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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Das Stauffenberg Attentat



Kael
08.05.11, 18:54
Was haltet Ihr davon? Immer hin... wurde es ja in der Nachkriegszeit hervorgeputcht.
Falls ich auch eine falsche Informationslage habe.. wieso werden diese als Heldengefeiert?
Militärs die versuchten einen Diktator zu stürzen und eine Diktatur in eine Diktatur zu verwandeln? O,o

Monty
08.05.11, 19:02
Genau,
Schweinerei,
eine ganz kleine Clique ehrgeiziger, gewissenloser und zugleich verbrecherisch dummer Offiziere. Was erdreisten die sich ? ;)

Kael
08.05.11, 19:07
Genau! So siehts aus ! *-*

Elvis
08.05.11, 19:52
Die Attentäter und Widerstandskreise die mit dem Attentat verknüpft waren hatten völlig verschiedene Vorstellungen über ein Nachkriegsdeutschland.
Auch die Beweggründe waren individuell sehr unterschiedlich und bestanden aus einer Mischung aus Politik, Gewissen, Religion, militärischer Lage.
Es gab keine gemeinsame Motivation irgendein bestimmtes politisches System zu errichten. Es gab nur den gemeinsamen Willen den Krieg zu beenden, was unter Hitler völlig ausgeschlossen war. Dafür waren sie bereit ihr Leben zu riskieren und dafür ehren wir sie.

Wäre das Attentat geglückt und wäre der Krieg im Angesicht der totalen Niederlage beendet worden wäre das auch weit mehr als ein Zeichen gewesen.
Im letzten Kriegsjahr starben mehr Deutsche als in allen vorherigen Kriegsjahren zusammen. Von den Konzentrationslagern ganz zu schweigen.

Zitate der Verschwörer geben vieleicht einen Eindruck über ihre Motivation:


Es ist Zeit, daß jetzt etwas getan wird. Derjenige allerdings, der etwas zu tun wagt, muß sich bewußt sein, daß er wohl als Verräter in die deutsche Geschichte eingehen wird. Unterläßt er jedoch die Tat, dann wäre er ein Verräter vor seinem Gewissen.


Ich könnte den Frauen und Kindern der Gefallenen nicht in die Augen sehen, wenn ich nicht alles täte, dieses sinnlose Menschenopfer zu verhindern.


„Wenn einst Gott Abraham verheißen hat, er werde Sodom nicht verderben, wenn auch nur zehn Gerechte darin seien, so hoffe ich, daß Gott Deutschland um unseretwillen nicht vernichten wird... Der sittliche Wert eines Menschen beginnt erst dort, wo er bereit ist, für seine Überzeugung sein Leben hinzugeben."

http://de.wikipedia.org/wiki/Attentat_vom_20._Juli_1944#Heutige_Bewertung_durch_die_Geschichtswissenschaft

Vielleicht ist es auch besser so, dass das Attentat misslungen ist. So ist eine Neuauflage der "Dolchstosslegende" unmöglich geworden.

Spartan
08.05.11, 21:17
Schwieriges Thema - ich habe eine amibivalente Sicht auf dieses Ereignis.

Aus der Retrospektive wäre ein Kriegsende im Juli 44 natürlich besser gewesen. Das hätte sehr viele Menschenleben gerettet.

Andererseits stand zu diesem Zeitpunkt keine feindliche Armee im Reich, die Kriegsproduktion lief dank Speer auf Hochtouren und es wurden immer noch Hoffnungen auf Wunderwaffen gesetzt. Hätten sich die Westmächte nicht auf einen Separatfrieden geeinigt - wovon auszugehen ist - und wäre das Kriegsergebnis äquivalent zum Mai 45 ausgefallen, dann wäre dieses Attentat als zweiter Dolchstoß in die Geschichte eingegangen. Die Historiker würden immer noch darüber streiten, ob V3 und V4 das Schicksal hätten wenden können. Außerdem führte der hinhaltende Widerstand im Osten dazu, dass noch viele Deutsche vor der Roten Armee fliehen konnten, während gleichzeitig die Westallierten weiter vorrückten. Anderenfalls hätte der Russe seine Westgrenze vielleicht am Rhein gezogen.

Wodurch die Stauffenberg-Gruppe sich wiederum positiv von anderen Widerstandsgruppen unterscheidet, ist die Tatsache, dass sie die Niederlage Deutschlands abwenden wollte. Dafür hat sie Anerkennung verdient und auch wenn Stauffenberg seinerzeit als Verräter konnotiert war, wirkt er mit seinem Maßstäben von Anstand und Ehre im Vergleich zu manch heutigem Politiker geradezu wie eine Lichtgestalt. Wobei man sich trotzdem fragen muss, warum das Attentat nicht bereits nach Stalingrad durchgeführt wurde. Zu dem Zeitpunkt standen die Chancen auf einen weißen Frieden wesentlich besser. Im Juli 44 gab es hingegen kaum noch Aussicht auf Erfolg.

Das ganze Thema wirft so viele 'hätte', 'wenn' und 'aber' auf, wie die immerwährende Frage, zu genau welchem Zeitpunkt wir eigentlich den Krieg verloren haben. :D

Schön ist auch der Eid der Verschwörer. :)


Wir glauben an die Zukunft der Deutschen.

Wir wissen im Deutschen die Kräfte, die ihn berufen, die Gemeinschaft der abendländischen Völker zu schönerem Leben zu führen.

Wir bekennen uns im Geist und in der Tat zu den großen Überlieferungen unseres Volkes, das durch die Verschmelzung hellenischer und christlicher Ursprünge in germanischem Wesen das abendländische Menschentum schuf.

Wir wollen eine Neue Ordnung, die alle Deutschen zu Trägern des Staates macht und ihnen Recht und Gerechtigkeit verbürgt, verachten aber die Gleichheitslüge und fordern die Anerkennung der naturgegebenen Ränge.

Wir wollen ein Volk, das in der Erde der Heimat verwurzelt den natürlichen Mächten nahebleibt, das im Wirken in den gegebenen Lebenskreisen sein Glück und sein Genüge findet und in freiem Stolze die niederen Triebe des Neides und der Mißgunst überwindet.

Wir wollen Führende, die aus allen Schichten des Volkes wachsend, verbunden den göttlichen Mächten, durch großen Sinn, Zucht und Opfer den anderen vorangehen.

Wir verbinden uns zu einer untrennbaren Gemeinschaft, die durch Haltung und Tat der Neuen Ordnung dient und den künftigen Führern die Kämpfer bildet, derer sie bedürfen.

