Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ergreife die Führung - Die Zweite Schlacht von Manassas
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**Opener Picture geändert, um weiteren Missverständnissen vorzubeugen. Nein, hier geht's nicht um den Infogrames-Klassiker!**
Ergreife die Führung! – Die 2. Schlacht von Manassas im Amerikanischen Sezessionskrieg
Tja, wie niedrig liegt meine Schamgrenze? Die Frage ist tatsächlich nicht unangebracht, denn ich betätige mich mit diesem AAR schamlos als Zweitverwerter. Unwesentlichen Trost schöpfe ich jedoch aus zwei Ausreden:
- ich wäre nicht der Erste, der diesen Weg beschreitet,
- der AAR passt tatsächlich besser in das hiesige Forum.
Denn mein Stammforum ist ziemlich einseitig fixiert auf einige, wenige Paradox-Titel, die weite Welt der Strategiespiele öffnet sich des Lesers Horizont aber hier bei SI-Games. Ein deutliches Zugeständnis wird es des allgemeinen Anstands jedoch geben - ich werde nicht so unverschämt sein, meinen AAR-Vorgänger hier einer zweiten Resteverwertung zukommen zu lassen. Beim jetzigen "Ergreife die Führung" ist das anders - denn er entsteht ja auch gerade erst. Weder sitze ich auf einem Berg Skripte, noch einem Stapel Screenshots oder Savegames. Und was bisher erschaffen wurde, ist nicht so üppig, als dass man nicht eine Parallelveröffentlichung ins Auge fassen könnte.
Ja, schlechten Gewissens zwar, aber... ich BIN ein schlechter Mensch!
Ich spiele das zwar nicht brandneue, aber auch noch nicht völlig veraltete Take Command 2 von Mad Minute Games. Einen Nachfolger dort hat es nie gegeben, aber das Chefprogrammierteam hat mittlerweile ein sehr ähnliches Werk über die Schlacht bei Gettysburg veröffentlicht - welches wegen seiner Ressourcenanforderung wie so viele Spiele wohl niemals auf diesem Rechner zum Einsatz kommen wird.
Egal - ich spiele mit Patch 2.53 auf Schwierigkeitsgrad normal. Bin halt noch ziemlich unerfahren in diesem Spiel...
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Sollte ich das offizielle TC2-AAR-Unterforum übersehen haben, bitte ich um kurzen Fingerzeig. Ich repariere dann den Thread entsprechend.
Hier geht es direkt zu den Kapiteln
Kapitel 1: "Stonewall" Jackson's Treibjagd (http://www.si-games.com/forum/showthread.php?t=20374&p=633844#post633844)
Szenario: "Pope niederhalten" - Cedar Mountain, August 9th 1862, 04:00 p.m. - 07:00 p.m. (http://www.si-games.com/forum/showthread.php?t=20374&p=633846#post633846)
Szenario: "Voller Einsatz, meine Herren" - Stony Ridge - Groveton, August 28th 1862, 05:30 p.m. - 06:15 p.m. (http://www.si-games.com/forum/showthread.php?t=20374&page=2&p=633992#post633992)
Szenario: "Ein wilder und blutiger Kampf" - Stony Ridge - Sudley Church, August 29th 1862, 09:30 p.m. - 14:30 p.m. (http://www.si-games.com/forum/showthread.php?p=634531#post634531)
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Kapitel 1: „Stonewall“ Jackson’s Treibjagd
Im ersten Abschnitt bemühe ich mich um die vier „Stonewall“-Jackson-Szenarios, deren operativer Abwechslungsreichtum und taktischer Tiefgang mich stark fasziniert. Hier hat man einfach alles: einen breiten Bewegungsspielraum, räumlich weit auseinander liegende Operationsziele – und damit einhergehend – unterbrochene Frontlinien zwischen einzeln und unabhängig operierenden Kampfgruppen. Manchmal ist Geschwindigkeit der entscheidende Trumpf im Ringen um die besten Aufmarschplätze, manchmal ist sicheres abwarten in gedeckter Stellung vorteilhafter. Es gibt bei den vier „Jacksons“ einfach kein Lehrbuchkochrezept, sondern eine Vielzahl von taktischen Entscheidungsmöglichkeiten.
Doch bevor ich in die Tiefe des Schlachtfeldes eintauche erlaube ich mir noch eine rhetorische Frage: Wer war dieser Jackson eigentlich?
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Als Thomas Jonathan Jackson am Abend des 2. Mai 1863 bei der Rückkehr von einem Erkundungsritt mit seinem Stab die konförderierten Linien nahe der Fairfield-Plantage kreuzte und dabei in das Feuer des eigenen 18th North Carolina Infantry Regiments geriet, wurde einer der fähigsten und anerkanntesten Armeeführer seiner Zeit tödlich verwundet. Sein nach den modernsten Grundsätzen und gegen jede Erfolgschance siegreich geführter Shenandoah-Feldzug 1862 nötigte sogar Helmuth Graf Karl Bernhard von Moltke – genannt Moltke der Ältere – allergrößten Respekt ab. Über seinen im Todeskampf liegenden, am linken Arm amputierten General sagte Robert E. Lee: „Er hat seinen linken Arm verloren, ich aber meinen rechten.“ Am 10. Mai 1862 verstarb Thomas Jackson im Alter von erst 39 Jahren.
T.J. Jackson wurde am 21. Januar 1824 in Clarksburg im heutigen West-Virginia als Sohn eines Rechtsanwalts geboren. Sein Vater, Jonathan Jackson, verstarb, als Klein-Thomas gerade einmal 2 Jahre alt war an Typhus. Die neue Ehe seiner Mutter Julia Neale stand für ihn und seine Geschwister unter keinem guten Stern. Nach dem Tod der Mutter 1831 wurden sie vom Stiefvater verstoßen und nach Jackson’s Mill (im heutigen Lewis County in West-Virginia) zu Cummings Jackson, einem Bruder des Vaters, geschickt. Dort arbeitete Thomas Jackson auf der Farm des Onkels und besuchte die örtliche Schule, wann immer es seine Pflichten und das strenge Regiment des Onkels zuließen. Obwohl er keinen Schulabschluß erlangte, gelang ihm als junger Erwachsener sogar eine Lehranstellung in Jackson’s Mill.
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Die United States Military Academie in West Point, New York bzw. Clarksburg, Jacksons Geburtsort
1842 wurde Thomas in West Point aufgenommen und obwohl er durch seine vergleichsweise geringe und unsystematische Vorbildung große Probleme mit dem anspruchsvollen Lehrstoff hatte, gelang es ihm durch überdurchschnittlichen Fleiß, die Klasse von 1846 als 17. von insgesamt 59 Graduenten abzuschließen. Lehrgangszweiter war seinerzeit übrigens George B. McClellan, Lee’s und Jacksons Gegenspieler in der ersten Schlacht am Bull Run, im Halbinsel-Feldzug und Antietam. Nach seinem Offizierspatent diente er als 2nd Lieutenant beim 1st U.S. Artillery Regiment im Amerikanisch-Mexikanischen Krieg und wurde nach diversen Kampfeinsätzen in Veracruz, Contreras, Chapultex und schließlich Mexico City zum 1st Lieutenant befördert. Während der Belagerung der Stadt missachtete er den Befehl zum Rückzug seiner Batterie und ermöglichte der vorrückenden Infanterie so einen taktischen Vorteil. Deswegen und wegen weiterer Leistungen im Feldzug gegen Generalissimo Santa Anna beförderte man ihn schließlich zum Major der Artillerie.
Im Frühjahr 1851 erhielt er einen Lehrstuhl am Virginia Military Institute in Lexington. Die Grundsätze seiner Kriegslehre waren: Disziplin, Mobilität, eine genaue Beurteilung der gegnerischen Stärke und seiner Absicht und die Nutzung von effizienten Artillerieschlägen im Zusammenhang mit kraftvollen Infanterieangriffen. Obwohl seine Methoden und Lehrinhalte qualitativ hochwertig waren, erlangte er niemals Anerkennung und Beliebtheit bei Studenten und Ehemaligen – denen 1856 schließlich auch die Absetzung Jacksons gelang. Nachdem seine erste Frau Elinor 1854 wegen Geburtsproblemen verstarb, heiratete er 1857 nach der Rückkehr einer Europareise Mary Anna Morrison, die Tochter des ersten Präsidenten des Davidson College of North Carolina. Jackson’s Familie besaß selbst sechs farbige Sklaven, die nach Beginn des Bürgerkrieges entweder freigelassen oder unter bezahltes Dienstverhältnis genommen wurden. Obwohl er sich niemals öffentlich für oder gegen Sklaverei aussprach, urteilte der Historiker und Jackson-Biograph Robertson, dass Thomas J. im Grunde gegen die Sklavenhaltung war, ihre Existenz aber als göttliche Schöpfung hinnahm und daher nicht dagegen opponierte.
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Seine zweite Ehefrau Mary Anne Jackson, geborene Morrison und das Wohnhaus der Familie in Lexington. Gemeinsam engagierten sich beide aktiv in der presbyterianischen Kirche. Jackson unterrichtete in der Sonntagsschule farbige Schulklassen.
Mit Ausbruch der Feindseligkeiten zwischen den abgefallenen konförderierten Staaten und der Union wurde er zunächst Ausbilder für die Südstaaten, bis man ihm ein Kommando bei der Garnison von Harpers Ferry übergab. Dort stellte er seine berühmte „Stonewall“-Brigade zusammen – das 2nd, 4th, 5th, 27th und 33rd Virginia Infantry Regiment mit Männern aus dem Shenandoah-Tal, welches er als operative Basis Jackson in den kommenden 2 Jahren nutzte. Am 17. Juni 1861 erhob man ihn als Brigadier General in den Rang eines Stabsoffiziers. In der Schlacht am Bull Run erlangte er unsterblichen Ruhm und seinen Beinamen „Stonewall“, als sein Erscheinen während der heftigen Kämpfe um Henry House Hill das Blatt der Schlacht wendete und sein Generalskamerad B.E. Bee seinen fliehenden Männern zurief: „Seht dort Jackson's Brigade! Sie steht wie Mauer!“ (Der Hintergrund des Zitats ist Gegenstand kontroverser Diskussionen, da Major B. Rhee später behauptete, Bee hätte seinen Ausruf in Verachtung darüber gemacht, dass Jackson seine Stellung als Reservebrigade hielt und nicht Bee’s Brigade zu Hilfe eilte, als sie auf dem Schlachtfeld zerrieben wurde. Letztendlich sprach seine Leistung und die Würdigung seiner Vorgesetzten ein deutliches Urteil: er wurde zum Major General befördert und übernahm die Verantwortung für alle Konförderationseinheiten im Shenandoah-Valley. Während des Halbinsel-Feldzuges von General McClellans Army of the Potomac gelang es dem zwischen Appalachen und Allegheny Mountains isolierten Jackson mit niemals mehr als 17.000 Mann eine Streitmacht von insgesamt 50.000 Unionssoldaten über Monate in Schach zu halten und schließlich zum Rückzug zu zwingen. Als Ergebnis konnte McClellan nicht verstärkt werden, wurde von Lee auf der sogenannten „Halbinsel“ ausmanövriert und musste von der Belagerung Richmonds Abstand nehmen. Zum Ende des Halbinsel-Feldzuges marschierte Jackson nach Richmond und schloß sich dort General Robert E. Lee bei dessen Sieben-Tage-Schlacht gegen die Army of the Potomac an. Hatte er in den Monaten zuvor noch seinen Truppen den gefürchteten Ruf einer „Fuß-Kavallerie“ verschafft, waren seine Leistungen während der „Sieben-Tage-Schlacht“ alles andere als befriedigend. Kam er während der Schlacht bei Mechanicsville zwar spät, doch mit Erfolg, führte er seine Truppen in den Folgegefechten von Tag zu Tag unkonzentrierter und nachlässiger. Zwischen Lee und Jackson schien es ernste Probleme in der Kommunikation zu geben, denn mehr als einmal durchkreuzten Jacksons mangelhafte Befehlsinterpretationen die detailliert geplanten Aufmärsche Lee’s.
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Im Valley-Feldzug manövrierte "Stonewall" Jackson drei Monate lang mehrere feindliche Großverbände aus. Präsident Lincoln schätzte die Gefahr für Washington als so hoch ein, dass er das V. U.S. Corps und weitere Verbände anstelle Richtung Richmond ins Shenandoah-Tal schickte, um die dort bereits ansehnlichen Truppen noch zu verstärken.
Im Nordvirginia-Feldzug des Spätsommers 1862 kommandierte Jackson den linken Flügel von Lee’s Army of Northern Virginia. Um den Rückzug von McClellan zu decken, war General Major John Pope mit seiner Army of Virginia in Nordvirginia eingefallen. Insbesondere sein II. Korps unter General Major Nathaniel P. Banks war bis auf Gordonsville vorgestoßen. Jackson sollte mit seinem Korps den Gegner über den Rappahannock zurückdrängen, doch seine Schlachtaufstellung stand aufgrund der mit seiner Art der Befehlsausgabe überforderten Divisionsführer unter keinem guten Stern. Ewells und Winders Divisionen erschienen nicht gleichzeitig und vom langen Fußmarsch erschöpft auf dem Gelände am Cedar Mountain, 8 Meilen südlich von Culpeper. Banks nutzte die Verwirrung unter den Konförderierten und griff nach einem der „feinsten Artillerieduelle des Bürgerkriegs“ trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit an. Erst mit dem Erscheinen von A.P. Hills „Leichter Division“ konnte das Blatt der Schlacht gewendet werden. Zwei Tage nach der Schlacht eilte Jackson gemäß Lee’s Anordnung der Army of Northern Virginia voraus, griff Popes Nachschublinien und Vorhut an und verschanzte sich in Erwartung eines Großangriffs der Union hinter der unfertigen Eisenbahnlinie bei Groveton. Zwei Tage lang hielt Jackson die Stellung, bis das Erscheinen von Major General James Longstreets Korps die Schlacht für Lee wendete. Danach war der Weg für Lee nach Maryland frei. Die Garnison von Harpers Ferry wurde durch Jackson’s Truppen besiegt und er kam gerade noch rechtzeitig zur Schlacht von Antietam mit McClellans verstärkter Army of the Potomac, nach deren unter großen Verlusten erkämpften Unentschieden Lee seinen Rückzug nach Nordvirginia einleitete.
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Major General Jackson vor seinen Truppen während des Valley-Feldzuges im Frühjahr 1862 (Gemälde von Chris Collingwood)
In der letzten großen Schlacht auf dem östlichen Schauplatz vor dem Winter kommandierte Thomas Jackson – mittlerweise zum Lieutenant General befördert – das II. Korps in der Schlacht von Fredericksburg gegen den mit aller Vehemenz vorgetragenen Angriff des Unions-Generals Ambrose E. Burnside. Dem schwächeren Flügel des Angreifers entgegen gestellt konnte Jackson den Angriff der Divisionen unter Meade und Gibbon zurückschlagen und die Union in einem heftigen Gegenangriff fast bis auf den Fluß zurückdrängen, bevor das Eintreffen der Unionsdivisionen von Brigadier General Daniel E. Sickles und Brigadier General David B. Birney die Front stabilisierte. Die Schlacht von Fredericksburg wandte sich für die Südstaaten zu einem entscheidenden Sieg und machte alle Bemühungen des Nordens, auf dem entscheidenden östlichen Kriegsschauplatz die Initiative zu erlangen, endgültig zunichte.
Sein Meisterstück war wahrscheinlich die unerkannt geführte Überflügelung der Potomac-Armee unter General Major Joseph Hooker während der Schlacht bei Chancellorsville. General Lee gelang es in „seiner perfekten Schlacht“ – als welche sie in die Kriegskunst einging – ein überwältigender Sieg gegen die mehr als doppelt so starken Unionskräfte. Nachdem Jackson’s Divisionen in einem Gewaltmarsch den ganzen Tag über Zentrum und rechten Flügel von Hookers Schlachtaufstellung umrundet hatten, griffen sie zur völligen Überraschung des Unionsstabes die rechte Flanke unter General Major Howards XI. U.S. Korps an. Die Attacke zerstäubte die Unionslinien und wurde erst durch den Einbruch der Dunkelheit mitten im Unions-Zentrum gestoppt. In der Finsternis geriet Thomas Jonathan Jackson bei einem Erkundungsritt in das Feuer eigener Truppen und starb schließlich infolge der schweren Verletzungen.
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Die "perfekte Schlacht Lee's" am 1. und 2. Mai 1862 vor Jackson Sturmangriff
Jackson war für seine ungewöhnliche Befehlsausgabe „berüchtigt“. Seine Anweisungen waren untergebenen Offizieren oft bis ins kleinlichste Detail vorgeschrieben und führten häufig zu Missverständnissen und mangelhafter Eigeninitiative. Außerdem hielt er seine taktischen Absichten oft bis zum letzten Augenblick geheim – sodass seine Offiziere den Schlachtplan ihres vorgesetzten Kommandeurs häufig nicht kannten – und deswegen in Zweifelssituationen schlechter unterstützen konnten. Trotz anfänglicher Verständigungsprobleme entwickelte sich Jackson zu Lee’s rechter Hand – mehr noch als in seinem üblichen Führungsstil ließ Lee seinem Ass noch freiere Hand bei der Umsetzung oder sogar der Identifikation von taktischen und operativen Zielen. Einige Militärhistoriker sehen im Tod Jackson’s den entscheidenden Ausschlag für die Niederlage bei Gettysburg. Seine operativen Grundzüge fasste er im Gespräch mit General Imboden in Worte:
„Always mystify, mislead, and surprise the enemy, if possible; and when you strike and overcome him, never let up in the pursuit as long as your men have strength to follow; for an army routed, if hotly pursued, becomes panic-stricken, and can the be destroyed by half their number. The other rule ist, never fight against heavy odds, if by any possible maneuvering you can hurl your own force on only a part, and that the weakest part, of your enemy and crush ist. Such tactics will win every time, and a small army may thus destroy a large one in detail, and repeated victory will make it invincible.”
Szenario: „Pope niederhalten“
Im Folgenden geht es um die Tagesschlacht von Cedar Mountain, in der Verbände in Korpsstärke in Culpeper County in Nordvirginia aufeinander trafen. Nachdem die Konförderierten schon beinahe vom Schlachtfeld gefegt worden waren, wendete Ambrose Hills eintreffende „Leichte Division“ das Blatt der Schlacht.
Am 26. Juni 1862 übernahm Major General John Pope das Kommando über die neuaufgestellte U.S. Army of Virginia. Bis zu diesem Zeitpunkt galt Pope als einer der erfolgreichsten, aber auch prahlerischsten Generäle der Union. Zu Beginn des Krieges hatte er als Verantwortlicher für die Freiwilligenarmee Truppenaushebungen in Illinois koordiniert. Sein erstes Feldkommando im Bürgerkrieg bestand in der Verteidigung und Sicherung Missouris gegen konförderierte Vorstöße. Von Nordmissouri aus vorgehend, gelang ihm die Sicherung der wichtigen Nachschublinien nach Neuengland und zu den Großen Seen und das Erringen der operativen Initiave gegen seinen Gegenspieler Sterling Price. Trotz dessen militärischer Erfolge im September 1862 drückte ihn Pope bis Dezember aus Missouri heraus und besiegte ihn schließlich in der Schlacht von Blackwater Creek. In seinem neuen Kommando auf dem Transmississippi-Schauplatz beseitigte er im Frühjahr 1862 die konförderierten Stützpunkte entlang des Mississippi. Den Todesstoß auf diesem Kriegsschauplatz versetzte die Mississippi-Armee den Südstaatlern am 29. April bei Corinth, Mississippi. Als „Held von Island No. 10” sollte er nun auch im Osten das Kriegsglück wenden.
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Major General John Pope und Unionsstellungen bei der Belagerung von Corinth vom 29. April bis zum 30. Mai 1862. Nachdem Rückzug der Konförderationstruppen erlangte die Union am Mississippi-Schauplatz und in Tennessee die unangefochtene Initiative. Kentucky war für die Südstaaten endgültig verloren.
Seine Armee stellte Pope im Bogen um Nordvirginia auf. Sein rechter Flügel unter Major General Franz Sigel stand bei Sperryville in den Blue Ridge Mountains, das Zentrum unter Major General Nathaniel Banks wartete bei Little Washington und die linke Flanke hielt das eigene Ufer des Rappahannock River bei Falmouth. Eine Infanteriebrigade und die Korpskavallerie unter John Hatch waren allerdings 32 km vor der Front bis zum Culpeper Court House vorgestoßen. Robert E. Lee detachierte seinen linken Flügel am 13. Juli unter Thomas Jackson mit rund 14.000 Soldaten (zu denen später noch Hills Division kam) zu der wichtigen Eisenbahnlinie bei Gordonsville, um die Unionstruppen zu fesseln und vom beabsichtigten Abzug der Hauptarmee von den Linien vor McClellans Potomac-Armee abzulenken. Am 6. August 1862 eroberte Jackson alle wichtigen Ziele bei Gordonsville und entschloss sich danach, sofort offensiv gegen das im Zentrum nun isolierte II. U.S. Corps von Banks vorzugehen. Im Idealfall hoffte Jackson, alle drei Korps der Virginia-Armee nacheinander schlagen zu können und so eine Vereinigung von Popes Truppen zu vereiteln. Sein Vormarsch am 7. und 8. August verlief zwar ungestört, doch wegen einer ungewöhnlichen Hitzewelle und Missverständnissen über die Anmarschwege und –ziele trafen seine drei Kolonnen verspätet und nacheinander am Rapidan River ein. Pope war gewarnt und ordnete eine Verteidigungshaltung oberhalb des Cedar Run (11 km südlich Culpeper Court House) an und entsandte Sigel's Korps zusätzlich zur Entlastung von Banks.
Major General Richard S. Ewell traf am Morgen des 9. August als erster auf dem Kampfschauplatz ein, Brigadier General Charles S. Winder führte das Zentrum im Laufe des Vormittags über den Rapidan. Gegen Mittag traf Ewells Speerspitze unter Brigadier General Jubal E. Early auf Unionskavallerie und –Artillerie dicht nordwestlich des Cedar Mountain. Die Truppen nahmen eine Kampflinie ein, wobei sich der Rest Ewells Division zur Rechten formierte, während Winters Division den linken Flügel deckte. Nathaniel Banks hatte unterdessen eine leicht nach Osten geneigte Nord-Süd-Stellung entlang des Cedar Run auf den beherrschenden Anhöhen der Cedar Hügelkette eingenommen. Von Nord nach Süd positionierte er die Brigaden von Gordon, Crawford, Auger, Geary und Prince; George Greene’s Brigade bildete seine Korpsreserve.
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Major General Nathaniel Prentice Banks bei Cedar Mountain. Banks war ein eigentlich Politiker, kein Militär. Seine oftmals erfolglosen Kommandos erhielt er zu Beginn des Krieges wegen seiner außerordentlichen Popularität, seiner Loyalität zu Präsident Lincoln und wegen dem allgemeinen Notstand der Union an fähigen Stabsoffizieren. Jackson urteilte über Banks, er würde niemals einem Kampf ausweichen und ihn dann gewöhnlich verlieren.
Beide Seiten begannen am frühen Nachmittag mit einem Artillerieduell, um einerseits den eigenen Aufmarsch zu bzw. den feindlichen zu stören. Dabei wurde der Kommandeur der 2. C.S. Division Charles Winder von einem Granatsplitter tödlich verwundet. Gegen 17:00 flaute das Artilleriefeuer ab und Banks erkannte, dass sich Teile der Südstaatler einzeln in isolierte und gefährliche Positionen manövriert hatten. Geary und Prince starteten mit ihrem Angriff auf den rechten Flügel unter Ewell. Erst Early’s Brigade konnte den schnell und kraftvoll geführten Angriff auf die konförderierten Linien aufhalten. Zur gleichen Zeit griff Banks jetzt auch Winters Division am linken Flügel an. Frontal und über die Flanke wurden 1st Virginia und 42nd Virginia Infantry überrollt und aus ihren Stellungen geworfen. Am Ende der Attacke war Taliaferro’s Position unhaltbar und Jackson musste seine gesamte Artillerie zurückziehen, um sie vor einer feindlichen Eroberung zu retten. Durch den völlig zerbrochenen linken Flügel geriet nun auch das Zentrum um Early und Taliaferro in ernste Gefahr, ein kurzfristig unter Jackson selbst organisierter Gegenangriff mit „seiner“ Stonewall-Brigade im Zentrum verschaffte nur kurzfristig Erleichterung. Zu diesem Zeitpunkt tauchte A.P. Hills Division verspätet am Ort des Geschehens auf, übernahm sofort die Verantwortung auf der linken Flanke und begann gemeinsam mit Ewell im Zentrum gegen 18:30 Uhr einen schwungvollen Gegenangriff. Der gesamte rechte Flügel der Union brach unter hohen Verlusten zusammen und Banks musste seine gesamte Streitmacht gegen 19:00 Uhr in eiliger Flucht über den Rappahannock zurückziehen. Eine Kavallerieattacke zur Deckung der Flucht endete in einem sinnlosen Gemetzel. Erst die einbrechende Dunkelheit veranlasste Jackson schließlich, die Verfolgung von Banks Truppen aufzugeben. Gegen 22:00 Uhr nahmen die letzten Feindseligkeiten endgültig ab.
Noch zwei weitere Tage belauerten sich beide Seiten gegenseitig, da Jackson erwartete, Banks würde gemeinsam mit Sigel's Korps einen neuen Angriff starten. Als sich die Union passiv verhielt, marschierte er am 12. August hinter den Rapidan River zurück, denn inzwischen war die gesamte Army of Virginia beim Culpeper Court House versammelt. Sein Ziel, die Korps einzeln zu schlagen, war trotz des Sieges am Cedar Mountain vereitelt wurden. Trotzdem war Lee’s Ziel erreicht worden – die beiden Unionsarmeen hatten sich weit entfernt voneinander gesammelt, waren in der strategischen Defensive und erlaubten ihm nun mit der gesamten Macht seiner Armee Ort und Zeitpunkt einer neuen Offensivaktion zu bestimmen.
Szenariobeschreibung:
Schauplatz: in der Nähe von Cedar Mountain, 9. August 1862, 16:00-19:00 Uhr
Wetter: Heiter und sehr heiß
Kommando: Linker Flügel der Army of Northern Virginia (20.823 Soldaten, 33 Geschütze)
Schlachtaufstellung:
1st C.S. Division (Brig.Gen. Charles S. Winder)
Obst. Charles A. Ronald (2nd VA, 4th VA, 5th VA, 27th VA, 33rd VA)
Oberstlt. Thomas S. Garnett (21st VA, 42nd VA, 48th VA, 1st VA)
Brig.Gen. William B. Taliaferro (47th VA, 48th VA, 10th VA, 23rd VA, 37th VA)
Obst. Thomas Flournoy (6th VA-Cavalry)
Obst. Asher W. Harman (12th VA-Cavalry)
Hptm. Joseph Carpenter (4 Geschütze)
Hptm. William T. Poague (4 Geschütze)
Hptm. William H. Caskie (4 Geschütze)
3rd C.S. Division (Brig.Gen. Richard S. Ewell)
Brig.Gen. Jubal A. Early (12th GA, 13th VA, 25th VA, 31st VA, 52nd VA, 58th VA)
Brig.Gen. Isaac R. Trimble (15th AL, 21st GA, 21st NC, 1st NC)
Obst. Henry Forno (5th LA, 6th LA, 7th LA, 8th LA, 14th LA)
Hptm William F. Dement (4 Geschütze)
Hptm. William D. Brown (4 Geschütze)
Hptm. Joseph W. Latimer (4 Geschütze)
Lt. Nathaniel Terry (2 Geschütze)
Hptm. Louis E. D’Arquin (3 Geschütze)
Light Division (Brig.Gen. Ambrose P. Hill)
Brig.Gen. L. O’B Branch (7th NC, 18th NC, 28th NC, 33rd NC, 37th NC)
Brig.Gen. James J. Archer (5th AL, 19th GA, 1st TN, 7th TN, 14th TN)
Obst. Edward L. Thomas (14th GA, 35th GA, 45th GA, 49th GA)
Brig.Gen. Charles W. Field (40. VA, 47th VA, 55th VA, 22nd VA)
Brig.Gen. William D. Pender (16th NC, 22nd NC, 34th NC, 38th NC)
Obst. William E. Starke (1st LA, 2nd LA, 9th LA, 10th LA, 15th LA, Coppen’s Btn.)
Auftrag:
John Popes neuaufgestellte Armee ist in Nordvirginia eingerückt. Da sich McClellan im Moment passiv verhält, bietet sich die Gelegenheit, diese Bedrohung zu beseitigen, ohne auf Unionsterritorium vorrücken zu müssen. Jacksons Korps wird den Angriff gegen die verstreuten und schwachen Teile von Popes Armee führen, bevor sich diese vereinigen kann.
Kurz: Am Cedar Mountain Stellung einnehmen – Feindliches Korps lokalisieren – Banks schlagen und weiter auf Culpeper vorrücken!
3rd C.S. Division, Brigadier General Richard Ewell, in der Nähe des Schulhauses, 04:00 p.m.
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Die Schlachtordnung der C.S. Bisher ist nur Brig.Gen. Ewells 3rd C.S. Division am Ort des Geschehens eingetroffen. Winder wird frühestens in 30 Minuten, Hill erst nach mindestens einer Stunde zu Unterstützung eilen können. Ewell wird also den Anfang des Ringens alleine und an allen Fronten verteilt führen müssen. Bei einem Unionsgegenangriff wären seine schwachen Truppen dann eine leichte Beute.
„Prima! Was für ein Timing!“, rüffelte General Richard Stoddert Ewell voller Sarkasmus in seinen Bart, während er mit einer lässigen Bewegung seinen Zweispitz vom Kopf nahm und sich mit dem Ärmelaufschlag ein paar staubverklebte Schweißtropfen vom spärlich bewachsenen Schädel wischte. „Na gut, dann wollen wir mal zur Lagebesprechung schreiten.“ Mit einem Schnalzen und einem leichten Druck in die Flanken ließ er seinen Schimmel antraben und auf die eine Apfelbaumgruppe ca. 200 m seitlich zureiten, wo der ein Teil des Stabes von General Jackson provisorisch Quartier gemacht hatte. Tornister mit darüber gelegten Pferdedecken hatten eine Art improvisierte Tischfläche geschaffen, auf der unsortiert mehrere Landkarten und Papierdossiers lagen.
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Jackson stand umringt von jüngeren Offizieren mit seiner Pfeife an der schattigsten Ecke und hantierte umständlich mit seiner Feldtasche. Nur ein kaum merkliches Aufschauen zeigte dem Neuankömmling, dass er überhaupt bemerkt worden war:
„...und sagen ihm, er möge nördlich der Crittenden Farm Angriffshaltung einnehmen, ja? Ah, General Ewell, treten Sie zur Karte, bitte! Wir warten hier schon seit 2 Stunden auf das Eintreffen ihrer Truppen und die Verspätung von Winder und Hill, mit denen ich mich noch befassen werde, entschuldigt Sie, mein Lieber, kein bisschen. Vor uns liegt das letzte natürliche Hindernis vor dem Culpeper Court House und unsere berittenen Aufklärer haben Unionstruppen in ihren Stellungen beobachtet. Wenn Sie mich fragen, hat Banks sein gesamtes Corps hier irgendwo zwischen Crittenden und Buck Run in Stellung gebracht. Tja, das bedeutet über 8.000 Yankees und schätzungsweise 20-30 Artilleriegeschütze. Sie müssen uns den Vormarsch nach Culpeper verstellen, also müssen wir die Straße dorthin in unseren Besitz bringen. Sie werden die Kreuzung bei Newmans Crossing einnehmen und bis zum Eintreffen von Winders Division halten. Außerdem werden Sie an ihrer linken Flanke massive Aufklärung betreiben und den Feind ggf. aus seinen Stellungen im Wäldchen zwischen den beiden Landstraßen nach Culpeper vertreiben. Für den Fall, dass wir rasche Nord-Süd-Rochaden durchführen wollen, ist - denke ich - dieser Hügel von zentraler Bedeutung.“
Seine Pfeife klopfte auf den in der Umgebungskarte vermerkten Hügel beim Schlachthaus.
„Von hier haben wir ein ausgezeichnetes Blickfeld auf das gesamte Schlachtfeld bis zum Buck Run. Ich würde ja gerne mit Winders und Hills Division agieren, aber wie es scheint, werden Sie vorerst alleine die Aufgaben des Korps übernehmen müssen. Wir schicken bereits nach Verstärkung, aber das sollte Ihren Offensivmut nicht schmälern.“
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Ewell rang nach Atem und schnaufte merklich verärgert: „Bei allem Respekt, Sir: wir sind seit heute Morgen durch Staub und Hitze marschiert und jetzt soll ich meine Division über das ganze Schlachtfeld verteilen und dennoch attackieren? Wo Banks mit zwei Divisionen irgendwo in den Wäldern sitzt? Das ist ein Himmelfahrtskommando, Sir.“
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„Sie hören mir nicht zu, Dick. Sie sollen ihre Division verteilen, alle Operationsziele besetzen und halten UND TROTZDEM angreifen. Ich werden Ihnen die Korpskavallerie unterstellen. Wenn ich Sie wäre, würde ich sie weise einsetzen, um den geschlagenen Feind auseinander zu jagen. Außerdem bekommen Sie den Großteil der Korpsartillerie, um ihren Aufmarsch zu unterstützen. Und bevor Sie weiter jammern, erklären Sie mir lieber ihren Schlachtplan, um all diese Ziele umzusetzen!“
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Schneidende Stille war inzwischen in der Offiziersrunde eingekehrt. Würde Ewell sich provozieren lassen? Ewell atmete tief durch, wischte dann betont lässig die Karte zu sich herüber und warf einen gelangweilten Blick darauf. Dann drehte er sich auf den Kopf und schob sie wieder von sich weg. Sein stechender Blick fixierte kurz die Runde, haftete für eine Millisekunde an seinem Vorgesetzten und folgte dann der Drehung seines Körpers hin zum offenen Gelände. Mit weit ausholenden Armbewegungen erläuterte er die Vorstellungen seines Vormarsches:
„Early’s Brigade ist am weitesten vorgerückt und am kampfstärksten. Sie wird die geforderten Fühlungsangriffe am linken Flügel durchführen. Als Unterstützung werden Batterien von D’Arquin, Terry und Dement Position auf dem Acker zwischen den beiden Waldflecken einnehmen. Henry Forno wird mit seinen Truppen in Kolonne nach Newmans Crossing marschieren und die Kreuzung dort gegen Angriffe aus Osten und Südosten sichern. Gegebenenfalls wird entweder Early’s Angriff unterstützen oder im Zentrum vorrücken. Trimble soll mit seinen knapp 900 Männern zum Schlachthaus marschieren. Ich lasse ihn außerdem durch die Korpskavallerie unter Flournoy und Harman unterstützen.“
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„Nein!“, Jackson unterbrach barsch den Vortrag Ewells, „Trimble alleine ist zwar schwach, aber Kavallerie auf dem rechten Flügel kann nicht mehr ins Kampfgeschehen im Zentrum und links eingreifen. Sie werden höchstens ein Regiment zum Schlachthaus entsenden, um die Position als erste zu sichern und das Vorgelände aufzuklären. Dafür werden Sie Trimble mindestens zwei Batterien – und zwar ihre beiden besten – zur freien Verfügung stellen, um seine Position dort auch bei gegnerischen Angriffen zu halten. Trimble wird dort mindestens bis zum Eintreffen von Hill’s Leichter Division verbleiben. Wenn der Gegner im Süden nicht aktiv wird, lassen Sie Trimbles Brigade aufspalten. Ein Teil wird dann die Schanzaufgaben bei Newmans Crossing übernehmen, während Forno den Angriffsschwung von Early weiterträgt.“
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„Aye, General Jackson, Sir!“
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Phase 0 - Ewell's Aufmarsch. Bei der Farm in der Mitte der Karte wurde U.S. Kavallerie gesichtet. Die Wälder in der nördlichen Hälfte würden sich hervorragend für einen U.S. Hinterhalt eignen, doch auch Banks' Truppen müssen erst einmal marschieren. Der Erste kann sich seine Verteidigungsstellung aussuchen.
12th Virginia Cavalry Regiment, am Schlachthaus um 04:06 p.m.:
„Wie es scheint, sind wir die ersten hier auf dem Hügel. Es wundert mich, dass die Union hier keine Plänkler formiert hat. Wenn Banks die Gelegenheit des Augenblicks nutzen will, um „Stonewall“ zu schlagen, bevor er seine Truppen versammelt hat, muss er diese Anhöhe besetzen! Sonst schießen wir ihm die Flanke in Klump!“
Colonel Harman steigt von seinem Braunen und lässt das Pferd von der Ordonnanz an die Baumreihe hinter dem aufälligen, großen, weißen Steinhaus bringen. Inzwischen ordnet sein Captain Robertson Männer und Pferde seines Regiments. Insgesamt 146 Husaren stehen unter seinem Kommando, allesamt Landburschen aus West- und Zentralvirginia – wahre Haudegen und ihren Kameraden unter J.E.B. Stuarts Führung in nichts nachstehend.
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„Ist Ihnen die Unionsbrigade hinter dem Weizenfeld aufgefallen, Colonel?“
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„Ja, das war Banks’ Kavallerie. Mich wundert, dass sie uns nicht beim Ritt hierher aufgehalten haben. Und den Vormarsch von Trimble haben sie auch nicht attackiert. Es scheint, sie bilden nur die vorgeschobene Beobachtungsstellung und werden den Aufmarsch Jacksons passiv aufklären. Hmmm, wo ich gerade davon sprach: wo steckt dieser Trimble eigentlich?“ Harman reckt seinen Kopf, aber der kleingewachsene, ziemlich gedrungene Mann benötigt einfach einen Pferderücken, um die ferne Umgebung abzusuchen.
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„Trimble marschiert nach Plan vorwärts. Seine Kolonnen überqueren gerade den Südarm des Cedar Run. Wenn ich die Staubwolke recht deute, wird er gerade von der Korpsartillerie überflügelt.“
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„Fein, dann bringen Sie ihre Jungs mal in Ordnung. Zeugdienst, Schanzdienst, Stalldienst und Biwak – teilen Sie ihre Männer rotierend ein. Zeitansatz: 30 Minuten.“
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Die 12th Virginia Cavalry sichert das Schlachthaus und klärt - nun ja, keine feindlichen Truppen auf. Dennoch marschiert Trimble mit der Artillerie weiter. Trimbles Brigade hat sowieso kaum Kampfwert, aber die zwei Vierer-Batterien Napoleons könnten mit an der linken Flanke fehlen.
____Wer? Wie? Was? Warum?__________________________
Das 12th Virginia Volunteer Cavalry Regiment wurde während des Sezessionskrieges von den Südstaaten aufgestellt. Es war keine Milizeinheit, sondern diente regulär in der Army of Northern Virginia. Im Juni 1862 wurde die Truppe ursprünglich als 10th Cavalry Regiment bei Conrad’s Store, Virginia, versammelt und bewaffnet. Außerdem gab die 7th Virginia Cavalry 10 ihrer damals 29 Kompanien an die neuaufgestellte Truppe ab. Nun wurde auch die Bezeichnung auf das 12. Regiment gewechselt. Das Regiment kämpfte in den Kavalleriebrigaden von Jones, Rosser und Dearing – vornehmlich im Verbund der Army of Northern Virginia. Während des Maryland-Feldzuges, bei der Kavallerieattacke von Brandy Station, in Scharmützeln in West-Virginia, in Bristoe und am Mine Run, während der Kämpfe um die „Wilderness“ bei Chancellorsville, bei Cold Harbor und unter Early im Shenandoah-Tal erwarb das Regiment seinen Schlachtruhm. Mitte April 1865 wurde die Einheit aufgelöst. Die Kommandeure waren Col. Asher W. Harman, Lt.Col. Richard H. Burks , Lt.Col. Thomas B. Massie und Maj. John L. Knott.
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Forno’s Brigade, bei Newmans Crossing, 04:25 p.m.
“Fein, fein – Colonel Forno hat seine Brigade an das Straßendreieck geführt. Was ist mit den drei Artilleriebatterien?“ General Ewell ließ seine rechte Hand wieder und wieder durch den buschigen Bart fahren, während er den Horizont nach verräterischen Staubwolken absuchte. Sollte Banks seine Truppen so hilflos aufgestellt haben?
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„Die Artillerie hat sich ihrem Befehl gemäß 500 Meter vor der Kreuzung am Waldrand verborgen, Sir. Sie ist weiterhin aufgeprotzt, aber noch nicht vom Gegner erkannt worden.“
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„Gut, schicken Sie einen Meldereiter zu Early. Ich muss wissen, wann er sein Regiment im Wald in Stellung gebracht hat.“ Sein Adjutant winkte pflichtbewusst einen staubigen Boten herbei. In dem Augenblick traf auch die Nachricht von General Trimble ein: er hatte den Hügel am Schlachthaus besetzt.
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Forno hält die Kreuzung, Trimble das Schlachthaus. Jetzt sollen die Truppen in sicherer Entfernung ausruhen. Wenn Early die rechte Flanke der Union aufgebrochen hat, soll Forno an dessen rechter Flanke vorstoßen.
Ein bis auf die Minute geplanter Schlachtplan sollte Early’s Brigade den entscheidenden Überraschungsvorteil geben, den sie benötigen würde, um die Unions-Brigade aus ihren Stellungen am Waldrand zu werfen. Da Banks weit und breit keine sichtbaren Reserven in der Nähe hatte, bot sich hier die einmalige Gelegenheit, eine ganze Brigade aufzureiben und gefangen zu nehmen. Hinter der Culpeper Road war mindestens eine Artilleriebatterie der Union in Stellung gegangen, die Einschläge lagen aber ungezielt und unsystematisch auf dem Gebiet um die Kreuzung. Die feindliche Kavallerie würde dem Angriff nicht in die Flanke können, dafür war es mittlerweile zu spät. Forno könnte, falls notwendig, kraftvollen Flankenschutz geben. Aber dafür war es noch zu früh.
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Der Schlachtplan ist riskant, aber erfolgversprechend. Wenn die Geschütze im richtigen Augenblick eintreffen, werden sie von der vorpreschenden Infanterie gedeckt und können trotzdem auf kurze Entfernung mit ihren Kartätschen in die Verschanzungen am Waldrand unter Feuer nehmen. Die Kavallerie soll den Lückenbüßer spielen, falls die Unionsbrigade auf die Geschütze vorrückt. Sind die feindlichen Linien aufgebrochen, dient sie zur totalen Versprengung der fliehenden Yankees. Dies ist hier möglich, weil die Brigade isoliert von weiteren Truppen und der Masse der Unionsartillerie vor einem Wald steht.
Early’s Brigade, linker Flügel der 3rd U.S. Division, auf den Stoppelfeldern nördlich der Culpeper Road, 04:30 p.m.
Nichts brachte ihn aus der Ruhe. Jubal Anderson Early war einer der erfahrensten und dienstältesten Stabsoffiziere der Konförderation und hatte sich seine ersten Sporen bereits im Seminolen-Krieg in Florida erworben. Mittlerweile längst erfolgreicher Staatsanwalt für Floyd County und Lincoln County in Virginia rief ihn der Amerikanisch-Mexikanische Krieg in den 1840ern wieder zu den Waffen. Angriffe wie diesen hier hatte er schon oft erlebt, und im inneren fühlte er, wie er Ewell zu dessen mutiger Planung beglückwünschte. Wenn alles nach Plan läuft, sollten die Yanks vor ihm nicht die geringste Chance haben. Er hob seinen linken Arm und der Meldereiter preschte zurück zu Ewell an der Kreuzung.
Warten ... ... Warten ... ... Warten ... ... Warten ... ... Los!
Er blickte ruhig und konzentriert in die Runde und ließ seinen Arm langsam sinken. Dann schlug er mit den Zügeln und sein Pferd trabte an. Im gleichen Moment preschten die Männer in Marschkolonnen aus dem Wald auf das vor Ihnen liegende Feld. Nur Augenblicke später nahmen beide Kavallerieregimenter ihre Flankenposition ein.
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„Capt. Latimer, General Sir, melde gehorsamst, meine Batterie hat Stellung an ihrer linken Flanke bezogen und rennt die Lafetten aus den Protzenwagen aus. Wenn ich bemerken darf, wenn wir jetzt beschossen werden, kann ich nicht für die Moral meiner Männer garantieren. Sir!“
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Early nickte wohlwollend. „Machen Sie sich keine Gedanken, Captain. Meine Infanterie ist schon 200 m hinter Ihnen und die Virginia-Cavalry wird ihnen solange Deckung geben. Und jetzt – nehmen Sie ihre Stellung ein. Ich habe einen Angriff zu koordinieren!“
Inzwischen haben sich die schlachterprobten Regimenter in äußerster Schussreichweite formiert und beginnen ihr vernichtendes Salvenfeuer auf die Yankees. Nur für eine Minute hätte der gegnerische Kommandeur die Gelegenheit gehabt, die wertvollen Geschütze anzugreifen. Nun feuern sie aus nächster Nähe auf den Feind. Nach zwei Minuten sind bereits 150 Soldaten ausgefallen, und mit jeder Minute steigen die Verluste.
„Da! Das Zentrum bricht als erstes auseinander! Infanterie vor und seitlich zu den Flanken auffächern! Kavallerie Angriff – ins Zentrum!“ Der Signaltrompeter gibt sofort die Kommandos aus und die Kavallerie prescht todesmutig mitten über das Schlachtfeld. Das Gefecht ist gewonnen…
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Nr.1: Early's Brigade nimmt ihre Ausgangsstellung im Wäldchen ein. Auf der anderen Seite wartet Brig.Gen. Williams mit einer Brigade der 1nd U.S. Division.
Nr.2: Die Artillerie protzt an beiden Flanken ab, als die Infantrie die Kampflinie erreicht. Die Virginia-Kavallerie gibt solange Flankenschutz. Doch der Feind rückt nicht vor.
Nr.3: Im Zentrum bricht nach nicht mal zwei Minuten das erste Regiment in Panik aus der Linie. Die langgewachsenen Burschen aus Maine glaubten an einen leichten Sieg, nun lehrt sie überlegene Taktik das Fürchten. Die Kavallerie prescht über das Schlachtfeld hinterher.
Nr.4: Ein weiteres Regiment aus Maine hat die Stellungen verlassen und sucht sein Heil in der Flucht. Die wird jedoch nicht gelingen.
Nach 15 Minuten kehrt der Anführer der 6th Virginia Cavalry staubbedeckt und mit zerschlissenem Waffenrock zu Early zurück.
„Melde gehorsamst, Feind bis zum Waldausgang scharf verfolgt. Hinter dem Wäldchen wartet eine weitere Brigade der Yankees. Außerdem haben wir eine ganze Wand von Artilleriegeschützen ausgemacht, etwa 24 Stück, alle in Nord-Süd-Ausrichtung hinter dem Nordarm des Cedar Run. General, Sir!“
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„Colonel, was ist mit den Gefangenen? Konnten Sie den Erfolg der Infanterie ausnutzen?“
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„General, Sir, melde gehorsamst, drei von vier Unionsregimentern haben sich ergeben. Das letzte fand in wilder Flucht im rechten Moment Schutz hinter ihren eigenen Truppen. Drei Regimentskommandeure, zwei Brigadegeneräle und ein feindlicher Munitionswagen fielen in unsere Hände. Wollten noch weiter nach Süden ins Kornfeld vorstoßen, aber da besteht die Luft nur aus Splittern und Blei.“
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„Gut gemacht, mein Sohn! Gut gemacht. Sie sammeln ihre Truppen. Wenn ich die Lage richtig einschätze, steht vor uns ein Hornissennest, in das ich ungern stechen möchte. Soll der General entscheiden, ob wir hier weiter machen sollen.“
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Nr.1: Early schwenkt komplett nach links.
Nr.2: Das 10th Maine Rifle Regiment ist hoffnungslos isoliert. Der Rest der Brigade wurde bereits aufgerieben.
Nr.3: Der Brigadegeneral wird gefangen genommen. Ein Regimentskommandeur befindet sich ebenfalls im Stab.
Nr.4: Ein unvorsichtiger Nachschubtransport fällt in die Hände der Virginia-Riders.
Derweil nahe der Crooked Run Church an der Orange & Culpeper Turnpike:
Der ausgetretene Weg erbebte erneut unter den Füßen tausender Soldaten. Soldaten, die seit dem Morgengrauen nahezu pausenlos marschiert waren. Die „Fußkavallerie“ machte ihrem Namen einmal wieder alle Ehre. Doch darüber dachten Rebs noch am wenigsten nach. Die meisten waren wegen der staubtrockenen Luft und der sengenden Hitze am Rande des völligen körperlichen Zusammenbruchs. Und jetzt hörten sie auch noch Kanonendonner in der Ferne – das bedeutete in der Regel niemals etwas Gutes. Trotz aller Erschöpfung hob eine der zerlumpten und verdreckten Gestalten sein verfilztes Haupt. Dort – irgendwo in der vor Hitze wallenden Luft und den haushohen Staubwolken war der Divisionskommandeur. Welchen Gesichtsausdruck machte er? Was steht uns heute noch bevor?
„Seargant Clifford, nehmen Sie die Eildepeschen an sich und suchen Sie General Jackson. Am besten, Sie folgen einfach dem Turnpike und dem Kanonendonner. Melden Sie die volle Kampfbereitschaft der Division. Wegtreten!“ Brig.Gen. Charles S. Winder wirkte seltsam verkrampft. Einerseits wusste er um die physische Beschaffenheit seiner Soldaten und deren niedrige Moral. Sie wünschten sich die Abenddämmerung herbei, sie wünschten sich ein ruhiges Plätzchen am Lagerfeuer, kühlendes Wasser, frisches Obst und vor allem Ruhe, Ruhe. Und er verfluchte diesen General Jackson und sein pedantisches, misstrauisches Wesen. Aber andererseits war er verspätet eingetroffen und das würde der General niemals auf sich beruhen lassen. Gnade ihm der Allmächtige, wenn seine Verfehlung die Schlacht des Generals entscheiden würde. Nein – er war Soldat. Seine Männer waren Soldaten, Soldaten aus Virginia und Alabama. Es würde seine vornehmste Pflicht sein, sie auch an diesem Tage siegreich in die Schlacht zu führen.
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Brigadier General Charles S. Winder. Wie so viele seiner Zeit sah er bereits mit Mitte 30 verhärmt und verbraucht aus.
____Wer? Wie? Was? Warum?__________________________
Charles Winder wurde am 18. Oktober 1829 in Easton im Bundesstaat Maryland geboren, sein Onkel Franklin Buchanan wurde später einer der größten Seehelden der Union im Bürgerkrieg. Sein Cousin John H. Winder wurde im selben Krieg ebenfalls General der Südstaaten. Charles besuchte das St. John’s College in Maryland und erwarb sich damit seine Aufnahmeberechtigung für West Point, der Militärakademie für zukünftige Offiziere der Vereinigten Staaten. Von 1846 bis 1850 studierte er dort, bis er als 22er von insgesamt 44 Absolventen abschloss. Auch seine militärische Karriere war weder von großen Höhen, noch schmerzhaften Tiefs geprägt.
Im Krieg gegen Mexico diente er als Adjutant beim 3rd U.S. Infantry Regiment. Während der Rückverlegung seiner Einheit in die Heimat geriet das ihn und seine Einheit transportierende Segelschiff im Pazifischen Ozean in einen Taifun. Wegen seiner außergewöhnlichen Tapferkeit im Angesicht – nun ja, des Sturms – wurde er 1855 zum Captain befördert, was für einen jungen Mann im Alter von gerade einmal 26 Jahren herausragend war. Danach diente er im Frontier Land im Territorium Washington – weitab von Ruhm und Meriten. Nach Ausbruch des Bürgerkriegs legte er wie viele seiner Kameraden sein Offizierspatent der U.S. Army nieder.
Im Bürgerkrieg diente er zunächst als Major der Artillerie, bevor er am 8. Juli 1861 das Kommando über das 6th South Carolina Infantry Regiment übernahm. Am selben Tag wurde er zum Colonel befördert – er übersprang also einen Dienstgrad. Seine Karriere ging in atemberaubenden Tempo weiter: am 1. März 1862 ernannte ihn der Kriegsminister zum Brigadier General und übergab ihm das Kommando von Brig.Gen. Garnetts Brigade, mit welcher er unter Thomas Jackson im Shenandoah-Feldzug kämpfte. Er galt als ein Disziplinfanatiker und war weder im Offizierskorps, noch bei seinen Männern beliebt. Die Tatsache, dass er im Vorfeld des Nordvirginia-Feldzuges sogar das Kommando über die 1st C.S. Division erhielt – der ERSTEN Division! – bestätigte seinen Ruf als opportunistischer Ehrgeizling, der mit Glück und gegen alle Vernunft immer und immer die Karriereleiter herauf fiel.
