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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : allons enfants de la patrie



General Dufour
28.01.07, 21:02
Werter Regenten,

in kürze werde ich hier meinen ersten HoIII Doomsday AAR starten.

Ich werde auf normal/normal spielen
Land Frankreich
HoII Doomsday vanilla, neuster Patch
einige Grafikpacks
und ein neuer Leader

Edit 10.03.07:
1 neues Techteam
1 neuer Minister
eingige kleine, selbstgemachte, nicht spielentscheidende Events

Achtung, dies wird kein "Frankreich erobert die ganze Welt oder ähnlich" AAR ;)

Speziell ist vielleicht, das ich das ganze auf meinem Mac spielen werde.


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Der Protagonist in diesem AAR trägt zwar meinen Usernamen hier auf dem Board, gibt aber keineswegs meine persönliche politische Meinung wieder!

Ich wünsche euch viel Spass und spaart nicht mit Anregungen!

General Dufour
28.01.07, 21:09
So meine Herren, lets go ;)

Letzthin war ich auf amazon.de ein wenig stöbern, ich suchte kein spezielles Buch, bin dann aber auf eine Perle der modernen Literatur gestossen. Vorallem die Rezensionen verschiedner Leser haben mich angesprochen. Doch lest selbst:


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Kurz darauf bestellte ich das besagte Buch. Zwei Wochen später traf es im heimischen Briefkasten ein. Ich machte mich sogleich ans erste Kapitel ;)


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thrawn
28.01.07, 22:33
Auf ein Intressantes Spiel.

General Dufour
28.01.07, 23:27
allons enfants de la patrie

1953, Orell Füssli Verlag Zürich
ins deutsche übersetzt von Hans Pichler
erste Ausgabe

Gewidmet meinem Mitstreiter Charles de Gaulle

Einleitung

1935

Den Brief, den ich am 28. Oktober 1935 von der Regierung erhielt, den kann ich nicht verantwortlich machen, aber mich, ja, das kann ich. Ich weiß nicht, ob ich im nachhinein das Kommando, das man mir an diesem Tag anbot, wieder angenommen hätte. Damals konnte ich nicht wissen, was bald darauf geschehen würde. Es schien mir verlockend, wieder in der Armee zu dienen. Die Zeiten hatten sich, nach meinem Rücktritt, geändert und dieser Posten, so etwas hatte ich mir die ganze Zeit in Amiens herbeigesehnt.

Am 27. Juli 1870 in Nîmes geboren, war ich der Älteste Sohn von Louis Dufour, einem Beamten in der lokalen Präfektur. Verheiratet war er mit Maria, geborene Fouquet, sie stammte aus einem kleinen Adelsgeschlecht und brachte etwas Geld in die Ehe, von diesem sich meine Eltern ein kleines Haus in Nîmes kauften. 1874, 4 Jahre nach meiner Geburt, kam mein erster Bruder, Charles, zur Welt. 2 Jahre später folgte ihm Luc, mein jüngster Bruder.
Wir besuchten alle das Gymnasium von Nîmes und verbrachten eine behütete Kindheit in Südfrankreich.
Mit 18 Jahren begann ich meine militärische Laufbahn mit dem Eintritt in die Militärschule Saint-Cyr, an der schon viele berühmte Generäle Frankreichs ihre Karriere starteten. Ich wurde dem Studienjahrgang „N°73 du Grand Triomphe“ eingeteilt. 2 Jahre später schloss ich als einer der Besten im Rang eines Sous-Lieutenant ab. Man teilte mich dem „Bataillon de Tirailleurs Sénégalais “ zu, das in Port-Gentil in Gabon stationiert war und Teil des Kontingents war, das die Sicherung unserer Kolonie „Afrique Equatoriale Française“ zur Aufgabe hatte.


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Afrique Equatoriale Française

Es war nicht unbedingt der dankbarste Posten, den man als junger Offizier bekommen konnte, aber die Chancen auf schnelle Beförderung waren in Kolonien am größten, sodass ich meiner Reise nach Afrika guten Mutes entgegen sah.
Am 13 Januar 1891 bestieg mich mit 2 weiteren Offizieren und einer Handvoll Soldaten in Marseille ein Postschiff, das uns nach Port-Gentil bringen sollte. Sous-Lieutenant Plantard kam wie ich direkt von der Akademie, während Capitaine Lemaire bereits ein gedienter Soldat war und nur seinen Urlaub in Frankreich verbrachte. Er wusste uns während der langen Überfahrt viel zu erzählen. So erfuhr ich, dass er bereits seit 5 Jahren in Gabon stationiert war und ein enger Vertrauter des lokalen Kommandeurs, Colonel Andreu, war.
Nach 14 Tagen auf dem Schiff, wir machten noch einen Zwischenstopp in Dakar, erreichten wir schließlich Port-Gentil. Am Hafen, falls dieser diese Bezeichnung überhaupt verdiente, wurden wir von Colonel Andreu persönlich empfangen. Er begrüßte uns kurz und wies uns einem Soldaten zu, der uns zum Fort brachte.


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Zeitgenössische Postkarte

Ich wurde einem Zug Triailleure zugeteilt, die Offiziere und die meisten Unteroffiziere waren Festlandfranzosen, während sich die Mannschaften ausschließlich aus Senegalesen zusammensetzten.
Wie man es mir ins Saint-Cyr bereits voraussagte, durchlief ich relativ schnell die verschiedenen Dienstgrade und 1895 war ich bereits Capitaine. Lemaire, mit dem ich in Port Gentil angekommen war, weilte zu dieser Zeit bereits nicht mehr bei uns, da er wieder nach Frankreich zurückbeordert wurde, während Plantard in den Congo versetzt wurde, sodass wir uns aus den Augen verloren.


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Ich als junger Lieutenant in Gabon

Das Leben in Gabon war relativ öde und langweilig. Außer dem Fort und der Umgebung rund um die Hafenstadt, bekamen wir nicht viel vom Land zu sehen und die meisten von uns waren auch nicht wirklich scharf darauf. Das grösste Fest war die monatliche Ankunft des Postschiffs aus Marseille, welches uns neue Nachrichten aus der Heimat brachte. Ich wollte diesem eintönigen Trott entfliehen und wante mich deshalb an Colonel Andreu. Dieser nahm mein Anliegen Ernst und verschaffte mir eine neue Stelle in Frankreich. Er sagte mir noch, dass er nur ungern einen guten Offizier wie mich verlieren würde, verstand aber meinen Wunsch nach einer neuen Herausforderung. Andreu, war, im Gegensatz zu mir das, was wir jungen uns immer unter einem typischen Kolonialoffizier vorstellten. Von der Statur etwas kleiner als ich, wohlgenährt, mit einer Halbglatze,. Er war bereits gut 20 Jahre hier, holte seine Familie nach Gabon und wollte seinen Lebensabend hier verbringen.
Im Februar 1899 war es dann soweit, ich erhielt ein Kommando in Frankreich und durfte Afrika verlassen.
In der Heimat angekommen, kam ich wieder nach Saint-Cyr, diesmal aber als Ausbilder. Dieser Posten sagte mir gut zu und ich genoss die Zeit in der Bretagne. Die Erfahrung, die ich aus Gabon mitbrachte, machte sich schnell bezahlt und ich stieg in der Gunst des Schulkommandos, welches mir auch ermöglichte, Vorlesungen an der „École Supérieure de Guerre“, der französischen Kriegsschule, zu besuchen. Dort lernte ich Ferdinand Foch, meinen spätern Kommandanten während des Grossen Krieges, kennen. Leider verwehrte man mir zu dieser Zeit eine Aufnahme an die Akademie, auch mein Fürsprecher Foch konnte mir nicht helfen.
Die Zeit zog ins Land, ich war mit meinem Posten sehr zufrieden, als 1914 der Krieg begann. Foch, der seit 1907 Brigadegeneral war, holte mich zu seinem „20e corps d'armée“, das Teil der „IIe Armée“ war. Ich erhielt ein Kommando im 37. Infanterie Regiment. Ich kämpfte 1915 bei der Schlacht von Artois und 1916 an der Schlacht an der Somme. Bis Foch 1917 zum Generalstab beordert wurde und ich ihm durch seine verschiedenen Kommandos folgte. 1918 wurde er zum Marschall und Oberkommandierenden der Front ernannt wurde. Während meiner Zeit bei Foch wurde ich in schneller Reihenfolge bis zum Brigadegeneral befördert, erhielt jedoch kein direktes Kommando, sondern blieb bei Foch im Führungsstab.
Als der Krieg gewonnen war, trennte sich mein Weg von dem meines Mentors. Ich erhielt das Kommando der „60e Division d'Infanterie“, die Teil der 7. Armee war. In den Nachkriegsjahren waren wir lange im Elsass stationiert um beim bei der Maginot-Linie mitzuhelfen. 1927 wurde die Division, aufgrund einer Umstrukturierung nach Amiens verlegt.
Ich wurde zum Général de Division befördert und behielt mein Kommando der 60. Infanteriedivision. Die Zeit in Amiens verging sehr langsam, für mich zu langsam. Also Divisionskommandeur hatte ich mich fast nur um administrative Angelegenheiten zu kümmern, ich war jedoch ein Mann der Taten, ich wollte etwas bewegen. Als sich abzeichnete, dass sich die Situation in nächster Zeit nicht ändern würde, beschloss ich, meinen Dienst bei der Armee zu quittieren. Ich hatte, während meiner Zeit in Gabon, Kontakte zu diversen Reedern geknüpft und wollte, so hatte ich es mir jedenfalls vorgenommen, ein eigenes Unternehmen aufbauen. 1930 reichte ich offiziell meinen Rücktritt ein.
Ich ging nach Marseille, wo ich mir einen guten Anfang für mein Geschäft erhoffte

