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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Al-Andalus - Die Geschichte der iberischen Mauren



Stoertebeker
03.09.08, 16:50
Vorwort



"Reisender, es gibt keine Wege, Wege entstehen im Gehen." - nach einem Gedicht von Antonio Machado



Werte Gemeinde der EUII-Getreuen: Wir haben nun erstmal die Schnauze voll vom Powergamen. Nicht aber von EUII und vom Schreiben. Daher wollen wir uns mal an einen erzählerischen AAR wagen, bei dem nicht das Spiel den Verlauf der Geschichte diktiert, sondern eher umgekehrt.

Das Land der Wahl ist Granada (1.09, Sehr Schwer/Normal). Das gute an dieser Nation ist, dass wir uns sehr viel dazu aus den Fingern saugen können. Und vor allem, dass die Geschichte der iberischen Mauren unsere Phantasie schon immer beflügelt hat.
In EUII ist die Lage des Landes zunächst sehr schwierig. Nach dem ersten Krieg aber (bis es mit dem klappte, waren allerdings auch 2 Neustarts und ein Reload nötig) ist die Lage exzellent. Störend sind aber die durchweg langweilig-schlechten Monarchen, was, im Einklang mit der Story, dazu geführt hat, dass Granada bald „Cordoba“ heißen wird.

Ziel des Spiels ist es diesmal, dem „Sog der Macht (http://www.si-games.com/forum/showthread.php?t=15585)“ zu widerstehen. Selbst Portugal und Kastillien dürfen gerne bestehen bleiben, wenn sie sich nicht zu doof anstellen und der Geschichte, die sich in unserem Kopf entspinnen wird, halbwegs treu bleiben. Ein paar Hausregeln sollen uns allzu ausbeuterisches Verhalten gegenüber der KI verbieten:

1. Keine Gebietsgewinne von mehr als 3 Provinzen pro Krieg
2. Kein durchgeplantes synchronisiertes Plündern (in guten Monaten die Kasse anzuschmeißen, bleibt aber erlaubt, v.a. am Anfang) und keine Miniarmeen
3. Kein Krieg gegen Länder, die Durchmarschrechte geben (wenn nötig, werden diese gekündigt)
4. Kein Zerstören von fremden Kolonien mit Hilfe von Durchmarschrechten
5. Kein Verlust von Kolonien in Kriegen, um Badboys zu verlieren
6. Keine Reorganisation von Flotten, um Schiffe zu reparieren
7. Keine Hundertschiff-Flotten, um verschleißfrei zu entdecken
7. Keine Kurzattacken mit Flotten, um der KI den Weg abzuschneiden oder Landungen zu verzögern
8. Kein Kurzangriff auf Ureinwohner für bessere Kolonisierungschancen
9. Möglichst wenig die Neigung der KI ausnutzen, auch fortgeschrittene Belagerungen abzubrechen, sobald die eigene Hauptstadt oder eine Schlüsselprovinz belagert wird (zu Beginn werden wir uns nicht daran halten können. Kastillien+Aragon+Portugal sind einfach zu stark, um sie ständig im Kampf zu stellen. Später soll dies aber die Regel sein)
10. Keine Kredite an die KI

All die Dinge also, die wir zuletzt bis zum Exzess ausgenutzt haben, werden hier nicht stattfinden. Dafür gibt es aber die Möglichkeit, den Fortschritt des Landes durch eigene Events zu beschleunigen oder zu bremsen. Je nach dem, was unsere Phantasie gerade hergibt. :)

Granada/Cordoba hat eine äußerst tolerante und fortschrittliche Tradition. Dieser Tradition soll, entgegen unseres eigentlichen Spielstils, treu geblieben werden. Gen Spielende soll Cordoba die freieste, offenste und bürgerfreundlichste Gesellschaft der Erde beherbergen. Kein Denker soll je hinter Gitter müssen, keine Forderung von Bauern oder Bürgern abgelehnt werden.

Ansonsten wollen wir versuchen, möglichst „historisch“ zu spielen, und die Events so zu gestalten, dass sie das Spiel nicht zu einfach machen.

Manchmal werden wir den Zusammenhang zwischen Geschichte und Spielverlauf in einem Extrapost darstellen, wenn wir meinen, dass dies hilfreich ist.

Jegliche Anregung, betreffe sie Spielweise, Ideen für Events oder die Geschichte, ist herzlich willkommen. :)

Teradoc
03.09.08, 16:59
Auf auf edler Stoertebeker! Es scheint, dass nur die Edelsten der Community (und ich! :D:eek: ) dieser Tage AAR´s beginnen. Seid euch eines Leser von der ersten bis zur letzten Stunde versichert.

Besonders eure Hausregeln um die Schwäche der KI nicht auszunutzen verdienen Respekt! Wir hoffen ob einer guten Geschichte. ;) :prost:

Stoertebeker
03.09.08, 18:04
http://home.arcor.de/stoertebecker82/Granada/Granada.jpg



Prolog


"Wer einen treuen Diener will, der bediene sich selbst." - Spanisches Sprichwort


Dichter Nebel staut sich in den engen Gassen der Stadt. Gemeinsam mit der Nacht bietet er all jenen Schutz, deren Treiben unbeobachtet bleiben soll. Eilige Schritte erzeugen gedämpften Hall an den hohen Häuserwänden. „Pssst“. Der Eilige hält inne und lauscht. „Hier herein“ bestimmt ihn eine flüsternde Stimme. Der Mann gehorcht und huscht durch eine Kellertür, die ihm von einem schemenhaften Schatten aufgehalten wird.

Im von nur einer flackerndern Fackel erleuchteten Raum dahinter sitzen 8 Männer in reifem Alter auf improvisierten Sitzgelegenheiten. Mit ernsten Gesichtern nicken sie dem Neuankömmling zu. „Tariq,“ begrüßt ihn der Größte der Männer, „endlich!“. Es ist Abd al-Rahman, Anführer der königlichen Reiterei, der diese Worte spricht. „Setz Dich“.

„Männer“, sagt er dann, an alle gerichtet, „ein Bote hat heute die Nachricht überbracht, dass das Königreich Kastillien sich im Krieg mit Navarra befindet.“

Aufgeregtes Gemurmel.

„Hört“ fährt der Reiteroffizier fort, „wie unser König darauf reagiert: Er lässt das Heer verkleinern. 5000 Mann werden in den nächsten Wochen aus dem Kriegsdienst entlassen werden.“

Das Gemurmel schwillt an.

„Trifft es sich da nicht hervorragend, dass erst letzte Woche ein spanischer Gesandter mit einer vollen Truhe an- und mit einer leeren wieder abreiste? Der König verrät unser Land!“

Die Stimme der Anführers erhebt sich:

„Oh, Al-Andalus, was ist aus Dir geworden, ein Land der Heuchler und der Kriecher vor den Christen! Vergessen die Tage, in denen unsere Handwerker für ihre Kunst in der ganzen Welt berühmt waren. Vergessen die Zeiten, in denen Europa vor den Hufen unserer Reiterei zitterte! Vergessen die tapferen Taten, mit denen unsere Vorfahren die Kultivierung dieses Landes erst möglich machten! Ein zerstrittener Haufen ist unser Königreich und es ist kein Wunder, dass man an den Höfen der christlichen Könige über uns spottet. Wir selbst spotten uns, durch dieses korrupte Gebaren!“

Nun wird seine Stimmer leiser, wodurch seine Worte an Eindringlichkeit gewinnen:

„Es muss dies ein Ende finden. Und zwar bald. Sind die Kastilier erstmal mit Navarra fertig, werden sie sich wieder uns zuwenden. Und dann sind wir erledigt, schutzlos, wie uns der König präsentiert. Wir müssen handeln.“

Der General wendet sich an den zuletzt Eingetroffenen:

„Tariq: Wie steht es um die andalusischen Bauern? Sind sie bereit zur Revolte?“

„Nun ja, Herr, es werden sich wohl welche von ihnen mobilisieren lassen, die das Joch der Christen nicht länger zu tragen bereit sind. Doch viele sind es nicht.“

„Wie viele?“

„Vielleicht 4000, Herr.“

„Wenig, aber besser als gar nichts. - Hassan: wie steht es um die Garnison von Gibraltar?“

„Sie ist bereit, für Ihr Land zu kämpfen, Herr.“

„Gut. - Yusuf: Sind die Offiziere der Palastwache auf unserer Seite?“

„Ja, Herr.“

„Also gut. Ihr wisst, was zu tun ist. Haltet Euch bereit. In wenigen Wochen, sobald das Gros der kastilischen Truppen von unseren Grenzen in den Norden marschiert ist, wird ein Sturm über Andalusien einbrechen. Überall, wo Allahs Wort noch Gewicht hat, wird es Aufstände geben. Dann schlagen auch wir los. Muhammad wird keine Wahl bleiben, als sich dem Diktat seiner Armee zu fügen, das da lautet: ‚Krieg gegen die Christenhunde, auf Sieg oder Tod’.“

„Sieg oder Tod!“, geloben sich die Heeresführer mit feierlichen Mienen, bevor Sie sich, einer nach dem anderen, um kein Aufsehen zu erregen, in den kühlen Nebel der Gassen von Granada drücken.