An seinem Todestag führte Charles Winder seine Männer auf Jacksons linken Flügel in die Schlacht bei Cedar Mountain, obwohl er wegen Krankheit strickte Bettruhe verordnet bekommen hatte. Er leitete gerade persönlich das Feuer einer Batterie Napoleons, als feindliche Granatsplitter seine halbe Körperhälfte aufrissen. Er verstarb wenige Stunden später.
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Wenige Minuten später an der Newman Kreuzung:
„Ich danke Ihnen, Seargant Clifford. Richten Sie General Winder aus, dass ich ihn und seine Männer an meinem rechten Flügel bei Cedar Copse erwarte. Und – wenn er sich noch an der Schlacht beteiligen will, sollte er möglichst keine Pause mehr einlegen. Klar?“
Ohne die Antwort abzuwarten, drehte sich Major General Jackson um und trat hinaus auf die sonneverdörrten Weideflächen. Er hatte sich Banks gezeigt und jetzt erwartete er dessen Reaktion. Early’s Brigade war derzeit zu weit vor den eigenen Linien und ohne Flankenunterstützung und Artillerie wäre an einen weiteren Vormarsch nicht zu denken. Aber selbst dann würde es für seinen Geschmack zu verlustreich werden: „Never fight against heavy odds!“
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„Major, befindet sich die Unionskavallerie immer noch in ihrer vorgeschobenen Stellung bei Cedar Copse?“
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„Jawohl, General, Sir! Keine Aktivitäten dort feststellbar.“ Ein Ordonnanzoffizier huschte eilfertig herbei und beobachtete aufmerksam des Generals nächste Regung, um seine taktische Reaktion zu erraten.
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Winder's Erste erscheint auf dem Schauplatz. Sie wurde nicht vermisst. Im Süden muss Trimble seine Truppen teilen. Doch wird er wahrscheinlich sowieso unbehelligt von feindlichen Angriffen bleiben. Jedenfalls ergaben die Ausritte der Kavallerie nur eine Brigade rastender Unionskavalleristen beim Friedhof.
„Gut, dann gibt er also unter keinen Umständen diese Stellung auf. Hervorragend! Lassen Sie folgende Befehle übermitteln: Erstens, Trimble soll die Hälfte seiner Truppen und Artillerie nordwärts nach Cedar Copse ziehen. Danach übernimmt die abgespaltene Hälfte die Bedeckung der Kreuzung hier. Zweitens, Early soll sich wieder auf den Waldrand zurückziehen und seinen Männern eine Atempause gönnen. Die Artillerie verlegt zurück ins Zentrum. Und drittens, Forno soll seine Männer in fünf Minuten abmarschbereit machen. Er bekommt Arbeit.“
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„Aye, aye, Sir!“ Der Major spurtete los und pfiff seine Männer um sich. Dann würde es also wieder ein Testgefecht geben. Gegen die Kavallerie? Oder erwartete der General dort noch etwas mehr?
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Gegen jede militärische Vernunft scheint Banks mehrere Brigaden, vielleicht sogar eine ganze Division, im Zentrum aufmarschieren zu lassen. Dort gibt es nichts, was er erreichen könnte, nicht einmal konförderierte Truppen könnte er dort vertreiben. So macht er es uns leicht, ihn ein zweites Mal vernichtend zu schlagen. Vorausgesetzt, wir können ihn aus mehreren Richtungen flankieren und bringen unsere Artillerie in Stellung.
Colonel Forno’s „Louisiana Tigers“-Brigade, Newmans Crossing, 04:50 p.m.
„Sir, meine Batterie hat am Südrand des Weizenfeldes abgeprotzt. Wir konnten unsere Geschütze bis auf 190 Meter an die Unionskavallerie heran schieben. Zur Zeit treiben wir den Feind durch massiven Kartätschenbeschuss aus seiner Stellung, aber…“
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„Gut gemacht, Captain!“ Zufrieden blickte Colonel Henry Forno durch sein ausziehbares Teleskopfernrohr (ein echtes „Henry Fitz“, New York City) und wischte den zweiten Teil von Captain Dements Meldung einfach beiseite. Seine Brigade marschierte von ihrer rückwärtigen Position bei Newmans Crossing nach Süden, um entlang des Feldweges Stellung gegen die aufmarschierenden Unionsregimenter zu beziehen. Vorher war jedoch der rechte Flügel vom Feind zu säubern und zu diesem Zweck hatte ihm General Jackson die Verfügung über die vom Cedar Mountain aus marschierende Hälfte von Maj.Gen. Trimbles Truppen übertragen. Durch sein Okular konnte er eine Wolke aus zerhäckseltem Weizen und aufgewirbelten Staub erkennen, dort wo die explodierenden Kartätschen die Luft zerfetzten. Und tatsächlich… inmitten der Wolke glaubte er absetzende Bewegungen blaugefärbter Uniformen zu erkennen. Und plötzlich gefror sein Lächeln auf dem Gesicht…
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„Herrgottnochmal, Dement! Sie stehen ja dort völlig alleine! Wo ist Trimble’s Infanterie? Sind Sie von allen guten Geistern verlassen?“ Tatsächlich konnte er weder zur Linken noch zur Rechten die feldgrauen, typischen Farben der Südstaatenröcke ausmachen. Entweder hatte Captain Dement die Fühlung zu Trimble’s Infanterie verloren – oder, und das wäre ungleich schlimmer, Trimble’s Männer waren bereits verdängt worden.
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„Colonel Sir, Trimble hat die beiden Regimenter abseits des Weges durch die Flussauen des South Cedar Run marschieren lassen, um ihre Ankunft so lange wie möglich zu verschleiern. Dadurch hat er viel Zeit verloren…“
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„Um Himmels Willen, dieser Hasenfuß! Wo sind seine Truppen jetzt?“
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„Sie marschieren gerade durch die Apfelplantage bei Crittenden und werden voraussichtlich in fünf Minuten ihre Positionen eingenommen haben, aber Sir…“
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„Was noch, Captain?“
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„…das ist noch nicht das Schlimmste. Auf dem Ritt hierher habe ich mindestens zwei Regimenter Unionsinfanterie ausgemacht, die nordöstlich der Farm aus einem kleinen Waldhain hervorbrechen. Sie machen anscheinend Front nach Süden.“
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„Was sagen Sie da? Lassen Sie sehen… was ist dann mit den im Zentrum marschierenden Truppen?“ Colonel Forno suchte mit seinem Fernrohr das baum- und buschbewachsene Ufer des ihm gegenüberliegenden Bachlaufs ab. Sein Gegenüber hatte seine Truppen weitaus südlicher als erwartet aus der Deckung geführt. Eine Brigade hatte bereits die Stellungen der Unionskavallerie erreicht und stand kurz davor, das Farmgelände und das südliche Straßendreieck einzunehmen. Die anderen Regimenter jedoch konnten seine verspätet abmarschierende Brigade mit Leichtigkeit in Feuergefechte verwickeln und so wirkungsvollen Flankenschutz geben. Er musste unbedingt vor den Yankees bei der Farm sein.
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„Meine Brigade“, rief er dem Signaltrompeter zu: „im Laufschritt, Marsch!“
____Wer? Wie? Was? Warum?__________________________
Colonel Henry Forno, die Louisiana Miliz und „Camp Moore“:
Henry Forno kam wahrscheinlich 1797 zur Welt und diente in der Bürgermiliz von Louisiana als Batallions- und Regimentskommandeur. Im Amerikanisch-Mexikanischen Krieg (1846-1848) befehligte er für ein Jahr das 1st Louisiana Regiment of Foot (U.S.) und führte den Dienstgrad eines Lieutenant Colonel (Oberstleutnant). Nachdem der Bundesstaat Louisiana am 26. Januar 1861 den Austritt aus der Union erklärt hatte, stellte Gouverneur Thomas Moore rasch eine Bürgermiliz aus Freiwilligen zusammen, zum Teil organisiert durch die Lokalregierung, zum Teil aufgestellt von privaten Großfarmern. Bis Mitte Februar 1861 hatte Louisiana 28 Freiwilligen-Kompanien mit insgesamt 1.765 Mann ausgerüstet, deren Waffenbestand hauptsächlich aus der Übernahme des U.S. Arsenals von Baton Rouge stammte.
Am 19. März 1861 forderte der Kriegsminister der Konförderation Louisiana auf, 1.700 Soldaten unter das Kommando der Confederate Army zu stellen; während und nach der Bombardierung von Fort Sumter bat Präsident Jefferson Davis um 8.000 weitere Männer. Als zentraler Sammel- und Ausbildungsort wurde zunächst die Metairie Pferderennbahn bei New Orleans ausgewählt, und Anfang Mai erhielten bereits 3.000 Freiwillige dort eine militärische Ausbildung. Dennoch litt „Camp Walker“ unter mehreren Nachteilen: es mangelte an ausreichenden Mengen verfügbaren Trinkwassers, der Boden war für Marsch- und Drillübungen zu weich und morastig und Schwärme von Moskitos fielen aus den benachbarten Sümpfen über die Rebs her. Der reaktivierte Henry Forno – eigentlich bereits zu alt für ein Feldkommando – bekam aufgrund seiner früheren Erfahrungen in der Louisiana Miliz die Aufgabe, einen geeigneteren Trainingsplatz zu finden und in aller Eile aufzubauen.
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Henry Forno's einziges Bild, welches ich (auf die Schnelle) fand. Ich weiß nicht einmal, ob es authentisch ist und wie alt Forno darauf ist. Ich schätze, dass das Bild bereits vor dem Amerikanisch-Mexikanischen Krieg gemacht wurde.
Nördlich des kleinen Dorfes Tangipahoa (78 Meilen nördlich New Orleans) entlang der Eisenbahnlinie New Orleans – Jackson begannen zwei Kompanien der 4th Louisiana Infantry unter Forno und James Wingfield mit den ersten Arbeiten zum Aufbau des neuen Ausbildungsstandorts. „Camp Moore“, wie der Stützpunkt bald darauf nach dem Gouverneur genannt wurde, war weitaus vorteilhafter: zwei nahe fließende Flüsschen lieferten genügend trinkbares Wasser, durch die Eisenbahnlinie nahebei war man an das Fernverkehrsnetz angeschlossen, in der Nähe befanden sich mehrere Dörfer und Farmen zur Versorgung der Soldaten und das Gelände war geeigneter für Gelände- und Marschübungen. Am 13. Mai 1861 verlegte das 4th Louisiana Regiment komplett nach Camp Moore. Außerdem wurden auch eine Reihe unabhängiger Kompanien dorthin verlegt und auf eine gemeinsame Mannstärke gebracht. Die Minimalstärke je Kompanie bewegte sich damals bei 64 Mannschaften und 8 Unteroffizieren, wobei jeweils zehn Kompanien ein Regiment bildeten (die Mannstärke schwankte zwischen 850 und 1.000 Mann). Sowohl auf Kompanie- als auch Regimentsebene wählten die Männer ihre eigenen Offiziere. Nachdem so ein Regiment zusammen gestellt und unter ein Kommando gestellt war, wurden die Milizionäre i.d.R. geschlossen auf die Konförderierten Staaten vereidigt.
Die dort aufgestellten 5th, 6th, 7th, 8th, 9th Louisiana Infantry Regiment of Volunteers und das 1st Special Louisiana Infantry Battalion wurden in Lee’s Army of Northern Virginia eingesetzt, hauptsächlich in Brig.Gen. Harry Thompson Hays’ 1st „Louisiana Tigers“ Brigade. (Die in Camp Walker aufgestellten Regimenter kamen unter das Kommando von Brig.Gen. William E. Starke) Der weitaus größere Teil der Regimenter aus Camp Moore diente allerdings auf Transmissisippi-Schauplatz und dem westlichen Kriegsschauplatz.
Colonel Henry Forno übernahm während Jackson’s Vormarsch nach Cedar Mountain und zu Beginn der zweiten Schlacht am Bull Run als dienstältester Offizier nach Harry T. Hays zeitweise das Kommando über die Brigade, da Hays zum Teil immer noch an seiner Verwundung bei den Kämpfen um Port Republic (während des Valley-Feldzuges von Thomas Jackson) litt. Am 29. August 1862 wurde Forno verwundet. Danach diente er in der Etappe in verschiedenen Kriegsgefangenenlagern, zuletzt sogar als Befehlshabender General aller verbliebenen Kriegsgefangenenlager. Nach dem Krieg ging er zurück nach Amite City, Louisiana, wo er am 31. Januar 1866 verstarb.
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Bleistiftzeichnung von Camp Moore im Jahr 1861 und die geographische Position des Stützpunkts in Südlouisiana.
Im April 1862 traf eine Flottille Kriegsschiffe unter dem Kommando von Commander David Farragut bei New Orleans ein und öffnete den Zugang zur größten Stadt Louisiana’s durch das Ausschalten von Fort Jackson und Fort St. Philip. Der für die Verteidigung von New Orleans zuständige Maj.Gen. Mansfield Lovell hatte alle Truppen nach Camp Moore zurückgezogen, von wo aus sie entweder auf andere Schauplätze verlegt wurden oder – im sich Falle der Milizeinheiten – kurzerhand selbst auflösten. Erst ab dem Mai 1862 wurden unter dem Stützpunktkommandanten Elisha Tracy Gegenmaßnahmen ergriffen, doch diesmal wurden Wehrpflichtige aus ganz Louisiana in Camp Moore zusammen gezogen. Am 28. Juli 1862 traf Brig.Gen. John C. Breckinridge mit etwa 5.000 Soldaten nach seinem Rückzug aus Kentucky und Tennessee ein, um New Orleans und Baton Rouge zurückzuerobern, was letztlich fehlschlug. Damit war der gesamte Unterlauf des Mississippi für die Südstaaten gesperrt. Danach wurde der größte Teil der Infanterie und Artillerie Südlouisiana’s nach Port Hudson am Mississippi zurück gezogen, während die Kavallerieeinheiten weiterhin bei Camp Moore stationiert blieben und auch weiterhin Wehrpflichtige ausgebildet wurden. Das Camp wurde zweimal (1863 und 1864) von Unionskavallerie überfallen und schließlich im November 1864 durch Maj.Gen. Davidson auf seinem Marsch nach Arkansas erobert und zerstört.
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Nr.1: Captain Dement's Artillerie ist in Stellung. Ein Kavallerieregiment wurde bereits aus kurzer Entfernung zusammen geschossen. Im Hintergrund marschiert eine Brigade Infanterie aus Maine auf.
Nr.2: Fünf Minuten später hat sich Colonel Forno bis zum Nordrand der Farm vorgekämpft. Dabei gerieten seine Truppen unter heftiges Flankenfeuer einer zweiten U.S.-Brigade aus Pennsylvania, aber der Großteil der Truppen traf rechtzeitig am Ort des Gefechts ein und lenkte den Angriff der ersten Brigade auf sich. Außerdem ging eine weitere Artilleriebatterie am Feldrand in Stellung. General Jackson hat mittlerweile das Kommando übernommen (man erkennt ihn am unteren Bildrand des folgenden Bildes).
Nr.3: Die Unionskavallerie unter Colonel Duffie sammelt sich unter der Baumgruppe im Hintergrund. Dank des Eintreffens einer dritten Batterie werden die verbliebenen Regimenter nun aus drei Seiten unter Nahfeuer genommen und fliehen zurück hinter den Bachlauf. An dem herrenlosen Pferd im unteren Bilddrittel erkennt man, wie weit die U.S.-Infanterie bereit vorgestoßen war, bevor sie durch Artillerie- und Büchsenbeschuss aus nächster Nähe in die Flucht geschlagen wurde.
Nr.4: Das 6th Virginia Cavalry Regiment sammelt Truppenflaggen...
Etwa eine Viertelstunde später, Korpsgefechtsstand von General Jackson, Weizenfarm bei Cedar Copse*
Colonel Thomas Flournoy klopfte sich Staub und Pflanzenteile von der Uniform, bevor er den Kreis von Ordonanzen und Offizieren um General Jackson betrat. Mit einer seltsamen staubgetrockneten, krächzenden Stimme machte er Meldung: „General Jackson Sir, Col. Flournoy, melde gehorsamst, wir haben den Feind bis über den Cedar Run getrieben und komplett versprengt. Zwischen der Farm und dem ansteigenden Gelände hinter dem Cedar Run gibt es keine organisierte feindliche Formation mehr.“
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General Jackson schaute dem schweiß- und dreckverklebtem Offizier prüfend in die Augen, bevor er seine Feldflasche nahm und sie ihm in flacher Flugbahn zuwarf. „Bravo Flournoy, berichten Sie weiter!“
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„Wir haben den feindlichen Kommandeuren und dem größten Teil ihrer Regimenter in scharfem Ritt den Fluchtweg abgeschnitten und konnten über dreitausend Gefangene nehmen. Die feindliche Kavallerie unter Colonel Duffie wich allerdings nach Südosten aus und einige hundert Yankees konnten sich auf ihrer Flucht nach Osten in den hohen Maisfeldern hinter dem Cedar Run verbergen. Späher berichten, dass sie mittlerweile hinter der Unionsartillerie in den Wäldern entlang der Bellefield Road verschwunden sind – um ihre fliehenden Offiziere einzuholen!“
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„Sehr gut, Colonel! General Early hat mich davon unterrichtet, dass Sie ihm auch bei seinem Gefecht an der Culpeper Road eine große Stütze waren. General Robertson** wird sich freuen, wenn ich Sie demnächst zur Beförderung vorschlage. Wie geht es ihren Männern?“
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„Die sind völlig am Ende, Sir. Auf unserem letzten Raid gerieten wir westlich der Belleville Road in flankierendes Artilleriefeuer von der Hügelkette her. Vor einem neuen Einsatz benötigen Mensch und Pferd eine Ruhepause.“
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„Gut, Colonel, dann lassen Sie ihre Leute in den Baumflecken hinter dem Feld führen. Dort werden sie Frischwasser, Schatten und grünes Gras für ihre Pferde auffinden. In der nächsten Stunde werde ich sie wohl nicht benötigen. Rufen Sie ihre Späher zusammen und erstatten Sie mir ausführlichen Bericht über die Lage der feindlichen Einheiten hinter dem Bachlauf. Ich treffe Sie dann hier in zehn Minuten. Wegtreten!“
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Flournoy's Kavallerie jagt dem fliehenden Gegner nach. Nur wenige Regimenter und die gesamte feindliche Kavallerie entkommen.
*Copse: Uferdickicht; mit Busch- und Baumwerk dicht bewachsene Uferstreifen.
**Brig.Gen. Beverly Robertson kommandierte eine der beiden Kavalleriebrigaden von J.E.B. Stuart's Kavalleriedivision während der Virginia- und Maryland-Kampagne im Sommer 1862. Zu den ihm unterstellten Regimentern gehörte auch Flournoy's 6th Virginia
Korpsgefechtsstand bei der Crittenden-Farm, die Generäle Jackson, Ewell und Winder, Lagebesprechung, 05:30 p.m.
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Brig.Gen. Ewell marschiert kurz nach 05:30 p.m. ab, Brig.Gen. Winder setzt sich einige Minuten später in Marsch. Ewell's Vormarsch dürfte nach dem Waldausgang vom Gegner erkannt und auf mittlere Entfernung beschossen werden. Winder hingegen hat nach seinem Aufbruch keine natürliche Deckung mehr. Dafür ist die Entfernung zu den meisten Unionsbatterien zu groß für effektive Bombardierung.
Ruhig und konzentriert trug Major General Thomas Jonathan Jackson, Kommandeur des Linken Flügels der Army of North Virginia, seine Lageeinschätzung vor und verteilte die kommenden Aufgaben an seine beiden, mit besorgter Miene die feindliche Front beobachtenden Divisionskommandeure. „Wir haben Banks’ Vorhut an der Culpeper Road im Norden geschlagen; und auch seinen unvorsichtigen Vorstoß gegen das Zentrum unserer geplanten Aufmarschlinie abgewiesen. Damit ist der Tag aber noch lang nicht gewonnen, meine Herren! Wir müssen auch den Rest seines Korps vernichten, bevor die Dunkelheit einbricht. Sonst zieht er sich und seine Artillerie unbemerkt zurück und vereinigt sich mit dem Rest von Pope’s Virginia-Armee. Immerhin – fast scheint es, als wäre der stümperhaft verzögerte Vormarsch der 1st Division ohne Nachteil für die hier zu schlagende Schlacht gewesen.“
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General Winder zuckte zusammen und senkte beschämt den Blick.
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„General Winder, sind ihre Truppen denn jetzt klar zum Gefecht? Vielleicht könnten Sie mir ihre Bereitschaft melden, wenn Sie so freundlich wären.“, schnarrte Jackson betont freundlich herüber, doch aus seinen Augen es blitzte gefährlicher als Schrapnellfeuer.
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„General Jackson, die Division konnte die im Laufe des Tages verlorene Zeit gegen Nachmittag bis auf eine Stunde aufholen. Die Männer sind zwar erschöpft, aber siegesgewiß und brennen darauf, den Yanks eine Lektion zu erteilen. Colonel Ronald und General Taliaferro marschierten mit ihren Brigaden in der Senkmulde entlang des Bachlaufs auf. Colonel Garnett hat mit seiner Brigade am rechten Flügel Stellung nach Süden bezogen, wo sich in den Maisfeldern feindliche Soldaten versteckt halten. Wahrscheinlich handelt es sich um die von Colonel Forno vertriebenen Kavallerieregimenter. Alle drei Batterien warten aufgeprotzt und abmarschbereit.“
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General Jackson nickte bedächtig bei jedem Satz, bevor er sich wieder dem leicht ansteigenden Gelände vor ihnen zuwandte: „Gut, dann sollen Ronald und Taliaferro entlang der Grenzkante zwischen diesen beiden Maisfeldern streng nach Osten marschieren. Nehmen sie 3 Batterien mit. Sie marschieren in Kolonne bis zum Waldrand. Treffen Sie auf feindliche Infanterie, gehen Sie geordnet zum Angriff über. Bei feindlicher Artillerie unternehmen Sie nichts. Der Rest ihrer Division und Captain Dements Batterie treibt den Gegner nach Süden und sichert die Furt bei Hudson’s Mühle. Und jetzt zu Ihnen, General Ewell: Haben ihre Brigaden aufmunitioniert?“
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„Colonel Forno und General Early sind wieder klar zum Gefecht, Sir, und haben mit ihren Truppen die befohlene Position nördlich der Culpeper Road eingenommen.“
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„In Ordnung, was ist mit Trimble? Kennt er seine Befehle?“, fragte Jackson dazwischen.
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„Alles, wie Sie angeordnet haben, Sir! Er selber sichert mit zwei Regimenter, einer Batterie Artillerie und einem Regiment Kavallerie den Cedar Mountain. Bis jetzt ist er auf keine feindliche Bewegung gestoßen. Der Rest der Brigade hat die Kreuzung bei Newman’s Crossing gesichert. Wollen Sie die U.S. Artillerie entlang der Flatland Road angreifen?“
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General Jackson blickte ungehalten auf. „Versuchen Sie nicht, meine Absichten zu ergründen. Sie werden meine Befehle ausführen! Alle beide!“ Dann begann er, seinen Kommandeuren ihre Marschwege zu erläutern…
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Die vier Brigaden rücken mit ihrer Artillerie und je einem Regiment Kavallerie von zwei Seiten aus auf die vermutete Hauptstreitmacht von Banks' II. U.S.-Corps vor. Banks hätte nun die Gelegenheit, die Rebellen in eine Falle laufen zu lassen und einzeln zu schlagen. Sind beide Flügel in Stellung, greifen sie zeitlich gestaffelt so an, dass sie gleichzeitig bei der vermuteten Rückzugslinie der Union entlang der Belleville Road eintreffen.
In den Wäldern sind Artilleriegeschütze nutzlos und Gefechte nur auf kurze Distanz zu führen. Dies dürfte den im Vergleich zu den Südstaatlern großen Unionsregimentern zum Vorteil gereichen.
Natürlich, so dachte er, wäre es kompletter Selbstmord, die entlang der Flatland Road aufgereihten Batterien anzugreifen. Hügelaufwärts stürmend, ohne geeignete Deckung, würden seine Regimenter teuer für jedes Geschütz bezahlen müssen. Griff er jedoch von beiden Flanken aus an, würde jedes Unionsgeschütz durch die direkt dahinter stehenden „Napoleons“ gedeckt. Banks wusste schon, was er mit diesem Schachzug plante: Er sperrte damit den gesamten Vormarschweg entlang der Flatland Road von der Culpeper Road bis zur Bellefield Road. Es gab für Jackson’s Einheiten keinen anderen Weg nach Culpeper. Entweder griff er dort an – würde hohe Verluste eintreichen und anschließend von der noch unerkannten, anderen U.S.-Division zurück gejagt, bestenfalls aber bis zum Eintreffen von Sigel’s Korps aufgehalten werden. Oder aber, er würde gar nichts machen und Banks könnte alle seine Einheiten nach Einbruch der Dunkelheit hinter Culpeper Court House zurückziehen. Nein – wenn er die operative Initiative behalten wollte, musste er Banks vollständig aus dem Weg räumen und trotzdem genug Schlagkraft behalten, um auch dem Rest von Pope’s Armee gegenüber treten zu können. Er musste die U.S. Artillerie jeweils seitlich umgehen und Banks in seinem Versteck in den Wäldern des Buck Run aufstöbern.
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Die U.S.-Artillerie entlang der Flatland Road kurz nach 06:00 p.m. Der Aufmarsch beider Flügelzangen wurde nur durch geringes Distanzfeuer der hier aufgestellten Batterien gestört. Ein Angriff auf diese Stellung wäre glatter Selbstmord!
____Wer? Wie? Was? Warum?__________________________
Canon obusier de campagne de 12 – genannt „Canon de l’Empereur“ oder „Napoleon 12-pounder“
Die Canon obusier de 12 war eine glattläufige Feldkanone, die sowohl herkömmliche Massivgeschosse, als auch Splittermunition, Kartätschenkanister und sogar im Rohr eingefülltes und verdämmtes Splittermaterial verschießen konnte. Bei letzterem handelte es sich im Grunde um die herkömmliche Munitionierung im Nahkampf, die Reichweite und Wirkung war eher gering. Der Vorteil gegenüber den bisherigen Kanonen lag eindeutig in den beiden anderen Zerlegemunitionsarten. Die „12“ im Namen wieß auf ihr Rohrkaliber hin, welches 12 cm betrug. Seinen Rufnamen erhielt die Kanone aufgrund des französischen Kaisers Napoleon III, unter dessen Herrschaft die Ausrüstung begann. Das Geschütz wurde 1853 in der französischen Armee eingeführt und auch im Krimkrieg eingesetzt. Wegen seiner einfachen Transportfähigkeit konnten kleine, mit der „Napoleon“ ausgerüstete Feldbatterien direkt mit den im Feld manövrierenden Regimentern vorrücken und so direkte Feuerunterstützung geben. Die Kampfreichweite betrug abhängig von der verwendeten Munition bis zu einer Meile. Auf diese Distanz konnten sogar robuste Feldbefestigungen zusammen geschossen werden. Im amerikanischen Bürgerkrieg waren die Artillerieeinheiten beider Seiten mehrheitlich mit dem Geschütz ausgerüstet. Etwa 1.100 des „M12 Napoleon Modell 1857“ wurden in den Nordstaaten produziert, 600 in den Südstaaten. Sie war im Vergleich äußerst gebrauchssicher, zuverlässig und erzielte besonders auf kurze Distanzen mörderische Wirkung. Es war die letzte Bronzegusskanone, welche in der amerikanischen Armee eingesetzt wurde. In der französischen Armee wurden die Glattrohrkanonen schon bald durch neue Geschütze mit gezogenem Lauf abgelöst, die aufgrund der Drallstabilisation der Geschosse im Fluge weitaus akkurater und weiter schießen konnten. Die bis dahin in großen Massen produzierten Canons obusier de 12 wurden im Rohr entsprechend ausgebohrt, um die neue Munition einsetzen zu können. Einige Geschütze blieben bis 1870 im Einsatz.
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Eine 12-Pounder-Napoleon der U.S. Army, Modell 1857. Napoleons im Lager der Union vor Gettysburg.
Herkunftsland: Frankreich
eingesetzt/produziert von: Frankreich, Vereinigte Staaten von Amerika, Konförderierte Staaten von Amerika
Herstellungsjahr ab: 1853
Stückzahlen: Frankreich ??? – USA 1.100 – CSA 600
Technische Daten
Gewicht: 626 kg
Länge: 1,91 m
Munition: 4,1 kg Maximalgewicht als Granate, Kugel oder Kanister
Mündungsgeschwindigkeit: 439 m/s
Effektive Reichweite: 1.480 m bei 5° Rohrneigung
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Bin müde. Gehe schlafen. Mache danach weiter.
Alith Anar
04.07.10, 02:24
Wie war das mit keine vorgefertigten Skripte ;) So schnell komm ich ja gar nicht zum lesen. Außerdem besteht meine Uhr darauf, das ich es erst morgen lese.
Aber mal eine Frage:
Ihr spracht im ersten von einem Gettysburg scenario.
Auf der Mad Minute Games webseite kann ich es aber nicht finden.
Habt Ihr evtl einen Link?
Na gut, ein Betthupferl-Post vorm Zubettgehen:
Verehrter Alith Anar - die ersten beiden Szenarien mal ausgeklammert, habe ich tatsächlich noch nichts auf Lager. Und was ich bisher einstellte, ist, wie eingangs zugegeben, eine Zweitveröffentlichung. Die Uraufführung jener Szenarien fand bereits seit dem 17. Juni 2010 im deutschen Hearts-of-Iron-Forum statt, meinem Stammforum. Damals begann ich auch mit dem zugrunde liegenden Spiel und mit der kreativen Arbeit. Ich plane, meine Anfangsarbeiten bis morgen auch hier komplett veröffentlicht zu haben.
Zu Teil Zwei Ihrer Anfrage sei auf einen Link verwiesen:
Scourge of War: Gettysburg (http://www.scourgeofwar.com/index.shtml) von NorbSoftDev. Der "Norb" von NorbSoftDev ist Norb Timpko, der bereits bei Mad Minute Games als Designer für die beiden Take Command - Titel mitverantwortlich war. Und so wie die downloadbare Demo aussieht, sind auch andere Programmierer der "Vorgänger" beteiligt.
Stoertebeker
04.07.10, 02:52
Wir haben North&South nie gespielt: Die Grafik ist ja schon gut, für'n Spiel von 1989. :eek:
Und ein extrem schöner AAR übrigens. :)
Admiral Yamamoto
04.07.10, 10:49
Oooooooooooh ... wunderbar.
Unzählige Stunden habe ich mit diesem Spiel verbracht. :ja:
AARs darüber zu lesen ist immer was schönes.
Glück auf!
:prost:
Huuähhh, gähn... Wo ist der Kaffee? Ahh, da ist er ja!:gluck:
Um dem lästigen Leiden des Augenkrebses der erlauchten und ergrauten Leserschaft vorzubeugen, habe ich mich in der letzten Stunde mit der Textformatierung beschäftigt. Und gleich sieht es etwas professioneller aus.
Ja ja, die Power-Point-Generation...
Oooooooooooh ... wunderbar.
Unzählige Stunden habe ich mit diesem Spiel verbracht. :ja:
AARs darüber zu lesen ist immer was schönes.
Glück auf!
:prost:
Admiral Sir, heißt das, Sie kennen das Versteck der anderen TC2-AAR's hier im Dschungel von Thread? Mir sind drei Mini-AARs von einem gewissen *keks bekannt, deren Heimat sich aber fern der Strategycon in den blauen Gestaden der Heartsofiron.de befindet. Wäre über etwas friendly intel input hocherfreut, Sir!
itte rasshai
(japan. für 'bis später')
Admiral Yamamoto
04.07.10, 13:48
[QUOTE=Aktivist;633950
Admiral Sir, heißt das, Sie kennen das Versteck der anderen TC2-AAR's hier im Dschungel von Thread? Mir sind drei Mini-AARs von einem gewissen *keks bekannt, deren Heimat sich aber fern der Strategycon in den blauen Gestaden der Heartsofiron.de befindet. Wäre über etwas friendly intel input hocherfreut, Sir![/QUOTE]
Ich bilde mir ein schon einmal einen TC2-AAR hier gesehen zu haben, keine Ahnung wo der ist.
Ich lese zumeist die AARs im offiziellen Forum von TC2.
http://www.madminutegames.com/MadMinuteBB/index.php
Dafür, dass das Spiel schon so alt ist, ist die community dort noch sehr aktiv.
Kurzer Zwischentext:
Wahrscheinlich hat mein Vorgehen die KI ausgebremst. Entweder das, oder der verwendete Schwierigkeitsgrad (normal - noch bin ich kein "Grummler" ) reicht dem Computer nicht aus, um auf den Verlauf der Schlacht bis jetzt zu reagieren. Denn wie bereits in der Beschreibung der Originalschlacht dargestellt, hatte Banks nach Abflauen des Artillerieduells am Zentrum und rechten Flügel der Südstaatler mit Vehemenz angegriffen. Völlig ahistorisch habe ich General Early's Brigade am linken Flügel selbst in den Angriff geschickt, bevor Banks überhaupt ein Manöver auf dem Schlachtfeld durchführte. Dadurch war möglicherweise der Angriff bei der Getreidefarm schwächer, als historisch und wegen fehlender Flankierung auch ohne jegliche Wirkung. Der eigentlich darauf hätte folgen müssende Generalangriff Banks' rechten Flügels blieb hier sogar gänzlich aus. Stattdessen legt die KI nun drei Viertel ihrer Artillerie bloß und von den übrigen oder nach der Flucht wieder formierten Infanterie ist keine Spur zu sehen. Erst während des Vormarsches von Ewell's Truppen konnten ein bis zwei Yankee-Regimenter und weitere Geschützbatterien hinter der nördlichen Furt nahe der Culpeper Road ausgemacht werden. Wie sich noch erweisen sollte, hatte die KI dort in den Wäldern zwischen Culpeper und Bellefield Road eine ganze Division verborgen gehalten - und zweieinhalb Artilleriebatterien.
Ob ein zentraler Angriff auf die "Artillery-Alley" entlang der Flatland-Road diese Einheiten herausgelockt hätte, kann ich nicht sagen - da ich diese Alternative nicht geprüft habe. Das Resultat jedenfalls war eine völlig untätige KI für die gesamte zweite Hälfte der Schlacht. Erst in den letzten 20-25 Minuten, während meines Generalangriffs, trat mir der Computer-Banks wieder aktiver entgegen - und spielte seine Vorteile gnadenlos aus!
Doch vor dem Entscheidungsgefecht folgt noch eine kleine Nebenepisode, die sich am südlichen Schlachtfeld ereignete.
Nachtrag:
Oh, meine Etikette lässt doch etwas zu wünschen übrig. Zwar habe ich mich kurz nach meiner Registrierung im Off-Topic-Bereich kurz in die Runde gemeldet, dennoch kann man ja nicht davon ausgehen, dass alle Regenten regelmäßig die Plauderei mit den anderen Hofschranzen und der restlichen Kanaille suchen. Darum hole heut' ich nach, was gestern ich versäumte:
Meine Damen, meine Herrn,
Ich bin der Neue hier.
Mein Heimatstamm ist fern,
Doch liebe ich wie Ihr
Die Kunst der Kriegs,
Der Strategie,
Den Rausch des Siegs,
Die Poesie,
Die in gelung'nen Schlachten steckt,
Die in mir Fantasie erweckt,
Die mich in ferne Welten trägt
Und mir den Fuß vom Boden schlägt!
Das Wesentliche Ihr nun wisst,
Mein Credo ist bekannt.
Wer meines Geistes Bruder ist,
der heb' nun seine Hand!
Für's erste sollte das "gereimte Debüt" genügen. Einen Wunsch trage ich noch vor - schließlich kennt man hier ja mein Auftreten noch nicht. Ich bin immer sehr für ... wie soll ich's beschreiben ... kreative Ausritte dankbar. Was ich damit meine, es beflügelt mich ungemein, wenn ich "angeschubst" werde, zum Beispiel durch einen nicht in erster Linie passenden, aber potentiell aufgreifbaren Kommentar. Kein direkter Einfluss, sondern eher wie eine freie Assoziationskette, bei der man auch nicht weiß, welche Reaktion als nächstes kommt. Also, Ihr könnt natürlich die üblichen Einzeiler üblicher AAR-Kritik posten. Oder aber wir spielen uns die langen Pässe gegenseitig zu und erfreuen uns an dem, was damit passiert.
Zum AAR-Stil ist noch zu ergänzen, dass er solange beibehalten wird, wie das erste Kapitel dauert. Dann stelle ich mir frei, andere Stilarten auszuprobieren.
SI-Games VCF in eternum!
Aktivist
5. und 6. Schwadron, 6th Virginia Cavalry Regiment, nordwestlich des Flussübergang bei Hudson’s Mill, 06:15 p.m.
„Major, lassen Sie ihre Männer aufsitzen. Meine Regimenter haben den Feind am linken Flügel bereits zum Rückzug gezwungen. Seit ein paar Minuten ist auch mein rechter Flügel zum Angriff übergegangen. Sobald der erste Yankee Fersengeld gibt, fegen Sie über das Feld wie der leibhaftige Teufel! Verstanden?“
Lieutenant Colonel Thomas Garnett nickte dem Batallionskommandeur der Virginia-Kavallerie aufmunternd zu. Colonel Duffie’s Rhode-Island-Cavalry war bereits einmal entwischt. Dieses Mal jedoch würde er alles daran setzen, seinen Gegenspieler ein für alle Mal auszuschalten. Die Aufgabe, Hudson’s Mill zu erobern, war vergleichsweise einfach. Dafür eine ganze Brigade einzusetzen bedeutete, nun ja, entweder das General Jackson hier auf Nummer Sicher gehen wollte, weil er a) stärkere Feindkräfte in der Nähe nicht ausschloß bzw. b) dem jungen Brigadeführer nicht vertraute – oder es bedeutete schlichtweg, dass er mit den verfügbaren Kräften im Norden durchaus zurecht kam.
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*Die Wahrheit freilich stellte sich gänzlich anders dar: Bliebe die Kreuzung gesperrt und würde Jacksons Angriff im Norden genau nach Plan erfolgen, wären die Rückzugswege für Nathaniel Banks Resttruppen sehr überschaubar. Im Nordosten würden Ewell und Winder die Straße tiefer nach Culpeper County versperren. Der Gegner könnte die nördlichen Straßen benutzen, doch Ewell und Winder könnten auf dem kürzeren Innenbogen marschieren und Banks abermals den Weg abschneiden. Außerdem könnte Hill’s mitterweile angekommene Division im Bedarfsfall nach Norden nacheilen, womit Banks endgültig in der Falle säße. Die einzige Lösung wäre ein Durchbruch im Süden – hier bei Hudson’s Mill – gedeckt durch die eigene Kavallerie. Dann müsste Banks durch Garnett’s Brigade wie mit dem Kopf durch eine Mauer brechen. Selbst wenn dies gelänge, bliebe Banks dann unter der Gefahr einer weiteren Verfolgung durch Hill’s Leichte Division nur ein Ausweichen nach Falmouth am Rappahannock River übrig, wo Pope’s linker Flügel wartete. Jackson könnte sich dann in aller Ruhe dem im Nordwesten bei Sperryville isolierten V. U.S. Corps unter Franz Sigel widmen – und sogar der Weg tiefer nach West-Virginia oder über den Potomac nach Maryland hinein wäre frei. Dann könnten seine Einheiten sogar Überfälle in Richtung Chambersburg und Harrisburg unternehmen.
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Der Angriff bei Hudson's Mill auf die drei Regimenter von Colonel Alfred Napoléon Alexander Duffié, die Blickrichtung der Kamera zeigt nach Norden. Müßig zu erwähnen, dass Duffie's Kavallerie abermals geschlagen wurde - und sich der Gefangennahme entziehen konnte. Nach der erfolglosen Verfolgung verlegte die Kavallerie zu Winder's Division südlich der Belleville Road.
12th Virginia Cavalry Regiment, zwischen Cedar Mountain und Cavalry Church, 06:26 p.m.
‚Was für eine verrückte Jagd!’, dachte Colonel Asher Harman schmunzelnd. Da waren er und seine Männer ausgerückt, um die beim Scharmützel um Hudson’s Mill abermals entwischte leichte U.S.-Kavallerie zu verfolgen und war stattdessen auf eine ausgeruhte und kampfbereite Kavalleriebrigade gestoßen, die bei dem Friedhof der Cavalry Church südlich der Mühle campiert hatte. Jetzt hatten er und seine 146 Männer alle Mühe, den mehr als vierfach überlegenen Gegner im scharfen Galopp den Hügel hinauf zum Schlachthaus abzuschütteln oder wenigstens auf Distanz zu halten. Hoffentlich hielt Brig.Gen. Trimble dort oben nicht gerade ein Nickerchen und schaltete rasch. Seine spärliche Infanterie und die Artilleriebatterie mussten sofort in eine günstige Stellung gebracht werden. Die US-Boys würden sie sonst alle kurz und klein hacken…
Ein einzelnes, schrilles „Yeeeheeehaaa!“ neben ihm riß Colonel Harman aus seinen Gedanken und ließ ihn für wenige Augenblicke Ort und Zeit vergessen. Als seine „Vernunft“ wieder zu sich kam, fand er sich ebenfalls laut schreiend auf dem Rücken seines Pferdes wieder. Und kurze Zeit darauf brüllten die Virginia-Riders aus allen Kehlen ihren gefürchteten Schlachtruf.
Es war der surrealste Moment des ganzen Tages! Die in gestrecktem Galopp zu den eigenen Stellungen eilende Virginia-Kavallerie gebärdet sich wie beim Sturmangriff…
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Colonel Harman's verwegene Jagd zu den eigenen Stellungen. Ursprünglich ausgerückt, um ihrerseits die fliehende Rhode-Island-Kavallerie aus Hudson's Mill zu jagen und gefangen zu nehmen, fanden sich die Virginia-Boys bald selbst in einem mörderischen Katz- und Mausspiel wieder. Wenigstens ein Regiment der Rhode-Islanders konnten sie ausschalten, um danach in ausholendem Bogen um die Kirche herum und wieder zum Schlachthaus zuzureiten. Am Ende konnte Brig.Gen. Trimble seine Front rechtzeitig nach Südosten ausrichten und die Angriffe der Union abwehren. Den fliehenden Truppen setzte Harman ein weiteres Mal nach - und wieder zwang er feindliche Kavallerieregimenter zur Aufgabe.
Im Hintergrund marschiert Ambrose Powell Hill's "Leichte Division" auf.
Ewell’s 3rd C.S. Division, neben der Straße nach Culpeper, kurz nach 06:15 p.m.
„Colonel Forno, was sagen ihre Späher? Irgendeine Bewegung drüben am Waldrand?“ General Jubal Early war nervös, und seine leicht im Singsang modulierte Sprachmelodie kaschierte seine Unruhe nur oberflächlich.
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„Bis jetzt nicht, doch kann es nur noch eine Frage von Minuten sein, bis der Gegner über uns stolpert. Immerhin liegen wir keine 250 Meter auseinander. Wenn sich einer von denen zum Wasser lassen in die Büsche drückt…“, Colonel Henry Forno verkniff sich beherrschterweise die logische, aber unappetitliche Konsequenz seines Satzes. „Vor meiner Brigade liegen mindestens zwei Infanterieregimenter – und den Feldzeichen zufolge haben sie hier bisher an keinem Gefecht teilgenommen.“ Forno seufzte leise auf: „Aber viel mehr Sorgen machen mir die feindlichen Feldgeschütze. Sie stehen genau am Waldrand, aber hinter ihrer Infanterie. Wenn wir aus dem Dickicht hervorbrechen, nehmen sie meine Männer sofort unter Feuer. Und der Rest der Brigade wird zweifellos ausschwärmen.“
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Early atmete tief ein, hielt die Luft für einen Moment an und presste die Luft dann aus seinen aufgeblähten Wangen zwischen einem schmalen Lippenschlitz hervor. „Mir gegenüber – einfach auf der anderen Straßenseite - befinden sich vier Geschütze. Von Fußtruppen weit aus breit nichts zu sehen. Aber ich kann sie geradezu spüren. Wenn ich hier angreife, schießen sie mich frontal zusammen, während Ihre Geschütze am Waldsaum, Henry, meine Flanke bestreichen können. Es ist zum Heulen!“
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Tatsächlich war die Situation vertrackt. General Ewell sollte hier im Waldrand versteckt mit seinen Truppen auf den rechten Zeitpunkt zum Angriff warten, doch Ewell war nicht hier. Stattdessen übernahm er die Bewachung von Newman’s Crossing (Anmerkung: für diese Aufträge sind Offiziere notwendig), wahrscheinlich eine last-Minute-Anordnung von General Jackson persönlich. Unglücklicherweise hatte Ewell vorher seine beiden Brigadekommandeure nicht in den geheimen Einzelheiten von Jackson’s Flügelangriff einweihen können. Also – warten? Oder Angriff?
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Forno meldete sich wieder mit einem hüstelndem Räuspern: „Sie müssen zuerst aus dem Wald heraus angreifen. Mit etwas Glück zieht der Gegner seine Infanterie zu ihnen, doch dann dürfte es bereits zu spät sein. Ich kann dann sowohl ihm in die Flanke fallen, als diese lästigen Geschütze am Waldrand ausschalten.“
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Early reagierte nicht. Seine Miene blieb angespannt und seine Kiefer mahlten hörbar aufeinander.
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„Jubal! Sie sind der ranghöchste Offizier hier, Sie müssen das entscheiden.“
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„Also gut – hören Sie, Henry: Ich setze mit meiner Brigade im Sturm über die Straße und versuche die Geschütze vor mir zu nehmen, bevor sie ihre Pferde vorgespannt haben und auf und davon fahren. Aber sie müssen mir Flankendeckung geben! Spätestens, wenn ich die Batterie erobere. Eines noch - gehen Sie kein Risiko ein.“
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„Einverstanden. Aus dieser kurzen Entfernung garantiere ich für ein paar Minuten. Danach muss ich meine Truppen wieder in den Wald führen – oder wir müssen den Sturmangriff auf eigene Faust beginnen.“
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Jubal Early schüttelte rasch den Kopf: „Nein, bloß nicht! Dann zögen wir Feinde auf uns und würden bei dem Dickicht wahrscheinlich in die aufgepflanzten Bajonette des Gegners laufen – ohne dass uns Charles Winder von der anderen Seite helfen kann! Nein, wir ziehen uns zurück, sobald ich die Geschütze gesichert habe. Danach baue ich mit meinen Einheiten und der gesamten Divisionsartillerie eine Abwehrfront auf unserer Seite der Straße auf.“
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Forno nickte: „Was immer auch aus dem Wald hervorbrechen wird – Sie werden es aus sicherer Deckung heraus mit einem Bleihagel empfangen.“
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„Ja, und wir halten außerdem weiterhin die Straße nach Culpeper – falls „Stonewall“ nicht völlig andere Pläne mit seinem Korps hat.“
Damit gingen beide Generäle in geduckter Haltung zurück zu ihren Brigaden und teilten den Regimentkommandeuren ihre Marsch- und Angriffsziele zu. In wenigen Minuten würde sie hier einen Überfallangriff auf die gut gesicherte Stellung des Feindes wagen.
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Nur wenige Minuten nach dieser Unterhaltung begann Early auf der linken Bildhälfte mit dem Angriff. Tatsächlich konnte er alle vier Geschütze einnehmen. Auf der rechten Bildhälfte zieht Forno derweil die Hauptwirkung des feindlichen Gegenangriffs auf sich, damit Early seine Beute wieder zurück in den Wald führen kann. Nach dem Rückzug staffelten Brig.Gen. Early Infanterie und Artillerie hinter dem Saum des Waldes, doch der Gegner verharrte in seinen Stellungen. Von Early's Position aus konnten die Geschütze den Gegner am westlichen Waldrand nicht unter Feuer nehmen und von Forno's Wartestellung im Wald wären sie zu dicht an der feindlichen Batterie.
Der Gegner wartete weiterhin im Wald, Early konnte jedoch nicht auf die Schützenhilfe Forno's hoffen, der sich selbst einer tödlichen Gefahr gegenüber sah. Beide müssten demnächst erneut angreifen - und darauf hoffen, dass Winder's Division rechtzeitig Flanke und Rücken des Gegners aufreiben würde...
____Wer? Wie? Was? Warum?__________________________
Tödliche Artillerie: Kartätschenkanister
Praktisch gleichzeitig mit dem massenhaften Aufkommen von weitreichenden Artilleriewaffen stellte sich auch die Frage nach effektiven Mitteln der Nahverteidigung – etwa bei der Gefahr der Erstürmung durch einen durchgebrochenen Gegner. Schon seit dem frühen 15. Jahrhundert verschoss die Geschütze sogenannten „Hagel“ – eine verdämmte Mischung aus gehacktem Eisen, Blei, Nägeln oder Glas, welche aber nur auf sehr kurze Distanz Wirkung erzielte. Nachhaltiger waren dagegen ab 1449 die Versuche, Stein- oder Metallkugeln in einen festen Stoff- oder Papierbehältner zu verfüllen. Solche „Taschen“ mit vielen kleinen Kugeln nannte man „Beutelkartätschen“, waren nur wenige, große Kugeln ähnlich einer Traube angeordnet, handelte es sich um „Traubenkartätschen“. Beide Munitionsarten besaßen einen Treibspiegel aus Holz, damit der Behälter nicht schon im Rohr, sondern erst während des Fluges auseinanderbrach. Im 16. Jahrhundert wurden größere und kleinere Eisenkugeln gemeinsam mit Pech einen oder mehrere Treibspiegel geklebt und mit Leinwand umwickelt. Ab dem 17. Jahrhundert verwendete man dünnes Blech als Wandmaterial für die Kartätschenkanister und die Kugeln wurden in Gips, Wachs oder Schwefel eingebettet. All dies steigerte die Stabilität des Geschosses – und damit seine Reichweite und Zielgenauigkeit – und natürlich auch seine „Haltbarkeit“ – und damit die mögliche Verwendungsdauer und Zuverlässigkeit.
Im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts erlebten die Kartätschen ihre Blütezeit. Die Kartätschen im amerikanischen Bürgerkrieg zum Beispiel besaßen über dem Treibspiegel einen nach außen gewölbten Kegelboden. Wenn dieser durch eine eigene Treibladung aus der Hülse gepresst wurde, verteilte er die vor ihm angeordneten Blei- oder Eisenkugeln kreisförmig über eine weite Fläche. Verheerende Wirkung erzielen Kartätschenbeschüsse aus nächster Nähe z.B. bei „Pickett’s Charge“ während der Schlacht bei Gettysburg, wobei die effektive Kampfreichweite während des Bürgerkriegs bei etwa 200-300 Yards lag. Auf sehr kurze Distanz verwendeten die Geschützbesatzungen zwei übereinander gestapelte Kanister mit nur einer Treibladung – eine solche „Schrotladung“ konnte einen Vorhang von 10 mal 2 Meter hervorbringen – aus einem 19cm-Geschützrohr!
Kartätschenkanister wurden vorrangig gegen „weiche“ Ziele wie Personen und Tiere eingesetzt. Sie waren in ihrem Zenit akkurater, schneller zu verschießen und genauer als die gegen 1839 von Henry Shrapnel entwickelte Schrapnell-Munition – von der sie jedoch im ersten Weltkrieg endgültig abgelöst wurden. Heute gibt es nur noch wenige Kartätschensorten: z.B. die M1028-120mm-Panzerpatrone mit 1.150 Wolframkugeln im unmittelbar nach dem Rohraustritt zerplatzenden Blech- oder Kunststoffmantel.
Ein paar Beispiele für Kartätschenmunition – teilweise wurde die Umwicklung oder das Behältnis entfernt, um einen besseren Blick auf’s Innenleben erhaschen zu können.
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Links: eine (aufgeschnittene) 12-Pfünder-Bormann-Kartätsche der Südstaaten in Draufsicht.
Mitte: eine (aufgeschnittene) 3-inch-Dyer-Kartätsche der Union, wie sie Anfang des Krieges noch verwendet wurde. Um Innern ist der Zündleiter und eine Zündladung zu sehen, welche das Geschoss nach kurzer Flugzeit zerbersten ließ.
Rechts: eine (geöffnete) 12-Pfünder-Traubenkartätsche, wie sie von beiden Seiten verwendet wurde. Die bis zu 27 Eisen- oder Bleikugeln wogen jeweils knapp ein halbes Pfund. Die Hohlräume waren mit Sägemehl ausgefüllt und ein stabiler Stoffüberzug wurde über die Konstruktion gezogen.
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Eine wirklich nur kleine Sammlung verschiedenster im Bürgerkrieg verwendeter Projektile und Geschosse. Die Munition der in den Südstaaten produzierten Typen erkennt man gewöhnlicherweise an den deutlichen Verarbeitungsmängeln.
