Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel - Ein SH IV AAR
Seiten :
1
2
3
4
5
6
7
8
[
9]
Stupor Mundi
06.03.12, 12:42
Jetzt müssen wir es noch irgendwie bis 2222 schaffen......:D
Oder gleich bis 2500. Wäre doch gelacht! :)
Headhunter
06.03.12, 13:13
Na ja, müssen wir Neuschwabenland doch noch irgendwie einbinden.......vielleicht kann man die Story noch bis zur Handlung von Iron Sky verlängern:idee:
:D
Kaum geht mal ein Krieg verloren, geht auch schon die Disziplin flöten. Lasst Euch bloß nicht von Leutnant Lange erwischen, werter Hohenlohe :D
hohe_Berge
07.03.12, 18:37
#2007, weiter geht es.
Glück Auf
13.03.
Ohne erwähnenswerte Zwischenfälle erricht U-2503 nach ca. achtzehnstündiger Marschfahrt die Ausläufer des neuen Operationsgebietes, wo das, unter dem Kommando von Kapitän zur See Willhelm Paulsen stehende deutsche Boot ein weiteres Mal auf die Jagd nach feindlicher Tonnage gehen soll. So zumindest der Wille des BdU, daheim im nicht mehr ganz so schönen Deutschen Reich, dessen größte Städte und Industrieanlagen in weiten Teilen in Schutt und Asche lagen. Ausgebombt und niedergebrannt von einem in allen Belangen übermächtigen Gegner. Ruinen, die auf Befehl von oben, vielfach noch immer verbissen verteidigt wurden, und sei es von Greisen und halben Kindern. Die deutsche Kriegsmarine, allen voran die U-Bootwaffe, die hochgelobte Elite der Krieger zur See hatte den unbeugsamen Willen der Alliierten nicht brechen können.
Die Versorgung über See, zuerst in das bedrängte England, später nach Russland, Nordafrika, in den Mittelmeerraum und schließlich an die Küsten Westeuropas selbst, lief weiter, trotz gewaltiger Verluste.
Die Deutsche Kriegsmarine versenkten in den Kriegsjahren 1939 bis 1945 annähernd 5.000 feindliche Fahrzeuge mit einer geschätzten Gesamttonnage von 20,3 Millionen Bruttoregistertonnen auf See. Den Löwenanteil daran trug mit 14,3 Millionen Tonnen versenkten Schiffsraumes die U-Bootwaffe.
Doch alles half nichts. Die Alliierten produzierten schneller und nachhaltiger, als die immer mehr in Bedrängnis geratenden deutschen U-Boote nachziehen konnten. Neue, teils revolutionäre Technologien, welche nach dem Krieg von allen großen Mächten übernommen werden sollten, kamen zu spät oder in zu geringer Zahl zum Fronteinsatz.
Der Blutzoll auf beiden Seiten war gewaltig. Bis Kriegsende sollten knapp 800 deutsche U-Boote auf dem Grund des Meeres enden. Dreiviertel der U-Bootbesatzungen überlebten den Krieg nicht.
Auch auf U-2503, unter Kapitän Paulsens Männern, waren die Risiken und die horrenden Verluste, die täglich größer wurden, bekannt. Dennoch versuchte jeder an Bord, die traurige Wahrheit, so weit es eben ging, von sich zu schieben und sich in den täglich gleichen Alltagstrott von Routine und Zeitvertreib zu retten. Nur nicht zu sehr ins grübeln geraten. Das würde es nur noch schlimmer machen. Sie mussten einen klaren Kopf behalten, um das, bis zum Ende, an einem Stück durchzustehen. Und doch beteten sie jeden Tag für ein baldiges Ende. Wie würde es aussehen…und dann…was kam dann?
Nein…daran zu denken war noch zu früh!
Um kurz nach Mitternacht, es ist ziemlich genau 00.10 Uhr, erreicht das Boot schließlich sein neuestes Etappenziel. Die Befehle sind klar.
“Wir setzen einen Suchkurs I.WO. Suchschleifen...zehn, fünfzehn Seemeilen Abstand bei 10 Knoten Fahrt. Wir haben’s nicht eilig, da sparen wir lieber noch etwas Brennstoff. Falls es später doch noch eng wird, rettet uns das vielleicht den Arsch!“
Jawohl Herr Kapitän, bestätigt Leutnant Weber.
Spare in der Zeit, dann hast du in der Not, grinst auch Leutnant Schulze, der II.WO und bleckt die weißen Zähne, während Leutnant Lange, der LI das gesamte, kurze Gespräch ohne eine einzelne, erkennbare Gesichtsregung über sich ergehen lässt und sich anschließend wortlos Richtung Maschinenraum trollt, um nach dem Rechten zu sehen und den Verbrauch der Diesel bei der neu befohlenen Fahrstufe zu überwachen.
Niemand sollte ihm vorwerfen können, er wäre jemals seinen Pflichten nicht nachgekommen.
Schon gar nicht dieses Verräterpack um Paulsen herum. Diese Genugtuung würde er ihnen nicht gönnen. Niemals!
Indes bleibt es erst einmal ruhig auf See.
Das Meer um uns herum ist zwar noch immer aufgewühlt bis stürmisch, aber zumindest lässt sich kein feindliches Schiff am Horizont blicken.
Raue und ungemütliche See, doch noch immer kein Tröpfchen Regen…der sechste Tag in Folge…im Bild gut zu erkennen, der ausgefahrene Schnorchel von U-2503
http://abload.de/img/bild95naxlk.jpg
Ein einzelner schwacher Radarkontakt in großer Entfernung, vermutlich ein einsames Aufklärungsflugzeug, das allerdings von uns wegdreht und schnell wieder außer Reichweite ist, ist das einzig Ereignis des Tages. Wir kamen nicht einmal mehr dazu die Schnorchelanlage einzufahren und auf Tiefe zu gehen, da war der ferne Kontakt auch schon wieder verschwunden, wie ein unsteter Geist. U-2503 operiert momentan gut 1.000 Kilometer westlich, vor der Küste der britischen Inseln. Zwar sind wir damit noch längst nicht außer Reichweite landgestützter Maschinen, aber es wird doch merklich ruhiger, was Aufklärungsflüge angeht, als deutlich dichter unter Land.
14.03. – 15.03.
Auch an den beiden folgenden Tagen ändert sich nicht viel.
Das Wetter bleibt wie gehabt, keine erkennbare Veränderung. Doch auch was feindliche Schiffsbewegungen angeht, sieht es nicht wirklich besser aus.
Nicht Herr Kapitän, schüttelt Sonarmaat Petersen den Kopf, horcht aber dennoch angestrengt weiter in seine Kopfhörer hinein, während er die Horchköpfe rotieren lässt.
Auf Sehrohrtiefe im Operationsgebiet
http://abload.de/img/bild963oxz9.jpg
Bereits zum wiederholten Male an diesem Tag, lasse ich getaucht Rundhorchen, ob wir nicht doch irgendwelche Anzeichen von Schiffsverkehr in unserer Umgebung ausmachen können.
Doch jedes mal die gleiche, ernüchternde Antwort…NICHTS!
Ärgerlich murmle ich in meinen Bart.
“Ist ja nicht so, dass mich das sonderlich wundern würde. Verdammte Lamettaträger! Hocken mit fettem Hintern vor ihren Schreibtischen und was bei rauskommt sind närrische Befehle und viel heiße Luft. Verflucht noch mal! Der Teufel soll sie holen!“
16.03. – 17.03.
Logbucheintrag Kapitän zur See Willhelm Paulsen, Kommandant U-2503:
Letzter Tag auf Patrouille!
Zumindest das Wetter bessert sich…leider.
Hatte auf Regen oder dichten Nebel gehofft, je stärker und dichter, umso besser, um auch am Tage für Radarpeilungen mit etwas mehr Sicherheit in der Hinterhand auftauchen zu können. Hilft zwar auch nichts gegen das gegnerische Radar, aber wäre besser als gar nichts. Müssen uns für den eigentlichen Angriff ja trotzdem noch zu Gesicht kriegen.
Die letzten Befehle und das, uns vom BdU zugewiesenen Jagdgebiet?
Eine einzige Schweinerei. Wie zu erwarten kein Schiffsverkehr auszumachen.
Kein Wunder, nachdem wir erst einen ihrer Geleitzüge in just diesem Gebiet vor den Rohren hatten. Wo soll da auf die Schnelle ein zweiter herkommen. Nicht mal der Amerikaner kann hexen. Kochen auch nur mit Wasser…wenn auch zugegebener Maßen, verdammt heißes!
P.S. Diesmal keine Statusmeldung! Lasse neuen Kurs setzen…nordwärts…Island…und dann, wenn wir dort fündig werden oder auch nicht, ab nach Osten…HEIMWÄRTS!
Neuer Kurs…nordwärts, vor die Küste Islands
http://abload.de/img/bild979uz6c.jpg
Fortsetzung folgt…
Headhunter
08.03.12, 01:58
13.03.
P.S. Diesmal keine Statusmeldung! Lasse neuen Kurs setzen…nordwärts…Island…und dann, wenn wir dort fündig werden oder auch nicht, ab nach Westen…HEIMWÄRTS![/B]
Fortsetzung folgt…
Öhmm....wir wollen ja nicht meckern...aber liegt Deutschland nicht ostwärts?? Oder fahrt ihr westlich um Island herum??:D
Alith Anar
08.03.12, 10:20
Die welt ist eine Kugel. Also westwärts. Is nur ein bischen länger :)
Öhmm....wir wollen ja nicht meckern...aber liegt Deutschland nicht ostwärts?? Oder fahrt ihr westlich um Island herum??:D
Ihr habt natürlich Recht.
Es muss und sollte in diesem Falle, in der Tat nach "Osten" lauten, statt nach "Westen". Habt Dank!
Headhunter
08.03.12, 20:50
Gebt´s zu, das war nur eine Finte, um Lange zu täuschen!
"Hey Lange, es geht ab nach Hause!"
(3 Tage später)
"Hey, Lange, da ist Land in Sicht, bald sind wir zu Hause....na sowas....der Hafen sieht aus wie Halifax....na ja, müssen wir uns halt ergeben...."
:lach:
Stupor Mundi
09.03.12, 02:09
Gebt´s zu, das war nur eine Finte, um Lange zu täuschen!
"Hey Lange, es geht ab nach Hause!"
(3 Tage später)
"Hey, Lange, da ist Land in Sicht, bald sind wir zu Hause....na sowas....der Hafen sieht aus wie Halifax....na ja, müssen wir uns halt ergeben...."
:lach:
Dem könnt Ihr auch erzählen, Ihr wollt Kanada einnehmen und der Endsieg stehe unmittelbar bevor. Der würde sogar das glauben. :D
Gebt´s zu, das war nur eine Finte, um Lange zu täuschen!
"Hey Lange, es geht ab nach Hause!"
(3 Tage später)
"Hey, Lange, da ist Land in Sicht, bald sind wir zu Hause....na sowas....der Hafen sieht aus wie Halifax....na ja, müssen wir uns halt ergeben...."
:lach:
Hehe...wir konnten uns bei diesem Kommentar ein kleines, süffisantes Grinsen nicht verkneifen :D
Dem könnt Ihr auch erzählen, Ihr wollt Kanada einnehmen und der Endsieg stehe unmittelbar bevor. Der würde sogar das glauben. :D
Vielleicht würde er sogar hoffen, Generalgouverneur von Kanada zu werden... dann könnte er seinen Hass auf Paulsen und Schultze befriedigen:D
Bruno der XII
18.03.12, 13:44
Werter Sonic
Nach knapp 2000 Einträgen melde ich mich auch mal als stiller Mitleser, und ich kann nur sagen dieser AAR ist genial. Das erste das ich mache wenn ich meinen Computer starte ist zu sehe ob ihr die Geschichte schon erneuert habt.
Als treuer SH Spieler hoffe ich das wir uns mal auf offener See treffen :D
Freundliche Grüsse aus der Schweiz von Bruno der XII der hofft das euch noch viele Schiffe zum Opfer fallen
Werter Sonic
Nach knapp 2000 Einträgen melde ich mich auch mal als stiller Mitleser, und ich kann nur sagen dieser AAR ist genial. Das erste das ich mache wenn ich meinen Computer starte ist zu sehe ob ihr die Geschichte schon erneuert habt.
Als treuer SH Spieler hoffe ich das wir uns mal auf offener See treffen :D
Freundliche Grüsse aus der Schweiz von Bruno der XII der hofft das euch noch viele Schiffe zum Opfer fallen
Zuerst einmal ein nachträgliches, herzliches Willkommen in den heiligen Hallen des SI-Forums. Wir freuen uns sehr darüber, dass unser kleines U-Bootabenteuer euch die ein oder andere Lesestunde Kurzweil zu bieten vermochte.
Anbei ein kleines Update, denn wir waren die letzten Tage nicht gänzlich untätig, auch wenn wir in recht viel unserer freien Zeit, das Sehrohr unseres Bootes gegen den Kommandosessel auf der Brücke eines Föderationsraumschiffes getauscht hatten.
Inzwischen haben wir die letzte Feindfahrt komplett abgeschlossen, alle Screenshots und Notizen sind gemacht und der rein spielerische Teil des AAR's ist damit nun beendet. Jetzt müssen wir nur noch die Muse finden, alles zu Papier zu bringen. Zum Glück haben wir in zwei Wochen etwas Urlaub und werden dann wohl den Schlussakt bis zum Finale einläuten können :D
Bruno der XII
19.03.12, 20:14
An alle SH 4 Fans die sich schon lange wünschen endlich mal mit einem Japanischen U-Boot in den Krieg gegen die Amerikaner zu ziehen hätte ich hier etwas, das euch interessieren könnte: http://www.silenthuntermods.com/forum/index.php?topic=158.0
Ich habe mal gelesen das sich der werte Sonic und andere Mitregenten für einen Japan Mod interessieren und hoffe so euch weiterhelfen zu können :prost:
Kennen wir leider bereits :)
Der Modder keltos ist quasi "Zuarbeiter" für die von uns ins Auge gefasste IJN-Kampagne von peabody. Er erstellt die japanischen Boote, die zur Zeit auch schon spielbar sind, während die eigentliche Kampagne von eben jenem anderen Modder bearbeitet wird. Zur Zeit herrscht da leider Flaute.
Aktuell sind diese Boote daher nur in der offiziellen deutschen Ostindien-Kampagne aus dem Addon zu Silent Hunter IV spielbar und ersetzen einfach gesagt die werksseitigen deutschen Boote. Nicht mehr!
Eine echte, vollwertige japanische Kampagne ist das leider nicht.
Admiral RV
24.04.12, 20:45
Ist U-2503 so kurz vor dem Ende etwa abgetaucht?
Ruprecht I.
25.04.12, 01:58
Anmarsch zum Südpol, Umbau zur Reichsflugscheibe und Flug zum Mond brauchen halt etwas Zeit. Zumindest Lange werden sie da hochschießen wollen.
Mhm...Reichsflugscheibe :D
Womit ihr gar nicht mal so Unrecht habt, hatten wir doch kürzlich das Periskop unseres U-Bootes gegen den Kapitänssessel auf einem Sternenflottenraumschiff getauscht.
18.03.1945
Mit 12 Knoten Marschgeschwindigkeit verlegt U-2503 unter dem Kommando von Kapitän zur See Paulsen weiter nach Norden, bis vor die Küste Islands. Der Brennstoffverbrauch liegt bei ca. 50% des ursprünglichen Bestandes. In Anbetracht der bislang zurückgelegten Seemeilen und der Tage auf See, bleibt uns noch ein ausreichendes Polster, um nach erfolgreichem Abschluss unserer ursprünglichen Auslaufbefehle, die Unternehmung auszudehnen und auf frei Jagd zu gehen. Boot und Besatzung sind weiterhin voll gefechtsklar.
Gegen 12.00 Uhr Mittags, nach rund eineinhalb Tagen Verlegungsfahrt, erreichen wir schließlich die nordatlantischen Gewässer südlich vor Islands Felsenküste und gehen auf Jagdposition.
…so…oder so ähnlich hätte ich es am liebsten in das Kriegstagebuch geschrieben, doch die Seite bleibt so gut wie leer. Nur ein kurzer, düsterer Vermerk.
Logbucheintrag Kapitän zur See Willhelm Paulsen, Kommandant U-2503:
Jagdposition vor Island erreicht!
Suchkurs vor der isländischen Südküste
http://abload.de/img/bild98n0aqg.jpg
Doch trotz der Düsternis, welche meine Gedanken in den letzten Tagen wieder in Beschlag genommen hatte, versuchte ich mir vor meinen Männern nichts anmerken zu lassen. Ein zweifelnder, grübelnder Kommandant, war das letzte, was sie in diesen Zeiten brauchten. Doch die Männer kannten mich zu gut. Viel hatten wir gemeinsam in all den Kriegsjahren durchgemacht. Das beengte Zusammenleben an Bord eines U-Bootes und das zu Kriegszeiten, mit all den schrecklichen und brutalen Erfahrungen eines grausamen, blutigen Schlachtens zur See, welches keine Seite verschont, haben die Männer zusammenschweißen lassen. Selbst ein Mann wie Leutnant Lange konnte davor lange nicht die Augen verschließen.
Und umso schwerer wog daher für ihn nun in seinem aufkommenden Wahn der Verrat seiner Kameraden gegen das Reich im Allgemeinen und ihn persönlich im Besonderen.
Island, da wären wir also wieder mal, versucht Leutnant Weber, unser I.WO und mein guter alter Freund, etwas mühsam ein Gespräch in Gang zu bringen und die Stille zu brechen, als wir an dieser Nacht, U-2506 ist aufgetaucht, um für Radarpeilungen an der Oberfläche zu operieren, gemeinsam auf der Kommandobrücke oben auf dem Turm des Bootes stehen und uns die kalte, nach Salz und See schmeckende Brise um die Nasen wehen lassen.
Die Tauchfähigkeiten und die Ausdauer unter Wasser, welche unser neuartiges Typ XI „Wunderboot“ an den Tag legt, waren in der Tat wirklich bewundernswert, dennoch trauerte ich insgeheim, trotz der neuen Möglichkeiten den alten Zeiten hinterher. Doch schnell besinne ich mich eines Besseren. Ohne diese neuen Möglichkeiten, welche unser neues Boot bietet, würden wohl auch wir dasselbe Schicksal erleiden, welches Tausende von Kameraden Tag für Tag und Woche für Woche immer wieder auf See ereilt.
Einem längst weit überlegenen Feind, zur See, wie in der Luft gegenüber konfrontiert, einen schnelles, nasses und wenig ruhmreiches Grab, in einem stählernen Sarg auf dem Grunde des Atlantiks zu finden.
Das und nichts anderes ist und war das Los unserer Kameraden in diesen düsteren Tagen.
Weiterkämpfen und sinnlos sterben, für eine längst verlorene, falsche, ja verbrecherische Sache, deren verblendete Anhänger aus den Trümmern des Deutschen Reiches noch immer leere Propaganda und Endsiegparolen verbreiten, weil sie, wie ein jämmerlich Ertrinkender, nichts anderes mehr haben, an das sie sich noch klammern könnten.
Müde und gedankenverloren grummle ich vor mich hin, ohne auf meinen alten Freund zu achten.
“Die Welt geht unter, aber wir gehen nicht allein…verdammte Wahnsinnige!“
Alles in Ordnung Willhelm, sorgt sich Leutnant Weber, ohne meine Worte genau verstanden zu haben.
Schnell wische ich meine düsteren Gedanken beiseite.
“Es geht schon Manfred. Keine Sorge. So leicht lassen wir uns nicht unterkriegen, was, alter Freund. Wir kreuzen jetzt die kommenden Tage, so lange der Brennstoffverbrauch mitspielt die Südküste Islands auf und ab. Suchmuster von West nach Ost und wieder zurück. Tagsüber bleiben wir stur getaucht und spielen Mäuschen. Nachts holen wir Luft und Peilen über Radar. Mit ein bisschen Glück stoßen wir auf Küstenverkehr.“
Oder einen auslaufenden Geleitzug aus Reykjavik, verzieht der gerade wachhabende Leutnant Schulze, sich in das Zweiergespräch einklinkend, seine Mündwinkel zu einem in der Dunkelheit der Nacht nur zu erahnenden Grinsen.
Abwarten II.WO! Ein Geleitträger und zwei dicke Konvois während einer Feindfahrt, das wäre wohl ein bisschen viel des Guten, unkt Leutnant Weber zurück.
Ja…nicht das noch irgendwer auf die wahnwitzige Idee kommt, wir könnten das Ruder doch noch mal rumreißen und in die Offensive gehen oder noch verrückter…den Krieg sogar noch gewinnen, brumme ich leise, aber für die Umstehenden Männer doch hörbar vor mich hin.
Insgeheim bete ich darum, es möge uns nun das größte Jagdpech aller Zeiten befallen und jede verdammte Nussschale, die auf den Weltmeeren herumschippert, solle doch den größtmöglichen Bogen um uns machen. Doch das Schicksal wird es uns und erst Recht mir, als Kommandanten nicht so einfach machen, Gehorsam und Offiziersehre und Vermeidung von längst sinnlos gewordenen Opfern gleichermaßen nachzukommen. Bei Gott, wie oft hatte ich Befehle zurechtgebogen oder schlichtweg ignoriert, wenn ich sie für falsch oder ehrlos hielt. Doch den Kampf konnte ich trotz allem nicht aufgeben. Jeder Mann an Bord von U-2503 wusste von den bohrenden Fragen und dem inneren Zwiespalt ihres Alten, mit dem sie nun schon seit Kriegsbeginn gemeinsam dienten, kämpften und einige auch starben.
Und immer wieder kommen die gleichen Gedanken hoch.
Logbucheintrag Kapitän zur See Willhelm Paulsen, Kommandant U-2503:
Warum nicht einfach hinwerfen, frage ich mich?
Ausbrechen aus dem Kreis des Zehntausendfachen Sterbens jeden Tag, welches doch keinen Sinn mehr hat…auf beiden Seiten.
Doch auf der anderen Seite fühle ich mich trotz allem, so wahnwitzig es auch klingen man, noch immer an meinen Eid als Offizier gebunden. Warum den Krieg nicht einfach ignorieren?
Warum nicht einfach still die Augen verschließen, die Hände in den Schoß legen und abwarten, wie es zu Ende geht?
Wie oft habe ich in den letzten Wochen mit mir gerungen.
Ich kenne die unterschiedlichen Meinungen und Ansichten meiner Männer nur zu gut, auch wenn viele sie nicht offen auszusprechen wagen. Nicht aus Angst vor mir, sondern vielmehr um mich als ihren Kommandanten nicht vor solch eine Entscheidung stellen zu müssen, doch wohl längst ahnend, wenn nicht wissend, dass ich innerlich genau mit dieser Entscheidung schon längst zu kämpfen habe.
Warum nicht einfach verschwinden?
Unser Boot bietet uns doch genug Möglichkeiten, hat genug Reichweite. Warum nicht nach Südamerika oder sonst ein neutrales Land weit weg, bis der Krieg zu Ende ist?
Eine bohrende Frage!
Doch nicht alle in der Besatzung denken so.
Viele haben Familie und Angehörige daheim. Wissen oftmals nicht einmal wie es ihnen geht oder ob sie überhaupt noch am Leben sind. Wie können sie ohne sie in die Fremde ziehen, ungewiss ob und wann man je zurückkehren kann, um sich wieder in die Arme zu schließen?
Wie müssten ihre Familien und Angehörigen unter diesem offensichtlichen Hochverrat, als das man es ansehen würde leiden? Hätten sie Repressalien zu erdulden…oder Schlimmeres?
Und wie können wir es mit der eigenen Ehre und dem eigenen Gewissen vereinbaren, sich einfach feige aus dem Staub zu machen, während noch immer unzählige Kameraden weiterkämpfen und sterben?
Fragen wie diese gehen mir seit Wochen Nacht um Nacht, in jeder freien Minute durch den Kopf und zermartern mir mein Gehirn. Mehr als einmal bin ich fast dazu bereit den Krieg Krieg sein zu lassen und hinzuwerfen. Doch immer wieder rapple ich mich auf. Ich kann nicht allein für mich entscheiden. Ich muss an die Männer denken. Und wieder beginnt das Grübeln von neuem.
Egal wie ich mich entscheide, allen kann ich es nicht Recht machen.
Und so drücke ich mich selbst wieder einmal vor einer Entscheidung.
Schreibe einen sinnlosen Eintrag in dieses Kriegstagebuch, anstatt mich zu entscheiden. Schiebe hohle Phrasen von Offizierseid und Befehlen vor und klammere mich wie ein Ertrinkender an etwas, das schon längst allen Glanz und jede Form von Wichtigkeit verloren hat.
Langsam lege ich den Stift beiseite und starre selbst wie gebannt auf den letzten, gerade verfassten Eintrag. Nein…es war noch nicht zu Ende.
Noch hatte ich eine Rolle zu spielen. Eine Rolle in diesem wahnwitzigen Schauspiel von Blut, Leid und sinnlosem Opfertod. Doch weder war ich Richter noch Henker…sondern vielmehr der Narr.
Noch einen Augenblick lang starre ich auf das Papier.
Mit einem raschen Ruck schließlich reiße ich die gesamte Seite aus dem ledergebundenen Kriegstagebuch, während sich meine wind- und wettergebräunte Faust darum verkrampft und die andere, freie Hand das Tagebuch wütend auf den stählernen Boden der Kommandantenkammer fegt.
Fortsetzung folgt…
Mhm...Reichsflugscheibe :D
Womit ihr gar nicht mal so Unrecht habt, hatten wir doch kürzlich das Periskop unseres U-Bootes gegen den Kapitänssessel auf einem Sternenflottenraumschiff getauscht.
Interesand so habe ich die Sternenflotte noch nie gesehen:D
19.03.1945
Gegen 00.45 Uhr, passieren wir im Schutze der Nacht die Hauptstadt Islands, Reykjavik ca. 40 Seemeilen südlich. Zwischen U-2503 und dem zu dieser Zeit geschäftigen Hafen der größten Stadt Islands, liegt nur noch ein der schmale Landstreifen der hervorragenden Halbinsel Reykjanesskagi.
“Uhrzeit I.WO?“
Mit einem raschen Blick auf den, in der Zentrale gut sichtbar angebrachten Bordchronometer, setzt Leutnant Weber, der I.WO zu einer Antwort an.
00.45 Uhr, Herr Kapitän.
Neumond heute, wenn der Kalender nicht lügt, fügt Leutnant Schulze hinzu und streicht sich mit der Hand über seinen rotstichigen, verfilzten Bart, der in den letzten Wochen gesprossen war und dem kleingewachsenen, aber so schlagfertigen und gar nicht auf den Mundgefallenen II.WO, in dem herrschenden Dämmerlicht, das Erscheinen eines Wesens aus alten Schauermähren verlieh.
“Richtig II.WO…Neumond…also pechschwarz jetzt da oben.
So dicht am Hafen von Reykjavik könnte es sich lohnen, wenn wir mal die Lauscher die aufsperren…
…KLARMACHEN ZUM AUFTAUCHEN! AUF ROTLICHT SCHALTEN!“
Jawohl Herr Kapitän! Deckwache antreten…los…los…ein bisschen zackig, die Herrschaften, trommelt Schulze die Männer, welche nach dem Auftauchen den Kommandoturm bemannen sollen, um Ausschau zu halten, zusammen, damit sich ihre Augen in der jetzt in schummriges Rotlicht getauchten Zentrale, an die herrschende Dunkelheit gewöhnen können, bevor sie in die Nacht hinaussteigen.
Ich nutze den schützenden Schirm dieser pechschwarzen Neumondnacht, um aufgetaucht Radarpeilungen vornehmen zu können. Auf Sicht ist in dieser mondlosen Nacht ohnehin kaum die Hand vor Augen zu sehen, doch unsere Funkmessanlagen stören solche Sichtverhältnisse herzlich wenig.
Doch auch die Technik hilft uns in den kommenden Stunden nicht weiter.
Keine Kontakte, keine verwertbaren Ergebnis, keine Ziele!
Nach drei Stunden lasse ich den Versuch abbrechen und das Boot wieder auf Tauchfahrt gehen, bevor die Morgendämmerung, mit den zu erwartenden, verstärkten Aufklärungsflügen einsetzt.
Meine Einschätzung sollte sich indes als richtig erweisen.
Kaum das die ersten Strahlen der Morgensonne über den Horizont schielen, fangen wir, noch getaucht und auf Schnorchelfahrt, die ersten Ausschläge auf unserem Radarwarner auf.
FEINDFLUGZEUGE…so viel ist sofort klar, auch ohne den Gegner direkt zu Gesicht zu bekommen. Was sollte es auch sonst sein, hier vor feindlicher Küste.
Und so beginnt wieder das übliche Spielchen.
“Schnorchel einfahren…auf E-Maschine schalten. Wir gehen runter auf 60 Meter!“
Nur nicht durch einen blöden Zufall orten lassen. Kein unnötiges Risiko eingehen, wenn es nicht unbedingt nötig ist. Nicht jetzt…nicht mehr…nicht zu diesem Zeitpunkt! So lautet die Devise. Nur noch den Krieg heil überstehen und die Männer nach Hause bringen, wenn alles vorbei ist. So lautet nun die Devise.
Den ganzen Tag über bleiben wir getaucht. Über das Hydrophon lasse ich Sonarmaat Petersen regelmäßig Rundhorchen, ob sich Schiffe in unserer Nähe bewegen, aber jedes mal, wenn ich ihn erwartungsvoll ansehe, ohne die Frage laut auszusprechen, schüttelt er nur mit dem Kopf und horcht weiter in seine Kopfhörer hinein.
Am Abend brüte ich zusammen mit Leutnant Weber und Leutnant Lange, dem LI über den isländischen Seekarten. Mit Bleistift, Lineal, Zirkel und Winkelmesser sind auf der ausgebreiteten Karte, Kursverlauf und Entfernungen abgesteckt und markiert.
Wenn wir den Kurs beibehalten, kommen wir bald in ziemlich seichtes Fahrwasser. Hier…vor der Halbinsel hier, wie immer die heißt, wird es eng, gibt Leutnant Lange, der LI zu bedenken und fuchtelt mit der ganzen Hand über der Seekarte herum.
Bei derzeitigem Kurs und Geschwindigkeit kommen wir da morgen Vormittag, am helllichten Tag vorbei. Keine 30 Meter Wassertiefe im Schnitt, wenn die Daten stimmen. Wenn wir sicher gehen wollen also maximal fünfzehn, höchstens zwanzig Meter Tauchtiefe, wenn wir nicht mit einem Unterwasserfelsen kuscheln wollen, meint der I.WO. In der Tiefe, bei guter Tagsicht, können wir aus der Luft noch geortet werden.
Wäre ja nicht der erste Kratzer, den wir uns einfangen, versuche ich scherzhaft die gedrückte Stimmung etwas zu heben und spiele auf einen alten Vorfall an, als wir schon einmal, durch einen Tauchfehler in der Barentsee, noch auf U-150, Grundberührung hatten und uns ordentliche Schäden am Boot eingefangen hatten.
Zum Glück damals in seichtem Gewässer, so dass alles glimpflicher ausging, als es hätte sein können, wenn uns das Boot auf offener See weiter durchgesackt wäre.
Wieder ernster fahre ich fort.
“Gut…wir ändern den Kurs. Etwas weiter südlich. Hier…dort ist es tiefer. Bis 100 Meter und trotzdem noch dicht genug, um den Küstenverkehr nicht aus den Augen zu verlieren.“
20.03.
Tagsüber getaucht und über das Unterwasserhorchgerät rundhorchend, Nachts, zumindest stundenweise aufgetaucht und mit Hilfe der Funkmessortung, setzen wir unsere Jagd fort und kreuzen die Südküste Islands in westlicher Richtung entlang, immer in der Hoffnung, auf Beute zu stoßen.
21.03.
Nach drei vollen Tagen und Nächten hat U-2503 unter dem Kommando von Kapitän zur See Willhelm Paulsen die Südküste Islands zweimal von Ost nach West und zurück abgesucht, jedoch ohne zählbaren Erfolg. Keine Schiffsmeldungen verzeichnet das Logbuch. Dafür Radarwarnungen vor feindlichen Aufklärern. Diese würden eine ganze Seite füllen, wenn man wollte. Am frühen Nachmittag des 21. März 1945 breche ich die Suche in diesem Jagdrevier schließlich ab.
“Hat keinen Sinn I.WO. Nicht unser Revier hier. Wir könnten hier noch eine Woche herumkreuzen und nach der Nadel im Heuhaufen stochern oder unser Glück anderswo suchen. Ob wir da erfolgreicher sind, ist zwar eine andere Frage, aber es hat uns bislang immer gut getan, uns nicht zu lang an ein und demselben Fleckchen herumzutreiben.
Mann will ja nicht auf Teufel komm raus noch ungebetenen Besuch anlocken, was alter Freund?!“
Kein Widerspruch Willhelm. Für meinen Geschmack treiben wir uns ohnehin zu dicht an einer Küste herum. Ich bin froh, wenn wir wieder ordentlich Wasser unter dem Kiel haben. Mit der Möglichkeit 250 Meter Salzwasser zwischen mir und dem, was uns an den Kragen will zu haben, fühle ich mich wesentlich wohler.
“Ja…die Wahl zu haben, entweder in zwanzig Metern Tiefe von oben zusammen gebombt zu werden oder die Nase geradewegs mit Karacho in den Schlamm zu rammen, ist nicht wirklich das Wahre.“
Mit einem raschen Blick auf den LI werde ich wieder ernst.
“Was sagt der Brennstoff LI? Noch etwas über für einen kleinen Abstecher?!“
Dieselbrennstoffreserve bei knapp 45% Herr Kapitän, gibt sich Leutnant Lange kurz angebunden und beißt sich förmlich auf die Zunge, nicht einfach seinen Unmut, ja Hass herauszubrüllen.
Neuer Kurs…neues Jagdrevier
http://abload.de/img/bild99ijbja.jpg
“Das sollte reichen, für unseren Abstecher. Liegt ja ohnehin fast auf unserem Rückmarschweg und ist damit kaum ein Umweg.
Kursänderung I.WO! Wir verschwinden hier und verlegen weiter nach Osten. Neues Jagdgebiet zwischen den Orkney- und Shetlandinseln. Und danach ab nach Hause!“
Jawohl, Herr Kapitän, bestätigt Leutnant Weber befehlsgemäß und fügt dann noch freundschaftlich hinzu. Nach Hause...das klingt verdammt gut, Willhelm. Nach Hause!
