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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Fragen zu Papiernachlass



Dr. w.c. Gerland
24.06.07, 22:49
Verehrte Regenten,
Wir befinden Uns im Besitz des Nachlasses Unseres Urgroßvaters und sind gerade dabei diesen zu durchforsten mit dem Vorhaben sein bewegtes Leben in Wort und Schrift festzuhalten. Nun ergeben sich bei diesem Vorhaben einige Probleme für einen jungen Spund wie Wir einer sind. Wir möchten daher diesen Thread nutzen um Fragen an die werte Regentschaft stellen zu können. Dies kann mit dem Entziffern von schwer lesbaren Dokumenten oder anderen banalen Fragen zu tun haben. (Wir sind seit der damaligen Übersetzung Unserer Bestallungsurkunde, der werte Ruprecht wird sich noch erinnern, nicht ganz unwissend geblieben und haben Unsere Kenntnisse in der Kurrent-Schrift verbessert. Trotzdem ist hier noch viel zu tun bis zur Perfektion.)

Gut, nun aber möchten Wir die Regenten mit der ersten Frage belästigen. Wir sind gerade an den Noten des Realschulzeugnisses Unseres Urgroßvaters gescheitert. Und zwar ist Unsere Frage wie die Notenabstufung 1901 war? "Sehr gut" und "gut" ist klar, doch wie sieht es mit der Note "genügend" aus? Ist "genügend" ein heutiges "befriedigend", also eine 3 oder ist es ein heutiges "ausreichend"? Recherchen im Internet haben Uns bis jetzt nicht so recht weitergebracht. Vielleicht liegt es aber auch an Unserer Inkompetenz die richtigen Suchbegriffe einzugeben. Wir hoffen auf die Hilfe der Regenten!

Einstweilen besten Dank!

Preussenhusar
25.06.07, 09:55
Werter Dr Offizier Gerland

Früher gab s nur 5 Noten, so daß Genügend in etwa eine 3- ist, mangelhaft eine 4-ungenügend sozusagen eine 6.

Soweit ich weiß, wurde die '4' ausreichend erst später dazwischengequetscht ;)

ÜH

Dr. w.c. Gerland
25.06.07, 13:40
Vielen Dank für Eure Einschätzung, verehrter Preussenhusar!

Unser Urgroßvater hat in seinem Abschlusszeugnis der Realschule ein "nicht genügend" im Fach Englisch. Wenn "nicht genügend" mit "ungenügend" gleichzusetzen wäre, hätte er also eine 6. Oder steht "nicht genügend" noch für eine 5 und ist eine Vorstufe von "ungenügend"?

Das bringt einen alles so durcheinander. Die gute alte Zeit. :D ;)

Preussenhusar
25.06.07, 14:04
Nicht genügend würde ich als 5-6 ansetzen, heute als Mangelhaft oder Ungenügend bezeichnet.

Wie gesagt, die Stufen waren etwas "weiter" mit 5 Noten.

Interessante Dokumente sind es aber in jedem Falle, so manches Zeugnis lüftete den Schleier über einige Märchen ;)

PH

Augustus Rex
25.06.07, 14:21
Da ich aus einem 5-Zensuren-System komme, gebe ich schnell die DDR-Variante wieder, ohne freilich behaupten zu wollen, dass sie mit der von 1901 konform geht:
1 = sehr gut
2 = gut
3 = befriedigend
4 = genügend
5 = ungenügend

Dr. w.c. Gerland
25.06.07, 15:07
Nun, insofern das Notenfeld weiter gefasst ist muss man wohl die darunterstehenden Zeilen miteinbeziehen um festzustellen ob es sich nun um eine schlechte Note oder eine mäßig schlechte Note handelt. So ist die Note wohl eher als schlechte Note, denn als mäßig Schlechte einzuordnen, da als Begründung gegeben wird: "Wegen immer geringerer Kenntnis der Grammatik und des Wortschatzes (...) wegen seiner mangelhaften Aufgaben müssen seine Grammatikkenntnisse mit Nicht genügend (bewertet) werden"

Englisch schien nicht sein Fach gewesen zu sein.

Wenn man bedenkt, dass zur damaligen Zeit für die Ableistung der Realschulreife die Prüfungs-Kommission aus acht Leuten bestand. Darunter ein Königlicher Kommissar.