Fallschirmjäger
29.01.07, 01:10
Schöner Beginn =)

Ich hoffe auf schöne Berichte und, dass die Franzosen nicht gleich sofort die Deutschen besiegen.

Generalfeldmars
29.01.07, 02:14
Franzosen kennen das Wort "Sieg" doch gar nicht ;)

Im Ernst: Es fängt sehr gut an! Wenn das in dieser Art konsequent weiter geht, wird das ein klasse AAR.

General Dufour
29.01.07, 06:58
Werter Generalfeldmars, ich hoffe ihr habt gemerkt, dass es dieses Buch nicht wirklich gibt, es ist alles frei erfunden. ;) Auch die Bewertungen bei amazon.

General Steiner
29.01.07, 08:36
Oh ja super...und ich wollt auch gerade Suchen vorallem wegen dem einzig artigen Karten Material.....

Habs schon verstanden....Schämt ihr euch nicht solchen Schindluder zu betreiben?
Dafür soltle ich euch Minuwsrepen....aber ich tus doch lieber Positiv...
Wer betreibt sonst schon so einen Aufwand? :eek:

Generalfeldmars
29.01.07, 20:41
Ja, das hab ich dann recht bald gemerkt ;) Da ich aber mir die Bewertungen nicht durchgelesen und nur zur Kenntnis genommen habe, dass es dieses Buch angeblich bei Amazon geben soll, ist das hoffentlich zu entschuldigen. Aber ich gebe zu, dass ihr mich auf eine falsche Fährte geführt habt. Dass das von euch Geschriebene ausgedacht ist, war mir natürlich klar, ich hab halt nur gedacht, ihr hättet euch von dem "Buch" inspirieren lassen.

General Dufour
29.01.07, 22:08
Geschätsmann und Rückkehr zur Armee

Ich gründete mit meinem Bruder Charles, der inzwischen ein erfolgreicher Kaufmann geworden war, die „Dufour & Dufour Cie“. Wir übernahmen aus der Konkursmasse einer heimischen Reederei 2 Schiffe und erwarben die Konzession für den Frachtverkehr mit den Kolonien in Asien.
Während ich in Marseille blieb und Geschäft von Frankreich aus führte, übernahm mein Bruder die Niederlassung in Saigon. Nach einem harzigen Start, fuhren wir im dritten Jahr bereits den ersten Gewinn ein und spielten mit dem Gedanken, unsere Flotte durch ein weiteres Schiff zu vergrößern. Ich wandte mich an Monsieur Errard, einen Reeder aus der Stadt,
und siehe da, ich hatte Glück, ein italienisches Schiff stand um Verkauf, die „Neptune“. Schnell war ein Termin für die Besichtigung im Hafen abgemacht, wo ich auch über den Preis zu verhandeln gedachte. Im Oktober 1935 sollte es tatsächlich so weit sein.
Ich erinnere mich noch genau an diesen Tag, um acht Uhr sollte ich mich mit Signor Gambretti am Pier 19 treffen, dort lag die Neptune auf Anker. Der Morgen war ungewöhnlich neblig am Vieux-Port, auch für Marseille, sehr ungewöhnlich. Ich ließ mich dadurch nicht beirren und ging schnellen Schrittes auf Gambretti, der bereits am Steg wartet, zu. Er begrüßte mich mit sauberem Französisch, seine italiensche Herkunft konnte sein Akzent jedoch nicht verheimlichen. Wir tauschten die ersten Papiere aus und wollten uns noch einen Café im nächsten Restaurant gönnen, da wir noch auf einen Beamten der Hafenbehörde warten mussten.


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Postkarte der Neptune

Wir standen also am Pier, hinter mir mein zukünftiges Schiff, als plötzlich ein alter Renault auffuhr, aufgrund des Nebels und der Distanz zum Pier, konnte ich den Typ nicht genau erkennen. Es stiegen 2 Personen aus, sie blieben bei ihrem Auto stehen und winkten mir zu, der Eine rief etwas, ich konnte es aber nicht verstehen. Gambretti schaute mich fragend an, ich winkte ab und ging langsam auf den Wagen zu, anscheinend wollten die Herren zu mir. Auch die Unbekannten kamen mir entgegen. Als wir uns etwa auf der Mitte des Piers gegenüberstanden, der Italiener folgte mir nicht, fragte der Kleinere der Beiden sofort: „Henri Dufour?“ Ich erwiderte: „Wie kann ich den Herren helfen?.“ „Wir haben hier eine Depesche für Sie, direkt aus Paris, bitte unterschreiben Sie hier!“ sagte er, während mir sein Kamerad einen Umschlag reichte. Ich unterschrieb sein Dokument, und nahm den Umschlag entgegen. Sie verabschiedeten sich und gingen zu ihrem Auto zurück, ich erwiderte ihren Gruß nicht und machte den Umschlag gleich auf „Scheint wirklich wichtig zu sein!“ dachte ich mir und las die ersten Zeilen des Briefes.
Ich traute meinen Augen nicht, man bot mir tatsächlich wieder ein Kommando in der Armee an, aber nicht irgendein Kommando nein, ich sollte ein Expeditonskorps in Französisch-Somaliland befehligen, das, aufgrund des italienisch-äthiopischen Krieges, in den nächsten Tagen eben dorthin verlegt werden sollte.
Ich ging wieder zu Gambretti, der immer noch beim Schiff wartete, ließ mir nichts anmerken und lud ihn ins Hafencafé ein. Bald traf auch der Beamte ein und wir unterzeichneten den Vertrag. Ich eilte darauf in mein Büro und telegrafierte meinem Bruder, das er die Geschäfte in Zukunft alleine führen müsse, da ich eine einmaliges Angebot der Armee erhielt. Ich hatte mich schon auf der Fahrt zu meinem Arbeitsplatz entschieden, dass ich mir das nicht entgehen lassen wollte. Später am Nachmittag erhielt ich auch eine Antwort von Charles. Er gratulierte mir zum Kauf des Schiffes und äusserte sein bedauern über mein Weggehen, sah sich aber imstande, das Geschäft auch ohne mich zu führen. Wir klärten in den folgenden Tagen noch die Formalitäten um meine Nachfolge und ich konnte meinen jüngsten Bruder Luc für unser Geschäft gewinnen. Charles entschied sich, nach Marseille zurückzukehren um in die Unternehmung einzuweisen.
Ich verließ also mein Geschäft und ging nach Paris, wo ich vom Verteidigungsministerium in mein neues Kommando eingeführt wurde. Das Korps bestand aus einer Infanteriedivision, ausgerüstet mit dem modernsten Material, das die Armee zu dieser Zeit hatte und 2 Regimentern Gebirgsfüsilieren und Pionieren. Am 2. November wurden alle Mitglieder des Kontingents auf dem „Place de Justice“ vereidigt und wir bekamen unsere Standarte. Einen Tag darauf lief unser Schiff in Richtung Djibouti aus.