Morgenrot am Horizont…Zeit zum Abtauchen, auch wenn es ein schöner Märztag zu werden scheint
http://abload.de/img/bild1005gaac.jpg
Mit 12 Knoten Marschfahrt lassen wir schließlich die Küste Islands hinter uns.
Ca. 1500 Kilometer, oder etwa drei Seetage liegen vor uns, bevor U-2503 sein neues Einsatzgebiet plangemäß erreichen sollte, wenn nichts Unerwartetes passiert.
Doch drei Tage auf hoher See, ist eine verdammt lange Zeit, in welcher viel Unerwartetes geschehen kann. Und dies meist dann, wenn man so gar nicht damit rechnet.
Fortsetzung folgt…
MrAugustus
27.05.12, 13:05
Fortsetzung folgt…
Und wann folgt die Fortsetzung? ;)
Wir hoffen im Laufe der kommenden Woche, spätestens am Wochenende selbst.
Wie bereits gesagt, haben wir die Feindfahrt eigentlich schon längst abgeschlossen, haben jedoch bisher einfacht nicht die nötige Muse gefunden, die letzten Ereignisse zu Papier zu bringen.
STO und auch das gute Wetter sind mit Schuld daran :eek:
MrAugustus
28.05.12, 02:45
Wir hoffen im Laufe der kommenden Woche, spätestens am Wochenende selbst.
Wie bereits gesagt, haben wir die Feindfahrt eigentlich schon längst abgeschlossen, haben jedoch bisher einfacht nicht die nötige Muse gefunden, die letzten Ereignisse zu Papier zu bringen.
STO und auch das gute Wetter sind mit Schuld daran :eek:
Sollte kein Vorwurf sein. Wir wollten uns nur kurz erkundigen, ob ein baldige Fortsetzung am Start ist. Solch lange Pausen sind wir von euch gar nicht gewohnt. ;)
Aber die eine Woche schaffen wir noch. :)
Und wie versprochen geht es heute gleich mit einem Doppelschlag weiter.
Wenn auch leider nicht mit dem erwünschten oder gar erhofften Ausgang :)
Viel Vergnügen!
22.03.1945
Drei Tage bis zum nächsten Zielgebiet. Drei weitestgehend langweilige Tage und Nächte, voll von Bordalltag und weiter anhaltendem Jagdpech. So oder so ähnlich zumindest hatten die Männer rund um Kapitän Paulsen es sich gedacht und ausgemalt.
Doch es sollte ganz anders kommen.
Die Tage begannen bereits ereignisreich, als um kurz nach 07.30 Uhr Funkmaat Petersen aufgeregt in die Zentrale geeilt kam und die Vorbereitungsarbeiten für das allmorgendliche Frühstück, das gerade aufgetragen werden sollte unterbrach.
Herr Kapitän? Herr Kapitän…entschuldigen sie bitte die Störung. Offiziersspruch, gerade frisch reingekommen.
Wohl die nächsten glorreichen Siegmeldungen aus der Heimat, unkt Leutnant Schulze, der II.WO mit bitterbösem Lächeln im Gesicht, das so aufgesetzt wirkt, wie ein Maske.
Verbote hin oder her. An Bord von U-2503 war man über die Kriegslage, auch Abseits großdeutscher Propaganda durchaus informiert, wenn auch nur in groben Zügen. Petersen, der Bordfunker und Sonarspezialist hatte es sich schon lange zu Angewohnheit gemacht, gedeckt und geduldet durch Kapitän Paulsen, regelmäßig auf den alliierten Frequenzen meist verschlüsselte Funksprüche oder offen empfangbare Feindsender, allen voran das Programm der BBC abzuhören. Irgendwo zwischen aller Kriegsrethorik und Propaganda gab es doch immer auf einen Fetzen Wahrheit. Das Zusammenbrechen der Ostfront, ein heilloser Rückzug über die winterliche Ostsee und die unaufhaltsamen Offensiven der Roten Armee in Schlesien und Ostpreußen und die sich täglich verschlechternde Lage, das alles war den Männern an Bord bekannt und drückte unverhohlen auf die Stimmung. Nicht wenige an Bord hatten Familie, Freunde oder Bekannte, über deren Schicksal sie derzeit nur düstere Spekulationen anstellen konnten.
Ist ja nicht so, als hätten Amerikaner, Briten und Russen jetzt noch irgendwelche Propagandaaktionen nötig, so wie jetzt alles im Eiltempo vor die Hunde geht, hatte Schulze immer so schön gesagt, auch diesmal wieder.
Ohne eine erkennbare Reaktion lässt bei diesem Kommentar Leutnant Lange, der LI, sein kaum angerührtes Frühstück, das ihm gerade erst im Blechnapf vorgesetzt worden war stehen und drängt sich an Leutnant Weber umständlich vorbei, hinaus auf den jetzt noch beengteren Mittelgang, wo sich schon die Matrosen vorbeidrängen, um die Portionen zu verteilen, welche der Smutje ausgibt. Von Hand zu Hand, in einer langen Kette wird Blechnapf um Blechnapf, Becher um Becher durchgegeben und weitergereicht. Kommissbrot, Pökelfleisch aus der Dose und dazu einen Becher verwässerten Malzkaffeeersatz. Nicht gerade „Haute Cuisine“ aber in Anbetracht der Kriegslage wurden die Männer zumindest noch satt, worüber wir froh sein konnten.
Wenn sie mich entschuldigen. Ich kümmere mich um den Funkspruch, entschuldigt sich Lange und trollt sich mit Petersen im Schlepptau Richtung Funkbude, um die eingegangene Nachricht zu entschlüsseln.
Keine fünf Minuten später ist die Arbeit geschafft und der LI reicht mir mit gleichgültigem Ausdruck auf dem Gesicht den Notizzettel mit dem in Klarschrift notierten Spruch darauf.
Mit knappen Nicken und einem Brummen nehme ich ihm den Zettel aus der Hand und überfliege den Text. Erst einmal, dann ein zweites Mal.
Und? Nu lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen, Willhelm, zischt mir Leutnant Weber, mein I.WO und alter Freund leise zu, nachdem er nähergerückt ist.
“Mhm…Kontaktmeldung. Feindliche Einsatzgruppe im Planquadrat AE 87 ausgemacht. Läuft auf Kurs West. Geschwindigkeit geschätzte 6 Knoten…“
AE 87, überlegt Leutnant Weber nun laut und ruft sich das Bild unserer Seekarten vor Augen. Das dürfte gar nicht so weit von uns entfernt sein, wenn ich die Karte richtig im Kopf habe. Sechs-, siebenhundert Seemeilen vielleicht.
Eher sechs, bringt sich nun auch Leutnant Lange, jetzt etwas erwartungsfroher ein.
“Ja Sechshundert und ein paar Zerquetschte. Aber Sechshundert in die falsche Richtung. Die schippern mit 6 Knoten Fahrt nach Westen, wir laufen auf Gegenkurs nach Osten. Mit jeder Minute, die wir hier quatschen und Kaffeekränzchen halten wird die Entfernung größer. Und weiß Gott wie alt diese Meldung schon ist.“
Noch einmal überfliege ich den Funkspruch und blicke in die fragenden und auf Antwort wartenden Gesichter der umstehenden Offiziere und Mannschaften unter meinem Kommando, die auf Befehle warten. Versuchen auf Teufel komm raus ranzukommen oder ziehen lassen? Was wird der Alte entscheiden? Noch überlege ich innerlich, dann erst fällt die Entscheidung.
“Zu weit weg I.WO! Mindestens 600 Seemeilen in die falsche Richtung. Bis wir das aufgeholt haben, selbst unter AK, haben sich die Herrschaften längst sonst wohin verfranst. Bleiben ja auch nicht stur auf der Stelle und warten darauf, dass wir mit unserer Blechbüchse vorbeikommen und mal freundlich Hallo sagen…
…WIR BLEIBEN AUF KURS!“
Die gemeldete Einsatzgruppe ist inzwischen einfach zu weit von unserer jetzigen Position entfernt, um realistische Aussichten auf ein erfolgreiches Abfangen haben zu können.
Es ist schon fast ironisch. Ein paar Tage zuvor verlassen wir unser Jagdgebiet vor Island mangels Erfolgsaussichten und nun, gut 48 Stunden nach Aufgabe unserer dortigen Jagdposition, passiert eben dort eine feindliche Kampfgruppe, mit möglicherweise lohnenden Zielen das Seegebiet...PECH!
23.03.
U-2503 läuft weiter auf Kurs.
Gegen Mittag passieren wir die von den Alliierten besetzten Färöer Inseln in einem Sicherheitsabstand von ca. 250 Kilometern. Natürlich haben die Alliierten auch ein Flugfeld auf den Inseln, doch wir sind ohnehin die meiste Zeit über auf Schnorchelfahrt.
24.03.
Logbucheintrag Kapitän zur See Willhelm Paulsen, Kommandant U-2503:
Haben am gestrigen Tage unser neues Jagdgebiet erreicht. Hoffe mit der Verlegung des Bootes auf Höhe Färöer und Shettlands auf bessere Gelegenheiten, noch einen Fang zu machen.
Aufgrund massiven feindlichen Flugverkehrs, operieren wir nun fast ausschließlich getaucht. Reduzieren die Auftauchphasen auf ein absolut notwendiges Minimum...nur Nachts.
P.S.
Der Rest ist Glückssache...oder eben Pech!
Fortsetzung folgt...
25.03.
Glück und Pech liegen oftmals dicht beieinander.
Eine Tatsache, welche auch die Männer rund um Kapitän Paulsen an diesem, noch immer eisigen Märzmorgen des Frühjahres 1945 machen mussten.
Es ist exakt 15.47 Uhr, am Nachmittag des 25. März 1945, irgendwo zwischen den Shetlands und Färöer Inseln. U-2503 kreuzt auf der Suche nach möglicher Jagdbeute auf Sehrohrtiefe und im Schnorchelbetrieb durch die kalte See.
Dann auf einen Schlag, wie aus dem nichts heraus, ohne jede Vorwarnung passiert es.
Wie aus dem Nichts heraus jagen mehrere Geschosssalven durch den nebligen Dunst, der ganzen Tag schon nicht wirklich weichen will und der wie ein eisiges, graues Leichentuch weit über den Horizont hinaus zu reichen scheint.
U-2503 unter Beschuss...Geschosse schlagen rund um unsere getauchte Position ein...unser nur knapp aus dem Wasser ragender Schnorchel für den Dieselbetrieb wurde entdeckt
http://abload.de/img/bild101tkfae.jpg
WAS ZUM...
WIR WERDEN ANGEGRIFFEN! BOOT UNTER BESCHUSS, brüllt Leutnant Schulze.
Wie haben die unseren Schnorchel gesehen, was ist mit dem Radarwarner, schreit jemand durch die Zentrale.
”SCHEISS DRAUF...TAUCHZELLEN FLUTEN!!! BEIDE MASCHINEN AK VORAUS...AUF E-MASCHINE SCHALTEN, DEN DIESEL AUS...ALLE MANN VORAUS...LOS...LOS...LOS!!!”
Sofort hetzt jeder Mann, der nicht auf seiner Station benötigt wird los...nach vorne in den Bug des Bootes, um das Gewicht zu verlagern und das schnelle Wegtauchen zu unterstützen ud zu beschleunigen.
Augenblicke später saust das für uns unbekannte Feindflugzeug über das getauchte Boot hinweg. Bomben fallen. Sekunden später wird U-2503 heftig durchgeschüttelt...die Besatzung reißt es von den Beinen...alles was nicht angeschraubt ist fliegt durch die Gegend.
Bomben fallen...deckend...ein Volltreffer auf unsere Position...nur ein paar Meter Wasser zwischen uns und den Einschlägen
http://abload.de/img/bild102ccf8j.jpg
Nieten platzen ab...prallen wie Geschosse von den stählernen Wänden des Druckkörpers ab...ein Matrose wir von einem Querschläger am Bein erwischt...ein Schmerzensschrei.
”SAAANNNNNIIII”
Die Beleuchtung flackert...fällt ganz aus...Sekundenlang ist es stockdunkel im Boot...Rohrleitungen bersten...eiskaltes Atlantikwasser schießt achtern in das Boot...
WASSEREINBRUCH im Maschinenraum!!
”KLAR BEI LENZPUMPEN...LOS SCHNELL!!
LI nach Achtern! Wir müssen den Wassereinbruch stoppen, bevor wir absaufen!”
Die Meldungen überschlagen sich...alles schreit durcheinander...
Zwei Fuß Wasser im Maschinenraum...steigt an...Rohrmanschetten und Klemmkeile her! Wo bleiben die Manschetten verdammt nochmal!
”LI...Lenzpumpen anwerfen...pumpt raus was ihr könnt...I.WO...Tiefe halten...wir dürfen nicht weiter absacken!”
Boot sinkt auf 80 Meter...90 Meter...sackt weiter..., krächzt Leutnant Weber.
Maschinenraum an Kommandant...Steuerbord-Diesel ausgefallen, wird eine Meldung aus dem Maschinenraum in die Zentrale gebrüllt.
Boot sackt weiter...jetzt bei 120 Meter!
”Was ist mit den Lenzpumpen?”
140 Meter...sinkt weiter...der Kahn geht durch Willhelm...SCHEISSE...150 Meter! Der Arsch zieht uns runter, meldet der I.WO und krallt sich mit einer Hand an der Turmleiter fest, während das Boot gefährlich achterlastig zu werden droht.
Weitere Nieten platzen ab...im Boot nur noch Licht über Taschenlampen.
”ANBLASEN...verdammt ich sagte ANBLASEN!!!!”
Boot sinkt weiter...160 Meter...170...keine Wirkung!
”Nochmal anblasen...LOS! Beide E-Maschinen alles was drin ist LI...alles was drin ist!”
Pressluftreserve auf 50% gesunken...45...40...!
.
.
.
.
.
Boot sackt nicht weiter...hat angehalten auf 185 Meter...wir steigen langsam...170 Meter...165...160 Meter, schnauft Leutnant Weber, der I.WO erleichtert.
Es wird ruhig im Boot...man hört nur noch das stoßweise Atmen der Männer.
Der I.WO Leutnant Weber hält verkrampft seine Mütze zwischen den Händen...sie ist völlig zerknüllt und durchnässt von kaltem Schweiß..
Maschinenraum an Kommandant...Wassereinbruch unter Kontrolle...Lenzpumpen arbeiten!
”Langsam auf 50 Meter aufsteigen und in dieser Tiefe einpendeln."
Wohl kein neuer Tiefenrekord, was? Leutnant Schulze, der II.WO kann schon wieder grinsen und seine Späßchen reißen.
Liberator-Bomber auf der Suche nach Anzeichen für unsere Versenkung
http://abload.de/img/bild1032ycjf.jpg
Langsam pendelt sich das Boot auf 50 Meter ein.
Der Wassereinbruch wurde gestoppt, die Lenzpumpen arbeiten daran das eingedrungene Wasser abzupumpen, während über uns unser Angreifer, eine britische Liberator ihre kreise zieht und drauf wartet, ob sie uns nun erledigt hat oder nicht.
”Schwein gehabt Manfred...Schwein gehabt. Den Gefallen jetzt noch abzusaufen tun wir denen nicht. Nicht heute! Nicht nach all dem! Wir haben’s überstanden Jungs...wir haben’s überstanden.”
Die Besatzung ist stehend k.o.
Schäden am Boot
http://abload.de/img/bild104t6cyo.jpg
Wir bleiben bis zum Einbruch der Dunkelheit in 50 Metern Tiefe und entfernen uns getaucht unter Einsatz der E-Maschinen und mit Hilfe des Batteriestroms vom Ort des Geschehens, bevor Überwasserstreitkräfte die Suche vor ort aufnehmen. Sollen die Tommys denken sie hätten uns erwischt.
Die Dieselmaschinen haben Wasserschaden erlitten. Der Steuerborddiesel ist komplett ausgefallen. Auch die E-Maschinen haben etwas abbekommen und sind nur noch eingeschränkt betriebsbereit. Der Pressluftkompressor ist hinüber. Die Liste ist lang.
Der Wassereinbruch im Maschinenraum ist unter Kontrolle, aber noch nicht gestoppt. Das eindringende Wasser wir von den Lenzpumpen abgepumpt, so dass wir den Pegel zumindest halten können, das Boot damit noch eingeschränkt tauchklar. Aber es ist ein Wabong-Spiel. So angeschlagen und schon ein Meter zu tief und der Kahn säuft uns ab. Doch wir müssen vorerst getaucht bleiben und uns absetzen. An der Oberfläche sind wir tot!
Wir haben überdies 12 Verletzte zu beklagen...jeder sechste der Mannschaft.
Hauptsächlich Schürfwunden und Prellungen, dazu ein gebrochener Arm und eine tiefe Platzwunde. Glücklicherweise nichts Ernstes. Sanni Erler verarztet die Verwundeten mit Bordmitteln.
Zwölf, zum Glück nur Leichtverletzte
http://abload.de/img/bild10547d7b.jpg
”Wir hatten Glück, Manfred! Ein paar Meter weniger Wasser zwischen uns und der Fliegerbombe und die Druckwelle hätte uns voll erwischt und das wärs dann gewesen mit U-2503...versenkt durch Fliegerangriff irgendwo vor den Shetlands...nein...soweit sind wir noch nicht, was alter Freund?!”
Wir nutzen die Zwangspause, um so viel als möglich zu reparieren. Die gesamte Besatzung vom Kommandanten bis zum Smutje ist miteingebunden, packt da mit an, wo gerade eine helfende Hand gebraucht wird.
Stark angeschlagen humpeln wir jetzt auf vorläufigem Ostkurs und hoffen möglichst keine weitere Feindberührung mehr zu haben, bis die Schäden hoffentlich mit Bordmitteln behoben sind. Doch Leutnant Lange, der LI sollte keine guten Nachrichten für uns bereithalten.
Fortsetzung folgt...
Blastwarrior
03.06.12, 15:54
ahhh schreibt weiter edler Herr. Es gefällt uns ausgezeichnet. weiter so!
Headhunter
03.06.12, 18:05
Na, das wär´s gewesen.....auf den letzten Metern:eek:
26.03.1945
Die ganze Nacht über mühen und plagen sich die Männer unter Anleitung von Leutnant Lange, dem Leitenden Ingenieur, damit ab, die erlittenen Gefechtsschäden vom Vortag in den Griff zu bekommen. Jeder Hand wird gebraucht und Mann und Maus an Bord, ein jeder der nicht unbedingt auf seiner Station gebraucht wird, packt mit an, um U-2503 wieder flott zu bekommen. Erst tief in der Nacht, im Schutze der Dunkelheit haben wir es schließlich gewagt, aufzutauchen.
Doch leicht will es uns das Schicksal nicht machen. Just, das die Sonne hinter dem Horizont versinkt und die Nacht hereinbricht, schlägt das Wetter um. Die Wolken ziehen sich rasch zusammen und türmen sich auf. Binnen weniger als einer Stunde braut sich ein richtig schöner Frühjahrssturm über unseren Köpfen zusammen.
Und U-2503, beschädigt und schwer angeschlagen mittendrin.
Ein Sturm zieht über dem schwer beschädigten Boot auf…Blick vom Kommandoturm aus
http://abload.de/img/bild106fbdpe.jpg
Doch wie die Stunden so vergehen, verfinstert sich die Mine des LI’s immer mehr.
Eine schlechte Nachricht jagt die nächste. Kaum ist ein Problem beseitigt, scheinen zwei neue aufzutauchen.
Am frühen Morgen des folgenden Tages, es ist der 26. März 1945, steht eine Lagebesprechung an. Wie soll es weitergehen.
Durchnässt, verschwitzt und abgekämpft stehen sich die Führungsoffiziere an diesem Morgen in der Zentrale gegenüber. Ein jeder von ihnen, allen voran Kapitän Paulsen und LI Lange hatten die letzten 48 Stunden durchgemacht, ohne Pause, ohne Erholung, teils knietief im eisigen Atlantikwasser, das sich noch immer in der Achtersektion des Bootes sammelte. Nur die ständig laufenden Lenzpumpen hielten den Pegel konstant und verhinderten Schlimmeres.
“Also LI…wie sieht es aus. Ich kann’s mir zwar schon denken, wenn ich nur die Augen aufmache, aber sie sind der Fachmann für Technikfragen hier an Bord. Einfache Frage LI! Kriegen wir den Kahn wieder flott oder müssen wir beizeiten nach Hause schwimmen.“
Ein böses Lächeln umspielt Leutnant Schulzes Lippen.
Der stets gut gelaunte und für jeden derben Spaß zu habende II.WO stellte sich wohl gerade in Gedanken vor, wie dieser steife Leutnant Lange bei der Gelegenheit von einem hungrigen Hai angeknabbert würde. Aber selbst der würde diesen seelenlosen Ewiggestrigen wohl sofort wieder ausspucken, wenn er nicht sogar an dessen Parteibuch ersticken würde.
Die Laune des LI’s schien dagegen auch nicht viel besser zu sein. Und um ehrlich zu sein, kamen in ihm, als der die Gesichter seiner Offizierskameraden sah, ähnlich düstere Gedanken, Paulsen und diesen renitenten Aufwiegler Schulze betreffend in den Sinn. Doch er verdrängte seine Wahnphantasien, die ihn immer häufiger heimsuchten, je länger die Feindfahrt anzudauern schien, und versuchte wieder einen klaren Kopf zu bekommen.
Wie es aussieht? Beschissen…so sieht’s aus, gibt Lange gereizt zurück, nur um sich im selben Moment wieder zu fangen.
Verzeihung, Herr Kapitän. Hab kaum geschlafen. Macht einen fertig auf Dauer.
Wollen sie die gute oder die schlechte Nachricht zuerst?
“Überraschen sie mich Leutnant!“
Mit einer fahrigen Handbewegung wischt sich Lange den nasskalten Schweiß von der Stirn.
Er zittert…vor Kälte, vor Erschöpfung.
E-Maschine und Steuerborddiesel laufen wieder. Die Wasserschäden waren nicht so schlimm wie befürchtet. Unsere provisorischen Abdichtungsversuche mit Rohrmanschetten und Klemmkeilen halten und die Lenzpumpen arbeiten. Das war’s aber auch schon an guten Neuigkeiten.
Ne verdammt kurze Liste, grinst Leutnant Schulze in Richtung LI.
Wenn sie meinen sie könnten’s besser Schulze, nur zu. Tun sie sich keinen Zwang an, beißt Lange zurück, besinnt sich aber rasch eines besseren.
Streit konnte er nicht gebrauchen. Nicht jetzt. So sehr er auch diesem Verräterverein um Paulsen wünschte, sie mögen eher heute als Morgen auf dem tiefsten Grund des Atlantiks enden oder noch besser vor einem ordentlichen deutschen Erschießungskommando, so sehr war er doch auf ihre Zusammenarbeit angewiesen, um selbst nach Hause zu kommen, wo Kapitän zur See Götz, der Paulsen ebenso sehr verachtete wie er selbst, ihm sein Wort gegeben hatte, ihn mit einem eigenen Kommando zu empfangen. So oder so. Hier und heute saß er mit diesem Verräterpack noch im selben Boot. Und eben jenes drohte ihnen im wahrsten Sinne des Wortes unter dem Hintern weg abzusaufen. Mitten auf dem offenen Atlantik keine gute Option.
Es sieht wirklich nicht gut aus Herr Kapitän, fährt Lange schließlich fort.
Wir haben ordentlich was abbekommen. Die Druckhülle ist im Bereich des Maschinenraums durch die Wucht der Detonation verformt. Nicht viel, wahrscheinlich nur Millimeter, aber das reicht schon. Wir haben ein Dutzend Risse und Spalten, wo die einzelnen Bausegmente miteinander verschweißt sind. Ich schätze da sind auch ein paar der Schweißnähte aufgeplatzt…Rissbildung. Da sickert jetzt überall und ununterbrochen das Seewasser ein. Wir können die gar nicht alle abdichten. Das Problem ist, das wir an viele Stellen aus dem Bootsinneren gar nicht rankommen, weil die zugebaut sind. Da müsste man das halbe Boot ausschlachten und auseinandernehmen. Nein…das geht nur von außen. Aber dazu müssen wir das Boot ins Dock bringen. Reparatur mit Bordmitteln ist da ausgeschlossen.
Betretenes Schweigen in der Runde.
Jedem ist klar, das sind keine guten Aussichten.
“Sind wir tauchfähig und wenn ja wie tief?“
Eingeschränkt, Herr Kapitän. Wir blieben ja auch nach dem Angriff noch getaucht.
Tropfen tut’s ohnehin permanent. Je tiefer wir runter gehen, desto höher der Druck und desto stärker sprudelt es. Zu tief und die Notflicken und Manschetten fliegen uns um die Ohren. Wenn das passiert, gute Nacht. Ende…Finito…Aus und Vorbei. Aber wann das passiert? Bei 30 Metern, bei 50, bei Hundert? Kann ich nicht sagen. Wenn wir unbedingt tauchen müssen, dann sowenig als möglich, meldet der LI.
Verdammt, schimpft Leutnant Weber. Wenn wir jetzt einem verfluchten Zerstörer über den Weg laufen und der uns mit Wabos zum Tauchen zwingt, erledigen wird uns gleich selbst, wenn wir auf Tiefe gehen wollen.
Es kommt noch besser, winkt Leutnant Lange ab.
Wir haben noch immer Wasser im Boot. Des Heck sackt leicht ab.
Der Pressluftkompressor ist völlig hinüber. Irreparabel, zumindest mit unseren Bordmitteln.
Wieder betretenes Schweigen.
Es sieht wirklich überhaupt nicht gut aus. Ohne den Kompressor haben wir keine Möglichkeit unsere Drucklufttanks erneut zu füllen. Ohne Druckluft wird ein sicheres Tauchen, insbesondere Wiederauftauchen schwer.
“Wie viel ist noch in den Tanks, LI?“
Nur noch der Rest, welcher nach unserer Anblasaktion beim gestrigen Angriff noch übrig ist. Etwa 30-40 Prozent…wenn’s hochkommt. Ein- zweimal kräftig die Tauchzellen ausblasen ist wohl noch drin, aber das war’s dann, meint Lange stoisch.
Nachdenklich schiebe ich mir die abgegriffene und speckige Kapitänsmütze auf dem Kopf zurück und kratze mich an der Schläfe, wo sich plötzlich ein pochender Schmerz auszubreiten scheint, der wie tausend Nadelstiche mein Gehirn zermartert, bevor ich antworte.
“Und danach reicht’s nicht mal mehr um eine lausige Geburtstagstorte auszupusten!“
Wenn der Smutje einen ordentlichen Topf Bohnen aufsetzt und wir die dem ollen Hinrichs eintrichtern, müssen wir nur noch seinen Arsch mit einem Schlauch anstöpseln und wir haben genug „frische Druckluft“, grinst Leutnant Schulze bei seinem nicht ganz ernst gemeinten Vorschlag und fängt sich dafür, trotz der ernsten Lage ein paar ehrliche Lacher ein.
Auch ich kann mir ein kleines, süffisantes Lächeln nicht verkneifen. In der Tat hatten es diejenigen Männer, die in unmittelbarer Nähe zu Oberbootsmann Hinrichs ihre Kojen hatten nicht immer viel zu lachen.
“Ich fürchte nur so viel eingedoste Bohnen haben wir leider nicht mehr, als das uns der gute Hinrichs hier aus der Patsche helfen könnte meine Herren. Wir werden wohl ohne göttliche, oder in dem Fall eher rein menschliche Lüftchen nach Hause segeln müssen.
Ich hoffe das war’s an schlechten Neuigkeiten. Falls nicht können wir gleich den nächsten Schrottplatz ansteuern.“
Reicht doch schnaubt Leutnant Weber mit tiefen Sorgenfalten im Gesicht.
Ohne Pressluftnachschub durch den Kompressor werden wir noch unseren Spaß haben, wenn es brenzlig wird. Nur mit Tiefenrudern und über die beiden Schrauben, na dann gute Nacht.
“Es hilft nicht Herrschaften!
.
.
.
Wir müssen mit dem auskommen, was wir noch haben und das Beste daraus machen.
Erstens…LI…wenn die Trimmpumpen noch laufen müssen wir das Boot halbwegs in einer stabilen Position halten. Also den Ballast in den vorderen Tanks vergrößern. Wenn das nicht reicht, müssen wir Ausrüstung und den Restproviant umräumen, um das Boot auszupendeln. Das Heck muss leichter werden, solange wir noch Flutschäden haben.
Zweitens…ich will das die Lenzpumpen rund um die Uhr unter Beobachtung stehen.
Tag und Nacht. I.WO…teilen sie eine extra Wachmannschaft dafür ein. Die Pumpen dürfen nicht ausfallen oder wir können nach Hause schwimmen.“
Sofort herrscht wieder Bewegung im Boot.
Diese klaren Ansagen und Befehle haben die Männer in diesem Moment gebraucht.
Jeder weiß, dass die Lage ernst ist, aber nicht ausweglos. Glück kann man nicht pachten, aber Glück hat auf Dauer nur der Tüchtige, schießt mir in diesem Moment wieder ein Gedanke an dieses alte Sprichwort durch den Kopf. Und tüchtige Jungs sind sie alle an Bord, daran gibt es keinen Zweifel. Die beste Mannschaft, die sich ein Kommandant nach fünfeinhalb Jahren Krieg nur wünschen kann. Jeder mit seinen Ecken und Kanten, der eine mehr, der andere weniger. Und doch eine Mannschaft…meine Mannschaft.
Wir müssen einfach nach Hause kommen…um jeden Preis.
Und Drittens? Und Drittens, fragt Leutnant Schulze, der II.WO.
Wir hatten Erstens und Zweitens. Fehlt nur noch Drittens.
Ein leichtes Schmunzeln umspielt meine Lippen, während ich mir die Kapitänsmütze wider tiefer in Gesicht ziehe und die Stimme kräftig durch das gesamte Boot erhallen lasse.
"RICHTIG…DRITTENS!
.
.
.
Und Drittens schauen wir das wir von hier verschwinden. Wenn’s ihnen nicht passt, wie ich mein Boot führe, können sie das Kommando gern zurückhaben und sich selbst versuchen, die Herren Lamettaträger und Schreibtischtäter daheim. Ich häng beileibe nicht an meinem Kommando. Die können mich heute mal alle gern haben.
.
.
.
I.WO…NEUER KURS HEIMAT! RÜCKMARSCH!!!"
Fortsetzung folgt…
Teddy Suhren
06.06.12, 19:22
Sehr schönes Update. Die Dialoge sind wieder amüsant. Wir hätten nur eine Frage: Sind die Schäden im Spiel oder RPG? Hull Damage habt Ihr, werter Sonic, ja keinen, wenn Wir das richtig sehen, oder?
Es grüßt
Teddy Suhren
Sehr schönes Update. Die Dialoge sind wieder amüsant. Wir hätten nur eine Frage: Sind die Schäden im Spiel oder RPG? Hull Damage habt Ihr, werter Sonic, ja keinen, wenn Wir das richtig sehen, oder?
Es grüßt
Teddy Suhren
Beides...RPG und im Spiel selbst auch.
Allerdings gibt es hier einen Bug, welcher die korrekte Anzeige des Rumpfschadens verhindert. Der Regler bleibt einfach auf 000 hängen, auch wenn das Boot noch so sehr zusammengebombt wurde und schon lange auf dem Meeresgrund liegt.
"Aber Captain...mein Captain...die Hülle ist immer noch ganz!" :D
Macht das ganze einen Tick spannender, da man so gar keine Anhaltspunkte hat, ob und wie tief man es noch wagen könnte, abzutauchen.
Wie gesagt, die Feindfahrt ist schon lange zu Ende gespielt und wir werden bis zum Ende den Wassereinbruch auch nicht mehr los werden, so sehr hat es uns erwischt diesmal. Wenn wir in ein paar Tagen Bergen mit dem Wasser bis zum Hals erreichen, ist der Maschinenraum noch immer halb abgesoffen.
Teddy Suhren
06.06.12, 20:19
Beides...RPG und im Spiel selbst auch.
Allerdings gibt es hier einen Bug, welcher die korrekte Anzeige des Rumpfschadens verhindert. Der Regler bleibt einfach auf 000 hängen, auch wenn das Boot noch so sehr zusammengebombt wurde und schon lange auf dem Meeresgrund liegt.
"Aber Captain...mein Captain...die Hülle ist immer noch ganz!" :D
Macht das ganze einen Tick spannender, da man so gar keine Anhaltspunkte hat, ob und wie tief man es noch wagen könnte, abzutauchen.
Vielen Dank für die Aufklärung. Es wunderte Uns schon, dass Ihr massive Schäden, aber eine völlig intakte Hüllen habt. :)
Schön das es weiter geht. Schön dass die Geschichte um Lange geradezu ein Ende des AAR erzwingt (der dank des Kriegsendes ja sowieso unausweichlich ist), die Dialoge (und Gedanken) schrammen doch schon arg an der Grenze des Absurden, bzw. die Charaktere am Wahnsinn.
Einzig störend ist das Lange angeblich selbst Kommandant werden will bzw. dies ihm versprochen wurde. Als LI und damit in der technischen Laufbahn fehlt ihm ja die nötige seemännische Ausbildung für den Posten.
Richtig, mit diesem Gedanken, zu Langes eigentlich nicht ausreichender Qualifikation habt ihr natürlich Recht. Als wir den Charakter des Leutnant Lange vor knapp drei Jahren das erste Mal in Erscheinung treten ließen, war einfach noch nicht abzusehen, wie es mit ihm im Besonderen und der Geschichte im Allgemeinen weitergehen sollte und würde.
Im persönlichen Zwiegespräch mit Kapitän Götz, vor dem Aufbruch zu dieser Feindfahrt, hatte Lange selbst ja seine eigentlich nicht ausreichenden seemännischen Qualifikationen für den Kommandantenposten als Hindernisgrund angesprochen und Kapitän Götz gegenüber erwähnt, dass er bisher nie die notwendigen Kommandantenlehrgänge abgeschlossen hätte.
Doch Götz hatte ihm gegenüber versichert, dass derlei "Formalitäten" vielleicht zu anderen Zeiten von Belang gewesen wären. Aber in Anbetracht der momentanen Kriegslage und da es an allen Ecken und Enden an erfahrenem U-Bootpersonal fehlte, insbesondere an Offizieren mit Fronterfahrung, wäre dies wohl kein unlösbares Problem, insbesondere, wenn er, ein Kapitän Götz, seines Zeichens Offizier zur besonderen Verwendung in Admiral Dönitz persönlichem Stab und offenbar mit besten Kontakten zur Seekriegsleitung und zum OKM ein paar Fäden ziehen würde.