Wir geloben:
untadelig zu leben -
gewissenhaft zu dienen -
unverbrüchlich zu schweigen -
und füreinander einzustehen.

suo
08.05.11, 22:34
Ich hätte es anständiger gefunden, wenn die Leute aus der Wehrmachtsführung nicht erst angesichts der Niederlage im Krieg auf einmal keine Nazis mehr sein wollten.

the general
08.05.11, 22:57
Naja, Anschlagsversuche gab es ja auch bereits vorher. Wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht, gabs die ersten Anschlags- bzw. Putschversuche bereits 1936. Die Versuche setzen sich dann fast bis Kriegsende fort. Fast alle unter der Beteiligung des Militärs, auch hoher Wehrmachtsoffiziere.

Letztendlich konnte das NS-Regime mit Hitler an der Spitze aber sehr lange auf eine sehr breite Unterstützung innerhalb der Bevölkerung zählen. Auch nach Katastrophen wie Stalingrad.

Elvis
09.05.11, 00:02
Ich hätte es anständiger gefunden, wenn die Leute aus der Wehrmachtsführung nicht erst angesichts der Niederlage im Krieg auf einmal keine Nazis mehr sein wollten.

Keine Frage. Allerdings gehe ich davon aus das dir bekannt ist, wie unterschiedlich und vielschichtig die individuellen Verhältnise zur Partei und zum Krieg an sich waren.

Hinzu komt, das die Verbrechen der Nationalsozialisten sich im Kriegsverlauf steigerten und das Wissen darum und um die Außmaße sich auch nur zeitverzögert verbreitet.
Sicherlich hat die Widerstandsbewegung noch einmal einen kräftigen Schub bekommen, als sich die militärische Niederlage abzeichnete. Aber wie general richtig sagte gab es bereits vorher etliche Attentatspläne und Versuche, welche teilweise nur aufgrund unglücklicher Umstände (eingefrorener Zünder, Himmler und Goebbels nicht anwesend etc.) scheiterten.

Letztlich handelt es sich bei den meisten sicherlich um keine idealtypischen Gewissenshelden. Dennoch verdient ihre Tat in meinen Augen Anerkennung.
Auch wenn ich eine Person wie Georg Elser aufgrund seines Weitblicks, seiner Herkunft, seines Instinkts und seines einsamen Entschlusses weit mehr bewundere.

Eldanesh
09.05.11, 01:47
Na ja, die Pläne Treschkows waren ja schon eher im Gange: schon für März 43 ist ein Attentatsversuch nachgewiesen. (eine als cognacflasche getarnte Bombe ist im Frachtraum von hitlers Flugzeug vereist und ging nicht hoch).

So gesehen greift die Kritik zu kurz das das Attentat erst beim absehbaren Ende kam. Der Widerstand um Oster, Treschkow, Beck und Goerdeler war eigentlich seit 41 aktiv - und da war Hitler auf dem Höhepunkt.

Nur gings ja nicht nur ums Attentat, sondern später auch um eine Neuordnung des Staates und da mussten eben einige "größen" mitmachen. Und so ynisch es klingt, aber mit Königsmördern ist es wie im Fußball: man greift den Trainer nciht an wenn er Erfolg hat. Und dummerweise klappte eben alles wie am Schnürchen. Selbst konservative Strategen glaubten Ende 41 wirklich Russland sei besiegt:

Białystok/Minsk: 330.000 Gefangene, 3100erbeutete Geschütze, 3300 zerstörte Panzer
Smolensk: 760.000 Mann Verlust für die rote Armee
Uman: über 100.000 Mann verlust
Kiew: 665.000 Gefangene, 2718 Beutegeschütze
Wjasma/Brjansk: nochmal 600.000

Das OKW gab im Oktober 41 ne Pressekonferenz auf der man meldete das der Feldzug gewonnen sei - keine Armee der Welt hätte das wegstecken können...

Bei so nem Erfolg ist es schwer Kritiker zu finden. Und als es nicht mehr lief...na ja, da waren erstmal die Offiziere schuld...

derblaueClaus
09.05.11, 02:38
Ernstzunehmender Widerstand innerhalb der Wehrmacht formierte sich faktisch sogar schon 1938 im Zuge der Blomberg-Fritsch-Krise. Nur statt zu handeln hat damals wie dann später leider lieber gezögert bzw. übervorsichtig gehandelt.
Die Männer des 20. Juli selber nötigen mir allerdings größtmöglichen Respekt ab. Nicht aufgrund ihrer gemeinsamen Überzeugung die es, wie Elvis schon sagte aufgrund ihrer Mannigfaltigkeit faktisch nicht gab, sondern einfach nur das sie handelten. Und zwar im vollen Bewusstsein das sie wahrscheinlich scheitern würden. Und das ist es auch was sie von den zögernden alten Wehrmachtsgranden wie Beck unterscheidet und hervorhebt.

Literaturtipp von mir zu dem Thema : Fest, Staatsstreich
Sehr gut zu lesen und ich habe es gleichzeitig als sehr informativ empfunden.

Kadur
09.05.11, 11:34
http://www.geschichtsthemen.de/attentate_chronik.htm

Es ist manchmal unglaublich wieviel Glück eine einzelne Person haben kann..

X_MasterDave_X
09.05.11, 12:04
http://www.geschichtsthemen.de/attentate_chronik.htm

Es ist manchmal unglaublich wieviel Glück eine einzelne Person haben kann..

Tatsächlich gab es noch viel mehr Attentate, als den meisten bekannt ist.

Hier spricht ein Arbeitskreis von 42 ernsthaften Attentatsversuchen.
http://www.georg-elser-arbeitskreis.de/texts/attentate.htm

Ich erinnere mich vor kurzem auch etwas über noch mehr Attentate gelesen zu haben.

Das letzte Attentat soll übrigens Albert Speer selbst probiert haben, indem er Giftgas in den Führerbunker leiten wollte, im April 1945.



Bezüglich des Begriffes Glück. Darüber haben sich schon viele Spezialsten den Kopf zerbrochen....wie jemand so viele ernsthafte Versuche überleben kann.

Ein religiöser Mensch würde den bayrischen Spruch bringen (hier für unsere Nordlichter eingedeutscht. ;) ):
Der Teufel hilft seinen Leuten, aber er holt sie auch. ;)


In gewisser Weise war auch Hitler quasi religiös. Er dachte ja immerhin, "er sei von der Vorsehung auserwählt und beschützt, den Plan auszuführen, Deutschland wieder groß zu machen." Üblicherweise hatten Menschen die soetwas wirklich glauben, (und die meisten Kritiker sind sich einig, daß Hitler das wirklich geglaubt hat) zuvor ein gewisses "Erweckungserlebnis". Sprich....irgendwann gab es im Leben Hitler ein Ereignis, das ihm die Gewissheit gab, "auserwählt" zu sein.

