazu, sinkt die Erfolgschance damit effektiv etwas zu erledigen noch tiefer in den Keller. Bessere Ausstattung und Bewaffnung, gerade wenn sie noch neu und daher nur in geringen Stückzahlen vorhanden ist, müssen wir teuer durch Ansehenspunkte "erkaufen". Da will gut überlegt sein, in was wir investieren wollen.
Zwar wird es verbesserte und durchaus brauchbare Torpedo-Modelle geben, die jedoch nie an die Möglichkeiten der bekannten zeitgenössischen deutschen Entwicklung heranreichen werden.
So werden wir erst ab ca. 1943 die Möglichkeit haben, einen ersten, einsatzfähigen, blasenlosen Elektrotorpedo einzusetzen. Auch wenn natürlich auch auf sowjetischer Seite während des Krieges weitergeforscht wurde, kamen viele Ideen und Planungen nie über die Prototyphase hinaus. Est nach dem 2. Weltkrieg, gelang es der Sowjetunion in diesem Bereich und auch allgemein im U-Bootbau, entscheidende Fortschritte zu machen und den Rückstand aufzuholen. Nicht zuletzt auch auf Grundlage deutscher Beutetechnologie und Ingenieurswissen zum Ende des Krieges.
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24.06.1941
Mit durchschnittlicher Marschfahrt von 6 Knoten setzt M-71 seine Verlegung vor die deutsch-polnische Küste, im Raum zwischen Kolberg und Danzig fort.
Nach der kurzen Schlechtwetterperiode am Vortag, hat sich die Wetterlage über Nacht wieder merklich gebessert. Der Seegang geht zurück und die ansonsten unberechenbare und wechsellaunige Dame, genannt Ostsee, zeigt sich an diesem Morgen wieder von ihrer blendenden und besten Seite.
Sonnenaufgang bei bestem Juniwetter
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Mit etwas Abstand von der Küste, vor allem wegen der zu erwartenden deutschen Luftüberlegenheit, je weiter wir dem deutschen Festland kommen, halten wir möglichst viel Abstand zum Festland, auch wenn sich dies bei den vergleichsweise geringen Entfernungen in der Ostsee, längst als nicht so leicht herausstellt. Dennoch sollte es da draußen noch genug Wasser geben, wo sich ein kleines, leicht zu übersehendes sowjetisches U-Boot, wie die sprichwörtliche Stecknadel im Heuhaufen, zu verbergen vermag.
So passieren wir schließlich, im Laufe des Nachmittags die kriegswichtige deutsch-kontrollierte Hafenstadt Danzig in einer mittleren Entfernung von ca. 200 Kilometern.
Ungesehen und ohne behelligt zu werden, passieren wir die Gewässer vor dem Hafen.
Trotz Risikos besteht Kommandant Kulov darauf, auch in diesem Seegebiet, bis auf weiteres Aufgetaucht zu operieren, da wir, solange wir nicht unser Operationsgebiet erreicht hätten, aufgrund der begrenzten Tauchfähigkeiten unseres Bootes kaum noch Entfernung gutmachen könnten. Außerdem rechnet er sich wohl in aufgetauchtem Zustande, zumindest bei Tage eine höhere Chance aus, mögliche Feindschiffe auf Sicht zu orten, denn über das Unterwasserhorchgerät, an dem nur unerfahrene Matrosen als Horcher zur Verfügung stehen.
Wieder einmal, innerhalb nur weniger Tage stellte Oberleutnant Kulov seinen eigenen Ehrgeiz und die Gier danach, möglichst rasch eine ruhmreiche Versenkung einfahren zu können, über den gesunden Menschenverstand und die Sicherheit seiner Besatzung.
Alle meine Versuche, Kulov von mehr Vorsicht zu überzeugen, schlägt dieser jedoch in den Wind.
Wir bleiben vorläufig an der Wasseroberfläche, Leutnant Petrov. Ich will unser Operationsgebiet noch vor Anbruch der Dunkelheit erreichen. Danach können wir es dann langsamer angehen lassen. Die Wachgänger sind angewiesenen verstärkt nach feindlichen Flugzeugen Ausschau zu halten. Ein kalkulierbares Risiko.
“Genosse Kapitän! Bitte bedenken sie das Risiko noch einmal. So dicht an Feindesküste, bei hellichtem Tage, durchgängig aufgetaucht zu fahren, macht uns verwundbar für die deutsche Luftwaffe. Wir müssen damit rechnen, dass es entlang der Küste nur so von Flugfeldern wimmelt. Wäre es nicht sicherer, zumindest über den Tag zu tauchen, um dieses Risiko zu minimieren?“
NEIN...Petrov...nein! Ich sage es ihnen jetzt nur noch einmal. In getauchtem Zustand sind wir nicht reaktionsfähig genug. Sie wissen so gut wie ich, über die beschränkten Unterwassereigenschaften dieses Bootes Bescheid. Wenn wir uns nur verstecken, machen wir keine Beute. Natürlich bin ich mir über das Risiko bewusst, Leutnant. Doch ein guter Kommandant, der auch Erfolge einfahren will, muss hier und da bereit sein, auch etwas zu riskieren, hält mir Kulov bissig entgegen, als ich noch einmal unter vier Augen versuche, ihn zu etwas Vorsicht zu bewegen.
Doch so sehr ich mich auch mit Argumenten mühte, verfinsterte sich Kulovs Mine nur um so schneller und der Zorn stieg in ihm auf. Nur mühsam hielt er sich unter Kontrolle.
Otto Kretschmer, Günther Prien, Willhelm Paulsen! Die Elite der deutschen U-Bootwaffe, vor der die Alliierten zittern. Glauben sie ein jeder dieser berühmten Kommandanten hätte seine Erfolge nur durch zaudriges Abwarten und Übervorsichtigkeit erzielt. Nein Petrov! Sie wurden zu Legenden, weil sie im richtigen Moment auch bereit waren, etwas zu wagen, geifert Kulov nun voller Leidenschaft und brodelnder Überzeugung, er könnte diesen großen Namen, schon bald nacheifern.
Kalt und beherrscht, antworte ich nur mit einem Kommentar.
“Kretschmer versenkt und gefangen, Prien tot, nur Willhelm Paulsen, „The Ghost“, wie ihn die Briten inzwischen schon ehrfürchtig nennen sollen, ist noch übrig. Viel gebracht hat zwei von dreien ihrer Legenden ihr Wagemut offensichtlich nicht.“
Wütend und mit einem drohenden Tonfall in der Stimme, zischt mir Oberleutnant Kulov daraufhin zu.
Der Befehl steht! Wir bleiben aufgetaucht, bis ich andere Befehle gebe.
Ich möchte zu diesem Thema kein weiteres Wort mehr von ihnen hören. Haben sie mich verstanden, Leutnant Petrov?
Resigniert gebe ich auf.
“Jawohl, Genosse Kapitän!“
Befehl war nun einmal Befehl, so sehr ich auch spürte und wusste, wie falsch und gefährlich diese risikoreiche Entscheidung war. Kulov wollte und konnte einfach nicht verstehen, dass er Erfolge nicht Kraft seines unbeugsamen Willens erzwingen konnte. Hierbei half ihm weder sein eiserner Wille, noch seine Kraft und Brutalität. Er musste seine Chancen abwarten und dann, im richtigen Moment zuschlagen. Eine Fähigkeit, die Kommandanten, wie ein deutscher Kapitän Willhelm Paulsen hatten und einzusetzen wussten. Doch Kulov fehlte dieses feine Gespür völlig. Statt dessen versuchte er mit der sprichwörtlichen Brechstange das Unmögliche zu erzwingen und drohte sich daran die Zähne auszubeißen.
Nur wenige Stunden später, sollte sich Kulovs Entscheidung schon als gefährlich kurzsichtig und opportunistisch herausstellen.
Es ist 16.49 Uhr, als einer der Wachgänger auf dem Kommandoturm plötzlich, wie aus dem Nichts heraus losbrüllt.
FLIEGERALARM! MASCHINE IM ANFLUG!
Das hatte uns gerade noch gefehlt.
M-71 ist alles andere als gut auf die Abwehr eines Angriffes aus der Luft vorbereitet. Zur Abwehr steht uns lediglich das alte Deckgeschütz vom Kaliber 4,5cm zur Verfügung. Alles andere als ein ideales und effektives Flugabwehrgeschütz. Zu allem Überfluss hatten unsere Kanoniere und Geschützmannschaften, abgesehen von ein paar Trockenübungen an Land noch keine wirklichen Erfahrungen mit dem Geschütz sammeln können, schon gar nicht in einer echten Kampfsituation, auf Leben und Tod.
Ein Duell mit einem, unserem Boot in allen Belangen überlegenen, feindlichen Kampfflugzeug, sollte daher um jeden Preis vermieden werden.
Selbst Oberleutnant Kulov, in all seinem Ehrgeiz, schien in diesem Moment klar zu sein, dass er hier nichts gewinnen, sondern im Zweifelsfalle nur verlieren konnte.
ALARMTAUCHEN! ALLE MANN BEWEGUNG...LOS...LOS!!!
Wie auf Kommando setzt sich die Maschinerie in Bewegung. Über Kulovs zermürbende und quälende Methoden der letzten Wochen an Land und der vergangen Tage auf See konnte man sagen, was man wollte, doch sie zeigten offenbar erste Erfolge. Wenn auch noch lange von der Perfektion eines eingespielten Uhrwerks entfernt, wie man es von einer langgedienten und aufeinander eingespielten Mannschaft erwarten konnte, stellten sich die Männer nun inzwischen schon deutlich geschickter und reaktionsschneller an, als bei den ersten Übungen unter Realbedingungen.
Hastig wird der Kommandoturm geräumt.
Der letzte Mann knallt hinter sich das Turmluk zu und verriegelt es wasserdicht.
“Maschinen voll voraus! Tauchzellen fluten…alle Tauchventile auf. Tiefenruder…vorne unten 15, hinten oben zehn. ALLE MANN VORAUS!“
Nervös, fast ängstlich, andere aufgepeitscht vom Adrenalin und in höchster Anspannung, hetzen die Männer auf ihre Stationen. Wer nicht an Ort und Stelle gebraucht wird, sprintet, so schnell ihn die Beine tragen in Richtung Bugtorpedoraum, um das Boot schneller vorlastig werden zu lassen und unter die Wasseroberfläche zu drücken.
Gebannt starren wir in der Zentrale auf die Tiefenmesser.
”Komm schon...komm schon. Geh runter...Geh runter, du verdammtes Mistding!”
10 Meter...15 Meter...20 Meter...25 Meter...so sackt das Boot immer rascher tiefer in die schützende Dunkelheit hinab. Gespanntes Schweigen herrscht an Bord. Kaum ein Atemzug. Nur hier und da ein leises, unterdrücktes Flüstern. Warten und horchen...hat man uns entdeckt? Fallen Bomben?
Die Nerven sind zum zerreißen gespannt.
Angstvoll huschen die Augen der Matrosen bei jedem kleinen Geräusch, jedem Knacken oder Gurgeln hin und hier. Und doch passiert nichts. Alles bleibt ruhig. Der erwartete Angriff bleibt aus.
Deutsche Ju 87 “Stuka” überfliegt uns in großer Höhe, ohne Notiz von uns zu nehmen...wir bleiben scheinbar unentdeckt
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War’s das, fragt mich mein neuer Freund, Leutnant Pavel Antonow, unser Bordingenieur schließlich als erster leise und flüsternd, als Oberleutnant Kulov und ich uns nach einiger Zeit sichtlich entspannen und weniger angespannt dreinblicken.
”Scheint so, als hätten die uns nicht gesehen. Das hätte übel ausgehen können.”
Der Drill und die Manöverübungen die letzten Tage haben sich wohl doch bezahlt gemacht, erklärt dagegen anschließend Kulov mit selbstsicherer Stimme, so als wäre dieser glückliche und glimpfliche Ausgang nur seiner harten, unbarmherzige Hand während der Ausbildung und der Manöverübungen zu verdanken gewesen. Keine Spur von Einsicht oder Schuldbewusstsein, dass uns erst sein blanker Ehrgeiz und seine Gier nach einem schnellen, prestigeträchtigen Erfolg in diese brandgefährliche Situation gebracht hatte.
Fortsetzung folgt...
Kam ein Vogel geflogen setzt sich übers U-Boot und fliegt ran und wumms, ein russisches U-Boot weniger...
Wird wohl nimmer lange dauern, bis der Fall eintritt, werter Sonic. Übertreibt es ned so...
herzliche grüsse
Hohenlohe, der M-71 schon versenkt sah...:smoke:
Hehe...wir versuchen derartige Herzklopfer zu vermeiden, auch wenn wir das nicht garantieren können.
Wartet nur das folgende Update ab :D
Nein, Scherz beiseite. Oftmals fällt es uns erst später, wenn wir im Anschluss die Erlebnisse niederschreiben selbst auf, wie blöd manche Aktionen hätten ausgehen können.
Man tuckert eben mit seinem Boot so schön dahin, alles ist ruhig, weit und breit nichts und niemand in Sicht.
Es kommt zwar der Gedanke, dass man eigentlich jetzt langsam schon verdammt nah an Deutschland rankommt und man vielleicht mal besser auf gegnerische Flugzeuge achten sollte.
Doch dann überlegt man, wenn man jetzt taucht, müsste man mit lausigen 1-2 Knoten dahinzuckeln, um so über den Tag zu kommen. Da kommt man ja kaum vorwärts und das Operationsgebiet ist noch so weit entfernt.
Dann kommen noch die bösen Gedanken an die eigenen "Sonarspezialisten" hoch, welche diese Bezeichnung noch überhaupt nicht verdienen.
So grün und unerfahrenen wie unsere Horcher an Bord noch sind und mit der (tschuldigung) miesen Ausrüstung an Bord, wird es schwer da ordentlich etwas aufzuspüren, wenn es nicht gerade nur einen Steinwurf von uns entfernt vorbeischippert. Wenn wir momentan etwas sichten wollen, das auch etwas weiter entfernt ist, dann optisch mit Auge und Fernglas und selbst dann gibt's noch böse Überraschungen. Siehe das deutsche Typ II Boot, dass schon verdammt nah an uns dran war, bevor die Wachgänger mal Alarm geschlagen hatten.
Obendrein kommt dann trotz aller guten Vorsätze, es diesmal vorsichtig angehen zu lassen, weil ein Fehler ja schon das Ende bedeuten kann, dann doch immer wieder das Jagdfieber durch.
Und schwupps, sind alle Beteuerungen zur Vorsicht beiseite gewischt. Wir müssen uns da manchmal wirklich zusammenreißen. Nicht immer gelingt das :)
Und ehe man sich's versieht redet man sich selbst gut zu:
Ach...ein Stündchen mehr aufgetaucht geht schon noch gut!
Und dann noch eins und noch eins und plötzlich brüllt einer, wo wir gerade so schön friedlich eingelullt sind...ALAAARRRMMM!:D
Nemo ist gespannt wies weitergeht und erfreut sich der Erwähnung des "Geistes" Paulsen, dessen Ruhm sich schon bis ins Mütterchen Rußland rumgesprochen hat!
George Pickett
15.11.12, 14:39
Nemo ist gespannt wies weitergeht und erfreut sich der Erwähnung des "Geistes" Paulsen, dessen Ruhm sich schon bis ins Mütterchen Rußland rumgesprochen hat!
Aber wenn Kulov so weiter macht wird er wohl nicht die Berühmtheit von Paulsen erlangen sondern als Wasserleiche auf dem Grund der Ostsee enden :D
Genialer AAR, werter Sonic. Wenn wir mehr Geduld hätten, würden wir unser altes SH IV aus der Mottenliste holen! So bleibt uns aber der tägliche Genuß eures AAR´s
Herzlichen Dank für die warmen Worte.
Wir werden natürlich alles daran setzen, Kulov ein nasses Seemannsgrab zu ersparen...obwohl, wenn wir so darüber nachdenken :D
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Nach der nachmittäglichen Schrecksekunde, die uns zum unplanmäßigen Wegtauchen zwang, bleiben wir noch gut zwei Stunden, bis ca. 19.00 Uhr Abends auf 40 Meter getaucht, um sicher zu gehen, falls uns die deutsche Maschine doch ausgemacht haben sollte und noch nach uns sucht. Doch auch in der Folgezeit, während wir uns mit 2 Knoten Tauchfahrt weiter in Richtung schon sehr nahes Operationsgebiet absetzen, bleibt alles ruhig.
Als Kommandant Kulov nach zwei Stunden schließlich den Auftauchbefehl gibt, ist die Luft augenscheinlich wieder rein. Keine Schiffe oder Flugzeuge, soweit das menschliche Auge reicht.
In der, zu dieser Jahreszeit nur langsam einsetzenden Abenddämmerung, legen wir schließlich wieder an der Wasseroberfläche operierend, die letzten Seemeilen, bis zum Erreichen unseres Einsatzgebietes zurück. Um 20.00 Uhr ist es schließlich soweit.
M-71 ist in Position.
Position 18̊ 12' Ost 55̊ 30' Nord, stellt Oberleutnant Kulov fest, als er noch einmal unsere ungefähre Position auf der, auf dem kleinen Kartentischchen, in der Mitte der Zentrale, zwischen Steuerstand und Sehrohr, ausgebreiteten Seekarte der Ostseegewässer bestimmt.
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Wir sind genau da, wo man uns hinbefohlen hat.
Petrov, lassen sie einen Funkspruch mit unserer Position absetzten und teilen sie mit, dass wir unser Einsatzgebiet erreicht haben. Padorin soll ihn unverzüglich vorbereiten und abschicken. Wir kreuzen ab sofort bei kleiner Fahrt von Ost nach West, uns immer dichter an die Küste heranarbeitend, gibt Kulov seine Befehle aus und deutet mit dem Bleistift in der Hand, hastig über die Karte und das dort von ihm abgesteckte und eingezeichnete Jagdgebiet.
Ich nicke kurz, als Zeichen verstanden zu haben und mache mich auf den Weg zu Bootsmann Padorin, unserem Bordfunker, dessen Funkstation gleich hinter der Zentrale liegt.
“Arbeit Padorin! Der Kommandant will eine Meldung rausschicken.
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M-71 auf 18̊ 12' Ost, 55̊ 30'...haben Einsatzgebiet erreicht...gezeichnet Oberleutnant Kulov.
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Codieren und dann sofort über den Äther damit.“
Gewissenhaft notiert sich der Funker den Wortlaut des Funkspruches, steckt sich dann den Bleistiftstummel hinter sein rechtes Ohr und beginnt damit, in einem Staufach über seinem Kopf herumzusuchen.
Wer hätte gedacht, dass wir die alten Funkschlüssel so schnell wieder brauchen würden, Genosse Leutnant. Wussten sie eigentlich, dass die Schlüsselcodes die wir verwenden schon seit Monaten nicht mehr erneuert wurden. Ich wette darauf, dass wir, jetzt da Krieg ist, schon bald neue Schlüssel zugeteilt bekommen werden, plaudert Padorin redselig vor sich hin, während er weitersucht.
Ich bin kein ausgebildeter Funker und hatte mich mit dieser Thematik während meiner bisherigen Dienstzeit daher nur am Rande beschäftigt, aber selbst ich wusste, wie wichtig es war, den eigenen Funkverkehr vor feindlichem Mitlesen zu schützen. Das Auffangen, auch gegnerischer Meldungen aus dem Äther war keine Kunst. Eine sichere Verschlüsselung aller Nachrichten wurde daher ab sofort überlebenswichtig.
Ahh...das ist sie ja, meint Bootsmann Padorin, als er schließlich die gesuchte Mappe, mit den noch immer gültigen Schlüsselcodes herausgesucht hatte und sogleich damit begann, darin herumzublättern.
Fünf Minuten später hatte der Funker, die zuvor klar verständlichen Informationen, anhand seiner genau aufgezeichneten Vorgaben, in ein scheinbar sinnloses Wirrwarr von Buchstaben und Zahlen übertragen, welches, egal wie man es drehte oder wendete, einfach keinen erkennbaren Sinn ergeben zu schien.
Eilig machte er sich, wie befohlen daran, die so unkenntlich gemachte Meldung, im Morsecode in den Äther zu schicken.
Bereits zwanzig Minuten später erhalten wir eine entsprechende Antwort auf unsere Positionsmeldung, auch wenn sie keine neuen Informationen für uns enthält, sondern nur noch einmal unsere bereits bestehenden Befehle bestätigt.
Befehlsbestätigung
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Wir sollen weiterhin in Operationsgebiet No19, für die nächsten 48 Stunden patrouillieren und feindlichen Schiffsverkehr attackieren...so wir denn endlich auf eben diesen treffen sollten.
Eine gute halbe Stunde später trudeln dann über die russischen Frequenzen auch noch, pünktlich um 21.00 Uhr, die täglichen Frontnachrichten zum Verlauf des Krieges ein.
Was davon alles der Wahrheit entspricht oder nur Propaganda ist, können wir, an Bord unseres isolierten und auf sich gestellten Bootes, jedoch nur erahnen.
Die neuesten Meldungen von der Front...täglich um 21.00 Uhr
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Auch am 24. Juni setzt die Deutsche Wehrmacht ihre Offensive fort +++ Die Rote Armee leistet dabei hartnäckigen Widerstand +++ Deutsche Truppen haben Kaunas und die litauische Hauptstadt Vilnius eingekesselt +++ Operationen der baltischen Flotte im Golf von Finnland +++ Ein feindliches U-Boot als versenkt gemeldet +++ Minenunternehmung der Zerstörer „Serdity“, „Stoiki“ und „Storozhevoi“ vor der Irbenstraße und dem Golf von Riga +++ Neun Iljuschin DB-3 Bomber (Oberstleutnant Preobrashenski), bombardieren die deutsche Hafenstadt Memel +++ Evakuierung von Libau eingeleitet
Anmerkung: Nachdem bereits an den Vortagen Einheiten aus Libau nach Riga (Dünamünde) zurückverlegt wurden, werden am 24.06.1941 schließlich alle nicht fahrbereiten und nicht einsatzfähigen Schiffe von sowjetischer Seite gesprengt und selbstversenkt, um sie nicht in die Hände der vorrückenden deutschen Truppen fallen zu lassen. Der Zerstörer „Lenin“, die U-Boote S-1, M-71 (unser reales Gegenstück), M-80, „Ronis“, „Spidola“, das Hilfskanonenboot „Tunguska“, sowie der Eisbrecher „Silach“ müssen aufgegeben werden.
Sowjet-Zerstörer „Lenin“ (Ex-“Kapitän Iszylmedew“)...Leitenant-Iljin-Klasse (modifizierte Unterklasse des bekannten Nowik-Typs)...Ein Relikt aus dem Ersten Weltkrieg
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/9e/Lenin%28EM%29.jpg
Das Wrack des selbstversenkten und völlig ausgebrannten Zerstörers „Lenin“ im Hafen von Libau (aufgenommen nach der deutschen Besetzung)
http://abload.de/img/zerstrerleninxye33.jpg
Fortsetzung folgt...
Von Retterling
15.11.12, 19:59
Auch wir haben mal wieder unsere Stimme zu euren Gunsten abgegeben(basierend auf eurem immer noch vortrefflichen Schreibstil :) ) .
Hätten wir allerdings geahnt, dass ihr euch mit solch einer Gurke durch die Ostsee quälen müsst, hätten wir wohl doch lieber
für die Briten stimmen sollen.
Der Stimmung tut es aber keinerlei Abbruch, also mal wieder Handbreit! ;):D
Zum Glück bietet dieser Mod derzeit insgesamt acht verschiedene Boote bzw. U-Boot-Typen, die wir, vorausgesetzt wir überleben so lange und sind erfolgreich genug, kommandieren können. Weitere, wie die russische K- und Pravda-Klasse, sind laut Kommentaren aus dem Moddingforum noch geplant und sollen in einer der nächsten Versionen nachgereicht werden.
Derzeit verfügbar wären folgende Bootstypen:
- Malyutka-Klasse...Typ VI-bis und der verbesserte Typ XII (wir ärgern uns derzeit ja mit Typ VI-bis herum :D)
- Shchuka-Klasse
- S-Klasse
- L-Klasse
- Dekabrist-Klasse
- Kalev-Klasse (2 Beuteboote aus estnischem Bestand)
- V-Klasse (Ex britische U-Klasse...3 Boote)
Neben den sowjetischen Bootsklassen ist es also theoretisch auch möglich, das Kommando über ein britisches U-Boot der U-Klasse zu übernehmen. Drei dieser britischen Boote wurden 1944 an die Sowjetmarine "ausgeliehen".
Allerdings kamen diese Boote nicht in der Ostsee zum Einsatz, so dass wir bei unserer gewählten Kampagne wohl auf keines dieser Boote treffen werden.
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25.06.1941
Nach Erreichen unsere Operationsgebietes vor der deutsch-polnischen Küste, kreuzt M-71, unter dem Kommando von Oberleutnant Kulov, nun mit kleiner Fahrt, auf der Jagd nach feindlichen, deutschen Schiffen. Zwar wäre unser Boot durchaus in der Lage eine schnellere Fahrt, als nur die momentanen 4 Knoten zu laufen, jedoch wollen wir unter allen Umständen, unseren ohnehin nicht gerade reichlichen Brennstoff sparen.
M-71 hat nur eine maximale Reichweite von 1600 Seemeilen bei einer Marschfahrt von 8 Knoten. Nicht genug, um bei höheren Fahrtstufen und derzeitiger Befehlslage noch genug Dieseltreibstoff für einen möglichen, sich andeutenden deutlich weiteren Rückmarsch nach Riga oder sogar Hanko bzw. Tallinn in Reserve zu halten. Mit diesem Hintergedanken im Kopf, sparen wir nun bereits seit Erhalt unserer letzten Einsatzbefehle, durch eine strikte Reduzierung unserer Geschwindigkeit. Eine geringere Drehzahl bedeutet geringeren Verbrauch.
M-71 kreuzt in der Nacht vom 24. auf den 25. Juni 1941 vor der deutsch-polnischen Küste, im Seegebiet zwischen Kolberg und Danzig
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Da, mitten in der Nacht die Sichtweite mit bloßem Auge inzwischen zu gering ist, entschließt sich Kommandant Kulov zähneknirschend dazu, zeitweise auf Tauchfahrt zu gehen, um über das Hydrophon Rundhorchen zu lassen. Gerade bei schlechten Sichtverhältnissen, sei es nun finstere Nacht oder ein nebliger, verregneter Tag, hat man oft bessere Chancen, Schiffsverkehr in der Umgebung anhand ihrer Antriebs- und Schraubengeräusche, die sich auch durch das Medium Wasser verbreiten, aufzuspüren und zu orten. Dummerweise haben unsere Matrosen an Bord praktisch keine Erfahrung mit dem Hydrophonsystem.
Unter all den Männern, die uns zugeteilt wurden, war leider kein einziger mit entsprechender Qualifikation oder Erfahrung dabei. So mussten wir diese Posten aus der Not heraus mit dem Auffüllen, was wir hatten. Nur ein paar Tage an Land sind natürlich viel zu wenig, um aus ihnen „Spezialisten“ zu machen. Für mehr als einen Schnellkurs in die grundlegende Bedienung der Geräte, war kaum Zeit. Sie werden ihre Erfahrungen erst jetzt, im Krieg und auf See sammeln können und müssen, wie die meisten der noch jungen und unerfahrenen Besatzungsmitglieder an Bord vom M-71.
In der Nacht vom 24. auf den 25. Juni...Suchkurs wird gesetzt
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Also dann Leutnant Petrov. Bringen sie das Boot runter auf 20 Meter.
Sollen die Horcher doch mal zeigen, ob sie etwas taugen oder ob man man mir auch hier, wie ich befürchte wieder den Ausschuss der Sowjetmarine angedreht hat, befiehlt Kommandant Kulov, nachdem er den Kommandoturm hat räumen lassen und wir wieder in der Zentrale des Bootes angekommen sind.
“Ja, Kapitän!
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Boot klar zum tauchen...alle Mann auf Manöverstationen. Tauchventile öffnen, Tauchzellen fluten. Bug fünfzehn Grad vorlastig. Wir gehen auf Tiefe...20 Meter.
Dieselmaschine stopp...klar bei E-Maschine.“
Diesel gestoppt! Schalten um auf Batteriestrom, bestätigt Leutnant Antonw.
Etwas aufmunternd klopfe ich, hinter dem Tiefensteuerstand stehend, den beiden Matrosen, welche die vorderen und achtern Bug- bzw. Hecktiefenruder bedienen, auf die Schultern.
“Schön ruhig, Jungs. Nicht zu hastig mit den Tiefenrudern. Auf Tiefe 20 Meter, Ruderlage Null und Boot auspendeln.“
Zu Befehl, Genosse Leutnant, flüstert einer der beiden jungen Matrosen.
Ihr macht das schon ganz ordentlich. Fast schon alte Hasen, nehme ich die beiden scherzhaft etwas auf den Arm und schenke ihnen ein leichtes, anerkennendes Grinsen.
Sobald sich das Boot in einer Tauchtiefe von 20 Metern eingependelt hat, lässt Kommandant Kulov die Geschwindigkeit noch weiter reduzieren. Die Geräusche der eigenen Schiffsschraube sollen möglichst wenig das geplante Horchmanöver unserer angehenden Sonarspezialisten beeinträchtigen.
Doch so sehr sich unser Horcher in den folgenden beiden Stunden auch bemüht und immer wieder angestrengt in die Unterwasserwelt hinaus horcht, die Kopfhörer fest auf die Ohrmuscheln gepresst, um ja keinen Laut, ja kein auch noch so kleines und schwaches Geräusch zu überhören, so stellt sich doch kein Erfolg ein.
Und, Matrose, will Kulov immer ungeduldiger vom Horcher einen Bericht.
Doch der unerfahrene Mann schüttelt nur resigniert und furchtsam vor Kulovs schlechter Laune mit dem Kopf, nur um sich im selben Moment auch noch kleinlaut zu entschuldigen.
Tut mir Leid, Kapitän. Da ist nichts da draußen. Nur unser eigenes Schraubengeräusch an Achtern.
Doch Kulov reicht dies nicht als Entschuldigung.
Ärgerlich fährt er den eingeschüchterten jungen Matrosen an.
Aha! So...da draußen ist also nichts sagen sie?
Wissen sie was ich dazu sage? Ich sage dazu, dass da draußen sehr wohl etwas ist. Da draußen ist etwas, nur sie taubes und unfähiges Häufchen Elend sind nicht in der Lage dazu es zu orten. Da draußen IST etwas...da MUSS etwas sein. Und ICH werde es finden. Also reißen sie sich besser am Riemen und machen sie ihre Arbeit, sonst suche ich mir jemanden der es kann, geifert Kulov, längst mehr für sich selbst, als noch zu dem längst in sich zusammengesunkenen Horcher.
Nachdem das Rundhorchen erfolglos bleibt, lässt Kulov das Boot nach etwa zwei Stunden enttäuscht wieder auftauchen, um die, durch die Tauchfahrt schon etwas geleerten Akkumulatoren mit Hilfe des Generators, welcher über die laufende Dieselmaschine betrieben wird, wieder vollständig zu laden. Während der Generator zugeschaltet ist, sinkt unsere Geschwindigkeit um ca. 3 Knoten. Zwar könnten wir dies durch eine höhere Fahrstufe kompensieren, was jedoch einen zusätzlich erhöhten Brennstoffverbrauch bedeuten würde.
Laut Hochrechnung werden wir bis ca. 06.00 Uhr Morgens Zeit benötigen, um unsere Batterien wieder auf Maximalladung zu bringen. Anschließend, so hat Kommandant Kulov entschieden, werden wir wieder auf Tauchfahrt gehen, um weiter die Ortungsarbeit mit dem Hydrophon zu erproben und, nach der Beinahebegegnung mit der deutschen Stuka, auch weitere zu erwartende Kontakte aus der Luft zu vermeiden.
Selbst Oberleutnant Kulov hatte wohl endlich die Einsicht, dass, so dicht vor der deutsch-kontrollierten Küste, ein Operieren an der Wasseroberfläche zu gefährlich für uns ist.
Mit dieser Einschätzung hatte ich indes, ohne es wirklich zu ahnen, durchaus recht.
Kulov war zwar geradezu besessen davon, sich einen ruhmreichen Namen zu erwerben, Karriere zu machen, das Stigma eines Verrätersohnes und dahergelaufenen, in die Verbannung gejagten, sibirischen Bauerntölpels, endlich aus seiner Vergangenheit zu tilgen. Er war bereit dafür Risiken einzugehen. Das Wohlergehen seiner Männer bedeutete ihm dabei nicht viel. Für ihn waren sie nur Werkzeuge, die funktionieren mussten, um durch sie seine ureigenen Ziele zu erreichen. Denn nichts anderes als sein grenzenloser Egoismus zählte für einen Mann wie Vladimir Kulov. Er kannte keine Freunde, keine Ideale und keinen Glauben. Er vertraute nur allein auf sich selbst, seine Kraft, seine Brutalität und seinen eisernen, unbeugsamen willen, trotz aller Widerstände und Schwierigkeiten, unbeirrbar seinen Weg zu gehen. Doch dazu musste er selbst überleben und konnte und wollte sein eigenes Leben nicht sinnlos wegwerfen.
Dieser unbezähmbare Selbsterhaltungstrieb, der über allem stand, war wohl das einzige, das Kulov noch halbwegs im Zaum hielt.
Fortsetzung folgt...
Wilhelm Klink
17.11.12, 14:20
Sehr schön, ich freue mich immer wieder über Fortsetzungen Eures AARs.
Der Kulov bringts noch fertig, mit seiner Nußschale in Gotenhafen eindringen zu wollen....
Der Kulov bringts noch fertig, mit seiner Nußschale in Gotenhafen eindringen zu wollen....
Zutrauen würde ich das dem Genossen Sonic...äh...Kulov...
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke:
Der Kulov bringts noch fertig, mit seiner Nußschale in Gotenhafen eindringen zu wollen....
Wieso auch nicht? Die beste Chance etwas zu finden.
Na...bei Kulov weiß man ja nie :)
Auch wenn er momentan andere Probleme hat. Gleich kommt noch ein verspätetes Update und dann ab in die Heija.
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Doch bis zur Umsetzung des geplanten Tauchmanövers sollte es gar nicht mehr kommen.
Es war 04.35 Uhr, knapp eineinhalb Stunden, bevor unsere Akkumulatoren wieder voll geladen sein würden, als während meiner Wache plötzlich ein lauter Aufschrei eines Wachgängers alle Männer auf dem Kommandoturm hochschrecken lässt.
Um 04.35 Uhr Morgens, M-71 ist gerade noch dabei, seine Batterien für den ohnehin bereits geplanten Tauchgang noch vollständig zu laden, sichtet der Ausguck einen sich schnell nähernden Punkt am Horizont, der direkt auf uns zuhält.
FLIEGERALARM...ACHTUNG!!