Durch diesen Winkelzug und in Anbetracht der Tatsach, dass es auch in der Historie zu Kriegsende entsprechend chaotisch zuging, eine gute "Lösung" für dieses Problem, so denken wir :)
Gut, gut,da haben wir das Gespräch zwischen diesen Beiden nicht mehr im Gedächtnis. Man möge uns verzeihen, dass wir die unerquicklichen Äusserungen der beiden "schmierigen Typen" nicht so aufmerksam lesen ;)
Der LI, der Lange als Kapitän...das wird ne astreine Meuterei an Bord seines ersten und letzten Kommandos werden, mit dem seinen Methoden...
Wird es U-2503 unter Paulsen noch in den hafen schaffen, wir hoffen es sehr...
herzliches Ahoi
Hohenlohe, der eifrige Mitleser...
Stupor Mundi
07.06.12, 05:34
Der LI, der Lange als Kapitän...das wird ne astreine Meuterei an Bord seines ersten und letzten Kommandos werden, mit dem seinen Methoden...
Wird es U-2503 unter Paulsen noch in den hafen schaffen, wir hoffen es sehr...
herzliches Ahoi
Hohenlohe, der eifrige Mitleser...
Wir hoffen auch sehr, dass Lange noch sein Kommando bekommt. Auf seiner ersten und letzten Feindfahrt soll er absaufen beim Versuch, einen feindlichen Fischkutter zu rammen. Alle Mann können sich retten außer ihm, weil er aus falschem Stolz mit seinem Boot untergeht...
Oder noch besser ihm gehen die Augen auf, als er beim Absaufen ist, und er bemerkt, was er alles falsch gemacht hat in seinem Leben...
Mal so als Anregung, vielleicht lässt sich ja was draus machen...
Wir hoffen auch sehr, dass Lange noch sein Kommando bekommt. Auf seiner ersten und letzten Feindfahrt soll er absaufen beim Versuch, einen feindlichen Fischkutter zu rammen. Alle Mann können sich retten außer ihm, weil er aus falschem Stolz mit seinem Boot untergeht...
Oder noch besser ihm gehen die Augen auf, als er beim Absaufen ist, und er bemerkt, was er alles falsch gemacht hat in seinem Leben...
Mal so als Anregung, vielleicht lässt sich ja was draus machen...
Lange und erkennen was er falsch gemacht hat? Der würde, wenn er absäuft, wahrscheinlich hoffen, das Paulsen, wenn erdavon erfährt, nachdenklichwird und sich dem sterbenden dritten Reich anschließt...
Ruprecht I.
10.06.12, 16:55
Wieso Mannschaft?
Wieso seemänische Ausbildung?
Der hätte allenfalls einen bemannten Torpedo bekommen.
Jo :D, als waschechter Arier dann bestimmt einen Neger !
Jo :D, als waschechter Arier dann bestimmt einen Neger !
Naja...Kapitän Götz hatte ja nie explizit erwähnt, was für ein Kommando ihm denn da genau vorschweben würde. Und ein eigenes Boot ist ein eigenes Boot :D
26.03. – 27.03.1945
Logbucheintrag Kapitän zur See Willhelm Paulsen, Kommandant U-2503:
Nach Luftangriff auf, in Sehrohrtiefe operierendes Boot schwere Schäden erlitten.
Massiver Wassereinbruch in Achtersektion, Höhe Maschinenraum. Flutschäden an Diesel- und E-Maschinen, Totalausfall Pressluftkompressor. Boot mit Bordmitteln wahrscheinlich irreparabel. Ein Dutzend Verletzte unter der Besatzung. Zum Glück nichts Ernstes.
P.S.
Boot nicht mehr operationsfähig!
Aufgrund der schweren Gefechtsschäden, welche nicht mit Bordmitteln allein zu beheben sind, habe ich den Abbruch der laufenden Unternehmung befohlen.
U-2503 marschiert ab sofort auf Ostkurs in Richtung des nächstgelegenen, deutschkontrollierten Hafens.
Mit etwas Glück und ohne weitere Feindberührung erreichen wir hoffentlich entweder Stavanger oder unseren eigentlichen Heimathafen im norwegischen Bergen.
Nach dem schweren Luftangriff Tage zuvor, und eineinhalb Tage andauernden Notreparaturversuchen auf hoher See, leibt der Mannschaft rund um Kapitän zur See Willhelm Paulsen, an Bord von U-2503 nun keine andere Möglichkeit mehr, als den Rückmarsch gen Heimat anzutreten.
Zwei Tage nach dem überraschenden Luftangriff vor den Shetlands, ist das Boot auf Höhe des Maschinenraums noch immer leckgeschlagen. Die provisorischen Flicken und Abdichtungen mit Manschetten und Klemmkeilen halten, aber dennoch sickert an zahlreichen, teils unzugänglichen Stellen, noch immer Wasser von außen in das Bootsinnere.
Der Maschinenraum steht weiterhin anderthalb Fuß tief unter Wasser. Die Bilge ist komplett abgesoffen. Nur die Rund um die Uhr laufenden Lenzpumpen, welche unaufhörlich Wasser aus dem Boot pumpen, halten den Pegel konstant und das Boot damit über der Wasserlinie.
Jeder weitere Tauchversuch, wäre in der jetzigen Situation ein Wabong-Spiel mit ungewissem, im Zweifelsfall jedoch tödlichem Ausgang.
Und so kämpft sich U-2503 in diesen beiden Tagen, schwer angeschlagen, und mit dem Wasser, im wahrsten sinne des Wortes, bis zum Hals, zurück Richtung osten, auf die norwegische Atlantikküste zu, wo die rettenden, deutschbesetzten Häfen so nah und doch so fern scheinen.
Mit, aufgrund der Maschinenschäden, reduzierten Geschwindigkeit von 6 Knoten, schleicht U-2503 zurück nach Hause. Doch was sich als knapp 250 Seemeilen langer Spießrutenlauf hätte erweisen können, gelingt mit viel Glück ohne weitere Zwischenfälle.
Am späten Nachmittag des 27. März 1945 sichtet einer der Wachgänger auf der offenen Brücke endlich das ersehnte Festland am noch fernen Horizont.
Um kurz nach 16.00 Uhr befehle ich die letzten Kurskorrekturen für die Einfahrt i den norwegischen Byfjord vor den Toren von Bergen.
Mit dem teils noch immer gefluteten Heck, das merklich tiefer im Wasser liegt, erreicht U-2503 den Bergen vorgelagerten Byfjord
http://abload.de/img/bild10748ih8.jpg
Um kurz nach 18.00 Uhr, genauer gesagt, um 18.15 Uhr, es wird bereits merklich dunkel, so hoch im Norden Europas, herrscht an Bord noch einmal kurz Aufregung an Bord.
Unvermittelt schlägt der Radarwarner an Bord, mit seinem unverkennbaren Brummton Alarm.
MELDUNG AN KOMMANDANT! Radarausschlag aus Richtung 275 Grad. Große Entfernung. Das Signal ist noch schwach. Wahrscheinlich Feindmaschinen, meldet Petersen.
Sollen wir abtauchen, wirft sofort Leutnant Weber fragend ein, als er von mir offenbar nicht schnell genug für seinen Geschmack den Befehl zum Alarmtauchen zugebellt bekommt.
”Näherkommend?”
Jetzt noch einen Tauchgang mit dem beschädigten Boot möchte ich vermeiden. Würde uns ohnehin nicht viel bringen, haben wir hier, keine hundert Meter zu beiden Seiten des Bootes, vom Festland entfernt ohnehin nicht einmal 20 Meter unter dem Kiel. Ich kenne meine Boot und seine Fähigkeiten genau. Bei einem Alarmtauchmanöver sackt das Boot üblicherweise auf 70 bis 80 Meter ab, bevor es sich einpendelt. Mit viel Gefühl und Erfahrung, sowie einer eingespielten Mannschaft, kann man es trotz allem bei etwa 30 Metern abfangen. Plus minus ein bisschen was.
Alarmtauchen hier und jetzt, bei diesen Tiefenverhältnissen, hieße das Boot mit einem gehörigen Rumms auf den Grund zu setzen und den felsigen norwegischen Meeresboden zu küssen.
Reguläres Abtauchen dauert dagegen eine halbe Ewigkeit.
Oder dann doch auf die beiden gepanzerten Flaktürme vertrauen, wenn es hart auf hart kommt? Solange wir aufgetaucht operieren, sind die beiden Flugabwehrgeschütze ohnehin durchgehend bemannt. Eine Vorsichtsmaßnahme, die wir uns an Bord schon lange angewöhnt haben und die sich bereits mehr als einmal bezahlt gemacht hat.
Einen Augenblick lang herrscht Stille, während Funkmaat Petersen die Geräte im Auge behält.
Eine gefühlte Ewigkeit vergeht, bis endlich die erlösende Antwort kommt und mich einer endgültigen Entscheidung beraubt.
Nein! Kontakt wird schwächer, Herr Kapitän. Die drehen wohl ab...weg vom Festland. Raus auf’s offene Meer, meldet Petersen zur Entwarnung.
Bestimmt Briten oder Amerikaner. Aufklärer oder Bomber, die in Bergen mal nach dem Rechten gesehen haben. Wäre ja nicht das erste Mal. Und wo unsere tolle Luftwaffe steckt, kann man sich ja denken, knurrt der I.WO.
Welche Luftwaffe, grinst Leutnant Schulze böse.
In der Tat hatten wir selbst während unseres letzten Zwischenspiels an Land einen alliierten Luftangriff auf den Bergener Hafen miterlebt, auch wenn er für uns glücklich ausgegangen war. Inzwischen gehörte dergleichen wohl schon zum Tagesgeschäft.
”Sehen wir zu, dass wir in den Hafen kommen. Von hier aus ist es nicht mehr weit, Männer. Noch ein paar Stunden und wir sind daheim. Und das keinen Moment zu spät.”
Der Hafen von Bergen bei Nacht...alles ist verdunkelt, nur der Leuchtturm an der Hafeneinfahrt weist noch den Weg...welch Ironie
http://abload.de/img/bild108sji7n.jpg
Um 21.15 Uhr schließlich, nach 28 Tagen auf See, erreicht U-2503, unter dem Kommando von Kapitän zur See Willhelm Paulsen schließlich mehr schlecht als Recht den Hafen von Bergen/Norwegen. Als das angeschlagene deutsche Boot langsam in den abgedunkelten Hafen gleitet sind alle Mann an Bord froh, dem Teufel noch einmal von der Schippe gesprungen zu sein.
Doch kein anderer schien sich in diesem Augenblick, zumindest in seiner ureigenen Vorstellung, als U-2503 auf den Anleger zuhielt, glücklicher und erhabener zu fühlen, als Leutnant Lange persönlich.
Er hatte es geschafft!
Er war zurück!
Jetzt würde er endlich seinen wohlverdienten Lohn bekommen und dann sollten all die Paulsen’s und Schulze’s und wie sie alle hießen einmal sehen, aus welchen Holze er geschnitzt sei. Dann würde ihnen das Lachen schon noch vergehen und sie würden erkennen, welch Unrecht sie ihm getan hatten.
Und so konnte es Leutnant Lange kaum erwarten, dass diese düstere Nacht endlich vorübergehen mochte und er am nächsten Morgen, wenn der offizielle Einlaufrapport für ihr Boot anstehen würde, er endlich den Lohn für all seine Entbehrungen und Mühen einfahren konnte.
Sein eigenes Kommando!
Ergebnis
http://abload.de/img/bild109z1eud.jpg
Trotz des vorzeitigen Abbruchs der Unternehmung, aufgrund der erlittenen Gefechtsschäden, infolge des unerwarteten Luftangriffes vor den Shetland Inseln, muss diese, insgesamt 34. Feindfahrt unter dem Kommando von Kapitän zur See Willhelm Paulsen dennoch als sehr erfolgreich eingestuft werden.
So konnten auf dieser, insgesamt 28 Tage andauernden Operation rund um die britischen Inseln, vor der Südwestküste Irlands, bis hinauf nach Island und bis zum erzwungenen Abbruch der Feindfahrt vor den Shetlands insgesamt fünf Feindschiffe mit einer Gesamttonnage von 30.010 BRT erfolgreich torpediert und versenkt werden.
Als größter Erfolg auf dieser Unternehmung sticht die Versenkung des britischen Geleitträgers HMS Pursuer heraus. Ein letztlich, militärisch gesehen sinnloser Erfolg, für einen viel zu hohen Preis an längst unnötig gewordenen Opfern dieses wahnwitzigen, schon lange verlorenen Krieges.
Bestätigte Versenkungen:
Auslaufen aus Bergen/Norwegen am 28.02.1945
- 02.03.1945: Britischer Geleitträger HMS Pursuer mit 14.055 Tonnen...versenkt nach drei Torpedotreffern
- 09.03.1945: Panamaischer kleiner Tanker "Corona San Miguel" mit 3940 BRT...versenkt nach einem Torpedotreffer
- 09.03.1945: Norwegischer Küstenfrachter "Sleipner" mit 1857 BRT...versenkt nach einem Torpedotreffer
- 09.03.1945: Norwegischer Dampfer "Axel Thorsen" mit 4644 BRT...versenkt nach einem Torpedotreffer (Irrläufer/Zufallstreffer)
- 09.03.1945: Britischer Frachter "Empire Ipswich" mit 5514 BRT...versenkt nach zwei Torpedotreffern
Einlaufen in Bergen/Norwegen am 27.03.1945
Admiral Hipper
12.06.12, 00:11
Hoffentlich war das nicht schon die letzte Feindfahrt.
Das beschädigte Boot dürfte wohl etwas länger als gewöhnlich brauchen, um für die nächste Fahrt hergerichtet zu werden.
Wie lange dauert das in dieser SH4 Mod eigentlich?
hohe_Berge
12.06.12, 05:37
Kriegsende wird narrtüürlich auf See erlebt.
Glück Auf
General Olbricht
12.06.12, 17:33
Wow, die 14000 Tonnen der HMS Pursuer machen fast die Hälfte der Gesamttonnage aus. Respekt!
Können nur hoffen, dass das nicht die letzte Feindfahrt war! :)
Olbricht
Ruprecht I.
12.06.12, 18:08
Wenn die Werftliegezeit zu lange ist, gibt es eben zum Abschluß Langes Abenteuer mit einem Schlauchboot und einem Sack Handgranaten.
AG_Wittmann
12.06.12, 19:47
Einmal um die Welt!
Teddy Suhren
12.06.12, 22:48
Die letzte Mission wird eben aus Langes Sicht auf einem alten Typ VIIc-Boot gespielt. Mit weinerlichem Untergang. :D
Hoffentlich war das nicht schon die letzte Feindfahrt.
Das beschädigte Boot dürfte wohl etwas länger als gewöhnlich brauchen, um für die nächste Fahrt hergerichtet zu werden.
Wie lange dauert das in dieser SH4 Mod eigentlich?
Die Zeiten an Land, zwischen den einzelnen Feindfahrten werden offenbar zufällig ausgewürfelt. Wir konnten bisher nicht bemerken, dass die Schwere von erlittenen Schäden einen erkennbaren Einfluß auf die Dauer der Liegezeit gehabt hätte...leider, wäre dies der allgemeinen Atmosphäre doch sehr zuträglich.
Auch in der Dokumentation zum "Operation Monsun-Mod" bzw. dem Thread des Autors haben wir dazu nie einen Hinweis gefunden.
Nach nun insgesamt ca. 80-90 absolvierten Feindfahrten mit dieser Modkonfiguration, scheint uns die Zeitspanne zwischen Minimum, bei etwa drei Wochen bis etwa sechs Wochen herum zu schwanken.
Wenn die Werftliegezeit zu lange ist, gibt es eben zum Abschluß Langes Abenteuer mit einem Schlauchboot und einem Sack Handgranaten.
Wenn Lange so hart ist wie er glaubt, müssten auch ein Neoprenanzug und ein Tauchermesser genügen, um den Sieg zu erreichen... :D
Unser nächstes Update, welches in erster Linie auf dem Trockenen spielen wird und die finale Endphase der Gesichte rund um Kapitän Paulsen und Co. einleiten soll (keine Sorge, ein paar mehr Updates werden es schon noch werden :D) ist eigentlich schon fertig, bis auf ein, zwei letzte Absätze.
Doch wie es der Zufall so will, wollten wir am vergangenen Wochenende, ganz im Zeichen der EM, uns dem runden Leder widmen, mit bedauerlicherweise, etwas unschönem Ausgang.
So tippseln wir diese Zeilen nun gerade höchst ungelenk und schwerfällig mit einbandagierter, geschienter und ruhiggestellter linker Hand...naja...eher mit der Rechten.
Verdacht auf Handgelenksbruch hat sich zum Glück nicht bestätigt, das ist nur übelst geprellt. Möglicherweise hat es aber Sehnen oder eine oder mehrere Fingerwurzeln erwischt. Das ist aber mit dem Röntgenbild nicht feststellbar.
Jetzt heißt es eine Woche warten, ob es sich bessert, ansonsten Überweisung zur CT.
Fussball spielen und das handgelenk brechen das ist mal was neues.
Oder einen auf Neuer gemacht? :)
hohe_Berge
20.06.12, 09:55
Fussball spielen und das handgelenk brechen das ist mal was neues.
Oder einen auf Neuer gemacht? :)
Nee braucht keinen Neuer. Sohnemann G-Jugend Hans-Peter Briegel (Walz aus der Pfalz) Gedächniss Blutgrätsche abbekommen. Zweifacher Handgelenksbruch.
Werter Sonic hoffen das es bei Euch nicht so heftig ist, obwohl manche Fußballer steif und fest behaupten, besser einen sauberen Bruch als eine schwere Prellung.:rolleyes:
Gute Besserung. Glück Auf.
Werter Sonic alles Gute, hoffentlich nichts ernsthaftes mit der Hand, kanns nachfühlen, ich bin links eingeschränkt...
herzliche grüsse
Hohenlohe, der frisch Operierte -schulter links-...:smoke:
Von Retterling
20.06.12, 12:50
Wünschen euch jedenfalls gute Besserung:)!
Ps.:Gilt natürlich auch für den werten Hohenlohe ;).
Oh ja das kennen wir, hatten vor ein paar jahren ne kahnbeinfraktur. Im Röntgen gabs nichts zu sehen aber nach 3 wochen gabs dann doch nen CT termin. Besonders angenehm wenn man die schreibhand vor der Klausurzeit bricht...
Gute Besserung euch
Gute Besserung Sonic...
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke:
Johann III.
22.06.12, 11:29
Gute Besserung, werter Sonic. Wir lesen nach wie vor gespannt mit.
28.03.1945
http://abload.de/img/bild110suc5j.jpg
Der nächste Morgen, am Tag nach dem nächtlichen Einlaufen in den Hafen.
Die ersten Stunden nach dem Anlegen hatte die Besatzung rund Kapitän Paulsen damit verbracht, das schwer angeschlagene U-2503 zu sichern. Das leckgeschlagene Boot wurde unter vereinten Kräften von abgekämpfter und ausgemergelter Mannschaft, und mit der Hilfe und Unterstützung einer Handvoll freiwilliger Wehrmachtsoldaten und arbeitslosen Angehörigen der Kriegsmarine, die eigentlich für die Bewachung und Sicherung des Hafengeländes, welches von der Kriegsmarine seit Beginn der Besatzung in Beschlag genommen wurde abgestellt waren, auch wenn es hier offensichtlich nicht mehr viel von Wert zu bewachen gab, am nächstbesten freien Anleger festgemacht und sicher vertäut.
Ein herbeigeschafftes Dieselaggregat mit angeschlossener, leistungsfähiger Pumpe sorgte zum ersten Mal seit dem Luftangriff für halbwegs trockene Verhältnisse in der leckgeschlagenen Achtersektion des Bootes. Mit Hilfe der zusätzlichen Pumpleistung und hastig verlegter Schlauchverbindungen wurde das Boot endlich leergepumpt und stabilisiert.
Selbst nach dem Einlaufen in den Hafen von Bergen ist die Achtersektion des Bootes noch immer leckgeschlagen und Wasser tritt ein
http://abload.de/img/bild111pqcr4.jpg
Den Aufwand hätten wir uns auch sparen können. Ohne Aufenthalt im Trockendock und gründlicher Generalüberholung ist das doch alles nur Flickwerk, schimpft Leutnant Schulze, als der Hauptteil der Arbeiten abgeschlossen ist.
“Das Boot soll wohl einen halbwegs ansehnlichen Eindruck machen, wenn bei Sonnenaufgang die Herrn Lamettahengste samt Entourage hier ihre Aufwartung machen. Freudig in Wochenschauobjektive grinsen und Endsiegstimmung verbreiten. Recht viel mehr bleibt ja nicht mehr. Und wir stehen blöd daneben. Verdammte Bande…schönen verfluchten Dreck den die uns da eingebrockt haben.“
Na dann…Sieg Heil, seufzt Schulze wenig begeistert und streckt ruckartig sein Kinn nach vorne, in Richtung Mole, wo sich just in diesem Moment ein größerer Menschenauflauf zusammenzufinden scheint.
“Auf ins letzte Gefecht Herrschaften! Da kommt der Verein!“
Vom Kommandoturm unsere Bootes aus beobachten wir die Szenerie.
Es ist kurz nach 08.30 Uhr Morgens, die Dämmerung ist gerade vorbei und erste, schwache Sonnenstrahlen brechen immer mal wieder für kurze Augenblicke durch den ansonsten noch immer grauen und diesigen Morgen. Vereinzelte Nebelschwaden huschen hier und da noch von einer leichten Brise getragen quer durch das Hafenbecken von Bergen.
Auf dem Anlegekai, an welchem U-2503, in der Nacht zuvor festgemacht hatte, beginnt sich nun muntere Geschäftigkeit zu regen.
Ein Trupp Angehörige der Kriegsmarine hetzt eilig, im Laufschritt die Mole entlang und nimmt auf knappen Befehl hin Aufstellung unserem Boot direkt gegenüber. Zwei planenbespannte Wehrmachtlastwagen, gefolgt von einem Kübelwagen halten auf den Kai zu und kommen ebenfalls auf Höhe von U-2503 zum stehen.
Mit befehlsgewohnter Stimme scheucht ein sichtlich humpelnder Feldwebel eine ganze Wagenladung von schnatternden Weibern von der Ladefläche herunter ins Freie.
Marinehelferinnen, stellt der längst verheiratete Leutnant Weber knapp und ungerührt fest.
Und was für welche, grinst dagegen Leutnant Schulze der II.WO und beugt sich auffällig interessiert über das stählerne Schanzkleid, um einen besseren Blick erhaschen zu können.
Auch vom Vordeck, wo ein halbes Dutzend Männer rund um Oberbootsmann Hinrichs damit beschäftigt sind, auf Befehl von Leutnant Lange das Deck für die bevorstehende Inspektion freizuräumen und Platz zu schaffen, erregt der unerwartete Anblick Aufsehen.
Mann…Hinrichs! Guck mal da…Weiber! Ne ganze Wagenladung voll, stößt Matrose Pronold seinen Nebenmann an.
Pfeifend kommt der Bootsmann auf die Beine und verzieht grinsend sein Gesicht.
Pffffiiiii…die Rothaarige da hinten. Also von der würde ich mich gern mal unter vier Augen verarzten lassen, wenn ihr versteht was ich meine.
Hinrichs, du und deine Roten. DA…guck doch mal. Die Blonde da in der ersten Reihe. Das nenn ich ein Weibsbild, wirft ein anderer ein, nur um sich sofort einen Rüffel einzufangen.
Ach Kinder! Nicht mal richtig trocken hinter den Ohren und schon die Nasen in feuchte Höschen stecken wollen. Zurück mit euch an die Arbeit, aber zackig. Gefeiert wird später, lacht der II.WO vom Turm herunter auf das Vordeck, so laut, dass es über den halben Kai schallt und sich einige der mehr oder minder jungen Marinehelferinnen schüchtern abwenden und in die Ferne starren, während andere keck und zu den Männern herüberzwinkern und dem ein oder anderen ein freches Lachen zuwerfen.
Doch viel Zeit zum flirten bleibt auch den Damen nicht, macht ihnen doch sofort ihr alter, humpelnder, offensichtlich kriegsversehrter Feldwebel sofort wieder Dampf und scheucht sie auf ihre festbestimmten Positionen.
Während die Männer noch mit den Marinehelferinnen scherzen, habe ich nur Augen für den zweiten LKW, aus welchem eine handvoll Männer Kisten, Kameras und Stative herauswuchten und sich hastig daran machen, ihre Gerätschaften auf dem Kai, in unserer unmittelbaren Nähe in Aufstellung zu bringen.
Wochenschau, Willhelm, errät mein alter Freund und I.WO, Leutnant Weber auf Anhieb meine Gedanken richtig.
Lügenpropaganda, knurre ich mürrisch zurück!
War die Wochenschau vor Ort, verhieß das nicht Gutes.
Fast schon wissend suche ich sofort den gesamten Anleger, auf dem sich nach und nach mehr Menschen zusammenfinden genauer mit den Augen ab.
War Dönitz vielleicht persönlich gekommen? Hatte er noch rechtzeitig Reißaus genommen und sich ins verhältnismäßig sichere Norwegen abgesetzt?
Nein…unwahrscheinlich. Der war in Flensburg unabkömmlich.
Doch dann bleibt mein Blick auf dem Küblewagen hängen, dem just in diesem Moment eine Person entsteigt, die ich gehofft hatte, nach Möglichkeit nie wieder zu sehen. Dieser Mann verhieß nie etwas Gutes!
Auch Leutnant Lange hatte den hochgewachsenen, hageren Mann mittleren Alters, dessen ganze Erscheinung ihn schon als blassen Bürokraten und Schreibtischhengst erscheinen ließen, und der sich nun in Begleitung des Hafenkommandanten, des Flottillenchefs und einiger anderer teils hochrangiger Offiziere der Kriegsmarine eingereiht hatte, sofort erkannt…
…Kapitän zur See Götz!
Doch im Gegensatz zu seinem Kommandanten, Kapitän Paulsen, fieberte er diesem Widersehen mit weitaus freudigeren Augen entgegen.
Ja…das Kapitän Götz persönlich hier zu ihrem Einlaufen erschienen war, konnte er nur als gutes Omen werten. Es musste einfach so sein.
Die Herren Lamettaträger und Schreibtischhengste, die sich hier und heute zu unserem propagandawirksamen „Empfang“ versammelt hatten, wollten die ganze Zeremonie wohl ebenso schnell über die Bühne bringen, wie meine Wenigkeit. Zumindest darin waren wir uns wohl einig, wenn auch aus anderen Beweggründen.
Die haben den Arsch offen. Schon seit Wochen herrscht erhöhte Alarmbereitschaft vor alliierten Luftangriffen. Seit neuestem trauen sie sich auch schon tagsüber hierher. Unsere Herren Admiräle wollen daher wohl lieber wieder in ihre sicheren und komfortablen Unterstände, als hier wie bei einer scheiss Parade Zielscheibe zu spielen, flüstert Leutnant Schulze mir zu.
“Mannschaft auf dem Vordeck in Zweierreihe antreten lassen, I.WO.
Bringen wir dieses Schmierentheater schnell hinter uns!“
Jawohl, Herr Kapitän!
Auch die hohen Herrschaften scheinen es eilig zu haben und so hält kurz darauf eine Gruppe von Marineoffizieren schnurstracks auf U-2503 zu, kaum das unsere Männer angetreten sind. Eine offenbar hastig zusammengetrommelte Militärkapelle setzt zum Deutschlandlied an. Die Kapelle ist wohl nicht komplett, das hört man schnell heraus.
Wohl auch der letzte Rest vom Schützenfest, den sie da zusammengekarrt haben, flüstert mir der neben mir stehende Leutnant Weber leise zu.
Die ganze Szenerie muss einem unbeteiligten Zuschauer geradezu grotesk vorkommen.
Eine unvollständige Militärkapelle spielt lustlos und fehlerhaft vor einer eilig aufgezogenen Hakenkreuzflagge das Deutschlandlied herunter. Eine Abteilung Marinehelferinnen winkt mit Blumensträußen zur Begrüßung. Wichtigtuerisch und bedeutungsvoll stakst eine Gruppe von Offizieren der Kriegsmarine über das Fallreep hinüber auf das nur noch von den ständig laufenden Pumpen über Wasser gehaltene U-2503, wo ein Haufen abgekämpfter und ausgemergelter Männer unter meinem Kommando einfach nur froh sind, dass sie es diesmal, irgendwie, mit mehr Glück als Verstand, halbwegs heil und an einem Stück nach Hause geschafft haben.
Eine Horde von Photographen und Kameramännern der Wochenschau filmt den ganzen aberwitzigen Zirkus, während im Hintergrund, außerhalb des Focus der Kameras und Photoapparate noch der Rauch und beißende, schwarze Qualm des letzten alliierten Luftangriffes auf den Hafen und die deutschbesetzte Stadt Bergen, in den Himmel steigt, und schwarze Ruinen von ausgebombten Häusern und Lagerhallen am Hafen das Bild prägen.
Im Hafenbecken selbst und an den Piers bietet sich ein ähnlich trostloser und ernüchternder Anblick. Beschädigte, auf Grund gesetzte und teils gekenterte Schiffe. Reif zum Ausschlachten. Ein Bild, einem Schiffsfriedhof gleich. Niemand hebt sie mehr, niemand repariert sie mehr.
Angeführt wird dieses Trauerschauspiel eines verzweifelten Propagandaauftrittes, hier im heimatfernen Norwegen von Kapitän zur See Schomburg, seines Zeichens Kommandant der Seeverteidigung im Raum Bergen, sowie von Fregattenkapitän Heinrich Lehmann-Willenbrock, Chef der 11. U-Flottille. Und direkt dahinter Kapitän zur See Otto Götz, Offizier zur besonderen Verwendung im persönlichen Stab von Großadmiral Dönitz, extra mit einem Sonderflug noch in der Nacht aus Flensburg angereist, wie ich erst später erfuhr. Dieser Bürokrat vor dem Herren, dem ein Menschenleben nicht viel bedeutete, solange auf dem Papier nur seine Zahlen stimmten, war offenbar wie immer bestens unterrichtet und stand weiter in hohem Ansehen bei Oberkommando der Kriegsmarine und der Seekriegsleitung.
Doch immer wenn dieser Götz auftauchte, bedeutete dies unweigerlich Ärger.
Hastig und mit sichtlich aufgetragener guter Laune eilen die Offiziere an Bord, wo ich ihnen bereits, nachdem ich mich aus der Aufstellung meiner Männer gelöst habe entgegen trete, um sie, wie man es anstandsgemäß vom Kommandanten des Bootes erwartet in Empfang zu nehmen und sie an Bord zu bitten.
Nur schwer kommen mir freundliche Worte über die Lippen.
Erlaubnis an Bord zu kommen, Herr Kapitän, grinst mir Kapitän Schomburg als dienstältester der zusammengekommenen Offiziere mit aufgesetzter Freundlichkeit und Gelassenheit zu.
“Erlaubnis erteilt, Herr Kapitän!“
Na dann wollen wir mal schauen, dass die Herren von der Wochenschau und vom Propagandaministerium die Bilder kriegen, die sie wollen, bevor der Engländer zum nächsten Luftangriff ansetzt, schnaubt er anschließend, als er den ständig filmenden Kameras den Rücken zuwendet, um mir die Hand zu schütteln.
Man merkt dem Mann an, dass er hier schleunigst weg will und für dieses Theater wohl nicht recht viel mehr übrig hat, als ich selbst. Auch Fregattenkapitän Lehmann-Willenbrock, Chef der 11. U-Flottille schaut drein wie drei Tage Regenwetter. Einzig und allein Kapitän Götz schien gute Laune zu haben, als er mir in seiner so gespielt freundlichen und doch eiskalten Art, nach angedeutetem Hitlergruß die rechte Hand zur Begrüßung reicht. Eine einkalkulierte Provokation, um mich daran zu erinnern, wem noch immer seine Loyalität galt, falls ein Mann wie Otto Götz überhaupt jemand oder etwas anderem als sich selbst gegenüber loyal sein konnte.
Militärisch korrekt grüße ich kurzangebunden zurück.
Einer der Photographen der Wochenschau, die sich auf dem Kai vor dem Boot drängen schüttelt den Kopf. Die Einstellung war wohl nicht zu gebrauchen. Pech für ihn und das Propagandaministerium, denke ich bei mir, als ich seine Reaktion aus den Augenwinkeln heraus registriere.
Gefolgt von den drei Offizieren, wird jeder einzelne Mann an Bord von U-2503 von mir kurz vorgestellt und von den dreien mit Handschlag begrüßt und daheim willkommen geheißen. Hier und da richtet einer ein paar aufmunternde Worte des Lobes an einen der Männer, doch nur kurz und hastig wird das Prozedere heruntergespult.
Als letztem geht es mir noch einmal an den Kragen.
Eine vorbereitete Ansprache, die, das ist allen Anwesenden, die nicht blind und taub gleichermaßen durch das Leben wandern, einzig und allein für die Presse gedacht ist, bildet den Abschluss der grotesken Vorführung, an diesem Morgen. Bezeichnend dafür ist schon, dass ausgerechnet Kapitän Götz, in seiner Funktion als Offizier in Großadmiral Dönitz persönlichem Stab nun das Wort ergreift.
Es gibt nicht weniges, was mir in diesem Moment lieber gewesen wäre, doch ich lasse das Ganze möglichst ungerührt über mich ergehen.
Mein lieber Kapitän Paulsen. Es ist mir eine Ehre in Vertretung von Großadmiral Karl Dönitz, ihnen und natürlich auch ihrer tapferen Besatzung das höchste Lob und die besten Wünsche zu ihrer glücklichen und sicheren Heimkehr auszusprechen. Eine grandiose Leistung von ihnen und ihrer Mannschaft, zu der auch ich sie beglückwünschen möchte.
Die Versenkung des britischen Flugzeugträger HMS Pursuer zeigt und beweist auf eindrucksvolle Weise die ungebrochene Einsatzfähigkeit und Tödlichkeit der deutschen U-Bootwaffe. Mit neuen, leistungsfähigeren Booten und Torpedos, sowie ständig weiterentwickelter Technik in allen Bereichen der Seekriegsführung, wird dieser und werden noch nachfolgende Erfolge den Briten und den anderen Alliierten zeigen, dass man kein deutsches Schiff ungestraft versenken kann, ohne hundertfach dafür zu bezahlen.