Thomasius
09.05.11, 13:33
Es gab nur den gemeinsamen Willen den Krieg zu beenden, was unter Hitler völlig ausgeschlossen war.
Das ist so nicht richtig, die meisten der Beteiligten wollten den Krieg im Osten fortsetzen.
Ich habe mit den Beteiligten vom 20.07.44 so meine Probleme. Die meisten waren 10 Jahre Mitläufer und Mittäter des Regimes und erst als die Niederlage unabwendbar war wollte man Deutschland und seinen eigenen Hals retten. Das es schon früher einzelne Widerständler gegeben hat steht dazu nicht im Widerspruch, den bis Mitte 44 waren die Widerständler ein erschreckend kleiner Haufen.
Desweiteren waren ihre Ziele zwar unterschiedlich, aber doch alle wollten eher 3 Schritte zurück als einen noch vorne. Wenn sie sich alle auf etwas hätten einigen müssen wäre eine Art neue Monarchie und Ständestaat dabei herausgekommen, aber auf jeden fall kein liberaler demokratischer Staat.

Als Helden und Vorbilder halte ich sie alle für vollkommen ungeeignet und lehne das Theater was man seit etwas 30 Jahren um sie macht ab.

X_MasterDave_X
09.05.11, 13:53
Das kann man so auch nicht sagen. Die Bereitschaft sein Leben zu riskieren, und das seiner Familien, um einen mörderischen Diktator zu stürzen ist durchaus lobenswert, ganz egal was man selbst für eine Ansicht über das Nachkriegsdeutschland hegt.

Jeder von denen riskierte alles. Wenn es denen nur um Sicherheit gegangen wäre, hätten Sie auch das Land verlassen können über die Schweiz, und wären mit Familie ins Ausland abgewandert....und abgewartet bis der Krieg aus ist.

Monty
09.05.11, 14:37
Das ganze Thema wirft so viele 'hätte', 'wenn' und 'aber' auf, wie immerwährende Frage, zu genau welchem Zeitpunkt wir eigentlich den Krieg verloren haben.
Ganz einfach, verloren war er schon am 30.1.1933.

Preussenhusar
09.05.11, 14:42
irgendwann gab es im Leben Hitler ein Ereignis, das ihm die Gewissheit gab, "auserwählt" zu sein.

Ja, das hat aber in einer sehr fernen Galaxis genausowenig hingehauen
wie in der Matrix - oder so :D


PH

X_MasterDave_X
09.05.11, 15:45
Wir sprechen hier von einem sehr subjektiven Ereignis, wenn es denn überhaupt stattgefunden hat, bzw nicht nur innerhalb seines Kopfes. ;)

Mandarine
09.05.11, 22:33
Hat er nicht im ersten Weltkrieg als einziger seiner Kompanie überlebt und dafür einen Orden bekommen? Ich erinnere mich dunkel irgend so eine Geschichte mal in den Tiefen des Internet gelesen zu haben.

Alternativ dann die Frage/ dier Zeit wann und warum er ein Nazi wurde. Das könnte auch irgendwie mit Master Dave´s Frage zu tun haben.

Hohenlohe
10.05.11, 08:23
Das ist so nicht richtig, die meisten der Beteiligten wollten den Krieg im Osten fortsetzen.
Ich habe mit den Beteiligten vom 20.07.44 so meine Probleme. Die meisten waren 10 Jahre Mitläufer und Mittäter des Regimes und erst als die Niederlage unabwendbar war wollte man Deutschland und seinen eigenen Hals retten. Das es schon früher einzelne Widerständler gegeben hat steht dazu nicht im Widerspruch, den bis Mitte 44 waren die Widerständler ein erschreckend kleiner Haufen.
Desweiteren waren ihre Ziele zwar unterschiedlich, aber doch alle wollten eher 3 Schritte zurück als einen noch vorne. Wenn sie sich alle auf etwas hätten einigen müssen wäre eine Art neue Monarchie und Ständestaat dabei herausgekommen, aber auf jeden fall kein liberaler demokratischer Staat.

Als Helden und Vorbilder halte ich sie alle für vollkommen ungeeignet und lehne das Theater was man seit etwas 30 Jahren um sie macht ab.

Aus heutiger Sicht mag uns das ganze sicherlich befremden, dass etliche der damaligen Widerständler zurück zur Monarchie wollten, weil dies auch eine Reminiszenz war zugunsten alter , aber eigentlich politisch stabiler Zeiten.
Die meisten von ihnen hatten damals die Demokratie nicht als "Erfolgsmodell" kennengelernt, sondern als einen beständigen Zustand anarchischer Verhältnisse. Dies wird einem auch nur deutlic, wenn man sich persönlich die Mühe macht die damaligen politischen Verhältnisse zu untersuchen.

Anno 1932/33 gab es im damaligen Deutschen Reich eine sogenannte Kabinettsregierung, die vom damaligen, wenig umstrittenen Hindenburg ernannt wurde, weil sich damals im Reichstag keine Mehrheit mehr für eine stabile Regierung fand, was auch den Umtrieben mancher reicher Industrieller wie Hugenberg(der damalige "Springer") zu verdanken war.

Zudem gab es damals, wie man heutzutage durchaus weiss, auch Bestrebungen seitens des Auslands(Frankreich, England,USA) das Deutsche Reich nicht noch einmal so wirtschaftlich und politisch mächtig werden zu lassen, dass es bspw. angelsächsischen Interessen etwas entgegen zu setzen hatte oder gar denen der Franzosen.

Ich persönlich habe hier in München mal ein älteres historisches Machwerk von einem etwas linksliberal eingestellten damaligen Journalisten in den Händen gehalten, der damals herausfand, dass bis mindestens 1923( Ruhrbesetzung/Ruhraufstand/Kappputsch/Feldherrenmarsch) eine ganz gewisse Partei, nämlich die damalige NSDAP lange Zeit Gelder vom französischen Geheimdienst bekommen hat, was wohl dazu führte, dass dieser Journalist in den späteren Zwanziger Jahren nach Aregentinien flüchten musste, damit er ned umgebracht wurde.

Manches von damals ist mir heute noch schleierhaft wie die Hintergründe der damaligen "Organisation Consul", die anscheinend für die politischen Morde an Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht und sogar Erzberger verantwortlich war...