Nach christlicher Zeitrechnung schreibt man den 10. Januar des Jahres 1420.

Dies ist der Tag, an dem das Schicksal des Königreichs Granada besiegelt wurde.

Teradoc
03.09.08, 18:09
Sieg oder Tod! :ph:

Wunderschöner Anfang, wir beobachten bang die Lage! :) Auf in den Kampf, für Allah und wider den Christenhunden! ;)

sheep-dodger
03.09.08, 18:29
Sehr interessant, auch diesen AAR werde ich bis zum Ende mitverfolgen.

Admiral Yamamoto
03.09.08, 18:41
Me like! :D

Irgendwann werde ich mir EU2 wohl noch kaufen müssen. :)

Stoertebeker
03.09.08, 19:58
Auf auf edler Stoertebeker! Es scheint, dass nur die Edelsten der Community (und ich! ) dieser Tage AAR´s beginnen. Seid euch eines Leser von der ersten bis zur letzten Stunde versichert.


Herzlich willkommen in Al-Andalus, allzu bescheidener Dhimmi (http://de.wikipedia.org/wiki/Dhimmi). Das mit den AAR's war uns auch schon aufgefallen. Mögen wir uns gegenseitig zu Höchstleistungen anspornen und unseren Lesern keine Zeit für die profanen Dinge des gemeinen Lebens mehr lassen.:prost:



Sehr interessant, auch diesen AAR werde ich bis zum Ende mitverfolgen.

Auch Euch ein herzliches Willkommen. Möge Allah Euch bei Eurem ehrgeizigen Vorhaben zur Seite stehen. :D



Me like!

Irgendwann werde ich mir EU2 wohl noch kaufen müssen.

Auch über Eure Anwesenheit, werter Admiral, freuen wir uns. Zudem gratulieren wir zur Einsicht des Unvermeidlichen. :)

Stoertebeker
03.09.08, 20:41
http://home.arcor.de/stoertebecker82/Granada/Granada.jpg



Kapitel 1 - Die Revision der Reconquista


"Wollen ist können"



http://home.arcor.de/stoertebecker82/Granada/G1.jpg
König Muhammad der Achte war ein durch und durch korrupter Herrscher.

Mit Hilfe seines Clans, Söldnern aus Nordafrika und Geld, das er den Bauern und Handwerkern abpresste, hielt er sich an der Macht. Wobei „Macht“ ein übertriebener Ausdruck ist, denkt man an das kümmerliche Dasein Granadas als ein den Christen höriger Küstenstreifen am Mittelmeer, der es war. Allerdings war Muhammad auch ein gerissener Herrscher, der es verstand, geschickt die Seiten zu wechseln. Sowohl für den portugiesischen Kreuzzug gegen in Nordafrika als auch für den 1419 startenden Feldzug des kastilischen Königs Juan dem Zweiten gegen Navarra hatte er sich seine wohlwollende Neutralität gegenüber den Nachbarn etwas kosten lassen.
Als Garantie seiner Neutralität hatte er sich verpflichtet, einen Teil des Heeres aufzulösen.

Damit wiederum hatte er den Widerstand der Heeresoffiziere um Abd al-Rahman beschworen, die, wie wir gesehen haben, eigene, riskante Pläne verfolgten.


http://home.arcor.de/stoertebecker82/Granada/G4.jpg
Das kleine, abtrünnige Heer von Granada, zum großen Teil unerfahrene Bauern, steht bereit zum Angriff auf die schier übermächtigen Christen.

http://home.arcor.de/stoertebecker82/Granada/G2.jpg
Diese hingegen finden sich bald in einen Dreifrontenkrieg verwickelt.

Anfang 1420 schritten die patriotischen Generäle dann tatsächlich zur Tat und eilten eigenmächtig den Rebellen in Andalusien und Murcia zu Hilfe, was Krieg mit Kastilien, Aragon und Portugal bedeutete. Nun sah sich Muhammad mit einem Dilemma konfrontiert. Stellte er sich hinter seine Generäle, musste er die Vernichtung seines Königreiches durch die Christen fürchten. Schließlich waren deren Armeen vielfach überlegen.

Würde er aber Abd al-Rahman und dessen Gefolgsleuten in den Rücken fallen, wäre ein Aufstand in Granada sicher. Ohne Armee konnte er dem aber nicht beikommen. Daher entschloss er sich, gute Miene zum bösen Spiel zu machen und den Krieg gegen die Christen mitzutragen. Ihm war aber bewusst, dass seine Position selbst im Falle eines Sieges gegen Kastillien und dessen Verbündete gefährdet war.

Daher heuerte er in Marokko heimlich ein Söldnerheer an, das ihn entweder vor den anrückenden Christen oder aber den eigenen Feldherren schützen würde. Hierbei fand Muhammad die Unterstützung seiner Sippschaft in Fez, die sowohl eine Vernichtung von Granada als auch eine Ausweitung dessen Macht unter einem straffen Militärregime fürchtete.

Die Armeeführung war aber zunächst ohnehin damit beschäftigt, mit ihrem kleinen Heer den vielfach überlegenen, besser geführten und kampferprobten Truppen der Christen auszuweichen. In Murcia konnte eine Belagerung gegen die vom Meer her versorgte Festung aufgestellt werden, doch in Andalusien musste Abd al-Rahman immer wieder schmerzhafte Niederlagen gegen die Portugiesen unter Perreira einstecken.

Diese Niederlagen führten nur deshalb nicht zum Verlust des Krieges, weil kleine Reiterkommandos der Mauren stets ganz Iberien bedrohten und die erplünderten Reichtümer die Ausrüstung und den Unterhalt immer neuer Freiwilliger ermöglichte, die zu Rahmans Heer stießen und: weil Navarras König Carlos im Norden nicht weniger verbissen um seine Herrschaft kämpfte als die Mauren im Süden. Er konnte sogar die Provinz Aragon erobern, während die verbündeten Truppen vor den Festungen Bearns von der Pest heimgesucht wurden.

Ende des Jahres 1420 gelang dann ein Coup: während Maliq mit einer kleinen Reiterabteilung die portugiesische Armee im Norden band, konnte das Hauptheer die Festung von Sevilla stürmen. Auch im Süden wendete sich das Blatt zugunsten der Araber und die Iberer liefen Gefahr, an allen Fronten zu verlieren. Zwischenzeitlich konnten Abd al-Rahmans Mannen sogar das Banner Granadas über der Festung von Leon hissen.


http://home.arcor.de/stoertebecker82/Granada/G3.jpg
Durch nadelstichartige Reitereiattacken auf die schwachen Punkte der Gegner konnten die Pläne der Christen immer wieder vereitelt werden.

