Cerberus
24.10.07, 16:34
In verschiedenen Threads wird über diesbezügliche Fragen nachgedacht, vielleicht gelingt es hier, diese Punkte etwas zu bündeln. Mir geht es um die ausgestaltete Szenariomechanik einerseits, um flankierende Hausregeln andererseits.
Dabei kann man sowohl über leichte Modifikationen der beiden vorhandenen Szenarien nachdenken als auch die völlige Umgestaltung.
Jede Einzelfrage kreist letztlich immer um das gleiche Problem:
Wie schafft man es, dem Szenario den historischen Mief zu verschaffen, ohne die Entscheidungsfreiheit des Spielers zu sehr zu knebeln.
Dabei sehe ich ein ganz grundlegendes Balanceproblem: Die Mittelmächte "dürfen" 1914 nicht zu stark sein, aber eben auch nicht zu schwach, um nicht den Rest des Krieges untätig dahinzuvegetieren. Vom anderen Ende her gesehen finde ich es problematisch, daß die Mittelmächte mehr oder automatisch verlieren, wenn sie die Entente nicht gerade völlig vernichtet haben.
Nun mag man einwenden, daß ja auch historisch die Mittelmächte "im Felde unbesiegt" - wie es so schön hieß - zusammenbrachen, aber ich sehe darin keinen zwangsläufigen Automatismus. Durch eine andere Kriegszielpolitik nach außen und eine geschicktere Innenpolitik hätte sich der moralische Zusammenbruch - der dem miltärischen vorgeschaltet war - unter Umständen verhindern lassen (das im Einzelnen zu diskkutieren wäre schon einen eigenen Thread wert).
Während also vor allem im Piero-Szenario die MM am Anfang zu stark sind, sind sie ab 1916 m.E. in einer zu schlechten Position, da sie - wenn ich die regeln richtig verstanden habe - ein Unentschieden, sprich einen Verständigungsfrieden kaum erreichen können.
Wie könnte man das implementieren? Zum Beispiel durch eine TO, die die Mittelmächte relativ früh im Spiel vor die Alternative "Siegfriedenspolitik" und "Verständigungspolitik" stellt (zum Beispiel im September 1914, Stichwort: Septemberprogramm) und die Auswahl beider Möglichkeiten spezifische Vorteile bringt, so daß man eine echte Alternative hat (z.B. höheren Nachschub oder besseren EEV-Level). Je nach Wahl sollte dann die Möglichkeit einen Verständigungsfrieden zu erreichen leichter oder schwerer sein.
Was die Anfangsstärke der MM betrifft, scheint das Mc Bridsche Szenario die bessere Balance gefunden zu haben, was allerdings u.U. allein am anderen Kartenmaßstab liegt. Dafür ist Pieros große Karte natürlich reizvoller. Zudem ist auch erst ein Spiel mit McBride bekannt.
Jedenfalls sehe ich keinen Grund wie im Piero-Szenario die Franzosen so deutlich schlechter zu stellen, als die deutschen Truppen, da es sich alles in allem doch um ebenbürtige Gegner handelte. Ich finde es nicht gerechtfertigt, daß normal ausgerüstete französische Divisionen Angriffswerte von 5 - 6 haben, die Deutschen dagegen 8 -12 (nach den ersten Kämpfen, davor isses ja noch schlimmer ...)
Jedenfalls macht es mit dieser Stärkeverteilung fast überhaupt keinen Sinn rgendwo die deutsche Front ernstlich anzugreifen, schon gar nicht im Westen. Historisch haben sich die Verluste in den großen Abnutzungsschlachten in gewissem Umfang die Wage gehalten (wenn man die Verluste der Verteidiger durch Artilleriebeschuß mit einbezieht), von mir aus sollen die Verluste der Angrifer auch 50% höher sein, aber es muß m.E. jedenfalls eine echte Perspektive für Franzosen und auch letztlich die Russen bestehen, die Deutschen wirksam angreifen zu können. Bislang scheint es so, daß der Deutsche wo er will die Front dicht macht mit geringem Aufwand und das war's dann (wenn man nicht gerade Schiffsartillerie in der Nähe hat.
Damit kommen wir zum nächsten Punkt: den Truppenverlegungen auf fremde Schauplätze.
Die schwäche der französischen und russischen Truppen erzwingt es ja gerade zu, diese überallhin, nur nicht an die jeweilige Heimatfront zu schicken.