Ein einzelnes Flugzeug bricht von Backbord voraus heranstürmend, im noch diesigen Morgengrauen, durch den Dunst und setzt unübersehbar zum Angriff an. Wir haben es zu spät kommen sehen. Sofort schrillt an Bord die blecherne Alarmsirene los. Die Matrosen reißt es förmlich aus ihren Kojen.
ALLE MANN EINSTEIGEN…ALARMTAUCHGANG…Achtung…Tauchzellen fluten…Maschine AK voraus…los…los…los ihr Hunde...Bewegung, brüllt Oberleutnant Kulov!
Doch der Befehl zum Alarmtauchen kommt zu spät.
Schon zu nah ist das feindliche Flugzeug an uns herangekommen.
Gerade, als der erste Mann der Turmbesatzung sich eiligst durch das enge Turmluk wieder in das Bootsinnere zwängt, eröffnet der Gegner das Feuer.
Mündungsfeuer blitzt auf...nur Sekundenbruchteile später sausen die ersten heißen Geschosse heran.
M-71 unter Beschuss
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Schon zischen uns die ersten Geschosse um die Ohren...verfehlen M-71 aber knapp, jedoch nur um Haaresbreite.
Eine Geschosssalve saust verdammt dicht am Kommandoturm vorbei und schlägt unmittelbar an Steuerbord neben dem Boot im Wasser ein, dass es nur so aufspritzt.
Viel hat nicht gefehlt.
Deutsche Messerschmitt Bf 110 auf Angriffskurs
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BRINGT DEN SCHEISSKAHN ENDLICH AUF TIEFE, herrscht Kulov die beiden Matrosen an der Tiefenteuerung an, als er endlich vom Turm zurück in der Zentrale angekommen ist.
”ALLE MANN VORAUS! Schnell Jungs...Beeilung oder die machen Schweizer Käse aus uns.”
Just in diesem Moment saust das schwere deutsche Kampfflugzeug, im Tiefflug über unsere Position hinweg. Zwei Bomben unter den Tragflächen werden ausgeklinkt. Nur Augenblicke später, klatschen die Fliegerbomben dicht neben M-71, Backbord und achtern in die See und reißen Wassersäulen, so hoch wie ein mehrstöckiges Haus in den frühmorgendlichen Himmel.
Bombeneinschläge...knapp dabenen
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M-71 taucht ab
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Das Boot wird von den Detonationen erfasst.
Boot und Mannschaft werden von den Druckwellen stark durchgeschüttelt, doch Verluste gibt es keine. Der Abstand war zum Glück groß genug, um Schlimmeres zu verhindern.
Erst als die eigentliche Gefahr schon praktisch vorbei ist, die Bomben gefallen sind und der deutsche Jäger wieder an Höhe gewinnt, möglicherweise, um für einen weiteren Anflug zu wenden, schert unser Boot endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit unter und taucht ab.
Die gesamte Aktion dauerte von der Sichtung der feindlichen Maschine, über den MG-Beschuss und den Bombenwurf, bis hin zum reichlich späten Abtauchen, kaum 40 Sekunden.
Sekunden, die über Leben und Tod entschieden haben.
Diesmal hatten wir Glück...viel Glück. Boot und Besatzung sind unbeschädigt, doch den meisten der jungen Kerls an Bord, wird diese echte, erste Kriegserfahrung wohl noch lange in Erinnerung bleiben und beim bloßen Gedanken daran, weiche Knie bescheren.
Auf Tauchfahrt...wir gehen auf sichere Tiefe
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Um jedem weiteren Angriff aus dem Weg zu gehen, lässt Kommandant Kulov das Boot auf 25 Meter abtauchen. Recht viel mehr an Tiefe ist ohnehin nicht drin. Laut Seekarten haben wir in diesem Bereich aktuell nur eine ungefähre Wassertiefe zwischen 40 und 50 Metern. Nicht mehr viel Luft nach unten, wenn es nötig werden sollte.
Fortsetzung folgt...
George Pickett
19.11.12, 10:38
Autsch!!! Das war aber knapp!!! Darauf erst einnmal einen Wodka :gluck: .
Werter Sonic, bitte etwas mehr Zurückhaltung, sonst endet dieser phantastische AAR viel zu früh :D . Bei dieser geringen Wassertiefe hätte ein U-Jäger wohl leichtes Spiel mit eurer Nußschale, oder wie seht Ihr das? Mit diesem Szenario habt Ihr euch wahrlich einer ganz besonderen Herausforderung gestellt!
Fingernägel kauend erwarten wir die nächsten Meldungen...
Mann oh Mann, ich hätte fast einen Herzkasper gekriegt, als ich den AAR gelesen hatte. Ihr macht es extrem spannend, werter Sonic. Ein bisserl mehr Rücksicht auf die tattrigen alten Leser wäre vonnöten...*grins*
Ihr verliert sonst euer halbes Publikum...*frotzel*
Super AAR!! Nix für ungut, ihr schreibt immer noch mit erheblichem Spannungsbogen von einem Update zum andern; dafür danke ich euch, werter Sonic...
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke:*Kaffeeschlürfend*
edit: vertrage keinen Wodka...
Mann oh Mann, ich hätte fast einen Herzkasper gekriegt, als ich den AAR gelesen hatte. Ihr macht es extrem spannend, werter Sonic. Ein bisserl mehr Rücksicht auf die tattrigen alten Leser wäre vonnöten...*grins*
Ihr verliert sonst euer halbes Publikum...*frotzel*
Super AAR!! Nix für ungut, ihr schreibt immer noch mit erheblichem Spannungsbogen von einem Update zum andern; dafür danke ich euch, werter Sonic...
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke:*Kaffeeschlürfend*
edit: vertrage keinen Wodka...
Herzlichen Dank.
Ein freundliches Lob hier und da, ist uns immer besondere Freude und Ansporn zugleich.
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Nach dem heil überstandenen Luftangriff bleiben wir auf Kommandant Kulovs Befehl noch etwa zwei weitere Stunden getaucht. Erst gegen 06.00 Uhr Morgens, wir haben aus Gründen der Sicherheit nach unserer Entdeckung unseren geplanten Kurs nochmal geändert, kehren wir an die Wasseroberfläche zurück. Wir wollen jedoch nicht länger als nötig so dicht unter der Küste, bei hellichtem Tage operieren, sondern nur unsere, zuvor durch den Luftangriff unterbrochene Laden der Akkumulatoren abschließen.
Etwa zweieinhalb Stunden werden noch zusätzlich benötigt, um die Batterien nun, im zweiten Anlauf vollständig wieder aufzuladen. Um 08.25 Uhr ist der Vorgang schließlich abgeschlossen und Oberleutnant Kulov lässt, zur Erleichterung aller an Männer an Bord, mir eingeschlossen, wieder abtauchen, um nicht noch ein zweites Mal an diesem Tage, von feindlichen Einheiten aufgespürt zu werden.
Wir bleiben bis auf weiteres getaucht. Nachdem wir heute Morgen bereits geortet wurden, müssen wir damit rechnen, dass die Deutschen die Umgebung jetzt verstärkt aus der Luft nach uns absuchen, erklärt Kulov kurzangebunden.
“Wir sollten unsere Unterwassergeschwindigkeit gering halten. Nicht mehr als 2 Knoten, damit wir noch Reserven bis in den Abend hinein haben.“
Ich gebe Leutnant Petrov Recht, stimmt mir Leutnant Antonow, mein neuer Freund zu, als wir uns im Offizierskreise besprechen. Bei einer höheren Fahrstufe fällt unsere Batteriespannung zu schnell und die Leistungsfähigkeit sinkt rapide. Bei geringerer Schraubendrehzahl und verminderter Leistung der E-Maschine, mögen wir zwar langsamer vorankommen, holen aber mehr Reichweite und damit Tauchzeit heraus, erklärt Pavel, leicht angespannt, vor Kulov und mir.
Welch ein Glück, dass wir einen hochstudierten Ingenieur unter uns haben, lacht Kommandant Kulov bitter. Finden sie nicht auch Petrov?
Aber nun gut, Genosse Antonow. Auch ich weiß sehr gut über die Leistungsfähigkeit unserer Batterieanlage und der E-Maschine Bescheid. Wir reduzieren die Fahrt vorläufig auf 2 Knoten. Und dann lassen wir uns mal überraschen, was unsere Horcher heute zustande bringen.
“Ich gebe die entsprechenden Befehle, Genosse Kapitän!“
Mürrisch nickt mir Kulov zu und entlässt Pavel und mich dann mit einer hinfort scheuchenden Handbewegung. Es war unserem hartherzigen Kommandanten anzumerken, dass ihn dieser Tauchbefehl wurmte, schränkte dies doch unsere Möglichkeiten Entfernungen zurückzulegen und mögliche Schiffe zu orten momentan deutlich ein. Gerade bei Tag und guter Sicht vertraute Oberleutnant Kulov lieber dem menschlichen Auge und dem Fernglas eines guten Wachgängers, als dem wenig effektiven Unterwasserhorchgerät und den unerfahrenen Horchern, die es bedienten.
Doch selbst Kulov sah ein, dass nach den Ereignissen vom Morgen, als M-71 beinahe einem deutschen Fliegerangriff zum Opfer gefallen wäre, es sicherer, ja wohl überlebenswichtig war, nun besser den Kopf einzuziehen und keine unnötige Aufmerksamkeit zu erregen.
Doch all zu lange sollte die Ruhe an Bord nicht anhalten.
M-71 war gerade einmal vor 20 Minuten getaucht, als sich unversehens eine neue und unerwartete Situation anbahnte.
08.46 Uhr...Horchkontakt
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Fast ungläubig und mit etwas zaghafter Stimme, ist es Matrose Jegorow, unser, im Eilverfahren angelernter Horcher, in Ermangelung eines anderweitigen, besser geeigneten Kandidaten, der schließlich fast verzweifelt Meldung macht.
Ähm...also...Sonar an Kommandant! Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich habe da was auf dem Ohr. Ein Geräusch...glaube ich, meldet der Mann, selbst nicht ganz sicher.
Schon wenige Augenblicke später, eile ich hinter Oberleutnant Kulov zu Jegorow, um uns das einmal genauer anzusehen, bzw. zu hören.
Doch Kulov ist von Anfang an skeptisch und lässt dies den Matrosen auch spüren.
So...sie glauben, sie haben etwas, Matrose. Ich hoffe doch mal nicht, nur wieder unser eigenes Schraubengeräusch an achtern, wie beim letzten jämmerlichen und letztlich erfolglosen Versuch, etwas über das Hydrophon aufzuspüren Versuch, nimmt Kulov den Mann kaum ernst.
Nein, Kapitän! Das...also das Geräusch kommt nicht von Achtern. Wenn ich die Anzeigen korrekt ablese, kommt es eher von vorne. Irgendwo zwischen 335 und 010 Grad. Am deutlichsten zu hören ist es etwa bei 350 Grad, Genosse Kapitän, bringt der Horcher hervor.
Überflüssigerweise stelle ich noch fest, was auch Oberleutnant Kulov bei dieser Aussage sofort zu begreifen scheint.
“Bei der Peilung ist das definitiv jemand oder etwas anderes, das wir da aufangen!“
Eilig hastet Kommandant Kulov zurück in die Mitte der Zentrale und beginnt damit, mit lauter, befehlsgewohnter Stimme, seine Anweisungen zu verteilen.
Bei meinem verdammten Glück ist das nur eine gottverfluchte, brünftige Seekuh oder ein verirrter Schweinswal. Aber wenn es wirklich ein Schiff ist, will ich es haben, Petrov!
.
.
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Wir steigen auf 20 Meter!
Sonar...Kontakt halten! Wehe sie verlieren mir dieses Geräusch wegen ihrer Unfähigkeit. Dann können sie für den Rest der Fahrt das Scheißhaus an Bord wienern, bis ich mich drin spiegeln kann.
Wir halten den Horchkontakt und plotten Kurs und Geschwindigkeit des Kontaktes mit
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In den folgenden rund fünfzehn bis zwanzig Minuten, verfolgen wir den ungefähren Kurs unseres Kontaktes, anhand der sich stetig ändernden Peilung. Auf diese Weise können wir eine relative Kursrichtung abstecken und so einen möglichen Abfangpunkt vorausberechnen. Dies alles natürlich nur unter der Voraussetzung, dass unser Horchkontakt auch seinen Kurs und seine Geschwindigkeit weiter beibehält. Denn schon kleinere Änderungen oder Abweichungen, können alle Vorausberechnungen rasch zunichte machen.
Kontakt wird stärker, Genosse Kapitän. Die kommen näher ran, meldet der Horcher und lässt, wie befohlen, den Kontakt oder genauer gesagt sein Geräusch, dass dessen Maschinen und Schiffsschrauben durch Salzwasser zu uns verbreiten, nicht aus den Ohren.
Scheint mir so, als würde man da oben auf Ostkurs laufen, stellt Oberleutnant Kulov zufrieden fest, führt sie dieser Kurs doch fast unmittelbar uns vor die Rohre. Wir müssten uns nur noch heimlich still und leise auf die Lauer legen und abwarten.
”Ja Ostkurs, vermutlich unterwegs nach Danzig. Das wäre wohl die wahrscheinlichste Lösung. Jetzt ist nur noch die Frage, ob es ein Deutscher ist.”
Wenn er zumindest unterwegs nach Danzig ist, stehen die Chancen gut, es mit einem Deutschen zu tun zu haben. Das könnte der erste Fang werden, Petrov, wittert Oberleutnant Kulov sofort wieder seine Chance, seinen Ruhm zu vermehren oder zumindest einen ersten Grundstein dafür zu legen.
.
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Wir gehen auf Sehrohrtiefe, Leutnant!
Periskop ausfahren, sobald wir aufgestiegen sind, presst Kommandant Kulov die nächsten Befehle hervor.
“Zu Befehl, Genosse Kapitän!“
Langsam steigt M-71 auf seine Persikoptiefe von ca. acht Metern auf.
Kaum auf dieser Tiefe angekommen, klemmt sich Oberleutnant Kulov hinter das einzige Sehrohr an Bord von M-71 und beginnt damit, die Wasseroberfläche nach Anzeichen für den gemeldeten Schiffskontakt abzusuchen.
Erster Sichtkontakt durch das Sehrohr...noch ist nicht viel zu erkennen
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Letzte Horchpeilung, Matrose Jegorow, will Kulov vom Horcher wissen.
Peilung jetzt auf etwa 280 Grad...kommt auf, meldet Jegorow.
Hastig sucht Kulov mit dem Sehrohr, in der angegebenen Richtung nach dem Kontakt.
Es dauert nicht lange, bis er offenbar tatsächlich fündig wird.
HAB ICH DICH! Da ist es! Ein einzelnes Schiff auf 283 Grad. Wird uns ziemlich genau vor dem Bug passieren.
Leutnant Petrov...wir gehen dichter heran. Gefechtsalarm für alle Stationen!
Den Schweinehund hole ich mir. Das wird mein erster persönlicher Fang, freut sich Kulov bereits.
Fortsetzung folgt...
Teddy Suhren
22.11.12, 19:27
Ein Cliffhanger? Werter Sonic, also wirklich! :D
Schnell weiterschreiben, Wir lesen hier absolut gerne mit!
Alith Anar
22.11.12, 20:24
Ihr wisst doch selbst das der werte Sonic ein Experte der Folter ist :) Schon der letzte AAR brachte Cliffhanger an den spannensten Stellen zu Stande :(
Wenn jetzt die Torpedos ned funzen, dann beisst Kulov ins Sehrohr, denn er hat nur zwei Torpedos zum Verfeuern, danach heisst es umkehren nach Hause fahren...c'est la vié...armer Sonic, er muss uns das so spannend machen, damit wir ned einschlafen dabei...
herzliche grüsse
Hohenlohe, der eifrige Mitleser...:smoke:
Zum Glück hat unser, in der Tat arg unterbewaffneter Kahn, ja noch ein kleines, aber feines Deckgeschütz vom Kaliber 4,5cm.
Damit trifft man zwar auf größere Entfernungen nicht mal ein Scheunentor und der Verbrauch an 4,5cm Granaten dürfte entsprechend üppig ausfallen, um damit einen größeren Dampfer auf den Meeresgrund zu schicken. Aber besser als gar nichts, möchten wir mal behaupten :D
Nein, der Torpedomangel ist schon so eine Sache.
Mit unserer Nußschale sollten wir jedem Artilleriegefecht tunlichst aus dem Wege gehen.
Das ist wohl eher etwas für überfallartige Nachtangriffe, auf völlig unbewaffnete und damit wehrlose Ziele.
Wäre doch irgendwie genau Kulovs Art, wenn gar nichts mehr hilft :)
Ach Genosse Kulov braucht keine Waffen, echte Männer rammen! :D
Bitte weiter die Spannung ist ja nicht auszuhalten! :gluck:
Headhunter
23.11.12, 00:13
Wie wär´s mit einem Entermanöver?:idee:
Torpedo in den Maschinenraum legen, Zeitzünder dran......BUMM!:D
Oder auch einfach mehrfach anklopfen.......Torpedo über die Reling hängen und mehrfach an die Bordwand titschen lassen......da ist Kulov bestimmt vorne mit dabei:lach:
Wenn die Aale fehl gehen, stopft Kulov einen Matrosen ins Rohr und feuert den ab!:rot:
George Pickett
23.11.12, 15:58
Wenn die Aale fehl gehen, stopft Kulov einen Matrosen ins Rohr und feuert den ab!:rot:
Und wenn das auch nicht fruchtet...schaut euch ein paar Sachen von euren Verbündeten ab! Gegen die Japaner hat´s geholfen. Da fällt der Feind vor Lachen über die Reeling und ihr könnt ein Prisenkommando schicken :D
http://img4.fotos-hochladen.net/uploads/petticoatqtcv9zy3rp.jpg (http://www.fotos-hochladen.net)
Jaja..."Unternehmen Petticoat"...ein Klassiker :D
Wir antworten drauf mit den zwei folgenden Zitaten:
"Der Seetiger war als Kriegsschiff geplant und verdient einen besseren Nachruf als: Stapellauf 1940, versenkt 1941. Seegefechte: Keine. Versenkte Tonnage: Keine.
Das ist, als ob Sie ein hübsches Mädchen als Jungfrau beerdigen."
"Logbuch des Käptn's...1000 Tonner anvisiert, LKW versenkt"
Wir denken Kulov hat es wohl auf eine etwas bessere Statistik abgesehen.
Obwohl uns die USS Sea Tiger noch einen Laster voraus ist :)
Hatte ich da nicht einmal etwas von Fortsetzung folgt gelesen :???:
Kommt sofort :)
Wer hätte gedacht, dass es so schwer werden könnte, zwei lausige Torpedos loszuwerden.
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Sofort wandert der Befehl zur Gefechtsbereitschaft von Abteilung zu Abteilung, von Mann zu Mann. Kein Alarm über den blechern, dröhnenden Bordlautsprecher. Sollte es sich bei dem sich nährenden Schiff um einen Kriegsschiff handeln und es ebenso über Horchgeräte verfügen, könnte uns jedes zu laute Geräusch eventuell schon frühzeitig verraten und unser potentielles Ziel vorwarnen.
So bleiben wir auf Sehrohrtiefe getaucht und bringen uns langsam und möglichst geräuschlos in Position, während unser Ziel Minute für Minute näher herankommt. Langsam, nach und nach lassen sich mehr Details aus den Umrissen des Schiffes erkennen.
Ein Frachtdampfer, Petrov! Eindeutig kein Kriegsschiff. Ich kann die Aufbauten jetzt deutlich genug erkennen, meint Oberleutnant Kulov, während er weiter unser Ziel über das ausgefahrene Periskop im Auge behält.
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Ein schöner dicker Brocken. Funf- bis sechstausend Tonnen würde ich schätzen.
Zu groß für unser kleines Deckgeschütz. Dem Kahn könnten wir die Hälfte unserer 4,5er in den Rumpf jagen und der würde wohl immer noch schwimmen...mhm...nein...es hilft nichts...
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Leutnant Petrov...Rohre klarmachen...alle beide! Die Torpedos auf die höchste Geschwindigkeit einstellen. Der Gegner soll kaum Zeit zum reagieren haben, falls er unsere Aale ankommen sieht. Wir feuern aus möglichst kurzer Entferung!
Mehr und mehr Details werden sichtbar...eindeutig ein Frachter
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Eine vernünftige Entscheidung, hier unsere beiden einzigen Torpedos einsetzen zu wollen, stimme ich Kulov diesmal in Gedanken zu.
Der noch unbekannte Frachter ist einfach zu groß, um ihn lange mit unserem kleinkalibrigen Deckgeschütz zusammenschießen zu wollen. Das könnte eine ganze Weile dauern. So dicht unter der deutsch-polnischen Küste, am hellen Tage, immer Gefahr laufend, aufgetaucht wieder von einem deutschen Flugzeug erwischt zu werden, eine nicht sehr erstrebenswerte Vorstellung.
Dabei hatte Kommandant Kulov noch nicht einmal den für mich wichtigsten Punkt erwähnt.
Was wäre, wenn dieser Frachter bewaffnet ist? In einem Artillerieduell könnte unser kleines, wenig robustes Boot durchaus auch gegen einen einfachen Frachter den Kürzeren ziehen, gerade wenn man bedenkt, dass unsere Kanoniere bisher noch keinen einzigen scharfen Schuss im Gefecht abgefeuert haben und daher entsprechend wenig Erfahrung verfügen.
”Zu Befehl, Genosse Kapitän!
Zentrale an Torpedoraum...Rohr 1 und 2 bewässern! Klarmachen zum Unterwasserschuss!”
Sofort setzen sich die, durch Kulovs unerbittlichen Drill eingebläuten Abläufe an Bord in Bewegung. Die beiden Torpedos warten bereits, nach regelmäßiger Wartung, gut eingefettet und bereit in ihren beiden Rohren. Die nötigen Laufeinstellungen werden vorgenommen. Die Torpedomixer überprüfen noch einmal ihre Rohre. Die Innenverschlüsse werden gesichert und die Verriegelung überprüft, um einen Eindringen von Wasser in das Boot zu verhindern, sobald die Rohre geflutet oder die äußeren Torpedoluken geöffnet werden. Flutventile werden geöffnet. Meerwasser strömt in die Rohre und setzt diese rasch aber nicht zu hastig, um unnötige Geräusche zu vermeiden, vollständig unter Wasser. Der Druckausgleich zur Umgebung ist hergestellt. Der Pressluftdruck stimmt, ist stark genug, um beide Torpedos auf Befehl, mit hohem Druck aus den Rohren zu pressen, unterstützt vom einsetzenden dampfgasgetriebenen Antrieb der Geschosse selbst. Das vorherige Einfetten der Aale soll ein mögliches, unglückliches Verkeilen der Torpedos während des Abschusses verhindern und diese leichter aus ihren Rohren “flutschen” lassen.
Da unsere Torpedos, die wir derzeit an Bord haben, nach dem Abschuss nur stur gerade auslaufen, können wir, abgesehen von Lauftiefe und drei voreinstellbaren Geschwindigkeiten keine weitere Optimierung vornehmen. Alles weitere hängt nun von einem guten Auge, Beobachtungsgabe und einer Portion Kopfrechnen ab, um die Aale, ausgehend von der Entfernung zum Ziel bzw. dem vorausberechneten Aufschlagpunkt, in Relation zur geschätzten bzw. mitgeplotteten Geschwindigkeit des Gegners, im richtigen Moment von der Leine zu lassen, um das anvisierte Ziel zu treffen und hoffentlich zu versenken. Doch das sollte an diesem Tage auch gar nicht mehr nötig werden.
M-71 in Angriffsposition
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Doch so glatt, wie alles an diesem Morgen zu laufen schien, mischte sich dann doch wieder einmal die Hand des Schicksals ein und sollte Kommandant Kulov die Laune verhageln.
Je dichter das Schiff kam, desto unruhiger wurde Kulov an seinem Periskop. Angespannt starrte er wie besessen hinüber zu dem sich immer deutlicher abzeichnenden Frachter. Seine bärenartigen Pranken von Händen krallten sich förmlich am Sehrohr fest. Weiß traten seine Fingerknochen hervor, als er ärgerlich und wütend vor sich hinzuschimpfen begann.
NEIN...NEIN...NEIN! Verdammt nochmal! Nicht schon wieder! VERFLUCHT NOCHMAL, in Dreiteufels Namen!
”Kapitän?”
Das ist kein Deutscher wie ich gehofft hatte. Die Flagge stimmt nicht. Kein Hakenkreuz auf rotem Grund. Blau und gelb...ein verfluchter Schwede ist das, brüllt Kulov vor Wut und Enttäuschung.
Der Frachtdampfer entpuppt sich schließlich, als er näher kommt und uns nur wenige hundert Meter vor dem Bug passiert, als waschechter und vor allem neutraler Schwede
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Mit seinen fast 6500 BRT entgeht uns damit ein dicker, erster Happen
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Unverrichteter Dinge müssen wir den neutralen Schweden passieren lassen, ohne dass dieser offenbar von unserer Präsenz etwas zu bemerken scheint
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Ärgerlich reißt sich Oberleutnant Kulov vom Periskop los und schnellt mit einer ihm nicht zugetrauten Geschwindigkeit herum. Die Enttäuschung, wieder keine Beute gefunden zu haben, wo er sich diesmal doch so sicher glaubte, nagte sehr an ihm. Unwirsch spie er mir die nächsten Befehle förmlich entgegen, bevor er sich in seine Koje zurückzog.
SEHROHR EINFAHREN...GEFECHTSBEREITSCHAFT AUFHEBEN!
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Lassen sie die Rohre wieder entwässern und warten und für den Versuch vorbereiten. Ich will das die Torpedos dann voll einsatzbereit und zuverlässig sind. Wir gehen zurück auf alten Suchkurs. Sie übernehmen, Petrov!
”Jawohl, Genosse Kapitän!”
Anmerkung: Noch herrscht, aufgrund der schwedischen Neutralität ein offizielles Angriffsverbot auf schwedischen Schiffsverkehr.
Erst im April 1942 werden auch schwedische Schiffe, die unter Verdacht stehen, das Deutsche Reich mit Nachschub und Ressourcen, allen voran das für die deutsche Kriegswirtschaft unbedingt benötigte Eisenerz aus Skandinavien, gezielt angegriffen und versenkt.
Fortsetzung folgt...
Admiral Hipper
24.11.12, 13:17
So nahe an deutschen Gewässern kann er nur deutsche Fracht transportieren oder es ist ein Deutscher mit falscher Flagge!!
VERSENKEN!!!!
:D
Wenn Kulov den Schweden versenkt hätte, wäre das sein Ende vor einem Erschiessungspeloton...
Nix für ungut, der nächste Frachter oder Fischdampfer gehöt euch werter Kulov...äh Sonic...
herzliche grüsse
Hohenlohe, der die Anspannung gut nachfühlen kann...:smoke:
Oh je, wenn der Kulov nicht bald in den Krieg eingreifen kann, läuft der Amok.
Im Moment wäre ihm wahrscheinlich sogar der von der Seatiger versenkte LKW lieber als nix.
Wir sind gespannt, wie (und vor allem wann!) es weitergeht.
Headhunter
28.11.12, 10:59
Glückwunsch!
Ihr habt es mal wieder geschafft, einen Titel zu erlangen:D
:top:
Gratulation zum AAR des Monats Oktober...:feier:
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke:
George Pickett
29.11.12, 16:24
Jaja..."Unternehmen Petticoat"...ein Klassiker :D
Wir antworten drauf mit den zwei folgenden Zitaten:
"Der Seetiger war als Kriegsschiff geplant und verdient einen besseren Nachruf als: Stapellauf 1940, versenkt 1941. Seegefechte: Keine. Versenkte Tonnage: Keine.
Das ist, als ob Sie ein hübsches Mädchen als Jungfrau beerdigen."
"Logbuch des Käptn's...1000 Tonner anvisiert, LKW versenkt"
Wir denken Kulov hat es wohl auf eine etwas bessere Statistik abgesehen.
Obwohl uns die USS Sea Tiger noch einen Laster voraus ist :)
Werter Sonic, der Sea Tiger ist euch nicht nur einen Laster voraus! :D :teufel:
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Wilhelm Klink
29.11.12, 18:32
Auch die Ersatzteilsituation kann sich durch die richtigen Besatzungsmitglieder durchaus in eine positive Richtung entwickeln, z.B. irgendwelche Federn im Maschinenraum. Doch das scheint für den Genossen Kulov und sein nur noch von Vogelhäufchen zusammengehaltenen Boot ja eher weniger greifbar zu sein.
Werter Oberst Klink, ich fürchte, dieses Ersatzteil ist an Bord von U-Kulov nicht vorhanden :top:
http://abload.de/img/sh_4_logo_03jpjg5.gif
Nach der erneuten Pleite, was das Jagdglück anbelangt, verläuft der Rest des angebrochenen Tages weitestgehend unspektakulär. M-71 verbringt noch weitere drei Stunden auf Tauchfahrt. Gegen Mittag entscheidet sich Kommandant Kulov dazu, auftauchen zu lassen um die Batterien wieder vollständig zu laden, bevor uns unser Patrouillenkurs in den nächsten Stunden und am kommenden Tag bis fast auf Sichtweite an die deutsch-polnische Küste führen wird. Größere russische U-Boote hätten in solch küstennahen und sehr seichten Gewässern große Probleme damit, hier zu navigieren. Doch das speziell als Küstenboot, für den Einsatz in flachen Gewässern konzipierte M-71, mit seinen begrenzten Abmessungen und geringem Tiefgang, ist für dieses Einsatzspektrum noch am ehesten geeignet.
In den Abendstunden erreichen uns gegen kurz nach 21.00 Uhr, wie jeden Tag die neuesten Kriegsberichte und Meldungen vom Verlauf des Krieges. Und so warten wir auch an diesem Abend wieder gespannt und ungeduldig zugleich darauf, dass die aktuellen Kriegsnachrichten über den Äther laufen.
Um kurz nach 21.00 Uhr Abends, ist es wieder einmal soweit.
Gespannt lauschen die Führungsoffiziere dem abgehackten Takt des Funkfernschreibers, während Bordfunker Padorin die einzelnen Nachrichten mit flinker und geübter Hand mitnotiert. Bootsmann Padorin gehörte zu der kleinen handvoll von Männern, die bereits über etwas Seeerfahrung verfügten und für die damit der Dienst auf einem Kriegsschiff der Sowjetmarine nichts gänzliches Neues oder Unbekanntes war.
Die neuesten Meldungen von der Front...täglich ab 21.00 Uhr
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Meldung komplett, meldet Padorin, als er die letzten Zeichen aus dem Morsecode in lesbares Russisch übertragen hatte.
Mit einem eiligen Handgriff, reißt ihm Oberleutnant Kulov den Zettel mit den darauf notierten Funksprüchen und Tagesmeldungen und Frontberichten förmlich aus der Hand.
Hastig, ja fast gierig überfliegt er das Papier. Seine kalten, lauernden Augen huschen dabei erregt hin und her. Nach ein paar Sekunden der Stille, entschließe ich mich dazu, nachzuhaken, als mich die umstehenden Männer bereits neugierig und ungeduldig umringen und anstarren. Jeder an Bord wollte erfahren, wie es stand.
“Und...gute Nachrichten, Genosse Kapitän?“
Sehen sie selbst, blafft mir Kulov entgegen und hält mir unwirsch den Zettel entgegen.
Mit lauter Stimme, so dass ich auch möglichst von allen Umstehenden gehört werde, beginne ich damit, die einzelnen Meldungen und eingetroffenen Funksprüche zu verlesen. Die beiden bedeutendsten Meldungen stelle ich ganz an den Anfang.
Vom Oberkommando der Baltischen Flotte an alle Kommandanten +++ Offizielle Kriegserklärung der UdSSR an Finnland +++ Ab sofort ist finnischer Schiffsverkehr als feindlich einzustufen +++ finnische Schiffe sind als reguläre Ziele anzugreifen und zu vernichten
Doch dabei sollte es nicht bleiben.
Es kam sogar noch dicker.
Das sowjetische Informationskommissariat gibt bekannt +++ An alle Kommandanten der sowjetischen Flotte +++ Kriegseintritt Finnlands an der Seite des Deutschen Reiches +++ Deutsche Armeeverbände und Luftwaffe operieren von finnischem Staatsgebiet +++ Rumänien unterstützt deutsche Offensive +++ Kriegseintritt Rumäniens
Auf einen Schlag, auch wenn es nach den Meldungen und Ereignissen der letzten paar Tage nicht mehr wirklich überraschend kam, hatten wir zwei neue Kriegsgegner. Finnland und Rumänien. Was die Männer an Bord von M-71 anging, war der Kriegseintritt Rumäniens erst einmal weniger interessant, würde sich dies doch vorerst nur auf die Schwarzmeerregion auswirken. Bei den Finnen, sah das jedoch schon ganz anders aus. Ein Großteil der nördlichen und nordöstlichen Ostseeküste befindet sich unter finnischer Kontrolle. Die sowjetischen Häfen und Basen entlang der Ostseeküste, vom Baltikum, über Hanko bis nach Leningrad waren damit nun plötzlich doppelt bedroht und drohten von zwei Seiten in die Zange genommen zu werden.
Weitere Meldungen des Tages.
U-Boote M-94 und M-102 operieren im Finnenbusen +++ Boote Shch-305 und Shch-306 auf Position in der mittleren Ostsee +++ Evakuierung und Rückzug aus Marinebasis Libau wird planmäßig fortgesetzt
Der Krieg in ganz Europa breitete sich weiter aus. Mehr und mehr Länder würden in diesen Konflikt hineingezogen. Mit diesen wenig erfreulichen Neuigkeiten geht auch dieser Tag schließlich zur Neige.
Sowohl Kommandant Kulov, als auch ich selbst, sollten ihn als einen Schlechten in Erinnerung behalten, wenn auch aus jeweils völlig unterschiedlichen Gründen.
Fortsetzung folgt...
Wir sind auf die Folgen dieser neuesten Lagemeldung gespannt, vielleicht führt ja die hoffentlich noch folgende nächste Patrouille vor die Küste des finnischen Feindes????
... Immer diese Werbeunterbrechungen...
George Pickett
05.12.12, 17:08
Nanu...Treibstoff alle...Meuterei...Kulov am Periskop aufgehängt? Wir verlangen eine Wasserstandsmeldung!!! :D
Francis Drake
05.12.12, 20:12
M-71 gibt keine Kontrollmeldungen mehr ab. Von einem Totalverlust ist auszugehen...
M-71 gibt keine Kontrollmeldungen mehr ab. Von einem Totalverlust ist auszugehen...
Vermutlich von einem LKW versenkt.
Wir hoffen auf ein Update, werter Sonic...ist Genosse Kulov noch aktiv??
