Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Bibliothek: Das Zeitalter der Nationalstaaten: Europa 1848-1914
Wer war ihn diesem Zeitraum wichtig?
Was geschah in diesem Zeitraum?
Das alles sollte hier nieder geschrieben werden,ob Biografie,etwas über Orden oder wichtige politische Ereignisse die in diesen Zeitraum passen.
Viel Spaß beim Lesen und Schreiben.
Inhaltsangabe:
Seite 1:
Ereignis: 1904: Völkermord an den Hereros - og
Biographien: - jo
Kaiser Ferdinand I. von Österreich
Feldmarschall Johann Radetzky
Erzherzog Albrecht von Österreich
Wilhelm I. von Preußen
Napoleon III. Bonaparte
Friedrich III. von Preußen
Helmuth Carl Bernhard Graf von Moltke
Ereignis: 1871: Proklamation des deutschen Reiches in Versailles - jo
Biographie: Klemens Wenzel Fürst von Metternich - jo
Schlacht: 3. Juli 1866-Königgrätz - jo
Ereignis: Märzrevolution 1848 - jo
Der Krimkrieg (1853/54-1856) - jo
Biographie: Otto Eduard Leopold Graf von Bismarck - jo
Biographie: Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich - jo
Dr. w.c. Gerland
23.12.02, 14:30
1904: Völkermord an den Hereros
http://www.deutsche-schutzgebiete.de/webpages/DSWA%20Gefangene%20Hereros.jpg
Das Jahr 1904 markierte einen traurigen Höhepunkt in der vergleichsweise kurzen Kolonialgeschichte (1884-1914) des Deutschen Reichs. Im damaligen Schutzgebiet Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia, verübten deutsche Soldaten Genozid am Volk der Hereros.
Anlass für den tausendfachen Mord war ein Aufstand des Bantu-Volkes gegen die deutsche Kolonialverwaltung. Im Wettlauf mit anderen Imperialmächten hatte die Reichsregierung 1884 einen Küstenstreifen in Südwestafrika unter "deutschen Schutz" gestellt und ihn zur Besiedlung freigegeben.
1904 erhoben sich neben anderen einheimischen Völkern auch die Hereros gegen die deutsche Kolonialverwaltung. Die Regierung in Berlin reagierte mit der sofortigen Entsendung von 17.000 Soldaten und ersetzte den bisherigen Gouverneur durch General von Trotha. Der Offizier hatte sich durch sein hartes Vorgehen bei der Niederschlagung des Boxeraufstandes einen Namen gemacht.
Kurz nach seinem Amtsantritt verkündigte von Trotha, wie er das Schutzgebiet befrieden wolle: "Gewalt mit krassem Terrorismus und selbst mit Grausamkeit auszuüben, war und ist meine Politik. Ich vernichte die aufständischen Stämme in Strömen von Blut und in Strömen von Geld."
Am 11. August 1904 kam es am Waterberg zur Schlacht. Unter von Trothas Kommando besiegten deutsche Kolonialtruppen die aufständischen Hereros.
Doch damit gab sich der General nicht zufrieden. Am 2. Oktober 1904 erlies er folgenden Befehl: "Das Volk der Hereros muss jetzt das Land verlassen. Wenn das Volk dies nicht tut, werde ich mit dem großen Rohr es dazu zwingen. Innerhalb der deutschen Grenzen wird jeder Herero mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen." Ein Großteil des Hererovolkes, insgesamt 80.000 Menschen, wurden daraufhin in die wasserlose Omaheke-Steppe getrieben und verdursteten unter den Augen der deutschen Soldaten.
Kaiser Ferdinand I.
Geboren: 19.4.1793 in Wien
Ehefrau: Maria Anna, Prinzessin von Sardinien-Piemont
Regierungszeit: Apostolischer König von Ungarn 18 Jahre (seit 1830), Kaiser von Österreich und König von Böhmen 13 Jahre (seit 1835), König von Lombardo-Venetien 10 Jahre (seit 1838). Abdankung zu Gunsten seines Neffen Erzherzog Franz Joseph am 2.12.1848 in Olmütz.
Gestorben: 29.6.1875 in Prag
Grabstätte: Kaisergruft Wien - Ferdinands-Gruft
Wahlspruch: Recta tueri - Das Recht schützen
Da er Epileptiker und behindert war, regierte für ihn die "Geheime Staatskonferenz" (sein Onkel Erzhzg. Ludwig, sein Bruder Erzhzg. Franz Karl, Fürst Metternich, F. A. Gf. Kolowrat-Liebsteinsky). Trotzdem tragen wichtige Edikte seine Unterschrift (Eisenbahnen, Sparkassen). Bei Ausbruch der Revolution 1848 entließ er Metternich, floh im Mai nach Innsbruck und im Oktober nach Olmütz, wo er am 2. 12. 1848 zurücktrat. Lebte dann in Prag.
http://mitglied.lycos.de/josephdererste/hpbimg/Kaiser%20Ferdinad%20I..jpg
Johann Joseph Wenzel Anton Franz Karl, Graf Radetzky von Radetz
K. u. K. Feldmarschall, Ritter des goldenen Vließes und Großkreuz des MTO
Geboren am 2. November 1766 auf dem Familienschlosse Trebnitz in Südböhmen
(früher Kreis Tábor). Vater Peter Euseb Graf R. war k. k. Hauptmann in der Armee, Mutter Maria Venantia, geb. Freiin Bechyne von Lazan.
Die Familie war ein altes böhmisches Adelsgeschlecht, die urkundlich festgestellten Ahnen lassen sich bis ins 16. Jh. zurückverfolgen. Aber bereits im 14. Jh. sind einzelne Vorfahren nachgewiesen. Den Grafenstand erlangte die Familie durch Wenzel Leopold Johann R. am 27. Sept. 1764.
1776 stirbt der Vater. 1781 bis 1784 studierte R. am Theresianum, zuerst in Brünn, später in Wien. Am 1.8.1784 trat R. als Kadett in das zu Gyöngyös stationierte Kürassier-Regiment Caramelli (das spätere Nr.2) ein. 1786 zum Unterlieutenant, 1787 zum Oberlieutenant befördert, nahm R. in den Jahren 1788-89 an den Feldzügen gegen die Türken teil, zumeißt als Ordonnanz-Offizier beim FM Lacy.
1793-94 in der Hauptarmee unter FM Prinz Josias zu Sachsen-Coburg nahm R. mit Auszeichnung an den Gefechten bei Arlon und Charleroi teil. Im August zum
2. Rittmeister befördert. 1796 als Adjutant bei FZM Beaulieu. Im Mai zum Major befördert und zum neu errichteten Pionierkorps versetzt. R. war danach an den Befestigungsarbeiten bei Gradiska und am Isonzo beteiligt.
Am 5. April 1798 heiratete R. zu Görz die Gräfin Franziska Strassoldo-Grafenberg
(*1779, + 1854). Aus der Ehe stammten 5 Söhne und 3 Töchter. Von den Söhnen dienten 3 als Offiziere im K. K. Heer.
1799 führte R. das Pionierkorps bei der italienischen Armee, ab April Adjutant beim Kommandant General Melas. Am 1.5.d.J. zum Oberstlieutenant und wirklichem Generaladjutant ernannt. R tat sich besonders in den Gefechten vom 17. und 18.6 und in der Schlacht von Trebbia und Novi hervor, später in der bei Genola. Am 5.11.1799 zum Oberst befördert. Im folgendem Jahr befehligte R. die Sturmtruppen in der Schlacht bei Viareggio und zeichnet sich auch am 14.6. bei Marengo aus. Fünf Kugeln schlugen in seinen Uniformrock, sein Pferd wurde unter ihm weggeschossen.
Im Sept. d.J. zur Armee in Deutschland, Als Kommandant des Kürassier Reg. Herzog Albrecht v. Sachsen-Teschen. In der Schlacht bei Hohenlinden erhielt R. einen Prellschuß am linken Fuß und verlor abermals sein Pferd unter dem Leibe.
1805 in Oedenburg stationiert, wurde R. zum Generalmajor befördert.
1809 Anteil in den Gefechten bei Seligenstadt und den Affairen in Bayern und Oberösterreich, Schlacht bei Aspern. Am 2.5. rettete R. durch umsichtiges Handeln eine ganze Division auf dem Rückzug über Wels nach Kleinmünchen. Am 1.6.d.J. erhielt R. das Feldmarschall-Lieutenant Patent und wurde zum IV. Armeekorps übersetzt. Vollbrachte danach mehrere Heldentaten bei Markgraf-Neusiedel, Hohen-Ruppersdorf und letztlich in der Schlacht bei Wagram am 5. und 6.7.
R. wurde 2. Inhaber des Kürassier Reg. Nr.4 und am 21.8. zum General-Quartiermeister ernannt, am 6.9. wurde R. die freigewordenen Inhaberstelle beim Husarenreg. Nr.5 verliehen.
1813 wurde R. Hofkriegsrat und Chef des General-Quartiermeister Stabes. In dieser Funktion machte er die Feldzüge 1813, 1814 und 1815 mit, kämpfte bei Kulm, Höchst und Leipzig, wo er zwei Prellschüsse erhielt und 2 Pferde unter dem Leib verlor. Am 1.12.1813 in die Kommission zur Leitung der Verteidigung Deutschlands berufen.
Sein Anteil am Sieg der Verbündeten über Napoleon darf nicht unterschätzt werden. Mit dem ihm eigenen Elan befasste er sich mit der Aufstellung einer neuen kaiserlichen Armee. Bereits Ende April 1813 hatte er 311.000 Mann und 65.000 Pferde versammelt, Ende August stiegen die Zahlen auf 298.000 Mann und 75.000 Pferde. Die verbündeten Österreicher, Preussen und Russen bestimmten FM Karl Schwarzenberg zum Oberbefehlshaber der verbündeten Armeen. R. ergänzte sich mit Schwarzenberg hervorragend. Obwohl R. und Schwarzenberg dagegen waren, setzte Zar Alexander seine Idee, Napoleon bei Dresden eine Schlacht zu liefern durch. Napoleon ging als Sieger hervor. R. wollte die Armeen Napoleons einzeln schlagen - ein Beispiel dafür war die Schlacht bei Chlumec in Nordböhmen am 29./30.8.1813 die von den Verbündeten gewonnen wurde. In seiner Schrift "Entwurf für die künftigen Operationen" vom 4.9.1813 bewertete R. die Aktionen der Verbündeten in den Schlachten bei Dresden, Chlumec und an der Katzbach um daraus die nötigen Schlüsse zu ziehen. R. verfasste mehrere Schriften zur Strategie und Taktik, die später veröffentlicht wurden.
Napoleon konzentrierte seine Armeen in Sachsen, R. erstellte die Disposition für die Verbündeten und ließ die Armeen in drei Hauptströmen auf Leipzig marschieren.
Die Schlacht fand am 16. - 19.10.1813 statt und endete mit einer völligen Niederlage Napoleons. R. wurde danach von den 3 Kaisern mit einer Reihe höchster Orden dekoriert. Das weitere Vorgehen direkt nach Frankreich setzte R. mit Hilfe des russischen Zaren gegen den ursprünglichen Wunsch Kaiser Franz I. der die Einnahme einer Verteidigungslinie am Rhein bevorzugte, durch. Welche Hochachtung Zar Alexander vor R. hatte, zeigt folgende kleine Episode.
Noch vor dem Übergang über die französische Grenze erkrankte R. aufgrund der vielen Strapazen schwer. Sein Leibarzt schrieb ihm u. A. ein Glas Rotwein täglich vor. Von dieser Therapie erfuhr auch Zar Alexander. Und so kam es im Frühjahr 1814 während des Feldzuges in Frankreich täglich zu einem bemerkenswerten Ritual, als nämlich jeweils zur gleichen Zeit bei R. ein hünenhafter Kosack aus der Begleitung Zar Alexanders mit einer silbernen Karaffe Bordeaux - Wein mit den Worten: " der gute Zar Alexander schickt Ihrer Excellenz einen Schoppen" erschien.
R. nahm dann an den Schlachten von Brienne, Arcis und Champenoise teil und zog am 31.3. in Paris ein.
1814/15 nahm R. an den Arbeiten des Wiener Kongresses teil.
Im Mai 1815 zum Chef des Generalstabes der Oberrheinischen Armee ernannt, am 22.6. zum wirklichen geheimen Rat
1816 - 1818 als Kavallerie - Divisionär in Oedenburg und Ofen. Im Mai führte er die große Kavallerieparade in Wien anlässlich des Besuches des russischen Zaren an, wofür er den russischen Ehrendegen in Brillianten vom Zaren erhielt.