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Generalfeldmars
30.01.07, 13:00
Hmm, mit 36 Jahren schon Generalleutnant und dann die Armee verlassen, weil man einmal nicht berücksichtigt worden ist? Das passt irgendwie nicht. Außerdem kommt nach der Rang des Capitaine (Hauptmann) erst einmal der Rang des Majors (Commandant in der franz. Armee) und dann erst der Oberstleutnant (Lieutenant-Colonel). Bis zum Generalleutnant (den Rang Lieutenant-Général gibt es in der franz. Armee gar nicht, nur den Général de Corps d'Armée) wären noch die Beförderung zum Oberst (Colonel) und zum Generalmajor fällig gewesen (Général de Division). Eventuell hätte zwischen Oberst und Generalmajor auch noch die Beförderung zum Brigadegeneral (Général de Brigade) erfolgen müssen, ich weiß aber nicht wann dieser Rang in der franz. Armee eingeführt wurde (bei der Bundeswehr nämlich erst 1955). Fragt mich jetzt nicht, warum ich mich dazu berufen fühlen, solche Nebensächlichkeiten hier so auszubreiten, ich hatte halt gerade zu viel Zeit ;)

Ansonsten wirklich gut geschrieben.

General Dufour
30.01.07, 17:54
Werter Generalfeldmars, ihr habt natürlich recht. Leider habe ich nicht soweit studiert, bzw es ist mir zu spät in den Sinn gekommen, dass mein Protagonist 1936 bereits Generalleutnant sein muss, da ich als sein Geburtsdatum das meines Ur-Grossvaters genommen habe ;) Aber ihr müsst zugeben, Lieutenant-Général ist eine schöne Rangschöpfung ;) Ich hoffe der AAR gefällt trotz dieser Ungreimtheiten :(

PS: der auf dem Leaderfoto bin übrigens wirklich ich, während meiner Zeit als Unteroffizier in der Armee (Schweiz) :)

General Dufour
04.02.07, 19:07
Hallo werter Leser,
anstelle eines neuen Teiles, habe ich den ganzen AAR nochmals überarbeitet, bzw "realistischer" gemacht. Die Dienstgrade entsprechen nun der Wirklichkeit und ich denke die ganze Geschichte macht nun auch mehr Sinn.

Es lohnt sich, den AAR nochmals zu lesen, da Teil 1 komplett neu ist und Teil 2 auch recht angepasst wurde. Ich hoffe ihr habt Spass daran. Und bitte weisst mich daraufhin, falls ihr noch eine gravierende Ungereimtheit entdecken solltet.

Ich hoffe es gefällt :)

und PS: keine Angst, dies wird kein Überfrankreich AAR, sonder eher ein dramatischer ;)

Generalfeldmars
04.02.07, 21:13
Mal locker 30 Jahre draufgeschlagen ;)
Ich finde es aber sehr gelungen!

General Dufour
11.02.07, 20:55
Der italienisch-äthiopische Krieg

Am 7. November kamen wir im Hafen von Djibouti an. Wir wurden von Gouverneur Nouvel und einer Compagnie lokalen Polizeitruppen empfangen. Ich verließ mit meinem Offizierkorps das Schiff, Nouvel kam sofort auf mich zu, grüsste standesgemäß und hieß mich an der „Côte française des Somalis“ willkommen. Wir bezogen gleich unser Quartier, das sich in einem Hotel befand, das extra für unsere Mission zweckentfremdet wurde, während die Soldaten das schwere Gerät und die restlichen Nachschubgüter von den Schiffen luden.
Mein Kommando richtete ich im Obergeschoss des Hauses ein. Das alte Hotel war eine solide Konstruktion aus Holz und Lehm, das sich direkt an der Hauptstrasse, die Djibouti-Ville in 2 Stadtteile trennte, befand.
Mein Arbeitszimmer war den Umständen entsprechend spartanisch eingerichtet und wir mussten auf vielen Komfort, den wir in Frankreich hatten, verzichten. Das Zimmer hatte 2 grosse Fenster die auf der Straßenseite lagen und durch die die grelle Sonne Ostafrikas erbarmungslos hinein schien, sofern man nicht mit den morschen Jalousien vorbeugte.
An der Wand hinter meinem Pult hing die Tricolore und nebenan ein Bild von Foch, dem ich sozusagen meinen Aufstieg im Militär zu verdanken hatte.


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Unser Hauptquartier in Djibouti-Ville

Nach den ersten Tagen konnten wir uns erstmals ein Bild des Krieges machen, ich fuhr dazu mit einer Patroullie an die abessinische Grenze nach Gâlâfi, im Osten der Kolonie. Ein Kapitän eines englischen Frachters hatte mich tagszuvor über eine grosse Ansammlung von Schiffen im Hafen von Massawa informiert. Die italienschen Truppen werden wohl noch dieses Jahr in die Offensive gehen, dachten wir uns.
An der Grenze angekommen trafen wir auf einen schäbigen Posten der sehr erstaunt über unser Kommen war und sich noch hurtig den Sand von seiner Uniform wischte, ehe er mich grüsste. Ich verlangte einen Lagebericht, den er mir auch prompt gab.
Der Grossteil unserer Soldaten befand sich zu dieser Zeit noch in Djibouti-Ville und das Ziel unserer Ausfahrt war, geeignete Plätze für die Errichtung von provisorischen Forts an der Grenze zu bestimmen. Ich rechnete mit einem Ansturm von Flüchtlingen und Dessarteuren, die wir, wie ich es mir vorstellte, schon direkt hier an den Grenzübergängen abfingen und in eigens dafür eingerichteten Lagern internierten. Sobald der Krieg vorüber war, sollten wir die Flüchtigen wieder in ihr Land zurückschicken.
Der Leser muss wissen, damals waren wir dem faschistischen Italien noch nicht feindselig eingestellt. Dies sollte sich in den kommenden Jahren zwar rapide ändern, aber zu dieser Zeit nicht. Keiner von den Offizieren in meinem Stab, mich eingeschlossen, rechnete mit einer Niederlage von Mussolinis Truppen. Ein zweites Adua konnte sich niemand von uns vorstellen.
Aus verlässlichen Quellen erfuhr ich, dass der Herzog von Aosta das italienische Heer anführte. Man gestattet uns sogar einen Berichterstatter nach Massawa zu schicken. Was ich auch gleich in die Wege leitete, Sous-Lieutenant Grasse wurde von mir persönlich nach Italienisch-Eritrea beordert, um so viele Informationen wie möglich zu sammeln und diese mir unverzüglich zukommen zu lassen.


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Italienische Infanteristen auf dem Vormarsch in Eritrea

Währenddessen verlegten auch unsere Englischen Verbündeten Truppen in das Krisengebiet. Am 7. Dezember 1935 landete die HMAS Hobart eine Brigade Infanterie im Hafen von Berbera an. Brigdier Sturges telegrafierte mir sogleich nach Djibouti und wir sprachen darauf unser Vorgehen ab.


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Die HMAS Hobart im Hafen von Berbera

Gleich zu Beginn des neuen Jahres begann die italienische Offensive am Horn von Afrika. Die faschistischen Truppen griffen die Armee Heille Selaises von ihren Stützpunkten in Eritrea und Somaliland aus an, und versuchten so seinen Kampfeswillen zu brechen. Am 16. Januar 1936 machten die Italiener erste Gebietsgewinne an beiden Fronten. Grasse ließ mir mittels Kurier, was zu dieser Zeit in dieser Region schier unmöglich schien, umfangreiches Kartenmaterial zukommen, das er angefertigt hatte.


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Die erste Offensive der Italiener

Die Offensive geriet nicht ins stocken, der Äthiopische Kaiser war bereits über das britische Khartoum nach London ins Exil geflüchtet, da war der offizielle Krieg auch schon beendet, als am 9. Februar die letzen abessinischen Soldaten im Hochland von Jima die Waffen streckten und in italienische Gefangenschaft gingen. Grasse war zu dieser Zeit wieder zurück in Djibouti und ich beförderte ihn, aufgrund seiner hervorragenden Leistung, zum Lieutenant. Später am Abend schickten wir, im Auftrag der Regierung noch ein Glückwunschtelegramm nach Addis-Abeba, da die Telegrafenleitung, wie durch ein Wunder, vom Krieg nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde.