Bis zum Ende des Jahres 1422 wogten die Wellen des Krieges noch vor und zurück. Doch als endlich auch die Besatzer Murcias nachgaben, beschlossen die Christen, sich vom vermeintlich schwächsten Part Ihrer Widersacher einen Waffenstillstand zu kaufen. Dafür gaben sie Andalusien, Toledo und Murcia ab. Nun konnten sie sich voll und ganz auf Navarra konzentrieren. Die innenpolitische Lage Granadas ließ hoffen, dass sich König und Heer gegenseitig zerfleischen würden, sodass man die Provinzen nach wenigen Jahren ernüchternder maurischer Herrschaft wieder in das Königreich eingliedern könnte.


http://home.arcor.de/stoertebecker82/Granada/G5.jpg
Dies ist Granadas Chance auf eine Rückkehr zu alter Stärke.

Wird die Herrschaft der Mauren in Iberien wieder zu alter Blüte finden? Oder wird sie - wie stets in den vergangenen Jahrhunderten - jede Chance zur Konsolidierung durch ihre Zerstrittenheit zunichte machen und weiterhin ein Dasein im Schatten der großen christlichen Mächte führen?

Marc Aurel
03.09.08, 21:47
Ole! Schon lange sehne ich mich nach einem Granada-AAR!

Kurfürst Moritz
03.09.08, 21:54
Eine großartige Leistung, welche ihr da vollbracht habt, werter Stoertebecker!
Besonders die Einbindung des Spielgeschehens in diesen Romanstil ist einfach erstklassig gelungen!
Wir freuen uns auf weitere Erzählungen aus dem muslimischen Abendlande!

Euer treuer Leser
Kurfürst Moritz

Stupor Mundi
04.09.08, 03:24
Ein sehr interessantes Vorhaben habt Ihr da auf Euch genommen, werter Stoertebeker. Besonders gelungen finden wir die Herausarbeitung der Charakterzüge der Protagonisten. Hier ist der Grat zwischen Hochverrat und Rettung des Vaterlandes nicht sehr breit. Hoffentlich behaltet Ihr diesen Erzählstil bei. Es wäre schade, wenn er bei zunehmender Anzahl Eurer herrschaftlichen Aufgaben dem Aufzählen reiner Fakten weichen müßte.
Bemerkenswert ist auch, daß Euer bedauernswerter Monarch sich als König von Granada geriert, wo doch bekanntermaßen sonst nur Kalifen herrschten. Aber je kleiner die Macht, desto größer die Eitelkeit...

Admiral Yamamoto
04.09.08, 10:38
Jupp!
Wirklich sehr schön erzählt!

Ich bin gespannt ob Ihr Euch behaupten könnt. :D

ImpLicht
04.09.08, 10:50
Jupp!
Wirklich sehr schön erzählt!

Ich bin gespannt ob Ihr Euch behaupten könnt. :D

Zumindest auf der iberischen Halbinsel ist nach diesem Friedensangebot der Spanier (Abgabe der drei besten Provinzen) die Sache erledigt...sofern Stoerte das will...:burns:

Stoertebeker
04.09.08, 20:16
Ole! Schon lange sehne ich mich nach einem Granada-AAR!

Na, da habt Ihr wohl dieses (http://www.si-games.com/forum/showthread.php?t=2453) Werk des werten rolin übersehen. ;)


Eine großartige Leistung, welche ihr da vollbracht habt, werter Stoertebecker!
Besonders die Einbindung des Spielgeschehens in diesen Romanstil ist einfach erstklassig gelungen!
Wir freuen uns auf weitere Erzählungen aus dem muslimischen Abendlande!


Schön, dass Ihr bereit seid, die überlegene Kultur der Mauren anzuerkennen. :D



Ein sehr interessantes Vorhaben habt Ihr da auf Euch genommen, werter Stoertebeker. Besonders gelungen finden wir die Herausarbeitung der Charakterzüge der Protagonisten. Hier ist der Grat zwischen Hochverrat und Rettung des Vaterlandes nicht sehr breit. Hoffentlich behaltet Ihr diesen Erzählstil bei. Es wäre schade, wenn er bei zunehmender Anzahl Eurer herrschaftlichen Aufgaben dem Aufzählen reiner Fakten weichen müßte.
Bemerkenswert ist auch, daß Euer bedauernswerter Monarch sich als König von Granada geriert, wo doch bekanntermaßen sonst nur Kalifen herrschten. Aber je kleiner die Macht, desto größer die Eitelkeit...

Schön, dass unser AAR zu Interpretationen ermutigt. Uns war bisher gar nicht so bewusst, dass Rahman ein ganz schöner Schweinehund sein kann. Auf Eure Anregung hin werden wir diesen Zug aber versuchen, darzustellen und in das Geschehen einzubinden :)

Das mit dem Königtum wird sich bald erledigt haben, wie das nächste Update zeigen wird.


Jupp!
Wirklich sehr schön erzählt!

Ich bin gespannt ob Ihr Euch behaupten könnt.

Nun, wir erinnern an das spanische Sprichwort, das dem letzten Kapitel voranstand:

"Wollen ist Können":D



Zumindest auf der iberischen Halbinsel ist nach diesem Friedensangebot der Spanier (Abgabe der drei besten Provinzen) die Sache erledigt...sofern Stoerte das will...

... womit der werte Implicht dann auch mit seiner letzten Aussage ins Schwarze getroffen hat. Wir haben uns nämlich etwas überlegt, um dem Ursupator das Leben ein bisschen schwer zu machen.

Stoertebeker
04.09.08, 20:34
http://home.arcor.de/stoertebecker82/Granada/Granada.jpg

Kapitel 2 - Das Ende der Nasriden und die Wiedergeburt des Kaliphats von Cordoba


"Wenn ein Andalusier singt, hat er Halsschmerzen."


Die kastilische Kalkulation schien aufzugehen. Rahman, der als charismatischer Führer des Feldzuges erhebliches Ansehen bei den Soldaten und einfachen Bürgern genoss, stellte - da waren seine Truppen noch gar nicht komplett heimgekehrt - selbstbewusste Forderungen an den König:

Dieser sollte einen mächtigen Kronrat einrichten, in dem Rahman den Posten des Oberkommandierenden erhalten und als solcher alleinverantwortlich für das Heer sein würde. Die Schatzkammer sollte von einem vertrauten des Heerführers verantwortet werden, während die restlichen Posten gleichmäßig unter allen Clans aufgeteilt würden. Zudem bestand er darauf, die Privilegierung einzelner Clans aufzuheben.

Die Zustimmung zu diesen Forderungen hätte Muhammad unwiderruflich zu einer repräsentativen Marionette degradiert. Als Antwort ließ der König daher die Festungen von Granada und Gibraltar von seinen marokkanischen Söldnern belagern und nutzte die Seilschaften zu den ihm verbündeten Clans, um überall im Lande Unruhe zu stiften.

Rahman ließ sich daraufhin kurzerhand vom Heer in Cordoba krönen; verbunden mit dem Anspruch, das Kaliphat zu erneuern. Es herrschte - einmal mehr - Bürgerkrieg in Al-Andalus.


http://home.arcor.de/stoertebecker82/Granada/G6.jpg

Eine Zeit großer Unruhe brach über das Land herein. Die Söldnerhaufen Muhammads brachen bald plündernd in Granada ein, alle Entsatzversuche waren vergebens gewesen. Als er sich nicht mehr anders zu helfen gewusst hatte, hatte Rahman kastillische Kriegsgefangene, die in der Folge der in Bearn grassierenden Pest dahingerafft waren, per Katapult in das Lager Muhammads schießen lassen. Tatsächlich brach der schwarze Tod daraufhin unter den Mannen Muhammads aus, was sein Heer innerhalb weniger Monate um mehr als die Hälfte schrumpfen ließ. Doch der Schrecken befiel auch bald die Stadt Granada. Das Ausmaß, in dem sich die Krankheit verbreitete nahm zwar, dank der guten sanitären und medizinischen Versorgung der Stadt, längst nicht die Dimensionen an, wie im Lager des Muhammad, dennoch sollten noch Jahre ins Land gehen, bis die Krankheit hier vollständig ausgemerzt ward.
In Gibraltar, dessen Garnison für teures Geld von genuesischen Händlern versorgt wurde, konnte sich die Garnison aber halten, bis im November endlich der Entsatz gelang.


http://home.arcor.de/stoertebecker82/Granada/G7.jpg

http://home.arcor.de/stoertebecker82/Granada/G8.jpg


Nun war zwar die Herrschaft Rahmans in Al-Andalus erstmal wieder hergestellt, doch sie stand nach wie vor auf tönernen Füßen. Das Heer war durch die vielen Kämpfe dezimiert und demoralisiert, ob der allgegenwärtigen Unsicherheit flossen kaum Steuern in die geschundenen Kassen des Kaliphen. Kastilien dagegen konzentrierte bereits wieder Truppen an der Grenze, während die Nachbarn im Süden misstrauisch die neuen Machthaber in Al-Andalus beäugten.