Dieser Erfolg stellt den Beginn einer neuen Offensive zur See dar, welcher die Versorgungs- und Nachschubwege, der in Europa kämpfenden alliierten Truppen abschneiden und zum erliegen Bringen wird, bis ihr übereilter Vormarsch in sich zusammenbrechen wird.
Kapitän zur See Paulsen.
Das Deutsche Reich und das Deutsche Volk sind stolz auf sie und ihre Mannschaft.
Mit mehr Männern ihres Kalibers, werden wir den Alliierten zeigen, dass sie diesen Krieg noch lange nicht gewonnen haben, wie sie es in ihrer Propaganda so gerne behaupten.
So wie die Deutsche U-Bootwaffe weiterkämpft, so wird auch das Deutsche Reich weiterkämpfen…bis zum Endsieg.
Nach einer kurzen Kunstpause fährt er schließlich fort.
Wir brauchen mehr solche U-Bootkommandanten und Mannschaften, wie die Besatzung von U-2503 und Kapitän zur See Paulsen, dann werden die Briten, ihre Verbündeten und wie sie alle heißen schon bald wissen, was die Zeit geschlagen hat.
Aus diesem Grunde gebe ich hiermit, in Vertretung und auf Befehl von Großadmiral Dönitz, dem Oberkommandierenden der Deutschen Kriegsmarine die Beförderung von Leutnant Jörg Lange, Leitender Ingenieur auf U-2503, in den Rang eines Oberleutnants zur See bekannt.
Oberleutnant Lange wird mit sofortiger Wirkung das Kommando auf U-907 übernehmen.
Meinen Glückwunsch, Oberleutnant Lange!
Fortsetzung folgt…
Anmerkung: Noch eine Kleinigkeit zum Schmunzeln, warum wir gerade U-907 als Langes erstes und wohl auch letztes eigenes Kommando zum Abschluss unserer kleinen U-Bootgeschichte gewählt haben. Auch wenn es mit Leutnant…Verzeihung Oberleutnant Lange noch ein etwas anderes Ende nehmen sollte, als seinem historischen Vorbild :D
Marineintern hatte das Boot den Spottnamen „Nazi-Boot“, weil der Kommandant einen sogar für die damalige Zeit übertriebenen und fanatischen Nationalsozialismus pflegte. Der SA-Mann und Träger des seltenen Tyr-Runen-Abzeichens rekrutierte nicht nur die Offiziere und die meisten der Unteroffiziere aus dem Kreis seiner ehemaligen Kameraden der Marine-SA, sondern wählte auch als Turmwappen die Tyr-Rune und das Hakenkreuz als Zeichen seiner Verbundenheit mit der SA und mit der NSDAP. Den höchsten Mannschaftsdienstgrad hatte der Obersteuermann Karl Jäckel inne. Gegenüber dem neuen Kommandanten Servais Cabolet, der ohne größere U-Boot-Erfahrung eingesetzt wurde, galt Karl Jäckel als sehr erfahren.
Die erste Feindfahrt absolvierte U-907 als Wetterschiff im Nordatlantik. Die zweite Feindfahrt vom 29. April 1945 bis zum 5. Mai 1945 wurde laut der offiziellen Version wegen Maschinenschadens abgebrochen und das Boot bis zum Kriegsende nicht mehr vor dem Feind eingesetzt. Neuere Erkenntnisse geben ein anderes Bild von den Gründen des Fahrtabbruchs. Demzufolge konnte der Kommandant Cabolet keine Versenkungserfolge aufweisen und kam, durch seinen Ehrgeiz angespornt, in den norwegischen Gewässern auf die Idee, kleine Fischereifahrzeuge zu versenken und diese dann als Feinderfolge nach Berlin zu melden. Dieses Vorhaben wurde jedoch vom Obersteuermann Jäckel verhindert. Cabolet empfand das als Sabotage und beschloss im Gegenzug, U-907 mitsamt der „meuternden“ Mannschaft zu versenken. Nur er und seine ihm persönlich verbundenen Offiziere sollten entkommen, aber auch in diesem Fall gelang es Jäckel, mit der Androhung von Waffengewalt, das Vorhaben zu vereiteln. Der Vorfall auf U-907 wurde vertuscht, um den Mythos der „heldenhaften“ U-Bootfahrer nicht zu beschädigen.
Quelle: wikipedia
Überdies noch unseren herzlichsten Dank für die zahlreichen Genesungswünsche. Am kommenden Montag steht der CT-Termin an, dann wissen wir mehr :)
L. de Medici
22.06.12, 21:29
So lob ich mir das: Trotz Verwundung wird heldenhaft weiter gekä... äh berichtet.
PS: Gute Besserung. :)
Alith Anar
23.06.12, 11:22
Ich hab irgendwie eine Vermuting wer Walnge auf dem wirklichen U-907 ist ... :D
Gute Besserung.
Ich hab irgendwie eine Vermuting wer Walnge auf dem wirklichen U-907 ist ... :D
Gute Besserung.
Etwaige Gemeinsamkeiten sind natürlich rein zufällig und völlig unbeabsichtigt :D
Mitte April 1945 - Bergen/Norwegen
Gut Zwei Wochen sind inzwischen seit der glücklichen Rückkehr von U-2503, unter dem Kommando von Kapitän zur See Paulsen, von seiner letzten Feindfahrt, die beinahe, für Boot und Besatzung wirklich die allerletzte geworden wäre, vergangen.
Die Beförderung und Versetzung Oberleutnant Langes, ihres ehemaligen und langjährigen Leitenden Ingenieurs auf sein nun erstes eigenes Kommando, beherrscht noch immer die Gespräche der Männer unter Paulsens Kommando, sogar mehr als die sich in den letzten Tagen und Wochen immer weiter dramatisch zuspitzende Kriegslage daheim im fernen Deutschland, wo die Rote Armee sich anschickte, mit dem Sturm auf Berlin, die Hauptstadt des Deutschen Reiches, oder was davon nach gut fünfeinhalb Jahren totalen Krieges noch übrig war, einzukesseln.
Das Ende war gekommen. Kaum einer konnte jetzt noch die Augen davor verschließen, auch wenn offen kaum jemand darüber sprach, wusste es doch ein jeder. Nichts desto trotz ging das sinnlose Kämpfen und zehntausendfache Sterben weiter.
Auch hier in Bergen läuft die Kriegsmaschinerie trotz allem weiter.
Vor gut einer Woche wurde U-2503 endlich, mit reichlich Verspätung in den Bergener U-Bootbunker geschleppt. In Bunker “Bruno” gab es drei Trockendocks, in denen auch größere Reparatur- und Instandhaltungsarbeiten an den Booten durchgeführt werden konnten.
U-Bootbunker “Bruno” in Bergen
http://abload.de/img/u-bootbunkerbergen13qdns.jpg
http://abload.de/img/u-bootbunkerbergen20uc1w.jpg
Rekonstruktion der inneren Aufteilung des Bunkers “Bruno”
http://abload.de/img/u-bootbunkerbergen34oi9h.jpg
Die Boxen A, B und C waren reine Nasszellen und zur Aufnahme von Booten, zum Schutz gegen alliierte Luftangriffe gedacht. Dagegen konnten die Boxen D, E und F zum Hafenbecken hin abgeschottet und so auch, bei Bedarf als Trockendock für aufwändigere Reparaturen verwendet werden. Die äußerst rechts gelegene Box G diente zur Betankung der auslaufbereiten Boote.
Ich kann es immer noch nicht glauben! Ausgerechnet Lange. Die Sache stinkt doch zum Himmel, regt sich Leutnant Schulze, auch Tage später noch immer über den Vorfall nach unserer Ankunft auf.
Oberleutnant Langes neues und erstes eigenes Boot. Als Kommandant, U-907 lag keine 50 Meter von unserer Position entfernt.
Während U-2503 für größere Reparatur- und Instandhaltungsarbeiten im sicheren Bunker in einer der Trockenboxen aufgebockt lag, um auch an den sonst unter Wasser liegenden und damit unzugänglichen Stellen der Druckhülle Ausbesserungsarbeiten vornehmen zu können, hatte Langes U-907, ein mit Schnorchelsystem nachgerüstetes Boot vom Typ VII-C, außerhalb des Bunkers an einem der freien Anleger festgemacht, wo letzte Vorbereitungen für das Auslaufen getroffen werden konnten.
Seht ihn euch an, diesen aufgeblasenen, stocksteifen Fatzke. Wie er da oben steht auf dem Turm seines Bootes und seine Männer scheucht wie ein Schinder, murren auch andere Männer der Besatzung von U-2503, während sie mit ihrer Arbeit am Boot beschäftigt sind.
Nach Wegfall unseres LI’s hat Leutnant Weber, der I.WO die Aufsicht über die Reparaturen übernommen, auch wenn sein technisches Wissen natürlich bei Weitem nicht an die Fähigkeiten eines Lange heranreichte, was das technische Verständnis anbelangt.
Dennoch geben die Männer ihr bestes, um das Boot wieder flott zu kriegen.
Ja, stimmt ihnen Matrose Pronold zu und spuckt dabei verächtlich aus, als er Richtung U-907 und dem auf dem Turm wild gestikulierenden Oberleutnant Lange schielt.
Das erste was er gemacht hat, war sich eine neue Uniform zuzulegen. Pieckfein rausgeputzt könnte der glatt nem verdammten Admiral die Schau stehlen, der eitle Pau.
Die armen Schweine, die den jetzt als Kommandanten haben tun mir Leid. Ich erinnere mich noch an den ersten Abend nach unserem Einlaufen, als wir Abends unsere Rückkehr gefeiert haben. Da haben wir doch ein paar Mann von U-907 getroffen. Wie die sich gefreut hatten, einen erfahrenen Offizier aus Kapitän Paulsens Stall als neuen Alten zu kriegen. Hielten das doch gatt für ein gutes Omen, erinnert sich jetzt auch oberbootsmann Hinrichs, nachdem er die Schweißerbrille abgenommen hat und sich den Schweiß von der Stirn gewischt hat.
Denen ist das Lachen schnell vergangen, als sie am nächsten Tag gemerkt haben, was sie sich da für einen angelacht haben, gibt Pronold zurück.
Lange hat gleich am ersten Tag drei Mann wegen Verletzung von Dienstvorschriften in den Bau werfen lassen. Und das war erst der Anfang. Die waren mit ihrem Kahn noch kein einziges mal draußen und hassen den verfluchten Kerl schon jetzt, stimmt Hinrichs zu.
Es ist Leutnant Weber, der I.WO, welcher das Gespräch unter den Männern jäh beendet.
Meine Herren, Augen für andere Boote können wir haben, wenn unser eigener Kahn wieder Wasser unterm Kiel hat und wir nicht wie eine Flunder bei Ebbe auf dem Trockenen hocken. Zurück an die Arbeit!
Doch auch Leutnant Weber sieht es nicht anders als der Rest der Mannschaft von U-2503.
Wie konnte es nur sein, dass ausgerechnet Lange dieses Kommando bekommen hat.
Mit eiligen Schritten bringt der I.WO seinen Inspektionsrundgang zu Ende. Erteilt hier und da bei einigen Reparaturtrupps ein paar Anweisungen oder Ratschläge.
Als er sich davon überzeugt hat, dass die Arbeiten gut vorangehen, hat er es eilig zu seinem alten Freund und Kommandanten, Kapitän Paulsen zurückzukehren. Er wollte Antworten!
Während im Trockendock des Bunkers die Reparaturarbeiten unter Leutnant Webers Aufsicht vorangingen, hatte ich derweil andere Sorgen.
Nach dem überraschenden Wegfall Leutnant...nein...jetzt Oberleutnant Langes, fehlte uns ein Leitender Ingenieur. Bislang war uns noch niemand als Ersatz zugeteilt worden. Aber das wunderte mich nicht. Die Situation hier in Bergen war...angespannt und verworren, um es vorsichtig auszudrücken. Niemand wusste so recht, wie es weitergehen sollte. Unsicherheit und Zweifel aller Orten. Befehle wurden gegeben, nur um plötzlich doch wieder widerrufen zu werden. Diese Unsicherheit und teilweise Führungslosigkeit verschlechterte die Stimmung an Land, wie auf den festsitzenden Booten und Schiffen im Hafen von Bergen nur noch weiter.
”Es ist am Besten, wenn wir das tun, was wir immer getan haben und womit wir bislang auch gut gefahren sind.”
Also verlassen wir uns erstmal nur auf uns selbst, und lassen die hohen Herren eben vor sich hinwurschteln, stellt Leutnant Schulze, der II.WO fest, während wir gemeinsam nebeneinander vom Büro des Hafenkommandanten zurück Richtung U-Bootbunker und U-2503 marschieren.
Auch in Hafenkommandantur konnte ich unterdessen nichts ausrichten, um eine Antwort auf meine Anfragen zu bekommen.
Ersatzteile, Brennstoff, Proviant und nicht zuletzt ein Ersatzmann für den LI.
Immer die gleichen negativen Antworten. Es war zum Haare raufen.
”Also, wenn die uns keinen Ersatzmann zuteilen können oder wollen, müssen wir uns selber helfen. Oberbootsmann Daecher ist nach Lange derjenige, der sich wohl am Besten mit der Technik und der Maschinenanlage an Bord auskennt. Er wird die Aufgaben des LI übernehmen, wenn es sein muss!”
Deacher ist kein Offizier, grinst Leutnant Schulze, während wir weiter Richtung Bunker marschieren, vorbei an auf Grund gesetzten und teilweise ausgebombten Wracks und Gebäuderuinen früherer Luftangriffe.
”Hätte nicht gedacht, dass sie das stört, versuche ich Schulze nun selbst auf den Arm zu nehmen.”
Sie kennen mich Herr Kapitän, grinst Leutnant Schulze nur freudig und mit sichtlich guter Laune zurück.
Als wir gerade einen Seiteneingang des Bunkers erreichen kommt uns bereits Leutnant Weber mit energischen Schritten entgegen.
”Na I.WO...was machen die Reparaturen?”
Irgendwie flicken wir die Büchse schon zusammen. Oberbootsmann Deacher ist eine große Hilfe. Da kann man gegen Lange sagen was man will, aber dem Jungen hat er was beigebracht, sprudelt Leutnant Weber heraus und wischt sich den Schweiß von der Stirn.
Leutnant Schulze und meine Wenigkeit können uns bei diesem Kommentar ein sichtliches Grinsen nicht verkneifen. Offenbar hatten wir eines der Probleme schon gelöst. Zwar nicht unbedingt auf dem Dienstweg oder den Vorschriften entsprechend, aber gerade heute interessierte das an Bord von U-2503 nicht wirklich jemanden.
Ich muss mit dir reden, Willhelm, flüstert Leutnant Weber, mein I.WO und alter Freund schließlich verschwörerisch zu, während Schulze gekonnt die Ohren spitzt.
Ebenfalls im vertraulichen Ton gehe ich darauf ein.
”Was ist los Manfred? Schlechte Nachrichten von deiner Anna und dem Kleinen?”
Schnell schüttelt mein alter Freund den Kopf.
Lange! Warum er? Warum jetzt?
Daher wehte also der Wind.
”Keine Sorge alter Freund! Das riecht nach diesem verfluchten Kapitän Götz oder ich weiß nicht mehr wo Steuerbord und wo Backbord ist. Der verdammte Bürokrat scheint einen Narren an uns gefressen zu haben.”
An ihnen, Herr Kapitän, korrigiert Leutnant Schulze, der alles mithört süffisant und hat damit recht.
Langsam schweifen meine Gedanken ab, während Leutnant Schulze und Leutnant Weber weiterdiskutieren...
Lange ist ungeeignet für ein Kommando und das weiß Götz genau. Er hat Einsicht in alle notwendigen Personalakten und Berichte. Lange ist ein guter Offizier und ein begnadeter Ingenieur, aber er braucht Führung. Er ist noch ein junger Mann, voll von Zorn und dem Ehrgeiz zerfressen, sich und seine Fähigkeiten beweisen zu müssen, rennt er blind und fanatisch einer falschen Ideologie nach.
Lange kennt kein Maß. Sein Ego ist so weit wie der Atlantik. In seinem wahnhaften Ehrgeiz ist er fähig dazu sein Boot und seine Mannschaft von einer tollkühnen, ja selbstmörderischen Aktion in die nächste zu hetzen, bis ihn das Glück verlässt und er sich und seiner Mannschaft ein nasses Grab bescheren wird.
Nein...ein verantwortungsvoller Mann hätte Lange in seiner momentanen Verfassung nie ein eigenes Boot anvertrauen dürfen, ganz gleich wie schlecht die Kriegslage auch sein mag.
Und so drehen sich meine Gedanken weiter.
Wandern von unserem ehemaligen LI weiter zu Leutnant Schulze, dem II.WO.
Ein guter Mann, ein Glücksgriff für jeden Kommandanten und jede U-Bootbesatzung.
Gerade in der Enge eines U-Bootes, wenn Dutzende von Männern über Wochen auf engstem Raum, unter schlechtesten Lebensbedingungen und unter ständiger Anspannung zusammengepfercht sind, nicht wissend, ob der nächste Tag vielleicht der letzte sein wird, ist die offene, ständig gut gelaunte und zu Scherzen aufgelegte Art eines Schulzes die beste Medizin, um die Moral der Mannschaft zu erhalten.
Doch wäre Schulze ein guter Kommandant?
Seine Männer würden ihn lieben, ohne Zweifel. Doch reicht das allein?
Auf See, erst Recht an Bord eines U-Bootes ist Disziplin und Gehorsam überlebenswichtig.
Befehle müssen ungefragt und verlässlich ausgeführt werden. Schulzes Umgang mit der Besatzung ist eng und herzlich, für einen Kommandanten aber wohl zu eng verbunden.
Er müsste lernen, zur rechten Zeit auch die nötige Distanz zu wahren, um auch schnell und beherzt unbeliebte, aber überlebenswichtige Entscheidungen zu treffen und Befehle zu geben.
Leutnant Schulzes lockere und lässige Art könnte sich sonst als ebenso gefährlich für die ihm unterstellten Männer erweisen, als Langes selbstzerstörerischer Ehrgeiz und blindes Pflichtbewußtsein.
So grotesk es klingen mag, aber eine Mischung aus Langes “Pflichtbewußtsein” und Schulzes “Menschlichkeit” wäre die ideale Ergänzung. Doch beide Männer sind wie sie sind. Ein jeder für sich. Zusammen in einer Mannschaft ergänzen sie sich. Die Stärken des einen, füllen die Schwächen des jeweils anderen zu einem funktionierenden Ganzen.
Und zuletzt mein guter, alter Freund...Leutnant Manfred Weber.
Schon seit unserer Jugendzeit kennen und schätzen wir uns. Gemeinsamen gingen wir auf die Marineschule in Flensburg-Mürwick und machten unser Offizierspatent, bis uns das Schicksal schließlich als Kapitän und I.WO, zu Beginn dieses Krieges, vor nun gut fünfeinhalb Jahren wieder an Bord von U-51 zusammenbrachte.
Auf insgesamt vier Booten dienten wir in dieser Zeit gemeinsam. Kaum einen Menschen kenne und kannte ich besser in meinem Leben.
Doch wäre er als Kommandant geeignet?
Manfred war ein ausgezeichneter Seemann, daran bestand kein Zweifel. Fast sechs Jahre Fronteinsatz auf einem U-boot hatten ihn, wie auch fast alle anderen Männer an Bord von U-2503 zu erfahrenen U-Bootsmännern gemacht.
Er kannte die Notwendigkeit von Disziplin und unbedingtem Gehorsam auf einem U-Boot und war doch ein Mensch geblieben, dem die Männer unter seinem Kommando am Herzen lagen.
Wenn man mich im Vorfeld gefragt hätte, welchen meiner Offiziere ich am ehesten ein Kommando anvertrauen würde, hätte ich mich wohl für Leutnant Weber entschieden. Nicht aus freundschaftlicher Verbundenheit, sondern wohl überlegt. Er würde alles dafür tun, seine Männer sicher nach Hause zu bringen, manchmal sogar zu viel.
Manfred ist vorsichtig, manchmal übervorsicht. Manch einer würde sagen ein Zauderer.
In den Augen des BdU wäre er wohl eine schlechte Wahl. Zu zaghaft, zu vorsichtig, zu wenig risikobereit. Ein Kommandant, der Erfolge will, muss hier und da auch ein Risiko in Kauf nehmen.
Für seine Männer wäre er dagegen wohl ein Segen, hätten sie mit ihm wohl noch die besten Chancen heil nach Hause zu kommen und diesen Krieg zu überleben.
Und genau das ist es, was letztlich zählt. Noch vor ein paar Jahren, zu Beginn des Krieges, hätte ich wohl anders gedacht, doch auch ich habe meine Lehren gezogen.
Meine inneren Dämonen, die mich in jeder Nacht heimsuchen und mir den Schlaf rauben und deren verzerrte Fratzen ich oftmals nur noch durch den Alkohol zumindest zeitweise vertreiben kann, haben mich diese bittere und teuer erkaufte Erfahrung gelehrt.
Ein plötzliches, markerschütterndes Geräusch von Sirenen und wildem Geschrei reißt mich schlagartig aus meinen Gedanken. Auf dem gesamten Hafengelände herrscht mit einem Schlag Chaos. Menschen beginnen plötzlich loszurennen. Hier und dort werden Befehle gebrüllt.
FLIEGERALARM!!!
Willhelm...schnell wir müssen weg, brüllt mir Leutnant Weber ins Ohr und zerrt an meinem Arm. Das ist heute mal kein Fehlalarm, wie die letzten Tage.
”WIR MÜSSEN ZUM BOOT! IN DEN BUNKER...LOS SCHNELL!”
Fortsetzung folgt...
Blastwarrior
23.06.12, 12:57
mmh ein Bombardement und Lange ist abgesoffen? :D
Hoffentlich hält der Bunker stand, es gab ja damals bunkerbrechende Luftminen...auf ein neues werter Paulsen...äh...Sonic...
herzliche grüsse
Hohenlohe,der eifrig mitliest...:smoke:
Stupor Mundi
25.06.12, 15:10
Und bestimmt versucht Lange, die Flieger mit der Flak von U 907 abzuschießen und wird dabei versenkt. ;)
Wie Sturmgeheul brandeten nun über dem gesamten Hafengelände und der dahinter liegenden Stadt, welche schon durch vorhergehende, zum Teil massive Luftangriffe schwer in Mitleidenschaft gezogen worden war, die Sirenen auf und übertönten zeitweise alles und jeden.
LUFTALARM!!!
Mit hastigen Schritten, hechten Leutnant Weber, Leutnant Schulze und ihr Kommandant zurück Richtung U-Bootbunker und einen der seitlichen Molenzugänge. Der massive Stahlbetonbunker mit seinen bis zu sechs Metern starken Mauern und Decken war schon früher Ziel massiver alliierter Luftangriffe gewesen.
Anmerkung:
Bereits am 4. Oktober 1944 flogen 130 Bomber der Royal Air Force einen verheerenden Angriff auf den deutschbesetzten Hafen. Ihr Hauptziel, die deutschen U-Boote und der z.T. noch in Bau befindliche U-Bootbunker. Bergen wurde durch diesen großangelegten Bombenangriff schwer in Mitleidenschaft gezogen, doch der Bunker hielt stand.
Nur wenige Wochen später, am 29. Oktober vermochte auch ein zweiter Angriff mit nun 250 Maschinen nicht, das Stahlbetonmonster ernsthaft zu beschädigen.
Am 12. Januar 1945 schließlich, setzte die RAF erstmals ihre neuen, bunkerbrechenden Tallboy-Bomben ein, welche zwei Monate zuvor schon das letzte intakte deutsche Schlachtschiff, die Tirpitz im norwegischen Kafjord erfolgreich versenkt hatten. 32 britische Bomber warfen ihre 12.000 Pfund schweren Bomben über dem Bunker ab. Doch auch diese massive Sprengkraft konnte keine entscheidenden Schäden verursachen. Bunker „Bruno“ blieb intakt.
Der Bunkereingang ist nur noch etwas mehr als einhundert Meter entfernt. Ein eilig heranbrausender Wehrmachts-LKW braust wild hupend, so dicht an uns vorbei, dass wir ihn fast mit unseren Nasenspitzen berühren. Ärgerlich schluckt Leutnant Schulze, der II.WO einen unchristlichen Fluch herunter und unsere Dreiergruppe hastet weiter.
Noch fünfzig Meter…fast da, als eine Gruppe Marineinfanteristen, in ihren blauen Drillichen und mit Karabinern in der Hand, gehetzt von einem Bootsmann unseren Weg queren.
IN DIE GRÄBEN UND KÖPFE RUNTER BIS ICH WAS ANDERES SAGE, brüllt der Bootsmann den überwiegend jugendlich wirkenden Männern, etwa ein gutes Dutzend Mann zu, die prompt in die ausgelassenen Splitterschutzgräben jenseits der Mole hechten und wie befohlen die Köpfe einziehen.
Ein paar Meter weiter, notdürftig hinter einer Sandsackbarrikade geschützt, hantieren zwei Soldaten eilig an einem leichten MG herum und versuchen es einsatzbereit zu bekommen. Wütend hämmert einer der beiden, mit bloßer Faust auf den Verschlussmechanismus ein…Ladehemmung, spukt es mir durch den Kopf.
Noch zwanzig Meter…nur noch ein Stück.
Am Bunkereingang steht bereits Oberbootsmann Hinrichs und versucht verzweifelt winkend, unsere Aufmerksamkeit zu erhaschen. Nicht einfach in dem Chaos und Gewirr von Menschen, die gerade durch den Hafen eilen. Die einen auf der Suche nach Deckung, die anderen unterwegs mit Befehlen und wieder andere einfach nur kopflos auf der Flucht.
HIER HER! HERR KAPITÄN! HIER RÜBER…SCHNELL! SIE KOMMEN VON NORDEN REIN!
Nur scheinbare Augenblicke später, verscheucht das sonore Brummen von Dutzenden von Flugzeugmotoren das bislang alles übertönende Geräusch der Luftalarmsirenen.
Mit einem Schlag beginnt die Hölle.
Eine Gruppe von britischen Jagdmaschinen saust im Tiefflug quer zum Hafenbecken heran.
An den Tragflächen blitzt Mündungsfeuer auf. MG-Feuer durchpflügt den Hafen und die Kaianlagen.
http://abload.de/img/luftangriff1njck4.jpg
“ALLE RUNTER!“
Eine MG-Salve fegt nur etwa einen Meter vor uns quer über den Kai.
Mit einem Satz hebt es unsere Dreiergruppe fast gleichzeitig von den Beinen, als wir der Länge nach hart hinschlagen und im Dreck der Mole landen. Leutnant Weber stöhnt laut auf, als er den Sturz mit seiner Nase abzufangen versucht. Auch bei mir knacken die nicht mehr ganz jugendlichen Knochen hörbar und ein tiefer, stechender Schmerz zieht mir in die Glieder. Das Handgelenk ist aufgeschürft auf dem harten, schmutzigen Pflasterboden der Mole. Zwei Matrosen, wie wir auf dem Weg Richtung Bunker, haben weniger Glück.
Der Feuerstoß hat sie voll erwischt. Wie ein Sack Kartoffeln sacken die beiden blutüberströmt, nur zwei Mannslängen von uns entfernt, in sich zusammen. Kein Zucken, kein Aufbäumen…einfach Tot.
http://abload.de/img/luftangriff2g0emb.jpg
“AUF DIE BEINE!!! NOCH EIN PAAR METER! LOS JETZT!“
Wankend kommen wir drei wieder hoch.
Der Schmerz in den Gliedern ist wie weggeblasen. Adrenalin pur schießt durch unsere Venen und lässt den Schmerz vergessen. Gemeinsam wuchten Schulze und ich, den vom Sturz noch etwas benommenen Leutnant Weber wieder hoch und nehmen ihn, links und rechts unter die Schulter gehakt in die Mitte. Als wir nassgeschwitzt und verdreckt den Bunker erreichen, schlagen auf der anderen Seite des Hafenbeckens bereits die ersten Bomben ein.
“II.WO…wir müssen zum Boot. Hinrichs…hier kümmern sie sich um Leutnant Weber. Er hat was am Kopf abbekommen!“
Mit schmerzverzerrtem Gesicht und deutlich unsicherer und undeutlicher Sprechweise versucht mein alter Freund Widerspruch einzulegen und sich alleine hochzurappeln.
Es…es geht schon, Willhelm…mir fehlt nichts…ich kann…
“HALT DIE SCHNAUZE MANFRED UND SETZ DICH HIN! Hinrichs passt auf dich auf!“
Ein kurzes Nicken zu Oberbootsmann Hinrichs und noch ein letzter strenger Blick auf meinen alten Freund, der nun doch seinen Widerstand aufgibt, als ihm plötzlich die Beine schwer werden und er taumelnd wieder auf dem Hintern landet und schon eile ich mit Leutnant Schulze im Schlepp einmal quer durch den Bunker zum Liegeplatz unseres Bootes, U-2503.
Drei Boxen, eine, leer, zwei besetzt mit Booten müssen wir durchqueren.
http://abload.de/img/luftangriff7bucti.jpg
Während über uns und um uns herum die Bomben einschlagen und der ganze Hafenbezirk von Explosionen erschüttert wird, herrscht auch im vermeintlich sicheren Bunker Chaos.
Männer rennen wild durcheinander, Befehle werden gebrüllt.
Auf einmal übertönt eine dumpf grollende, aber unbeschreiblich laute Explosion für einen Augenblick alles. Die Innenbeleuchtung flackert, setzt kurz aus, bis die Notstromdiesel anspringen. Von der Stahlbetondecke bröckelt Putz. Faustgroße und größere Betonbrocken krachen aus zehn Metern Höhe auf die Laufstege und in eine der wassergefüllten Liegeboxen.
Das Heck eines Typ IX Bootes wird unter dem herabstürzenden Schutt begraben. Ein paar Männer retten sich mit einem waghalsigen Sprung ins Wasser vor dem Erschlagenwerden. Doch nicht alle haben Glück.
Vor unseren Augen wird einem Maat der Schädel zertrümmert.
Einen Augenblick lang röchelt er noch und krümmt sich vor Schmerz am Boden. Aus der offenen Schädeldecke schießt kurz ein Schwall von Blut, nur um überraschend schnell zu versiegen. Dann ein letztes Zucken und es ist vorbei.
http://abload.de/img/luftangriff8izdst.jpg
SANNI…SANITÄTER!!!
Wir können uns nicht aufhalten lassen.
Wir müssen weiter. U-2503 liegt eine Box weiter in einem der Trockendocks.
Wie mag hier die Lage sein?
Als wir um die Ecke biegen, steht das Boot noch in voller Pracht und Größe.
Steuerbord, am Achterschiff klafft ein vier mal zwei Meter großes Leck in der Druckhülle.
Doch keine Gefahr, das war schon vorher so. Als Teil der Reparaturarbeiten, um die erlittenen Schäden am Druckkörper zu beheben, musste eine ganze Bausektion ausgetauscht werden. Die letzten Abschnitte sollten gerade frisch verschweißt werden, bevor das Dock wieder geflutet werden und U-2503 das Dock als schwimmfähig räumen sollte, um Platz für andere Boote zu schaffen.
Als wir gerade eilig auf das Boot zuhalten, ist es Funkmaat Petersen, der uns in dem herrschenden Chaos als erster zu Gesicht bekommt.
Herr Kapitän?! Wo waren sie denn? Wir haben uns schon Sorgen gemacht, als der Alarm losging und sie noch nicht aus der Kommandantur zurück waren? Wo ist der I.WO?
“Auch im Bunker…hat sich den Kopf angehauen. Hinrichs passt auf.
Wie sieht’s hier aus? Alle Mann zusammen? Verluste…Verwundete?!“
Keine Ahnung, Herr Kapitän. Chaos hier, antwortet Petersen und sieht sich etwas hilflos um.
http://abload.de/img/luftangriff5caf9j.jpg
Eine weitere Detonation erschüttert den Bunkerkomplex.
Draußen, vor dem, zum Hafenbecken hin offenen Bunkerkomplex krachen immer wieder Fliegerbomben ins Wasser. Auch festgemachte Schiffe und die Hafenanlagen werden immer wieder gezielt getroffen. Mehrere Fahrzeuge und Gebäude brennen bereits. Dichter schwarzer Qualm hängt über dem gesamten Hafen. Lodernde Flammen züngeln aus brennenden Wracks und Trümmern. Hier und da erhaschen wir einen kurzen Blick auf einen britischen Jäger oder Bomber, wie sie den Hafen beharken. Die Bomber in großer Höhe, die Jäger in gezieltem Tiefflug.
http://abload.de/img/luftangriff6vzidl.jpg
Es ist der erschreckte Ausruf Leutnant Schulzes, des II.WO, welcher meine Aufmerksamkeit auf das ca. in einhundert Metern Entfernung liegende Kaiende vor der Einfahrt des U-Bootbunkers richten lässt. Genau dort, nur einen guten Steinwurf von unserer relativ geschützten Position hatte das fast auslaufbereite U-907 von Oberleutnant Lange, unseres ehemaligen LI festgemacht.
Doch was zum Teufel trieb der verrückte Kerl da eigentlich?
”Was zum Teufel...!”
Ist der jetzt endgültig übergeschnappt? Was treibt der noch mit seinen Männern da draußen, schnappt jetzt auch Leutnant Schulze, Langes alter Rivale und Intimfeind an Bord sichtlich besorgt nach Luft.
Etwa einhundert Meter von unserer Bunkereinfahrt entfernt, oben auf dem Kommandoturm seines neuen Bootes, U-907, stand Lange aufrecht und selbstsicher mitten im Feuer des gegnerischen Luftangriffes. Eine handvoll Männer, vermutlich Teile der Besatzung von U-907 hantierten an ihren beiden 20mm Zwillingsflakgeschützen herum und erwiderten doch tatsächlich das Feuer auf die angreifenden, und immer wieder auf Ziele im Hafen herabstürzenden britischen Jäger und Bomber.
Eine andere Gruppe macht sich derweil an der Vertäuung des Bootes mit der Kaimauer zu schaffen und versucht offenbar auf Langes Befehl hin, das Boot freizubekommen.
Die Dieselmotoren von U-907 laufen bereits, wie man den austretenden Abgasen erkennen kann.
Er versucht sich freizufahren und das Boot in Fahrt zu bringen, stellt Leutnant Schulze überrascht und gleichzeitig entsetzt fest.
