Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Der gepflegte Landwirt - Ein Agricola-AAR
Es ist wieder Wochenende, Zeit für einen kleinen AAR. Ich habe vor Kurzem ein interessantes Spiel entdeckt, welches ich euch kurz vorstellen möchte. Das Spiel hat einen ausgeprägten MP-Modus, aber es gibt auch einen durchaus spielbaren SP-Modus. Was ist daran besonders? Nun, es handelt sich dabei um ein Brettspiel. Und so sieht es aus:
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Das Spiel hat einen Sonderpreis als "Spiel des Jahres" in der Kategorie "Komplexes Spiel" erhalten und steht seit langer Zeit schon recht unangefochten auf dem Platz 1 der boargamegeeks (http://www.boardgamegeek.com/browse/boardgame). Grund genug für mich, Euch allen diesen Titel einmal vorzustellen.
Worum geht es?
Grob gesehen muss man für ein kleines Bauernpaar sorgen, welches durch harte Arbeit Früchte erntet, Tiere kauft, sein Haus vergrößert, Kinder bekommt, diverse Anschaffungen tätigt und sich fortbilden lässt. Wer das nach 14 Spielrunden am erfolgreichsten geschafft hat, gewinnt das Spiel.
Die Spielbox ist randvoll gepackt mit Material, es gibt eine Menge Holzsteine, viel Pappe und Hunderte von Spielkarten. Ich erkläre kurz den Aufbau (die Fotos sind von meinem Handy, bitte entschuldigt die schlechte Qualität. Details werde ich erläutern, sobald es wichtig wird. Spielsteine sollten aber alle zu erkennen sein).
Wie bereits erwähnt, ist das Spiel in 14 Spielrunden und 6 Spielphasen aufgegliedert. Das wirkt etwas willkürlich, man kann es am besten mit dem Spielplan erklären:
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Nach jeder Spielphase gibt es eine Erntephase. Ernte klingt gut, aber eigentlich sind die Phasen immer das Problem, denn dort müssen auch alle Familienmitglieder ernährt werden. Und die Leute sind hungrig!
Unter den Karten verstecken sich gewisse Aktionsmöglichkeiten, die nach und nach aufgedeckt werden und ins Spiel kommen. Die Reihenfolge innerhalb der Phasen ist dann zufällig, das ist im Einzelspiel aber eh nicht so wichtig.
Es gibt auch Aktionen, die ständig gewählt werden können, die sieht man dort z.B. auf der linken Seite des Spielbretts. Dort werden jede Runde Rohstoffe hingelegt, jeweils 2 Holz, 1 Lehm, 1 Schilf und 1 Nahrung. Jedes Familienmitglied kann pro Runde eine Aktion ausführen und dort z.B. das gesamte Holz abräumen. Es gibt noch weitere Aktionen, die man hier sehen könnte, wenn die Qualität besser wäre:
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Von oben nach unten sind das: Hausbau und Ställe bauen, eine kleine Anschaffung, 1 Getreide nehmen, 1 Acker pflügen, 1 Ausbildung und Tagelöhner (+2 Nahrung). Bevor ich das erkläre, stelle ich lieber den Rest des Spielfelds vor. Die Spielsteine sieht man dort. Die kleinen Plättchen sind Nahrung, gelb ist Getreide, orange Gemüse, dunkelbraun Holz, hellbraun Lehm, schwarz Stein und weiss Schilf. Oben drüber sind die Tiere, Schafe, Schweine und Rinder. Holz braucht man vor allem am Anfang für den Hausbau, für Zäune und für diverse Anschaffungen. Lehm braucht man für Öfen und für den Ausbau des Hauses zur Lehmhütte. Steine sind das Wertvollste hier, damit kann man sein Haus zum Steinhaus machen und Spezialgebäude bauen, die viele Punkte bringen. Einige davon sind oben links zu sehen, die sog. "Großen Anschaffungen". Darunter sind Koch- und Feuerstellen, Lehm- und Steinöfen, aber auch der Brunnen, eine Tischlerei, ein Korbflechter und eine Töpferei. Schilf braucht man zum Hausbau, den ganzen Rest kann man vor allem essen, es gibt aber auch Punkte am Ende dafür.