Abd al-Rahman erwies sich der Situation kaum gewachsen.


Portrait


http://home.arcor.de/stoertebecker82/Granada/AbderramánIII.jpg

Abd al-Rahman war Spross einer uralten adligen Familie in Granada, in dessen Adern Umayyadan-Blut floss: Genauer: Er war ein Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Enkel des Begründers des Kaliphats von Cordoba, Abd al-Rahman des Dritten.
Rahman wuchs in behüteten Umständen auf, lernte Lesen und Schreiben und schlug bald eine militärische Laufbahn ein. Er stieg eher dank der guten Beziehungen seiner Familie denn aus Führungsgeschick bald zum Anführer der königlichen Leibgarde auf. Auf dem Schlachtfeld war er ein vorsichtiger Taktiker ohne besonderes Talent. Was ihn aber auszeichnete, war seine rhetorische Fähigkeit. Er verstand es, Menschen auf seine Seite zu ziehen.

Rahman war beseelt von dem Gedanken, dass ihn das Blut in seinen Adern zum Führer von Al-Andalus bestimmte. Dieses Ziel verfolgte er mit Beharrlichkeit und Geduld. Vorsichtig baute er ein Netz aus Sympathisanten auf, die ihm in seiner patriotischen Gesinnung folgten. Im unübersichtlichen Gewirr der Vetternwirtschaft in Granada verstand er es, seine Gefolgsleute auf Schlüsselpositionen im Heer zu postieren.

Nun, mit 45 Jahren, war Rahman am Ziel. Er war Kaliph. Seine Herrschaft stützte er auf das Heer und die Zustimmung des einfachen Volkes. Die Reformen, die er durchsetzte, waren zum großen Teil darauf ausgerichtet, diese Basis zufrieden zu stellen und entsprangen weniger idealistischen Motiven. Dass er das Leben seiner Untertanen gering schätzte, wurde deutlich, als er billigend in Kauf nahm, dass in Granada die Pest ausbrach. Jedes Mittel, das dem Erhalt seiner Herrschaft diente, war ihm Recht.
In finanziellen Dingen jedoch war der neue Kaliph unbedarft. Persönlich hatte er nie ein ausschweifendes Leben geführt, doch wenn seine Ziele Geld erforderten, dann war ihm jede Quelle Recht. So nahm er sogar die Dienste einer christlichen Frau, nämlich der in Genua sesshaften, byzantinischen Kauffrau Tera Doclithea, in Anspruch, um den Geldbedarf für seine kriegerischen Unternehmungen zu decken

Schwer ächzten die Finanzen des neuerstandenen Kaliphats unter der Last der Zinsen. Die Folge war eine grassierende Inflation im jungen Kaliphat.


http://home.arcor.de/stoertebecker82/Granada/G9.jpg



Kastilien verfolgte die Geschehnisse besorgt. Der neue Kaliph schien sich, wenn auch mit Problemen, durchzusetzen und seine Herrschaft zu stabilisieren. Mit der Hilfe aragonesischen und portugiesischen Geldes gelang es, Muhammad mit einem neuen Heer auszustatten, das bald in Murcia landen sollte. Parallel wurde ein Waffenstillstand mit Navarra ausgehandelt. Nun hatte man alle Hände frei, um sich dem Kaliphat zuzuwenden.


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Es entbrannte wiederum ein heftiger Krieg auf der iberischen Halbinsel. Diesmal gelang den Christen die Eroberung Andalusiens und sogar Cordobas.


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Die Lage des Kaliphen war verzweifelt. Die verbliebenen Plünderungseinnahmen reichten kaum, um die Verluste des Heeres auszugleichen. Nur durch immer neues Geld aus Genua, das daran interessiert schien, Portugals Einfluss zurückzudrängen, gelang es, den Unterhalt der Truppen zu finanzieren.


http://home.arcor.de/stoertebecker82/Granada/G11.jpg

Letztlich verhinderte die Gier des Muhammad einen totalen Zusammenbruch des jungen Reiches. Dieser hatte sich nämlich, nachdem ihm die Eroberung Murcias gelungen war, geweigert, Portugiesen und Aragonesen ihr Geld wie vereinbart zurückzuzahlen. Gerade Aragon befand sich aber in einer schwierigen Lage und wurde schwer von den maurischen Reitereinheiten verwüstet. Wütend ob dieses Betruges schickte sich Aragons König an, Muhammads Heer zu vernichten und dessen Festungen zu belagern. Diese Schwächung der gegnerischen Front erlaubte es wiederum Rahman, eine Gegenoffensive zu starten und sich sein Land Stück für Stück zurückzuerobern.
Das Gröbste war überstanden, doch erst im Jahre 1430 konnte ein Waffenstillstand zwischen den Kontrahenten beschlossen werden.

Das junge Kaliphat hatte sich zunächst einmal behauptet.


http://home.arcor.de/stoertebecker82/Granada/G12.jpg

Luitpold
06.09.08, 17:27
Wir, wie zahlreiche andere Regenten auch, erwarten mit Freuden den Weitergang dieses AARs.

Nur nicht klein beigeben vor Christen, Rebellen und anderen Problemen möge Euer Motto sein.

Stoertebeker
07.09.08, 12:13
So, bevor es, demnächst, weitergeht, ein paar Anmerkungen zum Gameplay: Zunächst wurde tatsächlich ein Teil der Armee aufgelöst (5000 Inf). Die von Rahman beschworenen Rebellen in Andalusien hat es aber nicht gegeben. Stattdessen wurde zunächst mit dem Startgeld und wenig später mit Hilfe eines Kredits, Kavallerie aufgestellt. Die 2000 Mann, die Granada zu Beginn hat, sind bei weitem nicht ausreichend für den ersten Krieg gegen die Christen.

Dieser kam in unserem Spiel überraschend spät. Keine initiale Kriegserklärung Kastiliens wie normalerweise zu Beginn einer GC, sondern erst eine Kriegserklärung unsererseits (Anfang 1420, mit dem ersten Diplomaten) sorgte für den Kriegszustand. Der Kriegsverlauf ist in der Geschichte halbwegs akkurat wiedergegeben. Vor allem die etlichen verlorenen Schlachten gegen jedermann. Natürlich wurde Andalusien aber nicht im Sturm genommen, sondern in einer recht kurzen Belagerung die wir nur dadurch aufrecht erhalten konnten, dass wir hin und wieder mit kleinen Abteilungen nach Tago und Porto marschierten, was die Portugiesen ablenkte.