Diese Abschlüsse waren noch verdient. :D ;)

Dr. w.c. Gerland
26.06.07, 19:24
Wir hätten hier ein Dokument, welches Wir nicht entziffern können. Es muss sich hierbei wohl um eine Art Lebenslauf seines Stiefsohnes (Hermann v. Thien) handeln. Vielleicht hat ein Regent Lust dieses Papier zu entschlüsseln:

http://img510.imageshack.us/img510/644/20001pq0.jpg

General Steiner
26.06.07, 21:07
Sagt, wenn ich hier kurz zwischen posten darf: Ihr habt heute im österreichischen Hinterland 6 Noten?

Gettysburg
26.06.07, 22:47
@General Steiner
Ihr habt da ein "n" in eurem Post vergessen... oder sollte da ein "l" hin? :eek: ;)

@Topic
Beim Mitraten bin ich doch glatt dabei. Leider gelingt es mir momentan noch nicht, einen vollständigen Zusammenhang herzustellen, aber mir sieht das irgendwie nach einer Art "Gesundheits-Lebenslauf" oder einem konkreten Krankheitsverlauf der Augen aus.

In der "1940"-Zeile steht meiner Meinung nach: "Augenuntersuchung. Operation in Eppendorfer Krankenhaus. Günstig verlaufen."

Das Wort, dass wie "Untersuchung" aussieht (wenn man noch wie damals ein "u" handschriftlich wie ein "ü" oder ein "u" mit "-" darüber schreibt) findet sich in einigen anderen Zeilen: Als erstes Wort in der "Mai 1936"-Zeile. Dort findet sich in zweiter Zeile auch das Wort "Brille". Dann jeweils als erstes Wort für den Juli 1936 und die zweite Eintragung für den 17. August 1936.


Dies vielleicht als kleinen Anfang. Ich versuche mich aber selbst noch weiter an der Sache. Gar nicht so uninteressant... :)

Heinrich Heine
27.06.07, 16:06
Da ich aus einem 5-Zensuren-System komme, gebe ich schnell die DDR-Variante wieder, ohne freilich behaupten zu wollen, dass sie mit der von 1901 konform geht:
1 = sehr gut
2 = gut
3 = befriedigend
4 = genügend
5 = ungenügend

Ach mein Freund der sächselnde Quäker....

Vielleicht noch nachzutragen

1= 96 %
2= 80 %
3= 60 %
4= 40 %

Habe eben mein altes Mütterchen gesprochen, bis zur vierten Klasse ( also bis 1945 ) hatte Sie ebenfalls ein 6-Notensystem, erst mit Kriegsende wurde dann das 5-Notensystem eingeführt.

Sie sucht bis Freitag das Zeugnis meiner Großeltern heraus und wird mir dann Informationen zu diesen Noten geben können als Ex-Paukerin. bis dahin bitte ich um Geduld

jota
27.06.07, 16:31
1942- Unterbringung durch .....Dr. med.Schrader

McMacki
27.06.07, 17:07
Also. Das Wort Untersuchung ist ja mehrmals dabei, ich kann aber auch vieles nicht gut lesen...
Also ich hab noch herausgefunden:

1936 Juli: Untersuchung Schulungs(da bin ich mir nicht sicher) für Verschickung auf ...sdorf.
August 13: Lesend:

1942 November: Untersuchung(glaube nicht das es unterbringung ist) durch...

Heinrich Heine
29.06.07, 15:25
Hoy, da bin ick wiedar

Also, im Zeugnisbuch von 1903 stehen folgende Bestrimmungen und Bemerkungen

Bestimmungen:

1. Jedes Kind erhält ein solches Buch unentgeltlich
2. Wer dasselbe beschmutzt, zerreißt oder verliert, hat für den Ersatz 20 Pfennige zu leisten.
3. Zusätze irgend welcher Art zu der Namensunterschrift des Vaters oder dessen Stellvertreter zu machen, ist nicht gestattet.
4. Die Bücher werden im Klassenschranke aufbewahrt und werden den Kindern bei deren Austritt aus der Klasse oder der Schule von dem Lehrer ausgehändigt.

Bemerkung.

Betragen: 1 lobenswert 2 gut 3 befriedigend 4 nicht ohne Tadel 5 tadelnswert

Fleiß und Aufmerksamkeit: 1 sehr gut 2 gut 3 genügend 4 kaum genügend 5 ungenügend

Die Durchschnittszensur für die Leistungen ist genügend und berechtigt zur Versetzung.