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke:
Statusmeldung M-71 +++ Boot und Besatzung einsatzbereit +++ Zwei Torpedos in Bereitschaft +++ Brennstoffvorrat auf 40% +++ Position 18° 44' Ost 55° 20' Nord +++ Setzen Operation fort +++ Gezeichnet Kulov, Kommandant
Wir entschuldigen uns für die Zwangspause in den letzten Tagen.
Der Vorweihnachtsstress hat auch bei uns inzwischen leidlich seinen Einzug gehalten und seinen Tribut gefordert.
Dennoch hoffen wir, dass wir im Laufe des Wochenendes wieder das ein oder andere Update zu Papier bringen können. Spielerisch haben wir die "Jungfernfahrt" von M-71 unter Oberleutnant Kulov inzwischen bereits beenden können.
Ob erfolgreich oder nicht, wird sich dann in den kommenden Updates zeigen :D
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26.06.1941
Der zweite Tag im Operationsgebiet beginnt ereignislos.
M-71 kreuzt inzwischen nur wenige Seemeilen vor der deutsch-polnischen Küstenlinie.
Der Brennstoffvorrat an Bord ist unterdessen bereits auf ca. 40% gefallen. Wir müssen weiter sparsam bleiben und auf unsere Geschwindigkeit achten, um den Dieselverbrauch möglichst gering zu halten, auch wenn unsere deutlich verminderte Fahrt, unseren Aktionsradius merklich einschränkt.
M-71 läuft parallel zur deutsch-polnischen Küste...durch das Fernglas und mit guten Augen könnte man am Horizont bereits einen schmalen Festlandstreifen erspähen
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Mit inzwischen wieder voll geladenen Akkumulatoren, befiehlt Kommandant Kulov, bereits am Morgen, auf Tauchfahrt zu gehen. Selbst er sieht wohl ein, dass es am hellichten Tage zu gefährlich und risikoreich wäre, all zu lange aufgetaucht, in unmittelbarer Sichtweite einer feindlichen Küste zu operieren. Wir kreuzen mit M-71 kaum mehr als zehn Kilometer vor dem Festland. Ein Hauch von Nichts.
Es ist kurz nach 18.30 Uhr, am frühen Abend, als der diensthabende Sonargänger an den Horchgeräten plötzlich meine Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Sonar an Zentrale! Neuer Kontakt...schwaches Geräusch an Steuerbord voraus...050 Grad.
Sofort bin ich hellwach und konzentriert.
Mit lauter Stimme rufe ich Oberleutnant Kulov, welcher die Wache in der Zentrale erst vor rund zweieinhalb Stunden an mich übergeben hatte.
”KOMMANDANT IN DIE ZENTRALE!”
Fast augenblicklich ist Kulov der rotbärtige, hünenhafte Bär, aus seiner Koje auf den Beinen und mit ein paar schnellen Schritten zur Stelle.
Bericht, Petrov! Was ist los?
”Horchkontakt, Genosse Kapitän. Auf 050 Grad. Gerade frisch aufgefangen.”
Kriegs- oder Handelsschiff, Einzelkontakt oder mehrere Fahrzeuge, will Kulov sofort wissen und sieht mich und Matrose Jegorow, unsern Horcher, abwechselnd fragend an.
Wir sind noch zu weit entfernt Kapitän, meldet der Horcher etwas kleinlaut. Das Geräusch ist noch zu schwach und undeutlich, um mehr herauszulesen.
Zunindest für ihre tauben Ohren, murmelt Kulov leise vor sich hin, nur um seine nächsten Befehle dann wieder mit gewohnter, donnernder Stimme zu erteilen.
.
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Leutnant Petrov...lassen sie einen Abfangkurs setzen. Wir müssen versuchen heranzukommen, wenn es irgend möglich ist.
Sonar...verlieren sie mir diesen Kontakt nicht, habe ich mich deutlich ausgedrückt?
Eingeschüchtert nickt Matrose Jegorow und konzentriert sich sofort wieder auf das schwache Geräusch in seinen Kopfhörern und versucht so genau als möglich, die ungefähre Richtung der Geräuschquelle zu bestimmen. Je lauter und deutlicher das Geräusch, desto genauer ist die Peilung zum Ziel.
Erster Horchkontakt um 18.38 Uhr...ein Unterwassergeräusch auf ca. 050 Grad, Steuerbord voraus
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In den folgenden Minuten, kommen wir nach unserer Kursänderung offenbar näher heran.
Das Geräusch wird stärker und deutlicher, die Peilung dadurch etwas einfacher. Doch es ist schwer ausreichend Boden gutzumachen. Getaucht ist M-71 deutlich langsamer und schwerfälliger, als an der Wasseroberfläche.
ZEIT, will Kommandant Kulov immer wieder von mir wissen, während wir versuchen, dichter an den ausgemachten Kontakt heranzukommen.
Ein schneller Blick auf die Borduhr in der Zentrale.
”19.06 Uhr, Kapitän!”
Fast 30 Minuten seit der ersten Meldung und wir kommen nur verdammt langsam näher, so wie es aussieht, zischt mir Kulov, ganz offensichtlich ungehalten über die langsamen Fortschritte zu.
Wieder ein Anflug von Kulovs Ungeduld, schießt mir ein Gedanke durch den Kopf.
Unsere Batterieleistung ist durch den langen Tauchgang heute bereits runter auf unter 25 Prozent. Selbst wenn wir wollten, wir könnten gar nicht schneller, merkt Leutnant Antonow, unser Bordingenieur an.
”Zum Glück für uns, scheint unser Kontakt da oben halbwegs in unsere Richtung zu laufen, sonst wäre er wohl schon lange weg.”
Ja...wenn der Bastard abdreht ist er weg. Mit den zwei, maximal drei Knoten, die wir jetzt noch aus den Batterien rausquetschen können, ist da dann nichts mehr zu machen. Verdammter Bastard. Wenn es bereits dunkel wäre, könnte ich es wagen aufzutauchen und ihn über Wasser einholen. Ich muss versuchen den Kontakt zu halten, bis es endlich dunkel wird, dann habe ich eine Chance, schmiedet Kommandant Kulov, mehr für sich selbst, als für Pavel und mich bestimmt, seine eigenen Pläne.
”Sonnenuntergang erst gegen kurz vor 22.00 Uhr, Kapitän. Noch fast drei Stunden.”
Doch das Glück sollte Kommandant Kulov und den übrigen Männern an Bord von M-71 auch heute wieder einmal nicht gewogen sein. Kurz nach 19.30 Uhr wird der Kontakt langsam schwächer, das geortete Geräusch undeutlicher, bis es, nach Steuerbord abwandernd, langsam verblast und schließlich komplett abreißt. Wir haben den Kontakt verloren.
Das Schiff hatte seinen Kurs offenbar geändert und war schließlich, mit seiner uns überlegenen Überwassergeschwindigkeit, uns davongefahren.
Um 19.45 Uhr, nach wiederholtem, ausgiebigen Rundhorchens, ohne erkennbaren Erfolg, müssen wir die Suche abbrechen. Wir haben den Kontakt endgültig verloren. Solange es noch hell ist, ist es sogar Kommandant Kulov, so dich unter der feindlichen Küste zu heikel, jetzt schon aufzutauchen.
Am späten Abend, nachdem wir schließlich im Schutze der einsetzenden Dunkelheit an die Wasseroberfläche zurückgekehrt sind, bringen auch die täglichen Frontberichte, die wir aus dem Äther fischen, keine wirklich überragenden Neuigkeiten mehr, um die getrübte Stimmung an Bord noch irgendwie merklich heben zu können.
Meldungen von der Front
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[B]Frontmeldungen 26. Juni 1941 +++ Grenzzusammenstöße sowjetischer und finnischer Truppen +++ In der Ostsee konnten die sowjetische Luftflotte und leichte Marineeinheiten zwei feindliche U-Boote vernichten
Fortsetzung folgt...
Ein Kartenausschnitt von Gotland neben der Lagemeldung...
Will Kulov etwa gen Norden??? Vor der Deutschen Küste hat er offensichtlich nur Pech.
Wir sind gespannt!
Ein Kartenausschnitt von Gotland neben der Lagemeldung...
Will Kulov etwa gen Norden??? Vor der Deutschen Küste hat er offensichtlich nur Pech.
Wir sind gespannt!
Ja...aktuell scheint der "gute" Kulov wirklich viel Pech an den Fingern zu haben, denn so gar nichts scheint gelingen zu wollen.
Zum Glück ist die Patrouille vor der Küste in wenigen Stunden, noch in der Nacht vom 26. auf den 27. abgeschlossen.
Dann wird es notgedrungen zurück nach Norden gehen müssen. Libau...Riga...Hankö...Tallinn...wir werden sehen bzw. wir wissen es ja schon und müssen es nur noch zu Papier bringen und passieren wird noch etwas, doch was genau...mhm...abwarten :)
Das nächste Update ist gerade in Arbeit.
Wilhelm Klink
08.12.12, 16:50
...und passieren wird noch etwas, doch was genau...mhm...abwarten :)
Wollen wir es für die Mannschaft von M-71 hoffen, denn wir hören die anderen U-Boot-Kapitäne schon Sachen wie "Torpedoträger M-71" sagen. Für Kulov wohl eine Beleidigung, die sich direkt auf das Wohlbefinden seiner Männer auswirken könnte :D
George Pickett
10.12.12, 14:35
Noch schlechter kann das Wohlbefinden der Mannschaft nicht werden! Denn der Kommandant heißt Kulov, auch genannt der "Kolerix" (gallische Vorfahren? :D)
Bei der unerfahrenen Crew kann es schnell zu folgenschweren Unfällen kommen!
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27.06.1941
Persönliches Kriegstagebuch, Unterleutnant Andrej Petrov, Erster Offizier auf M-71:
In der vergangenen Nacht haben wir unseren zweiten Patrouillenauftrag auf dieser Feindfahrt abgeschlossen. Zu Oberleutnant Kulovs sichtlichem Missvergnügen, weiterhin ohne zählbaren Erfolg.
Die zunehmend schlechter werdende Laune des Kommandanten beginnt sich mehr und mehr auf die unerfahrene Besatzung niederzuschlagen. Die Männer sind, bis auf wenige Ausnahmen, noch völlig unerfahren, unwissend und unsicher genug ob ihrer ungewohnten Situation, praktisch aus dem Nichts heraus, ohne die entsprechende, gründliche Ausbildung in einen Weltenkrieg hineingezogen zu werden.
Kulovs nicht vorhandenes Taktgefühl und sein Jähzorn machen es nicht besser.
P.S.
M-71 nun auf Nordwest-Kurs. Auf Befehl des Kommandanten werden wir sofort den Rückmarsch antreten. Leutnant Antonow, unser Bordingenieur, ist der Ansicht, dass es mit dem Brennstoff eng werden könnte, sollten wir Libau nicht anlaufen können und wir weiter nach Norden, eventuell sogar bis nach Hankö oder Tallinn müssen. Doch wir alle an Bord kennen die letzten Meldungen von der Front. Der Rückzug aus Libau läuft schon seit Tagen.
Libau kann keine Option mehr für uns sein!
Der Rest der Nacht vom 26. auf den 27. Juni verläuft ruhig und ereignislos. Wir nutzen die Zeit, um an der Wasseroberfläche zu operieren und unsere angeschlagenen Akkumulatoren wieder zu laden. Bis zum Morgengrauen bleibt alles ruhig und friedlich.
Gegen 04.30 Uhr Morgens jedoch, M-71 passiert gerade die nördlichen Ausläufer der Danziger Bucht, weckt mich lautes Geschrei aus der Zentrale.
KOMMNANDANT UND ERSTER OFFIZIER IN DIE ZENTRALE, halt es durch das enge Boot.
Kommandant Kulov ist schon auf den Beinen und halb durch das trennende Querschott, als ich mich noch aus meiner Koje kämpfe. Meine Wachschicht hatte ich erst eine halbe Stunde zuvor beendet und an meinen Freund Pavel Antonow, unseren Bordingenieur, übergeben.
Gerade erst war ich etwas weggedöst, als mich der plötzliche Alarm wieder aus dem Halbschlaff reißt.
Eilig komme ich, im ersten Moment noch etwas unsicher und wackelig auf die Beine.
Doch schnell reiße ich mich wieder zusammen und beeile mich, die paarSchritte in die angrenzende Zentrale hinter mich zu bringen.
Bericht, Leutnant Antonow, herrscht Kulov unseren gerade wachhabenden Ingenieur an.
Die Wachgänger auf dem Turm haben eben etwas gesichtet, Genosse Kapitän! Rauchfahne Achtern Steuerbord, meldet Pavel.
Mit einem angedeuteten Nicken in Richtung der Turmleiter bedeutet mir Kulov unmissverständlich, ihm auf den Turm hinauf zu folgen.
Dicht hinter dem Kommandanten steige ich die enge, senkrechte Stahlleiter hinauf und quetsche mich durch das offene, enge Turmluk. Es wird eng auf dem Turm.
Sofort reichen uns zwei der Matrosen, die gerade Ausschau halten, ihre Ferngläser.
Eilig tue ich es Kulov gleich und spähe in die angegebene Richtung...Achtern Steuerbord.
”Ich sehe es, Genosse Kapitän. Rauchfahne an Achtern!”
Kulov lässt sich etwas mehr Zeit in seiner Einschätzung.
Betrachtet, schaut und wartet, bis er endlich antwortet.
Zwei! Das sind zwei Rauchsäulen, Petrov! Entweder ein großes Schiff mit zwei Schornsteinen, oder zwei Fahrzeuge dicht beisammen. Das zusagen, dafür sind sie zu weit entfernt, freut sich Kulov, eine neue Chance witternd.
”Ja...und die scheinen mir schnell größer und deutlicher zu werden. Die müssen verdammt schnell unterwegs sein, wenn die gegenüber uns, von achtern kommend, aufholen.”
Ein ungutes Gefühl beschleicht mich. Es gefiel mir nicht, aufgrund unseres akuten Brennstoffmangels, nur noch mit vier oder fünf Knoten Fahrt herumzudümpeln.
Doch es ging nicht anders.
ALARM GEBEN! WIR GEHEN AUF TAUCHFAHRT!
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Da wartet endlich unsere erste Beute. Ich spüre es, Petrov. Ich spüre es genau!
Kulov hatte seine Entscheidung getroffen.
Er würde angreifen, koste es was es wolle.
Auf dieser Fahrt war es wohl die letzte Chance, doch noch zu einem Versenkungserfolg zu kommen.
Hastig wird der Kommandoturm geräumt und M-71 geht rasch auf Tiefe, noch bevor wir in Sichtweite unseres potentiellen Zieles geraten.
”Auf 40 Meter gehen! Boot ruhig halten...Sonar besetzen!”
Zu Befehl! Gehen auf 40 Meter, Genosse Leutnant, wird der Befehl von den beiden Matrosen an den Tiefenrudern bestätigt.
Da das Ziel scheinbar von Achtern auf uns zuhält, und uns damit quasi von selbst einholt, können wir unsere mögliche Beute ohne größere Anstrengung erwarten. Nur ein paar kleinere Korrekturen sind nötig, um unser Boot in Position zu bringen.
Währenddessen halten wir über das Hydrophon ständigen Horchkontakt.
Horchkontakt...zuerst noch nur ein Geräusch erkennbar, werden später zwei Schraubengeräusche daraus...die Effektivität unserer Horcher ist noch sehr sehr verbesserungswürdig
http://abload.de/img/bild98g7yox.jpg
Als die Zeit vergeht, wird das Horchsignal immer deutlicher und genauer, so dass selbst unser unerfahrener Sonargänger nach und nach mehr Informationen liefern kann.
Sonar an Kommandant! Ich höre hier zwei Schraubengeräusche heraus. Eindeutig zwei unabhängige Geräusche. Peilung auf 045 Grad...Geräusch jetzt laut und deutlich, Genosse Kapitän. Also was auch immer, aber das hört sich nicht an, wie die Frachter, die wir bislang geortet haben.
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Nein...das ist etwas anderes, meint Matrose Jegorow, unser junger Horcher.
KRIEGSSCHIFFE...schießt es mir unweigerlich in den Kopf.
Das würde auch die hohe Geschwindigkeit erklären. Und hier, unmittelbar vor der Danziger Bucht konnten das nur Deutsche sein.
Kurs halten, Petrov! Wir lassen die beiden schön dich vor unserem Bug passieren und jagen ihnen dabei unsere Aale in den Rumpf. Bevor die wissen was los ist, sind wir schon lange wieder weg, phantasiert Oberleutnant Kulov, ohne überhaupt genau zu wissen, mit wem oder was er es da zu tun hat.
Mein schlechtes Gefühl nimmt dabei von Minute zu Minute zu.
Nein...so leicht wie Kulov sich das dachte, würde es wohl nicht werden.
Fortsetzung folgt...
Es werden doch ned etwa deutsche Kriegsschiffe sein, die da mit schneller Fahrt unterwegs sind und hinterher nach verschossenen Torpedos Jagd auf die M-71 machen werden. Ich gönne Kulov den schnellen Erfolg ned, da er so ein Grantler ist ohne Rücksicht auf die Mannschaft. Mal sehen was passiert...
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke:
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Unruhig und nervös tipple ich von einem Bein auf das andere und versuche mir meine innere Unruhe und Unsicherheit vor unserer jungen Mannschaft nicht anmerken zu lassen.
Nur Stunden zuvor hatte ich in meinem Tagebuch beklagt, dass unsere unerfahrene Mannschaft einen Kommandanten bräuchte, der sie in diesen schweren Zeiten mit einfühlsamer Stärke und Vertrauen führt und hielt Oberleutnant Kulov mit seiner brutalen, sturen, eigensinnigen und auf Erfolge fixierten Art für die gänzlich falsche Person.
Und nun stehe ich selbst hier, mit meinen erst 22 Jahren, kaum zwei oder drei Jahre älter, als die meisten jungen Kerle hier an Bord und biete als ihr Erster Offizier selbst nicht das erhoffte Bild, schießt es mir leise durch den Kopf.
Auch für mich war dies der erste, echte Angriff auf ein feindliches Schiff im Krieg. Zwar diente ich während meiner Kadettenzeit und später als Fähnrich noch unter meinem alten Mentor und väterlichen Freund, Kapitän Bukov im Nordmeer, während des kurzen Winterkrieges der Sowjetunion gegen Finnland. Doch auf den beiden kurzen Feindfahrten in dieser Zeit, war uns kein einziges Schiff, geschweige denn ein Finne über den Weg gelaufen.
Meine eigene Kampferfahrung existierte also auch nur auf dem bloßen Papier.
Verfluchte Scheiße nochmal, flüstere ich bei diesen Gedanken, die mir durch den Kopf gehen, unabsichtlich leise vor mich hin.
Matrose Jegorow, unser Horcher, direkt neben mir, der unverdrossen weiter den Kontakt zu den beiden sich rasch nährenden Schiffen hält, blickt mich etwas erstaunt und fragend an.
Er hatte mich, mit den Kopfhörer auf dem Kopf, nicht gehört, sondern nur meine unwillkürlichen Lippenbewegungen registriert.
Ja, Genosse Leutnant, fragt er selbst unsicher nach.
Eilig schlucke ich meine eigene Beklommenheit herunter und versuche mir eine stoische Miene aufzusetzen, um mir selbst nichts anmerken zu lassen und die unruhigen Männer nicht nochmehr zu verunsichern.
Mit der Rechten tippe ich Jegorow auf die Schulter und fordere den Matrosen auf, seine Kopfhörer einen Moment abzusetzen.
”Lassen sie mich mal hören, Jegorow!”
Mit einem knappen Nicken reicht mir der Horcher widerspruchslos die Kopfhörer weiter.
Ich beuge meinen kopf und Oberkörper nach unten, da das Kabel sonst zu kurz ist und halte mir eine der beiden Kopfhörermuscheln an mein rechtes Ohr.
Deutlich vernehme ich das gleichmäßige Stampfen und Rauschen, das mir entgegen schallt.
Das Geräusch selbst ist schwer in Worte zu fassen. Müsste ich es beschreiben, käme es wohl dem Fauchen und Schnaufen einer Dampflok am nächsten. Einer Lokomotive, deren schnaufendes Geräusch von einer Glocke gedämpft, wie aus weiter Ferne zu einem herangetragen wird. Das schnelle, rasch aufeinanderfolgende, sich immer weiter fortsetzende Geräusch wirkte bedrohlich und nah auf mich. Schon nach wenigen Augenblicken reiche ich dem Horcher die Kopfhörer zurück, der sich sofort wieder verbissen ans Werk macht, unseren Kontakt nicht zu verlieren.
Ich ahnte es bereits, ohne es zu wissen.
Aber da kam Ärger auf uns zu. Hilfesuchend drehe ich mich um, doch der einzige der mir ins Auge fällt ist Oberleutnant Kulov, der nur wenige Schritte von mir entfernt, mit einer Hand an die Turmleirer geklammert, ruhig und äußerlich gelassen, mitten in der Zentrale steht.
Nach zwei, drei Schritten stehe ich dicht neben ihm und flüstere ihm leise zu.
”Ich habe da ein ganz mieses Gefühl, Kapitän. Das könnten zwei deutsche Kriegsschiffe sein, die da oben auf uns zukommen. Ich habe gerade mal kurz reingehorcht und die Sache gefällt mir nicht.”
Ich wusste ja gar nicht, dass an ihnen ein Sonarspezialist verlorengegangen ist, Petrov, gibt sich Kulov unbeeindruckt. Wir werden gleich sehen, mit wem oder was wir es hier zu tun haben.
.
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AUF SEHROHRTIEFE AUFSTEIGEN! PERISKOP AUSFAHREN! MASCHINEN KLEINE FAHRT!
Kommandant Kulov wollte es wissen und ließ M-71 aufsteigen, um sich unsere potentielle, erste Beute genauer zu betrachten, die inzwischen schnell immer näher herankam und den Abstand zu uns weiterverringerte.
Auf Sehrohtiefe aufgestiegen, wird unser Periskop ausgefahren und Kulov riskiert einen ersten, vorsichtigen Blick in die Richtung der aufgefangenen Unterwassergeräusche.
Nächstgelegene Horchpeilung jetzt bei 045 Grad...zweite Peilung auf 060 Grad. Wandert aus nach Backbord, meldet Matrose Jegorow auf Nachfrage.
Schiff in Sicht
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Da ist es! Hab ich dich endlich, freut sich Kommandant Kulov, als er genau dort, wo erhofft das erste der beiden Fahrzeuge über das Sehrohr auszumachen ist.
”Was ist es, Genosse Kapitän?”
Doch Kulov lässt sich mit einer Antwort auf diese brennende Frage Zeit.
Langsam lässt er das Sehrohr weiter wandern...
45 Grad...
50 Grad...
55 Grad...
60 Grad...
...DA! Da war es! Das zweite gesuchte Schiff. Offenbar nur ein paar hundert Meter, höchstens eine halbe Seemeile hinter dem ersten. In perfekter Kiellinie folgend, wie auf dem Präsentierteller.
Das zweite Kriegsschiff...keine halbe Seemeile hinter dem ersten folgend...mit hochaufschäumender Bug- und Heckwelle kommt es näher...ein untrügliches Zeichen für hohe Fahrt
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Sie hatten Recht, Petrov, flüstert Oberleutnant Kulov schließlich.
Es sind Kriegsschiffe...zwei deutsche...ich kann rotes Flaggentuch erkennen. Das können hier vor der Danziger Bucht nur Deutsche sein...Ausgezeichnet!!!
Kriegsschiffe...ich hatte Recht!
Verdammt noch eins...das hatte uns noch gefehlt. Kulov war doch tatsächlich drauf und daran, sich gerade bei unserem ersten Angriff gleich ein Kriegsschiff herauszupicken.
Was dachte ich da nur! Nicht nur eines, sondern gleich zwei!
Nein...NEIN!
Was dachte sich der Mann da nur? Mit diesem Boot, mit dieser Mannschaft...NEIN!
Petrov, das Erkenungshandbuch...schnell, fordert mich der Kommandant auf.
Mechanisch, noch immer in Gedanken grübelnd, ob und wie ich diesen wahnwitzigen Plan verhindern könnte hole ich das umfangreiche Erkennungshandbuch aus einem Schubfach unter dem Kartentisch hervor. In diesem dicken, ledergebundenen Wälzer sind so ziemlich alle aktuellen Schiffe und Schiffsklassen, die derzeit auf den Weltmeeren anzutreffen sind, nach Bauart, Typ und Nationalität verzeichnet.
Schiffsnamen, Typenbezeichnungen, Tonnage, Abmessungen, Nationalität, Geschwindigkeiten, dazu Photographien oder Skizzen der Silhouetten zur einfacheren visuellen Erkennung...fast alles was an Informationen verfügbar war, wurde dort, noch in Friedenszeiten akribisch zusammengetragen und ständig aktualisiert. Nicht alles davon stimmte natürlich auf den Punkt genau, gerade bei den neueren Kriegsschiffen, potentieller, feindlicher Staaten wurde von “Experten” im zuständigen Marinekommissariat hier und gerne mal geschätzt, doch es war besser als keine Informationen.
Als ich Kulov das Buch reiche, flüstere ich ihm zu, in der Hoffnung ihn doch noch von einem möglicherweise tragischen Fehler bewahren zu können.
”Kapitän! Ich beschwöre sie. Zwei Kriegsschiffe auf einmal angreifen zu wollen ist zu riskant. Nicht mit diesem Boot, nicht mit einer solch unerfahrenen Mannschaft. Auch wenn wir es schaffen, mit aller göttlichen Hilfe, eines der Schiffe zu versenken, haben wir sofort das zweite am Hals. Kapitän....ich...”
Mit einem Ruck reißt mir Kulov, ein böses Funkeln in den Augen das Buch aus der Hand und herrscht mich an.
Zurück auf ihre Station, Leutnant! Sie haben ihre Meinung für heute genug kundgetan.
Ich werde mir diese Gelegenheit, vielleicht die letzte auf dieser Fahrt nicht wegen ihrer Zaudrigkeit nehmen lassen. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt...und wenn ich zur Hölle fahre!
Entgeistert ob so viel Sturheit und Wahnwitz, wende ich mich fassungslos ab.
Doch der Kommandant hatte entschieden. Jetzt, im Angesicht des Feindes noch eine Diskussion vom Zaun zu brechen, oder in Handgreiflichkeiten zu verfallen, bei denen ich gegen den Bären von Kulov ohnehin den Kürzeren gezogen hätte, würde die Situation noch Schlimmer machen. Und eine Meuterei riskieren, die jeden an Bord vor ein Kriegsgericht und damit letztlich vor ein standrechtliches Erschießungskommando bringen würde, war das letzte das ich wollte.
Ich mochte mit Kulovs Befehl zwar nicht einverstanden sein, ihn für gefährlich, ja unverantwortlich halten, aber er hatte das Kommando. Wir waren im Krieg und vor uns kreuzten nichts ahnend zwei feindliche Kriegsschiffe.
Kulovs Befehl stand und jede weitere Diskussion war damit sinnlos!
Jetzt hieß es nur noch, das Beste aus dieser verzwickten Lage zu machen, um mit heiler Haut davonzukommen.
Schiff wird über das Erkennungshandbuch identifiziert
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Hastig beginnt Oberleutnant Kulov in dem dicken Erkennungshandbuch zu blättern.
Abgebildete Schiffs-Silhouetten werden verglichen. Eine Seite nach der anderen, bis das passende Gegenstück gefunden ist.
Da ist es! Ein deutscher Minensucher. Typ 1935. Das wird mein erster Fang, freut sich Kulov.
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BOOT KLAR ZUM GEFECHT!
Fortsetzung folgt...
George Pickett
17.12.12, 11:28
Och nee...Cliffhanger... :motz: Schnell einen Schluck zur Beruhigung :gluck:
Och nee...Cliffhanger... :motz: Schnell einen Schluck zur Beruhigung :gluck:
Mir bitte auch nen Schluck aus der Pulle, das kann ja ned wahr sein, was Genosse Sonic...äh Kulov da mit uns macht...bitte bald um Auflösung, sonst brauche ich den Gnadenschuss wie ein alter Ackergaul...
herzliche grüsse
Hohenlohe, der auf Klarheit hofft...:smoke:
aaaaaaaaaaaaaaaaaa.... eine Werbeunterbrechung!
Gerade jetzt, wo es interessant wird, wir brauchen einen Schluck Whisky!:burns:
Wird Kulov es wirklich wagen, sich mit 2 deutschen Kriegsschiffen anzulegen??? Oder geht kurz vor knapp wieder was daneben und jemand hat vergessen die Torpedos scharfzumachen???
Wir wünschen U Kulov gute Jagd, auch wenn man uns verzeihen möge, dass wir dem Verlust deutschen Schiffsraumes nur ungern entgegensehen.
Bei der Salamitaktik des werten Sonic hätte er ein Italienisches Boot wählen sollen.
Da aber noch niemand gefragt hat. Wo kommt die Fortsetzung von U-Petrov.
Hehe...na dann wollen wir mal die werte Leserschaft nicht noch länger auf die Folter spannen :)
Viel Spaß mit den beiden nächsten Updates. Heute gleich im Doppelpack.
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Kulovs Entscheidung ist gefallen. Der Angriff beginnt!
In Anbetracht der unmittelbaren Nähe der beiden gegnerischen Kriegsschiffe, die offenbar noch nichts von unserer Anwesenheit erahnen, schweigt die belchern heulende Alarmsirene. Sämtliche Befehle werden nur noch im Flüsterton von Mann zu Mann, von Abteilung zu Abteilung weitergegeben.
Ruder drei Strich Backbord! Ich will das Boot noch etwas dichter heranbringen, um eine gute Schussposition zu haben. Wir feuern beide alle, zeitlich ein paar Sekunden versetzt auf das Führungsschiff, das uns am nächsten ist, befiehlt und erklärt Kommandant Kulov mehr für sich selbst, als für mich oder die anderen anwesenden Männer an Bord.
M-71 war lediglich mit zwei veralteten Torpedos ausgestattet. Gingen diese daneben, waren wir praktisch wehrlos. Eine zweite Chance würde es für uns nicht geben.
Wir mussten dicht, sehr dicht heran, um überhaupt Aussichten auf einen Treffer zu bekommen.
Unsere Torpedos an Bord sind veraltete “Geradeausläufer”. Nach den vorgenommenen Einstellungen vor dem Abschuss, laufen unsere Aale, so sie einmal im Wasser sind, stur in gerader Line geradeaus. Solch neumodische Geräte wie Torpedorechner oder TDCs, wie sie zu dieser Zeit auf deutschen oder US-amerikanischen Booten bereits in Gebrauch waren, suchte man in der sowjetischen U-Bootflotte weit und breit noch vergebens. Hier hinkte die technische Ausstattung noch um mindestens ein Jahrzehnt zurück.
Dieser Nachteil musste durch seemännisches Können ausgeglichen werden. Ein nicht immer einfaches Unterfangen. Kulov war gezwungen mit dem gesamten Boot, fast wie in Schnellbootmanier zu zielen. Die Ausrichtung des Bootes selbst gab Kurs und Laufrichtung der Torpedos vor. Je größer die Entfernung zum Ziel würde, desto höher die Wahrscheinlichkeit eines Fehlschusses.
Alles andere war gute Beobachtungsgabe, ein bisschen Kopfrechnen, ein gutes Augenmaß und nicht zuletzt auch eine gehörige Portion an Glück.
Rohr 1 und 2 bewässern! Mündungsklappen öffnen...Torpedoabschuss auf meinen Befehl!
Rohre klar, kommt die Bereitschaftsmeldung aus dem Torpedoraum zurück.
Manuelles errechnen der Schusslösung anhand der Daten im Erkennungshandbuch
http://abload.de/img/bild102plf2h.jpg
Einstellung Winkel zum Bug
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Anmerkung: Für die Berechnung der notwendigen Schusswerte gibt es mehrere Möglichkeiten. Grundsätzlich benötigen wir, um einen Torpedo ins Ziel zu bringen fünf Werte. Die Entfernung des Gegners in Relation zu unserer Position, den aktuellen Kursverlauf des Gegners, die Geschwindigkeit des Gegners, unsere eigene Position, sowie die Laufgeschwindigkeit unseres Torpedos.
Unsere eigene Position bzw. Lage im Verhältnis zum Gegnerschiff und die Geschwindigkeit unseres Torpedos ist uns bekannt.
Die drei fehlenden Werte, Entfernung, Kurs und Geschwindigkeit des Feindschiffes müssen jedoch auf die ein oder andere Weise ermittelt werden.
Die Entfernung zum Gegner kann über ein einfaches, optisches E-Messgerät, einem sog. Stadimeter bestimmt werden. Bei einer bekannten Höhe, kann aus dem Winkel zwischen Horizont und Spitze des Objektes, die Entfernung zu diesem berechnet werden. Eine genaue Identifizierung des Schiffes, um aus dem Erkennungshandbuch dazu nötige Eckdaten, wie z.B. die Masthöhe des Zieles als Grundlage der Berechnung zu erhalten, ist dabei unerlässlich. Bei einer falschen Identifizierung und damit falschen Grunddaten, wird man unbrauchbare Entfernungswerte erhalten. Diese gesamte Messmethode ist allerdings mit Ungenauigkeiten behaftet und gerade bei schwerem Seegang oftmals nicht einfach durchzuführen.
Theoretisch, wenn auch nicht ganz realistisch ist es auch möglich, die Entfernung zum Ziel auf der Seekarte zu markieren und mit den Kartenwerkzeugen, wie dem Lineal zu messen. Bei gründlicher Messung ist ein Ergebnis bis auf ca. 50 Meter Genauigkeit möglich.
Ein erfahrener Kommandant kann sich, gerade bei geringerer Entfernung aber auch mal auf sein Augenmaß verlassen und die Entfernung schätzen. Je größer jedoch der Schussabstand, desto höher auch der Grad der auftretenden Abweichungen, bei ungenauer Schätzung oder Messung. Dies gilt jedoch bei allen Verfahren.
Nach der Entfernungsmessung benötigen wir noch die Geschwindigkeit des Feindschiffes. Neben einer einfachen Schätzung, ist es möglich, die zurückgelegte Strecke des Schiffes innerhalb einer bestimmten Zeitperiode zu messen.
So markieren wir z.B. die aktuell gesichtete Position des Schiffes auf der Karte und starten dann unsere Stoppuhr. Nach exakt einer Minute Laufzeit markieren wir erneut die neue erreichte Position. Nun messen wir die zurückgelegte Strecke zwischen beiden Punkte. Nehmen wir das Ergebnis mal sechzig (Minute auf Stunde) und teilen dies durch 1,85 (grobe Umrechnung auf eine nautische Seemeile) erhalten wir die Geschwindigkeit in Knoten.
Die Genauigkeit ergibt sich aus der Sorgfalt der Zeitmessung und dem Ablesen der Entfernungen. Das Ergebnis kann durch wiederholte Messungen verifiziert werden.
Ein Nomograph (vereinfacht gesagt eine analoge Berechnungstabelle), wie wir ihn ab der kommenden Feindfahrt verwenden werden, vereinfacht die Berechnung deutlich.
