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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Schlafen im Zelt (Armin rockt die Mongolei)



Marc Aurel
12.05.09, 11:49
Wir schreiben das Jahre des Herrn 1552 als ich als Zwanzig-Jähriger in Hohhot ankomme, gemeinsam mit meinem Vater Kuno Elster und meinem Onkel Ingolf Elster. Beide sind sie Gewürzhändler. Gekommen sind sie, um zu günstigen Preisen ein Kraut zu erstehen, das die Mongolen als "cajny urgamal" (Tee) bezeichnen. Mein Name ist Armin Elster, man hat mich mitgenommen um den Beruf des Fernhandelskaufmanns zu erlernen.

Die Stadt Hohhot wird von einem König mit dem Namen Darayisung Gödeng regiert. Er herrscht über ein Land sehr großen Umfangs, das aber nur spärlich besiedelt ist. Es gibt zwar Städte, aber diese sind klein und unbedeutend. Die Bewohner dieses Landes, dass man Mongolei nennt, leben auf den Rücken der Pferde. Sie ziehen mit ihren Rinderherden in der kargen Steppe umher und im Süden erstreckt sich eine weite, menschenfeindliche Wüste, deren Durchquerung viele Tage dauert.
Die Bevölkerung ist, je nachdem mit welcher Gruppe die Menschen umherziehen, in Stämme eingeteilt. Jeder Stamm besitzt einen Grafen, er ein Lehnsmann des Königs ist. Genauso, wie nach dem Tod eines Grafen seine Untertanen aus der Sippe des Verstorbenen einen neuen Fürsten bestimmen, wird auch der König von seinen Lehnsmännern gewählt. Der König selbst ist aber Untertan eines Kaisers vom Reiche Qin. Einst waren die Vorfahren des Königs selbst Kaiser und die Vorfahren der heutigen Kaiser seine Untergebenen, aber sie wurden vertrieben und zogen sich in den Norden des Reiches zurück, wo sie bis heute herrschen.
Nur wenige Mongolen sind Christen und von denen sind die allermeisten Nestorianer. Es heißt der Stamm der Keraiten habe den Priesterkönig Johannes zum Vorfahren. Die meisten Stämme sind jedoch heidnisch. Die meisten östlichen Stämme beten zu einem Propheten, den sie "Buddha" nennen. Zur Anhängerschaft des Propheten gehört auch der König selbst. Im Westen gibt es einige Mohammedaner, die Mehrheit der mongolischen Heiden beten aber Himmel an.
"Buddha" hat seinen Anhängern jede Art von Gewaltanwendung streng verboten. Nichtsdestotrotz sind die Mongolen in allen Ländern unter der Sonne als grausame Krieger gefürchtet. Einem der Sprösse dieses Volkes gelang es sogar den Großteil der Welt zu erobern. Aber sein Reich ist mittlerweile zerbrochen.

Bei unserer Ankunft in Hohhot erregten wir schnell das Aufsehen der gesamten Bevölkerung. Nach wenigen Stunden kam ein Krieger auf einem der landesüblich kleinen Pferde angeritten und unser Dolmetscher erklärte, der Mann wäre ein bedeutender Edelmann, der uns eingeladen habe, den König zu besuchen. Trotz berechtigten Misstrauens beschlossen wir ihm zu folgen.
Im Zelte des Königs erwartete uns ein festliches Bankett bestehend aus gebratenen Rindern, frischer Milch, Käse und Reisschnaps. Dutzende Höflinge und Adelige saßen um die königliche Tafel herum und beobachteten genau, was wir taten. Die angespannte Stimmung wurde durch die freundliche und offene Art des Königs nur wenig aufgelockert. An der Tafel befand sich auch ein päpstlicher Bischof aus Turin mitsamt Dienerschaft. Es war klug von uns, nicht über Doktor Martin Luther und andere Glaubensangelegenheiten zu sprechen. Auch wenn der Mann am Arsch der Welt seine paar Schafe zählt, sollte man sich besser nicht mit ihm anlegen.
Als es draußen schon dunkel war, sich die Atmosphäre dank des Schnapses leicht erfrischt hatte und die Runde unseren Reichtum bemerkte, packte mich einer der Fürsten am arm und zog mich lachend aus dem Zelt.

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Mh... ich habe irgendwo an einem spannenden Moment den AAR geteilt, um eine Klimax zu erzeugen... Vielleicht ist es mir gelungen? Lest mehr, lest mehr, im nächsten Post!
(Ok, die Einleitung ist irgendwie doof und sonst kommt es auch nicht an mein schriftstellerisches Potential heran. Beim nächsten Update gebe ich mir mehr Mühe.)

Marc Aurel
12.05.09, 14:37
Der Arm des Fürsten war fett und stark behaart. Seine breite flache Nase schnaubte Laut bei jedem Ton des Lachens. Sein Gesicht war freundlich, mit dicken Lippen, kleinen Schlitzaugen und einem kurzen Vollbart mit umso längeren grauen Haupthaar, dass nur noch an Schläfen und Hinterkopf spross. Stattdessen war seine Glatze mit einem stolzen braunen Muttermal geschmückt. Als wir draußen waren, schrie er irgendwas. Dann kam aus einem der umstehenden Zelte ein Mädchen. Sie trug ein unscheinbares blaues Gewand und sah nur auf den Boden. Ihr schwarzes Haar reichte bis zu den Hüften. Onkel und Vater sahen nur mit herunter hängenden Unterkiefern zu, wie mir der Fremde das Mädchen in die Arme übergab und unverständlich rumbrabbelte. Das Mädchen errötete und sagte nichts, doch viel farbenprächtiger leuchtete der Kopf des stolzen Vaters, verursacht durch den Alkohol. Dann ging er wieder hinein und winkte mir zu, was ich so deutete, dass ich ihm folgen sollte. Nicht wissend was zu tun ist, nahm ich das Mädchen bei der Hand, ging mit ihr zurück ins Zelt und setzte mich. Während unserem Dolmetscher im Schlaffe Sabber aus dem offenen Mund tropfte, saß sie mit den Augen zum Boden gewandt, sagte nichts und blieb peinlich berührt. Sie war mindestens fünf Jahre jünger und drei Köpfe kleiner als ich. Ein blonder Koloss muss furchterregend auf sie wirken. An den Rest des Abends kann ich mich nicht erinnern, aber noch immer schallte mir das laute herzliche Lachen des Königs in den Ohren, als ich in einem fremden Zelt neben meinem Vater und Onkel Ingolf erwachte. Das Mädchen war fort. Ich stand auf um mich anzuziehen - mir drückte die Blase - als sie mit einer großen Schale voll Milch ins Zelt kam und mich splitterfasernackt stehen sah und die Milch auf dem Erdboden verteilte.


EDIT: Morenga hat mich gerade auf etwas aufmerksam gemacht. Denkt euch bitte nichts hinter der Milch, die ist NICHT symbolisch gemeint. Es handelt sich um stinknormale Yak-Milch. Und die Schüssel wurde fallen gelassen, auf den Boden, weswegen dort Milch verteilt ist. Das Mädchen ist halt jung und den Anblick eines erwachsenen Mannes nicht gewohnt.