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Winder’s 1st C.S. Division, im Wald nahe der Belleville Road, 06:55 p.m.
“Taliaferro soll endlich mit seinem linken Flügel vorstoßen und die Yankees vor Ronald von rechts in der Flanke beschießen! Herrgott, sonst kommen wir hier niemals raus!“ Charles Sidney Winder, der Kommandeur der 1st C.S. (Virginia-) Division gestikulierte wild mit seinen Armen, doch weder er noch Colonel Ronald konnten mit lauten Flüchen etwas an der Situation ändern, dass der Druck des Gegners im Zentrum seiner Flügelzange minütlich zunahm.
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„Sir, General Taliaferro musste seine Truppen um mehr als hundert Meter nach rechts verschieben, um nicht überflügelt zu werden. Er kann seine linken Regimenter nicht noch weiter nach Westen verschieben.“, erwiderte der Major aus Taliaferro’s Führungsstab, der selber wegen der dringenden Bitte um Unterstützung zum Divisionskommandeur geschickt worden war.
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„Dann soll er sein Zentrum halt ebenfalls marschieren lassen! Wir brauchen seinen Angriff jetzt!“
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„Das ist unmöglich, Sir! In dem Dickicht sieht man keine 60 Meter weit. Verlieren unsere Regimenter die Fühlung zueinander, bricht der Gegner mit einer ganzen Brigade durch unsere Mitte, ohne dass wir es mitkriegen. Und dann brennt es auch hier an allen Ecken und Enden!“
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Colonel Ronald schaltete sich ein: „So geht’s nicht weiter, Charles. Die Artillerie hat uns zwar im Freien entlastet, aber in den Wald kann sie nicht schießen und mein 33. Regiment wurde bereits in die Flucht geschlagen. Ich beschwöre Sie, lassen Sie mich entweder den Vormarsch abbrechen und ich schließe die Lücke zu Taliaferro oder sorgen sie für Entlastung auf meiner rechten Flanke!“
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Ein Gefechtsüberblick, der im Grunde nicht viel aussagt. Gegen 18:40 traten beide Seiten der Flügelzange zum Angriff an und versuchten, sich möglichst dicht im Wald zu halten, um nicht in feindlichen Kartätschenbeschuss zu gelangen. Leider traf der südliche Flügel zuerst auf den Feind - noch während der Marschphase. Die Truppen bemühten sich umständlich, zu einer Kampflinie aufzufächern, aber der Plan, den Gegner auch im Osten zu umfassen, war gescheitert. Jetzt konnte nur noch Early in der Nordöstlichen Ecke die Situation retten, aber der traf auch schon bald auf eine feindliche Brigade. Das Bild zeigt die Situation wenige Minuten nach Gefechtsberührung.
Brig.Gen. Winder fuhr zornesrot auf. Seit dem ersten Schusswechsel ging hier auf seiner Seite alles schief. Taliaferro’s Brigade war nicht weit waldeinwärts genug marschiert und war außerdem bereits in Marschkolonnenform von gegnerischen Regimentern empfangen worden. Daraufhin hatte der Brigadekommandeur versucht, den Gegner links zu flankieren – und war dabei in ein noch viel größeres Hornissennest gestoßen. Ronald hingegen konnte lange nicht seine Position an der linken Seite einnehmen, da die vor ihm liegenden Geschütze von einer Brigade gedeckt wurden, die erst nach und nach tiefer in den Wald marschierte. Jetzt hatte die eigene, nach vorne gezogene Artillerie das Waldvorfeld bereinigt, aber dafür nahm der Gegner nun Ronalds rechten Flügel auseinander. „Was ist mit Early? Warum stößt er nicht in den Wald vor? Warum packt er die Yankees vor Taliaferro nicht in ihrem Rücken?“
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„Der kommt selber nicht vorwärts, General“, erwiderte der Major eindringlich: „vor ihm steht doch selbst eine halbe Division!“
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„Was ist mit seinen Geschützen? Er hat doch die gesamte Divisionsartillerie auf seiner Seite der Nordzange?“
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„Völlig wertlos, nun da Forno’s Brigade endlich den Waldeingang der Culpeper Road gesäubert hat. Die Ari kann nicht durch die Bäume schießen!“
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Nur eine Minute später - der selbe Gefechtsausschnitt mal ohne störendes Baumwerk. Wie man sieht, ist anstelle eines beabsichtigten Kessels oder Sacks nur ein pyramidenähnlicher Korridor entstanden. Außerdem hängen beide westlichen Zangenflügel weit zurück. Kurz darauf wird zusätzliche Artillerie auf das Waldvorfeld gebracht. Doch die Situation steht auf des Messers Schneide: für jeden der mitzählt. Im umkämpften Territorium befinden sich 16 Unionsregimenter, also vier Brigaden! Außerdem ist gut zu erkennen, dass die Yankeeregimenter im Schnitt mindestens ein Drittel über der Iststärke der Konförderierten liegen. Sie haben zudem die besseren Karabiner und sind nicht abgekämpft.
Eine Minute später erobert die Kavallerie die letzte Batterie am Waldeingang, während Forno's Brigade endlich wieder eine geradlinige Front mit Early's Brigade einnehmen kann.
In dem Augenblick preschte ein Meldereiter über das offene Feld auf ihre Position zu: „Colonel Forno hat die Stellungen des Feindes am Waldrand überrannt! Die Virginia-Kavallerie hat die gesamte Geschützstellung am Waldrand erobert. Jetzt schiebt Early auch seine Batterien durch das Nadelöhr an den westlichen Waldrand heran! Sir, Colonel Forno beschwört Sie, jetzt nicht nachzulassen. Gemeinsam könnten er und Ronald das ganze Unionszentrum von Westen her aufrollen! Sir!“
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„Da haben Sie es, meine Herren!“, schnauzte Winder schneidend. „Colonel Ronald, sie rücken jetzt vor. In Kürze feuern 14 Geschütze in den Rücken ihres Gegners. Sie – Major – und ich reiten auf der Stelle zu Taliaferro. Er wird ihre Waldflanke schützen, verlassen Sie sich darauf!“ Die rangniedrigeren Offiziere salutierten wortlos, dann gab Winder seinem Roß die Sporen und galoppierte zu Taliaferro’s vermuteter Position. ‚Na bitte’, beschwichtigte er sich grimmig: ‚ich hatte Recht! Und jetzt lasse ich den Gegner hier zermalmen.’
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Da der Screenshot auch ohne Bäume sehr unübersichtlich ist, hier noch einmal der Schlachtverlauf bis dahin:
Phase 1: drei der vier Brigaden rücken vor. Forno verschiebt außerdem seine Linie parallel nach Osten. Laut Plan schließen alle Truppen einen sackähnlichen Kessel und halten gegenseitig Fühlung. Am Waldvorfeld würde dann Artillerie auffahren, während die Kavallerie von beiden Seiten aus die gegnerischen Batterien blitzartig ausschaltet.
Phase 2: Die Südzange ist viel zu früh in Feinberührung gekommen. Der Gegner droht sie sogar im Osten zu flankieren. Taliaferro muss seine Truppen jetzt ebenfalls nach Osten verschieben. Early sprintet vor, um in den Rücken der Verteidiger zu gelangen und den Kessel zu waldseitig zu schließen. Andererseits muss Ronald seine Front auch nach links verlängern, da dort in Kürze Artilleriebatterien abprotzen sollen, um den Westrand des Waldes zu bestreichen.
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Phase 3: Early trifft ebenfalls auf eine Brigade, deren Front ihm zugewandt ist. Ganz im Osten gelingt im eine Flankierung, doch die Lücke zwischen ihm und Taliaferro beträgt immer noch 200 Meter. In diesen Korridor marschieren weitere Unionsregimenter, um die Waldfront nach Osten zu verlängern. Auf seiner rechten Seite manövriert Forno seine Truppen so, dass sie nicht die Fühlung zu Early verlieren. Im Südosten musste Taliaferro nach rechts ausweichen. Um dem Gegner keine Chance zu lassen, in die entstandene Lücke zwischen ihm und Ronald zu stoßen, greifen jetzt auch Ronalds Truppen den Gegner an. Die herbeigeschaffte Artillerie ist wirkungsvoll und zwingt eine gegnerische Batterie in die Flucht.
Phase 4: Aus Banks' Mitte brechen die Divisionsreserven hervor und treiben die südliche Zange im Zentrum auseinander. Außerdem gewinnen sie das Rennen um die Frontverlängerung im Osten. Zwar geht es jetzt im Norden spürbar vorwärts, im Süden aber werden mehr und mehr Regimenter flankiert.
So sehr stand er unter Spannung, dass ihm die zahlreichen Salven in seine Richtung gar nicht weiter auffielen. In Gedanken führte er bereits mit Taliaferro’s Truppen einen Gegenangriff auf Banks’ Schlachtzentrum. Wenn er doch endlich dessen Linien erreichte! Als er sich plötzlich knapp eintausend brüllendes Unionssoldaten gegenüber sah, die mit aufgeplanztem Bajonett auf ihn und den Major zurannten, gefror ihm das Blut in den Adern.
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Phase 5: Im Süden ist die Lücke zwischen beiden Brigaden nicht mehr zu schließen. Mit Artillerieunterstützung geht der linke Flügel vorwärts, doch im Zentrum gehen drei Unionsformationen nacheinander in Bajonettangriffe über. Winder schafft es, nur ein Regiment aus der Mitte zu lösen, die beiden anderen werden brutal dezimiert und in die Flucht geschlagen.
Jetzt würde nur noch ein fluchtartiger Rückzug die beiden Brigaden retten. Doch deren Moral und Physis ist bereits so niedrig, dass nicht garantiert ist, dass die Regimenter überhaupt noch einmal stehen bleiben. Early und Forno kommen nicht schnell genug voran und stecken außerdem selber genug Verluste ein. Glücklicherweise endete das Szenario pünktlich nach 3 Stunden, und die bis dahin addierten Kampfwerte ergaben einen überwältigenden Sieg.
De-Briefing:
Wenn man ehrlich ist, war der letzte Angriff kein Ruhmesblatt. Aber da das Szenario halt pünktlich endet, muss man manchmal Druck machen, wenn man noch ein paar Punkte abgreifen will. Gäbe es keine Zeitbegrenzung, hätte ich sicherlich entweder auf die "Leichte Division" von Ambrose Hill gewartet oder sie jetzt in den Kampf geworfen, um das Blatt zu wenden. So aber zerbricht gerade meine Südfront - kein ernstes Problem, wenn ich die Truppen jetzt schleunigst zurück ziehe und meine Artillerie als Fels in der Brandung nutze.
So aber schauen wir auf die nackten Zahlen und stellen fest:
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Banks' II. U.S. Corps startete das Szenario mit insgesamt 8.707 Soldaten, verteilt auf zwei Divisionen Infanterie, jeder Menge Kavallerie und Artillerie. Davon wurden 2.389 getötet, verwundet oder gelten als vermisst. Banks' verlor also etwa 27 Prozent seiner Männer. Der Verlust dürfte noch höher ausfallen, wenn das Programm auch die zur Kapitulation gezwungenen Soldaten mitzählen würde, dann hätte er nämlich knapp die Hälfte seines Korps hier verloren. Doch wie dem auch sei, ihm gelang auch das Ausschalten von 1.153 Rebs. Das bedeutet, auf einen toten/vermissten/verwundeten Reb kommen mehr als zwei Yankees. Umgerechnet auf die Gesamtzahl zu Schlachtbeginn war seine Erfolg/Stärke-Ratio 0,13. Deutlich zu erkennen ist auch der hohe Blutzoll an ausgefallenen Offizieren. Realistisch betrachtet war das II. U.S. Corps damit am Ende.
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Jackson's drei Divisionen im Endvergleich. Deutlich zu erkennen ist, dass der weitaus größte Teil des Punkterfolgs auf Ewell's Division zurückgeht. Die selben Rechenspielchen wie bei den Nordstaaten enthüllen, dass Jackson knappe 6 Prozent seiner Leute verloren hat. Allerdings war Hill's Division gar nicht an der Schlacht beteiligt - damit erhöht sich die "bereinigte" Verlustquote auf 11,7 Prozent. Die Erfolg/Stärke-Ratio liegt bei 0,12 (also ähnlich dem Unionswert) - aber um Hill's Division "bereinigt" bei 0,24. In allen relativen Vergleichen kommt die Union also schlechter weg.
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Was die in die härtesten Kämpfe verwickelte, eigene Formation angeht, hatte ich zwischen mehreren Maßstäben zu entscheiden. Ginge es nur nach den erreichten Punktwerten, würde ganz klar das 6th Virginia Cavalry Regiment vorne liegen. Aber so richtig gekämpft haben die Jungs selten. Ein Regiment aus Early's Brigade hatte das beste Verhältnis zwischen ausgeschalteten und verlorenen Truppen bei den Fußtruppen, noch besser schnitten einige Artilleriebatterien ab. Aber auch das ist ja kein Maß für wirklich harte Kämpfe, eher für leichte Angriffe ohne Gegenwehr. Daher habe ich das 7th Louisiana Infantry Regiment ausgewählt, dessen Iststärke im Laufe der Kämpfe um 32 Prozent sank, dass aber besonders in den Auseinandersetzungen mit dem 102nd New York-, dem 8th & 12th U.S. Sharpshooter-, dem 105th New York- und dem 107th Pennsylvania Infantry Regiment in brutal harte Kämpfe verwickelt wurde und trotzdem ein insgesamt positiven Erfolg-Verlust-Verhältnis aufwies.
Wie hätte es weiter gehen können?
Tja, berücksichtigt man die Tatsache, dass ca. 8 Infanterieregimenter, 2 Artilleriebatterien und 2 oder 3 Kavallerieregimenter die Fahnen gestrichen haben, zusätzlich ein Munitionstransporter und mehrere Brigade- und Divisionskommandeure bzw. deren dann nachfolgende Stellvertreter getötet oder gefangen genommen wurden und trotzdem noch über 2.000 weitere Soldaten ausgefallen sind, ist Banks mit seinen Truppen am Ende. Wenn er schnell schaltet, könnte er nun den größten Teil der verbliebenen beiden Divisionen nach Belleville führen. Doch sei es drum, das II. U.S. Corps fällt dauerhaft für Pope's Army of Virginia aus. Jackson könnte sich nun entweder weiter nach Osten wenden oder in den Norden vorstoßen, um Sigel's Armeekorps zu vernichten. Dazu stünde ihm die erbeutete Artillerie zur Verfügung, Hill's Division ist noch gar nicht abgekämpft und die Kampfmoral dürfte ausgezeichnet sein.
Für die Union stellt sich die Lage wie folgt dar: Pope's Armee ist im Zentrum auseinandergebrochen, bevor sie sich vereinigen konnte. Am rechten Flügel kann Franz Sigel durch Truppen aus West-Virginia und Kentucky verstärkt werden. Am linken Flügel hält McDowell die Rappahannock-Übergänge bei Fredericksburg und damit einen möglichen Zugang nach Washington. McClellan's Army of the Potomac steht in ihrer Gänze der Hauptmacht von General Lee um Longstreet's Korps gegenüber - und muss schleunigst nach Norden verlegen. Danach hängt es davon ab, wer zuerst bei Washington oder sogar Philadelphia eintrifft. Klar ist - entscheidet sich Lee wegen seiner strategischen Initiative für einen Feldzug gegen Philadelphia und obsiegt, liegt auch New York schutzlos vor ihm. Dann kann es ihm egal sein, ob Washington letztlich verteidigt wird oder nicht. Die Union dürfte einen Fall New Yorks nicht überleben.
Aber - das ist kühne Spekulation. Pope hat vorerst nur ein Korps und die Initiative verloren. Lee wird ihn schnell schlagen müssen, um zu verhindern, dass er sich mit McClellan's Armee vereinigen kann. Und danach müsste Lee - nach wochenlangem Fußmarsch und etlichen Kämpfen bisher - auch noch rund 150.000-200.000 Yankee's der Potomac-Armee besiegen - wahrscheinlich sogar unter einem fähigeren Commander als McClellan.
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]Strategische Lage im Osten nach meinem Sieg bei Cedar Mountain
So, die erste Halbzeit der ersten Saisonpartie ist damit gespielt, um es in der Sprache der Fußballer auszudrücken. Will sagen, nun hat dieser Thread etwa 50 Prozent Content der Parallelpublikation erreicht. Das bedeutet auch, dass sich die Beiträge des Autors auch im nächsten Szenario eher parallel zu den bereits anderswo eingestellten Posts verhalten werden - wenn nichts dazwischen kommt... :)
Nach Szenario 2 besteht aber kein Grund mehr, warum nicht beide Veröffentlichungen auseinander driften können. Zwar wird das den Einträge zugrunde liegende Spiel jeweils exakt dasselbe sein und extrem abweichende, selbstinduzierte Alternativdarstellungen wird es auch nicht geben - aber wie bereits angekündigt, stehe ich jederzeit parat, auf fremderregte Geistesblitze zu reagieren. Dennoch - am bisherigen Darstellungsstil soll zumindest solange nichts geändert werden, wie das erste Kapitel andauert. Obwohl ich auch große Wissenslücken im Bereich Amerikanischer Sezessionskrieg habe. Das mag daran liegen, dass er weit entfernt in Amerika tobte und uns Europäer naturgemäß weniger interessiert, zumal etwa zur selben Zeit Preußen, Süddeutschland, Frankreich und Österreich in ruhmreiche Kriege verwickelt waren. Und zum anderen daran, dass die meisten Schlachten, die Feldzüge, die gesamte Kriegsführung eigentlich unspektakulär und nicht gerade herausfordernd waren. Ein Amerikaner wird dies beim Bierchen in der Kneipe niemals einräumen, aber verglichen mit den Armeen und Flotten Europas waren die Opponenten im Bürgerkrieg bis auf einzelne Glanzlichter zweitklassig. Aber woher hätte die junge Nation auch das know-how bekommen sollen?
Wie dem auch sei, das nächste Szenario in der Ereigniskette wurde gespielt und eines kann ich im Vorgriff berichten: anders als zuletzt war der Sichtradius des Spieler-Befehlshabers eng und die Gefechte fanden an mehreren Stellen der Karte zeitgleich statt. Dadurch musste ich meinen unterstellten Kommandeuren über lange Strecken freie Hand gewähren und auch die KI des Gegners agierte mit Schläue und Schwung. Da diesmal aber nur 45 Minuten zum Erreichen eines möglichst hohen Punktwerts zur Verfügung standen, ging ich mit aller Aggressivität und Angriffslust vor - und musste dementsprechend oft neuladen...
Tja - bleibt nur noch bekannt zu geben, dass ich meine ersten "Sporen verdient bekam" - also mein erstes Forenprestige erhalten habe. Wenn ich das richtig verstehe, hatte dies aber nichts mit dem AAR zu tun, sondern eher mit der Selbstvorstellung.
Und zu guter Letzt auch noch ein Gruß an meine "Bekannten" von Heartsofiron - zumindest die, welche ich auf die Schnelle erkannt habe: Setsches, Studti! Melde mich in den Kreis! Gibt zwar noch einige bekannte Namen mehr, aber mit denen hatte ich nie viel zu tun. Und hier wird's wohl nicht anders, denn die Altherrenschaft bleibt ja oft unter sich.
Ein beeindruckender Einstand im Forum. Weiter so!
Szenario: „Voller Einsatz, meine Herren“
Die nächste Aufgabe besteht in Thomas Jackson’s Vorstoß auf die vor ihm marschierenden Unionstruppen bei Groveton am Vorabend der zweiten Schlacht bei Manassas. Bevor sich Jackson nach seinem Sieg bei Cedar Mountain in eine Position ca. 50 Meilen nordöstlich vorschieben konnte, war eine Menge Bewegung in die Fronten in Nordvirginia und der Virginia-Halbinsel gekommen:
Am Abend des 9. August 1862, nach dem Abflauen der Kämpfe, zog sich Jackson zunächst in seine Ausgangsstellungen zurück. Seine Truppen waren von dem tagelangen Marschieren erschöpft und er rechnete damit, dass die bereits am Abend durch Maj.Gen. Ambrose McDowells Korps aus Fredericksburg verstärkten Unionstruppen zum Gegenangriff antreten würden, solange sich Lee’s Armee aufgeteilt hatte. Doch auf Befehl von Maj.Gen. Pope blieben Banks und McDowell passiv und warteten auf das Eintreffen weiterer Verstärkungen, bis schließlich auch das letzte Korps unter Franz Sigel seinen Standort in den Blue Ridge Mountains verließ. McDowells Aufgabe hatte unterdessen das IX. U.S. Corps der Army of the Potomac unter Gen.Maj. Ambrose Burnside übernommen. Und auch die übrigen seiner Truppen am Südende der Virginia-Halbinsel ließ Maj.Gen. George McClellan allmählich einschiffen. So blieb Jackson am 12. August nichts weiter übrig, als seine exponierte Stellung zu verlassen und sich hinter den Rapidan River zunächst auf Orange Court House und danach weiter nach Gordonsville zurück zu ziehen.
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August 9th-12th: Pope zieht seine Armee hinter dem Cedar Run zusammen, verhält sich aber passiv. Jackson zieht sich aus seiner gefährlichen Stellung zurück und wartet auf Lee's Verstärkung.
Am 13. August 1862 entschied General Lee, dem bedrängten Jackson nun auch Longstreet’s Korps zu Hilfe eilen zu lassen. Als sich einen Tag später abzeichnete, dass die Army of the Potomac ihre Stellungen auf der Virginia-Halbinsel verlassen würde, schickte er auch den Rest seiner Armee bis auf zwei Brigaden nach Norden. Mit der Eisenbahn trafen die ersten Divisionen gemeinsam mit Lee am 15. August bei Clarks Mountain ein, wo er seine Armee jetzt sammelte. Sein Plan sah vor, Pope’s Armee am 18. August noch in seiner jetzigen Position nahe des Cedar Run anzugreifen. Dazu sollte Stuart’s Kavalleriedivision gefolgt von Lee’s gesamter Armee gedeckt durch die Hänge des Clarks Mountain den Rapidan River überschreiten. Stuart würde anschließend den Rappahannock bei Somerville Ford überqueren, die dortige Eisenbahnbrücke zerstören und anschließend die möglichen Rückzugrouten zu blockieren, während die Hauptstreitmacht überraschend im Rücken der Army of Virginia auftauchen würde. Wegen Nachschub- und Vormarschschwierigkeiten musste der Plan verschoben und schließlich fallen gelassen werden. Pope, der durch eigene mutige Kavallerieattacken die Befehle Lee’s erbeutet hatte und Stuart’s Bewegungen empfindlich stören ließ, zog seine Armee zwischen dem 20. und 21. August hinter den Rappahannock zurück. Nur einen Tag später überquerte Stuart den durch Regenfälle angeschwollenen Fluß, umrundete Pope’s linke Flanke und überfiel dessen Hauptquartier in Cattless Station (schon auf halbem Wege nach Washington) – wo ihm neben Pope’s Galauniform auch Verstärkungspläne in die Hand fielen: McClellan plante, drei seiner sechs Armeekorps per Schiff und Eisenbahn zur Army of Virginia zu verlegen. Damit wäre die Stärke der Unionsarmee hier nahezu verdoppelt worden.
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August 13th-22nd: McClellan zieht seine Truppen von der Virginia-Halbinsel ab und gibt Lee so die Möglichkeit, seine gesamte Armee offensiv einzusetzen. Der Aufmarsch hinter den Clarks Mountain verzögert sich, sodass Pope seine Korps ab dem 20. August auf eine ungefährlichere Linie zurückzieht.
Damit war das Zeitfenster für Lee definiert: er hätte jetzt die kurze Möglichkeit, Pope auszuschalten, bevor die Masse von McClellan vom Süden in Nordvirginia eingetroffen war. Der Rückzug der Union hinter den Rappahannock eröffnete im die Möglichkeit, Jackson’s „Fußkavallerie“ im langen Marsch um die rechte Flanke des Gegners herum zu führen. Gleichzeitig hatte Stuart’s Raid gezeigt, dass Pope’s linke Flanke äußerst verwundbar war. Um Jackson’s Vormarsch zu maskieren, griffen Longstreet’s Truppen in den nächsten Tagen (22.-25. August 1862) die Flussübergänge von Süd nach Nord an. Auch Pope versuchte, mit seinen Truppen in Lee’s Marschflanke fallen zu können, doch der Fluss führte wegen heftiger Regenfälle zu hohes Wasser, als dass ein Übergang abseits der wenigen Brücken möglich war. Auf Unionsseite trafen am 22. August die ersten drei Verstärkungskorps in verschiedenen Häfen entlang der Potomac-Mündung ein und marschierten augenblicklich zu Pope’s Armee. Erst als Jackson die wichtige Ost-West-Eisenbahnlinie bei Manassas Gap erreichte und blitzartig nach Osten vorstieß, begann Pope eilig, seine Truppen nach Nordosten abzuziehen. Lee folgte mit Longstreet’s Korps dem Marschweg Jackson’s, der mittlerweile drei Tage Vorsprung hatte.
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August 22nd-25th: Massive Unionsverstärkungen treffen ein, werden aber nach Süden zu Pope's Hauptstreitmacht verlegt. Inzwischen marschiert Jackson mit ca. einem Drittel der Armee von Nord-Virginia unerkannt und schnell um die rechte Flanke herum und erreicht eine wichtige Bahnstrecke. Longstreet lenkt den Gegner inzwischen durch kleinere Gefechte entlang des Rappahannock ab.
Maj.Gen. Jackson hatte nahezu unbehelligt die rechte Flanke von Pope überflügelt, der immer noch in kleinere Scharmützel mit dem langsamer folgenden Brig.Gen. Longstreet verwickelt war. Jetzt spielte Jackson seinen Vorteil aus: er eroberte und zerstörte eine Reihe von Bahnstationen entlang der „Orange & Alexandria Railroad“-Gleisbahn konnte noch vor Tagesanbruch des 27. August das wichtigste Nachschubdepot südlich vonWashington bei Manassas Junction plündern und anzünden. Im Lauf des Tages trafen die ersten Entsatztruppen aus dem Süden ein – eine U.S.-Division unter Maj.Gen. Hooker griff Jackson’s Nachhut unter Ewell an. Der konnte bis zum Einbruch der Dunkelheit standhalten, während Jackson nun nordwärts nach Centreville marschierte. Da dort zur etwa gleichen Zeit auch Unionstruppen unter Porter und Reno auftauchten (Entsatztruppen von McClellan’s Armee), schlug er einen Haken nach links und setzte sich hinter Groveton entlang einer unvollendeten Eisenbahnlinie in Stellung.
In der Zwischenzeit war Longstreet mit der dem weitaus größeren Teil der Army of Northern Virginia bei Thoroughfare Gap eingetroffen, welcher inzwischen von einer U.S.-Brigade besetzt worden war. Da Pope nun glaubte, Jackson würde sich zu Longstreet zurückziehen, ließ er dessen vermeintliche Ausweichbewegung am 28. August 1862 angreifen.
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Jackson traf teilweise nur 12 Stunden vor den nervös zurück eilenden Infanteriekorps der Union an den wichtigen Nachschublinien der Army of Virginia ein. Jetzt hat er sich nahe der unfertigen Eisenbahnlinie bei Groveton verschanzt, als vor ihm eine einzelne U.S.-Division auftaucht. Pope glaubt, dass sich Jackson bereits zurück zieht und lässt jede Vorsicht vermissen. Doch Lee hat Jackson ermächtigt, bei günstiger Lage den Feind anzugreifen, da die Ankunft Longstreet's nur noch eine Frage von wenigen Tagen ist.
Szenariobeschreibung:
Schauplatz: In der Nähe der Stony Ridge, Groveton, Nordvirginia, Donnerstag, 28. August 1862, 05:30 p.m. – 06:15 p.m.
Wetter: heiter, die Dämmerung setzt allmählich ein
Kommando: Jackson’s Corps, Army of Northern Virginia (linker Flügel)
Schlachtaufstellung:
1st C.S. Division (Brig.Gen. William B. Taliaferro)
Obst. William S.H. Baylor (2nd VA, 4th VA, 5th VA, 27th VA, 33rd VA)
Obst. Bradley T. Johnson (21st VA, 42nd VA, 48th VA, 1st VA (Irish) Btn.)
Obst. Alexander G. Taliaferro (47th AL, 48th AL, 10th VA, 23rd VA, 37th VA)
Brig.Gen. William E. Starke (1st LA, 2nd LA, 9th LA, 10th LA, 15th LA, Coppen’s LA Btn.)
Hptm. Joseph Carpenter – Allegheny Battery (4)
Hptm. William T. Poague – Rockbridge Battery (4)
Hptm. George W. Wooding – Danville Battery (4)
Light Division (Gen.Maj. Ambrose P. Hill)
Brig.Gen. L. O’B Branch (7th NC, 18th NC, 28th NC, 33rd NC, 37th NC)
Brig.Gen. James J. Archer (5th AL Btn., 19th GA, 1st TN, 7th TN, 14th TN)
Brig.Gen. William D. Pender (16th NC, 22nd NC, 34th NC, 38th NC)
Hptm. William J. Pegram – Richmond Purcell Battery (4)
3rd Division (Gen.Maj. Richard S. Ewell)
Brig.Gen. Jubal A. Early (12th GA, 13th VA, 25th VA, 31st VA, 44th VA, 52nd VA, 58th VA)
Brig.Gen. Isaac R. Trimble (15th AL, 21st GA, 21st NC, 1st NC Btn.)
Obst. Henry Forno (5th LA, 6th LA, 7th LA, 8th LA, 14th LA)
Brig.Gen. Alexander R. Lawton (13th GA, 26th GA, 31st GA, 38th GA, 60th GA, 61st GA)
Hptm. Asher W. Garber – Staunton Battery (4)
Obst. Thomas L. Rosser – 5th VA Cavalry (1/2/3 Sqn, 4/5 Sqn)
Auftrag:
Jackson’s Armeekorps hat sich nach dem erfolgreichen Überfall auf das Manassas-Junction-Depot in der Nähe von Groveton gesammelt. Derweil öffnet Longstreet gerade den Passweg durch Thoroughfare Gap. Im Gelände vor Jackson’s Einheiten marschiert eine Unionsdivision auf, und ihre Brigaden sind relativ weit auseinander gezogen. Die perfekte Gelegenheit, Pope’s Aufmarsch empfindlich zu stören, bis sich Lee’s gesamte Armee versammelt hat.
Kurz: Wenn Gelegenheit günstig – Feind angreifen – Warrenton Turnpike nach Centreville sperren!
Jackson’s Corps, Linker Flügel der Army of Northern Virginia, auf dem unfertigen Bahndamm, August 28th 05:25 p.m.
Hhmmm… In Gedanken versunken stand der Major General auf dem Gleisdamm und nestelte seine weißen Handschuhe von den Fingern. Dann verschränkte er die Finger beider Hände ineinander, drehte die Handflächen nach außen und ließ durch das Ausstrecken der Ellenbogen alle Fingergelenke knacken. Ungeduldig wartete er auf das Eintreffen der Kuriermeldungen seiner Divisionsführer. Unterdessen ging er noch einmal die letzte Order von General Lee durch, die er erst am Mittag erhalten hatte:
„Longstreet bei Thoroughfare Gap. Porter und McDowell (U.S.) auf dem Weg zu ihnen, treffen noch vor Longstreet ein. Wo ist Pope? Verhindern Sie, dass sich Pope’s Armee vollständig sammeln kann, bevor Longstreet bei Ihnen eintrifft. Mit hochachtungsvollen Grüßen, R.E.L.“
Nach seiner Ansicht würde es noch etwa zwei Tage dauern, bis Lee’s komplette Armee hier versammelt war. Und trotz einiger minimaler Scharmützel zwischen Groveton und Centreville hatte ihn Pope nicht mehr verfolgt, seit er sein Korps auf die unfertige Eisenbahnlinie zurück gezogen hatte. Jetzt stießen auch noch mindestens zwei neue Unionskorps aus dem Süden zur Army of Virginia und Gott wusste, ob nicht noch ein oder zwei mehr bereits bei Centreville warteten. Longstreet war zu weit zurück – er musste ihm und seinem kommandierenden General einfach mehr Zeit verschaffen. Doch dazu musste er seinen Gegenüber erst einmal provozieren – und dafür bot sich nun die perfekte Gelegenheit:
Auf dem Warrenton Pike hatten die vorgeschobenen Spähposten die Feldzeichen einer Unionsdivision ausgemacht, welche in lang auseinander gezogenen Marschkolonnen nach Centreville zog. Mit Sicherheit waren die Truppen bereits den ganzen Tag marschiert, während er hier seit Mittag rasten konnte. Der Major General plante, diese U.S. Division an drei Stellen von Norden her anzugreifen. Das würde den weiteren Vormarsch von Verstärkungstruppen aus dem Süden behindern. Danach wollte er sich schnell auf den Bahndamm zurückziehen, der ihm am geeignetsten erschien, einen feindlichen Gegenangriff abzuwehren. Pope musste annehmen, dass er seine Truppen wieder nach Westen bewegte, um sich mit Longstreet zu vereinigen. Wenn er dann angriff, konnte er ihn ein oder zwei Tage beschäftigen. Und Longstreet die benötigte Zeit verschaffen.
„General, Sir! Ein Armeekurier von Taliaferro’s Division.“
........
Nur wenige Minuten später hatten alle Meldereiter ihren Rapport abgeliefert. Die Divisionen standen in den Wäldern südlich des Stony Ridge bereit. Hill’s Leichte Division hatte am linken Flügel mit drei von vier Brigaden Aufstellung genommen. Ewell hatte nur die Hälfte seiner 3rd C.S. Division im Zentrum formieren können. Am rechten Flügel würde William Taliaferro, der anstelle des bei Cedar Mountain gefallenen Maj.Gen. Winder das Kommando über die 1st C.S. Division übernommen hatte, mit immerhin drei Brigaden die erste Attacke vortragen.
Thomas Jonathan Jackson schwang sich auf sein Pferd und ließ das Signal zum Abmarsch blasen. Er hoffte, dass Ewell und Hill ihre Sache richtig machen würden, denn er musste den ersten wichtigen Schlag bei Brawner’s Farm selbst koordinieren.
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Jackson's Korps hat nördlich des Bahndamms Stellung bezogen. Leider sind nicht alle der bei Szenariobeginn versprochenen Einheiten auf dem Bildschirm. Ewell z.B. verfügt nur über Trimble's und Lawton's Brigade. Dafür ist die Kavallerie und Artillerie vollzählig kampfbereit. Ein weiterer Nachteil ist, dass die Leichte Division am linken Flügel sehr weit von ihrem Operationsziel entfernt ist. Daher trifft Jackson folgende Entscheidungen:
1: A.P. Hill marschiert mit seiner Division erst einmal bis zum Waldrand im Süden. Danach wird das allgemeine Geschehen bestimmen, ob der kommandierende General selbst das Kommando dort übernehmen wird, oder seinen Divisionsführer nur per Kurierbefehle führt.
2: Im Zentrum marschieren erst einmal zwei Brigaden und zwei Artilleriebatterien auf - etwa bis zur Höhe des kleinen Bachlaufs Dogan's Branch. Dort geben Bäume am Ufer geeignete Deckung vor feindlichem Artilleriebeschuss. Danach wird entweder das feindliche Zentrum oder das Dorf Groveton angegriffen (falls A.P. Hill zuviel Zeit braucht.)
3: Am rechten Flügel soll Taliaferro mit drei Brigaden und drei Batterien Brawner's Farm erobern und dann schnell zur Straße vorstoßen. Mit Glück lässt sich der Durchmarsch feindlicher Brigaden verhindern. Jackson wird diesen Kampf persönlich leiten*.
*Also: Da mein Sichtradius beschränkt ist, kann ich nur dort sinnvoll koordinieren. Im Zentrum übernehme ich zwar die Spielerkontrolle über alle Einheiten, will sie aber noch nicht ins Gefecht führen, bis die Sache bei Brawner's Farm erledigt ist. Hill's Symbolfigur steht auch unter Spielerkontrolle, der Rest seiner Division aber nicht. Erst einmal soll Hill marschieren. Ist seine Division vor Groveton aufgefächert in Linie gegangen, soll Hill entweder computergesteuert angreifen oder ich übernehme das. Dann muss der Computer halt die Führung am rechten Flügel übernehmen.
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Ein paar Minuten nach Erteilung sämtlicher Marschbefehle - was dieses Mal wegen der weit auseinander gezogenen Truppen langwierig und umständlich war - treffen Aufklärungsberichte meiner vordersten Einheiten ein. Anscheinend hat der Gegner Artillerie im Zentrum massiert und steht auch bereits mit Einheiten in Groveton. Also muss dort gekämpft werden. Bis es dort soweit ist, muss Jackson alle Aufmerksamkeit auf den rechten Flügel lenken. Denn dort bricht demnächst nacheinander die Hölle über zwei U.S.-Brigaden herein. Man erkennt, dass die Südstaaten-Artillerie schon lange vor Eintreffen der Fußtruppen eine Stellung am strategisch wichtigen Hügel bei Peach Grove eingenommen hat.
Capt. John Pelham, Pelham’s Battery, C.S. Cavalry Brigade (Brig.Gen. Fitzhugh Lee), Brawner’s Farm 05:42 p.m.
„Captain Poague, ich grüße Sie. Wie ich sehe, haben Sie ihre Geschütze bereits in Stellung gebracht.“
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„Ah, Joe… Sie sind eingetroffen, gut. Sehen Sie die Yankees rechts vor dem Stallgebäude? Dort am Balkenzaun? Die nehmen wir gerade unter Feuer. Wenn Sie einverstanden sind, lassen Sie ihre Geschütze mit etwas Abstand zu meiner rechten Seite abprotzen.“ Die beiden Offiziere hockten geduckt in einer Erdmulde zwischen mehreren Strohballen und versuchten den Lärm der feuernden Artillerie zu übertönen.
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„Bill, sag mal, bist Du nicht ein wenig zu dicht dran? Das sind doch keine 160 Meter!“
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„Kein Problem, wir waren schon vor den Yankees in Stellung. Ihr habt doch Kartätschen dabei, oder? Dann ist es kein Problem, dass haben wir bei Cedar Mountain auch schon gemaaaaaacht, Deckung!“ Eine Salve verirrter Gewehrkugeln pfiff nur Zentimeter über ihre Köpfe, denn mittlerweile hatte der gegnerische Major sein Regiment in Kampflinie antreten lassen.
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„Ah, verstehe. Kein Problem, was?“, ächzte Pelham sarkastisch, während er vorsichtig den Kopf über den schwarzen Ackerboden hob: „Ihr seid allesamt verrückt, völlig übergeschnappt!“
Das Manöver Jackson’s war in der Tat sehr waghalsig. Die beiden Artilleriebatterien waren die ersten konförderierten Einheiten an der umkämpften Farm und unglücklicherweise waren Rufus King’s Männer aus Indiana und Wisconsin bereits vor ihnen in Stellung. Nun ja, zum Teil zumindest. Links der Farmgebäude lag ein weiteres Regiment im Schutz eines Obstbaumhaines und daneben noch ein weiteres dicht am Waldrand von Brawner’s Woods. Vor ihnen formierte sich gerade ein Regiment und im Hintergrund konnte man weitere Fußsoldaten und eine ganze Geschützbatterie marschieren sehen. Die nächste eintreffenden Truppe würde Fitzhugh Lee’s Kavallerie sein, denn Col. Baylor’s Brigade war gerade erst einmal über den Bahndamm marschiert.
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„Weißt Du was, Joe? Diesmal übernehmen wir den Kampf alleine. Was wird Billy Baylor staunen, wenn er angeschnauft kommt und hier ist schon alles fertig.“
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Captain Pelham schüttelte nur noch den Kopf, gab William Poague einen Klaps auf die Schulter und sprang in gebückter Haltung zurück zu seiner Batterie, die mittlerweile die Geschütze ausgerannt hatte. „Völlig übergeschnappt! Eindeutig Schlachtkoller!“
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Nr.1: Pelham's Batterie fährt nur 155 Meter vor der feindlichen Infanterie die Geschütze aus. Das ist innerhalb der Feuerreichweite des Gegners! Zur Linken feuern Poague's Napoleons schon seit ein paar Minuten.
Nr.2: Die Infanterie ist in volle Deckung gegangen. Im Hintergrund die marschierende Brigade von Col. William Baylor. Fitzhugh Lee hat ein Kavallerieregiment hinter den Geschützen Aufstellung beziehen lassen.
Nr.3: Nach ca. 130 Verlusten durch Kartätschenbeschuss aus nächster Nähe flieht der Gegner - wenn auch noch nicht in Panik. Die 4./5. Schwadron des 5th Virginia Cavalry Regiments schwärmt aus, um den Gegner zu überwältigen. Links erkennt man zwei weitere Unionsregimenter: eine liegende und eine marschierende Einheit aus Gibbon's Brigade.
Nr.4: Rings um Brawner's Farm ist die Feindpräsenz am höchsten. Unglücklicherweise hat Maj.Gen. Jackson Alexander Taliaferro's Brigade (es gibt hier zwei Taliaferro's bei den Konförderierten) zurück ins Zentrum geschickt, weil A.P. Hill mit seiner Division nur langsam vorankommt. Wird die Infanterie in Brawner's Woods fehlen?
____Wer? Wie? Was? Warum?__________________________
Das Gefecht bei Brawner’s Farm, August 28th 1862, 06:30 - 09:00 p.m.
Am 28. August marschierte Brig.Gen. Rufus King’s U.S. Infanteriedivision unterhalb von Jackson’s Wartestellung von Gainesville nach Centreville, um dort zu den bereits versammelten Einheiten der Army of Virginia zu stoßen. Die vier Brigaden waren bereits seit dem Morgen unterwegs und hatten außerdem keine enge Verbindung zueinander halten können. Die Probleme während der Bewegung rührten vor allem daher, dass King selbst am Morgen einen epileptischen Anfall erlitten hatte, während die vorne marschierenden Brigaden keine Kenntnis von dem zeitweiligen Ausfall der Kommandoführung hatten. Jackson hingegen hatte den ganzen Tag über gehofft, dass ihn Pope in seiner relativ günstigen Verteidigungsstellung angreifen würde. Da Pope nach seinem Eintreffen in Centreville passiv blieb, befürchtete der Südstaatengeneral sogar, dieser würde sich mit seinen Truppen hinter den Bull Run zurückziehen, um seine Kräfte zuerst mit den Verstärkungen von McClellan zu vereinigen.
Um eine Reaktion zu provozieren, befahl Jackson nun den Angriff, der gegen 18:30 Uhr mit einem Artillerieschlag gegen die bei Brawner’s Farm aufmarschierte „Black Hat Brigade“ von Brig.Gen. John Gibbon begann. Die Unionsoffiziere waren von der Aktivität der Konförderierten überrascht – zumal sich noch kein Stellvertreter als Divisionskommandeur gefunden hatte. Brig.Gen. John P. Hatch, der zweithöchste Offizier, marschierte mit seinen Truppen weiter bis nach Groveton, obwohl im das Artillerieduell nicht entgangen war. Abner Doubleday hingegen eilte mit seiner Brigade an die rechte Seite von Gibbons Truppen, während die weit zurück hängende Brigade von Brig.Gen. Marsena R. Patrick in Deckung ging und damit eine große Lücke zwischen sich und den Truppen bei Brawner’s Farm zuließ. Gibbon selbst glaubte sich nur "Jeb" Stuart's Pferdeartillerie gegenüber zu stehen, da er Jackson’s Position laut Aufklärungsberichten viel weiter nordöstlich vermutete. Der eigentliche Schusswechsel begann, als Gibbon seinem 2nd Wisconsin Infantry Regiment befahl, durch den vor ihm liegenden Wald zu schleichen und die feindlichen Geschütze auszuschalten.
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Das Gefecht bei Brawner's Farm bildete den Auftakt zu Jackson's zweitägigem Abwehrkampf. Trotz vieler Vorteile nahm der hiesige Kampf kein gutes Ende für Jackson's Korps - operativ aber bildete sein Ausgang trotzdem den Auftakt für Lee's überwältigenden Sieg zwei Tage später.
Colonel Edgar O’Connor, Regimentskommandeur des 2nd Wisconsin, erreichte mit seinen Leuten unerkannt den Waldausgang, formierte eine breite Schützenlinie und ging gegen ein im Apfelgarten abgehocktes Regiment aus Virginia vor. Völlig überraschend erhielt die 430 Yankees eine volle Gewehrsalve in ihre rechte Flanke, wo sich eine ganze Südstaatenbrigade zum Angriff formiert hatte. Wie dem auch sei, man hielt das Feuer auf die frontal aufgestellte Einheit aufrecht – die trotz zweier vernichtender Salven diszipliniert bis auf 70 Meter heranmarschiert war, bevor auch sie das Feuer eröffnete. Allmählich trafen zur Rechten und zur Linken beider Seiten weitere Regimenter ein, sodass sich ein etwa zweistündiges, auf nächste Nähe geführtes Frontalgefecht entwickelte. Ewell schickte drei Regimenter aus Georgia unter Brig.Gen. Lawton in den Kampf, die vom 7th Wisconsin im Zentrum ausgekontert wurden. Im Osten rückte Trimble mit seiner Brigade vor und traf auf zwei eben erst angekommene Regimenter aus Doubleday’s Brigade. Schließlich wurde Capt. John Pelham's Pferdeartillerie bis auf 90 Meter an das feindliche 9th Indiana vorgezogen.
Nach 21:00 Uhr ordnete Gibbon einen kontrollierten Rückzug an, der nicht weiter von Jackson behindert wurde. Insgesamt erlitten die Beteiligten in der Bleihölle von Brawner’s Farm über 1.150 Verluste an Unionssoldaten bzw. 1.250 Verluste bei den Konförderierten. Zwei Regimenter aus Georgia – das 21st und 26th Georgia Regiment – büßten mehr als 70 Prozent ihrer Mannstärke ein! Insgesamt fiel beinahe jeder dritte Soldat hier für den weiteren Kampf aus. Zwei von Jackson’s Divisionskommandeuren wurden schwer verwundet (William Taliaferro und Richard Ewell). Er hatte es nicht geschafft, Überraschungseffekt und dreifache Überlegenheit in einen entscheidenden Sieg zu verwandeln – aber, er hatte die Aufmerksamkeit des gegnerischen Armeekommandanten erlangt, der nun überzeugt war, Jackson bei seinem Rückzugsversuch aufgestöbert zu haben. Pope ordnete an, ihn am nächsten Morgen anzugreifen und ignorierte die Gefahr durch Longstreet’s herannahenden rechten Flügel.
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1./2./3. Schwadron, 5th Virginia Cavalry Regiment, Colonel Thomas L. Rosser und Brigadier General Fitzhugh Lee bei der Befehlsausgabe durch Maj.Gen. Thomas Jackson, Brawner’s Orchard, 05:45 p.m.
„Und das ist sicher?“
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„Meine Späher haben zwei Regimenter – das 76th New York und das 56th Pennsylvania – durch den Wald marschieren sehen. Sie nutzden die Deckung hinter den zwischen Brawner's Woods und Brawner's Orchard in Stellung gegangenen 2nd und 7th Wisconsin Regiments von Gibbon’s 4th U.S. Brigade. General Sir, wenn Sie gestatten, ich glaube nicht, dass Rufus King seine Linie hier nach Osten verlängern will.“ Colonel Thomas L. Rosser deutete mit seinem Black Cavalry Statson* am ausgestreckten Arm auf den Waldrand am südlichen Ende des Kartoffelackers.
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*Black Cavalry Statson
Der General pfiff anerkennend durch die Zähne, während er den jungen Kavallerieoffizier bei dessen Ausführungen musterte. Normalerweise verabscheute er Eigeninitiative und Gefechtsinterpretationen bei den ihm unterstellten Offizieren, aber das lag wohl eher an seinen hohen Ansprüchen, denen die meisten Kommandeure schlicht nicht gewachsen waren. Der junge und schneidige Colonel war die überraschende Ausnahme, stellte er zufrieden fest. Er würde ihm vorerst gestatten, seine Auslegung der feindlichen Bewegungen kund zu geben.
„Fahren Sie fort, Colonel!“
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„Wir haben Brig.Gen. Doubleday und seine Adjutanten nur wenige hundert Meter östlich von unserer Position entdeckt, weit vor seinen marschierenden Regimentern. Ich glaube, Doubleday will mit seiner gesamten Brigade den Wald durchqueren und auf der anderen Seite Ewell’s Artillerie bei Peach Grove vertreiben, Sir. Zur Zeit erkundet er die nördliche Flanke seiner marschierenden Regimenter, Sir.“
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„Mit anderen Worten, er beobachtet unseren Aufmarch hier. Ich stimme Ihnen zu, Colonel. So wie es aussieht, sollte nur Gibbon’s Brigade das Farmgelände verteidigen. Wenn Doubleday rechtzeitig bei Peach Grove eintrifft, verjagt er nicht nur unsere Geschütz aus ihrer voreilhaften Stellung, sondern könnte unser gesamtes Zentrum unter Ewell aufhalten. Wir müssen ihn also hier beschäftigen, vielleicht ergibt sich sogar die Gelegenheit, seine Brigade in die Flucht zu schlagen.“ Thomas Jackson hielt kurz inne, um seiner Analyse noch mehr Wirkung zu verleihen. „Unglücklicherweise sind unsere Fußtruppen noch nicht in der Lage, den Gegner binnen kurzer Zeit hier in Bedrängnis zu bringen. Starke marschiert weit hinter uns und Baylor ist mit der Einnahme der zentralen Farmgebäude beschäftigt. Damit kommen wir direkt zu Ihnen, Fitzhugh. Wie steht es mit der Eroberung der Farm?“
........
Der angesprochene Brigadekommandeur räusperte sich vernehmlich: „Das 19th Indiana Regiment wurde durch massives Artilleriefeuer aus kurzer Distanz in die Flucht geschlagen. Mehr noch, wir setzten mit dem zweiten Flügel des Regiments nach und konnten einen Großteil der fliehenden Soldaten gefangen nehmen. William Baylor rückt derzeit über die Weizenfelder vor und sichert die Ställe und Wohngebäude. Wir wissen, dass John Gibbon noch zwei Regimenter in Stellung liegen hat. Nach der Einnahme der Farm liegt seine linke allerdings Flanke offen. Doch im Süden sind vor einigen Minuten Truppen vorbei gezogen, deren augenblickliche Bewegung unseren Blicken durch Brawners Woods verdeckt ist. Außerdem könnte der Feind immer noch aus dem Westen einen Gegenangriff starten, etwa dort bei den Obstgärten.“
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„Wie steht es mit dem Bereitschaftszustand der Truppen bei der Farm?“
........
„Nun, Colonel Baylor wird in wenigen Minuten mit seiner Brigade klar für weitere Manöver sein. Poague’s Batterie ist derzeit kampfbereit, kann aber die vor ihnen liegende 7th Wisconsin wegen der Apfelplantage nicht unter Feuer nehmen. Meine Pferdeartillerie hat ein paar Verluste zu beklagen, ist ansonsten aber weiter einsatzfähig. Der rechte Flügel des 5th Cavalry Regiment (4./5. Schwadron) sammelt sich gerade wieder bei der Farm und der linke Flügel (1./2./3.) unter Colonel Rosser ist hier klar zum Gefecht.“
........
„Tja, ich fasse kurz zusammen: die Infanterie ist entweder noch beschäftigt oder unterwegs hierher. Nur Kavallerie und Artillerie stehen dicht genug am Feind, um Doubledays Durchmarsch zu stören. Und selbst wenn Starke hier eintrifft, sieht er sich mindestens sechs U.S.-Regimentern gegenüber.“ Jackson unterbrach kurz und blickte in die Runde – doch die beiden Offiziere zeigten keine Spur von Nervosität.