Das ist das "öffentliche" Spielbrett, wo im MP dann alle ihre Figuren plazieren. Nun noch das persönliche Teil:
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Das sieht unspektakulär aus. Die runden Steine sind die Familienmitglieder. Es gibt davon fünf. Die kleinen Häuser sind Ställe für die Tiere, die langen Kanthölzer Zäune. Es gibt 4 Ställe und 15 Zäune, und nur diese drei Sachen sind wirklich beschränkt im Spiel. Auf den 15 Feldern darf man sich dann ausbreiten.
Soviel zur Vorbereitung, den Rest erkläre ich im Spiel (und auch, was den Reiz daran ausmacht).
Al. I. Cuza
21.03.09, 17:59
*Abonniert*
Ich bin ganz gespannt :top:
Ich erzähle die einzelnen Spielphasen getrennt, weil jede immer einen Abschnitt für sich darstellt.
Wie geht das jetzt alles?
Ich habe jetzt vier Spielrunden Zeit, um meine Leute einigermassen zu ernähren. Das ist mein erstes Ziel, bevor ich an Expansion denke oder anderen Schnickschnack. Ich starte mit 0 Nahrung, habe also wirklich nichts. Man kann auf viele Arten Nahrung bekommen. Einmal kann man Getreide und Gemüse anbauen. Das ist bei weitem der umständlichste Weg, wird vom Spiel aber belohnt. Zum Anbau muss man erstmal einen Acker pflügen (1. Aktion), dann legt man einen neuen Acker auf sein Spielbrett. Dann muss man sich 1 Getreide besorgen (2. Aktion). Dann muss man das aussäen (3. Aktion), hierbei wird das Getreide auf den Acker gelegt, zwei weitere kommen aus dem Vorrat dazu, und in jeder Erntephase erhält man eins zurück "auf die Hand". Ernten geht automatisch, aber aus Getreide muss man noch Brot backen (4. Aktion). Gemüse wird direkt zu Futter, dafür gibts beim Aussäen aber auch nur eins extra drauf. Für beides braucht man aber mindestens eine Feuerstelle. Die kostet Lehm, bedeutet also noch zwei Aktionen, einmal für den Lehm und einmal für die Anschaffung. Zudem kommt die Aktion "Grosse Anschaffung tätigen" erst auf eine der Karten der 1. Spielphase ins Spiel, darauf kann ich mich also nicht verlassen. Gemüse gibt es sowieso erst ab der 3. Spielphase. Ackerbau scheidet also für die ersten Phasen also aus. Trotzdem will ich das vorbereiten, da ich das später sicher brauchen werde.
Tiere sind wesentlich leichter zur Nahrungsgewinnung zu gebrauchen. Man braucht hier auch nur eine Feuerstelle. Dumm ist nur, es gibt zu Anfang keine Tiere. Schafe kommen in der 1. Spielphase ins Spiel, aber es sind dann wahrscheinlich nicht genug.
Schliesslich gibt es den Fischfang. Das ist bequem, kostet 1 Aktion und gibt sofort Nahrung. Allerdings kommt jede Runde nur 1 NW (Nahrungswert) hinzu. Der Tagelöhner gibt dazu jedes Mal 2 NW.
Ich decke erst einmal die erste Karte auf:
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Ihr seid nicht kurzsichtig, das Foto ist so schlecht. Da oben steht "Zäune". Mit der Aktion kann man also Zäune bauen. Warum? Um Tiere einzuzäunen natürlich. Pro eingezäuntem Feld kann man 2 Tiere halten, pro Stall auf der Weide wird der Wert verdoppelt. Eine Weide mit 2 Ställen und 2 Feldern kann also 16 Tiere halten. Die vertragen sich nicht, also immer nur Tiere derselben Art. Da es noch keine Tiere gibt, ist die Aktion erstmal total unwichtig.
Da sieht man jetzt aber eine Karte und die Aktionen, die ich gewählt habe. Zu Beginn zieht man je 7 Karten vom Ausbildungs- und vom Anschaffungsdeck, die man im Laufe des Spiels ausspielen kann. Ich habe Glück gehabt und eine gute Ausbildung gezogen. Der Saisonarbeiter bewirkt, dass ich bei jedem Einsatz als Tagelöhner 1 Getreide bekomme, ab Runde 6 auch Gemüse. Das ist klasse, da ich eh Getreide brauche und ein Nahrungsproblem habe. Ich habe dann kurz gerechnet: Ich habe 8 Aktionen bis zur Ernte. Ich möchte gern zwei Äcker pflügen (2 Aktionen), brauche dafür 2 Getreide (2 Aktionen), die mir jetzt praktischerweise noch 4 NW einbringen. Jede Person braucht 3 NW, fehlen also noch 2. Das ist kein Problem, in Runde 4 kann man mit Fischfang 4 NW machen, dann habe ich sogar noch 2 übrig. Die erste Ausbildung ist gratis, ab da kostet jede 1 NW. Da habe ich also noch 2 Aktionen übrig (wovon eine "Aussäen" sein wird).