Einerseits hat man ein gewisses spielerisches Unbehagen, wenn man Serben und Russen in Frankreich stehen sieht oder an große französische Truppenansammlungen in Galizien denkt. Aber andererseits kann man auch kaum einem Spieler zumuten, massenweise Einheiten sinnlos herumstehen zu lassen oder noch sinnloser zu verpulvern. während man sie an anderer Stelle gebrauchen könnte.
Wenn man also die Verwendung von Truppen auf fremden Schauplätzen reglementieren möchte - was ich ausdrücklich befürworte im Sinne des Spielgefühles - muß man ihnen daheim auch eine Perspektive geben.
Zum Thema Karte noch kurz: Am idealsten fände ich eine Karte, basierend auf Piero mit ihrem tollen Maßstab unter Weglassung der Kolonien und dafür voller Ausgestaltung des Mittelmeeres.
Zum Thema Raumgewinn: Dieser muß sich mehr lohnen. Es kann nicht sein, daß man beispielsweise halb Rußland oder Frankreich erobert, ohne daß dies unmittelbare Auswirkungen hat. Gleiches gilt umgekehrt für die Feldzüge im Osmanischen Reich u.ä. Ich weiß, daß das schwierig zu machen ist, aber vielleicht sollte man bei Eroberung bestimmter Schlüsselstädte dem Sieger einen bestimmten Versorgungsbonus oder aber dem Verlierer einen entsprechenden Malus geben.
Um das Szenario von seinen Möglichkeiten nicht zu sehr einzuengen, muß sich die strategische Defensive der MM im Westen mit Offensive im Osten mehr lohnen (denn rein historisch betrachtet wäre das ja klar die beste Möglichkeit gewesen, den Krieg siegreich zu bestehen).
Erstes Fazit also:
Auch wenn historisch die Defensive deutlich stärker war, sollte man über eine Erhöhung der Angriffswerte der Entente nachdenken, zumindest im Verhältnis zu den deutschen Einheiten. Dadurch wird die Defensive für die Deutschen herausfordernder und 1914 hätte die Entente durch die verbesserte Möglichkeit des Gegenangriffes die Chance, sich besser ihrer Haut zu wehren bzw. durch ernsthafte Angriffe an anderen Fronten Truppen der MM auf sich zu ziehen (das funktioniert bei Piero ja überhaupt nicht, wnen man an die Russen denkt)
Zudem müssen sich Eroberungen mehr lohnen, Verschiebungen der Front um etliche Hexlinien dürfen nicht nur toten Raum einbringen.
Dabei kann man sowohl über leichte Modifikationen der beiden vorhandenen Szenarien nachdenken als auch die völlige Umgestaltung.
Jede Einzelfrage kreist letztlich immer um das gleiche Problem:
Wie schafft man es, dem Szenario den historischen Mief zu verschaffen, ohne die Entscheidungsfreiheit des Spielers zu sehr zu knebeln.
Dabei sehe ich ein ganz grundlegendes Balanceproblem: Die Mittelmächte "dürfen" 1914 nicht zu stark sein, aber eben auch nicht zu schwach, um nicht den Rest des Krieges untätig dahinzuvegetieren. Vom anderen Ende her gesehen finde ich es problematisch, daß die Mittelmächte mehr oder automatisch verlieren, wenn sie die Entente nicht gerade völlig vernichtet haben.
Nun mag man einwenden, daß ja auch historisch die Mittelmächte "im Felde unbesiegt" - wie es so schön hieß - zusammenbrachen, aber ich sehe darin keinen zwangsläufigen Automatismus. Durch eine andere Kriegszielpolitik nach außen und eine geschicktere Innenpolitik hätte sich der moralische Zusammenbruch - der dem miltärischen vorgeschaltet war - unter Umständen verhindern lassen (das im Einzelnen zu diskkutieren wäre schon einen eigenen Thread wert).
Während also vor allem im Piero-Szenario die MM am Anfang zu stark sind, sind sie ab 1916 m.E. in einer zu schlechten Position, da sie - wenn ich die regeln richtig verstanden habe - ein Unentschieden, sprich einen Verständigungsfrieden kaum erreichen können.
Wie könnte man das implementieren? Zum Beispiel durch eine TO, die die Mittelmächte relativ früh im Spiel vor die Alternative "Siegfriedenspolitik" und "Verständigungspolitik" stellt (zum Beispiel im September 1914, Stichwort: Septemberprogramm) und die Auswahl beider Möglichkeiten spezifische Vorteile bringt, so daß man eine echte Alternative hat (z.B. höheren Nachschub oder besseren EEV-Level). Je nach Wahl sollte dann die Möglichkeit einen Verständigungsfrieden zu erreichen leichter oder schwerer sein.