Sehr bescheuert verhält sich übrigens die Kastilien-KI: Sobald man die Hauptstadt covert, werden alle Truppen im Süden über Estremadura nach Leon verlegt und von dort wird dann auf Madrid marschiert. So kann man Kastilien weitgehend ausschalten.
Das Friedensangebot war dann natürlich der Hammer: Toledo wurde erst seit wenigen Wochen belagert und eigentlich ist dies die letzte Provinz, die Kastilien hergibt. Nur mit Andalusien wären wir eigentlich schon zufrieden gewesen. So hat Granada einen Traumstart hingelegt.
Um das ein wenig auszugleichen, haben wir den Bürgerkrieg durch folgendes Event simuliert:


command = { type = country which = CRD }
command = { type = capital which = 439 }
command = { type = stability value = -5 }
command = { type = revoltrisk which = 48 value = 15 }
command = { type = revolt which = 445 }
command = { type = revolt which = 444 }
command = { type = revolt which = 444}
command = { type = treasury value = -200 }
command = { type = domestic which = innovative value = 2 }
command = { type = domestic which = serfdom value = -3 }
command = { type = domestic which = aristocracy value = -2 }
command = { type = domestic which = centralization value = 1 }
command = { type = domestic which = quality value = 2 }
command = { type = relation which = ALD value = -200 }
command = { type = relation which = MOR value = -100 }
command = { type = relation which = FEZ value = -200 }

Das abgezogene Geld simuliert die Verfügung Muhammads über das Staatssäckel und sorgt zusammen mit dem Revoltenrisiko (so gut wie keine Steuern) dafür, dass Granada noch über eine Dekade an seinen Anfangskrediten zu knabbern haben wird. Die verschlechterten Beziehungen zu den Nordafrikanern stellen die Verärgerung über den Verlust des Einflusses auf das korrupte Regime in Granada dar. Sie führen dazu, dass der etwas größenwahnsinnige Kaliph in Zukunft erstmal ohne Verbündete dasteht (es gibt leider keinen „breakalliance“-Befehl). Die Sliderbewegungen simulieren die Rückkehr zum toleranten Staatswesen, das zu großen Teilen die Herrschaft der Mauren in Iberien kennzeichnete (wir wissen, dass es darüber Diskussionen unter Historikern gibt, aber in diesem AAR sind die Mauren prinzipiell die Guten).

Admiral Yamamoto
07.09.08, 12:58
Macht was Ihr wollt, aber macht weiter. :D

Duke of York
07.09.08, 13:01
Macht was Ihr wollt, aber macht weiter. :D

:ja:

(10 Zeichen)

Anton
10.09.08, 14:07
schließe mich den nach fortsetzung schreienden mengen an

Stoertebeker
12.09.08, 23:26
http://home.arcor.de/stoertebecker82/Granada/Granada.jpg

Kapitel 3: Al Hakam der Dritte - Der junge Kaliph

Beim Dritten Mal kommt der Sieg


Ruhe kehrte ein in Al Andalus. Die Wirtschaft erholte sich und damit schwand auch der Widerstand der mächtigen Clans gegen die Herrschaft des Kaliphen: Schließlich gab es nun reiche Pfründen zu verteilen.
Rahman selbst aber verlor zusehends an Lebenskraft. Zwar war er, im Jahre 1385 geboren, noch längst kein alter Mann. Doch er hatte sein Lebenswerk vollbracht. Mit dem Ende des zweiten großen iberischen Krieges war sämtliche Spannung von ihm abgefallen und immer öfter verfiel er danach in tagelanges Grübeln. Das Land nahm daran indes keinen Schaden. Der Kronrat erledigte die Amtsgeschäfte mehr oder weniger souverän.


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Friedlich und erhaben: Die Alhambra als Symbol der Zustände im Kaliphat von Cordoba


Hierbei tat sich ein junger Mann namens Hakam besonders hervor. Er war der Spross einer angesehenen andalusischen Händlerfamilie, die es geschafft hatte, sich dem kastilischen König durch ihre Beziehungen in den Maghreb und darüber hinaus nach Schwarzafrika unentbehrlich zu machen und auf diese Weise ihren Wohlstand zu erhalten. Dies hatte Hakam seinerzeit nicht daran gehindert, glühender Anhänger Rahmans und dessen Traum einer Erneuerung des Kaliphats von Cordoba zu werden.

Im Alter von 16 Jahren hatte Hakam mit einer kleinen Schar Gleichgesinnter einen Überfall auf den Tross des portugiesischen Heeres begangen. Bald darauf schloss er sich dem Reiterführer Maliq an und konnte sich durch seinen Mut aber auch durch seine Bildung die Anerkennung des alten Recken erarbeiten. Als Maliq dann nach dem Putsch Rahmans in den Kronrat berufen wurde, holte dieser Hakam als Stellvertreter an seine Seite. Dies erwies sich als hervorragende Wahl und als Maliq im Jahre 1425 starb, übernahm der junge Andalusier dessen Amt als Oberkommandierender des Heeres. Im zweiten iberischen Krieg hatte er es geschafft, die übermächtige Front der Gegner durch seine überlegene Strategie und seine Geheimdiplomatie zu brechen (ihm wird es zugeschrieben, dass sich die Christen mit Muhammad überwarfen) und so das Fortbestehen des Kaliphats gesichert.

Trotz seines hohen Ansehens bei Heer und Bevölkerung, und seiner exponierten Stellung im Machtgefüge des Hofes von Cordoba, hatte sich Hakam Rahman gegenüber stets loyal verhalten. Der kinderlose Herrscher wiederum hatte solchen Gefallen gefunden an dem schönen, klugen und mutigen jungen Mann, dass er ihn adoptierte und zu seinem Nachfolger aufbaute. Als der Wiedererrichter des Kaliphats im Jahre 1432 dahinschied, erfuhr Hakam keinen Widerstand. Al Andalus hatte seinen ersten großen Herrscher.


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Hakam trat ein Erbe an, das auf den ersten Blick abgesichert schien. Doch auf den Zweiten offenbarten sich einige Gefahren. So klagte der Schatzmeister immer noch über die hohe Zinslast an die genuesischen Kaufleute und die Beziehungen zu den südlichen Nachbarn im Maghreb, die das aufstrebende Kaliphat skeptisch beäugten lagen immer noch im Argen. Hakam aber versprach nun, den Titel des Kaliphen zurückhaltend zu interpretieren. Auch gelang es ihm, als Zeichen seiner friedvollen Absichten, die Vermählung andalusischer Schönheiten mit maghrebinischen Prinzen zu arrangieren.

Derart abgesichert, richtete er seinen Blick wieder in Richtung der Christen. Zu gut war ihm noch in Erinnerung, wie die Christen den Friedensvertrag von 1423 gebrochen hatten. Wollte er dauerhaften Frieden für Mauren aus AL Andalus erreichen wollte, musste er Kastillien und Aragon, vor allem aber Portugal, Schläge versetzen, die sie dauerhaft schwächen würden.

Portugal nämlich hatte sich inzwischen zur Vormacht in Iberien aufgeschwungen. Sagenhafte Reichtümer hatte João I in Lissabon angehäuft. Diese hatte er mutigen Seefahrern zu verdanken, die von ihren Fahrten entlang der afrikanischen Küste Gold und Sklaven mitbrachten. Kastilien hingegen hatte durch den Verlust von Toledo, Andalusien und Murcia an Einfluss verloren, während es dort auch im Innern gärte. Mehrmals musste Juan III von Kastilien bei João I um finanzielle Unterstützung nachsuchen, was Kastilien zunehmend in Abhängigkeit Portugals geraten ließ.


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Diese Abhängigkeit ließ jedoch nicht das Geltungsbedürfnis Juans erlöschen, der bald wieder seine Truppen in Marsch setzte. Diesmal, um Navarra anzugreifen. Dieses hatte jedoch in der Zwischenzeit den Schutz der mächtigen englischen Krone gesucht und gefunden. Die Engländer sahen lieber das kleine Königreich von Navarra als eines der größeren iberischen Reiche an ihrer Südflanke und zogen Navarra zu Hilfe.

Al Hakam III, wie sich der Kaliph in Anerkennung älterer Herrscher von Cordoba inzwischen nannte, wusste diese diplomatische Situation zu nutzen. Zunächst verhandelte er mit einer Delegation mächtiger genuesischer Kaufleute, die dem Kaliphen einen Schuldenerlass in Aussicht stellten, falls es ihm gelingen sollte, die geheimen Aufzeichnungen der portugiesischen Seefahrer zu erbeuten und diese mit ihnen teilen würde. Dann ließ Hakam das Heer verstärken und blies abermals zum Angriff auf die christlichen Erbfeinde seines Reiches. Trotz derer Zerstreutheit war dieser Krieg ein blutiger.