Leider scheint es nicht genug Hinweise auf deren Hintermänner zu geben.

Dass in den späteren Zwanziger Jahren Hitler auf anscheinend Betreiben Hugenbergs von den sogenannten Ruhrbaronen namens Krupp, Thyssen, Flick, etc massiv finanziell unterstützt wurden, hat wohl nicht unbedingt mit evtl. vorhandenen politischen Übereinstimmungen zu tun, sondern evtl. mit damaligen wirtschaftlichen Problemen des Deutschen Reiches wie bspw. dem fehlenden ungehinderten Zugang zu Ressourcen, da man nach dem Ersten Weltkrieg seitens der Angelsachsen anscheinend den Versuch unternommen hat, die Deutschen aus etlichen Märkten zu drängen. Bestes , dokumentiertes Beispiel sind die Verhältnisse in den früheren deutschen Kolonien wie Kamerun oder Deutsch-Südwest oder Deutsch-Ostafrika, wo man fast alle deutschen Farmer rauswarf nach deren Enteignung und zudem die Plantagen, die deutschen Firmen gehörten, komplett enteignete, wobei bspw. die deutsche grosse Handelsreederei Wissmann versuchte ihre eigenen alten Plantagen in Kamerun über Mittelsmänner zurückzuerwerben.

Oder soweit man weiss, dass dann die südwestafrikanischen Diamantenminen, die damals lange Zeit dazu dienten dem Deutschen Reich die Flottenrüstung zu finanzieren, schlichtweg an den Konzern De Beers verscherbelte seitens der Briten, der fast bis heute diese besass.

Das erklärt zum einen auch diese Sicht der Dinge hinsichtlich des sogenannten "Lebensraum Ost" wie er ja bekanntlich von Hitler kolportiert wurde in seinem Schandwerk " Mein K(r)ampf". Dabei sollte man nicht übersehen, dass Hitler in seinem Machwerk auf damals vorhandene Literatur konservativer Kreise Zugriff gehabt haben muss, was man heute eigentlich gerne verschweigt, wo wohl die grundlegenden Thesen, derer sich Hitler bemächtigt hatte, vorformuliert waren.

Also war Hitlers Ansatz so seltsam das heute klingen mag, damals den konservativen Wirtschaftskreisen absolut nichts Neues, da man ja exakt dies im Ersten Weltkrieg versucht hatte - siehe deutsche Okkupation der damailgen rohstoffreichen Ukraine(Getreide/ Kohle und wohl auch Erze).

Daher erklärt sich dadurch Manches...Aber letzten Endes erklärt das keineswegs diesen unglaublichen grauenhaften Rückfall eines ganzen Volkes, dass weltweit Anerkennung als die bedeutende Kulturnation der Welt hatte, in die blanke Barbarei, wie sie dann erfolgte.
Dabei sollte man sich mal durchaus etwas bewusster mit dem religiös-ideologischen Hintergrund des Nationalsozialismus befassen, was selbst heutzuatge kaum von Seiten etablierten deutschen oder internationalen Historikern geschieht. Da man unter Umständen nur dadurch langsam begreift, wie es dazu kommen konnte.

Leider befindet sich ein dazu passendes Buch von Erich Fromm über ein Psychogramm Hitlers, wo auch dies erklärt wurde, irgendwo in meinem Keller.

Es geht nämlich dabei auch um gewisse Rückgriffe führender NAZI-Ideologen wie Rosenberg, Himmler und Goebbels und Strasser auf okkulte, esoterische, mythische und auch christliche Thesen und Motive, aus denen dann das verquaste pseudoreligiöse Fundament, die sogenannte Ariosophie, des Nationalsozialismus wurde.

Alles in allem kein angenehmes Thema und das einzige, was ich ich in Kürze darüber sagen kann, als gläubiger Christ, ist das damals erkennbar wurde, bei wievielen Menschen der christliche Glaube trotz jahrhunderterlanger Indoktrinierung nur blosse Tünche war.

Aber was solls, manches wird man heutzutage kaum aufklären können ohne Probleme zu bekommen...Ich sage nur noch Stichwort: umfassender Patenteraub durch die USA und danach deren scheinbar rasanten technologischen Aufstieg und Vorsprung...

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke:

Montesquieu
10.05.11, 10:50
Und was hat der ganze Sermon mit dem Stauffenberg-Attentat zu tun? :???:

Übrigens: Hektor wurde von Achilles umgebracht und Diomedes war ein ganz schlimmer Finger! :D

suo
10.05.11, 13:16
Er will uns damit sagen, dass wir Stauffenberg nicht verurteilen sollten, nur weil er kein lupenreiner Demokrat war.

phob
10.05.11, 16:47
naja wenn ich mir so anschaue, wer alles als lupenreiner Demokrat bezeichnet wird...

Spartan
10.05.11, 17:02
Dabei sollte man nicht übersehen, dass Hitler in seinem Machwerk auf damals vorhandene Literatur konservativer Kreise Zugriff gehabt haben muss, was man heute eigentlich gerne verschweigt, wo wohl die grundlegenden Thesen, derer sich Hitler bemächtigt hatte, vorformuliert waren.

Das stimmt aber so nicht. Nach seinen eigenen Aussagen hat sich Hitler von den österreichischen Politikern Lueger und Schönerer inspirieren lassen. Dazu kamen der unverkennbare Einfluss der Ariosophen List und Lanz v. Liebenfels, sowie der Antisemitismus eines H. S. Chamberlain.

Von konservativer Seite hatten die Nazis lediglich die Idee eines Dritten Reiches übernommen, welche v. d. Bruck in seinem gleichnamigen Buch antizipierte.

Hohenlohe
10.05.11, 21:06
Das stimmt aber so nicht. Nach seinen eigenen Aussagen hat sich Hitler von den österreichischen Politikern Lueger und Schönerer inspirieren lassen. Dazu kamen der unverkennbare Einfluss der Ariosophen List und Lanz v. Liebenfels, sowie der Antisemitismus eines H. S. Chamberlain.

Von konservativer Seite hatten die Nazis lediglich die Idee eines Dritten Reiches übernommen, welche v. d. Bruck in seinem gleichnamigen Buch antizipierte.