Am 18.2.1829 zum General der Kavallerie (G.d.C) ernannt, im November dann zum Festungskommandanten von Olmütz.
Im November 1831 übernahm R. das Generalkommando im lombardisch-venezianischen Königreich und den Oberbefehl über die Truppen in Italien (damals 104.500 Mann und 5.200 Pferde).
1833 gab R. seine Feldinstruktionen und Manöverinstruktionen heraus
Am 17.9.1836 wurde R. zum k. k. Feldmarschall ernannt (er war 70 Jahre alt und hatte 52 Dienstjahre).
Während der Aufstände 1848 war R. Befehlshaber der Truppen in Italien und erlangte wieder die Inhaberstelle beim Husaren Reg. Nr.5.
Radetzkys Siege in Italien: 6.5 bei St. Lucia, 29.5. am Curtatone, 30.5. bei Goito (12.000 Österreicher gegen 20.000 Piemontesen), 31.5. Fall der Festung Peschiera, 11.6. von Vicenza, Treviso und Schio ergeben sich. 25.7 Sieg bei Custozza. Am 6.8. zog R. in Mailand ein. Am 27.2.1849 erhielt R. das Ehrenbürger-Diplom der Stadt Wien.
Nach Abschluss des Feldzuges 1849 gegen Sardinien erhielt R. am 3.4. den Orden des goldenen Vließes und am 7.4. von Zar Nikolaus I. das Marschallsdiplom aller russischen Armeen sowie das Inhaberpatent eines russischen Husarenregimentes.
1850 - 56 fungierte R. als Generalgouverneur des lombardisch-venezianischen Königreiches und Kommandant der II. Armee in Verona.
Am 12.1.1854 starb seine Gattin Gräfin Strassoldo.
Am 28.2.1857 trat R. mit 46 europäischen Orden ausgezeichnet nach 72 Dienstjahren in den Ruhestand, um seinen Lebensabend in der ihm vom Kaiser zur Verfügung gestellten Villa Reale in Mailand zu verbringen.
Dort verstarb R. am 5. Januar 1858. Kaiser Joseph ordnete bei der Armee und Flotte eine 14-tägige Trauer an, das 5. Husarenregiment führte seither den Namen seines Inhabers R. auf immerwährende Zeiten.
Am 19.Januar 1858 wurden die sterblichen Reste von R. im Parkfried`schen Mausoleum zu Wetzdorf beigesetzt.
R. besaß nicht allein alle Eigenschaften eines großen Feldherrn: Mut, persönliche Tapferkeit, Entschlossenheit, strategischen Scharfsinn und außerordentliches Dispositionstalent, sondern verband mit denselben auch die Tugenden eines vortrefflichen Menschen
http://mitglied.lycos.de/josephdererste/hpbimg/radetzky.jpg
ERZHERZOG ALBRECHT 3.8.1817 - 18.2.1895
Ältester Sohn von Erzherzog Karl und Henriette von Nassau-Weilburg.
Albrecht war einer der mächtigsten Habsburger des 19.Jh. Er stand für Absolutismus, Zentralismus und Konservatismus.
Bereits mit 13 Jahren war er Oberst und Inhaber eines Infanterieregiments. Er absolvierte eine glänzende Militärkarriere.
Seine konservative und gewaltbereite Haltung verhinderte seinen Einsatz gegen die Aufständischen im Revolutionsjahr 1848, allerdings zeichnete er sich unter Feldmarschall Radetzky in Italien militärisch aus.
1866 siegte er mit der österreichischen Südarmee im Krieg gegen Italien bei Custozza. Zur Anerkennung zeichnete ihn Kaiser Franz Joseph mit dem Großkreuz des Maria-Theresienordens, dem höchsten militärischen Verdienstorden des Hauses Habsburg, aus und ernannte ihn zum Armeeoberkommandanten, später auch zum Generalinspektor des Heeres. Das machte Albrecht zu einem der mächtigsten Männer der Monarchie, vor allem in militärischen Belangen.
Verheiratet war Albrecht mit Hildegard von Bayern. Sein eigener Sohn verstarb einjährig, daher adoptierte er die Söhne seines verstorbenen Bruders Karl Ferdinand (Friedrich, Karl Stefan und Eugen) und bildete sie zu hohen Militärs aus
http://mitglied.lycos.de/josephdererste/hpbimg/Albrecht.jpg
Wilhelm I von Preußen
Wilhelm wird am 22.3.1797 in Berlin als zweitältester Sohn Friedrich Wilhelms III. und seiner Gemahlin Luise von Mecklenburg-Strelitz in Berlin geboren. In der Familie muss er als Zweitgeborener häufig zurückstecken, im gesellschaftlichen Leben hat der hochgewachsene gutaussehende Hohenzollernspross, zumal bei den Damen, mehr Erfolg als sein Bruder. Eine Liebesgeschichte mit der bildschönen Prinzessin Elisa Radziwill gerät zur langwierigen tragikkomischen Staatsaffäre, weil sich der preußische Hof nicht dazu durchringen kann, die Verbindung als ebenbürtig zu akzeptieren. So heiratet der Prinz schließlich am 11.6.1829 die energische, hochgebildete Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach. Aus der Ehe, die sich bald auseinander lebt, gehen neben dem Thronfolger Friedrich noch eine Tochter, Luise hervor.
Die Familie lässt sich in Babelsberg ein neogotisches Schloss bauen. Wilhelm macht eine militärische Karriere, die auch diplomatische Aufgaben mit sich bringt. In der Achtundvierziger Revolution erhält er durch sein militärisches Eingreifen den Beinamen, “Kartätschenprinz”. Um vom eigenen Versagen abzulenken, veranlasst ihn der königliche Bruder, nach England zu fliehen. Nach seiner Rückkehr macht sich Wilhelm durch das Wüten seiner Truppen bei der Niederschlagung der Revolution in Baden erneut verhasst. Ab 1857 vertritt er den kranken König, ab 1858 fungiert er als Prinzregent. Nach dem Tod des Bruders krönt sich Wilhelm I., er ist immerhin schon 61 Jahre, am 18.10.1861 analog zur Selbstkrönung seines Vorfahren Friedrich I. in Königsberg. Er entlässt reaktionäre Politiker und beginnt eine gemäßigt liberal-konservative Politik. Die scheint im Dezember 1861 bereits gescheitert, als die Wahlen ein erdrutschähnliches Ergebnis bringen. Die bisher führenden Konservativen erhalten nur 14 Sitze, die liberale Fortschrittspartei bekommt 109 Mandate. Nach der Auflösung des Abgeordnetenhauses kommt es noch schlimmer, elf Sitze für die Konservativen, 133 für die Fortschrittspartei. Der König ist in einer Sackgasse und denkt ans Abdanken. Er ist sicher, dass ihm dieses Parlament nicht den Etat für seine Heeresreform bewilligen wird. Die Lösung aus der Klemme ist Bismarck, den der König 1862 zum Ministerpräsidenten beruft, und der mit „Blut-und-Eisen-Politik“ nicht nur das Gesetz zur Heeresreform durchpeitscht. 1864 steigt die Popularität des Königs nach dem erfolgreichen militärischen Eingreifen gegen den dänischen Versuch sich Schleswig einzuverleiben. Die Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg werden gemeinsamer Besitz von Österreich und Preußen. Im Krieg gegen Österreich um die Vormachtstellung in Deutschland siegen die Preußen 1866 bei Königgrätz. Preußen erhält Schleswig-Holstein und die Zustimmung Österreichs zur Bildung eines Staatenbundes. Der Deutsche Bund wird aufgelöst, der Norddeutsche Bund unter Führung Preußens gegründet, dessen Kanzler Bismarck wird. Nach einem Konflikt mit Frankreich über die spanische Thronfolge schlägt eine deutsche Armee unter Führung Preußens die Franzosen am 2.9.1870 bei Sedan.
Bismarck gewinnt die süddeutschen Fürsten für die Gründung eines deutschen Nationalstaates. Am 18.1.1871 wird Wilhelm I. in Versailles zum Kaiser des Deutschen Reichs proklamiert. Der Geldsegen der französischen Reparationszahlungen beschert dem Deutschen Reich die “Gründerzeit“, der Kaiser spielt kaum noch eine Rolle. Die Politik macht „König Bismarck“. „Kulturkampf“, Sozialistengesetz aber auch Sozialgesetzgebung prägen preußisch-deutsche Entwicklungen und - nunmehr - eine konsequente Friedenspolitik. Der Kaiser genießt eine ungebrochene Popularität, die sich noch verstärkt, als er zwei Attentate überlebt. Nach seinem Tod am 9.März 1888 kondolieren über 200.000 Untertanen im Berliner Dom.
Napoleon III Bonaparte
20.4.1808 in Paris
9.1.1873 in Chislehurst bei London
2.12.1852 bis 4.9.1870 Kaiser der Franzosen
Napoleon III. Bonaparte, bis zu seiner Thronbesteigung 1852 Louis-Napoleon genannt, wurde 1808 in Paris geboren. Sein Vater war Louis Bonaparte, ein Bruder Napoleons I. Bonaparte und von 1806-10 König von Holland. Mit seiner Familie aus Frankreich verbannt, verlebte er eine unruhige Jugend in der Schweiz, Deutschland und Italien, wo er an Aufständen gegen die päpstliche und die österreichische Herrschaft teilnahm. Als 1832 der Herzog von Reichstadt starb, der der einzige Sohn Napoleons gewesen war, betrachtete sich Louis-Napoleon als Anwärter auf den Kaisertitel seines Onkels. In verschiedenen Pamphleten beschwor er die vergangene Größe Frankreichs und den Mythos Napoleon. Er versprach den Bürgern Wohlstand und den Arbeitern Unterstützung. Zweimal versuchte er, Garnisonen zum Staatsstreich gegen die französische Regierung zu bewegen, konnte die Soldaten aber nicht zum Übertritt bewegen. Statt dessen verbüßte er eine sechsjährige Festungshaft. 1848 brach die Revolution aus und öffnete ihm einen legalen Zugang zur Macht. Erst wurde er in die Nationalversammlung, dann zum Präsidenten gewählt. Dabei brachte ihm sein ebenso soziales wie ökonomisches Programm als einzigem Kandidaten Stimmen aus allen Schichten. Nachdem er die seinem Amt zustehenden Machtmittel voll ausgeschöpft hatte, erhielt er seine Macht durch einen Staatsstreich, erließ dann eine Verfassung, die er ebenso wie seine Kaiserwürde durch einen Volksentscheid legitimieren ließ. Die ersten Jahre seiner Kaiserherrschaft waren durchaus erfolgreich. Das Wirtschaftsbürgertum stellte er durch große staatliche Investitionen, die Arbeiterschaft durch (z. T. utopische) soziale Reformen zufrieden. Außenpolitisch war seine Vermittlung nach dem Krimkrieg ein großer Erfolg. 1859 besiegte er an der Seite Sardinien-Piemonts die Österreicher, gewann Nizza und Savoyen für Frankreich und ebnete unfreiwillig den Weg für die Einigung Italiens, das er lieber als lockeren Bund zweier Königreiche statt als Einheitsstaat an seiner Südflanke gesehen hätte.