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Die Truppen des Kaliphen treffen zunächst auf wenig Widerstand der Christen…

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Doch der erste Angriff wird bald von den Portugiesen zurückgeschlagen

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Diese ließen sich jedoch vom Kaliphen in Andalusien in einen Hinterhalt locken und wurden aufgerieben

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Ein Hinterhalt war es auch, der Kastilien das Rückgrat endgültig brach: Die glorreichen Dschihadis lauern den Christen am Tejo auf und vernichten deren Heer.

Doch am Ende obsiegte der junge Kaliph. Das reiche Valencia, das strategisch wichtige Estremadura sowie die Algarve traten die Iberer ab. Eine sonnige Zukunft schien dem Kaliphat von Cordoba beschieden.



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Admiral Yamamoto
12.09.08, 23:36
Schön, schön, schön. :top:

Mein einziger Wunsche wäre das die Updates ein bisschen flotter hereinkommen ;)

Marc Aurel
12.09.08, 23:59
Wie habe ich mich auf eine Fortsetzung gefreut! Jetzt muss ich aber erst einmal lesen.

EDIT: Hehe, das Groß-Baskische Reich (Navarra) gefällt mir :)
Wann greift Ihr denn endlich mal nach der Macht im Maghreb? Wartet Ihr auf einen günstigen C.B. oder habt ihr momentan kein strategisches Interesse? Konnten Ihr portugiesische Karten erbeuten?

Kurfürst Moritz
13.09.08, 00:16
Sehr gut! Habt ihr denn vor, euer Reich über die Grenzen der Kernprovinzen hinaus auszudehnen?
Wenn ja, wohin?

Euer begeisterter Leser

Kurfürst Moritz

Stoertebeker
13.09.08, 03:00
Wie habe ich mich auf eine Fortsetzung gefreut! Jetzt muss ich aber erst einmal lesen.

EDIT: Hehe, das Groß-Baskische Reich (Navarra) gefällt mir :)
Wann greift Ihr denn endlich mal nach der Macht im Maghreb? Wartet Ihr auf einen günstigen C.B. oder habt ihr momentan kein strategisches Interesse? Konnten Ihr portugiesische Karten erbeuten?

Karten: Jepp. Nun müssen wir uns überlegen, wie wir Genua die zukommen lassen. Diese haben zwar Ingame einen Scheiß getan und Kredite erlassen, aber die Geschichte will es so, dass Genua als Rivale von Portugal auftritt. (Übrigens ist der genuesische Einfluss auf Granada/Cordoba derjenigen Geschichte entlehnt, die heute als "wahr" gilt.;))


Sehr gut! Habt ihr denn vor, euer Reich über die Grenzen der Kernprovinzen hinaus auszudehnen?
Wenn ja, wohin?

Wir selbst hätten normalerweise größtes Interesse an jeder halbwegs reichen Provinz: 8 Provinzen zu haben, ist so ziemlich das dööfste, was der eigenen Forschungsgeschwindigkeit passieren kann. Die Frage ist, was al Hakam sich denkt. Der ist schließlich ein friedliebender Kaliph, der zunächst einmal entscheiden muss, wie er mit den Christen in seinem Reiche verfahren will. Zudem ist da noch Genua, von dessen Interessen das Kaliphat immer noch nicht gänzlich unabhängig ist. Daher müssen wir uns auch überlegen, wie wir die Karten (ja: haben wir erobert) den Genuesen zuspielen und wie wir diese Jungs dazu bringen, Kolonien zu gründen. Wird ein bisschen Editiererei.

Generell könnten wir uns vorstellen, dass es einmal eine gewaltige internationale Verschwörung mit dem Ziel geben wird, die Macht des Kaliphats wieder zu brechen. Sicher ist nichts.


Mein einziger Wunsche wäre das die Updates ein bisschen flotter hereinkommen

Höhere Updategeschwindigkeit können wir leider nicht versprechen. ;)

Aber es freut uns, dass die Leserschaft sich unterhalten fühlt. :)

Teoman
03.10.08, 18:30
verehrter Stoertebeker wir warten immer noch ganz gespannt auf eine fortsetzung

Stoertebeker
03.10.08, 20:27
Ach Scheiße. Verzeiht unsere Ausdrucksweise, doch als wir heute endlich das Shared-Game spielten, blieb auf einmal alles stehen: weder Maus noch Tastatur reagierten auf irgendwas. Nach 2 Minuten ging es weiter: für genau eine Minute. So liefs dann immer. War eine Schweinearbeit: Festplatte formatieren, Windows neu installieren ... . Und bei der Datensicherung haben wir das Granadasave übersehen. Es tut uns sehr Leid, dieser AAR wird nicht weitergehen.

sheep-dodger
03.10.08, 21:28
FFFFFFFFFFFFFFUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUU
Gibt es keine Chance, dass Ihr das bereits gespielte nachholt und von dort aus weiterspielt?

Kurfürst Moritz
03.10.08, 23:37
Dies wäre uns auch das Liebste!
Bitte, bitte!
Notfalls die letzte Provinzverteilung per Modding der Ausgangsdatei wiederherstellen.

Morenga
04.10.08, 13:32
Das sehe ich genauso. So lange könnt Ihr noch nicht gespielt haben, dass sich der Spielstand nicht mit einem tolerablen Maß an Übereinstimmung rekonstruieren ließe.

Es wäre wirklich schade um diesen schön gestarteten AAR!

Teoman
06.10.08, 15:32
FFFFFFFFFFFFFFUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUU
Gibt es keine Chance, dass Ihr das bereits gespielte nachholt und von dort aus weiterspielt?


Dies wäre uns auch das Liebste!
Bitte, bitte!
Notfalls die letzte Provinzverteilung per Modding der Ausgangsdatei wiederherstellen.


Das sehe ich genauso. So lange könnt Ihr noch nicht gespielt haben, dass sich der Spielstand nicht mit einem tolerablen Maß an Übereinstimmung rekonstruieren ließe.

Es wäre wirklich schade um diesen schön gestarteten AAR!



STIMME DEM VOLL ZU und erwarte mit freudem die fortsetzung

Stoertebeker
22.07.09, 20:39
http://home.arcor.de/stoertebecker82/Granada/Granada.jpg

Kapitel 4: Al Hakams Toleranz

Um den weiteren Verlauf der Geschichte zu verstehen, müssen wir den Blick weg vom blühenden Cordoba, nach Italien, genauer, nach Genua lenken.




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Schon im Mittelalter hatte die mächtige Handelsrepublik einen gewaltigen Einfluss auf die Geschicke der Königreiche Iberiens ausgeübt: So konnten beispielsweise die kanarischen Inseln nur mit Hilfe genuesischer Flotten und Gelder erschlossen werden, im Gegenzug genoss Genua Handelsprivilegien auf der Halbinsel. Dieser Einfluss verstärkte sich mit der Niederlage der Genuesen im Chioggia-Krieg gegen Venedig, die die Vorherrschaft Venedigs über das östliche Mittelmeer besiegelte und Genua in den Westen zwang. Im Nachhinein kann man sagen, dass diese Niederlage Genua mächtiger machte, als es ein Sieg vermocht hätte. Die findigen Kaufleute der Stadt nämlich nutzten die Reconquista geschickt: Sie belieferten sowohl die Mauren als auch die christlichen Königreiche mit Waffen. Die wiederum wurden mit teuren Krediten ligurischer Banken bezahlt.
Um das Geschäft zu erhalten, mussten die skrupellosen Kaufleute dafür Sorge tragen, dass keine Seite die Oberhand gewann. Krieg bedeutete schließlich Gewinn. Als es 1419 so aussah, als würden die christlichen Königreiche der Herrschaft der Mauren endgültig den Garaus machen, unterstützten die Kaufleute die Rebellion des Rahmans. Nach dessen großen Sieg wurden wieder beide Seiten gleichberechtigt unterstützt.
Ganze Inseln, die von den Königen Kastiliens und Aragons als Pfand für den stetigen Geldfluss aus Italien hinterlegt wurden, gerieten so in die Hand der Genuesen: Sardinien, Malta und die Balearen fielen unter die Herrschaft des mächtigen Stadtstaates.



http://home.arcor.de/stoertebecker82/Granada/Genua_2.jpg


Zwei Entwicklungen aber bedrohten die Rolle der Italiener auf der iberischen Halbinsel: Die Erstarkung Portugals, das begann, seinen Handel selbst abzuwickeln und das Erstarken Cordobas. Hatte man Zweiteres zunächst gerne gesehen, da man hoffte, von einer Schwächung Portugals zu profitieren, drohte die Balance seit Mitte der Dreißiger Jahre zu kippen.