Also flugs in Runde 2:
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Jetzt kommen also Schafe ins Spiel. Ich pflüge und werde Tagelöhner. Flugs weiter:
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Der zweite Tagelöhner und das Aussäen. Damit sieht mein Spielfeld folgendermassen aus:
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In der vierten Runde nehme ich wie geplant den Fisch mit und leiste mir mit der übrigen Aktion eine weitere Ausbildung.
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Normalerweise gehe ich nicht so stark auf die Ausbildungen, aber diesmal hatte ich wirklich ein paar gute gezogen, die man schnell ins Spiel bringen muss, solange sie noch etwas bringen. Ich spielte den "Werkstoffhändler". Bei dieser Karte stapelt man 7 verschiedene Rohstoffe in einer bestimmten Reihenfolge auf der Karte und jedesmal, wenn man vom oben liegenden Rohstoff etwas bekommt, bekommt man zusätzlich den auf der Karte. Oben liegt Holz, dann Lehm, dann Schilf, dann Lehm, Stein, Lehm, Stein. Das sieht dann so aus:
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Hier habe ich schon geerntet und meine Leute ernährt. 2x2 NW Tagelohn + 4 NW Fischfang - 6 NW Ernährung - 1 NW Ausbildung, bleibt also noch 1 NW übrig.
Die weiteren ins Spiel gekommen Aktionen sind übrigens "Aussäen und/oder Brot backen" und "Kleine oder grosse Anschaffung tätigen". Meist werden die im SP erst nach einigen Runden relevant. Also weiter in Spielphase 2!
Jetzt wird es langsam an der Zeit, die Expansion zu planen. Ich brauche auf jeden Fall erst einmal etwas, was mir Nahrung macht. Ohne Feuerstelle oder Ofen kann ich einpacken, denn Fischfang und Tagelöhner bringen's nicht mehr, ich brauche effektivere Aktionen. Dann muss der Hausbau angedacht werden und Kinder. Das schaffe ich meist nicht schon in der 2. Phase, aber man muss schon damit anfangen.
Ich habe aber noch eine richtig gute Ausbildung auf der Hand, die ich unbedingt ausspielen will. Der "Lehmarbeiter" gibt mir für jedes Mal Holz oder Lehm holen ein Lehm extra. Da ich nun definitiv Rohstoffe abräumen werde, kommt der also sofort in Runde 5 ins Spiel.
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Gleichzeitig räume ich das Holz ab, kassiere also noch 1 Holz extra durch den Werkstoffhändler und 1 Lehm durch den Lehmarbeiter. Die Reihenfolge der Aktionen kann man sich also aussuchen.
Zur besseren Übersicht mache ich ab jetzt 5er-Stapel und lege den Rest einzeln daneben.
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So, Bauvorbereitungen Teil 1 abgeschlossen.
Die neue Aktion ist übrigens "Renovierung". Damit kann man sein Haus vom Holzhaus zur Lehmhütte und schliesslich zur Steinhütte ausbauen. Interessant ist es aber auch deswegen, weil man im Anschluss noch eine grosse Anschaffung durchführen darf. Solche Doppelaktionen gilt es auszunutzen.
Das gibt eine Gelegenheit, um mal einen Blick auf das Spielziel zu werfen. Was soll das alles eigentlich? Ich kann ja niemanden plattmachen! Naja, als Ersatz gibt es im SP eine Siegespunktmarke, die man schlagen muss. 50 Punkte muss man sammeln, damit man erfolgreich ist. Wenn man möchte, kann man danach auch weiterspielen. Alle überzähligen Punkte werden durch zwei geteilt als Bonus in die neue Partie übernommen, ausserdem darf man eine Ausbildung seiner Wahl behalten. Die Latte liegt dafür dann höher, erst bei 55, dann 59, dann 62, 64, 65, 66 und 67 Punkten. Das klingt so locker nach Patience legen, ist es aber ganz und gar nicht. In meinem ersten Spiel bin ich mit 35 Punkten gnadenlos untergangen. Im zweiten, dritten und vierten übrigens auch.