”IDIOT..IDIOT!!! Was zum Teufel treibt der da nur? Warum schickt er seine Männer nicht in Deckung. Auf dem verfluchten Boot sind sie eine verdammte Zielscheibe. Wenn er jetzt auch noch anfängt im Hafenbecken herumzutuckern macht er endgültig alles und jeden auf sich aufmerksam, dann kann er sich gleich einsargen lassen!
.
.
.
LAAANNNGGGEEE...VERDAMMTER IDIOT! SCHICK DEINE MÄNNER IN DECKUNG UND RUNTER VON DEM KAHN!!! DU GOTTVERFLUCHTER IRRER BRINGST SIE NOCH ALLE UM!!!
.
.
.
RUNTER DA VERDAMMT NOCHMAL!!!
Wie aus einer Kehle stimmen nun auch andere Besatzungsmitglieder von U-2503 in das wilde Geschrei mit ein. Eine ganze Traube von Männern, stürzt zum Bunkereingang, so weit, wie man sich eben vorwagen kann, ohne sofort auf’s Korn genommen zu werden und brüllt, wild gestikulierend und mit den Armen fuchtelnd in Richtung U-907 und Oberleutnant Lange, nebst dessen Besatzung.
Schulze, Petersen, Matrose Pronold, Sanni Erler, die inzwischen nachgekommenen Leutnant Weber, mit immer noch zittrigen Beinen und oberbootsmann Hinrichs und wie sie alle heißen.
Ein Dutzend Mann brüllt sich die Kehle aus den Leibern.
MENSCH...HAUT AB DA!
NEHMT ENDLICH DIE BEINE IN DIE HAND!
LASST DEN KAHN IN RUH: HIER RÜBER IHR GOTTVERFLUCHTEN DEPPEN. MACHT DAS IHR DA WEGKOMMT.
Doch so sehr sich die Männer bemühen, auf U-907 erkennt man keine Reaktion.
Langes Mannschaft ist zu sehr beschäftigt. Obwohl nur einhundert Meter Luftlinie zwischen uns liegen, übertönt das Chaos und der dröhnende Lärm von Flugabwehrfeuer, einschlagenden Bombendetonationen und das Geschrei Dutzender Verwundeter und Sterbender jeden Versuch. Immer wieder ziehen dichte, schwarze, beißende Qualmwolken auf und nehmen uns die Sicht.
http://abload.de/img/luftangriff32kebm.jpg
Erst eine, dann eine zweite Fliegerbombe klatscht dicht neben U-907 in das Hafenbecken.
Krachend und grollend schießt eine zwanzig Meter hohe Wasserfontäne gen Himmel und regnet als feiner Wasserdampf wieder auf Boot und Besatzung hernieder.
Eine MG-Salve streicht über das Vordeck von Langes Boot. Drei, vier Mann, welche gerade noch die Taue einholten, werden über Bord gefegt. Langes zwei 20mm Flakgeschütze wirbeln herum...eine weitere Salve in den rauchgeschwängerten Morgenhimmel. Zischend fahren die rotglühenden Geschosse durch die Luft.
http://abload.de/img/luftangriff4dni0c.jpg
Sekundenbruchteile später schlägt eine weitere Bombe gegenüber des Bootes auf dem befestigten Kaianleger ein. Berstende Pflastersteine, Staub, Dreck und messerscharfe Bombensplitter werden zu tödlichen Schrappnells. Ein Dutzend Mann liegt tot oder sich unter Schmerzen, schreiend krümmend auf dem Kai oder dem Deck von U-907. Die beide Flakgeschütze schweigen. Zwischen all dem Feuer und Rauch kann man für ein zwei Augenblicke noch einmal Oberleutnant Lange erkennen.
Von zwei Mann mehr gezogen und gezerrt als gestützt klettern sie den Kommandoturm herunter.
Ein letzter Tiefflieger...eine letzter gezielter Bombenwurf...VOLLTREFFER!
Mit gewaltiger Wucht schlägt die 250kg Bombe auf das Achterdeck von U-907. Etwa auf Hohe des Maschinenraums durchschlägt die Fliegerbombe das Deck und detonieret nur Sekundenbruchteile später in einer grellen stichflamenartigen Explosion. Eine Hand voll Männer...nein nur Körper oder Körperteile...ob Tote oder noch Verwundete, lässt sich nur erahnen wird in hohem Bogen wie Spielzeug durch die Luft geschleudert.
Das Heck von U-907 bäumt sich kurz auf und sackt dann eben so schnell wieder in sich zusammen.
Gurgelnd und schmatzend schießt kaltes Seewasser in den nun aufgerissenen Rumpf.
Binnen weniger als einer Minute versinkt U-907 in den Fluten. Erst der Grund des Hafenbeckens verhindert ein weiteres Absacken, bis nur noch ein Teil, des von Schrappnells zerfressenen Kommandoturmes aus dem Wasser ragt.
http://abload.de/img/luftangriff99ve1j.jpg
Der Angriff ist vorbei. Ebenso schnell, wie sie gekommen waren, verschwinden die britischen Maschinen wieder in den Wolken und drehen ab...nach Hause.
Sie lassen einen verwüsteten Hafen voll von Toten und Verwundeten, brennenden Gebäuden und Schiffen zurück. Und dennoch wird dieser Angriff nur eine kleine, kaum zu erwähnende Fußnotiz im Verlauf dieses bestialischen Krieges werden.
Ausschnitt “Das Boot”
http://www.youtube.com/watch?v=-WzbYQeCtEw
Doch meine Soge gilt in diesem Moment, da die britischen Maschinen abdrehen nur einem.
Was ist mit meiner Mannschaft? Und was ist mit Lange?
Anmerkung:
Die eingefügten Bilder zur Untermalung der geschilderten Vorgänge an diesem Tag, stammen, wie die meisten Leser vermutlich schon erahnt haben dürften, aus dem Film "Das Boot", Wolfgang Petersens Klassiker aus dem Jahre 1981, nach dem gleichnamigen Roman von Lothar-Günther Buchheim. Wir sind der Ansicht, das die hier gezeigten Momentaufnahmen die geschilderte Szenerie eindrucksvoll untermauern und veranschaulichen.
Fortsetzung folgt...
Admiral Hipper
25.06.12, 20:24
Wirklich genial mit den Bildern edler Sonic.:)
Wir sind sehr gespannt wie es weiter und dann zu Ende geht.
Blastwarrior
25.06.12, 21:32
hehe haben wir es doch alle gewusst :D
Ruprecht I.
25.06.12, 21:35
Konnte nicht anders sein. Inklusive der 'Boot'-Reminiszenz.
Erspart uns wenigstens Verluste auf 'unserem' Kahn, ja?
General Olbricht
25.06.12, 22:10
Wow, klasse Update! Die Bilder von "Das Boot" passen richtig gut dazu. ;)
Respekt; ganz große Klasse! :top:
Olbricht
P.S.: Nein, das ist nicht übertrieben! :prost:
Stimme Olbricht zu, das Update ist ganz grosse Klasse....
herzliche grüsse
Hohenlohe, der euch gute Besserung wünscht...:smoke:
Alith Anar
26.06.12, 16:10
Diese blöden Cliffhanger ...
Was is den nun mit Lange und wann geht es nach Neuschwabenland? ;)
Keine Sorge...noch ist die Geschichte nicht gänzlich zu Ende erzählt.
Das ein oder andere Kapitelchen wird es wohl noch geben. Etwas Stoff haben wir noch, auch wenn uns jetzt vom Kriegsende und dem damit einhergehenden Ende unseres kleinen U-Boot-AARs, im wahrsten Sinne des Wortes nur noch wenige Tage trennen.
Bergen ist der Anfang vom Ende... :D
Teddy Suhren
26.06.12, 22:24
Einfach nur überragend! Klasse!
30.04.1945
Knapp zwei Wochen waren seit dem verheerenden britischen Luftangriff auf den Hafen von Bergen nun vergangen. Für diesen Ort sollte es der letzte Angriff dieses Krieges gewesen sein, doch er traf noch einmal hart.
Der Hafen von Bergen gleicht einer Geisterstadt. Nur noch wenige, hauptsächlich kleinere Kriegsfahrzeuge und eine Handvoll U-Boote sind noch intakt und einsatzfähig. Im Hafenbecken liegen mehr auf Grund gesetzte und ausgebrannte Wracks und Schiffsleiber, als noch seetüchtig sind. 82 Tote und rund einhundert, zum Teil Schwerverwundete hatte der letzte Angriff gekostet…bis jetzt. Noch immer lagen etliche mit schwersten Verletzungen in den Lazaretten. Und wieder waren neben Soldaten und Marinepersonal auch Zivilisten unter den Opfern…Norweger, die eigentlich nur auf das Ende des Krieges warteten, um ihre Freiheit wiederzuerlangen.
Kollateralschäden, hatte es zu diesem Punkt lapidar vom bergener Hafenkommandanten geheißen, als er Tags darauf die Schäden inspizierte und eine Bestandsaufnahme erheben ließ.
Ohnehin war die Situation in den letzten Tagen immer prekärer geworden.
Alle Augen richteten sich dieser Tage nach Berlin, die in Trümmern liegende Hauptstadt des Großdeutschen Reiches, oder was davon noch übrig ist, welche nun endgültig von der Roten Armee unter Marschall Schukow, dem Helden Stalingrads eingekesselt ist. Tag um Tag tobt in den Ruinen der einst prächtigen deutschen Hauptstadt ein mörderischer Häuserkampf zwischen verbissen kämpfenden deutschen Verteidigern und den weit überlegenen sowjetischen Verbänden. Die letzten deutschen „Reserven“, Kinder und Greise werden in diesen letzten Tagen noch sinnlos verheizt, während der „Führer“ des Reiches in seinem Bunker, tief unter der Berliner Reichskanzlei, im Zentrum Berlins sein unabwendbares Ende immer näher rücken sieht. Der Krieg ist verloren…es gibt kein Entkommen…Aus und Vorbei. Auch bei den letzten Fanatikern beginnt in diesen Tagen nun diese Erkenntnis zu reifen.
Die Männer von U-2503, unter dem Kommando von Kapitän zur See Paulsen hatten indes Glück gehabt. Zum Zeitpunkt des Angriffs waren die meisten von ihnen, genau wie ihr beschädigtes Boot im sicheren U-Bootbunker „Bruno“.
Trotz mehrerer Volltreffer hielt der Bunker auch diesem letzten Angriff stand.
Nur diesem Umstand hatte es die Mannschaft von U-2503 wohl zu verdanken, dass es, abgesehen von einigen Leichtverletzten, keine Verluste zu beklagen gab.
Doch nicht alle Kameraden hatten an jenem Tag, knapp zwei Wochen zuvor so viel Glück, wie unsereins. Drei Boote fielen dem Angriff auf den Hafen, vor Anker liegend zum Opfer und wurden durch Fliegerbomben und MG-Beschuss versenkt oder irreparabel beschädigt.
Am Schlimmsten hatte es U-907, das neue Boot und erste eigene Kommando unseres ehemaligen LI’s, Oberleutnant Lange erwischt.
Langes kopfloser und verzweifelter Versuch, entgegen aller Vernunft, sein hilflos am Kai festgemachtes Boot mitten während des Luftangriffes in Fahrt bringen und verteidigen zu wollen, anstatt seine Besatzung in dieser ausweglosen Situation in Sicherheit zu bringen, hatte einen hohen Blutzoll gefordert.
U-907 ist nach Bombenvolltreffer im Hafenbecken auf ebenen Grund gesunken und irreparabel beschädigt und musste als Verlust abgeschrieben werden.
Von Langes knapp 50 Mann starker, überwiegend jugendlicher und größtenteils völlig unerfahrenen Mannschaft, die mit ihrem neuen Kommandanten auf ihre erste Feindfahrt hätten gehen sollen, waren 24 Mann während der sinnlosen Verteidigungsbemühungen gefallen. Vier weitere erlagen in den folgenden Tagen ihren schweren Verletzungen.
Nur eine Handvoll Besatzungsmitglieder unter Langes Kommando überstanden den Angriff halbwegs unverletzt, wie durch ein Wunder auch ihr Kommandant, Oberleutnant Lange selbst.
01.05.1945
Kurz nach 21.15 Uhr im provisorischen Offiziersclub von Bergen.
Das eigentliche Kasino war zwei Wochen zuvor ein Raub der Flammen geworden, als bei jenem Luftangriff eine verirrte Fliegerbombe das Gebäude getroffen hatte. Seitdem musste eine, von den Seemännern häufig frequentierte Kneipe, direkt am Hafengelände als notdürftiger Ersatz dafür herhalten. Nicht gerade angemessen, aber zumindest gab es hier noch ausreichend Hochprozentiges, um sich die letzten Tage vor dem sich abzeichnenden Untergang erträglich zu saufen.
Bis auf ein paar harmlose Prellungen und leichte Verbrennungen an Kopf und Armen, ist das verdammte Schwein mit fast heiler Haut davongekommen. Hatte nicht mal den Anstand, es seinen Männern, die er in den Tod gehetzt hat gleichzutun, schimpfen an diesem Abend im bergener Offizierskasino, oder was nach den Angriffen noch davon steht, auch zwei Wochen nach den Vorfällen, über Oberleutnant Lange.
Arme Schweine! Waren fast alles noch halbe Kinder auf U-907. Kaum einer älter als achtzehn Jahre. Sind blind diesem wahnsinnigen Befehl gefolgt. Ein Boot, ohne Fahrt, vor Anker liegend gegen Tiefflieger…so ein Irrsinn, pflichtet ihm ein andere Mann am selben Tisch bei.
An diesem Abend herrschen seltsame Bilder in Bergen, auch im örtlichen Offiziersclub.
Die versammelten Offiziere, teils nach dem letzten Angriff ohne Schiffe oder Boote, vertreiben sich die letzten Stunden damit, die noch verblieben Vorräte an Hochprozentigem zu vernichten, bevor endgültig alles vor die Hunde geht. Von Alkohol benebelt schwankt die Stimmung zwischen grenzenlosem Optimismus, nur um dann von einem Moment wieder in tiefste Grabesstimmung umzuschlagen. Der Alkohol macht die Männer unberechenbar.
BEFEHL IST BEFEHL, lallt ein junger Leutnant, schon stockbesoffen seit dem Nachmittag als Antwort lauthals quer durch den gesamten gut gefüllten Raum, bevor er von der Menge regelrecht niedergebrüllt wird.
HALTS MAUL DU GRÜNSCHNABEL UND STECK ONKEL KARL DOCH DEN KOPF NOCH TIEFER IN DEN ARSCH, brüllt einer der Offiziere am Tisch gegenüber zurück und schmeißt sein halbleeres Glas nach dem jungen Leutnant, der gar nicht mehr wirklich realisiert was da auf ihn zugeflogen kommt.
Doch zum Glück für den jungen Mann ist es mit der Treffsicherheit seines Gegenübers auch nicht gerade besser bestellt. Und so zerschellt das halbvolle Glas scheppernd und in tausend Scherben zerberstend an der Wand.
Schlägerei, freut sich eine kleine Gruppe an der Theke und ist schon bereit sich die Ärmel für eine handfeste Keilerei hochzukrämpeln.
Doch die laute Stimme ihres Wachoffiziers, die mit einem Mal all das Geplärre und Geschrei übertönt, sorgt fast augenblicklich für Ruhe im Raum.
DER FÜHRER IST TOT!!!
Für einen kurzen Augenblick herrscht eisiges Schweigen.
Ein Mann kann nicht mehr an sich halten, stürzt in die nächste Ecke und übergibt sich lauthals. Diese groteske Szenerie sprengt den Bann.
WAS?
Der Reichssender Hamburg gibt es gerade durch.
Der Führer ist in Berlin im Kampf gegen die Russen gefallen!
Noch einmal ungläubiges Staunen, ob dieser Nachricht.
Doch dann schlägt die Stimmung um. Aufgeregtes Gemurmel und schließlich lautstarke Rufe dringen durch das gesamte Gebäude. Jeder will nun wissen, was genau passiert ist. Allen Gesichtern ist die Neugier förmlich anzusehen. In einige mischt sich Sorge und Entsetzen, in anderen scheint indes so etwas wie ein schwacher Hoffnungsschimmer aufzukeimen.
Könnte dies das Ende des Krieges bedeuten?
War jetzt alles vorbei?
Dreh lauter, mach schon, tönt es aus den hinteren Reihen.
Eilig macht sich der Wachoffizier an dem bislang leise im Hintergrund mitlaufendem Volksempfänger zu schaffen und dreht die Lautstärke nach oben. Krächzend, kratzig und etwas undeutlich wiederholt gerade ein Sprecher die sensationelle Nachricht.
Hitlers Ende im Bunker unter der Berliner Reichskanzlei – Nachrichtenmeldung des Reichssenders Hamburg
http://www.youtube.com/watch?v=w6GgXa23yLo
Anmerkung:
Am Abend des 1. Mai 1945 um 21:25 Uhr hatte der Reichssender Hamburg erstmals den Tod Hitlers offiziell bekannt gegeben, welcher sich Tags zuvor, am 30. April 1945, im Führerbunker unter der Reichskanzlei, durch Selbstmord vor seiner Verantwortung den Toten, wie den Überlebenden dieses fast sechs Jahre andauernden Weltenbrandes, mit noch nie dagewesenen Gräueltaten, entzogen hatte. Kurz zuvor hatte Hitler in seinem politischen Testament noch die Regierungsgewalt an Großadmiral Karl Dönitz übertragen. Doch auch nach Hitlers Tod, sollte der Krieg noch eine weitere Woche lang toben.
Großadmiral Dönitz erklärte am 2. Mai 1945 über den Sender Flensburg, dass die Regierung Dönitz die Nachfolge Hitlers angetreten hätte. Noch am selben Tag befahl in Berlin General Weidling die Einstellung aller Kampfhandlungen in der völlig verwüsteten, und nach dem Selbstmorde Hitlers nicht mehr verteidigungswerten Reichshauptstadt. Dönitz im Gegenzug bereitete umgehend eine Teilkapitulation gegenüber den Westalliierten vor, um möglichst viele Deutsche, Soldaten wie Zivilisten, dem sowjetischen Einfluss zu entziehen. Generaladmiral von Friedeburg traf schließlich am 3. Mai, im Auftrage Dönitz, gegen 11:30 Uhr im britischen Hauptquartier von Feldmarschall Montgomery in Wendisch Evern auf dem Timeloberg bei Lüneburg ein, um die Teilkapitulation der deutschen Truppen in Nordwestdeutschland, den Niederlanden und Dänemark vorzubereiten.
Diese wurde schlussendlich am 4. Mai, gegen 18:30 Uhr, am späten Nachmittag unterzeichnet und trat am folgenden Tag, um 7:00 Uhr Morgens in Kraft. Zugleich sollte der Großadmiral, noch vor der Unterzeichnung der Teilkapitulation die Einstellung des totalen U-Bootkrieges befehlen, auch wenn dieser Befehl längst nicht alle deutschen Boote, die zu diesem Zeitpunkt auf See waren, erreichte, bzw. einige Kommandanten diesen Befehl als Feindeslist ansahen oder gar absichtlich ignorierten.
Am 5. bzw. 6. Mai trafen Generaladmiral von Friedeburg und Generaloberst Alfred Jodl im
Hauptquartier von General Dwight D. Eisenhower ein, um eine weitere Teilkapitulation gegenüber den Westalliierten auszuhandeln und in Kraft zu setzen. Der alliierte Oberbefehlshaber bestand jedoch unwiderruflich auf einer Gesamtkapitulation sämtlicher deutscher Streitkräfte zu Lande, zu Wasser und in der Luft, jedoch mit dem Zugeständnis,
das nach der Unterzeichnung der Kapitulation bis zu 48 Stunden zur Weiterleitung von entsprechenden Nachrichten und Befehlen und somit zur endgültigen Umsetzung zugestanden würden.
Der Krieg in Europa neigte sich mit diesen Ereignissen Ende April, Anfang Mai 1945 seinem endgültigen Ende entgegen. Doch für die Männer von U-2503 und ihren Kommandanten, Kapitän zur See Willhelm Paulsen, hatte sich, das ihnen vom Schicksal zugedachte Los noch nicht erfüllt.
Fortsetzung folgt…
05.05.1945
Die Tage nach der Bekanntgabe über des Führers unrühmliches Ende verliefen chaotisch.
Auch das beschauliche und eigentlich noch weitab vom Zentrum des Geschehens liegende Bergen, wo die 11. U-Flottille und damit auch U-2503 unter dem Kommando von Kapitän zur See Paulsen stationiert waren, blieb vom allgemeinen Untergangschaos in den letzten, sich abzeichnenden Kriegstagen nicht verschont.
„Operation Regenbogen“ bewegte derzeit die Gemüter der Männer unter Kapitän Paulsens Kommando mit am stärksten. Einem ausgegeben Geheimbefehl Großadmiral Dönitz zufolge, sollten sämtlichen deutschen Marineschiffe, mit Ausnahme von Fahrzeugen, die zu Fischereizwecken verwendbar waren und Einheiten zur Minenbekämpfung, zur Sprengung und Selbstversenkung vorbereitet werden. Im Falle einer sich abzeichnenden Kapitulation sollte dem Feind, alter Marinetradition entsprechend, kein eigenes kampffähiges Schiff in die Hände fallen. Lieber selbst versenken, als in Feindeshand, lautete die Parole.
Anmerkung:
Am 30. April 1945 gibt Großadmiral Dönitz den Geheimbefehl "Operation Regenbogen" heraus. Dieser wird jedoch am 04. Mai zurückgenommen.
„Operation Regenbogen“ ist der Deckname für einen Befehl, sämtliche Schiffe und U-Boote zu versenken, die nicht für die Fischerei oder zum Minenräumen, in der anstehenden Nachkriegszeit geeignet sind, um sie nicht dem Feind übergeben zu müssen.
Dieser Befehl berief sich gegen Ende des Krieges auf die von Hitler ausgegebene Losung, dass „kein Soldat der Wehrmacht, oder einer anderen, unter deutschem Befehl stehenden Kampfeinheit, jemals vor dem Feind kapitulieren“ dürfe und entsprach damals geltender Marinetradition, sein Schiff lieber selbst zu versenken, anstatt es in Feindeshand fallen zu lassen.
Am 4. Mai schließlich, nahm Dönitz den Befehl auf Grund der von den Alliierten geforderten Kapitulationsbedingungen zurück und befahl statt dessen, alle Schiffe intakt zu übergeben. Nicht wenige Kapitäne ignorierten jedoch den zweiten Befehl und versenkten ihre Boote in oder vor den Häfen. Teils in der irrigen Annahme, es handle sich um Feindeslist, teils wurde der Befehl auch wissentlich und willentlich ignoriert. 216 U-Boote, andere Quellen sprechen von bis zu 232 Booten, wurden dabei gesprengt oder durch Öffnen der Flutventile selbst versenkt.
Selbstversenkte Boote...hier in Wilhelmshaven
http://www.wlb-stuttgart.de/seekrieg/4505-bilder/wilhelmshaven.jpg
Nazigrößen und hochrangige Offiziere, die sonst stets mit ihren Durchhalteparolen und Endsiegphantastereien in Erscheinung getreten waren, verschwanden in diesen Tagen einfach sang- und klanglos von der Bildfläche. Selbst die letzten Getreuen des NS-Regimes erkannten nun langsam aber sicher, dass es für sie nun nichts mehr zu gewinnen gab, nur noch zu verlieren.
Kommandostrukturen verschwammen, oder hatten begonnen sich teilweise völlig aufzulösen.
Befehle wurden gegeben, nur um manchmal wenige Stunden später plötzlich widerrufen zu werden. Während viele mutlos und desillusioniert auch ihre letzte Antriebskraft verloren und nur noch bis zum kommenden Ende herumsitzen wollten, verfielen andere dagegen noch einmal in höchste Geschäftigkeit.
Auch unter den Männern von U-2503 ging es in diesen letzten Tagen des Deutschen Reiches hoch her.
“Jetzt sind wir den einen Irren endlich los und trotzdem noch immer kein Frieden.
Verdammte Idioten! Selbst jetzt schachern sie hinter den Kulissen noch um Vorteile, während immer noch Soldaten sinnlos weiterkämpfen und sterben. Sollen sie doch alle in der Hölle schmoren…allesamt…ist keiner besser als der andere.“
Wütend und enttäuscht zugleich mache ich mir meinem Ärger darüber Luft, dass selbst nach dem Tod des Führers, noch immer weitergekämpft wird, anstatt das einer endlich sagt: GENUG…SCHLUSS…ES REICHT! BIS HIER HER UND NICHT WEITER!
Vorsicht Willhelm, mahnt Leutnant Weber, mein alter Freund und I.WO, während er sich sicherheitshalber umblickt, ob neugierige Ohren unser lautstarkes Gespräch belauschen könnten. Auch wenn sich schon viele abgesetzt haben, streifen immer noch ein paar SS-Männer durch die Gegend und führen sich auf die Wilden.
Erst gestern haben sie zwei Matrosen aufgegriffen, die etwas zu laut darüber nachgedacht hatten, sich einen Fischkutter unter den Nagel zu reißen und zurück nach Hause abzuhauen. Die haben sie ganz schnell an die Wand gestellt. Wehrkraftzersetzung…Fahnenflucht…BUMM…je eine Kugel in den Kopf. Arme Schweine, pflichtet Leutnant Schulze ihm bei.
Noch immer wuterfüllt, versuche ich meinen Ärger herunterzuschlucken und mich auf das eigentliche Thema der von mir angesetzten Offiziersbesprechung zu konzentrieren.
“Also…wie sieht es aus I.WO, was machen die Reparaturen?“
Das Boot ist wieder schwimmfähig Herr Kapitän. Die letzten Schweißarbeiten an der Druckhülle sind gestern fertig geworden. Das Boot ist jetzt raus aus dem Trockendock und liegt außerhalb des Bunkers festgemacht, meldet Leutnant Weber.
“Ja…und da sitzen wir jetzt wie auf dem Präsentierteller, falls sich die Herren von der Royal Air Force doch noch mal dazu bequemen sollten, hier vorbeizuschauen.“
Und…und was ist mit diesem anderen Befehl, fragt nun Leutnant Weber doch zaghaft nach, nachdem er sich schon den ganzen Tag davor gedrückt hatte.
Blödsinn! Der Befehl ist doch zurückgenommen. Die Teilkapitulation ist heute Früh in Kraft getreten. Demnach keine weiteren Versenkungen, springt Leutnant Schulze gleich drauf an. Die Tommies haben es in fast sechs Jahren nicht geschafft, uns auf den Meeresgrund zu schicken, da nehmen wir ihnen doch jetzt die Arbeit nicht ab, sage ich, schnaubt Schulze verächtlich.
Sagen sie das mal ein paar Anderen, gibt Leutnant Weber zurück. Seit Bekanntgabe des Befehls haben ein paar Irre schon ein Dutzend Schiffe an ihren Liegeplätzen gesprengt. Zwei Boote haben auch dran glauben müssen. Ein paar der anderen Kommandanten sind noch unschlüssig, was sie machen sollen.
Langsam streiche ich mir über meinen an einigen Stellen bereits langsam ergrauenden Bart.
Die letzten, entbehrungsreichen Jahre hatten mir merklich zugesetzt, so ausgemergelt und abgekämpft kam ich mir in diesem Moment vor, dabei war ich doch selbst erst Mitte Dreißig.
“Der Hafenkommandant schweigt und unser Flottillenchef gibt auch keine eindeutigen Befehle mehr. Ich war heute Morgen mit einigen anderen Kommandanten, die sich noch nicht entschieden haben bei ihm. Ohne es direkt und offiziell bestätigt zu haben, lässt er den Kommandanten freie Hand zu entscheiden. Die Alliierten würden sich natürlich freuen einige unserer neuen Elektroboote heil und intakt in die Finger zu kriegen, da sie nichts annähernd Vergleichbares haben. Da lecken sich bestimmt schon ein paar Ingenieure die Finger danach, unsere Boote Stück für Stück auseinanderzunehmen.“
Und…was machen wir jetzt, Willhelm, sieht mich mein alter Freund fragend an.
Schon die ganzen letzten Tage, als der Befehl das erste Mal bekannt wurde, nur um dann schließlich doch wieder zurückgezogen zu werden, hadere ich mit mir, wie ich mich verhalten soll. Marinetradition hin oder her. Es widerstrebt mir, ein voll einsatzbereites und unbeschädigtes Boot von eigener Hand zu versenken. Kein Schiff hat so ein Schicksal verdient und jedem echten Seemann müsste innerlich das Herz zerspringen, wenn er seinem Boot oder seinem Schiff dergleichen antun müsste.
Nein…Schulze hatte ganz Recht. Wenn die Engländer, die Amerikaner, Russen und ein paar ewig Gestrige Nazi-Größen U-2503 auf dem Grund des Atlantiks sehen wollten, mussten sie das gefälligst schon selber erledigen. Nein…ich hatte nicht vor, mein Boot selbstzuversenken.
Nicht hier…nicht jetzt…nicht so!
“I.WO…bereiten sie alles vor, wie besprochen.
Die Männer sollen heute Abend bereit sein. Ich habe noch etwas zu klären.“
Du willst das also jetzt allen ernstes durchziehen, Willhelm, fragt mein alter Freund noch einmal unsicher nach.
“Wir haben das gestern Abend besprochen. Das ist kein Befehl mehr, Manfred.
Ich habe die Männer vor die Wahl gestellt, was sie für richtig halten. Die Entscheidung war einstimmig. Wenn noch jemand aussteigen will, zwinge ich niemanden dazu mitzumachen. Auch Lehmann-Willenbrock hält uns nicht auf. Er macht uns keine Vorschriften und wünscht uns sogar viel Glück, der alte Haudegen. Wenn’s schief läuft weiß er natürlich von nichts!“
Hörbar schnauft Leutnant Schulze durch den Mund aus, dass es nur so pfeift.
Dann ist es beschlossen! Wir scheißen auf die Kapitulationsbedingungen und das Auslaufverbot, dass alle Boote damit erhalten haben. Teufel noch eins…ich bin dabei! Wird Zeit, dass wir aus diesem Drecksloch verschwinden, grinst Leutnant Schulze, nun wieder bester Laune.
“Ja…wir verschwinden von hier und bringen die Männer nach Hause!
Die letzte Fahrt von U-2503! Und dann können sie mich alle mal gern haben!“
Fortsetzung folgt…
Am Abend desselben Tages, es ist der 5. Mai 1945, scheint es für den unwissenden Betrachter der Szenerie ein Tag wie schon so viele zuvor hier im Bergener Hafen zu sein.
Die Wachsoldaten und Patrouillen im Hafen, zumindest die wenigen, die jetzt noch zum Dienst erschienen, nahmen kaum Notiz von den U-Bootfahrern, welche auch an diesem Tag fleißig damit beschäftigt waren, ihr von der letzten Feindfahrt beschädigtes Boot zu reparieren.
Insgeheim liefen wohl schon Wetten, ob auch der berühmte Kapitän Paulsen zu denen gehören würde, die ihr Boot versenkten oder doch lieber dem Feind übergeben würden, wie es die Kapitulationsbedingungen vorsahen.
Als eine der Wachen, mit geschultertem Karabiner den neuen Liegeplatz am Ausrüstungskai vorbei schlendernd, lustlos passiert, während er sich selbst innerlich fragte, was er hier an diesem milden Mai-Abend überhaupt noch bewachen sollte, drängte sich ihm doch der Gedanke auf, warum diese U-Bootfahrer noch immer so verbissen an ihrem Boot herumwerkelten, als müssten sie jederzeit aufbrechen. Ihr Boot würde doch eh nirgendwohin mehr fahren. Entweder versenken, wenn die Alliierten anrücken oder übergeben.
Aber diese U-Bootleute waren ihm ohnehin nicht ganz geheuer, also schlenderte er, eine frische Zigarette im Mund weiter auf seiner doch so sinnlosen Runde durch den Hafen.
Er ist weg, zischt plötzlich Leutnant Weber einer Gruppe von Matrosen um Bootsmann Daecher herum zu, die wie auf Kommando aus dem Halbdunkel hervorschießen und sich ohne weiteres Kommando an der Vertäuung des Bootes mit dem Kai zu schaffen machen.
Sie hatten nicht viel Zeit.
Die nächste Patrouille würde, wenn sie pünktlich ist, in etwa 30 Minuten hier vorbeikommen.
Wo zum Teufel bleibt der Alte? Er hat gesagt um 21.30 Uhr. Es ist fast soweit.
Verdammt Herr Kapitän. Hab noch was zu erledigen hat er gemurmelt und ist dann verschwunden, grummelt Leutnant Schulze leise. Ich hätte mitgehen sollen.
Der Kapitän schafft das schon. Wir halten uns einfach an den Plan.
Alle Ankerleinen bis auf eine Bug- und Achterleine lösen. Das muss dann gleich schnell gehen, flüstert Leutnant Weber, der I.WO zurück.
Just in diesem Moment entfährt Funkmaat Petersen, der gerade mit einer Handvoll Matrosen letzte, eilig zusammengeklaubte Vorräte durch ein offenstehendes Luk ins Bootsinnere verfrachtet, ein kleiner Aufschrei.
DA! Hier her, Herr Kapitän!
Auch Leutnant Schulze, Leutnant Weber und die anderen, sich rasch umwendenden Männer, können kaum ihren Augen trauen, als ihr Kommandant nicht alleine, sondern in Begleitung um die nächste Ecke gebogen kommt und schnellen Schrittes auf ihre Gruppe und das fast auslaufbereite U-2503 zuhält.
Ich fress nen verdammten Besen! Ist das der für den ich ihn halte, spricht es Oberbootsmann Hinrichs als Erster aus.
Er ist es, bestätigt Matrose Pronold und spuckt verächtlich über seine Schulter in das Schwarz des Hafenbeckens.
Mit fassungslosem Gesicht stürzt Leutnant Weber der kleinen Zweiergruppe entgegen.
Mit vorwurfsvollem Ton beginnt er sofort auf mich einzureden.
Sag mal Willhelm, hast du jetzt komplett den Verstand verloren. Wo hast du denn den Lange aufgetrieben. Der sollte doch noch im Lazarett sein, seine Verletzungen auskurieren. Obendrein soll er nicht mehr so ganz dicht sein, seit der Sache mit U-907 vor zwei Wochen.