Was bitte, ist daran denn so anders als dass, was man damals in konservativen Kreise so an Gedankengut pflegte...
Schon vergessen: "Am deutschen Wesen soll die WElt genesen..." oder so ähnlich... Ansonsten schau doch mal schlichtweg darauf, was man seitens des Kaiserreichs bis rund 1908 in den deutschen Kolonien betrieben hat. Erst nach dem Hereroaufstand hat sich durch das beherzte Eingreifen damaliger vor allem sozialdemokratischer Politiker damals die deutsche Kolonialpolitik ziemlich massiv geändert, vor allem im heutigen Tansania...
Die Massnahmen die damals getroffen wurden, werden selbst von tansanischen Historikern heute sehr positiv gesehen, wie ich vor einigen Monaten bei Phoenix mitbekam.
Nur ein simples Beispiel: Kisuaheli wurde damals als einheitliche Verkehrssprache erfolgreich eingeführt, weil es nur dadurch gelang eine Art einigendes Band für rund 120 Ethnien in Tansania zu schaffen, wobei diese Sprache heute dort wichtiger als Englisch ist. Ausserdem haben nach dem Ersten Weltkrieg die Engländer viel weniger für dieses afrikanische Land getan, als es die Deutschen von 1908 bis 1914 taten...Noch heute basiert das tansanische Schulsystem auf dem von Deutschen eingeführten...

Nun zurück zu Hitler... es stimmt, schon was du geschrieben hast, aber viele dieser Ansichten waren in rechtskonservativen Kreisen wohlbekannt damals und wurden auch zumeist bejaht, denn wie kann man sich den darauffolgenden Erfolg der NSDAP denn sonst erklären...
Dazu kommt auch der von den beiden grossen Kirchen jahrhundertelang geförderte Antisemitismus, der bei der Katholischen Kirche jedes Mal zu Ostern in der öffentlichen Verdammung aller Juden gipfelte, die ja den Herrn gekreuzigt hätten, was ja gar ned stimmt, denn es war der damalige römische Staat, was man ja damals ned öffentlich kund tun konnte, ohne sich selbst als Staatsfeind zu bekennen, darum auch dieses ritualhafte Bekennen der Schuld der Juden, die es so gar ned gegeben hat...wie man heute theologisch gesehen weiss und zugibt..

Bspw. wurden die Äusserungen Chamberlains damals selbst in konservativen englischen Kreisen oft genug bekannt und für richtig befunden, was man anhand vieler Äusserungen damaliger Zeitgenossen mitunter entnehmen kann wie Cecil Rhodes und anderer....Selbst bis heute wird bspw. in Südafrika dies immer noch getan seitens weisser Afrikaner...

Ehrlichgesagt fällt es mir zwar schwer auf die Zeit der Zwanziger und Dreissiger Jahre in gewisser Objektivität zurückzublicken, aber nur so kann ich mich manchen Themen und Thesen sinnvoll nähern, die damals die Runde machten und so auch das Folgende besser zu begreifen...

Selbst heute noch könnten solche Thesen bei vielen Menschen auf "fruchtbaren" Boden fallen, immerhin rund 20% unser Mitbürger würden sich laut gültiger Umfragen zu so etwas bekennen...wie man auch aufgrund der Thesen Sarrazins weiss...

Selbst heute noch sind gewisse politische Gegebenheiten immer noch gültig, wenn mann mal zurückblickt und sich überlegt, wie die Kaczinski-Brüder in Polen auf einer derart alten politischen Klaviatur erfolgreich spielen konnten...

Daher muss man sich mal gewisse politischen Ereignisse mal unter Berücksichtigung dieser alten Zeit näher ansehen, auch die deutsche Wiedervereinigiung...

herzliche grüsse

Hohenlohe...:smoke:

Spartan
10.05.11, 22:00
Werter Hohenlohe, das würde jetzt diesen Thread sprengen.

Deshalb nur soviel: es gab natürlich Kongruenzen im Hinblick auf einen autoritativ gegliederten Staat und der Revision des Versailler Vertrages, verbunden mit dem Wiederaufstieg Deutschlands. Schließlich waren sowohl die Konservativen als auch die Nazis der politischen Rechten zuzuordnen. Weswegen der Ausdruck rechtskonservativ ähnlich sinnfrei ist wie linkskommunistisch.

Aber trotzdem sind es zwei unterschiedliche politische Lager, damals wie heute. Hitler hatte die Konservativen für seinen Aufstieg nicht gebraucht und nach der Machergreifung entweder kaltgestellt (Schmitt), umgebracht (Schleicher) oder in Konzentrationslager geschickt (Jung, Niemöller). Andere wiederum gingen auf Distanz (Jünger), oder waren im Widerstand organisiert. Ihr werdet kaum einen bekannten Vertreter finden, der ein hohes Amt in Partei oder SS innehatte.

Hohenlohe
11.05.11, 06:07
Werter Hohenlohe, das würde jetzt diesen Thread sprengen.

Deshalb nur soviel: es gab natürlich Kongruenzen im Hinblick auf einen autoritativ gegliederten Staat und der Revision des Versailler Vertrages, verbunden mit dem Wiederaufstieg Deutschlands. Schließlich waren sowohl die Konservativen als auch die Nazis der politischen Rechten zuzuordnen. Weswegen der Ausdruck rechtskonservativ ähnlich sinnfrei ist wie linkskommunistisch.

Aber trotzdem sind es zwei unterschiedliche politische Lager, damals wie heute. Hitler hatte die Konservativen für seinen Aufstieg nicht gebraucht und nach der Machergreifung entweder kaltgestellt (Schmitt), umgebracht (Schleicher) oder in Konzentrationslager geschickt (Jung, Niemöller). Andere wiederum gingen auf Distanz (Jünger), oder waren im Widerstand organisiert. Ihr werdet kaum einen bekannten Vertreter finden, der ein hohes Amt in Partei oder SS innehatte.

Was ihr hier erwähnt, ist für die Zeit nach 1933/34 sehr zutreffend, aber zuvor gab es eben die Tendenz wie man seitens von Papen/Schleicher weiss mit den Nazis zu paktieren, weil man idiotischerweise meinte sie beherrschen zu können, was ja bekanntlich schiefging.

Aber für die Zeit vor 1933 betrachtete man die Nazis als kleineres Übel und als Möglichkeit den Kommunisten das Wasser abzugraben, um das Deutsche Reich wieder zu neuer Grösse und Blüte zu führen, wobei dabei die NAZIs was anderes darunter verstanden als die zumeist noch monarchistisch ausgerichteten Konservativen.

Mich persönlich würde sehr wohl interessieren, wie die sogenannten Widerständler das Holocaustgeschehen betrachteten und was im Falle eines erfolgreichen Putsches dann tun würden bzw. getan hätten.