Wofür gibt es Punkte?
Praktisch alles gibt Punkte. Zahl der Äcker, Zahl der Weiden, Anzahl Getreide, Anzahl Gemüse, Schafe, Schweine, Rinder, Ställe, aber vor allem Personen und Steinhäuser. Jeder Steinraum gibt 2 Punkte, jede Person 3. Baut man also ein 5er-Haus für 5 Leute, gibt das schon 25 Punkte. In jeder weiteren Kategorie kann man bis zu 4 Punkte sammeln, wobei das unterschiedlich gewichtet ist. 4 Gemüse geben z.B. 4 Punkte, man braucht dafür aber 8 Getreide oder 7 Schweine. Anschaffungen geben teilweise noch Extrapunkte, manche geben auch Sonderpunkte am Ende des Spiels, wenn man bestimmte Ressourcen auf der Hand hat. Für richtig gute Ergebnisse muss man auf die Extrapunkte spekulieren, und dafür braucht man auch etwas Glück und gute Karten.
Bis jetzt ist das Ergebnis jedenfalls mager: 2 Personen und 6 Getreide macht 9 Punkte. Also weiter ausgebaut!
In Runde 6 kommt nun schliesslich die Vermehrung ins Spiel. Man darf das aber erst nutzen, wenn man einen Raum für den Nachwuchs hat. Zusätzlich darf man dann noch eine kleine Anschaffung (die auf der Hand) tätigen.
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Wie man sieht, räume ich nur Rohstoffe ab und kassiere vom Werkstoffhändler jeweils einen Bonus plus 1 Lehm vom Lehmhändler.
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Aber jetzt kommt wieder der grosse Schrecken: Die Ernte rückt näher, und ich habe ja noch gar keine Nahrung produziert! Wovon sollen meine Leute überleben?
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Als neue Aktion kommen nur Steine ins Spiel, das wird mir nicht helfen. Rohstoffe habe ich genug, es muss also dringend eine Anschaffung her, eine Kochstelle oder besser noch ein Ofen. Der Ofen ist aber nicht drin, denn der kostet Stein. Da liegt zwar einer, aber wenn ich Stein plus Anschaffung mache, habe ich keine Aktion mehr, um Brot zu backen -> Game over. Also bleibt mir nur eine Feuerstelle und ein Schafopfer. Jedes Schaf gibt 2 NW, macht also 12. Eins behalte ich und stelle es mir als Haustier in die Hütte, die anderen mache ich zu Nahrung, weil ich noch keine Ställe habe. Das ist ja katastrophal!
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Ich bin gut ausgebildet, die Lager sind gefüllt, aber unser Gehöft ist ja wohl mehr als armselig! Eine Schande für jeden Landwirt!
So, jetzt geht's aber in die Vollen. Rohstoffe sind da, die werden jetzt weggebaut. Jetzt kommt definitiv der Hausbau dran.
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Pro Stufe kostet das aber satte 5 Holz und 2 Schilf. Da man nur mit der Aktion auch Ställe bauen kann, erweitere ich nur um einen Raum und kaufe mir drei Ställe dazu. Das hat auch den Grund, dass ich durch Werkstoffhändler und Lehmhändler ziemlich viel Lehm bekomme. Ich hoffe also, erst zur Lehmhütte auszubauen und dann die Lehmhütte auf Grösse 5 zu erweitern. Dazu wird erstmal Nachwuchs gezeugt (interessanterweise nur eine Person dafür beschäftigt) und eine kleine Anschaffung getätigt. Die sieht man gleich links oben, man kann's aber nicht erkennen. Ich habe ein Problem dabei. Die meisten Anschaffungen kosten Holz, davon habe ich aber nichts mehr übrig. Also baue ich die "Ackerfläche". Ein praktisches Ding, das zählt nämlich für zwei Acker auf dem Plan. Nicht in der Wertung, aber man kann auf der Karte Gemüse und Getreide anbauen. Und es kostet nichts!
Ich plaziere die Ställe, den Raum und den neuen Nachwuchs.