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Das unabhängige Äthiopien existiert nicht mehr

General Dufour
25.02.07, 13:53
Zurück in der Heimat

Die Engländer waren Längst wieder aus ihrer Kolonie abgezogen, als auch ich die Order aus Paris bekam, die Heimreise anzutreten.
In den Lagern an der Grenze tummelten sich mittlerweile gegen die 1000 Flüchtlinge, Zivilisten und Kombattanten, die wir, aufgrund eines Abkommens das die Regierungen untereinander geschlossen hatten, an die Italiener übergaben. Ich nutzte die Gelegenheit und traf am 16. Februar nahe von Balho auf den Herzog von Aosta, mit dem ich ein paar Worte wechseln konnte. Er bedankte sich bei mir für die reibungslose Kooperation und ich gratulierte ihm nochmals über den schnellen Sieg.
Als einige Tage später die letzten Flüchtlinge das Land verlassen hatten, bereitete ich unsere Rückkehr nach Frankreich vor.


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Der Herzog von Aosta

Anfangs März 1936 waren wir bereits wieder in unserer Heimat. Unser neues Quartier bezogen wir in den Pyrenäen, wo sich bereits der nächste Konflikt abzeichnete und das internationale Faschistentum erstmals sein wahres Gesicht zeigen sollte.
In der Zwischenzeit bekam ich ein Telegram des Verteidigungsministeriums und ich wurde nach Paris eingeladen. Ich folgte der Einladung und traf ende März in der Rue Saint Dominique ein, wo ich eine persönliche Unterredung mit Monsieur Auriol hatte. Dieser bot mir einen neuen Posten im Generalstab von Gamelin an. Zusammen sollten wir die Armee grundlegend modernisieren. Ich sah dies als grosse Ehre an uns sagte sofort zu. Einige Tage später konnte ich bereits mein Büro im Ministerium beziehen. Die erste Sitzung mit Gamelin ließ nicht lange auf sich warten und wir fällten bereits die ersten strategischen Entscheidungen.

Mir lagen die Pläne einer neuen Haubitze von FAMH vor, mit der wir alle Artillerieverbände neu ausrüsten wollten. In den folgenden Tagen besuchte ich einige male die Produktionswerke in Auxerre und ließ mir das Geschütz vorführen. Am 2. April war es soweit, die Kanone ging in Serienproduktion und sollte bis ende Jahr unsere alten Geschütze ersetzen.



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Die neuen Geschütze während einer Vorführung

Leider reichten die Kapazitäten unserer Rüstungsindustrie nicht aus, obwohl bereits andere Firmen mit der Lizenzproduktion begonnen hatten. Ich musste als meine Zeitplanung nach hinten korrigieren.
Gamelin und ich schrieben auch einen Auftrag für ein neues Jagdflugzeug aus, ende Jahr sollten uns die ersten Prototypen der Hersteller vorliegen, die wir dann mit dem Chef der „l’armée de l’air“, Général Denain, prüfen wollten.
Meine zweite Amtshandlung bestand darin, die Zahl der Berufsoldaten zu erhöhen und gleichzeitig die Bestände unserer Miliz zu verkleinern. Es herrschte ein großer Mangel an gut ausgebildeten Offizieren und dieser Schritt sollte dem entgegenwirken.

Maurice Gamelin strukturierte zu dieser Zeit unser Feldheer um und orderte deshalb alle Truppen ab Divisionsstärke nach Frankreich. Wir planten, die Großkampfverbände flexibler zu organisieren und komplette Reorganisation der Brigadenverteilung.
Unser Plan war es, vom verschachtelten Regionenprinzip abzukommen und alle Truppen in 4 – 5 Armeen einzuteilen. Gamelin hatte dazu bereits ein Konzept ausgearbeitet und ich war seiner Meinung, dass wir dringend etwas an den alten Strukturen ändern mussten.



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Das französische Kabinett Anfangs 1936

General Dufour
03.03.07, 18:08
Die ersten Amtshandlungen

Anfangs Mai berief ich den Chef der Marine, Admiral Darlan, zu mir in die Rue de Saint Dominique. Mit ihm hatte ich bis jetzt noch kein Gespräch führen können um ihn über die Pläne von Gamelin und mir zu informieren, auch war ich über die Stärke der Marine nicht genau im Bild.
Darlan machte bei unserem ersten Treffen den Anschein, als würde er sich sehr freuen. Er brachte auch eine Mappe mit Plänen für die „marine national“ mit. Er war sich offensichtlich über die Rüstungskapazitäten der Industrie nicht im Klaren, als er mir seine Planungen erklärte. Das Gespräch zog sich über den ganzen Tag hin und am Abend kamen wir endlich zu einem Kompromiss für das Marinebudget 36. Darlan musste viele Abstriche machen, da meine Ressourcen, die ich ihm geben konnte äußerst beschränkt waren.
Wir vereinbarten folgendes:

- Der sich in Bau befindende Schlachtkreuzer Dunkerque wird wie geplant fertig gestellt.
- Die ganze Marine wird unter dem Kommando von Darlan neu formiert, dass Ziel sind mindestens 3 starke Großverbände.
- Der geplante U-Boothafen in Monpellier wird, so bald als möglich, in Angriff genommen.
- Es wird ein neuer Flugzeugträger ausgeschrieben, ende Jahr sollten uns von den Planungsbüros der grossen Werften konkrete Pläne vorliegen.

Ein wenig enttäuscht über die geringen Mittel, die wir der Marine zur Verfügung stellten, verließ der Admiral mein Büro.

Während sich Gamelin weiter um die Neuorganisation der „l’armée de terre“ kümmerte, ich nahm zu dieser Zeit alleine den Posten des Generalstabschefs ein, musste ich noch mit Général Denain von der Luftwaffe zusammensitzen. Wie bei Daralan musste ich auch ihm grosse Abstriche in seiner Planung machen. An den geplanten Prototypen der Jagdmaschinen änderte sich vorerst nicht, Denain drängte jedoch, auch unsere Bodenkampfflugzeuge zu modernisieren. Pläne für ein neues Modell lagen bereits vor und die Briten boten ans an, die benötigten Motoren zu liefern. Gamelin und ich befanden aber, das unsere jetzigen Maschinen ausreichend sein und eine Modernisierung der Bomberflotte erst später in angriffen genommen werden sollte. Die vorhandenen Jägerstaffeln sollten noch dieses Jahr auf den neusten Typ aufgerüstet werden und es waren bereits 3 weitere Staffeln der neusten Flugzeuge vom Typ MS.406 bei den Werken von Morane-Saulnier in Produktion, auch wenn diese nur sehr zögernd Fortschritte zu machen schienen.
Das Ziel unseres Programms war, technisch wie auch personell, mit den Jagdverbänden unserer englischen Verbündeten gleichzuziehen. Wir gründeten deshalb 2 militärische Flugschulen in Cholet und Brest, wo wir auch unsere Vorhanden Staffeln zur Ausbildung stationierten.


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Die Rüstung anfangs 36

Als ich die Rüstungsplanung mit den Generälen abgeschlossen hatte, kehrte zum ersten mal seit meinem Antritt ins Ministerium, Ruhe in mein Büro ein. Doch im Süden zog bereits wieder Sturm auf. Die Regierung des mit uns eng befreundeten Spaniens hatte mit nationalistischen Putschisten zu kämpfen. Noch hatte die Republik mit ihrem Sitz in Madrid die Lage im Griff, es sollte aber nicht mehr lange dauern, bis das Ganze in einen offenen Krieg enden sollte.
Wir ahnten die Katastrophe in Spanien in unserem Generalstab damals noch nicht voraus und trafen deshalb auch keine besonderen Vorbereitungen, was sich im Nachhinein als Fehler herausstellen sollte.

Ich nutzte den ruhigen Juni, um meinen Brüdern in Marseille einen Besuch abzustatten. Die „Dufour & Dufour Cie“ war mittlerweile eine der größten Reederein in der Provence und unterhielt regelmäßige Linien nach Saigon, Beirut und Algier. Ich ließ mir von meinem Bruder seinen neusten Erwerb, ein Hochseefrachtschiff, zeigen und er erzählte mir, das die Neptune, das Schiff, das ich vor bald einem Jahr noch persönlich gekauft hatte, immer noch im Dienst stand, und sich momentan in Barcelona befand. Charles machte mir auch ein Angebot und ließ mich wissen, dass immer ein Stuhl für mich in der Geschäftsleitung offen sei. Ich lachte und klopfte ihm auf die Schulter, als er mir das erzählte, als wir am steinigen Strand von Marseille hergingen. Ich erfuhr auch, dass Luc, mein jüngster Bruder, zur Zeit in Brasilien weilte, wo sie eine neue Niederlassung gründen wollten. Sehr erstaunt war ich, als ich dies hörte, war doch die Situation der Wirtschaft im Moment gar nicht euphorisch, aber mein Bruder, dieses Schlitzohr, fand immer einen Weg, irgendwie Geschäfte zu machen.
Ich wünschte meinem Bruder noch viel Glück bei seinen Geschäften, ehe ich ende Juni 1936 zurück nach Paris kehrte.