„Wir machen es wie Sie bei der Farm vorhin, Fitzhugh. Schaffen sie die Artillerie nach vorne: Poague’s Batterie dort zentral auf das Kartoffelfeld und Pelham’s Batterie bei der Farm auf die linke Flanke von Gibbon’s Brigade. Außerdem unterstelle ich Ihnen noch Capt. Wooding’s Batterie. Sie soll Doubleday dort unter Feuer nehmen! Anschließend führen Sie die Attacke auf Gibbon’s 7th Wisconsin Regiment südlich der Obstplantage. Baylor soll mit zwei bis drei Regimentern vorrücken, der Rest bleibt bei der Farm. Fliehen die Yankees aus ihren Stellungen, dürfen Sie ihre Aktion von vorhin wiederholen. Wenn möglich, nehmen Sie Gibbon selbst gefangen. Nach dem Angriff kommen Sie zurück zur Farm, wo Sie zusammen mit Colonel Baylor und Pelham’s Batterie die Farm gegen mögliche Gegenangriffe verteidigen werden. Noch Fragen? - - - Keine? - - - Also gut, viel Erfolg, General!“
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Damit wandte sich Jackson Colonel Rosser zu. „Jetzt zu uns beiden hier. Ihr Kommandeur leitet den Kampf auf rechts, ich übernehme das Kommando hier auf links. Sie werden augenblicklich ihre Männer aufsitzen lassen, denn bevor meine Truppen hier aufmarschieren, will ich, dass Sie diesen Abner Doubleday ausschalten. Entweder nehmen Sie ihn gefangen oder Sie machen ihn unschädlich. Sehr riskant von ihm, sich soweit von seinen Männern zu entfernen. Danach sprengen Sie diejenigen Regimenter auseinander, die sich fluchtartig zurückziehen. Sammeln Sie mir ein paar Regimentsflaggen, Rosser!“
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Der beginnende Aufmarsch: links zwischen den Bäumen kann man den Abner Doubleday erkennen, weit vor seinen Truppen, die weit auseinander gezogen im Hintergrund von rechts nach links marschieren. Auf dem Screenshot ist nur ein Regiment zu erkennen (das linke), denn das rechte gehört zum rechten Flügel von Gibbon's Brigade. Dieses kommt auch ungeschoren davon, die anderen Regimenter jedoch geraten demnächst unter Feuer und werden zerschlagen. Vom Obstgarten verdeckt befindet sich ein weiteres Regiment sowie Brig.Gen. John Gibbon höchstselbst. Rechts von diesem Bildausschnitt befindet sich praktisch das Gefechtsfeld des vorherigen Scharmützels. Da ich nicht beide Angriffe gleichzeitig koordinieren konnte und der KI in diesem Gelände misstraute, wurde dieser Angriff im Prinzip direkt nach der Attacke Richtung Farmgebäude geführt.
Das folgende Gefecht habe ich zugegebenerweise drei-, viermal neu starten müssen. Ich bin Perfektionist und akzeptiere keine Störungen meines Aufmarsches. Teilweise zog ich die Artillerie am linken Flügel zu dicht an die marschierenden Truppen heran, die sich daraufhin sofort formierten und meine Geschütze unter konzentriertes Feuer nahmen. Teilweise waren sie zu weit entfernt oder kamen zu spät, um die Bewegung von 2 feindlichen Regimentern noch behindern zu können. Aber irgendwann klappte es nahezu perfekt. Das oben sichtbare, in Kolonne marschierende Regiment konnte ungeschoren seine Zielposition am Waldrand nahe Peach Orchard erreichen (wo es noch Ewells Geschützen in der Kartenmitte Probleme bereiten sollte…). Zwei danach folgende konnte ich aufhalten und vertreiben, davon eines zur Kapitulation zwingen. Das letzte der vier Regimenter aus Doubleday’s 2nd Brigade griff, glaube ich, bei Gibbon’s an der Farm in den Kampf ein – oder aber es marschierte völlig unerkannt im dichten Wald vor mir vorbei. Jedenfalls war ich mit dem Mikromanagement von zehneinhalb Infanterie-Regimentern, drei Geschützbatterien und zwei Kavallerie-Regimentern (welche überdies auch noch inmitten der teilweise noch formierten Unionskampflinie Sturmangriffe auf feindliche Kommandeure und fliehende Regimenter ritten) so schwer beschäftigt, dass ich kaum vernünftige Screenshots machen konnte. Dank der Artillerieunterstützung war der Kampf schließlich schnell gewonnen, auch wenn ich zwischenzeitlich den Überblick verlor (insbesondere bei den Kämpfen zwischen Farm und Obstplantage).
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Nr.1: Das beginnende Gefecht bei Brawner's Orchard von der Farm aus gesehen. Pelham's Artillerie nimmt die Flanke von Gibbon's Restbrigade unter Feuer (die Unionssoldaten sind wegen des Beschusses in Deckung gegangen). Am unteren Bildrand sieht man Colonel Baylor und die Marschziele seiner Regimenter - er soll also z.T. eine Kampflinie gegen Gibbon bilden.
Nr.2: Unterdessen schaltet Col. Rosser's Kavallerie den Kommandeur der 2nd U.S. Brigade (King's Division), Brig.Gen. Abner Doubleday aus.
Nr.3: Nur zwei Minuten später - ein Regiment ist durchmarschiert. Das nächste aber wurde von der mittlerweile aufgestellten Artillerie aus kurzer Distanz unter Feuer genommen. Die "12-Pfund-Schrotflinten" entscheiden mal wieder den Ausgang der Schießerei - der Gegner flieht - die Kavallerie verfolgt ihn.
Nr.4: Zu guter Letzt werden auch Gibbon's Truppen vertrieben. Und wieder einmal werden feindliche Truppenflaggen gesammelt...
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Colonel Thomas Lafayette Rosser und das 5th Virginia Cavalry Regiment
Vor Ausbruch des Bürgerkriegs existierte das 2nd U.S. Cavalry Regiment, dessen Mannschaften und Offiziere aus Virginia stammten und das unter anderem in Nordtexas und Oklahoma stationiert war, wo sich Ende der 1850er Jahre mehrere gewaltsame Auseinandersetzungen mit den dortigen ansässigen Indianerstämmen, insbesondere mit den Comanchen ereigneten. Nach Ausbruch des Bürgerkrieges verweigerte der größte Teil der Soldaten und Offiziere den Dienst unter US-Flagge. Die dennoch treu zu Lincoln stehenden Soldaten durften ohne ihre Waffen frei abziehen. Danach befand sich die Einheit praktisch in Auflösung, denn viele der Männer aus Virginia kehrten zunächst in ihre Heimat zurück, wo sie sich der Freiwilligenmiliz anschlossen. Dennoch bildeten diese Männer ein Jahr später den Kern des Nachfolgeregiments:
Das 5th Virginia Volunteer Cavalry Regiment wurde im Juni 1862 aus den sechs Kompanien des 2nd Battalion Virginia Cavalry gebildet. Diese Formation unter dem Kommando von Lt.Colonel H. Clay Pate war keine „richtige“ Gefechtseinheit, sondern diente als Stammeinheit mehrerer (unabhängiger) Fernspähertrupps, die seit Mai 1861 praktisch über den gesamten östlichen Schauplatz verteilt waren. Nach dem Ende des Halbinsel-Feldzuges Mai 1862 wurden die in sechs Kompanien organisierten Trupps zu drei Eskadronen zusammengefasst, außerdem kamen noch vier weitere Freiwilligen-Kompanien bzw. Miliz-Einheiten aus den Counties Petersburg, Fairfax, King and Queen, Mathews, Randolph und James City hinzu. All diese Einheiten wurden zunächst dem 9. Kavallerieregiment von Lieutenant Colonel William Henry Fitzhugh Lee – genannt „Rooney Lee“ – einem Sohn des Südstaatengenerals Robert E. Lee’s zugeordnet. Noch bevor sich dessen Regiment allerdings gemeinsam mit Major General Jackson’s Korps auf den Weg nach Cedar Mountain machte, wurden die Neuaufstellungen zu einem eigenen Regiment, der 5th Virginia, organisiert. Fitzhugh „Fitz“ Lee, der neue Brigadekommandeur, kam ebenfalls aus dem „Lee“-Clan: sein Vater Sydney Smith Lee (einer von Robert E. Lee’s Brüdern) war Kapitänleutnant unter Commodore Perry gewesen, sein Großvater war der berühmte Henry „Light Horse Harry“ Lee der Virginia-Miliz im Unabhängigkeitskrieg gegen England, seine Mutter war Enkelin von George Mason – einem der Verfasser der Bill of Rights – und Schwester des derzeitigen Gouverneurs von Virginia, James Murray Mason. Unter Brig.Gen. „Fitz Lee“ nahm das 5th Virginia Volunteer Cavalry Regiment an dem Feldzügen Robert E. Lee’s 1862 und 1863 teil, meistens als Teil von J.E.B. Stuarts Kavallerie-Division. (Wobei diese Division meistens nicht gemeinsam operierte, sondern ihre drei Brigaden häufig geteilt einsetzte.) Am 8. November 1864 wurde das Regiment mit dem 15th Virginia Cavalry Regiment zum neuen 5th Consolidated Regiment Virginia Cavalry vereinigt und im Raum Petersburg und Appomattox eingesetzt. Zum Zeitpunkt der Kapitulation der Konförderierten bei Appomattox Court House waren die meisten Angehörigen bis auf zwei Soldaten durch die feindlichen Linien gelangt und kehrten in den Folgewochen nach Hause zurück. Nach Lt.Col. H. Clay Pate führten auch Col. Thomas L. Rosser und Lt.Col. James H. Allen das Regimentskommando.
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James Ewell Brown Stuart's Kavallerie trifft auf General Lee nach der Rückkehr von Brandy Station. An dem erfolgreichen und bekannten Kavalleriegefecht war auch Rosser's 5th Virginia beteiligt.
Dieser Thomas Lafayette Rosser war einer der fähigsten und brilliantesten Feldkommandeure in James Ewell Brown „Jeb“ Stuarts Südstaatenkavallerie. Am 15. Oktober 1836 wurde Thomas als Farmersohn in Campell County, Virginia, geboren. Die Familie zog 1849 zu einem neuem Farmland nach Texas in die Nähe von Shreveport. Der texanische Kongressabgeordnete Lemuel D. Evans delegierte den 23-jährigen Rosser 1856 nach West Point auf die Akademie der Streitkräfte der Vereinigten Staaten. Als Texas am 22. April 1861 seinen Austritt aus der Union proklamierte, gab Thomas sein Studium auf, da er nicht in der Armee der Union dienen wollte. Zu diesem Zeitpunkt stand er gerade einmal 2 Wochen vor seinen Abschlussprüfungen – und erhielt deshalb auch kein Offizierspatent. Sein Zimmergenosse war übrigens der drei Jahre jüngere George Armstrong Custer – für alle, denen Little Big Horn etwas sagt.
In der Provinzhauptstadt von Alabama (Montgomery) meldete sich Rosser in die Freiwilligeneinheiten der neu aufgestellten Südstaatenarmee und diente zunächst als Artillerie-Zugführer, unter anderem auch in der ersten Schlacht von Manassas. Während der „Sieben-Tage-Schlacht“ am Ende der Halbinsel-Kampagne wurde er zum Captain und damit Batteriechef befördert. Nach der Schlacht bei Mechanicsville, in der er ernsthaft verletzt wurde, wurde er zunächst Lieutenant Colonel der Artillerie, eine Woche später jedoch Colonel (Oberst) und damit Regimentskommandeur des 5th Virginia Volunteer Cavalry Regiments. Unter der Führung von J.E.B. Stuart nahm er an dessen Raid auf Catless Station teil und zeichnete sich in mehreren Gefechten während Lee’s Nordvirginia- und Maryland-Feldzuges aus; während Letzterem übernahm er sogar kurzzeitig das Kommando über Fitzhugh Lee’s Brigade.
Bei dem Kavalleriegefecht von Kelly’s Ford im März 1863 wurde er schwer verwundet und fiel bis zur Schlacht von Gettysburg aus – dort übernahm er wieder das Kommando über sein 5. Regiment, wo er hauptsächlich während der Kavallerieschlachten am dritten Tag Beschäftigung fand. Nach der Schlacht wurde er Brigadegeneral und Kommandeur der „Laurel Brigade“. 1863 und 1864 gelangen ihm mehrere herausragende Raids oder Einsätze gegen Unionskavallerie in West-Virginia, im Shenandoah-Tal und während U.S.-General Grant’s Overland-Feldzugs, in welchem er erneut verwundet wurde. Während General Robert E. Lee mit seiner Army of Northern Virginia bei Petersburg südlich der Konfördertiertenhauptstadt Richmond belagert wurde, nahm Thomas Rosser unter Lieutenant General Jubal Early und Brigadier General Fitzhugh Lee abermals an den heftigen Kämpfe im Shenandoah-Valley teil – zuletzt sogar als Divisionskommandeur einer Kavalleriedivision. Obwohl seine taktische Führung nur geringe Makel aufwies und er in der Südstaatenpresse sogar als „Retter des (Shenandoah) Valleys“ gefeiert wurde, konnten die Konförderierten dieses Mal nicht verhindern, dass die Army of Shenandoah (U.S.) unter Maj.Gen. Philip Sheridan im Herbst und Anfang Winter 1864 große Teile des für die Kriegführung der Konförderierten strategisch enorm wichtigen Gebiets erobern und verheeren konnte. Im Winter 1864/65 – während des Winters lastete das Kampfgeschehen traditionell besonders stark auf den Kavallerieeinheiten – konnte der mittlerweile zum Generalmajor beförderte Rosser noch einmal erfolgreich seine „Hit and Run“-Raids in West Virginia durchführen. Mit dem Anfang des Frühling wurde seine Division wieder zu Lee’s Hauptarmee nach Petersburg im Osten Virginias gezogen. Dort markierte die Belagerung der Stadt seit Juni 1864 den Anfang des Endes der Südstaaten. Nach dem erfolgreichen Durchbruch der Union bei Five Works (wo Rosser’s Division eingesetzt war) am 1. April 1865 war die vorteilhafteste Rückzugslinie und zuletzt wichtigste Versorgungslinie von General Lee durchschnitten. Da seine Armee mittlerweile hoffnungslos unterlegen und in nahezu unhaltbarer Stellung lag, musste Lee am 2. und 3. April den allgemeinen Rückzug aus Petersburg und Richmond nach Westen (ins Landesinnere) einleiten. Nur eine Woche danach musste die ausmanövrierte, unterlegene, eingeschlossene und vom Nachschub abgeschnittene Armee bei Appomattox Court House kapitulieren. Während des Rückzugs gelang Rosser ein letztes Mal ein Überraschungsangriff, doch am Ende der Flucht nahm seine Division als Teil von Maj.Gen. John B. Gordon’s 2nd Corps an dem gewagten, aber letztlich erfolglosen Morgenangriff auf das XXIV. U.S. Corps teil. Die Südstaatenkavallerie konnte nahezu geschlossen ausbrechen und floh nach Lynchburg, wo Thomas Rosser den Befehl erhielt, die nicht gefangen gesetzten Teile von Lee’s ehemaliger Armee zu sammeln und nach North Carolina zu führen, um sie Joseph Johnstons Army of North Carolina zuzuführen. Letztlich ergab sich Rosser am 4. Mai in Staunton, Virginia mit seinen Soldaten – wurde aber kurze Zeit später aus der Kriegsgefangenschaft entlassen.
Nach dem Bürgerkrieg startete Rosser eine Zivilkarriere als leitender Ingenieur der North Pacific Railroad, später der Canadian Pacific Railroad. Obwohl schon im Ruhestand, wurde er während des Amerikanisch-Spanischen Krieges 1898 in die Dienste der U.S. Army reaktiviert. Am 29. März 1910 starb der 73jährige, in Ehren aus dem U.S.-Militär entlassene Thomas Lafayette Rosser in Charlottesville, Virginia.
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Admiral Yamamoto
04.07.10, 17:25
Respekt. :top:
Respekt. :top:
Domo aregato, Yamamoto san!
:shy:
Jackson’s Gefechtsstab nach der Erstürmung der gegnerischer Schanzungen bei Brawner’s Woods, 05:57 p.m.
„General Jackson, meine Brigade ist wieder kampfbereit. Coppen’s Louisiana-Battalion hat die letzten Kampfhandlungen nach der panikartigen Flucht von Gibbon’s letztem U.S.-Regiment beendet.“ Im Schatten der Obstplantage hatten sich Major General Jackson und Brigadier General William Starke mit ihren Adjutanten versammelt, um die Lage zu erörtern und das weitere Vorgehen zu besprechen.
„Colonel Baylor meldet das Auftauchen weiterer U.S.-Truppen in Brigadestärke auf der Höhe der Warranton Pike.“
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Thomas Jackson nahm die Meldung gelassen auf. Der Angriff hier war gerade zur rechten Zeit abgeschlossen worden und alle beteiligten Einheiten bis auf die Kavallerie-Schwadrone standen für neue Herausforderungen bereit. Fitzhugh Lee’s Kavalleriebrigade war noch mit der Verfolgung fliehender Gegner beschäftigt. Danach würden die Männer und Tiere Zeit zur Regeneration benötigen. Bei einer dieser Verfolgungsjagden hatte der linke Regimentsflügel vor knapp 10 Minuten nahe der Südost-Ecke des Wäldchens auf der Warranton-Turnpike U.S.-Truppen aufgespürt: ein Regiment und eine Batterie. Dabei musste es sich um das bis zu diesem Zeitpunkt vermisste vierte Regiment aus Doubleday’s Brigade handeln. Anscheinend hatte es doch nicht in die Kämpfe bei Brawner’s Orchard eingegriffen, sondern war die Landstraße entlang nach Osten marschiert. Wo sich diese Einheit jetzt befand, war unsicher.
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Die Aufklärungsberichte der Kavallerie: links sieht man die Situation im Südosten von Brawner's Woods auf der Warranton Pike. Colonel Rosser klärt bei der Verfolgung eines fliehenden Regiments eine feindliche Artilleriebatterie und die vierte Brigade von Abner Doubleday (rechts neben den Geschützen) auf. Rechts reitet der rechte, schwächere Flügel des 5th Virginia Cavalry Regiments etwa acht Minuten später eine Attacke auf den feindlichen Brigadekommandeur Brig.Gen. Marsena Patrick, der nun mit seiner Brigade in die Kämpfe um Brawner's Farm eingreifen möchte. Die graue Straße ist der Warranton Pike zwischen Warranton und Groveton. Folgt man dem abzweigenden Feldweg in die Richtung, aus der die Südstaatenkavallerie angreift, erreicht man das Südende des Farmgeländes, um das die bisher einzigen Gefechte in diesem Szenario geführt wurden.
„Gut, Captain…“, er winkte nach einem bereit stehenden Adjutanten, „ …reiten Sie zurück zu Colonel Baylor. Er soll seine Truppen neu mit Blickrichtung nach Süden ordnen. Zur Kampfunterstützung erhält er zusätzlich zu Pelham’s Batterie auch noch die vier Geschütze von Wooding's 'Danville Battery'.“
„Jetzt zu Ihnen, William. Streichen Sie mit ihren Männern durch Brawner’s Woods. Suchen Sie nach eventuell versteckten oder versprengten Feindeinheiten. Wenn Sie niemanden finden, sammeln Sie sich im Südosten bei der Straße zwischen Warranton und Groveton.“
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„Vermuten Sie dort Widerstand?“
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„Hmm, schwer zu sagen. Die Kavallerie hat dort vorhin organisierte Fußtruppen und Geschützstellungen ausgemacht. Aber das ist auch schon wieder fast 10 Minuten her. Wie sieht es denn mit ihrer Munitionslage aus?“
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„Noch ausreichend, Sir. Meine Regimenter verfügen noch zwischen 60 und 80 Prozent ihrer Munition.“
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Der feindliche Brigadekommandeur ist getötet worden (das Programm stellt in so einem Fall sofort einen per Zufall generierten Stellvertreter auf. Jetzt schwenkt Baylor's Brigade nach Süden, um den Gegner zu empfangen. Auch die Geschütze werden neu geordnet - sie sollen zwischen den Regimentern Aufstellung beziehen. Diese Anordnung geschah noch durch meine aktive Steuerung.
Plötzlich sprengte Jackson’s persönlicher Stabschef, Kaplan Robert Lewis Dabney* dazwischen:
„Generals Sirs, die Kundschafter von Ewell und Hill sind ein getroffen. Demnach sammelt sich der Gegner im Zentrum zum Angriff. Beide erwarten Ihre Anweisungen, General Jackson.“
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*Major Robert Lewis Dabney
]Dabney war Pfarrer der Presbyterianischen Kirche und gehörte gemeinsam mit James Henley Thornwell zu den einflussreichsten calvinistisch-presbyterianischen Kirchentheoretiker der Südstaaten. Im Bürgerkrieg diente er als Militärkaplan* bei der Konförderierten Armee und war ab April 1862 auf Anfrage von General Jackson hin außerdem dessen persönlicher Stabschef. Gemeinsam führten er und Jackson die Feldzüge im Shenandoah-Valley und während der "Sieben-Tage-Schlacht" nahe Richmond. Col. Grigsby von der "Stonewall"-Brigade sagte über ihn: "Unser Pfarrer fürchtet sich nicht vor Yankee-Kugeln, und ich sage Ihnen, er predigt wie der Teufel." Obwohl Robert Dabney keinerlei militärische Vorbildung hatte, war er bei Offizieren und Mannschaften wegen seines furchtlosen Wesens, seiner mitreißenden Art und seiner außerordentlich fähigen Auffassungsgabe geschätzt. Als Stabschef führte er häufig im Auftrag oder in Abwesenheit von Jackson das Kommando über Konförderierten-Einheiten im Schlachtgetümmel - und zwar meistens von der Front der Soldaten aus. Nach den Kämpfen bei Malvern Hill im Juli 1862 erkrankte der 42jährige Pastor im Dienstgrade eines Majors an schwerem Fieber und verlor dauerhaft seine Dienstfähigkeit (es gab damals keine Antibiotika zur Behandlung). Thomas Jackson sagte seinem Divisionsarzt über Dabney, er betrachte Dabney als den effizientesten Offizier, den er kenne, und er könne sich nicht vorstellen, wie ein anderer dessen Lücke ausfüllen würde. Dabney schrieb die erste Biographie über Thomas Jackson (von Jacksons Familie persönlich autorisiert).
*Kaplan: Als Kaplan bezeichnet man einen Priester, der zwar im Range eines Pfarrers steht, aber keine eigene Pfarrei betreut.
Während des Nordvirginia- und Marylandfeldzuges war Dabney also bereits kein Stabschef mehr, aber seinen Nachfolger konnte ich auf die Schnelle nicht ausfindig machen. Vielleicht hilft ja einer der treuen Mitleser aus und postet einen Beitrag über den "echten" Stabschef Jacksons während der zweiten Schlacht bei Manassas.
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„Was ist mit Ewell?“, fragte der Angesprochene gedämpft, sichtlich um eine Beruhigung der Atmosphäre bemüht: „Ist Col. Alexander Taliaferro’s Brigade schon bei ihm eingetroffen? Dann sollte er doch genügend Männer haben, um handeln zu können.“
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„Maj.Gen. Ewell hat seine Einheiten befehlsgemäß hinter dem Bachlauf warten lassen. Nur die Artillerie steht vorgezogen bei Peach Grove.“
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„Und… wo genau liegt jetzt das Problem?“, fragte Jackson vorsichtig nach?
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„Die Geschütze liegen bereits in Schussreichweite feindlicher Infanterie. Etwa zwei Regimenter aus Doubleday’s ehemaliger Brigade haben sich am östliche Waldrand von Brawner’s Woods konzentriert. Ewell bittet Sie, die Artillerie zurück nehmen zu dürfen, da gleichzeitig an seinem linken Flügel eine feindliche Brigade aufmarschiert.“
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„Warum beschützt er sie nicht? Naja, egal, dann soll er sie halt zurück nehmen. Was ist mit Hill’s Leichter Division?“
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„Die hat sich nördlich von Groveton versammelt und wartet auf weitere Anweisungen.“
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„Wie lange schon?“, fragte Jackson misstrauisch.
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„Hill muss mindestens mindestens schon 10 Minuten seine gesamte Artillerie und den Großteil seiner Fußtruppen dort in Stellung haben.“
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„WAS!?“, platze dem Korpskommandeur der Kragen, „Erst lässt Dick (Richard Ewell, Anm. d. Verf.) meine wertvollen Geschütze ohne Sicherung und überlässt dem Gegner auch noch die vorteilhaftere Angriffsposition und jetzt wartet dieser Hill seelenruhig vor Groveton, während eine ganze Brigade vor seiner Nase entlang marschiert. Sind die denn von allen guten Geistern verlassen!?“ Jackson sammelte sich kurz, dann bellte er neue Befehle in alle Richtungen:
„Baylor soll die Verteidigung des Farmgeländes alleine organisieren.“ Ein Meldeläufer spritze mit der neuen Order davon.
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„William, blasen Sie den Vormarsch nach Südosten ab. Ihre Brigade stürmt im Laufschritt durch den Wald. Greifen Sie den Gegner am Waldrand in seinem Rücken an.“ Brig.Gen. William E. Starke nickte und verließ die Lagerunde.
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„Captain Poague, Sie lassen Ihre Geschütze augenblicklich aufprotzen und verlegen eiligst nach Osten. Selber Auftrag wie Starke. Machen Sie den Yankees Dampf unterm Hintern, auch wenn Sie ein paar Augenblicke früher eintreffen sollten, als Starke’s Infanterie.“ Der Batteriechef salutierte kurz, schwang sich auf sein Pferd und galoppierte über den Kartoffelacker zu seiner Batterie.
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„Sie und Sie, reiten Sie los zu Ewell und Hill. Beide erhalten freie Hand. Hill soll den Gegner möglichst aggressiv bedrängen. Ewell soll eine vorsichtige Angriffshaltung einnehmen. Die Geschütze dürfen nicht in Feindeshand fallen.“ Zwei Meldereiter sprengten sofort davon.
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„Dabney, wir beide begeben uns augenblicklich ins Schlachtzentrum. Wenn wir dort ankommen, übernehmen wir die Verantwortung über Ewell’s Einheiten. Hoffentlich sind wir rechtzeitig da.“
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Ein Überblick über die Situation. Jackson selbst befindet sich noch am Südrand von Brawner's Orchard und kann daher wegen des beschränkten Sichtradius nicht in die Situation bei Ewell und Hill eingreifen. Allerdings greift der Gegner jetzt wiederholt südlich von Brawner's Farm an. Meine folgenden Handlungen bestanden darin, die noch bei Brawner's Farm befindlichen Truppen unter KI-Kontrolle zu stellen und ihnen einen "Stellung-Halten"-Auftrag zu geben. (Außer der Kavallerie, die erst einmal regenerieren musste.) Mit den restlichen Truppen preschte ich ostwärts. Die Infanterie rennt im Laufschritt durch den Wald, die Artillerie protzte auf und wird dann ebenfalls im Galopp transportiert. Als am äußersten Sichthorizont die Flaggen Ewell's und seiner Brigaden auftauchten, stellte ich sie (nach kurzem Laufschritt-Vormarsch) ebenfalls unter KI-Kontrolle und ließ sie aggressiv angreifen. Ich hoffte damit, die zwei Geschützbatterien bei Peach Grove noch retten zu können. Dasselbe geschah später auch mit Hill's Leichter Division.
Doch noch während des eiligen Ritts zu Ewell und Hill wurde meine Aufmerksamkeit nun wieder in die sich total ungünstig entwickelnde Situation bei Brawner's Farm gelenkt. Ich musste die Kontrolle über einzelne Regimenter, die Kavallerie und die Artillerie übernehmen, um die Lage dort einigermaßen zu retten...
Nur wenige Minuten später, Jackson war bereits auf dem Weg nach Peach Grove, da trafen die ersten Gefechtsmeldungen von Brawner’s Farm ein. Colonel Baylor hatte bei der Verteidigung der Farm mehrere Fehler gemacht. Zuerst hatte er die ihm unterstellten Geschützbatterien nicht durch eigene Infanterie gedeckt, sodass sich mehrere Geschützbesatzungen feindlichem Schützfeuer ausgesetzt sahen und eiligst die Flucht antreten mussten. Des Weiteren hatte er seine Regimenter umständlich manövrieren lassen. Anstatt sie konzentriert zu einer Linie antreten zu lassen, sammelte er seine Truppen auf beiden Flügeln und ließ seinen Gegenüber Brig.Gen. Marsena Patrick zentral weit auf’s Farmgelände vorrücken. Außerdem verdeckten teilweise eigene Truppen die Feuerlinie auf den Gegner. Dadurch war es dem Gegner gelungen, kleine Teilerfolge zu erzielen. Andererseits war Baylor’s Angriff auf die Mittel der feindlichen Linie erfolgreich gewesen und jetzt konzentrierte er drei Regimenter auf seinem linken Flügel. Noch auf dem Ritt nach Peach Grove erteilte Jackson neue Anweisungen an die Kavallerie, rasch in den Rücken von Patrick’s New Yorker Brigade zu reiten und die Schützen abgesessen im Rücken zu beschießen.
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Nr.1: Colonel William S.H. Baylor leitet computergesteuert die Schlachtaufstellung seiner Brigade. Im Hintergrund sieht man die manuell gesteuerte Kavallerie, die gerade die letzte von Gibbon's Brigaden bis durch den Wald verfolgt und aufgelöst hat und jetzt in den Rücken der Angreifer reitet. Zu dem Zeitpunkt galoppiert mein "Spieler-Jackson" bereits nach Osten.
Nr.2: Das im unteren Drittel des Screenshots mittlere Südstaatenregiment muss wegen des heftigen Beschusses fliehen. Doch auch das Zentrum der Union ist bereits aus der Formation bebrochen worden...
Nr.3: ...und wird von der herannahenden Kavallerie verfolgt...
Nr.4: ...und schließlich aufgelöst. Jetzt nimmt die Kavallerie eine Position im Rücken des letzten noch kämpfenden U.S.-Regiments ein. Im Hintergrund erkennt man übrigens zwei in Panik geflohene C.S.-Regimenter und die geflohene Artillerie. So ergeht es einem, wenn man dem Computer die Kampftaktik überlässt...
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Die Lagekarte um 06:04 p.m.
Ewell konnte mit zwei Brigaden den voreiligen Angriff eines U.S.-Regiments abwehren, dass sich nun in eiliger Flucht nach Süden bewegt. Gleichzeitig beginnt auch Hill's Division in den Kampf nördlich von Groveton einzugreifen. Pender's Brigade marschiert unterdessen in den Ort, um die Siegpunkte zu sichern.
Bei Peach Grove gerieten die beiden letzten Regimenter aus Doubleday's Brigade in den Zangenangriff aus Taliaferro's Brigade (welche von den eigenen Geschützstellungen aus angriff) und Starke's Brigade (welcher durch den Wald gestürmt kam.) Die Artillerieunterstützung tat ein übriges, danach kümmerte sich wie gehabt Virginia's fünftes Kavallerieregiment um das Einsammeln der Truppenflaggen.
Nördlich von Groveton, Light Division (C.S.), Major General Ambrose P. Hill, 06:05 p.m.
“Na endlich ein eindeutiger Auftrag.”, murmelte der schlank-zähe Divisionskommandeur in seinen buschigen Bart. Denn soeben war der Militärkurier vom Gefechtsstab Jacksons eingetroffen, um die neuesten Anweisungen zu übermitteln. Hill sollte mit aller Gewalt die vor Maj.Gen. Ewell aufmarschierte U.S.-Brigade angreifen und sie bis zu den Geschützstellungen zurückdrängen. Einzig eine Brigade sollte möglichst bald nach Süden marschieren, um den strategisch wichtigen Ort Groveton einzunehmen. Damit war er dem Gegner immer noch 2:1 überlegen – und wenn man die beiden Brigaden von Ewell noch hinzurechnet, die nun ebenfalls mit offensiven Manövern begannen, sogar im Verhältnis 3:1.
„General Branch, General Archer, machen Sie ihre Brigaden angriffsbereit. Sie schwärmen aus. Archer, Sie übernehmen die erste Welle. Sobald Sie ihre Angriffskraft erschöpft ist, übernimmt Branch mit seinen Truppen das Zepter. Seien mutig! Und nehmen Sie sich vor den feindlichen Geschützen in Acht!“
Pender’s Brigade war im Vergleich die schwächste – sie würde nach Groveton marschieren und den Ort einnehmen, der mittlerweile frei von Feindtruppen war.
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]Und so stellt sich die Aussicht von den Truppen aus gesehen dar: oben Hills Angriff auf Hatch - im Hintergrund ein flüchtendes Regiment, viele Geschütze und am linken Bildrand die Ortsgrenze von Groveton - unten Taliaferro's Brigade nach der Zerschlagung der Truppen am Ostrand von Brawner's Woods.
Keine zehn Minuten später waren die Angriffe der Union rings um Peach Grove zurück geschlagen worden. Die Feldgeschütze von Capt. Pegram’s ‚Richmond’-Batterie und 1st Lt. Garber’s ‚Staunton’-Batterie konnten mehrheitlich ihre Stellung behaupten, auch wenn sie zwischenzeitlich schwer von angreifender Infanterie bedrängt und teilweise sogar in panikartige Flucht geschlagen worden waren. Letztlich hatte der Gewaltmarsch von Starke’s Brigade die Situation gerettet, während der massive Gegenangriff von Richard Ewell und Ambrose Hill die letzte noch einsatzfähige Brigade aus Rufus King’s Division – Brig.Gen. John P. Hatch’s 1st Brigade – unter einigen Verlusten zurück gedrängt hatte. Jackson war während dieses Kampfes überall – mal hier, mal da – im Einsatz, um das Vorgehen seiner untergebenen Feldkommandeure zu korrigieren. Zuletzt, nachdem sich Hatch wieder zu seinen Geschützbatterien zurück zog, lies Jackson die Brigaden von Ewell und Hill wieder defensive Haltungen einnehmen. Ein Angriff auf die 18 Unionsgeschütze erschien ihm zu riskant und zu kostspielig – denn seine Truppen würde er in den kommenden Tagen bis Longstreets Ankunft noch brauchen.
Vorerst konnte der General zufrieden sein: Die Schlacht bei Brawner’s Farm war ein überwältigender Sieg. Rufus King’s U.S.-Division, die zu Major General McDowells III. U.S.-Corps gehörte, war bis auf Hatch’s Brigade zerschlagen und aufgelöst worden. Pope musste ihm nun endlich Aufmerksamkeit schenken!
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Unmittelbar darauf konnte ich den nie gefährdeten 4:0-Sieg von General Löws Bundesadler-Division erleben. Ist also mein bis jetzt vorletzter Eintrag.
De-briefing:
Anders als im Szenario zuvor ist der Sicht- und Aktionsradius des Spielers begrenzt gewesen - ich schätze mal auf etwa 500-600 Meter. Klar kann man auch noch darüber hinaus manuelle Kontrolle ausführen, wenn man die Truppenfahnen anklicken kann. Aber man sieht dann nicht wirklich, was man eigentlich macht. Da dieses Szenario auf recht breiter Front zu führen war und in der Kürze der Zeit (45 Minuten) mehrere Aktionen gleichzeitig zu steuern waren, hat man nicht viele Optionen:
- entweder, man steuert alle Truppenteile per Hand, dafür aber zeitlich nacheinander, oder...
- man erteilt den anderen Kommandeuren Verhaltensbefehle und lässt die KI ihr Möglichstes tun.
Ich hatte mich zu Beginn für Alternative 1 entschieden, musste im Verlauf der Schlacht mehr und mehr die Kontrolle aus der Hand geben. Mein "Spieler-Jackson" ritt besonders während der letzten 15-20 Minuten nur noch hin und her, um hier und da für einige Momente die manuelle Kontrolle zu übernehmen. Besonders im Zentrum hätte ein von Anfang an "freier" Computer-Ewell wohl bessere Ergebnisse erzielen können. Sei es drum, die Lage war dennoch gerettet, auch wenn es ärgerlich war, dass dort im Zentrum fast eine komplette Geschützbatterie und ein C.S.-Regiment "verheizt" wurden. Ärgerlich war auch das Verhalten von "Computer-Baylor", der trotz besserer Ausgangslage äußerst dürftig in der Verteidigung von Brawner's Farm gegen Patrick's Brigade (U.S.) agierte. Letztlich war das Schlachtgeschehen zum Schluß aber überall gleichzeitig sehr dynamisch, sodass ich als Spieler nur noch ausgewählte Reizpunkte setzen konnte. In den letzten 2 Minuten bemühte ich mich, überall die manuelle Kontrolle zurück zu erlangen und meine Brigaden in sichere Entfernung zu den feindlichen Geschützen zu bringen. Sonst hätten meine Kommandeure ihre Männer beim versuchten Sturm auf die Artillerie geopfert. Leider gelang dies nicht überall, wie folgender Screenshot beweist:
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Das 47th Alabama Regiment aus Alexander Taliaferro's 3. C.S.-Brigade (in Brig.Gen. William Taliaferro's Division) erlitt die höchsten Verluste aller konförderierten Regimenter, vor allem beim Sturm auf eine feindliche Artilleriestellung. Letztlich musste das Regiment sein Heil in der Flucht suchen. Ebenso erging es dem 37th Virginia Regiment - selbe Brigade, selbe Division. Aber das war nicht die Regel, denn ein Blick auf die nackten Zahlen zeigt:
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Jackson's Korps ging anfangs mit 13.990 Männern in die Schlacht und musste den Ausfall von 482 Soldaten beklagen. King's Division hingegen verlor mit 1.224 Soldaten etwa 35,4 Prozent seiner Stärke (anfangs 3.450). In Wahrheit aber sind die Verluste noch deutlich höher, da ich irgendwo zwischen 9 und 10 Regimenter "routen" konnte - also ungefähr 3/4 der Division gefangen nahm!
In aussagekräftigen Relationen heißt dies für die Union:
- Erfolgs/Stärke-Ratio von 0,14
- und für die Rebs: 0,09
Das heißt, dass die deutlich schwächeren Yankees im Verhältnis zu ihrer Anfangsstärke trotzdem mehr Rebellen töten konnten, als umgekehrt. Ein Ergebnis, dass man beim Verfolgen des Schlachtverlaufs nicht vermuten würde. Der Grund liegt - und darauf komme ich mglw. im nächsten Szenario zu sprechen - liegt in der besseren Treffsicherheit und Kampfkraft der von den Yankees verwendeten Hinterlader-Gewehre vom Typ Springfield Model 1861. Trotzdem kamen auf jeden ausgeschalteten Sezessionisten mehr als zweieinhalb Republikaner.
Wie es zahlentechnisch aussieht, wenn man seine Artillerie offensiv als "Zwölf-Pfünder-Schrotflinten" einsetzt, sieht man am Beispiel von Capt. Poague's 'Rockbridge'-Batterie. Nur ein Eigenverlust, aber 221 Feindverluste!
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Die erfolgreichste konförderierte Infanterieeinheit war das 4th Virginia Regiment aus Col. Baylor's "Stonewall"-Brigade. Die Truppe war besonders gegen das 21st und 80th New York Regiments (U.S.) überaus erfolgreich, wie man sieht.
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Spinnt man die Gedanken weiter, wird das Fazit schwierig. Einerseits gelang Jackson hier zwischen Brawner's Farm und Groveton ein überwältigender Sieg. Doch allerdings fiel er wohl "zu erfolgreich" aus. John Pope dürfte nun wohl nicht mehr annehmen, dass sich Jackson noch auf dem Rückzug befand. Und daher würde er möglicherweise vorsichtshalber von Angriffen auf dessen Korps absehen, bis sich die bereits auf dem Wege befindliche, massive Verstärkung von McClellan's Potomac-Armee bei ihm versammelt hätte. Anstatt seine Truppen also wie historisch nacheinander in das Gefecht gegen Jackson zu werfen und dabei Longstreets Vormarsch zu ignorieren, würde Pope geeignete Verteidigungsstellungen einnehmen. Im Endeffekt müsste General Lee dann einen passiv gut eingestellten Gegner angreifen, der überdies wahrscheinlich noch stärker wäre als er selbst. Die 2. Schlacht bei Manassas hätte vielleicht einen anderen Ausgang genommen...
So, jetzt ist der AAR auf aktuellem Stand. Heute gibt es keinen Nachschlag mehr. Stattdessen wird der General ein bisschen im Forum stöbern gehen.
Naja, vielleicht gibt's noch was zur Auflockerung. Aber erst heute Abend und nur dann, wenn er sich sicher ist. Er will sich ja schließlich nicht schon gleich am Anfang verheizen...
Principium dimidium totius
Ein Blick in das Benutzerkontrollzentrum erfreut den Mut (den frohen Mut) und schaltet das erste Bonus Item für die Leserschar frei. Hierbei handelt es sich leider, leider nicht um ein adamantenes +3-Langschwert und auch nicht um Doctor Foots Anti-Schreiraupen-Extrakt. Tja - aber dennoch muss man von Zeit zu Zeit geistige Lockerungsüberungen veranstalten, bevor die Hirne der Leser wegen Eintönigkeit auf Standbymodus schalten. Alle Bonus Items sind sowas von tief im AAR-Source Code embedded, dass nicht mal der Autor im Vornherein weiß, welches Special wann triggert. Man könnte jetzt behaupten, er würde willkürlich nach eigenem Gusto entscheiden - doch damit unterschätzt man die Macht der biobinären Rezeptorprogrammierung. Letztlich ist der Autor auch nur Sklave seines Basic Input Output Systems (BIOS).
Ich nehme Euch mal die Worte aus dem Mund:
Häää?
Weil es ja hauptsächlich um Geschichte geht, kommt jetzt mal ein Kapitel "gelebter Historie" aus dem schier unerschöpflichen Fundus der "Geschichten, die das Leben schreibt."
So geschehen am 08. März 2010:
Die Geschichte fing damit an, dass eine ältere Dame gegen Mittag im Buntentorsteinweg (Bremen) ihren Abfall aus dem Haus bringen wollte. Nach Erledigung desselben musste sie aber feststellen, dass ihre Haustür zugefallen war und sie keinen Haustürschlüssel mitgenommen hatte. Die rührige Frau wandte sich daraufhin hilfesuchend an ihren Nachbarn (ein Angehöriger der Bremer Polizei), der sofort seine Schutzmannskollegen informierte. Die sehr aufgeregte 88jährige Dame konnte den uniformierten Helfern jedoch lediglich mitteilen, dass ihre Tochter im Besitz eines Ersatzschlüssels sei. Deren Adresse und Telefonnummer fielen ihr jedoch in der Aufregung nicht mehr ein. Nachdem diese Lücke schnell durch einen Polizeibeamten geschlossen werden konnte, wurde ein Einsatzfahrzeug zur Adresse der Tochter entsandt. Die 55jährige Dame wurde auch angetroffen und um Hilfe gebeten. Nach einigen Minuten mussten die Beamten allerdings über Funk ihren Kollegen bei der Frau Mutter mitteilen, dass es mit der Hilfe noch eine Weile dauern wird, weil der Tochter bei dem Gespräch mit ihnen die Haustür zugefallen sei. Einen Ersatzschlüssel aber hätte nur die Mutter.
Daraufhin orderten die Beamten einen Schlüsselnotdienst zum Buntentorsteinweg. Als sich die Tochter jetzt auf den Weg machen wollte, um ihren Ersatzschlüssel bei der Mutter abzuholen, fiel ihr siedendheiß ein, dass sie das Mittagessen auf dem Herd hatte. Logische Konsequenz - ihre Haustür wurde von der jetzt eilig informierten Feuerwehr geöffnet. Außer einem leichten Brandgeruch wurden keine weiteren Schäden festgestellt. Nachdem der Schlüsseldienst die Haustür der Mutter geöffnet hatte, wurde auch hier leichter Brandgeruch wahrgenommen. Denn auch die Mutter hatte ihr Essen auf dem Herd gehabt.
Die Mittagessen bei Mutter und Tochter waren nach den Angaben der Einsatzkräfte gut durchgekocht.
Quelle: Presseportal Polizei Bremen (http://www.presseportal.de/polizeipresse/pm/35235/1574363/polizei_bremen)
Rantanplan
05.07.10, 18:28
Ich bin verliebt...:D
Sehr gut ein Sieg der Konförderation! Ich besitze dieses Spiel ebenfalls allerdings erregte ich mich am fehlenden Multiplayer so sehr das ich es als Fehlkauf in den Schrank verfrachtete.
Verstehe nicht wieso der fehlt...
Respekt. Großartiger AAR. Hab ihn erst überflogen. Aber die Präsentation ... alle Achtung!
Szenario: „Ein wilder und blutiger Kampf“
Nach dem erfolgreichen Auftaktgefecht gegen die Truppen Major General John Pope’s, bei dem ich mich auch schon mit den Eigenarten des Schlachtfeldes und seinem Terrain anfreunden konnte, gilt es jetzt, die Vormittagsgefechte des folgenden Tages zu bestehen. Denn in diesem Szenario wird der Befehlshaber der Army of Virginia versuchen, meine – also Major General Thomas J. Jackson’s – Verteidigungslinie entlang der unfertigen Eisenbahnstrecke zu testen. Es geht also um den 29. August 1862, es geht um Jackson’s Corps – den linken Flügel der Nord-Virginia Armee und es geht darum, die Stellungen zu halten, bis Major General Longstreet’s Corps zu meinen Männern aufgeschlossen hat. Es geht um den eigentlich ersten echten Tag der „zweiten Schlacht bei Manassas“!
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"The Sword of Virginia"
Colonel F.G. Skinner war Kommandeur des 1st Virginia Regiments und führte einen 38''-langen, französischen Kurassiersäbel aus dem Jahr 1814.
(oben links die Flagge Virginia's, die auch als Truppenflagge des 1st Virginia Infantry Regiments genutzt wurde
Nach dem blutigen Scharmützeln bei Brawner’s Farm zog Maj.Gen. Jackson seine Divisionen wieder auf die unfertige Eisenbahnlinie zurück und wartete auf die Ankunft von Lee und Longstreet. Bereits um 06:00 Uhr morgens brach Maj.Gen. James Longstreet mit seinem Korps (25.000 Soldaten) von seiner Position bei Thoroughfare Gap auf, nachdem er vor ihm liegende Unionseinheiten schon einen Tag zuvor vertreiben konnte. Jackson rechnete damit, dass ihn Pope noch am Vormittag angreifen würde und formierte seine Truppen auf einer Länge von circa 2,7 Kilometern. Da er beobachten konnte, wie sich das I. U.S.-Corps unter Franz Sigel entlang der Straße von Manassas nach Sudley (also gegenüber Jackson’s linkem Flügel) zum Angriff formierte, stellte er A.P. Hill’s Leichte Division am linken Flügel südlich der Sudley Church auf. Das davor liegende Gelände war mit dichten Waldstreifen bewachsen, welcher einen effektiven Artillerieeinsatz behinderte. Hill stellte seine Brigaden deshalb in zwei Reihen auf mit den Brigaden von Brig.Gen. Gregg und Brig.Gen. Thomas an vorderster Front. Das Zentrum der Linie hielt Brig.Gen. Lawton mit Ewell’s Division (Richard Ewell war beim Gefecht um Brawner’s Farm verwundet worden und musste am Bein amputiert werden) und rechts wurde Winder’s ehemalige Division – jetzt unter dem Kommando von Brig.Gen. William E. Starke postiert (Brig.Gen. Winder war bereits bei Cedar Mountain getötet worden, und nun war auch sein Nachfolger Brig.Gen. Alexander Taliaferro ausgefallen).
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John Pope wollte Jackson’s Truppen an beiden Flanken angreifen: er ließ Fitz John Porter mit seinem Corps nach Gainesville marschieren, da er dort den rechten Flügel der Südstaatler vermutete. Tatsächlich hielt sich in dem Gebiet nur Stuart’s Kavallerie auf, um den Vormarschweg für Longstreet freizuhalten und ihm den Weg zum Schlachtfeld zu weisen. Auf rechts sollte Franz Sigel angreifen, der seine drei Divisionen jedoch in Unkenntnis der tatsächlichen Position von Jackson’s Männern sicherheitshalber auf breiter Front aufmarschieren ließ. Am linken Flügel würde er außerdem von Reynold’s Division (III. U.S. Corps, Army of Virginia, unter Maj.Gen. Samuel P. Heintzelmann) unterstützt werden. Gegen 07:00 Uhr meldeten Carl Schurz’s Brigaden das erste Aufeinandertreffen mit Plänklern von Hill’s Leichter Division. In den teils erbittert geführten Kämpfen konnten die Unionsbrigaden mehrmals die Stellungen entlang des Bahndamms erobern, wurden jedoch jedes Mal umgehend zurück geworfen. Als Brig.Gen. Milroy (U.S.) den Kampflärm zu seiner rechten Seite hörte, warf auch er seine Independant Brigade (U.S.) ins Gefecht. Es gelang dem 82nd Ohio Regiment kurzzeitig, die Stellungen der Südstaatler im Zentrum ihrer Verteidigungslinie einzunehmen. Hätten nun auch die beiden anderen Divisionen unter Brig.Gen. Robert C. Schenck und Brig.Gen. John F. Reynolds ihre Truppen nach vorne gesandt, um die kämpfenden Brigaden zu unterstützen, wäre die gesamte Schlacht möglicherweise anders verlaufen. Stattdessen hielten sie ihre Soldaten wegen des heftigen Artilleriefeuers auf ihre Stellungen in Deckung. Bei Schurz’s Division sollte es noch schlimmer kommen: da er davon ausging, dass der an seiner rechten Seite mittlerweile aufmarschierte Maj.Gen. Philip Kearny mit seiner Division (III. U.S.-Corps, Army of the Potomac) den Angriff am rechten Flügel verstärken würde, ließ er seine Brigaden gegen gegen 10:00 Uhr ein weiteres Mal vorrücken. Kearny blieb jedoch absolut passiv und Hill gelang es abermals, den Angriff zurückzuschlagen.
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Das Schlachtfeld gegen 10:00 Uhr vormittags.
Inzwischen war ein weiteres U.S.-Corps unter Maj.Gen. Hooker aufmarschiert, um Sigel’s Corps abzulösen und auch der Befehlshaber John Pope höchstselbst war mittlerweile eingetroffen. Doch auch Longstreet näherte sich dem Schlachtfeld. Damit Porter’s U.S.-Corps dem Gefecht weiterhin fern bleiben würde, ritten einige Kavallerieregimenter aus Stuart’s Division zwischen der (fertigen) Eisenbahnstrecke und der Straße nach Manassas hin und her und täuschten so die Anwesenheit einer viel größeren Kampfeinheit vor. Nach einem kurzen Feuergefecht traf ein neuer, ziemlich missverständlicher Angriffsbefehl von Pope ein. Tatsächlich war der Text der Depesche mehrdeutig und Porter, der nun Befehl hatte, zunächst Verbindung mit weiteren Truppen zu seiner rechten Seite aufzunehmen, brach den Vormarsch trotz der sehr günstigen Gelegenheit ab. Damit ermöglichte den ungestörten Aufmarsch von James Longstreet, welcher mit der Division von Brig.Gen. John Bell Hood gegen 13:00 Uhr einen ersten, losen Kontakt zu Jackson herstellen konnte. Beide Seiten hatten nun jeweils etwa 55.000 Soldaten auf dem Gefechtsfeld versammelt, wobei Longstreet’s Corps noch auseinander gezogen war und an diesem Tage auch entgegen den Wünschen General Lee’s nicht mehr angriff. Auf der Unionsseite waren die Corps von Porter und McDowell passiv geblieben.
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Das Schlachtfeld gegen 12:00 Uhr mittags.
Pope, dem noch nicht die Nachricht überbracht worden war, dass Longstreet seine Stellungen bei Thoroughfare Gap verlassen hatte und der außerdem davon ausging, das Porter und McDowell die bei Gainesville vermutete rechte Flanke von Jackson angreifen würden, befahl am frühen Nachmittag weitere Einzelangriffe auf die Südstaatler, um deren Verteidigungslinien schrittweise zu testen. (Den „Final Blow“ sollte ja sein linker Flügel unter Porter und McDowell führen.) Den größten Erfolg hatte Grover’s Brigade kurz nach 15:00 Uhr, als sie mit einem mutigen Bajonettangriff in eine Lücke zwischen Thomas’ und Gregg’s C.S.-Brigaden stechen konnte. Abermals blieb eventuell nachrückende U.S.-Einheiten passiv und gaben Jackson so die Gelegenheit, den Feind durch einen Gegenangriff sogar bis auf die Ausgangsstellungen zurück zu treiben. Auch die restlichen Attacken des Tages sollten kein Ergebnis mehr bringen, doch dies ist Sache eines anderen Szenarios.
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Das Schlachtfeld gegen 15:00 Uhr nachmittags.
History Animated: The Second Battle of Manassas (http://www.historyanimated.com/ManassasTwoAnimation.html)
Ein Link zu einer animierten Schlachtdarstellung. Adobe Flash Player ist notwendig.
Szenariobeschreibung:
Schauplatz: In der Nähe des Sudley Ford, nördlich von Groveton, Nordvirginia, Freitag, 29. August 1862, 09:30 p.m. – 14:30 p.m.
Wetter: sonnig
Kommando: linker Flügel der Army of Virginia (Maj.Gen. Thomas J. Jackson, 23.729 Soldaten, 83 Geschütze)
Schlachtaufstellung:
1st C.S. Division (Brig.Gen. William E. Starke)
Obst. William S.H. Baylor (2nd VA, 4th VA, 27th VA, 33rd VA)
Obst. Bradley T. Johnson (21st VA, 42nd VA, 48th VA, 1st Irish VA-Btn.)
Obst. Alexander G. Taliaferro (47th AL, 48th AL, 10th VA, 23rd VA, 37th VA)
Obst. L.A. Stafford (1st LA, 2nd LA, 9th LA, 10th LA, 15th LA, Coppen’s LA-Btn.)