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So, jetzt geht es voran! Jetzt habe ich logischerweise 3 Aktionen pro Runde. Die Kombinationsmöglichkeiten steigen also, gleichzeitig aber auch der Nahrungsbedarf. Die neue Aktion ist "1 Gemüse nehmen", das werde ich in Kombination mit der Ackerfläche auch nutzen.
Neue Aktion in Runde 9 sind die Wildschweine, und - oh Schreck! - schon wieder eine Erntephase! Wo bekomme ich jetzt die 9 Nahrung her?
Mein Zug ist der hier:
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Und man fragt sich: Wo ist da die Nahrung? Tja, ich renoviere ja meine Hütte, und wie oben erwähnt, darf man dabei eine grosse Anschaffung tätigen. Wenn man sich nun aber einen Ofen kauft, darf man beim Kauf gleich einmal Brot backen. Ich hole mir also die 3 Stein für den Steinofen und verbacke dann beim Kauf 2 Getreide zu insgesamt 8 NW. Das reicht dann für diese Runde. Zusätzlich renviere ich für 1 Schilf und 3 Lehm zur Lehmhütte. Die dritte Aktion setze ich auf den Lehm, nicht weil ich es bräuchte, sondern weil der Lehm beim Werkstoffhändler noch über dem Stein liegt. Ich erhalte so also wieder 1 Lehm und 1 Stein vom Werkstoffhändler und 1 Lehm vom Lehmhändler extra. Dann wird geerntet und ernährt, und siehe da!, mir bleiben sogar noch 3 NW übrig!
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(Hier fehlt noch die letzte Ernte, die beiden Getreide wandern in den Vorrat.)
Der Steinofen gibt übrigens auch 3 Siegespunkte. Mit der Feuerstelle habe ich schon 4 durch Gebäude, 9 durch Personen, 3 für die Lehmhütte, 2 fürs Getreide und 3 für die Ställe, also 21.
Es geht jetzt so langsam auf die Zielgerade. Ich habe noch keine Tiere integriert und muss noch aufs Steinhaus kommen. Es sind nur noch 5 Runden zu spielen, dazu kommen 3 Ernten. Es laufen also langsam die freien Aktionen aus. Meine Äcker sind leer, die müssen also zuerst auf jeden Fall wieder einmal bestellt werden. Und so kombiniert man diese Aktionen:
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Der Tagelöhner gibt mir ja auch ein Gemüse extra. Die dritte Aktion lässt mich auf allen Feldern (!) aussäen und zusätzlich Brot backen. Ich nutze also den Ofen und mache weitere 2 Getreide zu 8 NW. Damit ist die Ernährung für die nächste Erntephase gesichert.
Die neue Aktion sind übrigens die Rinder, die kommen jetzt ins Spiel.
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Ich muss jetzt ein wenig überlegen, was ich wann mache. Meine Strategie ist normalerweise, die Tiere auf ihren Feldern vermehren zu lassen und sie in der letzten Runde abzuräumen. Die letzte Aktion ist "Renovieren und Zäune bauen", womit ich dann meist aufs Steinhaus ziehe und gleichzeitig Zäune für die Tiere baue. Weil damit aber die ganze letzte Runde draufgeht normalerweise, muss ich alles andere vorher erledigt haben, insbesondere Ausbau.
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Ich wähle also den Lehm plus Häuserausbau plus Nachwuchs. Es sind zwar nur zwei Lehm dort, aber ich habe ja noch 8 und bekomme durch Werkstoffhändler und Lehmhändler noch 2 obendrauf. Das reicht mit 4 Schilf für 10 Lehm und zwei neue Räume. Ställe baue ich diesmal nicht, aber ich tätige noch eine kleine Anschaffung, in Ermangelung des Holzes (wieder einmal) nehme ich den Steintausch und tausche meine 2 Lehm gegen 2 Stein ein.
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Ich brauche definitiv noch mehr Äcker. Das kommt bald. Die Erntephase ist diesmal kein Schock, ich hatte ja vorgesorgt. Die Nahrungsvorräte sind aber auch praktisch wieder weg. Das neue Familienmitglied kostet übrigens hier nur 1 NW, weil es erst gerade vor der Ernte geboren wurde.