Über diese Messmethode kann man auch den Kurs des Gegners ermitteln. Etwas Augenmaß kann hier nicht schaden. Wären wir nun auf einem deutschen oder amerikanischen Boot mit Torpedorechner an Bord und modernen Aalen ausgerüstet, würde nun die Rechenmaschine alles weitere übernehmen, aus den eingestellten Daten und Messungen eine Ziellösung errechnen und die Torpedos darauf einstellen. Doch nicht in unserem Falle.
Wir müssen, ohne TDC und mit stur geradeauslaufenden Aalen selbst aus diesen Daten errechnen, wann wir unsere Aale loslassen müssen, um einen Treffer zu erzielen.
Stift und Papier sind gefragt.
Da wir nun, neben den schon bekannten Werten, wie unserer Position und der Laufgeschwindigkeit unseres Torpedos nun auch den Kurs des Gegners kennen, ebenso wie seine Geschwindigkeit und die Entfernung, können wir daraus errechnen, wann sich der Kurs des Gegnerschiffes mit dem Kurs unseres Torpedos überscheiden müsste, um einen Treffer zu erreichen.
Wir können errechnen, wie lange unser Torpedo nach dem Abschuss benötigt, um den geschätzten Kursverlauf des Gegners zu schneiden. Genau an diesem Punkt X müssten beide aufeinandertreffen.
Nun, da wir diesen Punkt X errechnet haben, müssen wir nur noch gegenrechnen, mit welcher Entfernung bzw. welcher zeitlichen Verzögerung zu diesem Punkt, wir unsere Aale von der Leine lassen müssen. Anhand der bekannten Geschwindigkeit des Gegnerschiffs und seines gedachten Kurses, eine nun nur noch leichte Kopfrechnung.
Aufgrund von Messungenauigkeiten und Ablesefehlern, sowie sich bei der Berechnung aufsummierenden Ungenauigkeiten, kann die Trefferwahrscheinlichkeit erhöht werden, wenn mehr als nur ein Torpedo abgefeuert wird. Am effektivsten, um Treffer zu garantieren, ist ein drei Salven-System.
Der erste Torpedo wird 3-5 Sekunden vor dem berechneten Zeitpunkt abgefeuert, der zweite exakt auf den berechneten Punkt, der dritte ca. 3-5 Sekunden danach. Die Wahrscheinlichkeit, dass zumindest einer oder zwei der Aale treffen ist sehr hoch.
Je größer die Schussentfernung, desto ungenauer und ungewisser der Ausgang.
Ändert der Gegner seinen Kurs oder die Geschwindigkeit während die Aale noch unterwegs sind, sind natürlich alle Berechnungen über den Haufen geworfen.
Sekunde um Sekunde vergeht.
Die Anspannung an Bord steigt. Der Atem der Männer geht stoßweise. Mir stehen Schweißperlen auf der Stirn. Wie mechanische wische ich mir mit dem Ärmel meiner Uniformjacke über die Stirn.
Rücke mir die Mütze wieder zurecht, ohne das alles wirklich bewusst wahrzunehmen. Das Stampfen und Dröhnen der näherkommenden Kriegsschiffe ist jetzt auch mit bloßen Ohren deutlich zu vernehmen.
Nervös staren die Männer an die "Decke" der Röhre, so als könnten sie, an Stahl und Wasser vorbei den sich nähernden Feind mit ihren Augen erkennen.
Immer näher rückt das Führungsschiff heran...ein deutscher Minensucher Typ 1935
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Fieberhaft arbeitet Kommandant Kulov an den letzten Berechnungen.
Das Boot ist positioniert, die Aale abschussbereit. Noch ein letzter Blick...noch einmal eine Entfernungsmessung. Dann ist der deutsche Minensucher da wo er sein soll.
ACHTUNG...Rohr 1...ab!
.
.
.
Rohr 2...ab!
Zischend und mit hohem Druck werden die beiden veralteten Torpedos aus ihren beiden Abschussrohren herausgeschossen. Pressluftblasen steigen auf.
”Torpedos im Wasser, Genosse Kapitän!”
Torpedoabschuss
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Mit einer Geschwindigkeit von 1350 Metern pro Minute schießen unsere beiden einzigen Torpedos auf ihr noch nichts ahnendes Ziel zu. Sofort nach dem Abschussbefehl stoppe ich die Zeit. 950 Meter berechnete Laufstrecke...plus Minus ein bisschen was...42 Sekunden bis zum Einschlag...theoretisch...so die Berechnung.
Die Sekunden ticken herunter.
Unsere beiden Aale im Anmarsch...hoffentlich sehen die Deutschen bei der guten Sicht und der ruhigen See die Blasenspur der alten dampfgasbetriebenen Torpedos nicht schon auf eine halbe Meile Entfernung
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Die Sekunden ticken...
"20 rum...
25 rum...
30 Sekunden vorbei..."
Nervös lecke ich mir über die Lippen, die Uhr in meiner Rechten nicht aus den Augen lassend. Die Männer an Bord horchen gespannt in das Nichts. Totenstille.
Kulov als einziger sieht, noch immer wie gebannt durch das Periskop blickend, ob und was geschieht.
Die Aale liegen gut...noch keine Reaktion
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Komm schon du verfluchter Hurenkahn...komm schon. Du gehörst mir. Ich schick dich in die Hölle, flüstert der Kommandant, sich in das Sehrohr verkrallend.
”Zehn Sekunden bis Einschlag...5...4...3...”
Der erste Torpedo passt...passt wie angegossen...nur kein Blindgänger jetzt, kein Abpraller, doch der Aufschlagwinkel ist gut...fast perfekter 90 Gradwinkel
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”...2...1...JETZT...JETZT! Drüber...Nummer eins ist drüber über die Zeit...plus fünf Sekunden...verdammt!”
WAS ZUM..., ist Oberleutnant Kulov kurz davor loszubrüllen, fängt sich selbst, in Angesicht der Feindesnähe, jedoch augenblicklich wieder und starrt weiter gebannt auf die Szenerie an der Wasseroberfläche, keine 1000 Meter entfernt.
Ohne zu detonieren läuft unser so perfekt positionierter Torpedo schnurgerade unter dem Kiel des deutschen Minensuchers hindurch...
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FEHLSCHUSS...Ein Fehler in der Tiefensteuerung, menschliches Versagen bei der Tiefeneinstellung...wir wissen es nicht
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Sich förmlich auf die Zähne beißend flucht Kulov innerlich vor sich hin.
Auch der zweite Torpedo, der noch nachfolgt bringt kein Ergebnis mehr.
Knapp hinter dem Heck des deutschen Kriegsschiffes, schießt der Aal an seinem Ziel wirkungslos vorbei.
Ein Desater!
Daneben...der Angriff ein Fehlschlag auf ganzer Linie
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Sehrohr rein! Auf Tiefe gehen...SOFORT! Runter auf 40 Meter, brüllt Kulov ärgerlich, ja wütend auf alles und jeden seine nächsten Befehle heraus. Hier gab es für ihn nun nichts mehr zu gewinnen.
Fortsetzung folgt...
Allenthalben
17.12.12, 21:47
Argggh, das war knapp. Wir sind gespannt wir Kulov und Konsorten diesen Fehlschlag verarbeiten.
Mal eine spekulative Frage: Hätte denn bei einem solchen Minenräumboot ein Torpedotreffer Mitschiffs ausgereicht um diesen zu versenken?
Lewis Armistead
17.12.12, 22:20
Ach Sonic, ihr könnt wirklich Geschichten erzählen. Wir hören Kulov förmlich durchs U-Boot brüllen und sehen ihn vor unserem Auge wie er gerade fast ins Sehrohr beißt...großes Lob :prost:
Teddy Suhren
17.12.12, 22:55
Das ist wirklich ärgerlich, zumal der erste Schuss wirklich gut gezielt war. Ein Torpedo sollte für so ein kleines Minenräumboot ausreichen. Dann nun gute Heimkehr!
Argggh, das war knapp. Wir sind gespannt wir Kulov und Konsorten diesen Fehlschlag verarbeiten.
Mal eine spekulative Frage: Hätte denn bei einem solchen Minenräumboot ein Torpedotreffer Mitschiffs ausgereicht um diesen zu versenken?
Hätte der Torpedo gesessen, wäre das wohl das Ende des Minensuchers gewesen.
Eure Frage zielt, so denken wir auf einen “speziellen” Typ eines Minenräumfahrzeuges ab, den sog. “Sperrbrechern”.
Hierzu mal ein kleiner Auszug aus wikipedia:
Sperrbrecher
Sperrbrecher sind Schiffe, die beim Durchfahren eines Minenfeldes durch ihr eigenes Geräusch-, Magnet-, und Druckfeld Minen zur Detonation bringen und so ein Fahrwasser minenfrei räumen. Sie ergänzen Minensuchboote hinsichtlich der Bekämpfung von Druckminen. Sperrbrecher wurden erstmals im Ersten Weltkrieg und in größerer Zahl im Zweiten Weltkrieg und danach eingesetzt. Es handelte sich meist um umgebaute Frachtschiffe, deren Laderäume durch Fässer oder andere schwimmfähige Behälter gegen das Volllaufen gesichert waren. Ankertauminen wurden mit dem verstärkten Bug zur Detonation gebracht. Außerdem verfügten einige deutsche Sperrbrecher über Magnetwicklungen, sogenannte VES-Anlagen, die ihr Magnetfeld vergrößerten, mit dem Ziel, Minen möglichst schon bei der Annäherung zu zünden. Kleine Sperrbrecher, die in Hafeneinfahrten, Flussmündungen und Binnenwasserstraßen eingesetzt wurden, waren mit einer Canona Antimagnetica oder einem Kreuzpolgerät ausgerüstet, die beide nach dem gleichen Prinzip arbeiteten. In den achteren Frachträumen der im und nach dem Zweiten Weltkrieg eingesetzten Sperrbrecher wurden zusätzliche Schiffs- oder Flugzeugmotoren aufgestellt, die den erforderlichen Strombedarf zur Erzeugung des elektromagnetischen Kraftfeldes des Schiffes lieferten. Bereits im Ersten Weltkrieg wurden einige Sperrbrecher mit Bordflugzeugen ausgestattet, die die Aufgabe hatten, Minen aus der Luft zu entdecken und Minenabwehroperationen als Aufklärer zu unterstützen.
Explosionen neben dem Schiff oder im Hinterschiffsbereich in Höhe der Maschinenräume sollten vermieden werden. Wie auf einigen anderen Minenabwehrfahrzeugen auch, wurde die Besatzung durch Holz- oder Pappunterlagen auf den Decks gegen die Detonationsstöße geschützt. Gleichwohl blieb der Dienst auf Sperrbrechern gefährlich, weil Schiff und Besatzung der Minenwirkung ausgesetzt waren.
Die Schiffe waren durch die diversen Umbaumaßnahmen sehr widerstandsfähig. So brach 1946 infolge einer Grundminenzündung das Vorschiff des vom Deutschen Minenräumdienst eingesetzten Sperrbrechers 11 Belgrano in Höhe der vorderen Brückenkante ab. Beide Schiffsteile blieben schwimmfähig. Der Sperrbrecher 11 lief mit eigener Kraft und dem mitgeschleppten Vorschiff in die Elbmündung zurück.
An dem vergeigten Torpedoangriff sind wir allerdings nüchtern betrachtet selbst Schuld.
In der Hektik und bei der Rechnerei, die Torpedos halbwegs sicher ins Ziel zu lotsen und das Boot umständlich auszurichten (wir sind mit dem eigentlichen Ablauf, dem Ergebnis unserer Berechnungen und dem Timing des Abschusses höchst zufrieden), haben wir schlicht und ergreifend vergessen, die Lauftiefe des Torpedos zu verringern. Voreingestellt waren vier Meter, doch der Minensucher hatte nur einen Tiefgang von zwei Metern, laut Erkennungshandbuch.
Das haben wir selbst versemmelt...aber psssscht...kein Wort zu Kulov :D
Da wird er Genosse Stalin aber nicht erfreut sein....:rot:
Wir fürchten nur, dass Kommandant Kulov nunmehr seine gesamte Besatzung als schuldige ansieht und erschießen lässt, was die Frage aufwerfen würde, welche Kleinkampfmittel hat die Sowjetmarine, damit Kulov weiter was zum kommandieren hat????
Stupor Mundi
18.12.12, 18:21
Er kriegt einen Ein-Mann-Torpedo. :D
George Pickett
18.12.12, 18:53
Er kriegt einen Ein-Mann-Torpedo. :D
Und die Freiwilligen stehen schon Schlange! Haupsache runter vom Boot! :D
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Nach dem völlig missglückten Angriff hatte es nun sogar Oberleutnant Kulov sehr eilig hier weg zu kommen. Ohne einen einzigen weiteren Torpedo waren wir nun praktisch wehrlos.
Die einzige Option bestand nun nur noch im Rückzug. So schnell und lautlos, wie wir gekommen waren wieder zu verschwinden.
Kursänderung auf 120 Grad...Schleichfahrt...Ruhe im Boot, befiehlt Kommandant Kulov, noch immer mit zornrotem Kopf und geballten Fäusten.
Zu Befehl, Genosse Kapitän! Gehen auf Schleichfahrt...Wende hart Steuerbord...neuer Kurs 120 Grad, flüstere ich den Befehl weiter.
Nur die Tatsache, dass zwei deutsche Kriegsschiffe, keine tausend Meter entfernt, noch in unmittelbarer Horchreichweite uns passierten, bewahrte seine Mannschaft in diesem Moment vor einem seiner gefürchteten Ausbrüche.
Unter Schleichfahrt, dicht über Grund, das Meer ist hier stellenweise nicht mehr als 50 bis 60 Meter flach, drehen wir ab und versuchen uns abzusetzen.
Wie durch ein kleines Wunder gelingt es uns davonzukommen...unbeobachtet...unbemerkt.
Es macht fast den Anschein, als hätten die Besatzungen auf den beiden deutschen Kriegsschiffen, überhaupt nicht registriert, was ihnen beinahe wiederfahren wäre.
Die Minuten vergehen in völliger Stille.
Die gerade noch mit bloßen Ohren zu hörenden, nahen Schraubengeräusche verblassen, werden leiser und leiser, bis sie nicht wahrzunehmen sind.
Stille! Fünf Minuten vergehen...dann zehn...schließlich eine viertel Stunde.
Nichts passiert...kein Anzeichen einer Reaktion. Keine Verfolgung! Einfach nur noch Stille.
”Die haben vielleicht wirklich alle geschlafen und gar nicht mit einem Angriff gerechnet, so weit westlich, unmittelbar vor der Danziger Bucht.”
Kulov gibt mir keine Antwort. Grimmig und mit vor Zorn funkelnden Augen starrt er nur auf den Kartentisch vor ihm, ohne auch nur einen Mucks von sich zu geben.
Nach einer guten halben Stunde ist es schließlich geschafft und vorbei. Auch der letzte Horchkontakt über das Hydrophon bricht ab.
Kontakt verloren, Kapitän, meldet Matrose Jegorow schließlich. Letzte schwache Peilung auf 165 Grad...weiter auswandend.
Ehrlich erleichtert, die Sache offenbar noch einmal überstanden zu haben, schnaufe ich hörbar durch und strecke die Knochen durch.
”Geschafft!”
Doch jetzt, außer Horchreichweite, gibt es für Oberleutnant Kulov kein Halten mehr.
Mit einem Knall und einer solchen Wucht, dass die Karteninstrumente auf dem Tischchen vor ihm, darauf wild durch die Luft zucken, saust seine mächtige, rechte Pranke auf die Tischplatte. Die anwesenden Männer in der Zentrale, welche die letzte Stunde über fast nur Schweigend oder bestenfalls flüsternd verbracht hatten, erschüttert der plötzliche Lärm und Radau regelrecht bis ins Mark. Nicht nur einer zuckt vor plötzlichem Schreck direkt zusammen, wie ein Schuljunge, der gerade beim Äpfelklau in des Nachbarsgarten erwischt wurde.
Mit zorniger, hasserfüllter Stimme macht Oberleutnant Kulov nun seinem aufgestauten Ärger Luft.
WIE ZUR HÖLLE KONNTE DAS PASSIEREN? DER ERSTE TORPEDO SASS PERFEKT! ALLE BERECHNUNGEN STIMMTEN. ICH WURDE BETROGEN...BETROGEN UM DIESEN ERFOLG!!!
Wutentbrannt kreist Kulov, wild gestikulieren, um Kartentisch und Turmleiter, in der Mitte der Zentrale herum. So gut als irgend möglich versuchen die Männer ihm aus dem Weg zu gehen, drücken sich förmlich in die Ecken und Ritzen, wie verängstige Gazellen vor einem jagenden Löwen.
DU...JA DU, fährt Kulov urplötzlich Matrose Jegorow, unseren Horcher an, dicht vor ihm stehend, zwei Köpfe größer und mit lauerndem, zornsprühendem Blick.
Hast du ein Abprallgeräusch gehört? Irgenetwas, ein dumpfes metallisches Geräusch, als der Torpedo eigentlich hätte treffen müssen. Na los...nun red doch schon und mach dein Maul auf, du tauber Hornochse, redet sich Kulov in Rage.
Verängstigt und perplex, schüttelt der Matrose nur mit dem Kopf, ohne noch ein Wort heraus zu bekommen. Ruckartig schießt Oberleutnant Kulov herum, lässt von dem verängstigten jungen Mann ab und beginnt wieder durch die Zentrale zu kreisen.
ES WAR DIE TORPEDOMANNSCHAFT! ICH WEISS ES! ICH WEISS ES!
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Ja...sie sind Schuld. Sie haben meine Befehle nicht korrekt ausgeführt. Eine falsche Einstellung vorgenommen. Idioten...UNFÄHIGE IDIOTEN!
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Oder vielleicht wussten sie auch genau was sie taten. Wir haben es doch geübt und geübt...immer wieder. Nicht wahr Petrov?!
Ja..sie wussten was sie taten. Sabotage...Lumpenpack, das mir meinen verdienten und hart erarbeiteten Erfolg nicht gönnt.
ZWANZIG JAHRE, zwanzig Jahre Abschuften und Rackern. Vom einfachen Matrosen bis er endlich dieses Kommando bekommen hatte! Nein...nein. Das würde er sich nicht kaputt machen lassen...nein...das war seine große, einmalige, nicht mehr widerkehrende Chance nach ganz oben, schoss es Kulov während all seiner Zornestiraden durch den Kopf, als er wie wahnsinnig nach einem Schuldigen suchte. Noch einen Misserfolg auf dieser, seiner ersten Unternehmung als Kommandant eines eigenen Bootes, konnte er nicht hinnehmen.
Im ersten Moment selbst überrascht und überrumpelt von Kulovs Ausbruch und dessen Heftigkeit, versuche ich alle meine Sinne wieder zusammenzunehmen und den Kommandanten zu beruhigen, die Mannschaft in Schutz zu nehmen. Ich sah Kulov in diesem Moment schon wutentbrannt in den Torpedoraum stürzen und den erstbesten Matrosen dort an die Gurgel gehen, ein “Geständnis” aus ihm herausprügelnd. Ich musste eine weitere Eskalation verhindern.
”Kapitän...Genosse Kapitän? Es war wohl nur ein technischer Defekt.
Die Torpedos waren alt...unzuverlässig. Sie wissen wie das ist, Käpitän. Ihr Angriff war absolut fehlerlos. Die Technik hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht.”
Blitzschnell schießt der bärengleiche, Zwei-Meterhüne auf mich zu. Bleibt nur wenige Zentimeter vor meinem Gesicht stehen und blickt mich finster, drohend an.
Ich wurde betrogen, Petrov! Betrogen um diesen Erfolg, zischt er mir entgegen.
”Ja, Kapitän...wir hatten Pech, bei Gott, das hatten wir! Die Männer können nichts dafür. Wir alle sind Russen...gute Patrioten. Wir wollen alle diesen Krieg gewinnen und heil nach Hause kommen. Jeder tut sein Bestes Kapitän. Diesmal war es einfach ein technischer Defekt...ein Fehler in der Tiefensteuerung...ein Abpraller...ein Blindgänger...ich weiß es nicht.”
Und doch wurde ich betrogen, flüstert mir Kulov nun leise ins Ohr!
Doch meine beruhigenden Worte, der Versuch, die Männer in Schutz zu nehmen und alles auf die Technik zu schieben, beruhigte Oberleutnant Kulov langsam etwas und die Situation entspannte sich. Immer noch unwirsch und sichtlich in schlechter Stimmung, ließ Kulov dann aber die Sache auf sich bewenden. Doch innerlich nagte der Ärger und Hass auf alles und jeden noch lange weiter in ihm.
Nachdem wir augenscheinlich nicht mehr verfolgt werden, wagen wir es, gegen 06.10 Uhr, wieder aufzutauchen und an die Wasseroberfläche zurückzukehren.
Ohne weitere Torpedos an Bord und nach Abschluss unserer letzten Patrouillenbefehle, gibt es nun nur noch eines für uns zu tun. Boot und Besatzung heil in den nächsten Hafen zu bringen.
Doch wie schon länger vermutet und befürchtet, sollten wir an diesem Tage noch die Bestätigung dessen erhalten, worauf wir uns zum Glück schon seit Tagen insgeheim vorbereitet hatten.
Ein paar Minuten nach zwölf Uhr Mittags erreichte uns die Meldung über Funk.
Unsere Heimatbasis in Libau wurde endgültig aufgegeben. Alle noch auf See befindlichen Boote der dort stationierten U-Boot-Brigaden werden umgeleitet...nach Tallinn7Estland im Finnischen Meerbusen.
Funkspruch...Basis Libau offiziell aufgegeben...Boote werden umgeleitet
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Vom Kommandeur der Baltischen Flotte an alle Kommandanten +++ Achtung! +++ Alle Boote der 1. 3. und 4. U-Bootbrigade +++ Drohender Verlust der Basis Libau an den Feind +++ Mit Wirkung zum 28. neue Basis Tallinn
Anmerkung: Der Hafen von Libau wird von den Sowjets schließlich am frühen Morgen des 27.06.1941 aufgegeben. Noch in der Nacht laufen die letzten fahrbereiten Schiffe, die Torpedokutter TKA-17, TKA-37, TKA-47, TKA-57 und TKA-67 nach Dünamünde/Riga aus, wobei TKA-47 nach kurzem Gefecht mit der deutschen 3. S-Flottille beschädigt und aufgebracht wird, während der übrige Verband Dünamünde erreicht. Alle nicht mehr einsatzbereiten Schiffe und Fahrzeuge wurden vor dem Rückzug gesprengt und selbstversenkt.
Einheiten der deutschen 291. Infanterie-Division besetzen schließlich ab dem 27.06. die Stadt.
Kursänderung nach Tallinn
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Unser Brennstoffvorrat ist mehr als knapp, unter 34 Prozent, während noch ca. 1000 Kilometer Wegstrecke vor uns liegen, um unseren neuen Heimathafen zu erreichen. Alle weiteren Aktionen und Operationen haben ab sofort zu unterbleiben. Jeder Tropfen Diesel wird nun für den sofortigen Rückmarsch benötigt. Keine Extratouren mehr! Eventuell bleibt uns noch die Option Hankö, sollte es zu eng werden...gute 100 Kilometer weniger, aber dafür mitten in feindliches, finnisches Hoheitsgewässer hinein. Auch keine prickelnde Vorstellung. Wir müssen verdammt sparsam sein.
Tägliche Frontmeldungen vom 27. Juni 1941
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Meldungen von der Front: 27.06.1941 +++ Gemeinsame Operation der sowjetischen Schwarzmeerflotte und der Luftflotte gegen deutsche und rumänische Einheiten und Schiffe im Hafen von Konstanza +++ Kriegserklärung Ungarns an die Sowjetunion
Fortsetzung folgt...
George Pickett
19.12.12, 18:49
Werter Sonic,
habt Ihr schon irgendeine Vorstellung, wie oder ob die Operationsmöglichkeiten eingeschränkt werden, wenn das Baltikum von den Deutschen besetzt wird und der Finnische Meerbusen (heißt der so?) evtl. durch die deutsche Marine z.B. mit Minen und Schiffen abgeriegelt wird?
Nun, da zitieren wir uns doch einfach einmal selbst :)
Wie läuft das denn in der Ostsee, wenn dort spontan einfach jeder Hafen euch feindlich gegenübersteht, bzw. Leningrad unter Belagerung steht? Kommt ihr dann überhaupt noch aus oder in die Docks?
Hrhr...ja das wird interessant :D
Wie gesagt, bislang sind wir beim "Testspielen" noch nicht über die erste Feindfahrt im Juni 1941 hinausgekommen. Aber wir haben einiges an Erfahrungsberichten aus dem zugehörigen Forum der Moddinggruppe gelesen und es scheint in der Tat immer schwieriger zu werden. Ab 1943 hatten die Deutschen den östlichen Teil des finnischen Meerbusens durch dichte Minenfelder und eine gigantische ca. 50km lange Netzsperre praktisch vom Rest der Ostsee abgeschnitten. Da heil durchzukommen, dürfte lustig werden :)
Mit, ab einem bestimmten Zeitpunkt, nur noch Leningrad bzw. besser gesagt der vorgelagerten Insel Kronstadt als Operationsbasis, macht dies das Leben als sowjetischer U-Bootkommandant auch nicht gerade einfacher.
Der geschichtliche Hintergrund der Belagerung Leningrads bietet natürlich für uns, der wir wieder eine Geschichte innerhalb der Geschichte erzählen wollen, jede Menge potentiellen Stoff (Belagerung, Versorgungsprobleme, Stichwort "Straße des Lebens", Hungersnot, politische Verwicklungen, Alltagsleben, etc.).
Wir werden uns also überraschen lassen müssen, ob und wie weit wir dann noch kommen werden.
Allenthalben
19.12.12, 20:35
Kulov, der zwei Meter Hüne..., storytechnisch wie immer brilliant nd mitreissend geschrieben.
Dennoch möge mir eine Frage erlaubt sein: gab es wirklich derart große Matroßen oder Offiziere an Bord. Wir meinen mal gelesen zu haben, dass es strenge Auswahlkriterien gegeben hat...
Trotzdem weiter so und fasst dies bitte nicht als Meuterei auf. ;)
Zwei Meter Kerle werden wohl in der Tat höchst selten gewesen sein :D
In der damaligen, zeitgenössischen Sowjetmarine gab es, zumindest unseres Wissens nach, keine klaren Größenvorgaben. Das waren noch andere Zeiten damals. Kam der Mann mit der Enge und den Bedingungen an Bord klar, war er auch geeignet. Dennoch wird man damals wohl für solche wandelnden Schränke, zuerst einmal andere Verwendungsmöglichkeiten gesucht haben.
Zumindest in der Deutschen Bundesmarine gibt es Größenvorgaben.
Ohne jetzt nachzuschlagen, so meinen wir uns zu erinnern, dass eine Mindestgröße von 1,65m und eine maximale Größe von 1,95m verlangt wird oder wurde.
Keine Ahnung, inwieweit das noch aktuell ist.
George Pickett
20.12.12, 11:58
Nun, da zitieren wir uns doch einfach einmal selbst :)
Wir werden uns also überraschen lassen müssen, ob und wie weit wir dann noch kommen werden.
Tja, Asche auf unser Haupt! Man sollte besser aufpassen, was der werte Sonic schreibt! :wirr:
Ich würde diese erste Fahrt einfach nur als Test- und Trainingsfahrt werten und dafür war die Performance doch solide. Immerhin ist er Kahn nicht gekentert, es gab keine Rohrkrepierer und ihr habt euch nicht in den Weiten der Ostsee verirrt.
Das nächste Mal hat die Mannschaft eine Menge Erfahrung mehr und dann klappt's auch mit dem Schiffeversenken ;)
Noch sind Kulov und Co. nicht heil in Tallinn angekommen.
Knapp tausend Kilometer Wegstrecke liegen noch vor ihnen. Da kann theoretisch noch einiges passieren, zum Guten, wie zum Schlechten.
Torpedos mögen wir zwar nach der missglückten Aktion keine mehr haben, aber dafür immer noch unser kleines 4,5cm Deckgeschütz.
Wer weiß, falls Kulov noch eine Chance wittert :D
Wer weiß, falls Kulov noch eine Chance wittert :D
Also 1 LKW muss einfach noch drinliegen.
Noch sind Kulov und Co. nicht heil in Tallinn angekommen.
Knapp tausend Kilometer Wegstrecke liegen noch vor ihnen. Da kann theoretisch noch einiges passieren, zum Guten, wie zum Schlechten.
Torpedos mögen wir zwar nach der missglückten Aktion keine mehr haben, aber dafür immer noch unser kleines 4,5cm Deckgeschütz.
Wer weiß, falls Kulov noch eine Chance wittert :D
Was will Kulov mit ner Bleispritze schon anfangen, damit versenkt er höchstens einen Lkw auf einem Frachter, höchstens noch einen finnischen Fischkutter ohne Bordwaffen...
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke:
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28.06.1941
Unser schleppender Rückmarsch auf nordwestlichem Kurs setzt sich unbeirrt fort.
Mit langsamer, brennstoffsparender Fahrt, versucht die Mannschaft von M-71, unter dem harten und strengen Kommando von Oberleutnant Vladimir Kulov, sich weiter bis zu ihrem neuen Heimathafen, im noch so elendig weit entfernt wirkenden Tallinn durchzuschlagen.
In den frühen Morgenstunden des 28. Juni erreicht uns indes über Funk noch einmal, wie bereits am Abend zuvor, die direkte Aufforderung, an alle, ehemals in Libau stationierten und noch in See befindlichen Boote, ab sofort Tallinn als neuen Heimathafen anzusteuern.
Vom Oberkommando der Baltischen Flotte an alle Kommandanten +++ Wiederholung der Aufforderung! +++ Alle Boote der 1. 3. und 4. U-Bootbrigade +++ Mit Wirkung zum 28. neue Basis Tallinn
”Sehr fürsorglich, dass sie uns immer wieder daran erinnern. Nur leider bringt uns das auch keinen Tropfen zusätzlichen Brennstoff, um da überhaupt hinzukommen.”
Als uns Kommandant Kulov an diesem Morgen zur Offiziersbesprechung zusammengerufen hatte, war sogar ich von der Situation restlos bedient und es viel mir schwer, noch gute Mine zu bösem Spiel zu machen.
Auch mein neuer Freund, Leutnant Pavel Antonow, unser studierter, zwangsrekrutierter Bordingenieur schien an diesem Tag die Lage ähnlich schlecht zu beurteilen.
Ich fürchte auch, wir sitzen mächtig in der Klemme, Genosse Kapitän. Egel wie ich es drehe oder wende, das mit dem Brennstoff wird mehr als knapp. Ich habe unseren Verbrauch wieder und wieder durchgerechnet. Wenn das Wetter gut bleibt und uns in den kommenden Tagen kein schwerer Seegang ausbremst, uns wir tunlichst auf jeden noch so kleinen Umweg verzichten, könnten wir gerade so hinkommen, versucht Leutnant Antonow zu erklären.
Wir haben unsere Befehle! Wir müssen und wir werden Tallinn erreichen, beharrt Kulov dagegen weiterhin und damit war die Sache für ihn offenbar bereits beschlossen und erledigt, denn er machte Anstalten, uns stehen zu lassen.
Doch noch einmal nahm Pavel seinen ganzen Mut zusammen, was ihn einiges an Überwindung kostete. Er hatte in den letzten Wochen in Libau und auch in den Tagen an Bord nur zu gut erfahren dürfen, wie abschätzig und abfällig Kulov ihn betrachtete und behandelte, der er, im Gegensatz zu Kulov, sein Offizierspatent, zumindest in Kulovs Augen einfach “hinterhergeworfen” bekommen hatte und darauf eigentlich keinerlei Wert legte, während Oberleutnant Kulov selbst, Jahre harter Plackerei und Demütigungen über sich ergehen lassen musste.
Dennoch wagte sich Leutnant Antonow nun aus seiner Deckung. Bei aller Abneigung zwischen ihm und Kulov, und seiner Furcht vor dessen Ausbrüchen, verspürte Pavel doch nicht die geringste Lust darauf, aufgrund Kulovs Starr- und Eigensinn, plötzlich mitten auf der Ostsee ohne einen Tropfen Brennstoff zu stranden.
Kapitän! Ich sage es noch einmal mit allem Ernst! Vier Knoten Fahrt...mehr können wir nicht gehen. Keinerlei Umwege, nicht einmal zehn Seemeilen, redet Leutnant Antonow, dem uns bereits den Rücken zukehrenden Kulov noch einmal zu.
Ohne ein Wort von sich zu geben, lässt uns der Kommandant stehen und zieht sich schweigend in seine Koje zurück. Ärgerlich über so viel Sturheit brumme ich vor mich hin, kaum dass ich Kulov außer Hörweite wähne.
”Verdammter Narr! Sag Pavel...ist es wirklich so knapp?”
Ich habe nicht großartig untertrieben, wenn du das meinst. Ich lasse den alten Dimitrenko derzeit noch etwas an der Einspritzung herum schrauben. Die Maschine ist alt und Dimitrenko kennt sich mit solch alten Motoren und Maschinen besser aus als ich. Der Mann kann zwar kein Wort lesen und bei technischen Plänen weiß er nicht mal wo oben und unten ist, aber er hat ein Händchen für Maschinen. Mit dem Schraubenschlüssel in der Hand macht ihm so schnell keiner was vor. Wenn ich ihm erkläre, was ich mir technisch, zumindest in der Theorie ausgedacht habe, dann bastelt er mir das schon irgendwie zusammen. Vielleicht kann ich dadurch noch ein paar Tropfen einsparen, aber unsere Reserven, wenn man das überhaupt so nennen kann, sind verdammt eng bemessen.
”Ich werde tun was ich kann, um Kulov im Zaum zu halten! Viel Glück dir und deinem Wunderklempner!”
Das Glück brauchst du wohl eher als ich, lacht Pavel bitter und klopft mir auf die Schulter, bevor er sich wieder auf den kurzen Weg zurück in seinen Maschinenraum macht.
Gegen 14.15 Uhr fällt unser Brennstoffvorrat schließlich auf unter 25 Prozent.
M-71 unter langsamer Fahrt auf dem Rückmarsch
http://abload.de/img/bild115aecl2.jpg
Meldungen von der Front...28.06.1941
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Meldungen von der Front: 28.06.1941 +++ Tageszusammenfassung +++ Minsk vollständig von deutschen Truppen eingekesselt +++ Finnische Armee beginnt eine Offensive in Karelien
29.06.1941
Der folgende Tag vergeht ereignislos.
Mit langsamer, brennstoffsparender Fahrt von 4 Knoten setzt M-71 seinen Rückmarsch Richtung Tallinn fort.