Hptm. Joseph Carpenter – Alleghany Battery – 4 Geschütze
Hptm. William T. Paogue – Rockbridge Battery – 4 Geschütze
Hptm. William H. Caskie – Richmond Hampden Battery – 4 Geschütze
Hptm. George W. Wooding – Danville Battery – 4 Geschütze
Hptm. John B. Brockenbrough – Baltimore 2nd Maryland Battery – 4 Geschütze
Hptm. Wilfred E. Cutshaw – Winchester Battery – 4 Geschütze
Hptm. Charles J. Raine – Lynchburg Battery – 4 Geschütze
Hptm. William H. Rice – Rice’s Battery – 4 Geschütze
3rd C.S. Division (Brig.Gen. Alexander R. Lawton)
Brig.Gen. Jubal A. Early (12th GA, 13th GA, 25th VA, 31st VA, 44th VA, 52nd VA, 58rd VA)
Brig.Gen. Isaac R. Trimble (12th GA, 15th AL, 21st GA, 21st NC, 1st NC-Btn.)
Obst. Henry Forno (5th LA, 6th LA, 7th LA, 8th LA, 14th LA)
Obst. Marcellus Douglas (13th GA, 26th GA, 31st GA, 38th GA, 60th GA, 61st GA)
Hptm. William F. Dement – 1st Maryland Battery – 4 Geschütze
Hptm. William D. Brown – Chesapeake Battery – 4 Geschütze
Hptm. Joseph T. Latimer – Richmond Henrico Battery – 4 Geschütze
Hptm. John R. Johnson – Bedford Battery – 4 Geschütze
Hptm. Louis E. D’Arquin – Louisiana Battery – 3 Geschütze
OLt. Asher W. Garber – Staunton Battery – 4 Geschütze
Light Division (Gen.Maj. Ambrose P. Hill)
Brig.Gen. L. O’B Branch (7th NC, 18th NC, 28th NC, 33rd NC, 37th NC)
Brig.Gen. James J. Archer (5th AL-Btn., 19th GA, 1st TN, 7th TN, 14th TN)
Obst. Edward L. Thomas (14th GA, 35th GA, 45th GA, 49th GA)
Obst. J.M. Brockenbrough (40th VA, 47th VA, 55th VA, 22nd VA-Btn.)
Brig.Gen. William D. Pender (16th NC, 22nd NC, 34th NC, 38th NC)
Brig.Gen. Maxcy Gregg (1st SC, 1st SC-Rifles, 12th SC, 13th SC, 14th SC)
Hptm. Carter M. Braxton – Fredricksburg Battery – 4 Geschütze
OLt. John R. Potts – Branch Battery – 4 Geschütze
Hptm. Greenlee Davidson – Richmond Letcher Battery – 4 Geschütze
Hptm. William B. Hardy – Middlesex Battery – 4 Geschütze
Hptm. David G. McIntosh – Pee Dee Battery – 4 Geschütze
Hptm. William J. Pegram – Richmond Purcell Battery – 4 Geschütze
Hptm. William G. Crenshaw – Richmond Battery – 4 Geschütze
Brig.Gen. Fitzhugh Lee’s Cavalry Brigade
Obst. L.T. O’Brien – 1st VA-Cavalry (6 Eskadrone)
OTL John T. Thornton – 3rd VA-Cavalry (5 Eskadrone)
Obst. William C. Wickham – 4th VA-Cavalry (5 Eskadrone)
Obst. Thomas L. Rosser – 5th VA-Cavalry (5 Eskadrone)
Obst. William H.F. „Rooney“ Lee – 9th VA-Cavalry (5 Eskadrone)
Hptm. John Pelham – Pelham’s Battery – 4 Geschütze
Auftrag:
Pope hat sich mit seiner Armee zum Angriff auf Jackson’s Corps südlich des Stony Ridge entschlossen, mittlerweile kann es jedoch nur noch eine Frage von Stunden sein, bis Longstreet auf dem Schlachtfeld erscheint und Jackson’s „Fußkavallerie“ entlastet. Ein Rückzug wäre daher ein taktischer Fehler. Pope’s Divisionen müssen weiterhin auf Jackson konzentriert bleiben, dann gelingt vielleicht ein totaler Erfolg – nämlich wenn Pope’s Army of Virginia geschlagen werden kann, bevor sie sich hinter den Bull Run zurück ziehen kann oder durch die mittlerweile schon 25.000 Mann von McClellan’s Army of the Potomac, die östlich des Bull Run warten, vestärkt werden kann.
Kurz: Stellung um jeden Preis halten – keine Offensivaktionen unternehmen
Herzlich Willkommen im Forum. Wir sind erschlagen :eek: von Eurem schönen und ausführlichen AAR :burns:. Da steckt viel Arbeit drin. Wenn unsere Kinder groß sind, werden wir uns dies Spiel auch zulegen :-)
Dann warten wir auf Eure Fortsetzung. :prost:
Oliver Guinnes
07.07.10, 09:52
Wunderbar!
:gluck:
Lewis Armistead
09.07.10, 13:05
Nochmal ein großes Lob auch von uns!
Richtig geil mal wieder einen Civil War AAR zu lesen!
Ein hervorragend recherchierter und geschriebener AAR der uns das "Mittendrin-Gefühl" gibt :D
Einzig eine Kritik haben wir vorzubringen: NEULADEN!!! Sowas ist doch was für Pussys ;) Ein echter General entscheidet und lebt mit den Konsequenzen...Sonst haben die großartigen Siege doch auch irgendwie einen fahlen Beigeschmack findet ihr nicht?
Grüße Lo
Lewis Armistead
09.07.10, 22:48
Genau das hab ich doch geschrieben ;)
@oh jetz erst gesehen...das hätte ein viel teuflischerer Eintrag (666.) werden müssen...Verdammte Axt!!!
Edit :teufel::teufel::teufel::teufel::teufel::teufel::teufel::teufel::teufel::teufel::teufel::teufel:
So jetz ist besser :D
Prolog Nr. 1: Das Wetter dieser Tage ist und bleibt zu gut zum AARen.
Prolog Nr. 2: Das Spiel selbst hat zwar schon viele Tage auf dem Buckel, doch bin ich selbst noch ziemlich unerfahren, was sich mitunter darin äußert, dass ich sehr schnell den Gesamtüberblick verliere und meine Einheiten ineffizient führe. Tatsächlich habe ich das Spiel Ende Frühjahr 2009 gekauft und noch etwas "antesten" können, so richtig aber erst seit diesem Juni ausprobieren können. Bisher hatte ich auch nie Szenarios über Divisionsebene gespielt. Daher nehme ich mir einfach heraus, eine Situation neu zu laden, wenn ich gerade eben erst ein Sicherungssave angelegt habe. Dies geschah beim "Voller Einsatz"-Szenario aber nur bei 2 Gelegenheiten, davon mehrmals beim Aufmarsch in der Nähe von Brawner's Farm. Beim jetzigen Szenario, welches ich übrigens zum ersten Mal spiele, habe ich ca. 30 Minuten ein Testgame laufen lassen - und ging dann gleich ins Eingemachte über. Bei einer Gelegenheit kam es zum Neustart des Savegames (ich habe vor, dies extra im AAR zu beschreiben). Allerdings dauert das Szenario ziemlich lange, und nachdem ich schon nach knapp 2 Stunden Ingame-Spielzeit an die 60 Screenshots gemacht hatte und nur hektisch von A nach B geritten bin, fange ich lieber schon einmal mit dem AAR an, bevor ich zum Ende hin vergesse, was ich anfangs getan habe. (Denn anders als die meisten AAR-Schreiber führe ich niemals Notizen, ich spiele und schreibe abwechselnd bzw. gleichzeitig - wenn ich denn mal einen AAR schreibe...)
Linker Flügel der Army of Northern Virginia (C.S.), Stony Ridge, General Robert E. Lee (A.C.S.A.) und Major General Thomas J. Jackson (P.A.C.S.), August 29th, 09:30 a.m.
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Die Schlachtordnung: knapp 25.000 Soldaten müssen dieses Mal befehligt werden. Hill's "Leichte Division" ist der größte Truppenverband, die beiden anderen Divisionen haben in den Szenario's zuvor bereits Verluste erlitten.
Instinktiv alarmiert unterbrach die Büffelzikade ihren laut zirpenden Hochzeitsgesang, als sich Dunkelheit über ihre Balzbühne – ein Kleeblatt – legte. Der Wind trug winzige Portionen fremdartiger Geruchsstoffe und Pheromone an ihre Fühler und in den myriadenartigen Facettenaugen spiegelte sich die riesenhafte Gestalt eines monströsen Ungeheuers wieder, dass in seiner Kolossalität sogar die hitzespendende Vormittagssonne verdeckte. Mit einem Satz sprang die Büffelzikade aus dem Schatten, dessen Spitze sich nun über ihr Kleeblatt gelegt hatte. Vom Kleeblatt aus gesehen verdeckte der Schatten einige Büschel Wiesengras, eine violett blühende Eselsdistel und einen sattgelben Löwenzahn über einem halbeingestürzten Maulwurfshügel. Sodann folgten seine Konturen der Richtung schwach im Wind zitternder Halme gebrochener Feld-Hainsimse zu einem von blauschillernden Schmeißfliegen umschwärmten Pferdeapfel, bis er seinen Fußpunkt an einem gewichtig ruhenden Pferdehuf fand. Der schmalen, säulenartigen Wade folgend erhob sich eine dieser Schmeißfliegen an schweißglänzender Flanke vorüber fliegend zum Quell verführerisch duftender Aromen – bis sie vom beherzten Wisch eines braunstruppigen Schweifs davongewirbelt wurde.
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General Lee beaufsichtigt die Schlacht persönlich.
Mitten in das wiedereinsetzende Lärmen der Büffelzikade trabte ein zweites Pferd an die Seite des ersten „Ungeheuers“. Der Welt von Insekt und Pflanze waren die sich auf dem Rücken beider Rösser abspielenden Gespräche so fern wie Mond und Erde – und dennoch sollten sie schon bald die Mikrowelt der sonnenverbrannten Weidewiese beeinflussen:
„General Lee Sir, meine Kundschafter melden feindliche Bewegungen nahe der Wälder zwischen Sudley-Mill- und Sudley-Groveton-Road. Fitzhugh Lee’s Kavallerie hat bereits am Morgen Sammlungsbewegungen feindlicher Truppen in Divisionsstärke ausgespäht. Wenn die Beobachtungen korrekt sind, könnte General Pope hier meinen linken Flügel mit mindestens einem U.S.-Korps angreifen – irgendwo zwischen der Sudley Church und dem Bahnübergang bei Groveton.“ Jacksons Tonfall war kühl und distanziert, denn der Vormarsch des Gegners kam weder überraschend noch war unerwünscht. Bis hierhin hatte er stets die Kontrolle über die Aktionen des Gegners gehabt und zumindest für den kommenden Beginn der heutigen Schlacht würde er auch weiterhin die taktische Initiative besitzen. Und natürlich war sich auch General Lee der Optionen des Gegners und seiner wahrscheinlichen Reaktion auf Jacksons Provokation bei Brawner’s Farm bewusst. Alleine die persönliche Anwesenheit Lee’s in den Stellungen von Maj.Gen. Jackson’s Korps vervielfachte die Bedeutung der heutigen Gefechte. Es wäre ein fataler Irrglaube, anzunehmen, dass General Lee diesen Schritt nicht vorhergesehen, oder nicht sogar herbeigeführt hätte.
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„Das wird Sigel’s Korps sein, das gegen sie aufmarschiert. Ich rechne damit, dass auch Samuel Heintzelmann im Verlaufe des Vormittags ein oder zwei Divisionen zwischen Dogan’s Ridge und Mathew’s Hill einsetzen wird. Werden Sie die Lage beherrschen können? Wie haben Sie ihre Divisionen aufgestellt?“
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„Nun, ich bin tatsächlich überrascht, dass Pope mich nicht weiter südwestlich angreift. Auf dem äußersten linken Flügel habe ich Fitzhugh Lee’s Kavallerie positioniert. Auf einen Angriff nördlich des Bull Run könnte ich rasch reagieren, denn dort hätten die Yankees keine natürliche Deckung. Zischen Sudley Village und dem Weg nördlich des Bahnübergangs wartet Ambrose Hill’s Leichte Division. Das ist zwar fast die Hälfte der gesamten Frontlänge, doch verfügt Hill tatsächlich noch ungefähr über die Ausgangsstärke seit Beginn des Feldzuges. Die beiden anderen Division und der größte Teil der Feldartillerie sind zwischen Sudley-Groveton-Road und unserem Standort hinter dem unfertigen Bahndamm in Stellung gegangen.“
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General Lee reagierte mit schlecht verborgenem Ungemach auf diese Mitteilung: „Thomas, Sie wussten doch, welchen Stellenwert Sie und ihr Flügel gerade in dieser Stellung für die gesamte Armee haben! Warum in Gottes Namen haben Sie ihre Truppen nicht gleichmäßiger verteilt? Und noch wichtiger – können Sie mir garantieren, dass Sie die Eisenbahnlinie trotzdem halten können?“
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„General Sir, ich wollte Starke und seine Division möglichst weit rechts aufstellen, da ich nach der Attacke auf Brawner’s Farm gerade hier mit einem Gegenangriff rechnete. Außerdem brauche ich doch einige Reserven, um heute Nachmittag Fühlung zu Longstreet’s Korps aufnehmen zu können.“
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„Ach Firlefanz!“, fuhr der Ranghöhere ärgerlich dazwischen: „Sprechen Sie nicht weiter, Longstreet’s Aufmarsch wird sich an ihrem Ergebnis heute orientieren und nicht umgekehrt. Außerdem war es doch klar, dass Sigel nicht mitten in das Wespennest sticht, oder?“
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„Sie haben Recht, General Lee, doch ist die Situation keineswegs unrettbar. Hill’s Division traf als letzte nach meinem Raid auf Manassas Junction hier bei Stony Ridge ein und war kaum an den Angriffen auf Grovetone gestern beteiligt. Dazu kommt, dass Fitzhugh Lee’s Kavallerie alle Vorstöße feindlicher Späher gestern unterbinden konnte und sogar eigene Truppenaufmärsche vorgetäuscht hat, wo sich gar keine Infanterieeinheiten befinden. Franz Sigel kennt meinen genauen Frontverlauf nicht und wird daher ebenfalls auf breiter Front angreifen. Wenn ich von die breite Verteidigungslinie des Eisenbahndamms aufgebe und nur hier, hier und hier Verteidigungsschwerpunkte bilde,…“, Jackson deutete mit Kreisbewegungen seines Zeigefingers auf die nähere Umgebung von Sudley’s Mill, Wilkins’ Farm und dem Bahnübergang: „…etwa so und so, dann kann ich die wichtigsten Punkte der Verteidigungsstellung halten und habe jeweils genügend Artillerie- und Infanteriereserven zur Verfügung, um gegnerische, flankierende Stoßkeile zu vertreiben. Südwestlich des Bahnübergangs bilde ich aus Lawton's Division eine durchgehende Frontlinie, die sich im Bedarfsfall parallel nach Nordosten verschieben wird, wenn Starke's Division ihren Verteidigungsauftrag in meinem Zentrum nicht mehr erfüllen kann – oder soll.“
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„Was geschieht mit Ihrer Kavallerie? Wollen Sie Fitz ermutigen, Aufklärungsvorstöße über den Bull Run zu unternehmen?“
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„Nein, General, Fitzhugh Lee’s Brigade soll sich ebenfalls auf die Igelstellungen verteilen, um bei günstiger Gelegenheit Säbelattacken gegen ungeordnete Infanterieformationen reiten zu können. Da ich aber den genauen Zielpunkt von Sigel’s Angriff nicht kenne, muss ich die Regimenter möglichst gleichmäßig ausschwärmen lassen, um schnell und zeitnah reagieren zu können. Im Norden sollen nur Rosser’s 5th und ‚Rooney’ Lee’s 9th Virginia Cavalry Regiments die Übergänge von Sudley Ford bewachen.“ Mit raumgreifenden Armbewegungen erläuterte Jackson seine geplante Schlachtaufstellung. „Die Artillerie konzentriere ich zwischen Sudley Ford und Sudley Mill; dort bei Wilkins’ Farm, dann werde dort rings um den Bahnübergang etwa vier weitere Batterien aufstellen und hier südlich des Stony Ridge den Rest der Artillerie auf dem gesamten Bahndamm verteilen – etwa so.“
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„Apropos Artillerie, wie ich höre, setzen Sie auch erbeutete Feindgeschütze ein?“ General Lee’s Frage war mehr eine Feststellung – eine wohlmeinende dazu, wie der anerkennende Unterton suggerierte.
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„Ja, wir konnten 12 Geschütze bei Cedar Mountain erbeuten, die uns nun gute Dienste leisten werden.“
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Das Wortgeplänkel trug zur Erleichterung der Gesprächsatmosphäre bei, doch General Robert Lee gewann punktgenau zur Formulierung seiner Befehle die ernsthafte Haltung zurück: „Jackson, Ihre Auswahl der Stellungen bei der Eisenbahnlinie ist hervorragend. Dort müssen wir die Angriffe dieser Yankees aufhalten und ihre Reserven erschöpfen. Örtliche Gegenangriffe sind freigegeben, aber ich wünsche nicht, dass Sie mir Ihrer gesamten Truppe vorrücken, bis Longstreet’s Korps nicht eine vorteilhafte Position zum Angriff der gegnerischen linken Flanke erlangt hat.“
Nur wenige Augenblicke später setzten sich hunderte Soldaten und ein Dutzend Geschütze hinter den beiden Protagonisten auf der Wiese in Bewegung, deren idyllischer Mikrokosmos zwischen Pferdeapfel und Kleeblatt, zwischen Schmeißfliege und Büffelzikade im Marschtritt der Lederstiefel zerstampft wurde.
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Jackson's Korps ist über den gesamten Bahndamm verstreut. Es wird Zeit und Konzentration benötigen, die Einheiten vernünftig aufzustellen, um die feindlichen Angriffe abwehren zu können.
Die roten Felder stellen die geplanten Verteidigungsschwerpunkte dar.
Die sinnvolle Verteilung der zur Verfügung stehenden Einheiten war in der Tat die erste große Herausforderung dieses Szenarios. Nur selten befanden sich einzelne Regimenter und Batterien bereits in einer vorteilhaften Position, viel häufiger waren sie im Hinterland der Wälder und Auen versammelt. Ich würde Kämpfe und Bewegungen entlang der gesamten Frontlinie koordinieren müssen. Einerseits war mein Sichtradius begrenzt – was für die Nutzung der KI-Befehlssystems sprach. Andererseits war das schmale Terrain um die unfertige Eisenbahnlinie zu eng, als das ich den KI-Entscheidungen hätte vertrauen können. Der unbekannten, aber gewiss äußerst knapp bemessenen Zeit bis zum Erscheinen der ersten feindlichen Angriffsspitzen wegen konnte ich auch unmöglich eine ins Detail ausgetüftelte Verteidigungslinie mit überlegen postierten Infanterieregimentern, geschickt stationierten Batterien mit weitem Feuerbereich und flexibel aufgestellten Reserven und Kavallerieeinheiten schaffen. Ich würde zunächst schnurstracks von Süd nach Nord reiten und unterwegs alle Regimenter halbwegs in der Nähe der wichtigen Ziele versammeln. Zwar wusste ich nicht, ob der Angriff tatsächlich dann dort erfolgen würde, doch vertraute ich in diesem Fall blind der Vernunft der Szenariodesigner.
Der erste Sammelpunkt war der Bahndamm östlich und westlich von Dogan’s Branch. Der größte Teil von Lawton’s 3rd C.S. Division und etwa vier oder fünf Artilleriebatterien sollte hier auf breiter Linie in Stellung gehen. Taliaferro’s Brigade (aus William Starke’s 1st C.S. Division) sollte außerdem den südlichsten Siegpunkt besetzen. Wegen der Zeitknappheit konnte ich die Brigaden und Batterien jedoch nicht abgestimmt aneinander reihen – ich hoffte einfach darauf, dass der Hauptangriff zuerst im Norden stattfinden würde.
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Unmittelbar nach Befehlsausgabe setzen sich die Brigaden und Batterien Lawton's Division in Marsch. Den Frontabschnitt, den sie abdecken sollen, werde ich lange nicht mehr kontrollieren können und dennoch bleibt mir kaum Zeit, die Einheiten vernünftig zu postieren. Ich setze sie einfach mit einem ähnlichen Zielpunkt in Marsch und hoffe, dass hier nichts passiert, bis ich wieder Zeit habe für detailliertes Management.
Die zweite Truppenkonzentration geschah etwas nördlich des Bahndamms beim Bahnübergang der Sudley-Groveton-Road. Dort nahmen vier oder fünf Regimenter und mindestens fünf Batterien eine eng an den Wald angeschmiegte Verteidigungsstellung ein. Nur nach Westen hin – wo sie sich später mit Lawton’s Division berühren würden, ließ ich den Bahndamm von zwei Regimentern besetzen. Die Artillerie postierte ich so, dass sie vom West-Damm und der Wegschneise aus auf der Straße vorrückende Einheiten unter Beschuss nehmen konnte. Sollte der Gegner östlich des Damms aus den Wäldern brechen, würden ihm weitere Batterien aus Kurzdistanz unter Feuer nehmen können, sowie er den Bahndamm erklommen hätte.
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Eine von Brig.Gen. Starke's Brigaden marschiert durch ein Maisfeld. In der Hektik der ersten Viertelstunde kam ich kaum zu ansehnlichen Screenshots.
Hill’s Leichte Division würde das Gelände zwischen der Sudley Mill und der Wilkins Farm sichern müssen, dazu stellte ich die Infanterie an den Flanken massiert und im Zentrum (bei der kleinen Bachlauf auf Höhe der Cashing-Farm) schwach auf, jeweils flankiert durch Artilleriebatterien. Direkt gegenüber der Wilkins-Farm befand sich eine ideale Blickschneise, in der feindliche Einheiten, sollten sie auf diesem Wege vorrücken, in konzentriertes Feuer geraten würden.
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Das Gelände bei Wilkins' Farm, wo sich bereits starke Kräfte aus Hill's Division versammelt haben. Teilweise sieht man am Horizont einzelne Regimenter, die Schützenlinien gebildet haben, um eventuell vorrückende Unionsinfanterie zu behindern. Auch sie werden nun zum Defense Point gerufen.
Fitzhugh Lee’s Cavalry Brigade, Stuart’s Division, Army of Northern Virginia, Brig.Gen. Fitzhugh Lee und Maj.Gen. Thomas Jackson, Miller’s House, 09:45 a.m.
„Wenn ich meine Brigade so auseinander reiße, werde ich völlig der Schlagkraft beraubt, Sir! Wie soll ich Bewegungen des Feindes nördlich des Bull Run aufklären oder gar behindern können, wenn ich entlang des gesamten Bahndamms Feuerwehr spielen darf?“ Die ehrliche Verbitterung in der Stimme des jungen Generals war unüberhörbar – doch in die Akzentlage seiner Wortwahl mischte sich auch ein provozierender Hauch von Angriffslust gegenüber dem vorgesetzten Offizier.
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Thomas Jackson überging die Subordination großzügig, denn er war sich der bisherigen einwandfreien Leistungen des Neffen des „großen Lee’s“ sehr wohl bewusst. Wenn die Union nur einen so schneidigen und fähigen Kavallerieführer in ihren Reihen hätte, wäre sein langer Marsch von Orange County bis hierher sicher anders verlaufen…
„Bleiben Sie ruhig, Fitz! Sie werden Ihre Chance heute noch bekommen. Zu allererst aber muss ich die Vorstöße des Gegners auf den Bahndamm abwehren – und alle Aufklärungsmeldungen des heutigen Morgens sprechen nur von Truppenkonzentrationen nördlich von Groveton. Haben sich die Wellen dieser Leute erst einmal erschöpft, können Sie wieder am linken Flügel aktiv werden. Solange aber bleiben Sie mit zwei Regimentern und etwas Artillerie hier an der Furt und unterstellen ihre anderen Regimenter meinen Divisionskommandeuren…“
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Das langegezogene Echo mehrerer Explosionen unterbrach das Gespräch der beiden urplötzlich. Es hatte angefangen – und zwar früher als erwartet! „Handeln Sie wie befohlen, ich muss zurück zum Bahndamm. Wenn es Gott will, komme ich in einer Dreiviertelstunde noch einmal vorbei. Viel Erfolg!“ Mit diesen Worten wendete Maj.Gen. Jackson sein Pferd und sprengte zurück in die Richtung, aus der nun mittlerweile deutlich das Knallen feuernder Geschütze, das Stakkato schießender Gewehre und das Lärmen tausender Kehlen an seine Ohren drang.
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Erst nach über einer Viertelstunde waren die vorerst letzten Marschbefehle an Lee's Kavalleriebrigaden erteilt - und noch immer war kein Verteidigungspunkt richtig "geordnet" worden. Links ein Kartenausschnitt der aktuellen Position aller konförderierten Einheiten. Doch pünktlich um 09:46 a.m. traten die ersten Unionstruppen ans Tageslicht...
Erst eine Viertelstunde nach Szenariobeginn war ich endlich am Nordflügel meiner Front angelangt, um die Kavalleriebrigade Fitzhugh Lee’s auf die einzelnen Verteidigungsnester aufzufächern. Mit der Virginia-Kavallerie wurden auch noch weitere Geschützbatterien und die Nachschubzüge der Divisionen verteilt, als die ersten Beobachtungsmeldungen feindlicher Angriffe in Brigaden- bis Divisionsstärke eintrafen.
____Wer? Wie? Was? Warum?__________________________
Der Generalsrang in der Armee der Konförderierten Staaten von Amerika
Wie bei der Armee der Vereinigten Staaten von Amerika (U.S. Army) nahmen Offiziere in hoher militärischer Verantwortung den Rang eines Generals ein – sprich ab Führer einer Brigade aufwärts. Die allermeisten Generäle wurden durch den konförderierten Kongress bestätigt und waren bereits vor Ausbruch der Feindseligkeiten Offiziere in der U.S. Army gewesen. Manche wurden ohne Beteiligung des Parlaments für eine gewisse Zeitdauer von Präsident Davis in einen Generalsrang befördert. Andere wurden erst während des Bürgerkriegs in den Generalsrang erhoben – und ebenso wie in den Nordstaaten war es üblich, verdiente und loyale Politiker durch die Übertragung wichtiger militärischer Aufgaben auszuzeichnen. Der oberste Dienstherr der Streitkräfte der Südstaaten war Präsident Jefferson Davis als „Commander-in-Chief“, zu deutsch „Oberbefehlshaber“. Und auch wenn sich die Kommandostruktur der Konförderierten Streitkräfte oft an dem Vorbild der U.S. Army orientierte, gab es doch bemerkenswerte Unterschiede: Die offizielle Organisation einer eigenen Armee begann mit der Gründung eines Kriegsministeriums durch den Kongress in Montgomery, Alabama, am 21. Februar 1861. Die neue Armee bestand aus drei verschiedenen „Teilstreitkräften“ – dies war der erste wesentliche Unterschied zur U.S. Army.
1. Die „Army of the Confederate States of America (ACSA) – aufgestellt am 6. März 1861
Sie stellte sich aus den ersten direkt übergelaufenen Einheiten der U.S. Army zusammen und sollte die offizielle Armee der Südstaaten bilden, als Kern der Armee quasi; und auch nach dem Ende des Konfliktes bestehen bleiben. Der Kongress genehmigte eine Sollstärke von circa 15.000 Soldaten und 750 Offizieren (auch wenn diese Zahl niemals erreicht werden sollte.)
2. Die „Provisional Army of the Confederate States“ (PACS) – aufgestellt am 28. Februar 1861, organisiert ab April 1861.
Diese Teilstreitkraft umfasste nahezu alle Freiwilligen und Wehrdienstleistenden der Südstaaten und auch den größten Teil der „regulären Einheiten“, die ihren Fahneneid auf die U.S.-Flagge brachen. Für einfache Mannschaften wie auch Offiziere war die PACS interessanter, da sie weniger „Standesdünkel“ umfing und schnellere Aufstiegschancen versprach. Tatsächlich übersprangen 1861 eine Reihe von ehemaligen Offizieren der U.S.-Army mit Aufnahme in die PACS einen bis mehrere Dienstgrade, wie z.B. auch General Robert Edward Lee persönlich. (Lee war erst im März von Lincoln persönlich zum Colonel befördert worden. Nach Rückgabe seines Offizierspatents trat er als Major General in die Armee der Südstaaten (PACS) ein – und wurde im Juni in die ACSA übernommen.) Nach dem Ende des Bürgerkrieges hätte die PACS aufgelöst werden sollen.
3. Die „Confederate States State Militias“ – authorisiert durch den „Partisan Ranger Act“ vom 21. April 1861
Die Bürgerwehren bestanden aus Freiwilligen der einzelnen Bundesstaaten und waren auch dem jeweiligen Senator unterstellt. Im Bedarfsfall hätte ein militärischer Führer der regulären Armee oder auch der PACS Befehlsgewalt über die Milizen ausüben können. Am 17. Februar 1864 wurde das Gesetz zurück genommen, da man befürchtete, das die undisziplinierten „Irregulären“ Kriegsverbrechen an der vorrückenden U.S. Army oder unionstreuen Bürgern verüben könnten. Nur zwei Milizformationen wurden ihrer militärischen Zuverlässigkeit wegen nicht aufgelöst: Mosby’s Raiders und McNeill’s Rangers.
Bei der Beförderung in den Generalsrang wurden Absolventen von West Point bevorzugt behandelt - wie auch in der U.S. Army. Doch reichte der originäre Offiziersstamm schon nach den ersten Mobilmachungen auf beiden Seiten nicht mehr aus, sodass zum Teil sogar Personen ohne bisherige Verwengung als militärischer Einheitsführer zum Truppenkommandeur erhoben wurden oder wichtige Stabsfunktionen übernahmen. (Ein Beispiel dafür ist Nathaniel Banks, der von 1858-1860 Gouverneur von Massachusetts war und im Mai 1861 sofort in den Rang eines Major Generals der U.S. Army erhoben wurde.)
Der Generalstab
Ähnlich dem Generalstab der U.S. Army organisierten auch die Südstaaten eine militärische Kommandobehörde, doch anders als in der Union stand mit Präsident Jefferson Davis ein Politiker an der Spitze der Armee. Zum Generalstab gehörten der Adjutant General (zweithöchster Offizier nach dem Generalstabschef), der Quartermaster General (Generalquartiermeister), der Commissary General und der Surgeon General (Generalarzt). Samuel Cooper war als erster Adjutant General quasi der ranghöchste Offizier in der C.S. Army, außerdem besaß er die Dienststellung eines Generalsinspekteurs.
Die Generalsränge
Ursprünglich bestellten die Südstaaten innerhalb der regulären und Freiwilligenarmee nur Brigadier Generals. Bereits im Mai 1861 genehmigte der Kongress die Bestellung von höheren Generalsdienstgraden: nämlich dem eines Major Generals und eines „Full“ Generals. Am 18. September 1862 wurde zusätzlich der Dienstgrad eines Lieutenant Generals geschaffen, den es in der U.S. Army von damals nicht gab. Die Erhebung in den Generalsrang vollzog Präsident Davis persönlich. Von unten nach oben gab es also folgende Rangfolge: Brigadier General – Major General – Lieutenant General – General. Verwirrend ist mitunter, dass einige wenige Offiziere verschiedene Generalsränge innerhalb der ACSA und der PACS besaßen. Außerdem gab es wie in der U.S. Army auch Titulargeneräle (englisch Brevet General) mit derselben Rangabstufung. Ein Titularoffizier durfte sich mit seinem Titularrang ansprechen lassen und auch entsprechende Rangabzeichen tragen, obwohl er weiterhin den Sold und Verantwortungsbereich seines regulären Ranges bekam. Zum Beispiel: Ranald Slidell Mackenzie* gleichzeitig war Captain der U.S. Army, Brevet Lt.Col. der U.S. Army, Brig.Gen. der U.S. Volunteer Army und Brevet Maj.Gen. der U.S. Volunteer Army.
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[SIZE=1]*Ranald Slidell Mackenzie, United States Army, besaß zur selben Zeit vier verschiedene Dienstgrade! Wohlgemerkt Dienstgrade, nicht Dienstposten.
Brigadier General
Der unterste Generalsrang: diese Offiziere führten in der Regel das Kommando über Infanterie- oder Kavalleriebrigaden. Zu Beginn des Krieges ernannte der Kongress fünf Brigadegeneräle, davon drei innerhalb der ACSA: Samuel Cooper, Robert E. Lee und Joseph E. Johnston. Um sie später von den Brigadier Generals der PACS oder den State Militias abzuheben, wurden sie im Mai 1861 zu „Four-Star-Generals“ befördert.
Am Ende des Krieges hatten etwa 382 Brig.Gen. in der PACS gedient.
Die Nordstaaten kannten denselben Generalsrang, doch im Unterschied zu den Südstaaten führten Brig.Gen. der U.S. Army häufig auch das Kommando über Divisionen oder Wehrbezirke.
Major General
In beiden amerikanischen Armeen war der Major General ein Divisionskommandeur, doch in den Nordstaaten auch noch viel mehr: es gab nämlich keinen höheren Feldkommandeursrang während des gesamten Krieges (der General-of-the-Army ist kein „echter“ Dienstgrad, denn er bezeichnet genauso auch die Dienststellung als oberster Befehlshaber der Streitkräfte). In der U.S. Army wurden also auch Armeen und Armeekorps von einem Major General geführt. Mit der Einführung von Divisionen als Armeeeinheit genehmigte der Konförderierte Kongress am 6. März 1861 diesen Dienstgrad. Es dienten insgesamt 20 Maj.Gen. in der PACS und keiner in der ACSA.
Lieutenant General
Diesen Dienstgrad gab es nur* in den Armee der Südstaaten – und nur innerhalb der PACS. Zum einen sollte dadurch eine gewissen Rangfolge zwischen Divisions- und Korpskommandanten geschaffen werden, als auch die strikte Befehlsgewalt über Maj.Gen. der Bürgerwehren oder chargierten Maj.Gen. – d.h. Titulargenerälen – gewahrt bleiben. Dieser Rang wurde erst am 18. September 1862 per Gesetz geschaffen. Es gab insgesamt 18 Lt.Gen. und Thomas Jonathan Jackson war mit Sicherheit der bekannteste. 1864 wurde das Gesetz dahingehend erweitert, dass der Senat Präsident Davis das Recht einräumte, Generalsoffiziere vorübergehend in den Rang eines Lieutenant General zu erheben, meisten verbunden mit räumlich und zeitlich begrenzten Aufgaben. *Richard H. Anderson wurde mit der Kommandoübernahme des verletzten James Longstreet am 31. Mai 1864 zum Lt.Gen. befördert, als Longstreet aber im Oktober in den Truppendienst zurückkehrte, wurde Anderson wieder zurückgesetzt.
*Es gab nur einen U.S. Lt.Gen. im Bürgerkrieg – und zwar Ulysses S. Grant, als er 1864 zum Befehlshaber aller Truppen auf dem östlichen Kriegsschauplatz ernannt wurde.
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*Richard Heron Anderson, vorübergehend Stellvertreter von Lt.Gen. James Longstreet und daher temporär im Dienstgrad eines Lieutenant General der C.S. Army
General
Zwischen Mai und Juli 1861 wurden insgesamt fünf hohe Offiziere in den Rang eines „vollen“ Generals der Army of the Confederate States (ACSA) übernommen: Samuel Cooper, Albert S. Johnston, Robert E. Lee, Joseph E. Johnston und P.G.T. Beauregard. Damit sollte zum einen der Unterschied zwischen der regulären ACSA und der Freiwilligenarmee verdeutlicht werden, als auch ihre Kernfunktion für die Streitkräfte der Südstaaten und der daraus folgenden höheren Befehlsgewalt heraus gestellt werden. 1862 wurden noch Braxton Bragg und Edmund Kirby zum General befördert. Edmund Kirby war der einzige, der zum General der PACS ernannt wurde, P.G.T. Beauregard war der allererste Brig.Gen. der PACS, bevor er zwei Wochen später auch zum Brig.Gen. der ACSA ernannt wurde und dann im Mai zum General befördert wurde.
General-in-Chief
Einen militärischen Oberbefehlshaber kannte man in den Südstaaten nicht, deren Politiker anders als in den Nordstaaten hauptsächlich der Demokratischen Partei entstammten und das Primat der Politik über die Armee bzw. des Vorrangs der Einzelstaaten gegenüber der Zentralregierung bevorzugten. Erst am 23. Januar 1865 stimmte Jefferson Davis dem Vorschlag des Kongresses zu, die Oberbefehlsgewalt über die Streitkräfte der Südstaaten an einen militärisch fähigen Offizier zu übergeben. Robert E. Lee übernahm diese Aufgabe am 6. Februar 1865 bis zu seiner Kapitulation am 9. April 1865 bei Appomattox Court House. Zuvor hatten er und Braxton Bragg aber bereits entsprechende Aufgaben als militärische Ratgeber Präsident Davis’ übernommen.
General of the Militia
Jeder Bundesstaat besaß aufgrund des noch gültigen Militia Act von 1792 das Recht zur Aufstellung paramilitärischer Bürgerwehren. In den Südstaaten wurden die „Militias“, „Armies“ oder „Guards“ der einzelnen Bundesstaaten von Offizieren im Rang eines Brig.Gen. oder Maj.Gen. geführt.
Sonstiges
In den Südstaaten waren die Rangabzeichen der Generalsdienstgrade gleich: sowohl die Kragen- als auch die Ärmelabzeichen waren absolut identisch. Einen Unterschied in der Uniform gab es nur bei den Doppelknopfreihen am Rockaufschlag: ein Brig.Gen. hatte Zwei-Knopf-Gruppen, ein Maj.Gen. bzw. Lt.Gen. Drei-Knopf-Gruppen.
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Die Uniform von Lieutenant General John Bell Hood aus dem Jahr 1864. Deutlich sichtbar die Kragenspiegel, die Ärmelinsignien und die Drei-Knopf-Doppelreihen am Uniformaufschlag.
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Lewis Armistead
11.07.10, 23:42
Toll dass es weitergeht...
Ich fand diese Ärmelaufschläge und Generalskragenspiegel schon immer am geilsten an der Konföderierten Generalsuniform :)
Admiral Yamamoto
12.07.10, 00:39
Toll dass es weitergeht...
Ich fand diese Ärmelaufschläge und Generalskragenspiegel schon immer am geilsten an der Konföderierten Generalsuniform :)
Dito. :ja:
(10 Zeichen)
Unterwegs zum Bahndamm, Wilkins’ Farm, 09:55 a.m.
Noch während des Galopps zurück nach Süden setzte sich dem Major General eine Erkenntnis durch: Sigel griff ihn an zwei Stellen gleichzeitig an, denn der Kampfeslärm ertönte nicht nur von der Wilkins-Farm her. Dort war der Kommandeur der „Leichten Division“ Ambrose Powell Hill bereits wort- und gestenreich mit der Führung des Abwehrkampfes beschäftigt gegen dass, was wie eine vollständige Unionsbrigade aussah.
„Drei Minuten! Drei! Wo bleiben Sie? Captain Davidson, schaffen Sie mir endlich Ihre Artillerie nach vorne!“ Ambrose Hill’s Kopf war puterrot vor Zorn: über den unfertigen Bahndamm kletterte ein Unionsregiment nach dem anderen, und er hatte nur vier mickrige Geschütze, um sie durch die Blickschneise hindurch beschiessen zu können. Immerhin – zwei weitere Batterien mit acht Napoleons müssten nun jeden Augenblick ihre neue Stellung beziehen, aber die Inkompetenz dieses Greenlee Davidson war beinahe unerträglich.
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„Aber General Hill, meine Geschütze stecken in dem lockeren Ackerboden fest und müssen sich zudem noch ihren Weg durch General Penders Infanterie bahnen!“
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„Das ist mir scheissegal, und wenn Sie Ihre Geschütze selbst durch den Dreck ziehen müssen, Sie verdammtes Rindvieh, sehen Sie zu, dass Sie in einer Minute hier in Stellung gegangen sind, oder ich reiße Ihnen den Allerwertesten bis zur Halskrause auf!“
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Der heftige und völlig unbeherrschte Ausbruch seines vorgesetzen Offiziers bedurfte Capt. Greenlee Davidson keiner weiteren Erklärung. So perplex preschte er zurück zu seiner Batterie, dass er sogar das Salutieren vergaß. Immerhin, er besaß die Geistesgegenwart, die „motivierende“ Ansprache des Major Generals wort- und tonfallgleich an seine Männer weiter zu geben und keine Minute später feuerte Geschütz Nr. 2 das erste Schrapnellgeschoss auf eine Kolonne diszipliniert marschierender, blaugewandeter Soldaten. Der „Chef“ aber hatte sich mittlerweile ein neues Opfer gesucht…
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Nr.1: Capt. Davidson's Richmund Letcher Battery soll neben dem Farmhaus abprotzen. Eine andere Batterie feuert bereit ihre Salven auf den vorrückenden Gegner.
Nr.2: Wenige Minuten später rückt Infanterie auf. Völlig unverständlich ist der Selbstmordeinsatz der Unionsartillerie - Schande über die KI!
Nr.3: Die Kampflinie in Längsperspektive.
Nr.4: Kurz nach 10:00 a.m. stürmt die Reservebrigade unter Brig.Gen. William Pender nach vorne, um den Yankees in die Flanke fallen zu können.
Mitte: Ein Kartenausschnitt nach dem ersten Abwehrerfolg gegen Schurz' Division. Die Kämpfe dauerten hier bis etwa 10:15 a.m. an. Doch für den größten Teil der Gefechte konnte ich nicht dirigistisch eingreifen, da ich mit einer viel ernsthafteren Bedrohung konfrontiert wurde.
Nur wenige Minuten später war der Korpskommandeur bei Hill eingetroffen und ließ sich einen ersten Lagebericht geben: „So etwas habe ich in meiner gesamten Laufbahn noch nicht erlebt! Der Sturkopf auf der anderen Seite muss komplett den Verstand verloren haben. Schickt seine mir ein-zwei ganze seiner Batterien herüber – ohne jeglichen Schutz! Das reinste Entenschießen ist das!“ A.P. Hill war völlig fassungslos, denn tatsächlich waren die Pferdegespanne der Geschützwagen als erstes die Anhöhe zu Wilkins’ Farm herauf geprescht, wo sie vom konzentrierten Feuer hunderter Gewehre und einem Dutzend Geschützrohren empfangen wurden. Mindestens eine Batterie wurde so in Klump gehackt, bevor auch nur der erste Unionsschütze in Schussreichweite kam.
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„Wissen wir, wer den Angriff dieser Leute dort drüben koordiniert?“
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„Äh, ja, General Jackson Sir, das ist, bzw. das war die Division von Carl Schurz. Jetzt hat sich eine Brigade und der halbe Rest einer anderen in den Baumreihen unten am Bach verschanzt, doch von hier oben aus haben wir allerbeste Bedingungen.“
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„Gut, aber gehen Sie trotzdem kein Risiko für ihre Geschütze ein. Sieht mir so aus, als würden feindliche Scharfschützen gezielt die Bedienmannschaften unter Feuer nehmen. Ich will, dass Sie die Brigade dort unten so schnell wie möglich vertreiben.“ Gen.Maj. Jackson wusste, dass dies noch längst nicht alles am heutigen Tage sein konnte und er würde seine Artillerie noch einmal brauchen. Auf jeden Fall müsste er dem Herrgott danken, dass er den Verstand seiner Gegner mit Wahnsinn schlug.
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„Könnte schwierig werden. Schurz hat einige seiner Batterien jetzt auf dem Bahndamm postiert. Greifen wir an, kommen wir in dieselbe Bredouille wie er hier zuvor.“ Hill kratzte sich bedächtig am Hinterkopf und verzog den Mund zu einem schiefen Zahnfletschen.
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„Hmm. Ja, Hill hören Sie zu, wenn Sie den Gegner vom Bachufer vertrieben haben, gehen Sie zurück in ihre Stellungen. Sie können versuchen, wieder Fühlung zu ihrer linken Flanke herzustellen. Sie können auch den Gegner beschießen lassen, der sich drüben am Bahndamm verschanzt. Achten Sie mir nur darauf, dass Sie rechtzeitig aufmunitionieren lassen, ja?“ Sein Gegenüber nickte knapp. „Gut, ich muss jetzt weiter zu William Starke. Sie haben das Kommando. Halten Sie aus – und viel Erfolg!“
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10:18 a.m.: Major General Jackson kehr zur Farm zurück, nachdem die Lage im Süden bereinigt wurde. Vereinzelte Reste der Yankees haben sich auf und vor dem Bahndamm versammelt und besonders der konzentrierte Artilleriebeschuss auf die Stellungen der Südstaatler wird demnächst eine Entscheidung erzwingen. Welche?
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Carl Schurz und Preußen im Amerikanischen Bürgerkrieg
Carl Christian Schurz wurde am 2. März 1829 in Liblar in der Nähe der zum Königreich Preußen gehörenden Stadt Köln geboren. Nach der Absolvierung der höheren Reife begann er 1847 ein Studium in Geschichte und Philologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn. Begeistert von der Aufbruchsstimmung des Vormärz beteiligte er sich 1848 in der Märzrevolution am Sturm auf das Siegburger Zeughaus und stellte sich später in Baden auf die Seite der Revolutionsarmee. Im Großherzogtum Baden war 1848 der erste Versuch revolutionärer Garden fehlgeschlagen, eine bürgerliche Republik zu erzwingen. Nach der Verabschiedung der Paulskirchenverfassung am 28. März 1849 flammten die Unruhen wieder auf. In Rastatt lief die Garnison der dort vom Deutschen Bund erbauten Festung auf die Seite der liberalen Freischärler über und wurde anschließend von preußischen Truppen belagert. Carl Schurz konnte aus der Festung entkommen und ging zunächst im französischen Elsaß ins Exil. Nach weiteren Aufenthalten in Berlin und Paris emigrierte er 1850 nach London, wo er Deutschunterricht gab, bis er schließlich 1852 in die Vereinigten Staaten auswanderte.
Im Bundesstaat Wisconsin engagierte er sich in der jungen Republikanischen Partei und hatte einen gewissen Einfluss auf den Wahlsieg von 1860 durch seinen Einfluss auf das Wahlverhalten der Deutschamerikaner. Als Anerkennung seiner Dienste ernannte ihn Abraham Lincoln daher zum Botschafter in Spanien.
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Im Januar 1862 kehrte Carl Schurz nach Amerika zurück und begann in der U.S. Volunteer Army eine Offizierskarriere: im Korps von Franz Sigel wurde Schurz nach einigen Monaten zum Major General und damit zum Divisionskommandanten befördert. Seine meist aus deutschen Auswanderern gebildeten Truppen führte er – na ja – wie es ein Amateur halt nach bestem Wissen kann. 1865 verließ er die Armee, nachdem er das letzte Kriegsjahr nur noch in Stabsverwendungen verbracht hatte. Seiner politischen Karriere tat das jedoch keinen Abbruch: er wurde 1869 in Missouri zum Senator gewählt und war einer der Führer des Reformflügels der Republikanischen Partei, die gegen die grassierende Korruption der Regierung Grant opponierten. Unter Präsident Rutherford Hayes war Schurz von 1877 bis 1881 Verwaltungsminister*, und in diesem Amt bewies er sein Können wahrlich besser als auf dem Schlachtfeld.
*United States Secretary of the Interior – ist nicht der „deutsche Innenminister“. Dem Secretary of the Interior obliegt die Hoheit über alle bundesstaatlichen Verwaltungsangelegenheiten, und während seiner Amtszeit organisierte Schurz die Bundesverwaltung nach preußischem Vorbild um. Die Aufgabengebiete Innere Sicherheit und Strafverfolgung inklusive ihrer Behörden gehören zum Justizministerium (United States Department of Justice).
In Deutschland fanden die Ereignisse des Amerikanischen Bürgerkriegs nur wenig Anklang, da sich die Staaten des Deutschen Bundes selbst gerade in einem hochdynamischen Einigungsprozess befanden. Dennoch sandte Preußen einige militärische Beobachter über den Atlantik: zum Beispiel diente Justus Scheibert 1862 und 1863 als preußischer Verbindungsoffizier in General Lee’s Stab. Auf der anderen Seite waren viele deutsche Auswanderer in die Bürgerkriegsarmeen eingetreten. Auf Unionsseite kämpften sechs deutschstämmige Generäle, darunter zum Beispiel Brig.Gen. Alexander Schimmelpfennig, Maj.Gen. Peter Joseph Osterhaus und Brig.Gen. Friedrich J. Salomon. Doch auch aus vielen anderen deutschen Teilstaaten waren enttäuschte oder hoffnungsfrohe Männer nach der fehlgeschlagenen Revolution 1848/9 nach Amerika emigriert – und möglicherweise beglückt uns ja ein geneigter Leser mit einem „Gastkapitel“ über den einen oder anderen „berühmten Deutschen im Amerikanischen Bürgerkrieg“.
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Admiral Yamamoto
12.07.10, 10:53
Super! :top:
Bahnübergang an der Straße nach Groveton, 3rd C.S. Division (Brig.Gen. Alexander R. Lawton), kurz nach 10:00 a.m.
„Sehen Sie, General? Der Divisionskommandeur ist genau dort am Waldrand.“, stieß der Corporal hustend hervor, während er mit seinem bandagierten Arm in Richtung einiger krummgewachsener Weymouthkiefern zeigte, „Aber halten Sie die Rübe unten, sonst reißen Ihnen die Schrapnelle den Kopf von den Schultern.“
Damit hastete der Mann weiter vor, bis er in weißgrauen Schwaden von Schießpulver und Staub verschwand. Tatsächlich lag der ganze Bereich zwischen dem Bahndamm und dem Waldrand unter so heftigem Artilleriebeschuss, dass Äste und Rinde der direkt am Saum stehenden Bäume wie „abgeschält“ waren. Irgendwo dort vorne musste sich Alexander Lawton mit seinem Stab befinden, aber es wäre nicht klug, jetzt aus der sicheren Deckung hinaus auf die Straße zu treten – zumal entlang des linken Wegesrands noch heftige Kämpfe mit mehreren Regimentern der Yankees tobten. Jackson nahm seinen Statson ab, fuhr sich mit der Hand durch das staubverkrustete Haar und blickte suchend in der Gegend herum.
„Hey Soldat! Kommen Sie her!“ Der Angesprochene, ein Bursche von etwa 19 Jahren, drehte sich schlagartig herum und eilte mit staksigen Schritten herbei.
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„Private First Class Lewis Morgan meldet sich wie befohlen, Sir!“
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„Rühren, PFC! Sehen Sie die große Kiefer dort, welche die anderen Bäume überragt? Da befindet sich der Gefechtsstab der dritten. Sie nehmen jetzt ihre Beine in die Hand, flitzen eiligst dort hinüber und suchen General Lawton. Richten Sie ihm aus, er soll sich sofort bei Maj.Gen. Jackson – das bin ich – melden. Klar soweit? Dann Abmarsch - … und bleib heil, Junge!“
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Major General Thomas Jackson verfolgte den Lauf des jungen Mannes mit seinem Fernrohr. Unbeschadet erreichte er den Waldrand am Bahndamm und verschwand zwischen den Bäumen.
Nur kurze Zeit später…
„Ich grüße Sie, Alexander! Ich komme gerade von Wilkins’ Farm, also setzen Sie mich ins Bild.“
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Brig.Gen. Alexander Robert Lawton trat einen Schritt ins Freie: „Diese Leute schwärmten vor etwa 15 Minuten aus dem Wald nördlich von Groveton. Mit ihren Geschützen beharkten Sie zunächst unsere Stellungen auf dem Bahndamm und dann traten etwa drei Brigaden aus dem Bäumen vor meinem linken Flügel heraus. Ich habe die dortigen Stellungen sofort räumen lassen.“
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„Wieso das? Sollten Sie nicht ihre Position halten?“
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„Ja, aber Colonel Douglas und Brigadier General Field waren dort auf dem Bahndamm zu exponiert…“
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„Moment mal, Field?“
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„Ja, Charles Field. Ist für John Brockenbrough eingesprungen, als dieser einen Hitzschlag erhielt. Okay – jedenfalls sollten mich diese Division doch nur fesseln, bis weitere Einheiten aus dem Wald ins freie getreten wären. Ich habe Douglas und Field dann zentral bei den Geschützstellungen vor dem Bahnübergang postiert mit Trimble’s Brigade zur Linken und Johnson’s Brigade zur Rechten.“
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„Aha.“, Jackson nickte – denn genau das war die Situation, wie er sie hier bei seiner Ankunft auch vorgefunden hatte. „Den Angriff haben Sie ja wohl abwehren können. Wie ging es weiter?“
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Alexander Lawton, ein ehemaliger Harvard-Absolvent und Seniorchef einer bekannten Anwaltskanzlei aus Georgia fuhr fort: „Na, wie ich mir gedacht habe, sollten uns diese Truppen nur in erste Gefechte verwickeln. Die Jungs stürmten also über den Bahndamm und hin zu unserer neuen Linie, wo die drei Batterien von Latimer, Garber und Aquin bereits warteten. Ihr rechter Flügel hastete in den Wald, doch dort wartete bereits Isaac Trimble. Sie versuchten dann, noch eine vierte Brigade heran zu führen, doch die wurde etwa beim Bahnübergang von Bradley Johnson und seinen Männern gestoppt. Jedenfalls mit dem Bahnwall als Deckung waren unsere Soldaten vor direktem, feindlichen Geschützfeuer sicher, dafür konnten wir den Gegner aus nächster Nähe auf’s Korn nehmen. Zuletzt haben Douglas und Field das gegnerische Zentrum verjagen können.“
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Nr.1: Als drei feindliche Brigaden aus den Groveton Woods treten, ziehen sich die Regimenter von Col. Marcellus Douglas und Brig.Gen. Charles Field auf eine Position entlang der Straße zurück. Mit eigener Artillerie im Rücken und auf engerem Raum konzentriert läuft man nicht Gefahr, überflügelt zu werden.