------------------------

und zurück im Jahre 2007 hoffe ich ein wenig Licht ins Dunkel gebracht zu haben.

Punkt 3 finde ich historisch interessant, damals waren wir noch ein patriarchisches Kaiserreich, der Vater oder sein Stellvertreter - supi

Dr. w.c. Gerland
30.06.07, 00:01
Hoy, da bin ick wiedar

Also, im Zeugnisbuch von 1903 stehen folgende Bestrimmungen und Bemerkungen

Bestimmungen:

1. Jedes Kind erhält ein solches Buch unentgeltlich
2. Wer dasselbe beschmutzt, zerreißt oder verliert, hat für den Ersatz 20 Pfennige zu leisten.
3. Zusätze irgend welcher Art zu der Namensunterschrift des Vaters oder dessen Stellvertreter zu machen, ist nicht gestattet.
4. Die Bücher werden im Klassenschranke aufbewahrt und werden den Kindern bei deren Austritt aus der Klasse oder der Schule von dem Lehrer ausgehändigt.

Bemerkung.

Betragen: 1 lobenswert 2 gut 3 befriedigend 4 nicht ohne Tadel 5 tadelnswert

Fleiß und Aufmerksamkeit: 1 sehr gut 2 gut 3 genügend 4 kaum genügend 5 ungenügend

Die Durchschnittszensur für die Leistungen ist genügend und berechtigt zur Versetzung.


------------------------

und zurück im Jahre 2007 hoffe ich ein wenig Licht ins Dunkel gebracht zu haben.

Punkt 3 finde ich historisch interessant, damals waren wir noch ein patriarchisches Kaiserreich, der Vater oder sein Stellvertreter - supi

Dies erhellt auf jeden Fall Unser Verständnis der damaligen Notengebung. Besten Dank dafür! Es stellt sich Uns nun aber die Frage ob bereits für den Jahrgang 1882 ein solches Notenheft herausgegeben wurde. Wir sind nur im Besitz des Abschlusszeugnisses (möglicherweise sind andere Unterlagen während der Operation Gomorrha verloren gegangen.). Sind Eure Großeltern aus eben diesem Jahrgang? (1880er?).

Wir möchten auch die Mühen der Regenten Gettysburg, jota und McMack hiermit beachten! Vielen Dank, hierfür!

Dr. w.c. Gerland
30.06.07, 00:04
Wenn Interesse besteht, veröffentlichen Wir gerne Auszüge aus den Aufzeichnungen während der Operation Gomorrha. Es soll ja nicht nur Arbeit für die Regenten entstehen. ;)

Heinrich Heine
21.07.07, 12:54
Es stellt sich Uns nun aber die Frage ob bereits für den Jahrgang 1882 ein solches Notenheft herausgegeben wurde. Wir sind nur im Besitz des Abschlusszeugnisses (möglicherweise sind andere Unterlagen während der Operation Gomorrha verloren gegangen.). Sind Eure Großeltern aus eben diesem Jahrgang? (1880er?).


laß mich überlegen, meine Großeltern sind einmal 1907 und 1910 und das andere Mal 1878 geboren. Wobei mein Opa von 1878 in Westpreussen ansäßig war und 1945 kaum Unterlagen mit nach Mecklenburg mitgenommen hat. Seine 2. Frau - meine Oma - starb 1945. Mit anderen Worten, von dieser Seite habe ich keine Zeugnisse vorliegen. Das erwähnte Zeugnis weiter oben stammt von einem Onkel meiner Oma. Wie ich schon schrieb, meine Mutter sammelt Zeugnisse, daher konnte ich Auskunft geben.
Ich vermute aber mit der großen Schulreform unter Friedrich Wilhelm IV ( oder III ? ) gab es in Preußen erste Zeugnisse die den unseren ähnlich sind.

Hochinteressant ist übrigens ein Essay von Friedrich II von Preußen ( um 1770 glaube ich ) wo er sich über Bildung in Deutschland und speziell in Preussen ausläßt. Als ich meine Mutter diesen vor kurzen zum Lesen gab, hatte sie kopfschüttelnd reagiert nach der Lektüre ob der vielen gleichen Probleme 250 Jahre später. Friedrichs Werk kann man durchaus der heutigen Zeit zuschreiben, so ähnlich waren schon damals die Probleme. Und seine Vorschläge sind gar nicht mal so schlecht - auch für heute. Das Buch hat noch meine Mutter, kann leider nicht daraus zitieren