Ansonsten wird es eigentlich sehr schwer einige meiner Thesen bzw. Behauptungen zu bestätigen nicht ohne in etwaige Verschwörungsmythen abzugleiten a lá Thomas Mehner und Konsorten...

Aber ich will hier nicht unbedingt den Rahmen des Threads sprengen. Ich will nur anmerken, dass ich mich selbst als relativ wertkonservativen Christen betrachte, der, wenn er in der damaligen Zeit gelebt hätte, wohl auch ab einem gewissen Zeitpunkt im Widerstand gewesen wäre.

Ich will auch keinem der anderen Forumsmitglieder ihre Sicht der Dinge irgendwie absprechen, denn manchesmal erschliesst sich einem gewisses Wissen wie auch Verständnis der Geschichte nur, wenn man bereit ist auch andere Blickwinkel zu akzeptieren. Geschichte, wie wir sie wahrnehmen oder kennen, ist meist nur ein Konstrukt anerkannter Denkgebäude bzw. Institutionen und wer mehr wissen will, muss sich wie bei einem Mosaik bemühen auch dort zu suchen, wo man bislang etwas ignoriert hat, wenn man alle Teilchen zusammenfügen will und zu mehr Erkenntnis gelangen will.

herzliche grüsse

Hohenlohe, der manchmal mehr wissen will, als einem gut tut...:smoke:

Vernichter
11.05.11, 10:11
@Hohenlohe: Sicherlich mag eure Sichtweise mit der "Volkshistorik" und Volkspädagogik ala Knopp übereinstimmen, für die tatsächlichen Verhältnisse in Weimar ist sie einfach zu undifferenziert. Die Nationalsozialisten selbst hätten sich z.B entschieden dagegen verwehrt als konservativ oder bürgerlich eingestuft zu werden und das mit einigem Recht, denn die "Bewegung" ist alles Andere als ein übersteigerter Konservativismus gewesen. Das Parteiensystem in Weimar und Hitlers Machtergreifung sind hier aber nicht das Thema.

Jerobeam II.
11.05.11, 10:33
Ein Blick auf das Geburtstland Hitler vermag das doch auch zu erklären: die "Volksdeutschen" in Österreich waren alles andere als Konservative. Auch die Aussagen zum Judentum, wie Hitler sie traf, sind österreichischer Herkunft und stammen von Wiener Boden (z.B. die "Jüdische Presse"). Daß man Hitler gern auch in Deutschland schmunzelnd schimpfen ließ, ist nur die eine Seite. Die andere ist, daß sich im Antisemitismus (Lueger ist aber kein Antisemit im vollen Sinne gewesen) leicht auch verschiedenste Lager in Österreich treffen konnten ...

Ich persönlich wäre interessiert, wenn einer der werten Regenten eine belastbare Aussage zu den Vertreibungen und Völkermördchen am Balkan während des Ersten WK und vor allem ihrer Bekanntheit und Billigung noch zur Zeit der Doppelmonarchie und dann danach treffen könnte.

Vernichter
11.05.11, 10:57
Ich persönlich wäre interessiert, wenn einer der werten Regenten eine belastbare Aussage zu den Vertreibungen und Völkermördchen am Balkan während des Ersten WK und vor allem ihrer Bekanntheit und Billigung noch zur Zeit der Doppelmonarchie und dann danach treffen könnte.

Wie meinen? "Serbien muss sterbien"? Wir wüssten nicht, dass das Hängen von tatsächlichen und vermeintlichen Partisanen Dimensionen angenommen hatte, die als Völkermord hätten eingestuft werden können. Gebilligt hat man so etwas natürlich durchaus, im kleinerem Umfang, auch in Galizien, teilweise auf Basis der allgemeinen Spinnenhysterie. Der grosse Spass des gegenseitigen Abschlachtens auf dem Balkan beginnt aber doch erst lange nach dem ersten Weltkrieg, bzw. fand teilweise in den Balkankriegen, um 1912 herum statt. Die Doppelmonarchie hatte damit aber kaum etwas zu tun gehabt. Welche aktive Position hätte man da auch annehmen können oder sollen?

suo
11.05.11, 11:02
Wollt Ihr für die Balkandiskussion dann nicht doch lieber nen neuen Thread aufmachen? Mit Stauffenberg hat das doch nun wirklich nichts mehr zu tun.

Messerschmitt
11.05.11, 13:11
Um zum Thema zurückzukommen: Wir glauben durchaus, daß die Teilnehmer des 20. Juli zum Vorbild taugen. Daß viele davon zuvor glühende Anhänger des NS-Regimes waren, mag daran liegen, daß das Regime sein menschenverachtendes Gesicht nicht von Anfang an zeigte. Die berüchtigte Wannseekonferenz hatte erst im Januar 1942 stattgefunden und die "Endlösung" wurde erst damit eingeleitet. Auch ist anzunehmen, daß nicht alle Teilnehmer des 20. Juli voll über das Ausmaß der Menschenvernichtung informiert waren, da dies durchaus als Staatsgeheimnis behandelt wurde. Trotzdem gingen die Beteiligten des 20. Juli ein persönliches Risiko ein, das ihnen durchaus bewußt war, um ihren Idealen zu folgen.

Wir erinnern uns an einen Ausschnitt vor dem Volksgerichtshof, auf dem ein Angeklagter offen von Morden gesprochen hat, wofür er verhöhnt wurde. Man muß sich dabei noch vor Augen halten, daß die Menschenrechte noch nicht formuliert waren und die Bürgerrechte per Gesetz quasi abgeschafft waren. In Deutschland war zu diesem Zeitpunkt Jeder, der nur im Verdacht stand ein Gegner des Regimes zu sein, schon mit einem Fuß im KZ. Zu diesem Zeitpunkt mußte einem der Unrechtscharakter des NS-Staates bewußt geworden sein und man sich dazu entschließen, sich unter Einsatz seines Lebens dagegen aufzulehnen.

Die Gegnerschaft, die sich durchaus schon früh bildete, sah jedoch vermutlich keine Möglichkeit zum Handeln, solange sich das Regime auf dem Höhepunkt seiner Macht befand. Das Ziel dieser Gegnerschaft war es ja nicht nur Hitler zu beseitigen, was ein Einzeltäter in gewissen Kreisen durchaus hätte vollbringen können, sondern den Staat zu reformieren, wozu eine breite Unterstützung oder dessen Duldung durch große Volksteile und der Wehrmacht erforderlich war. 1944 sollte aber durch den fortwährenden Rückzug der Wehrmacht, der Zerstörung der Städte durch die RAF/USAAF und der erfolgreichen Landung der Alliierten in der Normandie, jedem nicht fanatisierten Bürger Deutschlands die bevorstehende Niederlage des Reichs klar gewesen sein, wodurch sich eine Gelegenheit zum Handeln ergab.