Das Kaliphat nämlich entwickelte sich unter al Hakam zu einer Großmacht auf Augenhöhe mit Königreichen wie Frankreich und England. Die Gewinne des dritten iberischen Krieges ließen es unwahrscheinlich erscheinen, dass die christlichen Königreiche auf der Halbinsel der neuen Macht des Kaliphats noch trotzen könnten. Portugal hatte die Reconquista für beendet erklärt und mit ihm fiel auch sein Vasall Kastilien als Gegengewicht zur maurischen Macht aus. Der kluge Diplomat al Hakam hatte sich zudem mit seinen Glaubensbrüdern im Maghreb ausgesöhnt.
Die Zeichen standen auf Frieden. Tommaso de Campofregoso, dem starken Mann in Genua, konnte dies nicht gefallen.



In Cordoba hingegen beschäftigten andere Fragen den immer noch jungen Kaliphen. Vor allen Dingen musste entschieden werden, wie mit den Christen verfahren werden sollte, die nun immerhin gut 30% der Bevölkerung seiner Herrschaft ausmachten.
Vielen schien es nur gerecht, dass die Hunde büßen müssten für das Leid, das sie unter den Mauren verursacht hatten: War nicht Cordobas Verfall auch der Tatsache geschuldet gewesen, dass das Land nie eine wirkliche Einheit werden konnte, da es konfessionell gespalten war? Hatten die Christen, die über Jahrhunderte unter dem Schutze der Kaliphen standen, deren Toleranz nicht bespuckt, indem sie die Kindermördern unter dem Kreuzbanner zugejubelt hatten und nicht zögerten, ehemalige Nachbarn um Grund und Leben zu bringen? War all dies nicht Grund genug, es ihnen heimzuzahlen, die alten Rechnungen zu begleichen?

Al Hakam dachte anders. Wohl sah er das Leid, das die Christen über Al Andalus gebracht hatten, er verstand den Zorn seiner Landsleute. Auch war er ein durchaus religiöser Mensch. Doch er wusste, dass es nicht die Religion allein war, die einen Menschen bestimmte. Und Frieden, das war ihm klar, ließ sich nur erreichen, wenn in den Köpfen der Menschen Frieden herrschte. Rache aber schien ihm kein Weg, der diesem Ziel zuträglich ist. So gewährte er den Christen und Juden in Al Andalus alle Rechte, die auch den Muslimen zustanden. Keinerlei Benachteiligungen sollten Anlass zu Zwist und Misstrauen bieten. Selbst Mischehen wurden gestattet. Einzig die Erziehung von Kindern aus solchen Beziehungen, so verfügte er, solle nach der Lehre Mohammeds geschehen.

Al Hakam hatte mit dieser Entscheidung Unerhörtes gewagt. Nirgends auf der Welt herrschte ähnliche Toleranz. Nur durch das Charisma des jungen Kaliphen, der sich durch seinen vorbildlichen, auch persönlichen Einsatz im Krieg unter Soldaten und Untertanen Respekt und Vertrauen erworben hatte, war es zu erklären, dass die Kritik an seinen Maßnahmen nicht in öffentlichen Aufruhr mündete.

Und noch etwas mochte die Kritik im Zaume gehalten haben: Der Aufschwung nämlich, den die Wirtschaft in Al Andalus nahm. Befreit von der Zinslast der genuesischen Kredite und den Lasten des Krieges konnte das Kaliphat nun endlich erblühen. Mit den Steuergeldern und den reichen Einnahmen aus den Silberminen Toledos wurden Römerstraßen restauriert und ausgebaut, Häfen wurden angelegt, Schulen eingerichtet, die Verwaltung gestrafft und die hygienischen Bedingungen drastisch verbessert. Zum Teil war der Aufschwung aber auch direkt der religiösen Toleranz des Kaliphen zu verdanken: So suchten viele Juden, in anderen Teilen Europas verfolgt und diskriminiert, in Al Andalus ihre neue Heimat. Ihr Wissen, ihre Kontakte in alle Welt und ihr Geschäftssinn bescherten Handel und Gewerbe einen ungeheuren Aufschwung. Sevilla wurde dabei zum Zentrum des jüdischen Lebens in Al Andalus und mehr und mehr zum Umschlagsplatz für den Handel zwischen Afrika, dem Maghreb und Europa.




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Ein goldenes Zeitalter für alle Menschen in Al Andalus schien angebrochen. Anderswo jedoch arbeitete ein gerissener Kaufherr daran, dieses so schnell wie möglich zu beenden.

Stoertebeker
22.07.09, 20:45
So, nachdem wir schon vor langer Zeit mal ein Spiel mit Dakota einfach bis 1438 haben laufen lassen und ein paar Saveedits durchgeführt hatten, dünkt es uns nun an der Zeit, unseren AAR fortzusetzen. Wir haben die Verhältnisse auf der iberischen Halbinsel so editiert, wie wir sie aus dem AAR rekonstruieren konnten. Unsere Inflation haben wir auf einen Wert erhöht, der mindestens dem des letzten Saves entsprach.

Viel Spaß beim Weiterlesen. :)

Rantanplan
22.07.09, 20:47
Brauch Euch der werte Duke zu lange?:D

Werde diesen AAR auf alle Fälle verfolgen!!

Grüße Rantanplan

Stoertebeker
23.07.09, 12:48
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Kapitel 5: Das Ende Al Hakams - Das Ende aller Träume?



Es schien sich alles zum Guten zu wenden in Andalusien. Da traf aus heiterem Himmel die Nachricht in Toledo ein, dass Aragon dem Kaliphat den Krieg erklärt hatte. Genua, England und Navarra unterstützten Alfonso. In Andalusien gab man sich keinen Illusionen hin: Der Krieg war in Genua geplant worden. Portugal und Kastillien hatten sich als ungeeignete Verbündete erwiesen und nun hatte man also neue Kumpanen gefunden, um den profitablen Krieg auf der Halbinsel am Laufen zu halten. Zunächst war die Front still: Eine kleiner Spähtrupp Aragons war in Valencia aufgerieben worden. Ansonsten Stille.


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Dann wurde man gewahr, warum sich an der Front nichts tat: Kastillien hatte Navarra den Krieg erklärt. In Genua war man davon ausgegangen, dass die anderen Iberer sich ebenfalls gegen die Mauren wenden würden oder zumindest wohlwollend dabei zusehen würden, wie deren Land verwüstet wurde. Nun aber rächte sich die Arroganz der Italiener. Die es mit zwei weiteren Gegnern zu tun hatte.


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Dennoch war Al Hakam war ungeduldig. Er wollte so bald wie möglich Frieden. Genua aber würde nicht ohne weiteres einlenken. So beschloss er, seinem Wunsch Nachdruck zu verleihen und ritt an der Spitze seiner gesamten Streitmacht nach Barcelona um die Hauptstreitmacht Aragons zu stellen.


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Der Angriff schlug jedoch fehl. Als die Truppen sich vor Valencia sammelten, landete eine überlegene Streitmacht genuesischer Söldner an. Der Kampf dauerte fast eine Woche. Immer wieder rückte Hakam selbst an der Spitze seiner Reiterei aus, um die immer neuen Wellen italienischer Soldaten am Strand zu stellen. Da geschah das unfassbare: Ein Armbrustbolzen durchdrang die leichte Brustpanzerung des Kaliphen und bohrte sich durch sein Herz. Das Heer war demoralisiert und zog sich zurück.