Meldungen von der Front...29.06.1941
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Meldungen von der Front: 29.06.1941 +++ Mehrfache finnische Versuche an der sowjetischen Staatsgrenze Gebietsgewinne zu erzielen unter großen Verlusten abgewehrt +++ Gegner zurückgeschlagen
Fortsetzung folgt...
Wir warten gespannt auf die Fortsetzung!!! Wird Kulov die letzten 100SM segeln müssen????
Wir warten gespannt auf die Fortsetzung!!! Wird Kulov die letzten 100SM segeln müssen????
Da ja irgendjemand für den "sabotierten" Torpedoangriff büßen muss, wird die arme Besatzung wohl oder übel wie auf einer alten Galeere heimwärts rudern dürfen....mit Kulov als "Motivator" und Taktgeber
@Sonic
Im übrigen auch meine Hochachtung für diesen sehr ansprechenden Beginn einer (hoffentlich) langen Karriere unter Hammer und Sichel.
Es ist schon sehr spannend und unterhaltend gewesen, noch bevor überhaupt der erste Schuß gefallen ist :top:
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30.06.1941
Der 30. Juni 1941...der zehnte Tag auf See.
Mit einer durchschnittlichen Marschgeschwindigkeit von 4 Knoten, befindet sich M-71 weiter auf dem langen und mühseligen Rückmarsch in unseren Ausweichhafen Tallinn.
Mit einer durchschnittlichen Marschgeschwindigkeit von nur noch 4 Knoten schleichen wir langsam dahin.
Um 06.00 Uhr morgens erreicht uns ein Funkspruch über eine weitere Verlegung, wenn auch für uns, in der Ostsee ohne große Bedeutung
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Vom Oberkommando der Schwarzmeerflotte +++ An alle Kommandanten +++ Achtung! +++ Alle U-Boote der 6. und 8. U-Bootbrigade +++ Neue Heimatbasis Otschamtschire
Zwei Stunden später, um kurz nach 08.00 Uhr Morgens, passiert M-71 die Insel Ösel (Saaremaa) in weniger als zehn Seemeilen Abstand. Das Wetter an diesem Morgen des letzten Junitages im Jahre 1941 ist, nach tagelangem Sonnenschein, zum ersten Mal wieder schlecht. Im Laufe des Tages zieht über uns eine Schlechtwetterfront heran. Der Himmel um uns herum zieht zu und der Wind frischt kräftig auf. Keine Stunde später, öffnet der graue, wolkenverhangene Himmel seine Pforten und lässt Starkregen und eine kräftige Brise über die See peitschen.
Sauwetter...erst setzt der Regen ein, dann kommt Sturmwetter auf, doch noch ist es, abgesehen vom einsetzenden Regen, ruhig
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In den folgenden Stunden sollte die Unwetterfront sich noch verschlimmern. Der zunehmende Wind peitscht die Wellen auf und der Seegang nimmt langsam aber sicher bedenklich zu. Ein Wetter, das uns gerade noch gefehlt hatte. Trotz gleichbleibender Maschinenleistung, nicht dass wir bei unseren begrenzten Reserven noch mehr aus der Maschine herauszuholen gewagt hätten, bremst uns das Unwetter und der raue Seegang deutlich aus. Statt der geplanten 4 Knoten, laufen wir bis zum späten Abend, als das Unwetter langsam seine Kraft verliert, zweitweise nur noch mit 2 Knoten Fahrt über Grund dahin.
Wir verbrennen unsere knappen Dieselbrennstoff hier für nicht, Andrej, flüstert mir Leutnant Antonow, unser Bordingenieur zu, als er besorgt auf unsere Geschwindigkeit und die Verbrauchsanzeige unseres Brennstoffes blickt.
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Das wird verdammt eng mein Lieber!
Schweigen und Grübeln ist alles, was ich ihm in diesem Moment als Antwort bieten kann.
Bei aller fortschrittlichen Technik, ist der Wille des Menschen und sei er noch so stark, letztlich doch nichts, gegen die Macht der Naturgewalten.
In den Abenstunden, gegen 21.00 Uhr erreicht uns dann auch der tägliche Bericht von der Front...”gute” Nachrichten, soweit das Auge reicht
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Meldungen von der Front: 30.06.1941 +++ Im Laufe des 30. Juni konnten sämtliche Versuche des Gegner, entlang der sowjetisch-finnischen Grenze weiter vorzurücken, zunichte gemacht und der Feind zurückgeworfen werden +++ Laut Befehl, haben unsere Truppen die Stadt Lemberg planmäßig geräumt +++ Josef Wissarionowitsch Stalin übernimmt den Vorsitz des neugebildeten staatlichen Verteidigungskomitee
Fortsetzung folgt...
[B@W] Abominus
10.01.13, 22:19
Auszeichnung vergeben!
Abominus;857088']Auszeichnung vergeben!
Habt Dank, edler Abo :)
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01.07.1941
Die Sturm- und Regenfront des Vortages schwächte sich im Laufe der Nacht zum 01. Juli 1941 zu unserem Glück immer mehr und mehr ab. Der Seegang beruhigt sich und auch die starken Regenfälle über dem Meer, lassen nach und versiegen schließlich gänzlich.
Doch auch weiterhin zeigt sich der Himmel über unseren Köpfen düster und wolkenverhangen. Nur hin und wieder schimmern vereinzelte Lichtstrahlen und ein Hauch von früher Juli-Sonne durch den selten aufreißenden Himmel, zwischen zwei Wolkenfetzen.
Die raue See und der starke Wellengang des Vortages, hatte uns indes etwas ausgebremst und damit unseren Brennstoffverbrauch erhöht. Unsere ohnehin schon mehr als geringen eisernen Reserven für die lange Rückverlegung in unseren Ausweichhafen nach Tallinn, hatten dadurch nur noch mehr gelitten.
Im Laufe des Tages erreicht M-71 schließlich, unbehelligt, die Einfahrt in den langgezogenen Golf von Finnland, den östlichst gelegenen Abschnitt der Ostsee.
Auf Befehl von Oberleutnant Kulov, bleiben wir tagsüber nun meist getaucht und wagen uns nur im Schutze der Dunkelheit wieder zurück an die Wasseroberfläche. Da wir nun, im engen finnischen Meerbusen, ob gewollt oder nicht, schon des begrenzten Treibstoffes wegen, den kürzesten Weg, dicht entlang der Küstenlinie wählen müssen, um ein paar Seemeilen einzusparen, steigt die Gefahr einer möglichen Entdeckung, in solch küstennahen Gewässern nun deutlich. Doch auch dies bietet uns keinen vollständigen Schutz.
”Die neuesten Berichte, Genosse Kapitän! Es wird verstärkt vor deutschen Seeminen gewarnt. Offenbar konzentrieren die Deutschen ihre Minenoperationen auch auf die Zufahrt und den westlichen Teil des Finnischen Meerbusens. Das könnte für uns zu einem ernsten Problem werden, wenn wir hier durch wollen.”
Ob wir wollen oder nicht, Leutnant Petrov. Wir müssen da durch. Es ist der einzige Weg nach Tallinn, den wir nehmen können. Der Weg durch die Bucht von Riga ist für uns nicht mehr machbar und die Meldungen, was deutsche Minenfelder angeht, sehen da auch nicht besser aus. Nein Petrov, wir müssen es hier versuchen, koste es was es wolle, beharrt Kommandant Kulov vehement.
”Zu Befehl, Kapitän!”
So setzen wir unseren Rückmarsch entlang der Nordküste der Insel Dagö (Hiiumaa) fort.
Gegen 18.30 Uhr, wir sind noch immer getaucht, entdeck unser Sonargänger, Matrose Jegorow ein schwaches Unterwassergeräusch.
So sehr es Oberleutnant Kulov auch wurmt und ihm seine Erregung anzusehen ist, als er über den Kontakt informiert wird, weiß er doch genau, dass wir, mit kaum genug Brennstoff in den Bunkern, um unseren Zielhafen zu erreichen und ohne einen einzigen noch verbleibenden Torpedo, kaum in der Lage dazu wären, in dieser Situation, noch einem gegnerischen Schiff nachzustellen.
Kursänderung, Petrov! Wir gehen auf Abfangkurs. Ich will zumindest wissen, womit wir es zu tun haben, bevor ich diesen Fisch ziehen lasse, schießt dann Kulov doch jede Vernunft in den Wind.
”Kapitän, unser Dieselbrennstoff reicht nicht, um noch lange Gespenstern hinterherzujagen..”
Doch Oberleutnant Kulov lässt mich kaum zu Wort kommen.
Beharrlich bleibt er bei seiner Überzeugung.
Steuermann! Auf Abfangkurs gehen...Boot klar zum Auftauchen!
Getaucht, mit ohnehin bereits fast erschöpften Batterien machen wir gerade noch 2 Knoten Fahrt. Viel zu wenig, als dass wir uns unserem gemeldeten Kontakt überhaupt noch nähern könnten.
Nur Überwasser können wir die Distanz überbrücken, bevor wir das mögliche Ziel wieder verlieren.
Zu unserem Glück stellt sich die Entfernung zu unserem Ziel als deutlich geringer heraus, als zuerst geschätzt. Bereits 15 Minuten nach dem Auftauchen, meldet der Ausguck der Brückenwache, oben auf dem engen Kommandoturm bereits Sichtkontakt.
ACHTUNG! SCHIFF IN SICHT!
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Ein Fahrzeug Steuerbord voraus, auf 045 Grad, meldet einer der Wachgänger.
Sofort richten sich alle Augen und Ferngläser in die angegebene Richtung und ein jeder auf dem Kommandoturm versucht als erster einen Blick zu erhaschen.
Blick durch das Fernglas...ein Fahrzeug am Horizont
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Indes entpuppt sich der gemeldete Kontakt sehr schnell als für uns wenig interessant und eher beruhigend, denn aufregend. Statt auf mögliche Beute hatten wir es mit nicht nur mit einem, sondern gleich zwei kleinen, sowjetischen Patrouillenbooten zu tun, die in aller Seelenruhe unseren Kurs kreuzten. Unser unerfahrener Sonargänger hatte bis zum Schluss nur eines der beiden Fahrzeuge erkannt und die mögliche Entfernung als viel zu groß eingeschätzt. Wieder einmal ein Beweis dafür, dass ein Großteil unserer Besatzung noch schnell und deutlich an Erfahrung gewinnen muss, um eine effiziente und verlässliche Mannschaft herauszubilden und formen zu können.
Sowjetisches Patrouillenboot
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Kaum dass wir in Sichtweite kommen und man unser U-Boot nun offenbar auch auf den beiden Patrouillenbooten, trotz des diesigen und grauen Wetters um uns herum zu Gesicht bekommen hat, drehen die beiden Wachschiffe urplötzlich ab und entfernen sich mit hoher Fahrt von uns, so als würden sie uns lieber aus dem Weg gehen wollen. So kommt es nicht mehr zum Austausch von ein paar Höflichkeiten zwischen Freunden und Kameraden auf See.
Nachrichten von der Front...täglich um 21.00 Uhr...ein neuer Monat bricht an, doch die Neuigkeiten werden nicht besser
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Meldungen von der Front: 01.07.1941 +++ Schwere und hartnäckige Abwehrkämpfe um Murmansk, Kexholm, Dünaburg, Minsk und Luzk +++ Finnischer Angriff auf die Landenge von Karelien +++ Feindliche Truppen rücken auf die Marinebasis Hankö am Tor zum Finnischen Meerbusen vor
Fortsetzung folgt...
Stupor Mundi
12.01.13, 20:46
Die Patrouillenboote scheinen zu wissen, daß auf Eurem Boot ein Fluch liegt. Dabei hätten die ruhig etwas Brennstoff abgeben können.
Wir sind gespannt, ob Ihr es noch in den Hafen schafft. Es ist bemerkenswert, wie Ihr eine simple Heimfahrt so spannend wie einen Roman gestaltet. :top:
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02.07.1941
Die letzte Etappe auf unserem Rückmarsch nach Tallinn ist angebrochen. Mit nur noch 4 Knoten Fahrt und rapide sinkenden Dieselbrennstoffreserven kriecht M-71, unter dem Kommando von Oberleutnant Vladimir Kulov, nach seiner bislang wenig erfolgreichen Unternehmung nun im Schneckentempo zurück in seinen sicher geglaubten Hafen.
Doch auch die letzten Tage und Stunden auf See sollten sich indes noch einmal als überaus gefährlich und nicht zu unterschätzendes Risiko erweisen. Selbst die Gewässer vor der eigenen, sowjetischen Küste, waren schon längst nicht mehr sicher und ohne besondere Vorsicht und Wachsamkeit zu befahren, wie wir an diesem Tag bemerken sollten.
Bereits in den frühen Morgenstunden erreichten uns die ersten schlechten Neuigkeiten des Tages. Es ist Bootsmann Padorin, unser Bordfunker, welche die schlechte Nachricht überbringt.
Funkspruch, Genosse Leutnant!
”Gute oder schlechte Neuigkeiten Padorin? Sagen sie mir nicht, dass jetzt auch Tallinn gestrichen ist und wir weiter nach Kronstadt sollen.”
Betrübt schüttelt der Funker nur mit dem Kopf und hält mir einen Fetzen Papier hin, auf dem der kurz und knapp gehaltene Funkspruch in kyrillischer Handschrift notiert ist.
Hastig überfliege ich das Papier.
”Das Marinekommando hat unser Schwesterboot M-81 nun offiziell als verloren gemeldet. Das Boot ist wohl um den 27ten herum auf einer deutschen Minensperre hier in der Gegend gesunken. Zumindest kam an diesem Tag die letzte Meldung von M-81 durch. Danach nichts mehr.”
Wir passieren die geschätzte Untergangsstelle von M-81, einem unserer baugleichen Schwesterboote...nur wenige Kilometer trennen uns vom Unglücksort
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Kommandant Kulov, der nur ein paar Schritte entfernt in der Zentrale stand und über den Seekarten brütete, zeigte keinerlei Regung, als er diese Meldung mithörte.
Er kannte Kapitänleutnant Zubkov, den Kommandanten des verlorenen Bootes nur zu gut.
Einer der “guten Freunde” von Kapitän Nicolai Lubjanowitsch, die ihn in Libau, an jenem Abend in dieser Hotelbar, noch einige Tage vor ihrem Auslaufen, wegen seiner Vergangenheit und des Verrats seines Vaters verspottet und gedemütigt hatten. Diesem Kerl, ja der ganzen Bande um Lubjanowitsch weinte er keine Träne nach. An den Rest der Besatzung, verschwendete er ohnehin keinen seiner Gedanken.
Sollten sie doch allesamt ins Gras beißen und zur Hölle fahren. Das einzige, das ihn in diesem Moment etwas betrübte, war der Gedanke daran, dass er nun nicht mehr persönlich das Vergnügen haben konnte, diesem Schwein den Schädel einzuschlagen.
Doch insgeheim, fühlte sich Oberleutnant Kulov in diesem Moment so zufrieden, wie schon seit vielen Tagen nicht mehr.
In diesem Moment ahnte niemand an Bord von M-71, wie knapp wir in diesen Stunden selbst nur einem unrühmlichen Ende auf einer deutschen Minensperre entgangen waren.
Noch am selben Morgen, waren wir, ohne es zu bemerken, in ein noch nicht verzeichnetes Minenfeld geraten. Mit mehr Glück als Verstand ließen wir jedoch, die minenversuchten Gewässer schnell hinter uns, ohne direkte Bekanntschaft mit einer dieser, fast unsichtbaren und heimtückischen Waffen zu machen, die unter der Wasseroberfläche auf uns lauern.
M-71 in einem Minenfeld...ein zufälliger Schnappschuss, als wir eine Ankertaumine in Sichtweite passieren...das Minenfeld war auf den Karten noch nicht verzeichnet
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Anmerkung: Bekannte Minenfelder, sowohl eigene, als auch gegnerische werden, nach und nach in den Seekarten vermerkt und zumindest “grob” als minengefährdetes Gewässer markiert. Jedoch dauert es eine Weile, bis die Karten aktualisiert werden, so dass jederzeit die Gefahr besteht, auch in vermeintlich sicherem Fahrwasser, auf frisch gelegte Minen zu stoßen. Ein komplettes Umgehen verminter Seegebiete wird nach und nach immer schwerer, da die Anzahl an Minenfeldern in den kommenden Monaten rapide zunehmen wird. Insbesondere die östliche Ostsee, war das am stärksten verminte Seegebiet während des gesamten Zweiten Weltkrieges.
Meldungen des Tages
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Meldungen von der Front: 02.07.1941 +++ Angriff deutscher Flugzeuge auf Einheiten der Nordmeerflotte +++ Von 18 angreifenden deutschen Maschinen konnten durch das Abwehrfeuer unserer Torpedobootzerstörer und Kriegskutter, drei Feindmaschinen abgeschossen werden +++ Keine eigenen Verluste durch diesen Angriffe +++ Heftige Abwehrkämpfe zur Verteidigung von Murmansk und Kexholm
Fortsetzung folgt...
Teddy Suhren
13.01.13, 20:18
werter Sonic,
war euer Ausweichen bei den Minen wirklich Zufall oder habt Ihr mit der Außenkamera gespielt? Die Idee der Minen ist natürlich großartig, um noch mehr Realitätsnähe zu simulieren, ist aber für das Spiel eher heikel, oder? Wir stellen Uns einen Minentreffer nach längerer Karriere als sehr frustrierend vor, zumal man ja, wie in der Realtität oft auch, keinerlei Warnung erhält.
Wir freuen Uns über jede Fortsetzung! :)
werter Sonic,
war euer Ausweichen bei den Minen wirklich Zufall oder habt Ihr mit der Außenkamera gespielt? Die Idee der Minen ist natürlich großartig, um noch mehr Realitätsnähe zu simulieren, ist aber für das Spiel eher heikel, oder? Wir stellen Uns einen Minentreffer nach längerer Karriere als sehr frustrierend vor, zumal man ja, wie in der Realtität oft auch, keinerlei Warnung erhält.
Wir freuen Uns über jede Fortsetzung! :)
Minen sind bereits und werden im Laufe der nächsten Kriegsmonate wahrlich zu einem echten Problem werden.
Auf einer früheren kurzen Testfahrt, die allerdings 1942 oder 1943 angesiedelt war (wir brauchten mehrere Versuche, um diese überhaupt abzuschließen), sind wir mehrfach Minen zum Opfer gefallen.
Wenn wir vorzeitig versenkt werden, wovon wir mal sehr sehr stark ausgehen, dann mit hoher Wahrscheinlichkeit durch einen Minentreffer :D
Die Minengefahr vermeiden lässt sich nie völlig. Zwar können wir unseren Kurs so planen, um zumindest die größeren, bekannten Minenfelder zu umgehen, aber auch diese Taktik hat entscheidende Nachteile.
So werden teils sehr große und weite Umwege nötig, wenn man sich im Zickzack durch die Minenfelder zu zwängen versucht. Das kostet Zeit und viel Brennstoff. Jeder zusätzliche Tag, den man hier liegen lässt, während man versucht durch die Minensperren zu schlüpfen, fehlt einem dann später zur eigentlichen Jagd auf den Feind. Also auch ohne uns direkt zu versenken, schaden uns die Minensperren und verringern unsere Erfolgschancen...hinterhältiges Teufelszeug.
Ab einem gewissen Zeitpunkt, ist insbesondere der Finnische Meerbusen, den wir später zwingend beim Aus- oder Einlaufen passieren müssen, derart dicht vermint, dass es kaum noch sicheres Fahrwasser gibt.
Die wenigen relativ minenfreien Passagen werden im Gegenzug aber von deutschen und finnischen Kriegsschiffen (meist kleine Schiffe, auf die sich auch ein gezielter Angriff nicht lohnt) gut gesichert und die feindliche Luftaufklärung, die hier besonders fleißig sein soll, tut ihr übriges.
Der Screenshot entstand übrigens wirklich eher zufällig.
Wir wollten eigentlich nur eine Unterwasseraufnahme des getauchten Bootes machen, um zu zeigen, wie M-71 sich im flachen Wasser, dicht unter der Küste bewegt, um so ein paar Seemeilen Wegstrecke einzusparen, als uns die Mine ins Auge sprang.
Teddy Suhren
14.01.13, 09:38
Vielen Dank für die Ausführungen. Dann sind die Minenfelder ja wirklich sehr realitätsnah übernommen worden.
Wenn Wir an die Anspannung während Unseres eigenen AARs denken, möchten Wir Uns gar nicht vorstellen, wie es Euch bei der Entdeckung der Mine emotional ergangen ist. :D
Glück im Unglück, ich nehme mal an, da ich Bilder von minengeschädigten Schiffen gesehen habe, dass es das U-Boot zerfetzt hätte, wenns draufgelaufen wäre^^
Kann man net Unterwasser mim Periskop zumindest versuchen, Minen zu erkennen und den Kurs anzupassen?
U-Kulov macht seine Heimkehr in der Tat noch sehr spannend!
Wir erwarten gespannt, ob und wie der neue Stützpunkt erreicht wird.
Sind die Versenkungsorte der eigenen Boote auch ein AD-ON, oder ist die Karte hier durch Euch, werter Sonic, modifiziert worden?
Glück im Unglück, ich nehme mal an, da ich Bilder von minengeschädigten Schiffen gesehen habe, dass es das U-Boot zerfetzt hätte, wenns draufgelaufen wäre^^
Kann man net Unterwasser mim Periskop zumindest versuchen, Minen zu erkennen und den Kurs anzupassen?
Theoretisch ist das möglich, zumindest in geringer Wassertiefe, bei langsamer, vorsichtiger Fahrt und guten Sicht- und Lichtverhältnissen. Nachts oder bei sehr düsterem Wetter sieht man die Hand jedoch kaum vor Augen.
Dummerweise weiß man meist nicht einmal, dass man gerade mitten in einem frisch gelegten Minenfeld steckt, bis es schon zu spät ist.
Bei klaren Sichtbedingungen, und ruhiger, fast spiegelglatter See, kann man Minen mitunter auch vom Kommandoturm mit dem Fernglas oder bloßem Auge ausmachen, wenn sie dicht unter der Wasseroberfläche hindurchschimmern.
Ist das Wetter jedoch schlecht oder Seegang stärker, hat man wenig Chancen.
U-Kulov macht seine Heimkehr in der Tat noch sehr spannend!
Wir erwarten gespannt, ob und wie der neue Stützpunkt erreicht wird.
Sind die Versenkungsorte der eigenen Boote auch ein AD-ON, oder ist die Karte hier durch Euch, werter Sonic, modifiziert worden?
Die Versenkungsmarkierungen sind Teil des von uns verwendeten Mods.
Je länger die Kampagne andauert und der Kriegsverlauf kontinuierlich voranschreitet, werden auf der Seekarte nach und nach weitere Markierungen hinzugefügt.
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03.07.1941
Unsere Brennstoffreserve ist kritisch. In der nacht vom 2. auf den 3. Juli 1941 kommen wir nur noch schleppend voran. M-71 läuft auf diesen letzten Seemeilen gen Heimat sprichwörtlich auf em letzten Tropfen Diesel.
Als nach einer langen, ungemütlichen Nacht endlich das Morgengrauen anbricht, setzt zeitweise wieder Regen und schwacher Frühnebel ein. Das schlechte Wetter an diesem Morgen tut jedoch der Stimmung an Bord diesmal keinen Abbruch. Die Aussicht, noch vor Ablauf dieses Tages, wieder festen, russischen Boden unter den Füßen zu haben, lässt die zumeist jungen Männer an Bord von M-71, die Strapazen und Entbehrungen der letzten beiden Wochen auf See, wenn schon nicht vergessen, so doch zumindest verdrängen. Selbst die Schikanen und das unbarmherzige Regiment Oberleutnant Kulov’s, werden beiseite geschoben. Die Vorfreude darüber, wieder zurück nach Hause zu kommen und diese, für die meisten allererste Fahrt auf einem U-Boot, welche eigentlich nur eine kurze Ausbildungs- und Erprobungsfahrt, für die neue, junge, unerfahrene und bunt zusammengewürfelte Mannschaft darstellen sollte, aus der dann doch, durch die Widrigkeiten des Schicksals und den Ausbruch des Krieges, einen Tag nach dem planmäßigen Auslaufen aus Libau, eine waschechte Feindfahrt geworden war.
M-71 am letzten morgen auf See vor dem geplanten Einlaufen in Tallinn...wieder Regen und leichter Frühnebel
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Doch nicht alle an Bord können die aufkommende Euphorie so einfach teilen.
Schon den ganzen Morgen über zeichnen tiefe Sorgenfalten die Stirn meines selbsternannten neuen, besten Freundes und unseres Bordingenieurs, Leutnant Pavel Antonow.
Schlechte Neuigkeiten Andrej, rückt er schließlich mit der Sprache heraus.
Der Sprit reicht uns nicht. Bei dem was wir jetzt noch in den Brennstoffbunkern haben und unserem ohnehin schon auf das absolute Minimum reduziertem Verbrauch, ist in vier Stunden, also gegen 08.00 Uhr kein Tropfen mehr übrig und wir fahren nur noch mit heißer Luft.
Mit Pavel im Schlepptau eile ich zum Kartentischchen in der Mitte der Zentrale und betrachte die darauf säuberlich aufgeschlagene Seekarte des Finnischen Meerebusens.
”Acht Uhr...mhm...acht Uhr! Bei unserer derzeitigen Fahrt sind wir bis acht Uhr ziemlich genau hier.”
Mch markiere den abgesteckten Punkt entlang unseres geplanten Kursverlaufes nach Tallinn, entlang der Küstenlinie, mit einer Bleistiftmarkierung auf der Seekarte. Anschließend messe ich ruhig und sorgfältig die noch ausstehende Strecke, bis zum Hafen von Tallinn.
”15 Seemeilen...plus minus ein bisschen was! Es geht uns um verfluchte 15 Seemeilen nicht auf, verdammt nochmal. Was wenn wir die Batterien zuschalten?! Das bringt uns nochmal ein paar Seemeilen zusätzlich.”
Ein kleiner Hoffnungsschimmer tut sich auf.
Ja, aber um die Akkumulatoren zu laden, verbrauchen wir ebenfalls Brennstoff. Der Generator läuft nun mal über die Dieselmaschine. Kein Diesel, auch kein Generator und damit kein Strom für die Batterien. Wir hätten also dann nur noch das bisschen an Leistung, was zu diesem Zeitpunkt in den Akkumulatoren steckt. Fällt der Diesel aus, frisst allein schon die Beleuchtung und sonstige Elektrik an Bord uns langsam auf. Ein paar Stunden später geht in der rostigen Blechbüchse hier im wahrsten Sinne des Wortes das Licht aus, malt Leutnant Antonow schwarz.
”Ich verstehe! Also wird es selbst mit dem Zuschalten der Batterien am Ende nochmal mehr als knapp.”
Ein knappes Nicken ist alles, was ich als Antwort bekomme, bevor ich mich auf den Weg mache, Oberleutnant Kulov zu informieren.
Um 07.30 Uhr, es ist inzwischen hell geworden und der nächtliche Regen hat sich verzogen, M-71 schleicht nur noch mit 2 Knoten, an Krücken dahin, sichten wir in der Ferne, aber gerade noch so, auch mit bloßem Auge sichtbar, mehrere Schiffe in ein paar Kilometern Entfernung, die uns, ebenfalls auf Ostkurs, wie wir selbst, mit deutlich höherer Fahrt überholen.
Mit dem Fernglas vor Augen, lässt sich ein kleiner Konvoi aus etwa einem halben Dutzend Schiffen erkennen, die es offenbar eilig haben, nach Osten zu kommen.
Aufgrund der inzwischen wieder relativ guten Sicht und ruhigen See, sind die Schiffe schnell als sowjetischer Frachterkonvoi ausgemacht.
Kleiner sowjetischer Geleitzug in Sicht...ein Minensucher übernimmt die Spitze
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Der Konvoi aus vier Frachtern, einem Minensucher und zwei kleinen Torpedoschnellboten als Geleitschutz überholt uns in ca. 3 Seemeilen Abstand und lässt uns rasch hinter sich
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Geben sie Leuchtsignale, Leutnant Petrov! Morsen sie denen rüber, wer wir sind und versuchen sie Kontakt aufzunehmen, befiehlt Kommandant Kulov einer Eingebung folgend, als wir den Geleitzug in der Ferne an uns vorüberziehen sehen.
”Was haben sie vor Genosse Kapitän?”
Mit etwas Glück können die da drüben ein paar Liter Dieselbrennstoff entbehren. Wir brauchen ja nicht viel. Schon ein oder zwei verfluchte Reservekanister voll würden ja schon reichen, um uns die paar Seemeilen nach Tallinn noch sicher zu schaffen. Eines ihrer begleitenden Schnellboote könnte das übernehmen und selbst ein paar Minuten später wieder den Geleitzug eingeholt haben, erklärt Kulov überaus bereitwillig...eine Seltenheit bei ihm, so offen und redselig zu sein.
Mit dieser Erklärung mehr als zufrieden, lasse ich mir von unten aus der Zentrale, die dort verstaute Signalleuchte heraufreichen. In rascher Folge blitzt die Lampe in Richtung des uns passierenden Konvois auf. Unverschlüsselt, in bestem Russisch, morse ich eine kurze Nachricht herüber.
Hier sowjetisches U-Boot M-71 +++ Oberleutnant Kulov +++ Bitte um Identifizierung und Antwort +++ Hier sowjetisches U-Boot M-71 +++ Oberleutnant Kulov +++ Bitte um Identifizierung und Antwort +++ Hier sowjetisches U-Boot M-71 +++ Oberleutnant Kulov +++ Bitte um Identifizierung und Antwort
Doch so sehr ich mich auch an der Signalleuchte abmühe, ist bei unserem Gegenüber keine Reaktion zu erkennen. Kein einziges der insgesamt sieben Schiffe antwortet auf unseren Ruf. Unbeirrt setzt der kleine Geleitzug seinen Kurs gen Osten fort und beginnt damit, uns langsam aber sicher hinter sich zu lassen.
Nach der sechsten Wiederholung der Nachricht, gebe ich schließlich resigniert auf.
”Befehle, Genosse Kapitän?”
Kurs beibehalten, Petrov, brummt Kulov ärgerlich und enttäuscht zu mir, bevor er sich ansonsten wortlos in die Zentrale zurückzieht, den Kommandoturm verlässt und die Wache wieder an mich übergibt.
Mit einem Nicken ziehe ich die Aufmerksamkeit Orlow’s, unseres Obersteuermanns auf mich, um ihm die aktuellen Befehle weiterzugeben, nachdem Oberleutnant Kulov den Turm verlassen hat.
”Steuermann...wir bleiben auf unserem Kurs und lassen den Konvoi passieren und ziehen. Einholen könnten wir ihn so und so nicht mehr.
Befehl vom Kommandanten!”
Jawohl, Genosse Leutnant, bestätigt der Obersteuermann laut.
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Das war aber auch der verdammt nochmal beste Befehl, den dieser Schinder von Kulov auf dieser verfluchten Scheißfahrt je von sich gegeben hat. Der Teufel soll ihn holen, setzt er dann zum Abschluss noch im Flüsterton hinzu.
Fortsetzung folgt...
Allenthalben
19.01.13, 21:16
Vielleicht sollte man den verbliebenen Sprit mit etwas Wodka strecken...
Macht's nicht so spannend! ;)
Gibt es für so etwas denn keinen Notfallplan in der nicht gerade ruhmreichen Sowjetmarine...?? Fällt Kulov nun doch negativ auf mit seiner Nusschale...??
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke:
Geht es wirklich, befreundete Schiffe um Sprit anzupumpen oder war das nur ein Loreelement?
Aber ich hoffe, M-71 schafft es noch nach Tallinn und zwar bevor die Deutschen es tun, ich denke, Estland wird auch nicht mehr sonderlich lange durchhalten.
Geht es wirklich, befreundete Schiffe um Sprit anzupumpen oder war das nur ein Loreelement?
Aber ich hoffe, M-71 schafft es noch nach Tallinn und zwar bevor die Deutschen es tun, ich denke, Estland wird auch nicht mehr sonderlich lange durchhalten.
Zwar kann man in SH IV bzw. dem Addon in begrenztem Maße, verbündeten Schiffen und Flugzeugen (z.B. Aufklärer) in begrenztem Maße Aufträge erteilen, doch nur sehr sehr rudimentär.
Man kann z.B. Seeaufklärern befehlen, wann und wo sie denn nun, nach Feindschiffen Ausschau halten sollen. Wenn sie nicht dummerweise abgeschossen werden, liefern sie dann u.U. Aufklärungsinformationen und Positionsangaben über Funk. Im Addon konnte man überdies Schiffe und sogar eine ganze japanische Trägerkampfgruppe auf geg. Geleitzüge oder Kampfgruppen ansetzen. Weitergehende Interaktionen sind aber leider nicht möglich.
Von daher war der Einschub mit dem Betteln um Brennstoff ein reines Storyelement.
Aber zum Glück sind wir nun fast vor dem Hafen von Tallinn. Kulov und die Männer von M-71 sind fast zu Hause.
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Gut eine halbe Stunde nach der zeitweiligen Sichtung des sowjetischen Geleitzuges und unserem erfolglosen Versuch, mit den uns, in einiger Entfernung passierenden Schiffen in Kontakt zu treten, tritt der schon befürchtete Moment ein.
Die Anzeige ist auf Null, Genosse Leutnant, wiederholt Matrose Dimitrenko, einer der Maschinisten an Bord von M-71, jetzt schon zum wiederholten Male den gleichen Satz, so als wollte selbst dem sonst so handwerklich geschickten Bauerntölpel, der kaum ein Wort lesen und schreiben konnte, nun nichts anderes mehr einfallen.
Ich weiß, ich weiß! Ich kann mir keinen Sprit aus den Ärmeln schütteln. Und auf Null steht die Anzeige schon seit fast einer halben Stunde, versucht Leutnant Antonow, der Bordingenieur die Sache mit Galgenhumor zu nehmen.
Doch dann war es soweit. Lief die Dieselmaschine gerade noch rhythmisch, im immer selben gleichförmigen Takt arbeitend und laut und stinkend von Diesel und Öl vor sich hinarbeitend, so setzte sie nun plötzlich einen Takt lang aus. Fast hätte man es überhören können. Doch das geübte Ohr eines Ingenieurs und Maschinisten konnte es nicht täuschen. Immer häufiger stockt nun, fast im Sekundentakt der Lauf des Dieselaggregats. Röchelnd und röhrend und vor sich hinspuckend, versucht die dürstende Maschine jeden Tropfen Brennstoff, wie ein Verdurstender Wasser aus einer fast leeren Feldflasche, aus den inzwischen beinahe staubtrockenen Tanks zu saugen. Tropfen um Tropfen, bis nicht ein einziger mehr da ist.
Es geht zu Ende, flüstert Pavel und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Ein dunkler, schmieriger Film aus Öl und Ruß setzt sich fest. Bis zu letzt hatte er zusammen mit Dimitrenko versucht, die Maschine, so lange als möglich am Laufen zu halten.