“Na wo hab ich den wohl her, du Döskopp?! Natürlich aus dem Lazarett! Hat mich meinen letzten Korn gekostet, den ich noch in meiner Seekiste hatte, damit sie keine dummen Fragen stellen, wenn ein Kommandant mit seinem ehemaligen LI einen kleinen, nächtlichen Spaziergang machen will.
Jetzt quatsch keine Arien Manfred und pack mit an. Unser LI ist noch nicht ganz sicher auf den Beinen.”
Immer noch verblüfft, hakt sich nun auch Leutnant Weber ein, und gemeinsam nehmen wir den noch unsicher schwankenden Oberleutnant Lange in die Mitte. Seine beiden Arme und eine Hand sind noch immer bandagiert. Die Brandverletzungen heilten nur langsam und mussten höllisch schmerzen. Ein Teil seiner Haarpracht ist deutlich angesenkt.
Warum tun sie das Paulsen, presst Lange zwischen schmerzverzerrten Lippen hervor.
Lassen sie mich doch einfach hier zurück. Es ist doch alles vorbei. Mein Boot…meine Männer. Nicht mal aus dem Hafen bin ich gekommen…nicht eine Feindfahrt…nicht ein Erfolg. Ich dachte ich könnte es…könnte es besser als die anderen. Und jetzt…alles aus und vorbei…vorbei…alles vorbei…
“In Selbstmitleid können sie später noch zerfließen, LI. Noch haben wir hier ein Boot und eine Mannschaft. Und sie Mann...gehören noch immer zu meiner Mannschaft. Wenn wir heute gehen, dann gehen wir alle. Beschweren können sie sich ein andermal…BASTA!“
Noch ein paar schnelle Schritte und wir erreichen das Boot, wo auf einen Wink Leutnant Schulzes hin, sofort ein paar helfende Hände den noch schwachen, aber nicht weiter protestierenden, sondern nur noch leer vor sich hinstarrenden Oberleutnant Lange in Empfang nehmen, um ihn an Bord zu bringen.
“Macht eine Koje für ihn frei. Der Sanni soll ein Auge auf ihn haben!“
Jawohl Herr Kapitän!
Während Lange nach unten, in das Boot geleitet wird, werden an Deck die letzten Vorbereitungen für das nächtliche, geheime Auslaufen getroffen.
“Also Herrschaften…Bericht! Was haben wir geschafft, während ich unterwegs war?“
Leutnant Schulze, der II.WO räuspert sich kurz, bevor er mit seiner Meldung beginnt.
Naja…aus dem Hafen raus werden wir kommen, aber ne Weltumsegelung kriegen wir definitiv nicht zusammen. Wir hatten Probleme so kurzfristig größere Mengen Brennstoff aufzutreiben. Mit dem was wir haben, kommen wir wohl nur ein paar Tage aus.
“Es muss nur zurück bis nach Deutschland reichen, II.WO…weiter wollen wir ja gar nicht. Und der Proviant?“
Petersen verstaut mit ein paar Mann gerade den Rest. Ist nicht viel. Lebensmittel sind rar. Langt höchstens für eine Woche, schätzt der I.WO.
“Gute Arbeit meine Herren! Dann machen wir, dass wir von hier verschwinden.
Die Heimat wartet.
.
.
.
ALLE MANN AN BORD! LEINEN LOS! KLAR ZUM AUSLAUFEN!“
Mit ein paar raschen Handgriffen werfen die Männer die beiden letzten Taue los.
Ihre nun losen Enden klatschen spritzend in das Hafenbecken und hängen schlaff die Kaimauer herab. Wir brauchen sie nicht mehr. Zurückkommen werden wir nicht mehr.
“Beide Maschinen Kleine Fahrt voraus! Ruder drei Stich Backbord.
Schön vorsichtig hier raus, damit wir nirgends mehr anecken. Jetzt wo der Krieg fast zu Ende ist, will ich mir keine nassen Füße mehr holen.“
U-2503 verlässt Bergen
http://abload.de/img/bild10vdpx.jpg
Langsam und vorsichtig schiebt sich U-2503 ein letztes Mal durch den nächtlichen Hafen, des noch deutschbesetzten Bergen. Entgegen aller deutschen Befehle und der gegebenen Zusicherungen in den Kapitulationsbedingungen, laufen wir ein letztes Mal aus. Ob unser unplanmäßiges und bis zuletzt geheim gehaltenes Auslaufen an diesem Abend des 05. Mai 1945 neugierige und verwundete Blicke auf sich zieht, sollten wir nicht mehr erfahren. Ohne Widerstände oder den Versuch, das auf die Hafenausfahrt zuhaltende U-2503 zu stoppen, lassen wir Bergen ein für alle Mal hinter uns.
http://abload.de/img/bild22zff5.jpg
Ein letzter, leicht wehmütiger Blick zurück auf den in der Dunkelheit entschwindenden Hafen von Bergen, dann lasse ich den Kommandoturm räumen und das Boot, sobald wir tieferes Gewässer erreicht haben, auf Sehrohrtiefe abtauchen. Sicher ist sicher.
Unmittelbar nach dem Tauchbefehl, wende ich mich noch einmal über die Bordsprechanlage an die gesamte Mannschaft.
“ACHTUNG…HIER SPRICHT DER KOMMANDANT:
Wir haben den Hafen von Bergen erfolgreich verlassen. In ein paar Stunden, wenn wir den Byfjord hinter uns gelassen haben, werden wir den offenen Atlantik erreichen.
Wir alle wissen, warum wir heute hier sind. Ich habe jedem Mann an Bord freigestellt, ob er sich dieser letzten Unternehmung freiwillig und aus Überzeugung anschließen will. Kein Befehl, eine freie Entscheidung. Jeder einzelne von euch hat zugestimmt, es zu wagen.
Wir verstoßen mit unserem Auslaufen gegen ausdrückliche Befehle der OKM und der Seekriegsleitung, sowie gegen die Absprachen der heute Morgen um 07.00 Uhr in Kraft getretenen Teilkapitulation.
Dies ist nun keine Feindfahrt mehr! Wir werden jedes feindliche Schiff, auf welches wir stoßen sollten ignorieren. Auch verbündeten Einheiten werden wir, um mögliche Komplikationen zu vermeiden, ausweichen. Für uns ist der Krieg beendet. U-2503 wird keinen Schuss mehr abfeuern.
Unser einziges Ziel ist, nun da der Krieg endet, die sichere Rückkehr nach Deutschland.
Nach Hause!
KOMMANDANT ENDE!“
Spät am Abend in dieser Nacht, vom 05. auf den 06. Mai, sitze ich noch lange über meinem Kriegstagebuch und versuche die letzten Einträge zu Papier zu bringen. Auch wenn dies nun keine offizielle Unternehmung mehr ist, fühle ich mich dazu genötigt, meine Entscheidung zu diesem Schritt festzuhalten.
Logbucheintrag Kapitän zur See Willhelm Paulsen, Kommandant U-2503:
06.05.1945
Haben am gestrigen Abend, gegen 21.45 Uhr ein letztes Mal den Hafen von Bergen verlassen. Der Ausbruch verlief reibungslos. Kein Versuch uns anzuhalten.
U-2503 nimmt nun Kurs auf den offenen Atlantik, wo wir vorerst kreuzen werden, bis wir genaueres über das endgültige Kriegsende hören werden. Wir müssen Brennstoff und Vorräte von Beginn an rationieren, da wir nicht wissen, wie lange wir unter Umständen noch ausharren müssen. Sollte uns vorher der Brennstoff zur Neige gehen, wären wir gezwungen, schon vorher einen von den alliierten besetzten Hafen in Deutschland anzusteuern.
P.S.
Warum das alles?
Warum nach der Teilkapitulation nicht einfach in Bergen sitzen bleiben, das Boot selbstversenken und warten bis die Briten oder Amerikaner kampflos einrücken.
Das wäre doch der leichte Weg. Doch wie so oft liegt mir und meinen Männern der leichte, vermeintlich einfache Weg nicht.
Der Krieg ist nun so gut wie zu Ende. Es kann sich bestenfalls nur noch um Tage handeln, davon bin ich überzeugt. Die Männer müssen nach Hause, wo ihre Eltern, bei manchen Frauen, Kinder und Freunde ungewiss auf sie warten.
Wenn wir nun in Bergen, im fernen Norwegen in Kriegsgefangenschaft geraten, weiß nur Gott, wie lange es dauern könnte, bis die Männer die Heimat wiedersehen.
Nein…wir müssen zurück nach Deutschland!
Wenn sie auf heimatlichem Boden in Gefangenschaft gehen, habe ich die große Hoffnung, dass die meisten von meinen Männern bald entlassen werden und nach Hause zurückkehren können, zu ihren Familien und Freunden.
Das es für uns Offiziere wahrscheinlich länger dauern könnte, als für die unter meinem Kommando dienenden Mannschaftsdienstgrade, ist dagegen sehr wahrscheinlich.
Doch sowohl Leutnant Schulze, als auch Leutnant Weber stimmen mit mir überein, dass es das wert ist, wenn wir dadurch den Rest nur heil und sicher nach Hause bringen.
Das hoffe ich von ganzem Herzen.
Fortsetzung folgt…
07.05.1945
Da saßen wir also nun, nach unserer gut geplanten und doch irgendwie impulsiven „Abreise“ aus Bergen und kreuzten getaucht vor der Küste Norwegens, abwartend, was die nächsten Tage bringen würden.
Für die Männer an Bord von U-2503 gab es dieser Tage nicht viel zu tun und so gab es für jeden einzelnen viel Zeit, um seinen ureigenen Sorgen, Hoffnungen und Grübeleien nachzuhängen, während das Boot in 50 Metern Tiefe lautlos und batteriestromsparend dahin glitt. Während die meisten der Männer die Zeit damit verbringen, sich Gedanken über die Zukunft in der Heimat zu machen, wagt sich unser Passagier wider Willen, Oberleutnant Lange hingegen nicht aus seiner ihm zugewiesenen Koje und ergeht sich, nur gelegentlich leise vor sich hinmurmelnd in Selbstmitleid und Selbstvorwürfen. Lange war ein gebrochener Mann. Alles woran er glaubte war verloren. Sein Boot versenkt, seine Besatzung gefallen.
Seine einstigen Kameraden verachteten ihn und das wohl zu Recht. Er wollte es doch immer nur besser machen als all die anderen. Doch er konnte es nicht. Es war seine Schuld, nicht die von Paulsen, Schulze oder irgend sonst jemandem. Nein…nur er allein trug die Schuld dafür, das es soweit kommen musste. Warum nur musste ihn Paulsen aus diesem Lazarett in Bergen wieder hierher schleifen? Warum nur? Das machte es nur umso schlimmer und unerträglicher für ihn. Nein…für ihn war es vorbei!
Also wenn ich wieder zu Hause bin, such ich mir den erstbesten Zug, der nach Bremen fährt und weg bin ich. Heim zu meiner Else. Vor drei Wochen ist doch tatsächlich noch mal Feldpost durchgekommen. Sie schreibt, sie wartet immer noch auf mich. Und wenn wir wieder zusammen sind, wird geheiratet, grinst Sanni Erler hochzufrieden in die Runde.
Leutnant Schulze, der II.WO hatte die Männer auf meine Anregung dazu verdonnert „Klar Schiff“ zu machen, um sie zumindest etwas zu beschäftigen und nicht zu sehr ins Grübeln geraten zu lassen, ob das was wir gerade taten, nicht doch ein großer Fehler sein sollte.
Nicht so viel quatschen, weiterputzen und wienern, bis ich mein strahlendes Lächeln im Bugschott spiegeln sehe, lacht Leutnant Schulze, während er die Arbeiten überwacht, selbst aber keinerlei Anstalten macht, das Gespräch der Männer wirklich zu unterbrechen.
Deine olle Else wird sich freuen, wenn sie sieht, wie toll du hier das schrubben gelernt hast, lacht Schulze schließlich und wirft dem Sanni einen feixenden Blick zu, der mehr sagt, als tausend Worte.
Ohh…ich glaub das hat die Gute beim letzten Fronturlaub schon hautnah erlebt, bricht Oberbootsmann Hinrichs in lauthalses Gelächter aus.
Halb ärgerlich über solche Verunglimpfung seiner Zukünftigen und halb im Scherz, pfeffert Sanni Erler Hinrichs einen nassen, ölverschmierten Lappen mit einem ordentlichen Klatschen mitten ins dümmlich grinsende Gesicht, dass es nur so spritzt.
PFUI DEIFL!!!
Geschieht dir Recht Hinrichs, grölt Matrose Pronold und biegt sich dabei, wie der Rest der Männer förmlich vor Lachen.
Während es im Rest des Bootes halbwegs in guter Stimmung weitergeht, herrscht in der Zentrale dagegen eher Unbehangen vor.
Ich fürchte ganz so einfach, wie sich manch einer unserer Jungs das vorstellt, wird’s auch nicht werden, Willhelm, gibt Leutnant Weber leise flüsternd, so dass nur ich es hören kann zu bedenken.
“Glaub mir alter Freund, dass wissen sie. Jeder von ihnen. Trotzdem waren sie dem Frieden und der Heimat noch nie so nah seit Kriegsbeginn, wie hier und heute. Es kann sich jetzt nur noch um Tage handeln, wenn wir bedenken, was in den letzten Tagen alles passiert ist. Das System ist zusammengebrochen, Hitler tot, Berlin gefallen, die meisten Nazigrößen abgetaucht.
Jetzt müssen wir nur noch einen klaren Kopf behalten und die Sache aussitzen. Petersen hört auf meinen Befehl rund um die Uhr alle bekannten Nachrichtenfrequenzen ab, deutsche wie alliierte. Wenn die Bestätigung kommt, dass alles vorbei ist, schippern wir mit allem was die Maschinen hergeben Richtung Heimat.“
Warum nicht gleich, warum warten, fragt Leutnant Weber zurück, obwohl er die Antwort doch selbst kennt.
“Wer weiß, welche Wellen unsere, nennen wir es mal, unangekündigte Abreise aus Bergen schon geschlagen hat. Mit ein bisschen Glück nimmt das in diesen Tagen gar keiner mehr wirklich zur Notiz, wie unser feiner Herr Flottillenkommandant, dem es kurz gesagt egal war, was jeder Kommandant jetzt noch treibt. Aber darauf würde ich mal nicht wetten, alter Freund. Wir sind leider nicht ein Schütze Arsch, der einen Tag vor Kriegsende sein Gewehr in den Graben schmeißt und sagt, ihr könnt mich alle mal, ich geh jetzt heim. Wir schippern hier mit fast sechzig Mann in einer neuen, deutschen Möchtegernwunderwaffe herum…ein verfluchter Scheißdreck ist das! Wenn wir jetzt in einen deutschen Hafen einlaufen, reiben sich ein paar fanatische Gestapo oder SS-Verrückte noch mal die Hände und machen sich einen Spaß draus unsere gesamte Besatzung ohne Kriegsgerichtverhandlung an die nächstbeste Wand zu stellen. Laufen wir dagegen einen Hafen in England, den Niederlanden oder sonst irgend einen, von den Alliierten kontrollierten Stützpunkt an, hätten wir gleich in Bergen hocken bleiben können und drauf warten, wann die Männer die Heimat wiedersehen.
.
.
.
Nein alter Freund! Beides keine Optionen für uns, was?!
Wir müssen warten, bis die Kapitulation und das Kriegsende da sind, erst dann geht’s heimwärts. Vorher bleiben wir beim Plan. Kopf unten halten und sich nicht rühren, bis es raus ist.“
Und hoffen, dass uns vorher nicht der Brennstoff oder die Vorräte ausgehen.
Egal wie wir es drehen oder wenden, Willhelm. Selbst bei strengster Rationierung gehen uns die Lebensmittel, die wir bunkern konnten nach einer Woche aus. Brennstoff reicht noch etwas länger, aber den können wir ja schlecht saufen, versucht Leutnant Weber den Ernst der Lage etwas scherzhaft zu verdeutlichen.
Noch bevor ich darauf etwas erwidern kann, unterbricht Funkmaat Petersen unser Zwiegespräch, mit einer dringenden Meldung und zieht mit einem Mal sämtliche Aufmerksamkeit auf sich. Es ist kurz nach 09.45 Uhr Morgens.
SONAR AN KOMMANDANT! Horchkontakt Steuerbord querab.
Auf 070 Grad!
Mit schnellen Schritten, Leutnant Weber im Schlepptau eile ich zum Sonarraum hinüber und tauche durch das enge Querschott, das die Zentrale und den Funk-/Sonarraum voneinander trennt, wo Petersen bereits angestrengt lauschend die Horchköpfe des Unterwasserhorchgerätes kreisen lässt.
Horchkontakt
http://abload.de/img/bild31jipc.jpg
“Meldung Petersen! Können sie schon was raushören…Kriegsschiff oder Dampfer?“
Noch schwer zu sagen, kommt aber auf jeden Fall rasch näher und wird deutlicher, meldet Petersen, während er weiter horcht.
Ein paar Augenblicke lang wirbeln mir die Gedanken durch den Kopf. Vor meinem inneren Auge spielen sich wie von selbst beklemmende Szenen ab. Mögliche Abfangkurse und Angriffsstrategien breiten sich wie von selbst in meinem Gehirn aus. So stark haben mich fast sechs Jahre U-Bootkrieg, in denen es nur darum ging, feindliche Schiffe zu finden und zur Strecke zu bringen, bevor es einen selbst erwischt, geprägt. Nur mit Mühe verdränge ich diese Gedanken aus meinem Kopf.
Noch herrscht zwar offiziell Krieg, doch selbst Großadmiral Dönitz hatte erst wenige Tage zuvor den totalen U-Bootkrieg für beendet erklärt.
Wir würden niemanden mehr angreifen, uns aber, wenn es nötig werden sollte, noch verteidigen.
Kommt weiter näher, Herr Kapitän. Klingt wie ein Frachter, wenn sie mich fragen.
Ja…ja…ein Einzelfahrer…eindeutig ein Frachter. Aber der scheint’s verdammt eilig zu haben, meldet Petersen kurz darauf.
Schwein gehabt, schießt es mir durch den Kopf.
Am Vorabend des Kriegsendes wäre eine mögliche Auseinandersetzung mit alliierten Kriegsschiffen, das Letzte was wir brauchen konnten.
“Ruder zwei Strich Backbord…E-Maschinen Halbe Kraft! Wir drehen leicht ab I.WO und lassen unseren Gast an Steuerbord passieren, so als wären wir gar nicht da.“
Mach’s gut kleines Schiff…hast Glück das der böse graue Wolf heute keinen Hunger verspürt, grinst der gerade hinzugetretene Leutnant Schulze.
Erleichtert schnauft auch mein alter Freund und I.WO erst einmal durch, bevor er den Befehl an die Steuerleute weitergibt.
Zwei Strich Backbord! Zu Befehl, Herr Kapitän!
Aufmunternd klopfe ich Leutnant Weber auf die Schulter, bevor ich in die Zentrale zurückkehre.
“Wird schon schiefgehen, alter Freund…wird schon schiefgehen!“
Und so passiert, in etwas weniger als zwei Seemeilen Entfernung, das für uns nur über Horchkontakt erahnte Schiff U-2503, ohne von uns Notiz zu nehmen oder auch nur zu ahnen, welches Glück es im Zweifelsfall gehabt hätte.
Unser Horchkontakt hätte sich indes als unter deutscher Flagge laufender Frachtdampfer entpuppt…Kurs Süd…vermutlich auch Richtung deutsche Küste…in die Heimat
http://abload.de/img/bild43mfa1.jpg
08.05.1945
DER KRIEG IST AUS!!!
Mit einem Aufschrei, der durch das halbe Boot hallt, stürzt Funkmaat Petersen an diesem Morgen des 8. Mai 1945 schwer atmend in die Zentrale von U-2503.
WAS…wer sagt das, fragt Leutnant Weber noch ungläubig nach, ohne erst einmal eine weitere Erklärung abzuwarten.
Es geht gerade, fast pausenlos durch den gesamten Äther, Herr Kapitän.
Reichsender Hamburg, Flensburg, die BBC, alle…überall. Wir haben kapituliert…bedingungslos!
Mit eiligen Schritten haste ich nun selbst zum Funkraum und halte mir den Kopfhörer, lose mit einer Horchmuschel an ein Ohr. Die BBC gab es gerade zum wiederholten Male bekannt.
Der Krieg ist aus - Bedingungslose Kapitulation
http://abload.de/img/kriegsende1f3cg2.jpg
Unterzeichnung der bedingungslosen Kapitulation im US-Hauptquartier in Reims, in den frühen Morgenstunden des 7. Mai 1945 durch Generaloberst Jodl und Generaladmiral v. Friedeburg…die Kapitulation sollte demnach am 08. Mai 1945, um 23.01 Uhr mitteleuropäischer Zeit in Kraft treten
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/16/Kapitulation-reims.gif
Spätere, nachträgliche Ratifizierung der Kapitulationsurkunde durch Generalfeldmarschall Keitel in Berlin-Karlshorst, in der Nacht vom 8. auf den 9. Mai 1945
http://www.youtube.com/watch?v=j-O8_L7ExrE
Winston Churchill - Victory Day
http://www.youtube.com/watch?v=sizo0APsLkY
US-Präsident Harry Truman verkündet den Sieg gegen Nazideutschland
http://www.youtube.com/watch?v=nV-go1cuzgE
Kapitulationsurkunde vom 7. Mai 1945
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/15/Act_of_Military_Surrender_by_authority_of_the_German_High_Command_%287_May%2C_1945%29%2C_1.jpg
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/71/Act_of_Military_Surrender_by_authority_of_the_German_High_Command_%287_May%2C_1945%29%2C_2.jpg
KAPITULATIONSERKLAERUNG
1. Wir, die hier Unterzeichneten, handelnd in Vollmacht für und im Namen des Oberkommandos der Deutschen Wehrmacht, erklaeren hiermit die bedingungslose Kapitulation aller am gegenwaertigen Zeitpunkt unter deutschem Befehl stehenden oder von Deutschland beherrschten Streitkraefte auf dem Lande, auf der See und in der Luft gleichzeitig gegenueber dem Obersten Befehlshaber der Alliierten Expeditions-Streitkraefte und dem Oberkommando der Roten Armee.
2. Das Oberkommando der Deutschen Wehrmacht wird unverzueglich allen Behoerden der deutschen Land-, See- und Luftstreitkraefte und allen von Deutschland beherrschten Streitkraeften den Befehl geben, die Kampfhandlungen um 23:01 Uhr Mitteleuropaeischer Zeit am 8. Mai einzustellen und in den Stellungen zu verbleiben, die sie an diesem Zeitpunkt innehaben und sich vollstaendig zu entwaffnen, indem sie Waffen und Geraete an die oertlichen Alliierten Befehlshaber beziehungsweise an die von den Alliierten Vertretern zu bestimmenden Offiziere abliefern. Kein Schiff, Boot oder Flugzeug irgendeiner Art darf versenkt werden, noch duerfen Schiffsruempfe, maschinelle Einrichtungen, Ausruestungsgegenstaende, Maschinen irgendwelcher Art, Waffen, Apparaturen, technische Gegenstaende, die Kriegszwecken im Allgemeinen dienlich sein koennen, beschaedigt werden.
3. Das Oberkommando der Deutschen Wehrmacht wird unverzueglich den zustaendigen Befehlshabern alle von dem Obersten Befehlshaber der Alliierten Expeditions Streifkraefte und Oberkommando der Roten Armee erlassenen zusaetzlichen Befehle weitergeben und deren Durchfuehrung sicherstellen.
4. Diese Kapitulationserklaerung ist ohne Praejudiz fuer irgendwelche an ihre Stelle tretenden allgemeinen Kapitulationsbestimmungen, die durch die Vereinten Nationen und in deren Namen Deutschland und der Deutschen Wehrmacht auferlegt werden moegen.
5. Falls das Oberkommando der Deutschen Wehrmacht oder irgendwelche ihm unterstehenden oder von ihm beherrschte Streitkraefte es versaeumen sollten, sich gemaess den Bestimmungen dieser Kapitulations-Erklaerung zu verhalten, werden das Oberkommando der Roten Armee und der Oberste Befehlshaber der Alliierten Expeditions Streitkraefte alle diejenigen Straf- und anderen Massnahmen ergreifen, die sie als zweckmaessig erachten.
6. Diese Erklaerung ist in englischer, russischer und deutscher Sprache abgefasst. Allein massgebend sind die englische und die russische Fassung.
Unterzeichnet zu Berlin am 8. Mai 1945
gez. v. Friedeburg gez. Keitel gez. Stumpff
für das Oberkommando der deutschen Wehrmacht
[…]
Quelle: wikipedia
“Es ist tatsächlich vorbei. Der Krieg ist aus…wir können nach Hause Manfred. Wir können endlich nach Hause!“
Ich brauche die Meldung des Tages, nein, die beste Meldung in den letzten knapp sechs Jahren dieses Krieges nicht mehr über die Bordsprechanlage bekannt geben. Wie ein Lauffeuer hatte sich die glückliche Meldung an Bord verbreitet. Gerade als an Bord allgemeiner Jubel ausbricht und sich manche Männer in die Arme fallen, vor Freude und Erleichterung, zerreißt ein einzelner lauter, widerhallender Knall die stählerne Röhre von U-2503 und hallt wie ein Echo wider.
Mit einem Mal ist es totenstill an Bord…
Fortsetzung folgt…
AG_Wittmann
02.07.12, 19:32
Hmm, klingt, als wäre Lange dem Führer gefolgt ...
Ruprecht I.
02.07.12, 21:03
Hoffentlich hat er gut gezielt. Ein Loch in der Hülle wäre jetzt nicht so praktisch.
Teddy Suhren
02.07.12, 21:49
Verdammte Sauzucht! Irgendwann werden Wir euch noch mal rot reppen für diese Cliffhanger. :D
Sind auf Seite 38 - ganz toll der AAR - muß weiterlesen - gruß Greif
Dann ein nachträgliches, herzlich willkommen :)
Es freut uns ungemein, dass unser kleiner, sich langsam aber sicher dem Ende zuneigender U-Boot-AAR, auch in seinen letzten aktiven Tagen, nach fast drei Jahren Laufzeit, noch immer neue Leser zu unterhalten weiß.
Es kann jedoch gut sein, dass nach all der Zeit, der ein oder andere Screenshot und dies oder jenes verlinkte Video nicht mehr angezeigt wird bzw. nicht mehr vorhanden ist.
Wir müssen bei Gelegenheit mal wieder alles durchgehen und gegebenenfalls neuverlinken.
Edit:
Wir haben gerade einmal einen Blick in unseren Screenshot-Ordner geworfen.
Der zeigt uns die stolze Summe von 2.304 einzelnen Screenshots an. Dazu noch bestimmt ein-, zweihundert direktverlinkter Bilder.
Das wird in Zukunft noch mal lustig mit dem Ersetzen :)
General Olbricht
02.07.12, 23:30
Mit Spannung wird auch bei uns dem Ende dieses erstklassigen AARs entgegengefiebert. ;)
Olbricht
Ein rekordverdächtiger AAR geht zuende, was die Hits betrifft sowie die posts...wir danken euch Sonic für die gute Unterhaltung, die ihr uns immer geboten habt...und wir freuen uns auf das letzte(?) Update eures AAR...
herzliche grüsse
Hohenlohe...:smoke:
Edelpionier
03.07.12, 02:34
Falls Wir Uns nicht schon vorher irgendwann zu Wort gemeldet haben: Ganz groß, edler Sonic! Wir müssen zwar zu Unserer Schande gestehen, dass Wir insgesamt beim Lesen dreieinhalb Kriegsjahre unterschlagen haben, aber die werden auf jeden Fall noch nachgeholt! Sind ja bald Semesterferien... :D
Na dann habt ihr ja noch ein bisschen Lesestoff vor euch :D
Eine kleine, aber feine Mittelmeerkreuzfahrt mit abschließender, stilechter Sightseeingtour am Affenfelsen von Gibraltar, nebst einigen Souveniers, einen Ausflug in den Hohen Norden der Beringsee und des Nordpolarmeers um den lieben Genossen Stalin etwas zu ärgern und nicht zu vergessen eine kleine Weltumrundung um unsere japanischen Verbündeten in Fernost zu besuchen und zu unterstützen.
Grüßt mir unseren alten, hochgeschätzten Dolmetscher und Verbindungsoffizier zur Kaiserlich Japanischen Marine, Fähnrich Sato, wenn ihr in seht.
Schulze vermisst den guten Sake...hat sich damals doch tatsächlich gewöhnt an dieses aus Reis gebrannte Teufelszeug :D
Der laute Knall, der von den stählernen Schotten des Bootes widerhallt, lässt für einen kurzen Moment jeden an Bord erstarren und innehalten. All die Freude und Erleichterung, welche die Männer rund um Kapitän Paulsen in diesem Moment an Bord von U-2503 verspürten, war wie auf einen Schlag wie weggeblasen…
…LANGE!
Wie auf einen Schlag wird mir bewusst, was gerade passiert sein musste.
“SAANNNIIII!!!“
Wie von Wölfen gehetzt, bahne ich mir, Leutnant Weber und Schulze mir unmittelbar auf den Fersen, einen Weg durch die wie zu Salzsäulen erstarrten Männer. Nur mit Ellbogeneinsatz ist überhaupt ein Durchkommen möglich. Ich wollte es nicht wahrhaben, auch wenn ich es längst wusste.
MENSCH…AUS DEM WEG! MACHT PLATZ, brüllt Leutnant Schulze, der II.WO direkt hinter mir, um sich Raum zu verschaffen, während die Männer schockiert und fassungslos zugleich, zurückweichen.
Obwohl es in Wahrheit nur Sekunden dauert, bis wir einmal quer durch die Zentrale und vorbei an Sonar- und Funkraum zu Oberleutnant Langes Koje gelangen, kommt es mir vor wie eine Ewigkeit.
Sanni Erler ist bereits vor Ort und verscheucht ein paar der Männer, um sich Platz zu verschaffen.
WEG DA, brüllt der Sanni.
Doch schon der erste Blick verrät ihm das Offensichtliche.
Oberleutnant Lange, unser ehemaliger, langjähriger Leitender Ingenieur, der fast sechs Jahre, von Beginn an mit uns zusammen an Bord von vier verschiedenen Booten während dieses Krieges gedient hatte, und der, nicht nur mir selbst, sondern einem jedem an Bord, durch seinen Einsatz und sein technisches Können und Verständnis, mehr als einmal den Hintern aus einer brenzligen Lage gerettet hatte, als es auch ganz anders hätte ausgehen können, war tot.
Neben ihm auf der Koje, halb aus der erschlafften Rechten gefallen, lag noch immer die Pistole des LI’s, deren abgefeuerter Lauf noch einen leichten Rauchfilm aufsteigen lies, der dann langsam nachlässt, bis er vollends erlischt.
Lange hatte sich selbst mit einem gezielten Schuss in die rechte Schläfe das Leben genommen. Ein Schuss…schnell und schmerzlos!
Selbst im Tode starrten seine nun weit aufgerissenen, leeren Augen, voller Zorn und Unzufriedenheit, und doch so unendlich traurig und verloren, in das Nichts.
Oberleutnant Jörg Lange, ehemaliger Leitender Ingenieur auf U-51, U-150, U-187 und U-2503, sowie zuletzt Kommandant von U-907, sollte das letzt Opfer dieses wahnwitzigen Krieges sein, welches unter meinem Kommando gebracht werden musste.
Zwei Stunden später, es ist kurz nach 09.30 Uhr, lasse ich U-2503, nachdem wir sicher gegangen sind, dass wir in unmittelbarer Nähe allein und unbeobachtet sind, noch einmal auftauchen.
Es gilt einen alten, langjährigen Kameraden, für immer der See zu übergeben.
Lange war jemand, der an Tradition hing und so ist für einen Seemann ein einfaches Seemannsgrab auf hoher See kein unwürdiger Ort, um seine letzte Ruhestätte zu finden, an dem Ort, der unser aller Leben die letzten sechs Jahre auf so sonderbare und zugleich grausame Art und Weise geprägt hatte. Bei all dem Leid und all der Verzweiflung, die ich, die wir alle während dieses Krieges auf See erleben mussten, so liebte ich die schier endlose Weite des Meeres, die Ruhe und den inneren Frieden den es mir schenkt, wenn ich das Wogen der unbändigen Wellen und den salzigen Geruch einer steifen Brise in der Nase und auf dem Gaumen schmecke, noch immer mehr als alles andere.
Das Meer ist grausam und hart, doch der Mensch kann noch tausendmal schlimmer und abartiger sein und das selbst zu Seinesgleichen. Wenn ich während dieses Krieges noch etwas gelernt habe, dann diese Erfahrung. Und der Preis war hoch.
Oberleutnant Lange war der insgesamt achte Verlust, den wir seit Kriegsbeginn zu beklagen hatten. Acht feine Männer. Jeder mit seinen Ecken und Kanten, der eine mehr, der andere weniger. Doch ein jeder war Teil dieser Mannschaft und jeder Verlust lastet mir noch heute schwer auf der Seele. Wie vielen alliierten Seeleuten wir in dieser Zeit den Tod gebrachten haben, daran kann und möchte ich nicht einmal denken. In jeder Nacht, in der ich keinen wirklichen Schlaf finde, schrecke ich nur all zu oft immer wieder schweißgebadet hoch und habe noch die unkenntlichen, dämonenartigen Fratzen, von Hunderten, mich anklagenden Toten vor Augen, die mir die Schuld für ihr Ende geben. Ich arbeitete in den vergangenen Monaten und Jahren stets bis zur Erschöpfung. Durchwachte Nächte an Bord, um ja nicht wieder diese Fratzen im Schlaf und ihre klagenden, stummen Schreie vor mir zu sehen.
Nur der Alkohol vermag es, für ein paar Stunden, hier und da meinem Geist Ruhe und Frieden zu verschaffen. Doch die Dämonen verschwinden nie. Das ist meine Strafe, für meine Taten…bis an mein Lebensende mit den Geistern der Toten zu ringen.
Leutnant Webers leises, um Aufmerksamkeit heischende Hüsteln, lässt mich in diesem Moment wieder aus meinen düsteren Gedanken hochschrecken.
Die gesamte Mannschaft von U-2503 hat sich inzwischen auf dem Vordeck des aufgetauchten Bootes versammelt und ist in Reih und Glied angetreten. Noch einmal eine letzte Ehre für den, bei vielen so unbeliebten, ja sogar verhassten LI Lange.
Doch ein solches, tragisches und trauriges Ende zugleich, hatte ihm keiner gewünscht.