Was die Anfangsstärke der MM betrifft, scheint das Mc Bridsche Szenario die bessere Balance gefunden zu haben, was allerdings u.U. allein am anderen Kartenmaßstab liegt. Dafür ist Pieros große Karte natürlich reizvoller. Zudem ist auch erst ein Spiel mit McBride bekannt.
Jedenfalls sehe ich keinen Grund wie im Piero-Szenario die Franzosen so deutlich schlechter zu stellen, als die deutschen Truppen, da es sich alles in allem doch um ebenbürtige Gegner handelte. Ich finde es nicht gerechtfertigt, daß normal ausgerüstete französische Divisionen Angriffswerte von 5 - 6 haben, die Deutschen dagegen 8 -12 (nach den ersten Kämpfen, davor isses ja noch schlimmer ...)
Jedenfalls macht es mit dieser Stärkeverteilung fast überhaupt keinen Sinn rgendwo die deutsche Front ernstlich anzugreifen, schon gar nicht im Westen. Historisch haben sich die Verluste in den großen Abnutzungsschlachten in gewissem Umfang die Wage gehalten (wenn man die Verluste der Verteidiger durch Artilleriebeschuß mit einbezieht), von mir aus sollen die Verluste der Angrifer auch 50% höher sein, aber es muß m.E. jedenfalls eine echte Perspektive für Franzosen und auch letztlich die Russen bestehen, die Deutschen wirksam angreifen zu können. Bislang scheint es so, daß der Deutsche wo er will die Front dicht macht mit geringem Aufwand und das war's dann (wenn man nicht gerade Schiffsartillerie in der Nähe hat.
Damit kommen wir zum nächsten Punkt: den Truppenverlegungen auf fremde Schauplätze.
Die schwäche der französischen und russischen Truppen erzwingt es ja gerade zu, diese überallhin, nur nicht an die jeweilige Heimatfront zu schicken.
Einerseits hat man ein gewisses spielerisches Unbehagen, wenn man Serben und Russen in Frankreich stehen sieht oder an große französische Truppenansammlungen in Galizien denkt. Aber andererseits kann man auch kaum einem Spieler zumuten, massenweise Einheiten sinnlos herumstehen zu lassen oder noch sinnloser zu verpulvern. während man sie an anderer Stelle gebrauchen könnte.
Wenn man also die Verwendung von Truppen auf fremden Schauplätzen reglementieren möchte - was ich ausdrücklich befürworte im Sinne des Spielgefühles - muß man ihnen daheim auch eine Perspektive geben.
Zum Thema Karte noch kurz: Am idealsten fände ich eine Karte, basierend auf Piero mit ihrem tollen Maßstab unter Weglassung der Kolonien und dafür voller Ausgestaltung des Mittelmeeres.
Zum Thema Raumgewinn: Dieser muß sich mehr lohnen. Es kann nicht sein, daß man beispielsweise halb Rußland oder Frankreich erobert, ohne daß dies unmittelbare Auswirkungen hat. Gleiches gilt umgekehrt für die Feldzüge im Osmanischen Reich u.ä. Ich weiß, daß das schwierig zu machen ist, aber vielleicht sollte man bei Eroberung bestimmter Schlüsselstädte dem Sieger einen bestimmten Versorgungsbonus oder aber dem Verlierer einen entsprechenden Malus geben.
Um das Szenario von seinen Möglichkeiten nicht zu sehr einzuengen, muß sich die strategische Defensive der MM im Westen mit Offensive im Osten mehr lohnen (denn rein historisch betrachtet wäre das ja klar die beste Möglichkeit gewesen, den Krieg siegreich zu bestehen).
Erstes Fazit also:
Auch wenn historisch die Defensive deutlich stärker war, sollte man über eine Erhöhung der Angriffswerte der Entente nachdenken, zumindest im Verhältnis zu den deutschen Einheiten. Dadurch wird die Defensive für die Deutschen herausfordernder und 1914 hätte die Entente durch die verbesserte Möglichkeit des Gegenangriffes die Chance, sich besser ihrer Haut zu wehren bzw. durch ernsthafte Angriffe an anderen Fronten Truppen der MM auf sich zu ziehen (das funktioniert bei Piero ja überhaupt nicht, wnen man an die Russen denkt)
Zudem müssen sich Eroberungen mehr lohnen, Verschiebungen der Front um etliche Hexlinien dürfen nicht nur toten Raum einbringen.