Außerdem unterstelle ich den Teilnehmern des 20. Juli noch, daß sie Patrioten waren und daher dem Reich, als sie seinen Unrechtscharakter noch nicht erkannt hatten, daher auch treu dienten.

Vernichter
11.05.11, 16:17
Um zum Thema zurückzukommen: Wir glauben durchaus, daß die Teilnehmer des 20. Juli zum Vorbild taugen. Daß viele davon zuvor glühende Anhänger des NS-Regimes waren, mag daran liegen, daß das Regime sein menschenverachtendes Gesicht nicht von Anfang an zeigte.


Nein, das Gesicht wurde von Anfang an offenbart. Die wilden Kzs mit "Schutzhaft", die ausserhalb jeglicher rechtlichen Begründung stattfindenden Morde und zwar nicht nur im Zuge des Reichstagsbrandes.

Thomasius
11.05.11, 16:32
Daß viele davon zuvor glühende Anhänger des NS-Regimes waren, mag daran liegen, daß das Regime sein menschenverachtendes Gesicht nicht von Anfang an zeigte. Die berüchtigte Wannseekonferenz hatte erst im Januar 1942 stattgefunden und die "Endlösung" wurde erst damit eingeleitet. Auch ist anzunehmen, daß nicht alle Teilnehmer des 20. Juli voll über das Ausmaß der Menschenvernichtung informiert waren, da dies durchaus als Staatsgeheimnis behandelt wurde.

Das ist vollkommen falsch.
Innenpolitisch zeigte das Regime mit KZ's, Abschaffung des Rechtsstaats, Ermordung unliebsamer Personen usw von Anfang an seinen Charakter.
Außenpolitisch war mit der Okupation der Resttschechechesslovakei klar wohin die Reise geht. Spätestens der Angriff auf Polen war für Jeden dieser Beteiligten bei ihrer Bildung und Position als klarer Angriffskrieg erkennbar. Bei dem auch noch sofort mit der Ausrottung der polnischen Oberschicht und des Bildungsbürgertums begonnen wurde.
Das von der Endlösung kaum jemand etwas wusste ist ein Märchen. Nur ein Beispiel um das Märchen zu widerlegen: In den letzten Jahren sind die Protokolle von in der Kriegsgefangenschaft abgehörten deutschen Offizieren veröffentlicht worden aus den sich klar ergibt, die Endlösung war allgemein unter den Offizieren bekannt.

Messerschmitt
11.05.11, 17:18
Nein, das Gesicht wurde von Anfang an offenbart. Die wilden Kzs mit "Schutzhaft", die ausserhalb jeglicher rechtlichen Begründung stattfindenden Morde und zwar nicht nur im Zuge des Reichstagsbrandes.

Der NS-Staat wahrte lange Zeit durchaus das Gesicht eines Rechtsstaates. Nur waren die Gesetze unglaublich hart, da man ähnlich wie heute in Italien, sich die Gesetze schuf, die man gerade benötigte zur Durchsetzung seiner Ziele. Es gab dabei auch schon früh Morde, man behauptete jedoch meist, der Häftling sei verstorben, oft an Lungenentzündung. Eine Überprüfung der Todesursache war nicht möglich.

Jerobeam II.
11.05.11, 17:23
Man lese "Die dritte Walpurgisnacht", um zu wissen, was schon recht bald im Ausland bekannt war!

EDIT: Messerschmitt, da täuscht Ihr Euch einfach.

Messerschmitt
11.05.11, 17:25
Das ist vollkommen falsch.
Innenpolitisch zeigte das Regime mit KZ's, Abschaffung des Rechtsstaats, Ermordung unliebsamer Personen usw von Anfang an seinen Charakter.
Außenpolitisch war mit der Okupation der Resttschechechesslovakei klar wohin die Reise geht. Spätestens der Angriff auf Polen war für Jeden dieser Beteiligten bei ihrer Bildung und Position als klarer Angriffskrieg erkennbar. Bei dem auch noch sofort mit der Ausrottung der polnischen Oberschicht und des Bildungsbürgertums begonnen wurde.
Das von der Endlösung kaum jemand etwas wusste ist ein Märchen. Nur ein Beispiel um das Märchen zu widerlegen: In den letzten Jahren sind die Protokolle von in der Kriegsgefangenschaft abgehörten deutschen Offizieren veröffentlicht worden aus den sich klar ergibt, die Endlösung war allgemein unter den Offizieren bekannt.

Das Führen eines Angriffskrieges war zu dieser Zeit kein Menschenrechtsverbrechen, sondern hatte in der NS-Ideologie zur Durchsetzung der Außenpolitischen Ziele durchaus seine Berechtigung. Daran allein konnte der NS-Anhänger den Unrechtscharakter des Reiches kaum erkennen.
Daß die Endlösung im Offizierskorps allgemein bekannt war wird von Veteranen vehement bestritten und bei der Ausrottung der polnischen Oberschicht wurde 1939 noch längst nicht so gnadenlos vorgegangen wie von den Russen. Das kann den meisten Soldaten durchaus entgangen sein.

Vernichter
11.05.11, 20:28
Das Führen eines Angriffskrieges war zu dieser Zeit kein Menschenrechtsverbrechen, sondern hatte in der NS-Ideologie zur Durchsetzung der Außenpolitischen Ziele durchaus seine Berechtigung. Daran allein konnte der NS-Anhänger den Unrechtscharakter des Reiches kaum erkennen.
Daß die Endlösung im Offizierskorps allgemein bekannt war wird von Veteranen vehement bestritten und bei der Ausrottung der polnischen Oberschicht wurde 1939 noch längst nicht so gnadenlos vorgegangen wie von den Russen. Das kann den meisten Soldaten durchaus entgangen sein.
Man nehme z.B die Schutzhaft: http://de.wikipedia.org/wiki/Schutzhaft , die ausserhalb jeglichen Rechtes angewendet wurde.