Um Punkt 08.09 Uhr, ca. 30 Kilometer vor dem Hafen von Tallinn geht uns der Brennstoff aus
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Ein letztes Aufbäumen, die letzten Tropfen Diesel werden aus den gummierten Schläuchen gesogen. Noch eine weitere Umdrehung für die Antriebswelle und noch eine, dann ist es vorbei. Die Maschine stockt und diesmal bäumt sie sich kein weiteres mal mehr auf.
Das emsige, monotone Dröhnen und der gleichförmige Takt, der uns Tag für Tag, Stunde für Stunde, rund um die Uhr, bei Tag wie bei Nacht begleitet hatte, war verstummt. An Bord herrschte nun Stille...einsame Stille.
Aufmunternd klopft Pavel Matrose Dimitrenko auf die Schulter, bevor er sich, ölverschmiert und verschwitzt auf den kurzen Weg in die Zentrale macht. Es sind nur ein paar Meter, nur wenige Schritte, um Bericht zu erstatten.
Als sich Leutnant Pavel Antonow durch das enge Querschott zur Zentrale hindurchquetscht. Kann er sich die Meldung eigentlich sparen.
Maschine ausgefallen Genosse Kapitän. Unser Dieselbrennstoff ist restlos verbraucht.
Jetzt haben wir nur noch die E-Maschine mit dem bisschen an Batterieleistung, was noch in den Akkumulatoren ist, meldet Leutnant Antonow, wenig förmlich. Die Mühen der letzten Stunden sind ihm deutlich anzusehen.
Batterieladestatus bei nur noch 67%...das muss reichen...mehr haben wir nicht mehr
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Eilig bestimme ich unsere aktuelle Position auf der Karte und stecke die Entfernung nach Tallinn ab. Pavels Einschätzung vom frühen Morgen war fast auf die Seemeile genau eingetroffen. Ich hatte mir schon in den letzten Stunden alles zurecht gerechnet.
”Wir sind noch 16 Seemeilen von Tallinn entfernt, Genosse Kapitän. Unsere Akkumulatoren sind noch zu etwa zwei Dritteln geladen. Bei 2 Knoten Unterwasserfahrt sollten wir binnen acht Stunden den Hafen aus eigener Kraft erreichen können. Eine höhere Geschwindigkeit geben unsere Batterien in Anbetracht der Entfernung nicht mehr her.”
Auf E-Maschine schalten! Aktuellen Kurs beinbehalten, Leutnant Petrov, knurrt Kommandant Kulov, innerlich doch selbst froh, sich die Schmach, ein paar Seemeilen vor dem rettenden Hafen noch um Hilfe funken und wie ein Havarist eingeschleppt werden zu müssen, doch noch ersparen zu können.
Nach weiteren acht langen Stunden, während deren M-71 die letzten lausigen 16 Seemeilen (ca. 30 Kilometer), im Schneckentempo hinter sich bringt, erreicht das alte Boot schließlich, um kurz nach 16.00 Uhr die ehemals estnische und jetzt unter sowjetischer Besatzung stehende Hafenstadt Tallinn, einer der bedeutendsten und wichtigsten Häfen im gesamten Ostseeraum.
Der Hafen von Tallinn kommt in Sicht...getaucht, auf Sehrohrtiefe halten wir auf die Hafeneinfahrt zu
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Überblick über das Hafengelände
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Schwerer Kreuzer Kirov...der neue Stolz der sowjetischen Flotte
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Schwerer Kreuzer Kirov...Blick von Achtern
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M-71 taucht in der Hafeneinfahrt von Tallinn auf...wir haben es geschafft...endlich daheim!
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Um 16.15 Uhr, nach einer 14 Tage andauernden Odyssee durch die Untiefen der Ostsee, mitten in die Wirren eines ausbrechendes Krieges hinein, erreicht M-71, unter dem Kommando von Oberleutnant Vladimir Kulov schließlich seinen Ausweichhafen im sowjetisch besetzten Tallinn. Der eigentliche Heimathafen in Libau, aus welchem wir, zwei Wochen zuvor, zu einer eigentlich geplanten Ausbildungs- und Erprobungsfahrt ausgelaufen waren, war zwischenzeitlich bereits in deutsche Hände gefallen. Aus unserer, nur für drei oder vier Tage angesetzten Routinemission, war ohne es zu ahnen ein waschechter Kriegseinsatz geworden, der uns mehr als einmal in brenzlige Situationen gebracht hatte.
Ergebnis
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Auch wenn wir auf dieser, unserer ersten Feindfahrt keine Versenkungserfolge erzielen konnten, müssen wir im großen und ganzen doch mit dem letztlichen Ausgang der Unternehmung zufrieden sein. Wir sind heil und am Stück wieder nach Hause zurückgekehrt. Keine Selbstverständlichkeit, wenn man alle Vorkommnisse der letzten beiden Wochen seit dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion betrachtet.
Die Erfüllung unserer beiden Missionsziele bringt uns zumindest etwas Ansehen und der Mannschaft erste Erfahrung auf See. Doch wir mussten auch erkennen, dass wir noch einen weiten Weg vor uns haben, eine geschlossene, gut ausgebildete und funktionierende Mannschaft zu bilden. Die Grünschnäbel brauchen einfach mehr Erfahrung und Kulov ein besseres Boot.
Auslaufen aus Libau am 21.06.1941
- keine bestätigten Versenkungen
- erfolgloser Torpedoangriff auf deutschen Minensucher am 27.06.1941 in der Danziger Bucht
Einlaufen in Tallinn am 03.07.1941
Kann Kulov denn bereits ein neues Boot bekommen oder muss er ned erst ein paar Versenkungserfolge erzielen mit seiner Nussschale...?? Ansonsten prima Leistung, dass ihr noch einlaufen konntet. Aber Talinn und auch Hankö sind keine sicheren Häfen mehr, nur noch Kronstadt wird euch bleiben...
herzliche grüsse
Genosse Hohenlohe...:smoke:
Teddy Suhren
21.01.13, 21:27
Was passiert eigentlich, wenn Ihr von den deutschen Truppen im Hafen überrascht werdet?
Kann Kulov denn bereits ein neues Boot bekommen oder muss er ned erst ein paar Versenkungserfolge erzielen mit seiner Nussschale...?? Ansonsten prima Leistung, dass ihr noch einlaufen konntet. Aber Talinn und auch Hankö sind keine sicheren Häfen mehr, nur noch Kronstadt wird euch bleiben...
herzliche grüsse
Genosse Hohenlohe...:smoke:
Früher oder später im Laufe der Kampagne besteht natürlich die Möglichkeit, dass uns andere bzw. "bessere" Boote angeboten werden.
Was jedoch die genauen Voraussetzungen für das Angebot eines neuen Kommandos sind, können wir euch leider nicht sagen. Die Macher dieses Mods haben bisher nur soviel zu diesem Thema gesagt, dass es wohl sowohl mit der Zeit, die während der laufenden Kampagne vergeht, als auch mit den erzielten Erfolgen (Aufträge, Versenkungen, Beförderungen, Orden, etc.) zusammenhängt.
Aber keine genauen Angaben, dass man nun nach so und soviel versenkter Tonnage oder ab diesem oder jenem Rang, ein neues Boot angeboten bekommt.
Da müssen wir uns selbst überraschen lassen. Der gesamte Mod ist, abgesehen von einem kurzen Anspielen und dem, was wir uns aus dem russischen Modderforum angelesen haben, für uns völlig unbekannt.
Was passiert eigentlich, wenn Ihr von den deutschen Truppen im Hafen überrascht werdet?
Gute Frage, nächste Frage :D
Nein...Scherz beiseite. Wir wissen es schlicht und ergreifend nicht, wie das Spiel bzw. der Mod reagiert, wenn wir gerade im Hafen liegen und eben just jene Hafenstadt in der Zeit bis zum nächsten Auslaufen an den Feind fällt.
Willkommen zurück, wir sind gespannt, wann und wie es weitergeht.
Bezüglich des deutschen Vormarsches vermuten wir doch sehr, dass U Kulov sehr kurzfristig und Hals über Kopf wird wieder auf See gehen müssen. Angesichts des guten Wetters am Einlauftag hatten wir schon mit der deutschen Luftwaffe gerechnet!
George Pickett
22.01.13, 17:12
Eine Beförderung könnte sich Kulov damit verdienen, dass er sich als 1-Mann-Minenräumkommando meldet. Der Dank des sozialistischen Vaterlandes und besonders seiner Crew wäre ihm gewiss! :D
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Am 22. Juni, nur einen Tag nach dem Auslaufen zu unserer ersten Ausbildungsfahrt war das Unvorstellbare, das doch so viele letztlich schon lange geahnt hatten eingetreten. Auch mein alter Lehrmeister und Mentor, Kapitän Bukov hatte mich schon vor Monaten gewarnt, dass es bald Krieg geben würde. Doch ich, in meiner noch jugendlichen Naivität konnte oder wollte die dunklen Wolken am Horizont einfach nicht sehen.
Doch nun war es passiert.
Das Deutsche Reich hatte uns, ihren eigenen Verbündeten, die Sowjetunion angegriffen.
Unternehmen Barbarossa
In den frühen Morgenstunden des 22. Juni 1941 überschritten deutsche Heeresverbände die sowjetische Grenze und erklärten ihrem zeitweiligen Verbündeten, der Sowjetunion damit offiziell den Krieg.
Beinahe etwa drei Viertel aller zu diesem Zeitpunkt verfügbaren deutschen Heerestruppen wurden für diese Operation eingesetzt, um auf breiter Front vorzurücken.
Die deutschen Invasionstruppen bestanden aus über drei Millionen Soldaten, 3350 Panzern, 7300 Geschützen und annähernd 2000 Flugzeugen.
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Die sowjetischen Truppen hatten dem deutschen Vormarsch in den ersten Tagen und Wochen kaum etwas entgegenzusetzen.
Riesige Gebietsgewinne innerhalb kürzester Zeit waren die Folge.
Am 12. Juli 1941 verbünden sich schließlich Großbritannien und die Sowjetunion offiziell gegen den nun gemeinsamen Deutschen Feind und seine europäischen Verbündeten.
Der Anbeginn eines fast vierjährigen Schlachtens auf dem europäischen östlichen Kriegsschauplatz, von den arktischen Gewässern hoch im Norden Europas bis hinunter ans Schwarze Meer und den Kaukasus war damit gemacht. Ein mörderischer Vernichtungskrieg, der fast 25 Millionen sowjetischer Soldaten und Zivilisten das Leben kosten sollte.
Die deutsche Propagandamaschinerie läuft bereits - Die Deutsche Wochenschau vom 25. Juli 1941
http://www.youtube.com/watch?v=rbDJJa0Ja2A
Fortsetzung folgt...
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Der rasche Vorstoß nach Osten, nach dem Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 und die schnelle Einnahme fast der gesamten baltischen Küstenlinie bis kurz vor Leningrad, sowie die dadurch mitbedingte, effektive Ausschaltung der russischen Baltikflotte, schon unmittelbar zu Beginn des Angriffs auf die Sowjetunion, brachen zugleich auch fast den gesamten Widerstand auf See.
Dabei las sich die Stärke der sowjetischen Flotte bei Kriegsbeginn im Juni 1941, zumindest auf dem Papier als ernstzunehmender Gegner:
Drei Schlachtschiffe, neun Kreuzer, 59 Zerstörer, 215 U-Boote, 88 Minensucher, 77 U-Jäger, 22 Patrouillenboote, ca. 260 Torpedoschnellboote sowie eine große Anzahl kleinerer und Kleinsteinheiten, schienen einen ernstzunehmenden Gegner darzustellen.
Doch die nüchterne Realität hinter den bloßen Zahlen auf dem Papier sah anders aus.
Die sowjetische Flotte war zu Kriegsbeginn in weiten Teilen hoffnungslos überaltert.
Ein Gros der aktiven Einheiten stammte noch aus der Zarenzeit. Viele dieser, teilweise schon zwanzig bis dreißig Jahre alten Schiffe, waren nur spärlich oder gar nicht modernisiert und den Anforderungen eines modernen Seekrieges angepasst worden.
Die sowjetische Flotte genoss in Partei und Führung nur einen vergleichsweise geringen Stellenwert. Finanzielle Mittel flossen in der Regel immer zuerst verstärkt in den Ausbau der Roten Armee und der Luftstreitkräfte, während die Sowjetflotte über Jahre hinweg massiv vernachlässigt worden war. Während die Seestreitkräfte anderer Nationen ihre Flotten in den Zwischenkriegsjahren massiv umbauten, modernisierten und neue Technologien erprobten und implementierten, kam es in der Sowjetunion nur zu geringen Impulsen und Verbesserungen.
Teilweise waren nicht einmal die nötigen Mittel vorhanden, um die bestehenden Einheiten ausreichend zu warten und in Stand zu halten. So waren nicht wenige Einheiten im Juni 1941 gar nicht einsatzfähig und mussten kampflos aufgegeben oder selbstversenkt werden, um sie nicht den vorrückenden Deutschen Truppen in die Hände fallen zu lassen.
Schlachtschiff “Oktjabrskaja Revoljuzija” (Ex-Gangut)...Baujahr 1911...Teil der Baltischen Flotte
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Das Schlachtschiff “Oktjabrskaja Revoljuzija” nach der Modernisierung mit dem neuen, ungewöhnlichen Aufbautendesign
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Schlachtschiff “Parischskaja Kommuna” (Ex-Sewastopol)...Gangut-Klasse...Teil der Schwarzmeerflotte
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Schlachtschiff “Marat” (Ex-Petropawlowsk)...Gangut-Klasse...Teil der Baltischen Flotte
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Anmerkung: Ein viertes Schlachtschiff der alten Gangut-Klasse, die “Poltawa” wurde bereits 1922 bei einem Großbrand so schwer beschädigt, dass das Schiff nicht mehr repariert wurde. Es wurde in der Folgezeit und während des Krieges als Lieferant für Ersatzteile für die anderen drei Schlachtschiffe ausgeschlachtet und als Lager- und Wohn-Hulk verwendet.
Schwerer Kreuzer “Kriov”...Baltische Flotte
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Schwerer Kreuzer “Maxim Gorky”...Baltische Flotte
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Schwerer Kreuzer “Voroshilov”...Schwarzmeerflotte
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Schwerer Kreuzer “Molotow”...Schwarzmeerflotte
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Die Schweren Kreuzer der Kirov-Klasse (Kirov, Voroshilov) und die beiden, verbesserten Nachfolgemodelle der Maxim Gorky-Klasse (Maxim Grrky, Molotow) gehörten zu den wenigen, größeren, modernen Einheiten der Sowjetflotte. Sie waren ab Baubeginn 1935, die ersten größeren Kriegsschiffe, die auf russischen Werften, seit dem Ende des Zarenreiches vom Stapel gelassen wurden. Da den russischen Ingenieuren und Schiffbauern nötige Erfahrungen bei der Konstruktion solch großer Kriegsschiffe fehlten, kauften die Sowjets. Mit Genehmigung Mussolinis Pläne und Blaupausen der italienischen Montecuccoli-Klasse Kreuzer, um auf dieser Grundlage einen eigenen Kreuzertyp zu entwickeln.
Mit einer Hauptartillerie vom Kaliber 18,0cm und einer Standardverdrängung von 8.000 Tonnen, war die Konzeption für einen modernen, zeitgenössischen Schweren Kreuzer eher ungewöhnlich, schöpften die Schiffe doch nicht alle Möglichkeiten des Washingtoner-Flottenabkommens aus, das eine offizielle Obergrenze von 10.000 Tonnen Verdrängung, bei einem Maximalkaliber von 20,5cm vorsah, was die meisten Schweren Kreuzerneubauten zu dieser Zeit auch bis an oder über dieses Limit hinaus ausreizten.
Noch während des Krieges wurden 1942 bzw. 1944 in den Amur-Schiffswerften zwei weitere Kreuzer dieses Typs für den Einsatz in der Pazifikflotte fertiggestellt. Beide Kreuzer, die “Kaganovich” und die “Kalinin” kamen während des Krieges zu keinen Einsätzen mehr. Beide zuletzt genannten Kreuzer waren die beiden einzigen größeren Kriegsschiffe der Sowjetflotte, die noch während des Krieges fertiggestellt werden konnten.
Schwerer Kreuzer “Krasnyi Kavkaz” (Ex-Admiral Lazarev)...Baujahr 1916, aber erst 1932 endgültig fertiggestellt. Das als Schwerer Kreuzer klassifizierte Schiff basierte vom Hüllenentwurf ausgehend auf einem zaristischen Leichten Kreuzer der Svetlana-Klasse, wurde aber 1932 schließlich mit vier 18,0cm Geschützen in Einzeltürmen bewaffnet...Einsatz in der Schwarzmeerflotte
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Schwerer Kreuzer “Krasnyi Kavkaz”...Heckansicht
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Leichter Kreuzer “Krasnyi Krym” (Ex-Svetlana, Ex-Profintern)...Baujahr 1915...Einsatz in der Schwarzmeerflotte
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Leichter Kreuzer “Chervona Ukraina” (Ex-Admiral Nakhimov)...Stapellauf 1915...Einsatz in der Schwarzmeerflotte
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Leichter Kreuzer, später Minenkreuzer/Minenleger "Komintern" (Ex-Pamiat Merkuriya)...Stapellauf 1903...diente nach Umbau erst als Ausbildungskreuzer und Schulschiff in der Schwarzmeerflotte...1941 Umbau und Einsatz als Minenkreuzer.
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”Komintern” nach dem Umbau zum Minenkreuzer
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"Aurora"...(Geschützter Kreuzer/Panzerdeckkreuzer) berühmt und geschichtsträchtig durch die Ereignisse der Oktoberrevolution...seit 1923 Schulschiff...im Juli 1941 weitgehend entwaffnet und als Wohnhulk genutzt. Am 30.09.1941 durch deutschen Artilleriebeschuss im Hafenbecken von Leningrad auf Grund gesunken. Im Juli 1944 gehoben. Reparatur von 1945-1948...dann Museumsschiff.
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Die “Aurora” als Museumsschiff im heutigen Sankt Petersburg
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Doch selbst Stalin hatte große Pläne, auch die Sowjetunion wieder zu einer großen Seemacht werden zu lassen. Schon in den 1930er Jahren, noch vor Kriegsausbruch schmiedete man in Moskau hochtrabende Pläne. Im Rahmen eines großangelegten Zehn-Jahres-Programms sollte bis 1946 eine moderne sowjetische Flotte aufgebaut werden, die mit jeder Flotte der Welt konkurrieren könnte.
Das ehrgeizige Flottenbauprogramm sah den Bau von insgesamt 15 Schlachtschiffen und Schlachtkreuzern, 15 Schweren und 28 Leichten Kreuzern, 144 Zerstörern, über 300 U-Booten und unzähligen kleineren Einheiten vor, welche die veraltete Flotte modernisieren sollten.
Ein gewaltiges Programm, das die Leistungsfähigkeit der sowjetischen Schwerindustrie und Wirtschaft, sowie die Werftkapazitäten jedoch weit jeder Vorstellung überschritt.
Als der Krieg mit dem deutschen Überfall im Sommer 1941 ausgebrochen war, hatten bis dahin kaum Fortschritte gemacht werden können. Die sowjetischen Werften hatten seit der Zarenzeit keine größeren Kriegsschiffe mehr gebaut und waren den Anforderungen nicht gewachsen. Die Versorgung und der Nachschub an Stahl für den Bau stockte unentwegt.
Der Ausbruch des Krieges beendete die Seemachtspläne dann endgültig. Die Ressourcen und Arbeiter wurden anderweitig gebraucht und das Programm zuerst eingefroren und schließlich ganz fallengelassen. Erst nach dem Krieg wurden, noch einige der geplanten Einheiten, zumeist Leichte Kreuzer und einige Zerstörer und U-Boote noch vollendet. Von den geplanten Großkampfschiffen sollte jedoch kein einziges fertiggestellt werden. Die wenigen begonnenen Bauten, wurden schon, kurz nach Kriegsausbruch, in sehr frühem Baustadium abgebrochen und verschrottet, um den begehrten Stahl anderweitig zu verwenden.
Doch nicht nur der Zustand der Sowjetflotte war bedenklich.
Stalins großangelegte Säuberungsaktionen hatten auch vor dem Militär, sei es nun in der Armee, der Luftwaffe oder auch der Marine nicht haltgemacht. Insbesondere das Offizierscorps hatte massiv durch tausende von Verhaftungen und Todesurteile zu leiden. So fehlte es hinten und vorne an erfahrenen Kommandeuren und Offizieren. Posten wurden aus der Not heraus durch unerfahrene oder unterqualifizierte Nachrücker besetzt, die nicht die nötige Erfahrung oder Qualifikationen besaßen, während die Ausbildung und „Durchbeförderung“ massiv zu Lasten der Fähigkeiten und Einsatzbereitschaft der nachrückenden Offiziere ging.
Die Rote Armee verlor in den Jahren der „Säuberungen“ etwa doppelt so viele Generäle wie im gesamten Zweiten Weltkrieg. In den folgenden Jahren ging der Umfang der Repressionen zwar zurück, doch sie hörten bis zum Angriff durch das Deutsche Reich im Sommer 1941 nicht auf.
Ähnlich verhielt es sich auch mit den Seestreitkräften. Auch deren Führung wurde durch die so genannten Säuberungen erheblich geschwächt. Ende November 1935 bestand deren Führungsspitze aus:
Flotten-Flaggoffizier 1. Ranges W.M. Orlow (Chef der Seestreitkräfte der Roten Armee),
Flotten-Flaggoffizier 1. Ranges M.W. Wiktorow (Kommandeur der Pazifikflotte),
Flotten-Flaggoffizier 2. Ranges L.M. Galler (Kommandeur der Baltischen Flotte),
Flotten-Flaggoffizier 2. Ranges I.K. Koschanow (Kommandeur der Schwarzmeerflotte),
Flaggoffizier 1. Ranges I.M. Ludri (Stellvertretender Kommandeur der Seestreitkräfte),
Flaggoffizier 1. Ranges K.I. Duschenow (Kommandeur der Nordmeerflottille),
Flaggoffizier 1. Ranges I.N. Kadatski-Rudnew (Kommandeur der Amurflottille)
und Flaggoffizier 1. Ranges G.P. Kirejew (Stellvertretender Kommandeur der Pazifikflotte)
Von diesen Offizieren überlebte einzig Galler die Jahre des Großen Terrors. Die nachrückenden jüngeren Offiziere verfügten kaum über genügend Erfahrung. So war zum Beispiel Konteradmiral A.G. Golowko bei seiner Ernennung zum Kommandeur der Nordflotte 1940 gerade einmal 34 Jahre alt und konnte auf nicht mehr als 13 Dienstjahre zurückblicken.
Etwa 11.000 Verhaftete wurden zwischen 1939 und 1941 wieder in den Militärdienst übernommen, denn die umfangreichen „Säuberungen“ der Roten Armee hatten deren Schlagkraft im Winterkrieg gegen Finnland (1939/40) und im Krieg gegen das nationalsozialistische Deutschland (1941–1945) erheblich geschwächt. Diese Schwächung lag unter anderem auch an der weit weniger guten Qualifikation der nachrückenden Offiziere. In einem internen Bericht vom Dezember 1940 ließ der Chef der Verwaltung „Gefechtsausbildung“ mitteilen, dass von 225 zu einem Lehrgang herangezogenen Regimentskommandeuren tatsächlich nur 25 die eigentliche Offiziersausbildung absolviert hatten, alle anderen kamen aus Lehrgängen für Unterleutnante oder Reservisten. Kurz darauf kam es bedingt durch die Repressionen zu einer erneuten Beförderungswelle, als am 7. und 8. März 1941 vier Armeebefehlshaber, 42 Korpskommandeure und 117 Divisionskommandeure neu ernannt wurden. Diesen blieben lediglich drei Monate Zeit, um sich in die höheren Dienstposten einzuarbeiten. Zugleich wurde der Umfang der Streitkräfte weiter erhöht, so dass der Bestand an Offizieren kontinuierlich abnahm. Man versuchte dies durch die Einberufung von Reservisten und die Einrichtung weiterer Lehrgänge zu beheben, doch alle diese Maßnahmen gingen zu Lasten der Kompetenz des Offizierskorps. 1941 betrug der Fehlbestand in den Landstreitkräften noch 16 Prozent, in den westlichen Grenzbezirken allein gerechnet waren es sogar 17 bis 25 Prozent. Die Luftstreitkräfte verzeichneten einen Fehlbestand von 32,3 Prozent des flugtechnischen Personals und in der Flotte fehlten 22,4 Prozent des Personals. Selbst von den vorhandenen Offizieren waren etwa 75 Prozent seit weniger als einem Jahr auf ihren Posten. Sie mussten daher kurz nach der Ausbildung und ohne tiefergehende Führungserfahrung auf den ihnen zugeteilten Positionen in den Krieg gegen das Deutsche Reich ziehen.
So wurde z.B. die Offiziersausbildung für U-Bootoffiziere zu dieser Zeit massiv beschleunigt. Natürlich zu Lasten der Qualifikation und der Erfahrung der neuen Offiziere.
Im Normalfall sollte jeder U-Bootkommandant Absolvent einer sowjetischen Marineakademie sein und anschließend vier bis fünf Jahre, auf verschiedenen Posten auf einem U-Boot seinen Dienst geleistet haben, bevor er für ein eigenes Kommando in Erwägung gezogen wurde. Doch die, durch die Säuberungen gerissenen Lücken und Verluste mussten rasch ausgeglichen werden, um alle Posten besetze zu können.
Das Ausbildungsprogramm wurde massiv gekürzt, die Anforderungen herabgesetzt. Viele U-Bootoffiziere wurden nun auch aus der zivilen Handelsmarine rekrutiert, bekamen “Schnelleinweisungen” für den U-Bootdienst und dienten i.d.R. eine Fahrt lang als Erster Offizier, bevor ihnen bereits ein eigenes Boot übertragen wurde.
Zu guter letzt muss auch beachtet werden, dass die sowjetische Flotte, so beeindruckend sie sich auch in ihrer schieren Anzahl an (meist veralteten) Einheiten, auf dem Papier darstellte, damit zu kämpfen hatte, fast über den halben Erdball, vom Norden Europas, bis zu den Küsten des Pazifiks verteilt zu sein. Das russische Riesenreich grenzte an viele Meere.
Die Sowjetmarine teilte sich daher in vier große Flottenverbände (Nordflotte, Baltikflotte, Schwarzmeerflotte, Pazifikflotte) sowie einige kleine Binnenflottillen, die weitestgehend eigenständig voneinander, unter einem eigenen Befehlshaber operierten.
Eine koordinierte Zusammenarbeit der einzelnen Flotten und ihrer Einheiten war während des gesamten Zweiten Weltkrieges kaum möglich. Zu weit waren die Flotten voneinander getrennt. Die Baltische Flotte, wie auch die Schwarzmeerflotte waren Zeit des Krieges über, in ihren Gewässern isoliert und praktisch eingeschlossen und kämpften für sich allein, die Pazifikflotte tausende von Seemeilen vom europäischen Kriegsschauplatz entfernt.
Über Inlandkanäle und schiffbare, russische Flüsse (z.B. Weißmeer-Ostsee-Kanal), gab es vereinzelten Austausch von kleineren Einheiten, eine wirkliche Zusammenarbeit, koordiniertes Vorgehen, oder gemeinsame Operationen, gab es jedoch nie.
Die schwer getroffene und in einem teilweise desolaten Zustand befindliche russische Ostseeflotte, sollte noch bis weit in das Jahr 1944 hinein im Finnischen Meerbusen, dem östlichsten Ausläufer der Ostsee quasi eingeschlossen sein. Ein Großteil der noch einsatzfähigen russischen Kriegsschiffe wurde zur Verteidigung des unter Belagerung (aber niemals eingenommenen) Leningrads herangezogen werden. Mangelnder Nachschub und schlechte Versorgung, wiederkehrende Luftangriffe, dichte Minenfelder, Netzsperren, Luftaufklärung und massive Patrouillen durch überlegene deutsche und finnische Seestreitkräfte verhinderten lange einen größeren Ausbruch der verbliebenen Einheiten. Nur wenige, meist kleine Einheiten oder U-Boote schafften es bis zu jener Zeit, weiter in die Ostsee vorzudringen, jedoch ohne eine ernsthafte Gefahr für die deutsche Schifffahrt darzustellen. Die russischen Erfolge sind bis dahin bescheiden.
Nach dem Zusammenbruch der Ostfront und dem Waffenstillstand zwischen Finnland und der Sowjetunion im September 1944, wendete sich das Blatt allerdings rasch und dramatisch.
Fortsetzung folgt...
Werter Sonic, danke für diese schlüssige Zusammenfassung Marinesituation in der damaligen Sowjetunion...
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke:
In der Tat, mit diesem Hintergrundwissen ist eine Bewertung der Abenteuer von Kulovs Boot erst richtig möglich.
Es sind fürwahr nicht die besten Voraussetzungen, aber umso größer dürfte die Freude sein, wenn mal ein Angriff gelingt.
Die Infos sind sehr interessant, die Wochenschau auch, besonders lustig, wenn man die wahren Hintergründe kennt und wie dreist gelogen wird in der Wochenschau, da muss man schmunzeln aber da fragt man sich auch zugleich, hätte man selbst damals, ohne die Infos, die wir heute haben, das nicht auch einfach geglaubt?
Wie dem auch sei, ein Klasse AAR, weiter so!
... aber da fragt man sich auch zugleich, hätte man selbst damals, ohne die Infos, die wir heute haben, das nicht auch einfach geglaubt?
Die heutigen Equivalente heißen BILD und RTL. Denen wird doch von gar nicht so wenigen auch so einfach geglaubt ...
Naja heutzutage haben wir auch das Internet und noch viele andere Radio Sender und Zeitungen und da kann man schnell herausfinden, ob etwas stimmt.
Damals gab es nur diese eine Quelle, das Propagandaministerium, an anderes kam man ja eigentlich nicht dran, es sei denn, man kriegte BBC rein.
Deshalb stimmte mich das nachdenklich.
Wir bedanken uns für das informative update. Angesichts der "dünner werdenden Luft", sind wir mehr als gespannt, ob und wie lange Kulov und Kameraden ihren Dienst zur Verteidigung Mütterchen Rußlands werden versehen können.
Da unser Großvater seinerzeit auf einem Netzleger der Kriegsmarine diente wissen wir ein wenig um die Umstände dieser Zeit und deren Widrigkeiten.
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03.07.1941
Als M-71 am späten Nachmittag des 03. Juli 1941 den scheinbar rettenden Hafen von Tallinn erreicht hatte, war die Stimmung unter der glücklich heimgekehrten Besatzung hervorragend gewesen, zumindest für den Augenblick. Doch die Freude über die widrige und doch glückliche Ankunft in Tallinn, nach den Strapazen der vergangenen beiden Wochen, verflog schnell.
Schon als das Boot auf einen, der noch wenigen freien Liegeplätze zuhielt, um dort festzumachen, war selbst für das ungeübte Auge sofort zu erkennen, dass hier in Tallinn längst nicht alles zum Besten stand. Im gesamten Hafenbezirk herrschte rege Geschäftigkeit, ja fast Chaos. Der Hafen war voll von Schiffen und Booten unterschiedlicher Bauarten und Größen, die sich dicht an dicht an den ohnehin schon überfüllten Kais und Anlegern drängten oder einfach wild, mitten im hafenbecken ihren Anker geworfen hatten. Kriegsschiffe vom mächtigen Schweren Kreuzer Kirov, bis zu kleinen, leicht bewaffneten Patrouillenbooten, dazu Handelsschiffe, Frachter, Passagierdampfer, Frachtleichter, Kohleschuten, Fischdampfer, Walfänger und unzählige, kleinere, oftmals kaum hochseetüchtige Fahrzeuge. Das reinste Sammelsurium. Sie alle hatten sich nach dem raschen Fall vieler vormals unter sowjetischer Kontrolle stehender Ostseehäfen in den letzten beiden Wochen, nun Tallinn gerettet.
Zum Glück war M-71 mit seinen nicht einmal 40 Metern Länge nur ein kleines Boot, so dass wir einen Liegeplatz, an einem etwas abseits gelegenen Kai zwischen einem rostigen Kohlefrachter und einem nach Tran stinkenden Walfänger ergattern konnten. Nachdem wir das Boot, mit tatkräftiger Hilfe von einem Dutzend Hafenarbeitern und Soldaten und ohne all zu sehr anzuecken, mit Hilfe der letzten Umdrehungen der schwächelnden E-Maschine, ein paar handfesten Tauen und schützenden Fendern in Liegeposition bugsiert hatten, ohne all zu sehr anzuecken und das Boot sicher am Kai zu vertäuen, erkannten wir erst, wie die Situation in der Stadt wirklich war.
Mein Gott, Andrej. Was ist hier nur los, raunt mich mein Freund, Pavel, unser Bordingenieur an, als er seinen Blick über Hafen und Stadt wandern lässt.
”Flüchtlinge, Pavel...alles Flüchtlinge, die nur weg wollen von der Front.”
Auch an Land sah es nicht besser aus. Ganz Tallinn platze förmlich aus allen Nähten.
Die traditionsreiche, historische Stadt quoll über vor Flüchtlingen, die sich hier vor den rasch vorrückenden deutschen Truppen, zumindest vorerst, in trügerischer Sicherheit wähnten.
Doch viel Zeit, uns groß Gedanken zu machen, haben wir nicht.
Oberleutnant Kulov war gerade wieder in sein Metier verfallen, seine Männer anzutreiben und auf Trab zu halten, kaum das M-71 fest vertäut war, so als wollte er am liebsten sofort wieder auslaufen, so eilig hatte er es offenbar, das alte Boot wieder flott zu bekommen.
Ein bisschen zackig da hinten ihr faules Pack. Wenn ihr glaubt, ihr könntet jetzt, da ihr wieder festen Boden unter den Füßen habt, sofort in die nächste Hafenkneipe rennen, euch mit billigem Wodka abfüllen und eine dreckige Hure knallen, habt ihr euch getäuscht. Für einen Seemann kommt immer zuerst die Pflicht. Und echte Seemänner werde ich noch aus euch machen und wenn ich es in jeden von euch einzeln reinprügeln muss.
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ICH WILL, DASS DAS BOOT SOFORT WIEDER SEEKLAR GEMACHT WIRD!
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Leutnant Petrov...sie kümmern sich unverzüglich darum, dass wir unsere verbrauchten Torpedos ersetzt bekommen!
Leutnant Antonow...Betankung! Wir brauchen neuen Treibstoff!
Obersteuermann Orlow...sie kümmern sich zusammen mit dem Smutje um die Aufstockung unseres Proviants. So wie das hier gerade zugeht, müssen wir zusehen, dass wir so schnell als möglich das bekommen, was wir brauchen, bevor alles weg ist, brüllte Kulov, wieder in seinem Element seine Anweisungen und Befehle, so als hegte er wirklich den Wunsch, am liebsten noch am selben Tage wieder auszulaufen.