In den sechziger Jahren begann sein Stern zu sinken. Erst scheiterte das Abenteuer des mexikanischen Kaisertums Maximilians von Österreich. Auch im Innern nahm die Unterstützung durch die öffentliche Meinung, der Napoleon III. größte Beachtung schenkte, immer mehr ab. So suchte er in der Auseinandersetzung mit dem aufstrebenden Preußen, dem er ursprünglich wohl gesonnen war, einen dringend notwendigen Prestigegewinn zu erzielen, doch ließ ihn Bismarck bei seiner Forderung nach Entschädigung für seine Neutralität abblitzen. So trat Frankreich in der Frage der spanischen Thronfolge um so schärfer auf. Er nahm die Emser Depesche zum Anlass, dem Norddeutschen Bund den Krieg zu erklären. Die Niederlage von 1870 besiegelte Napoleons III. Herrschaft. Nach seiner Gefangennahme bei Sedan wurde er zwar bald wieder freigelassen, aber nur, weil er durch die Ausrufung der Republik jede Macht verloren hatte. Er ging ins Exil nach England, wo er 1873 starb
Friedrich III von Preußen
" der 100-Tage-Kaiser" 18.10.1831 in Potsdam
15.6.1888 in Potsdam
9.3.1888 bis 15.6.1888 König von Preußen und Deutscher Kaiser
Friedrich III. von Preußen, als preußischer Kronprinz Friedrich Wilhelm genannt, wird als Sohn Kaiser Wilhelms I.und seiner Gemahlin Augusta am 18. Oktober 1831 in Potsdam geboren. Seine Kindheit ist geprägt vom Kontrast der unterschiedlichen Denkweisen seiner Eltern. Einerseits sein Vater Wilhelm, geradlinig, soldatisch einfach, konservativ, andererseits seine Mutter weimarisch, intellektuell, freiheitlich, liberal. Sie setzt es durch, dass Friedrich als erster Hohenzollernprinz eine akademische Ausbildung an der Universität Bonn erhält. Andererseits, durch den Vater forciert, macht er eine schnelle militärische Karriere. Um seine militärische Ausbildung kümmert sich Preußens Stratege Nr.1, Helmut Graf von Moltke. Auf Moltkes Rat besuchen sie gemeinsam die Londoner Jahrhundertausstellung 1851, eine beeindruckende Schau industrieller und damit politischer Potenz. Bei dieser Gelegenheit lernt er Prinzessin Victoria, genannt Vicky, älteste Tochter seiner Tante, Königin Viktoria von England kennen. Am 25. Januar 1858 heiratete er als frischbeförderter Generalleutnant in London die englische Prinzessin. Aus der Ehe gehen acht Kinder hervor, Kronprinz Wilhelm wird am 27.1.1859 in Berlin geboren.
Im Krisenjahr 1862 bietet sich dem 31-jährigen Friedrich Wilhelm die Chance, seinen Vater, der sich politisch verrannt hat, abzulösen und der preußischen Entwicklung die entscheidende und notwendige liberale Wendung zu geben. Friedrich kneift, was beide enttäuscht, den Vater und die liberalen Gesinnungsgenossen. Eine verpasste Chance. Der Weg für Bismarck ist frei und Friedrich zieht sich, vermutlich auch von sich selbst enttäuscht, vorübergehend nach England zurück. Bei den folgenden Kriegen zeichnet sich Friedrich Wilhelm, obwohl eher von pazifistischer Gesinnung, besonders bei Königgrätz und bei Sedan aus. Von diesem Ruhm lässt sich nicht ewig zehren. Der Kronprinz reist durch die Welt, repräsentiert ohne wirkliche politische Aufgabe. Obwohl oft im Gegensatz zum preußischen Ministerpräsidenten und späteren Reichskanzler Otto von Bismarck, unterstützt er dessen Reichsgründungspläne und überzeugt seinen Vater davon, die Kaiserkrone anzunehmen. Kronprinz Friedrich Wilhelm wird von den Untertanen liebevoll "Unser Fritz" genannt. Vor allem das liberale Bürgertum setzt große Erwartungen in seine Thronbesteigung. Die aber lässt auf sich warten. Sein Vater geht auf die 90 zu, er selbst auf die 60. Über die einstmals politisch fortschrittlich-liberalen Einstellungen des Kronprinzen geht die Zeit hinweg.1887 erkrankt er an Kehlkopfkrebs. Das Leiden wird, wohl auch aus politischem Kalkül, heruntergespielt. Als er am 9. März 1888 nach dem Tod seines Vaters den Thron besteigt, ist er bereits todkrank und kann keinen wesentlichen Einfluss mehr auf eine Veränderung der preußischen Politik, die immer noch durch Bismarck dominiert wird, nehmen. Nach nur 99 Tagen Regierung stirbt Friedrich III. am 15. Juni 1888. Kaiser wird Friedrichs Sohn Wilhelm II., kein Nachfolger im Geiste des Vaters. Das Jahr 1888 geht als das Dreikaiserjahr in die Geschichte ein.
Helmuth Carl Bernhard Graf von Moltke
26.10.1800 in Parchim/Mecklenburg
24.4.1891 in Berlin
Preußischer Generalfeldmarschall
Helmuth von Moltke (1870 in den Grafenstand erhoben) wurde im Jahr 1800 auf einem Gut bei Parchim in Mecklenburg geboren, zu dessen altem Adel die Familie zählte. Da der Vater die von seinem bürgerlichen Schwiegervater erworbenen Besitzungen nicht halten konnte, gab die wirtschaftliche Lage einen entscheidenden Anstoß zu dem Entschluss, die drei Söhne eine militärische Laufbahn einschlagen und, wie der Vater, in dänische Dienste treten zu lassen. Nach dem Besuch von Kadettenanstalt und Kadettenakademie in Kopenhagen wurde Helmuth von Moltke 1819 Leutnant. Aber schon drei Jahre später bewogen ihn die geringen Karriereaussichten in der kleinen dänischen Armee, in preußische Dienste zu treten. Er bestand die Aufnahmeprüfung für die Allgemeine Kriegsschule in Berlin, die er 1823-26 besuchte.
Nachdem er verschiedene Posten, unter anderem beim großen Generalstab bekleidet hatte, wurde dem vielseitig interessierten Moltke eine Bildungsreise bewilligt. Als er sich gerade in Konstantinopel aufhielt, erreichte ihn der Auftrag, als militärischer Berater des Sultans zu fungieren. Im für die Türken erfolglosen Krieg gegen Mehmet Ali sammelte er Kriegserfahrung. Seine Berichte über die Türkei wurden ein Bestseller.
Nach seiner Rückkehr hatte er verschiedene Stellungen in Generalstäben inne und empfahl sich außerdem durch seine umfassende Bildung für den Posten des (militärischen) Adjutanten der Hohenzollernprinzen Heinrich und Friedrich Wilhelm, des späteren Kaisers Friedrich III.
1857 erreichte er den Höhepunkt seiner Laufbahn, als er mit der Führung der Geschäfte des Großen Generalstabs betraut wurde. Diese Funktion sollte er mehr als dreißig Jahre ausfüllen, in denen die drei Kriege mit Dänemark (1864), Österreich (1866) und Frankreich (1870/71) geschlagen wurden. Moltke erwies sich als genialer Feldherr der großen Massenheere. Seine Maximen waren die klare Regelung der Zuständigkeiten in der obersten Führung bei relativer Unabhängigkeit der Armeeführer, exakte Planung des Feldzugs, Vernichtung des Gegners in einer Umfassungsschlacht bei der Vereinigung der getrennt marschierenden Heeresteile. Er erkannte klar die Bedeutung der industriellen Ressourcen und neuen technischen Mittel (Eisenbahn) seiner Zeit und nutzte auch konsequent ihre Möglichkeiten.
Gemeinsam mit Otto von Bismarck und Albrecht von Roon gilt er als einer der drei Reichsgründer. Mit dem Reichskanzler kam es zu einigen Auseinandersetzungen, in denen die unterschiedlichen Auffassungen der beiden Männer über das Verhältnis von Politik und Krieg aufeinander prallten. Bismarck sah den Krieg als Fortsetzung der Politik im Sinne von Carl von Clausewitz, während Moltke die Eigengesetzlichkeit des Krieges am Werke sah. Bismarck setzte sich durch, aber die Denkweise Moltkes spielte eine verhängnisvolle Rolle beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs, als sein gleichnamiger Neffe an der Spitze der Militärführung stand.
Proklamation des deutschen Reiches in Versailles
Am 17. Januar 1871, einen Tag vor der feierlichen Kaiserproklamation, hadert König Wilhelm I. mit dem Schicksal. Trotz der militärischen Siege über Frankreich und der unter Preußens Führung errungenen Reichseinigung klagt der alte Monarch unter Tränen:
“Morgen ist der unglücklichste Tag meines Lebens! Da tragen wir das preußische Königtum zu Grabe.”
Wilhelm sieht in der unausweichlichen Annahme der Kaiserwürde einen Abschied von Preußen. Ihn plagt die tiefe Sorge, sein Königreich werde sich in dem deutschen Staatenbund verlieren. Noch einer seiner Vorgänger, Friedrich Wilhelm IV., lehnte im Jahre 1849 die ihm von der Deutschen Nationalversammlung angetragene erbliche deutsche Kaiserwürde brüsk ab.
Einen Tag später, am 18. Januar 1871, versammeln sich im Spiegelsaal des königlichen Schlosses zu Versailles um die Mittagsstunde mehrere hundert Offiziere der preußischen Armee. Sie stehen dichtgedrängt in dem langen Raum. Als der preußische König Wilhelm I. und der Kronprinz an der Spitze der deutschen Fürsten den Saal betreten, legt sich die Unruhe. Das Schweigen wird durchbrochen, als an dem provisorisch errichteten Altar der Gottesdienst beginnt. In seiner Predigt erinnert der Militäroberpfarrer an die vor 170 Jahren einem brandenburgischen Kurfürsten verliehene Königswürde und lobt dann, wie durch die Tugenden seiner Könige Preußen zu einer Königsmacht erhoben worden sei. Nach dem Schlussgebet und dem Choral “Nun danket allen Gott” tritt der preußische König Wilhelm I., gefolgt von den Fürsten der deutschen Länder, auf die mit den Fahnen und Standarten aller Paris belagernden Regimenter geschmückte Estrade. Nachdem
König Ludwig II. von Bayern im Namen der deutschen Fürsten Wilhelm I von Preußen zum Kaiser ausgerufen hat, verkündet díeser, er werde die ihm von den deutschen Fürsten und dem deutschen Volk angebotene Kaiserwürde annehmen.
Klemens Wenzel Fürst von Metternich
15.5.1773 in Koblenz
11.6.1859 in Wien
Diplomat
1821 bis 1848 österreichischer Staatskanzler
Der 1773 in Koblenz geborene Clemens von Metternich enstammte einem rheinischen Reichsgrafengeschlecht. Er besuchte die berühmte Diplomatenschule von Wilhelm Koch in Straßburg, auf der auch Talleyrand und Benjamin Constant gewesen waren. Seine Heirat mit einer Enkelin des österreichischen Staatskanzlers Kaunitz ermöglichte es ihm, wie auch seinem Vater vor ihm, 1801 als Diplomat in österreichische Dienste zu treten. Erst war er Gesandter in Dresden, dann in Berlin und schließlich in Paris. 1809 wurde er Minister des Äußeren. Es gelang ihm, die äußere Unabhängigkeit des gerade besiegten Österreich gegen Frankreich zu bewahren, um es dann mit dem Anspruch auf eine Führungsrolle in den Kampf gegen Napoleon zu führen.
Dass der Kongress, auf dem die Verhältnisse nach dem Sieg über Napoleon geregelt wurden, in Wien stattfand, unterstreicht die dominante Rolle, die Österreich spielte. Metternichs Grundsatz war, das Interesse möglichst jeden Staates zu wahren und so ein europäisches Gleichgewicht unter der besonderen Aufsicht eines starken Österreichs zu schaffen. Frankreich wurde ebenso geschont wie die Rheinbundstaaten. Ebenso wandte er sich, sogar mit Kriegsdrohungen, gegen die Annexion Sachsens durch Preußen und die Ausdehnung Russlands nach Westen, das er als die größte Gefahr für das angestrebte Gleichgewicht betrachtete. Seine Vorstellungen über einen deutschen Staatenbund erfüllten sich, auch wenn es ihm nicht gelang, den österreichischen Herrscher als Erbkaiser an dessen Spitze zu etablieren, was der österreichisch-preußische Dualismus verhinderte.
In Österreich, im Deutschen Bund wie auch auf europäischer Ebene galten Metternichs Bemühungen der Bekämpfung der nationalen und liberalen Begegnungen. Er stand hinter den Karlsbader Beschlüssen ebenso wie die auf internationalen Kongressen beschlossenen, auf der „ Heiligen Allianz“ beruhenden Interventionen zur Unterdrückung der Revolutionen in Spanien und Italien. Seinen Einfluss auf die westlichen Mächte verlor er durch die Revolutionen in Frankreich 1830 sowie durch den englischen Einspruch gegen das Einschreiten gegen die Revolution in Belgien und den griechischen Aufstand. Daraufhin verbanden sich die drei konservativen Mächte 1833 zum „Bund der drei schwarzen Adler“. Sein System der Friedenssicherung in Europa hielt bis zum Krimkrieg 1852-54.