Natürlich gab es auch nach 1933 einen "Rechtsstaat", indem Sinne, dass ein normaler Bürger damit rechnen konnte, für gewisse Vergehen in einer bestimmter Weise bestraft zu werden. Allerdings konnte er z.B nicht unbedingt damit rechnen, Gehör bei Gerichten zu finden, wenn er in Konflikte mit bestimmten Vertretern der Bewegung geriet oder selbst verdächtigen Gruppen angehörte. Weder die Verhaftungen bei dem Reichstagsbrand noch die Morde um den Röhmputsch basierten auf irgendwelchen Paragrafen. Was in der Bevölkerung ja durchaus als Vorteil gesehen wurde, da die Durchsetzung der "gesunden" Volksstimmungen durch Nichts behindert wurde. Auch die Verfolgung der Juden setzt fast sofort ein.

Überhaupt ist das Bild von einer geregelten und effektiven NS-Maschinerie ein Mythos. Wirre sich ständig ändernde und überlappende Ressorts, die sich gegenseitig blockierten entsprechen schon eher der Wirklichkeit.

Spartan
11.05.11, 21:12
Überhaupt ist das Bild von einer geregelten und effektiven NS-Maschinerie ein Mythos. Wirre sich ständig ändernde und überlappende Ressorts, die sich gegenseitig blockierten entsprechen schon eher der Wirklichkeit.

Das ist soweit richtig. Der monolithische Führerstaat war tatsächlich nur ein Mythos. Ich empfehle zu dem Thema "Der Orden unter dem Totenkopf", von Heinz Höhne.

Thomasius
11.05.11, 21:14
Daß die Endlösung im Offizierskorps allgemein bekannt war wird von Veteranen vehement bestritten
Gutenberg bestreitet auch bewusst getäuscht zu haben. Wenn interessiert es?
Alle Tatsachen sprechen bei ihm genauso dagegen wie bei den Veteranen.
In Weimar wollte nach dem Krieg niemand etwas vom KZ Buchenwald gewusst haben, dabei ist der Berg auf dem das KZ errichtet wurde neben Weimar und von jedem Punkt der Stadt zu sehen. Aber keiner hat etwas gewusst. Wenn man schon lügt, dann sollte die Lüge glaubhaft sein.

Kamerad
11.05.11, 21:15
Ich denke, dass die Menschen damals einfach die Unrechtsstaatlichkeit "übersehen" haben, solange man sie durch Konsum und Siege ruhig stellen konnte. Caesar hatte es ja mit Brot und Spielen in gewisser Weise vorgemacht.

Vernichter
11.05.11, 21:20
Das ist soweit richtig. Der monolithische Führerstaat war tatsächlich nur ein Mythos. Ich empfehle zu dem Thema "Der Orden unter dem Totenkopf", von Heinz Höhne.

Joachim Fests: http://www.weltbild.de/3/13681761-1/buch/das-gesicht-des-dritten-reiches.html

fanden wir dafür auch gut.

Angemerkt sei, dass die Sowjetunion unter Stalin ähnliche Probleme hatte. Sicherlich hielt man sich auch nach seinem Tod, nicht immer an das geschriebene Recht. Die Herrschaft nahm aber bürokratischere und damit besser vorhersagbare Formen an. Der Nationalsozialismus konnte dagegen nie das Stadium eines ständigen Ausnahmezustandes überwinden. Der Führer wollte es freilich auch niemals Anders haben.

Elvis
11.05.11, 23:14
In Weimar wollte nach dem Krieg niemand etwas vom KZ Buchenwald gewusst haben, dabei ist der Berg auf dem das KZ errichtet wurde neben Weimar und von jedem Punkt der Stadt zu sehen. Aber keiner hat etwas gewusst. Wenn man schon lügt, dann sollte die Lüge glaubhaft sein.

Nehmen wir mal an, jeder Bürger und jeder Soldat erkannte relativ früh den Charakter des Regimes oder konnte ihn zumindest früh erkennen.
Ist nicht gerade dies ein Argument wenigstens der paar Hanseln zu Gedenken die aus welchem Motiv auch immer sich zu einem beliebigen Zeitpunkt unter Einsatz ihres Lebens gegen dieses Regime zur Wehr zu setzen versuchten?

Thomasius
12.05.11, 20:16
Ist nicht gerade dies ein Argument wenigstens der paar Hanseln zu Gedenken die aus welchem Motiv auch immer sich zu einem beliebigen Zeitpunkt unter Einsatz ihres Lebens gegen dieses Regime zur Wehr zu setzen versuchten?

Aus meiner Sicht nicht; wer sich erst 11 Jahre mit dem Regime die Hände blutig macht wird nicht dadurch reingewaschen, dass er nach xx Millionen Toten aus Angst vor der Niederlage den Tyrannen töten will.
Wenn sich die Kriegslage für Deutschland positiv entwickelt hätte wäre doch außer ein paar ganz wenigen niemand bei dem Umsturzversuch dabei gewesen.
Jemand wie Staufenberg hat als einer der wenigen dieses Umsturzversuches durchaus meinen Respekt erworben. Aber Gedenken muss man seiner nicht.
Die ersten 10-20 Jahre nach dem Krieg hat ihrer auch niemand gedacht, weil sie als Verräter galten, was sie aus einem bestimmten Blickwinkel ja auch waren.
Danach hat man sie als Säulenheilige reingewaschen und auf ihren Denkmalsockel gehoben. Aber nicht weil sie da hin gehören, sondern weil man mit ihnen die deutsche "Allgemeinschuld" reinwaschen wollte.
Geschichte sind halt doch nur die Lügen auf die man sich 30 Jahr danach einigt.

Wie heißt es so schön, wer anderen ein Denkmal baut will sich selber ehren.

Stupor Mundi
13.05.11, 11:09
Streng genommen müsste man aller Menschen gedenken, die Widerstand geleistet haben, aus welchen Gründen auch immer.
Widerstand beginnt aber schon bei Nichtanpassung - zum Beispiel die WEigerung, das Haus zu beflaggen, die Nicht-Erwiderung des Nazigrußes, die Vermeidung von NS-typischem Vokabular, das Einkaufen in jüdischen Geschäften und vieles andere. Das war vielleicht nicht immer lebensgefährlich, erforderte aber Mut und konnte auch zu Repressionen führen.
Aber das sind zahlreiche namenlose Beispiele - vielleicht irgendwo als Gerichtsakte vermerkt, aber oft auch nicht - die leicht übersehen werden.

Als prominentestes Beispiel sei hier Adenauer genannt, der Hitler den Handschlag und die Beflaggung der Stadt verweigerte und sich darauf hin verstecken musste.

Solche Handlungen beruhen oft auf moralischen Bedenken und selten auf langen philosophischen Überlegungen. Wer solches tat, tat dies in der Regel, weil er die Maßnahmen des Regimes nicht guthieß. An Tyrannenmord dachten dabei aber die wenigsten.