Doch dazu sollte es so oder so nicht kommen.
Noch während sich die Männer daran machten, Kommandant Kulovs Befehle, leise murrend und schimpfend und den alten Schinder innerlich verfluchend auszuführen, machte ein einzelner, junger Marineoffizier, auf dem Kaianleger vor unserem Liegeplatz, gestikulierend und winkend auf sich aufmerksam.
Sehen sie mal da Leutnant Petrov. Da will einer was von uns, ruft mir Matrose Useinov, der junge 18-jährige Bursche zu, als er gerade damit beschäftig ist, mit zwei anderen Matrosen am Bug des Bootes noch eine weitere Festmachleine zu befestigen.
Sofort wechselt mein Blick rechter Hand auf den Kai hinüber, wo ich den jungen Offizier erspähe. Per Handzeichen winke ich dem jungen Mann zu, dass ich ihn entdeckt hätte und er näher kommen sollte, damit man ihn verstehen könne.
AHOI DA DRÜBEN! SAGEN SIE IHREM KOMMANDANTEN UND IHREM ERSTEN OFFIZIER SIE SOLLEN SICH UNVERZÜGLICH IN DER HAFENKOMMANDANTUR MELDEN. ALLE NEU EINGETROFFENEN BOOTE MÜSSEN ZUM RAPPORT. BEFEHL VOM BRIGADEKOMMANDEUR!
Kaum das er seine Nachricht an uns losgeworden war, eilte der junge Offizier auch schon wieder hastig davon, um sich in dem Getümmel im Hafenbezirk auf die Suche nach weiteren “ungeplanten” Ankömmlingen zu machen.
Auch Oberleutnant Kulov war die Aufforderung nicht entgangen.
Mit mürrischer Stimme musste er nun seine zuvor gegebenen Befehle ändern.
Dann bringen wir das hinter uns! Petrov, sie kommen mit.
Leutnant Antonow, sie übernehmen inzwischen das Kommando. Sichern sie das Boot und besorgen sie Quartiere an Land für die Männer, befiehlt Kulov, bevor wir uns gemeinsam auf den Weg machen.
Zu Befehl, Genosse Kapitän, antwortet der Bordingenieur und fragt sich dabei innerlich schon selbst, woher er denn in dieser, offenbar völlig von Menschen überfüllten Stadt, jetzt auf die Schnelle, freie Unterkünfte für fast zwanzig Mann auftreiben sollte. Eine schöne Heimkehr war das alles.
Inzwischen mache ich mich an der Seite von Oberleutnant Kulov auf den Weg durch das quirlige Hafenviertel von Tallinn in Richtung Hafenkommandantur, wohin man uns auf Nachfragen mürrisch verwiesen hatte. Entlang der Kais und Anleger herrschte reges, ja fast chaotisches Treiben. Menschen liefen durcheinander, Rotarmisten, Matrosen und Zivilisten, Männer, Frauen und Kinder jeden Alters. Dazu Fracht und Ladung von den Schiffen und die Habseligkeiten von Hunderten oder gar Tausenden von Flüchtlingen, die gerade mit einem der zahlreichen Flüchtlingsschiffe angekommen waren und nun verloren und planlos den Hafen verstopften, da sie nicht wussten, wohin. Ein einsamer Soldat versucht sich mit lauter Stimme Gehör zu verschaffen, um eine Gasse für ein paar LKWs freizuräumen, die weiter in die Stadt wollen. Doch der kleine Konvoi steckt hoffnungslos in den Menschenmassen fest.
WEITERGEHEN!!! MACHEN SIE EINE GASSE FREI! DIE LASTWAGEN MÜSSEN HIER DURCH, VERDAMMT NOCHMAL...AUS DEM WEG SAGE ICH!
Alles Brüllen des Soldaten, das Hupen der Fahrzeuge, das selbst vom Stimmengewirr Hunderter Menschen noch übertönt wird, verpufft wirkungslos. Ohne uns weiter zu kümmern, bahnen wir uns weiter unseren Weg durch den Hafen. Kulov, der bärengleiche, breitschultrige Zweimeterhüne, mit Armen so dick wie die Oberschenkel eines Mannes, schiebt sich dabei, wie ein Eisbrecher, rücksichtslos mitten durch die Massen. Mit schnellen Schritten und schmerzhaftem Ellbogeneinsatz und einem grimmigen Gesicht, wie zehn Tage Regenwetter bahnt er sich unaufhaltsam eine Gasse. Immer wieder schallt ein unchristlicher Fluch zu ihm herüber, verstummt aber meist sofort, als die zur Seite Gerempelten des grimmigen, rotbärtigen Bären in der Uniform eines sowjetischen Marineoberleutnants gewahr werden und sich dann doch dafür entscheiden, lieber die Sache auf sich beruhen zu lassen und keinen Streit vom Zaun brechen zu wollen.
Ich versuche mich indes, so dicht es geht hinter Kulov zu halten, bevor sich die freigeräumte Gasse wieder hinter uns schließt und wir unweigerlich in den Massen voneinander getrennt werden würden.
Nach einem knapp zehnminütigen Marsch erreichen wir schließlich, nachdem wir uns durch den halben Hafen gekämpft haben, endlich das große Gebäude der Hafenverwaltung von Tallinn, wo wir uns zu melden hatten.
Mit schnellen Schritten stapft Kommandant Kulov in das steinerne, aber ansonsten weitgehend schmucklose Gebäude. Zielsicher, so als ob er bereits genau wüsste, wo er hinmüsste sucht und findet Kulov seinen Weg, hinauf in den zweiten Stock des Gebäudes.
War schon einmal hier, knurrt er mir über die Schulter kurzangebunden und ohne weitere Erklärungen zu, so als ahnte er meine Verwunderung über seine Ortskenntnis.
Das gesuchte Büro des Brigadekommandeurs war indes selbst für mich schließlich leicht zu entdecken.
Gerade als wir das Ende der Treppe erreicht hatten, öffnete sich in einem der Flure, rechter Hand eine der Türen der Büros und Schreibstuben und zwei Marineoffiziere, ein Kapitänleutnant und ein Leutnant, ganz offenbar Kommandant und Erster Offizier eines anderen Bootes, treten heraus und haben es eilig das Gebäude zu verlassen. Nur ein flüchtiger, kaum wahrgenommener Gruß, als die beiden schnell an uns vorbei huschen und gen Ausgang streben. Wir hatten unser Ziel gefunden.
Was uns jedoch in dieser Schreibstube erwarten sollte, konnte ich noch nicht erahnen.
Oberleutnant Kulov jedoch, hatte bereits eine böse Vorahnung.
Fortsetzung folgt...
Was für eine böse Vorahnung das wohl sein mag...immer diese Cliffhanger des werten Genossen Sonic. Mann oh mann wie spannend wirds diesmal...
herzliche grüsse
Hohenlohe...*nastrowje*:smoke:
Teddy Suhren
03.02.13, 20:57
Sogar die Hafengeschichten sind spannend. Sehr schön!
Blastwarrior
03.02.13, 21:13
werter Sonic,
sie könnten als Geschichtenschreiber Karriere machen. Sie bekommen dies immer sehr spannend hin und da wo das Seitenende ist plazieren sie einen der Cliffhanger und man kann nicht aufhören weiterzulesen.
Einfach hervorragend.
Nach langer Forumsabstinenz bin ich wieder dabei und sehe mit großer Freude diesen neuen AAR von Euch.
Euren Stil habt Ihr weiter geschärft und die Erzählperspektive gefällt mit ebenfalls sehr gut.
Als alter Kritikaster 2 Anmerkungen:
- Pfänder...die Dinger schreibt man einfach Fender.
- Die Bemerkungen Petrovs in der Art "...wie sich später herausstellte...","...trügerische Hoffnung....","...wie ich später Erfahren sollte...", "....konnte ich noch nicht erahnen..." passen nicht so richtig zu der Erzählperspektive, sozusagen ein kleiner Stilbruch.
Oh je, schon wieder eine Unterbrechung im kritischen Moment.
Wir hoffen doch nicht, dass der Befehl zur Selbstversenkung kommt und die Besatzung zur Stadtverteidigung rekrutiert wird.
Die STAWKA bittet um einen Lagebericht.
Der alltägliche Arbeitsstress hält uns momentan ziemlich fest in seinem Würgegriff, so dass wir unter der Woche Abends momentan kaum die nötige Zeit und Muse finden.
So bleibt uns zur Zeit nur das Wochenende, so wir dort, zwischen Frau, Kind und Kegel, einmal etwas Zeit für uns finden, um unsere vorhandenen Ideen zu Papier zu bringen.
Doch so viel sei verraten, dieses Wochenende wird es noch ein neues Update geben :)
Das ist aber keine erfolgreiche Planerfüllung. Wenn dass Zentralkomitee davon erfährt gibt es großen Ärger :D
Wann können wir denn mit dem neuen Update rechnen?
Wenn das Zentralkomitee aus seiner Frau und dem Kinde besteht, dann sehen wir in der Tat schwarz für ein Update, dann wurde er, der Genosse Sonic, zwangsverpflichtet um an der Heimatfront zu kämpfen...
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke:
Duke of York
11.02.13, 15:17
Wenn das Zentralkomitee aus seiner Frau und dem Kinde besteht ...
Lässt sich das unter dem Begriff "Gulag" zusammenfassen? :D
Wir fürchten, U-Kulov benötigt zur Planerfüllung einen Politoffizier!
Lässt sich das unter dem Begriff "Gulag" zusammenfassen? :D
Davor fürchtet sich selbst Genosse Kulov, wenn er kein Boot mehr hat, weil Talinn von den Deutschen überrannt wird und er jämmerlich dasteht, aber der Einsatzleiter Genosse Sonic kann das noch ändern...
herzliche grüsse an Genosse Sonic
Hohenlohe, der auf ein Update hofft...:smoke:
Ich glaube, Genosse Sonic ist auf dem Weg zum Kindergarten... äh in Sibirien "verschollen"!
Ich glaube, Genosse Sonic ist auf dem Weg zum Kindergarten... äh in Sibirien "verschollen"!
Alle angeblich authentischen Meldungen über eine mögliche, kurzfristige Abkommandierung des Genossen Kulov zur neugegründeten Baikalsee-Flottille, entspringen einzig und allen dem Wunschdenken einer handvoll unzufriedener Mannschaftsdienstgrade. Der Oberleutnant erholt sich derzeit von der Bürde seines Kommandos im sibirisch...ähhh....heimischen Gulag...ahhhh...streichen sie das...streichen sie das...:D
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Wir hatten unser Ziel also offensichtlich erreicht. Kurzentschlossen und ohne noch viel Zeit zu vertrödeln, winkte mich Oberleutnant Kulov mit einem knappen Kopfnicken an seine Seite und klopfte energisch gegen die geschlossene Türe des unbekannten Büros.
Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten.
HEREIN, schallt es uns von der anderen Seite entgegen.
Zwei Schritte hinter unserem bärengleichen und hartherzigen Kommandanten betrete ich die kleine, rustikal und funktionell eingerichtete Schreibstube im ersten Stock der Hafenkommandantur. Ein kahler, wenig einladend wirkender Raum. Gegenüber der Tür zeigten zwei schmucklose Fenster hinaus auf den überfüllten, chaotischen und lärmenden Hafenbezirk von Tallinn. Zu beiden Seiten des Zimmers standen schwere, hölzerne Schränke und Regalreihen, die vom Fußboden bis unter die Decke mit dicken Akten, aus denen vergilbtes Papier quoll vollgestopft zu sein schienen. In den Ecken des Raumes und auch noch auf den Schränken selbst, stapelten sich, säuberlich zusammengerollt und in der herrschenden Unordnung doch irgendwie wie vergessen wirkend, zahlreiche Land- und Seekarten.
Doch meine Aufmerksamkeit richtete sich sofort auf die Fensterseite des Raumes, wo an einem einzelnen, schweren Eichenschreibtisch ein Mann mittleren Alters, mit doch bereits langsam ergrauendem Haar sass und offenbar etwas missmutig in ein paar auf dem Schreibtisch ausgebreiteten Akten blätterte. Trotz des Sonnenscheins, der durch die Fenster hereinfiel, brannte die kleine Schreibtischlampe.
Kapitän Dritten Ranges Nikolai Blinow, vorläufiger stellvertretender Brigadekommandeur der 1. U-Bootbrigade hier in Tallinn, stellte sich der stämmige Offizier etwas umständlich vor, ohne großartig von seinen Akten aufzusehen oder unseren militärischen Gruß zu erwidern.
Mich interessierte indes vielmehr der zweite anwesende Offizier, ein großgewachsener, schlanker, ja fast hagerer Mann, in der Uniform eines Kapitänleutnants der Sowjetmarine, der uns bislang nur den Rücken zukehrte und mit hinter dem Rücken verschränkten Armen aus den beiden Fenstern über den Hafen starrte, während er das Reden Kapitän Blinow zu überlassen schien.
Was ist mit Kapitän Egipko, war Kulovs erste Frage, als Kapitän Blinow doch noch eingefallen war, den Gruß knapp zu erwidern.
Kapitän Ersten Ranges Nikolai Egipko war unser Brigadekommandeur in Libau gewesen. Doch diese Frage beantwortete bereits der hagere Offizier, der in diesem Moment herum schnellte und sowohl Oberleutnant Kulov, als auch mich mit kaltem Ausdruck in seinen Augen zu mustern schien, so als wollte er uns beide einschätzen und bewerten. Dabei schnitt er seinem vorgesetzten Offizier, Kapitän Blinow, der vom Rang her über ihm stand, regelrecht unhöflich aber wie selbstverständlich das Wort ab. Blinow selbst machte keinerlei Anstalten gegen diesen offensichtlichen Affront seines Untergebenen auch nur das geringste zu sagen. Die Frage nach Kapitän Egipko ignorierte er dabei sogar völlig.
Mein Name ist Iwanov, Pjotr Iwanov. Willkommen in Tallinn Oberleutnant Kulov, Leutnant Petrov...richtig?
POLITOFFIZIER, fiel es mir mit einem mal wie Schuppen von den Augen. Wer sonst konnte sich ein solches Auftreten leisten. Mit einem Politruk legte man sich besser nicht ohne Not an, eine wohlbekannte Regel, die wohl auch Kapitän Blinow verinnerlicht hatte, obwohl er der ranghöhere Offizier war. Doch so war sehr schnell klar, wer hier in diesem Raum das Regiment führte und den Ton angab.
Nur Kommandant Kulov schien weiter unbeeindruckt und gefasst, so als hätte er schon vorgeahnt, was uns hier erwarten würde.
Oberleutnant Vladimir Kulov, Kommandant M-7, Erste U-Bootbrigade mit ehemals Heimathafen Libau, melde mich nach befehlsgemäßer Verlegung nach Tallinn, wie befohlen, antwortet Kulov und reißt mich aus meinen Gedanken.
”Unterleutnant Andrej Petrov, Erster Offizier auf M-71, melde mich wie befohlen!”
Uns beide noch immer musternd und beäugend, kam der hagere, hochgeschossene Politoffizier, ich schätzte ihn auf Anfang Dreißig, mit seinem pechschwarzen und fein gekämmten Haar, um den Schreibtisch herum, näher auf uns zu. Fordernd streckte er seine rechte Hand aus.
Ihr Kriegstagebuch...bitte!
Wortlos überreicht Kommandant Kulov, dem nun direkt vor ihm stehenden Politoffizier das ledergebunde Buch, das er bereits vorsorglich mitgebracht hatte. Es war üblich, nach Abschluss einer Fahrt, einen Bericht zu schreiben und das Logbuch des Bootes zur Einsicht vorzulegen. Der Ausbruch des Krieges mit dem Dritten Reich und seinen Verbündeten, hatte aus dm ehemaligen Logbuch nun ein Kriegstagebuch werden lassen, in welches alle nennenswerten Vorkommnisse und Ereignisse vom Kommandanten einzutragen waren.
Während Kapitänleutnant Iwanov in aller Ruhe in den gemachten Notizen und Aufzeichnungen des Buches las und von Seite zu Seite blätterte, ließ er uns wortlos stehen.
Kein Aufforderung uns zu setzen, obwohl es ohnehin keine weiteren freien Stuhle gab, oder es uns anderweitig etwas bequemer zu machen.
Nach einer kleinen Ewigkeit, die wir beide fast reglos auf dem Fleck standen, schlug Iwanov das Buch mit einem hörbaren Knall wieder zusammen und wandte sich wieder direkt an uns. Besser gesagt an Kommandant Kulov persönlich, während er mich gar nicht mehr weiter zu beachten schien.
Ich muss schon sagen, Genosse Kulov, begann der Politoffizier. Eine interessante und durchaus ereignisreiche Fahrt, die sie da hinter sich gebracht haben. Es war sicher nicht einfach, nach dem Rückzug aus Libau, sich ohne Unterstützung bis nach Tallinn durchzukämpfen. Nicht alle ihrer Kameraden hatten so viel Glück, wenn ich das bemerken darf. Um so mehr freuen Kapitän Blinow und ich uns natürlich, dass wenigsten sie es geschafft haben. Wir können jedes Boot gebrauchen.
Ein zaghaftes, stilles Nicken von Kapitän Blinow, der immer noch kaum von seinen Akten auf dem Schreibtisch aufzublicken scheint, ermöglicht Iwanov eine kleine Kunstpause. Der Mann war es offensichtlich gewohnt zu reden und hörte sich offenbar gerne selbst dabei zu.
Dennoch habe ich noch ein oder zwei kleine Fragen bezüglich der in ihrem Kriegstagebuch geschilderten Vorkommnisse. Sie müssen mich entschuldigen. Ich bin leider kein Fachmann, was U-Boote und ihren Einsatz anbelangt und wurde erst vor einer Woche dieser Brigade zugeteilt. Meine Qualitäten liegen daher noch eher auf anderen Gebieten. Von daher frage ich mich, ob sie mir etwas aushelfen könnten, ein paar Dinge etwas besser zu verstehen, fuhr Iwanov fort.
Natürlich, Genosse Kapitän, brummte Kulov zur Antwort.
Sehr schön, hellte sich die stoische Mine des Politoffiziers kurz auf, nur um sich sofort wieder zu verfinstern. Nun gut..sie haben Libau also am 21. Juni verlassen, unterwegs zu einer Ausbildungs- und Erprobungsfahrt, korrekt?
Jawohl, Genossse Kapitän, antwortete Kulov.
Bereits am zweiten Tag auf See berichten sie hier von einem Zusammentreffen mit einem vermeintlichen deutschen U-Boot. Sie haben nach der Sichtung des Bootes um 04.20 Uhr abgedreht und einen Kontakt vermieden. Nun stellt sich mir die Frage, warum sie das Boot, als sie es als feindliches, deutsches Fahrzeug identifiziert hatten, nicht direkt angegriffen haben? Zu dieser Zeit befanden wir uns bereits im Krieg, fragte Iwanov lauernd.
Nur mühsam seinen Ärger und Unmut bezämend setzte Kulov zu einer Antwort an.
Ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch nichts von einem Krieg. Die ersten Meldungen darüber erhielten wir erst über eine Stunde später, aber da hatten wir den Kontakt schon längst verloren. So ist es auch im Kriegstagebuch verzeichnet.
Schwach lächelnd blätterte Iwanov die Seiten um.
Ja, das ist es in der Tat. Da steht es ja. Verzeihen sie bitte, Genosse Kulov.
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Aber das bringt mich dann gleich zur nächsten Frage. Sowohl am 24. Juni, als auch tags darauf, am 25. Juni hatten sie zweimal Sichtmeldungen zu feindlichen Flugzeugen. Beide Male sind sie laut ihren Berichten getaucht. Zu diesem Zeitpunkt wussten sie doch bereits, dass wir mit dem Deutschen Reich im Krieg stehen. So steht es in ihrem Logbuch und gerade eben haben sie mir das auch noch einmal persönlich bestätigt.
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Genosse Kulov...warum haben sie nicht den Kampf gesucht?
Schweigen übertönt für einen Augenblick alles.
Selbst der Lärm aus dem Hafenvierte unter uns, der durch die geschlossenen Fenster dröhnt, scheint für den Moment zu verstummen.
Überraschenderweise und in einem plötzlichen Anflug von Courage, ist es Kapitän Blinow, der stellvertretende Brigadekommandeur, der diesmal das Wort ergreift. Offenbar war sogar ihm inzwischen etwas peinlich, dass er so gar nichts zu dieser Unterredung beizutragen hatte. Obendrein gefiel ihm nicht, in welche Richtung dieser schlaksige Politoffizier dieses Gespäch offenbar lenkte.
Genosse Iwanov, U-Boote sind leider nicht dazu gemacht, es mit Kampfflugzeugen aufzunehmen. Solange ein Boot aufgetaucht ist, ist es gegenüber einem, kleinen, schnellen und wenigen Flugzeug praktisch immer erheblich im Nachteil. Einen Angriff, bei dem nachhaltig im Nachteil ist, war eine vorausschauende und durchaus angemessene Verhaltensweise, beginnt Blinow, nur um nach diesen Sätzen wieder in Schweigen zu verfallen. Für heute hatte er genug Paroli geboten.
Innerlich wenig zufrieden setzte Kapitänleutnant Iwanov wieder sein falsches, schwaches Lächeln auf, wie andere Leute eine Maske aufzusetzen pflegten und tat so, als hätte er den Einwand überhört. Statt dessen zeigte er sich mit dem gehörten offenbar zufrieden.
Nun gut! Ich denke, das war alles für heute. Sie können gehen meine Herren und sich wieder um ihr Boot und ihre Mannschaft kümmern. Wir wären dann soweit fertig. Wir werden sie informieren, sobald ihre neuen Einsatzbefehle feststehen. Guten Tag, Genossen.
Mit einem ordentlichen militärischen Gruß, den nur Kapitän Blinow halbwegs interessiert entgegennimmt, machten wir auf dem Absatz kehrt und waren schon halb zur Tür hinaus, als uns die scharfe Stimme des Politoffiziers noch einmal kurz innehalten ließ.
Oberleutnant Kulov! Vergessen sie ihr Kriegstagebuch nicht. Sie werden es ja wohl noch brauchen.
Mit einem knappen Nicken nimmt Kommandant Kulov das ledergebundene Buch aus einer Körperdrehung heraus entgegen. Selbst der großgewachsene, hagere, ja fast dürre Politoffizier wirkte im Vergleich zu Kulovs annähernd zwei Meter großen und bärengleichen Gestalt nur wie ein Grashalm im Wind. Ein Prankenhieb aus den schwieligen, harte Arbeit und festes Zupacken gewohnten Händen des Bären würden ihn zerbrechen wie ein Streichholz.
Zu schade, dass sie es trotz zweier eingesetzter Torpedos nicht vermocht haben, diesen deutschen Minensucher erfolgreich zu torpedieren. Aber ich sehe schon, sie hatten auf dieser Fahrt wirklich einfach nur großes Pech, nicht wahr, Oberleutnant, säuselt Iwanov zum Abschied, als wir das Büro schon fast verlassen haben, noch einmal hinter uns her, bevor sich die Tür hinter uns schließt.
Während wir gemeinsam aus dem Gebäude eilen und uns auf den Weg durch den Hafen, zurück zum Liegeplatz von M-71 machen, kochen in Oberleutnant Kulov innerlich die Gefühle hoch. Auch wenn er diesen Politoffizier, diesen Kapitänleutnant Iwanov noch nie zuvor in seinem Leben gesehen hatte, so haste und verachtete er diesen Mann und all das wofür er stand doch aus tiefstem Herzen. Sogar die traditionsgemäße Anrede als Kapitän, die ihm als kommandierendem Offizier auf M-71, schon aus alter Marinetradition, unabhängig seines eigentlich niedrigeren Ranges zustand, hatte ihm dieser Bastard verwehrt. Kulov hasste die Bolschewisten und den Kommunismus, die ihm seine Familie genommen hatten, die seinen Vater zwangen, zu einem Verräter zu werden, die ihn und seine Mutter zu einem dahinvegetierenden, entbehrungsreichen Leben im sibirischen Exil getrieben hatten. Gedanken, die er tief in sich verborgen hielt und die doch stets sein Denken bestimmten. Kulov verabscheute das neue kommunistische Russland und ebenso verhasst war ihm auch das alte Zarenreich, das sich als zu schwach und dekadent erwiesen hatte und schließlich von der Revolution hinweggefegt worden war. Nur Stärke und eiserner Wille erhielt einen am Leben und brachte einen vorwärts. Eine bittere und harte Lektion, die er schon in jüngsten Jahren, im Exil und auch später, während seiner Ausbildung immer wieder auf’s neue erlernen und erfahren musste.
Von Kindesbeinen an musste er sich seinen Platz im Leben erkämpfen.
Geschenkt bekam er nichts. Im Gegenteil, wann immer es möglich war, legte man ihm Steine in den Weg. Doch sein eiserner Wille, sich auch gegen jegliche Widerstände durchzusetzen, sei es nun durch Bauernschläue, Skrupellosigkeit oder auch pure Brutalität, hatten ihn vorwärtsgebracht in seinem Leben.
Er würde Karriere machen in seinem Leben und sich durch nichts und niemanden davon abbringen lassen. Er würde nicht dieselben Fehler machen, wie sein Vater, der nicht die Zeichen der Zeit erkennen wollte und dem alten Zarenreich bis zum Ende, blind und treu ergeben blieb, bis man ihn als Verräter an der Revolution an die Wand stellte.
Und wenn der Weg zu Karriere, Einfluss und Macht eben darüber führte dem Teufel seine Seele zu verkaufen, so war das für ihn nur ein kleiner Preis. Stalin, der Kommunismus, die Partei, alles nur ein Mittel zum Zweck, solang es ihm selbst und seinen Zielen diente. Sollten sich Zeiten und Machtverhältnisse eines Tages ändern, wäre er der letzte der ihnen eine Träne nachweinte.
Doch auch im Büro des stellvertretenden Brigadekommandeurs machte man sich zur selben Zeit noch so seine Gedanken, über den sie gerade verlassenden Besuch, kaum dass Kommandant Kulov und ich das Gebäude verlassen hatten und uns auf den Weg zurück zu unserem Boot gemacht hatten.
Was halten sie von diesem Kulov, Kapitän Blinow, wollte Iwanov wissen, kaum dass sie wieder alleine waren.
Mhm...nun ich weiß nicht viel von ihm. Sehe ihn heute auch zum ersten Mal persönlich. Er hat sich wohl aus einfachen Verhältnissen hochgedient und dann die Offizierslaufbahn eingeschlagen. Ein halbwegs gebildeter Bauer. Aber was ich so gehört habe, soll er ein ziemlich hartes Regiment führen, meint Blinow.
Ich habe nichts gegen Bauern, Genosse Kapitän. Sie bilden den Grundstock unseres Landes. Aber ich habe etwas gegen Verräter. Diesen Kulov sollte ich besser im Auge behalten, antwortet der Politruk.
.
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Und was hat es eigentlich mit diesem jungen Unterleutnant auf sich?
Andrej Petrov, wenn ich mich recht erinnere.
Ein ziemlich unbeschriebenes Blatt. Ist erst vor vier Wochen befördert und von der Nordflotte zur Baltischen Flotte versetzt worden. Seitdem dient er als Erster Offizier unter Oberleutnant Kulov auf M-71. Eines unserer kleinen Küstenboote. Alt und nur bedingte Kampfkraft. Er hat davor unter Kapitän Bukov gedient, bis seine Offiziersausbildung abgeschlossen war, las Blinow stur aus der Personalakte auf seinem Schreibtisch.
Ahhh...Kapitän Bukov. Ich kenne ihn. Ein guter Mann.
Ich denke auch diesen Petrov im Auge zu behalten könnte sich lohnen...das heißt, er überlebt seinen Dienst unter diesem Kulov lange genug, grinst der Politoffizier mit einem kaum zu deutenden Lächeln auf den schmalen Lippen.
Fortsetzung folgt...
Jaja Politoffiziere, die sind so ne Sache.
Vielleicht fliegen die Deutschen überraschend einen Angriff auf Talinn und der kommt tragisch ums Leben? :D
George Pickett
27.02.13, 14:13
Politoffiziere...es geht doch nichts über ein gutes Betriebsklima. :D
Wir sind gespannt, ob der Politoffizier nicht doch als Reservetorpedo eine sinnvolle Verwendung für Mütterchen Rußland findet... Oder gar als erster sich einen Fluchtplatz auf einem Schiff sichert.
Wir sind gespannt, ob der Politoffizier nicht doch als Reservetorpedo eine sinnvolle Verwendung für Mütterchen Rußland findet... Oder gar als erster sich einen Fluchtplatz auf einem Schiff sichert.
Vielleicht wird der Politoffizier Kulov als Torpedoreiter für nen Einmanntorpedo verwenden, dann wäre Petrov der Nachfolger von Kulov...
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke:
Noch ein kleines Übergangskapitel, bevor es anschließend mit der zweiten und hoffentlich nicht letzten Feindfahrt von Oberleutnant Kulov und Co weitergehen sollte.
Viel Vergnügen :)
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Die folgenden Tage nach unserer Ankunft in Tallinn waren indes ebenso nicht einfach für die Besatzung von M-71. Stadt und Hafen waren hoffnungslos überfüllt und platzten förmlich aus allen Nähten. Flüchtlinge und Soldaten bevölkerten zusätzlich zu den Einheimischen die Stadt. Unser Versuch und unsere Hoffnung, Quartiere an Land für unsere Männer zu finden zerschlug sich noch am ersten Tag und stellte sich als unlösbare Aufgabe heraus.
Keine freien Betten, keine freien Quartiere, in der ganzen Stadt nicht, hatte Leutnant Antonow, unser Bordingenieur resigniert gemeldet, als wir nach unserem Antrittsbesuch beim stellvertretenden Brigadekommandeur und diesem Politoffizier von Iwanov zum Liegeplatz von M-71 zurückgekehrt waren.
Der zuständige Quartiermeister hatte auf Leutnant Antonows Anfrage nur schallend gelacht und dann hilflos mit den Achseln gezuckt. Er solle doch die Augen aufmachen und sehn was hier los sei. Die Leute schlafen in den Straßen und Gassen, unter freiem Himmel, weil einfach nirgendwo mehr Platz sei. Er könne sich keine Unterkünfte aus den Rippen schneiden, die er nicht hätte. Überhaupt sollten sie doch froh sein, auf ihrem Boot, aller Enge zum trotz, zumindest wind- und wettergeschützt untergebracht zu sein.
Zwar hatten sich alle an Bord von M-71 darauf gefreut, wieder in einem richtigen, breiten, mit frischen Laken bezogenen Bett zu schlafen, das man sich nicht im Vierstundentakt mit einem anderen Kameraden teilen musste, aber nun, da jedermann mit eigenen Augen sehen konnte, wie die Zustände in der Stadt wirklich waren, durften wir wirklich froh darüber sein, unser eigenes Dach über dem Kopf zu haben, auch wenn sich jedermann gewünscht hätte, nicht noch länger in der engen Stahlröhre, auf engstem Raum zusammengepfercht zu sein.
Zum Glück lag M-71 nun, sicher vertäut, an einem Pier, so dass die Männer nun, wenn sie nicht gerade für ein paar Stunden Schlaf in ihren Kojen suchten, zumindest die Möglichkeit hatten, sich die Beine auf festem Boden, an Land vertreten zu können.
Viel Freizeit sollte es aber auch nun nicht geben. Da wir nach unserer Ankunft keine weiteren Befehle mehr erhalten hatten und in dem allgemein herrschenden Chaos in Tallinn ohnehin kaum an militärische Ordnung zu denken war, hatte Oberleutnant Kulov kurzerhand jeden Landurlaub gestrichen. Die gesamte Mannschaft hatte, wenn nicht gerade die ausdrückliche Erlaubnis gegeben wurde, in Sichtweite des Bootes zu bleiben. Ein Erkunden der Stadt damit unmöglich. Die Stimmung unter der Besatzung sinkt damit schon wenige Stunden nach unserer glücklichen Heimkehr wieder in den tiefsten Keller.
Die Docks sind hoffnungslos überfüllt und kommen hinten und vorne nicht mit den ganzen Reparatur- und Überholungsanfragen hinterher. Wir stehen zwar jetzt auf einer Warteliste, aber wann die abgearbeitet ist und unser Boot an die Reihe kommt, weiß hier keiner. Mindestens aber zwei, vielleicht drei Wochen. Andere Schiffe haben Vorrang, insbesondere der protzige Kreuzer, die Kirov da draußen, gibt Leutnant Antonow am nächsten Tag im Rahmen einer kleinen, kurzfristig von Kommandant Kulov einberufenen Besprechung der Führungsoffiziere, etwas kleinlaut bekannt.
Wir brauchen kein Dock, schmettert Oberleutnant Kulov sofort mitten in Antonows Erklärung dazwischen. Wir haben das Boot bereits vor unserem letzten Auslaufen aus Libau vollständig überholt. Es muss mehr aushalten, als nur zwei Wochen auf See, ohne sofort wieder generalüberholt zu werden. Sie werden alle nötigen Arbeiten eben ohne solchen Luxus wie eine Werft und ein Trockendock bewerkstelligen müssen, Antonow. Das ist ihre Aufgabe hier an Bord. Das Boot einsatzbereit zu halten. Also hören sie auf zu jammern und machen sie gefälligst ihre Arbeit. Habe ich mich klar ausgedrückt, Leutnant?
Jawohl, Genosse Kapitän, knickt mein neuer Freund sofort wieder ein.
Ich will hier nicht länger als nötig untätig herumsitzen, während da draußen der Krieg ohne uns weiter geht, Petrov, wendet sich Oberleutnant Kulov nun direkt an mich. Wir müssen zusehen, dass wir schnellstmöglich an frischen Brennstoff, neue Torpedos und ausreichend Proviant kommen, um das Boot wieder klar zum Auslaufen zu bekommen.
Sie sind mein Erster Offizier...ich zähle auf ihre uneingeschränkte Unterstützung, Leutnant Petrov.
”Ja, Genosse Kapitän. Aber sollten wir nicht warten, bis sich die Situation hier etwas beruhigt und wir offizielle Befehle erhalten. Nach zwei Wochen auf See brauchen auch die Männer dringend ein paar Tage Ruhe, gerade unsere unerfahrenen und jungen Jungs an Bord. Es ist doch üblich, dass Landurlaub...”
Weiter komme ich nicht, meine Bedenken bezüglich Kulovs übereilten Plänen zu äußern, schon fällt er mir giftig und schneidend ins Wort.
ES IST KRIEG, PETROV!