Nr.2: Die gegnerische Division teilt sich auf. Zwei Brigaden haben den unfertigen Bahndamm überquert und greifen die Stellungen der Konförderierten dort an. Eine Brigade greift die Südstaatler-Stellungen am südlichen Waldrand an. Eine vierte Brigade taucht hinter dem Bahndamm aus dem Wald kommend auf (man erkennt bereits den Brigadekommandeur auf dem Pferd mit seiner Flagge).
Nr.3: Der Gegner, der zumindest im Zentrum heftigem Artilleriebeschuss ausgesetzt ist, wird außerdem noch geschickt von den nun eigenen, vorrückenden Truppen flankiert.
Nr.4: Der Angriff ist abgewehrt - nur noch wenige U.S.-Regimenter leisten Widerstand. Der Rest zieht sich fliehend auf die Ausgangsstellungen zurück.
Das war bei weitem nicht die letzte gute Nachricht, die Maj.Gen. Jackson hier am Bahndamm überbracht wurde. Denn anscheinend gerade als Lieutenant Colonel John T. Thornton die Männer des 3rd Virginia Cavalry Regiments antreten ließ, um den mittlerweile fliehenden Yankees nachzusetzen, trat Robert C. Schenck, Brigadier General und Kommandeur der ersten Division des I. U.S. Corps der AoV, mit seinem Stab ins aus dem Waldrand hinter dem Bahndamm hervor. Auch wenn nur nur ein Teil der flüchtenden Blauröcke von der Kavallerie überrannt werden konnten, so mussten die Entkommenen künftig ohne ihren Divisionskommandeur auskommen. Und als Thornton seine Männer wegen ihrer Erschöpfung und Verluste wieder zurück in sichere Stellungen rufen wollte, tauchte auch noch der Befehlshaber des feindlichen 1st U.S. Corps, Major General Franz Sigel auf.
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Das 3rd C.S. Virginia Cavalry Regiment unter der Führung von Lt.Col. Thornton verfolgt einige fliehende Truppen. Im Dickicht des Waldes gelingt den meisten die Flucht. Dafür werden der feindliche Divisionskommandeur und Korpskommandeur - Brig.Gen. Schenck und Maj.Gen. Sigel - ausgeschaltet.
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Der Gegner hatte zweimal zugeschlagen und sich beide Male eine blutige Nase geholt. Von Franz Sigel’s I. U.S. Corps (AoV) war nicht mehr viel übrig geblieben, was eigentlich ein Grund zur Freude hätten sein sollen. Gegenüber der Wilkins-Farm waren die Division von Brig.Gen. Carl Schurz und Brig.Gen. Robert H. Milroy's Independent Brigade vorgedrungen und hatten den unverteidigten Erdwall eingenommen, welcher das Fundament der zukünftigen Gleisverbindung zwischen Baltimore und der Manassas Gap Railroad bildete. Doch als die Brigaden darüber hinaus stürmten, um die vorzüglichen Abwehrstellungen von Hill’s Leichter Division zu stürmen, scheiterten sie unter schweren Verlusten. Weiter südwestlich hatte die stärkste Formation aus Sigel’s Corps, seine 1st U.S. Division unter dem Kommando von Robert Cumming Schenck den Bahndamm seitlich der Straße zwischen Sudley und Groveton bewältigen wollen. Doch Robert Schenck ein Politiker, ein Diplomat, und kein gelernter Truppenführer. Statt die günstige Stellung auf dem eilig geräumten Bahndamm zu halten und auf das aufschließen der Artillerie zu warten, ließ er seine Truppen blind in die Falle laufen, die ihm Brig.Gen. Lawton mit Teilen seiner Division, Hill’s Leichter Division und William Starke’s 1st C.S. Division (ANV) gestellt hatte.
Wilkins’ Farm, Leichte Division (C.S.), ab 10:15 a.m.
Major General Jackson räusperte sich kurz und schob sich dann eine frisch geschälte Zitronenscheibe zwischen die spröden Lippen. Er zog mit leichten Atemstößen Luft ein, während er den Saft schmatzend aus der Frucht saugte und kaute eine Weile zufrieden auf dem Fruchfleisch herum, bevor er das Wort an seinen Adjutanten richtete.
„Dabney, was denken Sie über die Situation? Sprechen Sie ruhig frei heraus.“
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„Ich denke, wir haben die Yankees noch nicht besiegt, Sir.“, antwortete der „kämpfende Pastor“, Robert L. Dabney ruhig und sachlich.
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„Und warum denken Sie das?“
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„Nun, wir haben heute Morgen noch mehr Truppen auf dem Warrenton Pike beobachtet. McDowell’s III. U.S. Corps (AoV) ist vielleicht noch zu weit im Südwesten, aber unsere Späher meldeten bereits die ersten Kolonnen von Heintzelmann’s III. U.S. Corps (AotP) etwa bei Centreville. Die könnten bereits um die Mittagszeit vor Ort sein. Auf jeden Fall rechtzeitig bevor James Longstreet mit unserer Verstärkung ankommt. Wenn ich Pope wäre, würde ich es noch einmal versuchen.“
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„Tja, Dabney, und wenn Pope von Anfang an geplant hat, uns hier nacheinander angreifen zu lassen? Welchen Schluß würden Sie denn ziehen?“, fragte Jackson spitzbübisch.
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„Dann hat er seinen Zeitplan versemmelt. Dann hätte Sigel’s Angriff eigentlich nur unsere Stellung ausmachen sollen und unsere Truppen im Gefecht binden sollen, bis der Rest dann an geeigneter Stelle vorgestoßen wäre.“
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„Nur weiter – was bedeutet das. Und welche Gelegenheit ergäbe sich?“ Normalerweise vermied es Jackson, mit anderen Offizieren über seine Gedankengänge und Pläne zu sprechen. Bei Dabney machte er gerne eine Ausnahme, denn das urtümliche, strahlende Charisma des hühnenhaften Predigers beeindruckte ihn genau so wie seine Soldaten.
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„Tja, wenn Franz Sigel den Kampf über mehrere Stunden hätte führen sollen, ohne genau zu wissen, wo wir uns befinden, dann muss er irgendwo in der Nähe seine Reserven haben. Auch die Artillerie und Fourage muss in der Nähe sein, um flexibel reagieren zu können. Und er braucht die Feuerkraft.“
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„Genau – was sagte noch einmal Lee’s Operationsbefehl von heute Morgen über eigene Angriffe?“
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„Nun, wir sollten unsere Stellung halten, bis Longstreet’s Korps vollständig aufmarschiert ist. Aber kleinere Gegenangriffe sind uns nicht verboten, Sir.“
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„So ist es, Dabney, so ist es. Wenn ich richtig liege, haben wir durch den schnellen Sieg ein kleines Zeitfenster für eigene Aktionen, bevor sich der Gegner wieder neu konzentriert hat. Wir sollten die Gelegenheit beim Schopfe packen und in den Wäldern etwas Verwirrung stiften. Geben Sie mir doch mal die Karte!“
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Vom Obergeschoss des Wohngebäudes der Farm der Familie Wilkins hatte man einen ausgezeichneten Blick auf die buschbewachsene Bachmulde, den gegenüber liegenden ansteigenden Uferhügel und den unfertigen Bahndamm mit dem dahinter liegenden Nadelwald. Über ein Dutzend Feldgeschütze hatten dort Stellung bezogen und deckten die Positionen der Leichten Division mit einem bleiernen Schauerregen ein. Insbesondere bei der eigenen Artillerie, aber auch bei einzelnen Fußregimentern war es zu erheblichen Ausfällen gekommen. Die Offiziere betrachteten die Szenerie und hörten sich geduldig Jacksons Befehle an.
„Tja, wir stimmen ja wohl alle darin überein, dass etwas wegen dieser Geschütze unternommen werden muss. Ambrose, Sie müssen mit ihren Soldaten das Vorfeld und den Bachlauf überqueren und eine neue Stellung auf dem Bahndamm einnehmen.“
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Ambrose Powell Hill schnaubte verärgert dazwischen: „Das ist doch glatter Selbstmord, Thomas. Sie haben doch gesehen, was den Jungs von der anderen Feldpostnummer er vor knapp 20 Minuten hier passiert ist. Jetzt ein Angriff auf den Bahndamm, das ist doch das gleiche in grün!“
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„Na na na, beruhigen Sie sich mal! Ich schlafe schließlich auch nicht auf den Bäumen.“, warf der Major General mäßigend ein: „Ich habe Ihnen extra für diesen Job etwas mitgebracht. Sie bekommen Col. ‚Rooney’ Lee’s Kavallerie. Gemeinsam mit Col. Wickham’s Vierter dürften Sie dann ausreichend Flankenschutz und mobile Schlagkraft haben. Und lassen Sie ihre zusammengeschossenen Batterien aus der Schusslinie nehmen, bevor Sie gar keine Kanoniere mehr haben. Wir können die Geschütze wieder nach vorne ziehen, wenn es etwas Wertvolles zu beschiessen gibt.“
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Unterbrochen nur vom Krachen vereinzelter, gefährlich naher Einschläge berieten die Kommandeure über das geplante Vorgehen. Klar war, ein Sturmangriff von vorne war aussichtlos. Erstens würde man bereits frühzeitig erkannt werden, zweitens gab es keinerlei natürliche Deckung und drittens hatten sich mehrere feindliche Regimenter, welche die Schlacht um die Farm überstanden hatten, entlang des gesamten Vorgeländes verstreut. Die Kavallerie musste also von den Flanken her angreifen – am besten von beiden Seiten aus gleichzeitig. Doch vorher musste man feindliche Truppen, die sich seitlich im Weizenfeld und den Baumgruppen links und rechts der Blickschneise verschanzt hatten, vertreiben. Dies würde die Aufgabe von Hill’s Infanterie sein. Wenn der Weg erst einmal freigeräumt war, würden Wickham von Norden und ‚Rooney’ Lee von Süden mit ihren 1.000 Reitern den Bahndamm stürmen, die feindlichen Geschützstellungen erobern und vereinzelte Infanterieregimenter mit gezücktem Säbel in Stücke hacken. Gleichzeitig müsste Hill’s Division vorrücken, um rechtzeitig Schutzformationen bei den erbeuteten Kanonen stellen zu können.
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Truppen aus dem Norden werden umgruppiert: mehr Kavallerie, mehr Artillerie!
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Der Südflügel greift an! Bei diesem Screenshot führe ich beide Eskadrone eigenhändig, damit in kurzer Zeit so viele Ziele wie möglich erobert werden können. Ein Alptraum??
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Nein! Zum Alptraum wird es erst, als ich auch die nördlichen Schwadrone steuern muss. Vier Einheiten gleichzeitig im Sturmangriff! Nach den ersten Erfolgen stellte ich zwei auf KI-Automatik um. Die ließen die Geschütze links liegen und griffen mit gezücktem Säbel die in der Nähe lagernde Infanterie an! Mit Erfolg! Und auch mit entsprechenden Verlusten, aber ich war schon überrascht. Nur leider ist der Computer bei Anritt auf Artilleriestellungen nicht so effizient, wie ich kurz darauf feststellen musste. Nachdem alle (bis auf die geflohenen) feindlichen Geschütze erbeutet waren, ergab der Zählappell ein Fehl von weit über einhundert Soldaten. Aber das war es wert!
(Wegen der Hektik des Kampfes konnte ich nur drei Screenshots machen. Leider zu wenig, um die Intensität dieser drei Minuten auszudrücken.)
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Die Kavallerie im Amerikanischen Sezessionskrieg
Zu Zeiten des Amerikanischen Bürgerkriegs befand sich die Kavallerie in einer Phase des Umbruchs. Neue Infanterietaktiken, neue Gefechtsformationen, neue Waffen und neue Gefechtsarten, wie z.B. tiefgegliederte Grabensysteme veränderten die Rolle der leichten Kavallerie, die ihre neue Bestimmung zum Teil erst noch finden musste. Dennoch spielte sie mitunter eine schlachentscheidende Rolle.
Zu Beginn des Bürgerkrieges gab es vornehmlich in der U.S. Army noch „echte“ Kavallerieeinheiten; mit Karabinern, Pistolen und Säbeln ritten sie ins Gefecht. Doch die Kriegskunst war bereits zu weit entwickelt und auf dem Schlachtfeld war ein solcher Einsatz ineffizient und lebensgefährlich. Die Konförderierten setzten ihre Reitertruppen im Gefecht eher als berittene Infanterie ein – einem Prinzip, dem die Union während des Krieges folgte. Dadurch entstanden Mischsituationen (Mischsituation, weil es eigentlich nicht der Kriegslehre der amerikanischen Streitkräfte entsprach und eher als „Trial & Error“-Resultat des Krieges entsprang) ähnlich der französischen Dragoner, die zwar Kavallerieformationen bildeten und Kavallerietaktiken anwandten, im Gefecht jedoch abgesessen und in geschlossener Infanterieformation kämpften. Zu guter Letzt waren Partisanen oftmals beritten und folgten in ihrem Einsatz nicht den modernen Infanterietaktiken.
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"The grey Comanches" - im Morgengrauen des 9. Juni 1863 geriet die Kavallerie und berittene Artillerie von U.S. General Alfred Pleasanton bei der Überquerung des Rappahannock mitten in den wilden Sturmangriff von J.E.B. Stuart. (Schlacht bei Brandy Station)
Aufgaben
Im Zusammenspiel der Kräfte hatte die Kavallerie folgende Aufgaben:
- Aufklärung und Gegenaufklärung (Abschirmen eigener Truppen vor feindlichen Fernspähern)
- defensive Behinderung des feindlichen Vormarschs
- Verfolgung und Bedrängung des fliehenden Gegners
- flexible und schnelle Angriffe auf die Schwachpunkte der gegnerischen Verteidigung
- Überfälle und Störaktionen weit hinter den feindlichen Linien
Die Entwicklung moderner Infanteriefeuerwaffen machte die „Kavallerieattacke“ der napoleonischen Ära ab den 1850ern obsolet – dank der hohen Reichweite und der schnellen Feuerkadenz konnten Infanterieformationen mehrere Salven auf die auf ihren hohen Pferden exzellente Ziele bildenden Kavalleristen abgeben, bevor jene zum Nahkampf übergehen konnten. Nur wenige „echte“ Kavalleriegefechte wurden noch geführt – z.B. in Talvern Hill, bei Gettysburg oder während der ersten Schlacht am Bull Run.
Bei weitem am bedeutendsten war die Nah- und Fernbereichsaufklärung (und natürlich die Gegenaufklärung) – zu vergleichen in etwa mit der heutigen Bedeutung von AWACS, elektronischer und optischer Aufklärung im taktischen und strategischen Bereich. J.E.B. Stuart war ein Meister der defensiven Gegenaufklärung, der es glänzend verstand, die Bewegungen von Lee’s gesamter über mehrere Marschkolonnen verstreute Armee bei den meisten seiner Manöver vor den Augen der neugierigen Unionskavallerie zu schützen. Andererseits nahm er seinen eigenen Aufklärungsauftrag häufig nicht ernst genug, womit er seinen Oberbefehlshaber mehr als einmal blind im Dunkeln über die gegnerischen Bewegungen ließ. Beide Seiten verstanden es mal mehr, mal weniger gut, überlegene feindliche Truppen mit geringen eigenen Kavalleriekräften zu verlangsamen oder abzulenken (z.B. in dem man Vormarschwege, Brücken, etc. sperrte/zerstörte oder überlegene Kräfte vortäuschte) Massive Überfälle weit hinter den feindlichen Linien waren eher eine Spezialität der Südstaaten, doch hatten diese mutigen Einsätze nur selten strategischen Wert auf den Kriegsverlauf. Zumindest im dünn besiedelten Westen hatten solche Einsätze ihre Berechtigung. Gegen Ende des Krieges gelang der mittlerweile drückend überlegenen Unionskavallerie ebenfalls Manöver hinter den feindlichen Linien, welche bereits den mobilen Bewegungskrieg des kommenden Jahrhunderts voraus nahmen.
Organisation
Die Kavallerie war in Kompanien zu je 100 Mann organisiert, in der Regel bildeten 2 Kompanien eine Eskadron, 10 Kompanien ein Regiment. Zwei bis vier Regimenter wurden als Brigade zusammen gefasst, und zwei bis vier Brigaden wiederrum bildeten eine Division. Am Ende des Krieges hatte die Union 272 Kavallerieregimenter aufgestellt, die Südstaaten deren 137. Waren die Kavallerieregimenter gerade zu Anfang des Krieges direkt der Infanterie angegliedert, so wurden sie im Laufe des Krieges immer selbstständiger – weil sie in zunehmendem Maße eigenständige und unabhängige Operationen durchführten. Innerhalb der Army of Northern Virginia (C.S.) bildete J.E.B. Stuart sehr schnell eine selbstständige Kavalleriedivision. Die Army of the Potomac (U.S.) besaß am Ende des Krieges ein selbstständiges Kavalleriekorps. Wegen ihrer Gefechtsrolle auch als abgesessene Infanterie besaßen Kavalleriebrigaden auch Geschützbatterien.
Ausrüstung
Wichtigster Ausrüstungsgegenstand war natürlich … das Pferd. Über 600.000 Armeepferde wurden allein in den Ranches der U.S. Army gezüchtet – die beschlagnahmten oder gekauften Pferde nicht mitgerechnet. Etwa 1,5 Millionen Armeepferde (beide Seiten) starben während des Bürgerkriegs – zum Vergleich die Toten unter Soldaten und Zivilisten auf beiden Seiten: etwa 1 Million. Kosten und Unterhalt eines Kavallerieregiments waren enorm: pro Tag verzehrte ein Pferd viereinhalb Kilogramm Getreide – das musste erst einmal von der Logistik bewältigt werden. Die jährlichen Kosten eines einzelnen Regiments beliefen sich auf schätzungsweise 100.000 Dollar! Dafür war leichte Kavallerie in der Lage, große Entfernungen in kürzester Zeit zurück zu legen. Besonders die Südstaatenkavallerie unter J.E.B. Stuart war für ihre „Raids“ berühmt. Auf der anderen Seite zehrten solche Gewaltmärsche an Mensch und Tier und erzwangen mehrwöchige Ruhepausen.
Insbesondere die Konförderiertenkavallerie benutzte dieselben Waffen wie die Infanterie, aber auch Schrotflinten. Die Unionsregimenter hingegen verwendeten zu Beginn des Krieges auch noch leichte Karabiner und Dragonersäbel. Die Südstaatler hingegen bevorzugten sechsschüssige Colt- oder Remington-Revolver als Nahkampfwaffe/Reitwaffe.
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Der Guerrilla-Kavallerieführer John Mosby war eine Berühmtheit im Süden.
Vergleich
Gerade zu Beginn des Krieges war die Südstaatenkavallerie leistungsfähiger und gefährlicher, alleine schon deshalb, weil das Pferd im ländlichen Süden ein unverzichtbares Transportmittel war und praktisch jeder reiten konnte. Außerdem hatten die Südstaaten traditionell eigene Milizformationen, welche im Gegensatz der „Paradegarden“ der Nordstaaten ernsthaft militärische Fähigkeiten trainierten und das Pferd als Fortbewegungsmittel nutzten. In der Südstaatenkavallerie stellten die Soldaten ihre Pferde selbst und bekamen dafür eine monatliche Entschädigung. Auch Ersatz musste selber beschafft werden. Die U.S. Army dagegen beschaffte Pferde zentral über eigene Zuchtstationen oder Ankäufe und wies sie den Kavallerieregimenter über das Nachschubwesen zu. Die zahlenmäßige Unterlegenheit machten die Südstaaten durch schiere Erfahrung wett: J.E.B. Stuart, Wade Hampton und Turner „Black Knight“ Ashby zählten zu den glänzensten Kavalleriekommandeuren des Krieges – wenn nicht sogar ihrer Zeit. Auch im Guerrillakrieg waren die Südstaaten weitaus erfolgreicher: so gelang es John Singleton Mosby 1863/64 mit seiner 100-150köpfigen Miliz eine Streitmacht von annähernd 40.000 Unionssoldaten zu binden.
Die Nordstaatenreiter hingegen litten darunter, weit über das ganze Land vertreut und im Garnisons- und Nachrichtenwesen verzettelt zu werden. In den Schlachten der ersten beiden Kriegsjahre wurden sie teilweise wie zu Napoleons Zeiten eingesetzt – mit verheerenden Verlusten. Erst 1863 konzentrierte der Kommandeur der AotP (Maj.Gen. Hooker) seine Kavallerie in einem Korps und setzte sie gesammelt ein. In den letzten beiden Kriegsjahren hatte die Unionskavallerie endgültig zu ihren Brüdern aus dem Süden aufgeschlossen – sowohl von der Einsatzdoktrin als auch der Gefechtserfahrung her. Man kann sicherlich sagen, dass der Bürgerkrieg ein enormes Wachstum an Fähigkeiten und Erfahrungen hervorbrachte, welche sich die U.S. Cavalry zunutze machte, als sie in den folgenden Jahren gegen die beste leichte Kavallerie der Epoche zu Felde zog: die Indianer.
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Ich hätte jetzt Lust auf Schwermetall - musikalisch natürlich; und passen sollte es irgendwie. Irgendwelche Vorschläge? Andere pfiffige Posts sind natürlich auch willkommen...
Lewis Armistead
25.07.10, 09:53
...Erst 1863 konzentrierte der Kommandeur der AOTP (Maj.Gen. Hooker) seine Kavallerie in einem Korps...
Yeah Baby...:D
YouTube - Army of the Pharaohs - Seven AOTP (http://www.youtube.com/watch?v=cASLfP6mkC0)
Auf jeden Fall ein schönes Update, auch wenn ich einen winzigen Kritikpunkt habe...Jackson hat nie geraucht
Das mit dem Gerauche wusste ich nicht. Bringt einen ja auch um ;-)
Ich hätte jetzt Lust auf Schwermetall - musikalisch natürlich; und passen sollte es irgendwie. Irgendwelche Vorschläge? Andere pfiffige Posts sind natürlich auch willkommen...
Nachtrag:
YouTube - "Give A Rebel Yell!" - General Lee and the New Confederacy (http://www.youtube.com/watch?v=9YCPk-Lv9PA&feature=related)
Vorneweg möchte ich mich bescheidenerweise bei all jenen bedanken, welche ihre positiven Kritiken hier veröffentlicht haben. Das dies meine Motivation beflügelt, ist eine angenehme Folge. Denn tatsächlich frisst die ganze Art und Weise des AARs eine Menge Zeit und Lust.
Auf dem Bahndamm, 4th Virginia Cavalry Regiment (Colonel Williams Carter Wickham) 10:30 a.m.
Die Kavallerieattacke auf die von nur schwachen und verstreuten Kräften geschützten Geschützbatterien war vorüber, nun stand die Nachlese ins Haus. Das Durchzählen der aneinandergereihten Kanonen erbrachte eine stattliche Beute: 14 Geschütze waren innerhalb weniger Minuten erobert worden. Vier weitere Geschütze waren nach der Eroberung ins Abwehrfeuer der feindlichen Batterien gekommen, die auf gar keinen Fall zulassen konnten, dass so wertvolles Kriegsgerät in die Hände des Feindes fiel. Die gesamten Bedienungsmannschaften waren dem Schrothagel zum Opfer gefallen, die Zugpferde hatten sich panisch losgerissen und die Hälfte der Protzenwagen mitgezerrt und die Geschütze selber waren schwer beschädigt oder sogar zerstört. Kurz, diese vier würden niemandem mehr in dieser Schlacht von Nutzen sein. Die restlichen 14 anderen aber waren ein schwerer Schlag für John Pope, das wusste Colonel Wickham. Die feindlichen Kanoniere waren so überrascht, dass es Ihnen nicht mehr gelang, zu fliehen oder die Waffen zu sabotieren. Insgesamt 240 Unionssoldaten waren neben ihren Geschützen gefangen genommen worden. Auf der anderen Seite war der Zählappell bei der Vierten erfreulich positiv: Die linke Flügel (1./2./3. Eskadron) hatte 23 Tote, Verwundete und Vermisste zu beklagen. Allerdings betätigten sich jetzt 105 Kavalleristen als Hilfskanoniere, was die Mannschaftsstärke von anfangs 286 Reitern auf nurmehr 158 herabsetzte. Beim rechten Flügel (5./6. Eskadron) sah es ähnlich aus: mit 17 Verlusten war man sehr glimpflich davon gekommen, doch 135 Soldaten mussten vorerst die Geschütze bemannen.
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Nach dem Ende des Überfalls beginnen die Truppen ihre Stellung zu wechseln: Hill zieht mit zwei Brigaden und eines Großteils der Artillerie zum eben eroberten Bahndamm vor. Kavallierie, die erbeuteten Geschütze und eine Reservebrigade verbleiben erst einmal bei der Farm. Nach der Aufmunitionierung sollen einige Geschütze an andere Frontabschnitte abgegeben werden. Es wird bestimmt 30 Minuten dauern, bevor sämtliche Umgruppierungs- und Remunitionierungsmaßnahmen abgeschlossen sind.
Das der Angriff überhaupt so gut verlaufen war, lag an dem geeigneten Gelände: Die Batterien waren entlang des Bahndamms in einer langen Reihe aufgestellt worden, lagen aber an ihren äußeren Flanken nahe an dicht bewachsenem Baumgelände. Geschützt vor früher Entdeckung hatte sich die Kavallerie von beiden Seiten aus anpirschen können. Als die ersten Batteriechefs die wilden, mit Säbeln und Revolvern angreifenden Reiter bemerkten, war es bereits zu spät. Bevor das Feuer umgelenkt werden konnte, war schon ein halbes Dutzend Geschütze erobert worden. Die hinteren Geschütze waren zu weit entfernt, um Kartätschen laden zu können und als sie sich endlich neu ausgerichtet hatten, brachen auch aus dem Gehölz in ihrem Rücken berittene Angreifer hervor. Als Nebeneffekt waren auch einige Regimenter Fußtruppen vertrieben worden, die sich rings um das Gelände aufgehalten hatten, darunter auch versprengte Truppen von Brig.Gen. Robert Milroy’s ‚Independent Brigade’, die sich in den Wälder im Süden versteckten. Da bis auf einige vorsichtige Unionskavallerie-Einheiten keine Gegner mehr im Gebiet befanden, folgte A.P. Hill der Anweisung Jackson’s, seine Front nunmehr nach Osten auf den Bahndamm zu verlegen. Während die zahlenmäßig schwächste Brigade von Col. Edward L. Thomas gemeinsam mit den erbeuteten Geschützen weiter bei Wilkins’ Farm verbleiben sollte, machten sich die Brigaden von Gregg und Pender gemeinsam mit den beim Farmhaus in Stellung gegangenen Geschützgruppen auf den Weg zu ihrer neuen Verteidigungslinie.
____Wer? Wie? Was? Warum?__________________________
Die eroberten Geschütze (ein weiteres Beispiel für den hervorragenden Authenzitismus der 'Take Command-Serie') zählten zu folgenden Einheiten:
Battery I, 1st Ohio Light Artillery Regiment
Die Batterie I, auch bekannt als “Dilger’s Battery”, wurde am 3. Dezember 1861 in Cincinnati, Ohio aufgestellt und zunächst dem Regiment von Colonel James Barnett zugeteilt. In Cincinnati und der näheren Umgebung war man zunächst mit Befestigungsarbeiten beschäftigt, hauptsächlich für den Fall, dass Kentucky der Konförderation beitreten würde. Ab Januar 1862 verlegte die Einheit nach Virginia und wurde im Shenandoah-Feldzug eingesetzt. Vom April bis Juni 1862 wurde die Batterie der Kampgruppe Milroy im Cheat Mountain District von Virginia zugeordnet, danach kam sie unter das Kommando der 3rd U.S. Division (I. U.S. Corps, AoV) – blieb aber während Pope’s Virginiafeldzug und den nachfolgenden Gefechten mit der ANV formell Verfügungs- und Reserveeinheit von Sigel’s I. Corps. Nach dem Rückzug bei Manassas nahm die Batterie Verteidigungsstellungen bei Washington ein und verblieb dort – nunmehr Teil des XI. U.S. Corps (AotP) – bis Dezember. Im Frühjahr 1863 war sie Zeuge der Kämpfe bei Fredericksburg, Chancellorsville und Gettysburg, bevor sie wiederum Verteidigungsstellungen am Rappahannock einnahm. Im September wechselte man als Garnisonsartillerie nach Tennessee und nahm im Frühjahr 1864 als Teil der Army of the Cumberland (Maj.Gen. George H. Thomas) an Shermans Atlanta-Feldzug teil. Danach versah sie wiederum Garnisonsdienst im Chattanooga-Distrikt und wurde am 13. Juni 1865 aufgelöst. 29 Soldaten starben in der Geschichte ihres Bestehens.
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Dilger at Gettysburg
Captain Dilger beorderte unter feindlichem Beschuss zwei Geschütze vor die eigene Frontlinie nach Norden, um die Konförderierten bei Oak Hill besser unter Feuer nehmen zu können. Der 2nd Lieutenant führt das Führungspferd am Zügel, da es wegen der nahen Einschläge scheut. Auf dem roten Rappen reitet ein Corporal mit der Feldstandarte. Je sechs Pferde ziehen einen Kanonenwagen. Zu jedem Geschütz gehört eine Bedienmannschaft von 10 Kanonieren zusätzlich zu den Wagenführern.
Solche Aktionen waren unbeschreiblich gefährlich, da man sich leicht feindlichem Beschuss aussetzte und die Pferde durchgehen konnten. Captain Dilger war einer der ersten Artilleriekommandanten, die völlig kaltblütig solche Attacken im Angesicht des Feindes ritten, ohne selbst von Infanterie geschützt zu sein. An diesem Tage konnte seine Batterie die angreifenden Konförderierten auf Distanz halten, bis Unionsinfanterie eine Verteidigungslinie auf dem Cemetery Ridge etabliert hatte.
Battery L, 2nd New York Heavy Artillery Regiment
Colonel John W. Latson erhielt am 24. Juli 1861 den Auftrag vom U.S.-Kriegsministerium, ein neues Artillerieregiment aufzustellen – gleichzeitig hatte der Gouverneur Morgan (New York) Colonel Jeremiah Palmer eine gleichlautende Order erteilt. Am 24. August zog das Kriegsministerium den Befehl an Latson zurück und die bis dahin aufgestellten Truppen wurden mit denen Palmers vereinigt. Gemeinsam bildeten sie den Grundstock des 2nd Heavy Artillery Regiments, das im Oktober bereits über acht Kompanien (Battery A-H) verfügte Bis zum 5. Dezember 1861 war die Aufstellung abgeschlossen – Batterie L wurde von Captain Thomas L. Robinson befehligt. Die Rekruten des Regiments waren gemischt zusammengesetzt – teilweise aus Army Rangers, teilweise aus bestehenden berittenen Artillerieeinheiten, teils aus Einheiten der U.S. Volunteer Army (z.B. 1st Regiment U.S. Volunteers von Staten Island). Der größte Teil der Männer waren jedoch neue Freiwillige – und die Angehörigen der L-Batterie kamen überwiegend aus der Artilleriekompanie der 15th New York Militia und aus Flushing im heutigen Stadtteil Queens. Deswegen wurde die L-Batterie auch überwiegend als „Flushing Battery“ bezeichnet. Nach mehreren Umorganisationen des Regiments wurde die L-Batterie am 19. November 1863 endgültig aus dem Truppenverband gelöst und bildete den Grundstock der neuen 34th Battery of New York. Mit Ablauf der Musterungszeit von drei Jahren wurde die Batterie schließlich 1864 aufgelöst und die Freiwilligen nach Hause entlassen.
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Die Battery L, 2nd New York Heavy Artillery Regiment in Fort Smith
Battery F, 1st Pennsylvania Regiment Light Artillery (43rd Volunteers)
Die Kompanie wurde am 5. August 1861 in Philadelphia aufgestellt und zunächst Bank’s Division der Army of the Potomac vor Washington zugeordnet. Vom October 1861 bis März 1862 nahm die Batterie als Teil von Bank’s V. U.S.-Corps an den Gefechten im Shenandoah-Tal teil, bevor sie im Mai auf Verteidigungsstellungen am Rappanhannock zurückgezogen wurde. Im Juni 1862 wurde sie der neu aufgestellte Army of Virginia zugeordnet und kam als Divisionsartillerie zur 2nd U.S. Division (Brig.Gen. Adoplh von Steinwehr). Nach der Auflösung der AoV kam sie wieder unter die Organisationsstruktur der Army of the Potomac; dieses Mal diente sie in der 2nd und 3rd U.S. Division des I. U.S. Corps (AotP), ab Mai 1863 in der 3rd Volunteer Brigade als Reserveartillerie. Die Unterstellungen wechselten bis Kriegsende noch mehrmals.
Unter anderem war die Batterie an folgenden Schlachten und Feldzügen beteiligt: Schlacht bei Fredericksburg, Schlacht bei Chancellorsville, Schlacht bei Gettysburg, in den ‚Wilderness’-Schlachten, der Belagerung von Petersburg und natürlich auch der zweiten Schlacht am Bull Run. Am 9. Juli 1865 wurde die Einheit aufgelöst. Insgesamt 31 Offiziere und Soldaten kamen ums Leben, entweder als Folge der Kampfhandlungen oder durch Unfälle und Krankheiten.
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Die Battery F, 1st Pennsylvania Light Artillery Regiment ist 1994 als Re-enactment-Verein neu auferstanden. Die zwei Bilder der Independent Pennsylvania Artillery, Hampton's F Battery, sind authentisch und verdeutlichen die Rauchentwicklung bei einem einzigen Schuss. Kein Wunder, dass im Kanonenzeitalter der Begriff vom "Nebel des Krieges" geprägt wurde. Wenn dutzende Geschütze nebeneinander ein Trommelfeuer auf die feindlichen Stellungen regnen ließen, war das ganze Schlachtfeld von weißgrauen, beißenden Rauchschwaden bedeckt.
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Zur selben Zeit, an der Sudley-Groveton-Road, 3rd C.S. Division (Brigadier General Alexander R. Lawton)
Im Schatten eines Planwagens hatte sich Alexander Lawton mit seinen Brigadeführern versammelt, um den Gegenstoß zu planen. Hier war seit über zwanzig Minuten nichts mehr passiert, wenn man von der Geschützen absieht, welche die Yankees in knapp 500 Meter Entfernung postiert hatten. Insbesondere Johnson’s Brigade von der ersten wurde auf dem Bahndamm mit einem eisernern Hagelschauer eingedeckt.
„Ich werde die Stellung hinter dem Erdwall nicht unnötigerweise aufgeben, und schon auf gar keinen Fall, bevor nicht diese Kanonen dort verjagt wurden.“
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„Aber dann verstehe ich nicht, wie Sie sich den Vorstoß vorstellen, Sir. Gerade jetzt hätten wir doch die Gelegenheit, Schenck’s fliehende Division bis nach Groveton zu verfolgen.“ Colonel Douglas versuchte die Ungläubigkeit in seiner Stimme zu verbergen, jedoch verrieten Tonsprünge und sein Sprechtempo den wachsenden Protest. Lawton hingegen kannte Douglas mittlerweile gut genug, um vor dem Offizier aus Georgia auf der Hut zu sein. Marcellus Douglas war seinen Männern treu verpflichtet. Wann immer er das Gefühl hatte, wegen Inkompetenz höherer Stellen verheizt zu werden, nahm er keine Rücksicht auf seine Karriere und beschwerte sich zur Not persönlich ganz oben. Zuletzt war ein Brigadekommandeur im April 1862 über den Whitemarsh-Zwischenfall gestolpert, weil er Douglas Regiment ohne Munition in der Frontlinie hatte verrecken lassen. Nun, danach war Douglas mit seinem 13th Georgia Volunteer Infantry Regiment zu Lawton’s Brigade gestoßen und schnell dessen Stellvertreter geworden. Und seit Alexander Lawton die 3rd Division führte, war er sogar Kommandeur dessen ehemaliger Einheit und hatte sich rasch das Vertrauen der Männer erworben.
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„Wir haben unsere Befehle, Colonel Douglas! Wir werden den Feind, so günstig Ihnen die Lage auch erscheinen mag, nicht verfolgen. Hier geht es nur darum, die Geschütze vor unserer Front zu vertreiben und die Lage im Wald aufzuklären.“
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„Sir, meine Männer brauchen…“
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„Ich war noch nicht fertig, Colonel, und ich wäre Ihnen mehr als verbunden, wenn Sie mich zunächst ausreden lassenn würden. Und jetzt seien Sie still.“ Alexander Lawton war als gelernter Jurist eigentlich ausufernde Streitgespräche und Plädoyers gewohnt, doch hier – beim Militär, als Anführer – war es schwierig, die Unsicherheiten zu verbergen. Mehr und mehr hatte er sich angewohnt, Untergebene, falls notwendig, einfach barsch zurecht zu weisen. „Ich plane den Vorstoß mit zwei Brigaden. Eine davon wird Ihre sein, Colonel Douglas, die zweite ist Ihre, General Field. Ich übertrage Brig.Gen. Field die Kommandogewalt bei diesem Unternehmen, weil er der ranghöhere und erfahrenere Offizier ist. Sie werden den Wald vor Groveton nach versprengten Unionstruppen oder Horchposten bis auf Höhe der feindlichen Geschützstellungen absuchen. Dort wenden Sie und versuchen, die Kanonen aus der Deckung der Bäume heraus anzugreifen. Passen Sie auf, sie müssen sehr dicht an die Geschütze heran. Vielleicht gelingt es Ihnen sogar, ein paar zu erobern.“
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„Werden wir Artillerieunterstützung bekommen?“, fragte Charles William Field nach, der vor dem Krieg Berufsoffizier bei der 2nd U.S. Dragoons gewesen war.
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„Nein, noch nicht. Ich lasse die Geschütze alle vom Bahndamm nehmen, da sie sich in dem andauernden Beschuss nicht länger halten können. Wenn Sie im Wald aber auf keinen Widerstand treffen, und es die Lage bei den Yankee-Kanonen erforderlich macht, werde ich meine Artillerieabteilung geschlossen vorrücken lassen.“
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„Wie sieht die weitere Unterstützung aus?“, fragte Field erneut nach und auch Douglas spitzte demonstrativ die Ohren.
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„Nun, die Brigade von Isaac Trimble wird vorerst bei mir verbleiben. Gegebenenfalls lasse ich Bradley Johnson vorrücken, wenn Sie die feindlichen Geschütze erreicht haben. Er bildet auch die Reserve, falls Sie im Wald in einen größeren Hinterhalt laufen sollte. Wie steht es um ihre Munitionsversorgung, Sirs?“
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„Nun, meine Männer sollten noch genüg…“
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„General Lawton, Sir! Eine eilige Meldung von Major Berry!“, eine Sergeant stürmte auf die Offiziere zu.
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„Was gibt es denn so dringendes, Sergeant?“
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„Unionsinfanterie brach soeben aus dem Wald hervor und formiert sich vor dem Bahnübergang, Sir.“
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„Wie stark ist der Feind?“
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„Bis jetzt eine Brigade, aber anhand der Feldzeichen scheint es die 2nd U.S. Division unter Adolph von Steinwehr zu sein, Sir.“
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„General Lawton, bitte um Erlaubnis zu meiner Brigade zurück…“, warf Colonel Douglas ernergisch dazwischen.
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„Ja gut, gehen Sie beide zurück zu Ihren Truppen. Kümmern Sie sich um diesen Deutschen! Danach…, es bleibt bei dem Plan wie besprochen! Wegtreten!“
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„Aye, Sir!“, hallte es unisono zurück.
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Bei Post Nummer 100 kurioserweise auch Bild Nummer einhundert in diesem AAR: Adolph von Steinwehr's 2nd U.S. Division greift tröpfelweise an.
Der Angriff war relativ schnell abgeschlagen worden, da es bei der einen Brigade geblieben war. Ihre versprengten Regimenter zogen sich in den schützenden Wald zurück, doch mittlerweile war der Munitionsbestand bei Douglas, Field und den Geschützbatterien zu niedrig für weitere Aktionen. Also wurden die Nachschubwagen zu den Einheiten gebracht. Es dauerte bis Viertel vor Elf, bevor Brig.Gen. Alexander Lawton seinen geplanten Aufklärungsvorstoß endlich umsetzen konnte. Kaum war Douglas’ Brigade an den Waldrand heran marschiert, als sie auch schon von verdeckten Salven auf’s Korn genommen wurde. Irgendwo im Dickicht mussten sich einige Yankees versteckt halten. Doch dies war noch nicht alles. Bradley Johnson hatte auf dem Bahndamm mit seinen Leuten vorzügliche Ziele für die Artillerie abgegeben. Seine Brigade hatte einzig durch Schrapnellgeschosse 86 Tote und Verwundete zu beklagen. Hinzu kam, dass die meisten seiner Regimenter bereits in den Kämpfen um Brawner’s Farm gelitten hatten. Moral und Kampfkraft waren auf niedrigem Niveau – und so ersuchte Lawton seinen Kommandeurskollegen William Starke von der 1st C.S. Division um Hilfe. Die angeschlagene Brigade von Col. Johnson wurde nun durch die noch frische von Col. William S.H. Baylor ersetzt.
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Nr.1: Colonel Marcellus Douglas trifft direkt am Waldeingang auf ein Regiment der ersten Brigade aus Steinwehr's Division.
Nr.2: Die Johnson's Brigade wird gegen Baylor's Brigade ausgewechselt. Artilleriebeschuss hatte Moral und Stärke deutlich gemindert. Beide Brigaden gehören zu William Starke's 1st C.S. Division, deren Haupttruppen bisher noch gar nicht in den Kampf eingriffen.
Nr.3: Ein Blick auf die feindliche Artilleriestellung. Eine solche massierte Aufstellung greift in TC2 ein einziges Ziel an und erzielt durchaus Wirkung. Das gesamte Vorfeld ist nicht zu betreten, die Verluste wären gigantisch. Aber wenn man durch den Wald ungesehen in den Rücken gelangen könnte...
Außerdem sieht man eine weitere Brigade aus von Steinwehr's Division aufmarschieren.
Nur wenige Minuten später…
„Sir, der Feind marschiert bereits über den Bahnübergang! Sollen wir nicht Trimble’s Männer zwischen ihn und die Geschütze bringen lassen?“ Lieutenant Colonel Thornton klang wirklich besorgt. Denn nunmehr hielt nur noch eine Infanteriebrigade Wacht hinter dem Bahndamm – denn Douglas und Field waren mit ihren Soldaten aufgebrochen und Baylor hatte sich noch nicht einsatzbereit gemeldet.
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Alexander Lawton war völlig steif und stammelte abgehackt: „Nein, Isaac Trimble ist meine letzte Reserve. Er muss die Straße nach Sudley verteidigen, wenn wir dort angegriffen werden, oder Jackson’s Korps wird in der Mitte gespalten.“
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Erschrocken wich Thornton zurück, Lawton hatte völlig die Kontrolle verloren. Alles Weitere hatte keinen Zweck. Er ließ den kreidebleichen Brigadier General und dessen Adjutanten zurück und stürzte eilig zu seinen Reitern.
„Lassen Sie aufsitzen, Major! Das dritte Kavallerieregiment reitet den Feind beim Bahnübergang nieder. Ich verlange Bereitschaftsmeldungen in drei Minuten!“ (‚Und dann hoffe ich, wir können Verbindung zu Brig.Gen. Field herstellen.’)
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Vorneweg marschiert das 68th New York Infantry Regiment. Trotz heftigen Beschusses gelangt es in Kampfreichweite und beschießt die Geschützbatterien von Latimer, Garber und Dement. Doch ein Frontalangriff mit so schwachen Truppen ist Selbstmord - und die Thornton's 3rd Virginia Cavalry Regiment wendet das Blatt. Auch das 73rd Pennsylvania Infantry Regiment wird zerschlagen.
Die letzten Eskadrone waren noch nicht vollständig kampfbereit, da stürzte sich Thornton mit seinen Virginia-Reitern auf die feindliche Infanterieregimenter, die bereits begonnen hatten, die Geschützbatterien unter Feuer zu nehmen. Ob es nun die mitten unter den Yankees zerplatzenden Kartätschen der Kanonen waren oder der furchterregende Anblick seiner in vollem Galopp angreifenden Kavallerietruppe, das 68th New York Infantry Regiment brach auseinander und suchte sein Heil in wilder Flucht. Keine Minute später war auch das 73th Pennsylvania Infantry Regiment unter den Hufen der Kavallerie zersprengt worden. Nur die beabsichtigte Verbindung zu Douglas’ und Field’s Brigagen gelang der 4th Virginia Calvalry nicht mehr – denn die hatten sich bereits ihrem Ziel genähert…
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Fortsetzung folgt...
Am Bahndamm bei der Sudley-Groveton-Road, 3rd C.S. Division, Brig.Gen. Alexander R. Lawton, 10:55 a.m.
„Danke, Lieutentant Womack, und führen Sie den General sofort zu mir.“, sagte Lawton zu jungen Offizier aus Jackson’s Stab, der seinem General vorausgeritten war, um den Kommandeur der dritten Division zu wahrschauen. Bei all den Kämpfen hier war es nicht weiter verwunderlich, dass der Chef den Frontabschnitt persönlich inspizierte. Ob das ein gutes Zeichen war, dessen war sich Lawton nicht sicher. Konnte Jackson’s Auftauchen hier etwa bedeuten, dass hier das Zentrum des feindlichen Angriffs war? Darüber nachzugrübeln war sinnlos, denn er wusste ja kaum, was sich nördlich von ihm abspielte. Einzig zu William Starke im Süden hatte Lawton’s Division die Verbindung halten können. Andererseits: wenn Jackson jetzt hier her geritten kam, dann hatte der Feind sich nicht zwischen ihn und Ambrose Hill bei der Wilkins-Farm schieben können. „Lassen Sie Kaffee aufbrühen, Taylor, und besorgen Sie eine Schüssel mit klarem Wasser,“, bat er seinen Leibdiener, „und richten Sie General Trimble aus, er möge sich zum Briefing mit General Jackson einfinden. Ach ja, haben Sie meine Kartenrolle gesehen?“
Wenige Minuten später hatten sich die Kommandeure in Lawton’s Befehlszelt versammelt, sich ihre Gesichter mit kalten, klaren Wasser abgespült und frisches Kaffeearoma zog verführerisch durchs Zelt.
„Kurz nach 10:30 Uhr griff der Gegner direkt an der Straße mit einer Brigade an, nachdem er unsere Linien auf dem Damm mit massivem Kanonenbeschuss dezimiert hat. Die notwendige Neuordnung der Truppen verschob den geplanten Angriffstermin um weitere 15 Minuten. Kurz nach dem Abschmarsch konnte ich Marcellus Douglas beobachten, als sich seine Brigade Gefechte mit einigen Unionstruppen am Waldrand lieferte. Seitdem habe ich nichts mehr von ihm und General Field gehört. Allerdings haben wir hier auch selber bis erst vor kurzem einen zweiten Angriff der 2nd U.S. Division abwehren müssen.“ Brig.Gen. Lawton erklärte seinem Vorgesetzten in knappen Sätzen die aktuelle Lage.
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Dieser nickte knapp, nachdem Lawton’s Rede geendet hatte: „Gut, Gentlemen, dann setze ich Sie mal ins Licht. Die Einheiten, die uns bis jetzt angegriffen haben, gehörten allesamt zum I. U.S. Corps (AoV) von Franz Sigel. Hier am Bahndamm eröffnete Schenck’s Division den Angriff, der ungefähr gleichzeitig auch von Schurz’ Division auf Höhe von Wilkins’ Farm vorangetrage wurde. Dort griff auch Milroy’s unabhängige Brigade in die Kämpfe ein und konnte einige Positionen sichern. Allerdings bleibt den Nordstaatlern bis jetzt weitere Untersützung versagt, und daher haben sich die wenigen erfolgreichen Regimenter eingegraben. Ambrose Hill hat die Gunst der Stunde genutzt und die Mehrzahl der Geschützbatterien auf dem Bahndamm überrannt. Wie zu erwarten war, gab es nur vereinzelten Widerstand. Unser Gegner hat demnach noch nicht alle seine Divisionen versammeln können. Ich gehe davon aus, dass es sich hier im Süden genauso verhält. Wie haben Sie das weitere Vorgehen geplant?“
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„Nun, Field und Douglas sollten gegen 11:00 Uhr ihre Positionen gegenüber der feindlichen Artilleriestellung erreichen. Um ihren Angriff zu unterstützen, lasse ich meine gesamte Geschützgruppe Sperrfeuer schießen. Mit etwas Glück lenken wir die Aufmerksamkeit so auf uns.“
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„Und haben Sie schon etwas von Charles Field gehört?“, fragte Jackson nach: „Woher können Sie wissen, dass er und Douglas bereit zum Angriff sind?“
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„Nun, das wissen wir nicht. Ich schätze, ich werde es darauf ankommen lassen müssen, Sir.“
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„Okay, Gentlemen, dann lassen Sie uns keine weitere Zeit verlieren. Hoffen wir, dass es im Wald keine Komplikationen gab.“
Damit war der Teil der Besprechung beendet und Trimble und Lawton scharten ihre Adjutanten um sich. Kurz darauf ergingen die vereinbarten Signale an die Batterieführer und schon preschten die Gespanne vor die Front.
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Bild Nr.1: Die eigene Artillerie schießt Sperrfeuer, um die feindliche Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
Bild Nr.2: Die Schützen treten zum Angriff an. Im Wald ist die Einheit vor den Blicken des Gegners geschützt - und kann daher auch nicht angegriffen werden. Da die feindlichen Batterien nicht alle auf einer Linie stehen, kann nur das jeweils angegriffene Geschütz zurückfeuern - wenn alles nach Plan läuft.
Bild Nr.3: Die letzten Geschütze werden gestürmt.
Bild Nr.4: Nach dem Sieg marschieren Field's und Douglas' Brigade zurück zum Bahndamm.
Bild-im-Bild: Dies war der bisher erste Neustart. Zuerst versuchte ich nämlich, die Geschütze analog der Gefechte am Bahndamm weiter nördlich erstürmen zu lassen. Infanterie ist langsam, und im Wald noch viel langsamer. Die beiden Brigaden waren durch das konzentrierte Abwehrfeuer zerschlagen, bevor auch nur drei Geschütze erobert waren. Danach ging ich zu Plan B über, keine Gefangenen, weniger Prestige, aber auf Nummer sicher!
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Die Gefechtskarte nach dem Gegenschlag: Vor Wilkins' Farm ist der Bahndamm gesichert. Nördlich davon lagert eine Brigade Unionskavallerie und versprengte Einheiten. Südlich davon sind die Reste von Milroy's Brigade im Gehölz.
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Belagerungsartillerie im amerikanischen Bürgerkrieg
Im amerikanischen Bürgerkrieg unterschied man zwischen drei Arten der Artillerie:
- Feldartillerie: diese leichten Geschütze wurden in Zusammenhang mit beweglichen Einheiten eingesetzt,
- Festungs-/Belagerungsartillerie: diese schweren Geschütze verteidigten befestigte Plätze oder wurden in längeren Belagerungen verwendet,
- Küstenartillerie: hier kamen die schwersten Kaliber zum Einsatz, hauptsächlich zur Sicherung von Hafeneinfahrten oder anderen wichtigen Orten an Meeres- oder Binnengewässern.
Im tatsächlichen Einsatz verwischten die Grenzen oft, da auch leichte Geschütze in Belagerungen verwendet wurden oder schwere Artillerie in Schlachten eingesetzt wurde.