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Der Hafen von Marseille

thrawn
04.03.07, 02:28
Sehr schön. Bin gespannt wie euer weiterer Ausbau aussieht.

General Dufour
04.03.07, 23:10
Dunkle Wolken über der iberischen Halbinsel

Kurz als ich aus Marseille zurückgekehrt war, überschlugen sich die Ereignisse.
Am 11. Juli besuchte mich Admiral Darlan in meinem Büro in Paris. Er brachte mir die Pläne für einen neuen Flugzeugträger, die er erst kürzlich von Dewoitine erhalten hatte mit. Dieses Unternehmen war seit gut einem Jahr zusammen mit einer grossen Werft in Brest daran, einen neuen Trägertypen zu planen. Ich ließ mir von Darlan geduldig die Vorzüge des neuen Schiffes erklären und er wies mich darauf hin, was für ein großer Prestigegewinn dieses für Frankreich auf den Weltmeeren bedeuten würde. Leider ließen die Mittel unserer Rüstung dieses Großprojekt nicht zu und ich vertröstete den Admiral auf nächstes Jahr. Wir waren uns alle bewusst, dass wir unsere bescheidenen Mittel mit bedacht einsetzten mussten. Auch Darlan verstand mich und wir beschlossen, die Arbeiten am Flugzeugträger im ersten Quartal 1937 in angriff zu nehmen. Am späten Abend erteilte ich den Konstruktionsbüros der AC de St. Nazaire-Pennhoe in Bordeaux per Telegram den Auftrag, einen neuen Zerstörertypen zu entwickeln. Darlan und ich planten, neben dem neuen Träger auch unsere kleinern Kampfschiffe zu modernisieren. Vom Leiter der zuständigen Abteilung erhielt ich am nächsten Tag per Telefon bescheid und man teilte mir mit, dass im Frühjahr 37 die ersten Blaupausen auf meinem Tisch liegen werden.


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Die Ausgangslage des Bürgerkriegs

Nur 4 Tage später, am 18. Juli 1936 brach in Spanien der offene Bürgerkrieg aus. Für uns alle an der Rue de Saint Dominique kam diese Meldung überraschen, hatte uns doch der spanische Botschafter, Senor Munoz, Tage zuvor versichert, die Regierung in Madrid habe die Lage im Griff und wir müssten uns keine Sorgen machen.
Wie uns der Geheimdienst berichtete, wurden die Putschisten erst von General Sanjurjo angeführt, der aber in den ersten Tagen des Krieges bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Wenig später kristallisierte sich General Franco als neuer Anführer der Nationalisten heraus.
Aus Angst, der Konflikte könnte über die Landesgrenzen getragen werden, beorderten wir gleich die Armee in die Pyrenäen. 4 Kavalleriedivisionen wurden unverzüglich an die Grenze zu Spanien beordert. Während ich noch mit Général Georges, dem Oberkommandierenden des Kontingents, die näheren Einzelheiten zu dem bevorstehenden Einsatz besprach, drängte Gamelin die Regierung um Premier Lebrun bereits zu Intervention in Spanien und zur offenen Unterstützung der Republikaner. Regierungschef Sarraut berief darauf den ganzen Generalstab in den Élysée-Palast um über das französische Vorgehen zu beraten. Während Darlan und ich auf Zurückhaltung plädierten, waren Gamelin und Denain für die Unterstützung der Zentralregierung. Nach einer nervzerreibenden Debatte einigten wir uns, der Republik mit Waffen und Freiwilligen zu helfen. Wir schreckten aber davor zurück, das Ganze publik zu machen sondern beschlossen, den Republikanern verdeckt zu helfen.
Am 18. Juli waren alle Formalitäten geklärt und die ersten, als zivile Schiffe, getarnten Frachter verließen die heimischen Häfen in Richtung Barcelona.
Für mich war die Angelegenheit vorerst erledigt und erwartet einzig den täglichen Bericht von der Grenze. Wie es schien, gewannen die Republikaner vorerst die Überhand in den Kämpfen, die mehrheitlich in Nordspanien stattfanden.



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Unsere Intervention

Die Tage strichen ins Land und in Spanien zeichnete sich noch keine Entscheidung ab. Währenddessen verließ die erste von drei sich in Produktion befindliche Jägerstaffel die Fabrikationshallen und wurde sogleich als „group de chasse 22“ der Fliegerschule in Brest zugeteilt. Die Schule in der Bretagne hinkte der in Cholet in Sachen Technik noch nach, die Piloten trainierten hier lange noch mit den veralteten Maschinen von Dewoitine, ehe wir ihnen neue Flieger zu Verfügung stellen konnten, um die beiden Ausbildungsstandorte ausgeglichener zu gestalten. Général Denain begrüßte meinen Entscheid, der sich mit seinen Interessen deckte.



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Jäger vom Typ D.510, die immer noch im Dienst waren

General Dufour
10.03.07, 19:40
Eklat im Ministerium

Am 14. September 1936 erhielt ich einen Anruf von Monsieur Brion, dem technischen Leiter jenes Ingenieurteams, das seit Januar damit beschäftigt war, ein neues Jagdflugzeug zu konstruieren. Das Team setzte sich aus den besten Technikern von Morane-Saulnier und Bloch zusammen. Die Investitionen hatten sich offensichtlich gelohnt und Brion lud mich und andere Offiziere nach Toulouse zur Präsentation des neuen Flugzeuges ein. Ich setzte mich unverzüglich mit Général Denain, dem Chef der „l’armée de l’air“, in Verbindung und lud ihn persönlich nach Südfrankreich ein.
2 Tage später traf ich mit einer Delegation von mir ausgesuchter Offiziere, unter denen sich unter anderem auch Gamelin und Darlan befanden, in Toulouse ein. Brion und seine Ingenieure hiesen uns auf dem kleinen Flugplatz, der sich in unmittelbarer nähe der Werksgebäude von Bloch befand, willkommen. Unter einer grossen Tricolore hatten sie ihre neuste Konstruktion geschickt versteckt. Nach einer kleinen Ansprache lüfteten die Techniker das Tuch und zum Vorschein kam das wohl modernste Jagdflugzeug seiner Zeit, die Bloch MB.152.


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Die stolzen Ingenieure von Bloch und Morane-Saulnier


Wir alle waren begeistert von der neuen Maschine. Denain, der früher selbst Pilot der Luftwaffe war, sah sich das Flugzeug als erster aus der Nähe an während Brion sofort zu mir kam und sich nach dem Start der Produktion erkundigte. Ich musste ihn, aufgrund der prekären Lage der Rüstungsindustrie, auf nächstes Jahr vertrösten. Der Ingenieur konnte mich nicht verstehen, hatte man das Projekt doch mit größten Anstrengungen vorangetrieben um Ende Jahr den Prototypen vorzustellen. Gerne hätten wir den neuen Jäger sofort in Produktion gegeben, machte ich ihm klar, uns fehlen schlicht und einfach die Mittel. Sichtlich enttäuscht über diese Antwort wandte sich Brion wieder dem Fest zu.

Als wir wieder in Paris waren, stand eine wichtige Sitzung mit Maurice Gamelin auf dem Programm. Ich hatte mir Unterlagen zu allen Rüstungsbetrieben in Frankreich und den Kolonien beschafft, unter diesen befanden sich grosse Firmen wie: Renault, Schneider, Morane-Sauliner oder Bloch, aber auch kleinere, mir unbekannte Manufakturen. Ich zählte 87 Betriebe im ganzen französischen Einzugsgebiet. Diese Werke produzierten, laut den Aussagen von Verteidigungsminister Auriol mit einer geschätzten Effizienz von 70%. Diese Zahlen brachten mich doch sehr zum Nachdenken, wie konnte es sein, das ein Land wie das Unsere, militärisch und technologisch seinen Nachbarn weit voraus, weniger Panzer, Flugzeuge, Geschütze oder Gewehre produzierte, als Italien, dessen Industrie zwar schlechter ausgebaut war als die Unsere, deren Ausstoß an Rüstungsgütern unsere aber Übertraf. Natürlich stützten sich unsere Angaben über die Industriestärke anderer Länder auf Geheimdienstberichte, nichtsdestotrotz sollten wir aber unsere Schlüsse daraus ziehen. Als ich Gamelin, ich war zu dieser Zeit offiziell nur sein Berater, meine Erkenntnisse schilderte, war dieser sichtlich überrascht. Er höre dies zum ersten Mal, sagte er mir ungläubig, was mich verärgerte, war er doch schon seit gut 3 Jahren Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Die ganze Industrieentwicklung schien wohl an ihm vorbei gegangen zu sein. Er nahm sich meiner Studie wohl an, ich persönlich traute ihm aber nicht zu, etwas an der prekären Situation zu ändern.