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Der Tod des jungen Kaliphen bedeutete eine Katastrophe für Andalusien. Seine charismatische Persönlichkeit hatte das Land zusammengehalten. Sein einziger Sohn war gerade einmal 9 Jahre alt. Und plötzlich fühlte sich ein jeder zur Nachfolge berufen. Die alten Ränkespiele begannen von Neuem. Die Maghrebiner sahen ihre Chance gekommen, wieder Einfluss zu nehmen und präsentierten im Sultan Abd al-Haqq II von Fez - einem vollkommen unfähigen Herrscher - ihren Kandidaten.

Doch einmal mehr erwies sich das Heer als der stabilisierende Faktor im Machtgefüge des jungen Kaliphats. Als die erschöpften Truppen sich in Murcia sammelten, bestimmten ihre Anführer, dass der alte Weggefährte Hakams, Hisham, zum Vormund des jungen Suleyman werden sollte. Hisham entstammte einer Handwerkerfamilie und hatte keine besondere Bildung genossen. Unter den Soldaten aber war er für seine Tapferkeit und seinen Sachverstand durchweg respektiert. Der neue mächtigste Mann im Kaliphat war ehrlich und tüchtig. Eigene Vorstellungen einer guten Welt brachte er nicht mit. Aber er hatte Hakam stets für dessen Weitsicht und rhetorisches Geschick bewundert. Ihm ging es nun darum, das Erbe seines alten Freundes zu wahren und dessen Sohn in seinem Sinne zu erziehen.

Die großen Familien Al Andalus' liefen Sturm gegen diese Entscheidung und unterstützten die Bewerbung Abd al-Haqq's. Ein Bürgerkrieg brach aus und wieder einmal wurden die Festungen von Granada und Gibraltar von Horden maghrebinischer Söldner belagert.


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Hisham steckte in der Klemme. Doch ihm wurde klar, dass Hakams Politik der Versöhnung und des gesellschaftlichen Ausgleichs der richtige Weg gewesen war. Nur in den südlichen Gebieten, wo es noch immer einen mächtigen Adel gab, kam es zu Aufständen. Die mehrheitlich christlich bewohnten Regionen hingegen blieben ruhig. Sie hatten noch nie so große Freiheit und so großen Wohlstand erlangt, wie unter Hakam. Dies wollten sie nun nicht gefährden.

Hisham wandte sich, sobald er die Truppen geordnet hatte, sofort gen Süden um Granada zu entsetzen. Erfolglos. Auch der Versuch, Valencia zu entsetzen ging im Pfeil- und Bolzenhagel der genuesischen Söldner unter.

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Die Lage war verzweifelt. Bald war das halbe Gebiet Granadas in der Hand der Feinde und der Kollaps des Kaliphats stand kurz bevor. Doch Hisham bewahrte Ruhe.
Als Granada und Gibralter in der Hand der Rebellen waren, wandten diese sich nach Norden: Sevilla und Toledo sollten die nächsten Ziele sein. Hisham teilte sein Heer: In den Ebenen Andalusiens wartete der Großteil seiner Reiterei auf die Gegner. Vor Toledo verschanzten sich die Fußsoldaten und Bogenschützen. Beide Schlachten wurden gewonnen.


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Während das Fußvolk nun begann, die Alhambra zu belagern, zog die Reiterei nach Valencia, wo sie mit den zurückgelassenen Schutztruppen der Italiener kurzen Prozess machte. Kurz bevor die Festung kapitulierte, erreichte jedoch ein Entsatzheer Alfonsos von Aragon die Mauern der Stadt und vertrieb die Truppen des Kaliphen.


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Dann aber beging Alfonso einen Fehler, indem er zur Verfolgung Hishams ansetzte. Vor Toledo waren inzwischen frische Truppen in Stellung gegangen und während sich die Reiterei sammelte, fingen diese frischen Truppen Alfonsos her ab. Dann setzte die Kavallerie zum Gegenschlag an und rieb das aragonesische Heer vor den Toren Valencias auf.

Die Wogen des Krieges schlugen hin und her. Mehrere Genuesische und englische Expeditionsheere zogen plündernd durchs Land. Barcelona fiel zeitweise in die Hände Hishams. seine Truppen drangen bis nach Cantabria vor, bevor Genua ein Friedensangebot schickte.

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Anmerkung: Wir hatten uns Hakam als anständigen Anführer in das Save editiert. Sein Tod war nicht geplant. Geplant war eigentlich eine Fortsetzung der wirtschaftlichen Erfolgsstory. So haben wir dann ein wenig improvisiert, einen neuen Monarchen erfunden und editiert und ein Revoltenevent geschrieben. Den Krieg zu gewinnen, war gar nicht mal so einfach. Kavallerie kostet Cordoba 27 Dukaten, Zensus (wenn nicht geplündert wird) ist um 80 Dukaten.

Kurfürst Moritz
23.07.09, 12:59
Der AAR gefällt mir sehr gut.
Die Story klingt plausibel und auf den Bildern erkennt man auch alles Wichtige.

Macht bitte weiter so!
Gruß, KM

sheep-dodger
23.07.09, 13:18
Ausgezeichnet der AAR geht weiter :top:
Immer weiter so.

Stupor Mundi
24.07.09, 00:59
Es ist schön, dass Ihr dieses Spiel rekonstruieren konntet. Der AAR bietet einen Einblick in eine Kultur an der Peropherie Europas, die die unserer sehr geprägt hat, obwohl sie so anders ist. Dies bietet einen großen Reiz.
Wird eigentlich Cordoba irgendwann zu Spanien? Da könnt Ihr doch sicher ein Event schreiben?
Viel Erfolg,
Ein begeisterter Leser.

Stoertebeker
24.07.09, 10:25
Es ist schön, dass Ihr dieses Spiel rekonstruieren konntet. Der AAR bietet einen Einblick in eine Kultur an der Peropherie Europas, die die unserer sehr geprägt hat, obwohl sie so anders ist. Dies bietet einen großen Reiz.
Wird eigentlich Cordoba irgendwann zu Spanien? Da könnt Ihr doch sicher ein Event schreiben?
Viel Erfolg,
Ein begeisterter Leser.

Eigentllich überlegen wir eher, ob wir nicht Portugal zu Spanien werden lassen oder überhaupt: Die Iberer zu vereinen. Vor allem, weil Portugal die gleiche Farbe für sich beansprucht wie das heilige Kaliphat von Cordoba. ;)

Tatsächlich sehen wir in Cordoba keine primär europäische Macht. Vor allem aber sehen wir in ihm keine Macht, die in Amerika herumwuchert. Die Zukunft liegt im Süden.

sheep-dodger
24.07.09, 10:29
Wir würden die christlichen Herrscher und ihre Lakaien von der Halbinsel vertreiben und dann unseren Schutz auf die muslimischen Länder im Fernen Asien ausdehnen :^^:

Sultan Suleyman
07.03.12, 23:57
Werter Störte,
was ist eigentlich mit diesem AAR passiert... wo bleibt seine Fortführung?

Schick, übrigens. :)

Moses
09.03.12, 22:18
Stoerte spielt jetzt MP, da hat er keine Zeit mehr fuer sowas :)

Stoertebeker
10.03.12, 00:32
Werter Störte,
was ist eigentlich mit diesem AAR passiert... wo bleibt seine Fortführung?

Schick, übrigens. :)

Danke, danke. Längst verschollen. Wenn das nächste MP mit Aberation gespielt wird, kann ich mir aber vorstellen, mal wieder Granada zu spielen. Auch wenn's Spanien schon sehr ähnelt ... vielleicht sollte ich doch eher das Kalifat nehmen und Ihr geht nach Granada? Dann gibt's auch einen AAR. ;)


Stoerte spielt jetzt MP, da hat er keine Zeit mehr fuer sowas :)

Japp. Wobei sich der Zeitaufwand inzwischen doch in Grenzen hält. Die diplomatischen Aktivitäten sind doch deutlich zurückgegangen, der Wille, die Session zu planen, lässt nach ... .