Gewicht und Größe der Belagerungsgeschütze waren so hoch, dass sie unmöglich mit den beweglichen Truppen im Felde operieren konnten. Stattdessen wurden die Geschütze und weiteres Belagerungsmaterial auf dem Wasser- oder Schienenweg an Ort der Belagerung gebracht, wenn es notwendig war. Vor dem Krieg verfügte die U.S. Army über eine Anzahl verschiedener Glattlaufkanonen (12-, 18- und 24-Pfünder) und Haubitzen (24-Pfünder und 8-inch). Diese bereits bei Kriegsausbruch veralteten Geschütze wurden in keiner einzigen Belagerung eingesetzt. Stattdessen verwendete man Kanonen mit gezogenem Rohr, die weitaus treffsicherer waren und mehr Durchschlagskraft und Reichweite besaßen. Ein 6.4“-Parrott-Geschütz besaß zum Beispiel eine Reichweite von 8 Kilometern, auch wenn über diese Distanz wegen fehlender Artillerieleitung keine Schüsse abgegeben wurden. Um die geringe Zahl an Belagerungsgeschützen mit gezogenem Lauf zu Beginn der Krieges zu erhöhen, wurden einige Glattlaufkanonen ausgebohrt und deren Munition modifiziert, dass sie durch gezogene Rohre verschossen werden konnte. Mit solchen Kanonen schossen Landungstruppen der Union im April 1862 Fort Pulaski an der Mündung des Savannah (Georgia) übergabereif, um den wichtigsten Hafen Georgias, Savannah, zu blockieren. Die Ziegelsteinmauern von Fort Pulaski wurden an mehreren Stellen nahezu komplett zerstört, später im Krieg erwiesen sich die „umgebauten“ Geschütze weniger wirksam bei schweren Feldbefestigungen, wie in Charleston oder Petersburg.
Zu den ersten neuen Belagerungsgeschützen gehörte eine vergrößerte Version des normalen 3“-Feldgeschützes mit vergrößertem Kaliber (jetzt 4,5“ – 114 mm). Das Vier-Fünfer war sehr einfach konstruiert und litt an Materialschwächungen im Bereich der Rohrmündung: die sich ausdehnenden Explosionsgase erodierten das Rohr nach 400 Schüssen so weit, dass es unbrauchbar wurde. Später wurden widerstandsfähigere Kupfermündungsstücke verwendet. Zwei Batterien (8 Geschütze) waren auch Bestandteil der Army of the Potomac, kamen jedoch nie zum Einsatz.
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Einer der einflussreichsten Geschützgießer war Robert Parker Parrott, ein ehemaliger Absolvent von West Point und Artillerieoffizier. Er begann ab 1860 mit der Herstellung moderner Geschütze mit gezogenem Lauf, die er durch eigene Erfindungen noch verbessert hatte. Seine ersten Modellserien waren zwar Feldgeschütze mittleren Kalibers (2,9“ bzw. 3,67“), später wurden stellten seine größeren Modelle jedoch die Masse des Belagerungsparks der Union. Seine 4.2“- und 6.4“-Geschütze waren dafür berühmt, fast ohne jegliche Leistungseinbußen tausende Schüsse abgeben zu können. Während der Belagerung von Petersburg feuerten 44 4.2“-Parrott-Rifles 11.606 Schüsse und nur ein Geschützrohr platzte wegen Schmutzrückständen im Rohr auf. Bei Charleston Harbor explodierte ein weiteres 4.2“-Geschütz, nachdem es bereits 4.606 Schüsse abgegeben hatte. Die verwendete Munition war relativ schwer: 30 Pfund (13,6 kg) wog eine 4.2“-Granate und 100 Pfund (45,3 kg) eine 6.4“-Granate. Es gab auch größere „Parrotts“, zum Beispiel einige 8“-Kanonen (20,3 cm) und drei wirklich furchterregende 10“-Geschütze, deren Munition 136 Kilogramm wog.
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Die Unionsbesatzung in Charleston nutzte zwei (britische) 5“-Withworth-Vorderlader, die von einem aufgebrachten Blockadebrecher stammten. Der Einsatz war so enttäuschend, dass die U.S. Navy sämtliche Withworths in ihrem Bestand ausmusterte. Marinegeschütze wurden auch in Landbelagerungen eingesetzt: da die Army of Tennessee (U.S.) über keinen Belagerungspark verfügte, wurden zwei ausgebaute 8“-Bordkanonen bei der Belagerung von Vicksburg verwendet. Auf Morris Island bedienten Geschützcrews der Navy zwei 11“-Dahlgren-Kanonen.
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Anders als Kanonen, die Feldbefestigungen und Mauerwerk frontal zerstören sollten, wurden schwere Mörser eingesetzt, um über Wälle und Festungen hinweg zu schießen oder Erdbunker zu beschädigen. Drei Standardkaliber wurden in der U.S. Army verwendet: 8“, 10“ und 13“-(Seeziel)Mörser. Die effektive Kampfentfernung war bedeutend geringer als die rechnerische Reichweite: z.B. lag die effektive Einsatzentfernung des 8“-Mörsers bei unter 800 Metern. In dieser Entfernung lagen 50% aller Schüsse in einem 50 m-Radius um das Ziel herum. Die Army of Tennessee (U.S.) experimentierte mit „Baum-Mörsern“ – ausgebohrte Baumstämme wurden mit Eisenbändern umwickelt und konnten wenige Schüsse abgeben, meistens wurden 6 bis 12 Granaten gleichzeitig geladen und verschossen.
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Die Südstaaten verfügten über keinen eigentlichen Belagerungspark. Dennoch setzten sie im Laufe des Krieges einige Belagerungsgeschütze ein. Dabei handelte es sich um alte Vorkriegsgeschütze, die man zu Beginn der Auseinandersetzungen aus den Armeedepots der U.S. Army und U.S. Navy beschlagnahmen konnte. Später kamen Beutewaffen ebenso zum Einsatz wie importierte Withworth- oder Armstrong-Kanonen. Das Äquivalent zu den Parrott-Kanonen waren die Geschütze von John Mercer Brooke, der sowohl Kanonen mit gezogenem (6,4“, 7“ und 8“) als auch glattem Lauf (10“ und 11“) als schwere Artillerie bzw. Bordartillerie herstellte. Während der Belagerung von Petersburg setzten die Konförderierten kleinkalibrige „Coehorn“-Mörser ein, die durch ihre Beweglichkeit in den vordersten Grabenwerken eingesetzt werden konnten, um Unionsstellungen zu beschießen.
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Es wird einmal wieder Zeit für ein kleines Päuschen, ein bisschen Entspannung vom harten und gefährlichen Soldatenleben. Was läge näher, als mit den Kameraden bei einem Krug Selbstgebrannten und im flackernden Schein eines Lagerfeuers gemeinsam den Klängen von Fidel, Banjo und Mundharmonika zu lauschen und mit brummigen Stimmen einen beliebten Cantus zu intonieren.
KIWI liefert sich mit einem Sergeant ein Duell im Messerwerfen, doch keiner kann mit dem Bowie so gut umgehen wie er. Yamamoto, Lewis Amistead (Fehler behoben) und Arminius sitzen auf ein paar leeren Pulverfässern und dreschen Karten auf einer kurzerhand zum Tisch umfunktierten Schlachttrommel und Oliver Guiness verteidigt trotz seines gehobenen Trunkenheitsgrades ein Fässchen Rum mit seinem Leben. Zardoz dreht mit stoischem Gleichmut ein über einem prasselnden Feuer aufgespießtes Schwein und versucht, die hungrigen Scharen abzuwimmeln, ohne die Geduld zu verlieren. Stoertebeker hingegen hat sich eine Violine geschnappt und von irgendwo im Schatten kennt sogar jemand den Text des Liedes, und schon nach der ersten Strophe fallen sie alle ein, sitzend - liegend - torkelnd, singen laut oder leise, wohlklingend oder kakophonisch, und lassen Gott und den General einen guten Mann sein.
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Riding a Raid
'Tis old Stonewall the Rebel that leans on his sword,
And while we are mounting prays low to the Lord:
"Now each cavalier that loves honor and right,
Let him follow the feather of Stuart tonight."
Come tighten your girth and slacken your rein;
Come buckle your blanket and holster again;
Try the click of your trigger and balance your blade,
For he must ride sure that goes riding a raid.
Now gallop, now gallop to swim or to ford!
Old Stonewall, still watching, prays low to the Lord:
"Goodbye, dear old Rebel! The river's not wide,
And Maryland's lights in her window to guide."
There's a man in the White House with blood on his mouth!
If there's knaves in the North, there are braves in the South.
We are three thousand horses, and not one afraid;
We are three thousand sabres and not a dull blade.
Then gallop, then gallop by ravines and rocks!
Who would bar us the way take his toll in hard knocks;
For with these points of steel, on the line of the Penn
We have made some fine strokes and we'll make 'em again.
'C'mon, sing along, lads!'
YouTube - Riding a Raid (http://www.youtube.com/watch?v=9a_NXGAUjws&feature=related)
"Riding a Raid", ein populäres Militärlied der Südstaaten beschreibt die Situation während des Maryland-Feldzuges im September 1862, insbesondere um die Schlacht von Antietam herum. Die konförderierte Kavallerie unter J.E.B. "Jeb" Stuart deckte während Lee's Vormarsch die offene Flanke der Fußtruppen und Trosse. Allerdings trägt er auch einen Teil der Schuld an Lee's mangelhaften Aufklärungsberichten über die Position von McClellans Army of the Potomac. Es gelang Stuart nicht, die Marschwege von McClellan entscheidend zu stören, der seine Truppen immer dichter an die auseinander gezogene Army of Northern Virginia heranführte. Während der Schlacht von Antietam sollte seine Truppe mit Artillerieunterstützung einen Sturmangriff auf die Flanke der Union durchführen. Wegen des heftigen Gegenfeuers wurde der Plan fallen gelassen. Nach dem Unentschieden in der blutigsten Schlacht des Bürgerkrieges zog Lee seine Armee zurück, Stuart und die Konförderierten-Kavallerie aber umrundete den Gegner in dessen Rücken, legte 120 Meilen Strecke in 60 Stunden zurück und plünderte zahlreiche Nachschubtransporte bzw. Pferdestationen.
Doch wie so viele Songs der Bürgerkriegsära ging auch "Riding a Raid" auf einen (umgetexteten) ausländischen Militärmarsch zurück - "Bonnie Dundee", ein schottischer Regimentsmarsch der britischen Armee. Und der wiederum geht auf ein Gedicht von Walter Scott zurück. Im Text geht es um John Graham of Claverhouse, Viscount (Vizegraf) of Dundee; genannt 'Bonnie Dundee'. Dieser erwarb seinen Schlachtenruhm hauptsächlich während des Jakobiten-Aufstandes der Schotten gegen die Engländer. Bei der Schlacht am Pass von Killiecrankie (1689) wurde Graham von einem Musketenschuss getötet, als er seine Highlander in den Kampf führte.
The Bonnets o' Bonnie Dundee (der Marsch)
1. Tae the lairds i' convention t'was Claverhouse spoke
Ere the Kings crown go down, there'll be crowns to be broke;
Then let each cavalier who loves honour and me
Come follow the bonnets o' bonnie Dundee.
Chorus:
Come fill up my cup, come fill up my can,
Saddle my horses and call out my men.
And it's Ho! for the west port and let us gae free,
And we'll follow the bonnets o' bonnie Dundee!
2. Dundee he is mounted, he rides doon the street,
The bells they ring backwards, the drums they are beat,
But the Provost, (douce man!), says ;Just e'en let him be
For the toon is well rid of that de'il o' Dundee.
Chorus:
3. There are hills beyond Pentland and lands beyond Forth,
Be there lairds i' the south, there are chiefs i' the north!
There are brave Duniewassals, three thousand times three
Will cry "Hoy!" for the bonnets o' bonnie Dundee.
Chorus:
4. Then awa' tae the hills, tae the lea, tae the rocks
E'er I own a usurper, I'll couch wi' the fox!
Then tremble, false Whigs, in the midst o' your glee
Ye hae no seen the last o' my bonnets and me.
Chorus:
Bonny Dundee (Das Originalgedicht, Walter Scott, 1830)
To the Lords of Convention 'twas Clavers who spoke.
'Ere the King's crown shall fall there are crowns to be broke;
So let each Cavalier who loves honour and me,
Come follow the bonnet of Bonny Dundee.
Come fill up my cup, come fill up my can,'
Come saddle your horses, and call up your men;
Come open the West Port and let me gang free,
And it's room for the bonnets of Bonny Dundee!
Dundee he is mounted, he rides up the street,
The bells are rung backward, the drums they are beat;
But the Provost, douce man, said, "Just e'en let him be,
The Gude Town is weel quit of that Deil of Dundee."
Come fill up my cup, etc.
As he rode down the sanctified bends of the Bow,
Ilk carline was flyting and shaking her pow;
But the young plants of grace they looked couthie and slee,
Thinking luck to thy bonnet, thou Bonny Dundee!
Come fill up my cup, etc.
With sour-featured Whigs the Grass-market was crammed,
As if half the West had set tryst to be hanged;
There was spite in each look, there was fear in each e'e,
As they watched for the bonnets of Bonny Dundee.
Come fill up my cup, etc.
These cowls of Kilmarnock had spits and had spears,
And lang-hafted gullies to kill cavaliers;
But they shrunk to close-heads and the causeway was free,
At the toss of the bonnet of Bonny Dundee.
Come fill up my cup, etc.
He spurred to the foot of the proud Castle rock,
And with the gay Gordon he gallantly spoke;
"Let Mons Meg and her marrows speak twa words or three,
For the love of the bonnet of Bonny Dundee."
Come fill up my cup, etc.
The Gordon demands of him which way he goes?
"Where'er shall direct me the shade of Montrose!
Your Grace in short space shall hear tidings of me,
Or that low lies the bonnet of Bonny Dundee.
Come fill up my cup, etc.
"There are hills beyond Pentland and lands beyond Forth,
If there's lords in the Lowlands, there's chiefs in the North;
There are wild Duniewassals three thousand times three,
Will cry hoigh! for the bonnet of Bonny Dundee.
Come fill up my cup, etc.
"There's brass on the target of barkened bull-hide;
There's steel in the scabbard that dangles beside;
The brass shall be burnished, the steel shall flash free,
At the toss of the bonnet of Bonny Dundee.
Come fill up my cup, etc.
"Away to the hills, to the caves, to the rocks
Ere I own an usurper, I'll couch with the fox;
And tremble, false Whigs, in the midst of your glee,
You have not seen the last of my bonnet and me!"
Come fill up my cup, etc.
He waved his proud hand, the trumpets were blown,
The kettle-drums clashed and the horsemen rode on,
Till on Ravelston's cliffs and on Clermiston's lee
Died away the wild war-notes of Bonny Dundee.
Come fill up my cup, come fill up my can,
Come saddle the horses, and call up the men,
Come open your gates, and let me gae free,
For it's up with the bonnets of Bonny Dundee!
Lewis Armistead
01.08.10, 21:56
Yamamoto, Lewis Amistad und Arminius sitzen auf ein paar leeren Pulverfässern und dreschen Karten auf einer kurzerhand zum Tisch umfunktierten Schlachttrommel und Oliver Guiness verteidigt trotz seines gehobenen Trunkenheitsgrades ein Fässchen Rum mit seinem Leben.
Ob dieser Amistad wohl ein entfernter Verwandter ist...:D
Ich finds immer spitze wenn Leute aus dem Forum eingebaut werden...daher vielen Dank der Ehre...mit den Herren würde ich tatsächlich gerne mal Karten spielen :D
Grüße Lo :prost:
Habe den Typo berichtigt, General Amistead!
1st Virginia Cavalry Regiment, nahe der Cushing Farm, 11:20 a.m.
“Geschütz 1 feuerbereit, Sir!”
........
“Zurücktreten. Geschütz 1 – Feuer!“
Kaum hatte der Geschützführer den Feuerbefehl gegeben, schoss eine Schrapnellkugel unter donnerndem Krachen aus der Rohrmündung und zerplatzte nach kurzem Flug in den Kronen einiger Kastanienbäume. Beißender Pulverdampf legte sich über die Wiese und wurde von dem schwachen Wind spiralförmig verwirbelt.
„Batterie halt! Feuer einstellen!“ Captain William Pegram musste gegen das Krachen eines weiteres Abschusses anbrüllen. „Sehen Sie die Kerle dort noch irgendwo?“
........
Die Frage galt Colonel L. Tiernan Brien vom 1st Virginia Cavalry Regiment, der angestrengt die Baumreihen mit seinen Blicken absuchte.
„Nein. Scheint mir, als hätten sie sich wieder verzogen… Halt – nein, doch – dort drüben, links von der kleinen Lichtung sammeln sie sich wieder, sehen Sie?“
Und wieder wurden Kommandos gebellt, Trompetensignale geblasen und zwischen als dies krachte erneuter Kanonendonner. Abgerundet wurde die vielfarbige Geräuschkulisse nur noch von den Rufen der Männer, den Peitschenknallen der Musketen, dem Wiehern der Pferde und dem ganz natürlichen Klangspektrum der Bewohner einer Feuchtwiese im Hochsommer. Tatsächlich hatten sich drüben auf der anderen Seite des kleinen Bachs ein paar Kavalleriekompanien versammelt. Nun, da ihre Position entdeckt worden war, kamen Sie laut schreiend heran galoppiert, gaben ein paar ungezielte Schüsse ab und spurteten danach wieder in das Wäldchen, diesmal verfolgt von ihren Kameraden aus dem Virginia. Und kaum waren diese auf Schussreichweite an der Baumgrenze heran, traten dutzende weiterer Yankees zwischen den Bäumen hervor und das Spiel begann von neuem.
„So geht das hier nun schon seit zehn Minuten. Wenn ich nur wüsste, was die Jungs vorhaben.“ Colonel Brien schien mit seinem Rat am Ende zu sein. Als sich vor einer halben Stunde einige feindliche Reiter in der Nähe der Furt gezeigt hatten, hatte er die Häfte seines Regiments zum Schutz einer einzelnen Geschützbatterie abkommandiert. Danach passierte erst einmal lange nichts, bis seit eben zehn Minuten eine hektische Betriebsamkeit dort drüben einsetzte. Mal lockten Sie seine Truppen mit vermeintlich leichten Ködern nach vorne, mal demonstrierten sie wilde Stärke und ritten mit dreifacher Überlegenheit auf die einsame Konförderierenstellung zu. Doch niemals wagten sie sich für längere Zeit in die Nähe der Geschütze und auch Gewehrduellen mit der abgesessenen Virginia-Kavallerie gingen sie aus dem Wege.
........
„Wenn Sie mich fragen, Colonel, dann wollen die sie bloß von den Geschützen weglocken. Und wenn die so weitermachen, geht unser Munitionsvorrat auch bald zu Neige.“
........
„Ja, Pegram, das befürchte ich auch. Wie steht es denn vorne bei Hill’s Fußsoldaten?“
........
„Nun, haargenau dasselbe in Grün, würde ich mal sagen. Maxcy Gregg’s Brigade wird ständig von Plänklern aus Pleasonton’s Kavallerie angegriffen. Doch kaum stellen sich die Regimenter in Gefechtslinie auf, nehmen die Burschen schon wieder Reißaus.“
........
„Ich kann mir nicht helfen, die wollen uns doch nur von irgendetwas ablenken, Captain. Hill sollte langsam deswegen etwas unternehmen.“
........
„Oh – das wird er, Colonel Brien, das wird er. Sehen Sie doch, dort. Es scheint, als ob Bewegung in Thomas’ Brigade beim Farmhaus kommt…“
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Immer wieder dasselbe Spielchen. Ein Köder für Brien's 1st Virginia Cavalry, doch dann tritt eine Übermacht an berittenen Gegnern hervor. Rückzug zu den Geschützen - Absitzen - ein kurzer Angriff; und schon ziehen sich die Gegner wieder zurück. Diese Ablenkung hat nun schon zehn Minuten die Aufmerksamkeit des Befehlshabers auf dieses Frontabschnitt gefesselt. Entweder, man räumt die Position (ohne Not), man sendet Verstärkung (also schwächt andere Frontabschnitte) oder man geht offensiv und mit aller Kraft gegen die Störenfriede vor. Etwas weiter östlich auf dem Bahndamm übrigens dasselbe Theater, nur diesmal ist es Gregg's Brigade, die zum Narren gehalten wird.
Wieder am Bahnübergang der Sudley-Groveton-Road, Linker Flügel der ANV, Major General Thomas J. Jackson, lunch time
Nicht, dass es ein besonders angenehmer Duft war, welchen das suppenähnliche Gebräu in seinem Blechnapf verströmte – nein – aber draußen im Felde lernte man mit der Zeit, nicht wählerisch zu sein, wenn es um die Mahlzeiten ging. Wenigstens war das Essen warm. Heiß, eigentlich. Genauer gesagt, war es so heiß, dass die empfindlichen Schleimhäute im Mund bei bloßer Berührung Blasen warfen. ‚Na gut’, dachte sich der einsame Soldat: ‚dann rühr ich eben noch mal ein bisschen um. Vielleicht erkennt man ja sogar die Zutaten.’ Die Hauptbestandteile waren dicke, weiße Bohnen und daumennagelgroße Linsen, dazu waren dunkle Fleischbrocken unbekannter Herkunft zu erkennen – und massenhaft Fettstücke, die wie riesige, groteske Maden aussahen. Dazu gab es eine Scheibe Brot, dass nach Geschmack und Konsistenz eher aus Kiefernrinde statt Weizenmehl gebacken worden war.
........
‚Der Hunger treibts rein, der Ekel runter…’. Zwar stimmte das bis hierhin, aber dafür, dass es der Geiz anschließend auch drinnen hielt, war eine große Portion Selbstüberwindung notwendig. Und so kämpfte der unbekannte ‚Johnny Reb’ mit seinem Essen zwischen Hunger und Würgereflex, er bewunderte die Kameraden, die ihr Hungergefühl unterdrücken konnten oder sich noch ein paar Rationen aufgespart hatten und verabscheute diejenigen, welche sich den Fraß unter anerkennenden Schmatzlauten in den Rachen schoben. Sehnsüchtig blickte er hinüber zum Kommandozelt, aus welchem das verführerische Aroma gebackener Hühner herüberwehte. ‚Wenigstens der General kann gut speisen. Hoffen wir, dass er zufrieden mit seinem Essen ist, bevor er schlechte Laune bekommt, die wir dann ausbaden müssen.’ Verloren kaute er auf einem wurzelähnlichen Fleischstück herum und fügte einen tiefen Seufzer hinzu: ‚Hoffentlich sind wir bald in Washington, damit dieser Scheißkrieg vorbei ist und ich zurück nach Hause kann. Ich will zurück nach Hause.’
Im Kommandozelt verspürte General Jackson trotz des würzigen Hühnerbratens keinen Appetit. Denn auch er war tief in Gedanken an seine Familie in Richmond versunken. Jetzt würde er keinen Happen hinunter kriegen, das war ihm klar. ‚Vielleicht würde mir ein stilles Gebet die Schwermut nehmen?’ Ganz gewiss – und so hielt er stumm Zwiesprache mit Gott und bemerkte den eintretenden Offizier nicht.
........
Major R.C. Morgan brach schließlich das Schweigen: „Bitte um Verzeihung, General Jackson. Ich komme mit Nachrichten von General Hill, Sir.“
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Thomas Jackson drehte sich zum Zelteingang um und musterte den Neuankömmling. „Und das ist so dringend, dass er seinen Chefadjutant persönlich schickt? Treten Sie näher, Major und – was ist es denn?“
........
„Danke verbindlichst, Sir. Nun, General Hill hatte damit gerechnet, dass Sie gerade lunchen würden und hielt es für wahrscheinlicher, dass ich eher unverzüglich zu Ihnen vorgelassen werde, als ein gewöhnlicher Meldereiter.“
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„Er ist halt ein Fuchs… Nun, wie Sie sehen, esse ich nicht. Wenn Sie aber Appetit haben, Uncle Moses dort drüben macht hervorragende Backhühner. Freilich erst nach Ihrer Meldung…“
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„Danke für das Angebot, Sir, aber ich muss leider ablehnen. General Jackson, wir haben vor uns am Bahndamm einige Probleme mit feindlicher Kavallerie in Brigadestärke. Es scheint, sie wollen uns beschäftigen und kundschaften ziemlich geschickt unsere Stellungen aus. General Hill bittet Sie, ihm zu gestatten, die Reservebrigade unter Colonel Thomas einsetzen zu dürfen, um die Yankees ein für alle Mal zu vertreiben und die Frontreihen so dicht zu schließen, dass auch in Zukunft niemand mehr durchschlüpfen kann.“
........
„Was denn, die Reserve bei Wilkins’ Farm? Wegen der Kavallerie? Mir scheint eher, der alte Hill will seine Division vorrücken lassen. Nein – richten Sie ihm aus, er muss anderweitig sehen, wie er mit den Yankees fertig wird. Thomas bleibt weiterhin auf seinem Posten und wird erst eingesetzt, wenn die Stellungen am Bahndamm wieder angegriffen werden.“
........
„Aye, aye, General. Er wird nicht erfreut sein, aber ich richte es ihm aus. Ich bitte, zurückkehren zu dürfen.“
........
„Ja, ja – gehen Sie ruhig, wenn Sie keinen Hunger haben. Wegtreten!“
So ein bisschen stutzig war Thomas Jackson schon – erst schickt Hill seine rechte Hand und dann wechselt der keine zwei Worte und verschwindet wieder, ohne wenigstens auf einen Einsatz der Reserve zu insistieren. Er trat hinaus ins Freie, doch Major Morgan’s Pferd zog bereits eine dünne Staubfahne hinter sich her. Der Argwohn hatte die Instinkte geweckt und die Schwermut von vorhin vertrieben. Zwar war mit ihm auch der Hunger zurückgekehrt, aber der würde jetzt warten müssen. „Bursche, sattle mein Pferd und wahrschaue Major Dabney. Wir wollen zu Ambrose Hill reiten!“
Einige Minuten später bei Hill’s Befehlsstab nahe der Wilkins-Farm:
„Und, was hat er gesagt?“
........
„Nur dass wir Thomas’ Brigade nicht einsetzen dürfen. Der soll hier weiterhin seine ruhige Kugel schieben, bis es am Bahndamm wieder losgeht.“
........
„Und das war alles, Morgan?“, Major General Hill streifte sich die Handschuhe über.
........
„Nicht eine Silbe mehr, Sir, außer, dass Sie anderweitig klar kommen sollen. Sie hatten Recht, und jetzt haben Sie freie Hand.“
........
Ambrose Hill lachte dröhnend auf: „Ja, dann machen wir dem Mann mal Feuer unterm Hintern. Thomas wird mit seinen Jungs erstmal hier bleiben – aber vom Rest der Division hat Jackson nicht gesprochen. Dann schicken Sie mal ein paar Reiter los. Vormarsch wie besprochen! Yeehaa!“
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Hill nutzt die Scharmützel mit der U.S. Kavallerie als Ausrede und verschiebt den Großteil seiner Truppen zum Bahndamm vor. Von dort hat man einen exzellenten Überblick über sich auf der Straße nähernde Unionskolonnen. Die wichtigen Plätze bei Wilkins' Farm, der Mühle und der Furt über den Bull Run werden vorerst noch gehalten - diese Truppen sollen aber baldigst nachkommen, wenn Jackson abgekämpfte Ersatzbrigaden aus dem Süden nachschickt, die ohnehin nicht mehr in der Gefechtslinie stehen sollten.
Und so setzte sich der größte Teil der Leichten Division in Bewegung und auch Einheiten aus Fitz Lee’s Kavalleriebrigade marschierten ab. Einzig James Archer blieb mit seiner Brigade vorerst noch beim Mühlhaus, doch auch er würde schon bald folgen und über den Bahndamm hinaus vorstoßen. ‚Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss der Prophet eben zum Berg’, dachte sich Hill und hoffte, dass Jackson die günstige Gelegenheit erkennen würde, die sich den Konförderierten jetzt bot. Und während er diesbezügliche Meldungen für seinen vorgesetzten Kommandeur hastig auf einige kleine Papierzettel kritzelte, griff Maxcy Gregg’s Brigade geschlossen die feindlichen Kavallerieregimenter an, O’B Branch’s Brigade rückte unerkannt in deren Rücken vor und Tiernan’s Kavallerie besorgte schließlich den Rest. Fünf Minuten später war das Gelände zwischen Mühlbach und dem Vorfeld des Bahndamms praktisch feindfrei.
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Gregg's Brigade marschiert frontal auf die U.S. Kavallerie zu. Im Wäldchen wartet die eigene 1st Virginia Cavalry Brigade und aus ihren Stellungen weiter westlich nähern sich Branch's Brigade und vier Geschützbatterien unter den Captains Pelham, McIntosh, Potts und Cutshaw.
Ein U.S. Regiment kann überrannt werden, die anderen fliehen in den Wald vor dem Bull Run. Außerdem geht Brig.Gen. John Beardsley (U.S.) ins Netz.
____Wer? Wie? Was? Warum?__________________________
Verpflegung im Amerikanischen Bürgerkrieg
Während des Brügerkriegs hatten beide Seiten mit der Nahrungsversorgung ihrer Feldarmeen zu kämpfen, der Süden sicherlich etwas mehr als der Norden. Und auch wenn die Armeeführung moderne Logistikkonzepte bereits im Krieg gegen Mexiko entwickelt hatte, hing sich das Nahrungsangebot in Vielfalt und Vielzahl an der Front zuweilen sehr vom allgemeinen Marktangebot der Region ab. Einer der einflussreichsten Taktiker des kommenden Krieges war William Joseph Hardee, ein alter Haudegen und Kavallerieoffizier, der sich bereits im amerikanisch-mexikanischen Krieg unter Zachary Taylor und Winfield Scott seine Sporen verdient hatte.
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William Joseph Hardee, genannt "Old Reliable", und sein Infanteriegrundwerk "Hardee's Tactics"
Mit 22 Jahren schloss er 1838 seine Ausbildung in West Point ab und diente anschließend bei den 2nd U.S. Dragoons im Seminolenkrieg - obwohl er häufiger krank als einsatzbereit war. 1840 schickte ihn die U.S. Army nach Frankreich, um dort moderne taktische Konzepte zu studieren. Im Krieg gegen Mexiko wurde er nach den Gefechten bei Vera Cruz und Medelin zum Major ehrenhalber ernannt, 1846 wurde er in Texas gefangen genommen und ein Jahr später bei einem Gefangenenaustausch freigelassen. Er verblieb zunächst bei den Texas Rangers, verfasste später seine Taktikkonzepte im Auftrag von Verteidigungsminister Jefferson Davis und nahm eine Lehrstelle in West Point an.
Seine Erfahrungen während des Bürgerkriegs sind eine andere Geschichte.
Später diente er als General auf Seiten der Könförderierten, doch vorher lehrte er von 1856 bis 1860 an der United States Militärakademie West Point. Seine Lehr- und Ausbildungsmethodik war konzeptionell durchdacht und orientierte sich an seinem Buch “Rifle and Light Infantry Tactics for the Exercise and Menoeuvres of Troop when acting as Light Infantry or Riflemen” – was später als “Hardee’s Tactics” DAS Standardwerk zur Infanterieausbildung auf beiden Seiten wurde. Darunter findet man auch folgendes:
Anmerkung zu den Maßeinheiten von mir:
Unze (oz.) = 28,35 Gramm
1 Quart (qt.) = 0,95 Liter/Kubikdezimeter
1 Pfund (lb.) = 0,45 kg
1 Gallone (gal.) = 3,79 Liter
Es gelten die US-Maße, nicht die imperialen (englischen) Maße
Tagesration für einen Soldaten
- 20 oz. Pökelfleisch oder frisches bzw. eingesalztes Rindfleisch
- 12 oz. Hartbrot (keksähnliches Gebäck, auch als „Union Hardtack“ bekannt)
- 1 oz. eingekochtes Gemüse (in Blechdosen) oder getrocknete Kartoffeln
Für je 100 Portionen gab die Feldküche außerdem folgende Zusätze aus (wie gesagt, laut Vorschrift):
- 8 qts. Bohnen oder Erbsen
- 10 Pfund Reis oder Mais
- 10 Kaffebohnen (frisch) oder 8 Pfund (geröstet)
- 10 Pfund Zucker
- 2 qts. Salz
- 1 gal. Essig
- 3,75 Pfund Kerzenwachs (nicht zum Essen)
- 4 Pfund Seife (nicht zum Essen)
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Die verbreitetsten Nahrungsmittel waren Hardtacks und Pökelfleisch vom Schwein, beides „echte“ Dauerlebensmittel: lange haltbar, kaum verderblich, einfach zu lagern – perfekt für den Feldbedarf! Während die Feldgeschirre der Kompanien im Gefecht meist im Lager verblieben, hatten viele (erfahrenere) Soldaten eigenes Kochgeschirr, um sich bei Zeit und Hunger aus den Feldrationen und aufgesammelter Zusatznahrung einfache Gerichte zu kochen – quasi als Action Snack. Außerdem setzten die Soldaten ihren Sold häufig ein, um Lebensmittel bei örtlichen Farmern zu kaufen (und natürlich wurde auch geplündert). Die Südstaaten hatten wegen der landwirtschaftlichen Monokulturen und der wirksamen Blockade große Probleme mit der Standardversorgung ihrer Soldaten, auch wenn natürlich jeder sein möglichstes tat. Kaffee wurde zum Beispiel mit geröstetem Weizen gestreckt oder durch gerösteten Chikoree ersetzt und Erdnüsse wurden in rauen Mengen verzehrt. Das häufigste Problem bei den Lebensmitteln war Schädlingsbefall durch Insekten oder Ratten. Zu den Besonderheiten der U.S. Soldaten gehörte sicherlich die bessere Versorgung mit Kondensmilch (die in Amerika seit Mitte der 1850er fabrikmäßig hergestellt wurde) und Kaffee – auch wenn die Kaffeebohnen meist erst noch geröstet werden mussten. Dafür hatten die C.S. Soldaten leichteren Zugang zu Tabak. Die vorgeschobenen Postenketten beider Seiten betrieben ein intensives Tauschsystem Tabak gegen Kaffee, wenn man nicht gerade aufeinander schoss. Ein verbreitetes Schnellgericht der Südstaatler für zwischendurch war „Coosh“ und bestand aus gebratenem Schinken, den man mit Wasser und Maismehl zu einem verdickten, braunen Brei kochte.
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Links: So wurden Armeevorräte gelagert. Pökelfleisch, Pflanzenfette, Essig, Zucker, Salz und Mehl wurde in Fässern gelagert, oft auch in großen 'Commissary Camps' unter freiem Himmel. Gemüse wurde in Dosen eingekocht und dann in Holzkisten verpackt gelagert.
Rechts: Ein Hardtack - das berühmte "Brot" des Bürgerkriegs. Naja - es ist mehr Keks als Brot, dafür aber so lange haltbar und so hart wie Schuhsohlen.
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:wayne:
Guten Appetit allen miteinander! Seit sechs Stunden sitze ich an diesem Beitrag und habe sämtliche Mahlzeiten ausfallen lassen müssen. Jetzt gibts aber erstmal was Nahrhaftes.
Lewis Armistead
10.08.10, 01:10
Seit sechs Stunden sitze ich an diesem Beitrag und habe sämtliche Mahlzeiten ausfallen lassen müssen. Jetzt gibts aber erstmal was Nahrhaftes.
Würde euch dafür gerne reppen kann aber noch nicht wieder...
Spitzen Beitrag auf jeden Fall...*daumen hoch*
Habe zuhause selbst ein Buch mit Rezepten aus dem Bürgerkrieg liegen und hab 1-2 Sachen auch schon nachgekocht.
Kann bestätigen, diese Hartacks sind bretthart :D
Im Bürgerkrieg weichte man sie meines Wissens nach häufig in Kaffee ein um sie genießbarer zu machen...
Eine kleine Sache hab ich mal wieder, aber überhaupt nicht tragisch...
Im Kommandozelt verspürte General Jackson trotz des würzigen Hühnerbratens keinen Appetit. Denn auch er war tief in Gedanken an seine Familie in Richmond versunken.
Jackson und seine Familie lebten zu der Zeit in Lexington, wo er vorher am VMI (Virginia Military Institute) unterichtete.
Von Retterling
13.08.10, 23:30
Wunderbarer AAR! Lieben eure gelungene Mischung von Spiel und den Informationen über die damalige Realität. Weitermachen:D:top:.
@vR: Vielleicht schaff ich noch heute Abend einen neuen, aber wahrscheinlich erst am Sonntag.
@Lothario: Wie Ihr wahrscheinlich bereits erraten habt, ich habe keine Ahnung vom Bürgerkrieg (außer Fackeln im Sturm ;)). Vielleicht sollte ich meine 'W-4'-Beiträge erstmal bei Euch zum Lektorat vorlegen. Schön wär's natürlich auch, ich könnte Euch dazu animieren, selber etwas Eures Wissens preiszugeben...
Lewis Armistead
14.08.10, 13:50
Wenn das so sein sollte, dann habt ihr es wahrlich meisterlich kaschiert denn darauf wäre ich nie gekommen...waren ja eher vereinzelte und wirklich kleine Fehler bei letzten Endes Spezialwissen.
Wenn ihr außer Fackeln im Sturm nichts zum Bürgerkrieg kennt empfehle ich euch als allererstes die Filme "Gods and Generals" und vor allem "Gettysburg"..."Ride with the Devil" und "Unterwegs nach Cold Mountain" ist ebenfalls sehenswert...
Was ich so zum Bürgerkrieg weiß, nehme ich zu großen Teilen aus James McPherson - 'Für die Freiheit sterben'...ein über tausend Seiten Wälzer mit jeder Menge Hintergrund-Information auch zu Wirtschaft im Krieg und vor allem sehr ausführlichem 'Weg in den Krieg'...ist allerdings auch teilweise sehr mühsam zu lesen...
Weiterhin ein Buch "Amerikanischer Bürgerkrieg - Tag für Tag", welches sich auf das Kriegsgeschehen konzentriert und indem wirklich jedes noch so kleine Scharmützel verzeichnet ist, dazu Kurzbiographien zu vielen Generalen...
Ich bin im Moment schwer am überlegen, mir die Memoiren von James Longstreet zuzulegen. Sicher nochmal ein ganz anderer Einblick, aber das gibt es leider nur auf Englisch...na mal sehen :)
Vlt packt es mich ja mal und ich schreibe hier ein Wissens-Kapitel rein...
Würde euch dabei dann vorher natürlich nochmal um Erlaubnis bitten :)
Bis dahin, macht weiter so :prost:
derblaueClaus
14.08.10, 14:16
Verdammt......ihr seid Schuld ! Wegen eures AARs habe ich AACW wieder aus dem Schrank geholt und habe damit noch weniger Zeit für meine Hausarbeit......und das alles nur wegen euch. :P :D
Macht weiter so, insbesondere die Hintergrundinfos sind super !
Prolog 1: Ich habe vor dem AAR hier tatsächlich nicht viel Ahnung vom Bürgerkrieg gehabt, wenn man mal "Sid Meyers Gettysburg" ausklammert. ;) Ich surfe eigentlich nur im Netz und versuche interessante Informationen zu sammeln, die inhaltlich zu einem im Spielgeschehen auftretenden Aspekt passen. Ich würde das also noch nicht einmal als gefährliches Halbwissen bezeichnen. Teilweise merke ich bei späterer Lektüre, dass ich doch ziemlichen Schwampf geschrieben habe, sei es wegen Übersetzungsfehlern oder weil ich blind falsche Informationen übernahm. Vorige Woche habe ich mir aber tatsächlich den Film "Gettysburg" angeschaut (als Wiederholung, denn das erste Mal muss gegen Mitte der 90er gewesen sein). Und auch "Gods and Generals" habe ich schon gesehen, aber der Film ist kein Vergleich zu seinem Vorgänger. Sooo schnulzig, sooo pathetisch, würgh. McPherson "Battle Cry of Freedom" habe ich mir tatsächlich am Freitag bei Amazon bestellt. Er scheint ja sowas wie die akademische Kapazität in Sachen Civil War darzustellen. Eigentlich läuft es wie beim "Blitzkriegs-AAR" - je mehr man schreibt, desto mehr lernt man selber.
Prolog 2: Erstmal ohne Bilder. General Internet machte mir diesmal einen fetten Strich durch die Rechnung. Nachdem ich die letzten 3-4 Stunden an den Bildern (insbesondere an einer Gefechtskarte) gearbeitet habe, sagt mir mein Screex.com, dass die bis dahin verwendeten JPEG-Bilder ungültige Dateiformate wären. Jetzt muss ich mir überlegen, wie ich das löse. Andere Formate sprengen jedenfalls die Uploadbegrenzung deutlich.
Edith sagt: Bin erstmal auf einen anderen Filehoster umgestiegen. Insgesamt würde ich dennoch gerne bei nur einem Dienstleister bleiben, um nicht durcheinander zu kommen.
Die unfertige Bahnlinie, Major General Jackson und Major Dabney, 11:45 a.m.
Vorsichtig pirschte der kleine Trupp, bestehend aus dem Korpsbefehlshaber, seinem Stabsadjutanten und seiner persönlichen Eskorte, an den Gleisfundamenten der unfertigen Bahnstrecke entlang nach Norden. Die Vorsicht entsprach der Routine und es spielte keine Rolle, ob tatsächlich eine Gefahr drohte. Aber immerhin war dieser Teil der Bahnstrecke bereits seit über einer Stunde geräumt worden und man konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob die flüchtenden Nordstaatler nicht vielleicht noch ein paar Scharfschützen als Nachhut in den Wäldern links und rechts der Trasse zurückgelassen hatten. Und so hatten alle Beteiligten kein Wort mehr gesprochen, seitdem die letzte konförderierte Vorpostenkette passiert worden war.
Schließlich brach Major Robert L. Dabney das konzentrierte Schweigen, als er das Wort an General Jackson richtete: „Ich bin neugierig, Sir. Warum reiten wir in aller Eile zu Ambrose Hill? Ich meine, immerhin lassen wir eine üppige Mahlzeit ausfallen und Gott weiß, ich bin mehr als nur hungrig. Seit einem Tag kam ich nicht mehr zum essen.“
........
„Ich bekam Besuch von Hills Stabschef, und ich glaube, ‚Little Powell’ hat irgendeine Heldentat vor. Jedenfalls erachte ich es als klüger, die Lage vor ihm persönlich in Augenschein zu nehmen, als sich am Ende überrumpelt zu sehen. Mit viel Glück speisen wir in wenigen Minuten an Hills Tafel – auch wenn die Chancen dafür eher schlecht stehen.“
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„Tja, Sie glauben, Hill nimmt seine Front auf eigene Faust nach vorne – jetzt wo die Yankees vor ihm wie die Hasen laufen, was?“
Und so unterhielten sich die beiden Herren über das für und wider der taktischen Optionen und des Morgenbefehls von Robert Lee, als der plötzlich der Führer der Leibwache neben Jackson auftauchte:
„General Jackson, ich muss Sie unterbrechen. Meine Vorhut hat verdächtige Bewegungen ausgemacht. Hören Sie, Sir? Dort drüben im Dickicht.“
Tatsächlich war eindeutig lautes Rascheln und das Brechen kleiner Zweige zu vernehmen. Grob geschätzt, bewegte sich dort links ihrer jetzigen Position mindestens ein ganzer Zug nach Süden.
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„Könnten dies Spähtrupps von Hills rechtem Flügel sein, die das Gebiet zwischen ihm und Lawton aufklären sollen?“ Major Dabney war noch ratlos, was er von der Situation halten sollte.
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„Das ist zwar möglich, aber es gibt auch eine andere Erklärung.“, flüsterte der Captain leise: „Vorhin sind feindliche Truppen in Brigadestärke hier gegen unsere Postenkette vorgerückt. Sie fanden keine Kampflinie, und möglicherweise sind sie abgezogen, als ihre Kameraden zur Rechten und Linken das Laufen gelernt haben. Aber vielleicht haben sie sich hier auch nur verschanzt und suchen nun unseren Tross oder die Artillerie.“
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Angestrengt blickten die Soldaten hinüber zum Rand des Waldes – und tatsächlich klärte sich die Frage ob blau oder grau nur wenige Momente später auf. „Blaue Uniform. Das muss die Flanke von Milroy’s Brigade sein.“ Thomas Jackson kratzte sich am Ohr: „Dabney, die gehen südwärts. Wer bildet bei Alexander Lawton die Reserve?“
........
„Das ist dann wohl Trimble’s Brigade. Direkt beim Geschützpark.“
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„Captain, senden Sie sofort einen ihrer Männer zu General Trimble. Isaac muss von der Gefahr hinter ihm gewarnt werden. Außerdem soll er sich endgültig um diese Störenfriede kümmern – wir übrigen reiten hier schnell weiter zu Hill’s Befehlsstab, bevor wir noch von einer Yankeekompanie gefangen genommen werden.“
Doch als der Reiter schließlich mit seiner eiligen Botschaft bei Isaac Trimble eintraf, hatte der seine Brigade bereits ins Gefecht mit dem Gegner geführt – der sich als das 82nd Ohio Infantry Regiment entpuppte. Anscheinend wollte sich Brigadier General Milroy mit kleinen Kampftrupps an die Geschützstellungen heranarbeiten. Vielleicht hatte er gehofft, dass die Konförderierten den fliehenden Truppen von Schenck’s Division nachsetzen würden und im Rücken verwundbar waren. Doch als das 82ste schließlich hinter den Bäumen hervortrat, blickten sie auf eine nach wie vor eng konzentrierte Südstaatendivision mit einer ganzen Brigade als Nachhut. Trimble’s Brigade war schon seit dem Beginn der Kampagne die zahlenmäßig schwächste in Jacksons Korps gewesen, und auch die letzten Kampftage hatten ihre Spuren hinterlassen. Trotzdem waren die knapp über eintausend Männer den Angreifern immer noch hoch überlegen. Und als die sich die gelichteten Reihen der Männer aus Kenton, Ohio, rückwärts zur Flucht wandten und die eigene Kavallerie zum Sturmangriff bließ, da wusste auch ein so erfahrener Mann wie Isaac Ridgeway Trimble, dass er seine Leute nicht mehr würde aufhalten können, bis nicht der letzte Yankee zur Hölle gejagt worden wäre.
Entschlossen setzten seine Regimenter nach – und schließlich traf auch der Meldereiter von Jacksons Eskorte ein. Der überbrachte nicht nur den Befehl des Generals, sondern berichtete auch über weitere Truppenteile, die sich noch etwas weiter nördlich verschanzt hatten.
„Na, das nenne ich einen Zufall! Genau dahin bin ich mit meiner Brigade schließlich unterwegs. Melden Sie General Jackson, dass ich jetzt mit Robert Milroy’s Kommando aufräume. Vielleicht kann er Hill anstiften, mir mit ein paar Truppen entgegen zu kommen. Dann zerquetschen wir diese Leute wie Wanzen zwischen Daumen und Zeigefinger.“
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Nr.1: Ohios 82nd Infantry stößt in ein Wespennest. Isaac Trimble's Brigade, ein Regiment Kavallerie und mindestens eine Geschützbatterie lagern in allernächster Nähe.
Nr.2: Und so wird das einsame Nordstaatenregiment bald versprengt.
Nr.3: Es gibt noch mehr Yankees zwischen beiden C.S.A.-Divisionen. Isaac Trimble soll von Süden aus vorrücken, Edward Thomas kommt ihm entgegen.
Nr.4: Als Bonus wird auch noch Maj.Gen. Hooker, Kommandeur der 2nd U.S. Division aus Heintzelmann's III U.S. Corps (AotP) überrascht. Normalerweise sollte die KI ihre Kommandeure mitsamt deren Truppen bewegen, doch von der 2nd Division ist weit und breit nichts zu sehen.
Hill hatte inzwischen selbst die Initiative an seinem rechten Flügel übernommen. Auf die Meldung hin, dass Major General Jackson zu ihm unterwegs war, hatte er selber das Gelände aufklären lassen – sicherheitshalber. Und dabei waren seine Späher auf das 2nd West Virginia Infantry Regiment gestoßen, nur knapp südlich von Wilkins’ Farm und direkt gegenüber dem Südrand des Weizenfeldes. Die einzigen Truppen in Reichweite waren die Regimenter aus der Brigade von Edward Thomas. Zwar war er sich relativ sicher, dass Jackson unter diesen Umständen keine Einwände erheben würde, aber er sandte sicherheitshalber einen Meldereiter mit der Anfrage zum Einsatz dieser Gefechtsreserve in die Richtung, aus der sich Jacksons kleiner Trupp vermutlich näherte. Und dann gab er Colonel Thomas den Befehl zum Angriff – nach erfolgreichem Überrennen der feindlichen Position könne er dann gleich weiter bis zum Bahndamm marschieren lassen, wo er sich an der rechten Seite von William Pender’s Brigade formieren solle.
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Trimble marschiert nordwärts und trifft bald auf ein weiteres Regiment aus Robert Milroy's Independant Brigade.
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Edward Thomas räumt das 2nd West Virginia Infantry Regiment aus dem Weg. Im Vordergrund eilen Trimble's Regimenter zu ihren neuen Stellungen bei der Wassermühle von Sudley. Im Hintergrund sieht man Pender's Brigade und ein paar Artilleriebatterien auf dem Bahndamm.
Einige Minuten später auf dem Gelände von Wilkins’ Farm, A.P. Hill’s Gefechtsstand
Viel Bewegung war in die Front gekommen, seitdem Maxcy Gregg und L.O’B Branch mit ihren Maßnahmen zur Vertreibung der Yankee-Kavallerie begonnen hatten. Mittlerweile war Hill’s gesamte Division in Bewegung – selbst die letzte Brigade von Brig.Gen. James Archer hatte sich mittlerweile auf den Weg zu ihrer neuen Stellung gemacht. Nur die Beutegeschütze waren noch bei Wilkins’ Farm versammelt – und weil es ihnen an Zugpferden mangelte, würden sie vorerst auch hier in Stellung bleiben. Eindringlich erklärte der Divisionskommandeur dem Befehlshaber seine Entscheidungen, dessen Gesichtszüge sich dennoch verfinsterten.
„Thomas, begreifen Sie doch – ich konnte gar nicht anders handeln. Wir haben hier die einmalige Chance, mitten in den Aufmarsch eines ganzen Korps zu platzen, solange es noch nicht kampfbereit ist. Zwei Meilen südlich ist Henry House Hill, genau dort haben wir vor einem Jahr schon einmal die Yankees besiegt. Das werden sie nicht vergessen haben.“
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„Ja, Ambrose, ich verstehe Sie ja. Aber wir hatten unsere Befehle. General Lee wollte Pope’s gesamte Armee hier in die Falle locken. Sie sollte zwischen uns und Longstreets Flügel wie zwischen einem Hammer und einem Amboß zerquetscht werden – und wir sind der Amboß. Wenn wir uns jetzt nach vorne bewegen, wird der Gegner möglicherweise seine Truppen hinter den Bull Run zurückziehen und Longstreets Schlag geht ins Leere.“
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„Bei allem Respekt, Sir – Thomas – was, wenn der Gegner das nicht schon längst macht. Hier werde ich nur von seiner Kavallerie hingehalten, das könnte schon der Beginn des Rückzugs sein. Aber wenn wir jetzt schnell handeln, können wir die strategischen Höhen bei Henry House und Matthew’s Hill erobern. Eventuell schließen wir die Reste aus Franz Sigel’s Corps hinter uns ein. Links vor mir ist das Korps von Samuel Heintzelmann, der sich hier auch schon eine blutige Nase geholt hat. Die nördlichen Furten hält ‚Fitz’ Lee’s Kavallerie, wir könnten wie eine Tür umschlagen und ihm auch den Rückweg nach Centreville versperren. Und nicht zuletzt treibt sich auch noch Porter’s V. U.S.-Corps (AotP) irgendwo westlich des Bull Run herum. Ich beschwöre Sie, geben Sie mir die Zustimmung. General, wir haben noch Tageslicht bis 21:00 Uhr. Lassen Sie die Zeit nicht ungenutzt verstreichen!“
Mit diesen eindringlichen Worten knallte Ambrose Hill seinen speckigen Lederhut auf den Eichentisch und ließ sich ermattet auf einen Stuhl fallen. So erregt war, dass seine Hände zitterten. Jackson brauchte nicht lange zu überlegen, denn natürlich hatte er sich bereits den ganzen Vormittag über Gedanken über seinen Auftrag hier am Bahndamm gemacht. Der alte Lee hatte geglaubt, dass Pope hier mächtig Theater veranstalten würde, doch bis jetzt waren die Angriffe alles andere als zwingend gewesen. Natürlich konnte es auch sein, dass sich vor ihnen eine wohl versteckte Nordstaatenarmee in einem trefflichen Hinterhalt befand. Aber wo nun die Yankees schon einmal davonrannten, da konnte man nicht einfach nur daneben stehen. Fliehende Truppen sind wie ein Virus – sie infizieren auch die Männer, deren Mut noch nicht gebrochen ist. Die Nordstaatler vertrauen ihren Generälen nicht. Pope ist ein Schaumschläger, der sich über seine Vorgänger lustig gemacht hatte und der ihn und Lee herausgefordert hatte. McClellan ist ein Feigling, der nicht einmal eine Herde Schafe führen konnte. Wer würde sich von ihnen ermutigt fühlen, wenn ganze Divisionen von der Front flohen? Nein, er war immer für den Angriff gewesen, wenn der Feind einmal in Bewegung geraten war. Es gab nichts einfacheres, als fliehenden Soldaten nachzusetzen – und es war für beide Seiten deutlich unblutiger. Hier zu verharren bedeutete, sich morgen vielleicht noch zwei weiteren Korps aus McClellans Army of the Potomac gegenüber zu sehen – oder gar niemandem mehr. Und beides waren keine guten Alternativen.