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die französische Industrie Ende 36


Dies war nun schon das zweite Mal, nach unserem kleinen Disput um die Unterstützung der Spanischen Regierung im Bürgerkrieg, dass ich von Gamelin enttäuscht war. Wir waren zwar beide gediente Generäle des Grossen Krieges, und ich hütete mich, ihn zu verärgern, aber so konnte es im Generalstab nicht weitergehen, wollten wir die Armee wieder zu alter Stärke führen.

Der nächste Eklat ließ nicht lange auf sich warten. Anfangs November kam Admiral Darlan, mein engster Vertrauter damals, zu mir an die Rue Saint Dominique. Völlig aufgebracht hielt er mir ein Papier entgegen und verlangte Erklärung. Ich wusste nicht um was es ging und lass das Blatt verwundert durch. Ich legte das Papier zur Seite, sah ich ihn an und sagte, das ich damit nichts zu tun habe. Es ging um ein U-Boot, das zu Zeit in Montpellier im Hafen lag und nun den Befehl aus Paris erhielt, nach Barcelona auszulaufen, wo es den Republikanern übergeben werden sollte. Das Dokument, das mir Darlan vorlegte, war hier in Paris abgestempelt worden, was einfach nicht möglich schien. Hatten wir doch die klare Weisung, die Regierung in Madrid nur inoffiziell zu unterstützen. Die Schenkung eines vollkampffähigen U-Bootes, auch wenn die Minerve das älteste Boot war, das sich noch in unserer Flotte befand, war ein eindeutiger Verstoß gegen diese Weisung. Was mich aber nicht verwunderte, war, dass der Auslaufbefehl von keinem geringerem als Général Gamlin unterschrieben war. Erzürnt nahm ich den Fetzen, zerknüllte ihn und warf ihn in den Papierkorb. Dem Admiral versprach ich, der Sache unverzüglich nachzugehen. Diesmal war Gamelin zu weit gegangen.


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Die Minerve, ein älteres U-Boot der Marine

König Andre
12.03.07, 11:41
Schöner AAR ich hoffe es geht balt weiter. :prost:

General Dufour
12.03.07, 21:03
Der endgültige Bruch

Als ich einige Tage später Gamelin auf die Minerve ansprach, versuchte er mir zu erklären, was ihn zu diesem wagemutigen Schritt bewogen hatte und ob ich denn allen ernstes an einer faschistischen Diktatur in Spanien Interesse hätte. Ich musste ihn darauf hinweisen, das solche Alleingänge in einem Land wie dem Unseren nicht tragbar sein und sagte ihm auch dirket, das ich die Sache vors Parlament tragen werde. Was ich zwei Wochen später dann auch tat.
Ich war mir der Gefahr durch die Faschisten durchaus bewusst, aber das Ziel unserer Politik war es, für Frieden und eine gewisse Hegemonie in Europa zu sorgen und nicht wie es Gamelin oft forderte, in gefährdeten Staaten für Recht und Ordnung zu Sorgen. Er vergaß auch, dass die von ihm so viel gelobte Republikanische Regierung hauptsächlich aus Kommunisten und Anarchisten bestand, da waren für mich die Nationalisten unter gewissen Umständen das kleinere Übel. Die Regierung in Paris war während der Dauer des Bürgerkrieges in zwei Lager gespalten, vor allem bei den Militärs zeichnete sich ein Bruch ab. Während Gamelin und vorallem jüngere Offiziere offen mit den Republikanern in Madrid sympathisierten konnte ich auf der anderen Seite ein größeres Lager aus ältern Offizieren, allen voran Admiral Darlan, meinem größten Fürsprecher, für meinen Standpunkt der Appeasement-Politik gewinnen.

Als ich am 28. November vor das Parlament trat und die Vorgehensweise meines Kollegen, Général Gamelin, öffentlich anprangerte, flammte unter den Politikern eine erneute Debatte um eine französische Intervention auf der iberischen Halbinsel auf. Schlussendlich rückten wir aber nicht davon ab, Madrid nur inoffiziell zu unterstützen. Gamelin musste sich aber seinen Fehler im „Minerve-Skandal“ eingestehen und trat vom Posten des Generalstabchefs zurück. Mit einer knappen Mehrheit von 14 Stimmen wurde ich zum neuen Oberbefehlshaber der Streitkräfte gewählt.
Mit Gamelin hatte ich nun endgültig gebrochen, er blieb zwar weiterhin Oberkommandierender der „l’armée de terre“, die Zusammenarbeit zwischen uns gestaltete sich aber immer schwieriger. Ich ließ mich davon aber nicht beirren, war ich doch nun am Ziel meiner Karriere. Mit diesem Amt konnte ich endlich etwas beim Militär bewegen. Ich hatte nun die volle Kontrolle über die Rüstungsindustrie und den ganzen Generalstab.


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Das französische Kabinett am 31. Dezember 1936


Gegen ende Jahr erhielt ich dann ausnahmsweise noch eine gute Nachricht. Morane-Saulnier beendete die Produktion einer weiteren Jägerstaffel. Es handelte sich zwar noch um die älteren Maschinen vom Typ MS-406, der aber ohne Probleme mit neuern Modellen aus Russland oder Italien mithalten konnte. Général Denain und ich riefen die „group de chasse 25“ ins Leben und wiesen die Staffel der Flugschule in Cholet zu.


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Die "group de chasse 25" auf einem Flugfeld nahe Cholet


Als ich mein neues Büro an der Rue Saint Dominique fertig bezogen hatte, ließ ich mir unverzüglich den kompletten Rüstungshaushalt vorlegen. Im Produktionsbereich hatte sich seit meiner ersten Visite im Juli nichts Großes verändert. Ich erhielt noch einen genauen Termin für den Stapellauf der Dunkerque. Mitte April 37 sei man mit den Arbeiten fertig, versicherte mir der zuständige Werftleiter. Mit Admiral Darlan vereinbarte ich, dass wir den bald frei werdenden Wertplatz anschließend für den neuen Flugzeugträger verwenden werden. Gamelins Adjutant besprach mit mir noch die Aushebung von vier neuen Infanteriedivisionen, ich versprach ihm, die Ressourcen Ende Januar zur Verfügung zu stellen. Trotz meiner Differenzen mit Gamelin war ich mir über die Wichtigkeit der Bodenstreitkräfte bewusst. Ich schloss das Jahr mit einem Blick auf die Papier unserer Entwicklungsprojekte ab.


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Unser Forschungsprogramm


Am 31. Dezember traf sich die Regierung und viele Diplomaten aus anderen Ländern zur Sylvesterfeier auf Schloss Versailles, wo wir alle auf das neue Jahr anstießen.

thrawn
13.03.07, 00:50
Herzlichen Glückwunsch zur Beförderung :prost:
Und auf das neue Jahr.

General Dufour
18.03.07, 17:03
Ein neues Jahr

Als wir mitte Januar an der Rue Saint Dominique wieder der Arbeit nachgingen, ich verbrachte eine Woche Ferien in Grenoble, erhielt ich von Général Georges den wöchentlichen Bericht von der spanischen Grenze. Wie es aussah setzten sich die Nationalisten im Norden und Süden fest, während die regierungstreuen Truppen die zentralen Gebiete des Landes kontrollierten. Schon seit drei Monaten fand keine Änderung des Grenzverlaufes statt und es kamen wieder Erinnerungen an den Grossen Krieg hoch. Journalisten berichteten zwar von andauernden Kämpfen und Luftbombardements auf grössere Städte beider Seiten aber Gebietsgewinnen wurden schon lange keine mehr gemacht. Während Francos Truppen die Kontrolle über ihre ehemalige Hochburg Marokko behalten konnten, wurde die Westsahara anfangs Dezember 1936 von den Republikanern erobert. Da sich kein Ende des Konflikts abzeichnete und die spanische Nation wohl für lange Zeit entzwei geteilt sein würde, begannen wir am 27. Januar offizielle Beziehungen mit den Revolutionären in Burgos aufzunehmen. „Man müsse sich wohl oder Übel mit den zwei Staaten in Spanien abfinden“ lautete wenig später auch der Tenor anderer europäischer Länder. Trotz diesen Wendungen stellten wir unser Engagement für Madrid aber nicht ein und die Kämpfe in Spanien gingen weiter.