Noch die kleine Siegespunktberechnung am Ende:
6 Getreide (3), 4 Gemüse (4), 4 Personen (12), 5 Lehmräume (5), 3 Ställe (3) und Gebäude (4) ergeben 31 Punkte.
Es geht jetzt daran, die verbleibenden Aktionen zu kalkulieren. Der Bevölkerungszuwachs ist gesetzt. Damit ich mir auch eine ordentliche Anschaffung leisten kann, räume ich auch das Holz ab. Das brauche ich eh für die Zäune. Das Schilf räume ich auch schon mal ab. Davon brauche ich nicht mehr viel, aber ich plane, noch den Korbflechter zu kaufen. Der kann im Notfall Schilf zu Nahrung machen und kann mir am Ende bis zu 3 Sonderpunkte für die 5 Schilf da geben. 2 Punkte gibt er sowieso.
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Die neue Aktion ist "1 Acker pflügen und/oder Aussäen". Ach ja, da war ja noch was.
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Geerntet wird noch nicht, daher sieht hier noch alles grün aus.
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Jetzt habe ich wieder das Ernteproblem. Ich kann diesmal kein Brot backen, da ich kein Getreide habe. Mit dem Tagelöhner Getreide verdienen und dann wegbacken bringt's auch nicht so, dachte ich, daher müssen mal wieder die Schafe dran glauben. Naja, nicht alle, ich räume noch den Fisch ab. Da hat sich ja wieder was angesammelt. In jedem Stall kann ich zwei Schafe halten, daher kann ich die Viecher sogar schon richtig benutzen.
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So, Fischfang gibt 8 NW, ich hatte 3 NW, macht 11 NW. Ich brauche aber 13 NW, fehlt also ein Schaf. Ich schlachte noch eins extra, das sollte bis zum Ende trotzdem die Max-Punktzahl für Schafe geben. Eins wächst nämlich nach, in jeder Erntephase vermehren sich auch die Tiere im Stall.
Ich habe Gemüse angepflanzt und gleich eins weggeerntet. Die Ackerfläche ist wieder leer, so dass ich nächste Runde nochmal säen kann. Den Stein für die Renovierung habe ich auch schon gesammelt, so dass ich nächste Runde hoffentlich nochmal richtig punkten kann.
In dieser Phase gibt es nur noch eine Runde, aber wieder eine Erntephase. Die bringt diesmal aber wirklich was, da ich ja wohl die ganzen Tiere abräumen werde und die sich am Ende der Runde vermehren. Trotzdem müssen 15 NW organisiert werden, und das ist gar nicht so einfach! Jetzt geht nämlich das Rechnen los:
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Rinder und Schweine sind ein absolutes Muss, ebenso die Renovierung. Dazu brauche ich auch noch etwas Holz, damit die Weiden grösser werden. Auch der Acker ist eigentlich ein No-Brainer. Jedes unbebaute Feld auf meinem Plan gibt mir einen Minuspunkt, jeder zusätzliche Acker aber einen Pluspunkt. Ausserdem kann ich nochmal aussäen, was mich nochmal 4 Getreide generieren lässt. Das bringt mich von 4 auf 8 Getreide und sind damit nochmal 2 Punkte extra. Ich baue auch noch Gemüse an.
Damit kommt das Ernährungsproblem. Ich habe nur 2 NW. Ich habe dann 6 Gemüse, wovon ich 2 bedenkenlos zu NW machen kann. In meiner billigen Feuerstellen gibt's dafür aber nur 4 NW (in der Kochstelle für 4 Lehm wären es 6 gewesen). Fehlen noch 9. Jetzt muss ich wohl oder übel auf Punkte verzichten. Schafe oder Schweine bringen mir jeweils nur 2 NW, ebenso Gemüse. Das lohnt sich nicht, da jedes davon praktisch Punkte zählt, ich müsste also auf mehr Punkte verzichten als mir lieb ist. Backen kann ich auch nicht mehr. Ich schlachte also 2 Rinder, das gibt nochmal 6 NW und kostet mich einen Punkt. Ich opfere noch ein Schilf. Auch das kostet mich einen Punkt, bringt mich aber auf die 15 NW.
So sieht mein Hof nach der Ernte aus:
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Die Weidenunterteilung da oben habe ich gemacht, weil es pro Weide Punkte gibt, so gibt's also für einen Zaun einen Punkt extra!