Als an diesem Morgen des 8. Mai 1945 Oberleutnant Langes Leichnam, eingenäht in ein Leichentuch aus Bettlaken und umhüllt von der hakenkreuzgeschmückten Reichskriegsflagge, die ihm so viel bedeutete und die für uns nun keinen Wert mehr hatte, von vielen kräftigen Hände aus dem Boot gebracht und an Deck abgelegt wird, lassen viele seiner langjährigen Kameraden noch einmal ihre Erinnerungen an die guten, wie die schlechten Zeiten aufleben.
Wir haben nicht viel Zeit Willhelm. Kapitulation hin oder her, aber wenn jetzt ein alliierter Flieger aufkreuzt oder ein Kriegschiff am Horizont auftaucht, können wir unseren kleinen Heimatausflug vergessen, wenn die uns gleich hier einkassieren wollen, raunt mir mein alter Freund, Leutnant Weber zu.
Ich spare mir in diesem Moment das leere Gerede von Ehre und Aufopferungsbereitschaft für das Vaterland. Sinnloses Geschwafel von einem ehrenvollen Tod für eine gute und gerechte Sache. Ein jeder an Bord wusste es besser…
Letztlich hatte es auch Lange gewusst. Gewusst, das er einem falschen Ideal nachgejagt war.
Verblendet von nationalsozialistischer Ideologie und Größenwahn, hatte er vergessen und verdrängt worauf es ankam, was wirklich wichtig war. Verbissen und zuletzt fast wahnhaft, gierte er förmlich danach sich und seinen Wert in dieser Welt zu beweisen…bis zur völligen Selbstzerstörung.
Erst in der Stunde seines größten Triumphes und zugleich seiner größten Niederlage hatte er es begriffen. Der sinnlose und wenig heldenmutige Tod seiner Männer auf U-907, als er sie für eine aussichtslose Sache in den Tod trieb, ohne etwas zu erreichen, ließen ihn umdenken und verzweifeln.
Als ich ihn in Bergen im Lazarett aufsuchte, sprach er sich erstmals offen aus und ich hörte ihm zu. Nicht als Kommandant zu einem Untergebenen, nicht von Offizier zu Offizier, sondern von Freund zu Freund.
Ich hatte versucht ihm, der jede Hoffnung hatte fahren lassen, wieder Mut für die Zukunft zu machen. Es sei noch nicht zu spät für ihn und auch nicht für Deutschland. Das „Neue Deutschland“ würde noch Männer wie ihn brauchen. Männer, die etwas leisten und wiederaufbauen können, wenn sie nur an die richtigen Ideale glaubten. Ich hatte gehofft, ihm neuen Lebensmut geben zu können, als ich ihn am Tage unseres befehlswidrigen Ausbruchs aus Bergen aus dem Lazarett geholt und mit an Bord genommen hatte.
Doch Oberleutnant Langes innere Dämonen waren letztlich doch zu stark. Schuldgefühle und Hoffnungslosigkeit beim Blick auf eine Zukunft, die er nicht als die seine ansah, hatten letztlich doch über ihn gesiegt.
Auch Jörg Lange, ist auf seine Weise ein Opfer dieses Krieges geworden.
Genau diese Worte sind es, die ich den, ein letztes Mal zum Abschied salutierenden Männern mit auf den Weg gebe, als der Leichnam von Oberleutnant Lange für immer in den Tiefen des Atlantiks versinkt.
Fortsetzung folgt…
Ruprecht I.
04.07.12, 19:56
Lange bleibt sich treu.
Selbst im Abgang verdirbt er seinen Kameraden noch die Laune.
Werte Mitregenten, geschätzte Leserinnen und Leser,
heute Abend präsentieren wir, nicht ganz ohne Stolz die abschließenden Kapitel zu unserem kleinen U-Boot-AAR "Immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel" oder "Die Kriegsabenteuer von Kapitän Paulsen und Co."
Wir wünschen ein letztes Mal gute Unterhaltung und Vergnügen.
Euer Sonic
Und wie geht’s jetzt weiter Willhelm, fragt mich Leutnant Weber während wir noch gemeinsam auf dem offenen Kommandoturm von U-2503 stehen, gleich nachdem die Männer, nach der letzten Ehrenbezeugung für Oberleutnant Lange das Vordeck des Bootes wieder geräumt haben.
“Jetzt geht’s ab nach Hause Manfred. Hier hält uns jetzt nichts mehr.
Wir setzen Kurs auf den nächstgelegen deutschen Hafen, Wilhelmshaven. Sind von unserer jetzigen Position noch etwa 400 Seemeilen. Das schaffen wir rund zweieinhalb Tagen, was alter Freund?!“
Doch der I.WO scheint indes nicht ganz so zuversichtlich.
Dein Wort in Gottes Ohr, Willhelm. Du kennst die Befehle des BdU und des Oberkommandos der Marine, die derzeit durch den Äther rauf und runter gehen. Alle Boote auf hoher See haben unverzüglich aufzutauchen und den Heimathafen oder nächstgelegenen alliierten Hafen anzulaufen um dort übergeben und entwaffnet zu werden, Einstellung aller Kampfhandlungen und Übergabe der Boote und der Ausrüstung in unversehrtem Zustand.
Schön zusammengefasst, schmunzle ich. Ist weder das eine noch das andere in unserem Sinne. Aber einen Befehl, den wir nie erhalten haben, können wir auch schlecht befolgen!
Noch bevor der verdutzt dreinblickende I.WO Zeit hat nachzufragen, zwänge ich mich durch das enge, offenstehende Turmluk und rutsche die steile, stählerne Turmleiter in die Zentrale hinunter, während mir Leutnant Weber immer noch unschlüssig von oben hinterherschaut.
“Na Petersen! Wie ich höre haben wir seit dem Auslaufen ein paar Probleme mit unserer Funkanlage, was?!“
Ebenso verdutzt wie zuvor Leutnant Weber blickt mich nun auch der Funkmaat an und zuckt etwas unschlüssig mit den Achseln ob meines etwas unverständlichen Kommentars, hatte er doch erst eine Stunde zuvor die neuesten Kapitulationsbefehle des BdU hereinbekommen und an seinen Kommandanten weitergeleitet.
Ähm…nein Herr Kapitän. Ist alles in Ordnung mit dem verdammten Ding.
“Ja aber erinnern sie sich denn nicht mehr an den Wasserschaden, welchen unsere Funkanlage kurz nach dem Auslaufen abbekommen hat. Kurzschluss…Leitungen durchgeschmort. Seitdem spinnt der Kasten doch nur noch vor sich hin und wir kriegen kein klares Signal mehr rein. Sie sagten die Reparatur kann noch ein paar Tage dauern.“
Ein wissendes Grinsen von Leutnant Schulze und ein kleines Augenzwinkern meinerseits, lassen nun auch Funkmaat Petersen begreifen, was hier gespielt werden soll.
Also…ähh…ja…die Apparatur spinnt immer noch.
Nur Rauschen auf allen Frequenzen. Keine Ahnung, wann ich das Ding wieder vernünftig zum laufen bekommen. Vielleicht morgen oder übermorgen, säuselt Petersen wie ein unschuldiges Englein vor sich hin.
Mit einem Grinsen im Gesicht klopfe ich Petersen auf die Schulter, bevor ich mich gespielt seufzend abwende und in die Zentrale zurückkehre.
“So ein verdammtes Pech aber auch. Ich werde das am Besten gleich im Kriegstagebuch vermerken. Ausfall Funkanlage infolge Wasserschaden. Wirklich Pech!“
In die Zentrale zurückgekehrt empfängt mich bereits mein alter Freund Leutnant Weber, der die ganze Szenerie von oben, mit dem Kopf durch das offene Turmluk verfolgt hatte.
Die Funkanlage immer noch hinüber, hallt es mir fragend von oben entgegen.
Ich zucke nur grinsend mit den Schultern und spiele den Unwissenden.
Doch viel Zeit zum Scherzen bleibt nicht. Es ist an der Zeit den Männern Bescheid zu geben, wie es nun weitergehen soll.
Über die Bordsprechanlage wende ich mich an die Besatzung.
“ACHTUNG! HIER SPRICHT DER KOMMANDANT!
Wie sich wohl inzwischen herumgesprochen haben dürfte ist der Krieg zu Ende.
Heute Nacht um 23.01 Uhr, tritt die Kapitulation offiziell in Kraft. Für uns heißt das, wir setzen Kurs gen Heimat. Unser Ziel ist Wilhelmshaven. Wir wissen aus den letzten Berichten, die uns erreicht haben, dass andere deutsche Hafenstädte in Norddeutschland bereits von alliierten Verbänden besetzt sind. Wie es in Wilhelmshaven aussieht wissen wir nicht. Es besteht die Möglichkeit, dass auch dort schon alliierte Einheiten die Kontrolle übernommen haben. Das werden wir sehen, wenn wir vor Ort sind.
Jetzt haben wir noch einiges zu tun…packen wir’s an!
DURCHSAGE ENDE!“
Mit einem knappen Kopfnicken rufe ich Leutnant Weber und Leutnant Schulze zu mir, um ihnen weitere Befehle zu erteilen.
“Meine Herren! Bevor wir aufbrechen, will ich, dass das gesamte Boot entwaffnet wird. Sämtliche Torpedos und alle Flakmunition für die 20mm Türme, sowie die Cheffriermaschine und die Codebücher gehen über Bord. I.WO…sie kümmern sich mit ein paar Mann um die Flakmunition. Leutnant Schulze, sie als unser Torpedooffizier nehmen sich die Aale vor.“
Wir stoßen die Aale einfach aus unseren Rohren aus, wie bei einem Torpedoangriff, nur das wir vorher erst gar keine Zünder einschrauben. Dann gehen die verdammten Dinger auch nicht aus Versehen hoch sondern saufen, nachdem sie sich totgelaufen haben einfach ab und landen auf dem Meeresgrund, schlägt Schulze vor.
“So habe ich mir das gedacht, Leutnant!
Ach ja…einen Augenblick noch II.WO. Einen der Aale behalten wir noch an Bord.
Ich möchte dass sie mir da ein paar kleine Umbauten an Sprengkopf und Zünder vornehmen.“
Mit diesen Befehlen gehen die Männer eilig ans Werk.
Während im Bugtorpedoraum ein Aal nach dem anderen in die sechs Abschussrohre geladen und anschließend unscharf, ohne Zünder abgefeuert wird, um sich wirkungslos totzulaufen, plündern unter Aufsicht von Leutnant Weber ein Dutzend Männer den Munitionsbunker unter der Zentrale. Von Hand zu Hand werden blecherne, spritzwassergeschützte Munitionsbehälter in einer Menschenkette von Mann zu Mann quer durch das Boot hinauf auf das Vordeck gereicht, wo die 20mm Munition für die beiden gepanzerten Flaktürme Kistenweise über Bord geht.
Ist schon fast zu schade, das ganze Zeug einfach zu versenken. Jeder Torpedo 50.000 Reichsmark…und die paar Tausend Schuss 20mm Flakmunition kosten sicher auch ne ordentliche Stange, bricht es einem der Matrosen fast das Herz, als die ersten Kisten in den Wellen versinken.
Was willst du noch damit? Das Zeug braucht keiner mehr, schnauft ihm Oberbootsmann Hinrichs, welcher in der Kette direkt hinter ihm steht ins Genick und drückt ihm die nächste Kiste in die Hände.
Und nicht die Bereitschaftsmunition in den beiden Türmen vergessen. Einfach raus mit dem Zeug und ab in den großen Teich damit. Der Alte will keine einzige Patrone mehr an Bord haben.
Nach Abschluss der etwas eigenwilligen „Entwaffnung“ lasse ich das Boot unverzüglich wieder abtauchen. Nun heißt es für U-2503 und seine Männer, die nächsten beiden Tage, die wir voraussichtlich brauchen werden, um in ununterbrochener Tauchfahrt die deutsche Küste und Wilhelmshaven zu erreichen, möglichst unentdeckt und im Geheimen zurückzulegen.
Sollten wir jetzt noch einem alliierten Kriegsschiff über den Weg laufen, würde uns dieses wahrscheinlich noch auf hoher See anhalten, aufbringen und in Gewahrsam nehmen. Eine Tatsache, die wir vermeiden sollten, wenn wir die Heimat noch aus eigener Kraft erreichen wollen, denn die Möglichkeiten oder Mittel, einer solchen direkten Aufforderung nicht nachzukommen, haben wir nach der Kapitulation nicht mehr. Sich mit Hilfe eines defekten Funkgerätes herauszureden ist eine Sache, im Angesicht eines alliierten Zerstörers die Kapitulationsbefehle allzu offensichtlich zu ignorieren, dagegen etwas anderes.
U-2503 ein letztes Mal auf Tauchfahrt…
http://abload.de/img/bild5b2dm8.jpg
An einem Stück wollen wir die letzten gut 400 Seemeilen zurück nach Wilhelmshaven zurücklegen
http://abload.de/img/bild650iid.jpg
09.05. – 10.05.1945
Getaucht lasse ich das Boot ein letztes Mal auf neuen Kurs gehen…Richtung Süden…an die deutsche Küste…in die Heimat. Der Krieg ist aus und so sind diese letzten Stunden auf See die wohl ruhigsten und angenehmsten, welche die Männer von U-2503 in den letzten knapp sechs Jahren Krieg an Bord eines U-Bootes verbracht haben dürften.
Während das Boot mit durchschnittlichen 6 Knoten Unterwasserfahrt, immer wieder unter Schnorcheleinsatz, um die Akkumulatoren zu laden, unterstützt, Kurs auf Wilhelmshaven nimmt, schmieden die Männer an Bord bereits große Pläne für ihre Zukunft. Wer mag es ihnen nach all den grausamen und schmerzvollen Erinnerungen verdenken, mit Hoffnung in die Zukunft zu sehen.
Doch trotz aller Pläne rechnet doch ein jeder damit, bei unserer Ankunft in Deutschland zuerst einmal in alliierte Kriegsgefangenschaft zu geraten. Doch diese Zeit abzusitzen, scheint den Meisten ein kleines und leicht zu erbringendes Opfer, wenn dafür danach die Rückkehr in die Heimat und das Widersehen mit Familie und vergessen geglaubten Freunden der Preis ist.
Am frühen Nachmittag des 10. Mai 1945 ist es schließlich soweit.
Die deutsche Küste kommt langsam in Sicht. Durch das ausgefahrene Sehrohr, durch das ich vorsichtig, wie aus Kriegszeiten gewohnt spähe, ist die ersehnte Heimat zuerst nur als schwacher, kaum wahrnehmbarer dunkler Schatten am fernen Horizont auszumachen.
“Nicht mehr weit Männer. In ein paar Stunden sind wir wieder zu Hause. Richtig zu Hause…auf heimatlichem Boden!“
Ein letztes Mal lasse ich leichte Kurskorrekturen vornehmen.
Nur jetzt ja nicht durch einen unbedachten Navigationsfehler noch in Schwierigkeiten geraten. Die Küstengewässer waren, vor allem durch deutsche Minensperren, aber auch britische Luftminen noch immer ein heikles Gewässer.
Doch auch diesmal geht es noch einmal gut.
Um kurz nach 16.30 Uhr Nachmittags überprüfe ich ein letzte Mal unsere Position auf der Karte. Zweimal rechne ich nach und überprüfe mit Zirkel und Lineal den zurückgelegten Kurs.
Und Willhelm, sieht mich mein alter Freund und I.WO fragend an.
“Tja…wenn ich in den letzten sechs Jahren nicht alles über Navigation verlernt habe, sollten wir jetzt kurz vor Wilhelmshaven herumtuckern.
.
.
.
AUFSTEIGEN AUF PERISKOPTIEFE!
SEHROHR AUSFAHERN!
.
.
.
Riskieren wir mal einen Blick, was Männer?!“
Ein letztes Mal fährt das hydraulisch betriebene Sehrohr in die Höhe und durchbricht die Wasserlinie. Ein letztes Mal nehme ich mir meine abgegriffene, speckige, zerknitterte und verschwitzte Kapitänsmütze vom langsam ergrauenden Haupt und stecke sie mir, halb heraushängend in den Gürtel, damit sie mich beim Blick durch das Okular nicht hindert, ganz so, wie ich es die letzten sechs Jahre gewohnt war. Alte Gewohnheiten lassen einen nur schwer wieder los, schießt es mir unbewusst durch den Kopf, während sich meine Augen an das neue Sichtfeld gewöhnen.
Eine letzte Welle schwappt über den aus dem Wasser ragenden Kopf des Sehrohres und nimmt mir noch einmal kurz die Sicht. Doch dann ist es soweit.
Vor uns, nur noch ein paar wenige Kilometer entfernt erstreckt sich ein Hafen und eine ausgedehnte Stadt…Wilhelmshaven!
Wir waren daheim!
“I.WO…klarmachen zum Auftauchen! Vorne und hinten Anblasen.
Wir nehmen Kurs auf die Hafeneinfahrt. Sobald wir oben sind Kommandoturm besetzen und Augen aufhalten. Jetzt wird’s nämlich gleich noch mal spannend, alter Freund!“
Etwas mitleidig blickt mich Leutnant Weber an.
Ihm wäre es wohl deutlich lieber, auf herkömmliche Weise, in aller Seelenruhe in den Hafen einzulaufen. Doch diesen Gefallen, will ich ihm nicht tun.
Kaum das U-2503 die Wellen durchbrochen hat, wird die Verriegelung des Turmluks gelöst, die Luke aufgestoßen und die Wachmannschaft unter Leutnant Weber eilt auf den Kommandoturm, um ihre Posten einzunehmen.
“Beide Maschinen Halbe Fahrt! Steuermann…Kurs direkt auf die Hafeneinfahrt.
I.WO…heißt Flagge! Los…hoch mit dem Piratentuch!“
Auf den letzten Befehl hin, befestigt Leutnant Weber, oben auf dem Kommandoturm, am ausgefahrenen Sehrohr eine gänzlich schwarze Flagge.
Das von den Alliierten geforderte Symbol der Kapitulation, um schon weithin anzuzeigen, dass man sich ergeben hatte. Wie Piraten sollten sich die U-Bootmänner fühlen, wenn sie in ihre Häfen zurückkehrten, um einem siegreichen Gegner ihre Boote zu übergeben.
Doch nicht als Zeichen der Schande, sondern stolz und edel weht die schwarze Fahne über dem Kommandoturm von U-2503 in der schwachen, frühlingshaften Briese, an diesem späten Nachmittag des 10. Mai 1945 vor Wilhelmshaven.
“Und Schulze…wie sieht es mit der kleinen Überraschung aus, um die ich sie gebeten habe?“
Freudig und sichtlich stolz grinst mir der zu klein geratene II.WO entgegen.
Ich habe den Sprengkopf aus- und einen der alten Zünder etwas umgebaut. Ich hab mich an dem ein oder anderen Ausrüstungsgegenstand bedienen müssen, um die nötigen Teile zusammenzubekommen, aber das spielt wohl jetzt keine Rolle mehr. Ist ein richtig schöner Zeitzünder geworden. Nichts besonderes, aber wird die Zündladung genau nach der eingestellten Zeit zünden und den Sprengkopf hochgehen lassen. Das gibt einen ordentlichen Knall Herr Kapitän.
“Gute Arbeit II.WO! Also wird das letzte Schiff, das wir auf den Grund des Meeres schicken unser eigenes sein.“
Auch wenn es mir schwerfällt und widerstrebt, als alter Seemann ein Schiff, erst Recht das eigene, ohne Not zu versenken, habe ich mich nach langem hin und her doch dazu entschieden, eben genau dieses, hochentwickelte Boot niemanden, weder Freund noch Feind zu überlassen. Dieses Boot wurde nur zu einem einzigen Zweck gebaut…Versenken und Töten von Schiffen und deren Besatzungen und darin ist die neuartige Konstruktion, bei allen vorhanden Schwächen, allem, was die Alliierten derzeit in dieser Hinsicht aufzubieten haben, noch weit überlegen. Ich will und werde diese Entwicklung nicht unterstützen, indem ich mein Boot unversehrt übergebe, Kapitulationsbedingungen hin oder her, auch wenn ich mir durchaus bewusst bin, dass die Sieger von heute andere Boote des neuen Typs XXI auseinander nehmen und hinter seine fortschrittlichen Geheimnisse kommen werden.
Ein letztes Mal wende ich mich über die Bordsprechanlage an die Mannschaft von U-2503:
“ACHTUNG…HIER SPRICHT DER KOMMANDANT!
Wir haben unser Ziel erreicht. Wilhelmshaven liegt unmittelbar vor uns.
Ihr wisst was das nun heißt. Alle Mann verlassen geordnet das Boot und sammeln sich auf dem Vordeck, wo auf Vollständigkeit durchgezählt wird. Tauchretter anlegen nicht vergessen, falls einer über Bord geht. Laut letzten Meldungen sind seit dem 7. Mai bereits britische Truppen in der Stadt. Macht euch also auf ein entsprechendes Willkommen gefasst.
Leutnant Schulze und ich selbst bleiben als Sprengkommando an Bord und werden, nachdem der Rest der Besatzung unter Leutnant Webers Aufsicht das Boot geräumt und verlassen hat, die Torpedoluken und Flutventile öffnen, um das Boot volllaufen zu lassen, während wir zeitgleich die Sprengladung scharfmachen.
Um U-2503 sicher verlassen zu können, befinden wir uns dicht vor dem Hafen und damit in flachen Gewässern. Würden wir das Boot lediglich fluten, könnte es später noch immer leicht gehoben und instandgesetzt werden. Nur die Sprengung wird das Boot irreparabel beschädigen, wenn wir es auf Grund setzen.
Meine Herren! Es war mir eine Ehre mit ihnen dienen zu dürfen!
So Gott will, sehen wir uns alle an Land wieder!
ENDE DER DURCHSAGE!“
Anmerkung:
Am 07. Mai 1945 hatten britische, kanadische und polnische Truppen Wilhelmshaven besetzt.
Die ersten britischen Kriegsschiffe, die in Wilhelmshaven einliefen, waren am selben Tage die beiden Zerstörer HMS Southdown und HMS Brocklesby.
Während an Bord von U-2503 nun alle Luken geöffnet werden und die Männer nacheinander geordnet das Bootsinnere verlassen, um sich auf dem Oberdeck einzufinden, streife ich noch ein letztes Mal durch das nun leere Boot, das so lange meine Heimat gewesen war. Einmal wandere ich vom Bug bis zum Heck. Drehe hier noch ein halboffenstehendes Ventil zu, rolle eine aufgeschlagene Seekarte zusammen und lege die nautischen Instrumente noch einmal ordentlich auf dem kleinen Navigationstischchen in der Zentrale zurecht. In den Unteroffiziersunterkünften brennt noch ein einsames Kojenlicht. Ich knipse es aus.
Die beiden Dieselmaschinen im Maschinenraum stehen still. Das Boot treibt nun nur noch etwas mehr als einen Kilometer, in Sichtweite vor der Hafeneinfahrt.
Vom Oberdeck aus erreicht mich ein Ruf von Leutnant Weber.
Sofort eile ich hinauf auf den Kommandoturm, wo neben mir jetzt nur noch Leutnant Schulze verharrt, welcher zusammen mit mir das Versenkungs- und Sprengkommando bilden soll.
Oben auf dem Vordeck ist die gesamte Mannschaft inzwischen angetreten.
Drei bereits aufgeblasene Rettungsschlauchboote, die in wasserdichten Drucktanks transportiert wurden, stehen schon bereit, um die Männer aufzunehmen und an Land zu bringen. Zum Glück ist die See fast spiegelglatt und ruhig an diesem Abend.
Schwerer Seegang hätte zum Problem werden können.
ACHTUNG! KAPITÄN AN DECK!
Noch einmal stehen die Männer an Deck stramm und grüßen ohne einen weiteren Befehl abzuwarten zu mir hinauf. Manch ein seltsam wehleidiger Blick ist mit dabei. Hier und da ein zaghaftes Lächeln oder aufmunterndes Nicken. Die Männer wissen, wie schwer es mir fällt, nun mein Boot doch noch selbstzuversenken.
Alle Mann vollzählig, Herr Kapitän, meldet Leutnant Weber, der I.WO und mein alter Freund von unten auf dem Vordeck zu mir hinauf.
“ALLE MANN VON BORD I.WO!“
.
.
.
Und pass gut auf sie auf, bis ich wieder da bin, setze ich noch leise murmelnd hinzu, so dass nur Leutnant Schulze mich hören kann.
Während an Deck unter Aufsicht des I.WO, die drei Boote besetzt werden, in die sich mit Müh und Not je vierzehn, fünfzehn Mann ohne zusätzliches Gepäck oder Ausrüstung hineinquetschen können, ausgelegt sind sie für maximal zehn Personen und anschließend vorsichtig und doch sichtlich überladen abstoßen, um mit Paddeln auf das nahe Festland zuzuhalten, schaue ich den sich langsam entfernenden Booten noch einen Augenblick lang nach, bevor ich mich losreißen kann, als ich sie in sicherer Entfernung wähne.
“Also los Schulze! Packen wir’s an!“
Zu Befehl, Herr Kapitän! Wollte ja schon immer mal den eigenen Kahn versenken. Nur bekommt man dazu so selten die Gelegenheit, witzelt der II.WO, als wir nacheinander wieder in das Bootsinnere hinabsteigen.
Die Rollen sind vorher abgesprochen und klar verteilt.
Während Leutnant Schulze im Bugtorpedoraum die Torpedoluken manuell öffnet, drehe ich in der Zentrale alle Tauchtank- und Flutventile auf, durch die das Seewasser ungehindert in die Ballasttanks und das Bootsinnere strömen kann.
Alles offen und aufgedreht, Herr Kapitän. Der Kübel säuft jetzt auch von alleine ab, meldet Schulze außer Atem von der Handarbeit.
“Zeitzünder auf zehn Minuten, II.WO.
Das sollte reichen, um weit genug wegzukommen, bevor wir hier ein ordentliches Loch reinsprengen.“
Mit ein- zwei raschen Handgriffen macht Leutnant Schulze den Zünder scharf und stellt die zehnminütige Laufzeit ein.
Das Ding ist scharf wie ne Bombe. Ich schlage vor, wir machen, dass wir hier verschwinden oder wir können unserem LI, Gott hab ihn selig, auf dem Meeresboden Gesellschaft leisten, stellt Schulze plötzlich recht hastig, aber doch noch mit seinem üblichen Grinsen im Gesicht fest.
Als ich hinter dem II.WO in die Zentrale zurückkehre und zum letzten Mal die Hand auf die stählerne Turmleiter lege, um als letzter, wie es sich für einen Kommandanten gehört, sein sterbendes Schiff zu verlassen, blicke ich mich noch einmal wehmütig um. U-Boote wie dieses, erst U-51, dann U-150, U-187 und nun zuletzt U-2503 waren die letzten sechs Jahre mein Zuhause. Nur auf See fühlte ich mich wohl, das Land war mir fremd geworden. Und nun hieß es dieses Leben aufzugeben.
Mit einem leisen, bitteren Lächeln auf dem ausgemergelten, von ersten grauen Haaren umrandeten Gesicht, reiße ich mich von diesem Anblick los, eile die Turmleiter hinauf und quetsche mich durch das offene Turmluk.
Leutnant Schulze wartet bereits unten auf dem Vordeck auf mich.
Sieht so aus, als kriegen wir doch noch nasse Füße.
Wir haben wohl dummerweise vergessen, eines der Boote für uns hierzubehalten, ruft mir Schulze scherzhaft von unten entgegen.
Der Kerl wusste genau, dass wir nur drei aufblasbare Boote hatten und diese alle für das Anlanden der Besatzung eingeplant waren. Das Sprengkommando, also Schulze und meine Wenigkeit sollten und mussten schwimmen.
“Wenn sie hier noch länger ihre Witzchen reißen, wird’s noch ihr letzter gewesen sein!
Und jetzt ab in den Teich II.WO. Das ist ein Befehl!“
Grinsend salutiert Schulze noch einmal salopp mit zwei angelegten Fingern, wie es so seine spezielle, nie ganz bierernstzunehmende Art war und hechtet Kopf voran über Bord.
Noch ein kurzer Blick, ob er auch wieder auftaucht und ich folge ihm ins noch immer recht kühle, wenn auch nicht eisige Nass der Nordsee.
Das Eintauchen in das kalte Salzwasser raubt mir kurz den Atem, bis ich mich daran gewöhne. Auf der Marineschule in Flensburg-Mürwick, die ich gemeinsam mit Leutnant Weber besuchte, gehörten regelmäßige Schwimmübungen im offenen Meer zum Tagesprogramm.
Ein deutscher Offizier muss schwimmen können, wie ein Fisch, hatte einer unserer Ausbilder immer so schön vorgebetet. Ich war zwar nun nicht mehr der jüngste, gehörte aber damals noch zu den besseren Schwimmern unseres Jahrgangs.
Der mir gegenüber eher kürzer geratene Leutnant Schulze hatte indes etwas mehr zu kämpfen.
Bereits nach ein paar Schlägen habe ich ihn eingeholt.
Der verdammte Tauchretter mag einen zwar über Wasser halten, aber er hindert doch etwas beim Schwimmen. Wir hätten vielleicht doch ein Boot für uns behalten sollen, versucht es Schulze noch immer scherzend, während er Wasser tritt.
“Nicht schlapp machen II.WO. Immer weiter. Ist nur ein kleines Stück!“
Doch so weit muss er gar nicht durchhalten.
Entgegen meiner Befehle dreht eines der drei Rettungsboote noch einmal um und paddelt uns entgegen. Nur wenige hundert Meter von U-2503 entfernt, erreicht uns das Boot, mit Leutnant Weber und helfende Hände strecken sich uns entgegen.
HIERHER! FESTHALTEN…UND HAURUCK!
Unter gemeinsamer Kraftanstrengung werden Leutnant Schulze und ich, wie begossene Pudel aus dem Teich gefischt.
“Hab ich nicht gesagt, dass ihr machen sollt, dass ihr wegkommt, verdammt noch mal, herrsche ich meinen alten Freund an, kaum dass ich tropfnass im Boot sitze.“
Kannst mich ja vors Kriegsgericht stellen lassen, Willhelm, grinst mich mein alter Jugendfreund unschuldig an.
“Das hebe ich mir vielleicht für später auf du alter Döskopp. Aber jetzt nichts wie weg hier. Wenn ich mich nicht ganz verschätze in meinem Zeitgefühl geht unsere Knallerbse an Bord gleich hoch und dann sollten wir auf Abstand sein, wenn wir hier nicht gleich noch mal alle baden gehen wollen.“
Während sich die Männer rund um Kapitän Paulsen nun beeilten, von ihrem, dem Untergang geweihten Boot wegzukommen, hatte der offensichtliche Tumult draußen vor der Hafeneinfahrt bereits emsige Aufmerksamkeit auf sich gezogen.
Eine ganze Menschentraube bildet sich auf den äußeren Kaianlagen, die neugierig geworden auf das merkwürdige Spektakel zusammenlaufen. Auch auf den im Hafen vor Anker liegenden Schiffen, als wir näherkommen, können wir auch bereits britische Kriegsschiffe ausmachen, herrscht auf einmal Hektik. Irgendetwas lief hier nicht so wie es sollte, das war auch einigen Briten klargeworden.
Auf dem britischen Zerstörer HMS Southdown scheucht ein junger Leutnant ein paar Matrosen herum, ein Beiboot klar zu machen und zu Wasser zu lassen.
Ich fürchte, wenn die noch raus zu unserem herrenlosen Boot wollen, kommen die Herren von der Insel wohl leider zu spät, grinst Leutnant Schulze, der II.WO mit Blick auf seine Uhr, die trotz des Sprunges in das Wasser noch immer ihren Dienst versieht.
Nur Augenblicke später lässt uns eine dumpfe aber doch ohrenbetäubende Detonation aufhorchen und innehalten. Eine gewaltige Explosion erschüttert, das bereits leicht abgesackte U-2503. Eine Wasserfontäne von 20 Metern Höhe schießt vor der Hafeneinfahrt in den Himmel. Der stählerne Rumpf des Bootes wird mittig mehrere Meter aus dem Wasser gehoben, um Sekundenbruchteile später mit einem fürchterlichen Aufstöhnen von sich verbiegendem Stahl und berstenden Querspanten wieder auf die Wasseroberfläche zu krachen.
Der mittig, in der Zentrale angebrachte Sprengsatz aus dem Gefechtskopf eines TI (G7a) Torpedos hatte U-2503 den Kiel gebrochen. Dicht hinter dem Kommandoturm knickt das Boot weg. Wasser flutet nun rasch in das Innere des todgeweihten U-Bootes. Binnen weniger Sekunden läuft die gesamte abgeknickte Achtersektion voll. Durch das zusätzliche Gewicht des einschießenden Wassers in das Heck, beginnt sich der fast unbeschädigte Bug des Bootes, noch einmal aufzurichten.
Steil aufgerichtet, mit im 45 Gradwinkel stehenden Bug, schwimmt U-2503 noch einen Augenblick lang auf einer Luftblase, als würde es sich weigern seinem vorherbestimmten Schicksal zu folgen. Ein letztes Mal grüßt das versinkende Boot seine stumm und traurig, aus etwa 500 Metern Entfernung zusehende Mannschaft, die in drei aufblasbaren und völlig überladenen Rettungsbooten zusammengedrängt, halb zwischen dem untergehenden Boot und dem Hafen den traurigen Schlussakkord beobachtet. Manch einer grüßt ein letztes Mal hinüber, bevor auch der Bug nach einer gefühlten Ewigkeit in die Tiefe sinkt und vom Meer verschlungen wird.
http://img827.imageshack.us/img827/4533/selbstversenkung.gif
”Warst ein gutes, altes Mädchen. Hast uns immer heil und an einem Stück nach Hause gebracht. Aber hier und heute endet unsere gemeinsame Zeit. Ist besser so...glaub’s mir.
.
.
.
LOS MÄNNER! Hier gibt’s nichts mehr zu Glotzen. Der Hafen ist nah und wir werden anscheinend schon erwartet, wie mir scheint!”
Mit vereinten Kräften legen wir anschließend die letzten Meter zurück.
Als wir gerade die Hafeneinfahrt passieren, tuckert uns bereits das Beiboot der HMS Southdown entgegen. Der junge britische Leutnant hatte es wohl doch noch geschafft, seinen Männern Feuer unterm Hintern zu machen.
Das motorbetriebene Beiboot, das uns nun an der Hafeneinfahrt in Empfang nahm, war mit einem Dutzend britischer Matrosen besetzt, ein jeder mit einem Gewehr in der Hand.