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Der Frontverlauf Januar 1937

Einige Tage später stand für den ganzen Generalstab ein Besuch im Elsass auf dem Programm. Wir besuchten die anfangs 36 fertig gestellte Maginot-Linie. Lokale Kommandeure führten uns durch die grösseren Festungswerke und demonstrierten uns die Schlagkraft der Geschütze. Die ganze Linie strotzte nur so von Wehrhaftigkeit und Feuerkraft. Sie schien unmöglich überwindbar. Allerdings hatte diese Sicherheit auch ihren Preis. 5 Milliarden Francs verschlang dieses Riesenprojekt, das sich von Korsika bis an die luxemburgische Grenze erstreckte. Wir fuhren mit der festungseigenen Eisenbahn untertags einen knappen Kilometer zum nächsten Werk. Während viele Generäle aus dem Staunen gar nicht mehr herauskamen, war ich mit der Linie schon gut vertraut, hatte ich doch selbst mit meiner 60igsten Infanteriedivision 1924 selbst beim Bau der Festungswerke mitgewirkt.


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Ein Bahnstollen der Maginot-Linie

Beim Mittagessen in einer Gaststätte nahe Schoenenbourg saß ich mit Gamelin zusammen und wir vergaßen für einen kleinen Augenblick unsere Differenzen. Général Weygand und er hatten einen Plan zur Weiterführung der Linie ausgearbeitet, den sie mir eben präsentierten. Die neuen Werke sollten entlang der luxemburgisch-belgischen Grenze verlaufen, aber nicht das Ausmaß der bestehenden Linie erreichen. Einerseits sollte sie die Neutralität Belgiens nicht untergraben und anderseits sollten die kleineren Festungen der Armee genug Spielraum für allfällige Offensivaktionen lassen. Ich fand den Ansatz der beiden Generäle interessant und nahm mich ihrer Pläne an. Tage darauf wollte ich mir das Ganze nochmals mit meinem persönlichen Stab vor Augen führen.


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Die Weygand-Linie auf dem Reissbrett

Da mittlerweile alle Bodenstreitkräfte ab Divisionsstärke ins neue Armeemodell eingegliedert waren und sich in Frankreich befanden, machte ich mir über ein Sicherungsdispositiv für unsere Kolonialbesitze Gedanken. Während die meisten Überseegebiete an mit uns verbündeten Ländern grenzten, waren grössere Armeeverbände in diesen Regionen unnötig. In diesen Gebieten konnten die Sicherungsaufgaben problemlos von lokalen Polizei- und Schutztruppen übernommen werden. Es gab aber auch potentiell gefährdet Regionen, die in unberechenbaren Gebieten lagen. Genau für diese Kolonien begannen wir mit den Studien zum „plan de protection colonial 37“. In einer ersten Phase erkoren wir einige strategisch wichtige Punkte über den ganzen französischen Einflussbereich. Auf unserer ersten provisorischen Liste standen: Algier und Tunis in Nordafrika, Saigon in Indochina, Nouméa in Neukaledonien, Djibouti am Horn von Afrika und Beirut im nahen Osten. Von diesen Stützpunkten aus sollte die Sicherung der umliegenden Kolonien erfolgen. Anfangs 1937 war das ganze Projekt noch relativ wage und wir konnte noch nicht abschätzen, in welcher Form sich das Endresultat entwickeln würde. Ich gründete deshalb einen separaten Planungsstab der mir Mitte Jahr ein Ergebnis liefern sollte.

General Dufour
25.03.07, 13:12
Die Maschinerie läuft an

Am 12. März saß ich mit Admiral d’Astier de la Vigerie von der Marine zusammen, ich beabsichtigte, ihn nach London zu schicken. Er sollte an der Royal Naval Academy in London ein Ausbildung machen. Dies war Teil eines Austauschprogramms, das wir mit der britischen Regierung geschlossen hatte. Während also d’Astier seine Ausbildung in „Operationale Zerstörungs-Doktrin“ antrat, machten wir uns auf die Ankunft der britischen Offiziere der Royal Air Force bereits, die ihrerseits ein Seminar in unserer Flugschule in Cholet besuchten wollten.

Einen knappen Monat später, d’Astier, weilte längst in London. Erhielt ich zum ersten Mal seit langem eine gute Nachricht aus meinem Stab. In der Bretagne, genauer in Brest, wurde die Dunkerque, das seiner Zeit modernste Schiff unserer Marine, vom Stapel gelassen. Natürlich war zu so einem Ereignis alles was Rang und Name hatte an die Atlantikküste geladen. Es war ein riesiges Volksfest, sogar Journalisten aus anderen Ländern waren angereist, um über die erste Fahrt dieses Kolosses zu berichten. Ich beglückwünschte Darlan zu seinem neuen Schlachtkreuzer und er möge gut auf ihn aufpassen, scherzte ich noch. Tage später, die Dunkerque war bereits unterwegs nach Marseille, wo die Flotte ankerte, um sich den Großverbänden anzuschließen, besuchte mich Admiral Darlan an der Rue Saint Dominique. Da die Werftplätze in Brest nun wieder leer standen, konnten wir unser nächstes Projekt in Angriff nehmen, ein neuer Flugzeugträger, die „Foch“. Ich telegraphierte eiligst nach Brest, dass wie besprochen mit den Arbeiten begonnen werden könne.


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Die Dunkerque bei ihrem Stapellauft 1937

Kurze Zeit später erhielt ich ein Telefon aus Bordeaux, es war Monsieur Ledoux, der technische Leiter der AC de St-Nazaire-Penhoet. Man hatte die Arbeit an einem neuen Zerstörermodell abgeschlossen und die Blaupausen bereits zu mir schicken lassen. Ich bedankte mich für seinen Einsatz und die vorschnelle Beendigung des Projektes, hatte im Moment aber keine Verwendung und vor allem Mittel um etwas mit den Plänen anfangen zu können. Die technischen Dokumente wanderten unverzüglich ins Archiv, aber schon bald, so hoffte ich, könnten wir sie brauchen.

Am 15. April verließ die letzte Staffel der MS-406 die Fertigungsstrassen von Morane Saulnier. Als „group de chasse de nuit“ wurde das Geschwader in Cholet stationiert. Da nun wieder Ressourcen in der Rüstungsindustrie frei wurden, die „l’armée de l’air“ hatte ihr Programm für 1937 beendet, konnten wir ein neues Projekt starten, von meinem Staab erhielt ich viele Vorschläge, entschied mich dann aber für ein Anliegen meines Freundes Darlan und gab in Brest ein weiteres Großkampfschiff in Auftrag, die Richelieu, ein Schlachtschiff, vor dem selbst die Dunkerque wie ein Fischkutter aussah. In der Bretagne freute man sich über diese Aufgabe, waren doch am Bau eines solchen Schiffes viele Leute beteiligt, was Arbeitsplätze in der Region schaffte. Aus dem Parlament aber, erhielt ich nur Unverständnis, man war der Meinung, die Mittel besser in die „l’armée de terre“ zu investieren. Diese bräuchte die Ressourcen dringender, als die Marine, die zur Zeit Mengen von Geld, Material und Fachkräfte verschlang, mit dem Bau dieser zwei Größtschiffe, während die Bodenstreitkräfte dringend neue Gewehre, Kraftwagen, Geschütze, einige Divisionen waren noch auf dem Stand von 1918, benötigten, auch die Weygand-Linie sollte unverzüglich gebaut werden, aber für dieses Projekt hegte ich bereits eigene Pläne. Schlussendlich konnte ich das Parlament beruhigen, die nächsten freien Kapazitäten in das Heer zu investieren.

Dafür, dass Darlan mir im Parlament, während der Richelieu-Debatte, den Rücken freihielt, schickte ich ihn, als Zeichen meiner Wertschätzung auch nach London, wo er an der Akademie ein Seminar zum Thema „Schlachtflotten-Konzentrations-Doktrin“ besuchen sollte.