Gegen Ende seiner Karriere verlor Metternich immer mehr an Einfluss, worauf er mit gekränkter Eitelkeit reagierte und so noch mehr ins Abseits geriet. Als verhasstes Symbol der Reaktion trat er beim Ausbruch der Revolution 1848 augenblicklich zurück und ging nach England ins Exil. Drei Jahre später kehrte er nach Wien zurück, wo er 1859 starb
3. Juli 1866: Preußen besiegt Österreich bei Königgrätz
Am 3. Juli 1866 beginnt in den Morgenstunden die Schlacht bei Königgrätz. Um 7.30 Uhr beginnt der verlustreiche Angriff der preußischen Armee, den die Österreicher bis Mittag zum Stehen bringen können.
Auf einem Hügel am Rande des Schlachtfeldes versammeln sich zu Pferde König Wilhelm, Bismarck, General Moltke und Kriegsminister Roon. Nach der brachialen Kanonade der Österreicher warten sie auf ihre Trumpfkarte: Die Armee des Kronprinzen, die von Nordosten her dem Gegner in die Flanke fallen soll. Ob der errechnete Zeitplan eingehalten werden kann, ist vor allem eine Frage der neuen Transporttechnologien: Erstmals in der preußischen Militärgeschichte werden die operativen Truppen mit den Eisenbahnen herangeführt.
„Was haben Sie für den Fall des Rückzuges beschlossen?“
fragt Bismarck.
Die Antwort von Generalstabschef Moltke ist Stoff für patriotische Schulbücher:
„Hier wird nicht zurückgegangen. Hier geht es um Preußen!“
Moltke hatte Glück. Seine Strategie ("Getrennt marschieren und vereint schlagen") bringt den Erfolg. Die Wende zugunsten Preußens tritt gegen 14 Uhr ein, als Kronprinz Friedrich Wilhelm mit der 2. Armee einen Überraschungsangriff gegen die rechte Flanke der Österreicher führt. Als daraufhin Benedeks Schlüsselstellung bei Chlum erstürmt wird, bricht der Widerstand der österreichisch-sächsischen Truppen zusammen. Die geschlagene Armee flieht in Richtung Olmütz.
Am 26. Juli kommt es zum Vorfrieden von Nikolsburg und am 23. August 1866 zum Frieden von Prag. Der Deutsche Bundestag wird für aufgelöst erklärt; an einem neuen Bund sollte sich Österreich nicht mehr beteiligen – die Weichen für die „ kleindeutsche Lösung“ einer deutschen Reichseinigung sind endgültig gestellt.
Märzrevolution 1848
Im Jahre 1848 fanden in ganz Europa verschiedene Revolutionen statt. Die Träger der Revolution waren vor allem das erstarkte Bürgertum, das mehr Mitwirkung im Staatswesen einforderte.
Von den Revolutionen nicht Betroffen waren Russland, England und Spanien, welche keine Oppositionen aufkommen liessen.
Die Revolution zeigte nachhaltige soziale, wirtschaftliche und nationalstaatliche Wirkungen.
Frankreich
In Frankreich begann die Revolution im Februar 1848. Republikanische und konstitutionell-liberale Kräfte forderten die Reform des Wahlrechts.
Die Opposition wollte eine Republik.
Am 24. Februar wurde der Ministerpräsident gestürzt; König Louis Philippe dankte ab, worauf die Regierung die zweite Republik ausrief.
Im Juni wurde die Nationalwerkstätte geschlossen è Juniaufstand.
Im Dezember entschied sich die Mehrheit der stimmberechtigten Franzosen für Louis Napoleon (später Napoleon III.) als neuen Präsidenten der Republik.
Deutschland
Als Reaktion auf die Februarrevolution in Frankreich, forderte das liberale und republikanische Bürgertum eine konstitutionelle Verfassung,die Einheit Deutschlands und die Errichtung der Pressefreiheit.
Wie schon in Frankreich scheiterte die Revolution auch in Deutschland. Grund dafür war die Uneinigkeit der Nationalbewegung und das Wiedererstarken der Deutschen Ländern.
Italien
Neben den konstitutionellen Reformen und der Einigung des Landes, strebten die Revolutionäre die Befreiung Italiens von der österreichischen Fremdherrschaft an.
Schon 1846 hatte der Papst im Kirchenstaat Reformen eingeleitet. 1848 übernahm König Albert von Sardinien-Piemont die Führung der Italienischen Staaten.
Nach einigen Erfolgen unterlagen die Italiener im März 1849 den Österreichern.
Inzwischen war es in Rom im November 1848 zu radikaldemokratischen Aufständen gekommen. Giuseppe Mazzini rief in Rom die Republik aus.
Österreich und Frankreich eilten dem geflohenen Papst zur Hilfe und besiegten die Republik.
Auch hier war die Revolution an der Uneinigkeit der Führer gescheitert.
Österreich
Im Vielvölkerstaat Österreich führte wachsender Nationalismus und der Drang zur Selbstbestimmung u.a. in Böhmen, Ungarn und Kroatien zu Aufständen, die überall auch soziale Komponenten hatten.
In Wien setzten Stundenten und Arbeiter die Abschaffung der Zensur und die Absetzung Metternichs durch.
Die Aufstände wurden zwar niedergeschlagen, doch die Habsburgermonarchie erlitt dabei schwere Schäden.
Auch weitere Aufstände im Mai und Oktober wurden niedergeschlagen.
Kaiser Ferdinand I. dankte zugunsten seines Neffen Franz Joseph I. ab.
1849 kehrte die Regierung zur alten Ordnung zurück.
In Ungarn forderte Lajos Kossuth Autonomie für sein Land und leitete die Revolution ein.
Noch im selben Monat setzte Österreichs Regierung Lajos als neuen Ministerpräsidenten in Ungarn ein.
Im April musste Österreich Mitansehen wie Ungarn ein parlamentarisches System schuf und nur noch eine Personalunion mit Österreich bildete.
Nun sahen fühlten sich die Serben in Ungarn unterdrückt, die folgende Intervention Österreichs führte zur Ungarischen Unabhängigkeitserklärung.
Mit russischer Hilfe gelang es Österreich die Revolution in Ungarn nieder zu schlagen. Somit hatte auch im Habsburgerreich die Reaktion gesiegt.
Politisch war die Revolution gescheitert, wirtschaftlich und sozial hatte sie jedoch durchaus Folgen: Das Bürgertum konsentrierte sich auf die Wirtschaft und trieb so die Industrialisierung voran. Auf dem Land wurde die Bauernbefreiung vollendet
Der Krimkrieg (1853/54-1856)
Krieg zwischen Rußland auf der einen, dem Osmanischen Reich, Großbritannien, Frankreich und ab 1855 dem Königreich Sardinien auf der anderen Seite
1. Die orientalische Frage
Seit Ende des 18. Jahrhunderts war Rußland in zunehmendem Maße bestrebt, seinen Einfluß auf dem Balkan zu vergrößern und den Osmanen die Kontrolle über die Meerengen zwischen Schwarzem Meer und Mittelmeer zu entreißen. Der russische Sieg im Russisch-Türkischen Krieg von 1828/29 und der Abschluß des Vertrags von Unkiar-Skelessi (1833), in dem das Osmanische Reich im Kriegsfall Rußland die Schließung der Meerengen für feindliche Schiffe zusagte, schien die Voraussetzungen hierzu geschaffen zu haben.
Großbritannien, Frankreich (und auch Österreich) sahen in der möglichen russischen Kontrolle über die Meerengen eine Bedrohung ihrer eigenen Interessen auf dem Balkan, im östlichen Mittelmeer und im Nahen Osten. 1841 gelang es den europäischen Großmächten, das Abkommen von Unkiar-Skelessi aufzuheben.
2. Die Kriegsgefahr
Zu Beginn der fünfziger Jahre des 19. Jahrhunderts übernahm Zar Nikolaus I. erneut die Initiative gegen das Osmanische Reich. Er vertraute dabei auf die Unterstützung Österreichs im Gegenzug für die Hilfe, die Rußland den Habsburgern in der Revolution 1848/49 vor allem in Ungarn geleistet hatte. Er nahm auch fälschlicherweise an, daß sich die britische Regierung unter George Hamilton-Gordon an der Aufteilung der noch osmanischen Gebiete auf dem Balkan beteiligen würde.
Der unmittelbare Anlaß für die russische Intervention im Osmanischen Reich war ein Streit zwischen Katholiken und orthodoxen Christen über die Kontrolle der heiligen Stätten in Palästina, das damals noch zum Osmanischen Reich gehörte. Im Dezember 1852 faßte der osmanische Sultan unter französischem Druck eine Entscheidung zugunsten der Katholiken. Nikolaus I. entsandte sogleich eine Mission nach Konstantinopel (heute Istanbul), um eine Einigung zu erzielen, die die Rechte der orthodoxen Kirche innerhalb des Osmanischen Reiches garantieren sollte. Zur selben Zeit erörterte Nikolaus I. mit dem britischen Botschafter in Rußland die Möglichkeit einer Aufteilung des Balkans und einer befristeten Besetzung Konstantinopels und der Meerengen durch russische Truppen.
In Konstantinopel kam es zwar zu einer gütlichen Einigung hinsichtlich der heiligen Stätten in Palästina. Die ultimative Forderung des Zaren, die Schutzherrschaft Rußlands über die orthodoxen Christen im Osmanischen Reich anzuerkennen, lehnten die Osmanen jedoch mit französischer und britischer Rückendeckung als Eingriff in ihre Souveränität ab. Daraufhin besetzte Rußland am 1. Juli 1853 die osmanischen Donaufürstentümer Moldawien und Walachei. Die europäischen Großmächte versuchten vergeblich, einen Kompromiß zwischen Rußland und dem Osmanischen Reich herbeizuführen. Am 4. Oktober 1853 erklärte das Osmanische Reich im Vertrauen auf britische und französische Unterstützung Rußland den Krieg.
3. Der Krieg
Am 30. November 1853 zerstörten die Russen die türkische Flotte im Schwarzmeerhafen Sinop (siehe Abbildung). Am 3. Januar 1854 lief eine britisch-französische Flotte zum Schutz der osmanischen Küsten im Schwarzen Meer ein, und am 27. Februar forderten Großbritannien und Frankreich Rußland ultimativ auf, sich aus den Donaufürstentümern zurückzuziehen. Rußland ignorierte das Ultimatum; daraufhin schlossen Großbritannien und Frankreich Bündnisse mit dem Osmanischen Reich und erklärten Rußland am 28. März 1854 den Krieg. Sie gingen davon aus, daß ihre Überlegenheit zur See einen schnellen Sieg herbeiführen würde. Am 3. Juni drohte schließlich auch Österreich mit einer Kriegserklärung, falls sich Rußland nicht aus Moldawien und der Walachei zurückziehe. Rußland willigte ein und räumte die Fürstentümer am 8. August, die wenig später von österreichischen Truppen besetzt wurden.
Am 14. September 1854 landeten die alliierten Truppen auf der Krim und belagerten ab Oktober 1854 Sewastopol, den Hauptstützpunkt der russischen Schwarzmeerflotte. Trotz rascher Siege der Alliierten etwa in der Schlacht von Balaklawa zog sich der Krieg in die Länge, da die Russen die Friedensbedingungen der Alliierten nicht akzeptierten. Am 9. September 1855 gaben die Russen schließlich Sewastopol auf, willigten jedoch erst in einen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen ein, nachdem Österreich seine Kriegsdrohung wiederholt hatte.
Obwohl es nicht unmittelbar in den Krieg eingriff, trug Österreich doch zum Sieg der Alliierten bei, und zwar dadurch, daß es als Verbündeter der Alliierten und somit potentieller Gegner Rußlands an der österreichisch-russischen bzw. moldawisch-russischen Grenze russische Kräfte band. Am 26. Januar 1855 schaltete sich auch Sardinien auf der Seite der Alliierten in den Krieg ein - hauptsächlich um sich die Unterstützung Frankreichs und auch Großbritanniens gegen Österreich in Norditalien zu sichern.
Der Friede von Paris, der am 30. März 1856 unterzeichnet wurde, bedeutete für Rußland und seine Balkanpolitik einen herben Rückschlag. Rußland mußte auf die Donaufürstentümer verzichten sowie auf die Schutzherrschaft über die orthodoxen Christen im Osmanischen Reich. Außerdem mußte es das südliche Bessarabien und die Donaumündung an Moldawien abtreten, und es mußte in die Entmilitarisierung des Schwarzen Meeres einwilligen.