Als sie näher kamen brüllte der junge Leutnant uns zur Begrüßung gleich ein paar unfreundliche Befehle entgegen. Der Gute war offensichtlich stocksauer darüber, was wir gerade vor dem Hafen aufgezogen hatten. Noch so ein paar gottverdammte Krauts, die sich nicht an Kapitulationsbedingungen halten wollten, hatten ihm offenbar gerade noch gefehlt.
Er konnte sich den Anschiss den seine Vorgesetzten ihm wohl verpassen würden, weil er es nicht verhindern konnte, wohl bereits lebhaft vorstellen und ließ seinen Ärger nun erstmal an uns.
HEY...YOU...NAZIS! MOVE HERE AT ONCE AND COME ASHORE. COME ON, HURRY!
Um die Aufforderung des jungen Briten noch zu unterstreichen, legen ein paar Mann des zu spät gekommenen Enterkommandos erstmal ihre Gewehre auf uns an.
Ein Dutzend Gewehre gegen ein paar Mann in Gummiboten. Das erscheint mir nicht very britisch, schmunzelt Leutnant Schulze, ohne dass ihm auffallen würde, dass der Rest der Besatzung diese freundliche Aufforderung dagegen mehr als Ernst zu nehmen scheint.
Was will der Tommy von uns, erkundigt sich aus einem der anderen Boote lauthals Oberbootsmann Hinrichs, der selbst kein Wort Englisch spricht und deswegen nicht versteht, was da gerade los ist.
”Der Gentleman meint, wir sollen gefälligst machen, dass wir an Land kommen. Sofern ich das bei seinem grauenhaften Akzent richtig verstanden habe. Scheint mir ein Schotte zu sein.
.
.
.
Also los die Herrschaften!”
Als wir nach ein paar weiteren Ruderschlägen, dicht gefolgt von unseren “Bewachern” den nächsten freien Kai erreichen, direkt gegenüber dem britischen Zerstörer HMS Southdown, nehmen uns an Land bereits mehrere britische Soldaten in Empfang.
Im Gegensatz zu ihren Kameraden im Beiboot und dem schneidigen Leutnant von der "Southdown", scheinen diese bessere Laune zu haben. Unsere kleine Einlage vor dem Hafen scheint ihnen gefallen zu haben, helfen sie unseren, wie die Sardinen in den Rettungsbooten zusammen gequetschten Männern doch bereitwillig und nicht unfreundlich aus den Booten und an Land.
Ein paar britische Offiziere, welche die gesamte Aktion aus ein paar Schritt Entfernung neugierig beobachten kommen indes, als das letzte Boot, mit Leutnant Weber, Schulze und meiner Wenigkeit anlandet plötzlich in Bewegung.
Ein älterer Offizier, dessen Ärmelstreifen auf der blauen Uniformjacke ihn als Commander der Royal Navy ausweisen redet plötzlich hektisch auf seine Offizierskameraden ein, bevor er einen Fähnrich aus seiner Gruppe im Laufschritt fortschickt und sich anschließend in unsere Richtung bewegt.
Militärisch korrekt und überraschend höflich erkundigt sich der britische Offizier nach unseren Namen und der Bezeichnung unseres Bootes. Da der Krieg zu Ende ist, gibt es für mich keinen Grund mehr noch mit irgendetwas hinter dem Berg zu halten.
”Kapitän zur See Paulsen mit 54 Mann Besatzung von U-2503.”
Mit einem Mal werden die Augen des Briten schmal und ungewöhnlich lauernd.
Paulsen? Willhelm Paulsen? Der Willhelm Paulsen, fragt er dreimal nach.
Als ich das noch einmal knapp bestätige, hellt sich der Blick des Briten wieder auf.
Mit einem Satz dreht er sich herum und ruft seinen Kameraden freudig etwas zu.
Ich hatte Recht meine Herren! Es ist Paulsen...THE GHOST!
Bitte Captain...folgen sie mir. Sie sollten hier nicht so patschnass im Wind stehen. Sie holen sich ja noch den Tod.
”Danke, aber ich bleibe bei meinen Männern!
Ich will sie nur ungern hier allein lassen.”
Keine Sorge Captain Paulsen. Wir kümmen uns um sie. Ich habe gerade schon jemanden losgeschickt, um ihre Leute versorgen zu lassen. Mein Offiziersehrenwort darauf. Von Seemann zu Seemann. Achja...mein Name ist Dodgson...Commander Phillip Dodgson. Ich habe hier derzeit das Sagen, was die Vorgänge im Hafen angeht und ich muss sagen, ich bin ehrlich erfreut, ihr Bekanntschaft zu machen.
Captain Paulsen, ich muss sagen sie haben die Royal Navy all die Jahre ganz schön an der Nase herumgeführt. Wenn sie wüssten, wie oft innerhalb der britischen Admiralität in den letzten Jahren schon ihre Versenkung gemeldet wurde, nur damit sie dann ein paar Wochen später doch wieder wie aus dem Nichts aufgetaucht waren, um uns den nächsten Schlag zu versetzen.
Den Spitznamen “The Ghost” haben sie sich wahrlich und redlich verdient mein lieber Captain Paulsen. Nur Schade, dass sie auf der falschen Seite gekämpft haben, seufzt Commander Dodgson.
”Diese Seiten können wir uns leider all zu oft nicht aussuchen Commander. Wir kämpfen nur für unser Land und hoffen das Beste. Vielleicht ist das selbst für jemanden, der nur Seemann und kein Politiker sein will zu kurz gedacht. Aber wie sagt man im Sprichwort so schön. Am Ende ist man immer schlauer!”
Commander Dodgson merkt mir offenbar an, wie sehr ich mit mir hadere.
Ihr Deutschen mögt an Land eine Schlacht nach der anderen gewonnen haben, aber eure Führer haben nicht verstanden, das der Krieg auf See entschieden wird. Ihr Deutschen seid ausgezeichnete Seefahrer...ich meinen damit den kleinen Haufen eures Völkchens, der das wagt. Zum Glück für uns, möchte ich sagen, lacht Dodgson, nur um dann wieder ernst fortzufahren.
Ich weiß es war Krieg Captain und im Krieg passieren unschöne Dinge, auf beiden Seiten.
Ich kenne genug Berichte von britischen Seeleuten, deren Schiffe sie versenkt haben, Captain, und die später gerettet wurden. Und immer wieder wurde darin bestätigt, wie korrekt sie sich trotz allem verhalten haben, auch wenn es wohl manchmal gegen ihre eigenen Befehle verstieß. Sie haben versucht Leben zu schonen und unnötige Verluste zu vermeiden.
Auch das ist Willhelm Paulsen “The Ghost”, etwas das man ihnen auch in England nicht so schnell vergessen wird.
Kapitän Wilhelm Paulsen “The Ghost”.
Das letzte der großen und überaus erfolgreichen deutschen U-Bootasse.
Der einzige aus der alten Garde, der bis zum Ende durchgehalten hatte und bis zum Ende ein tiefer Stachel im Fleisch der britischen Admiralität gewesen war.
Dieser britische Spitzname, der sowohl in der deutschen, wie auch der britischen Propaganda und Kriegsberichtserstattung immer wieder gefallen war, war mir durchaus bekannt, auch wenn ich ihn als wenig passend empfand, hatte er mir dennoch auch innerhalb der alliierten Reihen einen berühmt berüchtigten Ruf verpasst. Verachtet und respektiert als Gegner zugleich.
http://abload.de/img/bild7ticct.jpg
In den vergangenen fast sechs Jahren des uneingeschränkten U-Bootkrieges hatte Kapitän zur See Willhelm Paulsen von September 1939 bis Mai 1945 auf insgesamt 34. Feindfahrten mit vier unterschiedlichen Booten die Rekordsumme von 687.953 BRT an feindlichem Schiffsraum versenkt.
Neben unzähligen Fracht- und Handelsschiffen versenkte Kapitän Paulsen insgesamt drei feindliche Flugzeugträger, zwei Schlachtschiffe und zwei Kreuzer.
Unmittelbar nach unserer Ankunft, als ich noch mit Commander Dodgson ins Gespräch vertieft bin, werden unterdessen die schiffbrüchigen Männer von U-2503 versorgt und bei der Gelegenheit nach Waffen oder anderen verbotenen Gegenständen gefilzt. Leutnant Schulze und meine Wenigkeit, die wir noch immer tropfnass herumstehen werden in wärmende Decken gehüllt. Alle Mann erhalten zur “Begrüßung” erst einmal eine Zigarette und einen randvollen Becher, heißen, schwarzen Bohnenkaffe in die Hand gedrückt...Echter Bohnenkaffee...wie viele Jahre war das her. Alles in allem behandelten uns die Engländer mehr als korrekt, ja sogar fast zuvorkommend, für frisch gebackene Kriegsgefangene.
Doch das wir genau das waren, musste auch Commander Dodgson noch einmal feststellen.
Es tut mir Leid, dass ich noch einmal auf dieses Thema zurückkommen muss, aber wie sie sicher ahnen, muss ich ihnen mitteilen, dass sie sich ab sofort als Kriegsgefangene der alliierten Expeditionsstreitkräfte zu betrachten haben. Sie alle stehen hiermit unter Arrest.
Und ich fürchte hier endet auch bereits unsere gemeinsame Zeit Captain Paulsen. Ich habe leider Anweisung alle Kriegsgefangenen, auch Angerhörige der Kriegsmarine unverzüglich weiter zu einem provisorischen Lager vor den Toren der Stadt zu verbringen. Dort wird dann über alles weitere entschieden, auch wenn das nicht mehr in meiner Hand liegt.
Captain Paulsen. Diese Männer werden sie und ihre Mannschaft, wenn sie sich etwas gestärkt haben in das Lager eskortieren. Ich denke ich kann mich darauf verlassen, dass wir keine stärkere Bewachung als diese sechs Mann hier benötigen werden? Keine Fluchtversuche?
”Mein Wort darauf Commander! Von Seemann zu Seemann!
Ich stehe in ihrer Schuld, für die korrekte Behandlung meiner Männer an diesem Tag.”
Gut Captain! Es war mir eine Ehre. Ich wünsche ihnen und ihren Männern alles Gute. Leben sie wohl!
http://www.youtube.com/watch?v=Ax8NuxBxi6w
Zum Abschied grüßt Commander Dodgson nochmals militärisch korrekt und ich erwidere den Gruß ebenso. Ohne Feindschaft gehen wir auseinander.
Auf Anweisung der britischen Wachen, ganze sechs junge Kerls, gegen 55 deutsche U-Bootfahrer, nehmen wir ein letztes Mal Aufstellung.
Einer der Briten schnattert ein paar Befehle herunter, wird aber erst einmal ignoriert.
Etwas unschlüssig und überfordert schaut er sich um.
”Also dann Herrschaften...ABMARSCH! Je eher wir mit unserer Kriegsgefangenschaft anfangen, desto eher sind wir auch wieder draußen!”
Im Gleichschritt geht es in Reih und Glied voran. Vorneweg marschiere ich, mit Leutnant Weber, meinem alten Jugendfreund und Leutnant Schulze, dem II.WO links und rechts an der Seite, gefolgt vom Rest der Besatzung von U-2503.
Noch vor uns geben zwei der Briten den Weg vor, zwei weitere “sichern” die Flanken und die beiden verbleibenden achten am Ende des Zuges darauf, dass keiner stiften geht.
Doch diese Vorsicht ist unbegründet. Keiner der Männer hat die Absicht, das gegebene Ehrenwort ihres Kommandanten zu brechen.
So ziehen wir durch den ausgedehnten Hafen von Wilhelmshaven. Der Anblick der sich uns hier bietet ist jedoch ernüchternd. Zahlreiche Häuser und Hafengebäude sind durch massive Luftangriffe schwer beschädigt oder total zerstört. Vielfach stehen nur noch die ausgebrannten Grundmauern. Von dem Wilhelmshaven, das ich vor dem Krieg kannte, ist nicht mehr viel übrig. Im Hafenbecken und an den einzelnen Kais liegen zahllose Schiffe und Boote. Ausgebrannt oder auf Grund gesunken. Entweder zerstört durch Luftangriffe oder in den letzten Kriegstagen von ihren Besatzungen selbstversenkt.
Der Anblick mehrerer gesprengter oder auf Grund gesetzter U-Boote, die fast wie von einem Sturmwind gepackt wild und ineinander verknäult im flachen Hafenbecken liegen, lässt mir noch einmal kurz das Herz schwer werden.
http://abload.de/img/wilhelmshavenkriegsen28cuj.jpg
http://abload.de/img/wilhelmshavenkriegsenxzc80.jpg
Und Willhelm, was machst du, wenn uns die Briten irgendwann mal wieder laufenlassen, was hoffentlich nicht all zu lange dauern wird. Bei mir zu Hause in Frankfurt warten ja Anna und der kleine Lütt, beginnt Leutnant Weber ein Gespräch.
Ehrlichgesagt hatte ich in all den Jahren des Krieges nie einen Gedanken daran verschwendet, wie es nach diesem Krieg weitergehen könnte, was danach käme. Und so sprudelt es einfach aus mir heraus, so als wäre eben diese Antwort schon immer da gewesen.
”Wenn mein Sold später noch etwas wert ist, kauf ich mir ein Boot...ein richtiges Segelboot. Eines das auch Hochseetauglich ist. Du weißt doch Manfred, ich hab damals als kleiner fünfzehnjähriger Pimpf als Schiffsjunge auf einem Klipper angefangen. Hab den Kapitän damals angelogen ich sei schon sechzehn. Weiß nicht ob er’s mir abgekauft hat, aber mitgenommen hat er mich. Wunderschöner Viermaster, Rahtakelung...ein Traum. So was gibt’s heut kaum noch. Nein alter Freund...ich kauf mir ein Boot und dann segle ich einmal rum...um die ganze Welt. Und dann...dann schauen wir weiter, wohin der Wind mich treibt.”
Zufrieden schaut mich mein alter Freund an und nickt verständnisvoll.
So etwas hatte er sich wohl schon gedacht, dass sein Freund und langjähriger Kommandant an Land keine Ruhe finden würde. Das Meer war sein zu Hause, das Wasser sein Element. Nur auf See konnte er glücklich sein.
BORA BORA, mischt sich Leutnant Schulze ungefragt nach seinen Plänen für die Zukunft ein. Nachdem wir auf unserem Südostasientrip da leider nicht Halt machen konnten, muss ich das noch nachholen. Ne Südseeinsel voller nackter Weiber. Ich glaub ich mach da eine Kneipe auf. Deutsches Bier und Schulzes Selbstgebrannter nach altem Familienrezept. Wenn sie auf ihrer kleinen Weltumsegelung mal in der Gegend sind, geht die erste Runde auf’s Haus Herr Kapitän, lacht der rothaarige II.WO gutgelaunt.
Das schwache Pfeifen einer mir bekannten Melodie aus den Reihen der hinter mir marschierenden Männer, lässt mich schließlich wieder auf andere Gedanken kommen.
Erst einer, dann immer mehr stimmen in das Summen ein. Aus dem lauter werdenden Pfeifen formen sich nach und nach erste Worte. Leise, dann immer lauter formt sich der Text. Erst aus einer, dann aus zwei und schließlich einem Dutzend Kehlen, stimmen schließlich alle Mann mit ein.
http://www.youtube.com/watch?v=B1cKNcf1mpk
Ich hatt' einen Kameraden,
Einen bessern findst du nit.
Die Trommel schlug zum Streite,
Er ging an meiner Seite
In gleichem Schritt und Tritt.
Eine Kugel kam geflogen:
Gilt sie mir oder gilt sie dir?
Sie hat ihn weggerissen,
Er liegt zu meinen Füßen
Als wär's ein Stück von mir
Will mir die Hand noch reichen,
Derweil ich eben lad'.
"Kann dir die Hand nicht geben,
Bleib du im ew'gen Leben
Mein guter Kamerad!"
So viele Tote und noch viele Abermillionen mehr an Namenlose für nichts. Was hatten wir erreicht, ein Deutschland, ein Europa in Trümmern, während im fernen Pazifik und in Südostasien der Krieg gegen Deutschlands letzten Verbündeten, das Kaiserreich Japan noch drei weitere grausame und blutige Monate weitertoben sollte. Noch einmal kommen mir die Namen aller unter meinem Kommando in diesem Krieg gefallenen Kameraden in den Sinn, von Matrose Bauer, dem jungen achtzehnjährigen Burschen, der uns als erster genommen wurde, als ihm bei einem Luftangriff auf unser erstes Boot ein Bombensplitter die Halsschlagader zerfetzte und er jämmerlich an Bord verblutete, bis hin zu Oberleutnant Langes Selbstmord, erst zwei Tage zuvor.
Doch es war vorbei...endlich vorbei.
Als ich an diesem frühen Abend des 10. Mai 1945, in der Ferne geht tief im Westen bereits langsam, blutrot und wunderschön zugleich die Sonne unter, an der Spitze meiner Männer, geschlossen in die britische Kriegsgefangenschaft marschiere, mit einem Lied auf den Lippen, fühle ich mich zum ersten Mal seit sechs Jahren Krieg wieder richtig frei!
http://abload.de/img/schwererkreuzeradmirah5fui.jpg
Der Schwere Kreuzer “Admiral Hipper” nach Kriegsende, unter Tarnnetzen verborgen und von Bombenangriffen schwer beschädigt in Kiel - Kein anderes Bild verkörpert die Niederlage der Deutschen Kriegsmarine unserer Meinung nach so sehr, wie diese Photographie
ENDE
General Olbricht
04.07.12, 22:39
Ein grandioses und zugleich nachdenklich stimmendes Ende...
Glückwunsch zur Beendigung dieses Mammut-Projektes, edler Sonic! :prost:
Olbricht
Werter Sonic,
selten wusste es ein AAR, uns so zu fesseln. Wir gratulieren Euch zu dem Abschluss dieses grandiosen AARs und verneigen uns in Demut. Wir hoffen inständig, auch weiterhin AARs aus Eurer Feder lesen zu dürfen.
Wir ziehen unseren Hut! :prost:
Gruß,
Setsches
Tja...das war's :D
Nach knapp drei Jahren Laufzeit von August 2009 bis dato, Juli 2012, kommen wir nun zu einem Ende.
Über 1400 Seiten Text-Skript und exakt 2304 selbstgefertigte (und vor allem einzeln handverlinkte^^) Screenshots haben wir in diesen drei Jahren verarbeitet um diesem AAR, rund um unseren fiktiven "Helden" Kapitän Willhelm Paulsen und seiner Besatzung, abseits von bloßer spielerischer Berichterstattung und dem Posten von reinen Versenkungserfolgen, eine hoffentlich ansprechende und unterhaltsame Hintergrundgeschichte mit auf den Weg zu geben.
Vieles war von Beginn an so geplant, während sich anderes erst im Laufe der Geschichte nach und nach weiterentwickelt hat, um die Geschichte zu formen, die man nun hier miterleben konnte.
Teils auf historischen Fakten beruhend, und teils auch mit der nötigen schriftstellerischen Freiheit versehen, vor dem historischen Hintergrund eines der blutigsten und menschenverachtendsten Konflikte in der Menschheitsgeschichte, haben wir uns immer versucht, weitestgehend an historische Fakten und Vorgaben zu halten, auch wenn wir aus spielerischen oder dramaturgischen Mitteln ab und an in die schriftstellerische Trickkiste greifen mussten, haben wir doch immer versucht, glaubhaft und im Sinne der damaligen Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten zu agieren.
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge sagen wir noch einmal all jenen Dank, welche diesen AAR über die Jahre begleitet haben und deren freundliche und anteilnehmende Kommentare und Reps uns gezeigt haben, das wir nicht der Einzige sind und waren, den auch nach drei Jahren nicht die Lust und der Spaß an der Sache verlassen hat.
In diesem Sinne, Immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel :D
Euer Sonic
Werter Sonic,
ein wahrhaft episches Werk!
Vielen Dank für die Spannung, für die tolle Unterhaltung und für die nachdenkenswerten Augenblicke in der Geschichte des Wilhelm Paulsen und seiner Crew, vom ersten Tag bis zur letzten Stunde des letzten Tages!
Bravo, 3 Jahre... eine ganz schöne Zeit.
Schade, dass es endet!
Werter Kapitän Paulsen!
Ich habe eure Kaperfahrten mit großem Interesse und großer Begeisterung verfolgt! Herzlichen Glückwunsch zu euer geglückten Heimkehr nach Abenteuern auf allen Weltmeeren!
Toller AAR!
Sharpe
Alith Anar
04.07.12, 23:32
Grossartiger AAR und ich bewundere eure Ausdauer.
Gibt es irgendeinen Orden für besondere AARs? Klar ist Jaahresauszeichnung und Monatsauzeichnung schon super, aber für diese Ausdauer ...
Wie auch Pionier und einige War in the Pacific AARs.
Teddy Suhren
04.07.12, 23:39
Werter Sonic,
ihr habt wohl DAS U-Bootwerk des Forums verfasst und Euch am Ende nochmals selbst übertroffen. Ein grandioser AAR ist nun zu Ende und Wir sind ehrlich traurig, dass nun keien weiteren Ereignisse mehr folgen werden.
Besonders schön sind Eure Sympathien für Lehmann-Willenbrock. Der Weltumsegelung passt so wunderbar sowohl zu ihm als auch zu Paulsen.
Vielen Dank!
AG_Wittmann
04.07.12, 23:44
Fein erzählt!
Stupor Mundi
05.07.12, 00:00
Grossartiger AAR und ich bewundere eure Ausdauer.
Gibt es irgendeinen Orden für besondere AARs? Klar ist Jaahresauszeichnung und Monatsauzeichnung schon super, aber für diese Ausdauer ...
Wie auch Pionier und einige War in the Pacific AARs.
Es gibt ja theoretisch den AAR-Ehrenpokal, der noch nie verliehen wurde. Vielleicht gewährt der Kaiser ihn hierfür?
Rantanplan
05.07.12, 02:58
Es gibt ja theoretisch den AAR-Ehrenpokal, der noch nie verliehen wurde. Vielleicht gewährt der Kaiser ihn hierfür?
Wäre definitiv ein Anwärter auf diesen Titel.
Wir können Uns gar nicht so tief verbeugen oder so laut applaudieren wie Ihr es für Euer Werk verdient habt!
Danke für den überragenden AAR!!!!
:prost:
Kurfürst Moritz
05.07.12, 04:37
Wir verneigen Uns in Demut vor Eurem gigantischen Werk, edler Sonic!
Wir gratulieren zu Eurem schönen Werk. Wir haben immer gene mitgelesen und wollen Euch zum Ende des AAR beglückwünschen. 3 Jahre ist eine sehr lange Zeit.
L. de Medici
05.07.12, 10:30
Vielen Dank für die gute und umfangreiche Unterhaltung! :top:
Danke, werter Sonic für dieses unglaubliche AAR-Werk, wir haben oft gebibbert, wenn es knapp war mit dem Boot, aber ihr habt uns riesig erfreut mit eurem Werk...das verdient zumindest den Pour le Merité, wenn ned sogar mehr...danke für die gute Unterhaltung,werter Sonic...
herzlichen dank und grüsse
Hohenlohe, der mit Lob ned knausern mag...:smoke::feier:
General Olbricht
05.07.12, 15:38
Danke, werter Sonic für dieses unglaubliche AAR-Werk, wir haben oft gebibbert, wenn es knapp war mit dem Boot, aber ihr habt uns riesig erfreut mit eurem Werk...das verdient zumindest den Pour le Merité, wenn ned sogar mehr...danke für die gute Unterhaltung,werter Sonic...
Nun, den Pour le Mérite-Orden bekommt der werte Sonic mit Sicherheit nicht verliehen, der ist nämlich für EU-Berichte reserviert. ;) Fremdenlegionär und Verdienstkreuzträger ist der edle Sonic (leider) ebenfalls bereits... Es bleibt eigentlich kein regulärer Orden mehr übrig, den der Zar verleihen könnte.
Das heißt aber nicht, dass wir der Meinung sind, dass dieser AAR keine besondere Auszeichnung verdient hätte. Im Gegenteil, wir haben schon letztes Jahr dafür plädiert, dass Sonic eine spezielle Auszeichung bekommen sollte:
Eigentlich, werter Sonic, sollte man euch dafür einen Extra-Orden stiften.:tongue: 2 Jahre an einem einzigen AAR zu schrteiben, und durchzuhalten, ist eine Meisterleisung, vor der wir allergrößten Respekt haben.
Ludendorff
Diese unsere Meinung hat sich heuer nicht geändert. Und wenn schon kein AAR-Ehrenpokal rausspringen sollte, so würden wir anregen, dass man "wenigstens" (immerhin!!!) über die Verleihung eines SI-Verdienstordens nachdenke - für eine Ausdauer beim AAR-Schreiben, wegen derer er wohl vielen Regenten als Vorbild dient/dienen sollte.
Olbricht
Headhunter
05.07.12, 15:57
Wir können uns unseren Vorrednern nur anschließen! Einfach eine fantastische Leistung!
Euer AAR war von einer schriftstellerischen Qualität, die man im Internet normalerweise nicht findet:D
Spannend geschrieben und niemals langweilig, auch wenn wir nicht von Anfang an mitgelesen haben.
:top:
Admiral Hipper
05.07.12, 16:19
Vielen Dank für dieses Meisterwerk edler Sonic.:)
Werter Sonic,
meine ausdrückliche Hochachtung. Ich las diesen AAR fast seit der ersten Woche und Ihr seid mit verantwortlich, dass ich mich in diesen Hallen angemeldet bewege, ... Die regelmäßige Lektüre wird mir fehlen.
nochmals Dank
Ruprecht I.
05.07.12, 21:57
Nette kleine Geschichte.
Bissel kurz, aber nett.
Reden wir dann mal über Euer nächstes Werk... :teufel:
SolInvictus202
05.07.12, 22:04
Wir verneigen Uns in Demut vor Eurem gigantischen Werk, edler Sonic!
wir können es kaum besser ausdrücken! - IMPRESSIVE!! :prost:
Der Zarewitsch
05.07.12, 22:14
Auch wir salutieren, edler Sonic. Ein großes Werk.
Nachdem sich die Rufe nach einer erweiterten Anwendung des AAR-Ehrenpokals in den letzten Monaten häufen, werden wir das Thema nochmals überdenken und in Kürze unsere Erkenntnis verlautbaren. :)
Johann III.
06.07.12, 22:58
Werter Sonic,
Ihr habt Uns mit Eurem grandiosen Werk erfreut und inspiriert, und am Ende habt Ihr Euch noch einmal selbst übertroffen.
Es ist schade, dass es zu Ende ist.
Nette kleine Geschichte.
Bissel kurz, aber nett.
Reden wir dann mal über Euer nächstes Werk... :teufel:
Netter Scherz...
Fast drei Jahrelang an einer Geschichte von 1400 Seiten mit über 2300 Bildern zu schreiben, die Charaktere derart auszubauen und dabei stets die Spannung bis zum letzen Beitrag aufrechtzuerhalten ist - abgesehen von der rein spielerisch äußerst beeindruckenden Leistung, die ihr absolviert habt - ein fast unglaubliches Meisterwerk, das nicht nur in diesem, sondern auch in anderen Foren seinesgleichen suchen dürfte. Sollte diese Geschichte als Buch oder als Download herausgegeben werden - ich wäre sofort dabei!
Ihr habt allergrößten Respekt verdient, werter Sonic!!!
Ein fantastischer AAR ist Beendet. Ein Hoch auf den Helden des geschrieben Wortes. :top:
:prost::prost::prost:
hohe_Berge
11.07.12, 13:03
Ja was soll man sagen oder besser was soll ich jetzt machen? Werde mir wohl ein Tageszeitungsabo zulegen müssen.;)
Aber eines gilt noch immer, nach dem AAR ist vor dem AAR.
Glück Auf, werter Sonic.:prost:
Der wohl beste AAR aller Zeiten ist nun zu Ende. Mein größter Respekt für Eure epische Leistung, für Euer Durchhaltevermögen und für all die Zeit, welche Ihr investiert habt.
Nicht nur uns Lesern fehlt nun eine wöchentliche Lektüre - auch Euer Leben muss sich doch nun fast als sinnfrei anfühlen ;-)
Edelpionier
11.07.12, 19:37
Zur Beschäftigung könnte vielleicht die Erstellung eines Inhaltsverzeichnisses beitragen? :D
Ruprecht I.
11.07.12, 20:17
Und dann den ganzen Text nebst Bildern in eine pdf-file packen :ja:
Aber eines gilt noch immer, nach dem AAR ist vor dem AAR.
Und der nächste AAR ist immer der längste :feier:
Johann III.
12.07.12, 21:29
Wir möchten an dieser Stelle mal auf einen SH 3-AAR im Ubisoft-Forum hinweisen:
http://forums-de.ubi.com/showthread.php/46056-K%C3%A4mpfen-Siegen-oder-Untergehen-Ein-Feindfahrtbericht
2008 gestartet und immer noch aktiv.
(Und bei Uns geht's ja auch grad weiter.)
Werter Sonic, nochmals vielen Dank für diesen wirklich schönen AAR. Wir hatten viel Spaß beim lesen.
Danke:)
Hatten uns auch viele Monate mit dem Mod auf die Jagd begeben, sind aber irgendwie immer wieder an einer Stelle gescheitert, wo ein neuer Turm auf das VIIC gebaut werden sollte. Dadurch gabs dann einen CTD, keine Ahnung warum...
Johann III.
16.07.12, 10:53
Dann verzichtet doch einfach auf den neuen Turm :)
Dann verzichtet doch einfach auf den neuen Turm :)
Leicht gesagt, wir konnten diese Umrüstung nicht ablehnen! :(
Auch im OM Forum berichtete so mancher über diesen Fehler.. keine Lösung. Es kommt sicher darauf an, welche Zusatzmods man aktiv hat. Unsere Zusammenstellung war etwas anders, wie die vom werten Sonic.
Danach waren wir noch eine Zeit mit SH5 und diversen Mods unterwegs. Aber den Flair von SH3 mit GWX oder LSH kann weder SH4 mit OM oder SH5 erreichen, Grafik ist halt nicht alles. Das ist aber unsere bescheidene Meinung :D
Johann III.
16.07.12, 14:00
Zur Zeit ist SH5 mit der "Schleichfahrt" genannten Mod-Sammlung ganz schön. Da ist auch die aktuelle OH2-Mod enthalten, die in 1.9 noch eine Operation Monsun-Kampagne hinzugefügt hat.
http://forums-de.ubi.com/showthread.php/119595-Mega-Mod-f%C3%BCr-SHV-quot-Schleichfahrt!!-quot
Nun im Moment sind wir wieder viel zu sehr mit der Strategieschiene beschäftigt. Doch wie wir uns kennen wird uns die See auch mal wieder rufen :D, dann schauen wir uns SH5 mit den neueren Mods sicherlich nochmal genauer an.
Drei Daumen nach oben, edler Sonic.
Sind erst auf Seite 66, haben also noch etwas vor.
Gruß Greif
Werter Sonic,
Beim genaueren Lesen der letzten Teile der Story ist mir noch eine eine kleine Ungereimtheit aufgefallen: Lange wird vor der Rückkehr nach Deutschland zum OLt.z.S. befördern, dabei habt ihr früher gesagt, eine Beförderung von Offizieren sei nicht möglich. War die Beförderung storytechnisch bedingt oder tatsächlich Teil des Spiels?
Und hier noch eine Frage an alle: Ich spiele SH3, allerdings auf einem relativ nidrigen Realitätsniveau (habe erst letztes Jahr damit angefangen). Allerdings bin ich in der Kampagne mittlerweile im Jahr 1943 und immer noch OLT.z.S. Ist das in SH3 normal oder hängt die Zeitspanne zwischen den Beförderungen von der eingestellten Realität ab?
In der Tat war die Beförderung unseres LI rein storytechnisch begründet, um die von uns erzählte Geschichte, zu dem gewünschten Abschluss zu bringen.
Im Spiel selbst ist Leutnant zur See der höchstmögliche Rang, in welchen einzelne Mannschaftsmitglieder befördert werden können, wenn sie die nötigen Erfahrungspunkte gesammelt haben.
Von Retterling
28.07.12, 12:59
Danke,Danke,Danke:D!
Euer Werk wird auf jeden Fall an dunklen Abenden, im
kommenden Winter, nochmals von vorne bis hinten von uns durchgelesen werden:D.
Wir freuen uns schon auf euer nächstes Projekt!:prost:
So. Durch. 4 Tage hats gedauert, Wir werden wohl Unsere Prüfungen deshalb versemmeln, die sind nämlich am Donnerstag. Hat Uns auf jeden Fall besser gefallen als so manches Buch, und auch länger durchgehalten (unser Lesepensum liegt bei ca. 1200 Seiten am Tag). Vielen vielen Dank für diesen absoluten Wahnsinns-AAR!!! SUPER!!!:top:
Nach langer Zeit ist es vollbracht - Sonics episches Meisterwerk ist fertiggelesen. Was für eine Geschichte! Ich verneige mich in Ehrfurcht vor einem AAR, der so plastisch und hervorragend und spannend ist, dass man nur schlichte "Danke" sagen kann.
Werter Sonic, Eure Figuren mögen ja den Krieg verloren haben, aber sie haben zumindest Unsterblichkeit gewonnen ;) Ein wirklich ehrfurchtgebietendes Werk! Bravo!
Von Retterling
02.01.14, 17:42
Wie wir schoneinmal erwähnten hat der geniale Schreibstil des werten Sonic ein absolut hohes Niveau!
Falls es noch nicht der Fall sein sollte, Verleger suchen!! Ihr habt es einfach drauf!:)
Wir haben gerade bemerkt, dass des werten Sonics Account nicht mehr existiert und trauern jetzt ein wenig...
Jup - das war wirklich jemand, der schreiben konnte. Wie viele Jahre es doch nun her ist, dass ich diesen AAR hier verschlungen habe... hach... :smoke:
Ohja, immerhin hat dieser AAR uns zu unseren angestiftet...
Wahnsinn, dass das acht Jahre her ist. Wie die Zeit vergeht.
Wir haben Uns damals nur hier angemeldet, um den AAR kommentieren zu können. Der ging damals gerade zu Ende. *schnüff*
Avarice1987
05.06.24, 09:04
Sry fürs Hervor holen, auch ich hatte damals gerne den AAR gelesen
Powered by vBulletin® Version 4.2.5 Copyright ©2025 Adduco Digital e.K. und vBulletin Solutions, Inc. Alle Rechte vorbehalten.