Jetzt die Punkteabrechnung:
5 Steinräume: 10 Punkte
5 Personen: 15 Punkte
4 Äcker: 3 Punkte
4 Weiden: 4 Punkte
3 Ställe: 3 Punkte
7 Schafe: 3 Punkte
7 Wildschweine: 4 Punkte
4 Rinder: 3 Punkte
4 Gemüse: 4 Punkte
8 Getreide: 4 Punkte
Feuerstelle: 1 Punkt
Steinofen: 3 Punkte
Korbflechter: 2 Punkte + 2 Extrapunkte für 4 Schilf.
Macht insgesamt stolze 61 Punkte, und damit habe ich gewonnen! ;)
Ich hoffe, ich konnte dem einen oder anderen damit das Spiel näherbringen. Man muss wirklich eine ganze Menge tüfteln und überlegen, wie man seine Aktionen einsetzt. Man ist stark limitiert und kann lange nicht alles machen, was man gerne machen würde. Ich konnte nur 3 meiner 7 Anschaffungen und 3 meiner 7 Ausbildungen spielen (was schon viel war!), obwohl ich noch andere gute auf der Hand hatte.
Gleichzeitig bietet das Spiel immer neue Variationen, weil wirklich Hunderte Karten verfügbar sind und man mit jeweils immer anderen Voraussetzungen ins Spiel startet.
Ich habe das Spiel noch nie im MP-Modus getestet, aber hier dürfte die Zahl der Kombinationen noch größer sein, da man sich gegenseitig Aktionen blockieren kann. Das Spiel wird dabei ganz gut skaliert. Erstmal muss jede Person nur mit 2 NW pro Runde ernährt werden, man startet auch mit 2 NW. Ab 3 Spielern kommen auch neue Aktionen ins Spiel, die zusätzliche Rohstoffe ins Spiel bringen (ausserdem gibt es dann neue coole Karten, die erst ab 3 Spielern genutzt werden dürfen). Ab 4 Spielern werden es nochmal mehr coole Karten und auch zu fünft gibt es noch mehr mögliche Aktionen. Die Karten sind zudem in Decks unterteilt, es gibt ein einfaches, ein komplexes und ein interaktives. Die Karten sind dementsprechend gestaltet. Ich habe natürlich komplex gespielt, da kommen dann solch Leute wie der Wekstoffhändler vor, während der Lehmhändler eher eine einfache Karte ist. Eine interaktive wäre z.B. den "Zaunbauer": Immer wenn ein anderer Spieler Zäune baut, bekommt man dafür Holz. Eine interaktive Anschaffung wäre z.B. der "Holzgarten". Immer wenn ein anderer Spieler Holz nimmt, muss er einem eins davon abgeben. Es gibt wandernde Karten wie z.B. die Tauschkarte von Holz/Lehm gegen Stein. Die geht normalerweise an den Mitspieler zur Linken weiter, nur im Einzelspiel ist sie sofort raus. Es gibt noch mehr spezielle Karten, bis hin zu einem Deck mit den Spielentwicklern als Personen oder einem österreichischen und einem Alien-Deck.
Ich hoffe, ich konnte den einen oder anderen begeistern oder zumindest unterhalten.
Sehr schön! Ich habe bisher erst die Familienvariante gespielt.
Die Familienvariante ist ohne kleine Anschaffung und mit einfacheren Aktionen, richtig? Ich hatte mir das kurz angeschaut, und bin dann gleich zur komplexeren Variante übergegangen. ;) Ich finde das SP unterhaltsam, würde aber gern auch mal mit anderen spielen. Wie sind denn Eure Erfahrungen damit?
Familienspiel ist ohne kleine Anschaffungen und ohne Berufe. Quasi ist es komplett ohne Kartendeck. Zum Einstieg ist es wesentlich übersichtlicher und man kann sich eine Menge Regelerklärung sparen. Der Spielspaß steigt tendenziell mit jedem zusätzlichen Spieler. Man muss schließlich auch vorausplanen, welche Aktionen der Mitspieler wählen wird.
Sehr schön! Finde es toll, dass langsam auch immer mehr AARs zu CoSims und Brettspielen hochkommen.
Ohne diesen AAR hätte ich mir das Spiel wahrscheinlich nie angesehen :top:
Wie lange ist denn die Dauer von einem Spiel?
von Holstein
22.03.09, 14:07
Sehr schön werter Jorrig ! :top:
Ich habe mich unmittelbar vor dem Verkaufsregal stehend dann doch für "Le Havre" vom selben Autoren entschieden.