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Sie kennen die Berichte doch auch und sie wissen, wie es hier zugeht. Schauen sie sich doch nur mal um. In der Geschwindigkeit in der die Deutschen vorrücken, stehen sie in ein paar Wochen auch hier vor der Stadt. Wenn dann das Evakuieren und die große Flucht angeht, will ich verdammt sein, wenn ich mir erst dann noch meinen Treibstoff und genug Fressen für jeden an Bord zusammenklauben muss. Je eher das Boot wieder klar zum Auslaufen ist, desto besser.
Mit leiser, und doch scharf schneidender Stimme setzt Kulov dann, zu diesen selbst für mich durchaus vorausschauenden und verständlichen Motiven und Gedankengängen dann noch verstörend etwas hinzu.
Jeden Tag, den ich hier an Land festsitze und der Krieg da draußen ohne mich weitergeht, ist eine verlorene Chane.
Bei Gott, er würde sich von nichts und niemandem davon abhalten lassen, endlich seinen Weg zu gehen und sein Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen, dachte Kulov still bei sich. Dieser Krieg war die große Chance, auf die er immer gehofft hatte. Eine Chance sich auszuzeichnen, aus der Masse der Namenlosen herauszustechen. Seine Herkunft und der ihr anhaftende Makel als Sohn eines Verräters endlich abzustreifen. Durch Leistung und Erfolge konnte er sich nun einen Namen machen, von dem man mit Respekt und Achtung sprach. Er konnte und wollte Karriere machen, suchte Macht und Einfluss. Dieser Krieg, dieser wunderbare und von ihm sehnlichst herbeigesehnte Krieg, war endlich seine große Chance auf ein besseres Leben. Und je schlechter er für die Sowjetunion gerade auch laufen mochte, um so wichtiger und höher würde man jeden Erfolg einschätzen.
Seine Familie war tot, Freunde hatte er nie gehabt und nie gewollt. Andere Menschen sah er nur als Konkurrenten oder bestenfalls ein notwendiges Übel auf dem Weg seine Ziele zu erreichen. Der Wert eines Menschen richtete sich für Kulov nur danach, ob ihm dieser nützlich sein konnte oder nicht.
Kulovs Herz, dass sich schon seit seiner Kindheit, in der sibirischen Verbannung, verhärtet und verschlossen hatte und nur noch von eisiger Kälte erfüllt war, rührte es nicht, als er sich innerlich und ehrlich wünschte, dieser Krieg möge noch viel blutiger und verlustreicher werden, als er es bisher bereits war.
Erst nach drei weiteren Tagen entspannte sich die allgemeine Lage in Tallinn allmählich.
Die lokalen Behörden und die eingesetzte Militärverwaltung schafften es schließlich dem Strom der Flüchtlinge halbwegs Herr zu werden und Hunderte und Tausende von Heimat- und obdachlos gewordenen Menschen, entweder per Schiff oder über Land, entlang der Küste weiter nach Osten, bis nach Leningrad zu transportieren.
So tummelten sich in der Stadt zwar immer noch unzählige Flüchtlinge, aber die Lage besserte sich Tag für Tag ein wenig.
Am vierten Tag nach unserer Ankunf in Tallinn, bekam die Besatzung von M-71 schließlich sogar die fast aus den eigenen Gedanken verbannten und fast vergessenen Unterkünfte an Land zugeteilt. Zwar immer noch improvisiert und mehr schlecht als recht in einer halbleerstehenden Lager- und Vorratshalle direkt im Hafendistrikt, noch in unmittelbarer Sichtreichweite zu unserem Boot, an dem die Männer unter Leitung von Leutnant Antonow, unserem jungen, studierten Bordingenieur wieder Willen, mit ihren provisorischen Überholungsarbeiten an dem alten Boot beschäftigt waren. Insbesondere der alte Diesel benötigte besonders viel Aufmerksamkeit, hatten wir ihn doch während unserer zweiwöchigen Odyssee durch das halbe Baltikum doch arg strapaziert.
Erst jetzt, am vierten Tag in Tallinn, als ich am Abend mit meinem neuen, selbsterklärten besten Freund, Leutnant Pavel Antonow, an Bord von M-71 meine Habseligkeiten zusammensuche, um uns in unserem neuen Quartier auf Zeit einzurichten, fällt mir auf, dass ich abgesehen von den wenigen Dingen, die ich an Bord hatte, praktisch nichts mehr besitze.
Zwei Satz Uniformen, die eine ständig an, die andere zusammengelegt in dem winzigen privaten Fach oberhalb der mit Pavel an Bord von M-71 geteilten Koje. Dazu nur noch ein paar kleine, platzsparende Habseligkeiten, das Photo von Anjushka, mein kleiner Schatz und mein Tagebuch. Für mehr Privates ist an Bord eines U-Bootes kein Platz. Nur ein stramm gepackter Seesack voll, nicht mehr.
Der Rest meines Gepäcks, meiner Habseligkeiten. Nun der lag noch, wie bei allen anderen Kameraden an Bord auch, daheim in unserem Quartier in Libau. Eine kleine Erprobungs- und Ausbildungsfahrt war geplant, nur ein paar wenige Tage auf See. Nun war Libau Gesichte. Dort hockten jetzt die Deutschen und irgendwie hatte ich meine begründeten Zweifel, dass die Burschen so freundlich waren, unser Gepäck an unsere neue Adresse nachzusenden.
Fortsetzung folgt...
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17.07.1941
Das sind ja mal wieder tolle Neuigkeiten, Andrej. Gerade wo wir uns hier in Tallinn und in unseren neuen Quartieren halbwegs eingerichtet haben, schicken uns die nach gerade mal zwei Wochen schon wieder auf See, seufzt Leutnant Antonow enttäuscht und wenig freudig.
Wir spülten gerade unseren Ärger und Frust über unsere neuen Befehle, die wir am Nachmittag vom Brigadekommando erhalten hatten, in einer der Kneipen am Hafen herunter. Auch der Großteil der restlichen Besatzung von M-71, soweit sie nicht von Kulov persönlich zum Wachdienst an Bord verdonnert worden waren und Dienst schieben mussten, verteilte sich in kleinen Grüppchen an den Tischen. An diesem Abend hatte es den jungen Valeriy Useinov und den kaum ein Wort russisch sprechenden Kasachen Asow erwischt.
Als ich so meinen Blick über die verstreut sitzenden Männer schweifen lasse, beschleicht mich sehr schnell der Gedanke, das hier noch lange keine gut eingespielte und fest zusammengeschweißte Mannschaft versammelt ist. Nur ein Haufen von bunt zusammengewürfelten jungen Kerlen, die meisten mit kaum bis gar keiner Seeerfahrung, die man jetzt einfach in einen Krieg schickte, um sie zu verheizen. Viel Zeit hatte man sich nicht gelassen, um uns sofort die nächsten Befehle zukommen zu lassen und ausgerechnet unser eigener Kommandant, Oberleutnant Kulov war einer der Hauptschuldigen daran, dass man uns so rasch wieder hinausschickte.
Kulov selbst zeigte sich den ganzen Abend über nicht, sondern hatte sich bereits an Bord von M-71 tief in Kartenmaterial vergraben.
”Du hättest ihn heute sehen sollen, bei der Kommandantenbesprechung mit Kapitän Blinow und diesem Politoffizier von Iwanov. Kulov hat sich förmlich darum gerissen zu den drei Booten der ersten Welle zu gehören, die morgen bereits auslaufen sollen.”
Ja! Ich wünschte wir hätten den verdammten Dieselbrennstoff, die neuen Torpedos oder den Proviant für die nächsten zwei Wochen nie bekommen. Wo sind die verfluchten Versorgungsprobleme, wenn man sie mal braucht, lacht Pavel bitter und mit erstaunlich vielen Flüchen auf den Lippen. Er vertrug offenbar wirklich nicht viel.
Mit einem Grinsen auf den Lippen schenke ich uns beiden aus einer halbleeren Flasche auf dem Tisch nach. Die Gläser vor uns sind schon wieder leer. Bester russischer Wodka, zumindest meinte der Wirt das. In Wahrheit wohl eher etwas Schwarzgebranntes aus dem Hinterhof. Aber es tat seine Wirkung und vertrieb den Frust unf nur darauf kam es in diesem Moment an.
”Na mein Lieber. Die werden wir wohl noch früh genug kriegen, fürchte ich und dann erinnere ich dich an diesen Abend...NASTROVJE!”
Nastrovje!
Hastig stürzen wir beide die gerade erst frisch gefüllten Gläser in einem Zug herunter.
Das hochprozentige Destillat brennt sich heiß und brennend seinen Weg unsere Kehlen hinunter. Das Gesicht zu einer Grimasse verzerrend und nach Luft japsend, knallt Leutnant Antonow sein leeres Glas auf den Tisch und langt sich unsicher mit der Rechten an die Schläfe. Für einen Moment scheint es, als würde sein Mund versuchen ein paar Worte zu formen, doch kein Laut kommt heraus.
Mit leicht schwindelndem Kopf, als das Brennen und Ziehen in meiner Kehle nachlässt, schweifen meine Gedanken ab. Zurück nach Murmansk und zu Anjushka.
Auch an den anderen vereinzelten Tischen der Kneipe, an denen sich viele der Männer von M-71 eingefunden hatten, ob allein für sich oder in kleinen Gruppen, hing man seinen Gedanken nach oder verfluchte mal innerlich und mal ganz offen das Schicksal und allen voran den eigenen Kommandanten.
Dieser gottverfluchte Schinder. Sein verdammter Ehrgeiz und sein Wahnwitz bringen uns noch alle ins Grab. Ihr habt gehört, was Leutnant Petrov erzählt hat, als er heute Nachmittag mit Kulov von dieser Kommandantenbesprechung zurückgekommen ist. Der irre Bastard hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, dass wir wieder zu denjenigen gehören, die man als Erste rausschickt, schimpft Bootsmann Padorin, der Bordfunker.
Der Teufel soll ihn holen, pflichtet ihm Matrose Jegorow, unser Horcher zu und zieht ein grimmiges Gesicht, wie drei Tage Sturm und Hagel.
Der würd ihn nicht nehmen, lacht da plötzlich Obersteuermann Orlow, neben Oberleutnant Kulov selbst, der erfahrenste Mann an Bord auf und übertönt mit seiner lauten Stimme für den Moment beinahe alles. Wer holt sich schon gern solche Konkurrenz ins eigene Haus?!
Schallendes Gelächter bereitete sich an Orlow’s Tisch aus und steckte rasch auch den Rest der Kneipe mit an. Orlow’s spöttische Art und sein loses Mundwerk, hatten dem altgedienten Seebären, mit seinen selbst fast 40 Jahren an Lebenserfahrung, mehr als 20 davon auf See, schon so manches Problem eingehandelt. Ein guter Seemann und erfahrener U-Bootmann, einer der wenigen, die wir an Bord hatten, galt er aber doch auch als Unruhestifter, der sich gerne mit seinen Vorgesetzten anlegte. Seine Versetzung an Bord von M-71 unter Kulovs eisernes und bedingungslose Disziplin fordernde Kommando, sollte wohl Strafe und Prüfung für beide Männer zugleich sein.
18.07.1941
Unsere neuen Befehle sahen vor, uns bereits am nächsten Tag, den 18. Juli 1941 wieder auf See in den Fronteinsatz zu schicken. Nach nur zwei Wochen Notaufenthalt in Tallinn, der sowjetisch besetzten, estnischen Hauptstadt, die nach dem Verlust von Libau nun zu unserem vorläufigen Heimathafen geworden war, sollte M-71, unter Oberleutnant Kulovs Kommando, nun wieder in See stechen.
Unsere neuen Einsatzbefehle
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Unsere neuen Einsatzbefehle sehen vor, dass M-71, als Teil einer ersten Welle von drei U-Booten aus Tallin auslaufen soll. In den folgenden Tagen sollen anschließend weitere, einsatzbereite Boote folgen.
Nach dem Verlassen von ihrer Stützpunkte operieren die Boote einzeln, ihren Befehlen entsprechend. M-71 wird befehlsgemäß auf westlichem Kurs, sein ca. 350 Kilometer entferntes Operationsgebiet anlaufen. Nach erreichen des Einsatzgebietes soll M-71 für die Dauer von mindesten drei Tagen (72 Stunden) im “Schärenmeer” zwischen dem finnischen Turku und Åland auf Patrouille verbleiben und gegen feindlichen Schiffsverkehr in diesem, von unzähligen kleinen Felsinseln und Schären geprägten und durchzogenen Seegebiet operieren.
M-71, als kleines, wendiges und nur mit geringem Tiefgang gesegnete Boot der Malyutka-Klasse, ist für diese seichten und schwierigen Bedingungen besser geeignet, als manch anderer, größerer Bootstyp.
Neues Operationsgebiet zwischen dem finnischen Turku und Åland
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Bekannte Minensperren
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Fortsetzung folgt...
Blastwarrior
03.03.13, 17:26
mmh die roten sind Minensperren und was bedeuten die grünen Balken?
mmh die roten sind Minensperren und was bedeuten die grünen Balken?
Ohne es mit völliger Sicherheit sagen zu können, gehen wir mal davon aus, dass es sich dabei ebenfalls um Minen handelt.
Nur eben "eigene" Minenfelder, deren Position und Ausdehnung verlässlicher ist als die vagen, erst nach und nach aktualisierten Informationen über feindliche Sperren.
Mit den Angaben ist es aber so eine Sache. Hunderprozentig genau sind diese weiß Gott nicht und werden auch nicht jedesmal sofort aktualisiert, wenn neue Sperren gelegt werden.
Also auch wenn man laut Seekarte in eigentlich "sauberem" Gewässer unterwegs ist, läuft man dennoch Gefahr Minenbekanntschaft zu machen...siehe unsere erste Feindfahrt kurz vor der Rückkehr nach Tallinn :)
Die Geschichte baut sich viel zu spannend auf, die Charaktere fangen gerade erst an, ihre vielschichtigen Facetten zu entfalten - Wir hoffen sehr, dass Ihr euren im Eingangsposting getroffenen Entschluss, dass eine Versenkung das unweigerliche Ende bedeuten soll, im Fall der Fälle nicht einhaltet. Oder darüber einfach den Mantel des Schweigens fallen lasst und hier so tut, als sei nichts gewesen.
Laut der Dienstvorschriften der Bundeswehr, werden eigene und feindliche Sperren, Zerstörungen und Lähmungen grün dargestellt. Die Feindlage rot, die eigene Lage blau oder schwarz.
Insofern kann man nur spekulieren, was die Programmierer mit dieser Farbgebung sagen wollen.
Ich glaube fast, dass die Sowjetmarine kein Interesse für Dienstvorschriften einer zukünftigen, imperialistischen Terroristenarmee zeigt :D
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18.07.1941
Am frühen Morgen des 18. Juli 1941, nach nur einer kurzen und wenig Schlaf bietenden Nacht in unseren provisorischen Behelfquartieren an Land, laufen die letzten Vorbereitungen zum frühmorgendlichen Auslaufen von M-71 und zwei weiteren Booten aus dem Hafen von Tallinn. M-71 unter dem Kommando von Oberleutnant Vladimir Kulov soll dabei die Speerspitze der ersten Auslaufwelle von drei Booten an diesem Tage bilden.
Eine ehrenvolle Aufgabe prophezeit Kulov...Kugelfang und Bauernopfer flüstern dagegen hinter seinem Rücken unsere Männer, als die letzten Arbeiten erledigt und das Boot auslaufbereit gemacht wird. Im Laufe des Tages sollen dann zwei weitere Boote der ersten Welle, auf denen ebenfalls bereits seit dem frühen Morgen eifrig gearbeitet wird, um die Boote klarzubekommen, M-71 folgen.
M-71 gegen 09.00 Uhr Morgens, auslaufbereit im Hafen von Tallinn
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KLARMACHEN ZUM AUSLAUFEN! ALLE MANN AUF IHRE STATIONEN! LEINEN LOS. NA MACHT SCHON IHR FAULEN HUNDE...GENUG GEFAULENZT DIE HERREN!
So schallt laut und dröhnend die tiefe, sonore Stimme des bärengleichen Kommandanten vom engen Kommandoturm herunter und flutet unüberhörbar über das gesamte Boot. Kulov hat es offenbar eilig.
Ich hab es einmal gesagt und ich sage es wieder! Es ist eine verdammte Schweinerei, dass man gerade uns, nach nur zwei Wochen wieder auf See schickt und dann auch noch als aller Erste, schimpft der junge Matrose Valeriy Useinov leise vor sich hin, als er zusammen mit ein paar anderen jungen Matrosen auf dem Vordeck damit beschäftigt ist, die letzten Taue einzuholen und die Fender loszumachen, damit das Boot freikommt.
In Wahrheit ärgerte er sich noch am meisten darüber, dass er gestern zusammen mit dem wortkargen Kasachen Asow Wache schieben durfte, während der Rest der Besatzung zumindest noch etwas Freizeit zugestanden bekommen hatte, auch wenn die Stimmung in jener Hafenkneipe, am Abend zuvor, nicht gerade von Euphorie oder übermäßiger Vorfreude bestimmt war. Valeriy war sauer!
Dieser verfluchte Schinder mag das vielleicht als Ehre ansehen, wenn es gerade unser Boot ist, das den Anfang machen soll. Aber in Wahrheit sollen wir doch nur als erste in ein frisches Minenfeld hineinschippern, und einen sichere Kurs auskundschaften, vermutet ein anderer.
Unser alter, rostiger Eimer und wir auch sind eben kein großer Verlust, lacht Obersteuermann Orlow bitter, als er zu der kleinen Gruppe Matrosen, mit ihren unheilvollen Mienen im Gesicht tritt und selbst noch kurz mit anpackt, das letzte der schweren Taue loszuwerfen. Das Prachtstück dahinten würden sie dafür nicht auf’s Spiel setzen...uns aber schon, setzt er mit einem kurzen Blick in Richtung offenes Hafenbecken hinzu.
In Sichtweite zu uns liegt der Schwere Kreuzer Kirov im Hafenbecken vor Anker
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Auch nachdem die Flüchtlingsströme in den letzten Tagen etwas abgeebbt sind, herrscht im Hafenbecken noch immer reges Treiben. Noch annähernd zwei Dutzend Schiffe bevölkern den Hafen von Tallinn.
Luftaufnahme des Hafenbeckens von Tallinn
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Gerade als wir die letzten Vorbereitungen zum Auslaufen abschließen wollen, die letzten Taue eingeholt werden, und sich die Dieselmaschine bereits warm läuft, passiert das Unerwartete.
Ein plötzliches, markerschütterndes Geräusch von Sirenen und aufbrandendem wildem Geschrei im reißt mich schlagartig aus meinen Gedanken. Auf dem gesamten Hafengelände herrscht mit einem Schlag Chaos. Menschen beginnen plötzlich loszurennen. Hier und dort werden Befehle gebrüllt. Auf M-71 sehen sich die jungen Matrosen einen Augenblick nur verdutzt an, unfähig zu reagieren, bis die Dämme brechen.
FLIEGERALARM!!!
Deutsche Bomber vom Typ Heinkel He 111 im Anflug auf Tallinn und den Hafen
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Wie Sturmgeheul brandeten nun über dem gesamten Hafengelände und der dahinter liegenden Stadt, die Sirenen auf und übertönten zeitweise alles und jeden. Angstvoll und neugierig zugleich wandert in diesem Moment nicht nur mein Blick gen Himmel.
Fast im selben Augenblick reißt mich plötzlich einsetzendes lautstarkes Donnern und Grollen von jenseits des Hafens, von der anderen Seite der Stadt, wieder zurück in die Realität.
Die in den Außenbezirken gelegenen Luftabwehrbatterien und Flakstellungen hatten das Feuer eröffnet. Der Luftangriff kam also aus dem Süden und das verschaffte uns ein bisschen Zeit, aber nicht viel und letztlich auch nicht genug.
”ALLE MANN AUF GEFECHTSSTATION! GESCHÜTZ KLAR!”
Befehle, wie sie gerade hundertfach im Hafen und auf den einzelnen Schiffen gebrüllt werden.
Auf den Kriegsschiffen im Hafenbecken blitzt es auf...von Land und von See aus wird nach und nach das Feuer eröffnet
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Feuer frei aus allen Rohren...zwei sowjetische Zerstörer feuern mit allem was sie haben gegen die anfliegenden deutschen Bomber
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Der zweite Zerstörer
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Auch der Schwere Kreuzer Kirov greift mit seiner Artillerie ein
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Doch selbst das massive einsetzende Abwehrfeuer der landgestützten Flugabwehrbatterien in und um die Stadt herum und die Feuerunterstützung durch die Hafen vor Anker liegenden Kriegs- und nur teilweise, leicht bewaffneten Handelsschiffen, stoppt den deutschen Luftangriff nicht. Unaufhaltsam jagt der deutsche Bomberschwarm über die Stadt, während die ersten Bomben fallen.
Feindmaschinen im Anflug auf den Hafen
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Fortsetzung folgt...
GENOSSE SONICOV, IHRE AUGEN SIND NOCH ROSTIGER ALS UNSER BOOTSKIEL überkommt den armen, gerade auf Turmwache stehenden, Torpedomatrosen der Wutanfall des Kommandanten. Bei der Fliegererkennung nicht aufgepasst, was? Das sind Heinkel 111, keine Junkers, Sie Blindtorpedo.
Mit einem nicht enden wollenden Wortschwall verdonnert Kulov den Genossen Sonicov zu einer AAR-Sonderschicht in seiner Freiwache. :-)
Habt Dank :)
Verzeihung, Genosse Kapitän! Ich werde das sofort berichtigen, versucht sich der unerfahrene und im Angesicht der Gefahr einfach heillos überforderte Matrose dem aufkommenden Zorn seines unberechenbaren Komamandanten zu entziehen.
HALTS MAUL UND SCHER DICH NACH UNTEN!!!
Doch selbst der nachtragende und sonst keine Fehler tolerierende Oberleutnant Kulov hatte jetzt andere Sorgen, als sich um den kleinen Identifizierungsfehler seines jungen Matrosen zu kümmern.
Sein Boot war in Gefahr, lag es doch, noch immer fest und stur auf der Stelle dümpelnd im Hafenbecken nun wie auf dem Präsentierteller.
Sofort ALARMTAUCHEN und das Boot auf Hafengrund setzen, damit entgeht ihr vielleicht den Bomben...
herzliche grüsse
Hohenlohe, der es gut mit Kulov meint...:smoke:
Ach du lieber Stalin ist das spannend, noch bevor das Boot überhaupt den Hafen verlässt!
Wir sind zum zerreißen gespannt und Genosse Wladimir Iljitsch Uljanov dreht sich in seinem Glassarg um.
Sicher ist das Primärziel der Luftwaffe das Dickschiff im Hafen, aber eine Bombe auch nur in die Nähe des potentiellen eisernen Sarges namens U-Kulov wäre wohl fatal.....
Was uns zur Frage führt, hat die Sowjetische Unterseeflotte Tauchretter???
Na, wie es aussieht greifen die Bomber eher die andere Ecke des Hafens an.
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Unaufhaltsam braust der deutsche Bomberschwarm in mittlerer Höhe heran. Flak- und MG-Feuer donnert brüllend gen Himmel, dem Feind entgegen. Leuchtspurmunition saust zischend in die Wolken.
DA! DA KOMMEN NOCH MEHR, brüllt einer der Matrosen auf dem Vordeck, der gerade eben noch mit dem Loswerfen der letzten Taue beschäftigt war.
Bomber im Anflug auf den Hafen und die Stadt
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Tausend Gedanken schießen mir durch den Kopf.
Tauchen...wir müssen tauchen! Warum gibt Kulov nicht den Befehl wegzutauchen, hämmert es mir ins Gehirn. Für einen kurzen Moment scheine ich mich von der Panik der jungen, unerfahrenen Männer um mich herum anstecken zu lassen, bin ich doch selbst nur zwei oder drei Jahre älter als sie.
Das Heulen der Sirenen und das lautstark und ohrenbetäubend dröhnende Trommelfeuer der Flakbatterien, bringen mich ebenso rasch wieder zu Vernunft.
Jetzt und hier tauchen zu wollen wäre Wahnsinn. Alarmtauchen können wir nicht. Zu flach ist das Hafenbecken. Wir würden das gesamte Boot mit Kawumm in den schlammigen Hafengrund bohren uns gleich selbstversenken. Das Boot macht keinerlei Fahrt und liegt tot auf der Stelle. Ohne Fahrt kommt kein Druck auf die Tiefenruder, womit deren Effekt praktisch gleich null ist. Die meisten Luken stehen offen und die halbe Mannschaft ist an Deck. Ein reguläres Abtauchen, aus dem Stillstand, nur durch Fluten der Ballasttanks dauert dagegen über zwei Minuten. Und zu allem Überfluss bricht uns dann auch so oder so die Wassertiefe von gerade mal acht bis zehn Metern das Genick. Zu flach um sich zu verstecken und mit kaum mehr als einer Handbreit Wasser über uns, kaum ein Schutz gegen einen Bombentreffer.
Nein...der Versuch hier und jetzt noch abtauchen zu wollen ist keine Option.
Doch Kommandant Kulov nimmt mir mit seinen raschen Befehlen in diesem Moment ohnehin jede Entscheidung ab.
MASCHINE VOLL VORAUS! STEUERMANN, KURS AUF DIE HAFENAUSFAHRT...ABSTAND ZU DEN GROSSEN PÖTTEN. GESCHÜTZ FEUER FREI! MACHT SCHON IHR HUNDE!
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Wenn wir still hier herumdümpeln pinseln wir uns eine verfluchte Zielscheibe auf den Rumpf. Wir müssen zusehen, dass der Kahn Fahrt aufnimmt und dann raus aus der Mausefalle hier und ab in tiefere Gewässer wo wir tauchen können.
”Geschütz ausrichten und Feuer frei. Lasst’s krachen! LOS...LOS!”
Auch unter den deutschen Bombern gibt es Verluste...eine He 111 brennt und gerät ins trudeln
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Bomben fallen...das Hafenbecken und die dort vor Anker liegenden Schiffe sind das Ziel
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Nur Sekunden und doch eine gefühlte Ewigkeit später, ist endlich auch das leichte 4,5cm Geschütz auf M-71 bereit. Gegen den Lärm der Sirenen, das dröhnende Brummen der über unseren Köpfen drohenden Bomber und dem Donnern der Geschütze hinweg, brüllt Obersteuermann Orlow, der sich kurzerhand als Kanonier hinter das Geschütz geklemmt hatte zu uns auf den Kommandoturm hinauf.
Geschütz klar!
”FEUER!”
Donnernd und orgelnd jagt die erste Granate in den morgendlichen Himmel.
Verschluss entsichern...heiß und vor Pulverdampf qualmend, kullert die erste Granathülse über das schmale Deck.
NACHLADEN, brüllt Orlow seinen Ladeschützen an.
Eine zweite der knapp 2 Kilogramm “leichten” 4,5cm Granaten wird geladen.
Verschluss verriegelt...Schusswinkel angepasst...nur nach Augenmaß...keine Zeit für mehr Genauigkeit...schnell muss es gehen...das Herz rast...der Puls schlägt bis zum Hals...FEUER!
M-71 greift mit seinem 4,5cm Deckgeschütz in die kämpfe ein und verstärkt das Abwehrfeuer
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Eine weiterer Bomber wird vom Flakfeuer schwer getroffen...
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Im Sturzflug schießt die brennende, Schwaden von dunklem, Qualm hinter sich herziehend vom Himmel herab, auf die Wasseroberfläche vor dem Hafen zu
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Das Bombardement geht unvermindert weiter. Etwas nördlich des Hafens finden die Bomben ein einsames Ziel...einen kleinen Schlepper
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Volltreffer in die Aufbauten eines am Pier liegenden Tankers
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Die Aufbauten stehen nach dem direkten Treffer rasch in Flammen.
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Das Feuer an Bord breitet sich rasant aus, während die Besatzung des Russen verzweifelt versucht, die Brände unter Kontrolle zu bekommen. Ein Kampf auf Leben und Tod beginnt. Dramatische Szenen müssen sich auf den festsitzenden und zum leichten Ziel gewordenen Schiffen abspielen. Auch wir haben die gleichen Sorgen. Doch unser Boot macht Fahrt...geradewegs durch das Inferno...raus aus dem Hafen, der rettenden freien Se entgegen.
Ein weiteres Opfer...der russischer Schlepper nach dem schwerem Bombentreffer
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Ein bewaffneter Schlepper, der vor dem Hafen kreuzte wurde zu einem leichten Ziel. Von einer Fliegerbombe am Achterschiff schwer getroffen, beginnt der brennende Schlepper rasch zu sinken. Sein Schicksal ist besiegelt und sollte doch nicht der einzige Verlust an diesem Tage sein.
Zäh und verbissen wehren sich die russischen Schiffe im Hafen...Salve um Salve, Granate um Granate verlässt die heißen Geschützrohre und Läufe gegen Himmel
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Bombe auf Bombe geht über dem Hafen nieder...
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Abwehrfeuer durchschneidet den morgendlichen Himmel...Sprengbombe um Sprengbombe wird über dem Hafen abgeworfen...im Hintergrund, hell leuchtend aufflackernd, ein Bombentreffer bei den Lagerhallen und Treibstoffbunkern
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Der abgeworfene Bombenteppich setzt den vor Anker liegenden Schiffen, die im Hafen wie auf dem Präsentierteller sitzen schwer zu. Sprengbombe um Sprengbombe verlässt die gut gefüllten Bombenschächte der deutschen Maschinen und überzieht Stadt und Hafen von Tallinn mit Feuer und Tod.
Ein Beinahetreffer...doch auch er zeigt Wirkung...der ungepanzerte Steuerbordrumpf wird von Schrappnells regelrecht durchlöchert und zerfetzt
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Ein weiterer Bombentreffer in der Stadt...Blick von einem der bewaffneten Frachter aus
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Abstand halten zu den größeren Pötten. Auf die haben es die Deutschen wahrscheinlich am ehesten abgesehen. Je weiter wir von denen wegbleiben, um so besser, wenn wir uns nicht eine scheiss falsch adressierte Bombe vor den Bug setzen lassen wollen, befiehlt Kommandant Kulov, fast ruhig und gelassen in all dem herrschenden Chaos und bei all dem Lärm von allen Seiten.
Die dichter werdenden Rauch- und Qualmwolken von brennenden Schiffen und Gebäuden, die der Wind über den gesamten Hafen verteilt, macht das navigieren aus dem Hafenbecken heraus nicht einfacher.
”Zu Befehl Kapitän! Ruder drei Grad Backbord...stur mitten durch!”
Die Einschläge sitzen dicht...gewaltige Wassersäulen steigen gen Himmel empor und regnen als feiner, alles benetzender Wasserfilm wieder herab
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Luftaufnahme...gut zu erkennen die einzelnen Bombeneinschläge
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Ein letzter deutscher Heinkel Bomber überfliegt den verwüsteten Hafen...es gibt schwere Verluste
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Brennend und von dichten Qualmwolken verhangen, bleibt der Hafen von Tallinn zurück
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Noch während um uns herum der Hafen von Tallinn und Feuer und Rauch versinkt und die letzten deutschen Bomber ihre tödliche Fracht abwerfen, um ihr Vernichtungswerk zu beenden, hetzt M-71, unter Oberleutnant Vladimir Kulovs Kommando, wie von tausend Geistern gejagt und getrieben aus der tödlichen Falle, der offenen See entgegen.
Fortsetzung folgt...
Ein schauderhafter und irgendwie aber auch schöner Anblick aber dafür fährt schließlich M-71 auf See, um den Krieg zu den Deutschen zu bringen, jagt sie mit euren Torpedos und wenn die ausgehen, meldet sich bestimmt Kulov freiwillig als Ersatztorpedo zum Wohle des Vaterlandes :P
Wilhelm Klink
11.03.13, 23:43
Sehr schön! Kommen solche Bombenangriffe auch in der Vanilla-Version vor oder sind sie Produkt des Sowjet-Mods?
wie viele Schiffe sind den durch den Bombenangriff versenkt bzw. beschädigt worden?
Mich interessiert auch, ob solche Bombenangriffe öfter vorkommen. Welches ist der nächste Stützpunkt für M-71, wenn Talinn an die Deutschen fällt...??
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke:
Wir erinnern uns an eine Karriere in SH3 bei der alliierte Bombenangriffe auf die Deutschen hafenanlagen ab 1943 nicht unüblich waren.
Werter Sonic, es sind ein paar tolle Bilder gelungen!!!
In der Vanilla-Version von Silent Hunter IV sind uns keinerlei derart großangelegten Luftangriffe auf Häfen oder Stützpunkte begegnet. Hier und da mal ein vereinzelter Aufklärer, aber niemals recht viel mehr.
Diese massiven Luftangriffe sind, wie auch schon in “Operation Monsun” Teil des hier verwendeten Mods. Nach dem zu schließen, was wir im russischen Modderforum zu diesem Mod herausgelesen haben, sollen Luftangriffe, auch auf Städte und Hafenanlagen keine Seltenheit sein. Details dazu können wir aber leider selbst nicht nennen, da dies auch unser ersten Bomberangriff unter diesem Mod war.
Sollte Tallinn nun fallen, würde uns als nächstes die zeitweise Verlegung nach Hankö oder direkt nach Leningrad/Kronstadt drohen. Von da an sitzen wir dann wirklich im wahrsten Sinne des Wortes in der sprichwörtlichen Klemme.
Die Verluste sind in der Tat hoch. Wir zählen drei versenkte bzw. auf Grund gesetzte Schiffe, einen leicht bewaffneten Schlepper, ein verschmerzbares Fischerboot, aber leider auch einen wertvollen Tanker.
Außerdem wurde etwa ein halbes Dutzend weiterer Fahrzeuge durch Bombentreffer beschädigt und zum Teil in Brand gesetzt. Darunter ein weiterer Tanker, ein Frachtdampfer, sowie einer der im Hafen liegenden Zerstörer, sowie kleinere Einheiten. Das vermeintliche Hauptziel des Angriffes, der Schwere Kreuzer Kirov, blieb indes unversehrt. In dem ganzen Chaos konnten wir zumindest den Abschuss von drei deutschen Heinkel He 111 Bombern beobachten.
M-71 wurde allerdings keiner der Abschüsse gutgeschrieben. Unsere unerfahrenen Kanoniere haben wohl meilenweit daneben gezielt. Mit unserem nur bedingt zur Luftabwehr taugenden 4,5 cm Deckgeschütz, das kurioserweise als Luftabwehrgeschütz gelistet ist, sich aber wohl definitiv besser zur Schiffsbekämpfung eignet, auch kein Wunder :)
Sobald sich Kulov genügend nötiges Ansehen verdient hat, steht dort adäquater Ersatz ganz oben auf unserer Anschaffungsliste, wobei wir aktuell nur ein paar 7,62 mm MG’s im Arsenal hätten...auch nicht das wirklich Wahre. Was würden wir derzeit nur für eine ordentliche 20 mm Flak geben :D
Habt ihr da nicht eher ein 12,7 mm MG.
Das Ganze erinnert uns doch stark an:
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Gibt es davon keine Doppellafette?
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