Im Krimkrieg forderten nicht nur die Kampfhandlungen unzählige Menschenleben. Die medizinische Versorgung war äußerst schlecht. Die britische Krankenschwester Florence Nightingale initiierte die Errichtung zahlreicher Krankenhäuser und Lazarette; dennoch starben mehr Soldaten an Krankheiten als an den Folgen der militärischen Auseinandersetzung. Nachdem die ersten Augenzeugenberichte aus dem Krieg in der englischen Zeitung "The Times" erschienen waren, wandte sich die öffentliche Meinung in Großbritannien zunehmend gegen den Krimkrieg sowie gegen den Premierminister Hamilton-Gordon, der im Januar 1855 zurücktreten mußte. Diese Augenzeugenberichte hatte der irische Reporter W. H. Russell nach London übermittelt; als erster Journalist nutzte er bei der Nachrichtenübermittlung den Telegraphen.
Der Krimkrieg bedeutete den Zusammenbruch einer nachnapoleonischen Ordnung in Europa, durch die es den Großmächten Großbritannien, Rußland, Österreich und Preußen gelungen war, vier Jahrzehnte lang den Frieden in Europa aufrecht zu erhalten. In Rußland gab die Niederlage im Krimkrieg den Anstoß zu einem weit reichenden Reformprogramm unter Zar Alexander II.
Otto Eduard Leopold Graf von Bismarck
Otto Eduard Leopold Graf von Bismarck (1815-1898), seit 1871 Fürst von Bismarck ud seit 1890 Herzog von Lauenburg, preußisch-deutscher Staatsmann und erster Kanzler des Deutschen Reiches (1871-1890).
Bismarck wurde am 1. April 1815 in Schönhausen, nordwestlich von Berlin, als Sohn eines ostelbischen Adligen geboren. Er studierte Rechtswissenschaften in Göttingen und Berlin, war anschließend, ab 1836, Gerichtsreferendar in Aachen und übernahm 1839 die Verwaltung der väterlichen Güter in Pommern.
1847 wurde der konservative Bismarck Mitglied des Vereinigten Preußischen Landtages. Die Revolution von 1848, die er mit Gewalt unterdrückt sehen wollte, bestärkte ihn in seiner monarchistischen und konservativen, die dominierende Stellung des Land besitzenden preußischen Adels verteidigenden Haltung. Nach der Revolution wurde er Abgeordneter im Erfurter Parlament, führendes Mitglied der Konservativen Partei und Mitbegründer und Mitarbeiter der konservativen Kreuzzeitung. Im Frankfurter Bundestag, dem er seit 1851 als preußischer Gesandter angehörte, trat er für die Gleichberechtigung Preußens mit Österreich, der Präsidialmacht im Deutschen Bund, ein. 1859 ging Bismarck als preußischer Botschafter nach Russland und im Frühjahr 1862 nach Frankreich.
Die deutsche Einigung
1862 war in Preußen die Auseinandersetzung zwischen Regierung und Parlament über eine Heeresreform zu einem scheinbar unlösbaren Konflikt geworden. Das von liberalen Kräften dominierte Abgeordnetenhaus hatte die Heeresvorlage der Regierung u. a. wegen der dreijährigen Dienstpflicht abgelehnt; weder König noch Abgeordnetenhaus waren zu einem Kompromiss bereit. In dieser Pattsituation berief König Wilhelm I. am 23. September 1862 Bismarck zum preußischen Ministerpräsidenten (am 8. Oktober 1862 außerdem zum Außenminister).
Bismarck beendete den Heereskonflikt im Sinn der Krone, beschwor damit allerdings gleichzeitig einen Verfassungskonflikt herauf Er löste das Abgeordnetenhaus auf, das den Militärhaushalt abgelehnt hatte, und regierte, gestützt auf das Herrenhaus und die „Lückentheorie", ohne vom Abgeordnetenhaus gebilligten Etat weiter. Seine nicht verfassungskonforme Politik hatte Bismarck nach seinem Amtsantritt mit seiner „Blut- und-Eisen-Rede" gerechtfertigt, der zufolge sich die großen Probleme der Zeit (d. h. die deutsche Einigung) nicht durch Reden und Mehrheitsentscheidungen lösen ließen, sondern nur durch „Blut und Eisen". Folgerichtig baute er das preußische Heer aus, ebenfalls ohne die Zustimmung des Parlaments.
Mit seinem außenpolitischen Engagement gelang es Bismarck vorübergehend, von der Krise im Inneren abzulenken: Im Februar 1863 schloss er mit Russland die Alvenslebensche Konvention zur gegenseitigen militärischen Unterstützung (Anlass war der Januaraufstand in Polen). 1864 führte Preußen gemeinsam mit Österreich Krieg gegen Dänemark, das schließlich Schleswig, Holstein und Lauenburg an Preußen und Österreich abtreten musste (siehe Deutsch-Dänische Kriege). 1866 eskalierte der preußisch-österreichische Dualismus, die Frage nach der Vorherrschaft im Deutschen Bund, die sich seit dem Deutsch-Dänischen Krieg deutlich zugespitzt hatte, im Deutschen Krieg zwischen Preußen und Österreich. Nach seinem Sieg über Österreich erhielt Preußen Schleswig-Holstein, Lauenburg, Hannover und einige andere Gebiete; der Deutsche Bund wurde aufgelöst, Österreich war ausgeschaltet worden, und Preußen hatte die Vorherrschaft in Deutschland erlangt. 1867 konstituierte sich unter preußischer Führung der Norddeutsche Bund, Bismarck wurde Bundeskanzler. Nach dem preußischen Sieg hatte Bismarck im September 1866 dem preußischen Abgeordnetenhaus die Indemnitätsvorlage unterbreitet, um nachträglich die formelle Bewilligung der Kosten für die Heeresreform und die beiden Kriege zu erhalten. Sie wurde vom Abgeordnetenhaus mit den Stimmen einiger Liberaler angenommen.
1870 provozierte Bismarck mit der Emser Depesche die Kriegserklärung Frankreichs an Preußen und damit den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71, der zur Proklamation Wilhelms I. zum Deutschen Kaiser am 18. Januar 1871 in Versailles und zur Gründung des Deutschen Reiches führte. Bismarck hatte sein Ziel der Einigung Deutschlands unter preußischer Führung erreicht. Bismarck wurde erster Kanzler des Deutschen Reiches, als der er Innen- und Außenpolitik bestimmte, blieb außerdem weiterhin preußischer Ministerpräsident und wurde 1880 zudem preußischer Minister für Handel und Gewerbe.
Reichskanzler
Seine Hauptaufgabe als Reichskanzler sah Bismarck, der nach der Reichsverfassung der einzige allein dem Kaiser verantwortliche Minister war, in der inneren Konsolidierung des Reiches und in seiner Einbindung in ein internationales Bündnissystem. Innenpolitisch suchte er durch eine „Revolution von oben", den durch Liberalisierung, Industrialisierung und Bevölkerungsexplosion veränderten politischen Anforderungen zu entsprechen. Das antiliberale katholische Zentrum wollte er durch den Kulturkampf ausschalten, provozierte damit jedoch neue innenpolitische Konfrontationen sowie die Entfremdung der Katholiken vom neuen deutschen Staat, so dass er sich 1878 schließlich zum allmählichen Einlenken gegenüber der katholischen Kirche gezwungen sah. Mit dem Sozialistengesetz von 1878, das alle sozialdemokratischen, sozialistischen und kommunistischen Vereinigungen verbot, sollten die „gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie" unterbunden werden. Es beschwor jedoch eine neue innenpolitische Krise herauf und verfehlte zudem sein Ziel, die Sozialdemokratie zu zerschlagen: Nach dem Auslaufen des Gesetzes 1890 wurden die Sozialdemokraten stärkste Fraktion im Reichstag. Parallel zum Sozialistengesetz initiierte Bismarck weit reichende, vergleichsweise fortschrittliche Sozialgesetze, u. a. zur Kranken-, Unfall-, Renten- und Invaliditätsversicherung. Hintergedanke bei seinem Sozialgesetzgebungswerk war, die Arbeiterschaft für sich zu gewinnen, sie von der Sozialdemokratie zu entfremden und diese somit weiter zu schwächen. Mit dem Schutzzoll von 1879 suchte Bismarck die deutsche Industrie besonders gegen die britische Konkurrenz zu schützen sowie die Großagrarier, nicht zuletzt die ostelbischen, gegen russische Einfuhren, womit er sich den liberalen Kräften weiter entfremdete und die Zusammenarbeit mit den Konservativen verfestigte.
Bismarcks Außenpolitik nach 1871 war defensiv und auf Frieden ausgerichtet. Er bezeichnete Deutschland als „saturiert" – trotzdem engagierte er sich, zunächst allerdings zögernd, 1884/85 kurzzeitig für den Erwerb deutscher Kolonien in Afrika und im pazifischen Raum. Sein europäisches Bündnissystem zielte auf die Isolierung Frankreichs und die Verhinderung einer Koalition gegen Deutschland: 1873 schloss er das Dreikaiserabkommen mit Österreich und Russland; 1878 vermittelte Bismarck als „ehrlicher Makler" auf dem Berliner Kongress, dessen Präsident er war, im Balkankonflikt zwischen Österreich-Ungarn, Großbritannien und Russland; 1879 schloss er den Zweibund mit Österreich, der 1882 durch den Beitritt Italiens zum Dreibund wurde, und 1887 vereinbarte er den Rückversicherungsvertrag mit Russland.
Kaiser Wilhelm II. entließ Bismarck am 20. März 1890 wegen unüberbrückbarer persönlicher und politischer Gegensätze aus seinem Amt; neuer Reichskanzler und preußischer Ministerpräsident wurde Georg Leo von Caprivi, dessen Politik Bismarck scharf kritisierte. Nach seiner Entlassung zog sich Bismarck auf sein Landgut Friedrichsruh im Sachsenwald zurück, wo er am 30. Juli 1898 starb.
Erzherzog Franz Ferdinand
Franz Ferdinand, Erzherzog (1863-1914), österreichischer Thronfolger. Franz Ferdinand, Neffe von Kaiser Franz Joseph I., wurde am 18. Dezember 1863 in Graz geboren. Nach dem Selbstmord des Kronprinzen Rudolf 1889 und dem Tod seines Vaters, Erzherzogs Karl Ludwig, im Jahr 1896 rückte er zum Thronfolger auf. Nachdem er 1898 Stellvertreter des Kaisers im Obersten Kommando geworden war, gewann er zusehends an Einfluss, besonders im militärischen Bereich. Franz Ferdinand setzte sich für den Ausbau und die Modernisierung der österreichischen Land- und Seestreitkräfte ein, und arbeitete in militärischen Fragen eng mit General Conrad von Hötzendorf (1852-1925) zusammen. Innenpolitisch entwickelte er ein Konzept für einen föderalistischen und liberal-demokratischen Staatsumbau, wobei die Vormachtstellung der Monarchie sowie das Habsburgerreich insgesamt erhalten bleiben sollten; um die Loyalität der Ungarn aufrechtzuerhalten, zog er sogar die Einführung des allgemeinen Wahlrechtes in Ungarn in Erwägung. Von der unmittelbaren Beteiligung an den Staatsgeschäften blieb er jedoch ausgeschlossen. Außenpolitisch befürwortete Franz Ferdinand das Dreikaiserbündnis mit Russland und dem Deutschen Reich. 1900 ging Franz Ferdinand eine – nicht standesgemäße – Ehe mit Sophie Gräfin Chotek ein. Am 28. Juni 1914 fiel Erzherzog Franz Ferdinand dem Attentat von Sarajevo zum Opfer. Seine Ermordung löste den 1. Weltkrieg aus.
Zar Alexander II.
Alexander II wurde am 17. April 1818 in Moskau geboren und bestieg am 19. Februar 1855 den Thron. Er starb am 01. März 1881. Alexander II war Zar von Russland, er setzte sich für die Leibeigenen durch eine Proklamation vom Februar 1861 ein und führte Russland in eine Ära der Reformen. Die Änderungen beinhalteten z.B. eine verbesserte Justiz, verbesserte Gerichte, Unabhängigkeit von Universitäten, neue Wahlen von Abgeordneten und ein verbessertes Militär. Alexander verlor seinen Vater, Nicholas I, am 19. Februar 1855 während des Krimkrieges. Die erniedrigende Niederlage und die nationale Schwäche waren wichtige Gründe für Alexanders Reformen. Er selbst war der Überzeugung, daß Russland modernisiert werden mußte.