„Abgemacht! Rücken Sie mit allem vor, was Sie haben. Zunächst nur über den Bahndamm. Sichern Sie erstmal die Straßen zur Newman-Ranch und Henry House. Ich reite inzwischen zurück zum Bahnübergang und lasse auch Alexander Lawton und William Starke angreifen. Vielleicht bekommen wir sogar noch Unterstützung von Longstreets Vorhut. In vielleicht dreißig bis sechzig Minuten können wir dann mit dem ganzen Korps gemeinsam vorrücken. Dann hält uns nichts mehr auf von hier bis zum Bull Run.“
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Hoffentlich wurde kein Truppenführer vergessen. So in etwa soll die vorläufige Ausgangsstellung für den Vorstoß des gesamten Korps aussehen. Die Positionen sind nur in mehreren Zwischenschritten erreichbar, da ich wegen der enormen Frontausdehnung weite Wege rauf und runter reiten muss, um Marschbefehle u.ä. zu erteilen. Also wird die Front eines Flügels jeweils nur um ein paar hundert Meter verschoben, dann geht es wieder zum anderen Flügeln und so weiter. Am Ende sollte man alle aus der Karte führenden Straßen kontrollieren, um neu ankommende Truppenteile zu empfangen - sollten sich nicht noch irgendwo Unionsansammlungen versteckt halten...
Idealerweise stößt das gesamte Korps dann in einer Schwenkbewegung nach Osten vor, vorbei an den Schlachtfeldern der ersten Schlacht am Bull Run bis zur Steinbrücke vor Centreville - dieser Weg würde direkt nach Washington führen. Im Norden schließt der Bull Run und seine wenigen Furten die offene Flanke, im Süden müssten einige Brigaden aus Starke's Division den Flankenschutz übernehmen. Da Longstreet bereits mit seinen ersten Truppen die Straße zwischen Warrenton und Groveton erreicht hat, könnte er entweder hinter Jackson's Korps marschieren (d.h. absolut unerkannt bleiben) - oder sich am rechten Flügel formieren und die südlicheren Übergänge des Bull Run angreifen - etwa dort, wo P.G.T. Beauregard vor gut einem Jahr selber die Offensive plante.
Und so verteilten die anwesenden Generäle rasch die Befehle für die übrigen Truppenführer bei ihren Einheiten. Hill’s Leichte Division würde nun über den Bahndamm hinweg vormarschieren. James Archer würde mit zwei Batterien Artillerieunterstützung am linken Flügel die Verbindung zu Fitzhugh Lee halten. Maxcy Gregg würde gemeinsam mit Pott’s Branch Battery die Straße zur Newman-Ranch sichern, falls dort feindliche Kolonnen aufmarschieren sollten. Die Hauptfront würden die Brigaden von Lawrence O’B Branch, William Pender und Edward Thomas bilden, mit Brien’s 1st Virginia Cavalry als Scheitelpunkt einer scharnierähnlichen Stellung. Wer immer jetzt aus Richtung Henry House nordwärts marschieren würde, würde beim Getreidefeld in heftiges Kreuzfeuer geraten.
Auch der Rest des Armeeflügels sollte entsprechend neu auffächern: ab dem Bahnübergang sollten die Brigaden von Marcellus Douglas, Henry Forno, William Baylor, Leroy Stafford und Jubal Early eine geschlossene Linie mit Blickrichtung nach Osten einnehmen. Die wichtigen strategischen Ziele sollten vorerst von den Infanteriebrigaden Isaac Trimble’s (noch 1.026 Soldaten), Charles Field (noch 1.126 Soldaten), Bradley Johnson (noch 954 Soldaten) sowie John Thornton’s 2rd Virginia Cavalry (noch 303 Soldaten) gehalten werden. Im Ernstfall würde diese rasch als Reserve fungieren können, doch vorerst brauchten die Männer dort Zeit, um sich von den Strapazen der bisherigen Tage zu erholen.
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Der Südflügel marschiert.
Jackson überließ es seinem Stabschef, die Bewegungen der einzelnen Divisionen zu koordinieren und machte sich eiligst auf den Weg zu General Lee, den er persönlich von seiner Entscheidung unterrichten wollte. Er hoffte, dass es der ‚Old Granpa Lee’ gut aufnehmen würde, dass sich sein Schlachtplan in Luft auflöste. Aber warum sollte der General verzweifelt an alten Plänen klammern, wenn sich durch Gottes Fügung neue Gelegenheiten boten? Noch tief in der gedanklichen Vorbereitung der kommenden Gesprächsführung und vor allem den taktischen Optionen der nächsten Stunden steckend bemerkte der ausgezehrte Enddreißiger nicht mehr, wie Gewehrsalven und Abschüsse einiger Kanonen leise durch die Stille hinter ihm schnitten. Denn dort war mittlerweile die zweite Welle aus Samuel Heintzelmann’s III. U.S. Corps (Army of the Potomac) ins Geschehen getreten.
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Noch hat Hill's Nordflügel nicht seine endgültige Stellung eingenommen, da taucht eine Marschkolonne Yankee-Infanterie auf. Es handelt sich um zwei Brigaden aus Hooker's Division. Als sich die Grauröcke am Weg bereits wegen der günstigeren Position und der massiven Artillerieunterstützung auf das kommende Gefecht freuen, biegt eine U.S.-Brigade seitlich in den Wald ab. Versucht sie, die Stellung zu umgehen? Sollen Thomas und Pender am rechten Flügel flankiert werden? Man weiß es noch nicht - denn plötzlich endete das Spiel...
Aber ... dies ist ein erweitertes Szenario mit 2 Stunden Extrazeit. Da hier also noch etwas geschehen wird, wird auf jeden Fall weiter gespielt.
:dumm: "Der elektrische Aal hat mich bei der Gehirnbanane erwischt."
Jetzt kann beweisen, wer ein echter Nerd ist!
eBook McPherson "Battle Cry of Freedom" (http://books.google.de/books?id=a3nX48n4oeIC&lpg=PP1&dq=McPherson%20%22Battle%20Cry%20of%20Freedom%22&pg=PA49#v=onepage&q&f=false)
Oh, vielen Dank. Wie es scheint, handelt es sich bei dem elektronischen Exemplar noch um eine Vorabversion, bei der nicht alle Seiten angezeigt werden können. Das genaue Limit kenne ich aber noch nicht. Deshalb nochmals vielen Dank!
Btw. - wie sich herausstellte, waren es nicht nur 2 Brigaden, die in der Nähe der Newman-Farm angriffen. Hier trat Hookers Division auf den Plan (gut, jetzt halt von seinem Stellvertreter geführt). Gleichzeitig griff im Süden die 1st Div des IX. Corps an und fünfzehn Minuten später trat auch noch die 1. oder 2. aus Porter's V. Corps aus dem Wald - etwa auf halber Strecke zwischen Groveton und dem Bahnübergang. Mit knapper Not konnte ich am Bahnübergang den Großteil meiner Geschütze retten und mich vorm Flankieren schützen. Im Norden half mir ein konzentrischer Großangriff, im Süden verbitterte Verteidigung und rasche Verstärkungen. Die haben schwer geblutet und sind völlig erschöpft, aber erste Angriff ist vorbei, jetzt muss der Wald durchkämmt werden! Und jetzt latscht schon wieder die Vorhut einer weiteren U.S.Division im Norden die Straße rauf...
Zusammengefasst haben sich hier bisher Teile von 4 Armeekorps gezeigt:
- das gesamte I. Corps von Sigel (AoV)
- das halbe III. Corps von Heintzelmann (AotP) - und die andere Hälfte zieht wahrscheinlich gerade auf
- Teile einer Division aus Porters V. Corps (AotP) - da kommt bestimmt noch etwas nach
- eine Division aus Renos IX. Corps (AotP)
- McDowells III. Corps (AoV) fehlt noch, aber da wurde ja im Vorgängerszenarion Kings Division gekillt. Das IX. ist nicht furchteinflößend - das ist in etwa so stark wie Hills Leichte Division. Aber wenn Porter mit seinem ganzen Korps gemeinsam angreift, wird es ein fürchterliches Blutbad geben.
Entgegen meiner bisherigen Spielweise habe ich intensiv mit der Pausetaste gearbeitet und so gut wie alle Truppenelemente unter manuelle Kontrolle genommen. Jackson steht genau in der Mitte der Karte, damit kann ich die Hotspots kommandieren. Immer ein paar Momente laufen lassen, dann Pause und alles kontrollieren (denn Befehle erteilen kann man im Pausemodus ja nicht). Auch die Kavallerie musste stehen bleiben, wenngleich sich wunderbar viele Ziele geboten hätten. Aber das ist für's Mikromanagement zu aufwendig, da man die Steuerung der Kavallerie beim 'Routen' von feindlichen Regimentern ständig anpassen muss.
Im Nachhinein hätte ich besser historisch gespielt und die Ausgangsstellungen verteidigt. Aber - was solls - jetzt ist's wenigstens spannend!
An diesem Punkt verlasse ich die chronologische Schilderung der Ereignisse für einen Moment und konzentriere mich jeweils einzeln auf die drei Schauplätze der kommenden Gefechte. Der Grund ist, dass die Kämpfe praktisch zeitgleich passierten und die einzelnen Truppenteile wenig miteinander interagierten. Und natürlich dient es dem besseren Verständnis, nicht ständig zwischen drei Kampfzonen zu wechseln. Die Umgebung jenseits der Eisenbahnstrecke in der Nähe der Newman-Farm bildet die erste Bühne für die ringenden Protagonisten. Hier werden Ambrose Powell Hill’s Light Division und Joseph Hooker’s 3rd Division den Besitz der strategisch wichtigen Nord-Süd-Verbindung zwischen Sudley und Manassas ausfechten.
Das Gelände um den Bahnübergang der Sudley-Groveton-Road und der dichte Wald östlich der unfertigen Bahnstrecke ist Schauplatz der zweiten Auseinandersetzung. Hier trifft Brigadier General Isaac Steven mit seiner 1st Division auf die überraschte Brigade von Colonel Marcellus Douglas. Colonel Henry Forno, ebenfalls in Alexander Lawton’s Division, und Colonel William Baylor aus Starke’s Division eilen im Laufschritt herbei, um das Blatt schließlich zu wenden.
Keine halbe Meile weiter südlich, entlang der Straße nach Groveton, findet das dritte Aufeinandertreffen statt. An diesem Ort marschiert Colonel Edward Neill mit der anderen Division aus Jesse Reno’s IX. Corps gegen einen wohlpräparierten William Starke, der neben seiner letzten Brigade unter Colonel Leroy Stafford zusätzlich auf Jubal Early’s Männer zurückgreifen kann, sollte es die Not erfordern.
PS: Wenn ich hier oben von "Hooker's Division" spreche, dann deshalb, weil niemand in Hill's Division den überraschenden Tod von Fighting Joe miterlebt hat, der sich vor einiger Zeit am Bahnübergang ereignete. Seine Division wird jetzt von Lieutenant Colonel John P. Edwards kommandiert.
An der Newman-Farm, die rechte Flanke der Leichten Division, Edward Lloyd Thomas’ Brigade, ab 12:30 a.m.
Noch keine zehn Minuten waren verstrichen, seitdem Colonel Thomas mit seinen Männern die neue Stellung rechts neben Pender’s Brigade bezogen hatte. Er stellte das rechte Ende rechtwinkligen Aufstellung dar und Ambrose Hill hatte ihm persönlich eingeschärft, die Flanke der Division um jeden Preis zu halten. Zur Unterstützung hatte sich Greenlee Davidson’s ‚Richmond Letcher’ Battery an seinem rechen Flügel formiert – sollte der Gegner ihn also versuchen zu umgehen, würde er ein bleiiges Wunder erleben. Zur linken befanden sich außerdem drei Geschütze aus William Hardy’s Batterie – eines hatte er wohl unterwegs verloren… Aber Capt. Hardy würde wohl eher Pender’s Brigade unterstützen, sollte diese über das Getreidefeld angreifen oder ihrerseits angegriffen werden.
Von seiner jetzigen Position aus konnte Colonel Thomas noch nichts sehen, denn die Nordspitze eines Waldstreifens verdeckte die Sicht auf die über die Straße von Manassas aus vorrückenden Yankees. Immerhin war das Abfeuern der Schrapnellgeschosse und ihr hohl klingendes Zerplatzen gut zu hören – also waren die Blauröcke wohl bereits dicht dran. Aber ob es wirklich zum Kampf kommen sollte, konnte er nicht sagen, denn zumindest die sichtbaren konförderierten Regimenter verblieben geduldig in ihren Stellungen. Also griff entweder der Feind an oder man ärgerte sich nur gegenseitig mit der Artillerie.
Da – jetzt konnte er aus dem Wald gegenüber laute Kampf- und Marschgeräusche hören. Eine Gewehrsalve nach der anderen wurde abgeschossen, aber augenscheinlich nicht in seine Richtung. Und links von den Bäumen sah er jetzt auch kolonnenweise Yankees marschieren – zwei, drei, nein fünf Regimenter, sechs…, sieben! Zwei brachen nach links weg und nahmen in einem dichten Maisfeld Kampflinie ein. Schon bald ertönten auch von dort Trompetensignale, Befehle, Gewehrsalven und das Schreien der Verwundeten und Sterbenden. Da erschien plötzlich Brig.Gen. Pender neben ihm: „Colonel Thomas, ich grüße Sie. Wie Sie sehen, geht es jetzt hier los…“
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„Na, eigentlich kann ich von hier nichts so richtig sehen, General.“, erwiderte der Colonel ungerührt.
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„Tja, Hooker’s Dritte ist soeben den Weg heraufmarschiert und will uns hier angreifen. Kein Wunder, ist doch die Hälfte unserer Truppen hinter irgendwelchen Wäldern versteckt. Ich kann’s Fighting Joe nicht übel nehmen, auch wenn ich ihn noch nicht entdeckt habe.“ William Dorsey Pender strahlte über beide Backen. Er galt als jüngster und vielversprechenster General der Südstaatenarmee und war vor seiner Beförderung zum Brigadegeneral Colonel in North Carolinas 13th Infantry Regiment gewesen. Während des Halbinselfeldzugs hatte er in Daniel H. Hill’s Division mehrmals gegen Hooker’s Truppen antreten müssen und beide Offiziere erwarben sich dort den Ruf, besonders angriffslustig zu sein. Jetzt sah Pender die Chance, den zwanzig Jahre älteren Hooker endgültig zu besiegen. „Meine Jungs werden aus dem Wäldchen vor Ihnen beschossen. Für mich geht’s jetzt los, General Hill hat meine Brigade nach vorne beordert, um ein weiteres Vordringen von Unionssoldaten aus dem Wald parallel zur Straße zu verhindern.“
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„Und ich? Was sollen meine Jungs tun? Hat General Hill Befehle für mich?“, wollte Colonel Thomas wissen.
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„Nein, Sie sollen vorerst die Stellung hier halten – so weit werde ich schon nicht weggehen. Nein, jetzt mal im Ernst, halten Sie die Augen offen. Wir haben vorhin Truppen in Brigadestärke in den Wald vor Ihnen abbiegen sehen. Vielleicht soll hier unsere Flanke umgangen werden.“ Bedeutungsvoll fasste sich Pender mit dem Zeigefinger an die Nasenspitze: „Wenn meine rechte Seite aus dem Wald angegriffen wird, können Sie mir ja etwas Entlastung verschaffen, Edward.“
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„Wie jetzt, ich denke, die wollen mich angreifen?“
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„Nein – ihre Gegner haben wir noch nicht entdeckt. Wer dort auf uns feuert, sind die Männer aus Carr’s Brigade. Sonst noch Fragen?“
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„Wir kommen zurecht, danke sehr.“ Und bevor Colonel Thomas ein Wort des Abschieds sagen konnte, war der junge Heißsporn mit einem „Yeehah!“ davon geprescht.
Kurze Zeit später traten Pender’s Regimenter aus ihrer Deckung und marschierten in das Feld hinein. Schon bald bildeten sie eine schräge Linie und feuerten diszipliniert auf die Massen von Unionssoldaten, die sich im Wäldchen verschanzt haben musste. Aber von der Straße her drohte Ungemach – anstatt mit aller Kraft die Straße entlang zu stürmen, hatte der Gegner weitere Truppen in das Maisfeld geschickt. Und General Branch, der das nördliche Ende der Straße kontrollierte, machte noch keine Anstalten, nach vorne zu rücken.
‚Wenn das so weiter geht, wird Pender mächtig ins Schwitzen geraten.’, dachte Thomas bei sich, ‚Und von meinem Feind ist auch immer noch nichts zu sehen.’
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Nr.1: Die Brigade von Colonel Edward Lloyd Thomas bildet die rechte Flanke. Die Bildrichtung zeigt von Süden nach Norden. Einige Geschütze sollen im Falle eines Flankenangriffs Hilfe leisten - doch hier passiert nichts...
Nr.2: ...wie auch an der Straße bei Brigadier General Lawrence O'Bryan Branch. Grover's Männer wagen es nicht, die verteidigte Position mit ihren 14 Kanonen anzugreifen. Links von Branch befindet sich Maxcy Gregg und eine weitere Geschützbatterie.
„Verdammt! Verdammt! Himmelherrgottverdammt!“ William Pender fluchte wie ein Dockarbeiter.
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„Aber Sir, ich kann nicht länger standhalten, mein Regiment steht 1 zu drei gegen den Feind!“
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„Ja doch, ich habe sie verstanden! Captain!“, bellte Pender zurück, wobei er das „Captain“ betont dehnte: „Und dabei hatte ich Carr fast soweit. Gut, ich schicke Ihnen zur linken und rechten die Regimenter von Major Cole und Colonel Riddick. Weichen Sie ja nicht zurück!“ Der anfangs erfolgversprechende Vormarsch gegen Colonel Joseph Bradford Carr’s Stellungen im Wald war fürs erste dahin, denn die Yankeeregimenter im Feld nahmen seine linke Flanke unter heftigen Beschuss. „Und sehen Sie zu, dass Sie Colonel Thomas in Wallung bringen. Ich könnte jetzt seine Brigade gebrauchen!“
Noch während der Kommandeur des 16th North Carolina Regiments Captain Leroy Stowe aus seinem Blickfeld eilte, fauchte er seinen Adjutanten an: „Wer ist das dort am Feldrand eigentlich?“
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„Das ist General Grover, Sir.“, war die prompte Antwort.
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„Grover, so so, na der liefert mir ja einen echten Höllenkampf.“
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William Pender flankiert zunächst Colonel Joseph Bradford Carr - und wird nun seinerseits vom wild angreifenden Cuvier Grover flankiert. Pender richtet seine Brigade jetzt Grover gegenüber aus, außerdem sollen Maxcy Gregg und Larry Branch aus Norden, Edward Thomas aus Süden Entlastungsangriffe vortragen.
____Wer? Wie? Was? Warum?__________________________
Grover’s Rolle in der zweiten Schlacht von Manassas
Cuvier Grover wurde am 24. Juli 1828 in Bethel, Maine, geboren und gehörte zur 1850er Abschlussklasse von West Point – übrigens gemeinsam mit Brig.Gen. Charles Winder, der als 22. seines Jahrgangs abschloss. Wie auch immer, Grover diente hauptsächlich im Indianergebiet und wurde nach Ausbruch des Bürgerkriegs nach Washington, D.C., gerufen, um bei der Organisation der Verteidigungsanlagen zu helfen. Im April 1862 wurde er für ein Jahr rückwirkend zum Brigadier General ernannt und übernahm das Kommando über die 1st Brigade, 3rd Division (Gen.Maj. Hooker) des III. Corps der Army of the Potomac. Später wurde seine Brigade vorübergehend dem Kommando von John Pope unterstellt, solange sich McClellans Armee noch nicht vollständig bei Washington gesammelt hatte.
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Während der zweiten Schlacht bei Manassas traf seine Brigade gemeinsam mit Hooker’s Division am 29. August gegen 13:00 Uhr auf dem Schlachtfeld ein, gerade rechtzeitig, um Sigel’s I. Corps zu verstärken, der mit seinen Attacken am Vormittag keinen Erfolg hatte. Gen.Maj. Hooker sollte nach dem Willen von Pope erneut den linken Flügel von Jacksons Korps angreifen – insgesamt sollte Jackson’s Frontlinie an vier Stellen angegriffen werden, um Porter bei Gainesville genügend Zeit zu geben, den Knockout vorzubereiten. Hooker griff dort an, wo wenige Stunden zuvor bereits Schurz’ Division beinahe ihre Ziele vor Hill’s Division erreicht hatte und Grovers Kämpfer aus Massachussetts, New Hampshire und Pennsylvania sollten die Speerspitze des Angriffs stellen. Zu seiner rechten befand sich die Division von Maj.Gen. Philip Kearny, von dessen Unterstützung Grover überzeugt war. Doch Kearny hegte einen persönlichen Groll gegen den Oberkommandieren der Army of Virginia und ließ seine Division vorerst in ihren Stellungen. Gegen 15:00 Uhr begann Grover mit seinem Angriff. Vier Regimenter durchschritten in Linie den Wald und näherten sich den vermeintlichen Abwehrstellungen der Konförderierten am Bahndamm, das fünfte, das 26th Pennsylvania Regiment, bildete eine Art Reserve. Durch Zufall traf Grover um 16:00 Uhr genau auf die Schnittstelle zwischen Thomas’ Brigade und Gregg’s Brigade und geistesgegenwärtig befahl er einen mutigen Bajonettangriff – wohl wissend, dass die feindliche Verteidigung an den Schnittstellen immer am schwächsten ist. Zwar war Grovers Attacke erfolgreich, aber die erhofften Verstärkungen blieben aus. Stattdessen formierte sich Brig.Gen. Pender’s Brigade zum Gegenangriff und warf Grover, der zum ersten Mal einen dauerhaften Einbruch in Jacksons Verteidigungskonzept erzielt hatte, wieder zurück. Innerhalb von zwanzig Minuten starben dort 500 Männer – und alles für nichts und wieder nichts!
Für die Attacke sollte Cuvier Grover später die Medal of Honor des Kongresses erhalten. Philip Kearny griff übrigens gegen 18:00 Uhr an und erzielte den wohl erfolgreichsten Einbruch in Jacksons Stellung dieses Tages. Doch auch hier konnten die Südstaatler unter Einsatz der letzten Reserven die Oberhand behalten – und schließlich würde die Schlacht an ganz anderer Stelle entschieden werden: nämlich durch den Angriff Longstreets am folgenden Tag.
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Bei der Newman-Farm, zwischen den Bäumen südlich des Maisfeldes, C.S. Light Division, Thomas’ Brigade
Was Colonel Thomas zunächst zu sehen bekam, war vielversprechend: Brig.Gen. Pender schritt mit drei seiner vier Regimenter nach vorne ins Maisfeld und wählte eine schräge Kampflinie, wobei die beiden äußeren Regimenter mit dem Zentrum der feindlichen Kampftruppen am Waldrand ein gleichschenkliges Dreieck bildeten. Jetzt konnten seine drei starken Einheiten jeweils in einer langen Linie konzentriert auf den dicht gedrängten Gegner feuern, wobei sich die Schussbahnen der äußeren Schützen sogar kreuzten. Trotz der guten Deckung zwischen den Bäumen fielen die Yankees wie die Fliegen, zumal Captain Hardy’s Geschützgruppe Kartätschen in den Wald feuerte, dass die Rohre glühten. Bei der Marine hieß ein solches Manöver wohl „Crossing the T“. Er konnte zwar nicht sehen, ob der Kampf den erhofften Schwung bekam, aber die lauten Jubelschreie von Penders North Carolina Boys verhießen zumindest einmal nichts Schlechtes. Ziemlich aprupt hörten die Gewehrschüsse jedoch auf und stattdessen nahm Thomas nun hektische Bewegungen in der konförderierten Kampflinie war. Anscheinend stießen Penders Männer jetzt tiefer ins Feld vor, doch ließen den Wald dabei „rechts“ liegen. Merkwürdig!
Etwas später war Captain Stowe vom 16th North Carolina Infantry Regiment an seiner Seite und brachte neue Kunde mit sich: „Ich grüße Sie, Colonel Thomas! General Pender schickt mich mit einem neuen Befehl…, einer Bitte zu Ihnen. Wir mussten unseren Angriff auf die Yankees im Wald unterbrechen und General Pender hofft, dass Sie mit ihrer Brigade die feindlichen Stellungen angreifen könnten, damit Colonel Carr nicht von sich aus unsere rechte Flanke aufrollt. Verstehen Sie, wir stehen etwas exponiert im Maisfeld.“
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„So so, der General hat also Probleme. Gut, richten Sie ihm aus, Captain, dass meine Brigade kampfbereit ist. Ich lasse sofort abmarschieren.“, antwortete Thomas ohne Hast. „Können Sie mir etwas über die zu erwartende Feindlage mitteilen? Und wie sieht es mit meiner linken Flanke aus; soll ich die Verbindung zu seinem rechten Flügel halten oder hält er den Kontakt aufrecht?“
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„Nun, da machen Sie sich keine Sorgen. Er wird Ihnen anfangs mit Captain Ashford’s 38th North Carolina Regiment zur Seite stehen. Captain Ashford wird auch den Schutz von Hardy und seinen drei Kanonen übernehmen – die übrigens schon sehr gut gezielte Volltreffer in die feindlichen Reihen platziert haben. Später, wenn sich die Lage vor ihm beruhigt hat, wird das 22nd North Carolina von Major Cole ebenfalls wieder den Kampf aufnehmen. Was allerdings die Feindlage angeht, da fehlen uns exakte Informationen. Gefangene haben wir noch keine gemacht. Aber dort befinden sich mindestens vier Regimenter unter J.B. Carr, vielleicht sogar noch mehr. Und passen Sie auf, es ist möglich, dass sich diese „Geisterregimenter“ weiträumig nach Süden verteilt haben, um ihre Flanke und Rücken der Division zu schützen.“
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„Schätze, damit muss ich dann wohl leben. Richten Sie General Pender aus, ich werde trotzdem versuchen, die Waldstellung zu umgehen und aus südlicher Richtung anzugreifen, mindestens mit der Hälfte meiner Brigade.“
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„Wie Sie meinen, Colonel. Wenn Sie sonst keine Fragen haben, dann würde ich gerne wieder zurück zu meinen Jungs reiten, Sir.“ Captain Stowe ließ sein Pferd unruhig tänzeln und zog seine Säbelscheide fest.
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„Dann werde ich Sie nicht aufhalten. Viel Erfolg, Captain, und richten Sie General Pender meine Grüße aus!“ Damit salutierten beide Offiziere flüchtig und ritten ihrer Wege. Thomas’ Senior Chief, Sergeant Major Scott, hatte das Gespräch mitgehört und begann bereits, Anweisungen zum sofortigen Aufbruch umherzubrüllen.
Wenige Minuten später traten waren die Regimenter gesammelt und traten geschlossen aus dem Wald heraus. Vor Ihnen lag nur ein schmaler Streifen unbewachsenen Graslandes, dahinter ragten wieder Kiefern und Sequoiabäume in die Höhe. Diesen Streifen galt es zu überwinden, doch ihnen schlug kein Feuer entgegen.
„Dann hat uns der Feind hier noch nicht entdeckt. Wir werden auf keinen Widerstand stoßen!“, folgerte Edward Thomas verblüfft: „Thomas, lassen Sie zum Angriff blasen. Wir rücken im Laufschritt vor!“
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In einem engen Gebiet konzentrieren sich die Kräfte von 2 Unionsbrigaden: Joseph Carr's 3rd Brigade und Nelson Taylor's "Excelsior" Brigade. Carr's Männer haben sich bereits verlustreiche Gefechte mit Pender geliefert und geraten immer wieder ins Nahfeuer von William Hardy's 12Pfünder. Als Thomas vorrückt, erwischt er die Yankees zwar kalt, ihre Reserven etablieren aber nach einigen Anfangsverlusten eine Abwehrfront. Die Moral der nun an der Seite umschlossenen Unionsbrigade ist dafür aber schwer angeschlagen. Der rechte Flügel manövriert jetzt ständig so, dass er die vordersten Unionsregimenter in tödliches Flankenfeuer verwickeln kann. Trotz der leichten personellen Überlegenheit verlieren die Yankees immer mehr an Boden.
Ganz links war das 49th Georgia Infantry Regiment postiert, daneben befand sich das 14th Georgia – dass aber nach den Kämpfen der letzten Wochen über kaum mehr als zwei Kompanien verfügte. Rechts mittig neben der vermeintlichen Schwachstelle im Angriff war Thomas’ stärkstes Regiment aufgestellt: Georgia’s 45th. Es sollte nach erfolgreichem Vormarsch nach links schwenken und den vermuteten Feind so von schräg hinten beschiessen. Das 14te war dann nur noch als Reserve vorgesehen. Ganz rechts außen stürmte das 35th Georgia Regiment nach vorne. Es hatte den weitesten Weg zurückzulegen. Doch wenn die Überraschung gelang und sich vor Ihnen keine Feindtruppen befanden, würde es weit in den Wald vorstoßen, dann nach Norden schwenken und Colonel Carr’s Brigade entschlossen in den Rücken fallen. Selbst während des Rückzugs würden die Yankees dann unter Feuer genommen werden können.
Die Signalhörner riefen die Männer zum Angriff im Laufschritt. Rasch war die Wiese überquert und noch hatte kein einziger Gegner reagiert. Kurz nach Erreichen des Waldes trafen Lt.Col. Mannings Soldaten auf den Feind, doch entgegen der Hoffnungen hatte er ihnen nicht die offene Seite dargeboten. Besser trafen es die beiden zentralen Regimenter, doch nach den ersten Schusswechseln kehrte der Gegner auch hier seine Front nach hinten um. Anscheinend war man bis jetzt auf Reservetruppen getroffen, die nicht im Feuerkontakt zu Pender’s Brigade standen. Jetzt oblag es dem 35th Georgia und Lt.Col. Bolling Holt, die verwundbare Stelle zu finden. Doch er hielt zu früh inne, wandte sich nach nordwesten, statt weiter nach Osten und weiter nach Norden zu stürmen. Immerhin hatte er die direkt vor der Brigade liegenden Feindkräfte halbwegs flankieren können, wodurch er einige Minuten völlig ungehindert schwere Bleisalven in die offenen Reihen des Gegners feuern konnte. Danach entwickelte sich ein von hohem Tempo geprägtes Gefecht. Immer wieder versuchte der Feind, seine Flanken zu decken und immer wieder ließ Colonel Thomas seine Regimenter verschieben, um mit mindestens einem einen Flankenangriff durchführen zu können. Schließlich brachen die Soldaten aus Georgia in laute Hurra-Schreie aus. Der Gegner wich zurück! Was war geschehen?
„Sieht aus, als ob das 38th aus North Carolina vorrückt. Und verdammtnocheins, sehen Sie das, daneben sind noch mehr Grauröcke! Sind das Cole’s Leute?“ Thomas' Stabsadjutant Thomas W. Scott beobachtete ebenfalls fassungslos das Geschehen. Zwar waren die Yankees vor Ihnen immer noch in einer sehr starken Position – und soweit er sehen konnte, gab es auch noch mehr als genügend von ihnen. Aber jetzt wurden sie systematisch in die Zange genommen.
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Oben: Colonel Branch ist endlich da und fegt Grovers Männer von der Straße. Die drei Regimenter im Maisfeld stellen nun keine ernste Bedrohung mehr für Pender dar, der seinen rechten Flügel wieder Richtung Wald schwenken lässt.
Oben mittig die Sezessions-Flagge North Carolinas - die Regimenter von Pender und Branch sind allesamt im "Tar Heel State" aufgestellt worden. Links von Branch wird Maxcy Gregg mit seinen South-Carolina-Regimentern durch den Wald kommen.
Unten: In einer hufeisenförmigen Tasche sind Carr's Brigade und Taylor's Brigade gefangen. Carrs Männer wurden zuerst in die Flucht geschlagen - hier sieht man das 2nd New York, 5th New Jersey und 7th New Jersey.
Im Maisfeld hatte Brig.Gen. Pender zunächst die Flanken des von einer Überzahl bedrohten Regiments von Captain Stowe besetzen und verlängern lassen. Damit war die unmittelbare Gefahr gebannt – dass er von rechts nicht angegriffen wurde, lag an Thomas’ beherztem Vorstoß und an dem gezielten Feuer von Hardy’s ‚Middlesex’-Battery und dem 38th North Carolina. Doch als Colonel Branch’s Brigade endlich in Stellung gegangen war, nahmen Sie Grovers Regimenter wieder ähnlich einem „Crossing-the-T“-Manöver unter Feuer. Zudem eilte von ganz links außen Brig.Gen. Gregg durch den Wald neben der Straße – und traf darinnen nur auf ein feindliches Regiment. Grover musste sich seinen Angriff rasch stoppen, um sich der neuen Gefahr zuwenden zu können – und damit war ein Regiment wieder frei für den Angriff auf Carrs Waldstellung.
:ähem:
In letzter Zeit habe ich bei der Bearbeitung der Screenshots viel Mühen aufgewendet, um mehr Informationen als das reine Bildschirmfoto zu vermitteln. Ich fürchte jedoch, dass die Informationsdichte zu Lasten der Übersichtlichkeit geht - besonders, wenn es wie zuletzt mit mir durchgeht. Auf der anderen Seite erspare ich mir so zusätzlichen Fließtext - und man weiß ja, dass Informationen auf Bildern eher gesehen werden und haften bleiben, als geschriebene Sätze. Ich werde von Fall zu Fall bei der jetzt etablierten Praxis bleiben, wenn ich von Euch keine Beschwerden höre. Neben Beschwerden (nicht wirklich erwünscht) könnt Ihr aber auch allgemeine, hilfreiche Anmerkungen machen (eher erwünscht).
Euer Aktivist
Lewis Armistead
19.08.10, 00:32
Anmerkung: Der AAR ist einsame Spitze genau so wie er ist...hier entwickelt jeder seinen eigenen Stil, lasst euch da bloß nichts einreden :)
Wir hoffen noch auf eine lange Fortdauer des AAR :prost:
Der Kampf bei Newman-Crossing, C.S.A. Light Division, Gen.Maj. A.P. Hill, 12:45 a.m.
Eine Erfolgsmeldung nach der anderen konnte der rauschebärtige Divisionskommandeur in dem Kampf mit Hooker’s Division (jetzt unter Führung von Lt.Col. Edwards) entgegen nehmen, doch er brauchte keine berittenen Boten, um den triumphalen Sieg zu erkennen. Vor seinem Standpunkt bei der massiven Artilleriestellung hatten seine Brigadechefs Gregg und Branch die Einheiten Cuvier Grovers vertrieben – unter für Grover zumindest spürbaren Verlusten. Selber hatte man dabei kaum Ausfälle zu beklagen, einziger Wermutstropfen war die völlige Erschöpfung von Greggs Männern, die im Laufschritt erst in und dann wieder aus dem Wald gestürmt waren. Er würde sie nicht mehr für Verfolgungsjagden einsetzen können, aber unweit hinter ihm befand sich ja noch James Archer’s Brigade…
Am unteren Rand des Maisfeldes waren mit dem Fernglas ganze Scharen von fliehenden Yankees zu sehen – das bedeutete, dass auch Pender und Thomas erfolgreich waren. Zumindest dort waren die Kämpfe etwas heftiger gewesen, wobei die Unionsanführer nach einigen Minuten des Schlagabtauschs die Sinnlosigkeit der Stellung erkannt hatten und ihre Männer diese fluchtartig augeben ließen.
„Was meinen Sie, Morgan? Hat Hooker genug? Sollen wir ihm nachsetzen?“, befragte er seinen Stabschef.
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„Wir sollten zumindest noch den Rapport von Pender und Thomas abwarten. Zumindest hier bei uns spräche nichts dagegen.“ Die Einschätzung war korrekt. Einfach zu warten hieße, dem Gegner Zeit zur Reorganisation zu geben. „Wie es ausschaut, sammeln Carr und ein anderer Offizier am Wegrand bereits wieder ihre Truppen.“, sagte Major Morgan langsam: „Wir müssen Grover’s Widerstand schnell brechen, dann können wir hoffentlich weitermarschieren und erreichen die beiden dort unten, bevor sie ihren Männern neuen Mut einhauchen konnten.“
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Erneut nahm Hill das Fernglas zur Hand und murmelte leise vor sich hin: „Ja, das könnte hier bei uns die Entscheidung sein. Aber andererseits, wenn ich jetzt vorstoße und treffe auf einen viel größeren Feind, dann wird mir die Munition für ein längeres Gefecht fehlen. Und damit Zeit, Verstärkungen heranzuführen…“
Inzwischen aber geriet der Verlauf der Schlacht ganz nach Plan. Cuvier Grover hatte seine rechte Flanke nur durch ein Regiment abgesichert, welches sich nun von 3-4 Südstaatenregimentern bedroht sah. Am Weg war das 2nd New Hampshire schon in die Flucht geschlagen worden. Gerade eben fiel Brig.Gen. Branch mit drei seiner fünf Regimenter in den Rücken der kleinen Streitmacht im Maisfeld. Auf die kurze Entfernung waren die Salven verheerend.
Ganz hinten auf der Manassas-Road konnte er feindliche Geschütze sehen, zumindest, wenn sie nach ihren Abschüssen in Qualm und Rauch gehüllt waren. Ob es viele waren, konnte er nicht sagen. Sein Gefühl aber sagte ihm, dass es nur eine Batterie war, die gut von einem getarnt aus dem Wald angreifenden Edward Thomas ausgeschaltet werden könnte. Kaum hatte Grover auch seine letzten Männer eilig zurück genommen, trafen auch schon die Meldungen vom Südrand ein. Pender und Thomas hatten den Widerstand zweier Brigaden gebrochen, Moral und Kampfkraft waren noch ausreichend für einen Verfolgungsansatz. „Also, dann machen wir es!“ Anweisungen wurden erteilt, Geschütze aufgeprotzt, die Infanterie sammelte sich für den weiteren Vormarsch – und eigentlich waren die ersten Einheiten bereits zu ihrer neuen Aufgabe unterwegs, als ein weiterer Kundschafter in gebückter Haltung herbei galoppiert kam.
„General Hill, ich melde gehorsamst neue feindliche Infanterie auf der Manassas-Road. Mindestens eine Brigade, Sir, wahrscheinlich aber noch mehr. Vielleicht eine ganze Division.“ Der Mann war erschöpft, er atmete schwer und zitterte am ganzen Leib.
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„Mein Gott, Mann, was ist denn los mit Ihnen? Sie sind ja bleich wie Käse.“
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„Ach, das ist nichts weiter. Ein Streifschuss, als ich vorhin mich vorhin durch die Linien schleichen wollte.“, stöhnte der Scout: „Aber bin mitten ein ganzes Regiment geraten, dass sich gerade wieder marschbereit machte. Die sind nicht gebrochen, Sir. Die sind nur schlau genug gewesen, sich so schnell wie möglich dem tötlichen Feuer zu entziehen.“
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„Gut, Mann, und jetzt ruhen Sie sich erstmal aus. Trinken sie etwas Wasser, aber langsam.“ Und er drehte sich zu ein paar Soldaten um: „Ich will, dass dieser Mann zum Lazarett gebracht wird, klar!“ Doch in dem Augenblick klappte der Scout wie ein Sandsack zusammen und schlug hart auf dem Boden auf. Die speckige Uniformjacke schlug auf und gab den völlig blutverschmierten Unterleib frei. Ambrose Hill wollte ihn noch gerade hinlegen, doch der Verwundetet atmete nicht mehr. Sein Blick brach sich in der großen Leere – sein Lebensfunke hatte ihn noch während des Sturzes verlassen.
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Noch einmal Bilder des Gefechts aus anderen Blickwinkeln:
Ein Regiment nach dem anderen wird aus dem Wald getrieben, doch sie sammeln sich bereits wieder bei der Straße. Als Maj.Gen. Philip Kearny mit seiner Division gesichtet wird, eilen sämtliche Südstaaten-Brigaden wieder zurück in ihre Ausgangsstellungen. Da ist der Angriff besser abzuwettern. Einige Einheiten leiden allmählich unter Munitionsknappheit.
Bestürzt blickten sich die Umstehenden an, unfähig zu einer adäquaten Reaktion. Erst nach endlosen Augenblicken besannen sich die Männer ihrer Gegenwart. Auch Hill kamen die Worte des Kundschafters wieder in den Sinn. Er ging mit dem Major zum nahegelegenen Wohnhaus der Farmersfamilie, kletterte auf’s Dach und nahm wieder sein Fernglas zur Hand: „Verdammt! Lassen Sie den Vormarsch abblasen, Morgan. Alle wieder zurück in ihre Ausgangsstellungen!“ Der Major zögerte unschlüssig. „Sofort! Dort kommt die nächste Welle.“ Und dann fügte er hinzu: „Bei Gott, lassen Sie so schnell wie möglich frische Munition nach vorne bringen!“
____Wer? Wie? Was? Warum?__________________________
Ambrose Powell Hill (1825 – 1865)
A.P. Hill – im Soldatenjargon „Little Powell“ genannt – war einer der bekanntesten Südstaatengeneräle und hinter „Stonewall“ Jackson und James Longstreet der wichtigste Kommandeur für General Lees Nordvirginia-Armee. Obwohl Hill eigentlich sehr zurückhaltend und höflich war, brannte ihm im Streit mehr als einmal die Sicherung durch. Zum Beispiel führte eine Außeinandersetzung mit Longstreet einmal beinahe zu einem Ehrenduell, ein anderes Mal wurde er von Thomas Jackson wegen eines heftigen Streits unter Arrest gestellt. Im Kampf zeichnete er sich sowohl durch ungestüme Angriffe, wie auch durch unbeugsame Verteidigung aus.
Ambrose Powell Hill wurde am 9. November 1825 auf Greenland, der Farm seines Vaters, in der Nähe von Culpeper, Virginia, geboren. Er hatte drei ältere Brüder und vier jüngere Schwestern, seine Eltern Thomas und Frances benannten ihn nach seinem Onkel Ambrose Powell Hill, der in Culpeper Sheriff und Richter gewesen war. Sein Rufname war Powell. Sein Vater brachte ihm das Reiten beinahe gleichzeitig mit dem Laufen lernen bei, seine Mutter vergötterte ihren jüngsten Sohn, sodass er häufig an Krankheiten – (möglicherweise am Münchhausensysndorm??) – litt. Obwohl sein Vater ursprünglich wollte, dass A.P. ebenfalls Farmer würde, akzeptierten beide Eltern schließlich den Wunsch des Sohnes, eine militärische Karriere zu beginnen. Seine schulischen Leistungen und sein Charakter waren einwandfrei, seine weitverzweigte Familie setzte alle Hebel in Bewegung und schließlich wurde der Sechzehnjährige in die Klasse von 1842 in West Point als Kadett aufgenommen. (Anmerkung: Eine Immatrikiulation in West Point gab es nur auf Empfehlung eines Kongressabgeordneten – in seinem Fall John Spencer.) Damit gehörte er derselben Klasse wie George McClellan (Hills engster Freund und Zimmerkamerad), George Pickett oder Thomas Jackson an, aber er musste wegen Krankheitsausfall ein Jahr wiederholen und schloss seine Ausbildung als Fünfzehnter von 38 im Abschlussjahrgang von 1847 ab (gemeinsam mit Henry Heth und Ambrose Burnside).
Nach seiner Graduierung war er der einzige seiner Klasse, der einen Einsatzbefehl in Mexiko erhielt, wo er an Flecktyphus erkrankte. Nach dem Krieg war er Baltimore, Tampa Bay und Key West stationiert – er war oft krank, entwickelte eine Alkoholabhängigkeit und wurde schließlich auf eigenen Wunsch nach Texas ins Frontier Land versetzt. Seine Kommandierungen wechselten und 1859 heiratete er Kitty Morgan in Lexington, Kentucky; keine Liebeshochzeit, denn ihr Vater war ebenfalls Offizier in der Armee und zuvor hatten A.P. Affären mit Emma Wilson oder Ellen Marcy (der späteren Frau seines Freundes McClellan) kein Glück gehabt. Im Februar 1861 legte er sein Offizierspatent nieder, nachdem absehbar war, dass es zwischen den Sklavenhalter- und Nichsklavenhalterstaaten demnächst zu Außeinandersetzungen kommen würde.
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Als einer der wenigen verfügbaren West-Point-Absolventen mit Kampferfahrung wurde er im März 1861 zum Colonel des 13th Virginia Infantry Regiments befördert, welches in Culpeper aufgestellt wurde. Zwar war er an der Schlacht von Manassas beteiligt, doch nur als Reserve ohne Einsatz. Anfang 1862 wurde er zum Brigadier General befördert und kämpfte in Longstreet’s Division während der Schlacht von Williamsburg (Mai 1862). Wegen seiner Leistungen machte in Johnston zum Major General und Kommandeur seiner stärksten Division. Nach der Schlacht um Seven Pines, an der Hill nur wenig beteiligt war, übernahm Robert Lee das Kommando der Army of North Virginia – und am selben Tag wählte Hill den Namen für seine Division: „Light Division“. In der folgenden Sieben-Tage-Schlacht arbeitete Hill oft neben seinem zukünftigen Kommandeur Thomas Jackson – der aber im Gegensatz zu ihm keine besonderen Leistungen in Lee’s Halbinselfeldzug hervorbrachte. Anfang Juli 1862 überwarf sich Hill wegen eines Zeitungsartikels mit James Longstreet, der ihn schließlich inhaftieren und absetzen ließ. Robert Lee persönlich verhinderte ein Duell zwischen beiden und stellte Hills Division schließlich unter Thomas Jacksons Oberkommando, der recht erfolgreich im Shenandoahtal operiert hatte.
Jackson war zweifellos ein noch schwierigerer Charakter als Longstreet und beide Offiziere hatten vom ersten Tag an Probleme miteinander. In der Schlacht von Cedar Mountain (August 1862) rettete Hill mit einer mutigen Attacke die Schlacht für Jackson, doch der war mit Hills verspäteter Ankunft mehr als unzufrieden. Am 20. August änderte Jackson Marschbefehle von General Lee, ohne Hill darüber zu informieren, der folgerichtig zu spät aufbrach. Am 29. und 30. August verteidigte die Leichte Division ihre Stellungen während der 2. Schlacht bei Manassas mit aller Entschlossenheit. Auch nach dem Sieg dort zeichnete sich Hills Mannschaft bei der Schlacht von Chantilly aus – der Ruhm der Leichten Division als härteste Einheit der Südstaaten war geboren, und mit ihm ging endgültig Hills Stern auf. Auf dem Marsch nach Maryland gerieten er und Jackson hart aneinander, als Thomas Jackson – empört darüber, dass Hill seine Männer ohne Pause marschieren ließ – dessen naheliegenste Brigade anhalten ließ. Hill stürmte zu seinem Kommandeur, warf ihm seinen Säbel vor die Füße und schrie: „Wenn Sie das Kommando über meine Männer in meiner Anwesenheit übernehmen, dann nehmen Sie auch mein Schwert!“ Daraufhin stellte ihn Jackson unter Arrest. General Lee erkor seine Division aus, die Besatzung von Harpers Ferry gefangen zu nehmen – weswegen Hill’s Division beinahe zu spät zur Schlacht von Antietam (September 1862) erschien. Aber nach einem beispiellosen Gewaltmarsch wendete seine Division erneut das Blatt der Schlacht. Dennoch war der Marylandfeldzug endgültig abgeschlagen worden.
Im Oktober drohte die Fehde zwischen Jackson und Hill erneut zu eskalieren, als sich beide gegenseitig schwere Vorwürfe machten und Hill schließlich auf einem Untersuchungsausschuss bestand, der seinen Ruf wiederherstellen sollte. Trotz Lee’s Intervention brachte erst die Schlacht von Fredericksburg (Dezember 1862) Ruhe in die Angelegeheit, als Hill seine wohl schlechteste Leistung zeigte und seine Division nur durch Jacksons beherztes Eingreifen in dem ansonsten so überragend geführten Abwehrkampf gerettet werden konnte.
Bereits im nächsten Frühjahr lieferte Hill während der Schlacht bei Chancellorsville (März 1863) seinen besten Streich und wurde dort auch verwundet. Die Schlacht von Gettysburg später in diesem Jahr, die Lee anfangs gern hätte vermeiden wollen, ging jedoch wieder auf Hills III. Armeekorps und dessen verfrühten Angriff auf Unionsstellungen bei McPhersons Ridge zurück. Auch wenn Einige nach dem Krieg in A.P. Hill ihren Sündenbock für Gettysburg fanden, stellte sich Lee vor seinen Offizier – er hätte gar nicht anders handeln können und dürfen. Zwei seiner Divisionen, die bereits am ersten Tag in verlustreiche Schlachten verwickelt waren, gehörten am dritten Tag zu Longstreets Streitmacht, mit der Lee das Zentrum der Army of the Potomac angreifen ließ. Deswegen erlitt Hills Korps die höchsten aller Verluste bei Gettysburg aller beteiligter Armeekorps. Sein wieder aufgefülltes Korps führte er bei Bristoe Station (Oktober 1863) beinahe ins Verderben – zu Hills Ehrenrettung sei gesagt, dass er anders als fast alle seine Kameraden die Schuld für verlorene Schlachten nicht auf Sündenböcke abschob. Auch 1864 führte er seine Korps als Kommandeur eher durchschnittlich, bis ihn Erkrankungen schließlich monatelang in seinen Tätigkeiten behinderten. Am 2. April 1865, nur wenige Tage vor Robert Lee’s Kapitulation, wurde Ambrose Powell Hill auf einem Ritt von Lees Hauptquartier zu Henry Heths Hauptquartier erschossen.
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A.P. Hill war mit Sicherheit einer der brilliantesten Divisionskommandeure des Südens gewesen, auch wenn er später als Korpskommandeur nicht an seine glanzvollen Leistungen anknüpfen konnte. Er war häufig so vorsichtig und zurückhaltend, dass man ihm gar keine Meinungen oder Ansichten entlocken konnte. Dennoch war er leicht reizbar, wenn er seine Ehre gekränkt sah. Bei seinen Soldaten genoss er außergewöhnliche Hochschätzung, unter Generalskollegen war er jedoch umstritten. Nicht zuletzt, weil er sich nach dem verlorenen Krieg als Toter nicht mehr wehren konnte, wurde er von Einigen zum Sündenbock abgestempelt. Erst mit den Jahren gewann seine Reputation wieder dazu und schließlich galt er als einer der legendärsten militärischen Führer der Südstaaten.
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Beschwerde :D
Macht bloß so weiter Euren AAR wie bisher. Die Infos in den Bildern stören uns überhaupt nicht. Ist alles super zu lesen und informativ. Nicht zu viel zusätzlichen Fließtext :burns:
Von Retterling
29.08.10, 16:07
Wir müssen wohl die Pause des hoch angesehenen Regent mit ein wenig zeitgenössischer Musik überbrücken;.
YouTube - Everybody's Dixie (http://www.youtube.com/watch?v=EfE7dGyONks&feature=channel_page)
Werte Leserschaft. Auf einem alten USB-Stick habe ich doch tatsächlich meine Konzept- und Bildersammlung gefunden. Dadurch bin ich wenigstens in der Lage, die Bilder wieder herzustellen, die inzwischen im Orkus des WWW verschwanden. Was die Korrektur auffälliger Fehler in den History-Kapiteln angeht, na ja, ehrlich gesagt bin ich momentan zu beschäftigt, mich damit auseinander zu setzen. Immerhin handelt es sich hierbei ja auch nur um eine Restauration, keine Neuauflage. Was die Fortführung der letzten Schlacht angeht - meiner Erinnerung nach ist da nicht mehr viel passiert. Ich bin noch bis zum Kartenrand vorgerückt, es sind aber keine neuen Einheiten mehr aufgetaucht. Die entsprechenden Beschreibungen werde ich aus meinen Aufzeichnungen und Screenshots weitest möglich nachstellen und abliefern. Den Spielstand habe ich freilich nicht mehr, sodass der Abschluss der Jackson-Kampagne zum jetzigen Zeitpunkt äußerst fraglich ist.
Euer Aktivist
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