General Dufour
25.03.07, 16:39
Ein Plan nimmt Form an

Als Darlan in London weilte, musste ich mit meinen Vorstößen im Parlament vorsichtig sein. Bis anhin hielt mir der Admiral, hinter dem die ganze „marine national“ stand, immer schön den Rücken frei. Général Denain von der Luftwaffe ließ sich meist überzeugen und war bei den meisten Debatten auf meiner Seite. Aber die Herren vom Heer, allen voran Gamelin und Weygand, das waren meine stärksten Widersacher im Parlament. Verteidigungsminister Auriol sympathisierte oft mit Gamelin, der schon erfolgreich zwei meiner Vorstöße abblitzen liess. Beide Male ging es im die zwei Panzerdivisionen, während ich der Meinung war, man würde die Panzer besser zur Unterstützung der Infanterie in die Füsilierdivisionen integrieren, bestanden Gamelin und vor allem die jüngern Offiziere ins seinem Stab, die vorhanden Divisionen so beizubehalten. Als sich auch beim zweiten Vorstoß um diese Umstrukturierung eine Niederlage meinerseits abzeichnete, ließ ich Gamelin seine Panzerdivisionen, gleichzeitig zeigte mir das Ganze aber auch, dass ich ohne die Hilfe der Marine wenig in meinem Amt bewegen konnte.

Darlan wäre sich auch gerne an jenem 17. Mai 1937 dabei gewesen, als in Montpellier der U-Boothafen eröffnet wurde. Wieder einmal versammelte sich die ganze Führungsriege Frankreichs und ich schnitt, aufgrund der Abwesenheit des Admirals, persönlich das Band zur Eröffnung des Geländes auf. Ich nutze diesen Tag auch, um innerhalb dieser freundlichen Atmosphäre neue Kontakte unter den Offizieren knüpfen, wollte ich mit meiner Politik so weiterfahren. Während die jüngeren Semester unter ihnen oft kein Gehör, gar Unverständnis für meine Visionen hatten, konnte ich unter den Älteren schon einige Fürsprecher gewinnen. Wenige kannte ich noch von meiner Zeit im Stab von Marschall Foch, so Général Georges, den ich mit der Sicherung unserer Grenze in den Pyrenäen beauftragt hatte. Ihn ihm fand ich meinen Mann in der „l’armée de terre“.


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Der neue U-Boothafen in Montpellier

Zurück in Paris trat General Richard vom Planungsstab des „plan de protection colonial 37“ an mich heran. Er hatte mit seinem Team in der Zwischenzeit einen ganzen Katalog von Maßnahmen ausgearbeitet, wie wir das gigantische französische Kolonialreich effektiv gegen Aggressionen von außen schützen mussten. Mein Hauptaugenmerk lag dabei auf unseren Besitzungen in Nordafrika und den Ressourcenreichen Länderein in Asien. Während die Vorbereitungen in Afrika noch warten mussten, hier konnte die Armee innerhalb einer vernünftigen Zeit selber intervenieren, drängte ich darauf, Teile des Plans in Asien bereits in Angriff zu nehmen. Der erste Schritt bestand darin, den Hafen von Nouméa auf Neu-Kaledonien auszubauen, diese grosse Inselgruppe sollte unser Hauptstürzpunkt im Pazifik sein. Ziel war es vor allem, den japanischen Ambitionen entgegenzuwirken aber auch die befreundeten australischen und neuseeländischen Truppen zu unterstützen. Für Indochina, das nicht direkt in Reichweiter der Japaner schien, hatten wir auch Pläne, im Rücken durch Britisch-Indien gestärkt, ging es darum, die Nordgrenze gegen chinesische Banditen zu sichern und Saigon, zu einem spätern Zeitpunkt auch Hanoi, zu befestigen, wir planten eine grössere Küstenfestung, die insbesondere den strategisch wichtigen Hafen sichern sollte.
Da unsere Industrie nur die Schrittweise Realisierung dieses Vorhabens zuliess, begannen wir als erstes mit dem Ausbau des Marinehafens auf Nouméa.


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Die Lage im Süd-Pazifik 1937

Admiral Yamamoto
25.03.07, 16:43
Mir gefällt dieser AAR ganz ausgezeichnet! :ja:

Schneller!
Mehr!! :)

General Dufour
26.03.07, 21:37
Die Welt und Frankreich

Arbeiten am „plan de protection colonial 37“ hatten erst kürzlich begonnen, das stand auch schon das nächste grosse Ereignis vor der Tür. Am 25. Mai 1937 öffnete die 17. Weltausstellung in Paris ihre Tore für die neugierigen Besucher aus aller Welt. Auch wir, der Generalstab und die Regierung, waren natürlich zur Eröffnungszermonie geladen. Monsieur Labbé, der Initiant der Ausstellung, hieß die Angereisten aus allen Herren Ländern herzlich an der Seine willkommen. Der diesjährige Anlass stand unter dem Motto „ein Zeichen für die friedliche Zusammenarbeit zwischen den Nationen setzen“, obschon nicht unweit, in Spanien, der Bürgerkrieg noch andauerte. Vor allem die Regierung um Staatschef Lebrun hoffte, mit der Weltausstellung eine Annäherung zwischen den verschiedenen Systemen, die zu dieser Zeit ganz Europa in Zaun hielten, zu bewirken. Mir und vielen Offizieren war jedoch klar, dass die Weichen schon gestellt waren und die Exponate diverser Künstler Menschen wie Hitler oder Stalin nicht von ihrem Weg abbringen konnte. Nein, das Gegenteil war gar der Fall, sah man sich den deutschen oder russischen Pavillon an. Archaische Monumentbauten, die alles andere als Frieden ausdrückten. Die Zeichen waren klar, es lag nun an uns, hier in Frankreich, Kriege wie Spanien zu verhindern und zwar nicht mit Ausstellungen oder Dialogen im Völkerbund wie es die Regierung gerne praktizierte, nein, diese Länder verstanden nur eine Sprache.


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Die Weltausstellung 1937

Am Abend des ersten Ausstellungstages berief ich umgehend den ganzen Generalstab zu mir an die Rue Saint Dominique. Frankreich musste handeln, diesen diktatorischen Ländern zeigen, dass auch eine Republik wie die unsere stark war. Noch war die „l’armée de terre“ die mächtigste Streitkraft auf dem Kontinent, aber wie lange noch? Ich stimmte selbst mir Gamelin und Weygand überein, was den ganzen Stab natürlich zusammenschweißte. Sofort gab ich dem Chef des Heeres, Général Gamelin den Befehl, ein Dispositiv für die Armee auszuarbeiten. Die „l’armée française 37“ war geboren. Für uns war klar, die Weltausstellung und der Spanische-Bürgerkrieg waren nur der Anfang und weiß Gott was die Faschisten und Kommunisten noch im Schilde führten, hier mit uns hatten sie einen starken Gegenpart in Europa gefunden. Auch starteten wir eine Petition im Parlament, die Regierung solle in Kontakt mit den freien Ländern des Kontinents treten, wir mussten einer weiteren Verbreitung dieser totalitären Systeme zuvorkommen. Noch während der Ausstellung knüpfte ich eigenhändig Kontakte zur belgischen und holländisch Generalität, die ebenfalls nach Paris gereist war.

In den folgenden Tagen beruhigten sich die Gemüter im Generalstab wieder. Natürlich war zu diesem Zeitpunkt nicht mit einem grossen Krieg zu rechnen und wir dachten auch nicht an eine Mobilisation oder ähnliche Schritte. Wir waren, aufgrund der Provokation des russischen und deutschen Pavillons, einfach aufgebracht. Es ging einfach darum, eine Protestnote zu setzten und diesen Staaten zu zeigen, das Frankreich nicht schläft.

Auch die Gespräche, die ich während der Weltausstellung mit den Belgiern und Holländern führte, waren nicht wirklich aufschlussreich. Die Benelux-Staaten waren zu keiner politischen Aktion gegenüber Deutschland oder der Sowjetunion bereit, was meine zuvor ins Leben gerufene Initiative im Keim ersticken ließ. Dies sollte sich schon bald rächen...
Wir beschlossen, die Ausstellung nicht weiter für politisch motivierte Angelegenheiten zu missbrauchen.

Wie letztes Jahr, ließ ich mir auch diesmal um diese Zeit den Produktionsstatus der Rüstungsindustrie vorlegen. Die Betriebe konnten, im Vergleich zum Vorjahr, den Ausstoß zwar vergrößern, blieben aber hinter meinen Erwartungen zurück.


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Die Rüstungsindustrie mitte 37

General Dufour
26.03.07, 21:38
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