1841 heiratete Alexander II Maria von Hessen-Darmstadt (Maria Alexandrovna).Aus der Ehe gingen 7 Kinder hervor.
Alexander II ähnelte seinem Onkel, Alexander I. Er war geaussehend, charmant und sentimental. Seit 1866 lebte er in Angst und distanzierte sich von seinen Mitmenschen.Ab dieser Zeit ließ er nur noch einige Verwante und Freunde an sich heran. Ein Attentäter (ein Mitglied der Revolutionsgruppe "Der nationale Wille") tötete Alexander am selben Tag, an dem er ein Manifest unterschrieben hatte. Hätte er diese große Ära fortführen können, hätte er vielleicht die Russische Revolution verhindern können.
Viktoria
Königin von Großbritannien und Irland
1819-1901
1819
24. Mai: Alexandrina Viktoria wird als einziges Kind des Herzogs Eduard von Kent und der Prinzessin Marie Louise Viktoria aus dem Hause Sachsen-Coburg-Gotha im Kensington-Palast (heute zu London gehörend) geboren.
1837
20. Juni: Nach dem Tod ihres Onkels Wilhelm IV. (1765-1837) wird Viktoria Königin von Großbritannien und Irland.
1838
28. Juni: Krönung Königin Viktorias als letzter Herrscherin aus dem Hause Hannover, mit dem seit 1714 eine Personalunion besteht.
1840
10. Februar: Heirat mit ihrem Cousin Prinz Albert von Sachsen-Coburg-Gotha, der sie in ihrem privaten und politischen Leben stark beeinflußt. Sie haben neun Kinder.
21. November: Geburt der ältesten Tochter Viktoria Adelaide Marie, die 1858 den Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen heiratet und später deutsche Kaiserin wird.
1841
9. November: Geburt Edwards VII., Viktorias Nachfolger.
1843
September: Als erste britische Herrscherin seit Heinrich VIII. (1491-1547) besucht Viktoria Frankreich.
1845
Als erstes britisches Staatsoberhaupt besucht sie Deutschland.
1851
1. Mai: Königin Viktoria eröffnet die 1. Weltausstellung im Londoner Kristallpalast. Bei dieser Ausstellung präsentiert sich Großbritannien als größte industrielle, Handels-, Finanz- und Kolonialmacht.
1861
14. Dezember: Nach dem Tod ihres Mannes, den sie sowohl als persönlichen wie auch politischen Verlust empfindet, zieht sich Viktoria zunächst völlig aus der Öffentlichkeit zurück.
1863
Während eines Deutschlandbesuchs trifft Viktoria Kaiser Franz-Joseph von Österreich in Coburg.
1864
Viktoria reagiert auf Vorwürfe aus der Bevölkerung mit einem offenen Brief an die Zeitung "The Times". Sie verspricht, wieder in größerem Maße öffentlich tätig zu werden.
1867
Die bereits 1832 begonnenen Parlamentsreformen, die das Unterhaus und die zwei Hauptparteien stärken, beschneiden den direkten Einfluß der Krone auf die Politik.
1876
Der amtierende Premierminister Benjamin Disraeli veranlaßt die Erhebung Viktorias zur Kaiserin von Indien.
1888
Viktoria besucht ihren im Sterben liegenden Schwiegersohn Kaiser Friedrich im Schloß Charlottenburg.
1889
Kaiser Wilhelm II besucht zum ersten Mal seit seiner Thronbesteigung offiziell seine Großmutter Viktoria in London.
1901
22. Januar: Königin Viktoria stirbt in Osborne House bei Cowes auf der Isle of Wight (Großbritannien) und wird in einem Mausoleum in Frogmore, in der Nähe von Windsor, beigesetzt. Sie prägt den Namen einer ganzen Epoche, des "viktorianischen Zeitalters
Quelle : http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/Victoria/
Eduard VII.
König von Großbritannien und Irland
1841-1910
1841
9. November: Albert Eduard wird als ältester Sohn der regierenden Königin Viktoria und des Prinzgemahls Albert von Sachsen-Coburg-Gotha in London geboren.
Dezember: Eduard wird von seiner Mutter zum Prinz von Wales und Earl of Chester ernannt.
1855
Während eines Besuchs in Paris mit seinen Eltern entwickelt Eduard eine lebenslange Liebe zu Frankreich.
1859
17. November: Der Prinz beginnt sein Studium am Christ Church College in Oxford.
1860
Eine Reise Eduards nach Kanada stärkt die Loyalität des Landes zum britischen Mutterland.
1861
Er setzt sein Studium am Trinity College in Cambridge fort.
Juni-September: Die Affäre mit einer Schauspielerin während seines Militärdiensts in Irland - die ihm den Ruf eines Lebemanns einbringt - veranlaßt Viktoria im Dezember, ihn für den Tod seines Vaters (14. Dezember) verantwortlich zu machen. Fortan schließt sie Eduard von der Einführung in Staatsangelegenheiten aus.
1863
10. März: Heirat mit Alexandra, der ältesten Tochter des Prinzen Christian (später König Christian IX.) von Dänemark.
1865
3. Juni: Geburt seines Sohnes Georg, des späteren Königs Georg V.
1868/69
Reisen nach Kopenhagen, Stockholm, Berlin, Wien und Ägypten.
1875
10. Juni: Eduard wird zum Feldmarschall ernannt.
1875/76
Eine Reise Eduards nach Indien stärkt die Verbindung zwischen beiden Ländern.
1878
Als Präsident der britischen Sektion der Pariser Ausstellung setzt sich Eduard für ein gutes Verhältnis zwischen Großbritannien und Frankreich ein.
1889
August: Während der ersten Großbritannienreise Kaiser Wilhelms II. nach seiner Inthronisierung wird er von Eduard empfangen. Zwischen beiden entwickelt sich ein freundschaftliches Verhältnis.
1901
22. Januar: Nach dem Tod Königin Viktorias folgt ihr der Prinz als König Eduard VII. von Großbritannien und Irland und Kaiser von Indien auf den Thron.
1902
Durch seine Reisen in Europa wird er zum informellen Vertreter amtlicher Außenpolitik. Innenpolitisch macht er die strikte Zurückhaltung des Monarchen gegenüber Regierungshandlungen zum Bestandteil des Verfassungslebens. Gleichzeitig nimmt er die unter Königin Viktoria in Verfall geratene Tradition glanzvoller Selbstdarstellung der Monarchie wieder auf.
1903
Während eines Besuchs in Paris bereitet Eduard VII. den Boden für ein britisch-französisches Bündnis vor, die "Entente cordiale".
1904
8. April: Großbritannien und Frankreich bilden die "Entente cordiale". Durch Einbeziehung Rußlands entwickelt sich daraus 1907 die Tripelentente.
1908
9. Juni: Eduard VII. besucht Zar Nikolaus II. in Rußland, dem er freundschaftlich verbunden ist.
1910
6. Mai: König Eduard VII. stirbt in London und wird in Windsor beigesetzt. Seine Regierungszeit gibt dem eduardianischen Zeitalter seinen Namen
Quelle http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/EdwardVII/index.html
Eduard VII.
König von Großbritannien und Irland
1841-1910
1841
9. November: Albert Eduard wird als ältester Sohn der regierenden Königin Viktoria und des Prinzgemahls Albert von Sachsen-Coburg-Gotha in London geboren.
Dezember: Eduard wird von seiner Mutter zum Prinz von Wales und Earl of Chester ernannt.
1855
Während eines Besuchs in Paris mit seinen Eltern entwickelt Eduard eine lebenslange Liebe zu Frankreich.
1859
17. November: Der Prinz beginnt sein Studium am Christ Church College in Oxford.
1860
Eine Reise Eduards nach Kanada stärkt die Loyalität des Landes zum britischen Mutterland.
1861
Er setzt sein Studium am Trinity College in Cambridge fort.
Juni-September: Die Affäre mit einer Schauspielerin während seines Militärdiensts in Irland - die ihm den Ruf eines Lebemanns einbringt - veranlaßt Viktoria im Dezember, ihn für den Tod seines Vaters (14. Dezember) verantwortlich zu machen. Fortan schließt sie Eduard von der Einführung in Staatsangelegenheiten aus.
1863
10. März: Heirat mit Alexandra, der ältesten Tochter des Prinzen Christian (später König Christian IX.) von Dänemark.
1865
3. Juni: Geburt seines Sohnes Georg, des späteren Königs Georg V.
1868/69
Reisen nach Kopenhagen, Stockholm, Berlin, Wien und Ägypten.
1875
10. Juni: Eduard wird zum Feldmarschall ernannt.
1875/76
Eine Reise Eduards nach Indien stärkt die Verbindung zwischen beiden Ländern.
1878
Als Präsident der britischen Sektion der Pariser Ausstellung setzt sich Eduard für ein gutes Verhältnis zwischen Großbritannien und Frankreich ein.
1889
August: Während der ersten Großbritannienreise Kaiser Wilhelms II. nach seiner Inthronisierung wird er von Eduard empfangen. Zwischen beiden entwickelt sich ein freundschaftliches Verhältnis.
1901
22. Januar: Nach dem Tod Königin Viktorias folgt ihr der Prinz als König Eduard VII. von Großbritannien und Irland und Kaiser von Indien auf den Thron.
1902
Durch seine Reisen in Europa wird er zum informellen Vertreter amtlicher Außenpolitik. Innenpolitisch macht er die strikte Zurückhaltung des Monarchen gegenüber Regierungshandlungen zum Bestandteil des Verfassungslebens. Gleichzeitig nimmt er die unter Königin Viktoria in Verfall geratene Tradition glanzvoller Selbstdarstellung der Monarchie wieder auf.
1903
Während eines Besuchs in Paris bereitet Eduard VII. den Boden für ein britisch-französisches Bündnis vor, die "Entente cordiale".
1904
8. April: Großbritannien und Frankreich bilden die "Entente cordiale". Durch Einbeziehung Rußlands entwickelt sich daraus 1907 die Tripelentente.
1908
9. Juni: Eduard VII. besucht Zar Nikolaus II. in Rußland, dem er freundschaftlich verbunden ist.
1910
6. Mai: König Eduard VII. stirbt in London und wird in Windsor beigesetzt. Seine Regierungszeit gibt dem eduardianischen Zeitalter seinen Namen
Rudolf Franz Karl Joseph
Erzherzog und Kronprinz von Österreich
http://www.deutsche-schutzgebiete.de/webpages/Kronprinz_Rudolf_.jpg
21.08.1858 in Laxenburg
30.01.1889 im Jagdschloss Mayerling (Selbstmord)
Vater: Franz Joseph I., Kaiser von Österreich,König von Ungarn
Mutter: Elisabeth (Sisi) Kaiserin von Österreich, Königin von Ungarn
Ehefrau: Hochzeit 1881 mit Stephanie Clotilde Luise Hermine Marie Charlotte de Belgique
Kinder: Elisabeth Maria Henriette Stephanie Gisela von Österreich 02.09.1883 - 16.03.1963
Rudolf ist der einzige Sohn des Kaisers Franz Joseph I. und der Kaiserin Elisabeth. Er wurde unter Leitung des Grafen Latour erzogen, betrieb Naturstudien und war leidenschaftlicher Jäger.
Am 10. Mai 1881 vermählte er sich mit Prinzessin Stephanie von Belgien, der Tochter des belgischen Königs Leopold II. Am 2 September 1883 wurde Tochter Elisabeth geboren. Sie wurde 1902 Gattin des Fürsten Otto zu Windisch-Grätz.
Durch seine liberale Gesinnung geriet er in Gegnerschaft zu seinem Vater und zum Hof. Meyers Lexikon (Leipzig und Wien 1909) beschreibt ihn als "lebhaften Geist (mit) freiheitlicher, deutscher Gesinnung".
Am 30. Januar 1889 kam es auf Jagdschloss Mayerling zur "Tragödie von Mayerling". Noch lange konnte man in zeitgenössischen Nachschlagewerken von einem: "unnatürlichen, noch unaufgeklärten Tod" lesen. Bis heute halten sich über 30 Mordtheorien. Nach einer von ihnen sollen die Erzherzöge Albrecht und Wilhelm von Österreich, Prinz Heinrich von Liechtenstein, Josef Graf Hoyos und Heinrich Baltazzi den Kronprinzen Rudolf und die siebzehnjährige Baronesse Mary von Vetsera auf Schloss Mayerling wegen dessen revolutionären Plänen zur Umgestaltung Österreichs ermordet haben. Baronesse Mary von Vetsera sei in Wirklichkeit die Geliebte des Prinzen Heinrich von Liechtenstein gewesen und wollte Rudolf nur vor den Mordplänen warnen. Schon zwei Tage nach der "Tragödie von Mayerling" wurden die offiziellen Ermittlungen eingestellt, die ermordete Baronesse wurde bis 1919 der Öffentlichkeit verschwiegen. Der heutigen Version nach soll Rudolf sich und seine Geliebte, die Baronesse Mary von Vetsera, aus Depressionen und Liebeskummer umgebracht haben.