Bald wird der Herr Rosenberg auch ein Spiel herausbringen, dass den wirtschaftlichen Aufstieg Hamburgs zur Zeit des 30-jährigen Krieges zum Thema hat.:)
Ich bin mittlerweile ziemlich schnell in dem Spiel und habe trotzdem gut eine Stunde gebraucht, um die Partie zu beenden. Ich denke, auch das steigt an, sobald mehr Spieler dabei sind.
Diese Ressourcenspiele mit begrenzten Aktionen sind ja sehr beliebt momentan. So gibt es "Säulen der Erde" oder "Stone Age" als vergleichbare Titel. Beide sind aber lange nicht so komplex wie Agricola. Ich persönlich mag Stone Age noch sehr gern, weil es viele verschiedene Gewinnstrategien ermöglicht. Vielleicht ist das bei Agricola auch so, wenn man zu mehreren spielt. Alleine braucht man einfach alles, sonst ist die Punktzahl nicht zu schaffen.
Wir haben das Spiel zu unserem Geburtstag bekommen und heute abend gleich mit zukünftiger Frau und einer Freundin ausprobiert. War ziemlich chaotisch, weil wir am Anfang nicht ganz durchgesehen haben, aber war doch sehr lustig. Werde es auf jeden Fall diese Woche noch einmal ausprobieren.
Wir haben allerdings auch gleich mit den komplexen Regeln, aber mit dem einfachen Kartendeck begonnen.
Was wir noch als Spiel empfehlen können, ist Vinci. Man muss dort auch sehr genau abwägen wie man seine begrenzten Ressourcen einsetzt, allerdings ist es nicht ganz so komplex.
Der Zarewitsch
20.04.09, 08:51
Schöner Bericht, werter Jorrig!
Auch auf anderen Spieletest-Seiten wird das Spiel hochgelobt.
Ja der Bericht ist spitze und hilft auch sehr, da unserer Meinung nach das Handbuch nur sehr schlecht geschrieben ist. Anstatt einfach eine Musterrunde zu beschreiben, wird erst ein Familienspiel beschrieben, wobei man noch gar nicht genau weiß welche Auswirkungen das hat. Aber mit ein bisschen Logik und eurem AAR kann man sich das Spiel gut erschließen.
Ich habe neulich einen Freund meiner Freundin getroffen, der hatte beim Spiel mit Anfängern folgende Strategie: Zuerst werden die ersten 5 Runden gespielt und dabei die Regeln kennengelernt, also bis zur ersten Ernte. Dann räumt man alles ab, bevor es richtig kompliziert wird, und fängt nochmal von vorne an. Halte ich für eine gute Sache, da man sich am Anfang das Spiel ziemlich kaputtmachen kann.
Vinci ist aber wirklich etwas komplett anderes. Das Spiel ist auch ganz lustig, die Idee finde ich sehr interessant. Wirklich ähnliche Spiele zu Agricola sind eher das schon erwähnte Le Havre (logisch, da selber Entwickler), dann Stone Age oder Säulen der Erde (beide etwas simpler).
Die Methode von eurem Freund ist wirklich gut, weil man nach den ersten 5 Runden erst einmal alle Grundprinzipien kennenlernt. Funktioniert allerdings nur, wenn man bereits mind. 1 erfahrenen Spieler dabei hat, was wir gestern nicht hatten.
Le Prînglé
20.04.09, 13:12
Einen schönen AAR bietet Ihr Uns hier feil, edler Jorrig. Doch wäre es nicht angebrachter, ihn im Spiele Spezial bei den anderen AARs unterzubringen? Dort bekäme er bestimmt mehr Beachtung :top:
Beste Grüße,
Le Prînglé
Da es sich auch um eine allgemeine Vorstellung des Spiels handeln sollte, dachte ich, hier wäre es angebrachter. Ist ja nicht der einzige AAR in diesem Unterforum. Mir ist das aber gleich, das kann ein williger Mob, äääh, Mod auch gern verschieben.
Da es sich auch um eine allgemeine Vorstellung des Spiels handeln sollte, dachte ich, hier wäre es angebrachter. Ist ja nicht der einzige AAR in diesem Unterforum. Mir ist das aber gleich, das kann ein williger Mob, äääh, Mod auch gern verschieben.Aber gern doch. :)
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