Er schrieb:
"Fünfzehn Tage auf der Donau", 2. Auflage Wien 1885
"Eine Orientreise", 1884
anonym: "Der österreichische Adel und sein konstitutioneller Beruf", München 1878
Das Werk "Die Österreichisch-Ungarische Monarchie in Wort und Bild", Wien 1886-1902 in 24 Bänden, entstand auf seine Anregung hin.
Ferdinand Maximilian Joseph
Erzherzog von Österreich und Kaiser von Mexiko (1864-1867)
http://www.deutsche-schutzgebiete.de/webpages/Maximilian_Erzherzog_von_Oesterreich.jpg
¶ 06.07. 1832 in Wien
V 19.06.1867 in Querétaro/Mexiko (erschossen)
http://www.deutsche-schutzgebiete.de/webpages/Maximilian_Hinrichtung.jpg
Vater: Erzherzog Franz Karl (1802 - 1878)
Mutter: Sophie Friederike Dorothee Wilhelmine, Prinzessin von Bayern (1805 - 1872)
Ehefrau : Hochzeit 1857 mit
Maria Charlotta Amalie Auguste Victorie Clementine Leopoldine
Prinzessin von Belgien
¶ 07.06.1840 Schloss Laeken
V 19.01.1927 Schloss Bouchout http://www.deutsche-schutzgebiete.de/webpages/Charlotta_von_Belgien.jpg
Kinder: keine
Maximilian Ferdinand Joseph wurde am 06. Juli 1832 als zweiter Sohn von Erzherzog Franz Karl und seiner Frau Sophie in Schloss Schönbrunn bei Wien geboren. Sein älterer Bruder regierte Österreich als Kaiser Franz Josef I. von 1848 bis 1916. 1851 begann er seine militärische Karriere in der Marine im Rang eines Leutnants. 1857 wurde Maximilian zum Gouverneur der nördlichen italienischen Provinzen Lombardei und Venetien ernannt. 1857 heiratete er die belgische Prinzessin Charlotta. Von 1856 bis 1860 ließ er nahe Triest (Provinz Küstenland) nach einem Plan von Carl Junker seine Residenz Schloss Miramare erbauen.
Als Mitte des 19. Jahrhunderts in Mexiko radikale Reformen die wirtschaftlichen Interessen der alten Kolonialmächte Großbritannien, Spanien und Frankreich gefährdeten, entsandten diese ein Okkupationskorps in das Land. Da die ersten beiden Mächte sich bald wieder zurückzogen, unternahm es Frankreich unter Napoleon III. , in Mexiko ein Kaiserreich zu installieren. 1861 schlug Napoleon III. Erzherzog Maximilian von Österreich als Kandidaten für den Kaiserthron in Mexiko vor. Im Oktober 1863 besuchte eine mexikanische Delegation Schloss Miramare, um Maximilian und Charlotta die Krone anzubieten. Insbesondere Charlotta spornt ihren Mann an das Amt zu übernehmen. Sein Bruder, Kaiser Franz Josef I. steht dem Abenteuer ablehnend gegenüber, Maximilian muss sogar auf den österreichische Thronfolge verzichten. Am 10. April 1864 wurde Maximilian zum Kaiser von Mexiko ausgerufen und am 14. April 1864 verlies er auf dem britischen Schiff "NOVARA" Österreich in Richtung Mexiko. Der neue Kaiser war aber den Bürgerkriegsparteien nicht gewachsen. Im Bestreben, über den Parteien zu stehen, verdarb er es sich mit allen Seiten.
Nach dem Ende des Nordamerikanischen Bürgerkrieges 1865, ergriffen die USA ganz im Sinne der Monroe-Doktrin ("Amerika den Amerikanern") die Partei der Gegner Kaiser Maximilians. 1866 veranlasste Napoleon III. den Rückzug der französischen Truppen aus Mexiko. Maximilian ließ sich letztlich von seiner Frau überreden zu bleiben, als sie ihm schrieb: "Abdanken heißt, sich selbst verurteilen, sich selbst ein Unfähigkeitszeugnis ausstellen, und das ist nur annehmbar bei Greisen und Blödsinnigen, das ist nicht Sache eines Fürsten von 34 Jahren voller Leben und Zukunftshoffnungen." Sie selbst reiste nach Europa um Hilfe zu erbitten, aber niemand dort war bereit dem bedrängten Kaiser zu helfen, Österreich stand im Krieg mit Italien und Preußen. Napoleon III. gab ihr schließlich den Rat: "Es wäre gut, wenn sich ihre Majestät keinen Illusionen hingäbe". Charlotte verfiel in Verfolgungswahn und ihr Bruder brachte die zunehmend Geistesgestörte nach Schloss Miramar. Am 14. Mai 1867 wurde Kaiser Maximilian entmachtet und da er seine letzten Getreuen nicht allein lassen wollte, ließ er sich gefangen nehmen. Trotz intensiver diplomatischer Bemühungen von Seiten Österreichs, wurde er von einem Kriegsgericht abgeurteilt und am 19.Juni 1867 standrechtlich erschossen. Kein geringerer als der Vizeadmiral Wilhelm von Tegetthoff hatte die Aufgabe, den Toten im September 1867 heimzuholen. Am 18. Januar 1868 wurde Maximilian in der Krypta seiner Vorfahren in der Kapuzinerkirche in Wien zur Ruhe gelegt.
Karl I. Franz Joseph
Kaiser von Österreich und als König Karl IV. von Ungarn
¶ 17.08.1887 in Persenbeug - Österreich unter der Enns (Nieder-Österreich)
V 01.04.1922 in Quinta do Monte (Madeira, Portugal)
http://www.deutsche-schutzgebiete.de/webpages/kuk_Karl_I.jpg
Karl war ein Großneffe Franz Josephs I. und wurde Thronfolger, da Kronprinz Rudolf 1889 Selbstmord begangen hatte und Erzherzog Franz Ferdinand 1914 in Sarajevo ermordet wurde.
Vater: Otto Franz Josef Carl Ludwig Maria von Österreich
Mutter: Maria Josepha Luise Philippine Elisabeth Pia Angela Margarete von Sachsen
Ehefrau: Zita von Bourbon-Parma (Hochzeit 1911), voller Name: Zita Marie der Gnaden Adelgunde Michaele Raphaele Gabriele Josephine Antonie Luise Agnes di Borbone-Parma
http://www.deutsche-schutzgebiete.de/webpages/kuk_Kaiser_Karl_Kaiserin_Zita_.jpg
Kaiser Karl und Kaiserin Zita
Am 23. März 1917, mitten im 1. Weltkrieg, wendet sich Kaiser Karl I. von Österreich unter strenger Geheimhaltung über einen Verwandten an die Ententemächte und lässt seine Friedensbereitschaft erkennen (Sixtusaffäre). Die Franzosen sehen dieses Angebot als Zeichen der Schwäche und stellen Österreich unannehmbare Gebietsforderungen. Das Deutsche Reich ist schwer verärgert, zumal man wegen der Bundnistreue zu Österreich in den Krieg gezogen ist. Am 20. März 1918 versucht die österreichische Regierung in geheimen Gesprächen mit den Vereinigten Staaten einen Sonderfrieden zu erwirken, aber die Amerikaner stellen wiederum unannehmbare Bedingungen, die einer Auflösung Österreich-Ungarns gleichkommen. Am 27. September 1918 schlägt die österreichisch-ungarische Regierung allen kriegsführenden Mächten vor, Verhandlungen zu einem Verständigungsfrieden aufzunehmen. Die Alliierten weisen diesen Vorschlag scharf zurück. Wilson lässt in einer Rede erkennen, dass man keine Verhandlungen mit Vertretern des kaiserlichen Deutschlands und Österreich-Ungarns führe und fordert zum Sturz der Monarchien in beiden Ländern auf. In wenigen Tagen zwischen Oktober und November 1918 vollzieht sich der Zusammenbruch der Donaumonarchie. Zahlreiche Länder Österreich-Ungarns erklären ihre Unabhängigkeit und bilden eigene nationale Regierungen.
Karl versuchte, da er als König von Ungarn nie formell abgedankt hatte, die Monarchie in Ungarn zu restaurieren. Die Ententemächte schicken ihn daraufhin auf die Atlantikinsel Madeira (zu Portugal) in die Verbannung, wo er im Alter von 34 Jahren am 01.04.1922 in Quinta do Monte starbt. Als offizielle Todesursache wurde Lungenentzündung angegeben.
Kinder:
Franz Josef Otto Robert Maria Anton Karl Max Heinrich Sixtus Xaver Felix Renatus Ludwig Gaetan Pius Ignatius von Österreich (20.11.1912)
Adelheid Maria Josepha Sixta Antonia Roberta Ottonia Zita Charlotte Luise Immakulata Pia Theresia Beatrix Franziska Isabella Henrietta Maximiliana Genoveva Ignatia Marcus d'Aviano von Österreich (03.01.1914 - 03.10.1971)
Robert Karl Ludwig Maximilian Michael Maria Anton Franz Ferdinand Joseph Otto Hubert Georg Pius Johannes Marcus d'Aviano von Österreich (08.02.1915 - 07.02.1996)
Felix Friedrich August Maria vom Siege Franz Joseph Peter Karl Anton Robert Otto Pius Michael Benedikt Sebastian Ignatius Marcus d'Aviano von Österreich (31.05.1916)
Carl Ludwig Maria Franz Joseph Michael Gabriel Anton Robert Stephan Pius Gregor Ignatius Marcus d'Aviano von Österreich (10.03.1918)
Rudolf Syringus Peter Karl Franz Joseph Robert Otto Antonius Maria Pius Benedikt Ignatius Laurentius Justitiani Marcus d'Aviano von Österreich (05.09.1919)
Charlotte Hedwig Franziska Josephina Maria Antonia Roberta Ottonia Pia Anna Ignatia Marcus d'Aviano von Österreich (01.03.1921- ?.?.1989)
Elisabeth Charlotte Alphonsa Christina Theresia Antonia Josephina Roberta Ottonia Franziska Isabella Pia Marcus d'Aviano et omnes Sancti von Österreich (31.05.1922 - 06.01.1993)
Zita - Kaiserin von Österreich, Königin von Ungarn
Zita Marie der Gnaden Adelgunde Michaele Raphaele Gabriele Josephine Antonie Luise Agnes Prinzessin di Borbone-Parma
Zita
¶ 09.Mai 1892 in Villa Pianore bei Lucca (Italien)
V 14.März 1989 in Zizers (Schweiz)
Vater: Roberto Ludovico Maria di Borbone di Parma
Mutter: Maria Antonia Amelie Kamilla Karoline Eulalie Leopoldine Sophie Agnes Franziska von Assisi und von Paula Michaele Gabriele Raphaele Gonzaga Gregoria Berhardine Benedikta Andrea de Braganca
http://www.deutsche-schutzgebiete.de/webpages/kuk_zita.jpg
Ehemann: Karl I. Franz Josef (Hochzeit 1911)
Zita übte starken Einfluss auf die Entscheidungen ihres Mannes aus und bestärke ihn in dem Versuch einen Separatfrieden mit den Ententemächten (Sixtusaffäre von 1917) abzuschließen. 1918 musste sie Österreich verlassen, lebte in Spanien, Belgien, Kanada und ab 1962 in der Schweiz. Erst 1982 durfte sie wieder nach Österreich einreisen.
Sie wurde als letzte aus dem Hause Habsburg in der Kapuzinergruft bestattet.
Kinder:siehe Kaiser Karl I.
ERZHERZOGIN SOPHIE
27.1.1805 - 28.5.1872 1372 http://www.kaisergruft.at/kaisergruft/images/sophie.jpg
Sophie wurde als Tochter von König Maximilian I. von Bayern und Karoline von Baden geboren.
Ihre ausgeprägte Persönlichkeit, ihr Einsatzwillen und ihre hohe politische Aktivität bescherten ihr den Ruf "des einzigen Mannes bei Hof".
1824 hatte sie Erzherzog Franz Karl, einen Sohn von Kaiser Franz II. / I. geheiratet.
Erst nach sechs Ehejahren und zahlreichen Salzkuren in Bad Ischl bekam Sophie ihre Söhne: die "Salzprinzen" Franz Joseph, Ferdinand Maximilian, Karl Ludwig und Ludwig Viktor, .
Sophie war politisch äußerst einflussreich, sie verstand es, im Hintergrund die Fäden zu ziehen. In der Revolutionszeit ging ihr Einfluss weit: die gnadenlose Unterwerfung der Revolution (sie hasste vor allem die Ungarn), die Aufhebung der ersten Verfassung und die enge Verbindung Staat-Kirche gingen auf sie zurück. Sie war auch für die betont deutsch - orientierte Politik verantwortlich, die Kaiser Franz Joseph in seiner Regierungszeit verfolgte, und die mit ein Grund für viele innerpolitische Schwierigkeiten im Vielvölkerstaat war.
ERZHERZOG FRANZ KARL
17.12.1802 - 8.3.1878 135 http://www.kaisergruft.at/kaisergruft/images/franzkarl2.jpg
Franz Karl war der dritte Sohn von Kaiser Franz II. / I. aus dessen zweiter Ehe mit Maria Theresia von Neapel-Sizilien.
Der Erzherzog stand sein ganzes Leben zuerst im Schatten seines Vaters, seines ältesten Bruders Kaiser Ferdinands I. und schließlich seines Sohnes, Kaiser Franz Josephs I.
Ebenso verblasste er neben seiner intelligenten und politisch aktiven Gemahlin, der bayrischen Prinzessin Sophie, die er 1824 heiratete.
Sie war es auch, die ihn 1848 nach der Abdankung seines kinderlosen Bruders Ferdinand dazu überredetet, zugunsten seines Sohnes Franz Joseph auf den Thron zu verzichten.
Franz Karl lebte im Hintergrund und mischte sich nicht in die Politik ein.
1879 schloss er den Zweibund mit Österreich, der 1882 durch den Beitritt Italiens zum Dreibund wurde
Der Zweibund und der Dreibund waren zwei Verschiedene Bündnisse,
Italien trat also nicht bei.
1870 provozierte Bismarck mit der Emser Depesche die Kriegserklärung Frankreichs an Preußen
Das ist heute noch umstritten. Klar ist, das dieser Krieg von beiden
seiten gewollt und vorbereitet war. Die Emser Depesche war also nur der
Sprichwörtliche Tropfen der das Fass zum überlaufen brachte.
( Natürlich war die Provokation von Frankreich gewollt, und natürlich
hat Bismarck diesen Anlass als "Mittel zum Zweck" benutzt )
Ansonsten ein sehr informativer Post ( gerade weil ich mich sehr viel
mit der Zeit Bismarcks beschäftige )
Mfg, 3ecI
the general
06.05.04, 17:57
Die Emser Depesche ist eben nicht umstritten. Frankreich war auf diesen Krieg nicht im geringsten vorbereitet, schließlich gab es auch kaum einen Plan für eine Großoffensive! Oder gibt es Quellen die des Belegen das Frankreich einen Krieg vorbereitet hat?
In der Emser Depesche Forderte Frankreich einen Verzicht Deutschlands
auf den Spanischen Tron für alle Zeit.
Zuvor hatte Prinz Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen ( um den es hier ging )
die Kandidatur schon zurückgezogen. Die Emser Depesche war
also eine unnötige Provokation von Seiten Frankreichs, die Bismarck
geschickt ausnutzte um einen Krieg zu rechtfertigen.
Und zu deiner Aussage, der Krieg wäre von Fr. nicht Vorbereitet gewesen
ist schlichtweg FALSCH : Es gab in Frankreich bereits in den Jahren
zuvor Offensivpläne gegen die Süddeutschen Staaten und Preußen.
Napoleon III. wollte durch diese "demütigung" Preußens außenpolitisch
glänzen, hat aber genau das Gegenteil erreicht. Nicht zuletzt wegen
dieser unnötigen "rumpelaktion" konnte er nicht auf die Militärische
Hilfe anderer Staaten hoffen. So konnte Frankreich innerhalb von nur
einem Jahr in Metz und später in Sedan vernichtend geschlagen werden.
Und noch etwas : Deutschland war keineswegs immer Schuld
an allen Kriegen- Auch wenn das nach dem 2. WK oft als
"wahrheit" verkauft wurde. Ich empfehle dir, immer auch
verlässliche und nicht Voreingenommene Quellen zu benutzen.
Sicherlich wollte Bismarck diesen Krieg, denn mit einem starken
Frankreich wäre es wohl nie zur etablierung Ds in Europa gekommen
( Was Wilhelm II. dann wieder zerstört hat >.< ). Allerdings
wurde dieser Krieg auch von beiden Seiten gewollt und Provoziert !
Ps: Ich hab in dem Thema ( Außenpolitik 1862-90 ) meine mündl. Prüfung
mit 1 bestanden. Außerdem intressiere ich mich Persönlich für den
Menschen Bismarck, der Kriegsminister, Friedessicherer, Sozialpolitiker
und nebenbei einer der wichtigsten bei der Reichsgründung war.
Er hat Deutschland zu einem international Anerkannten Staat gemacht,
ohne eine Vormachtstellung Ds zu fordern. Sein Prinzip des Mächte-
gleichgewichts und der Bündnisse, die eine Prämie auf friedliches Verhalten
aussetzen sind einfach faszinierend.
edit :
Oder gibt es Quellen die des Belegen das Frankreich einen Krieg vorbereitet hat?
ja, die gibt es ! Kann dir gern mein Literaturverzeichnis schicken,
hab das in 4 oder 5 Büchern gefunden. Sind aber dicke Wälzer
( ab 400S. aufwärts -g- ) Kannst gern ma ausleihen, müsste
es in jeder guten Bücherei geben :)
Mfg, 3ecI
the general
06.05.04, 18:53
Hm große Wälzer sind nur ein Problem wenn mich das Thema nicht interessiert :)
Ich guck mal in meinen Quellen nach ob ich da nicht auch was finde.
Meine Quellen sind logischerweise nicht Guido Knopp :)
Ein Buch würd ich dir aber besonders empfehlen ( ist auch nich sooo groß )
Von W.Mommsen " Otto von Bismarck " [ Das ist wenigstens zu ner Zeit
und von ner Person geschrieben die weder besonders Pro-Amerikanisch
oder Nationalistisch beeinflusst wurde ]
Die Emser Depesche
Sommertheater. Im Sommer 1870 weilte der preußische König Wilhelm I. zur Kur in Bad Ems. Dort sprach ihn am 13. Juli der französische Botschafter Vincent Graf Benedetti auf der Promenade an und verlangte im Namen der französischen Regierung eine verbindliche Zusage, dass Mitglieder des Hauses Hohenzollern in Zukunft nicht mehr für den spanischen Thron kandidieren sollten. Wilhelm, der gerade allein seinen täglichen Spaziergang machte, empfand Benedettis Vorgehensweise als diplomatischen Affront und weigerte sich, eine solche weitreichende Garantie auf der Straße und ohne Rücksprache mit seinem Ministerpräsidenten Otto von Bismarck abzugeben.
Die Ursache für diese kurze Auseinandersetzung waren diplomatische Unstimmigkeiten zwischen Frankreich und Preußen, die 1868 begonnen hatten. Damals suchten die Spanier einen geeigneten Nachfolger für ihre gestürzte Königin Isabella. Ihre Bemühungen konzentrierten sich auf den Erbprinzen Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen aus einer Nebenlinie des preußischen Königshauses. In Absprache mit dem preußischen König, der formell das Oberhaupt der Hohenzollerndynastie war und seine Zustimmung geben musste, erklärte sich Leopold am 1. Juli bereit, für den spanischen Thron zu kandidieren.
Rückzieher. Diese Nachricht löste in Frankreich eine Welle der Empörung aus. Ein Hohenzoller sowohl auf dem spanischen als auch auf dem preußischen Thron bedeutete die politische Einkreisung Frankreichs in Europa, eine Tatsache, die Napoleon III. nicht bereit war hinzunehmen. Der französische Botschafter in Preußen, Benedetti, erhielt daher den Auftrag, König Wilhelm in Bad Ems aufzusuchen und ihn zu einem Thronverzicht seines Verwandten bewegen. Wilhelm gab schließlich nach und riet Leopold, seine Thronanwartschaft zu widerrufen. Am 12. Juli setzten die Sigmaringer Paris und Madrid von dem Verzicht offiziell in Kenntnis.
Doch Napoleon III. gab sich mit dieser Antwort nicht zufrieden und wollte den totalen politischen Triumph. Er wies Benedetti an, vom preußischen König einen generellen Verzicht für alle Zukunft zu verlangen. Verärgert über Benedettis unverschämtes Auftreten auf der Kurpromenade von Bad Ems, ließ Wilhelm am 13. Juli Bismarck, der sich auf seinem Gut in Pommern aufhielt, telegrafisch von dem Vorfall unterrichten.
Entscheidende Worte. Als Bismarck das Telegramm erhielt, erkannte er die einmalige Chance, die Diskussion um die spanische Thronkandidatur für die nationale deutsche Sache zu nutzen. Er verkürzte den Text des Telegramms und gab diese veränderte Fassung noch am selben Tag an die Presse weiter. Das als Emser Depesche in die Geschichte eingegangene Telegramm enthielt nun einen so verschärften Bericht über den Vorfall in Bad Ems, dass aus dem französischen Ansinnen eine nuzumutbare Forderung wurde, die Preußen, wollte es sein Gesicht wahren, entschieden zurückweisen musste. Damit hatte Bismarck geschickt Frankreich in aller Öffentlichkeit als den Unruhestifter bloßgestellt, dem es nur darum ging, Preußen zu demütigen. Napoleon, der eine schwere diplomatische Niederlage erlitten hatte, reagierte so, wie Bismarck es vorhergesehen und beabsichtigt hatte.
(wörtlich zitiert aus "Ereignisse, die Deutschland veränderten", S.202/203)
Der Wortlaut der beiden Telegramme findet sich hier. (http://www.documentarchiv.de/nzjh/ndbd/emser-depesche.html)
Bei Wikipedia findet man zur Situation auf der französischen Seite Folgendes:
"Le Chancelier Bismarck est bien informé des réalités de l'armée française : armée viellissante non préparée à une guerre européenne, démoralisée par le désastre de l'expédition au Mexique, soldats mal équipés, mauvais positionnement des dispositifs, aucun chef de valeur."
Übersetzt etwa: "Der Kanzler Bismarck ist gut informiert über die Zustände in der französischen Armee: Eine veraltete Armee unvorbereitet auf einen europäischen Krieg, demoralisiert durch das Desaster der Expedition nach Mexico, schlecht ausgerüstete Soldaten, schlechte Positionierung der (Verteidigungs-)Vorrichtungen, kein General mit Mut/Führungsqualitäten."
Man kann also wohl sagen, dass Napoleon Preußen diplomatisch demütigen wollte, aber einen Krieg hatte er weder vorbereitet oder geplant noch gewollt.
Al. I. Cuza
31.05.06, 19:55
Alles schön und gut. Aber einen Nationalstaat hat man völlig außer Acht gelassen: Rumänien! Rumänien war damals in mehrere historische Provinzen aufgeteil (drei von Ihnen sind die wichtigsten: Wallachei, Moldau und Siebenbürgen). Nach den gescheiterten Revolutionen in diesen Provinzen, war die orientalische Frage und der Krimkrieg waren die nächste gelegenheit für das rumänische Volk sich zu vereinigen. Es wurden ad hoc Komissionen gebildet, um die Meinung der Bevölkerung der zwei damaligen rumänischen Staaten zu erfahren. Diese stimmten der Einigung zu. Natürlich wollte man aber ein starkes Rumänien nicht, und so wurde nur eine formale Einigung bestimmt. Eine Lücke im Vertrag deutend, dass es verschiedene Herrscher geben soll, nicht aber verschiedene Personen, kam es zur Doppelwahl von Alexandru Ioan Cuza, 24. Januar 1859.
Die Großmächte mussten der totalen Einigung zustimmen. Es war der erste neue Nationalstaat Europas (Teilweise mindestens, Siebenbürgen blieb bis 1918 in Österreich-Ungarischer Herrschaft)
Wenn ihr Näheres wissen wollt, werde ich mehr schreiben, aber jetzt bin ich müde ;)
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